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Botanischer Jahresbericht.
i
der
Botanischen Literatur aller Länder.
Unter Mitwirkung von
Askenasy in Heidelbei^g, Batalin in St. Petersburg, Büsgen in Strassburg i. E., Detmer
in Jena, Falck in Kiel, Flückiger in Strassburg i, E., Geyler in Frankfurt a. M.,
Giltay in Leiden, Kienitz-Gerloff in Weilburg a. Lahn, Köhne in Berlin, Loew in
Berlin, Carl Müller in Berlin, H. Müller in Lippstadt, O. Penzig in Padua, A. Peter
in München, Petersen in Kopenhagen, J. Peyritsch in Innsbruck, Pfitzer in Heidelberg,
Prantl in Aschaffenburg, Sorauer in Proskau, Stahl, in Jena, Staub in Budapest, Weiss
in München, Wilhelm in Wien, Wortmann in Strassburg i. E.
herausgegeben
von
Dr. Leopold Just
j
Professor der Botanik und Agriciiltiirchenüe am Polytechnikum in Karlsruhe.
Neunter Jahrgang (1881).
Erste -A-btheilung. II. Heft.
Physiologie. Kryptogajneii. Anatomie, Allgemeine Morphologie
der Phauerogamen.
BERLIN, 1884.
Gebrüder Borntraeger.
(Ed. Eggers.)
Karlsruhe.
Druck der G. BRAÜN'schen Hofbuchdrnckorei.
D
ie vorliegende I. Abtheilung des Jahrgangs 1881 enthält leider nicht
die mykologischen Referate für 1881. Herr Dr. Fisch in Erlangen hatte es
seiner Zeit unter sehr bindenden Versprechungen übernommen, jene Eeferate
zu schreiben; derselbe kam jedoch leider den von ihm übernommenen Ver-
pflichtungen nicht nach. Weder meine eigenen Ermahnungen noch diejenigen
des Verlegers, Herrn Eggers, konnten Herrn Dr. Fisch bewegen, zu erfüllen,
was er versprochen hatte, so dass ich mich, leider zu spät, genö thigt sah,
die Beziehungen zu Herrn Dr. Fisch abzubrechen. Ich konnte schliesslich
nur mit Mühe die Herrn F. zur Bearbeitung der Referate zugesendete Literatur,
sowie Referate anderer Referenten, die er in sein Manuscript einschalten
sollte, zurückerhalten. Um dies zu ermöglichen, hatte ich bereits gerichtliche
Hilfe in Anspruch genommen.
Ich bedaure es, diese unerquicklichen Dinge hier mittheilen zu müssen;
mich zwingen jedoch hierzu die Rücksichten, die ich den übrigen Herren
Mitarbeitern am Jahresbericht, sowie dem Herrn Verleger schuldig bin. All'
diese Herren sind ihren Verpflichtungen stets mit solcher Pflichttreue und
Gewissenhaftigkeit nachgekommen, dass ich nicht den Schein aufkommen
lassen darf, als trüge auch nur einer derselben die Schuld an der beklagens-
werthen Verspätung im Erscheinen des Jahresberichts.
Herr Dr. Fischer in Strassburg hatte die Güte, die Bearbeitung der
Mykologie für das Jahr 1881 an Stelle des Herrn Dr. Fisch zu übernehmen.
Herr Dr. Fischer hat in wenigen Monaten die Arbeit so weit gefördert, dass
die mykologischen Referate für 1881 zugleich mit denjenigen für 1882, welche
Herr Dr. Büsgen bearbeitet, in dem nächsten Bande des Jahresberichts zum
Abdruck kommen können.
Karlsruhe, den 1. August 1884.
L. Just.
Inhalts -Verzeichniss.
I. Buch.
Seite
Physiologie 1-159.
Physikalische Physiologie 1
Verzeichniss der besprochenen Arbeiten 1
Die Molekularkräfte in den Pflanzen 3
Wachsthum 12
Wärme 15
Licht 18
Keizerscheinungen 20
Geotropismus. Heliotropismus. Hydrotropismus 25
Chemische Physiologie 25
Keimung. Stoffumsatz. Athmung. Chlorophyll. Insectenfressende Pflanzen . 25
Verzeichniss der besprochenen Arbeiten und näheres Inhaltsverzeichniss . 25
Pflanzeustoffe 62
Verzeichniss der besprochenen Arbeiten und näheres Inhaltsverzeichniss . 62
IL Buch.
Kryptogamen ... 159-380.
Gefässkryptogamen 159
Verzeichniss der besprochenen Arbeiten 160
Allgemeines 165
Prothallium • 165
Embryo und Vegetationsorgane 166
Sporangien und Sporen 173
Systematik 177
Geographische Verbreitung 181
Moose 185
Verzeichniss der besprochenen Arbeiten 185
Anatomie. Morphologie. Physiologie 187
Pflanzengeographie und Systematik 193
Sammlungen 210
Flechten 211
Verzeichniss der besprochenen Arbeiten 211
Allgemeines. Anatomie. Physiologie 212
Systematik 214
Pilze (1880) 217
Verzeichniss der besprochenen Arbeiten und näheres Inhaltsverzeichniss . . . 217
Schizomyceten 300
Algen 328
Verzeichniss der besprochenen Arbeiten und näheres Inhaltsverzeichniss . . . 328
Bacillariaceen 371
:^23^<f
IV
III. Buch.
Seite
Anatomie. Allgemeine Morphologie der j
Phanerogamen . . . sso 56o.
Morphologie und Physiologie der Zelle 380 i
Verzeichniss der besprocheuen Arbeiten 380 j
ÜBtersuchungsmethodeu 384 1
Allgemeines. Protoplasma. Zellkern. Zelltheilung 387
Inhaltskörper der Zelle 397
Zellmembran 404
Morphologie der Gewebe 408
Verzeichniss der besprochenen Arbeiten 408
Gewebearten 410 <
Hautgewebe 425 \
Fibrovasalstränge und Grundgewebe 431 ^
Gewebebildung 447 ''|
Anhang , . 448
Allgemeine Morphologie der Phanerogamen 449
Verzeichniss der besprochenen Arbeiten 449 '
Allgemeines 453 i
Keimung 464 ■
Caulome. Verzweigung 465 j
Wurzel 473 1
Blatt 475 ,
Trichome 480 i
Anordnung der Blüthentheile im Allgemeinen 480 j
Androeceum ; . . . 485 ;
Gynaeceum 486 i
Embryobildung 489
Früchte und Samen 493 j
Befruchtungs- und Aussäungseinrichtungen. Beziehungen zwischen ;
Pflanzen und Thieren 495 '
Verzeichniss der besprochenen Arbeiten 495 ;
Allgemeines 499
Selbstbefruchtung. Kreuzung. Ungeschlechtliche Fortpflanzung 500 j
Blumenfarben 500 ^
Schutzmittel der Blüthen 507 |
Verschiedene Blüthenformen bei Pflanzen derselben Art 507 j
Sonstige Bestäubungseinrichtungen 510 '
Aussäungseinrichtungen und Fruchtschutz 526 {
Sonstige Beziehungen zwischen Pflanzen und Thieren 527 j
Variations- und Bildungsabweichungen 530 |
Verzeichniss der besprochenen Arbeiten 530 i
L Buch.
physiFlogie.
A, Physikalische Physiologie.
Referent: Julius Wortmann.
Verzeichniss der ]3esprocheneii Arbeiten.
1. Die Molekularkräfte in den Pflanzen.
1. W. P. Wilson. The cause of the excretion of water on the surface of nectaires.
(Ref. S. 3.)
2. U. üglioni. Appunti per uno studio suUe foglie secche. (Ref. S, 3.)
3. S. Schwendener. üeber Bau und Mechanik der Spaltöffnungen. (Ref. S. 4.)
4. C. Henning, lieber die Drehung der Baumstämme als Stabilitätsprincip. (Ref. S, 5.)
5. A. Zimmermann. Ueber mechanische Einrichtungen zur Verbreitung der Samen und
Früchte mit besonderer Berücksichtigung der Torsionserscheinungen. (Ref. 5.)
6. C. Kraus (Triesdorf). Untersuchungen über den Säftedruck der Pflanzen. (Ref. 6.)
7. ~ üeber den Säftedruck der Pflanzen. (Ref. S 6.)
8. J. W. Moll, üeber Tropfenausscheidung und Injection bei Blättern. (Ref. S. 6.)
9. M. Cornu et E. Mar. Recherches sur l'absorption de matieres colorantes par les
racines. (Ref. S. 6.)
10. G. Kraus. Ueber die Verdünnung geschüttelter Sprosse. (Ref. 6.)
11. — Ueber die Wasservertheilung in der Pflanze. IL Der Zellsaft und seine Inhalte.
(Ref. S. 7.)
12. — Ueber die Wasservertheilung in der Pflanze. HI. Die tägliche Schwellungsperiode
der Pflanzen. (Ref. S. 8.)
13. J. Boehm, Ueber die Ursachen der Wasserbewegung und der geringen Lufttension
in transpirirenden Pflanzen. (Ref. S. 9.)
14. A. Barthelemy. Des mouvements des sucs et des divers organes des plantes rapportea
ä une cause unique: les variations de la tension hydrostatique. (Ref. S. 10.)
15. Fr. V. Höhn el. Weitere Untersuchungen über die Transpirationsgrösse der forstlichen
Holzgewächse. (Ref. S. 10.)
16. — Ueber den Wasserverbrauch der Holzgewächse mit Beziehung auf die meteoro-
logischen Factoren, (Ref. S. 11.)
17. F. Masure. Untersuchungen über die Verdunstung des freien Wassers, des im Acker-
boden enthaltenen Wassers und über die Transpiration der Pflanzen. (Ref. S: 11.)
18. - Die Transpiration der Pflanzen. (Ref. S. 11.)
19. F. Reinitzer. Ueber die physiologische Bedeutung der Transpiration der Pflanzen.
(Ref. S. 11.)
20. Nobbe. üeber den Wasserverbrauch zweijähriger Erlen unter verschiedenen Beleuch-
tungsbedingungen. (Ref. S. 12.)
Botanischer Jahresbericht IX (1881) 1. Abth. 1
2 Physiologie. — Physikalische Physiologie.
II. Wachsthum.
21. M, Cornu. Explication mecanique de quelques particularites relatives ä raccroissement
des radicelles des plantes. (Ref. S. 12.)
22. E. Guinier. Recherches experimentales sur l'accroissement des tiges d'arbres compare
au developpement foliace. (Ref. S. 12.)
23. T. Lorey. Ueber Stammanalysen. (Ref. S. 13.)
24. 0. Drude. Die stossweisen Wachsthumsänderungen in der ßlattentwickelung von
Victoria regia Lindl. (Ref. S. 13.)
25. E. Detlefsen. Versuch * einer mechanischen Erklärung des excentrischen Dicken-
wachsthums verholzter Axen und Wurzeln. (Ref. S. 13.)
26. M. Wester maier. Ueber die Wachsthumsintensität der Scheitelzelle und der jüngsten
Segmente. (Ref. S. 14.)
27. H. de Vries. Sur les causes des mouvements auxotoniques des organes vegetaux.
(Ref. S. 14.)
28. — Sur l'injection des vrilles comme moyen d'accelerer leurs mouvements. (Ref. S. 14.)
29. Fr. Darwin. Ueber Circumnutation bei einem einzelligen Organe. (Ref. S. 14.)
80. George Henslow. Les mouvements des Plantes. (Ref. S. 15.)
III. Wärme.
31. L. Maquenne. Recherches sur la determination des pouvoirs absorbants et diffusifs
des feuilles. (Ref. S. 15.)
32. — Recherches sur la diffusion, l'absorption et l'emission de la chaleur par les feuilles.
(Ref. S. 15.)
33. A. Molczanow. Einfluss der Erwärmung der Samen von Pinus silvestris auf ihre
Keimfähigkeit. (Ref. S. 15.)
34. J. W. Moll. Quelques observations concernant l'influence de la gelee sur les plantes
toujours vertes. (Ref. S. 16.)
85. — Wirkung des Frostes auf immergrüne Pflanzen. (Ref. S. 16.)
36. M. Prillieux. De Paction de la gelee sur les plantes. (Ref. S. 16.)
37. Kirchner. Ueber Längenwachsthum von Pflanzenorganen bei niederen Temperaturen.
(Ref. S. 17.)
38. C. de C and olle. L'effet des tres basses temperatures sur la faculte germinative des
graines de plusieurs especes. (Ref. S. 17.)
39. E. Wartmann. Recherches sur la Vegetation. (Ref. S. 17.)
40. C. Kraus (Triesdorf). Untersuchungen über den Einfluss der Behäufelung auf die
Ausbildung des Rübenkörpers. (Ref. S. 17.)
41. H. Kunisch. Ueber die tödtliche Einwirkung niederer Temperaturen auf die Pflanzen.
(Ref. S. 18.)
IV. Licht.
42. N. Pringsheim. Ueber die primären Wirkungen des Lichtes auf die Vegetation.
(Ref. S. 18.)
43. A. Wieler. Ueber die durchscheinenden und dunklen Punkte auf den Blättern und
Stämmen einiger Hypericaceen, (Ref. S. 19.)
44. M. A. Levy. Note sur un appareil ayant servi ä etudier l'influence de la lumiere sur
la maturation des raisius. (Ref. S. 19.)
45. Stehler. Ueber den Einfluss des Lichtes auf die Keimung. (Ref. S. 19.)
46. P. Regnard. De Tinfluence des radiations rouges sur la Vegetation. (Ref. S. 20.)
V. Reizerscheinangen.
47. S, Seh wendener. Ueber das Winden der Pflanzen, (Ref, S, 20.)
48. L. Rouse, Mouvements des feuilles, (Ref. S. 21.)
49. C. Hilburg. Ueber Turgescenzänderungen in den Zellen der Bewegungsgelenke.
(Ref. S. 21.)
50. G. Cugini. Intorno all' azione dell'etere e del cloroformio sugli organi irritabili delle
plante. (Ref. S. 21.)
Die Molecularkräfte in den Pflanzen. 3
51. K. Grassmann. Das Pflanzenlebcn oder die Physiologie der Pflanzen. (Ref. S. 22.)
Geotropismus.
52. Fr. Elfving. Beitrag zur Kenntniss der physiologischen Einwirkung der Schwerkraft
auf die Pflanzen. (Ref. S. 22.)
53. Fr. Schwarz. Der Eiufluss der Schwerkraft auf das Längeuwachsthum der Pflanzen.
(Ref. S. 22.)
54. L. Kny. lieber den Einfluss äusserer Kräfte, insbesondere der Schwerkraft, des Lichtes
und der Berührung fester Körper auf die Anlegung von Sprossungen thallöser
Gebilde und deren Längeuwachsthum. (Ref. S. 23.)
Heliotropismus.
55. E. Stahl, üeber sogenannte Compasspflanzen. (Ref. S. 24.)
56. Fankhauser. Ueber Heliotropie der Pflanzen. (Ref. S. 24.)
57. Fr. Darwin. On the power possessed by leaves of placing themselves at right angles
to the direction of incideut light. (Ref. S. 24.)
Hydrotropismus.
58. E. Mer. De l'hydrotropisme des racines. (Ref. S. 25.)
59. J. Wortmann. Ein Beitrag zur Biologie der Mucorineen. (Ref. S. 25.)
I. Die Molecularkräfte in den Pflanzen.
1. W. P. Wilson. The cause of the Excretion of Water on the Surface of Nectaries.
(Untersuchungen aus dem bot. Institut in Tübingen. Bd. I.)
Nach dem Verf. soll die Ausscheidung des Nektars durch Osmose, nicht durch
inneren Druck verursacht werden, und diese Meinung wird durch eine Reihe von interessanten
Versuchen zu bestätigen gesucht. Die Nectarien von verschiedenen Pflanzen, Primus lauro-
cerasuS, Fritülaria imperialis, Acer psetidoplatanus wurden ein oder mehrere Male mit
Wasser gewaschen und dann mit Fliesspapier getrocknet. Diese Behandlung verhindert
vollkommen die weitere Nektarausscheidung, obgleich die Ausscheidung bald wieder beginnt,
wenn der Nektar mit einer Pipette aufgesogen wird und das Nektarium nicht gewaschen
wird. Durch Zuführen von kleinen Zuckerstückchen oder Syruptropfen , die man auf das
gewaschene Nektarium bringt, kann die aufgehobene Ausscheidung wieder hervorgerufen
werden. Bei vielen Nektarien bilden die äusseren Wände der Epidermiszellen durch etwaige
Verschleimung eine Flüssigkeit, die vermuthlich den ersten Trieb zur Nektarabsonderung
gibt. Die Wasserausscheiduug bei Pilobolus crystallimis wird durch Waschen verhindert,
durch Zucker erneuert. In ähnlicher Weise wird ein osmotischer Wasserstrom aus den
Blättern von Buxus sempervirens, Hex und Ficus elastiea hervorgerufen.
Die Nektarausscheidung scheint vom inneren Wasserdruck in sehr geringem Grade
abhängig zu sein. Nektarien auf abgeschnittenen Zweigen setzen ihre Ausscheidung bekannt-
lich fort. Auf der andern Seite giebt Verf. an, dass Nektarien {Primus laurocerasus, Acer
pseudoplatanusj deren Ausscheidung durch Waschung verhindert worden ist, nicht einmal
durch starken Wasserdruck in Thätigkeit gebracht werden können. Dieses Ergebniss gilt
nur für Nektarien, die bereits in Thätigkeit getroffen werden; die erste Ausscheidung (Prunus
laurocerasus) wird in erheblicher Weise durch Druck und Wasserzufuhr beeinflusst. Gegen
Temperaturveränderungen scheint die Nektarabsonderung wenig empfindlich zu sein. In
Bezug auf den Einfluss des Lichtes sind zwei Fälle zu unterscheiden. Bei einigen Pflanzen
(Prunus laurocerasus, Fi'itUlaria, Selleborus) zeigte sich keine bemerkbare Verschiedenheit
zwischen der Ausscheidung im Sonnenlicht und diffusem Licht, bei Eranthis hiemalis, Acacia
lophanta, Vicia faba. Dagegen schieden die Nektarien bei Sonnenlicht viel mehr "Nektar
aus. Bei Vicia Faba wird unter gewissen Umständen der Nektar wieder reabsorbirt.
2. U. ügolini. Äppanti per uno studio sulle foglie secche. (Bullet, della Soc. Veneto-
Trentina di Scienz. Nat. a Padova 1881, No. 5., 16 p. 8«.)
Die Gestaltveränderungen, welche die Blätter nach dem Abfallen, oder überhaupt
bei dem Verdorren erleiden, sind keineswegs willkürlich und unregelmässig: es lässt sich im
1*
4 Physiologie, r- Physikalische Physiologie.
Gegentheil, wenigstens für eine grosse Anzahl von Arten, constatiren, dass die Form des
verwelkten Blattes für die Art constant und charakteristisch ist. Verf. hat eine grosse An-
zahl derartiger Beobachtungen angestellt und in der vorliegenden Brochure vereint, doch
geht er leider nicht auf die Ursachen ein, von denen augenscheinlich die Formveränderung
bestimmt wird (Nervatur, Consistenz und Spannungsverhältniss der Epidermis an der Blatt-
ober- und Unterseite, Entwickelung des mechanischen Systemes etc.) Er beschränkt sich
darauf, die äussere Gestaltung der verdorrten Blätter in verschiedene Categorien wie folgt
einzutheilen:
A. Einfache Faltung (in einfachen, ungetheilten Blättern)
1. Involute Faltung: Forma condupUcata, convoluta^ convoluto-spiralis , involuta,
circinnata, polylatera.
2. Revolute Faltung: Forma condupUcata, revoluta, f. miste.
B. Zusammengesetzte Faltung (bei tief getheilten, gelappten, gefiederten oder zu-
sammengesetzten Blättern.)
Auch hier analoge Formen, wie oben, aber complicirter.
Nur wenige Blätter wurden gefunden, welche ganz unregelmässig variirende Gestalt
annehmen. Kurz bespricht Verf. auch noch am Schluss die Einflüsse, welche modificirend
auf die Formveränderung einwirken (Zeit und Art des Todes der Blätter) und den Zusammen-
hang der beobachteten Verhältnisse mit der Schlafstellung etc., ohne jedoch näher auf die
Einzelheiten einzugehen. 0. Penzig (Padua.)
3. S. Schwendener. lieber Bao und Mechanik der Spaltöffnungen. (Aus dem Monats-
bericht der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin vom Juli 1881.)
Im ersten Kapitel bespricht der Verf. diejenigen anatomischen Einrichtungen der
Schliesszelle, welche für ihre Function von massgebender Bedeutung sind. Durch eine, als
Hautgelenk der Spaltöffnungen zu bezeichnende Einrichtung wird die Beweglichkeit
der Schliesszelle auf ihrer Rückenseite ermöglicht. Dieses Hautgelenk besteht gewöhnlich
aus einer mehr oder weniger verdünnten Stelle der äusseren Epidermiswand , rechts und
links von den Schliesszellen. Ferner haben die Schliesszellen die Eigenthümlichkeit , dass
sowohl auf der Eückenseite als auch auf der Bauchseite derselben die Wandungen in grösserer
oder geringerer Breite zart und unverdickt bleiben. Auf der Rückenseite der Schliesszelle
besteht diese verdünnte Wand gewöhnlich aus Cellulose, während die übrigen Wandungen
(bald mehr bald weniger) cuticularisirt sind. Hierdurch wird offenbar der diosmotische
Verkehr zwischen Schliesszellen und benachbarten Epidermiszellen erleichtert. Es werden
dann noch die verschiedenen Arten der Verdickungsweisen der Schlusszellmembranen besprochen,
sowie Angaben über den Längsverlauf der Verdickungsleisten mitgetheilt. Im zweiten
Kapitel werden die Vorgänge besprochen, welche beim Oeffnen und Schliessen des Spalt-
öffnungsapparates sich vollziehen. Die entsprechenden Bewegungserscheinungen leitet Verf.
aus den Form- und Dimensionsänderungen der Schliesszellen ab. Durch Messungen, welche
an Schliesszellen im geschlossenen und im geöffneten Zustande angestellt wurden, gelang es,
die Formveränderungen zu ermitteln. Ganz im Allgemeinen verhalten sich die Schliess-
zellen wie eine kurze Kautschukröhre, welche durch comprimirte Luft von innen gespannt
und zugleich durch irgend eine Kraft gekrümmt wird. Der Luftdruck bedingt hierbei eine
allseitige Erweiterung, die Krümmung dagegen eine Verengung der Röhre in der Richtung
von der convexen nach der concaven Seite. Der ursprünglich kreisförmige Querschnitt der
Röhre wird daher in Folge der Krümmung elliptisch. Hierbei ist jedoch noch hinsichtlich
der Spaltöffnungszellen zu bemerken, dass die Rückenwand derselben beim Schliessen sich
abplattet, die Bauchwand dagegen sich um eben so viel stärker vorwölbt, daher die Breite
der Schliesszellen im geschlossenen und im weitgeöffneten Zustand die gleiche ist. Aus der
Thatsache, dass die Spaltöffnungen der frisch abgezogenen Epidermis an den Stellen constant
eine weiter geöffnete Spalte und eine stärkere Wölbung der Rückenlinie zeigen, wo die
benachbarten Epidermiszellen augeschnitten sind, ergiebt sich, dass die Krümmung blos eine
Folge der durch gesteigerten hydrostatischen Druck des Zellsaftes hervorgerufenen, ungleichen
Dehnungen ist. Im Anschluss hieran folgt dann noch eine approximative Berechnung der
absoluten Dehnungen, welche der hydrostatische Druck des Zellsaftes verursacht und aus
Die Molecularkräfte in den Pflanzen. 5
welcher hervorgeht, dass die Cohäsiou der Membran in der Längsrichtung erheblich grösser
sein muss, als in der Querrichtung. Was nun die Grösse des hydrostatischen Druckes selbst
anbetrifft, so würde bei einer Membrandicke von 1 Mik. ein hydrostatischer Druck von
5 Atmosphären und bei 2 Mik. Membrandicke ein solcher von 10 Atmosphären resultiren.
(Auf Amaryllis formosissima bezogen.) Im dritten Kapitel sucht Verf. die Frage zu
erörtern, inwieweit die Spaltöffnungen mit ihren eigenthümlichen Formverhältnissen den An-
forderungen einer rationellen Construction entsprechen und welche Bedeutung den einzelnen
Theilen zukommt. "Wegen der Schwierigkeit der Frage begnügt sich Verf. damit, einige
Andeutungen zu geben, welche sich namentlich auf die zum Wölbungsmechauismus der Bauch-
wand gehörigen Verdickungsleisten beziehen. Eine fernere zweckmässige Einrichtung wird
auch noch die sein, dass die Wandverdickungen der Schliesszellen mit zunehmendem Alter
zumal bei mehrjähriger Dauer der Blätter, zuweilen so stark werden, dass dadurch das
Oeffnen des Apparates sehr erschwert, zuletzt unmöglich gemacht wird. An älteren Blättern
von Prunus Laurocerasus und Camellia japonica konnte Verf. sogar wiederholt beobachten,
dass die Athemhöhlen durch eine der Thyllenbildung ähnliche Sprossung, die von den benach-
barten Parenchymzellen ausgeht, vollständig verstopft werden. Was die eigenthümliche
Querschnittsform der Verdickungsleisten, die vorspringenden rinnenförmig gebogenen Kanten
derselben endlich anbetrifft, so lässt sich darüber noch keine Erklärung geben. Im vierten
Kapitel behandelt Verf. den Einfluss äusserer Agentien auf den Turgor der Schliesszellen.
Bezüglich des Lichtes konnte constatirt werden, dass die Stomata der Blattepidermis von
Amaryllis formosissima im Sonnenlicht stets geöffnet waren. Nach 2- bis Sstündigem Ver-
weilen im Dunkeln sind die Spaltöffnungen ausnahmslos geschlossen. Dieselbe Wirkung
bringt auch eine plötzliche Abnahme der Beleuchtungsiutensität hervor.
Was den Einfluss der Wärme anbetrifft, so konnten die Angaben N. I. C. MüUer's
nicht bestätigt werden, sondern es stellte sich heraus, dass die Wärme für sich allein inner-
halb der gewöhnlichen Temperaturschwankungen ein Oeffnen der Spalte nicht bewirkt. Zum
Schluss geht Verf. noch auf eine kritische Besprechung der Angaben früherer Autoren - -
Mohl, N. I. C. Müller, Czech — ein, insofern dieselben mit den Befunden des Verf. nicht
übereinstimmen.
4. Carl Henning. Deber die Drehang der Baamstämme als Stabilitätsprincip. (Oesterr.
bot. Zeitschrift 1881, S. 213—216.)
Die bekannte Erscheinung der Torsion der Baumstämme sucht Verf. als Ausdruck
eines Stabilitätsprincips hinzustellen und zu begründen.
5. A. Zimmermann. Ueber mechanische Einrichtungen zar Verbreitong der Samen ond
Früchte mit besonderer Berücksichtigung der Torsionserscheinungen. (Pringsheim's
Jahrbücher. Bd. XII, S. 542-577.)
Die Arbeit enthält zunächst Untersuchungen über die Torsion der Gramineen-
Grannen. Als Objecto dienten Avena sterilis, A. brevis und A. elatior sowie Stipa pennata.
In einem folgenden Abschnitt macht dann Verf. den Versuch einer mechanischen Erklärung
der Torsion einer einzelnen Zelle, bespricht sodann die Torsion der Papilionaceenhülsen
sowie die Krümmung und Torsion der Geraniaceen- Grannen (Qeranium sanguineum, G.
striatum, Erodium gruinum, E. cicutariumy Pelargonium tomentosum und P. elongatum)
und berichtigt zum Schluss die Angaben Hildebrandt's über den Mechanismus des Fort-
schleuderns der Oa^aZi«- Samen dahin, dass nicht der Turgor als Triebfeder dieser Bewegungen
anzusehen ist, sondern der Grund dieser Erscheinung in der Quellung der Membran zu
suchen ist.
Die Resultate der Arbeit fasst der Verf. in folgenden Sätzen zusammen:
I. Die hygroscopische Torsion der Gramineen -Grannen wird bewirkt durch das
Torsionsbestreben der äusseren Zellen des Stereoms und durch die starke Contraction der
inneren Zellen desselben, die vielleicht dadurch, dass sie sich bei der Quellung schief richten,
mit wirksam sind. Die ersteren Zellen haben spiralig verlaufende Micellarreihen, die letzteren
schiefe Micellarringe. II. Das Torsionsbestreben einer einzelnen spiralig gestreiften Zelle
wird hervorgerufen durch ungleiche Quellungsintensität und ungleiche Festigkeit in der
Richtung der beiden Micellarreihensysteme. III. Die Ursache der Torsion der Hülsen von
6 Physiologie. — Physikalische Physiologie.
Orobus und Caragana bat ihren Sitz in der Hartschicht, und zwar wird sie in dieser durch
ungleiche Quercoutraction hervorgerufen, die auch durch anatomische Verschiedenheiten
angedeutet ist. Die äussere Epidermis (und deren anatomische Verstärkung bei Caragana)
wirkt nur verstärkend, die Gefässbündel des Randes nebst ihrem mechanischen Belege nur
schwächend auf den Mechanismus ein. IV. Die Krümmung der Grannen von Geranium
wird durch ungleiche Contraction der mechanischen Zellen derselben in der Längsrichtung
hervorgerufen, die auch in Gestalt und Richtung ihrer Poren Verschiedenheiten zeigen. Bei
dem Mechanismus der Grannen der Pelargonium-Arten bewirkt die äussere stark entwickelte
Epidermis durch starke Contraction die I^rümmung, die durch das Torsionsbestrebeu der
inneren mechanischen Zellen schraubenförmig wird. V. Das Fortschleudern der Oxofe-Sameu
wird nicht durch den Turgor, sondern durch starke Quellung der Membranen der bekannten
durchsichtigen Aussenschicht bewirkt.
6. C. Kraus (Triesdorf)- Untersuchungen über den Säftedruck der Pflanzen. (Flora 1881,
S. 14-23, 49-64, 65-70, 88-95.)
Die Arbeit umfasst drei Versuchsreihen. Die erste enthält Beobachtungen über die
„Saftausscheidung auf frischen Querschnitten" und liefert das Resultat, dass in der unver-
sehrten Pflanze eine hohe Saftspannung herrscht, welche sich bei Aufhebung des Verbandes
zunächst im sofortigen Entweichen vielen Saftes äussert, und zwar so, dass die Saftaus-
scheidung für gewisse Gewebeformen oder einem gewissen Entwickelungszustand derselben
besonders charakteristisch ist. Die zweite Versuchsreihe beschäftigt sich mit der „Saft-
ausscheidung an den Querschnitten in nassen Sand gesteckter Stengelabschnitte", und lässt
erkennen, dass auch Stengel (und dickere Wurzeln) zu ausgiebiger Druckerzeugung fähig
sind. In der dritten Versuchsreihe wird „die Saftausscheidung an anderen Stellen" behandelt.
Es zeigte sich, dass die Stengel vieler Arten auch an der unversehrten Längsoberfläche Saft
ausscheiden können. Bei manchen Versuchsarten mit hohlen Stengeln wurde Saft auf der
inneren Oberfläche ausgeschieden. Andere Stengel wieder treiben Saft aus innerer und
äusserer Längsoberfläche, während der Querschnitt trocken bleibt. Die Schuppen von
AsparaguSj die Blattränder des Blumenkohls, die Blätter von Bunias, die Zähne von Eqiii-
setum scheiden auch an unbewurzelteu Stengelstücken Safttropfen aus. Auch an Blüthen-
knospen von Brassica Napiis traten Safttropfen aus, wenn Gipfelstücke der Inflorescenz-
zweige in feuchten Sand gesteckt wurden.
7. C. Kraus (Triesdorf). üeber den Säftedruck der Pflanzen. (Vortrag, gehalten auf
der Maturforscherversammlung in Salzburg, 1881. Tageblatt der Naturforschervers, in
Salzburg, S. 71—73.)
8. Dr. J. W. Moll. Over het droppelen en de injectre van bladeren. (üeber Tropfen-
ausscheidung und Injection bei Blättern.) (Nederlandsch Kruidkundig Archief, 2« Serie,
36 deel, 3e stuk, 1881.)
Enthält die Hauptergebnisse der bereits referirten Abhandlung des nämlichen
Verfassers.
9. M. Gornu und E. Mer. Recherches sur Tabsorption de matieres colorantes par les
racines. (Extrait du compte rendu stenographique du Congres international de Botanique
et d'Horticulture tenu ä Paris du 16 au 24 Aoüt 1878.)
10. G. Kraus, üeber die Verdünnung geschüttelter Sprosse. (Bericht über die Sitzungen
der Naturforschenden Gesellschaft zu Halle im Jahre 1881, S. 27—38.)
Entgegen der Angabe Hofmeister's , dass beim Schütteln der Sprosse ausser der
Verlängerung zugleich eine Verdickung eintritt, findet K. auf Grund zahlreicher, mit Hilfe
eines besonders dazu construirten Instrumentes vorgenommener Messungen durchweg eine
Verdünnung, eine Verringerung des Querdurchmessers geschüttelter Sprosse. Die Annahme,
dass diese Verdünnung infolge der durch die Erschütterung gesteigerter Transpirationsgrösse
und einer demgemäss eintretenden Erschlaffung entstehe, ist ausgeschlossen, da abgeschnittene
und mit der grossen Blattfläche geschüttelte Rhabarberblätter nicht die geringste Durch-
messerabnahme zeigten, wenn sie sich nicht gekrümmt hatten. Ferner spricht gegen eine
solche Annahme, dass trotz dieses muthmasslichen .Transpirationsverlustes immer eine Ver-
Die Molecularkräfte in den Pflanzen. 7
länger ung der Sprosse eintritt. "Verf. glaubt, dass die durch Erschütterung der Sprosse
eintretende Verdünnung und Verlängerung dieselbe Erscheinung sei, welche auch bei der
üeberdehnung anderer Körper sich zeigt. Mikrometrische Bestimmungen unter dem Mikro-
skop ergaben gleichförmige Resultate.
11. G. Kraus, lieber die Wasservertheilung in der Pflanze. II. Der Zellsaft und seine
Inhalte. (Abhandl. der Naturf. Ges. zu Halle, Bd. XV.)
Der zur Untersuchung dienende Saft wurde durch Auspressung zerkleinerter Pflanzen-
theile gewonnen. Der Rohsaft wurde dann noch filtrirt. Bestimmt wurde das specifische
Gewicht der Zellsäfte und einiger der physiologisch wichtigen Inhaltsbestaudtheile unter
Anwendung verschiedener Vorsichtsmassregeln. Das specitische Gewicht schwankte zwischen
1.03 (und darüber) (Lonicera tatarica) und 1.005 g (DatUraJ, während Zuckerrübensaft
z. B. zwischen 1.057 und 1.074 schwankt. — Dutrochet und Hofmeister hatten das specifische
Gewicht der oberen und unteren Hälfte gekrümmter Zweige bestimmt und waren dabei zu
entgegengesetzten Resultaten gekommen. Verf. betont, dass diese Methode für die genaue
Bestimmung des Zellsaftgewichtes — um die es sich auch hier handelt — durchaus unzu-
lässig ist, er hat gleichwohl Dutrochet's Versuche an anderen gekrümmten Pflanzentheilen
wiederholt und gefunden, dass, entgegengesetzt Dutrochet's Angaben, die concave (obere)
Hälfte negativ geotropisch gekrümmter Sprosse specifisch schwerer ist als die convexe
(untere), wie auch Hofmeister angiebt.
Das erste Capitel enthält die Untersuchungen des Zellsaftes im wachsenden Spross.
In einem solchen nimmt das specifische Gewicht des Zellsaftes von den jüngeren zu den
älteren Internodien ab, um gewöhnlich später wieder etwas zu wachsen. Das Wachsthum der
Zelle geht mit einer fortschreitenden Verdünnung des Zellsaftes, mit einer fortwährend über-
wiegenden Aufnahme von Wasser Hand in Hand. Das gelöste Eiweiss im Zellsaft nimmt
mit dem Alter und Wachsthum des Internodiums relativ ab. Die freien Säuren des Zell-
saftes zeigen gleichfalls mit dem Wachsthum eine continuirliche relative Abnahme. Die
Acidität des Saftes ist in den jüngsten Internodien am grössten, sie nimmt ab, so lange die
Internodien wachsen, um öfter später wieder etwas zuzunehmen. Die absolute Menge
der freien Säuren vergrössert sich beim Wachsthum, es werden im wachsenden Spross fort-
während Säuren gebildet. In noch höherem Maasse vermehrt sich der Zucker. Der relative
Zuckergehalt im wachsenden Stengel nimmt, abweichend von den Säuren im wachsenden
Stengel, eine Zeit lang zu, erreicht ein Maximum und sinkt von diesem ab wieder. Auch
eine absolute Zunahme findet statt, es wird im wachsenden Internodium eine Zeit lang mit
steigender Geschwindigkeit Zucker gebildet. Das Zuckermaximum im Spross liegt ansehnlich
unter dem Wachsthumsmaximum, daraus folgt, dass die Remission des Wachsthums nicht
in erster Linie von der Remission der Zuckerbilduug abhängen kann.
Das zweite Capitel behandelt die Veränderungen des Saftgewichtes bei einseitigen
Wachsthumsvorgängen im Spross. Es ergab sich Folgendes: 1. In geotropisch gekrümmten
Stengeln ist der Zellsaft auf der unteren (convexen) Seite specifisch leichter, minder concentrirt,
als auf der oberen (concaven). Er ist auf der Unterseite procentisch ärmer an Zucker und
freier Säure, und diese Abnahme an Zucker und freier Säure ist nicht relativ, sondern eine
absolute, es wird auf der Unterseite beim Krümmungsvorgang Zucker und freie Säure ver-
braucht. 2. Die geringere Concentration des Zellsaftes auf der Unterseite ist schon in
ungekrümmten, horizontal liegenden Sprossen nachweisbar. 3. Es findet neben dem Ver-
brauch gelöster Stoffe auf der Unterseite auch eine Wanderung von Wasser aus der Ober-
in die Unterseite statt. 4. Während der Zeit, wo eine Wasserwanderung stattfindet, ist auch
eine absolute Vermehrung des Zuckergehaltes der Unterseite nachweislich, in derselben Zeit,
aber nicht immer, ist eine absolute Verminderung des Säuregehaltes der Unterseite zu
erweisen. 5. Horizontal gelegte Stengel oder Stengelstücke werden in kurzer Zeit zucker-
reicher als gleichgebildete, senkrecht stehende; beim Niederlegen der Stengel hebt sofort
Zuckerbildung in denselben an. Auch hier geht mit der Zuckerbildung eine Verminderung
der freien Säure Hand in Hand ; bei Einleitung der geotropischen Krümmungen verschwindet
freie Säure aus dem Zellsaft. 6. In krümmungsfähigen Stengeln findet gleichfalls eine
Wasserwanderung zur Unterseite und eine Verminderung der absoluten Zuckermenge unter-
8 Physiologie. — Physikalische Physiologie.
aeits statt. Ganz analoge Resultate ergaben sich bei Untersuchung der heliotropischeu
Krümmung.
Das dritte Capitel behandelt: die Zuckerbildung (unter „Zucker" werden die kupfer-
reducirenden Substanzen des Zellsaftes zusammengefasst) bei Erschütterung der Pflanzen.
„1. Schüttelt man einen frischen wachsenden Spross einer Kraut- oder Holzpflanze in der
bekannten Art, so dass er sich bogenförmig, mit überhängendem Gipfel, krümmt, dann ist
sofort die Concentration des Zellsaftes auf der concaven und convexen Seite nicht mehr
gleich, der Saft auf der convexen Seite ist concentrirter geworden als auf der concaven.
Die höhere Saftconcentration der convexen Seite ist mit einem wesentlich höheren Zucker-
gehalte verknüpft. 2. Der Zucker ist eine Neubildung im Momente der Erschütterung.
3. Auch Blattstiele, ausgewachsen wie halbwüchsig, zeigen das gleiche Verhalten; die Zucker-
bildung ist nicht an die Krümmung gebunden, auch ohne dass eine merkliche Beugung
hervortritt wird durch die Bewegung Zucker erzeugt. 4. Mit der Zuckerbildung ist häufig
ein Verschwinden freier Säure aus dem Zellsaft nachzuweisen."
12. 6. Kraus, lieber die Wasservertbeilung in der Pflanze, III. die tägliche Schwellnngs-
Periode der Pflanzen. (Abhandlungen der Naturf. Gesellschaft zu Halle. Bd. XV.)
Diese sehr interessanten Untersuchungen bringen den Nachweis, dass alle Pflanzen-
theile, nicht blos die Stämme, sondern auch Blätter, Früchte, Knospen etc. wachsend oder
ausgewachsen, in regelmässig täglichem Gang grösser und kleiner werden, an- und abschwellen
und dass diese Dimensiousänderungen z,unächst die Folgen eines täglich, periodisch, schwankenden
Wassergehaltes der Theile sind. Die Messungen wurden mit einem besonders construirten,
bereits früher (Heft I, p. 47) beschriebenen und abgebildeten Messinstrumente ausgeführt.
Im ersten Kapitel behandelt Verf. „die tägliche Schwellungsperiode
parenchymatischer Organe". Die An- und Abschwellung kommt bei diesen Organen
durch Auf- respective Abgabe von Wasser seitens des Zellinhaltes zu Stande, ist also in
Folge dessen eine Turgescenzerscheinung. Die an dicken, fleischigen Blättern ausgeführten
Messungen (Agave, Mesembryanthemum , Aloe, Echeveria) ergaben, dass der Blattdurch-
messer vom frühen Morgen bis in die Nachmittagsstunden, wo er ein Minimum erreicht,
fällt und hierauf wieder zu wachsen beginnt, um des Nachts ein Maximum zu erreichen.
Ebenso verhalten sich andere Oigane (Blüthenknospen, Antherenstände , Blüthenstände,
Früchte, Knollen). Im Allgemeinen zeigt sich hier, dass isolirte Organe gegen den Tages-
wechsel mehr oder weniger unempfindlich sind: sie zeigen die Tagesperiode nicht.
Das zweite Kapitel behandelt „die Schwellungsperiode der Stämme und
ihre Ursachen." Im Gegensatz zu den parenchymatischen Geweben beruht die Schwellung
des Holzes (nicht der Rinde) auf Aufnahme von Wasser in die Zellhäute, sie ist also hier eine
Imbibitionserscheinung. In analoger Weise wie bei den parenchymatischen Geweben ergiebt
sich aber auch hier, „dass der Durchmesser der Bäume von den frühesten Morgenstunden
bis in die ersten Nachmittagsstunden stetig an Grösse abnimmt und um diese Zeit ein Mini-
mum erreicht. Von da ab tritt eine continuirliche Vergrösserung des Durchmessers ein, bis
gegen Eintritt der Dunkelheit ein erstes (kleines) Maximum erreicht wird. Nach kurzem
Sinken steigt die Durchmessergrösse wiederum und erreicht gegen die Zeit der Morgen-
dämmerung ein grosses Maximum, um dann wieder die Tagessenkung einzugehen." Bezüglich
der jBetheiligung von Holz und Rinde bei der Anschwellung in Wasser gestellter Aeste
konnte K. constatiren, dass für eine Anzahl Fälle die Stammschwellung durch eine Schwellung
des Holzes allein erzielt wird, in andern Fällen aber auch die Rinde mitbetheiligt ist, oder
aber endlich die Stammanschwellung ganz allein durch Rindenschwellung bedingt ist. Auch
bei eingewurzelten Pflanzen, also unter natürlichen Verhältnissen findet die mannigfaltigste
Betheiligung von Holz und Rinde bei dem Zustandekommen der Schwellungsperiode des
Stammes statt. Selbst bei ein und derselben Pflanze besorgt bald das Holz allein, bald Holz
und Rinde, bald die Rinde allein die Stammschwellung. An abgeschnittenen, verkitteten
Aesten tritt die Schwellungsperiode ebenfalls auf, dieselbe ist in diesem Falle jedoch aus-
schliesslich auf die Rinde zurückzuführen.
Wurden abgeschnittene oben möglichst dicht mit Paraffin verkittete Aeste gemessen
und gewogen, dann in Wasser gestellt und nach einiger Zeit wiederum gemessen und
Die Molecularkräfte in den Pflanzen. 9
gewogen, so zeigte sich, dass bei einer deutlichen Stammschwellung der Wassergehalt des
Stammes um mehr als 1/2% stieg. Eine ähnliche mit Stammanschwellung verbundene
Steigerung des Wassergehaltes von Holz und Rinde ergab sich durch Begiessen eingewurzelter
Topfpflanzen. Demnach ist a^s nächste Ursache der Schwellung das Wasser anzusehen.
Durch Anwendung respective Verhinderung des Einflusses äusserer Agentien sucht Verf.
nun den Wassergehalt der Stämme zu reguliren und daraus die Modalitäten der Anschwellung
zu ermitteln. Die Versuche mit künstlicher Wasserzufuhr bei Topfpflanzen ergaben als
Hauptresultate: 1. Beim Begiesen einer Pflanze tritt nach kurzer Frist — gewöhnlich in
weniger als einer Stunde — Stammanschwellung auf. 2. An der Stamraanschwellung nehmen
der Regel nach Holz und Rinde theil ; erst schwillt immer das Holz, dann die Rinde. 3. Die
Anschwellung schreitet ziemlich rasch — immer mehrere Meter per Stunde — von unten
nach oben — fort. 4. Nach Verfluss einiger Zeit — etwa einer Stunde — tritt wieder all-
mählige Abschwellung und der normale Periodengaug des Tages ein. — Die Wirkung der
Wasser abgäbe, der Transpiration, wurde auf die Weise beobachtet, dass die Versuchs-
pflanzeu der Transpirationsorgane, der Blätter, ganz oder theilweise beraubt wurden. Es
zeigte sich hier als allgemeines Resultat, dass Entlaubung oder Decapitation in kurzer Zeit
Stammanschwellung hervorbringt und dass diese Anschwellung von unten nach oben fort-
schreitet. Dieser Anschwellung folgt jedoch wieder eine Abschwellung und am Tag nach
der Operation zeigen die Pflanzen trotz der Entlaubung die Tagesperiode. Da unter natür-
lichen Verhältnissen die Transpiration bei Einbruch der Dunkelheit erlischt, so stellt Verf.
durch besondere Versuche den Einfluss des Lichtes auf die Stammanschwellung klar
und findet im Allgemeinen : 1. Normale, d. h. eingewurzelte Pflanzen zeigen, aus dem Licht
ins Dunkle gebracht, nach kurzer Zeit Stammanschwellung, mit Krone oder decapitirt.
2. Die Anschwellung des Stammes geschieht fortschreitend von unten nach oben. 3. Ab-
geschnittene, in Wasser stehende Aeste zeigen das Gleiche. 4. Abgeschnittene, beiderseits
verkittete Aeste dagegen zeigen die Anschwellung der ganzen Stammlänge noch gleichzeitig.
5. Bei ganz constanter Temperatur tritt mit dem Lichtwechsel Anschwellung jedenfalls an
eingewurzelten Pflanzen auf, — Hinsichtlich des Einflusses der Wärme ist zu bemerken,
dass abgeschnittene Aeste durch Temperaturerhöhung zu schwellen vermögen, wobei eine
Vermehrung des Rindenwassers zu constatiren ist. Demnach ist die Wärme im Stande,
Wasser aus dem Holz in die Rinde zu treiben. Durch die während des Tages sich ändernde
Wechselwirkung zwischen Wasser zu- und abführenden Factoren lässt sich nun die tägliche
Schwellungs- und Spannungsperiode der Stämme erklären. Die tagüber andauernde Ab-
schwellung des Stammes wird veranlasst durch den durch Tx'anspiration bedingten Wasser-
verbrauch der Laubkrone, welche Transpiration vom Lichte eingeleitet wird. Durch Steige-
rung der Transpiration während des Tages wird dann auch die Abschwellung während
dieser Zeit sich immer weiter steigern. Wird aber nach Einbruch der Dunkelheit die
Transpiration und damit der Wasserverbrauch gleich Null, so tritt die wasserhebende Thätig-
keit der Wurzel allein in Kraft, hierdurch wird der Stamm wasserreicher und beginnt zu
schwellen, welche Schwellung sich bis zum Anbruch des Tages steigert. (Für die Erklärung
der nächtlichen Schwellung dürfte wohl die Triebkraft der Wurzel allein nicht ausreichen,
da sie doch viel zu langsam wirkt, um nur in einer Nacht das Wasser bis zu der Höhe zu
treiben, in welcher vom Verf. die Anschwellung gemessen wurde. Niedrigste Messstellen
= 0.20 m , höchste Messstelle = 4.2 m über dem Boden. Es sind hierbei jedenfalls noch
andere, das Wasser hebende Factoren in Rechnung zu ziehen. Ref.)
13. Josef Boehm. üeber die Ursache der Wasserbewegung und der geringen Lufttension
in transpirirenden Pflanzen. (Botanische Zeitung 1881, No. 49 u. 50.)
In der Einleitung unterzieht der Verf. die über die Bewegung des Wassers im
Holze aufgestellte sogenannte „Imbibitionstheorie" einer kurzen kritischen Besprechung und
führt einige Gründe an, welche gegen diese Imbibitionstheorie, dagegen für die sogenannte
Luftdrucktheorie sprechen, d. h. für die Theorie, dass das Saftsteigen im Holze in den
Zellräumen erfolgt und durch den Luftdruck bedingt ist. „1. Das saftleitende Holz enthält
so viel Wasser, dass dasselbe unmöglich alles in den Zellwänden enthalten sein kann.
2. Durch kaum lern hohe und mit Wasser injicirte Holzcy linder , welche parallel mit den
10 Physiologie. — Physikalische Physiologie.
Markstrahlen oder der Stammtangente geschnitten, und, um die der natürlichen Längsaxe
parallel verlaufenden Gefässe auszuschliessen , mittelst Siegellack in fast gleichlange Glas-
röhren eingekittet wurden, kann selbst bei einem üeberdrucke von mehreren Atmosphären
kein Wasser gepresst werden. Das gleiche ist der Fall bei älteren Zweigstumpfen, deren
Gefässe bereits mit Thyllen oder einer gummiartigen Substanz gefüllt sind. Die Annahme
jedoch, dass die Wasserhüllen der Zellwandmolecüle in der Faserrichtung
absolut leicht, in der darauf senkrechten aber nur ausserordentlich schwer
beweglich seien, ist widersinnig. 3. Von transpirirenden Bruchweideu, welche ich (Verf.)
in geeigneten Gefässen aus Stecklingen zog, wurde das Quecksilber oft über 60 cm gehoben.
In Anbetracht eines Mangels eines nachweissbaren Wurzeldrucks kann diese Erscheinung
nicht durch Osmose bedingt sein. 4. Werden zu irgend einer Jahreszeit nicht zu zarte
Längsschnitte durch das fungirende Holz von Acer, Aesculus, Salix, Syringa, Tilia etc.,
bei massiger Vergrösserung in einem Tropfen gewöhnlichen oder mit Kohlensäure gesättigten
Wassers beobachtet, so sieht man, dass die Luftblasen in den Tracheiden sich ausserordentlich
stark contrahiren, zum Beweise, dass dieselben vor dem Einlegen der Präparate in Wasser
eine sehr geringe Tension besassen. Die feuchte Zellwand ist nämlich leicht für Wasser,
nicht aber für Luft permeabel." Verf. polemisirt sodann gegen einige von Pfeffer im I. Band
seiner „Pflanzenphysiologie" aufgestellte bezügliche Sätze und giebt dann II. eine Dar-
stellung seiner (des Verf.) Theorie über die Ursache des durch die Tran-
spiration eingeleiteten Saftsteigens. Da diese Theorie an der Hand einer beigefügten
schematischen Figur erläutert wird, so muss bezüglich derselben auf das Original ver-
wiesen werden.
Der dritte Abschnitt der Abhandlung enthält die „experimentelle Begründung
der Theorie des Verf. über die Ursache des Saftsteigens". Verf. führt hier
unter Anderem einen Versuch an, welcher die Richtigkeit seiner Theorie im Wesentlichen
wohl ausser Zweifel setzen dürfte : Der Splint von Bobinia enthält zahlreiche Parenchym-
zellen, welche sich gegen den Herbst hin alljährlich mit Stärke füllen, die im Frühjahre
wieder verschwindet; der Splint enthält also zahlreiche lebensfähige Elemente. Vom zweiten
Jahre ab aber, nach vollständiger Erfüllung der Gefässe mit Thyllen, ist der Splint selbst
in sehr kurzen Stücken bei einem Drucke von mehreren Atmosphären sowohl für Luft
als für Wasser vollständig impermeabel. Die grosse Wasserleitungsfähigkeit des saftleitenden
Holzes kann demnach nicht die Folge einer hohen Leitungsfähigkeit verholzter Zellwände
sein, sondern muss durch den Wassergehalt der Gefässe bedingt sein.
Es werden dann noch einige Versuche mitgetheilt, aus denen sich ergiebt, dass der
Wassertransport zur transpirirenden Krone nur in dem jüngsten Holze erfolgt.
IV. „Ursache der geringen Lufttension in den Tracheen und Tracheiden
des saftleitenden Holzes." Als Ursache der Entstehung der geringereu Lufttension
führt Verf. die Entfernung der in den Gefässen enthaltenen Flüssigkeit an; die Erhaltung
der geringen Luftteusion wird auf Respirationsprozesse zurückgeführt.
14. A. Barthelemy. Des mouvements des sucs et des divers organes des plantes rapportes
ä one cause unique: les variations de la tession bydrostatiqne. (Extrait.) (Comptes
rendus T. XCII, p. 1121-1123.)
Ein Versuch, die Wulstbildungen oberhalb der Ringelschnitte bei Stämmen und
unterhalb derselben bei Wurzeln, ferner den negativen Geotropismus, das Winden der
Schlingpflanzen, den Heliotropismus und endlich noch die Bewegungen reizbarer Organe,
auf eine einzige Ursache, nämlich auf die Variationen in der Wasserspannung zurückzuführen,
welche aus der Saugung der Wurzeln und aus der Verdunstung durch die Blätter entstehen.
15. Fr. V. Höhnel. Weitere Untersuchungen über die Transpirationsgrösse der forstlichen
Holzgewächse. (Mittheilungen aus dem forstlichen Versuchswesen Oesterreichs Bd. H,
Heft III.)
Diese Untersuchungen sind eine Fortsetzung der Versuchsreihen, welche der Verf.
im Sommer 1878 ausgeführt hat. Die Resultate der letzteren werden durch die zahlreichen
neuen Bestimmungen erweitert und modificirt. Es handelt sich auch hier wieder darum,
annähernd die Grenzen zu finden, innerhalb welchen sich die Transpirationsgrössen bei
Die Motecularkräfte in den Pflanzen. H
bestimmten Baumarten, z. B. in einer gewissen Gegend bewegen. Die Methode war im
Allgemeinen dieselbe wie früher, nur wurden die Zinkblechtöpfe in feuchten Sand eingesenkt,
zu jedem Topfe gehörte eine Flasche Begiessungswasser, und am ersten jedes Monats wurden
die Töpfe aus dem Sande herausgenommen und sammt den dazu gehörigen Flaschen gewogen.
Die für 1879 günstigeren Temperaturverhältnisse brachten es mit sich, dass die Transpirations-
grössen beträchtlicher waren, als die früher constatirten. Die neu erhaltenen sind in den
Tabellen niedergelegt, welche den grösslen Theil der Abhandlung einnehmen. Aus denselben
ergibt sich vor Allem, dass die Scbattenexemplare fast durchgehends mehr transpirirten
als die Sonnenpflauzen, während früher das Verhältniss annähernd gleich gefunden wurde,
was der Verf. den früher die Transpiration überhaupt herabsetzenden Factoren zuschreibt.
Ferner wurde das Verhältniss der Transpirationsintensität der immergrünen Coni-
feren zu den Laubhölzern nicht wie früher wie 1 : 10, sondern nur wie 1:6 gefunden. Die
Lärche dagegen gehört zu den stärkst transpirirenden Holzgewächsen. Im Winter vermögen
die immergrünen Coniferen sogar mehr als Laubhölzer zu transpiriren.
16. Fr. V. Höhnel. üeber den Wasserverbrauch der Holzgewächse mit Beziehung anf die
meteorologischen Factoren. (Forschungen auf dem Gebiete der Agriculturphysik von
Dr. E. Wollny. IV. Bd., S. 435-445.)
Verf. theilt in einer Tabelle Zahlen mit, aus denen sich ergiebt, dass die Holz-
gewächse eine specifisch verschiedene Transpirationsfähigkeit besitzen. Auf das Laubtrocken-
gewicht bezogen, transpiriren Esche und Birke am meisten, es folgen dann: die Buchen, die
Ulmen, die Ahorne und endlich die Eichen. Bei den Coniferen herrscht folgende Ordnung :
Fichte, Weissföhre, Tanne, Schwarzföhre.
17. Felix Masare. Untersuchungen über die Verdunstung des freien Wassers, des im
Ackerboden enthaltenen Wassers und über die Transpiration der Pflanzen. (Annales
agronomiques. Tome VI., fasc. III, p. 441 — 500.)
Hinsichtlich der Transpiration der Pflanzen zeigen die Beobachtungen der Verf.,
dass dieselbe, verglichen mit der Verdunstung des Wassers bei gleicher Oberfläche, eine
bei weitem grössere ist. Die Grösse der Transpiration ist, obwohl letztere keine einfache
physikalische Verdunstung, sondern ein Vegetationsphänomen ist, in gleicher Weise wie die
Verdunstung, abhängig von der Temperatur, von dem Feuchtigkeitsgrad der umgebenden Luft
und von der directen Wirkung der Sonnenstrahlung.
Eiufluss von Morgen, Abend und Nacht auf die Transpiration: der Morgen ist der
„Frühling der täglichen Vegetation", der Nachmittag der „Sommer''. In der Nacht ist die
Transpiration nur schwach, ungefähr ein Zehntel von der des Tages.
Einfluss des Wetters: die Transpiration ist bei schöner Witterung grösser.
Einfluss der Temperatur: bei höherer Temperatur findet eine grössere Transpiration
statt, jedoch zeigt sich der Einfluss der Temperatur nicht so scharf als bei der Verdunstung,
da sich gleichzeitig die Vegetationszeit geltend macht.
Einfluss der Luftfeuchtigkeit: je feuchter die Luft ist, desto schwächer ist die
Transpiration.
18. F. Masure. Die Transpiration der Pflanzen. (Ann. agronom. T. VI,, Fase. 4, p. 489-500.)
Verf. untersuchte den Einfluss von Morgen, Abend und Nacht, ferner den Einfluss
des Wetters, der Temperatur und des Feuchtigkeitszustandes der Luft auf die Transpiration
der Pflanzen und kommt zu dem allgemeinen Resultate, dass die Transpiration der Pflanzen
ein complicirtes Phänomen ist, welches zum Theil denselben physikalischen Einflüssen wie
die Verdunstung des reinen Wassers unterliegt und welches zum andern Theil unter der
Herrschaft der physiologischen Kräfte des vegetativen Lebens nothwendigerweise von diesen
Gesetzen abweicht, gemäss den Bedürfnissen der Pflanzen.
19. F. Reinitzer. üeber die physiologische Bedeutung der Transpiration der Pflanzen. (Sep.-
Abdr. aus dem LXXXIII. Bd. der Sitzungsberichte der K. K. Acad. d, Wissensch. I. Abth.
Januarheft. 1881.)
Da Pflanzen in feuchten Wäldern oder in Räumen, deren Luft mit Wasserdampf
gesättigt ist, sehr üppig gedeihen, an trockenen luftigen Orten »dagegen oft nur kümmerlich
fortkommen, so legt sich Verf. die Frage vor, ob nicht die Transpiration, trotzdem sie die
12 Physiologie. — Physikalische Physiologie.
Zufuhr der Nährstoffe aus dem Boden fördert, dennoch ein im Allgemeinen für die Pflanze
schädlicher Vorgang sei. Zur Erledigung dieser Frage wurden zwei Versuchsreihen an-
gestellt: das eine Mal wurde den unter Glasglocken befindlichen Pflanzen mit Wasserdampf
gesättigte, das andere Mal ganz trockene Luft zugeführt. Das Wachsthum der Pflanzen
wurde während dieser Zeit mit einem Zeigerapparate verfolgt. Da bei den Trockenpflanzeu
die Zufuhr des Wassers hinter dem Verbrauche bald zurückblieb und dieselben in Folge
dessen abstarben, so wurde ihnen später das Wasser unter Druck zugeführt. Zu diesen
Versuchen dienten Tradescantia-Zweige, welche sich in Nährstofflösung gut bewurzelt hatten.
Es zeigte sich nun, dass die Pflanzen in feuchter Luft doppelt bis dreimal so schnell wuchsen,
längere, zahlreichere und dickere Internodien besassen und grössere Blätter gebildet hatten
als die Trockenpflanzen, bei denen ausserdem die Biegungselasticität der Internodien eine
geringere war. Auch bei Versuchen mit verholzten und in Erde eingewurzelten Pflanzen
stellte sich eine Wachsthumsverzögerung der transpirirenden Pflanzen heraus. Verf. glaubt,
dass die durch die Transpiration bedingte Mehrzufuhr an Nährstoffen aus dem Boden keinen
begünstigenden Einfluss auf das Wachsthum ausüben könne, da sich die Zufuhr eo ipso
durch den Verbrauch regulire, als Folge verstärkter Diffusionsbewegung, und da ferner die
Zufuhr durch den Transpirationsstrom sich gar nicht nach dem momentanen Bedürfniss
der Pflanze richte, sondern nach dem Verhältnisse, in welchem die Nährstoffe in der Boden-
flüssigkeit vorkommen. Die vom Verf. cultivirten Fruchtpflanzen waren zwar wasserreicher,
allein sie besassen ein beträchtlich höheres Frisch- und Trockengewicht als die Trocken-
pflanzen.
Die allgemeine Verbreitung der Transpiration glaubt Verf. als nothwendiges Uebel
für die Pflanze ansehen zu müssen : die Vergrösserung der Kohlensäure aufnehmenden Fläche
sei auch zugleich eine Vergrösserung der transpirirenden Fläche. Durch Schutzmittel gegen
die Transpiration (Verminderung der Spaltöffnungen, starke Cuticula, wie bei Cacteen und
andern Bewohnern trockener Orte) werde auch zugleich die Assimilation herabgesetzt und
hierdurch langsameres Wachsthum bedingt. Man findet im Allgemeinen bei den Pflanzen
das Bestreben, bei möglichst grosser Assimilationsoberfläche einen möglichst kleinen Trans-
pirationsverlust zu erleiden. Als einzigen Vortheil der Transpiration sieht Verf. die Ver-
dickung und Verholzung der Zellwände an, da hierdurch die Pflanzen widerstandsfähiger
gegen mechanische Einflüsse wurden.
20. Nobbe. üeber den Wasserverbrauch zweijähriger Erlen unter verschiedenen Beleuch-
tungsbedingungen. (Vortrag, gehalten in der Section für landw. Versuchswesen auf
der Naturforscherversammlung in Danzig. Ref. in „Die landwirthsch. Versuchstationen.
Herausgeg. von Fr. Nobbe, Bd. XXVI, 1881, S. 354.)
Das blaue Licht deprimirte die Transpiration der Versuchsobjecte , je nach der
Concentration der Lösung auf 35— 51 "/o) das gelbe auf 57—81%, das rothe auf 47%.
II. Wachsthum.
21. M. Cornu. Explication mecanique de quelques particularites relatives ä l'accroissement
des radicelles des plantes. (Bulletin de la Societe botanique de France. T. XXVIII.
2. Serie. T. III. 1881. Seance du Avril.)
C. machte bei Versuchen über die Absorption färbender Materien durch die Wurzeln
die Beobachtung, dass wenn Wurzeln in concentrirte Lösungen eintauchten, das Wachsthum
verlangsamt wurde, wobei gleichzeitig in der Nähe des Wurzelendes Anschwellung oder
Krümmung sich zeigte. Dieselbe Erscheinung tritt bei Wurzeln ein, denen es plötzlich an
Wasser mangelt, überhaupt bei jeder Verhinderung der normalen Entwickelung eines Pflanzen-
theils. Für die nun folgenden Erörterungen und versuchten Erklärungen ist eine Repro-
duction unnöthig.
22. E. Guinier. Recherches experimentales sur l'accroissement des tiges d'arbres compare
au developpement foliace. (Revue des eaux et forets. T. XX, p. 23—29.)
G. sucht den experimentellen Nachweis zu liefern, dass der jährliche Holzzuwachs
an Bäumen hauptsächlich von der Belaubung derselben in demselben Jahre abhängig sei,
indem er Bäume der nämlichen Art von kräftigem Wüchse, geringem Durchmesser, nacktem
Wachsthum, 1 3
Stamm und dicht belaubter Krone bei verschiedener Länge aber unter sonst möglichst
gleichen Vegetationsbedingungen in Bezug auf ihr Dickenwachsthum vergleicht. Die Bäume
wurden vor dem Fällen ihrer Blätter beraubt, letztere sofort gesammelt und gewogen. Zur
Bestimmung des Holzzuwachses wurde das Amsler'sche Planimeter benutzt. Durch Rechnung
findet Verf. sodann den Zuwachs bezogen auf das Kilo Blätter, auf das Gesammtvolumeu,
auf die Gesammtoberfläche derselben. G. kommt zu dem Resultate, dass eine Proportionalität
zwischen dem Volumen des Jahreszuwachses und dem Gewicht der Blätter nicht besteht,
und, was das Wichtigste ist, dass der Zuwachs bei gleicher Belaubung und unter sonstigen
gleichen Verhältnissen für lauge Stämme grösser ist als für kurze. Da es in der forstlichen
Praxis darauf ankomme, in gegebener Zeit das grösstmögliche Volumen Holz zu producireu,
so müsse man die Bäume soviel als möglich in die Höhe wachsen lassen. Zum Schlüsse
folgen noch einige forstwirthschaftliche Betrachtungen.
23. Lorey, T. üeber Stammanalysen. (Bemerkungen und Erläuterungen zu den Ertrags-
erhebungen der Königl. Württemb. Forstlichen Versuchsstation. Als Programm zur
62. Jahresfeier der Königl. Württemb. Land- und Forstwirthschaftlichen Akademie
Hohenheim. Stuttgart 1880. Alfred Müller.)
Der Verf. erläutert zunächst den Begriff und den Zweck der Stammanalyse, um
hierauf die Ausführung der letzteren für den einzelnen Baum wie für den ganzen Bestand
auseinanderzusetzen. Weiterhin werden die vom Verf. ausgeführten Untersuchungen dar-
gestellt, und schliesslich die hieraus resultirenden Folgerungen erörtert. Die Arbeit bezweckt
zunächst, „für die Königlich Württembergische Forstliche Versuchsstation die nöthige Unter-
lage zu liefern". „Eine allseits erschöpfende Erörterung ist dabei nicht beabsichtigt."
K. Wilhelm.
24. Oscar Drade. Die stossweisen Wachsthamsänderangen in der Blattentwickelung von
Victoria regia Lindl. (Nova Acta der Ksl. Leop.-Carol.-Deutschen Akademie der Natur-
forscher. Bd. XLHI, No. 3.)
Verf. beobachtete während eines Zeitraums von 36 Stunden (vom 4. August Nm.
4 h. bis 6. August Vm. 4 h.) das Wachsthum des Blattstieles und der Lamina von Victoria
regia. Die Ablesung an den zwei Auxanometern (Zeiger am Bogen), von denen das eine
mit dem Blattstiel, das andere mit dem Rand der Lamina in Verbindung gesetzt war, geschah
regelmässig alle 5 Minuten. Es ergab sich als Resultat, dass das Wachsthum des Stieles
sowohl als der Lamina nicht regelmässig verläuft, sondern beträchtlichen stossweisen
Aenderungen unterliegt. Die Annahme eines äusseren Einflusses auf diese stossweisen
Wachsthumsänderungen wird ausgeschlossen durch die Thatsache , dass Lamina und Stiel
häufig einander widersprechende Stösse zeigten. Während ferner die Lamina hauptsächlich
am Tage wuchs, ging die Streckung des Stieles besonders des Nachts vor sich. Als wahre
Zuwachsgrössen während der Versuchszeit erhielt Verf. für den Stiel 281.8 mm, für die
Lamina 284.8 mm, was einem mittleren Zuwachs von 7.8 mm resp. 7.9 mm pro Stunde
entspricht. Eine der Abhandlung beigefügte Curventafel dient zur Erläuterung des Textes.
25. E. Detlefsen. Versuch einer mechanischen Erklärung des excentrischen Dlcken-
wachsthums verholzter Achsen und Wurzeln. (Wissensch, Beigabe zum Michaelis-
programm der grossen Stadtschule zu Wismar, 14 S. mit 1 Taf. und „Arbeiten des
Botan. Instituts in Würzburg", Bd. II, Heft 4, S. 670—687.)
Verf. hebt hervor, dass die Intensität des Wachsthums (der Vergrösserung) der
Zellmembranen von der Grösse der durch den hydrostatischen Druck in den Zellen bedingten
Spannung der Membranen abhängt, welche die Elasticitätsgrenze überschreiten muss, und
weist darauf hin, dass durch äusseren Druck auf die Zelle das Flächenwachsthum der
Membran vermindert wird. Nach einer Besprechung des Baues excentrischer (epinastischer,
hyponastischer und diplonastischer) verholzter Sprosse und Wurzeln sucht Verf. sodann
den Nachweis zu führen, dass die Ursache des ungleichen Dickenwachsthums in der Un-
gleichheit des Druckes der Rinde liegt, dem die wachsenden Gewebe ausgesetzt sind, sowie
„dass die Vermehrung des Zuwachses stets eine Folge der Verminderung des Druckes auf
die wachsenden Gewebe ist". An den Stellen nämlich, an welchen die Rinde am wenigsten
gespannt erscheint, ist der Holzkörper immer am stärksten entwickelt. Die Markstrablen
14 Physiologie. — Physikalische Physiologie.
neigen sich in dieser Parthie mehr oder minder der Seite des stärksten Dickenwachsthums
zu, während dieselben an den Stellen minimalen Dickenwachsthums senkrecht zu den Flächen
der Jahresringe stehen. Dieser Umstand beweist, dass die Zellen nach der Seite des stärksten
Dickenwachsthums zu für ihre Vergrösserung einen geringeren Widerstand zu überwinden
haben. Eine Verminderung der Spannung gewisser Theile der Rinde, nach welchen Seiten
hin denn auch immer der Holzkörper am stärksten entwickelt ist, wird durch folgende
Ursachen herbeigeführt. 1. Das Auftreten von Aesten und Nebenwurzeln bedingt an ihrer
Ursprungstelle eine Verminderung der Rindenspannung, und zwar ist diese am geringsten
dort, wo die Oberfläche des seitlich abgehenden Organes, an dem es entspringt, den kleinsten
Winkel bildet. Denn hier erscheint die Rinde concav gebogen, wodurch einem Druck von
innen der geringste Widerstand entgegen gesetzt wird. Hier findet denn auch die reich-
lichste Holzbildung statt. 2. Jeder eine Krümmng des Organs bedingende seitliche Druck
(z, B. durch die Schwerkraft oder durch den Wind veranlasst) bewirkt auf der convex
werdenden Seite eine Steigerung , auf der concaven Seite eine Verminderung der Rinden-
spannung; wessbalb denn auch auf der convexen Seite das Dickenwachsthum gemindert, auf
der concaven Seite das Dickenwachsthum gefördert erscheint.
26. M. Westermaier. Ueber die Wachsthumsintensität der Scheitelzelle und der jüngsten
Segmente. (Pringsheim's Jahrbücher für wissensch. Botanik, Bd. XH, 38 Seiten und
1 Tafel.)
In einer, dem experimentellen Theil vorangehenden „historischen Betrachtung"
bespricht Verf. die bisherigen Ansichten über die Beziehungen zwischen Zellenwachsthum
und Gesammtwachsthum. Nach der Schieiden -Nägeli'schen Auffassung ist das Wachsthum
der einzelnen Zellen bestimmend für das Wachsthum des ganzen Organes, die Hofmeister-
Sachs'sche Anschauung dagegen sieht in der Form und dem Wachsthum des Organes das
Primäre, von dem das Wachsthum und die Theilung der einzelnen Zellen vollständig
beherrscht wird. Zwischen diesen beiden Auffassungsweisen nimmt Schwendener eine ver-
mittelnde Stellung ein, indem er sich vorstellt, „dass die Form der Pflanzenorgane und die
Individualität der Zelle gleichzeitig als massgebende Momente für die Zellenordnung in's
Auge zu fassen sind, wobei indess zu entscheiden bleibt, wieviel dem einen und wieviel dem
andern zuzuschreiben ist.
Der Verf. schreitet hierauf zu Erörterungen über die Voraussetzungen zur Bestimmung
der Wachsthumsintensität sowie über die allgemeinen Beziehungen zwischen Volumen und
Projection der Seitenansicht bei der dreiseitig-pyramidalen und der zweischneidigen Scheitel-
zelle und reiht hieran eine Besprechung concreter Fälle. In ausführlicher Weise wird die
Wachsthumsintensität der Scheitelzelle bei Dictyota, Hypoglossum Leprieurii, Metzgeria
furcata, Salvinia natans, Eqiiisetum arvense, Equisetum scirpoides und Selaginella Martensii
discutirt, und zwar nach Abbildungen, wie sie von Nägeli, Pringsheim und anderen Forschern
veröffentlicht wurden. Gegenüber der Anschauung von Goebel, das Scheitelzellwachsthum
von Metzgeria furcata betreffend, nach welcher die Volumzunahme gerade am Scheitel und
speciell in der Scheitelzelle am geringsten ist, findet Verf., dass auch Metzgeria keine Aus-
nahme von der allgemeinen Regel bildet, welche folgendermassen lautet: „Das Maximum
der Volumzunahme innerhalb der Scheitelregion liegt im Allgemeinen entweder in der
Scheitelzelle selbst, oder in den jüngsten Segmenten." (Vgl. übrigens die vortrefflichen
Bemerkungen Goebel's über diesen Gegenstand in Bot. Ztg. 1881, No. 50. S. 838.)
27. H. de Vries. Sur les causes des mouvements auxotoniqaes des organes vegetanx.
(Soc. Hollandaise des Sciences ä Harlem. Archives Neerlandaises. Harlem 1880, T. XV.)
„Nicht gesehen."
28. H. de Vries. Sur l'injection des vrilles, comme moyen d'accelerer leors mouvements.
(Soc. Hollandaise des Sciences ä Harlem. Archives Neerlandaises T. XV. Harlem 1881.)
„Nicht gesehen."
29. Fr. Darwin. Ueber Circumnutation bei einem einzelligen Organe. (Bot. Ztg. 1880,
No. 30, S. 474-480.)
Verf. versucht die Circumnutation auch bei einem einzelligen Organe nachzuweisen,
er wählt hierzu die bekanntlich stark negativ geotropischen Fruchtträger von Phycomyces
Wärme. 15
nitens und findet, dass sowohl während der geotr epischen Aufwärtskrümmung horizontal
gestellter Fruchtträger als auch während der heliotropischen Krümmung Circumuutationen
ausgeführt werden. Dass die Krümmungen, die von den Fruchtträgern ausgeführt werden,
aus modificirter Circumnutation bestehen, scheint demnach dem Verf. wahrscheinlich. An
diese Beobachtungen werden zum Schluss dann noch einige Bemerkungen über das Zustande-
kommen der geo- und heliotropischen Krümmungen einzelliger Organe geknüpft.
30. George Henslow. Les mouvements des Plantes. (La Belgique horticole 1881,
S. 305-319.)
Ein ausführliches Resume des bekannten Darwin'schen Werkes: „the power of
mouvements".
III. Wärme.
31. L. Maqaenne. Recherches sar la determinatioQ des poavoirs absorbants et diffosifs
des feuilles. (Anuales agron. publiees par. P. P. Deherain. T. VI. 3e fascic. p. 321—390.)
1. Das Wärmezerstreuungs-(Diffusions-)Vermögen der Blätter.— Alle
Blätter werfen einen beträchtlichen Theil der sie treffenden Wärmestrahlen diffus zurück.
Je glanzloser die Oberfläche der Blätter ist, desto stärker ist im Allgemeinen ihr Diffusions-
vermögen; bei glänzenden Blättern ist die Reflexion regelmässiger. Ober- und Unterseite
zeigen ein verschiedenes Diffusionsvermögen; bei dickeren Blättern ist das der Unterseite
grösser, bei sehr dünnen Blättern das der Oberseite.
2. Das Wärmeabsorptionsvermögen der Blätter. — Das Absorptions-
vermögen ist um so geringer, je dünner die Blätter sind. Bei dem nämlichen Blatte absorbirt
in der Regel die Oberseite mehr als die Unterseite. Die verschiedene Absorption hängt ab
von der Gegenwart absorbirender Substanzen im Parenchym, als welche zunächst Chlorophyll
und Wasser zu nennen sind. Mit Abnahme der Temperatur der Wärmequelle vergrössert
sich die Absorption von Wärme bis zu einer gewissen Grenze, bei der dieselbe dem Ab-
sorptionsvermögen von Russ gleich ist.
3. Das Transmissions- (War medurchlassungs-) Vermögen der Blätter. —
Dickere Blätter lassen weniger Wärme durch ; ältere weniger als jüngere; die durchgelassene
Wärmemenge ist aber immer gering.
4. Das Wärmeemissionsvermögen der Blätter. ~ Das Ausstrahlungsver-
mögen der Blätter scheint von der Natur der Pflanzen unabhängig zu sein. Für niedere
Temperatur ist die ausgeströmte Wärme fast gleich derjenigen, welche Kienruss unter
gleichen Umständen abgeben würde.
32. L. Maqaenne. Recherches sar la diffasion, l'absorption et l'emission de la chalear
par les feailles. (Ref.: Bulletin de la societe botanique de F/ance. T. 28. Revue
bibliographique, p. 101—102.)
Die Diffusion der Wärme, welche an der Oberfläche des Blattes beträchtlich
werden kann, verschwindet fast gänzlich, wenn die Temperatur der Wärmequelle bis zu
einem gewissen Grad herabgesetzt wird; das Blatt absorbirt dann fast alle Wärmestrahlen.
Das Wärmeabsorptiousvermögen der Blätter ist verschieden, je nach der Art und
dem Alter derselben. Dickere Blätter absorbiren stärker als dünnere. Das Emissions-
vermögen der Blätter ist fast ebenso bedeutend als das von Russ. M. fand ferner, dass
das Absorptionsvermögen einer Lösung von Chlorophyll in Chloroform auf den beiden Seiten
des Wärmespectrums bedeutend ist, in der Mitte dagegen verschwindet. Aus den Versuchen
schliesst M., dass nur Wärme von geringer Intensität der Vegetation nützlich ist, da
eine solche fast vollständig sowohl vom Blatte als vom Chlorophyll absorbirt wird. Bei
hoher Temperatur der Wärmequelle wird das Emissionsvermögen dem Absorptionsver-
mögen gleich.
33. A. Molczanow. Einfiass der Erwärmang der Samen von Finas silvestris aaf ihre Keim-
fähigkeit. (Mittheilungen der Land- und Forstw. Akademie zu Petrowskal-Rasum bei
Moskau, 1880, Heft I.)
(Stand dem Ref. nicht zur Verfügung.)
16 Physiologie. — Physikalische Physiologie,
34. J. W. Moll, üuelques observations concernant rinflaence de la gelee sur les plantes
toujours vertes. (Soc. HoUandaise des Sciences ä Hadern. Archives Neerlandaises,
T. XV, Harlem 1880.)
„Nicht gesehen."
35. J, W. Moll. Wirkung des Frostes auf immergrüne Pflanzen. (Archives Neerlandaises
des sciences exactes et naturelles, T. XIV, p. 345 und „Der Naturforscher" 1881, No. 9,
S. 85 und 86.)
Erfrorene Blätter bieten bekanntlich das Aussehen, als seien sie mit Wasser injicirt
worden. Diese Erscheinung beruht darauf, dass beim Erfrieren Wasser aus den Zellen in
die Intel cellularräume tritt (infiltrirt) und hier zu Eiskrystallen erstarrt. Verf. fand nun,
dass es genügt, für einen Moment mit dem Finger die infiltrirten Blätter immergrüner
Pflanzen zu berühren, um sofort an der berührten Stelle die infolge der Infiltration dunkel-
grüne Farbe der unteren Seite verschwinden und durch die normale Farbe ersetzt zu sehen,
während die nicht berührten Theile infiltrirt blieben. Wurden infiltrirte Blätter ver-
schiedener Pflanzen sofort nach dem Abpflücken in ein ungeheitztes, ein wenig über 0^
erwärmtes Zimmer gebracht, so verschwand jede Spur von Infiltration in wenigen Minuten,
ohne dass die Blätter von der Schnelligkeit des Aufthauens zu leiden hatten. Wenn die
gefrorenen Blätter unter Wasser aufthauten, so blieben sie mehr oder weniger stark injicirt ;
Verf. schliesst hieraus, dass beim Aufthauen eine Luftverdünnung in den Intercellularräumen
der gefrorenen Blätter eintritt, und dass somit beim Erfrieren eine Volumverminderung des
Blattes stattfindet. Ferner konnte constatirt werden, dass die immergrünen Blätter beim
Erfrieren ihre Richtung ändern, insofern sie nach unten sinken, dass sie dagegen beim Auf-
thauen wieder ihre vorige Stellung einnehmen. Die Ursache dieser Bewegung der Blätter
ist die durch das Gefrieren eintretende Schlaffheit derselben.
36. M. Prillieux. De laction de la gelee sur les plantes. (Eevue des eaux et forets.
T. XX. p. 441-452.)
Verf. schildert die äusseren Erkennungszeichen der Frostwirkung bei verschiedenen
Pflanzen, Ort und Art der Eiseinlagerung. Die Bildung des Eises schreitet von aussen
nach innen fort, bei vierkantigen Stengeln in vier Parthien, bei runden Stengeln in Form
von Ringen, mit oder ohne Unterbrechung, immer aber findet sie in den Intercellularräumen
statt. Eigenthümlich ist das Auftreten von Eis an der Basis noch grüner Blätter, infolge
dessen letztere beim ersten Strahl der Sonne abfallen. Viele Pflanzen krümmen sich infolge
der Frostwirkung. Baumäste senken sich. Diese Krümmungen sind Folge von Spannungs-
differenzen in der Längsrichtung, bei unsymetrischem Querschnitte. Spannungsdifferenzen
in der Querrichtung verursachen Risse und Spalten der Baumstämme. P. führt dann ver-
schiedene Thatsachen an, welche gegen die Ansicht Duhamel's und Buffon's, dass die Risse
durch Gefrieren von Saftwasser entständen, sprechen, und erwähnt die bei Bäumen auf-
tretenden kreisförmigen Risse, welche die einzelnen Jahresringe von einander trennen.
Nicht alle gefrorenen Pflanzen sind getödtet, und von denen, welche unterliegen,
sind nicht alle auf dieselbe Weise getödtet. Der Tod der Pflanze kann entweder indirecte
Folge und entfernt von der Frostwirkung sein, oder er ist directe Folge der Frostwunden.
Da die Thatsache, dass viele gefrorene Pflanzen beim Thauen wieder aufleben, gegen die
Annahme spricht, der Tod erfolge durch Zerreissen der Zellwände beim Gefrieren des Zell-
inhaltes, so untersucht Verf. zunächst das Verhalten der Pflanzen beim Aufthauen. Die in
den Intercellularräumen befindlichen Eismengen zerfliessen; zu dem hierbei entstehenden
Wasser kommt noch das aus den getödteten Zellen austretende, da todte Zellen flüssiges
Wasser nicht mehr zurückzuhalten vermögen. Diese Erscheinungen sind von Durchsichtig-
werden und Welken, durchgehender Schwärzung und schnellem Austrocknen der Pflanze
begleitet. Die hauptsächlichste Wirkung des Frostes auf die Pflanze aber besteht darin,
dass der Plasmabeleg der Zellen coagulirt und wie beim Eiweiss sich nur zum Theil beim
Aufthauen wieder verflüssigt. Je rascher man Pflanzen aufthauen lässt, desto leichter zerstört
man sie. Umhüllen mit Schnee und Eis schützt oft gegen den Tod, indem die Wärme der
Sonnenstrahlen unschädlich gemacht wird. P. theilt einige hierauf bezügliche Versuche mit
und knüpft daran einige Bemerkungen über den Einfluss der Kälte auf Baumstämme.
Wärme. 17
37. Kirchner, lieber Längenwachsthum von Pflanzenorganen bei niederen Temperaturen.
(Vortrag, gehalten auf der Natur forscher Versammlung in Salzburg, 1881. Tageblatt d.
Naturforschervers, in Salzburg. S. 75.)
1. Für eine Keihe von einheimischen Pflanzen lassen sich an im Wachsthum
befindlichen Organen die von Uoth , Haberlandt etc. an auskeimenden Samen gemachten
Beobachtungen bestätigen, wonach das Temperaturrainimum bei 0' oder nur wenig darüber
liegt. (Sinapis, Seeale, Triticum, Pisum, Cannabis.J Dieses Ergebniss wird man mit grosser
Wahrscheinlichkeit auf das Gros der bei uns einheimischen Pflanzen übertragen dürfen.
2, Auch diejenigen Pflanzen, deren untere Keimungstemperatur erheblich über 0^
liegt, zeigen bei Temperaturen unterhalb ihres Minimums noch ein Andauern der Streckung,
jedoch ein allmähliges Herabsinken der auf einander folgenden Zuwachse bis zum endlichen
Stillstand. Diese Verlangsamung der Streckung erfolgt um so rapider, je tiefer die Ver-
suchstemperatur unterhalb des Keimungsminimums für die betreifende Pflanzenart liegt.
Diese Erscheinung kann man als eine Nachwirkung der früheren höheren Temperatur auf-
fassen, ähnlich wie Nachwirkungen bei heliotropischen und geotropischen Vorgängen beob-
achtet worden sind.
38. C. de CandoUe. L'effet des tres basses temperatures sur la faculte germinative des
graines de plusiears especes. (Verhandlungen der Schweizerischen Naturforschenden
Gesellschaft in Bern. 61. Jahresversammlung.)
Die Samen von 13 Arten (Sinapis alba, Lepidium sativum, Artemisia anniia, Mi-
mosa pudica, Galatella dracunculoides, Silene pendula, Perilla nankinensis , Hyoscyamus
niger, Galega officinalis, Nigella damascena, Foeniculum officinale, Nicotiana acuminata
und Koggensamen) wurden in grösserer Anzahl fast zwei Stunden lang einer Temperatut
von — 80" C. ausgesetzt. Mit Ausnahme von Perilla, Hyoscyamus und Nicotiana keimten
nach dieser Behandlung alle in derselben Weise wie normale Samen. Das ungünstige
Resultat bei den erwähnten drei Arten ist in der schlechten Qualität der angewendeten
Samen zu suchen, da andere nicht abgekühlte Samen derselben Arten ebenfalls nicht
keimten.
39. E. Wartmann. Recherches sur la Vegetation. (Ref. : Bulletin de la societe botanique
de France. T. 28. Revue bibliographique, p. 105—106.)
I. Eine Mittheilung, dass Ozon keinen sichtbaren Einfluss auf die Keimung sowohl
als auf die Eutwickelung der Pflanzen ausübt. II. Eine Mittheilung, dass Samen der Ross-
kastanie, nachdem sie einer sehr niedrigen Temperatur ausgesetzt waren, eben so schnell
keimten als Samen derselben Art, welche nicht abgekühlt waren.
40. Carl Kraus (Triesdorf). Untersuchungen über den Einfluss der Behäufelung auf die
Ausbildung des Rübenkörpers. ( Wollny : Forschungen auf dem Gebiete der Agricultur-
physik. IV. Bd , S. 34-62.)
Es wurden Versuche angestellt mit Oberndorfer Runkeln, weisser schlesischer Zucker-
rübe und mit der gewöhnlichen weissfleischigen Kohlrübe. Die erhaltenen Resultate lassen
den Verf. folgende allgemeine Gesichtspunkte für Anwendung der Behäufelung aufstellen:
1. Das Behäufeln wird schädlich wirken, wenn es an zu jungen Pflanzen geschieht,
vermuthlich auch eher bei Pflanzrüben mit an sich geschwächtem Wurzelvermögen als bei
Kernrüben.
2. Starkes Anhäufeln ist verwerflich. Soll Behäufeln das Ergrünen der Köpfe ver-
hüten, so kann es sich nur um Varietäten handeln, welche nur wenig über den Boden
herauswachsen; bei diesen aber wird schon schwächeres Behäufeln den gewünschten Erfolg
haben, und zwar auch dann noch, wenn es spät, etwa am Schlüsse der Bearbeitung vor-
genommen wird. Soll Behäufeln die physikalischen Verhältnisse verbessern , so ist es vor-
zuziehen, den Acker von vornherein in Kämme zu pflügen und auf diese die Pflanzen zu
setzen. Ebenso bei flachkrumigem Boden.
3. Je leichter der Boden austrocknet, um so mehr ist Behäufeln zu vermeiden,
ebenso je schwächlicher der Wuchs der Pflanzen ist, im Falle natürlich derselbe nicht von
zu grosser Feuchtigkeit und zu geringer Durchlüftung herrührt.
Botanischer Jahresbericht IX (1881; 1. Abth. 2
18 Physiologie. — Physikalische Physiologie.
41. P. Eunisch. Ueber die tödtliche Einwirkung niederer Temperataren auf die Pflanzen.
(Inauguraldissertation. Breslau 1880, 55 S. Referat aus Wollny, Agriculturphysik,
IV. Bd., S. 77.)
Verf. versucht die von Sachs gegebene Erklärung, nach welcher der Frosttod der
Pflanzen nicht unmittelbare Folge der Kältewirkung selbst ist, sondern durch das Aufthauen
herbeigeführt wird, durch Versuche zu widerlegen. Er findet, dass Pflanzen unseres Klimas
durch vorübergehende, nur wenige Grade über dem Nullpunkt liegende Temperaturen im
Allgemeinen nicht merklich geschädigt werden, dass Pflanzen südlicher Heimath dagegen,
wie schon aus Versuchen Göppert's hervorgeht, erkranken und oft in kurzer Zeit absterben.
Die mit einer Coleiis-Y arietät angestellten Versuche ergaben, dass diese Pflanzen auch dann
bei einer Temperatur über 0° sterben, wenn Transpiration und Wärmestrahlung möglichst
beschränkt sind, wenn also an einen Vertrockuungstod nicht gedacht werden kann.
Hinsichtlich der tödtlichen Einwirkung von Temperaturen unter dem Nullpunkt
findet der Verf.:
1. Dass das Absterben der Pflanzen in der That schon während des Gefrierens
eintritt, wie aus dem Verhalten derjenigen Orchideen erhellt, welche ihren Tod stets in
augenfälliger Weise durch die Annahme einer blauen Färbung indiciren. 2. Gewisse Pflanzen
scheinen in der im Freien herrschenden Kälte nie zu erliegen {Viscitm, Galantims, Bellis
perennis, Lichenen u. s. w.). 3. Jedoch gibt es Pflanzen, die durch das Gefrieren immer
getödtet werden, z. B. die Kartoffel. 4. Die Intensität der Kälte steht im Allgemeinen im
geraden Verhältniss zu dem durch sie in der Pflanzenwelt veranlassten Schaden. 5. Die
Dauer der Kälte scheint ohne Belang zu sein, wenn die Verdunstung während derselben
möglichst vermieden wird. 6. Bei wiederholtem Gefrieren und Aufthauen gehen manche
Pflanzen bei Temperaturen zu Grunde, welche sie bei einmaliger Frostwirkung unbeschädigt
aushalten können. 7. Die Schnelligkeit des Aufthaueus scheint im Allgemeinen auf das
Fortleben der Pflanzen keinen Einfluss zu haben.
Zur Erklärung dieser Thatsachen dient dem Verf. die Annahme, dass durch Ab-
kühlung auf Temperaturen unter 0° chemische Umwandlungen im Zellsafte entstehen können,
welche der Lebensfähigkeit der Zelle schaden. Pflanzen, welche bei der im Freien
herrschenden Kälte nicht erfrieren, können einen Zellsaft besitzen, welcher bei jenen
Temperaturen noch nicht umgewandelt wird, oder aber die neuentstandenen Körper sind
dem Leben der Zelle nicht schädlich oder endlich können dem Zellsaft derartige, dem
Umwandlungsprocess unterliegende Stoffe fehlen.
Pflanzen, welche bei niederen Temperaturen stets erfrieren, mögen vielleicht einen
Zellsaft enthalten, dessen Bestandtheile jene tödtliche Umsetzung stets erleiden. Das Absterben
nach mehrmaligem Gefrieren und Aufthauen ist nach dem Verf. entweder Folge von Ver-
trocknung oder durch Verdunstung herbeigeführter zu grosser Concentration des Zellinhaltes.
Als Schutzmittel gegen das Erfrieren der Pflanzen schlägt Verf. vor, die Pflanzen
mit kaltem Wasser, zur Hervorrufuug einer Eisdecke, zu übergiessen, durch welche, wie
durch eine Schneedecke, die Pflanzen vor zu starker Erkältung geschützt werden.
IV. Licht.
42. N. Pringsheim. Ueber die primären Wirkungen des Licbtes auf die Vegetation. (Aus
dem Monatsbericht der Königl. Academie der Wissensch. zu Berlin vom 16. Juni 1881.)
Da dem Verf. die bisher bei Untersuchungen über den Einfluss des Lichtes auf die
Vegetation angewendete gasanalytische Methode unzureichend erscheint, so sucht er, nach
Angabe verschiedener Gründe, um die primären Wirkungen des Lichtes kennen zu lernen,
die Methode der intensiven Beleuchtung anzuwenden, welche darin besteht, dass die zu
untersuchenden Objecte in concentrirten , weissen und farbigen Sonneubildern beobachtet
werden. Bei der intensiven Beleuchtung lassen sich nur zwei von einander verschiedene
Effecte der Strahlung von einander unterscheiden, und zwar thermische, die auch ohne
Sauerstoffgegenwart eintreten und von allen Lichtstrahlen, sichtbaren und unsichtbaren,
hervorgerufen werden können, und photochemische Effecte oder Lichtwirkungen im
engeren Sinne, die nur von den leuchtenden und vielleicht auch von den ultravioletten
Licht. 19
Strahlen angeregt werden, zu deren Zustandekommen die Gegenwart von freiem Sauerstoff
in der Umgebung der Zelle absolut uothwendig ist. Da andere als thermische und photo-
chemische Effecte des Lichtes (nach der von P. eingeschlagenen Methode) an der Pflanze
nicht nachweisbar sind, so müssen nicht blos die auf das Wachsthum und den Stoffwechsel,
sondern auch die sogenannten mechanischen und vitalen Reizbewegungen des Lichtes sich
auf rein thermische und photochemische Lichteffecte zurückführen lassen. Als besonderer,
von der Wärmeerzeugung des Lichtes verschiedener, rein photochemischer Effect kenn-
zeichnet sich nach dem Verf. die Beförderung der Oxydation der Bestaudtheile der Zellen
durch den atmosphärischen Sauerstoff, die Athmung. Aber diese Steigerung der Sauerstoff-
aufnahme durch die Beleuchtung ist nicht der einzige photochemische Effect der Licht-
strahlung, sondern auch die Kohlenstoffassimilation ist darauf zurückzuführen; ob die letztere
aber unabhängig von der Athmung, durch einen besonderen photochemischeu Lichteffect
auf das Protoplasma zu Stande komme, wagt Verf. nicht sicher zu entscheiden. Auch die
sogenannten mechanischen Wirkungen des Lichtes werden, soweit sie nicht von thermischen
Effecten der Strahlung abhängen, durch die Intensitätsänderungen der Gasabsorption und
Gasdiffusion veranlasst, welche unter dem Einfluss der photochemischeu Wirkung des Lichtes
stehen. Die bei wechselnder Beleuchtung in den Zellen auftretenden Bewegungen der Chloro-
phyllkörper sowie die Bewegungen der Schwärmsporen von und nach der Lichtquelle ver-
sucht Verf. ebenfalls aus den Intensitätsänderungen des durch das Licht bedingten Gas-
wechsels zu erklären. Bezüglich des Erklärungsversuches der Schwärmsporenbewegung muss
jedoch auf das Original verwiesen werden.
43. A. Wieler. lieber die darchscheinenden und danklen Punkte auf den Blättern und
Stämmen einiger Hypericaceen. (Mittheil, aus dem Bot. Inst, der Acad. Heidelberg.
Verhandl. des Naturwiss. Vereins zu Heidelberg. IL Bd. 5. Heft [Sep.].)
Verf. untersuchte die alkoholische, in durchfallendem Licht gelb gefärbte Lösung
des in den Kronenblättern von Hi/periciwi perforatum enthaltenen Farbstoffs. Die Lösung
zeichnet sich bekanntlich durch sehr starke hellrothe Fluorescenz aus, deren Färbung bei
genügender Concentration an die von Siegellack erinnert. Das Absorptionsspectrum ist durch
einen Doppelstreifen in Gelb (an beiden Seiten der D- Linie) und einen Streifen in Grün
(in der Mitte zwischen D. und &.) charakterisirt; die brechbareren Strahlen ungefähr von
der Linie G. an werden total absorbirt. Benzol lässt die alkoholische Lösung ziemlich un-
verändert. Die charakteristischen Linien des Farbstoffs waren auch in dem alkoholischen
Extract der Laubblätter neben den Absorptiousbändern des Chlorophylls nachweisbar. Die
über den gelben rothfluorescirenden Farbstoff' vorliegenden Angaben von Palm er konnte
Verf. nur insofern bestätigen, als das von ihm beobachtete Spectrum der Lage der Absorptions-
streifen nach nur im Allgemeinen mit dem von Palmer beschriebenen Spectrura des „nor-
malen Hypericins" und der mit Säure versetzten Oellösung des Farbstoffs übereinstimmte.
Loew.
44. M. A. Levy. Note sur un appareil ayant servi ä etudier l'influence de la lumiere sur
la maturation des raisins. (Annales agronom. publ. par P. Deherain. T. VI. 1 fasc.)
45. Stebler. lieber den Einflus des Lichtes auf die Keimung. (Vortrag, gehalten in der
Naturforschenden Gesellschaft in Zürich, Sitzung vom 24. Januar 188L Ref. a. Bot.
Centralblatt 1881, S. 157-158.)
St. theilt Versuche mit, welche zeigen, dass das Licht bei. vielen Samen auf die
Keimung einen bedeutend grössern, fördernden Einfluss hat, als die Wärme. Bei gleichen
Feuchtigkeits- und Wärmeverhältnissen keimten z. B. von je 400 Körnern
von Foa nemoralis im Licht. . ,
• 62%
„ Dunkeln
• 3%
„ Licht . .
• 53%
„ Dunkeln
• 17o
von Poa pratensis im Licht . .
• 59%
„ Dunkeln
• 7%
„ Licht . .
. 61%
„ Dunkeln .
• 0%
2*
#
20 Physiologie. — Physikalische Physiologie.
Versuche, welche statt im Sonnenlicht im Gaslicht ausgeführt wurden, führten zu
demselben Resultat. Analog wie die Samen von Poa verhielten sich ferner die von Cynosorus,
Alopeeurus, Holcus, Dactylis, Agrostis, Aira, Hirsen, Anthoxanthum etc. Bei schnell und
leicht keimenden Samen, wie den Kleearten, den Bohnen, Erbsen etc. scheint eine vortheil-
hafte Einwirkung des Lichtes nicht stattzufinden. Worin die Wirkung des Lichtes beruht,
darüber kann zur Stunde noch nichts Sicheres gesagt werden, es macht aber den Eindruck,
als ob der Embryo zuerst kleine Mengen von Chlorophyll bilden und assimiliren müsse,
um im Stande zu sein, das aufgespeicherte Reservematerial umzusetzen und keimen zu können.
46. P. Regnard. De l'influence des radiations ronges sur la Vegetation. (Ref. Bulletin
de la societe botanique de France. T. 28. Revue bibliographique, pag. 188.)
Pflanzen, welche nur Licht empfangen, welches durch eine Chlorophylllösung hin-
durchgegangen ist, gehen zu Grunde, selbst wenn die Lösung schwach war. Eine solche
Lösung hält von dem ganzen Spectrum fast nur einen charakteristischen Theil des Roth
auf (zwischen B und C), der demnach dem weissen Lichte nothwendig ist. Eine Lösung
von Jod in Schwefelkohlenstoff absorbirt nun vom weissen Lichte fast alles bis auf jenen
rothen Theil; wurden Kressepflänzchen im Licht cultivirt, welches durch diese Lösung
gegangen war, so gediehen sie fast ebensogut als Pflanzen, welche Licht empfingen, welches
eine Schicht reinen Wassers passiert hatte.
V. Reizerscheinungen.
47. S. Schwendener. lieber das Winden der Pflanzen. (Aus dem Monatsbericht der Kgl.
Akademie der Wissenschaften zu Berlin, vom Dezember 1881.)
Verf. hat sich die Aufgabe gestellt, sowohl der geometrischen als auch der mechanischen
Seite beim Vorgang des Wiudens etwas näher als es bisher geschehen ist, nachzugehen, um
von dieser Seite her eine Lösung des Problems herbeizuführen. Indem bezüglich der Details
auf das Original verwiesen sein mag, wird es genügen, hier nur diejenigen Momente hervor-
zuheben, welche der Verf. als wesentlich und unentbehrlich für das Zustandekommen der
Windungen schlingender Pflanzentheile bezeichnet. Diese sind: Das Ergreifen der Stütze
infolge der Nutationskrümmung und der Einfluss des Geotropismus. Die in revolutiver Nutation
begriffene Spitze einer Schlingpflanze krümmt sich von Zeit zu Zeit stark nach innen und
drückt hierdurch ihre Endknospe gegen die Stütze, während ein etwas unterhalb der Spitze
gelegener Punkt des Stengels ebenfalls mit der Stütze in Berührung kommt, oder schon
gekommen ist. „Die junge Schlingpflanze ergreift also die Stütze in ähnlicher Weise, wie
man etwa mittelst Daumen und Zeigefinger eine cylindrische Glasröhre oder ein leichtes
Weinglas u. dergl. anzufassen pflegt." Nachdem dieser Doppelcontact mit der Stütze her-
gestellt ist, versucht die Pflanze noch einige Zeit lang den Krümmungsradius zu verkleinern,
so dass also die Emlknospe mit einer gewissen Kraft gegen die Stütze gedrückt wird. Fallen
diese beiden Contactpunkte nicht in eine Ebene, sondern liegt der eine derselben merklich
höher, so resultirt aus dieser Spannung zugleich eine der Windungsrichtung entgegengesetzte
(antidrome) Torsion, welche, wie Verf. meint, für den Mechanismus des Windens wesentlich
ist, während die oft zu beobachtenden gleichsinnigen (homodromen) Torsionen als Störungen
betrachtet werden, und bei regelmässigem Winde nicht vorkommen. Eine zweite wesentliche
Bedingung des Windens ist, wie Verf. durch Versuche am Klinostaten nachweist, der Geo-
tropismus. Eine um eine horizontale Axe rotirende Pflanze windet nicht, nutirt aber nach
allen Seiten. Die andere Wirkung der Schwerkraft, das Eigengewicht ist nicht maassgebend,
da, wie Verf. zeigt, die Pflanze auch dann fortfährt zu winden, wenn das Eigengewicht
contrebalancirt wird. Die mechanischen Wirkungen der geotropischen Krümmungen bestehen
in einem Krümmuugs- und einem Drehungsmoment, welche also gleichsinnig wirken, wie
die durch das Ergreifen der Stütze sich ergebenden: „Das Drehungsmoment bedingt anti-
drome Torsion, das Biegungsmoment Krümmung nach der Stütze hin." Für das Zustande-
kommen des Wiudens ebenfalls von Bedeutung ist auch der Durchmesser der Stütze, insofern
derselbe in Bezug auf den Radius der Nutationskrümmungen nicht zu gross sein darf, da
sonst, wie leicht einzusehen ist, die Spitze des Stengels an der Stütze leicht ausgleitet.
Reizersclieinungen. 2 1
48. L. Roase. Moavements des feuilles. (Les Mondes 1881, T. U, p. 2G2-263.)
Eine kuze Mittheiluug, dass bei einer Acacia molUssima, welche beschnitten worden
war, die unter der Schnittfläche liegenden Blätter aufhörten, sich des Nachts zu schliessen,
während die infolge dieser Operation des Beschneidens producirten neuen und oberhalb der
Schnittfläche gelegenen Blätter sich normal verhielten.
49. C. Hilburg. üeber Turgescenzänderungen in den Zellen der Bewegungsgelenke. (Unter-
suchungen aus dem Bot. Institut zu Tübingen, herausg. v. Pfeffer, Bd. I, Heft 1, S. 23—52.)
Die Ursache der periodischen Bewegungen der mit Bewegungsgelenken versehenen
Blattorgane sollen nach Pfeffer Turgescenzänderungen sein, und zwar sollen dieselben so
gross sein, dass sie in beträchtlichen Verschiedenheiten des Concentrationsgrades der zur
Plasmolysirung erforderlichen Lösung sich bemerkbar machen können. Die vom Verf. nach
der von de Vries ausgebildeten Methode der Plasmolyse angestellten Versuche ergaben
jedoch ein negatives Resultat, insofern sich herausstellte, dass der plasmolytisch gemessene
Turgor in den Gelenkzellen für Tag- und Nachtstellung der Blätter derselbe oder fast
derselbe war. Hieraus darf aber, wie Verf. des Weiteren anführt, nicht geschlossen werden,
dass bei den Expansionsschwankungen der periodischen Bewegungen der Turgor überhaupt
nicht betheiligt sei, da ja die im lebenden Verbände bestimmenden Ursachen beim Isoliren
sich ändern können, worauf die Methode keine Rücksicht nimmt. Wenn aus positiven
Resultaten ein Schluss auf das Vorhandensein von Turgorschwankungen erlaubt sei, so treffe
dies nicht zu bei negativen Resultaten. Werden in den Bewegungsgelenken heliotropische
oder geotropische Krümmungen veranlasst, so lässt sich mittelst Plasmolyse eine Ver-
schiedenheit im Turgor nachweisen, was für die Ansicht von Wiesner und de Vries spricht,
dass nämlich bei Heliotropismus und Geotropismus auf irgend welche Weise der Turgor in
den Zellen gesteigert wird. „Aus den Thatsachen, dass die durch Heliotropismus und Geo-
tropismus hervorgerufenen Aenderungen der Expansionskraft fixirbar sind, während dies
bei den durch Tageswechsel hervorgerufenen nicht der Fall ist, folgt also wohl, dass die-
selben von einander verschieden sein müssen. Man kann mithin den Schluss daraus ziehen,
dass einseitige Beleuchtung andere, und zwar hier sicher den Turgor modificirende Wirkungen
schafft, als die allseitige Helligkeitsschwankung, welche die Ursache der täglichen Be-
wegungen ist und jederzeit Hebungen und Senkungen der Expansiouskraft in den Gelenken
veranlasst."
Wenn Schnitte von Bohnengelenken in Wasser gebracht werden, so zeigen sie nach
einer gewissen Zeit eine Senkung des Turgors in den Parenchymzellen an. Diese Eigen-
thümlichkeit zeigen mehr oder weniger nur die Gelenkzellen, gleichgiltig , ob sie im Licht
oder im Dunkeln waren, dessgleichen Zellen heliotropisch oder geotropisch gekrümmter
Gelenke. Sehr verdünnte Salpeterlösungen, etwa bis 0.5 "/q verhalten sich wie reines Wasser.
Kommen die Schnitte jedoch zuvor in concentrirtere Salpeterlösungen, von 1 — 1.5 "/o an
einige Zeit zu liegen, und darauf erst in reines Wasser, so tritt jetzt keine Senkung des
Turgors ein. Ferner erreicht der in Wasser einmal gesunkene Turgor durch nachherigen
Aufenthalt der betreffenden Objecte in Salpeter seine alte Höhe nicht wieder. Zucker-
lösungen bis zu ca. 5 % verhalten sich wie Wasser ; in solchen von 5 "/g an sinkt der Turgor
der Zellen, jedoch nicht in dem Maasse, wie in Wasser. Einwirkung von Zuckerlösungen,
selbst bis zu 20 % verhindert bei nachherigem Wasserzutritt die Senkung des Turgors nicht.
Ganze Gelenkhälften in Wasser gelegt, ergeben ebenfalls Senkung des Turgors.
50. G. Cngini. Intorno all'azione dell'etere e del cloroformio sugli organi irritabili delle
plante. (Nuovo Giorn. Bot. Ital. XIII, 1881, No. 4, p. 288—291.)
In letzter Zeit war durch Dr. Macchiati die Meinung geäussert worden (Nuovo
Giorn. Bot. Ital. XII, p. 243), dass die hemmende Einwirkung von Aether- und Chloroform-
dämpfen auf die Reizbarkeit verschiedener sensitiver Pflanzenorgane ausschliesslich durch
die Temperaturerniedrigung hervorgerufen sei, welche bei Verdampfen der genannten Flüssig-
keiten eintritt.
Verf. hat, um diese Ansicht zu controliren, eine Reihe von Experimenten angestellt,
indem er die betreffenden Pflanzen in geschlossenem, erwärmtem Räume der Einwirkung
von Anaestheticis aussetzte. Die Reizbarkeit wurde auch hier stets gehemmt, mehr oder
22 Physiologie. — Physikalische Physiologie.
minder complet, je nach der Dauer des Versuches. Die Ansicht Macchiati's ist durch diese
Versuche also widerlegt. 0. Penzig (Padua).
51. Robert Grassmann. Das Fflanzenlelien oder die Physiologie der Pflanzen. (Stettin 1882.
Druck und Verlag von R. Grassmann.)
Geotropismus.
52. Fredr. Elfving. Beitrag zur Eenntniss der physiologischen Einwirkung der Schwer-
kraft auf die Pflanzen. (Sep. Abdruck aus Acta. See. Scient. Tenn. T, XII.)
lu dieser Abhandlung sucht der Verf. experimentelle Aufklärung, ob die von Sachs
aufgestellten Sätze richtig sind, dass nämlich die Schwerkraft keine Wirkung auf das
Längenwachsthum einer Wurzel ausübt, weder wenn dieselbe in normaler noch wenn sie
in der diametral entgegengesetzten Lage wächst, dass mit anderen Worten die Wachsthums-
geschwindigkeit gleich bleibe, wenn die Schwere in der Richtung von der Basis nach der
Spitze oder von der Spitze nach der Basis wirkt. In dem ersten Theile der Abhandlung
wird die Schwerkraftwirkung auf negativ geotropische Organe behandelt, wenn sie sich in
einer der normalen Lage entgegengesetzten befinden. Als Versuchsobject dient Phycomyces
nitens, dessen Fruchtträger senkrecht nach oben wachsen, welche Verf. aber, nach H, Müller's
Vorgang, unter sonst constanten Bedingungen durch von unteu einfallendes Licht dazu
zwingt, ihrem positiven Heliotropismus zufolge nach unten zu wachsen. Die erste, mit diesem
Objecte angestellte Versuchsreihe lehrte nun, dass die Fruchtträger sowohl bei Aufwärts-
ais Abwärtsstellung im Lichte den als grosse Periode bezeichneten Wachsthumsverlauf zeigen ;
die zweite Versuchsreihe lehrte, dass diese Organe langsamer in der umgekehrten als in
der aufrechten, normalen Lage wachsen, gleichviel ob sich die Verlangsamung unmittelbar
oder als Nachwirkung offenbart. Im zweiten Theil sucht Verf. zu ermitteln, ob die Schwer-
kraft überhaupt Einfluss hat auf geotropische Pflanzentheile in ihrer senkrechten Gleich-
gewichtslage. Einmal wurde durch langsame Rotation um eine horizontale Axe die wachsende
Pflanze (Phycomyces nitens) dem Einfluss der Schwere entzogen, das andere Mal wurde
durch schnelle Drehung des betreffenden Objectes (Wurzel von Fisum sativum') die Grösse
der wirkenden Kraft gesteigert. Aus den Beobachtungen ging hervor, dass der Schwerkraft
kein Einfluss auf die Energie des Wachsthums der genannten negativ geotropischen Orgaue
zuzuschreiben ist, und dass eine Centrifugalkraft von schon beträchtlicher Intensität ebenso-
wenig die Wachsthumsgeschwindigkeit positiv geotropischer Organe ändert. Schliesslich
bestätigt Verf. experimentell, dass die Schwerkraft ohne Einfluss auf die Wachsthums-
geschwindigkeit normal gestellter Wurzeln ist. Der dritte Theil behandelt die krümmende
Einwirkung der Schwere und der Centrifugalkraft. Es werden die von Sachs früher als
abnorm mitgetheilten Fälle in Bezug auf die endliche Gleichgewichtslage wachsender Wurzeln
behandelt. Verf. Hess in verschiedenen Medien, bei normaler und gesteigerter Schwerkraft
senkrecht aufgerichtete Wurzeln in die Ruhelage kommen und gelaugte zur Ansicht, dass
jene als exceptionell betrachteten Fälle als gesetzmässig aufzufassen seien. Die Gleich-
gewichtslage giebt den Winkel an, bei dem, abgesehen von einer geotropischen Nachwirkung,
die Einwirkung der Schwere aufhört; sie ist bei verschiedenen Wurzeln verschieden. Am
empfindlichsten für die Schwere sind die Wurzeln, wenn der Ablenkungswinkel ISO" beträgt.
Am Schlüsse der Abhandlung weist Verf. den Einwand zurück, die Wurzeln seien für die
Schwerkraft in feuchter Luft weniger empfindlich als in Erde, und fügt daran einige kurze
Bemerkungen über das analoge Verhalten der Nebenwurzeln an.
53. Frank Schwarz. Der Einfluss der Schwerkraft auf das Längenwachsthum der Pflanzen.
(Untersuchungen aus dem Botan. Institut in Tübingen. Bd. I Heft I, S. 53—96.)
Verf. untersucht den Einfluss der Schwerkraft auf das Längenwachsthum für den
besonderen Fall, dass die Kraft parallel der Längsaxe positiv oder negativ geotropischer
Pflanzentheile wirkt und dass die Pflanze selbst zur Schwere sich in der Gleichgewichtslage
befindet. Da weder bei Anwendung von gesteigerter Centrifugalkraft noch bei Aufhebung
der Schwerkraftwirkung eine Aenderung des Längen- und Dickenwachsthums nachgewiesen
werden konnte, so erschien es denkbar, dass in beiden Fällen die Zu- und Abnahme des
Wachsthums in gewissen Zonen statt in transversaler Richtung, in der Längsrichtung ein-
Geotropismus. ■ 23
trete. Mit kurzen Worten führt Seh. zunächst die Sachs'scheu Anschauungen über die in
Rede stehende Frage an, unterwirft die Arbeiten N. J. C. Müller's einer aburtheilenden
Kritik und erwähnt die gleichzeitig von Fred-Elfving (siehe Ref. No. 52) über denselben
Gegenstand ausgeführten Untersuchungen, deren Resultate mit den seinigen vollkommen
coincidiren.
Die Versuchsmethode war die, dass Verf. gleichzeitig an vielen Objecten die Schwer-
kraft wiederholt variirte, dieselben Pflanzen dann der Ruhe überliess und daneben zum
Vergleich noch andere Pflanzen beobachtete, welche immer in Ruhe wuchsen. Licht- und
Temperaturschwankungen waren ganz ausgeschlossen, auch wurde vom Verf. die Tages-
periode und die grosse Wachsthumsperiode berücksichtigt. Die Versuche 1 — 5 an Vicia
Faba, Helianthus annuus, Lupinus lutens ergaben, dass das Wachsthum sowohl der Wurzeln
als auch der Stengel durch die Centrifugalwirkung nicht verändert wird, die Versuche 10
bis 12 (an Vicia Faba, Lupinus luteuft'), dass auch die Aufhebung der Schwerkraft keinen
Einfluss auf das gesammte Längenwachsthum der Stengel und Wurzeln hat. In den
ergänzenden Versuchen 6 — 9 (an Vicia Faba und Pisum sativum) und beziehentlich 13
bis 15 (an Vicia Faba, Pisum sativum, Lupinus luteus') wurde die Grösse des Zuwachses
in einem einzigen längeren Zeitraum bestimmt. Die noch übrigen Versuche 16 — 21 (an
Wurzeln von Vicia Faba und Stengeln von Cucurbita Pepo) endlich bewiesen, dass durch
Veränderung der Schwerkraftwirkung nicht nur das Gesammtwachsthum, sondern auch das
Wachsthum in den einzelnen Zonen nicht geändert wurde, dass weder eine Verschiebung
des Wachsthumsmaximums noch eine Verlängerung der ganzen wachsenden Zone stattfand.
Besonderen Werth legt Verf. auf die Versuche mit Wurzeln, da bei diesen Objecten die
wachsende Region ziemlich scharf abgegrenzt ist. An diese Versuche reiht Verf. dann
Betrachtungen über die Wirkung der Schwerkraft. Dieselbe äussert sich einmal als Eigen-
gewicht der Pflanze, ferner als Wachsthumsvorgänge auslösende Kraft. Die Ceutrifugalkraft
steigert beide. Aber während der Zug des Eigengewichtes proportional der Schwere wächst,
wissen wir nicht, in welchem Verhältniss die Wachsthumsvorgänge bedingende Wirkung bei
Steigerung der Schwerkraft grösser wird. Versuche mit den negativ geotropischen Frucht-
trägern von Mucor Mucedo beweisen die Richtigkeit des Gesagten: die Eigenrichtung der
Sporangienträger wurde bei Anwendung der Ceutrifugalkraft schneller überwunden. Bei
Wurzeln ergab sich, dass der durch Rotation gesteigerte mechanische Zug keinen Einfluss
auf die Wachsthumsenergie ausübte, eine auslösende Wirkung des mechanischen Zuges daher
wohl nicht anzunehmen sei. Zum Schlüsse behandelt Verf. die Frage nach der Wirkung
der Schwerkraft, wenn ihre Richtung zum Pflanzentheil nicht mehr die normale ist, und
führt zunächst die Versuche Elfving's mit Phycomyces nitens und die Angaben Vöchting's
über den Einfluss der Schwerkraft auf die Zweige der Trauerbäume an. In Bezug auf
letztere sei zu bedenken, dass die Objecte einer Varietät angehören und dass durch die
lange Dauer der Schwerkraftwirkuug auf die invers gestellten Organe, Ernährung etc.
geändert werden können. Es werden dann die Beobachtungen Pfeffer's an den Brutknospen
der Marchantia polymorpha, Leitgeb's an den Wurzelhaaren der Lunularia und Vöchting's
an abgeschnittenen Zweigen erwähnt, welche alle eine hemmende Wirkung der Schwerkraft
auf invers gestellte Pflauzentheile darthun. Die interessante Arbeit schliesst mit einem
Vergleich der Schwere mit dem Licht. Beide bringen bei einseitigem Angriff von der Kraft-
grösse abhängende Krümmungen hervor, bei beiden nimmt in noch unbekanntem Verhältniss
die auslösende Wirkung mit der Kraft zu. Ob bei der Schwere eine bei'm Licht, durch die
Steigerung der Kraftintensität über eine gewisse Grenze die Wirkung sich vermindert und
endlich ganz aufhört, ist nicht zu entscheiden. Ebenso bleibt noch zu untersuchen, welchen
Effect die Centrifugalkraft hervorbringt, wenn sie senkrecht auf die Organaxe wirkt und
wenn durch gleichzeitige Rotation des Pflanzentheils um die eigene Axe dessen geotropische
Krümmungen vermieden werden.
54. L Kny. lieber den Einfluss äusserer Kräfte, insbesondere der Schwerkraft, des Lichtes
und der Berührung fester Körper auf die Anlegung von Sprossungen tballöser Gebilde
und deren Längenwachsthum. (Separatabzug aus den Sitzungsberichten des Botan.
Vereins der Provinz Brandenburg. XXIII. Sitzung vom 12. Juni 1881.)
24 Physiologie. — Physikalisclie Physiologie.
In gelatinirter Rohrzuckerlösung cultivirte Pollenschläuche einiger Phanerogamen
(Aesculus Hippocastanum , Bohinia Pseudacacia, Lathynis tuberosus, Pisum sativum,
Liliuni huTbiferum, L. Martagon, Tradescantia virginica) zeigten, dass sowohl für den Ort,
an welchen die Pollenschläuche angelegt werden, als auch für die Richtung, welche sie
weiterhin einschlagen, und für die Intensität, mit welcher ihr Längenwachsthum erfolgt,
Schwerkraft und Licht ohne Bedeutung sind. Wurden kleine Quarzkörnchen in die Gelatine
eingestreut, so änderten die in ihr wachsenden Pollenschläuche ihre Wachsthumsrichtung
nicht, wenn sie mit den Quarzkörnchen in Berührung kamen; ein Anschmiegen an das
Substrat nach Art der Ranken konnte nicht beobachtet werden. Verf. stellt hiernach als
wahrscheinlich hin, „dass Ursachen chemischer Natur, welche von den Zellen der Narbe
und des leitenden Gewebes ausgehen, dem Pollenschlauche die Richtung seines ersten Hervor-
tretens und seines Wachsthums bis zum Embryosacke vorschreiben."
Verf. untersuchte ferner das Mycel von Blticor Mncedo, M. stolonifer, TrichotJiecium
roseuni und Eurotium rcpens bezüglich seiner Reaction auf die Schwerkraft und kommt
zu dem Resultat, dass die Schwerkraft auf den Ort, an welchem die Keimschläuche hervor-
traten, ferner auf Wachsthumsrichtung und Wachsthumsintensität der Mycelfäden und auf
deren Verzweigung ohne jeden Einfluss ist.
Heliotropismus.
55. E. Stahl, üeber sogenannte Compasspflanzen. (Sep.-Abdr. aus der Jen. Zeitschrift
für Naturwissenschaft. Bd. XV. N. F. VIII.)
Um die Ursache der Meridianstellung der Blätter von Lactuca scariola zu erforschen,
stellte Verf. eine Reihe von Versuchen an, aus denen hervorging, dass die Lattichblätter
gegen schwaches Licht diaheliotropisch sind; die Blätter stellen sich senkrecht zu den Strahlen
der Morgensonne und verharren in dieser Lage; sie kehren also der aufgehenden Sonne
ihre grösste Fläche zu. In dem Maasse, als die Sonne höher steigt, wird auch der Winkel,
unter welchem ihre Strahlen die Blattfläche treffen, geringer, bis schliesslich zur Mittagszeit
alle Blätter, in der Richtung der Sonnenstrahlen betrachtet, im Profil gesehen werden. In
den Nachmittagsstunden nimmt dann der Einfallswinkel der Sonnenstrahlen auf die Blätter
wieder allmählig zu, so dass diese letzteren gegen Abend wieder senkrecht von dem Sonnen-
lichte getroffen werden. Auf diesem Wege erzielen die Lattichblätter dasselbe, was die
Blätter vieler Papilionaceen durch Krümmung der Gelenkpolster erreichen: geringen Wasser-
verlust durch Transpiration und Milderung des zu intensiven Sonnenlichtes. Verf. macht
dann noch einige kurze Angaben über Heimath und erstes Auftreten des Silphium laciniatum
und theilt die Angaben anderer Forscher sowie die Resultate seiner eigenen Beobachtungen
an diesem Objecte mit. Ausser diesen beiden Pflanzen zählt Verf. noch Aplopappus rubi-
ginosus, Lactuca saligna und Chondrilla juncea zu den Compasspflanzen, deren Zahl die
Zukunft bei grösserer Aufmerksamkeit auf diese Erscheinungen sicher noch vermehren wird.
56. Fankhauser. Ueber Heliotropie der Pflanzen. (Mittheilungen der Naturf. Gesellschaft
in Bern aus dem Jahre 1878.)
F. entwickelte höchst naive Ansichten über das Zustandekommen positiv und negativ
heliotropischer Krümmungen.
57. Fr. Darwin. On the power possessed by leaves of placing themselves at right angles
to the direction of incident light. (Journal of the Linnean society. Vol. XVIII.
Botany, pag. 420.)
Verf. versucht durch Experimente zu entscheiden, ob die von Frank aufgestellte
Theorie des „Transversal-Heliotropismus" oder die bekannte von de Vries & Sachs dagegen
vertretene Ansicht den Thatsachen am meisten Rechnung trägt. Aus mehreren mit Banun-
cuhis Ficaria, Vicia Faba, Cucurbita ovifera, Plantago media und Kirsch enpflänzchen
angestellten Versuchen, in denen die Blätter der am Klinostaten befindlichen Versuchs-
pflanzen in verschiedener Richtung beleuchtet wurden, gelangt Verf. zu dem Ergebniss,
dass das Vermögen der Blätter, eine zur Richtung der Lichtstrahlen senkrechte Lage einzu-
nehmen, einer diaheliotropischen (trausversalheliotropischen nach Frank) Empfindlichkeit
derselben zuzuschreiben ist, welche im Stande ist, den Einfluss äusserer Kräfte, wie Gravitation
Chemische Physiologie. 25
oder innerer Kräfte wie Epinastie zu reguliren oder zu überwinden. Dass der Verf. in
dem Diaheliotropismus eine modificirte Circumnutation erblickt, braucht wohl kaum noch
hervorgehoben zu werden.
Hydrotropisraus.
58. E. Wer. De Thydrotropisme des racines. (Bulletin de la Societe botanique de France.
T. XXVIII. 2. Serie. T. III. Seance du 8 Avril.)
Die Versuche anderer Forscher (Johnson, Kaight, Sachs, Duhamel und Ducharfre)
über den Hydrotropismus der Wurzeln wurden wiederholt sowie einige neue angestellt, aus
deren Resultaten sich M. befähigt glaubt, eine natürlichere Erklärung dieser Erscheinung
zu geben. Der Geotropismus wirke nur auf rasch wachsende Wurzeln; vermindere sich
die Wachsthumsenergie bis zu einer bestimmten Grenze, so verschwinde der Geotropismus
und die Wurzel wachse in der Richtung weiter, in der sie sich augenblicklich befindet.
Drei, sehr ungenau beschriebene Versuche sollen dies beweisen. Nach dem Verf. ist der
Hydrotropismus nicht eine besondere Reactionsfähigkeit der Wurzeln, sondern die ihm zuge-
schriebenen Krümmungen sind das Resultat der Verlangsamung des Wachsthums, welches
immer dann eintritt, wenn die Wurzel in einen an Wasser weniger reichen Raum eindringt.
In ähnlicher Weise habe man früher den Wurzeln die Fähigkeit zugeschrieben, sich gegen
fruchtbarere Medien hin zu wenden, was sich aber als irrthümlich erwiesen habe.
59. Julius Wortmann. Ein Beitrag zur Biologie der Mucorineen. (Botanische Zeitung.
1881. No. 23 und 24.)
Die von Sachs auf Grund der beobachteten Thatsache, dass die Fruchtträger von
Phycomyces nitens bei Ausschliessung der heliotropischen und geotropischen Krümmungen
senkrecht zur Oberfläche des Substrates aus diesem hervorwachsen, ausgesprochene Ver-
muthung, es könne die ungleichmässige Vertheilung der Luftfeuchtigkeit die Wachsthums-
richtung der P/ji/comyces -Fruchttäger beeinflussen, veranlasste den Verf., dieselbe einer
experimentellen Prüfung zu unterziehen, deren Ergebniss die Bestätigung jener Vermuthung
war, und die Widerlegung des von van Tieghem bezüglich dieser Erscheinungen postulirten
„Somatotropismus". Verf. constatirte, dass die Fruchtträger von Phycomyces sich in jeder
beliebigen Lage von einer in unmittelbarer Nähe befindlichen feuchten Pappscheibe weg-
krümmteu, welche Erscheinung unterblieb, wenn die Pappscheibe trocken gehalten wurde.
Die von van Tieghem bei Ähsidia studirten Arcaden-Krümmungen der fructificirenden Stolonen,
welche als Beweis für die Existenz des „Somatotropismus" angesehen werden, weist Verf.
als durch Nutationen zustandegekommen nach.
B. Chemische Physiologie.
I. Keimung. StofTumsatz. Athmung. Chlorophyll. Insecten-
fressende Pflanzen.
Referent: W. Detmer.
Verzeiclmiss der l)esproclienen Arl3eiten.
I. Keimung.
1. G. Bonnier. Die Wärmeentwickelung beim Keimen der Samen. (Ref. S. 29.)
2. Birner und Troschke. Einfluss des Gewichts der Samen auf die Erträge eiaiger
Culturpflanzen. (Ref. S. 29.)
3. Stehler, Ueber den Einfluss des Lichtes auf die Keimung. (Ref. S. 29.)
4. Ehrhardt. Wie weit erhält sich die Keimkraft bei ausgewachsenem Getreide. (Ref.
S. 29.)
5. R. Goethe. Ueber die Anzucht der Reben aus Samen. (Ref. S. 30.)
26 Physiologie. — Chemische Physiologie.
6. L. Just. Bericht über die Thätigkeit der badischen Samenprüfungsanstalt im Jahre 1881.
(Ref. S. 30.)
7. F. Nobbe. Ueber die Keimungsreife der Fichtensamen. (Ref. S. 30.)
8. G. Haberlandt. Welches ist das beste Saatgut? (Ref. S. 30.)
9. Wollny. Welches ist das beste Saatgut? (Ref. S. 31.)
10. M. Ziegelhoffer. Ueber Keimung. (Ref. S. 31.)
11. J. Giglioli, Sulla resistenza di alcuni semi all' azione prolungata di agenti chimici
gassosi e liquidi. (Ref. S. 31.)
12. V. Bodeuhausen. Anbauversuche mit verschiedenen Getreidesorten. (Ref. S. 32.)
13. W. Vonhausen. Anzucht der italienischen Pappel aus Samen. (Ref. S. 32.)
14. J. Booth. Einfluss des Samens auf die Pflanzenerziehung. (Ref. S. 32.)
15. Weise. Ergebniss der Holzsamenernte an den wichtigsten Holzarten in Preussen im
Jahre 1880. (Ref. S. 32.)
16. M. Kienitz. Beobachtungen über die Zapfenmenge an Kiefern. (Ref. S. 32.)
17. E. Wollny. Untersuchungen über den Einfluss des Standraums auf die Entwickeluug
und Erträge der Culturpflanzen. (Ref. S. 32.)
18. A. Aloi. Una piccola prova sulla germinazione dei vinacciuoli americani. (Ref. S. 33.)
19. Cocconi. Sulla nascita dei vinacciuoli americani. (Ref. S. 33.)
20. C. A. J. A. Oudemans en H. de Vries. Ovar den inolved der temperatuur op de
ontkieming von zaden. (Ref. S. 33.)
II. Nahrungsaafnahme.
21. E. v. Wolf f. Ueber die Bedeutung der Kieselsäure für die Haferpflanze. (Ref. S. 34.)
22. A. v. Liebenberg. Ueber die Bedeutung des Kalkes bei der Keimung der Samen.
(Ref. S. 34.)
23. Boussingault. Die Zersetzung der Nitrate während der Vegetation im Dunkeln.
(Ref. S. 35.)
24. W. Knop. Untersuchungen über die Ernährung der Pflanzen. (Ref. S. 35.)
25. Fr. Farsky. Resultate zweijähriger Vegetationsversuche in künstlichen Nährstoff-
lösungen und im natürlichen Boden. (Ref. S. 36.)
26. Grande au et Lechartier. Discussion sur les phosphates. (Ref. S. 37.)
27. M. Maercker. Ueber den Werth verschiedener Formen der zurückgegangenen Phos-
phorsäure gegenüber der wasserlöslichen der Superphosphate. (Ref. S. 37.)
28. E. V. Wolff, J. König u. A. Düngungsversuche, welche namentlich zur Feststellung
des Werthes der citratlöslichen Phosphorsäure angestellt wurden. (Ref. S. 37.)
29. W. Hoffmeister. Ueber den Stand der jetzigen Phosphorsäuredüngung. (Ref. S. 37.)
30. E.V. Wolff. Versuche mit zurückgegangener und in Wasser löslicher Phosphorsäure.
(Ref. S. 37.)
31. Heiden. Die Kalkdüngung. (Ref. S. 87.)
32. — Erschöpfung und Ersatz der Bodennährstoife. (Ref. S. 37.)
33. Champonnois et Pellet. Rübendüngungsversuche. (Ref. S. 37.)
34. Maercker. Zuckerrübendüngungsversuche in der Provinz Sachsen. (Ref. S. 38.)
35. Drechsler. Ueber die Vorsichtsmaassregeln bei der Anstellung von Düngungsversuchen.
(Ref S. 38.)
36. A. Peter mann. Recherches sur la dialyse des terres arables. (Ref. S. 38.)
37. E. Wein. Einige Cultur- und Düngungsversuche mit Leguminosen. (Ref. S. 38.)
38. R. Noack. Ueber die Düngung der Obstbäume. (Ref. S. 38.)
39. E. Wein. Untersuchungen über die Form, in welcher der Stickstoff den Culturpflanzen
zu reichen ist. (Ref. S. 39.)
40. T. Kosutany. Adshaüyhamu elemzeseoöl. (Ref. S. 39.)
41. R. Weber. Vergleichende Untersuchungen über die Ansprüche der Weisstanne und
Fichte an die mineralischen Nährstoffe des Bodens. (Ref. S. 39.)
42. E. Ramann. Beiträge zur Statik des Waldbaues. (Ref. S. 40.)
43. E. Wein, Untersuchungen über das Wachsthum der gelben Lupine. (Ref. S. 40.)
Verzeichniss der besprochenen Arbeiten. 27
44. M. Kunze, lieber den Massenzuwaclis der Fichte. (Ref. S. 40.)
45. V. Sissowich. Die Bestockung der Getreidearten. (Ref. S. 40.)
46. J. G. Stebler. Die Besamung der Wiesen. (Ref. S. 40.)
47. A.Voss. Der Liebesapfel, eine nützliche Pflanze für unseren Hausgarten. (Ref. S. 40.)
48. Die Serradella. (Ref. S. 40.)
49. Giersberg. Anbau der Sandluzerne. (Ref. S. 40.)
50. — Der Jobannisroggen. (Ref. S. 41.)
51. H. Grahl. Anbauversuch mit Bohnen. (Ref. S. 41.)
52. — Erntenotizen über den Anbau von Wicken. (Ref. S. 41.)
53. A. V. Kerner. Aubauversuche mit alpinen Futterpflanzen in Tirol. (Ref. S. 41.)
54. C. C. Moncada. La fisiologia vegetale presse gli Arabi. (Ref. S. 41.)
III. Assimilation.
55. Pringsheim. Zur Kritik der bisherigen Grundlagen der Assimilationstheorie der
Pflanzen. (Ref. S. 41.)
56. J. Reinke. Aldehydartige Substanzen in chlorophyllhaltigen Pflanzenzelleu. (Ref.
S. 42.)
57. F. Schwarz. Zur Kritik der Methode der Gasblasenzählung submerser Wasserpflanzen.
(Ref. S. 42.)
58. W. Engelmann. Neue Methode zur Untersuchung der Sauerstoffausscheidung pflanz-
licher und thierischer Organismen. (Ref. S. 43.)
59. Famintzin. Kohlensäurezerlegung im künstlichen Lichte. (Ref. S. 43.)
60. Th. Weyl. Ueber den Einfluss chemischer Agentien auf den Assimilationsprocess
grüner Pflanzen. (Ref. S. 43.)
61. H. Müller-Thurgau. Das Kappen der Reben. (Ref. S. 44.)
IV. Stoffumsatz and Zusammensetzung.
62. L. Jahne. Die chemische Zusammensetzung einiger Waldsamen. (Ref. S. 44.)
63. Stohmann. Ueber die quantitative Bestimmung von freien Säuren in pflanzlichen und
thierischen Fetten. (Ref. S. 44.)
64. Rechenberg. Ueber den Gehalt der thierischen und pflanzlichen Fette an freien
Fettsäuren. (Ref. S. 44.)
65. 0. Kellner. Ueber den Gehalt einiger Wurzelgewächse an stickstoffhaltigen Nicht-
proteinstoffen. (Ref. S. 45.)
66. E. Schulze und J. Barbieri. Ueber das Vorkommen von Peptonen in den Pflanzen.
(Ref. S. 45.)
67. — Ueber das Vorkommen von Allantoin im Pflanzen Organismus. (Ref. S. 46.)
68. — Ueber das Vorkommen von Phenylamidopropionsäure unter den Zersetzungsproducten
der Eiweissstofle. (Ref. S. 46.)
69. 0. Loew und Th. Bokorny. Ein chemischer Unterschied zwischen lebendigem und
todtem Protoplasma. (Ref. S. 46.)
70. — Ueber die Aldehydnatur des lebenden Protoplasma. (Ref. S. 46.)
71. — Ueber das Absterben pflanzlichen Piamas unter verschiedenen Bedingungen. (Ref.
S. 47.)
72. M. Hayduck. Ueber den Einfluss einiger Säuren auf die Entwickelung und die Gähr-
thätigkeit der Hefe. (Ref. S. 47.)
73. M. Maercker. Untersuchungen über die Störung der Gährung durch verschiedene
Substanzen. (Ref. S. 47.)
74. F. Hüppe. Ueber das Verhalten ungeformter Fermente gegen hohe Temperaturen.
(Ref. S. 48.)
75. Lechartier. Modification de composition subies par les fourrages verts conserves en
Silo. (Ref. S. 48.)
76. V. Mering. Ueber die Einwirkung diastatischer Fermente auf Stärke, Dextrin und
Maltose. (Ref. S. 48.)
28 Physiologie. — Chemische Physiologie.
77. W. Detmer. Vergleichende Untersuchungen über den Einfluss verschiedener Substanzen
auf Pflanzenzellen und auf Fermente der Pflanzen. (Ref. S. 48.)
78. ~ Ein Beitrag zur weiteren Begründung der Dissociationshypothese. (Ref. S. 49.)
79. — lieber Amylumumbildung in den Pflanzenzellen. (Ref. S. 50.)
80. J. Reinke und Rodewald. Die chemische Zusammensetzung des Protoplasma von
Aethalium septicum. (Ref. S. 50.)
81. J. Reinke. Protoplasmaprobleme. (Ref. S. 50.)
82. H. deVries. lieber die Bedeutung der Kalkablagerungen in den Pflanzen. (Ref. S. 50.)
83. — lieber einige Nebenproducte des pflanzlichen Stoffwechsels. (Ref. S. 51.)1
84. A. Hausen. Ueber die Wirkung des Milchsaftes von Ficus Carica. (Ref. S. 52.)
85. A. Albrecht. Note sur le Carica Papaya et les proprietes digestives du suc qu'il
renferme. (Ref. S. 52.)
86. L. Wittmack. Der Milchsaft der Pflanzen und sein Nutzen. (Ref. S. 52.)
87. Cramer. Ueber den Stärkeverlust keimender Kartoffelknollen. (Ref. S. 52.)
88. P. D eher aiu et B real. Untersuchungen über den Reifungsprocess einiger krautartiger
Gewächse. (Ref. S. 53.)
89. W. Wargunin. Zur Frage über die pflanzlichen Pepsinarten. (Ref. S. 53.)
90. P. E. Alessandri. Sulla maturazione dei frutti. (Ref. S. 53.)
91. N. W. P. Rauwenhoff. De beschouwingeu von H. de Vries, Over de rol van melksap
gom en hars in planten getoetst. (Ref. S. 53.)
92. M. Carlucci e F. Rossi. Coatribuzioni allo studio della maturazione dei frutti e
specialmente della maturazione dei Fichi. (Ref. S. 54.)
V. Athmung.
93. W. Detmer. Ueber die Einwirkung des Stickstoffoxydulgases auf Pflanzenzellen.
(Ref. S. 54.)
94. — Ueber Pflanzenathmung. (Ref. S. 54.)
95. P. Wilson. Ueber Athmung der Pflanzen. (Ref. S. 55.)
96. Borodin. Untersuchungen über die Pflanzenathmung. (Ref. S. 55.)
97. — Athmung in reinem Sauerstoffgas. (Ref. S. 56.)
98. — Ueber innere Athmung. (Ref. S. 56.)
99. S. Hatton. On the action of Bacteria on gases. (Ref. S. 56.)
100. W. Engelmann. Zur Biologie der Schizomyzeten. (Ref. S. 56.)
101. J. Eriksson. Ueber Wärmebildung durch intramoleculare Athmung. (Ref. S. 57.)
102. Muntz. Sur la conservation des grains par l'ensilage. (Ref. S. 58.)
103. L. Cric. Ueber einige neue Fälle von Phosphorescenz bei Pflanzen. (Ref. S. 58.)
104. C. Timirjasew. Neue Methode der Untersuchung der Athmung und der Kohlen-
säurezersetzung. (Ref. S. 58.)
VI. Chlorophyll.
105. R. Sachsse. Beiträge zur Kenntniss des Chlorophylls. (Ref. S. 58.)
106. — Beiträge zur Kenntniss des Chlorophylls. (Ref. S. 59.)
107. Hoppe-Seyler. Ueber das Chlorophyll der Pflanzen. (Ref. S. 60.)
108. J. Coaz. Das Blatt und seine Entfärbung. (Ref. S. 60.)
109. J. Rostafinski. Ueber den rothen Farbstoff einiger Chlorophyceen. (Ref. S. 60.)
110. C. Timirjasew. Apparate für quantitative Analyse des Chlorophylls. (Ref. S. 60. )
111. F. Ardissone. Sulla clorofilla. (Ref. S. 61.)
VII. Insectenfressende Pflanzen.
112. W. Behrens. Calthä dionaeaefolia. (Ref. S. 61.)
VIII. Lehr- and Handbücher.
113. W. Detmer. System der Pflanzenphysiologie, erster Theil. (Ref. S. 62.)
114. Pfeffer. Pflanzenphysiologie, B. 1. (Ref. S. 62.)
Keimung. 29
I. Keimung.
1. G. Bonnier. Die Wärmeentwickelung beim Keimen der Samen. (Forschungen auf dem
Gebiete der Agriculturphysik, Bd. 4, S. 82.)
Der Verf. hat mit Hilfe des Berthellot'schen Calorimeters die Wärmemenge
bestimmt, welche bei der Keimung der Samen verschiedener Pflanzen (Bicinus, Pisiim,
Lupintis etc.) frei wird. Wenn die Untersuchungsmethode unter gehöriger Berüclisichtigung
der erforderlichen Vorsichtsmaassregeln gehandhabt wird, so ist es möglich, die Wärmemenge
zu ermitteln , welche von der Gewichtseinheit der Samen in gleichen Zeiten während der
einzelnen Keimungsstadien producirt wird. Die Zahl der Calorien wächst zunächst mit fort-
schreitender Keimung, erreicht ein Maximum, um schliesslich wieder geringer zu werden.
Es wurde ferner versucht, die Summe der Wärmemenge festzustellen, welche die Samen
von Pisum überhaupt bei der Keimung erzeugen. Diese Wärmemenge entspricht nicht
derjenigen, welche allein in Folge der bei der Keimung stattfindenden Kohlensäureentwickelung
frei werden muss.
2. Birner und Troschke. Einfluss des Gewichts der Samen auf die Erträge einiger
Culturpflanzen. (Wochenschrift d. Pommerischen öconom. Gesellschaft 1882, No. 2 u. 3.
Ref. nach Centralbl. f. Agriculturchemie IL Jahrg., S. 390.)
Die Versuche sind mit Hafer und Erbsen durchgeführt worden. Die Körner wurden
in ein Bodenmaterial eingepflanzt, welches sich in Blumentöpfen befand. Das durch-
schnittliche Gewicht des Saatmaterials betrug:
Hafer Erbsen
schwere Körner . . . 40.75 mg 210.11 mg
mittlere „ ... 31.55 „ 171.64 „
leichte „ ... 18.32 „ 121.35 „
üeber einige Ernteresultate giebt die folgende Tabelle Aufschluss:
Erbsen.
Lufttrockenes Stroh Gewicht der Körner
pr. Pflanze in g pr. Pflanze in g
schwere Samen . . . 2.1231 1.5098
mittlere „ ... 1.8368 1.2106
leichte „ ... 1.3946 0.9357
Auch beim Hafer haben diejenigen Pflanzen, welche aus schweren Körnern hervor-
gingen, eine viel grössere Productionsfähigkeit gezeigt, als die aus leichterem Saatmaterial
erwachsenen.
3. Stebler. üeber den Einfluss des Lichtes auf die Keimung. (Botanische Zeitung 1881,
S. 470.)
Der Verf. ist durch seine Untersuchungen, welche sowohl unter Benutzung des Sonnen-
lichts als auch des Gaslichts angestellt wurden, zu dem Resultat gelangt i „dass das Licht die
Keimung gewisser Samen, namentlich von Gräsern, begünstigt, und dass dieselben im Dunkeln
entweder gar nicht oder nur sehr spärlich keimen". Das Licht soll besonders fördernd auf die
Keimung der Samen von Festuca-, Ci/nosunis-, Alopecurus-, Holcus- und besonders von Poa-
Arten einwirken. Dies Resultat ist, wie der Ref. besonders hervorheben möchte, mit grosser
Vorsicht aufzunehmen, denn obgleich eine günstige Wirkung des Lichts auf den Keimungs-
process von vornherein nicht ausgeschlossen ist, so scheint der Verf. die Schwierigkeiten,
welche sich der experimentellen Prüfung der von ihm behandelten Frage entgegenstellen,
doch nicht genügend gewürdigt zu haben.
4. Ehrhardt. Wie weit erhält sich die Keimfähigkeit bei ausgewachsenem Getreide?
(Deutsche landwirthschaftl. Presse 1881, No. 76. Ref. nach Centralbl, für Agricultur-
chemie, 11. Jahrg., S. 320.)
Der Verf. hat eine grössere Anzahl Roggenkörner während verschieden langer
Zeiten normalen Keimungsbedingungen ausgesetzt und die nach diesen Zeiten gewonnenen
Keimpflanzen in den lufttrockenen Zustand übergeführt. Die Untersuchungsobjecte gelangten
darauf wieder mit Wasser in Contact. Es ergab sich , dass der Fortgang der Entwickelung
30 Physiologie. — Chemische Physiologie.
der Keimpflanzen um so weniger normal erfolgte, je länger dieselben vor dem erwähnten
Austrocknen bereits den Keimungsbedingungen ausgesetzt gewesen waren. Nach 116stündigem
Keimen und folgendem Austrocknen entwickelten sich z. B. 78 % der Keimpflanzen , wenn
sie geeigneten Bedingungen ausgesetzt wurden, weiter, während nach 189stündigem Keimen
und folgendem Austrocknen nur 4 % der abermals mit Wasser in Contact gebrachten
Keimpflanzen weiter wuchsen,
5. R. Goethe, üeber die Anzucht der Reben aas Samen. TDer Weinbau 1881, No. 5.)
Der Verf. ist freilich nicht der Ansicht, dass es bei der Aufzucht der Reben aus Samen
gelingt, recht widerstandsfähige Pflanzen zu gewinnen, da aber die Samencultur von anderen
Gesichtspunkten aus Interesse beansprucht, so hat derselbe Versuche zur Prüfung der ver-
schiedenen Aussaatmethoden angestellt. Es zeigte sich, dass im Allgemeinen die besten
Keimpflanzen erhalten wurden, wenn die Samen nur eine schwache Bedeckung mit Erde
erhielten und sich einer Temperatur von 15** C. ausgesetzt befanden.
6. L. Just. Rericht über die Tbätigkeit der badischen Samenprüfangsanstalt im
Jabre 1881.
Der Verf. spricht sich über den Nutzen der Samenprüfungsanstalten für den Land-
wirth im Allgemeinen aus und berichtet speciell über die Tbätigkeit der badischen Station.
Die Untersuchungen während des Jahres 1881 bezogen sich auf 39 verschiedene Samen-
arten. Es sind z. B. 170 ßothklee- und 110 Luzerneproben auf ihre Keimfähigkeit sowie
auf Verunreinigungen untersucht worden.
7. F. Nobbe. üeber die Keimungsreife der Fichtensamen. (Tharander forstliches Jahr-
buch 1881, Heft 1.)
Zunächst liefern die Untersuchungen des Verf. Bestätigung für die von demselben
schon früher ausgesprochene Ansicht, dass es am zweckmässigsten ist, die Ernte der Zapfen
der Fichte behufs Samengewinnung zu Anfang October vorzunehmen. Es ist dann noch
kein Sameuverlust eingetreten, und die Samen haben ihre Reife bereits erlangt. Uebrigens
weist der Verf. ferner unter Benutzung aus Norwegen stammender Fichtensamen nach, dass
die Keimfähigkeit derselben sogleich nach rechtzeitiger Ernte noch nicht ihr Maximum
erreicht hat. Die Keimfähigkeit der Samen wächst, wenn dieselben längere Zeit aufbewahrt
werden und in Folge dessen nachreifen.
Wenn man die Fruchtschuppen von Fichtenzapfen successive ablöst, so zeigt sich,
dass die tiefsten 20—40 Schuppen völlig steril sind. Die nächstfolgenden Schuppen enthalten
gewöhnlich noch kleine, mit dem Fortschritt nach der Zapfenmitte hin und über dieselbe
hinaus kräftiger werdende Samen, bis nahe dem Gipfel das Product allmählich wieder auf
Null herabsinkt. Verf. constatirt nun ferner unter Benutzung des aus Norwegen stammenden
Materials, dass das Gewicht der Fichtensamen je nach ihrer Stellung am Zapfen ein ver-
schiedenes ist. Die Samen von der Zapfenmitte besitzen das höchste Gewicht; das Gewicht
der tiefer sowie höher stehenden Samen ist geringer. Ebenso ist dem Samen aus der Zapfen-
mitte die höchste Keimfähigkeit eigenthümlich. Die Untersuchungen des Verf.'s über den
relativen Werth der in Folge des Klengprocesses successive ausfallenden P'ichtensamen führten
endlich zu dem Resultate, dass die Anzahl der „tauben" Samen mit der Gewalt, welche
zum Entfernen der Körner aus den Zapfen erforderlich ist, in eben dem Maasse zunimmt,
wie die Keimfähigkeit abnimmt. Es folgt daraus, dass beim Klengprocess der erste „Aus-
sprung" der beste ist, und dass es vorzugsweise die tauben und die von Insecten angefressenen
Körner sind, welche der Werbung den grössten Widerstand entgegensetzen.
8. G. Haberlandt. Welches ist das beste Saatgut? (Fühling's landwirthschaftl. Zeitung
30. Jahrg., H. 1.)
Nach des Verf.'s Ansicht, empfiehlt es sich keineswegs, stets die grössten Samen
als Saatgut zu verwenden, weil die sich aus denselben entwickelnden Pflanzen häufig relativ
spät zur Reife gelangen sollen. Dieser Anschaung ist Wollny (Fühling's landwirthschaftl.
Zeitung, 29. Jahrg., 1880) entgegen getreten, und der Verf. versucht nun im vorliegenden
Aufsatze seine Meinung zu vertheidigen. Besondere Versuche zur Lösung der in Rede
Stehenden Frage sind vom Verf, nicht ausgeführt worden.
Keimung. 32
9. WoUny. Welches ist das beste Saatgut? (Fühling's landwirtLschaftliche Zeitung,
30. Jahrg., H. 4.)
In diesem Aufsatz unterzieht der Verf. die Bemerkungen G. Haberlaiidt's (vgl.
vorstehendes Keferat) einer Kritik und hebt namentlich hervor, dass nach seinen Unter-
suchungen, über deren Resultate später berichtet werden soll, aus grossen Samenkörnern
keineswegs uothwendig relativ spät reifende Pflanzen hervorgehen.
10. M. Ziegelhoffer. (Erdeszeti Lapok. Budapest 1880. XIX. Jahrgang, S. 520-522.
[Ungarisch.])
Die Samen von Fraxinus excelsior im Frühjahre gesäet, gaben in ungenügender
Zahl Sämlinge; die im Herbste gesäeten gediehen aber im darauffolgenden Frühjahre vorzüglich.
Staub.
11. J. Giglioli. Sulla resistenza di alcuni semi all'azione prolungata di agenti chimici
gassosi e liquidi. (Annuario della R. Scuola Superiore d'Agricoltura in Postici, Vol.
IL, 1880). Napoli 1881. 51 p. in 8".
Die Samen verschiedener Culturpflanzen wurden längere Zeit dem Einfluss ver-
schiedener gasförmiger oder flüssiger Substanzen ausgesetzt, und ihre Keimfähigkeit durch
Aussaat vor und nach dieser Behandlung geprüft. Die Resultate waren sehr verschieden
je nach der Natur der angewandten Substanzen, nach der Dauer der Einwirkung und nach
dem Zustande der betreffenden Samen (trocken oder feucht): es wurde festgestellt, dass die
Samen verschiedener Arten eine sehr verschiedene Resistenz, unter gleichen Bedingungen,
zeigen können. Die Schlussfolgerungen der Arbeit sind, in Kurzem, folgende:
A. Einwirkung von Gasen auf die Keimfähigkeit.
1. Nicht alle Samen widerstehen im gleichen Grade der Einwirkung schädlicher Gase:
die mit schwer permeabler Hülle begabten Samen (Luzerne) sind resistenter, als die anderen.
2. Alle Samen, wie auch die Structur ihrer Hülle beschaffen sein mag, sterben sicher
und schnell in jedem beliebigen von der atmosphär. Luft verschiedenen gasförmigen Medien,
wenn sie vorher in Wasser eingeweicht sind. In diesem Falle sterben sie auch in der
atmosphärischen Luft, wenn diese, in einem kleinen Räume abgeschlossen, nicht erneut wird.
3. Die Resistenzdauer der befeuchteten Samen gegen verschiedene Gase ist ver-
schieden, je nach der Natur der Gase; gewöhnlich reichen 20— 30 Tage aus, um sämmtliche
Samen zu tödten. Nur in einem Falle (Arsen- Wasserstoff) hat Verf. noch 1,3 o/q keimfähige
Samen nach 200tägigem Verweilen in dem gaserfüllten Medium gefunden.
4. Die Einwirkung der verschiedenen Gase auf die trockenen Samen ist meist
schwach, und es lässt sich kaum ein schädlicher Einfluss constatiren. Nur Chlor, Chlor-
wasserstoff und Ammoniakgas scheinen eine rapide Wirkung auszuüben.
5. Die Samen, welche lange Zeit energisch wirkenden Gasen ausgesetzt gewesen sind,
keimen, wenn überhaupt noch, in abnormer Weise; besonders oft ist die Wurzelentwickeluug
gehindert, und nur die Plumula entwickelt sich noch bis zu einem gewissen Grade.
B. Einwirkung von Flüssigkeiten auf die Keimfähigkeit.
Hier wurden die Versuche in verschiedener Weise angestellt, indem einerseits bei
gewöhnlicher Temperatur operirt wurde, oder die Flüssigkeiten erwärmt wurden; auch wurde
die Einwirkung von siedenden Flüssigkeiten oder ihrer Dämpfe erprobt. Es ist zu bedauern,
dass die Versuche nicht mit mehr Regelmässigkeit, mehr systematisch angestellt wurden. —
Auch hier wurde mit ursprünglich trockenen , oder mit Wasser befeuchteten Samen experi-
mentirt. — Die Resultate dieser Versuchsreihe stellen sich wie folgt:
1. Auch für die Resistenz gegen verschiedene Flüssigkeiten ist die Structur der
Samenschale eine der wichtigsten Factoren.
2. Nur das Wasser und wasserhaltige Flüssigkeiten vermögen die Samen quellen
zu machen, die entgegengesetzten Angaben beruhen auf Irrthümern.
3. Von allen geprüften Flüssigkeiten wird das Wasser am schnellsten von den
Samen aufgenommen; seine Gegenwart scheint in den Fällen, wo ungünstige Verhältnisse
für das Leben des Samens vorhanden sind, verderblich zu sein.
4. Die vom Wasser verschiedenen Liquida verhalten sich natürlich gegen die Lebens-
kraft der Samen äusserst verschieden, und lässt sich kaum ein Auszug der so erhaltenen
32 ' Physiologie. — Chemische Physiologie.
Resultate geben. Hervorzuheben ist, dass, wenn eine dem Samen schädliche Flüssigkeit
mit Wasser gemischt wird, seine schädliche Einwirkung zunimmt, weil der Zugang zum
Innern des Samens erleichtert ist.
5. Vorheriges Befeuchten der Samen mit Wasser vermindert ihre Resistenz gegen
andere Liquida bedeutend.
6. Betreffend die Einwirkung siedender Flüssigkeiten ist natürlich eine bedeutende
Verschiedenheit, je nach dem Siedepunkte des betr. Liquidum zu constatiren. Hartschalige
Samen widerstehen den Flüssigkeiten mit niederem Siedepunkt (Aether, Schwefelkohlenstoff)
für lange Zeit; überschreitet jedoch die Temperatur gewisse Grenzen (die von Art zu Art
schwanken), so wird die Keimkraft der Samen sicher zerstört. So unterliegt der Luzerne-
same, welcher dem siedenden Aether lange widersteht, dem Einfluss siedenden Alkohols.
(78°). Andere Samen können einer Temperatur bis über 100** widerstehen.
7. Die Luzernesamen behalten ihre Keimkraft auch für lange Zeit dem siedenden
Aether oder Schwefelkohlenstoff ausgesetzt, und geben kaum merkbare Quantitäten von Wachs
oder Fett an diese Solventia ab.
C. Einwirkungen von verschiedenen gelösten Substanzen auf die Keimkraft.
Diese Reihe von Experimenten, welche ohne ein einheitliches Princip mit den verschie-
densten Substanzen angestellt ist, lässt keinen Auszug zu und kann in ihren Resultaten kaum
interessiren. Die Resistenz wechselt natürlich ungemein je nach der Natur der Samen, der
Natur der angewandten Substanz, Concentration der Lösung und Dauer des Experimentes.
0. Penzig (Padua).
12. V. Bodenhansen. Anbauversuche mit verschiedenen Getreidesorten. (Sachs, landw.
Zeitg., 29. Jahrg. 1881, No. 10, S. 115. Biedermann's Centralbl. f. Agriculturchemie etc.
11. Jahrg. 1882, S. 67.)
Die Resultate dieser Versuche sprechen für den Werth eines rationellen Samen-
wechsels. K. Wilhelm.
13. W. Vonhausen. Anzucht der italienischen Pappel aus Samen. (Allgem. Forst- und
Jagdzeitung, 57. Jahrg. 1881, S. 297.)
Eine Ergänzung und theilweise Berichtigung der von dem Verf. im Juniheft des
Jahrgangs 1879 obiger Zeitschrift über dieses Thema gemachten Angaben. K. Wilhelm.
14. John Booth. Einfluss des Samens auf die Pflanzenerziehung. (Dankelmann, Zeitschrift
für Forst- und Jagdwesen, 13. Jahrg. 1881, S. 331.)
Empfiehlt möglichste Sorgfalt bei der Auswahl forstlichen Saatguts, welches nur
von „ausgesuchten" Individuen rechtzeitig gesammelt, mit thunlichster Vorsicht behandelt
sein und endlich auch von einer Oertlichkeit stammen sollte, die derjenigen, an welcher die
Aussaat beabsichtigt ist, annähernd gleicht. K. Wilhelm.
15. Weise. Ergebniss der Holzsamenernte von den wichtigsten Holzarten in Preussen
im Jahre 1880. (Nach amtlichen Berichten bei der Hauptstation des forstlichen Ver-
suchswesens bearbeitet. Dankelmann, Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen, 13. Jahrg.
1881, S. 46.)
Aus den sehr übersichtlich zusammengestellten Angaben erhellt ein im Ganzen
ungünstiges Resultat, welches auf die abnormen Witterungsverhältnisse des Jahrgangs 1880
zurückzuführen ist. K. Wilhelm.
16. M. Eienitz. Beobachtungen über die Zapfenmenge von Kiefern im Winter 1880/81.
(Dankelmann, Zeitschr. für Forst- und Jagdwesen, 13. Jahrg., 1881, S. 549.)
Von mehreren Einzelbäumen sowie von sämmtlichen Stämmen auf einer kleinen
mitten im Bestand liegenden Fläche wurden die Zapfen gesammelt und gemessen, auch
probeweise gewogen und gezählt , um zu erfahren , „wie viel Same in einem guten Samen-
jahr von haubaren Kiefern zu erwarten sei". K. Wilhelm.
17. E. WoUny. Untersuchungen über den Einfluss des Standraumes auf die Entwickelung
und Erträge der Culturpflanzen. (Journal für Landwirthschaft , herausgegeben von
Henneberg und Drechsler. 29. Jahrg. 1881.)
Diese sehr sorgfältig durchgeführte Arbeit ergab eine Reihe interessanter und
Keimung. 33
praktisch wichtiger Kesultate, welche jedoch in einem kurzen Referat keinen Platz finden
können, weshalb hinsichtlich derselben auf das Original verwiesen werden muss.
K. Wilhelm.
18. A. Aloi. üna piccola prova suUa germinazione dei vinacciuoli americani. (Riv, di
Viticult. ed Enol. Ital. V, 14, p. 438-441.) Conegliano 1881.
Da vielfache Klagen über die geringe Keimfähigkeit der aus Amerika importirten
Samen von Vitis laut werden, hat Verf. vergleichende Proben über die Keimung verschiedener
amerik. Rebsorten augestellt. Doch ist die Anzahl der geprüften Varietäten gering (acht),
die zum Versuch dienenden Samen zu wenige (20 pro Var.) , und die vom Verf. mitgetheilten
Tabellen und Berechnungen sind so confus, dass die Arbeit ohne jeden Werth bleibt.
0. Penzig.
19. G. B. Cocconi. Snlla nascita dei vinacciuoli americani. (Riv. di Viticolt. ed Enol.
Ital. XIII, 17, p. 528-530.) Conegliano 1881.
Verf. räth nach seinen Erfahrungen, um die amerikanischen Fzh's- Samen schnell
und reichlich keimen zu lassen, dieselben vor dem Aussäen in Wasser einzuweichen, bis sie
Quellung zeigen; sie seien ferner in leichte Erde, nicht tiefer als 1^2 cm zu säen, täglich
zu begiessen; in den ersten Tagen müssen die jungen Keimlinge vor der directen Sonne
geschützt werden. 0. Penzig.
20. Dr. C. A. J. A. Oudemans en Dr. Bugo de Vries. Over den inolved der temperataur
op de ontkieming van zaden. (Ueber den Einfluss der Temperatur auf die Keimung
von Samen.) (Nederlandsch Kruidkuudig Archief, 2^ Serie, 3^ deel, Be Stuk.)
Von mehreren früheren Autoren wurde der Einfluss der Temperatur auf das Keimen
von Samen mehrmals geprüft. Sie beobachteten immer nur die ersten Keimungsstadien.
Bei den im Winter gehaltenen Vorlesungen über Expei'imentalphysiologie war es
jedoch von Interesse, zu wissen, wie lange vorher und unter welchen Bedingungen die Samen
ausgesäet werden raüssten, damit in einer gewissen Zeit die Keimpflanzen im erwünschten
Stadium vorhanden seien. Die darauf bezüglichen Daten zu gewinnen bezwecken vor-
liegende Untersuchungen.
Die Verf. arbeiteten in Treibhäusern, wovon das erste eine mittlere Temperatur von
15—20'' Geis., das zweite eine von 11 — 15, das dritte eine von 8—10, das vierte eine von
7 — 8" hatte. Auch wurden Versuche in einem Zimmer angestellt, wo die mittlere Temperatur
etwa 9— lOOC. war.
In allen Treibhäusern war, auch wenn die Pflanzen so nahe wie möglich an die Glas-
überdeckung gestellt wurden, das Licht zur Assimilation ganz ungenügend; wenn das Reserve-
material der Samen aufgebraucht war, wuchsen sie nur sehr kümmerlich mehr ; nur bei der
niedrigsten Temperatur entwickelten sie sich gedrungen, obgleich langsam, weiter. Im all-
gemeinen war das Licht in den Treibhäusern desto schwächer, je höher die Temperatur war.
Zunächst ergab sich, dass Cucumis Melo, Mirahüis Jalappa^ Zea Mais, Phaseolus
multiflonis, Phaseolus vulgaris unter 9—10'' C. nicht keimten, .so dass diese selbstverständlich
von Versuchen in kalten Treibhäusern ausgeschlossen blieben.
Sodann wurden die Samen mehrerer Pflanzen bei verschiedener Temperatur gekeimt.
Wie zu erwarten, keimten sie desto schneller, je nachdem die Temperatur höher war. Die
Ergebnisse sind in der Abhandlung tabellarisch zusammengestellt und beziehen sich auf
Lepidium sativum, Brassica Ma^ja oleifera, Cannabis sativa, Medicago sativa, Hordeum
vulgare, Avena sativa, Beta vulgaris, Pisum sativum, Polygonum Fagox^yriim, Helianthus
annuus, Vicia Faba, Mirabilis Jalaj^^a, Zea Mais, Phaseolus vulgaris, Phaseolus multi-
florus, Cucumis Melo.
Bei einer zweiten Versuchsreihe wurde der ganze Keimungsprocess bei Temperaturen
von 8.5—10.8", von 13.8—17.7", von 16.9—23" verfolgt, und zwar wurde beobachtet, wie
viel Tage nach der Aussaat das erste und das letzte Exemplar gekeimt hatten, wie viel
Tage nach der Aussaat das erste und das letzte Exemplar ihre Cotyledonen oder ihr erstes
Blatt entfalteten und auch wie viel Tage nach der Aussaat die Keimpflanzen aufhörten
ihren Keimstengel zu verlängern. Für die sieben ersten obengenannten Pflanzen sind die
Ergebnisse wieder in einer Tabelle zusammengestellt.
Botanischer Jahreeberlcbt IX (1881) 1. Abtb. 3
34 Physiologie. — Chemische Physiologie.
Bei einer dritten Versuchsreihe wurden die Samen bei hoher Temperatur gekeimt*
sobald sich die Keimpflanzen über der Erde zeigten, wurden sie in ein kälteres Treibhaus
gebracht, damit sie soviel Licht erhielten, als dies im Winter nur möglich war. Aus dem
Vergleich mit Controlversuchen zeigte sich nun, dass die bei höherer Temperatur gekeimten
Samen sich ebenso kräftig entwickelt hatten, wie die, welche stets in einem kalten Raum
verweilten, nur ging die Entwickelung im ersteren Falle wegen der sehr beschleunigten
Keimung viel schneller vor sich. N. N.
II. Nahrungsaufnahme.
21. E. V. Wolff. Ueber die Bedeutung der Kieselsäure für die Haferpflanze. (Landwiith-
schaftliche Versuchsstationen, Bd. 26, S. 415.)
Der Verf. hat einer beträchtlichen Anzahl von Haferpflanzen einmal kieselsäure-
freie Nährstofflösungen, ferner Nährstofflösungen mit geringcrem und endlich Nährstoff-
lösungen mit bedeutenderem Kieselsäuregehalt dargeboten. Im zweiten Falle betrug der
Kieselsäuregehalt der Lösungen 27, im dritten 42% vom Gewicht der übrigen in den
Lösungen vorhandenen mineralischen Pflanzeunährstoffe. Es stellte sich bei der Ernte der
üntersuchungsobjecte das merkwürdige Resultat heraus, dass diejenigen Pflanzen, welche
während ihrer Vegetation Kieselsäure aus den Nährstofflösungen aufgenommen hatten, in
ihrer Fruchtbildung ausserordentlich gefördert waren. Das Gesammtgewicht der Körner
derjenigen Pflanzen, welchen viel Kieselsäure dargeboten worden war, stellte sich in einigen
Fällen fast doppelt so hoch wie dasjenige jener üntersuchungsobjecte, die sich in Berührung
mit kieselsäurefreien Nährstofflosungen entwickelt hatten. Kieselsäuregegenwart wirkte auch
— wenngleich in nicht sehr hervorragendem Maasse — günstig auf die Ausbildung der
Vegetationsorgaue der Haferpflanzen ein.
22. A. V. Liebenberg. Untersuchungen über die Rolle des Kalkes bei der Keimung der
Samen. (Sitzungsberichte d. Akadem. d. Wiss. zu Wien, 1. Abth., Bd. 84, Octoberheft.)
In der vorliegenden Abhandlung wird zumal die Frage nach der Abhängigkeit des
Verbrauchs organischer Reservestoffe der Samen bei der Keimung von der Gegenwart oder
Abwesenheit grösserer Mineralstoffquantitäten (insbesondere verschiedener Kalkmengen) «iner
experimentellen Prüfung unterzogen. Die Beobachtungen sind unter Zuhilfenahme der
Methode der Wassercultur durchgeführt worden und es zeigte sich, dass viele Keimpflanzen
{Thaseolus vmUißorus, Pisum sativum, Soja hispida, Cucurbita Pepo etc.), wenn sich
dieselben in Contact mit destillirtem Wasser oder kalkfreien Nährstofflösungen entwickelten,
nach kurzer Zeit zu Grunde gingen, obgleich noch ein reichliches Quantum plastischer
Stoffe vorhanden war. Zusatz eines Kalksalzes zu den Nährstoff lösungen, ja selbst schon
zu dem destillirten Wasser, rief eine laug dauernde Vegetation der Keimpflanzen, sowie
eine sehr vollkommene Ausnutzung des vorhandenen Vorrathes an Reservestoffen hervor.
Eine Zufuhr von Kalk ist bei der Keimung der genannten Pflanzen daher unerlässlich, wenn
dieselbe in normaler Weise zum Abschluss gebracht werden soll. Dagegen ergaben weitere
Versuche, dass ein sehr vollkommener Verbrauch der vorhandenen organischen Reserve-
stoffe auch ohne Kalkzufuhr bei der Keimung der Samen von Brassica Napus oleifera,
Sinapis alba etc. möglich ist. Die Samen dieser Pflanzen sind in der That relativ kalkreich.
Für den normalen Verlauf der Keimung verschiedener Pflanzen (Ricinus, Zca) —
d. h. für eine möglichst kräftige Entwickelung der Keimpflanzen im Dunkeln, verbunden
mit einem möglichst vollkommenen Verbrauch der vorhandenen Reservestoffe — ist übrigens
wie ferner constatirt werden konnte, nicht allein Kalkzufuhr, sondern überhaupt die Zufuhr
bestimmter anderweitiger , oder gar sämmtlicher mineralischer Nährstoffe der Pflanzen von
Bedeutung.
Schliesslich geht der Verf. noch auf die Frage nach der physiologischen Function
des Kalkes im pflanzlichen Organismus ein. Er sucht die Unhaltbarkeit der von verschie-
denen Beobachtern ausgesprochenen Ansicht, der zu Folge die Gegenwart geeigneter Kalk-
salze einen directen Einfluss auf die Translocation der Stärke in den Pflanzen haben soll,
darzuthun, konnte aber bei dem Bestreben, die erwähnte Frage zu beantworten, zu keinem
entscheidenden Ergebnisse gelangen.
Nahrungsaufnahme. 35
23. Boussingault. Die Zersetzung der Nitrate während der Vegetation im Dankeln. (Der
Naturf,, 16. Jahrg., S. 237. Ref. uach Centralbl. f. Agriculturchemie, 10. Jahrg., S. 627.)
Der Verf. vermischte einen unfruchtbaren Boden mit einer bestimmten Menge salpeter-
sauren Kalis und cultivirte Bohnen — sowie Maiskeimpflanzen bei Abschluss des Lichtes in
diesem Vegetatiousmedium. Der Gehalt des Bodens sowie der Samen an anorganischen
Stickstoffverbiudungen bei Beginn der Versuche war bekannt; ebenso konnte der Gehalt
des Bodens sowie der Keimpflanzen an den erwähnten Substanzen nach Abschluss der
Vegetationsversuche ermittelt werden. Da nun die organischen stickstofi'haltigen Bestand-
theile der Pflanzen bei der Keimung im Dunkeln keine Vermehrung erfuhren, nach Abschluss
der Versuche aber im Ganzen eine geringere Quantität von Nitraten als zu Beginn derselben
vorhanden war, so schliesst der Verf., dass ein Theil des Stickstoffs des Nitrats im Boden
während der Vegetationsdauer der Keimpflanzen als freier Stickstoff entwichen sein muss.
Es ist aber schwer zu sagen, welche Ursachen die Reduction der Salpetersäure im Boden
unter den eingehaltenen Versuchsbedingungen herbeigeführt haben.
24. W. Knop. Untersuchungen über die Ernährung der Pflanze. (Bericht vom landwirth-
schaftl. Institut zu Leizig. 1881.
I. Ueber die Entwickelung der Landpflanzen in verschiedenen Medien, in Wasser,
wässerigen Nährstofflösungen, Erde, gröberen Kiesen und Feinerde.
Nach vielen Erfahrungen ist der Buchweizen als diejenige Pflanze anzusehen, welche
sich bei der Cultur in wässeriger Lösung so normal wie keine andere Landpflanze entwickelt.
Andere Pflanzen, z. B. selbst der Mais, erfahren eine bei weitem üppigere Entwicklung,
wenn ihre Wurzeln sich nicht mit einer Nährstofflösung, sondern mit Bodenmassen in
Berührung befinden. Sehr deutlich liess sich eine analoge Thatsache auch bei Culturversuchen
feststellen, welche vom Verf. sowie von W. Wolf mit Eichenpflauzen durchgeführt worden sind.
Der Verf. hat allerdings eine Eiche 15 Jahre lang mit Hilfe der Methode der Wassercultur
cultivirt, indessen diese Pflanze, welche schliesslich eine Stammhöhe von 1,64 m erreichte, zeigte
doch keineswegs dieselbe kräftige Entwickelung, wie im Boden wurzelnde Eichen eine solche
in gleicher Zeit erlangen. Eine der wesentlichsten Ursachen dieser Erscheinung ist in dem
Umstände zu suchen, dass die Pfahlwurzel der Eichen bei Ausschluss des Bodens alsbald
abstirbt und die neu entstehenden Nebenwurzeln sich nicht kräftig genug ausbilden, um die
Pflanzen ganz normal ernähren zu können. Wolf 's Versuche führten zu ähnlichen Resultaten
wie diejenigen des Verf. Einer derselben verdient besondere Beachtung. Eine Eiche, die sich
einige Zeit lang im Boden wurzelnd entwickelt hatte, wurde aus dem Boden herausgehoben,
um ihr Wurzelsystem fortan mit destillirtem Wasser in Contact zu belassen. Es wurden der
Pflanze gar keine Mineralstoffe zugeführt. Trotzdem vegetirte sie jahrelang weiter, aber
während die Production an Stamm- und Blattorgauen zunächst noch ziemlich beträchtlich
war, sank dieselbe nach Verlauf einer Reihe von Jahren allmählich auf ein Minimum herab.
Offenbar ist zu Beginn des Versuchs ein bestimmter Vorrath von Mineralstoffen vorhanden
gewesen, der aber im Laufe der Jahre verbraucht wurde. Weit besser, als in Contact mit
reinen Nährstoft'lösungen, entwickeln sich die verschiedensten Pflanzen, wenn ihre Wurzeln
sich mit kleinen Kieselstückchen, die allerdings mit Nährstofflösung begossen werden, in
Berührung befinden.
IL Ueber die Wirkung uuterschwefelsaurer und unterphosphorigsaurer Salze ibei
der Ernährung der Pflanzen.
Vergleichende Versuche, hei deren Ausführung Maispflanzen sich einerseits in Be-
rührung mit einer in gewöhnlicher Weise zusammengesetzten Nährstofflösuug, andererseits
in Contact mit einer Lösung entwickelten, welche nicht schwefelsaure, sondern unterschwefel-
saure Magnesia enthielt, führten zu dem Resultat, dass die Schwefelsäure bei der Ernährung
der Maispflanze durch Unterschwefelsäure vertreten werden kann. Merkwürdigerweise standen
die männlichen Blüthen derjenigen Maispflanzen, denen unterschwefelsaure Magnesia dar-
geboten wurde, nicht in Rispen, sondern in einfachen Aehren. Weitere Versuche ergaben
dass die Schwefelsäure ebenso bei der Ernährung der Cucurbitaceen durch Unterschwefel-
säure vertreten werden kann, üebrigens ist zu bemerken, was für die Beurtheilung der
angeführten Resultate von Wichtigkeit erscheint, dass gelöste unterschwefelsaure Salze nach
3*
36 Physiologie. — Chemische Physiologie.
directen Versuchen des Verfassers durch den atmosphärischen Sauerstoff nicht in schwefel-
saure Salze umgewandelt werden. Die Phosphorsäure kann bei der Ernährung der Gewächse
nicht durch unterphosphorige Säure vertreten werden.
III. Ueber die Wirkung einer schwach angesäuerten Normalnährstofflösung.
Nährstoff lösuugen von 1 pro Mille Salzgehalt, denen etwas freie Salpetersäure
hinzugefügt worden war, erwiesen sich für Culturzwecke geeignet. Der Verf. hat mit Hilfe
dieser Lösung z. B. Gurkenpflanzeu zur völligen Fruchtreife gebracht.
IV. Versuche über die Aufnahme verschiedener Basen und Säuren, welche zur
Ernährung der Pflanzen nicht nothwendig sind.
Es wurden Maispflanzen unter Zuhilfenahme von Normallösungen, welche mit
Salpeter- oder Phosphorsäure schwach angesäuert worden waren, und überdies noch einen
Zusatz von kohlensaurem Ziukoxyd, kohlensaurem Baryt, kohlensaurem Strontian, kohlen-
saurem Mangauoxydul oder Borsäure erhalten hatten, cultivirt. Die Borsäure wirkte sehr
giftig auf die Pflanzen ein, so dass diese alsbald zu Grunde gingen. Das Zinksalz führte
den Tod der Pflanzen ebenso nach einiger Zeit herbei; die Gegenwart des Zinks Hess sich
in den üntersuchungsobjecten feststellen. Das Barytsalz wirkte nicht auffallend giftig auf
die Maispflauzen ein; ebenso verhielten sich das kohlensaure Strontian und das kohlensaure
Manganoxydul. In der Asche der geernteten Pflanzen konnte die Gegenwart von Baryt,
Strontian, respect. Mangan festgestellt werden.
25. Fr. Farsky. Resultate zweijähriger Vegetationsversache in künstlichen Nährstoff-
lösungen und im natürlichen Boden. (Abhandlungen der mathematisch -naturwisseu-
schaftl. Klasse d. K. böhm. Gesellschaft d. Wissenschaften 1879—1880, 6. Folge, B. 10.)
Der Verf. hat es unternommen, verschiedene Fragen bezüglich des Einflusses der
Zusammensetzung von Nährstofflösungen auf die Entwickelung der Vegetation (es diente
die Haferpflanze als Untersuchungsobject) eingehender zu studiren. Leider sind so viele
und so verschiedenartige Fragen in den Kreis der Untersuchung hereingezogen, dass trotz
eines bedeutenden Arbeitsaufwandes nur wenige derselben ihrer definitiven Lösung wirklich
näher geführt werden konnten. Als wichtigste Resultate der Beobachtungen sind die folgenden
anzuführen: die Blätterzahl der geernteten Pflanzen steht in directem Verhältniss zu der
Trockensubstanz der Wurzeln; zwischen der Länge und der Breite der Blätter besteht ein
enges Verhältniss. Die Rispenlänge steht in einem geraden Verhältnisse zur Halmlänge.
Das Körnergewicht ist umgekehrt proportional zum Strohtrockengewicht. Alle Nährstoff-
lösungeu, welche eine zu erhebliche Menge von Calcium- oder Magnesiumchlorid enthalten,
sind für die Ernährung der Haferpflanze nicht tauglich. Das Natrium kann die Function
des Kaliums in der Pflanze nicht übernehmen, mag es in jeder beliebigen Form zur Ver-
wendung kommen. Bei Ausschluss des Kaliums stirbt die Pflanze alsbald ab. Sind neben
grösseren Natriummengen sehr kleine Kaliumquantiiäten in der Nährstofflösung vorhanden,
so kann die Pflanze zwar ihren Cyclus vollenden, sie wächst aber kümmerlich. Ohne Chlor
gedeiht die Haferpflanze nicht; es sind jedoch sehr kleine Chlormengen erforderlich, um die
Entwickelung der Haferpflanze zu ermöglichen. Bei Abwesenheit des Chlors unterbleibt die
Translocation der in den Blättern gebildeten Stärke. Von erheblichem Einflüsse auf die
Ausbildung der Haferpflanze sind die Formen, in denen die einzelnen unentbehrlichen Mineral-
stoffe derselben dargeboten werden. Am geeignetsten hat sich eine Lösung erwiesen, in
welcher Kalium als Chlorid und Nitrat, Calcium als salpetersaures Salz, Magnesium in Ver-
bindung mit Schwefelsäure und Salpetersäure und Phosphorsäure als Eisenphosphat vor-
handen sind. Weitere Beobachtungen sind über die Relationen zwischen der Zusammen-
setzung der Nährstofflösungen und der Zusammensetzung der Asche der geernteten Pflanzen
angestellt worden. Die mikroskopischen Prüfungen ergaben, dass das Kalium, wie schon
Nobbe betont hat, von der grössten Bedeutung für die Amylumbildung in der Pflanzen-
zelle erscheint, dass aber das Chlor, worauf bereits hingewiesen wurde, die Fortleitung der
Stärke aus den Assimilationsorganen ermöglicht. Die Zusammensetzung der Nährstofflösung
übt einen entscheidenden Einfluss auf die Entwickelung der Stärkekörner in den Pflanzen-
zellen aus, und zwar ist sie von Bedeutung für die Form, Grösse, sowie die Anzahl der
erzeugten Körner.
Nahrungsaufnahme. 37
26. Grandeau et Lechartier. DiscussioQ sur les phosphates. (Comptes rendus des travaux
du congres international des directeurs des stations agronomiques.) Paris 1881.
Es sei hier nur auf den ausführlichen Bericht hingewiesen, da derselbe weniger
das Interesse des Botanikers, als vielmehr in erster Linie dasjenige des Agriculturchemikers
und Landwirthes beansprucht.
27. M. Maerker. Oeber den Werth verschiedener Formen der zurückgegangenen Phosphor-
säure gegenüber der wasserlöslichen der Superphosphate. (Centralblatt f. Agricultur-
chemie, 10. Jahrg,, S. 378.)
Verf. berichtet über die Resultate ausgedehnter Düngungsversuche mit phosphor-
säurehaltigen Materialien auf verschiedenen Böden, Als schwerer lösliche Phosphate kamen
zur Anwendung: 1. präcipitirter phosphorsaurer Kalk (Nebenproduct bei der Leimfabrikation)
mit 32.0/0 Gesammtphosphorsäure , wovon 29.23 "^/o citratlöslich ; 2. Kladnophosphat (phos-
phorsaure Thonerde aus Eisenhütten; 3. zurückgegangenes Lahnphosphoritsuperphosphat
mit circa 10% Gresammtphosphorsäure , wovon etwa ^/^ in Wasser, 1/3 iß Citrat löslich;
4. sogenanntes Halbphosphat (d. h, nicht völlig aufgeschlossener Bakerguano). Ausserdem
wurden noch vollkommen aufgeschlossene Superphosphate in Anwendung gebracht. Im all-
gemeinen zeigte sich der präcipitirte phosphorsaure Kalk in den mittleren und besseren
Bodenarten dem Superphosphat mit einer entsprechenden Menge wasserlöslicher Phosphor-
säure sowohl in Rücksicht auf die Körner, — wie auch auf die Strohproduction gleichwerthig.
In den leichteren Bodenarten war der präcipitirte phosphorsaure Kalk den Superphosphateu
vielfach überlegen. Bezüglich vieler Details vergl. die Abhandlung des Verf. selbst.
28. E. V. Wolff, J. König u. A. Düngungsversuche, welche namentlich zur Feststellung
des Werthes der citratlöslichen Phosphorsäure angestellt wurden. (Centralblatt f.
Agriculturchemie, 10. Jahrg., S. 435.)
Die sehr ausgedehnten Versuche, welche in verschiedenen Gegenden Deutschlands
und auf verschiedenen Bodenarten durchgeführt worden sind, haben zwar Resultate ergeben,
die sich im Detail nicht unmittelbar mit einander vergleichen lassen, aber es hat sich doch
herausgestellt, dass die Phosphorsäure solcher Düngemittel, die reich an Dicalciumphosphat
sind, unter vielen Verhältnissen ebenso günstig wie die Phosphorsäure der Superphosphate wirkt.
29. W. Hoffmeister, üeber den jetzigen Stand der Phosphorsäuredüngung. (Fühling's
landwirthschaftl. Zeitung. 30. Jahrgang, H. 4.)
Der Aufsatz enthält allgemeine Bemerkungen über die Verbindungsformen der Phos-
phorsäure in verschiedenen Düngemitteln, und es wird kurz auf Versuche hingewiesen, welche
ergaben, dass die in Wasser lösliche Phosphorsäure auf einem kalkarmen Sandboden keine
bessere Wirkung als die sogenannte zurückgegangene Phosphorsäure geltend gemacht hat.
30. E. V. Wolff. Versuche mit zurückgegangener und in Wasser löslicher Phosphorsäure.
(Fühling's landwirthschaftl. Zeitung, 30. Jahrgang, 4. Heft.)
Der Verf. ist der Ansicht, dass die zurückgegangene Phosphorsäure zumal auf schwach
absorbirenden, sandigen Böden eben so gute Wirkungen wie die in Wasser lösliche Phosphor-
säure hervorzubringen im Stande ist. Für hinreichend absorptionsfähige Böden besitzt aber,
wie dies auch die Versuche des Verf. ergeben haben, die in Wasser leicht lösliche Phosphor-
säure einen höheren Werth als die zurückgegangene Säure.
31. Heiden. Die Kalkdüngung, (Fühling's landwirthschaftl. Zeitung, 30. Jahrg., Heft 1.)
Es werden in diesem Aufsatze die Wirkungen besprochen, welche der Kalk auf dieBoden-
bestandtheile auszuüben im Stande ist. Neue Beobachtungsresultate bringt der Aufsatz nicht.
32. Heiden. Erschöpfung und Ersatz der Bodennährstoffe. (Fühling's landwirthschaftl.
Zeitung, 30. Jahrgang, Heft 5.)
Wird ein Boden längere Zeit ausschliesslich mit Stallmist gedüngt , so gehen die
Körnererträge allmählich bedeutend zurück. Es ist nothwendig, dem Boden neben dem
Stalldünger phosphorsäurereiche Materialien zuzuführen, denn die Phosphorsäure geht den
Wirthschaften bei ausgedehntem Körnerbau in grosser Menge verloren.
33. Champonnois et Pellet. Rübendüngungsversuche. (Centralblatt für Agriculturchemie,
10. Jahrgang, S. 297.)
Es wurde die Wirkung eines reinen Mineraldüngers mit derjenigen eines Düngers
38 Physiologie. — Chemische Physiologie.
verglichen, der nahezu dieselben Mengen von Pflanzennährstoffen wie jener, aber daneben
noch reichlichere Quantitäten organischer Stoffe enthielt. Der letztere wirkte weit günstiger
auf die Production von Rüben als der erstere ein , eine Erscheinung , welche sich leicht
erklärt, wenn man bedenkt, dass die physikaliscben Eigenschaften des Bodens durch Zufuhr
organischer Stoffe verbessert werden können , und dass die organischen Materien bei ihrer
Zersetzung im Boden Kohlensäure bilden, welche ihrerseits, indem sie zersetzend auf viele
Bestandtheile der Ackererde einwirkt, den Gehalt derselben an leicht aufuehmbaren Pflanzen-
nährstoffen erhöht.
34. Maercker. Zuckerrübendüngongsversnche in der Provinz Sachsen. (Fühling's land-
wirthschaftl. Zeitung, 30. Jalirgang, Heft 10.)
Die im Jahre 18Ö0 in sehr verschiedenen Wirthschaften der Provinz Sachsen durch-
geführten Versuche haben ergeben, dass die Rübenproduction sehr bedeutend gesteigert
werden kann, wenn man dem Boden neben Superphosphaten noch stickstoffhaltige Dünge-
mittel zuführt. Im Allgemeinen ist dabei der Chilisalpeter den Ammoniaksalzen vorzuziehen.
Die Versuche haben auch ergeben, dass der Zuckergehalt der Rüben bei Anwendung bedeu-
tender Mengen künstlicher Düngemittel in vielen Fällen weit weniger deprimirt wird, als man
gewöhnlich anzunehmen pflegt.
35. Drechsler, lieber die Vorsichtsmaassregeln hei der Anstellung von Düngangsversuchen.
(Fühling's landwirthschaftl. Zeitung, 30. Jahrgang, Heft 10.)
Der Verf. macht in dem Aufsatz auf die Fehlerquellen aufmerksam, welche bei der Aus-
führung von Düngungsversuchen zu berücksichtigen sind, und giebt an, welche Vorsichtsmaass-
regeln in Anwendung gebracht werden müssen, um diese Fehlerquellen möglichst zu elimiuiren.
36. A. Petermann. Recherches sur la dialyse des terres arables. (Bulletin de la Station
agricule de Gembloux, No. 27.)
Der Verf. hat Bodenmassen in einen Dialysator gebracht, in welchem dieselben von
dem destillirten Wasser durch eine Membran von vegetabilischem Pergament getrennt waren.
Der Boden gab unter diesen Umständen Kalk-, Magnesia-, Phosphorsäureverbindungen etc.
an das Wasser ab. Ueberdies traten auch humose Substanzen durch die Membran in das
Wasser über. Die Resultate dieser Versuche haben aber nur ein sehr untergeordnetes
physiologisches Interesse, denn obgleich es von vornherein wahrscheinlich ist, dass diejenigen
Substanzen, welche im Stande sind, Membranen von vegetabilischem Pergament zu passiren,
zugleich auch die Fähigkeit besitzen, die Cellulosemembran der Zellen zu durchdringen, so
ist doch bei der Beurtheilung der Frage nach dem Uebertritt einer Substanz in das Innere
der Pflanzenzellen in erster Linie das Verhalten dieser Substanz der Hautschicht des Plasma
gegenüber zu berücksichtigen, und der Verf. hat auf diesen Punkt gar kein Gewicht gelegt.
37. C. Wein. Einige Cultur- und Düngungsversuche mit Leguminosen. (Zeitschrift des
landwirthschaftl. Vereins in Bayern, 27. Jahrg., S. 731. Ref. nach Centralbl. f. Agri-
culturchemie, 10. Jahrg., S. 329.)
Die Abhandlung enthält Angaben über die Erträge, welche die verschiedenen
Varietäten der Sojabohne, sowie Erbsen und Bohnen bei der Cultur auf einem humosen
Kalksandboden lieferten. Die Erträge der Sojabohnen gestalteten sich im Vergleich zu den-
jenigen anderer Leguminosen sehr günstig. Ferner bringt die Abhandlung Angaben über
den Gehalt der Samen der gelben, braunen und schwarzen Sojabohnen an Wasser, Protein-
stoffen, Fett etc. Düngungsversuche haben ergeben, dass Düngung des Bodens mit Chili-
salpeter sowie Ammoniaksulfat den Ertrag der Sojabohne unter den gegebenen Verhältnissen
bedeutend zu steigern im Stande war.
38. R. Noack. lieber die Düngung von Obstbäumen. (Illustr. Gartenztg., 25. Jahrg. H. l.)
Der Verf. macht in diesem Aufsatz auf die oft unterschätzte Bedeutung der Düngung
der Obstbäume aufmerksam. In vielen Fällen ist es zweckmässig, die Dungmittel (Super-
phosphat, Kalisalz, Chilisalpeter, Asche, Blut, Hornspäne, Knochenmehl) vor dem Gebrauch
längere Zeit mit Wasser in Berührung zu belassen, um die entstandene nährstoffreiche
Flüssigkeit alsdann in einiger Entfernung von den Stämmen in den Boden zu bringen.
Man kann die Düngemittel aber auch, mit Erde gemischt, dem Boden einverleiben. Der
Verf. macht auch Angaben über die Menge des anzuwendenden Düngers.
Nahrungsaufnahme. 39
39. E. Wein. Untersuchangen über die Form, in welcher der Stickstoff den Calturpflanzen
za reichen ist. (Zeitschrift d. landwirthschaftl. Verein in Bayern, Jahrg. 1881, S. 2ü9.
Kef. nach Centralbl. f. Agriculturchemie, 11. Jahrg., S. 152.)
Der Verf. hat Hafer, Erbsen, Saubohnen sowie Sojabohnen in einem mit Mhrsalzen
vermischten Bodenmaterial in Blumentöpfen cultivirt. Der Stickstoff wurde den Pfiauzen
in Form von salpetersaurem Natron, schwefelsaurem Ammoniak oder salpetersaurem Ammoniak
dargeboten. Diejenigen Untersuchungsobjecte , welchen das salpetersaure Natron als Stick-
stoffquelle zur Disposition stand, entwickelten sich sehr normal und kräftig. Die Ammouiak-
salze übten dagegen stets einen nachtheiligen Einfluss auf die Pflanzen aus ; sie kränkelten
und gingen meistens zu Grunde. Dies trat selbst dann ein, wenn die Ammoniaksalze dem
Boden in sehr verdünnter Lösung dargeboten wurden. Demnach empfiehlt es sich, die
Ammoniaksalze, welche als Düngemittel Verwendung finden sollen, so lange vor der Bestellung
des Bodens mit demselben zu vermischen, dass eine gehörige Oxydation des Ammoniaks zu
Salpetersäure erfolgen kann.
40. T. Kosutäny. Adshänyhamu elemzeseröl. (Termeszettudomänyi Közlöny. Budapest
1880, XII. Bd., S. 449—454 [Ungarisch].)
Bisher hat der Verf. 51 ungarische Tabaksorten untersucht; das Resultat ist
folgendes. Der ungarische Tabak enthält im Durchschnitt 15.75 ^/g reine Asche und in
derselben 23.68% Kaliumoxyd, 2.39% Natriumoxyd, 45.45% Calciumoxyd, 13.24%
Magnesiumoxyd, 5.36% Phosphorsäure, 4.27% Schwefelsäure und 4.09 0/,, Chlor. Daraus
geht hervor, dass der Tabak vorzüglich Kalium und Calcium erfordert, und dass er die
Phosphorsäure nur sehr gering in Anspruch nimmt.
Auffallend sind die Schwankungen, die sich bei den einzelnen Bestandtheilen zeigen.
Das Kaliumoxyd schwankt zwischen 43 und 10 %
„ Natriumoxyd „ „
„ Calciumoxyd „ „
„ Magnesiumoxyd „ „
Die Phosphorsäure „ ,
„ Schwefelsäure „ „
Das Chlor „ „
Aus der Verschiedenheit dieser für das Leben der Pflanze nothwendigen Aschen-
bestandtheile lässt sich folgern, dass die Menge dieser einzelnen Mineralstoffe nicht von
gleicher Wichtigkeit sei, sondern dass einem beinahe gleichen Theile derselben in jeder
gleichalterigen und gesunden Pflanze eine physiologische Rolle zufiel und dieser Theil sei
nicht substituirbar , ein anderer Theil aber, der nach dem Vorrath der Bodennahrung sehr
veränderlich ist, habe keine besondere Bedeutung und gelange nur nach dem Gesetze der
Diffusion in die Pflanze, werde dort chemisch gebunden und sei durch irgend eine andere
Basis substituirbar. Jene Eigenthümlichkeit des Tabaks, dass er die Phosphorsäure in
geringerer Menge in Anspruch nehme als unsere Getreidearten, ist für die Landwirtbschaft
von grosser Bedeutung. Staub.
41. R. Weber. Vergleichende Untersuchungen über die Ansprüche der Weisstanne and
Fichte an die mineralischen Nährstoffe des Bodens. (Allgem. Forst- u. Jagdzeitung,
57. Jahrg., 1881, S. 1.)
Das Material zu diesen Untersuchungen stammte aus dem Bayrischen Wald (Granit-
gebiet) und den Bayrischen Alpen (Hauptdolomit). Der Gehalt an Aschenbestaudtheilen
überhaupt ist bei Tanne und Fichte am grössten in den Nadeln, am kleinsten im Holzkörper.
Beide Holzarten zeigen nur im Aschengehalt der Rinde und der Nadeln einen erheblichen
Unterschied, und zwar ist die Fichte in diesen Parthien aschenreicher als die Tanne. Hin-
sichtlich der einzelnen Aschenbestandtheile zeichnet sich die Tanne vor der Fichte durch
einen viel grösseren Gehalt an Kali aus, während die Fichte mehr Kalk und Kieselsäure
enthält. Kali findet sich hauptsächlich im Holzkörper, Kalk, Phosphorsäure und Schwefel.
Bäure vornehmlich in der Rinde, Kieselsäure hauptsächlich in den Fichtennadeln.
K. Wilhelm.
10.7
»
0.03%
60.3
»
27.1 %
24.8
n
6.1 %
10.6
»
1.97 %
10.7
»
1.63 7o
19.5
ii
0.55 %
40 Physiologie. — Chemische Physiologie.
42. E. Ramann. Beiträge znr Statik des Waldbaues. I. Die Kiefer. (Dankelmaim, Zeit-
schrift für Forst- und Jagdwesen, 13. Jahrg. 1881, S. 417.)
Zusammenstellung der Kesultate einer sehr ausführlichen chemischen Analyse eines
ca. 100jährigen Kieferstammes. Die Untersuchung erstreckte sich auf den Schaft, welchem
von zwei zu zwei Meter Probescheiben entnommen wurden, auf „Knüppelholz" (Stamm- und
Aststücke von 7-13 cm Durchmesser), „Reisig" (Aststücke von 1 — 7 cm Durchmesser) und
Nadeln. Bei allen über 1 cm starken, zur Analyse verwendeten Stamm- und Aststücken
kamen Holz und Rinde getrennt zur Behandlung. Bezüglich der gefundenen Zahlenwerthe
muss auf die Abhandlung selbst verwiesen werden. K. Wilhelm.
43. E. Wein, üntersuGhungen über das Wachsthum der gelben Lupine. (Fühling's landw.
Ztg., 30. Jahrg., 1881, S. 407. Aus der Zeitschr. d. landw. Ver. in Bayern.)
Die wichtigsten Ergebnisse dieser Arbeit lauten:
1. Die Lupineupflanzen sind in ihren ersten Lebensperioden relativ am reichsten an
Stickstoffsubstanz, stickstofffreien Extraktivstoffen und Mineralstoffen, am ärmsten an Fett
und Rohfaser.
2. Die grösste Thätigkeit in der Neubildung von Trockensubstanz und in der Auf-
nahme der Nährstoffe entwickelt die Lupinenpflanze während der Blüthezeit. Fett wird in
grosser Menge erst von Beginn dieser Zeit bis zur Reife gebildet.
3. Den meisten Stickstoff und die meiste Phosphorsäure hinterlassen die Lupinen
durch die Wurzeln im Boden, wenn sie beim Schotenansatz abgeschnitten werden.
K. Wilhelm.
44. M. Kunze. Ueber die Einwirkung des Streurechens auf den Massenzuwachs der Fichte.
(Tharander forstliches Jahrbuch, Band 31, 1881, S. 47.)
Mittheilung der Resultate zweier, in Fichtenbeständen eingeleiteter und durch
12 Jahre fortgesetzter vergleichender Versuche, welche ergaben, dass in diesem Zeitraum
bereits eine beträchtliche Beeinträchtigung des Massenzuwachses auf den berechten Ver-
suchsflächen stattgefunden hatte. K. Wilhelm.
45. V. Sissowich. Die Bestockung der Getreidearten. (Fühling's landw. Zeitung, 30. Jahrg.,
1881, S. 608.)
Der Verf. suchte festzustellen, bei welcher Reihenentfernung und Tiefe die Chevalier-
gerste sich unter gegebenen klimatischen und Bodenverhältnissen am reichlichsten bestockt.
Die Ergebnisse seiner durch drei Jahre fortgesetzten Anbauversuche werden in tabellarischer
Form mitgetheilt. Sie können selbstverständlich nur locales Interesse beanspruchen.
K. Wilhelm.
46. Stehler, J. G. Die Besamung der Wiesen. (Oesterr. landw. Wochenblatt. 6. Jahrg.,
1880, No. 47. Biedermann's Centralbl. f. Agriculturchemie etc., 10. Jahrg., 1881, S. 427.)
Mit der Gülle werden den Wiesen viele keimfähige Samen (namentlich von Weiss-
klee), welche den Verdauungskanal der Thiere unbeschädigt passirt haben, zugeführt, wodurch
die Berasung gefördert und der Werth der Düngung selbst gesteigert wird. K. Wilhelm.
47. A. Voss. Der Liebesapfel oder die Tomate, eine nützliche Pflanze für unseren Haus-
garten. (Fühling's landw. Zeitg., 30. Jahrg., 1881, S. 732.)
Eine Anweisung zur erfolgreichen Cultur dieses Gewächses und Angabe über die
Verwendung seiner Früchte. K. Wilhelm.
48. Die Serradella (Ornithopus sativus). (Fühling's landw. Zeitg, 30. Jahrg., 1881, S. 607.
Aus der W^iener Landw. Zeitg.)
Das wichtigste über die Culturansprüche und die Entwickelung dieser Futterpflanze,
nebst Angabe des zweckmässigsten Anbauverfahrens. K. Wilhelm.
49. Giersberg. Anbau der Sandluzerne. (Fühling's landw. Zeitg., 30. Jahrg., 1881, S. 9.
Aus dem Landw. Wochenblatt für Schleswig-Holstein.)
Darstellung des zweckmässigsten Culturverfahrens für die „Sandluzerne", welche nur
dann auf geringerem Sandboden mit Erfolg angebaut werden kann, wenn dieser gemergelt,
und im Untergrunde weder nass noch eisenschüssig ist. sonst auch auf Lehm und auf frucht-
barem Humusboden noch sehr gut gedeiht. Der Ertrag bleibt jedoch stets hinter der
gewöhnlichen Luzerne zurück. K. Wilhelm.
Assimilation. 41
50. Giersberg. Der Johannisroggen. (Fühling's landw. Zeitg., 30. Jahrg., 1881, S. 281
Aus der Deutsch, landw. Zeitg.)
Der Verf. empfiehlt den Anhau des Johannisroggens und theilt das nach seinen
Erfahrungen zweckmässigste Verfahren zur Cultur desselben mit. K. Wilhelm.
51. H. Grahl. Anbauversuch mit Bohnen verschiedener Arten unter besonderer Berück-
sichtigung der geernteten Nährstofifmengen. (Journal für Landwirthschaft , heraus-
gegeben von Henneberg und Drechsler, 29. Jahrg. 1881.)
Diese Versuche wurden auf dem Versuchsfelde der inzwischen aufgehobenen Akademie
Proskau mit verschiedenen Sorten von Soja-, Busch- und Buffbohuen ausgeführt. Die letzteren
lieferten auf gutem Boden die höchsten Erträge; auf geringerem vermag die Sojabohne mit
zu concurriren, „wenn die übrigen Bedingungen erfüllt sind , welche wir in unserem Klima
zu fordern haben". K. Wilhelm.
52. H. Grahl. Erntenotizen über den Anbau von Wicken. (Der Landwirth, 17. Jahrg.
1881, No. 2, S. 7. Biedermann's Centralbl. f. Agriculturchemie etc. Jahrg. 11, 1882, S. 141.)
Darstellung der von zehn in Proskau ausgesäeten Sorten erhaltenen Erträge an
Körnern, Stroh und Spreu. K. Wilhelm.
53. Eerner, A. v. Anbauversuche mit alpinen Futterpflanzen in Tirol. (Innsbrucker
landwirthsch. Blätter, 9. Jahrg. 1881, No. 2. Biedermann's Centralbl. f. Agricultur-
chemie, 10. Jahrg. 1881, S. 469.)
Die Versuche fanden auf einer Alpenwiese des „Blaser" in einer Seehöhe von 2212 m
statt. Zum Anbau gelangten namentlich Papilionaceen und Gramineen, unter welchen Ono-
brychis montana, Onöbrycliis Balansae, Trifolium anatolicum, Arten von Hedysarum und
Festtica, sowie Aira atropurpurea vorzüglich gediehen. — Im Allgemeinen zeigte sich die
Anzucht aus Samen vortheilhafter, als die Anpflanzung lebender Stöcke; die Aussaat muss
jedoch, wenn sie Erfolg haben soll, im Herbste stattfinden. Durch Verwendung des Samens
früh blühender und daher zeitig fruchtender Individuen lassen sich auch manche Pflanzen
tieferer Regionen auf höher gelegenen Alpenwiesen ansiedeln und zur Sameureife bringen,
so z. B. Vicia sepium, Vicia cracca und Lotus cornictilatus. — Der Verf. stellte auch über
die Ergiebigkeit der Alpenwiesen vergleichende Versuche an. K. Wilhelm.
54. C. C Moncada. La fisiologia vegetale presse gli Arabi. (Atti della Soc. d'acclimaz.
ed agric. in Sicilia XXII, p. 9—12.) Palermo 1881.
Verf. giebt eine interessante Darstellung über die Kenntnisse, welche im frühen
Mittelalter die Araber von der Pflanzenphysiologie hatten. Oft sind es sehr eigenthümliche
Vorstellungen, oft aber auch trafen ihre Ansichten das Richtige.
Für die Keimung z. B. stellten sie als nöthige Bedingungen das Vorhandensein von
Sonnenwärme , Wasser, Luft und Erde auf, und kannten wohl die Bedeutung der Coty-
ledonen als Reservebehälter. Betreffs der Ernährung und Circulation des Saftes nahmen
sie an, dass die Nährstoffe durch einen inneren (psychischen) Impuls der Pflanze mittelst der
Wurzeln aus der Erde gesogen und nach oben geleitet würden. Das Aufsteigen des Nahrungs-
saftes dauere das ganze Frühjahr; dann trete ein Stillstand ein und im October bis December
herrsche eine absteigende Richtung des Saftstromes. Im Winter schlafen die Gewächse, bis
zum Beginn des Saftsteigens. Der Mond übt, nach den Ansichten der Araber, grossen
Einfluss auf die Vegetation aus, besonders auf die Färbung der Gewächse.
Betreffs der Befruchtung existirten schon richtige Begriffe. Dass die Fecondation
sich innerhalb der Corolle vollziehe. Man nannte die vollständigen Blütheu sogar „Herma-
phroditen". Doch waren die Ansichten über die Bedeutung des Pistills und der Staubgefässe
nicht ganz geklärt. Kreuzbefruchtung wurde jedoch oft künstlich vollzogen. Wie schon
oben gesagt, schrieben die Araber der Pflanze eine thätige Seele zu, und so existirten für
sie auch Sympathien und Antipathien der Pflanzen untereinander. Das Welken der Bäume,
meinten sie, sei oft die Folge einer unerwiderten Liebe. 0. Penzig,
III. Assimilation.
55. Pringsheim. Zur Kritik der bisherigen Grundlagen der Assimilationstheorie der
Pflanzen, (Monatsber. d. Akadem. d. Wiss. zu Berlin 1881, Februarheft, S. 117.)
42 Physiologie. — Chemische Physiologie.
Im Anschluss an seine früheren Untersuchungen über die Function des Chlorophylls,
hebt der Verf. in der vorliegenden Abhandlung namentlich die folgenden Punkte hervor:
1. Die Chlorophyllkörper sind nicht allein als Assimilationsorgane der Pflanzen zu
betrachten, sondern functioniren gleichzeitig als Sauerstofifcondensatoren; sie dienen also
sowohl der Assimilation als auch der Athmung.
2. Der Chlorophyllfarbstofif ist nur in sofern für das Zustandekommen der Assimilation
von Bedeutung, als er die Athmungsintensität der Pflanzenzellen im Licht, welche ohne das
Pigment nach Pringsheim unter diesen Umständen sehr bedeutend ausfallen müsste, herab-
drückt und somit die Anhäufung der Assimilationsproducte in den grünen Zellen ermöglicht.
3. Die Thatsache, dass nur grüne Zellen assimilatorisch thätig sein können, berechtigt
nicht, wie Pringsheim meint, zu dem Schluss, dass das Chlorophyllpigment direct bei dem
Zustandekommen der Kohlensäurezersetzung betheiligt sei. Dem grünen Farbstoff kommt
nach des Verf. Ansicht allein die unter 2. angeführte Function zu, und daher nimmt
Pringsheim an, dass nur die protoplasmatische Grundmasse der Chlorophyllkörper an dem
Processe der Kohlensäurezersetzung unmittelbar betheiligt ist.
4. Endlich behandelt der Verf. vom Standpunkte seiner Assimilationshypothese aus
noch die Frage nach den Beziehungen zwischen Lichtintensität und Assimilationsgrösse,
sowie zwischen Wellenlänge des Lichtes und Assimilationsgrösse etc.
56. J. Reinke. Aldehydartige Substanzen in chlorophyllhaltigen Pflanzenzellen. (Berichte
d. deutschen ehem. Gesellschaft, 14. Jahrgang, No. 15.)
Die hier in Betracht kommenden Substanzen sind der Hauptsache nach durch ihre
Flüchtigkeit sowie durch ihr Vermögen, reducirend auf alkalische Silber- und Kupfersulfat-
lösungen einzuwirken, charakterisirt. Die vergleichenden Untersuchungen des Verf. haben nun
ergeben, dass diese flüchtigen, reducirenden Substanzen in keinen chlorophyllhaltigen Pflanzen-
theilen fehlen, während Pilze sowie etiolirte Keimpflanzen frei davon sind. Man kann die
in Rede stehenden Körper aus den grünen Pflanzentheilen leicht durch Destillation der-
selben mit Wasser gewinnen. Der Verf. wird durch verschiedene Beobachtungen zu dem
Schluss geführt, dass die reducirend wirkenden Körper als solche in den Zellen präformirt
sind und sich nicht erst durch den Destillationsprocess bilden. Nach Reinke wird die
aldehydartige Substanz nur unter Mitwirkung des Chlorophylls gebildet. Es ist wahr-
scheinlich, dass man es mit Formaldehyd zu thun hat und dass dieser das erste Reductions-
product der Kohlensäure in der grünen Pflanzenzelle darstellt. Schliesslich wendet sich der
Verf. noch gegen die von Loew und Bokoruy geltend gemachte Anschauung, nach welcher
das Eintreten oder Ausbleiben der Silberreaction durch den lebenden oder todten Zustand
der Eiweissmolecüle des Protoplasma bedingt wird.
57. Frank Schwarz. Zur Kritik der Methode des Gasblasenzählens an submersen Wasser-
pflanaen. (Untersuchungen aus dem Bot. Listitut in Tübingen, Bd. I. H. I.}
Die Methode des Gasblasenzählens wird bekanntlich vor allen Dingen in Anwendung
gebracht, wenn es sich darum handelt, die Abhängigkeit der Assimilationsgrösse von ver-
schiedenen äusseren Bedingungen festzustellen. Es ist nun natürlich von methodologischer
Bedeutung, darüber Aufschluss zu erhalten, ob eine Gasblasenabscheidung aus Pflanzen
nicht allein in Folge der Kohlensäurezersetzung, sondern auch noch durch anderweitige
Vorgänge herbeigeführt werden kann. Der Verf. führte seine bezüglichen Untersuchungen
mit Elodea- und Ceratopliylluin-?^&nzQn aus. Dieselben gelangten mit Regen- oder Brunnen-
wasser in Berührung, und unter diesen Umständen entwickelte sich unter dem Einfluss des
Lichtes eine erhebliche Sauerstoffmenge. Wenn jetzt aber dem Regen- oder Brunnenwasser
ein kleiner Ueberschuss von Kalk- oder Barytwasser zur Bindung der vorhandenen Kohlen-
säure hinzugefügt wurde, so hörte sofort jede Gasblasenabscheidung der Pflanzen auf. Der
Verf. hat durch besondere Versuche festgestellt, dass die Pflanzen nicht zu Grunde gehen,
wenn sie sich kurze Zeit lang mit dem kalk- oder barythaltigen Wasser in Contact befinden,
und er glangt zu dem Schluss: „dass die Gasblasenausscheidung nur dann zu Stande kommt,
wenn die Pflanze Kohlensäure zersetzt. Weder die in die Pflanze diffundirenden Gase,
noch die bei der Athmung gebildete kleine Menge Kohlensäure reicht hin, um den Blasen-
strom hervorzurufen. Das hier Gesagte gilt sowohl für diffuses als für directes Sonnenlicht."
AssimilatioQ. 43
Im AnscLluss an die im Vorstehenden erwähnten Versuche stellte der Verf. noch einige
Beobachtungen über den Einfluss des Chloroforms und Aethers auf assimilirende Pflanzen
(Eloäea, CeratophyllimJ an. Die Untersuchungsobjecte gelangten in Wasser, welches eine
Beimischung jener Stoffe empfangen hatte. Die Gasblasenabscheidung ging noch längere
Zeit (zuweilen einige Stunden lang) ungestört fort. Allmählich wurde sie schwächer, um schliess-
lich völlig aufzuhören. Die Pflanzen waren jetzt getödtet; sie schieden, in Chloroform- oder
ätherfreies Brunnenwasser versetzt, keinen Sauerstoff mehr ab. Einige Versuche, welche ich
anstellte, haben in Uebereinstimmung mit denjenigen des Verf. ergeben, dass Pflanzen in
Contact mit chloroformhaltigem Wasser noch während längerer Zeit Kohlensäure zu zer-
setzen vermögen.
58, Th. W. Engelmann. Nene Methode zur Untersuchung der Sauerstoffausscheidung
pflanzlicher und thierischer Organismen. (Botanische Zeitung, 1881, S. 441.)
In dieser wichtigen Abhandlung macht der Verf. den Leser mit einem neuen Reagens
zur Feststellung der Sauerstoffausscheidung chlorphyllführender Organismen bekannt, welches
gestattet, selbst äusserst minimale Sauerstoffmengen sicher nachzuweisen. Als Reagens dienen
die gewöhnlichen Fäuliiissbacterien , namentlich Baeterium termo. Die Bacterien sind nur
bei Sauerstoffgegenwart im Stande, sich zu bewegen. Wenn man daher in einen an bewegungs-
fähigen Bacterien reichen Tropfen einige chloropliyllführende Zellen (z. B. Algen) bringt,
so sammeln sich jene ersteren bei intensiverer Beleuchtung unter lebhafter Bewegung in
der Nähe der Algenzellen an. Es ist offenbar der von den chlorophyllhaltigen Organismen
erzeugte Sauerstoff, der diese Erscheinung bedingt, und in der That hört die Bewegung
der Bacterien auf, wenn man das Gesichtsfeld so weit verdunkelt, dass dieselben noch sichtbar
sind. Intensivere Beleuchtung ruft die Bacterienbewegung wieder hervor. Mit Hilfe seiner
Bacterienmethode hat der Verf. folgende Thatsachen festgestellt. Alle grün gefärbten Pflanzen-
zellen scheiden im Licht Sauerstoff ab; ebenso die braunen Zellen der Diatomeen. Auch
die im Dunkeln zur Entwicklung gekommenen, gelb gefärbten Blattparenchymzellen höherer
Pflanzen produciren im Licht sofort Sauerstoff (wohl in Folge sehr schneller Bildung
normalen Cloropbyllpigmentes. D. Ref.) Zellen mit chlorophyllfreiem Protoplasma (Amöben,
Monaden, Myceliumfäden von Schimmelpilzen, Wurzelhaarzellen) scheiden keinen Sauerstoff
ab. In chlorophyllhaltigen Zellen hat Sauerstoffentwicklung nur da — aber auch überall
da — statt, wo Chorophyllkörper liegen. Die Sauerstoffabscheidung findet nur bei Licht-
zutritt statt. Die Energie der Sauerstoffabscheidung steigt mit der Lichtintensität innerhalb
gewisser, ziemlich weiter Grenzen. Die ultrarothen Strahlen sind nicht im Stande, Sauer-
stoffabscheidung seitens chlorophyllhaltiger Zellen hervorzurufen.
59, Famintzin. Kohlensäurezerlegung der Pflanzen in künstlichem Lichte. (Der Natur-
forscher No. 14, S. 20. Ref. nach Centralblatt für Agriculturchenr.ie. 10. Jahrg., S. 353.)
Als Untersuchungsobjecte dienten Spirogyra, Selaginella dendiciilata, Eloäea cana-
densis und Bambusa armulinacea. Als Lichtquelle wurde eine Gasflamme benutzt. Die
Kohlensäurezersetzung ist durch die Bildung von Sauerstoff nachgewiesen worden.
60, Th. Weyl. lieber den Einfluss chemischer Agentien auf die Assimilationsgrösse
grüner Pflanzen. (Sitzungsberichte der Physik.-medicin. Societät zu Erlangen. Heft 13.)
Als Untersuchungsobject diente Eloäea canadensis. Die Pflanzen befanden sich mit
Leitungswasser in Berührung, welchem verschiedene Substanzen, deren Einfluss auf die Assimi-
lationsgrösse geprüft werden sollte, beigemischt wurden. Die von den Pflanzen erzeugten
Gasmengen sind aufgefangen und gemessen worden.
Eine Lösung von 1 "/q Carbolsäure in Wasserleitungswasser verhindert die Gasab-
scheidung im Sonnenlicht. Eine Carbolsäurelösung von 0,25 7o ^^^i die Sauerstoffabscheidung
grüner Pflanzentheile, wenn der Versuch nicht zu lange fortgeführt wird, nicht auf. Sehr
schädlich wirkt eine kalt gesättigte Salicylsäurelösung auf die Elodea-Päsinzen ein. Sehr
giftig wirken auch Strychninverbinduugen. Conceutrirtere Kochsalzlösungen heben die Sauer-
stoffabscheidung grüner Pflanzentheile vollkommen auf. In einer 5procentigen Chlornatrium-
lösung findet sehr schwache Gasproduction statt. 0.25procentige Sodalösungen hemmen die
Sauerstoffentwicklung.
44
Physiologie. — Chemische Physiologie.
61. H. Müller -Thnrgau. Das Kappen der Reben. (Der Weinbau, Organ des Deutschea
Weinbauvereins 1882, No. 24 u. 25.)
In vielen Gegenden des deutschen Weinbaugebietes wird etwas vor oder gleich nach
der Blüthezeit eine Laubarbeit am Weinstock vorgenommen, die man als ,;Kappen" oder
„Ausbrechen" etc. bezeichnet. Diese Laubarbeit besteht darin, dass man zur angegebenen
Zeit die auf den Bogreben stehenden Triebe einkürzt und nur diejenigen Ruthen unein-
gekürzt lässt, welche im nächsten Jahre zu Bogreben verwendet werden sollen. Gewöhnlich
wird so eingekürzt, dass über der obersten Blüthentraube noch 2 (seltener 3~4) Blätter
stehen bleiben. Das „Kappen" soll nach der hergebrachten Meinung von grossem Vortheil
für die normale Entwickelung der Trauben sein. Der Verf. war aber bereits früher zu der
Ansicht gelangt, dass bei stark „gekappten" Stöcken die wenigen Blätter nicht im Stande
sein würden, die für das Leben und das Wachsthum der Stöcke, sowie für das Reifen der
Trauben nothwendigen Zuckermengen herzustellen. Eingehendere Untersuchungen, welche
der Verf. an mehr oder minder stark „gekappten", respective gar nicht „gekappten" Wein-
stöcken anstellte, haben zu Resultaten geführt, welche die Richtigkeit dieser Ansicht
bestätigen. Die „gekappten" Reben lieferten weniger Trauben als die nicht „gekappten",
ausserdem enthielten die Trauben der ersteren procentisch weniger Zucker als diejenigen
der letzteren. Der Verf. weist übrigens daraufhin, dass das „Kappen" der Reben vielleicht
unter besonderen Umständen, namentlich dann, wenn die Stöcke sehr dicht stehen, von
Nutzen für die Entwickelung der Pflanzen sein kann ; im Allgemeinen ist aber das „Kappen"
der Reben nicht zu empfehlen.
IV. StofTumsatz und Zusammensetzung.
62. L. Jahne. Die chemische Zusammensetzung einiger Waldsamen. (Centr.-Bl. f. d. ges.
Forstw., Jahrg. 1881, H. 8 u. 9 Ref. nach Centralblatt f. Agric.-Chemie, 11. Jahrg., S. 106.)
Der Verf. untersuchte die vom Staube, den Blüthenrudimenten sowie den Samen-
hüllen befreiten Samen einiger Waldbäume und gelangte zu folgenden Resultaten:
100 Theile des frischen Materials enthielten:
Phms
Piiius
Pinus
Phms
Larix
Rob'tnia
Frnxinus
Betlila
Acer
excelsa
Laricio
$ylvestr.
Cembra.
europ.
pseudoaca
. excels.
alba
campest
Wasser
7.82
9.66
9.64
10.22
10.81
11.31
8.84
10.53
9.74
Aetherextract
21.20
28.62
30.25
23.13
10.98
10.71
26.61
18.25
29.33
Rohfaser
29.51
26.45
18.25
37.94
52.09
13.26
6.86
24.35
8.63
Protein
18.67
16.95
25.87
4.50
4.02
52.94
12.15
12.89
24.04
Asche
5.80
2.76
5.95
1.33
2.29
4.09
2.92
3.78
4.49
Harze u. N-freie
Extractstoffe
17.00
15.56
10.01
22.88
19.81
27.63
43.32
(3.41
30.20
(1.99
23.77
(1.87
Zucker u. Zucker u. Zucker)
14.96 Dax- 8.67 Dex-
trin) trin)
Amylum enthielt keiner der untersuchten Samen; Zucker und Dextrin fehlten den
Samen der Coniferen sowie denjenigen von Bobinia völlig.
63. F. Stobmann. Ueber die quantitative Bestimmung von freien Säuren in pflanzlichen
und thierischen Fetten. (Journal f. prakt. Chemie, Bd. 24, S. 506.)
Wir erwähnen diese Abhandlung hier, weil der Verf. in derselben eine Methode zur
Bestimmung der freien Säuren in Fetten in Vorschlag bringt, welche nicht ohne Bedeutung
für manche pflanzenphysiologischen Untersuchungen erscheint. Die freien Fettsäuren werden
nachStohmann durch Titriren der mit Alkohol stark durchgeschüttelten Fette unter Anwendung
von Barytwasser bestimmt.
64. Rechenberg. Ueber den Gehalt der thierischen und pflanzlichen Fette an freien Fett-
säuren. (Journal f. prakt. Chemie, Bd. 24, S. 512.)
In frischen thierischen Fetten (Menschenfett, Schweine- sowie Rindsfett) sind nur
sehr unbedeutende Mengen freier Fettsäuren vorhanden, und es erschien dem Verf. daher noth-
wendig, die Angabe, wonach die Pflanzenfette reichliche Quantitäten freier Fettsäuren ent-
halten sollen, einer genaueren Prüfung zu unterziehen. Die Fette wurden mit Hilfe von
Stoffumsatz uud Zusammensetzung. 45
Petroleumäther aus den Pflanzentheilen (Samen) extrahirt. Die Bestimmung der freien
Fettsäuren in den Fetten geschah titrimetrisch unter Anwendung von Kalihydrat. Es
ergab sich nun, dass unreife Samen nicht unbeträchtliche Mengen freier Fettsäuren enthalten.
Der Gehalt reifer Samen (Raps-, Lein-, Mohnsamen etc.) an diesen Stoffen ist aber ein sehr
geringfügiger. Samen, die zufällig in einem bereits angekeimten Zustande geerntet wurden,
enthielten wieder grössere Quantitäten freier Fettsäuren, welche Thatsache wohl zu dem
Schluss berechtigt, dass bei der Keimung eine Zersetzung der in den Samen vorhandenen
Glyceride stattfindet. Samen, welche, bevor sie zur Untersuchung gelangten, längere Zeit
(mehrere Jahre) aufbewahrt worden waren, enthielten wieder grössere Mengen freier Fett-
säuren als die im frischen Zustande untersuchten reifen Samen.
65. 0. Kellner. Ueber den Gebalt einiger Wurzelgewächse an stickstoffhaltigen Nicht-
proteinstoffen. (Deutsche laudwirthsch. Presse, 7. Jahrg., S. 493. Ref. nach Centralbl.
f. Agriculturchemie, 10. Jahrg., S. 540.)
Da sich nach früheren Beobachtungen des Verf. der Gehalt grüner Pflanzentheile
an stickstoffhaltigen Substanzen nicht eiweissartiger Natur unter anderem abhängig erweist
von der Stickstoffzufuhr im Dünger, so erschien es von besonderem Interesse, den Gehalt
verschiedener, einerseits auf Rieselanlagen, andererseits auf einem nicht berieselten Boden
zur Entwickelung gelangter Wurzelgewächse an den erwähnten Stoffen festzustellen. Den
Wurzelgewächsen der Rieselanlagen hatte während ihrer Vegetation eine relativ beträchtliche
Menge leicht aufnehmbarer Stickstoffverbindungen zur Disposition gestanden, und in der
That enthielten die Futterrunkeln sowie Pferdemöhren von den Rieselanlagen nicht
unerhebliche Quantitäten an Stickstoffverbindungen überhaupt, Salpetersäure sowie an ander-
weitigen Stickstoffverbindungen nicht eiweissartiger Natur mehr, als die auf einem nicht
berieselten schweren Thonboden erwachsenen Wurzeln. Ein sehr bedeutender Theil des
Stickstoffs, oft mehr als die Hälfte, ist in den Wurzeln in Verbindungen enthalten, die nicht
Proteiustoffe sind.
66. E. Schulze und J. Barbieri. Ueber das Vorkommen von Peptonen in den Pflanzen.
(Chemisches Centralblatt 1881, S. 714.)
Nach den Untersuchungen von F. Hofmeister (Zeitschrift f. physiolog. Chemie
Bd. 4 , S. 253) können die Peptone nur mit Hilfe der Biuretreactiun (d. h. durch die
Rothfärbung der alkalisch gemachten Peptonlösung auf Zusatz von Kupferlösung) sicher
nachgewiesen werden ; die Reaction ist aber allein dann eine zuverlässige, wenn Eiweissstoffe
nicht vorhanden sind. Aus diesem Grunde haben die Verf. die aus ihren Untersuchungs-
objecten gewonnenen Extracte, welche auf einen Peptongehalt geprüft werden sollten, zunächst
mit Hilfe von Bleizucker von Eiweissstoffen befreit. Die eiweissfreie Lösung wurde mit
Phosphorwolframsäure versetzt, der gebildete Niederschlag auf einem Filter gesammelt, mit
verdünnter Schwefelsäure ausgewaschen, vom Filter abgelöst und mit überschüssigem Baryt-
hydrat und Wasser digerirt. Nach abermaligem Filtriren konnte die gewonnene Flüssigkeit
zur Nachweisung der Peptone benutzt werden. Durch colorimetrische Bestimmungen (unter
Benutzung einer reinen Peptonlösung von bekanntem Peptongehalt als Vergleichsflüssigkeit)
konnten die eventuell vorhandenen Peptonmengen sogar quantitativ ermittelt werden.
Zunächst haben die Verf. Keimpflanzen auf einen Peptongehalt untersucht. In Lupinen-
keimpflanzen sind Peptone vorhanden. Drei Tage alte Keimlinge enthielten 0.6—0.7%
Pepton (auf Trockensubstanz bezogen) ; ältere Lupinenkeimpflanzen erwiesen sich pepton-
ärmer. Dass die Peptone schon in der lebenden Zelle der Keimpflanzen vorhanden sind
und sich der Hauptsache nach nicht erst bei der Darstellung der zur Untersuchung dienenden
Extracte bilden, geht wohl mit Sicherheit aus den Angaben der Verf. (vergl. ehem. Central-
blatt, S. 749) hervor. Kleine Peptonmengen sind nach den Untersuchungen der Verf. auch
in den Soja- und Kürbiskeimpflanzen vorhanden. Die Peptonbestimmungen der Verf. be-
schränkten sich aber nicht allein auf Keimpflanzen ; sie haben auch Kartoffeln, Rüben sowie
Grünfutterstoffe untersucht. In den Kartoffeln und Rüben waren sehr kleine Peptonmengen
nachzuweisen. Die Gegenwart relativ beträchtlicher Peptonmengen konnte in jungen Gräsern
constatirt werden, während sich junge Lupinenpflanzen, Rothklee sowie einige Heuarten
peptonfrei erwiesen.
46 Physiologie. — Chemische Physiologie.
67. E. Schulze und J. Barbieri. üeber das Vorkommen von Allantoin im Pflanzenorganismus.
(Berichte der Deutschen Chem. Gesellschaft 1881, S. 1602.)
Die Verl. haben mit Knospen besetzte Zweige von Plataniis orientalis als Unter-
suchungsobjecte benutzt. Dieselben wurden in Wasser gestellt, und es Hess sich nun zur Zeit
der Knospenentfaltung Allantoin in den jungen Trieben nachweisen. Diese jungen Triebe
wurden zur Isolirung des erwähnten Körpers getrocknet, mit heissem Wasser extrahirt, und
die erhaltene Lösung mit Bleiessig versetzt. In das vom Bleiniederschlag befreite Filtrat
wurde Schwefelwasserstoff eingeleitet, und aus der nach abermaliger Filtration gewonnenen
Lösung des Allantoin durch Krystallisation abgeschieden. Die Identität der erhaltenen Sub-
stanz mit Allantoin konnte durch chemische Untersuchung unzweifelhaft festgestellt werden.
Die jungen Platanentriebe enthielten (auf lufttrockenes Untersuchungsmaterial bezogen)
0.5—1% Allantoin. Das Allantoin entsteht in der Pflanze ganz sicher durch Stoffwechsel-
processe neben andern Substanzen aus den Eiweissstoffen des Protoplasma.
68. E. Schulze und J. Barbieri. üeber das Vorkommen von Phenylamidopropionsäure
unter den Zersetzungsproducten der Eiweissstoffe. (Berichte d. Deutschen Chem.
Gesellschaft 1881, S. 1785.)
Die Verf. haben aus den Keimpflanzen von Lupinus luteus eine Substanz isolirt,
welche als Phenylamidopropionsäure bezeichnet werden muss. Diese Substanz entsteht in
den lebensthätigen Pflauzenzellen neben As^iaragiu etc. ohne Zweifel in Folge der Eiweiss-
zersetzung. In den ruhenden Lupinensamen konnte die Gegenwart der Phenylamidopropion-
säure nicht nachgewiesen werden.
69. 0. Loew und Th. Bokorny. Ein chemischer Unterschied zwischen lebendigem und
todtem Protoplasma. iPflüger's Archiv f. d. gesammte Physiologie, Bd. 25, 1881, S. 150.)
Die Verf. gehen von der Hypothese aus, dass im lebensthätigen Protoplasma eine
Anzahl Aldehydgiuppen vorhanden sind, und dass die leichte Beweglichkeit dieser Gruppen
das Leben des Protoplasma bedingt. Loew und Bokorny suchten nun das Vorhandensein
solcher Aldehydgruppen in den lebendigen Zellen und die Abwesenheit derselben in todten
Zellen nachzuweisen. Dabei wurde eine alkalische Silbernitratlösung in Anwendung gebracht,
welche nach einer von den Verf. gegebenen Vorschrift leicht herzustellen ist, und die auf
lOÜOOO Thi. Wasser nur 1 Thl. Silbersalz enthält. Werden geeignete Untersuchungsobjecte
(z. B. Fäden von Spirogyra) mit dem Reagens in Berührung gebracht, so zeigt sich, dass
dieselben alsbald eine dunklere Färbung annehmen. Nach 12 stündigem Verweilen der Algen-
zellen in einer grösseren Quantität der Silberlösung bieten sie unter dem Microskop einen
überraschenden Anblick dar. Das Protoplasma der Zellen erscheint nämlich von aus-
geschiedenem Silber tief schwarz gefärbt. Tödtet man die Zellen, bevor man sie mit der
Silberlösung in Contact bringt, auf irgend eine Weise (durch Aetherisiren, durch Behandlung
mit Säuren oder Alkalien), so wirkt das Protoplasma nicht mehr reducirend auf das Silber-
nitrat ein. Die Zellen höherer Pflanzen verhalten sich, im lebensthätigen und abgestorbenen
Zustande der Silbernitratlösung gegenüber ganz ähnlich, wie die Zelieu von Algen. In
allen Fällen sollen es nach den Verf. die Aldehydgruppen des lebendigen Protoplasma sein,
welche die Keductionserscheinungen hervorrufen. Uebrigens heben die Verf. selbst hervor,
dass mehrere Untersuchungsobjecte (Diatomeen, Schimmelpilze, Infusorien) die erwähnte
Eeductionserscheinung nicht oder nicht deutlich hervortreten lassen. Diese Thatsache suchen
die Verf. durch den Hinweis darauf zu erklären, dass das benutzte Reagens in manchen
Zellen nur schwierig eindringt , und dass manche Zellen in Contact mit dem Reagens sehr
schnell absterben, so dass die Silberabscheidung nicht deutlich nachgewiesen werden kann.
Uebrigens ist noch zu bemerken, dass, wie die Verf. feststellten, verschiedene Substanzen, die
neben dem lebensthätigen Protoplasma in den Pflanzenzellen vorkommen, und reducirend auf
alkalische Silberlösung einwirken können, die Reductionserscheinung kaum merklich hervor-
rufen, wenn das Reagens in dem oben erwähnten verdünnten Zustande zur Anwendung gelangt.
Unter diesen Umständen bewirkt z. B. Glycose eine kaum nachweisbare Silberabscheidung.
70. 0. Loew und Th. Bokorny. lieber die Aldehydnatur des lebenden Protoplasma.
(Berichte d. deutschen chemischen Gesellschaft, 14. Jahrg., S. 2508.)
Nach Reinke's Ansicht (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 14. Jahrg.,
Stoffumgatz und Zusammensetzung. 47
S. 2150) ist das Hervortreten der von den Verf. constatirten Reductionserscheinung, welche
Pflanzenzellen in Contact mit alkalischer Silberlösung erkennen lassen, der Hauptsache nach
auf das Vorhandensein einer aldehydartigen Substanz, die zumal in Folge des Assimilations-
processes 'entsteht (Formaldebyd), zurückzuführen, während die erwähnte Silberreaction nach
Loew und Bokorny, wie diese Forscher auch wieder in der vorliegenden Abhandlung mit
Nachdruck betonen, durch das lebende Protoplasma hervorgerufen jvird. Zur weiteren
Begründung dieser Anschauung wird namentlich darauf hingewiesen, dass die Silberreaction
nach der erfolgten Abtödtung der Zellen nicht mehr auftritt, und dass das Silberreductions-
vermögen der Zellen genau mit dem Temperaturgrade aufhört, bei dem auch das Leben
erlischt. Es scheint mir aus den vorliegenden Untersuchungen hervorzugehen, dass die in
Rede stehende Reaction nicht in allen Fällen genau den nämlichen Ursachen ihre Entstehung
verdankt. Oft wird sie wohl ausschliesslich durch das lebende Protoplasma hervorgerufen,
in anderen Fällen verdankt sie ihre Entstehung daneben noch der Gegenwart durch die
Assimilation oder durch Stofi'wechselprocesse in den Zellen entstandener aldehydartiger Körper.
71. 0. Loew und Tb. Bokorny. lieber das Absterben pflanzlichen Plasmas unter ver-
schiedenen Bedingungen. (Pflüger's Archiv f. die gesammte Physiologie, Bd. 26, S. 50.)
Die Verf. haben Spirogyra-Fäden verschiedenen ungünstigen Bedingungen ausgesetzt
und mit Hilfe der alkalischeu Silberlösung festzustellen gesucht, wann der Tod der Zellen
eingetreten war. Bei Lichtmaugel sind nach 9 Tagen noch nicht sämmtliche Zellen getödtet ;
die nicht zu Grunde gegangenen können sogar, wenn sie normalen Lebensbedingungen aus-
gesetzt werden, wieder zu lebhafter assimilatorischer Thätigkeit gebracht werden. Selbst
nach 16tägigem Verweilen im Finstern sind noch einige Spirogyra-ZeWen nicht getödtet.
Einigermaassen weitgehendes Austrocknen, sowie mechanische Eingriffe (Zerreiben) haben
den Tod der Spirogyra-ZeWen zur Folge. Dieselben sind nicht mehr im Stande, Silber aus
der alkalischen Silberlösung abzuscheiden. Anästhetica (Aether, Chloroform) tödten die
Algenzellen nach einiger Zeit. Säuren tödten die Zellen leicht; gegen Alkalien sind sie
einigermaassen widerstandsfähig (nach 10 Minuten langem Verweilen in Iproceutigen Kali-
oder Ammoniaklösungen waren noch nicht sämmtliche Zellen getödtet). Recht giftig wirken
auf die Pflanzenzellen grössere Chlornatriummengen. Ebenso gehen dieselben in Contact
mit vielen organischen Substanzen schnell zu Grunde. Specielles über die Wirkung des
essigsauren Strychnins auf die Spirogyra-ZeWen ist in der Originalabhandlung nachzusehen.
72. M. Hayduck. üeber den Einfluss einiger Säuren auf die Entwickelung und Gähr-
thätigkeit der Hefe. (Zeitschrift f. Spiritusindustrie 1881, S. 341, Ref. nach Central-
blatt f. Agriculturchemie 10. Jahrg., S. 782.)
Der Verf. prüfte in zahlreichen Versuchen den Einfluss der Schwefelsäure, Salzsäure,
Phosphorsäure, Milchsäure und Bernsteinsäure auf die Entwickelung sowie die Gährthätigkeit
der Hefe und gelaugte zu folgenden Resultaten: 1. Die genannten Säuren schädigen die
Thätigkeit der Hefe, wenn der Säuregehalt der Gährungsflüssigkeit einen gewissen Grad über-
schreitet. Dabei wirken verschiedene Säuren in sehr ungleichem Maasse gährungsstörend.
(0.2 "/o Schwefelsäure und 0.4-0.5 "/q Phosphorsäure wirken schon merklich störend, 0.7%
Schwefelsäure unterdrückt die Gährung; bei 1.3 % Phosphorsäuregehalt der Gährungs-
flüssigkeit findet aber noch merkliche Gährung statt.) 2. Der schädigende Einfluss der
Säuren äussert sich auf die Gährwirkung und auf das Wachsthum der Hefe nicht in gleicher
Stärke, Im Allgemeinen wird das "Wachsthum der Hefe schon durch einen geringeren Säure-
gehalt geschädigt als die Gährung. 3. Sehr geringe Säuremengen (0.02 % Schwefelsäure und
0.1—0.2 % Milchsäure) können einen die Gährung und die Hefeentwickeluug fördernden
Einfluss haben.
73. M. Märcker. Untersuchungen über die Störung der Gährung durch verschiedene
Substanzen. (Zeitschr. f. Spiritusiudustrie, 1881, S. 114. Centralblatt f. Agricultur-
chemie, 10. Jahrg., S. 560.)
Der Verf. hat die theoretisch interessante und praktisch wichtige Thatsache festgestellt,
dass schon sehr kleine Mengen von Buttersäure und Kapronsäure hemmend auf die Ent-
wickelung, sowie die Gährthätigkeit des Hefepilzes einwirken, während Gegenwart von Milch-
säure bei weitem keinen so nachtheiligen Einfluss ausübt. Fügt man der Gährungsflüssigkeit
48 Physiologie. — Chemische Physiologie,
0,1 % Buttersäure hinzu , so kann die Hefe ihre zersetzende Thätigkeit nicht mehr zur
Geltung bringen. Dagegen hat sich ergeben, dass erst ein Zusatz von 3,5 "/q Milchsäure die
Hefevermehrung vollständig zum Stillstande bringt.
74. F, Hüppe. Ueber das Verhalten ungeformter Fermente gegen hohe Temperaturen.
(Chemisches Centralblatt f. 1881, S. 745.)
Es ist bekannt, dass verdünnte Fennentlösuugen ihre Wirksamkeit, wenn sie auf
Temperaturen erwärmt werden die wenig unter 100" C. liegen, einbüssen. Concentrirte
Fermentlösungen überstehen dagegen selbst Temperaturen von 100" C. Im trockenen Zu-
stande können die Fermente (Pepsin, Diastase) , wie der Verf. feststellt , relativ sehr hohe
Wärmegrade erlangen. Das TTutersuchungsmaterial wurde zunächst über Schwefelsäure
getrocknet und dann während verschieden langer Zeit höheren Temperaturen ausgesetzt.
Malzdiastase konnte z. B, 1/4 Stunde lang auf 158 "C. erwärmt werden, ohne ihre fermen-
tative Wirkung eiuzubüssen, Erwärmung der Fermente auf Temperaturen über 100 " C.
schwächt übrigens ihre Wirksamkeit nicht unwesentlich,
75. Lechartier. Modification de composition sirbies par les fourrages verts conserves en
silO- (Comptes rendus, T. 93, p. 734.)
Der Verf. hat eine Reihe von Untersuchungen angestellt, um genau zu erfahren,
welche Veränderungen frische Pflanzenmassen erfahren, welche längere Zeit bei Luftabschluss
aufbewahrt werden. Die Untersuchungsobjecte wurden in geeignete Flaschen eingeschlossen
und ihre Zusammensetzung sowohl bei Beginn wie auch nach Abschluss der Versuche fest-
gestellt. Es ergab sich, dass die Pflauzeumassen bedeutende Verluste an Kohlehydraten
erlitten, und dass in Folge der bei Luftabschluss stattfindenden inneren Athmung der Zellen
bedeutende Kohlensäure- sowie Alkoholmengen gebildet wurden. Der Gehalt der Unter-
suchungsobjecte an stickstoffhaltigen organischen Stoffen war nach Abschluss der Versuche
nahezu derselbe wie bei Beginn derselben. Der Fettgehalt hatte sich etwas vergrössert.
76. V. Mering. Ueber die Einwirkung diastatischer Fermente auf Stärke, Dextrin und
Maltose. (Zeitschrift f. physiologische Chemie, Bd. 5, S. 185.)
Musculus und Gruber (vergl, Zeitschrift f. physiologische Chemie, Bd. 2) haben
schon vor einiger Zeit die Angabe gemacht, dass bei der Einwirkung der Diastase auf
Amylum neben Dextrin und Maltose auch Traubenzucker entstehe. Der Verf. bestätigte
die Richtigkeit dieser Angaben; er ist bei seinen Untersuchungen zu den folgenden Resul-
taten gelaugt: 1. aus Stärke bildet sich unter dem Eiufluss von Speichel oder Diastase
anfangs ausser Dextrin nur Maltose ; 2. bei längerer Einwirkung der Fermente auf Amylum
tritt als secundäres Product, d. h. durch Spaltung von Maltose, Traubenzucker auf; 3. Mal-
tose wird in kurzer Zeit (circa 2 Stunden) weder durch Diastase noch Speichel nachweisbar
verändert; 4. sowohl Speichel wie Malzferment verwandeln bei langer Einwirkung Maltose
in Traubenzucker; 5. weder bei der Fäulniss (?) noch bei der Gährung von Maltose lässt
sich Glycose nachweisen; 6. bei der Einwirkung von Diastase oder Speichel auf Amylum
entstehen zwei verschiedene Dextrine, von denen das eine durch die Fermente angegriffen
wird, das andere dagegen nicht; 7. lässt man Speichel oder Malzfermeut auf Dextrin (welches
durch Fermente verändert wird) einwirken, so entsteht Maltose, und als secundäres Product
aus Maltose Traubenzucker.
77. W. Detmer. Vergleichende Untersuchungen über den EinJ9uss verschiedener Substanzen
auf Fflanzenzellen und auf Fermente der Pflanzen. (LandwirthscLaftl, Jahrbücher,
Bd. 10, S. 731 und Sitzungsberichte der Jenaischen Gesellschaft für Medicin und Natur-
wissenschaft, Jahrg. 1881.)
Es ist mehrfach die Ansicht ausgesprochen worden, dass die im Protoplasma zur
Geltung kommenden Lebensphänomeue auf das Stattfinden fermentativer Processe zu-
rückzuführen seien (Fermenthypothese). Andererseits wird als besondere Ursache der
besonderen Lebenserscheinungen die in Folge lebhafter intramolecularer Bewegung der
Atome der lebendigen Eiweissnioleküle fortdauernd stattfindende Selbstzersetzung der letzteren
angesehen, wobei stickstoffhaltige sowie stickstofffreie Dissociationsproducte entstehen (Disso-
ciationshypothese). Die vorliegende Abhandlung enthält Beiträge zur tieferen Begründung
der Dissociationshypothese. Es ist die Einwirkung verschiedener Substanzen auf ein Ferment
Stoffumsatz und Zusammensetzung. 49
(Diastase) einerseits und auf Pflanzenzellen andererseits untersucht worden. Dann sind die
Fermente wirklich als diejenigen Stoffe anzusehen, ohne deren Mitwirkung die Lebens-
erscheinungen nicht zu Stande kommen können, so müssen solche Substanzen, welche die
Wirksamkeit der Fermente aufheben, zugleich die Püanzenzellen tödten, und ferner ist es
auf Grund der soeben ausgesprochenen Voraussetzung wahrscheinlich, dass viele Stoffe, welche
die Pflanzenzellen tödten, zugleich auch die Wirksamkeit der Fermente aufheben werden.
Dasjenige Ferment, welches nach der Ansicht verschiedener Physiologen das Zustandekommen
der eigeuthümlicheu Lebenserscheinungen herbeiführen soll, ist von den Vertretern dieser
Anschauung allerdings nicht isolirt worden. Es blieb daher nichts anderes übrig, als das
Verhalten bestimmter Stoffe bekannten Fermenten gegenüber zu studiren, und ein der-
artiges Vorgehen erscheint auch in der That unter Berücksichtigung verschiedener Ver-
hältnisse als ein berechtigtes. Grössere Chloroformmengen tödten die Pflanzenzellen (es
wurde die Einwirkung des Chloroforms auf Keimpflanzen untersucht) unfehlbar, während
sie nicht im Stande sind, das Vermögen der Diastase, das Amylum in Dextrin und Maltose
zu spalten, aufzuheben. Phosphorsäurelösungen von bestimmter Concentration tödten die
Pflanzeuzellen nicht, und Samen, die sich mit ihnen in Contact befinden, keimen daher ; hin-
gegen heben die Phosphorsäurelösungen von der nämlichen Concentration die stärkeumbildende
Fähigkeit der Diastase völlig auf. (Uebrigens vergl. man auch meine neueren Untersuchungen
über die hier berührten Fragen in den Sitzungsberichten der Jenaischen Gesellschaft für
Medicin und Naturwissenschaft Jahrg. 1882 und das folgende Referat.) Diese sowie ander-
weitige Beobachtungen zeigen zumal, dass es Substanzen giebt (Phosphorsäurelösungen von
bestimmter Concentration), welche die Pflanzenzellen nicht tödten, wohl aber die Wirk-
samkeit der Fermente aufheben, und daraus erhellt, dass die Thätigkeit dieser letzteren nicht
als Ursache der elementaren Lebensvorgänge angesehen werden kann. Nur vom Stand-
punkte der Dissociationshypothese aus gelingt es, tiefere Einsicht in das Wesen des Lebens-
processes zu gewinnen.
Im Anschluss an die im Vorstehenden erwähnten Untersuchungen ist noch der Ein-
fluss einer grossen Reihe verschiedener Substanzen (anorganischer sowie organischer Säuren,
Alkalien, verschiedener Salze, Alkohol, Benzol, ätherischer Oele, Zucker) auf die Diastase
sowie auf Pflanzeuzellen untersucht worden; bezüghch der Resultate ist die Original-
abhandlung nachzusehen. Ferner wird das Wesen des Processes der Stärkeumbildung durch
Diastase sowie das Verhalten der Diastase in der Pflanze beleuchtet und in dem bezüglichen
Abschnitt wird die Liste derjenigen Pflanzen, in denen die Gegenwart der Diastase nachzu-
weisen ist, um einige vermehrt. Aus den im letzten Abschnitt der Abhandlung mitgetheilten
Untersuchungen geht die physiologisch wichtige Thatsache hervor, dass der Process der
Stärkeumbildung durch Diastase weit schneller bei Gegenwart als bei Abwesenheit von Kohlen-
säure verläuft. Wird in ein Gemisch von Kleister und Diastaselösuug Kohlensäure eingeleitet,
so erfolgt die Stärkeumbildung weit schneller als ohne das Einleiten des Gases. Sehr kleine
Citronensäurequantitäten sind ebenfalls im Stande, wie nachgewiesen wird, beschleunigend
auf den Process der Stärkeumbildung einzuwirken. 0.0005 g Citronensäure auf 35 com Flüssig-
keit sind schon im Stande, die Stärkeumbildung durch Diastase beschleunigend zu beein-
flussen. Einigermassen grosse Citronensäuremengen heben die Wirkung der Diastase auf
Amylum hingegen völlig auf.
78. W. Detmer. Ein Beitrag zar weiteren Begründang der Dissociationshypothese.
(Wollny's Forschungen auf dem Gebiete der Agriculturphysik, Bd. 5, H. 3 u. 4.)
Diese Abhandlung bringt weitere Beiträge zur Beantwortung der Frage, ob die
elementaren Lebensprocesse im Protoplasma auf das Stattfinden fermentativer Vorgänge
zurückgeführt werden müssen, oder ob das Wesen des Lebensprocesses in einer Selbst-
zersetzung der lebendigen Eiweissmolecüle zu suchen ist (vgl. vorstehendes Referat). Es
wurde die Wirkung verdünnter Phosphorsäure sowie diejenige des Chloroforms auf Fer-
mente einer- und Pflanzenzellen andererseits untersucht. Die Resultate der Beobachtungen
sprechen ohne Zweifel zu Gunsten der Dissociationshypothese. Den Schluss der Abhandlung
bilden theoretische Erörterungen über verschiedene Stoffwechselprocesse im pflanzlichen
Organismus.
Botaoischer Jahresbericht IX (1881) 1. Abth. 4
50 Physiologie. — Chemische Physiologie.
79. W. Detmer. lieber die Amylumumbildang in der Fflanzenzelle. (Sitzungsberichte d.
Jenaischen Gesellschaft für Medicin und Naturwissenschaft, Jahrg. 1881.)
In dieser Abhandlung werden zunächst die Resultate verschiedener Versuche mit-
getheilt, welche zur weiteren Feststellung der Thatsache, dass Kohlensäuregegenwart den
Process der Stärkeumbildung durch Diastase beschleunigend beeinflusst, ausgeführt worden
sind. Die Kohlensäure (dargestellt durch üebergiessen von Marmor mit verdünnter Salz-
säure) ist vor ihrem Eintritt in die Gemische von Stärkekleister und verdünntem Malzextract
sorgfältig gereinigt worden, und es erschien um so nothwendiger, das Gas von jeder Spur
etwa mitgerissener Salzsäure zu befreien, als kleineren Mengen dieser letzteren Säure, wie
festgestellt werden konnte, ebenfalls die Fähigkeit zukommt, beschleunigend auf die Stärke-
umbildung durch Diastase einzuwirken. Leitet man durch Gemische von Kleister und Malz-
extract entkohlensäuerte atmosphärische Luft, so findet die Stärkeumbildung in gewöhnlicher
Weise statt; Kohlensäuregegenwart beschleunigt den Verlauf des Processes dagegen sehr
bedeutend. Die Amylumreaction der Flüssigkeit verschwindet in Folge dessen sehr schnell,
und es wird in kurzer Zeit relativ viel Zucker (Maltose) gebildet, üeberdies enthält die
Abhandlung noch Angaben über das Vorkommen diastatischer Fermente in den Sprossen
von ChaeropJiyllmn aromaticum, während es nicht gelang, die Gegenwart solcher Fermente
in den Blüthen von Syringa vulgaris und Aesculus Pavia nachzuweisen.
80. Reinke u. Rodewald. Die chemische Zusammensetzung des Protoplasma von Aethalium
septicum. (Untersuch, a. d. Botan. Institut der Univ. Göttingen, Heft 2, Berlin 1881.)
In dieser Abhandlung werden vor allem die Beobachtungsresultate mitgetheilt, zu
denen die Verf. bei ihren Studien über die chemische Zusammensetzung der jungen, noch
nicht erstarrten Fruchtkörper von Aethalium gelangt sind, und es ist als eine beachtenswerthe
Thatsache zu bezeichnen, dass die Verf. die makrochemische Analyse des Protoplasma in die
Hand genommen haben, weil auf diesem Wege offenbar mannigfaltige Anhaltspunkte zur
Beurtheilung physiologischer Probleme gewonnen werden können. Zunächst wird auf die
stets alkalische Reaction des Protoplasma von Aethalium hingewiesen, welche unzweifelhaft
durch das Vorhandensein von Ammoniak, resp. kohlensaurem Ammoniak, bedingt wird.
Neben diesen Stoffen enthält das Protoplasma viel Wasser, eine ganze Reihe anorganischer
Salze, sowie einen eigenthümlichen Körper, das Plastin. Ueber die Natur dieser den Ei-
weissstoffen auf alle Fälle sehr nahestehenden Verbindung, die übrigens als ein Haupt-
bestandtheil des Protoplasma aufgefasst werden muss, konnten die chemischen Unter-
suchungen keine ganz genaue Auskunft geben. Die Angaben , welche sich auf das Studium
der ätherischen und wässerigen Auszüge aus dem Protoplasma etc. stützen, dass in denselben
Fettsäuren, Glycerin, Kohlehydrate, Asparagin, Lecithin vorhanden sind, scheinen mir wohl
begründet zu sein. Dagegen ist z. B. der Beweis für die Gegenwart des Vitellins, Xanthins,
Sarkins im frischen Protoplasma nicht sicher beigebracht. Auf alle Fälle besteht das
Protoplasma von Aethalium aus einer grossen Reihe chemischer Verbindungen. Das luft-
trockene Protoplasma enthält über 30 % eiweissartige Substanzen, etwa 8 "/q Kohlehydrate und
27.7% Calciumcarbonat. Daneben sind noch viele andere Stoffe im Protoplasma vorhanden,
aber die quantitative Bestimmung derselben ist zur Zeit noch mit so bedeutenden Schwierig-
keiten verknüpft, wie die Verf. übrigens selbst betonen, dass die Zahlen der Zusammenstellung
durch welche die „annähernde Zusammensetzung des luftrockenen Protoplasma von Aethalium
septicum'* zum Ausdruck gebracht werden soll, mit Vorsicht aufzunehmen sind.
81. J. Reinke. Protoplasmaprobleme. (Untersuchungen aus dem botanischen Laboratorium
der Universität Göttingen, Heft 2, 1881.)
In dieser ihrem Inhalte nach sich unmittelbar an die soeben besprochene Abhandlung
anschliessende Schrift, geht der Verf. auf verschiedene allgemeine Eigenschaften des Proto-
plasma, auf den Chemismus, sowie auf die Dynamie des Stoffwechsels ein. Es werden auch
die Resultate der Untersuchungen über die Zusammensetzung des Protoplasma von Aethalium
septicum einer Discussion unterzogen. Eine Besprechung der ausführlichen theoretischen
Darlegungen, welche den Inhalt der Abhandlung ausmachen, würde hier zu weit führen.
82. H. de Tries. Ueber die Bedeutung der Kalkablagerangen in den Pflanzen. (Land-
wirthschaftliche Jahrbücher, Bd. 10, S. 53.)
Stoffumsalz und Zusammensetzung. 51
Es wird zunächst eine Kritik der Ansichten über die Bedeutung des Oxalsäuren
Kalkes für die Pflanze gegeben, und zumal erfahren die Anschaungen Holzner's über diesen
Gegenstand eine eingehende Besprechung. Weiter bespricht der Verf. das Vorkommen
von Kalkablagerungen in den Gewächsen. Während man Krystalle von oxalsaurem Kalk
in dem Organismus mancher Algen, Pilze und Flechten gefunden hat, ist die Gegenwart
derselben in den Zellen der Moose noch nicht festgestellt worden. Ebenso fehlt der Oxal-
säure Kalk den meisten Farnen sowie den Equiseten. Die meisten Gymnospermen und
Angiospermen führen indessen in gewissen Zellen Krystalle von oxalsaurem Kalk. Einzelneu
höheren Pflanzen fehlen dieselben aber vollkommen (Zea Mays, Typha, Lilium candidum,
Petunia nyctaginißora etc.). Viel seltener als die Ablagerungen von oxalsaurem Kalk sind
diejenigen von kohlensaurem Kalk im Pflanzenreich (Algen, Myxomyceten, phanerogamen
Gewächse, bei denen der kohlensaure Kalk in den Zellhäuten bestimmter Zellen oder auf
der Aussenseite der Epidermis angetroffen wird).
Auf Grund der Untersuchungen anderer Forscher sowie eigener Beobachtungen
kommt der Verf. bezüglich der Vertheilung der Krystalle von oxalsaurem Kalk im Gewebe
der Gefässpflanzen zu den folgenden Resultaten:
a. Die Krystalle liegen im Protoplasma gewöhnlicher Zellen.
b. Die Krystalle liegen in der Zellhaut, und zwar:
1. von gewöhnlichen parenchymatischen Zellen,
2. von Oberhautzellen,
3. von dickwandigen, luftführenden Zellen,
c. Die Krystalle liegen in besonderen Zellen, welche keine andere Function haben,
als die Ausscheidung des Kalkoxalates, und zwar:
4. im Parenchym; zerstreut, oder häufig in Längsreihen,
5. an der Wand der Luftkanäle,
6. in den Krystallscheiden der Bastbündel.
In den Zellen, welchen allein die Function zukommt, den Oxalsäuren Kalk aufzu-
nehmen, bleibt derselbe unverändert liegen. Die Krystalle sind dem Stoffwechsel entzogen.
Die krystallführenden Zellen enthalten kein Protoplasma mehr. Es ist beachtenswerth, dass
die nämliche Regel, welche für die anatomische Vertheilung der Krystalle der Kalksalze
gilt, zugleich auch Giltigkeit für die Kieselsäure besitzt. Auch diese Verbindung, welche
keinen unentbehrlichen Pflanzennährstolf repräsentirt , wird in der Pflanze vorzugsweise an
solchen Orten abgelagert, an denen sie dem Stoffwechsel entzogen ist und wo sie den Säfte-
austausch in den Organen am wenigsten beeinträchtigen kann.
Die Oxalsäure, welche zur Bildung des Oxalsäuren Kalkes nothwendig ist, entsteht
als Stoffwechselproduct ohne Zweifel in den Zellen des Parenchymu der Pflanzen. Sie
gelangt mit den von aussen aufgenommenen Kalksalzen in Wechselwirkung, und es wird das
schwer lösliche Kalkoxalat gebildet. Sobald die Lösung dieses Salzes unter den obwaltenden
Umständen gesättigt ist, fängt, gewöhnlich an morphologisch dazu bestimmten Stellen, das
Auskrystallisiren des Salzes an, und damit wird, was die Hauptache ist, der Ueberfluss des
von der Pflanze naturgemäss in grosser Quantität aufgenommenen Kalkes in eine für den
Organismus nicht mehr nachtheilige Verbindung übergeführt. Die Ausscheidung des Kalk-
oxalats ist als ein besonderer Fall der in den Pflanzen zu Stande kommenden Kalkablage-
rungen im Allgemeinen zu betrachten. Vom biologischen Standpunkte aus kann man sagen,
wie der Verf. betont, dass die Pflanze die Oxalsäure zum Zweck der Ausscheidung des
überflüssig aufgenommenen Kalkes bildet.^J
83. H. de Fries, lieber einige Nebenproducte des pflanzlichen Stoffwechsels. (Landwirth-
schaftliche Jahrbücher, Bd. 10, S. 687.)
Die der Pflanze erzeugt neben den plastischen Stoffen, welche beim Wachsthum
der Zellenbestandtheile Verwendung finden, noch eine grosse Reihe anderweitiger Körper,
^ Der ßef. ist mit dem Verf. der Ansicht, dass die Oxalsäure insofern gewiss für die Pflanzen eine grosse
Bedeutung besitzt, als sie im Stande ist, einer schädlichen Anhäufung von Kalkverbindungen in den Pfianzensäften
entgegenzuwirken. Es darf aber daneben die Bedeutung der Cxilsäure für den Process der Proteinstoffbildung
nicht übersehen werden, nachdem in neuerer Zeit namentlich von Emmerling viele Thatsachen beigebracht worden
sind welche diese Bedeutung in ein helles Licht treten lassen.
4*
52 Physiologie. — Chemische Physiologie.
die zwar bedeutungslos für den Aufhau des Pflanzenkörpers an sich sind, denen aber
dennoch eine bestimmte Function im Organismus zukommt. Der Verf. unterzieht nun in der
vorliegenden Abhandlung die Frage nach der physiologischen Bedeutung einiger dieser Stoffe,
nämlich der Gummi- und Schleimarten, der Harze sowie der Milchsäfte, einer eingehenden
Discussion und macht zunächst darauf aufmerksam, dass allen diesen Substanzen die
Eigenschaft zukommt, aus frischen Wunden, welche die Pflanzen empfangen haben, in
flüssiger oder halbflüssiger Form hervorzutreten und sich auf der Oberfläche des verwundeten
Theils allmählich in feste, meist sehr zähe Massen zu verwandeln. Diese Thatsache bildet
den Ausgangspunkt der gesaramten Betrachtungen des Verf. über die Function der Harze,
Gummiharze und Milchsäfte in der Pflanze. Er sucht, gestützt auf die Resultate, zu denen
die umfangreichen Untersuchungen vieler Forscher über das Vorkommen sowie die Eigen-
schaften der Harze und Milchsäfte geführt haben, darzuthun, dass dieselben in erster Linie
dazu bestimmt sind, eventuell vorhandene Wundflächen der Pflanzen (und damit auch den
ganzen Organismus) vor nachtheiligen äusseren Einflüssen zu schützen. In dieser Beziehung
ist es von Wichtigkeit, dass die aus dem Gewebe der verletzten Pflanzentheile ausgetretenen
Harze und Milchsäfte in vielen Fällen Verhärtungs- und Gerinnungsprocessen unterliegen,
die unter dem Einfluss der Luft zu Stande kommen und durch deren Stattfinden den Wund-
flächen ein bedeutungsvoller Schutz gewährt wird. Mit Bezug auf den Milchsaft ist noch
zu bemerken, dass in demselben allerdings nicht allein solche Körper vorhanden sind, die
als Nebenproducte des Stoffwechsels aufgefasst werden müssen (ätherische Oele, Harze,
Gummi), sondern dass derselbe gewöhnlich zugleich erhebliche Mengen von Proteiustoffen,
Zucker, Amylum enthält. Diese Stoffe dienen nach des Verf. Ansicht zur Bildung jener
erwähnten, für den Schutz der Wunden bedeutungsvollen Nebenproducte des pflanzlichen
Stoffwechsels. Der Ref. muss dazu bemerken, dass der Verf. die Bedeutung der in den
Milchsaftbehältern vorhandenen Proteinstoffe und Kohlenhydrate als plastisches Material
für den Organismus doch ohne Zweifel zu sehr unterschätzt.
84. Ä. Hansen, lieber die Wirkung des Milchsaftes von Ficus Carica. (Sitzungsberichte
d, Physikalisch-Medicinischen Societät zu Erlangen. Heft 13.)
Der Milchsaft von Ficus Carica besitzt eine äusserst schwach saure Reaction. Er
ist im Stande, selbst bei gewöhnlicher Temperatur und im verdünnten Zustande lösend auf
Fibrin sowie auf hart gekochtes Hühnereiweiss einzuwirken. Bei höherer Temperatur
(38 - 40" C.) wirkt der Milchsaft natürlich energischer auf die Eiweisskörper ein. Versetzt
man den Milchsaft mit Alkohol, so entsteht ein Niederschlag, welcher das wirksame Ferment
enthält. Die Milchsäfte von Ficus elastica, Euphorbiaceen , sowie Cichoriaceen sind nicht
im Stande, Eiweissstoffe zu peptonisiren.
85. Albrecht. Note sar le Carica Papaya et les proprietes digestives da suc qu'il renferme.
(Bulletin de la societe des sciences naturelles de Neufchatel, 1881, T. 12, p. 329.)
In diesem Aufsatze wird eine Beschreibung der Carica gegeben. Es werden
überdies die bekannten Eigenschaften des Milchsaftes der erwähnten Pflanze aufgezählt
und hervorgehoben, dass man das wirksame Ferment (das Papain) mit Hilfe von Alkohol
aus dem Safte abscheiden kann. Das Ferment enthält nach Würty 6,60 % H, 41.42 % C,
12.42 "/o N, 30.440/0 0 und 9.12% Asche.
86. L. Wittmack. Der Milchsaft der Pflanzen und sein Nutzen. (Monatsschrift d. Vereins
zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preussischen Staaten, 1881. Juni-,
Juli- und Augustheft.)
In diesem Aufsatze sind die über die Verbreitung der Milchsaftbehälter im Pflanzen-
reich, über den Bau der Behälter, über die physikalischen Eigenschaften und die chemische
Zusammensetzung des Milchsaftes, über die Verwendung der Milchsäfte, sowie über die
physiologische Bedeutung derselben für den vegetabilischen Organismus bis jetzt bekannten
Thatsachen zusammengestellt.
87. Krämer. Ueber den Stärkeverlust keimender Kartoffelknollen. (Oesterr. landw.
Wochenblatt, 7. Jahrg., S. 98. Ref. nach Centralb. f. Agriculturchemie, 10. Jahrg., S. 717.)
Der Verf. hat, zumal mit Rücksicht auf praktische Verhältnisse, den Stärkeverlust
von Kartoffeln bestimmt, den dieselben, wenn sie an einem trockenen und warmen Ort auf-
Stoffumsatz und Zusammensetzung. 53
bewahrt werden, bei der Keimung erfahren. ') Die Kartoffeln einer Versuchsreihe enthielten
z. B. im frischen Zustande 18.21 "/o Stärke; die gekeimten Knollen mit 3— 4cm langen
Trieben enthielten nur noch 16.18 "/o Amylum.
88. P. Deberaia und E. Breal üntersachangen über den Reifongsprocess einiger kraut-
artiger Gewächse. (Annales Agrouomiques, Bd. 7, p. 161. Ref. nach Centralblatt für
Agriculturchemie, 11. Jahrg., S, 140.)
Die Untersuchungen über die Veränderungen des Trockensubstanzgewichtes ver-
schiedener Pflanzen, welche gleichzeitig mit der Austrockuung der Vegetationsorgane bei dem
Reifen der Samen zu beobachten sind, führten die Verff. namentlich zu folgenden Ergebnissen :
1. Es giebt Pflanzen, welche ihr Gewicht bei der Reife vermindern und eine continuir liehe
Gewichtsabnahme bis zum Tode erfahren (Cölinsia bicolor, Sinapis nigra). 2. Manche
Pflanzen zeigen zwar eine Gewichtsabnahme bei der Reife, aber sie bewahren doch während
der Reife genug „Kraft", um ein Wiederaufleben der Vegetation zu zeigen (?) [Esclischoltzia
californica, Convolvulns tricolor etc.). 3. Es giebt Pflanzen, welche, während sie ihre
Samen reifen, fortwährend ihr Gewicht vermehren (Sinapis alba, Silene pendula, Papaver
somniferum etc.). Die Schwächung der Vegetationsorgane, welche immer die Reife begleitet,
selbst in dem Falle, wo sie nicht mit einer Gewichtsverminderung verbunden ist, scheint,
zumal durch die Wanderung stickstoffhaltiger Stoffe aus den Blättern nach den Samen und
den dadurch bedingten Verfall oder Tod der Blätter verursacht zu sein. Ebenso vermindert
sich der Mineralstoffgehalt der Vegetationsorgane solcher Pflanzen, welche ihre Samen reifen.
89. W. Wargunin. Zur Frage über die pflanzlichen Pepsinarten. (Der Arzt, I88O, No. 7
S. 118 [Russisch].)
Der Verf. theilt mit, dass die Wasserinfusion von Drosera rotundifolia auf das
Fibrin des Blutes ebenso wirkt, wie der Saft von Carica Papaya, d. h. es auflöst (verdaut).
Die Auflösung geschieht in etwas angesäuerter Infusion, sowohl bei Zimmertemperatur
(16—19° C.) als auch bei der Temperatur des menschlichen Körpers (37—35,5" C.), wobei
bei der Erhöhung der Temperatur die Verdauung des Fibrins energischer vor sich geht.
Das vorherige Kochen der Infusion beraubt sie nicht ihrer Fähigkeit, das Fibrin zu ver-
dauen. Aber die alkalisch reagirende Infusion wirkt nicht auf das Fibrin, wodurch diese
Infusion sich von dem Safte der Carica Papaya unterscheidet. Batalin.
90. P. E. Alessandri. Sulla maturazione dei frutti. (La Toscana Industriale, Anno III,
8, 9. Prato 1881, 48 p. in 80.)
Verf. hat in zahlreichen verschiedenen Früchten (Kirschen, Erdbeeren, Aprikosen,
Pfirsichen, Pflaumen, Birnen, Aepfeln, Feigen, Maulbeeren, Apfelsinen, Weintrauben, Melonen,
Gurken, Kürbis) die Entstehung und Vermehrung des Zuckers bei der Reife verfolgt und
constatirt, dass sich bei allen vor der Reife in den später zuckerhaltigen Geweben sehr klein-
körnige Stärke findet.
Verf. glaubt auch eine Art lösliche Stärke ausser der in Körnern ausgebildeten
beobachtet zu haben (als Uebergangsproduct?), die vielleicht zur Production der secundären
organischen Substanzen dient, welche sich bei der Fruchtreife bilden. 0. Pen zig.
91. N. W. P. Rauwenhoff. De beschouwingen van Dr. Hugo de Vries, Over de rol van
melksap, gern en hars in planten getoest. (Maandblad vor Natuurwetenschappen,
Jahrg. 10, No. 7.)
Enthält eine Kritik des von de Vries veröffentlichten Artikels über die Rolle des
Milchsaftes, des Gummis und des Harzes in Pflanzen, worin er denselben die biologische
Bedeutung, Wunden zu schliessen, zuschreibt.
Verf. wendet sich zunächst gegen de Vries, wenn dieser behauptet, wir wüssten bis
dahin nichts über die Function des Milchsaftes und ähnlicher Stoffe; mehrere Forscher,
ünger, Hanstein, Dippel, Trecul , van Tieghem, David u. A. haben sich mit Milchrö'hren
beschäftigt, und in der letzten Zeit ist die Ansicht ziemlich allgemein geworden, die Milch-
säfte seien als eine Art Reservematerials zu betrachten, wobei der Milchsaft jedoch zu
trennen sei von den Harz- und Gummiarten, welche mehr als Secrete zu betrachten seien.
*) Die sich entwickelnden Knospen der Kartoffeln beziehen unter diesen Bedingungen das zu ihrer
Ausbildung erforderliche Wasser bekanntlich aus den Knollen.
54 Physiologie. — Chemische Physiologie.
Verf. giebt zu , dass die erwähnten Flüssigkeiten die Eigenschaft besitzen , eine
Wundfläche zu verschliessen , kann sich jedoch de Vries nicht anschliessen , wenn selbiger
daraus ableitet, die erwähnten Säfte hätten die biologische Bedeutung, zum Wundverschluss
zu dienen. Ebensowenig ist er überzeugt worden durch die zur Bestätigung seiner Meinung
von de Vries vorgebrachten Argumente.
Verf. hatte eine Experimentaluntersuchuug erwartet zur Prüfung der Frage. So
hätte z. B. de Vries untersuchen können, ob bei den milchenden Gewächsen der die Wund-
fläche überdeckende Saft an die Stelle tritt der gewöhnlichen Wundverschlussmittel, und ob
also jenen Gewächsen das Vermögen abgeht, die Wunde durch Callus oder Kork zu ver-
schliessen.
Statt dessen hat de Vries die von ihm aufgestellte These aus den bekannten Eigen-
schaften der erwähnten Säfte und der sie enthaltenden Organe beweisen zu können gemeint.
Nach Rauwenhoff jedoch sei diese Beweisführung ungenügend, indem die erwähnten That-
sachen auch andere Deutung als die von de Vries zulassen. N. N.
92. M. CarlQcci e F. Rossi. Contribuzioni allo studio della maturazione dei frutti e
specialmente della maturazione dei Fichi. (Annuario della R. Scuola Superiore d'Agri-
coltura in Portici. Napoli, 32 p. in 4*^.)
Im Allgemeinen ziehen die analytischen Arbeiten über die chemischen Vorgänge bei
der Fruchtreife nur allein die zu untersuchenden Früchte in Betracht, und es wird das Auf-
treten und allmähliche Verschwinden der organischen Säuren, Bildung und Vermehrung des
Zuckers, Entstehung ätherischer Oele oder aromatischer Substanzen etc. in den Früchten selbst
studirt. Die Verf. setzen unsere heutigen Kenntnisse betreffs dieser Vorgänge im ersten Theil
der Arbeit auseinander und geben dann im zweiten Theil die Resultate ihrer Untersuchungen
über das Reifen der Feigen wieder. Sie haben nicht nur die Früchte in sechs successiven
Entwickelungsstadien studirt, sondern jedesmal auch die Blätter, Blattstiele, Fruchtstiele etc.
analysirt, um einen Begriff zu geben von deren Betheiligung an der Zuckerbildung. Es ergab
sich eine mehr oder weniger deutliche Correlation zwischen der Zunahme des Zuckers in den
Früchten und allmähliger Abnahme desselben in den vegetativen Organen. In der Quantität
des Stärkemehls wurde jedoch keine bemerkbare Oscillation festgestellt. 0. Penzig.
V. Athmung.
93. W- Detmer. lieber die Einwirkung des Stickstoffoxydulgases auf Fflanzenzellen.
(Sitzungsbericht der Jenaischen Gesellschaft f. Medicin u. Naturwissenschaft. Sitzung
vom 1. Juli 1881.)
Es ist bei der Ausführung der Untersuchung grosses Gewicht darauf gelegt worden,
die Pflanzentheile , welche zu den Experimenten dienten (Samen sowie Keimpflanzen von
Pisum sativum sowie Triticum vulgare) mit absolut reinem Stickstoffoxydulgas in Contact
zu bringen. Es ergab sich, dass der Keimungsprocess niemals eintrat, so lange die Unter-
suchungsobjecte in N2 0 verweilten, dass dieselben dagegen noch zu keimen vermochten, wenn
sie nach nicht zu langem Aufenthalt im Ng 0 mit atmosphärischer Luft in Berührung gelangten.
Im lebhaften Wachsthum begriffene Keimpflanzen stellten ihr Wachsthum sofort ein, wenn
sie mit reinem N2 0 in Berührung gelangten. Das Zustandekommen heliotropischer sowie
geotropischer Krümmungen von Pflanzentheilen ist im N2O nicht möglich; ebenso ergrünen
etiolirte Keimpflanzen im NjO bei Lichtzutritt nicht. Besondere Versuche haben endlich
ergeben , dass die lebensthätigen Pflanzenzellen nicht im Stande sind, das N2 0 in N und 0
zu zerlegen. (Ausführliche Mittheilungen vergl. man in den Landwirthschaftlichen Jahr-
büchern Bd. 11, 1882.)
94. W. Detmer. üeber Pflanzenathmung. (Sitzungsberichte der Jenaischen Gesellschaft f.
Medicin und Naturwissenschaft, Sitzung vom 18. November 1881.)
Die Untersuchungen sind mit Hilfe eines sehr genau arbeitenden Respirationsapparates
durchgeführt worden, dessen Konstruction zunächst beschrieben wird. Mit Hilfe des Apparates
sind folgende Thatsachen constatirt worden: 1, Pflanzentheile (Laubblätter, Blüthen, Keim-
pflanzen), die durch längeres Erwärmen auf 70—80'' C. getödtet worden waren, geben keine
Kohlensäure aus, sie athmen nicht mehr. 2, Pflanzentheile, die in Folge einer Austrocknung
Athmung. 55
bei gewöLülicher Temperatur ciuen Theil ihres Wassers verloren habeii, haucheu nicht mehr
so viel Kohlensäure aus wie die wasserreichen Untersuchungsobjecte. ^^'asserzufuhr steigert
die Athmungsenergie der Untersuchungsobjecte wieder, 3. Wird die Athraangsgrösse chloro-
phyllfreier Pflanzeutheile (Fruchtkörper von Cantharellns cibarius, blüthentrageuder Stengel
von Monotropa Hypopit>/s, Blüthen vou Syringa etc.) einerseits bei Lichtzutritt, andererseits
im Dunkeln unter sonst gleichen Umständen untersucht, so zeigt sich, dass dieselben in
diesem sowie in jenem Fall dieselbe ist. Das Licht übt auf die Kohlensäureproduction der
meisten chlorphyllfreien Pflauzentheile keinen nachweisbaren Einfluss aus. Soweit die in der
vorliegenden Abhandlung mitgetheilten Beobachtungsresultate reichen, wirken die Lichtstrahlen
nur auf die Athmung der von allen grünen Theilen befreiten Blüthen von Salvia pratensis
ein, indem dieselben in der Zeiteinheit bei constant bleibender Temperatur im Licht etwas mehr
Kohlensäure aushauchen als im Dunkeln. 4. Die specifische Athmungsenergie verschiedener
Pflanzeutheile, d. h. die Kohlensäureproduction verschiedener Pflanzeutheile in gleicher Zeit
und bei der nämlichen Temperatur, ist keineswegs dieselbe. Die Athmungsenergie der Blüthen
ist eine sehr bedeutende. Blüthentragende Stengel von Monotropa athmen sehr schwach.
Die Athmungsenergie der Laubblätter sowie der Pilze ist eine ziemlich erhebliche.
95. F. P. Wilson, lieber Athmung der Pflanzen. (Flora, 1882, No. 6.)
Vor einiger Zeit hat Wortmann auf Grund seiner Beobachtungen über die Athmung
der Keimpflanzen von Vicia faba die Angabe gemacht, dass die Grösse der Kohlensäure-
production solcher Pflanzenzellen, die dem Einfluss des freien atmosphärischen Sauerstoffes
entzogen werden, unmittelbar nachdem dies geschehen ist, ebenso gross wie die Kohlensäure-
production der Pflanzenzellen unter normalen Umständen sei. In Bezug auf die Keimpflanzen
von Vicia faba ist dies auch nach des Verf. Beobachtungen richtig, dagegen ergab sich,
dass alle übrigen untersuchten Pflanzeutheile (anderweitige Keimpflanzen, Blüthen, Pilze)
in Folge innerer Athmung stets weniger Kohlensäure als in Folge normaler Athmung pro-
ducirten. Die Untersuchungsobjecte lieferten nämlich sofort weit weniger Kohlensäure als
in Contact mit atmosphärischer Luft, wenn sie bei gleich bleibender Temperatur einem
Wasserstoffstrom ausgesetzt wurden. Erneuter Luftzutritt steigerte die Athmungsgrösse der
Pflanzeutheile wieder. Wird die Athmungsgrösse von Pflanzentheilen in Gasgemischen, die
aus Luft und Wasserstoff bestehen, untersucht, so zeigt sich, dass die Kohlensäureproduction
derselben bedeutend geringer ist, als in atmosphärischer Luft, wenn der Wasserstoffgehalt
der erwähnten Gasgemische ein erheblicher (z. B. ^^20 Volumentheile) ist. Endlich bestätigt
der Verf. noch die Bichtigkeit der von mir gemachten Angabe (vgl. vorstehendes Eeferat),
dass das Licht keinen nachweisbaren Einfluss auf die Kohlensäurebildung der meisten chloro-
phyllfreien Pflanzeutheile ausübt. Es gilt dies sowohl für die Athmung der Pflanzenzellen
in atmosphärischer Luft als auch für die Athmung im Wasserstoff.
96. Borodin, üutersuchongen über die Fflanzenathmung. Erste Abhandlung. (Mem. de
l'Academ. imper. des sc. de St. Petersbourg. Ser. VII, T. 28, No. 4.)
Der Verf. (vergl. diesen Jahresbericht 1876) hat bereits früher auf Grund seiner
sorgfältigen Untersuchungen über den Athmungsprocess die Ansicht ausgesprochen, dass die
Kohlensäureproduction von Pflanzentheilen unter sonst gleichen Umständen in Beziehung
zu dem Gehalte derselben an stickstofffreien Verbindungen stehe. Wird die Athmungsmenge
eines Pflanzentheils in aufeinander folgenden Zeiten, während welcher das Untersuchungs-
object im Dunkeln verweilt, beobachtet, so ergiebt sich, dass die Kohlensäurebildung all-
mählich sinkt. Setzt man die chlorophyllhaltigen Pflanzeutheile jetzt einige Zeit in kohlen-
säurehaltiger Luft dem Einfluss des Lichts aus, so dass derselbe assimiliren kann, und unter-
sucht ihn abermals im Dunkeln bei der nämlichen Temperatur wie früher auf seine Athmungs-
energie, so zeigt sich, dass diese in Folge der stattgehabten Bildung stickstofffreier or-
ganischer Stoffe jetzt wieder erheblich grösser ist. Derartige Beobachtungen veranlassten
den Verf., die oben geltend gemachte Ansicht auszusprechen. Die Schlussfolgerungeu
Borodins sind nun vor einiger Zeit von Rischawi (vergl, diesen Jahresbericht 1877) angegriffen
worden. Derselbe suchte zu zeigen, dass die Steigerung der Kohlensäureabscheidung solcher
Pflanzeutheile, die einige Zeit in kohlensäurereicher Luft bei Lichtzutritt verweilt haben,
einfach dadurch zu Stande kommt, dass die Untersuchungsobjecte die unter den bezeichneten
56 Physiologie, — Chemische Physiologie.
Umständen physicalisch absorbirte Kohlensäure wieder ausgeben. Nach Borodiu ist aber
in diesen Verhältnissen ganz ohne Zweifel nicht die wesentliche Ursache für das Zustande-
kommen der in Rede stehenden Erscheinung zu suchen. Verschiedene Versuche des Verf.
haben ergeben, dass die nachträgliche Steigerung der Kohleusäureabscheidung viel bedeutender
ausfällt, wenn die Pflanzentheile zuvor in einem Licht von höherer Intensität verweilten,
als wenn dieselben nur schwachem Licht ausgesetzt gewesen waren, und damit ist z. B. eine
Thatsache festgestellt, die sich allein vom Standpunkte Borodins aus verstehen lässt. üeber-
haupt wird die Ansicht des Verf. durch viele Gründe allgemeiner Natur gestützt. Uebrigens
ist zu bemerken, dass allerdings eine kleine Quantität derjenigen Kohlensäure, die sogleich
nach der Beleuchtungsperiode von den Pfiauzentheilen ausgeschieden wird, nicht durch
Athmungsprocesse erzeugt wird, und der Verf. weist selbst auf die Fähigkeit der Pflanzen-
gewebe hin, Kohlensäure locker binden und nachträglich wieder abscheiden zu können.
So sind z. B. lufttrockene Samen in Contact mit reiner Kohlensäure im Stande, beträchtliche
Mengen dieses Gases zu absorbiren. Wasserstoff vermögen die Samen nur in geringen
Quantitäten zu binden.
97. Borodin. Athmung in reinem SauerstofFgas. (Botanische Zeitung, 1881, S. 127.)
Der Verf. experimentirte mit den Keimpflanzen von Vicia Faba sowie mit Zweigen
von Ämelancliier und Syringa. Die Untersuchungsobjecte verbrauchten in Berührung mit
reinem Sauerstoffgas erheblich mehr Sauerstoff als in Contact mit atmosphärischer Luft.
Ob die Kohlensäureproduction der Beobachtungsobjecte ebenfalls grösser in reinem Sauer-
stoff als in atmosphärischer Luft ausfällt, bleibt noch zu untersuchen.
98. Borodin, lieber innere Athmung. (Botanische Zeitung, 1881, S. 127.)
Der Verf. hat Zweige von Syringa, welche austreibende Knospen trugen, einem
Constanten Luftstrom ausgesetzt und die erzeugte Kohlensäuremenge bestimmt. Nach einiger
Zeit (am zweiten Versuchstage) wurde der Luftstrom durch einen ebenso starken Wasser-
stoffstrom ersetzt. Die jetzt in Folge innerer Athmung erzeugte Kohlensäurequantität
erwies sich als bedeutend geringer als diejenige, welche früher in Folge normaler Athmung
gebildet worden war. Luftzutritt rief die ursprüngliche Athmungsintensität der Unter-
suchungsobjecte wieder hervor.
99. F. Hatten. On the Action of Bacteria on Gases. (Journal of the chemical society,
V. 39, p. 247.)
Der Verf. hat bacterienhaltige Flüssigkeiten (Fleischextract) mit verschiedenen
Gasen längere Zeit in Contact belassen und untersucht, welche Veränderungen in der
Zusammensetzung der Gase in Folge der Lebensthätigkeit der niederen Organismen hervor-
gerufen werden. In Berührung mit athmosphärischer Luft nahmen die Bacterien viel
Sauerstoff auf; sie producirten Kohlensäure, aber die Sauerstoffaufnahme war erheblich
beträchtlicher als die Kohlensäureabgabe. Mit Rücksicht auf weitere Versuche des Verf.
sei namentlich hervorgehoben, dass die Bacterien in Contact mit reinem Wasserstoff, reinem
Sauerstoff sowie reinem Stickstoffoxidul lange Zeit weiter leben und dabei natürlich mehr
oder minder grosse Kohlensäuremengen erzeugen. Auch eine an Kohlenoxydgas reiche Luft
schadet den Bacterien nicht. Mit Bezug auf die Resultate der Gasanalyse ist auf die
Originalabhandlung hinzuweisen.
100. W. Engelmann. Zur Biologie der Schizomyceten. (Pflüger's Archiv für die gesammte
Physiologie, Bd. 26, S. 537.)
Der Verf. untersuchte Wassertropfen, in welchen neben wenigen Micrococcen und
Bacterien hauptsächlich Spirillen vorhanden waren. Es zeigte sich, dass sich diese niedern
Organismen, wenn die Wassertropfen längere Zeit zwischen zwei Deckgläsern in den feuchten
Kammern verweilt hatten, bei erfolgender Beleuchtung im Licht ansammelten, während dies
nicht geschah, wenn der freie Zutritt der Luft zu den Wassertropfen nicht behindert war.
Diese Beobachtungsresultate legten die Vermuthung nahe, dass in den Wassortropfea irgend
ein Organismus vorhanden war, der im Licht Sauerstoff erzeugte und dadurch die Ansammlung
der Schizomyceten im Licht bedingte. Die Gegenwart von Algen konnte nicht constatirt
werden; dagegen ergab sich, dass die grossen, neben den Spirillen und Micrococcen aller-
dings nur in sehr geringer Zahl vorhandenen Bacterien eine entschieden grünliche Färbung
Athmung. 57
zeigten. Demnach wären also nicht alle Schizomyceton chlorophyllfrei. Einige derselben,
wie z. B. der vom Verf. entdeckte Organismus (Bacterium chlor inumj, sowie einige von
van Tieghem beobachtete grüne Species führen Chlorophyll und sind daher im Stande, die
Kohlensäure unter dem Einfluss des Lichtes zu zersetzen. Die Sauerstoffmengen, welche
das relativ chlorophyllarme Bac. chlorinum im Licht ausscheidet, sind auf jeden Fall nur
sehr geringe, und da sich die Spirillen trotzdem dem grünen Organismus sehr schnell ent-
gegen bewegen, so muss ihre Empfindlichkeit gegenüber Aenderungen im Sauerstoffgehalt
ihrer Umgebung offenbar eine ausserordentlich grosse sein. Der Verf. hat dies in der That
durch eine Reihe sinnreich angestellter Versuche genauer feststellen können. Diese Versuche
führten aber weiter zu dem Ergebniss, dass die Spirillen Orte aufsuchen, an welchen die
Sauerstoffspannung niedriger, wahrscheinlich viel niedriger ist, als dem Partialdruck des
Sauerstoffs in der atmosphärischen Luft entspricht. Für andere niedere Organismen liegt
das Optimum der Sauerstoffspannung unter übrigens gleichen Bedingungen höher, respective
tiefer als für die Spirillen, und der Verf. erörtert, dass eine Erklärung der angeführten
Phänomene nur unter der Annahme eines psychischen Momentes, d. h. eines die Bewegung
regulirenden Empfindungsvermögens der niederen Organismen möglich sei. Den Spirillen
soll ebenso wie hoch entwickelten Organismen die Empfindung der Athemnoth zukommen
und diese Empfindung soll massgebend für ihre Bewegungen sein. Solchen Anschauungen
gegenüber lassen sich, der Meinung des Ref. nach, gewiss viele Bedenken geltend machen.
101. J. Eriksson, lieber Wärmebildung durch intramoleculare Atbmnng der Pflanzen.
(Untersuchungen aus dem Botanischen Institut zu Tübingen, herausg. v. W. Pfeffer,
Bd. 1, Heft 1.)
Der Verf. hat sich bei der Ausführung seiner Untersuchungen die folgenden Fragen
gestellt: 1. Findet durch die intramoleculare Athmung der Pflanzen eine messbare Wärme-
bildung statt oder nicht? 2. Wenn es eine solche Wärmebildung giebt, wie lange hält
dieselbe an? Die Versuche mit Keimpflanzen, Blüthen, sowie Früchten sind im Allgemeinen
derartig durchgeführt worden, dass die Untersuchungsobjecte in grösserer Menge in ein
Glasgefäss von etwa 125'cc Capacität gelangten, um ihren Temperaturzustand, nachdem die
atmosphärische Luft in den Gefässen vollständig durch Wasserstoffgas verdrängt worden
war. mit Hilfe empfindlicher und in geeigneter Weise angebrachter Thermometer während
längerer Zeit zu bestimmen. Neben dem erwähnten Apparate wurde aber noch ein zweiter,
ganz ähnlicher aufgestellt, der durch höhere Temperatur getödtete Vergleichsobjecte (Keim-
pflanzen oder mit Wasser durchtränkte Fliesspapierkügelchen) enthielt. Diese Vergleichs-
objecte befanden sich ebenfalls mit Wasserstoffgas in Contact. Es zeigte sich nun, dass
die Temperatur der Untersuchungsobjecte während der ersten Zeit der Versuche stets etwas
höher als diejenige der Vergleichsobjecte war. Der Temperaturüberschuss der ersteren
betrug aber nur 0.1— 0.3" C; er gestaltete sich also bei Abwesenheit des Sauerstoffs weit
geringer als bei Anwesenheit desselben. Dass der erwähnte geringe Temperaturüberschuss
aber Folge der intramolecularen Athmung der Pflanzenzellen ist, erscheint unzweifelhaft,
denn die Vergleichsobjecte (und zumal ist hier das Verhalten der getödteten Keimpflanzen
von Wichtigkeit) zeigten immer eine niedrigere Temperatur als die noch lebenden Pflanzen.
Ferner ist beachtenswerth , dass, wenn die Versuche längere Zeit hindurch (mehrere Tage
lang) fortgeführt wurden, der Temperaturüberschuss der Untersuchungsobjecte allmählig
verschwand, und wir wissen in der That, dass die Zellen höherer Pflanzen in sauerstofffreien
Räumen nach und nach absterben; ihre intramoleculare Athmung hört auf und in Folge
dessen auch die durch dieselbe seither hervorgerufene Wärmeentwickelung. Der Ref. hat
die durch intramoleculare Athmung verursachte Wärmebildung bei Keimpflanzen noch am
zweiten bis siebenten Versuchstage verfolgt. Nach dieser Zeit hörte aber mit der Schwächung
der inneren Athmung die Temperaturerhöhung völlig auf.
Wesentlich anders wie die Zellen höherer Pflanzen verhalten sich die Zellen des
Hefepilzes. Die Hefezellen vermögen bekanntlich bei Sauerstoffabschluss in Contact mit
traubenzuckerhaltigen Flüssigkeiten lebhafte Gährungserscheinungen hervorzurufen; sie
können unter diesen Umständen aber auch wachsen. Der energischen inneren Athmung der
Hefezellen entspricht nun in der That, wie der Verf. fand, eine bedeutende Wärmebildung,
58 Physiologie. — Chemische PhysiologiCc
die so beträchtlich sein kann, dass die gährenden Flüssigkeiten im Vergleich zu hefefreieu
■Vergleichsflüssigkeiten einen Temperaturüberschuss von mehreren Grad C. erkennen lassen. Bei
Luftzutritt ist der Temperaturüberschuss hefehaltiger Flüssigkeiten eben so gross wie bei
völligem Sauerstoffmangel. Wenn Hefezellen nicht mit Traubenzucker-, sondern mit Milch-
zuckerlösungen in Berührung gebracht werden, so wachsen sie zwar bei Sauerstoffzutritt,
erregen aber keine Gährung; bei Sauerstoft'abschluss vermögen die Hefezellen in Contact
mit Milchzuckerlösungen aber weder zu wachsen noch den Milchzucker in Gährung zu ver-
setzen. Ihre intramoleculare Athmung ist unter diesem Umstände sehr schwach und damit
in Uebereinstimmung fand der Verf., dass die Wärmeentwickelung der sich bei SauerstolT-
abschluss mit Milchzuckerlösung in Berührung befindenden Hefezellen nicht grösser als die-
jenige war, welche die Zellen höherer Pflanzen bei Sauerstoffmangel zur Geltung zu bringen
vermögen. Sauerstoffzufuhr erhöhte aber die Wärmebilduug der in Milchzuckerlösung ver-
weilenden Hefezellen ebenso wie diejenige der Zellen höherer Pflanzen, welche seither vom
Sauerstoff abgeschlossen gewesen waren.
102. Müntz. Sar la conservation des grains par l'ensilage. (Comptes rendus, Bd. 92,
p. 97 et 137.)
Samen, die längere Zeit im lufttrockenen Zustande aufbewahrt werden, sollen selbst
unter diesen Umständen Kohlensäure ausathmen. (?) Wasserzufuhr steigert aber die Athmungs-
energie der Samen ganz bedeutend. Bei Luftabschluss ist die Kohlensäurebildung der Samen
geringer als bei Luftzutritt. Diese sowie anderweitige Beobachtungsresultate führen den
Verf. zu dem Schluss, dass die Conservirung der Samen am besten gelingt, wenn dieselben
bei Luftabschluss in einem Raum von möglichst constanter Temperatur aufbewahrt werden,
und wenn man namentlich dafür sorgt, dass die Samen stets in einem recht trockenen
Zustande verbleiben.
103. L. Cric. üeber einige neue Fälle von Phosphorescenz bei Pflanzen. (Comptes rendus,
93. Bd., 1881, p. 853.)
Nach neueren Beobachtungen des Verf. phosphoresciren die folgenden Pflanzen:
Äuricularia phospJiorica, Polyporus citrinus, eine Rhizomorpha - Form , welche im Innern
von Hollunderzweigen beobachtet wurde, und Xylaria polymorplia. Dieser letztere Pilz
bildet das erste Beispiel von Lichtentwickelung eines Repräsentanten aus der Gruppe der
Ascomyceten.
104. G. Timirjasew. Neue Methode der Untersuchung der Äthmung und der Kohlensäure-
Zersetzung. (Reden und Protoc. der VI. Versammlung der russ. Naturf. u. Aerzte in
St. Petersburg vom 20. bis 30. Dec. 1879. St. Petersburg 1880. Seite 9 [Russisch].)
Die empfohlene Methode ist die diflerentiale, d, h. es werden die Functionen zweier
gleicher Organe verglichen, die unter verschiedenen Bedingungen sich befinden. Der nach
diesem Principe coustruirte Apparat (vom Verf. nicht näher beschrieben) besteht aus zwei
gleichen Gefässen, in welche die Pflanzentheile eingeführt werden; die Gefässe sind ver-
mittelst zweier gebogener Röhren miteinander verbunden; die untere von ihnen ist graduirt
und enthält einen Tropfen irgend einer gefärbten Flüssigkeit — sie dient als Manometer;
die obere ist mit einem Krahn versehen und dient für die gegenseitige Communication beider
Theile des Apparates. In die Gefässe werden auch die nothweudigen Reactive für die Absor-
birung der Athmungsproducte eingeführt. Den ganzen Apparat taucht man ins Wasser bis
alle Theile die gleiche Temperatur annehmen, dann schliesst man den Krahn, und die Com-
munication ist blos durch den Manometer möglich. Die Gase in beiden Gefässen befinden
sich also unter gleichen Bedingungen bezüglich der Temperatur und des Druckes und die
Veränderung ihrer Volumina wird von den chemischen Processen abhängen und durch das
Manometer gezeigt und gemessen werden. Batalin.
VI. Chlorophyll.
105. R. Sachse. Beiträge zur Eenntniss des Chlorophylls. (Chemisches Centralblatt 1881,
S. 169.)
Der Verf. hebt zunächst hervor, dass die Menge des in grünen Pflanzentheilen vor-
handenen Chlorophyllfarbstoffes häufig unterschätzt worden ist. Aus 125 Kilo frischer Blätter
Chlorophyll. 59
hat Verf. nämlich stets etwa 100 Gramm einer Substanz (Phyllocyauin) gewinnen können, die
als ein Spaltungsproduct des ChloropLyllpignients angesehen werden muss. Daraus und aus
dem Umstände, dass bei der Gewinnung der in Eede stehenden Farbstoffe immer nicht
unwesentliche Verluste zu beklagen sind, geht hervor, dass 125 Kilo frischer Blätter noch
mehr als 100 Gramm Chlorophyllpigment enthalten müssen.
Der Ref. legt seinen weiteren Untersuchungen eine Hypothese zu Grunde, nach
welcher nicht die Kohlehydrate, sondern der Chlorophyllfarbstoff das erste leicht sichtbare
Assimilationsproduct darstellt, während die Kohlehydrate erst in Folge gewisser chemischer
Processe aus dem Chlorophyllpigmeut hervorgehen sollen. Von dieser Hypothese ausgehend,
der gegenüber sich allerdings, wie ich meine , von vornherein mancherlei Bedenken geltend
machen lassen, studirte der Verf. den Einfluss reducirend wirkender Substanzen auf Chloro-
phyllfarbstoffe. Die Blätter von Primula elatior oder AlUum ursinum wurden in grösseren
Quantitäten zunächst mit Wasser abgekocht, das Wasser entfernt und die getödteten Blätter
mit Alkohol extrahirt. Durch Benzinzusatz zu dem alkoholischen Extract wurde dann der
blaugrüne Bestandtheil des normalen Chlorophyllfarbstoffs von dem gelben getrennt, und
der Benzinlösung schliesslich Natriumstückchen hinzugefügt. Es trat schwache Wasserstoff-
entwickelung ein und nach einiger Zeit (oft erst nach 1—2 Wochen) trübte sich die Flüssigkeit,
bis sich endlich eine voluminöse Masse zu Boden setzte. Dieselbe wurde von der über-
stehenden, gelblich aussehenden Flüssigkeit durch Filtration getrennt und mit Benzin aus-
gewaschen. Der gewonnene Körper steht seinen gesammten Eigenschaften, zumal seinem
optischen Verhalten nach, dem Chlorophyllpigment auf jeden Fall sehr nahe. Wird die
Lösung des Körpers mit Salzsäure versetzt, so erfolgt eine tiefgreifende Zersetzung desselben ;
es entsteht ein Niederschlag, während ein Körper in Lösung bleibt, der, was namentlich Interesse
beansprucht, fast genau die Zusammensetzung eines Kohlenhydrats besitzt. Die durch Salz-
säure abgeschiedene Substanz kann auf einem Filter gesammelt, ausgewaschen und getrocknet
werden. Sie ist von dunkelgrüner Farbe und wird vom Verf. als Phyllocyanin bezeichnet.
Der in Rede stehende Körper ist stickstoffhaltig. Das Phyllocyanin stellt aber nach den
Untersuchungen des Verf. kein chemisches Individuum dar, sondern es repräsentirt ein
Gemisch verschiedener grüner, stickstoffhaltiger Substanzen, die als wesentlichste Bestand-
theile der Chlorophyllfarbstoffmolecule betrachtet werden müssen. Im Chlorophyllkorn sind
die grünen Pigmente übrigens noch mit gewissen gelben Farbstoffen gemischt, wie dies
schon von Kraus hervorgehoben wurde. Diese gelben Substanzen enthalten nach den Unter-
suchungen des Verf. keinen Stickstoff. Da aber verschiedene Phyllocyaninkörper und ebenso
verschieilene gelbe Pigment eexistiren, so kommt der Verf. schliesslich zu dem Resultat, dass
im Chlorophyllkorn nicht ein einziges Chlorophyllpigment, sondern mehrere Chlorophyll-
pigmentmodificationen vorhanden sind , von denen eine jede aus einer Substanz der Phyllo-
cyaningruppe und einem gelben Farbstoff zusammengesetzt ist. Mit Rücksicht auf die
Ergebnisse, zu denen der Verf. bei seinen Beobachtungen über den Einfluss oxydirend wir-
kender Körper auf Phyllocyanin gelangt ist, und über welche er bereits in der vorliegenden
Abhandlung einiges mittheilt, ist das folgende Referat zu vergleichen.
106. R. Sachsse. Beiträge zur Kenntniss des Chlorophylls. (Chemisches Centralblatt, 1881,
S. 236 und Centralblatt für Agriculturchemie, 10. Jahrg., S. 790.)
Aus einem als Phyllocyanin bezeichneten Producte (vielleicht identisch mit Hoppe-
Seyler's Chlorophyllansäure) wurde durch Oxydation mit übermangansaurem Kali in alkalischer
Lösung Palmitinsäure erhalten, neben Oxalsäure und einer anderen Säure, die sich indessen
auf diesem Wege nicht isoliren Hess. Zur Darstellung derselben wendet man besser Salpeter-
säure als Oxydationsmittel an. Die fragliche Säure besitzt die empirische Formel C^ H® 0*,
ist, soweit bis jetzt bekannt, nicht krystallisirbar und besitzt die Eigenschaft, die Fällung
von Eisen- sowie Kupferoxyd durch Alkalium zu verhindern. Sie vermag auch Silberoxyd
zu Silber aus alkalischer Lösung zu reduciren. Bei der trockenen Destillation des Phyllo-
cyanins erhält man das Aldehyd der Palmitinsäure; bei der Destillation mit Kalk bildet
sich Palmiton. Der Verf. ist nun der Ansicht, dass auch die in einigen grünen Pflanzenzellen
in Folge des Assimilationsprocesses entstehenden Fette als Oxydationsproducte des Phyllo-
cyanins des Chlorophyllfarbstoffes, welchen er ja für das erste leicht sichtbare Assimilations-
60 Physiologie. — Chemische Physiologie.
product hält, angesehen werden müssen. Geht der Oxydatiousprocess des Phyllocyanins
in den grünen Zellen, wie es in der Regel der Fall ist, weniger energisch vor sich, so sollen
nicht Fette, sondern Kohlehydrate als Oxydationsproducte entstehen. Uebrigens spricht sich
der Verf. mit Recht über diesen letzteren Punkt sehr vorsichtig aus.
107. Hoppe-Seyler. lieber das Chlorophyll der Pflanzen. (Zeitschrift f. physiolog. Chemie,
Bd. 5, S. 75.)
Das vor einiger Zeit vom Verf. dargestellte Chlorophyllan (vgl. Bot. Jahresb. für
1879, S. 299) enthielt noch einen phosphorhaltigen Körper. Es wurde versucht, diese
Substanz durch Kochen des Chlorophyllaus mit alkoholischer Kalilauge abzuscheiden, aber
dabei wurde statt des in Alkalien unlöslichen Chlorophyllans eine in Alkalien leicht lösliche
Säure, die Chlorophyllansäure erhalten. Die Lösungen der Alkalisalze dieser Säure besitzen
eine olivengrüne Farbe, und zeigen schwache, rothe Fluorescens, In Aether ist die möglichst
gereinigte Cblorophyllansäure löslich; beim Eindunsten der ätherischen Lösung scheidet
sich die Chlorophyllansäure zuweilen in macroskopischen Krystallen ab. Da es gelingt,
beim Kochen des Chlorophyllans mit alkoholischer Kalilauge Chlorophyllansäure, eine
phosphorhaltige Substanz (Glycerinphosphorsäure) und schliesslich noch Cholin zu erhalten,
so ist es dem Verf. sehr wahrscheinlich, dass das Chlorophyllan eine Lecithinverbiudung
oder selbst ein Lecithin sei, in welchem in Uebereinstimmung mit anderen Lecithinen sich
Glycerin und Cholin in Verbindung mit Phosphorsäure befinden, das Glycerin sich aber
ausserdem (entweder allein oder zugleich mit fetten Säuren) in Verbindung befindet mit der
Chlorophyllansäure.
108. J. Coaz. Das Blatt und seine Entfärbung. (Mittheilungen der Naturforschenden
Gesellschaft in Bern. Bern 1880.)
Diese Abhandlung erwähnen wir hier, weil sich in derselben Zusammenstellungen
über die herbstliche Färbung der Blätter einer Reihe einheimischer Pflanzen finden.
109. J. Rostaflnski. lieber den rothen Farbstoff einiger Chlorophyceen, sein sonstiges
Vorkommen und seine Verwandtschaft zum Chlorophyll. (Botanische Zeitung,
1881, S. 461.)
Der Verf. hat den rothen Farbstoff untersucht, welcher in manchen Algensporen
sowie in den vegetativen Zellen mancher Algen {Phycopeltis, TrentepoMia etc.) vorkommt.
Der rothe Farbstoff kann mit Hilfe von Alkohol den Zellen entzogen werden. Das Spectrum
des Pigments zeigt manche Aehnlichkeit mit demjenigen des Chrysochinons, lässt aber einen
starken Absorptionsstreifen zwischen B und C erkennen.^) In Berührung mit Schwefel-
säure färbt sich das rothe Pigment, wie das Chrysochinon , prachtvoll dunkelblau. Es ist
dem Verf. wahrscheinlich, dass der rothe Farbstoff durch Oxydationsprocesse in Chlorophyll-
pigment übergehen kann. Manche gelb gefärbte Blüthen (z. B. diejenigen von Cheiranthus
Cheiri) scheinen neben einem gelben Pigment denselben rothen Farbstoff, welcher auch in
Algenzellen vorkommt, zu enthalten.
110. c. Timirjasew. Apparate für quantitative Analyse des Chlorophylls und zur Bestim-
mung des Gesetzes der Lichtabsorption durch dasselbe. (Reden und Protoc. der VI.
Versamml. russisch. Naturf. und Aerzte in St. Pertersburg vom 20. bis 30. Dez. 1879.
St. Petersburg 1880. Seite 37—38 ([Russisch].)
Zur Bestimmung der relativen Menge des Chlorophylls in beliebigen Organen empfiehlt
T. die spectroskopische Vergleichung der als Einheit genommenen Chlorophylllösung (auf-
bewahrt in einer zugeschmolzenen Röhre) mit der Lösung, die aus den Organen bereitet war.
Die Bestimmung muss derartig geschehen, dass die bereitete Lösung so viel mit Spiritus
verdünnt wird, bis beide Spectra (das normale und das zu vergleichende) gleich werden, —
dann wird das Volumen der verdünnten Lösung (nach der Berechnung) die relative Menge
des Chlorophylls in dem Organe zeigen. Der zu diesem Zwecke construirte Apparat besteht
aus einer horizontalen metallischen Linealplatte, die vor der Spalte des Spectroskops befestigt
ist; an ihren beiden Enden trägt sie je ein um die verticale Axe sich drehendes Spiegelchen,
— und in der Mitte gerade vor der Spalte — zwei Prismen für die volle innere
') Wahrscheinlich in Folge einer "Verunreinigung mit Ohlorophyllpigment.
Insectenfressende Pflauzen. qi
Reflectiou (in die Spalte), eines über dem anderen und in umgekehrter Lage befestigt. Bei
dieser Constructiou kann man von einer und derselben Lichtquelle zwei auf einander liegende
Spectra erhalten und sie vergleichen. Zwischen den Prismen und den Spiegelchen befestigt
man gleiche ßöhrchen — das eine mit der Normallösung, das andere mit der zu unter-
suchenden Flüssigkeit.
Um die dureh das Chlorophyll bewirkte Lichtabsorption zu studiren, empfiehlt T.
die Benutzung einer keilförmigen mit Chlorophylllösung gefüllten Wanne, an welche eine
gleiche andere Wanne, aber umgekehrt, angelegt wird, um den durchgehenden Strahlen
parallele Richtung zu geben; diese zweite Wanne kann mit Spiritus oder mit irgend einem
anderen farblosen Stofi'e gefüllt sein. Die Lichtstrahlen, durch die Chlorophylllösung von
verschiedener Dicke durchgehend, werden verschieden absorbirt sein, was leicht zu beobachten
ist. Dasselbe Princip kann man auch zur Untersuchung der Absorption durch gemischte
Lösungen (z. B. Chlorophyllin mit Xanthophyll) anwenden — zu welchem Zwecke jede
von beiden Wannen mit den betrefifenden Flüssigkeiten gefüllt' werden muss. Ba talin.
lU. F. Ardissone. Sulla CloroflUa e sui suoi affici. (Atti della Soc. Crittogamol. Ital.
Fol. III, Disp. L Milano 1881.)
Nach einer Uebersicht über den heutigen Stand unserer Kenntnisse des Chloro-
phylls und andrer Farbstoffe, vorzüglich der braunen und rothen Algen, giebt Verf. die
Resultate einiger Untersuchungen, die er über den Farbstoff verschiedener Algen angestellt hat.
Dasycladus claviformis , Dictyota dichotoma und ein Gemisch von verschiedenen
Florideen gaben alle mit Alkohol eine schöne grüne Lösung, welche einen breiten, scharf
ausgeprägten Absorptionsstreifen im Roth (Linie I, Kraus), und vollständige Absorption der
stärker brechbaren Hälfte des Spectrums (Linie V, VI, VII, Kraus) zeigten. Die Absorptions-
linien n, III, IV (Kraus) wurden nicht beobachtet — vielleicht aber hatte dies seinen Grund
in der geringen Concentration der Lösung.
Ceramium cüiatum, ülva Enteromorpha und Gelidiiim corneum gaben zu schwach
gefärbte Lösungen, um zur Spectralanalyse tauglich zu sein. — Dictyota dichotoma und
Cystosira abrotanifolia 'gaben, nach der Alkoholbehandlung mit Benzin oder Schwefel-
kohlenstoff tractirt, eine schwach gelbe Lösung, die, durch Verdunstung concentrirt, ähnliche
Streifen zeigte, wie die oben beschriebeneu, doch war die Absorption der stärker brechbaren
Strahlen weniger ausgedehnt. 0. Penzig.
VII. Insectenfressende Pflanzen.
112. W. Behrens. Caltha dionaeaefolia. (Kosmos, 5. Jahrg., S. 11.)
Die Pflanze besitzt eine Höhe von 4—6 cm. Die Stengel sind sehr ästig und die
Aestchen tragen an ihrer Spitze die Blüthen. Die Blätter von Caltha dionaeaefolia sind
klein; ihre Länge beträgt, wenn man den Blattstiel mitrechnet, nur 10— 14 mm. Der Blatt-
stiel erweitert sich dort, wo er dem Stengel angewachsen ist, zu einer relativ grossen kahn-
förmigen Scheide. Die rundliche, fleischige, dicke Blattspreite ist am oberen Ende bis auf
ein Drittel ihrer Länge gespalten, so dass sie in einen rechten und in einen linken Seitenlappen
zerfällt. Jeder Lappen ist condublicirt (eingefaltet), d. h. er besitzt an seiner Basis innerlich
einen Anhang. Die beiden Anhänge sind miteinander verwachsen. Die Ränder der Blatt-
fläche und der Anhänge tragen zahlreiche starke Dornen, welche eine senkrechte Stellung
in Bezug auf die Fläche dieser Organe einnehmen. Ausserdem ist die Innenseite der Blatt-
lamina ganz dicht mit kleinen Papillenhaaren besetzt. Endlich vermag die Lamina sich
gegen die Anhänge hin zu bewegen, die Blattspreite kann Oeffnungs- und Schliessungs-
bewegungen ausführen. (Zur genauem Orientirung über das Gesagte sind die der Abhandlung
beigegebenen Figuren zu vergleichen.)
Das Blatt der Caltha dionaeaefolia besitzt in vieler Hinsicht die grösste Aehnlich-
keit mit demjenigen der Dionaea muscipula, und es ist besonders interessant, dass die
beiden erwähnten Pflanzen trotzdem zu ganz verschiedenen Familien gehören. Dass die
Caltha dionaeaefolia zu den insectenfressenden Gewächsen gehört, ist nach alledem, was
wir über die Pflanze wissen, ganz unzweifelhaft. Directe Beobachtungen über den Insecten-
fang der Pflanze liegen aber noch nicht vor. Endlich sei noch bemerkt, das» Caltha
62 Physiologie. — Chemische Physiologie.
dionaeaefoUa zu den eminent antarctischen Gewächsen gehört; ihre Heimath i^t Feuerland,
weiter nach Norden geht sie nicht hinauf.
Ylll. Lehr- und Handbücher.
113. W. Detmer. System der Pflanzenphysiologie. Erster Theil. (Schenk's Handbuch
der Botanik, Bd. II, S. 1-158.)
Dieser erste Theil des Systems der Pflanzenphysiologie verfolgt den Zweck, den
Leser mit den wichtigsten Lehren der Ernährungsphysiologie der Gewächse vertraut zu
machen, und zwar ist bei der Behandlung des Stoffes ein grosses Gewicht auf eine streng
systematische Darstellung gelegt worden. Im ersten Abschnitt „die Nährstoffe der Pflanzen"
wird die Lehre von der Assimilation, von der Entstehung der Proteinstoffe, von den Aschen-
bestandtheilen sowie die Lehre von den organischen Pflanzennahrungsmittelu dem Leser
vorgeführt. Der zweite Abschnitt „die Molecularkräfte der Pflanzen" ist wie folgt gegliedert:
1. Allgemeines über die Molecularstructur organisirter pflanzlicher Gebilde. 2. Specielles
über die Molecularstructur organisirter pflanzlicher Gebilde. 3. Zerstörung der Molecular-
structur organisirter pflanzlicher Gebilde. 4. Elementare Molecularvorgänge in den Pflanzen-
zellen. 5. Bewegung der Gase in den Pflanzen. 6. Wasseraufnahme seitens der Pflanzen.
7. Wasserbewegung in den Pflanzen. 8. Mineralstoffaufnahme seitens der Pflanzen. Im
dritten Abschnitt „die Stoffwechselprocesse im vegetabilischen Organismus" wird das Verhalten
der stickstoffhaltigen sowie stickstofffreien organischen Bestandtheile der Gewächse, der
Athmungsprocess und die Stoffwanderung besprochen. Ein besonderes Interesse dürfte der
Inhalt des ersten Capitels des dritten Abschnittes beanspruchen, denn in demselben wird
unter anderem die bei den gesammten Darstellungen der vorliegenden Schrift eine mehr
oder minder grosse Bedeutung spielende Dissotiationshypothese ausführlicher entwickelt.
114. Pfeffer. Pflanzenphysiologie. Ein Handbuch des Stoffwechsels und Kraftwechsels in
der Pflanze. Erster Band: Stoffwechsel.
Der Verf. bemerkt selbst, dass das vorliegende Werk kein Lehrbuch für Anfänger
sein soll. Wir haben es vielmehr mit einem Handbuch zu thun, in welchem eine aus-
führliche Darstellung der derzeitigen Kenntniss über die allgemeinen Vorgänge des Stoff-
und Kraftwechsels in den Pflanzen geboten wird. Der Verf. hat die gesammte Literatur
eingehend berücksichtigt und sich bemüht, „durch kritische Sichtung des grossen Materials
hervortreten zu lassen, welche Thatsachen als sicher stehend betrachtet werden dürfen und
wo nur lückenhafte Erfahrungen vorliegen". Dadurch wird das vorliegende Buch zumal
für Denjenigen nützlich, der sich eingehender, als es gewöhnlich der Fall ist, mit pflanzen-
physiologischen Studien beschäftigt. Die neue Litteratur ist sehr vollständig citirt. Die
Resultate einiger neueren Untersuchungen, welche vor dem Erscheinen des Handbuchs nicht
bekannt waren (vgl. z. B. S. 176 über Wasserausscheidung in Nectarien) sind vor Kurzem
in ausführlicher Weise veröffentlicht worden. Der Inhalt des vorliegenden Baches gliedert
sich der Hauptsache nach wie folgt: Einleitung. I. Physikalische Eigenschaften und
Molecularstructur der organisirten Körper. IL Die Mechanik des Stoffaustausches.
III. Mechanik des Gasaustausches. IV. Die Wassserbewegung in der Pflanze. V. Die
Nährstoffe der Pflanze. VI. Die Stoffumwandlungen in der Pflanze. VII. Stoffwanderung.
VIII. Athmung und Gährung.
II. Pflanzenstoffe.
Keferent: Ferd. Äug. Faick.
Verzeichniss der besprochenen Arbeiten.^)
1. Husemann und Hilger. Pflanzenstoffe. (Ref. S. G8.)
2. Ebermayer. Bestandtheile der Pflanzen. (Ref. S. 69).
') Die Referate I bis IX wurden geordnet nach dem in meiner »Uebersicht der •peciellen Droguenkunde
2. Auflage 1883t veröffentlichten System. Falck.
Verzcichniss der besprochenen Arbeiten.
63
(Ref. S. 69.)
I. Alkalo'ide.
3. Lafean. Löslichkeit in Alkohol. (Ref. S. 69.)
4. Davy. NitroprussidverbindungeD. (Ref. S. 69.)
5. Prescott. Bestimmung durch Kaliumquecksilberjodid
6. Hamlin. Farbenreactionen. (Ref. S. 70.)
7. Brouardel et Boutmy. Reaction der Ptomaine und Alkaloide.
8. Gautier. Ptomaine und Alkaloide. (Ref. S. 71.)
9. Brouardel et Boutmy. Ptomaine. (Ref. S. 71.)
10. Tanret. Peptone und Alkaloide. (Ref. S. 71.)
11. Siebold and ßradbury. Cannabinin im indischen Hanf. (Ref. S
12. Schorm. Coniin. (Ref. S. 72.)
13. Hofmann. Coniin. (Ref. S. 72.)
14. Skalweit. Nicotin. (Ref. S. 73.)
15. Pease. Nicotinbestimmung. (Ref. S. 73.)
16. Skalweit. Nicotinbestimmung. (Ref. S. 73.)
17. Kissling. Nicotiubestimmung. (Ref. S. 73.)
18. Vogel. Nicotinbestimmung. (Ref. S. 73.)
19. Cahours et Etard. Nicotinderivat. (Ref. S. 74.)
20. Liversidge. Piturin. (Ref. S. 74.)
21. Boedeker. Lycopodin. (Ref. S. 7ß.)
22. Johanson. Colchicin. (Ref. S. 75.)
23. Hertel. Colchicin. (Ref. S. 75.)
24. Morris. Colchicin. (Ref. S. 77.)
25. Lloyd. Berberin. (Ref. S. 77.)
26. Grüning. Nupharin, Nuphar- und Nymphaeagerbsäure. (Ref. S. 77.)
27. Groves. Alkaloide der Mohnköpfe. (Ref. S. 80.)
28. Chastaing. Morphin, Löslichkeit in Wasser. (Ref. S. 80.)
29. Dott. Morphin, Löshchkeit der Salze. (Ref. S. 80.)
30. Dott. Morphinacetat. (Ref. S. 80.)
31. Bruneau. Nachweis des Morphins. (Ref. S. 80.)
32. Mylius. Morphinbestimmung. (Ref. S. 81.)
33. Vitali. Morphinreaction. (Ref. S. 81.)
34. Gerichten und Schrötter. Morphin, Zersetzung. (Ref. S. 81.)
35. Chastaing. Morphinkalium. (Ref. S. 81.)
36. — Morphin, Constitution. (Ref. S, 81.)
37. — Oxymorphinhydrat. (Ref. S. 81.)
38. — Oxydation des Morphins. (Ref. S. 82.)
39. — Oxydation des Morphins. (Ref. S. 82.)
40. Grimaux. Morphin und Codein. (Ref. S
41. — Künstliches Codein. (Ref. S. 83.)
42. — Aethylenmorphin. (Ref. S. 83.)
43. — Reaction der Morphinderivate. (Ref. S.
44. — Codein. (Ref. S. 83.)
45. Hesse, a- und <?-Methylmorphiu. (Ref. S,
46. Gerichten. Codein. (Ref. S. 84.)
47. - Cotarnin. (Ref. S. 84.)
48. — Cotarnin. (Ref. S. 84.)
49. Loll Dey. Porphyroxin. (Ref. S. 85.)
50. Sic cum. Sanguinarin. (Ref. S. 85.)
51. Chastaing. Pilocarpin. (Ref. S. 85.)
52. Kingzett. Pilocarpin. (Ref. S. 85.)
53. Oliveira. Johannesin. (Ref. S. 85.)
54. Baur. Hydrangea. (Ref. S. 86.)
55. Etard. Homologe des Pelletierio (Punicin). (Ref. S. 86.)
(Ref. S. 70.)
72.)
82.)
83.)
83.)
{J4 Physiologie. — Chemiache Physiologie. j
56. Etard. Glycolin. (Ref. S. 86.) I
57. Baumert. Lupinin. (Ref. S. 87.) |
58. Campani und Bettelli. Lupinin. (Ref. S. 87.) ,
59. Rammeisberg. Strychninsulfat. (Ref. S. 87.) i
60. Lextrait. Strychnin und Jodoform. (Ref. S. 87.) !
61. Jahns. Strychninhydrat. (Ref. S. 87.) |
62. Colin-Toquaine. Strychuinreaction. (Ref. S. 88.) ;
63. Shenstone. Strychnin, Brucin, Hydrobrucin. (Ref. S. 88.)
64. Hesse. Chinin. (Ref. S. 88.) i
65. Skraup. Chinin. (Ref. 88.) j
66. Rennie. Chininhydrat. (Ref. S. 88.) '
67. Skraup. Chininsäure. (Ref. S. 89.)
68. Böttinger. Picolincarbonsäure. (Ref. S. 89.)
69. Hoogewerff und van Dorp. Pyridin. (Ref. S. 89.) i
70. — Pyridincarbonsäure. (Ref. S. 89.) 1
71. Fürth. Berberonsäure. (Ref. S. 90.) |
72. Hoogewerff und van Dorp. Ciuchomeronsäure. (Ref. S. 90.)
73. Otten. Chinidin. (Ref. S. 90.)
74. Hesse. Chinamiu. (Ref. S. 90.) l
75. Oudemans. Conchiuamin. (Ref. S. 92.) 1
76. Hesse. Conchinamin. (Ref. S. 93.) \
77. Schenk. Cinchonin. (Ref. S. 93.) j
78. Koenigs. Cinchonin. (Ref. S. 93.)
79. Weidel. Cinchonin. (Ref. S. 93.) ,
80. — Cinchonin. (Ref. S. 93.) ;
81. Oechsner. Cinchonin. (Ref. S. 93.) ;
82. Koenigs. Chinolin. (Ref. S. 94.) |
83. Williams. Chinolin. (Ref. S. 94.) '
84. La Co st e. Chinolin. (Ref. 94.)
85. Bed all und Fischer. Oxy chinolin. (Ref. S. 94.)
86. - Oxychinolin. (Ref. S. 94.)
87. — Methoxychinolin. (Ref. S. 94.) j
88. Jackson. Methylchinolin. (Ref. S. 94.) ,
89. Skraup. Chinolin. (Ref. S. 94.) j
90. Schlosser und Skraup. Chinolin. (Ref. S. 95.)
91. Williams. Lutidin. (Ref. S. 95.) ■■
92. Forst und Böhringer. Cinchotin. (Ref. S. 95.)
93. — Cinchotin. (Ref. S. 95.)
94. — Hydrochinidin. (Ref. S. 95.)
95. Hesse. Cinchonidin. (Ref. S. 95.)
96. — Cinchamidin. (Ref. S. 95.)
97. Arnaud. Cinchonamin. (Ref. S. 95.) j
98. Hill. Thee, Gerbstoff. (Ref. S. 96.)
99. Lloyd. Caffeincitrat. (Ref. S. 96.) i
100. Fischer. Caffein. (Ref. S. 96.) ,
101. — Caffein. (Ref. S. 96.) .<
102. Maly und Hinteregger. Caffein und Theobromin. (Ref. S. 97.) j
103. - Caffeiu und Theobromin. (Ref. S. 97.) I
104. Schmidt. Caffein. (Ref. S. 97.) '
105. Press 1er. Theobromin, (Ref. S. 97.)
106. Hofmann. Piperidin. (Ref. S. 98.)
107. Schneider. Aconitin. (Ref. S. 99.)
108. Gerrard. Atropin, Darstellung. (Ref. S. 99.) i
109. — Atropin, Gehalt. (Ref. S. 99.)
Verzeichniss der besprochenen Arbeiten. 05
110. Ladenburg. Atropin, Hyoscyamin, Hyoscin. (Ref. S. 99.)
111. Schmidt. Atropin. (Ref. S. 100.)
112. Lue decke. Atropin. (Ref. S. 100.)
113. Regnauld et Valmont. Atropin. (Ref. S. 100.)
114. Ladenburg. Hyoscin. (Ref. S. 101.)
115. — Tropin. (Ref. S. 101.)
116. - Tropin. (Ref. S. 101.)
117. - Tropin. (Ref. S. 101.)
118. — Tropin. (Ref. S. 101.)
119. Merling. Tropin. (Ref. S. 101.)
120. Ladenburg. Alkamine. (Ref. S. 101.)
121. Langgaard. Scopolein. (Ref. S. 101.)
122. Rente In. Solanin. (Ref. S. 102.)
II. Glacoside.
123. Schiff. Aesculin etc. (Ref. S. 103.)
124. Selmi, Amygdalin. (Ref. S. 103.)
125. Gerrard. Strophanthus. (Ref. S. 103.)
126. Madsen. Succus Liquiritiae. (Ref. S. 103.)
127. Radenhausen. Isatin. (Ref. S. 103.)
128. Baeyer. Indigoblau. (Ref. S. 105.)
129. Warden. Thevetiu. (Ref. S. 105.)
130. de Vry. Thevetin. (Ref. S. 105.)
131. Ritthauseu. Myronsäure. (Ref. S. 105.)
132. Wright and Ren nie. Glycyphyllin. (Ref. S. 106.)
133. Parker. Salicin. (Ref. S. 106.)
134. Greonish. Melanthin. (Ref. S. 106.)
135. Naylor. Saponin, Omphalocarpin. (Ref. S. 106.)
136. Langbeck. Senega. (Ref. S. 106.)
137. Vernet. Epheu. (Ref. S. 107.)
138. Greenish. Cyclopin, (Ref. S. 107.)
139. C hur eh. Cyclopiasäure. (Ref. S. 108.)
140. Michael. Methylarb utin. (Ref. S. 108.)
141. Schiff. Arbutin. (Ref. S. 108.)
142. Smith. Arbutin. (Ref. S. 109.)
143. Hock. Digitalin. (Ref. S. 109.)
144. Patch. Gentisin. (Ref. S. 109.)
145. Kennedy. Gentisin. (Ref. S. 110.)
146. Finocchi. Oleandrin. (Ref. S. HO.)
147. Zander. Xanthostrumarin. (Ref. S. HO.)
148. Tiemann und Will. Hesperidin. (Ref. S. 110.)
149. Francke, Hesperidin. (Ref. S. 111.)
150. Manz. Ipomoea pandurata. (Ref. S. 111.)
151. Textor. Insecteupulver. (Ref. S. 111.)
HI. Säuren nnd Anhydride.
152. Haitinger. Citronensäure in Chelidonium. (Ref. S. 112.)
153. Stenhouse and Groves. Usninsäure. (Ref. S. 112.)
154. Spiegel. Vulpinsäure. (Ref. S. 113.)
155. Bowman. Filixsäure. (Ref. S. 113.)
156. Smith. Salicylsäure. (Ref. S. 113.)
157. Mandelin. Salicylsäure in Viola. (Ref. S. 113.)
158. Dott. Mekonsäure. (Ref. S. 114.)
159. Ost. Mekonsäure. (Ref. S. 114.)
160. Reib stein. Mekonsäure. (Ref. S. 114.)
Botanischer Jahresbericht IX (1881) 1. Abth.
66 Physiologie. — Chemische Physiologie.
161. Bailand. Phytolaccasäure. (Ref. S. 115.)
162. Spiegel. Tropasäiire. (Ref. S. 115.)
163. Rügheimer. Tropasäure. (Ref. S. 115.)
164. Schmidt. Methylcrotonsäure und Angelicasäure. (Ref. S. 115.)
165. Schulze und Bar hier i. Phenylamidopropionsäure. (Ref. S. 115.)
166. Peckolt. Helosis guyanensis. (Ref. S. 116.)
167. Gnehm. Cumarin. (Ref. S. 116.)
168. Nasini. Parasantonid. (Ref. S. 117.)
IV. Gerbstoffe.
169. Loewenthal. Bestimmung. (Ref. S. 117.)
170. Stroh mer. Ellagsäure in Fichtenrinde. (Ref. S. 117.)
171. Loewe. Eichenrindengerbstoff. (Ref. S. 117.)
172. Böttinger. Eichenrindengerbstoff. (Ref. S. 117.)
173. Etti. Lävulin in Eichenrinde. (Ref. S. 117.)
174. Raabe. Ratanhiagerbstoff. (Ref. S. 118.)
175. — Ratanhiagerbstoff. (Ref. S. 118.)
176. Etti. Catechin. (Ref. S. 118.)
177. Luca. Castanea vesca. (Ref. S. 119.)
178. Ar ata. Persea Lingue. (Ref. S, 119.)
V. Indifferente Stoffe.
179. Groves. Aloereaction. (Ref. S. 119.)
180. Schmidt und Loewenhardt. Pikrotoxin. (Ref. S. 119.)
181. Paterno und Oglialoro. Pikrotoxin. (Ref. S. 120.)
182. Barth und Kretschy. Pikrotoxin. (Ref. S. 120.)
183. Parsons. Damiana (Turnera). (Ref. S. 120.)
184. Vassal. Maisbitterstoff. (Ref. S. 120.)
185. Hoppe-Seyler. Chlorophyll. (Ref. S. 120.)
186. Sachsse. Chlorophyll. (Ref. S. 121.)
187. Sadtler and Rowland. Beth-a-barra, (Ref. S. 121.)
188. L oring Jackson. Curcumin. (Ref. S. 122.)
189. Jahns. Kaempferid. (Ref. S. 122.)
190. - Galangin, Alpinin. (Ref. S. 122.)
191. Halberstadt und Reis. Haeraatein. (Ref. S. 123.)
192. Jean. Oenolin und Oenotannin. (Ref. S. 123.)
VI. Kohlenhydrate.
193. Pfeiffer und Tollen s. Verbindungen mit Alkalien. (Ref. S. 123.)
194. Fremy et ürbain. Pflanzenskelett. (Ref. S. 123.)
195. Franchimont. Cellulose. (Ref. S. 124.)
196. Girard. Hydrocellulose. (Ref. S. 124.)
197. O'S Ulli van. a- und ß-Amylum. (Ref. S. 124.)
198. Salomon. Stärke. (Ref. S. 125.)
199. Mering. Stärke, Maltose. (Ref. S. 125.)
200. Greenish. Fucus amylaceus. (Ref. S. 125.)
201. Lippmann. Laevulan. (Ref. S. 126.)
202. Claesson. Arabinose. (Ref. S. 126.)
303. Meyer. Gentianose. (Ref. S. 126.)
204. Sundwik, Maltose. (Ref. S. 126.)
205. Levallois. Soja. (Ref. S. 126.)
206. Emmerling und Loges, Traubenzucker. (Ref. S. 127.)
207. Musculus et Meyer. Glucose. (Ref. S. 127.)
208. Nencki und Sieb er. Glucose. (Ref. S. 127.)
Verzeichüiss der besprocheueu Arbeiten. G7
209. Kiliani, Gluconsäure etc. (Ref. S. 128.)
210. — Lactonsäure. (Ref. S. 128.)
211. Juugfleisch et Lefranc. Laevulose. (Ref. S. 128.)
212. Grote, Kehre r und Tollens, Laevulinsäure. (Ref. S. 128.)
213. — und Tollens. Laevulinsäure. (Ref. S. 129.)
214. Rodewald und Tollens. Laevulinsäure. (Ref. S. 129.)
215. Tollens. Laevulinsäure. (Ref. S. 129.)
216. Sestini. Ulminverbindungen. (Ref. S. 130.)
217. — Ulminverbindungen. (Ref. S. 130.)
218. Tanret et Villiers. Inosin. (Ref. S. 180.)
219. Hecht und Iwig. Mannit. (Ref. S. 130.)
220. Domac. Maunit. (Ref. S. 130.)
221. Morelle. Bergenit. (Ref. S. 130.)
VII. Ester, Fette und Wachsarten.
222. Stohmanu. Freie Säure in Fetten. (Ref. S. 131.)
223. Rechenberg. Freie Säui-e in Fetten. (Ref. S. 131.)
224. Kostyts;chew. Lallemantia-Fett. (Ref. S. 131.)
225. Sonchere. Olivenöl. (Ref. S. 131.)
226. Conroy. Olivenöl. (Ref. S. 132.)
227. Scheibe. Baumwollensamenöl. (Ref. S. 132.)
228. Slop. Kürbissamenöl. (Ref. S. 132.)
229. Gianmaria. Soja-Oel. (Ref. S. 133.)
230. Reinke und Rodewald. Paracholesterin. (Ref. S. 133.)
VIII. Aetherische Oele.
231. Flückiger. Mastixöl. (Ref. S. 133.)
232. Atterberg. Oel von Pinus Pumilio. (Ref. S. 133.)
233. Lunge und Steinkauler. Sequoja. (Ref. S. 133.)
234. Brix. Copaivabalsam. (Ref. S. 134.)
235. Jorissen. Dipterocarpusöl. (Ref. S. 134.) 1
236. Naudin. Angelicaöl. (Ref. S. 134.)
237. Valente. Cannabisöl. (Ref. S. 135.) i
238. Thresh. Ingweröl. (Ref. S. 135.) J
239. Francke. Bergapten. (Ref. S. 136.) j
240. Godeffroy. Bergapten. (Ref. S. 136.) j
24L Grosser. Coriauderöl. (Ref. S. 137.)
242. Schiff. Nitrocampher. (Ref. S. 137.) " 1
243. — Dehydrocampher. (Ref. S. 137.) j
244. — Bromcampher. (Ref. S. 137.) '
245. Ballo. Campher. (Ref. S. 137.) ;
246. Kachler und Spitzer. Borneol und Campher. (Ref. S. 137.) |
247. Moriya. Menthol. (Rd. S. 138.) i
248. Schack. Pfeffermiuzöl. (Ref. S. 138.) |
249. Vigier et Cloez. Erigeronöl, (Ref. S. 138.) j
250. Morin. Likariöl. (Ref. S. 139.) i
251. Eykman. lUicium religiosum. (Ref. S. 139.) :
252. Febve. Quendelöl. (Ref. S. 140.)
253. Maisch. Buchuöl. (Ref. S. 141.) i
254. Woodland. Zimmtöi. (Ref. S. 141.) i
255. Reinke. Aldehyd in Pflanzen. (Ref. 141.) ^
256. Flückiger. Perubalsam. (Ref. S. 141.) i
257. -- Canangaöl. (Ref. S. 141.) I
258. Hinchman. Asclepias cornuti. (Ref. S. 142.)
5*
68 Physiologie. — Chemische Physiologie.
IX. Harze.
259. Renard. Harzöl. (Ref. S. 142.)
260. — Harzöl. (Ref. S. 143.)
261. Kelbe. Harzöl. (Ref. S. 143.) [
262. Rennie. Dammaraharz. (Ref. S. 143.) !
263. Vogel. Copal. (Ref. S. 143.)
264. Peckolt. Timbo. (Ref. S. 143.) |
X. Eiweissobstanzen, Amide und Derivate.
265. Harnack. Kupferalbuminat. (Ref. S. 144.) j
266. Stutzer. Bestimmung des Eiweiss. (Ref. S. 145.) '
267. Schulze und Barbieri. Eiweissbestimmung. (Ref. S. 145.) j
268. Klinkenberg. Stickstoff in Futtermitteln. (Ref. S. 145.) '
269. Schulze und Eugster. Stickstoff in Kartoffeln. (Ref. S. 145.) ;
270. Malerba. Eiweiss in Feigen. (Ref. S. 146.) 1
271. Grübler. Krystallinisches Eiweiss. (Ref. S. 146.) i
272. Ritthauseu. -Krystallinisches Eiweiss. (Ref. S. 148.)
273. — Eiweiss der Oelsamen. (Ref. S. 149.)
274. — Conglutin, Legumiu. (Ref. S. 151.) !
275. — Vicin (Ref. S. 151).
276. Schaff er. Mykoprotein. (Ref. S. 152.) \
277. Schulze und Barbieri. Peptone in Pflanzen. (Ref. S. 153.)
278. Salomon. Xanthin in Pflanzen. (Ref. S. 153.) j
279. Schulze und Barbieri. Allantoin in Pflanzen. (Ref. S. 153.) '
XI. Analysen von Pflanzen und ihren Prodacten. |
280. Dragendorff. Pflanzenanalyse. (Ref. S. 153.) \
281. Allary. Varecanalysen. (Ref. S. 153.) j
282. Baessler. Vogelwicken. (Ref. S. 153.)
283. Briosi. Wein. (Ref. S. 153.) j
284. Councler. Aster. (Ref. S. 154.)
285. Dill. Eichel und Erdbirne. (Ref. S. 154.) ' i
286. Georges. Dattelkerne. (Ref. S. 155.) ;
287. Harper. Rhus aromatica (Ref. S. 155.)
288. Lechartier. Buchweizen. (Ref. 155.)
289. Meise. Chunnos. (Ref. S. 155.)
290. Metzger. Sambucus canadensis. (Ref. S, 156.)
291. Traub. Sambucus canadensis. (Ref. S. 156.)
292. Meyer. Parthenium (Ref. S. 156.)
293. Sieb er. Schimmelpilze. (Ref. S. 156.)
294. Slop. Cucurbita maxima. (Ref. S. 157.)
295. Treffner. Laubmoose. (Ref. S. 157.)
1. Hasemann, A. und Th., nnd A. Hilger. Die Pflanzenstoffe in chemischer, physiologischer, ,
pharmakologischer und toxikologischer Hinsicht. Für Aerzte, Apotheker, Chemiker 1
und Pharmakologen. Zweite, völlig umgearbeitete Auflage. Erster Band. Berlin, '
Springer, 8", XI und 664 S.
Das wohlbekannte Werk von Th. und A. Husemann erscheint in zweiter Auflage, |
welche sich von der ersten durch vollständige Aenderung in der Anordnung des Stoffes (im ,
speciellen Theile) unterscheidet, indem jetzt die in Pflanzen allgemeiner verbreiteten Stoffe:
Mineralbestandtheile , Kohlenhydrate (Cellulose-, Traubenzucker- und Rohrzuckergruppe),
Säuren, Eiweissstoffe , Fermente, Pflanzenfarbstoffe und Amidoverbindungen — von den i
Pflanzeustoffen , welche nur eine beschränkte Verbreitung haben, getrennt sind. Letztere [
finden wir geordnet nach der Stellung der Stammpflanzen und ist hier das System von
Eichler der Anordnung zu Grunde gelegt. In dem vorliegenden Bande sind dementsprechend !
Pflanzenstoflfe. — Alkaloidc. 69
diejenigen Stoffe behandelt, welche wir auf Kryptogamen zurückführen müssen, sowie
bezüglich der Phanerogamen: die Gymnospcrmae und ein Theil der Angiospermae (Mono-
cotylen und von den Dicotylen die Amentaceae, Urticinae, Centrospermae und Polycarpiae).
2. E. Ebermayer. Physiologische Chemie der PHanzen. Zugleich Lehrbuch der organischen
Chemie und Agriculturchemie für Forst- und Landwirthe, Agriculturchemiker,
Botaniker etc. Erster Band. Die Bestandtheile der Pflanzen. Berlin, Springer 1882,
8", XXVIII u. 861 S.
Der Inhalt dieses Werkes zerfällt in 3 dem Umfange nach wesentlich verschiedene
Abschnitte, von welchen der 1. sich mit dem Wassergehalt, der 3. mit den anorganischen
oder Mineralbestandtheilen der Pflanzen beschäftigt, während in dem 2., dem Hauptabschnitte
des Buches, die organischen oder verbrennlichen Bestandtheile der Pflanzen behandelt werden.
In diesem Abschnitte finden sich, da das Buch zugleich ein Lehrbuch für organische Chemie
ersetzen soll, nicht nur Pflanz enbestandtheile, sondern auch noch andere allgemein
wichtige oder im Thierkörper enthaltene organische Verbindungen beschrieben. Verf. beginnt
mit den stickstofffreien Stoffen, welche in Fettkörper (Kohlenwasserstoffe, Alkohole, Kohlen-
hydrate, Säuren, Fette), in Benzolderivate (Kohlenwasserstoffe, Phenole, Alkohole, Säuren
mit Gerbstoffen, ätherische Oele) und in Stoffe unbekannter Constitution (Glucoside, Bitter-
stoffe, Harze und Pflauzenfarben) zergliedert werden. Die stickstoffhaltigen Substanzen
zerfallen in Alkaloide, Proteinstoffe, Amid Verbindungen und Fermente.
I. Alkaloide.
3. Albert Henry Lafean. The solubilities of alkaloids in alcohol. (The american Journal
of Pharmacy vol. 53, 4. ser., vol. 11, p. 149.)
Die Löslichkeit verschiedener Alkaloide in Alkohol wird, abgesehen von den ganz
ungenügenden Angaben: schwer, leicht löslich etc., in den verschiedeneu Lehrbüchern oft
sehr verschieden angegeben. Verf. hat es desshalb unternommen, die Löslichkeit einiger
Alkaloide in Alkohol bei ca. 15?5 C. (60" F.) zu bestimmen. Es löst sich bei dieser Temperatur:
Atropin in 2 Theilen, Cinchonin in 145 Th., Cinchonidin in 30 Th., Caffein in
150 Th., Colchicin in 3 Th., Daturin in 2 Th., Morphin in 215 Th., Narcotin in
265 Th., Chinin in 0.8 Th., Chinidin in 115 Th., Strychnin in 175 Th. und Veratrin
in 0.8 Th. Alkohol. Die Stärke des benutzten Alkohols wird leider vom Verf. nicht
angegeben.
4. Edmund W. Davy. The nitropussides of the alkaloids. (The pharmaceutical Jouinal
and Transactions, vol. 11, No. 559, p. 756.)
Verf. hat die Verbindungen der Alkaloide mit der Nitroferridcyanwasserstoffsäure
untersucht und gefunden, dass einige dieser Salze, welche in Wasser schwer löslich sind,
erhalten werden können durch Ausfällen der löslichen Alkaloidsalze mit Nitroprussiduatrium :
die so dargestellten Niederschläge sind bei Strychnin und Bruciu krystallinisch , bei
anderen Alkaloiden aber anfangs amorph oder kleine öJartige Kügelchen, welche erst nach
längerem Stehen in den krystallinischen Zustand übergehen, andere, z. B. bei Veratrin und
Cinchonidin bleiben amorph. Die in Wasser leicht löslichen Alkaloidverbindungen können
erhalten werden aus den Hydrochloraten resp. Sulfaten der Basen durch Einwirkung von
Nitroprussid-Silber oder Baryum; leicht löslich sind die Nitroprusside von Morphin und
Nicotin. — Einzelne Alkaloide bilden nur neutrale Salze (z. B. Morphin, Strychnin, Brucin),
andere dagegen (z. B. Chinin, Cinchonin und Nicotin) neutrale und saure Salze; von letztern
wird das neutrale Chininsalz, das saure Nicotinsalz leicht krystallinisch erhalten. — Das
Brucinsalz erfordert 736, das Strychninsalz 847, das Chininsalz 2500 Theile Wasser zur
Lösung.
5. A. B. Prescott. Bestimmung der Alkaloide durch Ealiumquecksilberjodid. (Referat
nach Americ. ehem. Journ. 1880, II, 294 in Berichte der deutschen chemisch. Gesellsch.
S. 1421.)
Wir müssen auf das Referat resp., wenn zugänglich, auf das Original verweisen
(dieses dem Referent nicht zur Hand).
70
Physiologie. — Chemische Physiologie.
6. Benj. B. Hamlin. Color reactions of Alkaloids etc. (The American Journal of Phar-
macy vol. 53, 4. ser., vol. 11, p. 283.)'
Verf. hat vergleichende Reactionen mit Alkaloiden und einigen anderen Substanzen
ausgeführt. Benutzt wurde eine concentrirte Schwefelsäure, welche Spuren von Salpeter-
säure enthielt; als oxydirende Substanzen wurden dann noch Kaliumbichromat und ferner
Chlorkalk zugesetzt. Die Reactionen sind folgende :
Schwefel-
Kalium-
säure
bichromat
Chlorkalk
Aconitin . . . .
gelblichbraun
grün
grünlichgelb
Atropin . .
—
dunkelgrün
—
Brucin . .
rosenroth
hellroth
hellgrün
Caffein . .
grün
dunkler
—
Chinin . .
—
grün
verschwindet
Chinidin
—
)>
»
Cinchonin .
—
»
gelb
Cinchonidin .
—
»
})
Codein . .
—
schwarz
Emetin . .
braun
grün
Morphin. .
hell rosenroth
schmutzig braun
verschwindet
Piperin . .
blutroth
schwarz
n
Strychnin .
—
violett
n
Veratrin
dunkelroth
röthlich braun
hellgrün
Digitalin .
schwarzbraun
grün
—
Salicin . .
blutroth
dunkler
verschwindet
Gallussäure .
—
grün
»
Tannin . .
goldgelb
schmutzig
n
Manuit . .
—
dunkelgrün
heller
Mischt man die Substanz zunächst mit Rohrzucker (doppelte Menge) und setzt als-
dann 1—2 Tropfen Schwefelsäure hinzu, so erhält man folgende Reactionen: Atropin-
sulfat : violett, schliesslich braun; Co dein: kirschroth in violett übergehend; Morphin-
hydrochlorat : rosa in violett übergehend; Narcotin: mahagonifarben; C hin in sulfat: grünlich,
hellgelb, schliesslich kaffeeschwarz; Strychnin: röthlich in kaffeeschwarz übergehend;
Veratrin: dunkelgrün; Salicin: hellroth.
7. P. Brouardel et E. Boatmy. Sur un reactif propre ä distinguer les ptomaines des
alcaloiides vegetaux. (Journal de Pharmacie et de Chimie 5. Ser., t. 3, p. 548.)
Seit dem Jahre 1873 haben sich mehrere Chemiker mit der Darstellung und Unter-
suchung von Substanzen beschäftigt, welche sie aus in Fäulniss befindlichen Leichen zu
isoliren vermochten. Feste und flüssige, giftig wirkende Fäulnissproducte wurden, wie es
scheint, zuerst von Emmert, Aebi und Seh war zenb ach aus Leichentheilen isolirt; später
fand Marquard bei einer gerichtlichen Untersuchung ein dem Coniin ähnliches nicht giftiges
Alkaloid, Jones und Dupre isolirten 1866 aus dem Thierkörper einen Stoff, von ihnen
„animalisches Chinoülin" genannt; auch Liebermann, Schwanert u. A. hatten
schon ähnliche Stoffe aufgefunden, als Selmi im Jahre 1873 die Mittheilung machte, dass
er nach der Methode von Stas-Otto sowohl aus gefaulten, wie frischen Eingeweiden eine
Substanz isolirt habe, welche sich den Reagentien gegenüber wie ein Alkaloid verhalte.
Selmi gelang es, aus menschlichen Leichen, welche nach 1,3,6 resp. 10 Monaten aus-
gegraben waren, 4 stark basische Stoffe abzuscheiden, die mit Jod -Jodwasserstoff krystal-
linische Niederschläge lieferten. Drei dieser Substanzen waren in Aether löslich, nicht giftig
das vierte, in Aether unlösliche aber ein heftiges Gift. Selmi lehrt die Darstellung und
Eigenschaften der von ihm als Pt omaine (Leichenalkaloide) bezeichneten Stoffe kennen
und vergleicht dieselben mit den Pflanzenalkaloiden , speciell mit dem Morphin, Codein,
Pflanzenstoffe. — Alkalo'ide. 71
Atropiu und Delphiniu. Selmi hebt hervor, dass die Ptomaine bei gerichtUchea Unter-
suchungen zu Ir rthümern , Verwechslungen Anlass gegeben, dass der Nachweis giftiger
Pflanzenalkaloide durch die Entdeckung der Ptomaine zwar nicht unmöglich, wohl aber
gegen früher schwieriger gemacht sei. Man hat sich verschiedentlich bemüht, Reactionen
aufzufinden, durch welche die Ptomaine von den Pflanzenalkaloiden leicht und sicher unter-
schieden werden können. — Auch Brouardel und Boutmy haben in dieser Richtung
Untersuchungen angestellt und, wie sie angeben, ein Unterscheidungsreagens in dem rothen
Blutlaugensalz gefunden. Die aus der Leiche isolirte basische Substanz wird zunächst
in das Sulfat übergeführt und nur einige Tropfen dieser Lösung zu einer kleinen Menge
Ferricyankaliumlösung zugefügt: entsteht jetzt auf Zusatz einer kleinen Menge Eisenchlorid
Berliner Blau, so enthielt die aus der Leiche isolirte Substanz einen Körper, welcher das
Ferricyaukalium zu Ferrocyankalium zu reduciren im Stande war; nach den Verff. haben
die Ptomaine diese Eigenschaft, sofort die genannte Reduction auszuführen, von den Pflanzen-
alkaloiden besitzt nur das Morphin ebenfalls die Eigenschaft der augenblicklich erfolgenden
Reduction, während Veratrin nur noch Spuren von Berliner Blau liefert.
8. Ä. Gaatier. Peat-on distingaer aujoard' hui les alcalo'ides cadaveriques des autres
alcaloides naturels ou artificiels. (Journal de Pharmacie et de Chimie, 5. Ser., t. 4,
p. 147. — Le Moniteur scientifique 3. ser., t. 11, p. 562.)
Verf. hat die von Brouardel und Boutmy angegebene (s. v. No.) Reaction zur
Unterscheidung von Ptomain und Alkaloid geprüft; er fand, dass Anemonin, Helenin
und Sabadillin keine Reaction liefern, Kryptopin und Chinidin sehr langsam und
Pilocarpin und Pelletier in langsam eine Grünfärbung hervorrufen. Zweifelhaft erscheint
dem Verf. die Reaction mit Plyoscyamin (geringe Reaction von Berliner Blau), Emetin
(ebenso, aber sehr langsam), Igasurin (ebenso), Veratrin (eine Spur Berliner Blau),
Colchicin (grüner Niederschlag), Nicotin (langsam Berl. Blau) und Apomorphin,
welches, wie Morphin, grosse Mengen von Berliner Blau liefert. — Die grosse Zahl der
Pflanzenbasen reducirt nur sehr langsam im Laufe mehrerer Stunden oJer Tage
das Ferricyankalium , während die Ptomaine die Reaction augenblicklich her-
vorrufen. — Von künstlichen organischen Basen wirken wie die Ptomaine: Anilin,
Methylanilin, Paratoluidin, Diphenylamin, Naphtylamin, Pyridin, Collidin,
Hydrocollidin, Isodipyridin, Acetonamin, welche mehr weniger schnell die Berliner Blau-
Reaction hervorrufen.
9. P. Brouardel et E. Boatmy. Note sar les reactions des Ptomaines et sur quelques-
unes des conditions de leur formatioD. (Journal de Pharmacie et de Chimie, 5. Ser.,
t. 4, p. 150. — Le Moniteur scientifique 3. ser., t. 11, p. 732.)
Die Verff. haben das Verhalten der Ptomaine zu andern (ausser dem Ferricyau-
kalium) Substanzen geprüft und gefunden, dass die Leicheualkaloide Bromsilber in kurzer
Zeit zu reduciren vermögen; Verff. geben an (s. d. Abb.), wie diese Reaction zur Unter-
scheidung von Ptomain und Pflanzenbase zu verwerthen ist. — Verf. handeln dann über die
muthmassliche Bildung der Leicheualkaloide. Von der Annahme ausgehend, dass die
Ptomaine Methyl-, Phenyl- etc. Derivate seien, haben Verff. analoge Derivate verschiedener
Pflanzenstoffe, und zwar die Methyl- und Phenylderivate des Asarin, Atropin, Berberin,
Brucin, Codein, Colchicin, Delphinin, Digitalin, Emetin, Meconin, Narcein, Narcotin, Papa-
verin, Santonin, Solanin, Strychnin und Thebain dargestellt und deren Verhalten zu Ferri-
cyaukalium geprüft; alle diese Derivate vermochten das Reagens reichlich zu reduciren.
In ähnlicher Weise wirkten die künstlichen Basen: Anilin, Diphenylamin, Trimethylamin,
Dimethylanilin, Methylanilin, Methyläthylanilin, Methyldiphenylanilin und Methyltoluidin.
10. Ch. Tanret. Peptones et alcaloides. (Comptes rendus t. 92, p. 1163.)
Behandelt man eine angesäuerte Lösung eines (Pancreatin- oder Pepsin-) Peptons
mit den gewöhnlichen Alkaloidreagentien, so erhält man Niederschläge, welche denen durch
Alkaloide veranlassten ähnlich sind, sich nur dadurch davon unterscheiden, dass die Pepton-
verbindungen in einem üeberschuss des Peptons löslich sind, die Alkaloidverbindungen sich
aber in einem Üeberschuss des Alkaloidsalzes nicht lösen. — Auch coagulirtes Eiweiss, in
Natronlauge gelöst, verhält sich nach Neutralisation des Alkalis wie eine Peptonlösung,
72 Physiologie. — Chemische Physiologie.
färbt sogar Fehling'sche Lösung violettroth, wird durch Kalk nicht gefällt, ist in Alkohol
merklich löslich. — Verf. zieht hieraus den Schluss, dass ein durch Alkaloidreagentien
erzeugter Niederschlag die Gegenwart eines Alkaloids nicht zu beweisen vermag, dass es
nöthig ist, das Alkaloid in Substanz darzustellen. — Behandelt man Pepton mit Kaliumcarbonat
oder Kaliumhydrat, nicht mit Kaliumbicarbouat, und alsdann mit Aether, so erhält man in
letzterem eine kleine Menge einer flüssigen, flüchtigen, alkalischen Substanz; lässt man das
Pepton faulen, so kann man eine grössere Menge einer festen, nicht flüchtigen Base ausziehen;
Verf. gelang es, die Chlorhydrate dieser Basen in Krystallform darzustellen. — Verf. prüfte
die Wirkung dieser Basen auf das Kaliumferricyanid und fand, dass letzteres durch dieselben
ebenfalls, aber nicht augenblicklich, reducirt wird. Genau in derselben Art erfolgt die
Reduction durch krystallisirtes Ergotinin, Aconitin und D ig i talin; augenblicklich
erfolgt die Reduction durch Morphin, Eseria, flüssiges Hyoscyamin, Aconitin und
amorphes Ergotinin.
11. Loais Siebold and T. Bradbary. Note on tbe alleged presence of Nicotine in Indian
hemp. (Yearbook of Pharmacy p. 453.)
Preobrashensky hatte 1876 (s. dies. Bericht f. 1876, S. 840) angegeben, dass er
aus dem indischen Hanf, sowie dessen Extract und dem Haschisch Nicotin dar-
gestellt habe; Dragendorff und Marquis (s. diesen Bericht f. 1878, I, S. 247) haben
die Behauptung bezweifelt, und glauben annehmen zu müssen, dass die von P. untersuchten
Präparate mit Tabak oder einer anderen, ein flüchtiges Alkaloid enthaltenden Pflanze ver-
unreinigt gewesen seien. — Verf. haben versucht, zu entscheiden, ob der indische Hanf
Nicotin enthalte oder nicht. Sie überzeugten sich zunächst davon, dass nach einem Zusatz
von Vs "iid Vi6 des Gewichts an Tabak in dem indischen Hanf Nicotin nachweisbar ist.
Zur eigentlichen Untersuchung benutzten Verf. 10 Pfund indischen Hanf, welcher in
einer Blase mit der nöthigen Menge Wasser und Natronlauge versetzt und durch Dampf
erhitzt wurde, bis die Hälfte des Wassers übergegangen war. Das erhaltene Destillat wurde
mit Oxalsäure neutralisirt und langsam unter 70" C. zur Trockne verdampft. Der Rückstand
wurde mehrmals mit absolutem Aether behandelt, alsdann mit Alkohol, das alkoholische
Filtrat zur Trockne verdampft, der Rückstand in Wasser gelöst und das Filtrat mehrmals
mit Aether geschüttelt. Jetzt wurde die wässerige Lösung durch Natronlauge stark alkalisch
gemacht und wieder mit Aether erschöpft; die vereinigten ätherischen Lösungen wurden
filtrirt und bei gewöhnlicher Temperatur auf einem Uhrglase verdunstet: es wurde eine
dicke, ölige, gelbliche Flüssigkeit erhalten, welche im Exsiccator über Schwefelsäure zu
einem durchsichtigen Firniss eintrocknete. Die Flüssigkeit hatte einen starken, mäuse-
ähnlichen Geruch, etwas an Coniin erinnernd; sie war löslich in Alkohol und Aether, wenig
löslich in Wasser, noch weniger in caustischen Alkalien; sie reagirte stark alkalisch und
vermochte Säuren zu neutralisiren. Die Lösungen zeigten folgende Reactionen : Platinchlorid
bildet einen hellgelben, in der Wärme löslichen Niederschlag, Jod-Jodkalium einen kermes-
farbenen, Sublimat einen weissen, in Salmiak löslichen, Tannin einen weissen Niederschlag.
Salzsäure, Salpetersäure, Schwefelsäure rufen keine charakteristischen Färbungen hervor.
Das Alkaloid unterscheidet sich von Nicotin und Coniin dadurch, dass es nicht flüssig ist.
Verf. nennen dieses flüchtige Alkaloid, dessen genauere Untersuchung sie in Aussicht
stellen: Cannabinin.
12. J. Schorm. Beitrag zur Kenntniss des Coniins und seiner Verbindungen. (Berichte
der Deutschen Chemischen Gesellschaft, S. 1765.)
Verf. bespricht zunächst die fabrikmässige Darstellung des Coniins (s. die Abhandlung).
Das erhaltene Rohconiin wird fractionirt in 10% bei 110— 168" C. siedend, 60 "/o reines
Coniin bei 168— 169'^ siedend und 20 "/o bei 169—180° siedend; der dunkle, dickflüssige
Rückstand dient zur Gewinnung von Conhydrin. — Das Coniin ist farblos, ölartig, in
90 Th. OH^ löslich, 35% Wasser aufnehmend, spec. Gewicht = 0.886. — Verf. unter-
suchte das bromwasserstofi'saure , jodwasserstofi"saure, saure weinsaure und das Oxalsäure
Salz (s. die Abhandlung).
13. A. W. Hofmann. Einwirkung der Wärme auf die Ammoniumbasen II. Coniin. (Berichte
der Deutschen Chemischen Geseilsch. S. 705.)
Pflanzenstoffe. — Alkaloide. 73
Das zu den Untersuchungeu benutzte Coniin wurde genau analysirt und dabei
gefunden, dass die constant zwischen 167 und 169'' siedende Base 2 Atome Wasserstoff
mehr enthält als man bisher geglaubt hat und derselben demnach die Formel
CgHi, N= CgHiß .HN entspricht. Das Hydrochlorat: CgHjyN.HCl bildet eine blendend
weisse, in Wasser ausserordentlich leicht lösliche Krystallmasse. — Durch Einwirkung von
Jodmethyl auf Coniin wird ein Dimethylconylammoniumjodid, welches, durch Silberoxyd ent-
jodet und dann destillirt, eine bei 1820 siedende Base: Dimethylconiin (CgHijCHg)
CH3 N liefert. Dieses, abermals mit Jodmethyl behandelt liefert Trimethylconylammonium-
jodid; das hieraus darstellbare Hydroxyd zerfällt einerseits in Dimethylconiin und Methyl-
alkohol, andererseits in Trimethylamin und einen Kohlenwasserstoff CgHi^: Conylen: eine
farblose, durchsichtige Flüssigkeit, welche bei 125*^ siedet, B = 55,6.
14. J. Skalweit. Ueber das specifische Gewicht des Nicotins and sein Verhalten gegen
Wasser. (Berichte der Deutschen Chemischen Gesellsch, S. 1809.)
Nach Verf. 's Untersuchungen beträgt das spec. Gewicht des reinen Nicotins bei
15" C. nur 1,0111. Mit Wasser gemischt nimmt das spec. Gewicht des Nicotins zu und
beträgt bei 5% Wasser: 1017, bei 10%: 1024. bei 20%: 1030, bei 30 %: 1034, bei40 0/„:
1037, bei 50 "/q: 1040, bei 60 7o: 1038, bei 70 "/o : 1033.
15. E. T. Pease. Estimation of Nicotia in tobacco. (From the Journal of the Amer.
Chem. Soc. July. — The pharmaceutical Journal and Transactions 8. ser. vol. 11, No.
555 p. 679.)
Verf. bestimmte das Nicotin in dem Tabak nach der von Dragendorff (Die
chemische Werthbestimmung einiger starkwirkender Droguen. Petersburg 1874. S. 52)
angegebenen Methode, indem er 2 g der getrockneten Substanz 24 Stunden mit schwefelsäure-
haltigem Wasser macerirte, die ausgepresste Flüssigkeit concentrirte , filtrirte und von dem
auf 50 ccm aufgefüllten Filtrat 10 ccm zum Titriren mit Jodkaliumquecksilberlösung benutzte.
— Verf. fand in Cigarren 2 0/0, in verschiedenen Tabaksorten: 4,05, 3,24, 4,21, 3,94 und
3,93 %. — Eine seit einiger Zeit gebrauchte , theilweise gefärbte kurze Thonpfeife lieferte
2,02 7o ibres Gewichtes an Nicotin. — Verf. verbrannte Tabak mit 3,94 % Nicotin und
bestimmte den Nicotingehalt der vorgelegten Flüssigkeiten, durch welche der Tabaksrauch
gesaugt worden war; es wurden 2,48% (von dem Gewichte des verbrannten Tabaks)
Nicotin gefunden.
16. J. Skalweit. Zur Bestimmnng des Nicotins. (Aus Repertorium der analytischen Chemie 1.
S. 165 nach Zeitschrift für analytische Chemie. 20. Jahrgang. S. 567. Archiv der
Pharmacie, Band 219, S. 36.)
Wir müssen auf das Eeferat resp. die Originalabhandlung verweisen (s. auch No. 17).
17. Richard Kissling. Zur Nicotinbestimmung. (Zeitschrift für analytische Chemie. 20,
Jahrgang. S. 514.)
Kritik der von Skalweit (s. vor. No.) empfohlenen Bestimmung des Nicotins,
welche Verf., wie Nessler schon 14 Jahre vorher, als unbrauchbar verurtheilt.
18. A. Vogel, üeber Nicotinbestimmung und Tabakverbrennungsproducte. (Sitzungs-
berichte der Mathemat.-Physikal. Classe der Münchener Akademie. Bd. 11, S. 439.)
Verf. bestimmte die in Tabak und Cigarren enthaltene Menge an Nicotin mittelst
der von Mayer angegebenen Methode mit Jodkaliumquecksilberjodid , wobei er, wenn der
Tabakauszug keine durch Silbernitrat fällbare Stoffe enthält — was sehr häufig 'der Fall —
den üeberschuss des Fällungsmittel mittelst titrirter Silberlösung bestimmte. In dieser Weise
bestimmt, stellte sich der Nicotingehalt in keiner Sorte höher als 470. — Der
Wassergehalt wurde in 10 Tabakssorten zu 8,3 "j^ gefunden, der Aschengehalt in 10
Tabakssorten zu 21,1%, in 7 Cigarrensorten zu 20,2 "/qj die Asche enthält 40% Kalk,
30 % Kali, 4 % Phosphorsäure. — Auch die in dem Rauche enthaltene Menge Ammoniak
wurde bestimmt und gefunden bei Verbrennung von Tabak: 0,591 %, von Cigarren: 0,794%.
Derselbe Tabak , durch Thoncylinder resp. Glascylinder geraucht , lieferte Ammoniak 7 : 9,
in Cigarrenform resp. aus verschlossener Pfeife geraucht : 3:9. — Dass in den Verbrennungs-
producten der Tabaksblätter Schwefelwasserstoff enthalten, kann leicht nachgewiesen
werden. Auch Cyan resp. Blausäure ist darin, und zwar geben 100 g gewöhnlichen Tabaks
74 Physiologie. — Chemische Physiologie.
3—4 mg, 100 g türkischen Tabaks aber 7—8 mg Blausäure (Le Bon); Yerf. fand in den
meisten Tabakssorten 7— 9 mg Cyan pro 100 g.
19. A. Cahours et A. Etard. Snr an noaveau derive de la nicotine, obteno par l'action
da seleniam sar cette substance. (Comptes rendus t. 92, p. 1079. Journal de
Pharmacie et de Chimie, 5. Ser., t. 4, p. 64.)
Eine Mischung von 100g Nicotin und 20g Selen werden in einem Kolben zu
lebhaftem Kochen erhitzt: der Hals des Kolbens füllt sich mit weissen, blätterigen Krystallen
aus Selen und Ammoniak; sobald diese Krystalle nicht mehr in grösserer Menge gebildet
werden, unterbricht man die Operation, decantirt die heisse Masse und destillirt, wobei
zwischen 150 und 300° Flüssigkeiten übergehen. Dieselben können noch Selen enthalten;
man kann sie davon befreien, indem man sie mit concentrirter Sodalösung versetzt und im
Wasserdampfstrom destillirt. Die erste Fractiou wird mit Aether ausgeschüttelt, letzterer
verdampft und die Base rectificirt. Man erhält Hydrocollidin: CgHigN; eine gelbe,
klare, bei 205° siedende Flüssigkeit, leichter als Wasser und darin unlöslich, durchdringend
aromatisch riechend, brennend schmeckend, in Alkohol und Aether löslich, sowie in ver-
dünnten Säuren, aus welchen Lösungen es durch Kali gefällt wird. Das Goldsalz: CgHij
N . H Cl . Au CI3, gelbe, in heissem Wasser schmelzende Krystallblättchen ; das Platindoppel-
salz: orangegelbe, in heissem Wasser lösliche Krystallblättchen. Jod fällt die Basis roth-
braun; Kupfersulfat, Ferro- und Ferridcyankalium sowie Kaliumbichromat fällen nicht. —
Ausser dem Hydrocollidin wurde bei der Einwirkung von Selen auf Nicotin noch Isodi-
pyridin gebildet (s. diesen Bericht für 1880, I, S. 379, No. 100). — Leitet man Nicotin,
wie dies die Verf. gethan , durch zur Kirschrothglut erhitzte Röhren , so erhält man als
Product vorzugsweise Collidin, welches bei 170" siedet und grosse Neigung zur Polymeri-
sation zeigt. Mit Kaliumpermanganat bei 50—60° oxydirt, liefert dasselbe Nicotinsäure;
Verff. halten desshalb ihr Collidin für ein Propylpyridin.
20. Liversidge. The alkaloid from Piturie. (The chemical News, vol. 43, p. 124, 138. —
Le Moniteur scientifique, 3. ser., t. 11, p. 774. — The pharmaceutical Journal and
Transactions, 3. ser., vol. 11, No. 562, p. 815.)
Verf. hat die von v. Müller und Rummel begonnenen Untersuchungen (s. diesen
Bericht für 1880, 1, S. 375) fortgesetzt; das Material zu derselben verdankte L. der Freundlich-
keit Wilson 's, welcher ihm dasselbe aus dem Innern von Australien schickte. — Die
Stammpflanze des Piturie, die Diiboisia Hopivoodü Müller {Duh. Pituri Bancroft)
wächst zwischen Queensland und dem Südaustralterritorium, auf 138" L. und 22—25° S. B.
— Die von den Eingeborenen als Kaumittel benutzten Pflanzentheile enthalten als wirk-
samen Bestandtheil ein Alkaloid, welches Verf. darstellte, indem er das Piturie mit
schwefelsäurehaltigem Wasser kochend auszog, die Flüssigkeit eindampfte und nach Zusatz
von Natronlauge destillirte: das alkalische Destillat wurde mit Salzsäure neutralisirt, auf
ein kleines Volum eingedampft und wieder mit Natronlauge der Destillation unterzogen.
Das Destillat wurde abermals mit Salzsäure neutralisirt, concentrirt, mit Natronlauge ver-
setzt und mit Aether erschöpft. Jetzt wurde im Wasserstoffstrome zunächst der Aether bei
niederer Temperatur entfernt und dann durch Steigerung der Temperatur das Alkaloid
überdestillirt. — Ausbeute: 1.037 bis 2.47%. — Das frisch dargestellte Alkaloid : Piturin
ist eine klare, farblose Flüssigkeit, welche sich an der Luft bald bräunt; sie ist schwerer
als Wasser," in Wasser, Alkohol und Aether sehr leicht löslich ; es riecht, frisch dargestellt,
dem Nicotin ähnlich, nach längerer Aufbewahrung mehr wie Pyridin. Es ist schon bei
gewöhnlicher Temperatur flüchtig und giebt sein Dampf mit Salzsäure dicke Nebel; auf die
Schleimhäute wirkt der Dampf heftig ein und verursacht derselbe heftige Kopfschmerzen.
Es neutralisirt die Säuren vollkommen, doch werden die neutralen Lösungen des Acetats,
Sulfats und Chlorhydrats beim Verdampfen in Folge des Verlustes an Alkaloid sauer; diese
Salze sind. sehr hygroskopisch, sehr leicht in Alkohol löslich, nicht krystallisirbar. Nur das
Oxalat konnte in Krystallform erhalten wei'den. — Salzsäure und Salpetersäure verändern
in der Kälte die Farbe des Alkaloides nicht, erwärmt dagegen färbt erstere röthlich, letztere
braun; concentrirte Schwefelsäure ruft nach einiger Zeit (in der Wärme sofort) Braunfärbung
hervor. Concentrirte Schwefelsäure und Kaliumbichromat färben gelbroth, dunkelbraun und
Pflanzenstoffe. — Alkaloide. 75
dann grün; letztere Farbe tritt beim Erwärmen sofort hervor; concentrirte Schwefelsäure
und Mangansuperoxyd rufen in der Wärme eine violette Färbung hervor. — Die gewöhnlichen
Alkaloidreagentieu rufen in den Lösungen des Piturin Niederschläge hervor. — Das Alkaloid
siedet zwischen 243 und 244" C. — Die ausgeführten Analysen (8) ergaben als Mittel die
Zusammensetzung C76.56H8.48Nu.94, aus welcher sich die Formel: CfiHgN (verlangt C76.59
H8.51N14.9) berechnet. — Das Platindoppelsalz wurde als orangerothe Octaeder erhalten;
dieselben lösen sich in warmem Wasser leicht auf. Dieses Salz besitzt keine gleichmässige
Zusammensetzung, wie 23 Platinbestimmungen ergaben. — Das Quecksilberdoppelsalz bildet,
aus kochendem Wasser krystallisirt, rhombische Prismen; sie enthielten 63.175% Hg und
24.62% Cl, entsprechend der Formel: (Cg Hg N)2 H Cl -f- 5 Hg Clg (verlangt 63.31 Hg und
24.72 Cl, während das entsprechende Nicotinsalz: Cio üu N, . H Cl -f- 5 Hg CU: 64.37 Hg und
25.15 Cl erfordert). (S. auch die Resultate von Petit, diesen Bericht f. 1879, I, S. 340,
welcher das aus Piturie isolirte Alkaloid für identisch mit Nicotin erkannte.)
21. Karl Boedecker. Lycopodin, das erste Alkaloid der Gefässkryptogamen. (Liebig's
Annalen der Chemie. Bd. 208, S. 363.)
Lycopodium complanatum L., in Nord- und Mitteleuropa verbreitet. Das zerschnittene
trockene Kraut wird durch zweimaliges Auskochen mit 90%igem Alkohol erschöpft, die
heiss abgepressten Auszüge nach dem Erkalten von den Absätzen befreit uud im Wasserbade
abdestillirt. Die alkoholfreie Masse wird durch oft wiederholtes Durchkneten mit lauwarmem
Wasser so lange ausgezogen, bis der letzte Auszug weder durch bitteren Geschmack noch
durch braunrothe Trübung mit starkem Jodwasser mehr einen Alkaloidgehalt erkennen lässt.
Die wässerigen Lösungen werden mit gut basischem Bleiessig ausgefällt, das Filtrat mit
Schwefelwasserstoff entbleit, das Filtrat auf dem Wasserbade stark concentrirt, mit Natron-
lauge stark übersättigt und mit viel Aether erschöpft, solange das Aetherextract bitter war
und durch Jodwasser braunroth gefällt wurde. Der Aether wurde abdestillirt, der Rück-
stand in stark verdünnter Salzsäure gelöst und das schw^ach saure Filtrat langsam zur
Krystallisation verdampft und öfter umkrystallisirt. Versetzt man eine ganz concentrirte
Lösung des reinen salzsauren Salzes mit ganz concentrirter Natronlauge im Ueberschuss und
fügt noch festes Kalihydrat hinzu, so scheidet sich das freie Alkaloid zuerst in Form einer
farblosen, harzig-klebrigen fadenziehenden Masse aus, die sich beim Stehen unter der
Flüssigkeit in 1,5 cm lange, einzelne monokline Prismen verwandelt. Die mit kaltem Wasser
rasch gut abgespülten Krystalle schmelzen bei 114—115" ohne Gewichtsverlust, sind in
Alkohol, Chloroform, Benzol, Amylalkohol sehr leicht, in Wasser und Aether reichlich
löslich, schmecken stark rein bitter: Lycop odin: C32 H52 Nj O3. — Das salzsaure Lycopodin:
C32 H52 N2 O3 . 2 HCl -f aq bildet prächtige, glashelle, sehr eigenthümliche monokline Krystalle,
welche bei 100° wasserfrei werden, das Golddoppelsalz: feine, glänzende, gelbe Nädelchen
der Zusammensetzung: C32 H52 N2 O3 2 HCl 2 Au CI3 + aq.
22. E. Jobanson. Colchicum und dessen Präparate. (Pharmaceut. Zeitschr. f. Russland.
1880. No. 23, p. 715.)
In Folge der neulich ausgesprochenen widersprechenden Angaben von Mols und
Dannenberg bemerkt der Verf., dass das Colchicin den einzelnen Pflanzentheilen leicht
durch Wasser entzogen werden kann, dass es aber in wässeriger Lösung sehr leicht zersetzt
werde. — Was das Vorhandensein des Colchicins in alten Samen und Knollen anlangt, so
meint der Verf., dass die Samen beim raschen Eintrocknen einen grossen Theil des Alkaloids
conserviren, während es in den langsamer trocknenden Knollen grösstentheils zersetzt wird.
Batalin.
23. J. Hertel. Versuche über die Darstellung und Constitution des Colchicins und über
die Beziehungen desselben zum Colcbicein und einigen anderen Zersetzungsprodacten.
(Separatabdruck aus Pharmaceutische Zeitschrift für Russland, 38 S.)
Verf. bespricht die von Geiger und Hesse, von Aschhof, Hübler, Schoon-
brood, Eberbach befolgten Methoden zur Darstellung des Colchicins uud empfiehlt
auf Grund seiner vergleichenden Untersuchungen folgende Modification der Methode von
Eberbach: die unzer kleiner ten Samen der Herbstzeitlose werden im Verdrängungsapparate
4mal mit erneuten Portionen von 85procentigem Weingeist digerirt (bis die Auszüge nur
76 Physiologie. — Chemische Physiologie.
noch hellgelb erscheinen), zuletzt, um die letzten Antheile des Colchicins zu entziehen,
eine Portion kochenden Alkohols darüber gegossen. Die schwach sauer reagirenden Aus-
züge werden mit gebrannter Magnesia versetzt, gut durchgeschüttelt, nach einigen Stunden
abfiltrirt und das Filtrat auf dem Dampfbad im Vacuum bis zur Consistenz eines flüssigen
Extractes abdestillirt. Der Rückstand wird mit der ca. lOfachen Menge Wasser versetzt, von
der beim Stehen sich an der Oberfläche abscheidenden öligen Materie befreit, alsdann filtrirt
und wiederholt mit Chloroform ausgeschüttelt, bis letzteres fast farblos bleibt. Die colchicin-
freie Flüssigkeit schmeckt, nach Entfernung des Chloroforms, honigsüss. — Die Auszüge
werden nun vom Chloroform befreit bis zur Syrupconsistenz, alsdann auf Glasplatten resp.
Teller ausgezogen und bei 80 - 100" das Chloroform völlig entfernt, d. h. so lange erwärmt,
bis das Colchicin spröde geworden ist. Diese amorphe braune Masse wird zur Reinigung
nochmals in etwa der 20fachen Menge Wasser gelöst, wobei der Farbstoff ungelöst bleibt,
filtrirt und das Filtrat in einer flachen Schale verdunstet. — Die Ausbeute beträgt 0.38 bis
0.410/0 reinen Colchicins. — Aus frischen, im Juni gegrabenen Knollen stellte Verf.
0.08 7o eines farblosen, amorphen Colchicins dar, aus den im Herbst gegrabenen Knollen
nur 0.06% e'^es gefärbten Präparates. Die grünen Theile der Blätter enthalten kein
Colchicin, wohl aber die unterirdischen weissen Theile. — Samen und Knollen enthalten in
reichlicher Menge einen linksdrehenden, durch absoluten Alkohol fällbaren, unkrystallisir-
baren, gährungsfähigen, reducirenden Zucker. Das aus dem Chloroformauszug erhaltene
Colchicin von bräunlicher Farbe wurde zur Reinigung in Wasser gelöst, wobei ein Theil
von kaffebrauner Farbe ungelöst am Boden anhaftend zurück blieb : Colchicoresin. Auch
aus Colchicin, welches längere Zeit bei Luftzutritt aufbewahrt worden war, sowie aus solchem,
welches mit wenig Wasser einer hohen Temperatur ausgesetzt gewesen war, konnte ein
nicht geringer Theil von Colchicoresin abgeschieden werden; durch Erhitzen gebräuntes
Colchicin besteht zum grossen Theil aus Colchicoresin. Letzteres stellte gereinigt eine
amorphe, dunkelbraune, harzartig spröde, leicht zerreibliche Masse dar, welche in kaltem
Wasser sehr schwer löslich, in Chloroform und Alkohol sich leicht mit brauner Farbe
löst; in Aether ist die Masse unlöslich, in Ammoniak und Kalilauge leicht löslich. Auf
Lakmus wirkt es nicht ein, die Lösung dreht nicht. Mit Salpeter und Schwefelsäure zeigt
das Colchicoresin dieselbe Färbung wie das Colchicin. Gerbsäure und Jodjodkalium geben
erst nach einiger Zeit eine Trübung, Phosphormolybdänsäure fällt sofort; Eisenchlorid färbt
bräunlichgrün. Verf. berechnet aus den Resultaten der Analysen des Colchicoresins für
dieses die Formel: C51 Hßo N2 Ojg. — In den unreifen Samen und den Knollen ist diese
Substanz nicht enthalten. Das reine Colchicin ist amorph, farblos (aus frisch gegrabenen
Sommerknollen) resp. schwefelgelb, reagirt sehr schwach alkalisch, schmilzt bei 145", sich
dabei bräunend und beim Erkalten glasartig spröde werdend; dreht nicht; verbindet sich
nicht mit Jodaethyl. Mit Schwefelsäure und Kaliumnitrat färbt sich das Colchicin sogleich
grün, dann blau, violett und endlich blassgelb; setzt man jetzt concentrirte Lauge zu, so
tritt sofort eine schön ziegelrothe, lange anhaltende Färbung hervor (ebenso bei allen
Zersetzungsproducten des Colchicins). Goldchlorid erzeugt in Colchicinlösungen nur schwache
Trübungen, ähnlich Platinchlorid. Eisenchlorid färbt momentan schön grün. Aus den
Resultaten der Elementaranalysen berechnet Verf. die Formel: Cj, H23 NOg. Behandelt
man Colchicin in der Wärme mit Salzsäure von 25 "/o, so wird die Substanz zersetzt unter
Bildung von Col chicein. Im reinen Zustande ist dasselbe weiss, geruchlos, in Alkohol,
Chloroform und Kalilauge leicht mit gelber Farbe löslich, schmilzt bei 150"; es krystallisirt
in rhombischen Tafeln oder Prismen; dreht links: (o;)d = — 31°6. In Berührung mit wenig
Wasser einige Zeit auf dem Wasserbade erhitzt, verwandelt es sich in eine gelblichbraune
Masse, welche dem Colchicin ähnlich ist. Gegen Reagentien verhält sich das Colchicein
ähnlich dem Colchicin. Die Resultate der Elementaranalysen entsprechen der Formel:
Ci7 H21 NO5 4- 2 OH2. Die alkoholische Lösung des Colchiceius röthet schwach Lakmus-
papier, hat also Säurecharakter und konnten Verbindungen mit Baryum, Calcium und Kupfer
dargestellt werden. — — Neben dem Colchicein entsteht bei der Einwirkung von Säure auf
Colchicin ein harzartiges Zersetzungsproduct: Beta- Colchicoresin, eine schwarzbraune,
amorphe, in Wasser und Aether unlösliche Masse, welche von 95procentigem Alkohol gelöst
Pflanzeiistoffe. — Alkaloide. 77
wird, ebenso von Chloroform, Schwefelkohlenstoif, Kalilauge und Ammoniak. Nur durch
Phosphormolybdänsäure wird es gefällt. Eisenchlorid färbt biaungrün. Das Beta-Colchi-
coresin schmilzt bei 90** C. ßeagirt neutral. Formel: Cg^HsgNOio- — In den Mutterlaugen
des Colchicems war noch ein drittes Zersetzungsproduct enthalten: eine leicht zerreibliche,
bröckelige, in Wasser leicht lösliche Masse, für welche die Formel: C51 H^g Nj O32 berechnet
wurde. Verf. zieht folgende Schlüsse: das Colchicin wird durch Erhitzen mit Mineral-
säuren unter Abgabe von Wasser in Colchicein verwandelt: C^ H23 NOg = C^ Hzi NO5 -I-OH2,
welches beim Ausscheiden 2 Mol. Krystallwasser bindet, durch Erwärmen mit Wasser unter
Aufnahme von 1 Mol. OH2 wieder in Colchicin zurückverwandelt wird. — 3 Mol. Colchicin
verlieren an der Luft 1 Mol. Ammoniak und 3 Mol. Wasser, unter Bildung von Colchicoresin:
3 (Ci7 H23 NOg) = C51 Hßo Ng Oi5 -\- ISH3 -\- 3 OH,. Durch weiteren Ammoniakaustritt ent-
steht aus diesem das Beta-Colchicoresin: 2 (C51 Hgg Ng Ojs) = 3 (Cg^ H39 NOm) + NH3.
24. Lemuel J. Morris. Extraction of Colchicin from the seed. (American Journal of Phar-
macy vol. 58, 4. ser., vol. 11, p. 6.)
Molz hatte angegeben, dass Colchicumsameu , welcher älter als ein Jahr, werthlos
sei und dass das Colchicin aus den Samen nur mit Hilfe von starkem Alkohol oder ange-
säuertem Wasser ausgezogen werden könne; dem gegenüber gelaug es Dannenberg aus
5 Jahre altem Samen das Colchicin durch wenige Minuten langes Kochen mit reinem Wasser
zu extrahiren. — Diese sich entgegenstehenden Angaben veranlassten Verf., in dieser Richtung
Untersuchungen anzustellen, deren Resultate jetzt mitgetheilt werden. Bei diesen Unter-
suchungen hat Verf. zugleich darauf Rücksicht genommen, zu entscheiden, ob man das
Colchicin aus dem ganzen Samen, wie Hüb 1er angibt, ausziehen könne oder ob man, wie
Rosen wasser will, hiezu die Samen zunächst pulvern müsse. — Ganze Samen wurden
mit reinem Wasser gekocht: das Filtrat enthielt das Alkaloid; die Samen wurden nunmehr
gepulvert und abermals mit kochendem Wasser behandelt: das Filtrat war frei von Colchicin,
zum Beweise, dass letzteres aus dem unversehrten Samen durch Kochen mit Wasser voll-
ständig entfernt war. — Ganze Samen, welche über 10 Jahre aufbewahrt waren, wurden
mit kaltem Alkohol von 0,941 3 Tage behandelt: die Tinctur enthielt Colchicin; auch eine
zweite analoge Behandlung lieferte noch eine alkaloidhaltige Tinctur, während die dritte
Tinctur colchicinfrei war. Bei gleichzeitiger Anwendung von Wärme für nur 3 Stunden
vermag der Alkohol schon das erste Mal die Samen zu erschöpfen; die zweite Tinctur ist
wirkungslos. Auch das Samenpulver gab jetzt weder an kalten, noch heissen Alkohol
Alkaloid ab. — Die zu der Untersuchung dienenden Samen (10 Jahre alt) enthielten 0,5 "/q
Colchicin, wovon 0,18 % durch einmalige Behandlung mit kaltem Alkohol entzogen wurden.
25. J. ü. Lloyd. Behaviour of Berberine towards Thymol. (The Yearbook of Pharmacy
p. 37 from New Remedies p. 195.)
Aus Hydrastis canadensis erhaltenes Berberin mit dem gleichen Gewicht Thymol
verrieben liefert eine dickliche Flüssigkeit, obwohl Berberin und Thymol in Pulverform
angewandt worden. Die Verbindung löst sich leicht in Alkohol mit tief orangerother Farbe,
ist in Wasser unlöslich, zum Theil löslich in Chloroform, riecht nach Thymol und schmeckt
beissend und bitter; die Substanz wurde in Krystallen erhalten.
26. W. Grüning. Beiträge zur Chemie der Nymphaeaceen. (Inaug.- Dissertation, Dorpat,
8", 78 S.)
Zu den vom Verf. ausgeführten quantitativen Untersuchungen dienten Rhizom und
Samen von Nuphar luteum, sowie Rhizom, Wurzeln und Samen der Nymphaea alba.
Resultat: (s. S. 78).
Zur Darstellung des in dem Rhizom von Nuphar luteum nachgewiesenen Alkaloid es
wurden 5 kg desselben grob gepulvert, mit 93 procentigem Alkohol kochend heiss erschöpft,
der Rückstand des Alkohoiauszugs zuerst mit Wasser, dann mit verdünnter Essigsäure
behandelt. Die wässerige Lösung wurde durch Bleiacetat ausgefällt, das durch Schwefel-
säure entbleite Filtrat mit der Essigsäurelösung vereinigt und ammoniakalisch gemacht: der
entstehende Niederschlag wurde auf dem Dampfbade getrocknet und mit Chloroform aus-
gezogen. Letzteres hinterliess das Alkaloid als durchsichtige, rothbraun gefärbte Flüssigkeit,
welche, erkaltet, eine leicht zerreibliche Masse bildete. Die Masse wurde wieder in Essig-
78
Physiologie. — Chemische Physiologie.
Nupliar
Nympliaea
Rhizom
Samen If Rhizom Wurzeln Samen
Feuchtigkeit
Asche
Fett
In Aether lösliches Harz
In Aether unlösliches Harz und Phlobapheu .
Schleim mit etwas Eiweiss
Gerbsäure
Durch Kupferacetat nicht fällbare Stoffe . .
Glycose
Saccharose
In Wasser lösliche nicht direct best. Subst. ,
Metarabinsäure mit geringen Mengen Eiweiss.
In verd. Natronlauge lösl., durch Alkohol nicht
fällb. Substanz
Stärke
Pararabinartige Substanz
Eiweiss
Lignin
Mittellamelle
Cellulose
10.30
5.19
0.77
0.60
1.54
1.31
2.27
0.b4
5.93
1.21
4.40
2.50
8.36
18.70
3.81
3.99
14.82
14.11
11.31
0.89
0.51
2.11
1.97
0.26
6.72
1.38
0.86
0.59
44.00
7.08
6.45
3.22
13.21
10.56
5.47
0.49
1.55
2.52
3.62
10.04
0.03
6.25
1.92
3.26
5.80
20.18
1.80
4.06
14.26
9.36
6.71
10.07
0.59
1.88
0.30
6.94
8.73
1.00
5.62
3.60
6.11
3.60
4.09
1.20
7.21
8.99
2.47
17.42
9,03
2.12
1.06
0.21
0.42
1.47
1.10
0.86
0.94
1.18
0.46
1.51
47.09
9.79
4.78
0.98
11.66
(Fortsetzung von S. 77.)
säure gelöst, durch Ammoniak gefällt und über Schwefelsäure getrocknet. Verf. erhielt
20 g einer fast weissen, brücklichen, klebenden Masse, welche bei 650 Syrupconsistenz besitzt,
in Alkohol, Chloroform, Aether und verdünnten Säuren leicht löslich, in Petroläther fast
unlöslich ist. In verdünnter Schwefelsäure gelöst und erwärmt, wird die Lösung nach
ca. 1 Stunde braun, dann dunkel schwarzgrün; auf Zusatz von Wasser entsteht, indem die
Färbung verschwindet, ein voluminöser, gelbbrauner Niederschlag. Die schwefelsaure Lösung
des Nupharins 10—12 Tage über Schwefelsäure und Kalk stehen gelassen, wird prachtvoll
grün bis schliesslich dunkelblaugrün; Zusatz von Wasser hebt auch diese Färbung unter
Abscheidung eines gelben Niederschlags auf. — Das Nuphariu ist geschmacklos, die Säure-
lösuugen scharf bitter. Die Lösung ist optisch inactiv. Formel : Cig H24 N2 O2. Auch
in dem Rhizome von Nympliaea wurde ein Alkaloid nachgewiesen, verschieden von Nupharin ;
leider hatte der Versuch, grössere Mengen des Alkaloides zu erhalten, keinen Erfolg.
Die in dem Rhizom von Nuphar luteum erhaltene Gerbsäure wurde erhalten, indem 5 kg
des Rhizoms mit kochendem 95procentigem Alkohol erschöpft, der Alkoholrückstand mit
Wasser behandelt, die wässerige Lösung mit Bleiacetat ausgefällt und der noch feuchte
Niederschlag durch Schwefelwasserstoff zerlegt wurde; das Filtrat wurde durch Kohlensäure
vom Schwefelwasserstoff befreit und mit Kochsalz gesättigt, wodurch eine zähe braune Masse
abgeschieden wurde, welche durch 10 procentige Kochsalzlösung in 2 Theile getheilt werden
konnte: In der Lösung war die Gerbsäure enthalten, jedoch nur in sehr geringer Menge;
der unlösliche Theil: ein graues Pulver, war unlöslich in Wasser, löslich in Gerbsäurelösung,
verdünnter Essigsäure und Salzsäure; aus der Gerbsäurelösung fällte reichlicher Wasser-
zusatz die Masse wieder aus. Die Salzsäurelösung reducirte alkalische Kupferlösung in der
Siedehitze. Die von diesem Körper erhaltene Menge war zu gering zu genauerer Unter-
suchung. — Um grössere Mengen der Gerbsäure zu erhalten, wurden die Samen von Nuphar
als Pulver mit absolutem Aether erschöpft und der dickflüssige Rückstand des Aetherextractes
mit Wasser behandelt: die wässerige Lösung gab an Essigäther reichlich Gerbsäure ab, eine
syrupdicke Flüssigkeit bildend: beim Verdunsten verblieb die Gerbsäure als schmutziggelbes
Pulver.— Die durch Aether erschöpfte Samenmasse wurde mit kochendem Alkohol, der Alkohol-
Pflanzenstoffe. — Alkaloide. 79
rückstand mit Wasser behandelt ; die w.ässerige Lösung gab an Essigäther Gerbsäure ab. —
Die vereinten Gerbsäuremengeu wurden in Wasser gelöst und mit Kochsalz gesättigt: der
dickbreiige, gelbe Niederschlag, mit gesättigter Kochsalzlösung ausgewaschen, wurde mit
10 procentiger Kochsalzlösung behandelt ; gelöst wurde die Gerbsäure, ungelöst das Nuplmr-
Phlobapheu. — Die Gerbsäure wurde der Kochsalzlösung durch Essigäther entzogen und
als hellgelbe, leicht zerreibliche Masse erhalten ; dieselbe war in Wasser löslich, fällte Eisen-
oxydsalze schwarzblau. Schon bei 95° trat Zersetzung unter Bräunung ein. Formel der
Nuphar-Gerhsäure: Cjß Hjg O37. Wurden 5 g der Gerbsäure in 1.4procentiger Schwefel-
säure gelöst in einer bis auf das kleinste Luftvolum zugeschmolzenen Glasröhre 10 Stunden im
Wasserbade bei 100" erhitzt , so schied sich dabei ein rothbraunes Pulver ab , welches aus
deutlich unter dem Mikroskop erkennbaren Krystallen bestand. Dasselbe war in Alkohol
und verdünnten Säuren unlöslich, wurde aus der Lösung in concentrirter Schwefelsäure durch
Wasser gefällt; Natronlauge färbte gelbbraun, Eisenchlorid hellgrün, dann dunkelgrün bis
grünblau. Zusammensetzung := C28 H26 O23, welche Verf. durch die Gleichung = 2Ci4H,2 0ii
-|- OH2 in Beziehungen zur Ellagsäure: Ci^HijOu bringt. Die von dieser Substanz
befreite Flüssigkeit, von der Schwefelsäure durch Bariumcarbonat befreit, wurde durch Alkohol
gefällt: der Niederschlag, in Wasser nicht vollständig löslich (Zersetzung), gab, gelöst, mit
Alkohol, Leim und Eisen Niederschläge, letztere blauschwarz. Die von dem Niederschlag
befreite Alkohollösung wurde, nach Entfernung des Alkohols, mit Aether geschüttelt: die
so erhaltenen langen derben Krystalle stimmten in ihren Reactionen mit der Gallussäure
überein. — Das Nupharphlobaphen: eine amorphe, glänzend schwarze, in dünnen Lagen
braunroth durchsichtige Masse ist in heissem Wasser, in Alkohol, Lauge, Essigsäure löslich,
in Aether schwer löslich. Warme Salzsäure löst mit carminrother Farbe. Die wässerige
Lösung wird durch Blei, Kupfer, Leim und Eisen (dunkelschwarzblau) gefärbt. Formel:
C56 H50 O35. Verf. bringt das Nupharphlobaphen mit der Gerbsäure in Zusammenhang
durch die Gleichung: Cgg H50 O35 = Cje Hgg O37 — 3 OH, -j- 0. — — — Zur Darstellung
der in dem Rhizom der Nymphaea alba enthaltenen Gerbstoffe dienten 5kg, welche durch
95procentigen Alkohol kalt erschöpft, der Rückstand des Alkoholauszugs mit Wasser
behandelt (21 Wasser) und das Filtrat mit dem 4fachen Volum an Wasser versetzt: es wurde
ein grauer Niederschlag erhalten, welcher, von der Flüssigkeit A getrennt, durch Kneten
mit Wasser gewaschen, über Schwefelsäure und Kalk getrocknet, ein graues Pulver lieferte;
dasselbe wurde durch absoluten Aether in 2 Theile zerlegt. Der in Aether lösliche Theil:
Tannonymphae'iu war hellgelb, amorph, in warmem Wasser leicht löslich, ebenso in
Essigsäure und Alkalilaugen. Die wässrige Lösung wurde durch Blei- und Kupferacetat
Leim und Eisen (dunkelschwarzblau) gefällt. Formel: C56 H52 Ogg. — Die in Aether
unlösliche Substanz: Nymphaeaphlobaphen, war amorph, spröde, glänzend schwarz, in
Wasser schwer löslich, zeigte sonst mit dem Tannonymphaein grosse Uebereinstimmung.
Formel: C56 H/^g Ojg. Die vorher erwähnte Flüssigkeit A wurde durch Bleiacetat aus-
gefällt, der Niederschlag ausgewaschen, durch Schwefelwasserstoff entbleit, das Filtrat mit
Kohlensäure behandelt und mit Kochsalz gesättigt: der dunkelgelbe, zähe Niederschlag wurde
mit gesättigter Kochsalzlösung gewaschen und mit loprocentiger Salzlösung getrennt in
löslichen und unlöslichen Antheil. — Die Lösung , durch Essigäther ausgeschüttelt, lieferte
ein hellgelbes Pulver, in dickern Lagen eine braunrothe, durchsichtige, amorphe Masse,
welche sich schwer bei 90" zersetzt. Formel: C56 Hjg Ogg. Diese Nymphaeagerbsäure
wird beim Erhitzen mit 1.4procentiger Schwefelsäure zerlegt unter Abscheidung eines gelben,
microkrystallinischen Pulvers von Ellagsäure, während das davon getrennte Filtrat eine
Substanz enthielt, welche durch schnelle Sauerstoffaufnahme aus der Luft in einen phlo-
baphenartigen Körper übergeht, eine zweite Substanz, welche ebenfalls durch Sauerstoff-
aufnahme sehr leicht weiter verändert wird, sowie 3. Gallussäure. — Der in verdünnter
(13 %) Kochsalzlösung unlösliche Theil der Gerbsäure bildete , durch Kneten mit kaltem
Wasser gereinigt, über Schwefelsäure und Kalk getrocknet, eine amorphe, rothbraune
Masse, deren wässerige Lösung durch Leim, Blei- und Kupferacetat gefällt wurde. Formel:
C56 H56 O40. Diese „unlösliche Nymphaeagerbsäure" wurde ebenfalls mit 1.4procen-
tiger Schwefelsäure erhitzt und dabei neben Ellagsäure und Gallussäure eine phlobaphen-
80
Physiologie. — Chemische Physiologie.
artige Substanz erhalten, sowie Körper, welche leicht und schnell durch Sauerstoffaufnahme
zersetzt werden.
27. T, B. Groves. Note on Poppy heads. (Yearbook of Pharmacy p. 408.)
Verf. hatte schon 1854 die Gegenwart von Codein in den Mohnköpfen angezeigt;
diese Untersuchungen hat G. inzwischen mit grösseren Mengen der Droge wiederholt und
indem er 50 Pfund derselben verarbeitete, 75 grains Morphin, 36 gr. Narcotin, 33 gr.
Co dein und 23 gr. Narcein in völlig reinem, krystallisirtem Zustande abgeschieden.
28. P. Chastaing. Sur la solubilite de la morphine dans l'eau. (Repertoire de Pharmacie
et Journal de Chimie medicale (nouv. Ser.) t. 9, p. 219.)
Verf. zeigt, dass die in verschiedenen Lehrbüchern der Chemie befindlichen Angaben über
die Löslichkeit des Morphins in Wasser nicht mit einander übereinstimmen. Dies
die Veranlassung, dass Verf. die Löslichkeit des Morphins in verschieden warmem Wasser
genauer bestimmt hat. Er fand, dass 1 1 Wasser von 3" lösen : 0,03 g (1 : 33 333 aq), von
20" C: 0,2 g (1 : 5000 aq), von 22": 0,22 g (1 : 4545 aq), von 42'^: 0,42 g (1 : 2381 aq) . . . .
von 100": 2,17 g (1 : 461 aq). — Die Löslichkeitscurve bildet von 0—45*' C. eine grade Linie,
von da bis 100*^ eine parabolische Linie (der Gleichungen: von 45 — 55^: y'^ = 4:l x und
von 60—100": 2/^ = 46 x; y=^t des Wassers, a3 = Menge des gelösten Morphins).
29. D. B. Dott. Solubility of some of the salts of Morphia. (The pharmaceutical Journal
und transactions vol. 11, No. 553, p. 618.)
Da die in der Literatur befindlichen Angaben über die Löslichkeit der Morphin-
salze nicht übereinstimmen, so hat Verf. die Löslichkeit einer kleinen Zahl dieser Salze
zu bestimmen gesucht. Die Resultate sind folgende : Ein Theil des Salzes löst sich in x
Theilen Wasser:
Salz
Formel
Wasser-
menge
Tempera-
tur des
Wassers
Acetat . . .
C„ Hi9 NO3 . Cg H^ O2 + 3 H2 0
2.07
2.02
10 0 c.
10
Valerat . . .
Ci.HigNOg.CsHioOa + HaO
4.30
4.32
12
12
Tartrat . . .
(Ci,HisN03)2.C4H606 + 3H20
9.02
9.00
14
14
Citrat ....
(C„Hi9N03)2.C6H80, + 5H20
19.52
19.56
10
10
Sulphat . . .
(Cn Hl 9 N08)2 SH2 O4 + 5 H2 0
23.05
23.30
10
10
Hydrochlorat
CiTHi9N03.HCl-i-3H2 0
25.79
25.77
10
10
Meconat. . .
(Ci,Hi9N08)2C,H4 0,-f 5H2O
27.78
27.83
12
12
SO. D. B. Dott. Morphia Acetate. (The pharmaceutical Journal and transactions vol. 11
No. 553, p. 619.)
Verf. hat das officinelle Morphinacetat untersucht und sich davon überzeugt, dass
dasselbe : C^ H, 9 NO3 . C2 H4 O2 + 3 H2 0 im Exsiccator 8,05 % Wasser == 2 H2 0 (her. 9,02 %)
verliert, bei 110" C getrocknet aber 28,17 = C2H4 02 (berechn. = 28,82 "/o)-
31. L. Bruneau. Recherche de la morphine dans l'urine. (Repertoire de Pharmacie,
nouv. Ser, S. 9, p. 67.)
Wir entnehmen folgendes : Der filtrirte Urin wird mit 0.005 g Weinsäure für 100 ccm
Flüssigkeit vermischt und mit der 2— 3fachen Menge Amylalkohol bei einer Temperatur von
50—70» behandelt. Die amylalkoholische Lösung des weinsauren Alkaloides wird decantirt
und die Behandlung mit neuen Mengen Amylalkohol ausgeführt. Die vereinigten Amyl-
alkohollüsungen werden alsdann mit ammoniakhaltigem Wasser behandelt: das Alkaloid
Pflanzenstoffe. - Alkalose. gl
bleibt in dem Amylalkohol gelöst und kann, nach dem Verjagen desselben im amorphen
Zustande zurückbleibend, durch Farbenreactionen etc. nachgewiesen werden.
32. E. Mylias. Ueber die colorimetrische Bestimmung des Morphins im Opium mit Hilfe
von Jodsäure. (Referat der Berichte der Deutsch, Chem. Ges. S. 1122 nach Pharm.
Centrh. 1881, S. 97 und 105.)
Verf. hat, seine Untersuchungen über Opiumprüfung (s. diesen Bericht f. 1880
I. S. 349, No. 13) fortsetzend, eine Methode der Morphinbestimmung angegeben, bez. deren
wir auf die Abh. verweisen müssen.
33. D. Vitali. üeber einige Farbreactionen des Code'ins, Morphins und Atropins. (Nach
L'Orosi 152 in Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft S. 1583.)
Tattersall's Morphinreaction (s. diesen Bericht für 1880 I, S. 346, No. 3) wird
modificirt also: Morphin in conc. Schwefelsäure gelöst, arsensaures Natrium eingerührt
uud erwärmt ; die Farbe geht durch blauviolett in hellgrün über, wird dann auf vorsichtigen
Zusatz vou Wasser: rosenroth und endlich blau, durch Ueberschuss von Ammoniak: grün.
— Morphin in Schwefelsäure gelöst, wenig Natriumsulfidlösung zugefügt und erwärmt:
Färbung fleischroth, violett, dunkelgrün. — In Schwefelsäure gelöst, zuerst mit Schwefel-
natriumlösung, dann mit Kaliumchlorat in Schwefelsäure (1:50) gemischt, liefert Morphin
grüne, dann violettblaue Färbung, auf Ueberschuss von Kaliumchlorat: gelb. — Codein
verhält sich dem Morphin ähnlich. — Wird A tropin mit der Lösung von Kaliumchlorat
in Schwefelsäure betropft, so entstehen beim Bewegen der Schale wenig intensive blau-
grüne Streifen.
34. E. V. Gerichten und H. Schrötter. Zur Kenntniss des Morphins. (Liebig 's Anualen
der Chemie, Bd. 210, S. 396.)
Wird Morphin mit der lOfachen Menge Zinkstaub gut gemischt in einer Verbrennungs-
röhre möglichst rasch erhitzt, so entweicht viel Ammoniak und Trimethylamin, während
sich in der Vorlage ein braungefärbtes dickflüssiges Destillat ansammelt; in diesem konnten
nachgewiesen werden neben Pyrrol, Pyridin und Chinolin: 3—4% des Morphins an
Phenanthren: Ci^Hjo und 0,5% einer Base, in der die Verf. Phenanthrenchinolin
vermuthen.
35. P. Cbastaing. Sur la fonction complexe de la morphine. (Repertoire de Pharmaeie
et Journal de Chimie medicale. Nouv. Ser., t. 9, p. 268. — Journal de Pharmaeie et
de Chimie, 5. ser., t. 4, p. 19.)
Das Morphin löst sich in Alkalien im Verhältniss von Aequivalent zu Aeq. auf;
diese Lösung, welche sich sehr leicht unter Färbung verändert, liefert, im luftverdünnten
Räume über Schwefelsäure bei Gegenwart von Kalk (zur Absorption von Kohlensäure) ein-
geengt ein Product in sehr schönen kaum gefärbten Krystallen. Verf. hat diese Krystalle
analysirt, und zwar die Verbindung mit Kali, Baryt und Kalk. Das Morphin-Kalium
enthielt 10.67% K. und 11.02% Wasser, woraus sich berechnet die Formel: Cj, H.gKNOa
-I-2H2O (verlaugt: 10.86 % K. und 10 % OHo). Das Morphin-Baryum krystallisirt noch
leichter als die Kaliverbindung. — Verf. schliesst aus diesen Untersuchungen, dass das
Morphin ein Phenol sei.
36. Chastaing. Sur la Constitution de la morphine. (Repertoire de Pharmaeie et Journal
de Chimie medicale, nouv. Ser., t. 9, p. 322.)
Theoretische Betrachtungen über die Constitution des Morphins (s. die Abb.).
37. P. Chastaing. Sur un produit d'oxydation de la morphine. (Repertoire de Pharmaeie
et Journal de Chimie medicale, nouv. Ser., t. 9, p. 324.)
Wird eine alkoholische Lösung von Morphin mit Salzsäuregas behandelt, die
Flüssigkeit nach einigen Tagen nochmals mit dem Gas gesättigt und die Masse nach 14
Tagen eingedampft, so erhält man das Chlorhydrat des Aethylmorphin, dessen Bildung
von der Zeitdauer der Reaction abzuhängen scheint. — Versetzt man die mit Salzsäuregas
gesättigte alkoholische Lösung mit Schwefelsäuremonhydrat, engt nach zwei Tagen ein und
versetzt mit Ammoniak, so erhält man eine wenig gefärbte Fällung, welche in Alkohol
gelöst sich wie Apomorphin schnell grün färbt. Die alkoholische Lösung hiuterlässt eine
Botauischer Jahrüsbericbt IX (1S81) 1. Abth. (j
82 Physiologie. — Chemische Physiologie.
amorphe, in Säuren und Alkalien lösliche, neutrale Substanz von geringem bittern Geschmack.
Die Resultate der Analysen sprechen dafür, dass dieser Körper ein Oxymorphinhydrat:
C„ Hi9 NO4 + H2 0 sei.
38. P. Chastaing. Action de l'acide azotique sur la morphine. (Repertoire de Pharmacie
et Journal de Chimie medicale, nouv. Ser,, t. 9, p. 410. — Journal de Pharmacie et de
Chimie 5. S6r., t. 4, p. 338.
Verf. hat das bei Einwirkung von Salpetersäure auf Morphin entstehende Product
untersucht. Zur Darstellung behandelte Verf. Morphin mit der 20fachen Menge von Salpeter-
säure von 1.42, wobei "die Temperatur auf 75" stieg; man dampft bei einer Temperatur
unter 100" ein, fügt zu dem gelben trockenen Rückstand wieder Salpetersäure hinzu etc.,
solange bis nach Zusatz der Salpetersäure keine Dämpfe der salpetrigen Säure entweichen.
Das Product konnte nicht durch Krystallisation gereinigt werden. Verf. berechnet aus den
Resultaten mehrerer Analysen die Formel: CioHgNOg; die Säure ist 4basisch. Das
Kalisalz ist in Wasser löslich, nicht krystallisirbar. Das Barytsalz wurde analysirt:
CioH5BajN03 + 4H30.
39. P. Chastaing. Action de l'acide azotique monohydrate sur la morphine. (Repertoire
de Pharmacie et Journal de Chimie medicale, nouv. Ser., t. 9, p. 557.)
Verf. hat, im Anschluss an seine früheren Untersuchungen (s. vorige Nummer) die
Einwirkung rauchender Salpetersäure auf Morphin untersucht, indem er das Morphin mit
verdünnter Salpetersäure besprengte und jetzt rauchende Säure einwirken Hess. Aus dem
Reactionsproducte wurden zu Warzen vereinigte prismatische Krystalle erhalten von der Formel
Cg H9 NO9. Die Analysen anderer Krystallisationen führten zu den Formeln C^ Hj NO,
und Cg H7 NO,.
40. E. Grimaux. Sur la transformation de la morphine en codeine et en bases homologues.
(Comptes rendus t. 92, p. 1140. Repertoire de Pharmacie [nouv. Ser.] t. 9, p. 264.}
Matthiessen und Wright haben durch ihre Untersuchungen eine Beziehung
zwischen Morphin und Codein nachgewiesen, indem sie zeigten, dass diese beiden Alkalo'ide,
mit Salzsäure erhitzt, denselben Körper, das Apomorphin, liefern, ersteres das Morphin:
C17HJ9NO3 unter Wasserabspaltung, letzteres das Codein: CigHj, NO3 unter Abspaltung
von Chlormethyl; M. u. W. nahmen auf Grund dieser Resultate an, dass an Stelle einer
OH-Gruppe im Morphin eine OCHg-Gruppe im Codein enthalten sei. - Mit Rücksicht auf
diese Untersuchungen, sowie auf die verschiedenen Eigenschaften des Morphins, dessen leichte
Reducirbarkelt, Löslichkeit in Kalilauge, Kalk- und Barytwasser, dessen Färbung mit Ferri-
salzen betrachtet G. das Morphin als ein Phenol und das Codein als den Methyl-
äther desselben. Zur Bestätigung dieser Ansicht hat Verf. Untersuchungen angestellt.
Wird ein Molecul Morphin und ein Mol. Natriumhydrat in Alkohol gelöst, mit 2 Mol. Jod-
methyl gelinde erhitzt, so erfolgt eine lebhafte Reaction und man erhält das Jodmethylat
des Codeins: CH3J.C17Hi8NO2.OCH3 (85% der theoretischen Menge), welches absolut
identisch ist mit dem aus Codein und Jodmethyl dargestellten Producte: fast unlöslich in
Alkohol, löslich in kochendem Wasser, wird dasselbe, beim langsamen Erkalten auskrystalli-
sirend, in festen, durchscheinenden, wasserfreien, grossen Krystallen, beim schnellen Erkalten
in feinen, wasserhaltigen Nadeln erhalten. — Um die Base selbst zu erhalten, war es nöthig,
nur 1 Mol. Jodmethyl anzuwenden: doch auch jetzt bildete sich vorzugsweise ein Jod-
methylat des Morphinnatrium und nur 10 % (von 20g Morphin 2g) Codein. Letzteres
wurde durch Ueberführung in das Chlorhydrat, Zersetzung durch Kali, Krystallisation aus
Alkohol oder Aether gereinigt. Es hat alsdann alle Eigenschaften des aus Opium dar-
gestellten Codein (schmilzt bei 153"), dieselbe Krystallform. — Lässt man anstatt Jodmethyl :
Jodäthyl auf Morphin und Natriumhydrat einwirken, so erhält man (40—45 % des Morphin)
eine neue Base: Cjg H23NO3, den Aethyläther des Morphin, welcher, mit 1 Mol. Krystall-
wasser, in schönen, festen, glänzenden Blättchen ki'ystallisirt; dieselben lösen sich in 35—40
Theilen kochenden Wassers, sehr leicht in Aether und Alkohol. Sein Chlorhydrat besteht
aus feinen, zu Warzen vereinigten Nadeln; seine Lösungen werden durch Kali und Alkali-
carbonate, nicht durch Ammoniak gefällt. . Verf. bezeichnet den Aethyläther des Morphin
mit dem Namen: Codäthylin; dasselbe wirkt giftig, ruft Convulsionen hervor.
Pflanzenstoffe. ~ Alkaloide. 83
41. E. Grimanx. Sur le pouvoir rotatoire de la codeine artiiicielle. (Comptes rendus,
t. 92, p. 1228.)
Verf. bestimmte das Rotationsvermögen des aus Opium dargestellten Codeins zu
(k)d = — 133?18, das aus Morphin (s. vor. No.) künstlich dargestellte ergab unter ähnlichen
Bedingungen {cc)d = - 130?34.
42. E. Grimaux. Sur les ethers de la morphine consideree comme phenol. (Comptes
rendus t. 93, p. 67.)
In ähnlicher Weise wie das Jodäthyl (s. No. 40) wirken auch Jodpropyl , Jodallyl,
Epichlorhydrin und Acthylenbromid auf Morphinnatrium ein, indem sich dabei neue Basen
bilden. Untersucht wurde von G. das Aethylenderivat, welches zunächst aus der salzsauren
Lösung durch Kalk als harzartige Masse niedergeschlagen wurde. Diese Masse wird mit der
6 fachen Menge 50 procentigen Alkohols kochend aufgenommen und mit Thierkohle gekocht:
nach einigen Stunden setzen sich Krystalle ab, welche durch wiederholte Krystallisation
gereinigt werden. Die neue Base: Dicodaethin (Cj, H^g N03)2 . C, H4 bildet kleine, leichte,
weisse, in Aether unlösliche, in Alkohol leicht lösliche Nadeln, welche sich, ohne zu schmelzen,
über 200" schwärzen, sich mit Schwefelsäure nicht färben, durch eisenchloridhaltige Schwefel-
säure aber bei 20" blau gefärbt werden. Das Chlorhydrat bildet kleine, farblose, harte, in
Wasser leicht lösliche Prismen, — Wird Morphinuatrium mit Methylenacetochlorhydrin:
CH2CI.OC2H3O behandelt, so entsteht eine Verbindung, welche aus saurer Lösung weder
durch Kali noch Ammoniak gefällt wird. Durch Kochen mit Wasser wird die gummiartige
Masse zerlegt in Morphin, Formaldehyd und Essigsäure.
43. E. Grimanx. Sur quelques reactions de la morphine et de ses congeneres. (Comptes
rendus, t. 93, p. 217.)
Nach Baeyer tritt bei Einwirkung von Phenol etc. und Aldehyd bei Gegenwart
von Schwefelsäure Condensation ein, entsprechend der Gleichung: CHj 0 (Formaldehyd) -j-
2CßH6 = CH2<p^S*+OH,. — Verf. hat das Morphin (als Phenol) dieser Reaction
unterzogen. Indem er zu in Eisessig gelöstem Morphin einige Tropfen Methylenacetochlor-
hydrin und alsdann Schwefelsäure im Ueberschuss setzte, färbte sich die Masse sofort rosa,
dunkelte dann schnell und hat nach einigen Minuten die Farbe einer concentrirten Kalium-
permanganatlösung angenommen. Verdünnt man nach 24 Stunden mit Wasser und fällt mit
Ammoniak, so erhält man eine gelbe, amorphe, in Alkohol sehr lösliche Base, welche
mit Schwefelsäure sofort purpurviolett gefärbt wird. — Aehnlich verhalten sich das Codein,
Aethylmorphin und Aethylenmorphin. — Etwas anders verhält sich das Thebain (vom Verf.
als Vinylmorphin aufgefasst), indem dasselbe sich mit Schwefelsäure sofort roth färbt, sowie
das Codallylin, aus Morphin und Bromallyl in gummiartigem Zustande erhalten; letzteres
zeigt dieselbe Reaction wie das Thebaiu.
44. E. Grimaux. Sur une nouvelle serie de bases derivees de la morphine. (Comptes
rendus, t. 93, p. 591.)
Das oben (s. No. 40) bereits erwähnte Jodmethylat des Codeins CH3J . Cj^ H,8 NO2 .
OCH3 hat Verf. mit Silberoxyd behandelt und die Lösung auf dem Wasserbade eingedampft;
es bildet sich dabei nicht das Hydrat einer Ammoniumbase, sondern eine feste, krystalli-
sirbare Tertiärbase, welche in Wasser wenig löslich, in Alkohol und Aether leichter löslich,
in glänzenden, bei 118?5 schmelzenden Nadeln erhalten wird. Das Chlorhydrat ist krystalli-
sirbar; die Salze werden durch Kali und Ammoniak gefällt (Codein und Codäthylin durch
Ammoniak nicht). Concentrirte Schwefelsäure färbt es braun, dann nach Zusatz von etwas
Wasser blauviolett, durch grössere Wassermengen hellroth, dann farblos. — Dieselbe Substanz,
welche Verf. Methocodein: Ci, H17 (CHg) NO2 . OCHj nennt, entsteht durch Kochen des Jod-
methylats mit Kalilauge. — Das Jodmethylat des Codäthylin: kleine, wasserhaltige Nadeln
resp. grosse, harte, wasserfreie Krystalle, lieferte mit Silber oxyd oder mit Kali behandelt
eine krystallisirbare, bei 1320 schmelzende tertiäre Base, welche durch Schwefelsäure eben-
falls violett gefärbt wird.
45. 0. Hesse. The methyl-ether of Morphia. (The pharmaceutical Journal and Transactions
vol. 12, No. 582, p. 157.)
84 Physiologie. — Chemische Physiologie.
Veranlasst durch die (No. 40) referirte Mittheilung von Grimaux erklärt Verf.,
dass er schon lange den Methylaether des Morphins dargestellt habe, indem er gleiche
Molecüle Morphin und Kalihydrat, in heissem Methylalkohol gelöst, mit der entsprechenden
Menge Jodmethyl versetzte, die Lösung eine Stunde auf 60^ erhitzte, dann mit Salzsäure neutra-
lisirte, den Methylalkohol verjagte und die Lösung, nach Zusatz von Kalilauge mit Aether
erschöpfte; letzterem wurde das Alkaloid durch Salzsäure entzogen und das erhaltene
schön krystallisirende Hydrochlorat durch Umkrystallisiren aus wenig Wasser gereinigt.
20 g Morphin (C^ H,9 NO3 -j- aq) lieferten 6.5 g reines Hydrochlorat. Das aus letzterem
isolirte ^-Methylmorphin ist amorph, in Aether, Chloroform, Alkohol und Methylalkohol sehr
leicht, in Wasser ziemlich leicht löslich, stark alkalisch und liefert mit einigen Säuren
gut krystallisirende Salze. Untersucht wurde das Hydrochlorat, welches lufttrocken 8.75—9.03 %
Krystallwasser enthielt. — Verf. vergleicht die Hydrochlorate des |J-Methylmorphius und
des aus dem Opium dargestellten Codeins:
Codein:
dieselbe Formel.
verliert bei 100° nur V2 H2 0, den Rest nicht
unter 120".
kurze weisse Prismen,
in 23,8 Th. Wasser.
Aus der durch Alkali milchig getrübten
Lösung scheiden sich sofort Codeiukrystalle aus.
Dasselbe Rotationsvermögen.
j3-Methylmorphin:
d, H18 (CHa) NO3 . HCl -f 2 Hj 0.
Verliert das Krystallwasser bei 100° C.
lange, seidenartige Nadeln.
bei 180 C. in 10,8 Th. Wasser löslich
Eine gesättigte Lösung wird auf Zusatz
von Kalilauge oder starkem Ammon milchig
getrübt und scheidet sich eine ölige, amorph
bleibende Masse aus.
23 = 2, t = 22?5 : (a) D = — 108^1
Verf. hat nun, wie dies Grimaux gethan, Morphinnatrium zu den Untersuchungen
benutzt und dabei 82% des Morphins an Methylätheru erhalten; letztere wurden in das
Hydrochlorat übergeführt. Die Krystalle wurden durch fractionirtes Krystallisiren getheilt
in das Salz des ß-Methylmorphin und ein Hydrochlorat, welches grosse Aehnlichkeit mit dem
Codeinhydrochlorat hatte, jedoch wurde das Rotationsvermögen zu (a) d = — 104°8 bestimmt
(für Codein (a) d = — 108?1}. Verf. hält desshalb den erhaltenen Methyläther für nicht
identisch mit dem Codein und bezeichnet ihn als a-Methylmorphin. Auch das von Grimaux
dargestellte „künstliche Codein" besass eine geringere Rotationskraft als Opiumcodeiu (s.
No. 41).
46. E. V. Gerichten. Zur Kenntniss des Codems. (Liebig's Annalen der Chemie, Bd. 210,
S. 105—114.)
Nach den bis jetzt ermittelten Tbatsachen ist anzunehmen, dass in dem Codein
CigHjiNOg ein Methoxyl, ein Hydroxyl und ein 3. Sauerstoffatom als „Brücken-" oder als
Ketonsauerstoff enthalten sei. Die Resultate der vom Verf. ausgeführten Untersuchungen
stehen im Einklang hierzu. — Codein liefert mit Phosphorpentachlorid in der Kälte eine
Base von der Zusammensetzung: Cjg H20 CINO^ , sehr leicht in grossen Blättern krystalli-
sirend (und daher isomer dem amorphen Chlor ocodid); die Salze der Base sind amorph.
Bei etwa 70 bis 80° entsteht durch Einwirkung von Phosphorpentachlorid auf Codein eine
chlorreichere Base: CigHjg CI2 NO2, welche schön krystallisirende Salze liefert. — Auch
Bromcodein CjgHaoBrNOg liefert ein Chlorderivat Cjg Hig BrClNOg.
47. E. V. Gerichten. Zur Kenntniss des Cotarnins. (Berichte der Deutschen Chemischen
Gesellschaft, S. 310.)
Verf. hat seine Untersuchungen über Cotarnin (s. diesen Bericht für 1880, L,
S. 352) fortgesetzt. Er untersuchte Bromtarcouin und Tarnin (s. die Abhandlung).
48. E. V. Gerichten. Zur Kenntniss des Cotarnins. (Annalen der Chemie, Band 210,
S. 79—105.)
Verf. bespricht die Resultate seiner Untersuchungen (s. vor. No.) mit Bromtarconin,
Cuprin , Bromapophyllensäure , Dibromapophyllin , Methyldibrompyridylamraoniumhydroxyd,
Dibrompyridin (s. d. Abb.); G. schliesst aus diesen Resultaten, dass die Apophyllensäure
Pflanzenstofife. — Alkaloide. 85
nicht, wie früher angegeben (s. diesen Bericht für 1880, L, S. 352), der saure Methyläther
einer Pyridincarbonsäure, sondern eine lactidartige Verbindung
COOH
C5H8N^^> sei.
CH3
49. Eanny Loll Dey. Indian Opiam in cases of poisoning. (The pharmaceutical Journal
and transactions, vol 12, No. 594, p. 397.)
Porphyroxin ist im türkischen (Sniyrna-)Opium nicht enthalten, findet sich aber
im indischen Opium, aus welchem es nach der Methode von Stas erhalten wird. Das Porphy-
roxin zeichnet sich dadurch aus, dass es, mit verdünnter Salzsäure erwärmt, eine purpur-
rothe Färbung hervortreten lässt,
50. Frank L. Slocum Sangninaria canadensis. (The american Journal of Pharmacy, vol. 53,
(4. ser. t. 11), p. 273.)
Die gepulverte Wurzel der Sanguinaria canadensis wurde mit starkem Alkohol
erschöpft, das vom Alkohol befreite Extract mit essigsäurehaltigem Wasser versetzt; das
dabei sich ausscheidende Harz wurde durch Filtriren entfernt. — Das so erhaltene Harz
ist blassroth, von Wachsconsistenz , beissendem Geschmack, Niesen erregend: es ist in
heissem Wasser vollkommen, in kaltem nur zum Theil (90%) löslich. Mit schmelzendem
Kali behandelt wird Protocatechusäure erhalten. — Ein Theil des vom Harze befreiten Filtrats
wurde mit Bleiacetat ausgefällt, der Niederschlag, einen rothen Farbstoff enthaltend,
abfiltrirt, das Filtrat mit Bleisubacetat ausgefällt (Farbstoff); das Filtrat hiervon enthielt
das Alkalo'id. Jetzt wurde der Best des harzfreien Filtrats mit Ammoniak im Ueberschuss
versetzt und das ausgefällte San^uinarin durch Filtriren entfernt: das rothbraune Filtrat
wurde zum Extract gebracht und mit starkem Alkohol behandelt. Die dunkelrothe,
alkoholische Lösung (Zucker enthaltend) wurde verdampft, der Rückstand mit Wasser
aufgenommen, mit Kalilauge versetzt und mit Aether geschüttelt: die ätherische Lösung
hinterliess farblose prismatische Krystallnadeln, welche bitter schmecken, alkalisch reagiren,
mit Säuren farblose Lösungen, mit Jod-Jodkalium und Jodquecksilber-Kalium Niederschläge
liefern. Dieses farblose Alkaloid ist in der Wurzel nur in sehr geringer Menge enthalten.
Schwefelsäure färbt das Alkaloid prachtvoll dunkel purpurn, welche Farbe bald vergeht;
Zusatz von Kaliumbichromat veränderte die Farbe in gelb. (Es ist aus der kurzen Be-
schreibung dieses Alkaloides nicht zu ersehen, ob dasselbe mit dem von Carpenter (s. diesen
Bericht für 1879, 1, S. 318) isolirten 2. Sanguinaria- Alkaloid: dem Porphyroxin identisch ist.)
51. P. Chastaing. Sur la formule de la Pilocarpine. (Repertoire de Pharmacie et Journal
de Chimie medicalc, nouv. Ser., t. 9, p. 413. — Journal de Pharmacie et de Chimie
5. Ser., t. 4, p. 336.)
Die Untersuchungen von Harnack und Meyer (s. diesen Bericht für 1880, I,
S. 353) über die Alkaloide der Jaborandiblätter haben Verf. veranlasst, Elementar-
analysen des Pilocarpin-Platinsalzes auszuführen; die Resultate derselben führten zu der
von H. und M. für das Pilocarpin berechneten Formel.
52. C. T. Eingzett. The alkalo'id of Jaborandi. (The pharmaceutical Journal and trans-
actions, vol. 11, No. 551, p. 587.)
Verf. hält, veranlasst durch die Untersuchung von Harnack und Meyer (s. diesen
Bericht für 1880, I, 353), an der von ihm für das Pilocarpin aufgestellten Formel (s. diesen
Bericht f. 1877, S. 597) fest.
53. Mello OUiveira. Oil of Anda-Assu. (The pharmaceutical Journal and transactions,
vol. 12, No. 593, p. 380 from El Laboratorio [Barcelona] 156.)
Jdhannesia princeps, Vell. (Ända Gomesii Juss, Anda hrasüiensis Radd.
Andiciis pentliapJiyllus Y eU.), eine baumartige brasilianische Euphorbiacee. Die Samen
besitzen einen angenehmen mandelähnlichen Geschmack und enthalten ein fettes Oel
(350 g Samen = 48 g Oel), welches durch Pressen erhalten wird ; dasselbe ist klar, schwach
gelb, geruchlos, anfangs Ekel erregend, nachher süss schmeckend, in Aether, Terpentinöl
und Benzin löslich, bei B« C. erstarrend, specifisches Gewicht = 0,9176 bei 18" C. Das Gel
8ß Physiologie. — Chemische Physiologie.
wirkt wie Ricinusöl (eine Emulsiou von 2—3 Samen für einen Erwachsenen ausreichend).
— Die Samen enthalten ausserdem 0,4 "/o eines activen Princips, Johannesin genannt. Das-
selbe wurde erhalten, indem man die gepulverten Samen mit salzsäurehaltigem Wasser 3
Stunden bei 80 behandelte, das nach 24 Stunden erhaltene klare, dunkelrothe Filtrat mit
Ammoniak ausfällte : der copiöse Niederschlag bildete, nach dem Waschen mit Wasser und
Alkohol, getrocknet, ein hellrothes Pulver, welches in angesäuertem Wasser leicht'gelöst
wurde. Das gereinigte Alkaloid ist in Wasser und Alkohol schwer löslich, unlöslich in
Chloroform, Benzin, Aether und Schwefelkohlenstoff. (Eine genaue Untersuchung dieses
Körpers erscheint sehr nothwendig, Ref.).
54. Jacob Baur. The root of Hydrangea arborescens. (The american Journal of Pharmacy
vol. 53, 4. ser., vol. 11, p. 157.)
Verf. hat die in Amerika medicinisch gebrauchte Wurzel von Hydrangea unter-
sucht. Die Asche (4.33% der Wurzel) bestand aus Carbonaten, Sulfaten und Phosphaten
von Kalium, Natrium, Calcium, Magnesium und Eisen. -- 1000 g Wurzel wurden mit Alkohol
von 0.828 erschöpft, das alkoholische Extract in einer kleinen Menge heissen Weingeistes
gelöst und in mit Essigsäure angesäuertes Wasser gegossen. Das dabei ausgeschiedene Harz
hat einen süssen, milden, später scharfen Geschmack, ist unlöslich in Ammoniak, löslich in
Kalilauge, zum Theil löslich in Aether und wird die alkoholische Lösung durch neutrales
und basisches Bleiacetat gefällt. -- Das vom Harze befreite Filtrat wurde eingedampft, in
geringer Menge warmen Wassers gelöst und filtrirt. Das Filtrat wurde durch Bleiacetat
von einem Eisensalze blau fällenden Gerbstoff befreit, das überschüssige Blei durch
Schwefelwasserstoff entfernt und das eingeengte, mit Salzsäure versetzte Filtrat mit Aether
geschüttelt: in dem Aether konnte ein Alkaloid nicht nachgewiesen werden. Die saure
Lösung gab nun an Amylalkohol eine Substanz ab, welche durch Mayer's Reagens hellweiss,
durch Jod-Jodkalium braun, durch Platinchlorid gelblich gefällt wurde; Phosphormolybdän-
säure, Pikrinsäure und Tannin gaben keine Fällung. — Eine zweite Portion der Wurzel
wurde mit Benzol erschöpft; aus dem Extracte wurde das Alkaloid durch salzsäurehaltiges
Wasser isolirt; aus der mit Benzol behandelten Wurzel vermochte 80procentiger Alkohol
weitere Mengen des Alkaloids auszuziehen. Eine genauere Untersuchung des Alkaloides
war wegen der sehr geringen Mengen, welche in der Wurzel enthalten waren, nicht möglich.
— Die Wurzel enthält ausserdem noch Gummi, Zucker und Farbstoff.
55. A. Etard. Sur one homologue synthetique de la pelletierine. (Comptes rendus, t. 92,
p. 460.)
Verf. erhielt eine Base : Hydroxypicolin genannt, indem er 50g Chlorammonium
und 300 g Glycerin einer sehr langsamen Destillation unterzog, das Destillat mit concentrirter
Natronlauge behandelte, mit Hilfe von Wasserdämpfen destillirte, in das Chlorhydrat über-
führte, filtrirte und mit Kali zersetzte. Die eintretende Reaction entspricht der Gleichung:
2 C3 Hg O3 + NH4 Cl = H Cl -|- 5 H2 0 + Cß Hg NO. — Das Hydroxypicolin ist eine farblose,
stark lichtbrechende, nach Pyridin riechende, scharf schmeckende, bei 155** siedende Flüssig-
keit, welche von Wasser, Alkohol und Aether in allen Verhältnissen gelöst wird; specifisches
Gewicht =1,008 bei 13". Eine starke Base, mit Salzsäure starke Nebel bildend, welche
durch Schwefelsäure und Kaliumbichromat grün gefärbt wird, Silber- und Goldsalze leicht
reducirt. Tannin, Jod, Brom, Sublimat, Goldchlorid, Pikrinsäure u. a. m. werden gefällt;
das Platindoppelsalz: Cg NgNO.HCl.PtCU bildet gelbe Nadeln. — Mit Salpetersäure
oxydirt liefert es kleine Mengen von Pyridin, neben Kohlensäure und Blausäure.
56. A. Etard. Des produits de l'action da chlorhydrate d'ammoniaque sur la glycerine.
(Comptes rendus, t. 92, p. 795.)
Verf. hat seine Untersuchungen (s. vor. No.) fortgesetzt; im Besitze einer grösseren
Menge der Base hat E. auch den Stickstoff quantitativ bestimmt zu 25.6 % (früher bestimmt
C = 64.7 H = 8.5), woraus hervorgeht, dass die Base, entgegen den früheren Angaben, sauer-
Btoffifrei ist. Die Resultate der Elementaranalysen stimmen gut zu der Formel: C6H,oN2,
für welche Substanz Verf. jetzt den Namen Glycolin annimmt. Die Formel des oben
erwähnten Platinsalzes ändert sich nun in Cg H,o N2. 2H Ol . PtClj. — Das Chlorhydrat
CfiHiüNz.HCl bildet kleine, aus Nadeln bestehende Warzen; die Jodmethylverbindung:
Pflanzenstofife. — Alkaloide. 87
CßHioN2.CH3J iu Alkohol uud Wasser sehr leicht, in Aether wenig lösliche citronen-
gelbe Nadeln.
57. G. Baumert. Das Lnpinin. Ein Beitrag zur Kenntniss der Lupinenalkalo'ide. (Die
landwirthschaftlichen Versuchsstationen Band 27, S. 15—64. — Berichte der Deutschen
Chemischen Gesellschaft, S. 1150, 1321, 1880, 1882. — Habilitationsschrift. Halle. 8",
50 Seiten.)
Verf. hat die von Liebscher begonnene Untersuchung der Lupinenalkaloide (siehe
diesen Bericht für 1880, I, S. 346) fortgesetzt. — Indem wir bezüglich der Darstellung,
sowie der Littcratur auf die Abhandlung verweisen, entnehmen wir den Mittheilungen, dass
dem Lupinin; schöne weisse rhombische Krystalle, zwischen 67 und 68*^ schmelzend,
zwischen 255—257" siedend, die Formel: C21H40N2O2 zukomme. Untersucht wurden das
Hydrochlorat, neutrale Sulfat, Nitrat, das Platin- und Golddoppelsalz, mit dem Ergebnisse,
dass das Lupiuiu eine zweisäurige Base ist. Formel des Hydrochlorats : C21 H,o N2 O2 . 2 H Gl.
— Das Verhalten des Lupinins gegen Aethyljodid, die Bildung des Aethyllupininammonium-
jodid Hess das Lupinin als tertiäre Base erkennen. — Einwirkung rauchender Salzsäure auf
Lupinin bei 150—2000 ergab eine Substanz, deren Platinsalz analysirt wurde; die hierbei
erhaltenen Zahlen scheinen mit grosser Wahrscheinlichkeit auf eine Base: C21 H40 Nj O2 —
OH2 hinzudeuten. — Durch Einwirkung von Phosphorsäureanhydrid auf Lupininhydrochlorat
konnte eine Wasserentziehung nicht erreicht werden, dagegen wurde ein Derivat erhalten,
dessen Platinsalz der Formel: C21H40N2 05.2HCl.PtCl4 entspricht.
58. G. Campani und C Bettelli. Ueber den giftigen Bestandtheil der Samen von Lupinus
albus. (Eeferat der Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft S. 2253 nach Gazz.
chim. 237.)
Aus den Samen der weissen Lupine erhielt C. ein bei 161 bis 178" (6— 8 cm Druck)
flüchtiges Alkaloid, dessen Sulfat in Wasser und Alkohol löslich war. — Nach B.
wird das Alkaloid: Lupinin genannt, durch Tannin, Platinchlorid, Sublimat etc. gefällt,
reducirt Gold- und Silberlösung, krystallisirt in Nadeln.
59. C. Rammeisberg. Ueber Form und Zusammensetzung der Stryclininsulfate. (Berichte
der Deutschen Chemischen Gesellschaft S. 1231.)
Das saure Strychuinsulfat, in feinen Nadeln erhalten, enthält 2 Mol. Krystall-
wasser: C21 H22 N2 0» . H2 SO4 -1- 2 aq; das neutrale Sulfat: (C21 H22 N2 02)2 . H2 SO4 wurde
in zwei Formen erhalten: sehr dünne lange Prismen mit 5 Mol. aq und durchsichtige
Quadratoktaeder mit 6 Mol. aq.
60. Lextralt. Sur une combinaison d'iodoforme et de stryohnlne. (Comptes rendus t. 92,
p. 1057.)
Eine heisse concentrirte Lösung von Jodoform in Alkohol lässt, heiss mit Strychnin
gesättigt beim Erkalten eine Verbindung von Strychnin und Jodoform in Gestalt langer
prismatischer Nadeln ausfallen. Die Zusammensetzung der Verbindung entspricht der
Formel: (C21 H22 N2 02)3 . CHJ3. Dieser Körper wird sehr leicht zerlegt durch das Licht,
Wärme von 90° etc., in Wasser ist er unlöslich, in Alkohol schwer löslich.
61. E. Jahns. Ueber Strycbninhydrat. (Archiv der Pharmacie, Bd. 218, S. 185.)
Schützenberger hatte aus seinen Untersuchungen den Schluss gezogen, dass das
Strychnin ein Gemenge von 3 Alkaloiden sei, welche durch Kohlenstofifgehalt, Löslichkeit
in Wasser und Krystallform von einander verschieden seien; beim Fällen einer verdünnten
Lösung des Stiychniuchlorhydrats mit Ammoniak sollten sich in der ersten halben Minute
lange, feine Nadeln einer Base mit 21 At. Kohlenstoff abscheiden, darauf nach einer Viertel-
stunde Octaeder einer Base mit 20 At. C. — Verf.'s Resultate über diese Verhältnisse sind
folgende: Wird die kalte Lösung eines Strychninsalzes in Wasser (1:200) mit Ammoniak
versetzt, so scheiden sich lange zarte 4seitige Prismen ab; werden diese Krystalle abfiltrirt
und durch Pressen von der Flüssigkeit befreit, so findet eine Umlagerung statt, aus den
Säulen bilden sich rhombische Octaeder, vereinzelt : kurze, rhombische Prismen. Diese Um-
wandlung kann unter dem Mikroskop beobachtet werden. Die octaedrischen Krystalle sind
wasserfrei. — Wird die Lösung des Strychninsalzes siedend heiss mit Ammoniak ausgefällt,
so erhält man unveränderliche vierseitige derbe Prismen , welche an den Enden durch je 2
88 Physiologie. — Chemische Physiologie.
(seltener 4) schiefe Flächen zugespitzt erscheinen, wasserfrei sind. — Verf. schliesst aus
diesen Resultaten, dass das Strychnin aus der Lösung in der Kälte anfangs als
ein Hydrat abgeschieden werde, das aber alsbald unter Abgabe des Wassers
in Krystalle des wasserfreien Alkaloi'ds übergeht.
62. Colin-Tocquaine. Snr un caractere distinctif entre la strychnine et la santonine.
(Journal de Pharmacie et de Chimie, 5, Ser., t. 4, p. 159.)
Behandelt man Strychnin oder Santonin mit Zucker und Schwefelsäure, so erhält
man dieselbe Reaction: fügt man aber zu dieser Mischung einen Tropfen officineller Jod-
tinctur und alsdann einen Ueberschuss von saurem Quecksilbernitrat, so erhält man, bei
Anwesenheit von Strychnin, eine intensiv braune Färbung, bei Gegenwart von Santonin aber
eine bleiweissartige Fällung, welche nach einiger Zeit gelblich wird.
63. W. A. Shenstone. The AlkaloMs of Nux Vomica. (Journal of the chemical society
vol. 39, p. 453.)
Verf. setzte seine Untersuchungen über die Alkaloide der Nux vomica (s. diesen
Bericht für 1877, S. 603, 1878 I., S. 240, 1880 I., S. 373) fort. Aus 56 Pfd. zur Unter-
suchung benutzten Krähenaugen erhielt S. nach einem genau beschriebenen, eine Verseifung
der Alkaloide ausschliessenden Verfahren 2^4 Procent Alkaloide. Diese Masse wurde, um
das Brucin vom Strychnin zu reinigen, in verdünnter Schwefelsäure gelöst und die Lösung mit
Jodkalium gefällt ; das erhaltene Jodid wurde so oft als nöthig aus Alkohol umkrystallisirt,
das feste Jodid alsdann mit Natriumcarbon atlösung behandelt und mit Chloroform geschüttelt.
Die Chloroformlösung wurde alsdann mit verdünnter Säure geschüttelt und die wässerige Lösung
mit Ammoniak gefällt. Das so erhaltene Brucin ist strychninfrei. Die Elementaranalyse ver-
schiedener Brucinpräparate lieferte zur Formel C23H26N2O4 gut stimmende Werthe. — Die
durch Schütteln mit Chloroform erschöpfte Mutterlauge lieferte beim Eindampfen Krystalle,
welche analytisch eine dem g- und h-Igasurin Schützenberger's entsprechende Zusammen-
setzung (C62,2-62,47H6,77-6,79) erkennen Hessen. Die genaue Untersuchung dieser Krystalle
liess sie als unreines Brucin erkennen. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass die Igasu-
rine Schützenberger's unreine Brucinpräparate waren, und dass neben dem
Strychnin und Brucin kein drittes Alkaloid in den Krähenaugen vorkommt.
— Wird Brucin mit alkoholischer Natronlauge 12 Stunden lang in geschlossenem Gefässe
auf 100* erhitzt, so geht ein kleiner Theil derselben in einen krystallinischen, durch Salpeter-
säure nicht mehr gerötheten Körper der Formel Cg,^ H28 N2 O5 über ; der Körper scheint ein
Hydrobrucin zu sein.
64. 0. Hesse. Neue Platinsalze. (Liebig's Annalen der Chemie, Bd. 207, S. 309.)
Verf. erhält die neutralen Platinsalze der betreflfenden Alkaloide, indem er
die schwach erwärmte wässerige Lösung des neutralen Chlorhydrats von Chinin, Cin-
chonin, Conchinin, Cinchonidin und Homocinchonidin mit Natriumplatinchlorid
vermischt, wobei die gewünschten, in kaltem Wasser nahezu unlöslichen Salze niederfallen.
Das Chininplatinsalz: (C20 H24 N2 02)2 PtClg H2 -[- 3 Hj 0 ist orangefarben, amorph, das
Conchininsalz (derselben Zusammensetzung): orangefarbene glänzende Nadeln; das Cincho-
nidinsalz : (C^g H22 N2 0)2 PtClg Hj + 2 IL 0 : kleine , orangefarbene Prismen , ebenso das
Homocinchonidinsalz sowie das ohne Krystallwasser krystallisirende Cinchoninsalz.
65. Zd. H. Skraap. Notiz über einige Chininverbindungen. (Sitzungsberichte der mathem-
naturw. Classe der Wiener Akademie, Bd. 84, Abth. 2, S. 645.)
Verf. beschreibt das von ihm dargestellte Chinin diäthyljodid, Chininkupferacetat
und Chininsilbernitrat (s, Abb.).
66. Edward H. Rennie. On a new derivative of doinine. (Journal of the chemical society,
vol. 39, p. 469.)
Verf. fand, dass Chininhydrat, eingetragen in eine kalte Mischung von concen-
trirter Salpetersäure und Schwefelsäure, in ein Dinitrochininmonohydrat der Formel:
C20 H22 (^02)2 N2 O2, H2 0 übergeht; diese Substanz ist amorph, in Alkohol und Säuren
leicht, in Wasser und Aether schwer löslich, liefert keine krystallisirten Salze, mit Platin-
chlorid ein bräunlichgelbes Präcipitat. Bei 200" wird es zerlegt. Ein Amidoderivat konnte
nicht erhalten werden.
Pflanzenstoffe. — Alkaloide. 89
67. Zd. D. Skranp. Ueber Chinin und Chinidin. fSitzungsberichte der math.-naturw. Classe
der Wiener Akademie, Bd. 84, Abth. 2, S. 622.)
Verf. erhielt bei der Oxydation des Chinins mittelst Chromsänre eine neue
Säure, welche am zweckmässigsten nach folgender Methode gewonnen wird : 10 Th. Chinin-
sulfat werden mit 30 Th. concentrirter Schwefelsäure in 200 bis 250 Th. Wasser gelöst,
zum Kochen erhitzt und allmählich eine wässerige Lösung von 20 Th. Chromsäure zugesetzt,
nach 2- 2V2Stündigem Kochen wird durch etwas Alkohol vollkommen reducirt und die
grüne Flüssigkeit in 500 ccm einer Lösung von 80—90 g Aetzkali eingetragen: die alkalische
Lösung in kupfernen Kesseln zum Kochen erhitzt, abgehebert, durch Decantiren gewaschen etc.,
mit Schwefelsäure neutralisirt und concentrirt. Die vom Kaliumsulfat getrennte Mutterlauge
wird mit Alkohol gemischt, der Alkohol, nach Entfernung des Kaliumsulfats, abdestillirt und
verjagt: auf Zusatz von Salzsäure fällt die entstandene Säure in Form bräunlichgelber
Körner aus. — Chinidin liefert dieselben Producte wie Chinin. — Die gereinigte Substanz:
Chininsäure Cji Hg NO3 krystallisirt in schwach gelblichen langen dünnen Prismen, in
Wasser schwer löslich, schmilzt bei 280" (uncorr.) unter Zersetzung. Die Chininsäure
bildet, ihrer doppelten Eigenschaft als Carbonsäure und stickstoffhaltige Base entsprechend,
zwei Arten von Salzen : diejenigen, welche durch Vertretung von Wasserstoff durch Metalle
entstehen , sind , soweit letztere nicht eigenthümliche Färbungen bedingen , in fester Form
sowohl, wie auch in Lösung ungefärbt, die Verbindungen mit Säuren erscheinen stets gelb.
Untersucht wurden das Silber-, Calcium-, Barium- und Kupfersalz, die Salzsäureverbindung
und das Platindoppelsalz. — Mit Kaliumpermanganat oxydirt, wurde Pyridintricarbon-
säure gebildet. — Wird Chininsäure mit concentrirter Salzsäure erhitzt, so entsteht, unter
Abspaltung von Chlormethyl, eine neue Säure, die Xanthochinsäure CjoH^NOg, deren
Salze untersucht wurden. Ueber 300" erhitzt, liefert diese Säure Oxychinolin C9H7NO.
68. C. Böttinger. Ueber synthetische Ficolinmonocarbonsänre and Pyridindicarbonsänre.
(Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft, S. 67.)
Picolincarbonsäure nennt Verf. eine Säure, welche entsteht, wenn Uvitoninsäure
in Reagirröhren im Oelbade auf 274** erhitzt wird, wobei sich die genannte Säure in Kohlen-
säure und Picolincarbonsäure spaltet. Letztere bildet im reinen Zustande prismatische, in
heissem Wasser leicht lösliche Krystalle, welche bei höherer Temperatur sich ohne zu
schmelzen verflüchtigen. Ihr Kupfersalz enthält Krystallwasser. — Die Säure löst sich
sehr leicht in Säuren, wohlcharakterisirte Salze bildend. Salzsaure Picolincarbonsäure bildet
langgestreckte Säulen mit Diamantglanz, sowie Quer- und Längsstreifung: C7 H7 NO2 . HCl
Durch Oxydation mit übermangansaurem Kali, in alkalischer Lösung, in der Wärme, wird
die Picolincarbonsäure in Pyridindicarbonsänre übergeführt. Dieselbe bildet rundliche Warzen,
welche in heissem Wasser leicht, in kaltem ziemlich schwer, in Alkohol wenig, in Aether
fast nicht löslich sind; sie schmilzt unter Bräunung und stürmischer Gasentwickelung bei
234 - 235°5. Schon bei 200" beginnt sie sich langsam zu zersetzen und liefert sie ein in
kleinen, farblosen, kastenähnlichen Krystallen anschiessendes Sublimat von y-Pyridincarbon-
säure. — Die durch Oxydation der Uvitoninsäure entstandene Pyridintricarbonsäure ist nicht
identisch mit der von Hoogewerff und van Dorp (s. diesen Bericht für 1880, I, S. 365,
No. 56) beschriebenen; ihre Krystalle enthalten 2^/2 Mol. Krystallwasser.
69. S. Hoogewerff und W. A. van Dorp. Ueber Carbonsäaren des Pyridins und Methyl-
Pyridins. (Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft, S. 645.)
Bei ihren Oxydationsversuchen der China alkaloide (s. diesen Bericht für 1880, I,
S. 357, No. 38) erhielten die Verff. als ein Zwischenproduct eine Säure, welche sie inzwischen
genauer untersucht und mit dem Namen Methylchinolinsäure belegt haben; im Capillar-
rohre erhitzt, liefert dieselbe Methylpyridinmonocarbonsäure, welche durch Kaliumperman-
ganat zu Pyridindicarbonsänre weiter oxydirt wird. — Bezüglich der theoretischen Betrach-
tungen über die Structur der Pyridincarbonsäuren s. d. Abh.
70. S. Hoogewerff und W. A. van Dorp. Zur Kenntniss der Pyridincarbonsäuren. (Berichte
der Deutschen Chemischen Gesellschaft, S. 974.)
Die mehrbasischen Pyridincarbonsäuren liefern beim Erhitzen unter Kohlensäure-
verlust Carbonsäuren von niedrigerer Basicität. Verff. fanden, dass man dasselbe erreicht durch
90 Physiologie. — Chemische Physiologie.
Kochen der Säuren mit Eisessig; die Tricarbonsänre ' lieferte so Ciuchomeronsäure , die
Chinolinsäure : Nicotinsäure.
71. H. Fürth, üeber die Berberonsäure und deren Zersetzungsproducte. (Sitzungsberichte
der Mathem.-Naturw. Classe d. Wien. Akademie, Bd. 84, Abth. 2, S. 289.)
Verl', hat die von Weidel (s. diesen Bericht für 1879, I, S. 322) begonnene Unter-
suchung der aus dem Berberin darstellbaren Berberonsäure fortgesetzt. — Die reine
Säure schmilzt bei 243", färbt sich mit Eisenvitriol blutroth. Die Substanz ist Bbasisch;
untersucht wurden das neutrale, das einfach- und zweifacbsaure Kaliumsalz. — Wird die
Säure auf 2150 resp. das einfachsaure Kaliumsalz auf 285" erhitzt, so entsteht, neben kleinen
Mengen von Pyridin: Nicotinsäure (Schmelzpunkt 228" C). — Wird die Säure über ihrem
Schmelzpunkt, das zweifachsaure Salz auf 275" erhitzt, so entsteht Isonicotinsäure
(y-Pyridincarbonsäure). — Durch Einwirkung von Eisessig bei 140" entsteht unter Abspaltung
von Kohlensäure eine Pyridindicarbonsäure, deren Schmelzpunkt bei 263" gefunden
wurde (mit keiner der 5 bereits bekannten identisch).
72. S. Hoogewerff and W. A. van Dorp. lieber das Verhalten der Cinchomeronsäure beim
Schmelzen. (Lieb ig 's Annalen der Chemie, Bd. 207, S. 219.)
Ausführlichere Abhandlung über die schon früher kurz mitgetheilten Untersuchungen
(s. diesen Bericht für 1880, I, S. 364). Wir entnehmen dieser Abhandlung, dass beim
Schmelzen der Cinchomeronsäure unter Kohlensäureent Wickelung ein Gemenge von
Monocarbonsäuren entsteht, aus welchem die Nicotinsäure, sowie die y-Pyridincarbonsäure
(von den Verff. früher als Pyrocinchomeronsäure beschrieben) erhalten werden. — Die y-Pyri-
dincarbonsäure: Cß H5 NO2 bildet warzenförmige, sublimirbare, bei 298—299" schmelzende
Krystalle, welche sich in kaltem Wasser schwer lösen. Dargestellt wurde eine Salzsäure-
verbindung , das Calciumsalz, sowie das salzsaure Platindoppelsalz. Letzteres (Cg H5 N02)2 .
2 HCl + PtCl4 -}- 2 H.O bildet schöne, orangerothe Krystalle. — Die Nicotinsäure:
C6H5NO2 bildet zu Warzen vereinigte, bei 225" schmelzende, sublimirbare Nadeln; das
Calciumsalz, sowie das salzsaure Platindoppelsalz wurden untersucht.
73. C. Otten. Beiträge zur Kenntniss des Chinidins. Dissertation, Freiburg, 8", 32 S.
Verf. stellte dar und untersuchte Jodmethyl Chinidin, Dijodmethylchinidin, Jod-
aethylchinidin, Dijodaethylcbinidin, Bromaethylchinidin, Methylchinidia, Aethylchinidin (siehe
die Abhandlung).
74. 0. Hesse. Studien über Chinamin. (Liebig 's Annalen der Chemie Band 207, S. 288.)
Verf. hatte 1872 in der Rinde der in Englisch-Indien cultivirten Cincliona succirubra
ein neues Alkalo'id das Chinamin, gefunden. Die jetzt zum Abschluss gebrachten Unter-
suchungen über diese Base werden mitgetheilt. — Nach diesen Untersuchungen ist das
Vorkommen des Chinamius nicht auf die Rinde von Cincliona succirubra beschränkt, sondern
findet sich auch in andern, in Britisch-Indien und Java gezüchteten Cinchonen als C. offici-
nalis, ü. Calisaya, var. javanica, C. Calisaya var. Ledgeriana, sowie ferner in südamerika-
nischen Chinarinden. Sehr reich an Chinamin wurde die Rinde der var. Ledgeriana gefunden.
Auch in der Rohmutterlauge des Chiniusulfats wurde Chinamin angetroffen in Mengen,
welche für die Gewinnung resp. Darstellung dieser Base aus der genannten Lauge sprechen
(200 kg Lauge lieferten ca. 150 g Chinamin und ca. 30 g Conchinamin), — Darstellung
des Chinamins: Die Rohmutterlauge wird durch Seignettesalz ausgefällt, dies Filtrat
alsdann mit Ammoniak ausgefällt und der entstandene Niederschlag mit Aether behandelt;
die vom Aether gelösten Basen werden in Essigsäure übergeführt und die Essigsäurelösung
nach vorheriger Neutralisation in der Wärme so lange mit Rhodankaliumsolution vermischt,
bis nach dem Erkalten der Lösung in derselben keinCinchonin mehr nachzuweisen ist;
bis dieser Punkt erreicht, fällt das vorhandene Cinchonin und ein grosser Theil färbender
Materie nieder. Das klare Filtrat wird dann mit Natronlauge ausgefällt und der erhaltene
harzige Niederschlag in der zur Auflösung erforderlichen Menge 80-procentigen kochenden
Weingeists gelöst, worauf beim Erkalten das Chinamin krystallisirt, welches durch Um-
krystallisiren aus heissem verdünntem Alkohol und Behandeln mit Thierkohle zu reinigen
ist. — Das Chinamin: CigH24N2 02 ist eine einsäurige Base und bildet dem entsprechend
nur neutrale und einfach-saure Salze; letztere sind amorph und sehr veränderlich. Das
Pflanzenstoffe. — Alkaloide. 91
Chiuamin dreht rechts und ist (a)D=+104?5 (p = 2', 97% Alkohol) resp. + 116^ (in
Wasser + 1 Mol. HCl). Das salzsaure Chinamin: C,, H24 N2 O2 . HCl + H2 0 bildet farblose,
derbe, in kaltem Wasser ziemlich leicht lösliche Prismen. Das Chloroplatinat enthält, wie
schon früher gefunden, 2 Mol. Krystallwasser. Das Bromhydrat, mit 1 Mol. Wasser krystal-
lisirend, bildet schöne farblose, derbe, in Wasser und Alkohol leicht lösliche Prismen; das
neutrale Oxalat krystallisirt in derben, farblosen Nadeln; das saure Sulfat, das benzoe-,
salicyl- und chinasaure Salz konnten nicht krystallisirt erhalten werden. — Lässt man Essig-
säureanhydrid auf Chinamin bei 60—80" einwirken, so erhält man Acetylapochinamin.
— Alkoholisches Jodäthyl löst bei 80" die Base allmälig auf: man erhält beim Verdunsten
einen amorphen Rückstand, welcher sich in kochendem Wasser löst und Krystalle des Jod-
hydrats liefert. — Kocht man die Lösung des Alkaloids in Salzsäure von 1.25 (1 Th, Alkaloid,
20 Th. Säure) nur 3 Minuten lang, so geht das Alkaloid vollständig in Apochinamin
über, indem sich die Lösung erst gelb, dann hellbraun, endlich tief dunkelbraun färbt.
(Erhitzt man die Base mit hoch concentrirter Salzsäure in geschlossenem Rohre auf 140",
so wird erstere in eine kautschukähnliche Masse verwandelt, welche in Säuren, Wasser:
Alkohol, Aceton etc. etc. so gut wie unlöslich ist.) Lässt man eine Lösung von 1 Th.
Chinamin in 10 Th. ISprocentiger Salzsäure bei gewöhnlicher Temperatur stehen, so färbt
sich die Lösung bald gelb und nach 12 Stunden roth; alsdann trübt sich die Lösung und
scheidet im Laufe mehrerer Tage ein rothes Oel und farblose Prismen ab: das Oel gesteht
ebenfalls zu farblosen Krystallen des Chlorhydrats des Chinamidins. Diese Base entsteht
ebenfalls, wenn Chinamin mit 1—4 Mol. Gew. Salzsäure, 2 Mol. Gew. Chinasäure, 1—2
Mol. Gew. Weinsäure, 2 Mol. Gew. Essigsäure (in dem Verhältniss von 1 Th. Alkaloid;
5 Th. Lösungsmittel: Säure -{- Wasser) in geschlossenen Röhren auf 130" erhitzt wird:
daneben entsteht etwas Chinamicin. — Wird Chinamin anhaltend mit verdünnter (1 : 100)
Schwefelsäure am Rückflusskühler gekocht , so entsteht Chinamidin, wird dagegen die Base
mit 10 Th. verdünnter (1:3) Schwefelsäure nur 3 Minuten lang gekocht , so bildet sich
Apochinamin. — Das Apochinamin: Cjg H22 N2 0 wird aus der salzsauren Lösung
durch Ammoniak gefällt, der Niederschlag in verdünnter Essigsäure gelöst, die Lösung mit
Thierkohle behandelt, wieder mit Ammoniak ausgefällt, in heissem Alkohol gelöst: man
erhält farblose Blättchen resp. flache kurze Prismen, welche bei 114" (uncorr.) schmelzen;
in heissem Alkohol, sowie in Chloroform und Aether leicht löslich sind, neutral reagiren,
drehen links und ist (a)D = -29.1" (für p = 2 und Wasser -|- 3 Mol. H Cl) resp. -3020
(Wasser + 10 Mol. H Cl). Concentrirte Schwefelsäure löst die Base mit grünlichgelber
Farbe; concentrirte Salzsäure löst gelb, beim Erwärmen dunkelbraun. — Das Apochinamin
entsteht aus dem Chinamin (und dem Chinamicin) nach der Gleichung: Ci9H2*N2 02 =
Ci9 n22 N2 0 + H2 0. Das Chlorhydrat bildet farblose körnige Krystalle der Zusammen-
setzung: Cjg H22 N2 0 . H Cl + 1/2 H2 0. Das Chloroplatinat ist schön gelb krystallinisch ; das
Goldsalz gelb flockig; das Bromhydrat bildet hübsche farblose Prismen; das Sulfat: dünne,
weisse, in Alkohol leicht lösliche Nadeln: (Ci9H22N2 03)2 SHg O4 4-2 H2 0; das Oxalat:
kurze dicke Prismen, in kaltem Wasser schwer löslich; das Nitrat: derbe körnige Krystalle,
in Wasser schwer löslich. Auch das Tartrat, Chinat, Salicylat etc. wurde untersucht. -
Acetylapochinamin: ein gelblicher, amorpher Rückstand der Formel: C,9 Hj^ (C, Hg 0)N2 0,
löst sich leicht in Alkohol, Aether etc. Das Platin- und Goldsalz sind amorphe Substanzen.
— Chinamidin wird am besten erhalten: je 4 g Chinamin werden zusammen mit 2 g
Weinsäure und 18 g Wasser in geschlossenem Rohre 2 Stunden lang auf 130" erhitzt;
der noch warme Röhreninhalt wird mit gesättigter Kochsalzlösung vermischt bis zur blei-
benden milchigen Trübung. Nach kurzer Zeit scheidet sich das salzsaure Chinamidin in farb-
losen Krystallen ab. Letzteres wird aus heisser wässeriger Lösung mit Natronlauge gefällt
und der Niederschlag aus wenig Weingeist umkrystallisirt. Das Chinamidin: CjgHz/jNzOa
bildet weisse, kleine, zu blumenkohlartigen Massen vereinigte Nadeln, welche in Alkohol
sehr leicht, in Chloroform und Aether wenig löslich sind, bei 93" (uncorr.) schmelzen, in
alkoholischer Lösung rechts drehen (a)i) = -|-4?5 (für 23 = 2, 97"/o Alkohol). Das China-
midin ist eine stärkere Base als das Chinamin, liefert kein Apoderivat. In concentrirter
Schwefel- und Salzsäure löst es sich mit safrangelber Farbe ; letztere Lösung färbt sich beim
92 Physiologie. — Chemische Physiologie.
Erwärmen rasch dunkelbraun und liefert, in kaltes Wasser gegossen, eine prächtig rosa
gefärbte, intensiv grün fluorescirende Lösung. Das Chlorhydrat : farblose, derbe, in kaltem
Wasser wenig lösliche Prismen: C,9 H24 N, 0, . H Cl + H2 0. Das Chloroplatinat : ein blass-
gelber flockiger Niederschlag; das Bromhydrat bildet farblose, derbe, in Wasser ziemlich
leicht lösliche Prismen: C^g H24 N2 O2 . H Br + H2O; das Oxalat bildet rhombische Blätt-
chen. — Ch in am in: C19 H24 N2 O2 entsteht in grösserer Menge, wenn man eine Auflösung
von gleichen Mol. -Gew. Cbinamin und Schwefelsäure in Alkohol bei 60 - 80" verdunstet und
den Rückstand einige Minuten auf 100" erhitzt, besonders gut ist die Ausbeute, wenn man
einige Tropfen Glycerin zusetzt. Der erhaltene Kückstand wird dann in kaltem Wasser
gelöst und die Lösung mit Natriumdicarbonat vermischt, wobei das Chinamicin ausfällt.
Das reine Chinamicin ist krystallinisch , schmilzt bei 109" C. (uncorr.), löst sich leicht in
Alkohol, Aether und Chloroform, dreht rechts und ist für p^=2 {a) ;j = -f 38?1 (für 97 "/q
Alkohol) resp. -f 47?0 (für Wasser + 3 Mol. H Cl). Formel: C^g H24 N2 O2. Das Chlorhydrat
wird aus schwach saurer Lösung in Prismen erhalten; die Lösung gibt mit salicylsaurem
und oxalsaurem Ammonium, Jod- und Bromkalium und Kochsalz weisse flockige Nieder-
schläge. — Protochinamicin entsteht, wenn man die Verbindung von gleichem Mol. -Gew.
Chinamicin und Schwefelsäure (durch Vermischen und Abdampfen der betreffenden Lösungen
erhalten) kurze Zeit auf 120—130" erhitzt, wobei sich die Masse dunkelbraun färbt. Formel
der braunen flockigen Substanz: C17 H 20 Ng O2. Das Platinsalz ist ein brauner flockiger
Niederschlag. — Verf. spricht zum Schlüsse die Ansicht aus, dass Chinamin mit Chinin
oder Cinchonin etc. nicht verwandt sei.
75. A. C. Oademans. Recherches sur la conquinamine. (Le Moniteur scientifique 3. ser.,
t. 11, p. 767, extrait des Archiyes neerlandaises t. 15. Liebig's Annalen der Chemie
Bd. 209, S. 38-61.)
Als Untersuch ungsmaterial diente dem Verf., wie früher (s. diesen Bericht für 1879,
I, S. 332) bei der Darstellung des Chinamins, ein Chinetum aus Darjeeling, von welchem
er 9kg auf Chinamin und Conchinamin verarbeiten konnte; die Ausbeute betrug 1.2%
Chinamin und 0.24 % Conchinamin. Diese Alkaloide wurden von einander getrennt mit
Hülfe des verschiedenen Verhaltens ihrer Nitrate, von welchen das des Conchinamin in
Wasser sich schwerer löst als das Chinaminnitrat. Auch die Oxalate sind sehr geeignet,
beide Alkaloide zu trennen, da das Conchinaminsalz, erst in 83 Theilen Wasser löslich, sich
aus der gesättigten Lösung in Krystallen abscheidet, das Chinaminoxalat dagegen in Wasser
sehr leicht löslich, nicht krystallisirt. — Das reine Conchinamin besteht aus dem triklinen
System zugehörigen Krystallen, welche von starkem Alkohol, Aether, Benzol und Chloroform
leicht, von Schwefelkohlenstoff weniger leicht gelöst werden, und zwar lösen 100 Theile
91procentiger Alkohol bei 190 0: 13.5 Th. Conchinamin, 100 Th. Aether bei 15": 13.5 Th.
und 100 Th. Benzol bei 18": 24.4 Th. Conchinamin, 100 Th. Schwefelkohlenstoff bei IS«:
6.05. Das Conchinamin schmilzt bei 123" C. Die Zusammensetzung des Conchinamins ent-
spricht der von Hesse aufgestellten Formel: C19H24N2O2. Gegen Goldchlorid verhält sich
das Conchinamin wie das Chinamin; Platinchlorid fällt saure Lösungen nur wenn sie con-
centrirt sind; verdünnte Lösungen werden nur dann gefällt, wenn sie neutral sind und das
Platinchlorid möglichst säurefrei angewendet wird. Von den Salzen ist das Sulfat: 2 C^g
H21 N2 O2 . SH2 O4 -}- X aq in Wasser sehr leicht löslich und nicht krystallisirt zu erhalten;
ähnlich verhält sich das Chlorhydrat. Das Bromhydrat: C^g H24N2O2 H Br bildet wasser-
freie, monokline Krystalle, das Jodhydrat wasserfreie, bei 18" in 106 Th. Wasser lösliche
Blättchen. Das Nitrat wurde in wasserfreien, rhombischen Krystallen erhalten; dieselben
lösen sich bei 15" in 76.1 Th., bei 100" in 8.1 Th. Wasser. Das Chlorat und Perchlorat
wurde ebenfalls in Krystallen dargestellt. Das Chloroplatinat bildet einen amorphen orange-
gelben Niederschlag, welcher getrocknet sich nicht verändert, in Berührung mit Wasser aber
bald eine Rosafarbe annimmt. Das Formiat: wasserfreie, monocline Krystalle, löst sich bei
15" in 10.77 Th. Wasser; das Acetat: schöne, grosse, tetragonale Krystalle, bei 18?5 in
10.11 Th. Wasser. - Das Oxalat: 2 Cjg H24 N2 O2 . Cj Hg O4 -|- 3 H2 0 bildet rhombische
Krystalle, welche sich bei 17" in 82.33 Th. Wasser lösen. Wird dieses Salz auf 115"
erhitzt, so erhält man aus der Lösung der Schmelze auf Zusatz von Natronlauge eine Base,
Pflanzenstoffe. — Alkaloide. 93
welche, von dem Conchinamiu verschieden, vielleicht mit dem Apochiuamin von Hesse identisch
ist. — Das Tartrat des Couchinamins : 2 C19 H24 N2 0, . C4 Hg Og -|- X aq ist in Wasser sehr
leicht löslich.
76. 0. Hesse, lieber Conchinamin. (Liebig's Annalen der Chemie, Bd. 209, S. 62.)
Das Conchinamin, ein neben dem Chinamin in vielen Chinarinden vorkommendes
Alkaloid, bleibt in den alkoholischen Mutterlaugen des letzteren zurück. Dieselbe wird
verdampft und der Rückstand wiederholt mit Ligroin ausgekocht, wobei sich das Conchinamin
und ein Theil der amorphen Basen lösen; beim Erkalten scheiden sich letztere zum Theil
aus. Die Ligro'inlösung wird mit verdünnter Essigsäure behandelt und die essigsaure Lösung
mit verdünnter Natronlauge ausgefällt: der harzige Niederschlag wird mit lauem Wasser
durchgeknetet, in heissem Alkohol gelöst, mit Salpetersäure gesättigt und zur Seite gestellt:
Conchinaminuitrat krystallisirt aus. Das gereinigte Salz liefert auf Zusatz von Ammoniak
die freie Base, welche aus GOprocentigem heissem Alkohol in langen, vierseitigen, glänzenden
Prismen erhalten wird. Das Conchinamin : C19 H24 Nj O2 ist leichter löslich als Chinamin,
schmilzt bei 121" (uncorr.) resp. 123" (corr.). Mit Salzsäure von 1.125 einige Minuten
gekocht entsteht: Apochiuamin. Das Hydrochlorat bildet octaedrische, in Wasser ziemlich
leicht lösliche, wasserfreie Krystalle der Formel: C19 H24 No O2 . H Cl. Das Chloroplatinat
ist ein gelber flockiger Niederschlag; Goldchlorid erzeugt in der Lösung des Chlorhydrats
einen gelben Niederschlag, welcher rasch purpurn wird; mit Sublimat entsteht ein weisser
Niederschlag. Auch das jodwasserstoflfsaure, salpetersaure, chinasaure, salicylsaure, schwefel-
saure und Oxalsäure Salz wurden untersucht. Das Drehungsvermögen wurde gefunden für
t = 150, p — 2: {a)D = + 204?6 (in 97procentigem Alkohol), -|- 184?5 (in Chloroform), + 229°1
(in Wasser -f 1 Mol. H Cl), + 230" (Wasser + 3 Mol. H Cl).
77. £. Schenk. Zar Eenntniss einiger Derivate des Cincbonins. (Dissertation Freiburg,
8°, 30 Seiten.)
Verf. behandelt Monobromäthyl ein chon in, Aethylcinchonin, Dibromäthylcinchonin
etc.; wir müssen auf die Abhandlung verweisen.
78. W. Koenigs. Zur Constitation des Cincbonins. (Berichte der Deutschen Chemischen
Gesellschaft S. 1852.)
Verf. hat einige Untersuchungen ausgeführt, in der Absicht, die Constitution des
Cincbonins aufklären zu helfen. — Schon früher hatte er aus Cinchonin ein Chlorid
erhalten, welches beim Kochen mit alkoholischem Kali eine Base: Ci9H2oN2: Cinchen
liefert. Verf. konnte aus diesem nunmehr eine neue Base: CigHj^NO, Apocinchen
genannt, darstellen und aus dieser durch Oxydation: Cinchoninsäure. Ferner liefert das
Apocinchen, mit Kali geschmolzen, ein Oxapocinchen : C18H17NO2, welches kaum noch
basische Eigenschaften hat.
79. H. Weidel. Oeber eine der k Sulfocinchoninsäure isomere Verbindung nnd Derivate
derselben. (Sitzungsberichte der Mathemat.-Naturwiss. Classe der Wiener Akademie,
Bd. 84, Abth. 2, S. 600.)
Fortsetzung der früher besprochenen Untersuchungen (s. Weidel und Cobenzl
in diesem Bericht für 1880, I, S. 365, No. 59); wir müssen auf die Abhandlung verweisen.
80. H. Weidel. üeber eine Tetrabydrocincboninsäure. (Sitzungsber. d. Math.-Naturw. Cl.
d. Wiener Akad., Bd. 83, Abth. 2, S. 41.)
Verf. hatte früher (s. diesen Bericht für 1879, I, S, 329) aus der Cinchomeronsäure
ein Pyroproduct erhalten. Jetzt bespricht Verf. eine neue, aus der Cinchoninsäure dar-
gestellte Verbindung: das Chlorhydrat der Tetrabydrocincboninsäure: Cio H^, NO2 -|- H Cl,
welche mit Aetzkalk trocken destillirt Tetrahydrochinolin liefert.
81. Oechsner de Coninck. Sor les bases pyridiques. (Comptes rendus, t. 92, p. 413.).
Verf. hatte vor Kurzem (s. Compt. rend. t. 91, p. 296) die bei der Destillation des
Cincbonins mit Kalihydrat entstehenden Basen untersucht und aus denselben: Lutidin:
C7 HgN, Collidin: CgHuN und Parvolin isolirt; die erhaltenen Basen waren isomer mit
den aus Dippel's Oel isolirten. — Verf. hat sich jetzt zunächst mit den niedrig siedenden
Antheilen des rohen Chinolins beschäftigt. Indem er ca. 3 kg rohes Chinolin verarbeitete,
konnte er zwischen 80 und 160" 3 Fractionen trennen; die erste zwischen 80 und 110" über-
94 Physiologie. — Chemische Physiologie.
gehende Fraction bestand vorzugsweise aus Wasser, in welchem eine kleine Menge Methyl-
amin gelöst war. — Die zweite zwischen 110 und 130" destillirende Fraction enthielt kleine
Mengen einer nach Pyridin riechenden Base, eines Lutidins, dessen Chlorhydrat in kleinen,
sehr zerfliesslichen Lamellen, dessen Platinsalz in feinen, gelben Blättchen erhalten wurde.
Aus der dritten Fraction, welche zwischen 130 und 160" überdestillirte, konnten kleine
Mengen des Lutidin von Anderson erhalten werden. — Das bei 165" siedende Lutidin
(33 g) wurde mit Kaliumpermanganat (146 g in 6 1 Wasser gelöst) 3 Monate bei gewöhn-
licher Temperatur stehen gelassen : es wurden 40 g eines in Alkohol löslichen Kalisalzes
erhalten; dasselbe wurde zunächst in das Kupfersalz übergeführt, letzteres durch Schwefel-
wasserstoff zersetzt: gewonnen wurde eine feste, krystallisirende , in warmem Wasser und
Alkohol sehr leicht lösliche, bei 230—231" schmelzende Säure der Formel: Cß H5 NjO. Diese
Säure scheint mit der Nicotinsäure von Laiblin identisch zu sein. In Folge dieses
Resultates ist Verf. geneigt, das bei 165'' siedende Lutidin als ein Aethylpyridin:
C5 H4 (C2 H5) N aufzufassen. — Bei der Destillation des Cinchouins mit Kali bilden sich
neben den Pyridinbaseu sehr kleine Mengen neutraler Körper; dieselben werden der salz-
sauren Masse durch Aether entzogen: eine zwischen 124 und 125" siedende Fraction: C, E^ O2
lieferte bei der Verseifung Essigsäure; diese Fraction bestand demnach aus Amylacetat.
82. W. Königs. Zur Kenntniss des Chinolins und Lepidins. (Berichte der Deutschen
Chemischen Gesellschaft, S. 98.)
Verf. bespricht die schon in seiner Habilitationsschrift „Studien über die Alkaloide"
(s. diesen Bericht für 1880, I, S. 344) mitgetheilten Resultate, welche er bei der Einwirkung
von Reductionsmitteln auf Chinolin erhalten hat.
83. G. Greville Williams. On the action of sodium apon Ghinoline. (The chemical News,
TOl. 43, p. 145.)
Das zu den Untersuchungen dienende Chinolin wurde durch Ueberführen in das
krystallisirte Chromat gereinigt. Das Chinolin liefert, mit Natrium gekocht, die purpurne
Masse mit Wasser behandelt und dann mit Salzsäure versetzt, intensiv rothe Krystalle von
salzsaurem Dichinolin: Cjg H,^ Nj . HCl. — Wird Chinolin mit Natriumamalgam behandelt,
so entsteht ebenfalls eine kleine Menge Dichinolin.
84. W. La Coste. üeber Bromderivate des Chinolins. (Berichte der Deutschen Chemischen
Gesellschaft, S. 915.)
Beschreibung des Mono- und Dibromchinolin (s. die Abhandlung).
85. E. Bedall und 0. Fischer, lieber Oxychinolin aas Cbinolinsulfosäure. (Berichte der
Deutschen Chemischen Gesellschaft, S. 442.)
Verff. stellten aus synthetischem Chinolin die Sulfosäure dar; wird dieselbe
mit Aetznatron geschmolzen, so erhält man eine bei 75—76" schmelzende, unzersetzt subli-
mirbare krystallinische Substanz: Oxychinolin.
86. K. Bedall und 0. Fischer. Oxychinolin aus Cbinolinsulfosäure. (Berichte der Deutschen
Chemischen Gesellschaft, S. 1366.)
Verff. haben das Oxychinolin (s. vor. No.) weiter untersucht und das Beuzoyl-
und Dibromderivat, sowie das Nitrosooxychinolintetrahydrür dargestellt.
87. K. Bedall und 0. Fischer. Zur Kenntniss des Chinolins. (Berichte der Deutschen
Chemischen Gesellschaft, S. 2570.)
Das Oxychinolin liefert leicht den Methyläther: das Methoxychinolin, eine
starke Base, deren Salze untersucht wurden. Auch das Methoxychinolintetrahydrür, eine
secundäre Base, deren Salze, sowie ^as Amidochinolin und andere Derivate wurden dar-
gestellt (s. die Abhandlung).
88. 0. R. Jackson, üeber ein Tetrahjdrometbylcbinolin. (Berichte der Deutschen Chem.
Gesellschaft, S. 889.)
Verf. stellte eine neue Base, das Tetrahydromethylchinolin dar (s. die Abb.).
89. Zd. H. Skraup. Synthetische Versuche in der Cbinolinreihe. (Sitzungsberichte der
Math.-Nat. Cl. d. Wiener Akad. Bd. 83, Abth. 2, S. 434—465.)
Seine Untersuchungen über das Chinolin (s, diesen Bericht für 1880, I, S. 366,
No. 61) fortsetzend, hat Verf, die Chinolinsäure, ferner das Orthotoluchinolin CjqHjN und
Pflanzenstoffe. — Alkaloide. 95
das Paratoluchinolin, sowie das a-Naphtochinolin Cj^ Hg N dargestellt und untersucht (siehe
Abhandlung).
90. A. Schlosser und Zd. H. Skraup. Synthetische Versache in der Chinolinreihe.
(Sitzungsberichte der Mathemat.-Naturwiss. Classe der Wiener Akademie, Bd. 84,
Abtb. 2, S. 470.)
Fortsetzung der vorstehend (s. vor. No.) erwähnten Untersuchungen über Chinolin-
abkömmlinge, von welchen die drei Chinolinbenzcarbonsäuren dargestellt und untersucht
wurden.
91. C. Greville Williams. On (3-Lutidine. (The chemical News, vol. 44, p. 307.)
Nach "Verf.'s Untersuchungen wird das ß-Lutidin, analog dem Chinolin (s. diesen
Bericht No, 83) durch die Einwirkung von Natrium polymerisirt zu ß-Dilutidin, welches
im ganz reinen Zustande nicht erhalten werden konnte. — Untersucht wurden iioch die
Verbindungen des (3-Lutidin mit Silbernitrat, Uranylchlorid und das Picrat (s. die Abhandlung).
92. C. Forst und Chr. Böhringer. üeber Cinchotin (Hydrocinchonin von Caventoa und
Willm). (Berichte der Deutscheu Chemischen Gesellschaft S. 436.}
Verff. haben das Cinchotin (s. Skraup in diesem Bericht für 1878, I, S. 237,
No. 37) sowie das Sulfat, Nitrat, Hydrochlorat, Hydrobromat, Tartrat und Sulfocyanat
untersucht (s. die Abhandlung).
93. C. Forst und Chr. Böhringer. üeber Cinchotin und Hydrocinchonidin. (Berichte der
Deutschen Chemischen Gesellschaft S. 1266.)
Verff. beschrieben zunächst, im Anschluss an die vorstehend besprochene Mit-
theilung, das Oxalat, Bitartrat, Hydrojodat und Benzoat des Cinchotins. — Verff. ziehen
aus ihren Untersuchungen den Schluss, dass das Cinchotin nicht in dem Cinchonin ent-
halten (wie Skraup annimmt), sondern erst bei der Oxydation dieser Base durch Kalium-
permanganat entstehe. — - Verff. haben, im Anschluss hieran, auch Cinchonidin der Oxydation
mit Kaliumpermanganat unterworfen und neben Cinchotenidin noch eine zweite Base erhalten,
für welche sie den Namen Hydrocinchonidin vorschlagen.
94. C. Forst und Chr. Böhringer. üeber Hydrochinidin (Hydroconchinin). (Berichte der
Deutschen Chemischpu Gesellschaft S. 1954.)
Auch das Chinidin (Conchinin) ist von den Verff. der Oxydation durch Kalium-
permanganat unterworfen worden; die dabei entstehende Base, das Hydroconchinin:
C20 Hjß N2 O2 -1- 2 1/2 H2 0 , sowie mehrere Salze desselben wurden untersucht (siehe die
Abhandlung).
95. 0. Hesse. Beitrag zur Eenntniss des Cinchonidins und Homocinchonidins. (Berichte
der Deutschen Chemischen Gesellschaft S. 1890.)
Verf. führt bezüglich des Vorkommens der beiden genannten Alkaloide an, dass das
Cinchonidin namentlich in den Rinden von CincJiona lancifolia, Tucujensis, siicciruhra
und officinalis angetroffen wird, während besonders die letzten beiden Species nur selten
und dann nur in Spuren Homociuchonidin liefern, diese Base vielmehr in einigen rothen
südamerikanischen Chinarinden in erheblicher Menge enthalten ist. — Beide Alkaloide
krystallisiren in derselben Form. Das Cinchonidin schmilzt bei 200— 2010 0. , das Homo-
ciuchonidin bei 205—206" C. Die übrigen Eigenschaften beider Basen siehe in der Ab-
handlung.
96. 0. Hesse, üeber Cinchamidin. (Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft S. 1683.)
Verf. hat aus der wässerigen Mutterlauge, welche bei der Reinigung des Homo-
cinchonidinsulfats resultirte, ein neues Alkaloid abscheiden können, das Cinchamidin:
CooHjgNjO, farblose Blättchen und platte Nadeln resp. kurze dicke Prismen, in Wasser
unlöslich; (o:)d = — 98?4 (in Alkohol gelöst). Die Lösung in verdünnter Schwefelsäure
zeigt keine Fluorescenz und giebt mit Chlor und Ammoniak die Grüufärbung nicht. Die
Base schmilzt bei 230'» C. (uncorr.), bildet hübsch krystallisirende Salze, von welchen einige
untersucht wurden (s. Abhandlung).
97. Arnaud. Sur un nouvel alcaloide des quinqoinas. (Comptes rendus, t. 93, p. 593. —
Repertoire de Pharmacie nouv. Ser. t. 9, p. 507.)
Verf. fand das neue Alkaloid, von ihm Cinchonamin genannt, in einer sehr
96 Physiologie. — Chemische Physiologie.
dichten, tief rothbraunen Chinarinde mit harzigem Bruche, stammend aus Santander (Co-
lumbien). Zur Darstellung wurde die Rinde mit Kalkmilch behandelt, die Masse bei gewöhn-
licher Temperatur getrocknet und mit kochendem, starkem Alkohol erschöpft; der nach der
Destillation verbleibende Rückstand wurde mit verdünnter Salzsäure aufgenommen: aus der
Lösung krystallisirt das Chlorhydrat des Cinchonamin aus, während das Cinchoninsalz iu
Lösung bleibt. Verf. erhielt aus der Rinde 0.8 — 1 °/o Ciuchonin und 0.2 "/^ Cinchonamin. —
Das Cinchonamin Ci9H24N20 ist unlöslich in kaltem Wasser, krystallisirt in farblosen,
glänzenden, wasserfreien Prismen resp. feinen Nadeln, welche sich bei 17*^ iu 100 Th. Aether
(von 0.720) in 31.6 Th. Alkohol (von 900) lösen; sie schmelzen bei 195", erstarren zu einer
amorphen, durchscheinenden Masse; die alkoholische Lösung reagirt alkalisch und dreht
rechts: {a)D = -\- llT.d. Säuren wurden von der Base vollkommen neutralisirt, die dabei
entstehenden Salze sind wenig löslich und werden durch KaU und Ammoniak gefällt; die
sauren Lösungen fluoresciren nicht. Das Chlorhydrat: C^g H;.* N2O . HCl -j- HjO krystallisirt
sehr leicht in Prismen oder prismatischen Blättern, welche sich iu kaltem Wasser wenig
lösen. Das Platindoppelsalz ist hellgelb, fast unlöslich. Das Sulfat ist in Wasser sehr
leicht löslich, krystallisirt nur aus Alkohol; dasselbe dreht in saurer Lösung rechts und
zwar (a)D = -)-45:5 bei 16''. Das Nitrat ist ein unlöslicher Niederschlag, das Jodhydrat
und Acetat sind wenig löslich.
98. A. Hill. Bestimmung von Tannin in Thee. (Nach Analyst p. 95 in Berichte der
Deutschen Chemischen Gesellschaft, S. 1582.)
Verf. bestimmte in 31 Theeproben den Gerbstoffgehalt im Mittel zu 14.79 7o
bei 3.67% löslicher und 2.5 o/u unlöslicher Asche und 25.5—43.75% Extract; Tannin
schwankte zwischen 6.8 und 25 %, Asche zwischen 5.3 und 7.1 %.
99. J. ü. Lloyd. Gitrate of Caffe'ine. (The pharmaceutical Journal and Transactions, vol. 11,
No. 559, p. 760.)
Verf. hat Untersuchungen über das Caffeincitrat angestellt und gefunden, dass
dasselbe allerdings besteht, jedoch nur in folgender Weise erhalten werden kann: 30 Gran
Caffeiü wurden in einer Unze Chloroform gelöst und mit einer Lösung von 30 Gran krystalli-
sirter Citronensäure in V2 Unze Alkohol (0.835 spec. Gew.) gemischt; das Filtrat wird auf
dem Wasserbade zum Syrup eingedampft: man entfernt die Schale vom Wasserbade und
rührt bis zum Erkalten: der Rückstand, ein weisses Pulver, besteht vorzugsweise aus dem
Citrat, daneben sind kleine Mengen von Citronensäure und von Caffein vorhanden. Das so
dargestellte Citrat ist halb krystallinisch, an der Luft beständig und löslich in einer Mischung
von 1 Th. Alkohol und 2 Th. Chloroform. Jedes andere Lösungsmittel als Wasser, Alkohol,
Chloroform etc. zerlegt das Salz.
100. E. Fischer, lieber das Caffein. (Berichte der Deutschen Chem. Gesellsch. S. 637.)
Verf. war bemüht, das Caffein bez. seiner Structur zu untersuchen. Indem er
von dem Bromcaffein: CgHgN^OaBr ausging, gelang es ihm, aus demselben zunächst
das Aethoxycaffein und aus diesem das Hydroxycaffein : Cg Hg N4 Og . OH darzustellen. Letzteres
lieferte auf dem Umweg durch sein Bromadditionsproduct ein Diaethoxyhydroxycaffein, welches,
mit Salzsäure erwärmt zerlegt wird, nach der Gleichung: Cg Hg N4 O2 . OH . (OC2 H5)2 + 2 HjO
= 2 C2 Hß 0 + CHg NH2 + Cj Ej N3 O5 unter Bildung von Alkohol, Methylamin und Apo-
caffein. Dieses wird schon durch Kochen mit Wasser zersetzt in Kohlensäure und Hypo-
caffein: Cg H^ N3 Og und dieses zerfällt endlich, mit Barytwasser gekocht, in Kohlensäure,
Ammoniak, Methylamin und Mesoxalsäure. — Bez. der Eigenschaften etc. der dargestellten
Substanzen müssen wir auf die Abhandlung verweisen.
101. E. Fischer, üeber das Caffein. (Berichte der Deutschen Chem. Gesellsch. S. 1905.)
Verf. hat das Hypocaffein (s. vor. No.) genauer untersucht und sich jetzt über-
zeugt, dass bei der Spaltung dieses Körpers zuerst neben Kohlensäure ein Körper von der
Zusammensetzung: CsHgNsOj: Caffolin genannt entsteht, welch letzteres dann weiter
in Methylamin, Ammoniak, Kohlensäure und Oxalsäure gespalten werden kann. — Neben
dem Hypocaffein entsteht aus dem Apo caffein (s. oben) noch als Nebenproduct die Caffur-
säure: C6H9N3O4, deren Reactionen etc. untersucht wurden, — Verf. hat alsdann die
Zersetzung des Caffeins durch Salzsäure und chlorsaures Kali studirt (s. die Abb.) und
Pflanzenstoffe. — Alkaloide. 97
schliesslich mit Rücksicht auf das von ihm beigebrachte thatsächliche Material die Auf-
stellung einer rationellen Formel versucht. „Combinirt man diese Resultate, so gelangt man
zu folgender Constitutionsformel für das Caffeiu:
CH3
N CH
io L
CH3
-N
I I >co
N C=N
CHs
„Selbstverständlich betrachte ich die neue Caffeinformel nur als den einfachsten
Ausdruck der bis jetzt bekannten Thatsachen."
102. R. Maly und Fr. Hinteregger. Studien über Caffein und Theobromin. (Sitzungsber.
d. Mathemat.-Naturw. Classe d. Wiener Akad., Bd. 83, 2. Abth., S. 262. — Berichte
der Deutschen Chemischen Gesellschaft S. 723.)
Verff. haben sich die Aufgabe gestellt, durch das Studium neuer Reactionen des
Caffeins und Theobromins die Zersetzungsproducte derselben genauer kennen zu lernen.
— Zur Oxydation des Caffeins wurde Chromsäure gewählt; als Hauptproduct der Ein-
wirkung (35.4 bis 41.8% des Caffeins) wurde Cholestrophan CsHgNaOj erhalten, dessen
Eigenschaften von den Verff. genauer untersucht wurden (s. die Abhandlung). Durch Ein-
wirkung von Alkalien wird dasselbe leicht gespalten in Oxalsäure und symmetrischen
Dimethylwasserstoff, so dass das Cholestrophan resp. die Dimethylparabansäure anzusehen
ist als die Oxalylverbindung des Dimethylharnstoffs. — Das Theobromin lieferte, analog
behandelt, als Hauptproduct Monomethylparabansäure und diese bei der Einwirkung
durch Alkalien: Oxalsäure und Methylharnstoff.
103. R. Maly und Fr. Hinteregger. Studien über Gaffe'in und Theobromin. (Sitzungsber.
d. Math.-Nat. Cl. d. Wiener Akad., Bd. 83, 2. Abth,, S. 421. — Ber. d. Deutschen
Chemischen Gesellschaft S. 893.)
Verff. berichten weiter über ihre Untersuchungen der Oxydationsproducte des
Caffeins und Theobromins. — Als Hauptresultate ihrer Untersuchungen sprechen sich
die Verfl\ dahin aus, dass die Oxydation des Caffeins durch Chromsäuremischung stattfindet
nach der Gleichung:
Cg Hio N4 O2 (Caffein) -f- 3 0 + 2 H, 0 = 2 CO2 + CNH5 +NH3 + C5 Hg Nj O3 (Cholestrophan)
sowie die des Theobromins nach der analogen Gleichung:
C, Hg N4 0, -}- 3 0 -f 2 H2 0 = 2 CO2 -f- CNH5 -f- NH3 -f- C4 H4 N2 O3.
104. E. Schmidt, üeber das Coffein. \,Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft
S, 813.) — J. Biedermann. Beiträge zur Kenntniss des Coffeins und Coffeidins.
(Dissert. Halle, 8», 49 S.)
Verf. hat sich eingehend mit den Coffeinsalzen beschäftigt und gefunden, dass das
Coffein nur dann einheitliche, gut charakterisirte Salze liefert, wenn es direct
mit den betreffenden Säuren im concentrirten Zustande inReaction gebracht
wird. Durch Wasser, Alkohol oder Aether werden die Coffeinsalze wieder
in ihre Componenten zerlegt; die Coffeinsalze der flüchtigen Fettsäuren erleiden sogar
schon eine Zerlegung, wenn sie kurze Zeit an der Luft aufbewahrt werden. Verf. zieht
aus der Zusammensetzung der untersuchten Salze (bez. deren wir auf die Abhandlung ver-
weisen) den Schluss, dass das Coffein als eine einsäurige Base zu betrachten ist. —
Aus dem Coffein stellte Verf. das Coffeidin dar, eine ölige, stark alkalisch reagirende
Flüssigkeit, welche, leicht in Wasser, Alkohol und Chloroform löslich, ein krystallinisches
Hydrochlorat liefert. Auch ein jodwasserstoffsaures Aethylcoffeidin wurde dargestellt (s. die
Abhandlung).
105. H. Pressler. Beiträge zur Kenntniss des Theobromins. (Inaug.- Dissertation, Jena,
S", 43 Seiten.)
Botanischer Jabresbericbt IX (1881) 1. Abth. 7
98 Physiologie. — Chemische Physiologie.
Verf. hat einen Theil des zu seinen Untersuchungen dienenden Theobromins
selbst dargestellt; indem er hierbei die von Dragendorff, Wolfram u. A. empfohlenen
Methoden einschlug, erhielt er aus dem Material, theils Cacaoschalen , theils Bohnen, nur
sehr geringe Mengen von Theobromin. Die Ausbeute war besser, als er dem Cacaopulver
die Hälfte an Gewicht Calciumoxyd, das vorher mit etwas Wasser zu einem Brei angerieben
war, zusetzte und die Masse mit SOprocentigem Alkohol in einem Kolben mit Rückfluss-
kühler kochte; nach dem Erkalten des nahezu farblosen Filtrats scheidet sich bereits reines
Theobromin aus, während das noch gelöste Theobromin nach dem Abdestilliren des Alkohols
und schliesslichen Eindampfen bis annähernd zur Trockne als schwach gefärbter Rückstand
hinterbleibt. So wurde aus 200 g entölten Cacaopulvers nach nur zweimaligem Auskochen
2.5g = 1.25% Theobromin erhalten. — Durch Strecker wurde zuerst Theobromin in
Caffein übergeführt, während bisher die Umwandlung des Caffeius in Theobromin nicht aus-
geführt wurde. Verf. hat Untersuchungen dieser Art ausgeführt, dahin gehend, dem Caffein
durch Einwirkung von conceutrirter Salzsäure eine Methylgruppe in Form von Chlormethyl
zu entziehen und es auf diese Weise in Theobromin überzuführen ; ca. 4 g Caffein mit conceu-
trirter Salzsäure übergössen und noch mit Salzsäuregas gesättigt, alsdann im geschlossenen
Rohre auf 240" erhitzt, wird vollständig zersetzt. Beim Oeffnen des Rohres entweicht
Kohlensäure (kein Chlormethyl !) und konnte in dem Reactionsproduct Ammoniak (Salmiak),
Methylamin, Sarkosin und Ameisensäure nachgewiesen werden. Es war demnach das Caffein
durch die Einwirkung von conceutrirter Salzsäure bei hoher Temperatur und Druck zerlegt,
entsprechend der Gleichung : Cg Hjo N4 O2 + 6 OHj = 2 COj + 2 NHj CH3 + NHg + CHg Og +
C3H7NO2. — Das reine Theobromin C7H8N4O2 zersetzt sich bei 290", ohne vorher
zu schmelzen. Verf. hat verschiedene Salze des Theobromins dargestellt und untersucht.
Das Bromhydrat wurde in durchsichtigen, gut ausgebildeten Krystallen erhalten, welche
schon durch Auswaschen zerlegt wurden. Das Chlorhydrat konnte in weissen, rosettenartig
gruppirten Krystallen erhalten werden; Formel: C7 H8N4 üj HCl-j-OHg. — Ein Sulfat
constanter Zusammensetzung konnte nicht erhalten werden. Das Nitrat verliert, an der
Luft bei 100'^ getrocknet, allmälig die Säure; dieses Verhalten ist noch stärker ausgesprochen
bei dem Acetate, welches beim Liegen an der Luft schon nach 8 Tagen keine Spur von
Essigsäure mehr enthält. — Salzsaures Theobrominplatinchlorid wurde in wohlgebildeten,
nadeiförmigen Krystallen erhalten, welche theils der Formel: (C7 HgNi O2 HClJa PtCl* + 4 OH2,
theils der Formel (C7 Hg N4 O2 HC1)2 PtCl^ + 5 OHj entsprachen. Dem dargestellten Gold-
doppelsalz wird die Formel : C7 Hg N4 O2 HCl Au CI3 beigelegt. — Verf. hat sich vergebens
bemüht, ein Theobrominmethyljodid darzustellen. — Lässt man in ähnlicher Weise wie beim
Caffein auf das Theobromin concentrirte Salzsäure einwirken, so erhält man als Zer-
setzungsproducte ebenfalls Kohlensäure, Ammoniak, Methylamin, Sarkosin
undAmeisensäure, entsprechend der Gleichung : C7 Hg N4 O2 + 6 OH2 = 2 CO2 -|- 2 NH3 4-
NH2 CH8-}-C8H7 NO2-I-CH2 O2. — Auch die Einwirkung der Salpetersäure wurde vom
Verf. untersucht, und zwar sowohl auf Caffein als auf Theobromin; ersteres lieferte als
Hauptproducte Dimethylparabansäure, während aus Theobromin Monomethylparabansäure
abgeschieden wurde. — Auch die Einwirkung des Barythydrats hat Verf. untersucht und
gefunden, dass das Theobromin beim anhaltenden Kochen mit Barythydrat in analoger Weise,
wie durch concentrirte Salzsäure gespalten wird (s. oben). — Bromtheobromin wurde vom
Verf. erhalten , indem er 4 g Theobromin unter Abkühlung mit 20 g wasserfreiem Brom
übergoss und 12 Stunden einwirken Hess. Nach dem Verjagen des Broms und des Brom-
wasserstoffs wurde das Bromderivat aus Eisessig umkrystallisirt. Das Bromtheobromin
lieferte mit Silberoxyd behandelt ein Product, welches vielleicht Carnin
= Oxytheobromin: C7 Hg N4 O3 ist.
106. A. W. Hofmann. Einwirkung der Wärme auf die Ämmoniumbasen. 1. Piperidin.
(Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft S. 659.)
Das Methylpiperidin siedet bei 107"; dasselbe liefert mit Jodraethyl behandelt
Dimethylpiperylammoniumjodid: C5H10 (CH8)2 NJ, welches durch Destillation mit festem
Natronhydrat eine flüchtige Base der Zusammensetzung C7 H15 N liefert, eine farblose, durch-
sichtige, stark ammoniakalisch riechende, bei 118" siedende Flüssigkeit; Dimethylpiperidin,
Pflanzenstoffe. — Alkaloide. 99
für welches die Constitution : (C5 Hg CHg) . CHg N angenommen wird. Mit Jodmethyl vereinigt
sich dasselbe zu Trimethylpiperylammoniumjodid, welches durch Behandeln mit Silberoxyd
das entsprechende Hydroxyd liefert. Erhitzt verflüchtigt sich die Masse vollständig (es
bleibt nur etvras gelöstes Silberoxyd zurück), das Destillat, eine farblose ammoniakalische
Flüssigkeit, enthält Methylalkohol, Trimethylamin, Dimethylpiperidin und einen ungesättigten
Kohlenwasserstoff: CgHg, Piperylen genannt. Diese Producte entstehen aus dem Hydroxyd
durch Einwirkung der Wärme, entsprechend den Gleichungen:
(C5 Hg CHg) (CH3)2 NOH = (C5 Hg CHg) CH3 N + CH3 OH
(C5 Hg CHg) (CH3)2 NOH = (CH3)3 N + C5 Hg + H^ 0.
Das Piperylen siedet bei 42», D= 34.03; liefert mit Brom ein Additionsproduct : CgHgBr^.
107. Ä. Schneider. Ueber Darstellung und chemische Constitution des englischen und
deutschen Aconitins. Preisarbeit der Hagen -Buchholz'schen Stiftung. (Archiv der
Pharmacie Bd. 219, S. 327-347.)
Verf. hat, unter Benutzung derselben Sorte Tubera Aconiti Napelli von Gehe & Co.,
das Aconitin nach verschiedenen Methoden dargestellt. Die Ausbeute stellte sich 1, nach
der Vorschrift der British Pharmacopoeia zu 0.002%, 2. nach der Vorschrift von
Morson: 0.127%, 3. nach der Vorschrift von Hirzel: 0.0046%» 4. nach Wittstein:
0.14%, 5. nach Hottot und Liegeois: 0.296%, 6. nach Duquesnel: 0.339%, 7. nach
Lösch: 0.084%. — Verf. hat die so selbst dargestellten Proben des Aconitins, sowie kleine
Mengen von Aconitin german. Merck, Aconitin Auglic. Morson und Aconitin crystall.
Duquesnel geprüft und die erhaltenen Reactionen tabellarisch mitgetheilt (s. die Abb.).
108. A. W. Gerrard. An improved process for the extraction of Atropine. (Yearbook of
Pharmacy p. 480.)
Verf. empfiehlt zur Darstellung desAtropin folgende Methode: 1000 g gepulverter
Blätter oder Wurzeln der Belladonna werden mit der gleichen Menge 84procentigen Alkohols
24 Stunden lang macerirt, dann ablaufen lassen und der Rückstand noch 4mal je 4 Stunden
lang mit je 250 ccm Alkohol macerirt und schliesslich mit Wasser nachgewaschen. Der
Alkohol wird abdestillirt , der Rückstand mit der öfachen Menge Wasser behandelt, Harz
und Fett sorgfältig entfernt, mehrmals mit Wasser gewaschen und die Lösung auf 300 ccm
eingedickt. Die Flüssigkeit wird jetzt mit Ammoniak im üeberschuss versetzt, der Ueber-
schuss des letzteren verdunsten lassen und die Lösung mit dem gleichen Volum Aether
geschüttelt, bis letzterer nichts mehr aufnimmt. Dem Aether entzieht man das Alkaloid
durch Schütteln mit verdünnter Essigsäure; die saure Lösung wird alsdann geschüttelt mit
Thierkohle und durch letztere filtrirt, concentrirt, mit Ammoniak übersättigt, mit Aether
geschüttelt : der Aether hinterlässt das Atropin in weissen, feinen, fadenförmigen Krystallen.
109. A. W. Gerrard. Report on the alkaloidal value of cultivated and wild Belladonna
plants. (Yearbook of Pharmacy p. 482.)
Verf. benutzte zu den Bestimmungen wild gewachsene, ca. 3-4 Jahre alte Pflanzen,
welche Ende September, und cultivirte 3 Jahre alte Pflanzen, welche Anfang October
gesammelt waren. In den einzelnen bei 38^ C. getrockneten Pflanzentheilen wurden folgende
Mengen (Procent) Alkaloid gefunden:
Wurzel
Stengel
Blatt .
Frucht
wilde Pflanze
cultivirte Pflanze
0.45
0.11
0.58
0.34
0.35
0.07
0.40
0.20
110. Albert Ladenburg. Die natürlich vorkommenden mydriatisch wirkenden Alkaloide.
(Lieb ig 's Annalen der Chemie Bd. 206, S. 274—307.)
Verf. bespricht genauer die von ihm schon früher (s. diesen Bericht für 1880, I,
S. 374—376, No. 81, 84—87, 89, 90) mitgetheilten Uutersuchungsresultate. Wir entnehmen
noch folgendes: Das Atropin schmilzt bei 114" C, bildet aus nicht zu verdünntem Wein-
100 Physiologie. — Chemische Physiologie.
geist krystaliisirt derbe Krystalle, welche meist aus zusammengewachseneu Prismen bestehen,
löst sich gut in Alkohol, Chloroform und Toluol, das Golddoppelsalz fällt ölig aus, erstarrt
aber sehr bald und lässt sich aus heissem Wasser unter Zusatz von etwas Salzsäure um-
krystallisiren ; das glanzlose Pulver schmilzt zwischen 135—137°, löst sich in salzsäurehaltigem
Wasser (1 7o) ^^i 58-60": 0.137 g Salz in 100 ccm. Dieses Alkaloid ist in grosser Menge
in Airopa Belladonna, in geringerer in Datura Stramoniuni enthalten, — Hyoscyamin:
Ci7 H23 NO3 schmilzt bei 108?5, krystaliisirt in seideglänzenden Nadeln, löst sich in Wasser
und verdünntem Alkohol leichter alsAtropin; die einfachen Salze konnten nicht krystaliisirt
erhalten werden. Das Golddoppelsalz bildet grosse, goldgelbe, stark glänzende Blätter,
welche bei 160" schmelzen und in salzsäurehaltigem Wasser schwerer löslich sind als
Atropingold (0.065 g in 100 ccm aq bei 58-60"). Dieses Alkaloid findet sich in Atropa
Belladonna, Datura Stramonium (in grösserer Menge), Hyoscyamus und dem im Handel
als Duboisin (aus Buhoisia) vertriebenen Präparat. Das Hyoscyamin liefert bei seiner
Spaltung dieselben Producte wie das Atropin. — Hyoscin: Cjy H23 NO3. Mit diesem Namen
belegt Verf. ein zweites in Hyoscyamus vorkommendes Alkaloid, welches, aus der concen-
trirten Lösung seines Chlorhydrats durch Kaliumcarbonat ausgefällt, sich ölig ausschied und
selbst nach mehreren Stunden nicht erstarrte; es konnte nur als farbloser, zäher Syrup
erhalten werden. Das Chlorhydrat bildet kleine octaedrische , in Wasser leicht lösliche
Krystalle, das Pikrat wird anfangs amorph erhalten, verwandelt sich dann bald in Krystalle.
Das Goldsalz wurde in schönen, gut ausgebildeten, massig glänzenden, breiten, gelben
Prismen erhalten, dieselben sind schwerer löslich als das Hyoscyamiugold , schmelzen bei
198°. Bei der Spaltung lieferte das Hyoscin eine Säure, welche als Tropasäure erkannt
wurde, sowie eine Base: Pseudotropin : CgHigNO, dessen Krystalle hygroskopisch, zwischen
241—243'' destilliren; das Platindoppelsalz bildet rhombische Krystalle, auch das Gold-,
Sublimatsalz und Pikrat wurde untersucht,
111. Ernst Schmidt. Ueber die Alkalo'ide der Belladonnawarzel und des Stechapfelsamens
(Atropin, Daturin, Hyoscyamin). (Liebig' s Annaleu der Chemie, Bd. 208, S. 196—222.
Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft S. 154. — Zeitschrift für die gesammten
Naturwissenschaften, Bd. 54, S. 80.)
Ausführlichere Besprechung der schon früher (s. diesen Bericht für 1880, I, 374,
No. 83) kurz erwähnten Untersuchungen. Verf. hat die zu den Versuchen dienenden Prä-
parate zum Theil selbst dargestellt aus gemahlener Belladonna-^nxzQX, sowie aus zerklei-
nertem Stechapfelsamen nach dem von Geiger und Hesse angegebenen Verfahren. Die
Ausbeute war eine sehr wechselnde, indem je 5 kg Stechapfelsamen verschiedenen Ursprungs
lieferten : 12.5 — 18.4 — 2.6 — 10.2 g weisslich-gelben Rohalkaloides, welches zu 50-70 "/o
aus reinem Atropin bestand. — Verf. hat das aus der Belladonna und Datura dargestellte
Atropin bez. des Schmelzpunktes, der Krystallform, der Zusammensetzung, des optischen
Verhaltens, der Doppelsalze, Spaltungsproducte untersucht und sich so von ihrer Identität
überzeugt. Auch das vom Verf. dargestellte Hyoscyamin zeigte die von Ladenburg
beschriebenen Eigenschaften.
112. Luedecke. Die Krystallformen einiger Salze des Atropins, Oaturins und Hyoscyamins.
(Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften, Bd. 54, S. 102.)
Verf. hat die Krystallformen des Atropin und Daturin, sowie der Platindoppel-
salze des Atropin, Daturin und Hyoscyamin genau bestimmt (s. die Abhandlung).
113. J. Regnauld et F. Valmont. Etade pharmacologique sur l'atropine. (Journal de
Pharmacie et de Chimie, 5. Ser., t. 4, p. 5.)
Verff. haben die im Handel vorkommenden Atropinpräparate untersucht und sich
davon überzeugt, dass dieselben keine chemisch reine Substanzen, sondern Gemenge zweier
Alkaloide, des Atropin und Hyoscyamin (Ladenburg) sind (s. die Untersuchungen von
Ladenburg: diesen Bericht für 1880, 1, S. 376, No. 89). Die über die genannten Alkaloide
von den Verff. veröffentlichten Angaben bestätigen in der Hauptsache die Untersuchungs-
resultate Ladenburg's. Als Neuerung fähren die Verff. für das Hyoscyamin (Ladenburg)
den Namen Atropin >> oder Atropidin ein. — Zu erwähnen ist noch, dass Mofaux aus 20 kg
Pflanzenstoffe. — Alkaloide. 101
Bilsenkrautsameu nur 0.25—0.3 g krystallisirtes Ilyoscyamin erhielt (d. h. ca. 0.0015 %,
während Thorey 0.08-0.12% Alkaloid gefunden).
114. A. Ladenburg. Ueber das Hyoscin. (Berichte d. Deutsch. Chem. Gesellsch., S. 1870.)
Verf. bespricht die von ihm untersuchten Salze des Hy ose ins: das Jodhydrat und
Bromhydrat (s. die Abhandlung).
115. A. Ladenburg. Zur Constitution des Tropins. (Berichte der Deutschen Chemischen
Gesellschaft, S. 227.)
Verf. hat seine Untersuchungen über Atropin und dessen Abkömmlinge (s. diesen
Bericht f. 1879 u. 1880) fortgesetzt. — Durch Einwirkung von rauchender Jodwasserstoff-
säure und amorphem Phosphor auf Tropiu wurde ein Hydrotropinjodür : Cg H^ NJj erhalten ;
wird letzteres durch Schütteln mit überschüssigem, frisch gefälltem Silberoxyd zerlegt und
vom Jodsilber und Silberoxyd abfiltrirt, so erhält man eine klare, stark alkalische Lösung,
aus welcher eine Base: CgHijNO gewonnen werden kann, eine bei — 30''C. noch flüssige
Substanz, welche zwischen 237 und 239" siedet; Verf. nenut diese von Tropin und Pseudo-
tropin verschiedene Base: Metatropin. — Verf. spricht im Anschluss an diese Unter-
suchungen die Ansicht aus, dass das Tropin ein stickstoffhaltiger Alkohol sei, die Tropeine
Ester desselben. — Die weiteren vom Verf. mitgetheilten Untersuchungen, das Tropin resp.
Tropidin synthetisch darzustellen, blieben bisher ohne Erfolg (s. die Abhandlung).
116. A. Ladenburg. Versuche zur Synthese von Tropin und dessen Derivate. (Berichte
der Deutschen Chemischen Gesellschaft, S. 1342.)
Dargestellt wurden: Valerylentrimethylaminbromür, Aethylpiperidinmethylenjodür,
Dimethylpiperidinjodür, Dimethylpiperidinmethylenjodür, Propylpiperidin und Isopropylpi-
peridin. Wir müssen auf die Abhandlung verweisen.
117. A. Ladenburg. Zerlegung des Tropins. (Berichte der Deutschen Chem. Gesellschaft,
S. 2126.)
Verf. berichtet weiter über die Resultate seiner Untersuchungen. — Tropin ver-
bindet sich mit Jodmethyl zu Tropinmethyljodür, aus welchem weiter Methyltropin erhalten
werden kann. — Untersucht wurde die Zersetzung des Methyltropins, Methyltropinchlorids
und Methyltropinjodids (s. die Abhandlung), sowie die des Methyltropidinjodids, welch
letzteres ansehnliche Mengen von C, HiqO liefert. — Verf. stellt als wahrscheinliche Consti-
tutionsformel des Tropins auf: ^'f ^|| ^^ j N.
118. A. Ladenburg. Zerlegung des Tropins. (Berichte der Deutschen Chem. Gesellschaft,
S. 2403.)
Verf. hat versucht, mittelst des aus Tropin erhaltenen Tropilens: CjHjoO (s. vor.No.)
und Methylamin das Tropin zu regeneriren, jedoch ohne Erfolg. Dagegen gelang es, aus
Tropileu und Dimethylamin eine Base zu erhalten, das ß-Methyltropin: ''/nf? P I N,
welches von dem in vor, No. erwähnten a-Methyltropin verschieden ist.
119. G. Merling. üeber Tropin. (Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft S. 1829.)
Verf. stellte aus Tropin das Methyltropinjodid und aus diesem Methyltropin dar;
auch ein Dimethyltropinjodid wurde gewonnen.
120. A. Ladenburg. Die Alkamine. (Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft
S. 1876.) - A. Ladenburg. Die Alkine. (Ebenda S. 2406.)
Verf. versteht unter Alk inen (resp. Alk am inen): tertiäre sauerstoffhaltige, im
allgemeinen unzersetzt flüchtige Basen, welche neben den Eigenschaften des Ammoniaks
noch die eines Alkohols besitzen, d. h. in salzsam-er Lösung ätherificirt werden; diese Aether,
basische, den natürlichen Alkaloiden nahestehende Körper werden Alkeiue (Alkameine)
genannt. — Dargestellt und untersucht wurden : Piperäthylalkin, Triäthylalkin, Diallylalkin,
Dipiperallylalkin, Piperpropylalkin. Diäthylpropylalkin, Dimethylpropylalkin, Dimethyläthyl-
alkin und Conyläthylalkin (s. d. Abb.).
121. A. Langgaard, Beitrag zur Eenntniss der japanischen Belladonnawurzel (Scopolia
Japonica). Archiv der Pharmacie Band 218 S. 135.)
Die frühereu Mittheilungen (s. diesen Bericht für 1880, I, S. 377) wurden ergänzt.
102 Physiologie. — Chemische Physiologie.
Wir entnehmen der Abhandlung, dass das Scopolein durch Kochen mit alkoholischer
Kalilauge gespalten wird in eine neue Base und eine Säure; letztere wird aus ihrer
ätherischen Lösung als ölige Flüssigkeit erhalten, die in kaltem Wasser fast unlöslich ist.
In heissem Wasser löst sie sich etwas leichter und krystallisirt aus dieser Lösung in langen
farblosen Nadeln; mit Wasserdämpfen ist sie flüchtig. — Neben Rotoin und Scopolein
ist in der Wurzel noch eine 3, basische Substanz, möglicherweise Solanin (s. diesen
Bericht für 1878, I, S. 241, No. 59. Martin) enthalten.
122. C. von Renteln. Beiträge zur forensischen Chemie des Solanin. (Inaug.-Dissert.
Dorpat. 8. 74 S.
Die ersten 36 Seiten dieser Schrift enthalten Referate der vor R, von Chemikern und
Pharmakologen ausgeführten Untersuchungen mit und über Solan in. Alsdann berichtet Verf.
über seine Untersuchungen. Wir entnehmen der Abhandlung, folgendes: Zur Gewinnung
des Solanins wurden die möglichst zerkleinerten Pflanzen- etc. Theile 12 Stunden lang mit
schwefelsäurehaltigem Wasser (5- 6 Tropfen auf 100 ccm OHj) digerirt, colirt, mit Magnesium-
carbonat neutralisirt und auf c. 100 ccm eingedampft. Das Filtrat wurde mit dem 3fachen
Volumen absoluten Alkohols (4facbes Volumen 90procentigen) versetzt und 24 Stunden
stehen gelassen, dann flltrirt, mit absolutem Alkohol nachgewaschen, der Alkohol verdunstet,
die Masse filtrirt, mit Schwefelsäure schwach angesäuert, mit Chloroform das Solauidin,
mit Amylalkohol die Verunreinigungen ausgeschüttelt, alsdann alkalisch gemacht und mit
Amylalkohol das Solanin ausgeschüttelt. Die in der Bürette sich abscheidenden Ausschüttelungs-
flüssigkeiten wurden mit destillirtem Wasser gewaschen, bis letzteres vollständig farblos
erschien und dann filtrirt; das vom Wasser befreite Filtrat wurde auf Uhrgläscheu ver-
dunstet und die Rückstände geprüft. Waren die Rückstände noch gefärbt, dann mussten
dieselben nochmals zur Reinigung in Schwefelsäure gelöst und ausgeschüttelt werden. —
Diese Art der Behandlung lieferte bei den meisten Pflanzenanalysen amorphes Solanin;
krystallinisch wurde es aus Kartoffelkeimen erhalten; ähnliche Präparate lieferten auch die
grünen Früchte der Kartoffeln. — Verf. constatirte im Mai und Juni an alten Kartoffeln
einen recht bedeutenden Gehalt von Solanin in den Keimen, einen geringern in den Schalen
und einen kaum nennenswerthen in dem aller Keime und der Schale beraubten Kartoffel-
fleische. Die Anfangs August untersuchten jungen, vollständig ausgewachsenen Knollen
einer frühreifen Kartoffelvarietät enthielten in der Schale und der direkt unter derselben
befindlichen Schicht am meisten Solanin; m dem übrigen Fleisch konnte kein Solanin
gefunden werden; wurden die Knollen mit Wasser weich gekocht, so enthielt das Kochwasser
den grösseren Theil des Alkalo'ides, nur geringe Mengen wurden in den gekochten Kartoffeln
vorgefunden. Untersucht wurden ferner einzelne Theile der ScopoUa orientalis, Scopolia
atropoides, Solanum jasminoides und Stipites Diilcaniarae; in letzterer war der Solanin-
gehalt sehr gering, die 3 ersten Species enthielten, besonders in den Wurzeln, grössere
Mengen. Dagegen gelang es Verf. nicht, weder in den Blättern, Stengeln und Wurzeln der
Physalis Alkekengi L., noch in den entsprechenden Theilen von Solanum nigrum Solanin
aufzufinden. — Zum Nachweis des Alkaloids in den Ausschüttelungsrückständen diente
vorzugsweise die von Brant empfohlene Probe mit selensaurem Natrium und Schwefelsäure,
zu welcher ein Gemisch von 8 ccm Wasser und 6 ccm reiner concentrirter Schwefelsäure,
in welcher 0.3 g Natr. selenic. gelöst war, diente. Die zu untersuchende Masse wurde mit
0.5 ccm dieser Mischung übergössen und über einer sehr schwachen Gasflamme gelinde
erwärmt, bis ein röthlicher Schimmer sich einstellte; jetzt entfernte man von der Flamme
und bemerkte die Entwicklung einer sehr schön himbeerrothen Färbung, welche später
allmälig in gelblichroth und schmutziggelb überging. Diese Reactiou trat noch ein, wenn
0.000025 g Solanin resp. 0.00001 g Solanidin zu der Probe dienten. — Auch die Bach 'sehe
Reaction wurde vom Verf. geprüft: hierzu benutzte man eine Mischung von 9 Th. Alkohol
und 6 Th. concentrirter Schwefelsäure; erwärmt man diese Mischung mit kleinen Mengen
Solaniu, so tritt ebenfalls Rothfärbung auf. Diese Reactionsfärbung stellte sich ein, wenn
0.00005 g Solanin resp. 0.00001 g Solanidin angewandt wurden. — Die übrigen zur Er-
kennung des Solanin empfohlenen Reactionen sind weniger charakteristisch und von sehr
begrenzter Empfindlichkeit (s. die Abh. S. 45-47).
Pflanzenstoffe. — Glucoside. 103
IL Glucoside,
123. H. Schiff. Spaltung von Glykosiden durch üeberhitzung. (Berichte der Deutschen
Chemischen Gesellschaft, S. 302.)
Wird Aesculin auf 200bis2300 erhitzt, so besteht die geschmolzene, krystallinisch
erstarrende Masse aus Aesculetin und Glycosan; diese Spaltungskörper sprechen für die
SpaltungsgleichuDg: CisHig 09 = CgHg Oi-fCg HioOj. — Phlorizin (Schmelzpunkt 110")
auf 170 — 171" erhitzt, liefert, entspi-echend der Gleichung: C21 H24 0,o = C'js H,^ O5 +
Cg IIjo Osj Phloretiu und Glycosan. — Salicin (Schmelzpunkt 201") mehrere Stunden auf
230—240" erhitzt, liefert Saliretin und Glycosan.
124. F. Selmi. Sur l'action ä hasses temperatures de quelques ferments non organlses.
(Le Moniteur scientifique 3. ser. t. 11, p. 54.)
Verf. fand, dass das Amygdalin durch das in den bittern Mandeln enthaltene
Ferment bei 0" C. leicht gespalten wird, dass bei — 4° die Entwickelung der Blausäure erst
nach 1^2 Stunden beginnt — und dass bei — 15" C. die Zerlegung des Amygdalin erst nach
2 Stunden nachweisbar ist. — Senfmehl entwickelt bei gewöhnlicher Temperatur sehr
leicht Senföl ; bei — 20" C. tritt die Spaltung des Senfglucosides nicht mehr ein.
125. A. W. Gerrard. „Wanika", a new african arrcw poison: its composition and pro-
perties. (The pharmaceutical Journal and trausactiens, vol. 11, No. 563, p. 833.)
Verf. erhielt ein von R. W. Felkin bei seinen Reisen durch Afrika in dem
Livingstone-Territorium gesammeltes Pfeilgift zur Untersuchung. Dieses Gift, bestehend
aus einem schwarzen, festen, geruchlosen Extract, welches, in Maisblätter gehüllt, die Gestalt
einer 41/2 Zoll langen (3 Zoll Umfang) Wurst hatte, besass ein Gewicht von IV2 Unzen.
Es wird zum Vergiften der Pfeile gebraucht , und zwar von den Bewohnern der Ostküste
zwischen Zanzibar und dem Souraliland, den westlich der Insel Mombasa wohnenden Tribus:
Wanika und Wakamba. — Die botanische Abstammung des Giftes konnte zur Zeit noch
nicht sichergestellt werden; Verf. vermuthet (auf Grund der Wirkung des Giftes), dass der
Hauptbestandtheil des Giftes von einer Strophantlms-S'pecies: Str. hispidus oder Str. Kombi
entnommen sei. — Zur Darstellung des wirksamen Bestandtheils wurden 5 g in 15 ccm Wasser
gelöst , das auf 5 ccm eingedampfte Filtrat mit 50 ccm Alkohol ausgefällt (Eiweissstoffe)
und das Filtrat eingedampft ; der Rückstand gab mit Alkaloidreagentien keine Niederschläge,
dagegen wurden in demselben Gerbstoff und Zucker nachgewiesen. Letzterer wurde aus
dem Extract entfernt, indem man denselben in 20 Theil. absolutem Alkohol löste und diese
Lösung mit 30 Theil. Chloroform versetzte und schüttelte: nach kurzem Stehen trennt sich
die Masse in eine obere zuckerhaltige Schicht und eine untere, welche den wirksamer^
Bestandtheil enthält. Diese letzte Masse kann durch wiederholte analoge Behandlung vom
Zucker vollkommen befreit werden. Der Rückstand ist neutral, nicht krystallinisch, stark
bitter schmeckend, reducirt Fehling'sche Lösung nur nach dem Kochen mit verdünnten
Säuren; Salpetersäure ruft eine dunkelrothe, in gelb übergehende Färbung hervor. Das
Glucosid ist leicht löslich in Alkohol und Wasser, unlöslich in Aether und Chloroform;
es liefert mit Natronkalk erhitzt Ammoniak. — Es ist ein Muskel- und Herzgift,
in letzterer Beziehung stärker als Digitalis wirkend.
126. H. P. Madsen. Investigations on succus Glycyrrbizae , particularly as regards the
amount of gum contained. (Yearbook of Pharmacy p. 517.)
Wir entnehmen dieser Abhandlung folgende Angaben über die Zusammensetzung
von 7 Proben von Succus Liquiritiae (Barocco) sowie eines Süssholzextractes (No. 8)
(siehe S. 104.)
127. P. Radenhausen. Beiträge zur Geschichte und Formulirnng der Indigkörper. (Inaug.-
Diss. Bern 1879, 8", 34 S.)
Verf. giebt zunächst einen kurzen Ueberblick über die Geschichte der Erforschung
des Isatins (s. die Abh. S. 5—18) und bespricht alsdann die Resultate seiner Unter-
suchungen, welche dahin gerichtet waren, die Moleculargrösse des Isatins festzustellen. —
Zur Darstellung des Isatins werden 200 g fein gesiebten Indigos mit 500 ccm Wasser in
einer geräumigen Porcellanschale zu einem gleichförmigen Brei angerieben, dann nach und
104
Physiologie. — Chemische Physiologie.
Wasser
Asche
In Wasser
Zucker
Arabin
in
in
Unlösliches
in
in
%
%
in°/o
%
%
No. 1
16.50
12.41
17.95
14.48
3.32
2
15.00
9.13
25.40
15.17
4.36
3
12.60
6.26
25.15
15.11
2.43
4
14.35
6.60
21.10
11.09
1.52
5
14.50
6.06
34.50
10.09
10.49
6
11.45
14.23
26.95
10.82
9.13
7
10.50
6.34
37.50
7.33
8.89
8
31.56
7.27
Spuren
12.84
1.19
' (Fortsetzung von S. 103.)
nach eine Lösung von 120 g Chromsäure in 80 ccm Wasser zugesetzt (Erwärmung möglichst
zu vermeiden) und 12—20 Stunden stehen gelassen. Alsdann wird langsam erwärmt: nach
geringem Schäumen wird die Masse plötzlich schleimig. Unterdessen hat man in drei Kolben
je ein Liter Wasser zum Sieden gebracht und trägt jetzt in den Isatinbrei den Inhalt eines
Kolbens, kocht einige Zeit, lässt in bedeckter Schale absitzen und filtrirt dann durch ein
Schnellfilter (vom Bodensatz bringe mau so wenig wie möglich auf das Filter). In die Schale
trägt man den 2. Liter Wasser ein, kocht, filtrirt etc. wie vorher, desgleichen mit dem 3.
Liter. Die 3 Filtrate kühlt man in grossen Bechergläsern und lässt 24 Stunden stehen: die
Wände und der Boden des Gefässes sind jetzt mit den schönsten Krystallen überzogen,
welche von den Mutterlaugen getrennt werden. Die schön glänzenden durchsichtigen
Krystalle werden zur Reinigung mit Wasser gewaschen und aus Alkohol umkrystallisirt. —
Das Isatin wurde zur Anstellung der weiteren Versuche in die Silberverbindung verwandelt,
indem 5 g Isatin in 500 ccm Alkohol gelöst mit einer alkoholischen Lösung von 5 g Silber-
nitrat versetzt und nach gutem Umrühren mit einer alkoholischen Lösung von 1.6 g KOH
gefällt wurde: der entstandene dunkelweinrothe Niederschlag wird von der Flüssigkeit
getrennt, in einer Porcellanschale bei niedriger Temperatur auf dem Wasserbade getrocknet,
fein zerrieben, öfters mit warmem Wasser zur Entfernung des Salpeters ausgezogen und
alsdann noch zur Lösung des überschüssigen Isatins mit Alkohol behandelt. Das reine
Isatinsilber ist vollkommen amorph, von weinrother Farbe, in Wasser, Alkohol und Benzol
unlöslich, zersetzt sich in der Wärme leicht, liefert bei stärkerem Erhitzen ein aus gelben
Nadeln bestehendes Sublimat; concentrirte Salpetersäure löst es leicht mit gelber Farbe. —
Isatinsilber wurde nun zunächst mit Bibromäthylen in zugeschmolzenen Röhren 30 Stunden
lang auf 100° erhitzt: der braungelb'e Röhreninhalt zunächst mit kaltem Benzol zur Ent-
fernung harziger Producte behandelt, dann mit siedendem Benzol erschöpft. Dieser Benzol-
auszug wurde, nach Entfernung des Benzols, nochmals mit kaltem Benzol behandelt, alsdann
in siedendem Benzol gelöst: es wurde so ein schöngelbes krystallinisches Pulver erhalten:
Aethylenisatin. Das gelbe Pulver erscheint unter dem Mikroskop als aus kleinen Nadeln
bestehend; in siedendem Benzol gelöst krystallisirt es beim Erkalten in kleineu zu Garben
vereinigten Nadeln. Bei 176" schmilzt das Aethylenisatin zu einer braunen Masse; höher
erhitzt sublimirt es in grossen feinen Nadeln. Die Resultate der Elementaranalyse stimmen
zu der Formel: C^g Hg (C, H4) Ng O4. — In analoger Weise mit Jodmethyl und Jodäthyl
behandelt, lieferte das Isatin Derivate der Zusammensetzung: Cjg Hg (C2 115)3 N, O4 und
C16 Hg (CH3)2 Nj O4. — „Durch das zuerst angeführte Aethylenisatin. sowie
durch die vielen von meinen Vorgängern gefundenen Thatsachen, welche
für eine Verdoppelung der jetzigen Isatinformel sprechen, sehe ich mich
veranlasst, dem Isatin eine Formel mit 16 Kohlenstoffatomen beizulegen.
Mit Zugrundelegung des synthetischen und analytischen Be^yeise8 ergeben sich daher für
obige Körper folgende Formeln:
Pflanzenstoflfe. — Glucoside.
105
„^CO-
•CO
^6 ^♦<-C0— CO
C
„^CO
j^>C2 H4
-CO
-CO-
-CO
Isatin Aethylenisatin.
Vorstehende Formeln zeigen, dass der durch Metalle und Radicale ersetzbare Wasserstofif
nicht Hydroxylwasserstoff ist, sondern sich am Stickstoff befindet."
128. A. Baeyer. üeber die Verbindungen der Indigogroppe. (Berichte der Deutschen
Chemischen Gesellschaft, S. 1741.)
Verf. berichtet über eine grosse Reihe neuer Substanzen, welche von ihm gelegentlich
seiner Untersuchungen über das Indigblau dargestellt wurden (s. diesen Bericht für 1880,
I, S. 403). Behandelt wurden Isatogensäure, ludoiu und Indoxylverbiudungen (s. die Abb.).
129. C. J. H. Warden. Blue Colooring Principle contained in the Thevetia nereifolia. (The
pharmaceutical Journal and transactions, vol. 12, No. 595, p. 417.)
Die Samenkerne der Thevetia neriifölia wurden durch Pressen von dem fetten
Oele befreit, mit Alkohol erschöpft, der Auszug concentrirt, von dem ausgeschiedenen
Thevetin getrennt und mit Chloroform geschüttelt (entfernt Extractivstoffe und Thevetin),
alsdann mit kohlensaurem Natron neutralisirt , mit Aether behandelt (entfernt kleine
Mengen Fett), nach Entfernung des Aethers mit basisch essigsaurem Blei in geringem
Ueberschuss versetzt, das Filtrat durch Tannin entbleit, das Filtrat mit Schwefelwasserstoff
völlig vom Blei befreit und das Filtrat zur Trockne verdampft ; der Extract enthält unreines
Pseudoindican (kleine Mengen Thevetin enthaltend). Dasselbe ist hellgelb amorph, etwas
hygroskopisch, in Wasser, Alkohol, Amyl- und Methylalkohol leicht löslich, neutral. Durch
concentrirte Salzsäure wird es sofort, durch verdünnte erst beim Kochen, gespalten in Zucker
und einen blauen Farbstoff. Das Thevetinblau ist ein dunkelbraunes, resp. schwarzes,
amorphes Pulver, in Wasser unlöslich, in concentrirten Säuren, Eisessig, Laugen und Am-
moniak leicht löslich ; auch Alkohol und Benzol lösen etwas. Reductionsmittel wirken nicht
Oxydationsmittel zerstören die Farbe sofort.
J. E. de Vry. Contribution to the knowledge of Thevetia nereifolia. (The phar-
maceutical Journal and transactions, vol. 12, No. 597, p. 457.)
Verf. erhielt aus den lufttrockenen Samenkernen durch Pressen 35.5 "/q eines farb-
losen, sehr mild schmeckenden (wie frisches Mandelöl) Oeles, dessen specifisches Gewicht
bei 25" C. = 0.9148 war, welches bei 13'^ fest wurde ; dieses Oel bestand aus 63 "/o Trioleiu
und 37 "/o Tripalmitin und Tristearin. — Der Presskuchen lieferte 4 "/o des Thevetins,
eines weissen Glucosides in schönen Krystallen , welches das polarisirte Licht nach links
lenkte, durch concentrirte Schwefelsäure schön purpur gefärbt wurde.
131. H. Ritthausen. Ueber Verbreitung der Myronsäure in den Samen von Brassica napus
und rapa (Raps- und Rübsensamen). (Journal für praktische Chemie, Neue Folge,
Bd. 24, S. 273.)
ein,
130,
Wasser . . .
Asche . . .
Oel ... .
Stickstoff . .
Proteinsubstanz
Inländisch.
Rübsen
Brauner
Gelber
ostindischer Raps
13.17
7.43
7.53
5.228
31.368
/o
10.80
7.57
10.41
5.646
33.876
Vo
10.59 %
6.70
12.21
5.81
34,86
Bei Gelegenheit der Ausführung vorstehender Analysen der Pressrückstände von
Raps und Rübsen fand Verf. in den Kuchen einen ungewöhnlich hohen Gehalt an my ron-
saurem Kalium. Da an eine Beimischung von Senfsamen gedacht werden musste, so
wurden die zur Herstellung des Presskuchens dienenden gelben und braunen Rapssamen
untersucht. Diese Samen entwickelten, fein zerrieben und dann mit Wasser zu dünnem Brei
106 Physiologie. — Chemische Physiologie.
gemischt, in gleichem Maasse wie die Pressrückstände: Senföl; diese Samen lieferten blühende
Pflanzen, welche als Brassica rapa erkannt wurden. — Verf. prüfte alle ihm vorkommenden
Proben von Rübsenpresskuchen und Samen, sowie Pressrückstände von Raps (aus Russland),
auf Myronsäure. Sämmtliche Rübsenpressrückstände und Samen entwickelten Senföl, wenn
auch in verschiedener Menge, so dass die Myronsäure als ein stets vorkommender Bestand-
theil derselben bezeichnet werden kann. Russische Rapskuchen (von Brassica napus) gaben
jedoch keine Spur von Senföl, ebenso in Deutschland gebaute Samen von Raps; „es lässt
aber der eigenthümliche unangenehme Geruch, welcher bei Einwirkung des Wassers sehr
stark hervortritt, auf die Bildung eines andern schwefelhaltigen Körpers und auf das Vor-
kommen einer andern Schwefelverbindung in den Fruchtkörnern schliessen."
132. C. R. Alder Wright and C. H. Rennie. Note on the Sweet Principle of Smilax Glycy-
pbylla. (Journal of the chemical society, vol 39, p. 237.)
Vorläufige Mittheilung der bis jetzt erhaltenen Resultate einer noch nicht abge-
schlossenen Untersuchung über Smilax glycyphylla. Das coucentrirte wässserige Extract
der Blätter und Stengel wurde durch Zusatz von Alkohol von den Eiweisssubstanzen befreit
das Filtrat durch Abdestillation des Alkohols eingeengt und der Rückstand mehrmals mit
Aether behandelt. Der Aether hinterliess eine gelbliche, krystallinische , in Wasser leicht
lösliche Masse, deren wässerige Lösung mit Bleiacetat ausgefällt wurde; das Filtrat wurde
abermals mit Aether erschöpft, die aus letzterm erhaltenen süss schmeckenden Krystalle
analysirt; Formel: C13 Hj^ 0^. Mit Kali bei 250" geschmolzen, lieferte das Glycyphyllin
eine in kaltem Wasser wenig, in Alkohol und Aether leicht lösliche, bei 127" schmelzende
Säure der Zusammensetzung: CbHjoOs, einer Aethyl- oder Dimethyloxybenzoesäure. Die-
selbe Säure wurde erhalten durch Erhitzen des Glycyphyllins mit verdünnter Salzsäure im
geschlossenen Rohre.
133. R. H. Parker. Note on Salicin: its solubility and decomposition by heat. (The
pharmaceutical Journal and Transactions, vol. 12, No. 593, p. 378.)
Nach den vom Verf. ausgeführten Untersuchungen löst sich das Salicin in 28 Th.
Wasser von 15?5 C. (6O0 F.).
134. Greenish. Bemerknngen zar Chemie der Nigella damascena. (Sitzungsberichte der
Dorpater Naturforscher-Gesellschaft S. 94.)
Im Anschluss an seine früheren Mittheilungen (s. diesen Bericht für 1880, I, S. 401)
über Nigella sativa berichtet Verf., dass er in dem Samen von Nigella damascena (aus
England bezogen) nur Spuren von Melanthin auffinden konnte. — Auch aus dem Samen
von Nigella sativa (aus Petersburg bezogen) erhielt Verf. nur Spuren dieser Substanz,
als er zur Darstellung die Samen mit Petroläther entfettete, alsdann mit Alkohol auszog
und das Alkoholextrakt mit Wasser behandelte. Dagegen konnte Verf. aus derselben
Samensorte c. 1.4 "/q Melanthin abscheiden, als er die Samen, nach dem Entfetten, zunächst
mit Wasser behandelte. Verf. spricht sich dahin aus, dass möglicherweise das
Melanthin in Form einer Verbindung, welche sich mit Wasser zersetzt, in
den Samen enthalten sei.
135. W. A. H. Naylor. Proximate analysis of the fruit of Omphalocarpnm procera. (The
pharmaceutical Journal and transactions, vol. 12, No. 598, p. 478.)
Verf. hat die Früchte von Omphalocarpum procera untersucht und in denselben
gefunden: einen kautschuk- oder guttaperchaähnlichen Körper, Fluavil, Wachs, bittern Farb-
stofi", organische Säure (Apfelsäure?), Glucose, ein dem Saponin resp. Monesin ähn-
liches Glucosid, sowie Omphalocarpin: neutrale, geschmacklose nadeiförmige Krystalle,
welche in Alkohol ziemlich leicht, in Chloroform und Aether sehr leicht, in Wasser schwer
löslich sind; dieselben zersetzen sich bei 130", färben sich, mit Schwefelsäure erwärmt,
purpurroth, sind nicht glucosidisch , liefern mit Salpetersäure erwärmt weder Oxalsäure
noch Pikrinsäure.
136. H. W. Langbeck. A new constituent of Senega. (Yearbook of Pharmacy, p. 196
from Pharmaceutische Zeitung S. 260.)
Verf. erhielt aus einer alten Senegawurzel: Wintergreenöl (Salicylsäure-
Pflanzenstoffe. — Glucoside. 107
methyläther); frische Wurzeln enthalten davon weniger als alte. Daneben findet sich
Zucker, welche beide Verf. als Producte der Umsetzung des Senegins auffasst.
137. L. Vernet. Sur un glacoside extrait du lierre Gommun- (Bulletin de la societe
chimique de Paris, 2. s6r., t. 35, p. 231. Comptes rendus t. 92, p. 360 — Repertoire
de Pharmacie (nouv. ser.) t. 9, pag. 106.
Die zerstossenen und duixh Kochen mit Wasser vollkommen erschöpften Epheu-
blätter wurden mit Alkohol ausgezogen, der alkoholische Auszug zur Trockne gebracht,
gepulvert und mit kaltem Benzol behandelt, der ungelöste Rückstand in kochendem Aceton
gelöst. Aus dieser Lösung scheidet sich beim Erkalten das Glucosid aus; dasselbe wird
durch Waschen mit kaltem Aceton und Krystallisiren aus Alkohol gereinigt. Man erhält
so farblose, seidenglänzende, zu Warzen gruppirte Nadeln, welche, neutral, schwach süss
schmecken, bei 233" unter schwacher Färbung schmelzen, in alkoholischer Lösung die
Polarisationsebene nach links drehen (bei 22° («)!)=: — 47?5). Sie sind unlöslich in Wasser,
Chloroform und Petroläther, wenig löslich in kaltem Aceton, leichter in heissem Aceton,
Benzol und Aether, sehr leicht löslich iu kochendem 90procentigem Alkohol; Alkalien lösen
sie in der Wärme sehr leicht. Auf alkalische Kupferlösung wirken sie nicht reducirend.
Formel : C32 H54 0^. — Mit 4procentiger Schwefelsäure erwärmt wird die Substanz gespalten :
es entsteht (28.3% des Glucosides) Zucker, welcher, aus seiner alkoholischen Lösung in
ziemlich voluminösen durchsichtigen Krystallen erhalten, süss schmeckt, Fehling'sche Lösung
reducirt, jedoch durch Hefe nicht in Gährung versetzt wird, in kaltem Wasser aber gelöst
eine Rotationskraft von (a)D = + 98?58, nach 24 Stunden von {cc)d = -\-7Q°.2 zeigt. —
Neben dem Zucker entsteht durch die Spaltung ein neutraler Körper in Form mikroscopisch
feiner prismatischer Nadeln, welche, färb- und geschmacklos, bei 278— 280^ schmelzen,
in Alkalien unlöslich, sich sonst wie das Glucosid den Lösungsmitteln gegenüber verhalten;
Rotationsvermögen: (a)D = + 42?6. Formel: C26 H^^ Og. — Die Spaltung des Gluco-
sides erfolgt nach der Gleichung: Cgi H54 0^ 4-H2 0 = C26H4^06 + Cg Hj2 06, welche
29.2 0/0 Zucker verlangt (gef. 28.3 %). — Die Epheublätter (im December gesammelt) ent-
hielten 4—5 %o au Glucosid. (Ob dieses Glucosid mit der von Vandamme und Chevallier
aus Epheusamen erhaltenen, nicht genügend untersuchten Base identisch ist ? Ref.)
138. Henry G. Greenish. Cape tea. (The pharmacentical Journal and transactions, vol. 11,
No. 550, p. 549; No. 551, p. 569.)
Am Cap der guten Hoffnung wird als Ersatz des chinesischen Thees in grossen
Mengen eine Droge benutzt, der sogenannte Honigthee, welcher von Cydopia genistioides
(Leguminosae) abstammen soll. Neben dieser Droge benutzte Verf. noch eine als Bush-
Tea bezeichnete, sowie den auf Cyclopia Vögeln zurückgeführten sogenannten Capthee.
Verf. hat diese Probe untersucht auf einen Gehalt an Caffein resp. einem Alkaloid überhaupt,
er konnte jedoch, ebenso wie Flückiger, ein solches nicht auffinden. — Verf. hat dann
300g des zerschnittenen Thees mit IV2I kochenden Wassers 2 Stunden behandelt, das
Filtrat auf ein kleines Volum eingedampft, mehrere Stunden mit frisch gefälltem und
gewaschenem Bleioxydhydrat digerirt, von dem voluminösen, gelblichbraunen Niederschlag
abfiltrirt, letztere öfter mit Wasser gewaschen, Filtrat und Waschwasser im luftverdünnten
Räume eingeengt und schliesslich über Schwefelsäure zum Syrup A. gebracht. — Der
Niederschlag wurde, in 50procentigem Alkohol vertheilt, durch Schwefelwasserstoff zerlegt,
das tief rothbraune Filtrat im Vacuum auf ein kleines Volum gebracht und über Schwefel-
säure zum Syrup eingedickt ; letzterer wurde alsdann mit absolutem Alkohol behandelt und
die darin schwer lösliche Substanz B. abfiltrirt, mit Alkohol gewaschen und getrocknet.
Das alkoholische Filtrat (200 ccm) wurde mit dem gleichen Volum Aether gemischt: der
entstandene Niederschlag C. abfiltrirt, mit Aether gewaschen und über Schwefelsäure getrocknet.
Das Filtrat wurde mit 200 ccm Aether behandelt: Niederschlag D.; das Filtrat wieder "mit
400 ccm Aether: Niederschlag E. Der Aetheralkohol wurde durch Destillation entfernt,
wobei sich ein Körper in kleinen, schwefelgelben, spitzen Nadeln ausschied: Cyclopiafluorescin,
von welchem bei weiterem Eindampfen noch grössere Mengen erhalten wurden. — Der
Syrup A. wurde mit absolutem Alkohol behandelt und so eine gelbliche, in Wasser leicht
lösliche Substanz abgeschieden; das alkoholische Filtrat enthielt Säure. — Cyclopin; der
108 Physiologie. — Chemische Physiologie.
Niederschlag E,, N. frei, lieferte bei der Analyse Werthe (C54.04 H5.84) , aus welchem sich
die Formel: C25H28 0,3,H2 0 berechnet. Mit Mineralsäuren gekocht, wird die wässerige
Lösung fein roth gefärbt und bildet sich beim Stehen ein rothbrauner flockiger Bodensatz;
das Filtrat davon reducirt Fehling'sche Lösung, ist mit Hefe gährungsfähig (Zucker).
Die Spaltung des Cyclopins scheint vor sich zu gehen entsprechend der Gleichung:
C25 H28 Oi3 -{- 3 H2 0 = Ci9 H22 Oio + Cg H12 Oß. Das Cyclopin ist unlöslich in Benzol, Aether,
Petroläther, Chloroform, Schwefelkohlenstoff, sehr leicht löslich in Wasser; reine, concen-
trirte Schwefelsäure löst es mit rothbrauner Farbe, Froh de 's Reagens ruft ein intensives
Violettroth hervor. Kali färbt die wässerige Lösung tief rothbraun mit grüner Fluorescenz.
Die neutrale Lösung liefert mit Eisenchlorid einen dunkelolivengrünen, mit Kupferacetat
einen schmutzig braunen, mit Bleiacetat einen hellgelben Niederschlag; Silbernitrat fällt
ebenfalls, Leim, Sublimat, Brechweinslein rufen keine Veränderung hervor, Kaliumbichromat
und Salzsäure färben bräunlichroth. — Das Spaltungsproduct des Cyclopins, das Cyclopia-
roth: C19H22O10 ist in Wasser schwer, in Alkohol im frisch gefällten Zustande leicht
löslich, sehr schwer in Aether, Petroläther, Chloroform und Benzol; caustische Alkalien
lösen mit tiefweinrother Farbe. Eisenchlorid färbt braun. — Die in Alkohol schwer lösliche
Substanz B.: ein blassrothes, in warmem Wasser leicht lösliches Pulver der Formel: C25H3qOi6
Oxycyclopin, welches, mit verdünnten Säuren gekocht, gährungsfähigen Zucker und
Oxycyclopiaroth C, 9 H22 0,2 lieferte, nach der Gleichung: C25 Hgg 0,6 + 2 H2 0 = Cg H,2 Og -[-
Ci9 H22 0,2- Das Oxycyclopin verhält sich zu den Reagentien ähnlich wie das Cyclopin,
nur zeigt die alkalische Lösung die grüne Fluorescenz nicht. — Cyclopiafluorescin bildet
hell schwefelgelbe Massen, welche aus dünnen, nadeiförmigen Krystallen bestehen. Formel:
C,4H,8 0i2- Diese Substanz ist in kaltem Wasser schwer, in kochendem leichter löslich,
in Alkohol und Aether fast unlöslich, wird von caustischen Alkalien gelöst zu einer gelben,
schön grüne Fluorescenz zeigenden Flüssigkeit. Concentrirte Schwefelsäure, sowie Fröhde's
Reagens lösen mit gelber Farbe, concentrirte Salpetersäure ändert die gelbe Farbe in Tinten-
schwarz, welches allmählich in Bräunlich übergeht. Die wässerige Lösung wird durch Eiseu-
chlorid dunkelgrün, durch Salpetersäure tief roth gefärbt, durch Kupferacetat schmutzig
graulich gefällt. — Zu bemerken ist, dass das vom Verf. erhaltene Cyclopin und Oxycyclopin,
weil aschehaltig, keine reinen Körper waren.
139. A. H. Church. Note on Cape tea. (The pharmaceutical Journal and Transactions,
vol. 11, No. 556, p. 693.)
Veranlasst durch die vorstehend besprochene Abhandlung von Green ish erinnert
Verf. daran, dass er schon im Jahre 1870 einen Aufsatz: „On cyclopic acid, a new
fluorescent substance extracted from the Cyclojna Vogelii" veröffentlicht habe,
in welchem er den von Greenish als Cyclopiafluorescein bezeichneten Körper beschrieben.
— Verf. erhielt die Cyclopiasäure aus Pflanzen von Cydopia Vogelii, indem er die
getrockneten Blätter, in ein Tuch gebunden, einige Tage in Wasser von 30—400 tauchte
und das Tuch öfters ausdrückte: es sammelte sich allmählig ein gelbes Pulver am Boden des
Gefässes an, welches in einer Mischung von Aether, Alkohol, Wasser und Essigsäure gelöst
und durch Umkrystallisiren aus schwachem Alkohol rein erhalten wurde. Die Ergebnisse
der Elementaranalyse (C53.44 H5.61) führten zu der Formel C^HgOi, welche Verf. jetzt in
Cit H18 Og (verlangt C53.50 H5.73) umwandelt.
140. A. Michael, lieber die Synthese des Methylarbutins. (Berichte der Deutschen Chem.
Gesellschaft, S. 2097.)
In Fortsetzung seiner Bemühungen, Glucoside synthetisch darzustellen (s. diesen
Bericht für 1879, I, S. 351), benutzte Verf. jetzt das aus Arbutin dargestellte Methyl-
hydrochinon, welches in geeigneter Weise (s. die Abh.) mit Acetochlorhydrose behandelt,
Methyl arbutin lieferte. Die erhaltenen farblosen, seidegläuzeuden , bitter schmeckenden
Nadelbüschel: 2 CigHigO^ -I-H2 0, schmelzen bei 168—1690, sind in Wasser und Alkohol
leicht löslich, werden durch verdünnte Säuren gespalten in Traubenzucker und Methyl-
hydrochinon.
141. Hugo Schiff. Zur Constitution des Arbutins. (Liebig 's Annalen der Chemie, Bd. 206,
S. 159.)
Pflanzenstoffe. — Glucoside. 109
Die in der Litteratur verzeichneten Angaben über Zusammensetzung (Formel),
Spaltung etc. des Arbutins sind zum Theil wenig übereinstimmend; Verf. glaubte die
Verschiedenheit der üntersuchungsresultate dadurch sich erklären zu müssen, dass zwei ver-
schiedene Arbutine existirten und dass in Folge dessen das von Hlasiwetz und Haber-
manu untersuchte Präparat, für welches sie die SpaUungsgleichung: C25 H34 0^4 -{" 2 Hj 0 =
Cg Hg O2 + Cg H5 (CH3) O2 + 2 Cg H,2 Og aufstellten, kein chemisches Individuum, sondern eine
Mischung von Arbutin und Methylarbutin gewesen sei, — Verf. hat jetzt in dieser
Beziehung Rückstände einer frühei'en Arbutindarstellung untersucht, indem er dieselben
einer fractionirteu Krystallisation unterwarf. Bezüglich der Angaben über Krystallwasser,
Schmelzpunkte und Zusammensetzung auf die Abhandlung verweisend, bemerken wir, dass
Verf'.s Resultate in der That dafür sprechen, dass die bisher untersuchten „Arbutine"
Mischungen von Arbutin und Methylarbutin gewesen sind. Eine genaue Isoliruug
resp. Trennung dieser beiden Körper gelang Verf. nicht.
142. Eduard N. Smith. Examiaation of ericaceous plants. (The americau Journal of
pharmacy vol. 53 (4. ser., vol. 11), p. 549.)
Verf. hat Chimaphüa maculata Pursh., Pyrola elliptica Nuttall, Pyrola chlo-
rantha Swartz, P. rotundifolia var. asarifolia Michaux untersucht. Verf. fand in allen
diesen Pflanzen Arbutin, welches noch in einer Verdünnung von 1:140000 die von Jung-
mann angegebene Reaction: blaue Farbe auf Zusatz von Phosphormolybdänsäure und
Ammoniak gab. Ausser dem Arbutin wurde in den Pflanzen gefunden: Ericolin, Ursen,
Farbstoff, ätherisches Oel, Gummi, Zucker, Gerbsäure, Gallussäure und Aepfelsäure (Chima-
pMla maculata enthielt statt Aepfelsäure: Citronensäure).
143. C. Hock. Sur quelques reactions spectrales d'alcaloides et de glycosides. (Comptes
rendus t. 93, p. 849. — Archiv der Pharmacie Bd. 219, S. 358.)
Verf. geht darauf aus, die Spectralanalyse zum Nachweis organischer Gifte zu ver-
werthen. — Löst man Digitalin in concentrirter Salzsäure und erwärmt zum Kochen, so
erhält man eine grüngelbe Flüssigkeit, welche einen starken Absorptionsstreifen im Anfang
von Blau auf F zeigt; das übrige Blau geht durch, während Violett von F ^/j G an beschattet ist;
krystallisirtes Digitalin verhält sich ebenso. — Mit Schwefelsäure erwärmt giebt Digitalin
eine braunrothe Lösung; dieselbe zeigt 2 dunkle Linien, eine stärkere im Grün bei E b,
eine schwächere im Blaugrün vor F. Setzt man dieser Lösung einige Tropfen von Erd-
mann's Mischung (concentrirte Schwefelsäure, welche in 2000g 3—4 Tropfen concentrirte
Salpetersäure enthält) zu, so erhält man eine carmoisinrothe Lösung: zu den 2 Linien,
welche stärker hervortreten, kommt eine 3. intensive im Gelb bei D. Diese 3 Linien
erscheinen noch schöner, wenn man der Lösung eine geringe Menge einer eisenchlorid-
haltigen zusetzt. Diese Reactionen halten sich Tage lang unverändert. — Delphinin wird
von concentrirter Schwefelsäure bräunlichgelb gelöst: ein Absorptionsstreifen im Grüngelb
bei D 1/3 E, welcher auf Zusatz von Erdmann's Mischung stärker hervortritt. — Bella-
donnin löst sich in concentrirter Schwefelsäure mit gelblicher Farbe, welche durch Erwärmen
rothgelb wird: ein starkes Absorptionsband im Blaugrün vor F. — Auch Solanidin,
Amygdalin, Cubebin, Salicin, Morphin, Codein,Narcotin,Papaverin, Cryptopin,
Chinin, Strychnin u. a. m, wurden untersucht; weitere Mittheilungeu werden in Aus-
sicht gestellt.
144. Edgar L. Patsch. On the Presence of Tannin in Gentian. (The american Journal
of Pharmacy vol. 53 [4. ser., vol. 11] p. 508.)
Verf. hat sich mit der Frage, ob die Enzianwurzel Gerbstoff enthalte
oder nicht (s. diesen Bericht f. 1876, S. 778; f. 1877, S. 631; f. 1879, I, S. 361; f. 1880,
I, S. 406) beschäftigt. Zahlreiche Versuche wurden in der verschiedensten Weise angestellt,
um eine Substanz zu erhalten, welche mit Gelatine, mit Cinchouidinsulfat, mit Brechwein-
stein und Eisenchlorid Niederschläge (mit letzterem schmutziggrün) giebt. Diese Reactionen
sind nicht der Gentisinsäure eigenthühmlich, da letztere in Wasser unlöslich, mit Eisenoxyd-
salzen eine tiefbraune Färbung liefert. Der Gerbstoff wird, da er mit der Harzsubstanz ver-
bunden, mit derselben ausgefällt. — Verf. hat auch die von Kennedy (s. diesen Bericht
No. 145) aus Frasera Walteri dargestellte Substanz mit reiner Gentisinsäure verglichen
IIQ Physiologie. — Chemische Physiologie.
und unterschiede zwischen beiden gefunden. So wird die Substanz aus Frasera von Salpeter-
säure blutroth, von Schwefelsäure carminroth, die Gentisinsäure von ersterer dunkelgrün,
von letzterer unverändert gelöst.
145. George W. Kennedy. Constituents of Frasera Walteri. (The american Journal of
Pharmacy vol. 53 [4. ser., vol. 11] p. 280.)
Verf. hatte Gelegenheit, ein von Lloyd (s. diesen Bericht für 1880, I, 416) aus
der amerikanischen Columbowurzel (Frasera Walteri) isolirtes citronengelbes Pulver zu
untersuchen und namentlich mit dem vom Verf. aus derselben Wurzel 1873 erhaltenen zu
vergleichen. Die von K. ausgeführten Reactionen sprechen für deren Identität, sowie dafür,
dass diese Substanz identisch sei mit dem Bestandtheil der Gentiana lutea. Beide Wurzeln,
die von Gentiana lutea und von Frasera Walteri unterscheiden sich bezüglich ihrer
Bestandtheile nur soweit, dass in der Frasera die gelbe Gentisinsäure, in der Gentiana
das bittere Gentiopikrin vorherrscht, — Die von Lloyd erhaltene Substanz lieferte mit
Eisenchlorid eine tief schwarzgrüne Färbung, mit Gelatinelösung einen geringen Nieder-
schlag, Es ist dies die Substanz, deren Reactionen einen Tanningehalt der GewfmHo-Wurzel
vortäuschten (s. diesen Bericht f. 1876, S. 778, f. 1877, S. 631, f. 1879, I, S. 361, f,' 1880,
I, S, 406),
146. E. Finocchi. Oleandrin. (Berichte d. D. Chem. Gesellsch. S. 2602 nach L'Orosi 257.)
Das Oleandrin giebt, nach Verf., mit Phosphormolybdänsäure weissen, amorphen
Niederschlag, ebenso mit Mayer 's Reagens und dem von Marme; Jod -Jodkalium fällt
orangegelb, Tannin weiss, Goldchlorid und Pikrinsäure gelb. Die Oleandrinsalze reduciren
schnell Ferridcyankalium, — Verf. hält das Oleandrin für identisch mit einem Ptomain,
147. A. Zander. Chemisches über die Samen von Xanthium Stramarium. (Inaug.-Disser-
tation, Dorpat, 8", 36 S.)
Verf. fand in den Samen von Xanthium Strumarium 5.44% Wasser, 5.18 % Asche
(mit 1.6 Kali, 2.26 P, O5 und 0,04 Si O2), 40,98 % Fett und Harz (88.6 in Petroläther lös-
liches Fett, 2,38 7o in Aether lösliches Fett und Harz), 3.31 % Saccharose, 0,95 % Schleim (?)
durch Alkohol fällbar, 36,64 "/q Eiweiss (und zwar 1.12 durch Alkohol fällbar, 1.42 »/o durch
Essigsäure fällbares Legumin, 4.10 durch Alkohol und Essigsäure nicht fällbar, 2,790/0 beim
Auswaschen in Wasser gelöst, 23,69% caseinartiger Körper in verdünnter Natronlauge
löslich, 0.72 % in verdünnter Natronlauge lösliches Eiweiss, 2.81 7o in Wasser und Natron-
lauge unlösliches Eiweiss), 0.68% Salpetersäure, 0,06 7o Ammoniak, 1.56% unbekannte durch
verdünnte Natronlauge lösliche Stofie, 1.52% Cellulose, 2,40% Cuticularsubstanz und 1.27%
organische Säuren und Xauthostrumarin. — Die zerstossenen Samen wurden mit Wasser
erschöpft, die graubräunlichen, trüben Flüssigkeiten mit 10 procentiger Bleiacetatlösung ver-
setzt, bis statt des anfangs entstehenden schmulzigweisslichen Niederschlags ein gelbliches
Präcipitat erhalten wurde. Das ziemlich klare, bräunliche Filtrat wurde jetzt mit Bleiacetat
ausgefällt, der schön citronengelbe Niederschlag in Wasser suspendirt und entbleit, das
goldgelbe Filtrat eingedampft, bis ein stärkerer Baldriangeruch auftrat, und jetzt mit dem
4- bis 5fachen Volum absolutem Alkohol ausgefällt. Nach dem Filtriren und Abilestilliren
des grössten Theils des Alkohols wurde der bei der Zersetzung entstandene Zucker durch
Aether gefällt , der Aetheralkohol abdestillirt und der Rückstand auf flachen Glasschalen
über Schwefelsäure getrocknet. Die reinste Portion des Xanthostrumarins hatte nur
sehr geringen Baldriangeruch, war völlig amorph, matt, hellgelb, neutral, stickstofffrei, un-
löslich in Petroläther, löslich in Wasser, Alkohol, Aether, Benzin, Chloroform, Methyl- und
Amylalkohol, wird durch Natronlauge dunkelgelb gefärbt, durch Eiseuoxyduloxyd und Eisen-
chlorid dunkelgrün, durch Kupferacetat grünblau, Bleiacetat citronengelb gefällt, reducirt
Silbersalpeter (sofort in amraoniakalischer Lösung). Concentrirte Schwefelsäure resp. Sal-
petersäure löst braungelb, Platinchlorid, Goldchlorid u. a. m, (s. d, Abh,) fällen. Durch
Kochen mit verdünnten Säuren wird die Substanz unter Bildung von Zucker gespalten ; diese
Spaltung tritt auch beim Kochen mit Alkalien ein, sowie durch längeres Kochen mit Wasser.
Der Zucker scheint Glycose zu sein.
148. F. Tiemann und W. Will. Deber das Hesperidin, ein Glucosid der Aurantiaceen, und
seine Spaltungsprodacte. (Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft, S. 946.)
Pflatizenstoffe. — Glucoside. 111
Verff. haben die von E. Hoffmann (s. diesen Bericht f. 1876, S. 827-829) begonnene
Untersuchung des Hesperidins und seiner Spaltungsproducte fortgesetzt. Das
Hesperidin: C22 H26 O12 erleidet durch Einwirkung verdünnter Schwefelsäure eine Spaltung
in Traubenzucker und Hesperetin: CigHiiOg. Letzteres wird durch Einwirkung von Alkali-
hydraten oder Bariumhydrat weiter zerlegt in Phloroglucin und Hesperetinsäure:
Cjo H,o O4. — Diese Säure wurde nun genauer untersucht. Durch schmelzendes Kalium-
hydrat liefert die Hesperetinsäure : Protocatechusäure, woraus hervorgeht, dass in dem
/C-
Molecul der Säure der Protocatechusäurerest : CgHs^O — vorhanden ist. Die weiter dar-
\0-
gestellten Derivate: die Methylhesperetinsäure und deren Methyläther sind genau untersucht.
Da aus der Methylhesperetinsäure leicht Veratrumsäure resp. Dimethylprotocatechusäure
erhalten werden konnte, da ferner aus der Acethesperetinsäure leicht Isovauilinsäure, aus
der Hesperetinsäure leicht Hydro isoferulasäure dargestellt wurde, so ist damit die Consti-
tution der Hesperetinsäure resp. ihre Identität mit der Isoferulasäure sicher
gestellt; die Hesperetinsäure ist somit eine paramethoxylirte, metahydroxy-
/CH = CH — COOH
lirte Zimmtsäure: Cg Ho^OH . — Von Abkömmlingen der Hesperetin-
X0CH3
säure wurde der Methyläther, das Hesperetol und Isovanillin untersucht. — Das Hespe-
retin zeigt nur die schwach sauren Eigenschaften eines Phenols, kann demnach keine
Carboxylgruppe enthalten. In dem Hesperetin ist Phloroglucin und Hesperetin-
säure nach Art der zusammengesetzten Aether verbunden und demnach die
/CH = CH-CO-0\
Formel des Hesperetins: C. H^^OH HO— ^Cg H3. — Die theoretischen Be-
\0CH3 HOX
trachtungen über die Constitution des Hesperidins sind in der Abhandlung nachzusehen.
149. G. francke. Ueber Hesperidin und Bergapten. Inaug.-Dissertation. Erlangen. 8. 21 S.)
Auf Veranlassung von Hilger hat Verf. die von E. Hoffmann (s. diesen Bericht
für 1876, S. 827) im Erlanger Laboratorium begonnene Untersuchung über das Hesperidin,
zum Theil mit Material, welches von den Arbeiten E. Ho ff mann 's herrührte, fortgesetzt,
um die Constitution des Hesperidins, sowie der aus ihm entstehenden Säure festzustellen. —
Bei der Oxydation des Hesperetins konnte mit Sicherheit weiter nichts als die Bildung
von Ameisensäure und Essigsäure constatirt werden. Durch Einwirkung von Acetyl-
chlorid wurde ein Derivat des Hesperetins erhalten, dessen Zusammensetzung der Formel:
C]6 H12 (C2 Hs 0)2 Og entspricht; dieses Diacetylhesperetin lieferte alsdann, mit schmelzendem
Kali behandelt : Protocatechusäure. — Die Hesperetinsäure konnte Verf. in ein Monoacetyl-
derivat umwandeln. — Bezüglich der Ansichten des Verf.'s über die Constitution des
Hesperetins und der Hesperetinsäure, wesentlich verschieden von den Ergebnissen der Unter-
suchung von Tiemann und Will (s. vor. No.), müssen wir auf die Abhandlung verweissen.
150. Constanz Manz. The root of Ipomoea pandurata. (The american Journal of Phar-
macy, vol. 53 [4. ser., vol. 11], p. 385.)
Verf. hat die Wurzel der Ipomoea pandurata untersucht. Dieselbe enthält 1.5%
eines Harzes, ferner Zucker, StJUke etc. — Das Harz hat eine gelblichbrauue Farbe,
welches, in Alkohol gelöst und mit Wasser ausgefällt, als gelblichgraues resp. gelblichweisses
Pulver erhalten wird. Dasselbe ist in Aether und Chloroform sowie in Alkohol löslich;
letztere Lösung zeigt saure Reaction. Wässerige Alkalien lösen es ebenfalls, Salzsäure fällt
es aus dieser Lösung aus. Benzol, Benzin und Essigsäure lösen es nicht. Mit verdünnter
Schwefelsäure gekocht liefert das Harz: Zucker; dasselbe ist demnach ein Glucosid.
151. Oscar Textor. The examination of persian insect powder for its active principle.
(The american Journal of Pharmacy, vol. 53 [4. ser. vol. 11] p. 491.)
Das persische Insectenpulver: die gepulverten Blüthen von Pyrethrum roseuni
und Pyr. carnettm, war bisher Gegenstand mehrerer Untersuchungen. Im Jahre 1876 isolirte
Jousset de Bellesme (s. diesen Bericht f. 1876, S. 859) ein krystallinisches Alkaloid,
Semen off ein flüssiges flüchtiges Alkaloid, während Rother neben einer öligharzigen
112 Physiologie, — Chemische Physiologie.
Säure: Persiceia und dem Persiretin eine leichtlösliche glucosidische Substanz: Persicin erhielt.
Die von den genannten Verff. dargestellten Substanzen werden von denselben auch als die
wirksamen Bestandtheile des Insectenpulvers betrachtet. ~ Nach einer Mittheilung der
Pharm. Centralh. 1878 wird die Wirkung des Pulvers durch 2 Substanzen bedingt: durch
einen dem Trimethylamin verwandten, an eine Säure gebundenen Stoff, sowie durch einen
zweiten von den Harzdrüsen der Blüthenröhrchen und den stachligen Pollenkörnern gebildeten
Bestandtheil. Wässerige und schwach weingeistige Auszüge des Pulvers sind fast wirkungslos
und auch die Tinctur kann niemals das Pulver vollständig ersetzen. — 1879 isolirte Dal
Sie (s. diesen Bericht f. 1879, I, S. 355) ein glucosidisches Harz. — Verf. untersuchte die
ganzen Blüthen, indem er dieselben pulverte und mit Benzol erschöpfte. Der sauer
reagirende Benzolauszug wurde verdunstet und nach Entfernung des Benzols noch mit Wasser
eingedampft (um etwa vorhandenes ätherisches Oel zu verjagen). Der weiche, klebrige
Rückstand wurde mit angesäuertem Wasser behandelt: das Filtrat enthielt kein Alkaloid. —
Der Beuzolextract löste sich vollständig in Alkohol; in angesäuertes Wasser gegossen schied
sich ein weiches Harz aus. — Ein Theil des Benzolauszugs verlor, mit wenigen Tropfen
Kalilauge behandelt, die grünliche Farbe, färbte sich dunkelbraun und wurde in Wasser
völlig löslich; diese Lösung schäumte stark und lieferte auf Zusatz von Säure einen Nieder-
schlag. Mit gebrannter Magnesia gemischt lieferte der Beuzolextract ein auf Fliegen stark
wirkendes Pulver; dieselbe Wirkung hatte das oben genannte, aus der alkoholischen Lösung
des Benzolauszugs erhaltene weiche Harz, nachdem dasselbe zuvor mit Magnesia zu einem
Pulver verarbeitet war ; ebenso wirkte die aus dem mit Kali behandelten Benzolauszug durch
Zusatz von angesäuertem Wasser erhaltene Masse, wenn man dieselbe mit Magnesia ver-
rieben. Das durch Benzol erschöpfte Insectenpulver , sowie aus demselben dargestellte
alkoholische Auszüge waren wirkungslos. — Das persische Insectenpulver enthält keine
Spur eines ätherischen Oeles. — Der wirksame Bestandtheil ist das weiche Harz, welches,
in Alkohol vollkommen mit saurer Reaction löslich, durch Wasser ausgefällt wird. Ob
dasselbe glucosidisch ist, wie Rother und Dal Sie gefunden, ist vom Verf. leider nicht
untersucht.
III. Säuren und Anhydride.
152. L. HaitiDger. Ueber das Vorkommen von Gitroneosäare und Apfelsäare im Cbeli-
donium majus. (Sitzungsberichte der mathemat.-naturwiss. Classe d. Wien. Akad.
Band 84, Abth. 2, S. 424.)
Veranlasst wurde diese Untersuchung durch die Angaben von Lietzenmeyer
(s. diesen Bericht für 1879, I, S. 343), dass die in dem Schöllkraut vorkommende Apfel-
säure von den bereits gekannten und näher untersuchten Apfelsäuren sich unterscheide.
Die Untersuchungen des Verf. führten nun zu dem Resultate, dass die von Lietzenmeyer
als isomere Apfelsäure beschriebene Substanz hauptsächlich aus Citronensäure und
Phosphorsäure besteht, Citronensäure (ausser Chelidonsäure) im Kraute von
Chelidonium majus in reichlicher Menge vorkommt und dass auch die gewöhnliche
Apfelsäure in dem Kraute mit Sicherheit nachgewiesen werden konnte.
153. J. Stenhonse and Charles E. Groves. Note on Usnic Acid and some Products of its
JOecomposition. (Journal of the chemical society, vol. 39, p. 234.)
Die aus Usnea barbata dargestellte rohe Usninsäure wird, durch üeberführen
in das Natriumsalz, Fällung und Umkrystallisiren derselben gereinigt, schliesslich wird die
fast reine Säure in Benzin gelöst, filtrirt und auskrystallisirt: die Säure bildet glänzende
gelbe Nadeln. — Wird reines usninsaures Natrium mehrere Stunden mit einer ver-
dünnten Lösung von Natriumbicarbonat bei Abschluss der Luft gekocht und alsdann mit
Schwefelsäure neutralisirt , so erhält man einen bräunlichgelben flockigen, aus Alkohol
krystallisirenden Niederschlag. — Wird Usninsäure in der 3fachen Menge concentrirter
Schwefelsäure gelöst und die dunkelorangefarbene Lösung 3 Stunden lang auf 60" erhitzt,
die kalte Masse in 15 Theile Wasser gegossen und der flockige Niederschlag nach öfterem
Waschen mit Wasser aus Alkohol krystallisirt , so erhält man Usnolinsäure in Form
kleiner, gelblicher, bei 218?5 schmelzender Prismen, welche in Benzin, Schwefelkohlenstoff
Pflanzenstoife. — Säuren und Anhydride. 113
und Aether unlöslich, in kochendem Alkohol wenig löslich, sich in verdünnten Alkalien
mit orangebrauner Farbe lösen. Formel: Cj^ 11^8 020- — Für die Usninsäure berechnen
die Verf. die Formel: C5) H50 Oji (verlangt: C62.67H4.84; gefunden: C62.66— 62.80 H5-5.06). Die
Usnolinsäure wäre aus der Usninsäure durch Entziehung von 1 Molekül Wasser entstanden.
154. A. Spiegel, üeber die Vulpinsäure. (Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft,
S. 1686.)
Verf. hat seine Untersuchungen (s. diesen Bericht f. 1880, I., S. 390, No. 132, 133)
fortgesetzt. Besprochen wird : die Oxatolylsäure, die durch Reduction der Pulvinsäure ent-
stehende Hydrocornicularsäure : Cjy Hje O3, Derivate dieser, sowie ein Spaltungsproduct der-
selben, die Phenylbernsteinsäure (s. die Abh.)
155. William J. Bowinan. Aspidium rigidum. (The american Journal of Pharmacy, vol. 53
[4. ser. vol. 11], p. 389.)
Verf. hat in dem Rhizom von Aspidium rigidum, eines an der Küste des Stillen
Oceans, von Oregon bis Mexico einheimischen Farrnkrauts neben Harz, Fett, Tannin, Glucose,
Gummi, Pectin und Stärke noch eine eigenthümliche Substanz gefunden: ein hellgelbes,
krystallinisches Pulver, mit geringem, Ekel erregenden Geschmack, in ätherischer Lösung
sauer reagirend. Erhitzt liefert dieselbe ein öfiges, nach Buttersäure riechendes Destillat;
es brennt der Körper mit leuchtender Flamme ; mit Ammoniak zersetzt nimmt er eine
dunkle gelbbraune Farbe an. Die Säure ist unlöslich in Wasser, wenig löslich in verdünntem
Alkohol , leichter in kochendem absolutem Alkohol , in fetten Oelen und sehr leicht in
Schwefelkohlenstoif, sowie in ätherischen Oelen. Verf. hält diese Säure für Filixsäure.
156. E. Smith. Eine Synthese der Salicylsäure. (Referate der Berichte der Deutschen
Chemischen Gesellschaft, S. 994, nach Amer. ehem. journ. II. 338.)
Durch mehrstündiges Erhitzen von benzoesaurem Kupfer mit Wasser im geschlossenen
Rohre auf 180° wurden nachweisbare Mengen von Salicylsäure erhalten.
157. E. Mandelin. Untersuchungen über das Vorkommen und über die Verbreitung der
Salicylsäure in der Pflanzengattung Viola. (Inaug.-Dissertation, Dorpat, 8", 60 S.)
Ausführliche Besprechung der Resultate von Untersuchungen, über welche Dragen-
dorff bereits (s. diesen Bericht für 1880, I, S. 385, No. 116) kurz berichtete. — Zu den
Untersuchungen wurden anfangs nur die officinelle Herba Jaceae s, Violae tricoloris
genommen ; das Material stammte aus der Umgegend Dorpats und entsprach der zur ßlüthezeit
gesammelten Viola tricolor L. var. arvensis Murr. — Mehrere Versuche hatten das Vor-
kommen eines krystallinischem Körpers gelehrt; zur Darstellung desselben wurden 21 Pfund
trockenes Kraut (im Juni und Juli gesammelt) zweimal mit genügender Menge Wasser aus-
gekocht und ausgepresst, die Auszüge auf freiem Feuer zur Hälfte eingekocht und kalt
gestellt: die von dem Bodensatz klar abgegossene, filtrirte Flüssigkeit wurde auf dem Dampf-
bade zum dünnen Extract verdunstet und dieses unter tüchtigem Umführen und in kleinen
Portionen in 2 Volum 85procentigen Alkohols eingegossen und 2 Tage kalt stehen gelassen.
Die von dem Bodensatz abfiltrirte alkoholische Flüssigkeit hinterliess einen Rückstand, der
zum dünneu Extract eingedampft in 2 Vol. absoluten Alkohols eingegossen wurde. Filtrat
und Waschalkohol des Bodensatzes wurden im luftverdünnten Räume destillirt: der zäh-
flüssige, schwarzbraune Rückstand auf dem Wasserbade vollkommen vom Alkohol befreit,
mit wenig Wasser verdünnt und durch Schütteln mit Aether erschöpft (18—20 Ausschütte-
lungen). Der grün gefärbte Aether hinterliess einen zähflüssigen, Chlorophyll- und fettreichen
Rückstand, welcher, auf dem Dampfbade wiederholt mit Wasser ausgezogen, eine gelbe
Lösung lieferte; letztere, mit Aether erschöpft, lieferte sternförmige Krystallisationen, welche
durch mehrmaliges Umkrystallisiren vollkommen farblos und aschefrei erhalten wurden.
Verf. fand die so erhaltenen Krystalle in ihren Eigenschaften und Reactionen (s. die Abh,)
durchaus übereinstimmend mit der reinen, dialysirteu Salicylsäure. Dieselbe ist im freien
Zustande, nicht in Form eines Salzes, in der Pflanze enthalten. — In den
Blättern, Stengeln, Rhizom, Blumenblättern, sowie dem nicht ganz reifen Samen der Viola
tricolor konnte Verf. die freie Salicylsäure nachweisen. — Verf. suchte ebenfalls die Menge
dieser Säure zu bestimmen und benützte, nach mehreren Prüfungen, zu den vergleichenden
Untersuchungen folgendes Verfahren : 7 g des lufttrockenen, grob gepulverten Krautes wurden
Botanischer Jabresboricbt IX (1881) 1. Äbth. 3
JJ4 Physiologie. — Cliemische Physiologie.
mit 70ccm 95procentigen Alkohols in einem Kolben 2 Tage macerirt, am Rückflusskühler
zum Kochen erwärmt, erkalten lassen, ausgepresst und filtrirt. 50 ccm Filtrat = 5 g Kraut
werden hei möglichster Luftverdünnung bis auf 1—2 ccm eingedickt, der Kolben bis 12 Stunden
kalt gestellt, 10 ccm Wasser zugesetzt, abermals bis 8 Stunden kalt stehen gelassen und
filtrirt; Inhalt des Kolbens und Filtrats mit 5 ccm warmen Wassers uachgewaschen. Die
klare Lösung wird nach und nach mit 10, 10 und 5 ccm reinen Äethers 10—15 Minuten
geschüttelt, der möglichst vollständig getrennte Aether in Glasschale verdunstet, der Rück-
stand mit kleinen Mengen (1—3 ccm) Wasser bei 50-70'' erschöpft und die so erhaltene
farblose Lösung colorimetrisch (nach Färbung mit sublimirtem Eisenchlorid) bestimmt (s. die
Abhandlung S. 42). — Zu diesen Untersuchungen dienten Viola tricolor L. var. syrtica
Flörke, Viola tricolor L. (aus Deutschland), Viola tricolor (Gartenvarietät), Viola tricolor
var. arvensis. Gefunden wurden an Salicylsäure:
lufttrockenes bei 110" getrocknetes und
Kraut aBchefreies Kraut
Viola tricolor Gartenvarietät . . . 0.0430% 0.0597 »/(,
Viola syrtica 0.0630 0.0829
Viola tricolor (Deutschland) .• . . 0.0868 0.1103
Viola arvensis 0.1068 0.1441
Kleine Mengen Salicylsäure wurden ferner nachgewiesen in Viola odor ata h.
(Rhizom), Viola silvatica Fr. (Kraut), Viola palustris L. (Rhizom), Viola palustris Ij. var.
epipsila Lid, (Kraut), Viola canina L. (Kraut), Viola arenaria DC. (Kraut) ; Viola uliginosa
Schrad. (Kraut), Viola mirabilis L. (Kraut), Viola uniflora L. floribunda und pinnatifida
gaben keine Reactiou. — Die Samen von Viola tricolor, das Kraut der Viola odor ata
scheint eine Substanz zu enthalten, welche beim Kochen mit verdünnter
Salzsäure Salicylsäure liefert.
158, D. B. Dott. Meconic acid. (The pharmaceutical Journal and transactions , vol. 11,
No. 551, p. 576.)
Die Meconsäure wird gewöhnlich als 3basische Säure betrachtet, während Dittmar
und Dewar dieselbe auf Grund ihrer Untersuchungen als 2basische auffassen. Verf. hat
zur Entscheidung der Frage Untersuchungen angestellt. Die vom Verf. in der verschiedensten
Weise dargestellten Silbersalze der Meconsäure enthielten nie übereinstimmende Mengen von
Silber. Der Silbergehalt schwankte in verschiedenen Präparaten zwischen 35.03 und 55.81"/o
und stieg sogar in einem mit Wasser längere Zeit gekochten Präparate auf 88.87 o/g, während
ein Salz der Zusammensetzung: C; H Ag3 0, 62.18"/., Ag erfordert. Verf. zieht hieraus den
Schluss, dass die Meconsäure, zumal dieselbe nur 2 Aethyläther bildet, nicht Sbasisch
sei, dass aber die Meconsäure leicht basische Salze zu bilden vermöge.
159, H. Ost. Die Verbindangen der Mecoasäuregruppe. (Journal für praktische Chemie.
Neue Folge, Band 23, S. 439.)
Verf. hat seine Untersuchungen der zu der Meconsäuregruppe gehörigen Ver-
bindungen fortgesetzt (s. diesen Bericht für 1878, I, S. 254, für 1879, I, S. 346). Die
OH
Meconsäure: C7 H^On = Cj HO, <C/pQQjj\ ist eine 2basische Oxysäure, welche
OH
leicht einen Di- und Triäthyläther liefert. — Die Komensäure : Cg H4 O5 = C5 Hj 02<Cqqqtt
wurde in einen Nitrokomensäureäthyläther und dieser durch Reduction in Amidokomensäure
übergeführt. — Bromkomensäure konnte leicht in Oxykomensäure : C5H4 02<Cpr)(-)ij ver-
wandelt werden. — Lässt man Ammoniak auf Komeusäureäther einwirken, so erhält man
Komenamid, welches verschieden ist von der isomeren Komenaminsäure.
160, F. Reibstein, üeber die Komensäure. (Journal für praktische Chemie, Neue Folge,
Band 24, S. 276.)
Ausführlichere Mittheilung der Resultate von Untersuchungen, über welche z. Th.
schon Ost kurz berichtete. — Die Komensäure entsteht aus der Meconsäure durch
Kochen mit Salzsäure unter Abgabe von 1 Mol. Kohlensäure; die Reinigung der Säure
wurde mit Hülfe des schwer löslichen Ammoniumsalzos vorgenommen, indem dasselbe mehr-
Pflanzenstoffe — Säuren und Anhydride. 115
mals aus heissem Wasser umkrystallisirt wurde. Die Komensäure ist eine Ibasische Oxy-
säure: C5 H2 C>2<foOH ' "^'^^^^^ durch Einleiten von Salzsäure in, die Komensäure suspendirt
enthaltenden absoluten Alkohol nur ein Alkoholradical an Stelle von Wasserstoff aufzunehmen
vermag: die erhaltenen grossen gut ausgebildeten Nadeln des Aethyläthers schmelzen bei
O C H O
126?5: mit Acetanhydrid behandelt liefern sie ein Acetylderivat : C5H2 Oj^^Öq^C H
Der schon oben erwähnte Nitroäther: kleine, gelbe Nadeln, schmilzt bei 147"; die wässerige
Lösung gibt mit Eisenchlorid eine rothe Färbung. Dieser Aether löst sich beim Erwärmen
in wässrigem kohlensaurem Natron unter Kohlensäureentwicklung auf: man erhält gelbe
Nädelchen eines in kaltem Wasser schwer löslichen Natronsalzes: C5 H (NO2) Og^nQn n jj
welches wasserfrei, beim Erhitzen sehr heftig explodirt. Auch ein Kali-, Baryt-, Kalk- und
Silbersalü wurden dargestellt. — Die Amidokomensäure bildet feine, weisse, seideglänzende
Nädelchen: C5 H (NH,) O2 . OH . COOK -f Hj 0; sie löst sich beim Erwärmen in starker
Salzssäure auf und scheidet sich beim Erkalten die salzsaure Verbindung in weissen, glimmer-
artigen Schuppen aus. — Das Komeuamid entsteht durch Einleiten von Ammoniak in die
ätherische Lösung des Komensäureäthers: ein gelber, krystallinischer Niederschlag, dessen
Kalisalz untersucht wurde. — Untersucht wurden ferner die Komenaminsäureäther, sowie
deren Barytsalz, die Oxykomensäure , deren Aether, Acetylderivat und Salze, sowie die
Oxykomenaminsäure.
161. Bailand. Sur la phytolaque dio'iqae. (Journal de Pharmacie et de Chimie, 5. Ser,,
t. 4, p. 232.)
Verf. hat die Trauben von Phytolacca dioiea L. {Pircunia dioica Moquin-Tandon)
untersucht. Dieselben bestanden (in Procenten) aus Wasser 75.4; Chlorophyll, Wachs,
Harz, ätherisches Oel und flüchtige Säure 0.45 ; reducirender Zucker 3.2 ; nicht reducirender
Zucker 11.2; organische Säure 2.6; Gummi 4.4 ; Proteinsubstanzen, Pectin und Pectose 0.89;
Asche 1.86. — Die organische Säure besass einige Eigenschaften der von Terreil (s. diesen
Bericht f. 1880, I, S. 387) aus Phytolacca decandra isolirten Phytolaccasäure.
162. A. Spiegel. Synthese der Tropasäure aus Acetophenon. (Berichte der Deutschen
Chemischen Gesellschaft S. 235.)
Verf. gelaugte zu einer Synthese der Tropasäure (s. Ladenburg und Rüg-
heim er, diesen Bericht für 1880, I, S. 386, No. 120), indem er Blausäure in statu nascendi
auf Acetophenon einwirken Hess, das so entstehende Cyanhydrin des Acetophenons durch
Erhitzen mit starker Salzsäure in Chlorhydratropasäure und diese weiter in Tropasäure
überführte.
163. L. Rügheimer. lieber Aethylatrolactinsäure. (Berichte der Deutschen Chemischen
Gesellschaft S. 446.)
Verf. theilt Versuchsresultate mit, durch welche die von Ladenburg und Rüg-
heimer (s. diesen Bericht f. 1880, I, S. 386) aufgestellte Structurformel für die Tropasäure
bestätigt wird.
164. Ernst Scbmidt. Zur Kenntniss der Methylcrotonsäure und der Angelicasäore. (Liebig's
Annalen der Chemie, Bd. 208, S. 249.)
Ausführlichere Besprechung der schon früher (s. diesen Bericht f. 1879, I, S. 345)
besprochenen Untersuchungen. — Wir erwähnen noch , dass die zu den Untersuchungen
dienende Angelicasäure aus Angelicawurzel nach den Angaben von Meyer undZeuner
bereitet wurde. Die Ausbeute betrug aus 50 Pfund Wurzel ca. 25 g reiner Säure = ca. 0.1 "/(,.
~ Die aus der Angelica- sowie Methylcrotonsäure erhaltene Valeriansäure wurde als
identisch mit der Methyläthylessigsäure erkannt.
165. E. Schulze und J. Barbieri. lieber das Vorkommen von Fbenylamidopropionsäure
unter den Zersetzungsproducten der Eiweissstoffe. (Berichte der Deutscheu Chemischen
Gesellschaft S. 1785.)
Verf. haben in den etiolirten Keimlingen von Lupinus luteus, welche ausser-
ordentlich reich au Asparagin sind, neben diesem in geringer Menge ausser Leucin einen
8*
116
Physiologie. — Chemische Physiologie.
Körper aufgefunden, welchen sie als Phenylaraidopropionsäure bezeichnen. Letztere
wurde aus dem Gemenge verschiedener Amidosäuren mittelst Kupfer oxydhydrat abgeschieden.
Aus der Kupferverbindung wurde die Säure durch Schwefelwasserstoff befreit, die Säure durch
Umkrystallisiren gereinigt. — Die reine Säure bildet glänzende durchsichtige Blätter, welche
in kaltem Wasser ziemlich schwer löslich sind. Formel: Cg H^ NO2. Die Säure lieferte,
mit Kaliumbichromat und Schwefelsäure oxydirt, Benzoesäure. Auf ca. 250^ erhitzt schmilzt
sie unter Zersetzung: die neben Kohlensäure und Wasser entstehenden Producte sind noch
nicht vollkommen untersucht.
166. Theodor Peckolt. Helosis guyanensis. (Zeitschrift des Allgemeinen Oesterreichischen
Apotheker-Vereins. 19. Jahrgang, S. 33.)
Helosis guyanensis Rieh. (Helosis brasiliensis Schott, et Endl.) eine Balano-
phoree (Tribus: Helosideae) findet sich im tropischen Südamerika, wachsend auf den
Wurzeln der Urtiga hranca do mato virgem; ihr Rhizom ist perennirend. Der Blüthen-
kolben wird von Dasyprocta Aguti L., dem Goldhasen, als Leckerbissen verzehrt. Verf.
hat die frischen Blüthenkolben untersucht und darin gefunden (in Proceuten) : Wasser: 80.0;
fettes färb- und geruchloses Oel: 0.6; braunes Weichharz: 1.4; braunes Harz (Helosis-
harzsäure): 0.172; rothen Farbstoff (Helosisroth): 1.001 ; Gerbsäure, Eisensalze grün
fällend: 1.627; Eiweissartige Substanzen: 1,2058; zuckerhaltigen Extractivstoff: 1.6274;
Stärkemehl: 1.3039; Dextrin, Pectinstoffe, Citronensäure, Weinsäure, Spuren von Apfelsäure,
anorganische Salze, Extractivstoffe etc.: 4.5294; Faserstoff: 6.5335. — Die frischen Wurzel-
knollen, welche ebenfalls untersucht wurden, sind kugelrund, von der Grösse einer Wallnuss bis
zu der einer Apfelsine. Sie enthalten ( in Procenten) : Wasser: 75.9761; Weichharz: 1.1904;
Harzsäure (bisamriechend}: 0.4705; Gerbsäure (Eisensalze grünfällend): 1.1666; eiweiss-
artige Substanzen: 0.7843; Glucose: 0.3236; inulinartige Substanz: 0.2941; phosphorsauren
Kalk: 0.9804; Dextrin, Schleim, organische Säure und anorganische Salze etc.: 5.4019;
Faserstoff 13.4121. — Zum Schlüsse gibt Verf. eine Zusammenstellung der Zusammensetzung
von 3 verschiedenen Tribus angehörigen Balanophoreen :
Helosis-
Helosis-
Scybalium-
Lophophy-
blüthe
knolle
pflanze
tum-knoUe
Fettes Oel
0.6
»_
0.256
Weichharz
1.4
1.1904
0.0735
—
Harzsäuve
0.172
0.4705
0.1746
—
Farbstoff
1.001
—
0.1659
5.858
Bitterstoffe
0.114
Gerbsäure
1.627
1.1666
—
0.152
Alkaloidartige Substanz . . .
—
—
0.005
0.006
Stärkemehl
1.3039
—
1.974
4,557
Glucose
1.6274
0.3236
0.6847
0.239
Eiweissartige Substanzen . . .
1.2058
0.7843
0.034
0.692
Extractivstoffe
—
—
0.31
1.703
Dextrin, Pectinstoffe, Schleim, an-
organische u. organische Salze
4.5294
6.3823
2.5362
14.451
Faserstoff
6.5335
13.4121
1.3181
22.886
Wasser
80.0000
75.9761
92.724
49.086
Trockensubstanz
20.0000
24.0239
7.276
50.914
167. R. Gnehm. Ueber Umwandlung von Cumarin und Cumarsäure in Körper der Indigo-
gruppe. (Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft S. 262.)
Wir entnehmen diesem Referate dasbefolgte Verfahren zur Darstellung des Cumarins:
eine Mischung von 20 g Salicylaldehyd, 50 g Essigsäureanhydrid, 250 g trockenem essig-
saurem Natrium wird im Oelbad ca. 10 Minuten auf 140'^ erhitzt, nach dem Erkalten mit
Pflanzenstoflfe. — Gerbstoffe. 117
Wasser versetzt, um das gebildete Cumarin nebst Salicylaldehyd abzuscheiden. Das ölige
Product wird gewaschen und destillirt; Ausbeute ca. 9 g.
168. R. Nasini. Ueber das specifische Orehungsvermögen des Parasantonids. (Berichte
der Deutschen Chemischen Gesellchaft S. 1512.)
Verf. hat, im Auschluss an seine mit Carnelutti ausgeführte Untersuchungen
(s. diesen Bericht für 1880, I, S. 391, No. 135) das Drehungsvermögen des Parasantonids,
unter Benutzung von Chloroform, Alkohol und Essigsäureanhydrid als Lösungsmittel, genauer
bestimmt und die Resultate in einer Tabelle zusammengestellt, aufweiche wir verweisen müssen.
IV. Gerbstoffe.
169. J. Loewenthal. Zur Gerbstoffbestimmung. (Zeitschrift für analytische Chemie.
20. Jahrg., S. 91.)
Bei Ausführung der vom Verf. früher (s. diesen Bericht für 1877, S. 628) an-
gegebenen Gerbstoffbestimmung ist es, nach Mittheilung von Dr. Seippel in Barmen,
sehr vortheilhaft , nach Zusatz des sauren Wassers zu der Mischung von Gerbstoff und
Leimlösung etwa 5 Minuten lang stark zu rühren; man erhalte dadurch eine leicht filtrir-
bare, klare Lösung.
170. F. Strohmer. üeber das Vorkommen von Ellagsäure in der Fichtenrinde. (Sitzungs-
berichte der mathem.-naturwiss. Classe der Wiener Akademie, Band 84, Abth. 2, S. 541.)
Verf. fand in der Stammrinde von Abies exeelsa DC. neben der Fichtenrinden-
gerbsäure: Ellagsäure, aber keine Gallussäure.
171. Julius Loewe. üeber die Gerbsäure der Eichenrinde. (Zeitschrift für analytische
Chemie, 20. Jahrg. S. 208.)
10 kg bester Eichenrinde wurden erschöpfend mit 90procentigem Weingeist
behandelt und die Auszüge bei möglichstem Luftabschluss zur Entfernung des Alkohols
destillirt. Der erhaltene syrupartige Rückstand ward mit dem 8— lOfachen Volum heisseu
Wassers verflüssigt und einige Tage zur Klärung stehen gelassen. Die klare Lösung wurde
durch Eintragen von reinem festem Kochsalz gesättigt, wodurch eine starke rothbraune
Fällung A entstand. — Die 'gesättigte Kochsalzlösung wurde durch Schütteln mit Aether
erschöpft (Gallussäure wurde so entfernt), der Aether auf dem Wasserbade entfernt und
nun mit reinem Essigäther erschöpft ; die Eichenrindengerbsäure wurde so entzogen und aus
dem Essigäther als glänzende, rothbraune, leicht abspringende Masse erhalten. Formel:
CagHaoOis- ^^^ Säure einer anderen Darstellung entsprach der Formel: CagHjgOii. —
Der in Kochsalzlösung unlösliche Theil A wurde weiter gereinigt; die Zusammensetzung
der reinen Masse führte zu der empirischen Formel: C28H24 0,2, einem Anhydrid der lös-
lichen Gerbsäure. Mit verdünnten Säuren in geschlossenem Rohre auf 108 — 110" 8 Tage
laug erhitzt, wurde die Säure in Eichen roth: C28H22O11 (unter Austritt von Wasser)
übergeführt; Zucker konnte in der Flüssigkeit nicht nachgewiesen werden. (S. die Unter-
suchungen von Etti: diesen Bericht für 1880, I, S. 407.)
172. C. Böttinger. üeber den Zucker der Eichenrindegerbsäure. (Berichte der Deutschen
chemischen Gesellschaft, S. 1598.)
Verf. hat im Verlauf seiner Untersuchungen über Lohgerberei etc. den aus der
Eichenrindegerbsäure entstehenden Zucker als gewöhnlichen Traubenzucker erkannt.
173. C. Etti. üeber Laevulin in der Eichenrinde. (Berichte der Deutschen chemischen
Gesellschaft, S. 1826.)
Bemerkt gegenüber der in vor. No. besprochenen Mittheilung von Böttinger,
dass dieser, wie aus seiner Abhandlung hervorgeht, Eichenrindengerbsäure in Substanz, zur
Analyse verwendbar, nicht in Händen hatte und desshalb auch nicht berechtigt sei, diese
Säure für glucosidisch zu erklären etc. ~ Verf. selbst hat seine eigenen Untersuchungen
(s. diesen Bericht für 1880, I, S. 407) über diesen Gegenstand fortgesetzt und aus der
benutzten Eichenrinde Quercit und Lävulin dargestellt. „Das Vorkommen des Lävulins
in der Eichenrinde scheint mir die alleinige Ursache gewesen zu sein, dass Diejenigen Zucker
finden konnten, welche den Gerbstoff zum Zweck seiner Darstellung aus einem Auszuge der
118 Physiologie. — Chemische Physiologie.
Eichenrinde mit Bleiacetat fällten und ihn im bleifreien Zustande in der Wärme mit ver-
dünnter Schwefelsäure behandelten."
174. A. Raabe. Beitrag zur Kenntniss der Gerbsäure der Ratanhiawurzel. (Pharmaceut.
Zeitschr. für Russland. 1880. No. 19.)
Widersprechende Angaben verschiedener Forscher über diese Säure erklärt der
Verf. durch die Unreinheit des untersuchten Productes, weswegen er seine Aufmerksamkeit
zuerst auf ihre Gewinnung in reinem Zustande lenkte. Zu diesem Zwecke benutzte er die
Methode Lowe's (Zeitschr. für anal. Chemie, 1872), welche er folgendermassen veränderte.
Die zerriebene Ratanhiawurzel wurde im Dampf bade mit destillirtem Wasser ausgekocht,
das Decoct colirt und bis zur Consistenz dünnen Extractes abgedampft. Um den Farbstoff
fortzuschaffen, versetzt man diese dunkelbraune Flüssigkeit zuerst mit einer kleinen Quantität
Na Cl in Stücken und rührt fleissig um , bis die überstehende Flüssigkeit anfängt heller zu
werden, dabei wird fast sämmtlicher Farbstoff als eine dunkle Masse abgeschieden. Die
überstehende Flüssigkeit wird abfiltrirt und mit Na Cl im Ueberschuss versetzt, worauf sich
nun aller Gerbstoff vollständig ausscheidet und beim Ausschütteln mit Essigäther in diesen
übergeht. Die ätherische Gerbsäurelösuug wird nun abgetrennt, von ihr der Essigäther
abdestillirt und der Rückstand getrocknet. Die gummiartige Masse wird in kaltem Wasser
gelöst und mit Schwefeläther ausgeschüttelt, bis die untere, vorher trübe Flüssigkeit voll-
ständig klar geworden ist; nun wird der Aether abgetrennt und durch Erwärmen der Rest
verjagt; darauf versetzt man die wässerige Flüssigkeit wieder mit Na Cl und schüttelt sie
mit Essigäther aus. Nach der Abdestillirung des letzteren und des Austrocknens im Wasser-
bade bekommt man Ratanhiagerbsäure in reinem Zustande: ein hellgelbes, leichtes,
amorphes Pulver, das in kaltem Wasser oder Alkohol sehr leicht und klar löslich ist; in
reinem Aether ist es kaum löslich. Mit Eisenoxydsalzen giebt diese Säure grüne Färbung ;
essigsaurer Kalk und essigsaures Barium, sowie auch Brechweinstein, bewirken keine Nieder,
schlage. Beim Verbrennen auf Platiublech hinterlässt sie keinen Rückstand, enthält nicht
Stickstoff. Die Elementaranalyse gab C — 59.60, H — 4.87 und 0 — 35.53 %; die Analyse
der Blei- und Kupfersalze gab die Formel für diese Säure: C20H20O3; dem Blei- (Kupfer-)
Salz kommt die Formel CioHjgPbO,, zu. Beim 20stündigen Erhitzen im Dampfbade in
zugeschmolzenen Röhren mit 5 % Schwefelsäure wird die Säure vollständig zersetzt : es
scheidet aus ein röthlichbrauner Stoff, der in Wasser und Aether unlöslich und in Alkohol
und Alkalien enthaltendem Wasser löslich ist. Seine Elementaraualyse gab: C — 62.75-
H — 4.81 und 0 — 32.44 0/0 , was der Formel C20 Hig Og entspricht ; sein Entstehen lässt
sich nach der Gleichung C20 H20 O9 ~ Hj 0 = C20 Hig Og vorstellen. Die Flüssigkeit wurde
nach der Methode von Rembold (Ann. d. Chem. und Ph., 143) auf Gehalt au Zucker
untersucht, jedoch keine Spur gefunden. Durch Schmelzen der Gerbsäure mit Aetzkali
entstehen Protocatechusäure und Phloroglucin ; bei der trockenen Destillation im CO2-
Strome entsteht Brenzcatechin. Diese drei Producte geben nicht nur Gerbsäure selbst,
sondern auch Ratanhiaroth , sowohl das aus ihr künstlich dargestellte, als auch das in der
Ratanhiawurzel präformirte (dieses letztere hat aber eine andere proceutische Zusammen-
setzung als das künstlich bereitete). Ratanhiawurzel enthält keine Gallussäure. Batalin.
175. A. Raabe. Sur le tannin du rataneia. (Repertoire de Pharmacie nouv. ser. t. 9,
p. 27. — Nach Pharm. Zeitschrift für Russland, 19. 577.)
Der aus der Ratanha dargestellten Gerbsäure kommt die Formel: C20H20O9 zu;
dieselbe liefert, mit 5procentiger Schwefelsäure im geschlossenen Rohre erhitzt: ein braun-
rothes festes Harz, aber keinen Zucker. Dem Ratanharoth kommt die Formel: C20 Hjg Og
zu; dasselbe entsteht aus der Gerbsäure unter Elimination eines Mol. OH2.
176. C. Etti. Beiträge zur Kenntniss des Catechins. (Sitzungsberichte der Mathemat.-
Naturw. Classe der Wiener Akademie, Bd. 84, Abth. 2, S. 553.)
Veranlasst durch die Mittheilungen von Gautier (s. diesen Bericht f. 1877, S. 629
-und 630, f. 1878, I, S. 270) über verschiedene in den Catechusorten enthaltene Catechine
hat Verf. seine Untersuchungen über denselben Gegenstand (s. diesen Bericht f. 1877, S. 629)
wieder aufgenommen, E, überzeugte sich, dass das aus dem Würfe 1-Gambircatechu
und das aus dem Pegucatechu darstellbare Catechin identisch sind (gegen Gautier).
Pflanzenstoflfe. — ludififcrente Stoffe. 119
Zahlreiche Aualyseu führten für das Catechu zu der Formel: CigHjgOg. — Trocknet man
das geschmolzene (Schmelzpunkt 140") und pulverisirte Catechiu bei 155—160", so ver-
liert es noch Wasser: das entstandene Anhydrid: Csß Hg^Ojs = 2 CigHigOg — OHj findet
sich ebenfalls in beiden Catechusorten und bildet den eigentlichen Gerbstoff,
das Phlobaphen (Catechugerbsäure). — Zur Ermittelung der Moleculargrösse des
Catechins wurde die Diazobenzolverbiudung desselben dargestellt; die Untersuchung der
Krystalle dieses Körpers bestätigte die Formel : CigHigOg, — Mit Schwefelsäure unter 140"
erhitzt lieferte das Catechin Breuzcatechin und Phloroglucin, welche Producte auch bei der
Einwirkung von Salzsäure, von schmelzendem Kali, der trockenen Destillation des Catechins
erhalten wurden. — Verf. betrachtet, gestützt auf seine Untersuchung, das Catechin als
entstanden aus 1 Mol. Breuzcatechin und 2 Mol. Phloroglucin unter Austritt von 2 Mol.
Wasser, „die dann allerdings mit der neuen Substanz vereinigt bleiben": Cß Hg O2 +
2 Cg Hg O3 = C^g Hi4 Og -j- 2 OHj. — Synthetische Versuche, Catechin aus Breuzcatechin und
Phloroglucin zu erzeugen, führten zu keinem Resultate. — Für das früher (s. diesen Bericht
für 1877, S. 629) untersuchte Catechin nimmt Verf. jetzt die Formel: Cjg H20 Og an, indem
er diese Substanz für ein Methylderivat des jetzt untersuchten Catechins ansieht.
177. S. de Luca. lieber das in der Castanea vesca enthaltene Tannin. (Referat der
Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft S. 2251 nach Gazz. chim. 257.)
Das Tannin konnte in allen Theilen des Baumes, Samen ausgenommen, nachgewiesen
werden.
178. F. N. Arata- Chemische Untersachangen der Persea Lingae and des darin enthaltenen
Tannins. (Ref. d. Berichte d. Deutsch. Chem. Gesellsch., S. 2251 nach Gazz. chim. 245.)
Die Rinde der Persea Lingue enthält 24.63 "/o Tannin, welches als röthlichweisses
Pulver an der Luft immer dunkler wird, das Volumgewicht 1.352 hat und entsprechend der
Formel: C^^ H17 O9 zusammengesetzt ist; bei der trockenen Destillation liefert es Breuz-
catechin, mit Salpetersäure oxydirt : Pikrinsäure und Oxalsäure, mit Kali : Phloroglucin und
wahrscheinlich Protocatechusäure.
V. Indifferente Stoffe.
179. Richard H. Groves. Borntraeger's Aloes test. (The american Journal of Pharmacy
vol. 53 [4. ser. vol. 11] p. 416.)
H. Bornträger giebt (Zeitschrift für analytische Chemie, 19, Jahrg., S. 165, 1880)
zum schnellen Nachweis der Aloe in Elixiren, Liqueuren und im Biere folgende Methode
an: „Schüttelt man eine kalt bereitete alkoholische Aloetinctur mit Aether oder besser mit
Benzin kräftig durch, so färbt sich das Benzin schwach gelblich-grün ; fügt man alsdann zu
einer klar abgegossenen Probe des Benzins einige Tropfen Ammoniaksolutiou und erwärmt
unter leichtem Schütteln die Lösung, so färbt sich das Ammoniak sofort schön violett-roth."
Am günstigsten wirkt eine concentrirte Ammoniaksolution, doch kann man auch fixe Alkalien,
Kalkwasser etc. nehmen. Auf Zusatz einer Säure schwindet die rothe Farbe. Durch die
beschriebene Reaction kann Aloe noch in einer Verdünnung von 1 : 5000 nach kräftigem
Schütteln nachgewiesen werden. Die übrigen Bitterstoffe sowie das Haematoxylin zeigen
dieses Verhalten gegen Benzin und Ammoniak nicht. Das zu untersuchende Bier etc.
schüttelt man mit dem zweifachen Volum Benzin. — Verf. hat zur Anstellung der Born-
träger'schen Reaction verschiedene Aloesorten benutzt. 40-, 10-, 5-, 2- und Iprocentige,
alkoholische Lösungen von Barbadoes-, Socotra-, Cap-, Natal- und Leberaloe wurden geprüft.
Die 1 procentige Lösung der Barbadoes-, Socotra- und Leberaloe lieferte rothe Reaction, die
der Capaloe rothe mit einem Stich in Brauu und die der Natalaloe eine sehr schwache rothe
Färbung. Schwächere Lösungen als die Iprocentige sind von Natalaloe zur Reaction un-
brauchbar; selbst von der Barbadoesaloe lieferte eine Lösung von 1 :250 eine kaum genügende
Reaction. Das reine Aloin giebt die Reaction nicht.
180. E. Schmidt und Emil Loewenhardt. Beiträge znr Eenntnlss der Bestandthelle der
Kokkelskörner. (Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft, S. 817.) S. a.:
E. Loewenhardt. Beiträge zur Kenntniss des Pikrotoxins. (Zeitschrift für die ges.
Naturwissenschaften 1880, Bd. 53, S. 535.)
120 Physiologie. — Chemische Physiologie.
Verff. theileu die Kesultate ihrer Untersuchungen über den wirksamen Bestandtheil
der Kokkelskörner mit. Entgegen den Ansichten von Barth und Kretschy (s. diesen
Bericht für 1880, I, S. 410), welche das Pikrotoxin für ein Gemenge von Pikrotoxinin
und Pikrotin halten, erklären Verff. das Pikrotoxin für ein chemisches, allerdings
leicht zersetzbares Individuum, Für diese Ansicht spricht der constante
Schmelzpunkt 199-200" (Pikrotin schmilzt bei 240—2450), ^g^ mangelnde Krystallwasser-
gehalt (Pikrotoxinin krystallisirt mit 1 Mol.}, die äusserst geringe Veränderung, welche das
Pikrotoxin erleidet, wenn es unter sehr häufigem Umschütteln 24 Stunden lang dreimal mit
der 200— 250 fachen Menge kalten Benzols in Berührung bleibt (von einem Gemisch aus
Pikrotoxinin und Pikrotin würde nur letzteres ungelöst zurückbleiben). — Verff. nehmen,
auf Grund der Kesultate vieler Analysen, für das Pikrotoxin die Formel C.^ H^q O^g an. —
Verff. fanden ferner, dass das Pikrotoxin durch wiederholtes 6stündiges Aufkochen mit der
50fachen Menge Benzol zerlegt wird in einen in Benzol leicht löslichen Bestandtheil C^s Hj^ 0^:
das Pikrotoxinin, und einen schwer löslichen Bitterstoff: Pikrotin: C21 H2^ O^q. — Das Pikro-
toxinin bildet rhombische, bei 200—201" schmelzende Tafeln, mit 1 Mol. Krystallwasser ;
das Monobrompikrotoxinin wurde untersucht: CijHjgBrOg. — Das Pikrotin schmilzt bei
240—245". — Auch durch Brom wird das Pikrotoxin gespalten. — Verff. erhielten aus den
Kokkelskörnern noch eine zweite, nicht bitter schmeckende Substanz in feinen, weissen, in
Alkohol und Aether fast unlöslichen Nadeln: das Cocculin: CigHagOio.
181. £. Paterno und Ä. Oglialoro. Untersuchungen und Betrachtungen über die chemische
Natur des Pikrotoxins. (Referat der Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft,
S. 539, nach Gazz. chim. 36—52.)
Verff., welche sich früher schon (s. diesen Bericht für 1877, S. 631) mit der Unter-
suchung des Pikrotoxins beschäftigt hatten, sprechen sich, auf Grund ihrer weiter fort-
geführten Untersuchungen über die Abhandlung von Barth und Kretschy (s. diesen
Bericht für 1880, I, S. 410) dahin aus, dass ihr Pikrotoxidhydrat mit dem Pikrotin von
Barth und Kretschy identisch sei. — Für das Pikrotoxin, welches sie für eine einheit-
liche Substanz halten, berechnen Verff. die Formel: C^oHaiOja, für das Pikrotin (Pikro-
toxidhydrat) die Formel: CisHigOg. „Das von Barth und Kretschy entdeckte neue
Pikrotoxin (Schmelzpunkt 201") steht nach den Verff. in naher Beziehung zu ihrem Pikro-
toxid (Schmelzpunkt 310"), insofern letzteres das Polymere des Pikrotoxins von Barth und
Kretschy ist; für dieses schlagen Verff. den Namen Pikrotoxinin vor.
182. L. Barth und M. Kretschy. Zur Pikrotoxinfrage. (Sitzungsberichte der Mathemat.-
Naturwiss. Classe der Wiener Akademie, Bd. 84, Abth. 2, S. 1119.)
Veranlasst durch die vorstehend besprochenen Arbeiten von Paterno und Oglialoro,
sowie von Schmidt und Loewenhardt, halten Verf. an ihrer früheren Ansicht (s. diesen
Bericht für 1880, I, S. 410) über die Natur des Pikrotoxins fest.
183. H. B. Parsons. The constituents of Damiana. (Yearbook of Pharmacy p. 159.)
Verf. fand in der Damiana (Turner a AphrodisiacaJ in Proceuten: Wasser 9.06;
Asche 8.37; Chlorophyll, weiches Harz, flüchtiges Oel 8.06; hartes, braunes Harz 6.39;
Zucker, Farbstoff und Extractivstoff 6.42; Tannin 3.46; Bitterstoff 7.08; Gummi 13.50;
Stärke 6.15; saure und alkalische Extracte 10.02; Albuminoide 14.88; Cellulose 5.03. —
Die Menge des ätherischen Oeles beträgt 0.2 "/q. Der Bitterstoff ist amorph, hellbraun,
unkrystallisirbar, Nfrei. kein Glucosid, in Wasser und Alkohol löslich, in Aether, Chloroform,
Benzol unlöslich.
184. H. Vassal. Recherches sur les stigmates de maus. (Joui'nal de Pharmacie et de
Chimie, 5. ser., t. 4, p. 158.)
Verf. untersuchte die Stigmata Ma'idis und fand darin einen in Wasser und
63procentigem Alkohol löslichen Bitterstoff, ferner durch Kali verseif bares , in Aether
lösliches Fett, kein Alkaloid.
185. F. Hoppe ■ Seyler. lieber das Chlorophyll der Pflanzen. 3. Abtheilung. (Zeitschrift
für physiologische Chemie, Bd. 5, S. 75.)
Verf. berichtet weiter über seine Untersuchungen (s. diesen Bericht für 1879, I,
S, 365, für 1880, I, S. 413) des Chlorophylls. — Verf. fand, dass beim Kochen mit
Pflanzenstoffe. — Indifferente Stoffe. 121
alkoholischer Kalilauge die spectroskopischen Erscheinungen des Chlorophyllans ebenso
wie die rothe Fluorescens der Lösung unverändert bleiben, dass durch dies einstündige
Kochen aber der phospborhaltige Antheil des Chlorophyllans abgetrennt werde unter Bildung
einer Säure, der Chlorophyllansäure. Die Lösungen ihrer Alkalisalze haben olivengrüne
Farbe, schwache, rothe Fluorescens, im Spectrum Bänder zwischen B und C und (weniger
dunkel) E und F. Die Säure, in Aether löslich, scheidet sich in undurchsichtigen, blau-
schwarzen, metallisch glänzenden rhomboedrischen Krystallen aus. Das Kalisalz ist in Alkohol
sehr schwer löslich. Die Säure enthält noch Stickstoff. — Die neben dieser Säure ent-
stehende phospborhaltige Substanz wurde als Glycerinphosphorsäure erkannt. Als weiteres
Product der Einwirkung des alkoholischen Kalis auf Chlorophyllan konnte noch Cholin
nachgewiesen werden. — Auf Grund dieser Untersuchungen hält es der Verf. für sehr wahr-
scheinlich, „dass das Chlorophyllan nicht mit Lecithin verunreinigt, sondern
eine Verbindung mit Lecithin oder selbst ein Lecithin ist".
186. R. Sachsse. Beiträge zur Eenntniss des Chlorophylls. (Chemisches Centralblatt,
3. Folge, 12. Jahrgang, S. 169, 185, 236.)
Zur Darstellung der Chlorophylllösung dienten theils Blätter von Primiäa elatior,
theils solche von Allium ursinmn, welche in Portionen von je 60 kg durch Abkochen mit
Wasser getödtet wurden; die abgepressten Blätter wurden zweimal mit Spiritus und dann
mit leichtem Petroleumbenzin von 0.7 spec. Gew. in der Siedehitze behandelt. Die tief
dunkelgrün gefärbten Alkohol- und Benzinauszüge bleiben vereinigt mehrere Tage stehen,
um Zeit zu lassen, dass der gelbe Farbstoff in den Alkohol, der grüne in das Benzin über-
geht. Schliesslich wird die aufschwimmende Benzinlösung abgehoben und - ohne jede
weitere Reinigung — zu den Untersuchungen benutzt. Letztere betrafen die reducirende
Wirkung des Natriums, durch welche nach längerer Zeit in der Lösung eine Trübung, dann
ein voluminöser Niederschlag hervorgerufen wird ; dieser ist dunkelgrün , fast schwarz , von
seifeuartiger Consistenz, in absolutem Alkohol leicht löslich zu feuriggrüner, prachtvoll
fluorescirender Flüssigkeit. Optisch stimmt der Farbstoff mit dem Chlorophyll sehr überein.
Metallsalze verursachen in dessen Lösung voluminöse Niederschläge, während in dem Filtrat
ein Kohlehydrat enthalten ist; ähnlich wirken Säuren, selbst Kohlensäure. Hierbei wurde
auch eine ölförmige Masse, ein „Fett" erhalten. Wir müssen auf die Abhandlung verweisen.
187. Sam. P. Sadtler and Wm. L. Rowland. Preliminary notice of a new vegetable coloring
matter. (The american Journal of Pharmacy, vol. 53, 4. ser., vol. 11, p. 49.)
Seit wenigen Monaten kommt von der Westküste Afrikas ein Beth-a-barra
genanntes Holz in den Handel, welches sehr zähe, compact, von der Farbe des schwarzen
Nussholzes ist und eine sehr schöne Politur anzunehmen vermag. Die zwischen den einzelnen
Fasern befindlichen Räume sind mit gelbem Krystallpulver angefüllt; in dieser Beziehung
unterscheidet sich das untersuchte Holz von dem Campeche-, Gaban- und Sandelholze, bei
welchen der Farbstzff gleichmässig auf die Fasern etc. vertheilt ist, und erinnert mehr an
Rhabarber, Araroba oder Goapulver, bei welchen ebenfalls der Farbstoff krystallinisch in
den Interstitien auftritt. — Der Farbstoff wurde dargestellt aus den Säge- und Raspel-
spähnen des Holzes durch Erhitzen mit Wasser, dem eine kleine Menge Natriumcarbonat
zugesetzt war: es wurde so ein tief weinrothes Filtrat erhalten, aus welchem Zusatz von
Essigsäure den Farbstoff in feinen Flocken ausschied. Letztere wurden, gewaschen, in
heissem BOprocentigen Alkohol gelöst; beim Erkalten scheiden sie sich krystallinisch aus.
Die reine Substanz bestand aus geschmacklosen, gelben Schuppen oder Nadeln (Prismen),
welche in kaltem Wasser unlöslich, in heissem Wasser wenig, in Alkohol und Aether leicht
löslich sind. Eine Spur Alkali färbt die Lösung tief weinroth. Die Krystalle schmelzen
bei 135". Als Formeln wurden berechnet: CagHjgOs oder C22 H23 0, für die bei 125"^
getrocknete Substanz und Cgs H^g O5 -f- 3 Hj 0 für die bei 100" C. getrocknete Masse. .—
Verf. hat diesen Farbstoff mit Haematoxylin verglichen; Natriumamalgam wirkt auf Hae-
matoxylin nicht ein, mit Beth-a-barra liefert es eine weisse, aus feinen Nadeln bestehende
Verbindung. Haematoxylin wird in ätherischer Lösung von Salpetersäure schon in der
Kälte schnell oxydirt, Beth-a-barra nur von heisser, concentrirter Säure unter Bildung eines
weissen krystallinischen Productes. Haematoxylin liefert, mit Kalihydrat geschmolzen, Pyro-
122
Physiologie. — Chemische Physiologie.
gallussäure, Beth-a-barra nicht. Ammoniak wirkt auf Haematoxylin oxyilirend, auf Beth-a-
barra nicht.
Reagentien
Brasilin
Haemato-
xylin
Santalin
Beth-a-
barra
Alkalien lösen . . .
Schwache Säuren . .
Conceutr. Säuren lösen
Alaunlösung ....
weiuroth
fällen orange
gelb
f. carmoisinroth
Kalkwasser ....
Eisenoxydulsalze fällen
Eisenoxydsalze fällen
Kupfersalze ....
purpurschwarz
bräunlichroth
Bleisalze ....
Quecksilbersalze .
Silbersalze fällen .
Brechweinstein . .
Zinnchlorür fällt .
Natriumaluminat fällt
f. carmoisinroth
f. gelb
gelb
f. rosenroth
roth
weinroth
purpurröthlich
lös. rosenroth
rosenroth
1. gelb in violett
übergehend
f. purpurblau
bläulichschwarz
schwarz
1. purpurn
1. violett
1. gelb
grau
1. purpurn
»
rosenroth
fäll, hellroth
dunkelroth
fällt
f. röthlichbraun
röthlichviolett
röthlichbraun
f. roth
f. röthlichviolett
f. Scharlach
röthlichbraun
f. kirschroth
roth
weinroth
fäll, gelb
gelb
fällt
1. weinroth
schön röthlich-
chocoladen
chocoladeubraun
f. braun in gelb
übergehend
f. ziegelroth
f. orangegelb
tiefroth
f. orange
gelb
weinroth
Verfif. haben den Farbstoff auch noch mit der Chrysophansäure verglichen; letztere
schmilzt bei 162^ C, löst sich in Alkalien, Ammoniak mit tiefrother Farbe. Mit Zinkstaub
erhitzt, liefert die Chrysophansäure : Methylanthracen, der Beth-a-barra-Farbstoff aber phenol-
ähnliche, nach Holztheerkreosot riechende, in Alkalien mit violetter Farbe lösliche Körper.
— Auch das Chrysarobin unterscheidet sich wesentlich von dem neuen Farbstoff.
188. C- Loring Jackson, lieber Curcumin. (Berichte der Deutschen Chem. Gesellschaft,
S. 485.)
Verf. hat sich bemüht, die Zusammensetzung des Curcumius besser, als bisher
geschehen, festzustellen. Das zu diesen Untersuchungen dienende Präparat wurde vom Verf
selbst aus bengalischer Curcumawurzel dargestellt und bildet gelbe, zu sternförmigeu Gruppen
vereinigte, bei 177—1780 schmelzende Prismen. Die Resultate der angeführten Analysen
dieser Substanz stimmen gut zu der Formel: Ci4 Hj^ 0^. Salze des Curcumin konnten nicht
analysirt werden, weil sie nicht stabil genug sind.
189. E. Jahns, üeber das Eaempferid. (Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft,
S. 2385.)
Verf. hat das von Brandes früher aus der Galangawurzel dargestellte Kaempferid
einer Untersuchung unterzogen, Avelche zu dem Resultate führte, dass diese Masse ein
Gemenge mehrerer Körper sei, welche Verf. als Kaempferid, Alpiuin und Galangin unter-
scheidet. — Die schwefelgelben, flachen Nadeln des Kaempferids schmelzen bei 221—222";
aus den Resultaten der Elementaranalysen berechnet sich die Formel: C,ß Hjg Og + OH2.
Dargestellt wurde eine Blei- und Barytverbindung, sowie ein Diacetyl- und Dibenzoyl- und
Dibromderivat. Durch Oxydation mit Salpetersäure entsteht aus dem Kaempferid: Auissäure
und Oxalsäure. Mit Aetzkali geschmolzen, entstehen Phloroglucin, Oxalsäure, Ameisensäure.
190. E. Jahns, üeber Galangin und Alpinin. (Berichte der Deutschen Chem. Gesellschaft,
S. 2807.)
Das Galangin: CisHmOg bildet hellgelbe, schmale, sechsseitige Tafeln, welche in
Wasser fast unlöslich, bei 214 -215« schmelzen. Dargestellt wurde eine Bleiverbindung,
ein Triacetyl- und Dibromgalangin ; mit Salpetersäure oxydirt, entsteht Benzoesäure und
Oxalsäure, mit Kali geschmolzen dieselben Producte. — Alpinin zeigte den Schmelzpunkt
172—174°: hellgelbe Nadeln der Zusammensetzung: Cj, H,2 Og.
Pflauzenstoffe. - Kohlenhydrate. 123
191. W. Halberstadt and M. A. vod Reis. Zar Kenntniss des Haemateins. (Berichte der
Deutscheu Chemischen Gesellschaft, S. 611.)
Haematein, bisher nur gewonnen durch Oxydation des Haematoxylins , konnte
Verf. in schön metallgläuzenden rothen Krystallen darstellen durch directes Ausziehen des
fermentirten Campecheholzes mit Aether. Die Ausbeute betrug 1 Procent. Die Resultate
der mit dem Präparate ausgeführten Analysen stimmten zu der Formel Ciß Hu 0«. Die
Substanz ist in Wasser, Alkohol etc. sehr schwer löslich.
192. F. Jean. Snr le titrage de l'oenoline et de roenotannin dans les vins. (Comptes
rendus t. 93, p. 966.
Verf. fand, dass das Oenolin ähnlich wie Gerbsäure: Jodlösung zu entfärben
vermag, derart, dass 100 Th. Tannin 61.7 Th. Oenolin entsprechen. Verf. gründet hierauf
eine Methode zur Titrirung des Farbstoffgehalts des Rothweins, (s. d. Abh.)
VI. Kohlenhydrate.
193. Th. Pfeiffer und B. ToUens. lieber Verbindungen von Kohlenhydraten mit Alkalien.
(Liebig's Anualen der Chemie, Band 210, S. 285.) — Tb. Pfeiffer, üeber Verbin-
dungen einiger Kohlenhydrate mit Alkalien, Diss. Göttingen. S». 37 S,
Verf. haben zur Feststellung der Moleculargrösse verschiedener Kohlenhydrate
Derivate derselben darzustellen versucht; sie untersuchten die Natriumverbindung der
Stärke: Cj^HjgNaOjo resp. C 24 H4i Na O21 , Stärkekalium, Rohrzuckernatrium,
Dextrinnatrium, Inulinnatrium. Die Resultate fassen die Verf. also zusammen:
„Ein ürtheil über die Moleculargrösse der Körper der Stärkereihe lässt sich mit Hülfe
der Alkaliverbindungen dieser Kohlenhydrate gewinnen, doch sind die von uns gefundenen
Formeln aus den oben dargelegten Gründen vielleicht nicht völlig genau, vielleicht auch nur
als Minimalgrösse zu betrachten. — Der Stärke kommt unter obigen Reserven die Formel
C24H40O20 oder C24.H42O21 zu, welche vier alte Stärkegruppen Cg H^ O5 umfasst. — Die
Formel des Rohrzucke vs Ci2 H22 Oji wird durch die auch von uns gefundene Zusammen-
setzung seiner Natriumverbindung bestätigt. — Das Inulin besitzt eine Formel mit 12
Atomen Kohlenstoff, d. h. C^j H20 O^o oder Ct2H22 0i, und eine Parallelstellung derselben
mit der Stärke ist daher unhaltbar. — Dextrin hat weniger stimmende Resultate ergeben,
doch folgte aus den erhaltenen Zahlen, dass die Moleculargrösse des Dextrins viel geringer
ist als diejenige der Stärke und sich mehr derjenigen der Zuckerarten und des Inulins
nähert. — Amylodextrinnatrium aus rohem Amylodextrin hat Zahlen ergeben, welche
sich denen der entsprechenden Stärkeverbinduugen nähern. Durch Ausfrieren, Ausfällen und
andere Manipulationen gewonnene Amylodextrine haben dagegen Zahlen geliefert, welche
mehr oder weniger mit denen des Dextrins, des Inulins, des Rohrzuckers übereinstimmen.
194. E. fremy et ürbain. Etudes chimiques sur le squelette de vegetaux. (Comptes rendus
t. 93, p. 926.)
Die in dem Pflanzenskelett vorkommenden Substanzen unterscheiden sich durch
folgende Eigenschaften. Die Pect ose wird durch Einwirkung von Alkalicarbonat löslich
gemacht, durch Salzsäure aus der Lösung in gelatinöser, unlöslicher Form gefällt. — Die
Cellulose, Paracellulose und Metacellulose lösen sich ohne Färbung in concentrirter
Schwefelsäure; die Cellulose löst sich sofort in ammoniakalischer Kupferlösung, die Para-
cellulose erst nach ihrer Behandlung mit Säuren, die Metacellulose gar nicht, wohl aber
schnell in Salpetersäure und unterchlorigsauren Salzen. —- Die Vasculose, der Haupt-
bestandtheil der Gefässe, ist in ammoniakalischer Kupferlösung unlöslich, widersteht lange
der Wirkung concentrirter Schwefelsäure, wird aber schnell von Chlor und Hypochloriten,
Salpetersäure, Chromsäure, Kaliumpermanganat etc. angegriffen und in harzige, in Alkalien
lösliche Säuren verwandelt; auch caustische Alkalien lösen die Vasculose in der Wärme
und unter Druck auf. — Die Cutose unterscheidet sich von der Vasculose dadurch, dass
erstere von verdünnten Alkalien schon bei gewöhnlichem Drucke schnell gelöst wird. —
Verff. haben alle Theile der Pflanzen untersucht. Das Holz
Vascul(
3se
Ce
11
ulose
u.
Paracellulose
18
64
28
53
34
28
35
20
36
21
40
27
124 Physiologie. — Chemische Physiologie.
der Pappel enthielt
„Eiche „
des Buchsbaums „
„ Ebenholzes „
„ Guajaks „
„ Eisenholzbaums „
Mit der Härte und Dichte des Holzes nimmt die Menge der Vasculose zu. — Das Paren-
chym des Hollun der Strauches enthielt: 37 Cellulose, 38 Paracellulose und 25 Vasculose.
— Der gewöhnliche Kork bestand aus: 5% in Säuren und Alkalien löslich, 43 Cutose,
29 Vasculose und 12 Cellulose und Paracellulose. — Analyse der Wurzeln der Paulownia.
Kork Bast Holz
In Wasser und Alkalien löslich . . 45 56 47
Vasculose 44 34 17
Paracellulose 4 4 30
Die Blätter des Epheus enthielten: Wasser und in neutralen Flüssigkeiten lösliche Stoffe
707.7; Parenchym aus Cellulose und Pectose 240.0; Fasern und Gefässe aus Vasculose und
Paracellulose 17.3; Epidermis aus Cutose und Paracellulose 35.0. — Die Blumenblätter
der Dahlia enthielten: Wasser und lösliche Stoffe 961.30; Parenchym aus Cellulose und
Pectose 31.63; Vasculose 1.20; Paracellulose 2.27; Cutose 3.60. — Analyse der Früchte:
Das Epicarp besteht sehr oft aus 3 Membranen, von welchen die äussere aus Cutose, die
mittlere aus Vasculose und die innere aus Paracellulose gebildet ist. — Das Endocarp
ist dem Holze ähnlich zusammengesetzt aus Cellulose, Paracellulose und Vasculose. Es
enthielten:
Vasculose Cellulose u. Paracellulose
Wallnussschalen ... 44 25
Haselnussschalen ... 50 31
Cocosnussschalen ... 58 25
Apricosenkerne ... 60 26
Bankulnüsse .... 62 14
Das Mesocarp der Früchte besteht hauptsächlich aus Cellulose, oft von Pectose begleitet;
die Gefässe des Mesocarps aus Vasculose, die steinigen Concremente (z. B. in den Birnen)
aus Vasculose und Cellulose. — Analyse der Samen: Das Perisp erm (nach Entfernung
vom Amylum, Fett und Nhaltigen Körpern) fast ausschliesslich aus Cellulose; die Testa
aus einem Gemenge von Cutose, Cellulose und Paracellulose. — Das Pilzgewebe enthält
bedeutende Mengen von Metacellulose.
195. Franchimont. Sur les derives acetyliques de la cellulose. (Comptes rendus, t. 92,
p. 1053.)
Verf. hatte früher (s. Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft 1879, S. 1941)
durch Einwirkung von Essigsäureanhydrid und Schwefelsäure auf schwedisches Filtrirpapier
ein Acetylderivat in blendend weissen, microskopisch feinen Prismen erhalten. Ausser diesem
Product entstehen aber bei der Reaction noch zwei Verbindungen, welche Verf. jetzt unter-
sucht hat. Der eine Körper ist ein weisses, in Essigsäure leicht lösliches, in kochendem
Amylalkohol ziemlich gut lösliches Pulver, welches bei 232" unter Zersetzung schmilzt. Der
zweite Körper ist in Amylalkohol unlöslich.
196. A. Girard. Memoire sur l'hydrocellulose et ses derives. (Aunales de Chimie et de
Physique, 5. ser., t. 24, p. 337—384.)
Verf. theilt ausführlich die Resultate seiner Untersuchungen über Darstellung und
Eigenschaften der Hydrocellulose mit (s. diesen Bericht für 1879, I, S. 383); wir müssen
auf die Abhandlung verweisen.
197. C. O'SuUivan. On «• and ß-Amylum. (The pharmaceutical Journal and transactions,
vol. 12, No. 596, p. 451.)
Gerste wurde durch Alkohol von 0.9 bei 40" völlig erschöpft, der Rückstand vom
Alkohol befreit und mit Wasser von 35—38" C. mehrere Stunden behandelt, bis nichts mehr
Pflanzenstoffe. — Kohlenhydrate, 125
gelöst wurde; das Filtrat wurde eingedampft und durch Alkohol gefällt: der weisse, klebrige
Niederschlag wurde mit Alkohol gewaschen und getrocknet. Das Pulver wurde mit kaltem
Wasser ausgezogen, das Ungelöste mit kalter verdünnter Salzsäure behandelt und gewaschen
(Auszug A); der Rückstand wurde darauf in kochendem Wasser gelöst, filtrirt und das
Fihrat mit Alkohol, welcher 3— 4''/o Salzsäure enthielt, ausgefällt, der Niederschlag
gewaschen, getrocknet und durch Auflösen und Ausfällen gereinigt. Formel der Substanz:
a-Amylum: CgHioOs; eine Iprocentige Lösung besitzt das Rotationsvermögen (a) = —24.
Reducirt nicht; wird durch Sprocentige Schwefelsäure in Dextrose übergeführt. — Der
Auszug A wurde ähnlich behandelt und lieferte ß-Amylum: Cg Hio O5, dessen Iprocentige
Lösung das Rotationsvermögen (a) = — 73 hatte, durch Schwefelsäure in Dextrose über-
geführt wurde. — Die Gerste enthielt ca. 2% a-Amylum und 0.3 % ß-Amylura. Weizen
und Roggen enthalten 2—2.5 % ß-Amylum und nicht mehr als 0.1 % a-Amylum. Gemalztes
Getreide enthält diese Substanzen nicht.
198. F. Salomon. Die analytische Bestimmung ' der Stärke. (Berichte der Deutschen
Chemischen Gesellschaft S. 2421 nach Repert. anal. Chem. S. 274.)
Da Stärke über 120" getrocknet, bereits gelb wird, ein Zeichen, dass bei dieser
Temperatur bereits die Zersetzung beginnt, so wird man nach Verf. die bei 120^ getrocknete
als Ausgangsmaterial für Untersuchungen benutzen, umsomehr als mit dieser die höchsten
Werthe bei der Bestimmung des daraus gebildeten Zuckers erhalten werden. Trocknet man
bei 1200, berücksichtigt den Aschengehalt, die bei der Verzuckerung ungelöst bleibenden
Antheile, bestimmt den Zucker nach Soxhlet, dann erhält man auf 100 Stärke 111.1 Zucker,
entsprechend der Formel: Cg Hm O5 für die Stärke.
199. von Mering. Ueber den Einfiass diastatischer Fermente auf Stärke, Dextrin and
Maltose. (Zeitschrift für physiologische Chemie, Band 5, S. 185.)
Die Resultate seiner Untersuchungen (s. die Abb.) stellt Verf. in folgenden Sätzen
zusammen: 1. Aus Stärke bildet sich unter dem Einflüsse von Speichel oder Diastase
anfangs ausser Dextrin nur Maltose. 2. Bei längerer Einwirkung dieser Fermente auf
Amylum tritt als secundäres Product, d. h. durch Spaltung von Maltose Trauben-
zucker auf. 3. Maltose wird in kurzer Zeit (ca. 2 Stunden) weder durch nennenswerthe
Mengen von Diastase noch Speichel nachweisbar verändert. 4. Sowohl Speichel wie Malz-
ferment verwandeln bei langer Einwirkung Maltose in Traubenzucker. 5. Weder bei der
Fäulniss, noch bei der Gährung von Maltose lässt sich Glucose nachweisen. 6, Bei der
Einwirkung von Diastase oder Speichel auf Amylum entstehen zwei verschiedene Dextrine,
von denen das eine durch genannte Fermente angegriffen wird, das andere dagegen nicht.
7. Lässt man Speichel- oder Malzferment auf Dextrin (welches durch Fermente verändert
wird) einwirken, so entsteht Maltose und als secundäres Product aus Maltose Traubenzucker.
200. Greenish. Untersuchungen des Fucus amylaceus. (Sitzungsberichte der Dorpater
Naturforschergesellschaft, S. 39.)
Sphaerococcus lichenoides Ag., die unter dem Namen Fucus amylaceus bekannte
Alge, im Handel als Ceylon -Moos, Agar-Agar bekannt, wächst au den Küsten von
Ceylon, China und Java; das wässerige Decoct erstarrt beim Erkalten zu einer festen
Gallerte. — In der Alge konnte Stärke microskopisch und chemisch nachgewiesen werden,
doch tritt die blaue Farbe der Jodstärke erst dann deutlich auf, wenn man die Schnitte
zunächst mit Kalilauge behandelt, diese mit Essigsäure neutralisirt und dann Jod ein-
wirken lässt. — Der durch kaltes Wasser erhaltene Auszug der Alge enthält kleine Mengen
eines durch Alkohol fällbaren, durch Säure in Zucker überführbaren Schleimes; Mannit
und Traubenzucker konnten in dem Wasserauszug nicht nachgewiesen werden. — Nach
wiederholter Behandlung mit kaltem Wasser wurde die Alge eine halbe Stunde lang mit
20 Theilen Wasser gekocht, heiss filtrirt, die nach dem Erkalten vorhandene klare, geibe,
feste Gallerte zerschnitten und durch Waschen mit kaltem Wasser von Stärke und Earb-
stoff befreit. Die farblose, etwas opalisirende Gallerte wurde bei 40'' getrocknet; sie enthält
4.43 % Asche, war stickstofffrei und entsprachen die Resultate der Elementaranalysen am
besten der Formel: 4Cg H,o O5 — OH2. Die Substanz quillt in kaltem Wasser auf, ohne
sich zu lösen; beim Kochen erfolgt die Lösung rasch. Erst 7 Tbeile Alkohol bewirken in
126 Physiologie. — Chemische Physiologie.
der heissen Lösung eine Fällung. In Kupferoxydammoniak ist die Gallerte löslich, Jod
und Schwefelsäure färben sie nicht; die wässerige Lösung ist linksdrehend. Mit Säure
gekocht geht die Gallerte langsam in Zucker über , dessen Rotationskraft bestimmt war zu
(a)D = -|-80?6, nicht gährungsfähig ist und mit Salj^etersäure oxydirt Schleimsäure liefert
(Arabinose?). — Zwischen der Gallerte und dem Zucker entsteht ein Zwischenproduct,
dessen Rotationskraft zu (a)D = -|- 33?1 bestimmt wird. — Die durch Wasser erschöpfte
Alge wurde mit Iprocentiger Salzsäure macerirt und der erhaltene Auszug durch Alkohol
gefällt: der gereinigte Niederschlag ist weiss, liefert mit verdünnten Säuren gekocht gährungs-
fähigen Zucker. Formel: Cg H^o O5. — Aus der durch Salzsäure erschöpften Alge konnte
jetzt, durch Behandeln mit verdünnter Natronlauge, Metarabin in nur sehr geringer
Menge dargestellt werden. — Aus dem Rückstand der Droge konnte durch lOprocentige
Kalilauge noch Holzgummi isolirt werden; schliesslich wurde noch Cellulose nachgewiesen.
201. E. 0. V. Lippmann. Ueber das Laevulan, eine neue, in der Melasse der Rübenzucker-
fabriken vorkommende Gummiart. (Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft,
S. 1509.)
Verf. hat einen in einer Abfalllauge entstandenen gelatinösen Niederschlag unter-
sucht und aus demselben einen amorphen schneeweissen Körper dargestellt, dessen Zusammen-
setzung der Formel CgH^oOs entspricht: Laevulan, ein Anhydrid der Laevulose. Das
wasserhaltige Laevulan ist in Wasser sehr löslich, das wasserfreie löst sich nur in heissem
Wasser und gesteht beim Abkühlen zu einer farblosen consistenten Gallerte (noch bei 1 Tb.
Laevulan: 200 Th. OH,). Das Drehungsvermögen beträgt (o;)d = — 221" für Lösungen
von 5— 30 "/q. Mit verdünnter Schwefelsäure erhitzt liefert es quantitativ Laevulose, mit
Salpetersäure oxydirt nur Schleimsäure. Fehlin g's Lösung wird nicht reducirt.
202. P. Claesson. Ueber Arabinose. (Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft,
S. 1270.)
Veranlasst durch die Arbeit von Kiliani (s, diesen Bericht für 1880, No. 267)
betreffend die Identität der Arabinose und Lactose, theilt Verf. mit, dass derselbe nur aus
solchen Gummisorten, welche, rechtsdrehend, bei der Oxydation mit Salpetersäure keine
Schleimsäure liefern, Arabinose erhielt und dass dieser Zucker: kleine Krystalldrusen aus
strahlenförmig geordneten Prismen mit zweiflächiger Zuschärfung, mit einer Rotationskraft
von (a)D = 109.90, verschieden von der Lactose ist.
203. A. Meyer. Ueber Gentianose. (Zeitschrift für physiologische Chemie, Bd. 6, S. 135.)
Die Wurzeln von Gentiana lutea, pannonica, punctata, purpurea wurden zur
Gewinnung eines Enzianbrauntweins benutzt : das Product zeichnet sich durch relativ hohen
Alkoholgehalt aus. Die (der Gährung unterworfenen) frischen saftigen Wurzeln (Amylum frei)
lieferten frisch gepresst 50 '/o Saft, aus welchem Verf. eine Substanz zu isoliren vermochte,
welche gereinigt in vollkommen farblosen, ziemlich grossen, doch zu dichten Gruppen ver-
wachsenen Täfelchen erhalten wurde. Dieser krystallisirte Körper, Gentianose genannt,
ist in Wasser sehr leicht löslich, schmilzt bei 210", gährt mit Hefe sofort, reducirt nicht,
dreht rechts, und zwar wurde gefunden (cc)n = -\-Qb°7 und (o;)d =: -}- 33?36 („vielleicht
besitzt die Gentianose: Birotation") ; mit verdünnter Schwefelsäure erhitzt, entsteht ein
reducirender links drehender gährungsfähiger Körper. Die Zusammensetzung der Gentianose
entspricht der Formel: Cgg Hßg O31.
204. E. E. Sundwik. Ueber die specifische Drehung der Maltose. (Zeitschrift f. Physio-
logische Chemie, Bd. 5, S. 427.)
Verf. bestimmte mit einem möglichst chemisch reinen Präparat die specifische
Drehung der Maltose im Mittel (a:)D = -}- 150*>, also übereinstimmend mit dem Resultate
von Sullivan, während E. Schulze 149?5, Musculus und Mering 149" gefunden hatten.
Die Drehung erscheint weder von der Conceutration, noch von der Temperatur abhängig.
205. A. LevaUois. Snr la matiere sucree contenue dans la graine du Soja hispida (MUnch).
(Comptes rendus, t. 93, p. 281. Repertoire de Pharmacie [nouv. Ser.] t. 9, p. 518.)
Der vom Verf. aus Sojabohnen dargestellte Zucker (s. diesen Bericht für 1880,
I. , S. 450) konnte bis jetzt nicht im krystallisirten Zustande erhalten werden. Bei 100"
getrocknet, stellt er eine schwammige, sehr zerfliessliche Substanz dar_, welche schwach süss
Pflanzenstoffe. — Kohlenhydrate. 127
schmeckt, alkalische Kupferlösung nicht reducirt, durch Erwärmen mit verdünnten Mineral-
säuren aber reductionsfähig wird, ein Rotationsvermögen von -f- H^" besitzt, welches nach
der Inversion nur noch + So" beträgt. Durch Hefe wird die Substanz schnell in Gährung
versetzt; mit Schwefelsäure erwärmt liefert sie Schleimsäure und Oxalsäure. Verf. hält
diese Substanz für eine eigenthümliche Zuckerart.
206. A. Emmerling and G. Loges. Ueber die darch Einvirkang von Ealiambydrat auf
Traubenzucker entstehende reducirende Substanz. (Pf lüg er 's Archiv für die ges.
Physiologie, Bd. 24, S. 184.)
Trägt man in geschmolzenen, reinen Traubenzucker, der zuvor durch längeres
Erhitzen getrocknet wurde, allmählig Stangeukali in nicht zu grossen Antheilen ein, so
erfolgt nach jedesmaligem Kalizusatz eine heftige Reaction unter starkem Aufschäumen,
wobei eine angenehm riechende Flüssigkeit überdestillirt. Nach Beendigung der Reaction
wird neues Kali eingetragen und dies so lange fortgesetzt, als noch eine lebhafte Einwirkung
stattfindet. Das Destillat wird durch fractionirte Destillation zerlegt in ein bei ca. 90"
siedendes brennbares und ein bei 100 siedendes wässeriges Destillat; letzteres war nach
abermaligem Fractiouiren farblos, schmeckte süsslich nach Wallnüssen und hatte wie Acetol
die Eigenschaft, Fehling'sche Lösung oder alkalisches Kupferoxyd in der Kälte zu redu-
ciren. Mit Kaliumbichromat und Schwefelsäure oxydirt, lieferte dieser Theil des Destillats
Kohlensäure und Essigsäure.
207. F. Musculus et A. Meyer. Sur ia Transformation de la glucose en dextrine. (Comptes
rendus, t. 92, p. 528. Zeitschrift für physiologische Chemie, Band 5, S. 122.)
30 g reine Glucose wurden im Chlorcalciumbade geschmolzen und nach dem Er-
kalten in 4—5 Theilen 30 g concentrirte Schwefelsäure hinzugefügt, der Art^ dass sich die
ganze Masse auf 60'^ erwärmte und bräunte; die Masse wurde darauf mit 800 g absolutem
Alkohol behandelt und das Filtrat 8 Tage stehen gelassen. Der entstandene Niederschlag
wurde auf dem Filter zuerst mit kaltem, dann mit kochendem absolutem Alkohol gewaschen
und über Schwefelsäure getrocknet. Erhalten wurden 10 g eines amorphen, weissen, hygro-
skopischen, jedoch nicht zerfliessendeu Pulvers; dasselbe ist eine Alkoholverbindung der
Zusammensetzung : Cig Hjg 0,^ . C2 Hß 0, Bei 110" verdampft der Alkohol und bleibt ein
weisses, sehr hygroskopisches und zerfliessendes Pulver zurück. Beim Kochen mit Wasser
wird die Verbindung ebenfalls verändert unter Austritt des Alkohols: man erhält eine amorphe,
gelbliche, in Wasser sehr leicht lösliche, fade und süss schmeckende Masse der Zusammen-
setzung: CigHjgOi^.Hz 0=r3CßHio05; Jod färbt die Substanz nicht; Alkohol fällt sie
aus der wässerigen Lösung aus; Fehling'sche Lösung wird durch dieselbe nur sehr schwach
reducirt; das Drehungsvermögen wurde zu (a) = -[- 131 1- 134° bestimmt. Bierhefe ver-
setzt sie nicht in Gährung. Diastase führt die Substanz nicht in Zucker über, wohl aber
längeres (mehrstündiges) Kochen mit 4procentiger Schwefelsäure, Die Substanz gleicht dem
y-Dextrin von Musculus, auch bezügl. des Diffusionsvermögens bei der Dialyse, welches
von dem aus Glycose dargestellten Dextrin zu 0.54, von y-Dextrin zu 0.32 "/o bestimmt wurde.
208. M. Nencki und N. Sieber. üeber die Zersetzung des Traubenzuckers und der Harn-
säure durch Alkalien bei der Bruttemperatur. (Journal für praktische Chemie.
Neue Folge. Band 24, S. 498.)
Werden 20 g Dextrose in 200 ccra Wasser gelöst, mit 40 g Kalihydrat versetzt
und in einem lose mit Watte verschlossenen Kolben bei 350—40" stehen gelassen, so bräunt
sich die Lösung nach kurzer Zeit und wird nach mehrtägigem Stehen wieder heller. Nach
24 Stunden ist der Zucker bis auf geringe Mengen verschwunden. Die Flüssigkeit enthält
Gährungsmilchsäure (41 0/0 des angewandten Zuckers), neben einer zweiten in
Aether unlöslichen, in Alkohol löslichen Säure, welche nicht näher untersucht wurde. _ —
Die Milchsäurebildung geht langsam vor sich, wenn die Lösung stark verdünnt und weniger
Alkali enthält (bei Anwendung von 9 g Zucker, 9 g Kalihydrat und 3 1 Wasser verschwand
der Zucker erst am 10. Tage, bei 20 g Zucker, 10 g Kali und 1 1 Wasser erst am 6. Tage).
Die Wirkung des Alkali's auf Zucker ist in den ersten Stunden am stärksten, dann schwächer
(es waren unzersetzt: nach 5 Stunden 34%,, nach 24 St. 7.7 %, nach 48 St. 4 »/u, nach 72 St.
2.7% Zucker). — Natronhydrat wirkt wie Kali, ebenso Tetramethylammoniumoxydhydrat,
128 Physiologie. — Chemische Physiologie.
Neurin; kohlensaure Alkalien und Ammoniak haben keine Wirkung. — Milchzucker uud
Maltose liefern ebenfalls Gährungsmilchsäure ; Kohrzucker , Mannit und luosit werden bei
Bruttemperatur durch Alkalien nicht verändert.
209. H. Kiliani. Ueber das Verhalten von Gluconsäure, Zuckersäure, Lactonsäure und
Schleimsäure zu alkalischer Eupferlösung. (Berichte der Deutschen Chemischen
Gesellschaft, S. 2529.)
Verf. fand, dass die Alkali salze der genannten Scäuren Fehling'sche Lösung
nicht reduciren.
210. H. Kiliani. lieber lactonsauren Kalk. (Berichte d. Deutsch. Chem. Gesellsch., S. 651.)
Verf. berichtet weiter (s. diesen Bericht für 1880, No, 208, I., S. 447) über seine
Untersuchung der Lactonsäure, von welcher er das Calciumsalz darstellte. Lactose und
Milchzucker liefern, entsprechend oxydirt, Calciumsalze derselben Form und Zusammen-
setzung.
211. Jungfleisch et Lefranc. Sur le levulose. (Comptes rendus, t. 93, p. 547. Journal de
Pharmacie et de Chimie, 5. Ser., t. 4, p. 437. — Repertoire de Pharmacie [nouv. Ser,],
t. 9, p. 504.)
Die bisher dargestellte Levulose ist nur im nicht krystallinischen Zustande als
eine, wie Verff. sagen, unreine Substanz erhalten worden. — Bei der Verzuckerung des
Inulins entsteht nur Levulose. Verfif. haben dieselbe erhalten, indem sie luuliu mit der
lOfachen Menge Wasser 120 Stunden lang auf dem Wasserbade bei 100" erwärmten, die
Masse schnell zum dicken Syrup eindampften und mit Alkohol von 92" aufnahmen: das
alkoholische Filtrat gab, mit Thierkohle entfärbt und destillirt, einen syrupartigen Rückstand.
Derselbe wurde, zur Entfernung des Wassers und der Verunreinigungen, mit kaltem, abso-
lutem Alkohol mehrmals gewaschen, das Ungelöste in einem sehr gut verschlossenen Gefässe
an einem kalten Orte längere Zeit stehen gelassen: allmählig schieden sich feine Nadeln
aus und schliesslich krystallisirte die ganze Masse. — Aus Invertzucker wurde die Levulose
derart isolirt, dass man nach Peligot (s. diesen Bericht für 1880, L, S. 447) Levulosekalk
darstellte, letzteren, mit Wasser vermischt, mit Oxalsäure bis zur sauren Reaction versetzte,
zur Masse alsdann kohlensauren Kalk hinzufügte und filtrirte. Die Flüssigkeit wurde
im luftverdünnten Räume zum Syrup gebracht, derselbe mit absolutem Alkohol mehrmals
behandelt und zur Krystallisation hingestellt. — Die krystallisirte Levulose besteht
aus farblosen, feinen, seideglänzenden, 1cm langen Nadeln, welche meist zu kugligen
Gruppen vereinigt sind. Ihre Zusammensetzung entspricht der Formel: CßHiaOg. Die vom
Alkohol völlig befreite Levulose ist wenig hygroskopisch; mit Alkohol zerrieben, zerfliesst
sie leicht an der Luft. Sie schmilzt bei 95"; bei 100^ verliert sie allmählig und giebt äther-
artige Verbindungen. Das Rotatiousvermögen ändert sich sehr schnell mit der Temperatur.
212. A. V. Grote, E. Eehrer und B. ToUens. Ueber Darstellung und Eigenschaften der
Laevulinsäure. (Liebig's Annalen der Chemie, Band 20G, S. 207.)
Genauere Angaben über die schon früher (s. diesen Bericht für 1877, S. 653) von
den Verff. besprochenen Untersuchungen. — Wir entnehmen dieser Abhandlung, dass nach
der von Conrad befolgten Methode (s. diesen Bericht für 1878, I, S. 290) mit Hülfe von
Salzsäure aus Rohrzucker eine grössere Ausbeute (35.6 g) erhalten wird, als mit Hülfe von
Schwefelsäure (31.5 g). Letztere Methode lieferte aber eine weniger gefärbte Säure und
gab ein helleres Calciumsalz. — Die reine Säure: harte, strahlige, resp. blätterige Krystalle
schmilzt bei 31— 31"7, siedet bei 239". Untersucht wurden das Calciumsalz: (C5 H^ O3I2
Ca-|-2H2 0, das Silber-, Natrium-, Kupfer-, Baryumsalz u. a. m. Von den ebenfalls dar-
gestellten Esterarten siedete der Methylester: CgHjOg.CHs bei 191— 19K5 (bei 743 mm
Druck); specif. Gewicht = 1.0684 bei 0"; hat brennend scharfen Geschmack und frucht-
ähnlicheu Geruch. Der Aethylester siedete bei 205'.'2 (corr.), specif. Gewicht = 1.0325
bei 0''. Der Propylester besitzt melonenartigen Geruch und brennenden Geschmack, siedet
bei 215V5, specif. Gewicht = 1.0103 bei 0". Der Brechungsexponent dieser 3 Ester wurde
ebenfalls bestimmt; die mit Hülfe derselben ausgeführten Rechnungen sprechen ebenfalls dafür
(s. Conrad, 1878, L, S, 290), dass die Lävulinsäure mit der Acetopropinsäurc
identisch ist.
Pflanzenstofte. — Kohlenhydrate. 129
213. Ä. V. Grote und B. ToUens. Entstehung der Laevulinsänre aas Dextrose. (Li eh ig 's
Annalen der Chemie, Band 206, S. 22G.)
Verff. hatten sich schon früher (s. diesen Bericht ivv 1877, No. 215, S. 654) davon
üherzeugt, dass auch aus Dextrose nach dem von ihnen angegebenen Verfahren Laevulin-
säure erhalten werde, jedoch nur in geringer Menge. — Neuere Untersuchungen hatten
nun ergehen, dass durch Kochen mit Salzsäure (nach der Conrad' sehen Methode) die
Keaction viel leichter eintritt als bei der Anwendung von Schwefelsäure ; auch jetzt erreicht
die Ausbeute nicht die Grösse, wie bei Benutzung von Rohrzucker.^
214. H. Rodewald und B. Tollens. lieber die Entstehung der Laevulinsäure aus Milch-
zucker. (Liebig's Annalen der Chemie, Band 206, S. 231.)
Verff. haben sich davon überzeugt, dass auch aus Milchzucker (ähnlich wie aus
Rohrzucker, Inulin, Dextrose und anderen Kohlenhydraten) durch Kochen mit Schwefelsäure
Laevulinsäure erhalten werden kann, jedoch nur in geringer Menge. Neben dieser
Säure Hess sich stechend riechende und Silbernitrat reducirende Ameisensäure nachweisen.
215. B. Tollens. üeber die Oxydation der Laevulinsäure. (Liebig's Annalen der Chemie.
Band 206, S. 257.)
Durch früher schon besj^rochene Versuche und Reactionen ist der Beweis geführt,
dass die Laevulinsäure fünf normal gebundene Kohlenstoffatome besitzt, und wahrscheinlich
gemacht, dass das neben dem Carboxyl darin enthaltene dritte Sauerstoffatom nicht als
Hydroxyl oder nach Art des Aethylenoxyds mit 2 Kohlenstoffatomen verbunden, enthält.
Eine Aldehydlagerung des Sauerstoffs musste auf Grund der Beständigkeit der Säure gegen
freiwillige Oxydation und gegen wässerige Alkalien ausgeschlossen werden. Bei Annahme
eines Ketonsaucrstoffs war noch nicht entschieden, an welchem Kohlenstoffatome sich dasselbe
befindet. — Conrad hat (s. diesen Bericht für 1878, I, S. 290) gezeigt, indem er die
physikalischen Eigenschaften der Säure und Salze der Laevulinsäure mit den entsprechenden
Verbindungen der |3-Acetopropionsäure verglich, dass diese beiden Säuren identisch seien
und dass denselben die Formel: CHg . CO . CHg .CHj . COOH zukomme. — Verf. hat sich
bemüht, für die Identität einen aus chemischen Reactionen gefolgerten Beweis zu erbringen.
Für eine Ketonsäure der Formel : C5 Hg Og sind folgende Structurformeln möglich :
L IL III. IV. V.
CHj CHg CH3 CHj CH3
CO CH2 CH2 CO C<cfl
CHj CO CH2 C<ptr CO
1 1 I I CH3
CH, CH2 CO COOH COOK
COOH COOH COOH
Von diesen Säuren kann nach den jetzt giltigen Ansichten beim Oxydiren nur
I Bernsteinsäure liefern, da dieselbe eines Theils: Malonsäure und Essigsäure, andern Theils
Bernsteinsäure und Ameisensäure resp. Kohlensäure geben kann; Säure II muss Propionsäure
und Oxalsäure oder Essigsäure und Malonsäure liefern (keine ßernsteinsäure) ; Säure III
muss Buttersäure geben; Säure IV und V können ebenfalls keine Bernsteinsäure liefern,
sind ausserdem ausgeschlossen, weil die Laevulinsäure fünf normal gebundene Kohlenstoff-
atome enthält. Mit Rücksicht auf die Art der Darstellung sind auch die Säuren II und III
unwahrscheinlich, da sie durch langes Kochen mit Säuren leichter zerfallen müssten als I.
— Verf. hat nun die Laevulinsäure oxydirt, indem er dazu anfangs Chromsäure, später
Salpetersäure benutzte. Diese Untersuchungen ergaben, dass durch Einwirkung verdünnter
Salpetersäure auf Laevulinsäure : Bernsteinsäure, Essigsäure, Kohlensäure, Oxalsäure, Cyan-
wasserstoffsäure und wahrscheinlich AmeiseiiSäure entstehen; Buttersäure war bestimmt
nicht entstanden; Malonsäure konnte nicht nachgewiesen werden. — Das erhaltene Resultat,
welches die Formel I der ß-Acetopropionsäure bestätigt, spricht dafür, dass die Oxydation
gleichzeitig nach folgenden zwei Gleichungen verläuft:
Botanischer Jahresbericht IS. (1881) 1. Abtb. 9
130
Physiologie. — Chemische Physiologie.
CH3
■■i •
CO
CH2 +30 =
CH2
H . COOH Ameisensäure
COOH
CH2
CH2
CH,
CH,
(iooHJ
Essigsäure
Bernstein-
säure
CHj +30= COOH
CH2 CH2
Malonsäure
COOH COOH i COOH COOH )
Die Malonsäure wird zum Theil sofort weiter oxydirt zu Oxalsäure oder zerfällt
zu Kohlensäure und Essigsäure,
216. F. Sestini. lieber die Ulminverbindangen, welche bei Einwirkang von Säuren auf
Zackerstoffe erzielt werden. (Die Landwirthschaftlichen Versuchsstationen, Band 26,
S. 285-304.)
Genauere Mittheilung der Untersuchungen, aus welchen Verf. die schon berichteten
Resultate (s. diesen Bericht für 1880J gezogen hat; wir verweisen auf die Abh.
217. F. Sestini. Ueber die Zusammensetzung der Ulminverbindungen. (Die Landwirth-
schaftlichen Versuchsstationen, Band 27, S. 163.)
Verf. behandelt ausführlicher seine Untersuchungen (s. diesen Bericht für 1880
I., S. 441, 442) über Sacculminsäure und Sacculmin (s. die Abh.).
218. Tanret et Villiers. Recherches sur l'inosine. (Annales de chimie et de physique.
5. ser., t. 23, p. 389.)
Verf. geben in der vorliegenden Abhandlung eine Zusammenstellung der Resultate
ihrer Untersuchungen des Inosit (s. diesen Bericht für 1879, I, S. 291, No. 262). Wir
haben hier, als noch nicht erwähnt, folgende Angaben aufzunehmen: das Volumgewicht der
Inositkrystalle (aus Nussblättern dargestellt) beträgt 1.524 bei 15" C, des wasserfreien
Inosits: 1.752. Bei 12" C. lösen 10 Theile Wasser einen Theil Inositkrystalle. — Inosit
vermag Fehling'sche Lösung zu reduciren, allerdings sehr langsam. — Wird Inosit, in
Schwefelsäure gelöst, zur Trockne verdampft, so erhält man einen Rückstand von sehr stark
saurer Reaction, frei von Schleimsäure und Oxalsäure, welcher beim Auflösen in Wasser:
Kohlensäure, Stickstoff und Untersalpetersäure liefert. Der Rückstand krystallisirt nicht,
liefert stark gefärbte Verbindungen mit Metallen (Ca, Ba, Zn, Hg: roth). Die bei der
Inositreaction von Scher er auftretende Rothfärbung ist auf die Bildung des Calciumsalzes
der entstandenen Säure zurückzuführen. — Die Ende August gesammelten Nussblätter
liefern die grösste Menge: 0.3 "/o, im Juni nur 0.1%. Die Nüsse selbst enthalten
kein Inosit.
219. 0. Hecht und Fr. Iwig. Ueber die Producte der Oxydation des Mannits mit äber-
mangansaurem Kalium in alkalischer Lösung. (Berichte der Deutschen Chemischen
Gesellschaft, S. 1760.)
Veranlasst durch die Mittheilungen von Pabst (s. diesen Bericht für 1880, L, S. 450)
üb"er die Oxydation sproducte des Mannits haben Verff. diese Angaben experimentell geprüft
und als Producte Oxalsäure, Weinsäure und Ameisensäure (entgegen Pabst), dagegen
keine Spur von Dioxyisocitrouensäure finden können.
220. J. Domac. Ueber das Hexylen aus Mannit. (Sitzungsberichte der Math. -Naturw.
Classe d. Wiener Akademie, Bd. 83, Abth. 2, S. 1038.)
Verf. hat das aus Mannit darstellbare Hexylen untersucht (s. die Abb.); mit
Rücksicht auf die Resultate betrachtet Verf. das Mannithexylen als constituirt entsprechend
der Formel: CHg - CH2 - CH, - CH = CH - CHg.
221. E. Morelle. Sur un nouvel hydrate de carbone. (Comptes rendus, t. 93, p. 646.)
Garreau hatte 1880 aus Bergenia sibirica eine krystallinische Substanz, Bergenin
genannt, dargestellt. — Verf. hat jetzt diesen Körper genauer untersucht. Zur Darstellung
wurde der frische Stamm der Pflanze durch Wasser bei 80" erschöpft, die Lösungen
durch Bleiacetat von dem Gerbstoff befreit, das Blei durch Schwefelwasserstoff entfernt und
das Filtrat eingedampft: man erhält kleine, farblose, bitter schmeckende orthorhombische
Prismen; Formel: C8Hjfl05+ Hj 0. Der Bergeoit, so nennt Verf. die Substanz, besitzt
Pflanzenstoffe. — Ester: Fette und Wachsarten. 131
ein Rotationsvermögen von (o:)d = - 51036', ist in Wasser und kaltem Alkohol wenig, in
den heissen Flüssigkeiten leichter löslich, hat das specifische Gewicht von 1.5445, schmilzt
bei 130" in seinem Krystallwasser, wird bei höherer Temperatur wieder fest und wasserfrei
und zersetzt sich bei 230°. Säuren zerlegen ihn nicht. — Mit Eisessig im geschlossenen
Rohre auf 100" 24 Stunden lang erhitzt , entsteht ein Monacetylderivat : Cg Hg O5 . C2 H3 0:
eine weisse amorphe, in Wasser, Alkohol und Aether leicht lösliche Masse, welche durch
Schwefelsäure in Bergenit und Essigsäure zerlegt wird. — Chloracetyl liefert bei 100" ein
Triacetat: Cg Hj O5 (C, H;, 0)3 in perlmutterglänzenden, rhomboidalen Blättchen; wird diese
Substanz mit Essigsäureanhydrid auf 280" erhitzt, so erhält man ein Pentacetylderivat:
Cg H5 O5 {C2 H3 0)5 in Form feiner, weisser Nadeln. — Mit Hilfe von Baldriansäure wurde ein
Monoderivat, mittelst Benzoylchlorid ein Triderivat erhalten. — Der Bergenit ist ein
fünfatomiger Alkohol.
VII. Ester: Fette und Wachsarten.
222. F. Stohmann. lieber die quantitative Bestimmung von freien Säuren in pflanzlichen
und thierischen Fetten. (Journal für praktische Chemie, Neue Folge, Bd. 24, S. 506.)
Die von Burstyu angegebene Methode der Bestimmung des Säuregehaltes in fetten
Oelen (Schütteln des Oeles mit seinem gleichen resp. doppelten Volum Alkohol von 90 "/oj
Bestimmung des Säuregehaltes der alkoholischen Lösung) ist auf Grund der Untersuchungen
von St. als völlig unbrauchbar zu bezeichnen. Selbst nach einer 6 maligen Behandlung des
fetten Oeles mit neuen Alkoholmengea enthält das Oel noch freie Säure und ist die Anziehungs-
kraft des Oels zu den Fettsäuren so gross, dass ein an Säure armes Oel der alkoholischen
Säurelösung beim Schütteln Säure entzieht. — Die von Fr. Hofmann angegebene Methode,
die ätherische Fettlösung mit alkoholischer Natronlösung zu titriren, ist desshalb unbequem,
weil die Natronlösung täglich neu dargestellt werden muss. Verf. hat nun gefunden, dass
diese alkoholische Lösung durch Barytwasser ersetzt werden kann; er verfährt also: ca. 10 g
Oel werden mit 100 ccm Alkohol von 90" , dessen Säuregehalt vorher ermittelt ist und als
Correctionszahl in Rechnung gestellt wird, in einem Kölbchen stark durchschüttelt; starre
Fette werden vor dem Zusatz des Alkohols in wenig Aether gelöst. Der Flüssigkeit fügt
man ein paar Tropfen neutralisirte Rosolsäurelösung zu und titrirt mit Barytwasser (ca. 7 g
Barythydrat auf 1 1) bis zur Rothfärbung. Letztere verschwindet bei kräftigem Umschütteln
sofort wieder, indem der Alkohol neue Mengen von Säure aus dem Oele aufnimmt. Man
fügt nun vorsichtig neue Mengen von Barytwasser zu, bis schliesslich der letzte Tropfen
bei starkem Umschütteln bleibende Rothfärbung erzeugt.
223. V. Rechenberg. Ueber den Gehalt der thierischen und pflanzlichen Fette an freien
Fettsäuren. (Journal für praktische Chemie, Neue Folge, Bd. 24, S. 512. Berichte
d. Deutsch. Chem. Ges., S. 2216.}
Die vom Verf. nach vorstehend (No. 222) angegebener Methode untersuchten
Pflanzenfette hat derselbe selbst durch Extraction der Samen mittelst Petroläther dar-
gestellt. — Die Zahlen drücken die Kalihydratmenge aus, welche 100 g Fett zu neutralisiren
vermögen; die Samen 1—3 sind von demselben Felde gesammelt; 1 und 2 wurden noch
grün geerntet, 2—5 Tage zur Trockne aufbewahrt, enthülst, die Hälfte (1) sofort untersucht,
der Rest (2) in offener Schale 3—4 Wochen aufbewahrt. 3 wurde im Zustande der Reife
geerntet ausgedroschen. (Siehe Tabelle S. 132.)
224. P. Kostytschew. Analyse der Samen von Lallemantia iherica Fisch,, Mey. (Arbeiten
der Kaiserl. Freien Oeconomischen Gesellschaft 1879, Bd. I, S. 346-347 [Russisch].)
Die Samen stammten aus dem Gouvernement Taurien. Es wurde in ihnen gefunden:
Wasser 7.08 «/„, Oel — 32.005 "/q. Specifisches Gewicht dieses Oeles bei 12.5» C. = 0.9338.
Dieses Oel gehört zu den austrocknenden Oelen. Batalin.
225. De la Souchere. Moyens de reconnaissance des falsifications d'huile d'olive par
melange d'autres huiles. (Le Moniteur scientifique, 3. ser., t. II, p. 790.)
Verf. verfährt bei der Prüfung des Olivenöls auf einen Gehalt an Rapsöl, Sesamöl,
Baumwollensamenöl und Erdnussöl in verschiedener Weise. Rapsöl ist, wie andere
Cruciferenöle, schwefelhaltig; zum Nachweis verseift man in einem Glasgefäss 10 g Olivenöl
9*
132
Physiologie. — Chemische Physiologie.
Resultate:
Samen diesjä
iriger
vor-
jährig
5-7-
jährig
über 10-
1.
2.
3.
jährig
Rübsen: Brassica rapa ....
0.133
0.074
0.036
0.087
0.205
__
Raps: Brassica Napiis ....
2.137
0.138
0.032
0.087
0.542
—
Leindotter: Camelina sativa . .
2.070
—
0.324
0.313
0.676
—
Lein: Linuni usitatissimum . . .
—
0.445
0.053
0.167
0.425
--
Oelrettig: BapJianus sativus chin.
—
—
0.142
—
—
2.58
Mohn, blauer
—
0.743
0.557
—
2.06
„ weisser
—
0.913
—
—
—
(Fortsetzung von S. 131.)
mit Hülfe von alkoholischem schwefelfreiem Kali : schwärzt sich ein in die Masse getauchtes
Stück Silberblech, so ist Schwefel und damit ein Cruciferenöl nachgewiesen. — Zum Nach-
weis des Sesam Öls mischt man ein kleines Stück Zucker mit Salzsäure von 23" und fügt
zu dieser Masse die gleiche Menge Oel ; man schüttelt tüchtig durch ; die kleinsten Mengen
Sesamöl rufen Rothfärbung hervor. — Olivenöl mit der gleichen Menge Salpetersäure von
40" geschüttelt wird bei Gegenwart des Oels der Baumwollensamen kaffebraun gefärbt. —
Zum Nachweis desErdnussöls verseift man das Olivenöl mit alkoholischem Kali, erwärmt
die abgeschiedene Seife zur Entfernung des Alkohols, zerlegt dieselbe durch die nothwendige
Menge Salzsäure, sammelt die auf der Flüssigkeit schwimmende Fettsäure und löst sie in
kochendem Alkohol: beim Erkalten der Lösung scheidet sich die Arachinsäure als weisse,
perlmutterartig glänzende Masse aus. — Mit Hülfe des specifischen Gewichtes kann die
Menge der Beimischung annähernd bestimmt werden. Das specifische Gewicht des Olivenöls
schwankt zwischen 0.9153 und 0.916 (schlechteste Sorte), das des Rapsöls ist =0.9142, das
des Sesamöls = 0.9225, des Baumwollensamenöls = 0.923, des Erdnussöls = 0.917. — Verf.
bestimmte noch das specifische Gewicht des Mohnöls zu 0.924, des Oels des weissen Senfs
zu 0.9136, des Rübsamens zu 0.9151, des Nussöls zu 0.926, des Hanföls zu 0.9255, des Leinöls
zu 0.9325 und des Bucheckeröls zu 0.92.
226. Michael Conroy. The adulteration of ollve oll. (The pharmaceutical Journal and
transactions, vol. 11, No. 568, p. 933.)
Verf. benutzt zur Unterscheidung des Baumwollsamenöls vom Olivenöl resp.
zur Erkennung des erstem in dem letzteren deren Verhalten zu Salpetersäure von 1.42.
Man mischt 1 Theil Salpetersäure mit 9 Theil Oel in einer geräumigen Porcellanschale und
erhitzt ganz langsam bis zur Reaction, entfernt jetzt vom Feuer und rührt mit einem Glas-
stabe um, bis die Reaction vollendet ist. Reines Olivenöl erstarrt, jetzt abgekühlt, in 1 — 2
Stunden zu einer hellstrohgelben, harten Masse, Baumwollensamenöl und andere Samenöle
werden tief orangeroth gefärbt, erstarren nicht. Man kann an der auftretenden Färbung
einen Zusatz von 5 % erkennen.
227. E. Scheibe, üeber das Baumwollensamenöl. (Chemisches Centralblatt, 3. Folge,
12. Jahrg., S. 703 nach Pharm. Zeitschr. f. Russland, S. 431.)
Verf. hatte Gelegenheit, eine Probe von gereinigtem Baumwollensamenöl zu
untersuchen. — Die Probe des Oeles war bei gewöhnlicher Temperatur klar, durchsichtig,
von goldgelber Farbe, der Geschmack milde, Geruch nicht vorhanden. Das specifische
Gewicht betrug bei 17» = 0.923. Das Oel gehört nicht zu den trocknenden. Die Temperatur-
erhöhung auf Schwefelsäurezusatz (5 Oel:l Säure) betrug 450 0. (bei Provenceröl 38-400).
Der Erstarrungspunkt des Oeles liegt einige Grade unter 0. Das Oel reagirt nicht sauer,
wirkt auf blanken Kupferdraht nicht ein.
228. C. Slop von Cadenberg. Rürbissamenöl. (Berichte der Deutschen Chemischen Gesell-
schaft, S. 2311, nach Pharm. Centralh. 283.)
Kürbissamenöl bat das Volumgewicht 0.910 bis 0.915, löst sich in 45 Theilen
kalten, 12 Theilen heissen Weiugeists, erstarrt bei —17".
Pflanzenstoffe. — Aetherische Oele. 133
229. N. Gianmaria. Analisi della Soja hispida; e notizie sopra 11 suo uso come sostanza
alimentäre nel Giappone. (Annuar. della R. Smola Sup. d'Agricoltura di Portici.
Napoli 1881, 10 p. in 40.)
Der Nährwerth der Soja Mspida liegt vorzüglich in ihrem Gehalt an Fett, dessen
sie eine sehr bedeutende Quantität enthält. Stärkemehl ist nur in sehr geringem Maasse
vorhanden. An die Auseinandersetzung der analytischen Ergebnisse schliesst Verf. auch
einige Betrachtungen über Cultur und Gebrauch der Sojabohne in Japan und räth ihren
Anbau in Italien an. 0. Penzig.
230. J. Reinke und H. Rodewald. Ueber Paraoholesterin aas Aethalium septicum. (Liebi g's
Aunalen der Chemie, Band 207, S. 229.)
Das frisch gesammelte Protoplasma wurde durch Einlegen in starken Alkohol
conservirt, wobei die Protoplasmaklumpen zu schwammigen, zwischen den Fingern leicht
zerreiblichen Massen wurden. Der schwach gelb gefärbte Alkohol wurde abgegossen und
concentrirt, in letzterem der feste Rückstand des Protoplasma gehörig vertheilt und die ganze
Masse bei 80— 90^ getrocknet : es blieb eine spröde Masse, ein gelblichgraues Pulver liefernd,
welches durch Aether erschöpft wurde. Das Aetherextract wurde durch Destilliren vom
Aether befreit, in Alkohol gelöst, mit Kali verseift, der Alkohol nach Zusatz von Wasser
verjagt, die wässerige Seifenlösung mit Aether ausgeschüttelt. Aus dem Aether scheiden
sich Krystalle ab, welche durch Umkrystallisiren aus heissem Alkohol umkrystallisirt werden.
Diese Substanz: das Paraoholesterin: seidenglänzende Nadeln resp. Blättchen, leicht
löslich in Chloroform, Aether und in heissem Alkohol, in Wasser unlöslich, färbt, in Chloro-
form gelöst und mit concentrirter Schwefelsäure geschüttelt, anfangs gelblichbraun, dann blau
und violett. Das Paraoholesterin schmilzt bei 134-134?5, dreht die Ebene des polarisirten
Lichtes {a)D= — 27.24 bis — 28. 88^. Zusammensetzung: C26 H44 0 -|- ^2- Mit Benzoe-
säureanhydrid im geschlossenen Rohre 36 Stunden auf 180'' erhitzt, entsteht ein Ester in
Form dünner, glänzender, rechteckiger Tafeln, welche bei 127—128'' (uncorr.) schmelzen,
in Chloroform und Aether sich leicht lösen. Formel : C26 H43 . 0 . C7 H5 0.
Vni. Aetherische Oele.
231. F. A. Flückiger. üeber das ätherische Gel der Mastiche. (Archiv der Pharmacie
Band 219, S. 170.)
Mastixharz liefert bei der Destillation 2 o/g eines ätherischen Oeles, welches
Verf. von Schimmel u. Co. in Leipzig erhalten hat. Dieses Oel zeigte ein Rotations-
vermögen von (a) D = -(- 14" (bei 50 mm Länge), beginnt bei 155" zu sieden und destillirt
bei 160", liefert Terpin in sehr gut ausgebildeten Krystallen, welche mit denen des gewöhn-
lichen Terpentinöls übereinstimmten, dagegen keine feste Chlorwasserstoffverbindung; es ist
ein Terpen: CjoHig.
232. A. Atterberg. Das aetherische Oel von Firnis Pamilio. (Berichte der Deutschen
Chemischen Gesellschaft, S. 2530.)
Im Anschluss an die früher (s. diesen Bericht für 1877, S. 619) ausgeführten
Untersuchungen der Terpene des Holztheers aus Pinus sylvestris hat Verf. jetzt die
Gelegenheit benutzt, das aus den Nadeln der Zwergkiefer resp. Latschenkiefer: Pinus
Pumilio gewonnene ätherische Oel bez. seiner Bestandtheile zu i)rüfen. Aus diesem
Oele konnten von dem Verf. 4 Verbindungen isolirt werden: 1. Ein Terpen vom Siede-
punkt 156—160", wie gut gereinigtes Terpentinöl riechend; Rotations vermögen = -- 6.66;
Chlorhydrat von Aussehen, Geruch und Schmelzpunkt des Monochlorhydrats des Terpentinöls;
vielleicht identisch mit Terebenten. — 2. Terpen vom Siedepunkt 171—176", dem Sylvestren
ähnlich, vielleicht damit identisch; Rotation = —5.38. — 3. Eine wohlriechende, gegen
250" siedende Flüssigkeit: C15H24,; Rotation = — 6.2. -— 4. Eine dickflüssige, in der Kälte
fast erstarrende, nicht flüchtige Flüssigkeit: ein polymeres Terpen.
233. G. Longe und Th. Steinkaoler. Ueber die in den Sequoja-Nadeln enthaltenen Körper.
(Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft, S. 2202.)
Verf. haben ihre Untersuchungen (s. diesen Bericht für 1880, L, S. 418) fortgesetzt;
wir müssen auf die Abb. verweisen.
134 Physiologie. — Chemische Physiologie.
234. R. Brix. Ueber die Bestandtbeile des Gopa'ivabalsams (Maracaibo) und die käafllche
sogenannte Copaiva- und Metacopaivasänre. (Sitzungsberichte d. Mathemat.-Naturwiss.
Classe d. Wien. Akademie, Bd. 84, Abth. 2, S. 459.)
Der zu den Untersuchungen dienende Maracaibobalsam bildete ein etwas dick-
liches, bräunlichgelbes, klares Liquidum, welches, im Dampfstrom destillirt, 35 "/q eines hell-
gelben, ätherischen Oeles lieferte; dasselbe riecht pfefferartig, hat bei 14^0. specifisches
Gewicht = 0.893, siedet zwischen 245 und 260". Durch Behandeln mit Natrium wurde
ein vollkommen wasserfreies, sehr schwach gelblich gefärbtes Oel erhalten; specifisches
Gewicht = 0.892 bei 17". Die Zusammensetzung des bei 250—260° siedenden Oeles entspricht
der Formel: C20H32. Dampfdichte 9.47 (berechnet 9.42). Ein krystallisirendes Chlorhydrat
konnte nicht erhalten werden, dagegen färbt trockenes Chlorwasserstoffgas das Oel nach
kurzem Durchleiten rosenroth und schliesslich dunkel violettblau, welche Färbung an der
Luft rasch in schmutzig grünbraun übergeht unter Entweichen von Chlorwasserstoff. Bei
der Oxydation liefert das Terpen: Essigsäure und Terephtalsäure. — Bei der Behandlung
des rohen Oeles mit Natrium und folgender Destillation verbleiben Rückstände, welche bei
weiterer Oxydation ein anfangs nur schwach bläulich gefärbtes, später schön dunkelblaues
Oel liefern ; in dickeren Schichten nahezu undurchsichtig, zeigt das Oel in dünneren Schichten
eine prachtvoll blauviolette Färbung; auch die Dämpfe sind schön blau. Dieses Oel, zwischen
252 und 260" siedend, ist als eine Art Hydrat des Terpens anzusehen; die Resultate
der Analyse stimmen gut zu der Formel: C6oH98 0 = 3 C20 H32 -|- OH,. Beim längeren
Stehen am Licht und an der Luft wird das Oel missfarbig und zähflüssig. Mit Phosphor-
säureanhydrid gekocht, geht es in das Terpen über. — Verf. konnte aus dem Copaivabalsam
noch zwei Hart- und ein Weichharz, sämmtlich amorph und von schwach sauren
Eigenschaften, abscheiden, daneben in minimalen Mengen eine krystallisirbare Säure (Meta-
copaivasäure ?). — Verf. untersuchte im Anschluss hieran ein als Metacopaivasäure im
Handel vertriebenes, aus Gurjuubalsam dargestelltes Präparat, eine zweibasische Säure, der
Formel : Cjo H28 (0H)2 (s. die Abhandlung).
235. Jorissen. Ueber das Oel von Dipterocarpus and seine Verwendang zum Aufsuchen
von Mineralsäuren im Essig. (Archiv der Pharmacie, Bd. 219, S. 371, nach Journal
de Pharmacie d'Anvers 1881, p. 233.)
Verf. hat die von Flückiger aufgefundene Reaction auf Gurjunbalsam (s. diesen
Bericht f. 1880, L, S. 417, No. 202) weiter untersucht. Die Reaction gelingt gut, wenn man
in ein trockenes Reagensrohr einen Tropfen Oel und 25 Tropfen Eisessig bringt, eineu
Tropfen einer verdünnten Mineralsäure (z. B. 5 Theile H, SO4 : 100 Th. OH2) und neuerdings
4—6 Tropfen Eisessig zusetzt, um die Flüssigkeit schön klar zu machen: letztere nimmt
eine rothe Färbung an und geht schliesslich in violett über. Auf Zusatz von 30 Tropfen
Alkohol schwindet die Färbung nicht (bei echtem Copaivabalsamöl sofort). — Diese Reaction
tritt bei Anwendung von Miueralsäuren: Schwefelsäure, Salpetersäure, Salzsäure, selbst in
ihrer SOOOfachen Verdünnung ein, nicht durch Oxalsäure, Citronen- und Weinsäure. Die
Reaction kann benutzt werden, um freie Mineralsäuren im Essig nach-
zuweisen,
236. Naudin. Sur l'essence d'angelique. (Comptes rendus, t. 93, p. 1146.)
Das Oel der Samen von Archangelica officinalis hat angenehmen, an Angelica
erinnernden Geruch, färbt sich am Lichte schnell braun, verharzt an der Luft. Das specif.
Gewicht war bei 0" : 0.872, das Rotationsvermögen (a)D = + 26^15'. Die Flüssigkeit absorbirt
sehr schnell und mit grosser Begierde Sauerstoff. Es wurde das Oel im luftverdünnten
Räume der Fractionirung unterworfen, schliesslich in ähnlicher Weise einer Rectification
über Natrium: man erhielt so ^/^ des Oels als bei 87° (unter 22mm Druck) siedende
Flüssigkeit (welche unter gewöhnlichem Drucke bei 175° siedet), welche nach Hopfen riecht,
ein specifisches Gewicht von 0.833 bei 0° besitzt, ein Rotatiousvermögen von (0)0 = -f- 25°16' .
hat; letzteres vermindert sich, wenn man das Terpen: CjoHiß auf 100° erhitzt, schneller
noch bei 180°. Dieses Terebangelen, so nennt Verf. den Kohlenwasserstoff, wird sehr
leicht oxydirt.
Pflanzenstoffe. — Aetherische Ode.
135
237. L. Valenti. Studi suIl' essenza di canape. (Atti della R. Accad. dei Lincei, Trans-
uuti vol. V, 1881, p. 126-128.)
In der ganzen Pflanze von Cannabis sativa findet sich in ziemlich bedeutender
Quantität ein Oel, welches Verf. genauer studirt hat. Es ist in Alkohol, Aether und Chloro-
form löslich, linksdrehend, vom spec. Gewicht 0.9299. — Die Zusammensetzung scheint der
Formel C15H24 zu entsprechen. 0. Penzig (Padua).
238. John C. Thresh. Report on the essential oil of ginger. (Yearhook of Pharmacy,
p. 393.)
Verf. hat seine Untersuchungen (s. diesen Bericht für 1879, I., S. 376) fortgesetzt.
Zu diesen Versuchen benutzte Verf. ein von ihm selbst aus dem mit Aether bereiteten Extract
von Jamaica-Ingwer dargestelltes ätherisches Oel, sowie ein von Schimmel u. Co.
in Leipzig bezogenes Oel. Beide Oele stimmten in ihren Eigenschaften nicht vollkommen
überein, unterscheiden sich aber auch nicht wesentlich von einander. — Das rohe Oel war
strohgelb, von etwas campherartigem Gerüche, aromatischem, nicht stechenden Geschmacke,
etwas dicklicher Consistenz, schwer löslich in rectificirtem Alkohol, in allen Verhältnissen
löslich in Aether, Chloroform, Benzol, Schwefelkohlenstoff und Eisessig. Das specifische
Gewicht war bei dem selbst destillirten 0.883 bei 17« C, bei dem Leipziger 0.9004 bei 19» C.
Bleibt das Oel einige Zeit der Luft ausgesetzt, so nimmt es saure Reaction an, zugleich
absorbirt es Sauerstoff und ist dann im Stande, Jod aus Jodkalium frei zu machen (Bläuung
der Jodkaliumstärke). Das Oel dreht die Rotationsebene links, und zwar das Oel von Th.:
(o;)d = — 28?60, das von Leipzig: — 35?75. Durch Abkühlen in der Kältemischung werden
Krystalle nicht erhalten. Conc. Schwefelsäure löst das Oel mit blut rother Farbe auf, aus
dieser Lösung scheidet Wasser ein dunkelbraunes terpentinartig riechendes Oel ab. Rauchende
Salpetersäure ruft Explosion hervor; gewöhnliche Salpetersäure färbt das Oel roth, blau und
purpur und verharzt das Oel zuletzt. Mit Natriumbisulfid wird keine krystallinische Ver-
bindung erhalten. Das Oel gab, mit Kali behandelt, an dieses noch eine Spur einer öligen
Masse ab, welche durch Eisenchlorid nicht gefärbt wurde. — Das Oel wurde über Chlor-
calcium getrocknet und fractionirt destillirt. Es gingen über:
Oel von Thresh;
bis 1500 c.
.5%
150 „ 200
10 „
200 „ 240
8„
240 „ 265
60 „
265 „ 300
7 „
Rückstand
10 „
Oel aus Leipzig:
bis 2100 C.
17%
210 „ 250
15 „
250 „ 270
45 „
270 „ 310
10 „
13 n
Durch fortgesetztes Fractioniren und Destilliren über Natrium etc. wurden schliesslich einige
constant siedende Antheile erhalten; dieselben hatten folgende Eigenschaften:
Siedepunkt
Oele
Rotationsvermögen
Specif. Gew.
145-156
beide Oele
-
156-161
» >»
-f 55J60
0.8629 bei 190 C.
161—185
—
—
—
185-250
» »
^__
—
262—264
264-266
Oel von Thresh
+ 9°00
+ 9:75
0.9023
256-260
Leipziger
— 16?10
0.8990
Die niedrig siedenden Antheile hatten vor;)jhrer Rectification den Ingwergeruch, auch gäben
diese Fractionen , mit Wasser gewaschen , an dieses Ameisensäure und Essigsäure ab. —
Die unter 156" siedenden Theile werden vereinigt zu einem sehr flüssigen, terpentinartig
riechenden, in Alkohol löslichen Oele, welches mit Salzsäuregas keine Krystalle liefert (Terpen ?).
— Die Fraction 156~1610 wird auf Zusatz von Brom roth gefärbt und bilden sich schnell
wieder verschwindende Krystalle; destillirt gehen Brom und Chloroform (in welchem die
136 Physiologie. — Chemische Physiologie,
Fraction gelöst war) über , eine gelbliche ölige Flüssigkeit zurücklassend , welche höher
erhitzt, Bromwasserstoff abgiebt und unter 180" destillirte ; das Destillat lieferte, mit Chrom-
säure oxydirt : Terephtalsäure und Essigsäure. Mit trockener Salzsäure behandelt liefert die
Fraction ein krystallinisches Hydrochlorid : CioHiß.HCl; Dampfdichte der Fraction : =455;
Formel für dieselbe CioH^ß. Wie die Analyse zeigt, enthält diese Fraction neben diesem Terpen
sehr kleine Mengen eines sauerstoffhaltigen Oeles. — Fraction 161 — 185"; dieselbe enthält,
wie die Untersuchung zeigt, kleine Mengen Cymol. — Die zwischen 256-260" siedende
Fraction des Leipziger Oels bestand aus einem Kohlenwasserstoff C15H24, mit Salzsäuregas
ein nicht krystallisirbares Hydrochlorat liefernd. — Die Fraction 262—266" des Thresh'schen
Oeles unterscheidet sich von der vorhergehenden Fraction durch Siedepunkt und Kotations-
vermögen; im übrigen stimmt sie mit der Fraction 256—260" überein: C15H24. — Alde-
hyde und Aether fehlen in dem Oele.
239. G. Francke. üeber Hesperidin und Bergapten. (Inaug.-Dissertation. Erlangen 8. 21 S.)
Bei niederer Temperatur scheidet sich oft aus den aetherischen Oelen ein fester
krystallinischer Stoff aus, der im Gegensatz zu dem flüssig bleibenden Antheil (Elaeopten)
meist als Stearopten bezeichnet wird; ein solches Stearopten ist das Bergapten. — Aus dem
durch Destillation der Bergamotten erhaltenen Oele scheidet sich das Bergapten durch
den oxydirenden Einfluss der Luft aus. Das von verschiedenen Fabriken bezogene Material
wurde zur gründlichen Reinigung Tage lang mit Alkohol ausgekocht und kochend heiss
filtrirt; das Bergapten schied sich in bräunlichen, von Chlorophyll gefärbten Flocken aus;
es wurde durch wiederholtes Umkrystallisiren aus kochendem Alkohol unter Zusatz von
Thierkohle weiss erhalten. Aus Alkohol krystallisirt bildet es zarte, weisse, seidenglänzende
Nadeln, aus heisser Essigsäure scheidet es sich in schön rosettenförmig gruppirten Krystallen
ab. Dieselben sind unlöslich in Wasser, leicht löslich in heissem Alkohol, Aether und Essig-
säure, schmilzt zwischen 181 und 182" C, sublimirt. Aus dem Resultate von 3 Elementar-
analysen (im Mittel gefunden C = 67.71 "/,,, H = 5.53 "/o berechnet Verf. die Formel C^ Hig O5.
240. Richard GodefFroy. Ueber Bergapten. (Zeitschrift des Allgemeinen Oesterreichischen
Apotheker-Vereins, 19. Jahrgang, S. 2.)
Bei längerer Aufbewahrung, besonders in nicht vollkommen geschlossenen Gefässen
scheidet das Bergamottöl eine gel blich weisse Substanz: Bergamottencampher, Berga-
mottölstearopten oder Bergapten genannt, ab. — Mulder beschreibt diese Substanz
als weisse nadeiförmige, bei 206?5 schmelzende, sublimirbare Krystalle, welche geruchlos, in
Aether, Alkohol, Kalilauge löslich, in Ammoniak und Salzsäure unlöslich sind; Schwefel-
säure färbt sie roth, Salpetersäure löst in der Wärme unter Zersetzung auf. — Ohme hatte
kurze, feine, farblose, geruch- und geschmacklose Nadeln erhalten, welche unzersetzt subli-
mirbar, in Wasser und kaltem Alkohol kaum löslich sind. — Verf. erhielt das Bergapten
in kurzen, farblosen, seidenglänzenden geruch- und geschmacklosen Nadeln, welche genau
bei 186" C. schmelzen, in Wasser kaum löslich sind. 100 Th. Wasser lösen bei 17" C:
0.0029 Th., bei 100": 0.03 Th. Bergapten. In kochendem Weingeist, in ätherischen Oelen,
ist es leichter löslich. 100 Th. 90procentigen Weingeist lösen bei 17" 0.095 Th. , in der
Siedehitze: 2.05 Th. Bergapten. Goncentrirte Schwefelsäure löst dasselbe mit gelblicher
Farbe auf (durch Wasser wieder ausgefällt), ebenso Natronlauge (durch verdünnte Säuren
wieder gefällt). Durch die Elementaranalyse des Bergapten wurden für dessen Zusammen-
setzung Werthe erhalten, welche zu der Formel: C,i HiqO^ führten (gef. C63.5-64.io9 H4.955-4.931).
— Mit rauchender Salpetersäure gekocht wird das Bergapten mit intensiv gelber Farbe
gelöst: Wasser scheidet einen schmierigen, zähen, gelb gefärbten Körper ab, welcher in Aether
sehr leicht löslich, in Wasser kaum löslich ist, bitter, beisseud schmeckt. Haut, Wolle, Seide
intensiv gelb färbt; mit Natronlauge oder Ammoniak wird sie schön dunkelrothbraun gefärbt.
In der von dieser Substanz befreiten wässerigen Lösung ist eine Säure enthalten, welche
durch Eindampfen zur Trockne und Schütteln der trocknen Substanz mit Aether gereinigt
und aus Wasser umkrystallisirt: glänzende, farblose, kleine prismatische Krystalle liefert;
dieselben sind geruchlos, schmecken und reagiren sauer, lösen sich sehr leicht in Wasser,
weniger in Alkohol und Aether, schmelzen bei 103—104", sublimiren bei 160" in kleinen,
feinen Nadeln. — • Die Säure, Bergaptensäure genannt, verliert bei 100" 31% Wasser;
Pflauzeustoffc. — Aetherische Oele. 137
ihre Zusammensetzung ist Ci7.369-i7.7i H4.435-4.<joi; Verf. berechnet die Formel- CaHgOio
resp. mit Rücksicht auf den Wasserverlust: Cg H4 0^3 + 7 Hj 0. - Das bergaptensaure
Silber: ein weisser, pulveriger, in Ammoniak und Salpetersäure löslicher Niederschlag mit
G9.21-70.6''/o Ag.
241. B. Grosser, üeber das ätherische Oel der Früchte von Coriandrum sativam. (Berichte
der Deutschen Chemischen Gesellschaft S. 2485-2508. — Dissertation Jena 1881,
8«, 51 S.)
Das von Verf. untersuchte Corianderöl hatte bei IS" ein specifisches Gevricht
von 0.8719 und zeigte eine Rotatiouskraft entsprechend {a)D = — 92?55. Mit dieser Substanz
arbeitend erhielt Verf. folgende Resultate: das Corianderöl hat die Zusammensetzung
CioHigO und ist somit isomer dem Borneol und dem Monohydrat des Terpentinöls.
Es spaltet sehr leicht Wasser ab, indem dabei entweder aus 2 Mol. CioHigO ein Mol. OH2
abgespalten wird und C20H34O entsteht oder es spaltet, entweder beim Erhitzen mit
Phosphorsäureanhydrid oder für sich im zugeschmolzenen Rohr, aus Cjo Hig 0 ein Mol. OH2
ab, indem ein Terpen CioHig entsteht. - Beim Behandeln mit Jod liefert das Corianderöl
Cymol. — Das Oel bildet eine feste Natriumverbindung sowie zusammengesetzte Aether;
es muss demnach eine Hydroxylgruppe enthalten und ihm daher die Formel CioHi^OH
gegeben werden; dafür sprechen die Verbindungen Cjo H17 Cl und CjoHi^J. — Bei der
Oxydation mit Kaliumpermanganatlösung wird erhalten: als erstes Oxydationsproduct ein
Keton: C,oH.sO=:C7H,3~C-^pn Bei weiterer Oxydation durch neutrale verdünnte
Hg C>^^-
Kaliumpermanganatlösung resultiren: CO2, C2H4O2 und CgHioO,, letztere isomer mit
Adipinsäure und höchst wahrscheinlich Dimethylbernsteinsäure. Bei vollständiger
Oxydation mit concentrirter alkalischer Permauganatlösung werden nur Kohlensäure,
Essigsäure und Oxalsäure erhalten.
242. R. Schiff, üeber die Einwirkung des Broms und des Chlors auf den Nitrocamphor.
(Referat der Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft, S. 538, nach Gazz. chim. 21.)
Verf. hat seine Untersuchungen (s. diesen Bericht für 1880, I., S. 424) über den
Nitrocampher fortgesetzt und das Verhalten des Bromnitrocamphors genauer studirt (siehe
das Ref. resp. die Abb.).
243. R. Sohiff. üeber stickstoffhaltige Camphorderivate. (Berichte der Deutschen Chemischen
Gesellschaft, S. 1375.)
Destillirt man die salzsaure Lösung des Amidocamphors im Wasserdampfstrome, so
^C-O
erhält man grosse gelbe Tafeln eines Diazoderivates der Formel: C« Hi4C^ || J>N,
^C-N^
welches durch Zinkstaub und Essigsäure zu Amidocamphor reducirt wird. Im Oelbade auf
,C.
14O0C. erhitzt liefert der Diazokörper einen Dehydrocamphor: CgHi^^ |1 ^0, ein
krystallinischer, weisser, bei 160" schmelzender Körper, kein Phenol.
244. R. Schiff, üeber die Eigenschaften der Bromatome im Mono- and Bibromcampher.
(Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft, S. 1377.)
Wir können hier nur auf die Resultate der fortgesetzten Untersuchungen des Verf.'s
über Bromcampher verweisen (s. Abb.).
245. M. Ballo. üeber die Oxydationsproducte des Camphers. (Berichte der Deutschen
Chemischen Gesellschaft, S. 332.)
Kachler hatte (s. diesen Bericht für 1880, L, S. 425) den Untersuchungen des
Verf.'s gegenüber sich dahin geäussert, dass die von dem Verf. aus den Oxydationsproducten
des Camphers dargestellte Säure nicht Adipinsäure, sondern Hydrooxycamphoronsäure sei.
B. hält jedoch an seiner Ansicht über die fragliche Säure fest, indem er Gründe dafür angiebt,
welche für die Adipinsäure sprechen. (S. d. Abb.)
246. J. Kachler und F. V. Spitzer. Untersuchungen über Borneolkohlensäure und Campher-
kohlensäure. (Sitzungsberichte der Math.-Nat. Classe d. Wien. Akad«mie, Band 83,
Abth. 2, S. 716.)
138 Physiologie. — Chemische Physiologie.
Lässt man Natrium auf Borneol einwirkeu, so entsteht Borneolnatrium:
CjoHi^NaO, welches durch weitere Einwirkung von Kohlensäure borneolkohlensaures
Natrium: CuRiyNaOg liefert; dasselbe wird sehr leicht in Borneol und saures kohlen-
saures Natrium zerlegt. — In analoger Weise bildet sich bei Anwendung von Campher:
camph er kohlensaures Natrium. Die Campherkohlensäure bildet schöne lange farblose
Kry Stalin adeln, welche bei 123— 1240 C schmelzen. Untersucht wurden das Ba- und Na-
salz. — Verf. ziehen aus ihren Untersuchungen folgende Schlüsse: Das Borneol verhält
sich dem Natrium gegenüber wie ein einatomiger Alkohol; das Borneolnatrium (den
Alkoholaten entsprechend) liefert mit Kohlensäure borneolkohlensaures Natrium, welches
dem aethylkohlensauren Natrium analog ist. In der Campherkohlensäure C22 H32 Og können
leicht ein oder zwei Wasserstoffatome durch Metalle ersetzt werden; sie enthält wahr-
scheinlich keine Hydroxyl- und keine Carboxylgruppe.
247. M. Boriya. On Menthol or Peppermint Camphor. (Journal of the chemical society,
vol. 39, pag. 77.)
Menthol, aus Pfefferminzöl mehrmals umkrystallisirt, schmilzt bei 37?2 und erstarrt
wieder bei 35"; die Flüssigkeit siedet bei 210—2120. Das specifische Gewicht beträgt bei
15": 0.890. In alkoholischer (10.7 und 8.4procentiger) Lösung hat das Menthol eine
Kotatiouskraft von {a)j = — 59.3". — Mit Kaliumbichromat und Schwefelsäure oder Eis-
essig im geschlossenen Bohre auf 120" 10 Stunden lang erhitzt, liefert das Menthol als
einziges Reactionsproduct ein bei 204—205" siedendes Oel der Formel: CjnHjgO, dessen
specifisches Gewicht = 0.9032 bei 15" ist, sich in Alkohol, Aether und Chloroform löst;
optisch inactiv. — Mit dem fünffachen Volum rauchender Salpetersäure behandelt liefert
das Menthol ein gelblichgrünes Oel, einen sehr leicht explodireuden Nitrokörper, dessen
specifisches Gewicht bei 15" 1.061 beträgt. Dieses Oel giebt, mit Zink und verdünnter
Schwefelsäure reducirt, ein hellgelbes, bei 185— 190" siedendes Oel der Formel: CipHigNII,.
— Mit dem 20fachen Volum rauchender Salpetersäure längere Zeit erhitzt, wird das Menthol
vollkommen gelöst zu einer dunkelgelben Flüssigkeit, aus welcher sich weisse feine Krystalle
ausscheiden. Aus Wasser umkrystallisirt schmelzen die Krystalle bei 96?5. Formel:
(C5 Hg 0/|)2 H2 0. Diese Substanz unterscheidet sich von der normalen Brenzweinsäure
durch ihre Salze. — Mit Brom behandelt liefert das Menthol ein Oel der Zusammensetzung:
Cjo Hi9 Br, welches, in Alkohol löslich, sich beim Erhitzen zersetzt. — Menthol liefert, mit
Chlorzink erhitzt, bei 162—167" siedendes Menthen: CjoHjg, welches, optisch inactiv, in
Wasser unlöslich, in Alkohol und Aether leicht löslich, ein specifisches Gewicht von 0.814
bei 15" hat. Mit einer grösseren Menge rauchender Salpetersäure erhitzt liefert das Menthen
dasselbe Oxydationsproduct wie das Menthol (s. oben). — Das Pfefferminzöl (0.8"/(,
der Pflanze) wird, nachdem es durch Abkühlen von dem Menthol befreit, der Destillation
unterzogen: 20 "/o des flüssigen Antheils des Pfefferminzöls von Youezana destillirten zwischen
198 und 205", 40 "/,, zwischen 206—210" und der Rest zwischen 211 und 216". Die erste
Fraction (198-205") ist zusammengesetzt C77.18 H12.40, Werthe, welche darauf hindeuten,
dass dieser Theil kein einfacher Körper, sondern ein Gemisch von CjoHigO und C10H20 0
(Menthol) ist. — Atkinson hält das Menthol für einen secundären Alkohol und
CjoHjgO für das entsprechende Keton.
248. A. Schack. Die schöne Reaction auf Pfefferminzöl. (Archiv der Pharmacie, Band
219, S. 428.)
Bespricht die schon in den Lehrbüchern behandelte Reaction, welche Pfefferminzöl
zeigt auf Zusatz von Säuren, Brom u . a. Substanzen. Dem Menthol nicht zukommend, wird
der flüssige Antheil des Oeles durch Säuren prachtvoll blau resp. grünblau (in reflectirtem
Lichte blutroth) gefärbt, mit dem Spectralapparat untersucht zeigt die Lösung Absorptions-
bänder im Roth und Gelbroth. — Andere ätherische Oele geben diese Färbungen nicht.
249. Ferd. Vigier et Charles Cloez. Erigeron canadesse. — Essence d'Erigeron canadense;
presence de cette huile volatile dans les essences de menthes d'Amerique ; procedes
pour la reconnaitre ; son emploi en medecine. (Repertoire de Pharmacie et Journal
de Chimie medicale. nouv. Ser. t. 9, p. 415, 466. — Journal de Pharmacie et de
Chimie 5. Ser. t. 4, p. 236, 333.)
Pflanzenstoffe. — Aetheriache Oele.
139
Verf. hat das ätherische Pfefferminzöl verglichen mit dem Oel von Erigeron
canadense. Die zum Vergleiche dienenden Proben Minzöl hatten folgende Eigenschaften:
Specifisches Gewicht Rotationsvermögen
bei 100 (a)3 =
Englisches Minzöl (Mitcham) , . .
Oel von Gennevilliers
Amerikanisches Oel, rectificirt;
Hotskiss
0.917
0.908
0.897
0.898
— 24058'
— 25039'
— 31029'
Amerikanisches Oel, nicht recti-
ficirt; Hotskiss
— 27017'
Das Oel von Erigeron ist flüssig, hellgelb gefärbt, von eigenthümlichem Gerüche,
scharfem, brennendem Geschmacke. An der Luft wird es schnell oxydirt; der fractionirten
Destillation unterworfen geht der grösste Theil des Oeles zwischen 175-1770 über: diese
Fraction ist farblos, stark riechend, ist unlöslich in Alkohol von 85, hat ein specifisches
Gewicht von 0.848 bei 10", ein Rotationsvermögen von (o:)j = + 16015' und eine der Formel:
CioHjg entsprechende Zusammensetzung. Mit trockenem Salzsäuregas behandelt, bilden sich
bald Krystalle der Verbindung CioH,5 2HCl. Gewöhnliche Salpetersäure wirkt lebhaft auf
das ätherische Oel ein unter Bildung eines gelblichen Harzes. Concentrirte Kalilauge ruft
schon in der Kälte eine orangerothe Färbung hervor ^Pfefferminzöl nicht). Erigeron- Od
ist in seinem Gewichte 85 7o Alkohol bei 150 C. vollkommen unlöslich (Pfefferminzöl löst
sich darin auf).
250. H. Morin. Sar l'essence de licari Kanali, oa essence de bois de rose femelle.
(Comptes rendus, t. 92, p. 998.)
„Essence de linaloes" wurde früher ein aus Mexico vom Citronenholz
stammendes Product genannt; neuerdings bezeichnet man mit diesem Namen ein aus Fran-
zösisch-Guyana kommendes ätherisches Oel, mit welchem das licari Kanali, das Holz der
„Rose femelle", der weissen Ceder von Cayenne imprägnirt ist (die Stammpflanze ist eine
Acrodiclidium-ST^edes — Laurinee). — Das Licariöl des Handels ist eine klare, wenig
gefärbte Flüssigkeit, leichter als Wasser, von angenehmem, an Rosen- und Citronenöl
erinnerndem Gerüche, mit russender Flamme brennbar, bei —20° nicht erstarrend. Das
Oel enthält kleine Mengen Wasser aufgelöst, von welchen es nur durch Behandeln mit
entwässertem Chlorcalcium und Destilliren über Chlorcalcium befreit werden kann. Das
Oel siedet alsdann fast vollständig bei 198" (bei 755 mm Druck), hat das specifische Gewicht
von 0.868 bei 150 und ein Rotationsvermögen von (o:)d = — 19" bei 15o. Das Oel löst sich
leicht in Alkohol, Aether und Glycerin. Kalihydrat verändert es nicht; von Brom und Jod
wird es lebhaft angegriffen, ebenso von Salpetersäure und Schwefelsäure. Salzsäure wird
absorbirt, indem eine schwere, campherartig riechende Flüssigkeit entsteht. Die Resultate
der (6) Elementaranalysen stimmen gut für die Formel: Ck, H^g 0. Mit geschmolzenem
Chlorziuk behandelt, wird das Oel zersetzt in Wasser und einen dicklichen, nach Terpentinöl
riechenden Kohlenwasserstoff; letzteres ist optisch inactiv: CioHig.
251. J. F. EykmaQ. Uliciam religiosum, Sieb., its poisonous constitneDt, and essential
and flxed Oils. (The pharmaceutical Journal and transactions vol. 11, No. 573, p. 1046,
nach Mittbeilungen der Deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens,
vol. 23.)
Mehrere Vergiftuugs- und Todesfälle, welche als durch die Wirkung der Früchte
von IlUcium religiosum (Japan. Shikimi no ki) hervorgerufen erkannt wurden, gaben
Aulass zu den Untersuchungen des Verf.'s. — 40 kg frische Blätter lieferten im Dampfstrom
destilUrt 177 (= 0.44 0/0) ätherisches Oel; dasselbe ist stark lichtbrechend, fast farblos; bei
der Destillation sank ein Theil in Wasser unter, während ein anderer Theil auf der Ober-
fläche des Wassers verblieb. Das Oel hatte bei 16?5 C. ein specifisches Gewicht von 1.006;
der Geruch des Oels erinnert an den Geruch des Lorbeer, Campher, Cajeput und MuS'
140
Physiologie. — Chemische Physiologie.
katnuss. Die Rotation wurde bestimmt zu {a)i) = — S°.6. Auf — 20" C. abgekühlt wurde
das Oel nicht fest. Die fractionirte Destillation zerlegte das Oel in: ein bei 173—176«
siedendes Terpen (16.7 */„); specifisches Gewicht: 0.855, Rotationsvermögen: — 22?5, lieferte
ein flüssiges Hydrochlorat. — Bei 231— 233" siedendes Anethol (25 "/o), specif. Gew. = 1.048
bei 12''C., optisch inactiv, in der Kälte nicht fest werdend, bei der Oxydation mit
Salpetersäure: Auissäure liefernd. — Das Shikimiöl löst sich in jedem Verhältniss in
absolutem Alkohol, Chloroform, Benzol, Eisessig, Schwefelkohlenstoff und fetten Oelen; in
Petroleum ist es wenig löslich. Chloraireagens lässt es farblos, dann färbt es sich schmutzig
gelbbraun; Bromchloroform: farblos, dann grünblau, später schmutzig blau; alkoholische
Salzsäure: farblos, dann prachtvoll blau; concentrirte Schwefelsäure, sowie Fröhde's
Reagens: dunkelroth, dann purpurroth; rauchende Salpetersäure erwärmt: orangeroth;
Pikrinsäure: gelbroth; ammoniakalische Silberlösung wird reducirt. Verf. giebt noch
folgende Tabelle:
Ol. Anisi
Ol. Föniculi
Ol. Anisi
Ol. Illicii
vulgaris
Stellati
religiosi
Bestandtheile . .
Vorzugsweise
Wenig Terpen v.
Vorz. festes und
Terpen v. 173-1760,
festes und flüss.
190» flüss. u. fest.
flüssiges Anethol
flüss. Anethol von
Anethol
Anethol
232 -2330
Schmelzpunkt . .
4- 6 bis 18" C.
- 2 bis + 180 C.
ca. 0" C.
bei — 2O0C. noch
flüssig
Specif. Gewicht .
ca. 0.903
0.94 - 0.998
0.978
1.006
Rotationsvermögen
0» bis + 0?5
+ 13» bis + 19?6
0« bis - 0?4
— 8?6.
Alkohol. Salzsäure
farblos, dann
röthlich
farblos
farblos
farblos, dann blau
Chloralreagens , .
farblos, dann gelb
farblos, dann
wie Ol. Föniculi
farblos, dann
und bräunlich
prachtvoll roth
schmutzig braungelb
Ammoniakalische
Reduction in
Silberlösung . .
in 24 i
stunden keine Re(
iuction
wenigen Stunden
Das Shikimiöl wirkt wie die ätherischen Oele überhaupt. — Die Samen bestehen
zu 58.6 o/q aus Kernen und 41.4 "/g aus Schale; sie enthalten: 30.5 7o eines fetten Oels;
dasselbe ist klar, dickflüssig, geruchlos, blassgelb, specif. Gewicht = 0.919 bei 16?5 C, löst
sich leicht in Petroläther, Chloroform, Aether, Benzol und Schwefelkohlenstoff. Reagirt
neutral, ist bei — 20» C. von Butterconsistens; es trocknet nicht ein. Es ist nicht giftig.
— Die Samenkerne wurden entfettet und dann mit essigsäurehaltigem 75 procentigem Alkohol
erschöpft; der alkoholische Rückstand wurde mit Eisessig erwärmt und öfters mit Chloroform
behandelt : das Chloroform hinterliess einen amorphen, gelben, giftigen Rückstand. Derselbe
wurde jetzt mit Wasser ausgezogen, die Lösung durch Schütteln mit Petroläther gereinigt,
alsdann die mit Kaliumcarbonat übersättigte Lösung mit Chloroform erschöpft: der amorphe
Chloroformrückstand wurde mit Salzsäure versetzt und in den Exsiccator gebracht: nach
kurzer Zeit wurden warzenförmig vereinigte Krystalle erhalten. Dieselben wurden nach
nochmaligem Umkrystallisiren farblos erhalten. Diese Krystalle, von dem Verf. Shi kimin
genannt, sind hart, schAver löslich in kaltem Wasser, besser in warmem Wasser, Aether und
Chloroform, leicht löslich in Alkohol und Eisessig, schmelzen bei ca. 175o C, reduciren nicht,
auch nicht nach dem Kochen mit verdünnten Säuren; liefern ein öliges Sublimat. Die
wässerige Lösung giebt mit Kaliumquecksilberjodid eine geringe, bei Ueberschuss wieder ver-
schwindende Trübung. Stickstoff konnte nicht nachgewiesen werden.
252. P. Fahre. Sur l'essence de serpolet. (Comptes rendus t. 92, p. 1290.)
Verf. hat das Quendelöl (von Thxjmus Serptjllum li.) untersucht. Das Oel konnte
durch Destillation in zwei Theile, einen farblosen, bei 170-200" siedenden und einen stark
gefärbten, bei 200— 250« siedenden Antheil zerlegt werden. — Die erste Fraction ging bei
der Fractionirung fast ganz zwischen 175 und 180" über und zeigte, über Natrium rectificirt,
Pflanzenatoffe. — Aetherische Oele. * 141
einen festen Siedepunkt von 175-1770, eine farblose, nach Citronen riechende Flüssigkeit von
0.873 bei 0", einem sehr schwachen Rotationsvermögeu ; Dampfdichte: 4.78, Formel: C10H14:
Cymol, welches von rauchender Schwefelsäure ohne Temperaturerhöhung gelöst wird. —
Die 2. Fraction besteht aus Kohlenwasserstoffen, sowie einem sauerstoffhaltigen Oele. Letzteres
wird durch Behandeln mit Natronlauge fixirt, die Kohlenwasserstoffe alsdann durch Aether
entzogen. Die wässerige Lösung wird nun mit verdünnter Salzsäure zerlegt und mit Aether
erschöpft; letzterer hinterlässt ein nach der Rectification bei 233-2350 siedendes Phenol,
eine farblose, ölige, angenehm riechende Flüssigkeit von 0.988 bei 0», welche in einer Kälte-
mischung nicht erstarrt: Thymol CioH^O. Mit Chloracetyl behandelt liefert es einen
farblosen, öligen, angenehm riechenden, bei 244-245» siedenden Aether: C10H13O . C2H3O
(s. auch die Untersuchung Jahns' diesen Bericht für 1880, L, S. 421).
253. John M. Maisch. The Stearopten of Buchu leaves. (The american Journal of phar-
macy vol. 53 [4. ser. vol. 11] p. 331.)
Wayne hatte (s. diesen Bericht für 1876, S. 760) aus Buchublättern neben
Salicylsäure eine krystallinische Substanz abgeschieden, welche mit Eisenchlorid eine
intensiv blauschwarze Färbung gab. Dieser Körper scheint identisch zu sein mit dem von
F lückiger (s. diesen Bericht für 1880, L, S. 420) zuerst aus dem Oele der Blätter von
Barosma betulina dargestellten Di osphenol. - Die Menge des in den Buchublättern ent-
haltenen ätherischen Oeles wechselt sehr; so fand Bedford: 1.2-1.6%, Flückiger und
Hanbury: 1.56-1.63 »/o, Bedford in Barosma serratifolia: O.Q2-0.71'>lo Oel. — Verf.
konnte in 6 Proben von Buchuöl wohl das Diosphenol, nicht aber Salicylsäure nachweisen
und vermuthet er, dass die von Wayne nachgewiesene Salicylsäure einer Beimischung zu
den Buchublättern ihren Ursprung verdanke.
254. J. Woodland. Resalts of experiments made apon the barks of cinnamon and cassia,
also upon the oils extracted therefrom. (Yearbook of Pharmacy, p. 476.)
Das Decoct der Zimmt- und Cassienrinde hat die Eigenschaft, Jodstärke zu ent-
färben; nach des Verf. Untersuchungen kommt diese Wirkung dem in dem Decocte ent-
haltenen ätherischen Oele zu. — Das Zimmtöl unterscheidet sich von dem Cassienöl
durch sein Verhalten zur Salpetersäure von 1 .36 spec. Gew. ; ersteres färbt sich damit orange-
gelb und roth unter Bildung einer gelben Harzmasse, Auftreten des Geruches nach Bitter-
mandelöl , und bleibt schliesslich eine klare gelbe Flüssigkeit. Das Cassienöl liefert eine
dunkelgrüubraune Harzmasse, welche auf gelblicher Flüssigkeit schwimmt.
255. J. Reinke. Ueber aldehydartige Substanzen in chlorophyllhaltigen Pflanzenzellen.
(Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft, S. 2144.)
In den Zellen grüner Pflanzen findet sich eine Substanz von den Eigenschaften
der Aldehyde, ausgezeichnet durch Flüchtigkeit und ein energisches Reductionsvermögen
gegen alkalische Silber- und Kupferlösung. In Pilzen, etiolirten Keimlingen von Blüthen-
pflianzen konnten diese Substanzen nicht nachgewiesen werden. — Der Saft der Pflanzen
enthält die Substanz auch nach Abscheidung der Eiweissstoffe durch Kochen, nach Ausfällen
mit Bleiessig; Destillation dieses Saftes liefert ein reducirendes Destillat, welches Silber-
lösung ohne Zusatz von Alkali in der Kälte nach kürzester Zeit reducirt.
256. F. A. Flückiger. Testing of Peru Balsam. (The american Journal of Pharmacy vol.
53 [4. ser. vol. 11] p. 296. Nach Pharm. Ztg., No. 30, S. 222.)
Wir entnehmen dieser Uebersetzung folgende Angaben : das specifische Gewicht des
Perubalsams liegt bei IS"* C. zwischen 1.140 und 1.145; die älteren Angaben von 1.15 — 1.16
sind zu hoch. 10 Tropfen Balsam bilden mit 0.4 g gelöschten Kalkes eine weiche , nicht
erhärtende Masse (enthält der Balsam fettes Oel, Ricinusöl etc., so tritt beim Erwärmen
dieser Mischung der Fettgeruch hervor). Mit dem dreifachen Gewichte an Schwefelkohlen-
stoff geschüttelt, trennt sich der Balsam in ein dunkelbraunes Harz, während der Schwefel-
kohlenstoff nur wenig gefärbt wird.
257. F. A. Flückiger. Notizen über das Canangaöl oder Hang -Hang -Oel. (Archiv der
Pharmacie, Bd. 218, S. 24.)
Cananga odorata Hooker fil. and Thomson (Anonacee), ein bis 20 m hoher, in
Südasien meist als Culturpflanze verbreiteter Baum, liefert ein durch ausgesuchten Wohl-
142 Physiologie. — Chemigche Phygiologie.
geruch ausgezeichnetes Oel, welches aus den Blüthen des Baumes erhalten wird (25 g Oel
aus 5 kg Blüthen = 0.5 %). Verf. hat kleinere Mengen (das kg kostet ca. 600 M.) des
Oeles untersuchen lassen. 10 g Oel wurden mit 20 g Alkohol und 1 g Kali zerlegt und
dahei Essigsäure und Benzoesäure erhalten, welche in dem Oele in Form ihrer Ester
enthalten sind; der in den Estern enthaltene Alkohol wurde nicht untersucht. Nehen den
Estern scheint das Oel noch ein Phenol sowie ein Aldehyd resp. Keton zu enthalten.
258. Walter Lippincott Hinchman. Asciepias cornnti Decaisne. (The american Journal
of Pharmacy vol. 53 [4. ser. vol. 11] p. 433.)
Verf. hat das Rhizom der genannten Pflanze untersucht. Die frische Wurzel ver-
liert, an der Luft getrocknet, 70%, vollständig getrocknet 80% Wasser; die Trockensubstanz
liefert 6 % Asche. — Die gepulverte Droge wurde mit Petroleumbenzin erschöpft: das Benzin
hinterliess eine gelbliche, ölige Masse ; das davon getrennte fette Oel hatte eine schön gelbe
Farbe, milden Geschmack und den Geruch nach der Droge. Der klebrige Extract wurde
mit Wasser gewaschen und alsdann mit warmem 95procentigem Alkohol ausgezogen. Der
concentrirte Alkoholauszug lieferte beim Abkühlen gelbe warzenförmige Krystalle, welche,
öfters umkrystallisirt, weiss erhalten, wurden. Dieselben waren geruch- und geschmacklos,
im Sonnenlichte irisirend, bei niedriger Temperatur flüchtig, ohne Wirkung auf Lacmus,
sehr leicht löslich in Chloroform, löslich in Benzin, Aether und Alkohol, unlöslich in Wasser.
Concentrirte Schwefelsäure und Kaliumbichromat färben grün, conc. Schwefelsäure und Chlor-
kalk: braun, bald in purpur übergehend. Verf. nennt die Substanz: Asclepion. — Das
mit Benzin erschöpfte Pulver wurde jetzt mit 95procentigem Alkohol behandelt: der Alkohol
hinterliess einen rubinrothen, sauren, bitter schmeckenden Syrup. Wasser schied aus diesem
Syrup ein Harz ab ; die Lösung enthielt Gerbstoff, Zucker und einen bitteren sauren Extractiv-
stoff. — Die Droge enthielt noch Gummi, Stärke und flüchtiges Oel.
IX. Harze.
259. A. Renard. Sor les produits de la distillation de la colophane. (Comptes rendus
t. 92, p. 887.)
Verf. macht weitere Mittheilungen über seine Untersuchung der Destillationsproducte
des Colophoniums (s. diesen Bericht für 1880, L, S. 433). — Durch Fractionirung ist
es ihm gelungen, zwei neue Producte, bei 154 und bei 170-173» siedend, zu isoliren. Der
hoch siedende Antheil wurde genauer untersucht. Im Kohlensäurestrome über Natrium
rectificirt absorbirt die links drehende Flüssigkeit Sauerstoff viel schneller als das Terpentinöl ;
mit Salpetersäure und Alkohol in Berührung liefert die Substanz kein krystallisirtes Hydrat ;
rauchende Salpetersäure wirkt heftig ein, gewöhnliche Salpetersäure erst bei 80", es werden
gebildet: Nitrotoluylsäureu , Oxalsäure und eine syrupförmige Säure. Bebandelt man die
ätherische Lösung mit Salzsäuregas, so wird der Kohlenwasserstoff Ck, Hjg zum Theil in ein
krystallisirendes Dichlorhydrat : Cio H^g . 2 HCl übergeführt; letzteres krystallisirt aus Alkohol
in grossen, perlmuttergläuzendeu , bei 49" schmelzenden Blättern. — Brom wirkt aut den
Kohlenwasserstoff energisch ein ; aus der mehrere Tage dem Lichte ausgesetzten ßeactions-
masse wurde eine dicke, orangerothe Flüssigkeit der Formel CioH^aBr^ isolirt; daneben
konnten noch sehr geringe Mengen von bei 233" schmelzenden, verfilzten Nadeln dargestellt
werden. Lässt man auf eine ätherische Lösung des Kohlenwasserstoffs vorsichtig ätherische
Bromlösung einwirken, so erhält man ein Tetrabromid in Form farbloser, bei 120" schmel-
zender Krystalle. — Mit dem gleichen Volum gewöhnlicher Schwefelsäure behandelt löst
sich der Kohlenwasserstoff unter Bildung von Cymolsulfosäure auf; das Baryumsalz:
(C,o Hi3 803)2 Ba -f- H2 0 wurde in Krystallen erhalten. — Lässt man auf den Kohlenwasser-
stoff nur V20 des Volums an Schwefelsäure einwirken, so erhält man bei der Destillation
des ungelöst gebliebenen Antheils drei Fractionen, von welchen die eine zwischen 175 und
180" siedende Fraction (sehr kleine Menge) aus Cymol zu bestehen scheint. Der zwischen
171 und 173" siedende Theil wird von kalter Schwefelsäure nicht angegriffen ; dieser Kohlen-
wasserstoff CjoHig ist optisch inactiv, absorbirt Sauerstoff, liefert mit Brom Verbindungen,
welche den oben erwähnten ähnlich sind; gewöhnliche Salpetersäure wirkt auf ihn unter
Bildung von Nitrotoluylsäure und Oxalsäure ein; Schwefelsäure löst bei 100" auf unter
Pflanzenstoffe. — Harze. 143
Bildung einer Cymolsulfosäure. — Der über 300" siedende Aütheil geht, über Natrium
rectificirt, bei 305 -SlO«' über; Formel: CaoHja.
260. Adolphe Renard. Sur l'essence de resine. (Bulletin de la societe chimique de Paris,
2. ser., t. 36, p. 215.)
Veranlasst durcb die Mittheilungen von Kelbe, Armstrong und Tilden (siehe
d. Bericht f. 1880, I., S. 426, 427) theilt Verf. jetzt schon seine Resultate der Untersuchung
der durch Destillation des Colophoniums erhaltenen Harzessenz mit. Letztere wurde
durch Waschen mit Natron von verschiedenen Säuren (nachgewiesen: Butter- und Baldrian-
säure) befreit und alsdann wiederholt fractionirt. Es wurde isolirt: 1. von 103 — 106"
siedender Kohlenwasserstoff der Formel: C^ Hio: Hepten (s. diesen Bericht f. 1880, 1.,S.433)
2. in den gegen 150^" siedenden Destillaten ein Terebenten: CipHie und zwei Kohlen-
wasserstoffe CioHjg, von welchen der eine durch Schwefelsäure polymerisirt werden kann;
3. in den zwischen 169—173" übergehenden Antheilen zwei Terebentene CjoHig (eines
deren polymerisirbar) jedoch kein Cymol; 4. die Fraction 106—150" enthält zwei Kohlen-
wasserstoffe CgEii und C9H16,
261. W. Kelbe. lieber das Vorkommen eines aromatischen Kohlenwasserstoffs der Reihe
Cii H16 in der Harzessenz. (Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft, S. 1240.)
Verf. hat, seine Untersuchungen (s. diesen Bericht f. 1880, No. 226, 1., S. 426) fort-
setzend, einen neuen aromatischen Kohlenwasserstoff aus dem Harzöl isolirt und durch
seine Untersuchungen (s. die Abb.) es wahrscheinlich gemacht, dass der Kohlenwasserstoff
CH
Cii Hiß entweder Methylbutylbenzol: Cg H^^n rr oder Aethylpropylbenzol:
C H
Cg E.i<^n^ TT* j der Metareihe zugehörig, ist.
262. Edward H. Rennie. On New Sealand Kauri Gum. (The Journal of the chemical society
vol. 39, p. 240.)
Dieses in Neuseeland von Dammara Australis gewonnene Harz liefert, mit Wasser-
dämpfen destillirt, ein Oel, welches zum grössten Theil zwischen 156 und 160" siedete; nach
erneuter Fractionirung ging das Oel fast vollständig zwischen 157 — 159" über. Diese Fraction
siedete nach dreimaliger Destillation über Natrium, constant zwischen 157 — 158". Dieses
Oel riecht wie Terpentinöl, ist farblos, hat bei 18" ein specifisches Gewicht von 0.863 und
dreht in einer 300 mm langen Köhre den polarisirten Lichtstrahl um 3—4" nach links. Die
Zusammensetzung entspricht der Formel: CioHjg. — Lässt man Phosphorpentasulfid ein-
wirken, so erhält man eine kleine Menge einer Flüssigkeit, welche über Natrium destillirt,
mit concentrirter Schwefelsäure behandelt, bei 174—178» siedet; diese Substanz ist Cymol,
welches, mit Chromsäure oxydirt: Terephtalsäure und Essigsäure liefert.
263. A. Vogel. Beitrag zur Kenntniss des Copals. (Sitzungsberichte der Math.-Physikal.
Classe d. Münchener Akademie, Bd. 11, S. 145.)
Verf. bespricht die verschiedenen, im Handel vorkommenden Co p aisorten, wie
dieselben vonWorlee und von Henkel beschrieben worden sind und knüpft daran einiges
über die Eigenschaften, speciell die Löslichkeitsverhältuisse des Copals. — Nach den Unter-
suchungen des Verf's löst absolutes Alkohol nur S8-A0^Iq des Copals auf. Das lösliche
und unlösliche Harz wurde analysirt und in ersterem 77.2 "/q, in letzterem 78 6 "/o C. gefunden.
— Durch Erwärmen und Schmelzen erfährt der Copal einen Gewichtsverlust von 3 -9"/o;
die Asche beträgt 0.3—0.5 %. — Als besonders günstiges Lösungsmittel des Copals hat sich
Amylalkohol ergeben. Copalpulver in der Wärme mit Amylalkohol behandelt, zeigt
alsbald Aufquellen und bei weiterer Erhitzung bis zum Kochen tritt vollständige Lösung
ein; diese klare Lösung auf Glasflächen oder polirte Metallgegenstäude ausgebreitet zeigt
eine fast farblose Schicht eines durchsichtigen Firnisses.
264. Theodor Peckolt. Timbö. (Zeitschrift des Allgemeinen Oesterreichischen Apotheker-
Vereins, 19. Jahrgang, S. 193, 209.)
Loncliocarpus Peckolti Wawra (Flora, 1864, No. 15.) Ord. Leguminosae, Fam.
Papilionaceae, Gruppe Dalbergieae. — Viele Giftpflanzen sind unter dem Namen Timbö
in Brasilien bekannt, doch wird nur die Wurzelrinde der oben genannten Pflanze in den
144 Physiologie. — Chemische Physiologie.
Apotheken als officinelles Timbö vorräthig gehalten. — 4— 5 m hohes Bäumchen Blätter
und Rinde riechen kaum wahrnehmbar nach Bisam, Wurzel kinderarmdick hellbraun
Rindenmark gelblich. Die fleischige Wurzelrinde hat im frischen Zustande einen widerlich
penetranten Bisamgeruch. — Die Untersuchung der Wurzelrinde ergab folgende Zusammen-
setzung (in Procenten): Wasser: 72.5399; ätherisches Oel: 0.1727; flüchtiges Alkaloid
(Lonchocarpin): 0.0718, krystallisirte Lonchocarpinsäure: 0.1285; bisamriechende Loncho-
carpinf ettsäure : 1.15; wachsartige Substanz: 0.0171; Lonchocarpusbitterstoflf: 0.1794-
a-Weichharz : 0.7967; |?-Weichharz, bisamriechend: 0.4578; y-Harz, krystallinisch : 0.2; a-Harz-
säure, schwach bisamriechend: 0.21; (3 -Harzsäure, geruchlos: 0.2106; bisamriechender
Extractivstoff: 0.0206; Eiweiss: 2.1484; Stärkemehl: 4,5312; zuckerhaltiger Extractivstofi":
2.9023; Weinsäure, Apfelsäure, Kali, Magnesia und Kalksalze: 0.2182; Dextrin, anoro'an.
Salze etc. etc.: 2.8212; Faserstofi": 11.2236. — Verf. macht über die in der Wurzelrinde
aufgefundenen eigenthümlichen Stoff'e folgende Angaben: a-Harz: ein hellbraunes, an den
Fingern klebendes Weichharz, mit heller Flamme und unangenehmem Bisamgeruch ohne Rück-
stand verbrennend, in Aether, Schwefelkohlenstoff, Chloroform und absolutem Alkohol löslich
in Weingeist und Alkalien unlöslich; die alkoholische Lösung reagirt neutral; Kui^feracetat
liefert ein gelbliches, Bleiacetat ein käseartiges, weisses Präcipitat. — |3-Harz: dunkelbraunes
Weichharz von bisamartigom Gerüche, verbrennt unter starkem Gerüche ohne Rückstand;
in Aether, Chloroform und Alkohol löslich, in Ammoniak, kalter Kalilauge unlöslich; die
alkoholische Lösung reagirt neutral; Eisenchlorid giebt dunkelbraune Färbung, Kupfer-
acetat grünlich-graues, Gallustinctur gelbes flockiges Präcipitat. — y-Harz: gelbliches
krystallinisches, geruchloses Harz, verbrennt mit heller Flamme, ohne Geruch und Geschmack
ohne Rückstand; löslich in Aether, Schwefelkohlenstoff und siedendem Alkohol; in Alkalien
unlöslich. — a-Harzsäure: bräunlich gefärbt, schwach bisamartig riechend, schwer pulverisir-
bar, mit heller Flamme verbrennend (ohne Rückstand), in Aether unlöslich, in Alkohol und
Alkalien löslich, vom Kupferacetat gefällt. — |3-Harzsäure; braun, geruchlos, pulverisirbar,
ohne Geruch, mit schwacher Flamme zu einer geringen leichten Kohle verbrennend; in
Aether unlöslich, löslich in Alkohol, leicht löslich in Alkalien, von Kupferacetat nicht, von
Bleiacetat gefällt. — Lonchocarpinsäure: verfilzte, geruchlose Krystallnadeln, auf Platin-
blech erhitzt schmelzend und sich vollständig verflüchtigend. In Wasser unlöslich, in Aether
und absolutem Alkohol löslich, leicht löslich in Ammoniak, verdunstet kleine Krystallkörner
liefernd: Eisenchlorid fällt ungefärbt. — Flüchtiges Alkaloid nicht genau untersucht.
X. Eiweisssubstanzen, Amide und Derivate.
265. E. Harnack. Untersachungen über die KapferTerbindungen des Albomins. (Zeitschrift
für physiologische Chemie, Bd. 5, S. 198.)
Verf. war bemüht, die Kupferverbindung des Albumins genau zu untersuchen.
Zur Darstellung des Albuminats diente gut zerschnittenes Hühnereiweiss mit der gleichen
Menge Wasser und soviel überschüssiger verdünnter Essigsäure versetzt, als noch Aus-
scheidung erfolgte; filtrirt, mit kohlensaurem Natrium neutralisirt und filtrirt wurde eine
völlig klare neutrale Albuminlösung erhalten. Dieselbe wurde mit einem einfachen Kupfer-
salz ausgefällt, wobei, um jeden Säureüberschuss zu vermeiden, das Gemisch mit etwas
Natriumcarbonat neutralisirt wurde. — Das Albuminat ist im Eiweiss- oder Kupfersalz-
überschuss nur sehr schwer löslich , ebenso in Neutralsalzen unlöslich , löslich in Säuren
und Ammoniak. Getrocknet ist das Cu-albuminat eine dunkelgrüne, durchscheinende, leim-
artig spröde und harte, compacte, pulverisirbare Masse, welche noch ca. 1 % Asche enthielt.
Aschefrei wurde es erhalten, wenn man das frisch gefällte, vollkommen ausgewaschene
Albuminat in Natriumcarbonat löste, filtrirte, durch vorsichtigen Säurezusatz wieder aus-
fällte etc. — Die so erhaltenen Präparate stimmten bezüglich ihrer Zusammensetzung, ihres
Kupfergehalts nur in sofern überein, als zwei verschiedene Verbindungen erhalten worden
waren : eine kupferarme Verbindung, wenn dieselbe im Eiweissüberschuss, eine reichere Ver-
bindung, wenn dieselbe im Kupferüberschuss ausgefällt worden war. Die procentische
Zusammensetzung wurde gefunden:
Pflauzenstoflfe. -• Eiwcisssubstanzcn, Amide und Derivate. 145
A. Cu-arme B. Cu-reiche
Verbindung Verbindung
C 52.50 51.43
H 7.00 6.84
N 15.32 15.34
S 1.23 1.25
Cu 1.36 2.64
0 22.60 22.50
100 100
woraus sich die Molekularformeln: für A. zu Cjo, H320 Cu Njj Ojb 83 und für B. zu
C204 H3ig Cuj N52 Ogg So berechnet. Demnach würde dem Eieralbumin die Formel Cjo* H322
N52 OgR S2 mit dem Moleculargewichte von 4618 zukommen.
266. A. Stotzer. Untersuchungen über die Verdaulichkeit und die quantitative Be-
stimmung der Eiweissstoffe. (Journal für Landwirthschaft, 29. Jahrg., S. 473—492.)
Verf. hat die Methode der Eiweissbestimmung (s. diesen Bericht für 1880, I. S. 445)
weiter ausgearbeitet und dadurch vervollkommnet, dass er neben der Verdauung der Protein-
Stoffe durch sauren Magensaft auch noch das Eiweiss verdauende Ferment der Pancreas-
drüse auf seine Verwerthbarkeit bei den Stickstoffbestimmungen prüfte. Die in den Futter-
mitteln enthaltenen Nucleine werden weder durch sauren Magensaft noch durch alkalischen
Pancreassaft in lösliche Verbindungen übergeführt (s. die Abb.).
267. E. Schulze und J. Barbieri. Zur Bestimmung der Eiweissstoffe und der nicht eiweiss-
artigen Stickstoffverbindungen in den Pflanzen. (Die laudwirtschaftl. Versuchsstationen
Bd. 26, S. 213—283, 449.)
Verff. haben ihre Untersuchungen (s.. diesen Bericht für 1877, S. 608) über die
Bestimmung des in den Pflanzen, speciell den Futtermitteln enthaltenen Stickstoff fortgesetzt,
indem sie zum Theil die von andern Autoren empfohlenen Methoden experimentell prüften.
— Es können nach den in der Abhandlung nachzuschlagenden Methoden getrennt bestimmt
werden der Gesammtstickstoff, Eiweissstickstoff, nicht eiweissartige, durch Phosphorwolfram-
säure fällbare Substanzen und nicht eiweissartige, durch die genannte Säure nicht fällbare
Körper sowie Ammoniaksalze. Wir müssen auf die Abhandlung verweisen.
268. W. Klingenberg, lieber den Gehalt verschiedener Futtermittel an Stickstoff in
Form von Amiden, Eiweiss und Nuclein. (Zeitschrift für physiologische Chemie, Band
6, S. 155.)
Zur Bestimmung des Nährwerthes der Futtermittel ist die quantitative Bestimmung
der verschiedenen Formen des in ihnen enthaltenen Stickstoffs von grosser Wichtigkeit.
Verf. benutzte zur Trennung der Pro te'instoffe die von Stutzer (s. diesen Bericht für
1880, I. S. 455, No. 285j angegebene Methode: die so erhaltenen gewogenen Niederschläge
wurden der Einwirkung von Magensaft und Salzsäure bei 35—40" C. ausgesetzt. Der Stick-
stoff wurde nach Will-Var rentrapp bestimmt. Die Resultate sind: (s. Tabelle S. 146.)
Der durch Magensaft unverdauliche Rückstand der Kupferfälluug diente zur Bestimmung
des Schwefel- und Phosphorgehaltes (nach dem Schmelzen mit Soda und Salpeter) und Be-
rechnung des Nucleinphosphor. Es wurde gefunden Nucleinphosphor (in 7o)-
Coprakuchen 0.0335 "/o
amerik. Baumwollsaraen . 0.0676%
aegypt.. „ . 0.0805 0/0
Maismehl ....... 0.03860/0
Mohnkuchen 0.0707%
Erdnusskuchen 0.0361 7^
Rapskuchen 0.0676%
Sesamkuchen i 0.0481%
Reismehl 0.0402 "0
269. E. Schulze und E. Engster. Neue Beiträge zur Kenntniss der stickstoffhaltigen
Bestandtheile der Eartoffelknollen. (Die landwirthschaftlicheu Versuchsstationen,
Band 27, S. 357—373.)
Die früher (s. diesen Bericht für 1878, I, S. 248) von Schulze und Barbieri aus-
geführten Untersuchungen über die Bestimmungen der in den Kartoffelknollen enthaltenen
stickstoffhaltigen Substanzen (Eiweissstoffe, Amide etc.) sind von den Verff'., nachdem
Botanischer Jahresbericht IX (1881) 1, Abth. lO
146
Physiologie. — • Chemische Physiologie.
Gesammt-
stickstoff
Vom Gesammtstickstoff
Futtermittel
durch Cu
nicht fällb.
durch Cu fällbar
unverdaulich
verdaulich
Mohnkuchen . .
6.22G 0,0
6.49
11.34
82.17
Sesamkuchen , .
6.331
1.53
6.41
92.06
Sojabohne , . .
6.296
9.53
4.29
86.18
Erdnusskuchen .
7.575
4.54
4.55
90.91
Leindotter . . .
5.825
8.53
12.58
78.89
I
5.302
12.77
12.77
74.46
Rapskuchen II
5.378
8.33
12.34
79.33
III
4.982
9.23
13.97
76.80
Coprakuchen . .
3.382
6.74
7.51
85.75
Baumwollsamen .
6.714
4.35
8.68
86.97
Eeismehl I . . .
1.980
7.07
20.66
72.27
» n . . .
2.217
5.77
17.14
77.09
(Fortsetzung von S. 145.)
inzwischen die Untersuchungsmethoden wesentliche Veränderungen und Verbesserungen
erfahren haben, wieder aufgenommen und weitergeführt worden. (S. die Abb.)
270. P. Malerba. Ricerche sugli albuminoidi dei flchl, fatte nell' Istit. flsiol. di Napoll.
Rendic. della R. Acc. di Scienz. fis. e mat. Napoli, Anno XX, 18S1, fasc. 3.)
Die getrockneten Feigen bilden eines der wichtigsten Nahrungsmittel für die
ärmere Volksklasse Süditaliens und Siciliens; müssen daher einen gewissen Nährwerth, und
besonders Albuminoide besitzen. Verf. hat die Quantität der Eiweissstoffe zu bestimmen
versucht und im Durchschnitt 1.825 % gefunden. Die Art der Eiweissstoffe wird nicht näher
charakterisirt; es scheinen deren in den Feigen drei verschiedene vorhanden zu sein, welche
sich vorzüglich durch ihre Löslichkeit unterscheiden. In der Schale und im Fruchtstiel
begleiten vorzüglich Proteinstoffe die Albuminoide, während im Fruchtfleische sich haupt-
sächlich Zucker findet. 0. Penzig (Padua).
271. Georg Grübler, üeber ein krystallinlsches Eiwelss der Kürbissamen. (Journal für
praktische Chemie, neue Folge, Bd. 23, S. 97-137. — Dissertation Tübingen, 8°, 43 S.)
Von der äusseren harten Hülle befreite Kürbissamen werden zu gröblichem Pulver
zermahlen und daraus durch Schlämmen mit Oel und Petroläther die Proteinkörner isolirt;
letztere setzen sich in der ölhaltigen Flüssigkeit bald zu Boden und können, nach Abgiessen
der Flüssigkeit durch wiederholtes Ausziehen mit Petroläther vom Oele befreit werden. Die
letzten Spuren des Fettes werden durch längeres Behandeln mit gewöhnlichem Aether im
Extractionsapparat entfernt, der Aether durch sofortiges Durchleiten eines trockenen Luft-
stroms bis zur völligen Trockne der Masse verjagt. Die Proteinsubstauz stellte ein feines,
weisses, lockeres Pulver dar, welches unter dem Mikroskop nur wenig Zellreste oder amorphe
Substanz neben einer grossen Menge von Proteinkörnern erkennen liess. Dieses Material
diente zu den Untersuchungen. — Verf. befolgte zur Darstellung der Eiweisskrystalle
zunächst die von Schmiedeberg (s. diesen Bericht für 1877, S. 657) angegebene Methode,
jedoch ohne wesentlichen Erfolg. Auch das von Drechsel (s. diesen Bericht für 1879, I,
S. 391) angegebene Verfahren lieferte wohl Krystalle, die Ausbeute war aber so gering, dass
die Methode verlassen werden musste ; die erhaltenen Krystalle waren polyedrische, je nach
ihrer Lage scharf begrenzte, scheinbar dreieckige Täfelchen. — Die Proteinsubstanz wurde
nun nach Weyl's Verfahren bei gewöhnlicher Temperatur mit lOprocentiger Chlornatrium-
lösung digerirt: innerhalb 12 Stunden war alles Eiweiss in Lösung gegangen und konnte
dasselbe nun von dem aus Zellfasern und Globoiden bestehenden Bodensatze abfiltrirt werden;
das mit einigen Tropfen Ammoniak neutralisirte Filtrat wurde mit Kochsalz gesättigt: es
erfolgte eine bei längerem Stehen zunehmende, flockige Ausscheidung, welche abfiltrirt sich
unter dem Microskop als aus sehr kleinen, durchsichtigen, krystallinischen Körnchen bestehend
Pflanzenstoffe. — Eiweisssubstanzeu, Amide und Derivate. I47
ergab, iü Wasser und Alkalien unlöslich, in Säuren sich leicht löste; die Ausscheidung
bestand aus Globoiden, welche nunmehr durch Filtration aus der Eiweisslösung entfernt
wurde. Das klare Filtrat der letzteren wurde jetzt durch Zusatz einer grösseren Menge
Wasser gefällt: der flockige, rein weisse Eiweissniederschlag wurde durch Auswaschen mit
destillirtem Wasser möglichst von Salzen befreit und zuletzt auf dem Filter gesammelt. Mit
diesem Eiweiss wurde die Darstellung der krystallinischen Magnesiaverbindung wiederholt
und mittelst Alkoholdialyse eine grössere Menge krystallinischer Körner erhalten. — Verf.
befolgte weiter ein neues von Drechsel angegebenes Verfahren: frisch gefälltes Eiweiss
wurde in wenig Wasser vertheilt und unter Erwiirmen auf ca. 40" allmählig so viel der als
Lösungsmittel dienenden Salzlösung zugesetzt, bis alles Eiweiss gelöst und die Flüssigkeit
durchscheinend wird. Es wird hierauf im Warmtrichter filtrirt und das völlig klare Filtrat
einer möglichst langsamen Abkühlung überlassen. Nach Erkalten der Lösung auf 6—8"
hat sich der grösste Theil des Eiweisses am Boden und au den Wänden des Gefässes in
meist microskopisch kleinen Krystallen abgeschieden. — Die Methode wurde dann noch
umgeändert, indem der gut ausgewaschene Eiweissniederschlag bei gewöhnlicher Temperatur
in 20procentiger Kochsalzlösung gelöst und einige Zeit stehen gelassen wurde; Filtriren
lieferte eine völlig klare Lösung. Dieselbe wurde mit Wasser bis zur milchigen Trübung
versetzt, welche letztere beim Erwärmen auf SO" wieder verschwand. Die klare Lösung
wurde nochmals mit Wasser von 30"' versetzt, bis eine nur geringe Trübung sichtbar wurde,
und wiederum bis zum Verschwinden der Trübung höher erwärmt (auf 40—420). Das Ganze
wurde dann wie früher einer allmähligen Abkühlung überlassen. Die auf diese Weise
dargestellten Krystalle sind microskopisch klein, aber gleichmässig gut
ausgebildet. — Der auf dem Saugtrichter gesammelte Krystallbrei wurde mit Wasser,
Alkohol und Aether gewaschen und im trockenen Luftstrom getrocknet. — Die Krystalle
stellen ein weisses Pulver dar, welches mit wenig Wasser angerührt, unter dem Microskop
deutliche Octaeder erkennen lässt; sie lösen sich in neutralen Salzen und verdünntem
Alkali. — Nach der von Schimper ausgeführten Untersuchung unterscheiden sich diese
künstlichen Kürbiskrystalle von den natürlichen äusserlich nur durch viel vollkommenere
Ausbildung; die Krystallform ist dieselbe. Die natürlichen quellen in Säuren und Alkalien
stärker auf, als die künstlichen. — Die Krystalle bestanden nach den damit ausgeführten
Untersuchungen aus Eiweiss. Die im Exsiccator über Chlorcalcium getrockneten Krystalle
enthielten im Mittel 5.31 o/o Wasser, welches bei 110« entweicht; die lufttrockenen Krystalle
enthalten ca. lO^o Wasser. ~ Um die Coagulationstemperatur des Eiweisses zu bestimmen,
wurde dasselbe in verschieden concentrirten Chloruatriumlösungen aufgelöst; es ergab sich
folgendes: eine Lösung des Eiweisses in einer Lösung von
Chlornatrium Wasser Coagulationstemperatur
1 Theil 3 Theile 95»
1 „ 6 „ 880
1 « 9 „ 81»
1 „ 12 „ 78"
Verf. prüfte nunmehr die Einwirkung verdünnter Säuren und Alkalien auf das Eiweiss.
Vergleichende Untersuchungen über die Brauchbarkeit der Darstellungsmethoden von Eiweiss
nach Ritthauseu und Weyl (s. diesen Bericht für 1877, S. 657, No. 228, für 1878, I,
S. 292, No. 264) ergaben, entgegen den Angaben von Weyl, dass bei vorsichtiger Anwendung
von Ritthausen's Verfahren ein unzersetztes Eiweiss erhalten werden kann. — Wird
Eiweiss mit kohlensäurehaltigem Wasser behandelt, so löst sich das Eiweiss nicht mehr
vollständig in Chlornatriumlösung, gibt auch keine octaedrischen Krystalle, sondern nur noch
undeutlich krystallinische, rundliche Gebilde: die freie Kohlensäure hat somit das Eiweiss
verändert. — Verdünnte caustische Alkalien wirken ebenfalls auf das Eiweiss verändernd
ein; liess man letzteres in verdünnter Kalilauge ca. 2 Tage bei 10—12'^ stehen, so konnte
die beginnende Zersetzung an dem gebildeten Ammoniak erkannt werden. — Verf. fand
dass ausser dem Kochsalz die meisten der in Wasser löslichen neutralen Salze frisch
gefälltes Eiweiss in Lösung zu bringen vermögen, dass jedoch nur die Lösungen der Alkalien
und alkalischen Erden das Eiweiss krystallinisch wieder ausscheiden; Eiweisskrystalle wurden
10*
148
Physiologie. ~ Chemische Physiologie.
erhalten aus Lösungen von essigsaurem, salpetersaurem und phosphorsaurem Natron, Brom-
und Jodkalium, Chlorammonium und oxalsaurem Ammonium, Chlorbaryum, Chlorcalcium,
schwefelsaurer Magnesia und gelbem Blutlaugensalz. — Die Asche der Eiweisskrystalle ent-
hielt Eisen, Kalk, Magnesia, Phosphorsäure, sowie das beim Lösen verwendete Salz. —
Analysen wurden mit den Ergebnissen verschiedener Darstellung ausgeführt. Eiweisskrystalle
aus schwefelsaurer Magnesia erschienen grösser als die aus Chlornatrium, octacdrisch; die
aus Chlorammonium erhaltenen Krystalle, ebenfalls octaedrisch, konnten leicht durch öfteres
Umkrystallisiren gereinigt werden, wobei der Phosphoisäuregehalt der Asche abnahm. Die
Resultate der Analysen sind:
Eiweisskrystalle
aus
Chlor-
schwefelsaure
Chlor-
natrium
Magnesia
ammonium
C . . . .
53.21
53.29
53.55
H . . . .
7.22
6.99
7.31
N . . . .
19.22
18.99
19.17
S . . . .
1.07
1.13
1.16
0 . . . .
19.10
19.47
18.70
Asche . . .
0.18
0.13
0.11
100.00
100.00
100.00
Die aus Chlorcalcium ausgeschiedenen Krystalle waren ebenfalls octaedrisch, doch besassen die
Krystalle meist eine undeutliche Form; beim Stehen an der Luft trockneten sie bald zu
einer glasigen Masse, welche, mit Wasser übergössen allmählig milchweiss wurde, schwach
aufquoll und sich dann in Form einer zähen Haut vom Glase abziehen Hess; diese Haut
war in Kochsalz und verdünntem Alkali unlöslich. — Magnesiaverbindung: Eiweissnieder-
schlag wurde in Wasser vertheilt und dieser Flüssigkeit unter Erwärmen auf 40«' allmählig
kleine Mengen Magnesia zugesetzt, bis das Eiweiss gelöst ist. Das aus dem klaren Filtrate
sich abscheidende Eiweiss bestand aus microskopisch kleinen, durchsichtigen Krystallkörnern,
vermischt mit einzelnen deutlich ausgebildeten Octaedern ; dieselben enthielten 0.52 7o Asche
und bestand die aschefreie Substanz aus: 52.98 C, 7.25 H, 18.99 N, 0.97 S und 19.810. —
Die dargestellte Kalkverbindung stimmte in Ausseben und übrigen Eigenschaften völlig mit
der Magnesiaverbindung überein; Asche = 1.2 o/q. — Schwere Metallsalze liefern mit dem
Eiweiss nur amorphe Verbindungen. Die Kupferverbindung wurde erhalten, indem eine
Lösung des Eiweiss in Chlornatrium mit Kupfersalzlösung in geringem Ueberschuss
versetzt und der erhaltene, bläulichweisse Niederschlag mit Wasser ausgewaschen wurde,
so lange es die starke Qucllung gestattete; nach Zusatz von Alkohol schrumpfte der Nieder-
schlag zusammen; derselbe enthielt 1.8% Asche, 1.08% CuO und viel Phosphorsäure. -
Kupfersalzlösung, sowie Zinnchlorür und -chlorid, neutrales und basisch essigsaures Blei
wirken lösend auf frisch gefälltes Eiweiss ein, Chlornatrium scheidet aus diesen Lösungen
das Eiweiss flockig aus.
272. H. Ritthausen. Krystallinische Eiweisskörper aus verschiedenen Oelsamen. (Journal
für praktische Chemie, neue Folge, Bd. 23, S. 481. — Schriften d. Physik. -Oekon.
Ges. zu Königsberg, 22. Jahrg., I, S. 15.)
Veranlasst durch vorstehende Mittheilungen über das krystallinische Eiweiss der
Kürbissamen theilt Verf. einige Beobachtungen über krystallinische Eiweisskörper, welche
er gelegentlich der Untersuchung von Pressrückständen zahlreicher Oelsamen (s. diesen
Bericht für 1880, 1. S. 453, No. 283) machte, mit. — Krystallinisches Eiweiss aus Hanfkuchen:
gepulverte Hanfkuchen werden mit 5 "/.iger Salzlösung behandelt, durch den Warmwasser-
trichter filtrirt: beim Erkalten des Filtrats setzte sich ein scheinbar pulverig -körniger
Niederschlag ab, welcher unter dem Microskop bei 200facher Vergrösserung sich als
Pflauzenstoflfe. — Eiweisssubstanzeii, Amide und Derivate. 149
krysfalliniscb erwies und dem regulären System angeliörige, bisweilerr sehr gut ausgebildete
Formeu zeigte. Diese Masse löste sich in 20proceiitiger Kochsalzlösung grösstentheils auf
und schied sich aus der klar tiltrirten Lösung die Substanz völlig krystallinisch (Octaeder,
Rhombendodekaedor des regulären Systems) wieder üb; dieselben sind in reinem Wasser
ziemlich leicht löslich. — Krystallinisches Eiweiss aus Pressrückstäuden von Ricinussamen.
Aus dem durch Abschlämmung mit Aether gewonnenen Krystalloidmehl wurde die Proteiu-
substanz dargestellt : ein Theil der letzteren, in 20procentiger Kochsalzlösung löslich, lieferte
eine schöne krystallinische Abscheidung, wie es scheint Krystalle des regulären Systems
(Octaeder und andere Formen). Diese Substanz findet sich in den Ricinussamen nur in
geringer Menge. — Krystalhnisches Eiweiss aus Pressrückstäuden von Sesamsamen. Die
aus diesen Massen isolirte Proteinsubstanz ist zumeist in 20procentiger Salzflüssigkeit löslich:
es wurde eine kleine Menge gut krystallisirter Proteinsubstanz erhalten; die microskopische
Untersuchung zeigte, dass die octaedrische Form vorwaltete. Versuche zur Darstellung von
krystallinischem Eiweiss aus Erdnusskuchen (Arachis hypogaea), Sonnenblumen-
samen und deren Pressrückständen, Baum wollsamenkuchen, Haselnüssen, Früchten
von Aleurites triloba (Candle nuts) und deren Pressrückständen wurden wiederholt aus-
geführt, jedoch ohne Erfolg.
273. H. Ritthausen. Ueber die Eiweisskörper der Oelsamen: Haselnüsse, Wallnüsse,
Candlnuts und Rettigsamen. (Journal für praktische Chemie, Neue Folge, Bd. 24.
S. 257.)
Fortsetzung der Untersuchungen über Eiweisskörper von Oelsamen (s. diesen Bericht
für 1879, I, S. 391; für 1880, I. S. 453). - — 1. Hasel-(Lamberts)-Nüsse (Corylus
tubiilosaj. — Die Kerne wurden durch ISstündiges Erweichen in Wasser von der Samenhaut
befreit, die weissen Kerne fein zerstossen, mit Aether extrahirt, der Rückstand über Schwefel-
säure getrocknet. Wird dieses Pulver mit sehr grossen Mengen Wasser behandelt und das
klare, farblose Filtrat mit einigen Tropfen verdünnter Schwefelsäure vei'setzt, so tritt Ab-
scheidung eines farblosen, flockigen, sich rasch zu einer körnigen, dichten, etwas zusammen-
backenden Masse zusammensetzenden Körpers ein; derselbe stellt, mit wenig Wasser, mit
Alkohol und Aether behandelt und getrocknet ein weisses, körniges, etwas zusammenbackendes
Pulver dar (^22.5 "/q der Kerne ; der in Wasser unlösliche Rückstand gab an Kaliwasser
noch 14.81 % ab. Die Zusammensetzung der aschefreieu Substanz wurde gefunden zu:
C49.95-50.57 He.oi N18.72 O22.93 So.87. Wurden die entfetteten Kerne resp. das vorige Präparat
in Kaliwasser aufgelöst und mit Schwefelsäure gefällt, so erhielt man eine feinkörnige, lose
zusammenhängende, lockere, völlig weisse Masse der Zusammensetzung: C01.2S H7.11 Nis.e
O22.46 S0.6. Mit Rücksicht auf ihre Löslichkeit in Wasser, sowie in Kochsalzlösung, Nicht-
fällbarkeit daraus durch Wasser, Gehalt an S hat diese Substanz die grösste Aehnlichkeit
mit der aus süssen und bittern Mandeln erhaltenen Substanz, während sie sich von den
S-reicheren Körpern aus Lupinen, Ricinussamen, Paranüssen, Sonnenblumensameu etc. unter-
scheidet. — — 2. Wallnüsse (Juglans regia). — Die Darstellung reiner Eiweisskörper
wurde erschwert durch die in der Samenschale in grosser Menge enthaltene Eisen bläuende
Gerbsäure, welche sich in Wasser und Kaliwasser leicht löst, sich mit der Proteinsubstanz
des Kerns verbindet (bei Anwendung von Wasser zu einer unlöslichen Substanz, bei An-
wendung von Kaliwasser zu einer Lösung, aus welcher Säure eine gerbsäurehaltige Protein-
substauz ausfällt). Um die Samenhaut ablösen zu können, wurden die unverletzten Nuss-
kerne in Wasser aufgeweicht unter sehr häufiger Erneuerung des Wassers, in welchem sich
die Gerbsäure zum Theil löste; die reine Kernsubstanz wurde zur Darstellung von Protein-
substanz mittelst Kaliwasser verwandt (Wasser allein und Salzsäure lösten ebenfalls grosse
Mengen davon auf). Das aus der Kalilösung erhaltene Präparat war völlig weiss, fein-
körnig, flockig. Zusammensetzung: C50.23-50.64 He.si— 6.96 N17.98— 18.24 So.76 O23.96. Diese
Proteinsubstanz ist der in Mandeln und Haselnüssen enthaltenen sehr ähnlich. — —
3. Candlnuts (Aleurites triloba). — Die ziemlich grossen Samen (enthülst bis 2 cm breit
und hoch, 1.5 cm dick) enthalten 60 62 "/o Oel, die Pressrückstände grosse Mengen Protein.
Die gepulverten Pressrückstände wurden mit Aether ausgezogen, das beim Umschütteln sich
aufschlämmende feinste Pulver (Klebermehl) mit dem Aether abgegossen, für sich gesammelt
150
Physiologie. — Chemische Physiologie.
mit Alkohol gewaschen und über Schwefelsäure getrocknet. Mit Kaliwasser in der Kälte
digerirt, lieferte sie ein klares, gelbes Filtrat, aus welchem verdünnte Schwefelsäure 46.3 %
Eiweiss fällte. Unter dem Microskop findet man darin durchscheinende, farblose, runde
Körnchen und andere von eckiger Form mit Entwickelung von Kanten und Flächen:
Krystalloide. Wasser löst von der abgeschlemmten Masse höchst geringe Mengen, auch
durch Salzlösung wird verhältnissmässig wenig gelöst. — Der fein gepulverte, entfettete,
gesammte Pressrückstand gab an Kaliwasser eine feinkörnige, flockige, getrocknet grau-
weisse, pulverige oder lose zusammenhängende Masse der Zusammensetzung: C50.79H7.06
N17.55 Si.15 O23.45. — lOprocentige Kochsalzlösung löste einen Theil des Pressrückstandes
auf: Wasser gab, auch beim Durchleiten von Kohlensäure, einen nicht bedeutenden, volu-
minösen weissen Niederschlag der Zusammensetzung: Csi.ieHe.Ts N17.05S0.88 024.16. — Auch
von Kalkwasser wird nur eine kleine Menge einer Eiweisssubstanz mit 17.21 % N gelöst.
Demnach scheint die grösste Menge der Eiweisssubstanz der Candlnüsse aus N- ärmeren
Proteinstofien zu bestehen und der Gehalt an N-reicheren nicht sehr bedeutend zu sein.
4. Prote'inkörner oder Klebermehl der Candlnuts. — Dargestellt wurden dieselben aus
frischen, sorgfältig gereinigten und in feine Scheiben zerschnittenen Oelsamen, indem die
beim Auflösen des Oels in Aether aus den geöffneten Zellen herausfallenden Körner in der
Aetherlösung aufgeschlämmt und dann mit dieser rasch abgegossen wurde. Sie setzen sich
darin bald ab und bilden, getrocknet, eine pulverige, etwas zusammenbackende weisse Masse,
in welcher microskopisch zahlreiche, schlecht ausgebildete Krystalloide zu erkennen sind.
Diese Masse enthält 11.39 '•/o Asche; letztere besteht zu 96% aus den Diphosphaten von
Calcium, Magnesium und Kalium. — Kaltes Wasser löst die Proteinkörner nicht auf,
Salzlösungen lösen nur wenig, Kaliwasser löst fast die ganze Menge, Die Prote'inkörner
bestanden aus:
11.39
, 65.41 löslich in Kaliwasser, 17.3 % N enthaltend
„ . . 7.70 unlöslich in Kaliwasser mit dem angenommenen
N-gehalt von 16.67 %.
84.50 7o-
15.5 0/0 sind abgeschlämmte Faser und lösliche N-freie Substanz. — Die Prote'inkörner oder
das Klebermehl der verschiedenen Samen haben meist nahezu gleiche Zusammensetzung:
Asche . . .
Proteinsubstanz
Para-
Erd-
Candl-
Sonnen-
Ricinus-
nüsse
nüsse
nuts
blumensamen
samen
Asche
14.20
4.40
11.39
11.480
9.76
N
12.18
11.30
12.60
10.507
13.59
Proteinsubstanz . .
66.99
62.15
73.11
57.79
74.74
Die in den Körnern enthaltenen Proteinstoffe sind aber nach ihrem Lösungsverhältniss sehr
verschieden, sicher auch in der Zusammensetzung und den Eigenschaften. Die Löslichkeit
in Salzwasser wurde gefunden:
Paranüsse
Erdnüsse
Candlnuts
Sonnen-
blumensamen
Ricinus-
samen
Kürbis-
samen
grösstentheils
löslich
m grosser
Menge
löslich
m geringer
Menge
löslich
m grosser
Menge löslich
in kleiner
Menge
löslich
grössten-
theils
löslich
5. Rettigsamen (Ba})hanus sativusj. — Die fein zerriebenen Samen wurden mit
Aether ausgezogen und das Klebermehl dargestellt; von letzterem löst Wasser wenig, Salz-
lösung beträchtliche Mengen, Kaliwasser den grössten Thcil auf. Aus Salzwasser wurde eine
Substanz der Zusammensetzung: C5Ü.97 H7.07N13.25S0.98O22.73 erhalten, aus Kaliwasser eine
Pflanzenstoffo. — Eiweisssubstauzcii, Amiile und Derivate. 151
Masse mit 16.93 % N. Die aus Salzwasserlösung erhaltene Substauz stimmt mit der aus
Ricinus, gelben Lupinen, Sonnenblumeusamen u. a. m. fast ganz überein, ist ebenfalls Conglutin.
274. H. Ritthausen. Ueber die Einwirkung von Salzlösungen auf Conglutin und Legumin.
(Journal für praktische Chemie, Neue Folge, Band 24, S. 221.
Conglutin. — Entfettete süsse und bittere Mandeln sowie Pfirsichkerne geben
mit 5- oder lOprocentiger Kochsalzlösung behandelt: Lösungen, welche bei Verdünnung mit
viel Wasser wenig oder gar nicht getrübt werden, dagegen wird durch wenige Tropfen Säure
eine bedeutende Menge Eiweisssubstanz gefällt. — Dem gegenüber wird Conglutin aus gelben
und blauen Lupinen, grössteutheils in 5procentiger Kochsalzlösung gelöst, durch Zusatz der
4 — öfachen Menge Wasser sehr stark getrübt und^setzt sich in wenig Minuten eine grosse Masse
Proteinsubstanz ab als zähschleimige, seideglänzende, dem Gliadin (Pflanzenleim) ähnliche
Masse, welche, mit Wasser gewaschen, mit Alkohol übergössen, erstarrt, hart und bröckelig
wird. Die salzhaltige Mutterlauge liefert auf Zusatz von Kupfervitriol einen Niederschlag.
Der in Salzwasser unlösliche Theil wird von Kaliwasser gelöst, durch Säuren als flockige,
wenig klebrige Proteiiisubstanz gefällt. — Das Lupinenconglutin ist identisch mit dem der
Erdnuss, das aus ziemlich concentrirter Lösung in Salzwasser auch als zähschleimige Masse
gefällt wird, sowie mit dem der Sonnenblumensamen. Nicht identisch ist es mit dem Conglutin
der Mandeln, Haselnüsse und Pfirsichkerne. Alle diese Conglutinpräparate lieferten nach
dem Grub 1er 'sehen Verfahren keine Krystalle. Legumin. — Erbsen wurden, nach-
dem sie 18 Stunden in Wasser gequellt, dann geschält und zerstossen wurden, bei Zimmer-
wärme mit grossen Mengen lOprocentiger Kochsalzlösung behandelt; nach einigen Stunden
filtrirt erzeugte Zusatz von Wasser einen recht bedeutenden Niederschlag (7.4—8.09—11.98 "/(,
Ausbeute). Die erhaltenen Präparate waren stärkehaltig; durch Lösen in Kaliwasser konnten
sie gereinigt werden. Die reine Substanz enthielt 17.28 und 17.26 % N. — Erbseulegumin
und Saubohnenlegumin (Vicia Fdba minor: Pferdebohne) löste sich zum Theil (18.8
bis 26.2 %) in öprocentigem Salzwasser: die Lösung lieferte, mit Wasser stark verdünnt, einen
zähflockigen, zusammenklebenden, mit Alkohol erhärtenden Niederschlag. — Verf. erwähnt
noch als bemerkenswerth, dass bittere Mandeln und Pfirsichkerne bei Be-
handlung mit 5- oder lOprocentigem Salzwasser sehr reichlich Blausäure
entwickeln, Amygdalin also in bedeutender Menge zersetzt wird.
275. H. Ritthausen. Ueber Vicin und eine zweite stickstoffreiche Substanz der Wicken-
samen, Convicin. (Journal für praktische Chemie, Neue Folge, Band 24, S. 202.)
Im Jahre 1876 theilte Verf. (s. diesen Bericht für 1876, S. 867) einige Resultate seiner
mit Vicin ausgeführten Untersuchungen mit ; R. hat diese Untersuchungen unvollendet abbrechen
müssen und giebt uns nun alle von ihm erhaltenen Resultate. — Das Vicin wurde anfangs
aus in Griechenland gebauten Samen von Vicia sativa, welche beim Befeuchten ihres Pulvers
starke Blausäureentwicklung erkennen Hessen, erhalten, später aber auch in einheimischen
Wickeusorten gefunden , so dass man wohl annehmen kann , das Vicin sei ein in Wicken-
samen allgemein verbreiteter, ein darin stets vorkommender Bestandtheil. Zur Darstellung
wurde Wickenpulver mit schwefelsäurehaltigem Wasser zu dünnem Brei gemischt und
letzterer dann bei gewöhnlicher Temperatur etwa 12 Stunden unter wiederholtem Durch-
rühren stehen gelassen: die obere klare Flüssigkeit wurde mittelst Heber abgezogen, der
Brei ausgepresst, die Gesammtlösung mit CaHjOo bis zur alkalischeu Reaction versetzt,
vom Gyps abfiltrirt, das Filtrat bis zu geringem Rückstand eingedampft und mit SSC/pigem
Weingeist ausgekocht : die alkoholische Lösung lieferte fast reines Vicin. Um dasselbe ganz
rein zu erhalten, muss es aus kochendem Alkohol von 80—85"/^ worin es sich in beträcht-
licher Menge löst wiederholt umkrystallisirt werden. — Ausbeute c. 0.3% (0.237—0.355%).
Der aus neueren Analysen berechneten Zusammensetzung der ganz reinen Substanz ent-
spricht ziemlich genau die empirische Formel: C28H5( N^i Oji- Das Vicin krystallisrrt aus
der Lösung beim Erkalten in voluminösen, fächerartigen Büscheln, deren zwei oder mehrere
an den spitzen Enden zusammenhängen, völlig weisser feiner Nadeln; dieselben sind bei
22?5 in 108 Theilen AYasser löslich; absoluter Alkohol löst selbst bei Siedehitze das Vicin
nicht oder nur in sehr geringer Menge auf. Bei 160" verliert das Vicin 3.74% Wasser,
entsprechend c. 2 Mol., so dass die Formel geschrieben werden könnte: Cgs H47 Nu O^g 2HjO.
152 Physiologie. - Chemische Physiologie.
In Kalk- und Barytwasser, sowie verdünnter Kalilauge löst sich das Vicin leicht und ohne
Zersetzung auf, ebenso in verdünnter Salz- und Schwefelsäure. Die in verdünnter Säure
dargestellte Lösung lieferte, mit Weingeist vermischt, krystallinische Substanzen der Zu-
sammensetzung: 3 (C28 H5, Nji 02i) -\- 4SH2 O4 und 4 CCog H51 Ni, 0,,) -f 11 HCl. Auch mit
Metallen resp. Metalloxyden verbindet sich das Vicin, die Verbindung mit Quecksilberoxyd
ist in Wasser unlöslich. Wird Vicin in lOprocentiger Kalilauge gekocht, so tritt unter
schwacher Ammoniakentwicklung Zersetzung ein ; setzt man nach dem Erkalten zu der mit
Salzsäure schwach übersättigten Lösung einige Tropfen verdünnten Eisen chlorid hinzu und
übersättigt alsdann mit Ammoniak, so wird die Lösung tiefblau gefärbt, eine Reaction,
welche das Vicin auch nach dem Kochen mit Säuren zeigt ; nach Einwirkung stärkerer Lauge
tritt diese Reaction nicht mehr ein. In schmelzendem Kalihydrat löst sich Vicin unter
starkem Aufschäumen und Ammoniakentwicklung auf zu einer braunen Masse; die in Wasser
gelöste Schmelze zeigt nach Uebersättigen mit Schwefelsäure starken Blausäuregeruch und
liefert destillirt reichlich Blausäure: das Destillat ist stark sauer und enthält flüchtige Fett-
säuren. — Wird die Lösung des Vicins in Schwefelsäure (1 : 5 aq) einige Zeit in kochendem
Wasserbade erhitzt, so scheidet sich allmählig eine krystallinische Substanz ab (29-30%
des angewandten Vicins), welche sich in kochendem Wasser ziemlich leicht löst und sich
in grösseren prismatischen, gut ausgebildeten, meist rosettenartig verbundenen Krystallen
ausscheidet. Dieselben sind die Schwefelsäureverbindung des Di vicins: 2 (C22 H^^g N20 O9) .
5 SO4 , aus welcher erhalten wurde das Divicin in Form flacher , selten ganz farbloser
Prismen der Zusammensetzung: C.i H50 Ngo Ojg. Das Divicin liefert mit Salpetersäure eine
gewöhnlich in wetzsteinartigen Formen krystallisirende, in Wasser sehr schwer lösliche Ver-
bindung. Schmelzendes Kali zersetzt Divicin unter reichlicher Ammoniakentwicklung: die
Schmelze enthält grosse Mengen Cyankalium. Die bei der Darstellung des Vicins resultirenden
Mutterlaugen enthalten neben Vicin noch eine zweite Substanz: Convicin; dieselbe, zu
O.Ol "/(, in den Wicken enthalten, krystallisirt in sehr dünnen, rhombischen, glänzenden, farb-
losen Blättchen , welche in Wasser nur schwer löslich , in dieser Lösung schwach sauer
reagiren; auch in Alkohol ist es nur schwer löslich; von starker Kalilauge wird es unver-
ändert (selbst in der Kochhitze) gelöst; schmelzendes Kali zersetzt es unter Ammoniakent-
wicklung, die Schmelze enthält jedoch kein Cyankalium. Verdünnte Säuren lösen nur in
der Hitze das Convicin auf, ohne es zu zersetzen. Salpetersaures Quecksilberoxyd fällt das
Convicin aus der wässerigen Lösung aus. Der Zusammensetzung der lufttrockenen Substanz
entspricht die Formel: CioHj^NjOy, H2 0.
276. F. SchafFer. Zur Kenntniss des Mykoproteins. (Journal für praktische Chemie. Neue
Folge, Band 23, S. 302.)
Nencki und Schaff er hatten früher gefunden, dass durch Aufkochen von Flüssig-
keiten, welche Fäulnissbacterien enthalten, mit etwas Salzsäure diese Bacterien sich zu weissen
Flocken zusammenballen und nun leicht abfiltrirt und ausgewaschen werden können. Diese
Bacterienmassen bestanden aus 84 "/o Wasser und die Trockensubstanz aus 6— 7.9% Fett,
3-5% Asche und 84-86 eines Albuminates, welches 53—54% C, 7.7% H und 14 % N
enthielt. Die Bacterienmasse wurde mit Aetherweingeist entfettet und auf dem Wasserbade
mit O.Sprocentiger Kalilauge digerirt : aus der erhaltenen Lösung scheidet sich, nach Ueber-
sättigen mit Salzsäure, auf Zusatz von concentrirter Kochsalzlösung die Eiwcisssubstanz:
Mykoprotein flockig aus. Eine zweite Analyse dieser Substanz ergab für die Zusammen-
setzung: 52.3% C, 7.4 %H und 14.8 %N; da das Mykoprotein schwefelfrei ist, so führen
diese Werthe zu der einfachsten Formel: C25 H42 Nß Og. Frisch gefällt löst es sich in
Wasser, Säuren und Alkalien, reagirt schwach sauer, dreht links. Wird durch Weingeist
nicht gefällt, giebt mit Salpetersäure nicht die Proteinreaction , wohl aber mit alkalischer
Kupferlösung. — Veif, hat die Untersftchung des Mykoproteins fortgesetzt. 9g trockne
Substanz wurden in einer Silberschale mit 45 g Aetzkali geschmolzen: es entwickelte sich
viel Ammoniak und Amylamin, in der Schmelze wurden nachgewiesen: minimale Mengen
von Indol und Skatol, ferner Phenol (0.15 "/^ des Mykoproteins), sowie flüchtige Fettsäuren
(vorzugsweise Baldriansäure); ausserdem wurde Leucin gefunden, sowie noch eine zweite,
in concentrischen Blättchen krystallisirende Substanz. Eine wässerige Iprocentige Lösung
Pflanzenstoffe. — Analysen von Pflanzen und ihren Producten. 153
des Mykoproteins trübt sich bei Zusatz von 1 % Kochsalz, wird bei einem Gehalt von 2 "/g
Chlornatrium fast vollständig ausgeschieden.
277. E. Schulze and J. Barbieri. Ueber das Vorkommen von Peptonen in den Pflanzen.
(Journal für Landwirthschaft, 29. Jahrg., S. 285—311.)
Verf. haben mittelst eines von Hofmeister zuerst empfohlenen Verfahrens (s. die
Abb.): das Pepton auf colorimetrischem Wege quantitativ zu bestimmen, Keimpflanzen
verschiedenen Alters, Kartoffeln, Rüben und Grünfutterstoffe auf Peptone untersucht
und in den Keimlingen von Lupinen, Soja und Kürbisen sowie in den Kartof fel-
knollen auch Pepton aufgefunden. Wir müssen bez. des Nähern auf die Abhandlung
verweisen.
278. 6. Salomon. üeber die Bildung von Xanthinkörpern in keimenden Pflanzen. Zur
Physiologie der Xanthinkörper. (Archiv für Physiologie S. 166, S. 361.)
Verf. gelang der Nachweis von Xanthinkörpern im Malzkeime, in Keimlingen
von Lupinus hiteus, und zwar in verschiedenen Entwicklungsstufen derselben, von der frühen
Periode an, wo die Wurzeln eben erst aus dem Samenkorn hervorzubrechen beginnen, und
selbst nach Wochen in den oberirdischen Theilen der Pflanzen wie in ihren Wurzeln, Auch
in Extractum Graminis und Mille folii wurden Xanthinkörper nachgewiesen und
schliesslich auch einmal in nicht gekeimten Samen von Lupmus lutens.
279. E. Schulze und J. Barbieri. Ueber das Vorkommen von Allantoin im Pflanzenorganismus.
(Bericht der Deutschen Chemischen Gesellschaft S. 1602, 1834.)
Wenn man mit Knospen besetzte Zweige von Holzgewächsen abschneidet und in
Wasser stellt, bis die Knospen sich entfaltet haben, so werden die jungen Triebe und Blätter
reich au Asparagin (von Borodiu mikrochemisch nachgewiesen), welches höchst wahr-
scheinlich durch Zerfall von Eiweissstoffen entsteht. — Verff. haben, indem sie Zweige von
Platanus orientalis benutzten, in diesem Material neben Asparagin 0.5—1 % des lufttrockenen
Materials an Allantoin: C4H6N^03 gefunden.
XI. Analysen von Pflanzen and ihren Producten.
280. G. Dragendorff'. Die qualitative und quantitative Analyse von Pflanzen und Pflanzen-
theilen. (Göttingen, Vandenhoeck und Ruprecht. 8", XV und 285 S.)
Verf. giebt, nach kr.rzer Einleitung, den Gang der Analyse auf die wichtigeren
Pflanzenbestandtheile: Trocken- und Aschenbestimmung, Untersuchung der Fette,
ätherischen Oele, Harze und verwandter Stoffe, Gerbstoffe, Glucoside, Bitterstoffe, Alkaloide,
Glycosen und anderer Kohlenhydrate, Säuren, Eiweisssubstanzen etc. Der Haupttheil des
Buches ist gewidmet den vom Verf. geprüften Specialmethoden zur Bestimmung einzelner
Pflanzenbestandtheile. Wir müssen auf das Buch verweisen.
281. E. Allary. Analyses d'algues marines. (Bulletin de la societe chimique de Paris,
2. ser., t. 35, p. 11.) (Siehe Tabelle S. 154 oben.)
282. P. Baessler. Analyse wildwachsender Vogelwicken. (Die Landwirthschaftlichen
Versuchsstationen, Bd. 27, S. 415.)
Lufttrockene Pflanzen zweiter Ernte von Vicia cracca, von einem niemals gedüngten
Grauwackenboden („Wildland") stammend, dienten zur Untersuchung, welche ergab (in
Procent der Trockensubstanz): Rohprotein: 27.37; Rohfaser: 19.99; Rohfett: 1.43; stickstoff-
freie Extractivstoffe: 44.38; Reinasche: 6.83 mit 37.02% Kali und 10.28 Phosphorsäure.
283. G. Briosi. I Vini Romani. (Staz. Chimico-Agraria Sperimentale di Roma. Roma 1881,
43 p. in 8".)
Um einen Einblick in die mittlere Zusammensetzung der Weine aus der römisqhen
Provinz zu gewinnen, hat Verf. eine grosse Anzahl (ro5) Weinsorten dieser Provenienz der
Analyse unterworfen, und giebt in dieser Arbeit die tabellarische Uebersicht der Resultate.
Die Untersuchungen erstreckten sich auf Dichtigkeit, Alkoholgehalt, Säuregehalt, Tannin,
flüchtige und fixe Säuren, Zucker, feste Bestandtheile, Aschengehalt. — Die wichtigsten
Ergebnisse sind die folgenden: Der Alkoholgehalt der römischen Weine ist im Mittel nicht
sehr bedeutend ~ 10.81 %; bisher wurde derselbe weit höher geschätzt. — Auch die weissen
154
Physiologie. — Chemische Physiologie.
Menge des
V a v p f>. h
Lösliches
Jod
Jod
Art
für 1000 kg
von 1000 kg
in 1000 kg
für 1000 kg
Asche
Asche
Varech
Natron
r
neues Blatt . . .
18.752 kg
582 kg
1.224 kg
22.952 kg
unterer Theil des
Bujitatus 1
alten Blattes
16.988
527
1.089
18.500
StenoloouB i
altes Blatt . . .
16.166
502
0.578
9.344
{
ganze Pflanze . .
20.095
765
0.606
12.177
Bigitatus stenophyllus . . .
20.255
714
0.996
20.174
Saccharinus
18.906
711
0.448
8.470
Älaria . .
21.080
700
0.108
2.277
Vesiculosus
Nodosus
goemons uoirs
Serratua
(Mittel) . . .
16.456
507
0.121
1.991
Siliqiiosus
Loreus .
16.401
21.565
720
738
0.087
0.077
1.443
Bulbosus
1.660
(Fortsetzung von S. 153.)
Weine enthalten Tannin, meist ebensoviel, wie die rothen, im Mittel sogar mehr. Das Mittel
an Tanningehalt ist für die rothen Weine 1.4615 %, für die weissen 1.5460 "/o- 0- Penzig.
284. G. Councler. ÄschenaDalyse der einzelnen Theile von Aster Amellas. (Die Land-
wirthschaftlichen Versuchsstationen, Bd. 27, S. 375.)
Die Berg- oder Virgilsaster: Aster Amellus, eine auf Kalkboden vorkommende
Pflanze, diente zu den Untersuchungen, welchen Wurzeln, Stengel, Blätter und Blüthen
einzeln unterworfen wurden. Die Resultate sind:
Wurzel
Stengel
Blätter
Blüthen
Reinasche ....
6.39
3.87
10.08
6.51 0/0
Si02
S O3
PaO,
FegOs
MugO^
MgO
Ca 0
KjO
NajO
9.71
11.49
3.11
6.42
0.81
4.28
33.73
28.98
1.46
1.03
7.88
5.55
0.68
1.29
3.80
32.29
44.16
3,32
4.59
7.44
3.72
0.59
1.11
5.58
34.48
41.82
0.67
0 %
9.70
10.66
0.63
0.99
6.14
23.96
46.66
1.26
99.99
100.00
100.00
100.00
Auch Aster Trifolium wurde untersucht mit folgendem Resultate für Reinasche:
(s. Tabelle S. 155 oben.) •
285. H. Dill. Die Eichel und die Erdbirne als Brennereimaterialien. (Centralblatt für
Agriculturchemie 10. Jahrgang, S. 557, nach AUgeni. Zeitung für deutsch. Land- und
Forstwirthe, S. 185.)
Die von der Schale befreite Eichel enthielt: Stärke 20.28%, Kleber 18, Gerbsäure
2.86, Faser 7.15, Extractivstoff und Wasser 51.71. — Die Knollen von Helianthus tnherosus:
Pflauzenstoffe. — Analysen von Pflanzen und ihren Producten.
155
Wurzel
Wurzel-
blätter
Stengel
Blätter
Blüthen
FejOa . . . .
1.05
0.71
1.41
1.44
1.92
MngOi . . . .
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1.63
Spur
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MgO ....
4.27
7.62
2.85
4.95
6.90
Ca 0
9.38
17.91
11.87
14.84
6.29
K2 0
10.81
8.65
21.60
15.84
35.34
NajO ....
54.06
26.39
88.11
27.47
20.62
PaOs ....
5.11
10.43
1.23
3.96
18.41
(Fortsetzung von S. 154.)
Erdbiruen lieferten: 14.80/o Zucker, 3 luulin, 1.22 Gummi, 0,99 Albumin, 1.72 Salze, 1.22
Faser und 77.05 Wasser.
286. Georges. Etüde sar le noyau de datte. (Journal de Pharmacie et de Chimie 5. Ser.,
t. 3., p. 632.)
Wir entnehmen dieser Abhandlung über die Dattelkerne folgende Angaben : 1kg
Datteln liefern 100— 185g Kerne; das specifische Gewicht der letzteren beträgt: 1.307.
Die Zusammensetzung war folgende : Wasser: 10.713; Glucose: 3.408; fettes Oel: 7,997
Gummi: 1.027; lösliche Eiweissstoffe : 3.426; Tannin: 1.753; Gallussäure: 1.235; Farbstoff
4.965; unlösliche Eiweissstoffe: 1.054; Harze: 2.027; unlösliche Pectose: 6.298; Asche: 0.910
Cellulose: 65.187; Sa. 100.00. — Amylum, krystallisirender Zucker und freie organische
Säuren wurden nicht gefunden. Das fette Oel hat bei 15" ein specifisches Gewicht von
0.908 und wird bei — 1" C. fest. — Die Asche besteht aus: Kohlensäure: 8.11; Salzsäure:
4.89; Schwefelsäure: 5.81; Phosphorsäure: 26.35; Magnesia: 14.99; Kalk: 11.85; Kali: 13,75;
Natron: 9,03; Kieselerde: 1.27; Eisenoxyd: 2.85; Verlust: 1.1%.
287. Harry Winston Harper. Rhus aromatica, Alton — Fragrant Sumach. (The american
Journal of Pharmacy vol. 53 |4. ser. vol. 11], p. 209.)
Die Rinde dieser Anacardiacee wurde vom Verf. untersucht. Wir entnehmen der
Abhandlung die Hauptresultate:
Wasser
6.950/0
6.36
löslich in Wasser:
23.87
16.967: Sulfate, Chloride und Phos-
phate von Kalium und Natrium,
Asche. . . . 13.85« böslich in Salzsäure: 74.007: Phosphate von Calcium und
Alum.
unlösl. in Salzsäure : 9.025 : Kieselerde.
ätherisches und fettes Oel, Harz, Wachs, Buttersäure;
Tannin, Glucose, saures Harz, Extractivstoff, Farbstoff;
Gummi, Farbstoff;
Stärke etc.;
Oxalate;
ätherisches Oel.
Ein Alkaloid konnte nicht aufgefunden werden.
288. G. Lechartier. Sur la composition da sarrasin. (Comptes rendus t. 93, p. 409.)
Wir entnehmen dieser Abhandlung folgende Werthe: das Gewichtsverhältniss des
Strohs des Buchweizens zu den Körnern war:
Cesson 1879 Cesson 1880 St. Jaques 1880
0.920 1.585 1.640
Auf 1000 Theile berechnet waren enthalten: (s. Tabelle S. 156).
289. Meise. Kartoffeln ans Fern, sog. Chunnos. (Centralblatt für Agriculturchemie 10.
Jahrgang, S. 281, nach Chemiker-Zeitung 4. Jahrgang, S. 651.)
Benzolextract .
Alkoholextract
Kaltwasserextract 4.85 „
Warmwasserextract
Pottasch eextract
Destillation mit Wasser
156
Physiologie. — Chemische Physiologie.
Im trockenen Stroh
In den trockenen Körnern
Cesson
Cesson
St. Jacques
Cesson
Cesson
St.Jacques
1879
1880
1880
1879
1880
1880
Stickstoff ....
8.90
1229
11.55
19.13
23.17
22.06
Asche .
62.34
77.43
89.03
18.55
23.50
21.71
Kali. .
14.08
33.95
44.90
5.06
6.15
6.49
Natron .
1.32
1.32
0.60
0.78
0.18
0.13
Kalk .
22.37
16.99
11.77
1.12
2.39
1.04
Magnesia
10.11
5.78
4.34
3.22
3.54
3.80
Eisenoxycl
1.11
1.28
1.00
0.12
0.07
0.05
Püosphorsäure
2.07
6.39
11.64
6.79
10.22
9.65
Kieselsäure .
3.01
0.47
1.68
0.00
0.07
0.00
Schwefelsäure
2.35
1.94
2,69
0.63
0.92
0.49
Chlor .
•
6.40
9.32
15.41
0.12
0.15
0.14
(Fortsetzung von S. 155.)
Chunnos wurden vom Verf. untersucht mit diesem Resultat:
Wasser .
Stärke .
Protein .
Rohfaser
Fett . .
Asche .
In Wasser lösliche
Substanzen . .
13,030 o/o
81.844 „
2.313 „
1.133 „
0.132 „
0.356 „
1.142
Gesammtstickstoff = 0.4000 "/o ; in Wasser löslicher
Stickstoff: 0 030% = 7.5% des Gesammtstickstoffs.
= 0.400 Zucker,
= 0.141 Asparagin,
= 0.601 lösliche Stärke, Dextrin, Asche etc.
europ. Kartoffeln
67.03-84.85
7.01— 7.39
3.09- 3.86
0.21— 0.66
3.73- 4.00
100.00%
Auf Trockensubstanz berechnet, stellt sich die Chunnos zu den in Europa gezogenen
Kartoffelknolleu :
Chunnos
Stärke 94.106
Protein 2.659
Rohfaser 1.303
Fett 0.209
Asche 0.409
290. John Benjamin Metzger. The fruit of Sambucus canadensis. (The americau Journal
of Pharmacy, vol. 53 [4. ser., vol. 11], p. 553.)
Verf. hat die Früchte von Sambucus canadensis untersucht und Zucker, Gummi,
Gerbstoff, Fett und Harz darin gefunden.
291. Charles G. Traub. The bark of Sambucus canadensis. (The american Journal of
Pharmacy, vol. 53 [4. ser., vol. 11], p. 392.)
Die vom Verf. ausgeführte Untersuchung der Rinde von Sambucus canadensis
ergab als Bestandtheile derselben : ätherisches Oel, Fett, Harz, Gerbstoff, Zucker, Farbstoff,
Baldriansäure und mehrere noch nicht näher untersuchte Substanzen.
292. Frank. B. Meyer. Parthenium integrifolium Lin. (The american Journal of pharmacy,
vol. 53 [4. ser, vol. 11], p. 494).
Verf. hat diese Pflanze untersucht und darin Gerbstoff, Harz, Gummi, Bitterstoff etc.
gefunden; die Anwesenheit eines Alkaloids ist wahrscheinlich.
293. N. Sieber. Beiträge zur Eenntniss der chemischen Zusammensetzung der Schimmel-
pilze. (Journal für praktische Chemie, neue Folge, Bd. 23, S. 412.)
Das zu den Untersuchungen dienende Material hat Verf. sich beschafft, indem er
Pflanzenstoflfe. — Analysen von Pflanzen und ihren Producten.
157
zwei verschiedene Nährlösungen : die eine vorzugsweise aus Zucker und Gelatine, die andere
aus Zucker und Salmiak bestehend, anwandte. Diese Lösungen befanden sich in breiten,
flachen Schalen, welche lose mit Glasplatten bedeckt waren; in dieselben wurden Sporen
und Fäden von Fenicillium und Aspergillus glaucus ausgesäet (zur Verhinderung der Spalt-
pilzentwickelung war der Nährlösung 1 Procent Phosphorsäure zugesetzt): schon nach
wenigen Tagen bildete der Schimmel au der Oberfläche eine bis 3 mm dicke Haut , welche
von Zeit zu Zeit unter die Flüssigkeit getaucht wurde. In der Salmiaklösung entwickelte
sich vorwiegend Aspergillus glaucus, während in der Gelatinelösung ausserdem noch Peni-
cillium und Mueor Mucedo vorhanden war. Die Ausbeute war verschieden: in der Salmiak-
lösung nach 2V2 Monaten Stehen für je 1 1 31g Pilzmasse mit 5.4 g Trockensubstanz, in der
Gelatinelösung nach 3 Mouaten: 8 g Pilzmasse mit 1.4 g trockener Substanz. — Die Masse
wurde mit Wasser ausgewaschen, bei 110° getrocknet, alsdann im Extractionsapparat zuerst
mit Aether, dann mit Alkohol behandelt und der Rückstand analysirt. Der Aether hatte
Fett, Farbstoff sowie eine krystallinische Substanz, welche auch .in dem Alkoholextract
enthalten war, aufgenommen; letzterer enthielt ausserdem noch Harz, — Die in Alkohol
und Aether unlösliche Masse bestand aus Eiweiss und Cellulose. — Die Anwesenheit von
Lecithin in den Alkohol- und Aetherextracten hat Verf. wahrscheinlich gemacht. — Die
Zusammensetzung der Pilzmasse war folgende:
Schimmelpilze aus
Gelatine und
Zucker
Salmiak und
Zucker
In Aether lösliche Materie
„ Alkohol „ „
Asche „ „
Eiweiss „ „
Cellulose „ „
18.70
6.87
4.89
29.83
39.66
11.19
3.36
0.73
28.95
55.77
100.00
100.00
Der Zucker war aus der Nährlösung verschwunden.
294. C. Slop. Cucurbita maxima Duchesne. (The american Journal of Pharmacie, vol. 53
[4. ser,, vol. 11], p. 564, nach Pharm. Centralhalle S. 261.)
Die Samen von Cucurbita maxima enthalten (durch Auspressen gewonnen) 20—25%
eines gelblichen, milden, süss schmeckenden, fetten Üeles, ferner ein aromatisches Princip,
Emulsin, Gummi, Zucker, Cellulose, Chlorophyll, Säure.
295. E. Treffner. Beiträge zur Chemie der Laubmoose. (Inauguraldissertation Dorpat,
80, 62 S.)
Das zu den Untersuchungen dienende Material wurde vom Verf. selbst eingesammelt,
und zwar Sphagnum cuspidatum Ehr. v. reciirvum P. de B. (Familie Sphagnaceae'),
Schistidium apocarpum Br. et Seh. (Farn, Grimmiaceae),'Ortliotrichum anomalum Hedw.
(Fam. Orthotrichaceae) , Ceratodon purpureus Brid. (Fam. Tricliostomaceae) , Dicranum
undidatum Turn. (¥a,m. Dicranaceae'), lunarialiygrometrica Hedw. {Yaxü. Funariaceae)
Milium affine Bland. (Fam. Mniaceae'), Polytrichum commune L. (Fam. Polytrichaceae),
Climacium dendroides W. et M. (Fam. Climaciaceae') und Hypnum splenäens Hedw. (Fam.
Hypnaceae). — Das Material wurde möglichst von allen Verunreinigungen befreit und an
der Luft getrocknet. Genauer untersucht wurde Polytrichum commune, von welcher grössere
Massen zur Verfügung standen. Aufgefunden wurden ein zähflüssiges, durch Chlorophyll
grün gefärbtes fettes Oel, Harz, Wachs, organische Säuren: Weinsäure, Citroneu-
säure und Aconitsäure (?), Phosphorsäure, Schwefelsäure und Chlor, Gerb-
(Fortsetzung S. 159.J
158
Physiologie. — Chemische Physiologie.
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159
säure, Glucose und Saccharose, Metarabinsäure, durch Farbstoff verunreinigtes
Eiweiss, Pararabiu. Stärke wurde iu dem im Juli und August gesammelten Moose
nicht gefunden, während im Juni gesammelte Exemplare in den unteren Theilen reichlich
Amylum enthielten, welches nach oben abnahm und schliesslich verschwand ; die Menge des
vorhandenen Fettes zeigte das umgekehrte Verhalten. Ein steriles Exemplar enthielt durch-
gängig von unten bis nach oben Amylum, so dass die Zellen der unteren Theile fast ganz
damit augefüllt Avaren. Im November gesammeltes Moos enthielt keine Stärke. — Das
Amylum findet sich meist nur in den verdickten Zellen der ßindenschicht , das Fett nur in
dem cambiformartigen Gewebe des Stengels. Verf. ist der Ansicht, dass bei den Polytrichum-
Arten sich das Amylum iu Fett verwandle. — Die Resultate der quantitativen Analysen
der oben genannten Moose stellen wir hier tabellarisch zusammen. (Siehe Tabelle S. 1580
IL Buch.
KRYPTÖGAMEN.
A. Gef ässkryptogamen.
Referent: K. Prantl.
Verzeicliniss der besprochenen Arbeiten.*)
*1. Armstrong. A natural arrangement of the New Zealand Ferns. — Transact. and
Proceed. of the N. Zealand Institute XIII, 1880.
2. Ascherson, P. Plantarum Africae septentrionalis niediae hucusque cognitarum
conspectus. - Botan, Centralbl. VIII, 1881, S. 278 - 287. (Ref. 63.)
3. Babington, C. C. Osmunda regalis L. in Cambridgeshire. — Journ. of Bot. X, 1881,
p. 88. — Vergl. Bot. Centralbl. VI, S. 108. (Eef. 44.)
4. — Asplenium germanicum. — Journ. of Bot. X, 1881, S. 374-375. — Vergl. Bot.
Centralbl. X, S. 194. (Ref. 42.)
*5. Bailey, L. H. Woodwardia angustifolia in Michigan. — Bull, Torrey Club. VIII,
1881, p. 47. Vgl. Bot. Centralbl. X, S. 45.
6. Baker, J. G. Ou a coUection of Ferns made by Mr. W. Kalbreyer in New Granada.
— Journ. of Bot. X, 1881, p. 202-208. (Ref. 69.)
7. — On a collection of Ferns made by Mr. Curtis in the Malay Islands and Mada-
gaskar. — Journ. of Botany X, 1881, p. 366-368. Vgl. Bot. Centralbl. X, S. 274.
(Ref. 34 u. 68.)
8. de Bary. Anmerkung zum Refeiat über Saporta et Marion, L'Evolution du regne
vegetal, betreffend die Function der Elateren von Equisetura. — Botan. Zeitg. XXXIX,
1881, S. 781—782. (Ref. 27.)
*9. Berggren, S. Le prothalle et l'embryon del'Azolla, — Revue des sciences natur,
par Dubreuil. Ser. 3, Tome I, 1881, p. 21—31 mit 1 Taf. Vgl. Bot. Jahresb,
VIII, 1880, I, S. 474.
10. Bonnet, E. Recherches sur l'AzoUa caroliniana. — Bull, de la Soc. bot. de France
XXVIII, 1881, p. 176 -177. (Ref. 28.)
11. Borbäs, V. Az edenzes virägtalansk rendszere (Systema Cryptogamarum vascularium).
Programm der Staatsoberrealschule d. VI. Bez. in Budapest f. d. Jahr 1880/81.
Budapest 1881, 14 S. Ungarisch. Vgl. Bot. Centralbl. VII, S. 358. (Ref. 1.)
*12. Britten, J. European Ferns. With coloured. illustr. from nature by D. Blain, 4.
238 S. London 1881. - 21 s.
*13. Brückner, Ad. Riesenexemplare von Pteris aquilina. — Archiv, d. Vereins d. Freunde
d. Naturgesch. in Mecklenburg XXXV, 1881, S. 130. Vgl. Bot. Centralbl. XI, S. 82.
*14. Cclakovsky, L. Prodromus der Flora von Böhmen, IV. Theil, euth. Nachträge etc.
— Archiv, der naturw. Landesdurchforschuug von Böhmen, IV, No. 3, Prag 1881, 8",
S. 691-955. Vgl. Bot. Centralbl. VI, S. 412.
') Die luit " bezeicbueten Arbeiten wareu dem Kef, nicht zugäuglich.
Verzcicbniss der besproclieneu Arbeiten. 161
*15. Clapp, H. L. Marsilia quadrifolia in Massachusetts. — Bull. Torrey Club. VIII,
1881, p. 127.
*16. Coleiiso. The Ferns ofHinde Islands. — Transact. and Proceed. of the New Zealand
Institute, XIII, 1880.
*17. — Ou some new and undescribed New Zealand Ferns. — Transact. and Proceed. of
the New Zealand Institute, XIII, 1880.
*18. Cooke, M. C. A Fern Book for everybody. New Edit. Londun, 1881, 12. — 1 s.
19. Coulter, J. M. and M. S. Catalogue of the Flora of Indiana. Extrabeilage zur
Botan. Gazette, VI, 1881. (Ref. 58.)
*20. Cowau, W. D. List of Ferns and other Cryptogamae of Madagascar, showing their
relation to Mauritius and Bourbon. Taravohitra 1881, 8".
21. Davenport, G. E. An interesting Fernery. — Botan. Gazette, VI, 1881,8.295—296.
(Ref. 62.)
*22. - Fern Notes. - Bull. Torrey Club. VIII, 1881, Juni.
*23. — Vernation in Botrychia. - Bull. Torrey Club. VIII, 1881, S. 100 - 101.
*24. — Onoclea sensibilis, Cheilanthes myriophylla, Woodsia obtusa — Bull. Torrey Club.
VIII, 1881, No. 10 u. 11.
25. Dutailly. Sur l'iuterpretation des differentes parties de l'embryon des Salvinia. —
Comptes rendus des seances de la Soc. bot de Lyon. Abgedr. in Bot. Centralbl.
VI, S. 35. (Ref. 9.)
*26. Eaton, D. C. New or little known Ferns of the United States. — Bull. Torrey Club.
VIII, 1881, S. 4 5; 99-100; 111. - Vgl. Bot. Centralbl. VII, S. 166.
*27. Emerton and Faxow. Beautiful ferns. Boston 1881. Roy. 4, with 14 col. plates.
- 30 M.
28. Ferymon, W. Letter addressed to the Secretary of the Linn. Soc. of London. Journ.
of Botany 1881, S. 223. (Ref. 67.)
*29. Firth, 0. Osmunda regalis proliferous. — The Florist and Pomologist, 1881, p. 182.
*oO. Fliehe. Une forme ramifiee de la froude de l'Asplenium Trichomanes. — Bull, de
la Soc. des sciences de Nancy. Ser. 2, Tome IV, p. 24-25. Vgl. Bot. Centralbl.
IX, S. 9.
31. Fournier, E. Remarques historiques et taxinomiques sur quelques Foug^res. — Bull.
de la Soc. bot. de france. XXVIII, 1881, p. 130-135. (Ref. 72.)
32. Fritze, R. Ueber die Farn Vegetation der Insel Madeira. — Bericht über die Thätigkeit
der Botan. Sect. d. Schles. Gesellsch. 1881, S. 276-278. Abgedruckt in Botan.
Centralbl. V, S. 409. (Ref. 64.)
33. Ger ard, R. Recherches sur le passage de la racine ä la tige. — Annales des sciences
nat. 6. Ser. Tome XI, 1881, S. 418—424. Tab. 19, Fig. 69-76. Vgl. Bot.
Centralbl. X, S. 119. (Ref. 11.)
34. Göbel, K. Beiträge zur vergleichenden Entwicklungsgeschichte der Sporangien. IL
Bot. Zeitung, XXXIX, 1881, S. 681-694; 697—706; 713-720. Taf. VI. — Vor-
läufig mitgetheilt in Verhaudl. d. Phys.-Med. Gesellsch. Würzburg, XVI, s. Jahresber.
VIII, 1880, I, S. 479. Vgl. Bot. Centralbl. VIII, S. 366. (Ref. 21.)
35. Haberlandt, G. Ueber coUaterale Gefässbündel im Laube der Farne. — Sitzungsber.
der K. Akad. d. Wiss. Wien LXXXIV, 1. Abth., 1881, S. 121-142, mit 1 Taf.
Vgl. Bot. Zeit. 1882, S. 217; Bot. Centralbl. XI, S. 10. — Vorläufig mitgetheilt
im Anzeiger der K. Akad. d. Wiss. Wien 1881, S. 148 149; abgedruckt in Bot,
Zeitung 1881, S. 467. (Ref. 12.)
36. — Vergleichende Anatomie des assimilatorischen Gewebesystems der Pflanzen. —
Pringsheim's Jahrb. f. wisseusch. Bot. XIII, 1. Heft, 1881, S. 74-188, Taf. III- VIII.
(Ref. 15.)
37. Hart, H. C. Ou the Plauts of the North Aran Island, Co Doaegal. — Journ. of
Bot. X, 1881, p. 19-23. (Ref. 40.)
38. - Notes ou Irish Plauts. - Journ. of Bot. X, 1881, p. 167-169. (Ref. 41.)
Botanischer Jahresbericht IX (1881 1^ Abth. 1 1
162 Kryptogamen. — Gefässkryptogaraen.
39. Hart. On some rare plants in County Donegal. — Journ. of Bot. X, 1881, p, 233—240.
(Ref. 39.)
40. Harvey, F. L. Ferns of Arkansas. — Bot. Gazette VI, 1881, p. 189-190; 213 215.
(Ref. 59.)
*41. Heath, F. G. The Fern World. 6. Ed., 8», 470 S. London 1881. - 12 s. 6 d.
*42, — Where to find Ferns. London 1881, 8".
43. Heinricher, E. Erwiderung auf A. Zimmermann's Aufsatz „üeber die Scheitelzelle
au den Adventivknospen einiger Farnarten". — Bot. Centralbl. VI, 1881, S. 358—361.
(Ref. 19.)
44. — Die jüngsten Stadien der Adventivknospen an der Wedelspreite von Asplenium
bulbiferum. - Sitzungber. der K. Akad. d. Wiss. Wien LXXXIV, 1. Abth., 1881,
S. 115-120. mit 1 Taf. Vgl. Bot. Zeit., 1882, S. 334; Bot. Centralbl. VIII, S. 135.
(Ref. 20.)
*45. Hieronymus, G. Sertum Sanjanicum 6 descripciones y determinaciones de plantas
fanerogamas y criptögamas vasculares recolectades por el Dr. D. Saile Echegaray
en la Provincia de San Juan. — Trabajo suelto del Boletin de la Academia
National de Ciencias. Tom. IV, extr. I, Buenos Aires 1881, 74 S. g"-
*46. Hol üb y, I. L. Die bisher bekannten Gefässkryptogamen des Trencziner Comitates.
— Jahresheft des Naturwiss. Ver. d. Trencziner Comitates IV, 1881, S. 47—54.
Vgl. Bot. Centralbl. XI, S. 414.
47. Hooker, J. D. Anemia adiantifolia. — The Gardeners' Chronicle XV, 1881, p. 204,
Fig. 37. (Ref. 29.)
48. Jenman, G. S. Third Supplement to the Ferns recorded in Grisebach's Flora of the
British West Indies. Journ. of Bot. X, 1881, p. 51—54. Vgl. Bot. Centralbl. VIII,
S. 164. (Ref. 70.)
49. Kien itz- Ger loff, F. üeber Wachsthum und Zelltheilung und die Entwickelung
des Embryos von Isoetes lacustris. Bot. Zeit. XXXIX, 1881, S. 761—770; 785-795;
Taf. VIII. Vgl. Bot. Centralbl. IX, S. 106. (Ref. 6 u. 8.)
50. Koltz, J. P. J. Prodrome de la Flore du Grand-Duche de Luxembourg. Seconde
Partie. Plantes Cryptogames ou Acotyledonees. — Recueil de Mem. et de Travaux
publ. par la Soc. Bot. du Gr. D. Luxembourg No. 4—5, 1877—1878. Luxembourg
1880, p. 182-208. (Ref. 47.)
51. Kuhn, M. Uebersicht über die Arten der Gattung Adiantum. Jahrbuch des K. Bot.
Gartens und Museums Berlin, I, 1881, S. 337—351. Vgl. Bot. Zeit. 1882, S. 415;
Bot. Centralbl. VIII, S. 102. (Ref. 33.)
*52. Lankester. British Ferns; their Classification , Structure and Functions. New and
enlarg. edit. London 1881. 128 S., 8", 5 s.
53. Lemoine, V. Atlas des caracteres specifiques des Plantes de la Flore Parisienne
et de la Flore Remoise. Les Fougeres. Paris et Reims 1881, 10 Taf., gr. 8" mit
Text. Vgl. Bot. Zeit. 1881, S. 564. (Ref. 45.)
54. Lennon, W. H. Some New York Ferns. - Bot. Gazette VI, 1881, p. 248. (Ref. 60.)
55. Lowe, E. J. On some hybrid British Ferns. — Proceed. of the Linu. Soc. London iu
Journ. of Bot. X, 1881, p. 64, (Ref. 31.)
56. Luerss en, Chr. Gefässkryptogamen in Reliquiae Rutenbergiauae. — - Abb. d. Naturwiss.
Vereins Bremen VII, 1880, S. 41-53, Taf. I. (Ref. 65.)
67. Magnin. Compte rendus de l'excursion dans le vallon du Ratier. — Conipt. rend.
des seances de la Soc. Bot. de Lyon, 1. Mars, 1881. Abgedr. in Bot. Centralbl.
VI, S. 35. (Ref. 46.)
58. Mer, E. De l'influence exercee par le milieu sur la forme, la structure et le mode
de reproduction de l'Isoetes lacustris. — Comptes rendus hebd. des seances de
l'Acad. d. sc. XCII, 1881, p. 94. Auszug in Bot. Zeit. 1881, S. 339. Derselbe Titel
in Brebissonia, Revue de Bot. Crypt. III, 1881, No. 7. (Ref. 25.)
59. Recherches sur le developpement des sporanges steriles dans Tlsoetes lacustris. —
Verzeichniss der besprochenen Arbeiten. 163
Comptes rendus hebd. des seances de l'Acad. des sciences XCII, 1881, pag. 310.
Auszug in Bot. Zeit. 1881, S. 340. (Ref. 26.)
CO. Mer, E. De l'influence des saisons sur la Vegetation et la reproduction de l'Isoetes
lacustris. - Bull, de la Soc. Bot. de France, XXVIII, 1881, p. 72. (Ref. 24.)
61. — Du developpement des sporanges et des spores dans l'Isoetes lacustris. — Bull.
de la Soc. bot. de France, XXVIII, 1881, p. 109-113. (Ref. 23.)
62. Painter. Notes on tbe Flora of Derbyshire. — Journ. of Bot. X, 1881, p. 293— 301.
(Ref. 38.)
63. Pantocsek, J. üeber bosnisch -herzegovinische Pflaüzen und aus dem Comitate
Neutra in Ungarn. - Oesterr. Bot. Zeitschr. XXXI, 1881, S. 348. (Ref. 55.)
*64. Payot, V. Florule du Mont Blanc. Deuxieme Partie, Plantes cryptogames vascu-
laires et cellulaires, 2. edit. Geneve 1881 , II , et 22 p. 12o. Vgl. Bot. Centralbl.
XI, S. 355.
*65. Philippi, Th, Catalogus plantarum vascularium chilensium adhuc descriptarum. —
Annales univers. Chilensis. Santiago de Chile 1881.
66. Philipps, W. Botrychium Lunaria in Shropshire. — Journ. of Bot. X, 1881,
S. 217 f. (Ref. 37.)
67. Potoniö, H. Die Beziehung zwischen dem Spaltöftnungssystem und dem Stereom
bei den Blattstielen der Filicineen. — Jahrbuch des K. Bot. Gartens u. Museums
Berlin, I, 1881, S. 210- 217. Vorläufig mitgeth. in Sitzungsber. Bot. Ver. d. Prov.
Brandenburg, XXIII, 1881, S. 58-60. Vgl. Bot. Zeit. 1882, S. 798; Bot. Centrbl.
VIII, S. 70. (Ref. 16.)
68. - Anatomie der Lenticellen der Marattiaceen. — Jahrb. des K. Bot. Gartens und
Museums Berlin, I, 1881, S. 307-309. mit 2 Holzschn. — Vorläufig mitgetheilt
in Sitzungsber. d. Bot. Ver. d. Prov. Brandenburg, XXIII, 1881, S. 60. Vgl. Bot.
Zeit. 1882, S. 799; Bot. Centralbl. VIII, S. 70. {ReL 17.)
69. — Beiträge zur Flora der nördlichen Altmark. — Abhandl. d. Bot. Vereins d. Prov.
Brandenburg, XXIII, 1881, S. 158-159, (Ref. 49.)
70. Prahl, P. Ueber die Entdeckung von Isoetes echinospora in Holstein. — Sitzungs-
berichte des Bot. Ver. d. Prov. Brandenburg, XXIII, 1881, S. 13-16. (Ref. 48.)
71. PrantI, K. Verzeichniss der von v. Fridau auf Schmarda's Reise 1853 in Ceylon
gesammelten Farne. — Verhaudl. d. Zool.-Bot. Ges. Wien, 1881, S. 117—120.
Vgl. Bot. Centralbl. VII, S. 68. (Ref. 66.)
72. — Vorläufige Mittheilung über die Morphologie, Anatomie und Systematik der
Schizaeaceen. — Engler's Jahrbücher f. Syst. II, 1881, S. 297—303. Vgl. Bot.
Centralbl. VIII, S. 103. (Ref. 32.)
73. — Untersuchungen zur Morphologie der Gefässkryptogamen, 2. Heft. Die Schizaeaceen,
morphologisch und systematisch bearbeitet. Leipzig 1881, 4", 161 S. mit 8 Taf. u.
1 Holzschnitt. Vgl. Bot. Zeit. 1882, S. 152; Bot. Centralbl. X, S. 351. (Ref. 10,
22, 30, 32.)
74. — Beobachtungen über die Ernährung der Farnprothallien und die Vertheilung der
Sexualorgane. — Bot. Zeit. XXXIX, 1881, S. 753-758, 770-776. Vgl. Bot.
Centralbl. IX, S. 74. (Ref. 2.)
75. Pryor, R. A. Osmunda regalis L. in Cambridgeshire. — Journ. of Bot. X, 1881,
S. 54. (Ref. 43.)
*76. R. J. H. Aspidium Lonchitis in Colorado. - Bull. Torrey Club, VII, 1881, S. 105.
77. Reynolds. Queer places for Ferns. - Bot. Gazette, VI, 1881, S. 161— 162. (Ref. 61.)
78. Ridley, H. N. Notes on Radnorshire Plauts. ~ Journ. of Bot. X, 1881, p. 170-174.
(Ref. 36.)
*79. Ridley, M. S. A Pocket Guide to British Ferns. London 1881, 96 S. S«», M. 2.70.
Vgl. Bot. Centralbl, IX, S. 75.
80. Roper. Notes on the Flora of East Sussex. — Journ. of Bot. X, 1881, p. 369-373.
(Ref. 35.)
11*
1Q^ Kryptogamen. — Gefässkryptogamen.
81. Roze. Observations sur le prothallium des Fougeres. — Bull, de la Soc. bot. de
France XXVIII, 1881, p. 135-136. (Ref. 3.)
82. Rusby, H. Some New Mexican Ferns. — Bot, Gazette VI, 1881, p. 195-198, 220-223,
(Ref. 57.)
83. Russow, E. Ueber die Verbreitung der Callusplatten bei den Gefässpflanzen. —
Sitzungsber. der Dorpater Naturf. üesellsch. 1881. Vgl. Bot. Zeit. 1881, S. 724.
(Ref. 13.)
84. Sanio, C. Die Gefässkryptogamen und Characeen der Flora von Lyck in Preussen.
— Abhandlungen d^s Bot. Ver. d. Prov. Brandenburg, XXIII, 1881, S. 17—25.
(Ref. 51.)
85. — Zahlenverhältnisse der Cormophytenflora Preussens. — Abhandl. d. Bot. Ver. d.
Prov. Brandenburg, XXIII, 1881, S. 69-73. Vgl. Bot. Centralbl. VIII, S. 165.
(Ref. 50.)
86. Saporta, G. et Marion, A. F. L'Evolution du regne vegetal. Les Cryptogames.
Paris 1881. (Ref. 5.)
*87. Schell, J. Verzeichniss der höheren Sporenpflanzen, welche in der Umgegend des
Hüttenwerks von Talizk im Gouvernement Perm vorkommen. — Beilage zum
ProtocoU der 136. Sitz. d. Naturf. Ges. Kasan, 1881, 4 S. 80. Russisch. Vgl. Bot.
Centralbl. X, S. 115.
88. Schwarz, A. Neuere Beobachtungen über die Phanerogamen- und Gefässkryptogamen-
fiora in der Umgegend von Nürnberg. — Abhandl. der Naturhist. Gesellsch. zu
Nürnberg, VII, 1881, S. 115—117. (Ref. 53.)
89. Steininger, H. Flora der Bodenwies. — Oesterr. Bot. Zeitschr. XXXI, 1881, S. 138.
(Ref. 54.)
90. Strobl, P. G. Flora des Aetna. - Oeterr. Bot. Zeitschr. XXXI, 1881, S. 23—24.
(Ref. 56.)
91. Tomaschek, A. Ueberwinterte Prothallien von Equisetum. — Oesterr. Bot. Zeitschr.
XXXI, 1881, S. 245-248. — Vgl. Bot. Centralbl. VIII, S. 165. (Ref. 4.)
*92. Underwood, L. M. Our native Ferns and how to study them. New -York 1881,
116 S. 12', M. 5. Vgl. Bot. Gazette 1881, p. 264.
*93. — Onoclea sensibilis var. obtusilobata. — Bull. Torrey Club. VIII, 1881, p. 101—102.
*94. Waldner, H. Deutschlands Farne, mit Berücksichtigung der angrenzenden Gebiete
Oesterreichs, Frankreichs und der Schweiz. Heidelberg 1881, Fol., Heft 6 u. 7,
ä M. 2.50.
95. Warnstorf, C. Botanische Wanderungen durch die Mark Brandenburg im Jahre
1881. - Abhandl. des Bot. Ver. d. Prov. Brandenburg, XXIII, 1881, S. 118-119.
(Ref. 52.)
96. Weiss, J. E. Anatomie und Physiologie fleischig verdickter Wurzeln; enthält einen
Abschnitt: Schutzscheide der Polypodiaceen. — Flora XXXVIII, 1880, S. 119-121,
Taf. IV, fig. 8. (Ref. 14.)
*97. Wheeler, C. F. and Smith, G. F. Catalogue of the Phaenogamons and Vascular
Cryptogamons Plauts of Michigan. Lausing 1881, 8".
*98. Willey, H. Marsilia quadrifolia. — Bull. Torrey Club, VIII, 1881, p. 144.
99. Zacharias, E. Ueber die Spermatozoiden. — Bot. Zeit. 1881, S. 827— 838, 846-852.
(Ref. 7.)
100. Zimmermann, A. Ueber die Scheitelzelle an den Adventivknospen einiger Farnarten.
— Bot. Centralbl. VI, 1881, S. 175 f. (Ref. IH.)
*101.Zinger, J. Verzeichniss der bis jetzt im Gouvernement Tula beobachteten Phanero-
gamen und Gefässkryptogamen. — Bull, de la Soc. Imper. des Naturalistes ä Moscou
1881, No. 2.
102 Cyathea mediillaris. — The Gardeners' Chronicle XV, 1881, p. 472. (Ref. 71.)
Allgemeines, — Protballium.
165
I. Allgemeines.
1. V. Borbäs. Az edenyes virägtalanok rendszere. (il.)
Die Haupteintheihing nach Classen, Unterclassen, Ordnungen ist Lürssen's Grund-
zügeu der Botanik entnommen. Im Uebrigen geben wir die Hauptgruppirung in Folgendem:
Classes
Filicineac seu
Frondosae
Borh.
Laubige oder
gross-
blätterige
Subclasses
Ordines
Familiae
■ 1.
2.
Hymenophyllaceae
Loxsomaceae
Plianerosporeae
8.
Gleicheniaceae
Borb.
Die Sporen ent-
1. Filices . ' . . .
4.
5.
Cyatheaceae
Parlceriaceae
stehen an der Ober-
6.
Polypodiaceae
<u
8
fläche der Unterseite
7.
Schizaeaceae
des Blattes
8.
Osmundaceae
«
9.
Angiopterideae
j
. 2. Marattiaceae .
10.
Marattieae
Endophyllosporeae
11.
Danaeaeeae
Borb.
Die Sporen ent-
stehen unter der Epi-
3. OpMoglossaceae
12.
Ophiogloss^ae
dermis im Gewebe
H
des Blattes
?terosporeae
4. Bhizocarpeae
13.
14.
Salviniaceae
Marsiliaceae
5. Equisetaceae
6. Lycopodiaceae
15.
Equisetaceae
Lycopodiaceae
ig
e / .
Isosporeae . . .
16.
Heterosporeae
U:
Isoetaceae
Selaginelleae
17. Isoetaceae
18. Selaginelleae
II. Equisetinae
Scheidenblättrige
( VaginifoUae
Borb.)
III. Lycopodinae seu
Muscifoliae Borb.
Moosblätterige
Auf den folgenden Seiten findet man die Charakterisirung der Classen, Sub-
classen u. s. w. Die Polypodiaceae sind nach den Angaben Prantl's analytisch zusammen-
gestellt. Die Notosoreae werden hier in zwei Gruppen getheilt, und zwar: a) Polypodiaceae
emend. (excl. Gymnogrammate, Ceterach et generibus Coenosoreis adscriptis) mit den Unter-
gruppen Polypodiaceae exindusiatae (Polypodium, PhegopterisJ und Aspidiaceae indusiatae
(Aspidium, Cystopteris, Woodsia, OnocleaJ; d. Notosoreae soris elongatulis aut linearibus
(Aspleniaceae). Diese Gruppe ist wieder getheilt in Exindusiatae CGymnogramme, Ceterach)
und in Indusiatae (Blcchnum, Woodioardia, Athyrium, Asplenium, Diplazium, Scolo-
pendrium, CamptosorusJ. Staub.
II. Prothalllum.
2. Frantl. Ernährung der Farnprotballien and Vertheilang der Sexualorgane. (74.)
Nachdem Ref. schon früher (vgl. Jahresbericht VI für 1878, S. 524) zwischen nor-
malen Prothallien und solchen, welche kein Meristem besitzen, „ameristischen" unterschieden,
auch schon früher (vgl. Jahresbericht VII für 1879, S. 410) gezeigt hatte, dass letztere bei
ungenügender Beleuchtung entstehen, waren durch die Wahrnehmung, dass bei zu dichtem
Stande auch unter den günstigsten Beleuchtungsverhältnissen ameristische Individuen erscheinen,
Experimente über die Ernährung aus dem Substrat veranlasst. Dieselben bestanden in
Wasserculturen von Osmunda regalis und Ceratopteris thalictroides , sowie in geringerer
Ausdehnung von Polypodium vulgare und Aspidium filix mas. Für Osmunda und die
beiden letztgenannten wurde nachgewiesen, dass ia stickstofi"freien Nährlösungen die Bildung
eines Meristems unterbleibt, sowie dass ameristische Individuen durch Uebertragung in
stickstoffhaltige Nährlösung ein Meristem an ihrem Vorderrand entwickelten; letzteres war
Ißß Kryptogamen. — Gefässkryptogamen.
ebenso der Fall an Pflänzclien , welche ein Jahr lang im ameristischen Zustand verharrt
hatten. Bei Ceratopteris dagegen gestattet der reiche Gehalt der Spore an Reservenahr\ing
die vorübergehende Bildung eines Meristems auch ohne Stickstoffzufuhr; dieselbe unterblieb
nur bei gleichzeitigem Mangel von Phosphorsäure.
Mit der je nach den Ernährungsverhältnissen verschiedenen Entwickelung der Pro-
thallien geht die Vertheilung der Sexualorgane Hand in Hand. Archegooien entstehen nur
aus dem Meristem ; Antheridien hingegen können auch an ameristischen Individuen auftreten,
und wurden hier besonders reichlich bei Ceratopteris beobachtet. Die Thatsache, dass
ameristische männliche Prothallieu durch Cultur in stickstoffhaltiger Nährlösung in normale
Pflanzen mit Archegonien umgewandelt wurden , spricht entschieden gegen die gerade für
Osmimda vielfach behauptete „Neigung zur Diöcie". Als eine Annäherung an Diöcie kann
nur das bisweilen beobachtete , physiologisch noch unerklärte Fehlen von Antheridien an
normalen Prothallien betrachtet M'erden.
Schliesslich weist Ref. noch darauf hin, dass bei den heterosporen Pteridophyten
Prothallien nur auf Reservenahrungsstoffe angewiesen sind, welche in den männlichen Sporen
bekanntlich geringer, in den weiblichen reichlicher vorhanden sind.
3. Roze. Prothalliam. (81.)
Verf. betont, dass die Unterscheidungsmerkmale, welche das Prothallium in den ver-
schiedenen Farnfamilien biete, systematisch zu verwerthen seien.
4. Tomaschek. üeberwinterte Prothallien von Equisetum. (91.)
Nach einer längeren Auseinandersetzung der bekannten Homologie zwischen dem
Thallus der Lebermoose und den Prothallien theilt Verf. die Beobachtung mit, dass Pro-
thallien von Equisetum variegatum, welche im Juli 1879 zu üppiger Entwickelung im Freien
gelangt waren, sich, in Töpfe übertragen, bis zum Juli 1880 lebend erhielten und dabei in
vieler Hinsicht eine abweichende Gestaltung zeigten.
5. Saporta et Marion. Protballium von Phylloglossum. (86.)
In dem Buche genannter Autoreu, welches im Uebrigen Bekanntes anführt und mit
den paläontologischen Thatsachen in Zusammenhang bringt, findet sich auf S. 130^) eine
Anmerkung, dass Prof. Crie die Sporen von Phylloglossum Drummondii hat keimen lassen
und beobachtete , dass sie ein unterirdisches , weissliches , knolliges Prothallium von sehr
ähnlichem Aussehen wie die monöcischen Prothallien der Ophioglossaceen erzeugen.
6. Eienitz-Gerloff. Prothallium von Isoetes. (49.)
Die Untersuchung der reifen und halbreifen Macrosporen ist im höchsten Grade
schwierig, und es gelang dem Verf. nur festzustellen, dass der Innenraum deutlicher als es
von Hofmeister dargestellt wurde, von ziemlich grossen, rundlichen Zellen erfüllt ist, in
denen man einen Zellkern gewahrt; ein etwa vorhandenes Diaphragma wie bei Selaginella
konnte nicht nachgewiesen werden. Im Gegensatz zu der Angabe Hofmeister's fand der
Verf. an älteren unbefruchteten Prothallien, welche auf der Spore eine kissenförmige Auf-
treibung bildeten, 20—30 Archegonien.
7. Zacharias. Spermatozoiden. (99.)
Der Verf. fand das chemische Verhalten der Schraubenbäuder der Spermatozoiden
bei Farnen und Marsilia abweichend von jenen der Characeen und Moose, das der Cilieu
hingegen übereinstimmend.
I. Embryo und Vegetationsorgane.
8. Klenltz-Gerloff. Embryo von Isoetes. (49.)
Nach einer allgemeinen Erörterung über Wachsthum und Zelltheilung theilt der
Verf. die Resultate seiner Untersuchung des Prothalliums (s. oben Ref. 6) und besonders
des Embryo's von Isoetes mit. Dieser erfährt ebenso wie bei den Filicinen und Rhizocarpeen
anfangs Theilungen durch drei einander rechtwinklig schneidende Wände, die Basalwand,
die Transversalwand und die Medianwand. Die Orientirung der aus diesen Octanten her-
»j Nach de Bai-y In Bot. Zeitung 1881, S. 782. Dem Referenten ist nur die 188.S erichienen« deutsche
Auigabe zugänglich, welche die gleiche Note anf S. 149 eutbält.
Embryo und Vegetatiousorgane. 167
vorgehenden Organe ist insoferne dieselbe wie bei den Filicinen, als aus den vorn oben
gelegenen Octanteu der Embryo, aus den hinteren oberen Octanteu die erste Wurzel, aus
den vier unteren Octanteu der später stark vergrösserte Fuss hervorgebt. Die Bildung
eines epibasalen und hypobasalen Gliedes unterbleibt; hingegen wird jeder obere Octant in
eine der Transversalwand angrenzende untere und eine obere Hälfte zerlegt. In den unteren
Octanteu wird in der Theilungsfolge überhaupt keine bestimmte Regelmässigkeit eingehalten.
— Aus dem hinteren oberen Octanteu, und zwar aus dem am weitesten nach hinten gelegenen
Theil erhebt sich scheidig emporwachsend die Cotyledonarschtide; aus den zwischen dieser
und der Basalwand liegenden Zellen geht später das erste Blatt hervor , an dessen Grunde
sich endlich der Vegetationspunkt des Stammes bildet. Schon sehr früh wölbt sich eine
der Basalwand und Medianwand unmittelbar anliegende Zelle hervor als Mutterzelle der
Ligula des Cotyledoas, welche durch Wachsthum in zwei Raumrichtungen zu einer flachen,
oben stark verbreiterten Schuppe wird und die gleiche Zellenordnung zeigt, wie eine ßrut-
knospe von Marcliantia. — Im „Wurzelsegmeut", d. h. denjenigen Theile des hinteren oberen
Octanteu, welcher zwischen der zuerst gebildeten Wand und der Transversalwand liegt,
entsteht anfänglich durch eine Pericline eine innere Zelle , welche ihrer Lage nach der
Wurzelscheitelzelle des Filicinenembryo's entspricht; diese wird jedoch alsbald in eine obere
und untere Zelle zerlegt und verwandelt sich späterhin in einen mehrzelligen Complex, dessen
Zellen bei verschiedenen Exemplaren eine wechselnde Lagerung zeigen. Die Aussenzellen
zerfallen in zwei Schichten, von denen die äusserste als erste Wurzelhaubenschicht betrachtet
werden kann. Obgleich eine eigentliche Wurzelscheide nicht gebildet wird, liegt dennoch
keine exogene Entstehung vor und die sich beim Austreten der Wurzel abblätternde Zellen-
schicht kann ebenso gut als Rindenschichte des Embryo's wie als Haubenschichte der Wurzel
betrachtet werden. Beim weiteren Wachsthum der Wurzel wird im Median- und Horizontal-
schuitt eine Zelle sichtbar, welche ofi'enbar Bruchmann's Pleromscheitelzelle ist. ludess tritt
nach des Verf. Beobachtungen die Differenzirung der Histogene nicht so früh und nicht in
der Schärfe ein, wie dies nach Hanstein an den Embryonen der Phanerogamen der Fall
sein soll. Es gelang auch dem Verf. nicht, die Grenze des Gefässstranges bis in die Spitze
hinauf sicher zu verfolgen und Verf. hält die Bezeichnung einer bestimmten Zelle als Plerom-
scheitelzelle für durchaus willkürlich, wie an einigen speciellen Fällen näher gezeigt wurde.
Am uaturgemässesten ist das Gewebe der Wurzelspitze als ein völlig indifferentes Meristem
zu betrachten, in welchem sich die Wände nach der Regel der rechtwinkligen Schneidung
bilden, ohne dass eine Lücke im Coustructionssystem vorhanden ist; erst später sondern
sich die verschiedenen Gewebesysteme aus. So würde unter Zugrundelegung der Sachs'-
schen Ansicht von der Bedeutung der Scheitelzelle Inoetes auch bezüglich des Scheitel-
wachsthums der Wurzel einen üebergang von den Archegoniaten zu den Phanerogamen
bilden, indem an die Stelle der indifferenten Scheitelzelle hier voi; vornherein ein indiffe-
renter Meristemcompiex tritt, dessen Zellen dieselbe Anordnung haben, welche bei Vege-
tationskegeln mit Scheitelzelie erst nach Aufhören des Scheitelwachsthums erreicht wird.
9. Dutailly. Embryo von Salviaia. (25.)
Verf. vergleicht den Embryo von Saivinia mit jenem von Pteris und Marsüia und
betont, dass bei letzteren Fuss und Wurzel aus je einem Quadranten hervorgehe, während
bei Saivinia der sogen. Fuss aus zwei Quadranten entstamme, eine Wurzel fehlen soll. Da
nun bei den Gefässkryptogamen jedes Organ mit einer Scheitelzelle endigt, so müsste nach
der Segmentation dieser „Fuss" von Saivinia zwei Scheitelzellen besitzen; zudem stimme
die Segmentation der Quadranten mit Marsilia überein, so dass der Verf. zu dem Resultat
gelangt, der Embryo von Saivinia besitze eine Wurzel, welche aber alsbald ihre Weiter-
entwicklung einstellt.
10. Prantl. Vegetationsorgane der Schlzaeaceen. (73.)
Die Stämme der Schlzaeaceen sind theils radiär, so bei den meisten Aneimien, Mohria
und Schizaea^ theils dorsiventral, und zwar entweder mit zwei dorsalen Blattzeilen bei Aneimia
sect. Aneimiorrhisa, oder mit nur einer einzigen bei Lygodium. An den Rhizomen letzterer
Gattung findet man sowohl eine Gabelung in der die Flanken verbindenden Ebene, als einzelne
Zweige an Stelle von Blättern in der dorsalen Zeile. — Sprossbildung auf dem Blatte kommt
j'gg Kryptogamen. - Gefässkryptogamen.
an der Blattspitze mehrerer Aiieimieu aus der Gruppe der Collinen vor sowie an der Blatt-
oberseite von Schizaea Germani.
Die jungen Blätter zeigen stets eine zweischneidige Scheitelzelle, deren Wände von
rechts und links convergiren, späterhin sind die Zellen des ganzen Randes einander gleich,
theilen sich durch anticline und von der Ober- und Unterseite her convergirende pericline
Wände. Die Enden gewisser Nerven zeigen vorzugsweise meristeraatische Beschaffenheit.
Diese Nerven, welche in augenscheinlicher Beziehung zur ganzen Gestaltung des Blattes
stehen, können als „Rippen, costae" von den übrigen unterschieden werden. Ein genaueres
Studium der Nervatur zeigt ein Fortschreiten vom Einfacheren zum Complicirteren nicht
blos beim Vergleiche verwandter Arten, sondern auch in der Aufeinanderfolge der Blätter
im ersten Lebensalter des Individuums. Bezüglich der Terminologie sucht Referent durch-
zuführen, die Basis des Blattes als hinten, die Spitze als vorne zu bezeichnen, während
„oben und unten" nur für die beiden Blattflächen verwendet werden.
Bei allen Schizaeaceen mit Ausnahme von Mohria finden sich eigenthüraliche fertile
Blatttheile, welche gleichsam zu dem im^ übrigen sterilen Blatte hinzukommen, und eines
kurzen Ausdrucks halber „Sorophore" genannt werden; im Wesentlichen besteht dasselbe
aus einer Costa, welche in fiederiger Anordnung monangische Sori trägt. Ein solches wäre
als die einfachste Blattgestalt zu betrachten, durch Theilung und Vermehrung, durch
Spreitenbildung hinter oder neben dem Sorophor können wir die vorhandenen Blattformen
entstanden denken.
Bei Schizaea tragen die meisten Arten auf der Spitze des ungetheilten Blattes je
ein Sorophor, das Blatt kann sich wiederholt in einnervige Zweige gabeln oder die Gabel-
zweige der Costae bleiben durch Mesophyll verbunden; in letzterem Falle differenziren sich
Stiel und Spreite. Das Sorophor verzweigt sich zwar, ist aber von der höheren Differenzirung
des Blattes gänzlich ausgeschlossen; letztere vollzieht sich am Träger des Sorophors.
Die Blätter von Lygodium sind höchst complicirt gebaut. An einer windenden,
anscheinend unbegrenzt fortwachsenden Spindel stehen rechts und links Primärsegmente, deren
Spindel sehr kurz ist und über einem einzigen Paar von Secundärsegmenten knospenartig
schneckenförmig eingerollt endigt. Die Secundärsegmente sind entweder gegabelt, die letzten
Zweige mit fiederiger Nervatur (L. articulatumj oder mit gegabelten, fiederförmig angeordnete
Seitennerven entsendenden Rippen versehen (L. circinatum u. a., L. imlmatum) , wobei an
den fertilen Segmenten der letzteren Species sich der Uebergang von der gabeligen zur
fiederigen Verzweigung der Rippen vollzieht. Diesen letzteren schliesst sich ganz nahe
L. japonicum an, an dieses wieder die einfach gefiederten Secundärsegmente von L. vohibile,
L. scandens u. a., welche nur bei L. jpinnatifidum eine nochmalige fiederige Theilung
erfahren. Aus der Zusammenfassung aller beobachteten Zustände ergiebt sich die Hypothese,
die denkbar einfachste Blattgestalt von Lygodium sei ein Sorophor; diese erscheinen späterhin
erst am Ende der fiedernervigen Spreiten, die Spreitebildung geschähe durch Differenzirung
des Sorophors selbst.
Bei Aneimia sind die Blattspreiten fiedertheilig bis mehrfach gefiedert, die fertilen
Blätter entweder durchaus oder nur am hintersten Paar von Secundärsegmenten fertil, welche
alsdann kein Mesophyll entwickeln, sich reichlicher verzweigen und bei den meisten Arten
die Form von aufrechten Rispen annehmen. Den Ausgangspunkt für die Betrachtung bietet
A. elegans, wo, wie bei verwandten Arten, die Nervatur catadrom ist. Mit der reicheren
Verzweigung erfolgt aber ein Umtausch der Nervenanordnung derart, dass in den hinteren
Segmenten einer oder mehrerer Ordnungen Anadromie eintritt. Die Ausdehnung der anadromen
Nervatur ist je nach den Species verschieden, nicht direct proportional dem Reichthum der
Verzweigung oder der Tiefe der Einschnitte, am grössten bei Ä. adiantifölia, wo erst die
letzten Nerven der fertilen Segmente Katadromie zeigen. Missbildungen, d. h. Abweichungen
von der normalen Vertheilung der Fructification kommen nicht selten vor. Die Gestalt des
Blattes lässt sich ableiten aus einem sich immer mehr verzweigenden Sorophor, welches die
Fructification auf die letzten Zweige verschiebt.
Mohria, die einzige Gattung, bei der die fertilen Theile von den sterilen kaum
verschieden sind, schliesst sich im Aufbau des Blattes ganz an Aneimia an.
Embryo und Vegetationsorgane. 169
In den Nerven und Rippen, der Spindel und dem Stiel des Blattes verläuft je ein
einzelner durch eine deutliche Eudodermis scharf abgegrenzter Fibrovasalstrang; mit Aus-
nahme der in die fertilen Priraärsegmente abgehenden Stränge von Aneimia liegen ursprünglich
alle Auszweigungeu des Strangsystems in einer Ebene. Im Stamme besitzen Lygodium
und Schizaea einen axilen Strang, Aneimia und Mohria eine Straugröhre, welche über dem
Austritt eines jeden Blattstranges eine Unterbrechung zeigt; diese Lücken sind bei
Aneimiorrhiza nur klein; die Stränge lassen sich leicht als Blattspurstränge auffassen und
mit dem Verlaufe derselben bei Osmunda in Vergleich setzen.
Die Stränge der feineren Nerven sind collateral gebaut, ebenso im ganzen Blatte
sämmtlicher Schizaeen. Hier bilden die Tracheiden oberseits einen halbkreisförmigen Gürtel
mit zwei seitlichen Protoxylemgruppen, von dem in der Mittellinie bei den grösseren Arten
mit einem dritten Protoxylem ein Gürtel sich gegen die Unterseite erstreckt. Das Phloem
bildet einen unterseitigen Gürtel von Siebröhren und füllt in Form eigenthümlicher Fasern
die Concavitäten des Xylems aus. Im Stamm von Schisaea besteht das axile Stranggewebe
aus Parenchym, bei S. elegans stark verdickt, umgeben von einem mehrfachen Ring von
Tracheiden, und ausserhalb einer l-2fachen Lage von Siebröhren. — Im Blattstiel der
meisten Aneimien hat der Strang zwei nach oben divergirende Schenkel, die drei Proto-
xylemgruppen liegen oberseits; die Siebröhren umziehen die ganze Unterseite und lassen
die Enden der Schenkel frei und bilden noch zwei isolirte Gruppen an deren Innenseite.
Die Fasern liegen an jenen Punkten, wo die Ausbildung des Phloems erlischt. Der Strang
ist sonach seinem Bau nach intermediär zwischen dem collateralen und concentrischen
Typus. Nur A. coriacea weicht durch radiären Bau etwas mehr ab. Die Stränge des
Stammes sind concentrisch. — Mohria schliesst sich ganz an Aneimia an. Lygodium hat
im Querschnitt annähernd kreisrunde Stränge von radiärem Bau; die Protoxylemelemente
liegen in sechs paarweise genäherten Gruppen an der Peripherie des Stranggewebes, alter-
nirend mit Siebröhrengruppen; zwischen allen Elementen finden sich reichliche Parenchym-
zellen; Fasern kommen nur bei wenigen Arten au Stelle von Siebröhren vor. Im Stamm
ist das Xylem eine centrale Masse mit regellos zerstreuten Erstlingstracheiden, umgeben
von einem Ring von Siebröhren.
Was den Bau der Strangelemente betrifft, so sei hier nur hervorgehoben, dass die
mehrerwähnten Fasern meist verholzte Wandungen haben, durch die einfachen runden Tüpfel
und ihre Lagerung sich aber zunächst an die Siebröhren anschliessen.
Bezüglich des Grundgewebes sei bemerkt, dass Pallisadeuparenchym nirgends vor-
kommt, das der Blattstiele meist nach aussen hin sklerotisch und verholzt, im Stamme
sklerotisch und unverholzt ist; bei Lygodium tritt das bemerkenswerthe Verhältniss auf,
dass von nahe verwandten Arten die einen das innere, die andern das äussere Gewebe stärker
verdickt zeigen.
Die mehreren Arten von Lygodium zukommende Articulation beruht in einer mehr-
fachen Schichte kleinzelligen Gewebes, welches das Stielchen durchsetzt und in welchem die
Ablösung mit unverletzten Zellen erfolgt ; eine Articulation der Blattbasis kommt nirgends vor.
Die Epidermiszellen sind oft über den Nerven und am Rande dickwandig und
gestreckt und geben dadurch specifische Merkmale. Die zur Genüge bekannten Spalt-
öifnungen von Aneimia kommen in dieser Form nur der Sectiou Euaneimia zu und werden
für systematische Zwecke als Stomata libera bezeichnet im Gegensatz zu den der Zellwand
anliegenden St. appUcata und St. suspensa. Bei Schizaea sind die Spaltöffnungen in Reihen
geordnet, welche den Rippen parallel laufen und sich mit diesen verzweigen.
Unter den Haarbildungen sind die benierkenwerthesten die vom Ref. als Schlauch-
drüsen bezeichneten Bildungen, welche ihr Secret nicht in der Zellwand, sondern im Inhalte
bilden und mit Ausnahme einiger 6'c/i)0aea-Arten, welchen ächte blasige Drüsen zukommen,
allgemein verbreitet sind. Die übrigen Haare sind mit Ausnahme von Mohria, wo sie
flächenförmig entwickelt sind, stets einlache Zellreihen, welche entweder an ihrer Spitze eine
Schlauchdrüse tragen oder „trocken" sind.
Die Wurzelstränge sind stets diarch.
170 Kryptogamen. - Gefässkryptogamen.
.11. Gerard. Uebergang der Wurzel In den Stengel. (33.)
Bei den untersuchten Gefässkryptogamen fand der Verf. den Wurzelhals viel con-
stanter locaüsirt als bei den Phanerogamen, und zwar in der Nachbarschaft des Fusses, wo
sich der Wurzelhals fast auf eine Ebene reducirt. Bei den Farnen und Lycopodiaceen ist
dies mitbedingt durch die geringe Differenz im Bau der Stränge des Stammes und der
Wurzeln. — Genau untersucht wurde zunächst Selac/inella äenticnlata. Die Hauptwurzel
der Keimpflanze hat einen aus sehr kleinen Elementen zusammengesetzten Centralcylinder,
dessen Endodermiszellen mit jenen der innersten Rindenschicht opponirt und nicht gefaltet
sind. Im Centrum liegt auf der einen Seite eine kleine Gruppe von Tracheen, auf der
anderen sehr enge Zellen , schwer zu unterscheiden in Grundmasse und Basteleraente. Die
beiden Seitenwurzeln entspringen auf gleicher Höhe und an der Xylemseite, biegen sich
aber im Rindenparenchym diametral auseinander. In der Höhe des Fusses vermehren die
„faisceaux vasculaires" ihre Elemente und ziehen sich gegen die Mitte, während der Bast
den übrigen Raum einnimmt und das Holz bald von allen Seiten umfasst; die Epidermis
erhält eine Cuticula. „Nähert man sich der Gabelung des Stammes, so nehmen die bisher
seitlichen Tracheen das Centrum des Stranges ein und die leiterförmigen Gefässe sammeln
sich in zwei opponirten Gruppen, welche fast völlig die Tracheen umgeben." In den
Wurzeln der Farne wird die „membrane rhizogene" von der letzten Rindenschicht gebildet,
welche bei den Phanerogamen die Endodermis liefert. Die Stränge des Stammes sind
theila elliptisch und „gemiues", wobei eine Scheide den Bastring und zwei centrale Holz-
bündel umgiebt, theils rund und kleiner, einfach oder „gemine". Das Holz ist rund mit
seitlichen Tracheen, welche im Bogen oder Kreis gestellt sind, entweder auf einer Seite
oder in zwei opponirten Bogen: diese letzteren folgen auf die Stränge der Wurzel. — Bei
Asplenium striatiim „spielt eine dickwandige, braune Rindeuschichte von 12 Zellen die Rolle
der Endodermis", worauf die rhizogene Schicht als innerste Rindenschichte mit 6 Zellen
folgt. In der Nähe des Fusses verliert die Epidermis ihre Haare, die Verdickung der vor-
letzten Schichte schwindet, die Zellen der rhizogenen Schichte verdoppeln ihre Anzahl; die
Erstlingstracheen verlassen ihre peripherische Stellung und bilden zwei Bogen, Die Bast-
zellen nehmen deren Platz ein und umschliessen das Holz; „die ächten Schutzscheidezelleu
der Wurzeln bilden die Scheide des Stranges". Ganz ähnlich verhält sich Adiantum „acune-
atum". „Hier verlieren die verdickten Schutzscheidezellen ihre innere Verdickung und nehmen
die Charaktere der Scheide an."
12. Haberlandt. Collaterale Gefässbündel, (35.)
Ausgehend von der Frage nach dem Zusammenhange zwischen der Orieutirung der
Gefässbündel und dem dorsiventralen oder radiären Bau der Blätter und Stämme, unter-
suchte der Verf. bei einer Reihe von Farnen aus den verschiedensten Familien den Bau der
Gefässbündel in den Spreiten der Blätter, von denen im Allgemeinen angenommen wird,
dass sie nach dem concentrischen Typus gebaut sind. (Ref. und Russow hatten schon auf
den collateralen Bau aufmerksam gemacht. Ref.) Der Verf. fand nun bei fast allen Farnen
wenigstens die schwächeren Gefässbündel der Wedelspreiteu collateral gebaut, wobei, wie
im Blatte der Phanerogamen der „Hadrom"-(Xylem-)theil der Oberseite, der „Leptora"-
(Phloem-)theil der Unterseite des Wedels zugekehrt ist. Der Uebergang in den concentrischen
Bau der Stammbündel wird gewöhnlich in den Blattstielen oder Hauptnerven derart vor-
bereitet, dass von unten herauf das „Hadrom" der Oberseite zustrebend, das oberseitige
Leptom gewissermassen bei Seite drängt. Im Detail wird zunächst Osmunda recjalis
geschildert, sodann werden die untersuchten Farnen aus den Familien der Hymenophyllaceen
Polypodiaceen (zwölf Gattungen und Arten), Cyatheaceen, Gleicheniaceen , Schizaeaceen
Osmundaceen, Marattiaceen und Ophioglosseen namhaft gemacht. Daran schliesst sich eine
Schilderung des Baues der collateralen Stränge, wobei der Verf. vom physiologischen
Gesichtspunkt ausgehend, unter „Leptom" alle zartwandigen, eiweiss- und stärkeleitenden
Gewebeelemente begreift, im Gegensatze zu der vom Ref. vertretenen morphologischen An-
schauung, dass die Siebröhren und verwandten Formen von den allerorts im Strange vor-
handenen Parenchymelementen unterschieden werden müssen. Die Entwickelungsgeschichte
verläuft übereinstimmend mit den Phanerogamen. Bezüglich der Scheiden bestätigt Verf.
Embryo und Veget.atioiisorgane. 171
die vou Russow gefuudeuc eütwickelungsgeschichtliclie Zusammengehörigkeit der Eudodermis
und der iunerou Parencliymscbeide. Bei Osmunda, welche hierin mit den Polypodiaceen
übereinstimmt, schliesst sich die Scheide der Oberseite an das uuterseitige Leptom an und
es wird hier das „der Anlage nach excentrische Gefässbündel im Laufe der Entwickelung
collateral" (vgl. hiezu die Bemerkungen des Ref. in Bot. Zeit. 1882, No. 13).
Im Ganzen und Grossen lässt sich auch ein Parallelismus zwischen dem dorsi-
ventraleu Bau des Mesophylls und der collateral - excentrischen Ausbildung seiner Gefäss-
bündel beobachten, indem der collaterale Bau desto auffälliger ist , je ausgesprochener die
Dorsiventralität dei Assimilationssystems ist. Die diesbezüglichen Ausnahmen der Hymeno-
phyllaceen erklärt der Verf. dui'ch die Annahme, deren einschichtige Blattfläche beruhe
auf Rückbildung.
Allgemeine Erörterungen über den Zusammenhang des dorsiventralen Baues mit der
Function des Blattes führen den Verf. zu dem Ergebniss, dass bei den Farnen nothwendig,
bei den Phanerogamen wahrscheinlich der collaterale Bau des Gefässbündcls und seine
Orientirung im flachausgebreiteten Laubblatte eine primäre anatomische Thatsache ist;
die anatomisch-physiologische Dorsiventralität des Laubblattes spricht sich auf diese Weise
auch in der Structur seiner leitenden Stränge aus.
13. Russow. Bau der Siebröhren. (83.)
Unter den Pteridophyten fand der Verf. reichliche Calluspolster an den Siebröhren
nur im Stamm von Alsopkila austraUs, dünne Belege im Blattstiel von Balantium aniarcticwn
und Osmunda regalis, im Stengel von Equisetum arvense, bei letzterem auch an den bisher
übersehenen kleinen rundlichen Siebfeldern der Längswände. Von besonderem Interesse ist
das Vorkommen von Calluspolstern an den Protophloerazellen, wodurch die vom Verf. aus-
gesprochene Ansicht, dieselben seien die erstentwickelten Siebröhren, bestätigt wird. Bei
Equisetum wurden auch „Schleimsträuge" angetroffen, Vermisst wurde Callusbildung bei
Pteris aquilina, Marsilia und Lycopodium.
14. Weiss. Schutzscheide der Polypodiaceen. (96.)
Die Stränge aller Polypodiaceen haben eine von den Phanerogamen wesentlich
abweichende Schutzscheide. Die derselben angrenzende Rindenschichte ist häufig innen und
an den Radialwändeu verdickt, seltener nur humificirt. Die Zellen der Schutzscheide liegen
mit einer bis drei nächstangreuzenden Zellen des Stranggewebes in radialen Reihen, sind
mit diesen aus je einer Zelle entstanden. Verf. schliesst sich der vom Ref. ausgesprochenen
Ansicht, die Schutzscheide gehöre zum Procambium, aus folgenden Gründen an: 1. Lässt
die Anordnung und Grösse der innersten Grundgewebezellen ihre gemeinschaftliche Abstam-
mung mit der Schutzscheide nicht annehmen. 2. Die Schutzscheidezellen mit den nächst-
inneren stammen aus je einer Zelle ab und sind grösser, sonst ganz gleich den Phloemzellen.
3. Das Scheidengewebe entsteht mit dem Strang, wenn das Grundgewebe schon eine gewisse
Ausbildung erhalten hat. 4. Die Entstehung des Scheidengewebes ist ceutrifugal, die des
Grundgewebes centripetal. Es verdankt seinen Ursprung also entweder dem Procambium
oder einer selbstständigeu Gewebeschichte in der Vegetationsspitze.
15. Haberlandt. Assimilatorisches Gewebesystem. (36.)
Wie früher vorläufig raitgetheilt (s. Jahresb. VIII, 1880, 1, S. 477) kommen bei
vielen Farnen Armpallisadenzellen vor; dieselben werden ausführlich beschrieben und
abgebildet für Asfidium aaüeatum (S. 103, Taf. III, Fig. 18, 19), dem sich A. Sieboldi und
Lomaria gibba anschliesst, sowie „Todea" (soll heissen Doodija; Ref.) aspera (ebenda Fig. 20).
Bei Selaginella „apus und apoda"^ (S. 124, Taf. IV, Fig. 9, 10) besteht das Blattgewebe nur
aus zwei Zellschichten, deren obere, aus TrichterztUen bestehend, das Assirailationsgewebe
im engeren Sinne vorstellt; die untere Schichte ist das Ableitungsgewebe. Bei Equisßtum
palustre (S. 125) tritt seitlich zwischen den Bast- und Gefässbündeln der Stengel Pallisaden-
gewebe auf, dessen Zellen von sehr ungleicher Länge sind und mit 3—5 hintereinander
gereihten Armen versehen sein können.
Bei vielen Farnen betheiligt sich auch die Epidermis am Assimilationsgewebe; so
enthält die Epidermis z. B. von Fteris elegans ebenso reichlich Chlorophyll, wie die Mesophyll-
zellen, Bei verschiedenen Adiantum-Arteu, z. B. A. trapesiforme (Taf. VIII, flg. 13), am
172 Kryptogameu. -— Gefässkryptogamen.
schönsteil aber bei „Dedynochlaena" (soll heissen Didymochlaena ; Ref.) sinuosa (S. 171 f.,
Taf. VIII, Fig. 11, 12) finden sich epidermoidale Armpallisadenzellen, das Mesophyll besteht
aus Schwammpareuchym, die Epidermis der Unterseite ist normal gebaut. Die Aussenwand
der oberseitigen Epidermis besitzt den charakteristischen Bau der Epidermis mit Cuticula
und Cuticularschichte.
16. Potonie. Beziehung zwischen Spaltöffnungssystem und Stereom. (67.)
Die Vertheilung der Spaltöffnungen an den Blattstielen der Farne zeigt, abgesehen
von den Marattiaceen , wo sie vorzugsweise an den Seiten- und Unterflächen vorkommen,
zwei Typen ; entweder kommen sie am ganzen Umfang vor, so bei Botrychium, Ophioglossum,
Osmunda, Todea, Marsüia, oder nur in zwei seitlich verlaufenden Zeilen, bei allen unter-
suchten Schizaeaceen, Cyatheaceen und Polypodiaceen, von denen sie an einzelnen, wie auch
bei Gleichenia und Hymenophyllaceen gänzlich vermisst wurden. Mit dieser Anordnung
hängt nun auch die Beschaffenheit des unmittelbar unter der Epidermis liegenden Gewebes
auf's engste zusammen; bei allseitiger Vertheilung der Spaltöffnungen ist ein specifisch-
mechanisches Gewebe überhaupt nicht vorhanden oder durch Assimilationsparenchym von
der Epidermis getrennt; bei zweizeiliger Anordnung der Spaltöffnungen dagegen lässt das
der Epidermis unmittelbar anliegende „Stereom" die den Spaltöffnungen entsprechenden
Flanken frei, welche von Assimilationsparenchym eingenommen werden. Dies hängt mit
der biegungsfesten Construction zusammen, indem für schräg aufwärts gerichtete Blätter
die Biegungsfestigkeit am zweckmässigsten durch Gurtungen, Stränge auf der Ober- und
Unterseite erreicht wird, wobei die unterseitige Gurtung stärker sein muss, entsprechend der
der Oberseite genäherten Lage der beiden Spaltöffnungszeilen ; für aufrechte Blattstiele wird
der gleiche Zweck am besten durch einen Hohlcylinder erfüllt. Ausser diesem angeführten
mechanischen Grunde übe aber auch, wie die Uebereinstimmung innerhalb der oben namhaft
gemachten Familien zeigt, die Verwandtschaft einen unzweifelhaften Einfluss auf die An-
ordnung der Spaltöffnungen aus.
17. Potonie. Lenticellen der Marattiaceen. (68.)
An Angiopteris crassipes, A. evecta, A. Teysmanmana, A. Willinhiiy Marattia
fraxinea fand Verf. die schon von Costerus beobachteten Lenticellen, und zwar besonders
reichlich an älteren Stielen und immer zahlreicher am Grunde derselben. Sie entstehen im
Centrum der meisten Spaltöffnungsgruppen , indem zunächst deren Wandungen, nebst jenen
der benachbarten Epidermiszellen sich bräunen und verkorken, sodann das darunter befindliche
Parenchym Tangentialtheilungen erfährt, ebenfalls verkorkt und abstirbt. Füllzellen werden
nicht erzeugt; die Zellen schliessen interstitienlos aneinander.
18. Zimmermann. Scheitelzelle an den Adventivknospen. (lOO.)
Der Verf. fand im Gegensatze zu Heinricher (vgl. Bot. Jahresb. VI für 1878,
S. 536) an allen Präparaten von Aspleniuni hulhiferum eine deutliche Scheitelzelle, welche
auch nie eingesenkt war; die Figuren Heinricher's, aus welchen dieser ein zeitweiliges
Undeutlichwerden folgerte, werden anders zu deuten versucht. Ebenso fand Verf. Scheitel-
zellen bei AspUnium Belangen, A. flabellulatum und A. Dregeanum, sowie bei Ceratopteris,
war aber ebensowenig wie Heinricher im Stande, die allerjüngsten Stadien aufzufinden.
19. Heinricher. Erwiderung. (43.)
Den vorstehend mitgetheilten Einwendungen gegenüber betont der Verf., dass er
eine unausgesetzte Thätigkeit der Scheitelzelle, wie sie von Zimmermann gefunden wurde,
von vornherein für möglich gehalten habe, und weist auf ähnliche Beobachtungen eines
Ruhestadiums bei der von Leitgeb untersuchten Symphyogyna hin.
20. Heinricher. Die jüngsten Stadien der Adventivknospen. (44.)
Angeregt durch die vorstehend besprochene Polemik setzte der Verf. seine Unter-
suchungen fort und kam zu dem Resultat, dass die Adventivknospen auf der Wedelspreite
von Aspleniuni hulhiferum aus einer einzigen Oberflächenzelle hervorgehen, die unmittelbar
zur Bildung einer dreiseitigen Scheitelzelle schreitet. Aus den beobachteten Stadien ergiebt
sich, dass die Richtung der Wände, welche in den Knospenmutterzellcn auftreten, von deren
Gestalt und dem Principe der rechtwinkeligen Schneidung bedingt wird. Ferner hebt Verf.
Sporen und Sporangien. I73
noch hervor, dass späterhin zeitweilige Ruhestadieu vorkommen müssen, da die Anlage der
Knospen acropetal ist, die Weiterentwickelung dagegen oft an jüngeren rascher fortschreitet.
tV. Sporangien und Sporen.
21. Göbel. Entwickelangsgeschichte der Sporangien. (34)
Nachdem im vorigen Jahresbericht (s. S. 479) die vorläufig mitgetheilten Haupt-
resultate mitgetheilt sind, seien hier noch wichtige Einzelheiten aus der ausführlichen
Publication besprochen.
Als Beispiel für die Marattiaceen untersuchte der Verf. Ängiopteris evecta, bei
welcher die Sporangien in zweireihigen Soris auf der Blattunterseite einem vom Verf. als
Placeuta bezeichneten Gewebepolster aufsitzen. Diese Placeuta entwickelt sich aus den
Oberflächenzellen einer Vertiefung und erzeugt zwei Reihen anfänglich symmetrischer, bald
aber auf der Aussenseite stärker wachsender Höcker, die Sporangien. Wie bei Botrychium
ist auch hier die hypodermale Endzelle der axilen Zellreihe das Archespor, welches durch
perikline und antikline Wände in den darüber liegenden Zellen in das Innere versenkt wird.
Die Lage der kreuzweise gestellten ersten Theilungswände des Archespors ist nicht constant;
die Tapetenzellen entstammen den angrenzenden Zellen. Ebenso verhalten sich Marattia
cicutifolia und 31. alata.
Bei Ophioglossum fand Verf. als jüngste Sporangienanlage schon einen mehrzelligen
Complex, welcher nach der Anordnung der Zellen sich zunächst auf drei Zellreihen und
■weiterhin auf drei Zellen zurückführen lässt; dass diese aus der Theilung eines einzelligen
Archespors hervorgegangen sind, ist immerhin sehr wahrscheinlich. Die Wandzellen ver-
mehren sich durch perikline Spaltungen und geben so nach innen Tapetenzellen von kurzem
Dasein ab. Das Convergiren der fertigen Sporangien nach einer Seiteihier und bei Botry-
chium, sowie nach der Rückenseite bei Aneimia vergleicht der Verf. mit den extrorsen und
introrsen Antheren der Angiospermen,
Gelegentlich wird für die schon früher (s. Jahresber. VIII, 1880, S. 477) geschilderten
Equiseten die Milde'sche aus Monstrositäten geschlossene Deutung zurückgewiesen, dass die
Sporangien hier auf der Blattoberfläche sitzen sollen. Verf. betont, dass Sporangienträger
und Scheidenblätter, obwohl in der ersten Anlage übereinstimmend, sich doch so verschieden
ausbilden, dass ihre Flächen nicht mehr vergleichbar sind, der ganze untere Theil der
Sporangienträger existirt bei den Scheidenblättern eigentlich gar nicht. Der sog. Ring
besteht aus zurückgebliebenen Scheidenblättern. Der Vegetationspunkt der Sporangienähren
zeigt statt der Scheitelzelle ein kleinzelliges Gewebe.
Mit besonderer Ausführlichkeit werden die als Psilotaceen zusammengefassten
Gattungen Psüotum und Tmesipt ris behandelt. Bei ersteren wird der Sporangienstand am
Vegetationspunkt des Sprosses in ähnlicher Weise angelegt wie ein Seitenast, krümmt sich
durch stärkeres Wachsthum an der Aussenseite gegen den Stammvegetationspunkt hinüber
und erzeugt nun aus seinen Flanken zwei Blattanlagen, welche späterhin in Folge gesteigerten
Wachsthums der Bauchseite durch eine flache halbseitige Scheide verbunden werden und
hiemit das „zweispaltige Blatt" darstellen. Diese Verwachsung getrennter Blattanlagen
findet ihr Seitenstück in den von Hegelmaier beschriebenen Winterknospen des Lycopodium
cluvatum. Die Sporangien entstehen dicht unter dem Vegetationspunkt des Sporangienstandes,
und zwar lässt sich auch hier aus der Anordnung der Zellen folgern, dass das einzellige
Archespor die hypodermale Endzelle einer der Zellreihen des Sporangienstandes ist. Die
Tapetenzellen werden hier vom sporogenen Complex selbst abgegeben. Die Entwickelungs-
geschichte von Tmesipt er is zeigt, soweit sie an Herbarmaterial untersucht werden konnte,
vollständige Uebereinstimmung mit Psilotum; die zwei Sporangien entstehen ursprüng-
lich median , werden erst später durch Wachsthum der Bauchseite beide der Haüptaxe
zugekehrt. — Die Sporangien der Psilotaceen sind sonach nicht Producte der Blätter,
sondern dem Gewebe kurzer Seitenaxen eingesenkt; die Familie ist demnach mindestens eine
den Lycopodiaceen Selaginelleen und Isoeteen gleichwerthige Gruppe und repräsentirt einen
Typus, dessen ältester Vertreter, Fsilopliytum, schon im Devon erscheint; bei diesem sind
die Sporangien getrennt und die Blättchen des Sporangienstandes nicht erhalten.
174 Kryptogamen. — Gefässkryptogamen.
Bei Selaginella entsteht das Sporangium aus Oberflächenzelleu des Stammvegetations-
punktes, die unmittelbar über clenjeuigen liegen, aus welchen der Blatthöcker hervorgeht;
die mittlere Zellreihe dieser Gruppe wächst stärker als die peripherischen und scheidet mit
der ersten periklinen Wand die Wandung vom Archespor, welches also auch hier die hypo-
dermale Endzelle der axilen Reihe ist. Die radial gestreckten Tapetenzellen entstehen
ebenso wie jene der Angiospermen , d. h. die nach aussen gelegenen werden vom Archespor,
die nach unten gegen den Stiel hin gelegenen von den angrenzenden Zellen abgegeben.
Bezüglich der Stellung der Sporangien weist Verf. darauf hin, dass es nicht gerechtfertigt
ist, den Sporangien verschiedene Dignität zuzuschreiben; dieselben stehen bald auf Blättern,
bald auf Axen und speciell bei Selaginella stimmen die axillären Sporangien keineswegs
nach Ort und Art der Entstehung mit den vegetativen Seitensprossen überein, da sie median-
axillär entstehen, die Seitensprosse der anisophyllen Selaginellen aber nicht vor den Blatt-
medianen, sondern an den Flauken auftreten.
Im weiteren Verlaufe der Abhandlung zeigt der Verf. an ausführlichen Beispielen
die Uebereinstimmuug der Mikrosporangien verschiedener Coniferen, nämlich von Biota,
Juniperus, bei welchen ein „Indusium" vorhanden ist, Pinus, Ginkgo, worauf näher einzu-
gehen Ref. sich hier versagen muss. Das Gleiche gilt von den Erörterungen über die Makro-
sporangien von Callitris, Cupressus u. a., worin des Näheren ausgeführt wird, dass die
Theilungen der Embryosackmutterzelle nichts anderes seien, als Theilungen des Archespors.
Die von der der Sporangien der Archegoniaten scheinbar abweichende Structur der Ovula
der Angiospermen rührt her von einer bedeutenden Reduction des sporogenen Gewebes,
sowie von einer Betheiligung mehrerer steriler ZcUreihen am Aufbau des Nucellus.
üeberblickt man die Entwickelungsgeschichte der Sporangien, so lassen sich zwei
Typen unterscheiden; den einen zeigen die Leptosporangiaten, deren Sporangien aus
einer Epidcrmiszelle unter geregelter Reihenfolge der Theilungen entstehen; den anderen,
die Eusporangiaten, deren Sporangien aus mehreren Epidermiszellen hervorgehen.
Letzterer Typus scheint dem Verf. eine andere Entwickelungsreihe darzustellen als die
Leptosporangiaten; seine Glieder erscheinen heute theilweise isolirt; die Trennung hat
innerhalb der Gruppe der Farne stattgefunden; obwohl nun diese keineswegs auseinander-
gerissen werden soll, giebt der Verf. folgende Uebersicht über die Sporangienbildung, welche
bei der systematischen Gruppirung bedeutend in's Gewicht fällt.
l. Leptosporangiaten.
A. Filices s. str.
1. Homospore: Polypodiaceen, Gleicheniaceen etc.
2. Heterospore: Salviniaceen.
B. Marsilieen.
IL Eusporangiaten.
A. Filicales: Marattiaceen, Ophioglosseen.
B. Equisetineen: Calamiten, Equisetaceen.
C. Sphenophylleen (heterospore Lycopodineeu, Blattbildung wie Equisetum).
D. Lycopodineeu.
1. Lycopodiaceen.
a. Homospore: Lycopodium.
b. Heterospore: Lepidodendren, Sigillarien (?).
2. Psilotaceen.
3. Selaginelleen.
4. Isoeten.
E. Gymnospermen.
F. Angiospermen.
22. PrantL Sporangien der Schizaeaceen. (73 )
Die fruchtbaren Blatttheile, Sorophore genannt, tragen stets zweizeilige acropetal
aus den Randzellen entstehende Sporangien. Am leichtesten zu constatiren ist dies für
Aneimia. Die erste Anlage eines Sporangiums erscheint als eine sich vorwölbende Rand-
zelle (die Anlagen der Seitenlaciuien sind mehrzellig, welche sich durch von vorn und
Sporen und Sporangien. 175
hinten couvergirendo Wände tbeilt ; durch stärkeres Wachsthum der Oberseite des Sorophors
werden die Sporangien nachträglich nach unten verschoben ; bei den Untergattungen Trochop-
teris, Hemianeimia und Äneimiorrhiza entwickelt sich nachti'äglich eine blattartige Aus-
breitung, welche als oberseitiges ludusium zu bezeichnen ist.
Bei Lygodium findet die erste Anlage in überraschend ähnlicher Weise statt; nur
entspringt hinter jedem Sporangium ein Ringwall, welcher allmählig das Sporangiuni unter
complicirteu Drehungen überwächst und späterhin die sogenannte „Tasche" vorstellt, richtiger
als becherförmiges Indusium zu bezeichnen ist; gelegentlich stehen zwei Sporangien in einer
solchen „Tasche". Dieser Fall zeigt, dass jedes Sporangium einem Sorus entspricht, der
nur ein Sporangium enthält und daher als monangischer Sorus bezeichnet wird; nur bei
dieser Gattung erhält constant jeder Sorus noch einen besonderen Nerven; bei den übrigen
unterbleibt meist dessen Ausbildung. Auch bei Moliria entstehen die Sporangien einzeln
aus den Randzellen und werden von einem nachträglich heranwachsenden Indusienlappen
überdeckt; die einzelnen monaugischen Sori können Nerven erhalten oder nicht.
Am weitesten entfernt sich Schizaea; doch entstammen auch hier die Sporangien
den Randzellen; sie entstehen nur dichtgedrängt und ordnen sich bei der Gruppe der Digitatae
so, dass scheinbar vier Reihen vorhanden sind. Sie werden von einem continuirlichen, ober-
seitigen Indusium überdeckt.
Die reifen Sporangien sämmtlicher Schizaeaceen sind sehr gross, sitzend oder (bei
Lygodium kurzgestielt), mit einem Ringe unter dem Scheitel und einem Stomium versehen;
bei Moliria allein ist ihre Gestalt multilateral; bei Äneimia und Lygodium dorsiventral ;
bei diesen drei Gattungen sind sie so orientirt, dass ein axiler, durch das Stomium gelegter
Schnitt (zugleich die Symmetrieebene} den (zu ergänzenden} fertilen Nerven der Länge
nach schneidet, ein Verhältniss, das bei Lygodium durch nachträgliche Drehungen verändert
wird. Bei Schizaea, deren Sporangien ebenfalls dorsiventral sind, liegt diese Symmetrieebene
schräg zu der von der Costa zum Rande gehenden Richtung.
Die Entwickelungsgeschichte stimmt in folgenden Punkten für sämmtliche Gattungen
überein. Die Mutterzelle tbeilt sich durch stets drei von hinten nach vorn convergirende
Wände, welchen eine Kappenwand folgt. In der Wandung erfolgen zahlreiche Theiluugeu,
welche nur bei Schizaea genauer verfolgt werden konnten und eine Ableitung des Ringes
aus bestimmten Zellen gestatteten. Nur die erste Transversalwand in der Kappenzelle ist
durchgehends constatirt. Die Hauptmasse der Sporangienwandung entstammt der Kappen-
zelle; die Anlage des Ringes erfolgt sehr spät. Durch Wände, welche den ersten parallel
sind, wird die Tapete abgeschieden. — Die erste Wand des Archesporiums liegt in der Ver-
längerung der Transversal wand; weiterhin scheint keine Gesetzmässigkeit obzuwalten.
Die Sporen sind nur bei Schizaea bilateral , bei den übrigen Gattungen kugel-
tetraedrisch ; bei Äneimia zeigt sich eine Differeuzirung der Theiluugswände der Mutterzelleu,
welche vielleicht zu einer äussersten Umhüllung der Sporen Anlass giebt. — Das Exosporium
ist mit charakteristischen Verdickungen besetzt, welche nicht blos ganz vorzügliche Species-
unterschiede bieten, sondern auch innerhalb jeder Gattung einem bestimmten Typus folgen.
In einem Schlusscapitel zieht Ref. aus der Deutung des monaugischen Sorus noch
einige weitergehende Folgerungen, Zunächst constatirt er solche monangische Sori ausser
den Schizaeaceen, wo sie ausschliesslich vorkommen, noch für Ceratopteris, die Osmundaceen,
Ophiglossaceen und vermuthungsweise (unrichtig; Ref. 1883} die Marattiaceen, die weiblichen
Sori von Äzolla, sowie die Equisetinen und Lycopodinen. Ferner erkennt Ref. in den
Schizaeaceen diejenige Farngruppe, welche in der Stellung der Sori, bezw. Sporangien, die
meiste Aehnlichkeit mit jener der Ovula bei der Mehrzahl der Phanerogamen aufweist und
vertritt die Ansicht, dass das Ovulum einem monaugischen Sorus, und zwar der Nucellus
dem Sporangium, das einfache Integument dem Indusium homolog sei.
23. Oder. Entwickelung der Sporangien und Sporen von Isoetes. (61.}
Die jüngsten Stadien, welche der Verf. antraf, zeigten eine parenchymatöse Masse
mehr oder minder an der Blattinnenfläche vorspringend. Da nun die Sporangien häufig
fehlschlagen und nur Zellgruppen bilden, über welchen selbst die Epidermis kaum oder gar
nicht vorgewölbt sein kann, so kann der Verf. nicht an dem internen Ursprung der Sporangien
J76 Kryptogamen. — Gefässkryptogamen.
zweifeln. Da ferner nach oben hin das Sporangium vom Velum bedeckt wird und hier
offenbar internen Ursprungs ist, wäre es schwer, einen externen Ursprung an der Basis
anzunehmen. — Junge Sporangien füllen ihr Gewebe öfters mit Amylum und werden dann
steril, während fertile keine Stärke enthalten. In den Aulagen der Macrosporangien bemerkt
man bald einige grössere polyedrische Zellen mit braunem körnigem Inhalt, welche in ver-
ticalen Reihen an zwei extremen Seiten des Orgaus erscheinen; bald darauf zeigen sich
solche zwischen den ersten; dies sind die Mutterzellen der Macrosporen. Während diese
sich vergrössern und abrunden, erscheinen die Trabeculae als Reihen, welche vom Stiel her
ausstrahlen, sich verzweigeu und bisweilen verdoppeln; ähnliche Zellen bilden eine Schichte
unter der äussersten Zellenlage. — In der folgenden Phase strecken sich die Sporenmutter-
zellen in der Richtung von vorn nach hinten, während die Zellen ihrer Umgebung resorbirt
werden ; zuletzt theilen sich die Mutterzellen in Tetraden und die Macrosporen isoliren sich.
— Die Mutterzellen der Microsporen werden erst später sichtbar, als jene der Macrosporen ;
erst nach der Bildung der Trabeculae sieht man sie in zwei oder drei Reihen angeordnet.
Das umgebende Gewebe wird unter Theilung resorbirt. Im ursprünglichen Gewebe, welches
beiderlei Sporangien bildet, differenziren sich sonach drei Gewebe; ein Bildungsgewebe,
bestimmt für die Sporenmutterzellen, ein stickstoffreiches Nahrungsgewebe, welches später
resorbirt wird, und ein stärkereiches Nahrungsgewebe.
24. Mer. Inflaence des Saisons sur la reproduction de l'Isoetes lacnstris. (60.)
Der Verf. unterscheidet im See Longemer vier verschiedene Varietäten von Isoetes
lacmtris: humüis , stricta, intermedia und elatior, die drei letztgenannten kommen je in
einer Form sporifera, gemmifera und sterilis vor. Untersucht man die Form sporifera im
Herbste, so findet man zu äusserst sterile Blätter, weiterhin solche mit Macrosporangien in
verschiedenen Eutwickelungsstadien, und zu innerst solche mit Microsporangien, ebenfalls von
ungleichem Alter. Während man bei der var. elatior etwa 4—6 weibliche Blätter antrifft,
ist es bei stricta kaum mehr als 1. Bei ersterer fehlen die Microsporangien zuweilen gänz-
lich. Bei der Form gemmifera stehen die Bulbillen an Stelle der Macrosporangien, entweder
ausschliesslich (stricta) oder theilweise (elatior). — Man darf annehmen , dass die Blätter
von Isoetes nur ein Jahr lang leben, dass sonach die äussersten sterilen Blätter im Frühjahr
mit Beginn der Vegetation, zuweilen auch wieder im Herbst, mit deren Erlöschen entstehen,
die weiblichen und die bulbillentragenden zur Zeit des Höhepunktes der Bildungsthätigkeit,
und die männlichen wieder mit Sinken derselben. Daraus zieht Verf. folgende Schlüsse:
1. eine reichliche Ernährung ist für die Entwickelung der Macrosporangien nothwendig; ist
sie ungenügend, so erscheinen die Microsporangien. 2. In Folge der Epoche des Auftretens
bleiben die männlichen Blätter kleiner, ebenso die zuerst auftretenden weiblichon. 3. Die
Phase der Ausstreuung dauert für die Macrosporen vom August bis zum folgenden Mai,
während sie für die Microsporen erst im Frühjahr beginnt.
25. Mer. Inflaence du milieo sur l'Isoetes. (58.)
Die Unterschiede in der Form, Structur und Vermehrungsweise der im vorigen
Referat angeführten Varietäten und Formen sucht Verf. auf Ernährungsverschiedenheiten
zurückzuführen, bedingt durch verschiedene Nährkraft des Bodens und mehr oder minder
gedrängtes Vorkommen. Auch das Zusammenvorkommen von Bulbillen und Sporangien auf
derselben Pflanze und das verschiedene Verhältniss zwischen den Macro- und Microsporangien
wird nach ihm von denselben Ursachen bedingt.
26. Mar. Sporanges steriles dans l'Isoetes. (59.)
Die sterilen Sporangien von Isoetes lacustris können in dem einen Falle in den
verschiedenen Eutwickelungsstadien auffhören zu wachsen. In anderen Fällen wird das sich
entwickelnde Sporangium mehr oder weniger vollständig von einem amylumführenden
Parenchym verdrängt. Einzelne Theile können hierbei reife Sporen zur Entwickelung
bringen. Schliesslich entwickelt sich von Anfang an ein amylumführendes Gewebe, welches
entweder die äussere Form des Sporangiums beibehält, oder an seiner Oberfläche kleine
Protuberanzen bildet, oder schliesslich aus diesen Protuberanzen Blätter erzeugt. Letztere
können sich frühzeitig ablösen und neue Pflanzen bilden, oder auch mit der Mutterpflanze
Systematik. I77
vereinigt bleiben. Schliesslich kann der eine Theil des ursprünglichen Sporangiums normal
Sporen erzeugen, während aus dem anderen Brutknospen hervorgehen.
27. de Bary. Aasstreuen der Sporen bei Equisetum. (8.)
Der Verf. theilt gelegentlich eines Referates über Saporta und Marion, L'Evolution
du regne vegetal einige Beobachtungen mit, welche die landläufige Meinung, die Elateren
der Equiseten bewirkten die Ausstreuung der Sporen, widerlegen. Zunächst wurde constatirt,
dass die Elateren an der Dehiscenz des Sporangiums unbetheiligt sind; denn sie sind an
den herausfallenden Sporen noch aufgerollt und strecken sich erst bei stärkerem Austrocknen.
Durch das bei wechselnder Befeuchtung erfolgende Aufrollen und Strecken der Elateren
werden aber die Sporen bald voneinander entfernt, bald aber auch, und dies wohl häufiger,
aneinander gefesselt, indem die Elateren sich aneinander haken. Sie verhindern sonach die
völlige Vereinzelung der verstäubenden Sporen und wären somit nach der verbreiteten
Meinung von der Eingeschlechtigkeit der Prothallien nützlich.
28. Bonnet. AzoUa (10)
beobachtete an den in Bordeaux (s. Jahresber. VIII, 1880, S, 479) gereiften
Sporangien das Austreten der Microsporen und das Anhaften derselben an den Macrosporen.
29. Hooker. Anemia adiantifolia (47)
bildet eine Missbilduug dieser Pflanze ab, welche die Sporangien an einem wenig
veränderten Basalsegmente erster Ordnung nur an einer Seite trägt und weist auf die schlechte
Begründung der Gattung Aneimiaebotrys Fee hin.
30. Prantl. Degenerirte Sporen hybrider Farne. (.73.)
An einigen Exemplaren von Aneimia, welche ihren Merkmalen nach intermediär
zwischen anderen Arten sind, fand Ref. degenerirte Sporen, und zwar enthielten die Sporangien
dreierlei Gebilde: 1. verkümmerte, geschrumpfte Sporen mit dichtgedrängten Verdickungen
des Exospors; 2. auffallend grosse, kugelige oder zweigetheilte Gebilde ohne Scheitelleisten,
aber mit Verdickungen, wahrscheinlich abnorm vergrösserte Sporen einzelner Tetraden,
vielleicht auch abnorm entwickelte Sporenmutterzellen; 3. zahlreiche, glänzende, mit Mem-
bran versehene uuregelmässig gestaltete Körner, welche wohl dem Epiplasma entstammen.
Aehnliches fand Ref. auch an den zum Vergleich beigezogenen Originalexemplaren des
Aspidiuvi remotum A. Br. (= A. spimäosum X Füix masj.
81. Lowe. Bastarde von Farnen (55)
führt Versuche an, welche ihn an die Möglichkeit einer Kreuzung verechiedener
Arten und Varietäten zu glauben veranlassen.
V. Systematik.
32. Prantl. Systematik der Schizaeaceen. (72 u. 73.)
Die Familie selbst wurde in folgender Weise von den anderen Farnfamilien unter-
Bchieden :
Sporangia solitaria primitus marginalia, demum infera, utrinque vel supra indusiata
vel nuda, e cellula unica bilateraliter partita orientia, annulo completo subapicali instructa;
sporae numerosae tetraedricoglobosae vel bilaterales, nunquam virides. Laciniae fertiles fere
semper heteromorphae („sorophora"); fasciculus petioli unus collateralis vel concentricus
vel Bubradiatus; pili fere semper filiformes.
Die weitere Gliederung wird aus folgender Uebersicht ersichtlich sein:
I. Lygodium Sw.
Sporangia secus costulam sorophori pinnatinervii laxe seriata, dorso nervorum iu
dentes indusii cuculliformis supra in laminam connati excurrentium imposita, extus maxime
ventricosa, antrorsum dehisceutia. Sporae tetraedrico-globosae, luteae vel albidae, verrucosae
vel laeves, rarius reticulatae. Folia monosticha dorsalia, rhachi indefinita volubili; segmenta
primaria brevia in apicem gemmiformem desinentia, unum jugum segmentorum secundariorum
repetito-dichotomorum vel varie pinnatorum gerentia; costae ultimae pinuatinerviae ; nervi
catadromi. Fasciculus rhizomatis centralis, petioli cylindricus concentricus triarchus. Pili
filiformes sicci.
Botaniacher Jahreebericht XI (1881) 1. Abth. 12
178 Kryptogamen. — Gefässkryptogamen.
A. Pahnata. Segmenta secundaria saltem sterilia costis dichotomis plerumque dichotome
pedatis, rarius ex apice petioli tertiarii radiantibus.
1. L. articulatum A. Rieh., 2. L. palmatum Sw., 3. L. eircinatum Sw., 4. L, digi-
tatum Presl, 5. L. radiatum Prantl, 6. L. trifurcatum Bak.
B. Flexuosa. Segmenta secundaria sterilia fertiliaque pinnata, ambitu ovata vel deltoidea,
tertiaria antrorsum minora, costa prope basin costulas in lacinias basales emittentß
vel pinnata.
7. L. japonicum Sw. , 8. L. subalatum Kuhn, 9. L. mexicannm Presl, 10. L.
venustum Sw., 11. L. flexuosum Sw., 12. L. cubense Kunth., 13. L. heUrodoxum Kze.
C. Vohibilia. Segmenta secundaria sterilia fertiliaque pinnata, ambitu oblonga, tertiaria
fere aequilonga costulis laciniisve basalibus nullis, rarius postrema pinnata.
14. L. volubile Sw., 15. L. Wrightn Eat., 16. L. micans Sturm, 17. L. salicifolium
Presl, 18. L. Smithianum Presl, 19. L. lanceölatum Desv. , 20. L. scandens Sw.,
21. L. retictdatum Schkuhr, 22.' L. pinnatifidum Sw.
Dubiae sedis: L. Boivini Kuhn.
II. Mohria Sw.
Sporangia apices nervorum longiorum breviorumque occupantia, globosa, extus
dehiscentia, indusio supero lobulos reflexos formante obtecta. Sporae tetraedrico-globosae
luteae striatae. Folia polysticha repetito-pinuata nervis catadromis et anadromis, antrorsum
fertilia. Fasciculi rhizomatis fistulam reticulatam formantes, petioli bicrures subconcentrici.
Pili paleacei glanduligeri.
M. caffrorum Desv.
III. Aneimia Sw.
Sporangia secus costulam sorophori densius seriata, pareuchymati enata, extus ventri-
cosa, extus dehiscentia; indusium superum laminam angustara efformans vel nullum. Sporae
tetraedrico-globosae plerumque luteae, striis elevatis saepe echinulatis ornatae. Folia polj'-
sticha vel dorsalia disticha , pinnatiloba ad repetito-pinnata nervis catadromis et anadromis ;
plerumque segmenta primaria postrema tantum fertilia. Fasciculi rhizomatis fistulam
reticulatam formantes, petioli plerumque bicrures subconcentrici. Pili filiformes, glanduli-
geri vel sicci.
Subgenus I. Trochopteris. Folia polysticha; segmenta postrema tantum fertilia, foliaceo-
marginata; stomata applicata supera; pili laminae sicci, rhizomatis glanduligeri.
1. A. elegans Presl.
Subgenus II. Hemianeimia. Folia polysticha; segmenta rarius omnia, plerumque postrema
tantum fertilia, a sterilibus remota, plerumque erecta; indusium superum; stomata
applicata, infera; pili omues glanduligeri.
Sect. 1. G ardner ianae. Lamina pinuatipartita vel pinnata, segmeutis integris vel
postremis pinnatifide incisis; segmenta postrema fertilia.
2. A. glareosa Gardu.. 3. A. Gardneri Hook., 4. A. lanuginosa Sturm.
Sect, 2. Tomentosae. Lamina pinnata, segmentis pinnatifidis ad tripinnatifidis, laciniis
plurinerviis; segmenta postrema fertilia.
5. A. imbricata Sturm., 6. A. flexuosa Sw., 7. A. tomentosa Sw., 8. A.
Scliimperiana Presl, 9. A. anthriscifolia Schrad., 10. A. fiüva Sw., 11. A.
Karivinskyana Prantl, 12. A, aspera Prantl, 13. A. trichorrhiza Gardn.
Sect. 8. Millefoliae. Lamina tri-ad quadri pinuatipartita, laciniis linearibus uuinerviis ;
foliorum fertilium segmenta omnia vel pleraque fertilia.
14. A, dichotoma Gardn., 15. A. MillefoUum Gardn.
Dubiae sedis: 16. A. rutifolia Mart.
Subgenus III. Euaneimia. Folia polysticha; segmenta postrema tantum fertilia, basi
proximorum contigua; indusium nullum; stomata libera, infera; pili omnes glanduligeri
Sect. 1. Oblongifoliae. Lamina sterilis retrorsura vel utrinque decresceiis, pinnata;
segmenta basi postica excisa vel abscissa, petiolus stramineus.
17. A. htimilis Sw., 18. A. cornea Prantl, 19. A. pilosa Mart. et Gal.,
20. A. PresUana Prantl, 21. ^. oblongifolia Sw,
Systematik. It9
Sect. 2, Hirsutae. Lamina sterilis foliorum fertilium saltem antrorsum decrescens,
pinnata; segmenta plerumque iucisa ad bipinnatifolia, basi postica cuneata; petiolus
plerumque basi fuscesceus.
22. A. ßiformis Sw. , 23. A. ciliata Presl, 24. A. kirsuta Sw., 25. A. pulchra
Prantl, 26. A. pastinacaria Prantl, 27. A. pallida Field. et Gardn.
Sect. 3. Collinae. Lamina sterilis antrorsum decrescens, pinnata; segmenta rarissime
incisa, saepe numerosae, basi postica excisa vel abscissa; petiolus stramineus.
28. A. rotundifolia Schrad., 29. A. radicans Raddi, 30. A. Warmingii Prantl,
31. A. mandioccana Raddi, 32. A. collma Raddi, 33. A. hirta Sw., 34. A.
incisa Schrad., 35. A. Pohliana Sturm.
Sect. 4. Dregeana. Lamina sterilis antrorsum decrescens, pinnata; segmenta integra,
basi fere aequilatera; petiolus stramineus.
36. A. Dregeana Kze.
Sect. 5. Phyllitides. Lamina sterilis antrorsum paullum decrescens, pinnata; segmenta
integra, basi fere aequilatera; petiolus stramineus; nervi plerumque anastomosantes.
37. A. nervosa Sturm, 88. A. Schraderiann Mart., 39. A. Phyllitidis Sw.
Appendix: Hyhridae.
39a. A. collina X Phyllitidis, 39b. A. ciliata x Phyllitidis, 39c. A. hir-
suta X Phyllitidis.
Subgenus IV. Aneimiorrhiza. Folia disticba dorsalia; segmenta omnia vel postrema
tantum fertilia a proximis remota; indusium superum; stomata applicata vel libera;
pili laminae sicci, rhizomatis sicci vel glanduligeri, melanotichi.
Sect. 1. Coriaceae. Lamina binnata vel subbipinnata, nervi tertiarii basales non ultra
medium marginem attingentes.
40. A. aurita Sw., 4L A. coriacea Gris., 42. A. mexicana Klotzsch,
Sect. 2. Cuneatae. Lamina bipinnata ad quadripinnatifida ; nervi basales laciniarum
prope apicem marginem attingentes.
43. A. cicutaria Kze., 44. A. Wriyhtii Bak., 45. A. cuneata Kze., 46. A. adianti-
folia Sw.
IV. Schizaea J. E. Sm.
Sporangia secus coslulas laciniarum sorophori pinnati densissime seriata, parenchy-
mati enata, indusio supero laminam angustam efformante primitus obtecta, extus ventri-
cosa, extus postice dehiscentia. Sporae bilaterales albidae, maculis vel striis tenuissimis
ornatae vel laeves. Folia polysticba, simplicia unicostata vel cam costis repetito-dicho-
toma, sorophoris apices costarum plurimos occupantibus. Fasciculus rhizomatis centralis
spurie medullosus, petioli cylindricus collateralis. Pili filiformes sicci.
Sect. 1. Digitatae. Folia indivisa, unicostata, basi tereti nigricante glabra; sorophori
spurie digitati rhachis laciniis multo brevior; sporangia densissime, spurie utrinque
bifariara seriata.
1. S. Pennula Sw., 2. S. penicillata Kunth, 3. S. Gertnani Prantl, 4, S. inter-
media Mett.j 5. S. digitata Sw., 6. S. laevigata Mett.
Sect. 2. Pectinatae. Folia indivisa, unicostata, basi tereti nigricante glabra, sorophori
rhachis laciniis longior vel aequilouga; sporangia utrinque uniseriata.
7. S. pusilla Pursh, 8. S. pectinata J. E. Sm., 9. S. tenella Kaulf., 10, S.
rupestris RBr., 11. S. fistulosa Labill.
Sect. 3. Bifidae. Folia semel vel repetito-dichotoma, segmentis uuicostatis, elongatis,
non laminam formantibus; basis folii teres nigricans, pilosa. Sorophora praece-
dentium, laciniae margine costaque pilosae.
12. S. bifida Sw., 13. S. incurvata Schkuhr.
Sect. 4. Dichotomae. Folia petiolata; lamina repetito-dichotoma segmentis petiolo
brevioribus unicostatis, petiolo basi tereti nigricante piloso. Sorophoi'a praece-
dentium; laciniae margine costaque pilosae.
14. S. dichotoma J. E. Sm., 15. S. Pöppigiana Sturm,
12*
180 Kryptogamen. — Gefässkryptogamen.
Sect. 5. Elegantes. Folia petiolata, lamina costis repetito-dichotomis semel vel repe-
tito-dichotoma, segmentis pluricostatis, rarius integra uni-vel multicostata , petiolus
basi tereti nigricante pilosus. Sorophora praecedentiiim; laciniae margine costaque
pilosae.
16. S. flwninensis Sturm, 17. S. Spriicei Hook., 18. S. elegans J. E, Sm., -
19. S. pacificans Mart.
Bezüglich der geographischen Verbreitung ist hervorzuheben, dass Moliria nur dem
südlichen Afrika eigenthümlich ist, Aneimia fast nur dem tropischen Amerika angehört
(nur eine Art in Südafrika und eine in Abyssinien ui,d Ostindien); Lygodium ist in den
Tropen beider Hemisphären entwickelt und besitzt oft nahe verwandte Arten einander
correspondh-end in America und Ostindien; ähnlich verhält es sich bei Schizaea, welche in
einigen Arten von der ganzen Familie am weitesten nach Norden (S. pusiUaJ und Süden
(S. fistulosaj sich verbreitet.
33. Kuhn. Adlantum. (51).
Eine bereits früher vorgeschlagene Eintheiking der Gattung wird vom Verf. weiter
ausgearbeitet, die einzelnen Arten mit kurzen Diagnosen und geographischer Verbreitung
aufgeführt! das System zeigt folgender Auszug:
Sectio I. Euadiantum. Sporangia nervös solum occupantia.
A. Folia multifaria.
a. Lamina indivisa.
1. A. Parishn Hook., 2. A. reniforme L.
b. Lamina pinnata.
3. A. deltoideum Sw. , 4. A. sericeum Eaton, 5. A. liinulatum Burm., G. A.
Caxnllus Junonis Rupr., 7. A. deflectens Mart., 8. A. delicatulum Mart., 9. A.
rhizophorum Sw. , 10. A. confine Fee. — 11. A. Mettenii Kuhn. — 12. A.
sobolifermn Hook. — 13. A. Sclnveinfurthii Kuhn, li. A. Edgeworthii Hook.,
15. A. rhizophytum Schrad. , IG. A. Zollingeri Mett., 17. A. caudatuvi L.,
18. A. calcareum Gardn.
B. Folia disticha.
1. Folia pinnata.
19. A. pumilum Sw. — 20. A. Wihoni Hook., 21. A. macrophyllum Sw.,
22. A. Phyllitidis J. Sm., 23. A. ynacropterum Miqu., 24. A, dolosum Kze,
25. A. lucidum Sw. — 26. A. obliquum Willd. , 27. A. petiolatum Desv. —
28. A. incisuni.
2. Folia bipinnata.
29. A. pulverulentum L. — 30. A. viUosum L. — 31. A. denticulatum Sw. —
32. A. tetraphyllum Willd., 33. A. nervosum Sw. — 34. A. terminatum Kze.,
35. A. villosissimum Mett., 36. A. hirtum Splitg., 37. A. cayennense Willd. —
38. A. tomentosum Klotzsch, 39. A. urophyllum Hook., 40. A. glaucescens
Klotzsch.
3. Folia bi-vel basi tripinnatisecta, deorsum quadripinnatisecta vel pedatisecta.
a. Rhachis stricta.
41. A. melanoleucum Willd., 42. A. cristatum L. — 43. A. glaucinum Kze.,
44. A. pectinatum Kze., 45. A. velutinum Moore, 46. A. macrocladum Klotzsch,
47. A. polyx)hyllum\Ni\\A., 48. A. Mathewsianiim Hook, 49. A. Wilesiayium
Hook., 50. A. ornitlwpodum Presl, 51. A. hrasiliense Raddi, 52. A. cuUratum
J, Sm., 53. A, gibhosum Rom., 54. A. anyustatwni Kaulf., 55. A. curvatum
Kaulf. , 56. A. Lep)rietirii Rook. , 57. A. flahellulatum L., 58. A. pedatumL.
b. Rhachis divaricata.
59. A. flexuosum Hook., 60. A. Feei Moore, 61. A. digitaium Presl, 62. A.
olivaceum Bak. — 63. A. Hewardia Kze, 64. A. platyphyllum Sw., 65. A.
Seemanni Hook , 66. A, grossum Mett., 67. A. Peruvianum Klotzsch.
4. Folia tripinnata supradecomposita.
68. A. Irapeziforme L., 69. A. subcordatum Sw., 70. A. tetragonwn Schrad.,
Geographische Verbreitung. jgj
71. A. sinuosum Gardn. — 72. A. vemistum Don, 73. A. andicola Liebm.,
74. A. amplum Presl. — 75. A. Braunü Mett., 76. A. Jordani C. MüIL,
77. A. Capiüus Veneris L., 78. A. emarginatum Bory, 79. A. fumarioides
Willd., 80. A. tenerum Sw., 81. A. rigiduhim Mett,, 82. A. fragile Sw.,
83. A. tricholepis Fee.
Sectio n. Adiantellam. Sporangia etiam pareachvina inter nervös occupantia.
A. Folia pinnata, primae manifeste petiolatae, amplae.
84. A. Huiziaymm Klotzsch.
B. Folia pinnata, pinnae sessilis.
85. A. Shepherdi Hook,
C. Folia bipicnata, pinnulae sessiles.
86. A. lobaium Kze. herb.
D. Folia bipirmata, pinnulae brevipetiolulatÄe.
87. A. Galeottianum Hook.
E. Folia subpedata vel pedata; pinnulae sessües vel subsessiles; sori rotundaü; nervi in
pinnulis sterilibus dorsum dentium adeuntes.
8S. A. diaphanum Bl.. S9. A. patens Wüld: 90. A. hispidulum Sw.
F. Folia tripinnata supradecomposita; pinnulae sessiles vel breviter petiolulatae.
a, Nervi pinnularum sterUium dorsum dentium adeuntes.
91. A. Cayininghami Hook, 92. A. fuhum Eaoul, 93. A. Narae Caledoniae
Keys., 94. A. pulcheTlum Bl., 95. A. parvulum Hook, 96. A. formosum E. Br.
b. Nervi pinnularum sterüium sinus dentium adeuntes.
97, A. laetum Mett, 98. A. sessiJifolium Hook, 99. A. concinnum H. B, K.,
100, A. amabik Moore, 101. A. subvolubiU Mett., 102. A. exeisum Kze.,
103. A. thictum Moore, 104. A. Veitchiatium Moore, 105. A. ciineatum Langsd.
et Fisch., 106. A. chilet\.se Kaulf., 107. A. rufopunctatum Mett., 108. A.
Orhignianum Mett., 109, A. scabrum Kaulf,, 110, A. coJpodes Moore, 111, A.
sulpJiureum Kaulf., 112, A. crenatum Potr.
G. folia tripinnata supradecomposita; nervi steriles dorsum dentium adeuntes, glandulae
sporangiis admixtae.
113. A. aethiopicum L.
34. Baker, Lecanopterls. (7.)
Diese Gattung, in der Synopsis mit Folypodium vereinigt, betrachtet Verf. nunmehr
als besondere Gattung, verwandt mit Dichsonia und Deparia; sie runfasst vier Species:
L. carnosa Blume, L. putnila Blume, L. deparioides Bak. = Dicicsonia deparioides Cesati
fi], Born. 13; L. Curtisii Bak. n, sp,
VI. Geographische Verbreitung.
35. Roper. Flora von Sussex. \;so,)
Enthält Standorte einiger Farne und von Lycopodiiim Selago.
36. Rldley, Pflanien von Radnorshire. (78,)
Giebt S. 13 u. f. Fundorte von 9 Farnen und 2 Equiseten,
37. Philipps, BotrycUnm Lunarla in ShropsMre (66)
theilt zwei neue Standorte mit,
38. Painter. Flora von Derbyshire. (62.)
Enthält Standorte von Famen, Equiseten und Lycopodiiim.
39. Hart, Pflanzen Donegal's. (39.)
Giebt Standorte von 8 Farnen und 2 Equiseten , und führt als Erweiterung der
Angaben in Moore's Cybele Hibernica folgende Gefässkryptogamen als neu für die Gegend
an: Equisetum hiemale, Adiantiim CapiJlus Veneris, OphiogJossum vulgatiim, 0. Jiisitanicum.
während Polystichum Lonchitis zu streichen ist.
40. Hart. Piants of Aran Island (37)
zählt S. 23 1 Equisetum, 10 Farne, 1 Isoetes von dieser Insel an der Nordwert-
küste Donegal's auf.
jg2 Kryptogainen. — Gefässkryptogamen,
41. Hart. Irische Pflanzen. (38.)
Giebt S. 169 Fundorte von 4 Farnen und 2 Equiseten in den Districten 6 und 7
von Moore's Cybele Hibernica.
42. BabingtoQ. Äsplenium germanicum (4)
berichtet, dass die ächte Pflanze in wenigen Exemplaren auf dem Llanberis PasB
vorkommt, aber öfters mit A. septetitrionale verwechselt wurde.
43. Pryor. Osmunda regalis in Cambridgeshire. (75.)
Dieselbe wird von Deut als „filix florida" bei Gamling augegebeu , wurde aber von
Niemanden sonst gefunden, ist also wohl dort verschwunden.
44. Bablngton. Osmunda regalis in Cambridgeshire (3)
führt die älteren (von 1685 an) Angaben der Fundorte an und sieht nicht ein, warum
die Pflanze verschwunden sein soll.
45. Lemoine. Les Foageres de la Flore Parisienne. (58.)
Nach einer kurzen Einleitung über den Bau der Farne im Allgemeinen, erläutert
an Polypodium vidgare, werden die in der Flora von Paris und Keims vertretenen Farne
beschrieben und abgebildet; die Tafeln zeigen nur einzelne Blätter oder Blatttheile, sowie
Sorus, Sporangien und Sporen. Behandelt werden: Polypodium vulgare, P. Drtjopteris,
Ceterach officinarum , Blechnum Spieant, Pteris aquilina, Scolopendrium officinarttm,
Äsplenium Trichomanes , A. septentrionale , A. Buta muraria, A. germaniawi, A. lanceo-
latum, A. Adiantum nigrmn, Atliyrium Filix femina, Cystopteris fragilis, Aspidium
aculeatum, Nephrodium Filix mas, N. Oreopteris, N. Thelypteris, N. spinulosum, N.
cristatwn, Osmunda regalis, Ophioglossum vulgatum, Botrychium Lunaria.
46. Magnin fand Äsplenium Halleri (57)
reichlich im Vallon du Ratier bei Lyon, und zwar bezüglich der Bodenzusamraen-
Setzung indifferent.
47. Koltz. Gefässkryptogamen Luxemburgs. (50.)
Mit Bestimmungstabellen, französischen Beschreibungen, Synonymik und Fundorten
werden aufgezählt: Ceterach officinarum, Polypodium vulgare^ P. Phegopteris, P. Dryopteris,
P. Bobertianum, Pteris aquilina, Allosorus crispus, Struthiopteris germanica, Blechnum
Spieant, Scolopendrium vulgare, Äsplenium Adiantum nigrum, A. Buta muraria, A. ger-
manicum, A. septentrionale, A. Trichomanes, A. viride, Atliyrium Filix femina, Cystopteris
fragilis, Polystichum Thelypteris, P. montanum, P. filix mas, P. cristatum, P. spinulosum,
Aspidium aculeatum, Osmxmda regalis, Botrychium Lunaria, Ophioglossum vulgatum,
Hymenophyllum tunbridgense, Lycopodium Selago, L. annotinum,^ L, clavatum, L.
inundatum, L. complanatum, Equisetum arvense, E. maximum, E. silvaticum, E. limosum,
E. palustre, E. hiemale. Ausser den durchschossen gedruckten geographisch bemerkens-
werthen Formen sei noch „Polypodium Bobertiano X Bryopteris" bei Kopstal besonders
namhaft gemacht.
48. Prahl, P. Isoetes echinospora In Holstein (70)
schildert ausführlich die anfangs vergeblichen, erst später erfolgreichen Bemühungen,
in den Seeen Holsteins diese Pflanze zu finden.
49. Potonie. Farne der Ältmark (69)
zählt Standorte von Pilularia, 3 Lycopodien, 3 Equiseten, 13 Farnen auf.
50. Sanio. Zahlenverhäitnisse der Flora Preussens (85)
stellt für Ost- und Westpreussen fest: 1 Rhizocarpee, 2 Isocteen, 5 Lycopodiaceeu,
8 Equisetaceen, 23 Farne.
61. Sanio. Gefässkryptogamen von Lyck (84)
führt mit Standortsangaben 4 Lycopodien, 6 Equiseten und 11 Farne mit vielen
Varietäten auf.
52. Warnstorf. Wanderungen durch die Mark Brandenburg (95)
giebt Standorte für 2 Lycopodien, 4 Equiseten, 8 Farne nebst verschiedenen Varie-
täten; eine „Abart" von Lycopodium Selago mit kürzeren Blättern und Brutknoapen nennt
er brevifolium.
Geographische Verbreituug. 183
53. Schwarz. Gefdsskryptogamen Nürnbergs (88)
gieht als Nachtrag zu Sturm und Schnitzlein's Flora von Nürnberg neue Standorte
für 16 Arten von Gefässkryptogamen.
54. Steininger. Flora der Bodenwies (89)
zählt von diesem an der oberöstei*reichisch - steirischen Grenze gelegenen Berge
11 Arten Gefässkryptogamen auf, darunter Ophioglossum vulgattim und Botrychium Limaria.
55. Pantocsek. Pflanzen aas dem Comitate Neutra in Ungarn (63)
zählt 19 Formen von Gefässkryptogamen mit Standorten auf, darunter Aspidium
rcmotum A. Br.
56. Strobl. Flora des Etna (90)
zählt Standorte auf von 3 Equiseten {Tj. limosum und palustre scheinen in ganz
Sicilien zu fehlen) , Ophioglossum lusitanicum [Botrychium Lunaria ist zweifelhaft] und
Selaginella denticulata [Lygopodium Selago ist zweifelhaft].
57. Rusby. New Mexican Ferns. (82.)
Die Farne Neumexicos entwickeln sich mit Eiutrittt der Regenzeit und sind während
der trockenen Jahreszeit anscheinend todt; sie sind sämmtlich haarig, schuppig oder
dick und blaugrün. Im Ganzen fand der Verf. 14 Arten, welche mit kurzen Angaben über
den Habitus und die Standorte näher besprochen werden: Cheilanthes Wrightü, Ch. lanu-
ginosa, Ch. Eatoni, Ch. Fendleri, Ch. myriophylla, Gh. Lindheimeri, Pellaea atropurpurea,
P. Wrigthiana, P. andromedaefoUa var. pubescens, Nothochlaena sinuata, N. Hooleri, N.
dealbata, Woodsia oregana, Gymnogramme hispida. Schliesslich erwähnt Verf. noch das
häufige Vorkommen gegabelter Wedel bei mehreren Arten.
58. Coolter Ch. R. and J. M. Catalogue of plants of Indiana. (19.)
• Zählen, zum Theil mit Fundorten, 4 Equiseten, 81 „Filices", 3 Ophiglossaceen,
2 Lycopodien, 2 Selaginellen und 1 Azolla auf.
59. Harvey. Ferns of Arkansas (40)
zählt 39 Species auf, geordnet nach Eaton's Fern List.
60. Lennon. Some New-York ferns (54)
fand bei Holley in nächster Nachbarschaft 29 Species Farne.
61. Reynolds, (lueer Flaces for Ferns (77)
fand Woodwardia virginica auf einer Pinus australis und Pölypodium Mureum
auf einer Eiche wachsend.
62. Davenport, 6. E. An interesting Fernery (21)
beobachtete Asplenium filix femina, Dicksonia pilosiuscxäa, Aspidium Thelypter'is
und A. spinulosicm an einer Mauer wachsend.
63. Ascherson. Plantae Africae septentrionalis mediae (2)
führt S. 287 3 Farne auf.
64. Fritze. Farnvegetation Madeira's. (32.)
Die einzelnen Arten der Farne treten massenhaft auf, oft aber nur an einem einzigen
Punkt oder doch an gewisse Standorte gebunden ; letztere hängen auch von den klimatischen
Differenzen der Nord- und Südseite ab. Der Verf. fand fast alle bisher auf Madeira beob-
achteten Arten, 59 an der Zahl, wovon 43 der europäischen Flora gemeinsam sind, der der
Azoren 9, der afrikanischen 46, der Canaren und Cap Verden 10; Madeira eigenthümlich
sind 4 Arten.
65. Lürssen.^^ Reliquiae Ratenbergianae. (56.)
Der Verf. zählt, zum grossen Theil mit beschreibenden Erläuterungen, die 49 von
Rutenberg auf Madagascar gesammelten Arten von Gefässkryptogamen auf, worunter fol-
gende 9 neu für diese Insel sind :'_Adiantu7n aethiopiciim L., Actiniopteris dichotoma Mett.,
Pteris dubia Kuhn., Asplenium rutifolium Mett., Aspidium Thelypteris Sw. var. squamu-
ligera Schlecht., Pölypodium Eutenbergii Lssn. n. sp., P. parvulum Bory, Taenitis nipho-
boloides Lssn. n. sp., Ophioglossum fibrosum Schum. Anhangsweise werden noch die Be-
stimmungen der von demselben Reisenden in Südafrika gesammelten 15 Gefässkryptogamen
mitgetheilt.
184 Kryptogameu. — Gefässkryptogaraen.
66. Prantl. Farne von Ceylon. (71.)
Die von v. Fridau auf Schmarda's Reise 1853 auf Ceylon gesammelten Farne waren
bis jetzt nicht bearbeitet worden. Ref. theilt die Bestimmungen der 61 Arten Farne nebst
den Fundorten mit; sämmtliche sind bereits von Ceylon bekannt.
67. Ferguson (28)
entdeckte Adiantum aethiopiciim neu für Ceylon.
68. Baker. Gartis' Farne von den Malayischen Inseln und Madagascar. (7.)
Die Sammlung enthält folgende bemerkenswerthe Farne von Java, Sumatra und
Borneo: Alsophüa podophylla Hook., Gleiehenia vestita Blume, Lecanopteris Ctirtisii
Bak. n. sp., Davallia Blumeana Hook., D. liirta Kaulf., Linäsaija borneensis Hook., Pteris
reducta Bak., P. (Eupteris) sumatrana Bak. n. sp., Asplenium subaquatile Ges., A. hirtum
Kaulf., A. normule'Don.., Nephrodium? sp., Polypodiiim (Eupolypodium) Curtisii Bak. n. sp.,
P. tenuisectum Blume, P. millefolium Blume, P. nutans Blume, Antrophyum suhfalcatum
Brack, Acrostichum bicuspe Hook., A, sorbifolium L., Selaginella latifolia Spring, S. alopecu-
roides Bak. n. sp. Sowie von Madagascar: Pteris triplicata Ag., P. (Eiipteris) appendi-
culata Bak. n. sp., P. (Eupt.J phanerophlebia Bak. n. sp., Vütaria seolopendrina Thwait.,
Acrostichum (Elaphoglossum) schizolepis Bak. n. sp.
69. Baker. Kalbreyer's Farne von Neugranada. (6.)
Kalbreyer sammelte, meist in der Provinz Antioquia, folgende mit Rücksicht auf
Mettenius' Verzeichniss interessante und neue Farne: Cyathea insignis Eat., Hemitelia
nigricans Presl, Alsophila gibbosa Klotzsch, A. pubescens Bak., A. podophylla Bak. n. sp.,
A. hispida Bak. n. sp., J..? latevagans Bak. n. sp. , Hymenophyllmn splendidum Bosch,
Trichomanes botryoides Kaulf., T. Kalbreyeri Bak. n. sp., T. foeniculaceum Hedw., Dichsonia
pubescens Bak. n. sp., Davallia fumarioides Sw. , Blechnum brasiliense Desv., Lonchitis
Lindeniana Hook., Pteris accliois Mett., P. obscura Mett., Asplenium {Euasplenium) filicaule
Bak. n. sp., A. (Diplazium) Sprucei Bak., A. (Biplasium) longisorum Bak. n. sp., A. sand-
wichianum Mett., A. ferulaceum Moore, Nephrodium (Lastrea) longicaule Bak. n. sp., N.
(LastreaJ valdepilosum Bak. n. sp., N. (LageniaJ antioqxioianum Bak. n. sp., Polypodium
(Phegopteris) silvicolum Bak. n. sp., P. inaequale Fee.; P. andinum Hook., P. leiicosticton
F6e, P. meridense Klotzsch., P. (Eupolypodimn) antioqiioianum Bak. n. sp., P. graveolens
Bak., P. villosum Karsten, Jamesonia verticalis Kze., Gymnogramme pumila Spreng, G. vellea
Bak. n. sp., G. xerophila Bak, n. sp., G. prehensibilis Bak., Meniscium giganteiim Mett.,
Acrostichum castaneum Bak., A. Gardnerianum Fee, A. (PolybotryaJ botryoides Bak. n. sp.,
A. (Gymnopteris) suberectum Bak. n. sp., A. (Gymnopteris) polybotryoides Bak. n. sp.,
A. (Gymnopteris) juglandifolium Bak. n. sp., Schizaea digitata var. orbicularis Bak.,
Danaea serrulata Bak, n. sp., Selaginella longissima Bak. n. sp. , S. lingulata Spring,
S. mnioides A. Br., S. Pöppigiana Spring, S. anceps A. Br,, S. Hartivegiana Spring.
70. Jenman. Farne von Jamaica (.4S)
zält, z, Th. mit Fundortsangaben und Beschreibungen, folgende, grösstentheils neue
Arten und Varietäten auf: Cyathea arborea Sm. var, concinna Bak., C. dissoluta Bak. n. sp.,
Trichomanes setiferum Bak. n. sp., Asplenium (Diplazium) diminutum Bak. n. sp., Hypo-
lepis Purdieana Hook., Pteris quadriaurita Retz. var. felosma J. Sm. ; var. afßuentius, Pt.
pedata und Pt. palmata, welche zu vereinigen seien; Asplenium rhizophorum L. var.
iupersum, Acrostichum siliquoides Jenm. n. sp,, A. (Gymnopteris) alienum Sw, var, flagellum.
VII. Varia.
71. Cyathea medallaris. (102.)
Ein prächtiges Exemplar im Kew Garden wird mit Maassangaben beschrieben.
72. Fournier. Remarques historiques et taxonomiques. (31.)
Der Verf. bespricht die Herkunft der Namen Polypodium, Filix mas. und Filix
femina und betont gelegentlich der Pteris aquilina die Unzulänglichkeit der von der Nervatur
genommenen Gattungsmerkmale.
Moose, " 185
B. Moose.
Referent: F. Kienitz-Gerloff.
Alphal)etisches Verzeichniss der besprochenen und erwähnten Arbeiten.
1. Bäumker, J. Zur Moosflora von Ungarn. (Ref. No. 25.)
2. Bescherelle, E. Ephemerum Philiberti Besch. (Ref. No. 52.)
3. — Mousses des colonies Frangaises. (Ref. No. 46.)
4. Boulay. Mousses de la region mediterranöe. (Ref. No. 53.)
5. Braithwaite, R. The British Moss-Flora. (Ref. No. 7.)
6. — Sphagnum subbicolor Hpe. (Ref. No. 54.)
7. Briard, M. Plantes du departement de l'Aube. (Ref. No. 31.)
8. Brunaud, P. Plantes cryptogames croissant ä Saintes. (Ref. No. 83.)
9. Carrington and Pearson. New british Hepaticae. (Ref. No. 8.)
10. Catalogueof North American Musci. (Ref. No. 48.)
11. Colenso. New Metzgeria. (Ref. No. 55.)
12. Crie, L. Flore cryptogamique de la presqu'ile de Banks. (Ref. No. 62.)
13. Dantec et Boulay. Mousses des environs de Brest. (Ref. No. 33.)
14. Debat. Neckera Menziezii. (Ref. No. 34.)
15. — Mousses du fascicule de 1880 des „Musci Galliae". (Ref. No. 56.)
16. — Observations sur quelques mousses rares. (Ref. No. 57.)
17. — Mousses des environs de Chamonix. (Ref. No. 35.)
18. Dedecek, J. Bestimmung und Verbreitung böhmischer Polytrichaceen. (Ref. No. 58.)
19. — Verbreitung der Lebermoose in Böhmen. (Ref. No. 26.)
20. Delogne, C. H. Pleurochisma deflexum Dmrt. et Plagiochila spinulosa Dmrt. (Ref.
No. 59.)
21. — Notes de Cryptogamie. (Ref. No. 60.)
22. Finot, M. A. Mousses, Sphaignes et Hepatiques de Fontainebleau. (Ref. No. 36.)
23. Fitzgerald, C, et Bottini, A. Briologia dei Bacini del Serchio e della Magra. (Ref.
No. 29.)
24. Geheeb, A. Musci ex provinciis Rio de Janeiro et Sao Paulo. (Ref. No. 49.)
25. — Bryologische Fragmente. (Ref. No. 61.)
26. — Von Breidler entdeckte Laubmoose. (Ref. No. 27.)
27. Godelinais. Mousses et Hepatiques d'Ile-et-Vilaine. (Ref. No. 37.)
28. Gray, A. The British Mossflora. (Ref. No. 9.)
29. Grieve, S. Flora of the Islands of Colonsay and Oronsay. (Ref. No, 10.)
30. Hampe, E., et Geheeb, A. Musci frondosi Tasmaniae et Novae Seelandiae. (Ref.
No. 51.)
31. Hepaticae Galliae. (Ref. No. 91.)
32. Hepaticologia Gallica. (Ref. No. 89.)
33. Holmes, E. M. Hypnum imponens Hedw. (Ref. No. 62.)
34. Husnot, l'Orthodontium gracile. (Ref. No. 63.)
35. — Barbula nitida Lindb. (Ref. No. 64.)
36. Hy. Herborisations de la Faculte des sciences d' Angers. (Ref. No. 38.)
37. Jack, J. B. Die europäischen Radula- Arten. (Ref. No. 65.)
38. Janzen. Die Moosflora Elbings. (Ref. No. 17.)
39. Klein, J. Sprossung an den Inflorescenz - Stielen von Marchantia polymorph». (Ref.
No. 1.)
40. Klinggräff, H. v. Bereisung der Lauterburger Gegend. (Ref. No. 18.)
41. Koltz, J. P. J, Flore du Grand-Duche de Luxembourg. (Ref. No. 41.)
42. Leitgeb, H. Die Marchantieen. (Ref. No. 2.)
43. — Stellung der Fruchtsäcke bei den geocalyceen Jungermannien. (Ref. No. 3.)
IgQ Kryptogameu. — Moose.
44. Leresche, L., et Levier, E. Mousses recoltöes en Espagne et en Portugal. (Ref.
No. 43.)
45. Lirapricht, Gf. Berichtigung. (Ref. No. 66.)
46. — Zur Systematik der Torfmoose. (Ref. No. 67.)
47. — Neue Arten und Formen von Sarcoscyphus. (Ref. No. 68.)
48. — üeber Gymnomitrium adustum N. v. E. (Ref. No. 69.)
49. _ Neue Muscineen für Schlesien. (Ref. No. 19.)
50. Lindberg, S. 0. Untersuchungen über nordische Moose. (Ref. No. 70.)
51. — De Cryphaeis Europaeis. (Ref. No. 71.)
52. London Catalogueof British Mosses and Hepaticae. (Ref. No. 11.)
53. Lützow, C. Botanische Untersuchung des Neustädter Kreises. (Ref. No. 20.)
54. Massalongo, C. Duae species novae e genere Lejeumia. (Ref. No. 72.)
55. — Hepaticae Italiae-Veuetae exsiccatae. (Ref. No. 93.)
56. Müller, K, et Geheeb, A. Reliquiae Rutenbergianae. (Ref. No. 47.)
57. Müller, K. Genera nova Muscorum. (Ref. No. 73.)
58. Musci Galliae. (Ref. No. 90.)
59. Orr, D. Mosses coUected in Ireland. (Ref. No. 12.)
60. Paillot et Flagey. Mousses et hepatiques des environs de Besan^ou. (Ref. No. 39.)
61. Pearson, W. H. A new British Hepatic. (Ref. No. 13.)
62. — Jungermannia Juratzkaua und Radula commutata. (Ref. No. 14.)
63. Phiiibert. Orthotrichum acuminatum sp. n. (Ref. No. 74.)
64. Ravaud. Guide du Bryologue h Grenoble et dans les environs. (Ref. No. 40.)
65. Renauld, F. Mousses des Pyrenees. (Ref. No. 44.)
66. ~ Revision de la section Harpidium. (Ref. No. 75.)
67. — Classification de la section Harpidium. (Ref. No. 76.)
68. Sande Lacoste, C. M. van der. Levermossoorten in Nederland. (Ref. No. 42.)
69. Sanio, C. Zahlenverhältnisse der Flora Preussens. (Ref. No. 21.)
70. — Ein neuer Standort von Andreaea alpestris. (Ref. No. 22.)
71. — Additamentum in Hypniadunci cognitionem. (Ref. No. 77.)
72. Sauter, A. Nachträge und Berichtigungen zur Flora von Salzburg. (Ref. No. 28.)
73. Sequeira, G. Nouvelles mousses. (Ref. No. 78.)
74. Spruce, R. On Marsupella Stableri and some allied species of European Hepaticae.
(Ref. No. 79.)
75. — The morphology of the leaf of Fissidens. (Ref. No. 4.)
76. — Musci praeteriti. (Ref. No. 80.)
77. Sydow, P. Die Moose Deutschlands. (Ref. No. 23.)
78. Tr offner, E. Beiträge zur Chemie der Laubmoose. (Ref. No. 5.)
79. Venturi. Une mousse hybride. (Ref. No. 81.)
80. — Campylopus polytrichoides et quelques autres mousses de Portugal. (Ref. No. 45.)
81. — Bryum Baldense. (Ref. No. 30.)
82. — Le Hypnum curvicaule Jur. (Ref. No. 82.)
83. — Orthotrichum Sardagnanum. (Ref. No. 83.)
84. — Des Orthotricha urnigera. (Ref. No. 84.)
85. Warnstorf, C. Die europäischen Torfmoose. (Ref. No. 86.)
86. — Bryologische Notizen. (Ref. No. 86.)
87. — Thuidium delicatulum Hedw. (Ref. No. 87.)
88. — Brachythecium Ventura n. sp. (Ref. No. 88.)
89. — Reproductionsvermögen der Sphagna. (Ref. No. 6.)
90. — Botanische Wanderungen durch die Mark Brandenburg. (Ref. No. 24.)
91. — Sphagnotheca europaea. (Ref. No. 92.)
92. West, W. Bryological notes. (Ref. No. 15.)
93. White, B. Cryptogamic Flora of Mull. (Ref. No. 16.)
Anatomie. Morphologie. Physiologie. 187
I. Anatomie. Morphologie. Pliysiologie.
1. Klein, J. Sprossung an den Inflorescenzstielen von Marchantia polymorpha. (Botau.
Centralbl. 1881.)
Verf. fand im Herbst 1880 sowohl an weiblichen wie männlichen, am Boden nieder-
liegenden Inflorescenzen von Marchantia p. am oberen Ende des Stiels, wo derselbe in den
Schirm übergeht, in den sogenannten Wurzelrinnen, grössere und kleinere Aussprossungen
vom Aussehen der normalen Laubsprosse, welche an ihrer Unterseite Rhizoiden, an der
Oberseite normale Brutbecher trugen. Die nähere Untersuchung zeigte, dass normal, sowohl
an niederliegenden, wie auch an aufrechten Inflorescenzstielen, mitunter der ganzen Länge der
Wurzelrinnen entlang, kleine, äusserlich nicht sichtbare Adventiv-Laubaussprossungen gebildet
werden, welche sich aber nur unter günstigen Bedingungen zu normalen Laubsprossen
ausbilden, wenn nämlich die Stiele zufällig geknickt, mit dem Boden in Berührung kommen.
Diese Erscheinung ist ein neuer Beleg dafür, dass die Inflorescenzen umgebildete Laubaxen
sind, und sie zeigt gleichzeitig, „dass in den Pflanzen das Bestreben besteht, womöglich alle
selbst erzeugten nutzbaren Stoife zu ihrer Fortbildung und zu ihrem Bestehen zu verwerthen.
2. Leitgeb. Untersuchungen über die Lebermoose. VI. (Scliluss)-Heft. Die Marcbantieen
und allgemeine Bemerkungen über Lebermoose. 158 Seiten, 40, mit 11 lithograph. Tafeln,
Graz. Leuschuer und Lubensky 1881.
Das „dem Altmeister der deutschen Lebermooskunde, Herrn Dr. C. M. Gottsche",
gewidmete Schlussheft der „Untersuchungen über die Lebermoose" zerfällt, wie die letzt-
vorangehenden, in zwei Theile, deren erster die allgemeinen Resultate enthält, während der
zweite die Ergebnisse der speciellen Untersuchungen umfasst.
I. Allgemeines.
Die Pflanzen des Tribus der Marcbantieen, wie er in der „Sjinopsis Hepaticarum"
begrenzt ist (Familien der Lunularieen, Jecorarieen und Targionieen), zeichnen sich durch
eine grosse Einförmigkeit aus. Allen gemeinsam ist der flache kriechende Thallus, der an
der Ventralseite mit blattartigen Schuppen und zwei Arten von Rhizoiden besetzt ist und
an dessen Dorsalseite eine von Lufträumen durchzogene Gewebeschichte liegt, die nach
aussen durch eine von Athemöffnungen durchbohrte Oberhaut abgeschlossen wird.
Der fortwachsende Scheitel liegt immer am Grunde einer Ausbuchtung des Laub-
randes, der „Scheitelbucht", hinter welcher das Gewebe an der Dorsalseite regelmässig eine
muldenförmige Einsenkung, die „Scheitelmulde", zeigt. Diese senkt sich stets nach der
Ventralfläche hin und verflacht sich entweder gegen den Scheitel allmählig oder geht bei
starkem Dickenwachsthum der Seitenlappen in eine enge Furche, die „Scheitelfurche" , über.
Bei noch stärkerem Dickenwachsthum wird der Scheitel überwachsen und kommt nach rück-
wärts zu liegen.
Bezüglich des Scheitelwachsthums verhalten sich die Marcbantieen wie die Riccieen
(s. Jahresber. 1879).
Die Verzweigung des Thallus erfolgt bei allen Marcbantieen entweder durch Gabelung
des Scheitels oder durch ventrale Sprossbildung. Die erstere Form tritt besonders hervor
bei 3Iarchantia, Lunularia, Dumortiera, Fegatella, die letztere bei Targionia und vielen
Fimbriarien, beide ziemlich gleich häufig bei Plagiochasma und Clevea. Bei reichlich
gabeliger Verzweigung stehen die Geschlechtsstände auf den Gabelzweigen (Duvalia, BebouUaJ,
im anderen P'alle erscheinen die Antheridien auf Ventralsprossen {Targionia, Sauteria,
wahrscheinlich diöcische Fimbriarien).
Das Laub zeigt drei Gewebelagen : die Luftkammerschicht, die allein den Haupttheil
der Lamina bildet, das in der Mittelrippe sehr mächtige, in der Lamina dagegen redudrte,
interstitienlose Gewebe und die in der Mittelrippe oft mehrschichtige, in der Lamina ein-
schichtige Ventralrinde. Bei allen Gattungen mit „einfachen Athemöffnungen" erfolgt die
Anlage der Luftkammerschicht ähnlich wie bei den Riccieen und Corsinieen, Alles Wesent-
liche über ihre Ausbildung am Laube und an den Fruchtköpfen ist bereits im vorigen Jahr-
gange referirt worden (Leitgeb: Die Athemöffnungen der Marchantiaceen), ebenso über den
Bau de» Laubes von Dumortiera (Leitgeb: Ueber die Marchantiaceengattung Dumortiera).
188 Kryptogamea. — Moose.
In dem interstitienlosen Gewebe, selbst dem der Receptaculaträger , tritt ein axiler
Zellstrang nie hervor. Die dickeren Zellwände sind mit weiten, oft sehr dicht stehenden
Tüpfeln besetzt. Die von Göbel beschriebenen Schleimorgane (Göbel: Zur vgl. Anatomie
der Marchantieen vgl. Jahrg. 1880 des Jahresber.), haben ihre grösste Entwickelung im
Thallus von Fegatella. üeber ihre Bedeutung lässt sich schwer etwas Bestimmtes sagen.
Alle Marchantieen besitzen ferner Oelkörper, die bei Fimbriarien und Verwandten sogar in
der Luftkammerschicht auftreten.
Die ventrale Rindenschicht wird bei den niedriger stehenden Formen (Clevea, Sau-
teria) von einer wenig differenzirten Zellenlage gebildet, bei anderen Gattungen besteht sie
aus viel kleineren, isodiametrischen Zellen, bei höheren Typen (Marchantia, Preissia)
endlich findet sich eine aus 2-3 derartigen Zellenlagen gebildete Rinde, die am besten in
der Mittelrippe differenzirt ist.
Die Ventralschuppen, deren Insertionen später verschoben werden, stehen meist in
zwei Reihen, sie scheinen bei Plagiochasma , Clevea und Sauteria regellos gestellt zu sein
und bei Marchantia finden sich zwei verschiedene Formen. Ihre erste Anlage wird gebildet,
indem eine unmittelbar hinter dem Scheitelrande gelegene Zelle zu einer Papille auswächst,
die sich durch eine Querwand abgrenzt. Sie verbreitert sich und scheidet eine „Spitzen-
papille" ab, die bei Sauteria, Targionia und Dumortiera immer am Rande der Schuppe
bleibt, bei anderen Gattungen auf deren Oberseite geschoben wird, indem an dem Schuppen-
rande am Grunde der Papille eine höckerartige Anschwellung entsteht, welche die Papille
überwächst, sich zum „Spitzenanhängsel" umformt und in der Scheitelmulde seine Fläche
ausbildet.
Bei allen Marchantieen kommen zwei Arten von Rhizoideu vor. Die gewöhnlichen,
vorzüglich an der Mittelrippe stehenden, werden schon sehr nahe am Scheitel angelegt, die
Zäpfchenrhizoiden stehen dagegen besonders an der Lamiua und ihre ürsprungsstellen
folgen ziemlich genau den Insertionen der Schuppen. Beide Formen dienen wohl der Be-
festigung und Nahrungszufuhr, den Zäpfchenrhizoiden schreibt Verf. ausserdem die Function
zu. Einrollungen des Thallus entgegenzuwirken, weil sie im Träger der Receptacula, ähnlich
dem Marke, als Schwellkörper wirken, eine Längsspannung erzeugen und allgemein ein
festigendes Moment abgeben, bei Marchantia und Verwandten auch an der Ausspannung
der Schirmstrahlen betheiligt sind.
Aus dem Capitel über die Blüthenstände ist alles Wesentliche bereits im vorigen
Jahrgange referirt (Leitgeb: Die Inflorescenzen der Marchantiaceen).
Die noch sitzenden Receptacula sind bei allen Marchantiaceen von verschieden
gestalteten Schuppen („Lacinien") umsäumt, die entweder klein und in der Laubgrube ver-
steckt bleiben, in anderen Fällen die Stände vollkommen überdecken. Wo die Receptacula
rein dorsale Bildungen sind (Plagiochasma, Clevea), oder wo der Sprossscheitel in dem daran
endständigen Receptaculum verbleibt, besitzen sie den Charakter dorsaler Trichome und
werden zugleich mit dem Höcker durch Auswachsen einer Oberflächenzelle angelegt. Wo
jedoch das Receptaculum einem Zweigsysteme entspricht, werden wenigstens die äusseren
Hüllschuppen, wahrscheinlich aber auch die inneren als Ventralschuppen anzusehen sein.
Ebenso wie bei Corsinia und in vollkommener Weise bei Bieeia, Eicciocarpus und
Oxymitra findet sich bei den eigentlichen Marchantieen um die Archegone eine „Hülle".
Diese ist ausnahmslos ein Product des am sterilen Laube die Luftkammerschicht bildenden
Thallusgewebes und zeigt die schon bei Corsinia unterscheidbaren zwei Theile: den durch
intercalarea Wachsthum des dem Archegone resp. der Archegongruppe anliegenden Gewebes
gebildeten basalen und den durch Wucherung oberflächlicher Zellschichten und meist secundär
entstehenden wandständigen Theil. Wo Archegone einzeln und entfernt von einander stehen,
werden sie (wie bei Biccia') einzeln versenkt, sind sie zu Gruppen oder Ständen vereinigt, wie
bei Lunularia, Preissia, Damortiera, Targionia, so bildet sich um sie infolge desselben
Processes eine gemeinschaftliche Hülle.
Das sogenannte „Perianthium" von Marchantia, Preissia, Fimhriaria (calyx) hängt
mit dem gleichbezeichneten Gebilde der Jungermaunieeu nicht genetisch zusammen. Bei
letiteren wird es bald nach den Archegonien angelegt durch Auswachsen der der archegon-
Anatomie. Morphologie. Physiologie. 189
bildenden Oberflächenzellen ringsum anliegenden Zellen. Bei Marchantia und Preissia (von
Fimbriaria lagen keine entscheidenden Präparate vor) ist dasselbe aber ein Product der
Stielzelle des Archegons, entsteht also mit diesem aus derselben Oberflächenzelle.
Die Entwickelung der Geschlechtsorgaue folgt vollkommen dem bei Biccien heir-
schenden Typus (vgl. d. Jahresber. für 1879. Leitgeb: Die Riccieen).
Bezüglich der Sporogonentwickelung bestätigt L. die älteren Kesultate des Ref.
(siehe Jahresber. 1874 und 1875). Er macht darauf aufmerksam, dass hier die bei den
Jungermauuiaceen so früh sichtbar werdende Sonderung des Embryo in drei Sporogontheile
erst bei ziemlich weit vorgeschrittener Ausbildung derselben erkennbar wird und dass die
meist einschichtig bleibende Kapselwaud durch die ersten periclinen Wände abgeschieden
wird. Das Aufspringen der Kapsel erfolgt entweder durch Zähne infolge der Bildung
mehrerer vom Scheitel ausgehender Längsrisse (Gattungen mit fasei'igen Wandverdickuiigen
ausser Targionia, wo unregelmässiges Zerreissen stattfindet), oder durch Loslösung des
scheitelständigen Drittels der Kapselwand (bei den Arten, wo die Wandzellen ganz unver-
dickt oder nur angulär verdickt sind, ausser bei Plagiochasma , wo der obere Wandtheil
unregelmässig zerreisst, und bei Lunularia, wo die Kapsel sich bis an den Grund in Klappen
spaltet). Bei dem Aufspringen in Zähnen ist jedoch die Bildung der letzteren nicht, wie
bei den Jungermannieen, auf die primären Längstheilungen des Embryo zurückzuführen.
Die Sporen der meisten Marchantieen sind tetraedrisch und die tuberculirte oder
reticulirte Sculptur ihres Exospors ist die Folge von Faltungen oder blasenartigen Auf-
treibungen desselben.
Verf. verwirft die bisherige Eintheilung der Marchantieen in Lunularieen, Jeco-
rarieen und Targionieen, vermag sich aber auch Lindberg nicht anzuschliessen , der die
Familie der Lunularieen aufgiebt und die ihnen zugezählten Gattungen Lunularia und
Plagiochasma den Jecorarieen anreiht. Er bringt vielmehr Plagiochasma, Eebotdia,
Grimmaldia, Duxalia und Fimbriaria, deren Kapseln sämmtlich die Eigenschaft zeigen, dass
der obere Theil der Kapselwand theils in einem Stücke abgeworfen wird, theils in unregel-
mässige Platten zerfällt, wo aber in jedem Falle der untere Theil als Ganzes erhalten bleibt,
in eine Gruppe, die er Marchantieae operculatae nennt, während die Sanier ia ähnlichen
Gattungen (Peltolepis, Sauteria, CleveaJ wegen der durch die starken Verdickungen der
Radialwände der Porenrandzellen bedingten Sternform ihrer Athemöffnungen als Astroporae
bezeichnet werden. Die dritte und höchste Gruppe ist dadurch charakterisirt , dass das
Receptaculum aus einem Verzweigungssystem gebildet wird, und umfasst unter dem Namen
der Compositae die Gattungen Fegatella, Lunularia, Dumortiera, Preissia und Marchantia,
die auch im Habitus und im Bau des Laubes viel Uebereinstimmendes haben. Die Targionieen
(Targionia, Gyatodium) endlich kennzeichnen sich durch die einzelne, am Rande der Laubaxe
stehende und von keinem Receptaculum getragene Frucht als natürliche Gruppe.
Die folgenden Abschnitte behandeln die phylogenetischen Beziehungen unter sich
und zu den übrigen nächst stehenden Kryptogamen. Auf Grund der früheren und der vor-
liegenden Untersuchungen werden die Marchantieen von den Riccieen abgeleitet und die
zugehörigen Formen unter dem gemeinsamen Namen der Marchantiaceen folgendermassen
gruppirt :
1. Riccieen (Eiccia, Bicciocarpus, Oxymitra).
2. Corsinieen (Corsinia, Boschia).
3. Marchantieen. a. Astroporae, b. Operculatae, c. Targionieae, d. Compositae.
Die thallösen Jungermannieen fasst L. als eine Seitenreihe der Marchantiaceen auf
und nimmt an, dass auf dem Wege, den die Entwickelung aus den Corsinieen zu den Compo-
siten genommen, eine der Monoclea ähnliche Form entstanden sei, welche dann als Aus-
gangspunkt für jene Jungermanniaceen betrachtet werden könnte. Die bereits im IV. Hefte
ausgesprochene Ansicht, dass Sphaerocarpus, welcher einen niedrigen Jungermanniaceentypus
repräsentiren könnte, an die Codonieen anschliesse, wird auch den Einwürfen Göbel's gegen-
über festgehalten.
In der Reihe der Lebermoose treten bezüglich der Entwickelung und des Baues
des Sporogons deutlich vier Typen hervor:
190 Kryptogamen. — Moose.
1. Das Sporogon differenzirt sich in eine Wandschichte und einen nur von Sporen
erfüllten Innenraum (Riccien im engeren Sinne).
2. Die Zellen des Innenraums sondern sich in fertile (sporenbildeude) und steril
bleibende, als „Nährzellen" der Sporen fungirende (Corsinia, Riellen, NototliylasJ.
3. Die steril bleibenden Zellen des Innenraumes werden zu Elateren umgebildet
(die meisten Lebermoose).
4. Die Achse der Kapsel durchzieht ein Zellstrang (Columella), der von der sporen-
bildenden Schichte umgeben und überwölbt ist (Anthoceroteen). Dazu ist zu bemerken,
dass die Columella primär angelegt wird, also nicht als eine Dififerenzirung im Sporenraume
betrachtet werden kann. Es gilt dies für die Gattungen Änthoceros und Dendroceros;
während bei Notothylas die öfters vorhandene Columella als eine Differenzirung innerhalb
des Sporeuraumes erscheint.
Unter den Laubmoosen treten wieder drei Typen hervor:
1. Nach Abscheidung der Wandschichte erscheinen im Innenraume fertile und sterile
Zellen durcheinander gemengt. Es kommt nicht zur Ausscheidung eines axil und steril
bleibenden Zellstranges (Archidium).
2. Im Innenraum diiferenzirt sich ein axiler Zellstrang von einer peripherischen
sporenbildenden Schichte (ßryinen und Andreaeaceen).
3. Die Abscheiduag der Columella ist primär, die sporenbildende Schichte differenzirt
sich erst secundär aus der anliegenden peripherischen Zellenlage fSphagnum).
Der Riccieentypus kommt also bei den Bryinen nicht vor, der Riellentypus entspricht
dem Archidiumtypus. Die den phylogenetischen Zusammenhang der Moosreihen unter sich
betreffenden Schlüsse, die man hieraus, wie überhaupt aus der Vergleichung der Sporen-
entwickelung ziehen könnte, sind jedoch zu unsicher, um als entscheidend gelten zu können,
und werden auch vom Verf. nur mit allem Vorbehalt weniger gezogen, als vielmehr nur
ihre Möglichkeit dargelegt. Ebenso diejenigen, welche die gegenseitigen Beziehungen zwischen
Moosen und Gefässkryptogamen anlangen. Nach des Verf.'s Meinung „ist der wichtigste
Factor, der bei der Ausbildung der ersten gefässkryptogamen Pflanze mitgewirkt haben
mag, in der Veränderung zu suchen, welcher die sporenbildende Generation in Bezug auf
die Art ihrer Ernährung ausgesetzt war" — „Ausbildung eines Assimilationssystemes und
Bildung von Wurzeln waren die Bedingungen zum Selbständigwerden der Sporogone". Diesen
Bedingungen genügt am meisten das Sporogon von ÄntJwceroa. Als die den Lebermoos-
sporogonen homologen Organe der Gefässkryptogamen ist Verf. geneigt, die Kotyledonen zu
betrachten, denen anfangs die Sporenbildung übertragen gewesen sein muss, bis sie endlich
mit der Bildung des Stammes und der Blätter auf diese überging: „Daraus folgt, dass es
nie gelingen wird, zwischen^er Anthoceros-Kapsel und einem, wenn auch noch so einfachen,
fertilen Farnblatte weitergehende Analogien aufzufinden, die als Homologien zu deuten wären."
Indem nach Pringsheim's Vorgang noch die Frucht der Coleochaeten in den Vergleich
gezogen wird, kommt Verf. za dem Resultate, dass die Berindungszellen der letzteren nicht
dem weiblichen Organe angehören, und vergleicht den Beriudungsvorgang mit dem der Ver-
senkung der Archegone in das Thallusgewebe (Biccia) oder mit der Hüllenbildung bei Oxymitra.
II. Specielle Untersuchungen.
Die speciellen Untersuchungen, welche sich srni Plagiocliasma (cordatum, intermedium,
ereniilatum Gottsche, appendiculatum und Aitonia), Sauteria, Peltolepis, Clevea, Grimmaldia
(harbifrons), Fimhriaria (^incl. JRhacothecaJ, Diivalia, Fegatella, Lunularia, Preissia, Mar-
chantia. fpolymorphaj, Diimortiera (irrigua), Targionia, Cyathodium erstrecken (S. 62— 141),
enthalten einerseits die sorgfältige Begründung der im allgemeinen Tlieil niedergelegten
Anschauungen, andererseits eine grosse Zahl von Specialresultaten, die jedoch an dieser Stelle
unmöglich so wiedergegeben werden können, dass der Leser völlige Klarheit über das reiche
Material erhält. Wir müssen daher diesbezüglich auf die Arbeit selbst verweisen.
Die letzten 17 Seiten enthalten die Erklärungen zu den schönen Tafeln.
An vielen Stellen sind Anmerkungen des Verfassers eingestreut, welche seine Anschau-
ungen über die augenblicklich brennenden Streitfragen bezüglich der Bedeutung der Ent-
vrickelungsgeschichte für die morphologische Auffassung wiedergeben.
Anatomie. Morphologie. Physiologie. 191
3. Leitgeb, H. Die Stellang der Fracbtsäcke bei den geocalyceen Jangermannieen. (Sitzb.
d. Kais. Akad. d. Wissensch., Bd. 83, I, Abth., Maiheft 1881, 7 S. mit 2 Holzschnitten.)
Im vorigen Jahrgang des Jahresberichts haben wir über die von Gotische an dem merk-
würdigen GohgylantJms (Calypogeia) ericetorum angestellten Untersuchungen referirt und
die eigenthümliche Stellung des „Fruchtsackes" bei dieser Pflanze geschildert. Leitgeb,
welchem durch die Freundlichkeit Gottsche's ein Rasen und einige freipräparirte Stämmchen
zugingen, hat nun dieselben aufs neue untersucht. Seine früheren Arbeiten (Untersuchungen
über die Lebermoose, Heft 2, 3) hatten gelehrt, dass bei allen Jungermannieen die Anlage
eines Archegonstandes an von der Stengelspitze entfernt liegenden Stellen auf einen intercalar
gebildeten Seitenspross zurückzuführen sei und dass jener überall den Abschluss eines
Geschlechtssprosses bildete.
Bei Gongylanthns ericetorum waren die Archegonstände nun ausnahmslos in einem
Gabelungswinkel des Stämmchens gelegen, die Archegongruppe hatte eine sehr kleine
Insertionsfläche und fand sich ein paar Mal selbst am Scheitel eines stielförmigen, aus dem
Grunde der grubenförmigen Einsenkuug hervorragenden Höckers und die Gruppirung der
Archegone war dieselbe wie bei den übrigen akrogynen Jungermannieen, während die obersten
Stengelblätter unter Beibehaltung der Stellung unmittelbar in die Involucralblätter über-
gingen. Der Archegonstand bildet daher auch hier den Abschluss einer Sprossaxe, und zwar
stellt der fertil gewordene Scheitel das Ende der das Fussttück der beiden Gabelzweige
bildenden Sprossaxe dar. Die beiden Gabelzweige sind Seitenaxen der mit dem Archegon-
stand abschliessenden Hauptaxe, und zwar sind sie durch Endverzweigung „aus der Segment-
hälfte" und nicht durch intercalare Auszweigung enstanden.
Im Gegensatze zu den übrigen europäischen Geocalyceen werden also hier die
Archegonstände im Scheitel oberirdischer Sprosse angelegt. Indem vor der Anlage des
Archegonstandes zwei Seitenzweige angelegt werden, die sich rasch entwickeln und deren
Insertion mit dem sich einsenkenden Blüthenboden verschmilzt, wird dieser ganz an die
Dorsalseite des Sprosses und vom Rande der Gabelung abgerückt. Das Auftreten der
Blüthenstände am oberirdischen Stämmchen wird dadurch erklärlich, dass bei Gongylantlms die
bei Calypogeia sehr reichliche ventrale Sprossbildung völlig fehlt. Gongylantlms macht daher
bezüglich der Stellung der weiblichen Blüthenlager von den übrigen akrogynen Jungermannieen
keine Ausnahme und ähnlich wie diese Gattung dürften sich Podanthe, Lethecolea, Gymnanthe
und Lindigina erhalten, während sich Marsupidiuw, vermuthlich an Calypogeia anschliesst.
4. Spruce, R. The morphologie of the leaf of Fissidens. (Joum. of botauy. Vol. X, p. 98, 99.)
Aus mehreren Fällen, wo er bei Fissidens pusillus Wils. die innersten Involucral-
blätter der Blüthenstände mehr oder weniger dreilappig fand, zieht Verf. den Schluss, dass
das Blatt von Fissidens in Wirklichkeit ursprünglich dreilappig ist. Gewöhnlich sind die
seitlichen Lappen miteinander ganz oder bis beinahe zur Spitze kahnförmig verwachsen,
den Kiel bildet der längere und durch eine halbe Drehung vertical gestellte Mittellappen,
mitunter ist jedoch der eine seitliche Lappen nicht mit dem anderen, sondern nur mit dem
mittleren verwachsen, und zwar in derselben Ebene oder gegen dieselbe gekrümmt. Die
Bildung ist ganz unabhängig vom Vorhandensein oder Fehlen des Mittelnerven, denn sie
findet sich auch bei den nervenlosen Blättern von F. hyalinus. Verf. vergleicht diese
Bildung mit der bei Micropterygium, dessen Blatt aus der Vereinigung zweier Lappen hervor-
gegangen sein soll. Allerdings sind gelappte Blätter selten bei den Laubmoosen, sie kommen
jedoch bei Bipliyscium^ Buxbanmia und einigen anderen vor und ausserdem finden sie sich
in abnormen Fällen. (Dass die dem Verf. ofienbar unbekannt gebliebene, durch Lorenz 1864
verfolgte Entwickelungsgeschichte des Ftsstdews-Blattes der oben gegebenen Deutung durch-
aus widerspricht, genirt Herrn Spruce nicht. Die Arbeit charakterisirt daher von neuem
die wissenschaftliche Genauigkeit und das Talent der Durchschnitts -Systematiker für die
Lösung morphologischer Fragen. Anm. d. Ref.)
5. Treffner, Ed. Beiträge zur Chemie der Laubmoose. Dorpater Inauguraldissertation.
Dorpat 1881, 62 S. 8». Auch in Pharmaceutische 2!eitschrift für Russland.
Diese auf Veranlassung von G. Dragendorff unternommene und demselben gewidmete
Untersuchung enthält viele wichtige und interessante Resultate.
192 Kryptogamen. — Moose.
lieber die chemischen Verhältnisse der Moose war bisher nur sehr wenig ermittelt.
Verf. führt ausser dem Aufsatz von Dragendorff „Ueber die Beziehungen zwischen chemischen
Bestandtheilen und botanischen Eigenthümlichkeiten der Pflanzen" nur noch eine Unter-
suchung von Polytriclmm formosum durch H. Reinsch an (Jahrb. f. prakt. Pharmacie 1845)»
Er selbst hat nun eine quantitative Bestimmung der näheren chemischen Hauptbestandtheile
von 10 Moosen aus allen wichtigeren Abtheilungen der Laubmoose (mit Ausnahme nur der
Andreaeaceae und der Cleistocarpi) und bei Polytrichum commune auch eine qualitative
Bestimmung der in geringerer Menge vorkommenden Bestandtheile ausgeführt. Sämmtliche
untersuchte Exemplare waren im Sommer 1879 gesammelt. Die analytischen Methoden
sind ausführlich augegeben. Die Feuchtigkeit, die beim Trocknen bei 110" von den lufttrockenen
Pflanzen abgegeben wurde, liegt bei allen Arten zwischen 12,55 und 15.62%, und zwar
enthalten Polytriclmm , Sphagnum und Dicranum wegen ihrer grösseren Hygroscopicität
die meiste, während das Minimum der in ihrer Menge stärker schwankenden Aschenbestand-
theile bei Sphagnum, das Maximum bei Mnium vorkommt. Den grössten Kieselsäuregehalt
(0.93 "/(,) zeigte Funaria und überhaupt ist derselbe hoch, welchem Umstände Dragendorff
die grosse Widerstandsfähigkeit der Moose zuschreibt (?).
Von besonderem Interesse sind die organischen Substanzen. In Bezug auf höheren
Fettgehalt fällt Orthotriclmm (1.75 %), namentlich aber Dicranum undulatum (2.16) auf,
bei welchem letzteren auch die microskopische Untersuchung ungemein zahlreiche Fetttröpf-
chen in den Blattzellen und in dem Stengel ergiebt. Möglicherweise hing dieser Fettreich-
thum damit zusammen, dass das Moos junge Sporogonieu trug, indessen kommt Fett bei
allen Moosen vor und der Gehalt schwankt zwischen 0.52 und 2.16 %. Bei Chlorophyll
und wachsartiger Substanz (0.65—2.81) finden wir die Verhältnisse analog wie beim Fett.
Das Maximum (2.81) zeigt auch hier Dicranum, demnächst Schistidium und Ceratodon. In
Alkohol lösliches, in Aether unlösliches Harz kommt nur in geringer Menge vor (0.35-1.07)
und erreicht bei Funaria das Maximum (1.07). Ebenso ist der Schleimgehalt sehr gering
und gerbsäureartige Substanz (0—1.85) ist nur bei Funaria (1.23) und Mnium (1.85)
reichlich vorhanden. An organischen Säuren (0—1.815 weisen Polytriclmm (1.815) und
Climacium (1.25) die grösste Menge auf. Verhältnissmässig gross ist der Gehalt an Zucker
(Glycose -1" Saccharose 0-10.42), der bei Mnium affine bis auf 10.42, bei dem diesem in
der Zusammensetzung überhaupt ähnlichen Climacium auf 9.47 % anwächst. Beide Arten
besitzen auch Chlorophyll in grossen Körnern. Bei Funaria ist der Zuckergehalt desshalb
geringer, weil die Hauptmasse aus Fruchtstielen und Kapseln bestand. Bei Polytriclmm,
Eypnum, Dicranum ist der Zuckergehalt ein ziemlich gleicher (6.60 — 5.02—5.21). Nächst
diesen folgen nach abnehmendem Gehalt Spliagnum (4.27), Orthotriclmm (4.17), Schistidium
(2.74) und Ceratodon; bei letzterem wurden nur Spuren von Zucker gefunden. Umgekehrt
scheinen die Verhältnisse bei einer metarabinsäureartigen Substanz zu liegen, welche in
geringster Menge bei Mnium (0.51), in grösster bei Ceratodon (2.475) auftritt. Auch der
Eiweissgehalt ist ein hoher. Bei Polytriclmm, wo der Holzkörper des Stengels am stärksten
entwickelt ist (39.194 Lignin, 22.73 Cellulose) finden wir die geringste Eiweissmenge (ca. 5 7o)»
bei Ceratodon, wo der Stengel sehr schwach und auch der Cellulosegehalt am kleinsten ist
(28,715 Lignin, 10.88 Cellulose), zeigen sich über 12 °/o Eiweiss. Man ersieht hieraus, dass
das Eiweiss, wie zu erwarten . in den protoplasmaführenden Zellen der Blätter sehr reich-
lich vorkommt.
Im Verhalten gegen Pepsin und Salzsäure weichen die Eiweisssubstanzen der Moose
von denen vieler höherer Pflanzen ab.
Ausserdem werden noch Pararabin, Lignin, Cellulose, Ammoniak und Salpetersäure
constatirt.
Stärke enthielten die untersuchten Arten, vielleicht der Jahreszeit wegen, nicht,
indessen hat Verf. in einigen Polytrichum-Arten durch microskopische Untersuchung Stärke
nachgewiesen. An einem im Juni gesammelten fructificireuden Exemplar nahm das Amylon
von unten nach oben ab und verschwand schliesslich, während hier Fett auftrat, welches
von unten nach oben an Menge zunahm. Ein zu derselben Zeit gesammeltes steriles
Exemplar enthielt durchgängig von unten bis oben Stärke, in den unteren Theilen so
Pflanzeugeograpbie und Systematik. — Grossbritannieii, 193
reichlich, dass die Zelleu fast ganz damit erfüllt waren; oben trat auch wieder Fett in
geringer Menge auf. Auch bei fructificireuden Exemplaren von P. juniperium und P. strictum
fand sich nach unten zunehmende Stärke, oben etwas Fett. Eine blühende männliche Pflanze
enthielt dagegen oben wenig Oel und viel Stärke, die nach unten abnahm. Bei im November
gesammelten P. commune fehlte die Stärke. Das Fett fand sich fast nur in dem cambiform-
artigen Gewebe, Amylon dagegen meist nur in den verdickten Zellen der Rindenschicht. Bei
Jhjimum cuspidatum nahm das Fett nach oben allmälig ab und verschwand vor dem Sporo-
gonium fast ganz, trat jedoch gleich hinter diesem wieder auf und nahm bis zum nächsten
Sporogonium wieder ab. Verf. schliesst daraus, dass hier das Fett vom Sporogonium ver-
braucht wird.
Aufgespeichertes Stärkemehl scheint, ausser bei PoJytrichum, bei keiner untersuchten
Moosart vorzukommen, sehr kleine Körner dagegen in den Chlorophyllkörnern von Mnium
affine und Climaeium denäroides.
6. Warnstorf, 0. üeber das Reproductionsvermögen der Sphagna. (Bot. Centralblatt,
Bd. VIII, S. 219, 220.)
Verf. hält es für auffallend, dass geköpfte und niedergetretene Exemplare von
Sphagnum sqiiarrosulum Lesq. in der Nähe der Astbüschel Knospen zu bilden vermögen,
die später Selbständigkeit erlangen.
(Da nach den dem Verf. wohl unbekannt gebliebenen Versuchen von Pringsheim,
Göbel u. a. Knospenbildungen an beliebig grossen Fragmenten vom Stengel, von der Seta,
der Kapsel und selbst der Kalyptra von verschiedenen Laubmoosen erzeugt werden, so kann
Ref. in der mitgetheilten Thatsache durchaus nichts Merkwürdiges finden. Verf., der
bekanntlich Verfasser einer Monographie der Sphagnen ist, sagt allerdings, er hätte bisher
geglaubt, „dass, wenn ein Torfmoosstamm sein Köpfchen mit dem Vegetationskegel verlöre,
demselben dadurch gleichsam seine Lebensader vollständig unterbunden und dem Zersetzungs-
process durch Verwesung preisgegeben wäre". Anm. d. Ref.)
II. Pflanzengeographie und Systematik.
1. Grossbritannien.
7. Braithwaite, R. The British Moss-Flora. (Vgl. Jahresber. 1880.)
Lieferung 3 angezeigt in Revue bryologique 1881, p. 22, 23. Die Lieferung umfasst
die Gattungen Catharinea, ÜlUjotricIium, Polytrichum.
Lieferung 4 ist angezeigt und besprochen in Revue bryol. 1881, p. 52. Sie enthält
ein Verzeichniss der angewandten Kunstausdrücke und die Beschreibung und Abbildung von
13 Species, welche sämmtlich der Gattung Fissidens angehören, nämlich F. exilis, pusillüs,
incurvus, viridulus, bryoides, Orrii, osmundoldes, rufulus, serrulatus, decipiens, taxifolius,
adiantoides, polyphyllus. F. viridulus wird als specifisch verschieden von F. incurvus
angesehen, dagegen ist F. crassipes als Varietät fontanus zu F. viridulus gestellt. F. in-
constans betrachtet Braithwaite als zufällige Form von F. bryoides, nicht als feste Varietät.
F. Orrii wächst in der Nähe des botanischen Gartens von Dublin und ist hierher vielleicht
durch Sporen gelangt, welche an der Erde ausländischer Pflanzen hafteten.
8. Carrington, B. and Pearson, W. H. New british Hepaticae. (Separatabdruck aus Journal
of Botany 1880.)
Harpanthus Flotowianus Nees, welcher zum ersten Male in Schottland aufgefunden
wurde, wird diaguosticirt unter Beigabe einer Tafel mit Abbildung der Pflanze. Vier neue
britische Lebermoose, nämlich Gymnomitrium crassifolium Carr., Jungermannia Nericensis
Carr., J. myriocarpa Carr. und Lejeunia diversiloba (Gottsche) Spruce werden in englisjcher
Sprache beschrieben und sind auf 2 Tafeln abgebildet.
9. Gray, A. The British Moss-Flora, by R. Braithwaite. (ßotanical Gazette Vol. VI, p. 185.)
Lobende Recension über das genannte Werk. Vgl. Jahresber. 1880.
10. Grieve, Symington. Notes on the flora of the islands of Colonsay and Oronsay. (Edin-
burgh Botanical Society: July 14.)
Auf den beiden zu den Hebriden gehörigen Inseln wurden 1880 und 1881 folgende
Botamseber Jahresbericht IX (1881) 1. Abth. iJJ
194 Kryptogamen. — Moose.
Moose gesammelt: Brijim alpinum fr. (C), Ulota phyllantha Bud. (C), Zygodon viridisswius
Dick, imd var. rupestris Lindb. (C), Pottia Heimii Hedw. (C), Bryum pendulmn Hornsel.
(C), Dicliodontium pelluciduin (C), Eypmm adtmcuni Hedw. (0), und var. Kneiffii, H.
polygotmm B. e. S. (0), H. stellatum Schw. (0), Syntrichia intermedia Brid. (0), Ditrichium
flexicaule var. densmi (0).
11. London Catalogue of British Mosses and Hepaticae. (Grevillea Vol. IV, No. 51, p. 92.)
Anzeige einer zweiten Auflage der von dem Botanical Record Club herausgegebenen
Auflage des Catalogs Britischer Moose und Lebermoose.
12. Orr, David. On some mosses coUected in Ireland. (Journalof Botany Vol. X, p. 83, 84.)
Aufzählung und Standortsangabe von 5 Species mit 3 Varietäten, vi^elche bisher
für England unbekannt waren. Es sind: Ceratodon conicus Seh., Bryum Mildeamtm Juv.,
SchistopTiyllum Orrii Lindb., Campylopus paradoxiis Wils'., Bacoi)iitrium obtusum Br. , JB.
obkisum var. siibsimplex, Didymodon cylindricus B. et S. var. Daldinii, Hypnum mollus-
cum Dill. var. robustum. Ausserdem 5 für Irland neue Species: Dieranum Starlcii'W.etM.
D. circinatum Wils., Timmia norvegica Zett., Orthotrichum Shaivii Wils., Hypnum gigan-
teum Brid., var.
Die Bestimmungen rühren von Lindberg her.
13. Pearson, W. H. A new British Hepatic. (Journal of Botany Vol. X, p. 116.)
Jungermannia Juratzkana Limpr. wurde von mehreren Sammlern an verschiedenen
Standorten in England aufgefunden.
14. Pearson, H. Jungermannia Juratzkana und Radula commutata Gottsche in England.
(Cryptogamic Society of Manchester und The Manchester City News 1881.)
Nicht gesehen. Nach dem Bericht in Rev. bryol. 1881, S. 55 wurde ersteres Moos
durch M. West, letzteres durch M. Wild in Schottland aufgefunden.
15. West, W. Bryological notes. (Journal of Botany Vol. X, p. 114, 115.)
Verf. sammelte nahe dem Gipfel des Ben Lawers (Schottland) Lescuraea mutabilis
Brid., und zwar die an Baumstämmen wachsende Form. Nahe dabei fand er Timmia
austriaca Hedw., welche bisher nur von einem Standort in Grossbritannien bekannt war.
Es folgen Bemerkungen über den Werth der Unterschiede zwischen dieser Art und T.
megapolitana.
16. White, B. Cryptogamic Flora of Mull. (Scottish Naturalist. Octob. 1881.)
Nicht gesehen.
2. Deutschland.
17. Janzen. Die Moosflora Elbings. (Ber. über die vierte Versamml. d. Westpr. Bot.-Zool.
Vereins zu Elbing, Westpr., am 7. Juni 1881, S. 28 39.)
Vortragender spricht über die bisherigen bryologischen Forschungen in Westpreusseu
und erwähnt diejenigen Gegenden, welche der Durchforschung noch bedürfen. Nach seinen
Angaben besitzt an Laubmoosen:
Marieuwerder 226 Arten = 79 % der westpreuss. Laubmoose,
Elbing . . 161 „ = 55 „ „ „ „
Dauzig . . 145 „ = 49 „ „ „ „
an Lebermoosen:
Marienwerder 51 „ = 75 „ „ „ „
Elbing . . 35 „ =51 „ „ „ „
Danzig . . 25 „ =37 „ „ „ „
Es folgt eine namentliche Aufzählung nebst Standortsangabe der bisher bei Elbing
gefundenen Moose.
18. V. Klinggräff. Bericht über meine Bereisung der Lautenburger Gegend. (Ber. über
die vierte Versammlung des Westpreuss. Bot.-Zool. Vereins zu Elbing, Westpr., am
7. Juni 1881, S. 40-62.)
Nach einer Einleitung über die topographischen Verhältnisse der von ihm bereisten
Gegend zählt Vortragender auf S. 57—60 104 Arten von Laub- und Lebermoosen auf, zu
welchen er die Standorte angiebt.
Pflanzengeographie und Systematik. — Deutschland, I95
19, Limpricht. Ueber neue Moscineen für Schlesien. (58. Jahresber. d. Schles. Gesellsch.
f. vaterl, Cultur. Breslau 1881, S, 184-18G.)
Aufzählung und Standortsangabe folgender im Jahre 1880 in Schlesien neu auf-
gefundener Arten und Formen: Brachythecium curtum Lindb,, TImidium delicatiihim
(Hedw.) Lindb., Sphagmim Girgcnsohnii var. speciosiim, Sp. suhbicolor Hpe., Sp. glaucum
V. Khnggr. Fontinalis microphylla Schimip. n. sp., Gymnomitrium adustum verum N, v. E. ,
Gymnomitrmm concinnatum var. öbtusum, Badula commutata Gottsch Mspt. Kritische
Bemerkungen über die einzelnen Formen sind eingestreut.
20. Lützow, C. Bericht über die botanische Untersachang eines Theiles des Neastädter
Kreises vom 17. Juli bis 8, August 1880. (Ber. üb. d, vierte Versamml. d. Westpreuss.
Bot.-Zool, Vereins zu Elbing, Westpr., am 7. Juni 1881, S, 71—103.)
Auf Seite 99—101 und im Nachtrag auf Seite 102 und 103 zählt Verf. unter Angabe
der Standorte 54 Arten von Laub- und Lebermoosen auf. Unter diesen sind folgende neu
für die Provinz: Fontinalis hypnoides Hartm. , Scapania nndulata N. E. var. rivtdaris
Hüben., Aneura pinnatifida N. a. E , A. latifrons.
21. Sanio, C. Zahlenverhältnisse der Flora Prenssens. (Verhandl, d. Bot. Vereins d.
Provinz Brandenburg, 23. Jahrgang 1881, Berlin 1882, p. 55—93.)
Anknüpfend au eine Schrift H. v. Klinggräffs nahm Verf. eine Berechnung der
Zahlenverhältnisse der Flora Preussens vor, Klinggräff giebt für die Provinz 295 Laub-
und 68 Lebermoos-Species an. Er giebt auf Seite 73—77 eine Aufzählung der Laubmoose
nach der zweiten Auflage der Flora Danzigs von Reyger, herausgegeb. v, J. G. Weiss,
nach Vergleichung der Diagnosen, der Typen in des Verf. eigenem Ilerbar und der micro-
skopischen Präparate. Dieselbe enthält 131 Species. BeiEbel: „Beschreibung der preuss.
Laubmoose" werden dann noch 23 von Reyger -Weiss nicht aufgeführte Laubmoose auf-
gezählt, bei Klinggräff „Die höheren Kryptogamen Preussens" kommen noch 74 Species
hinzu und in mehreren anderen Arbeiten desselben Autors wächst endlich die Zahl auf
273, die Kl. in seiner „Aufzählung der bis jetzt in der Provinz Preussen aufgefundenen
sporentragenden Cormophyten" aufführt. Aus dieser letzteren Schrift werden nun durch
den Verf. wegen falscher Bestimmung 1 1 Arten gestrichen und 28 als Varietäten betrachtet
resp. zu anderen Arten gezogen. So erhält man im Ganzen 273 Species. Eine weitere
Vermehrung erfuhr die Moosflora Preussens durch Klinggräff 's Schrift „Versuch einer
topographischen Flora der Provinz Westpreussen". Die hier neu hinzugefügten Arteu
vereinigte Verf. mit den von ihm selbst und Apotheker Janzen entdeckten zu 18 sicheren
und 5 unsicheren Addenden. Von den im Ganzen 293 Species kommen in Ostpreussen 242,
in Westpreussen 264 Species vor, jedoch werden die ostpreussischen Laubmoose sich wohl
noch bis auf 300 durch eifriges Sammeln vermehren lassen.
Von Lebermoosen werden bei Reyger -Weiss 24 jetzt sämmtlich bestätigte Arten
aufgeführt, während Klinggräff in seinen „höheren Kryptogamen Preussens" 47 aufführt,
und in seinen späteren Arbeiten die Zahl bis auf 71 Vi'ächst.
22. Sanio, C Ein nener Standort von Andreaea alpestris Schpr. (Botan. Centralbl.,
Bd. 5, S. 94, 95.)
Verf. hat A. a. 1855 auf dem Brocken gesammelt, wie eine Revision seines Herbars
ergab. Verf. hält diesen für den ersten sichern Standort in Norddeutschland.
23. P. Sydow. Die Moose Deutschlands. Anleitung zur Kenntniss und Bestimmung der
in Deutschland vorkommenden Laubmoose. (Berlin. Stubenrauch, 1881, XVI u. 185 S.)
Das Buch ist bestimmt, Anfängern das Bestimmen der deutschen Laubmoose zu
erleichtern. Demgemäss kommen wissenschaftlich bemerkenswertbe Neuerungen gar nicht
vor, wie auch keine neuen Arten aufgestellt sind. Nach einer kurzen sachgemässen Ein-
leitung giebt der Verf., in bekannter, analytischer Weise abgefasst, eine Bestimmungstabelle
der deutschen Moosfamilien; hier wie auch in der ebenfalls analytisch geordneten Beschrei-
bung der Arten ist die Schimper'sche Anordnung (Synopsis ed IIj völlig beibehalten. In
der Aufzählung der Species sind alle deutscheu Arten aufgenommen, was die Benutzung des
Buches ungemein ausdehnt. Die Charaktere sind geschickt gewählt und einander gut
gegenüber gestellt, Standortsangaben nur bei den selteneren Formen gemacht worden. Die
13-
196 Kryptogamen. — Moose.
Synonymie ist auf das Nöthige reJucirt, bietet letzteres aber auch stets sicher. Zum Be-
stimmen für Anfänger, sowie andererseits zur schnellen Orientirung kann das kleine Buch
nur empfohlen werden.
24. Warnstorf, C. Botanische Wanderungen durch die Mark Brandenburg im Jahre 1881
mit bes. Berücksichtigung der im Auftrage des Bot. Vereins ausgeführten Exploration
der Umgegend von Berlinichen bei Soldin. (Verh. d. Bot. Vereins d. Prov. Branden-
burg, 23. Jahrg., 1881, Berlin 1882, S. 110-127.)
Auf Seite 120 — 127 der Abhandlung findet sich ein V'erzeichuiss von 23 Lebermoos-
Arten resp, Varietäten, 7 Sphagnnm-Aiten nebst vielen Varietäten nach der Warnstorf'schen
Nomenklatur und 40 Laubmoosen. Als neu für die Mark sind zu erwähnen: Alicularia
minor Limp., ß. repanda Hübu., Jnngermannia setacea Web. und Brynm bimtim var. longi-
collum Warnst., eine neue vom Verf. aufgestellte Varietät. Ueberall sind die Standorte
angegeben. In dem Abschnitt über Sphagnum giebt der Verf. einige antikritische Be-
merkungen.
3. Oesterreich-Ungarn.
25. Bäumker, J. Zur Moos-Flora von Ungarn. (Verhandl. K. K. Zool.-Bot. Gescllsch.
Wien, XXX, 1881, Sitzungsber. S. 46^
Bei Pressburg findet sich RhyncJiostegium rotundifolium Brd. in Gesellschaft von
Amblystegium serpens.
26. Dedeöek, J- Zur Verbreitung der Lebermoose in Böhmen sammt einigen speciellen
Beobachtungen. (Sitzungsberichte der Königl. Böhmischen Gesellschaft der Wissen-
schaften in Prag, Jahrgang 1880, Prag 1881, S. 104—111.)
Trotz der Irrthümer und Ungenauigkeiten, welche sich in Opiz „Seznam kveteny
6esk6" finden, kann man mit den bisherigen p]rgebnissen der böhmischen Hepaticologie
zufrieden sein, wenn die Zahl einheimischer Arten auf 122 geschätzt werden kann. Von
diesen gehören zu den Anthoceroteen 2 Gattungen mit 3 Arten, zu den Riccieen 2 Gattungen
mit. 7 Arten, zu den Marchantieen 8 Gattungen mit 8 Arten und zu den Jungermannieen
27 Gattungen mit 104 Arten. Theils neu für Böhmen, theils isolirt und selten sind: Jnnger-
mannia JuratzTiana Limpr., Lejeunia minutissima Dmrt., Fossomhronia piisilla Lindb.,
Jungermannia Mentzelü Corda, i^otothylas fertilis Milde, Biccia Bischoffii Hüben. Für
mehrere andere seltene Formen hat Verf. theils die ersten, theils neue Standorte aufgefunden.
Es folgt eine Uebersicht der böhmischen Lebermoose in Bezug auf ihre verticale
Verbreitung. Durch wiedei-holten Besuch des Böhmer Waldes mit Inbegriff des angrenzenden
bairischen Berges Arber wurde in bryologischer und hepaticologi scher Richtung der Hoch-
gebirgscharakter dieses Grenzgebirges mit Hilfe einiger namentlich aufgeführten Arten nach-
gewiesen. Beachtenswerth bleiben im Bereich einheimischer Lebermoose die isolirten Locali-
täten einzelner Seltenheiten.
Specielle Beobachtungen: Die böhmischen Standorte der i^ossow&ro/n'a pus?7/a
Lindb., welche das südwestliche Europa bewohnt und von Jack in Oberbaden gesammelt
wurde, stehen in Mitteleuropa ganz isolirt da. Vereinzelt kommt Biccia Bischoffii Hüben,
vor, welche Verf. nach seinen Beobachtungen ebenso wie B. crystallina für ausdauernd
erklärt. Die letztere trug im November 1879 ganz frische Innovationen. Solche sind über-
haupt bei vielen Lebermoosen eine nicht seltene Erscheinung. Bei Fegatella erscheint die
Innovation an manchen Lappenenden als ein lanzettlicher, kappenförmig und rinnig hohler
2 mm breiter Auswuchs, der fast nur aus Mittelrippengewebe besteht und weder Poren noch
am Ende Wurzelfasern trägt. Das Lappeneude ist von Spreublättchen umhüllt. Bei Fellia
Neesiana und P. calycina gabeln sich im Sommer und Herbst manche Lappen mehrmals
in aus Rippengewebe gebildete schmale Aeste. Bei Freissia wird die Verlängerung und
Gabelung der Fronslappen durch Innovationen erzielt und ebenso verhält sich Beboxdia
hemisphaerica.
Die von einigen Localitäten stammenden Pflänzchen von Lejeunia serpyllifolia ver-
einigten die Eigenschaften von var. planiusctda Lindb. und von var. cavifolia Lindb.
Pflanzengeographie und Systematik. — Oesterreich-Uugarn. Italien. 197
Jedoch stimmten sie darin überein, dass alle ihre Blätter nur ein kleines Oehrchen aut-
weisen können, wodurch alle von der grossohrigeu var. cavifolia unterschieden werden müssen.
27. Geheeb, A. üebersicht der in den letzten fünf Jahren von Herrn J. Breidler in den
österreichischen Alpen entdeckten seltenen Laubmoose. (Flora 1881, S. 153—160.)
Aufzählung nebst Standortsangabe von 76 Moosen, welche Breidler seit dem Erscheinen
von Schimper's neuer Auflage der Synopsis in genanntem Gebiet entdeckt hat. Einige neue
und kritische Species sind fortgeblieben. Ueber diese soll später berichtet werden. Es sind
folgende Arten: 1. Bruchia Trohusiana De Not., bisher nur von Trobaso bekannt. 2. Änoec-
tangium Sendtnerianum Br. e. Seh. c. fruct. 3. Weisia Wimmeriana Sendt. 4. Rhabdo-
weisia denticulata Brid. 5. Trematodon brevicollis Hsch. 6. Dicranella liumiUs Ruthe,
7. Dicranum strictum Schleich. 8. Dicranodontium aristatum Schpr. 9. Metzleria alpina
Schpr. 10. CamjJi/lopus Scliwarzii Schpr. 11. Campylopus brevifolius Schpr. 12. Anodon
Donnianus Engl. Bot. 13. Stylostegium caespiticium Schwgr. 14. Campijlosteleum saxicola
W. e. M., neu f. d. Geb. 15. Didymodon styriacus Jur. n. sp., nur steril bekannt, steht
dem D. flexifoUus Dicks. sehr nahe ; an 9 Localitäten gesammelt. 16. Desmatodon systylius
Br. e. Seh. 17. Desmatodon obliquus Br. e. Seh. 18. Desmatodon Laureri Schultz.
19. Barbula canescens Bruch. 20. Barbula bicolor Br. e. Seh. 21. Barhula squarrosa
Brid. 22. Cindidotus riparius Hst. 23. Grimmia sphaerica Schpr. 24. Gr. anodon Br.
e. Seh. 25. Gr. apiculata Hsch. 26. Gr. Holleri Mdo. 27. Gr. Tergestina Tomm. 28. Gr.
montana Br. e. SCh. 29. Gr. sulcata Saut. 30. Gr. unicolor Grev. 31. Zygodon Novelli
Seh. ß. alpiniis. 32. Orthotrichum Schubartianum Lor. 33. Encalypta apophysata N. e. H.
34. Dissodon Hornschuchii Grev. et Arn. 35. Tetraplodon urceolatus Br. e. Seh. 36. Webera
pulchella Hdw. 37. Bryum arcticum Roh. Br. 38. Br. Sauteri Br. e. Seh. 39. Br. Milde-
anum Jur. 40. Br. Funckü Schwgr. 41. Br. Blindii Br. e. Seh. 42. Br. elegans Nees.
43. Br. concinnatum Spruce. 44. Mniiim riparium Mitt. 45. M. lycopodioides Hook.
46. M. cinclidioides Blytt., neu f. d. Geb. 47. M. siibglobomm Br. e. Seh., neu f. d. Geb.
48. M. Iiymenophylloides Hübn. 49. Ureas Martiana Hsch. 50. Bartramia subulata Br.
e. Seh. 51. Conostomum boreale Dicks. 52. Timmia norvegica Zett. mit (^ Blth. 53. Ana-
camptodon splachnoides Fröl. 54. Myurella apiculata Hübn. c. frt. 55. Anomodon rostratus
Hedw. 56. An. apiculatus Br. e. Seh , neu f. d. Geb. 57. Thuidium decipiens De Not.
58. Ortliothecium chryseum Schwgr. 59. Brachythecium colUnum Schleich. 60. Br. olywpiciim
Jur. 61. Br. trachypodium Brid. 62. Br. Geheebii Milde. 63. Br. glaciale Br. e. Seh.
64. Brachythecium ? cirrhosiim Schwgr. {Eurrkynchiiim Vaucheri y. cirrhosum Jur.).
65. Eurrhynchium vehitinoides Bruch. 66. Plagiothecium neckeroideum Schpr. 67. Ambly-
stegium Sprucei Bruch. 68. Hypnum Sauteri Br. e. Seh. 69. H. fertile Sendt. 70. H.
imponens Hedw., neu f. d. Geb. 71. H. dolomiticum Milde. 72. H. curvicaide Jur.
73. n. molle Dicks. 74. H. alpinum Schpr. 75. H. Breidleri Jur. 76. Sphagnum Lind-
bergii Schpr.
28. Saater, A. Nachträge und Berichtigungen zur Flora des Herzogthums Salzburg. (Mit-
theilungen d. Gesellsch. f. Salzburg. Landeskunde, Bd. XX, Heft 2, S. 213—219.)
Enthält auf S. 215 Berichtigungen und Nachträge zu des Verf. Laubmoosflora
Salzburgs. Von den ersteren ist die Einziehung des Brachythecium Progelü Saut. (= Eur-
rhynchium strigosum zu erwähnen; von letzteren das Auf&üden won Brachythecium erythro-
rhizon am Venediger (Unger) und des Hypnum Breidleri im Lungau (1300 m Breidler).
Die Salzburger Laubmoosflora wird mithin zusammengesetzt aus 345 Acrocarpeen, 178 Pleuro-
carpeen, 12 Sphagneen und 5 Andreaeen, ist also eine der reichhaltigsten in Europa.
(Aus Botan. Centralbl. Bd. 5, S. 70.)
4. Italien.
29. G. Fitzgerald et A. Bottini. Prodromo della Briologia dei Bacini del Sercbio e della
Magra. (Nuovo Gioru. Bot. Ital. XHI, 2°, p. 23—122.) Mit 1 color. geolog. Karte.
Das Becken des Serchio und des Magra, mit den umliegenden Bergen, umfasst einen
grossen Theil des heutigen Toscana; besonders Lucca und Umgebung, die Provinzen Massa-
Carrara, Lunigiana, Garfagnana. Die Verf. geben zunächst eine genaue orographische und
198 Kryptogamen. — Moose.
hydrographische Beschieibuug des von ihneu untersuchten Terrains, sowie die Höheuangaben
der wichtigsten ins Gebiet fallenden Punkte der Appcniiien. In einem zweiten Capitel wird
die Verbreitung der beobachteten Moosspecies nach der Bodenbeschaffenheit und nach den
verschiedenen Standorten in Tabellen dargestellt: es folgt dann die Aufzählung (mit Syno-
nymie und genauen, zahlreichen Standortsangaben) der im Gebiete aufgefundenen Arten.
Es sind deren 369 (nur Muscineeu), von denen 11 Species für Italiens Moosflora neu sind.
Hypnum Bottinii Breidler ist die einzige neu beschriebene Art.
0. Penzig (Padua).
30. Venturi. Bryom baldense. (Revue bryologique 1881, p. 31, 32)
Verf. fand 1867 auf Felsen der Juraformation des Monte -Baldo ein Bry um, welches
er unter dem Namen Bryum baldense veröffentlicht hat. 1877 fand er es auf dem Gipfel
des Paganella wieder und Philibert fand es auf oft überschwemmtem Sande der Ufer der
Navisanche im Thal von Annivieres auf. Verf. reproducirt die lateinische Diagnose von
de Notaris.
5. Frankreich.
31. Briard, M. Catalogne des Plantes observees jnsqu'ä ce jour dans le departement
de l'Aabe. (Extrait des Memoires de la Societe Academique de TAube 1 vol. in S^
de 360 p.)
Nicht gesehen. In Rev. bryol. 1881, p. 50 sind die selteneren Arten aufgeführt.
Die Schrift enthält ausserdem eine kurze Beschreibung der geographischen und geologischen
Verhältnisse des Gebiets und führt im ganzen 129 Laub- und 18 Lebermoose an.
32. Branaad, P. Liste des plantes phanerogames et cryptogames, croissant spontanement
ä Saintes (Charente-inferieure) et dans les environs. (Actes de la Soc. Linneenne de
Bordeaux. Vol. XXXIV, Ser. 4, T. IV. Bordeaux 1880, p. 109—130.)
Von Moosen ist in dieser Liste nur Leucohryum glaiicum Schimp. aufgeführt.
33. Le Dantec et Boulay. Catalogae des mousses des environs de Brest. (Revue bryo-
logique 1881, p. 1—19)
Die Moose des Catalogs, welcher mit Einschluss der Sphagna 112 Arten mit Stand-
ortsangaben aufzählt, sind von Le Dantec gesammelt und bestimmt. Boulay giebt die
moosgeographische und topographische Einleitung. Die Moosflora der Umgegend von Brest
st bemerkenswerth durch die zahlreichen mediterranischen Moose, welche sich hier auf
einem engen Gebiet zusammendrängen. So z. B. Phascum rectum, Trichostomum flavovirens,
mutabile, Barbula squarrosa, cuneifoUa, margmata, Entosthodon Templetoni, Bryum
carneum, Tozeri, torquescens, Hypnum illecebrum fert. , circinatum. Daneben finden sich
solche Arten, die gewöhnlich in der mittleren und subalpinen Zone der Waldregiou auf-
treten, wie Ändreaea rupestris, Hypnum uncinatum, revolvens, verrucosum, plumosum, fla-
gellare, heteropterum , Pterygophyllum lucens, FonUnalis squamosa, Mniiim punctatum,
Splachnum ampullaceum, Orthotrichum Hutchinsiae , Bhacomitrium fasciculare , aciculare,
Grimmia funalis, Campylopus fragilis, Weisia Bruntoni, cirrata.
Die meisten Arten, welche entweder dem Küstengebiet angehören oder auf den
Westen beschränkt sind, drängen sich bei Brest auf einen Raum von wenigen Quadratkilo-
metern zusammen, so Dicranum Scottianum, majiis, Campylopus hrevipilus, Pottia Wilsoni,
Heimii, Ulola xiliyllantha, Grimmia maritima. Andere, wie Orthodontium gracile, Fissidens
algarvicus, Bryum filiforme, Zygodon conoideus sind grosse Seltenheiten. Als neu für die
Flora von Finisterrae wurden aufgefunden: Hypnum circinatum, megapolitanum, popuUum,
illecebrum, caespitosum, fiUcinum, vernicosum, Sendtneri var. Wilsotii, uncinatum, ortlio-
cladium, elegans, elodes, polygamum, heteropterum, Leskea myura, Neckera crispa, Bryum
filiforme, atropurpureum, erytlirocarpum,, alpinmn, torquescens, carneum, pendulum, Ortho-
dontium gracile, Barbula canescens, marginata, squarrosa, Hornschuchiana, gracilis, recurvi-
fölia, cylindrica, papulosa, Trichostomum crispulum, mutabile, flavovirens, tophaceum,
littorale, tortile, flexicaule, Didymodon cylindricus, flexifolius, luridus, Pottia Heimii,
Wilsoni, Dicranum Scottianum, Campylopus torfaceus, fragilis, Fissidens decipiens,
algarvicus, Gymnostomum tenue, Orthotrichum phyllantlmm, leiocarpum, Lyellii, saxatile,
Pflanzengeographie uiul Systematik. - Frankreich. Niederlande, jqg
Bhacomitrium fasciculare, Grimmia leucophaea, Physcomitrium fasciciilare, Phascum patens,
Andreaea rupestris, Spliagnum molluscum.
34. Debat. Neckera Menziezii. (Societe bot. de Lyon. Compte rendu de la seauce du
16. Decembre 1880.)
Vortragender zeigt das genannte Moos vor, weil es von Philibert in zwei Species
zerspalten ist, nämlich die eigentliche N. Menziezii, die bei Chamounix, und N. medi-
terranea, die zu Lure, la Ste. Beaume und am Atlas gefunden wurde.
35. Debat, M. Observations sar quelques mousses des environs de Chamonix. (Ann. d.
la Soc, Bot. de Lyon. Stne aunee. 1879-80, No. 1. Notes et memoires. Lyon 1881,
p. 89—94 )
Verf. giebt eine Aufzählung mehrerer von ihm, zum Theil nicht sicher, bestimmten
Moose, welche Herr Payot bei Chamonix sammelte, und knüpft daran Bemerkungen über
die Unterschiede derselben von ihren Verwandten. Von selteneren Arten sind zu erwähnen :
Ämphoridion lapponicum, Lescuraea striata, Oligotrichum hercynicum, Bryum neodamense,
3lnium lycopodioideum, Brachythecium Payotianum.
36. Finot, M. Ä. Liste des Mousses, Spbaignes et Hepatiques recueillies ä Fontainebleau.
(Bull. d. 1. Soc. Bot. de France. T. 28. 1881. Session extraordinaire ä Fontainebleau.
Paris, p. XCVII, XCVIII )
Liste von 44 Moosarten und Varietäten, unter welchen sich keine Seltenheiten
befinden.
37. De la Godelinais. Mousses et Hepatiques d'Ue • et • Vilaine. (Revue bryologique 1881,
p. 57-72 et p. 104—111.)
Catalog mit Standortsangabe von 265 Arten Laubmoosen, 8 Sphagnen und 32 Leber-
moosen aus genanntem Gebiete, mit kurzen Bemerkungen bei einigen Species. Die Einleitung
(S. 57—59) enthält die Namen der Sammler und eine kurze topographische Schilderung.
Die kiesbewohnenden Moose überwiegen, ausserdem kommen einige Kalkbewohner vor.
38. Hy. Notes sar les herborisations de la Faculte des sciences d'Ängers. (Broch. in 8'^
de 20 pages. Referat in Revue bryologique 1881, p. 40.)
Von den verschiedeneu Publicationen über die Moose des Departements Maine -et-
Loire sind wichtig: Catalogue des Mousses et Hepatiques des environs de Saumur, de M.
Trouillard, der Catalogue des Mousses et des Spbaignes de Maine -et -Loire, de M. Bouvet
und der Catalogue des Muscinees de l'arrondissement de Cholet, de Mm. Brin et Camus.
Es folgt ein Catalog neuer und seltener Moose und sämmtlicher Lebermoose des Departements.
39. Paillot et Flagey. Catalogue des phanerogames du marais de Saöne et des mousses,
hepatiques et lichens des environs de Besancon. (Memoires de la Societe d'Emulation
du Doubs 1880.) v.
Nicht gesehen. In Revue bryologique 1881, p. 50 ist eine Uebersicht der seltneren:
Moose dieses Catalogs enthalten.
40. Ravaud. Guide du Bryologue et du Lichenologue ä Grenoble et dans les environs.
8e excursion. Suite. (Revue bryologique 1881, p. 36 -40.) . >
Enthält die Fortsetzung der letzten Excursionsbeschreibung (vgl. Jahresber. 1880)
und führt die gefundenen Moose und Flechten auf.
6. Niederlande,
41. Koltz, J. P. J. Prodrome de la flore du Grand -Duche de Luzembourg. 2iue partie.
Plantes cryptogames ou acotyledonnees. Muscineae. (Recueil des memoires et des
travaux publies par la Societe Botanique du Grand-Duche de Luxembourg. No. IV — V,
1877—1878. Luxembourg 1880, p. 213-426.)
Eine Flora der Laubmoose und Sphagnaceen des Grossherzogthums Luxemburg in
französischer Sprache. Die gesammten Musciueen werden eingetheilt in drei Familien:
Musci, Sphagnaceae (hier durchweg Spagnaceae gedruckt, obwohl die Gattung Sphagmim
genannt ist) und Hepaticae. Ueber die Familien sowie ihre Unterabtheilungen bis zu den
Arten werden dichotomische Tabellen gegeben. Die Musci werden eingetheilt in die Tribus
Stegocarpi, Cleistoearpi und Schizocarpi. Die Stegocarpi zerfallen in die Sectionen
200 Kryptogamen. — Moose.
PJeurocarpi und Äcrocarpi, jede Section wieder in Subscctionen, welche die Gattungen
umfassen. Folgende Gattungen sind vertreten (die eingeklammerten Zahlen geben die Zahl
der Species an): Ss. Tlmidiaceae: Leskea (2), Anomoäon (3), Pseudoleskea (1), Thuiäium (4),
Heterocladium {l), Pteryginandrim{l), Pterogomum (1). Ss. Lamprophyllacei: FontinaUs{S),
Neckera (4), Homalia (1), Pterigophylliim (1), Oryphaea (1), Leptodon (1), Isothecium (1),
Cylindrothecntm (1), Pylaisia (1), Änacamptodon (1), Leucodon (1), Antitrichia (1), ies-
euraea (1), Cliviacium (1), Orthothecium (1), Homalotliecium (1), Thamnütm (1), Ehyncho-
stegium (9), Eurhynchium (12), Scleropodium (1), Hyocomüim (1), Camptothecium (2),
Brachythecium (12), PlagiotJiecium (7), Amhhjstegnim (8), Ilypnum (38), Hylocomium (7).
Die Musci äcrocarpi zerfallen ohne weitere Eintheilung in folgende Gattungen: B«<a:-
baumia (1), Diphysciiim (1), Atrichum (3), Pogonatum (3), Polytrichum (7), Bryum (18),
Leptöbryum (1), Webera (7), Zieria (1), Mnium (11), Aulacomnium (2), Bartramia (4),
Philonotis (3), Meesia (1), Fimaria (2), Physcomitrium (2), Splaclmum (2), Cinclidotus (1),
Hedivigia (1), Racomitrium (8), Grinimia (9), Schistidium (1), Orthotrichum (17), ?7?ota (5),
Zygodon (2), Amphoridium (2), Schistostega (1), Encalypta (3), Tetrnpkis (1), Z)i%-
modon (3), Distichium (1), TricJwstomum (2), Leptotrichum (4), Barhula (25), Pottia (4),
Anaealypta (2), Seligeria (3), Fissidens (8), Conomitrium (1), Leucobryum (1), Trematodon (1),
Ceratodon (1), Trichodon (1), Dicramini (11), Dicranodontütm (1), Dicranella (9), Dicho-
dontium (1), Cynodontium (2), Campylopus (3), Gymnostomum (2), Eucladmm (1), Weisia (3).
Musci cleistocarpi : Systegium (1), Pleuridium (3), Archidium (1), Phascum (3), Physcomi-
trella (1), Discelium (1), Sphaerangium (1), Ephemerum (2). Musci schizocarpi: Andreaea (1).
Sphagnaceae : Sphagnum (8).
Bei jedem Moos findet sich eine französische Beschreibung, der Wohnort und bei
selteneren die Standortsangaben. Die neueren Ergebnisse der Entwickelungsgeschichte sind
in der Charakteristik der Abtheilungen und Gattungen nicht berücksichtigt. Bei Archidium
z. B. werden die sterilen Zellen in der Kapsel nicht erwähnt, als Zahl der Sporen 8—20
angegeben, obwohl sie zwischen viel weiteren Grenzen schwankt. An dem Verfasser dieser
wie so vieler anderen Floren scheinen die nach dem Erscheinen von Schimper's Bryologia
erlangten Eesultate der wissenschaftlichen Forschung spurlos vorüber zu gehen.
42. Dr. C. M. van der Sande Lacoste. Overzicht der Levermossoorten, welke in de
provincieen van Nederland zyn waargenomen, gerangschikt van het woorden des
lands naar het zaiden.
Enthält eine üebersicht der in den Provinzen der Niederlande gefundenen Leber-
moose. 31 Geschlechter und 73 Species werden erwähnt. Giltay.
7. Spanien und Portugal.
43. Lerescbe, Lonis et Levler, Emil. Mousses recoltees en 1878 et 1879 en Espagne et
en Portugal. (Extr. de deux excursions bot. dans le nord de l'Espagne et du Portugal.
S", 14 S. Lausanne 1880.)
Unter den von den Autoren gesammelten und von Schimper bestimmten Moosen
findet sich eine für Europa neue Species, Tf^eism leptocarpa Schpr. von Cintra in Portugal,
vorher nur aus Algier bekannt. Die zweite, von Geheeb bearbeitete Sammlung enhält vier
für Spanien neue Arten: Brachythecium Olympicum Jur. (Sierra de Guadarrama), Bryum
fallax Milde (Pieos de Europa), Grimmia fragilis Schpr. (Sierra de Guadarrama) und
Thuidium delicatulum Hedw. Die Gesammtzahl der in Spanien und Portugal gesammelten
Arten beträgt 143. (Nach Bot. Centralbl. Bd. 6, S. 402, 403.)
44. Renaald, F. Notice sur quelques mousses des Pyrenees. Suite. (Revue bryologique
1881, p. 32-36.)
Geheebia cataractarum Spruce, aufgefunden im Thal des Rio Majon. Anoectangium
compactum Schi, an derselben Localität gefunden. Bryum FuncMi Schw., neu für die
Pyrenäen, wurde an mehreren Orten gefunden. Amblystegium Juratzkanum Seh., neu für
die Pyrenäen , an mehreren Orten aufgefunden. Hypnuvi cirrhosum Schwgr. wurde eben-
falls an mehreren Stellen gefunden. Verf. möchte diese species incertae sedis unter die
Eurrhynchien neben Eurrhynchium Vaucheri stellen. Hypnum Vaucheri Lesq. fand Verf.
Pflanzengeographie und Systematik. — Afrika. Amerika. 201
in den Pyrenäen, für welche es neu ist. Ausserdem werden Notizen über die Unterscheidung
einiger der aufgeführten Arten von ihren Verwandten gegeben.
45. Ventari. Notes sur le Gampylopus polytrichoides fractifie et quelques autres mousses
de Portugal. (Revue bryologique 1881, p. 19, 20.)
An fruchtbaren Exemplaren, welche bei Oporto gesammelt waren, fand Verf , dass
jede weibliche Pflanze einen gehäuften Blüthenstand und viele beieinander sitzende Kapseln
trägt. Kr ist der Ansicht, dass man aus denjenigen Arten von Campylopus, welche pleuro-
carpische, zusammenstehende Früchte besitzen, ein neues Genus bilden könnte, welches
zwischen Campylopus und Tliysanomitrium steht und für welches er den Namen Carpoecia
vorschlägt.
Ausserdem hat Verf. noch mehrere andere Species aus Oporto empfangen, unter
denen besonders bemerkenswerthe sind: Weisia Wimmeriana und eine Pottia. Von letzterer
ist es zweifelhaft, ob es P. eustoma oder cuneifdlia ist.
8. Afrika.
46. Bescherelle, E. Note sur les mousses des colonies Francaises. (Bull. d. 1. Soc. Bot.
de France, T. 28, 1881. Comptes rendus des seances. 4", p. 187—193.)
Herr Bescherelle überreicht der Societe einen Abzug seiner Florule bryologique
und knüpft daran ein Resume seiner Untersuchungen. Wir verweisen auf das betr. Referat
Im Jahrg. 1880 des Jahresberichts.
47. Müller, E., und Geheeb, Ä. Reliquiae Rutenbergianae. III. Botanik. Laubmoose.
(Abhandl. Naturw. Vereins Bremen, Bd. VII, Heft 2, S. 203-214.)
Die Moose wurden von Dr. Chr. Rutenberg auf Madagascar 1878 gesammelt und
stammen meist aus dem Walde von Ambatondrazaka auf der Ostseite der Insel. Folgende
Moose sind als neue Species beschrieben : l. Sphagmim Rutenhergii C.Müll., 2. Leucobryum
3Iadagai>suin C. Müll., 3. ?. Ochrobryum Butenbergii C. Müll., 4. Entosthodon tnarginatulus
C. Müll., 5. Polytrichum (Aloidella) obtiisatulum C. Müll., 6. P. (Ä.J afroaloides C. Müll.,
7. P. (Catharinella) Butenbergii C. Müll., 8. P. (EupolytrichumJ juniperellum C. Müll.,
9. Trematodon reiiculatus C. Müll. , 10. Dicranum (Leucoloma) Butenbergii C. Müll., 11.
B. (L.) pumilum C. Müll., 12. D. (L.J squarrosulum C. Müll, 13. D. (L.) cuneifolium
Hpe., 14. Streptopogon Butenbergii C. Müll., 15. St. Calymperes C. Müll., 16. Schlotheimia
tenuiseta C. Müll., 17. Seh. linealis C. Müll., 18. Macromitrium urceolatulum C. Müll., 19.
M. calocalyx C. Müll., 20. Papillaria Butenbergii C. Müll., 21. Trachypus Butenbergii
C. Müll., 22. Cryphaea Butenbergii C. Müll., 23. C. Madagassa C. Müll., 24. Leucodon
Butenbergii C. Müll., 25. Butenbergia Madagassa Geh. A. Hpe., 26. Bhegmatodon Mada-
gassus Geh., 27. Entodon Madugassus C. Müll., 28. E. Butenbergii C. Müll., 29. Pteri-
gynandrum Madagassum C. Müll., 30. Pilotrichella (Orthostichella) imbricatula C. Müll.,
31. Hypnum (Cupressina) angustissinum C. Müll., 32. H. (Aptychus) afro-demissum C. Müll.,
33. H. (A.) nanopyxis C. Müll., 34. H. (Trichosteleum) microthamnioides C. Müll., 35.
H. (Sigmatella-ThelidiumJ punctatidum C. Müll., 36. R. (S.-T.J traxypyxis C. Müll., 37.
H. (Tanytrix) Butenbergii C. Müll., 38. Fissidens pauperrimus C. Müll.
Auf einer Tafel sind abgebildet: Butenbergia Madagassa, Streptopogon Calym-
peres und Streptopogon Butenbergii.
9. Amerika.
48. Catalogue of North American Muci, arranged by Eugene A. Rau and A. B. Hervey-
Taunton, 1879—1880. (Bull. d. 1. Soc. Bot. de France, T. 28, 1881. Revue biblio-
graphique D. Paris, p. 159, 160.
Referat über genannte Arbeit. Das Werk ist ein nach Schimper's Synopsis geordneter
Katalog der nordamerikanischen Moose und enthält Angaben über deren geographische
Verbreitung.
49. Geheeb, A. Additamenta ad „Enumerationem Muscorum hactenus in provinciis
Brasiliensibus Rio de Janeiro et Saö Paulo detectorum". Scripsit Ernestus Rampe pro-
fessor, phil. doctor. — Post mortem autoris publicavit Adalbertus Geheeb, pharmacopola
Gelisensis. (Flora 1881, p. 337—347, 369-381, 401 416, 433-438.)
2'02 Kryptogameii. — Moose.
Aufzählung uebst Standortsangabe von 167 Species, von denen einige neu sind. Zu
diesen letzteren, welche in Abtheilung II des Jahresberichts in dem Verzeichniss der neuen
Species aufgeführt sind, werden die lateinischen Diagnosen gegeben.
10. Australien und Polynesien.
50. Grie, L. Contribations ä la flore cryptogamiqae de la presq'ile de Banks (Noovelle-
Zelande). (Comptes rendus des seances de l'Academie des Sciences, T. 92. Paris 1881,
p. 1357, 1358).
Verf. studirte im Herbarium des Dr. Raoul Kryptogaraen, welche 1840 in Neusee-
land gesammelt waren. Die Moosflora der Halbinsel Banks entlehnt ihre Repräsentanten
Europa, Südamerika, Neuholland, den Falklaudsinseln, den Inseln St. Paul, Amsterdam,
Campbell und Tasmanien. Neben Conostomum australe Hook., Orthodontiinn austräle Hook.,
Macromitrium longirostrum Hook., Dmcsonia poh/triclioides Brown., Hypopterygium Novae
Zeelandiae Mill. fanden sich viele kosmopolitische Moose. Auf der Halbinsel Banks fanden
sieb z. B. Polytrichum formosum, inliferum, junipermum, Ehacomitrhim lanuginosum var.
pruinosum, Ceratodon purpureus, Didymodon capillaceus, Bariula muralis, Funaria hygro-
metrica, Webera nutans, Hypmim fluitans, denUculatiim, ciipressiforme. Folgende Species
kommen auch auf andern Inseln Polynesiens und Melanesiens vor: Macromürium longi-
rostrum Hook., Conostomum australe Hook., Andreaea mutaUlis Hook, (auf Campbell und
Auckland) , Orthodontium australe Hook. (Malouiuen) , Polytrichum compressum Hook.
(Cap Hörn); Cyrtopus TaUensis Seh. (Tahiti und Tasmanien). Hypopterygium Novae
Zeelandiae ist eine australische Form, ebenso wie Daivsonia polytriclioides, weiche bisher von
Neuseeland noch nicht bekannt war. In Akaroa sind die gemeinsten Species Hypnum aciculare
Hedw. und HooTceria pennata. Von Lebermoosen bieten das meiste Interesse Sympihyogyna
hymenopliyllum Nees., Marchantia linearis L. und eine neue Marchantia: M. Eaoulii N.
51. Hampe, E., et Geheeb, A. Musci frondosi in Tasmania et Nova-Seelandia a. Dr. 0. Beccari,
anno 1878, lecti. (Revue bryologique 1881, S. 25-28).
Verzeichniss von 39 Species mit Standortsangabe. Darunter finden sieb folgende
Arten, zu welchen tbeilweise die lateinischen Diagnosen gegeben werden: Mniadelphus
Beccarii C. Müll. n. sp. steht Mn, DicTcsoni C. Müll, nahe, Pterygophyllum Levieri Geheeb
n. sp. dem Pt. complanatum Hpe. ähnlich, Baphidostegium calliferum Geheeb et Hpe. u. sp.,
Fissidens tortuosus Geh. et Hpe. n. sp. steht F. rigiduliis Hk. et Wils. nahe.
11. Monographieen, Moossysteme, Moosgeschichte.
52. Bescherelle. Ephemerum Philiberti Bescberelle. (Revue bryologique 1881, p. 48.)
Das von Philibert (Rev. bryol. 1878, S. 48. Vgl. Jahresb. 1878, S. 520, No. 40)
als neue Species Ephemerum longifolium beschriebene Moos muss den Namen Ephemerum
Philiberti Bescb. erhalten, da schon zwei andere Moose den Namen E. longifolium tragen.
53. Boulay. Annotations concernant quelques mousses de la region mediterranee. (Bull,
d. 1. Soc. bot. et horticole de Provence 1881. Tirage ä part, in 8", de 8 p.)
Nicbt gesehen. Wir citiren die Resultate nach dem Resume in Rev. bryol. 1881,
p. 87: Hypnum imponens ist nur eine Subspecies von H. cupressiforme , welche die Mitte
hält zwischen den Varietäten elatiim und tectormn.
Barhula princeps ist dichogamiscb , protogyniscb. In demselben Blüthenstande
reifen die Archegonien mehrere Wochen vor den Antheridien.
54. BraithTvaite, R. Sphagnum subbicolor Hpe. (Journal of botany Vol. X, p. 116.)
B. findet, dass authentische Exemplare der genannten Pflanze mit Sphagnum
papillositm Lindb. identisch sind.
55. Colenso. New Metzgeria. (Transact. and Proceed. of the New Zealand Instit. Vol. XIII.)
Nicht gesehen.
56. Debat, M. Notes sur quelques mousses da fascicule de 1880 des„Musci Galliae". (Ann.
de la Soc. Bot. de Lyon, 28nie, annee 1879/80, No. 1, Notes et m^moires. Lyon 1881,
p. 95-98.)
Bemerkungen ohne Interesse über folgende in Frankreich seltene Moose: Dicranum
Pflanzengeographie und Systematik. — Mouographieen, Moossysteme etc. 203
Blyttianum, D.elatKm, Fissidens poly2)hyllits, Trichostomum harhiiltforme , Splachmim
vasculosum, DisceUum nudum, Bryum MüMcnbeckianum, Hypnum pallescens, H. Haldani-
anum, H. badium, H. intermedimn, H. Sendtnerianum.
57. Debat, M. Observations sar qoelqaes moosses rares. (Ann. d. 1. Soc. Bot. de Lyon,
28nie, aunee 1879/80, No. 1. Notes et memoires. Lyon 1881, p. 99 - 102.)
Die observations des Herrn Verf. über einige seltenere Moose entbehren jedes all-
gemeineren Interesses, da sie sich nur auf Speciesunterscheidung beziehen,
58. Dedeöek, J. Beiträge zar Bestimmung böhmischer Polytrichaceen nebst ihrer Ver-
breitung. (Sitzungsber. d. Königl. Böhm. Gesellsch. d. Wissensch. in Prag. Jahrg. 1880,
Prag 1881, S. 304-314, mit einer Tafel.)
Da nach Ansicht des Verf. die bisherigen Kriterien zur Unterscheidung der Poly-
trichaceen, namentlich im sterilen Zustande, unzuverlässig sind, so nimmt er als neue Anhalts-
punkte die Blattlamelleu in Anspruch. Und zwar findet er die unterscheidenden Merkmale
in dem Verhalten der randständigen Zellreihe der Lamellen. Die Cuticularschichten dieser
randständigen Zellreihe sind bei P. gracüe so schwach, dass sie die Dicke von Zellwänden
des übrigen Gewebes nicht oder nicht merklich übertreffen. Bei F. formosum sind sie etwas
stärker und ihre Oberfläche ist stellenweise etwas verunebnet. Ausserordentlich stark sind
sie bei P. sexangulare, Pogonatum alpinum und Pogonatum urnigerum. Bei letzterem ist
die Oberfläche der ganzen Cuticula dicht körnig, während sie bei P. alpinum nur eine von
der Lamellenseite betrachtete hyaline Schicht zeigt. Bei Pol. sexangulare ist sie glatt. Bei
P. commune ist sie stark und zeigt in der Seitenansicht einer Lamelle eine regelmässige
Creuuliruug. Durch ähnlich crenulirte Lamellen sind P. juniperinum und piliferum aus-
gezeichnet, hier sind sie jedoch viel grösser, höher als breit, höckerförmig und verschieden
gross. Die beiden letzteren Arten unterscheiden sich nur durch die Blattspitze und Verf.
möchte deshalb P. pilifenmi als Spielart von P. juniperinum betrachten. Es folgt eine
Tabelle zur Unterscheidung der Polytricha und Pogonata nach diesen Merkmalen. Die
besprocheneu Verhältnisse sind auf der Tafel dai'gestellt.
59. Delogne, C. H. Flearochisma deflexnm Dmrt. et Plagiochiia spinulosa Dmrt. (Bull,
d. 1. Soc. Roy. d. Bot. de Belgique. T. 20. Bruxelles 1881, p. 35, 36.)
Verf. fand in einem Kryptogamen-Packet , welches er von M. Koltz aus Luxemburg
empfangen hatte, Fragmeute der oben genannten Moose. Pleurochisma deßexum ist bisher
in Belgien nicht gefunden, kommt aber wahrscheinlich vor, Plagiochiia spinulosa war bisher
nur von sehr wenigen Standorten auf dem Continent bekannt.
60. Delogne, C. H. Notes de Cryptogamie. (Bull. d. 1. Soc. Roy. d. Bot. de Belgique.
T. 20. Bruxelles 1881, p. 143—145.)
Kurze Bemerkungen über Bestimmung, Synonymie und Vorkommen folgender Laub-
und Lebermoose: Bhynchostegium megapolitanum Br. und Seh.; Gymnostomum calcareum
N. e. H. neu für den mittleren Theil Belgiens; G. tenue Schrad. neu für Belgien; Scapania
isoloba Dmrt. identisch mit S. compaeta Dmrt.; LopJwcolea lateralis Dmrt. nur ein Ent-
wickelungszustand von L. Udentata Dmrt. Cephalozia Sehlmeyeri Cogn. muss gestrichen
werden, da sie identisch ist mit Jungermannia Francisci Hook. Jungermannia riibella Nees
wurde vom Verf. 1867 als neu für die belgische Flora aufgefunden. J. ventricosa Dicks.
und /. incisa Schrad. neu für den mittleren Theil Belgiens.
61. Geheeb. Bryologische Fragmente. (Flora 1881, S. 289-297.)
Notizen über folgende neue, seltene oder kritische Moose: 1. Campylopus fragilis
Dicks., c. frct. cop., auf Keupersandfelsen der Rathsberger Wildniss bei Erlangen gesammelt.
2. Fissideus serrulatus Brid., zum ersten Mal mit Früchten in Europa auf dem Berge Pisano
in Etrurien gesammelt. 3. Eustichia japonica Berggren n. sp. c. fruct. Viusetz in Japan.
Die Gattung Eustichia ist von Diplostichum Mtge. zu trennen. E. j. von der im Habitus
ähnlichen E. norvegica zu unterscheiden durch die Blattrippe, welche auch bei den untersten
Blättern als lange gezähnte Granne austritt, und durch die obersten Blätter, welche stärker
und dichter gesägt sind. 4. Pottia crinita Wils. auf der Saline Salzungen für Deutschland
neu aufgefunden, von Schimper in der neuen Synopsis ignorirt. 5. Didymodon rubellus Rth.
var. cavernuru7n Mdo. = D. ruber Jur. Von Breidler im Pinzgau und auf der Wundspitz
204 Kryptogamen. — Moose.
bei Malta ia Kärntheu aufgefunden. Eine hochrasige Form von X). rubelltis. Frucht
unbekannt; vielleicht eine neue Art. 6. Barhula Breidleri Limpr. n. sp. Von der Schnee-
grube am Gipfel des Speiereck bei St. Michael im Lungau 2400 m aufgefunden. Gehört der
sect. Albidella an, von B. brevirostris Br. e. Seh. durch die auffallend kurze Kapsel und
den meist lang geschnäbelten Deckel abweichend. 7. Grimmia fragiUs Schpr., 1878 auf
dem Berge Estrella in Portugal, 1879 in der Sierra de Guadarrama gefunden; neu für
Spanien. 8. Encalypta spathidata C. Müll. In Tirol, Steiermark und Siebenbürgen gesammelt.
Gewiss eine gute Art, aber übersehen und verkannt. 9. Bryum fallax Milde. 1879 als
neu für Spanien entdeckt. Das Bryum fallax von Schottwitz bei Breslau von Milde
gesammelt, unterscheidet sich von der Originalpflanze von Zedlitz durch den Besitz von
„ciliis appendiculatis". 10. Thuidium delicattihim Hedw.: Es werden die Merkmale angegeben,
wodurch sich dieses Moos in sterilem Zustand von Th. recognitum sicher unterscheidet.
Ausser in ganz Europa findet es sich in Nordamerika (im Gegensatz zu den Angaben von
Rau und Hervey 1880). 11. Climaeium dendroides L. ß. innudatum Mdo. 1880 bei
Aschaffenburg gesammelt. 12. Brachytliecium Olympicum Jur. , von Levier in der Sierra
Guadarrama entdeckt. 13. Hypniim Bottinü Breidler n. sp. Lateinische Diagnose. 1880 in
Torfsümpfen Piagetta di Massaciuccolli bei Viareggio in Etrurien entdeckt, hat eine gewisse
Aehnlichkeit mit H. pratense. Vielleicht ist es jedoch ein Plagiothecium, da die Blätter
ungleichseitig sind. 14. Hypniim ( LimnobiumJ Goulardi Schpr., von Breidler im Pinzgau
gesammelt. Das Goulard'sche Exemplar trägt j Blüthen im Gegensatz zu Schimper's An-
gaben. 15. Ändreaea grimsulana Br. dürfte besser mit crassinervia als mit rupestris zu
vereinigen sein.
62. Holmes, E. M. Hypnom imponens Hedw. (Journal of botany, Vol. X, p. 116, 117.)
Verf. fand das genannte Moos auf einer Excursion in Sussex und spricht sich dahin
aus, dass es von Hypnum cupressiforme, var. ericetorum, mit dem es zusammenwuchs, leicht
zu unterscheiden ist. An demselben Orte fand er Brachyodus trichodes, Campylostelium
saxicola und Nardea adusta.
63. Husnot. L'Orthodontium gracile. (Revue bryologique 1881, p. 22.)
Im „Naturalist" vom December 1880 bringt Herr Cash eine Correctur zu der Wil-
son'schen Beschreibung des genannten Mooses.
64. Husnot. Barbula nitida Lindb. (Revue bryologique 1881, S. 49.)
Das von Philibert als Tricliostomum nitidum beschriebene Moos (Rev. bryol., 1878,
S. 27, 28, vgl. Jahresber. 1878, S. 520, No. 41) ist nach neuen Exemplaren, welche Verf.
aus Viareggio erhielt, eine Barbula, und zwar Barbula nitida Lindb.
65. Jack, J. B. Die europäischen Radulaarten. (Flora 1881, p. 353—362 u. 385-400,
mit 2 Tafeln.)
Nach Nees von Esenbeck (Nat. d. eur. Leberm. III, 145) giebt es nur eine einzige
in Europa einheimische Badula-Avt. Seitdem ist die Zahl dieser Arten auf 7 gestiegen,
welche aufgezählt und deren wichtigste Unterschiede angegeben werden. Es folgen die
ausführlichen lateinischen Diagnosen, deutsche Beschreibungen und kritische und historische
Bemerkungen über die einzelnen Species. Die Abbildungen der Taf. VII über Radiüa
complanata sind Hofmeister, Leitgeb und Gottsche entlehnt, die drei (vier) Figuren auf
Taf. VIII stellen die Spitze eines fructificirenden Astes von B. complanata (Fig. IV}, ein
Stück eines Astes von B. commutata (Fig. V), und die Spitze einer weiblichen Pflanze mit
Perianthum (Fig. VI, 1), sowie ein Stück einer männlichen Pflanze mit einer Blüthenähre
(Fig. VI, 2) von Badula germana nach eigenen Handzeichnungen dar.
Verf. stellt zwei neue Species von Badida auf. B. Carringtonii Jack. n. sp. ist
von Carringtou in „On Irish Hepaticae" als B. aqiiilegia Tayl. var. ß. major aufgeführt.
Mit B. aquilegia hat sie die olivenbraune Farbe gemein, ihr fehlt aber die für letztere
charakteristische Form des Blattlappens, nämlich die starke Anschwellung desselben längs
seiner Basis. Der ünterlappen bildet bei B. C. mit dem oberen einen spitzen Winkel,
ferner sind die Aeste vorwärts gerichtet und die Blätter stehen quer ab. Sie gleicht B.
complanata^ unterscheidet sich aber von ihr durch ihren diöcischen Charakter und die oliven-
braune Farbe. Sie ist nur aus Irland bekannt. Die zweite neue Art ist B. germana Jack.
Pflanzengeographie und Systematik. - Monographieen, Moossysteme etc. 205
n. sp., die au feuchten Stellen auf bemoosten Felsen der subalpinen und alpinen Region
vorkommt und bis jetzt vom Schwarzwald, aus der Schweiz und Steiermark bekannt ist.
Sie ist diöcisch und unterscheidet sich von jK. complanata durch den Mangel der Perigonial-
blätter unter der $B!üthe und die Grösse der Sporen, bei sterilen Pflanzen durch die auf-
steigende Form der Blätter, welche länger als breit sind; von B. Lindbergiana durch den
schlankeren Kelch und die fast um die Hälfte grösseren Sporen, von E. commutaia, der
sie in mancher Beziehung nahe steht, durch den fiederigen Wuchs, die kleinere Kapsel
und die etwas grösseren Sporen. Hierher gehören die in der Synops. Hepat. p. 257 bei
i?. complanaia aufgeführten var. ß. Xilumulosa und y. tenuis.
Die von Hombron (Montagne Ann. d. sc. nat. Avril 1843, p. 255, No. 33) und die
Taylors'chen Exemplare von ebendaher sind identisch und von B. aquüegia durchaus ver-
schieden, dagegen ist B. physoloha Mitt. von der gleichbenannten Montagne'schen Pflanze
verschieden.
Badula complanata a. communis* projjagiilifera ist mit der ebenfalls hier beschrie-
benen B. commutata Gottsche n. sp., wie schon dieser Autor vermuthete, identisch, ebenso
B. complayiata rupincola N. v. E. und B. c. var. rupestris N. v. E.
Folgende europäische Badula- Arten sind demgemäss jetzt zu unterscheiden: B.
complanata (Dum.) Gottsche, B. Carringtonii Jack, B. aquüegia Tayl. , jB. commutata
Gottsche, B. germana Jack, B. Lindbergiana Gottsche, B. voluta Tayl.
66. Limprecht, G. Berichtigung. (Botau. Centralbl., Bd. 5, S. 288.)
Gegenüber einer Angabe von Warnstorf und einer von Sanio im Botan. Centralbl.
1880 und 1881 bemerkt Verf., dass Sphagnum Äustini Sulliv. bereits 1876 in der Krypto-
gamenflora v. Schles. I, S. 427 und dass Andreaea alpestris Schpr. ebenfalls in Schlesien
nachgewiesen worden ist.
67, Limpricht, K. G. Zur Systematik der Torfmoose. (Botanisches Centralbl., Bd. vn,
S. 311-319.)
Angeregt durch die Arbeit von C. Warnstorf „Die europäischen Torfmoose" (vgl.
Ref. No. 85} giebt Verf. einige Bemerkungen zur gegenwärtigen Systematik der Torfmoose,
deren historische Entwickeluug im Eingange besprochen wird. Für Sphagnum cymbifolium
Ehrh. bestätigt er gegenüber C. Müller und Warnstorf die Angabe Schimpers, dass im
Stengelquerschuitt die kleineu Zellen mehr in der Mitte liegen und die Verwachsung der
grossen Zellen mehr auf beiden Seiten stattfinde, dass sich jedoch die Verwachsung nie auf
eine grosse Fläche wie bei Sph. squarrosum und rigidum erstrecke, wo sich die grossen
Zellen gleichsam gegenseitig zusammendrücken und mit ihren Seitenflächen so verwachsen,
dass die farbigen Zellen von allen Seiten vollkommen eingeschlossen sind. Nur bei var.
congestum Seh. und purpurascens Russ., Milde werden die hier sehv kleinen chlorophyll-
führenden Zellen beiderseits von den hyalinen ganz eingeschlossen. Da dieses Merkmal
constant ist, Stengelrinde und Stengelblätter eigenthümlich ausgebildet sind und die Farbe
sowie der Habitus abweichen, so erklärt Verf. die varr. congestum und purpurascens für
eine eigene Art, für die er den Namen Sph. medium u. sp. wählt. Sph. papillosmn Lindb.
ist unter verschiedenen anderen Namen mehrfach in Schlesien gesammelt und scheint dort
nicht selten zu sein. Da die Papillen oft minder auffällig sind, so ist es nicht unwahr-
scheinlich, dass auch Formen ohne Papillen künftig hiermit vereinigt werden. Au diese Art
lehnt sich das in Schlesien seltenere Sph. Austini SuU. an, bei welchem die betr. Zellwände
kammartige Verdickungen tragen, die von Warnstorf irrthümlich ebenfalls Papillen genannt
werden. Sph. glaucum v. Klinggr. und Sj^/t. siibbicolor Hampe müssen mit Sph. cymbifolium
vereinigt werden. Sph. cymbifolium 1* pulvinatum Warnst, ist der Jugendzustand von
Sph. cymbifolium. Aehnliche Entwickelungszustände sind auch die gedunsen-wurmförmigen
astlosen oder unregelmässig beästeten Stengelgebilde, die Verf. in der Kryptfl. a. Schles.
I, p. 221 bei Sph. subsecundum erwähnte. Diese sind häufig als Varietäten oder Arten
beschrieben worden. Ausserdem kommen solche Stengelgebilde bei Sph. rigidum, Lind-
bergii und molluscoides Müll. vor. Bei robusteren Formen von Sph. cymbifolium mit gabelig
getheilten Stengeln kommen zweierlei Stengelblätter an demselben Individuum vor. Die
beiden Russowschen Reihen von Sph. subsecundum: cc. heterophyllum und ß. isnphyllum
206 Kryptogamen, — Moose.
lassen sich stets nach den Stengelblättern, deren Grösse, Form und Zellnetz auseinander
halten. Sph. laricinuni Spruce, subsecundum verum nnd Sph. contorium, reeurvum in eine
Collectivspecies Sp. cavifoUum Warnst, n. sp. zu vereinigen ist unzweckmässig. Dass Warnstorf
dem Sph. spectahile Seh., dessen Begriff er erweitert, indem er auch Sph. riparium
Angst, hierherzieht, eine Rindenschicht zuschreibt, erklärt sich dadurch, dass ihm zwei ver-
schiedene Pflanzenreihen vorlagen, von denen er nur Sph. riparium Angstr. auf die Stengel-
rinde prüfte. Verf. ist der Ansicht, dass Sph. spectahile Seh. von Sph. reeurvum nicht
specifisch zu trennen ist. Dasselbe gilt von Sph. fallax v. Klinggr. Die Erklärung Warnstorf's,
dass bei Sph. cuspidatum die verhältnissmässige Weite der Rindenzellen durch den Standort
im Wasser bedingt wäre, ist unzutreffend, da bei Sp)h. spectahile und fallax, die beide im
Wasser wachsen, die Stengelrinde fehlt.
Auch die selteneren Sphagnum-Arten zeigen viele Neigung zum Variiren, so z. B.
Sph. Lindbergii.
Die Gruppirung der europäischen Torfmoose nach einem einzigen Merkmal giebt
ein rein künstliches System, daher empfiehlt sich als bildender und sachlicher die Gruppirung
nach ihrer natürlichen Verwandtschaft.
68. Limpricht. Ueber neue Arten nnd Formen der Gattung Sarcoscyphus Corda.
(58. Jahresbericht der Schlesischen Gesellschaft f. vaterländische Cultur. Breslau 1881,
S. 179-184.)
Deutsche Beschreibungen und Standortsangaben folgender neuer Species der Gattung
Sarcoscyphus: Sarcoscyphus Sprucei n. sp. , Fichtelgebirge und Lungan auf Steinen; S.
styriacus n. sp., Steiermark; S. neglectus n. sp., deutsche Hochalpen auf Erde; S. pyg-
maeus n. sp., deutsche Alpen auf Felsen ; S. capillaris n. sp., nebst der varietas ß. irnguus
Kärnthen; S. aemulus n. sp., Steiermark auf Erde zwischen Felsblöcken.
69. Limpricht, G. lieber Gymnomitrium adustum N. v. E, (Flora 1881, S. 71—76.)
Gymnomitrium adustum N. v. E. ist infolge einer Verwechselung von Seiten Funk's
verkannt und der Name von Spruce in Sarcoscyphus adustus umgeändert worden. Letzterem
hat sich auch Gotische angeschlossen. Durch die Entdeckung, dass sein Sarcoscyphus con-
fertus (57. Jahresber. d. Schles. Ges. S, 313, 1880) ein Gymnomitrium ist, und infolge von
Zusendungen schwarzer Gymnomitria durch Breidler wurde Verf. auf G. adustum auf-
merksam und weist nun nach, dass das G. adustum N, v. E. wirklich ein Gymnomitrium
ist, während er die von Funck gesammelte Pflanze aus dem Fichtelgebirge, welche zu der
Verwechslung Anlass gab, Sarcoscyphus Sprucei n. sp. nennt. An Granitblöcken am Weiss-
wasser im Riesengebirge sammelte er ferner eine Pflanze, welche genau mit dem ersten G.
adustum N. v. E. übereinstimmt. Hierauf folgen die wichtigsten Merkmale der Nees'schen
Pflanze. No. 616. Sarcoscyphus Funckii in G. et Rabenh. Hep. eur. von der Rehalp im
Canton Uri {Sarc. F. ß. decipiens Massalongo N. Giorn. Bot, Ital. Vol. XIII, p. 313) ist
ebenfalls eine Gymnomitrium. G. confertum ist autöcisch und zeigt nur vereinzelte parö-
cische Sprosse.
Die Gattung Gymnomitrium zählt jetzt folgende europäische Arten: 1. G. conein-
natum Corda 1830; 2. G. obtusum Lindb. 1879; 3. G. corallioides N. v. E, 1833; 4. G.
crenulatum Gottsche 1863; 5. G. adustum N. v. E. 1833; 6. G. crassifoUum Carrington
1879; 7. G. confertum Limpr. 1880; 8. G. sueeicum Gottsche 1871; 9. G. eondensatum
Ängstr. 1871. Diese Arten gruppiren sich in 3 Typen: 1. No. 1—4; 2. No. 5-7;
3. No. 8.
Da nach Lindberg bei G. eondensatum Angstr. der Kelch in seinem freien Theile
einen Tubus bildet, so müsste diese Pflanze bei Sarcoscyphus eingereiht werden. Hierher
gehört auch eine von Breidler vom Hochgolling bei Schladming gesammelte Pflanze.
Es folgt die Diagnose von G. sueeicum aus der Flora danica.
Bezüglich der Arbeit von W. H. Pearson: „on G. ohtusum" (Journ. of Bot. 1880)
wird bemerkt, dass auch G. concinnatum und G. corallioides an spitzlappigen Blättern eine
ganz ähnliche Crenulirung zeigen, dass ferner bei G. concinnatum var. intermedium Blätter
mit einem spitzen und einem abgerundeten Blattlappen vorkommen und dass die Involucral-
blätter des jungen $ Blüthenstandes von dem des G. concinnatum nicht zu unterscheiden
Pflanzengeographie und Systematik. - Monographieen, Moossysteme etc. 207
sind. Den Scbluss bilden Bemerkungen über G. adustum vom Weisswasser, G. adustuni
N. V. E. Alpen, Funck e. Jungermannia hrimnea Spreng? ist ein Sarcoscyphus, den Verf.
S. pygmaeus n. sp. nennt. (Vgl. Spruce ßef. 79.)
70. Lindberg, S. 0. Resultate seiner letzten Untersachangen über nordische Moose.
(^ Verbaudi. d. Gesellscb. pro Fauna et Flora Fennica zu Helsiugfors 2, April 1881.)
Zeigt folgende für das skandinavische Florengebiet neue Arten an: Riccia subinermis
n. sp. (südwestl. Piuuland; steht R. ciliata nahe), Pohlia crassinervis n. sp. (schwedisches
Lapplaud; Frucht unbekannt), Astrophyllum eurvatulum Lindb. (Luleä Lappland), Hypnum
terrestre Lindb. (Botau. Garten zu Helsingfors) ist eine ausgezeichnete Art, die in mancher
Hinsicht den üebergaug zwischen Brachythecium , RhyncJwstegium und Eurrhynchium
bildet. Hypnum (Amhlystegium) Goulardi Schpr. (Norwegen).
Folgende Moose werden von Lindberg für Skandinavien gestrichen: Lesquereuxia
striata, Bartramia subulata Bryol. eur., B. ityphylla Brid. , Dicranella stricta Schpr.,
Leptotrichum arcticum Schpr., Orthotrichum aetnense DC.
Bei Cnlturversuchen mit Ricclocarpus natans (L.) Corda stellte sich heraus, dass
die schwimmende, sterile Pflanze das Aussehen völlig geändert hatte, welches die auf feuchtem
Boden gewachsenen Exemplare zeigten. Die langen, niederhängenden, gleichbreiten und
gesägten, purpurfarbigen Blätter der schwimmenden Form hatten sich zu äusserst kleinen,
halbmondförmigen, ungefärbten Blättern umgebildet; der ganze Habitus glich mehr einer
grossen Riccia glauca. Es war so eine Form entstanden, die scheinbar ganz und gar mit
der weit geschiedenen Art R. lutescens Schwein. (Nordamerika) identisch ist.
71. Lindberg, S. 0. De Cryphaeis Europaeis. (Meddelanden af Societas pro Fauna et
Flora Fennica. Sjette Haftet. Helsiugfors 1781, p. 71—75.)
Lateinische Diagnose, Synonymie, Literatur und Standortsangabe zweier Arten von
Cryphaea. Cryphaea arborea (Huds.) Lindb. in Oefv. V.-Ak., Förh., 20, p. 392, u. 15 (1863)
und C. Lamyi (Mon.t) C. Müll, in Linuaea 18, p. 680 u. 8 (1844).
72. Massalongo, C. Duae species novae e genere Lejeunia, qoas circa Buenos-Äyres legit
C. Spegazzini, descriptae a. C. M. (Nuovo Giomale Botanico Italiano, Vol. XHI,
Firenze 1881, p. 122-124. mit 1 Tafel.)
Lateinische Diagnosen, Beschreibungen und Standortsangabeh zweier neuen Arten
von Lejeunia. L. Spegazinii M. n. sp., an Baumstämmen, steht L. Lhotzskiana nahe und
ähnelt im Habitus L. serpyllifolia. L. ptosimopliylla M. n. sp., an Baumstämmen, ähnelt
in Habitus und Grösse L. serpyllifolia und steht L. pacifica Mont. nahe. Auf der Tafel IV
sind beide Arten nebst einzelnen Theilen in Umrisszeichnungen abgebildet.
73. Müller, K. Hai. Genera Muscorum quatuor nova memorabilia. (Botanisches Central-
blatt, Bd. Vn, S. 345-349.)
Lateinische Diagnosen und deutsche Bemerkungen zu folgenden neuen Moosgattungen
und Arten: I. Wilsoniella gen. nov. 1. W. pellucida n. sp. = Trematodon decipiens
Mitt. in Muse. Indiae Orient. 1859, p. 13. — Trichostomuni? pellucidum Wils. in Kew.
Journ. Bot. IX, p. 321. Auf Ceylon. 2. W. Karsteniana n. sp. Trimity-Bay, Australien.
Die Gattung gehört zum Tribus Bryaceae und hat den Habitus eines Ortliodontium. Zu
den Funariaceen gehört II. Thiemea gen. nov. mit der einzigen Art T. Hampeana n. sp.
Ostindien, Birma, Pegu, Yomah. III. Rehmanniella gen. nov. mit R. Africana n. sp. eine
Pottiacee vom Habitus eines Sphaerangiiim ist von Rehmann in Muscis Austro - Africanis
No. 171 unter dem Namen Spliaerafigium Africanum beschrieben. IV. Hampeella gen. nov.
mit H. Kursii = Angulocarpus Javensis Hpe. Java.
74. Philibert. Orthotriclium acuminatum. Species nova. (Revue bryol. 1881, S. 28—31.)
Verf. giebt eine französische Beschreibung dieser neuen Art, welche er bei Vals'in
der Ardeche gefunden hat. Sie findet sich häufig an Baumrinden und gehört in die Gruppe
der Orthotricha affinia.
75. Renauld, F. Revision de la section Harpidium do genre Hypnom de la Flore Franpaise.
(Extrait des Memoires de la Societe d'EmuIation du Doubs. Seances du 8. novembre
1879, 24 p. 80.)
Da die Charaktere, welche man zur Unterscheidung der specifischen Typen in der
208 Kryptogamen. — Moose.
Section Harpidium der Gattung Hypnum benutzt hat, fast alle variabel sind, so ist es
ausserordenlich schwer, die betreffenden Arten richtig zu classificiren. Nach Untersuchung
zahlreicher Exemplare der einzelnen Arten von verschiedenen Standorten und aus mehreren
Sammlungen und unter Berücksichtigung aller wichtigen Merkmale gelangt Verf. zu folgender
Eintheilung. Die Section Harpidium wird in vier Gruppen eingetheilt. Von diesen umfasst
die erste die Arten: 1. Hypnum scorpioides L., 2. H. lycopodioides Schwägr., 3, H.hami-
folimn Seh.; die zweite: 4. H. aduncum mit den Varietäten: var. Kneiffii Seh. Syn. ed. II,
var. laxum Milde Bryol. Siles., var. pungens Milde Bryol. Siles., var. gracilescens Seh.
Syn. ed. I, var. tenue Seh. Syn. ed. II, 5. H. Wilsoni (Syn. H. Sendtneri var. Wilsoni
Seh. Syn. ed. II); die dritte: 6. H. uncinatum Hedw. mit var. plumulosum, Seh. und
ortlwthecioides Lindb., 7. H. fluitans L. mit var. pseudostraminum Bryol. Schs., exannulatum
[H. exannulatum Griseb. Syn. ed. II), var. Rotae Seh. Syn. ed. II, var. Jeanbernati Renld.;
die vierte: 8. H. revolvens Sw. mit den Subspecies: H. intermedium Lindb. und H. Cossoni
Seh. Syn. ed. II, 9. H. vernicosum Lindb.
Es folgen kritische Bemerkungen über die einzelnen Species und über die geographische
Verbreitung derselben in Frankreich.
76. Renauld. ClassificatioD systematiqae de la section Harpidiam du genre Hypnum de
la flore francaise. (Revue bryologique 1881, S. 74—82.)
Verf. beruft sich auf seine unter No. 75 besprochene Arbeit. In Folge neuerer
Untersuchungen und ihm zugegangener Kritiken hat er seine Ansichten theilweise modifizirt
und giebt nun eine üebersicht der Arten nach seiner jetzigen Auffassung. Danach zerfällt
die Section Harpidium in vier Gruppen. Die erste umfasst Hypnum scorpioides L. und
H. lycopodioides Schwägr.; die zweite H aduncum Hedw. mit der Subsp. H. Kneiffii, H.
Wilsoni (H, Sendtneri und Wilsoni Seh. Syn. ed. II) mit der Subsp. H. hamifolium Seh.
Syn. ed. II; die dritte H. uncinatum Hedw., H. fluitans L. ; die vierte H. revolvens Sw.
mit der Subsp. H. intermedium Lindb. , H. vernicosum Lindb. Die meisten Arten umfassen
zahlreiche Formen. Die Gruppen sind charakterisirt, die Species und Varietäten beschrieben
und die Beschreibungen von kritischen Bemerkungen begleitet.
77. Sanio, C. Additamentum in Hypni adunci cognitionem. (Bot. Centralbl. Bd. 5, S. 93.)
Verf. spricht sich dafür aus, dass Hypnum aduncum var. Kneiffii bei Trocken-
legung der von ihm bewohnten Sümpfe häufig in Hypnum aduncum var. tenue übergehe und
dass letztere Varietät der Varietät Kneiffii untergeordnet werden müsse. Er schlägt
folgende Disposition der Varietäten von H. aduncum L. vor: a. Blandowii Sw.: a. pungens
H. Müll., b. subalpinum Milde, c. polycarpon Bland, d. intermedium Schpr., ** penna Sn.,
e. laxifoUum Sn.; §. pseudofluitans Sn. : &. pseudostraminum C. Müll, b. inerme Sn. (letzteres
neu und beschrieben), c. paternum Sn. ; y. Hampei Sanio: a. uquaticum Sn. ** filicinum
Sn. , b. unculus Sn., c. Kneiffii Schpr. s. s. -ff varians Sn. , d. tenue Schpr.; d. legitimum
Sn. : a. gracilescens Schpr., b. vulgare Sn. ■\-\ varians Sn., **robustum Sn., c. Wilsoni Schpr.,
d. Sendtneri Schpr. *latifolium Sn., ** triviale Sn., e. giganteum Schpr.; s, capillifolium
Warnstorf in litt, ad. Sanio; ex jure antiquiore.
78. Sequeira, G. NouvelJes mousses. (Revista da Sociedade de Instr. do Porto. 1881.)
Nicht gesehen.
79. Spruce, R. On Marsupella Stableri n. sp. and some allied species of European Hepaticae.
(Revue bryologique 1881, S. 89-104.)
Die Einleitung enthält die Geschichte der Gattungen Marsupella und Nardia.
Die letztere wurde von Gray in „Natural Arrangement of British Plants" aufgestellt und von
Dumortier in zwei Genera, Mesophylla {Alicularia Carda c. p.) und Marsupella getheilt.
Später zerspaltete derselbe Autor die Gattung Mesophylla in zwei neue Genera: Mesophylla
Dum. und Alicularia Dum. (Sylloge Jungermannidearum 1831 und Hepaticae Europae 1874).
Die Gattungen Sarcoscyphus und Alicularia der „Synopsis Hepaticarum" werden von Linden-
berg, Carringtou und Anderen zu einem einzigen Genus mit dem Namen Nardia vereinigt.
Verf. möchte diesen Namen jedoch nur für die beiden Arten Jungermannia scalaris Schrad.
und J. compressa Hook, und für Jungermannia emarginata Ehrh. den Namen Marsupella
beibehalten, da letzterer älter ist als Sarcoscyphus. Die wichtigsten Unterschiede zwischen
Pflanzengeograpliie und Systematik. — Monographieen, Moossysteme etc. 209
beiden Gattungen werden nun aufgeführt und ihr Werth besprochen. Verf. kommt dabei
zu dem Resultat, dass die Gattungen Gytnnomitrium und Sarcoscyphus verschmolzen werden
müssen. Drei neue Species von Martiupella werden diagnosticirt und beschrieben: Nardia
(Marsupella) Stableri Spr. n. sp. (.Nordeugland), M. olivacea n. sp. (Syn. Sarcoscyphus
Sprucei ß. decipiens Limpr. (?), S. adustus G. et R, (Nordenglaud, Riesengebirge) und
31. ustidata n. sp. = Gi/mnomitrium adustiim Nees e. p. Sarcoscyphus adustus (N) Spruce.
Die Beschreibungen sind von kritischen Bemerkungen begleitet.
80. Spruce, R. Musci praeteriti: sive de muscis nonnullis adhuc neglectis, praetervisis vel
confusis, nunc recognitis. (Journal of Botany, Vol. X, p. 11 — 18, 33—40.)
Fortsetzung der unter demselben Titel im vorigen Jahrgang der Zeitschrift erschienenen
Diagnosen.
6. Orthotrichiim nivale Spruce. Anden von Quito. Syn. 0. striatum L. 7. Scopelo-
Xjhila Agoyanensis Mitt. aus dem äquatorialen Amerika steht der Encalypta (?J ligulata
Spruce der Pyrenäen, welche Seopelophila ligulata genannt werden muss, sehr nahe. Mitten
stellt die Gattung Seopelophila zwischen Hymenostyliuin Brid. und Hyophila Brid. Die
Geschichte der Entdeckung und die Charaktere werden angegeben. 8. Jungermannia Fearsoni
n. sp. Nord Wales steht am nächsten J. opacula n. sp. vom Chimborazo und J. intricata
L. et G., Syn. Hep. 9. Lepidozia Pearsoni n. sp. Nord Wules Syn. Lepidosia reptans L.
Carringt, et Pears. Hepat. Brit. exsicc. fasc. 1, No. 37. 10. Lejeunia ulicina Tayl. Das
bisher unbekannte Periauthium wird beschrieben. Spruce hatte L. ulicina für Junger-
mannia minutissiwa Smith gehalten und gesteht jetzt seinen Irrthum ein.
81. Venturi. üne Mousse hybride. (Revue bryologique 1881, S. 20—22.)
Verf. empfing aus Oporto mehrere Moose, unter denen sich ein kleiner Rasen befand,
der aus Leptotrichum subulatum Bruch, und Fleuridium suhulatum bestand. Dazwischen
befand sich ein einzelnes Exemplar, welches Verf. für einen Bastard beider Species hält,
da es deren Merkmale vereinigt. Die Thatsache (? d. Ref.) dieser Bastardiruug hält Verf. für
einen wichtigen Beweis dafür, dass die Abgrenzung der Musci cleistocarpi eine künstliche
und unnatürliche ist.
82. Venturi. Le Hypnum curvicaule Jur. (Revue bryologique 1881, S. 82—85.)
Nach einer Vergleichung zahlreicher von verschiedenen Standorten gesammelten
Exemplare dieses dubiösen Mooses, über welches die Meinungen der Bryologen sehr aus-
einandergehen, kommt Verf. zu der Ansicht, dass man es als Subspecies von Hypnum fdi-
cinum betrachten muss, so lange nicht die Früchte bekannt sind.
83. Venturi. Orthotrichum Sardagnanum. (Revue bryologique 1881, p. 47, 48.)
In Rev. bryol. 1879 (vgl. Jahresber. 1879, S, 441, No. 26) hatte Verf. eine neue
Species: Orthotrichiim Sardagnanum aufgestellt. Er hat dieselbe bei Trient von neuem
aufgefunden und vervollständigt seine damals gegebene lateinische Diagnose durch eine
französische Beschreibung.
84. Venturi. Des Orthotricha urnigera. (Revue bryologique 1881, S. 41—47.)
Verf. hatte sich in Rev. bryol. 1879 (vgl. Jahresber. 1879, S. 450, No, 55) dahin aus-
gesprochen, dass Orthotrichum Venturii de Not. nur eine Form von 0. Schubartzianum
Lorentz sei und dass auch die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale dieser Art von 0. urni-
gerum Myrin. hinfällig seien. Auf Grund wiederholter Untersuchungen, deren Resultate
ausführlich mitgetheilt werden, entscheidet sich Verf. jetzt dafür, die Gruppe der Orthotricha
urnigera in zwei Arten zu theilen, zu welchen er die lateinischen Diagnosen giebt : nämlich
Orthotrichum urnigerum Myrin. und 0. Venturii de Not. Dieselben unterscheiden sich
hauptsächlich dadurch, dass bei der ersten die Kapsel am Grunde halbkugelig ist und keinen
Hals besitzt, während sie bei der ^weiten, mit einem Halse versehen, allmählig in die Seta
übergeht. Zu ersterer Art rechnet er als Subspecies 0, Schubartzianum Lorentz, von
welcher er noch eine var. laxa unterscheidet. Bei 0. Venturii dagegen wird eine var.
caespitosa und eine Subspecies 0. fuscum unterschieden.
85. C. Warnstorf. Die europäischen Torfmoose. Eine Kritik und Beschreibung derselben.
Berlin. Theodor Grieben, 1881, 152 Seiten.
Die Ueberzeugung , dass einerseits manche Formen der polymorphen Torfmoos-
Botanischer JuLroslifeiicLt IX (1881) 1. Abth. 14
210 Kryptogamen. — Moose.
gruppe, weil nicht genügend in ihrem inneren Zusammenhange mit anderen verwandten
Typen erkannt, mehr oder weniger einseitig beurtheilt werden, andererseits, dass oft
die zur „Differenzirung" der verschiedenen Species herangezogenen Merkmale sich als
unbeständig erwiesen, hatten den Verf. zu dieser Arbeit veranlasst. In den einleitenden Bemer-
kungen wird die Gruppe zu charakterisiren versucht, wobei freilich, wie auch in der dann
folgenden Charakterentabelle der Torfmoose, Laubmoose und Lebermoose viele, kaum ent-
schuldbare Versehen und Fehler unterlaufen. In der Kritik über die zu benützenden
Charaktere kommt der Verf. zu der Ansicht, dass hauptsächlich die Grundform der Stengel-
blätter, Bildung der Rindenschicht des Stengels, Form, Bildung der Spitze und Umrollung
des Randes der Astblätter zu berücksichtigen seien. Auf die Charakterisirung des Blüthen-
ßtandes ist um so weniger Nachdruck zu legen, als „die eine Art charakterisirenden Merk-
male so zu wählen sind, dass dieselbe zu jeder Zeit, in Frucht oder steril, blühend oder
ohne Blüthen, auch von einem weniger Eingeweihten stets mit Sicherheit erkannt zu werden
vermag". (I) Nach einer Darstellung der bisherigen Anordnungen der Torfmoose von Seiten
der verschiedenen Autoren und zwei Schlüsseln zum Bestimmen der Arten (Schliephacke
u. Verf.), folgt die eingehende Besprechung der einzelnen Formen. Verf. zählt 13 wohl-
begründete Species auf. Spliagnum recitrvinn, cuspidatum und spectabüe werden zu der
CoUectivspecies S}^^. variabile; S. subsecundiwi , auriculatum und laricinum zu S. cavi-
folium zusammengezogen. S. ruhellum wird dem Sph. acutifoliuin untergeordnet. Bei
Sph. sqiiarrosum wird die bisherige Var. teres zur Hauptart erhoben ; endlich ist S. Austini
als Form des cymhifolium einzureihen.
Die Beschreibung der einzelnen Formen ist äusserst weitläufig angelegt, jedoch mit
grossem Fleiss ausgearbeitet. Von neuen Varietäten werden folgende beschrieben: S. ucuti-
folium var. fallax, secundum, squarrosidmn, fiisco-virescens, laxiim, flavicaule, Scliimperi
strictum, S. variabüe 2. ß. fallax, S. cavifolium var. intermedmm, molle, lapponicum,
gracile, S. moUiiscum var. robtistwn, gracile, S. rigidum squarrosiim var. strictum und
reflexum, S. Lmdbergi var. compactam, S. teres var. strictum, compactum, gracile, S. cymbi-
folium var. vulgare, brachycladum, laxum, fucescens, purpurascens, Hampeanum, pulvinatum,
Austini congestum, Eoemeri.
86. Warnstorf, C. Bryologische Notizen. (Hedwigia 1881, No. 11, S. 166, 167.)
Beschreibung des von Kindberg in Norwegen entdeckten üacomitrium papilloswn
Kindb. n. sp. Dasselbe gehört in die nächste Verwandtschaft von B. patens und siideti-
cum Schimp.
87. Warnstorf, C. Thuidium delicatulum (Hedw.) Lindberg, in Steiermark and wahr-
scheinlich auch in Deutschland verbreitet. (Botan. Ceutralbl., Bd. 5, S. 183—185.)
Giebt als neue Fundorte an: Steiermark an vielen Orten (Breidler 1880). Von
Warnstorf in der Mark aufgefundene sterile Exemplare von Thuidium stimmten mit den
Breidler'schen überein, nur dass bei ihnen die BlattpapiUen kürzer waren. Im übrigen erörtert
der Artikel die Unterschiede zwischen dem genannten Moos und Thuidium recognitum
(Hedw.) Lindberg. Es bleibt dahin gestellt, ob überhaupt ein einziger coustauter Uuter-
schied zwischen beiden Moosen vorhanden, ist, und Verf. hält Th. delicatulum nur für eine
Varietät von Th. recognitum Ijindb.
88. Warnsterf, C. Brachythecium Venturii n. sp. (Flora 1881, S. 541, 542.)
Deutsche Diagnose eines von Venturi in den Hochalpen bei Trieut steril gesammelten
und vorläufig neben Br. popideum einzureihenden Mooses, welches Verf. für eine neue
Species: Br, Venturii hält.
III. Sammlungen.
89. Hepaticologia Gallica, 2. Lieferung, angezeigt in Revue bryologique, 1881, S. 24,
Enthält Beschreibungen und Abbildungen in natürlicher Grösse auf 4 Tafeln von
den Gattungen Jungermannia (34 Arten), Lophocolca (4 A.), Harpanihus (1 A.), Chilosci/phiis
(3 A.), Saccogyna (1 A.), Oeocalyx (1 A.), Calypogeia (2 A.), Lcpidozia (2 A.), Masti-
gobryum (2 A.), Trichocolea (1 A.), Ptilidium (1 A.), liadula (1 A.), Madothcca (6 A.).
FlecMen. 211
90, Mnsci Galliae. (Fase. 13, 2e partie, No. 626-650.)
Angezeigt in Revue bryologique 1881, S. 24.
91, Hepaticae Galliae. (Fase. 5, No. 101-125.)
Angezeigt in Revue bryologique 1881, S. 24,
92. Warnstorf, C. Sphagnotheca europaea.
Angekündigt in Sitzungsber. des Bot. Vereins der Prov. Brandenburg, 24, Juni 1881.
Herr W. beabsichtigt alle europäischen Spliagna in einer Sammlung zu vereinigen. Jede
Form soll in Frucht und blühend auf Cartonpapier aufgezogen ausgegeben werden. Die
Etiquetten werden Namen, Florengebiet, Standort, geognostische Unterlage, Meereshöhe und
Bemerkungen über besondere EigenthümlicLkeiteu, bei ganz neuen Formen eine ausführliche
Beschreibung enthalten. Die erste Abtheiluug, 50 Nummern enthaltend, kostet ohne Carton
12.50, mit Carton 15 M.
93. C. Massalongo. Hepaticae Italiae-Venetae exsiccatae. Decades XI, XII. Ferrara 1881.
Diese beiden Decadeu enthalten die folgenden Arten: 101, Blepharozia ciUaris
Dmrt, var, Wallrothiana. — 102. Bazzania trilobata B. et Gr. — 103. Bazz. tricrenata
Trevisj forma ad var. deflexam transiens, — 104. Frullania fragüifoUa Tayl. — 105. Cepha-
lozia bicuspidata Dmrt. var. conferta. — 106. Cephal. bicuspidata Dmrt. var. fastigiata. —
107. Cephal. bicuspidata Dmrt. var, ericetorum. — 108. Cephal. byssacea Dmrt. — 109.
Jungermannia ventricosa Dicks. var, porphyroleuca. — 110. Jung, minuta Crantz, var.
protracta. — 111. Jung, minuta Crantz, var. protracta, forma altera. — 112. Diplophylleia
albicans Trev, var, taxifolia. — 113. Biploph. obtusifoUus Trev. — 114, Nardia scalaris
B. et Gr. — 115, Nard. Funckii var. major. — 116. Kantia Trichomanis B, et Gr, var.
Neesiana Massal. nov. var. — 117. Kant. Trichomanis B. et Gr. var. Neesiana, form.
compacta. — 118. Eiccardia mtiltifida B. et Gr. — 119, Scapania geniculata Massal, —
120. Scap. umbrosa Schrad.
Ausserdem die beiden ergänzenden Arten zu früheren Nummern 24 bis Junger-
mannia la^xceolata L, - 99 bis Jung, exsecta Schm, 0, Penzig.
C. Flechten,
Referent: E. Stahl.
Verzeichniss der ]3esproclienen Arbeiten.
1. Arnold, Lichenologische Fragmente. (Ref. S. 214.)
2. Babikoff. Innere Cephalodien von Nephroma arcticum, (Ref. S. 212.)
3. Baglietto e Carestia. Anacrisi dei Licheni della Valesia. (Ref. S. 217.)
4. Brisson, Supplement aux Lichens des environs de Chäteau-Thierry, (Ref, S, 216,)
5. Crie, Contributions ä la flore cryptogamique de la presqu'ile de Banks, (Ref, S, 217.)
6. Crombie. New British Lichens. (Ref, S. 215.)
7. — Observations on Parmelia olivacea and its British Allies, (Ref. S, 215.)
8. — Note on Parmelia reddenda, (Ref, S. 215.)
9. Egeling. Ein Beitrag zur Lösung der Frage bezüglich der Ernährung der Flechten,
(Ref. S, 213.)
10. — Uebersicht der bisher in der Umgebung von Cassel beobachteten Flechten. (Ref. S. 216.)
11. Friedrieh, Flechten aus Turkestan. (Ref, S. 217.)
12. Fries, Th. Zur Kenntniss der Ehrhart'schen Flechten. (Ref. S. 214.)
13. Grönlund. Islands Flora. (Ref. S. 215.)
14. Hellbom, Bericht über eine zu lichenologischen Untersuchungen in Norrland unter-
nommene Reise, (Ref, S. 215.)
15. Holmes, E. M, The cryptogamic Flora of Kent. Lichens. London 1879. Nicht
gesehen.
16. Jatta. Licheni del Monte Gargano. (Ref, S. 217.)
17. — Lichenes novi vel critici in Herbario Notarisiano coutecti. (Ref. S. 216.)
14*
212 Kryptogamen, — Flechten.
18. Jatta. Ancora sulle localita di Alcuni Liclieüi critici dell' erbario de Notaris. (Ref. S. 217.)
19. Johnson. British Lichens. (Ref. S. 215.)
20. Lamy de la Chapelle. Supplement au Catalogue raisoune des Lichens du Mont-
Dore et de la Haute-Garoune. (Ref. S. 215.)
21. Lanzi. Sul Placodium albesceus, (Ref. S. 216.)
22. Enumerantur Phintae Scandinavicae: Liehen es. (Ref. S. 216.)
23. Lojka. Licheiies Regni Hungarici exsiccati. (Ref. S. 216.)
24. M agnin. De Temploi des reactifs chimiques pour la determinatiou des Lichens.
(Ref. S. 213.)
25. Malbranche. Supplement au catalogue descriptif des Lichens de la Normandie.
(Ref. S. 216.)
26. Mattirolo. Contribuzioni allo studio del genere Cora. (Ref. S. 213.)
27. Minks. Symbolae licheno-mycologicae. (Ref. S. 213.)
28. Müller. Lichenologische Beiträge. (Ref. S. 212.)
29. — Kleinere Aufsätze, deren Titel weiter unten im systematischen Theil. (Ref. S. 214.)
30. Nylander. Addenda nova ad Lichenographiam Europaeam. (Ref. S. 215.)
31. Olivier. Les Cladonia de la Flore Normande. (Ref. S. 216.)
32. — Herbier des Lichens de l'Orne et du Calvados. (Ref. S. 216.)
33. — Tableaux aualytiques et dichotomiques de tous les genres et especes de Lichens
decrits daus le Lichenographia scaudinavica de Th. Fries. Auteuil 1881. (Ref. S. 215.)
34. Piccone. Osservazioni sopra alcune localita Liguri. (Ref. S. 216.)
35. Ravaud. Guide du bryologue et du lichenologue ä Greuoble et dans des environs
Excursion I. Greuoble 1881. (Ref. S. 216.)
36. Renard, E. , et Lacour. De la Manne du Desert ou Manne des H^breux. (Ref.
S. 213.)
37. Roumeguere. Conseils pour l'^tude des Lichens, (Ref. S. 213.)
37a. — Lichenes Galliae exsiccati. (Ref. S. 215)
38. Steiner. Verrucaria calciseda, Petractis exanthematica. (Ref. S. 213.)
39. Wainio, Adjumenta ad Lichenographiam Lapponiae fennicae atque Fenniae borealis.
(Ref. S. 212.)
40. — Untersuchung über die phylogenetische Eutwickelung der Cladonicn. (Ref. S, 212.)
41. Willey, A new North-American Liehen, (Ref. S. 217.)
L Schritten allgemein en Inhalts, Anatomie, Physiologie,
1. Wainio, E. Untersuchung über die phylogenetische Entwickelung der Cladonien.
(Helsiiigfors 1880 [Finnisch].)
Die ursprüngliche Thallusform ist nach dem Verf. der horizontale Thallus; hieraus
•wird der Schluss gezogen, dass die Verwandten der Cladonien nicht unter den Strauchflechten,
sondern unter den Flechten mit krustigem Lager zu suchen sind. Die Podetien, welche dem
Stipes bei Baeomycef zu vergleichen sind, entwickeln sich in der Riudenschicht der basalen
Phyllocladien. Bei Stereocaiilon entstehen dagegen die Podetien „durch eine unmittelbare
Verlängerung der basalen Granulationen" (Phyllocladien), also nicht in deren Rinde. Hieraus
schliesst der Verf., dass die beiden Gattungen nicht so nahe mit einander verwandt sind,
als man auf Grund einer gewissen habituellen Aehnlichkeit schliessen möchte. Verf. giebt
ausserdem eine Eintheilung der Cladonien nebst einer Untersuchung über das relative Alter
der für die Gruppen wichtigsten Charaktere. (Nach Bot. Centralblatt 1881.)
la. Müller. Lichenologische Beiträge. (Flora 1881, p. ill.)
Ausführliche Beschreibung einer neuen den i'ycuiden und Spermogonien analogen
Fructificationsform , welche bei tropisclien blatt- und rindeubewohnenden Flechten vor-
kommt, vorzüglich bei den Gattungen Gyalectidium, Heterothecium und Lopadium.
2. BabikofF, Innere Cephalodien von Nephroma arcticum. Sitzungsberichte der Bot.
Section der St. Petersburger Naturlorscher-Gesellschaft 1879.
Kurze vorläufige Mittheilung über im Innern der genannten Flechte vorkommende
Schriften allgemeinen Inhalts. Anatomie. Physiologie. 213
Gonidiengnippen, die als innere Cephalodien bezeichnet werden und deren Herkunft zweifel-
haft erscheint.
3. Renard, Ernest et Lacour. De la Manne du Desert on Manne des Hebreux. (Bull,
de la Soc. des sc. phys. nat. et climatol. d'Alges 1880.)
Die Verf. halten es für wahrscheinlich, dass Lecanora eseulenta unter der ursprüng-
lichen Manna der Bibel gemeint sei. Die Flechte ist durch das ganze Wüstengebiet von
Afrika und Asien verbreitet. In Algier wird sie nur in Fällen dringendster Noth und dann
in gekochtem Zustand gegessen.
4. Egeling, G. Ein Beitrag znr Lösong der Frage bezüglich der Ernährung der Flechten.
(Oesterr. Bot. Zeitschrift 1881.)
Verf. wendet sich gegen die Behauptung von Zukal, nach welcher alle die Flechten,
welche auf Kiesel, Eisen, Scherben und Glas gefunden werden, „echte Epiphyten« seien.
„Allgemeine Gründe dagegen sind: das langsame Wachsthum der Flechten, sodaun, dass die
scheinbare glatte Oberfläche des Substrates nicht mehr absolut glatt ist. Wenn auf Glas
eine Flechte wachsen kann, so ist es trübe und die Trübung rührt von kleinen Bissen in
der Oberfläche her, und wenn Risse vorhanden sind, so sammelt sich auch das an, was
man „Staub" nennt. Dieser Staub aber bietet den jungen Flechtenpflänzchen so lange
Nahrung, bis es in der Lage ist, sich seine Nahrung aus dem Substrat zu entnehmen,
5. Magnin. De l'emploi de reactifs chimiques pour la determination des Lichens
(Societe bot. de Lyon Mars 1881.)
Kurze Angabe der Reagentien und einiger ihrer Wirkungen.
6. Roumeguere. Conseils pour l'etude des Lichens. (Revue Mycologique, Oct. 1881.)
Ein Abdruck der im „Catalogue raisonne des Lichens der Mont-Dore et de la
Haute -Vienne" enthaltenen Rathschläge über die Anwendung von Reagentien beim Be-
stimmen der Flechten.
7. 0. Mattirolo. Contribuzioni allo studio del genere Cora Fr. (Nuovo Giorn. Bot.
Ital. XIII, No. 4, p. 245-267. Fireuze 1881. Mit 2 lith. Taf.)
Die Gattung Cora, obwohl schon seit langer Zeit bekannt, hat bisher keinen
befriedigenden Platz im System erhalten können und ist von den verschiedenen Autoren
in der verschiedensten Weise gedeutet worden. Zuerst zu den Algen gestellt (als Ulva sp.),
wurde sie später, da man ein Hymenium gefunden, zu den Pilzen, zu den Hymenomyceten
gerechnet, und von Fries als Auricularinee beschrieben. Endlich stellte Nylander, welcher
das Vorhandensein von Gonidien im Thallus beobachtet hatte, das Genus zu den Lichenen
und beschrieb sogar die Apothecien mit Schlauchsporeu, welche er auf einem einzigen
Exemplar beobachtet hatte. Verf. hat einige Arten der Gattung genau anatomisch unter-
suchen können und ist zu folgenden interessanten Resultaten gekommen.
Die Flechtennatur der betreffenden Formen ist unzweifelhaft. Die dabei betheiligten
Algen sind C/iroococcMS- Arten (^Cora Fr.) oder Scytonema (genannt Ehipidonema Matt,
nov. gen.).
Das Hymenium ist in allen Arten gut entwickelt und zeigt Basidien mit je einer
einzigen Basidiospore. Der an der Flechtenbildung betheiligte Pilz ist daher nahe mit
Kneiffia, Corticium, Stereum, Thelephora etc. verwandt.
Die nur einmal von Nylander beobachteten Apothecien gehörten wahrscheinlich
nicht der Gattung Cora zu eigen, sondern einem auf ihr parasitischen Pilze.
Es kann daher aus den Gattungen Cora und Ehipidonema eine neue Familie
gebildet werden, welche Verf. HymenoUchenes nennt: es sind also Basidiomyceten , welche
sich mit Phycochromaceen zur Flechtenbildung vereinen, ganz ähnlich wie dies so häufig
zwischen Algen und Ascomyceten geschieht. 0. Penzig.
8. Minks. Symbolae licheno-mycologicae. Beitrag zur Kenntniss der Grenzen zwischen
Flechten und Filzen. I. Theil. Kassel 1881.
9. Steiner, J. Verrucaria calciseda, Petractis exanthematica. Ein Beitrag zur Kenntniss
des Baues und der Entwickelung der Krustenflechten. Klagenfurt 1881.
In der Hauptsache bestätigen diese Untersuchungen die Ergebnisse, welche Minks
erhielt, in sofern nämlich „dass die behandelten Flechten als einheitliche Organismen
214 Kryptogamen. — Flechten.
erscheinen, welche alle sie constituirenden Theile, inabesondere auch die als Gonidien
benannten Zellen (sowie das Hyphema) aus sich zu erzeugen vermögen. Von Gonidien
giebt es, wie besonders Petractis zeigt, verschiedene in einem Flechtenlager und demgemäss
ist auch ihre Bildungsweise verschieden, während andererseits die so interessanten Scyto-
wewia-Gonidien von Petractis auf zwei verschiedenen Wegen entstehen. Verruc. calc. zeigt
am besten die einfachste Art der Gonidienbildung sowohl im Epi- als Hypothallus. Von
besonderer Wichtigkeit dürfte im Zusammenhalt mit dem, was Minka bei Leptogiiim fand,
der Nachweis der Entwickelung von Gonidien im Hypothallus sein, indem dieser dadurch
als ein dem Hypothallus vollständig homologer Gewebetheil erscheint, der aber etwas später
und mehr allmählig sich bildet und durch Längen wachsthum seiner Elemente sich aus-
zeichnet.
Wie Minks finde auch ich, dass das Plasma der Hyphenzellen , nur nicht immer
gleich stark, durch einen grünen Farbstoff gefärbt ist, von dem ich zeige, dass er in Säuren
nicht verändert wird, in Alkohol vollständig löslich ist.
Worin der Verf. von Minks abweicht, ist die Ansicht über das „Microgonidium"
(Minks). Er findet, dass das Plasma, je nach dem Grade und der Art seines Wassergehaltes
bald netzartig vertheilt (obere Schichte des Epithallus) ist, bald die Hyphenzelle als
zusammenhängende Masse prall ausfüllt, bald in zwei, drei bis viele Abschnitte zerlegt
erscheint, welche dann, wenn sie in grösserer Zahl und ziemlich gleicher Grösse in einer
Reihe gelagert sind, allerdings wie eine Kette kugeliger oder linsenförmiger Zellchen aus-
sehen. Wie aber schon die Verschiedenheit im Anblick, so zeigt noch mehr die Behandlung
mit gewissen Reagcntien, wobei die Abschnitte des Plasma unter gleichmässiger Wasser-
aufnahme sich vereinigen, dass diese Körperchen keine Gebilde sind, welche selbständig
bleiben, sondern dass sie nur durch Wassermangel und Verdichtung des Plasmas entstandene
Spaltungsproducte desselben vorstellen.
Verf. spricht zugleich die Ansicht aus, dass hierin eine durch häufigen Wassermangel
hervorgerufene, stark ausgebildete, biologische Eigeuthümlichkeit des Plasmas der Flechten
Hyphe sich ausdrücke. In soweit also Gonidien durch freie Zellbildung im Innern einer
modificirten Hyphenzelle entstehen, sind diese Trockenzellen immer ein späteres Entwickelungs-
product. Steiner.
II. Systematica.
10. Arnold. Llchenologische Fragmente. (Flora 1881.) XXIV. XXV.
Enthält im Auszuge nicht weiter mittheilbare Bemerkungen über die „Licheues
Helvetici" von Schleicher, welche in den Plantae cryptogamicae Helvetiae herausgegeben
worden waren. In XXV. bringt Verf. Ergänzungen zu einer früher mitgetheilten Aufzählung
der Arten der Gattung Physcia; ferner bespricht er die Gattung Gyalolechia und stellt
eine neue Art auf: 3Ielanot1ieca cjlomerosula Arn., Südtirol. Er liefert ausserdem einen
Nachtrag zu einem früheren Verzeichniss der Flechtenparasiten.
11. Müller, J. Llchenologische Beiträge. (Flora 1881.)
Diagnosen zahlreicher neuer Arten und drei neuer Gattungen: Gyalectiämn, Bia-
torinopsis, Campylidium.
12. Fries, Th. Zur Kenntniss der Ehrhart'schen Flechten. (Flora 1881.)
Enthält Zusätze und Bemerkungen zu Arnold's kritischen Erläuterungen der Flechten
in Ehrhart's Plantae Cryptogamicae.
13. Müller, J. I. Enumeration des Lichens Valaisans nouveaux trouves et publies par
lui anterieurement dans la Flora de Ratisbonne.
II. Lichens coUectes par Privat et Bader entre l'Augstbordpars et le pied de la
Pijramide de Tourtemagne.
III. Lichens des pentes gypseuses audessus des platrieres de Oranges, Valais Moyen,
cueillis par Wolf.
IV. lichens des pentes rocheures situees an N.O. du pont du Rhone entre Brigue et
Roters cueillis par l'auteur.
Systematica. 215
V. EnameratioD de quelques lichens des Haates Alpes du Valais- (Aus Bulletin de la
SOG. Muritbienne du Valais 1881.)
Füuf kleine Aufsätze, deren Inhalt aus den Titeln zur Genüge erhellt.
Neu aufgestellt sind folgende Arten: Lecanora plumbeola, fumosula. — Lecidea
amahilis, Privativ scahridida, Wolfiana, sübinvoluta, Kündigiana, Güttingeri, limhorinella.
— Placodiiun nodidosum, Valesiacum. — Buellia lieteropsis.
14. Nylander. Addenda nova ad Lichenographiam europaeam. (In Flora 1881.)
Diagnosen zahlreicher neuer Arten.
15. Johnson, W. New British Lichens. (Journal of Botany 1881, p. 113.)
Enthält Bemerkungen über einige neue, von Nylander aufgestellte und in dessen
Beiträgen beschriebene Flechten. Lecanora rJiagadisa, L. albo-hitescens, L. erysibe, Per-
tusaria spüomantJiodes, Graphis elegans, forma simplicior.
16. Crombie. New British Lichens. Grevillea 1881,
Aufzählung neuer, von Nylander in der Flora beschriebenen Flechten.
17. Crombie. Observations on Parmelia olivacea and its British Allies. Grevillea 1881.
Theilt die Resultate der Untersuchungen Nylander's über die genannte Flechte aus-
zugsweise mit.
18. Crombie. Note on Parmelia reddenda. Grevillea 1881.
Diese Flechte ist nur eine Form von P. Borreri.
19. Holmes. E. M. The cryptogamic Flora of Kent. Lichens. London 1879.
Nicht gesehen.
20. Grönland. Islands Flora . . . Kopenhagen 1881.
Enthält u. a. ein Verzeichniss aller bis jetzt zum Theil vom Verf. selbst in Island
aufgefundenen Flechten. Die Arten sind aufgezählt in Bot. Centralbl. 1882, S. 235.
21. Enamerantur Flantae scandinavicae. 4. S. Lichenes. Lund u. Upsala 1879—80.
Das 4. Heft, die Lichenen enthaltend, bringt die Arten, Unterarten, Varietäten,
Subvarietäten und Formen übersichtlich nach dem neuen Systeme von Th. Fries angeordnet.
Ihre Verbreitung in den scandiuavischen Ländern (mit Finnland) ist durch Buchstaben aus-
gedrückt. (Bot. Centralbl.)
22. Olivier. Tableau analytique et dichotomique de toas les genres et especes de
Lichens decrits dans le Lichenographia scandinavica de Th. Fries. Auteuil 1881.
23. Hellbom, P. J. Bericht über eine zu licbenologiscben Untersuchungen in Norrland
Im Sommer 1881 unternommene Reise. (Öfvers. af Kongl. Sv. Vetensk. Akad. Förhandl.
1882, No. 3.)
Ohne allgemeineres Interesse.
24. Wainio, E. Adjumenta ad Lichenographiam Lapponiae fennicae acque Fenniae borealls L
Ein Verzeichniss von 351 Arten und Unterarten mit genauer Angabe der Standorte,
Synonyme und zahlreichen anderen Bemerkungen. — Neu aufgestellt werden 16 Arten:
Spilonema tenellum, suhsimile. Pi/roiopsis umhilicata, livaarensis. Collemopsis
deiüanata, subsimüis. Coniocybe gracillima, Pannaria porriginosa. Lecanora helygeoides,
suhrudescens , suheinerascens, Pertusaria infra lap2)onica, litoralis, efflorescens, ochrolemma,
atropallida.
25. Lamy de la Chapelle. Supplement au catalogue raisonne des lichens du Mont-Dore
et de la Haute Vienne. (Bulletin de la Soc. bot. de France 1881, p. 333.)
Die Zahl der Arten beläuft sich auf 650, worunter 4 neu aufgestellte sich befinden :
Pyrenopsis lemovicensis Nyl. Lecanora anoptiza Nyl. Lecidea perparvula Nyl.
Ex)ipliora encanstica Nyl.
Ausserdem wurde eine für Frankreich neue Art — Pannaria lepidiota Nyl. —
aufgefunden.
26. Roumeguere. Lichenes Galliae exsiccati. Cent III, 1881.
Neu Sticta Jelceri. Die meisten Arten stammen aus dem Nachlasse von J. B.
Mougeot. Beiträge lieferten ausserdem Arnold (München) und verschiedene andere französische
Botaniker.
2 Iß Kryptogamen. — Flecliteu.
27. Olivier, H. Les Cladonia de la flore Normande. (Feuille des jeunes uaturalistes.
Avril 1880.)
28. Olivier. Herbier des Lichens de I'Orne et du Calvados. Fase. I-IV.
Von den 200 mitgetheilten Arten verdienen folgende seltenere Formen Erwähnung:
Parmelia subauriferaT^yL', Leeidea incompta Th. Fr.; Lee. Leptocline Flot; Lecanora
cnrtella Th. Fr.; Lee. S ambiiei Th. Fr.; L. Friesiana Th. Fr.; Leeidea Jiypnophylla Th. Fr.;
Tomasiella Leightonii Krd.; Opegrapha einerea Lamy etc.
29. Malbranche. Supplement au Catalogue descriptif des Lichens de la Normandie.
(Bulletin de la Soc. des amis des sciences nat. de Ronen 1881.)
Liefert Zusätze zu der früheren Arbeit. Am Schluss findet sich eine Liste der auf
Flechten vorkommenden Parasiten.
30. Brisson. Supplement aux Lichens des environs de Chäteau-Thierry et du dep. de
la Marne 1881. (Extrait de Mem. de la Soc. acad. de la Marne.) Nach Revue myco-
logique 1881.
Es werden zu den früher erwähnten Flechten 42 für das Gebiet neue Arten und
Varietäten angeführt.
31. Ravaud. .Guide du bryologue et du lichenologue ä Grenohle et dans ses environs.
Excursion 1. Grenoble 1881.
32. Egeling, G. üebersicht der bisher in der Umgebung von Cassel beobachteten Lichenen.
(XXVin. Bericht des Ver. für Naturkunde zu Cassel 1881.)
Ein Verzeichniss von 259, auf 90 Gattungen vertheilten Arten. Diesem Ver-
zeichniss ist eine Zusammenstellung der einschlägigen lichenologischen Litteratur, sowie eine
Gruppirung der Flechten nach Standort und Substrat vorausgeschickt.
33. Lojka. Lichenes Regni Hungarici exsiccati. Fase. I— IV.
Anzeige einer 200 Nummern betragenden Flechtensammlung," aus welcher gewöhn-
lichere Arten ausgeschlossen bleiben sollen. Eine spätere Fortsetzung ist nicht ausgeschlossen.
34. Lanzi, M. Sul Flacodium albescens Koerb. del Colosseo. (Atti dell' Acad. Pontif. dei
Nuovi Lincei 1880.)
Verf. hat die Fructification einer unter verschiedenen Namen beschriebenen sterilen
Flechtenform gefunden, welche auf den beschatteten Mauern des Colosseum vorkommt. Die
Form wurde als Flacodium albeseens Koerb. bestimmt.
35. A. Jatta. Lichenes novi vel critici in Herbario Notarisiano content!. (Nucvo Giern.
Bot. Ital. XIII, 1. Firenze 1881, p. 11-16.) Mit 1 Doppeltafel.
In dem reichen Herbarium des Professor De Notaris fanden sich auch einige
unbestimmte Lichenen, die in vorliegendem Aufsatz besprochen werden. Es sind:
1. Callopisma paepalostomum (Anzi) Jatta var. Bagliettiannm Jatta (von Baglietto
fälschlich als Einodina artictilata beschrieben. — 2. Callopisma aurantiacum Lghtf., var.
fruticum Jatta n. var, — 3. Lecanora atra Huds. (unter dem Namen Dirina fallax im
Herb. Notar.). — 4. Aspieilia isabellina D. Not. sp. ined. — 5. Aspicilia calearia var.
diffracta Jatta n. var. — 6. Vertusaria Wulfenii D.C. var. Gerasi Jatta n. var. — 7. Le-
eidea atrohrunnea Schaer., var. Garovaglü Jatta n. var. — 8. Leeidea Notarisiana n. sp. —
9. Tonina sangiiinaria Bagl. — 10. Opegrapha densta De Not. sp. ined. — 11. Opegrapha
diseoidea n. sp. — 12. Cleiostomum tetrasporum n. sp. — 13. Cleiostomum lignsticitm De Not.
— 14. Verruearia concinna Boss. — 15. Vernicaria margacea (Wahl) Fr. — 16. Micro-
tlielia pygmaea Koerb.
Für die Mehrzahl der beschriebenen Formen sind auf der beigegebenen Tafel ana-
lytische Figuren angefertigt. 0. Penzig (Padua).
36. A. Piccone. Osservazioni sopra alcune localitä Liguri citate in un recente lavoro
lichenologico del Dott. A. Jatta. (Nuovo Giorn. Bot. Ital. XUI, 1881, No. 2, p. 126-127.)
Einige Standortsaugaben für ligurische Flechten, welche Prof. A. Jatta (Nuov. Giorn.
Bot. Ital. XIII, 1, p. 11 — 16) citirt, sind nicht correct. So ist s-tatt „alle Feritore pr.
Genova" (Jatta 1. c.) zu setzen „al Bisagno", da „Feritor** nur der lateinische Name für
den Bisagno-Bach ist. Aspicilia eaJcarea, welche Jatta von den „Monti di Nicea" citirt,
stammt von den Kalkbergen um Nizza (Rostagni). 0. Penzig (Modena).
rilzo (1880). 217
37. A. Jatta. Ancora sulle localitä di alcuni licheni critici deir Erbario De Notaris.
(Nuovo Giorn. Bot. Ital. XIII, 1881, No. 3, p. 215—217.)
Verf. gieht die Erklärung, wie er zu don oben gerügten Irrthümern gelangt sei, und
fügt einen neuen Standort für Cleiostomum ligustieum De Not. hinzu (bei Siro di Struppa,
unweit Genua). 0. Penzig (Modena).
38. A. Jatta. Licheni del Monte Gargano. (Atti della Soc. , Crittogamol. Ital. 1881.)
Milano 1881, p. 35-37.
Aufzählung der Flechten, welche 1877 von Prof. Pedicino auf dem Monte Gargano
gefunden worden sind; es sind 113 Arten, mit zahlreichen Varietäten, von denen eine neu, die
Opegmpha Mou(jeotii var. garganica Jatta. Rabeuhorst hatte 1850 ebenda gesammelt, und
21 Arten gefunden, von denen 8 diesmal nicht wieder gesehen wurden; von den GO Flechten-
arten, welche 1872 Pasquale und Licopoli auf dem Monte Gargano gefunden, fehlen in der
von Prof. Pedicino geraachten Beute zwanzig Arten. 0. Penzig.
39. Baglietto e Carestia. Anacrisi dei Licheni della Valsesia. (Atti d. soc. Crittog. Ital.
resid. in Milano 1880.)
Eine Vervollständigung eines im Jahre 1867 herausgegebenen Verzeichnisses der
Flechten der Valsesia. Die Zahl der Arten belauft sich auf 633, worunter 16 neu sind.
40. Friedrich, K. Flechten aas Tnrkestan. (Acta horti Petrop. 1881.)
19 der gewöhnlichsten Arten werden aus den Sammlungen von Regel aufgezählt.
Eine sterile Flechte vom Sairam-See dürfte neu sein. Sie steht der Evernia Prunastri am
nächsten, zu welcher sie der Verf. vorläufig als var. Turkestanica zieht. (Bot. Cblatt.)
41. Willey, H. A new North-american Liehen. (Bull. Torrey Bot. Club. Vol. VIII, 1881.)
Omphalodiuni Hottentotum (Thunb.) var. Arizonicum Tuck. ined.
42. Crie. Contribotions ä la flore cryptogamiqae de la presqu'ile de Banks. (Nouvelle-
Zelande). (Comptes rendus T. 92, 1881.)
In einer im Jahre 1840 dort gemachten Sammlung fanden sich unter andern Krypto-
gameu auch folgende Flechten : Sticta endochrysa, St. FreycineUi, Neuropogon melaxanthus,
welche ausserdem auf Spitzbergen und au der Südspitze Amerikas vorkommt.
D. Pilze (1880).
Referent: MI. Büsgen.*)
Verzeicliniss der besprochenen Arbeiten. ^)
I. Geographische Verbreitung.
I. Nordpolarländer.
I.Berkeley, M. J, Enumeration of the Fungi collected during the Arctic Expedition
1875-76. (Ref. S. 229.)
2. Russland nnd Finnland.
2. Karsten, P. A. Pyrenomycetes aliquot novi. (Ref. S. 229.)
3. — Rysslands, Finnlands och den Skandinaviska Halfons vampar. (Ref. S. 229.)
4. Woronin, M. Neuer Fundort von Polysaccum turgidum Fr. (Ref. S. 229.)
3. Schweden und Norwegen.
5. Theorin, L. G, E. Hyraenomycetes Gothoburgenses enumeravit. (Ref. S. 229.)
6. — Adnotationes ad Hyraenomycetes Fahlunenses scripsit. (Ref. S. 229.)
*) lufolgo der Verhältnisse, unter welchen ich die Bearbeitung des vorliegenden Theilos des Jahres-
berichts übernahm, war ich nicht in der Lage, Einsendungen der Autoren benutzen zu können. Die daraus
erwachsende Schwierigkeit der rechtzeitigen Beschaffung vieler Schriften möge es entschuldigen, wenn von einigen
nur die Titel angeführt werden. B.
') Da es nicht möglich war, die Referate über die myUologische Littoratur des Jahres 1880 noch im
VIII. Bande zum Abdruck zu bringen , mussten dieselben in den IX. Band aufgenommen werden. Herr Dr.
Büsgcn hatte die Freundlichkeit, die Bearbeitung der Litteratur des Jahres 1880 zu übernehmen, als ich auf die
Fertigstellung dieser Arbeit durch den früheren Referenten nicht mehr rechnen konnte. Herr Dr. Büsgen hat dio
Referate im Laufe weniger Monate hergestellt. J.
218 Kryptogamen. — Pilze (1880).
4. England.
7. Greenwood, Pim. Iudex to British Fungidescribeclornoticed in Grevilleavolsl— VIII.
(Ref. S. 230.)
8. Philipps, W., and Plowright, Ch. New and rare British Fungi. (Ref. S. 230.)
9. White, E. ß. Prelimiuary list of Fungi of Perthshire. (Ref. S. 230.)
5. Frankreich.
10. Gillet, C. C. Champignons de Frauce. (Ref. S. 230.)
11. Saccardo, P. A. Fungi gallici lecti a cl. viris P. Brunaud, Abb. Leteudre, A. Mal-
branche, J. Therry vel editi in Mycotheca gallica C. Roumeguere. Ser. II.
(Ref. S. 230.)
12. V. Thümen, F. Quelques especes nouvelles de Champignons de la France. (Ref. S. 230.)
13. Brongniart, Gh., et Cornu, M. Note sur les Cryptogames recueillies dans les
environs de Gisors le 16 Mai 1880. (Ref. S. 230.)
14. Cornu, M. Note sur quelques Champignons de la flore de France. (Ref. S, 230.)
15. — Liste des especes recueillies dans une excursion faite ä Montmoi-ency. (Ref. S. 230.)
16. Giard, A. Deux especes d'Eutomophthora nouvelles pour la flore frangaise.
(Ref. S. 230.)
17. — Note sur un Agaric nouveau pour la flore frangaise. (Ref. S.* 231.)
18. Gillot, X. Note sur quelques Champignons nouveaux ou rares observes aux environs
d'Autun. (Ref. S. 231.)
19. Patouillard, M. N. Note sur quelques Champignons des environs de Paris. (Ref. S. 231.)
20. — Note sur quelques plantes des environs de Paris. (Ref. S. 231.)
21. Prillieux,, Peronospora effusa var. ß. minor de Bary. (Ref. S. 231.)
22. Roumeguere, C. Apparition en France d'une Mucedinee uouvelle: l'Oidium Passerini
Bert, fils, etat conidien d'un J^risyphe nouveau, l'E. Bertoloni. (Ref. S. 231.)
22a. — Bouquet de Champignons nouveaux observes dans le midi de la France et en
Algerie (1879-1880) par MM. 0. Debeaux, A. Trabut, J. Therry, Rev. Frere
Telesphore et C. Roumeguere. (Ref. S. 231.)
23. Seriziat. Etudes sur Collioure et ses environs. (Ref. S. 231.)
24. Veuillot. Note sur quelques Champignons recoltes pendant l'excursion ä Sain-Bel.
(Ref. S. 231.)
25. Lacaille. Enumeration des Champignons qui existent sur les feuilles des vegetaux,
dans l'Arrondissement du Ha vre et principalement h Bolbec. (Ref. S. 231.)
26. Malbranche et Letendre. Champignons nouveaux ou peu connus recoltes en Nor-
mandie, pour la plus grande partie dans le departement de la Seine- Inferieure.
(Ref. S. 232.)
27. Quelet, L. Champignons recemment observes en Normandie, aux environs de Paris
et de la Rochelle, en Alsace, en Suisse et dans les montagnes du Jura et des Vosges ;
suivi des contributions ä la flore mycologique de la Seine -Inferieure par M. A.
Lebreton. (Ref. S. 232.)
28. — Some new species of Fungi frora the Jura and the Vosges. (Ref. S. 232.)
29. Brochon, E. H. Rencontre dans la commune de Saucats d'un Ciavaria foliacea Saint-
Aman. (Ref. S. 232.)
30. Brunaud, M. P, Liste des plantes phauerogames et cryptogames croissant spontanöment
ä Saintes (Charente-Jnferieure), et dans les environs. (Ref. S. 232.)
31. de Guernisac, comte. Catalogue des Discomycetes de l'arroudissement de Morlaix.
(Ref. S. 232.)
32. Gillot. Decouverte en France du Roesleria hypogaea Thüm. et Pass. (Ref. S. 232.)
38. Lucand. Hymenomycetes nouveaux pour le departement de Saöne- et -Loire, recoltes
en 1879. (Ref. S. 232.)
S. a. No. 68.
6. Niederlande.
84. Layen. Contribution ä l'etude des Champignons du grand-duchö de Luxembourg.
(Ref. S. 233.)
Verzeichniss der besprochenen Arbeiten. 219
35. Oudemans, C. A. J. A. Revision des Champignons trouves jusqu' h ce jour dans les
Pays-Bas. (Ref. S. 233.)
7. Deutschland.
36. Bail, Th. Neue Pilzfunde in Westpreussen. (Ref. S. 233.)
37. Winter, G, Verzeichniss der im Gebiete von Koch's Synopsis beobachteten Uredineen
und ihrer Nährpflauzen. (Ref. S. 233.)
S. a. No. 88.
8. Oesterreicb.
38. Beck, G. Zur Pilzflora Niederösterreichs. (Ref. S. 233.)
39. Holuby, J. L. Gombäszati aprosäyok Y. (Ref. S. 238.)
40. Saccardo, P. A. Fungi Dalmatici pauci ex herb, illustr. R. de Visiaui addito uno
alterove mycete ex Anglia et Pannonia. (Ref. S. 233.)
41. Schulzer von Müggenburg. Mykologische Beiträge. (Ref. S. 234.)
42. Voss. Materialien zur Pilzkunde Krains. Wien 1880. S». 44 S. mit 1 Tfl. (S.S. 234.)
9. Schweiz.
43. Winter. Mykologisches aus Graubünden. (Ref. S. 234.)
S. a. No. 86, 87.
10. Italien.
44. Passeriui. Micromycetum italicorum diagnoses. (Ref. S. 234.)
45. Saccardo, P. A. Conspectus generum Fungorum Italiae inferiorum (Ref. S. 234.)
46. — Fuugi veueti uovi vel critici vel Mycologiae Veuetae addendi. Ser. VI. (Ref. S. 234.)
46a. Spegazziui. Fungi nonnulli Veneti novi. (Ref. S. 234.)
47. Com es, 0. Osservazioni su alcune specie dei funghi de Napolitano, e descrizione di
due uuove specie. (S. S. 234.)
48. Comes, H. Sur la flore de Pompei. (Ref. S. 234.)
49. Inzenga, G. Funghi Siciliani. Cent. II. (Ref. S. 234.)
S. a. No. 83.
11. Spanien and Portugal.
50. de Thüraen. Liste des Champignons que feu le Dr. Wolffenstein a recoltes pendant
un sejour ä Malaga en Espagne. Det. par F. de Th. (Ref. S. 235.)
51. — Coutributiones ad floram mycologicam lusitanicam. Ser. 11. (Ref. S. 235.)
12. Asien.
52. Cesati, V. lutorno ai miceti raccolti dal Beccari nelle isole di Borneo e di Ceylon.
(Ref. S. 235.)
53. — Mycetum in itinere Borneensi lectorum a. cl. od. Beccari enumeratio. (Ref. S. 235.)
54. Cooke, M. C. Fungi of India. (Ref. S. 235.)
55. Roumeguere,C. Fungi in reg. div. Australiae et Asiae a Jul. Remy collect! 1863—1866.
(Ref. S. 235.)
56. de Thümen. Fungorum novorum exoticorum decas altera. (Ref. S. 235.)'
57. — Beiträge zur Pilzflora Sibiriens. III. (Ref. S. 235.)
58. — Fungi aliquot novi in terra Kirghisorum a Juliano Schell. (Ref. S. 235.)
S. a. No. 65. 71. 79.
13. Afrika.
59. Ascher sou. Beiträge zur Flora Aegyptens. (Ref. S. 235.)
60. Fischer von Waldheim. IV^ittheilungen über die von Ehrenberg in Aegypten und
Nubien gesammelten Brandpilze. (Ref. S. 236.)
61. de Thümen. Fungi Egyptiaci coli, per Schweinfurth, det per de Th. (Ref. S. 236.)
62. Spegazzini, Ch. Fungi nonuuUi in insula Sancti Vincentii (caput viride) in die
11. Decembri 1879 lecti. (Ref. S. 236.)
63. Kalchbrenner, C, and Cooke, M. C. South African Fungi. (Ref. S. 236)
S. a. No. 84.
220 Kryptogamen. — Pilze (1880).
14. Amerika.
64. Fungi Brasilieuses in provincia Rio de Janeiro a cl. Dr. A. Glaziovi lecti. Det. M. G.
Berkeley. (Ref. S. 236.)
65. Cooke, M. C. Exotic fimgi. (Ref. S. 236.)
66. — The Fungi of Texas. (Ref. S. 236.)
67. — New York Fungi. (Ref. S. 236.)
68. — and Harkness. Californian Fungi. (Ref. S. 236.)
69. Harkness and Moore, J. H. Catalogue of the Pacific Coast Fungi. (Ref. S. 237.)
70. Philipps, W. On Helvella californica. (Ref. S. 237.)
71. Saccardo, P. A. Fungorum extra-europaeorum pugillus. (Ref. S. 237.)
72. Spegazzini. Fungi argentini. Pugillus I u. II. (Ref. S. 237.)
73. de Thümen. Pilze aus Entre-Rios. (Ref. S. 237.)
S. a. No. 76, 84.
15. Australien.
74. Cooke, M. C. Fungi australiani. (Ref. S. 237.)
75. Kalchbrenner, C. Fungi of Australia I. Basidiomycetes. (Ref. S. 237.)
75a. — and Cooke, M. C. Austraiian Fungi. (Ref. 237.)
S. a. No. 55, 65.
S. a. unter „Pflanzenkraukbeiten".
II. Sammlungen und Präparate.
76. Ellis, J. B. North American Fungi. Cent. IV. (Ref. S, 238.)
77. Kunze, J. Fungi selecti exsiccati. 3 u. 4 Cent. (Ref. S. 238.)
78. Lösche. Herbarium. (Ref. S. 238.)
79. Martianoff, N. Fungi minusinenses exsiccati. (Ref. S. 238.)
80. Patouillard, N., et Doassaus, E, Chainpignons figures et desseches. (Ref. S. 238.)
81. Rehm. Die Ascorayceten. XI. (Ref. S. 238.)
82. Roumeguöre,C. Fungi gallici exsiccati. Index Cent. VII— X. (Ref. S. 238.)
83. Spegazzini, Ch. Decades Mycologicae italicae. 7—12. (Ref. S. 238.)
84. de Thümen. Mycotheca universalis 17. Cent. (Ref. S. 238.)
85. — Diagnosen zur „Mycotheca universalis". Cent. XIII— XV. (Ref. S. 238.)
86. Wartmann u. Winter, Schweizerische Kryptogamen. Cent. VIII. (Ref. S. 238.)
87. Winter, G. Supplemente zu den Fungi helvetici. (Ref. S. 238.)
88. Zopf, W. Mycotheca Marchica. (Ref. S. 239.)
89. Aruoldi, E. W. Sammlung plastisch nachgebildeter Pilze. 17. (Ref. S. 239.)
90. Zimmermann, 0. E. R. Mj-cologische Präparate. (Ref. S. 239.)
S. a. No. 306.
IIL Schriften allgemeinen und gemischten Inhalts.
1. Schriften über allgemeine und specielle Systematik, Anatomie und Entwickelungs-
geschickte.
91. Dodel-Port, A. Illustrirtes Pflanzenleben. (Ref. S. 239.)
92. Kny, L. Botanische Wandtafeln mit erläuterndem Text. IV. (Ref. S. 239.)
93. Kummer. Praktisches Pilzbuch für Jedermann, in Fragen und Antworten. (S.
S. 239.)
94. Lambotte, E. Flore mycologique de la Belgique. (Ref. S, 239.)
95. de Lanessan. Flore general des Champignons. (Ref. S. 239.)
96. — Flore des Champignons superieurs. (Ref. S. 239.)
97. — Flore des Champignons inferieurs. (Ref. S. 2^.)
98. Layen. Synopsis dichotomique des Champignons. (Ref. S. 240.)
99. Lenz, H. Die Schwämme. 6. Aufl. (Ref. S. 240.)
100. Marc band, L. Botanique cryptogamique pharmaco-medicale. (S. S. 240.)
101. — Les herborisations cryptogamiques, (S. S. 240.)
102. Philipps, W. The fungi of our dwelliug houses. (Ref. S. 240.)
Verzeichniss der besprochenen Arbeiten. 221
103. Ricbon. Description et dessins de plantes cryptogames nouvelles. (Ref. S. 240.)
104. Stevenson, J. Mycologia scotica. (Ref. S. 240.)
105. Benett, A. W. Ou the Classification of Cryptogams. (Ref. S. 240.)
106. — and Murray. A Reformed System of terminology of the reproductive orgaas of
the Thallophyta. (Ref. S. 241.)
107. Banning, M. E. Notes on Fuogi. (Ref. S. 241.)
108. Bail. Ueber unterirdische Pilze. (Ref. 241.)
109. Doassans, E., u. Patouillard, M. Especes nouvelles de Champignons. (Ref. S. 242.)
110. Roumeguere, C. Un Rhizomorpha couidifere. (Ref. S. 242.)
111. — Publication des „Reliquiae Libertianae". (Ref. S. 242.)
112. Cooke, M. C. Reliquiae Libertianae. (Ref. S. 242.)
113. de Thümen. Reliquiae Libertianae. (Ref. S. 242.)
114. Massee, G. E. Notes on some of our smaller fungi. (S. S. 242.)
115. Schulzer v. Müggenburg. Ersuchen an die Fachgenossen. (Ref. S. 242.)
116. — Mykologisches. (Ref. S. 242.)
117. Winter. Mykologische Notizen. (Ref. S. 242.)
118. Cuningham, D. On certain effects of starvation ou Vegetable and Animal Tissues.
(Ref. S. 242.)
119. Schmitz. Untersuchungen über die Structur des Protoplasmas. (Ref. S. 243.)
120. Bainier, M. G. Sterigmatocystis et Nematogonum. (Ref. S. 243.)
121. Gravis, A. Note sur les excroissances des racines de l'aune. (Ref. S. 244.)
122. Pen zig, 0. Sui rapporti genetici tra Ozonium e Coprinus. (Ref. S. 244.)
123. Zopf, W. Ueber eine neue Methode zur Untersuchung des Mechanismus der Sporen-
entleeruug bei den Ascomyceten etc. (Ref. S. 244.)
2. Physiologie (Chemie, Gährang).
124. V. Naegeli. Der Eruährungschemismus der niederen Pilze. (Ref. S. 245.)
125. Condamy. Observations sur la preponderance de l'arbre daus le developpement des
Champignons sylvestres. (Ref. S. 247.)
126. Roumeguere, C. Sur le parasitisme des Champignons; observations de M. M. A.
Bertoloni et Condamy. (Ref. S. 247.)
127. van Tieghem, Ch. Sur la Vegetation dans l'huile. (Ref. S. 247.)
128. Hansen, E. Chr. Ueber Saccharomyces apiculatus. (Ref. S. 247.)
129. — C. Ueber die in der Luft vorkommenden Organismen. (Ref. S. 248.)
130. Penzig, 0. Sui rapporti genetici tra Ozonium e Coprinus. (Ref. S. 248.)
131. Reinke. Ueber die Zusammensetzung des Protoplasma von Aethaliura septicum.
(Ref. S. 248.)
132. Kossei. Ueber das Nuclein der Hefe. (Ref. S. 248.)
133. Pas quäl is. La fermentazione secondo C. v. Naegeli. (S. S. 248.)
134. v. Naegeli. Ueber Wärmetönuug bei Fermentwirkungen. (Ref. S. 248.)
135. Nasse, 0. Ueber Fermentprocesse und ihre Abhängigkeit vom Licht. (Ref. S. 249.)
136. Schacht, W. Der Stoffwechsel der Hefezelle bei der Alkoholgährung. (Ref. S. 249.)
137. Pasqualis. L'acqua nella fermentazione alcoolica. (S. S. 249.)
138. — L'ossigeno nella fermentazione alcoolica. (S. S. 249.)
139. Hansen. Chr. Einüuss der Lüftung auf die Vergährung der Würzen. (Ref. S. 249.)
140. Mayer, A. Ueber den Einüuss des Sauerstoffzutritts auf die alkoholische Gährung.
(Ref. S. 249 )
141. — Ueber den Einfluss der Sauerstoffzufuhr auf die Gährung. (Ref. S. 249.)
142. Boussingault, J. Sur la fermentation alcoolique rapide. (Ref. S. 250.)
143. Hayduck, M. Einige Beobachtungen über den Einfluss der Spaltpilze auf die Ent-
wickelung und Gährwirkung der Hefe. (Ref. S. 250)
144. Schiel. Ueber Gährung. (Ref. S. 250.)
145. Cochin. Ueber die alkoholische Gährung. (Ref. S. 250.)
146. Berthelot. Bemerkungen zu Herrn Cochin's Notiz über die alkoholische Gährung.
(Ref. S. 250.)
222 Kryptogämen. — Pilze (1880).
147. Hayduck, M. Bestimmung der Hefe durch Zählung. (Ref. S. 250.)
148. . Heinzelmann. Werthbestimmung der als Rohmaterial für die Presshefefabrikation
dienenden Körnerfrüchte. (Ref. S. 250.)
149. Gayon, U. Sur la cause d'alteration spontanee des Sucres bruts de canne. (Ref.
S. 251.)
150. Wenckiewitz, B. Das Verhalten des Schimmelgenus Mucor zu Antisepticis und
einigen verwandten Stoffen mit besonderer Berücksichtigung seines Verhaltens in
zuckerhaltigen Flüssigkeiten. (Ref. S. 251.)
151. Gayon, ü. Gewinnung des Rohrzuckers aus der Melasse durch Gährung. (Ref. S. 251.)
152. Bontroux, L. Sur une nouvelle fermentation du glucose. (Ref. S. 251.)
153. Wurm. Ein neues G ährverfahren. (Ref. S. 251.)
154. Herzen, A. Ueber den Einfluss der Borsäure auf die Essiggährung. (Ref. S. 251.)
S. a. No. 107.
3. Pilze als Ursache von Krankheiten der Menschen und Thiere.
155. Behrens, W. J. Unsere unsichtbaren Feinde. (Ref. S. 252.)
15G. Eidam, E. Nutzen und Schaden der niederen Pflanzenwelt. (Ref. S. 252.)
157. Burnett, Ch. H. Aspergillus in the human ear. (Ref. S. 252.)
158. Grawitz. Ueber Schimmelvegetationen im thierischeu Organismus. (Ref. S. 252.)
159. Lang, E. Vorläufige Mittheilung von einem neuen Untersuchungsergebnisse bei
Psoriasis. (Ref. S. 352.)
160. Ribbert. Ueber Abscesse des Gehirns, verursacht durch Embolien des Oidium albi-
cans. (Ref. S. 253.)
161. Brummer, J. Maul- und Klauenseuchen -ähnliche Krankheitserscheinungen, hervor-
gerufen durch (mit Polydesmus exitiosus befallenem) Raps. (Ref. S. 253.)
162. Edinburgh Botanical Soc. Fish, diseased, in the Tweed. (Ref. S. 253.)
163. Brooke, G. Notes on the Salmon disease in the Esk and Eden. (Ref. S. 253.)
164. Buckland, Fr., Walpole, Sp., Joung, A. Report on the disease which has
recently prevailed among the Salmon iu the Tweed, Eden and other rivers in
England and Scotland. (S. S. 253.)
165. Robsou, M. H. The Salmon disease (Saprolegnia ferax). (S. S. 253.)
165a. Rutherford. Ueber die Krankheit der Salme. (Ref. S. 253.)
165b. Brongniart, A., et Cornu, M. C. Observations nouvelles sur les epidemica sevissant
sur les insects. (S. S. 253.)
166. Hagan, Destruction of Insects by Yeast. (Ref. S. 253.)
167. Lesley. Fungus inoculation for Insects. (Ref. S. 253.)
168. Prentiss, A. N. Destruction of noxious insects by means of fungoid growths.
(S. S. 253.)
169. Rommier, A. Sur l'influence toxique que le mycelinm des racines de la vigne exerce
sur le Phylloxera. (Ref. S. 254.)
S. a. No. 393.
4. Pilze als Ursache von Pflanzenkrankheiten.
a. Allgemeines.
170. Cornu, M. Applications de la theorie des germes aux Champignons parasites des
vegetaux et specialement aux maladies de la vigne. (Ref. S. 254.)
171. Frank, A. B. Die Krankheiten der Pflanzen. (Ref. S. 254.)
172. Schenk, A. Handbuch der Botanik. I. (Ref. S. 25G.)
173. Sorauer, P. Giebt es eine Prädisposition der Pflanzen für gewisse Krankheiten?
(Ref. S. 256.)
174. Com es, 0. J Funghi in rapporto all'economia domestica ed alle piante agrarie.
(Ref. S. 256.)
175. Wildwachsende Pflanzen als Verbreiter von Krankheiten unserer Culturgewächse.
(Ref. S. 257.)
Verzcichniss der besprochenen Arbeiten. 223
176. Beobachtungen über Feinde und Krankheiten unserer Obstbäume und Getreidearten im
Jahre 1875. (Ref. S. 257.)
177. Lange, J. Om de Sygdome hos vore vigtigste dyrkede Planter, som fremkaldes ved
Rustsvampe o. s. v. (Ref. S. 257.)
178. Renner. Az auyarozs (Seeale cornutum) etc. (Ref. S. 257.)
179. — A növenyek üszögbetegsege etc. (Ref. S. 257.)
ISO. — A Uszögbetegseg etc. (Ref. S. 257.)
181. Gegen Pflanzenungeziefer und Pflanzenkraukheiten. (Ref. S. 257.)
182. Sprengwagen zur Vertilgung der schädlichen Pilze und Insecten auf Culturgewächsen.
(Ref. S. 257.)
b. Krankheiten des Getreides und anderer Feldfrüchte.
183. Comes, 0. Notizie intorno ad alcune Crittogame parasite delle plante agrarie ed ai
mezzi per combatterle. (S. S. 157.)
184. Linde, S. Wurzelparasiten und angebliche Bodenerschöpfung in Bezug auf Klee-
müdigkeit etc. (Ref. S. 258.)
185. — Bodenraüdigkeit und die Unverti'äglichkeit der Pflanzen sind Pflanzenkrankheiten.
(Ref. S. 258.)
186. Liebig, H. v. Ist die Bodenerschöpfungstheorie eine Irrlehre oder nicht? (Ref. S. 258.)
187. Eriksson, J. Ora Klöfverrötan etc. (üeber die Kleefäule mit besonderer Rücksicht
auf das Auftreten in unserem Lande.) (Ref. S. 258 )
188. — En ny parasitsvamp etc. (Ein neuer Schmarotzer auf Weizen.) (Ref. S. 258.)
189. Cugini, G. Sopra una malattia del frumento recentemente comparsa nella provincia
di Bologna. (Ref. S. 259.)
190. Werner u. Körn icke. Die Werthigkeit einiger Roggensorten. (Ref. S. 359.)
191. — Ueber die Werthigkeit einiger Gerstensorten. (Ref. S. 259.)
192. Kühn, J. Staubbrand in Gerste und Hafer. (Ref. S. 260.)
193. V. Liebenberg. Mittel gegen den Steinbrand des Weizens. (Ref. S. 260.)
194. Eidam. Ein neues Samenbeizmittel. (Ref. S. 260.)
195. Strebe]. Ueber das Beizen des Saatguts. (Ref. S. 260.)
196. Samenbeizmittel. (Ref. S. 260.)
197. Bretfeld, H. v. Der Rapsverderber. (Ref. S. 260.)
198. Hamburg, E. A Peziza cibarioides Fr. etc. (Ref. S. 260.)
199. Cornu, M. C. Observations sur la maladie des vignons (ürocystis cepulae Farlow).
(Ref. S. 261.)
200. Der Brandpilz der Zwiebeln. (Ref. S. 261.)
201. Hallier, E, Der Brandpilz der Küchenzwiebel. (Ref. S, 261.)
202. Frank, A. B. Notiz über den Zwiebelbrand. (Ref. S. 261.)
203. Magnus, P. Bemerkung zu P. A. Frank's Notiz über den Zwiebelbrand. (Ref.
S. 261.)
204. Renouard, A. fils. Note sur les principales maladies du lin. (Ref. S.^261.)
205. Woronin, M. Nachträgliche Notiz zur Frage der Kohlpflanzeuhernie. (Ref. S. 261.)
206. Kühn, J. Benutzung kranker Kartoffeln. (Ref. S. 262.)
207. Lawes u. Gilbert. Ueber die Zusammensetzung der Kartoffeln. (Ref. S. 262.)
208. Mark er. Ueber den Einfluss der Düngung auf das Auftreten der Kartoffelkrankheit
und den Stärkegehalt der Kartoffeln. (Ref. S. 263.)
209. Schindler. Die Regeneration der Kartoffel. (Ref. S. 263.)
210. Bersch, Jos. Ueber Mittel, das Schimmeln des Malzes zu verhüten. (Ref. S. 263.)
211. Davis, G. E. , Dreyfuss u. Holland, P. Sizing and Mildew in Cotton Goods.
(Ref. S. 263.)
c. Krankheiten der Gartengemüse und Blumen.
212. Ihne. Studien zur Pflanzengeographie (Puccinia Malvacearum). (Ref. S. 263.)
213. Fischer. Puccinia Malvacearum. (Ref. S. 264.)
214. Kaiser. Einige Bemerkungen über Puccinia Malvacearum. (Ref. S. 264.)
224 Kryptogamcu. — Pilze (1880).
215. Motelay. üeber eine Puccinia auf Lavatera cretica. (Ref. S. 264.)
216. Ihne, E. Infectionsversuche mit Puccinia Malvacearum. (Eef, S. 264.)
217. Thomas, F. Puccinia Chrysospleuii Grev. (Ref. S. 264.)
218. Worthingt ou G. Smith. Semi^ervivurn disease. (Ref. S. 264.)
219. Badger, E. W. Sempervivum disease. (Ref. S. 264.)
220. Wittmack, L. Peronospora sjjarsa Berit. (Ref. S. 264.)
221. Thomas, F. Ueber ein auf Dryas parasitisches Synchytrium. (Ref. S. 264.)
222. Neumann, 0. Ueber Steraphylium ericoctonum A. Br. u. de Bry. (Ref. S. 264.)
223. Mittel gegen den Roseuthau. (Ref. S. 265.)
d. Krankheiten der Waldbäume und Sträucher.
224. Rostrup, E. Parasitische Pilze an Waldbäumen. (Ref. S. 265.)
225. Hart ig, R. Der Eichenwurzeltödter, Roselliuia (Rhizoktonia) quercina. (Ref. S. 265.)
226. — Die Lärchenkrankheiten, insbesondere der Lärchenkrebspilz , Peziza Willkommii.
(Ref. S. 266.)
227. — Der Fichtenrindenpilz, Nectria cucurbitula Fr. (Ref. S. 267.)
228. — Der zerschlitzte Warzenpilz, Telephora laciniata Pers. (Ref. S. 267.)
229. — Der Krebspilz der Laubholzbäume, Nectria ditissima Tul. (Ref. S. 267.)
230. — Der Ahornkeimlingspilz, Cercospora acerina. (Ref. S. 268)
231. — Der Buchenkeimlingspilz, Phytophthora Fagi. (Ref. S. 269.)
232. Farlow, W. G. The Gymnosporangia or Cedar- Apples of the United States. (Ref.
S. 270.)
233. Mer, M. E. Note sur le däperissement des cimes d'Epicca. (Ref. S. 270.)
234. Prantl. Weitere Beobachtungen über die Kiefernschütte und die auf Coniferen
schmarotzenden Pilze aus der Gattung Hysterium. (Ref. S. 270.)
235. Seurrat delaEoulaye, J. Beobachtungen über die „Maladie ronde" der Seekiefern
(Pins maratimes) und der gemeinen Kiefern in Sologne. (Ref. S. 271.)
236. Prillieux. Sur les causes du rond des Pins. (Ref. S. 272.)
237. Roumeguere, C. Origine de la maladie du Rond. — Un mot sur les Rhizomorpha
et sur les recents recherches de M. R. Hartig. (Ref. S. 272.)
238. France, C. S. Notes on the Mycelium of fungi attacking the roots of young scotch
firs. (Ref. S. 273.)
23D. Fleischer. Mittel gegen Holzfäulniss. (Ref. S. 273.)
e. Krankheiten der Obstbäume, des Kirschlorbeers und der Melonen.
240. Roumeguere, G. Nouvelle apparition en France du Gloeosporium (Fusarium)
reticulatum Mt., destructeur des melons. (Ref. S. 273.)
241. Borbäs, V. Növenytani aprösäyok IV. (Ref. S. 273.)
242. Bertoloni. Nuovo Oidium del Lauroceraso. (Ref. S. 273.)
243. Räthay, E. Vorläufige Mittheiluug über die Hexenbesen der Kirschbäume und über
Exoascus Wiesueri Räthay. (Ref. S. 273.)
244. Thomas, Fr. Ueber die von M. Girard kürzlich beschriebenen Gallen der Birnbäume.
(Ref. S. 274.)
245. Drawiel. üeber eine Impfung von Polyporus igniarius auf einen gesunden Kirsch-
baum. (Ref. S. 274.)
246. Fischer, J. F. Heilung der Frost-, Brand- u. Krebsschäden durch Theer. (Ref. S. 274.)
247. Ueber die Pflege, Krankheit und Heilung der Orangenbäume. (Ref. S. 274.)
f. Krankheiten des Weinstocks.
248. Ladrey, C. Traite de viticulture et d'Oeuologie. (Ref. S. 274.)
249. de Bary, A. Der neue Feind unserer Reben (Peronospora viticola). (S. S. 274.)
250. Göthe, R. Der falsche Melthau der Reben (Peronospora viticola). (Ref. 274.)
251. Roumeguere, C. Le Peronospora de la vigne. (Ref. S. 274.)
252. Renner, A. Uj veszely fenyegeti etc. (Peronospora viticola). (Ref. S. 275.)
253. Arina, G. Brevi cenni suUa Peronospora viticola. (S. S. 275.)
Verzeichniss der besprochenen Arbeiten. 225
254. Cerletti e Carlucci. La comparsa del Mildew o falso Oidio degli Americani a
Farra di Soligo. (Ref. S. 275.)
255. Pirotta, R. Ancora sul Mildew o falso Oidio delle Viti. (Ed. S. 275.)
256. Cornu, M. Le Mildew, Peronospora des vigaes (Peronospora viticola Berk. et Curt.)
(Ref. S. 275.)
257. Prillieux, E. Le Peronospora de la vigne (Mildew des Americains) dans le Vendomois
et la Touraiue. (Ref. S. 275.)
258. Roumeguere, C. Aire et marche de developpement en France de Peronospora de
la vigae pendant l'automne 1879. (Ref. S. 275.)
259. Tliomas, P. Apparition dans le departement du Tarn du Peronospora viticola.
(Ref. S. 275.)
260. Voss, W. Peronospora viticola de Bary. (Ref. S. 275.)
261. — Weitere Mittheilungen über die Ausbreitung der Peronospora viticola de Bary.
(Ref. S. 276.)
262. Mika, K. U Peronospora viticola de Bary etc. (Ref. S. 276.)
263. de Thümen. Die Einwanderung der Peronospora viticola in Europa. (Ref. S. 276.)
264. S. Garovaglio. La Peronospora viticola B. et C. ed il Laboratorio Crittogamico.
(S. S. 276.)
365. — Sui tentativi di cura delle viti infette dalla Peronospora viticola Berk. (Ref. S. 276.)
266. Roux, Fr. Observations sur quelques maladies de la vigne. (Ref. S. 276.)
267. de Thümen. Die Pocken des Weinstocks. (Ref. S. 276.)
268. Mika, K. Ueber Gloeosporium ampelophagum Sacc. (Ref. S. 276.)
269. Anon. La malattia delle viti in Sansego. (Ref. S. 277.)
270. — Notizie sulla fillossera le sue invasione ecc. con uu appendice sull' Antracnosi
della vite. (S. S. 277.)
271. Ar Ina, G. L'antracnosi della vite. (Ref. S. 277.)
272. Cattaneo, A. Tentativi d'innesto di Picchiola nelle viti. (Ref. S. 277.)
273. Hoch. Der schwarze und rothe Brand an den Weintrauben. (Ref. S. 277.)
274. Lawley, F. L' Antracnosi della vite. (Ref. S. 278.)
275. Prillieux, Ed, Quelques mots sur le rot des vignes americaines et l'anthracnose des
vignes francaises. (Ref. S. 278.)
276. Cornu, M. Remarques sur la commuuication de M. Prillieux. (Ref. S. 278.)
277. Roumeguere, C. Le rot des vignes americaines est-il la meme maladie que
l'Antracnose des vignes du midi de France? — Ce dernier flean ä Collioure
(Pyr.-Or.). (Ref. S. 278.)
278. Kühler. Ueber Pilzkrankheiten des Weiustocks. (Ref. S. 278.)
279. — Eine neue Weinkrankheit. (Ref. S. 278.)
280. Daille. Uredo viticida. (Ref. S. 278.)
281. Mühlberg. Ueber Roessleria hypogaea Thüm. et Pass. (Ref. S. 279.)
282. EUis, J. B. New Sphaeria on Grapes (Sphaeria Bidwellii n. sp.). (S. Bot. Jahresb.
1879, S. 579.)
283. Millardet, A. Phylloxera et Pourridie. (Ref. S. 279.)
284. Trevisan, V. II mal nero e la fillossera a Valmadrera. (Ref. S. 279.)
285. Schaal. Zur Bekämpfung der Traubenkrankheit. (Ref. S. 279.)
286. Gegen den Mehlthau des Weines. (Ref. S. 279.)
287. Moritz, J. Ueber die Wirkungsweise des Schwefeins als Mittel gegen den Trauben*
pilz (Oidium Tuckeri). (Ref. S. 280.)
g. Krankheiten des Kaffebaumes.
288. Abbay, R. Observations on Hemileia vastatrix, the so-called Coffee-leaf Disease.
(Ref. S. 280.)
289. Morris, D. Note on the structure and habit of Hemileia vastatrix, the Coffee-leaf
disease of Ceylon and Southern India. (Kef. S. 281.)
290. Thiselton Dyer, W. T, The Coffee-leaf Disease of Ceylon. (Ref. S. 281.)
Botanischer Jahresbericht IX (1881) 1. Abth. 15
226 Kryptogamen. — Pilze (1880).
291. Ward, H., Marshall. The Coffee-leaf Disease. (Ref. S. 281.)
292. Hallier. E. Die Krankheiten des KaiFeebaumes. (Ref. S. 281.)
293. Ernst, A. Botanische Notizen aus Caracas. (Ref. S. 282)
294. Wright, E. P. Blodgettia. (Ref. S. 282.)
5. Essbare und giftige Pilze. — Conservirung etc. — Pilzausstellungen und mycologische
Congresse. — Geschichte. — Paläontologie.
295. Bignone, F. J funghi considerati sotto il rapporto dell economia domestica e della
medicina. (Ref. S. 282.)
296. Eloffe, A. Les Champignons comestibles et veneneux. (S. S. 282.)
297. de Thümen. Die Pilze im Haushalt des Menschen. (Ref. S. 282.)
298. Dupout. Culture d'un Champignon comestible au Japon. (Kef. S. 282.)
299. Gillot. L'Agaricus (Psalliota) xanthodermus G. Genev. et ses proprietes suspectes
(Ref. S. 282.)
300. Neissen, M. Association internationale pour etc. la culture en graud de l'Agaricus
comestible etc. (Ref. S. 283.)
301. Trüffelcultur in Italien. (Ref. S. 283.)
302. de Thümen. Trüffeln und Trüffelcultur. (Ref. S. 283.)
303. — y. Hirneola polytricha. (Ref. S. 283.)
304. Debeaux. Conservirung von Pilzen. (Ref. S. 283.)
305. Gage, H. Permanent Preparations of Plasmodium. (Ref. S. 283.)
306. Herpell, G. Das Präpariren und Einlegen der Hutpilze für das Herbarium. (Ref.
S. 283.)
307. Veulliot. Compte rendu de la Session botani^ue tenue ä Paria au mois d'aoüt 1878.
(Ref. S. 284.)
308. N. N. Woolhope Club 1879. (Ref. S. 284.)
309. Malinvaud, E. Doit-on ecrire Aecidium ou Oecidium? (Ref. S. 284.)
310. Veulliot. Erreurs Grammatieales dans la nomenclature des Champignons. (Ref.
S. 284.)
311. Cash, W., and Hick, T. Fossil Fungi from the Lower Measures. (Ref. S. 284.)
312. Engelhardt. Ueber die Cyprisschiefer Nordböhmens und ihre pflanzlichen Ein-
schlüsse. (Ref. S. 284.)
318. Reinsch, P. F. New vegetable Structures from Goal and Anthracite. (Ref. S. 284.)
IV. Myxomycetes.
314. Blytt, A. Clastoderma A. Blytt, novum Myxomycetum genus. (Ref. S. 285.)
315. Cienkowsky, L. Zwei neue protoplasmatische Organismen. (Ref. P. 285.)
316. Roumeguere, C. Le Rupinia Baylacii. (Ref. S. 285.)
317. — Un tapis de Myxomycetes (Arcyi'ia punicea) succedant iuopinement ä une apparition
subite des discomycetes (Helvella esculenta). (Ref. S. 285.)
318. — A propos de la monographie des Myxomycetes. (Ref. S. 285.)
319. Saville Kent. Animal nature of Myxomycetes. (Ref. S. 285.)
320. Sorokin, N. Entwickelung von Vampyrella polyplasta n. sp. (Ref. S. 285.)
321. Vau Tieghem. Sur quelques Myxomycetes ä plasmode agrege. (Ref. S. 286.)
V. Phycomycetes.
322. Ba inier, G. Note sur deux especes nouvelles de Mucorin^es. (Ref. S. 287.)
323. Fischer, A. Ueber die Stachelkugeln in Öaprolegniaschläuchen. (Ref. S. 287.)
324. Roumeguere, C. Etüde et culture du Nematogonum aurantiacum (Desm.). (Ref.
S. 288.)
S. a. No. 120, 162— 165a., 206-209, 220, 231, 250—265.
VI. Ustiliigineae und Uredineae.
325. Cooke, M. C. The genus Ravendia. (Ref. S. 288.)
326. Coruu, M. Note sur les gen6rations alternantes des üredinees. (Ref. S. 288.)
Verzeichniss der besprochenen Arbeiten. 227
327. Cornu, M. Note sur quelques parasites des plautes Vivantes: Gen^rations alternantes
Pezizes a Sclerotes. (Kef. ö. 288.)
328. — Alternauce des gön^rations cbex quelques Uredinees, (Ref. S. 288.)
329. Hartig, R. Calyptospora Goeppeitiana Kübn und Aecidium columnare A. u. S.
(Ref. S 289.)
330. Prillieux, E. Quelques observations sur la formation et la germination des spores
des Urocystis. (Ref. S. 289.)
331. Schindler. Ueber den Einfluss verschiedener Temperaturen auf die Keimfähigkeit
der Steinbrandsporen. (Ref. S, 289.)
332. Rätbay , E. Vorläufige Mittheilung über den Generationswechsel unserer einheimischen
Gymnosporangien. (Ref. S. 490.)
333. Rathy, E. Vorläufige Mittheilung über die Spermogonien der Aecidiomyceten. (Ref.
S. 290.)
334. Roumeguere, C. Hypodermeae de la villa Thuret. Le Cronartium Poggiolana n. sp.
(Ref. S. 290.)
335. Winter, G. Bemerkungen über einige Uredineen. (Ref. S. 290.)
336. — Bemerkungen über einige Uredineen und Ustilagineen. (Ref. S. 291.)
337. _ u. Staritz, R. Kurze Notizen. (Ref. S. 291.)
338. Wolff, R. Aecidium Pini und sein Zusammenhang mit Coleosporium Senecionis.
(Ref. S. 291.)
S. a. No. 117, 199-203, 212—217, 218, 219, 232, 233, 234, 244, 280, 288-292, 309.
VII. Entomophthoreae.
339. Sorokin, N. Zur Entwickelung der Entomophtbora-Arten. (Ref. S. 291.)
S. a. No. 16, 293.
VIII. Basidiomycetes.
a. Hymenomycetes.
340. Cooke, C, and Quelet, L. Clavis synoptica Hjmeuomycetum europaeorum. (Ref.
S. 292.)
341. Fries, E. Th. u. R, Icones selectae Hymenomycetum nondum delineatorum. IL 5.
(S. S. 293.)
342. Schulzer von Müggenburg. Berichtigungen. (Ref. S. 293.)
343. Mika, K. U Pistillaria pusilla. (Ref. S. 293.)
344. Cooke, M. C. The sub-genus Coniophora. (Ref. S. 293.)
345. — On Hymenochaete and its allies. (Ref. S. 293.)
346. Roumeguere, C, Apparition inopinee du Cantharellus aurantiacus Fr. var. alba.
(Ref. S. 294.)
347. — Une rectification synonymique du nouveau genre Anthracophyllum. (Ref. S. 294.)
348. Bertoloni, A. Sul parasitismo dei fungbi. (Ref. S. 294.)
349. Condamy. Etüde sur le mode de nutrition des Champignons. (Ref. S. 294.)
350. M. J. B(erkeley). Luminous fungi from the Andaman Islands. (Ref. S. 294.)
351. Bley, C. Ueber ein monströses Exemplar des Agaricus lapideus. (Ref. S. 294.)
352. Bouche, Ein monströser Champignon. (Ref. S. 294.)
353. W. G. S. Double Fungi. (Ref. S. 294.)
354. Charollois u. la Bordette. Champignons aus Samen. (Ref. S. 294.)
355. Roumeguere, C. Anomalies offertes par les Agaricus acerbus et equestris. (Ref.
S. 295.)-
356. Gillot. Agaricus (Psathyra) Bifrons Berkl. (Ref. S. 295.)
357. Roumeguere, C. L'Agaricus campestris et ses nombreuses varietes. (Ref. S. 295.)
358. S ad 1er, J. Notice of a new species of Agaricus. (Ref. S. 295.)
359. Patouillard, N. Note sur la structure des glandules du Pleurotus glandulosus Fr.
(Ref. S. 295.)
360. — Note sur l'appareil conidial du Pleurotus ostreatus Fr. (Ref. S. 295.)
15*
228 Kryptogamen. — Pilze (1880).
361. Hecke], Ed. Nouvelles observations sur les pretendues glandes hymeniales du Pleu-
rotus glandulosus Fr. (Ref. S. 295.)
362. Patouillard, N. Remarques ä propos de la note de M. Heckel sur le Pleurotus
glandulosus Fr. (Ref. S. 296.)
363. Roze, G. E., et Poirault. Le Mousseron des haies, Champignon comestible des
environs de Poitiers. (Ref. S. 296.)
364. Dubalen. Uue nouvelle espece d'Amanita. (Ref. S. 296.)
365. Roumeguere, C. Une nouvelle Amanita comestible. Hypotheses sur les circonstances
qui peuvent rendre inoffensive une espece toxique. (Ref. S. 296.)
366. van Tieghem. Coprinus stercorarius. (Ref. S. 296.)
367. Cooke, M. C. Enumeration of Polypoius. (Ref. S. 296.)
368. Ludwig. Ptycbogaster albus Cord, eine Polyporus-Art. (Ref. S. 297.)
369. Schulzer von Müggenburg. Mykologisches. (Ref. S. 297.)
370. — Die Doppelfructification des Polyporus applanatus. (Ref. S. 297.)
S. a. No. 116, 122, 125, 126, 180, 224, 228, 205-237, 245, 283.
b. Gasteromycetes.
371. Gerard. Correlatioa between the odor of the Phalloids and their relative frequeucy.
(S. S. 297.)
372. — Additions to the U. S. Phalloidei. (Ref. S. 297.)
373. — A new fungus. Simblum rubescens n. sp. (Ref. S. 297.)
374. Kai ebb renn er, K. Phalloidei novi vel minus cogniti. (Ref. S. 297.)
375. Plowright, Ch. B. Geaster coliformis in Norfolk. (Ref. S. 297.)
376. Currey, F. Geaster coliformis. (Ref. S. 297.)
IX. Ascomycetes.
a. Discomycetes.
377. Eidam, E. Beitrag zur Kenntniss der Gymuoasceen. (Ref. S. 298.)
378. Cooke, C. Observations on Peziza. (Ref. S. 293.)
379. Philipps, W. Dacrymyces succineus Fr. the early stage of a Peziza. (Ref. S. 298.)
380. Plowright, Ch. B. On spore diffusion in the larger Elvellacei. (Ref. S. 298.)
S. a. No. 198, 224, 226, 235, 281.
b. Pyrenomycetes.
381. Brunaud, P. Tableau dichotomique des familles des Pyrenomycetes, trouvös jusqu'
ä present dans la Charente-Inferieure, dresse d'apres le Conspectus Pyreno-
mycetum de M. Saccardo, avec l'aide des ouvrages de M. M. Karsten et Saccardo.
(Ref. S. 298 )
382. Eidam. Beobachtungen an Schimmelpilzen. (Ref. S. 298.)
383. Ellis, J. B. Reply to Dr. M. C. Cookes Criticism of paper on variability of Sphaeria
quercuum Sz. (Ref. S. 298.)
384. Cooke. Note to the above. (Ref. S. 298)
385. Rees, M. lieber den Parasitismus von Elaphomyces granulatus. (Ref. S. 298.)
386. Roumeguere, C. Culture des Sterigmatocystis indiqueepar M. G. Bainier. (Ref. S. 299.)
387. — Une nouvelle espece d'Oomyces. (Ref. S. 299.)
388. Schulzer von Müggenburg. Ein Paar Hypomyces- Arten und ihre Begleiter.
(Ref. S. 299.)
389. Wiesbaur, S. J. Auftreten von Sphaerotheca Nieslii Thüm. und Septoria aesculina
Thüm. (Ref. S. 299.)
S. a. No. 2, 116, 120, 123, 224, 225, 229, 234, 241, 282, 292. 293.
c. Hyphomycetes, Sphaeropsideae etc.
390. Greenwood, Pim. Ramularia Cryptostegiae n. sp. (Ref. S. 299.)
391. Saccardo, P. A. Spegazzinia novum Hyphomycetum genus. (Ref. S. 300.)
392. Sorokin, N. Zur Entwickelung von Isaria pulveracoa n. sp. (Ref. S. 300.)
393. — üeber einige Krankheiten der Lisecten. (Ref. S. 300.)
S. a. No. 110, 120, 127, 128, 160, 222, 224, 230, 240, 242, 268-278.
Geograph. Verbreitung. — Nordpolarländer, Russlami u. Finnland, Schweden etc. 229
L Geographische Verbreitung»
1, Nordpolarländer.
1. Berkeley, M. J. Enumeration of the Fungi collected during the Arctlc Expedition
1875-76. (Journal of the Liunean Society. Botauy, vol. XVII, London 1880, p. 13-17.)
Der Verf. zählt 24 meist von H. C. Hart und Capitän II. W. Feilden gesammelte
Species auf. Chaetomium glabrum wuchs unter dem 82" n. B. an feuchten Flächen in der
Cabine des „Alert". Die Sporen des Pilzes hatten nur 0.00032 Zoll im Durchmesser,
während die der englischen Exemplare 0.0005 Zoll gross sind. 6 Arten sind neu und mit
lateinischen Diagnoseu versehen.
2. Russland und Finnland.
2. Karsten, P. A. Pyrenomycetes aliquot novl. (Meddel. af Societas pro Fauna et Flora
feunica V, 1879, abgedr. Hedwigia 1880, p. 115—118.)
Acht neue Arten werden mit lateinischen Diagnosen mitgetheilt (3 Lophiostomeen,
2 Cucnrbitarien, 1 Massaria, 1 Ceratostomee, 1 HysterograjMum').
3. Karsten, P. A. Ryssland, Finlands och den Skandinaviska Halfons Hatts vampar.
1. vol. in 8°, 572 p. Helsingfors 1879.
Schwedische Diagnosen von 1940 Agaricineen, im allgemeinen nach Fries angeordnet,
aber mit Aeuderung und Vermehrung der Untergattungen. Das Werk enthält 139 vom
Autor beschriebene Arten. (Nach Revue mycologique 1880, p. 101.)
4. M. Woronin. Neuer Fundort von Polysaccum turgidum Fr. Arbeiten der St. Petersb.
Gesellsch. d. Naturf. Bd. XI, 1680, S. 71 [Russisch].)
Dieser Pilz wurde im Herbst bei Wiborg (Finnland) gesammelt, früher war er in
Russland nur im Gouvernement Astrachan, an der Küste des kaspischen Meeres und längs
der sandigen Ufer der Wolga gefunden worden. Batali n.
3. Schweden und Norwegen.
5. P. G. E. Theorin. Hymenomycetes Gothoburgenses enumeravit. (Botan. Notis., 1879,
p. 119-129 et 151-156.)
6. Derselbe. Adnotationes ad Hymenomycetes sFahluenses scripsit. (Inbjudning tili
ärsexameu och slutöfningarna vid h. allm. lärov. i Falun, 1880, p. 59—67.)
Die in dt-r nächsten Umgebung von den schwedischen Städten Göteborg und Fahlun
beobachteten Hymenomyceten werden hier aufgerechnet, hier und da auch Bemerkungen
über die beobachteten Formen beigefügt. Bei Göteborg fand der Verf. 353, bei Fahlun
223 Arten und Varietäten, unter jenen eine neue Art Bussula clistans Theor. und zwei
neue Varietäten Curtinarius (Tdamonia) armillatus Fr. var. squamulosus Theor.: cortiua
luteo-alba, pileo non hygrophano, luteo vel ferrugineo, stipite ebulboso, annulato-peronato,
deorsum squamulis fibrillosis fulvo-ciunamomeis vestito, sursum albescente fibrillis fulvis
adspersis. Kärraluud (Suecia) in querceto humide.
Eusstda distans Theor.: pileo compacte, carnoso usque ad marginem exterium
piano, 2 unc. lato, epelliculoso , sicco, cinereo-glauco, innato-flocculoso vel squamuloso vel
areolato-rimoso, carne alba, compacta et aliquantum odora. Sapor mitis. Stipes uncialis,
solido-spongiosior, intus albus, extus umbrino-fibrillosus vel pulverulentus. Lamellae adnexae,
rigidae, crassae, maxime distantes, non furcatae niultis brevioribus immixtis, inter quas
nonnullae vix ultra V2 ^^^- longae sunt, saepe venoso-connexae, pallide luteo-olivascentes.
Aengärden (Suecia) in querceto moutoso.
Polyporiis alligatus Fr. var. incisus Theor.: pileolis fibroso-coriaceis, ad medium
incisis. Ad Skär (Suecia) in querceto ad terram culmos et muscos obvolvit.
Agaricus (Armillaria) aurantius Schaeff. var. badio- ruber Theor.: minor, pileo
laevigato, badio-rubro, 2 unc. lato, stipite subannulato et infra annulum tenuem latis squamis
aurantio-rubris et raembranaceis obsito, 2 unc. longo et V2 unc. crasso. Ad terram sabu-
losam in pineto aprico ad Hosjö (Suecia).
Agaricus ( Tricholoma) sordidus Fr. var. conerescens Theor.: pileo ad marginem
non striato, griseo-alutaceo vel brunneoj stipite unciali, griseo-albo, villoso-striato; lamellis
230 Kryptogamen. — Pilze (1880).
griseis, ad basin pallidioribus. omnes fungi partes tactu nigrescimt. Pilei eo modo coucres-
cunt, ut stipes, ad basin validus, deinde in ramos graciliores dividatur, inter quos aliis suus
cuique pileus est, alii pileum comniunem trahunt. In pineto juxta vias hiemales in humo
acuum prope ad Isbo (Suecia),
4:. England.
7. Greenwood Firn. Index to British Fungi described or noticed in Grevillea. Vols. I— VIII.
(Grevillea IX, p. 51-75.)
Dieses über 1000 Arten umfassende Verzeichniss der in den 8 früheren Jahrgängen
der Grevillea beschriebenen oder angezeigten britischen Pilze soll einen Ueberblick über
die Fortschritte der britischen Mykologie seit dem Erscheinen von Cooke's „Handbook of
British Fungi" geben.
8. Philipps, W., and Plowright, Ch. New and rare British Fungi. (Grevillea VIII,
p. 97-109. Mit 1 Taf.)
Fortsetzung des in Bd. VI der Grevillea p. 29 begonnenen Verzeichnisses. Die
vorliegende Aufzählung enthält 79 Pilzspecies, meist Ascomyceten und Agaricinen. 7 Arten
sind neu (3 Pezizen, 1 Ascoholus, 1 OmbropJüla, 1 Nummularia, 1 Sphaeria).
9. White, E. B. Freliminary list of Fungi of Ferthshire. (Scottish Naturalist. Juli 1880.)
Nicht gesehen. Ref.
5. Frankreich.
10. Gillet, C. C Champignons de France. — Les discomycetes. Livr. 23. Alen^on. 1880.
8". av. 6 pl. — Les memes. Planches supplementaires. Ser. I. 24 pl. col. Alen^on
1879. 8'. Ser. IV u. V, mit 49 pl. col. Aleugon 1880.
11. Saccardo, F. A. Fungi gallici lecti a cl. viris F. Brunaud, Abb. Letendre, A. Mal-
branche, J. Therry vel editi in Mycotheca gallica C. Roumegueri. Ser. II. (Michelia.
Apr. 1880. No. VI, p. 39-135.)
Diese Serie, welche bis No. 1090 reicht, enthält eine grosse Anzahl neuer Arten, Vielehe
mit den Diagnosen in der Revue mycologique veröffentlicht werden.
12. Thümen, F. de. Gluelques especes nouvelles de Champignons de la France. (Revue
Mycologique 1880, p. 86.)
Lateinische Diagnosen von 6 neuen Arten.
13. Brongniart, Ch., et Cornu, M. Kote sur les Cryptogames recueillies dans les environs
de Gisors le 16 Mai 1880. (Bullet, de la soc. botanique de France 1880, p. 160—161.)
Unter anderen Pflanzen werden 14 Pilze aufgezählt (Uredineen, darunter Uroeystis
Colehici, und Peronosporeeu).
14. Cornu, M. Note sur quelques Champignons de la Flore de France. (Bull, de la soci^te
botanique de Frauce 1880, p. 124-125.)
Verf. berichtet über einige ihm zugesandte oder von ihm gefundene Pilze. Als
neu für die französische Flora wird Caeoma Lands Rob. Hartig bezeichnet.
15. Cornu, M. Liste des especes recueillies dans une excursion faite ä Montmorency.
(Bulletin de la societe botanique de France 1880, p. 261 — 262.)
Aufzählung von 38 Arten (2 Uredineen, 1 Mucorinee, 3 Peronosporeen, 7 Myxomy-
ceten, 12 Hymenomyceten , 13 Gasteromyceteu). Fortsetzung der früher begonnenen Mit-
theilungen über Feziza Sclerotiorum, welche die Helianthusculturen des Pariser Museums
angegriffen hat.
16. Giard, A. Deux especes d'Entomophthora nouvelles pour la flore francaise. (Bullet,
scientifique du dep. du Nord. No. 11, 1879, p. 353.)
G. hat 1. die Tarichium -¥oxm von EntomopMhora Calliphorae Giard auf einer
Düne bei Boulogne sur mer an todten Leibern von Calliphora vomitoria var. dunensis Giard,
2. Entomophthora rimosa in Lille au Chironomus-Arten gefunden. Er schlägt, mit Brefeld,
die Besprengung mit Wasser, in welchem die Sporen von E. spliaerosperma vertheilt sind,
zur Vertilgung schädlicher Insecten vor. (Nach Revue mycologique 1880, p. 57.)
Geographische Verbreitung. — Frankreich. 231
17. Giard, A. Note sur un Agaric nouveau pour la flore frangaise. (Bull, scieutific. du
dep. du Nord. 1879, p. 384.)
liygrophorus Houghthoni BK. et B. fand sich auf den Düneu von Wiraereux
(bei Boulogne sur mer), nachdem er kurz zuvor von Quelet in der Normandie beobachtet
■worden war.
18. Gillot, X. Note sur quelques Champignons nouveaux ou rares observes aus envlrons
d'Autun. (Bulletin de la societe botanique de France 1880, p. 156—160 )
Bericht über 30 Species, meist Basidiomyceten. Erwähnt seien Boessleria liypo-
gaea Thüm. et Pass. und Psathyra bifrons Berk.
19. Patouillard, M. N. Note sur quelques Champignons des environs de Paris. (Bulletin
de la societe botanique de France 1880, p. 161 — 162.)
Aufzählung von 6 im Parji von Saint-Cloud gesammelten Pilzen.
20. Patouillard, M. N. Note sur quelques plantes des environs de Paris. (Bulletin de la
societe botanique de France 1880, p. 184.)
Aufzählung von 7 auf einer Excursion zwischen Orsay und Palaiseau auf dem linken
Ufer der Yvette gefundenen Pilzspecies (Agariciis [PanaeolusJ separaüis Fr., Puccinia
Betonicae DC, Puc. Virgae aiireae Lib. , Oecidium Bumicis Pers. , Oec. Perielymeni DC,
Tubercidaria persicina Ditm., Taphrina Primi Tul.).
21. Prillieux. Peronospora effusa var. (3. minor.de Bary. (Bulletin de la societ6 de bot.
de France 1880, p. 174.)
P. fand genannten, uicht in der Cornu'schen Liste der französischen Peronosporeen
(Bull, de la soc. bot. de Fr. 1878, p. 292) enthaltenen Pilz bei Saint-Cyr.
22. Roumeguere, C Apparition en France dune mucedinee nouvelle: l'Oidium Passerint
Bertol. Als. Etat conidien d'un Erysiphe nouveau l'E. Bertoloni, (Revue mycologique
1880, p. 174.)
Die von Bertoloni (Nuovo Giornale bot. ital. 1879, p. 389) zuerst beobachtete und
beschriebene Conidienform des Pilzes wurde von R. in Tarbes (Haut-Pyrenees) im Juli auf
Prunus lauro-cerasus in grosser Menge angetroffen. Einen Monat später fand derselbe
Beobachter an Stelle des Oidiums Perithecien in der Form feiner schwärzlicher Punkte,
welche er keiner der bekannten Erysipheen zusprechen konnte. Er glaubt, dass sie mit
Oidiutn Passerini zusammengehören, und stellt daraufhin seine neue Art auf. Begonnene
Culturversuche scheinen noch nicht beendigt zu sein.
22a. Roumeguere , C. Bouquet de Champignons nouveaux observes dans le midi de la
France et en Algerie (1879—1880) par MM. 0. Debeaux, A. Trabut, J. Therry, Rev.
Frere Telesphore et C. Roumeguere. (Revue mycologique 1880, p. 187.)
R. theilt ein Verzeichniss von durch ihn und die übrigen oben Genannten gesammelten
Pilzen mit, welche er mit P. A. Saccardo untersucht hat. Die meisten der 37 Arten sind
neu und mit lateinischen Diagnosen versehen.
23. Seriziat. Etudes sur Collioure et ses environs. (1 vol. in 8". Bellac. 1879.)
Das Capitel über die Pilze (S. 121—144) ist von Roumeguere bearbeitet. Es enthält
492 Arten („435 Phytophilen, 17 Zoophilen, 23 Geophilen, 4. Litliophilen, 13 Domophilen"),
welche alle unter den Fungi Gallici exsiccati veröffentlicht sind. (Nach Revue mycologique
1880, p. 95.)
24. VeuUiot. Note sur quelques Champignons recoltes pendant l'excursion ä Sain-Bel.
(Ann. de la Soc. bot. de Lyon VII. Annee 1878-79, p. 247.)
Verzeichniss von 11 in einer Höhe von 310—675 Metern gesammelten Pilzen
(10 Basidiomyceten und 1 Uredinee), nebst einigen Bemerkungen, welche nichts neues
enthalten.
25. Lacaille. Enumeration des Champignons qui existent sur les feuilles des vegetaux
dans l'arrondissement du Havre et principalement ä ßolbec (Bull, de la Soc. des
Amis des sciences nat. de Ronen, 1879, p. 55-84.)
Aufzählung von 284 Species in der Anordnung der Flore crypt. des Flandres von
Jean Kick; darunter 8 neue.
232 Kryptogamen. ~ Pilze (1880).
26. Malbranche et Letendre. Champignons noaveaux on peu connus recoltes en Nor-
mandie, pour la plus grande partie dans le departement de la Seine • Inferieure.
(Bullet, de la soc. des amis des sc. nat. ä Rouen 1880, II.)
Die Verff. schickten, ebenso wie Brunaud, Roumeguere und Therry, eine Anzahl
von Pilzen zur Untersuchung an Saccardo, Saccardo veröffentlichte die Resultate dieser
Untersuchung in der Michelia unter dem Titel Fuugi gallici. Die vorstehende Schrift von
M. und L. giebt einen Auszug aus dieser Publication. Dem Ref. war nur ein Bericht
darüber im Bull, de la soc. bot. de France (1881, p. 16—17 der Rev. bibl.) zugänglich. Die
dort als neu oder mit Bemerkungen zur Synonymik versehen bezeichneten Species sind in
das Verzeichniss der neuen Arten aufgenommen.
27. Cluelet, L, Champignons recemment observes en Normandie, aux environs de Paris
et de la Rochelle, en Alsace, en Suisse et dans les montagnes du Jura et des Vosges;
suivi des Contributions ä la flore mycologique de la Seine-Inferieure par M. A. Lebreton.
CExtrait du Bulletin de la Soc. des amis des sc. nat. de Rouen. Separatabdruck in
8", 48 S. mit 3 col. Tafeln. Rouen 1880.)
Der erste von Quelet bearbeitete Theil der Schrift besteht in der Beschreibung der
für Frankreich neuen Arten, welche meist im Departement Seine-Inferieure gefunden sind.
Der zweite Theil, von Lebreton und Lieury, bringt das Verzeichniss der durch diese beiden
Mykologen in der Umgegend von Rouen gesammelten Pilze. Als die hauptsächlichsten
Neuheiten führt der Bericht im Bull, de la Soc. bot. de France, welchem obige Daten
entnommen sind, folgende auf: Pleiirotus roseus, Hebeloma sacchariolens, Inocybe grammata,
Inocybe brunnea, Cortinarius Lebretonii, Lactarius spinulosus, Marasmius Uttoralis
und Erinella erratilis.
28. üuelet. Some new species of Fungi from the Jnra and the Vosges. (Grevillea VIII,
p, 115-117. Mit Tfl. 131. Communicated to the Woolhope Club. 1879.)
Aufzählung von 12 neuen Arten mit lateinischen Diagnosen. {1 Pluteus^ 1 Hydnum,
1 Bhizopogon, 1 Tuber, 3 Peziza, 1 Phialea, 2 Helotium, 1 Laclinella, 1 Ascophanus.)
29. Brochon, E. H. Rencontre dans la commune de Saucats d'un Ciavaria foliacea Saint-
Aman. (Actes de la Soc. Linneenne de Bordeaux. Vol XXXIII, p. LXXXV.)
30. Brunaud, M. P. Liste des plantes phanerogames et cryptogames croissant spontane-
ment ä Saintes (Charente-Inferieure), et dans les environs. Supplement contenant la
description de quelques cryptogames nouveaux, rares on peu connus. (Actes de la Soc.
Linneenne de Bordeaux. Vol. XXXIV, p. 109.)
Verf. führt auf: 54 Hymenorayceten, 15 Discomyceten, 3 Exoascus-Arten, 110 Pyre-
nomyceten (5 Hysteriaceen, 10 Lophiostomaceen, 3 Dothideaceen, 4 Hypocreaceen, 88 Sphaeria-
ceen), 19 Sphaeropsideen, 83 Phyllosticteeu , 11 Melanocouieen, 9 Cytisporaceen , 3 Gymno-
myceten, 24 Hypodermier, 4 Peronosporeen . 1 Chytridiacee, 33 Hyphomyceten; 4 sterile
Mycelien. In den Bemerkungen zu den in diesem Supplement aufgezählten Arten sind
zahlreiche Berichtigungen der Angaben in der „Liste" selbst enthalten. Viele Species sind
mit Diagnosen versehen; eine ist neu.
31. de Guernisac, comte. Catalogue des Discomycetes de l'arrondissement de Morlaix.
(Bullet, de la Soc. d'Etudes scientifiques du Finistere. Ire anne 1879 — 1880, p. 40— 48.)
Der Catalog enthält 184 Species, darunter mehrere in jener Gegend noch nicht
beobachtete und eine neue. Diese und 9 andere seltene Arten sind mit Diagnosen, in
französischer Sprache, versehen. (Nach Revue mycologique 1880, p. 99.)
32. Gillot. Decouverte en France du Roesleria hypogaea Thüm. et Fass. (Revue Myco-
logique 1880, p. 124.)
Der Pilz wurde bei Buxy (Saone- et -Loire) auf den Wurzeln halb abgestorbener
Reben gefunden.
33. Lucand Hymenomycetes nouveaux pour le departement de Saöne-et-Loire recoltes
en 1879.
Enthält colorirte Zeichnungen schwer zu conservierender Pilze. Besprochen in der
Revue mycologique 1880, p. 65 fp. Die Arbeit soll eine Fortsetzung von Groguot's Plantes
cryptog. de Saone-et-Loire (1873) bilden.
Geographische Verbreitung. — Niederlande, Oesterreich. 233
6. Niederlande.
34. Layen. Contributions ä l'etode des Champignons da grand- dache de Laxembourg.
(Publications de l'Institut royal grand-ducal de Luxembourg, section des sciences uat,
tome XVII, 1879, p. 1-115.)
Der Verf. ist, nach einem Bericht im Bull, de^a soc. bot. de France (1880, Revue
bibl. p. 132), in der Eintheilung Frank (Synopsis der Pflanzenkunde), in Bezug auf die
Ai'ten Fuckel (Symbolae Mycologiae) gefolgt. Er hielt es daher für unnöthig, Beschreibungen
zu geben oder Literatur zu citiren. Auf Vollständigkeit macht und hat das Verzeichniss
keinen Anspruch.
35. G. A. J. A. Oademans. Revision des Champignons troaves jasqa' ä ce joar dans les
Pays-Bas. (Extrait des Archives Neerlandaises, T. XV, 43 S.)
Fortsetzung der in einem vorigen Referate erwähnten Hälfte. Giltay.
7. Deutschland.
36. Bail, Th. Neae Pilzfunde in Westpreussen. (Bericht über die 2. Vers. d. Westpreuss.
Bot.-Zool. Vereins zu Marienwerder. 3. Juui 1879, p. 14.)
Bemerkenswerth sind nach einem Referat Luerssen's im Bot. Centralblatt (1880, I,
p. 262) Melanogaster amhiguus Tul., Gautieria graveolens, Rhizopogon luteolus, Eh. ruhe-
scens, Hydnotria Tulasnei, Elapliomyees variegatus, E, granulatus, Torrubia opMoglossoides,
T. capitata, T. sphingum Tul.
37. Winter, G. Verzeichniss der im Gebiete von Eoch's Synopsis beobachteten Uredineen
und ihrer Nährpflanzen. (Hedwigia 1880, p. 33-45 und 53-60.)
Der Verf. publicirt die ihm bekannten Uredineen des bezeichneten Gebiets mit
der Bitte, ihm etwaige Ergänzungen zur Verwendung in der von ihm in Angriff genommenen
Pilzflora von Deutschland, Oesterreich und der Schweiz recht bald zugehen zu lassen. In
der Nomenclatur hat er folgende Gesetze beobachtet: 1. Der Pilz erhält denjenigen Namen,
der zuerst (von Linne an) für die betreffende Art, oder für eine Substrat- oder Fruchtform
dieser Art aufgestellt wurde; 2, hat der älteste Autor, der den Pilz beschreibt, denselben
als Varietät betrachtet, so bleibt der Name der Varietät; 3. hat der älteste Autor mehrere
jetzt getrennte Arten als eine Art zusammeugefasst, ohne sie als Varietäten von einander zu
sondern, so wird der Name der Art auf diejenige jetzige Art übertragen, welche a) nicht
schon einen älteren Namen hat, b) dem Namen am besten entspricht; 4. bei heteroecischen
Arten wird der älteste Name, der für die Uredo- oder TeZe?^fo-Sporenform existirt, gewählt.
Das Verzeichniss umfasst 42 üromyces- Arten, 122 Puccinien, 3 Triphragmien, 8 Phrag-
midien, 1 Xenodoclms, 5 Coleosporien, 3 Chrysomyxen, 3 Gymnosporangien, 5 Cronartien,
1 Calyptospora, 17 Melampsoren, 1 Melampsorella, 1 Püeolaria, 1 Graphiola, 3 Endophyllen,
Augehängt ist eine Liste von 111 Uredineen, welche auf im Gebiet vorkommenden Nähr-
pflanzen leben, aus dem Gebiet selbst aber dem Verf. noch nicht bekannt sind.
8. Oesterreich.
38. Beck, Dr. G. Zur Pilzflora Nieder Österreichs. (Verb. d. K. K. Zool.-Bot. Ges. in Wien.
XXX. Bd., S. 9 d. Abhandlungen.)
Es werden 93 Arten (Ustilagineen , Uredineen und Peronosporeen) mit Fundorts-
angaben aufgeführt. Verschiedene derselben stammen von Nährpflanzen, auf welchen sie
bisher nicht beobachtet wurden, viele sind neu für Niederösterreich und 3 überhaupt neu.
39. J. L. Holuby. Gombäszati aprösäyok V. (Magyar Növenytani Lapok. Klausenhurg
1880. IV. Jahrg., S. 65-67 [Ungarisch].)
Fortsetzung der früheren Publicationen über die Pilzflora der Umgebung von N.
Podhrad. Enthält nichts Neues. Staub.
40. Saccardo, P. A. Fungi Dalmatici paaci ex berb. illustr. R. de Visiani addito uno
alterove mycete ex Anglia et Pannonia. (Michelia. Apr. 1880, No. VI, p. 150—153.)
Ein Verzeichniss von 36 Pilzen, darunter 2 neue Arten: Nectria fibricola Plowr.
(p. 152) und Gloeosporium nobile Sacc. (p. 153). (Nach Bot. Centralbl. 1880, I, p. 519.)
234 Kryptogameu. — Pilze (1880).
41. Schulzer von Müggenburg. Mykologische Beiträge. V. (Verhandl. der K. K. Zool.-
Bot. Ges. in Wien. XXX. Bd., p. 487.)
Mit Voranschickung einiger Berichtigungen zu den in der genannten Zeitschrift 1878
und 1879 veröffentlichten Abhandlungen des Verf. wird das Verzeichniss der in der Um-
gebung von Vinkovce in Slavonien bisher angetroffenen neuen Arten und Spielarten von
Hymenomyceten von jSTo. 134—157 fortgesetzt. Es enthält ausser den Namen lateinische
Diagnosen und ergänzende deutsche Bemerkungen.
42. Voss, W. Materialien zur Pilzkunde Krains. Wien 1880. 8». 44 S. mit 1 Tafel.
9. Schweiz.
43. Winter, G. Mykologisclies aus Graubünden. (Hedwigia 1880, p. 139—141, 159-167,
173—178.)
Ein systematisch geordnetes Verzeichniss von 127 auf dem Albulapass und im
Oberengadin von W. gesammelten Pilzen, eingeleitet durch eine Schilderung der bezeichneten
Localitäten. Das Verzeichniss umfasst 9 Ustilagineen, 88 Uredineen, 61 Ascomyceten,
2 Hymenomyceten, 4 Oomyceten und 13 Fungi imperfecti, darunter 7 neue Arten.
10. Italien.
44. Passerini. Mlcromycetum italicorum diagnoses. (Revue mycologique 1880, p. 33.)
Lateinische Diagnosen von 18 neuen Pilzarten (1 Microthyrium , 1 Laestadia,
2 Sphaerellen, 1 Gnomonia, 2 Pleosporen, 3 Leptosphaerien, 1 Bidymospliaeria, 1 Theiclio-
spora, 1 Antliostomdla, 1 ScJiizoxylum, 1 Diploäia, 1 Septoria, 2 Gloeosporiuni.)
45. Saccardo, P. A. Conspectus generum fungorum Italiae inferiorum, nempe ad Sphae-
ropsideas, Melanconieas et Hyphomyceteas pertinentium, systemate sporologico disposi-
torum. (Michelia Apr. 1880, No. VI, p. 1—38.)
Eine Uebersicht der in Italien gefundenen Fungi imperfecti. Die Sphaeropsideen
zerfallen in die Sectionen Sphaerioiäeae , Dimidiato-sciitatae und Suhcupulatae, in deren
jeder die weitere Classification nach Form und Farbe der Sporen getroffen ist. Die
Abtheilungen der Hypliomyceteae sind Mucedineae, Dematieae, Bidymosporae und luber-
eularieae. Im Ganzen werden 214 Gattungen aufgezählt, unter welchen sich 17 neue
befinden. (Nach Bot. Centralbl. 1880, I, S. 515—516, wo auch die Diagnosen der neuen
Genera angegeben sind.)
46. Saccardo, P. A. Fungi veneti novi vel critici vel Mycologiae Venetae addendi Ser. XI.
(Michelia Apr. 1880, VI, p. 154-176.)
Diese Serie umfasst nach dem Bot. Centralblatt (1880, I, p. 519) 103 Species, die
z. Th. in Spegazzinis Decades Mycologicae publicirt sind, darunter 16 neue.
46a. Spegazzini. Fungi nonnulli Veneti novi. (Revue mycologique 1880, p. 32.)
Aufzählung von 6 Species ; 3 sind neu und mit Diagnosen versehen, die drei übrigen
{Enclmoa infernalis [Kze.] Fuck. Sym. Myc, p. 302, Melanconis Taleola [Tul.] Speg.,
Phacidium rugosum Fr. Karst. Myc. Fenn. I, p. 252) mit Standortsangaben.
47. 0. Comes. Osservazioni su alcune specie di funghi del Napoltano, e descrizione di
due nuove specie. (Annuar. della R. Scuola Sup. d'Agricoltura in Portici, II, 1880,
13 p. in 80, mit 1 Tafel.)
Dem Ref. nicht zugänglich. 0. Pen zig.
48. Comes, Dr. H. Sur la flore de Pompei. (La Belgique horticole XXX, p. 288.)
In einem Aufsatze über die auf den pompejanischen Fresken dargestellten Pflanzen
erwähnt Verf. als sehr wohl kenntlich Lactarius deliciosus, auf welchen sich die Stelle:
„Fungorum laetissimi qui rubent etc." (Plinius Hist. nat. XXII, 23) beziehen dürfte.
49. Inzenga, G. Funghi siciliani Cent. IL Palermo 1879, l vol., gr. in 40 mit 10 col. Taf ,
welche in natürlicher Grösse Habitus und Durchschnitt, in verschiedenen Ver-
grösserungen die Details von 22 meist neuen Hymenomyceten darstellen.
Der vorliegende Theil des gesammten Werks enthält die Beschreibung von 11 neuen
Arten (1 Coprinns, 1 Daedalea, 7 Boletus-Arten, 1 Cantliarellus, 1 Peziza). (Nach Revue
Mycologique 1880, p. 56.)
Geographische Verbreitung. — Spanien u. Portugal, Asien, Afrika. 235
11. Spanien und Portugal.
50. Thümen, F. de. Liste des Champignons que fea le Dr. Wolffenstein ä recoltes
pendant ün sejour ä Malaga en Espagne, Determines par F. de Thümen. (Revue
mycol. 1880, p. 150.)
Aufzählung von 20 Pilzen, meist Uredineen, darunter zwei mit Diagnosen versehene
neue Arten.
51. Thümen, de. Contributiones ad floram mykologicam lusitanicam Ser. II. (Instituts
de Coimbra 1879, XXVII.)
Die in dieser Serie der Contributiones enthaltenen neuen Arten sind mit den
lateinischen Diagnosen in der Hedwigia (1880, p. 132—135, 144-151 u. 178—183) mit-
getheilt. Ihre Anzahl beträgt 65. Die ganze Serie umfasst 240 Arten.
12. Asien.
52. y. Cesatl. Intorno ai miceti raccolti dal Beccari nelle isole di Borneo e di Ceylon.
(Atti della R, Acc. delle Sc. fis. e mat. di Napoli, vol. VIII. Napoli 1880,
Dem Ref. nicht zugänglich, 0, Pen zig.
53. Cesati, V. Mycetam in itinere Borneensi lectorum a cl. od. Beccari enameratio.
(Naples 1879, 28 p. gr. in 4'\ fig. col. Extrait des Mem. de l'Academie des Sciences
physiques et mathematiques.)
Beschreibung von 314 von Beccari auf Borneo und Ceylon gesammelten Arten
(129 Hyraenomyceten , 13 Discomyceten , 19 Gasteromyceten , 9 Phacidiaceen, 123 Pyreno-
myceteu, 10 Hymeyomyceten, 5 Coniomyceten, 5 Sclerotien und 1 Xenomyces nov, gen,, ver-
wandt mit Scleroeystis Bk, Br.)
Mehr als die Hälfte derselben sind neu und mit lateinischen Diagnosen versehen.
30 Arten sind abgebildet. (Nach Revue mycologique 1880, p. 58.)
54. Cooke, M. C. Fungi of India. (Grevillea VIII, p. 93—96.)
Aufzählung von 45, von Oberst J. Hobson mitgetheilten Pilzspecies aus Britisch-
indien. 23 derselben sind neu und mit lateinischen Diagnosen versehen.
55. Roumegaere, C. Fungi in reg. div. Anstraliae et Asiae a Jul. Remy collecti 1863—66.
(Revue Mycol. 1880, p. 152.)
Unter den 5 beschriebenen Pilzen, von welchen 4 (Agaricus [PholiotaJ Gayi
C. Roum., Ag. [PanaeolusJ Eemyi Kalchbr. et C. Roum., Institale (?J elaia Kalchbr.,
Xylaria fXylostylaJ tricolor Fr.) abgebildet werden, befinden sich 3 neue Arten.
56. de Thümen. Fungorum novornm exoticorum decas altera. (Revue mycologique
1880, p. 36.)
Diagnosen von 10 als neu beschriebenen Arten, welche Veif. von Keck (7) und
Thwaites (3) aus Malabar, Canara, Ind. or. und Ceylon erhielt.
57. Thümen, F. von. Beiträge zur Filzflora Sibiriens, III. (Bull, de la Soc. des Natural,
de Moscou 1880.)
Dieser III. Theil des Verzeichnisses sibirischer Pilze umfasst die No. 460—645.
Jede Substratform figurirt als besondere Nummer. Cladosporium herbarum findet sich z. B.
unter 12 Nummern auf ebensovielen Substraten. 30 neue Arten. (Nach Bot. Centralblatt
1880, 2, p. 1095.)
58. Thümen, F. de. Fungi aliquot novi in terra Kirghisorum a Juliane Schell. (Nuovo
Giornale botanico Ital. 1880. p. 196—199.)
Die 13 in dem Verzeichnisse enthaltenen neuen Arten finden sich in der Oester-
reichischen Bot. Zeitschrift (1880, p. 412) aufgeführt. Es sind 3 Aecidien, 1 Fuccinia,
1 Uredo, 1 Eamularia, 1 Fusarium, 5 Septorien und 1 Ascochyta.
13. Afrika,
59. Ascherson, P. Beitrag zur Flora Aegyptens als Ergebniss seiner beiden Reisen nach den
Oasen der lybischen Wüste 1873/4, sowie der des Dr. H. Schweinfurth nach der grossen
Oase 1874. (Verb. d. Bot. Ver. d. Prov. Brandenburg, XXI. Jahrg., Sitzungsber. p. 63.)
Ausser 2 Ustilagineen wird Coprinus Jasmimdianus Kalchbr. als neue Art mit
Diagnose aufgeführt.
236 Kryptogamen, — Pilze (1880).
60. Fischer von Waldhelm. Mittheilungen über die von Ehrenherg in Aegypten und
Nubien gesammelten Brandpilze. (Verliandhmgen des Botauisclien Vereins d. Provinz
Brandenburg, XXI. Jahrgang, j). 25.)
Uebersicht von 9 Arten mit Angabe der Fundorte, Einsammlungszeit und der Original-
bezeichnungen in Ehrenbergs Herbar. 3 der aufgeführten Arten sind neu und mit Diagnosen
versehen.
61. F. de Thümen, Fangt Egyptiati collecti per Dr. G. Schweinfurth, determinati per F.
de Thümen. Ser. III. (Conf. Ser. I in Grevillea VI, p. 102. — Ser. II id. VIII, p. 49.)
Ein Verzeichniss von 17 Arten, darunter 2 neue mit lateinischen Diagnosen ver-
sehene, fl Peronospora, 1 Cladosporium, 1 Oidium, 1 Coniothecium, 6 Ustilago-Arten.
6 Uredineen, 1 Erysiphe, 1 SphaerellaJ.
62. Spegazzini, Ch. Fungi nonnulli in insula Sancti Vincentii (Caput viride, Africa) in
die 11 decembri 1879 lecti. (Revue mycologique 1880, p. IGO.)
Aufzählung von 20 Species (^1 Ustilago, 1 Puccmia, 1 üredo, 1 Graphiola, 2 Cystopus,
1 LeptospJiaeria, 1 Sporormia, 1 Pleospora, 1 Lophiostoma, 1 Phyllosticta , 4 Phoma, 3
Diploäia, 1 Cladosporium, Empusa muscae und 1 Torula), darunter 2 neue mit Diagnosen.
63. Kalchbrenner, C, and Cooke, M. C. South African Fungi. (Grevillea IX, p. 17—34,
p. 45-46, Taf. 135-138.)
Aufzählung von ca. 150 Pilzspecies. Die zahlreichen darunter befindlichen neuen
sind mit lateinischen Diagnosen versehen. Die meisten sind von Professor Mc Owan in
Sommerset East in Südafrica gesammelt und Kalchbrenner mitgetheilt worden. Einige
wenige stammen von J. M. Wood in Natal.
14. America.
64. Fungi Brasilienses in provincia Rio de Janeiro a dar. Dr. A. Glaziovi lecti. Determ.
M. G. Berkeley. (Vidensk. Meddelelser fra den naturh. Forening i Kjölmhavn 1879—80,
p. 31-34.)
Neue Species mit lateinischen Diagnosen sind: Agaricus (Tuharia) coniophorus,
Glaziella vesiculo>^a, Trametes dibapha, Polyporus biferus, Agaricus (Pholiota) Glaziovii,
Polyporus (Mesup.) aggrediens, Polyp. (Merisma) Warmingii, Agaricus (Psathyra)
commiscibilis , Agaricus {OmplialiaJ condiscipulatus , Grandinia luteo-fulva, Polyporus
(Pleuropus) Glaziovii, Marasmius cohortalis. 0. G. Petersen.
65. Cooke, M. C Exotic Fungi. (Grevillea IX, p. 10-15 u. p. 97-101.)
Verzeichniss von etwa 100 Arten ausländischer Pilze: 6 aus Venezuela, darunter
5 von Dr. Ernst gesammelte Parasiten der Katfeepflanze (PclUcularia Koleroga Cke.,
Leptostroma discoidca Cke., Torula Sphaerella Cke., Stilbuni flavidum Cke., Sphaerella
coffeieola Cke.); 6 aus Paraguay; 19 aus Brasilien, meist Polyporus-Arten und Agariciuen;
2 aus Japan, Polyporus- Arten; 6 aus Indien; 8 aus Persien, darunter 7 Uredineen; 9 aus
Natal; 11 aus Neu-Seeland; 22, darunter 11 Poly^mrus- Arten, von Mauritius; 5 Basidiomyceten
von den Andamanen; 1 Hydnum aus Westafrika; 4 von Jamaica. Die meisten der auf-
gezählten Species befinden sich im Herbarium des königlichen Gartens in Kew. Viele von
ihnen werden zum ersten Male beschrieben.
66. Cooke, M. C. The fungi of Texas. (Journal of the Linnean Society. Botany, vol. XVII,
London 1880, p. 141—144.)
Auszug aus einer Aufzählung der von H. W. Ravenel in Texas gesammelten Pilze.
Bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Mittheilung (April 1878) waren aus dem
genannten Lande nur 149 Species bekannt. Die von C. unter Beifügung lateinischer
Diagnosen 1. c. aufgeführten 25 Arten sind sämmtlich neu.
67. Cooke, M. C. New-York Fungi. (Grevillea VHI, p. 117-119.)
Aufzählung von 30 von Gerard im Staat New-York gesammelten Species, meist
Ascomyceten, darunter 7 mit lateinischen Diagnosen versehene Cook'sche Arten.
68. Cooke, M. C, and Dr. Harkness. Californian Fungi. (Grevillea IX, p. 6-9 und
p. 81-87.)
Ein Verzeichniss von 78 Pilzspecies — meist Ascomyceten — , welche Dr. Harkness
Geographische Verbreitung. — Australien. 237
1879 gesammelt hat. Fast alle werden zum erstenmale beschrieben. Die Diagnosen sind in
lateinischer Sprache abgefasst.
69. Harcknesä, H. W., and Moore, J. P. Catalogue of the Pacific Coast Fungi. San Francisco
1880, 8", 46 S. (Nach Bull, de la Soc. bot. de France 1881, p. 158.)
Das iu der Abhandlung enthaltene Verzeichuiss umfasst alle Pilzfamilien — die
Myxomyceten mit eingeschlossen — in der von Cooke angegebenen Weise angeordnet. Ein
einziger Fundort ist bei jeder Art angegeben ; woraus hervorzugehen scheint, dass die Arbeit
nur ein erster Entwurf ist. In der Vorrede haben die Autoren einige Beoljachtungen über
die geographische Verbreitung verzeichnet. „Die meisten der Pilzspecies unseres platten
Landes," schreiben sie, „sind Europa und Amerika gemein, während von den Arten
unserer Berge zwar viele den alpinen Arten Europas ähneln, mehrere indessen unserer
Küste eigenthümlich sind. Andererseits wird man sehen, dass in den heissen und trockenen
Strichen unserer Wüste afrikanische Species leben".
70. Philipps, W. On Helvella californica. (Journal of the Linnean Society. Botany. vol. XVII.
London 1880, p. 402.)
Die Beschreibung des Pilzes nebst einer Abbildung soll im nächsten Theil der
„Transactions" der Gesellschaft veröffentlicht werden. Gesammelt ist er von Dr. Harckness
in der Sierra Nevada.
71. Saccardo, P. A. Fungorum extra • europaeornm pugillas. (Michelia, Apr. 1880, VI,
p. 136-149.)
Aufzählung und Beschreibung von 71 Pilzen, die theils aus Carolina, theils aus
Sibirien, theils aus dem mittleren Nordamerika stammen, beigefügt sind die Diagnosen
einiger exotischer Pilze aus dem Herbar der Universität Padua. Die Arbeit enthält zahl-
reiche neue Arten. (Nach Bot. Centralblatt 1880, I, S. 518-519.)
72. Spegazzini. Fungi argentini. Pugillus primus et secundus. (Anales de la Sociedad
cientifica argentina. Av. 80, p. 158—192 suivi du systema carpologica.)
Die erste Abtheilung dieses Verzeichnisses umfasst 140 Arten, von welchen 75 auch
in Europa vorkommen. 65 Arten sind neu. Verf. nennt die Discomyceten Gymno-,
die Pyrenomyceten Angio-Thalameen. Die ersteren theilt er nach der Mykologia
fennica Karstens', die anderen nach einem ganz auf den Sporenhabitus gegründeten System
ein, welches sich an das von Saccardo verbesserte de Notaris'sche anlehnt. Das zweite
Heft bringt 172 Species, von welchen etwa die Hälfte zum ersten Male beschrieben werden.
(Nach Revue mykologique 1880, p. 165 ff. u. p. 213.)
73. F. V. Thümen. Pilze aas Entre-Rios. (Flora 1880, S. 30.)
Das von P. G. Lorentz veröffentlichte Werk „La Vegetacion del Nordeste de la pro-
vincia de Entre-Rios" enthält S. 98—102 das von v. Thümen verfasste Verzeichuiss der ersten
aus jeuer Gegend bekannt gewordenen Pilze. Es führt den Titel „De fungis Entrerianis obser-
vationes" und zählt 32 Species auf, worunter sich drei neue Arten und zwei neue Varietäten
befinden. Ausser dieser Mittheilung enthält der vorliegende Artikel die Diagnosen dreier vom
Verf. unter anderen ihm seitdem von Lorentz zugesandten Pilzen gefundener neuer Species,
15. Australien.
74. Cooke, M. C. Fungi australiani, imprimis e collectionibus a reverendo J. M. Berkeley
pervisis enumerati, additis circa ceutum speciebus e coUectioue Baileyana a C. E. Frome
examinatis et insertis circiter triginta aliis a Frisio e coUectione Preissii divulgatis.
Melbourne 1880. (Supplementum ad vol. XI, fragraentorum phytographiae Australiae
baronis F. de Müller.)
75. Kalchbrenner, C. Fungi ofAustralia. I. Basidiomycetes. (Grevillea,Bd.VIII,p.l51— 154.)
Ein Verzeichuiss von 20 von Kalchbrenner und Baron F. Müller aufgestellten Arten:
aus den Gattungen Ägaricus (10), Cojmmis (1), Hycjrophorus (1), Marasmius (3), Lentinus (3),
XerotMS (1), Lenzites (1). Sie sind sämmthch mit lateinischen Diagnosen versehen und zum
Theil (Bd. IX) abgebildet.
75a. Kalchbrenner, C, and Cooke, K. Australian Fungi. (Grevillea, Bd. IX, p. 1—4)
Fortsetzung des Grevillea VIII (p. 151 — 154} begonnenen Verzeichnisses. Es werden
238 Kryptogcamen. — Pilze (1880).
16 Species verschiedener Autoren, die meisten von Kalclibrenner, mit lateinisclien Diagnosen
aufgeführt. (1 Pohjporus, 1 Hydnum, 1 Irpex, 1 Steretim, 1 Telephora, 1 Corticium,
3 Phallus, 1 Änthurus n. g., 2 Geaster, 1 Battarea, I Lycoperdon, 1 Fhellorina, 1 FaZsa.)
IL Sammlungen und Präparate.
76. EUis, J. B. North american Fungi. Cent. IV. December 1879, 1 vol. gr. 4».
Die vorliegende Centurie der EUis'schen Sammlung enthält 4 neue Arten.
77. Job. Kunze. Fungi selecti exsiccati. 3. u. 4. Centurie.
Besprochen in Oesterr. Bot. Zeitschr, 1880, S. 67.
78. loesche. Herbarium.
Das Herbarium des verstorbenen Prof. Dr. Loesche in Dresden ist für 200 Mark
zu verkaufen. Unter Anderem enthält es viele Pilze aus Centralamerika und Grönland.
Näheres bei A. Hofmann, Dresden, Walpurgisstr. 17.
79. N. Martianoff. Fungi minusinenses exsiccati. (Beilage zum Protocolle der 117. Sitzung
der Naturforscher-Gesellschaft an der Universität zu Kasan, 1880, 7 Seiten in 8".)
Verzeichniss von 99 Arten von Pilzen der verschiedensten Abtheiluugen, welche
vom Verf. bei der Stadt Minussinsk (im Gouvern. Jeuisseisk, Ost-Sibirien) und in den Sajan-
Gebirgen gesammelt wurden. Die Bestimmungen sind von Th. v. Thümen, der über diese
Sammlung im Bulletin de la societe de Natur, de Moscou" ausführlich publicirt hat,
Batalin.
80. Patouillard, N., et Doassans, E. Champignons figures et desseches. Paris, Ve. Henry.
Rue de l'ecole de Medicine 13.
Von dieser Sammlung getrockneter Pilze mit jedesmaliger Abbildung sind einige
Species erschienen. Der erste Theil soll aus 50 getrockneten Species und 50 Tafeln bestehen.
Jede Species wird besonders verkauft. (Bot. Ztg. 1880, S. 831.)
81. Rehm. Ascomyceten. XI. fasc. 1879.
Dieser Theil der vom Autor in Regensburg zu beziehenden Sammlung enthält die
Nummern 501—550, darunter 11 neue Arten. (Nach Revue mycologique 1880, p. 55.)
82. Roumeguere, C. Fungi gallici exsiccati. Index. Cent. VII— X. (Revue Mycologique 1880,
p. 27 £f. und p. 198 ff.)
Die Aufzählung der in den 4 Centurien enthaltenen Arten ist von Anmerkungen
begleitet, welche unter Anderem Diagnosen neuer Species enthalten. Im Ganzen werden 26
neue Arten aufgeführt (4 in Cent, VH, 12 in Cent. VIII, 6 in Cent. IX, 4 in Cent. X).
83. Spegazzini, Ch. Decades mycologicae rtalicae, 7—12. No. 61—120. Couegliano 1879.
Nach dem Berichte in der Revue mycologique (1880, p. 51) zeichnen sich diese
sechs neuen Decaden der Sammlung durch eine Menge von Neuheiten aus. Als zum ersten
Male von Spegazzini beschriebene Arten werden I, c. 20 aufgeführt.
84. de Thümen. Myotheca universalis, 17 Cent. Wien 1880.
Diese Centurie der Sammlung bringt u. A. amerikanische Pilze von Ellis und
afrikanische (Cap der guten Hoffnung) von Mac Owan gesammelt. Sie enthält 11 neue
Arten. (Nach Revue mycologique 1880, p. 211.)
85. F. V. Thümen. Diagnosen zu Thümens „Mycotheca universalis". Inhalt der Centurien
XIII -XV. (Flora 1880, p. 312—322 u. 323-332.)
Abdruck der Ettiquetten der angeführten Centurien (vgl. den Jahresber. 1879,
S. 525, No. 64.)
86. Wartmann und Winter. Schweizerische Cryptogamen, Cent. VIII. Zürich 1880.
Die längere Zeit unterbrochene Herausgabe dieser Sammlung soll von jetzt an
wieder regelmässig stattfinden. Die Pflanzen werden in Papierkapselu locker liegend ver-
theilt, so dass nur diese Kapseln, nicht die Pflanzen aufgeklebt sind. Die vorliegende
Centurie enthält 35 Pilzspecies aus sehr verschiedenen Abtheilungen. Vgl. die Besprechung
in der Bot. Ztg. 1881, S. 118.
87. Winter, G. Supplemente zu den Fungi helvetici.
W. beabsichtigt von jetzt (October 1880) ab jährlich 1 bis 2 Centurien solcher
schweizerischen Pilze erscheinen zu lassen, welche sich aus irgend einem Grunde, namentlich
Schriften allgem. u. gemischten Inhalts. — Schriften über Systematik, Anatomie etc. 239
der Seltenheit wegen, nicht zur Herausgabe in der Hauiitsammlung eignen. Der Preis der
Centurie ist auf 10 Mark festgesetzt.
88. Zopf, W. Mycotheca Marchica. (Verb. d. Bot. "Vereins d. Provinz Brandenburg 1880,
Sitzungsber. v. 19. Dez. 1879, S. 165—166.)
Z. legte in der citirten Sitzung des Vereins die erste Centurie einer Pilz-
sammlung vor, welche er mit Sydow unter Mitwirkung von E. Loew, K. Droysen und E. Ule
herausgiebt. Die Sammlung enthält nur seltene oder doch nicht sehr häutige Arten, darunter
12 neue oder kritische. „Die Reichlichkeit der Exemplare," heisst es 1. c, „die Ausstattung
mit Zeichnungen und ausführlichen Diagnosen sowie der geringe Preis (10 Mk, pro Cent.)
■werden leicht erkennen lassen, dass es sich bei dem Unternehmen nicht um pecuniären
Gewinn handelt." „Von den (im Ganzen 10) Tafeln sind die, welche Sclerotinia Batschiana,
Cliaetomiitm hostrycliodes, Stachyhotrys atra und Äscoclujta chartarum darstellen, auf Grund
kleiner eutwickelungsgeschichtlicher Untersuchungen entstanden, die auch für die erste und
letztgenannte Species den genetischen Zusammenhang der Conidien mit der Ascospore
erweisen." „Aus den Synonymen angaben zu Stachyhotrys atra und Thielavia basicola n. sp.
wird man ersehen, dass eine Anzahl bisher aufrecht erhaltener Pilznamen zu streichen sind."
89. Arnoldi, E. W. Sammlung plastisch nachgebildeter Pilze. Lieferung 17. Gotha 1880.
90. Zimmermann, Dr. 0. E. R. Mycologische Präparate. Chemnitz in Sachsen.
Neue Ausgabe in VI Serien zu je 20 Präparaten. Inhalt: S. I Bacterien, Sprosspilze,
Schimmelformen; S II Conidienformeu ; S. III üstilagiueen, Protomyceten, üredineen; S. IV
Hymenomyceten, Gasteromyceten, Chytridien, Mucorineen, Peronospoieen ; S. Vu. VI Ascomyceten.
III. Schriften allgemeinen und gemischten Inhalts.
1. Schriften über allgemeine und speeielle Systematik, Anatomie und
Entwickelungsgeschichte.
91. Dodel-Port, A. lllastrirtes PfiaDzenleben.
Gemeinverständliche Origiualabhaudlungen über die interessantesten und wichtigsten
Fragen der Pflanzenkunde, nach zuverlässigen Arbeiten der neuesten wissen,schaftlichen
Forschungen, mit zahlreichen Originalillustrationen. Zürich, C. Schmidt, 1880.
Das erste Heft enthält u. A. „die niederen Pilze" und „Contagien und Miasmen".
92. L. Kny. Botanische Wandtafeln mit erläuterndem Text. IV. Abtheilung. Berlin 1880.
Tafel XXXII und XXXIII bringen die EntM'ickelungsgeschichte von Eurotium,
Tafel XXXIV und XXXV die Entwickeluug von Penicülium crustaceum. Den Zeichnungen
wie dem Texte liegen hauptsächlich die Arbeiten de Barys und Brefelds zu Grunde.
93. Kummer. Praktisches Pilzbnch für Jedermann, in Fragen und Antworten. 8"^, mit 3
lithogr. Tafeln. Hannover 1880.
Nicht gesehen.
94. lambotte, E. Flore mykologique de la Belgique. Description des familles, des
genres, des especes et des vari^ies trouvees jusqu' ä ce jour sur le territoire beige.
3 vols in 8^. Verviers 1880.
Nach einem Bericht im Bulletin de la soc. bot. de France (1881, Rev. bibl. p. 18—19)
theilt der Verf. die Pilze nach dem Beispiele Fuckels in zwei Reihen, je nachdem ihre
Entwickelungsgeschichte bekannt oder unbekannt ist. Durch seine Citate beweist er, nach
demselben Bericht, dass er mit den seit 10 Jahren in Deutschland und Frankreich erschienenen
Arbeiten völlig bekannt ist.
95. de Lanessan, J-L. Flore general des Champignons.
Französische Uebersetzung des Buches von Wünsche: die Pilze. Eine Anleitung
zur Kenntniss derselben.
96. Derselbe. Flore des Champignons superieurs, ou description et iconographie des
Champignons comestiblcs et veneneux d'Europe. Paris, 0. Doin.
Dieser Atlas soll in 6 Fascikeln in klein Quart erscheinen, jeder Fascikel zu 10
nach der Natur gezeichneten colorirteu Tafeln, welche die Pilze in natürlicher Grösse mit
allen ihren charakteristischen Merkmalen und in verschiedenen Altersstadieu darstellen.
240 Kryptogamen. — Pilze (1880).
Jede Tafel ist von eiuer detaillirten Beschreibung der abgebildeten Species begleitet. Preis
des Fascikels 10 Francs.
97. Derselbe. Flore des Champignons inferieurs, ou description et ionographie de ces
Champignons.
Dieses Werk soll in 3 Fascikeln und in derselben Weise wie das vorhergehende
erscheinen. Nach Brebissouia II, p. 140.
98. Layen. Synopsis dichotomique des Champignons. (Recueil des memoires et des travaux
publies par la See. Bot. du G.-D. de Luxembuurg 1877-^1878. Erschienen 1880.)
Dichotomische Tabellen zum Bestimmen der praktisch wichtigsten Arten der Basidio-
myceten für Anfänger. In der Aufstellung der grösseren Abtheilungen ist Verf. de Bary
gefolgt, bei den Arten der Agaricinen und Polyporeen im wesentlichen Fries. Jeder der
355 aufgeführten Arten ist eine Bemerkung über ihre Essbarkeit beigefügt.
99. Lenz, H. Die Schwämme. 6. Aufl., bearbeitet von Dr. 0. Wünsche. Gotha 1879.
Wünsche hat diese erste von ihm bearbeitete Auflage des Buches durch einige auf
leicht wahrnehmbare Merkmale gegründete Tabellen vermehrt und mehrere Abbildungen
durch bessere von G. Falk in Zwickau herrührende ersetzt.
100. Marchand, l. Botanique cryptogamique pharmaco-medicale. (Programme raisonne
d'un cours professe ä Tecole superieure de pharmacie de Paris, 1. Partie, 8", 138 p.,
30 fig. Paris, 0. Doiu, 1880.
Besprochen im Bulletin de la societe botanique de France, p. 73.
101. Derselbe. Les herborisations cryptogamiques. Paris 1880, 8', 15 p.
Nicht gesehen. Ref.
102. Phillips, W. The fungi of onr dwelling houses. Birmingham, 8 S. in 8°, 1880.
(Auszug „aus Midland Naturalist".)
Der Verf. zählt 46 die englischen Häuser bewohnende Pilzarten auf und erörtert
die Bedingungen ihres Gedeihens. Näheres, auch die Angabe der aufgezählten Arten, findet
sich in der Revue mycologique (1880, p. 147— 148j.
103. Richon. Description et dessins de plantes cryptogames noavrelles. 20 p. in 8°,
3 fig. color. Vitry-le-Francais 1879. (Vgl. Bot. Jahresber. 1879, S. 534, No. 92.)
Das zweite Heft enthält 9 neue Pilzarteu. (Nach Revue mycologique 1880, p. 91.)
104. Stevenson, J. Mycologia Scotica. Edinburg l vol. in 8», 1879, mit einer Karte.
Das Buch giebt eine systematisch geordnete Aufzählung der in Schottland beob-
achteten Pilze. In der Anordnung basirt es auf Cooke's Handbuch, berücksichtigt aber
für die Unterabtheilungen die neueren Arbeiten. Es enthält 2156 Arten, welche sich auf
431 Gattungen vertheilen. Diagnosen sind nur von den Arten gegeben, welche sich nicht
in Cooke's Handbuch finden. (Nach Revue mycologique 1880, p. 54.)
105. Bennett, A. W. On the Classification of Cryptogams. (Quarterly Journal of micro-
scopical science. New ser. 20, 1880, p. 408—412.)
An die in der vierten Auflage des Lehrbuchs der Botanik von Sachs enthaltene
Eintheilung anknüpfend schlägt B. ein System vor, dessen die Pilze angehender Theil am
kürzesten hier aufgeführt wird:
A. Protophyten.
a. Protomycetes (Protophyta achlorophyllaceaj .
Schizomycetes.
Saccharomyces,
b. Frotopliyceae (Protopliyta chlorophyllaceaj.
B. Fungi.
a. Zygomycetes (Zygospermeae achlorophyllaceae).
b. üomycetes (Oosperm. achlor.J. c. Carpomycetes (Carposp.
Mucorini. Peronosporeae. üredineae. [achlor.J.
Piptocephalidae. Saprolegnieae. Ustilagineae.
Ckyiridiaceae. Basidiomycetes.
Ascomycetes.
Die Myxomyceten werden als Anhang zu den Protophyten gestellt.
Schriften allgem. u. gemischten Inhalts. — Schriften über Systematik, Anatomie etc. 241
106. Benett, A., W. B. Sc. F. L. S., und Murray, 6. F. L. S. A Reformed System of Ter-
minology of tht Reproductive organs of the Thallophyta. Vorgelesen am 26. August
in der Versammlung der British Association in Swansea. (Nach dem Bericht darüber
in Trimeus Journal 1880, p. 346 ff.)
Die Autoren M'ollen eine Terminologie schaffen, welche den Analogien Rechnung
trägt, dem Stand unserer Kenntnisse entspricht und sich den vorhandenen terminis möglichst
nahe anlehnt. Es wird folgende Definition für Spore vorgeschlagen: „Eine durch den
gewöhnlichen Vegetationsprocess und nicht durch eine Vereinigung von Sexualelernenten
hervorgebrachte Zelle, welche zum Zwecke directer vegetativer Fortpflanzung abgegliedert
wird". Die Unterschiede zwischen den Sporen drücken sich durch Vorsilben aus. So werden
vielzellige Sporeu „Polysporen" genannt, welche aus „Merisporen" zusammengesetzt sind.
Die Protophyten und Mucorineen haben „Chlamydosporen", die Myxomyceten „Sporangio-
sporen", die Peronosporeen „Conidiosporen", die Saprolegnieen „Zoosporen"; die Uredineen
Teleuto-, Aecidio-, Uredo-Sporen und Sporidien, die Basidiomyceten Basidiosporen, die Asco-
myceten (incl. Flechten) Conidio-, Stylo-, Asco-, Poly- und Merisporen. Die Zellen, in welchen
die Sporen entstehen, heissen überall Sporangium. Die Organe, in welchen die männlichen
Geschlechtselemente gebildet werden, sollen überall Antheridien, die beweglichen männlichen
Geschlechtselemente Antherozoidieu, die unbeweglichen Pollinoidien heissen. In der Termino-
logie der weiblichen Geschlechtsorgane muss das Wort Spore überall fortfallen. Die unbe-
fruchtete weibliche Plasmamasse wird durch die Endung „sphaere", die befruchtete durch
die Endung „sperm", das ganze weibliche Organ — gleichviel ob einzellig oder vielzellig —
durch die Endung „gonium" bezeichnet. Also: Oogonium, Oosphaere, Oosperm; Carpo-
gonium, Carposphaere, Carposperm. Für Trichogyn tritt Trichogonium ein. Bei den Zygo-
myceten bilden die conjugirten „Zygosphaeren" ein Zygosperm. Bei den höheren Pilzen wird
der Ausdruck Frucht (fructification) lür die ganze ungeschlechtliche Generation, welche die
Sporen erzeugt, empfohlen.
107. Banning, M. E. Notes on Fungi. (Bot. Gazette, Vol. V, No. 1.)
Behandelt die Wirkung der in dem sonst so regenreichen Maryland ungewöhnlichen
grossen Dürre im Juni und Juli 1879 auf die Schwämme. Im Allgemeinen traten die-
selben im Gegensatz zu früheren Jahren nur selten und meist verkümmert auf, obgleich
im August häufige Regen fielen. Eine zweite Dürre im September unterdrückte von
neuem die sonst bis in den November üppige Pilzvegetation. Nur einige Localitäteu
waren reich. Auch machten einige Species eine Ausnahme, indem sie kräftig entwickelt
waren. (Ein ausführlicheres Referat, welchem obiges entnommen ist, siehe Bot. Centralbl.
1880, I, S. 387.)
108. Bail. üeber unterirdische Pilze. (Tageblatt der 53. Vers. Deutscher Naturf. und
Aerzte in Dauzig, 1880, S. 80.)
Ref. theilte das 1. c. über den in der Bot. Sectionssitzung gehaltenen Vertrag gegebene
Referat gekürzt mit. Prof. Bail legte dar, dass die Zahl der unterirdischen Pilzarten und
Individuen sicher die gewöhnliche Annahme übersteige. Bei scharfer Beachtung frischer
Abstiche an den Rändern der Waldwege gelingt das Auffinden derselben auch ohne ander-
weitige Hilfe. Meist sind die Fungi hypogaei Saudbewohner (so die gewöhnlichen Bliizo-
pogon- Arten), oder sie bevorzugen lehmigen Boden. In letzterem entdeckte Vortragender
Hydnotria carnea, deren bis jetzt bekanntes Vorkommen sich auf Böhmen (Corda) und den
Nordabhang des Riesengebirges (Bail) beschränkt, während die von ihm in Westpreussen
an den verschiedensten Orten nachgewiesene H. Tulasnei bis jetzt nur aus England bekannt
war. Aus den Structurverhältuissen wird im Gegensatz zu Tulasne's Auffassung nach-
gewiesen, dass die beiden von CorJa aufgestellten Arten sicher zu unterscheiden sind.- Bei
der H. carnea hat Bail auch Spermogonien gefunden, die an der Oberfläche des Pilzkörpera
sitzen. Auch die stets bei junger Gautieria beobachteten, mit beweglichen und aus-
schwärmenden spermatozoidartigen Körperchen erfüllten grossen Blasen dürften besondere
Aufmerksamkeit verdienen. Eine ernstere Beachtung der unterirdischen Pilze verspricht
demnach in pflanzengeographischer, morphologischer und physiologischer Beziehung reiche
Aufschlüsse.
Botanischer Jahresbericht IX (1881) 1. Abth. lg
242 Kryptogamen. — Pilze (1880).
109. Doassans, E., und Fatouillard, M. Especes nouvelles de Champignons (Polyporas
favoloides, Peziza glandicola). (Bulletin de la soc. bot. de France 1880, p. 355—356.)
Lateinische Diagnosen der in der Ueberschrift genannten Pilze, nebst einigen
Bemerkungen über ihre nächsten Verwandten und ihre Synonymik.
110. C. Roomeguere. Un Rhizomorpha conidifere, decouvert par M. l'Abbe Barbiche.
(Revue mycologique 1880, p. 159.)
Barbiche beobachtete auf Fontinalis antipyretica eine Bhizomorjpha, bei der sich
von einem fädigen, braunen, 1 — IV2 Decimeter langen Stroma fleischfarbene, mit blossem
Auge sichtbare Conidienträger erhoben. R. ist geneigt, dieselben einem Stilbmn zuzuschreiben.
111. Roumeguere. Publication des „Reliquiae Libertianae", (Revue mycologique 1880, p. 7.)
Nach einer längeren Einleitung, welche u. a. biographische Notizen über Frl. Libert,
einen noch nicht herausgegebenen Brief von ihr au Lejeune und die Antwort des Letzteren
enthält, giebt R. ein Verzeichniss der seltenen, wenig bekannten und neuen Arten, die er
mit Spegazzini in dem ihm vom Botanischen Garten in Brüssel überlassenen Theile des
Libert'schen Nachlasses fand. Sämmtliche Arten sind mit Fundortsangaben, die neuen auch
mit lateinischen Diagnosen versehen. Die meisten hat R. in die VIL Cent, der Fungi
Gallici exsiccati aufgenommen.
112. Cooke, M. C. Reliquiae Libertianae. (Grevillea, vol. VIII, No. 47.)
Aufzählung von 76 von Frl. Libert gesammelten und charakterisirten Pilzarten, welche
sich jetzt im Herbar des Brüsseler Botanischen Gartens befinden. Mit kritischen Bemerkungen
Cooke's. Die Mittheilung war schon im Druck, als die Reliquiae Libertianae in der Revue
mycologique erschienen. Die Missstände, welche sich in Bezug auf die Nomenclatur der neu
beschriebenen Arten daraus ergeben haben, sind in dem in diesem Jahresbericht enthaltenen
Verzeichniss der neuen Arten berücksichtigt.
113. V. Thümen. Reliquiae Libertianae. (Hedwigia 1880, p. 185-191.)
Der Verf. ist in Besitz des grössten Theiles des mycologischen Nachlasses der Frl.
Libert gelangt und beabsichtigt die Bestimmungen der theils von der Sammlerin benannten,
theils unbenannt vorliegenden Pilze in der „Hedwigia" zu publiciren. Er beginnt mit einer
ersten Centurie von Arten, worunter sich 10 von ihm neu aufgestellte befinden.
114. Massee, G. E. Notes on some of our smaller fungi. (Scieuce-Gossip. oct. 1880.)
Nicht gesehen, Ref.
115. Schulzer v. Müggenburg. Ersuchen an die Fachgenossen. (Oesterr. Bot. Zeitschr.
1880, p. 399.)
Angeregt durch die Beobachtung einiger Fälle eigenthümlicher Paraphysenbildung
bittet Seh. v. M., ihm Wahrnehmungen und Ansichten über diesen Gegenstand durch Ver-
öffentlichung in cit. Ztschr. bekannt zu geben.
116. Schulzer V. Müggenburg. Mykologisches, (Oesterr. Bot. Zeitschr. 1880, p. 250 u. 286.)
Verf. giebt mit einigen erläuternden Bemerkungen die Diagnosen eines mit Hypocrea
nächstverwandten neuen Genus, NeosTcofitzia, mit zwei Arten: N. verrueiilosa, auf Eichen-
ästen im November und N. pallida auf trockenen Blättern von Zea Mays im Frühjahre.
p. 286 giebt er die Diagnose eines bei Vinkovce gefundenen Boletus, dessen Hut nur 1—1,8 cm
breit ist. Er nennt ihn B. acris n. sp. und ist geneigt, ihn für eine südliche, Laubholz
bewohnende Varietät des B. fiperatus Bull, zu halten.
117. Winter, G. Mykologische Notizen. (Hedwigia 1880, S. 1-4.)
Kurze Bemerkungen zu einigen Pilzen, meist Uredineen, vom Speer und von der
Sandalp im Kanton Glarus; u. a. zu Thümens Uromyces jimcinus, Persoons Sistotrema
confluens und Tuburcinia TrientaUb. Entyloma Calendulae Oudm. auf Bellidiastrum
Michelii gefunden.
118. Cuningham, D. On certain etfects of starvation on Vegetable and Animal Tissues.
(Quarterly Journal of Microscopial Science 1880, p. 50.)
Der Verf. vergleicht Erscheinungen in normal ausgebildeten Choanephora und
Pilobulus crystaliniis mit solchen, welche dieselbe Species bei Verhungerung darbietet.
Der Verf. giebt eine Zeichnung des protoplasmischen Inhalts einer Hypha der
Choanephora, welche in destillirtem Wasser cultivirt wurde, und zeigt, dass sie von der
Schriften allgem. u. gemischten Inhalts. — Schriften über Systematik, Anatomie etc. 243
normalen Hypha verschieden ist. In den verhungerten Exemplaren nimmt das Protoplasma
eine netzartige Form an, welche in den normalen Exemplaren nicht zu sehen ist. Auch
zeigt sich eine merkliche Zunahme in der Zahl der freien Oelkügelchen; diese rühren zum
Theil her vom Oel, das schon in dem Protoplasma enthalten war, zum Theil aber auch von
der Zersetzung des Protoplasma selbst. Fr. Darwin.
119. Schmitz. Untersuchungen über die Structor des Protoplasmas. (Verb, des Naturhist.
Ver. d. preussischen Rheinlande u. Westfalens, 37. Jahrg., IV. Folge: 7. Jahrg. Bonn
1880. Sitzungsber. d. Niederrheinischen Gesellschaft in Bonn, S. 159—198.)
Die Arbeit ist eine gedrängte Uebersicht einiger Besultate, welche der Verf. beim
Behandeln von Phanerogamen- und Thallophytenzellen mit conc. Picrinsäure und nachherigem
Färben mit wässeriger Hämatoxylinlösung erhalten hat. An mykologischen Beobachtungen
enthält sie Folgendes :
Junge Ascosporen zeigen sich wie junge plasmareiche Zellen überhaupt, nach dem
Erhärten und Färben in ihrer ganzen Masse gleichmässig gefärbt und fein puuktirt. Einzelne
kleine Körnchen treten durch stärkere Lichtbrechung und intensivere Färbung hervor.
Dieselbe Structur zeigen die hyalinen Ausstülpungen der Myxomycetenplasmodien. In der
fortwachsenden Spitze der Saproleguienbyphen erscheint der wandstäudige Plasmaschlauch
vielfach feiner oder derber punktirt und enthält Microsomen in verschiedener Zahl und
Grösse. Weiter rückwärts treten hie und da kurze feingekörute Fibrillen hervor. Dann wird
der Protoplasmaschlauch — zunächst nur in seiner inneren Schicht, später in der ganzen
Dicke — in ein Netzwerk umgewandelt, in dessen Fasern sich Microäomen eingelagert
finden. Die Kerne erscheinen in den Zellen der Chytridien vor der ZoosporenbiJdung,
in den fertigen Zoosporen und in den kleinen kurzen Zellen mancher Pilzhyphen, die in
Dauerzustand übergegangen sind, gleichmässig dicht und stark glänzend, oft wie Oeltröpfchen,
und gleichmässig dunkel gefärbt. Bei Saprolegnia liegen die Kerne in den meist etwas
verbreiterten und verdickten Knoten des Netzwerks. Die vielen in den vegetativen Pilzzellen
enthaltenen Kerne sind oft kleiner und schwieriger nachweisbar als die meist in geringerer
Anzahl verhandenen der Fortpflanzungszellen. Die Zellkerne von Leptomitus lacteus sind denen
der übrigen Saprolegnieen analoge kleine, in grosser Anzahl innerhalb des wandständigen
Plasmaschlauches vertheilte Körper. Phyllosiplion Ansai% nach des Verf.'s Untersuchungen
ein Phycomycet, dessen Sporen in zahlloser Menge iu „Gestalt eines dicken Schleimtropfens
von dunkelgrüner Farbe" austreten, verhält sich in Bezug auf die Vertheiluug der Zellkerne
wie die vom Verf. früher beschriebene Peronospora calotheca u. a. Peronosp)ora-ATteü. Bei
dem Mycel, den Conidienträgern und Conidien von Erysiphe communis und anderen nicht
bestimmten Arten — namentlich auch bei verschiedenen Dauermycelien — waren sämmtliche
Zellen mit je einem Zellkern versehen. Bei PenicilUum glaucum enthielten die Zellen des
Mycels einen oder mehr Kerne, bei Peziza convexula besassen sämmtliche Mycelzellen und
die sterilen Zellen des Fruchtkörpers mehrere Kerne, welche aber in den letzteren nur
schwer oder gar nicht nachzuweisen waren. Weiter wurden Zellkerne nachgewiesen bei
mehreren Aecidiomyceten in Mycel (üoleosporium Campanulae) und Sporen (Puccinia
Malvacearum, Coleosp. Campanulae). Die Zellen von Coleosporium Campanulae besitzen
meist je 2 Kerne. Endlich fand der Verf. noch in einer Anzahl von Plasmodien und, wie
schon oben erwähnt, in mehreren Chytridien (Ehizidium intestinum, Chytr. roseum u. a.)
Zellkerne. Unter Anderem sieht er mit Nowakowski die „Oeltropfen" der Zoosporen der
Chytridien als solche an.
120. Bainier, M. G. Sterigmatocystis et Nematogonum. (Bulletin de la Societö botanique
de France 1880, p. 27—32, mit 1 Tafel.)
Der Verf. zählt zunächst 12 von ihm auf verschiedenen Substanzen des Droguen-
handels gezogene, zum Theil neue Sterigmatocystis-Avien auf. Den meisten sind Beschrei-
bungen begegeben. Ausführlicher ist die Entwickelung der Sporenträger von St. Carbonaria
dargestellt. Auf den angeschwollenen P'nden aufrechter Mycelfäden entsteht simultan je
eine Anzahl runder Zellen, welche sich ziemlich in der Mitte einschnüren. An der Ein-
schnürungsstelle bildet sich eine Scheidewand. Die untere der so gebildeten beiden Zellen
wird unter Wachsthum und Gestaltsveränderung zur Basidie, während die obere ein Sterigma
16*
244 Kryptogamen. — Pilze (1880).
darstellt. Sie verlängert sich in einen Hals, dessen Spitze anschwillt, sich durch eine
Scheidewand abgliedert und zur Spore umbildet, worauf sich derselbe Process am Sterigma
wiederholt. Noch ehe oder während die dritte Spore entsteht, sprosst ein zweites Sterigma
neben dem ersten aus der Basidie hervor, später ein drittes etc. bis zu einem siebenten.
Die Zahl der Sterigmen kann also nicht als Unterscheidungsmerkmal für verschiedene Arten
benutzt werden. Die Sporen werden sehr bald rauh und färben sich dunkel. Sie wachsen
noch, wenn sie schon völlig schwarz geworden sind.
In einem zweiten Capitel beschreibt der Verf. in ähnlicher Weise wie bei St. Carbonaria
die Sporenentwickelung von Nematogonum aurantiacum Desm. Er erzog die Pflanze auf
Holzspähnen. Der am meisten erwähnenswerthe Unterschied in ihrer Entwickelung gegenüber
der von Sterigmatocystis ist der, dass ihre Sporen zu 8 oder 10 simultan auf köpfchen-
förmigen Trägern entstehen.
Die Tafel giebt verschiedene Entwickelungsstadien der Sporenträger einiger der
beschriebenen Pilze.
121. Gravis, Ä. Note sur les excroissances des racines de l'aune. (Bull, de la soc. Roy.
de Bot, de Belgique t. 19, II, p. 15.)
Enthält nichts Neues.
122. 0. Penzig. Sui rapporti genetici tra Ozonium e Coprinus. (Nuovo Giern. Bot. Ital.
XII, 2, p. 132-143, 2 lith. Taf.)
Schon mehrfach ist gezeigt worden, dass die Genera Byssus, Bhizomorpha, Ozonium,
nichts sind als sterile, eigenthümlich entwickelte Mycelien höherer Pilze; doch noch oft
werden diese Verhältnisse misskaunt. Verf. hat den genetischen Zusammenhang von
Ozonium auricomum Lk. mit einer Cojn'inus - Art im Botanischen Garten zu Pavia genau
studirt, und beschreibt ausführlich die Bildung des Co2>njms- Fruchtkörpers aus den
Ozonium-Fsiden. Geschlechtliche Vorgänge wurden dabei nicht sicher beobachtet; doch Hessen
die ersten Anfänge der Cojmmis -Früchte, als Hyphenknäuel , bisweilen im Centrum eine
spiralig gewundene Hyphe (Scolecit?) erkennen.
Die beobachtete Art von Coprinus scheint neu, und wird als Copr. intermedius
Pzg. (zwischen C. stercorarius Fr. und C. coopertus Fr. stehend) beschrieben; in den
Tafeln sind analytische Figuren des Pilzes und der Fruchtentwickelung gegeben.
0. Penzig,
123. Zopf, W. lieber eine neue Methode zar Untersuchung des Mechanismus der Sporen-
entleerung bei den Ascomyceten und über einige Resultate, welche mittelst derselben
gewonaen wurden. (Verh. d. Ges. naturf. Freunde zu Berlin, 1880, S. 29.)
Bisher pflegte mau den Modus der Sporenentleerung au aus ihrem natürlichen
Zusammenhange gerissenen Ascis in Wasser zu studiren. Der auffälligste Mangel dieser
Methode ist der, dass bei ihrer Anwendung im Schlauchinhalte Veränderungen vor sich
gehen, welche, nach dem Verf., im Perithecium niemals eintreten. Die vom Verf. empfohlene
Methode besteht darin, dass man die Ejaculationsvorgänge im Perithecium selbst beobachtet.
Passende Untersuchungsobjecte sind 3 /S'ordarta- Formen, nämlich S. minuta Fkl. var.
A-spora, S. minuta Fkl. var. 8-spora und S. curcula de Bary, Die Schläuche der Sordarien
treten in Folge bedeutender Streckung durch den Mündungskanal der Perithecien hindurch
und öffnen sich vor der Mündung; ein Verhalten, das ganz allgemein beiden ejaculirenden
Pyrenomyceten zu finden sein dürfte. Die Sporen entstehen in der Ascusspitze und werden
bei Eusordaria durch schwanzartige gestreifte Anhängsel — bei der Sporenbilduug nicht
zur Verwendung gekommene Plasmamassen — bei Coprolepa und Hypocopra durch Gallert-
hüllen — gequollene Membranschichten der Sporen — zu einem „iudividualisirten Ganzen"
verkettet. Bei anderen Pyrenomyceten geschieht die Verkettung durch der Spore anhängende
leere Zellen mit vergallerteuder Membran. Die für die Ejaculation wesentliche Befestigung
des Sporencomplexes im Scheiteltheile des Ascus wird bei den Eusordarien durch schwanz-
artige Anhängsel der Terminalspore, bei Hypocopra etc. durch eine anders geformte terminale,
veränderte Plasmamasse bewirkt. Bei manchen Familien (z. B. Sordarien, Nectrieen) ist
zugleich der Ascus selbst als Tragapparat für den Sporencomplex eingerichtet. Sordaria
Brefeldii a. sp, zeigt z. B. einen vom Scheitel in das Lumen des Ascus hineinragenden
Schriften allgem. u. gemischten Inhalts. — Physiologie. Chemie. Gährung. 245
hohlcylindrisohen, mit dicken Wänden versehenen Körper, der sich mit Jod blau färbt.
Das terminale Plasmaanhäugsel der Sporenkette füllt theils den Innenraum dieses Cylinders
aus, theils legt es sich eng um ihn herum. Unterhalb des Cylinders befindet sich iu der
Ascusmembran eine in hohem Grade quellungsfähige Zone, welche das Anhängsel „wie eine
Faust die Kehle" einschnüren kann. Ein Herabsinken der Sporenkette aus dem Ascus-
scheitel wird durch diese Einrichtungen unmöglich gemacht. Die Hinleitung der Asci nach
der engen und oft durch hehotropische Krümmungen zur Seite geschobenen Mündungs-
öffnung der Perithecien wird durch die den Hohlraum der Frucht auskleidenden Hyphen
bewirkt, welche nur in der Mitte einen von unten nach oben trichterförmig zulaufenden
Canal offen lassen. Der positive Heliotropismus kommt bei Ascobolus- und Saceobolus-
Arten auch den einzelnen Ascis zu. Bei den mündungslosen der nicht ejaculirenden Pyreno-
myceten existiren besondere mechanische Vorrichtungen zur Oeffnung des reifen Peritheciums.
Chaetomium Fimeti zeigt an der Basalregion der Frucht lange, fest gebaute, hygroskopische
Hyphen, welche benachbarte Körper umfassen und einen Zug ausüben, der das Perithecium
am Grunde sprengt. Eine ähnliche Vorrichtung zeigt Magnusia. Die Wandung der
CepJialotheca tabulata n. sp. besteht aus starken polyedrischen Täfelchen, zwischen welchen
ein zartes, nur wenig verkorktes Hyphengeflecht sich findet. Hier verursacht der Druck,
welchen die im reifen Perithecium befindliche Gallertmasse bei Zutritt von Feuchtigkeit
ausübt, durch Trennung der Täfelchen die Oefihung des Peritheciums.
Eine spätere Arbeit soll die erwähnten Verhältnisse umfassend und mit Abbildungen
darstellen.
2. Physiologie. Chemie. GähruDg.
124. V. Naegeli. Der Ernährungschemismus der niederen Pilze. (Sitzungsberichte der
Kgl. Bayr. Akademie der Wissenschaften, 1880, 3 Math. phys. Gl. S. 277—367.)
Unter dem obigen Titel sind 1. c. 2 Abhandlungen v. Naegeli's mitgetheilt, über
welche im Folgenden referirt wird.
1. Ernährung der niederen Pilze durch Kohlenstoff- und Stickstoff-
verbindungen.
Verf. stellt die Frage: „Aus welchen Verbindungen vermögen die Pilze die Elemente
C, H, 0 und N zu entnehmen, um ihre Substanz zu vermehren?" Die Elemente 0 und H
werden in der Beantwortung ausser Acht gelassen, da dieselben entweder in den C- und N-
verbindungen enthalten sind, oder dem Wasser und dem freien Sauerstoff entnommen werden.
Der Stickstoff vermag aus allen Amiden und Aminen angeeignet zu werden, und
zwar können Acetamid, Methyl-, Aethyl- und Propylamin, Asparagin und Leucin zugleich
als C- und N-nahrung dienen, während Oxamid und Harnstoff blos N Heferu. Sehr wesentlich
zum Gelingen von Versuchen mit diesen Substanzen ist die Conceutration der Lösung.
Spaltpilze vermehrten sich z. B. in einer O.Sprocentigen Lösung von salzsaurem Methyl-
amin ziemlich reichlich, in einer 1- und 1.25-procentigen gar nicht. Freier Stickstoff und
Stickstoff aus Cyan und aus Verbindungen, in welchen er nur als Cyan enthalten ist, kauu
nicht assimilirt werden, wenn nicht vorher aus dem Cyan unter Wasseraufnahme Ammoniak
abgespalten wird, was durch die Gährwirkung der Spaltpilze geschehen kann. Bei der
Vergleichuug von Ammoniak und Salpetersäure ergiebt sich, dass manche Spaltpilze von
Salpetersäure wohl leben können, aber mit Ammoniak ein entschieden besseres Gedeihen
zeigen. Die Sprosspilze können wohl durch Ammoniak, aber nicht durch Salpetersäure
ernährt werden. In Bezug auf die Schimmelpilze ist das Resultat noch zweifelhaft. Als
allgemeiner Ausdruck für die Ernährungstüchtigkeit der Stickstoffverbindungen kann die
Bemerkung gelten, „dass der Stickstoff am leichtesten assimilirt wird, wenn er a-ls NH2
vorhanden ist, weniger leicht, wenn er nur mit einem Wasserstoffatom verbunden ist (als
NH), noch weniger leicht, wenn er als NO (ohne H) vorkommt, und dass er gar nicht
assimilirt zu werden vermag , wenn er mit anderen Elementen als mit H und 0 verbunden
ist. Dabei muss aber beiücksichtigt werden, dass in einer solchen Verbindung durch die
oxydirende Wirkung der Pilze selbst zuerst die Gruppe NO und dann aus derselben durch
Reduction NHj entstehen kann."
246 Kryptogameu. — Pilze (1880).
Als Kohlenstoffquelle können fast alle Kohlenstoffverbiudungen dienen, mögen sie
sauer, indifferent oder alkalisch reagiren, sofern sie in Wasser löslich und nicht allzu giftig
sind. Die allzu sauren oder alkalischeu Eigenschaften müssen durch (unorganische) Basen
resp. Säuren abgestumpft werden, doch dürfen für Schimmelvegetationen die Lösungen
beträchtlich sauer, für Spaltpilzvegetationen ziemlich alkalisch sein. Die Unlöslichkeit oder
Schwerlöslichkeit verursacht, dass die' au Kohlenstoff und Wasserstoff reichen, an Sauerstoff
armen Verbindungen nicht nähren. Von antiseptischen Stoffen nähren z. B. Aethylalkohol,
Essigsäure , Phenol , Salicylsäure und Benzoesäure. Aus Kohlensäure , Cyan , Harnstoff,
Ameisensäure, Oxalsäure, Oxamid vermögen die Pilze keinen Kohlenstoff zu assimiliren. Die
allgemeine Bedingung für die Assimilirbarkeit von Kohlenstoffverbindungen besteht hiernach
„wohl darin, dass sie die Gruppe CH2 oder blos CH enthalten". Letztere Gruppe scheint
aber nur dann zu ernähren, wenn zwei oder mehrere Catome, an welchen H hängt, mit-
einander verbunden sind. Vorausgesetzt, dass solche Verbindungen am leichtesten assimilirt
werden, welche bereits eine Atomgruppe besitzen, wie sie die zu bildende Substanz bedarf, lässt
sich aus dem Ergebniss der Ernährungsversuche ein Schluss auf die Constitution des ersten
Assimilationsproducts der Pilze ziehen (s. 1. c. p. 284). Ausser der chemischen Constitution
spielt die schwierigere oder leichtere Zersetzbarkeit der Nährverbinduugen eine wesentliche
Rolle bei der Assimilation. Die Art des Zusammenwirkens beider Factoren kommt in einer
nach dem Grade ihres Nährwerthes geordneten Reihe der Kohlenstoffquellen zum Ausdruck:
1. Die Zuckerarten. 2. Mannit, Glycerin; die Kohlenstoffgruppe im Leucin. 3. Weinsäure,
Citronensäure, Bernsteinsäure; die Kohlenstoffgruppe im Asparagin. 4. Essigsäure, Aethyl-
alkohol, Chinasäure. 5. Benzoesäure, Salicylsäure; die Kohlenstoffgruppe im Propylamin.
6. Die Kohlenstoffgruppe im Methylamin; Phenol.
Bei der Menge der Umstände, welche die Vergleichung der Ernährungsversuche mit
Pilzen, namentlich rücksichtlich der Ernährungstüchtigkeit des N oder C allein in ver-
schiedenen Verbindungen erschweren, ist von Interesse, die Assimilationsfähigkeit der ver-
einigten Stickstoff- und Kohlenstoffquellen kennen zu lernen. Eine von schlechter zu besser
nährenden aufsteigende Stufenreihe solcher Mischungen hat Verf. bereits früher (s. Bot.
Jahresber. 1879, S. 535, No. 95) gegeben. Bemerkenswerth scheint ihm die ausserordentlich
günstige Wirkung der Beigabe von Zucker auch da, wo letzterer nicht vergährt.
Im weiteren Verlauf der Abhandlung giebt der Verf. eine eingehende Darlegung
der Umstände, welche bei den Versuchen störend einwirken ; ferner theilt er ausführlich die
von ihm, z. Th. in Gemeinschaft mit Dr. W. Naegeli, und von Dr. 0. Low angestellten
Versuche mit.
2. Die Ernährung der niederen Pilze durch Mineralstoffe,
Ausser den Verbindungen, welche ihnen C, N, H und 0 zuführen, bedürfen die
Pilze nothwendig nur noch Schwefel, Phosphor, eines der Elemente Kalium, Rubidium oder
Caesium und eines der Elemente Calcium, Magnesium, Baryum oder Strontium. Chlor, Eisen,
Silicium, Calcium und Magnesium zugleich haben sie nicht nöthig. Der Schwefel kann aus
Albuminaten oder aus schwefelsauren, vielleicht besser noch aus schwefligsauren oder unter-
schwefligsauren Salzen entnommen werden. Die genannten Alkalien sind nicht durch Natrium
oder Lithium, oder eine der alkalischen Erden ersetzbar.
Umgekehrt dürfen die letzteren nicht mit Alkalien vertauscht werden; wohl aber
können sie sich unter einander vertreten.
Bezüglich der Art der Verwendung der alkalischen Erden und der Alkalien im Pilz-
organismus glaubt N., dass die ersteren zu Einlagerungen in Plasma und Zellmembran
verwandt werden, indem die Salzmolecüle an der Oberfläche der Micelle festhaften, während
die Alkalien, in der freien und die organisirten Substanzen durchdringenden Zellflüssigkeit
gelöst, durch Contact und als Ueberträger bei Umsetzungen wirken. Aus Mitscherlich's
Analysen der Hefeasche ergiebt sich als wahrscheinlich, dass das Kalium als KHj PO4 und
K2HPO4 gelöst, und ein Theil der alkalischen Erden als Phosphate, ein anderer Theil in
Verbindung mit organischen Säuren abgelagert in der Pflanze vorhanden gewesen sei.
Das ungleiche Verhalten der Alkalien und alkalischen Erden setzt N. auf Rechnung
ihrer verschiedenen Löslichkeit. Die Ursache des Umstandes, dass die Alkalien einander
Schriften allgem. u. gemischten Inhalts. — Physiologie. Chemie. Gährung. 247
nicht vertreten können, sucht er nicht darin, dass die Salze der einen leichter durch
orgauisirte Stoffe hindurch gehen, als die der anderen. Diosmotische Versuche mit phosphor-
saurem Kali und phosphorsaurem Natron ergaben nämlich, dass unter übrigens gleichen
Umständen beide Salze in ganz gleichen Mengeu durch eiue Membran sowohl gegen Wasser
als gegeneinander hindurch gehen. Der Grund, warum Kalium, Eubidium und Caesium
bevorzugt Mcrdeu, liegt, nach ihm, vielmehr in ihrer geringen Verwandtschaft zum Wasser.
Die Wasserhülleu, von welchen sich N. die Molecüle der Salze des Natriums etc. umgeben
denkt, machen diese namentlich zu Contactwirkungen ungeeignet.
In der den Schluss der Abhandlung bildenden Discussion verschiedener Nährlösungen
wird als Normalnährflüssigkeit für Culturversuche, die ohne Gährung verlaufen, folgende
bezeichnet: 100 ccb Wasser; 3 g Zucker; lg Ammoniaktartrat; 0.4 g mit Phosphorsäure
neutralisirte Asche von Erbsen, Weizenkernen oder Cigarren, oder Hefeasche in etwas
geringerer Menge. Als Normalflüssigkeiten für Spaltpilze werden 3 Mischungen vorgeschlagen.
Auf 100 ccb Wasser: I. 1 g weinsaures Ammoniak; 0.1g Kj HPO4 ; 0.02 g MgSO^; 0.01g
CaCl2. — II. 1 g Eiweisspeptou (oder lösliches Eiweiss); 0.2 g K2HPO,, ; 0.04 g MgSO^;
0.02CaCl2. — III. 3 g Rohrzucker; 1 g weinsaures Ammoniak; Mineralstoffe wie in II. Für
gewisse Spaltpilze werden die Lösungen II und III in ihrer Concentration mit Vortheil
erhöht; andere, namentlich Krankheitspilze, gedeihen besser in verdünnteren Flüssigkeiten
Angehängt sind einige von Dr. 0. Low angestellte und beschriebene Versuche.
125. Condamy. Observations sur la preponderance de l'arbre dans le developpement des
Champignons sylvestres. Mit Anmerkungen von C. Roumeguere. (Revue myco-
logique 1880, p. 114.)
Gestützt auf die Thatsache, dass im Departement der Charente mit der Einführung
von Nadelhölzern neue in deren Gesellschaft wachsende Pilze auftraten, behauptet Condamy,
dass Reste und lebende Wurzeln von Bäumen die wahren Ursprungsorte der letzteren, diese
also Parasiten seien. Roumeguere glaubt dagegen, dass der nach den verschiedenen Baum-
gattungen verschiedene Feuchtigkeitsgehalt des Bodens das Auftreten verschiedener Pilz-
species bestimme.
126. Roamegoere, G. Sur le parasitisme des Champignons; Observations de MM. A. Ber-
toloni et A. Condamy. (Revue mycologique 1880, p. 185.)
Verf. referirt Einiges aus dem Aufsatze von Bertoloni über den Parasitismus der
Pilze. Dann theilt er eine Beobachtung Condamy's mit, nach welcher das mehrere Quadrat-
meter mit seinem Fadennetze überspannende Mycel von CoUybia platyphylla die Holz-
körper aller in seinem Bereiche befindlichen abgefallenen Zweige z;erstört, ohne die Rinde
zu verletzen.
In einer Nachschrift folgen Bemerkungen, aus welchen hervorgeht, dass Peronospora
viticola sich im ganzen Süden von Frankreich verbreitet hat.
127. van Tieghem, Ph. Sur la Vegetation dans l'huile. (Bullet, de la soc. bot. de France
1880, p. 353—355.)
V. Th. beobachtete in einer häufig geöffneten Flasche mit Olivenöl Mycelflocken,
welche sich bei der Cultur in feuchter Luft auf Kartoffelschuitten als zu Verticillium cinna-
barinum gehörig erwiesen. In Oliven- oder Nelkenöl eingetauchte Stücke von Stengeln,
Wurzeln oder Blättern (Kresse, Bohnen, Getreidearten), ganze Pflanzen und in Wasser auf-
gequollene Samen bedeckten sich bald reichlich mit Mycelien , während in Wasser solche
nicht auftraten. Eine Bestimmung der Mycelien war unmöglich, da sie nicht fructificirten.
In Lein- und Rüböl Hessen sich keine Mycelien erziehen, und solche, welche in Oliven- oder
Nelkenöl gewachsen waren, starben heim Eintauchen in jene Flüssigkeiten bald ab. .
128. Hansen, E. Chr. üeber Saccharomyces apiculatus. (Hedwigia 1880, p. 75—77.)
Verf. theilt in kurzen Worten die Hauptresultate seiner Untersuchungen über
genannten Pilz mit. Derselbe findet sich allgemein verbreitet auf reifen, süssen, saftigen
Früchten, von wo aus er durch den Wind verschleppt wird. Die frühzeitigst reifen Früchte
nähren die ersten Generationen, die später reifenden die nachherigen. Auf unreifen Früchten
Tvird der Pilz selten getroffen. Mit dem Regen und den abfallenden Früchten in die Erde
248 Kryptogamen. — Pilze (1880).
geführt überwintert er dort, um im folgenden Sommer denselben Kreislauf wieder anzufangen.
Die in zweihalsigen Pasteur'schen Kolben ausgeführten Reinculturen des Verf.'s ergaben
ferner, dass S. apiculatus nicht wie S. cerevisiae und andere Alkoholgährungspilze Invertin
zu bilden vermag. Er kann daher keine Alkoholgährung in einer Rohrzuckerauflösung
hervorrufen. Ueberhaupt erwies er sich weniger gährungsfähig als S, cerevisiae. In Bier-
würze z. B. gab er nur 1 Gewichtsprocent Alkohol.
Eine ausführliche Darstellung der Untersuchungen des Verf.'s soll später publicirt
werden.
129. Hansen, C. üeber die in der Luft vorkommenden Organismen. (Meddelser fra Carls-
berg Laboratoriet. Heft 2.)
Verf. setzte Kölbchen von V* 1 Inhalt mit ausgekochter , gehopfter Bierwürze eine
Zeitlang der Luft aus und überliess dann bei 16—27" die erhaltene Aussaat der Entwickelung.
Die mikroskopische Untersuchung lehrte, dass die Schimmelsporen in der Luft verbreiteter
sind, als Bierhefe und Bacterien, und dass die Verbreitung der mikroskopischen Wesen
überhaupt eine sehr ungleichmässige ist. Garten, Laboratorium und Keller haben ihre
charakteristischen Formen. Saccharomyces apiculatus wurde von August bis November nur
in freier Luft, Sac. cerevisiae vorherrschend im Keller angetroffen. Ersterer hält es unter
den Hefeformen am längsten bei steigender Kälte im Freien aus. Bei starker Kälte werden
nur noch Microbacterien und Penicilliiim glaitcum, P. cladosporo'ides und Mucor stolonifer
im Freien gefunden. (Nach Biedermann's Centralbl. für Agriculturchemie 1880, p. 546.)
130. 0. Penzig. Sui rapporti genetici tra Ozonium e Coprinus. (Vgl. p, 244.)
Das gelbe, starrfädige Hyphengeflecht von Ozonium auricomum wurde vom Verf.
mikrochemischen Untersuchungen unterworfen, welche zu folgenden Schlüssen leiteten.
1. Die Membran der jungen, farblosen Hyphen besteht aus der den meisten Mycelien
gemeinsamen Cellulose-Modification.
2. Mit dem Alter jedoch erleidet die Membran weitgehende Veränderungen, die sich
äusserlich durch die Färbung in dunkelgelb, und durch Festerwerden, Erstarren der Membran
erkennen lassen, und auch durch chemische Reaction deutlich werden.
3. Die ehem. Reactionen, besonders gegen kochende Kalilauge und die Schultze'sche
Macerationsfliissigkeit lehren uns, dass sich die Membran in diesem Stadium aus zwei ver-
schiedenen Substanzen zusammensetzt, von denen die eine sich im kochenden Kali und in der
Schultze'schen Flüssigkeit löst (und daher sich der Cuticular- oder lutercellularsubstanz der
höheren Pflanzen nähert), während die andere der Kalilauge widersteht — aber doch von
ihr soweit angegriffen wird, dass sie nachher in concentrirter Schwefelsäure löslich ist.
0. Penzig.
131. Reinke. lieber die Zusammensetzung des Protoplasma von Aethalium septicum.
(Bot. Ztg. 1880, p. 815.)
Eine vorläufige Mittheilung, in welcher 40 von R. unter Mitwirkung seines Assistenten
Dr. Rodewald, bei der Analyse des Plasmodiums von Aeth. septicum gefundene Stoffe auf-
gezählt werden. Ein Hauptbestandtheil ist das Plastin, ein unlöslicher, den Fibrinen nahe-
stehender Eiweisskörper. Dasselbe bildet ein gequollenes, plastisches, zusammenhäHgendes
Gerüst im Innern der Plasmodien, wie auch die festere Hautschicht an der Oberfläche der-
selben, und lässt sich von den flüssigen Theilen durch Abpressen trennen. Die Eiweissstoffe
betragen zusammen kaum 30 7o der Trockensubstanz. Ausführlicheres soll in den Unter-
suchungen aus dem Bot. Laborat. der Univ. Göttingen Heft II mitgetheilt werden.
132. Kessel, A. üeber das Nuclein der Hefe. (Zeitschr. phys. Chem. IV. 290--295.)
Rein chemisch. (Nach Referat in Ber. der Deutsch, chem. Ges. S. 1879.)
133. Pasqualis. La fermentazione secondo C. von Naegeli. (Rivista di Viticolt. e d'Enolog.
di Conegliano. III 22, IV 1.) Conegliano 1880.
Dem Ref. nicht zugänglich. 0. Penzig.
134. V. Naegeli. üeber Wärmetönung bei Fermentwirkungen. (Sitzungsber. d. Kgl. bayr.
Academie. Bd. X, 1880, S. 129-146.)
In seiner „Theorie der Gährung" hat N. als unterscheidendes Moment bezüglich
der Wirkung der (unorganisirten) Fermente und der (organisirten) Hefepilze den Umstand
Schriften allgem. u, gemischten luhalts. — Physiologie. Chemie. Gährung. 249
hingestellt, dass bei der Alkoholgährung sicher Wärme frei, bei der Invertirung des Rohr-
zuckers höchst wahrscheinlich Wärme gebunden werde. Im vorliegenden Aufsatze ver-
theidigt er diese Ansiebt gegen eine Darlegung Kunkels (Pflüger's Archiv, f. Phys. Bd. XX,
S. 509), nach welcher die Wärmetönung bei den Fermentwirkungen die nämliche ist, wie
bei den Gährwirkungen.
135. Nasse, 0. üeber Fermentprocesse und ihre Abhängigkeit vom Licht. (Bericht über
die Sitzungen der Naturf. Gesellschaft zu Halle. 1880, S. 60.)
136. Schacht, W. Der Stoffwechsel der Hefezelle bei der Alkoholgährung. (Bulletin des
travaux de la Soc. Murithienne du Valais. Ann. 1879. Fase, IX. Ersch. 1880.)
Nicht gesehen. Ref.
137. Pasqualis. L'aqua nella fermentazione alcoolica. (Rivista di Yiticultura ed Eno-
logia IV, No. 12.) Conegliano 1880.
Nicht gesehen. 0. Penzig.
138. Pasqualis. L'Ossigeno nella fermentazione alcoolica. (Rivista di Viticult. ed Enolog.
IV, No. 21.) Conegliano 1880.
Nicht gesehen. 0. Penzig.
139. Hansen, Chr. Einfluss der Lüftung auf die Vergährung der Würzen. (Meddelser fra
Carlsberg Laboratoriet, Heft 2.)
Verf. führte seine Untersuchungen über die genannte Frage mit Hülfe eines Appa-
rates aus, welcher die Flüssigkeit zur Zeit der Gährung in Bewegung erhielt, um jeder
schwebenden Hefezelle eine möglichst gleiche Menge von Sauerstoff zuzuführen. In regel-
mässigen Zeitabschnitten wurden die Hefezellen in der Volumeinheit der Gährflüssigkeit
gezählt und gleichzeitig der Vergährungsgrad der Flüssigkeit durch Bestimmung des Extract-
gehaltes gemessen. Nach 2^/3 Tagen war nur die doppelte Menge Extract, aber die dreifache
Menge Hefe — im Vergleich zu den Resultaten eines Parallelversuchs ohne Luftzufuhr —
gebildet. In Uebereinstimmung mit Pasteur wird daher der Hefe im Zustand der Lüftung
ein geringeres, aber, was Brefeld bestritt, noch sehr deutliches Gährungsvermögen
zugeschrieben. Hoiwath's Ansicht, nach welcher Bewegung auf das Leben niederer
Organismen schädlich wirkt, fand Verf. nicht bestätigt. Bei seinen Versuchen schien dieselbe
die Hefevermehrung sogar zu begünstigen, was aus der durch die Bewegung sich stets
gleichmässig erhaltenden Mengung der Flüssigkeit und dadurch beförderter gleichmässiger
Ernährung erklärt wird. (Nach Biedermann's Centralblatt für Agriculturchemie etc.
1880, S. 479.)
140. Mayer, A. Ueber den Einfluss des Sauerstoffzutritts auf die alkoholische Gährung.
(Die landwirthschaftl. Versuchstationen, T. XXV, 1880, S. 302-325.)
Zweck der Mittheilung des Verf. ist, die Beweise, welche Naegeli für die direct
nützliche Wirkung des Sauerstoffs auf die Gährung (Die Gährung, 1879, München) vor-
gebracht hat, kritisch zu beleuchten und dann neue eigene Untersuchungen zu beschreiben,
welche mit Berücksichtigung aller, auch der von Naegeli beigebrachten Einwürfe die gleiche
Frage zum Ausgangspunkte haben. Die Versuche ergaben Gleichheit der Gährkraft bei
An- und Abwesenheit des Sauerstoffs, oder vielleicht einen geringen schädigenden Einfluss
des letzteren; feiner grössere Gährkraft gut ernährter und dabei stark sich vermehrender
Hefe gegenüber schlecht ernährter und schwach sich vermehrender; d. h. nicht wachsende
Hefe an sich, wohl aber junge und in jeder Beziehung gut ernährte hat das grösste Gähr-
vermögen. Den Schluss der Abhandlung bildet eine Uebersicht über die Litteratur der in
Rede stehenden Frage.
141. Mayer, A. üeber den Einfluss der Sauerstoffzufuhr auf die Gährung. (Ber. d. Deutscheu
Chem. Ges. 1880, S. 1163.)
Der freie Sauerstoff ist ohne Einfluss auf die Gährung und begünstigt dieselbe nur
in sofern, als, wie bekannt, die Hefevermehrung durch ihn begünstigt wird. Naegeli
behauptete 1879 in seiner molecularphysiologischen Gährungstheorie die directe Nützlichkeit
des Sauerstoffs für die Gährung selber. Nach den Beobachtungen des Verf. erklärt sich
dies daraus, dass die Naegeli'schen Gährungsflüssigkeiten Citronensäure enthielten. Er fand
nämlich, dass, während sonst in Rohrzuckerlösungea von 20% die meisten Hefezellen ihre
250 Kryptogamen. — Pilze (1880).
Thätigkeit einstellen, bei Zusatz einiger Procente weinsauren Kalinatrons zu einer gleich
starken Lösung starke Gährung und vielfältige Sprossung der Hefe eintritt. „Unter Um-
ständen können demnach organische Säuren und ihre Salze einen sehr bemerkenswerthen,
bis dahin ungeahnten (nicht aus etwaiger saurer Keaction zu erklärenden) Einfluss auf die
Gährung haben." „Wahrscheinlich wird hierdurch die ganze lange Zeit so dunkle Frage,
warum Hefe in künstlichen Gährungsgemischen so viel langsamer als im Most und in der
Branntweinmaische sich vermehrt, der Lösung nahe gebracht."
142. Boussingault, J. Sar la fermentation alcoolique rapide. (Comptes rendus b. des
seances de l'Academie des sciences, t. 91, 1880, p. 373—376.)
Chevreul hat gezeigt, dass die Gährung zuckerhaltiger Flüssigkeiten durch die
Entwickelung des Alkohols, welcher die Thätigkeit der Hefe lähmt, verlangsamt wird.
B. versuchte daher den gebildeten Alkohol dadurch zu entfernen, dass er die Gährung bei
vermindertem Druck stattfinden liess. Die aus der nun bei der Gährtemperatur kochenden
Flüssigkeit entweichenden Alkoholdämpfe wurden in einem abgekühlten Recipienten condensirt.
Das Verfahren war von gutem Erfolge begleitet. Besonders bemerkt wird, dass auch bei
B.'s Methode sich Glycerin und Bernsteinsäure bildeten.
143. Hayduck, M. Einige Beobachtungen über den Einflass der Spaltpilze auf die Ent-
wickelung und die Gährwirkung der Hefe. (Zeitschr. f. Spiritusiudustrie N. F. III,
1880, S. 202-204.)
Bei Parallelversuchen mit reiner und mit Spaltpilzen inficirter Maische zeigte sich,
dass die Hefebildung in letzterer mangelhaft war; wahrscheinlich weil die Spaltpilze die
zur Entwickelung der Hefe erforderlichen stickstoffhaltigen Körper verbrauchten. Auf die
fertig gebildete Hefe schienen die Spaltpilze keinen nachtheiligeu Einfluss auszuüben. (Nach
Bot. Centralbl. 1880, II, S. 866.)
144. Schiel, J. lieber Gährung. (Ber. der Deutschen Chemischen Gesellschaft XII, 1880,
S. 508.)
Nach Uhlworm's Referat im Bot. Centralblatt (1880, I, S. 770) theilt Verf. mit,
dass es ihm gelungen sei, durch einen Strom von nur zwei Kohlezinkelemeuten in einer mit
Hefe, etwas Fleischsaft und etwas phosphorsaurem Ammoniak versetzten Zuckerlösung das
Auftreten von Bacterien ohne Beeinträchtigung der Gährung zu verhindern.
145. Cochin. Ueber die alkoholische Gährung. (Ann. chim. phys. 1880, XX, 95.)
146. Berthelot. Bemerkungen zu der Notiz des Herrn Cochin über die alkoholische
Gährung. (Ann, chim. phys. 1880, XX, p. 287.)
C. filtrirte Bierhefenwasser (nach Pasteur hergestellt) durch gebraunten Thon.
Das Filtrat erregte keine Gährung, während die abfiltrirte Bierhefe reichliche Gährung
hervorrief. C. will damit beweisen, dass die Bierhefe kein lösliches Ferment der alkoholischen
Gährung erzeugt.
B. hält C.'s Ergebniss nicht für massgebend. (Nach Referaten in den Berichten
der Deutschen Chemischen Gesellschaft, 1880, S. 1878. Vgl. Bot. Jahresber. 1879, S. 537,
No. 103 und 104.)
147. Hayduck, M. Bestimmung der Hefe durch Zählung. (Zeitschr. für Spiritusindustrie
XIV, 1880, S. 1.)
Siehe Bot. Centralblatt 1880, I, S. 39-40.
148. Heinzelmann. Werthbestimmung der als Rohmaterial für die Presshefefabrikation
dienenden Körnerfrüchte. (Biedermann's Centralblatt für Agriculturchemie 1880,
9. Jahrg., S. 475-476.)
„Im Allgemeinen giebt der Roggen mit höherem Eiweissgehalt auch höhere Aus-
beute an Hefe , doch ist dieser Zuwachs durchaus nicht den bedeutenden Unterschieden in
der Zusammensetzung des Robmaterials entsprechend. Für die Hefebildung kommen nur die
in Wasser löslichen Eiweisskörper zur Geltung." Hiervon ausgehend versuchte der Verf.,
den Werth der Körnerfrüchte für die Presshefefabrikation nach dem Gehalt an wasser-
löslichen stickstoffhaltigen Substanzen zu bestimmen. 1. c. giebt er einige Analysen und
praktiiche Folgerungen.
Schriften allgem. u. gemischten Inhalts. — Physiologie. Chemie. Gährung. 251
149. Gayon, ü. Snr la cause de Talt^ration spontanee des Sucres brats de canne.
(Comptes rendus h. des söances de l'Academie des sciences t. 91, 1880, p. 993—995.)
Man beobachtet bei rohem Rohrzucker, der sich selbst überlassen ist, eine theil-
weise Umwandlung des krystallisirbaren Zuckers in reducirenden Zucker. Diese Umwandlung
schreibt G. der Mitwirkung von Organismen zu, weil er solche (Hefe, Torttla und Schimmel-
pilze) in allem Rohrzucker fand, weil Wärme und Feuchtigkeit in gleicher Weise die Ent-
wickelung jener Organismen wie die Umwandlung des Zuckers begünstigen und weil anti-
fermentative Agentien beides verhindern. Die Organismen sollen, während sie sich vermehren,
das invertirende Ferment erzeugen, welches sich in den glucosereichen Zuckern nach-
weisen lässt.
150. Wenckiewitz, B. Das Verhalten des Schimmelgenas Mucor zu Antisepticis und
einigen verwandten Stoffen mit besonderer Berücksichtigung seines Verhaltens in
zuckerhaltigen Flüssigkeiten. 8". Dorpat 1880. Inauguraldissertation.
Der Autor hat die 3Iucor- Arten in der von Bucholtz modificirten Pasteur'schen
Nährlösung cultivirt und die Veränderungen beobachtet, welche die Vegetation bei Zusatz
bekannter Dosen verschiedener Antiseptica erfuhr. Am stärksten hemmten das Pilz-
wachsthum ätzender Sublimat, Jod und Chlor, (Nach Bulletin de la soc. bot. de France
Rev. bibl., p. 128, 1881.)
151. Gayon, ü. Gewinnung des Rohrzuckers aus der Melasse durch Gährung. (D. Deutsche
Zuckerindustrie, 5. Jahrg., 1880, No. 39, S. 1236 und No. 40, S. 1267.)
Von allen fremden Organismen sorgfältig isolirter Mucor circinelloides bildet, bei
begrenztem Luftraum in Bierwürze gesät, eine sehr wirksame Hefe, welche die direct
gährungsfähigen Zuckerarten Glycose, Levulose und Maltose in alkoholische Gährung über-
führt, auf den Rohrzucker dagegen keinen Einfluss hat. Verf. erhielt die Mucorhefe zu
seinen Versuchen durch Aussaat der reinen Pflanze in Bierwürze in Pasteur'schen Kolben;
der entstandene Absatz ward mit destillirtem Wasser ausgewaschen und dann als Hefe ver-
wandt. Sie bedarf, um kräftige Gährungen hervorzubringen, mehr Nährstoffe als die
gewöhnliche Bierhefe. Von praktischem Nutzen kann sie bei der Gewinnung des Rohr-
zuckers aus der Melasse werden, indem sie die in letzterer enthaltene Glycose zerstört,
welche die Krystallisation des ersteren hindert. Versuche in dieser Richtung hat Verf. nur
im Kleinen angestellt. (Nach Biedermann's Centralblatt f, Agriculturchemie, 1880, S, 835.)
152. Boutroux, L. Sur une nouvelle fermentation du glucose. (Comptes rendus h, des
seances de l'Academie des sciences, t. 91, 1880. p, 236 — 238.)
B. hat unter der Mitwirkung eines Organismus, welchen er mit Mycoderma aceti
identificiert, aus der Glucose eine Säure der Formel C^j Hjj 0,4 (acide gluconique) erhalten,
nicht, wie er früher (1. c. t, 86, p. 605) meinte, Milchsäure, Die Arbeit enthält die
Charakteristik der Säure und ihrer Salze, 1. c. (p. 331) theilt Maumenö mit, dass er die
Säure durch Reduction von Metallverbindungen mit Zucker erhalten habe. Er bezeichnet
sie als das erste Oxydationsproduct des Zuckers,
153. Wurm. Ein neues Gährverfahren. (In Journal of the Royal Microsc. Soc. IH, 1880,
p, 841, nach Diugler's polytechnischem Journal.)
W. lässt zu einer reinen Sfj/coderma -Anssa.SLt bei einer Temperatur von 30" C.
einen wohl regulirten Alkoholzufluss stattfinden. Der Process geht in grossen hölzernen
Gefässen vor sich, welche 200 Liter einer Mischung von Weinessig, Wasser und Alkohol
nebst Mineralsalzen (Phosphaten von Kalium, Calcium, Magnesium und Ammonium) enthalten.
Die Fabrikation nach der neuen Methode soll schneller vor sich gehen als bei der alten
und sehr billig sein.
154. Herzen, A. üeber den Einfluss der Borsäure auf die Essiggährung. (Atti delR.
Academia dei Lincei, Ser. 3, Transuuti, vol. III, 1879, p. 131.)
Ein geringer Zusatz von Borsäure (lg oder 1.1 g auf 200 cc) verhindert nach den
Versuchen des Verf,'s die Essiggährung von reinem Wein, Nimmt man an, dass dieselbe
durch Mycoderma aceti verursacht werde, so muss, nach dem Verf., also Borsäure ein Gift
für diesen Organismus sein. Nach weiteren Versuchen gedeiht Mycoderma aceti nicht in
lOprocentigem Alkohol, wohl aber in 5procentiger Essigsäure und etwa« «chwächer in
252 Kryptogamen. — Pilze (1880).
ß'procentiger Essigsäure mit einem Zusatz von 5 % gesättigter Borsäurelösung. Verf. neigt
sich hiernach der Ansicht zu, dass die Gährung ein rein chemischer Process sei und dass
die 3fycoderma-Keime erst auf Kosten des gebildeten Essigs sich entwickelten. Die Borsäure,
meint er, verhindert die chemische Umwandlung des Alkohols, ist aber der Vegetation des
Mycoderma nicht absolut hinderlich, (Nach Biedermann's Centralblatt für Agriculturchemie
etc. 1880, p. 487.)
3. Pilze als Ursachen von Krankheiten der Menschen und Thiere.
155. Behrens, Wilh. Jul. unsere unsichtbaren Feinde, (Monatsbl. f. öfifentl. Gesundheits-
pflege IIL 1880, No. 1-4. Braunschweig 1880.)
Ein populärer Aufsatz über die Schimmel, Gährungs- und Spalt-Pilze (Nach Bot.
Centralblatt 1880, I, p. 972.)
156. Eidam, E. Nutzen und Schaden der niederen Pflanzenwelt. Breslau 1880, 8", 30 S,
Populärer Vortrag, gehalten im Humboldt- Verein in Breslau.
157. Burnett, Ch. H. Aspergillus in the human ear. (Scientific american, Suppl, No, 208,
vol, VIII, 1880, p. 3312, mit Holzschn.)
Nach B. findet sich Aspergillus nigricans häufiger im menschlichen Ohre als andere
Schimmelpilze, speciell als A. glaucus. (Nach Bot. Centralblatt 1880, I, p. 17.)
158. Grawitz. üeber Schimmelvegetationen im thierischen Organismus. (Archiv für
pathologische Anatomie und Phj'siologie, h. v. R. Virchow, Bd. 81, p. 355—376 mit Abb.)
Nach einer historischen Einleitung theilt G. mit, dass es ihm gelungen sei verschiedene
gewöhnliche Schimmelpilze (Penicilliiim-u. Eurotium- Arten) durch Umzüchtung bei 38 — 40" C,
in maligne Pilze zu verwandeln. Er säte z. B. succesive Generationen jener auf ßrod, welches
mit Wasser zu einem dünnen Brei erweicht war, auf schwach saure, sehr verdünnte und
mit 1% Rohrzucker versetzte Peptonlösung, dann auf neutrale bis stark alkalische Pepton-
lösung zuletzt ohne Rohrzuckerzusatz. Die letzten Generationen gediehen auch auf frischem
Thierblut und erwiesen sich hier als Fäulnissverhinderer. Nach 12 20 Generationen hatte
G. eine morphologisch von dem ursprünglichen Material nicht unterscheidbare Schimmel-
varietät erhalten, welche so zuverlässig in ihrer Malignität war, dass nicht ein einziges
Thierexperiment raissglückte. Bei den Impfversuehen wurden die Sporen in warmem Wasser,
welchem 1 % Kochsalz zugesetzt war, in die Jugularvene oder ein grosses Lymphgefäss
eingespritzt. Kaninchen gingen 80, Hunde 100 Stunden nach der Infection zu Grunde. In
Bezug auf die gröberen mycotischen Veränderungen der Gewebe, welche am dritten oder
vierten Tage ihren Höhepunkt erreichten, bestätigt G. im wesentlichen die Angaben von
Grobe und Block. Bei Einspritzungen in die Jugularvene hessen sich besonders in Nieren,
Leber, Darm, Lungen und Muskelgewebe Keimschläuche und Pilzrasea nachweisen. Bei
Injectionen in die Bauchhöhle wuchern die Pilzfäden in das Bindegewebe hinein; häufig
ohne das Versuchsthier zu tödten, indem sich um die mycotischen Herde Entzündungszonen
bilden, innerhalb deren die Keime absterben. Injectionen in das Gewebe rufen dieselben
Erscheinungen hervor, wie sie Verf. früher bei Soorinjectionen beobachtet hat (1, c. Bd, 70,
p, 589). Inhalirte Sporen keimen nur, wenn mit ihnen Hyphenstückchen etc., an welchen
sie anhaften können, in die Alveolen gelangt sind.
Zum Unterschied von den Bacteriomykosen ist es bei den hier in Rede stehenden
Fällen die Vielheit der einzelnen Erkrankungsherde, welche den Tod nach sich zieht, nicht
eine allgemeine Zersetzung des Blutes und der Gewebe.
Die Züchtungen auf warmen Eiweisslösungen lassen sich, nach G., nicht in beliebiger
Dauer fortsetzen. Nach einer Reihe von Generationen tritt Entartung der Pilze ein, welche
sie mehr und mehr unfähig macht, auf genanntem Substrat zu vegetiren. Ihre Malignität
erlischt allmählich wieder, nachdem sie einen Culminationspunkt erreicht hat.
159. Lang, E. Vorläufige Mittheilung von einem neuen Untersuchungsergebnisse bei
Psoriasis. (Ber. d. Naturw.-Med. Vereins in Innsbruck, 9. Jahrg., p. 54-61.)
m Verf. hat bei der genannten Krankheit in gewissen Lagern der Efflorescenzen
Sporen und septirte Hyphen gefunden, welche er einem Pilze zuschreibt, den er Epidermo-
phyton nennt, (Bot. Centralblatt 1880, I, p. 69-70.)
Schriften allg. u. gem. Inhalts. — Pilze als Krankheitsursache d. Menschen u. Thiere. 253
160. Ribbert. Ueber Abscesse des Gebirns, verursacht durch Embolien des Oidium albicans.
(Verh. d. Naturhist. Vereins d. preuss. Rheinlande u. Westfalens. 36. Jahrg. IV. Folge.
6. Jahrg. II. Hälfte. 1879 Sitzungsber. S. 86.)
161. Brummer, J. Maul- und Klauenseuche ähnliche Krankheitserscheinungen, hervor-
gerufen durch (mit Polydesmus exitiosus) befallenen Raps. (Königsberger Land- u.
Forstw. Ztg. 1880, S. 4 [aus: Der Thierfreuud].)
Die Sporen des Rapsverderbers finden in den mit der Aussenwelt in Berührung
stehenden Schleimhäuten der Thiere die Bedingungen zum Keimen und können dann im
ddrunter liegenden Gewebe durch ihr Mycel Entzündungen veranlassen. Die Klauenhaut
können sie nur nach einer Verwundung angreifen. Wahrscheinlich vermögen sie jedoch in
die Epidermis feinhäutiger Euter einzudringen. (Nach Bot. Centralbl. 1880, I, S. 17.)
162. Edinburgh Botanical Soc. 1880. 8. Jan. Fish, diseased, in the Tweed. (The Gard.
Chronicle 1880, I, p. 89.)
Im Tweed wurden kranke und todte mit weissen Pilzflecken bedeckte Fische
beobachtet. Einige Exemplare erhielt Stirling, Curator des anatomischen Museums, zur
Untersuchung.
163. Brooke, G. Notes on the Salmon disease in the Esk and Eden. (Transactions and
Proceedings of the Bot. Soc. of Edinburgh, vol. XIII, pt. II.)
Die dem Ref. leider nicht zu Gesicht gekommene Arbeit handelt über die angeblich
durch Saprolegnia ferox veranlasste Krankheit der Salme.
164. Buckland, Fr., Walpole, Sp., Joung, A. Report on the disease which bas recently
prevaiied among the Salmon in the Tweed, Eden and other rivers in England and
Scotland. London. G. E. Eyre and W. Spottiswoode. 1880.
Nicht gesehen. Ref.
165. Robson, M. H. The Salmon disease (Sapiolegnia ferax). (Hardwick's Science-Gossip.
Juni 1880.)
Nicht gesehen. Ref.
165a. Rutherford. Ueber die Krankheit der Salme. (Nach dem Ber. in Grevillea IX, p. 9 u. 10.)
R. fand im Muskelfleische der von Saprolegnia ferax befallenen Salme ßacterien,
welche er für die primäre Ursache jener Fischkrankheit hält. Die durch sie hervor-
gebrachten Zersetzungsproducte sollen den Saprolegnia-Sporen erst einen geeigneten Boden
zum Keimen liefern. Cooke erklärt sich gegen diese Ansicht und glaubt, dass das Vor-
kommen der Bacterieu nicht von wesentlicher Bedeutung für die Entwickelung der
Saprolegnia sei.
165b. Brongniart, A., et Cornu, M. Observations nouvelles sur les epidemies sevissant sur
les insectes. (Dipteres tues par uu Champignon. (Entomophthora.) Paris 1879. 8".)
Nicht gesehen. Ref.
166. Hagan. Description of Insects by Yeast. (The Gardeners' Chronicle 1880, I, p. 80
und p. 88. Nature vol. XXI, p. 447 u. 611.)
Durch die Beobachtung von Empusa miiscae getödteter Fliegen angeregt hat H.
ein Buch über die Benutzung des Hefepilzes zur Vertilgung schädlicher Insecten geschrieben.
An den citirten Stellen in The Gard. Chron. wird seine Schrift durch Mc Lachnan empfohlen.
In Nature vol. XXI findet sich p. 447 eine Bemerkung von E. R. Lancester über den Gegen-
stand und p. 611 eine Erwiderung H.'s H. theilt darin mit, dass Insecten, welche er mit
in Wasser zertheilter Hefe besprengte, starben, während Controlexemplare gesund blieben,
Im Körper der getödteten Thiere fanden sich Pilzsporen, welche den von Rees (Bot. Unters.
über d. Alkoholgähruugspilze. Taf. I, fig. 15, e, dj abgebildeten glichen.
167. Lesley. Fungus inoculation for insects. (Nature vol. ^XII, p, 31.)
Lesley macht darauf aufmerksam, dass die Idee, parasitische Pilze gegen Insecten
zu verwerthen, zuerst von dem Entomologen John, L. Le Conte aus Philadelphia im August
1873 ausgesprochen wurde. Folgt Anführung der Stelle.
168. Frentiss, A. N. Destruction of noxious insects by means of fungoid growtbs.
(American Naturalist. Aug. Sept. 1880.)
Nicht gesehen. Ref.
254 Kryptogamen. — Pilze (1880).
169. Rommier, Ä. Sar rinflaence toxique qne le myceliam des racines de la vigne exerce
sar le Phylloxera. (Comptes reudus h. des seances de l'Academie des sciences 1880,
t. 90, p. 512.)
Verf. beobachtete an von Phylloxera befallenen Rebenwurzeln, welche sich bei
15—20" in Versuchsflaschen befanden, dass auf den Stücken, an welchen ein Mycelium
erschien, die Phylloxera zu Grunde ging, während sie auf den anderen sich stark vermehrte.
Das Auftreten des Mycels ist ein Zeichen des baldigen Absterbens der Rebe.
4. Pilze als Ursache Ton Fflanzeukraukheiten.
a. Allgemeines.
170. Cornu, M. Applications de la theorie des germes aox Champignons parasites des
vegetaux, et specialement aux maladies de la vigne. (Comptes rendus h. d, seances
de l'Academie des sciences, t. 91, 1880, p. 960-963.)
Eine Zusammenstellung von Massregeln gegen parasitische Pilze. Neue Gesichts-
punkte von mykologischem Interesse kommen nicht zur Sprache.
171. Frank, A. B. Die Krankheiten der Pflanzen. (Ein Handbuch für Land- und Forst-
wirthe, Gärtner, Gartenfreunde und Botaniker. Mit 149 Holzschn. Breslau 1880.)
Der IV. Abschnitt des Werkes „Krankheiten, welche durch andere Pflanzen hervor-
gebracht werden" ist naturgemäss zum grössten Theil (S. 362—654) den Pilzen gewidmet.
Er bringt nach einer allgemeinen Einleitung (Schmarotzerpilze als Krankheitserreger; Art
wie der Schmarotzerpilz die Nährpflanze bewohnt, epiphyte und endophyte Parasiten; Art
des Befallens durch einen Schmarotzerpilz; Auswahl des Pflanzentheils und der Nährspecies;
Art der Wirkungen, die die Schmarotzerpilze hervorbringen) eine sehr reichhaltige Zusammen-
stellung des vorhandenen, kritisch gesichteten Materials unter steter Hinweisung auf noch
zu beantwortende Fragen und mit zahlreichen Ergänzungen auf Grund neuer eigener oder
dem Verf. mitgetheilter Beobachtungen. Die Eintheilung ist nach den Krankheitsursachen
getrofi'en. Es werden in den neun Capiteln nach einander abgehandelt: Chytridiaceen;
Saprolegniaceen ; Peronosporeen; Brandpilze als Ursache der Brandkrankheiten nebst den
mit den Ustilagineen nächstverwandten Parasiten (Entyloma, Melanotaenium, Physoderma,
Protomyces) ; Rostpilze als Ursache der Rostkrankheiten, nebst Rostkrankheiten, die durch
ungenau bekannte Uredineen verursacht werden; die durch Hymenomyceten verursachten
Krankheiten; Scheibenpilze; Kernpilze (Mehlthau, Russthau, endophyte Parasiten mit Conidien-
trägern, endophyte Parasiten mit Spermogonien oder Pykniden in Blatt- und Fruchtflecken, Blatt-
flecken mit einfachen Perithecienformen, Pyrenomyceten als Ursache von Holzgeschwülsten,
unterirdische Pyrenomyceten, Bhizolctonia^ zusammengesetzte Pyrenomyceten); unvollständig
bekannte Schmarotzerpilze (Wurzelanschwellungen der Erle, Papilionaceen etc.).
Bei jeder Krankheit werden Symptome und Verlauf, kurz das über den Entwicke-
lungsgang des Parasiten Bekannte und therapeutische und prophylaktische Maassregeln an-
gegeben. Da bereits seit 1876 an der Fertigstellung des Manuscripts gearbeitet wurde, konnten
seitdem erschienene Arbeiten nicht mehr überall zur Geltung gebracht werden; z. B. Sorauer's
Obstbaumkrankheiten und R. Hartig's Untersuchungen aus dem forstbot. Institut zu München.
Da Jeder, der sich mit pflanzlichen Parasiten befasst, das Buch selbst benützen
wird, genügt es hier, das Wichtigste des darin mitgetheilten Neuen kurz hervorzuheben.
S. 384 wird unter dem Namen Saprolegnia Schachtii n. sp. ein auf Pellia epiphylla
schmarotzender Pilz beschrieben, dessen farblose, einzellige verzweigte Fäden (Dicke 0.0045 —
0.0010mm) die Zellwände durchbohren und im Inneren der Nährzellen, „am Ende eines
Fadens, seltener interstitiell" kugelförmige Zellen von 0.04 mm Durchmesser bilden , mit
dicker, durchlöcherter Membran und dichtem Inhalt, der später in eine Mehrzahl von Kugeln
zerfällt. Die Wirkung des Parasiten beschränkt sich darauf, dass die Zellen, in denen er
sich reichlicher entwickelt, ihr Stärkemehl verlieren. Die Chlorophyllkörner derselben sind
klein und stärkelos, aber grün. Mikroskopisch ist am Lebermoose die Krankheit nicht wahr-
nehmbar. Der Pilz erinnert den Verf. an Pythium equiseti. Die Fäden finden sich häufig
in Bündeln in den Wurzelhaaren, durch deren Membran sie nach aussen treten, um (vielleicht)
andere Pflanzen zu inficiren.
Schriften allgem. u. gem. Inhalts. — Pilze als Ursache von Pflanzenkrankheiten. 255
S. 516 giebt der Verf. eine ausführliche Beschreibung des „Wurzelpilzes des Wein-
stocks", der die als „Blaue des racines" bezeichnete Krankheit verursacht. Er findet eine
sehr grosse Uebereinstimmung des Mycels mit den Rhizomorphasträngen des Agaricus
melleiis und möchte es mit Schnetzler (Compt. rend. 1877, p. 1141) und Millardet (Compt.
reud. 1879, p. 379) für identisch mit diesen halten. Allerdings ist ein strenger Beweis durch
Erziehung der Fruchtträger noch nicht geliefert. Eine Aehnlichkeit mit Agaricus melleus
besteht auch darin, dass der Pilz an von ihm getödteten Pflanzentheilen noch als Saprophyt
weiter vegetiren kann. Interessant ist eine gelungene Infection der Feuerbohne durch von
dem Mycel getödtete Rebenwurzeln.
Boesslerid hi/pogaea Thümen hat mit dem vom Verf. beschriebenen Pilze nichts zu
thun. Die Gelbsucht des Weinstocks ist äusserlich der von dem in Rede stehenden Mycel
verursachten Krankheit sehr ähnlich und vielleicht mit ihr identisch. Jedenfalls hat Fuckel
ihren Zusammenhang mit seiner Spicularia Icterus, die er für die Ursache hält, nicht
erwiesen.
S. 530. Bisher nicht beobachtet oder noch nicht erkannt ist „die Sclerotienkrankheit
des Rapses", verursacht durch Peziza sclerotioides Lib. Dieselbe trat 1879 meist vereinzelt,
in einem Felde aber epidemisch, bei Leipzig auf. Anfang Juli bemerkte man, dass das Feld
vorzeitig gelb wurde, eine Erscheinung, welche die Landleute Früh- oder Nothreife nennen.
In mittlerer Höhe des im übrigen grünen Rapsstengels zeigt sich eine letzteren rings
umfassende, bleiche oder rötbliche Stelle, deren Rinde zusammengefallen ist, so dass die
Epidermis dem Heizkörper nur locker aufliegt. Die anfangs nur die Rinde zerstörenden,
septirten, verzweigten Mycelfäden (Dicke 0.003 — 0.02 mm) gelangen durch die Markstrahlen
und die Unterbrechungen des Holzrings an der Insertionsstelle der Blätter und Zweige ins
Mark und bilden dort schwarze Sclerotien, deren Entwickelung mit der von De Bary
gegebenen Schilderung (Morphologie und Physiol. der Pilze etc., S. 35) übereinstimmt. Die-
selben zeigen die verschiedeneu Formen, welche als Sclerotium compactum DC. bekannt
sind. Ausserdem, wiewohl weniger zahlreich, bilden sich Sclerotien in der Rinde des Stengels
und der Wurzel. Diese stellen Sclerotium varium Pers. und Sclerotium Brassieae Pers.
dar. Die Verbreitung des Mycels erfolgt nach unten schneller als nach oben. Aus den in
der Luft befindlichen abgestorbenen oder blos erkrankten Theilen des Wirthes treibt der
Pilz bisweilen Couidien tragende Fruchthyphen, die mit Botrytis cinerea Pers. überein-
stimmen. Bedingungen hierzu sind unbewegte Luft und genügende Feuchtigkeit. Bei ihrer
Bildung treibt ein Mycelfäden durch eine Spaltöffnung oder zwischen mürben Epidermiszellen
hindurch eine Papille an die Stengeloberüäche, an welcher mehrere Zweigpapillen hervor-
sprossen, deren jede zu einem Conidienträger auswächst.
Ausser der oben bezeichneten können die Conidienträger fast alle von Fresenius
(Beiträge zur Mycologie, Taf. II) abgebildeten Formen annehmen, z. B. die von Botrytis
vulgaris Fr., B. cana Kze. et Schm., B. xüebeja Fres., B. furcata Fres.
Nachdem der Pilz die Rapspflanze getödtet hat. vegetirt er als Saprophyt kräftig
weiter und bildet nun im Erdboden Sclerotien. Auch die bald keimenden Conidien sind zu
einer saprophyten Ernährung befähigt. Aus ihnen lassen sich auf dem Objectträger leicht
Botrytis-¥ oxmen erziehen.' Im August in Erde ausgesäte Sclerotien keimten Anfang März.
Die Becher und Sporen stimmten bis auf die Grössenverhältnisse der letzteren mit den von
Coemans (Bulletin de l'academie roy. des sciences de Belgique 2. ser., T. IX [1860], p. 62 ff.)
aus den Rapssclerotien erhaltenen überein.
Infectionsversuche mit Mycel, Conidien und Ascosporen gelangen leicht. Die Keim-
schläuche der letzteren dringen in die Spaltöffnungen oder zwischen je zwei benachbarte
Epidermiszellen ein. Die Krankheit Hess sich auch auf Keimpflanzen von Sinapis arvensis
und von Klee übertragen. Verf. vermuthet daher, dass die Sclerotienkrankheiten dieser
und anderer Pflanzen durch denselben Pilz erzeugt werden.
S. 544, Verf. beobachtete in den unteren, schlaff und weich gewordenen Inter-
nodien des Stengels von Impatiens glandulifera ein intercellulares, septirtes, verzweigtes
Mycel, welches zahllose, kleine, schwarze Sclerotien von nicht über Vio i^™ Durchmesser
bildete. Vorbehaltlich einer näheren Bestimmung nennt er den Pilz Sclerotium Balsaminae.
256 Kryptogamen. — Pilze (1880).
Die Entwickelung der Sclerotien begann mit einem Eindringen zahlreicher Mycelfäden in
eine oder zwei benachbarte Zellen, in deren Lumen sie sich zum Knäuel verflochten.
S. 581. Cladosporiiim herbarmn Link., auf Roggenfeldern bei Leipzig parasitisch
gefunden. In den erkrankten Stellen (an Blättern) findet Zerstörung des Chlorophylls, später
Austrockuung statt.
S. 586. An Sporidesmium piärefaciens Fuckel. (7?a(?os2)orM(m - Conidienträger
beobachtet.
Fünf neue Arten werden ausser den schon erwähnten in dem Buche aufgestellt:
S. 440 Urocystis Älopecuri, S 600 Bmmilaria Viciae, S. 601 Cercospora JPhyteumatis,
S. 604 Sclerotrichum alpinum auf Phleum alpinum und Poa minor, S. 611 Gloeosporiiim
Phegopteridis.
Hervorzuheben sind endlich noch die an verschiedenen Stellen gegebenen historischen
Bemerkungen.
172. Schenk, A. Handbuch der Botanik. I. Band. Breslau 1881.
Dieser Theil der „Encyclopädie der Naturwissenschaften" enthält auf Seite 471—529
das Wichtigste des in Fraiik's „Handbuch der Krankheiten der Pflanzen" über Schmarotzerpilze
Gesagten, von Frank selbst, in dem Zwecke des Werkes entsprechender Form, dargestellt.
178. Sorauer, P. Giebt es eine Prädisposition der Pflanzen für gewisse Krankheiten?
(Die landwirthschaftl. Versuchsstationen, Bd. XXV, S. 327-372.)
S. verficht seine Ansicht über die Frage gegen Hartig und Wolff. Neue Thatsachen
von mykologischem Interesse sind nicht in der Arbeit enthalten.
174. 0- Comes. J Funghi in rapporto all' economia domestica ed alle plante agrarie.
(Lezioni nella R. Scuola sup. d'Agric. di Portici, raccolte da A. Savastano, Napoli 1880.
184 p., 8°, 34 autogr. Tafeln.
Autographirter Text der Vorlesungen über angewandte Mykologie, welche Prof.
Comes in der höheren landwirthschaftlichen Schule zu Portici gehalten. Wir geben einfach
die üeberschrift der Kapitel, in welche die Arbeit getheilt ist.
I. Natur der Pilze — wie sie vegetiren — ihr Parasitismus ~ Formen — Vege-
tationskörper — Sclerotien.
II. Reproductionsorgane — Polymorphismus.
III. Systematik. Classification Berlreley's und de Bary's.
IV. Chemische Zusammensetzung — giftige Substanz — Phosphorescens — Farben-
wechsel des Saftes — Geruch und Farbe.
V. Basidiomyceten. Hymenomyceten; ihre Fortpflanzungsorgane, Eintheilung.
VI. Agaricini. Mycelium, Reproductionsorgane.
VII. Wichtigste Arten der Agaricini.
VIII. Wichtigste Arten der Polyporei, Eydnei, Clavariei, Auricidarini, Tremellini.
IX. Gastromyceten. — Die grösseren Pilze in Beziehung zur Oeconomie. Vergiftung
und Cur derselben. Cultur der nützlichen Pilze.
X. Parasitismus, bezüglich auf die Cultui pflanzen.
XI. Couiomyceten und Hypodermei; Schaden, der von den Ustilagineen erzeugt
wird, und die bekannten Heilmittel.
XII. Die Urediueen.
XIII. Schwarzbrenner (Anthracnose) des Weinstockes.
XIV. Mucorineen.
XV. Ascomyceten; Sphaeriaceen und Erysiphaceen.
XVI. Discomyceten und Tuberaceen.
XVII. Rhizoctonien, Saccharomyceteu,il/2/cocZer»ia, Bacterien,Myxomyceten, jEa^ani/tewie.
Es folgt eine Aufzälilung der gewöhnlichsten Volksuamen, welche die bekannten
Pilze in Toscana, im Neapolitanischen, in Sicilien haben, sowie ein Verzeichniss der wichtigsten
Nährpflanzen, eine jede mit den ihr eigenthümlichen Pilzen.
Die 34 autographirten Tafeln illustriren, in schlechten Copien aus anderen Werken,
das im Text Gesagte; die wenigen von Herrn Savastano zugefügten Originalzeichnuugeu sind
völlig unbrauchbar (Tafel XXXIV!). " 0. Peuzig. '
Schriften allgem, u. gemischt. Inhalts. — Pilze als Ursache von Pflanzenkrankheiten. 257
175. Wildwachsende Pflanzen als Verbreiter von Krankheiten unserer Culturgewächse.
(Fühling's Landw. Zeit. 1879, S. 656.)
Eine der „Land- und Forstwirthschaftlichen Zeitung für das nordöstliche Deutschland"
entnommene Zusammenstellung über das Vorkommen von Parasiten unserer Culturpflanzen
auf Unkräutern. P. Sorauer.
176. Beobachtungen über Feinde und Krankheiten unserer Obstbäume und Getreidearten
im Jahre 1875. (Norddeutscher Landwirth 1879, No. 4 und 5.)
Aufzählung zahlreicher Insectenschäden und einzelner Vorkommnisse von Erysiphe
auf Klee und Eoestelia auf Birnen. P. Sorauer.
177. Joh. Lange. Om de Sygdomme hos vore vigtigste dyrkede Planter, som fremkal
des ved Rustsvampe O. S. V. (Ueber die Krankheiten bei unseren wichtigsten cultivirten
Pflanzen, welche durch Rostpilze hervorgebracht werden, die auf verschiedenen Wirth-
pflanzen schmarotzen, soM'ie über die Mittel, ihre Ausbreitung zu hemmen. 45 Seiten
mit 25 Holzschnitten. Kopenhagen 1879.)
Eine gemeiufasslich dargestellte Abhandlung für den praktischen Landmann oder
Gärtner bestimmt; Aecidüim Berheridis, Aec. asperifolii, Äec. Frangulae mit den zugehörigen
Puccinien, sowie Uromyccs Hordei P. Nielsen werden beschrieben und abgebildet. Wissen-
schaftlich Neues ist in der kleinen für Laien abgefassten Arbeit nicht vorhanden.
Poulsen.
178. A. Renner. Az anyarozs (Seeale cornutum) boni-es szödettani szerkezete. (Munkä-
latok etc. Arbeiten der XX. Wanderversammlung der ung. Aerzte und Naturforscher.
Budapest 1880, S. 350-354 mit 1 Tafel [Ungarisch].)
Vgl. Bot. Ztg. 1879, S. 677.
179. Derselbe. A növenyek üszögbetegsege, fötekin tettel a kukoriczaüszögre. (Ibid.
S. 348-352 mit 1 Tfl. [Ungarisch].)
Vgl. Bot. Ztg. 1879, S. 677.
180. Derselbe. Az üeszögbetegseg es az anyarozs tekintettel fejlödesükre, a nevezetes
fajok leiräsära es az ellenök alkalmazandö eljäräsra müvelesbeli vövenyeinknel.
(Budapest 1880, 115 S. mit 21 in den Text gedr. Abbildg. u. 1 Tfl. in Farbendruck
[Ungarisch].)
Ist der Separatabdruck der in den Földmivelesi Erdekeink 1879 erschienenen Artikel-
reihe (vgl. Bot. Jahresb. 1879, S. 564) und giebt eine ausführliche Schilderung der Brand-
krankheiten und des Mutterkorns. Das Buch enthält auch eigene Beobachtungen des Verf.'s
und ist in einer für das grosse Publikum verständlichen Form gehalten. Staub.
181. Gegen Pflanzenungeziefer und Pflanzenkrankheiten. Aus „Königsberger Land- und
P'orstwirthschaftliche Zeitung" 1880, No. 33, citirt in Biedermann's Centralbl. f. Ag.-Ch.
1880, S. 702.
Ein Theil Carbolsäure in 100 Theile Wasser soll vorzügliche Dienste leisten, ohne
die Pflanzen zu schädigen. P. Sorauer.
182. Sprengwagen zur Vertilgung der schädlichen Pilze und Insekten auf Cultur gewachsen.
Fühling's Landw. Ztg. 1879, S. 215.
H. Heuze in Weichnitz (Kr. Gr. Glogau) hat ein Patent auf einen Apparat genommen,
der aus einem durch Zugthiere zu bewegenden zweiräderigen Karren besteht, auf dessen
Achse sich ein Kasten mit pilztödtender Flüssigkeit befindet. Die Flüssigkeit fliesst durch
eine horizontale Röhre mit Düsen aus. Auf dem Wagen befindet sich ein durch 2 P'riktions-
räder in Bewegung gesetzter Ventilator, der einen sehr starken Luftstrom durch Oeflfnungen
gegen die aus den Düsen austretende Flüssigkeit treibt und dieselbe zerstäubt.
P. Sorauer.
b. Krankheiten des Getreides und anderer Feldfrüchte.
183. 0. Comes. Notizie intorno ad alcune Crittogame parassite delle plante agrarie ed
ai mezzi per combatterle. (Annuar. della R. Scuola Sup. d'Agraria in Portici, II,
1880. Napoli 1880. 34 S. in 8«, mit 1 Tafel.)
Dem Ref. nicht zugänglich. 0. Penzig.
Botaoischer Jahresbericht XI (1881) 1, Abth. 17
258 Kryptogamen. — Pilze (1880).
184. Linde, S. Wurzelparasiten und angebliche Bodenerschöpfung in Bezug auf die
Kleemüdigkeit und analoge Krankheitserscheinungen bei ungenügendem Pflanzen-
Wechsel. (Leipz. Inaug.-Diss., Freiburg i.B., 8", 64 S. 1880.)
Verf. erklärt die Unverträglichkeits- und Müdigkeitserscheiniing durch die Concurrenz
der auf sich selbst folgenden Pflanze mit den parasitischen Bewohnern der Wurzeln ihrer
Vorgängerin. Eine der Ursachen der Kleemüdigkeit soll Pleospora herbarum sein. (Nach
Bot. Centralblatt 1880, I, p. 66.)
185. Linde, S. Bodenmüdigkeit und die Unverträglichkeit der Pflanzen sind Pflanzen-
krankheiten, (Zeitschr. des Landwirthsch. Vereins in Bayern, 70. Jahrg., N. F., XIV.
Jahrg., 1880, S. 345, 538.)
186. Liebig, H. v. Ist die Bodenerschöpfungstheorie eine Irrlehre oder nicht? (Ib. p. 293, 460.)
H. V. L. vertheidigt die Bodenerschöpfuugstheorie gegen die von Linde in seiner
Dissertation ausgesprochene Ansicht. Daraufhin entspann sich ein Streit zwischen Linde
und Liebig, welcher nichts bringt, was von mj^cologischem Interesse wäre.
187. Jakob Eriksson. Om klöfverrötan men särskildt afsecude frä dess reppträdande i
vart land aren 1878 79. (, lieber die Kleefäule mit besonderer Rücksicht auf das
Auftreten in unserem Lande 1878—79.) Med en färglagd tafla. (Kongl. Landtbr.
Akad. Handl. o. Tidskr., 1880, S. 28-42.)
Im Frühjahre 1878 trat an mehreren Orten in Schweden die in Deutschland s. g.
Sclerotienkrankheit des Klees (Kleekrebs, Kleefäule i recht zerstörend auf. Der Verlauf
dieser Krankheit, die Entwickelungsgeschichte des Zerstörers selbst (der s. g. Peziza ciborioides
Fr.) und die Verliütungsmassregeln dagegen werden im vorliegenden Aufsatze, so weit diese wie
jene bis jetzt bekannt sind, verfolgt. Rücksichtlich der Verbreitung der Krankheit wird die
Vermuthung ausgesprochen, jene finde gewöhnlich nicht durch Sclerotien, sondern durch den
Samen, Früchte u. s. w. begleitende Pilzfäden statt. Dem Namen Peziza ciborioides Fr.
eignet der Verf. eine eingehende Kritik. Die von P'ries in Observat. Myc. 1818 aufgestellte
Peziza ciborioides stimmt in ihrem ganzen Auftreten, auch in ihren Kennzeichen mit
dem Kleefäulepilz nicht ganz gut überein. Diese Abweichungen waren von dem ersten
Entdecker dieses Pilzes, H. Hoffmann in Giessen in Icon. anal. fung. 1863 hervorgehoben,
von allen späteren Forschern aber vollständig übersehen. Der Verf. schlägt für den
Kleefäulepilz den Namen Sclerotinia Trifoliorum vor. Synonymen sind Peziza ciborioides
(Fr.) bei allen Autoren nach Hoffmann's Icones 1863 und Peziza ciborioidos Hoffm. in
Rabenhorst, Fung. europ. exsicc, Ed. Nov , Ser. See, cent. VII, No. 619, Dresdae, 1864.
Auf der beigelegten Tafel sind einige vom Pilze zerstörte Kleepflanzen und einige Frucht-
körper tragende Sclerotien in Farbendruck abgebildet. I. E— n.
188. Jakob Eriksson. En ny parasitsvamp ä hvete, Typhula graminum Karst. (Ein neuer
Schmarotzer auf Weizen.) Med en litografierad och delvis färglagd tafla. (Kongl.
Landtbr .-Akad. Handl. o. Tidskr., 1879, p. 161 — 166.)
Im Herbste 1877 wurde an dem Experimentalfelde der schwedischen Landbau-
Akademie auf drei Parzellen eine aus England verschriebene Weizenart, „Mainstay-wheat",
ausgesäet. Die Keimfähigkeit war gut und beim Einbruch des W^inters waren die drei
Parzellen frisch grün. Im folgenden Frühjahre aber, sogleich nach der Aufthauung des
Schnees, zeigten sich die Weizenpflanzen zum grössten Theile todt, mit kleinen, rothen
Sclerotien eines parasitischen Pilzes besetzt. Auf drei anderen Orten in dem Bezirke von
Stockholm trat auf derselben Weizenart dieselbe Krankheit auf.
Die Sclerotien gehörten nach A. de Bary dem Sclerotium fulviim Fr. Diese
Sclerotien wurden jetzt theils auf Sand, theils auf gewöhnlicher Ackererde unter Glasglocken
feucht cultivirt. Die im Juni ausgelegten Sclerotien fingen zuerst in der Mitte von October
an zu keimen. Die während October und November von den Sclerotien reichlich hervor-
sprossenden, anfangs einfachen, später mehrmals verzweigten, fadenartigen Pilze gehörten
offenbar zu der Gattung Ti/phiila, nach P. A. Karsten der Species Typhula graminum Karst.
Zur Fructification gelangten aber die so cultivirten Pilze nicht. Nirgends auch nicht in
England, nach brieflicher Mittheilung von Cooke — ist dieser Pilz vorher als auf Weizen
epidemisch-schmarotzeuder beobachtet. J. E. a.
Schriften allgem. u. gemischt. Inhalts. — Pilze als Ursache von Pflanzenkrankheiten. 259
189. G. Cugini. Sopra una malattia del frumento recentemente comparsa nella provincia
di Bologna. (Giornale Agrario Italiano XIV, No. 13—14, 1880.)
Die bisher nur für saprophytisch gehaltene Sphaeriaceen-Art Eliaphidosjwra herpo-
trieha (Fr.) De Not, hat bei Bologna eine schwere epidemische Krankheit des Getreides
hervorgerufen, die jedenfalls der Beachtung werth ist.
Aeusserlich manifestirt sich das Uebel durch Vertrocknen und Vergilben der Pflanze;
die Aehren sind gekrümmt, die Spelzen fleckig und gespreizt, die Samen verkümmert. Die
Wurzeln selber sind verfault, lassen Schimmelbilduug erkennen und sind schwärzlich gefärbt.
Die Ehaphidospora selber bewohnt die oberirdischen Theiie der Pflanze. Die Perithecien
bilden sich unter der Epidermis, brechen aber bei der Reife hervor; sie sind halbkugelig,
mit einem stumpfen, vom kleinen Ostiolum durchbohrten Höcker in der Mitte, behaart.
Als Mittel gegen den gefährlichen Feind schlägt Verf. Abbrennen der Stoppeln vor,
hält auch Schwefelung vielleicht für wirksam. 0. Pen zig.
190. Werner und Körnicke, lieber die Werthigkeit einiger Roggensorten. (Aus: „Fühling's
Laudw. Zeit. 1878, Heft 12"; citirt in Biedermann's Centralbl. f. Agr.-Chemie 1879, S. 184.)
Die Sorten sind seit einer Reihe von Jahren auf dem Alluviallehmboden des Rhein-
thales in Poppeisdorf unter gleichen Verhältnissen cultivirt worden. Die Beobachtung führte
betreffs ihrer Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten zu folgenden Ergebnissen. Es zeigte
sich der 1. spanische Doppelroggen winterfester, aber wenig widerstandsfähig gegen Rost;
sein starkhalmiges Stroh lagert nicht leicht, aber er degenerirt leicht auf Saudboden.
2. Rheinischer Roggen, der für Mittelboden empfehlenswerth, wird selten vom Rost stark
angegrifien, lagert jedoch leicht. 3. Probsteier Wiuterroggen verträgt strengen Winter sehr
gut, leidet aber zuweilen durch sehr wechselnde Frühlingswitterung und degenerirt in
kurzer Zeit auf leichteren Bodenarten im Contiuentalklima. 4. Correns Staudenroggen hat
festes Stroh, das gegen Rost sehr widerstandsfähig ist; auch Frühjahrsfröste schaden selten,
da er, früh gesäet, sich stark bestockt und spät blüht. Die Sorte liebt leichten Boden und
degenerirt auf schwerem Boden. 5. Garde du corps- Roggen (hessischer oder Wallburger
Roggen), mit spät beginnender Frühjahrsvegetation, eignet sich besonders für reichere Lehm-
böden und ist gegen ungünstiges Frübjahrswetter sehr widerstandsfähig, aber leidet leicht
vom Rost. 6. Grosser russischer Roggen (wahrscheinlich identisch mit dem Aulock'schen
Staudenroggen und dem Colloffrat- Roggen), eignet sich für schwere Böden in nördlichen
Gegenden, da er weder in der Blüthe leicht erfriert, noch auswintert, artet aber auf leichtem
Boden gern aus und sein mürbes Stroh lagert leicht, ist auch dem Roste stark ausgesetzt.
7. Römischer Roggen (seigle de Rome) ist eine sehr genügsame, für leichten Boden noch
lohnende Sorte, mit starkhalmigem, selten lagerndem Stroh, das aber gegen Rost nicht sehr
widerstandsfähig ist. P. Sorauer.
191. Werner und Rörnicke. lieber die Werthigkeit einiger Gerstensorten. (Aus:
„Fühling's Landw. Zeit. 1879, Heft 3"; citirt in Biederm. Centralbl. f. Agric. - Chemie
1879, S. 536.)
Unter denselben Verhältnissen, wie die Roggensorten cultivirt, zeigten 1. die Gold-
Melone (2zeil. Gerste) für leichtere, milde Lehmböden, lagert nicht leicht und ist gegen
Rost ziemlich widerstandsfähig. 2. Prima- Donna (2 zeilig) für reichen, gut cultivirten Lehm-
boden, mit anscheinend hohem Kalkgebalt; das blattarme Stroh widersteht gut dem Lagern
und sehr gut dem Roste. 3. Englische Porter {2 zeilig) , sehr ertragreich auf milden Lehm-
böden, mit meist leicht lagerndem Stroh. 4 Schottische Annat- Gerste (2 zeilig) frühreifend,
nicht leicht lagernd, aber gegen Rost nicht sehr widerstandsfähig. 5. Chevalier- Gerste mit
festem, nicht leicht lagerndem Stroh, wenig empfindlich gegen Dürre und kaltes P'rühjahr,
verlaugt aber reichen Boden. 6. Gcldtropfeu- Gerste, nicht leicht lagernd, aber nicht sehr
fest gegen Rost; ähnlich der vorigen Sorte. 7. Imperial-Gerste (^Hordeum pseudozeocriton
Metzger), auch noch eine 2 zeilige Sorte, die nicht leicht lagert, aber dem Roste leicht
erliegt. Von den 4 zeiligen Sorten ist die 8. Mandschurei-Gerste zu nennen, die wenig wider-
standsfähig gegen Rost, wohl aber nicht leicht zum Lagern geneigt ist. 9. Victoria- Gerste
leistet einer ungünstigen Witterung wenig Widerstand ; gedeiht auf leichtem Boden. 10. Frühe
4 zeilige Oderbruch-Gerste liefert ein blattreiches, vortreffliches, zum Füttern geeignetes Stroh
17*
260 Kryptogamen. — Pilze (1880).
das nicht leicht lagert und sehr widerstandsfähig gegen Rost ist. Für gut cultivirte, leichtere
und humöse Böden ist diese Sorte sehr geeignet. P. Sorauer.
192. Kühn, J. Staubbrand ia Gerste und Hafer. (Fühling's Landw. Ztg. 1880, S. 571.
Nach: „Der Landwirth".)
Bei der Anwendung des Kupfervitriols zum Beizen brandhaltigen Saatguts ergaben
sich, wenn auf die Aussaat trockenes Wetter folgte, bei behülsten Samen Nachtheile, Verf.
empfiehlt solche in verdünnte Schwefelsäure einzulegen. Weizensteinbrandsporen keimten
nach 10 stündiger Einweichung in VaProcentiger Schwefelsäure noch vollständig, während
Flugbrandsporen nach 5 stündiger Einweichung zwar noch zahlreiche Keime zeigten, nach
10 stündiger aber keine mehr.
193. V. Liebenberg. Mittel gegen den Steinbrand des Weizens. (Fühling's Landw. Ztg.
1880, S. 567. Nach Oesterr. Landw. Wochenblatt.)
Die von A. Zoebl empfohlene schwefelige Säure ist kein Mittel gegen den Steinbrand
wie Verf. durch Versuche darthut.
194. Eidam. Ein neues Samenbeizmittel. (Fühling's Landw. Ztg. 1880, S. 323.)
Abweisung der Dupuy'schen Sameubeize.
195. Strebel. lieber das Beizen des Saatgutes. (Fühling's Landw. Ztg. 1880, S. 414.)
Der Dinkel ist wegen der schützenden Spelzen weniger leicht erreichbar von der
Beize, als der Weizen; er muss daher in der Kupfervitriolbeize tüchtig durchgearbeitet
werden, bis die Spreu sich durch Abschöpfen entfernen lässt. Wirft man brandige Dinkel-
körner in Wasser, dann kann man sehen, dass nach wenigen Minuten die meisten Hüllen
der brandigen Körner sich lösen und die Brandsporen in Form eines schwarzen Fadens zu
Boden sinken. P. Sorauer.
196. Samenbeizmittel. (Biedermann's Centralbl. f. Agrik.-Chem. 1880, S. 315.)
Ein von Ginchorn in Emmerik hergestelltes Fabrikat enthielt 23.1 "/o Kupfervitriol
und 76.9% Alaun und Eisenvitriol; eigentlicher Werth 0.135 Frcs., Verkaufswerth 0.50 Fics.
Ein von Arkeubout in Gouda verhandeltes Product enthielt nur 9 % Kupfervitriol, 35 "/o
arsenige Säure und 56 "/o Eisenvitriol im Werth von 0.2 Frcs , Verkaufswerth 0.6 Frcs. pro
500 gr. Analyse von A. Mayer.
Die N. Dupuy'sche Samenbeize besteht nach Milizer aus 49.39 % schwefelsaurem
Eisenoxyd, 9.08 "/q schwefeis. Zinkoxyd, 34 96% schwefeis. Kupferoxyd, 6.57% fremden
indifferenten Bestandtheilen ; der Preis überstieg den wirklichen Werth um fast 300 o/o-
P. Sorauer.
197. Bretfeld, H. v. Der Rapsverderber. (Der Landwirth. 1880. No. 61.)
B. beobachtete ein sehr ausgebreitetes Vorkommen des Parasiten zu Tessin in Vor-
pommern, bei Grimmen und Wolgast und im Mecklenburgischen. Der an den Schoten
besonders häufig auftretende Pilz verursacht Fleckigwerden, Vergilben und vorzeitiges Auf-
springen derselben. Verf. nennt den Pilz mit Fuckel Pleospora Napi. Nach Kühn, dessen
Bericht über die Arbeit B.'s (Bot. Centralbl. 1880, 2, S. 886-887) obiges entnommen ist,
würde er richtiger als Sporidesmium exitiosuni oder Polydesmus exitiosus bezeichnet
werden. Der Zusammenhang dieser Conidienform mit Fleospora Napi ist nicht erwiesen.
198. E. Hamburg. A Peziza cibarioides Fr. mint repczrbetegseg. (Földmivelesi Erdekeink.
Budapest 1880. VIII. Jahrg. S. 509-512, mit 5 Abbild. [Ungarisch].)
Im Jahre 1879 wurden bei Leipzig die reichen Ertrag versprechenden Rapssamen
durch einen als Botrytis erkannten Pilz verwüstet. Der Verf. beschäftigte sich im Labo-
ratorium Prof. Schenk's mit dem Studium dieses Pilzes. Aus den Sclerotien desselben
brachen gelblichbraune Bildungen aus, die eine Zeitlang ihr Längenwachsthum fortsetzend
endlich keulenförmig auswuchseu, dabei an ihrer Spitze eine Einfallung zeigten. Die Keule
nahm in ihrer ferneren Entwickelung Becherform an, um schliesslich nach Umbiegung des
Randes die bekannte Form der Hutpilze anzunehmen, aber an ihrer Spitze noch immer die
an den früheren Becher erinnernde Vertiefung besitzend. In diesen Apothecien entwickelten
sich Ascosporen. Die Annahme des Verf.'s, dass die am Raps beobachtete Krankheit identisch
sein möge mit der früher am Klee beobachteten, nur durch Peziza cibarioides Fr. ver-
ursachten „Krebskrankheit", fand der Verf. durch ausgeführte Infectionsver suche bestätigt.
Schriften allgem. u. gemischt. Inhalts. — Pilze als Ursache von Pflanzenkrankheiten. 261
Rehm, der die Entwickelungsgeschichte des genannten Pilzes studirte, kannte die dazwischen
fallende Botrijtis -Form nicht; nach ihm bilde das Mycelium unmittelbar wieder Sclerotien.
Was Rehm in den Fig. 18a. und b. als die ersten Sclerotienbildungen abbilde, seien nichts
anderes als die Conidienträger des Botrytis, ferner sollen nach Rehm die Ascos^joren nicht
direct zum Mycelium auskeimen, sondern vorhergehend Sporidien entwickeln. Auch dies
ist nach den Beobachtungen des Verf.'s unrichtig. Staub.
199. Cornu, M. Observations sar la maladie des oignons (Urocystis cepulae Farlow).
(Bulletin de la societe botauique de France 1880, p. 39—42.)
Keimpflanzen, welche der Verf. mit Sporen der Urocystis besäte, gingen zu Grunde
„probablement" unter dem Einflüsse des Pilzes. Aeltere Pflanzen Hessen sich nicht iufi-
ziren. Schröter und Magnus glauben U. cepulae mit U. magica Passeriui vereinigen zu
sollen, ohne durch Culturversuche den experimentellen Beweis für ihre Ansicht zu liefern,
welchen C. verlangt. Cooke hält den Pilz für eine Form der Urocystis Colchici. Dass
derselbe in Frankreich bisher keinen besonderen Schaden verursacht hat, erklärt sich daraus,
dass die Gärtner die jungen Zwiebelpflanzen von gutem Aussehen umsetzen. Stark befallene
Pflanzen werden so ausgeschieden und nur wenig angegriffene geheilt (vgl. Comptes rendus
de l'Acad. des sc. s^ance du 9 decembre 1878). Die Krankheit hat in Amerika ihre grosse
Ausdehnung wahrscheinlich in Massenculturen erreicht, deren Pflanzen bis zur Reife der
Zwiebeln an ihren Plätzen blieben.
200. Brandpilz der Zwiebeln. (Wiener Illustr. Gartenztg. V. Jahrg. 1880, p. 477.)
Anzeige des Vorkommens der von Farlow schon 1877 in Massachussetts beobachteten
Urocystis Cepulae auf Allium Cepa in Paris. Bisher hat sich kein Mittel gegen den
Parasiten, der in Nordamerika grossen Schaden gethan hat, bewährt.
201. Ballier, E. Der Brandpilz der Küchenzwiebel, urocystis cepae. (Wiener Illustr.
Gartenztg. V. Jahrg. 1880, p. 519.)
Hallier macht darauf aufmerksam, dass er genannten Pilz bereits 1878 in obiger
Zeitschrift (No. 7—9) beschrieben und abgebildet habe. Dass man denselben bisher in
Deutschland übersehen hat, mag in seiner Seltenheit begründet sein. In des Verf.'s Garten
grassirte er 1877 ausserordentlich stark. Präparate finden sich in den vom Verf. heraus-
gegebenen Sammlungen,
202. Frank, A. B. Notiz über den Zwiebelbrand. (Bot. Centralbl. 1880, I, S. 186.)
Verf. theilt mit, dass er Urocystis Cepulae Frost. 1879 bei Leipzig gefunden habe.
Der Pilz ist in Europa bis jetzt nur von Schroeter (Bemerkungen und Beobachtungen über
einige üstilagineen in Cohn's Beitr. z. Biologie d. Pflanzen 2. Bd.) beobachtet, der ihn im
Strassburger Herbar auf einem in Südfrankreich gesammelten Exemplar von Allium Cepa
fand. F. wirft die Frage auf, ob der Pilz eine selbständige Art ist, oder specifisch identisch
mit anderen in vegetativen Theilen von Liliaceen und Colchicaceen vorkommenden Uro-
cystis-Formen.
203. Magnus, P. Bemerkung zu A. B. Frank's Notiz über den Zwiebelbrand. (Bot. Central-
blatt 1880, I, S. 348.)
M. weist darauf hin, dass Cornu bei Paris die Urocystis Cepulae Farl. beobachtet habe
(Comptes reud. t. 89, Juli 1879, p. 51—53). Nach M., Schröter und Farlow fällt sie mit
der auf anderen ^Hmjn- Arten, Muscari, Scilla bifolia und ürnitliogälum umbellatum auf-
tretenden Urocystis (U. magica Pass., U. Ornithogali Körnicke), zusammen, während sie
nach M. und Farlow von der auf Colchicum vorkommenden Urocystis verschieden ist.
204. Renouard, Alfred Fils. Note sur les principales maladies du lin. (Annales agro-
nomiques de Deherain. 8^. 12 p. Lille 1879.)
Nach einem Ref. im Bot. Centralblatt (1880, I, S. 595) beschreibt Verf. u, ä'. eine
durch ein Phoma veranlasste Leinkrankheit, welche gegen Ende der Vegetation die Pflanze
befallend den Ertrag schädigen soll. Zugleich tritt er den Angaben von d'Arbois de Jubain-
ville entgegen, nach welchen die in Nordfrankreich und Belgien als Brand bezeichnete
Krankheit durch Melampsora Uni Desm. veranlasst werden soll.
205. Woronin, M. Nachträgliche Notiz zur Frage der Kohlpflanzenhernie. (Bot. Zeitung
1880, S. 54.)
262 Kryptogamen. — Pilze (1880).
Verf. berichtigt seine frühere Ansicht, dass alle bisher heohachteten knolligen An-
schwellungen der Kohlartenwurzeln durch Plasmodiopliora verursacht seien. Es kommen
von lusecten veranlasste Wurzelauswüchse vor, welche von den durch die Plasmodiopliora
hervorgebrachten dadurch unterschieden sind, dass sie unbestimmt lange Zeit der Fäulniss
widerstehen. Die von R. Caspary (Schriften der Phys.-Oecon. Ges. zu Königsberg 1873,
S. 109, Taf. XIV) beschriebene Knollen- und Laubsprossbilduug an den Wurzeln von
Brassica napus L. verdankt keiner bekannten äusseren Ursache ihre Entstehung und lässt
sich nach Caspari durch Samen erblich fortpflanzen.
206. Kühn, J. Benutzung kranker Kartoffeln. (Fühling's Landw. Ztg. 1880, S. 733.)
So lange nicht Schimmelbilduugen eintreten und jauchige Zersetzung beginnt, können
die kranken Kartoffeln unbedenklich verfüttert werden. Andernfalls kann auch die Brennerei
sie schnell aufarbeiten und wa keine solche ist, nehme man den Futterdämpfapparat in
Anspruch. Durch Dämpfen und Einsäuern in Gruben lassen sich kranke Kartoffeln vor-
trefflich conserviren und gewähren selbst nach jahrelanger Aufbewahrung ein für Rindvieh,
Schafe und Schweine durchaus zusagendes Futter. Ausmauern der Gruben ist nur dann
nothwendig, wenn die senkrecht anzulegenden Wände in Folge sandiger Bodenbeschaffenheit
nicht fest stehen. Der Boden darf nicht an üntergrundnässe leiden. Da es zweckmässig
ist, eine solche Grube rasch zu füllen, so mache man dieselben nicht zu gross (1— 2 m tief,
2—2.5 m breit und beliebig lang).
Die gedämpften und dann gequetschten oder grob gemahlenen Kartoffeln werden in
ca. 15 cm dicken Schichten in der Grube ausgebreitet, recht gleichmässig festgestampft und
so wird fortgefahren, bis dieselbe gefüllt ist. Dann wird auf die nach der Mitte zu zweck-
mässig etwas erhöhte Oberfläche eine 2 cm dicke Häckselschicht gebracht und diese bedeckt
man mit Boden, den man schichtenweis festrammt, bis er eine 60— 80 cm hohe, etwas kegel-
förmige Schicht bildet. Diese Bodendecke muss über den Rand der Grube hinweggreifen
und die durch das Setzen der Masse entstehenden Risse müssen alsbald wieder geschlossen
werden, damit die Bildung von Essigsäure etc. vermieden wird.
In Ermangelung eines Dämpfapparates versuche man das Einsäuern ungedämpfter
kranker Knollen. Mit den eingestampften Kartoffelschichten aber lasse mau hier 5 cm hohe
Häckselschichten regelmässig abwechseln und bestreue die Kartoffelschichten mit etwas Salz
(etwa 100 gr pr. Ctr.). P- Sorauer.
207. Lawes u. Gilbert, üeber die Zusammensetzung der Kartoffeln. (Aus „Chemical
News" Bd. 38, 1878, No. 973, S. 28; cit. in Biedermann's Centralbl. 1879, S. 913.)
Die auf ungedüngtem und dem stärkst gedüngten Acker erwachsenen Knollen zeigten
nicht nur betreffs der Erntemenge enorme Schwankungen, sondern auch betreffs der Zu-
sammensetzung. Es traten Differenzen von mehreren Procenten im Trockensubstanzgehalte
auf und manche Proben wiesen l^/a mal so viel Mineralstoffe oder fast zweimal soviel Stick-
stoff auf, wie andere.
Die Hauptabsicht von Gilbert war, die Aufmerksamkeit auf die kranken Knollen zu
lenken. Bereits Jellet hatte in der Proceediugs of the Royal Irish Academy vom 22. Mai
1876 darauf hingewiesen, dass in dem noch gesunden Theile kranker Knollen eine beträchtliche
Zuckerbildung nachweisbar wäre. Der Gehalt an Stickstoff und Trockensubstanz war von
ihm in anscheinend gesunden Parthien kranker Knollen höher gefunden worden, als in
gesunden Knollen und auch etwas höher als in den kranken Parthien.
Dies bestätigen die Verff., indem sie einen höheren Gehalt der Trockensubstanz an
Stickstoff in den kranken Knollen nachweisen. Auf die frischen Kartoffeln berechnet, zeigte
sich jedoch in dieser Beziehung kein Unterschied. Der frische Saft der gesunden, weissen
Theile der kranken Knollen hatte nahezu dieselbe Stickstoffmenge, wie der Saft gesunder
Knollen, während dieselbe aus den kranken Theilen wesentlich ärmer daran war und nur
etwa die Hälfte oder zwei Drittel der in den gesunden Theilen enthaltenen Stickstoffmenge
enthielt. Umgekehrt verhielt sich das Mark der kranken und gesunden Parthien, indem
erstere ungefähr 4-5 mal soviel Stickstoff enthielten, als letztere; auch der Gehalt des
Saftes an Mineralstoffen war in den gesunden Parthien viel höher, aber niedriger in dem
Mark der gesunden gegenüber den kranken. Der Saft hat also in Folge der Pilzentwickelung
Schriften allgem. u. gemischt. Inhalts. — Pilze als Ursache von Pflanzenkrankheiten. 263
eine Erschöpfung erlitten. Der Zucker, dessen Entstehung selbst eine Folge der Erkrankung,
diente wahrscheinlich ebenfalls zur Ernährung des Pilzes. P. Sorauer.
208. Märker. lieber den Einfluss der Düngung auf das Auftreten der Kartoffelkrankheit
und den Stärkegehalt der Kartoffeln. (Aus „Landw. Jahrbüchern 1880, Hett III;
cit. in Biedermanu's Centralbl f. Agric.-Chem. 1880, S. 501.)
Die in der Provinz Sachsen auf Anregung von M. von einer Reihe von Gutsbesitzern
angestellten Düngungsversuche haben durchschlagende Resultate nicht ergeben. In einzelnen
Fällen scheinen die stickstoffreichen Düngemittel die Phytophthora - Erkrankung befördert
zu haben. Am stärksten trat die Krankheit bei einseitiger Düngung mit Chilisalpeter auf,
was sich nach dem Verf. vielleicht durch die grössere Empfindlichkeit der bei Stickstoff-
düngung besonders üppig gewachsenen, aber schwächer „consolidirten" Früchte erklären lässt.
Der Stärkegehalt der unter denselben Verhältnissen cultivirten Kartoffeln gleicher
Varietät zeigte in den verschiedenen Jahren auf den ungedüngten Flächen höchstens eine
Schwankung von 2.1 %, auf den mit Stallmist gedüngten bis 8.4 %. Bei allen Versuchen
mit Ausnahme von zwei Fällen hatte die Stallniistdüngung stets den Stärkegehalt erniedrigt.
Im Uebrigen waren Varietät und atmosphärische Einflüsse weit mehr von Einfluss auf den
Stärkegehalt als die Düngung, mit Ausnahme der späten Kopfdüngung mit Chilisalpeter, der
die Stärkemenge herabdrückt und desshalb in keiner Weise empfehlenswerth ist.
P. Sorauer.
209. Schindler. Die Regeneration der Kartoffel. (Fühling's Laudw. Ztg. 1880, S. 455.)
Mr. Reid schreibt dem „Live Stock Journal", dass er mexikanische Kartoffeln seit
3 Jahren auf Frogmore House in der Grafschaft Bereford (England) mit grossem Vortheil
cultivire und keine Krankheit bemerkt habe, während 10 danebeustehende andere Sorten
auf demselben Felde mehr oder weniger von der Fäuluiss zu leiden hatten. In Peru
und Mexiko scheine überhaupt die Krankheit unbekannt zu sein, trotzdem dass doch dort
die Kartoffelcultur lange vor der spanischen Eroberung betrieben worden war. Da die
Ernte doppelt so gross, wie bei den europäischen Knollen, und die einzelnen Knollen mitunter
über 1 Pfd. schwer sind, so empfehle sich die Einführung der mexikanischen Kartoffel als
bestes Mittel gegen die Krankheit. Dazu sollen noch die mexikanischen Knollen an Wohl-
geschmack im Frühjahr besser werden, statt geringer. P. Sorauer.
210. Bersch, Jos. üeber Mittel, das Schimmeln des Malzes zu verhüten. (Allgemeine
Hopfenzeitung. 19. Jahrg., No. 195—196. Nach Biedermanu's Centralblatt für Agri-
cultur etc. 9. Jahrg. 1880, S. 238.)
Die Behandlung des Malzes soll unter Anwendung von in Wasser gelöster schwefliger
Säure stattfinden, da das Schwefeln auf trockenem Wege keine volle Bürgschaft für die
Vernichtung der Schimmelsporen bietet. Vielleicht könnte auch zweckmässige Anwendung
von Kohlensäure gute Dienste thun. Am sichersten beugt dem Schimmeln des Malzes strengste
Reinlichkeit der Malzfabriken und die Anwendung gut construirter Malzsilos vor.
211. Davis, G. E., Dreyfuss u. Holland, P. Sizing and Mildew in Cotton Goods. Manchester.
Die in gewissen Fabriken in Manchester gebräuchliche Behandlung der Garne mit
Weizenmehl und Wasser verursacht ihr Befallenwerden von verschiedenen Schimmelpilzen.
Mittel dagegen Chlorzink und Phenol. (Nach Gardeners' Chronicle 1880, I, p. 13.)
c. Krankheiten der Gartengemüse und Blumen.
212. Ihne, E. Stadien zur Pflanzengeographie: Geschichte der Einwanderung von Puc-
cinia Malvacearum und Elodea Canadensis. (Inauguraldissertation der Universität
Giessen. 1880. XIX. Bericht der Oberhessischen Gesellsch. f. Natur- u. Heilkunde.
1880. Mit 2 Karten.)
Puccinia Malvacearum stammt aus Chili. Sie tauchte 1869 in Spanien auf und hat
sich seitdem über Frankreich, Belgien, Holland, England, Irland und Deutschland verbreitet.
Der nördhchste Punkt, welchen der Pilz in Europa erreicht hat, ist Fünen. Oesterreich und
Italien besitzen ihn an mehreren ziemlich zerstreut auseinander liegenden Punkten. Das
südlichste und östlichste Vorkommen in Europa ist das bei Athen. „Ausser in Amerika
und Europa kommt die Puccinia noch in Australien und am Cap der guten Hoffnung vor,
264 Kryptogamen. — Pilze (1880).
wohl ohne Zweifel durch englische Schiffe hierhergebracht. — Als Nährpflanzen des Pilzes
dienen sowohl wilde wie cultivirte Malven, besonders Malva silvestris und Althaea rosea.
Seine Verwüstungsfähigkeit ist enorm." Bezüglich aller Einzelheiten muss auf die Arbeit
des Verf. (in der Dissertation S. 1 — 15) verwiesen werden. Die den Pilz betreffende Karte
stellt seine Fortschritte in den einzelneu Jahren und das jetzt von ihm in Europa ein-
genommene Gebiet graphisch dar.
213. Fischer (in Bern). Puccinia Malvacearum. (Verhandl. der Schweiz. Naturf. Ges. in
Bern. Jahresber. 1877/78, S. 111.)
Der Pilz ist in der Schweiz im Kanton Zürich, Kanton Uri, in Wallis bei Sitten,
bei Bern und bei Neuchätel beobachtet.
21d. Kaiser. Einige Bemerkungen über Puccinia Malvacearum. (Correspondenzbl. d. Nat.
Vereins f. d. Prov. Sachsen u. Thüringen. Halle 1880, S. 631.)
K. fand P. Malvacearum 1876 im botanischen Garten in Halle. 1, c. p. 487 theilt
Ludwig einige Notizen über die Verbreitung des Pilzes mit.
215. Motelay, M. üeber eine Puccinia auf Lavatera cretica. (Actes de la Soc. Linneenne
de Bordeaux. Vol. XXXIV, p. XV.)
M. fand auf einer bei Algier 1849 gesammelten Lavatera cretica die von Mortagne
als chilenisch beschriebene Puccinia, deren plötzliches, massenhaftes Auftreten im Depar-
tement Gironde Durieu früher signalisirt hat. Wahrscheinlich ist der Parasit also von Algier
nach Frankreich herübergekommen.
216. Ihne, E. Infectionsversuche mit Puccinia Malvacearum. (Hedwigia 1880, p. 137.)
Verf. inficirte mit gutem Erfolg Althaea rosea Cav, und Kitaibelia vitifoUa mit
obigem Pilze, indem er mit der Puccinia versehene Blätter von Althaea rosea Cav. unter
Einrollung Unterseite gegen Unterseite auf gesunde Blätter von Freiland- oder Gewächs-
hauspflanzen band. Nach 7 — 10 Tagen wurden die inficirenden Blätter abgenommen und
8 Tage später zeigten die inficirten deutliche P«cci«?ffl-Pusteln. Bei Lavatera trimestris gelang
die Infection nicht, indem die zu inficirenden Blätter abfaulten.
217. Thomas, F. Puccinia Chrysosplenii Grev. (Sitzungsber. d. Bot. Vereins der Provinz
Brandenburg XXH. . 30. Apr. 1880.)
Der bisher nur auf Chr. aUernifoliiini beobachtete Pilz wurde 1879 bei Eisenach auch
auf Chr. oppositifolium gefunden.
218. Worthington S. Smith. Sempervivum disease. (The Gardeners' Chronicle 1880, I,
p. 660, p. 725.)
219. Badger, E. W. Sempervivnm disease. (The Gardeners' Chron. 1880, I, p. 815.)
Im ersten der citirten Artikel Abbildung eines kranken Sempermvum monticolum
und der -4eci^n<?«- Frucht von Enclophyllum sempervivi, nebst kurzer Beschreibung. In
den beiden anderen Angaben über das Vorkommen des Parasiten in England. Ausser an
S. monticolum wurde er beobachtet an S. globiferum und S. calcareum.
220. Wittmack, L. Peronospora sparsa Berk. (Verb. d. Bot. Ver. der Provinz Branden-
burg 1880. Sitzungsber. vom 30. Mai 1879, S. 94.)
W. beobachtete den Pilz an Topfrosen in den Gewächshäusern von Drawiel in
Lichtenberg bei Berlin 1877 und 1879. Im letztgenannten Jahre trat die Krankheit mit
grosser Heftigkeit auf. Sie scheint früher in Deutschland nicht beobachtet worden zu sein.
W. glaubt, dass sie mit den aus Frankreich bezogenen Rosen importirt sei.
221. Thomas, F. üeber ein auf Dryas parasitisches Synchytrium. (Bot. Centralblatt. I.
1880, S. 763.)
Th. fand in den Dolomiten in Tyrol auf Dryas octopetala ein Synchytrium, welches
er als Varietät des Synchytrium Myosotidis Kuehn bestimmt.
222. Neumann, 0. üeber Stempbylium ericoctonum AI. Br. u. de Bry. (Monatsschr. zur
Beförd. des Gartenbaues in d. K. Preuss. Staaten. XXIII. April 1880, S. 164-165.)
N. beobachtete den Pilz auf cultivirten Exemplaren von Erica hiemalis, wo derselbe
ein Abfallen sämmtlicher Blätter bewirkte. Gegenmittel gegen den auch junge Stämme
ergreifenden Parasiten gute Lüftung der Glashäuser. (Bot. Centralbl. 1880, I, S. 534.)
Schriften allgem. u. gemischt. Inhalts. — Pilze als Ursache von Pflanzeukrankheiten, 265
223. Mittel gegen den Rosenmehlthau. (Monatsschr. d. Vereins zur Beförd. des Garten-
baues V. Wittmack 1880, S. 331.)
Graf de Biiysson löst (nach Rev. hört) 2 - 3 gr Salz pro Liter Wasser und bespritzt
die Rosen Morgens und Abends 2 Tage hintereinander; nach 4 Tagen war der Pilz ver-
schwunden ; auf die Blattunterseite darauf augewendet hatte das Mittel nach 4 Tagen den-
selben günstigen Erfolg. P. Sorauer.
d. Krankheiten der Waldbäume und Sträucher.
224. Rostrop, E. Parasitische Pilze an Waldbäumen. (Tidsskr. for Skovbrug. IV, 1880, p. 1.)
Eine Abhandlung über die parasitischen Pilze — mit Ausschluss der Uredineen —
der Waldbäume in Dänemark. Speciell beschrieben sind : Agaricus melleus und ostreatus,
Trametes racUciperda und Pini, Tolyporus fomentarius, igniarius, conchatus, radiatus, sul-
phureus, suaveolens, popuUnus , Telephora laciniata, Stereum Mrsutum, Corticium sulphu-
reum, Gymnoasci, Peziza Wülkommi, Bhytisma, Lophodermium , Hypoderma, Ustulina,
Nectria ditisshna, Phyllacliora, üladosporium , Erysiphei, Phytophthora Fagi, Schinzia
Alni. (Nach Journal of the R. Microsc. Soc. III, 1880, p. 835.)
225. Hartig, Dr. Robert. Untersuchungen aus dem forstbotanischen Institut zu München.
I, Berlin 1880.
Unter obigem Titel beabsichtigt R. Hartig die wissenschaftlichen Arbeiten, welche
aus dem Münchener Institut hervoigehen , in zwanglosen Heften, je nachdem das Material
sich angesammelt hat, erscheinen zu lassen. Das vorliegende Heft enthält nur Aufsätze
von Hartig selbst, darunter sieben mycologische, welche nachstehend besprochen werden.
Derselbe. Der Eichenwurzeltödter, Rosellinia (Rhizoctonia) quercina, ra. 2 Tafeln.
Die durch den Pilz hervorgerufene Eichenwurzelkrankheit ist seit 1850 an ver-
schiedenen Orten Nordwestdeutschlands beobachtet worden, besonders 1875 in den Regierungs-
bezirken Coblenz, Trier, Erfurt und in Hannover. Sie befällt vorwiegend Eichenkeimlinge,
oft auch zwei-, selten dreijährige Pflanzen und richtet meist nur einzelne Stellen in den
Saatkämpen, selten ganze Eichelkänipe zu Grunde. Die Erkrankung der jungen Eichen
äussert sich oberirdisch erst nachdem die Wurzeln der Hauptsache nach getödtet sind, und
zwar in Missfärbung und Vertrocknen der Blätter. Am üppigsten wuchert der Pilz in den
wärmsten Monaten, Juni, Juli und August, und auf nassem und undurchlässigem Boden,
während die eintretende Kälte die Bildung von Ruhezuständen veranlasst und auch nur
vorübergehendes Austrocknen des Bodens das Mycel tödtet.
Gelangt das jugendliche Mycel an die Spitze der Pfahlwurzel, bevor deren äusseres
Rindengewebe abgestorben ist, so durchbohren die Hyphen die Zellwände und erzeugen im
Innern der lebenden Rindenzellen sehr eigenthümliche Dauermycelien , während das ganze
innerhalb des Rindeumantels befindliche Gewebe zerstört wird. Da, wo die Wurzel bereits
durch eine innere Peridermbildung geschützt und das äussere Rindengewebe abgestorben ist,
erfolgt die Infection an der Basis einer vorher getödteten feinen Seitenwurzel. Es bilden
sich an solchen Stellen Hyphenknäuel, welche sich — wenn die Entwickelung nicht durch
besonders günstige äussere Verhältnisse sehr beschleunigt wird — soweit sie nicht im
Wurzelgewebe stecken, mit einer schwarzbraunen Rinde umgeben. Von ihrer unberindeten
Seite aus wachsen die zerstörenden Hyphen in die Wurzel hinein, während gleichzeitig die
Rinde des äusserlich hervorsehenden Theiles unter Bildung von Rhizoctonia -Stvängen
durchbrochen wird, welche sich auf der Oberfläche der Wurzel und im Boden verbreiten,
um dieselbe Pflanze an neuen Stellen, oder andere Pflanzen — bis in einem Umkreise von
20 cm Radius — zu inficiren. Auch die Ehizoctonia-Sträuge können Sclerotien bilden, welche
aus ziemlich regelmässigem Pseudoparenchym bestehen und den Winter über ihre Keim-
fähigkeit behalten.
Ein etwa 12 Tage altes Mycel, welches sich von einer kranken Pflanze aus an der
Oberfläche des Bodens entwickelt hat, bildet Conidienträger mit Conidien. Gleichzeitig
gewahrt man kleine, oft hohle Hyphenknäuel, welche Verf. für Anfänge von Pykniden hält.
Die Ausbildung der Perithecien erfolgt um eine eigenthümliche Gruppe von Zellen, welche der
Verf. für Geschlechtsorgane anzusehen geneigt ist. Die Ascosporen keimen auf dem Object-
266 Kryptogamen. — Pilze (1880).
träger 24 Stunden nach der Aussaat mit 2 Keimschläuchen. Die vom Verf. angeführten
Einzelheiten in ihrer und der Perithecien Entwickelung müssen hier übergangen werden.
An die Darstellung seiner Beobachtungen knüpft der Verf. kritische Bemerkungen
über das bisher über die Gattung Rhizoctonia bekannte. In den von Tulasne als Perithecien
der Bhisoctonia violacea angesprochenen Organen findet er Analoga der an der Basis der
Seitenwurzeln der Eiche entstehenden Hypheuknäuel. Fuckel's Angaben über den Entwicke-
lungsgang der Bhis. violacea sind nur eine Zusammenstellung mehrerer Pilzformen, deren
Zusammenhang nicht erwiesen ist. Wenn etwa die von Fuckel aufgefundenen Pilzformen
zu Bhiz. violacea gehören sollten, so wäre diese die Mycelform von Ämphisphaeria zerbina
Ntrs. Fuckel's Name Byssothecium circinans ist zwecklos.
226. Derselbe. Die Lärchenkrankheiten, insbesondere der Lärchenkrebspilz. Peziza
Willkommii m.
Die Krankheiten, welche seit 1850 an der seit dem ersten Jahrzehnt dieses Jahr-
hunderts in Mittel- und Norddeutschland mit Glück auch auf schlechtem Boden angepflanzten
und in grossem Umfange zur Wiederbewalduug Schottland's benutzten Lärche beobachtet
■wurden, führten bis 1870 zum Ruin fast aller jungen Lärchenbestände in den bez. Ländern,
so dass seitdem der Anbau der Holzart fast völlig aufgegeben wurde. Verf. hat die Lärchen-
krankheiten seit lange — auch in Tirol, der Heimath der Lärche ~ studirt und gefunden,
dass der Hauptfeind des Baumes die von Willkomm zuerst als Kraukheitserreger angesprochene,
aber falsch benannte Peziza Willkommii Hrtg. sei. In vorliegender Arbeit giebt er u. a.
Berichtigungen und Ergänzungen zu den von Willkomm und von ihm früher (wichtige
Krankheiten der Waldbäume, 1874, p. 98) gemachten Mittheilungen.
Der Pilz ist keine erwiesene Varietät von Bez. calycina. Diese ist in ganz Deutschland
einheimisch, während jener aus den Alpen stammt.
Infectionen mit dem Lärchenpilz, ausgeführt durch Uebertragung erkrankter Rinden-
stücke auf entsprechende von der Rinde entblösste Stellen gesunder Lärchen, gaben stets
positive Resultate. Wahrscheinlich erfolgt der Angriff des Pilzes niemals an unversehrten
Stellen, sondern — nach mehrfachen Versuchen des Verf.'s — nur da, wo eine Verletzung
stattgefunden hat; sehr häufig von Kurztrieben oder der Basis von Langtrieben aus. Das
Mycel entwickelt sich im Cambium, Rinden- und Bastgewebe und dringt durch die Mark-
strahlen und Harzcanäle in den Holzkörper ein. Die reichlich septirten Hyphen leben
vorwiegend intercellular. Nach dem Beginne der cambialen Thätigkeit nach dem Laubausbruch
hört die Entwickelung des Pilzmycels auf — wahrscheinlich in Folge des durch die gesteigerte
Verdunstung verminderten Wasserreichthums des Substrates — und es bildet sich eine dicke
Korkschicht, welche die erkrankten Gewebe von den gesunden abschliesst. Dieselbe wird
im Herbste von dem weiterwachsenden Pilze durchbrochen. Die an den kranken Stellen
auftretenden Erscheinungen — Harzausfluss, Ausbleiben einer Ueberwallung, Zuwachs-
steigerung auf der gesunden Seite der erkrankten Stammzone — werden vom Verf. auf
einfache Weise erklärt. — Da der Pilz horizontal nur langsam vorrückt, so kann der
Zuwachs mit der Zerstörung unter Umständen sich im Gleichgewicht halten und so der
kranke Baum ein hohes Alter erreichen. Gänzliche Beseitigung des Angreifers durch
Korkbildung wurde nicht beobachtet.
Die Willkomm'schen Beobachtungen über die Conidien des Pilzes sind — soweit
sie unter dem Einflüsse Hallier'scher Theorien gemacht sind — werthlos. Die schüssei-
förmigen Schlauchfrüchte des Pilzes entstehen in feuchter Luft auf die Korkschicht durch-
brechenden weissen Höckern. Diese entspringen aus unter der Korkschicht befindlichen
Fruchtlagern, welche Willkomm als Spermogonien beschrieb, dieselben enthalten im Innern
sich nach aussen öffnende Kammern, deren Wände mit pfriemenförmigen „Basidien" aus-
gekleidet sind, welche zahlreiche nicht keimungsfähige Zellchen, „rudimentäre Conidien",
abschnüren. An trocknen und luftigen Standorten findet die Ausbildung der Schlauchfrüchte
nicht statt.
Der Lärchenpilz ist auch in Tirol nicht selten, doch fehlen dort meist die Bedingungen,
welche ihm in den vorbezeichneten Ländern seinen verheerenden Charakter verliehen haben:
Feuchtes Klima und das Vorhandensein grösserer Flächen, welche gerade mit dem der
Schriften allgem. u. gemischt. Inhalts. — Pilze als Ursache von Pflanzenkraukheiten. 267
Infection am meisten zugänglichen Altersstadium der Lärche dicht bestockt sind. Als
Nutzanwendung ergiebt sich aus Vorstehendem, dass ausserhalb der Alpen Lärchen nur in
sorgsam ausgewählten Lagen und nie in reinem Bestände erzogen werden dürfen.
227. Derselbe. Der Fichtenrindenpilz Nectria cncurbitula Fr. Mit l Tafel,
Der genannte Pilz ist, nach des Verf. Ausführungen, der Verursacher einer Fichten-
krankheit, welche bisher in Oberbayeru und Württemberg beobachtet wurde. Nur einmal
fand er sich an einer Weisstanne. Seine Keimschläuche können nur durch eine, wenn auch
noch so geringe, Wunde ins Innere der Bäume gelangen. Den häufigsten Anlass zur Infection
giebt der Fichtenrindenwickler (^Grapholitha pactolana Kühlw.), welcher seine Eier dicht
unter den Quirlzweigen 8 — 25jähriger Fichten ablegt. In den durch die Raupen verursachten
Verletzungen greift der Pilz an, um in ein bis zwei Jahren den ganzen Baum mit seinem
Mycel zu umspannen und Gipfeldürre und Tod desselben herbeizuführen. Die GraplwUtha
allein vermag in der Regel keinen Baum zu tödten. Das Wachsthum des Mycels beginnt
meist im ersten Frühjahr, und zwar so schnell, dass bis zum Beginn der cambialen Thätig-
keit im Mai Rinde und Cambium bereits in einer Länge von 12—20 cm getödtet sein können.
Später ruht das Mycel, wie das des Lärchenkrebspilzes, während die nach Sprengung der
Rinde zu Tage tretenden Conidienpolster ausgebildet werden. Ursache des Aufhörens des
Wachsthums ist wohl auch hier die im Sommer verminderte Wasserzufuhr, welche sogar zum
Austrocknen der befallenen Gewebe und somit zum Tode des Pilzes führen kann. Interessant
wäre die Beantwortung der Frage, ob die gesteigerte vegetative Thätigkeit der Gewebe
selbst der Verbreitung des Mycels hinderlich ist. Wie bei Pez. Willkommii wurden die
kranken und todten Zellen während der Ruhezeit durch Korkbildung von den gesunden getrennt.
Die zweikammerigeu Ascosporen keimen in der feuchten Kammer nach ^J2 Tag mit
2 oder mehr Schläuchen, welche schon nach iVz Tagen sehr verschieden gestaltete, z. Th.
mehrzellige Conidien erzeugen können. Die farblosen, septirten Mycelfäden wachsen mit
Vorliebe in den Siebröhren, aber auch intercellular. An im Zimmer cultivirten anfangs
März inficirten Pflanzen kamen bereits nach 14 Tagen die weissen Conidienpolster zum Vor-
schein, während nach 4 Wochen die Perithecieubildung begann. Bei trockener Luft findet
die Entwickelung langsamer statt. Auf der Oberfläche des mitunter pseudoparenchymatischen
Conidienpolsters zeigen sich kurze oder — in sehr feuchter Atmosphäre — lange und
verästelte „Basidien^ welche Conidien abschnüren, die den oben erwähnten gleichen. Die
Perithecien entstehen zwischen den Basidien oder etwas imter der Oberfläche des Polsters
um eine Gruppe plasmareicher kleiner Zellchen. Näheres ist hierüber nicht angegeben.
Bei der Ausbildung der Asci kommen zahlreiche abnorme Processe vor, deren näheres
Studium nach dem Verf. sich verlohnen dürfte. Erwähnenswerth scheinen dem Verf. auch
die vielen verkümmerten Perithecien, bei welchen der Sexualact nicht perfect geworden sein
mag, und gelbe Kugeln, welche sich zwischen den rothen Perithecien finden.
Interessant ist die Thatsache, dass das Mycel im flüssigen Terpentinöl ungehindert
vegetiren und über dessen Oberfläche Conidien bilden kann.
Die Massregeln gegen das verderbliche Zusammenwirken der GrapholitJia mit dem
Pilze müssen letzteren zu treffen suchen, da alle gegen erstere vorgeschlagenen sich im
Grossen als unausführbar erwiesen haben. Es sind dies: Aushieb der todten Pflanzen und
Beseitigung der todten Gipfel. Dadurch werden einerseits die meisten Fruchtträger
beseitigt, andererseits bleibt die Hoffnung, dass etwaige Ersatzgipfel sich am Leben erhalten.
Zum Schluss giebt der Verf. einen auf Berichte aus dem Wald gegründeten Kostenanschlag
dieses Verfahrens.
228. Derselbe. Der zerschlitzte Warzenpilz Telephcra laciniata Fers.
Durch eine Reihe von Zusendungen und Anfragen veranlasst giebt Verf. eine' Ab-
bildung des Pilzes und weist mit wenigen Worten auf dessen saprophytische Lebensweise
und den Schaden, welchen er durch Störung der Assimilation von ihm umwachsener Pflanzen-
theile anrichtete, hin , um die Praktiker zu Versuchen über eine passende Beseitigungsweise
anzuregen.
229. Derselbe. Der Erebspilz der Laabholzbäame Nectria ditissima Tal. Mit l Tafel.
Der Pilz — z. Th. vielleicht auch sehr nahe verwandte Arten — wurde bisher
268 Kryptogamen. — Pilze (1880).
beobachtet an Fagus, Quercus, Corylus, Fraxinus, Carpimis, Älnus, Acer, Frangula,
Padus und, nach Goethe, am Apfelbaum. Er ist der Erzeuger der häufigsten Art des
Baumkrebses und über ganz Deutschland verbreitet. Nach Anführung einiger Berichte aus
dem Walde über den Umfang der Krebs.schäden wird die Krankheit beschrieben. Mit Aus-
nahme der ersten Lebensjahre schützt kein Alter einen Baum vor dem Krebs. Nach
Beobachtungen an der Lärche gedeiht vr namentlich auf dem besten, etwas frischen Boden.
Auf eine Beschreibung des verschiedfjnen Aussehens der befallenen Baumstellen kann nicht
eingegangen werden, da sie ohne die Abbildungen des Verf. (Fig 1—14) keinen Werth
hätte. Als Unterschied von Frostl^^rebs ist hervorzuheben, dass der Holzkörper sich an den
Pilzkrebsstellen nur wenige Millimeter tief bräunt. Das Eindringen der N. ditisüima findet
wohl nur durch Wunden und Lenticellen statt. Die Krebsstelle wächst bei der Rothbuche
1/2 1 cm pro Jahr in die Länge , kaum halb soviel in horizontaler Richtung. In Bezug
auf Abhängigkeit des Myoelwachsthums und des Auftretens der Fruchtträger vom Wasser-
gehalt der Rinde und der Luft gilt im wesentlichen das bei N. cucurbitula Bemerkte.
N. ditissima ist weni'ger gefährlich als jene, da die Zuwachssteigerung der gesunden Stellen
einer angegriffenen Stammzone schneller als das Fortschreiten des Pilzes erfolgt. Oft
erlischt nch 6—10 Jahren das Wachsthum des Mycels ganz und es tritt Ueberwallung ein.
Das Mycel verbreitet sich in Rinde und Bastgewebe, kann aber auch durch die
Markstrahlen. in den Holzkörper und von da vielleicht wieder an anderen Stellen zur Rinde
gelangen. Auf einem pseudoparenchymatischen Fruchtlager, welches die äussere Kork-
schicht sprengt, werden auf Verlängerungen der peripherischen Zellen verschieden gestaltete,
oft mehrzellige Conidien successive in sehr grosser Zahl abgeschnürt. Dieselben erreichen
eine Länge von 0.06 mm , bilden bei der Keimung ein Mycel , an welchem weit kleinere
Conidien entstehen, die bald wiederum keimen. Im Feuchtraum schnürt das sonst im
Rindengewebe verborgene Mycel frei in die Luft wachsend zahllose Conidien ab, deren Grösse
sich bis auf 0.0015 mm, also den 40. Theil der Länge der grossen Conidien, vermindert. Wo
mehrere derselben zusammenliegen copuliren sie, so dass sich grössere zusammenhängende
Gruppen bilden. Conidien von 0.002 mm keimen noch; die Vermehrung der kleineren scheint
auf Sprossuug und Spaltung beschränkt zu sein, welche auch bei den grossen vorkommt. Auch
an der Spitze zarter Seitenzweige stärkerer Hyphenäste im Innern der Rinde sollen Conidien
abgeschnürt werden, deren Gestalt nur mit Hülfe einer 1560fachen Vergrösserung deutlich
zu erkennen ist. Dieselben zeigen lebhafte Molecularbewegung und liegen oft in grösserer
Anzahl zusammen von einer Gallerthülle umgeben. Nach sorgfältiger Untersuchung kam
der Verf. zur Ueberzeugung, dass es sich hier nicht um Spaltpilze handelt, welche überhaupt
im Innern der Pflanzen keine Rolle spielen sollen. In welcher Weise die kleinen Körperchen,
welche in einer braunen Flüssigkeit an den Krebswunden ins Freie gelangen können, zur
Verbreitung des Pilzes beitragen sollen, ist unbekannt.
Die ersten Anlagen der Perithecien befinden sich dicht unter oder auf der Ober-
fläche des conidienbildenden Fruchtlagers. Einige Bilder des Verf. machen ihm einen
Sexualact wahrscheinlich.
Es folgen kritische Bemerkungen über Willkomm's und Sorauer's Bearbeitung des
Buchenkrebses und Rabenhorst's „falsche" Bestimmung der Conidien der N. ditissima.
Die Frage, ob N. cucurbitula und N. ditissima Varietäten einer und derselben Art sind,
wird durch vom Verf. schon begonnene Infectionsversuche mit ersterer auf Buchen und
letzterer auf Fichten entschieden werden.
Mittel gegen den durch Nectria ditissima verursachten Krebs sind nicht anzugeben,
da bei seiner geringeren Gefährlichkeit das Abhauen eines krebsigen Baumes für gewöhnlich
nicht von Vortheil ist, das Ausschneiden sämmtlicher Krebsstellen aber höchstens in Obst-
baumculturen sich zur Ausführung bringen lässt.
230. Derselbe. Der ÄhorDkeimlingspilz, Cercospora acerina. Mit 1 Taf.
Der zuerst in Laibach in Krain beobachtete, vom Verf. zu erfolgreichen Infections-
versucheu verwandte Pilz verursachte Krankheit und Tod der Keimhnge des Berg- und
Spitzahorns. Die Erkrankung äussert sich meist im Auftreten kleiner, schwarzer Flecke
auf den Samenlappen oder jungen Laubblättern, welche später, bei feuchter Luft, ein grauer,
Schriften allgem. u. gemischt. Inhaltg. — Pilze als Ursache von Pflanzenkrankheiten. 269
filziger Ueberzug bedeckt, dem Absterben und Schwärzung der ganzen Pflanze folgt. Es
gelang bisher nicht, Schlauchfrüchte des Parasiten zu erziehen, wohl aber die Bildung eines
fädigen Dauermycels zu beobachten.
Die Couidien entstehen, bis zu je sechsen, auf kurzen, die Oberhaut der Samen-
lappen durchbohrenden Fruchthyphen ; anfangs schmal keulenförmig, spitzen sie sich mit
zunehmendem Wachsthum zu und erlangen endlich eine sehr lange, zarte, etwas bogig
gekrümmte Spitze. Ihr Inneuraum wird septirt. Wenn die zarte Spitze vor Beendigung
des Wachsthums abbricht, bildet sich durch seitliches Auswachsen des verletzten Conidien-
endes eine neue. Die Couidien keimen nach wenig Stunden mit meist nur einem Keim-
schlauch, welcher nach Durchbohrung der Epidermis des befallenen Blattes vorwiegend
intercellular weiter wächst. Die Parenchymzellen collabiren, während ihr Chlorophyll lange
erhalten bleibt. Nach Beendigung der Conidienbilduug schwellen einzelne Zellgruppen des
farblosen und reichseptirten Mycels unter Bräunung an und gehen so in Dauerzsutände über,
während die sie verbindenden Hyphenstücke zu Grunde gehen. Bisweilen finden in den
Dauerzellen Längs- und Quertheilungen statt, so dass complicirte Gewebskörper entstehen.
Die beschränkte Dauer ihrer Keimfähigkeit — wahrscheinlich nicht viel über ein Jahr —
bringt dem Parasiten keinen grossen Nachtheil, da er sich auch in Nährlösungen, in der
Erde wie auf dem Objectträger in üppigster Weise entwickelt. Die Schlauchfrüchte
werden, vielleicht bei Infection älterer Blätter, erhalten werden. Möglicherweise ist der Pilz
Conidienform von Sphaeria acerina Wallr., die sich auf dürren Ahornblättern findet.
231. Derselbe. Der Buchenkeimiingspilz, Phytophthora (Peronospora) Fagi m. Mit 1 Taf.
Der Verf. giebt zunächst eine Darstellung der Verbreitung und Wirkung der durch
obigen Pilz veranlassten Krankheit, nach Berichten verschiedener Forstmänner und eigenen
Beobachtungen. Es geht daraus hervor, dass sie 1861 im Harz, 1872 bei Frankfurt a./M.,
1874—75 in Coburg-Gotha und 1878 in ganz Deutschland epidemisch auftrat und grosse Ver-
heerungen in Bucheusaatkämpen anrichtete. Der Pilz befällt die jungen Buchen nur vom
Beginn der Keimung bis zu der Zeit, in welcher die Samenlappen ihres Gehaltes an Reserve-
stoffen völlig beraubt und die ersten Laubblätter ausgebildet sind. Die Krankheit tritt dem-
gemäss vorzüglich in den Monaten Mai und Juni zu Tage. Bei verzögerten ßuchecker-
aussaaten in sporeuhaltige Erde Hess sie sich indess auch Anfangs August künstlich hervor-
rufen. Die befallenen Keimlinge verfaulen unter Schwärzung entweder schon unter der
Erde in kurzer Zeit, oder sie erscheinen noch über derselben, während die Wurzeln bereits
erkrankt sind. Der obere Theil der Pflänzchen fällt dann um und vertrocknet bei trockener,
verfault bei feuchter Witterung. Andere Pflanzen entfalten anscheinend gesund ihre Samen-
lappen. Bald aber wird die Spitze des hypocotylen Stengels und meist auch die Basis der
Samenlappen dunkler und weiterhin verdorrt die ganze Pflanze und färbt sich rothbraun,
oder sie verfault, indem Samenlappen und Stengel schmutzig grün werden und sich allmählig
auflösen.
Besonders förderlich für die Verbreitung der Krankheit ist feuchte, warme Witterung.
Alle Verhältnisse, welche das schnelle Abtrocknen der Pflanzen nach Regen oder Thau ver-
hindern, wirken nachtheilig für dieselben. Die Bodenart hat nur insofern Einfluss, als sie
mehr oder weniger Feuchtigkeit zu halten im Stande ist. Die Epidemie hält 4 Wochen und
länger an , und in solchen Saatkämpen, in denen sie einmal Verwüstungen angerichtet hat,
ist in der Folge keine Buchensaat mehr aufzubringen.
Das auch über die verfärbten Theile der erkrankten Pflanze hinaus sich findende
Mycelium des Parasiten ist intercellular, von wechselnder Form und Dicke der Aeste, im
Gegensatz zu dem der übrigen Peronosporeen reichlich septirt und mit zahlreichen Haustorien
versehen. Die aus in Wasser liegenden erkrankten Pflanzentheilen heraussprossenden Fäden
sind gleichmässig stark, sparsam septirt und ohne Haustorien.
Zur Zeit der besonders bei feuchter Witterung eintretenden Conidienbildung treiben
bis zur Cuticula vorgedrungene Hyphenenden unter Anschwellung jene etwas auf. Die so
gebildete dünnere Stelle wird dann von meist mehreren, der Hyphenspitze entsprosseneu
Conidienträgern durchbohrt. Seltener benutzen dieselben Spaltöffnungen zum Durchtritt.
Die Keimschläuche der Conidien durchbohren solche Stellen der Cuticula, welche
270 Kryptogamen. — Pilze (1880).
über der Grenze zweier Epidermiszellen liegen und zwar ohne vorher anzuschwellen, wie
die aus dem Innern der Pflanze nach aussen dringenden Hyphen, welche auch andere Stellen
zum Durchtritt benutzen. Vielleicht erklärt sich dies aus einer chemischen "Verschiedenheit
der inneren und äusseren Cuticularschichten. Die Sexualorgane können ausserhalb der Nähr-
pflanze gebildet werden, was von keiner anderen Peronosporee bekannt ist. Die Antheridien
treiben einen Befruchtungsschlauch. Ein Plasmaübertritt in die Eispore wurde jedoch nicht
beobachtet. Ob ausserhalb der letzteren Plasma im Oogonium zurückbleibt, Hess sich nicht
sicher feststellen. Die Keimung der Oosporen hat H. nicht gesehen. Infectionsversuche mit
Erde von Saatkämpen, in welchen die Krankheit früher aufgetreten war, machten wahr-
scheinlich, dass sie mindestens 4. Jahre lang entwickelungsfähig bleiben. Den Schluss der
Arbeit bildet die Angabe verschiedener Mittel gegen die Krankheit. In einer Anmerkung
erklärt sich der Verf. mit de Bary's Vorschlag, dem auf sehr verschiedenen Pflanzen beob-
achteten Parasiten den Namen PhythophtTiora omnivora beizulegen, einverstanden. Im
strengen Sinne omnivor ist der Pilz indess nicht, denn andere Waldbäume als die Buche
scheint er nicht anzugreifen. (Vgl. Bot. Jahresber. 1879, S. 564, No. 202.)
232. Farlow, V/. G. The Gymnosporangia or Cedar- Apples of the United States. Boston,
1880, in 40, 38 S., mit 2 Tafeln. (Nach: Bulletin de la soc. bot. de France, 1881,
Rev. bibl. p. 21.)
Cedar heisst in den Vereinigten Staaten eine Gruppe von Coniferen {Juniperus,
Betin ospora , Biota etc.) und als Cedar -Apples bezeichnet der Volksmund die runden oder
eiförmigen Anschwellungen, welche die Anwesenheit der Gymnosporangien an den Aesten
jener Bäume begleiten. F. beginnt seine Abhandlung mit allgemeinen Bemerkungen über
die Uredineen und ihre Transformationen. Dann beschreibt er 8 Gymnosporangien und
eben so viele Roestelien, indem er den Zusammenhang zwischen ersteren und letzteren
nachweist.
233. Mer, M. E. Note sur le deperissement des cimes d'Epicea. (Bulletin de la societe
botanique de France, 1880, p. 23 ~ 27.)
Am Schlüsse seines Aufsatzes, der im Uebrigen ein nicht durch Pilze verursachtes
Welken der Tannengipfel behandelt, führt der Verf. an, dass sich in Nadeln, welche von
Chrysomyxa Äbietis Rees befallen sind, Stärke in einer Jahreszeit findet, in welcher sie in
gesunden Nadeln nicht vorhanden ist.
234. Prantl. Weitere Beobaclitungen über die Kiefernschütte ond die auf Coniferea
Schmarotzeaden Pilze aus der Gattung Hysterium. (Forstwissenschaftl. Centralblatt,
herausgegeben von F. Baur, II. Jahrg. 1880, S, 509.)
Dem Verf. wurde kein Fall wirklicher Schüttekrankheit bekannt, in welchem nicht
die Anwesenheit des Hysterium Pinastri zu constatiren gewesen wäre. Erfrorene Nadeln
zeigen, oberflächlich betrachtet, ein ähnliches Aussehen wie schüttekranke. Während die
letzteren jedoch bei genauerem Zusehen mehr oder minder fleckig erscheinen, indem die
noch gesunden Stellen der Nadel von den erkrankten mit verschwommenen Grenzen sich
abheben, zeigen die vom Frost getödteten Nadeln eine gleichmässig braune oder rothbraune
Färbung. Beide tödtende Factoren können mitunter zusammenwirken. — Die violette oder
weinrothe Färbung der Nadeln einjähriger Kiefern hat mit der Schütte nichts zu thun,
sondern beruht auf dem Auftreten eines rothen Farbstoffes in den Oberhautzellen, welcher
bei zunehmender Wärme wieder verschwindet. Eben so wenig stehen die an den Kiefern-
nadeln häufiger intensiv braunen Flecken und Bänder mit der Schütte in Beziehung, sind
vielmehr durch abnorme Harzbildung au einzelnen Stellen der völlig gesunden Nadeln bedingt.
Die Sporen von Hysterium Pinastri keimen gleich denjenigen von H. nervisequium (Weiss-
tanne) und H. macrosporim (Fichte) sofort nach der Reife. Der Keimschlauch dringt durch
die Wand der Oberhautzelleu in die Nadel ein, doch nur dann, wenn diese noch ganz jung,
eben aus der Knospe hervorgetreten ist. Demgemäss fällt auch die Reife der Sporen zu-
sammen mit dem Austreiben der Knospen. Da letzteres bei der Fichte zu einer Zeit statt-
findet, zu welcher noch keine Keimpflänzchen vorhanden sind, so können solche nicht von
älteren Pflanzen aus inficirt werden, während dies bei der Kiefer, die ihre Triebe weit
später entfaltet, sehr wohl möglich ist. — Bei den genannten Parasiten macht sich die
Schi'iften allgem. u. gemischt. Inhalts. — Pilze als Ursache von Pflanzenkrankheiten. 271
Infection an den Nadeln erst nach Wochen und Monaten, mitunter sogar erst nach Jahren
hemerklich. lu keinem Falle erfolgt die Fructification des Pilzes vor dem zweiten Jahre,
vom Zeitpunkte der Infection an gerechnet. — Jede Hysterium -Art kann an ihrer Nähr-
pflanze zweierlei Kraukheitsformen hervorrufen, eine chemische und eine acute. Bei jener
bleiben die kranken Nadeln bis zur Fructification des Pilzes oder selbst noch länger am
Baume sitzen. Im andein Falle dagegen löseu sich die Nadeln schon ab, bevor noch die
Anlage der Früchte erfolgt ist, und die letzteren gelangen erst auf den abgefallenen Nadeln
zur Ausbildung. Diese acute Krankheitsform wird als „Schütte'* bezeichnet. Sie zeigt sich
vorwiegend an schwächlichen Pflanzen. K. Wilhelm.
235. J. Seurrat de la Boalaye. Beobachtungen über die „maladie ronde" der Seekiefern
(Pins maritimes) und der gemeinen Kiefern in Sologne. (Auszug aus dem Bulletin
de la Societe des agricultures de France du 15 octobre 1880. Revue des eaux et
forets, 1880, p. 492.)
Diese Krankheit verbreitete sich seit 1850 nicht nur in Beständen der „Seekiefer"^)
sondern auch in solchen der gemeinen Kiefer. Anscheinend ganz gesunde Bäume bekommen
plötzlich schlaffe Wipfel, gelbe Nadeln, und sind nach wenigen Wochen vollkommen todt
und trocken. Wenn man die nächststehenden Bäume von noch frischem Aussehen ausgräbt,
so findet man die Wurzeln derselben, welche mit denen der todten Nachbarn in Berührung
stehen, im Absterben begriffen. Krankheit und Tod gehen also von Seitenwurzeln aus
und schreiten an diesen vor, bis sie an den Stock gelangen, um von hier aus über das
ganze übrige Wurzelsystem sich zu verbreiten. Diese Erscheinungen ähneln denjenigen,
welche beim Auftreten von Trametes radiciperda zu beobachten sind. Genannten Pilz
konnte der Verf. jedoch in den inficirten Beständen nicht auffinden. Dagegen lehrten seine,
mit Unterstützung des Professors Prillieux vorgenommenen Beobachtungen, dass im
Frühjahr, gegen Ende Mai, im Umkreise der durch die Krankheit verursachten Fehlstellen
und neben den noch gesunden Bäumen aus dem Boden kleine, sich langsam vergrössernde
Fruchtkörper eines anderen Pilzes, der Ehizina undulata Fries {Helvella acaulis DC.)
hervorbrechen. Dieselben erreichen eine Breite von 3 bis 6 cm, sind von unregelmässiger
Form, mit gewölbter, buckeliger, braun oder schwärzlich gefärbter Ober- und rother Unterseite,
welch' letztere filzig behaart und hier und da mit kleinen Haftfasern an den Erdboden
befestigt ist. Vermöge ihrer lederartigen, harten Beschaffenheit sind diese Fruchtkörper
so widerstandsfähig, dass man sie noch zu Ende des Winters fast intact vorfindet. Ihr
Erscheinen dauert bis in den Herbst. Jede im Bereiche ihres Auftretens stehende Kiefer
stirbt im Laufe des Jahres ab. Die Fruchtkörper finden sich immer nur im Umkreise der
Fehlstelle, sie erscheinen im Innern derselben nicht wieder, und verschwinden ganz, wenn
das Umsichgreifen der Krankheit aufhört (si le rond s'arrete). Bei vorsichtiger Untersuchung
erkannte man einen Zusammenhang der Pilzkörper mit den Kiefernwurzeln. Die todten
Wurzeln jedoch Hessen nach kurzer Zeit nichts von Mycelium des Pilzes erkennen. Sie
befinden sich in einem Zustande vollständigster Verderbuiss, Auch an den Wurzeln der
verdorrenden Bäume ist die Ursache der Erkrankung nicht mehr wahrnehmbar. Sie
verbreiten einen Fäulnissgeruch; die schwarze, feuchte, schimmelige, mit Krebsgeschwüren
bedeckte Rinde haftet nicht mehr an dem der Fäulniss übrigens noch Widerstand leistenden
Holze, da der Bastkörper zerstört ist. Das Harz verbreitet sich im Boden, verklebt mit
dem Sande und bildet so längliche, den grossen und kleinen Wurzeln angelagerte Massen
von mehreren Centimetern im Durchmesser. Ist das ganze Wurzelsystem des Baumes in
dieser Weise zerstört, dann muss der Baum zu Grunde gehen. — Das grauweisse Mycelium
des Pilzes ist nur in einiger Entfernung von der Fehlstelle, an ' den Wurzeln der noch
gesund aussehenden Bäume zu erkennen. Es entwickelt sich in der Rinde und im Baste
der starken wie der dünnen Wurzeln, und durchzieht diese Gewebeschichten in Gestalt
seidenartiger Fäden oder Bänder von verschiedener Dicke. Es dringt auch in's Holz ein, doch
nur auf geringe Tiefe. Die Fruchtkörper finden sich nicht selten am Stocke selbst, gewöhnlich
aber über den dicken Wurzeln, doch auch über den dünnen, oberflächlich verlaufenden. Im
*) Pinu* Pinaater Ait.
272 Kryptogamen. — Pilze (1880).
ersten Falle wird ihre Verbindung mit den Wurzeln hergestellt durch grauliche Stränge von
anfänglich abgeplatteter, später rundlicher Form. Dieselben sind verzweigt und ausser-
ordentlich zerbrechlich, so dass man sie nur höchst selten in Stücken von einiger Ausdehnung
erhalten kann. Der Nachweis ihrer Verbindung mit den Wurzeln ist daher sehr schwierig.
Trotzdem meint Verf. die Existenz dieses Zusammenhanges behaupten zu dürfen, gestützt
auf zwei Thatsachen. Als die eine führt Verf. das Abgestorbensein dieser Stränge an
denjenigen Stellen an, wo im vorigen Jahre Fruchtkörper erschienen waren, und die andere
liegt in den Resultaten einiger Versuche. Eine starke, mit Mycelium bedeckte Wurzel
einer ungefähr vierzigjährigen Kiefer wurde auf eine gewisse Strecke freigelegt, so dass
nur ein kleiner Theil ihres Umfanges mit dem Boden in Berührung blieb. Bald nachher
erschienen auf diesem Stücke zahlreiche Pilze der nämlichen Art, wie später über der nicht
entblössten Wurzelstrecke gefunden wurden. Ferner wurde in einem ungefähr fünfunddreissig-
jährigen Seekiefernbestande während des Sommers um den Rand einer durch die Krankheit
hervorgerufenen Fehlstelle ein breiter Graben gezogen. Alle an der Aussenseite desselben
befindlichen Bäume erschienen noch gesund und kräftig, aber ihre Wurzeln waren schon
vom Mycelium befallen. Aus allen bei der Anlage des Grabens durchschnittenen Wurzeln
entwickelten sich nach einiger Zeit zahlreiche Gruppen von i?/im??rt-Fruchtkörpern. Solche
Wurzelstücke wurden an Prof. Prillieux gesandt, welcher die Identität des in der Wurzel-
rinde wuchernden Myceliums mit den der Rinde oberflächlich anhaftenden Rhizomorphen
und den wurzelartigen, der Unterseite der Ehisina-Fvixchte entspringenden Haftfasern (cordons
filamenteux rhizoides) feststellte. Diese Beobachtung scheint dem Verf. entscheidend zu
sein für den Parasitismus der BMzina als Ursache der beschriebenen Kieferukrankheit. Die
letztere erscheint und verbreitet sich auch in reinen Beständen der Piniis silvestris. Wo
die letztere mit der Seekiefer gemischt ist, leistet sie allerdings der Krankheit längeren
Widerstand als diese, geht aber schliesslich ebenfalls und unter den nämlichen Symptomen
zu Grunde. — Die erfolgreiche Bekämpfung der Krankheit wird sich nicht auf die Anlage
von Gräben um die befallenen Bäume und möglichste Entfernung aller inficirten Wurzeln
aus dem Boden zu beschränken haben, sondern auch die sorgfältige Zerstörung der noch
unreifen Fruchtkörper anstreben müssen, um die Verbreitung des Pilzes durch Sporenaussaat
hintanzuhalten. — Indem der Verf. seine Beobachtungen von anderen Seiten bestätigt zu
sehen wünscht, stellt er schliesslich die Vornahme von Infektionsversuchen in Aussicht.
Diese werden auch zu entscheiden haben, ob eine eigenthümliche, an den Seitenwurzeln der
Seekiefer auftretende und diesen ein korallenstockartiges Aussehen verleihende Deformation
mit der Pilzvegetation zusammenhängt. K, Wilhelm.
236. Prillieux. Sur les causes du rond des Pins. (Bulletin de la societe botanique de
France 1880, p. 18.)
De la Boulaye hat, einer Mittheilung an P. zufolge, an Bäumen, welche an der
obgenannten, gewöhnlich dem Agaricus vielleus zugeschriebenen Krankheit litten, niemals
diesen Pilz, sondern stets Bhisina undulata gefunden. Auch P. fand das Gewebe ihm von
de la Boulay zugesandter Fichteuwurzeln von Eh. undulata durchwuchert und sieht daher
ebenfalls in der letzteren die Ursache des „rond".
237. Roumeguere, C. Origine de la maladie du Roud. Uq mot sur les Rhizomorpha et
sur les recentes recherches de M. R. Hartig. (Revue mycologique 1880, p. 179.)
De la Boulaye beobachtete die genannte Krankheit in den Wäldern von Piniis
maritimiis in der Sologne. Er sieht ihre Entstehungsursache nicht in Agaricus melleus,
sondern in BMzina undulata, worin ihm Prillieux beistimmt (Soc. bot. seance du 23. Janv.
1880). R. neigt derselben Ansicht zu. Weiter erklärt er sich gegen eine von Millardet
(Mem. de la Soc. des sc. phys. et nat. de Bordeaux, 1 Heft, 1880) auf Grund einer Beob-
achtung ausgesprochene Behauptung, dass Ehisomorpha fragilis und Agaricus melleus
zusammen gehöre. Millardet hatte Agaricus melleus am Grunde eines Apricosenbaumes
gefunden, welcher nach der Eutwickelung des Pilzes abgestorben war. In der ganzen Dicke
und auf der Oberfläche der meist gefaulten Wurzeln zeigte sich EJiizoniorpha fragilis.
R. glaubt, dass es sich hier um eine zufällige Krankheit des Baumes handle, welche diesen
erst zu einem geeigneten Substrat für die Entwickelung des Agaricus gemacht habe. Die
Schrifteu allgem, u. gemisclit. Inhalts. — Pilze als Ursache von Pflanzenkrankheiten. 273
Bhizomorpha , meint er, habe mit letzterem nichts zu thun, da sie häufig auch ohne ihn
gefunden werde. Alle Angaben über die Zusammengehörigkeit der Rbizomorphen mit
Hymeuomyceten sind, seiner Ansicht nach, unerwiesene Theorien, neben welchen die Angabe
Haller's, dass die Ehizomorpha eine Hijpoxyla als letzte Eutwickelungsstufe besitzt, zu
Recht bestehen bleibt. Das schwarze kugelige Organ, welches Chevallier „Fructifikation",
Montagne „graphium", de Cesati „Stilbum" nennt, würde ihre Conidienform darstellen, während
die eigentliche thecaspore Fracht noch zu finden ist. Als Analogen wird die Gattung
Chaenocarpus angeführt, welche ebenfalls bis zur Auffindung der Perithecien nicht unter-
gebracht werden konnte.
Den Schluss des Artikels bilden referirende Bemerkungen über R. Hartig's forst-
botanische Untersuchungen.
238. France, C. S. Notes on the Mycelium of fungi attacking the roots of young scotch
Urs. (Transactions and Proceedings of the Bot. Soc. of Edinburgh, vol. XIII, pt. II.)
Nicht gesehen. Ref.
239. Fleischer. Mittel gegen Holzfäulniss. (Zeitschr. d. landw. Centralv. d. Prov. Sachsen
1879, S. 44.)
Bestreichen mit Steinkohlentheer und sofortiges Aufstreuen von Asche auf den Theer,
wodurch eine feste geruchlose Masse entsteht. P. Sorauer.
e. Krankheiten der Obstbäume, des Kirschlorbeers und der
Melonen.
240. Ronmegaere, C. Nouvelle apparition en France du Gloeosporium (Fusarium) reti-
culatum Mt., destructeur des melons. (Revue mycologique 1880, p. 169 ff.)
Nach einer brieflichen Mittheilung Brissons an R. trat in den Melonengärten von
Chälons-sur-Marne ein im Vorjahre dort zum ersten Male beobachteter Pilz im August 1880
verwüstend auf. Am 30. und 31. Juli zeigte er sich nach einem Gewitter in einzelnen An-
lagen, um 8 Tage darauf nach einem zweiten Gewitter mit Hagelschlag während eines
48stündigen Nebels auf 125000 Melonen - 50 % der Jahresernte — zu erscheinen. Trockenes
Wetter setzte dann seiner Weiterverbreitung eine Grenze. Der Pilz bildet Flecken auf der
Rinde namentlich weichhäutiger Varietäten, unter welchen durch Ulceration ein erst nach
Entfernung der Rinde sichtbar werdendes Loch entsteht. Nach R. handelt es sich um den
Pilz, welcher 1843 in Saint-Seves (Landes) auf Wassermelonen (den sog. Pasteques) beob-
achtet und von Montagne als Fusarium reticulatum beschrieben wurde. Denselben Pilz
fand Passerini 1867 in Padua und 1875 in Parma. Er nannte ihn Fusarium lagenarium.
Als Hauptbedingungen für die Verbreitung des Pilzes sieht R. Verletzungen der
Epidermis der Früchte durch Insecten und anhaltende Regengüsse au. Als Gegenmittel
empfiehlt er mit Passerini das Schwefeln.
241. V. Borbäs. Növenytani aprösäyok, IV. (Földmivelesi Erdekeink. Budapest 1880.
VIII. Jahrg., S. 331 [Ungarisch].)
B. fand bei Kormossö und Prencsfalu im Honter Comitat auf den Blättern der
Pflaumenbäume einen Pilz, welcher nach der Bestimmung von P, Magnus Polystigma
rubrum Fr. ist. Staub.
242. Bertoloni. Nuovo Oidium del Lauroceraso. (Nuovo giorn. ital., IV. Heft.)
Schilderung eines neuen Feindes des Kirschlorbeers, welchem der Name Oidium
Passerini beigelegt wird. (Nach Oestr. Bot. Zeitschr. 1880, S. 101.)
243. Räthay, E. Vorläufige Mittheilung über die Hexenbesen der Kirschbäume und über
Exoascus Wiesneri Räthay. (Oestr. Bot. Zeitschr. 1880, S. 223.)
Verf. theilt kurz mit, dass nach seinen Untersuchungen die genannten Hexenbesen
durch Exoascus deformans Cerasi Fckl. verursacht seien. Das Mycel des Pilzes pereunirt
in den Hexenbeseu, „um alljährlich in die jungen Laubtriebe seine Verzweigungen zu treiben
und im Mai auf der Unterseite der Blätter zwischen Cuticula und Epidermiszellen sein
Hymenium zu bilden". Der Prunus avium, P. cerasus und P. chamaecerasus befallende
Parasit soll, als specifisch von F. def. Persicae Fckl. verschieden, F. Wiesneri heissen.
Botanischer Jahresbericht IX (1881) 1. Abth. ig
274 Kryptogamen. — Pilze' (1880).
244. Thomas, Fr. Ueber die von M. Girard kürzlich beschriebenen Gallen der Birnbäame.
(Monatsschrift des Ver. zur Beförderung des Gartenbaues in Preussen und der Garten-
freunde Berlins, 1880, S. 279.)
Verf. wendet sich auf Grund der Untersuchung ihm eingeschickten Materials gegen
die von Girard (Journ. de la Soc. centrale d'horticulture de France 1879, p. 696-699)
und Fairmaire (Sitzuugsber. d. Pariser Entomol. Ges. 1880, No. 3, S. 39j ausgesprochenen
Behauptungen, dass in Cholet (Dep. Maiue-et-Loire) beobachtete Birnbaumgallen von Insecten
herrührten oder wenigstens unter Beihülfe von Insecten entstanden seien. Es lag lediglich
eine Wirkung von Gijmnosporangium fuscitm vor, welcher Pilz in Cholet Blätter und Rinde
der einjährigen Triebe, Blütheuknospen, Blüthen und Früchte zu Grunde richtete.
245. Drawiel. Ueber eine Impfung von Polyporus igniarius auf einen gesunden Kirsch-
baum. (Monatsschr. d. Ver. z. Beförderung d. Gartenbaues in d. K. Preuss. Staat.
XXm, Mai 1880.)
Die Ursache des Gumraiflusses soll nicht in dem Polyporus zu suchen sein, da
derselbe auch auf anderen Steinobstbäumeu vorkommt und da die Impfung eines gesunden
Kirschbaums mit dem Pilze erfolglos blieb. (Bot. Centralblatt 1880, I, S. 535.)
246. Fischer, J. F. Heilung der Frost-, Brand- und Krebsschäden durch Theer. (Pomolog.
Monatshefte. VI. Jahrg. 1880, S. 80.)
Nach Bestreichung krebskranker Apfelbäume mit gereinigtem, russischem Schiffs-
oder Holztheer bildeten sich an allen Wunden gesunde Ueberwallungen.
247. Ueber die Pflege, Krankheit und Heilung der Orangenbäume. (Der Obstgarten
1880, S. 482.)
Vergleichung der künstlich gegebenen Culturbedingungen der Nordländer mit den
natürlicheren Vegetationsverhältnissen Sudeuropas und Schlussfolgerung, dass eine Anzahl
Erkrankungen von den ungünstigen Lebensverhältnissen herzuleiten sei. Ausser dem
Willkomm'schen Rothfäulepilz (Xenodochtis ligniperdaj werden noch als schädlich Merulius
lacrymans und, wie es scheint, Uliizomorx^ha subterranea erwähnt. Altersschwäche ist keine
Krankheitsursache. P. Sorauer.
f. Krankheiten des Weinstocks.
248. ladrey, C Traite de viticulture et d'Oenologie. 2. Ed. (2. vol. in 12. Paris 1880.)
Die neue Auflage des nahe 700 Seiten starken W^erkes enthält 2 neue Capitel.
1. Die Anwendung chemischen Düngers in der Cultur der Weinrebe. 2. Untersuchungen der
verschiedenen Krankheiten des Weinstocks und der Zufälle, welche während der Vegetations-
zeit eintreten können. Der zweite Band ist der Fabrikation des Weines gewidmet und
behandelt in den ersten 26 Capiteln die chemischen Vorgänge bei der Gährung, die
Gährungen im Allgemeinen, die Stoffe, welche sich bei der alkoholischen Gährung bilden,
Ursprung des Ferments, Einfluss physikalischer Agentien und chemischer Verbindungen,
indirecte Gährung etc. (Nach Revue mycologique 1880, p. 209.)
249. Bary, A. de. Der neue Feind unserer Reben (Feronospora viticola). (Bull, de la soc.
des Sciences et d'agriculture de Strassbourg 1880.)
Nicht gesehen. Ref.
250. Göthe, R. Der falsche Mehlthau der Reben (Feronospora viticola). (Der Weinbau.
Organ des Deutschen Weinbauvereins 1880, No. 11.)
Der Verf. giebt eine Beschreibung der Erscheinungsweise des Pilzes, knüpft daran
Rathschläge zur schnellen Entfernung der befallenen Blätter und Triebe und über die beste
Art des Schwefelus und schliesst mit einer Zusammenstellung der hervorragendsten Merk-
male der durch erwähnten Pilz und der durch Oidium Tuckeri verursachten Krankheiten.
251. Roumeguere. Le Feronospora de la vigne. (Revue mycologique 1880, p. 4.)
Nach der Bemerkung, dass die bekannte Weinstockkran'iheit Anthracose (von
avQ'qäv.aGKi) und nicht Aothrachnose genannt werden muss, spricht sich R. gegen die von
Farlow behauptete Identität der Feronospora viticola Berkeley und Curtis mit Botrytis
cana Kunze, welche auf den Blättern der Chenopodien lebt, aus. Als Grund führt er die
regelmässige Septirung der Fäden der Botrytis an.
Schriften allgem, u. gemisclit. Inhalts. — Pilze als Ursache von Pflanzenkrankheiten. 275
252. Renner, A. Uj veszely fenyegeti szölöniket. (Földmivelesi firdekeink. Budapest
1880. VIII. Jahrg., No. 48 mit 1 Abbild. [Ungarisch].)
Populäre Schilderung der in neuerer Zeit gefährlich auftretenden Peronos;pora
viticola de Bary. Staub.
253. G. Arina. Brevi cenni sulla Peronöspora viticola. (L'Agricultura Meridionale. Portici.
1880. III, No. 18, p. 2750
Dem Ref. nicht zugänglich. 0. Penzig.
254. Cerletti e Carlucci. La comparsa del Mildew o falso Oidio degli Americani a Farra
di Soligo. (Riv. di Viticolt. ed Euolog. IV, 13.) Couegliauo 1880.
Peronöspora viticola Berk. ist 1880 auch in der Provinz von Treviso (bei Farra)
zum ersten Male aufgetreten ; die Verf. geben zugleich mit dieser Nachricht eine ausgedehnte
Beschreibung des Pilzes und der Art, in welcher er sich manifestirt. 0. Penzig.
255. R. Pirotta. Ancora sul Mildew o falso Oidio delle Viti. Milano 1880, 10 p. in kl. 8".
Giebt einen ganz kurzen biologischen Abriss der Peronöspora viticola, in populärer
Darstellung, sowie Notizen über die Widerstandsfähigkeit amerikanischer Reben und über
Heilversuche mit verschiedenen Mitteln, im Botan, Garten zu Pavia angestellt.
Sämmtliche ebenda cultivirte (aus Samen gezogene) amerikanische Rebsorten wurden
von dem Pilz hart geschädigt: nur (\.\q Y avieidX Scuppernong (Vitis rotundifoliu) blieb frei:
auch Cissus- und Ampelopsis-KitQn wurden von dem verderblichen Parasiten arg heimgesucht.
Die applicirten verschiedenen Heilmittel haben bisher kein positives Resultat gegeben.
0. Penzig.
256. Cornn, M. Le Mildew, Peronöspora des vignes (Peronöspora viticola Berk. et Curt.).
(Comptes rendus h. des seances de l'Academie des sciences t. 91, 1830, p. 911 — 914.)
Planchon hat den Pilz 1879 in Süd-, Ost- und West-Frankreich beobachtet. (Compt.
rend. t. 89, p. 600.) C. fand ihn im Herbst 1880 bei Bayonne und Perpignan. Bei Banyuls-
sur-Mer hatte der Parasit alle Reben des sehr grossen Weingeländes befallen, bei St.-Jean-
de-Luz waren, weit entfernt von grossen Culturen, viele Lauben und die „lambrusques" der
Spaliere ergriffen. Ausser diesen Mittheilungen enthält C.'s Aufsatz eine eingehende Be-
schreibung der Peronöspora und der durch sie veranlassten Krankheitserscheinungen. Neue
Thatsachen werden nicht beigebracht.
257. Prillieux, Ed. Le Peronöspora de la vigne (Mildew des Americains) dans le Ven*
dömois et la Touraine. (Ann. de l'Institut national agronomique. 3. Jahrg. 1878—79,
p. 5—18. Mit 1 Tafel. Besprochen in Bulletin de la soc. bot. de France. Rev. bibl.
p. 130, 1881.)
P. schliesst sich, auf Grund seiner Beobachtungen an der Nordgrenze der Cultur
der französischen Weinrebe, der Ansicht Plauchon's über die relative Ungefährlichkeit der
Peronöspora viticola an uud warnt davor, die durch andere Pilze angerichteten Verwüstungen
der Peronöspora zuzuschreiben. Die Tafel enthält die Abbildungen der Conidienform der
Sphaerella Vitis Fuck. und des Cladosporium ampelinum Sacc.
258. Roameguere. Aire et marche de developpement en France de Peronöspora de la
vigne pendant l'automne 1879. (Revue mycologique 1880, p. 70.)
J. Therry hat, wie er in einem Briefe au R. mittheilt, den Parasiten in den Depar-
tements Rhone, Ain, Jura (und Canton Genf), Haut-Savoie, öavoie, Dröme, Ardeche, Gard,
Herault, Bouches- du -Rhone und Vaucluse gefunden. Nach seinen Beobachtungen im
botanischen Garten in Lyon werden gerade die französischen Reben mehr als fremde
angegriffen.
259. Thomas, P. Apparition dans le departement da Tarn da Peronöspora viticola (Berk.).
(Revue mycologique 1880, p. 203.)
Beschreibung der Peronöspora viticola, welche im Arrondissement Gaillac eine grosse
Zahl von Weinbergen befallen hat.
260. Voss, W. Peronöspora viticola de Bary. (Hedwigia 1880, p. 171 und Verh. d. K. K,
Zool.-Bot. Ges. in Wien. 1880.)
Mittheilungen über das Auftreten des Pilzes in Europa. Der Verf. traf ihn am
26. September 1880 auf Vitis vinifera in der Nähe von Laibach in Krain. Die Redaction
18*
276 Kryptogamen. — Pilze (1880).
der Hedwigia fügt bei, dass der Pilz 1879 im Canton Genf, 1880 in mehreren anderen Cantonen,
so im Thurgau, Zürich, St, Gallen aufgetreten sei, überall beträchtlichen Schaden ver-
ursachend.
261. Voss, W. Weitere Mittheilnngen über die Ausbreitung der Peronospora viticola de
Bary. (Oesterr. Bot. Zeitschrift 1880, S. 393.)
Der Parasit ist auch in Südtirol und sehr verbreitet in der Schweiz beobachtet.
Vielleicht darf angenommen werden, dass beide Gegenden und Krain von Italien aus inficirt
worden sind.
262. K. Mika. A Peronospora viticola de Bary Erdelyben. (Magyar Növenytani Lapok.
Klausenburg 1880. IV. Jahrg., S. 116 [Ungarisch].)
Thümen zieht das Vorkommen von Peronospora viticola de Bary in Europa in
Zweifel. Dr Daday brachte den Pilz von Medgyes in Siebenbürgen mit. Staub.
263. de Thümen. Die Einwanderung der Peronospora viticola in Europa. (Hedwigia
1880, p. 172.)
Am 30. September 1880 trat der Pilz in Roveredo in Südtirol epidemisch auf,
anfangs October um Marburg in Steyermark und neuerdings auch in Niederösterreich.
264. S. Garovaglio. La Peronospora viticola B. et C. ed il Laboratorio Grittogamico.
(Reuelic. del R. Ist. Lombaido, Nov. 1880.)
Dem Ref. nicht zugänglich. 0. Penzig.
265. S. Garovaglio. Sui tentativi di cura delle viti infette dalla Peronospora viticola
Berk. (Cossa, Staz. Sperim. Agrar. Vol. IX, fasc. 2, p. 118—126.) Toriuo 1880.
Im botanischen Garten zu Pavia hat Verf. eine Anzahl Versuche zur Abhilfe gegen
die Peronospora viticola anstellen lassen: es wurden theils äussere Mittel (Schwefel, Asche,
die Airaghi'sche antikryptogamische I'lüssigkeit), theils innere Mittel (Injection von Schwefel-
kohlenstoff, kohleus. und salpeters. Kalium) angewandt.
Alle Versuche haben negatives Resultat ergeben — die Pflanzen begannen eher zu
leiden, als der Parasit. Als Versuchsobject dienten zahlreiche Varietäten von amerikanischen
Reben, aus Samen in demselben Garten gezogen. 0. Penzig.
266. Roux, Fr. Observations sur quelques maladies de la vigne. (Verhandl. d. Schweiz.
Naturf. Ges. in Bern. Jahresber. 1877/78, S. 220.)
Enthält von Mykologischem nur eine Vergleichung von Hagelschlagflecken mit denen
des „Charbon" und der Anthracnose.
267. Thümen, F. v. Die Pocken des Weinstocks. Wien 1880.
Beobachtungen des Verf.'s über die durch Gloeosporium ampelophagum veranlasste
Pockenkraukheit des Weinstocks. Dieselbe tritt seit 1876 besonders in Italien und den
südlichen Provinzen Oesterreichs epidemisch auf und zerstört oft ein Viertel oder gar die
Hälfte und mehr der Ernte. Entwickelung und Ausbreitung des Pilzes hängen von den
Feuchtigkeitsverhältnissen ab. Nach Bot. Centralbl. 1880, I, S. 176—177, wo noch eine
kurze Beschreibung des Pilzes gegeben ist.
268. K. Mika, lieber Gloeosporium ampelopiiagum Sacc. (Magyar Növenytani Lapok.
Klausenburg 1880, IV. Jahrg., S. 28-30 [Ungarisch].)
M. bespricht v. Thümen's Werk über „Die Pocken des Weinstockes" und erwähnt,
dass er sich schon in einer Th.'s Werk vorhergehenden Arbeit (Erdelyi Pazda 1879, No. 35)
gegen die Trennung der Arten Sphaceloma ampelinmn de Bary und Gloeosporium ampelo-
phagum Sacc. aussprach. Die Form der Flecken kann kein positives Charakteristikon sein;
ebenso die abweichende Farbe nicht; an den Trauben eines und desselben Stockes, ja sogar
an denselben Beeren beobachtete M. Farbenveränderungen vom blass Kupferrothen bis
iu's Schwarze, je nach dem Fortschritte der Krankheit, er hat schliesslich gefunden, dass
die Farbe der Flecken bei den verschiedenen Varietäten einige Abweichungen zeige; die
Stroma der beiden Pilze zeigen unter dem Microskope ein und dasselbe Bild, was für die
Identität der beiden Schimmelpilze wohl der beste Beweis sei. Hinsichtlich der Grösse
und Form der Sporen beobachtete M. keine so auffallenden Unterschiede wie Th. Die
Abbildungen Th.'s seien auch nicht zufriedenstellend. Jene Angabe, dass Gloeosporium
amp. nur in südlichen Gegenden, Sphaceloma amp. aber bisher sich nur in Mitteleuropa
Schriften allgena. u gemischt. Inhalts. — Pilze als Ursache von Pflanzenkrankheiten. 277
gezeigt habe, ist daher nicht wahrscheinlich. Roumeguere (Revue Mycologique 1880, No. 1,
p. 29) hat sich ebenfalls für die Identität der beiden Pilze ausgesprochen. Staub.
169. Anon. La malattia delle viti in Sansego. (L'Amico dei Campi XVI, No. 4, p. 64.
Trieste 1880.)
Erkrankte Reben von Sansego v?urden in Klosterneuburg untersucht und constatirt,
dass keine Phylloxera vorlag, sondern eine Cochenillinart, gegen welche Alkohol- oder
Kalkmilch-Waschungen angerathen werden. Auch der Anthracnose-Pilz (als „Gloeosporium
ampelophagum" Sacc. angefühlt) fand sich auf den kranken Stöcken. 0. Penzig.
270. Anon. Notizie suUa fiUossera, le sue invasioni ecc, con un appendice suH'Antracnosi
della vite. (Gazetta delle campagne, Torino 1880, 47 p. in 8".)
Dem Refer. nicht zugänglich. 0. Penzig.
271. G. Arina- L'antracnosi della vite. (L'Agricoltore meridionale, III, No. 19, p. 295.
Portici 1880.)
Der Aufsatz enthält nichts wesentlich Neues über den Gegenstand; hervorzuheben
ein ausführliches Synouymenverzeichniss des die Krankheit verursachenden Pilzes.
0. Penzig.
272. A. Cattaneo. Teutativi d'innesto di Picchiola nelle Viti. Pavia 1880, 3 p. in 8".
Im Gegensatz zu Dr. R. Goethe hat Verf. bei der versuchten Einimpfung der
Anthracnose durch Wintersporen (Pycnidosporen) kein positives Resultat erhalten. Die
Krankheit hat sich auf keinem der künstlich infizirten Stöcke entwickelt, obwohl die Versuche
genau in der von Goethe beschriebenen Weise angestellt wurden. Verf. zweifelt noch, dass
der Pilz des Schwarzbrenners in Deutschland {Sphaceloma ampelinum Dr. Bary) mit dem
des Vajolo {Eamularia Meyeni Garov.) identisch sei. 0. Penzig.
273. Hoch. Der schwarze und rothe Brand an den Weintrauben. „Der Obstgarten" 1880,
S. 208.
Die in Siebenbürgen reichlichst auftretenden Krankheiten bestehen in einer leder-
braunen Verfärbung und nachherigem Abfallen der Blüthenknospen unmittelbar vor dem
Aufbrechen (rother Brand), oder es werden die bereits bis zur Taubenscbrotgrösse entwickelten
Beeren schwarz und horuhart und bröckeln mit den Traubeustielen ab (schwarzer Brand,
•Rieseln). Trifft die Krankheit auch schon weiter entwickelte Beeren, so werden dieselben
zur Hälfte schwarz und hart und zur Hälfte reif. Im Jahre 1876 sah Verf. ausserdem
folgende Begleitserscheinungen: es zeigten sich an den ganz jungen Blättern kleine, runde,
hellbraune Flecken, welche allmählich grösser wurden und schliesslich die ganze Blattsubstanz
einnahmen. Dabei zog sich ein solches Blatt unregelmässig in Falten zusammen; die braunen
Flecken wurden in der Mitte dunkler und trocken, nahmen an ihrer Peripherie zu, indess
die vertrocknete Substanz in der Mitte herausfiel. Sehr jugendliche Blätter wurden schliesslich
schwarzgrau, trocken und fielen ab; bei älteren blieben manchmal nur die Rippen zurück.
An den jungen Trieben und an den Traubenstielen sind länglich runde, warzenförmige,
anfangs carmoisinroth durchscheinende, dann braun und zuletzt schwarz werdende Erhebungen
wahrnehmbar, welche in ihrer weiteren Entwickelung mit einer Längoritze aufsprangen und
sodann schülferige Vertiefungen mit einem wulstigen Rande bildeten. Genauere Beobachtung
zeigte, dass diese Schädigung der Traubenstiele die Ernährung der Beere verhindere und
die Ursache des schwarzen und rothen Brandes sei, der eich überhaupt nur an den zarteren
Theilen zeige.
Die Krankheit ergriff mit Vorliebe die Verflechtungspunkte der durcheinander
wachsenden Reben, ferner die schwächlichen Achselreben und die im Schatten aufwachsenden
wässerigen Wurzeltriebe. Der fetteste Boden zeigte die stärkste Erkrankung, so dass die
ganzen Rebenspitzen an derartigen Stellen schwarz und zusammengeschrumpft waren. Die
Sorte war nicht von Einfluss auf die Ausbreitung der Krankheit.
Als Ursache der Krankheit ergab sich nach v. Thümen die bekannte Sphaceloma
ampelinum de By.
Eine Entfernung der pilzkranken Theile gleich bei Beginn der Krankheit hatte
sehr guten Erfolg. Allerdings muss von Mai bis Juli, namentlich nach regnerischem Wetter
immer wieder nach etwa neu auftretenden Herden gesucht werden. P. Sorauer.
278 Kryptogamea. — Pilze (1880).
274. F. Lawley. L'Antracnosi della vite. (Amico dei Campi, vol. XVI, No. 8, p. 125 ff.
Trieste 1880.)
In den Hauptsachen folgt Verf. den Untersuchungen von Portes (1879, De l'antracnose,
maladie vulgairement appellee Charbon de la Vigne), besonders was die Heilmittel gegen die
gefürchtete Krankheit betrifft; der Aufsatz bringt nichts Neues, ist aber durch ziemlich
vollständige Literaturangabe und statistische Notizen über die Verbreitung der Krankheit
nützlich. 0. Pen zig.
275. Prillieux, Ed. Quelques mots sur le rot des vignes americaines et l'anthraciiose
de vignes francaises. (Bulletin de la Societe botanique de France 1880, p. 34—38.)
Um die Frage zu beantworten, ob der durch Phoma uvicola Berk. et Curt, verursachte
„Eot" der amerikanischen Reben dieselbe Krankheit ist, wie die Anthracnose der französischen,
theilt Verf. seine an vom Phoma befalleneu Trauben, welche aus einem amerikanischen
Weinberge (Clinton) stammten, gemachten Beobachtungen mit. Er fand auf Schnitten durch
trockene Beeren schwarze Pycniden mit ei- bis kugelförmigen Stylosporen. Die letzteren
waren soviel grösser als die Sporen, welche er in der Rinde anthracnosekranker Reben antraf,
dass diese Sporen, seiner Meinung nach, unmöglich zu Phoma uvicola gehören können.
P. hält demnach die beiden genannten Krankheiten nicht für identisch.
Neben den Pycniden fand er kleinere Behälter mit Stäbchen, Velche er für die
Spermogonien und Spermatien des Phoma und für identisch mit den Spermogonien der
Naemaspora amioelicida Engelmann hält. Ob die von ihm in den durch die Antracnose
auf französischen Reben verursachten Wunden gesehenen bacterienähnlichen Gebilde ebenfalls
Spermatien oder Bacterien sind, wagt er nicht zu entscheiden.
276. Cornu, M. Remarques sur la communication de M. Prillieux. (Ib. p. 38—39.)
C. macht gegen Prillieux die grosse Variabilität in der Grösse der Pycniden und
Sporen, namentlich bei gewissen Diplodien geltend, welche nicht gestatte, Verschiedenheiten
in dieser Beziehung als Unterscheidungsmerkmale gelten zu lassen. Die Zugehörigkeit der
von Prillieux für Spermogonien gehaltenen Gebilde zu Phoma erklärt er für unbewiesen.
277. Roumeguere, G. Le Rot des vignes americaines est-il la meme maladie que TAntrac-
nose des vignes du midi de la France? — Ce dernier fleau ä Collioure (Pyr.-Or.).
(Revue mycologique 1880, p. 172.)
Nach einem Referat über die Bemerkungen Prillieux' und Coruu's über die den
ersten Theil des obigen Titels bildende Frage (Soc. Bot. de France, seance du 13. fevr. 1880)
theilt R. das Auftreten der Antracnose bei Avignon und in Collioure mit. Sie befiel in
diesem Jahre auch die bisher verschonten Reben von Rousillon.
278. Kubier. Ueber Pilzkrankheiten des Weinstocks. (Verh. d. Schweiz. Naturf. Ges. zu
St. Gallen 1878/79.)
K. sieht als Ursache des schwarzen Brenners nicht Sphaceloma ampelinum, sondern
eher die Angriffe der Cicada vitis an. Auf der Rückseite abgefallener und schwarzgewordener
Blätter kranker Reben fand er im Herbst einen „braunen, zuuderförmigen Pilz mit granulirten
Conidien", er nennt ihn Cladosporimn autumnale n. sp. Karsten bestätigt die Beobachtung.
279. Eübler. Eine neue Weinkrankheit. (Arch. des sc. phys.et nat. Geneve, 1879, p. 456.)
Unter dem Namen „Herbstbrenner" beschreibt K. eine Weinstockkrankheit, welche
sich in rapidem Laubfall bei warmem Sonnenschein nach kaltem Herbstregen äusserte.
Einige Blattzelleu hatten ihre flüssigen Inhaltsbestandtheile in die Intercellularräume ergossen,
wo dieselben sich zersetzten und einem Pilze die Bedingungen zu schneller Entwickelung
boten. Derselbe bildet braune Flecken auf der Oberseite der Blätter und besteht aus einem
weissen Mycel mit fertilen Fäden, welche in Büscheln zweizeilige Conidien tragen. K. nennt
den Pilz Cladosporium autumnale. Er sieht sein Erscheinen — wie das von Oidlum Tuckeri
und Sphaceloma ampelinum — als das Resultat des Zusammenwirkens ungünstiger Boden-,
Klima- etc. Verhältnisse an.
280. Daille. Uredo viticida. (Journal de pharmacie et de chimie, 6. s., t. II, 1880, p. 32—84,
Mit einer Tafel. — Nach Bulletin de la Soc. bot. de France, 1880, p. 193-194.)
D. hat eine Krankheit studirt, welche, wie er sagt, seit 10 Jahren die Weinberge
der Youne verwüstet. Sie soll durch einen Pilz verursacht sein, welcher dem Oidium sehr
Schriften allgem. u. gemischt. Inhalts, — Pilze als Ursache von Pflanzenkrankheiten. 279
ähnlich ist, aber sphärische septirte Sporen hat. Der Pilz breitet sich nach D. unter der
Rinde aus und steigt bis iu die Wurzeln hinab, um den Tod der Weinstöcke zu verursachen.
Möglicherweise ist er mit Kübler's Cladosporium mäumnale (Archives des sc. phys. et nat. de
Geneve, 1879, p. 456) identisch.
281. Mühlterg. üeber Roessleria hypogaea Thnm. et Pass. (Verh. d. Schweiz. Naturf.
Ges. in Bern. Jahresber. 1877-78, S. 104.)
Verf. macht auf die Aehnlichkeit der E.eblausschäden mit der durch den genannten
Pilz verursachten Krankheit aufmerksam und theilt mit, dass derselbe in Seengen eine ganze
Rebanlage mit Zerstörung bedrohe.
283. Millardet, A. Phylloxera et Pourridie. (Journal d'agricult. pratique. A, XLIV, 1880,
T, 1, No. 24 und 25.)
Beobachtungen an Weinreben von Lavardac zeigten dem Verf., dass die Ehizomorpha
des Agaricus melleiis auf den Rückständen von Eichenwurzeln, auf welchen sie sich entwickelt
hatte, nach dem Ausrotten der Wälder noch fortwuchert, in die Wurzeln später auf den
infizirten Boden gepflanzter Reben eindringt und sich ausbreitend, im folgenden Jahre die
befallenen Pflanzen gewöhnlich zu Grunde richtet. Die äusseren Erscheinungen der als
Blaue, Blanquette, Pourridie etc. bezeichneten Krankheit gleichen den durch Phylloxera
hervorgebrachten. (Bot. Centralblatt 1880, 2. 1325.)
284. V, Trevisan, 11 mal nero e la fiUosera a Valmadrera. Milano 1880, 8 p., in 8".
(Rendic. del R. Istit. Lombardo, Ser. II, Vol. XIII, fasc. 1.)
Die Weinpflanzungen in Valmadrera, dem Orte der ersten Phylloxera-Infection Italiens,
sind von verschiedeneu Botanikern untersucht worden, und ausser der Phylloxera -Invasion
wurde constatirt:
1, Die Gegenwart einer anderen Krankheit, des „mal nero", auch sonst in Italien
verbreitet, deren Ursache noch nicht gut bekannt ist (Garvovaglio und Cattaneo halten
Bacterien für die Ursache des Uebels),
2, Die Gegenwart des „male bianco" (den Rebzüchtern als „fuoco silvatico" bekannt),
durch reiche Krystaliefflorescenz an den entrindeten, todten Wurzeln charakterisirt,
3, Abwesenheit von Oidium und Schwarzbrenner (Anthracnosej.
Verf. sichtet in der vorliegenden Arbeit das etwas verworrene Material und corrigirt
einige darauf bezügliche Irrthümer in den recenteren Schriften Targioni-Tozzetti's und des
Verf. selber. Die Resultate der Arbeit, kurz zusammengefasst, sind:
1. Die in Cabianca (Valmadrera) häufige, durch schwarze Flecken charakterisirte
Krankheit der Reben ist das wahre „mal nero" (= „Grind" der deutschen Autoren, Ref.),
2. Durchaus davon verschieden, durch weisse Krystaliefflorescenz charakterisirt, ist
das „Male bianco".
3. Beide Krankheiten können sich an demselben Weinstock finden.
4. Bacterien und Endocysten (Garovaglio) finden sich zuweilen, nicht immer, in den
am „mal nero" erkrankten Weinstöcken.
5. Zur Bestätigung des Vorkommens von Endocysten und Artbestimmung der resp.
Bacterien sind neuere Forschungen wünschenswerth.
6. Mal nero und Picchiola (Anthracnose, Schwarzbrenner) sind gänzlich von einander
verschieden. 0. Penzig.
285. Schaal. Zur Bekämpfang der Traubenkrankheit. (Aus: „Der Weinbau"; cit. in
Biedermann's Centralbl. f. Agr.-Chem. 1880, S. 917.)
Man soll eine 2procentige Lösung von doppelt kohlensaurem Natron anwenden.
P. Sorauer.
286. Gegen den Mehlthau des Weines, (Biedermann's Centralbl. f. Agric.-Chemie 1880, S. 316.)
Saxe in San Francisco empfiehlt nach eigenen Versuchen das Besprengen der Knospen
kurz vor dem Aufspringen mit einer Kupferlösung (Kupfervitriol?).
Ueber das Bestreichen der Reben mit Eisenvitriol, Kalkmilch, Seife, Fuselöl in
Biedermann's Centralbl. f. Agricultur-Chemie 1880, S. 316.
Nach Nessler zeigten die Fuselöl, Schmierseife und Weingeist enthaltenden Flüssig-
keiten einen schädlichen Einfluss auf die Rebe; schadlos dagegen erwies sich das Bestreichen
280 Kryptogamen. — Pilze (1880),
mit Kalkmilch sowohl als mit Eisenvitriol im "Winter. Letzteres Factum wurde von Bruner
(Weinlaube 1879, S. 404) bestätigt. P. Sorauer.
287. Moritz, Dr., J. üeber die Wirkungsweise des Schwefeins als Mittel gegen den
Traubenpilz (Oidium Tuckeri). Mit l Holzschn. (Die Landwirthschaftl. Versuchs-
stationen, Bd. XXV, 1880, S. 1.)
Verf. zeigte mit Hülfe einer einfachen Vorrichtung, dass sich an einer mit pulveri-
sirtem Schwefel bestreuten erkrankten Traube bei einer Maximaltempeiatur von 20 — 35" C.
innerhalb 6 Tagen eine nachweisbare Menge schwefeliger Säure entwickelte.
g. Krankheiten des Kaffeebaums.
288. Abbay, R. Observations on Hemileia vastatrix, tbe so-called Coflfee-leaf Disease.
(Journal of the Liunean Society. Botany, vol. XVII, London 1880, p. 173—184, mit
2 Tafeln.)
Die Einleitung der Arbeit bringt einige historische Notizen, darunter die Bemerkung,
dass die Krankheit der Kaffeeernte in Ceylon 1878 — einem besonders ungünstigen Jahre —
einen Schaden von 2,000,000 L, seit ihrem ersten Auftreten einen Schaden von 12,000,000 —
15,000,000 L verursacht habe. Nach einer Darstellung des microskopischen Befundes der
erkrankten Blätter theilt der Verf. die Kesultate seiner Untersuchungen an getrocknetem
Material mit. Auf der Unterseite der Blätter sitzen über den Spaltöffnungen Haufen von
orangerothen, theilweise mit Warzen bedeckten „Sporangien", welche auf kurzen Stielen
einem die Athemhölile ausfüllenden dunkelgefärbten Körper entspringen. Die Natur des
letzteren ist zweifelhaft. A. hält ihn für eine angeschwollene Partie des Mycels, wie solche
auch an anderen Stellen, namentlich bei der Hemileia von Sumatra, vorkommen. An Exem-
plaren von Sumatra waren die Sporangiengruppen von je einem Kranze leerer Zellen umgeben,
welche an die sterilen Cysten bei Lecythea und Melampsora erinnerten. Mit dünnen Stielen
dem oben erwähnten dunklen Körper ansitzend, liefen dieselben am anderen Ende in lange
dünne Fäden aus. Die mit Papillen bedeckten Sporen sitzen auf kleinen Stielen der Innen-
seite der Sporangieumembran fest an. Ihre Zahl (1 — 15) und Grösse sind sehr variabel. In
Wasser schwellen sie auf. Die grösseren von ihnen scheinen dem Verf. kleine zoosporenartige
Gebilde zu entlassen, wenigstens sah er solche bei der geöifneten Membran liegen. Die
gewöhnlichen Sporen keimen in Wasser von 90*^ F. nach 40 — 80 Stunden entweder innerhalb
oder ausserhalb des Sporangiums mit einem oder mit zwei Keimschläuchen. Letztere bestehen
aus cylindrischen und aus mehr oder weniger kugelig aufgetriebeneu Zellen. Im Inneren
derselben entwickeln sich bei besonders kräftigen Exemplaren nach 14—18 Tagen Sporen,
welche ganz — auch in der Anheftung — den Sporen der orangerothen Sporangien gleichen.
Oefter bersten die Mycelzelleu und ihr kleinkörniger Inhalt tritt aus, ohne sich weiter zu
entwickeln. In Kaifeeblattsaft gezogen bekamen die Fäden die röthliche Farbe der im Freien
gewachsenen Mycelieu. In einigen Fällen schienen ihre Anschwellungen eine Coujugation
eingehen zu wollen.
Die Conidienform des Pilzes kann leicht auf dem Objectträger gezogen werden. Die
eiförmigen, bei der Reife mit Papillen versehenen Conidien bilden Reihen, deren Endglieder
abweichend gestaltet sind. Mit dem Träger gleicht, nach A.'s Abbildung, der Conidienstand
ganz dem Conidienstand eines PenicilUmn. Die Conidien keimen leicht in Wasser mit einem
nicht oder spärlich septirten Keimschlauch, welcher eine zweite Conidiengeueration producirt.
Verf. hat in seinen Objectträgerculturen auch Zoosporen gesehen, kann aber nicht sagen,
woher dieselben kamen.
Infectionsversuche an jungen und alten Kaffeeblättern im feuchten Raum missglückten.
Die Conidien entwickelten wohl Mycel; dasselbe drang aber nicht ein. Die rothen Sporangien
scheinen Trockenformen des Pilzes zu sein, denn sie fanden sich in grösster Menge nach dem
Aufhören der Regenzeit. Während der nassen Saison wurden keimende Conidien nicht nur
am Kaffeebaum, sondern auch auf anderen Pflanzen gefunden; aber kein eindringendes Mycel.
Der Wind ist der Verbreitung der Krankheit günstig. Entgegen den bisherigen Ansichten
sind auch uncultivirte Kaffeepflanzen und die Liberische Art ihren Angriffen ausgesetzt. Die
von A. empfohlenen Gegenmittel sind bereits früher mitgetheilt (s. Bot. Jahresber. 1879,
S. 554, No. 174a.).
Schriften allgem. u. gemischt. Inhalts. — Pilze als Ursache von Pflanzenkrankheiten. 281
289. Morris, D. Note on the Structare and Habit of Hemileia vastatrix, the Coffee-leaf
Disease of Ceylon and Southern India. (Journal of the Linnean Society Botany,
vol. XVII. London 1880, p. 512-517 mit 1 Holzschnitt.)
Die Arbeit verbessert und ergänzt den Aufsatz von Abbay in einigen Punkten. Die
Einleitung bildet eine Uebersicht über die Litteratur der Hemileia und Bemerkungen über
die Verbreitung des Pilzes. M. konnte sich nicht von der Anheftung der Sporen in den
rothgelben Sporaugien überzeugen. Die Behauptung Cooke's (India Museum Report 1876,
p. 5), dass die Papillen der Sporangienoberfläche sich ablösen, beruht auf einer Verkennung
der Sporen. Der dunkle Körper Abbay's, auf welchem die Sporaugien sitzen, ist ein Knäuel
verflochtener Hyphen. In den Districten des Süd -Westmonsuns sind während der Monate
Februar, März und April Rinde und Blätter des Caffeebaumes mit einem dichten Mycel
bedeckt, welches aus den keimenden Sporen hervorgeht. Dasselbe scheint, so lange nasses
Wetter vorwiegt, nicht einzudringen. Conidienbildung hat M. selbst bei Monate langer
continuirlicher Beobachtung auf der Caffeepflanze nicht gesehen, während sie sich auf
Glasplatten erzielen Hess. Auf der Oberfläche etwas älterer Blätter bilden sich kleine ver-
flochtene Mycelmassen, welche während der trockenen Jahreszeit in Ruhe bleiben, um bei
Wiedereintritt nassen Wetters neues Mycel hervorsprossen zu lassen. Unter diesen Knoten
verschwindet das Chlorophyll.
Die Massregeln, welche sich mit Berücksichtigung der mitgetheilten Beobachtungen
der Krankheit gegenüber treffen lassen, sind bereits früher angegeben. (S. Bot. Jahresber.
1879. S. 555, No. 176.)
290. Thiselton Dyer, W. T. The Coffee-leaf disease of Ceylon. (Quarterly Journal of
microscopical science New ser. 20, 1880, p. 119 — 129 mit 6 Tafeln.)
Eine Zusammenstellung der Resultate der Untersuchungen von Abbay, Morris und
Thwaites über Hemileia vastatrix Berk. nebst Mittheilungen aus einem Berichte des Dr.
W. Mc Gregor, welchem die Massregeln gegen die Krankheit in Fiji übertragen waren.
291. Ward, H. Marshall. The coffee-leaf Disease. (Preliminary report by the Governement-
Cryptogamist. Peradeniya, 15. Juni 1880.)
Dieser dem Ref. leider nicht zugängliche Bericht über die Kaffeekrankheit auf
Ceylon ist in Trimens Journal of Botany etc. (New ser. vol. IX, 1880, p. 314) zum Theil
abgedruckt.
W. sah die rothgelben papillösen Körper (Abbay's Sporangien) zum Theil Keim-
schläuche treiben, zum Theil sehr zahlreiche sich lebhaft bewegende Körner in das um-
gebende Wasser entlassen. Die Keimschläuche bildeten Secundärsporen, welche ein Mycel
entwickelten. Auch copulirende Zoosporen wurden beobachtet. Die schwarzen centralen
Partien der älteren Krankheitsflecke auf den Kaffeeblättern enthalten grosse Mengen kleiner
hyaliner Sporen, welche auf Fäden sitzen, die unter der Epidermis dichte Geflechte bilden.
Ferner fanden sich an mehreren kranken Blättern neben Abbay's papillösen Sporangien
glatte kreiselförniige Gebilde von der halben Grösse jener. Dieselben trieben septirte und
verästelte Keimschläuche, welche mit kleinen keimfähigen Secundärsporen endigten.
292. Ballier, E. Die Krankheiten des Kaffeebaumes. (Wiener Illustr. Gartenzeitung 1880,
S. 458.)
Dem Verf. wurden trockene Blätter und junge Zweige des Kaffeebaumes von Soera-
baya auf Java zugeschickt, beide von Pilzen befallen. Die Blätter zeigten starke Chlorose
mit braunen nekrotischen Flecken und waren auf der Rückseite mit einem feinen gelblich-
aschgrauen Beleg bedeckt, welcher an den Flecken einen spiunewebartigen Zusammenhang
zeigte. Zwischen den Fäden dieses Mycels lagen längliche, schwach gekrümmte Conidien,
die mit einer warzigen Cuticula bekleidet waren. Auf der Oberseite der Blätter fanden sich
kleine, weissliche, schwach erhabene Flecke, an denen mit der Lupe 5 — 6 schwarze Pustelchen
wahrnehmbar wurden, die sich als Spermogonien eines Ascomyceten erwiesen. Verf. ist der
Ansicht, dass vorliegender Pilz mit der von Cooke 1876 beschriebenen Pellicularia Koleroga
identisch ist, aber nicht, wie Cooke meinte, zu den Zygomyceten, sondern zu den Erysi-
pheen gehört.
282 Kryptogamen. — Pilze (1880).
Die Zweige waren mit kleinen rostrotlien Pusteln besetzt, welche glatte, mittelgrosse,
blass orangefarbige Conidien abschnürende Mycelfäden enthielten. Sie gehören zu Berkeley's
und Broome's Hemileia vastatrix, deren „geschlechtliche Fruchtform" wahrscheinlich einen
anderen Wirth bewohnt.
293. Ernst, A. Botanische Notizen aus Caracas. (Bot. Centralbl. 1880, 2, S. 1178-79.)
E. theilt unter Anderem mit, 1. dass im Staate Carabobo die „Candelillo" genannte
Kaffeekrankheit ungefähr 20000 Bäume zu Grunde gerichtet habe. Verf. hat die Krankheit
früher beschrieben (in Estudios sobre las deformaciones, enfermedades y enemigos del ärbol
de cafe en Venezuela, Caracas 1878) und den sie verursachenden Pilz vorläufig Enjsiplie (?)
scanäens benannt. Derselbe ähnelt der Pellicularia Koleroga Cke. Ueber eine in Neu-
Granada beobachtete Kaffeekrankheit hat Verf. eine Notiz in der „Nature" veröffentlicht.
2. JSmptisa Muscae Cohn war, als Verf. schrieb, so häufig in Caracas, dass die Stubenfliegen
selten wurden.
294. Wright, E. P. Blodgettia. (Quarterly Journal of microscopical science. New ser. 20,
1880, p. 111.)
Alkoholexemplare der Blodgettia confervoides Harvey, welche W. v. Farlow erhielt,
liessen deutlich erkennen, dass die von Harvey zu ihr gezogenen Sporenreihen Theile eines
parasitischen Organismus sind, der in den Zellen von Cladophora caespitosa lebt. Dieser
Parasit scheint aus zarten fädigen Hyphen zu bestehen, welche hier und da mit Ein-
schnürungen versehen sind.
5. Essbare und giftige Pilze. — Conservirung etc. — Pilzausstellungen
und niycologiscLe Congresse. — Geschichte. — Palaeontologie.
295. F. Bignone. J funghi considerati sotto il rapporto dell' economia domestica e della
medicina. Genova 1880, 28 p. in 8».
Behandelt die nützlichen und schädlichen grösseren Pilze, hebt die unterscheidenden
Charaktere zwischen beiden hervor und macht auf die ertragreiche künstliche Cultur der
Schwämme aufmerksam, ohne jedoch neues beizubringen. 0. Penzig.
296. Eloffe, A. Les Champignons comestibles et veneneux. Guide pour les reconnaitre.
Paris 1880, 16", 158 S. mit 12 Tafeln.
297. F. V. Thümen. Die Pilze im Haushalte des Menschen. (Schriften des Vereins zur
Verbreitung naturw. Kenntnisse in Wien. März 1880.)
Ein populärer Vortrag, welcher nichts neues enthält.
298. Dupont. Culture d'un Champignon comestible au Japon. (Revue mycologique 1880,
p. 183. Abdruck aus The Gardeners Chronicle, 10. Juli 1880.)
Der in Rede stehende Pilz — ein Name ist nicht angegeben — wächst auf altem
Holz von Eichen und Kastanien. Die zu Balken behauenen Stämme dieser Bäume werden
horizontal über Querhölzern auf eine von Kräutern und todten Blättern gereinigte Wald-
blösse gelegt. Im Herbst des dritten Jahres versieht man sie mit 8—15 cm von einander
abstehenden quergerichteten Einschnitten, legt sie 24 Stunden in Wasser und bringt sie
dann an einen kühlen schattigen Ort, wo sie, die Einschnitte nach unten gekehrt, quer
über Stützen zu liegen kommen. Bald entwickelt sich an den Balken ein reichliches Mycel,
welches 5 oder 6 Jahre lang eine anfangs geringe, später sich steigernde Menge von Frucht-
körpern erzeugt. Das Gesammtvolum des so erhaltenen Nahrungsmittels schätzt Dupont
auf 6 bis 9 % der consumirten Holzmasse. Nach der Ernte werden die Pilze 5 Tage an
der Sonne, am letzten Tage einige Stunden am Feuer, getrocknet und so versandt. 1876
hat China durch den Export dieser Pilze 1200000 Eres, gelöst. (Vgl. Bot. Jahresber. 1879,
S. 543, No. 128.)
299. Gillot. L'Agaricus (Psalliota) Xanthodermus. G. Genev. et ses proprietes suspectes.
(Rev. mycol. 1880, p. 88.)
Mittheilung eines Falles von Vergiftung durch genannten, dem Champignon sehr
ähnlichen Agaricus. Einzelne Exemplare gemischt mit Champignons scheinen ohne Nach-
theil genossen werden zu können.
Schriften allgemeinen und gemischten Inhalts. — Essbare und giftige Pilze. 283
300. Neissen, M. Association internationale pour l'eau potable, l'amelioration ou l'embel-
lisscment des villes et des campagnes, les moyens preventifs contre les inondations,
l'utilisation des eaux fertilisantes des grandes villes , specialement, de Bruxelles, La
culture en grand de l'Agaricus comestible etc. Bruxelles 1879. (Revue mycologique
1880, p. 46.)
Der Verf theilt u. a. das Project der Anlage grosser Charapignonculturen in der
Umgebung von Brüssel mit. In dem Bericht darüber in der Revue mycologique (1880, p. 46)
noch Bemerkungen über die Schwierigkeit der Beschaffung von productivem Mycelium. Die
Angaben über die Culturen sind ganz allgemein gehalten.
Zwei Briefe über denselben Gegenstand (Revue mycol. 1880, p. 83 u. 126) enthalten
nichts mykologisches.
301. Trtififelcultur in Italien. (Bulletin der Toscanischen Gartenbauenden Gesellsch. 1880.)
In Umbrien (Provinz Perugia) wurde in der Saison 1878/79 die mittelmässige Ernte
von 50.000 k erzielt, welche nur 500 000 Eres, einbrachte, da die reiche Ernte im Perigord
die Preise drückte. Die grössten Exemplare erreichten ein Gewicht von 0.5 kg, während
früher noch schwerere, welche aber häutig ungeniesbar waren, gewonnen wurden.
302. V. Thümen. Trüffeln und Trüffelcultur. (Oesterreichische Monatsschr, f. Forstwesen.
Band 30, 1880, S. 428. Aus der „Wiener AUgem. Zeitung.)
Eine populär gehaltene Darstellung des Wissenswerthesten über die Speisetrüffeln
und ihre Cultur in Frankreich. Nachdem auch in vielen Gegenden Oesterreichs „ohne allen
Zweifel" Trüffeln vorzüglichster Qualität vorkommen dürften, sollten die dortigen Wald-
besitzer den Boden ihrer Forste nach dieser Richtung durchforschen. K. Wilhelm.
303. — y. Hirneola polytricha. (Wiener Garten zeitung 1880, S. 82.)
Hinweis auf den Nutzen der Cultur des genannten , seit einigen Jahren in grossen
Mengen von Neuseeland nach China exportirten essbaren Schwammes. Bemerkungen über
die Preise der essbareu Pilze. (Vgl. Bot. Jahresber. 1879, S. 544, No. 130.)
304. Debeaux. Conservirung von Pilzen. (Revue mycologique 1880, p. 220.)
D. wendete, nach Roumeguere mit Erfolg eine Lösung von 30 bis 40 gr arsensaures
Natron in einem Liter mit Alkohol vermischten Wassers (300 gr Alkohol und 700 gr
Wasser) an.
305. Gage, H. Permanent Preparations ofPlasmodiam. (Americ. Monthl. Micr. Journ. l,
1880, p. 173-174. Nach Journal of the R. Microsc. Soc. III, 1880. p. 1030-1031.)
Man lässt das Plasmodium auf eine Glasplatte kriechen und taucht diese dann in
eine Mischung von gleichen Theilen gesättigter wässriger Picrinsäurelösung und 95proc.
Alkohols. Nach 15 bis 20 Minuten nimmt man die Platte heraus und lässt sie dann noch
ebensolaug nur in 95proc. Alkohol verweilen. Das Präparat kann wie gewöhnlich — nur
ohne vorherige Klärung — in Canadabalsam aufbewahrt werden.
306. G. Herpell. Das Präpariren und Einlegen der Hutpilze für das Herbarium. (Verhandl.
des Naturhist. Vereins der Preuss. Rheinlande u. Westfalens. 37. Jahrg. IV. Folge.
7. Jahrg. Bonn 1880, 156 S. mit 2 Taf.)
Nach einer historischen Einleitung werden die beim Einsammeln und Transport der
Hutpilze zu beobachtenden Vorsichtsmassregeln beschrieben und dann ein neues Verfahren
zum Präpariren der Pilzkörper und zum Anfertigen von Sporenpräparaten sehr ausführlich
auseinandergesetzt. Als Unterlage für alle Pilzkörperpräparate dient Gelatinpapier, welches
durch einseitiges Bestreichen von starkem Schreibpapier mit einer Lösung von Gelatine in
5 Theilen Wasser und Trocknenlassen hergestellt wird. Nach dem Benetzen der nicht
bestrichenen Seite des Papiers werden die zu conservirenden Präparate — möglichst dünne
Längsschnitte, Oberhaut des Hutes etc. ~ auf die gequollene Gelatinschicht gebracht und
zwischen Fliesspapier gepresst. Form und Farbe der Pilze werden auf diese Weise besser
als bei der Anwendung von Gummi erhalten. Zur Darstellung von Sporenpräparaten lässt
H. die Sporen auf geeignetes Papier ausfallen und letzteres sammt der durch die Sporen
gebildeten Figur von unten mit einer fixirenden Flüssigkeit durchdringen, welche je nach
der Art der Sporen eine warme Gelatinlösung oder eine Lösung von Harzen oder Canada-
balsam in Weingeist — z. B. 1 Theil Mastix in 20 Th. Weingeist von 95 % — »ein kann.
284 Kryptögamen. - Pilze (1880).
Separatabzüge der Abhandlung sind im Buchhandel erschienen. Zur Demonstration der mit
seiner Methode zu erreichenden Resultate hat Herpell eine Sammlung präparirter Hutpilze
herausgegeben (St. Goar 1880, Selbstverlag), welche unter 35 Nummern 18 präparirte Pilze
und 28 bis 30 Sporen präparate enthält.
307. VeuUiot. Compte renda de la session botanique tenae ä Paris, au mois d'aoüt 1878.
(Ann. de la Soc. bot. de Lyon. VH. Annee. 1878-79, p. 268.)
Enthält u. a. Mittheilungen über einige bei kleineren Excursionen in der Umgegend
von Paris gefundene Pilze, über die essbaren Pilze, welche in Paris verkauft werden, und
über eine von Sirodot auf dem botanischen Congress vorgezeigte Photographie eines Exem-
plares von Lycoperdon giganteum, welches vier Tage nach dem Ausreissen noch 19 Pfund
wog und bei einer Höhe von 0.40 m einen Umfang von 1.80 m hatte. Ein anderes Lyco-
perdon „Lycoperdon horrendum" besass, nach Veulliot, einen Umfang von 3 m.
308. N. N. Woolhope Club 1879. (Grevillea VIII, p. 109-111.)
Fortsetzung des Grevillea VIII, p. 73 78 begonnenen Verzeichnisses von Pilzen,
welche bei Gelegenheit der am 29. September 1879 zu Hereford abgehaltenen Versammlung
gefunden wurden. (Vgl. Bot. Jahresber. 1879, S. 559, No. 188a.)
309. Malinvaud, E. Doit-on ecrire Aecidium ou Oecidium? (Bull, de la societe botanique
de France 1880, p. 288-289.)
Gegen die Ansicht, dass die Schreibweise Aecidium in der Herleitung des Wortes
von attd^siv schädigen begründet sei, citirt Verf., John Hill, der in seiner History of Plauts,
London 1773 das Genus aufstellt und dazu bemerkt: „we have called this genus, distin-
guised by its peculiar cells, Oecidium, from the greek oUCSlov, cellula". Im Original steht
in der citirten Stelle Aecidium; die Ableitung zeigt iudess, dass dies nur ein Schreibfehler
sein kann. An anderen Stellen des Hill'schen Werkes findet sich neben Aecidium und
Oecidium auch Acidium.
310. VeuUiot. Erreurs grammaticales dans la Nomenclature des Champignons. (Ann.
de la Soc. bot. de Lyon. VII. Annee. 1878—79, p. 290.)
V. macht darauf aufmerksam, dass Merisma und die mit loma endigenden Namen
(z. B. Tricholoma) Neutra, Psathyra und die mit cyhe endigenden (Inocyhe) Feminina seien.
311. Cash, W., and Hick, T. Fossil Fungi from the Lower Coal Measures. (Resume im
Journal of the Royal Microsc. Society. III, 1880, p. 487—488, nach Science Gossip,
1880, p. 67.)
Die Verflf. legten der Geologischen und Polytechnischen Gesellschaft in Yorkshire
eine Abhandlung vor, in welcher sie ihre an einem Farn (Zygopteris Lacattii) aus der Kohle
bei Halifax gemachten Beobachtungen mittheilen. Sie fanden auf zwei Querschnitten ein
verzweigtes Mycel, dessen nicht über Vtooo Zoll weite Hyphen einander genäherte Ein-
schnürungen — vielleicht Querwänden entsprechend — erkennen Hessen. Als Reproductions-
orgaue werden kleine, den Hyphenenden ansitzende kugelige Körper gedeutet. Der Pilz
würde, nach den Verff., danach den Peronosporeen beizuzählen sein. Ein dritter Schnitt
zeigte zwischen getrennten Gewebsfragmenten eine grosse Zahl kleiner Kugeln, welche, wegen
der Abwesenheit eines Mycels, an einen Myxomyceten erinnerten.
312. Engelhardt. Ueber die Cyprisschiefer Nordböhmens und ihre pflanzlichen Einschlüsse.
(Sitzungsber. d. Naturw. Ges. Isis in Dresden. Jahrgang 1879, S. 131 flf.)
In der Beschreibung der Pflanzenreste (S. 135) werden folgende Pilze aufgeführt:
Sphaeria evanescens Heer (Tfl. VII, Fig. 1) und Xylomites Cassiae nov. sp. (Tfl. VII, Fig. 2.)
313. Reinsch, P. F. New Vegetable Structures from Coal and Anthracite. (Nach einer
Mittheilung im Journal of the Royal Microsc. Society III, 1880, p. 836.)
Der Verf. hat, seiner Angabe nach, in Nordamerika in den unteren devonischen
Schichten an Myxomyceten erinnernde Körper gefunden, welche sich bis in den oberen Jura
verfolgen Hessen. Er glaubt aus seineu Beobachtungen schliessen zu müssen, dass die Kohle
nicht zum kleinsten Theile aus Organismen niedersten Grades entstanden sei. Nach einer
detaillirten Beschreibung der von ihm gefundenen Substanzen wird die Alternative gestellt,
dass ßie entweder sphärokrystallähnliche Gebilde oder organisirte Körper — Theile anderer
Myxomycetes. 285
Gewächse oder ganz niedere Pflanzen — seien. Zu der letzten Ansicht neigend etablirt der
Verf. zwei neue Genera Blastophragmiuin und Aster ophragmitun, welche er charakterisirt.
Der Abhandlung sind 2 Tafeln beigegeben.
IV. Myxomycetes.
314. Blytt, Ä. Clastoderma Ä. Blytt, novum Myxomycetum genos. (Bot. Zeit. 1880, S. 343.)
Blytt fand eine Art seiner Gattung (Cl. BebaryannmJ im September 1879 in einem
Tannenwald bei Christiauia in Norwegen der Unterseite von abgestorbenem Polysoms
heerdenweise ansitzend. Er giebt die Diagnose der Gattung und Art.
315. L Cienkowsky. Zwei neue protoplasmatische Organismen. (Reden u. Protocolle d.
VI. Versammlung russischer Naturf. a. Aerzte in St. Petersburg vom 20. bis 30. Dec.
1879. St. Petersburg 1880, S. 18-19 [Russisch].)
Der erste von ihnen — Enteromyxa paludosa Cnk. — hat das Aussehen einfacher
oder verzweigter Därmchen, mit Phycochrom gefärbt; diese Farbe rührt von der ver-
schlungenen Nahrung (Oscillarien) her; hungerige Exemplare entfärben sich stellenweise
und dann ist zu sehen, dass das Protoplasma (des Organismus) keine Nuclei und Vacuolen
besitzt. Enteromyxa verändert ihre Form, aber die Veränderungen geschehen langsam;
der ganze Körper ist mit kurzen stumpfen Pseudopodien bedeckt. Bei der Bildung der
Cysten zerfällt sie in Kugeln, die sich mit einer mit zahlreichen Ausstülpungen und Fort-
sätzen versehenen Membran bedecken; nachdem zerfällt der Inhalt in zwei oder mehrere
ovale Sporen, wobei das Pigment, welches eine violette P"'arbe angenommen, ausgeschieden
wird und an dem Bestände der Sporen keinen Antheil nimmt. Die Cysten von Enteromyxa
haben Aehnlichkeit mit denen von Licea pannorum. — Der zweite Organismus — Hydro-
myxa ganglioiilwra Cnk. — hat das Aussehen von zahlreichen prototoplasmatischen
Knötchen, die miteinander durch zahlreiche Strahlen verbunden sind. Dieses ganze proto-
plasmatische Netz verwandelt beständig, obwohl langsam, seine Form und die Vertheilung
der Theile. Hydromyxa gangliophora ernährt sich von farblosen Algen. Batalin.
316. Roumeguere. Le Rupinia Baylacii. (Revue mycologique 1880, p. 2.)
Die früher in der Rev. myc. beschriebene neue Myxogastree Bupinia Pyrenaica
Roum. soll zu Ehren ihres Entdeckers künftig Biipinia Baylacii Roum. heissen. Dieser
Mittheilung sind ein Brief Rupins mit der Geschichte der Entdeckung des Pilzes und Stand-
ortsangaben beigefügt.
317. Derselbe. Un tapis de myxomycetes (Arcyria punicea) saccedant inopinement ä
une apparition subite des discomycetes (Helvella esculenta). (Revue mycologique
1880, p. 117.)
Das Substrat, auf welchem die genannten Pilze auftraten, war ein zur Papier-
fabrikation dienender Brei von unter hohem Druck gekochtem Tannenholz.
318. Derselbe. A propos de la Monographie des Myxomycetes. (Revue mycologique
1880, p. 182.)
Nach einigen Bemerkungen über Rostafinski's Monographie der Myxomyceten, deren
Abbildungen Cooke (The myxomycetes of great britain 1877) reproducirt hat, theilt R.
seine Eintheilung der Myxomyceten mit. Nach der Farbe der Sporen unterscheidet er
Amaurosporae (Sporen violett oder braun violett) und Lamprosporae (Sporen verschieden
gefärbt, nicht violett). Zu den ersteren gehört z. B. Lamproderma Rost., zu den letzteren
Bupinia Roum.
319. Saville Kent. Animal natare of Myxomycetes. (Nach Grevillea IX, p. 41 - 43.)
Der Verf. stellt in einem Werke über die Infusorien die Myxomyceten in die Nach-
barschaft der Spongien, während der Referent der Grevillea au ihrer pflanzlichen Natur
festhält.
320. N. Sorokin. Entwickelung von Vampyrella polyplasta n. sp. (Schriften der Kaiserl.
Akademie der Wissenschaften, Bd. 37, 1880, S. 70-76 mit 1 Tafel. St. Petersburg.
[Russisch.].)
Dieser Organismus parasitirt auf Euglena viridis und wurde vom Verf. in Kazan,
Taschkent und in den Bucharischen Besitzungen gefunden. Zwischen den incystirten grünen
286 Kryptogamen. — Pilze (1880).
Euglenen findet man nicht selten rundliche Zellen, von verschiedener Grösse, welche 1—4
ganz kleine rothe Fleckchen und eine verschiedene Zahl (bis 7) von nicht zu grossen,
rosenrothen oder farblosen Zellchen enthalten. Die letzteren können verschiedene Form
haben. Wenn man diese Zellen verfolgt, so kann man schon bald wahrnehmen, wie der
rosenrothe Inhalt der inneren Zellchen die eigenen Zellhäute und nachdem die gemeinsame
durchbohrt, nach aussen herauskriecht und sich befreit. In der so entleerten Zelle bleiben
blos die Häute der inneren Zellchen und die erwähnten rothen Fleckchen. Der befreite
rosenrothe Inhalt erscheint als kleine Amöbe (aus jedem Zellchen geht eine Amöbe hervor),
welche lange Pseudopodien bildet und nach ihrer Form sehr an Actinophrys erinnert (bei
heissem Wetter sind die Pseudopodien besonders lang und am Ende mit stecknadelförmigen
Anschwellungen versehen). Diese Amöben können beim Begegnen sich zusammenfliessen und
grössere Amöben bilden, die man dann auch als Plasmodien bezeichnen kann. Beim Aus-
trocknen des Substrates scheiden die Amöben die Haut aus, indem sie Microcysten bilden,
aus welchen sie bei nachfolgender Benetzung herauskriechen. Sie können sich theilen. Das
Plasmodium bewegt sich rasch und verschmilzt dabei fortwährend mit anderen Amöben in
Eins. Der incystirten Euglena begegnend, beginnt es sie umzuhüllen ; wenn das Plasmodium
gross genug ist, so kann es viele Euglenacysten zugleich umhüllen; dabei hören seine Be-
wegungen auf und es scheidet die Membran aus. Nachdem beginnt das Plasmodium diese
Cysten aufzulösen, das Chlorophyll in ihnen bräunt sich, verschwindet und nach bestimmter
Zeit bleibt von der ganzen Cyste blos das rothe Aeuglein (welches für Euglena so charakte-
ristisch ist) und welches wir als Fleckchen bezeichneten. Also nach der Zahl dieser
Fleckchen kann man über die Zahl der Euglenen, welche dem Plasmodium als Nahrung
dienten, urtheilen. Nach dem Aufnehmen der Nahrung zerfällt der Organismus in eine
verschiedene Zahl von kleinen Theilen, welche sich absondern und sich mit eigenen Mem-
branen bekleiden. Diese kleinen mit Membran versehenen Theilchen sind jene inneren
Zellchen, aus welchen die Amöben herauskriechen und mit deren Beschreibung wir begonnen
haben. Das Plasmodium kann auch Macrocysten bilden, was beim Austrocknen des Sub-
strates geschieht: die Macrocyste unterscheidet sich von der Microcyste ausser der Grösse
dadurch, dass sie beim Benetzen ihre verdichtete Schicht wieder auflöst und nicht wegwirft.
Aus der Entwickelung dieses Organismus sieht man, dass die Monaden auch in drei Phasen,
die den Myxomyceten eigen sind, erscheinen können, d. h. in Form von Microcysten, Macro-
cysten und des Zellenzustandes, wie sie Cienkowsky bei Plasmodien der Myxomyceten
bezeichnet. Eine den Monaden gleiche (Raub-) Lebensweise haben auch echte Pilze, wie
z. B. Tlasmodiophora und Chytridiinn, Dem gemäss scheint es dem Verf. als rationell,
die Monaden mit den Chytridien in eine Familie zu vereinigen, zu welchen sofort die Myxo-
myceten angereiht werden müssen. Die Gruppe der Monaden theilt Verf. in folgender Weise :
A, Monadineae zoosporeae Cienk. — Blonas amyli Cnk. ; Pseiidospora parasitica,
nitellanim, Volvocis; Colpodella pugnax.
B. Monadineae plasmatophorae Sorok. — Niiclearia delicatula, simplex Cnk.; Vam-
pyrella: a. tetraplastae (V. spiroyyrae, pendula^ voraxj, ß. polyplastae (V. poly-
plasia Sorok.) Ba talin.
321 van Tiegbem. Sar quelques Myxomycetes a Plasmode agrege. (Bulletin de la societe
botanique de France 1880, p. 317—322.)
„Myxomycetes ä plasmode agrege" nennt v. T. die Schleimpilze, deren Amöben bei
der Bildung des Fruchtkörpers nicht miteinander verschmelzen, sondern sich nur dicht
aneinander legen. Den Gegensatz bilden die „Myxomycetes ä plasmode fusionne". Bisher
war Cienkowski's Guttulina die einzige zu den ersteren gehörige Form. v. T. beschreibt
unter dem Namen Aerasis granulata eine zweite, welche er in einer Cultur von Dictyo-
stelium roseum n. sp. auf Bierhefe fand und in frischem Urin auf dem Objectträger züchtete.
Der Fruchtkörper der Aerasis ist ein aufrechter Zellfaden, welcher am oberen Ende ein
Sporenköpfchen, am unteren eine Haftscheibe trägt. Die kugeligen, violettbraunen Sporen
entlassen bei der Keimung je einen kernlosen Protoplasmakörper, welcher einige Zeit in
Kugelform neben der leeren Membran liegen bleibt, dann amöboide Bewegungen beginnt,
wächst und sich wiederholt theilt. Nach der Erschöpfung des Substrats nähern sich die
Myxomycetes ä plasmode
Phycomycetes. 287
Amöben einander, runden sich ab und bilden, indem sie sich dicht zusammendrängen, einen
Zellhaufen, dessen einzelne Glieder unabhängig von einander sind und an einander hingleiten
können. Durch das Kriechen der einen über die andern kommt ein aufrechter Körper zu
Stande, der sich nach oben verjüngt. Eine axile Reihe der ihn zusammenseti^enden Zellen
bekommt zuerst Membran und bildet eine feste Stütze, an \yelcher die übrigen emporkriechen
können, um oben angelangt sich in Sporen zu verwandeln. Manchmal besteht der Stiel
aus mehreren (10—12) Zellreihen, deren jede ein Sporenköpfcheu trägt. Das Ganze gleicht
dann der Coremium-Form von Fenicillium. Unter ungünstigen Verhältnissen encystiren sich
die J.c>'asz's-Amöben auf eine eigeuthümliche auch bei D. rosciim und D. mucoroides beob-
achtete Weise, indem sie Arme treiben, welche sich abrunden, an der Basis einschnüren,
mit Membran umgeben und endlich abtrennen, bis die ganze Amöbe in kleine encystirte
Stücke zerfallen ist.
Die Entwickelung von Dictyostelium roseum ist dieselbe wie die von Äcrasis, nur
besitzen seine Amöben Kerne, welche vor der Fruchtbildung verschwinden, und die Sporen-
masse ist von einer gelatinösen Materie umhüllt. Wenn man das Plasmodium, während es
schon im Aufrichten begriffen ist, zertrennt, so werden seine Elemente wieder zu Myxamöben.
Dasselbe lässt sich bei D. mucoroides beobachten. Die Myxamöben können dann neue
Vereinigungen eingehen und statt des ursprünglich angelegten grossen, mehrere kleine Frucht-
körper bilden.
Ausser den genannten Arten charakterisirt der Verf. in seiner Arbeit noch zwei
neue Guttulinen und ein weiteres Dictyostelium. Die beiden ersteren fanden sich auf Pferde-
mist, das letztere auf sich zersetzenden Agaricus-Avten. Zur Systematik der Myxomyceten
giebt er folgende Tabelle :
„ . , ( endospores . . . Myxomycetes proprement dits.
fusionne { , ^. . ..
( exospores .... Ceratiees
agrege Acrasiees
Plasmodiophora Wor. repräsentirt vielleicht eine weitere Gruppe „ä plasmode
indivis". Sie würde dann die Myxomyceten mit den Chytridien eng verbinden. Künftig
werden übrigens, nach der Ansicht des Verf , alle die so heterogenen Gruppen der ersteren
von einander zu trennen und mit den Pilzen zu vereinigen sein, welchen sie in der Frucht-
bildung gleichen.
V. Phycomycetes.
322. Bainier, M. G. Note sur deux especes nouvelies de Macorinees (Rhizopus reflexas
et Helicostylum piriforme). (Bulletin de la societe botanique de France 1880,
p. 226 228, mit 1 Tafel.)
Beschreibung und Abbildung der beiden Arten.
323. Fischer, Dr. A. Ueber die Stachelkugeln in Saprolegniaschläuchen. (Bot. Zeit. 1880,
No. 41 ff., mit 1 Tafel.)
Die nicht selten in angeschwollenen Saprolegniaschläuchen vorkommenden bestachelten,
mehr oder weniger kugeligen Körper gehören in den Entwickelungsgang der Oliridiopsis
Saprolegniae Cornu, welcher vom Verf. fast lückenlos verfolgt wurde.
Das Eindringen der mit 2 Cilien — einer seitlichen und einer halb so langen
polaren — versehenen Schwärmer findet vorzugsweise in junge Saprolegnia-Sch\ä.uche vor
der Sporaugienbildung statt. Die Sporen setzen sich mit der polaren Cilie an die Saprolegnia-
fäden an und verjüngen ihre Ansatzstelle zu einem Stielchen, welches bisweilen eine
beträchtliche Länge erreichen kann. Durch dieses Stielchen erfolgt der üebertritt des
Plasmas der Spore in die Wirthspflanze , während ihre Cellulosehaut zurück bleibt. Im
Innern des Fadens rundet sich die eingedrungene Masse zu einem Körperchen ab, welches
bald amöboide Bewegungen beginnt, nach 24 Stunden sich auf Kosten des Schlauchiuhalts
zu einem Plasmodium (grosse Sporenamöbe) entwickelt und eine Anschwellung des Fadens
verursacht hat. Das Plasmodium zieht sich mit Beschliessuug der Bewegungen zu einem
kleineren dichteren kugeligen Gebilde zusammen, welches sich sehr bald mit Cellulose-
membran umgiebt. Nach 48 Stunden ist daraus eine Stachelkugel geworden. Die Stacheln
288 Kryptogamen. — Pilze (1880).
stellen Verdickungen der Cellulosemembran dar. Die Deutung der von Cornu „cellule
adjacente" genannten Gebilde als Geschlechtsorgane beruht auf Verkennung kleinerer
Stachelkugeln, welche zufällig theilweise unter grösseren lagen. Die Keimung der Stachel-
kugeln erfolgt unter günstigen Vegetationsbedingungen sofort nach Beendigung ihrer Aus-
bildung, indem durch einen ihrer oft in der Mehrzahl vorhandenen Fortsätze Zoosporen
entleert werden. Bei Mangel an frischem Wasser können die Kugeln auf einem bestimmten
Entwickelungsstadium lange Zeit in Ruhe bleiben. Durch Austrocknen werden sie getödet.
Die Schwärmer der Stachelkugeln oder „Stachelsporangien" gehen im reinen Wasser bald
zu Grunde; in dargebotene Saprolegnia-Fääen aber dringen sie in der oben beschriebenen
Weise ein, um sich zu Sporenamöben zu entwickeln. Jede derselben liefert ein Sporangium,
welches weder Stacheln noch den eigenthümlich bräunlich gefärbten Inhalt der Stachelkugeln
besitzt und keine über 3 Tage andauernde Ruheperiode durchmachen kann. Die Erscheinungen
der Sporenentwickelung und Entleerung sind dieselben wie bei den Stachelsporaugien , doch
sollen die Zoosporen beider sich in der Grösse unterscheiden.
Die Entwickelung der Parasiten von dem Schwärmer des Stachelsporangiums bis zum
reifen stachelloseu Sporangium nimmt 4—5 Tage in Anspruch. Dieselbe Zeit verfliegst
von der Entleerung des stachellosen, bis zur Reife des bestachelten Sporangiums.
In die Diagnose der Species setzt Verf. an Stelle der nicht vorhandenen cellule adjacente
Cornu's die strenge Gebundenheit des Parasiten an Saprolegnia. Die Zugehörigkeit der
Gattung zu den Chytridien ist nach seiner Ansicht nicht zweifelhaft.
Betreffs einiger Erweiterungen und Berichtigungen der vorstehend mitgetheilten
Resultate sei auf die Habilitationsschrift Fischer's „Untersuchungen über die Parasiten der
Saproleguieen", Berlin 1882, verwiesen.
824. Roumegaere, C. Etüde et culture du Nematogonum aarantiacum (Desm.) (Revue
mycologique 1880, p. 181.)
Nach einigen einleitenden Bemerkungen theilt R. den von Bainier (im Bull, de la
soc. bot. de France 1880, p. 31) veröffentlichten Bericht über obigen Gegenstand mit.
YI. Ustilagineae und üredineae.
325. Cooce, M. C. The genus Ravenelia. (Journal of the Royal Microsc. Soc. III, 1880,
p. 384—389, mit 1 Tafel.)
Der Verf. giebt eine Besprechung der Litteratur der 8 bekannten Bavenelia-Arteu.
sowie deren Beschreibung und theilt einige eigene Beobachtungen mit. Die bisher von
Berkeley als Pseudosporen bezeichneten Gebilde bestehen aus dicht aneinandergedrängteu
Sporen, welche sich durch gelinden Druck isoliren lassen. Keimungsversuche gelangen
nur bei Exemplaren von Ravenelia aculeifera, welche erst 1 Jahr alt waren. Die Sporen
dieser Species lieferten je einen terminalen Schlauch.
326. Cornu, M. Note sur las generations alternantes des Uredinees. (Bulletin de la
societe botanique de France 1880, p. 179 -183.)
Bericht über gelungene Infectionsversuche mit Oecidium pini var. acicola auf Senecio
vulgaris und mit Oecidium Bhamni auf Hafer. Die Infection von Sonchus mit ersterem
Pilz misslang.
327. Cornu, M. Note sur quelque parasites des plantes Vivantes. Generations alternantes ;
Pezizes ä SClerotes. (Bulletin de la societe botanique de France 1880, p. 209—210.)
Bericht über gelungene Infectionsversuche mit Oecidium Urticae auf (7«r ex- Arten, nebst
einigen Bemerkungen überPe^f^aScZerohontmLib. und P.üt&eros« ohne allgemeineres Interesse.
328. Cornu, M. Alternance des generations chez quelques Uredinees. (Comptes rendus
h. des seances de l'Academie des sciences t. 91, 1880, p. 98—99.)
Der Verf. erzog aus Sporen von Aecidium Pini Cbleosporium Senecionis auf Senecio
vulgaris, aus Sporen von Aecidium Urticae Puccinia Caricis auf Carex hirta, aus Sporen
von Aecidium Bhamni Uredo Bubigo vera auf Hafer. Ferner gelang es ihm, den Uredo
der Melampsorella der Mochringia trinervia auf Alsine media, die Puccinia Dianthi von
derselben Moehr in gia- Art ohne Uredo auf Alsine media und Stellaria holostea zu über-
tragen. Die drei ersten der genannten Infectionsversuche hat C. etwas ausführlicher auch
Ustilagineae und Uredineae. 289
im Bulletin de la soc. bot. de France (1880, p. 179-183 und p. 209-210) beschrieben.
(D. Reff. No. 316 und 317.)
329. Hartig, R. Calyptospora Goeppertiana Kühn., und Aecidium columnare A. und S.
(Allgemeine Forst- und Jagdzeitung 1B80, S. 289.)
Vorläufige Mittheilung über wechselseitige Iiifection von Vaccinhtm vitis iäaea mit
dem Weisstannenblasenrost {Aecidium columnare A. u. S.) und von Weisstannen mit der
auf Vaccinium vitis idaea schmarotzenden Calyptospora Goeppertiana Kühn., welche den
Zusammenhang beider Pilzformen bewies.
330. Prillieux, Ed. Oluelques observations sur la formation et la germination des spores des
ürocystis (üstüaginees). (Ann. d. sciences nat. Botauique, s. VI, t. X. p.49— 61, mit 1 Taf.)
Nach einer historischen Einleitung theilt P. die Beobachtungen mit, welche er an
Ürocystis Colchici und Ürocystis Violae gemacht hat. Die Sporen sind bei beiden Arten
zu Gruppen vereinigt, welche neben den peripherischen sterilen Zellen bei U. Colchici 1—2,
bei l). Violae 1—8 entwickelungsfähige Sporen enthalten. Die streng intercellularen vegetativen
Mycelfäden verlaufen mehr geradlinig, während die auch iu's Innere der Zellen eindringenden
sporogeuen sich krümmen und sich zu Knäueln verflechten, in welchen man die einzelnen
Hyphen nicht mehr unterscheiden kann. In diesen Knäueln bilden sich centrifugal die
Sporeugruppen. Die jüngsten zur Beobachtung gelangten Zustände derselben stellten runde
aus aufgewickelten Fäden gebildete Massen dar, in welchen besondere centrale carpogon-
ähnliche Spiralfäden (Wolff u. Winter) nicht zu unterscheiden waren. In späteren Stadien
zeichnen sich einige Zellen im Innern der Massen durch grösseren Umfang aus und bekommen
die Merkmale der Sporen, während die angrenzenden zu den sterilen peripheriscben Zellen
werden, und der übrige Theil der Fäden sich in Gallert verwandelt. Weiteres Hess sich
durch directe Beobachtung der Anlagen der Sporengruppen nicht feststellen. Aus dem Vor-
kommen mit einer kugeligen Endanschwelluug versehener sporenbiklender Fäden in der
Umgebung jener Anlagen lässt sich indess schliessen, dass die Sporen hier in ähnlicher
Weise entstehen, wie bei Tilletia. Die Keimung von Urocystis-Sporen ist bisher nur bei
U. occulta und bei U. pompholygodes beobachtet worden. Jede Sporengruppe von U. Violae
treibt meist nur ein Promycel, welches an seinem Ende 5 spindelförmige Kranzkörper trägt.
In der Regel bleibt es kurz, und wenn es sich verlängert producirt es entweder gar keine
oder nur kleine Sporidien. Von den 6 Kranzkörpern keimen meist nur 3 und zwar ohne
sich von dem Promycel abzulösen. Sie bilden an ihrem von diesem abgewendeten Ende
secundäre Sporidien von etwas anderer Gestalt und Grösse als sie selbst.
331. Schindler, Fr. Ueber den Einfluss verschiedener Temperaturen auf die Keimfähigkeit
der Steinbrandsporen. (Forschungen auf dem Gebiete der Agriculturphysik. Herausg.
von E. Wolluy, III, 1880, S. 288.)
' Nach kurzer Angabe der von H. Hofmann (Pringsh. Jahrb. 1860) erhaltenen Resultate
giebt Verf. eine Darstellung eigener Versuche. Sein Material war ein Gemisch von aus
40 Weizenähren in verschiedener Höhe entnommenen Sporen von Tilletia caries, dessen
Keimfähigkeit durch zahlreiche Controlversuche erwiesen wurde. Einzelne Portionen wurden
trocken oder mit Wasser durchgerührt in Probiergläschen eingeschlossen und 2 Stunden
lang verschiedenen Wärme- und Kältegraden ausgesetzt.
Nach Beendigung des Vei'suchs geschah das Aussäen der Sporen auf Quellwasser
in einem Räume, dessen Temperatur 15— 19''C. betrug. Jeder Versucbsprohe ging eine
unter normalen Bedingungen zum Keimen gebrachte Controlprobe parallel. Die erhaltenen
Resultate sind folgende:
I. Trockene Samenportion.
Im Trockenofen Einti-itt der Keimung
Yersuchsprobe
nach 4 Tagen
,1 6 „
11 8 „
» 8 „
„ 0 „
Botanischer Jahresbericht IX (1881) 1. Abth.
Temperatur
Controlprobe
50« C.
nach 4 Tagen
65
„ 4 „
80
4
11 * 11
95
4
» * 11
100
» ^ *i
II. Nasse Samenportion.
Im Oelbade
Eintritt der Keimung
Temperatur
Controlprobe
Versuchsprobe
30" C.
nach 4 Tagen
nach 4 Tagen
35
11 4 „
,1 4 ^
40
« 4 „
11 ^ 11
45
1, 4 „
n 5 „
50
» 4 „
1, 0 „
19
290
Kryptogamen, — Pilze (1880).
Iir. Trockene Samenportion.
In Kältemischung
Temperatur Eintritt der Keimung
am Anfang | am Ende nach Tagen
der Expositionsdauer Controlpr. Versuchspr.
— 7" C. — 60 0, 4 7
IV. Nasse Samenportion.
In Kältemischung
Temperatur Eintritt der Keimung
am Anfang | am Ende nach Tagen
der Expositionsdauer Controlpr. Versuchspr
OOC. 0 "C. 4 6
-16
-13 4 7
- 5
— 4.5
4 10
— 16
— 9
4 10
— 22
— 20
4 4
Um die Einwirkung länger andauernder feuchter Kälte zu studiren wurden im
December Tületia-Sporen mit Wasser angerührt, in 10 verkorkten und versiegelten
Gläschen 4 6 cm tief im freien Erdboden vergraben und von 8 zu 8 Tagen je ein Gläschen
dem Boden entnommen und der Inhalt eiugekeimt. Die letzten Portionen waren 43 Tage
ausgesetzt gewesen. Alle hatten ihre Keimfähigkeit mehr oder weniger beibehalten. Das
mittlere Temperaturminimura der 43 Tage betrug — 8.5" C, das mittlere Maximum — 1.3" C,
die niedrigste Temperatur war — 19" C.
332. Räthay, E. Vorläufige Mittheilung über den Generationswechsel unserer einheimischen
Gymnosporangien. (Oesterr. Bot Zeitschr. 1880, S. 241.)
Verf. theilt die Resultate seiner Versuche über die Zusammengehörigkeit von Gymno-
sporangium fuscum (DC ) Oerstedt., G. conicum (Hedw.) (DC.) Oerstedt. und G. clavariae-
forme (Jacq.) (DC.) Oerstedt. mit Aecidien mit. G. conicum soll mit Boestelia cornuta auf
Sorbus aiicuparia L. und Aronia rotundifolia Pers., G. clavariaeforme mit Roestelien auf
Pyrus malus L., P. communis L. (nicht E. cancellata, welche zu G. fuscum gehört), Sorbits
Aria Crtz. und S. torminalis Crtz., Crataegus oxyacantha L. und Cr. monogyna Jacq. und
auf Cydonia vulgaris Pers. zusammengehören. Ausserdem enthält der Aufsatz einige An-
gaben über die relative Reifezeit der Fortpflauzungsorgane der drei Pilze und die Bemerkung,
dass G. clavariaeforme in den Alpen nur so hoch geht, wie die Wirthspflanzen der
Aecidien.
333. Räthay, E. Vorläufige Mittheilung über die Spermogonien der Aecidiomyceten.
(K. Akademie d. Wissensch. in Wien. 10. Juni 1880.)
Verf. theilt eine Reihe von Thatsachen mit, welche darauf hinweisen sollen, dass
die Insecten beim Befruchtuugsprocess der Aecidiomyceten — vorausgesetzt, dass die Spermo-
goniea männliche Zeugungsorgane sind — eine ähnliche Rolle spielen, wie bei dem der
Phanerogamen. Ausser dem Wohlgeruch mancher Spermogonien wird folgendes erwähnt :
1. die Spermogoniuminhalte fast aller vom Verf. untersuchten Aecidiomyceten enthalten
grössere oder geringere Mengen einer das Fehling'sche Reagens in der Wärme reducirenden
Substanz, wahrscheinlich Zucker (z. B. Gymnosporangium fuscum und conicum)', 2. die
spermogonienführenden Theile der Wirthspflanzen lallen noch in weiten Entfernungen auf
(Farbe, Hexeubeseu der Berberitze, verursacht von Aec. Magelhaenicum u. a.); 3, Farbe
der Spermogonien („Saftraale"}; 4. die Spermogonien verändern analog den Phanerogamen-
blüthen die Farbe, wenn sie keinen Zucker mehr erzeugen; 5. die bei dunstiger Witterung von
den Spermogonien entleerten, an den Paraphysen haftenden Inhaltströpfchen werden in der
That fleissig von lusecten besucht.
334. Boumeguere, C. Hypodermeae de la Villa Thuret. Le Cronartium Poggiolana n. sp.
(Revue mycologique 1880, p. 202.)
Beschreibung von zwei neuen Uredineen. In Bezug auf üredo proeminens DC.
(vereinigt mit Aecidium euphorbiae Pers.) theilt Naudin dem Verf. die Beobachtung mit
dass die sonst niederliegende Euphorbia chamaesyce L., wenn sie von dem Pilze befallen
wird, sich aufrichtet. Zugleich bekommt sie eine grauliche Farbe und bleibt steril.
335. Winter, G. Bemerkungen über einige Uredineen. (Hedwigia 1880, p. 17-29.)
Verf. giebt Notizen über das, was er bei der Untersuchung einer Anzahl von Uredineen
seines Herbars gefunden hat. Sie beziehen sich auf die Systematik und Synonymik der Puc-
cinien der Compositen, verschiedener anderer Puccinien, des Uredo Filicum, der Uromyces-
Arten auf Liliaceen und Euphorbien u. a., der Gattung Fhragmidium und der /MncMS-Uredineeu.
Entomophthoreae. 291
336. Winter, G. Bemerkungen über einige üredineen und üstilagineen. (Hedwlgia 1880,
p. 105- 110.)
Im Frülijahre 1880 fand der Verf. auf Stöcken von Potentilla fragariastrum, Poterium
Sanguisorba, Euhus idaeus und Bubiis fruticosus, welche im Januar desselben Jahres und
im October des Vorjahres Teleutosporen von Phragmidium getragen hatten, die Aecidien
von Caeoma miniatum und Verwandten. Er schliesst daraus auf eine Zusammengehörigkeit
dieser Aecidien mit den Phragmidien. Die Teleutosporen von Phragmidium fusiforme fand
er mit dem Caeoma auf Bosa alpina, Xenodoclius carbonariiis mit einem Caeoma auf
Sanguisorba vergesellschaftet. Zu Phragmidium Potentillae Pers. soll Coleosporium Polen'
tillae Thüm. als Aecidium gehören, da es im Bau ganz dem Caeoma auf Potentilla fragari-
astrum gleicht. Die auf Sjnraea uhnaria häufige, dem Caeoma miniatum habituell sehr
ähnliche Pilzform ist indess ein Vredo. Zu Puccinia Magnusiana gehören ausser dem
Aecidium auf Rumex Eydrolaimthum wahrEcheinlich auch die Aecidien anderer Bumex-
Arten, da die Puccinia neben diesen Aecidien in Gegenden wächst, wo B. Hydrolapathum
nicht vorkommt. Weiter wurden nebeneinander beobachtet das Aecidium auf Tussilago
farfara und Puccinia Poarum, das Aecidium auf Ficaria und Uromyces Poae, endlich
Puccinia Calthae Link und Puccinia Zopfii Winter auf denselben Blättern mit Aecidien,
deren Beschreibungen mitgetheilt werden. Das Aecidium auf Aconitum Lycoctonum erschien
in grösserer Zahl auf Stöcken, welche im October des Vorjahres den Uromyces Aconiti
Lycoctoni DC". trugen. Das Aecidium auf 3Iulgedium alpinum wird mit Puccinia Prenanthis,
statt mit P. flosculosorum, zusammengestellt. Die sonst auf Homogyne alpina lebende P. con-
glomerata wurde auf Senecio cordatus, Aecidium zonale auf Buphthalmum salicifolium
gefunden. An Vorstehendes scbliessen sich kritische Bemerkungen über Puccinia Bubiae
Fckl,, Puccinia circinans und Sorosporium Aschersonii und S. Magnusii. Ustilago cinis
Körnicke ist ein Myxomycet und Sorosp>oriutn Vossianum Thüm. ein zu Stemphyliwn
gehöriger Hyphomycet.
337. Staritz, R., und Winter, G. Kurze Notizen. (Hedwigia 1880, p. 121—122.)
Staritz hat das Vorkommen von Tilletia bullata und Uredo gyrosa (Fuckel Symb.
mycol. p. 40 und Nachtrag III, p. 9 und 10) beobachtet. Winter fand Entyloma serotinum
SiUi Borrago officinalis mit nur bis zu 30 Mikr. langen Conidien; ferner auf Saxifraga aizoon
die Puccinia Saxifragae Schlechtd. und auf Senecio cordatus die Puccinia Senecionis Lib.,
letztere bis auf die etwas grösseren Sporen mit P. conglomerata Kze. und Schm. im Habitus
übereinstimmend. Die von Kostrup (Islandske Svampe, samlede 1876 af Chr. Grönlund)
beschriebene Puccinia ambiens auf Braba hirta soll mit Puccinia Drabae Rudolphi
identisch sein.
388. R. Wolff. Aecidium Pini und sein Zusammenhang mit Coleosporium senecionis.
Kiga 1876.
Nicht gesehen; wahrscheinlich ist die Abhandlung dieselbe, welche in dem Land-
wirthschaftl. Jahrb. 1877 veröffentlicht ist. (S. Bot. Jahresb. V, Jahrg. 1877, S. 128.)
Batalin.
VII. Entomophtlioreae.
339. N. Sorokin. Zur Entwickelung der Entomophthora-Arten. In dem Aufsatze: „Ueber
einige Krankheiten der Insecten". — Schriften der Kaiserl. Akademie der Wisseusch.
Bd. 37, S. 58-69. 1880. St. Petersburg. Mit Tafeln 1—2. [Russisch.].)
Dauersporen bei E. rimosa Sorok. Auf todten Exemplaren von Chyronomus, die
an das Substrat durch besondere Haustorien angenäht sind, erschienen braune, dicke und
elastische Fäden, welche aus dem Körper hervortraten und den Körper wie Filz bedeckten.
Beim Zerschneiden des Insects findet man es mit grossen ruuden Zellen angefüllt, deren
Membran deutlich schichtig ist, von Aussen uneben, mit Erhöhungen versehen und von
dunkler Farbe; das Protoplasma ist körnig und enthält viel Oeltropfen. Diese Zellen
entstehen an den Seiten oder an den Enden der Zweige der gewöhnlichen Entomophthora-
Fäden, von welchen sie sich ablösen. Nach der Bildung dieser Sporen (Chlamydosporen)
19*
292 Kryptogamen, — Pilze (1880).
verdicken die Fäden ihre Membran, werden elastisch und streben darnach sich zu verlängern,
den Körper des Insectes zu zerreissen und nach Aussen herauszutreten, sammt den freien
Sporen. Sie bilden den erwähnten Filz. Der Verf. meint, dass sie überwintern, ihre
Keimung wurde noch nicht beobachtet. Die gewöhnlichen Sporen dieser Art sind schon
beschrieben worden. fS. Bot. Jahresber. 1877, V. S. 125.)
Dauersporen bei E. Aphidis. Ausser den schon bekannten, gewöhnlichen ver-
längerten Sporen, welche sich auf der Oberfläche des Insecteukörpers bilden, entwickeln sich,
inmitten des ^j9/iis- Körpers, aus denselben Entonwplithora -FMen auch die Dauersporen,
welche rund und gross sind. Ihre Membran ist schichtig, von brauner Farbe, bedeckt mit
Erhöhungen. Sie sind sehr dem Tarichium Aphidis Sehn, ähnlich, welche Art also nichts
anderes ist , als die Dauerspore von der genannten Entomophthora. Nicht zu selten kann
man finden, wie sich auf einem und demselben Faden zugleich, die gewöhnliche Spore und
die eben beschriebene Dauerspore (Chlamydospore) entwickelt. Die Keimung der letzteren
ist noch nicht verfolgt; die gewöhnlichen keimen leicht, geben zuerst secuudäre Sporidien,
welche runde Form haben und welche in typische dicke Entomoptliora-F'Aien auswachsen.
Entwickelung von E. coloraia Sorok. Dieses Parasit wurde in Kazan auf
Acridium biguttatum gefunden, welches er tödtet. Seine gewöhnlichen Sporen sind rund,
zimmtbraun, mit körnigem Inhalte, welcher in der Mitte bisweilen einen Oeltropfen enthält;
sie sind den Sporen von E. muscae sehr ähnlich, nur ist ihre Farbe eine andere. Beim
Keimen bilden sie stumpfe Fortsätze, welche in Fäden auswachsen können; die Fäden sind
zweigig und gegliedert (mehrzellig). Solche Fäden sind in grosser Masse im Körper des
kranken Insectes vorhanden ; jeder Zweig dieses Fadens kann, nach aussen auswachsend, auf
seinem Gipfel eine Spore bilden. Die Sporen werden beim Lostrennen von dem Faden mit
Gewalt auf eine Weite von 5 Zoll weggeschleudert. — Ausser diesen Sporen bilden sich,
inmitten des Körpers, die Chlamydosporen; sie sind gross, von unregelmässiger Form und
bedeckt mit einer dicken Membran. Ihre Bildung geht so vor sich, dass einige unbestimmte
Zellen in den gegliederten Mycelfäden sich einfach vergrössern, ihre Membran verdicken
und demgemäss auch resistenter werden. Im Wasser keimen sie. Bei einigen todten Acridien
wurde bemerkt, dass ihr Abdomen nicht dicht und zusammengeschrumpft war, wie es bei
dieser Krankheit gewöhnlich der Fall ist, sondern wie gallertartig erschien. Unter dem
Microskope erwiesen sich die Cadaver nicht mit Fäden, sondern mit grossen protoplasmatischen
Körpern angefüllt. Sie bewegen sich amöbenartig, aber sehr langsam und nur stumpfe Fort-
sätze bildend. Nach einiger Zeit nimmt die Amöbe eine verlängerte Form an, scheidet die
Membran aus und verwandelt sich so in einen Faden. Dieser Faden beginnt bald an der
Seite oder am Ende grosse Zellen zu bilden, welche sich durch gar nichts von den beschriebenen
Chlamydosporen von E. colorata unterscheiden, auch eine schichtige Membran haben etc. —
Auf diese Weise besitzt üv. coZorato Sorok. drei Formen von Reproductionsorganen: typische
Sporen, Chlamydosporen und die Dauersporen, welche aus amöbeuartigen Keimen entstehen.
— Es ist noch zu bemerken, dass die amöbenartigen Keime, bevor sie sich in Fäden ver-
wandeln, sich oft incystiren, d. h. sich mit einer dicken Membran bekleiden und in Ruhe
bleiben. Nachdem erscheint in der Membran eine regelmässige Oeffnung, durch welche die
Amöbe herauskriecht, um ihre unterbrochene wandernde Lebensweise weiter fortzusetzen.
Das Herauskriechen geht sehr langsam vor sich: Die Entleerung der Cyste dauert bis
15 Minuten. Es ist bemerkenswerth, dass die aus den Cysten herausgekrociienen Amöben
sich sehr bald in Fäden verwandeln und Dauersporen zu bilden beginnen, während die nicht
incystirten Amöben lange Zeit sich bewegen; so z. B. verwandelten sich die aus den Cysten
herausgekrochenen Amöben schon nach einer Stunde in Fäden; die nicht incystirten bewegten
sich mehr als 24 Stunden. — Woraus die beschriebeneu Amöben entstehen — blieb dem
Verf. vollständig dunkel. Batalin.
VIII. ßasidiomycetes.
a. Hyraenomycetes.
340. Cooke, M. C, and ttuelet, L. Clavis synoptica Hymenomycetum europaeorum. David
Bogue. 3. St. Martins Place, Charing Crosse London.
Basidiomycetes. 293
341. Fries, E. Th., a. R. Icones selectae Hymenomycetum nondom delineatorum II. 5.
Holm 1880, fol. c. 10 tab.
342. Schulzer von Müggenburg. Berichtigungen. COesterr. Bot. Zeitschr, 1880, S, 83.)
Kritische Benierkungeu zu den Icones selectae Hymenomycetum Hungariae und von
einigen Habitusbildern begleitete Beobachtungen über Daedalea polymorpha Sclilzr. olim
Ceriomyces terresti-is welche den Uebergang von den Clavariacei zu den Pileati bilden soll.
343. K. Mika. A Pistillaria pusilla vegetativ sarjadzäsa. (Magyar Növenytani Lapok.
Klausenburg 1880, IV. Jahrg., S. 158-159 [Ungarisch].)
M. bericlitet über die vegetative Sprossung von Pistillaria pusilla. Auf einem von
Peronospora viticola inficirten, und in feuchter Kammer gehaltenem Weinblatte trat in
Folge des Verfaulens des Blattes in Gesellschaft anderer Pilze Pistillaria pusilla Fr. in so
grosser Menge auf, dass das Blatt ganz weiss wurde. Die Sporen dieses Pilzes keimten im
Wasser sehr rasch. In eine in Dünger direct erzeugte Cultur gelangte zufällig ein Stück
des zerissenen Fruchtkörpers. Als M. des andern Tages die jungen Myceliumfäden unter-
suchte, fand er, dass in der erwähnten Cultur sich verhältnissmässig viel reichere Mycelium-
bildung zeigte, als in den übrigen, obwohl die Zahl des ausgesäeten Samens in allen bei-
nahe übereinstimmend war. Nach aufmerksamer Untersuchung ging hervor, dass der über-
wiegende Theil der neuen Mycelien nicht auf eine Spore zurückführbar war, sondern
unmittelbar aus dem Fruchtkörper seinen Ursprung nahm. M. sieht darin einen Fall der
vegetativen Sprossung und machte nun fernere Versuche, theils mit vollständig erhaltenen
Fruchtkörpern, theils mit Stücken derselben. Bei im Stadium der Sporenbildung befindlichen
Exemplaren zeigte sich keine eigentliche Sprossung, nur an den die Spitze des Fruchtkörpers
bildenden Myceliumfäden zeigten sich Spuren des Längenwachsthums. Zu einem zweiten
Versuche nahm M. solche Exemplare, bei denen die Basidien schon ziemlich entwickelt
waren, ohne dass die Sporenbildung schon eingetreten wäre. An diesen zeigte sich schon
vor Ablauf eines Tages sehr lebhafte Sprossung. Sämmtliche Zellen des Fruchtkörpers,
besonders die Basidien erzeugten im Wege der vegetativen Sprossbildung neue Mycelien
und übergingen so das Stadium der Sporenbildung. Die so entstandenen Mycelien unter-
schieden sich durch nichts von den durch Keimung entstandenen.
Derselbe Fall zeigte sich auch bei jenen Culturen, in welche ganz junge Exemplare
der Pistillaria pusilla gebracht wurden. In allen jenen Culturen, in welchen sich die Sprossung
zeigte, bildeten sich in Folge der Lebhaftigkeit derselben an einzelnen Fäden neue, voll-
ständig reife Fruchtkörper, ohne dass die Anlagen der Sexualorgane bemerkbar gewesen
wären. Staub.
344. Cooke, M. C. The Sub-Genus Coniophora. (Grevillea vol. VIH, p. 88.)
Erneutes Studium des umtaugreicheu Genus Corticium gab dem Verf. Anlass zu
einer Bearbeitung des Subgenus Coniopliora Fr. (Hymen. Europ. p. 6571 im Sinne von
Persoon. Als typische Vertreter desselben werden Coniopjhora membranacea Pers. DC.
(:= Auricularia pulverulenta Sowerby) und Telephora puteana Fr. angegeben. Ausserdem
sind folgende Arten als dazu gehörig aufgeführt: Corticium brunneolmn B. u. C. — üort.
Ellisi B. u. Cke. — Cort. leucothrix B. u. C. — Cort. aridum Fr. — Cort. fuscum Fr.
— Cort. luteo-cinctum Fr. — Cort. submembranaceum B. u. Br. — Cort. viride Berk. —
Cort. pulverulentum Lev. — Cort. olivaceum Fr. — Cort. fusisporum Cke. u. Ellis.
Bei jeder Art sind Synonyma und Herkunft des untersuchten Exemplars angegeben.
345. Derselbe. On Hymenochaete and its allies- (Grevillea VIII, p. 145—150.)
Aufzählung von 40 nach Cooke's Untersuchungen zu Leveilles Genus Hymenochaete
gehörigen Arten mit Angabe der Fundorte und der charakteristischen Merkmale der Haare.
Als Charakter des von C. aufgestellten Subgenus Veluticeps wird ein sammtartiges Hymenium
mit gewundenen, gewöhnlich zu Bündeln vereinigten Haaren angegeben. C. zieht dazu
Stereum Archeri Berk. und Corticium vinosum Berk. unter den Namen Hymenochaete
Archeri und H. vinosa und 4 Hymenochaete- Arten. Er giebt ein Verzeichniss von * 14
species excluded und führt endlich als Ergänzung des Verzeichnisses Grevillea VIII p. 17 noch
3 Peniophora-Arten auf.
294 Kryptogamen. — Pilze (1880).
346. Roumeguere. Apparition inopinee du Cantharellas aarantiacus Fr. var. Alba. (Revue
mycologique, 1880, p. 5.)
Verf. erhielt eine Mittheilung über einen Fall von Vergiftung mit der genannten
Varietät, welche bei Senlis (Oise) auf sandigem, moosbedecktem Boden in grosser Menge
gefunden wurde.
347. Derselbe, üne rectification synonymique du nouveau genre Anthracophyllum de Ces.
(Revue mycologique 1880, p. 67.)
Mittheilung aus einem Briefe Kalchbrenners, nach welcher Anthracophyllum Becca-
rianiim de Ces. schon früher von Wood in Afrika gesammelt und von Fries unter dem
Namen Panus melanophyllus (Fungi natal. No. 7, Syn. Xerotus nigrita Lev.) beschrieben
worden ist. K. hatte den Pilz in seinem Herbar als Plagiotus melanophyllits bezeichnet
und schlägt vor, ihn künftig Anthracophyllum nigritum (Berk.) Kalchb. in litt. Syn. A,
Beccarianum de Ces. zu nennen.
348. A. Bertoloni. Sul parasitismo dei funghi. (Nuovo Giornale Bot. Ital. XII, 1, p. 19—23.
Pisa 1880.)
Bezüglich einer Discussion über die Ursache der Krankheit „Falchetto" der Maul-
beerbäume (welche von Agarictis melleus , nach Piccone, oder von Polyporus Mori, nach
Bertoloni, herrührt) setzt Verf. die wesentlichen Unterschiede zwischen den Mycelien von
Agaricus und Polyporus auseinander und theilt seine Beobachtungen über den verschiedenen
Entwickelungsgaug der beiden Pilzgattungen mit. 0. Pen zig.
349. Gondamy. Etüde sur le mode de nutrition des Champignons. Brochure de 16 p.
Angouleme 1879.
Nach dem Verf. entwickelt sich aus den Champignonsporen ein männliches und ein
weibliches Mycelium. Ersteres ist verworren netzig und mehlartig und sitzt stets fest auf
den Wurzelhaaren verschiedener Bäume, während das letztere fädige an der Bodenoberfläche
erscheint und in die Erde einzudringen sucht. Aus der Vereinigung beider Mycelien soll
der Champignon hervorgehen, welcher nach dem Verschwinden jener neue Fäden treibt, die
seine Ernährung besorgen und daher im Gegensatz zu den Mycelien nutritium genannt
werden. Das nutritium soll „hydrophil" sein und von Insecten leiden, welche die „hydro-
fugen" Mycelien verschonen. (Nach Revue mycologique 1880, p. 90.)
350. M. J. B(erkeley). Luminous Fungi from the Andaman Islands. (The Gard. Chronicle,
vol. XIII, New ser. 1880, p. 240.)
Mittheilung über einen neuen Pilz von der Inselgruppe der Andamanen, dem der
Name Agaricus (Pleurotus) Emerici beigelegt wird. Nach der Diagnose ist der dunkel-
braune Hut etwa V2 Zoll breit, seitlich' ohne Stiel befestigt und fast flach oder helmförmig.
Er sendet ein sehr glänzendes Licht aus, indem seine ganze Substanz leuchtet. Die Berkeley
vorliegenden Exemplare waren ganz jung und kaum völlig entwickelt. Gefunden sind sie
von Major Emeric S. Berkeley in Port Blair.
351. Bley, C. lieber ein monströses Exemplar von Agaricus lapideus. (Sitzungsber. der
Naturwissenschaftl. Gesellsch. Isis in Dresden, 1879—80, S. 156.)
352. Bouche. Ein monströser Champignon. (Sitzungsber. der Ges. naturf. Freunde zu
Berlin 1880, S. 134.)
B. legte ein Exemplar von Agaricus campestris var. hortensis vor, aus dessen Hut-
oberfläche ein kleinerer Pilz derselben Art sich entwickelt hatte, „und zwar so, dass der
Hut des letzteren in dem des grossen zur Hälfte eingesenkt und der Stiel nach oben
gerichtet war".
353. W. G. S. Double Fungi. (The Gardeners' Chronicle p. 790.)
Die oft wiederholte Beobachtung doppelter Hüte von Agaricus cristatus u. a. regt
die Idee an, ob nicht durch Isolation der Sporen solcher Exemplare eine Rasse gebildet
werden kann. (Vgl. auch Gardeners' Chrou. 1873, S. 218.)
354. Charollois und Dr. la Bordette. Champignons aus Samen. (Nach Wiener Illustr.
Gartenztg. 1880, S. 299.)
La Bordette erzog durch Ernährung junger Schwämme mit Salpeter besonders
grosse Exemplare. Charollois überstreute Sporen auf feuchten Glasplatten mit Dünger und
Basidiomycetes. 295
erhielt nach Uebertragung der so gezogenen Brut in Beete Fruchtkörper, lieber eine
Keimung der Sporen wird nichts mitgetheilt.
855. Roumegnere. Anomalies offertes par les Agaricas Acerbus et Eqaestris. (Hevue
mycol. 1880, p. 7.)
Von einem Correspondenteu in Saintes erhielt Verf. mehrere Exemplare des Aga-
ricus (Triclioloma) Acerbus Fr., welche sämmtlich excentrisch waren. Ferner sandte ihm
A. Mougeot jun. aus den Vogesen unter anderen Pilzen eine etwas abweichende Form von
Tricholoma equestris L. var. minor (Briganti, Fung. Nap. Tab. 6. — Fries, Hym. Eur. p. 48),
welche nicht in der Enumeration des Champignons des Vosges von Mougeot sen. enthalten
ist. Verf. bezeichnet die Form Tricholoma equestris F. Mougeoti. Mougeot fand sie bei
Bruyeres unter Weisstannen.
356. Gillot. Agaricus (Psathyra) Bifrons Berk. (Revue mycologique 1880, p. 89 u. p. 125.)
p. 89 1. c. giebt Gillot die Beschreibung des im Juni 1879 zu Saint-Emiland (Saöne-
et-Loire) gefundenen Pilzes, p. 125 erwähnt er einige Merkmale, in welchen die ihm vor-
gelegten Exemplare sich von dem von Fries (Ic. sei. Hym. noudum del. Tafel 138, Fig. 2)
abgebildeten unterscheiden.
357. Roumegaere. L'Agaricus campestris L. et ses nombreuses varietes. (Revue mycol.
1880, p. 6.)
Verf. hat in frischen Exemplaren einer Form von Agaricus campestris, welche
Brunaud (Rev. myc. 1879, p. 15) unter dem Vulgärnamen „Gros pied" aufführt, die von
Vittadini unter dem Namen Praticola beschriebene Varietät erkannt. Er vermuthet, dass
dieselbe identisch ist mit Quelets Agaricus Bernardi von den Dünen bei La Rochelle. Die
Exemplare des Verf. stammten von Sumpfwiesen bei Rochefort. Vielleicht handelt es sich
in beiden Fällen um dieselbe Localität. Die Abbildung des Quelet'schen Pilzes (Bull, de la
Soc. Bot. Comptes rendus 1878, pl. III, fig. 12) enspricht nicht ganz des Verf. Beobachtungen
an Praticola. Sie würde eine Ausnahmeform darstellen,
358. Sadler, J. Notice of a new species of Agaricus. (Transactions and Proceed. of the
Bot. Soc. t. 13, p. 216-217.)
Beschreibung einer neuen an verarbeitetem Eichenholz gefundenen Species.
359. Patouillard, M. N. Note sar la stracture des glandules da Pleurotus glandulosas Fr.
(Bulletin de la societe botanique de France 1880, p. 21—22.)
Die Varietät Fl. glandulosus unterscheidet sich von PI. ostreatiis Fries durch kleine,
in verschiedener Weise über die Oberfläche des Hymeniums vertheilte trichomartige Büschel.
Sie bestehen nach P.'s Untersuchungen aus häufig leeren Hyphen mit Schnallenzellen.
Mehrere der erstereu verschmelzen mitunter zu einem dicken Faden, welcher aussen mit
einer gelblichen Substanz incrustirt erscheint. Verticalschnitte durch die Lamellen zeigen,
dass die Büschel durch Auswachsen steril bleibender Sterigmeu, Basidien oder Cystiden ent-
stehen. Sie stellen also, nach dem Verf., locale Wucherungen des Hymenialgewebes dar
und haben mit den Drüsen der Phanerogamen nichts gemein. Aehnliche Gebilde finden
sich auch an Stellen des Hutes, die nicht vom Hymenium bekleidet sind.
360. Derselbe. Sur l'appareil conidial du Pleurotus ostreatus Fr. (Ib. p. 125-126 mit
1 Holzschnitt.)
Verf. hat nach starker Kälte im Februar 5 Exemplare des Pilzes mit einer ausser-
gewöhnlichen Menge von mehrzelligen, mit Schnallen versehenen Haaren bedeckt gefunden.
Die Haare, welche am Rande des Hutes standen, trugen terminal oder seitlich auf kurzen
Sterigmen farblose sporenähnliche Körper mit dünner Wand. Eine Zelle producirte stets
nur ein derartiges Gebilde.
361. Heckel, E. Nouvelles observations sur les pretendues glandes bymeniales du Pleu-
rotus glandulosus Fr. (Bulletin de la societe botanique de France, 1880, p. 302—308,
mit 1 Holzschnitt.")
Bei der Untersuchung einer Gruppe von Exemplaren des Pleurotus glandulosus Fr,
fand H. im Gegensatz zu Patouillard die angeblichen Drüsen dieses Pilzes aus einzelligen
Hyphen bestehend. Die durch Vereinigung mehrerer Hyphen entstandenen gelblichen
Körper -- deren Farbstoff in Alkohol löslich ist — lassen an ihrer Spitze die Endstücke ihrer
296 Kryptogameu. — Pilze (1880).
Compouenten getrennt von einander hervortreten. Diese freien Endstücke tragen seitlich
auf kleinen Stielchen kugelige Gebilde von 0.002— 0006 mm Durchmesser, welche H. für
degenerirte Sporen hält. Neben letzteren fanden sich ähnliche freiliegende Kugeln. Die
Dimensionen der wahren Sporen des Pleurotus sind 0.010 und 0.004 mm. Die zwischen den
herablaufenden Lamellen am Stiele befindlichen „Drüsen" trugen jene Kugeln nicht. Aus
der Vertheilung der „Drüsen" auf den Exemplaren der untersuchten Pleurotus -Gru-p-pe
schliesst H. auf eine Mitwirkung der Feuchtigkeit uud des Lichtmaugels bei ihrer Entstehung.
Diese Ansicht findet eine Stütze in der Beobachtung, dass die Hyphen in Wasser gelegter
Pilze auswachsen, während nichts darauf hinweist, dass, wie nach Roze Boudier behauptete,
Insectenstiche die in Rede stehenden Wucherungen verursachen.
Am Schlüsse seines Aufsatzes schlägt H. vor, den P. glanäulosus Fr. der wahren
Natur der glandulae entsprechender P. pilosus oder P. ostreatus F. var. püosa zu nennen.
Von Werth ist für ihn noch die aus der Beobachtung, dass die Mehrzahl jener Haare aus-
gewachsene Basidien sind, gezogene Folgerung: die Basidien sind in den Dienst der Fort-
pflanzungsthätigkeit gezogene Trichome.
862. Patooillard, M. N- Remarqaes ä propos de la note de M. Heckel sar le Pleurotas
glandulosus Fr. (Bulletin de la soc. bot. de France, 1880, p. 308—309.)
Verf. theilt mit. dass er den „Drüsen" des PI. glandulosus Fr. analoge Haargebilde
bei Irpex paradoxus Fr. [Sistotrema digitatum Pers.) gefunden habe. Er sieht in seiner
Beobachtung eine Hindeutung auf die Entstehung der Basidien durch Anpassung terminaler
Hyphenzellen an eine besondere Function.
363. E. Roze et G. Poirault. Le Mousseron des haies, Champignon comestible des environs
de Poitiers. (Bulletin de la societe botanique de France, 1880, p. 123 u. p. 257—262.)
In Poitiers wird unter dem Namen Mousseron des haies ein essbarer Pilz viel
verkauft, welcher bis auf wenige Abweichungen mit dem als giftig bezeichneten Agaricus
chjpeatus Linn. (in Fries) übereinstimmt. R. und P. hatten ihn als neue Art Entoloma
saepium genannt, als Quelet sie darauf aufmerksam machte, dass der Pilz bereits 1838 in
einem von Fries in den Hym. europ. (1874) nicht citirteu Werke (Traite des Champignons
comestibles, suspects et veueneux, qui croissent dans le bassin souspyi'eneen, orne de figures
coloriees de grandeur naturelle, par J. -B. Noulet et A. Dassier etc. Toulouse 1838) unter
dem Namen Agaricus saepium beschrieben worden sei. Nach einer Nebeneinanderstellung
ihrer und der Noulet'- und Dassier'schen Diagnose und einigen Bemerkungen über die
Synonymik des Ag. clypeatus (Fries Epicrisis etc. 1836 — 1838), welcher nicht mit Ag.
clypeatus Linn. (Flora suecica, 1755), aber mit dem Fungus clypeatus Vaillant (Botanicon
parisiense No. 53) identisch ist, schlagen R. und P. daher vor, ihren Pilz Entoloma clypeatum
(Fries.) var. saepium Noulet et Dassier zu nennen.
364. Dubalen. üne nouvelle espece d'Amanita. (Actes de la Soc. Liuneenne de Bordeaux,
vol. XXXIV, p. XXIL)
D. hat einen neuen, essbaren Pilz (A. deliciosa) gefunden, und bittet die Gesellschaft,
dessen Beschreibung und Abbildung zu veröffentlichen.
365. Roumeguere, C. Uns nouvelle Amanite comestible. Hypotbeses sar les circonstances
qui peuvent rendre inoffensive une espece toxique. (Revue mycol. 1880, p. 154.)
Verf. giebt die Abbildung und Beschreibung einer neuen Amanita-kvi (A. vernifera)
aus Sors, im Arondissement Dax (Landes), welche essbar sein und einen dem Mousseron
ähnlichen Geschmack besitzen soll. Daran knüpft er die Mittheilung einiger Citate, welche
aussagen, dass Jahreszeit, Klima und Bodenbeschaffenheit von Einfluss auf die Essbarkeit
der Filzarten seien. Amanita muscaria (fausse oronge) soll z. B. in den Umgebungen von
Bordeaux unschädlich sein uud ein gutes Gericht abgeben.
366. van Tiegbem. Coprinus stercorarius. (Bulletin de la soc. bot. de France, 1880, p. 356.)
Coprinus stercorarius soll, je nachdem er reichliche oder wenig Nahrung zur Dis-
position hat, Sclerotien bilden oder nicht bilden.
367. Cooke, M. C Enumeration of Polyporus. (Transactions and Proced. of the Botanical
Society, Tome 13, p. 131—159.)
Alphabetisch geordnete Aufzählung der bekannten Arten der Gattung mit Angabe
Basidiomycetes. 297
einiger Synonyma, der geographischen Verbreitung, der Autoruamen und der Stellen, wo die
Originalbeschreibung jeder Species sich findet. (Nach: Revue mycologique 1880, p. 61.)
368. Ludwig. Ptychogaster albus Cord. Eine Polyporusart. (Zeitschr. für d. Ges. Natur.
1880, p. 124.) Nach: Journal of the Royal Microsc. Sog. III, 1880, p. 996.
Der genannte Pilz ist bereits zu den Myxomyceten , Gasteromyceten und Hymeno-
myceten gerechnet worden. L. sieht sich durch die Entdeckung einer zweiten Form der
Fructificatioa desselben veranlasst, ihn unter dem Namen Poli/porus Ptychocjaster der Gattung
Polyponis einzureihen. Hauptsächlich auf der Unterseite des Pilzes finden sich Polyporus-
Röhren oder Ilyphen, welche Neigung zur Bildung solcher zeigen. Aus ähnlichen Hyphen
besteht der ganze Pilzkörper. Die Röhren sind von massiger Grösse und haben winkliche
oder runde Mündungen, über welche Hypheneudigungen wie scharfe Zähne vorragen.
369. St. Schulzer von Müggenburg, Mycologisches. (Flora 1880, p. 79-80.)
Verf. hat auf einem abgehauenen Eichenstamme einen zu den Apodes gehörigen
Polyporus gefunden, dessen Löcher sich auf der convexen Oberseite befanden. Er nennt
ihn Polyponis obversus.
370. Schulzer von Müggenburg. Die Doppelfructification des Folyporus applanatas P.
(Oesterr. Bot. Zeitschr. 1880, S. 321. Mit Illustration im Text.)
Von den sehr kleinen rundlichen Zellchen aus, welche die äusserste Rindenschicht der
röhr eben freien Oberfläche des Hutes bilden, entspringt nach dem Verf. eine 0.004—0.007 mm
hohe, leicht abstreifbare Hyphenbekleidung, deren Aeste an ihren Enden starke Klumpen
von rothbraunen Conidien erzeugen. In den Röhren des Pilzes ist kein Hymenium verum
vorhanden, sondern die Hyphenenden treten unverdickt ordnungslos an den Röhrenwänden
hervor, um Sporen zu bilden, welche den jungen Conidien völlig gleichen.
b. Gasteromycetes.
371. Gerard. Correlation between the odor of the Phalloids and their relative frequency.
(Bulletin of the Torrey bot. Club, 1880, No. 2-4.)
372. Derselbe. Additions to the ü. S. Phalloidei. (Ib., März, p. 29.)
Die letztgenannte Schrift ist nach einem Referat im Bot. Centralblatt (1880, 1, p. 613)
die Ergänzung einer in der Januarnummer des Bull, publicirten Liste der Phalloideen
Nordamerikas. S. Ref. No. 373.
373. Derselbe. A new fungus: Simblum rubescens n. sp. (Bull, of the Torrey bot. Club,
Vol. VII, No. 1, 1880.)
Beschreibung des neuen Pilzes. Angehängt ist eine Liste von 13 aus Nordamerika
bekannten Phalloideen. Näheres über den Pilz s. Bot. Centralblatt 1880, I, S. 104—105.
374. E. Kalchbrenner. Uj vagy Eevesbe ismert szömörcsögfelek. Phalloidei novi vel
minus COgniti. (Abhandlungen aus dem Bereiche der Naturw. Hcrausg. v. d. ung.
Akad. d. Wiss. Budapest 1880, Bd. X, No. XVII, 23 S., mit 3 col. Tafeln [Ungarisch
und Lateinisch],)
Zu den drei Familien: Phallei Fries, Clathris Fries und Lysuris Fries stellt K.
noch die Fam. Corynitei K., zu welcher er die exosporen Phalloiden rechnet, bei denen die
Sporenschicht mit dem oberen Theile des Strunkes verschmolzen ist. Zur Aufstellung dieser
Familie veranlassten ihn Symhlum und die in neuerer Zeit entdeckten Arten, die in die
drei Familien Fries' nicht unterbringbar waren. K. giebt im ferneren den analytischen
Schlüssel zu den Gattungen und Untergattungen und beschreibt dann folgende neue Arten:
Phallus aurantiacus Mont. var. discolor Kalchbr., Ph. papuasius Kalchbr. , Anthurus
Mülleriamis Kalchbr., aus Australien; — Kalchbrennera Tuckii Berkl. (g. n.), K. corallo-
cephala Kr., Anthurus Woodii Mac Ow., aus Südafrika. Staub.
375. Plowright, Chr. B. Geaster coliformis in Norfolk. (Grevillea IX, p. 43-44. Nach the
Gardeners' Chronicle 2 Oct., 1880, p. 439.)
376. Currey, F. Geaster coliformis. (Ib. nach The Gard. Chron., 16. Oct. 1880, p. 506.)
PI. erhielt den seltenen Geaster von Dr. Alexander aus Hillingtou in Norfolk. An
diese Mittheilung knüpft er eine kurze Beschreibung des Pilzes und eine Aufzählung "der
verschiedenen Vorkommnisse desselben. Letztere wird von Currey ergänzt. Der Pilz war
seit 1840 in England nicht wieder gefunden worden.
298 Kryptogamen. — Pilze (1880).
IX. Ascomycetes.
a. Discomycetes.
377. Eidam, E. Beitrag zur Kenntniss der Gymnoasceen. (Cohns Beitr. z. Biologie d.
Pflanzen, 1880, Bd. III, 2, p. 267 ff., Tafel XII XV.)
Siehe Bot. Centralbl. 1880, 2, p. 1348—1350.
378. Cooke, C. Observations on Peziza. (Greviliea VIII, p. 129—141.)
An den zuletzt erschienenen Band der „Mycographia" angeknüpfte Betrachtungen
über die Schwierigkeit der Unterscheidung der Pe^j^rt-Species, erläutert durch das Beispiel
von 22 zur Gruppe der Peziza scutellata gehörigen Formen,
379. Phillips, W. F. L. S. Dacrymyces succineus Fr. the early stage bf a Peziza. (Greviliea
VIII, p. 155.)
Aus der Vergleichung von nebeneinander an demselben Fichtenzweig befindlichen,
eine bis zu Exemplaren mit völlig entwickelten Sporen fortschreitende Reihe bildenden
Formen, wird die Zugehörigkeit des Dacrymyces succineus zu einer neuen Pema-Species
(P. electrina Ph. u. PI. n. sp.) geschlossen.
380. Plowright, Ch. B. On spore diffusion in the larger Elvellacei. (Greviliea IX, p. 47-48.)
Bei der Beobachtung der Sporenentleerung bei Morchella glgas Pers. fiel PI. die
grosse Leichtigkeit der aus dem Ascis „wasserstrahlgleich" hervorkommenden Sporen auf.
b. Pyrenomycetes.
381. Branaud, P. Tableaa dichotomique des familles des Pyrenomycetes, trouves jusqo'ä
present dans la Charente-Inferieure, dresse d'apres le Conspectus Pyrenomycetum
de M. Saccardo, avec l'aide des ouvrages de MM. Karsten et Saccardo. (Revue myco-
logique 1880, p. 129.)
Die für Anfänger in der Mycologie bestimmte Tabelle umfasst 12 Gattungen der
Hysteriaceen, 5 der Lophiostomaceen, 5 der Dothideaceen, 12 der Hypocreaceen, ca. 69 der
Sphaeriaceen und 9 der Erysipheen.
382. Eidam. Beobachtungen an Schimmelpilzen. (Bericht über d. Sitzung d. bot. Section
der Schlesischen Ges. f. vaterl. Cultur, Januar 1880.)
Eine genauere Inhaltsangabe dieses Vortrags findet sich in der Bot. Ztg. (1880,
p. 541 — 543). Der Verf. spricht über PenicilUum, Botrytis Bassiana und Sporendonema
casei Desm. lieber die Entwickelungsgeschichte des letztgenannten Pilzes will er an anderem
Orte ausführlicher berichten.
383. EUis, J. B. Reply to Dr. M. C. Cookes Criticism of paper on „variability of Sphaeria
quercuum Sz." (Greviliea VIII, p. 143-144.)
EUis hatte (Proceedings of the Academy of Natural Sc. of Philadelphia, vgl. Bot.,
Jahresbericht 1879, p. 580, No. 247) 20 Sphaeriaceen zu der neuen Art Melogramma
fuliginosmn zusammengezogen, wogegen Cooke (Greviliea VIII, p. 35) die Verschiedenheiten
in Form und Farbe der Sporen der betreffenden Arten geltend machte. Nach Ellis zeigen
jedoch die Sporen eines und desselben Peritheciums in verschiedenen Altersstadien und
Erhaltungszuständen die von Cooke als Artuuterschiede aufgefassten Merkmale.
384. Cooke. Note to the above. (Ib. p. 144.)
Cooke beruft sich gegen Ellis' Behauptungen auf die in seinem Besitz befindlichen
Originalexemplare, Präparate und Zeichnungen der strittigen Species.
385. Rees, M. üeber den Parasitismus von Elaphomyces granulatus. (Aus den Sitzungs-
berichten d. Phys.-Med. Societätzu Erlangen vom 10. Mai 1880 in Bot. Ztg. 1880, S. 730.)
R. fand im Kiefernwald in der Nähe von Erlangen Nester von Hirschtrüffeln, welche
er untersuchte, um das Verhältniss des Pilzes zu der die Fruchtkörper umhüllenden meist
dreifachen Lage dicht und allseitig verflochtener dünner Wurzelzweige und Wurzelspitzen
festzustellen. Die ganze Hülle einer Trüffel geht aus der Verzweigung eines einzigen
Wurzelästchens hervor, welches „in dichtester Aufeinanderfolge der einzelnen Gabelungen
allseitswendig gegabelt ist". Die etwas aufgetriebenen Spitzen der Wiirzelchen zeigen, statt
der braunen glatten Oberfläche gesunder Wurzeln, einen gegen die älteren Wurzelabschnitte
Ascomycetes. 299
sich scharf abgrenzenden weisslichen Anflug, welcher sich unter dem Mikroskope als eine
dicht anliegende Scheide aus pseudoparenchymatischem Pilzgewebe erweist. Ilinzelne Fäden
derselben drinpen, zunächst intercellular, in die Wurzelrinde ein. Dieselben Erscheinungen
treten im Trüffelnest auch an Wurzeln auf, welche mit den Triiffelfrüchten nicht in unmittel-
barer Berührung stehen. Die Verbindung zwischen den Scheiden und den Früchten stellt
ein aus gelblichen Fadenneizen oder dünnen Strängen bestehendes Mycel her. Dasselbe
umstrickt die jungen Wurzelspilzen und „reizt sie" zu der abnormen Verzweigung an. Die
jungen Fruchtaulagen können bis 1 cm stark werden ohne jede unmittelbare Berührung mit
einer Wurzel. Die Contactstelle einer solchen mit jenen wird dann ein ausgiebiger Ver-
zweiguugsheerd, von welchem die Bildung der Hülle ausgeht. Die mit dem Fortschreiten
des Reifens der Frucht wachsende Dichtigkeit der Hülle lässt darauf scbliessen, dass crstere
jetzt besonders ausgiebiger Nahrungszufuhr bedarf. Nach beendigter Fruchtreife stirbt die
Hülle ab und verwittert allmählich. Die Verbindung zwischen den Wurzeln der Trüffelhülle
und den Früchten geschieht, wie oben augedeutet, mehr locker durch die Mycelfäden, oder
sie ist sehr innig, indem die mit Pilzscheiden bekleideten Wurzeln selbst sich der Trüffel-
rinde anlegen und die Vertiefungen zwischen den Rindenwarzen völlig ausfüllen.
Ungewiss bleibt, ob das in der beschriebenen Weise auf den jungen Kiefernwurzelu
schmarotzende Mycel zeitweilig ohne parasitische Ernährung, vielleicht auch saprophytisch
leben kann. Die Keimung der Sporen scheint von der Mitwirkung des Wildes, insbesondere
der Rehe abhängig zu sein.
386. Roumeguere, C. Cultore des Sterigmatocystis indiquee par M. Georges Bainier.
(Revue mycologique 1880, p. 177.)
R. theilt mit, dass Bainier mehrere Arten von Sterigmatocystis auf Brodkrume,
Mandeln und gezuckertem Gyps bei einer Temperatur von 18'^ mit bestem Erfolg cultivirt
habe. Bei niedrigerer Temperatur war es schwer, sich gegen PenicilUum zu sichern. Gegen
Ehizoptis nigricans und andere Mucorineen erwies sich eine sehr sparsame Benetzuug als
vortheilhaft. Auf den Stielen frischer Kirschen zeigte sich eine neue Art, welche Bainier
St. carbonaria nennt. Die Entwickelung ihrer Conidien wird beschrieben und bildlich
dargestellt
387. Roumeguere, C. üne nouvelle espece d'Oomyces, l'O. Barbeyi C. Roum. Revue
mycologique 1880, p. 196.)
Diagnose des von W. Barbey im Jordanthale nahe dem Todten Meere gesammelten
Pilzes nebst einigen kritischen Bemerkungen.
888. Schulzer v. Mtiggenburg. Ein paar Hypomycesarten und ihre Begleiter. (Oesterr,
Bot. Zeitschr. 1880, S. 48.)
Verf. begründet die Ansicht, dass Hypomyccs clüorinus Tul., fl. luteovirens (Fr.) Tul.
und der auf Boletus xjroinnq^uus Seh. v. Mggbrg. lebende H. sulphureus n. sp. (Conidien-
form: Monosporium Boletorum Seh. v. Mggbrg., früher M. exquisitum) Spielarten seien.
Ferner stellt er die neue Art Hypomyces aurantiicolor (Conidienform: Trichothecium tricolor
n. sp.) — auf Daedalea Schulzeri Poetsch. lebend — auf, zeigt an einigen Beispielen, wie
schwer es hält, die oft spät auftretenden Septa von Ascosporen richtig zu erkennen, und
spricht als höchst wahrscheinlich die Vermuthung aus, dass die Conidienformen nicht in den
Entwickelungsgang der Bypomyces-Arten hineingehörten, sondern die eigentlichen Wirthe
derselben seien. Den Schluss bildet die Bemerkung, dass Laeviderma Seh. v. Mggbrg. ein
durch einen unbekannten Hypomyces lamelleulos gemachter Cortinarius sei. Die neuen
Arten sind mit Diagnosen versehen.
389. Wiesbauer, S. J. Auftreten von Sphaerotbeca Nieslii Thüm. und Septoria aesculina
Thüm. (Oesterr. Bot. Ztschr. 1880, No. 12. Correspondenzbl.)
Nicht gesehen. Ref.
c. Hyphomycetes, Sphaeropsideae etc.
390. Greenwood Pim. Ramularia cryptostegiae n. sp. (Grevillea VHI, p. 150.)
Beschreibung der auf zerfallenen Stengeln von Cryptostegia in einem Treibhauie
zu Monkstown, Co. Dublin gefundenen Art.
300 Kryptogamen. — Pilze. Schizomyceten (1880).
391. Saccardo, P. A. Spegazzinia novum Hyphomycetum genus. (Revue mycologique
1880, p. 140.)
Diagnose der Gattung und Diagnose und Abbildung der einzigen Art : Spegazzinia ornata.
392. N. Sorokin. Zur Entwickelung von Isaria pulveracea n. sp.
393. Derselbe, „üeber einige Krankheiten der Insekten." Schriften der Kaiserl, Academie
der Wissenschaften, Bd. 37. St. Petersburgl8S0, Seite 54—58, mit Tafel IL [Russisch])
Dieser Pilz vertilgt Pyrrhocoris apterus und erscheint vom Mai bis zum Spätherbst,
blos an den auf dem Boden kriechenden Exemplaren. In dem Moment der Sporenbildung
ist das Insekt schon todt, weil zu dieser Zeit alle inneren Organe zerstört sind. Die aus dem
Inneren des Körpers hervorsprossenden Hyphenfäden tragen Köpfchen aus zahlreichen birn-
förmigen Basidien; jede von den letzteren schnürt eine Anzahl von Sporen ab. Das den
Körper erfüllende Mycelium besteht aus Fäden, welche sich durch nichts von Hyphen
unterscheiden. Aber schon von der Mitte des Sommers an kann man in den todten Insekten
finden, dass zwischen den Myceliumfäden Ketten von ziemlich grossen Zellen liegen, welche
sehr an die Ketten des Hefepilzes erinnern; diese Zellen enthalten Gel und einen körnigen
Inhalt. Ihre Entwickelung zeigt, dass sie direct aus Myceliumzellen entstehen, einige Zellen
vergrössern sich einfach und verdicken ihre Membran. Diese Zellen nennt der Verf.
C'hlamydosporen. Sie sind wahrscheinlich zum Ueberwintern bestimmt, keimen aber rasch
auch in demselben Jahre, wenn sie in Wasser oder Decoct gelegt werden. Die bei ihrer
Keimung herauswachsenden Fäden waren vollständig identisch mit dem Mycelium oder den
Hyphen von der beschriebenen Isaria — zu welcher Gattung oder sogar Familie diese
beschriebene conidiale Form gehört — blieb dem Verf. unbekannt. Batalin.
X. Schizoniycetes.
Referent: M. Büsgen.
Verzeichniss der besprochenen Arbeiten.*)
1. Schriften allgemeineren Inhalts.
1. Bergonzini, Nuovi studi sui bacteri. (S. S. 304.)
2. Luerssen. Allgemeine Uebersicht über den Stand unserer Kenntnisse über die Schizo-
myceten. (Ref. S. 304.)
3. Miquel, P. Etüde sur les poussieres organisees de l'atmosphere, faite ä l'observatoire
ä Montsouris. (Ref. S. 304.)
4. — Nouvelles recherches sur les poussieres organisees de l'atmosphere. (Ref. S. 304.)
5. — Des bacteries atmospheriques. (Ref. S. 305.)
6. Nüesch, J. Offener Brief an Herrn Dr. Just in Karlsruhe. (Ref. S. 305.)
7. Just, L. Antwort an Herrn Dr. Nüesch. (Ref S. 305.)
8. Baron von Recke. Die Pilztheorie. (S. S. 305.)
9. Salomonsen, C. J. Eine einfache Methode zur Reincultur verschiedener Fäulniss-
bacterien. (Ref. S. 305.)
10. Wernich, A. Die Luft als Trägerin entwickelungsfähiger Keime. (Ref. S. 306.)
10a. Se mm er. Die Priorität der Entdeckung der Bacterieu in der Hühnercholera, dem
Milzbrande und der Rinderpest. (S. S. 306.)
2. Schriften über den Ursprung und die Lebensbedingungen der Spaltpilze.
11. Arndt, R. Untersuchungen über die Entstehung von Kokken und Bacterieu in
organischen Substanzen. (S. S. 306.)
•) Bezüglich der Arbeiten, welche das Verhältniss der Bacterien zum menschlichen und thierischen
Körper betreffen , sei hier auf den von Virchow und Hirsch herausgegebeneu Jahresbericht über die Leistungen
und Fortschritte in der gesammten Medicin verwiesen. Im XV. und XVI. .Jahrgänge dieses Werkes finden sich
Beferate über die vielfach in speciell medicinischen Zeitschriften zerstreuten, in obiges Capitel gehörigen Aufsätze.
Um die Grenzen des vorllegonden ,, botanischen" .Tahresberichts nicht zu sehr auszudehnen, sind jene zum Theil
hier nur dem Titel nach oder gar nicht aufgeführt.
Verzeichniss der besprochenen Arbeiten. 301
IIa. Francke, J. Ueber dai Vorkommen von Coccobacteria septica Billroth im menscli-
lichen Körper, mit besonderer Berücksichtigung der Fälle, in welchen eine Pre-
existenz der Keime angenommen werden muss. (S. S. 306.)
12. Billings, J. S. Oii Bacteria and spontaneous generation. (S. S. 306.)
13. Krasan, Fr. Bericht in Betreff neuer Untersuchungen über die Eutwickelung und
den Ursprung der niedrigsten Organismen. (Ref. S. 306.)
14. Parker, A. T. Experiments of spontaneous generation. (Ref. S. 307.)
15. Waldstein, L. A. Contribution to the Biology of Bacteria. (Ref. S. 307.)
16. V. Boehlendorff, H. Ein Beitrag zur Biologie einiger Schizomyceten. (Ref. S. 307.)
17. N. Schwartz. Einwirkung verschiedener Antiseptica und solcher Arzneimittel, welche
bei Infectionskrankheiten angewendet werden, auf Bacterien. (Ref. S, 307.)
18. Croix, N. , J. de la. Das Verhalten der Bacterien des Fleischwassers gegen einige
Antiseptica. (Ref. S. 308.)
19. Meyer, H. Ueber das Milchsäureferment und sein Verhalten gegen Antiseptica. (Ref.
S. 308.)
20. Kosegarten. Einfluss des Kali chloricum und des Borax auf niedere pflanzliche
Organismen etc. (Ref. S. 308)
21. Gunning, J. W. Die Lebensfähigkeit der Spaltpilze bei fehlendem Sauerstoff. (Ref.
S. 308.)
22. Nencki, M. Zur Biologie der Spaltpilze. (Ref. S. 309.)
23. Szpilmann. Ueber das Verhalten der Milzbrandbacillen in Gasen. (Ref. S. 309.)
24. Frisch, A. Ueber den Einfluss niederer Temperaturen auf die Lebensfähigkeit der
Bacterien. (Ref. S. 309.)
25. Reinke, J. Ueber den Einfluss mechanischer Erschütterung auf die Entwickelung
der Spaltpilze. (Ref. S. 310.)
26. Lapczinsky, M. Fundorte von Spirochaete plicatilis. (Ref. S. 310.)
27. van Tieghem. Anatomie de la Moschatelline (Adoxa moschatellina). (Ref. S. 310.)
3. Systematik und Entwickelungsgescbiclite.
28. Bergonzini, C. Sopra uu nuovo Bacterio colorato (S. S. 310.)
29. Eidam, E. Ueber die Entwickelung von Sphaerotilus natans Ktz. sowie über dessen
Verhältniss zu Kreuothrix und zu den Bacterien. (Ref. S. 310.)
30. Eyferth, B. Zur Morphologie der niederen Pilze. (Ref. S. 311.)
31. Neelsen, F. Studien über die blaue Milch. (S. S. 311.)
32. Poulsen, V. A. Om nogle microskopiske Planteorganismer. (Ref. S. 311.)
33. Prazmowski, A. Untersuchungen über die Entwickelungsgeschichte und Ferment-
wirkung einiger Bacterienarten. (Ref. S. 311.)
34. Thin, G. On Bacterium foetidum. (Ref. S. 313.)
35. van Tieghem, M. Ph. Sur quelques bacteries agregees. (Ref. S. 313.)
36. — Observations sur des Bacteriacees vertes, sur des Phycochromacees blanches et sur
les affinites de ces deux familles. (Ref. S. 314.)
36a. Letzerich. Untersuchungen über die morphologischen Unterschiede einiger pathogener
Schistomyceten. (S. S. 314.)
4. Spaltpilze bei Fäulniss- und Gährangsprocessen.
37. Bergonzini, C. Sul modo di agere di alcune cause che ritardano la putrefazione:
studi sperimentali. (S. S. 314.)
38. V. Ciszkiewitz, Th. Ueber die Gährung des schleimsauren Ammoniaks. (Ref. S. 314.)
39. Duclaux. Sur les ferments de matieres albuminoides. (Ref. S. 314.)
40. Fitz, A. Ueber Spaltpilzgährungen VL (Ref. S. 315.)
41. Friedrich, J. Bacteria and Insect-Larvae. (Ref. S. 315.)
42. Karsten, H. Amyloid- und Fetthysterophymen. (Ref. S. 315.)
43. Nencki und Schaffer. Ueber die chemische Zusammensetzung der Fäulnissbacterien.
(Ref. S. 315.)
302 Kryptogamen. ~ Pilze. Schizomyceten (1880).
44. Salkowski, E. u. H. Weitere Beiträge zur Kenntniss der Fäulnissproducte des Eiweiss.
(S. S. 315.)
45. _ Ueber die scatolbildende Substanz. (S. S. 315.)
46. Tarasewicz, Greg. Wirkung des Chloralhydrats auf den Fäulnissprocess. (Ref.
S. 315.)
47. Wernich. Wirkung der Fäulnissproducte auf Spaltpilze. (Ref. S. 316.)
5. Spaltpilze in Beziehung zu Krankheiten.
48. Rosenthal, N. Darstellung und Kritik der verschiedenen •Theorien über die Be-
deutung gewisser niedrigster pflanzlicher Organismen als Krankheitserreger. (S.
S. 316.)
49. Zur Aetiologie der Infectionskrankheiten mit besonderer Berücksichtigung der Pilztheorie.
(Ref. S. 316.)
50. Lewis, T. R. Les microphytes du sang et leur relation avec les maladies. (S. S, 317.)
51. Parkin, J. Epidemiology or tlie remote cause of epideraic disease in the animale and
the vegetable creation. (S. S. 317.)
51a. Wolff. Zur Bacterieulehre bei accidentellen Wundkrankheiten. (S. S. 317.)
52. Pasteur, L. De l'extension de la theorie des germes ä Tetiologie de quelques maladies
conimunes. (Ref. S. 317.)
53. Arndt, R. Beobachtungen an Spirochaete denticola, der Spirochaete des Zahnschleims.
(Ref. S. 317.)
54. Bednjakow, B., und Ryndowsky, Th. Spirochaeten im Speichel der Recurrens-
kranken. (Ref. S. 317.)
55. Guttmann, P. Zur Histologie des Blutes bei Febris recurrens. (Ref. S. 817.)
56. Platzer. Ueber Febris recurrens. (Ref. S. 317.)
57. Eberth, C. J. Die Organismen in den Orgauen bei Typhus abdominalis. (RefS. 317.)
58. Tizzoni, G. Studi di patologia sperimentale suUa genesi e suUa natura del tifo
addominale. (Ref. S. 317.)
59. Cuboni e Marchiafava. Nuovi studi sulla natura della malaria. (Ref. S. 318.)
60. Tommasi-Crudeli. Sulla preservazione dell' uomo nei paesi di malaria. (Ref. S, 318.)
61. — Sulla malaria. (Ref. S. 318.)
62. — Sulla distribuzione delle acque nel sottosuolo Romano, e sulla produzione naturale
della malaria. (S. S. 318.)
63. Corrado Tommasi-Crudeli. II Bacillus malariae nelle terre di Selinunte e di
Campobello. (Ref. S. 318.)
64. — Altri studi sulla natura della malaria. (Ref. S. 318.)
65. Majocchi, Domenico. Sul Bacillo del Mollusco contagioso. (Ref. S. 319.)
66. Ribbert, H. Eine mikroparasitäre lufectiou der ganzen Gehirnrinde. (Ref. S. 319.)
67. Pisarewsky, Th. Die niedrigsten Organismen des harten Schankers. (Ref. S. 319.)
68. Hansen, G. A. Bacillus leprae. (Ref. S. 319.)
69. Burdon-Sanderson, Duguid, Greenfield u. Banham. Untersuchungen über den
Milzbrand und ähnliche Krankheiten. (Ref. S. 319.)
70. Greenfield, W. S. Prelimiuary Note ou some Points in the Pathology of Anthrax
with especial reference to the Modificatiou of the properties of the Bacillus An-
thracis by cultivation etc. (Ref. S. 320.)
71. — Bacterium Anthracis. (Ref. S. 320.)
72. Buchner, H. Die experimentelle Erzeugung des Milzbrandcontagiuras aus den Heu-
pilzen. (Ref. S. 320.)
73. — Versuche über die Entstehung des Milzbrandes durch Einathmung. (Ref. S. 321.)
74. Pasteur, L., Chamberland et Roux. Sur l'etiologie du charbon. (Ref. S. 322.)
75. Toussaint. De l'immunite pour le charbon, acquise h la suite d'inoculations pre-
ventives. (Ref. S. 322.)
76. Poincare. Sur la production du Charbon par les päturages. (Ref. S. 322.)
77. Toussaint. Procede pour la vaccination du moutoa et du jeune chien. (Ref. S. 322.)
Verzeichniss der besprochenen Arbeiten. 303
78. Pasteur, L. Cbarbon et septicemie. — Sur l'^tiologie des affectious charbonneuses
(Ref. S. 322.)
79. — , Chamberland et Roux. Sur la non-recidive de l'affection cbarbonneuse. (Ref.
S. 323.)
80. — Nouvelles observations sur l'etiologie et la prophylaxie du cbarbon. (Ref. S. 323.)
81. Colin. Etiologie du cbarbon. (Ref. S. 323.)
82. Chauveau, A. Nouvelles experiences sur la resistance des moutons algeriens au sang
de rate. (Ref. S. 323.)
83. — Des causes qui ^euvent faire varier les resultats de l'iuoculation cbarbonneuse sur
les moutons algeriens; iufiuence de la quantite des agents infectants. Applications
ä la tbeorie de l'immunite. (Ref. S. 323.)
84. — Nature du l'immunite des moutons algeriens contre le sang de rate. Est-ce une
aptitude de race? (Ref. S. 328.)
85. — Du renforcement de l'immunite des moutons algeriens, h l'egard du sang de rate,
par les inoculations preventives. lufluence de l'iuoculation de la mere sur la recep-
tivite du foetus. (Ref. S. 324.)
86. — Sur la resistance des animaux de l'espece bovine au sang de rate et sur la pr^ser-
vation de ces animaux par les inoculations preventives. (Ref. S. 324.)
87. ~ Etüde experimeutale de l'action exercee sur l'agent infectieux par l'organisme des
moutons plus ou moins refractaires au sang de rate etc. (Ref. S. 324.)
88. Arloing, Cornevin et Thomas. Sur l'inoculabilite du cbarbon symptomatique et
les characteres qui le diiferencient du sang de rate. (Ref. S. 325.)
89. De l'inoculation du cbarbon symptomatique par injection intraveineuse et de
l'immunite conferee au veau, au mouton et h la cbevre par ce procede. (Ref.
S. 325.)
90. Galtier. Inoculation de la morve au lapin; destruction de l'activite virulente mor-
veuse par la desiccation; transmission de la morve par l'iuoculation de la salive.
(Ref. S. 325.)
91. Pasteur, L. Sur les maladies virulentes et en particulier sur la maladie appelee vulgaire-
ment cbolera des poules. (Ref. S. 325.)
92. — Sur le cbolera des poules j etudes des conditions de la non-recidive de la maladle
et de quelques autres de ses cbaracteres. (Ref. S. 325.)
93. Toussaint, H. Identite de la septicemie experimeutale aigue et du cbolera des poules.
(Ref. S. 326.)
94. Pasteur. Experiences tendant ä demontrer que les poules vaccinees pour le cbolera
sont refractaires au cbarbon. (Ref. S. 326.)
95. — De l'attenuation du virus du cbolera des poules. (Ref. S. 326.)
96. Bollinger, 0. Uutersucbungen über die üebertragbarkeit des Rauscbbrandes. (Ref.
S. 326.)
97. Feser. Beobacbtungen und Untersuchungen über den Rauschbrand im Jahre 1879.
(Ref. S. 326.)
98. May. Der Milzbrandrothlauf der Schweine und seine Verhütung. (Ref. S. 327.)
99. Eberth, C. J. Zur Kenntniss der Mycosen bei Thieren. (Ref. S. 327.)
100. Tichomirow, W. Zwei Bacterien, welche die Epidemie bei Periplaneta orientalis
verursachen. (Ref. S. 327.)
101. Prillieux. Sur la coloration et le mode d'alteration de grains de ble roses. (Ref.
S. 327.) '
S. a. Pilze No. 129, 143, 165, 284.
Terzeichniss der neuen Arten.
1. Verzeichniss der benützten Arbeiten.
1. Bergonzini. Sopra un nuovo Bacterio colorato. 28.
2. Majocchi, Domenico. Sul bacillo del mollusco contagioso. 65.
304 Kryptogamen. — Pilze. Schizomyceten (1880).
3. Miquel. Nouvelles recherches sur les poussieres organisees de l'atmospliere. 4.
4. Poulsen. Om nogle microscopiske Planteorganismer. 32.
5. Prazmowski. Untersuchungen über die Entwickelungsgeschichte und Fermeutwirkung
einiger Bacterien. 33.
6. Thin. On Bacterium foetidum. 34.
7. Ticliomirow. Zwei Bacterien, welche die Epidemie der Periplaneta Orientalis ver-
ursachen. 110.
8. van Tieghem. Observations sur des Bacteriacees vertes sur des Phycochroraacees
blanches et sur les affinites de ces deux familles. 36. •
9. — Sur quelques Bacteries agregees.
2. Verzeichniss der neuen Arten.
Äscobaderia uvina v. Tiegh. 9. 151.
Bacillus virens v. Tiegh. 8. 175. — molliisci Majocchi. 2.
Bacterium foetidum Thin. 6. 205. — Periplanetae Tich. 7. 7. — viride v. Tiegh. 8. 175,
Clostridium n. g. Prazm. 5. 23. — butyricum Prazm. 5. 23. — polymyxa
Prazm. 5. 23.
Leptothrix ramosa Miquel. 3.
Poiybacteria n. g. v. Tiegh. 9. 150. — catenata v. Tiegh. 9. 150. — sulfurea
V. Tiegh. 9. 150.
PuDctula n. g. V. Tiegh. 9. 150. - cubica v. Tiegh. 9. 150. — rosea y. Tiegh.
9. 150. — glomerata v. Tiegh. 9. 150.
Sarcinoglobulus n. g. Pouls. 4. — punctum Pouls. 4.
Sarcina Uttoralis Pouls. 4.
1. Schriftea allgemeineren Inhalts.
1. Bergonzini. Nuovi studi sui bacteri. (Aunuario della Societä dei naturalisti in Modena,
XIII, p. 162—179.)
Dem Ref. nicht zugänglich. 0. Penzig.
2. Laerssen. Allgemeine Uebersicht über den Stand unserer Kenntnisse über die Schizo-
myceten. (Rev. Internat. Sei. III, 1880, p. 242.)
Enthält u. A. eine Eintheilung der Bacteriaceen rein nach morphologischen Merkmalen.
3. Miquel, P. Etüde sur les poussieres organisees de l'atmosphere, faite ä l'observatoire
de Montsouris. (Aunuaire de Montsouris 1879, in 18, 82 S. mit Abb.)
4. Derselbe. Nouvelles recherches sur les poussieres organisees de l'atmosphere.
(Annuaire de Montsouris 1880, in 18, 228 S.)
M. wandte zu seinen Untersuchungen 2 verbesserte Aeroskope an, mit deren Hülfe
der in einem gemessenen Luftquautum enthaltene Staub auf einer mit einem Gemisch von
Glycerin mit Glucose benetzten Glasplatte aufgefangen wurde. Die gewählte Flüssigkeit
sollte die Weiterentwickelung der aufgefangenen Keime hindern, ohne ihnen die Lebens-
fähigkeit in einem andern Medium zu rauben. Da dem Ref. die beiden Arbeiten nur theil-
weise zugänglich waren, wird hier nur ihr Inhaltsverzeichniss und das, was nach den
Berichten im Bulletin de la soc. bot. de France (1880, p. 97 — 100) von speciellerem myco-
logischem Interesse ist, mitgetheilt.
Die erste Arbeit enthält folgende Artikel: 1. Historisches; 2. die zum Auffangen
des Staubs der Luft angewandten Methoden ; 3. über die Natur der in der Luft suspeudirten
organischen Körperchen; 4. Statistisches, Staub in abgeschlossenen Lufträumen.
Die Artikel der „nouvelles recherches" tragen die Ueberschriften: I. Kryptogamen-
sporen in der Luft. 1. Kryptogaraensporen der Luft von Montsouris, October 1878 bis
September 1879; 2. der Luft der Pariser Abflüsse (6gout). II. Bacterien. 1. Schizophyten
der Atmosphäre; 2. Widerstandsfähigkeit der Bacterien gegen Hitze; 3. Gegenwart von
Bacteriensporen in der Luft; 4. Ursachen, welche die Verbreitung der Bacterienkeime
begünstigen oder hemmen; 5, Natur der in der Luft von Paris suspendirten Saprophyten;
Schriften allgemeiuerea Inhalts. 305
6. Staub aus den Sälen eines Krankenhauses; 7. Bacterien des meteorischen Wassers j
8. Wasser der Vauue und Seine; 9. Wasser der Abflüsse (egout). Schlussfolgerungen.
Die Luft ist nach M. in jeder Jahreszeit mit einer beträchtlichen Menge von Keimen
beladen, und zwar führt die freie Luft bedeutend mehr „Microben" als die Luft im Innern
von Zimmern. Im Winter ist die Anzahl der Keime am geringsten, im Frühjahr steigt sie
schnell, um bis zu der im Herbst wieder eintretenden Verringerung hoch zu bleiben. In
Regenzeiten wächst die Zahl der in der Luft enthaltenen Microben. Die Luft eines der
grossen Pariser Abflüsse erwies sich als reiner als die freie Luft. Die Luft eines Kranken-
saales enthielt 50mal mehr „Saprophyten" als die des Observatoriums in Montsonris, aber
4mal weniger Schimmelsporen. Im meteorischen Wasser waren Bacterien sehr reichlich
vorhanden. Im Wasser der Seine und Vanne fand M. eine neue Leptothrix, welche er
beschreibt; in dem Abflusswasser einen mikroskopischen Organismus, der die Eigenschaft
haben soll, mit dem Schwefel im Ei weiss und selbst mit freiem Schwefel Schwefelwasserstoff
oder Sulfüre zu bilden. — Ein etwas geändei'ter Abdruck der beiden Arbeiten findet sich
in der Brebissonia (Rev. de bot, cryptogamique III).
5. Derselbe. Des bacteries atmospheriques. (Comptes rendus h. des seances de l'Academie
des Sciences t. 91, 1880, p. 64-67.)
Im Anschlüsse an eine frühere Veröfientlichung über die Schimmelsporen der Luft
(1. c. t. 86, p. 1552) giebt der Verf. einige Notizen über die in der Atmosphäre suspendirten
Bacterien. Dieselben sind zum Theil — vielleicht alle — auch in seinen Aufsätzen im
Annuaire de Montsouris (1879 und 18S0) enthalten.
Während feuchter Perioden herrschen die Keime der Schimmelpilze in der Luft
vor; wenn der Boden trocken ist, wird die Zahl der Bacterien am grössten. Unter An-
wendung neutraler, sterilisirter Fleischbrühe zum Auffangen fand M., dass das jährliche
Mittel der Bacterienmenge in einem Cubikmeter Luft 200 Individuen nicht übersteige. Im
Sommer und Herbst erhielt er in Montsouris mitunter 1000 Bacterien auf die obige Luft-
meuge, im Winter nicht selten nur 4 oder 5. An gewissen Tagen gelang es mit 200 Liter
Luft nicht, eine leicht empfängliche Flüssigkeit zu infiziren. Im Innern von Wohnungen
genügten — wenn nicht künstlich Staub erregt ward — 30—50 Liter, im Laboratorium M.'s
5 Liter. In Betreff des Zusammenhangs des Bacterieugehaltes der Luft mit dem Vorkommen
von Infectionskrankheiten glaubt M. nach Beobachtungen vom Dezember 1879 bis Juni 1880
constatiren zu können, dass eine Vermehrung der atmosphärischen Bacterien nach 8 Tagen
von einer Vermehrung der durch jene Krankheiten verursachten Todesfälle gefolgt war.
In einer späteren Abhandlung denkt M. darzuthun, dass Fäuluissgase, Luft, die über faulende
Gegenstände gestrichen ist, etc. frei von Bacterien seien. Keine der zahlreichen von ihm
aus der Luft isolirten Formen soll beim Einimpfen nennenswerthe pathologische Processe
hervorgerufen haben.
6. Nüesch, J. Offener Brief an Herrn Dr. Just in Karlsruhe. (Flora 1880, S. 123- 126.)
7. Just, L. Antwort an Herrn Dr. Nüesch. (Ib. S. 209—210.)
Nüesch sucht durch eine Inhaltsangabe seiner Schrift über die Necrobiose darzuthun,
dass das Referat darüber in dem Bot. Jahresber. (Bd. III, S. 186) nicht der Wichtigkeit
des Gegenstandes entsprechend gehalten sei, und verbindet damit nicht näher zu bezeichuende
Vorwürfe gegen Herausgeber und Mitarbeiter des Jahresberichts. Just antwortet mit einem
Hinweis auf die in Nüesch's Arbeit sich aussprechende gänzliche Incompetenz des Verf.'s
in den von ihm behandelten Fragen. '
8. Baron von Recke. Die Pilztheorie. 1879, Mitau, Buchdruckerei von Siesslack.
Nicht gesehen und konnte nicht finden. Batalin.
9. Salomonsen, G. J. Eine einfache Methode zur Reincultur verschiedener Fäulnissbacterien.
(Bot. Ztg. 1880, S. 481-489.)
Der Verf. entnahm aus Fäulnissflecken in defibrinirtem Ochsenblut, welches nach
der von ihm früher (Bot. Ztg. 1876, No. 39) angegebenen Methode in Haarröhrchen auf-
bewahrt und beobachtet wurde, Proben, die er in Kolben mit weitem Halse und enger
Oeffnung in einem durch Sieden sterilisirten Aufguss von gehacktem Ochsenfleische aussäte.
Der Verschluss der Kolben geschah vor dem Sieden durch mit Watte verstopfte Kautschuk-
BotÄiiisclier Jahrestericht IX (1881J 1. Abth. 20
306 Kryptogamen. — Pilze. Schizomyceten (1880).
Schläuche, welche nur im Moment der Einbringung der mit Caibolsäure äusserlich gereinigten
Haarröhrchenstücke weggenommen wurden. Um eine möglichst grosse Anzahl diiferenter
Bacterienformen zu erhalten, empfiehlt S. die Proben nach Zeit des Auftretens, Wachsthums-
geschwindigkeit und Aussehen verschiedenen Fäuhiissflecken des Blutes verschiedener
Individuen zu entnehmen. Gegen das gleichzeitige Auftreten zweier Bacterienformen in
demselben Versuchskolben soll die Verwendung von Blut, welches relativ wenige und deshalb
zerstreute Flecke enthält, fast absolut sichern. Um die Brauchbarkeit seines Verfahrens
zu erläutern, theilt Verf. aus einem in Aussicht gestellten grösseren Werke einige der damit
erzielten Resultate mit. In einem Fäulnissflecken wurde stets nur eine Bacterienform
gefunden, welche, soweit untersucht, auch in dem entsprechenden Kolben ausschliesslich
auftrat. In 6 von 40 Versuchskolben fand keine Bacterienentwickelung statt, in 4 traten
stäbchenförmige Bacterien verschiedener Form und Grösse auf, in weiteren 4 charakteristische
Streptococci. In entschiedener Majorität waren die übrigen Cocci, welche sich in Micro-
und Mesococci eintheilen Hessen. In einigen Kolben fanden sich fast nur Biplococci, in
anderen fast nur Monococcen; in einigen waren alle Cocci von gleicher Grösse, in anderen
variirten sie deutlich. Macroskopisch unterschieden sich die verschiedeneu Formen durch
Pigmente und die Art ihrer Lagerung in den Kolben. Wenn die Organismen eines Kolbens
in einen anderen mit derselben Nährflüssigkeit übergeführt wurden, wiederholten sich die
im ersten aufgetretenen Erscheinungen.
10. Wernich, A. Die Luft als Trägerin entwickelungsfähiger Keime. (Archiv für patho-
logische Anatomie und Physiologie etc., h. v. R. Virchow, Bd. 79, p. 424 — 455, mit Abb.)
Nach einer kritischen Besprechung der über die Verbreitungstähigkeit entwickelungs-
fähiger Keime durch die Luft ausgesprocheneu Ansichten theilt Verf. eine Anzahl neuer
Versuche mit. Dieselben sind mit Hilfe modifizirter Nägeli'scher und Cohn'scher Apparate
angestellt. Sie bestätigen und ergänzen die früher (Cohn's Beitr. z. Biologie der Pflanzen
III, Heft 1 und anderwärts) vom Verf. veröffentlichten Resultate. Hervorgehoben sei die
Beobachtung, dass gleichmässige Flüssigkeiten darin enthaltene Keime nur an sie durch-
setzende Luftströme abgeben, üeber die keimenthaltenden Flüssigkeiten hinziehende Luft-
ströme bleiben frei, wenn keine Schaumbiklung auf der Oberfläche jener stattgefunden hat.
Im letzteren Falle werden die in den Schaumblasen enthaltenen Keime mit den Flüssigkeits-
theilchen auch durch schwache Luftbewegungen fori geführt.
lO.a. Semmer. Die Priorität der EDtdeckung der Bacterien in der Hühnercholera, dem
Milzbrande und der Rinderpest. (Virchow's Archiv, Bd. 82, p. 549.
S. Jahresbericht über die Leistungen und Fortschritte in der gesammten Medizin
von Virchow und Hirsch, XV. Jahrgang.
2. Schriften über den Ursprung nnd die Lebensbedingungen
der Spaltpilze.
11. Arndt, R. Untersuchungen über die Entstehung von Kokken und Bacterien in
organischen Substanzen, (Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie etc.,
h. V. R. Virchow, Bd. 82, p. 119-146, mit 1 Taf.)
Inhaltsangabe im Jahresbericht über die Leistungen und Fortschritte in der gesammten
Medizin, herausgegeben von R. Virchow und A Hirsch., XV. Jahrg.
IIa. Francke, J. üeber das Vorkommen von Coccobacteria septica Billroth im mensch-
lichen Körper mit besonderer Berücksichtigung der Fälle, in welchen eine Präexistenz der
Keime angenommen werden muss.
S. Jahresbericht über die Leistungen und Fortschritte in der gesammten Medizin
von Virchow und Hirsch., Jahrg. XV.
12. Billings, J. S. On Bacteria and spontaneous generation. (Bull. of. the philos. soc.
of Washington, vol. II, 1875-80.)
Nicht gesehen.
13. Krasan, Fr. Bericht in Betreff neuer Untersuchungen über die Entwickelung und den
Ursprung der niedrigsten Organismen. (Verhandlungen der Zool.-Bot. Gesellschaft zu
Wien, Bd. XXX, S. 267-327, mit 1 Tafel.)
Schriften über den Ursprung und die Lebensbedingungen der Spaltpilze. 307
Verf. hat, seinen sehr ausführlichen Angaben nach, die Entstehung von Organismen
in zerdrückten Pastinaksamen, alten Haselnüssen etc. beobachtet.
14. Parker, A. T. Experiments of Spontaneoos Generation, (rroceed. of the Boston Soc.
of Nat. Hist., XX,, 96 tab. 1.)
Verf. scbliesst aus sehr sorgfältigen Culturversuchen, dass „nicht der Schatten eines
Beweises" vorhanden ist, welcher die Entstehung von Organismen in auf 1000—1450 erhitzten
Infusionen annehmbar macht. (Nach Bot. Ceiitralblatt 1880, I, S. 33.)
15. Waldstein, L. A contribution to the Biology of Bacteria. (Qaarterly Journal of
microscopical scieuce. New ser. 20, 1880, p. 190—201.)
Der Verf. hat die Versuche Dr. Bastians (On the conditions favouring fermentation
and the appearance of Bacilli, Micrococci and Torulae in previously boiled fluids. Journal
of the Linnean Society, Zoologie 1877) mit einigen Abänderungen wiederholt, ohne für die
generatio aequivoca eintreten zu wollen. Er fand, dass bei 40 -45" C. in Retorten mit
Urin, welche ein Zeitlang einer Temperatur von 100° C. ausgesetzt gewesen waren, nach
einem Monat noch keine Organismen zum Vorschein kamen, wohl aber nach 65 — 126 Tagen.
Zusatz von Kalilauge zu dem Urin beschleunigte das Eintreten von Ammoniakentwickeluug
und das Erscheinen der Bacterien. Aehnliche Resultate erhielt W. mit Mayer'scher Nähr-
lösung, in welcher das Ammoniumtartrat durch Urin ersetzt war. In einem aus stickstofffreier
Nährlösung bestehenden Hängetropfen beobachtete er beim Ueberleiten von ammoniakhaltiger
Luft das Auftreten von Stäbchen und Micrococcen, bei Absperrung derselben nur Micrococcen.
Beim Ueberleiten von Luft, welche durch Flaschen mit etwas Carbolsäure, Essigsäure, Chlor-
wasserstoffsäure oder Campher gestrichen war, wurde die Entwickelung der Bacterien verzögert.
Zusatz der genannten Körper zu Lösungen, welche zahlreiche schwärmende Bacterien
enthielten, bewirkten weder eine merkliche Abnahme der Menge der letzteren, noch ein
Aufhören der Bewegung.
16. V. Boehlendorff, H. Ein Beitrag zur Biologie einiger ScMzomyceten. Inaugural-
dissertation. Dorpat 1880.
Verf. setzte hart gekochtes Eiweiss in einem Glase der Luft aus und Hess sich
Bacterien darin entwickeln, welche er dann zu anderen Versuchen benutzte. Er gelangte
zu der Ueberzengung, dass in einer und derselben Nährsubstauz erzogene Schizomyceten,
wenn man sie später in verschiedene Nährlösungen bringt, sich nach der Natur dieser Lösungen
verschieden entwickeln, und dass diese Verschiedenheit zusammenfällt mit den Verschiedenheiten
in der Zersetzung der secundären Nährlösungen. (Nach Bulletin de la soc. bot. de France
1881, Rev. bibl., p. 11).
17. N. Schwartz. Einwirkung verschiedener Antiseptica und solcher Arzneimittel, welche
bei Infectionskrankheiten angewendet werden, auf Bacterien. — Sitzungsberichte der
Naturf.-Gesellsch. b. d. Univers. Dorpat, Band V, Heft 2, 1879. Dorpat 1880. S. 204-213.
Es wurde die Wirkung verschiedener Stoffe auf die Entwickelung, resp. Tödtung,
der Tabaksinfusiousbacterien beobachtet. Die Versuche wurden genau nach der Methode
von Buchholtz ausgeführt. Diese Methode ist ausführlich in Archiv f. experim. Pathol.
und Pharmacol., Bd. 4, S. 1 beschrieben. Von der grossen Zahl der untersuchten Stoffe
erwähnen wir folgende. Perubalsam (in lOprocentiger Alkohollösung) und Styracin hinderten
die Bacterienentwickelung beim Zusatz zur Nährlösung in dem Verhältniss 1 : 500. — Zimmtöl,
Cassienöl, Nelkenöl, Zimmtsäure und Vanillin (alle in Form der lOprocentigen Alkohollösung)
tödten die Bacterien beim Zusatz 1 : 2000. — Pikrinsäure , welche neuerdings in Form von
Pikrinwatte zum Verbinden von Wunden empfohlen worden ist, erwies sich überaus kräftig
wirkend: selbst bei Verdünnung 1: 15.000 tödtete sie die Bacterien und erst bei 1:20.000
wurde die Fortentwickelung der Bacterien coustatirt. Borsalicylsaures Natron erwies sich
energischer wirkend, als seine Bestandtheile Borsäure und Salicylsäure: es tödte sogar bei
1 : 5000 und selbst bei 1 : 10.000 scheint es noch starken Einfluss auszuüben (nach Buchholtz
tödtet die Salicylsäure bei 1 : 312 und hindert die Entwickelung bei 1 : 666). Gallussäure
wirkte bis zur Verdünnung 1 :500; Tannin erwies sich wirksamer, namentlich noch bei der
Verdünnung 1 : 1000 wurde die Fortpflanzungsfähigkeit der Bacterien beeiuflusst. Chrysophan-
säure ist auch ein kräftiges Gift für Bacterien, welche sie bei 1:1000 tödtet, bei 1:1500
20*
308 Kryptogamen, — Pilze. Schizomyceten (1880).
nicht mehr, Chloralhydrat wirkt auch sehr stark ; selbst hei 1 : 2000 verhindert es vollständig
die Eiitwickelung. Salicin und Chloroform erwiesen sich wirkungslos auf die Baoterien der
Tabaksinfusion: sie vermehrten sich in den Nährflüssigkeiten sogar bei starken Zusätzen
der genannten Stoffe. Aluminiumacetat wirkt recht stark ein ; die Grenze der Wirksamkeit
ist bei 1 : 5000 zu suchen. Bei der Borsäure lag die äusserste Grenze der Wirksamkeit bei
1 : 250, beim Borax 1 : 150. Arsensäure tödtet die Bacterien noch bei der Verdünnung 1 : 2000.
Kaliunichlorat tödtet sie erst bei einer Coucentration 1 : 50. Kaliumnitrat aber tödtet diese
Bacterien selbst bei derselben Verdünnung 1 : 50 noch nicht. Jod ist sehr wirkend, sogar
bei 1 : 5000 tödtet es die Bacterien. Batalin.
18. Croix, N. J. de la. Das Verhalten der Bacterien des Fleischwassers gegen einige
Antiseptica. (Inaug.-Diss., Dorpat 1880, 109 S.)
Die Arbeit des Verf.s schliesst sich den von Buchholtz, Haberkorn, Kühn u. a.
in Dorpat ausgeführten Untersuchungen an. Dieselben machen auf die Unterschiede auf-
merksam, welche die Bacterien in ihrem Verhalten gegen Antiseptica zeigen 1) je nach der
Natur der Infusion, in welcher sie sich entwickelt haben, 2) je nach der Natur der Nähr-
lösung, in welcher sie weiter gezüchtet wurden. C. beantwortet die Fragen nach der kleinsten
Menge verschiedener Antiseptica, welche die Eutwickelung von in Fleischwasser gezüchteten
Bacterien in neuem Fleischwasser zu verhindern vermag; nach der Dosis des Giftes, welche
in üppiger Eutwickelung bej>riffene Bacterien tödtet, resp. in Ruhezustand versetzt; nach der
Coucentration des Antisepticums, bei welcher die in gekochtes oder ungekochtes Fleischwasser
aus der Luft hineinfallenden Bacterienkeime sich nicht mehr entwickeln konnten. Die
Wirkungen eines und desselben Antisepticums waren je nach der Versuchsform sehr ver-
schieden. Der stärksten Concentrationen bedurfte es, um das Fortpflanzungsvermögen schon
entwickelter Bacterien aufzuheben ; etwas schwächerer, um die Eutwickelung der in ungekochtes
Fleisch wasser hineinfallenden Keime zu verhindern; noch schwächere Conceutrationen genügten
meist, um in gekochtes Fleischwasscr fallende oder aus Fleischwasser in Fleischwasser über-
tragene Bacterien fortpflanzungsunfähig zu machen. Die für die Tödtung resp. Ueberführung
in den Ruhezustand gewonnenen Concentrationszahlen waren sehr schwankend.
19. Meyer, H. lieber das Milchsäureferment and sein Verhalten gegen Antiseptica.
Inaug.-Diss. Dorpat 1880, 66 S.
Nach einer Litteraturübersicht theilt Verf. seine Versuche mit, welche zu folgenden
Resultaten führten. Das Milchsäureferment ist im Allgemeinen weniger widerstandsfähig
gegen die Antiseptica als die Fleischwasser- und andere Bacterien, differirt aber in seinem
Verhalten bedeutend von den ungeformten Fermenten. Das Ferment der spontanen Milch-
säuregährung erscheint in Form von Doppelsphäroiden, 0.003— 0.004 mm grossen, in der
Mitte eingeschnürten, um die Einschnüruugsstelle rotirenden Spaltpilzzellen, welche Kohlen-
säure produciren, Sauerstoff verbrauchen und bei 30-35°C. sich am besten entwickeln.
Dieselben gehen durch Pei'gamentpapier bei der Dialyse, ebenso durch Filtrirpapier. Durch
Antiseptica, Siedhitze, den elektrischen Strom und Luftdruck (nach P. Bert, Naegeli, Voigt
und Schulze) werden sie getödtet.
20. Eosegarten. Einfloss des Kali chloricum und des Borax auf niedere pflanzliche
Organismen, untersucht rücksichtlich ihrer Anwendung beim Soor. (Schriften der
Universität Kiel, Bd. XXV.)
21. Gunning, J. W. Die Lebensfähigkeit der Spaltpilze bei fehlendem SauerstolGT. (Journal
für prakt. Chemie, neue Folge, Bd. 20, 1879, No. 20, S. 434-443.)
In einer früheren Mittheilung hat G. Versuche veröffentlicht, nach welchen fäulniss-
fähige Substanzen ohne Sauerstoffzutritt frisch bleiben, da der fäulnisserregende Organismus
durch Sauerstoffmangel getödtet werde. Dem gegenüber hatte Nencki (ib. Bd. 19, 1879,
S. 337) unter anderem geltend gemacht, dass die Anhäufung der Fäuluissgase — nicht der
Sauerstoffmangel ~ den Fortschritt der Fäulniss in den von G. benutzten Gefässen ver-
hindert habe. In der vorliegenden Arbeit berichtet G. über Versuche, welche diesen Ein-
wurf widerlegen. Er schloss faulende Materien in Röhren mit Sauerstoff, Luft und Wasser-
stoff ein und fand, dass in der Röhre mit reinem Sauerstoff die Fäulniss am schnellsten
vor sich ging, in der mit Luft etwas und in der mit Wasserstoff sehr viel langsamer. Der
Schriften über den Ursprung und die Lebensbedingungen der Spaltpilze. 309
Grad der Zersetzung wurde durch Schätzung des entwickelten Kohlendioxyds, Ammoniaks
und der flüchtigen Säuren bestimmt. (Nach Journal of the Royal Microsc. Soc. III, 1880,
p. 489-491.)
22. Nencki, M. Zur Biologie der Spaltpilze. 8^ mit 2 Tafl. u. versch. Holzschn. Leipzig,
Barth 1880.
Eine Zusammenstellung von 4 Abhandlungen, welche bereits im 19. und 20. Bande
des Journals für praktische Chemie erschienen sind. Die erste derselben „Ueber die
Lebensfähigkeit der Spaltpilze bei fehlendem Sauerstoff" enthält Nencki's Ein-
würfe gegen Gunning (s. Ref. No. 21) und eine Darlegung seiner eigenen Ansichten über
die Fäulniss. N. sieht in der Fäulniss der Proteinsubstanzen einen der Alkoholgähruug
analogen Process, für welchen der Zutritt oder Ausschluss des Sauerstoffs gleichgiltig sei.
So wie hier weiterhin der aus Zucker entstandene Alkohol durch die nur an der Luft vege-
tirendeu Pilzformeu zu Essigsäure und Kohlensäure und Wasser oxydirt werde, ebenso
würden bei Luftzutritt die durch die Fäulniss gebildeten Fettsäuren, sowie gewisse Amido-
säuren durch bestimmte Formen der Spaltpilze zu Kohlensäure, Wasser und Ammoniak
verbrannt. Das Auftreten von Kohlensäure und Wasser schon in den ersten Stunden der
Fäulniss von Proteinsubstauzen an der Luft erklärt N. aus der gleichzeitigen Einwirkung
der anaerobien Formen in der Tiefe der Flüssigkeiten und der Luftspaltpilze an der Ober-
fläche. Den Fäulnissvorgang im Dickdarm der Menschen und Thiere hält N. für den ein-
fachsten Beweis der Auaerobiose der Fäulnissbacterien. Die Hemmung der Fäulniss durch
die sich anhäufenden I'äuluissproducte illustrirt ihm das Verhalten der Eiteransammluugen
im Organismus, welche durch fibröse Ablagerungen in undurchlässige Säcke eingeschlossen sind.
Schliesslich betont der Verf. ausdrücklich, dass die die Fäulniss bewirkenden Micro-
organismen nicht allein im Darmrohr existiren, sondern auch in den lebendigen gesunden
Geweben des Thierkörpers enthalten seien, dass aber die Lebensprocesse der Zellen ihre
Weiterentwickelung und damit zugleich die Fäulniss verhinderten.
In der zweiten Abhandlung wird von N. gemeinschaftlich mit P. Giacosa die Frage
erörtert: „Giebt es Bacterien oder deren Keime in den Organen gesunder
lebender Thiere?" Nach Beibringung des Geschichtlichen zu dieser Frage beschreiben
die Verff. die zur Lösung derselben ausgeführten Experimente. Innere Organe, wie Leber,
Herz, Milz, Nieren, welche Thieren unter Phenolzerstäubung entnommen und luftdicht ein-
geschlossen worden waren, geriethen bei 40" C. nach einem bis mehreren Tagen in Fäulniss
und enthielten dann unzählige Spaltpilze. Bei Pancreas und Leber stellte sich die Fäulniss
mit gleicher Präcision ein, wie an der Luft in offenen Gefässen.
Die dritte Arbeit ist die von Nencki und SchajQfer „Ueber die chemische Zu-
sammensetzung der Fäulnissbacterien" s. u. No. 43; in der vierten, von N. allein,
wird „Die empirische Formel des Skatols" aufgestellt. Das Scatol wurde aus einem
5 Monate lang in einem lose zugedeckten Topfe bei Zimmertemperatur der Fäulniss über-
lassenen Aufguss von 8 Liter Brunnenwasser auf 2330 Gramm frisches Pancreas und 500
Gramm entfetteten Muskelfleischs gewonnen. (Nach Bot. Centralbl. 1880, I, S. 259—261.)
23. Szpilmann. Ueber das Verhalten der Milzbrandbacillen in Gasen. (Zeischr. f. phys.
Chemie 4, 350.)
Gegen ozonisirten Sauerstoff verhalten sich die Milzbrandbacillen ganz anders als
die Fäulnissbacterien ; während letztere in ganz kurzer Zeit durch das Ozon zerstört werden
(Grossmann und Mayerhausen), bleiben die Milzbrandbacillen nach mehrstündiger Behand-
lung mit ozonisirtem Sauerstoff vollkommen lebensfähig. Auch durch 5— 8stündiges Durch-
leiten von Kohlensäure durch Milzbrandbacillen haltende Flüssigkeiten werden die Organismen
nicht zerstört; dieselben gehen erst nach 24stündigem Verweilen in reiner Kohlensäure-
atmosphäre zu Grunde. (Nach Referat von Baumann. Ber. d. Deutschen Chem. Gesellsch.
1880, 2002.)
24. Frisch, A. Ueber den Einflnss niederer Temperataren auf die Lebensfähigkeit der
Bacterien. (Centralbl. f. d. med. Wiss. 1880, S. 473.)
Die in verschiedenen Fäulnissflüssigkeiten enthaltenen Microorganismen ertrugen
eine Temperatur von — 100° C. Milzbrandbacillen blieben auch entwickelungsfähig, schienen
310 Kryptogamen, — Pilze. Schizomyceten (1880).
aber etwas von ihrer hohen Lebensenergie eingebüsst zu haben. (Nach Biedermaun's
Centralbl. f. Agriculturchemie 1880, S. 776.)
25. Reinke, J. Deber den Einfluss mechanischer Erschütterung auf die Entwickelong der
Spaltpilze. (.Pflüger's Archiv f. d. ges. Physiologie, Bd. XXIII, 1880, S. 434—446.) •
Verf. beleuchtet die Controverse zwischen Horvath und Naegeli über obigen Gegen-
stand und schildert dann eigene Versuche. Mittelst eines von ihm construirteu Apparates
liess er longitudinale Schallschwingungen auf Bacterien in Horvath's Nährlösung oder in
einer verdünnten Lösung von Liebig'schem Fleischextract mit etwas Zuckersyrup einwirken.
Er fand dabei, dass in der erschütterten Nährlösung sich die Spaltpilze weit langsamer ent-
wickeln als in einer in Ruhe befindlichen Flüssigkeit. Völlig sistirt wurde ihre Vermehrung
nicht. Die Temperatur in dem Schüttelgefässe erfuhr keine merkbare Steigerung, Den
Schluss der Arbeit bilden theoretische Betrachtungen zur Analogie der Schall- und Licht-
wirkungen etc.
26. M. Lapczinsky. Fundorte von Spirochaete piicatilis. (Der Arzt 1880, No. 22, S. 362,
St. Peterburg [Russisch].)
Diese Bacterie wurde massenhaft in St. Petersburg im Schleime gefunden, welcher
sich an den Wänden der Gefässe mit Wasser aus der Newawasserleitung bildet, wenn sie
lange nicht gereinigt wurden. Diese Spirochaete wurde auch im Niederschlage in Karaffen
mit Newawasser gefunden. Batalin.
27. van Tiegbem. Anatomie de la Moscbatelline (Adoxa moschatellina). (Bulletin de la
societe botanique de France 1880, p. 282-285.)
Bei der Maceration des Rhizoms der Adoxa in Wasser hatte der Verf. Gelegenheit,
ein eigenthümliches Verhalten des Bacillus Amylohacter zu beobachten. Während dieser
Organismus in stärkereichen Geweben sonst nach Auflösung der Mittellamellen die Cellulose
zerstört, ohne die Stärkeköruer anzugreifen, löste er im Ädoxa-^\\\zom nur die Mittel-
lamellen und durch die Tüpfel in die Zellen eingedrungen, die Stärke, um dann Sporen
zu bilden.
3. Systematik und Entwickelungsgeschichte.
28. C. Bergonzini. Sopra un nuovo Bacterio colorato. (Ann. della Soc. dei Naturalisti
in Modena XIV, p. 149. Modena 1880.)
Dem Ref. nicht zugänglich. 0. Penzig.
29. Eidam, E. lieber die Entwickelung des Sphaerotilus natans Etz. sowie über dessen
Verhältniss zu Crenothrix und zu den Bacterien. (Verhandl. d. Bot. Ver. der Prov.
Brandenburg. XXI. Jahrg. 1879. Erschienen 1880. Sitzungsber. S. 58.)
Im vegetativen Zustande stellt Sphaerotilus natans lauge, farblose, in eine grosse
Anzahl gleichdicker, mit gleichmässigem Plasmainhalt erfüllter Glieder getheilte Fäden dar.
Jeder derselben steckt in einer farblosen Scheide, aus welcher seine einzelnen Zellen, deren
Membranen starke Neigung zum Aufquellen und Verschleimen besitzen , oft streckenweise
herausgeschoben werden. Die stets bewegungslosen Fäden vermehren sich gewöhnlich durch
Zerfallen in zu neuen Fäden auswachsende Bruchstücke. Verf. beobachtete im Spätherbst
eine andere Fortpflanzungsweise der Pflanze, welche darin besteht, dass die Zellen zahl-
reicher Fäden sich in Sporangien verwandeln. Die kleineu sphärischen Sporen können im
Innern ihrer Mutterzelleu Keimschläuche treiben, welche die Gallerthülle der verschleimenden
Fäden durchbrechen. In anderen Fällen unterbleibt die Keimung der Sporen in den Fäden ;
„man findet sie dann nach erfolgter Auflösung der Sporangien massenhaft in Schleim ein-
gebettet zusammengehäuft, ein Verhalten, in welchem sie von gewisser BsLCterieU'Zoogloea,
von Micrococcus oder ^scococcws-Anhäufung, durchaus nicht unterschieden werden können".
Es ist damit für Sphaerotilus der von Cohn und Zopf bei Crenothrix beschriebene Palmella-
artige Zustand eingetreten. Diese Beobachtungen und die Thatsache, dass mehrere Bacterien-
species nach Art von Leptothrix-Fädea auswachsen können, zeigen, nach Eidam, die nahen
Beziehungen, in welchen diese Pflanzen zu den eigentlichen Bacterien stehen; sie dürfen
aber nicht voreilig verallgemeinert werden. Wenn Cienkowski behauptet, dass sämmtliche
Bacterien von farblosen Fadenalgen, seineu „Bacterieubildnern" (Cladothrix, Crenothrix^
Systematik und Entwickelungsgeschichte, 31-j
Leptothrix, Beggiatoa) abstammen, so hat er wahrscheinlich SpJiaerotihis selbst oder eine
diesem verwandte Alge mit ihrem Palmellenzustand beobachtet.
30. Eyferth, B. Zur Morphologie der niederen Pilze. (Bot. Ztg. 1880, No. 40.)
Dem Verf. ist es nach seinen Beobachtungen zweifelhaft, ob zwischen als Cladothrix
dichotoma Cohn bestimmten Fäden und Sphaerotilus natans Ktzg., wie ihn Eidam beschrieben
hat (Sitzungsber. d. Bot. Ver. d. Prov. Brandenburg vom 25. April 1879). wirklich generische
Verschiedenheit besteht. In solchen Flüssigkeiten, welche ein Ueberraass von organischer
Substanz enthalten, soll das von Cienkowski (zur Morphologie der Bacterieu 1877) geschilderte
Zerfallen der Fäden in Bacterien- und il/icrococc»s-aitigen Zellen eintreten; in weniger über-
füllten die Bildung und das seitliche Auswachsen von Sporen, welches ebenfalls Cienkowski
und ausführlicher Eidam (1. c.) beschreibt. In noch reinerem Wasser endlich findet die
Bildung der für Sphaerotilus beschriebenen stärkeren Scheiden statt, und zwar sowohl der
von Eidam allein erwähnten hyalinen als auch der von Cienkowski als „Wände" bezeichneten
gefärbten. Die Entstehung der letzteren wird eingehender beschrieben.
Der typische SpliaerotUus natans soll den Reinigungsprocess des Wassers sehr
energisch vollziehen und übelriechendes sehr bald geruchlos machen. Ganz zerfallene Fäden
schienen pathologische Zustände bei Infusorien zu bewirken.
31. Neelsen, F. Studien über die blaue Milch. Habil. Schrift. 8". 86 S., 1 Tfl. Breslau
1880, (Auch in Cohns Beitr. zur Biologie der Pflanzen. 1880. III, 2, p. 187 ff.)
Siehe Bot. Centralbl. 1880, 2, S. 1649-1655.
32. Om nogle mikroskopiske Planteorganismer. Et morfologisk og kritisk Studie, Af
V. A. Poulsen, (VidenskabeligeMeddelelserfraNaturh. ForeningiKjöbenhavn 1879-80.
p. 231-54)
I. Sarcinoglobidus punctum V. A. P. Mit diesem Namen hat Verf. einen kleinen
Organismus benannt, den er in verfaultem Tangschlamme, im Strande bei Kopenhagen
Januar 1878 gesammelt, entdeckt hat. Die Pflanze kommt in sehr kleineu scharf contourirten,
eigenthümlich geformten Klumpen vor, die sich bei starker Vergrösseruug als aus zahlreichen
überaus kleinen Zellen zusammengesetzt erwiesen haben. An kleineren Exemplaren sieht
man, dass diese Zellen durch fortgesetzte Theilungen entstanden sind. Chlorophyll fehlt.
Wässrige, sehr verdünnte Eosinlösuug wird von den Zellen sehr begierig aufgenommen und
diese dadurch dunkelroth gefärbt. Verf. meint, die Pflanze gehöre den bacterienartigen
Wiesen und sei am nächsten mit dem Genus Sarcina verwandt. Schliesslich eine lateinische
Diagnose und Abbildungen der Pflanze.
II. Clamydomonas uva (0. F. Müll.) Cohn. Im Hinterende der Zelle findet sich eine
grosse Sammlung etwas unregelmässiger, langartiger, annäherungsweise in Längsreihen
geordneter Körner; dieselben zeigen Amylumreaction und werden als Stärkekörner auf-
zufassen sein, trotzdem dass die Pflanze chlorophyllfrei ist. Im klaren körnchenfreien Vorder-
eude der Zelle hat Verf. zwei schwach rosenrothe, pulsireude Vacuolen gefunden und ungefähr
in der Mitte einen Zellkern. Die Zellen hat P. immer eiförmig gemnden. Gewisse in den
Culturen vorkommende, kugelige, chlorophyllfreie Zellen mit deutlich doppelt contourirter
Membran und ohne Stärkeinhalt, von Cohn als „protococcusartige" Ruhestadien der
besprochenen Pflanze angenommen, werden vom Verf. als ein Cystenzustand von Amoeben
angesehen. Wenn die Zellen durch sehr verdünntes Cyankaliuni langsam getödtet werden,
beobachtet man unter anderen Symptomen, dass sich die Cilien allmählich in zwei dem
Vorderende der Zellen angeheftete Protoplasmakugeln umwandeln. Folgt dann eine aus-
führliche historische Auseinandersetzung, die mit einigen kritischen Bemerkungen über die
von Dallinger und Drysdal gewonnenen Resultate abschliesst.
III. Sarcina litoralis sp. nov., in demselben Tangschlamme wie Sarcinoglobulus
gefunden, wird lateinisch diagnosticirt und von Abbildungen erläutert. 0. G, Petersen.
33. Prazmowski, A. Untersuchungen über die Entwickelungsgeschichte und Ferment-
wirkung einiger Bakterienarten. Leipzig, gr. 8". 55 S. 2 Tafeln.
Die Arbeit beginnt mit einem kurzen historischen Ueberblick und einer Darstellung
der von P. angewandten Methoden. P. benutzte zu seinen Bacterienculturen als Substrat
Stärke, gekochte Kartoffelstücke, gekochtes Hühnereiweiss, Lupinensamen etc., sowie Nähr-
312 Kryptogamen. — Pilze. Schizomyceten (1880).
lösungen folgonder Zusammensetzung: Auf 100 Th. aq. dest. 0.5 saures phosphorsaures
Kali, 0.5 schwefelsaure Magnesia, 0.5 kohlensaures Ammoniak, 0.05 Chlorcalcium und
1 chemisch reines Dextrin oder Rohrzucker. Entsprechend zusammengesetzte Inuliulösung und
die normale Bacteripnnährünssigkeit von Cohn waren dem Gedeihen der untersuchten Arten
nicht günstig. Ein Theil der Resultate der Arheit ist hereits früher (Bot. Ztg. 1879, S. 409—424)
mitgetheilt werden. Vgl. Bot. Jahresher. 1879, S. 591, No. 17. Das Folgende enthält das
neu Hinzugekommene.
1. Bacillus siibtiUs Cohn. Unter dem Namen versteht P, nicht ausser Bacillus
anthracis alle Formen, welche in lange, dünne Fäden auswachsen können, sondern nur die
von Cohn in gekochten Heuaufgüssen cultivirte und eingehend studirte Art. Er beobachtete
in einer von ihm selbst construirten feuchten Kammer die Entwickelung des Organismus und
giebt die erste ausführliche Darstellung seiner Keimung. Die Sporen fangen 1— IV2 Stunden
nach der Aussaat an, ihren Lichtglanz zu verlieren und anzuschwellen. Nach einer weiteren
1/2— 1 Stunde sind alle blass und haben das Doppelte ihres Anfangsvolums erreicht. Ihr
heller Hof und ihre dunklen Contouren sind verschwunden; dafür tritt an ihren beiden
Polen ein halbmondförmiger Schatten auf. Dieses Aussehen behalten die Sporen bis zu der
1—2 Stunden später erfolgenden Auskeimung. Beim Herannahen derselben gerathen sie in
eine zitternde Bewegung, während welcher sieh seitlich, senkrecht zur Längsaxe der Spore,
der Keimschlauch vorwölbt. Die entgegengesetzte Seite wird dabei nach innen eingebogen.
Nach 10—15 Minuten ist das Stäbchen ausgeschlüpft und bleibt vorläufig ruhig neben der
entleerten Membran liegen. Häufiger wird es noch vor Abstreifen der Sporenhaut zu einem
gegliederten Faden. Die Stäbchen erlangen bei 35" C. in 20 Minuten doppelte Länge und
spalten sich dann; bei 40'' gingen sie in lebhafte Bewegung über. Bei Abschluss des Sauer-
stoffs starben die Stäbchen ab. Bei Eintritt der Sporenbildung haben sie ihre Beweglichkeit
verloren; wie, nach F., alle aerobien Bacterien im Gegensatz zu den anaerobien im Zustande
der Fructification unbeweglich sind. Die Sporen sind kleiner, als Cohn angiebt, welcher
wahrscheinlich den dieselben umgebenden hellen Lichthof mit in Rechnung zog. Die mit
Hilfe der feuchten Kammer studirte Entwickelungsgeschichte wurde durch Culturen im
Grossen geprüft. Weder bei Luftzutritt noch bei Luftabschluss erwies sich B. subtilis als
Gährungserreger. Die von Fitz (Berichte der Deutsch. Chera. Gesellschaft Bd. XI, S. 47ff.
und 1892 ff.) beobachtete anaerobie, dem B. stibtilis isomorphe Form, welche Gährung ver-
anlassen soll, ist P. nicht begegnet.
2. Bacillus ulna. Die Sporen wurden von P. unter der Schale eines Hühnereies
gefunden.
3. Clostridium hutyricuni n. sp. ist das Ferment der Buttersäuregährung und zeichnet
sich durch sein Verhalten zum Sauerstoff aus. Der letztere unterdrückt nach P. schon in
minimalen Mengen die Keimung dieser Bacterie. Auch ihre Sporenbildung vollzieht sich
„höchst wahrscheinlich" ohne Zuthun des Sauerstoffs.
4. Clostridium polymyxa n. sp. stimmt morphologisch und entwickelungsgeschichtlich
mit Cl. hutyricum überein, braucht aber zu seiner vollständigen Entwickelung, namentlich
zur Sporenbildung und Sporenkeimung, freien Sauerstoff. Wenn nach erfolgter Keimung
der Luftzutritt abgeschlossen wird, tritt Gährung ein, welche in Dextrinlösungen ziemlich
schwach, in Aufgüssen von gekochten Kartoffelstücken oder Lupinensamen viel lebhafter
verläuft. Höherer Gasdruck sistirt dieselbe, während Cl. butyriciwi einen solchen überraschend
gut verträgt. Stärkeaufspeicherung in dieser Bacterie ist von der Anwesenheit von Stärke
im Substrat abhängig. Weitere bei ihrer Cultur beobachtete Eigenthümlichkeiten sind ein
häufiges Auftreten ungegliederter Fäden, welche jedoch normale Sporen bilden, und die
Umbildung der Stäbchen und Stäbcheureihen in längere oder kürzere Ketten ovaler bis
kugeliger Zellen, deren Glieder grossen Micrococcen ähneln. P. glaubt indess nicht an eine
wirkliche Metamorphose des Clostridium in Micrococcus, sondern sieht in den Torulaketten
eine eigenthümliche Zersetzungsform.
5. Vibrio rugula Müller. Ist wahrscheinlich anaerobie und zersetzt energisch Cellulose.
Der allgemeine Theil der Arbeit enthält zuerst Bemerkungen über die Zoogloeenbildung,
welche nach dem Verf. durch fortgesetzte Zweitheilung eines einzelnen Stäbchens geschieht, dessen
"■ Systematik und Entwickelungsgeschichte. 313
äussere Membranschichten zu einer Gallert aufgequollen sind. Die Bildung der Gallert
scheint durch hinreichende Sauerstoffzufuhr und eine an Kohlehydraten reiche Nahrung
begünstigt zu werden. Bei Bacillus wird die Entstehung der Zoogloca complicirt durch
das Auswachsen der Stähchengenerationen zu Scheinfäden, welche wieder zu Stäbchen
zerfallen, die abermals zu Scheinfäden auswachseu Der zweite Abschnitt des allgemeinen
Theils behandelt die Anatomie der Sporen. Sie verdanken ihren Glanz nicht einem besonderen
Fettgehalt, sondern einer Verdichtung des Protoplasmas. Der Lichthof der Sporen ist
eine auch anderwärts zu beobachtende optische Erscheinung, welche mit ihrer starken
Lichtbrechung, z. B. vor der Keimung, schwindet.
Die „Schlussbetrachtungen nebst systematischen Bemerkungen" discutiren die Frage,
ob und wieweit die Unterscheidungsmerkmale der Bacterien generischen oder specifischen
Werth haben, und betonen nochmals, dass durch die vorliegende Arbeit dargethan sei, dass
die Bacterien sich auf Grund der Morphologie und Entwickelungsgeschichte in natürliche
Ordnungen gliedern lassen.
34. Thin, G. On Bacterium foetidum. An organism associated with profuse Sweating
from the Soles of the Feet. (Proceedings of the Royal Society of London, vol. XXX,
1880, p. 473—478, mit 1 Tafel.)
Der üble Geruch des Fusschweisses kommt, nach Th., dem Schweisse während
seiner Ausscheidung nicht zu, sondern entwickelt sich erst, wenn die ausser dem Schweisse
auch Serum enthaltende Flüssigkeit von den Strümpfen aufgesaugt wird. In solchen feuchten
Strümpfen fand Th. Micrococcen, M'clche er in humor vitreus aus Augen von Ochsen und
Schafen bei 94— 98" F. rein cultivirte. Nach der Beobachtung vieler Einzelstadien schildert
er die Entwickelung derselben. Zunächst scheinen sich die Coccen zu theilen. Dann treten
an ihre Stelle keilförmige oder kahntörmige Körper, welche eins oder mehrere, mitunter
ihre Stelle verändernde glänzende Kügelchen enthalten. Jene Körper sollen in Stäbchen
übergehen, in deren Innerem sich neben den Kügelchen trübes Protoplasma unterscheiden
lässt. In anderen, oft mehrgliedrigen Stäbchen ist der Inhalt homogen. Dieselben zerfallen
später entweder in ihre Glieder oder verlängern sich zu Fäden, um dann Sporen zu
bilden. Vor der Sporenbildung erfolgt zuweilen eine Theilung des Fadeniuhalts in mehrere
verschieden lange Stücke. Ob die Fäden mehrzellig sind, ist uugewiss.
In Rübenaufguss trat keine Sporenbildung ein. Alle Culturgläser zeigten den
charakteristischen Geruch des Fussschweisses ; doch nahm er von Generation zu Generation
an Stärke ab. Als Analogon dazu theilte Lister dem Verf. mit, dass seinen Versuchen nach
Bacterium lactls, wenn es in Urin gezüchtet wird, in den späteren Generationen seine
fermentative Eigenschaft verliert.
35. Tieghem, M. Ph. van. Sor quelques Bacteries agregees. (Bulletin de la societe botanique
de France 1880, p. 148—153.)
Verf. nennt „agregees" Bacteriencolonien , deren aus einer Anfangszelle entstandene
Glieder untereinander in so inniger Berührung stehen, dass sie wie verschmolzen oder durch
eine gelatinöse Substanz zusammengekittet erscheinen. Die Colonien sind entweder nackt
oder von einer resistenten Membran von gelatinösem Ansehen umgeben, welche nach jeder
Theilung des Inhaltes sich ebenfalls (heilt und so auch die Bekleidung der Tochtercolonien
liefert. Die Theilungen der Muttercolonie können nach einer, nach "Zwei oder nach den
drei Richtungen des Raumes erfolgen, wovon die Form abhängt, in welcher die Tochter-
colonien wenigstens noch eine zeitlang vereinigt bleiben. Trennt man die Colonien, so bilden
sich aus den zerstreuten Gliedern neue. Als Beispiele für nackte Colonien beschreibt der
Verf. eine Anzahl von Arten zweier neuer Genera: Polybacteria mit stäbchenförmigen, und
Punctula mit sphärischen Zellen. Dieselben fanden sich theils auf Pferdemistdecoct, theils
auf faulenden Samen. Zu den mit Membran versehenen Formen gehört das Cohn'sche
Genus Aseococcus, welches eine eingekapselte Punctula, und das neue Genus Ascobacteria,
welches eine ebensolche Polybacteria darstellt. Ascobacteria kommt auf Flüssigkeiten vor,
in denen Leguminosensamen faulten. Alle die genannten Bacterien sind aerobie und entwickeln
in eiweisshaltigen Flüssigkeiten meist eine grosse Menge von Ammoniak. — In einer Schluss-
betrachtung wird der Gedanke ausgeführt, dass das Verhalten der beschriebenen Formen
314 Kryptogamen. — Pilze. Schizomyceten (1880).
geeignet sei die Auffassung der Zelle als einer unreducirbaren morphologischen und physio-
logischen Einheit zu modifiniren,
36. V. Tieghem. Observalions sur des Bacteriacees vertes, sar des Phycochromacees
Manches et sar les affinites de ces deux familles. (Bulletin de la societe botanique
de France 1880, p. 174—179.)
Verf. fand in Wasser, welches sich auf einem jungen Polyponis angesammelt hatte
kleine, in der Mitte eingeschnürte Stäbchen von rein grüner Farbe. Dieselben waren in
lebhafter Theilung mit sofortiger Trennung der Theilproducte begriffen, aber völlig unbeweglich.
In reinem Wasser liess sich nach einigen Tagen im Innern einer grossen Anzahl der Stäbchen
je ein stark lichtbrechender, rundlicher Kern constatiren. Der übrige Inhalt dieser Stäbchen
war gelblich oder ganz farblos. Bei anderen war der Kern durch Resorbtion der Zellmembran
frei geworden, v. Th. hält die Kerne für Sporen und nennt den beschriebenen Organismus
Bacterium viride, Bildung und Keimung derartiger Sporen beobachtete er bei einer ähnlichen,
von ihm als Bacillus virens bezeichneten Art. Dieselbe bildet etwas gelblich grüne Fäden,
in deren Gliedern nach längerem Verweilen in der Dunkelheit unter Entfärbung die „Kerne"
erschienen. Dieselben keimten mit einem dünnen septirten Faden, der am Licht bald ergrünte.
Eine dem Bacillus virens verwandte Form ist das bereits 1852 mit seinen Sporen von Perty
abgebildete Sporonema graeile. Gestützt auf das hier Mitgetheilte und auf Beobachtungen
an einer farblosen SpiruUna verwirft Verf. die Cohn'sche Nebeneinanderstellung der Bacteriaceen
und Phycochromaceen. In beiden Gruppen kommen, meint er, chlorophyllfreie und chloro-
phyllhaltige Formen vor; bei den Phycochromaceen aber ist das Chlorophyll, wo es auftritt,
mit Pbycocyan gemischt, während es bei den Bacteriaceen rein erscheint. Ein weiterer
Unterschied liegt in der Sporenbildung, welche bei den ersteren durch üebergehen einer
vegetativen Zelle in einen Dauerzustand, bei den letzteren endogen erfolgt.
36.a. Letzerich. Untersuchangen über die morphologischen Unterschiede einiger patho-
gener Schistomyceten. (Archiv für experimentelle Pathologie, Bd. 12, p. 351.)
S. Jahresbericht über die Leistungen und Fortschritte in der gesammteu Medizin
von Virchow und Hirsch., -Tahrg. XV.
4. Spaltpilze bei Fäalniss- und Gährnngsprocessen.
37. C. Bergonzini. Sul modo di agire di alcane cause che ritardano la putrefazione :
studi sperimentali. („Lo Spallanzani", Ser. II, Anno IX, fasc. 7-8.) Modena 1880.
12 p. in 80.
Dem Ref. nicht zugänglich. 0. Penzig.
38. Ciszkiewicz, Th. v. lieber die Gährung des schleimsanren Ammoniaks. (In.-Diss.
Bern, 8'', 14 S. Riga 1879.)
Nach den Versuchen der Verfasserin wurde schleimsaures Ammoniak, an der Luft
bei 40" C. digerirt, durch Spaltpilze nach 40tägiger Gährung fast vollkommen zu kohlen-
saurem Ammoniak verbrannt, während bei 15— 20 ' C. ebenfalls unter Gegenwart von Spalt-
pilzen eine bisher unbekannte Gährung eintrat, die am ersten der schleimigen Gährung des
Zuckers zu vergleichen war. In beiden Fällen wurden als Spaltungsproducte wesentlich
nur Kohlensäure und Wasser erhalten. (Nach Bot. Centralblatt 1880, I, S. 163.)
39. Duclaux. Sur les ferments des matieres albuminoides. (Comptes rendus h. des
seances de l'Academie des sciences, t. 91, 1880, p. 731 — 734.)
Der Verf. hat die Käsebildung studirt und die Organismen, welche ihm bei dieser
Arbeit begegnet sind, nach den Pasteur'schen Culturmetheden isolirt, um besonders ihr physio-
logisches Verhalten näher kennen zu lernen. Auf ihre morphologischen oder entwickelungs-
geschichtlichen Unterschiede geht er nicht ein. Die Fermente der Eiweisssubstanzen sind,
nach seinen kurzgefassteu Mittheilungen, aerobie, anaerobie oder beides zugleich. In Milch
cultivirt, verwandeln sie das Caseüi in lösliche Substanzen ähnlicher Zusammensetzung, und
zwar üben die Aerobieu diese Thätigkeit langsam und regelmässig aus, die Anaerobien
unter Eutwickelung von Kohlensäure und Wasserstoff, wobei ein Theil des letzteren zu
Schwefelwasserstoff und Phosphorwasserstoff wird. Die letzteren müssen bei der Käse-
fabrikation ausgeschlossen werden. Ausser den genannten Producten findet man in den
Spaltpilze bei FäulBiss- und Gährungsprocessen. 315
Flüssigkeiten, in welchen jene Fermente gelebt haben, Alkohole, Oxalsäure, Ammoniaksalze
von Fettsäuren, Animoniumcarbonat, Leucin , Tyrosin und andere krystallisirbare Amide,
darunter den Harnstoff. Dieselben Substanzen und dieselben Fermente können im Magen
gefunden werden. Die Organismen nehmen hier an Zahl zu mit dem Fortschreiten des
Verdauungsprocesses, bei dessen Beurtheilung sie also ebenso wie die von ihnen ausge-
schiedenen löslichen Fermente zu berücksichtigen sind. Zu den letzteren gehören z. B.
zwei, deren eines dem Lab des Kälbermagens analog ist, während das andere eine Art von
Pepsin darstellt. Es verwandelt die abgerahmte Milch in wenigen Minuten in eine durch-
sichtige, homogene, uncoagulirbare Flüssigkeit von hellerer Farbe als die Molken.
Die Mittheilung des Verf. enthält keinerlei nähere Angaben über die von ihm an-
gestellten Versuche.
40. Fitz, A. lieber Spaltpilzgährangen. VI. Mittheilung. (Ber. der Deutschen Chem. Ges.
1880, S. 1309.)
Gährungsvcrsuche mit Propionsäure und normaler Valeriansäure aus milchsaurem Kalk.
41. Friedrich, J. J. Bacteria and Insect-Larvae. (Am. Journ. Micr., V [1880J, p. 34, from
„Medical Record". Nach Journal of the R. Microscopical Society, 1880, p. 312.)
Verf. fand, dass Flüssigkeiten, welche faulende Fleischtheile und Pflanzen enthielten,
nachdem sich Larven von Culex pipiens in ihnen entwickelt hatten, klar und geruchlos
wurden. Er sieht in den Insectenlarven ein wichtiges Hilfsmittel zur Bewältigung septischer
Processe.
42. Karsten, H. Amyloid- and Fett-Hysterophymen. (Zeitschr, des Allgem. Oesterr. Apo-
theker-Vereins 1880. Nach: Journal of the Royal Microsc. Soc. HI, 1830, p. 1020.)
K. bespricht die chemische Zusammensetzung der Torulae, Bacteria und Vibriones
und anderer Fäulniss- und Gähmngserreger. Er hält sie nicht für selbständige Organismen,
sondern für pathologische Zellformen. Ihre Bildung hängt, seiner Ansicht nach, ab von
der Gegenwart einer gewissen, in Wasser löslichen, organischen Substanz mit Phosphorsäure
und ihren Salzen und einem Mangel an Nährsalzen in der oberflächlichen Schicht des
Substrats. Die Zufügung von Zucker zu einer butterhaltigen Nährflüssigkeit soll die Ent-
Wickelung der Vibriones, Bacteria, Micro- und Di-Cocci in Tori<Za-Zellen verursachen.
43. Nencki and Schaffer. Ueber die chemische Zusammensetzung der Fänlnissbacterien.
(Journ. f. prakt. Chem. Neue Folge, Bd. 20, 1879, S. 443-466.)
Die Bacterien wurden „durch Pancreassaft" theils in Gelatinelösung, theils in eine
Lösung von schleimsaurem Ammoniak mit Zusatz mineralischer Nährstoffe ausgesäet und
in grossen Mengen gezüchtet. Die Trockensubstanz der reifen Bacterien enthielt ungefähr
84^^/0 Eiweiss und 6% Fett. Die Verff. glauben, dass dieses Eiweiss („Mycoprotein") eine
eigenthümliche, durch ihre elementare Zusammensetzung von allen bisher bekannten Eiweiss-
stoffen verschiedene Substanz sei, welche nur 14.7% Stickstoff enthält. (Nach: Biedermann's
Centralblatt für Agriculturchemie etc., 9. Jahrg., 1880, S. 319.)
44. Salkowski, E. u. H. Weitere Beiträge zur Eenntniss der Fäulnissproducte des Eiweiss.
(Berichte der Deutschen Chem. Ges. 1880, S. 189.)
45. Dieselben. Ueber die scatolbildende Substanz. (Ib. p. 2002.)
Die beiden Artikel sind nur chemischen Inhalts.
46. Greg. Tarasewitz. Wirkung des Ghloralhydrates auf den Fäulnissprocess.
Diese Angaben entnehmen wir aus der Dissertation „Zur Frage über die Heilung
der Septicaemie mit Chloralhydrat (1880, St. Petersburg, 8", 128 S.; russisch)", in welcher der
Verf. experimentell nachweist, dass diese Verbindung bei der künstlich hervorgerufenen
Septicaemie einen unzweifelhaften Einfluss ausübt: in einigen Fällen, bei starker Entwickelung
des septischen Processes, schwächte es nur die Wirkung des septischen Giftes ab ; in anderen
leichteren Fällen beförderte es, die Entwickelung und die Höhe der Fieberparoxysmen ver-
zögernd, dadurch das vollständige Heilen. Neben diesen und einigen anderen rein medi-
zinischen Versuchen hat der Verf. einige Beobachtungen über die Wirkung des Ghloralhydrates
auf die Bacterien des Fäulnissprocesses gemacht. Für diese Versuche wurde die Pasteur'sche
Flüssigkeit genommen, sorgfältig in Röhrchen gekocht und zu ihr 3 Tropfen des faulen
Fleischaufgusses hinzugegossen, zu welchem aber 5—10—15 und 30 Minuten vor dem
316 Kryptogamen. — Pilze. Schizomyceten (1880).
Beginne des Versuches 1 ^^/o des Chloralhydrates beigemengt wurde; in andere gleiche
Röhrchen mit derselben Flüssigkeit wurden auch 3 Tropfen des faulen Aufgusses, aber
ohne Chloralhydrat, gegossen. An dem folgenden Tage erwies es sich schon, dass in den
letzten Controlröhrchen die Entwickelung der Bacterien sehr rasch vor sich ging; in den
anderen (mit Chloralhydrat) waren sie alle todt; dasselbe wurde auch nach Verlauf von
3 Tagen beobachtet. — Ebenfalls wurde die antiseptische Wirkung des Chloralhydrates auf
den Gang der Fäulniss des Blutes und des Fleisches nachgewiesen. Beim Zusätze von 1/2 g
des Chloralhydrates zu 500 g des defibrinirten Blutes wurde die Fäulniss wenigstens eine
Woche lang aufgehalten, — und erst nach Verlauf dieser Zeit trat die Fäulniss ein;
beim Zusätze von 1 g Chloralhydrat zu 100 g von undefibrinirtem Blute (eigentlich 90 g Blut
und 10 g Wasser) wurde die Fäulniss vollständig aufgehoben und im Laufe zweier Monate
(Dauer des Versuches) vertrocknete die Flüssigkeit, keine Spur von Fäulniss zeigend,
Batalin.
47. Wernich. Wirkung der FäuJnissproducte auf Spaltpilze. (Aus „Virchow's Archiv für
patholog. Anatomie" 78. Bd., S. 51; cit. in Biedermann's Centralbl. für Agr.-Chemie
1880, S. 224.)
Wichtig auch für die Phytopathologie kann die Ansicht des Verf., der nur die
Krankheiten des menschlichen Körpers im Auge hat, werden, falls sich bestätigen sollte,
dass die Fäulniss-Bacterien aus ihrem Eiweisssubstrat durch ihre eigene Tbätigkeit ein Gift
entwickeln, das ihre Weiterentwickelung beschränkt oder verhindert. Dadurch lässt sich die
Thatsache erklären, dass nach einer gewissen Zeit in allen von Bacterien bewohnten Flüssig-
keiten ein Aufhören des Bacterienlebens stattfindet, so dass dieselben die Fähigkeit verlieren,
in frischen empfänglichen Nährflüssigkeiten neues Bacterienleben hervorzurufen. Baumann
und Nencki haben auch gefunden , dass das bei der Fäulniss entstehende Phenol der Ent-
wickelung der Bacterien schädlich sei. Verf. kam nun zu demselben Resultate mit folgenden
Prodncten der Eiweissfäulniss: Pheuylpropionsäure, Phenylessigsäure , Indol, Scatol, Krosol
und Phenol.
Verf. spricht nun vermuthungsweise aus, dass gerade so wie die Bacterien durch
ihren Stoffwechsel ihren eigenen Untergang einleiten, auch bei höher organisirteu Pilzen
dies der P'all sein könne, und dass mau durch kleine Mengen dieser Gifte der Uebertragung
gleichartiger Bacterien und Pilze vorbeugen könne. P. Sorauer.
5. Spaltpilze in Beziehung zu Krankheiten.
48. Rosenthal, N. Darstellung und Kritik der verschiedenen Theorien über die Bedeutung
gewisser niedrigster, pflanzlicher Organismen als Krankheitserreger. Inaug.-Dissert.
Berlin 1880.
49. Zur Aetiologie der Infectionskrankheiten mit besonderer Berücksichtigung der Pilz-
theorie. (Vorträge gehalten in den Sitzungen des Aerztlichen Vereins zu München im
Jahre 1880, München 1881, gr. 8", 432 S. mit Abb. u. Curventafeln.)
Die Vorträge erheben, laut der Einleitung, nicht den Anspruch, die einschlägigen
Fragen erschöpfend zu besprechen, „dieselben beabsichtigen nur in referirender und kritischer
Form den gegenwärtigen Standpunkt der Forschung zu fixiren und dadurch weitere Kreise
anzuregen und zu belehren". Da neue Beobachtungen bezüglich der botanischen Seite des
Gegenstandes kaum mitgetheilt werden, genügt es, die Titel der Vorträge anzuführen:
I. R. Hartig. lieber die durch Pilze bedingten Pflanzenkrankheiten. II. 0. Bollinger.
Ueber die Pilzkrankheiten niederer und höherer Thiere. III. H. Buch n er. Ueber die
Wirkungen der Spaltpilze im lebenden Körper. IV. F. Bezold. Ueber Otomykosis.
V. Port. Zur Aetiologie des Abdominaltyphus. VI. J. Soyka. Ueber die Natur und
Verbreitungsweise der Infectionserreger. VII. A. Weil. Die Pilze der Zahnkrankheiten.
VIII. Oertel. Ueber die Aetiologie der Diphtherie. IX. H. Ranke. Zur Aetiologie der
Diphtherie. X. Zur Aetiologie der Diphtherie. Discussion. XL H. Buchner. Ueber die
Bedingungen des Uebergangs von Pilzen in die Luft und über die Einathmung derselben.
XII. M. V. Pettenkofer. Ueber Cholera und deren Beziehung zur parasitären Lehre.
XIII. Aug. V. Rothmund, Ueber den gegenwärtigen Standpunkt der Lehre von den
Spaltpilze in Beziehung zu Krankheiten. 317
infectiösen Erkrankungen des Auges. XIV. 0. Bollinger. Ueber Fleischvergiftung,
intestinale Sepsis und Abdomiualtyphus. XV. J. Kerschensteiner. Ueber infectiüse
Pneumonie.
50. Lewis, T. R. Les micropbytes du sang et leurs relations avec les maladies. Publie
par J. L. Lanessau, Paris 1880. Avec 30 fig.
Nicht gesehen.
51. Parkin, J. Epidemiology or the remote cause of epidemic disease in tbe animale
and in the vegetable creation. 2 ed., Part. II. London 1880. S*», 447 pag. With
maps. cloth.
Nicht gesehen.
51a. Wolff, Max. Zur Bacterienlehre bei accidentellen Wundkrankheiten. (Virchow's Archiv,
Bd. 81, S. 193 u. 385.)
52. Fasteur, L De l'extension de la tbeorie des germes ä l'etiologie de quelques mala-
dies communes. (Comptes reudus h. des seances de l'Academie des sciences 1880, t. 90,
p. 1033—1044.)
P. hat bei den Furunkeln, bei Osteomyelitis und beim Puerperalfieber besonders im
Eiter Bacterien gefunden, welche er als Veranlasser der genannten Leiden ansieht. Er
verfuhr in der Weise, dass er mit kleinen Portionen des Eiters oder anderer von dem
erkrankten Körper ausgeschiedener Flüssigkeiten Hühnerbouillon oder Hefenwasser inficirte
und die auftretende Bacterienvegetation untersuchte. Aus seinen Beobachtungen leitet er
therapeutische Massregeln ab.
53. Arndt, R. Beobachtungen an Spirocbaete denticola, der Spirocbaete des Zabnscbleims.
(Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie etc. h. von R. Virchow, Bd. 79,
S. 76-86.)
Verf. vertritt, gestützt auf einige Beobachtungen, die Ansicht, dass die Sp. denticola
genannten Gebilde Zersetzungsproducte der Speichelkörperchen seien.
54. Fräul. B. Bednjakow und Tb. Ryndowsky. Spirocbaetea im Speichel der Recarrenz-
kranken. (Der Arzt 1880, No. 36, S. 591 [Russisch].)
Bei den Kranken mit Recurrenztyphus wurden im Speichel die Spirochaeten gefunden,
Vielehe denen, die im Blute bei dieser Krankheit sich befinden, ähnlich waren. Andere
Beobachter fanden sie hier nicht. Da Steiuberg und Cohn im Schleime der Mundhöhle
ähnliche Bildungen gefunden haben, so wurde der Speichel Gesunder und vieler verschieden
Kranker auf ihr Vorhandensein untersucht doch wurden die Spirochaeten, welche bei Re-
currenzkranken auftraten, in diesen i'ällen nie gefunden, so dass man annehmen muss,
dass die Spirochaeten nur dem Speichel der Recurrenzkranken eigen sind. Batalin,
55. Guttmann, P. Zur Histologie des Blutes bei Febris recurrens. (Archiv für patholog.
Anatomie und Physiologie, h. von R. Virchow, Bd. 80, S. 1 - 9.)
56. Flatzer. lieber Febris recurrens. (Sitzungsberichte der Physikalisch -Medicinischen
Gesellschaft zu Würzburg 1880, IX. Sitzung, S. XXXVIII.)
Mycologisch interessant ist aus dem Vortrag nur die Bestätigung der Beobachtung,
dass die Spirillen in dem Kranken entnommenem, in Glasröhren aufbewahrtem Blut sich
länger lebend erhielten, als im Körperblut, wo sie nach wenig Stunden verschwinden. Auch
wurde wieder beobachtet, dass spirillenfreies Blut, kurz vor dem Anfalle entnommen, Spi-
rillen bekommt.
57. Ebertb, C J. Die Organismen in den Organen bei Typbus abdominalis. (Archiv für
pathologische Anatomie u. Physiologie, h. von R. Virchow, Bd. 81, S. 58—73 m. 1 Taf.)
Verf. fand in der Milz und den Lymphdrüsen Typhuskranker Micrococcen und
Bacillen, letztere in mit der längeren Dauer der Krankheit abnehmender Zahl. Dieselben
färbten sich im Gegensatz zu den Fäulnissbacillen im Blut und den „in den mortificirten Darm-
partieen gelegenen Micrococcen und Bacillen" in Methylviolett und Bismarckbraun nur schwach;
ein Verhalten, welches sie auch von den Organismen der Pyämie und Diphtherie unterscheidet.
58. G. Tizzoni. Studi di patologia sperimentale sulla genesi e suUa natura del tifo
addominale. (Atti della R. Acc. dei Lincei, Anno CCLXXVII, p. 113 -116, Roma 1880.)
Verf. hat im Anschluss an die Letzerisch 'sehen Experimente verschiedene Versuche
318 Kryptogamen. — Pilze. Schizomyceten (1880).
angestellt, den Unterleibstyphus durch Injection von Ansteckungsstoffen auf gesunde Thiere
zu übertragen. Dies ist ihm gelungen vorzugsweise mittelst Injection der in iuficirtem
Trinkwasser enthaltenen festen (nicht filtrirbaren) Substanzen, während die festen Körper,
welche er aus inficirter Luft erhalten hat, keinerlei Resultat lieferten. Die microskopische
Prüfung der alterirten Körpertheile zeigte constant die Gegenwart pflanzlicher Parasiten
aus der Familie der Schizomyceten, „kleine gelbliche Kügelchen; stark lichtbrechend, mit
lebhafter Bewegung und oft zu Ketten oder Rosenkränzen gruppirt". Diese Körperchen
zeigten lebhafte Resistenz gegen Kalilösung (bis 36 %), Essigsäure, Chloroform. Ausserdem
fanden sich (selten) ächte Mycelien mit kurzgliedrigen, dichotomisch getheilten Fäden und
grössere Kugeln, welche Verf. für Zoo gloea -Formen der eben geschilderten Parasiten hält.
Speciale Culturen hat Verf. mit diesen Organismen nicht anstellen können — über-
haupt sind seine Angaben wohl mit Vorsicht aufzunehmen. 0. Penzig ^^Padua).
59. Cuboni e Marchiafava. Nuovi studi suUa natura della malaria. (Atti della R. Acc.
dei Nuovi Lincei Ser. III, Trafunti Vol. V., fasc. 1, 1881, p. 19—21. [Seduta del
5. 12. 1880] )
Nachdem schon im vorigen Jahre (s. Jahresber. 1879, 1, 603} Tommasi-Crudeli und
Klebs erwiesen, dass der Bacillus Malariae, welcher sich in grosser Menge im Wasser, im
Boden und in der Luft inficirter Gegenden findet, den Grund zu den perniciosen Sumpf-
fiebern abgebe, blieben doch noch viele Fragen in der Biologie des Spaltpilzes zu lösen übrig.
Lange Zeit konnte der Parasit nicht im Blute lebender Kranken coustatirt werden,
und erst neuerdings entdeckten die Verff. grosse Mengen davon auch zur Lebenszeit der Er-
krankten. Der Grund zu den früheren negativen Resultaten liegt darin, dass das Blut zur Zeit
der Fieberhitze gar keine i?aciWt«s-Stäbchen enthält, sondern nur Sporen: zur Zeit der Fieber-
kälte nur finden sich auch die typischen Stäbchen massenhaft im Blut. 0. Penzig.
60. Tommasi-Crudeli. Sulla preservazione dell' uomo nei paesi di malaria. (Transunti
della R. Acc. dei Lincei Ser. III, Vol. V, fasc. 1, p. 22-24.) Roma 1880.
Dem Ref. nicht zugänglich.
61. Tommasi-Crudeli. Sulla malaria. (Ibidem, fasc. 1, p. 19-21.)
Dem Ref. nicht zugänglich. 0. Penzig.
62. Tommasi-Crudeli. Sulla distribuzione delle acque uel sottosuolo romano, e sulla
produzione naturale della malaria. (Atti della R. Accademia dei Lincei [Class. fis.
nat.], Ser. III, Vol. V.) Roma 1880.
Dem Ref. nicht zugänglich. 0. Penzig.
63. Corrado Tommasi-Crudeli. U Bacillus Malariae nelle terre di Selinunte e di Campobello.
(Atti della R. Accad. dei Lincei, Anno CCLXXVII.) Roma, Marzo 1880, p. 110—113.
Neuere Untersuchungen des Verf. an verschiedenen Erdproben aus fieberreichen
Gegenden (von Selinus) in Sicilien bestätigen vollkommen die früher von demselben con-
statirten Thatsachen in Betreff der Malaria -Infection und geben uns eine Bürgschaft für
Exactheit seiner Angaben. Vier Erdproben aus verschiedenen Localitäten um Selinus wurden
d^ früher erprobten Culturen unterworfen, auf welche einzugehen hier nicht Raum ist,
und es resultirte, dass in allen zvt^ar £aciiZt«s- Sporen vorhanden waren, doch dass nur in
den Proben aus den Sümpfen von Campobello und aus dem Alten Hafen von Selinus sich
Bacillen entwickelten. Zum Theil wurden schon in der Erde selbst typische JBacillus-
Stäbchen mit je einer Spore an jedem. Ende und oft einer dritten in der Mitte des Stäbchens
beobachtet; allgemein trat diese Erscheinung erst in den Specialculturen (in Gelatine,
Urin etc.) auf, wo neben der Sporenbildung und dem Freiwerden derselben auch die Keimung
beobachtet wurde. Auch die gegliederten Fäden, welche aus Bacillns-St&hchen und Sporen
zusammengesetzt sind, wurden hier ebenfalls wieder aufgefunden. Bemerkenswerth ist, dass
in den von der Luft abgeschlossenen Culturen von Bacillus (in zugeschmolzenen Röhren) keine
Sporenbildung eintrat. 0. Penzig (Padua).
64. Tommasi-Crudeli. Altri studi sulla natura della malaria. („L'Idrologia Medica",
Anno II, No. 14, 15, p. 156-159.)
Verf. theilt die neuesten Resultate der eigenen Untersuchungen und der anderer
Aerzte über den Bacillus Malariae mit. Die wichtigsten Ergebnisse sind in Kürze folgende :
Spaltpilze in Beziehung zu Krankheiten. 3 ig
1. Die Erde iu den von Malaria heimgesuchten Gegenden ist reich an entwickelten
Bacillus, oder enthält deren Keime, die sich in der Cultur leicht entwickeln und vermehren.
2. Die Uebertragung geschieht hauptsächlich durch die in der Luft suspeudirten
Bacillen, die sich auf jeder feuchten Oberfläche leicht in Menge absetzen. So gelang
es Cuboni, dieselben zahlreich im Schweisse der in Malaria-Gegenden Weilenden auf-
zufinden.
3. Die Bacillen finden sich im Blute der Malaria-Kranken und der künstlich inficirten
Thiere nur in der Invasious-Periode des Fiebers; zur Zeit der Acrae sind nur Sporen auf-
zufinden. Wahrscheiulich beruht auf dem Wechsel zwischen Sporenerzeugung und Stäbchen-
bildung die lutermitteus des F'iebers.
4. Auch durch Bluttransfusionen von kranken Thieren in gesunde kann die Krankheit
eingeimpft weiden.
Verf. stellt weitere Untersuchungen über den Gegenstand in Aussicht. 0. Penzig.
65. Majocchi, Domenico. Sul Bacillo del Mollusco contagioso. (Atti della E. Accad. dei
Lincei Ser. III [Transunti] Vol. V, fasc. 3, p. 77—79.) Roma 1880.
Bei der unter dem Namen „Molluscum contagiosum" bekannten Krankheit hat man
(Dr. Angelucci 1879) schon seit einiger Zeit HucrococcMS-artige Körperchen in den erkrankten
Geweben aufgefunden. Verf. hat nun diese „Micrococcus Mollusct" in Hausenblase cultivirt
und zunächst rundliche , stark lichtbrechende Sporen , später vereinzelte Stäbchenbildung
und schliesslich allgemeines Auftreten eines Bacillus constatirt, welcher von dem Bacillus
Leprae Hansen und Bacillus Malariae Kl. Tomm -Cr. morphologisch kaum abweicht.
Verf. giebt dem so erhalteaen Bacillus den Speciesnamen B. Mollusci und behält
sich weitere Mittheilungen über Impfversuche etc. vor. 0. Penzig.
66. Ribbert, H. Eine microparasitäre Invasion der ganzen Gehirnrinde. (Archiv für patho-
logische Anatomie und Physiologie, h. v. R. Virchow, Bd. 80, S, 505 — 506.)
Bei der Section eines 64jährigen Mannes, welcher 8 Tage vor seinem Tode durch
einen Schlaganfall theilweise gelähmt worden war, fanden sich die Gefässe gewisser Hirn-
partien mit stäbchenförmigen Microorganismen erfüllt.
67. Pisarewsky, Th. Die niedrigsten Organismen des harten Schankers. — „Der Arzt." 1880.
No. 18 — 19, mit Holzschnitten. (Russisch.)
In den lymphatischen Gängen des syphilitischen harten Schankers hat der Verf.
Organismen gefunden, nämlich in dem Zustande der Zoogloea, in Form von Micrococcus.
Verschiedene Untersuchungen mit Reactiven, Anilinfarben und Ammoniumkupfer lassen keinen
Zweifel darin , dass die fraglichen Bildungen die Organismen sind und nicht Zersetzungs-
producte des organischen Ursprunges oder unorganische Körperchen. Die von Klebs gefundenen
Stäbchen und Helicomonaden hat der Verf. nicht getroffen. Batalin.
68. Hansen, G. A. Bacillus leprae. (Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie etc.,
h. von R. Virchow, Bd. 79, S. 32-42, mit Abb.)
Beobachtungen über das Vorkommen stäbchenförmiger Gebilde in den Aussatzknoten.
69. Burdon-Sanderson, Dugaid, Greenfield und Banham. Untersuchungen über den Milz-
brand und ähnliche Krankheiten. (Journ. of the Royal Agricultural Soc. of England,
2. ser., 16. Bd , 1. Theil 1880, No. 31, p. 267-273.)
Die beiden Erstgenannten hatten gezeigt, dass das Blut durch den Milzbrand getödteter
Meerschweinchen auf Rinder übertragen zwar ernstliche Symptome hervorruft, die Thiere
jedoch nicht tödtet. Die beiden letztgenannten Forscher bestätigen dies Ergebniss und
dehnen es auf Impfungen mit der Milz eines am Milzbrand verendeten Schafes und mit
der vierten Generation in Humerusflüssigkeit cultivirten Milzbraudpilzes aus. Die Verbreitung
der Milzbrand bacterien geschieht nach Greenfield besonders durch den Harn, der eine sehr
gute Nährflüssigkeit für dieselben sein soll. Greenfield und Banham constatirten weiter,
dass Rauschbrand und eine im Zulukriege von Engländern beobachtete epidemische Pferde-
krankheit durch Impfung übertragbar sind, dass aber nur hei der letzteren (Cape-Horse-
sickness), die dem Milzbrand sehr ähnlich ist, Bacterien auftreten. (Nach Biedermann's
Centralblatt f. Agriculturchem. 1880, S. 840.)
320 Kryptogamen. — Pilze. Schizomyceten (1880).
70. Greenfield, W. S. Preliminary Note on some Points in the Pathology of Anthrax,
with especial reference to the Modification of the properties of the Bacillus anthracis
by Cultivation and to the Protective lufluence of Inoculation with a Modified Virus.
Proceedings of the Royal Society of London, vol. XXX, 1880, p. 55ß-560)
Der Verf. giebt einen vorläufigen Bericht über seine Versuche bezüglich einer
Schutzimpfung gegen den Milzbrand. Er fand, dass der Milzbrand Rindern künstlich mit-
getheilt werden kann durch Impfung mit Blut oder Milz von Meerschweinen, welche an
eingeimpftem Milzbrand gestorben sind; ebenso mit cultivirtem Bacillus anthracis aus den
Säften einer Ratte. Diese so übertragene Krankheit verlief schwer, aber selten tödtlich
für vorher gesunde Thiere. Die Ueberlebenden hatten sämmtlich späteren Impfungen gegen-
über eine bedeutende Widerstandsfähigkeit oder gänzliche Immunität erworben, so dass
auch grössere Mengen des Ansteckungsstoffes wirkungslos waren. Bei der Züchtung fort-
laufender Generationen in humor aqueus verlor der Bacillus in jeder folgenden Generation
etwas von seinen krankheitserregenden Eigenschaften, wie durch Impfungen von Mäusen
dargethan wurde. Die morphologischen Charaktere des Pilzes blieben ungeändert. Die
Versuche wurden bis zur neunzehnten Züchtung fortgesetzt.
71. Greenfield. Bacterium Anthracis. (Quarterly Journal of Microscopical science. New
ser. 20, 1880, p. 374-376.)
Abdruck eines Berichtes an die Royal Agricultural Society, in welchem G. mittheilt,
dass er drei weitere günstig verlaufene Impfungen mit dem Milzbrandpilze ausgeführt hat.
Eine ist mit der vierten Generation einer Cultur vorgenommen worden. Mit der 14. oder
15. Generation hofft G. selbst die sehr empfindlichen Mäuse ohne sie zu schädigen impfen
zu können.
72. Buchner, H. Die experimentelle Erzeugung des Milzbrandcontagiums aus den Heu-
pilzen. (Sitzungsber. der Kgl. Bayr. Akademie der V^issenschaften, Bd. X. 1880.
Math.-Phys. Classe, S. 368—413.)
Verf. hat seine Untersuchung unternommen, um einen experimentellen Beweis für
die Nägeli'sche Theorie von der functionellen Anpassung der Spaltpilze als Krankheits-
erreger zu liefern. Er beginnt seinen Aufsatz mit einer Vergleichung der Milzbrandbacterie
und der Heubacterie. Unterschieden sind beide, ausser in ihrem Verhalten gegen Nähr-
lösungen, dadurch, dass bei ruhender Nährlösung die Milzbraudbacterien stets am Boden
in Form zarter Wolken vegetiren, während die Heupilze durch eine besondere Neigung und
Fähigkeit zur Bildung fester und oberflächlich trockener Decken ausgezeichnet sind. Zur
Beschaffung von Reincultureu des Milzbrandpilzes zerrieb B. kranke Milz, verdünnte mit
viel Wasser und iuficirte mit kleinen Portionen dieser Flüssigkeit Nährlösungen, wobei in
die Mehrzahl der letzteren nur die gewünschten Bacterien gelangten. Theilweise unter
Benutzung einer Vorrichtung, welche die Entfernung eines Theiles einer entwickelten Cultur
und den Zutritt neuer Nährlösung zu dem Rest ermöglichte, ohne in der Luft schwebende
Pilzkeime einzulassen, erzog der Verf. im Laufe eines halben Jahres etwa 1500 successive
Generationen, nach deren Ablauf „die Umwandlung der Milzbrandbacillen in Heubacterien
als vollendet angesehen werden musste". Die ersten 900 Generationen wurden iu einer
Lösung von 10 Theilen Liebig'schem Fleischextract und 8 Theilen Pepton in 100 Theilen
Wasser cultivirt. Um eine gleichmässige Ernährung der Pilze herbeizuführen, bediente sich
B. eines Schüttelapparates, welcher das Culturgefäss in constauter Bewegung erhielt.
Impfungen mit der 1., 2., 3., 4. Pilzzüchtung erzeugten bei weissen Mäuseu sämmtlich Milz-
brand, während die mit den folgenden nur dann ein positives Ergebniss hatten, wenn grössere
Impfmengen zur Verwendung kamen. Bei der 36. Züchtung war z. B. erst mit 10 cmm des
am Boden des Culturgefässes abgesetzten Pilzbreies ein tödtlicher Milzbrand zu erzielen.
Impfungen mit Bacterien aus der Milz der erkrankten Thiere ergaben stets wieder Milzbrand.
Von der 100. Züchtung an (etwa der 700. Pilzgeneration entsprechend) zeigten die Pilze
eine stets wachsende Neigung, sich an die Wände des geschüttelten Gefässes fest anzulegen,
was bei unveränderten Milzbraudbacterien nie vorkam. Von der 900. Generation an ward
daher nicht mehr geschüttelt, worauf die Bildung einer Decke eintrat, welche sich von den
Decken der Heubacillen namentlich durch ihren lockeren und schleimigen Charakter unter-
Spaltpilze iu Beziehung zu Krankheiten. 321
schied. Die Individuen dieser Generation vegetirten, im Gegensatz zu den echten Milzbrand-
bacillen, auch iu Heuaufguss, wenngleich nur schwach. Die nächsten 200 Generationen
wurden in einer Fleischextractlösung gezüchtet. Nach Zurücklegung der 1100 Generation
zeigten in Heuaufguss gebrachte Individuen reichliche Vermehrung und Deckenbildung. Die
weitereu Züchtungen wurden daher in der letztgenannten Flüssigkeit vorgenommen, Sie
ergaben endlich — nach im Ganzen 1500 Generationen — Pilze, welche vom Heubacillus
in nichts unterschieden waren. Auch umgekehrt gelang dem Verf. die Ueberführung der
Heupilze in Milzbrandbacterien. Wurden die durch Kochen des Heuaufgusses rein erhaltenen
Heubacterien iu eiweisshaltigen Flüssigkeiten unter Sauerstoffzufuhr gezüchtet und in die
Peritonealhöhle injicirt, so erfolgte, wenn die Injectionsmenge gross genug war, der Tod
des Versuchsthieres. ^ Derselbe wurde aber nicht durch Milzbrand veranlasst, sondern an-
scheinend durch toxisch wirkende Substanzen, welche, wie B. nach Versuchen mit aus-
gewaschenem Injectionsmaterial urtheilt, in den Heupilzen selbst enthalten sein mussten.
Auch in Eiereiweiss, dann in defibrinirtem Blut aus der Carotis eines Kaninchens unter
Schütteln bei Körpertemperatur cultivirte Heupilze lieferten keinen Milzbrand. Das Blut
faulte nicht, sondern entwickelte nur Ammoniak. Es wirkte giftig, wenn die Züchtung schon
24 Stunden gedauert hatte. Bei beginnender Auflösung der Blutkörperchen wurde die
Flüssigkeit gewechselt, so dass andere Spaltpilze, welche erst am zweiten oder dritten Tage
nach der Aussaat der Heupilze im Blute auftraten, keine störende Einwirkung äussern
konnten. Die einzige Veränderung, welche die Heupilze in den Blutculturen — schon von
der ersten an — erlitten, bestand darin, dass sie in Fleischextractlösungen nicht mehr trockne,
sondern schleimige Decken bildeten, wie die 900. Generation der umgezüchteten Milzbrand-
bacterien. Da B. vermuthete, dass der Mangel an Sporen, welche in dem geschüttelten
Blute nicht zur Eutwickeluug gelangten, die Ursache des ungünstigen Erfolges der Impfungen
sein könne, züchtete er solche in Fleischextractlösung durch Aussaat aus einer der Blut-
culturen und iujicirte wechselnde Mengen des erhaltenen Absatzes unter die Rückenhaut
von weissen Mäusen und Kaninchen. Die Thiere, welche 0.3 ccm und mehr Flüssigkeit
erhalten hatten, starben an septischen Vorgängen, die anderen theilweise am Milzbrand.
Günstigere Resultate wurden mit trockenem Impfmaterial erhalten und schliesslich gelang
in jedem einzelnen Falle die Erzeugung des Milzbrandes mit einer Incubationsdauer von
4-6 Tagen.
73. Bachner, H. Versache über die Entstehung des Milzbrandes durch Einathmung.
(Sitzungsber. der Kgl. Bayr. Academie der Wissenschaften, Bd. X, 1880. Math.-Phys.
Classe, p. 414-423.)
Verf. benetzte, um die natürlichen Verhältnisse nachzuahmen, verschiedene Staub-
arten, z. B. Holzkohlenpulver, Talkpulver, Zimmerstaub etc. mit einer die Sporen des Pilzes
enthaltenden Flüssigkeit und Hess sie nach dem Trocknen einathmen. Sporen wurden gewählt,
weil die Stäbchenform der Milzbrandbacterien durch starkes Austrocknen ihre infectiöse
Wirksamkeit verliert. In 24 Fällen — unter einer unbestimmten Anzahl — erfolgte bei
je einmaliger V*— VzStündiger Einathmung von Kohlen- oder Talksporenpulver der Tod an
Milzbrand nach Ablauf von 1—3 Tagen. Ausserdem hatte nur noch ein mit Sporen auf
gebrannter Magnesia ausgeführter Versuch ein positives Resultat. Vom Verdauungscanal
aus kann in diesen Fällen die Infection — etwa durch abgeleckte Sporen — nicht wohl
erfolgt sein. Durch Fütterung mit Milzbrandstäbchen Hess sich die Krankheit überhaupt
nicht hervorrufen, durch Fütterung mit Sporen erst bei Anwendung grösserer Sporenmengen.
Für die Frage nach dem Grunde dieses Unterschieds zwischen Stäbchen und Sporen ist es von
Interesse, dass Koth von mit Stäbchen gefütterten Mäusen bei subcutaner Anwendung in
kleiner Menge unwirksam war, in grösserer septische Processe verursachte, während der
Koth von Mäusen, welche mit Sporen gefüttert worden waren, sehr leicht Milzbrand
hervorrief. Ebenso wirkte der Inhalt der Mitte des Ileums einer Maus, welche Stäbchen
gefressen hatte. B. sucht den entscheidenden Umstand in den Bedingungen des Durchtritts
der Stäbchen resp. Sporen durch die Schleimhaut. Erwähnenswerth ist noch, dass in manchen
der beobachteten Fälle der tödtliche Ausgang schon 24-86 Stunden nach der Einathmung
der Sporen erfolgte.
Botanischer Jabreebericht IX (1881) 1, Abtb. 21
322 Kryptogamen. — Schizomyceten.
74. Pasteur, L., Cbamberland et Roax. Sar l'etlologie du charbon. (Compteg rendus h.
des aeances de l'Academie des sciences, t. 91, 1880, p. 86—94.)
P, fütterte Schafe mit Luzernen, welche er mit Milzbrandbacterien enthaltendem
Wasser besprengt hatte, und fand, dass nur wenige der Versuchsthiere, bisweilen nach einer
Incubationsdauer von 8 oder 10 Tagen, am Milzbrand starben. Die Todesfälle Hessen sich
durch Zumischung von stechenden Objecten, wie getrockneten Disteln und Gerstengrannen,
zu dem inficirten Futter vermehren. Da auch an spontanem Milzbrand zu Grunde gegangene
Thiere in Mund und Hals wohl durch dieselben Dinge verursachte Verletzungen zeigen,
scheinen die letzteren die Angriffsstelleu der Bacterie zu sein. — Zur Beantwortung der
Frage nach der Herkunft der Kraukheitskeime richtete P. sein Augenmerk auf die Stellen,
an welchen die todten Thiere eingescharrt wurden. Sowohl Erde aus der directen Umgebung
der Thiere als auch solche von der Erdoberfläche — in einem Falle über einer 2 m tief
vergrabenen Kuh — erwies sich noch nach 2 Jahren voll von Bacterien und infections-
tüchtig. Die Beobachtung, dass einige Zeit nach dem Tode milzbrandkranker Thiere die
Bacterien aus deren Körper verschwinden, ist für die Fälle richtig, in welchen jene beim
Todte nur Stäbchen enthielten. Die letzteren können nur in sauerstoffhaltiger Luft, nicht
aber in den sich in den verwesenden Körpern entwickelnden Gasen leben, während die Sporen
ihre Lebensfähigkeit auch hier behalten. Uebrigens ist auch den Stäbchen in den während
und nach dem Tode aus dem Thierköiper austretenden Flüssigkeiten Gelegenheit geboten,
in Berührung mit Sauerstoff zu gelangen. Der Transport der Bacterien an die Erdober-
fläche wird durch die Regenwürmer besorgt, in deren Darmkanal sich Milzbrand- und
Fäulnissbacterien in Menge nachweisen lassen. Eine wichtige prophylactische Massregel
wäre demnach die, an Milzbrand gefallene Thiere nur an solchen Orten zu vergraben,
welche dem Gedeihen jener Würmer nicht günstig sind. Wünschenswerth in Bezug auf den
letzten Punkt erscheint eine Zusammenstellung der Localitäten mit oder ohne Milzbrand
mit Berücksichtigung ihrer Bodenbeschaffenheit.
Cbamberland und Pioux haben P. bei seinen Versuchen unterstützt.
75. Toussaint. De rimmunite poor le charbon, acquise ä la suite d'inoculations preven-
tives. (Comptes rendus h. des seances de l'Academie des sciences, t. 91, 1880,
p. 135-137.)
Verf. sieht darin, dass die Milzbrandbacterie in den Geweben und dem Blute des
thierischen Körpers niemals Sporen bildet, sondern sich nur durch Theilung fortpflanzt,
einen Beweis dafür, dass sie dort nicht normal vegetirt. Das Blut speciell scheint der Ver-
mehrung der Bacterie nicht günstig zu sein, denn Injectionen von Anthraxblut in die
Facialvene von 4 Schafen erzeugten keinen Milzbrand. (S. No. 77.)
76. Poincare. Sur la productioo du charbon par les päturages. (Comptes rendus h. des
seances de l'Academie des sciences t. 91, 1880, p. 179—180.)
Auf einer isolirt gelegenen Meierei starben mehrere Stücke Hornvieh am Milzbrand.
Durch Impfungen mit sumpfigem Wasser von ihrem Weideplatze liess sich die Krankheit
auf Meerschweinchen hervorrufen.
77. Toussaint. Procede pour la vaccination du mouton et du jeune chlen, (Comptes
rendus h. des seances de l'Acad. des sciences t. 91, 1880, p, 303—804.)
T. entnahm mit der Milzbrandbacterie inficirten Thieren im Moment des Todes
oder kurz nach dem Tode Blut, defibrinirte es durch Schlagen und filtrirte es durch Lein-
wand und Papier. So von Bacterien befreit, wurde es jungen Hunden und einem Schafe
inoculirt. Die meisten der Thiere zeigten nur leichte Krankheitserscheinungen und erwiesen
sich für die Folge gegen Milzbrand immun; ein Theil derselben aber ging zu Grunde. Un-
gefährlicher war die Impfung mit defibrinirtem Blut, welches T. 10 Minuten lang einer
Temperatur von 55" C. ausgesetzt hatte. Vier mit so behandeltem Blut von einem am
Milzbrand verendeten Thiere (Schaf) geimpfte Schafe überstanden zwei spätere Infectionen
ohne jedes Uebelbefinden.
78. Pasteur, L., Charbon et Septicemie. Sur I'etiologie des affections charbonneuses.
(Comptes rendus h. des seances de l'Acad. des sciences t. 91, 1880, p. 455-457).
Pasteur licss an einer Stelle, an welcher zwei Jahre früher eine am Milzbrand ver-
Spaltpilze in Beziehung zu Krankheiten. 323
endete Kuh 2m tief vergraben worden war, 4 Schafe weiden. Eines derselben starb nach
7 Tagen am Milzbrand, während 4 Coutrolthiere, welche in einiger Entfernung weideten,
gesund blieben.
Obigen Versuch theilt P. in einem Briefe an Dumas mit. Er fügt die Bemerkung
zu, dass er auf Grund zahlreicher Experimente mit Toussaiuts Ansichten über die Identität
der acuten Septicemie und der Hühucrcholera nicht übereinstimme (s. Ref. No. 93;.
79. Pasteur avec la collab. de Cbamberland. Sur la non-recidive de l'affectioQ Char-
bonneuse. (Comptes rendus h. des seances de l'Academie des sciences t. 91, 1880,
p. 531-538.)
Der Verf. berichtet über Infectionsversuche mit der Milzbrandbacterie an 4 Kühen.
2 der Thiere überstanden die Krankheit und erwiesen sich für die Folge immun, eines erkrankte
schon bei der ersten lufection nur ganz leicht und eines starb. Wie bei der Hühnercholera
scheint somit auch bei dem Milzbrand eine zweimalige Erkrankung desselben Thieres nicht
stattzufinden.
An obige Mittheilungen knüpft P. eine Zurückweisung der Chauveau'schen Ver-
muthung, dass die Verstärkung der Immunität der algerischen Schafe durch Impfung „Ma-
terien, welche der Vermehrung der Bacterien schädlich sind, zu verdanken sei". Nach P.
beruht die Wirksamkeit der Schutzimpfung darauf, „dass der Organismus — als Cultur-
medium betrachtet — bei einem ersten Augriff der Krankheit unter dem Einfiuss des Para-
siten gewisse Eigenschaften (/jrincipes) verliert, welche der Lebensprocess nicht oder erst
nach einer gewissen Zeit -wieder herstellt (1. c. p. 315).
80. Pasteur. Nouvelles observations sur l'etiologie et la propbylaxie du charboo. (Comptes
rendus des seances de l'Academie des sciences t. 91, 1880. p. 698—701.)
P. theilt einen Aufsatz des Baron von Seebach mit, welcher sehr eclataute Beispiele
für die Uebertragung des Milzbrandes durch Erde und Futter von Stellen, an welchen
gefallenes Vieh vergraben wurde, enthält. Weitere Experimente Pasteurs über denselben
Gegenstand hatten die nämlichen Resultate wie seine frühereu.
81. Colin. Etiologie du cbarbon. (Recueil, p. 72 ff. und p. 177 ff.)
Die dem Ref. nicht zugänglich gewesene Arbeit enthält eine Polemik gegen Pasteur.
(S. Virchow und Hirsch, Jahresbericht über die Fortschritte und Leistungen in der ges.
Medicin etc., XVI. Jahrgang, I. Bd., 2. Abth.)
82. Cbauveau, Ä. Nouvelles experiences sur la resistance des moutons algeriens au sang
de rate. (Comptes rendus h. des seances de l'Academie des sciences, 1880, 1, p. 1396 — 1400.)
Bericht über Impfversuche, welche die früheren Angaben des Verf. über die Immunität
der algerischen Schafe gegen den Milzbrand bestätigen (s. Bot. Jahresber. 1879, S. 603,
No. 42). Während 12 europäische Schafe alle nach der ersten Inftction am Milzbrand
starben, unterlagen von 40 algerischen Schafen bei wiederholten Infectionen nur acht.
83. Cbauveau, A. Des causes qui peuvent faire varier les resultats de l'inoculation cbar-
bonneuse sur les moutons algeriens; iuäuence de la quantite des agents infectants.
Applications ä la theorie de rimmunite. (Comptes rendus h. des seances de l'Aca-
demie des sciences, 1880, t. 90, p. 1526—1530.)
Durch Einführung grosser Mengen des inücirenden Agens ist es, nach Ch., möglich,
die Widerstandsfähigkeit der algerischen Schafe zu überwinden. Der Verf. sieht in diesem
Umstand eine Schwierigkeit für die Pasteur'sche Theorie der Immunität und einen Beweis
für seine eigene Ansicht, nach welcher die Immunität jener Thiere sich aus der Anwesenheit
von der Bacterienentwickelung schädlichen Substanzen in deren Blut erklärt. Der Mangel
der Pasteur'schen „Principes" würde einer grösseren Anzahl von Bacterien gegenüber erst
recht zur Geltung kommen, wäbrend „die schädlichen Substanzen" nach Vernichtung einer
gewissen Menge der Parasiten die übrigen sich ungehindert entwickeln lassen könnten. (S.
bes. Ref. No. 79 und 85.)
84. Cbauveau, A. Nature de rimmunite des moutons algeriens contre le sang de rate.
Est-ce une aptitude de race? (Comptes rendus h. des seances de l'Academie des sciences,
t. 91, 1880, p. 33-36.)
Die Immunität der algerischen Schafe gegen den Milzbrand lässt sich durch Kreuzung
21*
324 Kryptogamen. — Schizomyceten.
den europäischen Schafen mittheilen. Französische Schafe, welche in Algier leben, erwerben
diese Immunität nicht; ob die algerischen Schafe sie in Frankreich verlieren würden, ist
nicht festgestellt. Dass die Eigenthümlichkeit sich vererbt, hat Ch. durch Infection eben
geborener algerischer Schafe dargethan.
85. Chaoveaa, A. Du renforcement de rimmunite des moatons algeriens, ä l'egard da
sang de rate, par les inoculations preventives. Influence de rinocalation de la mere
snr la receptivite du foetus. (Comptes rendus h, des seances de l'Academie des sciences,
t. 91, 1880, p. 148-151.)
Eine erste Impfung mit Anthraxblut bringt bei den algerischen Schafen eine meist
leicht verlaufende Krankheit hervor. Gegen weitere Impfungen werden die Thiere endlich
ganz unempfänglich. Wird ein Schaf in den letzten Monaten des Trächtigseins geimpft,
80 erbt das Junge die von der Mutter erlangte Unempfänglichkeit. Da, nach Davaine, die
Bacterien aus dem Blute des Mutterthieres nicht in das des Foetus übergehen, folgert Ch.,
1. dass die directe Berührung eines thierischen Organismus mit den Bacterien nicht nöthig
ist, um diesen Organismus künftig für jene steril zu machen, und 2, dass die Impfungen
auf die Säfte selbst wirken, indem sie denselben Substanzen entziehen, welche die Bacterien
zu ihrer Entwickelung bedürfen, oder ihnen Materien beimengen, welche dieser Entwickeluug
im Wege stehen.
86. Chaaveau, A. Sur la resistence des animaux de l'espece bovine au sang de rate et
sur la preservation de ces animaux par les inoculations preventives. (Comptea
rendus h. des seances de l'Academie des sciences, t. 91, 1880, p. 648—651.)
Der Verf. hat die auch von Pasteur anerkannte Widerstandsfähigkeit des franzö-
sischen Rindviehs gegen den künstlich inoculirten Milzbrand constatirt, bemerkt aber zugleich,
dass die Häufigkeit der epizootischen Form der Krankheit bei dem ßindvieh etwas im
Widerspruch zu diesen Resultaten steht. In Algerien tritt neben dem charbon symptomatique
gerade unter dem Rindvieh der ächte Milzbrand tödtlich auf; ausser in Oran auch in den
Provinzen Constantine und Algier, wo er die Schafe nicht befällt. An acht Rindern hat Ch.
wiederholte Impfungen ausgeführt, welche seine und Pasteur's Beobachtungen iCoer den
Einfluss einer ersten Impfung auf die folgenden bestätigen. In Erwiderung auf Pasteur's
Bemerkungen (1. c. p. 537, s. Ref. No. 79) führt er nochmals das früher schon 1. c. (t. 90,
p. 1526-1530, s. Ref. No. 83) Mitgetheilte an.
87. Gbauveau, A. Etüde experimentale de l'action exercee sur l'agent infectieux, par
l'organisme des moutons plus au moins refractaires au sang de rate; ce qu'iladvient
des microbes specifiques, introduits directement dans le torrent circulatoire par trans-
fusions massives de sang charbonneux. (Comptes rendus h. des seances de l'Academie
des sciences, t. 91, 1880, p. 680-684.)
Um die Frage nach der Art der Einwirkung des immunen thierischen Organismus
auf die Milzbrandbacterien zu beantworten, hat der Verf. zwei Reihen von Experimenten
ausgeführt. Er spritzte einerseits in die Adern von Thieren, welche mit natürlicher, durch
Schutzimpfungen verstärkter Immunität begabt waren, 15 cc bis 70 cc frisches, stäbchenreiches
Anthrax-Blut und brachte andererseits durch subepidermale Infection nicht geimpften Thieren
sehr kleine Mengen des Milzbrand erregenden Agens bei. Der vorliegende Aufsatz ist der
ersten Reihe von Versuchen gewidmet. Von den 8 Versuchsthiereu erholten sich 2 wieder,
1 starb am Milzbrand, 1 an einer anderen, nicht benannten Krankheit und 4 gingen an
Meningitis, verursacht durch eine ganz locale Vermehrung der Bacterien in dem Gewebe
der Pia mater, zu Grunde. Nach den Untersuchungen Ch.'s verschwinden die Stäbchen bald
nach der Infection aus dem Blute, weil sie in dem Capillarnetz der Lungen und anderer
parenchymatöser Organe zurückgehalten werden. Nur in einem Falle, in welchem der Tod
sehr rasch eintrat, liessen sich im geronnenen Blut des Herzens einige Stäbchen nachweisen,
welche ihre Infectionskraft noch besassen. Wenn das Thier mehr als 3 Tage die Infection
überlebte, verschwanden die Bacteridien auch aus Lunge und Milz. Die einzige Stelle im
Organismus, welche das Leben der Bacterien unterhalten kann, scheint die Oberfläche des
Gehirns zu sein. Dort verlängern sich die Stäbchen unter Biegungen und bilden Sporen,
Aras im übrigen Körper erst nach dem Tode geschieht. (S. Ref. No. 75.)
Spaltpilze in Beziehung zu Krankheiten. 325
88. Arloing, Cornevin et Thomas. Sur l'inocalabilite du cbarbon symptomatlqQe et las
characteres qui le differencient du sang de rate. (Comptes rendus h. des seances de
l'Academie des sciences 1880. I, p. 1302-1305.)
Aus den Untersuchungen der Verff. ergiebt sich, dass der „charbon symptomatique"
dem Rindvieh, nicht aber dem Esel, Pferd, Hund und Huhn eingeimpft werden kann. Die
Ursache der Krankheit ist wahrscheinlich ein Bacillus, welcher sich im Muskel- und Binde-
gewebe der Geschwülste, selten im Blute der Kranken findet und von Bacillus anthracis
morphologisch und physiologisch verschieden ist.
89. Dieselben. De rinoculation da cbarbon symptomatique par injection intra-veinease,
et de l'imunite conferee au veau, au mouton et ä la chevre par ce procede. (Compt.
rendus h. des seances de l'Academie des sciences, t. 91, 1880, p. 734—736.)
Die Verff. injicirten in die lugularvene von Kalb, Schaf und Ziege mit destillirtem
Wasser gereinigte Mengen der Bacterie des charbon symptomatique. Die Thiere bekamen
keine Geschwülste, sondern zeigteu nur vorübergehend geringes Fieber und Appetitlosigkeit.
Es war gleichgiltig, ob das Infectionsmaterial von spontanen oder künstlich erzeugten Ge-
schwülsten genommen wurde. Gegen spätere — nach 5, 8, 10, 15, 20 Tagen — Infectionen
der Muskeln waren die Versuchsthiere unempfindlich. Die Immunität wuchs mit der Zahl
der vorhergegangenen Injectionen. Gleichzeitig mit den letzteren ausgeführte Control-
infectionen der Muskeln oder Gewebe riefen die gewöhnlichen Erscheinungen des charbon
symptomatique hervor.
90. Galtier. Inoculation de la morve au lapin; destrnction de l'activite virulente mor-
vense par la desiccation; transmission de la morve par rinoculation de la salive.
(Comptes rendus h. des seances de l'Academie des sciences, t. 91, 1880, p. 475—476.)
Fügen wir der obigen Ueberschrift hinzu, dass auch die Uebertragung der Rotzkrankheit
(morve) vom Kaninchen auf den Esel gelang, so ist Alles gesagt, was das 1. c. abgedruckte
Resume Bouley's über G.'s Arbeit hierher Gehöriges enthält.
91. Pasteur, L. Sur les maladies virulentes, et en particulier sur la maladie appelee
vulgairement cholera des poules. (Comptes rendus h. des seances de l'Academie des
sciences. 1880, t. 90, p. 239-248.)
Als Einleitung giebt P. einige historische Bemerkungen über den Sturz der Liebig'-
schen Ansicht über die virulenten Krankheiten durch seine Forschungen und über die
Litteratur der Hühnercholera. Er beschreibt dann diese Krankheit und theilt die bisherigen
Resultate seiner Untersuchungen über dieselbe mit. Die Krankheit wird, wie Toussaint
1879 feststellte, durch eine Bacterie verursacht, welche P. in einer neutralisirten Abkochung
von Hühnerfleisch rein cultivirte. In einem wässrigen Decoct von Bierhefe ging der in Rede
stehende Organismus zu Grunde, während andere Bacterien, z. B. Bacillus anthracis, in
derselben Flüssigkeit sich sehr üppig entwickelten. Impfversuche zeigten P., dass der Parasit
bei Meerschweinchen nicht wie bei Hühnern und Kaninchen Allgemeinerkrankung, sondern
nur locale Affectionen (Abscesse) erzeugte. Successive Culturen des Virus ergaben keine
Schwächung desselben, wohl aber Hess sich eine solche auf einem anderen Wege, welchen
P. noch nicht angiebt, erreichen.
92. Pasteur, L. Sur le cholera des poules; etudes des conditions de la non — r^cidive
de la maladie et de quelque autres de ses characteres. (Comptes rendus h. des seances
de l'Academie des sciences 1880, t. 90, p. 952—958.)
Impfversuche in grossem Massstabe an Hühnern mit dem abgeschwächten Virus der
Hühnercholera zeigten P., dass der Grad der Immunität mit der Zahl der Impfungen wächst,
wobei es gleichgiltig ist, ob die Infection mit dem unveränderten Virus an der geimpften
Körperstelle oder anderswo erfolgt. Die Wirkung der Impfung sieht P. darin, dass der
eingeimpfte Organismus während seiner Entwickelung dem Körper die Substanzen entzieht,
welche ihn zu einem geeigneten Nährsubstrat für den ungeschwächten Krankheitserreger
machen. Der letztere wird hierdurch ausser Stand gesetzt, den Kampf mit den lebenden
Zellen des Thierkörpers erfolgreich aufzunehmen. Die Annahme, dass der Organismus des
Impfstoffs während seiner Entwickelung Materien auscheide, welche die Wirkung des
Krankheitserregers beeinträchtigen, wird durch die Ergebnisse eines Culturversuchs unwahr-
326 Kryptogamen. — Schizomycetcn.
scheinlich gemacht. Wenn man eine im leeren Raum abgedunstete künstlicbe Cultur der
Bacterie mit Nährlösung auffüllt, zeigt sie sich wieder völlig für die Entwickelung jener
geeignet, was nicht der Fall sein könnte, wenn sie ein Gift für den Parasiten enthielte.
93. Toussaint, H. Identite de la septicemie experimentale aigne et du Cholera des pooles.
(Comptes rendus h. des seances de l'Academie des sciences, t. 91, 1880, p. 301—303.)
Verf. behauptet auf Grund von Impfversucheu die Identität der Hühnercholera und
der künstlich hervorgebrachten acuten Septicämie.
Durch Impfungen mit etwas fauligem Blut am Milzbrand gestorbener Thiere soll bei
Kaninchen Septicämie, bei Hi'ihnern Hühuercholera, bei Meerschweinchen, Schafen und Hunden
Milzbrand hervorgerufen werden. In den beiden ersten Fällen hätten die Fäulnissbacterien
den Milzbrandpilz verdrängt, im letzten wäre der umgekehrte Process vor sich gegangen.
94. Fasteur, L. Experiences tendant ä demontrer que les poales vaccinees pour le
Cholera sont refractaires au charbon. (Comptes rendus, h. de seances de l'Academie
des sciences, t. 91, 1880, p. 315.)
Wenn man Flüssigkeiten, in welchen die Bacterie der Hühnercholera einige Tage
gelebt hat, abfiltrirt und dann von neuem mit demselben Organismus infizirt, so erweisen
sie sich für diesen steril. Nach zahlreichen Experimenten P.'s bieten sie auch dem Erreger
des Milzbrandes kein passendes Substrat. Hühner, welche für die Cholera geimpft sind,
müssten also — wenn P.'s Theorie der Impfung richtig ist ~ auch gegen Milzbrand
unempfänglich sein. In der That ist dies nach den — bisher freilich noch wenig zahl-
reichen — Experimenten des Verf.s der Fall.
95. Pasteur, L. De rattenuation du virus du Cholera des poules. (Comptes rendus h. des
seances de l'Academie des sciences t. 91, 1880, p. 673-680.)
Im Anschluss an seine früheren (1. c. t. 90) Aufsätze theilt P. seine Beobachtungen
über das Verhalten des Virus der Hühnercholera in successiven Culturen in Bouillon von
Hühnerfleisch mit. Wenn man das Material zu einer Cultur der vorhergehenden Cultur
entnimmt, so bemerkt man, je nach der Länge der Zeit, welche zwischen den beiden Cul-
turen liegt, Constanz, Abnahme oder gänzliches Aufhören der Virulenz. • Verstreichen von
der ersten bis zur zweiten Aussaat nur einige Wochen, so tritt noch kein Unterschied in
der Wirksamkeit des Virus hervor, lässt man aber Monate vergehen, so nimmt die Zahl
der Todesfälle unter den inficirten Thieren bis zum Verschwinden ab. Morphologische
Veränderungen des Krankheitserregers beobachtete P, nicht. Bei successiven Culturen mit
geringen Intervallen erhielt sich die Virulenz der Cultur, von welcher ausgegangen wurde,
unverändert. Die Ursache ihrer Abnahme glaubt der Verf. in der Einwirkung des Sauer-
stoffs auf das Aussaatmaterial gefunden zu haben. Letzteres gab wenigstens, wenn es in
geschlossenen Röhren aufbewahrt ward, auch nach 10 Monaten noch Culturen von
un geschwächter Virulenz. Um dies zu zeigen, waren die Culturen, welche das Aussaat-
material liefern sollten, in Röhren angelegt, deren Oeffnungen zugeschmolzen und erst kurz
vor der Aussaat wieder geöffnet wurden.
96. Bollinger, 0. Untersuchungen über die Uebertragbarkeit des Rauschbrandes. (Milch -
Zeitung, 8. Jahrg. 1879, No. 12, S. 156.)
Verf. hat die Krankheit vom Rinde auf Schafe, Ziegen, Ratten und Mäuse über-
tragen. Im Blut der erkrankten Thiere fanden sich 5 Microm. lange, um ihre Längsachse
rotirende Stäbchen, Auch der Schlamm und Unrath der Rauschbrandlocalitäten, in welchem
dieselben Stäbchen auftraten, wurde zu erfolgreichen Infectionsversuchen benutzt. (Nach
Biedermann's Centralblatt für Agriculturchemie 1880, S. 311.)
97. Feser. Beobachtungen und Untersuchungen über den Rauschbrand im Jahre 1879.
(Deutsche Zeitschrift für Thiermedicin, S. 371, 1880.)
Die Arbeit ist eine Fortsetzung des Berichts über die Thätigkeit der oberbayrischen
Milzbrandversuchsstationen. Die Untersuchungen F.'s beziehen sich 1. auf den Rauschbrand,
2. Versuche mit Alpenweidobjecten , 3. Grundwasserbeobachtungen im Milzbrandbezirke
Lenggries. Der Spaltpilz des Rausch- und Kälberbrandes hat keine Luft zur Existenz und
Multiplication nöthig; die Luft vermindert nach längerer Einwirkung die Giftigkeit des
Pilze» und hebt sie Bchliesslich ganz auf. In den Sümpfen der Milzbrandalpen finden sich
Spaltpilze in Beziehung zu Krankheiten. 327
in ungeheurer Menge Spaltpilze, welche morphologisch mit denen des Rausch- und Milz-
brandes identisch sind; doch blieben von 43 Impfversuchen 36 ohne positives Resultat.
7 Versuchsthiere starben, darunter 3 am Rauschbrand, 1 am Milzbrand. Ein Zusammen-
hang zwischen Grundwasser und Milzbrand war nicht nachzuweisen. (Nach Jahresbericht
über die Leistungen und Fortschritte in der gesammten Medicin von Virchow u. Hirsch,
XVI. Jahrg., I. Bd., II. Abth.)
98. May. Der Milzbrandrothlauf der Schweine und seine Verhütung. (Fühling's Landw.
Zeitung 1880, S. 141.)
Enthält nichts von mycologischem Interesse.
99. Eberth, C J. Zur Kenntniss der Mycosen bei Thleren. (Archiv f. pathol. Anatomie
u. Physiologie, h. v. R. Virchow, Bd. 80, S. 311-314 mit 1 Taf.)
E. fand bei einem seit 6 Stunden todten Papagai namentlich in Leber und Blut
grosse Mengen von Micrococcen, welche den bei croupöser Conjunctivitis und Pharyngitis
der Hühner auftretenden glichen.
100. Ticbomirow. Zwei Bacterien, welche die Epidemie bei Perlplaneta orientalis ver-
ursachen. — Reden und Protoc, d. VI. Versamml. Russ. Naturf. in St. Petersburg 1879.
St, Petersburg 1880, Seite 7 (Russisch).
Die erste ist identisch mit der Pebrine-Bacterie, die andere ist dem Bacterium Linedia
Cohn ähnlich, aber unbeweglich, — wesshalb der Verf. sie als neue betrachtet — Bacterium
periplanetae sp. nov. Die Krankheit spricht sich aus in Trägheit, Durchfall und in der
Atrophie aller inneren Organe; diese zweite Form kommt hauptsächlich im Fettkörper vor
und bedingt die nach dem Tode eintretende Anschwellung abdominis. Batalin.
101. Frillieux. Sur la coloration et le mode d'alteration de grains de ble roses. (Annal.
d. scienc. nat., 6. serie Bot., t. 8., p. 248.
Bei allen Weizenarten kommen manchmal Körner von röthlicher Farbe vor. Die
Färbung erscheint äusserlich, liegt jedoch nicht in der Frucht oder Samenhaut, sondern in
der Kleberschicht. Gewöhnlich ist die Mittelschicht des Pericarps getrennt und empor-
gehoben. Auch die darunter liegende Schicht transversal gestreckter Zellen, welche nach
aussen in Folge einer Volumenverminderung des Kornes vorgewölbt erscheinen. Am intensivsten,
und zwar über den ganzen Querschnitt tritt die Färbung an Körnern von glasigem Weizen
auf; bei den mehligen Varietäten ist die purpurröthliche Farbe meist nur auf die Kleber-
schicht und auf den Umkreis von Höhlungen beschränkt, welche sich in der Mitte der
röthlichen Körner bilden. Die Färbung wird auf den Schnitten unter dem Microskop nur
bei Anwendung von Oel oder Glycerin erhalten, während sie bei Wasser bald verschwindet.
Die stärkeführenden Zellen sind farblos; der Embryo dagegen oft sehr intensiv gefärbt
und namentlich dessen Gefässbündelanlagen. Man sieht somit, dass sich die Färbung auf
die stickstoffhaltige Substanz beschrankt. Die Höhlung, welche sich oft durch die ganze
Länge des Kornes hinzieht und an dieselbe grenzt, welche äusserlich durch die Furche des
Getreidekornes sich kenntlich macht, ist von transparent erscheinendem Gewebe umgeben,
das an das noch normale, undurchsichtige, mit Stärke erfüllte grenzt. Die mit Jod sich
gelb färbende transparente Zellschicht wird nach dem Innern der Höhle zu von einer
wolkigen, oft in warzenartigen Vorsprüngen auftretenden Bacterienmasse ausgekleidet.
Die Bacterien scheinen der Gattung Micrococcus (Cohn) anzugehören, die in kugeligen
einfachen oder Zwillingssamen, sowie in ovalen Gestalten anzutreffen ist.
Unter der Einwirkung der Bacterien werden die Stärkekörner gelöst; sie werden
kleiner, ohne wie bei der Keimung Risse und radiale Spalten zu zeigen , ohne in unregel-
mässige Stücke zu zerfallen. Die Lösung erfolgt lediglich von aussen, indem die Contouren
buchtig werden und wie ausgenagt erscheinen. Die Bacterien greifen die Stärke im All-
gemeinen früher an, als das Gluten, das an Stelle der verschwundenen Amylumkörnchen
nur Höhlungen in seiner Masse zeigt. Schliesslich lösen sich auch die Zellwände, indem
sie quellen und vergallerten, wobei sie aber ihre Cellulosereaction beibehalten.
Die Micrococcen dringen von aussen durch die Furche in das Korn; am Grunde
derselben findet man den Hauptherd der Corrosion. P. Sorauer.
328 Kryptogamen. — Algen.
1
E, Algen.
Referent: Äskenasy.*)
Diesem Bericht wurde ein etwas verändertes System zu Grunde gelegt, das mit
den neueren Ansichten über Systematik der Thallophyten besser als das früher augewandte
harmoniren dürfte. Der Name Rhodophyceae statt Florideae wurde gewählt, weil er den
Namen der anderen Abtheilungen analog gebildet ist. Es erschien dann zweckmässig, die
Rhodophyceae in 2 Unterabtheilungen zu trennen, deren erster, die Hauptmasse der hierher
gehörigen Algen enthaltend, der Name Florideae beigelegt wurde; die Bangiaceae bilden
die zweite ünterabtheilung. Unter den Phaeozoosporeae wurden auch die Cutleriaceae und
Tilopterideae mit einbegriffen.
Uebersicht der Einth eilung des Referats:
I. Allgemeines, a. Systematik, Morphologie, Physiologie, b. Geographische
Verbreitung, c. Sammlungen.
II. Rhodophyceae. a. Florideae, b. Bangiaceae.
III. Phaeophyceae. a. Fucaceae, b. Phaeozoosporeae, c. Dictyotaceae.
IV. Chlorophyceae. a. Characeae, b. Confervoideae, c. Siphoneae, d. Protococ-
coideae, e. Conjugatae.
V. Cyanophyceae.
I. Allgemeines,
a. Morphologie, Physiologie, Systematili.
1. De Bary. Zur Systematik der Thallophyten. (Ref. S. 330.)
2. Gobi. Grundzüge einer systematischen Eintheilung der Gloeophyten. (Ref. S. 332.)
3. Bennett und Murray. Terminology and Classification of Thallophytes. (Ref. S. 333.)
4. Falkenberg. Die Algen im weitesten Sinne. (Ref. S. 333.)
5. Brandt. Ueber das Zusammenleben von Thieren und Algen. (Ref. S. 334.)
6. Entz. Ueber die Natur der „Chlorophyllkörperchen" niederer Thiere. (Ref. S. 336.)
7. Schaarschmidt. Ueber activen und passiven Endophytismus. (Ref. S. 337.)
8. Klein. Die Krystalloide der Meeresalgen. (Ref. S. 337.)
9a. Berthold. Die Befruchtungsvorgänge bei den Algen. (Ref. S. 337.)
9b. Westermaier. Ueber die Wachsthumsinteusität der Scheitelzelle und der jüngsten
Segmente. (Ref. S. 337.)
10. Allary. Analyses d'algues marines. (Ref. S. 338.)
11. Nathorst. Ueber fossile Algen. (Ref. S. 338.)
12. Dodel-Port. Ulustrirtes Pflanzenleben. (Ref. S. 338.)
13. Farlow. Marine Algae of New England. (Ref. S. 339.)
14. Nordstedt. Ueber die Namen der Algae exs. Rabenhorst's. (Ref. S. 341.)
15. Magnus. Botanik und Bernstein. (Ref. S. 341.)
16a. Pap. Die Pflanzenwelt des Meeres. (Ref. S. 341.)
16b. Clarke. The Common Sea-Weeds of the British Coast. (Ref. S. 341.)
IBc.Hervey. Sea Mosses. (Ref. S. 341.)
b. Geographische Verbreitung.
17. Wollny. Die Meeresalgen von Helgoland. (Ret S. 341.)
18. Hempel. Algenflora von Chemnitz. (Ref. S. 341.)
19. Cienkowski. Algen des Weissen Meeres. (Ref. S. 332.)
20. Foslie. Neue arktische Meeresalgen. (Ref. S. 343.)
21. Grönlund. Islands Flora. (Ref. S. 343.)
22. Schaarschmidt. Algae Romaniae. (Ref. S. 343.)
23. Kanitz. Plantae Romaniae. (Ref. S. 343.)
*) Die Abtheilung der Bacillariaceen ist von Herrn Pfitzer bearbeitet.
i
Verzeichniss der besprochenen Arbeiten. 329
24. Holmes, Algae new to Britain. (Ref. S. 343.) ,
25. Gobi. Algen des Finnischen Meerbusens. (Ref. S. 343.) '■
26. Roux. Liste d'Algues d'Alger. (Ref. S. 343.) '
27. Wolle. American Fresh Water Algae. (Ref. S. 343.) j
28 Schaarschmidt. Specimen Phycologiae aequatoriensis. (Ref. S. 343.) ]
29. Farlow. Algae of Kerguelen. (Ref. S. 344.) <
30. Padrao. Algae marinae method. enumeratae. (Ref. S. 344.)
31. Puiggari. Kryptogamen von Apiahy. (Ref. S. 344.) i
32. Schnyder. Algas y hungos. (Ref. S. 344.) I
c. Sammlungen. i
33. Farlow. Anderson and Eaton. Algae Am. bor. exs. (Ref. S. 344.) I
34. Kern er. Flora exsiccata Austro-Hungarica. (Ref. S. 344.) ;
II. Rhodophyceae. i
a. Florideae.
35. Solms Laubach. Die Corallinenalgen des Golfs von Neapel. (Ref. S. 352.)
36. Falkenberg. Ueber Florideen. (Ref. S. 344.) |
37. Sirodot. Absorption chez les organismes vegetaux inferieurs. (Ref. S. 352.) i
38. Hempel. üeber Chantransia. (Ref. S. 352.)
39. Rischawi. üeber die Stichidien und Antheridien von Dasya elegans. (Ref. S. 352.) j
40. Ardissone. Caso anormale di fructificazione nelle Floridee. (Ref. S. 353.)
41. Derselbe. Nota suUo Sperraothamnion torulosum. (Ref. S. 354.) 1
42. Greenish. üeber die iu Fucus amylaceus vorkommenden Kohlenhydrate. (Ref. S. 354.) ^
b. Bangiaceae. •
III. Phaeophyceae.
a. Fucaceae. |
43. Bergeudahl. Ueber Kuntze's Revision von Sargassum. (Ref. S. 354.)
44. Greve. On the floating power of the Fuceae. (Ref. S. 354.) !
45. Mollet. On the structure of Hormosira. (Ref. S. 354)
b. Phaeozoosporeae.
46. B e r t h 0 1 d. Die geschlechtliche Fortpflanzung der eigentlichen Phaeosporeeu. (Ref. S. 354.) ;
47. K. Ueber die geschlechtliche Fortpflanzung der Phaeosporeen. (Ref. S. 356.)
48. Agardh. Till Algernes Systematik. (Ref. S. 356.) 1
49. Areschoug. Beskrifning pa ett nytt algslägte Pelagophycus. (Ref. 357.) i
50. Farlow. Note on Laminarieae. (Ref. S. 357.) i
51. WoUny. üeber die Fruchtbildung von Chaetopteris plumosa. (Ref. S. 357.) i
c. Dictyotaceae. !
52. Agardh. üeber die Systematik der Dictyotaceen. (Ref. S. 357.) \
IV. Chlorophyceae. ]
a. Cbaraceae. !
53. John. Die Zellkerne von Ohara foetida. (Ref. S. 357.)
54. Zacharias. Ueber die Spermatozoiden. (Ref. S. 358.) \
55. Sanio. Gefässkryptogamen und Characeeu der Flora von Lyck. (Ref. S. 358.) I
56. Derselbe. Zahleuverhältnisse der Flora Preussens. (Ref. S. 358.) ■
57. Müller. Characees genevoises. (Ref. S. 358.) I
58. Groves H. et J. On Ohara obtusa. (Ref. S. 358.)
59. Dieselben. Notes on British Characeae. (Ref. S. 358.)
60. Ascherson. Beitrag zur Flora Aegyptens. (Ref. S. 358.)
61. Allen. Oharaceae of America. (Ref. S. 358.)
b. Gonfervoideae.
62. Dodel-Port. Ueber geschlechtliche Befruchtung einiger Ohlorophyceen. (Ref. S. 358.)
330 Kryptogamen. — Algen.
63. Kirchner. Ueber die Entwickelungsgeschichte einiger Chaetophoreen. (Ref. S. 359.)
64. Geddes. On Variegation aud Cell-Multiplication in Enteromorpha. (Ref. S. 360.)
65. Wright. On Blodgettia confervoides. (Ref. S. 360.)
66. Kirk. New Species of Cladophora. (Ref. S. 360)
67. Mac Hughes. On the transport of fine mud etc. by Conferva. (Ref. S. 360.)
68. Wille. Ueber Ruhezellen bei Conferva. (Ref. S. 360.)
c. Sipboneae.
69. Farlow. Ueber Codioliura gregarium. (Ref. S. 362.)
70. Derselbe. Ueber Vaucheria Thuretii. (Ref. S. 362.)
71. Holmes. On Codiolum gregarium. (Ref. S. 362.)
72. Munier-Chalmas. Observ. sur les algues calcaires confondues avec les Foraminiferes.
(Ref. S. 362.)
d. Protococcoideae.
73. Cooke. British Palmellaceae. (Ref. S. 363.)
74. Klebs. Beiträge zur Kenntniss niederer Algenformen. (Ref. S. 363.)
75. Schaarschmidt, Chlorochytrium in Siebenbürgen. (Ref. S. 367.)
76. Wright. On a new genus and species of unicellular Algae. (Ref. S. 367.)
77. Will 8. On the structure and life history of Volvox globator. (Ref. S. 367.)
78. Girardet. Ueber Pandorina. (Ref. S. 368.)
79. Cohn. Ueber Haematococcus pluvialis. (Ref. S. 368.)
80. Rostafinski. Ueber den rothen Farbstoff einiger Chlorophyceen. (Ref. S. 368.)
81. Simony. Ueber schwarzen Schnee. (Ref. S. 368.)
82. Cr oft. Occurence of red snow. (Ref. S. 368.)
83. Geddes. Ueber Chlamydomyxa labyrinthuloides. (Ref. S. 368.)
e. CoDjugatae.
84. Cooke. Notes on British Desmids. (Ref. S. 368.)
85. Archer. New-Zealand Desraidieae. (Ref. S. 369.)
86. Cooke. On some Desmids new to Britaiu. (Ref. S. 369.)
87. Wolle. American Fresh Water Algae (Desmidieaej. (Ref. S. 369.)
88. Schaarschmidt. Die Theilung des Closterium intermedium. (Ref. S. 369.)
89. Hempel. Ueber Copulation von Closterium Pritchardianum Arch. (Ref. S. 369.)
V. Cyanopliyceae.
90. Schaarschmidt. Zur Morphologie des Chlorophylls und des pflanzlichen Zellkerns.
(Ref. S. 369.)
91. Bornet et Grunow, Mazaea. Nouveau genre des Cryptophycees. (Ref. S. 370.)
92. G. Ueber Schwärmsporen bei Merismopoedia. (Ref. S. 370 )
93. Coppinger. Oceanic Phenomenon. (Ref. S. 370.)
I. Allgemeines.
a. Morphologie, Physiologie, Systematik.
1. De Bary. Zur Systematik der Thallophyten. (Bot. Ztg. 1881, Sp. 1-17, 33—36.)
Die Darstellung des Verf.'s sucht zuerst die grösseren Abtheilungen zu umgrenzen
und dann die Coordination derselben festzustellen.
Als erste grosse natürliche Abtheilung der Thallophyten findet man eine grosse
Gruppe, welche in der Hauptsache Thuret's Chlorosporeen entspricht, nämlich die gesammten
chlorophyllgrünen Thallophyten oder Algen mit polysymmetrischen Zoosporen- und Zygo-
Bporen- oder Oosporenbildung. Mag man den Aufbau des Thallus oder die Art der sexuellen
Befruchtung ins Auge fassen, immer findet man die extremsten Formen durch intermediäre
mit einander verbunden. Innerhalb dieser Gruppe nehmen bestimmte eibildende Familien
insbesondere der Coleochaeteen und Oedogonieen die höchste Stelle ein, insbesondere auch
Allgemeines, — Morphologie, Physiologie, Systematik. 33 1
deswegen, weil sie sich durcli ihren Entwickelungsgang der höher gegliederten Bryophyten-
gruppe unverkennbar nähern; sie lassen sich aber in ebenso ungezwungener Weise durch
mehrere Mittelstufen an einfacher organisirte Formen anknüpfen. Nur zweierlei Gruppen
machen einige Schwierigkeit. Die im Bau des Thallus mit vielen isogamen Formen (Siphoneen)
übereinstimmende Gattung Vaucheria steht mit ihren hoch diiferenzirten Sexualorganen
unvermittelt neben oder über ihnen. Ihre Stellung im System rauss daher gegenwärtig noch
eine provisorische sein. Verf. glaubt, dass vielleicht fernere Untersuchungen sie durch Ver-
mittelung von Derbesia näher an die Oedogoniieen anschliessen werden, wofür in der
Zoosporenstructur einige Andeutung enthalten ist. Die andere schwierig unterzubringende
Gruppe sind die Conjugaten. Verf. glaubt, dass sie sich nach ihrem Entwickelungsgange
nahe an die mit Zoogameten versehenen einfachen Chlorosporeen wie Ulothrix anschliessen.
Intermediäre Formen sind hier indessen nicht bekannt, höchstens könnte Zygogonium einiger-
massen dafür gelten.
Die zweite Hauptgruppe der Thallophyten wird von den Melanospermeen Harvey's
gebildet. Sie setzt sich aus Thuret's Phaeosporeen, Cutleriaceen (nebst Tilopterideen Thur.)
und den Fucaceen zusammen, die mittlere Gruppe bildet namentlich in Bezug auf die
Befruchtung den Uebergang zwischen den beiden andern. Drittens stellen die Florideen mit
den Porphyren, Bangien und marinen Chantransien als einfachsten Gliedern eine fest
geschlossene Gruppe dar. Die Dictyotaceen mögen ihnen einstweilen zugezählt werden, doch
bleibt deren Stellung aus bekannten Gründen vorläufig einigermassen unsicher.
Allgemein als wohlumgrenzt anerkannte Gruppen bilden ferner 4. Thuret's Crypto-
phyceae, d. h. die Nostocaceae im weitesten Sinne nebst den Chroococcaceen, denen nach
den heutigen Kenntnissen die Schizomyceten sich direct anreihen, 5. die Diatomaceae, 6. die
Characeen. 7. Eine in sich fest zusammenhängende Gruppe stellen bei eingehender Ver-
gleichung die Pilze dar, und zwar mit Ausschluss der Schizomyceten und Myxomyceten,
aber mit Einschluss der Flechten, sämmtliche als Pilze herkömmlich bezeichnete Gewächse.
8. Die Myxomyceten stellen, was man auch sonst von ihnen denken mag, jedenfalls auch eine
sich scharf abhebende Gruppe dar.
Was die Coordination der Gruppen anbetrifft, so stellen die grösseren derselben,
nämlich die Chlorosporeen, Phaeosporeen, Florideen und Pilze je eine von Formen einfacheren
zu solchen höheren Entwickelungsganges aufsteigende Reihe dar. Jede dieser Reihen ist in
sich geschlossen; keine kann in eine der anderen eingeschaltet werden ohne gewaltsame,
willkürliche Zerreissuug der letzteren, sie laufen mehr oder weniger divergent neben einander
hin. Von den vier genannten Reihen besitzen die Chlorosporeen allein einen Anschluss
nach oben, indem durch die Oedogonieen und Coleochaeteen der Anschluss an die Bryophyten
vermittelt wird, von wo aus durch die Pteridophyten und Gymnospermen hindurch der
Uebergang zu den angiospermen Blüthenpflanzen geschieht. Die anderen drei Reihen haben
nach oben keinen Anschluss, ihre höchst entwickelten Glieder sind absolute Endglieder.
Diese drei Reihen sind allerdings nicht ohne Verwandtschaft mit der Hauptreihe und speciell
den Phaeosporeen, der Anschluss an diese kann aber nach dem früher Gesagten nur durch
die unteren Glieder vermittelt werden. Die einfachsten Formen der Phaeosporeen, also
Ectocarpus und Verwandte sind schon durch den Bau der Schwärmzellen, durch das
Auftreten des Phycoxanthins etc. von den Chlorosporeen gesondert, eigentliche Uebergangs-
formen kennt man nicht. Jedoch kommen diese einfachsten Phaeosporeen gewissen Chloro-
sporeen-Gruppen (Stigeoclonium, Chroolejms, CladophoraJ in jeder Hinsicht so nahe, dass
eine directe gegenseitige, wirkliche Verwandtschaft unverkennbar ist. Hier würde also der
Anschluss zu suchen sein. Die einfachsten Florideen, wie Bangia, Chantransia corymbifera
Nemalieen, sind in der vegetativen Gliederung den einfachsten Chlorosporeen und Phaeosporeen
ähnlich und schon mit relativ hoch differenzirten Sexualorganen versehen. Ihr Anschluss
an andere Reihen wird daher dort zu suchen sein, wo sich die entsprechenden Differenzirungen
zeigen. Nun schliesst sich der Entwickelungsgang von Coleochaete dem der einfachen Florideen
unmittelbar an. Somit kann man sie hier anschliessen und annehmen, dass sie sich neben
den Coleochaeteen als besondere Reihe von der Chlorosporeen-Gruppe abzweigen.
Für die mit den Ascomyceten und Uredineen endigende Hauptreihe der Pilze muss
332 Kryptogamen. — Algen,
der Anschluss bei den eibildenden Chlorosporeen (Oedogonmm, Cylinäroeapsa etc.) gesucht
werden. MonoblepJiaris Cornu, Pythium und Peronospora sind die hier zunächst sich an-
schliessenden Pilzformen, von denen aus sich die übrigen Pilze herleiten lassen. Nur für
die Chytridien und die an sie wahrscheinlich anzuknüpfende mit den Ustilagineen endigende
kleine Reihe ist noch genauer zu untersuchen, ob sie nicht vielleicht eine von den übrigen
Pilzen zu sondernde und den isogamen Chlorosporeen anzuschliessende Gruppe bilden. Doch
ist nach dem gegenwärtig bekannten der Anschluss an die Peronosporeen und Saprolegnieen
mehr angezeigt.
Die Characeen machen in Bezug auf ihre Stellung im System besondere Schwierig-
keiten. Man hat schon öfters sie nach oben an die Bryophyten anschliessen wollen, Verf.
findet die dafür angeführten Gründe alle an den Haaren herbeigezogen und unzutreffend.
Aber auch der Anschluss nach unten ist unsicher. Verf. hält wegen der hohen Diffe-
renzirung der Sexualorgane die Vaucherien von allen bekannten Formen als den Characeen
am nächsten stehend, doch bleibt der Abstand zwischen beiden auch bei alleiniger Berück-
sichtigung der Sexualorgane ein sehr grosser und nimmt noch beträchtlich zu, wenn der
vegetative Aufbau mit berücksichtigt wird.
Unsicher ist auch die Stellung der Diatomeen im System, die Copulationserscheinungen
und der ganze Entwickelungsgang zeigen unverkennbare Verwandtschaft mit den Conjugaten
an. Doch sind keine Intermediärformen bekannt.
Eine sehr isolirte Gruppe bilden auch die Schizosporeen (Cohn), d. h. Phycochrom-
algen und Schizomyceten. Nach dem, was neuerdings über die sexuelle Fortpflanzung der
Bangiaceen bekannt geworden ist, hält Verf. es nicht für möglich, sie mit Cohn als den
niedersten Abschnitt der Florideengruppe zu betrachten. Weit näher liegt der Gedanke,
einen Anschluss der einfacheren Schizophyten an die einfachsten Chlorosporeen zu suchen,
von welchen sich jene etwa als selbständige Reihe abzweigen würden, welche ihr oberes
nicht weiter anschliessendes Ende in den Rivularieen hätte.
Der Anschluss der Myxomyceten, der nur innerhalb der Pilzgruppe stattfinden
könnte, wird vom Verf. als zur Zeit völlig uugewiss nicht näher besprochen. Die Ansichten
des Verf. werden in einer Tabelle in anschaulicher Form näher dargelegt. Der übrige Theil
des Aufsatzes enthält eine Kritik der Systeme von Cohn, Sachs, Eichler und Winter.
2. Gobi. Grundzüge einer systematischen Eintheilung der Gloeopbyten (Thallophyten
Endl.). (Bot. Ztg. 1881, S. 489-501, 505—518.)
Verf. giebt am Schlüsse seines Aufsatzes eine kurze Zusammenfassung seiner An-
sichten, die wir hier wörtlich mittheilen:
1. Der Name Thallophytae ist für die niedrigste Pflauzenclasse (Algen, Pilze incl.
Lichenen) gar nicht bezeichnend, daher sollte er auch nicht beibehalten, sondern durch den
mehr bezeichnenden Gloeophytae ersetzt werden. (Letzterer Name weist darauf hin, dass
die Zellmembran der hierher gehörigen Pflanzen die Fähigkeit besitzt, leicht aufzuquellen,
zu vergallerten und sogar zu verschleimen.)
2. Die ganze Gloeopbyten • Classe besteht aus fünf grossen neben einander diver-
girend hinauflaufenden Reihen, den Chlorophyceen , Cyanophyceen, Phaeophyceen , Rhodo-
phyceen (Florideen) und Fungi. Jede dieser primären Reihen oder Gruppen ist aus nur
genetisch zusammenhängenden Formen zusammengestellt, mit den einfachsten beginnend und
mit höchst differenzirten abschliessend. Jede derselben ist jedoch nicht als geradlinig ver-
laufende Reihe, d. h. als eine gerade Kette von Formen aufzufassen, sondern als ein ver-
zweigtes System.
3. Der genetische Zusammenhang zwischen den Formen jeder einzelnen Reihe äussert
sich zunächst in stufenweiser Vervollkommnung des Zeugungsactes, sodann aber auch
(meistentheils) im morphologischen und anatomischen Aufbaue des Körpers. Gleichzeitig
erscheinen aber alle diese Reihen auch nach dem Princip der Plasmafärbung gruppirt;
demnächst erhält man also eine rein grüne Reihe (die Chlorophyceen), wo ausser Chlorophyll
kein anderer an das Plasma sich bindender Farbstoff vorkommt ; dann eine span- oder blau-
grüne, phycochromhaltige Reihe (die Cyanophyceen); ferner eine braune oder gelbbraune
(die Phaeophyceen), eine rothe (die Rhodophyceen oder Florideen); bei letzteren drei ist
Allgemeines. — Morphologie, Physiologie, Systematik. 333
das Plasma ausserdem durch einen entsprechenden Farbstoff tingirt, der das Chlorophyll
maskirt. Die fünfte Reihe endlich, die Fungi, ist chlorophylllos.
4. Diese letztere beginnt mit den agamen Chytridiaceen , durch welche sie sich an
die agamen Chlorophyceen anschliesst.
5. Die Bacterien gehören nicht zu dieser Pilzreihe, sondern sind mit Cohn als
clorophylllose Cyanophyceen aus der agamen Etage anzusehen.
6. Diese letztgenannte Cyanophyceen -Reihe, mit den einfachst agamen Formen
beginnend, schliesst mit den höchst differenzirten carposporen Batrachospermen nebst Ver-
wandten (Lemania, Saclieria) ab. Die iu dieser Reihe zur Zeit fehlenden isogamen und
oogameu Zwischenformeii sind als ausgestorben anzusehen. Doch könnte vielleicht hierher
der bekannte Hydrurus gehören, von dessen Fortpflanzungsweise mau jedoch nichts kennt.
7. Gleich den Fungi schliessen sich auch die Phaeophyceen an die agamen Chloro-
phyceen durch das vor Kurzem von Worouin entdeckte Chromophyton an, endigen aber mit
den Dictyotaceen in der oogamen Etage , wodurch sie sich von den übrigen vier Reihen
unterscheiden, denn bei diesen letzteren geht die Differenzirung im Zeugungsacte noch um
einen Schritt weiter; die sie abschliessenden Formen sind carpospor und nicht oogam.
8. Die Bacillariaceen gehören der Phaeophyceen -Reihe an, wo sie einen kleinen
untergeordneten Nebenweg (von der unteren agamen Etage dieser Reihe abstammend) bilden,
etwa in der Art wie die Conjugaten in der Chlorophyceen-Reihe.
9. Die am vollkommensten repräsentirte Reihe in der ganzen Gloeophyten-Classe
ist die der Chlorophyceen, welche dabei in gewissem Sinne auch die Bedeutung einer Haupt-
reihe beanspruchen kann, da sie nicht blind endet wie die andern alle. Sie ist schon gegen-
wärtig in sechs untergeordnete Reihen zu zerlegen, die alle ihren Ursprung in der agamen
Etage haben, sich aber nicht gleich hoch erheben, indem die einen früher, die andern später
blind endigen, eine Ausnahme davon macht diejenige Reihe, die sich mit den Characeen
abschliesst, denn nur diese Formen und nicht die Coleochaeteen bilden den Uebergang zu
den Musciueeu.
3. Bennett u. Murray. Terminology of Reprodactive Organs and Classification of Tballo-
phytes. (Quarterly journ. of microsc. science Vol. 21, p. 165—167.)
Verff. bringen einige Zusätze und Verbesserungen zu ihrem System für Termino-
logie und Classification der Thallophyten. Vgl. B. J. 1880, S. 528.
4. Falkenberg. Die Algen im weitesten Sinne. (^Handbuch der Botanik, herausgegeben
von Schenk, II. Bd., S. 159 — 314, gehört zur Encyclopädie der Naturwissenschaften.
Breslau, Trewendt. Der betr. Theil erschien 1881.)
Die Arbeit Falkenberg's giebt eine kurz gefasste, aber alles Wesentliche berück-
sichtigende Uebersicht unserer Kenntnisse von den Algen. Die Schrift ist mit zahlreichen
in den Text eingedruckten Holzschnitten illustrirt. Hier kann nur dasjenige kurz hervor-
gehoben werden, was dem Ref. als neu oder besonders wichtig erschienen ist.
Verf. ist der Ansicht, dass gegenwärtig an einer Algenclasse als einheitlicher syste-
matischer Abtheilung nicht mehr festgehalten werden darf und dass so wie man die ältere
Classe der Pilze in die drei Abtheilungen Schizomyceten, Pilze und Myxomyceten getheilt hat,
auch die chlorophyllhaltigen Thallophyten (Algen im weiteren Sinne) in vier natürliche
Abtheilungen zu sondern sind, nämlich in Florideen, Algen, Diatomaceen und Schizophyceen;
die Algen, Algen im engeren Sinne, wie Verf. seine zweite Abtheilung näher bezeichnet,
zerfallen dann wieder in die zwei Unterabtheilungen 1. Melanophyceae , sämmtliche braun-
gefärbte Algen umfassend, und 2. Chlorophyceae, zu welcher alle rein grünen Algen gehören.
Die Dictyotaceen werden zwar in der Einleitung mit einem Fragezeichen zu den Florideen
gestellt, im Texte selber aber bei den Melanophyceen aufgeführt. Man erhält auf diese
Art sieben primäre Gruppen von Thallophyten. Von diesen schliesst sich, wie Verf. bemerkt,
nur der Florideenast vielleicht mit einiger Wahrscheinlichkeit an die Algen an. Ein näherer
Anschluss an das Genus Coleochaete wird jedoch vom Verf. nicht angenommen; er meint,
dass die Aehnlichkeiten , die man zwischen der Fruchtbildung von Coleochaete und der-
jenigen der Florideen hat finden wollen, nur habitueller Art sind und keinen Anhalt für
Annahme einer natürhchen Verwandtschaft darbieten. Ferner ist es möglich, dass die
334 Kryptogamen. — Algen.
Schizophyceen und Schizomyceten Zweige eines Astes der Schizophyten darstellen. Endlich
finden sich zwischen den niedrigst oi-ganisirten Gliedern der Algeu im engeren Sinne und der
Pilze Aehnlichkeiten, welche auf eine wahrscheinliche Abstammung dieser von gemeinsamen
Vorfahren hindeuten, was Verf. weiterhin in Uebereinstimmung mit De Bary näher ausführt.
Für die Anschlüsse der unteren Enden der übrigen Verwaudtschaftsreihen fehlt jeder Anhalt,
so dass der Stammbaum der Thallophyten, so weit er sich nach abwärts verfolgen lässt, im
besten Falle sich auf vier isolirte Aeste zusammenzieht : Diatomeen, Algen und Pilze, Schizo-
phyten, Myxomyceten — über deren gegenseitige Beziehungen wir zur Zeit völlig im Unklaren
sind. Im Einklang mit den meisten Botanikern nimmt Verf. auch an, dass die Chloro-
phyceen den Ausgangspunkt für den Hauptstamm der gesammten höheren Pflanzen bilden.
Die systematische Gruppirung der kleineren Abtheilungen seitens des Verf. hier wiederzugeben
schien dem Eef. nicht nothwendig.
Die Befruchtungsvorgänge bei den Thallophyten lassen sich nach dem Verf. auf
zwei wesentlich verschiedene Typen zurückführen, die man als Gametencopulation und als
Procarpbefruchtung bezeichnen kann. Die erstere ist durch das Verschmelzen der membran-
losen Geschlechtszellen, der Gameten zu einer neuen Zelle der Zygote charakterisirt, während
der zweite Befruchtungsvorgang den Florideen eigenthümlich ist und hier keiner näheren
Beschreibung bedarf. Bei der Gametencopulation lassen sich zwei Hauptstufen innerhalb
des Typus unterscheiden, nämlich die Copulation von Isogameten und die von Eiern und
Spermatozoiden. Erstere Copulation wird als isogame, letztere als oogame bezeichnet.
Verf. braucht demnach den Ausdruck Gameten und Zygoten in einem weiteren Sinne als
dies bisher gebräuchlich war. Bei der isogamen Copulation unterscheidet er noch Copu-
lation beweglicher Zellen (Planogameten) und unbeweglicher Zellen (Aplanogameten), welche
letztere unter den Algen bei den Conjugaten auftritt. Wie Verf. hervorhebt, bildet sich
die geschlechtliche Differenz der Gameten innerhalb der Gruppe der Algen im engeren Sinne
in allmählicher Steigerung aus, so dass der anscheinend so scharfe Uebergang von isogamer
zu oogamer Befruchtung durch leise Uebergänge vermittelt wird. Bei manchen Algen
(Chlor ochytrium , Endosphaera) copuliren Gameten aus demselben Gametangium unter-
einander, ebenso bei Hydrodictyon und Botrydium, wo auch die Zahl der copulirenden
Gameten bis auf sechs steigen kann; hei Äcetahularia und Ulothrix copuliren nur Gameten,
die nicht aus demselben Gametangium stammen, während bei Dasydadus Gameten derselben
Pflanze nicht mit einander copuliren, wohl aber mit den Planogameten gewisser (nicht
aller beliebigen) anderen Individuen. Wenn hier die Gameten, obwohl in den letztgenannten
Fällen sicher innerlich verschieden, doch keine ausser lieh wahrnehmbaren Unterschiede
zeigen, so sehen wir bei gewissen Phaeosporeen (Scytosiphon , Ectocarpus süicidosus), wie
die äusserlich ganz gleich gebauten Planogameten doch darin differiren, dass die einen, weib-
lichen, vor der Befruchtung in den Ruhezustand übergehen und erst dann von den schwär-
menden männlichen befruchtet werden. liier erkennen wir also zuerst einen wirklichen
Geschlechtsunterschied. Bei den Cutleriaceen tritt hiezu auch ein Unterschied in der äusseren
Form, indem die männlichen Gameten stets sehr viel kleiner sind als die weiblichen. Bei
den Fucaceen und den höhern Chlorophyceen besitzen zwar die Spermatozoiden noch den
Charakter von Schwärmzellen, aber die weiblichen Zellen haben die Bewegungsfähigkeit
vollständig verloren. Bei den Fucaceen werden letztere zwar noch aus ihren Mutterzell-
hüllen ausgestossen ; dagegen bleiben sie bei den höheren Chlorophyceen von diesen umhüllt
und die Befruchtung der weiblichen Gameten findet innerhalb des Oogoniums, wie bei den
Archegoniaten innerhalb des Archegoniums statt.
Auch bei den Aplanogameten findet man eine Steigerung des Geschlechtsunterschieds,
die derjenigen bei den Planogameten parallel geht, mau erkennt dies, wenn mau von den
Desmidiaceen, Mesocarpus und Zygogonium zu Spirogyra und Zygnema und endlich zu Siro-
gonium fortschreitet. Einen Uebergang der Copulation von Planogameten zu derjenigen
von Aplanogameten findet Verf. in dem von Goroshankin beschriebenen Beiruchtungsvorgang
Ton Chlamydomonas pulvisculus.
5. Brandt, lieber das Zasammenleben von Thieren und Algen. (Verh. der Physiol.
Gesellsch. zu Berlin 1881/82, No. 4 u. 5, auch Botan. Ztg. 1882, S. 248—254.)
Allgemeines. — Morphologie, Physiologie, Systematik. 335
üeber die Natur der Chlorophyllkörper, die in manchen Thieren enthalten sind, hat
man schon früher sehr verschiedene Ansichten gehabt. Chlorophyll ist z. B. nachgewiesen
bei gewissen Rhizopodcn (Monothalamien, Heliozoen und Amoeben), bei Wimperinfusorien
(Paramecium, Stentor, Vorticelliuen), beim Süsswasserschwamm (Spongilla), dem Armpolypen
(Hydra) und mehreren Strudelwürmern des Meeres und des süssen Wassers (Vortex). Verf.
theilt die Resultate seiner eigenen Untersuchungen in folgenden Worten mit:
Die morphologischen Untersuchungen wurden an Hydren, Spongillen, einer Süsswasser-
planarie und zahlreichen Infusorien (Stentor, Paramecium, Stylonychia, verschiedenen Vorti-
celliuen u. s. w.) vorgenommen, und zwar in der Weise, dass die grünen Körper durch
Quetschen aus den Thieren isolirt und dann mit starken Vergrösserungeii betrachtet wurden.
Bei allen ergab sich bezüglich des Baues der grünen Körner ein vollkommen übereinstimmendes
Resultat.
Die grünen Körner sind nicht gleichmässig und vollständig grün, sondern besitzen
neben der grün gefärbten Masse stets noch hyalines Protoplasma, Jeder grüne Köi^per ist
also nicht als ein Chlorophyllkörper aufzufassen, sondern als eine Protoplasmamasse, in
welcher sich ein Chlorophyllkörper befindet. Der gewöhnlich muldenförmige Chlorophyll-
körper besitzt ein sehr starkes Lichtbrechungsvermögen und enthält, wie spectroskopische
Untersuchung eines alkoholischen Spongilla-Auszugs zeigte, echtes Chlorophyll.
In sämmtlichen grünen Körpern konnte durch Behandlung mit Haematoiylin ein
Zellkern mit voller Bestimmtheit nachgewiesen werden. Waren statt eines Kernes mehrere
in einem grünen Körper vorhanden, so Hessen sich stets auch mehrere Chlorophyllkörper
nachweisen. Formen mit 2—6 Kernen und ebensoviel Chlorophyllkörpern sind wohl
ungezwungen als Theilungszustände zu deuten.
Die angeführten, mit voller Sicherheit festgestellten Thatsachen beweisen, dass die
vermeintlichen Chlorophyllkörper der Thiere morphologisch selbständige einzellige Wesen
sind. Da bisher noch keine Algengattung beschrieben ist, in welche diese grünen Körper
eingeordnet werden könnten, so wird ihnen ein besonderer Name beigelegt werden müssen:
ZoocMorella nov. gen. Grüne Körper zahlreicher niederer Thiere aus der Gruppe
der Protozoen, der Spongien, der Hydrozoen und Turbellarieu.
ZoocMorella Conductrix Brandt. Lebt in Hydra. Durchmesser 3—6 (i. Jedenfalls
identisch damit ist die in Wimperinfusorien vorkommende l'orm.
Zoochlorella parasitica Brandt. Lebt in Spongillen. Durchmesser 1.5—3 (jl. Wahr-
scheinlich identisch damit ist die in Süsswasserplanarien vorkommende Form.
Zugleich will Verf. die unter ähnlichen Bedingungen lebenden „gelben Zellen",
deren morphologische und physiologische Selbständigkeit von den Thieren, in welchen sie
leben, durch die Untersuchungen von Cienkowski, Hertwig und dem Verf. nachgewiesen ist,
mit einem entsprechenden Gattungsnamen versehen:
Zooxanthella nov. gen. Gelbe Zellen der Radiolarien, gewisser Hydrozoen und der
Actinien.
Zooxanthella nutricula Brandt. Gelbe Zellen von Collozoum inerme. Wahrscheinlich
identisch mit dieser Art sind die gelben Zellen der übrigen Polycyttarien, sowie vieler
Monocyttarien.
Ausser der morphologischen Selbständigkeit der Zoochlorellen war aber noch die
physiologische Unabhängigkeit derselben zu beweisen. Zu dem Zwecke wurden grüne Körper
durch Quetschen aus Hydren, Spongillen und Wimperinfusorien isolirt und auf dem Object-
träger weiter cultivirt. Es zeigte sich, dass die isolirten Zoochlorellen keineswegs abstarben,
sondern tage- und selbst wochenlang am Leben blieben. Exponirt man sie dem Licht, so
treten Stärkekörner in ihnen auf, — ein Zeichen, dass sie ihre Functionsfähigkeit keineswegs
eingebüsst haben.
Ausserdem wurden Infectionsversuche angestellt. Dabei stellte sich zunächst heraus,
dass die oben auf Grund durchgreifender Grösseverschiedenheit aufgestellten Zoochlorellaarien
nicht nur morphologisch, sondern auch physiologisch unterschieden sind. Isolirte grüne
Körper von Spongillen, die Verf. mit chlorophyllfreien Infusorien zusammenbrachte, wurden
zwar von vielen aufgenommen, konnten sich jedoch nicht in dieselben einnisten, sondern
336 Kryptogamen. — Algen.
wurden entweder verdaut oder unverändert wieder ausgestossen. Auch Infusorien, die sonst
Zoochlorellen (allerdings die grössere Art derselben) beherbergen, behielten sie nicht bei
sich. Dagegen gelang es, chlorophyllfreie Infusorien mit den Zoochlorellen einer abgestorbenen
Hydra viridis zu inficiren. Mehrere Ciliaten, die vollkommen frei von grünen Körpern
waren, nahmen die Hydra-Schmarotzer auf und behielten sie dauernd bei sich (Coleps, Para-
mecium, Stylonychia).
Nach den vorliegenden Untersuchungen fehlt selbstgebildetes Chlorophyll den Thierea
vollkommen. Chlorophyll kommt nur bei echten Pflanzen vor. Wenn es bei Thieren sich
findet, verdankt es sein Dasein eingewanderten Parasiten.
Am Schluss des Aufsatzes folgt ein Abschnitt unter dem Titel „Allgemeine Ergebnisse".
Verf. nimmt darin als sicher an, dass die Zoochlorellen und Zooxanthellen nach Art echter
Pflanzen aus Wasser und Kohlensäure organische Stoffe zu produciren vermögen; es sei
also zu erwarten, dass sie dem Wirthe keine organischen Stoffe entziehen, sondern ihm
solche liefern. Dass nun das letztere, und zwar in ganz erstaunlichem Maasse geschieht,
zeigen folgende Beobachtungen:
1. Bei genauerer Untersuchung grosser Radiolariencolonieen fand Verf. weder in
noch an ihrer Gallerte der Verdauung unterworfene Fremdkörper, er schliesst daraus bei
der beträchtlichen Körpermasse und entsprechend grossem Nahrungsbedarf dieser Thiere,
dass sie nur von den gelben Zellen, die sie in ausserordentlicher Menge beherbergen, am
Leben erhalten werden.
2. Solche Colonieen konnten am besten in gut filtrirtem Seewasser am Leben
erhalten werden.
3. Auch Spongilla hielt sich am besten in filtrirtem Flusswasser. Selbst wenn das
Wasser täglich von neuem filtrirt wurde, war das Gedeihen der grünen Schwämme ein
ganz vorzügliches. Wurde aber das Gefäss in einen halb dunkeln Raum gesetzt, so gingen
die Spongilleu regelmässig zu Grunde. Gehörige Belichtung ist unbedingt nöthig.
„Es wäre also hiermit bewiesen, dass die Zooxanthellen und Zoochlorellen ihre Wirthe
vollkommen am Leben erhalten. So lange die Thiere wenige oder gar keine grünen oder
gelben Zellen enthalten, ernähren sie sich wie echte Thiere durch Aufnahme fester organischer
Stoffe; sobald sie genügende Mengen von Algen enthalten, ernähren sie sich wie echte
Pflanzen durch Assimilation von anorganischen Stoffen. Sie müssen sich wieder nach Art
der Thiere ernähren, sobald bei mangelhafter Beleuchtung die Algen ihre Function einstellen.
Sie gehen zu Grunde, wenn sie sich nicht der ihnen eigentlich zukommenden Ernährungs-
weise wieder anbequemen. Verf. vergleicht diese Vergesellschaftung von Algen und Thieren
mit der Vergesellschaftung von Algen und Pilzen, aus der die Flechten hervorgehen, weist
dabei aber auf den Unterschied hin, der zwischen beiden darin liegt, dass bei der Symbiose
der Flechten die Pilze auf die Ernährung durch die Algen augewiesen sind, während bei
der Symbiose der Thiere mit Algen wir es mit unabhängigen, an ein selbständiges Leben
gewöhnten Thieren zu thun haben. Er schliesst mit dem folgenden, die Symbiose der
Algen und Thiere charakterisirenden Satz : In morphologischer Hinsicht sind die Algen, in
physiologischer Hinsicht die Thiere die Parasiten,
6, Entz. üeber die Nator der „Chlorophyllkörperchen" niederer Thiere. (Biologisches
Centralblatt. 1. Jahrg. 1. Halbj. 1881.)
Verf. veröffentlicht hier in deutscher Sprache ein bisher nur in magyarischer Sprache
gedrucktes Referat über einen in Klausenburg 1876 gehaltenen Vortrag. Indem Ref. daraus
einige Stellen wörtlich mittheilt, kann er nicht umhin, die Ansicht auszusprechen, dass Verf. bei
seinen Beobachtungen auf irgend eine Weise getäuscht worden ist. Nachdem Verf. bemerkt
hat, dass viele Arten von Infusorien bald mit, bald ohne Chlorophyllkörperchen vorkommen,
und dass die letzteren nur bei Omnivoren oder solchen Infusorien gefunden werden, die sich
mit Vorliebe oder ausschliesslich von einzelligen Algen oder grünen Flagellaten ernähren,
fährt er fort: „Durch Zerzupfen der Infusorien frei gelegte und im Wassertropfen sorgsam
aufbewahrte Chlorophyllkörperchen sterben durchaus nicht ab, im Gegentheil, sie leben
und vermehren sich weiter und schliesslich entwickeln sich aus ihnen einzellige Algen aus
den Gattungen Palmella, letrasjjora, Gloeocystis, Pleiirococcus, Ehaphidium, Scetiedesmus ;
Allgemeines. — Morphologie, Physiologie, Systematik. 337
einige vergrössern sich nach erfolgter Encystiruug beträchtlich, aus den Cysten schwärmen
endlich Chlamydomonadeu und Euglenen heraus. Oft entwickeln sich aber die Chlorophyll-
körperchen schon innerhalb des Körpers der Infusorien weiter.
Stentor polymorphus wird in nicht erneuertem Wasser schliesslich zu einer wahr-
haften lebenden Sammlung der erwähnten einzelligen Algen und grünen Flagellaten. — An
Coleps hirtus, Enchelys gigas, Enchelyodon farctus und Holophrya ovum Hess sich die
Beobachtung machen, dass, im Falle von diesen gewöhnlich farblosen Infusorien Euglenen,
Chlamydomonaden, oder Zellen von Protococcaceen und Palmellaceen massenhaft verschlungen
wurden, einzelne dieser Zellen sich aus dem breiartigen verdauenden Entoplasma des In-
fusionskörpers in das Ectoplasma drängten, wo sie durch schnell wiederholte Theilung in
einzelne Kügelchen zerfielen, welche nun in der Form von „Chlorophyllkörperehen" in der
beschriebenen Weise sich weiter fortpflanzten, allmählich das ganze Ectoplasma erfüllten und
gewissermassen zu ihrem Vegetationsgebiet eroberten."
Am Schluss bemerkt der Verf.: „Nach meinen Beobachtungen wandert nicht eine
gewisse Algenart ein, sondern die verschiedensten niederen Algen, deren Zoosporen, sowie
grüne Flagellaten können sich in ganz kleine Zellen, in Pseudo-Chlorophyllkörperchen, wie
ich sie in meiner Arbeit nannte, verwandeln."
7. J. Schaarschmidt. Ädalekok ar activ es passiv endophytismas ismeretebez. Beiträge
zur Kenntniss des activen und passiven Endophytismus. (Magyar Növenytani Lapok,
V. Jahrg., Klausenburg 1881, 10 S. [Ungarisch].)
Das Verhältniss der endophyten Algen zur Wirthpflanze ist verschiedenartig erkläi't
worden. Verf. hält den von De Bary empfohleneu Ausdruck Symbiosis als den geeignetsten.
Verf. theilt zugleich einen seiner Versuche mit. Auf die vom herausquellenden schleimigen
Saft bedeckte Schnittfläche eines Blattes von Ärum odoruni brachte er reines Material von
Oscillaria tenerrima. Diese wuchsen dort lebhaft fort und bedeckten die Schnittfläche ganz
mit ihren bläulich-grünen Fäden. Nach beiläufig drei Wochen schnitt er den Blattstiel ab
und untersuchte ihn. Im Querschnitt war ein grosser Theil der Luftgänge mit Oscillarien-
bündelu erfüllt; die übrigen, sowie die Milchschläuche blieben davon frei. Im Längsschnitt
zeigten sich ausser den Luftgängen noch zahlreiche dünne Streifen; Oscillaria war in das
Gewebe hineingewachsen, theils durch die leeren Luftgänge, theils durch die Intercellular-
räume hindurch, und wurde dabei von dem schleimigen Saft ernährt. Das Eindringen in die
Zellen konnte der Verf. nicht beobachten. Der die Oscillarien enthaltende Blattstieltheil
war beiläufig 2 cm lang; so tief waren die Fäden innerhalb drei Wochen gedrungen. Indem
Seh, die Natur der bisher geschilderten Endophyten kritisch beleuchtet, wendet er sich
hauptsächlich gegen Klebs' Auffassung der „Raumparasiten", indem jene keine Parasiten
seien. Er findet es für richtiger für jenes Verhältniss der Zusammenlebigkeit, welches
zwischen dem die Wohnung bietenden Wirthe und seinem Bewohner sich äussert, den Ausdruck
vikobiosis zu wählen; der Bewohner nimmt hier nur den Wohnraum seines Wirtbes in
Anspruch, d. i. der passive Endophytismus. Unter die Symbiosis stellt er den activen Endo-
phytismus, d. i, das active, parasitische Einwohnen. Staub,
8, Klein. Die Krystalloide der Meeresalgen. (Priugsheim's Jahrb., Bd. 13, S.23— 59, mit 1 Taf.)
Dieser Aufsatz enthält Beobachtungen des Verf.'s über die Krystalloide, die in
mehreren Chlorophyceen und Florideeu während des Lebens dieser Pflanzen gefunden werden,
sowie über die Rhodosperminkrystalle, die erst in Folge der Einwirkung mancher Substanzen
aus gewissen Stoffen des Zellinhalts einiger Florideen entstehen und die auch ausserhalb
der Zellen auftreten können. Näheres im Referat über die Zelle,
9a. Berthold. Die Befruchtungsvorgänge bei den Algen. (Biolog. Centralbl., herausg. von
Rosenthal, No. 10, 11, 12, 14.)
Kurzgefasste Zusammenstellung des bisher über die Befruchtung der Algen bekannt
gewordenen.
9b. Westermaier. üeber die Wachsthumsintensität der Scbeitelzelle und deren jüngsten
Segmente. (Priugsheim's Jahrb. f, wiss. Botan. Bd. XII, 1881, S, 439-472.)
In diesem Aufsatz wird u, A, auch die Wachsthumsintensität der Scheitelzelle bei
Dictyota und Hypoglossum Leprieurii behandelt.
BotaniBCher Jahresbericht IX (1881) 1, Abth. 22
333 Kryptogamen. — Algen.
10. [AUary. Analyse d'algues marines. (Bulletin de la soc. chim. de Paris, T. XXXV,
1881, No. 1.)]
11. Nathorst. Om spar af nägra evertebrade djur etc. (Svenska Vetensk. Akad. Handl.
Bd. VIII, 1880, Stockholm 1881, No. 7, mit 16 Taf.)
Der vollständige deutsche Titel dieses Aufsatzes lautet: lieber Fährten einiger Everte-
hraten etc. und die palaeontologische Bedeutung derselben. Verf. sucht darin nachzuweisen,
dass viele bisher für fossile Algen gehaltene Versteinerungen nichts weiter als Thierfährten,
namentlich mariner Würmer darstellen. Näheres im Ref. über Phytopalaeontologie.
12. Dodel-Port. lUnstrirtes Pflanzenleben. I. Halbband. (Zürich, Verlag von Cäsar
Schmidt 1881.)
Zwei Capitel dieses Buches beziehen sich auf Algen, das vierte mit dem Titel: Die
Kraushaaralge — Ulothrix zonata und das fünfte, das betitelt ist: Ein Blick in die unter-
getauchte Flora der Adria. In dem erstgenannten werden die früheren Untersuchungen
des Verf.'s über Ulothrix zonata in populärer Form reproducirt, doch enthält dieser Aufsatz
einige neue, in grossem Massstab ausgeführte Abbildungen. In dem fünften Capitel giebt
der Verf. eine populäre Beschreibung der Algenflora der Adria, wie sie namentlich in der
Nähe von Miramare sich darstellt. Darih wird Einiges ausführlicher behandelt, so die
Copulation der Schwärmer von Ulva enteromorpha, ß. compressa und von Ulothrix flacca,
beide mit Abbildungen, worüber im Abschnitt über Chlorophyceae ausführlicher referirt wird,
ferner wird Porphyra leiicosticta Thur. eingehend beschrieben, mit Abbildung älterer und
jüngerer Zustände des Thallus , dann wird Polysiphonia subulata J. Ag. sehr ausführlich
behandelt; mehrere Abbildungen, die sich auf die ganze Pflanze und auf die Entwickelung
ihrer Geschlechtsorgane und Tetrasporen beziehen, werden mitgetheilt. Die Mitwirkung
von Vorticellen bei der Befruchtung wird besonders hervorgehoben (vgl. J. B. 1879, S. 466).
Weitere Abbildungen beziehen sich auf die Tetrasporen von LejoUsia mediterranea (Born.),
von Callithamnium cruciatum Ag. und von Dudresnaya coccinea (Poir.). Am Schluss
giebt Verf. einen Ueberblick über die gesammte Algenflora der Adria, der sich wesentlich
auf die Arbeiten von F, Hauck stützt. Die Algen werden darin nach ihrem Standort auf-
geführt, und zwar unterscheidet Verf. 4 Regionen: die Supralittoralregion, über dem gewöhn-
lichen Fluthspiegel liegend, die obere Littoralregion zwischen dem gewöhnlichen Fluth- und
Ebbespiegel, die untere Littoralregiou vom tiefsten Ebbespiegel bis zu 5m Tiefe, und die
Tiefenregion von 5— 40 m Tiefe.
In der Supralittoralregion kommen nur vier Florideen vor, Catenella Opuntia Grev.,
Eiläenhrandtia Nardi Zan., Dermoearpa vulgare Hauck und Bangia fusco-purpurea Lyngb.
Unter den grünen Algen ist Pleurocapsa fuliginosa bemerkenswerth , russige Anflüge auf
Steinen an der Fluthgrenze bildend, so dass der höchste Wasserstand durch einen breiten
schwärzlichen Rand markirt erscheint. Zu der oberen Littoralregion gehört auch die Brack-
wasserflora der Salinen. „In der That erscheint nur an solchen Stellen (in Brackwasser)
die Häuptmasse der Ulvaceen und Confervaceen. Die Salinengräben sind oft ganz mit
schwimmenden Watten von Cladophora-, Rhizoclonium-, Chaetomorpha- Arten bedeckt,
zwischen welchen sich die Ulva enteromorpha y. intestinalis (Le Jolis) breit zu machen
sucht. Alle diese grünen Tange sind nun wieder die Gastgeber von allen möglichen micro-
skopischen Algen anderer natürlicher Familien und Ordnungen. Da sind namentlich die
Calothrix- Arten, welche oft spangrüne microskopische Raschen bilden. Die interessante
Phaeophila Floridearum, welche ihre Schwärmsporen durch hohle Borsten entlässt (wie
Dr. Kirchner beobachtete) ; dann nebst manchem andern auch viele kleine Melobesia-Arten."
Ferner kommen im Brackwasser häufig vor Polysiphonia intricata J. Ag. und P. spinulosa
Grev., ferner Spyridia filamentosa Harv. und Chondriopsis tenuissima J. Ag., ebenso recht
häufig Lyngbya-Arten. ^
„In stinkenden Abzugsgräben, die mit schwarzem, nach Schwefelwasserstoff riechendem
Schwamm ausgefüllt sind, entwickeln sich die spangrünen Oscillarieen meist in Massen am
Grunde, so: Oscillaria princeps (forma marina), Oseillaria subsalsa und Beggiatoa. Bei
Tage, wo die Oscillarien kräftig vegetiren, ist der Grund der Gräben schwarzgrün, während
an der Oberfläche des Wassers kleinere und grössere Fetzen von Oscillarien-Massen herum-
Allgemeines. — Morphologie, Physiologie, Systematik. 339
liegen. Sobald Dunkelheit eintritt, wird der ganze Grund des Grabens weisslich, von einer
fädigen Pilzvegetatioa überzogen, es ist dies die Beggiatoa."
Hauck (von dem die zwischen Anführungszeichen befindlichen Mittheilungen her-
rühren) hat solche Schlammmassen auch zu Hause cultivirt und denselben merkwürdigen
Wechsel zwischen Tag- und Nachtvegetation beobachtet. Der fädige Spaltpilz (Beggiatoa)
zerfällt in Myriaden von Bacterien, die sich sehr lebhaft im Wasser bewegen und mit
unglaublicher Schnelligkeit wachsen.
Einen ganz anderen Charakter als in den Salinengräben und Brackwassercanälen
besitzt die obere Littoralregion auf felsigem oder steinigem Meeresgestade. Wegen der hier
und in den übrigen Regionen vorkommenden Pflanzen muss aber auf das Original ver-
wiesen werden.
13. Farlow. Marine Algae of New England and adjacent Coast. (Beprinted from Beport
of U. S. Fish Commission for 1879. Washington. Gouvernment Printing Office. 8°.
210 S. und 15 Taf.)
Am Anfang dieses Werkes steht eine 24 S. starke Einleitung. Es wird da zunächst
über die früheren Arbeiten, die sich auf die Algenflora Neuenglands beziehen, berichtet,
ferner über die Autoren und Sammler, die den Verf. bei seinem Werke unterstützt haben.
Die Algenflora des Verf. umfasst die Küste der Vereinigten Staaten von Eastport,
Me., bis New Jersey. An dieser Küste bildet das Cap Cod eine wichtige Grenze in Bezug
auf die Verbreitung. Zwischen Eastport und Cap Cod hat die Flora einen arctischen
Charakter, südlich davon stimmt sie mit derjenigen wärmerer Gegenden überein. Diejenigen
Algen, die an der ganzen Küste häufig vorkommen, gehören zu solchen Arten, die auch in
Europa gemein sind, sie sind z. B. fast alle in Harveys Phycologia britanuica zu finden.
Nur wenige Amerika eigeuthümliche Species kommen vor und diese sind meist jeweils auf
das Gebiet nördlich oder südlich vom Cap Cod beschränkt.
Die Algenflora zwischen Boston (Cap Cod) und Eastport erinnert stark an diejenige
Scandinaviens. So findet man bei Eastport Laminarien und Fucus in üppiger Entwickelung
selbst in seichtem Wasser. Man findet da Saccorhiza dermatodea, Laminaria longicruris,
Agarum Turnen, Dictyosiphon hippuroides , Halosaccion ramentaceum und Monostroma
Blyttii bis hoch an die Küste hinauf; an der Grenze des niedern Wassers ist Lithothamnion
fasciculatum gemein ; Eutliora cristata, Delesseria simiosa, D. alata, Callithamnion Pylaisei
können leicht ohne Waten erlangt werden. Die Felsen sind mit Petrocelis cruenta, Ealfsia
verrucosa und üppig wachsendem Fucus evanescens bedeckt. Mit Ausnahme von Ägartim
Turneri, das nicht in Europa, wohl aber im nördlichen Stillen Ocean vorkommt, und von
dem Amerika eigenthümlichen Callithamnion Pylaisei wachsen alle oben genannten Species
auch im nördlichen Norwegen. Wenn man von Eastport sich nach Süden wendet, so findet
man die meisten oben genannten Algen nicht mehr unmittelbar am Strande, wohl aber in
tieferem Wasser.
Wenn nördlich von Boston das massenhafte Vorkommen der Fucus und Phaeosporeen
und das Zurücktreten der Florideen für die Zusammensetzung der Meeralgenflora charak-
teristisch sind, zeichnet sich die Flora südlich vom Cap Cod durch das üeberwiegen der
Florideen, die Abnahme der Fucus und Phaeosporeen aus. Mau kann diese südliche Flora
nicht in derselben Weise wie die nördliche mit einer bestimmten europäischen Flora ver-
gleichen. Manche der gemeineren und auffallenderen Formen sind mit solchen der Adria
nahe verwandt oder identisch ; doch weicht diese südliche neuenglische Flora in andern Stücken
wesentlich von der adriatischen ab. GrinnelUa americana, Dasya elegans, Bhabdonia
tenera, Lomentaria Baileyana, Sargassum vulgare und die meisten Species, die im Long
Island Sund häufig vorkommen, werden auch weiter im Süden bis zu den westindischen
Inseln gefunden.
Von dem oben ausgesprochenen Satz, dass Cap Cod eine scharfe Grenze zwischen
zwei wesentlich verschiedenen Floren bildet giebt es einige Ausnahmen. An ein paar sehr
geschützten Stellen nördlich desselben kommen auch Formen vor, die dem südlichen Gebiet
angehören, und so findet man an einzelnen Stellen im südlichen Gebiet nördliche Formen.
22*
340 Kryptogamen. — Algen.
Diese Ausuahmen sind im Ganzen unerheblich und scheinen mit einer localen abnormen
Temperatur des Seewassers zusammenzuhängen.
Die ganze Gruppe der Dictyotaceen fehlt an der Meeresküste Neuenglands. Haly-
seris polypodioides kommt an der Küste von Nord-Carolina vor und bei Charleston beginnt
Fadina Pavonia häufiger zu werden. Nördlich von Norfolk ist aber noch keine Species
der ganzen Gruppe gefunden worden. Ebensowenig kommen Species von Tüopteris oder
Cutleria in Neuengland vor. Von Florideeu fehlt das Genus Nitophyllum; Bonnemaisonia
asparagoides ist bisher nicht gefunden worden, ebensowenig eine Species von ScJiizymenia
oder der verwandten Genus, an denen die amerikanische Westküste so reich ist. Plocamium
coccineum, das in Europa und an der amerikanischen Westküste so häufig ist, wurde bisher
nur einmal angeblich in Neuengland gefunden und sein Vorkommen erscheint hier zweifelhaft.
Das sonst überall gemeine Gelidium corneum wird in Neuengland nur gelegentlich in der
reducirten Form gefunden, die von manchen als besondere Species aufgefasst und Gelidium
Crinale benannt wird. Fucus serratus, in Europa gemein, ist in Amerika selten und bisher
nur aus zwei Standorten (in den Vereinigten Staaten und in Neuschottland) bekannt. Fucus
canaliculatus, Himanthalia lorea und die gemeinen europäischen Cystosiren fehlen vollständig.
Das fast allgemein verbreitete Codium tomentosum wurde bisher an der neuenglischen Küste
nicht gefunden. Andererseits sind einige Species, wie Spyridia filamentosa und CJwrdaria
divaricata in Neuengland häufiger als in Europa und Gleiches gilt (wenn man die arktische
Zone ausschliesst) von Euthora cristata und Ptilota serrata.
Verf. weist dann auf die Lücken hin, die noch auszufüllen sind, um zu einer
vollständigen Kenntniss der neuenglischen Algenflora zu gelangen, und macht noch einige
kurze Angaben über die oeconomische Verwendung der Algen in Neuengland. Die einzige
Alge, die in grösseren Mengen gesammelt und benutzt wird, ist Chondrus crispus (Irish moss).
Es wird zu sea moss farine und zur Klärung des Biers verwandt. Die Stiele der Lami-
narien dienen in bekannter Weise zu chirurgischen Zwecken. Für die Chinesen wird Porphyra
vulgaris als Nahrungsmittel aus China eingeführt, ebenso wird von Seeleuten und Irländern
aus den Brittischen Inseln eingeführte Rhodymeuia palmata gegessen. Ihre Hauptverwendung
finden die Meeralgen der neuenglischen Küste als Düngmittel; ungeheure Mengen werden
zu diesem Zwecke gesammelt und auf dem Land in der Nähe der Küste ausgebreitet.
Es folgt nun ein Abschnitt über Structur und Classification der Meeralgen, darauf
eine Anleitung zum Sammeln und Präpariren derselben. Dann kommt der Haupttheil des
Buches, die Beschreibung der Algen Neuenglands enthaltend. Es werden da die Ordnungen,
Familien charakterisirt, dann folgt ein Schlüssel zum Bestimmen der Gattungen, endlich die
Diagnosen der Gattungen und Species. Die wichtigsten Synonyme sind angeführt; vielfach
verweist der Verf. auf Abbildungen und die wichtigsten descriptiven und morphologischen
Arbeiten. In den Anmerkungen zu den Beschreibungen giebt Verf. lehrreiche Beiträge zu
der Morphologie, namentlich aber zur besseren Unterscheidung der betreifenden Art von den
verwandten. Einige kurze Angaben des Verf.'s über Codiolum und Vaucheria sind in dem
Abschnitt über Chlorophyceen wiedergegeben; die zahlreichen mehr systematischen Notizen
über andere Algen konnten hier nicht excerpirt werden. Am Schluss der Arbeit folgt noch
eine kurze tabellarische üebersicht über die Verbreitung der neuenglischen Arten, sowie ein
künstlicher Schlüssel zum Auffinden der Gattungen. Aus ersterer seien hier noch einige
Daten mitgetheilt. An der neuenglischeu Küste finden sich im Ganzen 107 Genus und 230
Species von Meeresalgen, davon kommen nördlich vom Cap Cod 171 Species (darunter 69
Florideen) vor, südlich 183 Species (darunter 87 Florideen). Von den 230 Algen Neuenglanda
kommen 185 auch im nördlichen Europa vor, 104 Arten sind Neuengland und dem Mittelmeer
nebst der Adria gemeinsam, an der paeifischen Küste finden sich 31 und in dem arctischen
Gebiet 74 Algen, die auch in Neuengland vorkommen. Eigenthümlich sind letzterem 31
Arten, wovon 10 an der ganzen Küste, 4 nur nördlich und 17 nur südlich vom Cap Cod
vorkommen.
Diese Üebersicht zeigt die grosse Uebereinstimmung der neuenglischen mit der
europäischen, wie auch mit der arktischen Flora, denn da letztere überhaupt eine geringe
Anzahl Arten besitzt, so machen die 74 gemeinsamen Arten einen beträchtlichen Procentsatz
Allgemeines. — Moriibologie, Physiologie, Systematik. 341
derselben aus. Die relative Armuth der neuonglischen Flora, was die Zahl der Arten betrifft,
ergiebt sich aus dem Vergleich mit den von Harvey für die brittische Küste und von Le Jolis
für Cherbourg angeführten Algen. Harvey zählt in der Phycologia britannica 110 Genug
und 388 öpecies auf, Le Jolis in der Liste des algues marines de Ch. 137 Genus und
316 Species. In den 1850 erschienenen Phyceae Scandinavicae Marinae von Areschoug sind
68 Genus und 175 Species aufgeführt, doch hat sich seitdem die Zahl der bekannten scandi-
navischen Meeresalgcn beträchtlich erhöht. Die 15 Tafeln, die dem Buche des Verf.'g
beigegeben sind, enthalten nach Originalzeichnungen gefertigte Abbildungen amerikanischer
Algen, wobei namentlich auch die Fortpflanzungsorgane berücksichtigt und hier vielfach
zum ersten Mal dargestellt werden.
14. Nordstedt. Zusammenstellung von den in Notes algologiques citirten Nummern der
Algenexsiccaten Rabenhorst's. (Hedwigia 1881, S. 179—182.)
Nordstedt giebt hier eine sehr nützliche Zusammenstellung aller in den Notes
algologiques von Thuret uud Bornet citirten Nummern der Rabenhorst'schen Sammlung mit
den Bestimmungen von Thuret und Bornet, wobei Nummer und Name der Rabenhorst'schen
Exsiccaten vorangestellt wird, worauf der Name der Notes algol. folgt.
15. Magnus. Botanik und Bernstein. (Amtliche Berichte über die internationale Fischerei-
Ausstellung zu Berlin 1880. Verlag von Paul Parey, S. 202—215.)
Dieser Bericht enthält u. A. auch eine nähere Beschreibung der auf der Berliner
Fischerei-Ausstellung ausgestellten Sammlungen getrockneter Algen von Kny, Magnus sowie
der Algae amer. exs., ferner der von Wickersheimer in der von ihm erfundenen Flüssigkeit
präparirten weich und biegsam gebliebenen Laminarien und Fucus, dann der praktisch
verwerthbaren Algen aus Japan, China und Amerika, der von Kny gefertigten Algen-
abbildungen, der zahlreichen Photographien von Diatomeen und endlich der aufgelegten
Literatur über Algen.
16a. J.Pap. A tanger növenyvilaga. Die Pflanzenwelt des Meeres. (Termeszettudomänyi
Füzetek, herausg. v. d. Südung. Naturw. Ges., V. Bd. Temesvär 1882. S. 6—15
[Ungarisch].)
Populäre Schilderung der Algen -Gruppe mit einigen physiologischen und morpho-
logischen Unrichtigkeiten. Staub.
16b. [Clarke. The Common Sea-Weeds of the British Coast and Chanel Islands. 12, 140 S.
London 1881.]
16c. [Hervey. Sea Mosses: a Collectors Guide and an Introduction to the Study of Marine
Algae. 12". Boston, London 1881.]
b. Geographische Verbreitung.
17. Wollny. Die Meeresalgen von Helgoland. (Hedwigia 1881, 1-8, 17-32. Mit 2 Taf.)
Dieser Aufsatz enthält ein Verzeichniss sämmtlicher vom Verf. während eines sechs-
maligen Sommeraufenthaltes in Helgoland gesammelten Algen, woj^u noch einige kommen,
die derselbe in der Sammlung des Herrn H. Gätke gesehen hat. Verf. legte diesem Ver-
zeichniss Kützing's Species Algarum zu Grunde, indem er es für das zweckmässigste hält,
nur einem Autor vollständig zu folgen ; nur für einige wenige nicht in den Species Algarum
genannte Arten sind Kützing's tabulae phycologicae und andere Autoren berücksichtigt.
Es werden im Ganzen 534 Arten aufgeführt. 5 neue vom Verf. benannte Formen werden
auf den Tafeln abgebildet und näher beschrieben. Es sind folgende: Arthrosira reptans.
Dies Pflänzchen besteht aus aneinander gereihten meist elliptischen Zellen, von intensiv
carminroth gefärbtem Inhalt. Es überzieht Fäden von Polysiphonia in mannichfachen
Windungen und Verzweigungen. Ferner : ülva costaia, Enter omorpha clavata, Lithoderma
maeuliforme und Plocamium coccineum plumosum.
18. Hempel. Algenflora von Chemnitz in Sachsen. (VIL Bericht der Naturw. Gesellschaft.
Chemnitz 1878-80, 21 S.)
Diese Schrift bildet eine Ergänzung der schon im 6. Berichte derselben Gesellschaft
gegebenen Aufzählung unter demselben Titel, vgl. B. J. 1878, S. 350. Zu den dort auf-
geführten 212 Species kommen hier noch 63 weitere, nämlich 12 Diatomaceen, 11 Phyco-
342 Kryptogamen. — Algeu.
chromaceen und 40 Chlorophyceen. Verf. bringt mehrere Notizen über das ijeitweilige
Auftreten und Verschwinden der Algen an bestimmten Standorten, ferner Beobachtungen
über Gestalt und Lebenserscheinuugen einzelner Species, wovon Einiges unter Florideae
und Conjugatae zu finden ist.
19. Cienkowsti. Bericht über die im Jahre 1880 an das Weisse Meer unternommene
Excursion. (Arbeiten d. St. Petersb. Naturf. Ges., Bd. VIII, Abth. I, S. 130-171, auch
separat, mit 3 Taf. St. Petersburg 1881. Referat wörtlich mit einigen Auslassungen
nach demjenigen von Winkler, Bot. Centralbl. 1882, XL Bd., S. 285-88.)
Cieukowski widmete den mieroskopischen Organismen besondere Aufmerksamkeit.
Die Meinung, dass die niedrigsten Organismen in ihrer Verbreitung von der geographischen
Ortslage unabhängig sind, fand nur desshalb so viele Anhänger, weil die zu vergleichenden
Floren und Faunen mehr oder weniger oberflächlich erforscht sind. Verf. fand auf den
Solowetzki-Inseln im Weissen Meer, trotz täglicher Excursionen, kein einziges Exemplar von
dem in ganz Europa weit verbreiteten Botrydium argillaceum, ja selbst nach Volvox
globator suchte er vergebens. Andererseits ist Prasiöla crispa Kütz. hier überaus verbreitet,
während sie in Batum, Poti, Jalta, Odessa, Charkow nicht vorkommt. Die beiden angezogenen
Beispiele sind nicht die einzigen, die des Verf.'s Ansicht bekräftigen. Besonderen Reichthums
an mieroskopischen Formen erfreuen sich auf den Solowetzki-Inseln die tundrenartigen
Sümpfe, die mit Sphagnum, Drosera und Betiila nana bestanden sind, unter einer Masse
von Desmidiaceen und Diatomeen zeigt sich Chroococcus macrococciis überaus üppig, ebenso
JEremosphaera viridis und Pahnodactylon varium. Weniger Mannichfaltigkeit weisen die
Seen-Canäle etc. mit lehmigem oder sandigem Boden auf. In den Seen wiegen cosmo-
politische Formen vor, wie Stigeoclonium, Ulothrix zonata, Zygnema.
Nach Gobi (J., B. 1848 S. 346) kommen 76 Species von Algen im Weissen Meer
vor, 30 rothe, 33 braune, 12 grüne und 1 Phycochromacee. Nowaja Semlja und Spitzbergen
weisen ungefähr dieselbe Zahl auf; das nördliche Norwegen ist bedeutend reicher. Die
Flora des Weissen Meeres ist mit denen der beiden erstgenannten Oertlichkeiten auch in
allen anderen Beziehungen eng verwandt, viel stärker weicht sie, was das Auftreten identischer
oder das Vorwiegen gleicher Formen anbelangt, von der Flora Nord-Norwegens ab. Diese
erhält reichlichen Zuschuss durch atlantische Arten, die weiter nach Südost hin verschwinden.
Dahin gehören z. B. Polysiphonia urceolata, Dumontia filiformis, PorpUyra laciniata und
andere. Hierdurch treten die acht arktischen Formen, wie: Polysiphonia arctica, Delesseria
Baerii, Phyllophora interrupta, Fucus evanescens etc. in den Vordergrund und verleihen
den südlichen Buchten des Weissen Meeres einen weit arktischeren Charakter als den vom
Eismeer umspülten Küsten Norwegens.
An den Solowetzki-Inseln bedeckt Fucus die nahe am Ufer liegenden Steine. Ihm
gesellen sich an geeigneten Orten : CladopJiora arctica, Ralfsia fatiscens, Pilayella littoralis
und seltener Monostroma Grevillei. In brackigem Wasser finden sich EnteromorpJia und
Bhizocloniiim. Oft sind auch die Steine von Hildenbrandtia , Calothrix und Gloeocapsa
bedeckt. Auf Fucus findet sich sehr häufig Bivularia. Etwas unterhalb der Ebbegrenze
gesellen sich zu vorwiegendem Fucus, Balfsia fatiscens, Phloeospora suharticidata und viele
andere. Höchst unerwartet ist das Erscheinen von Corallina officinalis. Noch weiter in's
Meer hinaus sind Laminarien häufig, die sich bei zunehmender Tiefe (bis zu 2—3 Faden)
immer stattlicher entfalten. Nach der Laminarien -Zone umgiebt von 3—18 Faden Tiefe
eine stattliche Florideen-Flora die Solowetzki-Inseln, hauptsächlich vertreten durch Pliyllo-
pJiora interrupta, Delesseria sinnosa, D. Baerii, Odontalia dentata, Polysiphonia nigrescens,
Lithophyllmn etc.
In dem zweiten Theil seines Berichtes giebt der Verf. die Beschreibungen neuer
oder doch für das Weisse Meer neuer Algen und Protisten, sowie Bemerkungen über Häckelina.
Von Algen sind beschrieben und z. Th. abgebildet: Gloeocapsa sp., vielleicht nur ein
Entwickelungszustend von Ulothrix submarina, Bivularia sp., B. bullatae äff., Chlorangium
marinum Cienk. n. sp., Bolbocoleon piliferum Pringsh., Gloeothamnion palmelloides Cienk.
Im dritten Theil folgt die Liste der mieroskopischen Süsswasseralgen, die auf den
Solowetzki-Inseln gesammelt wurden.
Allgemeines. — Geographische Verbreitung. 343
20. FosUe, M. Om nogle nye arktiske havalger. (Nene arktische Meeresalgen.) (Sep.
Abdr. aus Christiania Vidensk, Selsk. Forhaudl. 1881. No. 14, p. 1—14 med 2 pl.
80. Christiania, Dybwad 1881. Ref. nach Bot. Centralbl. 1882, XI. Bd., S. 297.)
lu dieser Arbeit sind mehrere neue Arten und Varietäten aus den in algologischer
Beziehung fast gar nicht untersuchten Gegenden Finnmarkens und der Lofoten in Norwegen
beschrieben, sowie einige Bemerkungen über morphologische und biologische Verhältnisse
beigefügt. Die neuen Arten sind grösstentheils abgebildet. Ihre Namen s. im Bot. Centralbl.
a. a. 0. und im Verzeichniss neuer Arten.
21. Grönland. Islands Flora. 159 S. Kjöbenhavn 1881, in dän. Spr. (Referat nach d.
Bot. Centralbl. 1881, VII. Bd., S. 233-235.)
Der vollständige Titel des Buches lautet auf deutsch: Die Flora Islands, eine
Beschreibung der Phanerogamen und Gefässkryptogamen und ein Verzeichniss der übrigen
Kryptogamen. Aus diesem Verzeichniss sind im Bot. Centralbl. die Namen der vom Verf.
in Island zuerst gefundenen Thallophyten abgedruckt. Darunter ist eine Chara und 14
Meeresalgen.
22. J. Schaarschmidt. Algae Romanae. (Claudiopoli) 1881. 8". I6 pg. Staub.
23. Kanitz. Plantas Romanas hucusque cognitas enamerat. (Beilage zu Magyar Növeny-
tani Lapok. Jahrg. III- V, 8°, XXIII et 266 p. Claudiopoli 1879-1881.)
Nach dem Referat Bot. Centralbl. 1882, IX. Bd., enthält dieser Catalog, der sämmt-
liche bisher bekannte Pflanzen Rumäniens mit ihren Standorten aufzählt, auch 234 Algen.
Die Meeresalgen wurden von Hauck, die Süsswasseralgen von Schaarschmidt bestimmt.
24. Holmes. Algae new to Britain. Kentish Cryptogams. (Journ. of Bot. 1881, S. 31
u. S. 374.)
Notizen über neue britische Algen und neue Standorte.
25. Gh. Gobi. Vorläufige Mittheilang über die algologische Excursion am Finnischen
Meerbusen im Jahre 1879. (Arbeiten der St. Petersburger Gesellschaft der Naturf.
Bd. XI, 1880. Seite 79-81. [Russisch.].)
Der ganze SO -liehe Winkel des Finnischen Meerbusens erwies sich entschieden
süsswässerig ; hier, sowie auch um die Insel Kotlin (Kronstadt) kommen nur Süsswasser-
algen vor ; von den gefundenen Arten lohnt es blos Spiridina Jenneri und Tolypothrix sp.
zu erwähnen. — Die in Hapsal gemachten Excursionen führten zur Entdeckung von Streb-
loneina, welche bis jetzt nur einmal bei Helgoland gefunden wurde; sie parasitirte auf
Buppia, Chara etc., zugleich mit Calotkrix confervicola. Bei Hapsal kommen viele rothe
Algen vor, die aber schon während früherer Excursionen des Verf.'s gesammelt worden.
Batalin.
26. Roux, A. Liste des Algues trouvees en 1880 entre le Gap Sidiferruch et le cap
fflatifou, Alger. (Bullet, soc. sciences phys. nat. climatol. d'Alger XVII, p. 62—64.
Referat nach Bot. Centralbl. 1882, IX. Bd., S. 42.)
Das Verzeichniss begreift 70 Florideen aus 37 Gattungen, 21 Laminarieen (?) aus
16 Gattungen, 13 Fucaceen aus 3 Gattungen, 22 Chlorosporeen aus 11 Gattungen und eine
Nostochinee. Beschreibungen sind nicht beigegeben.
27. Wolle, Francis. Fresh water algae V. (Bullet, of the Torrey Botan. Club. Vol. VIII,
1881, No. 4, p. 37 f., Referat nach Bot. Centralbl. 1881, VI. Bd., S. 222.)
Aufzählung von Süsswasseralgen aus den Gruppen der Phycochromaceae und Chloro-
phyceae. Die meisten davon sind für Amerika neu. Die Namen sämmtlicher Algen und
die Diagnosen der neuen Arten finden sich im Botan. Centralbl a. a. 0. Die Namen der
neuen Arten s. Verzeichniss derselben.
28. J. Schaarschmidt. Specimen Phycologiae Aequatoriensis. (Magyar Növenytani Lapok.
Jahi'g. V. Klausenburg 1881. 7 S. [Lateinisch.].)
Aus dem in den Besitz Haynald's übergegangenen Herbar R. P. Sodiro's mit Pflanzen
aus Ecuador untersuchte der Verf. die an Wasserpflanzen haftenden Algen. Die Fundorte
sind der vulk, Berg Antisana (circa 4070 m), der Fluss Guajaquil, der See S. Pauli (2700 m),
Rio S. Pedro u. s. w. Es werden angeführt: Chroococcaceen (1 Art), Nostocaceae (3),
Bacillariaceae (52), Desmidiaceae (1), Zyguemaceae (3), Protococcaceae (1), Ulothrichaceae
344 Kryptogamen. — Algen.
(2), Cladophoraceae (1), Ocdogoniaceae (2), zusammen 65 Arten. Als neue Varietäten
fungiren Gomplionema constrictum Ehrbg. var. Aequatoriense (an n. sp.?), Epitliemia gibha
(Ehrenb.) Kütz. mit der var. ß. tumida y. giibosa ; Synedra amphicepJiala Kütz ß. sigmoidea.
Als neue Arten sind beschrieben: Gomphonema Kanitzii, Aehnanthes Haynaldii mit der
var. ß. elliptico-lanceolata et y. ohlongo-elliptica^ Pinmilaria Sodiroi, Schizonema Haynaldii.
Staub.
29. Farlow. Algae of Kerguelen. (Smithson. Miscellan. Collect. Vol. XIII, 1878.) (Nach-
trägliches Referat.)
Catalog von 22 Algen, die während der amerikanischen Expedition zur Beobachtung
des Venusdurchgangs 1872 auf Kerguelen gesammelt und von Farlow bestimmt wurden.
30. [Padrao. Algae marinae methodice enomeratae ad normam F. T. Kätzing. B". 10 p.
Conimbricae 1881.]
31. Faiggari. Noticia sobre algunas Cryptogamas halladas en Apiaby, provincia de Jan
Pablo en el Brasil. (Anales Soc. cientif. Argentiu. Tome XI. Entr. 4. Ref. nach
Bot. Centralbl. 1881. IX. Bd. S. 161—162.)
Enthält u. A. auch 4 Algen.
32. [Scbnyder. Algas y hungos. (Anales Soc. cientif. argent. T. XI. Entr. 4. 1881.)J
c. Sammlungen.
33. Farlow, Anderson and Eaton. Algae Am. Bor. exsiccatae Fase. IV.
Dieser Fascikel enthält No. 131-180, deren Namen Hedwigia 1881, S. 127—128
und Grevillea, vol. X, S. 15 zu finden sind, darunter sind 4 mit Farlow bezeichnete, also
wohl neue Arten. S. Artenverzeichniss.
34. Eerner. Flora exsiccata Austro-Hangarica a Maseo botanico Universitatis Vindobonensis
edita. Cent. III et IV. Vindobona 1881. (Vgl. Botan. Centralbl. 1882. X. Bd.
S. 148-150.)
Derselbe. Scbedae ad floram exsiccatam Austrohnngaricam etc. Fase. II. S^.
p. 63-136. (Vindobona Frick 1881. Vgl. Bot. Centralbl. 1882, X. Bd., ^S. 360-362.)
Unter den ausgegebenen Pflanzen finden sich auch 5 Algen, dabei ein neues Batracho-
spermum: B. fiuitans Kerner aus Nordtyrol.
II. Rhodophyceae.
a. Florideae.
35. Solms Laobach. Die Corallinenalgen des Golfes von Neapel nnd der angrenzenden
Meeresabschnitte. Fo. 64 S. und 3 Taf. (Aus Fauna und Flora des Golfes von Neapel,
herausg. von der Zool. Stat. daselbst. IV. Mouogr. Leipzig, W. Engelmann, 1881.)
Die Arbeit zerfällt in vier Abschnitte. Der erste enthält eine systematische Be-
schreibung der in Neapels Umgebung bis jetzt beobachteten Corallinenformen. Es sind
folgende :
1. Corallina mediterranea Aresch. Von dieser Art giebt es bei Neapel zwei Formen,
die ein wesentlich verschiedenes Aussehen besitzen. Die eine im inneren Golf vorkommende
zeichnet sich durch lockere Rasenbildung und wenig reichliche, oft pinnate Verzweigung
aus; sie fructificirt sehr gerne und reichlich, während die andere im Aussengolf wachsende
Form reichlich und wiederholt federartig verzweigte Stämme besitzt und nur sehr spärlich
Früchte trägt. 2. C. virgata Zau. 3. C. ruhens L. , C. corniculata L. Verf. hält es für
zweckmässig, beide Formen in einen Formenkreis zu vereinigen, den er zu Corallina zieht,
da Jania von Corallina nicht generisch getrennt werden kann. 4. Amphiroa rigida Lam.
Aresch. Von dieser wird noch eine eigenthümliche Varietät beschrieben, die vielleicht eine
neue Species darstellt. 5. A. cnjptarthrodia Zan. 6. A. verruculosa Kütz. Phyc. gen.
Bisher als Synonym zu A. rigida gestellt, aber vom Verf. als wohl unterschiedene Art
erkannt. 7. A. complanata Kütz. Phyc. gen. Hierher gehört als Synonym A. parthenopaea
Zan., während Verf. die Zugehörigkeit von A. exilis Harv. bezweifelt. 8. Melobesia Coral-
linae Crouan. 9. M. pustulata Lamour. 10. 31. membranacea Rosanoff'. 11. 31. cortici-
Rhodophyceae. — Florideae. 345
formis Kütz. 12. M. farinosa Lamour. 13. M. Lejolisii Ros. 14, M. calUtliamnioides
Falkeub. non Crouan. \6. M. Thuretii Born. 16. M. inaequilatera n. sp. Diese winzige
Art zeichnet sich durch die in Folge des Mangels der Deckelzellen absolute Einschichtigkeit
des Thallus und durch dessen einseitige Entwickelung aus, wodurch er die Gestalt eines
mit kurzem Handgriff versehenen Fächers erhält. 17. Lithophyllum expansum Phil. 18. L.
deciissatum Phil. 19. L. Lenormandi (Aresch.) Ros. 20. L. insidiosum n. sp. Diese durch
ihr Wachsthum als Lithophyllum charakterisirte Pflanze ist der Melobesia jmstulata habi-
tuell sehr ähnlich, 21. L. incrustans Phil. Diese Art, ein echtes Lithothamnion , ist am
nächsten mit L. polymorphum (L.) Ros. verwandt. 22. L. Bacemus Aresch. 23. L. raniu-
losum Phil. 24. L. fasciculatum Aresch. 25. Lithophyllum eristatum Ros.
Der zweite Abschnitt führt den Titel: Die Beschaffenheit der Vegetationsorgane
als Grundlage der üblichen Gattungsbegrenzung. Was die Melobesieen betrifft, so bestätigt
Verf. im Wesentlichen die Angaben Rosanoff's, die er nur in einigen Einzelheiten berichtigt.
Die von Rosanoff Heterocysten genannten Zellen, Initialen, die in Dauerzustand übergegangen
sind, unterscheiden sich von den vegetativen Zellen nur durch etwas andere Form, beträcht-
lichere Grösse und dadurch, dass sie keine Deckzelleu abscheiden, ihren Scheitel vielmehr
ohne Scheidewandbildung haarartig emporwölben. Das Haar geht nachher zu Grunde, nach-
dem es zuvor durch Riugverdickung der Seitenwand sich vom basalen Theil der Zelle
abgeschieden hat. Die von Ros. über jeder älteren Heterocyste gefundene trichterförmige
Oeffnung ist nur ein Rest des zu Grunde gegangenen Haares. Weiterhin bemerkt Verf.,
dass Lithophyllum und Lithothamnion kaum in scharfer Weise getrennt werden können.
Die flachkrustigen Lithothamnion, z. B, L. polymorphum Aresch. sind durch Uebergangs-
formen mit Lithophyllum verbunden, während die Lithothamnien mit zapfenartigen und
corallenartig verzweigten Fruchtästen sich an die einfacher gebauten flachen Formen unmittelbar
anschliessen. Der ganze Secundärzuwachs der Lithothamnien trägt an seiner Oberfläche stets
eine geschlossene Deckzellenschicht, unter welcher die sich theilenden Elemente zunächst
gelegen sind.
Der Uebergang von Lithothamnion zu Corallina wird durch jene Corallina-Formen
vermittelt, die, wie C. mediterranea, bei der Keimung zunächst ein dem Substrat anliegendes
dorsi ventrales Lager bilden, von dessen Rücken sich erst die aufrechten, verzweigten, frucht-
bringenden Sprosse erheben. Wir finden hier also das dorsiventrale Lager und die radiär
gebauten Fruchtäste von Lithothamnion wieder. Bei anderen Arten von Corallina entwickeln
sich die aufrechten verzweigten Stämme unmittelbar aus der Keimscheibe. Wie sich Amphiroa
verhält, ist noch nicht festgestellt. Während aber bei Lithothamnion die Fruchtäste homogen
sind, ihr Gewebe überall (mit Ausnahme der Deckzellen) gleichmässig verkalkt ist, ist der
Thallus von Corallina und Amphiroa gegliedert, so dass längere verkalkte Glieder durch
kalklose, hornartig biegsame, im Verhältniss kurze Zwischenstücke verbunden sind. Im
Allgemeinen lässt der Thallus von Corallina eine Sonderung in Mark und Rinde erkennen;
die kalklosen Zwischenstücke indessen entbehren im fertigen Zustand der Rinde und werden
ausschliesslich vom Markstrang gebildet. Bei Corallina bestehen sie aus einer einzigen
periclinen Schicht überaus verlängerter Zellen mit verdickter Membran, deren jede durch
eine Anzahl später entstandener Querwände gefächert erscheint. Bei Amphiroa nehmen
stets zwei pericline Zellschichten an ihrer Bildung theil; im übrigen sind sie von gleicher
Structur. Ihrer ersten Anlegung nach sind sie gleichfalls mit einem Rindenüberzug ver-
sehen, der indessen frühzeitig der Zerstörung anheimfällt. Zwei andere Punkte deuten noch
auf die Analogie der verzweigten Stämme von Amphiroa mit den Fruchtästen von Litho-
thamnion hin. Die scheitelständige Kuppe von Amphiroa ist jederzeit von einer Schicht
von Deckzellen überzogen , die von Zeit zu Zeit abgestossen und durch Neubildung von
unten regenerirt wird; was mit der Art des homogenen Dickenzuwachses von Z/ti/ioi/iawMion
polymorphum nahe übereinstimmt. Ferner findet man bei manchen Species, dass die Rinde
der älteren Stammglieder ein wenn schon beschränktes, doch ziemlich ausgiebiges Dicken-
wachsthum, Lithothamnii more, besitzt, durch welches wiederholte Erzeugung von Concep-
takeln und deren allmählige Ueberwallung und Versenkung ins Gewebe ermöglicht wird.
Corallina zeigt sich bei vielfacher üebereinstimmung mit Amphiroa doch darin wesentlich
346 Kryptogamen. — Algen.
verschieden, dass bei ihr der Vegetationspunkt von keiner Deckzelleuschicht umhüllt ist;
erst in weiter Entfernung von der Scheitelregion werden durch Theilung der Oberflächen-
elemente die Deckzellen erzeugt. Bei beiden Gattungen tritt normale Verzweigung des
strauchigen Thallus der Regel nach nur dann ein, wenn dieser sich zur Bildung eines der
kalklosen Gelenke anschickt. Unter Dauergewebs- und Riudenausbildung dazwischen gelegener
Stücke werden aus dem bis dahin einheitlichen Scheitel 2, 3, 5 bis 7 gleichwerthige , nur
weiterhin verschieden stark sich ausbildende Sprossen erzeugt. Sehr bald nach der Anlage
schreitet jeder der Dichotomiensprosse zur Bildung seines ersten normal berindeten und ver-
kalkten Gliedes fort. Häufig findet eine Bereicherung der Verzweigung durch Auftreten
adventiver, an beliebiger Stelle der Rinde entstehender Sprosse statt. Beide Vorgänge sind
durch Uebergangsbildungen verbunden. — Auch in Bezug auf Anordnung der Conceptakel
nimmt Amphiroa eine vermittelnde Stellung zwischen Lithotliamnion und Corallina ein.
Bei den beiden ersten Gattungen sind sie über die ganze Oberfläche des Fruchtastes ver-
theilt, bei der letzteren aber ausschliesslich an die Scheitelregion desselben und seiner Zweige
gebunden.
Der dritte Abschnitt ist betitelt: Die Früchte von Gorallina und deren Entwickelung.
Wenn man, bemerkt der Verf., wachsende Spitzen von Corallina mediterranea in entkalktem
und in unverändertem Zustand untersucht, bemerkt man, dass die nach aussen grenzenden
Wandstücke der die Scheitelkuppe bildenden Zellen stark verdickt sind. Die Verdickung
erscheint auf dem Längsschnitt als eine prismatische Säule, die sich über jede Zelle erhebt.
Diese Säule zeigt einen lamellaren Bau; in den äusseren Partien ist etwas Kalk ein-
gelagert. Die gesammte Prismenschicht ist in stetem Wachsthum begriffen; über der Scheitel-
mitte werden ihre äusseren Theile durch den stets gesteigerten Druck auseinandergesprengt;
am Grunde wird der Verlust durch Wachsthum und weitere Schalendifferenzirung ergänzt.
Bei Corallina rubens und C. granifera besitzen die entsprechenden Zellen eine einfache
Wandverdickung lOhne besondere Structur. Die Umwandlung der vegetativen Zweigspitze
behufs der Fructification erfolgt zunächst hei allen drei Geschlechtsformen in identischer
Weise. Zuerst bemerkt man eine Verflachung und Verbreiterung der Scheitelfläche. Gleich-
zeitig geht der früher beschriebene Membranbau verloren, die Prismen werden auseinander
getrieben, von der ganzen Membran bleibt nur die innerste Schale erhalten. Von dieser
scheidet sich eine cuticularartige Aussenlamelle ab. Allmählich erhebt sich der Rand des
scheibenförmig abgeflachten Zweigendes als ein Ringwall, der die spätere Wandung des
Conceptaculum bildet. An den die Centraldepression einnehmenden Zellen werden nun
wiederum durch Membranverdickung prismatische Säulen erzeugt, welche die Vertiefung der
becherförmigen Scheiteleinsenkung fast völlig ausgleichen. Ihre Aussenfläche wird von der
cuticuloiden Lamelle überzogen. Die Prismen selbst zerfallen in drei über einander gelagerte
Schalen. Unten findet man eine Innenlage von honaogener, ziemlich dichter Beschaffenheit,
die später nach Abstossung und Zerstörung der äusseren Partien allein erhalten bleibt.
Dann folgt eine recht schmale, bald bedeutend an Mächtigkeit zunehmende Schicht von
weicher, quellbarer Beschaffenheit; der gesammte überaus mächtige Aussentheil bis dicht
unter die cuticuloide Lamelle ist überall von gedrängten, feineren Kalkkörnchen durchsetzt.
Von oben betrachtet, erscheint dieser Theil als eine von der Cuticula überzogene weisse
Platte (Kalkprismenplatte), die sich mit Hilfe der Nadel leicht abheben lässt und den
einzelnen Prismen entsprechend gefeldert ist. Bei den Conceptakeln aller drei Geschlechter
gehen die Fortpflanzungsorgane aus den von der Kalkprismenplatte bedeckten centralen
Oberflächenzellen des Discus hervor; doch ist der Entwickelungsgang von jetzt ab ein ver-
schiedener.
Bei der tetrasporischen Pflanze erhebt sich rasch der Rand des Conceptaculums,
indem er zugleich nach innen wächst und damit die Mündung des über der Centralpartie
liegenden Hohlraums verengert. Dieser Hohlraum ist oberwärts durch die Kalkprismenplatte
geschlossen, er ist mit homogenem Schleim erfüllt, der aus dem Wachsthum der früher
erwähnten schmalen, mittleren, unter der Kalkprismenplatte gelegenen Membranschicht
entstanden ist. Die Zellen der Discusfläche sind jetzt durch Wachsthum und Theilung in
parallele Zellreihen verwandelt. In diesen Reihen sind die untersten zwei bis drei Zellen
Rhodophyceae. — Florideae. 347
kurz und isodiaraelriscli, sie stehen seitlich mit einander in festem Gewebeverband. Die
Zellen des oberen Endes der Reihen, in Ein- oder Mehrzahl vorhanden, haben eine
langgestreckte cyliudrische Form, sie treten seitlich durch Verquellung der Mittellamellen
ausser Verband und ragen wie ein Fadenbüschel in den mit Schleim erfüllten Innenraum.
Dieser Fadeubüschel besteht aus zwei verschiedenen Elementen: Erstens aus einfachen
cylindrischen Zellen, mit scharf umschriebenem, kugligem Nucleus; aus diesen gehen später
direct durch Quertbeilung die Tetrasporen hervor. Zweitens aus viel längeren, aus drei
bis fünf ähnlich gestalteten aber inhaltsärmeren Zellen gebildeten Fäden, die als Paraphysen
bezeichnet werden können und bald zu Grunde gehen. Während im Innern die Tetrasporen
ihre Theilungen ausführen, wird ringsum die Wandung fertig ausgebildet. Dieselbe schliesst
zunächst über der Höhlung zu einem Ostiarcanal zusammen und wächst dann zur bekannten
Kegelform aus. Mit dem Beginn dieser Entwickelung fällt die Zerreissung der die Mündungs-
öffnuug verschliessenden Cuticuloidlamelle und die Zerstörung der Kalkprismenplatte zu-
sammen. Mit der Bildung des Ostiolum wird das Gewebe an der Innenseite der Concep-
takelwand unter Auflösung des Kalkes gelockert und bildet zur Zeit der Sporenreife eine
aus weichem coUabirirtem Gewebe bestehende Auskleidung.
Bei den männlichen Conceptakeln wird ausser der Centralpartie des Discus auch
die rings ansteigende Böschung desselben zur Erzeugung der Spermatien verwandt. Die
Thalluszellreihen gipfeln hier in winzige, zu zwei bis vier bei einanderstehende Zellchen,
deren jedes einen Büschel von feinen sterigmenähnlichen Fädchen trägt. Hie und da werden
diese von haarartig gestreckten keulenförmigen Zellen überragt. Mehr vereinzelt finden
sich in den sterigmenähnlichen Fadenbüscheln ausserordentlich lange, dünne, blasse Fäden,
deren Spitze von einem plasmaerfüllten ei- oder keulenförmigen Zellchen gebildet wird.
Dieses Zellchen stellt das männliche Geschlechtselement dar ; bei seiner vollkommenen Reife
löst der feine Tragfaden an seiner Basis sich los und bildet nun einen langen, haarartigen
Schwanz. Wie Verf. gegenüber den Angaben Thuret's besonders hervorhebt, folgt aus
seinen Untersuchungen, dass sowohl der obere eiförmige Körper, wie der Schwanz von einer
deutlichen Membran umgeben ist. Wir haben es hier mit einem membranumgebenen, dem
der Pilze durchaus vergleichbaren Spermatium zu thun. Der Schwanz entspricht dem mit-
abfallenden Rest des Sterigmas. Wegen der näheren Beschreibung der Entwickelung der
Sterigmen müssen wir auf das Original verweisen.
Die männlichen Conceptakel von Cor, ruhens und Cor. variegata verhalten sich
etwas anders. Die Innenfläche der Wandung ist hier bis zur verengerten Mündung hin
mit einer zusammenhängenden Schicht von Spermatien abschnürenden Sterigmen bedeckt.
Im jugendlichen Zustand bildet das Conceptakel einen Becher mit von Cuticula überzogener
Mündung. Eine Kalkprismeuplatte fehlt hier durchaus, der ganze äussere Membrautheil
der Zellen des Discus geht in Gallerte über. Die Schicht, welche die Spermatien abschnürt,
ist hier sehr schmal ; sie besteht ausschliesslich aus den kurzen Sterigmen und den winzigen
diese erzeugenden Zellen. Die Sterigmen schwellen bei Bildung der Spermatien ohne merk-
liche Veränderung an der Spitze an, aus der das eiförmige Spermatium hervorgeht. An
diesem ist das Vorhandensein einer Membran mit grösster Sicherheit zu constatiren; statt
des langen, fädigen Fortsatzes des Spermatiums von C. mediterranea trägt es nur einen
blassen, zapfenförmigen, schleimigen Anhang, den Rest des Sterigma.
Bei Corallina Cuvieri hat das Spermogonium im Wesentlichen denselben Bau. Die
Kalkprismenplatte fehlt. In der Trennung der Geschlechter stimmt diese Art dagegen mit
C. mediterranea übereiu, während bei C. rubens und virgata beide Geschlechter auf dem-
selben Individuum vereinigt sind.
Die weiblichen Conceptakel von C. mediterranea gleichen in ihrer Entwickelung
mehr den tetrasporischen als den männlichen. Wie bei jenen ist der seine Zellen zu Pro-
carpien entwickelnde Discus auf den beinahe ebenen Mitteltheil beschränkt. Die Discus-
zellen zerfallen zunächst in je zwei übereinanderliegende, von denen die obere das ProcArp
erzeugt. Die Theilungen, die in der jungen Procarpzelle auftreten, sind denen, die bei
Entwickelung der Spermatienbüschel beobachtet werden, durchaus analog. Sie zerfällt durch
schalenartige Wände in zwei seitliche und eine mittlere Tochterzelle, welche letztere aus
348 Kryptogameu, — Algeu.
einem basalen Theil und einem schmalen, zwischen die beiden seitlichen Zellen sich
erstreckenden Isthmus besteht. Aus den beiden seitlichen Zellen geht der Empfäugniss-
apparat hervor; die mittlere basale wird zur carpogenen Zelle. Die beiden erstgenannten,
den Conceptionsapparat erzeugenden Zellen bleiben nur selten ungetheilt, sie zerfallen durch
wenig regelmässig erfolgende Theilungen in zwei oder mehr Tochterzellen. Noch vor der
Sprengung der die Mündung des Conceptaculum verschliessenden cuticuloiden Lamelle und
Kalkprismenplatte ist die Bildung der Trichogynhaare in vollem Gang, sie treten als dünne
cylindrische Papillen aus dem obern Rand der Empfängnisszellen hervor und wachsen zu
einfachen langen Fäden aus. Ihre Bildung beginnt in der Mitte des Discus und schreitet rasch
bis zum Rande fort; die Trichogyne fallen aber hier viel spärlicher und kürzer aus. Verf.
hat nie das einem randstäudigen Procarpium angehörige Trichogyn in empfängnissfähigera
Zustande angetroffen, obwohl gerade diese Procarpien es sind, welche die Sporen erzeugen.
Obwohl erst die Weiterbildung der carpogenen Zelle ein untrügliches Merkmal der ein-
getretenen Copulation abgiebt, so gelang es doch dem Verf., die Copulation der Spermatien
mit den Trichogynen direct zu beobachten , indem er nämlich frische weibliche Exemplare
mit empfängnissfähigen Trichogynen, die aber bisher fern von männlichen Pflanzen gewachsen
waren und daher in den Conceptakeln weder Spermatien noch Spuren einer erfolgten Copu-
lation zeigten, in die Nähe wohlentwickelter männlicher Exemplare brachte. Diese wurden
so angebracht, dass das circulirende Wasser von ihnen über die weiblichen Pflanzen hinfloss.
Schon am folgenden Tag hingen in dem aus dem Ostiolum empfäugnissfähiger Behälter
hervorquellenden Membranschleim ausnahmslos in grösserer oder geringerer Menge die durch
ihre Schwänze leicht kenntlichen Spermatien. Auch an den Trichogynspitzen hafteten einzelne
an, und es wurden an diesem und dem folgenden Tag verschiedene Copulationen beobachtet.
Bei Cor. rubens und virgata stimmt der Bau der Receptaculums wie der Procarpien
mit dem von Cor. mediterranea überein. Nur ist das Areal der den Discus bildenden Pro-
carpienschicht viel beschränkter, die Zahl der Einzelorgane in Folge davon eine viel geringere.
Cor. Cuvieri nimmt hierin eine Mittelstellung zwischen Cor. rubens und mediterranea ein.
Während bei der Mehrzahl der Florideen aus jedem Procarp ein Cystocarp hervor-
geht, entsteht bei Corallina in jedem Conceptaculum nur eine einzige Frucht, zu deren
Ausbildung aber sämmtliche Procarpien beitragen. Ihr Entwickelung erfolgt bei allen Arten
der Gattung im Wesentlichen in gleicher Weise, wie Verf. im Gegensatz zu Thuret's An-
gaben besonders hervorhebt. Bald nach erfolgter Befruchtung bemerkt man beim Zerfasern
des entkalkten Conceptaculums, dass einzelne Procarpiengruppen aufs festeste verbunden
bleiben, was früher nie stattfindet. Der feste Zusammenhang derselben wird dadurch bedingt,
dass ihre carpogenen Zellen unter Resorption der trennenden Membranstücke seitlich mit
einander verschmelzen und somit in eine flache Zellfusion verwandelt werden, die von eben-
sovielen unveränderten parallelen (unteren) Zellreihen getragen wird als Procarpien in ihre
Bildung aufgegangen sind und die auf der oberen Fläche die zu diesem gehörigen Empfängniss-
apparate in wenig verändertem Zustand trägt. Indem diese Fusion immer weitere Kreise
von Procaipien ergreift, kommt es bald dahin, dass die sämmtlichen carpogenen Zellen des
Discus zu einer einzigen Fusion zusammenfliessen. Die schliesslich gebildete Fusionsplatte
zeigt auf Längsschnitten eine sehr unregelmässige , manchmal vielfach gebuchtete Gestalt,
wobei die einzelnen Componenten perlschnurartig aneinander gereiht sind. Dies rührt
daher, dass bei der Fusion stellenweise nur ein Theil der Scheidewände benachbarter
carpogener Zellen gelöst wird. Gleichzeitig mit der Entstehung der carpogenen Fusions-
zelle geht mit den Zellen des Empfängnissapparates eine Veränderung vor sich, indem diese>
sofern sie nicht an der Trichogyneerzeugung betheiligt sind, zu den von Thuret als Para-
nematen bezeichneten Gebilden umgewandelt werden, die in Form kleiner von 2—4 etwas
divergirenden Elementen gebildeter Büschel der Oberfläche der Fusionszelle aufsitzen. Die
Fusionszelle selbst ist mit feinkörnigem vacuolenreichem Plasma erfüllt; sie enthält zahl-
reiche Zellkerne.
Bei C. rubens und C. virgata ist die Fusionszelle der kleinen Discusfläche ent-
sprechend von viel geringerem Umfang, aber nicht wie bei C. mediterranea von niedriger
Plattengestalt, sondern von beträchtlicher Dicke.
Rhodophyceae, ~ Florideae. 349
Die Fusionszelle giebt ringsum an ihrem gesammten Rande den Sporen den Ursprung.
Dies geschieht bei C. mediterranea, indem aus diesem unregelmässig gebuchteten Bande
keulenförmige Fortsätze in grosser Zahl hervorsprossen, deren jeder mit einem Zellkern
versehen und von dichtem feinkörnigem Plasma gänzlich erfüllt ist. Sie werden durch
Scheidewandbilduug abgetrennt, ihnen fällt die Erzeugung der Sporen zu, wesshalb sie Verf.
Sporenmutterzellen nennt. Jede solche Zelle erzeugt durch successive reihenweise Abschnürung
die Sporen. Die jungen Sporen besitzen nach ihrer Abscheidung die Gestalt von winzigen
niedrigen Tafeln und enthalten einen kleinen, aber deutlichen Kern. Sie wachsen dann zu
bedeutender Grösse und kugliger, später durch gegenseitigen Druck unregelmässig poly-
edrischer Form heran. Der Zellkern wächst ausserordentlich und erscheint in der der
Reife nahen Spore als eine weite Blase mit scharf umschriebener Hülle, die einen sehr
grossen Nucleolus enthält. Die obersten reifen Glieder der Sporenketten werden dann aus
dem Verbände gelöst und mit dem umgebenden Schleim allmählich aus dem Ostiolum
entleert.
Bei C. riibens und virgata stimmt die Sporenentwickelung im wesentlichen mit der
von C mediterranea überein ; nur ist die Zahl der Sporenketten viel geringer, indem deren
nur 6—10 an dem in Folge vollkommenerer Verschmelzung der carpogenen Zellen ganz
regelmässig kreisförmigen Rand der Fusionszelle entwickelt werden.
Weiterhin vergleicht nun Verf. die Fruchtbildung der Corallineen mit denen anderer
Florideen. Er bemerkt, dass wir, wenn wir von den einfachsten Fällen wie den Nemalieen
und Bangia ab weiter fortschreiten, eine sich stetig steigernde Differenzirung und locale
Sonderung des Empfängnissapparates von dem sporeubildenden wahrnehmen, die dann bei
Dudresnaya, Polyides etc. ihren höchsten Grad erreicht. Wie Verf. bemerkt, wird man
a priori geneigt sein, in jedem der beiden hier räumlich getrennten Apparate den Rest
eines früher vollständigen, durch Verkümmerung verarmten Procarps zu erkennen. Diese
Vorstellungsweise wird durch den oben beschriebenen Thatbestand bei Corallina auf's Beste
unterstützt. Wenn eine räumliche Trennung der beiden für Befruchtung und Sporenbildung
bestimmten Apparate eintrat, so musste gleichzeitig für eine zweckmässige Verbindung beider
gesorgt werden. Die Verschmelzung der carpogenen Zellen im Discus von Corallina zeigt
uns, wie eine solche Verbindung auf die einfachste Weise hergestellt werden kann.
Der 4. Abschnitt des Werkes handelt von Amjghiroa, Melobesia, Lithophyllum und
Litliothainnion.
Die verschiedenen Arten von Ämphiroa stimmen in dem Bau ihrer Fructifications-
orgaue mit Corallina übei*ein. Die Conceptacula werden seitlich auf Kosten der die Rinde
bildenden Zellreihen angelegt. Bei A. cotnplanata treten sie stark über die Thallusfläche
hervor und werden in einfacher Schicht angelegt, bei A. rigida sind sie eingesenkt und
können, da ihre Decke an dem Dickenwachsthum der Rinde theilnimmt, in mehreren Schichten
übereinander angelegt werden. Die Spermatien sind eilänglich und mit einem Anhängsel
versehen, das dem von C. rubens ähnlich ist.
Bei Melobesia Corallinae sind die Conceptakel ebenfalls ähnlich wie bei Corallina
gebaut. Eine kreisförmige Gruppe der senkrechten Thalluszellreihen bleibt zurück und
wird von den umgebenden mittelst local geförderten Wachsthums allmählich überwölbt.
Die Tetrasporen fand Verf. im Gegensatz zu den Angaben Crouan's in regelmässiger Weise
viergetheilt. Die Sterigmenbüschel und Spermatien der männlichen Conceptakel gleichen
denen von C. rubens. Letztere sind cylindrisch mit kurzem blassen Anhängsel von unregel-
mässiger Form.
Anders verhält sich M. corticiformis. Bei ihr liegen die Tetrasporen gruppenweise
vereint in localeu Auftreibungen des Thallus, jede einzelne ist von geschlossenem Gewebe
umgeben ; ein Conceptaculum ist nicht vorhanden. Eine jede Tetraspore ist aus der umge-
bildeten Endzelle einer senkrechten Thalluszellreihe entstanden, die ihr Längenwachsthum
viel früher einstellte als die benachbarten. Ueber der Tetraspore findet sich ein cylindrischer
Pfropf von gequollener Membransubstanz, der bis zur Thallusoberfläche reicht. Zur Reifezeit
berühren die Sporen einander vielfach ganz oder beinahe, indem das zwischen ihnen liegende
Gewebe zerdrückt oder unkenntlich wird. Verf. glaubt annehmen zu dürfen, dass jeder Höcker
350 Kryptogamen. — Algen.
mit den zahlreichen vereinzelten Tetrasporen einem Conceptakel von Corallina und Meloh.
Corallinae analog ist, in dem nur die sterilen Zellreihen (Paraphysen) in Form von verkalktem
Zwischen gewebe erhalten bleiben. Die männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane von
Mel. corticiformis sind in Conceptakeln von gewöhnlichem normalen Bau enthalten. Die
Pflanze ist wahrscheinlich monöcisch. Die punktförmig kleinen Spermatien sind an beiden
Seiten mit den schon früher bekannten Fortsätzen (Thuret's oreillettes) versehen. Sie sind im
Conceptaculum in Keihen geordnet, so dass man versucht ist, eine reihenweise Abschnürung
anzunehmen, was Verf. bei der verwandten Mel. deformans n. sp. in der That mit Bestimmtheit
constatiren konnte. Die Anhängsel dürften Reste der zwischen den einzelnen Gliedern der
Reihe gelösten Mittellamelle sein.
Die Arten der Gattung Melobesia verhalten sich nach dem eben Gesagten in Bezug
auf die Fructification verschieden und lassen sich darnach in zwei Gruppen theilen, wovon
für die erste Spermatieubildung durch einfache Abschnürung, Tetrasporen in Conceptakeln
charakteristisch sind, während bei der zweiten reihenweise abgeschnürte Spermatien, Tetra-
sporen einzeln in Höckern gefunden werden. Zu der ersten Gruppe gehört die Mehrzahl
der Species, so Mel. Corallinae^ Mel. pmtulata, Mel. farinosa; in mehr zweifelhafter Weise
noch einige Arten, deren Spermogonien nicht bekannt sind, wie die von Rosanoff beschriebenen
Mel. Lejolisü, coronata, macrocarpa, amplexifrons. Zu der zweiten Gruppe gehören ausser
Mel. corticiformis auch Mel. membranacea Lam. und Mel. deformans n. sp.
Thuret und Bornet haben eine Melobesia unter dem Namen Mel. Thuretii beschrieben,
deren Thallus parasitisch im Gewebe von Corallina wächst. Verf. hat diese Pflanze ebenfalls
untersucht und hat dabei in Bezug auf den vegetativen Theil ein wesentlich abweichendes
Ergebniss erhalten. Der Thallus besteht aus einem einzigen senkrecht verlaufenden Faden,
der sich gegen vorn in die Endkuppe des Nährzweigs verfolgen lässt, wo zwischen den
Scheitelzellen jenes seine eigene, Segmente abscheidende, Scheitelzelle gelegen ist. Manchmal
ist dieser 1^'aden einfach gabelig verzweigt; er trägt als seitliche Aeste die Zellfäden, die
in der Richtung der anticlinen Curven des Nährgewebes durch die Rinde verlaufen und an
der Oberfläche die Conceptakel erzeugen. Die sämmtlichen vegetativen Glieder bestehen
aus mehr oder weniger gestreckten cylindrischen Zellen; die meisten derselben erzeugen
durch Schaltheilung ein kleines seitliches Zellchen am oberen Ende, das offenbar den Deck-
zellen des normalen Melobesia- Thallus analog ist. Wegen der näheren Darstellung, wie
aus der unter der Cuticuloidlamelle der Nährpflanze gelegenen Endzelle der das Conceptaculum
enthaltende Fruchtkörper der Pflanze hervorgeht verweisen wir auf das Original. Die weib-
lichen wie die Tetrasporen enthaltenden Conceptakel stimmen in ihrem Bau mit denen von
Corallina überein: die Spermatien entstehen aber durch reihenweise Abschnürung und sind
mit zwei Anhängseln versehen. Somit nimmt M. Thuretii eine Mittelstellung zwischen den
beiden früher erwähnten Gruppen von Melobesien ein.
Der Mel. Thuretii in Habitus und Lebensweise ähnlich ist die neue M. deformans,
die Verf. als Parasit an einer australischen Corallina auffand, die an den vom Parasiten
befallenen Theilen statt der regelmässigen pinnaten Zweigbildung eine unregelmässige kurz-
gliederig corallenartige allseitswendige Verzweigung zeigte. Die männlichen und weiblichen
Conceptakel dieser Melobesia sind denen von M. Thureti ähnlich, die Tetrasporenbehälter
aber sind nach dem Typus von M. corticiformis gebildet.
Mel. callithamnioides Falkenb. bildet den Uebergang von den parasitischen Melobesieen
mit fadenartigem Thallus zu denen, die einen solchen von Scheibenform besitzen. Der
Thallus ist, von den winzigen Deckzellen abgesehen, einschichtig. In der Jugend bildet er
eine Scheibe, die nach dem regelmässigen, von Rosanoff beschriebenen Typus wächst.
Gewöhnlich erlischt bald das regelmässige Randwachsthum, nur einzelne zerstreute Marginal-
zellen wachsen zu confervenartigen Fäden aus, die sich hie und da unter dichotomer Spaltung
ihrer Endzelle zerzweigen. Meist wächst nur einer der Zweige dauernd weiter, so dass
eine Art sympodialen Systems entsteht. Nach längerer oder kürzerer Dauer des so beschaffenen
Wachsthums werden an den Enden der Fäden wieder durch rasch aufeinander folgende
Dichotomien der Endzelle geschlossene fächerartige Zellflächen angelegt ; die von benachbarten
Fäden angelegten Flächen stossen bald seitlich aneinander. Durch ihre Verschmelzung
Rhodophyceae. — Floricleae. 35 1
kommt wieder geschlossenes Marginalwachsthum des Thallus zu Stande. Erwachsene Pflanzen
dieser Art besitzen einen Thallus, der, im Centrum durchlöchert, nach aussen von einer
geschlossenen ringförmigen Platte gebildet wird. An dieser Species wurde mehrfach eine
eigenthümliche Vermehrungsweise durch Brutknospen regelmässigen, charakteristischen Baues
beobachtet. Einzelne Thalluszellen wachsen oberwärts zu haarartigen an der Spitze kolbig
anschwellenden Schläuchen aus, sich gleichzeitig durch eine quere Scheidewand an der Basis
der Ausstülpung theilend. Durch eine zweite Theilungswand wird die kopfige Anschwellung
vom Stiel getrennt. Aus der angeschwollenen Endzelle geht dann durch dreimal wiederholte
Dichotomie derselben und ihrer Descendenten eine regelmässig gestaltete dreieckige Zellplatte
von sechs fächerartig gelagerten Zellen hervor, die dann durch Querwandbildung weiter
zerfallen. Zuletzt fällt die fertige Brutknospe an ihrer Basis articulirend vom tragenden
Stiel ab. Aus solchen Gemmen können dann junge Thallussprosse an ganz beliebiger Stelle
aus einer oder der anderen Zelle hervorkommen. Geschlechltiche Individuen wurden nicht
beobahtet, wohl aber Tetrasporenbehälter von sehr einfachem Bau, indem der Discus
unmittelbar von der einschichtigen Thallusfläche gebildet wird und die überwölbende Decke
ebenfalls einschichtig ist.
Mel. inaequilatera n. sp. bietet von allen Melobesien die einfachsten Verhältnisse
des Thallus dar. Dieser ist scheibenförmig und vollkommen einschichtig, da sogar die
Deckzellen fehlen. Ebenso fehlen die Heterocysten. Nach der Fixirung erleidet die Spore
zimächst Quadrantentheilung. Aus zwei benachbarten Quadranten erwächst weiterhin der junge
Thallus in regelmässiger Weise; die beiden andern bleiben fortan stationär und bilden noch
am erwachsenen Pflänzchen einen handgriffartigen Fortsatz. Es scheint, dass der Thallus
nur ein einziges Conceptakel, und zwar auf seinem ältesten Theil, dicht vor dem Handgriff
erzeugt. Die Fructification entspricht dem Typus von Melobesia corticiformis.
Vom Genus Lithophyllum untersuchte Verf. die drei Arten L. insidiosum n. sp.,
L. decussatwn Phil, und L. expansiim. Bei L. expansum Phil, sind die dreierlei Frucht-
formen in Conceptakelu gleichen Baues enthalten. Die reifen weiblichen Fruchtbehälter
sind von ansehnlicher Grösse. Ihre Bodenfläche ist im mittleren Theile zapfenartig erhaben.
Dieser Zapfen trägt die p-usionszelle , auf der die Paranemata dicht gedrängt stehen. Die
aus dem Rande der Fusionszelie hervorgehenden Sporen ketten hängen in die periphere
Rinne hinunter und folgen bei weiterer Ausbildung der grossen Sporen in oberwärts geöffnetem
Bogen der Innenwaud des Conceptaculum. Die Tetrasporen-Conceptakel sind ganz ähnlich
gebaut, besitzen ebenfalls einen zapfenartig vorspringenden Centraltheil des Discus, der hier
aber nur Haare trägt, während die Tetrasporen von dem peripherischen Discusantheil erzeugt
werden, und dann die Rinne zwischen dem Zapfen und der Innenwand des Conceptakels
dicht aneinander gedrängt erfüllen. Die männlichen Conceptakel sind ohne die zapfenförmige
centrale Erhebung, die spermatienbildende P'läche nimmt den ganzen Discus ein, mehr oder
weniger weit auf die überwölbende Decke übergreifend. Die Spermatien, durch einmalige
Abschnürung gebildet, sind klein, oval und einseitig geschwänzt. Diese an der Thallusfläche
angelegten männlichen Behälter werden bei weiterem Wachsthum in das Innere versenkt,
während über ihnen neue gebildet werden. Hie und da, jedoch seltener kommt das gleiche
auch bei weiblichen und Tetrasporeuconceptakeln vor, so dass L. expamum wie das nächst
zu besprechende L. decussatum mit ebendemselben Recht wie L. pohjmorphum Aresch. zu
Litliothamnion gestellt werden darf. An L. expansum dürften sich ihrem Fruchtbau nach
L. polymorphum, Lithothamnion incrustans und Lithoth. Bacemus anschliessen. LitJwph.
decussatum dagegen zeigt den Bau der Tetrasporenbehälter von Mel. corticiformis. An
dieses schliessen sich durch die gleiche Anordnung der Tetrasporen Lithoph. lichenoides,
Lithoth. ramiüosum und Lithoth. fasciculatum Aresch. an, ferner nach Rosanoff's Angaben
wohl auch Lithoph. Lenormandii, Lithoph. capense, Lithoph. Patena, Lithoth. Mülleri.
Litlwph. insidiosum endlich bietet viel Eigenthümliches. Hier erzeugt derselbe
Thallus beiderlei Geschlechtsorgane. Besonders merkwürdig ist der Bau des Cystocafps.
Auf dem flachen Boden des Discus ruht die plattenförmige Fusionszelle, die hier ganz
besonders häufig mit Lücken und Unterbrechungsstellen versehen ist. Oberwärts trägt sie
die keuligeu gedrängten Paranematen. Während bei allen andern hier besprochenen Species
352 Kryptogamen. — Algen.
die Sporenbildung auf den Rand localisirt ist, entsprossen hier die Sporenketten jedem
beliebigen Punkt der oberen Fläche der Zellfusion; sie treten zwischen den Paranematen-
bündeln hervor, dieselben durch ihren Druck verschiebend und z. Th. ihr Collabiren und
Schrumpfen bewirkend.
In Bezug auf die Untersuchungsmethode wollen wir hier noch nachtragen, dass der
Verf. theilweise das Schneiden im uuentkalkten Zustande anwandte, wobei er sich der feinen
Staarmesserklinge bediente. Von Lösungsmitteln erwies sich verdünnte Salpetersäure als
das geeignetste, da sie die Gestalt der Zellen am wenigsten verändert. Nach erfolgter
Entkalkung wurden die Exemplare in absolutem Alkohol gehärtet mit verdünnter wässriger
Fuchsinglycerinlösung oder, wo es sich um Erkenntniss der Zellkerne handelte, mit Kleinen-
berg'schem Hämatoxylin gefärbt und in Gummiglycerin gebettet.
36. Falkenberg, lieber Florideen. (S. unter 4.)
I. Verf. bemerkt, dass bei allen Florideen mit Ausschluss der Bangiaceen ein Wachs-
thum, eine Volumzunahme des Carpogons stattfindet. Dieses Wachsthum tritt in zwei
Modificationen auf, welche wesentliche Unterschiede in dem Habitus des Nucleus bedingen.
Entweder zeigt das Carpogon localisirtes Wachsthum, indem es kurze Zelläste erzeugt, die
sichdurch Membranbildung gegen die Mutterzelle abgrenzen; da diese Aeste ihrerseits in
der gleichen Weise sich weiter entwickeln, entsteht ein büschelförmiges Köpfchen von
isolirten verzweigten, nach allen Richtungen ausstrahlenden Zellfäden, zwischen denen der
nach Abgrenzung der Hauptäste übrig bleibende Theil der Carpogonzelle als Centralzelle
des Köpfchens meist erkennbar bleibt. (Beispiel: Chantransia.) Oder das Carpogon nimmt
nach allen Seiten gleichmässig an Volumen zu und wird, durch successive Scheidewände
gefächert, allmählich in einen allseitig geschlossenen massiven Gewebekörper verwandelt.
Beispiel: Dudresnaya. Gewöhnlich schliessen die beiden Modificationen der Nucleusform
sich gegenseitig aus und nur an der Gattung Callithatnnion ist das Auftreten beider Formen
neben einander bei derselben Species beobachtet worden. Bei Callithatnnion corymhosum
entwickelt sich normal die Frucht derart, dass nach erfolgter Befruchtung der Trichophor-
apparat völlig zu Grunde geht und nur die beiden diametral am Thallus gegenüberstehenden
Carpogonzellen des Procarps sich zu zwei geschlossenen Gewebekörpern entwickeln, die
schliesslich die Form der Budresnaya-¥v\xch.i zeigen. Bisweilen fangen aber an einzelnen
Individuen {CalUthamnion corymhosum var. seirospermum) nach den ersten Zelltheilungen
in der Carpogonzelle die einzelnen Zellen an astförmig auszuwachsen und sich zu büschel-
förmig verzweigten Köpfchen umzubilden. Der hier beschriebene Vorgang wird durch einen
Holzschnitt erläutert.
II. Wie Verf. nach brieflichen Mittheilungen Berthold's bemerkt, erfolgt die
Befruchtung bei Halymenia Floresia und iilvoidea, Nemastoma dichotoma und cervicornis,
Grateloupia Consentinü, filicina und dichotoma nach dem Dudresnaya-TyT^ns.
III. Verf. giebt eine durch Abbildungen erläuterte Darstellung der Bildung des Cysto-
carps von Polysiphonia variegata. Diese geht an seitlichen Kurztrieben an einem nur
wenig unterhalb der Scheitelzelle gelegeneu Segmente vor sich. Letzteres theilt sich zunächst
durch Längswände in eine centrale und fünf peripherische Zellen. Aus der zuletzt gebildeten
peripherischen Zelle, die wir Hauptzelle nennen wollen, gehen Trichogyne und Carpogon-
zellen hervor, während die beiden seitlichen Nachbarzellen sich vorwölbend je eine Hälfte
der Fruchthülle oder des Pericarps erzeugen, die, in ihrer Form zwei Muschelschalen ver-
gleichbar, das eigentliche Procarp einschliessen. Jede Hälfte der Fruchthüllenanlage ver-
wandelt sich durch mehrfache Zelltheilungen in eine zunächst einschichtige Zellplatte, deren
freier Rand bei Polysiphonia schliesslich von fünf, bei Lanrencia von zehn Zellen ein-
genommen wird. Von der früher erwähnten peripherischen Hauptzelle sind inzwischen zwei
oberflächlich gelegene Zellen abgeschnitten worden, von denen die obere sich weiter in vier
Tochterzellen theilt. Der von dieser fünfzelligen Schale überwölbte Rest der früheren Haupt-
zelle theilt sich in zwei Zellen. Von diesen bleibt die untere, welche in der ganzen Pro-
carpanlage eine centrale Lage einnimmt, unverändert. Die obere entwickelt sich zur Trichogyne
und ragt endlich zwischen den Schalenhälften des Pericarps neben der Spitze des zur Frucht-
anlage verwendeten Kurztriebes hervor. Nach der nun möglichen Befruchtung entwickeln
Rhodophyceae. — Florideae, 353
sich die fünf oberflächlichen Schalenzellen zu dem Fruchtgewebe, das die Carposporen
erzeugt; die Trichogyne geht zu Grunde; die beiden Schaleuhälften des Pericarps verwachsen
zu einem geschlossenen Ringwall, dessen zweimal fünf oder zweimal zehn freie Randzellen
als ebensoviele Scheitelzellen für das nunmehr auswachsende und mehrschichtig werdende
Pericarp fungireu. Die Stelle, an der ehemals die Trichogyne zwischen den Procarphälften
nach aussen trat, verwächst vollständig.
37. Sirodot. Observations relatives aux phenomenes de l'absorption chez les organismes
vegetaux inferiears. (Comptes rendus hebd. de l'acad. de sc. 1881, t. 92, p, 993—995.)
Wie Verf. am Eingang bemerkt, findet Absorption, d. h. wohl Aufnahme von Stoffen
von aussen bei den Algen hauptsächlich durch dünnwandige Zellen statt; wenn dagegen
Algen in Ruhezustand übergehen und demnach keine Stoffe mehr von aussen aufnehmen, so
wird auch öfter die Zellwand stark verdickt. Bei den Batrachospermen findet diese Ver-
dickung in eigenthümlicher Weise statt. Die Querwände der die primäre Axe der Fäden
bildenden Zellen verdicken sich nicht gleichmässig, sondern im Mittelpunkt derselben bleibt
die Membran dünner, oder wird auch resorbirt. Letzteres wird besonders deutlich beim
Gerinnen des Plasmas, wobei die Plasmamassen benachbarter Zellen durch fadenförmige
Fortsätze, die sich durch die Querwände hindurch erstrecken, verbunden bleiben. Gleich-
zeitig mit dieser Verdickung der Querwände erscheinen besondere Absorptionsorgane, nämlich
Wurzelfäden, die an der Basis der verdickten Zellen entspringen. Diese Wurzelfäden fungiren
nur temporär als Absorptionsorgane, auch ihre Zellwände verdicken sich und sie werden
dann zu Haft- oder auch Vermehrungsorganen, während an höheren Punkte» neue Wurzel-
haare hervorsprossen.
Die eben erwähnten Thatsachen können leicht an der ungeschlechtlichen Form —
Chantransia — beobachtet werden, bei der sexuellen Form, dem eigentlichen Batracho-
spermum, finden sie in complicirterer Weise statt. Unter normalen Verhältnissen sind die
Internodien ganz oder theilweise mit gegliederten, absteigenden Fäden bedeckt. Letztere
sind Absorptionsorgane, was sich namentlich aus ihrem Verhalten ergiebt, wenn die Pflanze
in einer schleimigen Flüssigkeit wächst, welche „die Absorption beeinträchtigt". Die Be-
rindungsfäden entfernen sich dann von der Axe, „um ein günstigeres Wachsthumsmedium
aufzusuchen". Später verdicken sich diese Fäden stärker und werden an der Basis zu
Haft-, weiter oben zu Festigkeitsorganeu, indem sie sich an die Hauptaxe anlegen und deren
Dicke, Dauer und Festigkeit erhöhen.
38. Hempel. üeber Chantransia. (S. unter 18.)
„Bei der sorgfältigsten Durchsuchung der Fundstätten, bei der genauesten Prüfung
des Materials, bei einer vierjährigen, nur einmal kurze Zeit vernachlässigten Zimmerzucht
Hess sich kein Anhalt für die Ansicht Sirodot's gewinnen, dass die Chantransien des süssen
W^assers Entwickelungsformen von Batracliospermum-kvien darstellen. Chantransia gedieh
während genannter vier Jahre auf einer Kieselunterlage in einem Wasserglase bei Ver-
meidung des directen Sonnenlichts vortrefflich und entwickelte ununterbrochen Sporen, aber
eine Form, die für Sirodot's Ansicht gesprochen hätte, konnte nicht erkannt werden."
39. L. Rischawi. Algologische Untersachungen. II. Entwickelong der Sticbidien und
Antheridien bei Dasya elegans Ag. (Schriften der Neurussischen Gesellschaft der
Naturforscher 1880. Odessa. — Russisch.)
Wörtliche Wiederholung der Mittheilung, über welche im Botan. Jahresber. 1878,
Abth. I, Seite 377 referirt wurde; neu ist blos eine Tafel von Zeichnungen der Entwicke-
lungsstadien der Sticbidien. Bataliij.
40. F. Ardissone. Su di un caso anormale di fruttificazione nelle Floridee. (Rendic del
R. Istituto Lombardo Ser. H, Vol. XIV. fasc. 5.) Milano 1881. 2 p. in S».
Während fast durchgehends bei den Florideen die tetrasporentragenden Individuen
von den mit Geschlechtsorganen versehenen (cystocarpführenden) Individuen getrennt sind
hat Verf. bei Callithamnion graniferum Menegh. und bei Dudresnaya coecinea Bonnem.
sowohl Tetrasporen als Cystocarpien auf demselben Stock beobachtet; bei Dudresnaya fanden
sich sogar beide Formen auf den Verzweigungen eines und desselben Aestchens.
0. Penzig (Padua).
Botaniseber Jahresbericht IX (1881) 1. Abth. 23
354 Kryptogamen. — Algen.
41. F. Ardissone. Note suUo Spermothamnion torulosum. (Atti della Soc. Crittogamol.
Ital., Vol. III, disp. 1.) Milano 1881, p. 24, mit 1 Tafel.
Die hier von Ardissone beschriebene und abgebildete Art wurde zuerst von Zanardini
beschrieben, der sie jedoch in das Genus Griffithsia stellte. Später überzeugte sich Zan.
selber von der Unzulässigkeit dieser Bestimmung und schrieb die Art der Gattung CalU-
thamnion zu. — Verf. hat nun vollständige Exemplare der fraglichen Species studiren können
und kommt zum Schluss, dass dieselbe der Gattung /Spermoi/iamm'on angehört; giebt daher
eine entsprechend modificirte Beschreibung von Sperm. torulosum (Zanard.) Ardiss.
0. Penzig.
42. Greenlsh. Untersuchung der in Fucus amylaceus vorkommenden Kohlenhydrate.
(Sitzungsber. der Dorpater Naturf. Ges. Jahrg. 1881, Bot. Centralbl. 1882, 11. Bd. S. 5—6.)
Unter dem Namen Fucus amylaceus versteht Verf. den Sj^liaerococcus lichenoides Ag.
Näheres im Referat über chemische Physiologie.
b. Bangiaceae.
III. Phaeophyceae.
a. Fucaceae.
43. Bergendahl. Ueber die Schrift von 0. Kuntze: Revision von Sargassum und das so-
genannte Sargassomeer. (Rede, geh. im Bot. Verein in Lund 16. Nov. 1880, wieder-
gegeben im Bot. Centralbl. 1881, VI. Bd., S. 390-393.)
Die Rede ist eine Kritik der im Titel genannten Schrift. Verf. vertheidigt J. Agardh
gegen die von Kuutze gemachten Angriffe und weist zahlreiche Tnconsequenzen in Kuntze's
systematischer Eintheilung der Sargassen nach. Ferner wird bemerkt, dass J. Agardh
bereits 1840 bewiesen hat, dass Sargassum bacciferum eine vom Strande, vermuthlich Neu-
fundlands oder Floridas, abgerissene Alge ist. Dasselbe hat Lindberg, der eine sehr gute
Beschreibung der Pflanze veröffentlicht hat, im Jahre 1857 in den Bot. Not. behauptet.
Aus der dem Aufsatze Kuntze's beigegebenen phototypirten Tafel geht hervor, dass der-
selbe Sargassum Peronü oder eine demselben nahestehende Form (Fig. 10 d. T.) und
S. maschalocarpum verwechselt hat, obwohl es kaum zwei Sargassum -Avten giebt, die so
unähnlich sind wie die von ihm verwechselten.
44. [Grieve, Symington. Note on the Floating Power of some of the Famüy of Fuceae
as observed at the Strand between Colonsay and Oronsay. (Edinburgh Bot. Soc.
March 10; Guard. Chron. N. Ser. Vol. XV, 1881, No. 377, p. 373.)j
45. [MoUet. On the structure of Hormosira Billardieri. (Transact. and Proceed. of New
Zealand Instit. Vol. XIII, 1880.)]
Ib. Phaeozoosporeae.
46. Berthold. Die geschlechtliche Fortpflanzung der eigentlichen Phaeosporeen. (Mit-
theilungen aus der Zoolog. Stat. zu Neapel, IL Bd., 3. Heft, S. 401-412, mit 1 Taf.)
Verf. hat zu Neapel die geschlechtliche Fortpflanzung von Ectocarpus siliculosus
Lyngb. und Scytosiphon lovientarium J. Ag. beobachtet. Gegen Ende Februar ist E. sili-
culosus massenhaft mit pluriloculären Sporaugien besetzt. Die Schwärmer zeigen den bei
den Phaeosporeen gewöhnlichen Bau; durch Färbungsmittel konnte in denselben ein Zellkern
nachgewiesen werden. Sie sind doppelter Art, männliche und weibliche, oder, wie Verf. sie
auch nennt, Spermatozoiden und Eier. Beide Arten Schwärmer zeigen durchaus keine Ver-
schiedenheiten in Bezug auf Grösse und Organisation; sie unterscheiden sich aber von ein-
ander durch ihr Verhalten beim Setwärmen und ihre späteren Lebenserscheiuungen.
Während nämlich ein Theil der Schwärmer rasch zur Ruhe kommt, schwärmt der andere
mehrere Stunden lang. Wurde von dem scliwärmerhaltigen Wasser ein kleiner Tropfen
auf die untere Seite des Deckglases der feuchten Kammer gebracht, so fielen bei schwacher
Vergrösserung schon nach kaum einer Minute zahlreiche kleine Knäuel lebhaft sich bewegender
Schwärmer auf. Bei stärkerer Vergrösserung zeigte sich, dass alle Schwärmer eines solchen
Phaeophyceae. — Phaeozoosporeae. 355
Knäuels ihre vordere Cilie nach einem Punkte richteten, und zwar nach einem eben zur
Ruhe gekommenen (weiblichen) Schwärmer. Das Vorderende der lebhaft schlagenden Cilien
streift fortwährend den Körper des unbeweglich daliegenden (weiblichen) Schwärmers; fort-
während kommen neue Schwärmer hinzu und drängen sich in den Knäuel ein, während
andere sich loswinden und davoneilen. Dieses Spiel kann 1—2 Minuten dauern, bis schliesslich
entweder einer der Schwärmer aus dem Knäuel mit der ruhenden Plasmamasse verschmilzt,
oder alle sich nach und nach verlieren, ohne dass es zu einer Verschmelzung gekommen
wäre. Bei dem (vor der eben beschriebenen Erscheinung eintretenden) zur Ruhe Kommen
des weiblichen Schwärmers setzt sich zunächst die Spitze der vorderen Cilie an irgend
einen Gegenstand fest, dann wird dieselbe, von unten anfangend, in den Leib des Schwärmers
eingezogen, so dass dieser sich mehr und mehr dem Anheftungspunkt der Cilie nähert.
Wenn so die vordAe Cilie bis auf einen kurzen Rest eingezogen ist, krümmt sich die bis
dahin unveränderte hintere Cilie plötzlich gegen den Körper des Eies um, legt sich ihrer
ganzen Länge nach an denselben an und ist unmittelbar darauf vollständig mit ihm ver-
schmolzen. Der weibliche Schwärmer (Ei) bildet jetzt eine nackte Primordialzelle mit
einem kurzen hyalinen Fortsatz am Vorderende. (Wie Verf. in einer Anmerkung beifügt,
verhalten sich alle zur Ruhe kommenden Schwärmer der Phaeosporeen in der eben geschilderten
Weise. Mit Hilfe der sich festsetzenden und allmählig verkürzenden Cilie zieht sich der
Schwärmer möglichst nahe an die Unterlage heran; die unmittelbar darauf ausgeschiedene
Cellulosehaut kann dann mit dieser in die innigste Berührung treten und die Keimpflanzen
dadurch mit dem Substrat auf das festeste verbinden.) In diesem Zustande ist das Ei
empfängnissfähig, doch nur für wenige Minuten ; erfolgt innerhalb derselben keine Befruchtung,
so wird der vordere Faden vollständig eingezogen, das Ei rundet sich ab und scheidet eine
Cellulosehaut aus. Nach 24—48 Stunden zeigen sich dann die ersten Spuren einer partheno-
genetischen Keimung.
Das empfängnissfähige Ei übt auf die männlichen Schwärmer eine anziehende
Wirkung aus, daher die Knäuelbildung. Die Copulation der beiden Körper erfolgt innerhalb
weniger Minuten. Das befruchtete Ei ist doppelt so gross wie ein gewöhnlicher Schwärmer.
Es besitzt zwei Farbstoffkörper und zwei braune Augenpunkte. Die beiden Kerne sind
anfangs noch sichtbar; später trifft man nur einen Kern. Bald nach der Copulation wird
eine Cellulosehaut ausgeschieden.
Mitte April konnte Verf. auch die Befruchtung der aus den pluriloculären Sporangien
von Scytosiphon lomentarium hervorgehenden Schwärmer beobachten. Der Vorgang verläuft
ganz so wie bei Ectocarpus siliculosus. Einige Mal wurden Copulationsproducte mit 3 Farb-
stoffkörpern und 3 rothen Punkten beobachtet. Verf. hält es für wahrscheinlich, dass bei
den beiden von ihm beobachteten Pflanzen die verschiedengeschlechtigen Schwärmer auf
verschiedeneu Exemplaren erzeugt werden.
Die weiteren Schicksale der befruchteten Eier der zwei untersuchten Pflanzen sind
noch nicht vollständig beobachtet worden. Bei E. siliculosus keimten die befruchteten
Eier viel rascher als die unbefruchteten. Im Verlauf einiger Wochen erzog Verf. daraus
kriechende verzweigte Fäden, aus denen sich in normaler Weise Ectocarpus-F äde.n. erhoben.
Diese fingen nach vier Wochen reichlich zu fructifiziren an, sie erzeugten eine grosse Anzahl
von uniloculären Sporangien, gemischt mit pluriloculären. Verf. glaubt, dass die Erzeugung
uniloculärer Sporangien in diesem Fall eine unmittelbare Folge der vorausgegangenen Be-
fruchtung ist. Bei einer Reihe anderer Phaeosporeen erhielt er von parthenogenetisch ent-
wickelten Keimlingen immer nur pluriloculäre Sporangien, niemals uniloculäre.
Die befruchteten Eier von Scytosiphon entwickelten sich im Verlauf von zwei
Monaten zu grösseren flachen Scheiben , die zuletzt durch horizontale Theilungen mehr-
schichtig wurden. Dann folgte ein vorläufiger Stillstand des Wachsthums.
Die männlichen Schwärmer von E. siliculosus wie von Sc. lomentarium schwärmten
mehrere Stunden lang und gelangten dann zur Ruhe. Ein Theil davon entwickelte sich
langsam zu sehr schwächlichen und empfindlichen Keimpflanzen, ein anderer Theil wurde
sofort, oder nach ein bis zwei Tagen desorganisirt.
Bei Giraudia sphacelarioides und E. pxisillus Griff, hat Göbel einen wesentlich
23*
356 Kryptogamen. — Algen.
anders verlaufenden Geschlechtsact beobachtet (vgl. J. B. 1878, S. 364). Verf. hat beide
Pflanzen zu verschiedenen Malen untersucht. Die bis Mitte April bei Giraudia zu findenden
von Derbes und Solier beschriebenen Sporangien entsprechen zwar den uniloculären Sporangien
anderer Phaeosporeen, besitzen aber einige zarte Querwände.
Die beiden von Göbel beschriebenen Arten von pluriloculären Sporangien hält Verf.
für nicht wesentlich verschieden. Trotz vielfacher Bemühungen ist es ihm nicht gelungen,
bei Giraudia die Copulation von Schwärmern zu beobachten.
Auch bei Ectocarpus pusillus Griff, konnte Verf. nie eine Copulation der Schwärmer
constatiren. Dagegen fand er häufig Schwärmer, die so geformt waren, wie die von Göbel
als Zygoten abgebildeten, sie waren aber in allen Fällen keine Copulationsproducte, sondern
in dieser Form unmittelbar aus dem Sporangium hervorgetreten. Verf. erklärt sie darum
für Missbildungen, wohl eine Folge zu frühzeitiger Entleerung der Sporangien, wie sie
gewöhnlich erfolgt, wenn Algen frisch in Cultur genommen werden.
47. E. Ueber die geschlechtliche Fortpflanzung der Phaeosporeen. (Bot. Zeitung 1881,
Sp. 290-292.)
In dem mit K. unterzeichneten Referat über die Arbeit Berthold's (s. unter 46)
sucht Verf. die von Göbel gemachten Beobachtungen über Copulationserscheinungen bei
Phaeosporeen, gegenüber den Zweifeln, die Berthold an deren Richtigkeit geäussert hat, zu
vertheidigen.
48. Agardh, J. G. Till Algernes Systematik. (Lunds Universitets Ars-Skrift T. XVII, för
Lösäret 1880—81, 134 S. mit 3 Taf. lat.)
Verf. verbreitet sich im ersten Abschnitt über die Structur der Chordarieen und
über deren Fructificationsorgane und bringt einen Schlüssel über die Gattungen dieser Gruppe,
den wir hier wiedergeben:
Chordarieae.
1. Filis periphericis ab origine et una cum fronde sese evolvente provenientibus , extra
gelatinam plus minus invicem liberis (demum quoad partem deciduis ?) (Genera Ecto-
carpioidea.)
Axi abbreviato 1. ElacMstea
„ cylindraceo-elongato 2. Myriocladia.
2. Filis periphericis ab origine et una cum fronde sese evolvente provenientibus intra
gelatinam communem frondis cohibitis. (Genera Mesogloeoidea.)
* Filis periphericis ipsis fertilibus curvatis, articulis exteriore curvaturae latere
intumescentibus aut in ramulos abbreviatos secundatos productis.
Fronde subglobosa axi abbreviato 3. Corynophlaea
„ cylindracea saepius ramis plus minus decomposita
filis fertilibus simpliciusculis exteriore latere f 4. Bactrophora
curvaturae tumidis \ 5. Mesogloea
filis fertilibus exteriore latere curvaturae in | 6. Eudesme
ramulos abbreviatos secundatos productis \ 7. Castagnea.
** Trichosporangiis a filis periphericis transformatis, subcylindraceis, endochromate
intra membranam laxe ambientem in partes disciformes plurimas longitudinaliter
seriatas subdiviso.
Fronde subglobosa, axi abbreviato 8. Leathesia
„ cylindracea ramis decomposita 9, Cladosiphon.
*** Trichosporangiis a filis periphericis transformatione ortis lancoideo-autovali-siliquae-
formibus, endochromate intra membranam laxe ambientem adparenter articulato
articulisque areolatim subdivisis.
Fronde pulvinatim expansa 10. Petrospongium
„ cylindracea, decomposita j ^^" -^öZi/cerea
[ 12. Liebmannia.
3. Filis periphericis in fronde evoluta aut sese evolvente demum provenientibus et (una
cum fructu) demum deciduis. (Genera Chordariea.)
Chlorophyceae. — Characeae. 357
Fronde pulvinatim expansa | ^^' ^V^ionema, Herponema
*^ \ 14. ? Balfsia
„ Bterili pulvinata stipites tertiles cylin-
draceos exserente 15. Caepidium
„ cylindracea decomposita { ^^- ? Jcytothamnus
" •' l 17. Chordaria.
Nun folgt eine Beschreibung der einzelnen Gattungen und deren Arten. Es werden
zahlreiche neue Genus aufgestellt und die Begrenzung der alten verändert. Die "Wiedergabe
der ausführlichen Charaktere würde indessen hier allzuviel Raum in Anspruch nehmen.
48. Areschoag, E- J. Beskrifning pa ett nytt algslägte Pelagopbycus hörande tili Lami-
narieernas familie. (Botaniska Notiser 1881, No. 2. Ref. nach Hedwigia 1881, S. 121.)
Der Charakter der neuen Gattung ist folgender:
Pelagopliycus Aresch. Radix fibrosa? Stipes longissimus inferne tenuis, superne
sensim crassior, cavus apiceque in vesiculam ellipticam desinens. Petiolus in centro vesiculae
apicalis, compresso-planus, longus, linearis, dichotomus. Rami secundi ordinis singula folia
in apice gerentes. Folia indivisa, basi cuneata, sublinearia et longissima, margine ciliata.
Sorus fructiferus, medium folium longitudinaliter percurrens, fasciaeformis. Einzige Species:
P. giganteus Aresch. Synon. Nereocystis gigantea Aresch, Bot. Notis 1876.
50. [Farlow. Note on Laminarieae. (Bullet, of Torrey Bot. Club 1881, Juni.).]
51. Wollny. üeber die Frachtbildung von Chaetopteris plnmosa. (Hedwigia 1881,
S. 42-44.)
Im Anschluss an seine Mittheilung in der Hedwigia von 1880 (J. B. 1880, S. 543)
bemerkt Verf , dass er seitdem durch Kjellmann die von Areschoug entdeckten uniloculären,
wie die multiloculären Sporangien von Chaetopteris plumosa erhalten hat. Es ergiebt sich
daraus, dass bei dieser Pflanze eine zweifache Form von uniloculären Sporangien vorkommt.
c Dictyotaceae.
52. Agardh. üeber die Systematik der Dictyotaceae. (S. unter 47.)
Der zweite Abschnitt der unter 47 besprochenen Abhandlung bezieht sieb auf die
Dictyotaceae. Nach einer Einleitung, worin besonders gegen Thuret und Bornet polemisirt
wird, folgt eine ausführliche Beschreibung der Gattung Dictyota, von welcher Verf. einige
Species abzweigt, aus denen er zwei neue Genus bildet. Zum Genus Dictyota gehören die
Formen, bei denen die innere Zellenlage des Thallus einschichtig ist und die Zellen der-
selben von einem Rande zum andern eine einfache Reihe bilden. Aus denjenigen Arten,
bei denen die innere Zellschicht durch zur Fläche parallele Wände in mehrere Zellschichten
zerfällt, bildet Verf. das neue Genus Düophus. Dagegen wird Dictyota panictdata J. Ag.,
wo ausser der Innern und der Rindenschicht noch zwischen beiden je eine intermediäre Zell-
schicht vorhanden ist, bei Dictyota belassen. Dictyota Kunthii C. Ag. , die zuweilen den-
selben Bau zeigt wie D. paniculata, bei der aber öfter die bei andern Arten aus einer
Zelllage bestehende Rindenschicht mehrschichtig ist, wird zu einem neuen Genus, Glosso-
phora, erhoben, zu dem noch eine neue Art, D. Harveyi J. Ag. gezogen wird = D.
Kunthii Harv. et auct. plur.
Das Genus Dictyota selbst wird nach dem Bau des Thallus in zwei Tribus, Tr.
Biet, dichotomae und Tr. Dict. paniculatae getheilt. Weitere Unterabtheilungen gründen
sich auf die Anordnung der fertilen Zellen.
Die übrigen Gattungen der Dictyotaceen, nämlich Spathoglossum, Taonia, Padina,
Zonaria und Halyseris werden kürzer besprochen, wobei indessen mehrere neue Arten
ausführlich beschrieben werden.
IV. Chlorophyceae.
a. Characeae.
53. Johow. Die Zellkerne von Ohara foetida. (Bot. Ztg. 1881, Sp. 729-743, 7^5-753,
mit 1 Tafel.)
Näheres im Abschnitt über Zellenlehre.
358 Kryptogamen. — Algen.
54. Zacharias. lieber die Spermatozoiden. (Bot. Ztg. 1881, Sp. 827—838, 846-852.)
Dieser Aufsatz enthält u. A. Untersuchungen über die Beschaffenheit und Bildungs-
weise der Spermatozoiden der Characeen, worüber das Nähere im Referat über die Zelle.
55. Sanio. Die GefässkryptogameD und Characeen der Flora von Lyck in Preassen. (Verh.
d. Bot. Ver. d. Prov. Brandenburg, 23. Jahrg. 1881, S. 17—29.)
Die Familie der Characeen ist quantitativ sehr reich bei Lyck vertreten. Dagegen
ist die Zahl der Arten keineswegs gross. Verf. führt 3 Nitella- und 8 Chara-Arten auf,
etztere sind meist durch zahlreiche Varietäten vertreten.
56. Derselbe. Zahlenverhältnisse der Flora Freassens. (Verhandl. d. Bot. Ver. d. Prov.
Brandenb., 23. Jahrg., 1881, S. 55—93.)
Verf. zählt in diesem Aufsatz auch alle bisher in der Provinz Preussen von ver-
schiedenen Beobachtern gefundenen Characeen auf. Ihre Anzahl beträgt für die ganze
Provinz 18, für Westpreussen 14, für Ostpreussen 13 Species.
57. Müller. Etüde monographique sar les Cbaracees genevoises. (Bullet. Soc. bot. de
Geneve 1881, No. 2, fevr. p. 42-94. — Ref. Hedwigia 1881, S. 94-96, 104-110,
vgl. auch Journ. of Bot. 1881, S. 158.)
In dieser Arbeit erklärt sich Verf., wie aus dem Ref. in Hedwigia hervorgeht, für
die Verwandtschaft der Characeen mit den Muscineen. 22 Arten werden als bei Genf
gefunden angeführt, ferner werden zahlreiche neue Formen (Varietäten) benannt, beschrieben
und mit Hülfe vorangesetzter griechischer Buchstaben numerirt. Die Beschreibungen sind
in der Hedwigia a. a. 0. abgedruckt.
58. Groves Henry et James. On Ohara obtasa a species new to Britain. Mit l Tafel.
(Journ. of Bot. 1881, S. 1—3.)
Ausführliche Beschreibung und Abbildung dieser für England neuen Species vgl,
B. J. 1880, S. 556. Der ältere Name Ch. obtusa Desv. ist von A. Braun ohne hinreichenden
Grund zu Gunsten des Namens Ch. stelligera Bauer verworfen worden.
59. Dieselben. Notes on British Characeae. Mit l Tafel. (Journ, of Bot. 1881, S. 353—356.)
Notizen über einige neue in Britannien gefundene Arten und Formen, sowie über
neue Standorte von bereits früher gefundenen. Zwei neue Varietäten werden aufgestellt.
Die Tafel enthält die Abbildung von Chara baltiea Bruz. var. affinis Groves und von Ch.
contraria Kütz.
60. Ascherson. Beitrag zur Flora Aegyptens. (Verhandl. d. Bot. Ver. d. Prov. Branden-
burg, 21. Jahrg. 1879, S. 73.) (Nachträgliches Referat.)
Unter den aus den Oasen der Lybischen Wüste mitgebrachten Pflanzen, die von
Ascherson a. a. 0. mitgetheilt werden, befinden sich auch eine Nitella und drei Charen,
von letzteren ist Ch. succinita A. Br. (bereits in Gest. Bot. Ztg. 1878 beschrieben) neu,
zur Gruppe der gänzlich unberindeten Charen gehörig und nahe verwandt mit Ch. corallina
Klein apud Willd. aus Ostindien,
61. Allen. Characeae of America. (Boston S. E. Cassino part 1" 2, fo,)
Bisher sind zwei Lieferungen dieses Werkes erschienen. Jede Lieferung enthält
3 Tafeln mit Abbildung von Characeen in Farbendruck , wobei jede Form in natürlicher
Grösse, sowie einzelne Theile in passender Vergrösserung abgebildet sind. Der zugehörige
Text, 14 S., enthält eine Beschreibung der abgebildeten Formen nebst Synonymen, Stand-
orten etc. In den ersten zwei Lieferungen sind folgende Formen beschrieben: Chara Gym-
nopus A. Br. var. elegans, Ch. erinita Wallr. var. americana, Ch. coronata A. Br. var.
Schweinitzn, Nitella flexilis Ag., N. flexüis var. nidifica Wallr., N. flexilis var. crassa
A. Br. und N. tenuissima Desv.
b. Confervoideae.
62. Dodel-Port. lieber geschlechtliche Befruchtung einiger Chlorophyceen. (S. unter 12.)
Verf. hat schon früher die Copulation der Schwärmer von Enteromorpha clathrata
orm. fucicola Ag. beschrieben (J.-B. 1877, S. 26). Wie er jetzt bemerkt, ist diese Alge aber
die Herbstform der Ulva enteromorpha ß. compressa. Die Frühjahrsform übertrifft die oft
nur centimeterlange Herbstform um das Zehnfache. Die Bildung und Copulation der
Chlorophyceae. — Coufervoideae. 359
Schwärmer wird durch Abbildungen erläutert. Die Copulation beginnt stets damit, dass die
mit zwei Cilien versehenen Schwärmer mit ihren spitzen Mundstellen auf einander stürzen,
hier (an den Mundstellen) verkleben, einige Zeit in diametraler Gegenstellung verharren
und gemeinsam rotiren, bis es dem einen oder anderen gelingt, sich mit kühnem Sprung an die
Seite des einen mit ihm sich vereinigenden Schwärmers anzulegen. Die Weiterentwickelung
der Zygozoosporeu wurde nicht beobachtet, ebenso bleibt die Frage nach den Macrozoo-
sporen, die wohl auch der Ulva enteromorpha nicht fehlen, sowie die nach dem VerhältnisB
zwischen der Winter- und Sommergeneration noch zu beantworten.
Ferner theilt der Verf, einiges über die Copulation der Schwärmer der marinen
Ulothrix flacca Thur. mit (mit Abbildungen), Diese blassgelbgrüne unverzweigte Fadenalge
wird im Winter und Frühjahr am Meeresufer der Adria häufig zwischen Ebbe- und Fluth-
spiegel angetroffen. Es ist eine sehr dauei'hafte Alge, welche die Meeresbrandung ebensogut
erträgt, wie das Austrocknen und die bei starkem Regen unvermeidliche Benetzung mit
süssem Wasser. Die meisten Fadenzellen bilden bloss 8 Microzoosporen, manche sogar
nur 4. Bildung und Copulation derselben verläuft ganz so wie bei U. zonata. Wenn
einzelne Schwärmer isolirt (ohne eine Paarung eingegangen zu haben) zur Ruhe gelangen, so
bekleiden sie sich mit einer dicken Membran, Die in den Mutterzellen eingeschlossen
gebliebenen nicht copulirten Microzoosporen, die Verf. 6 Wochen lang beobachten konnte,
nahmen dabei langsam an Grösse zu. Sie waren zu Gruppen angeordnet, wie sie bei
Palmellaceenzellen vorkommen.
Aus dem ersten Aufsatz über Ulothrix zonata sei hier nur angeführt, dass nach
Ansicht des Verf.'s die pulsireuden Vacuolen der Schwärmsporen hier der gleichen physio-
logischen Function dienen, wie im Körper der Infusorien, nämlich Respirationsorgane
darstellen,
68. Kirchner. Ueber die Entwickelungsgeschichte einiger Ghaectophoreen. (Tagebl. der
54 Vers, deutsch. Naturf. in Salzburg. S, 75 u. 76.)
Chaetophora. Verf, hatte Gelegenheit, die von Pringsheim zuerst beschriebenen
derbhäutigen Dauersporen von ChaetopJiora endiviaefoUa, pisiformis und elegans zu beob-
achten. Bei den beiden letztgenannten Arten stellen sie aus den letzten Verzweigungen der
Astbüschel entstandene Ketten rothgelb gefärbter Dauerzelien dar, die zu je einer aus einer
vegetativen Zelle sich entwickeln. Genauer untersucht wurden die Dauersporeu von Chaeto-
phora pisiformis, die ein braunes Exospor, farbloses Endospor und einen ölreichen, durch
Haematocbrom roth gefärbten Inhalt besitzen. Die Keimung der im Mai 1879 gefundenen
Dauersporen erfolgte im April 1879. Die Sporen quollen auf, der Inhalt färbte sich grün,
das Exospor zerriss mit einem uuregelmässigen Spalt, aus dem das Endospor hervortrat.
In den meisten Fällen wuchs dasselbe zu einem Keimschlauche heran, der sich durch Querwände
theilte, unterhalb welcher später seitliche Verzweigungen erzeugt wurden. Die oberste Zelle
des Keimlings entwickelte sich früher oder später zu einem langen Haare, die unterste blieb
meist noch längere Zeit mit ihrem abgerundeten Ende im Exospor stecken; Rhizoiden wurden
nicht gebildet. In anderen Fällen blieb der ausgetretene Keimschlauch ganz kurz, papillen-
förmig , der Inhalt theilte sich in zwei , selten mehr Portionen und das hervorgetretene
Endospor löste sich in Schleim auf; die so gebildeten Plasmaportionen umkleideten sich
dann mit einer Zellhaut und wuchsen zu Keimschläuchen heran, die den in Einzahl direct
aus den Sporen hervorbrechenden ähnlich waren. Verf. ist auf Grund dieser Beobachtungen
der Ansicht, dass in der Entwickelung von Chaetophora ein geschlechtlicher Vorgang überhaupt
nicht vorhanden ist.
b. Phaeophila Floridearum Hauck. Diese zuerst durch Hauck (J.-B. 1876, S, 55)
bekannt gewordene endophytische Chaetophoree wurde vom Verf. bei Genua im Thallus von
Laurencia obtusa beobachtet. Auf dem Rücken der Zellen dieser Alge stehen, unregelmässig
vertheilt, wellig hin und her gebogene Borsten, die aus der Oberfläche des Laurencia-
Thallus hervorragen. Ursprünglich sind die Borsten an der Spitze geschlossen und unten
durch eine basale Querwand von der Tragzelle abgegrenzt. Später wird jene Quefwand
resorbirt und die Spitze fällt ab. Jede vegetative Zelle der Phaeophila kann sich in ein
Zoosporangium umwandeln, dessen Schwärmer einzeln durch das sich erweiternde Haar aus
360 Kryptogamen. — Algen.
dem Laurencia-Thsilhis in's Wasser gelangen. Die (nach Hanck copulirenden) Schwärmer
setzen sich auf der Laurencia fest, umgeben sich mit einer Membran und treiben einen
dünnen Keimschlauch durch die Wand der äussersten Zellschicht der Wirthpflanze. In ihn
tritt der grüne Inhalt über und die leere Zoosporenhaut wird durch eine Querwand abgegliedert.
Die grüne Zelle, die sich rasch vergrössert und schon früh eine Borste treibt, theilt sich
weiter; der junge Keimling wächst soweit in das Innere der Laurencia hinein, dass die
späteren Verzweigungen desselben unter die äusserste Rindenzellenschicht zu liegen kommen.
In der Nachbarschaft der Ph. Floridearum fand Verf. eine kleinere ähnliche Form, die
näher an der Oberfläche der Laurencia wuchs, rundliche Zellen und zarte, nicht wellig
gebogene Borsten besass: Pli. minor nov. sp.
c. Entocladia. Eine mit Entocladia viridis Reinke (J.-B. 1879, S. 475) völlig
übereinstimmende Alge fand Verf. auf der Oberfläche der Zellen von Derbesia Lamourouxii
wachsend, nicht wie Reinke beobachtete, in der mittleren Schicht der Zellwand; demnach
scheint sich Entocladia in dieser Beziehung nicht immer in gleicher Weise zu verhalten.
64. Geddes. Od the Phenomena of Variegation and Cell-fflaltiplication in a Species of
Enteromorpha. (Transact. Edinburgh Roy. Soc. Vol. 29, Part. II, p. 555—559 mit
1 Tafel.)
Verf. fand in einem Seewasseraquarium eine kleine Species von Enteromorpha, deren
Laub schön grün aber stellenweise weiss gefleckt war. Bei Untersuchung unter dem Microskop
zeigte sich, dass unter den grünen Zellen auch solche mit farblosem Inhalt, einzeln oder in
grösseren Flecken vorkommen. Nach Ansicht des Ref. können diese Zellen nichts Anderes
sein als abgestorbene grüne Zellen, er glaubt deshalb auf die übrigen zum Theil sehr
eigenthümlichen Angaben des Verf.'s, der, wie der Titel zeigt, eine ganz andere Ansicht über
die Natur dieser Zellen vertritt, nicht näher eingehen zu müssen.
65. Wright. On Blodgettia confervoides of Harvey forming a new genas and species of
fungi. (Transactions Irish Acad. vol. 25, p. 21—26, mit Abb.)
Harvey hat unter dem Namen Blodgettia ein Genus von Chlorospermeen beschrieben,
das er zur Familie der Valoniaceen stellte. In der Beschreibung desselben bemerkt er, dass
die Membran der Zellen mehrschichtig ist. Die äussern Schichten sind hyalin und structurlos ;
die innerste ist netzförmig mit zarten nervenartigen parallelen Strängen versehen, die der
Länge nach durch die Membran verlaufen und durch schiefe Querstränge verbunden sind.
Die Sporen sind zu gliederartigen Ketten verbunden, zu vier oder mehr in einer Kette, sie
sind an kurzen Strängen befestigt, welche von den Strängen der inneren Zellwand ausgehen.
Durch die Untersuchungen Bornet's und des Verf.'s ist nun erwiesen, dass die Harvey'sche
Pflanze eine CladopJiora darstellt, die zur Gruppe der Aegagropilae gehört (Cladophora
caespitosa Harvey) und dass die vermeintlichen Sporen Harveys nichts weiter sind als die
Conidien eines parasitischen Pilzes, der im Innern der Algeuzellen lebt. Dieser Pilz wird
vom Verf. nunmehr Blodgettia Bornetii benannt. Die colorirten Abbildungen der Tafel
stellen das Verhältniss in sehr klarer Weise dar,
66. [Kirk. Description of a new species of Cladophora. (Transact. and Proceed. of the
New Zealand Inst. Vol. XII, 1879.)]
67. [Mac Hughes. On the transport of fine Mud and vegetable Matter by Conferva.
(Proceed. Cambridge Philos. Soc. Vol. III, p. 68, 1880-81.)]
68. Wille. Gm Hvileceller hos Conferva (L.). [Wille. Ueber Ruhezelleu bei Conferva.]
(Ofversigt af Kongl. Vetensk. - Akad. Förhandl. 38. Bd., 1881, No. 8, 26 S. mit 2 Taf.
Ref. nach demjenigen von Müller, Bot. Centralbl. 1882, 11. Bd., S. 113-115.)
Ruhezellen wurden an Conferva zuerst von Itzigsohn, und zwar an einer von ihm
Psichohornium uliginosum genannten Art entdeckt und beschrieben, ferner haben Pringsheim,
Famintzin, Cornu und Rosenvinge Ruhezellen an Conferva sowie an solchen Arten von
Ulothrix aufgefunden, die zu Conferva (L.) Wille gehören. Verf. hat über diesen Punkt
nachstehende Beobachtungen gemacht:
Bei Conferva Wittrochü Wille wird die Sporenbildung dadurch eingeleitet, dass
der Inhalt sich contrahirt und an den Ecken abrundet. Dabei sammelt sich das Chlorophyll-
Chlorophyceae. - Coufervoideae. 361
haltige Plasma an den Enden der Zellen an, so dass deren Mitte fast farblos erscheinen kann.
Indem aber die Contraction des Zellplasmas fortschreitet, nähern sich die chlorophyllhaltigen
Plasmapartieen einander und schliesscn sich zuletzt zu einem runden oder ellipsoidischen
Körper inmitten der Zelle zusammen, worauf sie sich mit einer später deutlich zweischichtigen
Membran umgeben. Die Sporen werden in der Hegel dadurch frei, dass die Zellhaut jeder
Zelle durch einen transversalen ringförmigen Mittelriss aufreisst, wobei dieselben heraus-
fallen und der ganze Faden in lauter H förmige Stücke zerfällt, was mit dem früher (J. B.
1880, S. 561) geschilderten Bau desselben zusammenhängt. Bisweilen werden die Sporen
auch durch das Verschleimen der Zellwäude frei. Bei der Keimung nimmt die Grösse der
Spore allmählich zu, hierbei wird die äussere Membran derselben, die ebenso gebildet ist wie,
die der vegetativen Zellen gesprengt. Sie besteht nämlich aus zwei ungleich grossen Stücken
mit zugespitzten Enden, von denen das eine vom andern wie eine Schachtel von ihrem
Deckel umfasst ward. Nachdem durch das Wachsthum der Spore das kleinere Stück der
Aussenmembran gesprengt worden ist, wächst jene, von ihrer innern Membran umhüllt,
schlauchförmig aus der so entstandenen Oeffnung heraus. Weiter wurde die Entwickelung
nicht verfolgt, doch hält es Verf. für wahrscheinlich , dass sich aus den Ruhesporen zuerst
Schwärmer bilden.
Ganz ähnlich ist die Entwickelung der Ruhesporen von Conferva stagnorum Kütz.
Hier werden die Sporen meist durch Verschleimung der Zellwände frei. Die Keimung geht
entweder wie bei Conferva Wittrodcii vor sich, oder es treten in der sich lang streckenden,
ihre äussere Membran nicht sprengenden Ruhespore Querwände auf, so dass allmählich ein
junger Conferva-Faden entsteht. Bei der Keimung bildet sich an dem einen spitzeren Ende
der Spore durch Schleimabsonderung eine Art Haftorgan. (Vielleicht ist der Schleim eine
lokale Umbildung der Aussenmembran.) In einem Falle beobachtete Verf. an dieser Art
Zelltheilung nach verschiedenen Richtungen des Raumes. Er deutet diese Erscheinung als
ein beginnendes Palmellastadium.
Eine dritte als Conferva pachyäerma n. sp. beschriebene Art zeigte eine besondere
Eigenthümlichkeit der vegetativen Zellen. In der Regel fand Verf. in die Querwände auf
jeder Seite der Zellen eine, bisweilen zwei, halbmondförmige nach beiden Seiten hin scharf
zugespitzte Cellulosepartieen eingelagert, die sich durch stärkere Lichtbrechung vor den
Querwänden auszeichnen. Wenn sich die Zellen zu Ruhesporen umbilden sollen, so ver-
grössern sie sich ein wenig, das Chlorophyll nimmt zu und vertheilt sich gleichmässig; es wird
jedoch keine neue Membran gebildet. Wohl aber scheint es, als ob sich eine oder vielleicht
richtiger zwei zugespitzte, schachte! artig übereinandergreifende neue Schichten in der inneren
wasserärmeren Schicht der Mutterzellwand bilden. Die Wand der Ruhezelle ist also die
verdickte Wand der Mutterzelle. Die Ruhezellen werden durch Verschleimung der äusseren
Theile der Zellwände frei. Bei der Keimung bleibt ein kapuzenförmiges Stück der Aussen-
membran der Ruhezelle erhalten und haftet der Basalzelle an.
Bei Conferva bombycina Ag. ** minor sind entweder einzelne Zellen tonnenförmig
angeschwollen, oder es schwellen hin und wieder die aneinanderstossenden Enden je zweier
benachbarter Zellen keulig an. Hier wird der grösste Theil des chlorophyllführenden Proto-
plasmas angesammelt und hierauf das angeschwollene Ende durch eine Querwand von dem
längeren schmalen Theile der Mutterzelle abgegrenzt. Später verdickt sich die Wand des
geschwollenen Stücks. Verf. hält diese Zellen für Ruhezellen, obgleich er ihre Keimung
nicht beobachten konnte. Auch Conferva bomhycina Ag. *genuina zeigt dieselbe Form der
Ruhezellen.
Demnach wurden bei Conferva drei Arten der Bildung von Ruhezellen beobachtet :
1. durch Verjüngung und Bildung einer neuen Membran um den contrahirten Inhalt, 2. durch
Verdickung der Membran der Mutterzelle, 3. durch Abgrenzung eines Theiles des Zellinhajts
in einem aufgeschwollenen Theil der Mutterzelle und Verdickung der Membran dieses Theils.
Weiterhin enthält die Arbeit die Beschreibung eines Chytridiums auf Conferva
stagnorum, sowie Beobachtungen über monströse Zelltheilungen bei Conferva und Anmer-
kungen über Systematik der Confervaceen. Die Diagnose der beiden neuen Conferva-
Arten lautet:
362 Kryptogameu. — Algeu.
C. Wütrockii u. sp. C. cellulis diametro IV2— 2^2 plo longioribus, hypnosporis
globosis vel ellipsoideis, hypnosporangia longe nou complentibus. Lat. fil. 12—20 ^.
C. pachyderma n. sp. C. cellulis diametro aequalibus vel fere duplo longioribus,
membrana crassa; hypnosporae a cellulis fili membrana tumefacta ortae. Lat. fil. 9— 12(i..
c. Siphoneae.
69. Farlow. lieber Codiolum gregarium A. Br. (S. unten 13.)
Verf. stellt diese Pflanze zu den Botiydieen. A. Braun vergleicht die Sporen mit
denen von Codium, bemerkt aber, dass er niemals Cilien gesehen hat. Verf. hat in den
an der amerikanischen Küste wachsenden Exemplaren niemals die Sporen aus der Mutter-
zelle ausschlüpfen und frei herumschwärraen sehen, wohl aber beobachtete er, dass die
Wand der Mutterzelle sich auflöste und die dadurch frei gewordenen Sporen sofort aus-
wuchsen. Dies geschieht auch öfters, wenn die Sporen sich noch innerhalb der Mutterzelle
befinden. Sie sind von elliptischem Umriss und mit einer festen Membran umhüllt. Die
Spore treibt beim Keimen an einem Ende eine Sprossung, die zu einem langen Stiel aus-
wächst; oder der Inhalt der Spore zerfällt durch Querwände in eine Anzahl Zellen, von
denen jede einen Stiel aussprossen lässt. In letzterem Fall entsteht dann eine Gruppe von
Individuen, die an ihrer Basis zusammenhängen. Verf. vergleicht den von ihm beobachteten
Zustand mit der Hysnosporenbildung bei Botri/dium granulatum.
70. Derselbe, lieber Vaucheria Thuretii. (S. unter 13.)
Verf. fand an der amerikanischen Küste eine Form dieser Species mit ungeschlecht-
lichen Vermehrungsorganen. Es waren ovale Sporeu, kleiner als die Oosporen, an den
Enden kurzer Zweige, die in rechtem Winkel zu den Hauptfäden abgingen. Diese Zweige
mit Sporen fallen ab, und letztere treten nach einiger Zeit durch die aufreissende Spitze
der Zelle aus. Sie sind ohne Cilien und bewegungslos, erinnern somit an die ungeschlecht-
lichen Sporen von V. geminata Walz.
71. Holmes. On Codiolam gregarium A. Br. (Journ. Linn. Sog. Vol. 18, S. 132—135.)
Diese Pflanze wurde 1855 bei Teignmouth gefunden, wo sie einen sammtigen, dunkel-
grünen Ueberzug an der verticalen Fläche von Sandsteinblöcken bildet, und nur bei hoher
Fluth oder stürmischer See vom Meerwasser benetzt wird. Man findet sie jeden Winter
an derselben Stelle und von gleicher Beschaffenheit. An einer tieferen, öfters vom Wasser
benetzten Stelle wurden schon im Juni erwachsene Exemplare augetroffen. Verf. giebt nun
nach Braun eine Beschreibung der Pflanze, erwähnt dabei der Schwärmer, die denen von
Codium tomentosum ähnlich sein sollen. Sie treten durch eine Oeffnung an der Spitze der
Pflanze aus und besitzen zwei Cilien. Neben diesen Vermehrungsorganen findet man zwischen
den Rasen von Codiolum gregarium kuglige Zellen, grösser als die Zoogouidien mit körnigem
Inhalt und dreischichtiger Membran, deren mittlere Schicht wie bei den erwachsenen Exem-
plaren der Pflanze gallertig ist. Braun hält diese Gebilde für einen Ruhezustand des Cod.
greg., in welchem es den Winter und Frühling zubringt, um gegen Ende Sommer zur
normalen Pflanze zu erwachsen. Er bezeichnet jene kugligen Zellen darum als Hypnosporen.
In England findet man aber Cod. greg. während des ganzen Winters und Frühlings, und
es zeigen die Rasen die Pflanzen gleichzeitig auf sehr verschiedenen Entwickelungsstufeu.
Ferner kommen zwischen den Codiolum-Füanzen fremde Algen vor, so insbesondere Hormo-
trichuin flaccum und Calothrix scopulorum. Verf. fand nun kuglige Zellen, die mit Braun's
Beschreibung jener Hypnosporen übereinstimmen; andere Zellen von ähnlicher Gestalt waren
mit einer Querwand versehen und stimmten in Aussehen und Grösse mit ganz jungen Fäden
von Hormotrichum, die in demselben Rasen vorkommen, sehr nahe überein. Verf. hält es
daher für wahrscheinlich, dass die sogenannten Hypnosporen von Codiolum junge Fäden
von Hormotrichum flaccum darstellen.
72. Manier Chalmas. Observations sar les Algaes calcaires confondues avec les Fora-
miniferes etc. (Bullet, soc. geolog. de France Ser. 3, T. VII, S. 661—670, mit 4 Holz-
schnitten; vgl. Bot. Centralbl. 1881, VIII. Bd., S. 270.)
Der Aufsatz des Verf.'s handelt über die tertiäre Gattung OvuUtes, die generisch nicht
TOn Penicillus Lmk. zu trennen ist. Näheres im Ref. über Phytopalaeontologie.
Chlorophyceae. — Protococcoideae. 363
d. Protococcoideae.
73, Cooke. British Palmellaceae. (Grevillea Vol. 9, S. 149.)
Aufzählung von 39 in England gefundenen Arten von Palmellaceeu,
74. Klebs. Beiträge zur Kenntniss niederer AlgenformeD. (Bot. Ztg. 1881, mit 2 Tafeln,
S. 249-257, 265-272, 281—290, 297-308, 313-319, 329-336.)
I. CJilorochytrium. a. Chlorocliytrium Lenwae. Diese in Intercellularräumen von
Lemna trisulca vegetireude Alge wurde zuerst von Cohu beschrieben. Verf. hat ihre voll-
ständige Lebensgeschichte ermittelt. Sie besitzt eine kuglige, elliptische oder unregelmässige
Gestalt und trägt nach oben einen kugligen Cellulosefortsatz, der auf der Oberfläche der
Epidermiszellen der Lemna sitzt und den Ort anzeigt, wo die Schwärmspore in die Wirth-
pflanze eingedrungen ist. Nach kürzerer oder längerer Zeit geht die Alge zur Zoosporen-
bildung über, womit sie ihr normales Lebensende erreicht. Die Zoosporen werden durch
wiederholte Zweitheilung des Protoplasmas gebildet. Der Austritt derselben kommt zu
Stande, indem eine gallertartige, die Zoosporen umhüllende Masse stark aufquillt, die
Membran au einer Stelle zum Platzen bringt, das darüber liegende Gewebe der Lemna
durchbricht und nun langsam die an sich unbewegliche Zoosporeumasse nach aussen bewegt.
Indem diese sich an der Mündung des Sporangiums zu einer Kugel gestaltet und ausdehnt,
fangen die Zoosporen an, sich zu bewegen. Sie sind von birnförmiger Gestalt mit farbloser
Spitze, an der zwei Cilien sitzen. Noch innerhalb der Gallerthülle copuliren sie paarweise
und verschmelzen so zu je einer Zygozoospore von kugliger Form und abgerundetem, mit
vier Cilien versehenen vorderen Ende. Während der Copulation findet eine lebhafte
wirbelnde Bewegung der Paare statt. Die fertigen Zygozoosporen durchbohren die sich auf-
lösende Gallerthülle und eilen ins Freie. Sie schwärmen noch eine kurze Zeit lang frei
umher und begeben sich dann auf die Epidermis der Lemna trisulca, und zwar stets auf
die Grenze zweier Epidermiszellen. Hier kommen sie nach länger dauernder kreiseiförmiger
Bewegung allmählich zur Ruhe und scheiden schon vorher eine Membran aus. Nach ein
bis zwei Tagen treibt dann der keimende Schwärmer einen Fortsatz, der die beiden Epi-
dermiswände auseinanderdrängt. Dieser Fortsatz erweitert sich allmählich und nimmt den
langsam hinüberfliessenden Inhalt in sich auf. So bleibt aussen ein farbloser kugliger Theil
auf der Epidermis sitzen, der durch Zellstoffablagerung zu dem früher erwähnten Cellulose-
knopf sich gestaltet. Der eingedrungene Theil wächst zu den jungen Individuen heran, von
denen ausgegangen wurde. Somit verläuft das Leben der Species während der wärmeren
Jahreszeit in einer steten Aufeinanderfolge von Geschlechtsgenerationen. Gegen den Winter
hin fallen die iemwa - Sprossen auf den Boden der Gewässer, die einzelnen Individuen des
Ch. Lemnae werden zu Dauerzellen, die sich durch den dichten mit Stärkekörnchen voll-
gestopften Inhalt auszeichnen. In diesem Zustand k^nen sie das Austrocknen ertragen.
Im Frühjahr entstehen aus den Dauerzellen in gewohnter Weise Zoosporen, die sich genau
so verhalten wie die der Sommergeneration.
b. Chlorocliytrium Knyanum. Mit diesem Namen hat Kirchner zuerst eine Alge
bezeichnet, die sich von Chi. Lemnae durch den Mangel des Celluloseknopfs unterscheidet.
Verf. glaubt damit eine Art identificiren zu können, die er sehr häufig in lebenden Lemna
gibba und minor, aber auch in andern Wasserpflanzen beobachtet hat. Die Zellen des Chi.
Knyanum haben bei sehr grosser Mannichfaltigkeit der äusseren Gestalt eine mehr oder
weniger vorgezogene deutliche halsartige Verlängerung. Bildung und Austritt der Zoosporen
erfolgt wie bei Chi. Lemnae. Diese haben eine etwas andere zusammengedrückt elliptische
Gestalt, an der farblosen Spitze zwei Cilien. Sie copuliren aber nicht, gelangen vielmehr
nach kürzerer oder längerer Bewegung zur Ruhe und dringen dann durch Spaltöffnungen
oder andere mehr zufällige Oeffnungen in das Gewebe der Wohnpflanze ein, wo sie dann
wieder zur ursprünglichen Pflanze werden. In der wärmeren Jahreszeit pflanzt sich die
Pflanze sehr lebhaft durch die ungeschlechtlichen Zoosporen fort ; im Winter bildet sie Daruer-
zellen, denen des Chi. Lemnae ähnlich, die im Frühjahr wieder ungeschlechtliche Schwärmer
erzeugen. Copulation derselben wurde niemals beobachtet. Aehnlicher Organismen wie
Chi. Knyanum giebt es eine Menge, vielleicht nur Standortsvarietäten. Hierher gehört das
364 Kryptogamen. — Algen.
Chi. pallidum, kleine zartgrüne Zellen, die in Lemna trisulca leben. Bau der Zellen und
Bildung und Gestalt der Zoosporen ist wie bei Chi. Knyanum.
II. Endosphaera biennis. Dieser bisher nicht bekannte Organismus findet sich im
Frühjahr in abgestorbenen Blättern von Potamogeton lucens in Form grosser chlorophyll-
haltiger, meist kugliger oder elliptischer, oder auch unregelmässig gestalteter Dauerzellen.
Die Membran derselben ist dick, deutlich zweischichtig. Jede Dauerzelle wird bei normalem
Lebensgang (wenn die Blätter wieder in Wasser kommen) zu einem Sporangium. Durch
wiederholte Zweitheilung zerfällt die ursprüngliche Zelle in eine Anzahl Tochterzellen, von
denen jede sich mit einer zarten Cellulosemembran umgiebt. Weiterhin bildet jede dieser
Tochterzellen aus ihrem Protoplasma eine beschränkte Anzahl von kleinen kugligen
Schwärmern. Bei der Eeife quellen die Cellulosemembranen der einzelnen Tochterzellen
stark auf, die sich vorwölbende Spitze der Dauerzelle durchbricht die Epidermis, reisst dann
selbst mit einem unregelmässigen Loche auf; die ganze Sporenmasse wird langsam hinaus-
gedrängt und die Zoosporen gelangen durch das Schwinden der sie umgebenden Gallerte
ins Freie. Sie sind breit birnförmig mit zwei Cilien an der farblosen Spitze und verschmelzen
paarweise zu grossen, mit vier Cilien versehenen Zygozoosporen. Wenn letztere lebende
Blätter von Potamogeton lucens erreichen, so setzen sie sich meist an deren Unterseite an
der Grenze von zwei Epidermiszellen an. Hier umgeben sie sich mit einer Membran und
dringen dann in die lutercellularräume des unter der Epidermis befindlichen Parenchyms
ein. Nun wachsen sie allmählich zu den Dauerzellen heran, die den Winter auf dem Boden
der Gewässer zubringen, um im Frühling einer neuen Generation das Dasein zu geben.
III. Phyllobium. a. Phyllobium dimorphum. Dieser merkwürdige Organismus
kommt hauptsächlich in Blättern von Lysimachia vulgaris vor, ausserdem auch in Ajuga
reptans, Chlora serotina, Erythraea Centaurium. Man erkennt die bewohnten Blätter
schon mit blossem Auge an kleinen knotigen Erhöhungen, die dem Laufe der Blattrippen
folgen. Man findet an dieser Stelle im Gewebe der Gefässbündel grosse dunkelgrüne Zellen
mit dicker Membran, welche die Elemente der Gefässbündel auseinander drängen. Diese
Zellen haben im Allgemeinen eine elliptische Form und zeigen an beiden Enden etwas
vorspringende Verdickungen der Membran, die im Zusammenhang stehen mit farblosen
Schläuchen, welche sich theils einfach, theils verzweigt innerhalb der Gefässbündel hinziehen.
Ausser den eben beschriebenen Zellen finden sich häufig im Parenchym derselben Blätter
meist einzeln oder zu zweien, je unter einer Spaltöffnung der Unterseite kleinere mehr
rundliche, die, wie die weitere Untersuchung nachwies, mit den grossen in genetischem
Zusammenhang stehen. Verf. unterscheidet beiderlei Zellen als grosse und kleine Dauerzellen.
Er giebt zunächst eine genaue Beschreibung der grossen Dauerzellen, aus der wir nur
hervorheben, dass in dem grünen Protoplasma ein orangegelbes Oel in reichlicher Menge
eingelagert ist. Es ist dasselbe Oel, das auch sonst bei Algen so häufig vorkommt und das
Verf. mit dem Cohn'schen Namen Haematochrom bezeichnet. Wenn Blätter von Lysimachia,
welche Dauerzellen enthalten, von Ende Mai bis Mitte August in viel Wasser gebracht
werden, so bilden sie Zoosporen. Dabei sondert sich das grüne Protoplasma zuerst in sehr
zarte kleine Kugeln, die weiterhin dichtkörniger werden und sich contrahiren. Aus diesen
Gebilden entstehen letztere Zoosporen, indem eine beschränkte Anzahl derselben (je 6— 10)
mit einander verschmelzen. Durch Quellen der inneren Membranschichten der Dauer-
sporen werden die Zoosporen hinausgedrängt, wobei eine vorher aufgeweichte Stelle die
Membran aufreisst. Sie sind von länglich birnförmiger Gestalt mit zwei Cilien an der
farblosen Spitze. Es giebt zweierlei Zoosporen von gleichem Bau, aber verschiedener Grösse,
die Verf. als Macro- und Microzoosporen unterscheidet. Beide haben isolirt nur eine kurze
Lebenszeit. Damit aus ihnen der Anfang einer neuen Generation hervorgehe, müssen sie
mit einander copuliren. Dabei rollt sich die kleinere Zoospore zuerst eine Zeit lang um
die immer ruhiger werdende grosse herum, dann werden beide ruhig und die kleine bohrt
sich nun mit ihrer Spitze seitlich vorn neben dem farblosen Ende der grossen Zoospore in
diese hinein. Noch vor vollendeter Verschmelzung beginnt sich die Zygozoospore wieder
langsam zu bewegen; während der Bewegung findet die vollständige Vereinigung statt.
Die Zygozoosporen haben in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle nur zwei Cilien, so dass
Chlor ophyceae. — Protococcoideae. 365
bei der Verschmelzung der kleinen Zoospore mit der grossen auch die Cilien mit in's
Protoplasma aufgenommen werden. Verf. hat niemals beobachtet, dass Zoosporen desselben
Sporangiums, seien es die kleineren oder die grösseren, mit einander verschmelzen, ebensowenig
Verschmelzung von Zoosporou der gleichen Art aus verschiedenen Sporangien. Nachdem
sich die Zygozoosporeu einen Tag etwa bewegt haben, kommen sie zur Piuhe, umgeben sich
mit einer Membran und keimen, indem sie an der Stelle, die der Ansatzstelle der Cilien
entspricht, einen zarten Keimschlauch austreiben. Die Keimung geht auch im Wasser vor
sich, doch erlangen nur diejenigen Zygozoospooren ihre normale Entwickelung, die in Blätter
von Lysimachia Nummularia eindringen können. Sie gelangen in die Spaltöffnungen der
eben abgestorbenen, seltener in solche noch lebender Blätter, und keimen hier, worauf der
Keimschlauch auf dem kürzesten Wege durch Auseinanderdrängen der Zellen in die Blattrippe
gelaugt, wo er zwischen den Spiralzellen durch Spitzenwachsthum weiter wächst. Der
Schlauch bleibt dabei zuweilen kurz, unverzweigt, sein Ende schwillt an; sämmtliches
Protoplasma geht in die Anschwellung, die sich von dem leeren Schlauche abtrennt und
zu einer grünen elliptischen Zelle ausbildet. In andern Fällen bildet der Schlauch ein reich
verzweigtes, viele Centimeter langes Zweigsystem, schwillt dann an irgend einer Stelle an;
das Protoplasma verschiedener Zweige sammelt sich in dieser Anschwellung, die dann später,
sich überall abschliessend, zur grossen Dauerzelle wird. Zwischen den beiden angeführten
Extremen giebt es alle möglichen Mittelformen. Die Verschiedenheit der Ausbildung beruht
im wesentlichen auf der grösseren oder geringeren Menge von Zygozoosporeu, die in das
betreffende Blatt eindringen. Je weniger deren sind, um so kräftiger bilden sich Schlauch-
system und Dauersporen aus. Wenn ganze Blätter oder Flächenschnitte derselben gleich
nach der Infection mit einem Deckglas bedeckt auf einem Objectträger cultivirt wurden, so
entwickelte sich keine einzige grosse Dauerzelle; entweder wurde gar kein Keimschlauch
gebildet, oder der eben entstandene schwoll gleich zu einer kugelförmigen Zelle an, die dann
langsam weiter wuchs. Sämmtliche Keimpflanzen nahmen nach einigen Wochen die typische
Structur der früher erwähnten kleinen Dauerzellen an. Verf. giebt eine nähere Beschreibung
derselben. Werden diese kleinen Dauerzellen in Wasser gebracht, so tritt Zoosporenbildung
ganz in derselben Weise wie bei den grossen ein, die Zoosporen sind Macrozoosporen. Sie
copuliren nicht, sind aber keimfähig und entwickeln sich bei Cultur in Wasser zu Dauer-
zellen, die den in Lysimachia -Bietern vorkommenden kleinen Dauerzellen sehr ähnlich
sind. Hieraus ergiebt sich, dass die kleinen schlauchlosen Dauerzellen eine ungeschlechtliche
Generation bilden, die neben der geschlechtlichen einhergeht, ohne ein wesentliches Moment
in dem Entwickeluugsgange der Species zu bilden. Die Hauptentwickelungszeit des PJi.
dimorphum fällt in Strassburg in den Monat Juni ; die Zoosporen werden gebildet, dringen
in die Blatter ein und entwickeln sich während der Monate Juli und August. Im September
sind die Dauerzellen bereits gebildet, die aber erst im Sommer des nächsten Jahres zur
Weiterentwickelung gelangen.
Ph. incertum. Dieser Organismus lebt (bei Strassburg) in Blättern von Gramineen
und Cyperaceen. Man findet in dem Parenchym dieser Blätter unter der Epidermis grosse
Zellen von kugeliger oder mehr unregelmässiger Gestalt mit halsartigen Verlängerungen,
Sie haben die Structur der kleinen Dauerzellen von Ph. dimorphum, enthalten nur das
Haematochrom in grösserer Menge, so dass sie roth gefärbt erscheinen. Im April werden
nach einigen Veränderungen des Inhalts der Dauerzellen Zoosporen gebildet in derselben
Weise wie bei Ph. dimorphum. Diese sind so gebaut wie die asexuellen Zoosporen der
andern Species; Copulation wurde nicht beobachtet, wohl aber Keimung und Eindringen in
Zellen eines Grasblattes. Im Juni gingen diese Zellen in den Dauerzustand über. Demnach
ist auch Ph. incertum eine zweijährige Pflanze, die sich aber nur auf ungeschlechtliche
Weise vermehrt. Man könnte zweifelhaft sein, ob diese Pflanze nicht etwa nur eine Form
von Ph. dimorphum ist. So lange man aber die beiden Formen nicht durch Cultur in
einander überführen kann, hält Verf. es für besser, sie als zwei Arten auseinander zu halten.
IV. Scotinosphaera paradoxa. In den abgestorbenen Zweigen und Blättern eines
aus einem ostpreussischen Sumpfe stammenden Hypnum fand Verf. im Frühjahr grosse
chlorophyllhaltige Dauerzellen von kugliger oder elliptischer Gestalt mit einer oder mehreren
366 Kryptogamen. — Algen.
starken Verdickungen der Membran, Sie hatten wesentlich denselben Bau wie die von Phyl-
lobium, enthielten innerhalb der dicken Membran ein dunkelgrünes Protoplasma, das in
radial gerichtete cylindrische Stäbchen differencirt war; ausserdem fein vertheiltes reichliches
Haematochrom. Der Bildung der Zoosporen gehen eigenthümliche Veränderungen des Proto-
plasma vorher, die Verf. ausführlich beschreibt. Die einzelnen Stäbchen sondern sich mehr
von einander ab, indem sie sich zusammenziehen und hell röthliche schmale Räume zwischen
sich lassen. Später aber rücken einzelne Stäbchen an einander und verschmelzen unter
nachfolgender Contraction; dies geht so fort, bis eine einzige dunkel blaugrüne Kugel
entstanden ist, die in der rothen Körnermasse schwimmt. Sofort beginnt nun die Theilung
dieser Kugel; durch wiederholte Zweitheilung gehen aus ihr schliesslich die Zoosporen
hervor. Endlich öffnet sich die Membran an einer Stelle und die Zoosporen eilen ins Freie;
sie sind schmal spindelförmig mit langer, farbloser Spitze, an der zwei Cilien sitzen. Sie
gelangen zur Ruhe, ohne dass eine Copulation zu beobachten wäre, und umgeben sich mit
Membran. Auch konnte Verf. beobachten, dass sie in das unversehrte Gewebe frischer
Blätter von Hypnum eindringen und hier zu Chlorophyll- und stärkereichen Zellen heran-
wachsen.
Dieselbe oder eine sehr nahe verwandte Alge fand Verf. bei Strassburg im Frühling
in Form von Dauerzellen in den erweiterten Intercellularräumen der subepidermalen Paren-
chymschicht von Lemna trisulca. Die Entwickelung verlief genau ebenso wie bei den in
Hypnum gefundenen Dauerzellen. ScodinospJiaera paradoxa ist demnach in Bau und Ent-
wickelung Phyllobium sehr ähnlich und vermehrt sich wie Ph. incertum, nur auf ungeschlecht-
liche Weise. Verf. erörtert dann noch die Frage, ob etwa das Verschmelzen der Plasma-
stäbe vor der Zoosporenbildung als ein sexueller Vorgang aufzufassen ist; er verneint dies
schon wegen der Aehnlichkeit mit den bei der Zoosporenbildung von Ph. dimorphum
beobachteten Vorgängen, welche letztere Pflanze doch in der Copulation der Zoosporen
einen unzweifelhaften sexuellen Prozess besitzt.
Am Schlüsse seines Aufsatzes bespricht Verf. noch den Parasitismus der beschriebenen
Algen. Es werden da auch die andern bisher beobachteten Fälle von Parasitismus grüner
Algen erwähnt. Verf. theilt aber nicht die Ansicht der meisten früheren Beobachter, dass
diese Algen, die im lebenden üewebe höherer Pflanzen wohnen, denselben auch gewisse,
für ihre eigene Entwickelung nothwendige Nahrungsmittel entziehen, also echt parasitisch
leben. Er bemerkt, dass in keinem Fall ein genauerer Nachweis dafür geliefert worden ist.
Gerade mehrere der von ihm beobachteten Algen wachsen ebensogut in abgestorbenem, wie in
lebendem Gewebe. Die Zygozoosporen von Ph. dimorphum keimten auch auf dem Object-
träger und konnten hier mehrere Monate cultivirt werden , wobei sie zu gut entwickelten
Dauerzellen, wenigstens der kleineren Form heranwuchsen, Verf. hält vielmehr die grünen
parasitischen Algen im allgemeinen für „Raumparasiten", die in dem Gewebe höherer Pflanzen
einen geschützten Platz für ihre Entwickelung suchen und finden, Sie zeigen dabei einen
mehr oder minder hohen Grad der Anpassung an ihre eigenthümliche Lebensweise. In
manchen Fällen sehen wir dann auch, dass der Wirth selbst sich dem in ihm lebenden Gaste
anpasst, was der Verf. durch den vom Gaste ausgeübten mechanischen Reiz erklärt, der
schliesslich zu erheblichen Formveränderungen des Werthes führen kann. So ist z, B, das
Verhällniss von Azolla zu Änahaena, wo Gast und Wirth, der eine wie der andere, stets
in ihrem Leben aneinander gekettet sind. Dabei ist mit Unrecht bisher immer auf eine
gegenseitige Dienstleistung beider geschlossen worden. Uebrigens hält es Verf. für möglich,
dass sich aus dem Raumparasitismus schliesslich im Laufe der Generationen ein wirklicher
Parasitismus entwickeln kann, und führt als wahrscheinliche Fälle dieser Art den Parasitismus
von Nostoc in Gunnera- Arten, der von Reinke beobachtet wurde, sowie das von Cunningham
beschriebene Wachsthum von Mycoidea parasitica auf Camellia.
In Bezug auf die Systematik der vier hier beschriebenen Genus von Algen bemerkt
Verf., dass sie nach Bau, Lebensweise und Entwickelungsgang offenbar nahe verwandt sind
und zu einer Familie gerechnet werden müssen. Sie schliessen sich in Bezug auf ihre Ent-
wickelung an die chlorophyllhaltigen einzelligen Algen an, die von Braun und Kirchner als
Protococcaceen zusammengefasst werden, namentlich an die Gruppe der Hydrodictyeen ,
Chlorophyceae. — Protococcoideae. 367
deren Lebensgeschichte bis jetzt am besten bekannt ist. Somit wird mau diese 4 Gattungen
zu den Protococcaceen zu stellen haben, wo sie allerdings einen ziemlich isolirten Platz
einnehmen dürften. Phyllobium dimorphum zeigt auch einige Aehnlichkeit mit Botrydium.
75. J. Schaarschmidt. A Chlorochytrium Erdelyben. Chlorochytrium in Siebenbürgen.
(Magyar Növenytant Lapok, V. Jahrg., Klausenburg 1881, S. 37-39 [Ungarisch].)
Der Verf. fand 1880 Chlorochytrium Lemnae in einer hauptsächlich Desmidien
enthaltenden Wasserprobe von Bethlenfalva; im darauffolgenden Jahre fand er sie nicht
mehr, aber heuer wieder in grosser Menge in dem fortwährend verschlossen gehaltenen
Gefässe. Diese Erscheinung lässt das Vorkommen von Wiutersporen , wie es Cohn ver-
muthet, für wahrscheinlich erscheinen. Nachdem die lebhaft grünen Schläuche von Chloro-
chytrium in verfaulten Eichenblättern vorkommen, aus dem Blattgewebe derselben auch
herausfallen und frei fortloben, so macht dieser Umstand, so auch das Vorkommen in gänzlich
verfaulten Eichenblättern den von Cohn angenommeneu Parasitismus fraglich, um so mehr,
da in dem Gefässe eine andere für ihre Vegetation geeignete Pflanze nicht vorkam und sie
sich trotzdem bisher lebhaft weiter entwickelte. Chlorochytrium ist daher eine Alge, welche
mit Lemna und anderen Wasserpflanzen als Endophyt in Symbiosis lebt ; sie kann aber auch
frei vorkommen und ist daher nicht als wirklicher, sondern höchstens vielleicht nur als
gelegentlicher Parasit zu betrachten. Staub.
76. Wright, Edward Perceval. On a new genus and species of Unicellular Älgae living
on the filaments of Rbizocionium Casparyi. (Transactions of the R. Irish Acad.
Vol. XXVIII, p. 27-30, mit Abb.)
Verf. fand auf Exemplaren von Bh. Casparyi^ die bei Howth (im Meere) gesammelt
wurden, einen neuen Organismus, den er Sylcidion Dyeri genannt hat. Derselbe ist ein-
zellig, an der Basis manchmal mit einem kleinen Stiel versehen, sonst aber unmittelbar
auf den Zellen des Rhizoclouium sitzend. Die jugendlichen Zellen waren fast kuglig, die
älteren etwas abgeplattet, feigenförmig oder unregelmässig fünfeckig. In der Jugend ist der
ganze Inhalt durch Chlorophyll schön grün gefärbt. Später scheint es, dass eine zweite
Cellulosemembran gebildet wird; innerhalb derselben zerfällt der protoplasmatische Inhalt
in zahlreiche zweiwimperige Schwärmer. Diese treten an dem apicalen Theil der Zelle aus.
Nach dem Austreten zeigt sich die Cellulosewand unregelmässig zerrissen und von schwach
strohgelber Farbe. Als verwandte Pflanzen werden Characimn, Hydrocytium, Codiolum
angeführt. Kütziug bildet in den Tabulae Phycologicae ein Bhizoclonium pannosum aus
der Nordsee ab, das anscheinend von einem ähnlichen Organismus bewohnt ist. Nach einer
mündlichen Mittheilung Archer's an den Verf. hat derselbe eine ähnliche Alge im Süsswasser
gefunden, die auf einer Species von Moiigeotia lebt.
77. Wills. On the structure and life history of Volvox globator. (Midland Naturalist III,
Sept.— Oct. 1880. Referat nach Cooke, British fresh Water Algae, 1882.)
Aus dem Aufsatz des Verf. sollen hier nur einige Bemerkungen über den Austritt
der jungen Volvoxfamilien aus der Mutterfamilie mitgetheilt werden. Verf. bemerkt, dass,
wenn eine imaginäre Axe durch eine Volvoxkugel gezogen wird und die fortschreitende
Bewegung derselben von einem (angenommenen) Nord- nach dem Südpol stattfindet, die
rotirende Bewegung gewöhnlich von West nach Ost geht und nur ausnahmsweise für einige
Secunden in umgekehrter Richtung. Der Punkt, wo die Mutterfamilie aufreisst und die
jungen aus den Parthenogonidien entstandenen Familien austreten, liegt dann immer am
Nordpol. Kurz vor dem Austritt der jungen Familien nimmt die Mutterfamilie eine schwach
birnförmige Gestalt an und öffnet sich dann langsam an ihrer Spitze. Die Oeffnung hat
einen geringeren Durchmesser als die jungen Familien und wird bei dem Austreten derselben
jedesmal ausgedehnt, um sich dann wieder zu contrahiren. Die Tochterfamilien rotiren nicht
beim Austreten, sie werden dabei oft plötzlich auf eine Entfernung, die das Mehrfache ihres
Durchmessers beträgt, hinausgetrieben. Sie bleiben dann einige Secunden bewegungslos
an derselben Stelle. Darauf beginnen sie langsam zu rotiren und treiben fort. Nach der
Ruptur der Zellwand der alten Mutterfamilie sieht man die der Richtstelle benachbarten
Einzelzellen sich zitternd bewegen. Das gleiche geschieht, wenn einzelne Zellen mit Gewalt
von ihrer Anheftungsstelle abgelöst werden, sie können sich in diesem Falle sogar eine
368 Kryptogamen. — Algen.
Weile frei im "Wasser bewegen. Nach dem Austritte der Tochtergonidien bewegt sich die
alte Mutterzelle noch eine Zeit lang weiter fort, in der Kichtung von Nord nach Süd, so
dass das offene Ende nach hinten gerichtet ist; nach einiger Zeit hört die Bewegung der
Cilien auf und die Familie geht zu Grunde. Um das reichliche Austreten junger Tochter-
familien beobachten zu können, genügt es, eine Anzahl Volvoxkugeln mit reifen Tochter-
familien in einen warmen Raum zu bringen.
78. Girardet. lieber Pandorina Morum. (Bullet. Soc. Vaud. sc. nat.. Vol. 17, Proc. verb.
S. XXVI.)
Notiz über das Vorkommen dieser Alge im Hafen von Morges, wo sie fast jedes Jahr
um dieselbe Zeit (zwischen 20. Juni und 15. Juli) erscheint.
79. Cohn. lieber Haematococcus pluvialis. (Jahresber. d. Schles. Ges. f. vaterl. Cultur 1881.)
Verf. zeigte H. 'pluvialis aus Padua vor und bemerkt dabei, dass Rostafinski dieser
Alge den Namen H. lacustris beigelegt hat, indem er annimmt, sie sei identisch mit einer
von Giraud Chantrans am Anfang des Jahrhunderts beschriebenen Alge, welche den Gewässern
bei BesanQon eine rothe Farbe verlieh und von jenem Autor Volvox lacustris genannt wurde.
Verf. bezweifelt diese Identität, schon wegen des verschiedenen Standorts, indem H. pluvialis
nur in flachen Steinhöhlungen vorkommt, die periodisch austrocknen. Der besprochenen
Pflanze wäre demnach der Flotow'sche Name, H. pluvialis, zu belassen.
Es giebt übrigens noch andere Arten von Haematococcus, so den in Salzlachen
vorkommenden H. salinus Dunal, niarinns Kg., den noch niemand mit H. pluvialis zu ver-
einigen versucht hat. Verf. ist auch der Ansicht, dass so lange die Identität von H. pluvialis
und H. nivalis nicht durch Culturversuche erwiesen ist, an der specifischen Verschiedenheit
beider Arten festgehalten werden muss.
80. Rostafinski. Ueber den rothen Farbstoff einiger ChlorophyGeen, sein sonstiges Vor-
kommen und seine Verwandtschaft zum Chlorophyll. (Bot. Ztg. 1881, Sp. 461—465.)
Verf. theilt seine Beobachtungen über die Natur des rothen Farbstoffs, der in den
Samen (Iso-, Oo- und Zygosporeu) und Sporen (z. B. von Botrydium) vieler Chlorophyceeu
auftritt, wenn diese Theile in den Ruhezustand übergehen. Dabei bemerkt er, dass Haema-
tococcus in den Firnfeldern der Alpen nie ergrünt. Die grünliche Schneedecke derselben
verdankt ihre Farbe einer Chlamydomotias, der vom Verf anderwärts näher beschriebenen
CJil. flavo-virens (J. B. 1880, S. 564). Diese Species kommt bisweilen in den Alpen mit
Haematococcus vermischt vor und dann hat es den Anschein, als könnte der letztere auch
ergrünen. Dies ist nicht der Fall, er bleibt constant roth gefärbt und da er sich trotzdem
mit auffallender Schnelligkeit durch Vermehrung zu verbreiten vermag, so ist es ebenso
klar, dass sein Plasma ohne grünes Chlorophyll und ohne organische aufgelöste Stoffe zu
assimiliren vermag.
81. [Simony. Ueber den schwarzen Schnee oder die Gletscherschwärze, Protococcus
nigricans. (Deutsche Alpenzeitung 1881, No. 9 — 12.)]
82. [Croft Occurrence Of Red Snow. (Transact. Hertfordsh. Nat. Hist. Soc. 1881, July.)]
83. Geddes. Heber Chlamydomyxa labyrintbuloides. (Edinb. Bot. Soc. Juli 14. Card. Chron.
New. Ser. Vol. XVI, No. 395, p. 121—122, vgl. Bot. Centralbl. 1881, VII. Bd., S. 219.)
Geddes las einen Aufsatz über Chlamydomyxa lahyrintliuloides Archer, einen merk-
würdigen Organismus, den A. in Sphagnura-Zellen gefunden, und im Quart. Journ. für 1875
beschrieben hat. Die Schichtung der Wände und die Bildung eigenthümlicher warzenartiger
Verdickungen, die rothen Farbstoff einschliessen, sprechen für die alte Annahme des Wachsthums
der Zellwände durch Apposition. Die gelegentliche Formung des Chlorophylls zu gesonderten
Portionen, die als einfachste Chlorophyllkörner zu betrachten sind, wurde beschrieben. Am
Anfang der Entwickelung des Organismus findet man einen protococcusartigen Ruhezustand.
Aus den erwähnten Thatsachen geht hervor, dass der Organismus eine Mittelstellung zwischen
Rhizopodeen und Palmellaceen einnimmt.
e. Conjugatae,
84. Cooke. Notes on British Desmids mit 3 Taf. (Grevillea, vol. 9 S. 89 vgl. J.-B. 1880, S. 568.
Aufzählung von 29, neuerdings von Wills bei Capel Curig gefundenen Desmidieen,
Cyanophyceae. 359
die bisher für England noch nicht bekannt waren; darunter sind 3 neue Arten. Von mehreren
Arten werden in den Tafeln die Umrisse gegeben.
85. Archer. New Zealand Desmidiae. (Grevillea vol. S. 29.)
Bemerkungen über Maskeils List of New Zealand Desmidieae (vgl. J.-B. 1880, S. 568).
Die Species von Äptogonum dürften wohl besser zu Bcsmidium gestellt werden. A. unchdatum
Maskell ist eine sehr bemerkenswcrthe Form ; die Zellen sind auf dem Querschnitt dreieckig,
zwei Seiten des Dreiecks sind gleich, aber von der dritten verschieden, so dass die Endansicht
assymetrisch erscheint. Microsterias rotata und M. denticulata sind auch durch die
Gestalt ihrer Zygosporen verschieden. Die erste hat kugelige Zygosporen, die mit langen
zugespitzten Dornen besetzt sind; die Zygosporen der 31. dcnticidata dagegen bilden eines
der merkwürdigsten microskopischeu Objecto, sie sind mit wenigen langen, schön verzweigten
Dornen besetzt. Verf. macht noch weitere ähnliche Bemerkungen zu Maskell's Liste, wobei
er hervorhebt, dass kein Grund vorliegt, Didymocladon von Staurastrum zu trennen.
8G. Cooke. On Some Desmids new to Britain. (Journal of the Quekett Microscopical
Club. Vol. VI, p. 203, No. 46. March 1881. 9 Seiten und 4 Taf.)
(Vgl. Ref. No. 84.) Verf. giebt eine Uebersicht der verschiedenen Genus der
Desmidieen und ihrer Unterschiede und beschreibt dann ausführlicher die Arten des Genus
Staurastnm, von denen eine grössere Anzahl auf den beigegebenen Tafeln abgebildet sind.
Ferner wird das Verzeichniss der von Wills in Capel Curig gefundenen Species mitgetheilt
und am Schluss über die Art der Fertigstellung microskopischer Präparate von Desmidieen
gesprochen.
87. Wolle Francis. American Fresh Water Algae. Species and Varieties of Desmids new
to Science. (Bullet. Torrey Bot. Club. Vol. VIII, 1881, p. 1 ff. mit 1 Taf. Referat nach
Bot. Centralbl. 1881, VII. Bd., S. 65-67.)
Beschreibung und Abbildung einer Anzahl neuer Desmidiaceen aus Nordamerika in
Fortsetzung der früher an demselben Orte veröffentlichten. Die Diagnosen derselben sind
im Bot. Centralbl. abgedruckt. Die Namen sind im Verzeichniss neuer Arten.
88. J. Schaarschmidt. A Closterinm intermediam Ralfs oszläsa. Die Theilang bei
Closterium intermedium. (Magyar Növenytani Lupok. Jahrg. V, Klausenburg 1881,
p. 3—6. [Ungarisch. J.)
Die Theilungsweise dieser Desmidiee weicht von der bei Closterium bisher bekannten
ab und stimmt mit derjenigen von Penium intermptum Brob. überein, wie sie de Bary
beschrieben hat und die mit einer ähnlichen Ringbildung combinirt ist, wie wir sie bei
Oedgonium finden. Verf. konnte 24 Sekundärsuturen zählen. Staub.
89. Hempel. lieber Copulation von Closterium Fritcliardianum Archer. (S. unter 18.)
Verf. beschreibt ausführlich Zelltheilung und Copulation bei dieser Form. Der voll-
ständige Copulationsprozess wurde während zweier Monate öfters am zeitigen Vormittag
beobachtet, er vollzog sich höchstens in 15, wenigstens in 30 Minuten.
„Die Copulation geschah immer nach der Theilung an der jüngeren Tochter-, neben
den zarten Grenzlinien der Mutterhälfte, bevor sich erstere zu den Dimensionen der letzteren
entwickelt hatte. — Nur in einem Falle waren die Hälften beinahe normal ausgebildet,- bei
allen andern Exemplaren erreichte die junge Hälfte kaum eine Drittellänge der älteren. Die
älteren Enden der Individuen streckten sich meist nach entgegengesetzter Richtung; nur
selten lagen dieselben einander parallel gegenüber."
V. Cyanophyceae.
90. Schaarschmidt, Gyula. Zur Morphologie des Chlorophylls und des pflanzlichen Zell-
kerns. Mit Zeichnungen auf einem Photogramme. (16", 56 S,, Klausenburg 1881.
Vgl. Bot. Centralbl. 1881, VII. Bd., S. 263-64.)
Verf. bemerkt in diesem Aufsatz unter anderem, dass er in den Zellen des Nostoc
einen kleinen runden Körper beobachtet hat, der gewöhnlich den Scheidewänden anliegt und
bei der Zelltheilung schöne Theilungsphasen zeigte.
Botanischer Jahresbericht IX (1881) 1. Abth. 24
370 Kryptogamen. — Algen.
91. Bornet et Grunow. Mazaea. Nouveau genre d'Algue de l'ordre dei Cryptophycees.
(Bullet, de la soc. bot. de France, T. 28, 1881, 3 S. mit 1 Taf.)
Diese neue Alge aus der Gruppe der Stigonemeen wurde im süssen Wasser im
Fluss Iguape bei Iporauga, Provinz St. Paul, in Brasilien von Puiggari aufgefunden. Sie
ist äusserlich der JRividaria x>licata Harvey ähnlich. Der rundliche oder unregelmässig
höckerige Thallus erreicht einen Durchmesser von 25 mm. Anfangs solid und ziemlich fest
wird er später hohl und weich. Die Farbe ist dunkel olivengrün.
Die von einem farblosen homogenen Schleim umgebenen Fäden strahlen von einem
centralen Punkte aus nach aussen. Sie sterben im Innern allmählich ab, während sie an
der Peripherie weiter wachsen. In ihrem unteren Theile sind sie hin und her gebogen,
nach der Spitze zu gerade und parallel. Die Fäden sind verzweigt. Die Zweige stehen
(meist) einseitig oder auch zerstreut und erheben sich auf ungefähr gleiche Höhe. Ferner
findet man an den Fäden seitenständige Heterocysten, die entweder sitzend sind, oder auf
einem ein- bis dreizelligen Stiele stehen. Diese sind von elliptischer Gestalt und unter-
scheiden sich von den gewöhnlichen Gliederzellen durch ihre grössere Dicke und den mehr
homogenen Inhalt. Die Gliederzellen sind 4— 5 ju- dick, unten cylindrisch und 10— 12jtt lang,
nach oben kürzer, dicker und mehr tonnenförmig. Die Heterocysten und Seitenzweige ent-
stehen aus seitlichen Sprossungen der Gliederzellen, die sich frühzeitig durch eine Scheide-
wand abtrennen. Die Seitenzweige sind entweder unverzweigt, oder sie verzweigen sich in
derselben Weise wie die Fäden, aus denen sie aussprossen. Die Fäden gehen nie in ein
terminales Haar aus. Sporen und Hormogouien wurden nicht beobachtet. Durch die Zweig-
bildung der Fäden zeigt Mazaea ihre Zugehörigkeit zu den Stigonemeen, die einzige Familie
der Cryptophyceen, wo wirkliche Seitenzweige gebildet werden. Die gestielten Heterocysten
sind für Mazaea besonders charakteristisch, da sie bisher bei keiner andern Form gefunden
wurden. Sie zeigen eine höhere Organisation an, wofür auch der rivulariaartige Habitus
spricht. Beiläufig bemerkt Verf., dass man bisher bei den Scytonemeen den Rivularia-Habitus
nicht beobachtet hat, wenn man nicht etwa Diplocolon zu dieser Gruppe stellen will. Dagegen
kennt man jetzt zwei Formen von Stigonemeen, die diesen Habitus zeigen, nämlich ausser
Mazaea noch die Capsosira Brehissonii Kütz. , welche durch 30 Jahre fast unbekannt
gebliebene Form neuerdings von Nordstedt wieder entdeckt worden ist.
92. G. üeber Schwärmsporen bei Merismopoedia. (Bot. Ztg. 1880, Sp. 490.)
Bei Gelegenheit eines Referats über Borzi: Note alla morfol. e biol. delle alghe
ficocromacee wird am Schluss bemerkt : Andere Phycochroraaceen dürften wohl eine grössere
Mannigfaltigkeit der Fortpflanzungsverhältnisse zeigen, darauf deutet wenigstens da» vom
Ref. beobachtete Vorkommen von Schwärmsporenbildung bei Merismoj^oedia.
93. Coppinger. Oceanic Fbenomenon. (Nature vol. 23, p. 482 und 483, mit 1 Holz-
schnitt.)
In einem Briefe aus Sidney meldet Verf., dass das englische Schiff Alert beauftragt
war, nach einem Riff zu suchen, das 200 (engl.) Meilen südlich von Tonga Tabu liegen
sollte. Während der Untersuchung wurde mehrere Tage hindurch beobachtet, dass die
Seeoberfläche auf grosse Strecken eine eigenthümliche Färbung zeigte. Diese rührte von
einer braunen Substanz her, von ähnlicher Consistenz wie der Schaum, der sich auf Tümpeln
mit stehendem Wasser bildet. Die Substanz schwamm in unregelmässigen, streifigen Flecken
auf der Oberfläche und erfüllte auch in fein zertheilter Form das Wasser selbst bis zur
Tiefe von einigen Füssen. Etwas von der erwähnten Substanz wurde hinaufgebracht und
näher untersucht. Bei schwacher Vergrösserung zeigte sich, dass sie aus spindelförmigen
Fadenbündeln bestand. Bei stärkerer Vergrösserung zeigten sich die Bündel aus geraden
oder schwach gekrümmten gegliederten Fäden zusammengesetzt, die aus cylindrischen Zellen
mit planen Querwänden bestanden; der Durchmesser der Zellen betrug V2000 Zoll, das
Doppelte ihrer Länge. In manchen Proben wurden daneben auch Fäden entdeckt, die eine
Art varicose Erweiterung erfahren hatten, indem sich der Durchmesser auf mehr als das
Doppelte der normalen Fäden erweitert hatte. Diese propagating filaments, wie Verf. sie
nennt, besitzen eine zarte röhrige Membran und enthalten eine körnige, halb durchsichtige
Materie, in welcher eine Reihe discoider Körper eingebettet war. Diese sind auf der einen
Bacillariaceae. 371
Ansicht von kreisförmigem Umriss und Vioou Zoll Durchmesser, auf der Seitenansicht sind
sie schmal rautenförmig (oder vielmehr kahnförmig).
Vom 24.-29. November, während -welcher Tage das Schiff eine Strecke von 330
Meilen zurücklegte, enthielt das Meerwasser die eben beschriebenen Organismen. An einem
Abend wurde eine damit besonders dicht erfüllte Stelle als ein Riff sigualisirt.
Anm. des Ref. Die vom Verf. beschriebenen Fäden gehören einer Oscillariee an,
die scheibenförmigen Körper in den Gallertröhreu (propagating filaments) sind aber ohne
Zweifel Organismen sui generis die nichts mit der ersterwähnten Oscillariee zu thun haben.
VI. Bacillariaceae.
Referent: E. Pfitzer.
Yerzeichniss der erschienenen Ärlbeiten.
1. Bauer, M. Das diluviale Diatomeenlager aus dem Wilmsdorfer Forst bei Zinten in
Ostpreussen. Zeitschrift der Deutschen Geolog. Gesellschaft. Band XXIII. 1881.
(Ref. S. 378.)
2. Brebisson. Considerations sur ies Diatomees (1838). Wieder abgedruckt in Brebis-
sonia Bd. III, 1881, S. 1.
3. Castracane, T. Lettre au sujet de la note de M. Prinz sur des coupes de Diatomees.
Bull, de 1. soc. beige de Mikroskopie 1881. S. LXXXVI.
4. — Straordinario fenomeno della vita del mare, ossevvato nell' Adriatico nella estate
del 1880. Atti del Acad. poutif. d. nuov. Lincei Bd. XXXIV. Sess. 19 Decemb.
1880. Vgl. Botan. Centralbl. Bd. VII, 1881. S. 193. (Ref. S. 376.)
5. Cleve, P. T. Färskvattens-Diatomaceer frän Groenland och Argentinska republiken.
Öfersigt af Kongl. Vetensk. Academ. Förhandl. Stockholm 1881. No. 10. Vgl.
Botan. Centralbl. Bd. XI, 1882, S. 43. (Ref. S. 378.)
6. — On some new and little known Diatoms. Kongl. Svenska Vetenskaps Handlingar
Bd. XVIII, 1881, No. 5. Vgl. Botan. Centralbl. Bd. VII, 1881, S. 131. (Ref.
S. 378.)
7. Cox, J. D. Motion of Diatoms. American monthly mikroskop. Journal II, 1881,
S. 66. Vgl. Journal Royal mikroskop. Society. Ser. II, Bd. 1, 1881, S. 649.
(Ref. S. 375.)
8. Cunningham, K. M. Cleaning Diatoms. American monthly mikrosk. Journ. II.
1881, S. 93. Vgl. Journ. Royal mikrosk. Society. Ser. II, Bd. 1, 1881, S. 837.
(Ref. S. 376.)
9. De Bary, A. Zur Systematik der Thallophyten. Botan. Zeit. 1881, S. 1. (Ref. S. 377.)
10. Deby, J. Quelques considerations relatives au travail de M. Prinz sur des coupes
de quelques Diatomees. Bull. d. 1. Soc. beige de Mikroskopie 1880, S. LXXIX.
11. Delogne, C. H. Diatomees de Belgique. Livraison 1, 2. Vgl. Bot. Centralbl. Bd. VI,
1881, S. 254. (Ref. S. 377.)
12. Dippel, L. Bemerkungen über einige als Probeobjecte benutzte Diatomeenarten.
Zeitschrift f. Mikroskopie II, 1880. Heft 9, mit 4 Tafeln. Journ. Royal mikrosk.
Society Ser. II, Bd. 1, 1881, S. 543. Botan. Centralbl. V, 1881, S. 286. (Ref.
S. 376.)
13. Falkenberg, P. Die Algen im weitesten Sinne. Schenk's Handbuch der Botanik
Bd. II, 1881, S. 159. (Ref. S. 373, 377.)
14. Gobi, Chr. Grundzüge einer systematischen Eintheiluug der Gloeophyten (Thallo-
phyten Endl.). Botan. Zeit. 1881, S. 489. (Ref. S. 377.)
15. Grunow, A. lieber die Arten der Gattung Grammatophora mit Bezug auf die Tafeln
LIII und LIIIB. in van Heurck's Synopsis der belgischen Diatomeen. Mit 2 Tafeln.
Botan. Centralbl. Bd. VII, 1881, S. 401. (Ref. S. 377.)
24*
372 Kryptogamen. — Algen.
16. Grunow, A. Bemerkungen zu Hallier's Aufsatz „Die Diatomeen". Botan. Centralbl.
Bd. V, 1881, S. 162. (Ref. S. 373.)
17. — Bemerkungen zu Prinz's Studien über Diatomeenschnitte. Botan. Centralbl. VIII
1881, S. 354. (Ref. S. 374.)
18. — Bemerkungen zu Scbmidt's Diatomaceeu-Atlas. Ebenda S. 130. (Ref. S. 375.)
19. — Bemerkungen zu Shrubsole's Diatomeen des London-Clay. Ebenda S. 100. (Ref.
S. 379.)
20. — Bemerkungen zu Petit's chinesischen Diatomeen. Botan. Centralbl. Bd. VIII, 1881,
S. 33. (Ref. S. 378.)
21. Haeusler, R. Die Diatomeen des London-clay. Botan. Zeit. 1881, S. 720. (Ref.
S. 379.)
22. Hall i er, E. Die Diatomeen. Westermann's illustrirte Monatshefte Bd. XVIII, 1880.
S. 266. (Ref. S. 373.)
23. — Schachtelzellen bei Diatomeen, nachgewiesen für Pinnularia major und Nitzschia
sigmoidea. Pharmaceutische Centralhalle für Deutschland. Bd. XXII, 1881, S. 155.
(Ref. S. 374.)
24. Hanks, H. G. Uses of Diatoms. Mining and Scientific Press 1881, 9. Juli. Vgl. Journ.
Royal mikrosk. Soc. Ser. II, Bd. 1, 1881, S. 785, (Ref. S. 377.)
25. Hempel, C. E. Algenflora der Umgegend von Chemnitz. Siebenter Bericht der
Naturwissensch. Gesellschaft zu Chemnitz 1881, S. 134. (Ref. S. 376, 378.)
26. Kent, W. S. Peculiar structure of Isthmia enervis. Manual of the Infusoria 1880, 1,
vgl. Journ. Royal mikrosk. Society Ser. II, Bd. 1, 1881, S. 648. (Ref. S. 375.)
27. Kitton, F. Remarks on Mr. Shrubsole's Paper on the Diatoms of the London Clay,
with a List of the genera. Journ. Royal mikroskop. Soc. Ser. II, Bd. 1, 1881.
S. 385. (Ref. S. 379.)
28. — Diatoms as test-objects. Journal Royal mikroskop. Society, Ser. II, Bd. 1, 1881,
S. 543. (Ref. S. 376.)
29. — Remarks on Castracanes Paper on the Striae of the Diatomaceae. Ebenda S. 800.
(Ref. S. 376.)
30. Lanzi, M. Le Diatomee fossile di Tor di Quinto. Atti dell. Acad. pontif. d. nuov.
Lincei Bd. XXXIV. 24. April 1881. Vgl. Botan. Centralbl. Bd. X, 1882, S. 401.
(Ref. S. 379.)
31. Lemaire, A. Catalogue des Diatomees des environs de Nancy. Nancy 1881.
32. Mills, Lewis G. Diatoms from Peruvian Guano. Journal of the Royal mikroskop.
Society. Ser. II, Bd. 1, 1881, S. 865, 979. Mit 1 Tafel. (Ref. S. 378.)
33. Müller, 0. Ueber den anatomischen Bau der Bacillariengattung Terpsiuoe. Sitzungs-
berichte der Gesellsch. Naturforsch. Freunde in Berlin. 1881, S. 3. Vgl. Journ.
Royal mikroskop. Society. Ser. II, Bd. 7, 1881, S. 783. (Ref. S. 374.)
34. Petit, P. Diatomees recoltees sur les huitres de Ning-Po et de Nimrod-Souud. Memoir.
d. 1. Soc. d. scienc. natur. d. Cherbourg. Bd. XXIII. 1881. Vgl. Botau. Centralbl.
Bd. VIII, 1881, S. 33. (Ref. S. 378.)
35. Richter, P. Beispiele von massenhaftem und periodischem Auftreten gewisser Dia-
tomaceen. Hedwigia 1881, S. 81. Vgl. Journ. Royal mikrosk. Soc. Ser. II, Bd. 1,
1881, S. 931. (Ref. S. 375.)
36. Schaarschmidt, J. Specimen Phycologiae aequatoriensis. Magyar Növ. Lapok 1881.
(Ref. S. 378.)
37. Schmidt, A. Atlas der Diatomaceeukunde. Ascherslebeu 1881. Heft 17, 18.
(Ref. S. 374, 377.)
38. Shrubsole, W. H. The Diatoms of the London Clay. Journal of the Royal mikroskop.
Society Ser. II, Bd. 1, 1881, S. 381 mit 1 Tafel. (Ref. S. 379.)
39. Smith, H. L. Mounting Diatoms in substances of high refractive index, Amer,
monthl. mikrosk. Journ. II, 1881, S. 49. Vgl. Journ. Royal mikrosk. Society, II. Ser.,
Bd. 1, S. 704. (Ref. S. 376.)
Bacillariaceen. — Allgemeines, Bau und Lebenserscheinungen. 373
40. Smith, H. L. Cleaning Diatoms with Soap. Amerikan mikrosk. Journ. V, 1881, S. 257.
Vgl. Journ. Royal mikrosk. Society, Ser. II, Bd. 1, S. 531. (Ref. S. 376.)
41. Stephenson, J. W. Diatoms mouuted in Phosphorus. Journ. Royal mikrosk. Society
IL Ser., Bd. 1, S. 973, 978. (Ref. S. 376.)
42. Stolterfoth, H. On a new Species of Hydrosera Wall. Journ. Royal mikroskop.
Society Ser. IL Bd. 1, 1881, S. 424. (Ref. S. 378.)
43. Thore, J. Diatomees des environs de Salies de Bearn. Bull. d. 1. Soc. de Borda a
Dux. VI, 1881, S. 163. Vgl. Botan. Centralbl. Bd. VII, 1881, S. 163. (Ref. S. 378.)
44. Van Heurck, H. Synopsis des Diatomees de Belgique. Atlas. Raphidees, Pseudo-
raphidees. 4 Hefte mit 78 Tafeln. Auvers 1881. Vgl. Botan. Centralbl. Bd. VII,
1881, S. 353. (Ref. S. 377.)
45. Wackernagel, P. Präparation der Diatomeen. Zeitschr. f. Mikroskopie II, 1881.
46. Wentzel, J. Die Flora des tertiären Diatomaceenschiefers von SuUoditz im böhmischen
Mittelgebirge. Sitzungsber. d. Wiener Akademie, Bd. 82, 1. Abtheil. 1881, S. 241.
(ReL S. 379.)
47. Williamson, W. C. On the Organisation of the fossil plants of the coal-measures,
including an examination of the supposed Radiolarians of the carbouiferous rockg.
Part. X. Philosoph. Transactions of the Royal Society 1880. (Ref. S. 379.)
48. (Anonym.) Moyen de recueillir des Diatomees. Les mondes, Bd. LIV, 1881, No. 13.
I. Allgemeines, Bau and Lebenserscheinungen.
1. Falkenberg. Algen. (No. 13.)
Kurze Darstellung der allgemeinen Verhältnisse der Gruppe nach der vom Ref.
vertretenen Auffassung. Der Verf. erwägt dabei, ob die zygotenbildendeu Bacillarieeu die
ursprünglichen seien und diejenigen, deren Auxosporen ungeschlechtlich entstehen, aus ihnen
durch allmählichen Verlust der Sexualität hervorgingen, oder ob umgekehrt aus ungeschlecht-
lichen einfachen Formen sich höher stehende sexuelle entwickelten, und spricht sich für die
erstere Annahme aus. Bei den Bewegungserscheinungen wird die Hypothese von Max Schnitze
als die wahrscheinlich richtige bezeichnet.
2. HaUier. Die Diatomeen. (No. 22.)
Die vorliegende Abhandlung, welche dem Ref. im vorigen Jahre nicht bekannt
geworden war, da sie in einer nicht wissenschaftlichen Zeitschrift erschien, charakterisirt
sich als ein heftiger Angriff gegen die „Schachteltheorie", die Hallier eine „von vorn herein
unwahrscheinliche Hypothese" nennt, deren gänzliche Unhaltbarkeit schon Borskow schlagend
nachgewiesen habe. Es ist um so weniger nöthig, auf Hallier's Argumente näher einzugehen,
als er (vgl. Ref. No. 4) später selbst anerkannt hat, dass es „mit der Schachteltheorie
seine völlige Richtigkeit hat". Ueberraschen muss es nur, dass Hallier sich nicht gescheut
hat vor dem grossen Publikum in so unbesonnener Weise gegen ernsthafte wissenschaftliche
Untersuchungen aufzutreten, die längst von einer Reihe competentester Beobachter bestätigt
waren. Unbegreiflich ist es vollends, wenn er die Bewegungen der Bacillariaceen auf
Contractionen ihrer elastisch biegsamen Membranen zurückführen will. Das einzige Gute an
dem Aufsatz sind die hübschen Holzschnitte.
3. Granow. Bemerkungen za Hallier's Aufsatz. (No. 16.)
Gr. bedauert, dass Hallier für die „Einschachtelung" nicht geeignetere Objecte
untersucht habe — jede grössere Navicula und Melosira würde ihm dieselbe zweifellos
gezeigt haben; Grunow hat sie übrigens auch an Melosira varians gesehen. Derselbe spricht
sich ferner dafür aus, dass die neugebildeten Schalen noch eines Längenwachsthums fähig
seien, so dass die Theilung nicht in dem Maasse verkleinernd wirke, wie vielfach angenommen
werde. Wie die Contractilität der Membran die Bewegungserscheinungen erklären soll, ist
Gr. nicht verständlich — ihm ist deren Beruhen auf Endosmose wahrscheinlich, doch lasse
auch diese vieles unerklärt.
374 Kryptogamen. — Algen.
4. Ballier. Schachtelzellen. (No. 23.)
Bei Melosira varians, Odontidium vulgare und 0, tenue soll die „Schachteltheorie"
nicht anwendbar sein — dagegen konnte sich Hallier bei Pinniilaria und Nitsschia von
deren Richtigkeit überzeugen.
5. Müller. Terpsinoe. (No. 33.)
Die genannte Gattung hat die Eigenthümlichkeit, dass das Gürtelband nicht an
den Schalenrand angeheftet ist, sondern bereits innerhalb der Schale beginnt; es umfasst
den Wulstriug des Schalenrantles mit einer genau anschliessenden ringförmigen Rinne.
„Derjenige Theil des Gürtelbandes, welcher von der Schale bedeckt wird, tritt bis zu der
Zone vor, in welcher die Septen enden, der freie Rand scheint dann nach innen umzubiegen,
noch eine geringe Strecke parallel der Schalenoberfläche zu verlaufen und die kegelförmigen
Anheftungsstellen der Septen mit einer entsprechenden Biegung zu umfassen. Dadurch
entsteht ein ähnliches Verhalten des inneren Gürtelbandtheils zu den Septen der Schale,
wie das der Intermedianplatte der Epithemien, nur dass die weitere Ausbildung dieser
Platte hier mangelt. Während aber die Septen der Epithemien bis zum Gürtelbandrande
der Schale vordringen, begiebt sich hier das Gürtelbaud in den Schalenraum, um die kürzeren
Septen zu erreichen."
In allgemeiner Hinsicht führt der Verf. aus, dass aus der einfachen Betrachtung des
mikroskopischen Bildes der Gürtelbandbegrenzungen niemals ein Beweis gegen die Zwei-
schaligkeit der Membran geschöpft werden könne, da der Querschnitt zweier Membranen
von derselben Substanz und daher demselben Brechungsvermögen nur dann nicht wie der
Querschnitt einer Membran erscheint, wenn ein anders brechendes Medium zwischenein-
gelagert ist. Obwohl bei Terpsinoe eine directe Deckung der Gürtelbänder nicht wahr-
nehmbar war, gelang es doch, die Zweischaligkeit dadurch zu erweisen, dass der Verf. die
zarten Poren, mit welchen die Gürtelbänder bedeckt sind, genau verfolgte. Die Art und
Weise, wie die Deckungen danach stattfanden, stimmte ganz mit der vom Ref. vertretenen
Auffassung überein.
Auf der Schale von T. musica ist eine eigenthümliche nur wenig excentrisch gelegene
Figur von der Form einer Spaltöffnung sichtbar: sie stellt jedoch keine offene Spalte dar.
Auch wurden Spuren eines netzförmigen Leistensystems constatirt.
Zum Schluss kritisirt der Verf. noch Hallier's misslungene „Vernichtung der Schachtel-
theorie".
6. Grunow. Bemerkungen zu Frinz's Diatomeenschnitten. (No. 17.)
Der Verf. weist darauf hin, dass Prinz's Beobachtungen mit den von Flögel,
Müller und Green erhalteneu Resultaten nicht übereinstimmen. Wirkliche Durchbrechungen
der Schalensubstanz seien in den Sechsecken nie vorhanden, was bei Triceratium Favus
und dessen Verwandten schon durch die feinen Punktirungen der Innenwand der Sechsecke
bewiesen werde. Grunow hat ferner an sehr grossen Exemplaren derselben Art ausser deu
auf der Innenseite der Schalen befindlichen Punkten noch nach aussen gehende kurze
Stacheln am Grunde der bienenwabenartigen Räume beobachtet. Was speciell den von Prinz
untersuchten Coscinodiscus Oculus Iridis betreffe, so befinde sich in der untern conti-
nuirlichen Schalenschicht innerhalb jedes Sechseckes eine kreisförmige Vertiefung, aber
keine Durchbrechung. Die Schale ist in diesen Vertiefungen sehr dünn, so dass sie durch
zerstörende Einwirkungen hier wirklich durchlöchert werden kann. Bei Cosc. Asteromphalus
ist die innere Seite der Schale mit kleinen vertieften Punkten bedeckt, die vom Rande der
Maschen nach innen immer kleiner und schwerer sichtbar werden, aber immer deren ganzen
Innenraum bedecken, so dass jede Möglichkeit einer Durchbrechung ausgeschlossen ist. Bei
höherer Einstellung erscheinen dann die grösseren von Prinz für Durchbrechungen gehaltenen
Kreise. Bei Cosc. Gigas fehlt das Maschenwerk in der Mitte der hier nur punktirten
Schale, Bei Trinacria Begina findet sich am Grunde der sehr tief eindringenden Ver-
tiefungen noch eine in der Mitte der Pore befindliche kleinere Einsenkung, ausserdem hat
Grunow auch hier eine sehr feine, wahrscheinlich der Schaleninnenseite angehörige Punktirung
bemerkt.
7. Schmidt. Atlas. (No. 37.)
Bacillariaceen. — Allgemeiues, Bau und Lebeiisersclieiuungen. 375
8. Grunow. Bemerkungen. (No. 18.)
Die Tafel 72 stellt Auxosporenbiklungen dar, auch ist eine Abbildung von Navicula
dicephala gegeben, die ihrem Endochrom nach zu den Cymbelleen gehört. Ebenso wird
durch Abbildung nachgewiesen, dass bei Cocconema lanceolatum das letztere anders gebaut
ist, als bei den übrigen Cymbelleen. Bei den Gomphonemeen und Cymbelleen wird endlich
angegeben, dass sie sich behufs der Auxosporenbildung verkehrt an einander legen, so dass
das Kopfende des einen Exemplars an dem Fussende des andern liegt. Wunderbarer Weise
will der Verf. hieraus Schlüsse auf die thicrische Natur der Bacillarieeü ziehen — er
scheint die zahllosen analogen Erscheinungen bei anderen Algen nicht zu kennen. Grunow
widerspricht der Vermuthuug von Schmidt, dass auch bei den Naviculeen ein Unterschied
von Vorder- und Hinterende, Rücken- und Bauchseite vorhanden sei, betont aber andererseits,
dass manche Gomphonemeen, z. B. G. comnmtatum var. obliquum Grün, immer ganz coustant
eine schwach cymbellaartige Gestalt haben. Bei der Abbildung von Cymbella gaatroides
vermisst Grunow die von ihm oft beobachteten schwarzen beweglichen Punkte an den Zell-
enden, weiss aber nicht sicher, ob diese au Closterien erinnernde Bildung immer vor-
handen ist.
Bei Eneyonevia gracile hat Schmidt sehr eigenthümliche perlschnurartige, in zitternder
Bewegung befindliche Körperchen (Schmarotzer) in der Mitte der Zellen beobachtet und
abgebildet.
9. Kent. Endochrom von Isthmia. (No. 26.)
Die eiförmigen oder spindelförmigen Endochromköruer befinden sich zum Theil in
einer mittleren kugeligen Plasmaansammlung, zum Theil in oft verzweigten Plasmasträngen,
welche sich von der mittleren Masse nach der Peripherie der Zelle erstrecken. In den
Strängen wurde langsame Bewegung der Endochromköruer beobachtet, die sich um so mehr
in der Mittelmasse anhäuften, je langsamer die Bewegung war, dagegen bei steigender
Bewegungsgeschwindigkeit grösstentheils in deu Plasmafäden lagen.
10. Cox. Bewegungen der Bacillarien. (No. 7.)
Darstellung der oft beschriebenen Bewegungen fremder Körper längs des Bandes
lebender Nitzschien und der ebenfalls bekannten Nachschleppung fremder Körper. Der
Verf. erklärt die Raphe für einen ofi'enen Spalt, der jedoch oft nicht in einer Ebene liege;
z. B. bei Pleurosigma attemiaticm und PI. formosum sei auf der einen Schalenseite ein ver-
dickter Streifen vorhanden, auf der anderen ein dazu passeuder dünner lippeuartiger Fortsatz.
Zur Erklärung der Bewegungserscheinuugen ist der Verf. geneigt Cilien anzunehmen.
11. Richter. Massenhaftes und periodisches Auftreten gewisser Diatomaceen. (No. 35.)
Der Verf. spricht sich für die von Donkin aufgestellte Behauptung aus, dass an
denselben eng umschriebenen Localitäten Jahr aus Jahr ein sich dieselben Formen vor-
finden — dabei sei deren Erscheinen aber auch olt an eine bestimmte Jahreszeit gebunden,
so dass R. die Existenz von Dauersporen wahrscheinlich ist. Als Beispiele periodischen
Auftretens führt R. an, dass in kleinen Gräben bei Leipzig, in welchen sonst nur sehr selten
Bacillarien vorkommen, Ende März und April Achnanthidium lanceolatum in solcher Menge
erscheint, dass das Wasser davon gelblich schäumend wird. In anderen nahe benachbarten
Gräben wird gleichzeitig dieselbe Erscheinung durch Suriraya ovalis, Navicula Brehissonn
und NitsscMa constricta ß minor hervorgerufen. Der Teich von Anger zeigt im April
eine braune „Wasserblüthe" von üyclotella operculata, wovon in späterer Zeit keine Spur
mehr zu finden ist. In der Schönefelder Torfgrube erscheint im Februar und März regel-
mässig Campylodiscus spiralis und C hibernicus: in den Gräben ist in dieser Zeit fast
überall eine schäumende Masse aus kleinen Surirayen, GompJwtiema commune und Meridion
circulare. In den salzigen Localitäten von Kötschau und Dürrenberg sind charakteristische
Frühjahrsformen Navicula salinarum, N. viridula, Odontidium elongatum, letzteres ist
dann auch im salzigen See zwischen Halle und Eisleben massenhaft vorhanden. Im Sommer
überwiegt dagegen im Anger er Dorfteich Campylodiscus noricus und im salzigen See C.
Clypeus und Pleurosigma angidatum: letzteres trat erst 1879 auf, ersterer wurde früher
unrichtig als Calodiscus swperhus Rab. bestimmt. Im Herbst ist in der salzigen Um-
gebung von Dürrenberg Melosira salina, im salzigen See diese und Bacillaria paradoxa sowie
376 Kryptogamen. — Algen.
Stauroneis hyalina reichlich zu finden. Immerhin giebt es jedoch auch Bacillariaceeu-Arten,
welche wie Unkräuter das ganze Jahr hindurch gedeihen.
12. Hempel Bacillariaceen bei ^Chemnitz (No. 25.)
erwähnt, dass au einem Fundort Pimiularia major allmählich durch Suriraya
saxonica völlig verdrängt worden sei, nachdem die Licht- und Luftverhältnisse des Fundorts
durch Beseitigung eines angrenzenden Niederholzes andere wurden. Der Verf. zählt ferner
die rein bei Chemnitz vorkommenden Arten auf und giebt mehrere Bemerkungen über den
Eiufluss des Standorts auf die Zusammensetzung der Bacillariaceen-Flora, die ihm eigen ist.
Auch sah Hempel in Bac. parasitische Fadenpilze, welche nach einiger Zeit Schwärmsporen
entliessen, und fand andererseits Fragilaria virescens mit Auxosporen, worüber aber leider
keine näheren Angaben gemacht sind. (No. 4, Centr.)
13. Castracane. Straordinario fenomeno. (No. 4.)
14. Grunow. Bemerkung dazu-
Auf dem Grunde des Adriatischen Meeres traten zuerst im Jahr 1872 ausgedehnte
schleimige Massen auf, welche der Fischerei Hindernisse bereiteten. Nach Syrski und
Castracane entsteht die Erscheinung durch die massenhafte Vermehrung der Nitzsclnella
Closterium und anderer Diatomeen, während Zanardini als Hauptursache dieser sogenannten
„Poltiglia" eine Palmellacee, Dermogloia limi, betrachtet. Nach Hauck ist die Masse
thierischen Ursprungs, jedoch kommen iu der That N. Closterium und andere pelagische
Bacillarien darin reichlich vor. Castracane versucht das massenhafte Auftreten der Nitzschia
im Jahr 1880 durch Verminderung des Salzgehalts der Adria in Folge ungeheuer schnellen
Schneeschmelzens zu erklären. Derselbe erwähnt auch, dass vor einigen Jahren die Ent-
wickeluug der Reisfelder durch das massenhafte Auftreten von Colletonema neglectum
gehindert wurde, dessen Schläuche einen dichten Ueberzug über die eben hervorbrechenden
Reiskeime woben.
15. Kitton. Remarks an Castracane's paper on the Striae of Diatoms. (No. 29.)
Uebersetzung der im Botan. Jahresb. 1879, S. 490 besprochenen Abhandlung. Kitton
bemerkt dazu, dass die Angaben Castracane's über die Kiefenzahl einiger Arten entschieden
unrichtig sind, so dass entweder andere, nicht richtig bestimmte Arten gemessen wurden
oder die Messungsmethode irrig war.
16. Dippel. Diatomeen als Probeobjecte. (No. 12, 28.)
Der Verf. findet, dass Navicula rlioviboides in ihren grössten Formen (var.
Lewisiana Dippel) 22—24, in ihrer gewöhnlichen Form 28—30 und als var. saxonica (iV.
crassinervia Breb.) 33—35 Querstreifen auf O.Ol mm hat. Grammatopiwra subtiUssima
Bail. hat 34—36, Gr. wacilenta W. Sm., Velche gewöhnlich als die vorige ausgegeben wird,
25—28, Gr. oceanica Ehr. 21-22, Gr. marina 14 — 16 Streifen auf dieselbe Einheit. Auch
werden einige weitere grobriefige Grammatophoren beschrieben. Nitzscliia curvida hat
35—36, N. sigmatella 26 und N. sigma 20-22 Riefen. Alle erwähnten Formen sind auch
abgebildet. Kitton's Notiz (No. 28) ist nur ein Referat von D.'s Aufsatz.
17. Smith. Mounting of Diatoms. (No. 39.)
18. Stephenson. Diatoms mounted in Phosphorus. (No. 41.)
Li dem sehr stark brechenden Monobromnaphthalin eingeschlossene Bacillarien zeigen
feine Streifungen fast eben so gut, als wenn sie in Luft lägen. Ebenso zeigt Einbettung in
Phosphor, der zu diesem Zweck in Schwefelkohlenstoff gelöst wird, die Streifung sehr schön.
19. Cunningham Cleaning of Diatoms. (No. 8.)
empfiehlt das Material vor dem Löthrohr in der Höhlung eines Stücks Holzkohle
mit einigen Krystallen von schwefelsaurem Kali zu Schmelzen, worauf das Salz durch Kochen
mit Wasser entfernt wird. Um die feineren Unreinigkeiten zu entfernen, kann man ein
Stückchen dichten Seidenstoff verwenden, welches, wenn die mit viel Wasser aufgeschlämmte
Masse darin leicht gedrückt wird, jene hindurchgehen lässt, die Bacillarien aber zurückhält.
20. Smith. Cleaning Diatoms with soap. (No. 40.)
Nachdem die Probe mit Salpetersäure und einigen Krystallen von zweifach chrom-
saurem Kali gekocht und durch Auswaschen die Säure beseitigt ist, empfiehlt Smith die
Probe mit einem erbsengrossen Stück gewöhnlicher gelber Seife ein oder zwei Minuten zu
Bacillariaceen. — Systematik, Verbreitung. 377
kocheu : wenn dann nach 15 bis 20 Minuten die milchige Flüssigkeit abgegossen wird, bleibt
kaum etwas von den sonst so störenden feinflockigen Massen zurück. Man muss sich jedoch
vorsehen, dass nicht mit der Seife die bisweilen dieser selbst beigefügten Kieselmassen, die
oft sogar aus Bacillaricnerden bestehen, in die Probe kommen. Bisweilen ist ein nachheriges
nochmaliges Erwärmen mit Säure nöthig.
21. Hanks. Nutzen der Bacillarien. (No. 24.)
Aufzählung einer Anzahl teclmischor Anwendungen der Bacillai'ienerden bei der
Fabrikation von Wasserglas, Porcellan, leichten Ziegeln, Feueranzündern, Dynamit, Seife,
Zahnpulver u. s. w.
IL Systematik, Verbreitung.
22. De ßary Systematik der Thallophyten. (No. 9.)
erklärt die Stellung der Bacillariaceen im System für zur Zeit noch zweifelhaft:
jedenfalls aber seien dieselben in die Nähe der Conjugaten zu bringen. Mit diesen, den
Palmellaceen , Ulvaceen, Ulotlirix etc., Clümmjdomonas , Panäorina, Gonium, Botrydium,
Codium, Dasycladus etc., den Protococcaceen, Hydrodictyon, Cladophora, Chroolepus und
den Ectocarpeen bilden sie in De Bary's System die Reihe der Isogamen (mit äusserlich
gleichen Sexualzellen), während sie nach der anderen Seite mit den Rhodophyceen in
Beziehung gebracht werden.
23. Gobi Systematische Eintheilang der Thallophyten. (No. 14.)
betrachtet dagegen die Bacillariaceen als einen Seitenzweig der Phaeopliyceae, von
welchen sich dieselben in analoger Weise abzweigen, wie die Covjugatae von den Chloro-
phyceae.
24. Falkenberg Die Algen. (No. 13.)
theilt die „Algen im weitesten Sinne" in die vier Unterabtheilungen Florideae, Algae,
Diatomaceae und Sclüzophyceae. Die Bacillarien erklärt er für so eigenthümlich beschaffen,
dass dieselben nicht wohl irgend mit anderen Pflanzen vereinigt werden können.
25. Schmid. Atlas Heft 17, 18. (No. 37.)
Diese Hefte behandeln in bekannter Weise die Gattungen Coscinodiscus, Auliscus,
Pseudauliscus, Endyctia, Stejjhanoinjxis, Craspedodiscus, Ärachnoidiscus, Navicula Crabro
und verwandte Formen, N. forcipata u. desgl., Eneyonema, Cocconema, Cymbella, Gom-
])lionema.
26. Van Heurck. Synopsis des Diatomees de Belgiqae. (No. 44.)
Obwohl bisher nur der Atlas dieses Werkes erschienen ist, kann dasselbe doch
bereits als eine der hervorragendsten Veröfl'entlichungen auf diesem Gebiet bezeichnet werden,
um so mehr, als nicht nur die bereits in Belgien gefundenen Formen abgebildet sind, sondern
alle, die nach ihrer sonstigen Verbreitung dort noch zu erwarten sind. Ferner war der
Verf. im Besitze der wichtigsten Typensammlungen und erfreute sich der Mitarbeit eines an-
erkannter Massen ersten Kenners der Bacillarieen- Arten, A. Gruncw, welcher die sämmt-
lichen Bestimmungen revidirt und mehrere Gattungen monographisch bearbeitet hat. Dabei
sind die in Lichtdruck hergestellten Abbildungen treu und charakteristisch, es zeigt sich
ferner das sehr zu billigende Bestreben, unhaltbare Arten zusammenzuziehen und nicht
leichthin auf einzelne gefundene Schalen neue zu gründen. Das angewandte System ist das-
jenige von H. L. Smith und sind in den vier im Jahre 1881 erschienenen Heften enthalten
die Naviculeen, Cymbelleen, Gomphouemeen, Achnantheen, Coccoueideen, Aniphoreeu, Amphi-
pleureen, Aniphitropideen, Nitzschieen, Surirayeeu, Synedreeu, Eunotieen, Fragilarieen,
Tabellarieen, Meridieen, Licniophoreen des Ref. Die 78 Tafeln, auf welchen die genannten
Gruppen dargestellt sind, enthalten im Ganzen 2219 Figuren, von welchen z. B. 321 auf
Navicula, 149 auf Gomjjlionema, 470 auf Nitsschia kommen. In dem citirteu Referat (von
Grunow) sind noch einige systematische Bemerkungen gegeben.
27. Delogne. Diatomees de Belgique. (No. 11.)
Präparatensammlung: die Formen sind in dem angegebenen Referat aufgezählt.
28. Grunow. Ueber die Gattung Grammatophora. (No. 15.)
Eine Monographie der genannten Gattung mit Beigabe der auf dieselbe bezüglichen
378 Kryptogamen. — Algen.
Tafeln LIII und LIIIB. aus van ITeurck's Synopsis. Die sämmtlichen beschriebenen Grara-
matophoren werden auf 20 Arten zurückgeführt. Aus dem allgemeinen Theil ist hervor-
zuheben, dass die Grammatophoren sich von allen anderen Tabellarieen dadurch unter-
scheiden, dass nur bei ihnen die „Hauptscheidewände" einander genau gegenüberstehen,
während auch bei der, übrigens unmerklich in Tabellaria flocculosa übei'gehenden T. fene-
strata nur zwei nach verschiedenen Seiten geöfifnete (d. h. nach verschiedenen Seiten
exccntrisch durchbrochene) Scheidewände einander sehr nahe liegen. Diatomella ist gar
nicht hierher zu stellen, sondern zu den Naviculaceen.
29. Cleve. New Diatoms. (No. 6.)
30. Grunow. Bemerkungen dazu. (No. 6, Ceatralbl. Ref.)
Beschreibungen und Abbildungen neuer Formen von den Gallopagos-Iuseln, Honolulu,
Port Jackson und aus dem Mittelländischen Meere. Eine Liste der besprochenen Bacil-
larieen ist im Botan. Ceulralbl. a. a. 0. gegeben. Grunow bemerkt dazu, dass die Section
Pseudoamphijnvra Cleve nicht, wie dieser will, zu Navicula, sondern besser zu Stauroneis
zu stellen sei.
31. Petit. Diatomees de Ning-Po et Nimrod Sound. (No. 34.)
32. Grunow. Bemerkungen dazu. (No. 20.)
Nach einer Zusammenstellung der Litteratur über chinesische Bacillariaceen giebt
der Verf. eine Liste der beobachteten Formen, unter denen einige neu sind (vgl. Botan.
Centralbl. a. a. 0.). Grunow bemerkt zu dem ebenfalls abgebildeten Triceratium sinense
Schwarz, dass dasselbe identisch mit T. annidatum Wall, und eigentlich ein dreiseitiger
Actinoptyclms sei. Das Triceratium rhampoense Schw. gehöre als Form zu Hydrosera
triqiietra Wall. Die beiden Abbildungen von Cocconeis ningpoensis gehörten nicht zusammen,
sondern die eine zu Suriraya ? coeconeiformis Grün., die andere zu Coscinodiscus. Hydro-
sera sei mit Terpsinoe zu vereinigen. Einige weitere Notizen lassen sich nicht wohl aus-
zugsweise wiedergeben.
83. Hempel. Bacillarien von Chemnitz. (No. 25.)
Eiue kurze Liste der bei Chemnitz beobachteten Formen; auffallend ist die Angabe,
dass die im Salzwasser lebende Suriraya striatula vorkommt — vielleicht ist nur die
Bestimmung nicht richtig.
34. Thore. Diatomees de Salies de Bearn. (No. 48.)
Aufzählung einer Reihe von Süsswasserformen, die in dem citirten Referat genannt
sind; unter ihnen befindet sich die alpine Pimiularia lata.
35. Cleve. Diatomeen von Grönland und Argentinien. (No. 5.)
Die neuen Formen sind in dem citirten Referat genannt: genaueres aus der dem
Ref. im Original nicht zugänglichen Abhandlung ist auch dort nicht mitgetheilt.
36. Schaarschmidt. Bacillarien vom Ecuador. (No. 36.)
Nach dem Ref. von Staub sind unter anderen Algen auch 52 Bacillariaceen auf-
geführt.
in. Fossile Bacillarieen,
37. Mills Diatoms from Peruvian-Guano (No. 32.)
findet, dass der Peru-Guano, welcher jetzt importirt werde, nicht genau dieselben
Formen enthalte, wie etwa vor 15 Jahren, ausserdem seien die Schalen besser erhalten.
So sei Auliscits peruviafius jetzt sehr selten, Aid. ovalis viel häufiger als früher. Aulaco-
discus scaher sei ganz verschwunden, während an seiner Stelle Aulacod. Comberi massenhaft
auftrete. Endlich wird eine neue Art Auliscus constellatus beschrieben. Michael und Casaux
führen diese Verschiedenheiten darauf zurück, dass die Proben von sehr verschiedenen
Localitäten stammen.
38. Stolterfoth. Hydrosera. (No. 42.)
Die neue Art E. triradiata stammt aus einem alluvialen Lager in der Provinz
Canterbury (Neuseeland).
39. Bauer. Diluviales Diatomeenlager. (No. l.)
In der Nähe des von Schumann beschriebenen Domblitter Lagers fand Klebs im
Fossile Bacillarieen. 379
Wilmsdorfer Forst bei Ziiitcn eiu zweites derartiges Lager von unzweifelhaft diluvialem
Alter. Es besteht ebenfalls aus bacillarieureichem Kalkmergel. Die von Schwarz ausgeführte
mikroskopische Untersuchung ergab 80 Formen, unter denen die Epithemien, Cyclotellen,
Cymbellen, Pinnularien und Steplianodiscus- Arten der Masse nach vorwiegen. Der von
Schumann allein im Domblitter Lager aufgefundene Stepli. Schumanni Schwarz {Cyclotella
spinosa Schum.) kommt auch im Wilmsdorfer Lager reichlich vor. Entschieden brakische
Formen fehlen durchaus. Schwarz untersuchte ferner zur Vergleichung noch einmal das
Domblitter Lager nach den auch von Schumann bouützteu Materialien — er fand 130 Formen,
gerade die zwei marinen Formen aber, die Schumann angiebt, Navlcula vcncta und N.
diäijma konnte Schwarz nicht auffinden, so dass wohl auch das Domblitter Lager eine reine
Süsswasserbild.ung ist. Die einzelnen Schichten desselben zeigen übrigens in dem Vorwiegen
einzelner Formen grosse Verschiedenheiten. Einflüsse gletscherartiger Bildungen sind nicht
wahrnehmbar.
40. Lanzi. Lager von Tor di Oluinto (bei Rom). (No. 30.)
Das Lager besteht aus Schichten von Kies und Sand, die mit schwärzlichem Moder
gemischt sind, und enthält 22 Bacillarien-Arten, lauter häufige noch lebende Formen.
41. WentzeL Die tertiären Diatomaceenschiefer von Sulloditz. (No. 4G.}
Das Lager wurde von Bieber an der Strasse von Sulloditz nach Schesl entdeckt: es
enthält viele Pflanzenreste und besteht wesentlich aus einer Bacillarienspecies , die wohl zu
Melosira gehören dürfte.
42. Shrubsole. Diatoms of London Clay. (No. 38.)
43. Kitton. Remarks. (No. 27.)
44. Granow. Bemerkungen dazu. (No. 19.)
Weitere Ausführung der früheren Mittheilung von Shrubsole (vgl. Jahresber. 1879,
S. 496). Die Bacillarieen führende Schicht dehnt sich weit aus, hat aber nur geringe Dicke.
Da kochende Salpetersäure die ganzen Gebilde löst, so ist anzunehmen, dass die Kiesel-
substanz vollkommen durch Schwefelkies ersetzt ist. Die Formen sind wohl gleich alt mit
denen von Aegina, den bisher bekannten ältesten fossilen. Nachgewiesen wurden von Kitton
Arten der Gattungen Äraclmoidiscus, Actinopliychus, Coseinodiscus, Craspedodiscus, Fyxi-
dicula, Trinacria, Triceratiuin, Soliuni, Corinna, Hemiaulus, Eupodiscus, Synedra, Xanthio-
pyxis, Stictodiscus, Biddulphia^ Terpsinoe, Liostephania.
Grunow bestätigt die Löslichkeit der verkiesten Bacillarien in verdünnter Salzsäure
und schliesst sich der Meinung Kitton's an, dass die Bacillarien der Kreide in ähnlicher
Weise in kohlensauren Kalk verwandelt worden seien — jedenfalls habe er verschiedene
Kreideablagerungen vergebens danach durchsucht.
45. Häusler. Bacillariaceen d. London Clay. (No. 21.)
Der Auisatz enthält etwa dasselbe, wie der oben besprochene von Shrubsole und
Kitton. Bemerkenswerth ist, dass der Verf. angiebt, bei Untersuchung jurassischer Fora-
miniferen bisweilen Navicida-SLrüge Gebilde gesehen zu haben, welche, obwohl ihre Structur
nicht mehr zu erkennen war, doch wohl zu den Bacillariaceen gehören dürften.
46. Ballier Diatomeen (No. 22.)
wiederholt die alten Irrthümer über das Vorkommen der Bacillariaceen in der Kreide
und in der Steinkohle.
47. Williamson. Bacillarien der Steinkohle. (No. 47.)
Der Verf. constatirt abermals , dass er selbst , wie auch Kitton, O'Meara und G.
Davidson englische und französische Steinkohle auf Bacillarien untersuchten, ohne eine Spur
davon zu finden, und dass somit Castracane's Angaben jedenfalls auf einem L-rthum
beruhen.
48. Grunow. Bemerkungen. (No. 19.)
Auch Grunow suchte vergebens in der Steinkohle nach Bacillarieen.
IIL Buch.
ANATOMIE.
ALLGEMEINE MORPHOLOGIE DER
PHANEROGAMEN.
A. Morphologie und Physiologie der Zelle*
Keferent: E. Pfitzer.
Verzeichniss der besproclieneii Arbeiten.
1. Ambronn, H. lieber die Entwickelungsgeschichte und die meclianischen Eigenschaften
des Collenchyms. Pringsheim's Jahrb. für wissensch. Botanik. XII, 1881, S. 473.
(Ref. S. 404.)
2. d'Arbaumont, M. La tige des Ampölidees. Annal. d. scienc. uatur. Botanique.
6. Ser. Vol. XI, p. 186. (Ref. S. 402, 408.)
3. — Simple note sur la production de la chlorophylle dans l'obscurite. Bull. d. 1. Soc.
botan. de France. T. XXVII, 1880, CR. d. seanc, p. 89. Bot. Centr. V, S. 9.
(Ref. S. 398.)
4. Bachmann, E. Th. Darstellung der Entwickelungsgeschichte und des Baues der
Samenschalen der Scrophularineen. Mit 4 Taf. Nov. Act. Acad. Leop. Carol.,
Bd. XLIII, p, 1, 1881. (Ref. S. 408.)
5. Baillon, H. Sur les niouvements rapides des pseudopodes internes de certains phyto-
blastes. Bull, de la soc. Linneenne de Paris 1881, p. 297. (Ref. S. 389.)
6. Blochmann,F. Bemerkungen zu einem neuen Erklärungsversuch der Karyokinese.
Zoolog. Anzeiger 1881, S. 667. (Ref. S. 393.)
7. Bütschli, 0. Modification der Paraffineinbettung für mikroskopische Schnitte. Biolog.
Centralbl. I, 1881, S. 591. (Ref. S. 385.)
8. Cario, R. Anatomische Untersuchung von Tristicha hypnoides Spreng. Bot. Zeitg.
1881, S. 25. Mit 1 Taf. (Ref. S. 403.)
9. Darwin, Fr. lieber Circumnutation bei einem einzelligen Organ. Bot. Zeitg. 1881,
S. 473. (S. 396.)
10. Dehn ecke, C. Einige Beobachtungen über den Einfluss der Präparationsmethode
auf die Bewegungen des Protoplasmas der Pflanzenzellen. Flora 1881, S. 8. (Ref.
S. 389.)
11. Demeter, Karoly. Rosanoff'sche Krystalle bei Urticaceen. Magyar Növenyt. Lapok
V, 1881, p. 32 (Ungarisch). Besp. Bot. Centr. VI, S. 341. (Ref. S. 402.)
12. — Zur Histologie der Urticaceen. Mit 2 photolith. Taf. Klausenburg 1881 (Ungarisch).
Bespr. Bot. Centralbl. VII, S. 327. (Ref. S, 402.)
Verzeichniss der besprochenen Arbeiten. 381
13. ElfvingjF. Ein unbeachteter Eeiz bei Phycomyces. Botaniska Notiser 1881 (Schwedisch).
Bespr. Botan. Centralbl. IX, S. 77. (Ref. S. 397.)
14. Engel mann, Th. W. Neue Methode zur Untersuchung der Sauerstoffausscheidung
pflanzlicher und thierischer Organismen. Bot. Ztg. 1881, S. 441. Tfiüger's Archiv
für Physiologie XXV, 1881, S. 285. (Ref. S. 385.)
15. Errera. La nigrosine comme reactif colorant pour les noyaux. Bullet, d. 1. societe
beige de Mikroskopie 1881, XXXIV. (Ref. S. 384.)
16. Flemming, W. Ueber das E. Hermann'sche Kernfärbungsverfahren. Archiv f. mikro-
skopische Anatomie XIX, 1881, S. 317. (Ref. S. 384.)
17. — Notiz zur Geschichte der Anilinfärbungen. Ebenda, S. 741. (Ref. S. 384.)
18. — Beiträge zur Kenntniss der Zelle und ihrer Lebenserscheinungen, III. Theil. Ebenda
XX, 1881, S. 1. Mit 4 Taf. (Ref. S. 384, 392.)
19. Gage, S. H. Permanent mikroskopical preparations of plasmodia. Amer. monthl.
niikr. Journ. 1880 Sept. (Nicht zugänglich.)
20. Geddes. On Chlamydomyxa labyrinthuloides Arch. Proceed. of the Edinburgh Botan.
Society 1881, Juli 14. Bespr. Bot. Centralbl. VII, S. 219. (Ref. S. 404.)
21. Giltay, E. Einiges über das Collenchym. Bot. Zeitg. 1881, S. 153. (Ref. S. 404)
22. Guignard, E. Recherches d'embryogenie vegetale comparee. I. Memoire. Legumi-
neuses. Annal. d. scienc. natur. Botan., 6. Serie, Vol. XII, p. 1. Mit 8 Tafeln.
(Ref. S. 394.)
23. Haustein, J. de. Le protoplasma considere comme base de la vic des auimaux et des
vegetaux. Traduit par J. L. de Lanessan. Paris 1881. (Uebersetzung — vgl. Jahres-
bericht 1880, S. 2.)
24. Higley, W. K. The mikroskopic krystals contained in plants. Americ. Naturalist.
1880, Nov. Pharm. Journ. and Transact. 1881, Januar. (Ref. S. 402.)
25. Hilburg, C. Ueber Turgescenzänderungen in den Zellen der Bewegungsgelenke.
Unters, a. d. Bot. Institut zu Tübingen I, 1881, S. 23. Bespr. Bot. Centralbl. IX,
S. 295. (Ref. S. 396.)
26. Höhne 1, F. R. v. Anatomische Untersuchungen über einige Secretionsorgane der
Pflanzen. Sitzungsber. d. Wiener Akademie, 1. Abtheilung Bd. 84, S. 565. Mit 6
Tafeln. (Ref. S. 401.)
27. Janczewski, E. Vergleichende Untersuchungen über die Siebröhren. Theil II— IV
Sitzungsber. d. Academ. d. Wissensch. z. Krakau. VIII, 1880, IX, 1881. Mit 7
Tafeln (Polnisch). Bespr. Botan. Centralbl. VIII, S. 296, IX, S. 15. (Ref. S. 405.)
28. Johow, F. Die Zellkerne von Chara foetida. Bot. Zeit. 1881, S. 713. Mit 1 Tafel.
(Ref. S. 395.)
29. Kienitz-Gerloff, F. Ueber Wachsthum und Zelltheilung und die Entwickelung des
Embryos von Isoetes lacustris. Bot. Zeit. 1881, S. 701. (Ref. S. 396.)
80. Klebs, G. Beiträge zur Keuntuiss niederer Algenformen. Botan. Zeitung 1881, S. 2.
Mit 2 Tafeln. (Ref. S. 389, 401.)
31. — Ueber Form und Wesen der pflanzlichen Protoplasmabewegung. Biolog. Centralbl.
I, 1881, S. 513. (Ref. S. 389.)
32. Klein, J. Die Krystalloide der Meeresalgen. Mit 1 Tafel. Pringsheim's Jahrbuch f.
wissensch. Botanik, XIII, 1881, S. 23. (Ref. S. 401.)
33. — Die Zellkernkrystalloide von Pinguicula und Utricularia. Mit 1 Taf. Ebenda S. 60.
(Ref. S. 401.)
34. Kny, L. Ueber den Einfluss äusserer Kräfte auf das Wachsthum von Pollenschläuchen
und Pilzmycelien. Sitzungsber. des botan. Vereins der Prov. Brandenburg, XXIII,
1881. Sitzung vom 12. Juni. (Ref. S. 396.)
35. Kraus, G. Ueber ein neues Vorkommen von Sphärokrystallen. Bericht über die
Sitzung der Naturf. Gesellsch. zu Halle 1881, S. 41. (Ref. S. 402.)
36. Lalewski, 0. Ueber Zellkerntheilungen in den Pollenmutterzellen einiger Liliaceen.
Kosmos, Organ der poln. Naturf. -Versammlung, 1881, S. 158 (Polnisch). Bespr.
Bot. Centralbl. VIII, S. 375. (Ref. S. 395.)
382 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — Morpholog. u. Physiolog. d. Zelle.
37. Lieopoli, G. Ricerche anatomiche e raicrochimiclie sulla Chamaerops humilis L. ed
altre Palme. Atti d. R. Accad. d. Scienc. fis. e. matem. di Napoli IX, 1881. Mit
1 Tafel. Bespr. Bot. Centralbl. X, S. 120. (Ref. S. 404.)
38. Loew, 0., und Bokorny, Th. Ein chemischer Unterschied zwischen lebendigem und
todtem Protoplasma. Pflüger's Archiv für Physiologie Band XXV, 1881, S. 150.
(Ref. S. 385, 388.)
39. — Referat über vorigen Aufsatz seitens des Verf. ergänzt durch Beschreibung weiterer
Beobachtungen. Biolog. Centralbl. I, 1881, S. 193. (Ref. S. 885, 388.)
40. — Ueber das Absterben pflanzlichen Plasmas unter verschiedenen Bedingungen. Pflüger's
Archiv f. Physiol. XXVI, 1881, S. 50. (Ref. S. 385, 388.)
41. — Die chemische Ursache des Lebens theoretisch und experimentell nachgewiesen.
Mit 1 Tafel. München 1881. (Ref. S. 385, 388.)
42. Mac Farlane, J. M. Note on the action of Aniline-dyes on vegetable forms. Trana-
actious botan, Society of Edinburgh, Juli 14, 1881. (Ref. S. 385.)
43. — The Structure and division of the vegetable cell. Ebenda XIV, 1881, p. 192 mit
2 Tafeln. (Ref. S, 391.)
44. Mellink. Over Eudosperm-verming by Adonis aestivalis L. Nederlandsch Kruidkund.
Archief. 2. Ser. III, 1881, S. 272 (Ref. S. 394.)
45. Meyer, A. Ueber die Structur der Stärkekörner. Botan. Zeit. 1881, S. 841. (Ref. S. 400.)
4G. Mikosch, C. Untersuchungen über die Entstehung und den Bau der Hoftüpfel,
Sitzuugsber. d. Wiener Academie, Bd. 84, 1881, I. Abth. S. 29, (Ref. S. 406.)
47. Molisch, H. Ueber die Ablagerungen von kohlensaurem Kalk im Stamme dikotyler
Holzgewächse. Mit 1 Tafel. Ebenda Bd. 84, S. 7. (Ref. S. 403.)
48. Nägeli, C, v. Das Wachsthum der Stärkekörner durch Intussusception. Sitzungsber.
d. Münchener Akad, 1881, S. 391. Botan, Zeit. 1881, S. 633, (Ref. S. 399.)
49. Niggl, M. Das Indol als Reagenz auf verholzte Membranen, Flora 1881, S. 545,
(Ref, S. 386,)
50. — Ueber die Verholzung der Pflanzenmenibran, Jahresber. d. Gesellsch, PoUichia
1881, S, 24. (Ref. S. 386.)
51. Olivier. Note sur le Systeme tegumentaires des racines chez les Phanerogames,
Bullet, d. 1. soc, botan, d. France, Bd. XXVII, 1880, S. 234. Bespr. Bot. Centr. VI,
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52. — Recherches sur l'appareil tegumentaire des racines. Annal, d, scienc. nat. Botan,
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53. Pacini, T, Di alcuni mothodi di preparazione e conservazione degli elementi micro-
skopici dei dessuti animali e vegetali, Giornale internaz. delle scienze mediche
Nuova seria II, Napoli. Roma 1880. (Nicht zugänglich.)
54. Penzig, 0. Zur Verbreitung der Cystolithen im Pflanzenreiche. Mit 3 Taf. Botan.
Centralbl. VII, 1881, S. 393. (Ref. S. 408.)
55. Poulsen, A. Botanische Microchemie, Anleitung zu phytohistologischen Unter-
suchungen. Uebersetzt von C. Müller. Cassel 1881. Bespr. Bot. Centr, VI, S. 67,
(Ref. S. 384.)
56. — Microchimica vegetalc, Tradutta sul testo danese da A, Poli, Toriuo 1881, (Nicht
zugänglich.)
57. Pfeff«r, W, Pflanzenphysiologie. 2 Bände. Tübingen 1881. (Ref. S, 389.)
58. P fitzner, W. Ueber den feineren Bau der bei der Zelltheilung auftretenden faden-
förmigen Differenzirungen des Zellkerns. Morpholog. Jahrbuch herausgegeben von
Gegeubaur 1881, Bd. VII, S. 289. (Ref. S. 384, 393.)
59. Prillieux, E, Hypertrophie et multiplication des noyaux dans les cellules hyper-
trophiöes des plantes, Compt, rendus XCII, 1881, S. 147. Vgl. Botan, Zeit, 1881,
S. 340. (Ref. S, 396.)
60. Pringsheim, N. Ueber Lichtwirkuug und Chlorophyllfunction in der Pflanze, Prings-
heim's Jahrbücher XII, S, 288, mit 16 Tafeln, (Ref, S, 385, 389, 390.)
Verzoichniss der besprochenen Arbeiten, 333
61. Pringshcim, N. Ueber die primären Wirkungen des Lichtes auf die Vegetation.
Monatber. d. Berlin. Akad. 1881, S. 504 mit 3 Tafeln. (Ref. S. 389, 390.)
62. Reinke, J. und Rodewald, H. Studien über das Protoplasma. I — III. Unter-
suchungen aus d. botan. Laboratorium d. Univ. Göttingon. II, 1881. (Ref. S. 387.)
63. Richter, C. Beiträge zur genaueren Kenntniss der chemischen Beschaffenheit der Zell-
membran bei den Pilzen. Sitzuugsber. d. Wiener Akademie LXXXIII, 1881, 1. Abth.,
S. 102 (Vorl. Mittheil.) und ebenda Bd. 82, 1881, S. 494 (ausführlich). (Ref. S. 405.)
64. Rossi. L' azioue dell' acido osmico sulle cellule vegetali. Memor. d. Acad. dell. scienc.
dell' Istituto di Bologna, Ser. IV, T. 1, 1880, Fase. 4. (Ref. S. 385.)
65. Rostafinski, J. Ueber den rothea Farbstoff einiger Chlorophyceen, sein sonstiges
Vorkommen und seine Verwandtschaft zum Chlorophyll. Botan. Zeit. 1881, S, 461.
(Ref. S. 401.)
66. Russow, E. Ueber das Verhalten der Callusplatten der Siebröhren gegen Anilinblau
und über die Verbreitung der Callusplatten bei den Gefässpflanzen. Neue Dörpt'sche
Zeitung 1881. (Ref. S. 386, 406.)
67. — Ueber die Entstehung des Hoftüpfels, der Membi'an der Holzzelleu und des Jahres-
rings bei den Abietineen, in erster Linie bei Pinus silvestris L. Ebenda. (Ref. S. 407.)
68. — Ueber die Verbreitung der Callusplatten bei den Gefässpflanzen. Ebenda, (Ref.
S. 386, 406.)
69. Schaarschmidt, Ig, Ueber die Theilung von Closteriura intermedium Ralfs. Magyar
Növenytani Lapok 1881, No. 49. (Ref. S. 404.)
70. -- Zur Morphologie des Chlorophylls und des pflanzlichen Zellkerns. Klausenburg
1881. Bespr. Botan. Centralbl. Bd. VII, S. 263. (Ref. S, 398,)
71. Schimper, A. F, W. Sur l'origine des grains d'amidon. Annal. d. scienc. natur.
Botan., 6. Serie, Vol. XI, p. 256. (Uebersetzung.)
72. — Untersuchungen über das Wachsthum der Stärkekörner, Botan, Zeit. 1881, S, 185,
(Ref, S. 398.)
73. — Recherches sur l'accroissement de grains d'amidon. Ebenda p. 265. (Uebersetzung.)
74. — Researches on the development of starch- grains. Quart, mikrosk, Journal, New
Ser. XXI, 1881, p. 291, (Uebersetzung.)
75. Schneider, A. Ueber Befruchtung. Zoologischer Anzeiger 1880, S, 252, (Ref. S. 384.)
76. Schwarz, F. Chemisch -botanische Studien über die in den Flechten vorkommenden
Flechtensäuren. Cohn's Beiträge zur Biologie der Pflanzen III, 1881, S. 249. (Ref.
S, 404.)
77. Soltwedel, F. Freie Zellbildung im Embryosack der Angiospermen mit besonderer
Berücksichtigung der hiebei stattfindenden Vorgänge der Kerntheilung. Jenaische
Zeitschr. f, Naturwiss. XV, 1881, S. 341. (Ref. S. 393.)
78. Strasburger, E. Ueber ringförmige Zelltheilung. Sitzungsber, d. Jenaischen Ges.
f. Naturkunde 1880, S. 31. (Ref, S. 396.)
79. Szabo, F. Ueber die Gummigänge von Canna und Carludovica. Abhandl. der uugar.
Akad. d. Wissensch, XI, 1881, No, 10, Mit 1 Tafel (Ungarisch.) Bespr, Botan.
Centralbl, VII, S. 139, (Ref. S, 402.)
80. Tangl, E, Die Kern- und Zelltheiluugen bei der Bildung des Pollens von Hemero-
callis fulva, Vorlauf. Mittheil. Sitzungsber, d. Wien. Akad. Bd. 83, 1881, l.Abth,,
S, 236. (Ref, S. 394.)
81. Tomascheck, A. Das Bewegungsvermögen der PoUenschläuchc und Pollenpflänzchen.
Sitzungsber. d. Wien. Akad. Bd. 84, S. 612, mit 1 Tafel. (Ref. S. 396.)
82. Trecul. De l'existence de grande cellules spiralees repandues dans le parenchyme
des feuilles de certains Crinum. Comptes rendus XCII, 1881, p, 320, Vgl, Botan.
Zeit. 1881, S, 375. (Ref. S. 408.)
83. — Cellules spiralees de tres-grandc longueur. Ebenda S. 494, (Ref, S. 408.)
84. Treub, M. Recherches sur les Cycadees. Annal. d. scienc. natur. Bot. 6 Serie.
Vol. XII, p. 212. (Ref. S. 395.)
384 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — Morpholog. u. Physiolog. d. Zelle.
85. Vesque, M. J. Sur quelques formations cellulaires localcs. Annales d. scienc. natur.
Botanique. 6 Ser. Vol. XI, p. 181. Mit 1 Tafel. (Ref. S. 408.)
86. De Vries, H. Ueber die Bedeutung der Kalkablagerungen in den Pflanzen. Land-
wirthsch. Jahrbücher. Bd. X, 1881, S. 53. (Ref. S. 403.)
87. Warming, E. Kiselsyredannelser hos Podostemonaceae. Videnskab. Meddelels. for d.
uaturh. Forening i Kjöbenhavn 1881. (Ref. S. 403.)
88. — Familien Podostemaceae. Forste Afhandling. Vegetationsorganerne hos Podostemon
Ceratophyllum Mchx., Muiopsis Weddelliana Tul. og Mn. Glazioviana Warm. Med
6 Tavler. Videnskab. Selskaps Skrip. 6 Raekke II. 1. Kjöbenhavn 1881. (Ref.
S. 403.)
89. Westermaier, M. Ueber die Wachsthumsintensität der Scheitelzelle und der jüngsten
Segmente. Pringsheim's Jahrbuch, f. wissensch. Botan. XII, 1881. (Ref. S. 396.)
90. Wiesner, S. Ueber das Wachsthum der pflanzlichen Zellmembran. Verhandl. d. zoolog.
botan. Gesellsch. in Wien XXX, 1881, S. 49. (Ref. S. 404.)
91. Wortmann, J. Ein Beitrag zur Biologie der Mucorineen. Botan. Zeit. 1881, S. 368,
(Ref. S. 397.)
92. Zacharias, E. Ueber die chemische Beschaffenheit des Zellkerns. Botan. Zeit. 1881,
S, 169. (Ref. S. 387.)
93. — Ueber die Spermatozoidien. Botan. Zeit. 1881, S. 827. (Ref. S. 387.)
I. Untersuchungsmethoden.
1. Foulsen. Mikrochemie. (No. 55.)
2. Mikrochimica vegetale. (No. 56.)
Vgl. Jahresbericht 1880, S. 5. Das kleine Buch ist recht zweckmässig, nur die
Kernfärbungsmethoden hätten wohl ausführlicher dargestellt werden sollen.
3. Flemming. Kernfärbungsverfahren. (No. 16.)
4. Flemming. Anilinfärbungen. (No. 17.)
Da das von Baumanu 1875 empfohlene, in etwas anderer Weise schon 1869 von
Böttcher angewandte Kernfärbungsverfahren Flemming besonders gute Dienste leistete,
beschreibt es der letztere genauer. Es besteht im wesentlichen im üeberfärben mit Saffranin,
Solidgrün oder Magdala in verdünnter alkoholischer oder mit Dahlia in wässriger oder
essigsaurer Lösung, Ausziehen des überschüssigen Farbstoffs mit Alkohol, Aufhellung mit
Nelkenöl und Einschluss in Dammarlack, in welchem sich die Objecto, an welchen bei gut
gelungenen Präparaten nur die Kerngerüste intensiv gefärbt sind, unverändert halten. Die
Tödtung findet am besten durch 0.1—0.5 "/q Chromsäurelösung oder Pikrinsäure statt und
ist die Säure vor dem Färbungsverfahren rein auszuwaschen. Das letztere eignet sich
übrigens nur für Schnitte oder wenigstens dünne Scheiben, nicht für grössere Stücke. Wegen
zahlreicher Einzelnheiten ist das Original zu vergleichen.
5. Flemming. Beiträge 111. (No. 18.)
6. Schneider. Ueber Befruchtung. (No. 75.)
Für Kernfärbung an lebenden, zarten Objecten unter Deckglas wird empfohlen,
entweder zuerst Lösungen von Saffranin u. s. w. unter das Deckglas treten zu lassen und
dann, nachdem die Objecto sich sehr dunkel gefärbt haben, noch 1 % Essigsäure zuzugeben
oder aber dir6ct Schneider's Essigearmin mit einem Filtrirpapierstückchen durchzusaugen.
Letzteres wird dargestellt durch Eintragen von Carmin in 45 % kochende Essigsäure, so
lange sich noch etwas löst, und Filtriren. Schneider erhielt auch durch längeres Einlegen
von Schnitten in eine mit 99 7o Wasser verdünnte derartige Lösung gute Resultate.
7. Errera. Nigrosinfärbung (No. 15.)
empfiehlt das Nigrosin als eine Substanz, welche nur die Kerne lebhaft färbt. Die
Präparate können in Glycerin oder Dammarlack eingeschlossen werden und hält sie Verf.
für gleichwerthig mit den besten bisher erlangten Färbungspräparaten.
8. ' Pfitzner. Karyokinese (No. 58.)
empfiehlt bei Untersuchungen über Kerntheilung farbige Flüssigkeiten so ein-
Uütersuchungsmethoden. 385
zuschalten, ilass das Gesichtsfeld die Complemeutärfarbe des Objects zeigt: die Dicke der
Flüssigkeitsschicht ist so zu wählen, dass sie nur die etwaige Mitfärbuiig des Protoplasmas
massig übcrcompensirt. Besonders brauchbar erwies sich dabei Seibert's Mikroskopirlampe.
9. Mac Farlane. Anilinfärbangen. (No. 42 )
Zur Färbung des Zellinhalts werden Heliocin, Naphthalin (?) und Eosin empfohlen,
ersteres soll bei Spiroc/yra-Farhen, die mit 1 "/o Chromsäure getödtet worden sind, schöne
Präparate geben. Eine 1/4% Chromsäurelösung mit 1/2000 Heliocin lässt die Fäden des
Kerngerüstes sehr deutlich hervortreten und erwies sich auch bei der Untersuchung der
Theilung von Sj^irogyra sehr brauchbar. Der Inhalt der Milchsaftgefässe hält Saffranin-
färbung fest, während dieselbe aus dem umgebenden Parenchym durch Alkohol entfernt
wird. Rosanilin und Jodgrün oder noch besser Saffranin und Emeraldin geben Doppel-
färbuugen an Stammquerschnitten.
10. Rossi. Osmiamsäare (No. 65.)
untersuchte die Einwirkung von Osmiumsäure, von welcher er glaubt, sie sei auf
pflanzliche Gewebe noch nicht angewandt worden, bei Geweben vou Iradescantia. Seine
Ergebnisse enthalten nichts Neues.
11. Bütschli. Verbesserte Parafflneinbettung (No. 7.)
beschreibt ein besonders für zarte Objecte, also auch wohl für pflanzliche Zell-
theilungsuntersuchungen geeignetes Einbettungsverfahren. Die mit absolutem Alkohol voll-
kommen entwässerten Objecte werden einige Zeit in Chloroform, dann in eine lauwarme
Lösung von Paraffin in Chloroform gebracht, welche so concentrirt ist, dass sie bei mittlerer
Temperatur fest, bei 30 — 49^C. flüssig ist. Schon nach V2— 1 Stunde ist das Object
gewöhnlich ganz von der Lösung durchdrungen — es wird dann mit einem kleinen Theil
der letzteren in ein Uhrglas gebracht und darf die Verdunstung des Chloroforms nur bei
sehr massiger Temperatur (40—50") erfolgen. Grössere Objecte kann man auch direct in
geschmolzenes Paraffin übertragen.
12. Loew und Bokorny. Gerbstoff- und Glycosereaction. (No. 41.)
13. Dieselben. Schwärzung von lebendem Plasma durch Silbersalze (No. 38—41.)
empfehlen zur Nachweisung von Gerbstoff in Algen u. s. w. 1—2 "/o Eisenvitriol-
lösung, in welcher dieselben nach 1 bis 2 Tagen intensive Blaufärbung zeigen. An getödteten
Zellen, wo der Gerbstoff sich mit den Eiweissstoffen der Zelle verbunden hat, tritt die
Reaction erst ein, wenn die Zellen V4— V2 Stunde in 0,1% Kahlösung gelegen haben und
dann abgewaschen sind. Mit der Silberlösung A. (vgl. No. 26) geben schon sehr geringe
Gerbstoflmengen eine gelbe bis braune Färbung, ähnlich wirkt aber auch Glycose. Letztere
fanden die Verf. hauptsächlich im Zellsaft, Gerbstoff aber nur im Plasma der Algen. Rohr-
zucker giebt nur bei längerer Einwirkung eine schwache Gelbfärbung. Neutrale 1 %
Lösung von Goldchlorid und Silbernitrat vermag nur Gerbstoff zu reduciren. Ueber die
Schwärzung des lebenden Plasmas durch alkalische Silberlösuugen vgl. Ref. No. 26.
14. Engelmann. Reagenz auf freien Sauerstoff. (No. 15.)
Die gewöhnlichen Fäulnissbacterien (JB. termo Cohn) zeigen die kleinsten Mengen
freien Sauerstoff dadurch an, dass sie sich lebhaft bewegen, während sie ohjie Sauerstoff
unbeweglich sind. Sie sammeln sich dabei um Sauerstoff abgebende Gebilde z. B. beleuchtete
chlorophyllhaltige Pflanzentheile au.
15. Pringsheim. Mikroskopische Photochemie (No. 60.)
giebt eine Abbildung eines besonders für die Untersuchung des Verhaltens der
Zellen im Focus einer Linse construirten Mikroskopstativs., bei welchem namentlich unter
dem auf- und abwärts beweglichen Objecttisch der nöthige Raum für Einschaltung farbiger
Lösungen u. s. w. gelassen ist. Das Stativ besitzt ferner die nöthigeu Einrichtungen, um
die Objecte in verschiedenen Gasarteu untersuchen zu können. Um übermässige Erwärmung
zu vermeiden, wurden mit Eis bedeckte metallene, nur in der Mitte eine kleine Glasplatte
einschliessende Objectträger benutzt, von denen noch metallene Arme in die Tropfen hinein-
ragen. Ob eine bestimmte Temperatur überschritten wurde, liess sich ausserdem noch dadurch
feststellen, dass in den Tropfen krystallinische Splitter von Azooxybenzol oder Menthen-
kampfer gebracht wurden — erstere Substanz schmilzt bei 35", letztere bei 45f' C. Sonnen-
Botanisclier Jahresbericht IX (1881) 1. Abth. 25
386 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — Morpholog. u. Physiolog. d. Zelle.
licht , das durch eine 5 — 6 mm dicke Schicht einer Lösung von Chlorkupfer oder schwefel-
saurem Kupferoxydammoniak von genau angegebener Concentration gegangen ist, erwärmt
auch bei langer Versuchsdauer ohne besondere Schutzmittel den Anfangs 20—25" warmen
Versuchstropfen nur auf 30— Sö^C.
16. Higley. Reagenz auf phosphorsaaren Kalk. (No. 24.)
Um Krystalle von phosphorsaurem Kalk von Kalkoxalatkrystallen zu unterscheiden,
bringt H. einen Tropfen Salzsäure auf die Krystalle, erwärmt gelinde und setzt eine geringe
Menge molybdänsaures Ammoniak zu — bei nochmaligem Erwärmen scheiden sich dann,
falls die Krystalle Phorsphorsäure enthielten, charakteristische gelbe, sternförmige, 4 - 6spitzige
Krystalle von molybdänphosphorsaurem Ammoniak aus.
17. Rqssow. Anilinblau u. s. w. als Reagenz für Callusplatten. (No. 67.)
Wenn man die Schnitte einige Minuten mit einer wässrigen Lösung von Anilinblau
behandelt, mit Wasser möglichst auswäscht und Glycerin zusetzt, so bleiben nur die Callus-
beläge der Siebplatten lebhaft und zwar himmelblau gefärbt, während sonst Zellwände mit
diesem Farbstoff indigoblau werden. Statt der wässrigen Lösung kann auch, namentlich bei
sehr saftreichen lebenden Geweben, eine alkoholische mit oder ohne ein wenig Salpetersäure
angewandt werden. Protoplasma und Zellkerne werden durch das Reagenz dunkel indigoblau,
die Plasmastränge, sog. Schleimstränge der Siebröhren violett: nach dem Auswaschen ver-
liert das Plasma rasch an Färbung, während die Kerne dieselbe intensiv festhalten. In
mehreren Korkzellen und in allen gerbstolFh altigen Zellen tritt eine durch das Glycerin
verschwindende lebhaft dunkelblaue Färbung auf; Stärkekörner und Stärkebildner von Phajus
Wallicliii wurden nicht tingirt. Bismarckbraun färbt die Callusmassen zwar ebenfalls stark,
doch bleibt hier die Färbung auch in den stark verholzten Zellmembranen bestehen. Wendet
man erst Bismarckbraun , dann Anilinblau an , so erhält man brauchbare , in Glycerin ein-
zuschliessende Dauerpräparate, au denen die schmutzigblau gefärbten Callusmassen sich sehr
scharf von den angrenzenden Membranen abheben. Anilinroth, -gelb, -grün und -orange
speichern die ersteren nicht auf; dagegen färbt sich der „Schleimstraug" mit Anilinroth
dauernd, ebenso die verholzte Zellmembran, so dass sich auch mit Anilinblau und -roth
Doppelfärbuugen erreichen lassen. Auch successive Anwendung von Chlorzinkjod und
Anilinblau gab gute Resultate. Mit Jodjodkalium und Schwefelsäure färben sich die Callus-
platten bald rothbraun, bald lösen sie sich ohne jede Tinction.
18. Niggl. Indol und Pyrrhol als Reagentien für verholzte Membranen. (No. 49, 50.)
Nachdem Baeyer gefunden hatte, dass Fichtenholz mit Salzsäure befeuchtet durch
die Dämpfe oder die Lösung von Indol kirschroth wird, bestätigte N. diese Reaction auch
an anderen Hölzern und verbesserte sie wegen der geringen Haltbarkeit der alkoholischen
Indollösung dahin, dass eine Lösung von Indol in warmem Wasser auf die Schnitte gebracht,
ein Deckglas aufgelegt und etwas verdünnte Schwefelsäure durchgesaugt wird. Die verholzten
Membranen wei'den dann prachtvoll kirschroth und hält sich die Färbung längere Zeit.
Der Ueberschuss von Indol und Säure muss vor dem Zusatz des Glycerins entfernt werden.
Entschieden cuticularisirte, verkorkte und reine Cellulosemembranen werden nicht gefärbt
(vgl. Ref. No. 88, 89). Das Plasma wird schwach rosenroth, der Zellkern undeutlich. Von
sonstigen Inhaltskörpern der Zelle wurden nur der Inhalt der Brennhaare von Urtica und
einige amorphe Massen im Holze von Düodendron roth gefärbt. Vorgängige Behandlung
mit Kalilauge unterstützt im Allgemeinen die Indolreaction, während Maceration mit chlor-
saurem Kali und Salpetersäure, diese allein oder Chromsäure die Färbung verhindert.
Das Pyrrhol (C4 H5 N) färbt ebenfalls die mit Säure befeuchteten vorholzten Mem-
branen und zwar purpurroth, jedoch ist die Lösung dieser Substanz wenig haltbar und geht
die Färbung bald in Schwarzbraun über.
19. Olivier. Membran-Reagentien (No. 52.)
empfiehlt zur Unterscheidung verholzter und verkorkter oder cuticularisirter Mem-
branen Schnitte kurze Zeit in Salpetersäure zu kochen und nach dem Auswaschen Chlor-
zinkjod zuzusetzen die ersteren: werden dann blau, die letzteren beiden gelb. Das Chlor-
zinkjod stellt der Verf. durch Zusatz von Jodkalium zu einer wässrigen Chlorzinklösung
dar. Auf Schnitten, die in eine halb wässrige, halb alkoholische Fuchsinlösung gebracht
Allgemeines. Protoplasma. Zellkern. Zellbildung, 337
und darauf mit absolutem Alkohol ausgezogen werden, bleiben nur die verkorkten und
cuticularisirten Membranen gefärbt.
20. Gage. Dauerpräparate von Plasmodien (No. 19.)
21. Pacini. Präparations- und Conservationsmethoden (No. 58.)
waren dem Ref. nicht zugänglich.
2. Allgemeines. Protoplasma. Zellkern. Zelltheilung.
22. Reinke. Allgemeines über das Plasma. (No. C2.)
Der Verf. giebt eine historische Uebersicht der Entwickelung des Begriffs „Proto-
plasma". Er hält die Trennung des Protoplasmas und des Metaplasmas (Haustein) nicht
für durchführbar, und scbliesst auch das Enchylem in den Begriff des Protoplasmas ein.
Wegen der unzweifelhaften Contractilität des letzteren scheint R., ein rein flüssiger Aggregat-
zustand nicht möglich, es müsse vielmehr mindestens ein Theil der Substanz fest sein, was
mit der Verschiebbarkeit der Theilchen, wie sie die Contractilität fordert, vereinbar sei. Als
Träger der letzteren wird das»» Plastin betrachtet, aus welchem auch die beweglichen Cilien
und die von Frommann angegebenen Fibrillen im Innern des Protoplasmas bestehen, durch
deren Contractionen und Expansionen die Bewegungserscheinungen zu Stande kommen.
23. Reinke und Rodewald. Protoplasma von Äethalium saptium. (No. 62.)
Krukenbergs Angabe, dass das lebende Plasma von Äethalium deutlisch alkalisch
reagire, wird bestätigt. Aus den jungen Fruchtkörpern lässt sich eine trübe Flüssigkeit
(Enchylema) von 1.209 specifisches Gewicht abpressen, welche etwa '^j^ der ganzen Masse
beträgt. Verf. betrachten mit Hanstein dieselbe als die Ausfüllungsmasse der Hohlräume
eines festeren schwammartigen Gerüstes, welches die Flüssigkeit umhüllt und mit zahl-
reichen auastomosirenden Platten und Fäden durchsetzt. Für einen derartigen Bau spreche
auch der Umstand, dass es nicht gelingt durch eine kräftige Centrifuge Gerüstsubstanz und
Enchylem von einander zu trennen; auch bei einem ebenso behandelten wassei getränkten
Badeschwamm wird bei diesem Verfahren nur eine geringe Menge der Flüssigkeit abgegeben.
Im Enchylem wurden 7— 8 0/0 lösliche Eiweissstoffe nachgewiesen. Der Wassergehalt der
jungen Fruchtkörper bestimmt durch Trocknen bei 100" betrug 71.6 °/o, bei 110'^ gab die
Masse noch weitere 4.71 % Wasser ab. lieber die analytischen Ergebnisse der Unter-
suchung des trockenen Plasmas vgl. den Abschnitt über chemische Physiologie.
24. Zacharias. Chemische Beschaffenheit des Zellkerns. (No. 92.)
Nach Besprechung der aus thierischen Kernen gewonnene Nucleine und ihrer makro-
chemischenReactionen zeigt Z., dass mit Hülfe dieser letzteren die Nucleine auch mikrochemisch
erkannt werden können. Es wird dabei namentlich die Widerstandskraft derselben gegen die
auflösende Wirkung künstlichen Magensaftes, ihre Löslichkeit in concentrirter Salzsäure und
in Lösungen von kohlensaurem und phosphorsaurem Natron benutzt. Versuche an ruhenden
Zellen von Tradescantia vircjinica, Ranunculus Lingua^ an sich theilenden Kernen von
Tr. vircjinica, Helleborus foetidus, Hyacinthus lehrten, dass die färbbaren Bestaudtheile des
Kerns, die Kernplatteuelemente Strasburgers die Reactionen der Nucleine zeigen, während
die achromatischen Fasern nicht daraus bestehen.
25. Zacharias. üeber die Spermatozoidien. (No. 98.)
Von den Spermatozoidien von Characeen und Moosen lösen sich in Pepsinlösungen
nur die Cilien, das Schraubenband bleibt fast unverändert (Ohara, NitellaJ, oder zeigt
Quellung und spätere Contraction zu einem stark lichtbrechenden Stäbchen {Fegatella,
Lunnlaria). Kochsalzlösungen wirken nach vorheriger Aufquellung lösend, während die
Cilien lange deutlich sichtbar bleiben. Concentrirte Salzsäure löst, mit Ausnahme der
schrumpfenden Cilien, fast alles, dagegen sind die Schraubeubänder der Spermatozoidien von
Farmen und Marsilea viel resistenter gegen Lösungsmittel, sie sind weder löslich noch
quellbar in 10"/^ Kochsalzlösung, Pepsinlösung und concentrirter Salzsäure; die Cilien werden
von Pepsin gelöst, nicht von 10 7o Kochsalzlösung. Bei Nitella und Ohara wurde gefunden,
dass das Schraubenband aus der verdichteten peripherischen Schicht des Zellkerns hervorgeht,
und aus Nuclein besteht, während die Cilien aus dem Zellplasma sich bilden,
25*
388 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — Morpholog. u. Physiolog. d. Zelle.
26. Loew und Bokorny. Verhalten des Plasmas zu Silberlösungen u. s. w. (No. 38—41.)
Wenn man Spirogyra in der Kälte mehrere Stunden, bei 30*^ kürzere Zeit in einer
grösseren Menge (V2— 1 Liter) sehr verdünnter alkalischer Silberlösung liegen lässt, so wird
im lebenden Protoplasma Silber reducirt, wodurch ersteres sich schwärzt. Die Verf. benutzten
1) eine Lösung A, welche hergestellt wird, indem man 13 cc Kalilösung von 1.333 specitischem
Gewicht mit 10 cc Ammoniaklösung von 0.960 specifischem Gewicht mischt und auf 100 cc
verdünnt, worauf 1 cc dieses Gemisches mit 1 cc 1% Silbernitratlösung versetzt und auf
1 Liter verdünnt wird; 2) eine Lösung B, bestehend aus 1 Liter einer Lösung von Viooooo
Silberuitrat und 5 cc Kalkwasser. Bei Anwendung der ersteren Lösung (A) werden die am
meisten resistenten, auch nach längerer Berührung mit der Silberlösung nicht völlig abge-
storbener Zellen ganz schwarz, in minder gefärbten sind wenigstens die Chlorophyll-
bänder frei von Metallabscheidung, in anderen Zellen sind ausser den Enden nur einige
Punkte oder Flecken schwarz geworden, während bei den am frühsten abgestorbenen Zellen
die Färbung noch geringer sein kann. Wo sehr wenig Silber reducirt ist, kann dasselbe im
durchfallenden Licht auch orange, rothbraun, violett und grau erscheinen. Vorher getödtete
Zellen vermögen kein Silber abzuscheiden, wesshalb die Verf. ilire Methode als ein Reagenz
auf das Leben bezeichnen. Lösungen von ^/jooo oder Vi 00 Silberuitratgehalt wirken, weil
sie rascher die Zellen tödten, schwächer als die oben beschriebenen äusserst verdünnten
Flüssigkeiten, woraus die Verf. schlössen, dass die Reduction nicht auf einen gelösten oder
überhaupt vom Leben der Zelle unabhängigen Stoff zurückgeführt werden kann. Wo nur
einzelne Stellen des Plasmaschlauchs geschwärzt sind, nehmen die Verf. an, dass die übrigen,
farblos gebliebeneu früher abstarben. Bei Anwendung der Lösung B tritt die Reaction
gleichmässiger in der ganzen Zelle ein und erscheinen häufig die Chlorophyllbänder tiefer
schwarz als der Plasmaschlauch. Um mit Zellkernen (von Traäescantia) eine Reduction zu
erzielen, wurde 1 Liter Vsoooi Silbernitrat enthaltenden Wassers mit 1 cc 1% Ammoniak-
lösung und 5 cc Kalkwasser versetzt. Wenn man einen Liter einer Lösung von Vi 000000 Silber-
nitrat auf nur wenige S2nro(iyra-Ze\lea 12 Stunden wirken lässt, so erhält man immer noch
Schwärzung und selbst Lösungen mit Vi 000000 Silbergehalt geben noch eine schwache Reaction.
Sonst reagirten sehr deutlich mit Lösung A Zygnema cruciatum, Vaucheria, Clado-
phora, ferner Blattstielhaare von AlsopMla aiistralis, weniger gut Staubfadenhaare von
Traäescantia, Kelchhaare von Primula, Äjuga u. s. w., Pollenkörner von Bammculus und
Tulipa, Sporen von Gymnogramme. Keimlingswurzeln von Heliantlms wurden geschwärzt,
nicht dagegen solche von Zea und Pisum, auch gelang die Reaction an den Schnittflächen
von Salix-, Cornus- und S^/rm^a- Zweigen und an Blättern von Vallisneria. Sphaeroplea-
fäden zeigten keine Schwärzung, sondern wurden beim Einbringen in die Lösung desorganisirt,
ebenso blieb die Reaction aus bei den Copulationsfortsätzen von Spirogyra, sobald die
letzteren paarweise verbunden waren, einzeln gebliebene Fortsätze zeigten starke Schwärzung.
Auffallend ist dabei die von den Verf. mit Osmiumsäure erwiesene Thatsache, dass der
Fettgehalt vor der Copulation zunimmt und dann bei den in Verbindung getretenen Zellen
fast verschwindet, während doch die Zygosporen wieder viel Fett enthalten. Die Verf.
schliessen aus dem Verhalten der copulirenden Spirogyra , dass durch fein eingelagertes
Fett die Resistenz des Plasmas gegen die Silberlösung erhöht und dadurch die Schwärzung
vor dem Absterben der Zelle ermöglicht wird. Es stimmt damit überein, dass Sphäroplea
äusserst fettarm ist. Keine Reduction zeigten ferner Oedogonium, Oscillaria, Batrachosper-
mum, Nostoc und verschiedene Bacillarieen; vielfach mag hier die Schleimhülle der Algen das
Eindringen des Reagenz verhindert haben. Auch mit Pilzen Hess sich nur ausnahmsweise
eine Reduction erreichen.
Mit dem Satz, dass nur lebendes Plasma die Fähigkeit der Reduction haben soll,
ist nicht ganz vereinbar die Angabe der Verf., dass auch Spirogyiiea-Fäden, deren
Plasmaschlauch klumpig zusammengefallen war, oder die 12 Stunden über Schwefelsäure
getrocknet waren, noch stellenweise Silber abschieden. Nicht mehr geschah letzteres an
Spirogyra, die auf CO" erwärmt, oder durch Aetherdunst, absoluten Alkohol, Säuren, 10%
Ammoniaklösung, 1 ^/^ Carbollösung u. s. w. getödtet waren. Gegen schwache Alkalilösungen,
Metallgifte und Alkaloide zeigten die Zellen grosse Widerstandsfähigkeit.
Allgemeines. Protoplasma. Zellkern. Zellbildung. 389
Analoge .aber minder deutliche Reactionen wurden auch mit alkalischen Platina-,
Quecksilber- und Goldlösuugen erhalten.
27. Klebs. Plasmastäbchen von Phylloblum and Scotlnosphaera. (No. 30.)
In den kleinen Dauerzellen von Pli. dimorphum sondert sich, wenn dieselben iu
Wasser gelegt werden, nach 24 Stunden das grüne Protoplasma in zarte, kurz cylindrische
oder schwach keilförmige, radial gerichtete Stäbchen : vor der Zoosporenbilduug verschwindet
diese Souderung wieder. Ebensolche Stäbchen kommen, nur grösser und breiter, bei Scotino-
sphacra paradoxa vor. Vor der Zoosporenbildung werden hier die Stäbchen dunkelblaugrün,
sie rücken einander näher und verschmelzen unter Contraction, wo sie sich berühren. Diese
Verschmelzungen gehen dann immer weiter, bis eine einzige dunkelblaugrüne Kugel gebildet
ist, die sich darauf wiederholt durch Einschnürung theilt. Bei Chlor ochytrium Lemnae
bildet das grüne Protoplasma ein eigeuthümliches Netzwerk.
28. Pfefifer. Plasmabewegung. (No. 57. II. Theil, S. 359.)
29. Klebs. Plasmabewegung. (No. 31.)
Zusammenfassende Darstellungen der Bewegungserscheinungen des Protoplasmas.
30. Russow. Plasmabewegung im Coniferenholz. (No. G8.)
Im Holz von Pinus silvestris Hess sich im August au Radialschnitten, die in
Wasser lagen, in 70 Trachei'den, vom Cambium an gerechnet, schöne rotirende Plasma-
bewegung wahrnehmen; noch lebhafter war dieselbe in den Markstrahlzellen, wo sie Ueber-
gänge zur Circulation zeigte und nach 36 Stunden noch nicht erloschen war. In den Jung-
bastzellen war Bewegung bis zum Auftreten der Callusplatten nachzuweisen, auch fehlte
dieselbe nicht in den Bastparenchymzellen und in den Parenchymzellen, welche die Harz-
gänge des Holzes umgeben. Mitte September, wo die zellbildeude Thätigkeit des Cambiums
aufgehört hatte, zeigten nur noch die Markstrahlzellen Bewegung. Aehnliche Erscheinungen
wurden auch an Äbies excelsa, Popidus tremula, P. nigra und P. laurifolia beobachtet.
31. Baillon. Plasmabewegung bei Ficoiden. (No. 5.)
Namentlich die Haare am Grunde der Staubfäden seien schöne Objecto für Beob-
achtung der Circulationsströmung: man sehe deutlich, dass die Mikrosomen innerhalb
geschlossener Plasmaschläuche fortgetrieben werden. Ebenso sei die Entstehung von Pseudo-
podien aus dem Wandbeleg leicht zu zeigen.
32. Dehnecke. Einfluss der Präparation auf die Plasmabewegung. (No. 10.)
In mittelalten Zellen der die Bastbündel äusserlich begleitenden stärkereichen Zell-
schicht liegt bei Impatiens der Zellkern und das meiste Chlorophyll auf der nach unten
gekehrten Wand in einer grösseren Plasmaansammlung. Macht man Längsschnitte für die
mikroskopische Beobachtung, so sieht man zunächst gar keine Bewegung: nach 5— 10 Minuten
tritt solche ein, die Chloropbyllkörner und der Kern rücken auf die jetzt abwärts liegende
Wand der Zelle herüber, ausserdem ist nur feine Körnerströmung im Wandbeleg („Eigen-
bewegung des Plasmaschlauchs") vorhanden. Diese letztere Strömung betrachtete Verf. —
ohne weiteren Beweis — als die auch iu der unverletzten Pflanze vorhandene normale. Nach
wenigen Stunden, spätestens am folgenden Tage, bilden sich dann Plasmabänder in immer
grösserer Zahl aus, in denen lebhafte Circulationsströmung (abnorme Bewegung nach Dehnecke)
noch längere Zeit andauert. In den Bändern werden dabei die Chlorophyllkörper oft lang aus-
gezogen, wobei die Stärkeeinschlüsse frei werden können. Aehnliche Circulationsströmungen
zeigen aufthauende gefrorene Zellen.
33. Pringsheim. Plasma der Spirogyren. (No. 60.)
Die Plasmastränge, welche vom Centralplasma ausgehen, verlaufen nicht in die
wandständige Plasmaschicht, sondern setzen sich vielmehr an die Innenfläche der Chlorophyll-
bänder an und münden hier typisch und regelmässig in einen Amylumherd, in dessen Peri-
pherie sie als cylindrische Schläuche sich ausbreiten. Wo ein Plasmastrang mündet, ohne
dass ein Amylumherd vorhanden wäre, ist ein solcher in Bildung begriffen. Mit der Ver-
mehrung der Amylumherde durch Theilung geht eine Gabelspaltung der Plasmastränge
Hand in Hand, wo sie vorausgeht, entsteht ein neuer Amylumherd neben dem alten.
84. Fringsheim. Veränderungen des Plasmas durch Lichteinfluss. (No. 60.)
In sehr intensiv beleuchteten Sinrogyra-Fäden (vgl. Ref. No. 15) erlischt bei Gegenwart
390 Anatomie. Mori)liologie der Phauerogamen. — Morpholog. u. Physiolog. d. Zelle.
von Sauerstoff die Plasmaströmung, die vom Centralplasma ausgehenden Stränge contrahiren
sich und zerreissen; ein Theil ihrer Substanz tritt in das erstere über, welches zu einer
grossen, von einer deutlichen, meist doppelt contourirten Membran umgebenen Blase anschwillt.
In den Plasmasträugen treten dabei bestimmt begrenzte bläschenartige Bildungen auf, die der
Verf. Plasmaknoten nennt und die in der nicht insolirten Zelle nur spurenweise bemerkbar
sind. Sie bleiben nach dem Zerreissen der Stränge an der Peripherie der grossen centralen
Blase zurück. Der Zellkern wird oft körnig und nimmt eine röthliche Farbe an. Bei
minder kräftigen Zellen von Nitella wird die Bewegung an der sehr intensiv beleuchteten
Stelle sistirt und es sammelt sich an ihr das Plasma unregelmässig an, die Hautschicht löst
sich nach und nach ab und die Zelle stirbt, während kräftigere Zellen noch nach völliger
Entfärbung der vom Sonnenlicht getroffenen Chlorophyllköruer unbeschädigt fortleben
können. Bei rechtzeitiger Unterbrechung des Versuchs fallen oft halb oder nahezu ganz
entfärbte Chlorophyllkörner aus der Hautschicht heraus und gerathen in die Plasmaströmuug,
in der sie dann circuliren, ohne sich weiter zu verändern. Die vom Licht getroffene Stelle
des Plasmaschlauchs erscheint endlich völlig nackt und können derartige Zellen noch Monate
lang weiter leben. Bisweilen entstehen auch in der Nitella-ZeWe zwei durch die belichtete
Stelle getrennte, in sich geschlossene Kreisströmungen, Bei den Staubfädenhaaren von
Traclescantia tritt die Lichtstarre, d. h. die Sistirung der Plasmaströmung schon vor der
Zerstörung des gelösten blauen Farbstoffs ein; wenn dieser violett wird, ist das Plasma
schon getödtet. Die Fäden reissen dabei vielfach durch und werden starr. Im blauen,
grünen und gelben Sonnenbild treten diese Veränderungen langsamer ein; in dem rothen
Sonnenbild, welches entsteht, wenn als absorbirendes Medium eine Lösung von Jod in Schwefel-
kohlenstoff gewählt wird, bleibt sie vielfach ganz aus, obwohl die Wärmewirkung hier eine
besonders intensive ist. Jedoch sterben die sehr empfindlichen Zellen von Mesocarpiis
Scolaris auch im rothen Sonnenbilde in 2—3 Minuten ab, ohne dass der Chlorophyllfarbstoff
derselben leidet. In Wasserstoff, einem Gemenge von Wasserstoff und Kohlensäure u. s. w.
können Spirogyra- und Nitella -Zellen 20 Minuten lang dem intensiven Licht jeder Farbe
ausgesetzt werden, ohne ihre normale Beschaffenheit und die Fähigkeit zu wochenlangem
Weiterleben einzubüssen.
Der Turgor der intensiv beleuchteten Zellen verschwindet; es geht dies aus der
Wölbung der Scheidewände zwischen insolirten und nicht insolirten Zellen mit Sicherheit
hervor. Man darf also wohl annehmen, dass der Plasmaschlauch unter diesem Einfluss
durchlässiger wird : derselbe lässt auch nach der Insolation eine wässrige Lösung von Anilinblau
zu den sich nun lebhaft bläuenden entfärbten Chlorophyllbändern hindurchtreten. Auch
gelingt an den entfärbten insolirten Zellen keine Plasmolyse mehr. Ferner ziehen sich bei
Nitella die grün gebliebenen Theile des Plasmaschlauchs beim Absterben von der Wand
zurück, nicht aber die entfärbten. In manchen Spirogyra-Zelleü lässt sich nach der Be-
lichtung eine Abnahme der im Plasma eingebetteten, mit Jod sich vorzugsweise braun
färbenden Körnchen constatiren.
Aus der Anhäufung des strömenden Plasmas an den intensiv beleuchteten Stellen
schliesst Pr. , dass das Protoplasma hier unwegsamer werde, und verbindet damit die Auf-
fassung, dass, wenn in anderen Fällen sich das Plasma an massig beleuchteten Stellen
ansammelt, dies wohl auch eher auf eine Verlangsamung der Bewegung, als auf eine speci-
fische Anziehung des Lichts für das strömende Plasma zurückzuführen sein möchte.
35. Pringsheim. Wärme- oDd Lichtwirkungen auf hautumhüllte Zellen und Schwärmsporen.
(No. 61.)
Die Temperatur, welche Zellen noch 10—15 Minuten zu ertragen vermögen, variirt
je nach der Pflanze von unter 40" bis 42° C. Der Wärmetod der Zelle ist unabhängig von
der Gegenwart von Sauerstoff, also kein Verbrennungsvorgang: er verändert die Färbung
der Chlorophyllkörper nicht, wenn die Temperatur nicht sehr hoch war. In letzterem Fall
werden aber die Chlorophyllkörner nicht farblos, sondern braun. Der Lichttod der Zellen
bei Gegenwart von Sauerstoff erfolgt durch die photochemische Wirkung auf das farblose
Plasma. Wenn man kurze Nitella-Zellen, die ganz im Sonnenbilde liegend auch im grünen
und blauen Licht in wenigen Minuten absterben, nur 1—1 Va Minuten dieser Insolation
Allgemeines. Protoplasma. Zellkern. Zellbilduug. 3()1
aussetzt, so bilden sich uuregelmässige Plasmaausammlungen in Folge von Störung der
Plasmabewegung, doch kehrt bei rechtzeitiger Unterbrechung der Insolation die Bewegung
wieder und die Zelle lässt kurz nach dem Versuch keine eiugreifeuden Veränderungen
erkennen. Nach einiger Zeit zeigt sich aber, dass die Unregelmässigkeiten der Bewegung
sich eher vermehrt als ausgeglichen haben und die Chlorophyllkörner in Unordnung gerathen
sind. Jedoch finden sich diese Veränderungen nur an der unteren, der Linse zugewendeten
Seite der Zelle, die obere ist unbeschädigt und kann sich die Zelle in diesem Zustand noch
lauge erhalten. Wenn bei kurzer Insolation längerer Zellen au den vom Lichte getroffenen
Stellen an den sonst nackten Stelleu einzelne Chlorophyllkörner übrig bleiben, so sind diese
später theilungsfähig, die Tochterköruer ordnen sich aber nicht mehr in regelmässige Rcilien.
Der Verf. betont besonders, dass das farblose Plasma nach der Gesammtheit seiner Versuche
die leuchtenden Strahlen des Lichts stark absorbirt, und dass hierauf die photochemische
Wirkung des Lichts auf die Pflanzen beruht.
Im Kohlensäurestrom hört die Plasmabewegung auf, sie kommt aber wieder in Gang,
wenn die Kohlensäure durch ein indifferentes Gas, z. B. durch Wasserstoff ersetzt wird.
Die Starre ist somit hier nicht auf Mangel an Sauerstoff zurückzuführen. Längere, aber
nicht bis zum Tode der Zelle gesteigerte Kohlensäureeinwirkung veranlasst die Bildung
eigenthümlicher isolirter rundlicher Plasmaballen, die vom strömenden Plasma fortbewegt
werden, ohne sich mit ihm zu vereinigen. Kohlensäurestarre und -tod treten im intensiven
Licht schneller ein als im Finstern; die Chlorophyllkörper werden dabei nicht verändert.
Eine in einem Gemisch von Wasserstoff und Kohlensäure längere Zeit insolirte Zelle bleibt,
wenn die Temperatur nicht zu hoch steigt, lebendig; nachher in eine Lösung von doppelt-
kohlensaurem Kalk gebracht, schlägt sie im Licht, nicht im Finstern krystallinischen kohlen-
sauren Kalk auf sich nieder, indem sie der Flüssigkeit Kohlensäure zur Assimilation
entzieht. Wo in dem genannten Gemenge schädliche Wirkungen ohne zu hohe Erwärmung
eintreten, ist Pr. geneigt, dieselben auf Sauerstoffbildung seitens der Pflanze zurückzuführen.
Den Einfluss, welchen das Licht auf die Plasmaströmungeu und die Bewegungen der Schwärm-
sporen ausübt, hält Pr. für verursacht durch die Intensitätsänderungeu der Gasabsorption
und Gasdiffussion durch das Licht. Speciell für die Schwärmsporen wird ausführlicher dar-
gelegt, dass eine continuirliche Bewegung in der Längsachse nur möglich ist, wenn diejenigen
Kräfte, welche an den zur Kotationsaxe symmetrisch gelegenen Flächeneleraenten wirksam
sind, gleich gross sind. Wenn dann die Resultirende an der einen, stärker beleuchteten
Hälfte eine andere ist, als an der anderen schwächer beleuchteten, so wird eine Bewegung
in der Richtung des einfallenden Strahls eintreten und hat die Schwärmspore dann gleich-
zeitig die für die erstere Bedingung nothweudige Lage. Sobald einseitige Beleuchtung in
nicht der Sporenaxe paralleler Richtung eintritt, muss die Zoospore, da nun die gleichmässige
Vertheilung der wirkenden Kräfte aufhört, eine Wendung machen und kommt erst wieder
in constante Bahn, wenn, nach Einstellung der Axe parallel den Lichtstrahlen, sämmtliche
symmetrisch gelegene Punkte der Oberfläche gleich stark vom Lichte getroffen werden.
S6. Macfarlane. Bau und TbeiluDg der Zellen. (Ko. 43.)
Im Nucleolus zahlreicher namentlich angeführter Pflanzen findet der Verf. einen
besonders nach Behandlung mit einer Lösung von ^4% Eosin in Methylalkohol deutlichen
Körper, den er Nucleolonucleus nennt. Bei der Zelltheiluug soll sich zuerst dieser letztere,
dann der Nucleolus durch Einschnürung theilen. Die weiteren Mittheilungen über Zell-
theilung bei Ornühogalum pyramidale, Scilla bifolia, Equisetum limosum enthalten wenig
Neues. Sehr ausführlich wird die Zelltheilung von Spirogyra nitida beschrieben : um 3 Uhr
Morgens gesammelte Spirogyra gab die besten Präparate. Die Theilung wird eingeleitet
durch Ansammlung von Plasma an den beiden den Zellenden zugekehrten Seiten des Zell-
kerns. Der Nucleolus soll dann diesen Anhäufungen gegenüber Ausstülpungen treiben,
gleichzeitig theilt sich nach dem Verf. der Nucleolonucleus. Der Nucleolus wächst dann
unter Annahme seiner früheren Gestalt erheblich. Dann soll die Substanz des Kerns z. Th.
an dessen Polen durch die Kernmembran hindurch austreten und die letztere sich auflösen.
Der Nucleolus, der immer noch in der Mitte liegt, wird durch Fäden mit den polaren An-
häufungen verbunden und so die „Kerntonne" gebildet. Nun erst theilt sich der Nucleolus,
392 Anatomie. Morphologie der Phanerogameii. — Morpholog. u. Physiolog. d. Zelle.
seine Hälften rücken aus einander und dringen unter Verlängerung der „Kerntonne" in die
polaren Massen ein, die nun Membran bilden und dadurch zu fertigen Tochterkernen werden.
Die Zellplatte wird innerhalb einer doppelten Körnchenschicht gebildet, die Wandbildung
schreitet von aussen nach innen fort.
37. Flemming. üeber Karyokinese und Kernbau. (No. 18.)
Der Verf. giebt Abbildungen der achromatischen Fadenspindel, wie sie vom Pol her
betrachtet erscheint. Er fand ferner an jedem Pol ein mattglänzendes, nicht färbbares
Körperchen, Die Umbiegungen der Fadenschleifen liegen vielfach deutlich in Berührung
mit je einem der achromatischen Fäden, an denen sie wohl auch später entlang gleiten.
Die Zahl der Fadenschleifen scheint bisweilen constant zu sein. Fl. hält es für möglich,
dass die eigentliche „Zwischensubstaiiz" des Kerns wirklich achromatisch ist und dass der
Farbenschimmer, den sie zeigen kann, nur von feineren Bälkchen des Gerüstes herrührt.
In der Kernwand findet Fl. vielfach abgeplattete intensiv gefärbte Portionen der chroma-
tischen Substanz des Kerns, zwischen welcher ziemlich gleichmässig vertheilte Lücken liegen.
Ob in diesen eine besondere achromatische Wandschicht vorhanden ist, lässt Fl. unentschieden.
Schliesslich möchte Ref. noch auf das in Taf. IV gegebene allgemeine Schema der Kern-
theilung aufmerksam machen.
38. Flemming. Eerntheilung im Wandbeleg des Embryosacks von Lilium und anderen
Pflanzen. (No. 18.)
Fl. gelang es, au Soltwedel'schen Präparaten von Lilium croceum nach neuer Kern-
färbung folgende Unterschiede gegenüber Strasburger's Abbildungen zu constatiren: 1. Es
sind viel mehr chromatische Fäden vorhanden; 2. dieselben sind überall gleich dick und
zeigen nicht die von Str. gezeichneten Anschwellungen und Zuspitzungen ; 3. die zusammen-
hängende Platte in der Aequatorialebene, die Str. zeichnet, ist nicht vorhanden; 4. Ver-
bindungen der Tochterportionen des Fadengerüstes durch schlanke Zuspitzung der Fäden,
wie es Str. vielfach darstellt, kommen nicht vor, ebensowenig kolbige Anschwellungen u. s. w.
Fl. schliesst daraus, dass Str. entweder stark entstellte und verzerrte Objecte untersucht,
oder aber seine Präparate wegen mangelhafter Kernfärbung und Beleuchtung missverstanden
habe. Fl. hält daran fest, dass die Kerntheilung in pflanzlichen Geweben sich dem von ihm
gegebenen Schema anschliesse, was freilich nicht anginge, wenn Str.'s Bilder richtig wären.
Im Allgemeinen hebt Fl. hervor, dass im letzteren Fall überhaupt eine einheitliche Auf-
fassung der Kerntheilungen unmöglich wäre, und hält sich zu starken Zweifeln gegenüber
Str. Abbildungen berechtigt, da derselbe sicher die Vorgänge bei Lilium croceum und
thierischen Eiern unrichtig wiedergegeben habe. Speciell wendet sich Fl. gegen die von
Str. angenommene „äquatoriale Spaltung der Kernplatte": im Gegentheil sei schon vorher
in der „Sternform" die Fadenmasse in Schleifen von gleicher Länge segmentirt, welche sich
in der Phase von Str. „Kernplatte" nur zu zwei Hälften umordnen: auch die von Str. an-
genommene Längsspaltung der Fäden im Aequatorialplattenstadium ist nach Fl. nicht haltbar,
da sie bereits in den Knäuelformen beginnt und während der Steruform andauert. Fl. hält
ferner daran fest, dass die Sternform, d. h. eine zu einem bestimmten Centrum radiale An-
ordnung der chromatischen Elemente von den Tochterkernen in allen bekannten Fällen
durchgemacht werde.
Schliesslich kritisirt der Verf. noch die 16 Sätze, in welchen Str. in der dritten
Auflage seiner „Zelltheilung" seine Ansichten zusammeugefasst hat. Er betont, dass in
mehreren dieser Sätze Str. seine frühere Auffassung verlassen und sich der P'lemming'schen
angeschlossen hat. Hinsichtlich des vierten Satzes, nach welchem die Spindelfasern aus ein-
dringendem Zellprotoplasma bestehen sollen, bemerkt Fl., dass er denselben nicht für bewiesen
halten könne, wenn auch Manches zu Gunsten dieser Hypothese spreche. In Betreff der
Sätze 2 und 3, nach welchen das Zellplasma die Veränderungen in den Zellkernen anregen
soll, ist Fl. der Ansicht, dass vor der Hand nur behauptet werden dürfe, was er schon
früher ausgesprochen, nämlich, dass die nächsten Ursachen, welche einen Kern zur Theilungs-
metamorphose veranlassen, nicht oder nicht allein in ihm selbst wirken, sondern zugleich
durch die ganze Substanz der Zelle hindurch thätig sind, in welcher er liegt, weiteres scheint
Fl. unbewiesen.
Allgemeines. Protoi)lasma. Zellkern. Zellbildung. 393
39. Pfltzner. Der feinere Bau der fadenförmigen Differenzirangen des Zellkerns. (No. 58.)
Verf. findet an Kernen der Salamanderlarveu die cbroraatischen Fäden aus einzelnen
sich nahezu berührenden „Chromatinkugeln" zusammengesetzt, welche meistens eine rosen-
krauzartige Reihe darstellen, nach der Längsspaltung der Fäden aber auch in zwei parallelen
Reihen vorkommen können. Die Erscheinung ist nur an wagrecht durch das Gesichtsfeld
verlaufenden Fadenstücken, die möglichst frei von anderen chromatisclicn Elementen liegen,
deutlich wahrzunehmen. Im Allgemeinen bestreitet Pf. das Vorhandensein einer besonderen
Kernmembran und die Tingirbarkeit des eigentlichen Kernsaftes. Die Nucleolen verschwinden
nach Pf. bei der Kerutheilung, ohne mit dem Kerugerüst in Verbindung getreten zu sein.
Der Verf. deutet endlich die Chromatinkugeln als Moleküle, deren Anziehung und Abstossung
die Form der Kerngerüste bedingen soll.
40. Blocbmann. Bemerkungen za vorigem Aufsatz. (No. 6.)
Der Verf. sucht nachzuweisen , dass Pfitzner's Deutung der Chromatinkugeln als
Moleküle unhaltbar, mit den Vorstellungen, welche Chemie und Physik über das Wesen
der Moleküle ergeben haben, unvereinbar sei, wobei namentlich das von Pf. angenommene
Wachsthum seiner „Moleküle** hervorgehoben wird. Ausserdem spricht Bl. den achromatischen
Fäden, welche Pf. für etwas ganz Nebensächliches erklärt, eine höhere Bedeutung zu, da
nur mit dieser Auffassung ihr regelmässiges Auftreten harmonire.
41. Soltwedel. Endospermbildung. (No. 77.)
Die an Alkoholniaterial ausgeführten Untersuchungen beziehen sich zunächst auf
einige Fälle mit Wandbildung nach jeder Kerutheilung (Lamium alhum, Veronica Bux-
baumii, Loasa tricolor, Scrophularia vernalis, Pediciäaris silvaticaj; die später leer
erscheinenden Theile des Embryosacks sind hier grosse Endospermzellen , die sich nicht
weiter theilen ; in den Aussackungen des Embryosacks fand S. vielfach mehrere freie Kerne,
wie sie auch in jenen grossen Zellen vorkommen. Was die Formen mit freier Zelltheilung
im Sinne Strasburger's betrifft, wo also die Wandbildung erst später erfolgt, so sah S. bei
Lysimackia Ephemerum und Lilium Martagon den secundären Embryosackkern in Theilung,
bei Eyacinthus cüiatus in Vorbereitung dazu, bei Leucojum aestivum die vier ersten Endo-
spermkerne in Theilung. In anatropen Samenknospen beginnen die weiteren Kerutheiluugen
meistens in der Gegend der Mikropyle, bei den atropen Samenknospen von Pohjgonum
Bistorta schritt die Theilung nach der Mikropyle hin, bei denen von Urtica pünlifera in
entgegengesetzter Richtung vor. Freie sphärische Zellen wurden im Embryosack nirgends
gefunden. Für die Darstellung der Kerntheilung im Einzelnen unterscheidet S. die primi-
tive Spindel, die einplattige Spindel (Strassburger's Kernspindel), die zweiplattige Spindel
nach „Theilung der Kernplatte" und die kernplatteulose Spindel nach Bildung der Tochter-
kerne an den beiden Polen. Die Abbildungen des Verf. entsprechen sehr den von Stras-
burger in analogen Fällen gegebenen. Bei Iris sibirica findet S. eine Kernplatte aus groben
Körnern, die sich in je zwei Theile sondern und an den Spindelfasern den Polen zuwandern,
wo sie zu homogenen Massen, den Tochterkernen, verschmelzen. Die Zellplatte besteht aus
deutlichen, mit Boraxcarmin nicht färbbaren Körnchen , die aber wieder verschwinden. In
den homogenen Kernen entstehen Vacuolen, wodurch eine Kernwand abgehoben und die
homogene Masse in zahlreiche durch Kernsaft getrennte Körner zerlegt wird. Nachdem
dann der Kern grösser geworden ist, verschmelzen die Körner zu Fäden, welche dann die
primitive, nur aus Chromatinfäden gebildete Spindel geben. Die Spindelfasern ti'eten nach
S. erst auf, wenn sich die Kernsubstanz im Aequator wieder zu Körnern gesammelt hat.
Dieser Fall würde somit, wenn er richtig beschrieben ist, von Flemming's Auffassung stark
abweichen. Auch bei Arten von Asparagiis , Euphorbia, Chelidonium , Eeseda, Viola und
Oxalis besteht nach S. die Kernplatte aus getrennten Körnchen, an welche die Spindel-
fasern ansetzen. Bei Leucojum aestivum soll die Kernplatte bald kurze Stäbchen, bald in
einander geschlängelte Fäden enthalten. Eng an einander gelagerte Stäbchen, deren Verlauf
nicht genau zu verfolgen ist und die sich später quertheilen, giebt S. auch bei Lilium
croceum an; ein Vergleich seiner Abbildungen mit den von Flemming an Soltwedel's eigenen
Präparaten von derselben Pflanze gewonnenen Bildern (Beiträge III, Taf, III, fig. 2 a.— g.),
welche in der „Kernplatte" die schönsten Schleifen zeigen, ruft aber starke Zweifel hervor,
394 Anatomie. Morphologie der Phauerogamen. — Morpholog. u. Physiolog. d. Zelle.
ob nicht sämmtliche Figuren Soltwedel's , wie es Fr. von denen Strasburger's behauptet,
nur ungenügend fixirte, mangelhaft gefärbte oder sonst nicht correcte Darstellungen sind.
Namentlich auffallend ist der Unterschied zwischen den feinen Fadennetzen der Tochterkerne,
wie sie Fl. zeichnet, und den „homogenen Körpern", welche S. auch hier nach der Theilung
aus den chromatischen Elementen entstehen lässt. Kernplatten aus langen Stäbchen fand
S. weiter noch bei Arten von Lilkim, Fritülaria und IJyacinthus, Mittelformen mit kurzen
Stäbchen bei Seeale, Bulhocodiiim, CzacMa, Polygonatiim und Agrimonia. Bei Galanthus
soll eine ununterbrochene Masse mit Fortsätzen nach den Polen die Kernplatte bilden,
ebenso bei Leucojum vernum, Tulipa, Vicia, Pisum. Eine ganz homogene Platte wird bei
Hemerocallis, Urtica, Conjdalis, Cynoglossum angegeben. Auch dreipolige Spindeln wurden
gelegentlich gesehen (S. 361).
Im Allgemeinen hält der Verf. die Kernkörperchen für gleichwerthig mit der übrigen
chromatischen Substanz und desshalb sogar den Ausdruck für überflüssig: die Kernmembran
erscheint ihm als ein Differenzirungsproduct des umgebenden Protoplasmas, die Spindelfasern
möchte er als Schläuche betrachten, die aus dem umgebenden Plasma stammen und in
denen sich die chromatische Substanz bewegt. Bisweilen sah S. neben weit vorgeschrittenen
Theiluugsfiguren nicht tingirbare Häutchen, die er als abgeworfene Membranen der Mutter-
kerne deuten möchte.
Schliesslich wird noch die nachträgliche Verschmelzung mehrerer Endospermkerne
und die Bildung eigenthümlicher verschmelzender Doppelspindeln beschrieben.
42. Guignard. Bildung des Embryoträgers und des Endosperms der Leguminosen. (No. 22.)
Die Entstehung des Embryosackkerns dui'ch Verschmelzung der beiden bei Bildung
des Eiapparates und der Antipoden übrig gebliebenen Kerne wird bei Äcacia Farnesiana u. a.,
der Beginn der Endospermbildung durch Theilung des so entstandenen Kerns bei Vicia
lathyroides bestätigt, wo diese Theilung erst verhältnissmässig spät vor sich geht. Auch
das Fortschreiten der Endospermbildung von der Mikropyle zur Chalaza wurde mehrfach
beobachtet (vgl. S. 44, 48). In demjenigen Theil des Embryosacks, welchem der letztere
zugewandt ist, bleiben hypertrophische Endospermkerne übrig, um welche sich keine Zell-
wände bilden, die aber später unvollständige Fragmentationen, auch Verschmelzungen zeigen
(S. 45). Ferner sind einige Abbildungen über die Endospermtheilung bei Gymnocladus
canadensis, Ürohiis angnstifoUus , ünonis arragonensis, 0. geminitlora, Lupinus poly-
phylUis, L. luteus und Soja hispida, sowie über die Kerntheilungen in den Embryo-
trägern von Orobus angustifolius, 0. aureus, Pisum sativum, Galega Orientalis gegeben.
In diesen letzteren kommt bei den Vicieen sowohl normale indirecte Kerntheilung mit körniger
Keruplatte, als auch Fragmentation vor. Ein besonders günstiges Object sind die Lupinus-
Arten, bei welchen auch die Bildung von Cellulose zwischen den Kernen bereits vor Voll-
endung der Scheidewand nachweisbar ist. In der Mitte des Embryosackes entstehen hier
zahlreiche Plasmabäuder mit eingelagerten Kernen, um welche sich aber keine Zellwände
bilden, vielmehr geht die Endospermbildung von der Wandung des Embryosacks aus, während
diese Kerne resorbirt werden (S. 116),
43. Mellink. Endospermbildung bei Adonis. (No. 44.)
Die Kerntheilung erfolgt sehr gleichzeitig im ganzen Embryosack; einmal wurden
56 Kerne gezählt, alle in Theilung begriffen, und zwar gegen die Mikropyle hier in etwas
vorgeschritteneren Stadien, als nahe der Chalaza. Die sonstigen Angaben stimmen sehr
mit denen von Strasburger bei Myosurus überein.
44. Tangl. Kern- und Zelltheilang der Pollenmutterzellen von Hemerocallis. (No. 80.)
Die primären Kerne werden vor der Theilung regressiv zu einer homogenen, fast
nur aus Kernsubstanz bestehenden membranlosen und muthmasslich amöboiden Kernform
umgewandelt, wobei die Nucleolen in manchen Fällen in das Protoplasma ausgestossen und
resorbirt werden. Die homogenen Mutterkerne zerfallen direct, ohne fädige Zwischenstadien,
in die länglich runden Elemente der Kernplatte. Aus den anfangs homogenen Tochterkernen
gehen höher differenzirte, scheibenförmig abgeflachte, unregelmässig contourirte Kerne hervor,
die kurz vor ihrer Theilung wieder homogen werden. Die Specialmutterzellen liegen in
einer Ebene oder bilden bilaterale, durch drei Scheidewände entstehende Tetraden, letzteres,
AUgemeiues. Protoplasma, Zellkeru. Zellbildung. 395
wenn die vier Kerne nach Jen Ecken eines Tetraeders lagen. Gelegentlich kommen nach-
trägliche Theiliingen einzelner Specialuiutterzellea vor.
45. Lalewski. Theilung der Pollenmutterzellen von Liliaceen. (No. 36.)
Die Untersuchung wurde wesentlich an dem herausgedrückten Inhalt quer durch-
schnittener Staubbeutel von Lüium candidum und Alliiim Moli/ gemacht, nachdem derselbe
14—20 Stunden mit 1 % durch Methylgrün schwach gefärbter Essigsäure in Berührung
gewesen war. Der Verf. findet au den Kernen von L. candidum eine feine Cellulosemembran
und ein mit Methylgrün nicht färbbares Kerukörperchen. Die Nuclciusubstauz nimmt bald
die Form wurmartiger Stäbchen an, die Kernmembrau löst sich auf, die ersteren strecken
sich gerade und stellen sich senkrecht zur Theilungsebeue, sich verjüngend und streckend
verschmelzen sie dann an den Polen. Der Verf. hält dabei diese chromatischen Elemente
für Schläuche, deren zarte Wandung aus Zellstoff besteht und deren Inhalt dichtes Plasma
ist: die Kernspindel kommt dann nach seiner Vorstellung dadurch zu Stande, dass der Inhalt
der Schläuche sich nach der Aequatorialebene zurückzieht , während die entleerten Enden
au den Polen sich vereinigen. So erkläre es sich , dass die Zahl der Kernplattenelemente
gleich sei der Zahl der Spindelfasern. Wo mehr Spindelfasern erscheinen, bilden sich nach
L. die überzähligen aus ganz kleinen Kernstäbchen, deren ganze Substanz für die Spindel-
faser verbraucht wird. Die Spaltung der Kernplatte geschieht seltener durch Einschnürung
der Schläuche, häufiger in der Weise, dass das dichte tingirbare Plasma wieder innerhalb
der Schläuche nach den Polen wandert, wobei wieder langgestreckte Kernelemeute entstehen:
je zwei davon verschmelzen zu F- ähnlichen Schleifen. Jetzt wandert das Kernkörperchen
nach der Mitte der Zelle, zerfällt in kleinere Stücke und giebt mit eindringendem Zell-
plasma das Material zur Bildung der Zellplatte. Die Membran entsteht als Ring, der rasch
sich vollkommen schliesst.
46. Treab. Theilung der Pollenmutterzellen von Zamia. (No. 84.)
Kurze Darstellung der Kern- und Zelitheilung; das Object ist wegen grossen Reich-
thums au Stärkeköruern ungünstig.
47. Johow. Kerne und Kerntheilung bei Chara foetida. (No. 28.)
Die theilungsfähigen Zellen, deren Plasma noch keine grösseren Safträume und keine
Bewegung zeigt, haben grosse, nach Härtung mit Pikrinsäure und Färbung mit Hämatoxylin
mit einer scharfen, dunklen, der Kernmembrau entprechenden Linie begrenzte Kerne. Die Grund-
substanz derselben ist homogen oder fein punktirt, matt, von opalisirendem Glänze, ihr sind
die chromatischen Elemente eingebettet. Dieselben beschränken sich nach J. bisweilen auf
einen einzigen grossen Nucleolus , in anderen Fällen sind mehrere Kernkörperchen von ver-
schiedenen Grössen vorhanden, solid oder von vacuolenartigen Hohlräumen durchsetzt. Aehulich
verhalten sich die an den Enden der Rhizo'iden liegenden Kerne, welche fast immer nur einen
Nucleolus führen, der bei schwacher Tinction fleckig-netzartige Zeichnungen erkennen lässt.
Die Kerntheilung ist nach J. sehr abweichend. Die Kernwand verschwindet, die
Chromatinkörper vertheilen sich durch den ganzen Raum der Zelle, wobei ihre Zahl in
einer nicht genau festgestellten Weise, vielleicht durch Zerfall zunimmt. Darauf treten die
Chromatinkörper zu zwei Gruppen zusammen, welche die Stellen der künftigen Tochterkerue
einnehmen, und zerfallen in kleine, aber immer stark färbbare Körnchen, vermuthlich durch
Verdichtung der Substanz der Chromatinkörper an gewissen Stellen und Abgabe der
bleibenden Reste an das Plasma. Nach der Bildung jener „Krümel" zeigt nämlich das sie
einschliessende Plasma grössere Tinctionsfähigkeit, ist auch homogener und stärker licht-
brechend geworden. Nun vereinigen sich die Körnchen wieder zu grösseren Chromatinmassen,
deren Vacuolen vielleicht bei dem Verkleben der kleineren Massen sich bilden; die Umrisse
der Tochterkerne treten deutlicher hervor, sie sind bisweilen buchtig begrenzt oder selbst
bisquitförmig. Achromatische Fasern wurden nicht bemerkt, wohl aber zuweilen eine äusserst
zarte streifige Differenzirung zwischen den Tochterkeruen, parallel zur Axe der Zelle. Die
Zellplatte erscheint als eine Doppelreihe zahlreicher, winziger Körnchen, welche die Zelle
ganz durchsetzt: bei den Rhizoiden entsteht sie erst nach völliger Ausbildung der Tochter-
kerne, die schon etwas von einander entfernt liegen, ohne dass irgend Streifungen oder Ver-
bindungsfäden nachweisbar wären.
396 Anatomie. Morphologie der Phaneroganien. — Morpholog. u. Physiolog. d. Zelle.
lu den flachbleibenden Knotenzellen verändern sich die Zellkerne nicht weiter: in
den Kernen der langen luternodien treten dagegen ausser den Chromatinkörnern auch
Stäbchen, gebogene und verzweigte Schlingen u. s. w. aus derselben Substanz auf. Ferner
vermehren sich hier die Kerne durch wiederholte Einschnürung, in welcher Hinsicht die
Angaben von Schmitz bestätigt, durch einzelne Details erweitert und durch zahlreiche
Abbildungen erläutert werden, denen sich weitere Figuren über ähnliche Erscheinungen bei
einigen Phanerogamen anschliessen. Schliesslich erörtert der Verf. noch die Frage, ob die
Fragmentation nur als eine senile Erscheinung im Zellenleben zu betrachten sei oder nicht,
und verneint dieselbe wegen der Uebergänge zwischen den normalen Theilungsvorgängen
und der späteren Fragmentation bei Ohara.
48. Prillieux. Hypertrophie und Vermehrung der Kerne in hypertrophischen Pflanzenzellen.
(No. 59.)
Bei Pflanzen, welche in einem an Wärme die umgebende Luft übertreffenden Boden
wachsen, konnte P. hypertrophische Zellen des Stamminnern erziehen. lu diesen, sowie in
den Zellen der durch die Blutlaus verursachten Geschwülste der Apfelbäume kommen zahl-
reiche Kerne vor, die durch Fragmentation entstehen, indem zwischen zwei grossen Nucleolen
eine Plasmawand sich bildet, die den Kern durchsetzt, worauf die beiden Hälften anschwellen
und sich trennen, nachdem sie eine Zeit lang noch zusammen einen bisquit- oder nieren-
förmigen Kern gebildet haben. Häufig unterbleibt auch die Trennung ganz. Verf. schliesst
mit einigen Bemerkungen über die Kernmembran.
49. Schaarschmidt. Eerntheilung von Nostoc. (No. 70.)
Der nur 0.5—0.6 [i messende Kern liegt in ruhenden Zellen gewöhnlich den Scheide-
wänden an: vor der Zelltheilung rückt er in die Mitte der verlängerten Zellen in die
farblose Zone, die sich daselbst gebildet hat, und theilt sich durch Einschnürung.
50. Strasburger. Ringförmige Zelltheilung. (No. 78.)
Kurze Darstellung des Zusammenhangs des Verlaufes der Verbindungsfäden der
Tochterkerne einerseits und der gebogenen, U-förmigen bis endlich kreisförmigen Gestalt
der Scheidewand andrerseits. Es geht der Entstehung derselben eine Ansammlung des
Plasma vorzugsweise um einen, auf der coucaven Seite der späteren Scheidewand gelegenen
Kern voraus.
51. Hilburg. Turgor der Zellen der Bohnengelenke. (No. 26.)
Die genannten Zellen zeigen in Wasser und schwache Salzlösungen gelegt nicht,
wie man erwarten sollte, Steigerung, sondern Verminderung des Turgors.
52. Kienitz-Gerloff. üeber Wachsthum und Zelltheilung etc. (No. 29.)
Der erste Abschnitt dieses Aufsatzes enthält eine Vertheidiguug des Hofmeister'scheu
Satzes, dass die theileude Wand senkrecht steht zur Richtung des stärksten vorausgegangenen
Wachsthums der Zelle. Es werden namentlich Cladophora, Diciyota, zweischneidige
Scheitelzellen (Embryo von Ceratodon), Salvinia besprochen.
53. Westermaier. Wachsthumsintensität der Scheitelzelle. (No. 89.)
Nach einer Darstellung der jetzt viel erörterten Frage, ob die Form der Vegetations-
punkte mehr von der Theilungsfolge der Zellen abhänge oder umgekehrt, wobei auch
Schwendener's Ansicht über diesen Gegenstand nach neuerlichen Mittheilungen wiedergegeben
wird, untersucht der Verf. speciell die Wachsthumsintensität der Scheitelzelle im Vergleich zu
derjenigen der älteren Segmente und findet, dass das Maximum der Volumenzunahrae innerhalb
der Scheitelregion entweder in der Scheitelzelle selber oder in den jüngsten Segmenten liegt.
Wenn man nur die Scheitelzelle und die vier jüngsten Segmente in Betracht zieht, ist die
Volumenzuuahme der Scheitelzelle niemals die kleinste. Das Gesammtwachsthum fasst der
Verf. auf als Function zweier Variabein, der äusseren Form des Organs und des Zell-
iudividuums, wobei mechanische Einflüsse die endgültige Anordnung der Zellen mit bedingen
können.
54. Kny, Wachsthum von Pilzmycel und Pollenschläuchen, (No. 34.)
55. Tomaschek, Wachsthum der Pollenschläuche, (No. 82.)
56. Darwin, Circumnutation von Phycomyces, (No. 9.)
Inhaltskörper der Zelle. 397
57. Elfving, Wachstham von Phycomyces, (No. 91.)
58. Wortmann, Hydrotropismus von Phycomyces, (No. 19.)
behandeln sämmtlich das Wacbsthum einzelliger Organe unter dem Einfluss äusserer
Kräfte. Genaueres vgl. im Abschnitt über physikalische Physiologie.
3. Inhaltskörper der Zelle.
59. Pringsheim. Chlorophyllkörper und Hypochlorin, (No. GO.)
Weitere, durch zahlreiche Abbildungen erläuterte Ausführungen der im Jahrcsber.
1879, I, S. 9 besprochenen Aufsätze. Die sämmtlichen Chlorophyllkörper bestehen, wie
namentlich Behandlung mit 1 vol. Eisessig auf 2 vol. Wasser hervortreten lässt, aus einem
balkenartigen, nach aussen mit durchbrochener Hülle abschliessenden Gerüst oder Gitter-
werk von dichterer Substanz, dessen Zwischenräume oder Maschen von dem halbflüssigen
oder flüssigen Träger des Farbstoffs erfüllt sind. Dafür, dass das Hypochlorin ein selbst-
ständiger Körper, kein Derivat des Chlorophylls sei, wird namentlich angeführt, dass nicht
sämmtliche Chloi'ophyllkörper eines mit Salzsäure behandelten Gewebes die cliarakteristischen
rostfarbigen Nadeln ausscheiden. Verf. schliesst daraus, dass das Hypochlorin einem regel-
mässigen Verbrauch unterliegt. Ausserdem erscheinen die Hypochlorinbildungeu bei Spiro-
gyra u. s. w. vorzugsweise an bestimmten Stelleu, nämlich an der Peripherie der Amylum-
herde und zwar schon ehe diese letzteren Stärke führen. Bei mechanischem Druck oder
Erwärmung auf 30—40" treten bei Sp. procera und anderen grossen Arten an den Rand-
ausbuchtungen der grünen Bänder und neben den Amylumherden grosse vacuolenartige
Räume auf, die mit einer stark lichtbrechenden Substanz gefüllt sind. Gelegentlich bilden
sich diese Vacuolen auch spontan. Bei stärkerer Erwärmung, überhaupt bedeutenderen Ein-
griffen verschwinden dieselben und wird Verf. in der Annahme, dass aus ihrem Inhalt das
Hypochlorin entstehe, dadurch bestärkt, dass an erwärmten grünen Geweben, in denen,
wenn die Temperatur hoch genug war, der Inhalt der Vacuole verschwindet und sich im
Protoplasma vertheilt, auch die Hypochlorinbildung durch Salzsäure nicht hervorgerufen
werden kann, wofür mehrere Beispiele genauer beschrieben werden. Auch kranke, aber
noch grüne Spirogyren u. s. w. zeigen die Hypochlorinreaction nicht.
Der Verf. giebt dann zahlreiche Darstellungen der durch intensives Licht bei
Gegenwart von Sauerstoff entfärbten Chlorophyllkörner (vgl. Ref. No. 15). Die Entfärbung
kann schon nach 1^2—2 Minuten (Mesocarpus) vollendet sein. Bei besonders kräftigen,
langen Zellen von Nitella kann sie eintreten, ohne dass diese sonst erkennbare Störungen
erleidet, es können aber auch die Chlorophyllkörner ausserhalb der belichteten Stelle die
Quellungserscheinungen zeigen, welche sonst der Zerstörung derselben vorausgehen, und der
Tod der Zelle vor der Entfärbung der nicht aufquellenden, beleuchteten Chlorophyllkörner
eintreten. Wurden die letzteren halb entfärbt und lebt die Zelle noch einige Wochen
weiter, so wird die Entfärbung der betroffenen Chlorophyllkörper vollstänJig, ohne dass
dieselben jedoch ihre Form verändern; die Fähigkeit, von neuem Chlorophyll zu bilden,
haben sie nicht. Im üebrigen sind alle durch das Licht entfärbten Chlorophyllkörper viel
resistenter, als die normalen; sie haben durch die Einwirkung des Lichtes ihre Quellungs-
fähigkeit verloren. Dunkelrothes Licht, wie es eine Lösung von Jod in Schwefelkohlenstoff
durchlässt, entfärbt unter keinen Umständen die Chlorophyllkörper, bei Mesocarpus kann
in rothem Lichte die Zelle absterben, ohne dass die Chlorophyllplatte irgend entfärbt wird.
Was aus dem bei der Entfärbung zerstörten Chlorophyllfarbstoff wird, ist noch zweifelhaft.
Von sonstigen Farbstoffen wurden im intensiven Licht zersetzt die stahlblauen der
Phycochromaceen, der braune Farbstoff der Bacillarieen, Phaeosporeen und Fucaceen und
der rothe der Florideen, ferner der gelbrothe der Blüthen von Calendula; nicht verändert
wurden die rothe Färbung vieler Algenoosporen, die gelbrothe der Nebenkrone von Narcissus
poeticus und manche blaue Blüthenfarbstoffe.
Ausser Stärke und Fetten fand Pr. in den Chlorophyllkörpern noch weitere Ein-
schlüsse, so bei Mesocarpus scalaris glänzende in Alkohol und Aether verschwindende
Tropfen, die aus einer von resistenter Hülle umgebenen Gerbstofflösung bestehen. Alle
398 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — Morpholog. u. Physiolog, d. Zelle.
diese Einschlüsse werden durch intensives Licht nicht afficirt, auch wird mit der Zerstörung
des Chlorophyllfarbstoffs keine Stärke gebildet, dagegen lässt sich Hypochlorin an den von
intensivem Lichte getroffenen Stelleu der Zellen nicht mehr nachweisen. Diese Veränderung
geht der Zerstörung des Chlorophylls noch voraus.
60. Schaarschmidt. Theilung der Chlorophyilkörper. Hypochlorin. (No. 70.)
Der Verf. hält daran fest, dass die Chlorophyllkörner ausser durch Einschnürung
sich auch unter Fadenbildung ähnlich wie die Zellkerne theilen können. Er fand nach
Salzsäureeinwirkung Hypochlorin auch bei Nostoc, Microcoleus, Merismopoedia , Oscillaria
und zahlreichen Bacillariaceen (Synedra ülna [besonders günstig], S. splendens, üymato-
pleura Solea, Himantidium pectinale, Pinnularia viridis, P. radiosa u. A.) in Gestalt aus-
tretender bräunlicher Massen.
61. d'Arbaumont. Chlorophyllbildung im Dunkeln und Entstehung von Farbstoffkörpern.
(No. 2.)
Im Innern sehr grosser Früchte von Cucurbita maxima fand d'A. lebhaft grüne
Chlorophyllkörner z. Th. auch in Theilung. Später wandeln dieselben sich in gelbe Farb-
stoft'körper um.
62. Schimper. Wachsthum der Stärkekörner. (No. 73.)
Stärkekörner, welche durch beginnende Auflösung unregelmässig gelappt geworden
sind, während die Pflanzentheile noch in lebhaftem Wachsthum waren, können, wenn das
letztere nachlässt, doch noch weiteren Zuwachs erhalten. Derselbe findet dann nicht im
Innern des Kornes statt, sondern bildet eine zunächst dünne, allmählich dicker werdende
glänzende Schicht um das corrodirte Korn herum. Die Unebenheiten der Körner werden
dabei vielfach ausgeglichen, doch bleibt auch in den fertigen Körnern der corrodirte Kern
sichtbar. Beobachtet wurde diese Erscheinung in den unreifen Cotyledonen von DoUchos
Labiah, Vicia Faba, PJiaseolus, im Markparenchym von Cereiis speciosissimus. Seh. folgert
daraus, dass das Wachsthum der Stärkekörner durch Apposition geschehe , und führt zur
Unterstützung dieses Satzes weiter an die Stärkekörner von Dicßenbachia Seguine, welche
im Coutact mit einem zweiten Chlorophyllkorn ein neues, dem primären aufgesetztes
Schichtensystem erhalten. Der Verf. versucht dann weiter die Argumente, welche Nägeli
für das Wachsthum der Stärkekörner durch Intussusception angeführt hat, zu widerlegen.
Da durch Druck nach dem Verf. nur radiale Risse, nie tangentiale auftreten, so nimmt der-
selbe zunächst an, dass die Cohäsion der Stärkekörner in tangentialer Richtung sehr gering,
in radialer dagegen sehr gross sei, während die Dehnbarkeit sich umgekehrt verhält. Da
ferner Stärkekörner durch Druck nicht blos abgeplattet werden und Spalten bilden, sondern
auch gallertartig aufquellen, so schliesst Seh., dass überhaupt mechanische Eingriffe im
Stande sind, in den wasserarmen Theilen des Stärkekorns deu grösseren Wassergehalt und
die schwächere Lichtbrechung zu verursachen, welche sonst für die wasserreichen Theile
charakteristisch sind. Verf. sucht dann nachzuweisen, dass bei dem Wachsthum der Körner
in Folge der stärkeren Einlagerung von Wasser parallel den Schichten im Vergleich mit
der dazu senkrechten Richtung Spannungen entstehen müssen, welche darnach streben, die
Schichten von einander zu trennen. Da letzteres nicht möglich ist, so soll die erlittene
Dehnung Aufquellen der gedehnten Substanz bewirken und dadurch die Diiferenzirung einer
äusseren dichten und einer inneren weichen, wasserreichen Schicht zu Stande kommen. In
dieser Art glaubt Seh. die Entstehung des sogenannten Kerns und der weichen concentrischen
Schichten mechanisch erklären zu können. Er denkt sich dabei, dass nach Bildung des
Kerns durch Auflagerung neuer Substanz die Spannung der äusseren Schicht wieder zunimmt,
wodurch die letztere wieder in zwei dichtere und eine mittlere aufgequollene Lage zerlegt
wird. Auch die in frischen Stärkekörnern vorkommenden Radialspalten fübrt Seh. auf die
von deu äusseren Theilen auf die inneren ausgeübte Dehnung zurück, daher denn auch die
Spalten sich beim Eintrocknen verkleinerten, während quellungserregende Substanzen eine
weitere Bildung wasserreicher Schichten und Vergrösserung der vorhandenen oder Ent-
stehung neuer Spalten veranlassen. Der Verf. weist dann ferner darauf hin, das die Lage
der Stärkekörner zu den Stärkebildnern vollkommen vereinbar sei mit der Annahme, dass von
den letzteren her eine Apposition stattfinde. Ausführlicher werden dann noch die halb und
lühaltskörper der Zelle. 399
ganz zusammengesetzten Stärkekörner besprochen, bei welchen bekanntlich Nägeli aus der
mit dem Wachsthum zunehmenden Entfernung ihrer Kerne, überhaupt dem in der Richtung
der Verbindungslinie der Kerne stärksten Wachsthum die Unzulässigkeit der Apposition
gefolgert hat. Im Rhizom von Canna findet Seh. das stärkste Wachsthum der halbzusammen-
gesetzten Körner im Gegensatz zu Nägeli's Angabe senkrecht zur Verbindungslinie der
Kerne. Die hier vorkommenden Körner mit zwei weit von einander entfernten Kernen sind
nach Seh. durch Verwachsung zweier ursprünglich freier Körner gebildet und soll dasselbe
auch bei den Kartoffelknollen und beim Rhizom von Iris ftorentina gelten. Schliesslicb
gelangt der Verf. zu dem Resultat, dass die Stärkekörner als aus Krystalloideu zusammen-
gesetzte Sphärokrystalle zu betrachten seien, deren Doppelbrechung auf die Spaunungs-
verhältnisse zurückzuführen sei.
63. Rägeli. Wachsthum der Stärkekörner. (No. 49.)
Der Verf. bestreitet zunächst den Satz von Schimper, dass gedrückte Stärkekörner nur
radiale Spalten bilden, die tangentialen seien ebenfalls vorhanden, aber der Natur der Sache
nach nicht sichtbar, einmal ihrer Lage wegen, andererseits weil sie in den weichen Schichten
verlaufen und von diesen ihrer Lichtbrechung nach nicht unterschieden werden können.
Der Schluss, den Scbimper über Cohäsion und Dehnbarkeit der Substanz ziehe, sei also
nicht solid begründet. Seh. vermische ferner die natürliche Imbibition der Stärkeköruer mit
der wohl durch Zerfallen der Micellen in kleinere zu Stande kommenden, schliesslich zur
Kleisterbildung führenden Aufquellung, er betrachte geradezu die wasserreichen Schichten
des Stärkekerns sowie dessen Kern als eine kleisterartige Masse, während Nägeli in den-
selben dieselbe regelmässige Anordnung, wie in den dichtereu Lagen, nur mit grösserem
Wassergebalt annimmt. Der Unterschied trete in dem verschiedenen Verhalten der weichen
Schichten und des Kleisters zum polarisirten Liebt und zu gewissen Farbstoffen deutlich
hervor, welche letztere in zerschnittene, aber nicht desorganisirte Körner nicht eindringen,
während aufgequollene Stärke gefärbt wird. Die letztere, von W. Nägeli (Beiträge zur
näheren Kenntuiss der Stärkegruppe) beobachtete Thatsache hat der Verf. weiter verfolgt
und gefunden, dass Anilinviolett, Anilinroth, Anilingelb und Anilinbraun in Wasser gelöst
sowohl die unveränderten, als die aufgequollenen Stärkekörner färben, dass aber aus den
natürlichen Körnern die Färbung durch mehr oder weniger verdünntes Glyceriu, auch wenn
es die nämliche Anilinfarbe gelöst enthält, vollständig ausgezogen wird, während sie in den
aufgequollenen sich abgeschwächt erhält. In mehr oder weniger verdünntem Glycerin, iu
welchem Auilinviolett oder -roth gelöst ist, bleiben die natürlichen Körner ungefärbt, die
aufgequollenen färben sich schwach: denselben Unterschied zeigen sie in ihrem Verhalten
zu wässerigen Lösungen von Anilinblau und Auilinschwarz. Versetzt man dagegen erstere
Lösung mit verdünnter Salzsäure oder Salpetersäure, so färben sich beide Arten von Stärke-
körnern intensiv. Daraus folgt einmal, dass Farbstofflösung in die Stärkesubstanz ein-
dringen kann, dass sie aber nicht immer und je nach Umständen in verschiedener Menge
eingelagert wird. Es hängt das ab L von der Verwandtschaft des Farbstoffs zur Stärke,
2. von der besonderen Micellarconstitution der letzteren. Wie sehr die Färbbarkeit von
letzterer abhängt, zeigen z. B. auch Zellmembranen von Algen fSpirogyra, Zyc/nema,
Cladoiihora), welche nach dem Einlegen in Farbstoflflösungen zuerst die Membran gefärbt,
den Inhalt ungefärbt zeigen (lebender Zustand der Membran), dann die erstere ungefärbt
und den Inhalt gefärbt (natürlich todter Zustand der Membran), endlich beide gefärbt
(aufgequollener Zustand der Membran): Nägeli vergleicht dabei den normalen Zustand der
Stärkekörner mit dem zweiten, dem natürlich todten der Membranen.
Der Verf. bestreitet dann weiter den Schimper'schen Satz, dass ein einfacher Zug,
wie er beim Wachsthum der Stärkekörner auch nach Nägeli stattfindet, eine Aufquellung
gewisser Schichten veranlassen könne, er könne höchstens eine Zerreissung veranlassen, wenn
ihm nicht durch Einlagerung neuer Substanz Genüge geleistet werde, wie es die Indussusceptions-
theorie annimmt. Auch der Satz, dass parallel den Schichten mehr Wasser eingelagert
würde, als in Richtung senkrecht dazu, sei wenigstens nicht allgemein gültig; so trete beim
Beginn der künstlichen Quellung das Gegeutheil ein. Ausserdem könne aus der Wasserein-
lagerung an sich, aus der Richtung der beim Austrocknen entstehenden Spalten kein Schluss
400 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — Morpholog. u. Physiolog. d. Zelle.
auf die Spaunungsverhältuisse des uormalen nicht ausgetrockneten Kerns gezogen werden,
da auch bei stärkerer Wassereinlagerung in tangentialer Richtung gar keine, oder eine der
Vorstellung Schimpers entgegengesetzte Spannung denkbar ist. Die thatsächlich vorhandene
Spannung, welche in jeder Micellarschicht gegen die nächst innere positiv, gegen die nächst
äussere negativ ist, könne wohl durch Intussusception zu Stande kommen, ihr Entstehen
durch Apposition aber habe Seh. nicht erklärt, da seine Voraussetzung, es lagere sich
zunächst eine trockene oder sehr wasserarme Stärkeschicht auf, die erst nachher nach
Bedürfniss Wasser imbibire einmal eine unmögliche, molecular physiologisch unmotivirbare sei
und zweitens gar nicht die Wirkung einer inneren Spannung haben würde, da mit geringerem
Widerstand eine Ausdehnung der Wasser aufnehmenden Schicht nach aussen unter Ver-
schiebung ihrer Theilchen stattfinden könnte. Weiter sei durch die Appositionstheorie
die Thatsache nicht zu erklären, dass die äusserste Schicht grosser wie kleiner Körner ein
vom Uebrigen abweichendes Verhalten insofern zeigt, als sie sich mit Jod gar nicht oder
schwach rothviolett färbt, und ebenso gewissen Säuren widersteht, welche die innere Masse lösen.
Nägeli hält ferner fest an dem Vorkommen ächter, d. h. durch Theilung eines ursprünglich ein-
fachen Korns entstandener ganz zusammengesetzter Stärkekörner. Dass die „Stärkebildner" die
Ernährer seien, welche das Material für den Aufbau der Stärkekörner liefern, hält N. für sehr
unwahrscheinlich, da man nicht wohl annehmen könne, dass die Glycose- oder Maltoselösung,
welche das Baumaterial für die Stärkekörner darstellt, sich zunächst im Stärkebildner ansammelt
welcher ausserdem das Korn oft nur an einer winzigen Stelle berührt. Seh. setzt voraus, dass
die Nährlösung sich innerhalb einer gallertigen Substanz, die das Stärkekorn umgiebt, durch
Capellarität auf der Oberfläche des letzteren ausbreite. N. stellt dem entgegen, dass es für
Beurtheilung dieser Verhältnisse auf Capillarität gar nicht ankommt, sondern nur auf die
Anziehung zwischen Stärke und Plasmasubstanz und zwischen beiden Substanzen und Wasser.
Nach diesen Molecularkräften könne aber von einer besonderen zwischen Plasma und Korn
eingeschalteten Flüssigkeitsschicht keine Rede sein. Da Stärkekörner, die frei in Zucker-
lösung liegen, nicht wachsen, so können die Stärkemicellen die Umwandlung von Glycose
in Stärke nicht vollziehen, es rauss vielmehr das Plasma mitwirken, wozu vielleicht der
Stärkebildner besonders befähigt sein könnte , ohne jedoch dess wegen Gestalt und Bau des
Stärkekorns specifisch zu bedingen, N. macht dabei besonders darauf aufmerksam, dass
nach Sch's. eigenen Abbildungen Körner von gleicher Gestalt ganz ungleich gestaltete Bildner
besitzen und umgekehrt. Endlich ist für N. die Umhüllung corrodirter Stärkekörner mit
einer neuen Lage kein Beweis für Wachsthum derselben durch Apposition, vielmehr eine
der doppelten Membranbildung um eine Plasmamasse vergleichbare Neubildung, in der selber
das weitere Wachsthum durch Intursusception erfolgen kann. Schliesslich betont N, noch,
dass Schimper's Auffassung der Stärkekörner als Sphärokrystalle mit den Vorstellungen,
welche derselbe im ersten Theil seiner Abhandlung über deren Micellarstructur entwickelt
hat, unvereinbar ist.
G4. Meyer. Structur der Stärkekörner. (No. 46.)
Der Verf. erklärt ebenfalls Schimper's Theorie der Dififerenzirung der Körner für
ganz unhaltbar, acceptirt dagegen deren Deutung als Sphärokrystalloide eines Koblenhydrats.
M. findet, dass durch Wechsel der äusseren Bedingungen z. B. der Temperatur sich aus
Zuckerlösungen Sphärokrystalle erhalten lassen, die aus concentrischen Schichten aufgebaut
sind, deren verschiedene Lagen auch ungleiche Löslichkeit zeigen, der Kern des Sphäro-
krystalls ist meist weniger dicht, als die benachbarte Schicht. Dass die Dichtigkeit der
Stärkekörncr centripetal abnehme, versucht der Verf. durch die Einwirkung der in den Zellen
vorhandenen stärkelösenden Fermente zu erklären, welche die Körner durchdringen und ihren
ältesten, inneren Theil am längsten anzugreifen Zeit hatten. „So bleibt also immer die
jüngste, äusserste Schicht die dichteste, die successive tiefer liegenden Schichten werden
gemäss ihrem Alter weniger dicht sein." Der Verf. glaubt so auf Grund der Deutung des
Stärkekorns als Sphaerokrystall alle Structurverhältnisse desselben erklären zu können.
Ausserdem nimmt M. die Entstehung kräftigerer, secundärer Schichtung an, die dadurch zu
Stande kommt, dass durch Fermentwirkuug von aussen die äussersten Theile des Stärke-
korns minder diclit werden, worauf eine Neubildung einer äusseren dichten Lage, wie in
lubaltskörper der Zelle. 401
den von Schimper beschriebenen Fällen, dazu kommt. Specieller werden diese Voratellungeu
an den Jr/ö-Rhizorneu erläutert. Es wird hier hervorgelioben, dass die Schiebten an älteren
Rbizomstücken oft deutlicher sind, als an jüngeren, die jedoch schon ganz ausgewachsene
Stärkeköruer enthalten. Verf. hält Nägelis Theorie für nicht ausreichend zur Erklärung
dieser Erscheinung, die er auf Lösung durch Fermentwirkung zurückführt. Die Stärke-
bildner sind auch an 10 Jahre alten Rhizomstückeu, auch wenn die Stärke völlig gelöst ist,
vollständig intact ; sie sitzen in solchen älteren Geweben oft den Stärkekörnern quer oder
seitlich an und ist gerade die Berührungsstelle oft corrodirt, so dass die Stärkebildner auch
die Fähigkeit, Stärke zu löseu, besitzen müssen. Der Verf. beschreibt dann weiter ver-
schiedene Formen der Anlagerung neuer Stärkesubstanz und schliesst mit dem Satze, dass
die sämmtlichen bei Iris beobachteten Erscheinungen nur unter der Annahme einfach
erklärbar seien, dass die Stärkekörner durch Apposition von Substanz wachsen.
65. Klebs. Inhaltskörper niederer Algen und Pilze. (No. 30.)
In Fhyllohiuin dimorphum kommen grosse Tropfen eines orangefarbigen Oels (Hae-
matochroni) vor, die mit starken Säuren, namentlich Salpetersäure zuerst tief himmelblau
und dann farblos werden. Jodlösung, ebenso Eisenchlorid färbt es dunkelblaugrün, Osraium-
säure dunkelbraun, Chromaäure entfärbt es, Kali, Ammoniak, Salzsäure, Pikrinsäure, Essig-
säure bewirken keine Veränderung. Vermuthlich ist derselbe Körper bei Chroolepus die
Ursache der bekannten rothen Färbung und wohl auch identisch mit dem gelben Oel der
üredineen, den rothen „Augenpunkten" bei Volvocineen u. s. w. Alle diese Substanzen
werden mit Jod blau.
Ferner wurden bei Phyllöbium zarte, rundliche, flache Körperchen von weisser bis
schwach bläulicher Farbe gefunden, die in Wasser sofort eine radiale Streifung zeigen, die
von einem dichteren, mittleren Kern ausgeht. Jod und Chlorzinkjod färben sie gelb, Säuren
und Alkalien bewirken Quellung. Die auch gruppenweise vorkommenden Körperchen sind
unlöslich in Essigsäure und Kali, färben sich nicht mit Millon's Reagenz und lösen sich
unter starker Quellung in concentrirter Schwefelsäure. Sie scheinen organisch, aber nicht
proteinartig zu sein.
66. Rostaflnski, Rother Farbstoff der Chlorophyceen (No. 68.)
findet ebenfalls, dass der rothe Farbstoff der Sporen vieler Chlorophyceen mit
Schwefelsäure dunkelblau wird, welche Färbung beim Erwärmen nach vorhergehender Roth-
färbung verschwindet. Dieselbe Reaction besitzt das Chrysochiuon CigHjoOj. R. verglich
nun das Spectrum desselben mit demjenigen von TrentepoliUa aurea. Behandlung mit
immer wieder erneuertem kalten Alkohol zog hier einen gelben Farbstoff aus, der mit
Salpetersäure spangrün wird und mit dem Xanthiu gelber Blüthen (Cheiranthus Cheiri)
identisch zu sein scheint. Hier wie bei TrentepoliUa bleiben aber Reste eines rothen, in
heissem Alkohol und in Chloroform leicht löslichen Farbstoffs zurück, welches mit Schwefel-
säure blau wird und ähnliche Absorption zeigt, wie das Chrysochinon, ausserdem aber noch
das Chlorophyllband zwischen B und C erkennen lässt. Derselbe rothe Farbstoff ist wohl
auch in üredineen, Püobolus, in den Stengeln der Orobaucheen, rothen Früchten und den
bisweilen sich roth färbenden Blättern von Selaginellen und Coniferen vorhanden. Da der
aus Tr. Jolithus ausgezogene Farbstoff im Licht ergrünt, so betrachtet ihn R. als ein
Reductionsproduct des Chlorophylls und nennt ihn Chlororufin. Vielleicht ist Millardet's
Solanorubin derselbe Körper.
67. Klein. Krystalloide der Meeresalgen. (No. 32.)
Mit Abbildungen versehene abschliessende Darstellung der vom Verf. an ver-
schiedenen Orten veröffentlichten Beobachtungen (vgl. Jahresber. 1877, S. 308, 1879, S. 11,
1880, S. 30). Die Krystalloide fanden sich bei 20 Arten aus den Gattungen Äcetabularia,
Bornetia, Bryopsis, Callühamnion, Ceramium, Cladoplwra, üodium, Dasycladus, Gongro-
ceras, Griffithia, Laurencia und Polysiphonia.
68. Klein. Krystalloide von Pingoicola und ütricularia. (No. 38.)
Weitere Ausführung der im Jahresber. 1880, S. 30 erwähnten Mittheilung.
69. Höhnel. Inhaltskörper der Drusen u. s. w. (No. 26, S. 585 ff., 592, 597.)
Bei Ardisia wurde als Drüseninhalt eine aus unregelmä^sigeu Stäbchen und Körnchen
Botauiacber Jahresbericht IX (1881J 1. Abth. 26
402 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — Morpholog. u. Physiolog. d. Zelle.
bestehende Masse mit den Reactionen der Eiweisskörper gefunden, ferner hochrothe Sphäro-
krystalle, die in verdünnter Chromsäure, Alkohol und Aether löslich und von einer eigenen
rothbraunen Wandung umschlossen sind. Diese Krystalle entstehen in verschiedenen Zellen
und verwachsen dann, v^orauf die eingeschlosseneu Zellmembranen aufgelöst werden, während
aus den peripherischen die rothbraune Wandung hervorgeht. Die hochrothe Substanz
kommt auch in den Parenchymzellen als Einzelkrystall vor. In den Schleimschläuchen der
Rinde von Äbies pectinata u, s. w. finden sich Krystalloide, welche Farbstoffe aufspeichern
und sonstige Eigenschaften der Eiweissstoffe zeigen, aber auch von stärker wirkenden
Reagentien nicht gelöst werden. Sehr grosse Gerbstoff führende Schläuche fanden sich in
den Blättern von Mesemhryantliemum und Aeonium, eigenthümliche spulenförmige Krystall-
drusen im Weich hast von Periploca graeca, ungewöhnlich grosse Kalkoxalatkrystalle bei
Oxalis gigantea, schöne Zwillingskrystalle in den Eucalyptus -B,indien, in die Membran
eingewachsene Krystalle im Rindenparenchym von Mimosa deciirrens.
70. d'Arbaamont. Tannin, Sphärokrystalle a. and. Inhaltskörper der Ampelideen. (No. 2.)
Ausser verschiedenen Modificationen des Tannins in Lösung und in umhüllten Tropfen
beschreibt der Verf. bei einigen Ampelideen, die keine oder nur sehr wenig Stärke führen,
eigenthümliche kugelige oder mit rundlichen Erhabenheiten besetzte stark lichtbrechende
Körper, deren Substanz im Saft der Zellen gleichfalls vorhanden sein muss, da Stengelstücke
in Alkohol gelegt nach einiger Zeit viel mehr solche Körper zeigen, als vor dem Einlegen
vorhanden waren. Dieselben zeigen auch innere Vacuolen, erreichen einen Durchmesser
von 0.013 mm, sind in kaltem Wasser sehr langsam löslich und werden vom Verf. als Cissose
bezeichnet. Ausserdem treten bei gleicher Behandlung Sphärokrystalle mit zahlreichen
vortretenden Nadeln auf, welche vielleicht aus derselben Substanz bestehen. Bei ver-
schiedenen Ampelideen, z. B. Ampelopsis hederacea erhalten sich die Raphiden aus Kalk-
oxalat in der Rinde dauernd, während sie im Mark am Ende der ersten Vegetationsperiode
ganz oder bis auf Spuren verschwinden.
71. Kraus. Sphärokrystalle bei Ptelea trifoliata, Coniam macalatum und Aethasa Cyna-
pium. (No. 36.)
Bei den genannten Pflanzen finden sich, wie bei Coccuhis, nur in der Epidermis
Sphärokrystalle vor, wenn die Gewebe in Glycerin oder Alkohol gelegen haben. Es sind
zumeist der Wand ansitzende Halbkugeln von deutlich strahligem Gefüge. In ihren Reac-
tionen stimmen sie mit den analogen Gebilden von Cocculus überein. Bei Ptelea sind die
Sphärokrystalle auf die Blattepidermis beschränkt.
72. Schaarschmidt. Spliärokrystalle bei ürticaceen, Rutaceen, Eapliorbiaceen and Palmen.
(No. 72, nicht zugänglich.)
73. Szabo. Krystalle bei Canna. (No. 79.)
Die Sphärokrystalle, die sich in den Gummigängen von Canna-Rhizomen ausscheiden,
die einige Tage in Alkohol gelegen haben, bestehen aus oxalsaurem Kalk. Lässt man zer-
schnittene Rhizome an der Luft liegen, so entstehen ausserdem auch körnige, tafel- oder
octaederähnliche Einzelkrystalle sowie dendritische Bildungen.
74. Demeter. Rosanoff'sche Krystalldrusen bei ürticaceen. (No. 11.)
Die Pflanzen, bei welchen membranumhüllte Krystalldrusen gefunden wurden, sind
Debregeasia dicliotoma, Boehmeria celehica, B. biloba, B. japonica, Leucosyce candidissima,
Memorialis hirta und Elatostema eurhynchum , am schönsten sind sie bei den beiden erst-
genannten Arten im Mark entwickelt. Die meist verholzten Cellulosebalken , an welchen
die umhüllten Drusen befestigt sind, kommen auch hohl und auch ohne Drusen vor.
75. Higley. Kalksalzkrystalle. (No. 15.)
Der Verf. widerspricht der Annahme, dass nur oxalsaurer Kalk in Krystallform in
den Pflanzen vorkomme. Mittelst des im Ref. No. 16 beschriebenen Verfahrens erkannte
er die Raphiden bei mehreren Aroideen (Arisaema tripJiyllutn. Dracontium, Symplocarpus
foetidus), Ampelideen CVitis cordifolia, V. aestivalis, V. vinifera, Ampelopsis hederacea),
bei Cirsium arvense, C. lanceolatum, C. muticum, Cynthia virginica, als aus phosphorsaurem
Kalk bestehend. Kubische Krystalle (wohl nur würfelähnliche Rhomboeder. Ref.) von kohlen-
saurem Kalk fand sich bei Cynthia virginica, Lappa major, Tanacetum vulgare, Drusen
Inhaltskörper der Zelle. 403
aus weinsaurem Kalk bei alten Stämmen und Beeren der genannten Ampelideen. Es scheint
dem Verf., dass die Raphiden überhaupt phosphorsaurer, die Nadeln oder Krystallprismen
oxalsaurer und die kubischen (?) Krystalle kohlensaurer Kalk sind, während die Drusen
(Sphaeraphiden) aus verschiedeneu Kalksalzen bestehen können.
76. De Vries Kalkablagerungen (No. 86.)
giebt eine Uebersicht über das Vorkommen des Oxalsäuren und kohlensauren Kalks
im Pflanzenreich und in den einzelnen Geweben. Bei Algen liegt nach De Vries nur eine
ältere und zweifelhafte Angahe (Spirogyra) vor; auch die Angabe, dass bei Hydrurus und
ühaetophora ausserhalb der Zellen Kalkoxalat sich finde, sei sehr zweifelhaft. Ferner
scheint das letztere den Flechten mit Ausnahme der Krustenflechten, den Moosen, Schachtel-
halmen und den meisten Farnen zu fehlen, ebenso, abgesehen von den Blüthentheilen, den
meisten Gräsern und Potameen, weiter einzelnen Solanaceen, Liliaceen. Bei Zea Mays
konnte der Verf. trotz längeren Suchens nirgends Kalkoxalatkrystalle finden.
Hinsichtlich der Entstehung der Krystalle wird besonders betont, dass überschüssige
Oxalsäure, die vielfach im Zellsaft vorkommt, sowie Magnesiumsalze die Löslichkeit des
Oxalsäuren Kalks in Wasser erhöhen. Im Ganzen wird die Abscheidung des letztern vom
Verf. als ein Mittel betrachtet übermässige Kalkmengen aus den Geweben zu entfernen,
wesshalb auch die Orte der Ablagerung derartig sind, dass dieser Auswurfstofif, wie
abgeschiedene feste Kieselsäure, dem Stoffwechsel möglichst entzogen wird und den letzteren
nicht beeinträchtigen kann,
77. Molisch. Kohlensaurer Kalk Im Holz. (No. 48.)
Im Kernholz und an solchen Stellen des Splints, die Verfärbung, überhaupt eine
dem Kernholz analoge Beschaffenheit besitzen, kommt häufig krystallinischer kohlensaurer
Kalk vor, der die Gefässe, Tracheiden, Libriform-, Parenchym- und Markstrahlzellen bisweilen
ganz erfüllt: dieselbe Erscheinung tritt auch in den Markzellen auf. Nach genauerer Unter-
suchung dieser Verhältnisse bei Ulmus campestris , U. viontana, Celtis orientalis, C. occi-
dentalis, Sorbus torminalis, Pirus microcarpus, Fagus süvatica, Acer rubrum, A. illyricum,
A. Pseiidoplatanus, A. campestre. A. Negundo, Cornus sangiiinea, C. mas, Zygophyllum
arboreuvi, Populus alba, Salix amygdalina , Betula alba findet der Verf., dass der Kalk
sich zunächst als dünne Schicht auf den Membranen ablagert und erst allmählich das
Lumen ganz erfüllt ; er führt die Erscheinung darauf zurück, dass bei der geringen Leitungs-
fähigkeit des Kernholzes u. s. w. die Lösung, welche in Folge ihres Gehalts an Kohlensäure
den kohlensauren Kalk gelöst enthält nur sehr langsam fortschreiten kann; durch Temperatur-
erhöhung kann dann der Gehalt der Lösung an Kohlensäure sich vermindern, worauf der
kohlensaure Kalk sich krystalliuisch abscheiden muss.
78. Warming. Kieselkörper bei Podostemonaceen. (No. 88, 89.)
79. Carlo. Kieselkörper bei Tristicha. (No. 8.)
In allen von Warming untersuchten Podostemonaceen kommen im Innern der Zellen
Kieselkörper vor, deren Bildung in der Mitte der Zelle zu beginnen scheint und dann weiter
nach aussen fortschreitet, bis die letztere nahezu ausgefüllt ist. Das Innere der Kiesel-
körper ist im Allgemeinen sehr porös, oft auch von einem grösseren Hohlraum eingenommen,
der peripherische Theil dagegen ist homogen. Die Concretionen finden sich namentlich in
der Epidermis und den benachbarten Schichten , ausserdem in der Nähe der Gefässbündel
und dienen wohl zur Festigung der sonst sehr zarten Pflanzen.
Carlo beschreibt specieller die analogen Kieselkörper von Tristicha hypnoides. Die-
selben kommen hier nur in dem kriechenden „Thallus", nicht in den Blüthen tragenden
Stämmchen vor, sind ähnlich gebaut, wie es Warming beschreibt, und doppeltlichtbrechend:
ihre Oberfläche zeigt mancherlei Unebenheiten, Ring- und Spiralleisten.
Die Blätter von Tristicha besitzen, wo sie dem Stamm ansitzen, in ihren Parenchym-
zellen noch einzelne Kieselkörper: ausserdem ist aber die Ober- und Unterseite des Blattes
reich an verschiedenartig geformten, anscheinend der Membran selbst eingelagerten Kiesel-
bildungen, die mit ihrem Mittelpunkt stets zwischen zwei oder mehreren Blattzellen liegen.
Die Entwickelungsgeschichte des Blattes lehrt, dass auch diese Kieselkörper ursprünglich im
Innern kleiner Zellen entstehen. Die Auswüchse der sternförmigen Concretionen bilden sich
26*
404 Anatomie. Morphologie der Plianerogamen. Morpholog. u. Pbysiolog. d. Zelle.
nachträglich an zuerst glatten halbmondförmigen Kieselbildungen. Cario fand auch Chloro-
phyllkörner in den die Kieselkörper enthaltenden Zellen, was Warming nach seinen Beob-
achtungen bezweifelt.
80. Licopoli. Kieselkörper bei Chamaerops (No. 37.)
beschreibt die bekannten Kieseleinschlüsse in der Umgebung der Palmenbastzellen
bei Chamaerops humilis.
81. Schwarz. Flechtensäuren. (No. 76.)
Die krystallinischen Chrysophansäurekörncheu von Physcia parietina u. s. w. kommen
nicht, wie Borscow behauptete, in den Zellen, sondern gemäss Schwendeuer's Angaben auf
der Aussenfläche der Membranen vor.
4. Zellmembran.
82. Wiesner. Wachsthum der Zellmembran. (No. 90.)
Das Wachsthum der Membran ist nach dem Verf. durch Intussusception allein
nicht zu erklären, doch ist letztere auch nicht ganz auszuschliessen.
83. Geddes. Zellwand von Chlamydomyxa. (No. 20.)
Die Art der Schichtung der Membran, sowie das Vorkommen von Zellwaudwarzen,
welche rothes Pigment einschliessen, lassen den Verf. hier Wachsthum der Membran durch
Apposition vermuthen.
84. Pringsheim. Einfilass intensiven Lichts auf die Zellmembranen. (No. 61.)
Ausser geringeren Quellungserscheiuungen, die an zarteren Spirogyra -F&den im
concentrirten Sonnenlicht beobachtet wurden, sah Pr. namentlich, dass die Fäden an den
Zellgrenzen einknickten und dann in ihre einzelnen Zellen zerfielen. Gleichzeitig schien
auch eine Drehung der Fäden zu erfolgen.
85. Schaarschmidt. Theilung von Closteriam. (No. 69.)
Die secundäreu Nähte mancher Closterium- Arten, d. h. Ringzeichnungen zwischen
der Mittelsutur und den Enden der Zelle, entstehen durch ähnliche rasche Ausdehnung
plastischer Zellhaut, wie die bekannten Ringe von üedogonium.
86. Ambronn. Collenchym. (No. l.)
Die Wandungen aller vom Verf. untersuchten Collenchymzellen werden mit Chlor-
zinkjod oder Jod und Schwefelsäure hellblau, Salzsäure und Phloroglucin bewirken keine
Färbung. Die in vielen Lehrbüchern behauptete starke Quellbarkeit der Collenchymmembranen
in Wasser ist nicht vorhanden; in ihrer Festigkeit stehen dagegen die letzteren den speci-
fischen Bastzellen kaum nach.
87. Giltay, Collenchym (No. 21.)
betont den Gesichtspunkt, dass die Collenchymzellen fast niemals Chlorophyll
enthalten, somit nicht assimiliren und gerade desswegen jede directe Communication mit den
Intercellularen entbehren können. So erkläre sich das Schwinden der letzteren und die
colossale Verdickung der Ecken, während in den Flächen durch Poren für die Verbindung
von Zelle zu Zelle gesorgt sei. Diese Poren sind dann bisweilen (Äiicuba japonica, Hex
PeradoJ sogar sehr gross, meistens jedoch klein und wenig zahlreich.
88. Niggl. Vorkommen verholzter Membran. (No. 49.)
Mit der S. 386 beschriebenen Indolreaction gelang es dem Verf. unter zahlreichen
untersuchten Algen nur in den Warzen von Cosmarium Botrytis und C. speciosiim Ver-
holzung nachzuweisen. Von Pilzen wurde Polyporus fomentarius schwach, Ochrolechia
pallescens, Trametes suaveolens deutlich roth gefärbt ; ebenso verhielten sich Medullär- und
Corticalschicht bei mehreren Cladouien, Lnbricaria physodes und Stida piilmonacea. Die
Reaction trat ferner bei Epidermiszellen nur ein bei Cinnamomum CuUlatvan, Cycas, Ahies
und Pinus, die Cuticula blieb stets ungefärbt, die Cuticularschichten wurden nur bei Hoya
carnosa und Euscus aculeatus schwach geröthet, ausschliesslich ihr innerster Theil bei
Nerium Oleander, Hex Aquifolium und Agave americana. Die Spaltöffuungsschliesszellen
Bind verholzt bei Abies, Pinus, Taxus, Cycas. Viele stark verdickte derbe Haare von
Boragineen, Urticaceen u. a. zeigen keine Spur von Rothfärbung; deutlich ist die letztere
bei den Blatthaaren von Tilia parvifolia und einigen Hieracien und Stengelhaareu von Fra'
Zellmembran. 405
garia, Etq)atoriim, Stachys. Auch die Pappushaare verhielten sich, selbst in derselben
Gattung (HieraciumJ verschieden. Die Suberinlamellen werden nicht gefärbt, wohl aber die
Mittellamelle alter Korkzellen (Kork der Kartoffflknollen und der Rhizorae monokotyler
Pflanzen, von Betula) Sorhus, Acer, Tilia, Cinehona). Collenchym wird nicht gefärbt, ausser
bei Sapindus laurifolius; im Ilypoderma wurde bei Cycas Rothfärbung nachgewiesen, ebenso
in den hypodermalen Faserzellen bei Abies, Pinus, Taxus, wo aber bisweilen nur die Grenz-
lamelle deutlich roth wird, während die mittlere Schicht kaum, die innerste gar nicht
gcröthet wird. Auch das Pallisadenparenchym und Schwammparenchym von Cycas sind
verholzt; bei Abies excelsa wurde in letzterem nur die mittlere und äussere Schicht gefärbt.
Häufig zeigte sich das Markgewebe ganz oder in einzelnen Zellen verholzt. Im Holz ver-
holzt die innerste Schicht später als die sogenannte primäre und secundäre; hei Astragalua,
Caragana, Cytisus, Eobinia ist sie gallertartig und bleibt farblos. Die Markstrahlzellen
blieben nur bei Aristolochia Siplw ungefärbt. In der Schutzscheide färbt sich vielfach nur
der von Caspary aufgefundene dunklere Fleck, beziehungsweise das demselben entsprechende
Band, welches aus zwei seitlichen verkorkten (ungefärbten) und einer tiefroth gefärbten
verholzten Mittellamelle besteht (Botrychium, Eqiiisetum, Tradescantia , PolygonatumJ.
In anderen Fällen erstreckt sich die eben besprochene Structur auf die ganze Radialwand
(Smilax, Busens, Iris, Epipactis, Asparagus) , oder greift selbst auf die Tangentialwände
über. Die spätere Verdickungsschicht der Schutzscheidezellen wurde nur bei Ruscus
aculeatus, Festuca gigantea, Melica altissima, Poa pratensis deutlich roth, bei letzterer
Pflanze verhalten sich ebenso die äussern, die Endodermis verstärkenden Zellen. Prachtvoll
roth färben sich weiter die untersuchten Steinzellen, die Bastfasern von Cinehona, Sapindus,
Vitis. In anderen Fällen (Acer, Aesculus, Cinnamomum, Glycyrrhiza, Carragana, Robinia,
Syringa, AstragalusJ röthen sich nur die äusseren Schichten der Bastzellen; dieselben
blieben ganz farblos bei Nerium, Morus, Cannabis, Linum, Hoya, Hibiscus. Tiefroth
wurden endlich die Faserzellen einiger Samen und Endocarpien, während die verzweigten
Fasern im Gewebe von Prunus, Araucaria, Ternstroemiaceen, Boronieen und Magnoliaceen
sich verschieden verhalten.
Am frühesten verholzen Tracheen und Tracheiden ; niemals zeigten die Siebröhren-
wände Rothfärbung mit Indol. Der Verf. deutet die Verholzung als eine chemische Um-
änderung der Cellulosemolecüle, nicht als eine Einlagerung von abweichender Substanz.
89. Niggl. Verholzang der Zellmembran. (No. 50.)
Der Satz, dass die Verholzung eine Degradation der Cellulose, nicht eine Infiltration
derselben sei, wird hier weiter ausgeführt und namentlich damit unterstützt, dass während der
Verholzung die Zellen oft kein Plasma mehr führen, von welchem die Infiltration ausgehen
könnte. Es wird weiter die Auffassung verholzter Membranen vom Standpunkte der
Nägeli'schen Micellartheorie erörtert, mit welcher auch nur der Gedanke einer chemischen
Umwandlung der Micellen vereinbar sei.
90. Richter. Pilzzellnlose. (No. 67.)
Dem Verf. gelang es zunächst auch an den Membranen junger Meristeme Blau-
färbung durch Chlorzinkjod u. s. w. zu erreichen, wenn dieselben zuvor mit Salzsäure oder
Kalilauge (nicht mit Essigsäure) behandelt, oder einem kurzen Fäulnissprocess ausgesetzt
oder auch nur stark gequetscht wurden. Stücke von Agaricus campestris, Mutterkörnern,
Polyporus, welche längere Zeit in Kali gelegen hatten, zeigten schliessHch Blau- oder Violett-
färbung mit Chlorzinkjod, ebenso Stücke von Daedalea quercina nach längerem Kochen
mit Schulze'scher Flüssigkeit. Die Resistenz der Cellulose war hier überraschend. Bei
Mucor wurde ein sicheres Resultat nicht erhalten, wohl aber bei den Hyphen von Cladonia
nach wochenlangem Liegen in Kalilauge.
Mit Phloroglucin liess sich nirgends eine Verholzung in den Membranen der Pilze
nachweisen, dagegen verhielt sich das Gewebe von Daedalea sehr ähnlich wie gewöhnlicher
Flaschenkork.
91. Janczewskl. Siebröhren. (No. 28.)
Die angeführte zweite Abhandlung beschäftigt sich mit den Siebröhren der Gefäss-
kryptogamen und werden genaue Angaben über den Bau und die mikrochemischen Eigen-
406 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — Morpholog. u. Physiolog. d, Zelle.
Schäften der Membranen und der Siebplatteu gemacht: in letzteren sind die Kanäle durch
Callusmassen dauernd geschlossen, welche die Endflächen wie aus ^zahlreichen verklebten
und planlos durch einander geworfeneu Stäbchen zusammengesetzt erscheinen lassen. Die
dritte und vierte Abhandlung betrifft die Siebröhren der Angiospermen. Die Entwickelung
beginnt hier mit der Entstehung symmetrischer Calluswarzen auf beiden Seiten der künftigen
Siebplatte: bei Phragmites communis und Ti/pha latifoUa sind diese Warzen anfangs reine
Cellulose und wandeln sich erst später in Callus um. Die Warzen verschmelzen dann zu
einer continuirlichen Callusschicht, iu der an der Stelle, welche früher die Warzen einnahmen,
Perforationen sich bilden. In älteren Siebröhren der Dikotyledonen geht dann nach wenigen
Monaten bis mehreren Jahren der Inhalt verloren und wird die Siebplatte wieder mit einer
homogenen Callusmasse bedeckt , endlich wird letztere wieder gelöst, so dass nur das Cellu-
losegerüst der Platte übrig bleibt; der Inhalt ist aber in diesem Stadium längst nicht mehr
vorhanden, so dass in solchen „passiven Siebröhren" höchstens wässerige Flüssigkeit bewegt
werden kann. Wo die Siebröhren mehrere Jahre activ bleiben (Vitis vinifera), werden die
Platten im Herbst durch Callusmasse geschlossen, die im Frühjahr wieder resorbirt wird.
Dieselbe Erscheinung wurde auch bei Phragmites, Typha und Sparganium ramosum nach-
gewiesen, während bei Chamaedorea Karwinshiana stets die Communication erhalten bleibt.
Während der Desorganisation erscheint die Callusmasse bisweilen gestreift, wie aus stärker
und schwächer lichtbrechenden Stäbchen zusammengesetzt, von welchen die letzteren zuerst
verschwinden (Phragmites).
92. Russow. Callusplatten der Siebröhren. (No. 68.)
Die grossen Calluspolster von Ahies Pichta erscheinen wie aus Nadeln zusammen-
gesetzt, die an der Peripherie des Polsters deutlich hervorragen; Tangentialschnitte zeigen
radiirende dunkle scharfe Linien. Ferner sind diese Polster im Gegensatz zu den sonst
untersuchten schwach doppelbrechend. Bei Äbies excelsa und Larix sibiriea ist die Callus-
masse im April theilweise in Wasser löslich, im November resistenter. Die Callusplatten
wurden an 150 Phanerogamen iu Stamm, Wurzel und Blatt nachgewiesen, bei Gefässkryp-
togamen nur bei Älsophila australis, Balantiuum antarcticum, Osmunda regalis und Equi-
setum arvense, und zwar sowohl an Siebplatten der Querwände als der Längs wände, Schleim-
Btränge fanden sich nur bei Equisetum. Bei den Holzpflanzen sind Callusplatten nur in
den jüngeren und jüngsten Theilen der lebensthätigen Rinde zu finden, und ist Verf. der
Ansicht, dass die specifische Function der Siebröhren nur so lange dauert, als eben Callus
vorhanden ist. Die zeitweilige Auflösung des letzteren wurde bestätigt,
93. Mikosch. Entstehung and Baa des Hoftüpfels. (No. 46.)
Nach einer ziemlich ausführlichen historischen Darstellung der über die behöften
Poren vorliegenden Untersuchungen bespricht Verf. zunächst den Bau der Zellmembranen
des Holzes mit Bezug auf die abweichenden Ansichten von Dippel, Sanio u. s. w. M. findet,
dass die Zwischenmasse — entgegen Dippel's Angabe — mit Chlorzinkjod schwach blau
gefärbt werden kann, somit Cellulose ist, er wendet sich ferner gegen die Deutung der Zwischen-
masse als Rest cambialer Zellhüllen. Die Radialwände sind nach dem Verf. anfangs durchaus
einfach, während ihres Dickenwachsthums differenziren sie die mittlere weiche, gegen das
Zelllumen hin allmählig in feste Membran übergehende Schicht. Erst unmittelbar ehe die
Cambialzelle zur Holz- oder Bastzelle wird, diff"erenzirt sich in der dichten Partie der primären
Wand hart an der Grenze des Plasmaschlauchs eine homogene, nun mit Chlorzinkjod tief
blau werdende Lage, welche Sanio's tertiärer Membran, Schacht's Inuenhaut der Zelle
entspricht. Während oder nach der Bildung der Innenhaut erscheint in der Mitte der
Primärwand eine körnige oder continuirliche , schon jung gegen Schwefelsäure ziemlich
resistente Schicht, welche anfangs mit Chlorzinkjod blau, bald aber mit Phlorogluciu
und Salzsäure roth wird, die Anlage der späteren Mittellamelle. Bisweilen erscheint die
letztere auch doppelt und von einem schmalen Band von Zwischeusubstanz durchsetzt, wie
es Dippel allgemein annimmt. In der letzteren wird dann später doch eine unpaare gemein-
same Schicht differenzirt. In der Schicht zwischen Mittellamelle und Innenhaut geht dann
nach M, die Differenzirung der secundären Verdickungslage Sanio's unter Wasserverlust und
Dickeuabnahme der Schicht vor sich.
Zellmembran. 407
Im Beginn der Cambialtliätigkeit erscheinen die noch homogenen jungen Radial-
wände stellenweise eingeschnürt in Folge des Vorhandenseins einfacher schüsseiförmiger
Poren, die sich bald durch FLächenwachsthum vergrossern. An den dünnen Stellen sind die
beiden Innenschichten einander sehr genähert, sonst durch die Zwischensubstanz deutlich
geschieden. Dann soll durch Dickenwachsthum wieder eine Entfernung der beiden Innen-
schichten eintreten, so dass eine linsenförmige Cellulosescheibe entsteht, die später eine
körnige oder streifige Structur erhält, indem sie in Körnchen zerfällt, welche einer homo-
genen Grundsubstanz eingebettet sind. An der Grenze der Cellulosescheibe erfolgt die Hof-
bildung — aus den Körnchen soll auf der Oberfläche der ersteren ein continuirliches Häutchen
entstehen, das den Hof innen auskleidet und die Fortsetzung der Innenhaut der übrigen
Zelle darstellt. Die Mittellamelle durchsetzt bei ihrer Entstehung bald die Mitte des
„Linsenkörpers", bald „neigt sie sich nach einer Seite" und verschmilzt mit einer Innenhaut,
wodurch der eine Porencanal dauernd geschlossen wird. An die Stelle der weichen Substanz
des Linsenkörpers, die resorbirt wird, soll dann schliesslich Luft treten und so die linsen-
förmige Höhlung des Hofs entstehen. Diese Angaben, welche durch zahlreiche Abbildungen
erläutert werden, weichen so weit von allen bisher gegebenen ab, dass sie jedenfalls mit
Vorsicht aufzunehmen sind — vgl. übrigens das folgende Referat.
94. Russow. Entstehung der Hoftüpfel bei den Abietineen. (No. 67.)
Während Sauio (vgl. Jahresber. 1873, S. 180 u. f. J.) angab, die Radialwände des Cam-
biums der Abietineen seien glatt, findet Russow an Schnitten, sowie an Macerationspräparaten
(mit 1— 20/0 Kalilauge) auch in jüngsten Stadien rundliche, flache Poren, die namentlich
nach Färbung der Membran deutlich hervortreten. Aus diesen Poren gehen einerseits die
behöften Poren des Holzes, andererseits die Siebplatten hervor. Die Poren vergrossern sich
zunächst durch Wachsthum, dann nimmt man auf ihnen einen kreisrunden, zart contourirten
Fleck (torus) wahr, dessen Durchmesser grösser ist als der Radius des „Primordialtüpfels",
und der bisweilen links, rechts Qder beiderseits von einem scharfen Doppelcontour begrenzt
ist. Darauf erscheint der Hof als deutlicher, scharfer Doppelring, welcher bis zur Vollendung
des ersteren sichtbar bleibt; innerhalb des Doppelrings tritt der allmählig enger werdende
einfache Ring auf, welcher bald den kreisrunden Fleck erreicht und über diesem fort-
schreitend schliesslich der definitiven Breite des Porenkanals entspricht. Der oben erwähnte
Doppelcontour am „Torus" beruht auf einer ^-förmigen Knickung der Porenmembran,
wodurch die verdickte Stelle, der Torus, in das Lumen einer Tracheide hineingeschoben
wird. Der Verf. führt diese Erscheinung auf die durch das Anschneiden der Zellen erfolgende
Aufhebung des Turgors zurück. In älteren Stadien ist die ^-förmige Knickung nicht mehr
zu finden.
Die Membran der jungen Holzzellen besteht Anfangs aus einer dicken, mittleren,
weichen „Zwischensubstanz" und zwei sehr dünnen, die erstere begrenzenden „Innenschichten".
Mittelst Anwendung von recht couceutrirtem Jodjodkalium und starker Schwefelsäure (2 Theile
Säure auf 1 Theil Wasser) gelang es dem Verf., an radialen wie tangentialen jungen Wänden
die farblose, stark gequollene Zwischensubstanz beiderseits von einer rein blauen Linie ein-
gefasst zu sehen, welche den Innenschichten entsprechen. Der Torus erscheint als dicker,
blauer Strich, während die übrige Membran des „Primordialtüpfels" nur eine sehr feine,
blaue Linie darstellt, deren Dicke wohl durch Resorption abgenommen hat. Zuerst in den
Zellecken, dann auch auf ihren Flächen zeigen etwas ältere Stadien eine Differenzirung der
blauen Linien in einen inneren und äusseren tiefer gefärbten Saum und eine mittlere hellere
Lage. Weiter wird in den Zellecken die Zwischensubstanz gelblich; aus ihr geht die
Mittellamelle hervor, in der sich noch in den „Zwickeln" eine innere, tiefer gelbe Masse
differenziren kann. An Schnitten, die mit Alkohol behandelt sind, kann man die dichtere
Zwischensubstanz mit Chlorzinkjod violett färben, so dass sie ebenfalls aus Cellulose
besteht. Nach R. ist eine Entstehung der sogenannten secundären Verdickungsschicht durch
Apposition ausgeschlossen ; sie bildet sich durch Differenzirung aus der blauen Innenschicht.
Die sogenannte tertiäre Schicht wird erst differenzirt, nachdem die Verdickung der Holz-
zellen fast beendigt ist. Die Hofmembran, welche nach R. vielleicht wie eine Scheidewand von
Plasma ausgeschieden wird, besteht gleich nach ihrer Anlage ebenfalls aus einer fast färb-
408 Anatomie. Morphologie der Phanerogamcn. — Morphologie der Gewebe.
loRen mittleren und zwei äusseren blauen Schichten, Hinsichtlich der ursprünglich homogen
blau werdenden Tangentialwände im Cambium nimmt der Verf. an, dass sie sich später in
Zwischensubstanz und Innenschichten differenziren. Die geringere Zahl der behöften Poren
im Herbstholz beruht darauf, dass hier viele Primordialtüpfel nicht zur Entwickelung
gelangen. Die Differenzen zwischen Frühjahrs- und Herbstholz glaubt Verf. ausser auf die
Verschiedenheit des Rindendrucks in erster Linie auf Differenzen im Turgor der Jungholz-
zellen zurückführen zu müssen, welche bald mehr bald weniger stark wasseranziehende
Substanzen enthalten.
95. d'Arbanmont. Gefächerte Bastzellen von Ampelopsis n. s. w. (No. 2.)
In den genannten Zellen, deren Membranen ausser der primären zwei sehr distincte
Verdickungsschichten besitzen, werden Poren beschrieben, welche z. Th. beide, z. Th. nur
die innere Schicht durchsetzen. *
96. Bachmann. Samenschalen der Scrophalariaceen (No. 4.)
beschreibt mehrfach eigenthümliche Verdickungsformen der Zellmembranen der
Testa; besonders wäre auf Buttnera (Fig. 57) und Pedicularis (Fig. 81) hinzuweisen.
97. Trecnl. Spiralzellen bei Crinnm. (No. 83, 84.)
In den Blüthen von Crinum americanum, taitense und africanum finden sich sehr
lange spiralig verdickte Zellen einzeln oder zu Gruppen verbunden. Die längste gemessene,
durch Maceration isolirte Zelle hatte eine Länge von 13.4 mm bei 0.025 mm Durchmesser.
Zellen von 5— 7 mm Länge sind ganz gewöhnlich. Die längste zum Vergleich gemessene
Bastfaser derselben Pflanzen mass 6.8 mm.
98. Vesqae. Faserzellen bei Acanthaceen. (No. 86.)
Im Stamm und Blattstiel von Cyrtanthera catalpifolia, Meninia turgida, Adhatoda
ventricosa und Fittonia finden sich im Weichbast Zellen, welche den vom Ref. beschriebenen
Faserzellen von Aerides ähnlich nur kleiner sind. Ausserdem aber zeigen hier die Fasern
eine Höhlung und sind in eine gallertige Masse eingebettet, so dass Verf. sich der Ansicht
zuneigt, es seien wirkliche Zellen, um welche die Membran der Mutterzelle sich erhalten habe.
99. Yesqae. Schleimzellen der Samenschale von Aethionema. (No. 86.)
Die Samenschale besteht aus kleineren, mit Wasser nicht aufquellenden, und grösseren,
haarartig vortretenden, in bekannter Weise quellungsfähigen Zellen. Die Verdickung der
Membran beginnt an ihrer Spitze und stellt eine Calotte dar, an der ein Cylinder sich nach
innen erstreckt; namentlich dieser letztere quillt an reifen Samen ausserordentlich stark,
so dass dieselben mit cylindrischen, dicken Anhängen verschiedener Länge sich bedecken.
100. Penzig. Cystolithen. (No. 55.)
In den Blättern und Bracteen von Momordica Charantia, M. echinata (nicht von
M. Huberi und Ecbalium Elaterium) finden sich in der unteren Epidermis sehr eigenthüm-
liche Cystolithen, welche der Seitenwand stark einwärts gewachsener, grosser Oberhautzellen
ansitzen, und zwar niemals einzeln, sondern in Gruppen von zweien oder mehreren, deren
Stiele dann mit der Basis zusammenstossen. Es entstehen so fast traubenartige Gruppen,
deren Oberfläche warzig und deren Substanz mit kohlensaurem Kalk imprägnirt ist. Das
durch Essigsäure von letzterem befreite Zellstoffgerüst wird mit Chlorzinkjod gelb, nach
vorheriger Behandlung mit Kalilauge aber dunkelviolett. Schwefelsaures Anilin bewirkt
keine Gelbfärbung,
B. Morphologie der Oewebe.
Keferent: E. Loew.
Verzeichniss der besprochenen Arbeiten.
1. Ambronn, H, Ueber die Entwickelung und die mechanischen Eigenschaften des Collen-
chyms. Pringsh. Jahrb, für wissenschaftl. Bot. Bd. XII (1881). — Mit 6 Tafeln.
(Ref. No. 3.)
2. Cario, R. Anatomische Untersuchung von Tristicha hypnoides Spreng. Bot. Zeitung
1881, No, 2-5, (Ref, No. 24.)
Verzcichniss der besprochenen Arbeiten. 409
3. D'Arbaumont, M. La tige des Anipelidees. — Ann. d. scieuc. nat. VI. Ser, T. XL,
p. 186-255. (Ref. No. 20.)
4. Demeter, K. Rosanofffele Kristalycsoportok az Urticaccakban. Magyar Növenytani
Lapok. V, p. 32—37. Klausenburg, 188L (Ungar.) (Ref. No. 25.)
5. — Az Urticaccäk szövetlanälioz külinös tekintettel a Boehmeria bilobära. Klausenburg,
188L 43 Seiten. Mit 2 Taf. (Ungar.) (Ref. No. 25.)
6. Engler, A. Ueber die morphologischen Verhältnisse und die geographische Verbreitung
der Gattung Rhus und der mit ihr verwandten Anacardiaceen. Bot. Jahrb. Herausgeg.
V. Engler. Bd. I, Heft 4 (1881), S. 365-426. (Ref. No. 21.)
7. Gardener, W. Th Development of Water-Glands in the Leaf of Saxifraga crustata.
Quart. Journ. of Microsc. Scienc. Vol. XXL (N. S.) p. 407—414. (Ref. No. 17.)
8. Gerard, R. Recherches sur le passage de la racine ä la tige. Ann. d. scienc. nat.
VL Ser. T. XI, p. 279-430. (Ref. No. 27.)
9. Giltay, E. Sur le collenchyme. Arch. Neerland. T. XVIL (Extr.) (Ref. No. 5.)
10. — Einiges über das Collenchym. Bot. Zeit. 1881, S. 153—159. (Ref. No. 4.)
11. Haberlandt, G. Ueber Scheitelzellwachsthum bei den Phanerogamen. Mittheil, des
Naturw. Ver. f. Steiermark. Jahrg. 1880. (Sep. Graz, 1881.) (Ref. No. 34.)
12. — Vergleichende Anatomie des assimilatorischen Gewebesystems der Pflanzen. Pringsh.
Jahrb. f. wissensch. Bot. Bd. XIII, Heft 1. (1881.) Mit 6 Taf. (Ref. No. 1.)
13. Jäkö, J. Adatok a Stapelia variegata es S. trifida stomäinak fejlödesihez. Magyar
Növenytani Lapok. V. p. 156 ff. Klausenburg, 1881. (Ref. No. 15.)
14. Janczewski, E. de. Etudes comparees sur les tubes cribreux. Extr. des Mem. d. la
Soc. des Scienc. nat. et math. de Cherbourg. T. XXIII. Cherbourg, 1881. (Ref.
No. 11.)
15. Kny, L. Ueber einige Abweichungen im Bau des Leitbündels der Mouocotyledonen.
Verhandlungen des Bot. Ver. der Prov. Brandenburg. XXIII (1881), S. 94—109.
(Ref. No. 31.)
16. Kreuz, J. Entwickelung der Lenticellen an beschatteten Zweigen von Ampelopsis
hederacea Mch. (Sitzungsb. d. K. Akad. d. W^issensch. zu Wien. I. Abth. (1881),
S. 228-236. Mit 1 Taf. (Ref. No. 18.)
17. Licopoli, G. Ricerche anatomiche e microchimiche sulla Chamaerops humilis L. ed
altre palme. Atti delP Acad. di Sc. Fis. e Mat. di Napoli. Vol. IX. Napoli 1881.
(Ref No. 26.)
18. Lotar, H. A. Essai sur l'anatomie comparee des organes vegetatifs et des teguments
seminaux des Cucurbitacees. Lille (L. Danel) 1881. (Ref. 22.)
19. Michalowski, J. Beitrag zur Anatomie und Entwickelungsgeschichte von Papaver
somniferum L. Inaug.-Dissert. Grätz 1881. (Ref. No. 23.)
20. Olivier, L. Recherches sur l'appareil tegumentaire des racines. Ann. d. scienc. nat.
VL Ser. T. XI, p. 5-133. (Ref. 28.)
21. Pariatore, F. Tavole per una anatomia delle plante aquatiche. (Opera postuma
incompiuta). Florenz 1881. 9 Taf. (Ref. No. 35.)
22. Pick, H. Beiträge zur Kenntniss des assimilirenden Gewebes armlaubiger Pflanzen.
Inaug.-Dissert. Bonn, 1881. (Ref. No. 2.)
23. Russow, E. Ueber die Entwickelung des Hoftüpfels, der Membran der Holzzellen und
des Jahresringes bei den Abietineen, in erster Linie von Pinus sylvestris. Sitzungs-
berichte der Dorpater Naturf. Gesellsch. v. 24. Sept. 1881. In: Neue Dörpt'sche
Zeitung 1881. (Ref. No. 9.)
24. — Ueber die Verbreitung der Callusplatten bei den Gefässpflanzen. Sitzungsber. d.
Dorpat. Naturf. Gesellsch. Jahrg. 1881, S. 63-80. (Ref. No. 10.)
25. Rützou, S. Om Axeknüder. Botanisk Tidskrift. Kjöbenhavn. Bd. 12, p. 248— 263.
Mit 4 Taf. (Ref. No. 8.)
26. Schweudener, S. Ueber Bau und Mechanik der Spaltöffnungen. Monatsb. d. Kgl.
Akad. d. Wiss. zu Berlin. Juli 1881. Sitzungsb. d. Bot. Ver. d. Prov. Branden-
bürg. XXHI (1881), p. 72-74. (Ref. No. 16.)
410 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — Morphologie der Gewebe.
27. Scott, D. H. Zur Eütwickelungsgeschichte der gegliederten Milchröhren der Pflanzen.
Inaug.-Diss. Würzburg, 1881. (Ref. No. 12.)
28. Szabö, F. A Carludovica es a Cauna guinmi jaratairöl. Ertekezesek a termeszelludo-
raänysk köreböl. Budapest. Bd. XI, No. X. (Ungar.) (Ref. No. 13.)
29. Tschirch, A. Der anatomische Bau des Blattes von Kingia australis. Verb. d. Bot.
Ver. d. Prov. Braudenb. XXIII (1881), S. 1-16. (Ref. No. 29.)
30. ~ lieber die Anatomie und den EinroUungsmechanismus einiger Grasblätter. Sitzungsb.
d. Bot. Ver. d. Prov. Brandenb. XXIII (1881), S. 63-65. (Ref. No. 30.)
31. — lieber einige Fälle von Phloemspaltung im Leitbündel der Gräser. Sitzungsber. d.
Bot. Ver. d. Prov. Brandenb. XXIII (1881), S. 65-66. (Ref. No. 32.)
32. — [lebor einige Beziehungen des anatomischen Baues der Assimilationsorgane zu Klima
und Standort mit specieller Berücksichtigung des Spaltöffnungsapparats. Linnaea.
(Neue Folge.) Bd. IX, Heft 3 u. 4. (Ref. No. 14.)
33. Westermaier, M. Beiträge zur Kenntniss des mechanischen Gewebesystems. Monatsb.
d. Kgl. Akad. d. Wiss. zu Berlin. (Jan.) 1881, S. 61-78. Mit 2 Taf. (Ref.No.7.)
34. — Beiträge zur vergleichenden Anatomie der Pflanzen. Monatsb. d. Kgl. Akad. d.
Wiss. z, Berlin, 1881, p. 1050—1070. Mit 1 Taf. (Ref. No. 6 u. 33.)
35. — und Ambronn, H. Beziehungen zwischen Lebensweise und Structur der Schling-
und Kletterpflanzen. Flora 1881. (Sep.) (Ref. No. 19.)
36. Wiesner, J. Elemente der Anatomie und Physiologie der Pflanzen. Wien. (A. Holder.)
1881. (Ref. No. 34.)
I. Gewebearten.
Parenchym (assimilirendes Gewebe), Collenchym, Mechanisches Gewebe
im Allgemeinen, Elementarorgane des Holzes, Siebröhren, Milchsaft-
röhren, Secretbehälter.
Parenchym (assimilirendes Gewebe).
1. G. Haberlandt. Vergleichende Anatomie des assimilatorischen Gewebesystems der
Pflanzen. (No. 12.)
Die Beziehungen des anatomischen Baues und der Anordnung der chlorophyllführendeu
Pflanzengewebe zum Assimilationsprocesse sind bisher kaum beachtet worden. Es versprach
daher eine in dieser Richtung von dem Boden der Anschauungen Schwendener's aus unter-
nommene Untersuchung dankenswerthe Resultate zu liefern, wie solche denn auch in vor-
liegender Arbeit in Fülle zu Tage treten.
Als Assimilationsgewebe betrachtet Verf. die Gesammtheit der Zellen, welche ächte
Chlorophyllkölner führen und denen die Assimilation (d. h. die Erzeugung organischer
Substanz aus den Elementen der Kohlensäure und des Wassers) als Hauptfunction zu-
kommt. Zunächst werden die assimilirenden Zellen (in Capit. 2) morphologisch geschildert
und unter ihnen 1. gestreckte Zellen von schlauchförmiger oder cylindrischer, selten pris-
matischer Gestalt (in den grünen Laubblättern der meisten Pflanzen); 2. tafelförmig-
polyedrische Zellen mit oder ohne Wandeinfaltungen (bei Coniferen und Gräsern);
3. isodiametrische Zellen; 4. Schwammparenchymzellen von sternförmiger Gestalt
unterschieden. Stellen sich die gestreckten Zellen senkrecht zur Oberfläche des Assimilations-
organs, so werden sie bekanntlich als Pallisadenzellen bezeichnet, als deren besondere
Formen die Armpallisadenzelleu (vgl. das Referat über eine vorläufige Notiz des Verf.
in Jahresb. 1880, p. 38) und die Trichterzellen mit ungleich weiten oberen und unteren
Enden erscheinen. Die zarten Wandungen der assimilirenden Zellen sind nur zuweilen mit
einfachen Tüpfeln versehen (wie im rundzelligen Chlorophyllparenchym von Succulenten, im
Mesophyll der Cycadeenfiedern nach Kraus und im grünen Parenchym der blattähnlichen
Zweige von Buscus hypoglossum). Partielle längsfaserförmige Wand verdickungen kommen
an den Pallisadenzellwänden der C^/cas-Blättcr, leistenförmige Wandverdickungen bei Farnen,
sowie bei Cedrus- und PiMMS-Arten vor.
Gewebearten. — Parenchym (assimilirendes Gewebe). 411
Um ciu Mass für die Assimilationseiicrgie der verscliiedeiien Chlorophyllzclleu zn
erhalten, bestimmte Ilaberlaudt die durchschnittliche Auzahl der Chlorophyllkörner in den
betreffenden Zellen und multiplicirte sie mit der Zahl der auf die Blattoberflächeneinheit
(n^nni) kommenden Zellen. Daraus liess sich dns procentische Vorhältniss der Chlorophyll-
körnerzahl einer bestimmten Gewebeart zu der Gesammtmenge des Chlorophylls in dem
betreffenden Blatte überhaupt berechnen. So fand er
Die Anzahl der Chlorophyllköruer ausgedrückt in Proceuten
der Gesammtmcnsre
im Pallisaden-
im Schwamm
gewebe
parenchym
Fragaria elatior , .
. 86
14
Bieinus communis .
. 82
18
Brassica Eapa . .
. 80
20
Tropaeohim mojus .
. 77
23
Heliantlius annuus .
. 73
27
Phaseolus mulüflorus
. . 69
31
Aus diesem Verhältniss des Chlorophyllgehalts in beiden genannten Geweben schliesst
Verf., dass die Pallisadenzellen als die specifisch assimilatorischen Zellen
des normal gebauten Laubblattes zu gelten haben. Man darf dies umsomehr
annehmen, als die von C. A. Weber für verschiedene Pflanzen bei Insolatiousculturen
gefundenen Trockengewichtszunahmen (d. h. Assimilationsleistungen einer qm Blattfläche
in 10 Stunden) dem Chlorophyllkörnergehalt in den Blättern derselben Pflanze ungefähr pro-
portional sind. Es betrug nämlich relativ:
Die specielle Assimilatioasenergie Die Menge der Chlorophyll-
nach Weber (die von Tropaeoluin körner (die von Tropaeolum
— 100 gesetzt) r= 100 gesetzt)
Tropaeolum majus .... 100 100
Phaseolus mulüflorus ... 72 64
Bieinus communis .... 118.5 129
Helianthus annuus .... 124,5 122
Um nun die morphologischen Besonderheiten der specifisch assimilatorischen Zellen,
d. h. der Pallisadenzellen aus ihrer physiologischen Function zu erklären, musste ähnlich
wie bei den Betrachtungen Schwendener's über das mechanische Princip im anatomischen
Aufbau der Mouocotyleu von gewissen Coustructiousprincipien ausgegangen werden.
Als solche betrachtet und begründet Verf. die beiden folgenden: 1) Die Einschaltung von
Zellwänden und Membraufalten zum Zweck der Oberflächenvergrösserung. 2) Die
Ableitung der Assimilationsproducte auf möglichst kurzem Wege. Das erstere Princip findet
sich typisch in den sogenannten Armpallisadenzellen realisirt, wie sie vom Verf. bereits
früher (s. Jahresb. 1880, S. 38) aus dem Blatte von Sambucus nigra, von verschiedenen
Ranunculaceen , Gramineen, Coniferen und Farnen beschrieben worden sind. Das zweite
Princip zeigt sich darin, dass „die vom Princip der Oberflächenvergrösserung geforderten
Falten und Wände parallel zu der vom Princip der möglichst raschen Abfuhr vor-
gezeichneten Richtung eingeschaltet werden". Daraus erklären sich dann die gestreckten
Formen der Assimilationszellen und ihre jeweilige Orieutirung. Die radialen Falten und
Längswände der Pallisadengewebe lassen sich nach der Anschauung des Verf. mit Dämmen
vergleichen, welche in den von Zelle zu Zelle laufenden Diffusionsstrom zu dessen Regulirung
eingebaut sind. Auch die besonders dem Schwammparenchym und den Trichterzellgeweben
eingefügten Lufträume bilden für den Diffusionsstrom uuübersteigliche Hindernisse, der dann
nur den Weg durch die schmalen Berührungsstellen der Zellarme zu nehmen vermag.
Die verschiedenen Erscheinungsformen des Assimilationsgewebes werden im Haupttheil
der Arbeit mit Rücksicht auf die oben erwähnten Bauprincipien in folgende Uutersysteme
und Typen gebracht:
I. System, Das Assimilationsgewebe dient zugleich als Ableitungsgewebe.
1. Typus. Die assimilireuden Zellen sind in der Leitungsrichtung nicht gestreckt.
(Blätter von Jungermannia-Atten.)
412 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — Morphologie der Gewebe.
2. Typus. Die assimilirenden Zellen sind in der Leitungsrichtung deutlich gestreckt.
(Blätter der Laubmoose, Blatt von Elodea canadensis, Gälanthus nivalis^ Zyga-
denus glaberrimus, Sempervivum- Arten.)
IL System. Es ist ein Assimilations- und ein Ableitungsgewebe vorhanden. Die Assi-
milationsproducte wandern aus dem ersteren direct in das letztere.
3. Typus. Das Assimilationsgewebe besteht aus quergestreckten, zur Blattoberfläche
parallel gelagerten Zellen. Dieselben stehen senkrecht auf dem längsverlaufenden
AbleituDgsgewebe, welches sich an die Gefässbündel anlehnt und dieselben häufig
in Form von Parenchymscheiden umkleidet. (Blätter von Gladiolus, Tritonia und
Iris germanica.')
4. Typus. Die assimilirenden Zellen sind grösstentheils gestreckt; doch zeigt ihre
Orientirung keine bestimmte und constante Beziehung zur Oberfläche des Organs.
Sie ordnen sich vielmehr radienförmig um die Gefässbündel herum an. Das
Ableitungsgewebe tritt innerhalb einer zarten Prosenchymscheide auf, besteht aus
läiigsgestreckten chlorophyllführenden Zellen und umgiebt auf dem Querschnitte
kränz- oder halbmondförmig das Gefässbündel. {Cyperus longus, pannonicus,
laevigatus u. a.)
5. Typus. Die Zellen des Assimilationsgewebes sind gestreckt und bilden ein Palli-
sadengewebe. Das Ableitungsgewebe breitet sich unter demselben aus und zeigt
keine Beziehungen zu den Gefässbündeln. (SelagineUa apus, S. apoda, Equisetum
paluslre, Ällium coeriiJeum, AspJiodelus Villarsü, Ornithogalum umbellatum, Acacia
paradoxa.)
6. Typus. Die gestreckten Assimilationszellen bilden ein Pallisadengewebe. Das
Ableitungsgewebe erscheint als gemeinschaftliche Parenchymscheide, entweder rings
um die Gefässbündel oder, falls ein Bastring vorhanden, an dessen Aussenseite.
Zuweilen wird die Parenchymscheide durch parenchymatische Zellen von gleicher
Ausbildung wie die Scheidezellen verstärkt. (Asparagus officinalis, Spartium
junceum, Tunica Saxifraga.)
7. Typus. Das Assimilationsgewebe bildet Querlamellen und besteht aus tafelförmigen
Zellen mit Wandeinfaltungen, welche unter der Epidermis senkrecht zur Oberfläche
des Organs gestellt sind, sonst aber eine ganz unregelmässige Orientirung zeigen.
Das Ableitungsgewebe erscheint als Parenchymscheide. (Piwits-Arten.)
8. Typus. Das Assimilationsgewebe besteht meist aus gestreckten Zellen, welche sich
zu mehr oder weniger deutlichen Curven anordnen. Diese Curven sind einesthcils
senkrecht zur Oberfläche des Organs orientirt, wodurch eine Pallisadeuschicht zu
Stande kommt, anderseits treifen sie rechtwinklig auf das centrale Ableitungsgewebe,
welches wie beim vorigen Typus die Gefässbündel umscheidet. Dieser Typus bildet
bereits den Uebergang zum nächstfolgenden System. (Ahies-kriQu, Thuja plicata,
Cryptomeria elegans.)
in. System. Ausser dem Assimilations- und dem Ableitungsgewebe ist noch ein besonderes
Zuleitungsgewebe vorhanden, in welches die Hauptmenge der producirten Steife aus
den assimilirenden Zellen direct übertritt; von hier aus erfolgt dann erst die Zuleitung
in das eigentliche Ableitungsgewebe.
9. Typus. Das Assimilationsgewebe besteht gewöhnlich aus Pallisadenzellen. Das
Ableitungsgewebe begleitet meistens in Form von Parenchymscheiden die parallel
verlaufenden Gefässbündel. Das Zuleitungsgewebe besteht aus quergestreckten
chlorophyllführenden Zellen. (Viele Gräser wie Calamagrostis^ Stipa, ferner Cyperus
alternifoUus, Iris aurea, I. halophila, Cycadeen, Taxus haccata.)
10. Typus. Das Assimilationsgewebe besteht gewöhnlich aus Pallisadenzellen. Das
Ableitungsgewebe begleitet in Form von Parenchymscheiden oder als Nerveu-
parenchym die netzförmig verzweigten oder anastomosirenden Gefässbündel. Das
Zuleitungsgewebe besteht aus den mehrarmigen Zellen des Schwammparenchyms.
Dieser bei den meisten Dicotyleu und echten Farnen verbreitete Typus zeigt sich
z. B. im Laubblalt von Ficus elastica sehr schön entwickelt. Die Vermittelung
Gewebearten. — Pareiichym (assimilirendes Gewebe). 413
zwiscbeu der eigentliclien Pallisadenschicht und dem Zuleitungsgewebe, d. h. den
Scbwammparenchymzellen wird bisweilen (z. B. bei Ficus elastica, Juglans regia,
Vulmonaria officinalis, Eleagniis angustifolia, Eranthis liiemalis) durch eigen-
thümlicbe Sammelzellen besorgt, au deren Kopfe 2 — 6 Pallisadenzellen büschelartig
zusammentreten, um ihre Assimilationsproducte in die genannte Zelle übertreten zu
lassen. Ausser der Function der Stoffzuleitung kommen dem Schwammgewebe
nebenbei noch die der Transpiration und Assimilation zu.
Nach eingehender Charakteristik obiger 10 durch Uebergänge mannigfach ver-
bundener Typen wendet sich Verf. in dem nächsten Abschnitt zu den Beziehungen des Assi-
milatiousgewebes zur Intensität und Richtung des einfallenden Lichtes, bespricht dann die
Durchlüftungseinrichtungen und Festigkeitsverhältnisse des Assimilatioussystems , giebt (in
Cap. 7) einige Andeutungen über local-assimilatorische Zellen und Gewebe — z. B. in den
Drüsenhaareu von Silene viscosa, den Drüsen von Dictamnus Fraxinella, den Brennhaaren
von Urtica dioiea, sowie in den Schliesszellen der meisten Spaltöffnungen — und entwirft
im folgenden Abschnitt eine kurze Entwickelungsgeschichte des assimilirenden Gewebes.
Dasselbe geht in der Mehrzahl der Fälle aus dem Grundparenchym hervor, kann jedoch
auch aus echtem Cambium (so die aus chlorophyllführendem Pareuchym gebildete Gefäss-
büudelscheide von üyperus pannonicus) und aus der Epidermis (so die epidermoidal gestellten
Armpallisadenzellen von Dedynochlaena sinuosa, Adiantum trapeziforme und Selaginella-
Arten) sich bilden. Als Beispiel für die Art der Anlage und Weiterdifferenzirung des Palli-
sadengewebes wird die Entwickelungsgeschichte desselben in den Blättern von Ficus elastica,
Caragana frutescens und Samhucus nigra speciell geschildert. Ein Schlusscapitel fasst die
Resultate der gedankenreichen Arbeit zusammen und enthält grundlegende Bemerkungen
über die Abgrenzung und die Nebeufuuctionen des Assimilationssystems, sowie über die
physiologische Bedeutung der parenchymatisehen Gefässbündelscheiden und den Bau des
Assimilationssystems innerhalb der systematischen Hauptgruppen des Pflanzenreichs.
2. H. Pick. Beiträge zur Eenntniss des assimilireadea Gewebes armlaabiger Pflanzen.
(No. 22.}
Verf. beschreibt in dem ersten Theil dieser Dissertation den Bau armlaubiger oder
unbelaubter Pflanzen wie Casuarina, Epliedra, Spartium, desgleichen von Pflanzen mit blatt-
artig flachem Stengel wie Cytisus sagittalis, Lathyrus silvestris, Carmicliaelia australis, Bossiaea,
CliantJiKS puniceus, Mühlenbeclcia platyclados, Ruscus, Phyllanthus, der Zweignadeln von
Äsparagus, der Stacheln von Colletia, der Phyllodien von Acacia und der Blattstiele von
Buhus australis. Die Stengelrinde der meisten armlaubigen Pflanzen zeichnet sich durch
stark entwickeltes Pallisadenparenchym mit zahlreichen Intercellularräumen, ihre Epidermis
durch ebenfalls reichliche Zahl der Storaata aus, während innerhalb des mechanischen
Gewebesystems das Fehlen des CoUeuchyms und das Vorwalten hypodermaler Sclerenchym-
stränge constatirbar ist. In dem zweiten Abschnitt der Arbeit wird vergleichsweise eine
Reihe reichlicher belaubter Pflanzen herbeigezogen und unter ihnen je nach dem verschiedenen
Verhalten des Pallisadenparenchyms sowie der Sclerenchym- und CoUenchymstränge mehrere
Categorien unterschieden. Hieran schliessen sich im dritten Abschnitt physiologische Be-
trachtungen und Versuche. Da nach den Darlegungen Stahl's die Pallisadenzellen in
Beziehung zur Lichtintensität stehen, so erscheint es auch für armlaubige Pflanzen leicht
erklärlich, dass die gesteigerte Assimilation ihrer Stengelrinde sich dem Lichteinfluss durch
Entwickelung von Pallisadenparenchym accomodirt. In der hiermit parallel gehenden
Bevorzugung des Sclerenchyms vor dem CoUenchym sieht Verf. nicht bloss eine mechanisch
bedeutsame Einrichtung, sondern auch eine Massregel, durch welche für das hier sehr noth-
wendige Chlorophyllparenchym hinreichender Raum geschaffen wird. Die zahlreichen Spalt-
öffnungen und Intercellularräume sprechen ebenfalls für einen lebhaften Gasaustausch in
der Stengelrinde der armlaubigen Pflanzen. Directe Versuche mit abgeschnittenen Zweigen,
die unter Wasser einer mehrstündigen Insolation ausgesetzt wurden, ergaben dementsprechend,
dass armlaubige Stengel mit Palhsadenparenchym , sowie zahlreichen Spaltöffnungen und
Intercellularräumen in viel stärkerem Grade assimiliren als blattlos gemachte Stengel reich-
belaubter Pflanzen. Am stärksten zeigte sich die Assimilation bei Casuarina eoocelsu und
414 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — Morphologie der Gewebe.
Spartium monospermum , deren Zweige nach dreistündiger direkter Besonnung ein Luft-
quantum von 1,6 resp. 2,3 ccm pro D cm Stengeloberfläche ausgeschieden hatten; die Stengel
führten in diesem Falle pro Q mm 300 resp. 360 Stomata. JNach einigen weiteren Beob-
achtungen des Verf. scheint es, dass in armlaubigen Pflanzen die Reservestärke schneller
— schon nach 2—3 Tagen — bei Verdunkelung verschwindet, als dies bei reichblätterigen
Pflanzen geschieht, bei denen sie noch nach 8- 14tägiger Verdunkelung nachzuweisen war.
CoUenchym.
3. H. Ambronn. üeber die Entwickelangsgescbichte und die mechanischen Eigenschaften
des CoUenchyms. (No. 1.)
Ueber einige Resultate dieser Untersuchung wurde bereits im Jahresbericht für 1880
(S. 39) referirt. Hier tragen wir nur das Resume nach, mit welchem Verf. die obige aus-
führliche Publikation abschliesst. Zunächst wird das schon von Haberlandt gefundene
Resultat bestätigt, dass „ebenso wie der Bast auch das CoUenchym keine entwickelungs-
geschichtliche Einheit darstelle, sondern so verschiedenen Ursprungs sei wie nur möglich.
Als weiteres wichtiges Ergebniss ist anzuführen, dass auch beim CoUenchym genau ebenso
wie beim Bast, was übrigens auch Schwendener schon für das Stereom im Allgemeinen
nachgewiesen hatte, die Gruppirung und Anordnung der Zellen zunächst nur nach mechanischen
und nicht nach morphologischen Gesetzen stattfindet und dass wenn bestimmte Beziehungen
zwischen CoUenchym und Mestom vorhanden sind, diese Verhältnisse in der Entwickelungs-
geschichte ihre Erklärung finden. Derartige Beziehungen bestehen erstens bei denjenigen
Pflanzen, in welchen die Anlage des CoUenchyms und des Mestoms eine einheitliche ist,
zweitens in den Fällen, wo durch Bildung der Gefässbündel an der Peripherie nach aussen
vorspringende Leisten oder Kanten entstehen, in denen sich dann die CoUenchymgruppen
in Folge ihres centrifugalen Bestehens entwickeln. Für den ersten Typus sind als Beispiele
beschrieben worden: Colocasia esculenta, ferner eine grössere Anzahl von Umbelliferen und
Pipereen. Sowohl bei Colocasia esculenta als auch bei jenen Umbelliferen und Pipereen
kann man im älteren Zustande betreffs der Anordnung eine bestimmte Beziehung zwischen
den CoUenchymsträngen und einem Theile der Gefässbündel erkennen. Jedes Collenchym-
bündel der gesammten Pflanzen ist mit je einem Mestombündel genau in denselben Radius
gestellt. Diese stets vorhandene radiale Opposition findet ihre Erkläung, wie wir gesehen
haben, durch die Entwickelungsgeschichte, indem ursprünglich die einzelnen CoUenchym- und
Mestompartien je einen homogenen Cambiumstrang bilden. Dass ein derartiger entwickelungs-
geschichtlicher Zusammenhang bestehe, war schon von vornherein ziemlich wahrscheinlich,
da eine solche regelmässig vorhandene Beziehung, wenigstens in stielrunden Stämmen
und Blattstielen, kaum anders erklärt werden konnte, falls man nicht vom idealistischen
Standpunkte aus annehmen wollte, dass die Anordnung der Gewebe z. B. in den Stengeln
der Umbelliferen nach einem der Pflanze vorgezeichnetea Bauplan erfolge".
„Die Trennung der ursprünglich homogenen Cambiumbündel geschieht regelmässig
dadurch, dass in denselben eine Schicht Epenparenchym gebildet wird, durch welche das
Bündel in eine nach der Peripherie zu und eine nach innen gelegene Partie zerfällt; aus
der ersteren geht stets das CoUenchym, aus letzterer dagegen das Gefässbündel hervor. Bei
Colocasia esculenta findet jedoch nicht in allen Cambiumbündeln, aus denen später CoUenchym
entsteht, eine derartige Trennung statt, sondern blos in den am weitesten nach innen liegenden.
Bei denen dagegen, welche näher an der Peripherie ihren Platz haben, bleiben auch im
fertigen Zustande CoUenchym und Mestom stets vereinigt. In den der Epidermis zunächst
gelegenen ist das Mestombündel jedoch nur in Gestalt einiger cambiformartiger Zellen
an der Innenseite des CoUenchyms entwickelt; man kann desshalb hier nicht von einem
Gefässbündel sprechen. Bei Umbelliferen und Pipereen findet dagegen eine Trennung zwischen
CoUenchym und Mestom stets und gewöhnlich schon sehr früh statt, so dass man nur in
ganz jugendlichen Stadien homogene Cambiumbündel beobachten kann."
„Für den zweiten Typus, bei welchem die radiale Opposition von CoUenchym und
Mestom dadurch hervorgerufen wird, dass sich das erstere in den durch die Gefässbündel-
bilduug entstandenen vorspringenden Leisten oder Kauten entwickelt, sind als Beispiele
Gewebearten. — Collenchym. 415
anzuführen Clematis Vitalba, Aristolochia ülematitis, ferner die kleineren Collenchymbündel
bei Leonurus Cardiaca. Von einer einheitlichen Anlage des CoUenchyms und Mestoms kann
bei dieser Art der Entstehung selbstverständlich nicht die Rede sein und die Erklärung der
radialen Opposition beider Gewebe ist jedenfalls in dem ceutrifugalen Bestreben des CoUenchyms
zu suchen. Die Entstehung der grösseren Collenchymstränge im Stamme von Leonurus
Cardiaca verhält sich in einigen wesentlichen Punkten abweichend von den bereits erwähnten
beiden Typen. Es ist zwar eine radiale Opposition zwischen Collenchym und Mestom nicht
vorhanden, aber das Bildungsgewebe des ersteren steht in jugendlichen Stadien mit dem
Meristemringe in ununterbrochenem Zusammenhange, welcher erst nach Bildung der Cambium-
stränge für die ersten Gefässbündel aufgehoben wird. Es entsteht jedoch keines dieser ersten
Gefässbündel in demselben Radius, in welchem einer der betreffenden Collenchymstränge liegt,
und es ist desshalb später, wie schon erwähnt, eine radiale Opposition der beiden Gewebe-
partien nicht vorhanden. In den Fällen, wo weder ein Zusammenhang in der Anlage noch
später irgend eine Beziehung in der Anordnung zwischen CoUenchymsträngen und Mestom
vorhanden ist, findet die Entwickelung des ersteren in den unabhängig von der Gefässbündel-
bildung entstandenen vorspringenden Leisten und Kanten statt. Hierher gehören von den
beschriebenen Pflanzen Salvia officinalis und Clienopodmm anthelminthicum, bei beiden sind
die vorspringenden Leisten eine Folge der jüngsten Blattanlagen, In den Beziehungen zwischen
den Collenchymringen und den Gefässbündeln müssen wir auch hier 2 Typen unterscheiden:
entweder ist ursprünglich zwischen Collenchymring und einem Theile der Gefässbündel ein
bestimmter Zusammenhang vorhanden, oder der erstere entwickelt sich vollständig unabhängig
von dem Mestom. Für den ersteren Fall ist bisher nur ein Beispiel bekannt, nämlich Philo-
dejjdroneximiwm, jedenfalls verhält sich jedoch eine grössere Anzahl verwandter Philodendron-
Arten ähnlich. Wir sehen hier, dass sowohl Collenchymring als auch die peripherischen
Gefässbündel aus einem Folgemeristem hervorgehen, das der einzigen subepidermalen Schicht
seinen Ursprung verdankt. Später ist in der Anordnung des Collenchymringes und jeuer
Gefässbündel nur insofern eine Beziehung vorhanden, dass die letzteren viel näher an dem
Collenchymringe als an den inneren Leitbündeln liegen. Betreffs der übrigen Collenchym-
ringe, deren Entwickelung vollständig unabhängig vom Mestom vor sich geht, und die in Folge
dessen später auch gar keine Beziehungen zu den Gefässbündeln haben, ist nur wenig zu
sagen. Sie liegen stets, wenigstens in den Pflanzen, die ich untersuchte, direct unter der
Epidermis und sind entweder continuirlich oder von Spaltöffnungen, welche in Inseln oder
Längsreihen liegen, unterbrochen. Das letztere ist der Fall bei Tradescantia, wo eigentlich
vollkommen isolirte Stränge vorhanden sind, deren Anlage aber in einem ununterbrochenen
Ringe erfolgt, und die in Folge dessen auch eben zu den Collenchymringen zu rechnen sind."
„Nur auf einen Fall ist besonders aufmerksam zu machen, nämlich auf Peperomia latifolia,
wo die Epidermis sich an der Bildung des Collenchymringes betheiligt, indem in den Zellen
derselben successive tangentiale Wände auftreten, so dass nach und nach 5—6 Zellschichten
an der Peripherie des Stammes liegen, die aus der ursprünglich einfachen Epidermis hervor-
gegangen sind. Die Elemente dieser Zellschichten verdicken sich sehr bald coUenchymatisch
und so kommt es, dass später, da vor jenen Theilungen der Epidermis bereits ein subepidermaler
Collenchymring vorhanden ist, eine 7— 8 schichtige Collenchymlage an der Peripherie des
Stammes sich findet, in welcher der nach aussen liegende Theil entwickelungsgeschichtlich
der Epidermis, der nach innen liegende dagegen der Rinde angehört."
„Die CoUenchymzellen haben in der Regel einen prosenchymatischen Charakter.
Sie sind ziemlich lang, oft bis 2 mm und darüber, zeigen sehr häufig nachträgliche Fächerung
durch zarte Querwände und sind stets mit Saft erfüllt, führen jedoch wenig oder gar kein
Chlorophyll. Auf den Längswänden besitzen die CoUenchymzellen meistentheils longitudinal
spaltenförmige Poren. Hiervon zu unterscheiden sind diejenigen CoUenchymzellen, welche einen
mehr parenchymatischen Charakter haben und meistentheils durch nachträgliche collen-
chymatische Verdickung von Parenchymzellen entstanden sind. Die Zellwandungeri des
Collenchyms färben sich stets mit Chlorzinkjodlösung hellblau, bleiben aber ungefärbt bei
Einwirkung von Phoroglucin und Salzsäure. Die Quellbarkeit derselben in Wasser ist keine
so starke, wie bis jetzt allgemein angenommen wurde, sie ist vielmehr, bei den specifisch
416 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen, — Morphologie der Gewebe.
mechanischen Collenchymzellen wenigstens, eine ziemlich unbedeutende; denn die Verkürzungen,
welche dieselben bei Anwendung von wasserentziehenden Mitteln erfahren, betragen selten
mehr als V2 % ^^^ ganzen Länge. Die Elemente der Bildungsgewebe, aus denen sich später
die Collenchyrngruppen entwickeln, sind theils cambial, theils merismatisch zu nennen. Doch
kommt es auch sehr oft vor, dass ein eigentliches Bildungsgewebe gar nicht vorhanden ist
und dass die collenchymatischen Verdickungen erst nachträglich an Parenchymzelleu der
Rinde stattfinden. Eine Trennung des Collenchyms in Unterabtheilungen auf Grund dieser
Verschiedenheit in der Entstehuug dürfte jedoch ohne vorhergehende Kenutniss der Ver-
schiedenheiten in der Function nicht berechtigt sein."
„Die Elemente der untersuchten Collenchyrngruppen sind als specifisch mechanische
Zellen zu betrachten. Sie stehen in Betrefi" ihrer absoluten Festigkeit den echten Bastzellen
nur wenig nach. Doch sind sie von diesen in einem sehr wesentlichen Punkte verschieden.
Während nämlich bei den Bastzellen die Elasticitätsgrenze mit der absoluten Festigkeit
ungefähr zusammenfällt, wird beim Collenchym die erstere schon bei verhältuissmässig geringer
Belastung überschritten, die letztere erst dann, wenn diese Belastung um das 4— öfache
verstärkt worden ist. Da nun durch die Spannung, welche das Collenchym in jungen
turgescenten Internodien und Blattstielen erfährt, zwar eine bleibende Verlängerung, nicht
aber ein Zerreissen desselben herbeigeführt wird, so ist klar, dass dieses Gewebe in Folge
seiner grossen absoluten Festigkeit dem intcrcalaren Aufbauen jener Pflanzentheile die nöthige
Stütze gewähren kann, ohne jedoch dem Längenwachsthum derselben hinderlich zu sein, Dass
das eigene Läugenwachsthum des Collenchyms eine Folge jener durch den Turgor der übrigen
Gewebepartien hervorgerufenen Ausdehnung ist, kann wohl kaum bezweifelt werden. Ob
aber die durch das Ueberschreiten der Elasticitätsgrenze hervorgerufene bleibende Verlängerung
der Collenchympartien eine bestimmte Rolle dabei spielt, muss bei unserer jetzigen noch
sehr lückenhaften Kenutniss der "Wachsthumsvorgänge in den Zellwandungen dahin gestellt
bleiben."
In den Kreis seiner Untersuchung hat Verf. folgende Pflanzen gezogen : Colocasia
esculenta*, FoenicuUtm offlcinale* , Chaerophyllum hulbosum*, Ligusticum Levisticum*,
Melanoselinum decipiens, Petroselinum sativum, Eryngium carnpestre*, Piper spurium*,
EnTcea speciosa*, Cubeba officinalis*, Ärthante BolUnsonii*, Leonurus Cardiaea, Salvia
officinalis*, Clematis Vitalha*, Ghenopodium antlielminticum* , Tradescantia Sellowi*, Philo-
dendron eximium*, Volkameria inermis*, Tournefortia heliotropioides* , Hedera Helix und
Peperomia latifolia*. Von den mit * bezeichneten Pflanzen sind Collenchymstränge (meist
im Querschnitt) abgebildet.
4. E. Giltay. Einiges über das Collenchym. (No. 10.)
Diese vorläufige Notiz über eine von der Utrechter Universität gekrönte Preisschrift
beschäftigt sich vorzugsweise mit den mechanischen Eigenschaften des Collenchyms, wobei
das Werk Schwendener's über das mechanische Princip etc. als Ausgangspunkt dient. Die
schon von letzterem Forscher hervorgehobene Rivalität zwischen mechanischem und assi-
milirendem Gewebe tritt auch beim Collenchym hervor, indem dieses „nicht nur wie das
Sclerenchym als Ganzes Streit mit dem assimilirenden Gewebe führt, indem es dieses zurück-
drängt oder selbst weichen muss, seine Zellen werden so zu sagen auch vom Chlorophyll
selbst bekämpft, indem dieses in die Collenchymzellen hineinzudringen bestrebt ist und sie
auf diejenige Zellform zurückführen will, welche der Ausübung seiner Function am besten
angemessen ist, d. h. auf die unverdickte an Intercellularräume grenzende parenchymatische
Zelle". Dafür werden verschiedene neue Beispiele namhaft gemacht. Auch die Durch-
brechung der peripherischen Collenchymplatten und Hohlcylinder durch nicht collenchymatisch
verdickte, oft chlorophyllführende Zellen erscheint dem Verf. bemerkenswerth. Der mechanische
Bau des Blattmittelnerven mit einer obern, auf Zugfestigkeit construirten Gurtung und einer
untern, auf Druckfestigkeit berechneten spricht sich deutlich auch in der Anordnung des
Collenchyms aus. Verf. wendet sich dann zu der bereits von Schwendener hervorgehobenen
Bedeutung des Collenchyms als Festigkeitsgerüstes für wachsende Pflanzentheile, wofür
gleichfalls einige neue Beispiele beigebracht werden. Schliesslich hebt Verf. hervor, dass
„die Streckungsfähigkeit, die Lebensfähigkeit (des Collenchyms) überhaupt, einer sehr freien
Gewebearten. — Colleuchym. 417
Commuuication bedarf, welche sie bei Zellen mit glcichmässig collenchymatisck verdickter
Wand umgiebt in der ungeheuren Grösse der Tüpfel (z. B. Hex Perado, Aucuha japonica)
und beim typischen Collenchym eben dadurch, dass die Wände nur an denjenigen Stelleu
verdickt sind, welche doch durch die öfters auftretenden lutercellularräume für die Com-
municatiou die geringste Bedeutung haben, d. h. in den Zellecken. Hierdurch ist zwar die
Verbindung mit dem Durchlüftuugsapparat aufgehoben und dadurch die assimilirende
Thätigkeit der Zellen sehr verringert oder sogar völlig verschwunden, aber die verdickten
Eckstellen, durch die übrigen Wunde der turgesceuteu Zellen fest verbunden, verleihen
diesem einen hohen mechanischen Werth, indem doch noch durch die uuverdickten Wand-
theile eine sehr freie Verbindung vorhanden ist". Kürzer gesagt, eine der Haupteigenschaften
des Collenchyms besteht darin, dass seine Zellen „eine starke Wandverdickung besitzen und
doch gegenseitig in sehr freier Verbindung stehen".
5. E. Giltay. üeber das Collenchym. (No. 9.)
Diese Arbeit ist ein Auszug aus einer grösseren zu Leydeu erschienenen Inaugural-
schrift des Verf. Sie beschäftigt sich zunächst mit den speciell histologischen Eigenthüm-
lichkeiten der CoUeuchymzellen und geht dann auf die mechanische Bedeutung derselben ein.
Der die Collenchymzellen auszeichnende Glanz bildet den ersten Gegenstand der Discussion.
Aus optischen Herleituugeu folgt, dass bei Einstellung auf die Oberseite des betreffenden
Präparats nur dann die Intensität der aus der brechenden Zellwand austretenden Lichtstrahlen
grösser als die des „freien", d. h. nicht durch das Präparat beeinflussten Theiles des
Gesichtsfeldes sein kanu, wenn der Brechungsindex der Wand grösser als der des umgebenden
Mediums ist. Die mathematische Bedingung dafür wird ausgedrückt durch die Ungleichheit :
nno . « sin a ^ . w ^ ^^„ . n cos a
90" — arc sin > arc sin — "> 90" — arc sm
«1 rix «1
wenn n und n^ die Brechungsindices des umgebenden Mittels und der Zellsubstanz, a den
Grenzwinkel bedeuten, unter welchem die Lichtstrahlen die Zellwand treffen. Bei Ein-
stellung auf die Unterseite des Präparats tritt eiu entgegengesetzter Effect ein; die Licht-
intensität der Zellwand kann dann nur die des freien Gesichtsfeldes erreichen, und zwar
geschieht dies nur in dem centralen Theil der Zellwand, während sie sich nach den Rändern
mehr und mehr verringern muss. Ein solches an den Zellwandgrenzen verdunkeltes Bild
erhält man in der That von einem in Glycerin eingelegten Präparat bei Einstellung auf die
Unterseite des Collenchymzelleuquerschnitts. Der in Rede stehende Glanz ist somit keine
specifische Eigenschaft des Collenchyms.
Ein zweiter Punkt der Erörterung betrifft die Mittellamelle der Colleuchymzellwand.
Mit Dippel nimmt Verf. eine Zusammensetzung derselben aus zwei primären Zellwäuden
und „Intercellularsubstauz" („mittlere Theilplatte'' Dippels) an. Die deutliche und glänzende
Umgreuzungslamelle der durch Chromsäure macerirten Collenchymzellen betrachtet er als
Rest der Mittellamelle; auch beobachtete er an schwach collencbymatösen , chlorophyll-
führenden Zellen au den einen Intercellularraum begrenzenden Wandstücken eine Spaltung
der Mittellamelle, welche dadurch zu Stande kommen soll, dass die Intercellularsubstauz
aufgelöst wird und die beiden primären Zellbäute übrig bleiben.
Secundärtheilung von Collenchymzellen wurde nicht selten, besonders schön bei
Iledera Uelix, beobachtet, die Tochterzellen wurden dabei von der Mutterzellhaut in ähn-
licher Weise wie bei Algen eingeschachtelt. In Bezug auf die früher behauptete, aber von
Ambronn (s. o.) bestrittene starke Quellbarkeit der Collenchymzellen fand Verf. in Wider-
spruch mit letzterem eine Verkürzung des Radialdurchmessers bei Einlegung in Alkohol von
95 und 30 %, Chlorcalciumlösung und Glycerin. Sie betrug z. B. bei Foeniculum vulgare
in 95procent. Alkohol 11—14%, bei Dipsacus ferox unter gleichen Umständen 22 "/o? l>ei
Achillea ßipendida 32 % etc. Das Collenchym aus jungen Internodien von Bubia tinctorum
verkürzte sich um 23%, das von erwachseneu nur um 7— 9%. Das Collenchym jugend-,
lieber Stadien ist demnach wasserreicher, wie schon Schieiden hervorhob. Verf. hält es
schliesslich nicht für unwahrscheinlich, dass die Quellbarkeit des Collenchyms nicht grösser
sei als die dünner Parenchymzellwände, nur erscheine die Volumvergrösserung bei dicker
Zellwand viel auffallender als bei dünner.
Botauiächer JaUresbericbt IX (1881) 1. Abtb. 27
418 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — Morphologie der Gewebe.
Der Inhalt typischer Collenchymzellen besteht nie in Chlorophyll; tritt dieses dennoch
auf, so verändern sich die Collenchymzellen in bemerkenswerther Weise, indem ihre Wände
dünn werden und Intercellularräume freilassen (so im CoUenchym des Blattstiels von Fittonia
argyronem-a, Ficus spec). — Aie Abhandlung beschäftigt sich im übrigen mit den mecha-
nischen Eigenschaften des Collenchyms unter den bereits in Ref. No. 4 angedeuteten
Gesichtspunkten.
Mechanisches Gewehe im Allgemeinen.
6. Westermaier. Die Ausbildung des mechanischen Gewebesystems als Familiencharakter.
(No. 34.)
Die Untersuchungsergebnisse Kamienski's (1879), nach welchen bei den Primulaceen
den anatomischen Verhältnissen als Familiencharakter kein besonderer Werth beigelegt
werden kann, veranlassten den oben genannten Forscher, die Primulaceen von Neuem nach
dieser Richtung zu prüfen, und zwar von einem Standpunkte aus, der sich auf die Ver-
gleichung wirklich bekannter Gewebe stützt. Unter letzteren werden diejenigen Gewebe-
systeme verstanden, welche bisher von der Schule Schwendener's physiologisch „gedeutet"
worden sind, besonders also das mechanische System. Nach Ansicht des Verf. fällt mau
nämlich bei fehlender Kenntniss von der Function eines Gewebes unrettbar der Gefahr
anheim, „Unvergleichbares zu vergleichen". Kamienski hat von diesem Standpunkt aus den
Fehler begangen , seine fünf Primulaceentypeu , vor allen den ersten (Typus der Primula
sinensis) und fünften (Typus der Hottonia palustris) auf anatomische Eigenthümlichkeiten
zu gründen, welche physiologische Ursachen haben und daher für die Auf-
stellung systematischer Typen nicht verwerthbar erscheinen. Bei Primula
sinensis nämlich besitzt der unter der Blattrosette stehende Stammtheil einen mechanisch
wirksamen peripherischen Gefässbündelcylinder, weil dieser Theil oberirdisch und aufrecht
ist und demnach auch stärkere Ansprüche an seine Biegungsfestigkeit gestellt werden
als an die unterirdischen Stämme bei den Vertretern des zweiten, dritten und vierten
Typus (Primula Auricula, elatior und farinosa), welche dementsprechend mehr auf Zug-
festigkeit construirt sind und entweder über den ganzen Querschnitt zerstreute Bündel
(Primula Auricula) oder Annäherung der Bündel gegen das Centrum hin zeigen (Primula
elatior und farinosa). Der untergetauchte Stammtheil von Hottonia palustris, welche Pflanze
bei Kamienski einen fünften, ganz isolirten Typus bildet, zeigt ferner die normale Structur
typischer Wasserpflanzen und ist dem Stengel der landbewohnenden Primulaceen physiologisch
nicht gleichwerthig , darf daher auch anatomisch mit letzteren nicht verglichen werden, wie
es Kamienski that. — Verf. meint nun, dass eine Vergleichung der Art und Weise, wie
innerhalb des Formenkreises der Primulaceen dem physiologischen Ansprüche auf Biegungs-
festigkeit genügt wird, am besten darüber Auskunft geben müsse, ob innerhalb dieser Familie
ein einheitlicher anatomischer Grundzug ausgeprägt sei. Als eine häufig verwendete biegungs-
feste Construction erscheint der Bastring, dessen Auftreten bei den verschiedenen Gattungen
der Primulaceen durch folgende Tabelle veranschaulicht wird:
I. II.
Organe mit unbedingten Ansprüchen auf Bie- Organe mit irgendwie modificirten Ansprüchen
gungsfestigkeit. auf Biegungsfestigkeit.
a) Mit Bastring. a) Mit Bastring,
Blüthenstiel Blüthenstiel
von AsteroUnum stellatum, Gortusa Mat- von Lysimachia nemorum, Anagallis ar-
thioli. vensis, caerulea.
Blüthenschaft Blüthenschaft
der untersuchten Primula- und Anärosace- von Soldanella aljnna.
Arten, von Bodecatheon spec, Hottonia
palustris, Soldanella montana, Bryo-
carpum paradoxum, Cortusa Matthioli.
Gewebearten. — Mechanisches Gewebe im Allgemeinen. 419
I. 11.
Laubaxe Laubaxe
von Trientälis europaea, Lysimachia vul- von Glaux maritima Centunculus mini-
garis, ciliata, pimctata, thyrsiflora, Samo- mus.
Ins Vdlerandi, Coris monspeliensis.
b) Ohne Bastring. b) Ohne Bastring.
Keine Beispiele bekannt. Blüthenstiel
von Lysimachia Nummnlaria.
Blüthenschaft
von Cyclamen europaeum.
Laubaxe
von Gregoria Vitaliana, Lysimachia Num-
7nularia, nemorum, Anagallis arvensis,
coerulea, Dionysia revoluta, Asterolinum
stellatum.
Hieraus wird der Schluss gezogen, dass „das Vorkommen eines Bastringes mit innen-
seitig angelegten Mestombündeln in den vergleichbaren Organen der Glieder dieser Familie
als ein anatomischer Familiencharakter zu bezeichnen ist". Das Fehlen des Bastrings in
den unter IIb. aufgeführten Fällen ist auf besondere Ursachen zurückzuführen, wie bei dem
Blüthenschaft von Cyclamen auf die Tendenz desselben zu Einrollung, bei den Laubaxen
von Lysimachia Nummularia, L. nemorum, Anagallis arvensis und coerulea auf mehr oder
weniger starken Geotropismus u. s. w. Ref. kann die Bemerkung nicht unterdrücken, dass
consequenterweise nach der Anschauung des Verf. der ßastring selbst nicht als anatomisch-
systematisches Familienmerkmal der Primulaceen verwendet werden darf, weil sein Auftreten
oder Fehlen ja von physiologischen Ursachen abhängig gedacht wird.
7. Westermaier. Beiträge zur Kenntniss des mechanischen Gewebesystems. (No. 33.)
Die Abhandlung theilt einige Fälle mit, in denen aus der anatomischen Structur
eines Organs seine physiologische Bedeutung sehr anschaulich erschlossen werden kann. Ein
solcher Fall liegt zunächst in der häutigen Scheide unterhalb des Blüthenköpfchens von
Armeria vulgaris vor, welche aus abwärts gerichteten Fortsätzen der äusseren Involucral-
blätter besteht und anatomisch durch eine deutliche Ringlage mechanischer Zellen (Bastzellen)
charakterisirt wird. Die Scheide stellt so einen biegungsfesten Hohlcylinder dar, welcher
den intercalar wachsenden und somit schwächsten Theil der eingeschlossenen Inflorescenzaxe
zu schützen hat. Die Epidermiszellen sind nämlich dicht unter dem Blüthenköpfchen noch
in lebhafter Theilung begriffen und ihre Spaltöffnungen zeigen sich eben erst angelegt,
während sie an den übrigen Theilen der Axe in der Entwickelung schon viel weiter fort-
geschritten sind. Auch zeigt ein einfacher Zerreissungsversuch, dass die am wenigsten feste
Stelle des Blüthenschafts sich innerhalb der Scheide, und zwar in der dem Köpfchen zunächst
liegenden Region befindet. Würde nun die Scheide erst an dem ausgewachsenen Schafte
zur Entwickelung kommen, so würde ihre Deutung als Schutzorgan der Axe allerdings hin-
fällig sein. Sie ist jedoch schon zu einer Zeit völlig ausgebildet, in welcher der noch sehr
kurze und zwischen den Blättern versteckte Schaft sein Längenwachsthum eben beginnt.
Während des letzteren übt die Involucralscheide ihre Function aus und vertrocknet erst an
der blühenden oder Frucht tragenden Pflanze. Es liegt hier somit ein Organ von ähnlicher
Function vor, wie es die interkalar wachsenden Internodien der Gramineen und Equisetum-
Arten besitzen, nur befindet sich dasselbe bei Armeria nicht an der Basis des Internodiums,
sondern an dessen Spitze.
In einer anderen Reihe von Fällen wird ein in seiner oberen Region wachsendes
Organ dadurch gegen Einknicken geschützt, dass die mechanischen Elemente desselben eine
mehr peripherische Lage annehmen und gleichzeitig der Organdiirchmesser vergrössert wird.
In exquisiter Form wird dies von den Blüthenschäften einiger Compositen (Arnpseris
minima, Hedypnois ttibaeformis und Leontodon autumnale) verwirklicht, deren Durchmesser
unmittelbar unter der Inflorescenz eine auffallende Anschwellung aufweist. Anatomisch
unterscheiden sich diese verdickten Partien durch schwach collenchymatisch verdickte
27*
420 Auatomie. Morphologie der Phanerogamen. — Morphologie der Gewebe.
Zellen ihres Gewebes von den als Bastzellen entwickelten mechanischen Elementen des übrigen
Schaftes, eine Structur, welche übrigens nur während der Wachsthumsperiode des Schaftes
Platz greift.
Eine dritte Keihe von Structureigenthümlickeiten besteht in Einrichtungen zur
Erhaltung der Querschnittsform biegungsfester Organe. Dieselben bestehen bekanntlich in
der Verbindung von Trägern (Bastbündeln etc.) oder Trägereiemeuten (Bastzellen etc.) durch
mechanisches Gewebe iu tangentialer Richtung. Werden diese Verbände nun in irgend welcher
Weise, z. ß. durch luftführendes Gewebe unterbrochen, so wird dadurch die Biegungsfestigkeit
der betreffenden Pflanzentheile wesentlich gefährdet und es werden Schutzeinrichtungen nöthig.
Einen solchen Fall bietet der dreikantige Halm von Eriophorum alpinum dar, in welchem
eine Schwächung des tangentialen Verbandes der Träger dadurch herbeigeführt wird, dass
die Athemhöhlen mehrerer, senkrecht übereinanderliegender Spaltöffnungen zu einem halb-
cylindrischen Kanal zusammenfiiessen ; je zwei solcher Athemkanäle liegen auf jeder Seiten-
fläche des dreikantigen Halmes. Die nothwendige mechanische Festigkeit wird hier dadurch
erreicht, dass sowohl die Aussenwände der Epidermiszellen als auch die äussern Zell Wan-
dungen im Umkreis des Athemkanals sich stark verdicken. Die so entstehenden festen Halb-
rinnen werden ferner durch eine den Athemkanal seitlich begrenzende stark verdickte Radial-
wand einer Epidermiszelle an die starre Oberhaut gleichsam „angenagelt". Auf diese Weise
wird trotz der Lücken im Gewebeverbande die Festigkeit des Halms erhalten. Dem Zwecke
der Luftcirculation in der Gegend der festen Athemrinnen dienen kleine Intercellularräume
zwischen den Zellen. Ausserdem besitzen die Epidermiszellen unmittelbar über den Bast-
belegen der Bündel stellenweise ebenfalls eine verdickte Radialwand, um eine weitere feste
Verbindung zwischen Bastrippe und der starren äussern Epidermiswandung herzustellen.
Bei Scirpus caespitosus fliessen die Athemhöhlen nicht in verticaler, sondern in horizon-
taler Richtung zusammen, dabei bleiben die mechanischen Ausrüstungen im Wesentlichen
die gleichen wie bei Eriophorum alpinum. Abweichender gestalten sich die Structurver-
hältnisse im Umkreis der Luftgänge von Eriophorum angustifolium und vaginatum, doch
tritt auch bei diesem das gleiche Princip für die Erhaltung der Querschnittsform hervor,
8, S. Rützou. lieber Axenknoten. (No. 25.)
Bei gewissen Pflanzen schrumpfen begrenzte Theile des Stengels beim Trocknen
stärker als andere, so z. B. bei Galeopsis Tetrahit. Bei dieser Pflanze ist das Internodium
in seinem obersten Theile stark geschwollen und wenn die Pflanze getrocknet wird, schrumpft
die geschwollene Partie stärker als der übrige Stengel. Biegt man ein solches Stengelstück,
so wird der geschwollene Theil die stärkste Biegung ertragen können und ein Bruch an diesem
Orte, dem „Axenknoten", wird eine glatte Bruchfläche geben, während der übrige Theil
der Axe, der Kürze halber „Stengel" zu nennen, einen etwas zersplitterten Bruch geben
wird. Um den Grund zu der grösseren Biegsamkeit in dem Axenknoten auszutinden, hat
Verf. eine Reihe Pflanzen aus verschiedeneu Familien anatomisch untersucht. Dieselben
sind folgendermassen zusammengestellt:
A. Ohne CoUenchym im Stengel, a. Mit Sclerenchymring in der Rinde: Dianthus
aridus und Geranium Bohertianum ; bei diesem ist das Gewebe im Axenknoten coUenchy-
matisch und ohne oder mit schwacher Entwickelung der Sclerenchymscheide. b. Ohne Scleren-
chymring; Slimulus luteus. Im „Stengel" sind die Epidermiszellen einwärts verdickt, das
Innere des Markes ist hohl. Im Axenknoten, der oben- und unterhalb des Nodus sich
befindet, sind die Oberhautzellen glatt- und dünnwandig, die Rindenzellen getheilt und collen-
chymatisch verdickt, die Markzellen gross und dünnwandig und füllen ganz den Raum inner-
halb der Gefässbündel: Stellaria nemorum. Der Axenknoten liegt oberhalb des Nodus.
Seine Rinde ist doppelt so mächtig als diejenige des „Stengels". B. Mit CoUenchym im
„Stengel", a. Das CoUenchym in Gruppen Polygonum aviculare. An den Rippen des Stengels
'finden sich Sclerenchymbündel von Epidermis gedeckt, im Axenknoten findet sich an den ent-
sprechenden Stellen CoUenchym. b. Mit CoUenchym im Umkreis des ganzen „Stengels". Unter
dieser' Kategorie wird eine grössere Reihe Formen, unter andern viele Acanthaceen beschrieben.
Die erwähnten Pflanzen besitzen sämmtlich einige Interuodien, die im Baue von
dem übrigen Theile abweichen. Die Lage ist verschieden — iu der Regel dicht über oder
Gewebearten. - Elementarorgane des Holzes. 421
unter nodus, — aber constant für die Species. Genannte Abweichung besteht in dem
Mangel dieser Partie von Sclerenchym, Bastfasern und überhaupt verdickten Zellen saninit
einer besonderen Entwickeluug des Collenchyms; sie scheint der jüngste Theil des Inter-
nodiums zu sein, den unterirdischen Stengeln gehen sie ab. — Einige Bemerkungen über die
physiologische Verwerthung der Thatsachen schliessen die Abhandlung.
0. G. Petersen.
Elementarorgane des Holzes.
9. E. Russow. Ueber die Entwickelung des Hoftüpfels, der Membran der Holzzellen und
des Jahresringes bei den Abietineen. (No. 23.)
Verf. bestätigt in Bezug auf die Entwickelungsgeschichte der Hoftüpfel von Pinus
silvestris im Allgemeinen die von Sanio (Priugsheim's Jahrb. f. wissensch. Bot. Bd. IX, 1873,
S. 50-126) gegebene Darstellung, ergänzt dieselbe jedoch in mehrfacher Hinsicht. Als ein
bisher übersehenes Moment ist zunächst eine eigenthüraliche Einfaltung der Primordial-
tüpfelmembran in der Querschnittsansicht hervorzuheben, welche als „zetaförmige Knickung"
bezeichnet wird. Dieselbe tritt auf dem Querschnitt besonders an den zu Anfang der
Vegetationsperiode gebildeten Zellen da auf, wo die stärkste Streckung der Radialwände
der Jungholzzellen stattgefunden hat ; der mittlere verdickte Theil der Primordialtüpfelwand
— Torus nennt ihn der Verf. — erscheint dabei stark in das Lumen der benachbarten
Tracheide hinein verschoben, während der verdünnte peripherische Theil der Tüpfelmembran
eine scharfe, bisweilen rechtwinklige Einknickung erleidet. Der Durchschnitt der Tüpfel-
membrau gleicht in diesem Zustande einem Bügel oder einem Zeta, Auch auf Tangential-
und Radialschnitten giebt diese „zetaförmige Knickung" zu einigen bisher übersehenen Er-
scheinungen Veranlassung. Sie ist im Beginn der Vegetationsperiode am auffallendsten, tritt
im Sommer nur noch am sehr rasch wachsen den Holze auf und ist in der Region, in welcher
die sog. secundäre Verdickungsschicht gefunden wird, nicht mehr wahrnehmbar. Die Ursache
der Knickung findet Russow in einer starken elastischen, durch den Zellturgor herbeigeführten
Spannung der Radialwäude, welche durch das Anschneiden der Zellen ausgelöst wird und
sich dann in einer Verkürzung der gesammten Radialwand äussert, während der peripherische
Theil der Tüpfelmembran nicht elastisch gespannt ist und sich daher faltig einbiegen muss.
Verf. constatirte ferner die von Veiten in Cambiumzellen aufgefundene Plasmarotation
sowohl in jungen Markstrahlzellen als in Jungholz- und Jungbastzellen ; in letzteren erlischt
sie mit der Bildung der callösen Platten, in ersteren mit dem Auftreten der sog. secundären
Verdickungsschicht. Auch in den Parenchymzellen in der Umgebung der Harzkanäle und
im Bastpareuchym Hess sich die Bewegung nachweisen ; sie trat beim Einlegen der Schnitte
in destillirtes Wasser oder Brunnenwasser oft in grosser Deutlichkeit ein und hielt (in den
Markstrahlzellen) bisweilen 36 Stunden hindurch an.
Die Frage nach der Schichteudifferenziruug der Holzzellmembran, über welche eine
Einigung der Ansichten zwischen Dippel und Sanio bisher nicht erreicht ist, beantwortete
Verf. zu Ungunsten der Sanio'schen Appositionstheorie. Mit massig verdünnter Schwefelsäure
(2 Theile Schwefelsäure und 1 Theil Wasser) und concentrirter Jodjodkaliumlösung gelang
ihm unter günstigen Umständen der Nachweis, dass sowohl die radialen als die tangentialen
Wände sämmtlicher Jungbast- und Jungholzzellen mit Ausnahme der eben neugebildeten jüngsten
cambialeu Tangential Wandungen eine Differenzirung in drei Schichten, nämlich einer mittleren
farblosen (Zwischensubstanz) Schicht und zwei lateralen, sich blau tingirenden Innenschichten
erkennen lassen. Die Zwischensubstanz zieht sich auch über die Primordialtüpfelmembran fort.
In dem Zustande, in welchem letztere bereits den „Torus" (s. oben) in der Mitte und die Ver-
dünnung nach der Peripherie zu zeigt, quillt sie bis zur Dicke der tüpfelfreien Wandstelle
auf; ihre „Zwischensubstanz" wird jedoch nur von einer kaum messbaren, dünnen, blauen,
scharfen Linie gegen das Zelllumen hin begrenzt, während an der Stelle des Torus ein dicker
kurzer blauer Strich erscheint. Nach Angabe des Verf. 's scheinen die beschriebenen Re-
actionen nur unter ganz besonderen Umständen einzutreten; selbst der Wassergehalt der Luft
im Arbeitslocal , die Dicke des Glasstabes, mit welcher der Säuretropfen an den Rand des
Deckglases gebracht wird, und dergleichen soll von Einfluss sein. Da die sog. secundäre
422 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — Morphologie der Gewebe.
Verdickungsschicht direct aus den beschriebenen, sich blau färbenden Innenschichten her-
vorgeht, so ist die Annahme einer Entstehung derselben durch Apposition ausgeschlossen. Das
Farblosbleiben der „Zwischensubstanz" erklärt Verf. aus dem höheren Wassergehalt derselben
der Annahme einer Diflferenziruug der ursprünglichen Theilungswand in drei Schichten schon
bei der ersten Entstehung kann er nicht beipflichten, sondern er denkt sich dieselbe als
eine einheitliche Membran, die sich nachträglich in eine mittlere wasserreichere und zwei
dichtere wasserärmere spaltet. Die besonders im Herbstholz oft sehr auffallende und sich
hier oft von der secundären lostrennende sog. tertiäre Verdickungsschicht entsteht ebenso-
wenig durch Apposition wie die secundäre.
Der Schluss der Abhandlung Russow's wendet sich der Frage nach der Ursache der
Jahresringbildung zu, soweit diese auf einer radialen Verkürzung und stärkeren Verdickung
der Herbst holzzellen beruht. Den bekannten Versuchen von de Vries, der den Einfluss
des gesteigerten oder verminderten Rindendrucks auf die Structur des Holzes nachwies, sucht
Verf. eine andere Deutung unterzulegen. Zunächst will ihm nicht einleuchten, warum der
sich gegen den Herbst zu steigernde Rindendruck nicht ebenso auf die Elemente der Rinde
als des Holzes im letzten Jahreszuwachs wirken soll ; man sollte erwarten, dass der radiale
Durchmesser der Siebröhren z. B. in demselben Verhältniss \yie der der Herbstholzzellen
abnehmen müsste, was jedoch keineswegs der Fall ist. Auch nimmt der radiale Durchmesser
der Holzzellen nicht stetig, sondern sprungweise ab, und zwar mit plötzlichem Sinken am
Schluss der Vegetationsperiode. Meist sind nur 2—5 Zelllagen des Herbstholzes stark radial
abgeplattet. Auch giebt es Holzgewächse, wie Cytisus elongatus, bei denen die Ringgrenze
durch das zahlreichere Auftreten weitlichtiger Gefässe ohne Radialverkürzung der Holzzellen
hervorgerufen wird. Alle diese Gründe scheinen dem Verf. dafür zu sprechen, dass in dem
Inhalt der sich entwickelnden Holzzellen selbst die Zu- und Abnahme einer Wasser stark
anziehenden Substanz in den verschiedenen Stadien der Vegetationsperiode einen verschiedenen
Zellturgor und damit einen verschiedenen Radialdurchmesser der Holzzellen veranlasst.
Dafür spricht u. a. auch die Erscheinung der „zetaförmigen Knickung" der Tüpfelmembran,
welche im Frühling am intensivsten auftritt, zum Sommer hin abnimmt und schliesslich ganz
schwindet, und welche das Vorhandensein eines starken Zellturgors im Frühjahr höchst
wahrscheinlich macht. Auch zeichnen sich die Herbstholzzellen durch dickere Begrenzung
des Plasmainhalts und durch substanzarme Verdickungsschichten vor den gleichnamigen
Theilen der Frühlingszellen aus. Während nun im Holze der Zellturgor im Laufe der
Vegetationsperiode abnimmt, bleibt er in der Rinde ungefähr derselbe, da nachweislich eine
nennenswerthe Abnahme im Radialdurchmesser der letztgebildeten Siebröhren nicht statt-
findet. Auch die Versuche von de Vries selbst sucht Verf. zu Gunsten seiner eigenen Ansicht
zu interpretiren und findet z. B. in dem Auftreten stark tangential gestreckter oder radial
verkürzter Holzelemente bei vermindertem Rindendruck im Herbst, wie dies einzelne Ab-
bildungen in der Arbeit von de Vries erkennen lassen, einen Beweis für die starke Abnahme
des Zellturgors am Ende der Vegetationsperiode.
Siebröhren.
10. E. Russow. lieber die Verbreitung der Callasplatten bei den Gefässpflanzen. (No. 24.)
Verf. fand in der wässerigen Lösung von Anihnblau, welche bereits durch Wilhelm
bei Gelegenheit der Untersuchung des Siebröhrenapparats von Vüis vinifera als Färbe-
reagenz Anwendung gefunden hat, ein trefi'liches Mittel, die Callusbelege der Siebplatten
und Siebfelder dauernd zu färben und ihre Anwesenheit im Gewebe überhaupt zu con-
statiren. In den durch Anilinblau gefärbten Schnitten wird nämlich durch Wasser und
Glycerin der Farbstoff aus den Zellwänden völlig extrahirt, während die Callusbelege den-
selben Wochen- und monatelang festhalten. Mittelst dieser Reaction konnten die Callusbelege
der Siebröhren bei einer grossen Zahl von Pflanzen (c. 150) aus den verschiedensten Familien
— sowohl Gymnospermen als Mono- und Dicotylen — nachgewiesen werden. Unter den
Gefässkryptogamen fanden sich Callusbelege bisher nur im Stamme von Alsophüa australis,
im Blattstiel von Balantium antarcticum und Osmunda regalis, sowie im Stengel und der
Blattscheide fertiler Sprosse von Equisetum arvense. Bei den Gymnospermen, von denen
Gewebearten. — Siebrölireu. Milchsaftröhvcn. 423
Callusgebilde bisher nur in ganz vereinzelten Fällen bekannt waren, sind sie nach Russow
allgemein verbreitet. Als wesentliches Resultat der Untersuchung ergab sich, dass die
Callusbelege in der secundären Rinde nur innerhalb des letzten Jahreszuwachses, bisweilen
auch noch im vorletzten Zuwachsringe anzutreffen sind und überhaupt nur in der dem
Cambium nächsten Region der Rinde vorkommen. Wahrscheinlich ist es ferner, dass die
specifische Function der Siebröhren mit der Callusbildung beginnt und nur so lange an-
dauert, als Callusgebilde vorhanden sind. Die Untersuchungen wurden vorzugsweise während
der Winterruhe der betreffenden Pflanzen angestellt. In Uebereinstimmuug mit de Bary
und Wilhelm fand Verf. die Cullusmassen gegen Ende der Vegetationsperiode in Zunahme,
bei Wiedereintritt des Wachsthums theilweise in Auflösung begriffen, und zwar in der
Weise, dass zuerst die Siebporen wegsara wurden. Die Schleimstränge waren zur Zeit der
Ruheperiode meist nicht vorhanden oder spärlich, traten aber mit dem Wegsamwerdeu der
Siebplatten stets auf. Auch zeigte sich, dass die bisher nur vereinzelt aufgefundenen eigen-
thümlichen Tochterzellen der Siebröhren, die sogenannten Geleitzellen, in der secundären
Rinde eine sehr grosse, vielleicht allgemeine Verbreitung haben.
11. E. de Janczewski. Vergleichende Studien über Siebröhren. (No. 14.)
Die Abhandlung beschreibt in vier gesonderten Abschnitten die Siebröhren der
Gefässkryptogamen — Ophioglosseeu , Lycopodiaceen, Equisetaceen, Marsilea, Salvinia,
Selaginella und Isoetes — , der Gymnospermen, speciell von Pinus siloestris, der Monocotylen
(speciell Phragmües und Typha) und der Dicotylen (Aristoloclüa Sipho, Tilia imrvifolia
und Vitis viniferaj. Bei allen Gefässkryptogamen fand Verf. die Poren der Siebfelder stets
geschlossen und die Membran derselben homogen, nur bei Pteris aqiiilina wird letztere nach
ihm von „callösen Cylindern" durchsetzt. Die Siebröhreu erscheinen überhaupt bei der
genannten Pflanzengruppe in ihrer einfachsten Form und verhalten sich zu allen Jahreszeiten
gleich; sie werden hier nur von einem plasmatischen Wandbeleg ausgekleidet, dessen Protein-
körner sich besonders an den Siebstellen stark anhäufen. Bei den Gymnospermen machen
die Siebröhren zwei verschiedene Perioden durch, während der ersteren tritt in der jungen
Siebplatte Callussubstanz auf, welche die Sieblöcher überzieht und die Siebröhren denen
von Pteris ähnlich erscheinen lässt; in der zweiten Periode verschwinden mit dem Plasma
zugleich die Callusbelege und die benachbarten Röhrenelemente treten in offene Com-
munication. Bei den Dicotylen treten sogar vier verschiedene Epochen in der Entwickelung
der Siebröhren auf. Hier entwickelt sich die einzelne Siebröhre auch nicht wie bei den
Gymnospermen direct aus einer Cambiumzelle , sondern letztere theilt sich durch eine
Tangentialwaud in zwei Zellen, von denen die eine zur Siebröhre, die andere zur Mutter-
zelle vom Bastparenchym oder von Geleitzellen wird. Zunächst bekleiden sich die seitlichen
Siebfelder und Horizontal querwände mit Callus und stellen eigentliche Siebplatten mit zartem
Cellulosegerüst und callöser Umhüllung her. Dieser vom Verf. als „activ" bezeichnete
Zustand tritt bei den verschiedenen Dicotylen in verschiedener Zeitdauer auf; so bleiben
u. a. die Siebröhren von AristolocMa Siplio, Tilia, Bosa und Fagiis in den verschiedenen
Jahreszeiten unverändert, während sie bei Vitis und Tecoma ihre Poren vor Anfang des
Winters schliessen und im Frühjahr wieder öffnen. In einer dritten , meist nur kurzen
Uebergangszeit verlieren dann die Siebröhren allmählig ihren Inhalt und die Poren öffnen
sich, indem sich die Callussubstanz vollkommen auflöst. Der „passive" vierte Zustand
endlich ist derjenige, in welchem die functionslos gewordenen Siebröhren nur noch callus-
freie, aus einem zarten Ceilulosenetz bestehende Siebplatten aufweisen. Die Siebröhren der
Monocotylen verhalten sich nach Janczewski denen der Dicotylen im Allgemeinen ähnlich,
nur dauert die Activität derselben meist so lange als die Lebensdauer der sie enthaltenden
Pflanzentheile. — In Bezug auf die speciellen Structurverhältnisse der Siebröhren muss auf
die Originalarbeit verwiesen werden, da hier ohne Weitläufigkeiten sich kein Auszug der
Resultate geben lässt.
Milchsaftröhren.
12. D. H. Scott. Zar Entwickelangsgeschichte der gegliederten Milchröhren der Pflanzen.
(No. 27.)
Nach einer kritischen Würdigung der Vorarbeiten von Moldeuhawer, Unger, Mohl,
424 Anatomie, Morphologie der Phanerogamen. — Morphologie der Gewebe.
Schacht, Hartig, Vogl, Hanstein, Dippel, Trecul, David, Schmalhausen, de Bary und Faivre
über den lange Zeit controversen Gegenstand wendet sich Verf. zu eigenen Beobachtungen,
welche sich vorzugsweise mit Milchsaftgefässen des Embryo und der Keimpflanze von Trago-
pogon eriospenmis und Scorzonera hispanica beschäftigen. Die bezüglich der gegliederten
Milchröhren durch Schmalhausen erhaltenen Resultate finden durchweg Bestätigung. In der
Keimwurzel von Tragopogon verlaufen bekanntlich zwei Systeme von Milchsaftgefässen : ein
axiles, dem Phoemtheil des diarchen Gefässcylinders angehöriges, und ein im Rindenparenchym
verlaufendes hypodermales. Beide sind in der Cotyledonarscheide durch querverlaufende Aeste
verbunden. Besondere Aufmerksamkeit hat Verf. den hypodermalen Milchgefässen zugewandt,
da dieselben schon im Embryo in der Regel angelegt erscheinen. Die betreifenden Zellen
desselben bilden Längsreihen, welche duich Tangentialtheilung der zweituntersten Zellschicht
unter der Epidermis entstehen. An Samen, die ca. 24 Stunden in der Erde gelegen hatten,
zeigte sich der Inhalt dieser hypodermalen Zellenzüge insofern deutlich von dem der Nachbar-
zellen verschieden, als in ihm die sonst überall verbreiteten Aleuronköruer völlig fehlten.
In Keimlingen mit 3 — 4 mm langer Wurzel waren die zu Milchsaftröhren bestimmten Zellen
deutlich zu erkennen, sie führen bereits Milchsaft und es Hess sich constaüren, dass ihre
Querwände wenigstens in der Mitte durchbohrt waren. Das dem axilen Gefäss-
cylinder angehörige Milchsaftsystem ist während dieser Zeit noch unentwickelt. In den
Cotyledonen bilden die Milchsaftzellenzüge bereits ein complicirtes Netzwerk, indem die
Verbindungen zwischen entfernteren Hauptsträngen durch querverlaufende Reihen von später
verschmelzenden Zellen hergestellt werden. In Keimpflanzen mit ca. 6 mm langer Wurzel
endlich findet man alle Entwickelungsstadien nebeneinander. Die hypodermalen Milchsaft-
gefässe sind in diesem Stadium nahezu fertig und die Zellquellwände bis auf schwer erkennbare
Reste resorbirt, in den Milchsaftgefässen des axilen Cylinders beginnt dagegen erst die
Resorption der Querwände. Das hypokotyle Glied verhält sich der Wurzel ähnlich, nur
sind hier die Milchsaftgefässe der Fibrovasalstränge schon weiter vorgeschritten, indem die
Zellquerwände resorbirt und auch in den Seitenwandungeu grössere Löcher vorhanden sind. In
den Cotyledonen geht die Resorption der Wände sehr langsam vor sich. Bei der Verschmelzung
quellen die betreffenden Wandstücke etwas auf, dann entsteht durch Auflösung eine zuerst
sehr kleine, allmählich sich vergrössernde Perforation und damit treten die Zellinhalte in
Verbindung. Bei Scorzonera (nicht aber bei Tragopogon) bilden die Milchsaftgefässe auch
seitliche, den Copulationsarmen der Conjugaten ähnliche Ausstülpungen, durch welche die
seitliche Verschmelzung zweier benachbarten Gefässe vermittelt wird. Von den kurzen
Bemerkungen, welche Verf. den Milchsaftgefässen in der secundären Rinde älterer Pflanzen von
Scorzonera, Taraxacum und Clielidonium majus widmet, erscheint die Angabe bemerkens-
werth, dass bei letztgenannter Pflanze bis in die ältesten Stadien die zu Milchsaftröhren
verschmolzenen Zellen ihren Zellkern conserviren, der durch Hämatoxylin deutlich gemacht
werden kann, und dass entgegen der Ansicht Hanstein's Milchsaftgefässe auch im Holzkörper
der Wurzel von Clielidonium vorkommen. Unmittelbare Berührung zwischen Milchsaft-
gefässen und Tracheen wurde nur in äusserst seltenen Fällen beobachtet,
Secretbeh älter.
13. F. Szabö. Gummigänge bei Carludovica und Canna. (No. 28.)
Carludovica palmata R. Pav. Durch den Blattstiel dieser Pflanze erstrecken sich
ziemlich weite Gummigänge. Sie sind im Grundgewebe zwischen den Gefässbüudeln zerstreut
und ziehen sich von der Basis des Blattstieles bis hinauf zu den Hauptadern in die Blatt-
lamina. Ihre Anordnung ist übrigens ganz unregelmässig, oben und unten endigen sie blind,
unten reichen sie bis zur letzten Zellreihe des Blattstieles, in das Gewebe des kurzen Stammes
reicht aber keiner. Von hier an gehen sie parallel mit den Gefässbündeln ; der Zahl nach
kommen 2—3, aber auch 8—10 in je einem Blattstiel vor. Bevor sie in die Lamina gelangen,
stossen sie stellenweise zusammen, münden in einander und verändern so ihre ursprüngliche
Zahl (Fig. 2). Diese verschmolzenen Gänge gehen dann mit den Hauptadern soweit in die
Lamina, bis jene sich nicht verdünnen. Ein solcher Gummigang ist nichts anderes als eine
von zerfallenden Zellen umgebene Höhlung, deren Inhalt von Gummi erfüllt wird. Die
verschiedenen Uebergänge des Zerfalls kann man beobachten. Anatomisch sind die Carlu-
Hautgewebe. — Hautgewebe im Allgemoinen, Spaltöffnungen. 425
doviceen den Palmen sehr ähnlich. Im losen Parenchyra findet man Piaphidenbündel von
zweierlei Gestalt, nämlich sehr kleine und selir grosse. Letztere zeigen im Querschnitt, dass
sie viereckig sind (Fig. 3 bei a.). Die Bildung der Gummigänge fällt nicht in diesellie Zeit
mit der Ausscheidung der Gewebe, sondern tritt immer später ein; die Gefässbündel sind
oft schon vollständig entwickelt, als die Giimmigänge erst in ihrer Entstehung begriffen
sind. Sie unterscheiden sich schon anfangs durch ihren dichteren Inhalt von den übrigen
Zellen des Grundgewebes; auch sind ibre Zellen kleiner, durch eine Querwand getrennt,
aber ohne Intercellnlarraum. Die Zelltheilung dauert so lange (Fig. 1), bis meist 20-30
Zellen zu Stande gekommen sind; dann desorgauisiren die in der Mitte stehenden, was damit
eingeleitet wird, dass 1—2 Zellwände sich immer mehr verdünnen, bis sie endlich ganz
verschwinden. Schliesslich desorgauisiren noch die Zellen des Epitheliums, der Inhalt der
Gänge trocknet ein und bildet an der Wand desselben einen braunen Ueberzug (Fig. 3 bei b.),
Gummigäuge fand der Verf. noch hei Carhtdo vi ca Mauritiana und C. rotundifolia; dagegen
nicht bei den Palmen und bei zahlreichen Arten von Fret/einetia und Panämitis.
Canna indica L. Die Gumraigänge in den Rhizomen dieser Pflanze sind wohl schon
längst bekannt, aber ihre Entwickelung wurde noch nicht studirt. Vertical auf die Vegetations-
richtung des Rhizoms geführte Schnitte zeigen nun, dass ein Theil der Gummigänge die Richtung
der mit der Oberfläche parallel gehenden Bündel verfolgt, aber auch dass die Aeste dieser Gänge;
nach jeder Richtung hin das Rhizom durchkreuzen. Zwischen den Gefässbündeln, nahe zum
Rindengewebe, ist die Anordnung gewöhnlich regelmässig, insofern als zwischen zwei Bündeln
immer ein, höchstens zwei Gänge vorkommen. Aber sie verzweigen sich und bilden nicht
selten Anastomosen. In die Adventivwurzeln und Knospen senden sie aber keine Aeste;
ihre Weite bleibt sich im ganzen Rhizom gleich, nur beim Ausgangspunkte der Wurzeln
erweitern sie sich; gegen die Vegetationsspitze zu aber verengern sie sich plötzlich; ein Theil
endigt blind, ein anderer geht bis zum jungen Gewebe der Knospe, wo sich ihre Entstehung
auch am sichersten auffinden lässt. Der Entstehungsort der Gummigänge ist immer in der
Nähe der Vegetations spitze und stimmt ihre Entwickelung vollkommen mit der bei Carludovica
beschriebenen überein.
An einigen mehrere Tage hindurch in Alkohol gelegenen Rhizomstücken erscheinen
an den Schnitten ausser dem durch den Alkohol niedergeschlagenen Gummi kleine sphärische
Körperchen, um welche in der Masse des Gummis sehr kleine Körnchen eingebettet waren.
Diese sphärischen Körper erweisen sich als Sphärokrystalle (Fig. 5, b.) die aus oxalsaurem
Kalk gebildet waren. Es wurde dies durch die Anwendung von Sanio's Reaction bewiesen.
Aus ferneren Untersuchungen ging hervor, dass solche Krystallkugeln auch dann in den
Gängen entstehen, wenn man das aufgeschnittene Rhizom einige Stunden hindurch an der
Luft stehen lässt. Dann aber bilden sich ausser ihnen noch anders gestaltete Krystalle.
Die Camia- Arten überhaupt sind reich an oxalsaurem Kalk. Die durch Eintrocknung
entstandenen Krystalle sind halbkugelförmig (Fig. 6); die an zweiter Stelle erwähnten und
ebenfalls von der Wand des Ganges gegen das Innere desselben reichenden sind einem
zerschlitzten Blatte ähnlich (Fig. 4, 7) und werden vom Verf. Dendriten genannt. In ihrem
chemischen Verhalten stimmen sie ganz mit den Sphärokrystallen überein. Ausser diesen
beiden Formen des Oxalsäuren Kalkes ist der Gummi oft noch mit körnigen, tafel- oder
oktaederförmigen Mikrokrystallen erfüllt. Mit Sanio übereinstimmend kann der Verf. versichern,
dass Kalilauge auf die Sphaerokrystalle einwirkt; aber auch Alkohol verändert nach mehr-
wöchentlicher Einwirkung ihre radiale Structur und die zurückgebliebene amorphe Substanz
gleicht den kleinen Körnern des arabischen Gummis. Der Verf. gedenkt noch der Ansichten
von Sonchay, Lenssen, Holzner, Vesque, Frank, Zacharias und meint schliesslich, dass der
Gummi, welcher ein Zerfallproduct der plasmareichen Zellen ist, im Grossen die Form der
durch Wasserentziehung entstandenen Krystalle beeinflusst. Staub.
II. Hautgewebe.
Hautgewebe im Allgemeinen, Spaltöffnungen, Lenticellen,
14. A. Tchircb. Beziehangen des anatomiscben Baues der Ässimilationsorgane zu Klima
und Standort, mit specieller Berücksichtigung des Spaltöffnungsapparats. (No. 32.)
426 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — Morphologie der Gewebe.
Verf. hat seine Studien über Spaltöifnuugeu (s. Jahresber. 1880, S, 47) fortgesetzt
und stellt nun auf erweiterter Grundlage folgpndes System der Spaltöffnungsapparate auf:
I. Die Spaltöffnungen münden direct oder mittelst der Wallöffnung in das umgebende Medium.
A. Die Atbcmhöhle besitzt keine besonderen Schutzeinrichtungen (Haare, Ijängs-
rinnen etc.).
I. Stomata in der Höhe der Epidermis oder über diese emporgehoben, die Neben-
zellen betheiligen sich an der Bildung des Spaltöffnungsapparates nicht: Unver-
tiefte Spaltöffnungen.
1. Cuticularleiste (äussere) wenig entwickelt; Stomata über die Epidermis empor-
gehoben. Typus 1: Farne, Pomaderis phylicifoUa.
2. Stomata im Niveau der Epidermis.
a) Cuticularleiste wenig entwickelt. Typus 2: Quereus pedunciilata.
b) Cuticularleiste stark entwickelt. Typus 3: Grevillea Hillii.
c) Cuticularleiste sehr stark entwickelt und emporgezogen. Typus 4: Leuca-
dendr on decorum.
d) Cuticularleiste emporgezogen, in Folge dessen der Vorhof mehr oder weniger
vertieft. Typus 5: Eucalyptus dumos. u. and.
n. Stomata unter das Niveau der Epidermis gedrückt, die Nebenzellen betheiligen
sich an der Bildung des Spaltöffnungsapparates : Vertiefte Spaltöffnungen.
1. Die Cuticularleiste einer oder mehrerer Nebenzellen wölbt sich nach aussen
bogenförmig vor, die äussere Athemhöhle bildet ein Hohlkugelsegment:
Schalenvertiefung. Typus 6: Äraucaria hrasiliensis, Olea europaea.
2. Die Einsenkuug wird tiefer, die Wandungen der äusseren Athemhöhle bilden
einen Hohlcylinder: Cylindervertiefung. Typus 7: Pimelea decussata,
Stirlingia teretifolia.
3. Die Wallöffnung ist eng, die äussere Athemhöhle innen erweitert und bildet
einen Krug. Derselbe kann gebildet sein durch eine M^eitere Vorwölbung der
Nebenzellen: Weiterentwickelung der Schalenvertiefuug (Krugvertiefung bei
dünnwandiger Epidermis) oder durch wallartig über die Epidermis nach innen
vorspringende ganze Epidermiszellen oder deren Wandverdickung — Krug-
vertiefung bei dickwandiger Epidermis. Krugvertiefung.
a) Der Krug ist aussen nicht verschlossen. Typus 8.
b) Der Krug ist durch eine von beiden Seiten übereinandergreifende Membran
(Aussenschicht) verschlossen. Typus 9: Bestio diffusiis nach Pfitzer.
4. In der Höhe der Epidermis liegende Zellen senden stark cuticularisirte Wand-
fortsätze über die äussere Athemhöhle. Dieselben überragen die Epidermis
meist umgekehrt trichterartig und bilden eine Ringleiste: Trichterver-
tiefung. Typus 10: Hakea suaveolens.
Der Trichter ist ein doppelter. Typus 11: Hahea cyclocarpa.
NB. An den Schliesszellen der vertieften Spaltöffnungen können selbstver-
ständlich alle unter Typus 2-5 aufgeführten Verhältnisse ausser der Ver-
tiefung noch auftreten.
B. Die Athemhöhle besitzt besondere Schutzeinrichtungen.
1. Die grosse Athemhöhle ist mit stark cuticularisirten Zellen ausgekleidet. Typus 12 :
Megia nitda.
2. Die kleine Athemhöhle ist durch mechanische Zellen zum Theil verschlossen.
Typus 13: Kingia australis, Xantorrlioea hastilis.
II. Die Spaltöffnungen münden nicht direct oder mittelst der Wallöffnung in das umgebende
Medium.
1. Die Stomata liegen in mit Haaren ausgekleideten Krügen. Typus 14: Banksia.
2. Die Stomata liegen in mehr oder weniger contractilen Längsrinnen (vorwiegend oder
ausschliesslich an den Böschungen), die ebenfalls meist mit Haaren (Casuarina,
Exocarpus) oder doch wenigstens Ausstülpungen der Epidermiszellen ausgekleidet
sind (Callitris PreissüJ. Typus 15: Casuarina, CalUtris Preissü.
Hautgewebe. - Hautgewebe im Allgemeinen, Spaltöffnungen. 427
3. Die Stomata liegen auf der Unterseite einrollbarer Blätter.
a) Von Haaren unbedeckt, 'i'ypus IG.
b) Von einem Ilaarfilz bedeckt. Typus 17: Correa speciosa.
4. Die Storaata liegen auf der Oberseite einrollbarer Blätter in besonderen mit Haaren
ausgekleideten Längsriuueu. Typus 18: Stlpa pcnnata.
Da die Verdunstungsgrösse des Blattes und mit ihm das Wasserbedürfniss der Pflanze
sich steigern muss, wenn der Bau des Spaltöffnungsapparats die Communication mit der
Atmosphäre erleichtert, sowie umgekeht sinken rauss, wenn derselbe gegen Verdunstung
geschützt ist, so liegt die Frage nahe, ob der Bau der Spaltöffnungen bei verschiedenen
Pflanzen Beziehungen zu den Regen- und Feuchtigkeitsverhältnissen ihres heimathlichen
Standorts erkennen lässt. Diese Beziehungen bilden den Hauptgegenstand vorliegender Ab-
handlung; nebenher werden die Schutzmittel der Pflanze gegen zu grossen Wasserverlust
überhaupt, wie die starke Cuticularisirung der Epidermiswandungen , die Wachsüberzüge
(z. B. von Eucalyptus - Arten, deren Verdunstungsgrösse an verschieden bereiften Blättern
vom Verf. durch besondere Versuche ermittelt wurde), die Haarbildungen, die Beschränkung
der Lufträume im Blattmerenchym, die salz- oder schleimreiche Beschaffenheit des Zellsaftes
bei Halophyten und Succulenten; die Verticalstellung der Blätter und Phyllodien (besonders
bei Gewächsen Australiens), sowie endlich die durch „Strebezelleu" und „Strebewände"
geförderte feste Structur der Assimilationsorgane mehr oder weniger eingehend besprochen.
Speciell zu den Beziehnungen zwischen dem Bau der Spaltöffnungen und den Feuchtigkeits-
bedürfnisseu der Pflanze übergehend wird betont, dass diese bei einer blossen statistischen
Vergleichung der Stomatazahl pro Flächeneinheit des Blattes, wie sie mehrfach angestellt
worden ist, nicht klar hervortreten; höchstens darf man den Satz festhalten, dass mit der
wachsenden Trockenheit des Standorts die Zahl der Spaltöffnungen abnimmt. Die An-
ordnung der Spaltöffnungen bei sich einrollenden Blättern, ihre Localisirung auf Längs-
rinnen bei Steppengräsern (Spinifex) und bei Pflanzen mit cylindrischen Assimilationsorgauen,
deren mit Haaren ausgekleidete Rinnen am Boden ein auffallend dünnwandiges, einfaltbares
Gewebe („elastisches Gelenkpolster") unterhalb der Epidermis besitzen und bei Feuchtigkeits-
wechsel sich zu öffnen oder zu schliessen vermögen, sowie die Anordnung der Stomata ia
Krügen (bei Nerium, Dryandra und Banksia) werden als besonders geeignete Mittel zur
„Schaffung eines windstillen Raumes'' über den Luftspalten, d. h. zur Verminderung der
Transspirationsgrösse hervorgehoben.
Angesichts dieser zum Theil bereits bekannter Beziehungen unternimmt Verf. nun
den Nachweis, dass bei den Pflanzen von 7 pflanzengeographischen, besonders durch die in
ihnen herrschende Regenvertheilung charakterisirten „Zonen" (d. h. Florengebieteu) —
nämlich: 1. der tropischen Zone „mit Regen zu allen Jahreszeiten"; 2. den nördlichen Wald-
gebieten; 3. der Mediterranzone; 4. dem Sudan; 5. der Steppenzone; 6. Australien; 7. der
Sahara — „die Ausbildung der Schutzmittel (gegen zu grossen Wasserverlust) in directera
Verhältniss zur Trockenheit steht". Ein Auszug dieses Abschnittes erscheint unthunlich.
In einem Schlusscapitel werden dann an einer besonderen Flora, der Australiens, die speciellen
Beziehungen aufgewiesen, die zwischen dem Standort der Pflanzen und dem anatomischen
Bau ihrer Assimilationsorgane unter besonderer Berücksichtigung der Spaltöffnungen bestehen.
Zu diesem Zweck werden die Farnschluchten, Flussufer, Wälder, Graslandschaften, Salz-
steppen, Scrubs und Steppen Australiens in ihren wichtigsten Vegetationsformen und nach
ihrem Localcharakter kurz geschildert und dann ein Verzeichniss von Pflanzen mitgetheilt,
in welchem einerseits die anatomischen Schutzeinrichtungen gegen Transspirationsverlust,
andrerseits die speciellen Standortsverhältnisse derselben Pflanzen nach den Angaben von
R. Brown, Bentham, Leichhardt, Ferd. v. Müller u. a. einander gegenübergestellt sind. Das
Verzeichniss umfasst folgende 21 Kategorien:
1. Pflanzen, deren Athemhöhlen Schutzeinrichtungen besitzen (Elegia nuda, Restio
tectorum, Kingia 2 Spec, Xantorrlioea). 2. Pflanzen mit trichterförmig vertieften Spalt-
öffnungen. Typus 10. (Hakea 8 Spec, Cycas revoliita, Ficus australis.J 3. Pflanzen mit
doppelttrichterförmig vertieften Spaltöffnungen. Typus 11. (Haliea cydocarpa.) 4. Pflanzen
mit krugförmig vertieften Spaltöffnungen. Typus 8. {Franklandia fucifolia, Frenclla rhom-
428 Anatomie. Morphologie dei* Phanerogamen. — Morphologie der Gewebe.
hoidea, Callitris Ventenati, Arauearia Cimninrfhami , Dacrydium cupressioides , Callitris
australis, JDammara laurifoUa, Zamea spec, Dioon edule, Aloe 2 Spec, Marsilea macra,
Ficus splendens, Laurus Campliora, Stypandra frutescens, Aotus gracillima, Sphaerolohium
2 Spec.) 5. Pflanzen mit krugförmiger Vertiefung der Spaltöffnungen, über deren Krüge
eine Cellulosehaut gebreitet. (Eestio microstachys und diffusiis.) 6. Pflanzen, deren Spalt-
öffnungsvorhof vertieft ist, die Schliesszellen besitzen meist ein spaltenförmiges Lumen.
{PetropMla rigida, Protect 2 Spec, BJwpala brasiliensis, Aiilax timbellat., Agastachys
odorata, Metrosideros polymorphus , Melaleuca uncinata, Kunzea decussata, Eucalyptus
4 Spec, Calotlinmnus tortilosa, Acacia 3 Spec.) 7. Pflanzen mit doppeltcylindrisch ver-
tieften Spaltöffnungen. ( WelivitscJda mirabüis.) 8. Pflanzen mit schalig-cylindrisch-vertieften
Spaltöffnungen: die kryptoporen Equiseten. 9. Pflanzen mit cyliudrisch vertieften Spalt-
öffnungen. Typus 7. (Stirlingia teretifolia, Actinostrobus pyramidalis, Marsilea Druni-
mondii, Microzamea cylindrica, Laurus nobilis, Exocarpus ovata, Pimelea decussata, die
phaneroporen Equisetum-Arteu, Eriostemon myoporoides.J 10. Pflanzen mit schalenförmig
vertieften Spaltöffnungen. Typus 6. (Marsilea hirsuta, Arauearia 2 Spec, Podocarpus
Dacrydium, Dacrydium elatum, Ficus africanus, Olea europaea, Fugosia hakeaefoUa,
LeclienauUia laricina, Sterculia 2 Spec, Iris pumila, Buta graveolens, Pandanus Linnaei,
Areca saccharifera, Acacia 4 Spec, Templetonia glauca.) 11. Pflanzen mit schwach ein-
gesenkten Spaltöffnungen. (Stirlingia paniculata, Synaphea decorticans, Ghamaerops
liumilis, Phoenix dactylifera.) 12. Pflanzen mit stark entwickelter und emporgezogener
Cuticularleiste. Typus 4. (Isopogon formosus, Cenarrlienes nitida, Beaufnrtia decussata,
Melaleuca scpiarrosa, Persoonia falcata, Eucalyptus 4 Spec, Olea odorata, Westringia
longifolia, Hex aqiiifolium, Coelebogyne ilicifolia, Leucopogon Cunninghami, Acacia 2 Spec,
Viminaria denudata.) 13. Pflanzen mit entwickelter Cuticularleiste. (Grevillea Rillii und
robusta, Leucadendron 2 Spec, Stenocarpus salignus, Splienotoma gracilis, Epidendron
floribundum , Boronia 2 Spec, Acacia reclinata, Isopogon anemonifol. , Melaleuca aracli-
noidea, Eucalyptus 3 Spec, Dicksonia antarctica, Epacris 3 Spec, Gaultheria hispida,
Quercus calliprinos, Ficus costaricense und scandens., Camellia japonica, Prunus Lauro-
cerasus, Fugosia hakeaefoUa, Pittosporum revolutum, Hymenospermum flavum, Xylophylla
elongata, Crowea säligna, Acacia acinacea, Magnolia grandiflora, Calophorus flexuosus,
Bestio crispatus, Ilyacinthus Orientalis, Orchis latifolia.) 14. Pflanzen mit schwach ent-
wickelter Cuticularleiste. (Grevillea rosmarinifolia, Trichiniuvi roseutn, Scaevola laevigata,
Quercus pedunculata, Ficus 3 Spec, Lactuca Scariola, Silene inßata, Seduni spurium,
Tradescanlia zebrina, Brachychiton Delabechii, Livistona australis, Acer platanoides,
Indigofera australis.) 15. Pflanze mit über die Epidermis emporgehobenen Spaltöffnungen.
Typus 1. (Blechmim horeale, Asplenium furcatum, Aneimia 2 Spec, Pteris cretica.)
16. Pflanzen, deren Spaltöffnungen in mit Haaren ausgekleideten Krügen liegen. (Banksia
3 Spec, Bryandra floribunda, Nerium Oleander.) 17. Pflanzen, deren Spaltöffnungen auf
dem Grunde von Längsfurchen in Reihen liegen. Unterabtheilung von Typus 8. (Calo-
phorus clongatus, Bestio fasciculatus.) 18. Pflanzen, deren Stomata an cylindrischen Organen
an den Böschungen von mit Haaren ausgekleideten Längsrinnen liegen. Typus 15. (Gupressus
spec. austr., Callitris Preissü, Casuarina 5 Spec, Leptomeria spec austr., Exocarpus
3 Spec, Erica Wihnoriana, Grevillea Theleinanniana.) 19. Pflanzen, deren Stomata auf
der Oberseite einrollbarer Blätter in verschliessbaren Längsrinnen liegen. (Stipa 3 Spec,
Spinifcx longifolius, Aristida pungens.) 20. Pflanzen, deren Stomata auf der Unterseite
eiuroUbarer Blätter, die meist mit Haaren besetzt sind, liegen. Typus 16 und 17, (Erica
pellucina, Cyathodes oxycedrus, Guichinotia ledifolia, Thomasia 2 Spec, Pomadcris phylici-
folia, Correa speciosa, Aotus gracillima, Pultenaca prostrata.) 21. Pflanzen, deren Spalt-
öffnungen auf der Unterseite nicht einrollbarer Blätter unter einer dichten Wolle gestielter
Sternhaare liegen. (Correa Backhouseana.)
Wie ersichtlich, enthält das Verzeichniss ausser australischen auch Pflanzen ver-
schiedenster anderweitiger Provenienz; angehängt sind noch einige Halophyten und Succu-
lenteu (ohne anatomische Angaben). — Im Schlusswort plaidirt Verf. dafür, die Vegetations-
formen auf Grund morphologisch-anatomischer Betrachtungsweise neu zu umgrenzen.
Hautgewebe. — Hautgewebe im Allgemeinen, Spaltöffnungen. 429
15. J. Jäkö. Beiträge zur Entwickelung der Spaltöffnungen von Stapelia variegata und
S. trifida. (No. 13.)
Die Entwickelung der Spaltöffnungen von Stapelia trifida und S. variegata lässt
sich am besten in der meristematiscben, aus der Umgebung des Vegetationskegels entnommenen
Epidermis verfolgen. Sie besitzen eine zienilicb complicirte Structur. Sie sind von einer
Gruppe mehr weniger umgestalteter Epidermiszellen umgeben, die im Vereine mit der Spalt-
öffnung auf der Epidermis je einen separirten Zellencomplex bilden. Gewöhnlich ist jede
Spaltöffnung unmittelbar von vier halbmondförmigen Epidermiszellen umgeben, an die sich
secundäre, tertiäre, selbst quaternärc Randzellen anschliessen. An älteren Stengeln besitzen
die Spaltöffnungen oft noch zahlreichere Nebenzellen. An der jungen Epidermis leitet eine
Zelle die Bildung der Spaltöffnung und ihrer Begleitzellen ein. Dieselbe theilt sich; die
grössere, die Mutterzelle, verwandelt sich zur Epidermiszelle; die kleinere, die Tochterzelle,
theilt sich nochmals, und zwar parallel mit der früheren Theilungsrichtung. Eine dieser so
entstandeneu Zellen wird zur Initialzelle der Spaltöffnung, während die übrige neben ihr
zurück bleibt. Erstere theilt sich nun durch eine Längswand in die beiden schmalen
Scbliesszellen, die alsbald in ihrer Mittellinie die ovale Spaltöffnung erkennen lassen. Darnach
findet man gewöhnlich an der Peripherie der Spaltöffnung 4 Zellen, von denen zwei — rechts
und links — mit den zwei Scbliesszellen, zwei aber — oben und unten — mit den Polen
der Spaltöffnung zusammenhängen; ihre kürzeren Scheidewände gehen aber von den End-
punkten der Theiluugswand der Scbliesszellen von den Polen der Spaltöffnung aus. Manchmal
aber drehen sich diese vier Zellen um das Centrum der Spaltöffnung um beiläufig 90 Grade.
In seltenen Fällen findet man nur drei solche Randzellen. Diese vier Raudzellen werden
durch mit der Spaltöffnung parallel laufende Längswände in Segmente getheilt, welche die
Scbliesszellen in der Form von gekrümmten rechtwinkligen Vierecken von allen Seiten
umgeben. Gewöhnlich treten zuerst die neben den Scbliesszellen liegenden Nebenzellen auf
und erst dann die an den Polen liegenden. Der ganze Eutwickelungsgang gleicht in Vielem
dem von Strassburger an Commelina communis (Jahrb. f. wiss. Bot. V, 1867) dargestellten.
An der Bildung der Spaltöffnungen von Stapelia betheiligen sich daher mehrere Epidermis-
zellen; eine jede der die Initialmutterzelle umgebenden Epidermiszellen verfällt durch Theilung
in viele Zellen, welche zusammen den Nebencomplex der Spaltöffnung bilden und sich von
den normalen Epidermiszellen sehr scharf absondern. Die Spaltöffnung von Stapelia wäre
daher als viel höher differenzirte der von Commelina communis gegenüberzustellen. — Der
Verf. betrachtete an St. trifida auch die Bildung der Zwillingsstomata, die der von Pfitzer
bei den Gramineen und Dracaenen beschriebenen (Jahrb. f. wiss. Bot. VII, S. 532) entsprach.
Staub.
16. S. Schwendener. Ueber Bau und Mechanik der Spaltöffnungen. (No. 26.)
Der erste Abschnitt dieser für die mechanische Deutung des Spaltöffnungsapparats
fundamentalen Abhandlung beschäftigt sich mit den anatomischen, mit der Function in
Beziehung stehenden Einrichtungen. Für die Beweglichkeit der Scbliesszellen bedeutungs-
voll ist zunächst eine rechts und links von ihnen liegende verdünnte Stelle der äussern
Epidermiswandung, welche als „Hautgelenk der Spaltöffnung" bezeichnet werden kann.
Dieselbe erscheint bald als eine schmale Rinne in der dicken Aussenwand, bald als breitere
Membranlamelle von gleichmässiger Dicke. Eine zweite Eigenthümlichkeit der Scbliesszellen
besteht darin, dass ihre Wandimgen sowohl auf der Rückenseite als auch auf der Bauch-
seite einen schmäleren oder breitereu Membranstreifen unverdickt lassen. Auf der Rücken-
seite besteht die dünne Wand meist nur aus Cellulose, während die übrigen Wände mehr
oder weniger cuticularisirt sind, weil durch die nicht cuticularisirte Wand der diosmotische
Verkehr mit den benachbarten Epidermiszellen zu erfolgen hat. Da die Bauchwand dagegen
fast immer von einer Cuticula bekleidet wird, so kann eine Zartheit dieser Wand nur eine
mechanische, nicht eine ernährungsphysiologische Bedeutung haben. Meist sind die Ver-
dickungsleisten auf der Bauch wand der Scbliesszellen angebracht; wird nun der Turgor in
letzteren erhöht, so muss eine Verlängerung der dünnwandigeren Rückseite und eine ent-
sprechende Krümmung der Scbliesszellen, d. h. Erweiterung der luftführeuden Spalte eintreten.
In anderen Fällen (besonders bei manchen Phyllodien und immergrünen Blättern) haben die
430 Anatomie. Morphologie der Phanerogatnen. — Morphologie der Gewebe.
Schliesszellen spaltenförmig verengte Lumina und halbcylindrische, oft durch starke Cuticular-
leisten ausgezeichnete Verdickungsstreifen. Derartige Schliesszelleu können sich nur dann
krümmen, wenn sie von den ober- und unterseits angrenzenden Epidermiszellen einen Gegen-
druck erfahren und nach Art einer überlasteten Säule seitlich zum Ausbiegen gezwungen
werden. Zwischen beiden Formen giebt es zahlreiche Uebergänge. Die in den übrigen
Capiteln der Abhandlung über das Oeffnen und Schliessen der Spalten, über die mechanische
Bedeutung der einzelnen Theile der Spaltöffnung, über den Einfluss äusserer Agentien auf
den Turgor der Schliesszelleu mitgetheilten Beobachtungen, Versuche und Erörterungen
sind wesentlich physiologischer Natur.
17. W. Gardener. Entwickelang der Wasserporen, Wasserdrüsen and Ealkauflagerangen
am Blatte von Saxifraga crustata. (No. 7.)
Die Entstehung der bekannten Kalkauflagerungen an den Blattkerben von Saxifraga
crustata war bisher nicht genauer untersucht. Au einem durchsichtig gemachten Blatte
sieht man die nach den einzelnen Blattkerben laufenden Gefässbündelendigungen in eine
Verbreiterung auslaufen, welche unmittelbar unter dem kalkaussondernden Grübchen liegt.
Die erwähnte Verbreiterung nennt Verf. „Wasserdrüse"; nach de Bary's Terminologie müsste
sie als Epithem bezeichnet werden. Ihre Entwickelungsgeschichte, mit der auch die des mit
ihr verbundenen Wasserpoius zusammenhängt, ist folgende. Sobald die Differenzirung des
Procambiumstranges im Blatt stattgefunden hat, theilt sich auch das Meristem an der Spitze
derselben (an der Stelle der Blattgrübchen) und erzeugt ein engmaschiges Zellgewebe mit
zarten Zellwänden und ziemlich grossen Zellkernen. Gewisse mittlere Zellen strecken sich,
werden spindelförmig, verdicken sich netzförmig und constituiren einen Zellstrang, der als
directe Fortsetzung des Gefässbündelstranges sich darstellt, indem sowohl die Spiraltrache'iden
der letzteren allmählig in die Netzzellen übergehen als auch die Bündelscheide (Endodermis)
in die beiden äussersten Zellschichten der „Wasserdrüse" ausläuft; nach oben grenzt letztere
unmittelbar an die Blattepidermis. Letztere bildet über jeder Drüse 1 oder 2, selten 3
Wasserporen, indem sich zunächst eine Dermatogenzelle vergrössert und sich in zwei gleich-
werthige Zellen theilt, zwischen denen der Wasserspalt auftritt. Bemerkenswerth erscheint
es, dass bei Saxifraga crustata, sowie auch bei Crassula coccinea die Wasserspalten stets
früher auftreten als die eigentlichen Stomata und auch in der Entwickelung sich von letztern
unterscheiden, indem hier durch Theilung der Dermatogenzelle zunächst eine Spaltöffnungs-
mutterzelle neben einer gewöhnlichen Epidermiszelle erzeugt wird. Auch kugelförmige
„Drüsenhaare" entstehen aus einigen Dermatogenzellen am obern Rande der Wasserdrüse.
In fertigem Zustande besteht diese aus polygonalen, interstitienfreien , dünnwandigen, mit
Plasma erfüllten Zellen und bildet einen ungefähr birnfömigen, dem Blattmesophyll eingesenkten
Gewebekörper, der nach unten zu stielförmig in eine Gefässbündelendigung ausläuft; umgeben
wird dieselbe von einer continuirlichen, mit der Endodermis des Stranges zusammenhängenden
Zellschicht. Die Tropfenausscheiduug durch den Wasserspalt findet hauptsächlich Nachts
bei schwächerer Transspiration statt ; zunächst füllt sich das Grübchen über den Blattkerben
mit Wasser, letzteres läuft zuletzt über und strebt dem Blattrande zu, verdunstet hier und
hinterlässt eine Spur von kohlensaurem Kalk, welcher vorzugsweise von den erwähnten
Haaren festgehalten wird. Indem sich der Vorgang wiederholt, entstehen die bekannten
Kalkschüppchen , die bisweilen auch die Grübchen selbst völlig ausfüllen und damit den
Wasserporus selbst functionslos machen. Man kann diese Vorgänge sehr deutlich an Pflanzen
beobachten, die unter Glasglocken vegetiren; wenn die Luft unter der Glocke mit Wasser-
dampf gesättigt ist, wird die Transspiration verringert und an den Blattkerben treten Wasser-
tropfen aus; nach Entfernung der Glocke verdunstet das Wasser stärker und der Kalknieder-
schlag erscheint am Rande der Grübchen. — Ein vergleichender Blick auf ähnliche
wassersecernirende Drüsen und Wasserporen der Crassulaceen und anderer Pflanzen beschliesst
die von genau gezeichneten Figuren begleitete Abhandlung.
Lenticellen.
18. Kreuz. Entwickelung der Lenticellen an beschatteten Zweigen von Ämpelopsis hederacea.
(No. 16.)
Fibrovasalstränge und Grumlgewcbe. — Bau des Stammos. 43 1
Verf. beschreibt die bereits mehrfach untersuchten Perlblasen und die schon von
d'Arbaumont (Bull. d. 1. Soc. Bot. d. France, T. 24, p. 18—20, 48-6G) genauer studirte
Lenticellenbildung obengenannter Pflanze.
III. Fibrovasalstränge und Grundgewebe.
Bau des Stammes, der Wurzel, des Blattes etc. Structur der Fibro-
vasalstränge.
19. Westermaier und Ambronn. Beziehungen zwischen Lebensweise und Structur der
Kletterpflanzen. (No. 35.)
Die Frage, ob „mit der Verschiedenheit der Lebensweise der Schling- und Kletter-
pflanzlen gegenüber der Lebensweise anderer Gewächse auch die Verschiedenheit ihres Baues
parallel geht, und welche anatomischen Thatsachen diesen Parallelismus zur Anschauung
bringen", beantworten die Verf. obiger Abhandlung durch folgenden Schlusspassus: „Das
vergleichende anatomische Studium der Schling- und Kletterpflanzen zeigt, dass es trotz der
Verschiedenheit der Structureigenthümlichkeiten dieser Gewächse an gemeinsamen anato-
mischen Zügen nicht fehlt. Das Gemeinsame stellt sich jedoch nur bei einer physiologisch
anatomischen Betrachtungsweise heraus. Diese Betrachtungsweise ermöglicht es sogar, eine
Reihe sogenannter abnormer Wachsthumstypen unsermVerständniss näher zu bringen
oder physiologisch zu deuten." Die schon von Crüger hervorgehobene Thatsache, dass
die Gefässe der Schling- und Klettergewächse auffallend weite Lumina (von 100—350 Mikrom.
Durchmesser) besitzen, wird auf das Princip zurückgeführt, dass es bei Leitung von Luft
oder Wasser in offenen Bahnen zur Erzielung schnellerer Fortbewegung darauf ankomme,
„die Adhäsion an den Wänden der Kanäle möglichst zu verringern", was natürlich durch
Vergrösserung des Bahnquerschnitts am besten erreicht wird. Ausnahmen wie die engen
Gefässe von Hedera Helix und Hoya carnosa erklären sich aus dem langsamen Wachsthum
ihrer Triebe im Vergleich zu andern Kletterpflanzen. Die eiweissleitenden Elemente (Sieb-
röhren) sind ferner bei den Schling- und Kletterpflanzen derartig entwickelt (z. B. bei Cucurbita
Pepo, Lagenaria vulgaris, Vitis vinifera, üalamiis Botang u. a.), dass der Gedanke einer
besondern physiologischen Bedeutung der Siebröhren für solche Gewächse nahe liegt. „Hydro-
statische Druckdiflerenzen und mechanische Ursachen haben innerhalb der Siebröhren eine
Bewegung der in ihnen enthaltenen Massen zur Folge"; es müssen daher Einrichtungen vor-
handen sei, welche das Collabiren der Siebröhrenwandungen verhindern und als rinnenförmige,
aus mechanischen Zellen gebildete Belege der Phloemstränge längst bekannt sind. Bei den
Schling- und Kletterpflanzen handelt es sich aber um Leitung der eiweissartigen Stoffe auf
weitere Entfernungen hin als bei andern Gewächsen, daher müssen bei jenen auch die
erwähnten Druckdifferenzen grösser und die Schutzeinrichtungen gegen das Collabiren der
Wandungen stärker werden. In der Gewebeanordnung der Schling- und Kletterpflanzen
spricht sich demzufolge das Bestreben aus, die Siebelemente in eine möglichst geschützte
Lage zwischen Xylempartien zu bringen. Hieraus erklärt sich der Bau sowohl der Sapin-
daceenstämme mit centralen und mehreren peripherischen Holzkörpern oder mit successiven
ring- oder bandartigen Zuwachszonen als auch der von Bignoniaceen , Apocyueen, Ascle-
piadeen mit lokalisirten Anhäufungen von Phloemelementen an beiden Seiten des Cambium-
ringes als endlich auch der von schlingenden und kletternden Menispermeen, Dilleniaceen,
Leguminosen, Polygaleen und von Gnetum scandens. Dass auch bei nicht windenden oder
kletternden Pflanzen gleiche Structurverhältnisse vorkommen, erklären die Verf. daraus, dass
wahrscheinlich auch an die Organe dieser Pflanzen „gesteigerte Leitungsansprüche" gestellt
werden. Auch die von Kny (s. Ref. No. 31) genau untersuchte Trennung des Phloemtheils
der Bündel bei Calanius Eotang, Dioscorea Batatas etc. unterwerfen sie der gleichen Deutung,
obgleich Kny gezeigt hat, dass die Erscheinung bei sehr vielen Palmen vorkommt, die weder
klettern noch schlingen.
Das mit der Leitung der Kohlehydrate betraute System der Schling- und Kletter-
pflanzen (Markstrahlen und Holzparenchym) zeigt insofern bei diesen eine eigenartige Aus-
bildung, als die Markstrahlen in der Längsrichtung sich bedeutend mehr ausdehnen als bei
432 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — Morphologie der Gewebe.
aufrecht wachsenden Pflanzen. Dadurch wird der Xylemkörper in eine Anzahl von Lamellen
getheilt, zwischen denen die Leitung auf weitere Strecken hin schneller erfolgen kann als in
den gewöhnlichen schmalen Holzparenchymstreifen. Die mächtigere Entwickelung des Holz-
parenchyms ist auf das hei Schling- und Kletterpflanzen geringere Bedürfniss nach Biegungs-
festigkeit zurückzuführen. Dass die Stengel letzterer wesentlich auf Zug in Anspruch
genommen werden, macht es uns „erklärlich", warum sie geringen Durchmesser und volles
Mark besitzen. Auch der Ring mechanischer Zellen au der Innenseite des pei'ipherischen
Gefässbüudelkreises mancher Piperaceen, die centralen mit starken ßaststrängeu versehenen
Leitbündel von Carhidovica und Calavius Botany sowie die nachträgliche Xylembildung an
der Innenseite des Holzriugs von Tecoma radicans werden durch mechanische Baupriucipien
„unserm Verständniss näher gebracht".
20. D'Arbaumont. Stengelstructur der Ämpelideen. (No. 3.)
Diese Monographie basirt auf der ünteisuchung von 85 Ampelideen-Arten, von denen
folgende in lebendem Zustande dem Verf. zu Gebote standen: Vüis vinifera nebst den
Varietäten laciniosa und purpurea, V. canescens, cebennensis, amurensis, labrusca, riparia,
virginiana, vulpina, rupestris, moiiticola, Cissus orientalis, C. striata, heterophylla, inaequi-
latera, bipinnata, aconitifolia , serjaniaefolia, liypolcuca, tuberculata, discolor, antarctica,
Ampelopsis quinquef'olia, dissecta, pubescens, rotmidifolia, hederaefolia und Leea parallela.
Der Bau der Primärrinde (nebst Epidermis und Anhängen, Kork, Collenchym etc.), des
Markes, der Bau und das Dickeuwachsthum des Gefässbündelcylinders, die histologische
Zusammensetzung des Holzkörpers (VVeichbast, Bastfasern, Libriform, Tracheiden, Holz-
pareuchym) werden in je einem besonderen Capitel besprochen. Ein Schlussabschnitt fasst
die aufgefundenen Besonderheiten des Stengelbaues mit folgender üebersicht zusammen:
Erste Gruppe. Die Phellogenschicht liegt innerhalb des Bastes.
Section 1. Aechte Vitis-Arten. Die dünnwandigen Bastfasern bilden massige Bündel,
die sich riemenartig zugleich mit der Primärrinde ablösen und mit derselben vereint
bleiben. Secundäre Bastfasern werden gebildet; der Gefässcyliuder verholzt gänzlich,
die Libriformzellen sind getüpfelt, die Markzellen mehr oder weniger dickwandig, das
Mark ist heterogen (im Sinne von A. Gris), die Gefässe haben (mit Ausnahme von V.
parvifolia'} streifentörmige Waudverdickuugen. Hierher gehören: Vitis vinifera, laci-
niosa, purpurea, canescens, silvestris, labrusca, vulpina, monticola, riparia, virginiana,
flexuosa, amurensis, cebennensis, aestivalis, coriacea und parvifolia.
Zweite Gruppe. Die Phellogenschicht liegt unter der Epidermis.
Section 1. Arten von Leea. — Die massig verdickten Bastfasern bilden ebenfalls massige
Bündel, die dem Weichbaste in geringem Grade anhaften. Der Gefässcyliuder verholzt
gänzlich; die Libriformfasern (Holzzellen) haben glatte oder schwachpunktirte, die Mark-
zellen leicht verdickte Wandungen. Das homogene Mark verkümmert in der Regel. Hier-
her gehören : Leea parallela, robusta, staphylea, sambucina, hirsuta, aculeata, hirta.
Section 2. Einige Arten von Vitis und Cissus. — Die Bastfasern sind dickwandig, der
Gefässcylinder verholzt fast immer gänzlich, die Libriformzellen sind getüpfelt, die
Gefässe haben niemals streifenförmige Wandverdickungen.
I. Markzellen mit etwas verdickten Wandungen.
A. Mit homogenem Mark: Cissus capensis, cantoniensis , striata, antarctica,
Orientalis, inaequilatera.
B, Mit heterogenem Mark: C. bipinnata.
II. Markzellen dünnwandig. Die Zellen der Markkrone (Markscheide) mit mehr oder
weniger verdickten Wandungen.
A. Verdickte Raphidenzellen liegen im Mark: Vitis indica, glandulosa, Cissus
polytliyrsa.
B. Ohne verdickte Raphidenzellen.
a) Mit heterogenem Mark: Cissus aconitifolia, heterophylla.
b) Mit homogenem Mark: Vitis erythrodes, tomentosa, bipinnata, brevipedun-
culata, persica, rupestris, lanata, Cissus aculeata, vitifulia, thyrsiflora,
ferruginea, himalayana, elegans, serjaniaefolia, Fterisanthes cissoides.
Fibrovaaalstränge und Gruudgewebe. — Bau des Stammes. 433
Section 3. Arten von Ampelopsis. — Bastfasern dickwandig, die Wandungen mehr
oder weniger perlschnurförmig verdickt, der Gefässcyliuder gänzlich verholzt, die
Libriformzellen getüpfelt, das Mark homogen.
I. Markzellen dünnwandig: Ampelopsis tricuspidata ^ quinquefdlia ., pubeseens
rotundifoUa.
II. Markzellen dickwandig: Ä. hederaefolia, dissecta.
Section 4. Einige Arten von Vitis und Cissus. — Bastfasern mehr oder weniger dick-
wandig, die Zellen der Markkrone verholzen nicht, Libriformfasern getüpfelt, die
Gefässe haben nicht selten Tüpfel mit dicht netzartiger Anordnung, das Mark homogen
und meist dünnwandig.
I. Die Markstrahlen und die Bündel im Umkreis der Markkrone verholzen gänzlich:
Cissiis glauca, adnata, vitiginea, angulata, Vitis heterophylla.
II. Die Bündel verholzen vollständig, die Markstrahlen dagegen sehr unvollständig
im Umkreis einer mit dickwandigen Elementen mehr oder weniger versehenen
Zone.
A. Verdickte Zellen im Mark: Cissus papulosa und compressa.
B. Ohne solche Zellen : Vitis pallida, Cissus japonica, carnosa, riifescens, nodosa,
lüHceolata und populnea.
III. Die Markstrahlen bleiben im Umkreis einer mit verdickten und verholzten Ele-
menten versehene Zone unverholzt.
A. Die Elemente der Fibrovasalbündel verholzen vollständig: Vitis cordata,
Cissus Schimperi, geniculata und palmata.
B. Zwischen die Elemente der Fibrovasalbündel mengt sich unverholztes
Parenchym.
a) Markzellen dünnwandig: Cissus discolor, rcpens, pedata, pergamacea,
Mappia und adenocaulis.
b) Markzellen etwas dickwandiger: C. hypoleuca und C. tiiberculata.
IV. Die Vasal- oder Fibrovasalbündel liegen in einem moorigen dünnwandigen
Parenchym.
Cissus vitifölia (oder mollis), C. quadr angularis.
21. A. Engler. Stammbau der Anacardiaceen. (No. 6.)
Die im Schriftenverzeichniss näher bezeichnete Abhandlung Engler's berücksichtigt
auch die anatomischen Verhältnisse in den vegetativen Organen der Anacardiaceen. lu einer
vergleichenden Uebersicht finden sich die wichtigeren Structureigenthümlichkeiten von Rinde,
Holz und Mark folgender Pflanzen zusammengestellt: Haplorhus penwiana Engl., Pistacia
Lentiscus L., P. Terebinthus L. , Cotinus Coggygria Scop. , Botryceras laurimcm Willd.,
Loxostylis alata Scop., Protorhus oblongifolia Engl., Anaphrenium dispar. E. M. und A.
argenteum E. M., Campnosperma seylanicum Thw., C. gummiferum March., Faguetia faleata
March., Lithraea molleoides Engl., Schinus molle L., Ehogosphaera rhodanthema Engl.
Comocladia ilieifolia Sw. , Metopium Oxymetopium Engl., Ehus Toxicodendron L., Rh.
glabra L., lucida L., abyssinica Höchst., viticifolia F. Müll, u, ferruginea Teysm. et Binnd.,
Pseudosmodingium perniciosum Engl., Astronium Urundeuva Engl., A. concinnum Schott.,
Loxopterygium GrisebacTiii Hier, et Lor., Schinopsis Lorentzü Engl., Thyrsodium ScJioni-
burglcianum Benth., Sorindeia madagascariensis P. Th. , Pentaspadon Motleyi Hook, f.,
Microstemon velutinus Engl., Eiiroschinus falcatus Hook f. Als allgemeines Ergebuiss
lässt sich anführen, dass die untersuchten Anacardiaceen auch anatomische Verwandtschaft
zeigen, indem sie gleichartig gebaute Harzgänge und im Phloem lange Gerbstoffschläuche
besitzen; letztere fehlen nur bei Pseudosmodingium. perniciosum Engl., bei welchem Gerbstoff
im dünnwandigen Parenchym der Rinde und in Zellreihen des Markes vorkommt. Das
Parenchym fast aller untersuchten Gattungen zeichnet sich ausserdem durch reichliche Kalk-
oxalatablagerung aus. Markständige Harzgänge kommen nur bei den tropischen Gattungen vor,
während sie bei fast allen extratropischen fehlen. Verf. untersuchte auch speciell die Arten
der Gattungen Bhus und fand hier das Gleiche ; selbst 2 Arten derselben Section (Gerontogeae)
wie Ulms lucida vom Cap und Bhus abyssinica verhalten sich in dieser Beziehung verschieden.
Botanischer Jahresbericht IX (1881) 1. Äbth. 28
434 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — Morphologie der Gewebe.
22. H. A. Lotar. Anatomie der vegetativen Organe einiger Cucurbitaceen. (No. 18.)
Die anatomische Structur der hypokotylen Axe, des Stengels, des Blattes, der Ranke
und der Wurzel von Luffa cylindrica, Cucurbita fepo^ Cucumis melo, Sicyos angulatus,
Momordica cJiarentia, Äbohra viridiflora, Tlüadiantlia dubia, BJiyncliocarpa dissecta,
Coccinea indica, Bryonia dioica, CycJanthera peäata, Citriülus vulgaris, Lagenaria vulgaris,
und Ecbalium elaterium wird in obiger Arbeit ausführlich behandelt. Besondere Aufmerk-
samkeit widmete Verf. vor allem dem verwickelten Gefässbündelverlauf genannter Cucurbitaceen
und erläuterte denselben durch eine Anzahl schematischer Figuren. (Auf einen pharma-
kologischen Abschnitt, der die Darstellung und die Wirkungsweise des Bryonins bespricht,
folgt ein Schlusskapitel über den Bau der Samenschale, welcher bereits von anderen Autoren,
wie z. B. von Höhnel eingehend untersucht worden ist.)
23. Michaloswkl. Beiträge zur Anatomie und Entwickelungsgeschiclite von Pavaver somni-
ferum. (No. 19.)
Diese Dissertation beschäftigt sich vorzugsweise mit der Anatomie des reifen Samens
und der Keimpflanze. Hervorzuheben ist, dass Verf. verschiedene Angaben Flahault's über
die Wurzelspitze obiger Pflanze berichtigt und dass er dieser letzteren ein Dermokolyptrogen
im Sinne Eriksons vindicirt. Auch der Secundärzuwachs der Wurzel und der hypokotylen
Axe wird genau beschrieben. Verf. vermuthet, dass die Milchsaftgefässe erst während des
Secundärzuwachses der Wurzel innerhalb des Pericambium derselben angelegt werden, da es
ihm unmöglich war, bestimmte Zellen des reifen Embryo sicher als künftige Milchsaftgefässe
anzusprechen. Das mehrfach coustatirte Vorkommen von Milchsaft in Tracheen der Wurzel
von älteren Pflanzen wird vermuthungsweise auf den negativen Luftdruck innerhalb der
Gefässe zurückgeführt, indem derselbe Risse in der Membran der Milchsaftgefässe und damit
ein Einströmen von Milchsaft in die Tracheen veranlassen soll.
24. R. Cario. Anatomische Untersuchung von Tristicha hypnoides Spreng. (No. 2.)
Das Material für die Untersuchung obiger interessanten Podostemonee wurde vom
Verf. an der Westküste Guatemalas gesammelt. Die zarten, sehr kleinen moosähnlichen
Pflänzchen bestehen aus einem niederliegenden, blattlosen, wurzelhaartragenden Thallus,
an dessen beiden Seiten oberwärts büschelförmig angeordnete Laubsprosse stehen. Verf.
beschreibt eingehend den Bau und die Entwickelung des Thallus und der Laubsprosse, sowie
auch die BUithe.
Der fadenförmige dorsiventral gebaute Thallus besteht aus einer spaltöffnungsfreien
Epidermis, einem Grundgewebe mit schwach gestreckten, weitlumigeu Zellen und einem
centralen, zarten Gefässbündel, das zwei symmetrisch zu beiden Seiten liegende kleine Spiral-
gefässgrui)pen und im Uebrigen dünnwandige, lang gestreckte, mit körnigen Quer- und Längs-
wänden versehene Zellen (Siebröhren) nebst deutlichen Geleitzellen aufweist. Die Epidermis
der Thallusoberseite (Rückenseite) führt Chlorophyll, während die Zellen der Bauchseite
desselben entbehren, aber oft zu einzelligen, cylindrischen Wurzelhaaren auswachsen. Die
chlorophyllfreien Zellen des Grundgewebes enthalten besonders in der Umgebung des Gefäss-
bündels zahlreiche Stärkekörner. Der Inhalt von Epidermis und Grundgewebe zeichnet sich
ausserdem durch merkwürdige, bisher nicht beschriebene Ablagerungen von Kieselsäure aus.
Dieselben erscheinen als stark lichtbrechende, spröde, durch Glühen unzerstörbare, im Innern
durch Bläschen getrübte Körper von cylindrischer, spindelförmiger oder unregelmässiger
Gestalt, die ausserdem ring- oder spiralförmige Leisten, zapfenförmige Vorsprünge und ver-
schiedengestaltete Aushöhlungen erkennen lassen. Die Zellmembran schmiegt sich ihnen so
dicht an, dass auf ihr nach Auflösung des Kieselkörpers durch Fluorwasserstoffsäure ein
genauer Abdruck desselben zurückbleibt. Die Zellhaut selbst bleibt immer unverkieselt und
steht in keiner organischen Verbindung mit den Kieselkörpern. Auch die Vertheilung der
letzteren im Gewebe ist merkwürdig; am reichlichsten damit erfüllt zeigt sich in der Regel
eine Schicht von der dritten bis sechsten Parenchyralage des Grundgewebes; ausserdem
kommen aber auch in den subepidermaleu Schichten und in der Epidermis Kieselausscheidungen
vor, in letzterer besonders an den Flanken, so dass hier „der Thallus von einer zusammen-
hängenden Kieseldecke gepanzert erscheint".
Der Scheitel des geschilderten Thallus entbehrt der Differenzirung in Periblem und
Fibrovasalstränge und Grundgewebe. — Bau des Stammes. 435
Plerom, sein Binuengewebe lässt einen confocalcn Verlauf der Periclinen erkennen und wird
von grosszelbgeu Dermatogenzellen umgeben. Letztere scheiden dicht unter dem Vegetations-
scheitel kleine äussere Zcllcheu durch Theilung ab , die jedoch später wieder verschwinden
und stets nur auf der Rückenseite auftreten. Die Thalluszweige werden endogen in der
Nähe des Gefässbündels angelegt und brechen aus den Flanken des Thallus hervor. Eine
eigenthünilichc, häufig eintretende Regeneration der Thallusspitzen besteht darin, dass aus
dem Gefässbündel oder auch dessen Umgebung dicht unter dem abgestorbenen Ende ein
Folgemeristem auftritt, welches einen neuen, später das darüberliegende, verschrumpfende
Gewebe durchbrechenden Thallusscb eitel coustituirt. Blätter werden von dem Thallus nicht
erzeugt. Die dreizeilig beblätterten 10 -15 mm langen Laubsprosse tragen eine mediane
Reihe von „Rückeublättern" mit bogenförmiger Insertion sstelle und zwei divergenten Reihen
von „Bauchblättern" mit geradliniger Basis. Der im Querschnitt elliptische Stengel besitzt
deutliche Dorsiventralität und im Allgemeinen auch denselben Bau wie der Thallus, nur
fehlen ihm die Kieselzelien und in seinem sehr reducirten Gefässbündel verschwinden die
Spiralgefässe sehr früh, um einem Luftraum Platz zu machen. Noch einfacher sind die
Blätter gebaut, indem sie aus einer einschichtigen, am Rande gezähnelten Lamina und
einem wenigschichtigen, die Blattspitze nicht erreichenden Mediaustrang (Mitteluerven) mit
umgebenden weiteren und engeren centralen Zellen bestehen; letztere bilden das rudimentäre
Blattgefässbündel, das sich im Stengelgewebe auf dem kürzesten Wege an das Stengelbündel
anlegt. Auf der Ober- und Unterseite der Blätter lagern meist über den Grenzkanten
benachbarter Blattzellen zahlreihe Kieselkörperchen (s. o.), welche der Zellmembran ein-
gebettet zu sein scheinen, aber wie aus der Entwickelungsgeschichte hervorgeht, in besonderen
kleinen, dreiseitigen, von ihnen später ganz ausgefüllten Zellchen entstehen.
Der abgestumpfte Vegetatiouskegel des Laubsprosses trägt zwischen den Blattanlageu
grosse, keulenförmige, rasch verschrumpfende Haare und setzt sich aus grosszelligem Derma-
togen und Binnengewebe ohne unterschiedenes Plerom und Periblem zusammen; das innere
Gewebe gipfelt in einer dreieckigen Zelle, Die Blattlamina hat einen rein epidermatischen
Ursprung: drei grosse, zur Stammrichtung quergestellte Dermatogenzellen bilden die Scheitel-
kante des sich vorwölbenden Blatthöckers, an dessen Constituirung einige in der Längs-
richtung des Organs anstossende Dermatogenzellen und eine Binnenzelle theiluehmen. Die
drei scheitelständigen Dermatogenzellen theilen sich durch Querwände, indem jedesmal die
obere Tochterzelle die Theilung fortsetzt; ausserdem wird durch Radialtheilungen die Zahl
der Randzellen entsprechend vermehrt. So entsteht eine einschichtige Blattfläche, welche
den mittleren Tbeil des Blatthöckers flossenartig umgiebt; aus letzterem bildet sich dann
durch räumlich verschieden angeordnete Theilungen die Mittelrippe und das rudimentäre
Gefässbündel. Das spätere Wachsthum des Blattes erfolgt basipetal. In den Randzellen
entstehen durch Wände, welche senkrecht zur ßlattoberfläche orientirt sind und von ihrer
Mutterzelle ein scheitelsichtiges dreieckiges Stück abschneiden, die schon oben erwähnten
Kieselzellchen, welche sich in Form eines Blattzahnes hervorwölben und einen Kieselkörper
ausscheiden; es geschieht dies zuerst an der Spitze der Blattunterseite, später an der Ober-
seite, und zwar an den Blättern des vierten oder fünften Blattumgangs vom Stammscheitel aus
gerechnet. Eine mechanische Function der Kieselbildung hält Verf. für mindestens zweifelhaft.
Wie die Thalluszweige, so werden auch die Laubsprosse endogen an den Flanken
des ausgebildeten Thallus angelegt. Etwa zwei Zelllagen unter der Epidermis tritt ein Folge-
meristem auf, das die darüberliegende Gewebeschicht als schiefer Kegel sprengt; zuerst werden
die beiden Bauchblätter etwas über der Kegelbasis, dann das Rtickenblatt beim Durch-
brechen des Sprosses direct an dem Kegelgruude angelegt. Das unterhalb des ersten Bauch-
blattes belegene basale Stammstück beginnt dann stark zu wachsen und bringt den Spross
in eine schwach aufsteigende Stellung. Erst nach Anlage mehrerer Blattumgänge beginnt
die Differenzirung des Gefässbündels, dessen Spiralgefässe sich in der Richtung von der
Sprossbasis zum Thallusbündel zu ausbilden und sich an dieses anlegen. Die Verzweigung
der Sprosse ist axillär und tritt nur an den unteren Sprossblättern der Bauchseite ein. —
Die weitere Sprossfolge und der Bau der Blüthe gehören nicht in den Kreis dieser
Referatabtheilung.
28*
43G Anatomie. Morphologie der Phauerogamen, — Morphologie der Gewebe.
25. K. Demeter. Beiträge zur Histologie der ürtioaceen. (No. 4 und 5.)
D. giebt hiermit Beiträge zur Histologie der Urticaceen. Speciell untersuchte er
Boelimeria biloba, und zwar die Axentheile der Laubblattregion.
A. Hautsystem, a) Epidermis. Die Diiferenzirung der Gewebe zeigt deutlich
den Typus der Dicotyledonen. Die vieleckigen Zellen der Epidermis enthalten kein Chlorophyll
und keine Stärke, in desto grösserer Menge aber Gerbsäure. Von Trichomen erwähnt der
Verf. 1. an den jüngsten Enden des Stengels kopfige Haare mit einzelligem Stiele und vier-
zelligem Köpfchen; 2. an jüngeren Stengeln in vorherrschender Anzahl einzellige, an ihren
Enden hakig gekrümmte, an ihrer Basis ein wenig eingeschnürte, mehr weniger dickwandige
Haare, zwischen welchen zerstreut 3. mächtigere, längere, kegelförmige, schwach gebogene,
luftführende Haare vorkommen. Dieselben sind aber hinfällig, so dass an älteren Stengeln
sich nur die unter 2. erwähnten Haare erhalten, die aber später ebenfalls, abfallen und
als ihre Merkzeichen bleiben nur die gewölbten Zellenpolster zurück, b) Hypoderm. Die
Epidermis ist von kurzer Dauer. Ihren Platz nimmt bald Periderm (im Sinne de Bary's)
ein, welches um den Stengel einen zusammenhängenden Korkring bildet. Die Initialen
liegen in der unmittelbar unter der Epidermis liegenden Collenchymzellenschicht. Die Kork-
bildung schreitet aber nur langsam vor. Mit der Bildung des Periderm ist auch hier die
Bildung von Lenticellen eng verknüpft. Unmittelbar unter dem Periderm liegt reich ent-
wickeltes Collenchym, welches aber immer, wie der Verf. an sämmtlich von ihm untersuchten
Arten fand, parenchymatisch bleibt.
B. Gefässbündelsystem. Die in einem Kreis angeordneten collateralen offenen
Gefässbündel treten mit ihrem Gefässtheile keilförmig in das Markparenchym vor; ihr
Siebtheil wird von aussen von der dem Verlauf der Bündel folgenden Bündelscheide der
Sclerenchymfasern begrenzt, a) Sclerenchymfasern (Bastfasern). Die aus ihnen
bestehenden Schichten bilden keinen geschlossenen Ring um die Zone der Gefässbündel,
sondern mehr oder weniger dicke Fasermassen auf der äusseren Seite des Siebtheiles der
einzelnen Gefässbündel.
Die Urticaceen sind mit Ausnahme von Elatostemma reich an Bastfasern ; bei letzterer
sind sie durch beträchtlich dickwandiges Parenchym ersetzt. Die von Weddel nicht genau
untersuchten Bastfasern unterscheiden sich im Querschnitt des Stengels von den Nachbar-
zcllen schon durch ihre Grösse und stark lichtbrechende Fähigkeit ihrer Wände. Die dies-
jährigen Bastfasern von Boehmeria biloba sind gewöhnlich 1.5 — 2 cm lang und 0.03 mm breit.
In ihrer Wand sind drei verschiedene concentrische Schichtensysteme zu unterscheiden:
die äusserste dichte Grenzschichte, die dunklere mittlere und endlich die innerste hellere
Schichte. An dieser Wand sind zwei sich kreuzende Streifensysteme zu sehen. Mit dem
gekreuzten Nicol überzeugt man sich, dass die Wand der Bastfasern nach gewisser Zeit
mehr oder weniger verholzt. In den jüngeren Fasern findet man bald zusammengeschrumpften
körnigen Inhalt (T. II, Fig. 1, 5. Kl.), bald sehr oft kleine durch Jod sich blau färbende
Körner (daher wahrscheinlich Stärkekörner); dagegen ist in den älteren Bastfasern irgend
ein geformter Inhalt nicht nachzuweisen, b) Siebtheil (de Bary) Weichbast (Nägeli).
Denselben konnte der Verf. nur bei Boelimeria biloba untersuchen. Im Querschnitte zeigt
derselbe zwischen seinen weiteren dünnwandigen Elementen zahlreiche Gruppen von viel
engeren, aber ebenfalls dünnwandigen Elementen, welche Gruppen durch ihre Grösse und
Anordnung ihrer Zellen so erscheinen, wie die durch Längstheilung entstandenen Tochter-
zelleu der weiteren Elemente. Letztere bestehen theils aus gewöhnlichen Bastpareuchymzellen,
theils abwechselnd aus Krystallschläuchen und Gerbsäureschläuchen; die engeren Elemente
dagegen sind Baströhren vermengt mit ihren „Begleitezellen" und engen Cambiformzellen.
Letztere sind dünnwandige, lauggestreckte, prismaartige, enge Zellen, welche mit den Bast-
röhren parallel herablaufende Längsreihen bilden und gewöhnlich kürzer sind als die Glieder
der Baströhren.' Mit Häraatoxylin gefärbt zeigen sie einen sehr schönen, grossen, linsen-
förmigen Kern. An den die gleichnamigen Elemente begrenzenden Seitenwänden sah der
Verf. oft correspondirende Tüpfel. Aehnlich gestaltet sind die Zellen des Bastparenchyms,
aber etwas dickwandiger, mehr oder weniger weiter, hie und da enthalten sie Stärkekörner
und einzelne auch Gerbsäure. Letztere ist auch in einzelnen Cambiformzellen nachweisbar.
FibrovasalsträQge uud Gruudgewebe. — Bau des Stammes. 437
Die Siebröhren von Boehmeria biloba sind gestreckte, mehr weniger cylindriscbe
Zellen, welche zu mehreren mit einander vereinigt in ununterbrochenen Längsreihen hinab-
laufende Bündel bilden (T. II, Fig. 1 er.). In diesjährigen Stengeln haben die grössten
und am besten entwickelten eine Länge von 0.079— 0.082mm bei einer Breite von 7-8[i.
Ihre Seitenwände sind weiche, farblose Cellulosehäute, an denen der Verf. keine Tüpfel
finden konnte. Die Siebplatten zeigen einen geringen Grad von Ausbildung ; in vielen Fällen
könnte man sie für einfache Scheidewände halten. Meist aber erreicht die callöse Ver-
dickung jenen Grad, dass sie sich durch ihre lichtbrechende Fähigkeit und durch das
Gelbfärben mit Jod verräth. Oft aber sieht mau an in Wasser gelegten frischen Längs-
schnitten au den Gliedenden in der Richtung der Scheidewände die eigeuthümliche keulen-
förmige Anschwellung und ohne Anwendung eines Reagenz durch die durchsichtige leichte
Callusmasse hindurch die Verbindungsfäden des im übrigen wasserhellen Inhaltes in der
Form dunkler Fäden (T. II. 3j. Die Begleitzellen erscheinen manchmal so als wie die
aus dem Lumen der Röhrenglieder durch eine dünne Scheidewand getrennten Längsfächer;
sie sind kürzer als die Siebröhreuglieder, enger, spindelförmig mit abgerundeten Enden und
dichtem körnigen Inhalt. An den inzwischen liegenden Wandtheilen sah Verf. keine Tüpfel.
Der für die Siebröhren charakteristische Inhalt lässt hier die sonst nicht erkennbaren
Siebröhren unzweifelhaft als solche erkennen, ß. Krystallschläuche. Mit Ausnahme
von Memonalis, bei welcher der Verf. nicht in einem einzigen Gewebe des Stengels krystal-
linische Gebilde fand, enthält der Siebtheil der übrigen Arten in grosser Menge Krystall-
schläuche. Dieselben bilden im Querschnitte einen Ring, der nur durch die Markstrahlen
iTirterbrochen wird; in jedem einzelnen Basttheil aber treten sie zerstreut auf, Sie bilden
daher im Längsschnitt neben und zwischen den Baströhren mit diesen i)arallel und vertical
verlaufende Bündel und ihr isodiametrischer Inuenraum ist von Krystallgruppen ausgefüllt.
(T. III, Fig. 1 er.). Letztere bestehen aus Kalkoxalat. Die Querwände sind stets vorhanden,
y. Gerbsäureschläuche. Bei Befolgung von Sanio's Verfahren fand der Verf., dass die
Zellen der Epidermis, das Periderm, einzelne Zellen des Collenchyms, des Rindenpareuchyms,
des Bastparenchyms, einzelne Cambiformzelleu, die Holzparenchymzellen, Markstrahlen und
einzelne Zellen des Markes Gerbsäure enthalten. Eigentliche Gerbsäureschläuche im Sinne
de Bary's kommen im Basttheil als Begleiter der Baströhren und Krystallschläuche (T. II,
Fig. 1, ut), ausserdem im Mark in der Nähe der Gefässbündel ; ausserdem noch zerstreut
kürzere Gerbsäureschläuche vor. Die herauspräparirten Schläuche sind beiläufig so dick
wie die Bastparenchymzellen (Breitendurchmesser 9— 12/lj.), aber gewöhnlich von grösserer,
doch schwankender Länge, im Mittel 0.225 mm. Die Scheidewände zwischen den einzelneu
Schläuchen sind sehr fein, aber immer deutlich erkennbar, ohne Tüpfel und Oeffnungen.
Stärke konnte der Verf. in ihnen selbst nach den sorgfältigsten mikrochemischen Reactioneu
nicht aulfinden. Diese Gerbsäureschläuche sind bei Boehmeria biloba in jeder Jahreszeit
und in allen Axenth eilen jeden Alters zu finden, c) Gefässtheil (de Bary) Xylem
(Nägeli). Der Gefässtheil des Gefässbündels keilt sich im Querschnitte mit stumpf-
winkeliger Kante in das Markparenchym ein. Die Zellen des Cambiums zeigen die von
Veiten (Bot. Ztg. XXXIII, 311) beschriebene typische Form. 1. Tracheen. Die trachealeu
Elemente sind nur durch Gefässe vertreten. Die ältesten Elemente bestehen aus engeren
und weiteren Spiral- und Ringgefässen. Diese Elemente verlaufen neben einander in radialen
Reihen und kommen in jedem Gefässbündel gewöhnlich mehrere (4, 5, G) solche Gefässreiheu
vor, welche aber von einander durch sich dazwischen drängende engere Zellen des Mark-
parenchyms getrennt sind, so dass sie nur gegen den Basttheil zu an andere Gefässe und
die übrigen Elemente des Holzkörpers anstossen. Auf sie folgen die weitesten Gefässe des
Hülzkörpers, die eine spiralige Verdickung zeigen; nur die in nächster Nachbarschaft der
Spiralgefässe stehenden sind oft mit netzförmigen Verdickungsfasern versehen, gleichsam den
Uebergang zu den übrigen, sämmtlich getüpfelten Gefässen bildend. Letztere sind kurz-
gliederig. Die Länge der Glieder schwankt bei Boehmeria biloba zwischen 1.70—2.24 mm.
Die Scheidewände stehen mehr oder weniger wagrecht oder etwas schief und sind immer von
einer runden oder eiförmigen Oeffnung durchbrochen, von der ursprünglichen Scheidewand
ist nur ein schmaler Rand zu sehen. Die wenig entwickelte Gefässwand verholzt früh-
438 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — Morphologie der Gewebe,
zeitig. Die getüpfelten Gefässe zeigen theils behöfte, theils unbehöfte Tüpfel. Der Tüpfel-
raura ist einer plauconvexen Linse ähnlich; in älteren Stengeln ist der Canal gestreckt und
verbreitert sich nach aussen zu plötzlich zum Tüpfelraume wie beim Herbstholz von Pinus.
Die innere Oeffnung des Tüpfelraumes bildet von oben betrachtet innerhalb der Kreislinie
des Hofes keinen Kreis, sondern eine schief stehende „Spalte", was aber durchgehends zu
den selteneren Erscheinungen gehört. Die Spalte verändert in älteren Gefässen so sehr ihre
Richtung, dass sie von oben betrachtet in der Gestalt von zwei sich kreuzenden Spalten
erscheint. 2. Sclerenchym fasern (Holzfasern). Diese bilden die Grundmasse des
Holzkörpers, in welchen die übrigen Holztheile gleichsam zerstreut sind. Sie sind zugleich
die längsten Elemente des Holzkörpers. Ihre mittlere Länge beträgt bei Boehmcria biloba
im einjährigen Stengel 0.276 mm. Sie sind mit sehr kleinen und wenigen Tüpfeln versehen,
bei denen sich nicht unterscheiden liess, ob sie behöft sind. Ihr Inhalt mag nach ihrem
neutralen Verhalten, den Reagenzien gegenüber zu schliessen, Wasser sein. Im frischen
Längsschnitt sind sie manchmal, wenigstens zum Theil, mit Luft erfüllt. 3. Holzzellen.
cc. Faser Zellen. Es sind dieselben die echten Faserzellen de Bary's; bei Boehmcria celebica
sah der Verf. auch gekammerte Faserzellen, ebenso de Bary's „Ersatzfasern", ß. Paren-
chymzellen. Das „ Bündel parenchym" spielt eine untergeordnete Rolle. Seine Zellen
erscheinen weist nur in der unmittelbaren Nähe der Gefässe; um die Netz- und Tüpfelgefässe
bilden sie eine einfache Schicht, indem sie dieselben ganz oder zum Theile scheidenartig
umgeben.
C. Grundgewebe. Die Zellen des lockeren Rindenparenchyms sind mehr oder
weniger cylindrisch oder polygonal, dünnwandig, enthalten Stärke und in jüngeren Aesffen
Chlorophyllkörner. Ihr Lumen verkleinert sich gegen das Centrum des Stengels zu immer
mehr, die englumigen Zellen enthalten hie und da sie gänzlich ausfüllende Kalkoxalat-
krystallmengen. b) Mark strahlen. Die Höhe derselben ist beträchtlich, vielleicht mit
den Stengelinternodien gleich. Ihre Zellen sind nicht von reinem merenchymatischen Typus,
sondern prosenchymatisch und erinnern, wie die obenerwähnten Faserzelleu an die Form der
Cambiumzellen, Ihre Form ist zwar auf das typische geradwinkelige Prisma der Markstrahl-
zellen zurückführbar, weicht aber dennoch darin ab, dass die sich aneinander lückenlos
anschliessenden Zellen sich an ihren Enden mit ihren Wänden mehr oder weniger dach-
artig zusammenneigen. Auch dies macht sie interessant, dass ihr verticaler Durchmesser
der grössere ist. Die Wände der in der Holzzone der Gefässbüudel stehenden Markstrahlen-
zellen sind verhältnissmässig dicker und mit runden einfachen Tüpfeln versehen; nach einiger
Zeit verholzen sie. Der Verf. glaubt in diesen Markstrahlen den Uebergang zu jenen An-
nahmefällen zu finden, in welchen man Markstrnhlen nicht unterscheiden kann; wie es
Hartig bei Ephedra moiwstachya, Regnault bei einigen Crassulaceen und Caryophyllaceen
nachgewiesen haben, c. Mark. Dasselbe bildet einen ziemlich dicken Gewebecyliuder
innerhalb des Gefässbündelringes. Seine hinsichtlich ihrer Grösse, Form und Inhalt ver-
schiedenen Zellen stimmen zum grossen Theile darin übererein, dass ihre Wand mit der
Zeit verholzt, eine beträchtliche Dicke erreicht und eiförmig -einfache Tüpfel erhält; darin
aber kommen alle überein, dass sie pareuchymatisch sind.
Das Mark der vom Verf. untersuchten Urticaceen ist ein heterogenes (nach der
Nomcnclatur von Gris); es besteht aus leeren und aus activen Zellen, welche gruppenweise so
vertheilt sind, dass den Centraltheil des Markes grössteutheils leere, luftführeude Zellen
bilden. In den activen Zellen kommen Stärkekörner, hie und da Gerbsäure oder Krystall-
gruppen vor. Die letzteren bestehen aus Kalkoxalat und sind gewöhnliche Kalkoxalat-
gruppen oder gestielte, sogenannte Rosanoff'sche Krystallgruppen. In der Markkroue und
im Innern des Markes kommen die schon öfters erwähnten Gerbsäureschläuche vor. L Gerb-
säur es chläu che. An dem in Kaliumbichromatlösuug getränkten Längsschnitt eines jungen
Aststückes erscheinen dieselben sehen dem freien Auge in der Form feiner, dunkelbrauner
Längsstreifen. Sie bestehen aber nicht aus milchgefässartig zusammengeschmolzenen Gliedern,
sondern sind eigentlich einzelne abgesonderte Markzellen, welche länger als die übrigen,
manchmal zweimal, selbst dreimal so lange cylindrische Röhren bilden. Diese Röhren stehen
zu 4—5 in einer Reihe über einander. Ihre Wand fällt durch ihre besondere Dünnheit auf,
Fibrovasalstränge und Grundgewebc. — Bau des Stammes. 439
was übrigens der allgemeiüe Charakter der Schlaucbbildungen ist. Die borizoutal stcheuden
Scheidewände der einzelnen Glieder sind ebenfalls sehr fein, aber dennoch deutlich wahr-
nehmbar (t. II, 4). In älteren Stengeln fuugireu sie als Gerbsäurebehälter. In diesjährigen
Stengeln ist die mittlere Länge der Glieder 0,396 mm, ihre mittlere Breite 0,021mm. Die
Länge der benachbarten langen Markzellen beträgt um ein Drittel, selbst ein und ein halbmal
mehr; ihre Breite aber stimmt gewöhnlich mit der der Schlauchglieder überein. 2. Rosa-
noff'sche Kry Stallgruppen fand der Verf. in ihrer typischen Ausbildung bei Boehmcria
celebica und Dabregeasia dichotoma. Sie hängen meist frei im Innern der Zelle und stehen
nur mit Hilfe der Celluloseleisteu mit der Wand der Zelle in Verbindung (t. I). Der Verf.
hält es für zweifellos, dass zwischen den Krystallen und ihren Suspensorien ein inniges
genetisches Band bestehe; er hält es daher für wichtig und nothwendig, auf jenen bisher
ungelösten Punkt, den Rosanoff nur flüchtig berührte, aufmerksam zu machen, dass die
Celluloseleisten in den Zellen auch für sich allein, d. h. ohne Krystalle vorkommen, und
zwar in der Nachbarschaft solcher Zellen, welche mit Celluloseleisten versehene Krystall-
gruppen enthalten. Besonders bei den früher erwähnten beiden Pflanzen sind solche krystall-
lose Leisten zu finden, welche am Längsschnitte der Länge nach mehrere (10, selbst 12)
Zellen hinablaufen und so erscheinen , als wenn sie , die Zellwand durchbohrend , sich
unmittelbar fortsetzen würden (t. I, 1). Auf den ersten Blick erscheinen sie wohl wie ein-
fache Zellwaudverdickuugsformen , aber die genauere Untersuchung schliesst jeden Zweifel
darüber aus, dass sie in Wirklichkeit im Innern der Zelle sind und nur mit ihren beiden
Enden sich an der Zellwand anheften. Andrerseits sind sie in ihrem ganzen Verlaufe so
wohlerhalteu, glatt, dass es unmöglich ist, anzunehmen, ihre Krystallgruppen seien möglicher-
weise von ihnen abgerissen oder abgeschnitten worden. Würde man aber annehmen, dass
sich die Krystallgruppen erst später darauflegen, wie entstünden dann voi'her die Cellulose-
leisten? Staub.
26. G. Licopoli. ADatomiscbe and mikrochemische Untersachang von Chamaerops hamilis
and andern Palmen. (No. 17.)
Verf. fasst die Resultate seiner vergleichend anatomischen und mikrochemischen
Studien über die Structur einiger Palmen, besonders von Chamaerops humilis L., zusammen,
wie folgt:
1. Für die Früchte und für die Vegetationsorgane der Palmen ist charakteristisch
die Gegenwart von Kieselsäure, die sich unter Form von Sterndruseu (? Ref.) in Reihen
eigens organisirter Zellen vorfindet. Die krystallführeudeu Zellreiheu begleiten die Gefäss-
bündel vornehmlich an deren Aussenseite (gehören also wohl dem Basttheile an.) Verf.
hält diese rosenkranzförmigen Zellreihen für ganz besonders bezeichnend für die Palmen
und glaubt, dass dieselben für Erkennung versteinerter Palmhölzer sehr wichtig seien.
2. In der Frucht der Palmen finden wir alle Gewebsarteu wieder, die sich auch am
Bau der Vegetationsorgane betheiligen. Während die oberirdischen Theile der Pflanze so
einen ganz einheitlichen Aufbau zeigen, weichen die Wurzeln ziemlich bedeutend von diesem
Typus ab. — Das Sclerenchym, welches im Endocarp mancher Palmen eine ausserordentlich
starke Entwickelung zeigt, findet sich bei vielen Arten mit Drupa wieder, und ist auch auf
der Oberseite der Laubblätter vielfach ausgebildet.
3. Das in den Palmen ziemlich reichlich vertretene Tannin wird in eigenen Zellen
ausgebildet, die in den Vegetationsorganen nur zerstreut auftreten, in der Frucht dagegen
ganze Zonen bilden.
4. Ausser dem Tannin finden wir in der Frucht Zucker, aromatische Substanzen,
und einen Farbstoff; Verf. glaubt, dass alle diese Stoffe in genetischem Zusammenhange
stehen. — Er betont zum Schluss die Arbeitstheilung in der Physiologie der Gewebe, rück-
sichtlich der Vertheilung der Sterndrusen und des Tannins — doch ist aus der ganzen,
wenig klaren Darstellung wenig Brauchbares zu entnehmen. Die mikrochemischen Beob-
achtungen des Verf. sind mit grosser Vorsicht anzunehmen. 0. Penzig (Padua),
27. R. Gerard. Die üebergangsregion zwischen Wurzel und Stengel. (No. 8.)
Da die bisherigen Arbeiten über diesen Gegenstand, zumal die neuern van Tieghems,
Dodels imd des Frl. Goldsmith sich auf dicotyle Pflanzen beschränkten, ergänzte Verf. vor
440 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — Morphologie der Gewebe.
Allem diese Lücke , indem er seine Untersuchungen auch auf Monocotylen , Gymnospermen
und Gefässkryptogamen ausdehnte und ausserdem eine viel grössere Zahl von Dicotylen
berücksichtigte als seine Vorgänger. Im ersten Hauptabschnitt werden die anatomischen
Unterschiede zwischen Wurzel und Primärstengel der Phanerogamen einander gegenüber-
gestellt, um daran sogleich die allgemeinen Untersuchungsergebnisse über den Structur-
wechsel in der Uebergangsregion zwischen beiden Organen zu knüpfen ; der zweite Haupttheil
bringt die Specialdarlegungen für eine grosse Zahl von Pflanzen (ca. 100 Spec); der dritte
beschäftigt sich mit den Gefässkryptogamen.
Bei den Phanerogamen zeigt die hypocotyle Axe im Allgemeinen insofern einen
gleichartigen Charakter, als ihr unterer matt erscheinender Theil von einer „absorbirenden"
Epidermis bedeckt ist (Würzelchen, Keimwurzel), während der obere glatte und glänzende
Theil (Keimstengel) von einer Schutzepidermis überzogen wird; jedoch kann der obere (bei
vielen Monocotylen) fehlen. Der Uebergang zwischen beiden Theilen kann sich auf ver-
schiedene Weise vollziehen, indem entweder der Durchmesser der Wurzel von ihrer Spitze
zur Basis allmählich zunimmt und schliesslich dem Stengeldurchmesser gleichkommt, (der
einfachste und am meisten verbreitete Fall) oder indem die Wurzel grösstentheils dünn bleibt,
plötzlich aber wenige Millimeter über ihrer Basis zur Dicke des Stengels anschwillt (Datura,
Impatiens) oder indem die Wurzel in ihrem untern Theil dünn bleibt, in ihrem oberen 4
oder 5 mal dicker wird (Phaseolus, Ricinus, Cucumis) oder endlich bei Mangel eines Keim-
stengels, indem sich die Cotyledonen einer basalen Anschwellung der Radicula (d. h. einem
gestauchten Stammtheil — Ref.) inseriren. Ein Wurzelhals^) als eine geometrische
Grenzebene zwischen Stengel und Wurzel existirt nicht; vielmehr ist derselbe
eine mehr oder weniger ausgedehnte Region, in welcher der Structurübergang zwischen dem
typischen Bau der Wurzel zu dem des Stengels stattfindet; die Aenderung der Epidermis
erscheint nur als einzelnes Moment dieses Uebergangs. In ihren weitesten Grenzen aufgefasst
beginnt die Uebergangsregion bisweilen in der Wurzelbasis und endet erst im dritten oder
vierten Stengelinternodium ; Fälle, in denen sie über die Keimblätter hinausgreift, sind übrigens
selten. Sie beginnt immer in der Wurzel, wenn letztere an ihrer Basis stark angeschwollen
ist. Bei Abwesenheit eines Keimstengels liegt sie in der basalen Wurzelanschwellung und
einem Theile der Wurzel selbst. Eine gewisse Beziehung lässt sich zwischen der Grösse der
Keimpflanze und der Ausdehnung der Uebergangsregion nachweisen. Bei geringem Volumen
der Pflanze tritt nämlich die Stengelstructur schon an der Basis des ersten Internodiums
oberhalb der Cotyledonen zu Tage (Baphanus, Impatiens); bei einem solchen plötzlichen
Sprunge treten dann die Elemente mit Wurzelstructur direct in die Keimblättter aus, ohne
Uebergangsstadien zum Stengelbau anzunehmen. Bei massiger entwickelten Keimpflanzen
begegnet man der Stengelstructur nur in einem Theile des Keimstengels (Cucurbita, Acer).
Die Uebergangsregion kann sich auch ganz auf die Wurzelbasis beschränken; der Wechsel in
der Epidermisbekleidung tritt dann als letztes Criterium des Uebergangs hervor. Bei Gewächsen
ohne Keimstengel schrumpft die Uebergangsregion fast zu einer Ebene zusammen fCanna), über-
haupt findet sich ein so schroffer Uebergang zwischen Stengel und Wurzel nur bei Monocotylen.
In anatomischer Beziehung verhält sich innerhalb der Uebergangsregion jedes Element
unabhängig von andern, während das eine den Uebergang von Wurzel in Stengelstructur
bereits beendet hat, beginnt ein zweites eben erst damit. Die hierbei eingehaltene Reihenfolge
lässt sich unter kein allgemeines Gesetz bringen, indem es kaum zwei Pflanzen giebt, bei
welchen der anatomische Uebergang sich genau in derselben Weise vollzieht. Das Hautgewebe
(Epidermis) der Wurzel mit wurzelhaartragenden Zellen verliert zunächst die Haare und
bekleidet sich stengelwärts mit einer allmählich stärker werdenden Cuticula. Die Epidermis-
zellen verflachen sich, verlängern sich in tangentialer Richtung und wachsen zur Grösse der
darunter liegenden Elemente an, so dass ihre Zahl, die anfangs doppelt so gross als die
der subepidermalen Zellen war, zuletzt um die Hälfte abnimmt. Die Zunahme des Radial-
durchmessers erfolgt regellos, ebenso das frühere oder spätere Auftreten der Stomata und
1) Der Ausdruck Wurzelhals (coUet) für die in Rede stehende Uehergangsregion erscheint dem Ref.
owohl Teraltet als unglücklich gewählt, da diese Partie keineswegs als Theil der Wurzel gelten kann; in obigem
Referat wurde der Ausdruek „coUet" daher durch Uebergangsregion wiedergegeben.
FibrovasalsträDge und Grundgewebe. — Bau des Stammes. 441
der inneren Drüsen (z. B. bei Citrus Äurantium), welche der eigentlichen Wurzel fehlen.
Die Veränderungen der subepidermalen Schicht („membrane epidermoidale") gohen denen der
Epidermis selbst parallel; ihre Zellen runden sich ab und verringern ihr Volumen; die ihnen
innerhalb der Wurzel eigenthümliche Verkorkuug wird bei dem Auftreten einer Cuticula
in der Epidermis sofort sistirt; bisweilen verwandeln sie sich sofort in Collenchym. Das
Rindenparenchym verringert in der üebergangsregion langsam seineu Durchmesser. In manchen
Fällen (Castanea vescaj wird es in dem unteren Theil des Keimstcngels zugleich mit dem
Parenchymmantel der Wurzel abgeworfen. Die Schutzscheide erscheint in der Keimstengelbasis
ebenso deutlich ausgebildet wie in der Wurzel, ihre Zellen runden in der Üebergangsregion
ihre Ecken ab, verlieren ihre Wellung und erfüllen sich mit Amylum, um im Stengel als
stärkeführende Schicht (Stärkescheide) zu functioniren. Aehnlich verhalten sich die Ueber-
gangsstadien des Pericambium (der „rhizogencn Schicht"); in der Form ändern sich jedoch
die Zellen derselben anfänglich wenig und bleiben längere Zeit polyedrisch, dann werden sie
rundUch; ihre Zahl bleibt in manchen Fällen erhalten (Ervum Uns, Bipsacus), die vor den
Bastgruppen (Phloem.) liegenden verringern nur ihren Durchmesser. In der Regel aber
vermindert das Pericambium stengelwärts die Zahl seiner Zellen; stets verschwinden in diesem
Fall die kleinen dem Bast gegenüber liegenden Zellen, bisweilen nur die in der Mediaue
jeder Bastgruppe liegenden, in andern Fällen sämmtliche Zellen. Entwickelungsgeschichtlich
verliert das Pericambium die Fähigkeit, gegenüber den Gefässbündeln Cambium zu erzeugen,
sobald die Bündel einen gewissen Abstand vom Mark genommen haben; an seiner Stelle
übernimmt das eingeschaltete Zwischengewebe die cambiale Zellerzeugung. Die durch letztere
hevorgerufene Bildung von Kork und secundärem Rindengewebe erlischt allmählich, hört
aber bereits vor der Insertionsstelle der Cotyledonen auf. Hieraus erklärt sich die in manchen
Fällen eintretende Abwerfung des Rindengewebes an einem Theile des Keimstengels. In die
Cotyledonen treten Endodermis und Pericambium in modificirtem Zustande zugleich mit
den Leitbündeln über. Das Zwischengewebe („tissu conjuuctif") giebt dem Centralcylinder,
in dessen Mitte es sich entwickelt, denjenigen Durchmesser, welchen derselbe im Stengel
hat; indem es sich zwischen die Bündel einschaltet, bildet es die primären Markstrahlen
und füllt die Lücken aus, welche bei der Ortsveränderung der Bündel frei bleiben; seine
Rolle ist dabei vollkommen passiv und kann nur in figürlichem Sinne als activ betrachtet
werden. Es tritt nur bei vollständigem Uebergang der Bündel von centripetaler zu centri-
fugaler Orientirung im Centrum des Centralcylinders und an seiner Peripherie auf; wenn
es sich an der Aussenseite nicht entwickelt, bleiben die Bündel ceutripetal (Eaphanns, Datura
StramoniumJ, auch wenn Mark gebildet wird; die hypocotyle Axe besitzt in diesem Fall
nirgends Stengelstructur. Auf die Anordnung der Elemente im ersten Stengelinternodium
haben diese Verhältnisse keinen Einfluss. Das Zwischengewebe tritt zuerst bald in der Mitte,
bald au der Peripherie des Centralcylinders auf, und zwar geschieht beides in verschiedenem
Niveau der Keimaxe; auch kann es in letzterer mehr oder weniger ausgedehnt auftreten
und sich von seinen beiden Urspruugsstellen her zu einem zusammenhängenden Gewebe
heranbilden oder zwei getrennt bleibende Gewebepartien constituiren (Nigella damascena,
iHimaria grandifloraj; in ersterem Falle tritt dann ein Markstrahl an Stelle einer vorher
in der Wurzel vorhandenen Gefässgruppe (Acer campestrej. Die Leitbündel der hypocotylen
Axe bilden einfache Stränge, seitliche Verbindung findet nur zwischen dem Bündelsystera
des ersten Internodiums und dem der Cotyledonen statt, nachdem das Wurzelsystem in das
der Keimblätter übergetreten ist.
Am mannichfaltigsten verändern sich die Gefässbündel (Xylemplatten) in der üeber-
gangsregion. Der Wechsel tritt in folgender Reihenfolge ein:
L Vermehrung in der Zahl der Bündelelemente und Ausgleichung ihres Durchmessers.
(Besonders auffallend erscheint dies bei Monocotylen, bei denen der Durchmesser der inneren Ge-
fässe in der Wurzel beträchtlich den der äusseren Tracheen übertrifft; diese Pflanzen, z. B.
Triglochin palustre, verlieren dadurch ihre specielle Wurzelstructur u. nähern sich den Dicotylen.)
2. Mehrfache Reihenbildung der Elemente, welche an tieferem Niveau der Axe ein-
reihig auftreten ; ihre Vereinigung wird eine compactere, sofern die Gefässelemente der Wurzel
bereits mehrreihig auftreten.
442 Anatomie. Morphologie der Phauerogamen. — Morphologie der Gewebe.
3. Longitudinaltheilung, durch welche 2 centripetale Bündel entstehen.
4. Ueberlagerung der Gefässgruppen und benachbarter Bastgruppen. (Bildung von
Fibrovasalbündeln.)
5. Uebergang der centripetalen Orieutirung des Holzes (Xylem) zu einer secantialen (s.u.).
6. Uebergang der secantialen Orientirung zur centrifugaleu.
Die zweite Entwickelungsphase erfordert das Auftreten eines der beiden Zwischen-
gewebe (Markstrahlen oder Mark), die dritte das des inneren Zwischengewebe, nach der vierten
ist das äussere Zwischengewebe durchaus nothwendig. Wenn die eine oder die andere dieser
Bedingungen nicht verwirklicht ist, so bleibt die Umkehrung der Gefässbündel stehen. Die
erste der obengenannten Phasen bedarf keiner weitern Erörterung; da die zweite, wie schon
gesagt, an das Auftreten eines der beiden Zwischengewebe geknüpft ist, so werden in dem
Falle, wo nur Markstrahlen oder nur Mark gebildet werden, die Bündel gegen das Organ-
centrum oder gegen die Peripherie geschoben und ihre Elemente dadurch zu seitlicher Aus-
breitung gezwungen, im andern Falle (bei gleichzeitigem Auftreten von Mark und Markstrahlen)
ist das Resultat das nämliche, aber die Bündel werden von zwei Seiten gleichzeitig zusammen-
gedrückt. In der dritten Eutwickelungsperiode schiebt sich das Zwischengewebe auch in den
mittleren Theil der Gefässgruppen ein und theilt sie der Länge nach in zwei Halbbündel;
die Theilung kann dabei total oder partiell sein, in ersterem Fall nimmt dann ein Mark-
strahl die Stelle des frühereu centripetalen Bündels der Wurzel ein (Dipsacus, Acer, Althaea),
im zweiten Fall bleiben die Primordialgefässe intact und das übrige Bündel spaltet sich in
2 oder 3 mehr oder weniger getrennte Gruppen. Während der vierten Periode entfernen
sich die Halbbündel seitlich von einander und stellen sich den nächstbenachbarten Bastbündeln
gegenüber. Wenn die Primordialgefässe sich noch wenig oder gar nicht von der rhizogenen
Schicht entfernt haben, legt sich der tiefere Theil der Bündel allein vor die Bastelemente,
die Halbbündel sind in diesem Fall einander zugeneigt, indem sie eine Art von V bilden. In
der fünften Phase stellen sich die Gefässbündel (Xylemgruppe) völlig dem Bast (Phloem)
gegenüber; ihre platteuförmige Queransicht wird oft keilförmig, die breitere Basis lehnt gegen
den Bast, die von den Primordialgefässen gebildete Spitze liegt nach innen. Die Hauptaxe
der Bündel in diesem Zustande steht senkrecht zu dem Radius, welcher die ursprüngliche
Lage der Wurzelbündel bezeichnet, eine Anordnung, die vom Verf. secantial (s. o.) genannt
wird. Bisweilen können die vier zuletzt genannten Phasen gleichzeitig eintreten und der
Uebergang von der centripetalen zur secantiellen Anordnung ist dann ein directer
(Fumaria grandiflora). Selten kommt die sechste und letzte Entwickelungsphase allein
durch Ortsverschiebung des Holztheils (Xylems) zu Stande, in diesem Falle dreht sich dieser
Gewebetheil (figürlich gesprochen) um den Bast wie eine Thür um ihre Angel und stellt
sich in die Verlängerung des Radius, der durch den Mittelpunkt des Bastes gezogen gedacht
wird. Alle andern Stellungsäuderungen der Bündel beruhen auf Zurückweichen, Zusammen-
drängen, Uebereinanderlagerung u. s. w. Die erwähnte Drehung erfordert viel Raum und
daher auch einen starken Gewebeaufwand. Am häufigsten dreht sich daher das Fibrovasal-
büudel einfach um sich selbst, um die neue Orieutirung hervorzubringen. Endlich kann
letztere auch durch Verschmelzung zweier benachbarter Fibrovasalbündel auf schnellst mögliche
Weise zu Stande kommen. Die beiden Bündel entlehnen dann entweder ihren Holztheil
(Xylem) von derselben Wurzelgefässgruppe, in welchem Fall die Vereinigung eine dauernde
ist, oder es gelangt zwischen zwei benachbarten Gefässgruppen ein intermediäres Bastbündel
zur Ausbildung; in letzterem Falle dauert die Vereinigung meist nur kürzere Zeit und wird
später (d. h. in einem höheren Niveau der Axe) wieder aufgehoben, indem die beiden
ursprünglichen Bündel wieder auftreten. Die Gefässbündel ein- und derselben Pflanze
verhalten sich in allen diesen Beziehungen nicht gleich, indem die einen schneller in der
Structuränderung vorwärts schreiten als die anderen. Wenn die Axe mehr als zwei Gefäss-
bündel enthält, so sind die zum Austritt in die Mediane der Kotyledonen bestimmten immer
deutlich gegen die übrigen zurück. Die Bündel brauchen auch nur einen Theil der
beschriebenen Veränderungen vor ihrem Uebertritt in die Keimblätter durchzumachen, der
Keimstengel besitzt dann in keinem Punkte Stengelstructur (Impatiena).
Bei den Dicotylen ist die Ueberlagerung von Bast und Holz immer eine mittelbare,
Fibrovasalstränge uud Grundgewebe. — Bau des Stammes. 443
imlem sie durch eine oder mehrere Zelh-eihen des Zwischengewebes vermittelt wird, die
später zu Camlnumzcllen werden und die Fortsetzung des innerhalb der Bastgruppen der
Wurzel gelegenen Cambiums bilden. Das Cambium des Keimstcngels, welches sich in dem
grössern Theile dieses Orgaus gäuzlich aus dem Zwischengewebe bildet, nimmt somit eine
Mittelstellung zwischen dem cambialen Bildungsgewebe der Wurzel, das theils aus dem Peri-
cambium theils aus dem Zwischengewebe hiTvorgeht, und dem des Stengels ein, in welchem
es sich theils aus dem Procambium, theils aus dem Zwischeiigewebe entwickelt.
Das primäre Holz (Xylcm) zeigt sich in der Wurzel in allen Fällen deutlicher
differenzirt als im Stengel, während sich das Phloem umgekehrt verhält. Die PhlocJinbündel
(Bast) verhalten sich weniger complicirt wie die Xylemstränge; in der Uebergangsregion
vermehren sie die Zahl ihrer Elemente ebenfalls, verlaufen längere Zeit längs des Pericam-
biums und nähern sich schliesslich dem Xylem, wodurch die Ueberlagerung erleichtert wird.
Meist kommen sich beide Elemente auf die Hälfte des Weges entgegen; es kann aber auch
das eine oder andere Element allein die Näherung bewirken : so das Xylem, wenn zahlreiche
und dichtgedrängte Bündel vorhanden sind, welche eine Verschiebung des Phloems nicht
zulassen. Eine ausschliessliche Verschiebung des letzteren ist selten (Medicago, Lathyrus,
ErvumJ. Bei diarchen Wurzelbündebi theilen sich die Phloemstränge in radialer Kichtung
meist in drei Theile, die beiden Seitenbündel nehmen dann jedes ein Xylemhalbbündel auf
und die Hypocotyledonaraxe enthält dann typisch die doppelte Zahl von Fibrovasalbündelu
wie die Wurzel. Das Medianbündel tritt in das erste Stengelinternodium über, verwandelt
sich in Procambium und legt bereits im Keimstengel centrifugales Xylem an; daher haben
die Fibrovasalstränge des ersten Stengelinternodiums bereits immer den Bau von Stengel-
bündeln. Bisweilen tbeilt sich aber der Phloemstrang nur .in zwei Schenkel, und in diesem
Fall bewirkt eine nochmalige Theilung in der Nähe der Cotyledouen die Bildung von zwei
Mediansträngen, die getrennt verlaufen oder auch sich wieder vereinigen können. Dieselben
sind procambial, treten in das erste Steugelinternodium ein und verhalten sich im Uebrigen
den vorhergehenden gleich. Wenn die Axe eine grosse Zahl von Bündeln führt, von denen
ein Theil in die Cotyledonen austritt, während die übrigen das erste Stengelinternodium
durchziehen, können die Phloembündel getheilt bleiben und die einander opponirten Xylem-
stränge verschmelzen dann. Im verwickeltsten Falle theilt sich jeder Phloemstrang in fünf
Bündel, die Wurzel hat dabei diarchen Bau und die Cotyledonen haben Seitennerven (Ea-
phanusj; das Phloem theilt sich dann von Neuem, um an der Bildung der letzteren theil-
zunehmen, und führt die gegenüberliegende Xylemgruppe mit sich fort.
Im Allgemeinen verhalten sich die Gefässbündel in ihrem Verlauf sehr ungleich.
Wenn die Wurzel eine ungerade Zahl derselben enthält, überschreitet ein Theil derselben
in der Regel die Cotyledonen. Bei Zweizahl der Wurzelstränge treten dieselben gänzlich
in die Keimblätter ein; nur ausnahmsweise (Dipsacus laciniatus) tritt in diesem Fall ihr
Mediantheil in das erste Stengelinternodium über. Wenn die Wurzel polyarchen Bau hat,
werden die Fälle sehr mannigfach; bald begeben sich die Bündel sämmtlich in die Cotyle-
donen, bald nur ein Theil derselben; dasselbe kommt auch bei tetrarchem Bau vor (Troixie-
olum majusj; endlich kann auch ein Xylembündel theilweise in die Cotyledouen, theilweise
in das erste Stengelinternodium eintreten und dort völlig unabhängig vom Phloem bleiben
(Ervum Uns). Die Anastomosen der Fibrovasalstränge verundeutlichen übrigens den typischen
Bau des Keimstengels, indem sie die Bündelzahl verringern und auch einen Theil der Mark-
strahlen verschwinden lassen. Die übrig bleibenden Markstrahlen entsprechen bald der
Mitte der Wurzelphloemstränge, bald den ehemaligen Xylemplatten. Es ist demnach nicht
richtig, als charakteristisch für den Keimstengel hervorzuheben, dass er einen Markstrahl
da hat, wo die Wurzel ein Gefässbündel besass.
Die Bündel des ersten Stengelinternodiums, welche bei den Dicotyledonen auf der-
selben Stelle stehen bleiben, nähern sich bei vielen Monocotylen dem Centrum. Bei diesen
Pflanzen, deren Internodien meist kurz sind, sieht man am Gipfel des Keimstengels durch
Theilung die Leitbündel mehrerer Blätter entstehen; sie stellen sich mehr und mehr nach
innen gemäss der Reihenfolge, in welcher das Blattorgan hervortritt, für welches sie bestimmt
sind. Hieraus erklärt sich Verf. den Stammbau der Monocotylen und den gebogenen Verlauf
444 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — Morphologie der Gewebe.
ihrer Fibrovasalstränge ; je nachdem der Austritt älterer Blätter stattfindet, nähern sich die
jüngeren Reihen dieser Bündel der Stengelperipherie, um an dieselbe zu gelangen, wenn das
zugehörige Blattorgan heraustritt. Von der Peripherie ausgehend, kehren sie zu derselben
zurück, nachdem sie ein Stück des Stamminnern durchzogen haben; die beschriebene Curve
hat je nach Länge der Internodien eine stärkere oder schwächere Krümmung und der Diver-
genzwinkel zweier aufeinanderfolgender Blätter lenkt sie aus der Ebene ab.
Im speciellen Theil der Arbeit Gerard's kommt die Uebergangsregion zwischen
Wurzel und Stengel von Pflanzen folgender Familien zur Erörterung: Ranunculaceen, Cruci-
feren, Resedaceen, Violaceen, Caryophyllaceen, Linaceen, Malvaceen, Gerauiaceen, Tropaeo-
laceen, Aurantiaceen , Aceraceen, Sapindaceen, Rutaceen, Zantboxylaceen, Celastrinaceen,
Leguminosen, Rosaceen, Cucurbitaceen, Oenothereen, Umbelliferen, Caprifoliaceen, Rubiaceen,
Valerianaceen, Dipsaceen, Compositen, Campanulaceen, Convolvulaceen, Polemoniaceen, Hydro-
phyllaceen, Borragineeu, Solaneen, Scj'ophulariaceen, Labiaten, Primulaceen, Plantaginaceen,
Nyctaginaceen, Amarantaceen, Chenopodiaceen, Phytolaccaceen, Polygoneen, Urticeen, Moreen,
Cannabineen, Amentaceen, Coniferen, Alismaceen, Juncaceen, Liliaceen, Commelynaceen,
Amaryllidaceen , Irideen, Gramineen, Palmen, Amomaceen. Von Gefässkryptogamen, deren
Uebergangsregion sehr vereinfacht erscheint, wurden nur eine Lycopodiacee (Selaginella
denticulataj und zwei Farne (Asplenium striatiim und Adiantum acuneatumj berücksichtigt.
Bau der Wurzel.
28. L. Olivier. Die Schutzgewebe der Wurzel. (No. 20.)
Verf. bringt in dieser Arbeit die ausführlichen Belege zu einer schon früher ver-
öffentlichten kürzereu Mittheilung (Jahresb. 1880, S. 58—60). Da über letztere bereits
eingehend berichtet wurde, beschränkt sich Ref. hier auf die Aufzählung derjenigen Pflanzen,
deren Wurzeln im Quer- oder Längsschnitt vom Verf. abgebildet worden sind. Es sind dies :
Pontederia crassipes, Phüodendron Houlletianum, PJioenix dactylifera , Pandanus hetero-
pliyllus, Epidcndron crassifolium , Scindapsiis pertusus, Imantophyllum miniutum, Agave
glauca, Vanilla planifölia, Calla palustris, Anihurium nitidum, Typha latifolia, Baphido-
phora pinnata, Smilax excelsa, Marsilea quadrifoUa, Caryota urens, Equisetum Telmateja,
Lilium superhum, Smilax Sarsaparilla, Oporantlms luteus^ Iris squalens , I. germanica,
Asphodelus albus, Monster a repens, Phalangium Immile, Asparagus officinalis, Strelitzia
angusta, Pandanus stenophyllus, Dracaena Draco, Taxus haccata, Sequoia sempervirens,
Pinus halepensis, Fraxinus excelsior, Pelargonium zonale, Villarsia nymphoides, Ligustrum
ovalifolium, Fdba vtdgaris, Ecliinops exaltatus, Buyschia Souroiihea, Taraxacum dcns
leonis , Opuntia glauca, Samhucus villosa, Ihalictrum lucidum, Eanuncidus sceleratus,
Potentilla anserina, Archangelica officinalis.
Ban des Blattes.
29. A. Tschirch. Der anatomische Bau des Blattes von Kingia australis. (No. 29.)
Der Bau des genannten, durch seine Grösse (ca. 2 m) ausgezeichneten Blattes entspricht
durchaus den an dasselbe gestellten mechanischen Ansprüchen. Als biegungs feste Con-
structionen treten im Innern des „Markes" aus Bastzellen (Steroiden) gebildete 1- Träger
auf, welche die Ober- und Unterseite des Blattes miteinander verbinden; die Zahl dieser
Träger nimmt von der Blattspitze nach der Insertionsstelle zu (in einem einzelneu Falle von
8 bis 15). Die Gefässbündel nehmen die neutrale spannungslose Axe in der Mitte der Träger
ein. Die auf Druckfestigkeit berechneten Vorkehrungen des Z^^m^/ta-Blattes sind doppelter
Art: zunächst ein contiuuirlicher subepidermaler Bastbeleg, der nur der Aussteifung der
Epidermis dient und zur Erhaltung der Querschnittsform beiträgt, und ferner ein „System
von Strebepfeilern", welche aus prosenchymatisch zugespitzten, kurzen, dickwandigen, gross-
porigen Elementen bestehen und continuirliche, senkrecht zur Längsaxenrichtung des Blattes
gestellte Versteifungsleisten bilden. In Parallele zu bringen sind diese Strebewände mit den
häufig fussförmig am Ende erweiterten „Strebezellen" von Halcea, Eestio, Isopogon u. a. ;
nur stehen letztere isolirt im Gewebe und hängen in der Längsrichtung nicht zusammen
wie die Elemente der Strebewände von Kingia. Durch letztere wird das zartwandige
Fibrovasalstränge uud Grundgewebe. - Structur der Fibrovasalstränge. 445
Assimilationsparenchym (Pallisadengewebe) in eioe Reihe allseitig geschlossener Kammern
abgetheilt und auf diese Weise sowohl den Ansprüchen an eine möglichst druckfeste Construction
genügt als auch gegen die in der Heimath der Pflanze besonders naheliegende Gefahr des
Austrocknens dem zarten chlorophyllführenden Gewebe Schutz gewährt. Aehnliche Kammer-
bildungen finden sich u. a. bei Xantliorrhoea liastilis; die Wände bestehen bei letzterer Pflanze
aber aus T-Trägern, deren Zellen in der Längsrichtung des Organs (nicht wie bei Kingia
radial) gestreckt sind und die Kammern laufen ohne Querfäcl>erung durch die ganze Länge
des Organs. Den Assimilationszellen (Pallisadeuzellen) des ivi/t^yja-Blattes stellenweise eigen-
thümlich sind höckerförmige Erhebungen (2 bis 3 Längsreihen auf jeder Zelle), welche
entweder in die Thäler zwischen zwei Höcker der Nachbarzellen hineinpassen oder frei in
einen "Intercellularrauni hineinragen; um andere Assimilatiouszellen laufen gürtelförmige
Durchlüftungskanäle. Das Hautgewebe besteht aus farblosen Zellen mit nicht erheblich
cuticularisirten Aussenwänden. Die Spaltöffnungen liegen über jeder (durch mechanisches
Gewebe abgegrenzten) Kammer einzeln oder zu mehreren und die unter der Spaltöffnung
liegende Athemhöhle beherbergt eine eigenthümliche Schutzvorrichtung gegen zu starke
Wasserabgabe. Sie wird nämlich durch eine vielfach gewundene, wulstartig aufgetriebene,
mit unregelmässigen Höckern und rundlichen Auswüchsen versehene Zelle gegen das Pallisaden-
gewebe abgeschlossen, welche seitlich mit der subepidermalen Bastschicht in Verbindung
steht und die Wasserdampfexhalation zwar nicht völlig verhindert, aber doch erschwert. Auch
bei Xantliorrhoea findet sich Aehnliches, indem die im Umkreis der kleinen Athemhöhle
liegenden Bastzellen breite, zapfenartig vorragende Fortsätze in jene hinein entsenden und
dadurch die Communication mit dem Durchlüftungssystem des Pallisadengewebes erschweren.
30. A. Tschirch. lieber die Anatomie and den Einrollongsmechanismus einiger Grasblätter.
(No. 80.)
Das bekannte Einrollen (Stipa altaica) oder Zusammenfalten der mit Längsleisten
und Furchen versehenen Blattlamina (Triodia pungejisj an Gräsern trockener Standorte
wird nach dieser vorläufigen Notiz durch verschiedene mechanische Ursachen bedingt, nämlich
in einigen Fällen (Oryza dandestina) durch Aenderungen in den Turgescenzverhältuissen
der Zellen, in anderen (MacrocMoa tenacissimaj durch eine verschiedene Quellungsfähigkeit
in den Membranen bestimmter Zellschichten. In letzterem, auch an den abgestorbenen
Blättern constatirbaren Falle liegt auf der morphologischen Blattunterseite ein continuirlicher
oder unterbrochener Bastzellenstreifen, dessen innere Schichten stärker quellbar sind als die
äusseren und daher bei starker Wasserzufuhr ein Ausbreiten des Blattes, bei Austrocknung
ein Zusammenfalten oder Einrollen bedingen. Die Frage, durch welche anatomischen Ver-
hältnisse das Einrollen ohne Quetschung lebensthätiger Chlorophyllzellen ermöglicht ist,
erledigt sich dadurch, dass die die ganze Blattlänge besetzenden prismenförmigen Längsleisten
im Stande sind, ihre Gipfel beim Einrollen zu nähern, beim Aufrollen zu entfernen und dass
ferner die am Boden der Längsrinnen gelegeneu „Gelenk zellen" (mit farblosem Zellsaft
erfüllte, dünnwandige Zellen, von Duval-Jouve als cellules bulliformss beschrieben), das
benachbarte chlorophyllführende Parenchym vor Zerrung und Quetschung bewahren.
Structur der Fibrovasalstränge.
31. Kny. Abweichungen im Baa des Leitbündels der Monocotylen. (No. 15.)
Die bereits von Mohl, Karsten, Schacht, Dippel, de Bary und Russow in einzelnen
Fällen aufgefundene Anomalie im Leitbündelbau der Palmen — nämlich das Auftreten zweier,
durch eine Fortsetzung der äusseren Sclerenchymsclieide getrennter Phloemgruppen an Stelle
des medianen Weichbaststreifeus — constatirte Kny bei einer grossen Anzahl von Palmen
(30 Arten). In der Regel wird das Phloem durch den Sclerenchymfortsatz , der z. B. bei
den Calamus-Arten 20 und mehr Zellen breit sein kann, in zwei, symmetrisch zur Mediane
des Bündels liegende Gruppen getheilt; in andern Fällen, wie im Blattstiel von RapMs
flahelliformis L., wird eine Dreitheilung des Bündels zur Regel, auch eine Viertheilung kommt
bei derselben Pflanze und bei Calyptrogene glauca Oerst. vor. Mechanische Elemente können
ferner nicht bloss von der Aussenseite des Weichbasts, sondern auch vom Xylem aus in
jenen eindringen und so eine Zweitheilung des Bündels bewirken, wie bei Pitcairnia dasy-
446 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — Morphologie der Gewebe.
lirioides, Bromelia- und Hecht ia- Arten, sowie Cordyline Veitchii und (7. australis Endl.
Bei Pandanus wird das letzte grosse Gefäss des Holztheiles oder eine kleine Gefässgruppe
durch einen Sclerenchymgürtel, dem die Weichbastelemente gruppenweise eingestreut sind,
derartig umgeben, dass es von dem übrigen Theil des Xylems völlig getrennt erscheint. Bei
den Ophiopogon-Arten ist der Weichbast auf vereinzelte oder in kleinen Gruppen zusammen-
liegende Zellen reducirt, welche in dem stark entwickelten Sclerenchymkörper zerstreut
liegen. Bei den Dioscoraceen z. B. in beblätterten Internodien von l'estiidinaria elepJian-
tipes Herit., kommt auch eine Spaltung des Phloems in zwei, oder bei einigen Dioscorca-
Arten in drei radial hintereinanderliegenden Gruppen vor. Am weitesten geht diese Zer-
klüftung des Weichbastes bei Dioscorea Batatas, deren grössere Leitbündel in kräftigen
Sprossen vier auf die Ecken eines Rechteckes oder Trapezes vertheilte Phloemgruppen auf-
weisen, bei andern Bündeln kann die Spaltung im inneru Theil des Phloems unterbleiben
oder aber in der äusseren Partie noch weiter gehen, so dass 3—5 kleine inselartige Weich-
bastgruppen auftreten.
Eine Erklärung für diese verschiedenartigen Spaltungen des im normalen Bündel
ungetheilten Phloems findet Verf. darin, dass durch die Einschiebung der Sclerenchymplatte
in die Leitbündel das Organ widerstandsfähiger gegen seitlich wirkende Kräfte gemacht und
gleichzeitig die zartwandigen Weichbastelemente geschützt werden sollen. Daher findet diese
Theilung des Weichbastes vorzugsweise in der unteren und mittleren Partie des Blattstiels
statt, während sie nach oben, wo der Blattstiel geschmeidiger bleiben muss, um bei stürmischem
Wetter ein Ausweichen der Spreite zu ermöglichen, allmählig immer seltener eintritt; in der
Blattspreite selbst, von der man eine von der Basis zur Spitze abnehmende Biegungsfestigkeit
annehmen kann , nimmt in acropetaler Richtung sowohl die Breite der trennenden Scleren-
chymplatten als auch die Zahl der zweigetheilten Bündel mehr und mehr ab, wie an Be-
obachtungen an Chamaerops humilis, Baphis flahelUfera und Dasylirion acrotrichum
speciell gezeigt wird.
32. A. Tschircb. Ueber einige Fälle von Phloemspaltung im Leitbündel der Gräser.
(No. 31.)
Den von Kny beschriebenen (s. Ref. No. 31) Fällen dieses anatomischen Vorkommens
reiht Verf. zwei gleiche Fälle {Leitbündel im Blatt von Triodia pungcns und Macrochloa
tenacissima) an.
33. Westermaier. Die markständigen Pbloembündel der Campanula-Ärten. (No. 34.)
Den normalen Gefässbündelring mit äusserem Phloem und innerem Xylem besitzen
folgende Campanida- Arten: C. alata, americana, alpina, diver gens, punctata, involucrata,
uniflora, heterodoxon, mediuvi, spicata, Steveni, stricta, Ungidata, thyrsoidea, peregrina,
Zoysii, tenuifolia, trachelioides , stenopliylla, suaveolens, spatliidata, sihirica, rotundifolia,
rapuncidoides , piisilla, persicifolia , patula, lobelioides, Lorcy, ambigua, aurea, harhata,
caespitosa, carpathica, coronopifolia , crenata, elongata, gummifera, incisa, Bapuncidus.
Dagegen entwickeln auch innere markständige Pbloembündel folgende: C. glomerata, hono-
niensis, Cervicaria, calcitrapa, Traclielium, pyramidalis, interrupta, macrantha, ruthenica,
rhombo'idea , midtiflora, crispa, petraea, pendula. Die inneren Bündel bestehen nur ans
Phloem oder werden in verschiedenem Grade der Reichlichkeit von Xylem begleitet. Verf.
führt diese Anomalie tbeils auf ernährungsphysiologische, theils auf mechaiirsche Ursachen
zurück: die Anlage innerer Xylerapartien deutet auf mechanische Verstärkung des äusseren
Holzringes, die von ebensolchen Phloembündeln auf erhöhtes Leitungsbedürfniss. Unter den
abnormen Campanula-Arten steht nun C. glomerata mit überwiegendem inneren Xylem auf
der einen Seite, während C. mnltißora W. et K. mit xylemarmen Phloembündeln auf der andern
Seite einer beide Extreme mit einander verbindenden Reihe steht. Die mechanische Be-
deutung der Innern Xylemstränge von C. glomerata geht daraus hervor, dass dieselben mit
den Stellen, an welchen der äussere Holzcylinder die schwächsten Wandungen besitzt, auf
gleichem Radius liegen und dabei als „innere Gurtungen" entsprechend dem doppelten
mechanischen Ringe mancher Monocotylen zu betrachten sind. Die ernährungsphysiologische
Rolle der inneren Pbloembündel erhellt besonders aus ihrem Auftreten bei der sehr reich-
blüthigen C. midiiflora, bei welcher sie im Markgewebe unregelmässig zerstreut stehen und
Gewebebildung. 447
fast nur aus zartwandigen Elementen sich zusammensetzen. Gerechtfertigt wird die Annahme
eines gesteigerten Leitungshodüi'fnisses dadurch, dass die zahlreichen dicht gedrängten Blüthen
auch eine reichlichere, gleichzeitige Samenbildung im Gefolge haben müssen. Da endlich
die mechanischen Ansprüche auf ßiegungsfestigkeit mit zunehmender Stammhöhe sich steigern,
so formulirt Verf. folgende, aus seinen Untersuchungen der obengenannten Campamila-Arten
abstrahirte Regel über das Auftreten der in Rede stehenden Anomalie. „Das Vorkommen
innerer Stränge ist nie zu beobachten bei jenen Arten der Gattung Camjmmda, welche
bei geringer Höhe entschieden armblüthig sind. Denjenigen Arten, welche die
genannte anatomische Eigenthümlichkeit besitzen, kommt das Merkmal eines grösseren
Blüthenreichthums, und zwar einander meist gruppenweise genäherter Blüthen zu, sowie
ausserdem oft eine beträchtliche Höhe."
lY. Gewebebildung.
34. 6. Haberlandt. Ueber Scheitelzellwachsthum bei den Phanerogamen. (No. 11.)
Verf. erweitert den Begriff Scheitelzelle dahin, dass auch mitten im Gewebe liegende
Initialzellen unter denselben subsumirt werden, und richtet dementsprechend seine Unter-
suchungen nicht blos auf Vegetationspunkte, sondern auf Gewebecomplexe aller Art, sofern
nur ihr „Wachsthum" nach den „Gesetzen des Scheitelwachsthums" vor sich geht. In jungen
Riudenparenchymzellen von üyUsiis Laburnum sah er bisweilen schief gestellte und alter-
nirende Theilungswände auftreten, so dass die zuletzt gebildete Zelle das Aussehen einer
zweischneidigen Scheitelzelle annahm. Obgleich dies nach Meinung des Verf. durch „passives",
von zufälligen Ursachen abhängiges Wachsthum hervorgerufen wird, so vindicirt er trotzdem
der in Rede stehenden Zellreihe ein Wachsthum mittelst einer zweischneidigen Scheitelzelle.
Auch an den keulenförmigen Enden der Trichomzellen von Begonia Rex beobachtete er die
gleiche Alternation schiefgestellter Theilungswände. Da er ferner fand, dass bei Mercurialis
und den Crassulaceen die beiden Schliesszellen des Spaltöffnungsapparats aus ihrer Mutter-
zelle nicht durch eine gerade Theilungswand hervorgehen, sondern die neu auftretende Wand
gleich der vorausgehenden gebogen ist und ihre concave Seite der Zweitältesten Wand ebenso
zukehrt wie diese letztere der erstgebildeten, so leitet er hieraus eine Ungleich werthigkeit
der Schliesszellen ab und betrachtet die eine als zweischneidige Scheitelzelle, die andere
als deren jüngstes Segment. Zelltheilungen, durch welche die subepidermalen Bastbündel im
Blatt von Typlia latifolia aus einer einzigen sich schief theilenden Meristemzelle hervor-
gehen werden auf ein „Scheitelwachsthum in radialer Richtung" zurückgeführt. Da ferner
nach Beobachtungen des Verf. das Gewebe des Mittelnerven im Blatt von Elodea canaäensis
auf eine einzige Peribleminitiale zurückführbar erscheint, welche entweder durch wiederholte
Quertheilung zunächst eine einfache Zellreihe ausbildet oder sich durch alternirend rechts
und links geneigte Wände theilt, so liefert der letztere Fall ein weiteres Beispiel für das
Wachsthum mittelst einer zweischneidigen Scheitelzelle. Am instructivsten für das Scheitel-
zellwachsthum im Sinne des Verf. erscheinen die Zelltheilungen, welche er bei Anlage der Laub-
blätter und des Axillarsprosses am Stammscheitel von Ceratophyllum demersum auffand.
Dermatogen, Periblem und Plerom bind hier scharf gesondert und laufen in je eine einzige
Initialzelle aus. Auf radialen Längsschnitten des Stammscheitels sieht man, dass der die
Axillarsprossbildung einleitende Höcker durch radiale Verlängerung einer Zellgruppe inner-
halb der zweiten Periblemzelllage des Mutterscheitels zu Staude kommt, und dass die erste
Theilung in der genau unter dem Scheitel des Höckers gelegenen Periblemzelle als schiefe
Wand auftritt, der später alteruirende, nach rechts und links geneige Theilungswände
folgen. Auf diese Weise wird die Pieromanlage des jungen Seitensprosses gebildet, dessen
einschichtiges Periblem ebenfalls mit einer sich meist nach vier Richtungen theilenden
Initialzelle (Scheitelzelle) und dessen Dermatogen mittelst einer vier- oder dreiseitigen Scheitel-
zelle wächst; die drei „Scheitelzellen" liegen hier direct übereinander. Später wird dieser
einfache Bau verundeutlicht, indem das Scheitelwachsthum zuerst im Plerom, dann im Periblem
und zuletzt im Dermatogen aufhört. Während der Axillarspross aus 3 Scheitelzellen hervorgeht,
treten bei der Anlage der Gabelblätter nur deren zwei auf. Verf. hebt ausdrücklich die
Analogie dieser Theilungen mit denen bei Anlage phanerogamer Nebenwurzeln hervor und
448 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — Morphologie der Gewebe.
glaubt in denselben eine Zwischenstufe gefunden zu haben, welche den Uebergang von einem
einheitlichen Scheitel zu gesonderten Meristemen verständlich macht. „Denkt man sich —
so lautet der Gedankengang des Verf.'s — die dreiseitige Scheitelzelle eines Farnstammes
durch zwei Querwände in drei übereinander befindliche Etagen getheilt, von welchen jede
selbständig weiter wächst und im Sinne der ursprünglich einheitlichen Scheitelzelle Segmente
bildet, so folgt daraus der für die Seitensprossanlagcn constatirte Bau des Scheitels. Denken
wir uns dagegen die Scheitelzelle bloss in zwei Etagen getheilt, so ist der an den jungen
Gabelzweigen der Laubblätter constatirte Bau des Vegetationspunktes die Folge."
Y. Anhang.
34. J. Wiesner. Elemente der Anatomie and Physiologie der Pflanzen. Wien. (A. Holder.)
1881. (No. 36.)
Wie schon der Titel andeutet, beabsichtigt Verf. in obigem Werke einen elementaren
Leitfaden der Pflanzenanatomie und Physiologie vorzugsweise seinen eigenen Zuhörern dar-
zubieten, welcher in einfacher Form den Anfänger in die Wissenschaft einführen soll, ohne
ihn durch die Discussion von Streitfragen zu verwirren. Auf eine kurze, die verschiedenen
botanischen Theildiscipliuen kennzeichnende Einleitung folgt zunächst ein Abriss der Ana-
tomie, der in drei Hauptabschnitten das Wisseuswertheste über die Pflanzenzelle, die Gewebe
und den Bau der Vegetationsorgane (Blatt, Stamm, Wurzel) mittlieilt; die Anatomie von
Holz und Rinde wurde einem Anhange zugewiesen, in welchem auch „Betrachtungen über
die Arten der Gewebe" angereiht sind; hier finden die Anschauungen Schwendener's kurze
Erwähnting. Der zweite Hauptabschnitt des Buches behandelt in prägnanter Kürze den
Chemismus der lebenden Pflanze, die Stoffbewegung, das Wachsthum, die Abhängigkeit der
Vegetationsprocesse von äusseren Kräften und die Bewegungserscheinungen. Eine Reihe von
Noten giebt wichtige Litteraturnachweise ; auch veranschaulichen die ca. 100 Holzschnitte
mancherlei anatomisches Detail.
35. F. Pariatore. Tafeln zur Anatomie der Wasserpflanzen. (No. 21.)
Die neun Tafeln, zu welchen der Text einfach die Figurenerklärung giebt, enthalten
die Zeichnungen von Längs- und Querschnitten der Stengel- und Blattorgane einer grossen
Anzahl von Wasserpflanzen oder Sumpfpflanzen, deren Namen hier folgen: Älisma par-
nassifolium, A. Plantag o (i. aquatica), A. ranunculoides, Aponogeton distachyon, Butomus
nmbellatus , CalUtriche hamulata, G. stagnalis, CaiiUnia alagnensis, C. fragiUs, Cerato-
phyllum demersum, Damasonium stellatum, Elatine hexandra, Elodea canadensis, Equi-
setum maximum, E. spec, Euryale ferox, Gratiola officinalis, Heleoeharis multicaulis,
Helosciadimn nodiflorum, Hippuris vulgaris, Hottonia palustris, Hydrocliaris Morsus
Banae, Hydrocotyle natans, Hypericttm Elodes, Isnardia palustris, Isoetes Malinverniana,
I. setacea, Jussieua grandiflora, Limnocharis Humboldtii, L. Plumieri, Marsilia quadri-
foliata, Menyantlies trifoliata, Musa Ensete, M. paradisiaca, Myriopliyllmn spicatum, M.
verticillatuni , Najas major, Nastiirtium ampliibium , Nelumbium luteum, N. speciosum,
Nuphar luteum, Nympliaea alba, N. caerulea, N. Devoniana, N. rubra, N. stellata, Ouvi-
randra fenestralis, Pilularia globulifera, Pistia Stratiotes, Polygontim ampliibium, Ponte-
deria cordata, P. crassipes, Potamogeton crispus, P. lucens, P. natans, P. pectinatus,
Eanunculus aquatilis, B. Flammula, Bavenala madagascariensis, BhyncJwspora alba,
Biippia maritima, Salvinia natans, Sparganium natans, Sp. ramosum, Stratiotes aloides,
Thalia dealbata, Trapa natans, T. verbanensis , Utricularia vulgaris, Vallisneria spiralis,
Victoria regia, Villarsia parnassifolia, Zannichellia palustris, Z. sp., Zostera nana.
Die Tafeln hatte der verstorbene Professor Pariatore in der Absicht herstellen
lassen, eine vergleichende Anatomie der Wasserpflanzen zu schreiben. Der Tod verhinderte
die Ausführung des Planes und die Tafeln sind von dem Istituto Superiore in Florenz,
unter der Leitung T. Caruels, herausgegeben worden. 0. Pen zig (Padua).
Allgemeine Morphologie der Phanerogamen. 449
C. Allgemeine Morphologie der Plianerogameii,
Referent: A. Peter.
Verzeichniss der Arbeiten.
1. Abhandlungen der Senckeubergischea Naturforschenden Gesellschaft,
Band XII, Frankfurt a./M. 1881; enthält:
Hansen. Vergleichende Untersuchungen über Adventivbildungen. (Ref, No. 13.)
2. Acta horti Petropolitani, VII, 2, 1881; enthält:
Friedrich. Ueber eine Eigenthümlichkeit der Luftwurzeln von Acantorrhiza aculeata
Wendl. (Ref. No. 82.)
3. Acta Universitatis Lundensis, tom. XVI, 1879/80, Lund 1880/81; enthält:
Jöusson. Om embrj'osäckens utvcckling hos Angiospermerna. (Ref. No. 119.)
4. Annales des Sciences naturelles-^ 6« serie, Botanique tome XI, Paris 1881; enthält:
Gerard. Recherches sur le passage de la racine ä la tige. (Ref. No. 7.)
5. Annales du Jardin botanique de Buitenzorg II, 1, Leide 1881; enthält:
Treub. Recherches sur les Cycadees. (Ref. No. 111, 113.)
— Observations sur les Loranthacees. (Ref. No. 114.)
6. Annuario della R. TJniversitä di Genova, 1881; enthält:
Delpino. II Materialismo nella scienza. (Ref. No. 45.)
7. Annuario Scientifico Italiano XVII, 1880; enthält:
Delpino. Rivista botanica dell' anno 1880. (Ref. No. 47.)
8. Archiv der Pharmacie, 6. Reihe, XVI. Band, 1881; enthält:
Flückiger und Meyer. Ueber Frucht und Samen von Strychnos Ignatii. (Ref.
No. 133.)
A. Meyer. Ueber Smilax China L. und über die Sarsaparillawurzeln. (Ref. No. 69.)
— Ueber die Rhizome der officinellen Zingiberaceen. (Ref. No. 08.)
— Ueber Aconitum Napellus und seine wichtigsten nächsten Verwandten. (Ref.
No. 6.)
Schaer, Ueber Cortex Quebracho. (Ref. No. 17.)
9. Archives des Sciences physiques et naturelles, 3^ periode, tome V, Geneve
1881; enthält:
C. de Candolle. Cousiderations sur l'etude de la phyllotaxie, (Ref. No. 88.)
10. Association fran^aise pour l'avancement des sciences, congres de Reims
1880; enthält:
Mer. Des modifications de structure et de forme qu'eprouvent les racines suivant les
milieux oü elles vegetent. (Ref. No. 83.)
— De la Constitution et des fonctions des poils radicaux. (Ref. No. 101.)
11. Baillon. Errorum Decaisnearum cent. VI. (Ref. No. 31.)
12. — Notions elementaires de Botanique. (Ref. No. 30.)
13. Bayer. Blüthenstandtafeln. (Ref. No. 74.)
14. Biedermauu's Centralblatt für Agriculturchemie, 11. Jahrg., 1882; enthält:
Lebl. Interne Vegetation der Kartoffel. (Ref. No. 55.)
15. The Botanical Gazette VI, 1881; enthält:
Arthur. Various forms of Trichomes of Echinocystis lobata. (Ref. No. 102.)
Bailey. Rootstocks of Convolvulus sepium. (Ref, No. 77.)
Trelease. The foliar nectar glands of Populus. (Ref. No. 94.)
16. Botanisches Centralblatt V— VIII, 1881; enthält:
Lersch. Verhalten der Blattstelluug zum goldenen Schnitt. (Ref. No. 87.)
Holzner. Verhalten der Blattstellung zum goldenen Schnitt. (Ref. No. 86.) •
Eggers. Vermehrungsweise von Oncidium Lemonianum Lindl. und Pancratium cari-
boeum L. (Ref. No, 14,)
Botauischer Jahresbericht IX (1881) 1, Abtb, 29
450 Anatomie. Morphologie der Phanerogatnen. — Allgem. Morphol. d. Phanerogamen.
V. Heldreicb. Beobachtungen von Dr. J. Schmidt über die Keimung von Phoenix
dactylifera L. (Ref. No. 50.)
17. Botanische Zeitung, 39. Jahrgang 1881; enthält:
Goebel. Blattentwickelung von Iris. (Ref. No. 98.)
Jäger, lieber die Structur des Endosperms von Coffea arabica. (Ref. No. 122.)
Kamienski. Die Vegetationsorgane von Monotropa Hypopitys L. (Ref. No. 18.)
Tscher ning. Die Keimpflanze der Cucurbitaceae. (Ref. No. 51.)
18. Botanisk Tidsskrift XII, Kjöbenhavn 1881; enthält:
Rützou. Om Axeknuder. (Ref. No. 75.)
19. Bulletin de la Society botanique de France XXVIII, Paris 1881; enthält:
Duchartre. Note sur des feuilles ramiferes de chou. (Ref. No. 15.)
Fournier. Frucht von Tulipa. (Ref. No. 134.)
Guignard. Sur la polyembryonie chez quelques Mimosees. (Ref. No. 116.)
— Sur l'origine du sac embryonaire et le röle des antipodes. (Ref. No. 118.)
— Note sur l'embryogenie du genre Lupinus. (Ref. No. 117.)
20. Bulletin de la Societe botanique de Genöve 1879/80, Geneve 1881; enthält:
Calloni. Le corme de Ranunculus bulbosus. (Ref. No. 76.)
21. Bulletin de la Societe botanique et horticulture de Provence, 2^ annee,
1880; enthält:
Heckel. Multiplication et petalodie starainales du Viburnum Tinus L. (Ref. No. 112.)
22. Bulletin de la Societe royale de botanique de Belgique, tome XX, 1881;
enthält:
Gravis. Les fascies souterraines des Spirees. (Ref. No. 67.)
23. Bulletin mensuel de la Societe Linnenne de Paris 1881; enthält:
Baillon. La Symmetrie des fleurs doubles du Platycodon, (Ref. No. 108.)
— Le fruit des Osteospermum. (Ref. No. 136.)
— Sur l'entrainement des petales dans le plan horizontal. (Ref. No. 107.)
— La gamopetalie et les fleurs doubles, (Ref. No. 109.)
24. Camerano e Lessona. Primi elementi della Botanica ad uso dei Ginnasi. (Ref. No. 48.)
25. C. de C and olle. Considerations sur l'etude de la phyllotaxie. (Ref. No. 89.)
26. Comptes rendus des seances de l'Academie des Sciences, tome XGIII, Paris
1881; enthält:
Trecul. La ramification dans les vegetaux est-elle partout et toujours acropfete?
(Ref. No. 70.)
27. Comptes rendus des seances de la Societe royale de Botanique de Belgique,
XIX, 1880; enthält:
Gravis. Note sur une fascie des tiges souterraines du Spiraea salicifolia L. (Ref.
No. 65.)
28. Comptes rendus des seances de la Societ4 royale de Botanique de Belgique,
1881; enthält:
Gravis. Les fascies souterraines des Spirees. (Ref. No. 66.)
29. Compte rendu des travaux de la Societe helvetique des Sciences naturelles
ä Aarau 1881; enthält:
Schnetzler. Sur la Vegetation du Lathraea squamaria. (Ref. No. 16.)
30. Crepin. Manuel de la Flore de Belgique, 4. edition. (Ref. No. 32.)
31. Delafosse. Nociones elementales de historia natural, Botanica. (Ref. No. 28.)
32. Downing. Fruits and Fruit Trees of America. (Ref. No. 135.)
33. Flora, 64. Jahrgang, Regensburg 1881; enthält:
Celakovsky. Neue Beiträge zum Verstäudniss der Borragineenwickel. (Ref. No. 60.)
Nörner. Beitrag zur Embryoentwickelung der Gramineen. (Ref. No. 124.)
Velenovsky. Ueber die vergrünten Eichen von Alliaria officinalis Andrz. (Ref.
No. 115.)
34. Franke. Beiträge zur Kenntniss der Wurzel Verwachsungen. (Ref. No. 80.)
Verzeichniss der Arbeiten. 451
35. The Gardeners' Chronicle XV, 1881; enthält:
Syme. Entada scandens. (Ref. No. 62.)
36. Gervais. Cours elementaire d'histoire naturelle II. Botanique et Geologie. (Ref. No. 27.
37. He ekel. Recherches de raorphologie, teratologie et teratogenie vegetales. {Ref. No. 24.)
38. Henderson. Haudbook of Plauts. (Ref. No. 26.)
39. Jahrbuch des botanischen Gartens und des botanischen Museums zu
Berlin I, 1881; enthält:
Äscherson. Subflorale Axen als Flugapparate. (Ref. No. 79.)
Eich 1er. lieber einige Inflorescenzbulbillen. (Ref. No. 11.)
— Ueber Beisprosse ungleicher Qualität. (Ref. No. 78.)
— Zum Verständniss der Weinrebe. (Ref. No. 71.)
— Ueber die Schlaucbblätter von Cephalotus follicularis. (Ref. No. 99.)
40. Jenaische Zeitschrift für Naturwissenschaften, Band XIV, 1880; enthält:
Dalmer. Ueber die Leitung der Pollenschläuche bei den Angiospermen. (Ref. No. 110.)
41. Dasselbe, Band XV, Jena 1881/82; enthält:
Stahl. Ueber sogenannte Compasspflanzen. (Ref. No. 91, 92.)
Soltwedel. Freie Zellbildung im Embryosack der Angiospermen mit besonderer
Berücksichtigung der hierbei stattfindenen Vorgänge der Kerntheilung. (Ref. No. 121.)
42. Illustration horticole, 4« serie, tome XXVIII, Gand 1881; enthält:
G. D. Bouturage des plantes par les racines, les tiges, les feuilles et meme les fruits.
(Ref. No. 12.)
43. Journal of Botany, new series, vol. X, 1881; enthält:
Vines. The history of the scorpioid cyme. (Ref. No. 61.)
Dick so n. On the morphology of the Pitcher of Cephalotus follicularis. (Ref. No. 100.)
44. Journal of the Linnean Society of London, XIX, 1881/82; enthält:
Masters. Note on the foliation and ramification of Buddleia auriculata. (Ref.
No. 58, 90.)
45. Kous. Grundzüge der Botanik, (Ref. No. 43.)
46. Kosmos V, Stuttgart 1881; enthält:
Potonie. Ueber das Verhältniss der Morphologie zur Physiologie. (Ref. No. 1.)
47. Kräpelin. Leitfaden für den botanischen Unterricht an mittleren und höheren Schulen,
2. Aufl. (Ref. No. 36.)
48. Lebl's Illustrirte Gartenzeitung XXV, Stuttgart 1881 ; enthält:
Teich er t. Die Veredelung des Nadelholzes. (Ref. No. 53.)
49. Lenz. Das Pflanzenreich, 5. Auflage, von 0. Burbach. (Ref. No, 20.)
50. Liebe. Elemente der Morphologie, 3. Auflage. (Ref. No. 4.)
51. Lubarsch. Tafeln zur Blüthenkunde. (Ref. No. 104.)
52. L ü b e n. Die Hauptformen der äusseren Pflanzeuorgane in stark vergrösser ten Abbildungen.
(Ref. No, 41.)
53. Luerssen. Grundzüge der Botanik, 3. Auflage. (Ref. No. 23.)
54. Martins et Eichler. Flora Brasiliensis III, 2, 1881; enthält:
Drude. Palmae. (Ref. No, 63, 96, 105.)
55. Meddelanden of Societas pro Fauna et Flora Fennica, 1881; enthält:
Lindberg. Ueber die Inflorescenz der Gramineen. (Ref. No. 59.)
56. Mellinck. Over de ontwikkeling van den kiemzak by Angiospermen. (Ref. No. 120.)
57. Mittheilungen des Naturwissenschaftlichen Vereines für Steiermark,
Jahrgang 1880, Graz 1881; enthält:
Haberland t. Ueber Schutzeinrichtungen der Pflanzen. (Ref. No. 8.)
58. Moller. Om Planternes Grundformer och deres Forvandling. (Ref. No. 40.)
58a. Le Monnier. Cours elementaire de Botanique. (Ref. No. 42.)
59. E. Müller. Flore pittoresque. (Ref. No. 19.)
60. Nederlandsch kruidkundig Archief, 2» serie, 3e deel, Nymegen 1881; enthält:
Mellinck. Over de endosperm-vorming by Adonis aestivalis L. (Ref. No. 123.)
29*
452 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — Allgem. Morphol. d. Phanerogamen.
61. Nova Acta der k. Leopoldina-Carolina-Deutschen-Akademie der Natur-
forscher, Band XLIII, Halle 1881; enthält:
Bach mann. Darstellung der Eotwickelungsgeschichte und des Baues der Samen-
schalen der Scrophularineen. (Ref. No. 132.)
Beyse. Untersuchungen über den anatomischen Bau und das mechanische Princip
im Aufbau einiger Arten der Gattung Impatiens. (Ref. No. 22.)
62. Oesterreichische Botanische Zeitschrift XXXI, Wien 1881; enthält:
V. Borbäs. Pflanzen mit ausnahmsweise quirlständigen Blättern. (Ref. No. 85.)
Hanauseck. Ueber die Frucht von Euchlaena luxurians Dur. et Aschs. (Ref.
No. 131.)
V. Höhnel. Bemerkungen über den Arillus von Ravenala. (Ref. No. 130.)
63. Oudemans. Eerste beginseleu der Plantenkunde, 3. druk. (Ref. No. 39.)
64. Pfitzer. Grundzüge einer vergleichenden Morphologie der Orchideen. (Ref. No. 3.)
65. The Pharmaceutical Journal 1881; enthält:
Flückiger et Meyer. Notes on the fruit of Strychnos Ignatia. (Ref. No. 128.)
66. Pomologische Monatshefte von Lucas, 7. Jahrgang 1881; enthält:
E. M. Ueber die Stellung der fruchtbaren Triebe und der Trauben bei verschiedenen
Rebsorten. (Ref. No. 72.)
67. Prantl. Lehrbuch der Botanik für mittlere und höhere Lehranstalten, 4. Auflage.
(Ref. No. 38.)
68. Pringsheim's Jahrbücher für wissenschaftliche Botanik XH, Berlin 1881;
enthält:
Westermaier. Ueber die Wachsthumsintensität der Scheitelzelle und der jüngsten
Segmente. (Ref. No. 2.)
69. Proceedings of the Royal Institution of Great Britain, vol. IX, London
1881/82; enthält:
Lubbock. Fruits and Seeds. (Ref. No. 126.)
70. Processeu-Verbaal van de gewone Vergaderingen der k. Akademie van
Wetenschappen, Afdeeling Naturkunde, 1881/82; enthält:
Treub. Ueber die Samen der Burmanniaceen. (Ref. No. 129.)
71. La Provence agricole, 1881; enthält:
Heckel. Les oranges monstrueuses. (Ref. No. 127.)
72. The Quarterly Journal of Microscopical Science, vol. XXI, new series, 1881;
enthält :
Bower. On the further development of Welwitschia mirabilis. (Ref. No. 21.)
73. Repertoire de Pharmacia IX, 37. Jahrgang 1881; enthält:
N. N. Ueber eine oberirdische Knollen tragende Rebe aus Brasilien. (Ref. No. 73.)
74. Reu SS. Pflanzenblätter in Naturdruck mit der botanischen Kunstsprache für die
Blattform, 3. Auflage. (Ref. No. 93.)
75. Rivista di Filosofia scientifica I, 1, Milano 1881; enthält:
Delpino, Fondameuti di Biologia vegetale. (Ref. No. 49.)
76. Sitzungsberichte der k. Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften,
Prag 1881; enthält:
Celakovsky. Ueber eine Art extraaxillärer Sprosse am Rhizom gewisser Caricea.
(Ref. No. 56.)
— Ueber Ceratocephalus und Myosurus als Beleg für die Prosenthesenlehre. (Ref.
No. 106.)
— Ueber eine eigenthümliche Art des Perennirens der Stellaria holostea und anderer
Alsineen. (Ref. No. 57.)
77. Sitzungsberichte des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg
Band XXIII, Berlin 1882; enthält:
Ascherson. Asteriscus pygmaeus. (Ref. No. 10.)
Magnus. Pfropf hybride der Kartoffel. (Ref. No. 54.)
— Ueber Excreacenzen auf Blättern. (Ref. No. 97.)
Verzeichniss der Arbeiten, 453
Urban. Ueber die Lage der Radicula in den Samen einiger Trigonella- und Meli-
lotus-Arten. (Ref. No. 125.)
78. Sitzungsberichte der Naturforscher-Gesellschaft bei der Universität
Dorpat, VI, 1881; enthält:
Russow. Ueber den anatomischen Bau der Laubsprosse der Coriarieeu. (Ref. No. 64.)
79. Sitzungsberichte des Tanäregylet Közlönye 1880J81 ; enthält:
Schuch. Pflanzen mit quirlständigen Blättern, deren Blattstellung in der Regel
gegenständig ist. (Ref. No. 84.)
80. Sörensen. Planterigets Naturhistorie, 4. udg. (Ref. No. 37.)
81. Lo Spallanzani, ser. 2., anno X, Modena 1881; enthält:
Pirotta. SuU' indirizzo e progresso degli studi botanici nell' epoca attuale. (Ref.
No. 46.)
82. Tagblatt der 54. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in
Salzburg 1881; enthält:
Hildebrand. Verbreitungsmittel und Fruchtschutz. (Ref. No. 9.)
83. Termeszettudomänyi Közlöny, Budapest 1881; enthält:
V. Borbäs. Verzweigungen gewöhnlich unverzweigter Pflanzentheile. (Ref. No. 5.)
84. van Tieghem. Traite de Botanique. (Ref. No. 35.)
85. Unonius. Lärobok i Botanik, delen II. (Ref. No. 33.)
86. Verhandlungen der Königlich Böhmischen Gesellschaft der Wissen-
schaften zu Prag 1881; enthält:
Celakovsky. Ueber die Stellung des Kelches der Borragineen zu seinem Deckblatt.
(Ref. No. 60, 103.)
87. Verhandlungen des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg, 22.
Jahrgang 1880, Berlin 1881; enthält (vgl. Botan. Jahresbericht VIII [1880], Ab-
theilung 1; Allgemeine Mort)hologie. Ref. No. 30, 31, 42, 48, 68, 69, 71, 100,
133, 137, 158.)
Ben da. Monstrosität von Picea excelsa.
Eich 1er. Blattstellung von Liriodendron.
Koehne. Auflösung von Blattpaaren bei Lagerstroemia, Lythrum und Heimia.
Magnus. Monströse Stöcke von Berter oa incana.
— Verwachsung nicht ganz junger Organe.
Potonie. Ersatz erfrorener Frühlingssprosse.
Schwende ner. Wechsel der Blattstellungen an Keimpflanzen von Pinus.
Treischel. Vorzeitige Keimung.
Westermaier. Wachsthumsintensität der Scheitelzelle und der jüngsten Segmente.
Winkler. Hypocotyle Sprosse bei Linaria und Verwachsung der Keimblätter.
88. Videnskabelige Selskabs Skrifter, 6, Reihe, II. Band, Kopenhagen 1881 ; enthält:
Warming. Familien Podostemaceae. (Ref. No. 44, 52, 81, 95.)
89. W ebnen. Bau, Leben und Nahruugsstoffe der Culturpflanzen. (Ref. No. 29.)
90. Wiener Landwirthschaftliche Zeitung, 31. Jahrgang 1881; enthält:
Lebl. Interne Vegetation der Kartoffel. (Ref. No. 55.)
91. Youmans. Anfangsgründe der allgemeinen Botanik, 2. Auflage. (Ref. No. 34.)
92. Zettnow. Pflanzenbeschreibungen für den Schulunterricht. (Ref. No. 25.)
Vgl. auch specielle Morphologie. (Botan. Jahresber. 1881, Abth. II. Referate
No. 39, 42, 53, 143, 146, 147, 152, 188, 313, 334, 392, 404, 417, 440, 449, 486,
511, 526, 553, 555, 719.)
I. Allgemeines.
1. H. Potonie. üeber das Verhältniss der Morphologie zur Physiologie. (Kosmos V,
Stuttgart 1881, S. 95—100.)
Verf. stellt sich die Frage, ob die Morphologie von der Physiologie geschieden
werden müsse, oder ob die erstere als besondere Wissenschaft aufzugeben sei, und findet,
454 Anatomie. Morphologie der Phanerogameu. — Allgem. Morphol. d, Phanerogamen.
dass hauptsächlich 4 Erscheinuugsgruppen der Morphologie verbleiben müssen: die rudi-
mentären und abortirten Organe, der Functionswechsel der Organe, die Homologien und die
Entwickelungsgeschichte.
2. IH. Westermaier. Ueber die Wachsthnrnsintensität der Scheitelzelle und der jüngsten
Segmente. (Separatabdruck aus Priugsheim's Jahrbüchern für wissenschaftliche Botanik
XII. Berlin 1881, 8°, 38 Seiten, 1 Tafel.)
Vgl. Botan. Jahresbericht VIII, 1880, Abth. I, S. 86, 87.
3. E. Pfitzer. Grandzüge einer vergleichenden Morphologie der Orchideen. Heidelberg
1881, Fol.
Nicht gesehen.
4. Th. Liebe. Die Elemente der Morphologie. Ein Hilfsbuch für den Unterricht in der
Botanik, 3. Auflage, Berlin 1881, 8", 62 Seiten, zahlreiche Holzschnitte, 1 Tafel.
Der kurze Leitfaden zerfällt neben einer Einleitung, welche sich über den Begriff
der Pflanze, die Aufgaben der Botanik, speciell der Morphologie und über den Unterschied
von Axen- und Anhangsorganen verbreitet, in 3 Abschnitte: 1. Anhangsorgaue, 2. Axenorgane
und 3. Verhältniss beider zu einander. — Die beiden ersten Abschnitte behandeln Blatt,
Blüthe, Wurzel und Stengel, der letzte die Blattstellung, Einfügung der Blüthenblätter,
die Verzweigung und Blüthenstände; ein Schlusskapitel bildet die Lebensdauer der Pflanzen.
Die Darstellung ist klar, die Holzschnitte sind correct.
5. V. V. Borbäs. Verzweigungen gewöhnlich unverzweigter Pflanzentheile. (Termeszettu-
domänyi Közlöny, Budapest 1881, No. 141.)
Bromus inollis L. mit gegabeltem Halm, so dass der eine Ast eine normale Rispe
trug, deren unterste Zweige jedoch von grünen, aber scheidelosen und nicht mit Ligula
versehenen Blättern gestützt werden, während der andere Ast einige Laubblätter trug und
dann erst in eine Rispe ausging.
Arum maculatuni wurde mit doppelter Spatha beobachtet, die obere über die untere
auf einem 52 mm langen Stiel emporgehoben.
Linaria spuria L. und L. Elatine kommen zuweilen mit Aesten vor, welche wie
die Hauptaxe verzweigt sind, aber an Stelle eines einfachen Blüthenstieles stehen.
ÄlUum spJiaerocephalum L. var. descendens zeigte eine z. Th. bulbillentragende
Dolde, aus welcher einzelne wenigblüthige Döldchen mit gefärbter Spatha sich erhoben.
Beseda hitea L. fand Verf. vergrünt und mit rispigem Blüthenstände.
Dräba nemorosa L. wurde mit geöffneten Carpellen gefunden, aus denen sich Dolden-
trauben erhoben. Hier waren Andeutungen dafür vorhanden, dass die Frucht der Cruciferen
zuweilen aus 4 Carpellen gebildet wird. So fand sich auch bei Berteroa incana var. compressa
eine viercarpellige Frucht mit vierlappiger Narbe.
6. A. Meyer. Beiträge zur Eenntniss pharmaceutisch wichtiger Gewächse: III. Ueber
Aconitum Napellus L. und seine wichtigsten nächsten Verwandten. (Archiv der
Pharmacie, 6. Reihe, 16. Band (219), 1881, S. 171-187, 241-276.)
Der Aufsatz enthält eine Zusammenstellung der Merkmale von Aconitum Lycoctonum
L., A. Anthora L. , A. Napellus L. , A. paniculatum Lam., A. variegatum L., A. Stoer-
heanum Rchb., A. ferox Wallich, A. uncinatum L., A. Fisclieri Reich, und A. heteropliyllum
Wallich., zum Theil durch Holzschnitte erläutert. Auf die pharmakognistische und anatomische
Seite desselben wird an anderer Stelle des Jahresberichtes eingegangen. — Ueber Aconitum
Napellus theilt Verf. biologische und morphologische Einzelheiten mit, welche sich auf Keimung
und Keimling, Verhalten der jungen Pflanze in den ersten Lebensjahren und auf die Knollen-
bildung beziehen. Letztere erfolgt durch Verdickung der Knospenaxe und der Adveutivwurzel
von 1—2 Knospen, welche in der Achsel der überwinterten alternirenden äussersten Scheiden-
oder Laubblätter der Terminalknospe gebildet werden. Auf die Knollen anderer Arten
geht Verf. nur kurz ein.
7. R. Gerard. Recherches sur le passage de la racine ä la tige. (Annales des Sciences
naturelles, 6. serie, Botanique tome XI, Paris 1881, p. 279—430, tab. 15—19.)
Ausschliesslich anatomischen Inhaltes, daher bei dem betreffenden Referat zu suchen.
Allgemeines. 455
8. G. Haberlandt. üeber Schutzeinrichtungen der Pflanzen. (Mittheilungen des Natur-
wissenschaftlichen Vereins für Steiermark, Jahrgang 1880, Graz 1881, Sitzungsberichte
S. XLV-XLVIII.)
Kurze Besprechung der den Pflanzen zu Gebote stehenden Schutzvorrichtungen gegen
zu hohe Wärme- und Kältegrade, gegen die Angriffe der Thierwelt, gegen zu starkes Licht,
Austrocknung und mechanische Verletzungen.
9. Hildebrand. Verbreitungsmittel und Fruchtschutz. (Tageblatt der 54. Versammlung
deutscher Naturforscher und Aerzte in Salzburg 1881, S. 74—75.)
Die Blüthenstände von Aponogeton distachyiim gehen nach der Befruchtung unter
Wasser, wo die Früchte reifen. Dann spaltet sich jede von unten her in mehrere Zipfel,
die Samen werden frei und treten vermöge eines sie umgebenden subepidermalen lufthaltigen
Parenchyms an die Oberfläche des Wassers, wo sie weiter getrieben werden. Später löst
sich die Haut ab und der zu Boden sinkende Embryo keimt sofort.
Bei Centaurea macrocephala falleu nach dem Blühen die Blumenkroneu nicht ab,
sondern sie bilden über den Früchten ein regensicheres Dach. Dieses ist nothwendig, weil
das Receptaculum coucav ist und bei nassem Wetter sich Wasser darin ansammeln könnte.
Bei der Reife wird das Dach emporgehoben und abgeworfen, so dass die Früchte frei liegen
und verweht werden können.
10. P. Ascherson (Sitzungsberichte des Botanischen Vereines der Provinz Brandenburg,
Jahrgang 1881, Band XXIII, Berlin 1882, S. 44-46.)
besprach Asteriscus pygmaeus Coss. et Dur., welches seine hygroskopische Eigenschaft,
beim Nasswerden die trocken festgeschlosseuen Blätter der Blüthenhülle innerhalb 10 Minuten
zu öffnen, in gleiche Reihe mit Anastatica hierochimtica stellt. Beide verhalten sich umgekehrt
wie Carlina acaulis, dessen Kopf bei Befeuchtung sich schliesst; erstere halten ihre Früchte
während trockener Zeit fest, um sie bei nassem Wetter zu entlassen. Carlina schützt sich
mittelst des Schliessens vor dem Verderben des Pollens durch Regen.
11. A. W. Eichler. üeber einige Inflorescenzbulbillen. (Jahrbuch des k. botanischen Gartens
und des botanischen Museums zu Berlin I, 1881, S. 171—177, tab. 4.)
Verf. unterscheidet 3 Categorien solcher Bulbillen und bespricht dieselben einzeln.
1. Die Bulbillen bestehen ihrer Hauptmasse nach aus Niederblätteru.
— Dazu gehören die an Stelle von Blütheu auftretenden Zwiebelchen der Inflorescenz bei
Allium vineale, earinatum, oleraceum etc., die ebenso oder als Beiknospen der Blüthen
vorhandenen bei Gagea Liottardi, G. arvensis, Liliiim bidbiferum, Dcntaria hnlbifera,
Arten von Saxifraga und Begonia, etc. — Bei Fourcroya undulata wird die Blüthenbilduug
durch die Bulbillen vollständig unterdrückt, bei F. Boezlü bleiben beide neben einander
bestehen. Hier bilden die Pedicelli an den Rispenzweigen 2— 3 gliederige sitzende Schraubein,
deren erste Auszweigungen steril oder fertil sind, während die Spitze zur Bulbille sich
umbildet. Bei F. undulata kommen in den Achseln der äussersten Bulbillenschuppen noch
secundäre Bulbillen vor. Es ist dies der einzige bisher bekannte Fall, dass in cymöser
Inflorescenz nach Blüthenbildung an den ersten Auszweigungen dieselbe mit einer vegetativen
Bildung endigt. — Fourcroya gigantea verhält sich anders ; hier sitzen die Bulbillen in den
Achseln der Deckblätter des unteren Theiles der Inflorescenzäste, während im oberen Theil
derselben Einzelblüthen in den Achseln der Bracteen gebildet werden. Bei Allium sowohl
wie bei J^ourcroya gigantea, und besonders bei Agave vivipara, sobolifera etc. wachsen die
Bulbillen oft schon in der Rispe zu kleinen Pflanzen aus.
2. Die Bulbillen bestehen ihrer Hauptsache nach aus einem Stengel,
sind also Knöllchen. Dazu gehört Polygonum viviparum, bei welchem sich derartige Bulbillen
im unteren Theil der Aehre finden. Dieselben bestehen aus einem Stengeltheil, an dessen
Spitze eine Blattknospe steht. Das unterste Blatt der letzteren ist eine spreitenlose ochrea,
die folgenden sind vollkommene Blätter. Aehnlich sollen sich auch P. bulbiferum Royle,
Dioscorea Batatas Decne., D. bulbifera L. und B. triphylla L. verhalten.
3. Die Bulbillen bestehen der Hauptmassenach aus einer Wurzel. — Nur
bekannt bei Globba, wo am unteren Theil des Blüthenstandes in den Achseln der Bracteen
sich Knöllchen entwickeln, die im Botanical Magazine tab. 6298 als unvollkommene Ovarien
456 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — AUgem. Morphol. d. Phanerogamen.
ohne Perianth bezeichnet worden sind. Sie entstehen als Laubkuospe, welche eine Wurzel
bildet, die so mächtig wird, dass die im Wachsthum stehenbleibende Knospe zur Seite
gedrängt erscheint. Zuerst ist eine Wurzelhaube vorhanden, dann bildet sich eine schwammig-
korkige Rinde, welche in zahlreichen Protuberanzen hervortritt.
Ferner gelangen einige Fälle zur Besprechung, in welchen die Bulbille schon in
der Inflorescenz der Pflanze auswächst. Am bekanntesten sind Poa hulbosa und P. älpina,
bei denen entweder Darchwachsung der Aehrchen, oder seitliche Sprossung an den letzteren
stattfindet. Auch bei Juncus snpinns kommt ähnliche Durchwachsung vor, bei /. pelo-
earpus dagegen Bulbillen. Andere hiehergehörige Pflanzen sind Scirpus radicans, Isolepis
prolifera, I. inclinata Del., Alisma natans, Marica longifolia, Paepalanthns sect. Stephano-
phyllum, Chlorophytum Sternher gianum, die Ananas etc. Entweder bilden sich die Sprosse
an Stelle von Einzelblüthen (Alisma, Chlorophytum., Paepalantlms) oder es verlauben oder
durchwachsen ganze Aehrchen (Cyperaceen) oder die ganze Inflorescenz (Scirpus radicans).
Heleocharis vivipara hat secundäre Köpfchen an Stelle von Blüthen. Bei Cyperus alterni-
folius L. werden in den Achseln der zusammengeschobenen Blätter spitze, weisse Knospen
gebildet, die rechts und links von je einem Knötchen (abortiven Beiknospen) begleitet sind.
Die Hauptknospe besteht aus dem schwammigen, geschlossenen Vorblatt einer im Innern
verborgenen, aus Inflorescenz und Laubspross bestehenden Knospe.
12. 6. D. Bouturage des plantes par les racines, les tiges, les fenilles et meme les fraits.
(Illustration horticole, 4e serie, tome XXVIII, Gand 1881, p, 40—42.)
Bespricht die Bildung von Knospen auf den verschiedenen Pflauzentheilen und die
Möglichkeit der Vermehrung durch Stecklingte. Es können dazu verwendet werden
Wurzelstücke: Aralia papyrifera., Bocconia friitescens, Wigandia caracasana,
Isotypus rosaeflorus, Gunnera manicata, Acanthus mollis, Ailanthus glandulosa.
Rhizomstücke: Rosen, Syringa, Bambus, Alocasia, üolocasia, Xanthosoma,
Maranta, Dichorizandra,
Tur Ionen: Dracaena, Cordyline, Yucca.
Stammstücke: Dracaena, Astrapaea, Cycas, Poi7isettia, Dieffenbachia, Saccharum,
Spathodea, Maclura; — durch blattlose Zweige die Gehölze mit abfallendem Laub.
Augen: Solanum tuberosum, Arracacha esculenta, Caladium, Dioscorea, Vitis,
Ficus elastica.
Schuppen von Zwiebeln oder Rhizomen: Gesncria, Lilium, Tydaea.
Knospen auf Blättern: Asplenium bulbiferum, Chrysodium bidbiferum.
Bulbillen der Blüthenstengel: Agave, Fourcroya.
Blattartige Zweige: Xylophylla, Phyllanthus.
Blätter: Franciscea Lindeni, Ardisia hymenandra, Bredia Jiirsuta, Croton
pictum, Biophytum sensitivum, Gcphaelis Ipecacuanha, Gymnostacjiyum , Eranthemum,
Fittonia, Tacca. (Manche Blätter bleiben mehrere Jahre am Leben, ohne jedoch Knospen
zu erzeugen: Ficus elastica, Fucalyptus gigantca, Hip>püphyllanthus Lindeni').
Blattstücke: Gloxinia, Begonia, Gesncria, Phylligathis.
Blättcheu: Carolinea insignis, Spathodea laevis, Guarea Liboniana, Cicca disticha,
Früchte: üpuntia coccinellifera bildete am Grunde einer Frucht ohne Substrat
mehrere Sprosse mit je mehreren Gliedern und von 0,5 m Höhe.
13. A. Hansen. Vergleichende Untersachungen über Adventivbildangen bei den«Pflanzen.
(Abhandl. der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, B. XII, Frankfurt a./M.
1881, 40, 49 Seiten, 9 Tafeln.)
■ , Einer historischen Uebersicht der bisherigen Angaben über adventive Bildungen folgt
die Darstellung der Untersuchungen des Verf. an Adveutivbildungen bei Cardamine pratensis,
Nasturtium officinale, N. silvestre und Atherurus ternatus, sowie der schlafenden Augen
von Gleditschia sinensis und der Adveutivbildungen an Stecklingen von Achimenes grandis
und Begonia Hex, — Zunächst bespricht Verf. die natürlichen Adventivbildungen (der erst-
genannten Gruppe), indem er dabei den Ort der Sprosse und Wurzeln, die Entwickelung
der Sprosse, Wurzeln und Nebenwurzeln auseinander hält, und gelangt dabei zu folgenden
Resultaten, die wir auszugsweise mittheilen wollen.
Allgemeines. 457
Die Adventivbildungen der Cardamine pratensis, sowie der NasüirUum- A.rten zählen
zu denjenigeu, welche regelmässig unter den natürlich gegebenen Bedingungen an der Pflanze
auftreten; sie sind für dieselben ein typisches Merkmal. In ihrem Bau weichen Sprosse
und Wurzeln nicht von dem der übrigen bekannten Formen, welche als normale bezeichnet
werden, ab. Eine Abweichung findet nur statt in Bezug auf den Ort und theilweise auf
die Art und Weise ihrer Entstehung. In ihrer weiteren Lebenszeit verhalten sich die
Wurzeln ganz normal, die Sprosse gleichen den aus dem Embryo entstandenen. Bei Car-
daminc zeigen die adventiven Sprosse aucli immer die einfachere Blattform, welche die ersten
Blätter der aus Samen erzogenen besitzen; auch die normalen Achselsprosse beginnen mit
dieser einfachen Blattform.
Es folgt die Besprechung der schlafenden Augen von Symplioricarpiis racemosa und
Gleditschia triacantha, und der Adventivbildungen an Stecklingen von Begonia Bex, Äclii-
inenes grandis und Peperomia magnoUaefolia, worauf Verf. seine Resultate zusammenstellt,
■ denen Folgendes zu entnehmen ist. Wenn die als normale Bildungen anzusehenden schlafenden
Augen der Holzpflanzen von den Adventivbildungen getrennt werden, so scheiden sich die
letzteren in zwei Gruppen. Die einen sind die in der Natur regelmässig auftretenden, die
anderen werden erst durch künstliche Bedingungen hervorgerufen. Zur zweiten Gruppe
gehören die Sprosse und Wurzeln an Stecklingen. Morphologisch und anatomisch sind die
Adventivbildungen den normalen gleichwerthig. Aufbau, Wachsthum und Zelltheilungen
sind hier und dort die nämlichen. Auch die exogene Entstehung der Sprosse und die endogene
der Wurzeln theilen die adventiven mit den normalen. Ein durchgreifender Unterschied
tritt nur in Bezug auf Art und Weise und den Ort der Entwickelung hervor. Die normalen
Bildungen entstehen an einem bestimmten Ort, die adventiven können bald auf dem Blatt,
am Internodium oder an der Wurzel auftreten. Bei den natürlich entstandenen Adventiv-
bildungen ist der Ort für die betrefi"ende Species zwar auch ein constanter, aber dieser
Ort ist immer ein anderer, als der des gleichnamigen normalen Gliedes. Die adventive
Wurzel entspringt aus einer Blattachsel, aus einem Blatt oder aus dem Internodium. Bei
der künstlich erzeugten Adventivbildung ist der Ort der Bildung nicht constant. Er ist
abhängig von den äusseren Bedingungen und kann durch Regulirung derselben annähernd
willkürlich bestimmt werden. Die normale Bildung geht stets aus einem Meristem hervor,
die adventive aber nicht direct aus einem solchen, sondern aus Dauergewebe jeglicher Form,
oder aus einem neu gebildeten Callusgewebe , welches seinerseits erst ein Meristem und aus
diesem die Adventivbildung erzeugt.
Den Schluss bilden allgemeine Bemerkungen über den Callus an Stecklingen. Als
Callus bezeichnet Verf. die Gesammtheit secuudären Gewebes, welches nach der Verletzung
eines Pflanzeutheiles aus dem vorhandenen Gewebecomplex hervorgeht. Die Callusbildung
umfasst alle Veränderungen, welche nach Anlegung der Schnittfläche durch Wachsthums-
erscheinungen an diesem Ort hervorgerufen werden. Zum Aufbau des Callus könneu alle
Elemente der vorhandenen Gewebeformen mitwirken, welche noch fortbildungsfähig sind.
Derselbe ist kein rein pathologisches Gewebe, auch kein Schutzgewebe, sondern ein fort-
bildungsfähiges Gewebe eigener Art, aus welchem sich organbildende Meristeme, die zum
normalen Typus zurückleiten, differenziren können.
14. Eggers. Vermehrangsweise von Oncidiam Lemonianum Lindl. und Fancratium cari-
boeum L (Botanisches Centralblatt VIII, 1881, S. 122-123.)
Oncidium Lemonianum, eine- kleine Orchidee von St, Thomas, blüht zwar jedes
Jahr, erzeugt aber keine Früchte; dagegen werden in der Achsel von 2—3 nicht blüthen-
stützenden Bracteen vegetative Knospen entwickelt, welche in kurzer Zeit Blätter und Luft-
wurzeln tragen. Diese jungen Pflanzen befestigen sich an einem nahen Ast und wachsen
hier weiter, indem sie noch lange mit dem Mutterstock in Verbindung bleiben und so ganze
Colonien um denselben bilden.
Fancratium cariboeum ist eine Araaryllidee, welche zwar Samen trägt, aber gewöhnlich
die Ovarien zu über 1 Zoll laugen glatten grünen Brutknospen ausbildet, welche abfallen
und unter Blatt- und Wurzelbildung wie die Bulbillen der Fourcroya, zu jungen Pflanzen
auswachsen. Ausserdem erzeugt die Hauptzwiebel auch junge Zwiebeln in gewöhnlicher
458 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — Allgem. Morphol. d. Phanerogamen.
Weise, so dass sich diese Pflanze auf geschlechtlichem und doppeltem ungeschlechtlichem Wege
vermehrt.
15. P. Duchartre. Note sar des feailles ramiferes de choa. (Bulletin de la Societe botanique
de Frauce XXVIII, Paris 1881, p. 256-264.)
Verf. beschreibt Blätter des Kohls, an deren Mittelrippe sich mehrere bis 125cm
lange, zuweilen wieder verzweigte Aeste erhoben; die Blätter dieser abnormalen Zweige
waren herablaufend und die herablaufenden Streifen eines und desselben Blattes vielfach
uutei'einander verwachsen. Nach einer vergleichend anatomischen Betrachtung der Blätter
einiger Kohlsorten werden die bisher beobachteten Fälle von Blattorganen aufgezählt, welche
Aeste trugen, die an Ort und Stelle sich weiter entwickelten, ohne sich von dem Mutterorgane
zu trennen und eine selbständige Ausbildung zu nehmen. Es giebt deren nur wenige:
Chelidonimn tnajus var. laciniatum (BernhardiJ, Levisticum officinale (A. Braun), Episcia
hicolor (The Gardener's Chrouicle 185B und Masters Vegetable Teratology p. 171, fig. 82),
Solanum Lysopersicum (Duchartre) und der vorliegende Fall bei Brassica oleracea. Nach
des Verf. Ansicht ist das Princip der Morphologie, nach welchem Axen niemals aus Anhangs-
organen hervorgehen können, zu modificiren. Auf Grund der erwähnten Vorkommnisse und
der Untersuchungen Casim. de Candolle's (Theorie de la feuille 1868) und Hielscher's
(Streptocarpus 1878) könne man sich folgendermassen ausdrücken. In einem Blattorgan
finden sich zwei Partien vereinigt: eine axile, welche sich aus den Gefässbündeln zusammensetzt,
die aus denen der Axe kommen und deren Eigenthümlichkeiten bewahren, — und eine
appendiculäre, welche von dem zwischen den Gefässbündeln gelegenen Parenchym gebildet
wird. Die axile Partie verhält sich so, als wenn sie für sich allein bestände, und kann
Aeste producireu; dadurch werden die zweigtragenden Blätter erklärt. Anderseits aber
giebt es Fälle, in welchen Knospen aus rein parenchymatischem Gewebe entspringen, wie
dies u. a. von Carriere mittelst Stücken von Kartoffelkuollen experimentell nachgewiesen
wurde, die keine Gefässe enthielten und dennoch Schössliuge trieben. Demnach ist anzunehmen,
dass der Entstehungsort einer jeden Axe eine kleine Gruppe von Zellen oder selbst eine
einzige Zelle sei, welche mit einer den Nachbarzellen überlegenen Lebens- und Vermehrungs-
energie ausgestattet ist und einen Entwickelungsherd darstellt, welcher durch Modification
seiner anatomischen Elemente schliesslich Axenorgane selbst an Orten bildet, die für die
Erzeugung solcher Gebilde nicht bestimmt zu sein scheinen. Dieser erste Ausgangspunkt
von Neubildungen ist ein innerer für axile Bildungen, ein oberflächlicher für Blattorgane.
16. Schnetzler. Sur la Vegetation du Lathraea squamaria. (Archives des sciences physiques
et naturelles : Conipte reudu de travaux de la Societe helvetique des Sciences naturelles
ä Aarau 1881, Geneve 1881, p. 80.)
Lathraea squamaria kann auf Grund ihres Chlorophyllgehaltes von einer Nähr-
pflanze unabhängig vegetiren, in anderen Fällen aber wahrer Parasit sein.
17. E. Schaer. Ueber Cortex Oluebracho. (Archiv der Pharmacie, 3. Reihe, 15. Band (218),
1881, p. 81-99.)
Ausführliches Referat über Hansen's Arbeit (s. Jahresber. 1880, Abth. I, S. 99.)
18. Fr. Kamienski. Die Vegetationsorgane von Monotropa Hypopitys L. Vorläufige Mit-
theilung. (Botanische Zeitung 39. Jahrgang 1881, S. 457—461.)
Monotropa Hypopitys hat stark verzweigte, nach allen Richtungen bis V2 ^ Tiefe
sich verbreitende V^urzeln. Die Spitze derselben ist mit einer wenig entwickelten Wurzel-
haube bedeckt. Periblem und Plerom haben gemeinsame Initialen, zwischen beiden existirt
eine scharfe Grenze. Oberhaut und Rinde bestehen aus dünnwandigen Zellen, die Schutz-
scheide ist schwach ausgebildet. Der Gefässbündelcylinder ist gewöhnlich triarchisch, der
Holztheil enthält Tracheiden, die einen Uebergang vom Ring- zum Schraubentypus darstellen,
aber keine Gefässe, Auch sind nur wenige und ebenfalls geschlossene Siebröhren vorhanden.
Die reiche Verzweigung der Wurzel erfolgt durch Bildung von Nebenwurzeln aus dem
Pericambium, welche die äusseren Gewebe durchbohren. Ausserdem werden Adventivknospen
vom Pericambium aus gebildet, meist neben den älteren Nebeuwurzeln ; dieselben erzeugen
früh einige erste Blätter, die erst nach dem Hervorbrechen der Knospe aus dem Mutterstock
auswachsen. Sie wachsen sehr langsam und gelangen erst im folgenden Jahr zur Blüthe.
AUgemeiues. 459
Der Stengel hat einen ähnlichen Bau wie Primula sinensis, eine Abgrenzung von
Periblem und Plerom existirt nicht. Die Gefässbündcl bilden fast einen geschlossenen
Ring. Im Ilolztheil derselben finden sich RiLgtracheiden mit Uebergäugcn zu Spiralformen
und dünnwandige Holzzellen. Auch hier sind die Siebplatten nicht durchbrochen. Die
Blattspurbündel (gewöhnlich 3) treten in den Stengel ein, vereinigen sich zu zwei und
endlich zu einem Bündel, verlaufen nach unten eine nicht bestimmte Zahl von luternodien
und gabeln sich in zwei SchenKSl, zwischen denen eine der unteren Blattspuren durchgeht,
oder die sich an das rechts und links daneben verlaufende Bündel anlegen. Die Epidermis
besitzt keine Spaltöffnungen.
Die Pflanze ist kein Parasit, sondern Saprophyt. Sie hat keine Haustorieu, entgegen
der Angabe Drude's. Was Letzterer als Verbindung mit Wurzeln von Picea excelsa nahm,
sind durch einen Parasiten veranlasste Missbildungen, welche den Mo)Wt)-opa -Wurzeln
äusserlich ähnlich sehen. Alle Monotropa -^Yurze\a werden von einem Pilzgeflecht dicht
und dick überzogen, welches in gleichem Schritt mit der Wurzel wächst und nur einige
wenige zerstörte Zellen der Wurzelhaube freilässt. Dieser Pilz wuchert nur auf der Ober-
fläche der Wurzel, ohne in das Innere derselben einzudringen. Der Pilz vermittelt die
Nahrungsaufnahme aus dem Boden für die Monotropa; wie aber dies geschieht, kann Verf.
nicht angeben.
19. E. Müller. Flore pittoresque. Croquis d'apres nature. Liege 1881, fol. avec 24
planches.
Nicht gesehen.
20. H. 0. Lenz. Das Pflanzenreich. 5. Auflage, bearbeitet von 0. Burbach, Des 4. Bandes
2. Abtheilung der „Gemeinnützigen Naturgeschichte von H. 0. Lenz". Gotha 1881. 8°.
Gegenüber den früheren Auflagen ist insofern eine Umgestaltung des Inhaltes ein-
getreten, als innerhalb der Linne'schen Klassen und Ordnungen des systematischen Theiles
die Gattungen möglichst ihrer familienweisen Zusammengehörigkeit nach aufgezählt werden.
Die Diagnosen wurden mit Hilfe neuerer Lehrbücher vervollständigt. — Vorausgeschickt ist
eine organographische Einleitung von ca. 60 Seiten, welcher sich auch kurze Besprechungen
der wichtigsten morphologischen, physiologischen und systematischen Verhältnisse anschliessen.
Auf den beigefügten Tafeln 5—8 werden Fruchtformen und anatomische Einzelheiten von
Phanerogamen und Pilze abgebildet.
21. F. 0. Bower. On the further development of Welwitschia mirabilis. (The Quarterly
Journal of Microscopical Science vol. XXI, new series, 1881, p. 571—596, tab. 32, 33.)
Die Cotyledonen vertrocknen und fallen ab, das Blattpaar der entwickelten Pflanze
ist das erste der Plumula. Die Krone der Pflanze leitet sich ganz und gar von der fort-
gesetzten Entfaltung zweier I^appen (Axillarknospen) ab, welche in den Achseln der Coty-
ledonen entspringen. Die Spitze der Axe bleibt rudimentär. Die fertilen Zweige entwickeln
sich adventiv und exogen. Ihr Gefässbündelsystem ist direct mit dem Bündelnetzwerk ver-
bunden, welches sich unter der Oberfläche der Blattgrube verzweigt. Zwischen den succes-
siven Kreisen peripherischer Bündel des Stammes und denjenigen der fertilen Zweige ist
kein directer Zusammenhang, obschon beide wahrscheinlich den nämlichen Ursachen ihre
reihenweise Entwickeluug verdanken, nämlich abwechselnden Perioden von Thätigkeit und
Ruhe der Pflanze. — Der Hauptsache nach ist die Arbeit anatomisch.
Das wichtigste in morphologischer Hinsicht bringt ein Postscriptum, ,in welchem
Verf. die von Naudin an Sämlingen der Webvitschia mirabilis erhaltenen Resultate mit
den seinigen vergleicht (siehe Gardener's Chronicle XVI, 1881). Der Verf. fand bei allen
seinen Pflanzen constant
1. zwei Cotyledonen,
2. zwei mit denselben decussirte Plumularblätter von anscheinend unbegrenztem
Wachsthum,
3. zwei Gebilde, welche zwischen diesen erscheinen und als Achselsprosse der CotylC'
denen zu betrachten sind,
4. den Spitzenkegel der ganzen Pflanze, welcher sich nicht weiter entwickelt.
460 Anatomie. Moiphologie der Phanerogamen. — Allgem. Morphol. d. Phanerogamen.
Dagegen giebt Naudin 1. c. an:
1. zwei Cotyledonen,
2. zwei kleine mit denselben decussirte Plumularblätter,
3. einen ungefähr 2 Linien langen Stamm, welcher trägt
a) eine fast unmerkliche Bracteole,
b) ein wirkliches Ulatt,
c) zwei weitere Blätter, welche zwar alternirend, aber so nahe bei einander stehen,
dass sie opponirt erscheinen und das Tigellum abzuschliessen scheinen.
Verf. schliesst daraus, dass die Pflanze sich bezüglich der Entwickelung ihrer An-
haugsorgane verschieden verhalten kann. Entweder bildet sie zwei grosse Laubblätter und
die Axe bleibt im übrigen rudimentär, — oder sie erzeugt zwei kleine Laubblättchen, aber
die Axe wächst noch weiter und bildet mehr seitliche Glieder. Für die von Naudin als
abgeplattete Zweige angesehenen beiden Organe hält Verf. die Blattnatur aufrecht.
22. G. Beyse. Untersuchungen über den anatomischen Bau und das mechanische Frincip
im Aufbau einiger Arten der Gattung Impatiens. (Nova Acta der Kais. Leop.-Carol.-
Deutschen Akademie der Naturforscher, Band XLIII, No. 2, Halle 1881, S. 181—243,
tab. 5-8.)
Eingehende Beschreibung des anatomischen Baues von Impatiens parviflora DC,
J. Balsamina L. und J. Nolitangere L., über welche an anderer Stelle referirt wird. Hervor-
zuheben ist die Darstellung der Gefässbündelvertheilung im Zusammenhang mit der An-
ordnung der seitlichen Ausgliederungen.
23. Chr. Luerssen. Grundzüge der Botanik. 3. Auflage. Leipzig 1881. gr. 8«. Mit 228
Holzschnitten.
Nicht gesehen.
24. E. Heckel. Recherches de morphologie, teratologie et teratogenie vegetales. Marseille
1881. 8".
Nicht gesehen.
25. E. Zettnow. Pflanzenbeschreibungen für den Schulunterricht. Berlin 1881. 8°.
Nicht gesehen.
26. P. Henderson. Handbook of Plauts. New York 1881. S». 411 Seiten.
Nicht gesehen.
27. P. Gervais. Cours elementaire d'histoire naturelle II. Botanique et Geologie. Paris
1881. 12». 305 Seiten mit P'iguren.
Angezeigt in Botan. Zeitung 1881, S. 342.
28. G. Delafosse. Nociones elementales de historia natural: Botanica. 3a edicion. Paris
1881. 18». 315 pp., con 154 grabados.
Nicht gesehen.
29. Wehnen. Bau, Leben und NahrungsstofFe der Culturpflanzen. Berlin 1881. 8".
Nicht gesehen.
30. H. Baillon. Notions elementaires de Botanique. Paris 1881. 12". 292 Seiten mit
410 Figuren.
Nicht gesehen.
31. H. Baillon. Errorum Decaisnearum graviorum vel minus cognitorum centuria VI.
Paris 1881. 8". Seite 81—96.
Nicht gesehen.
32. Fr. Crepin. Manuel de la Flore de Belgique. 4e edition, Bruxelles 1882. 12".
Nicht gesehen.
33. J. W. ünonius. Lärobok i Botanik. Delen H med 203 i texten intryckta bilder.
Helsingfors 1881. 178 Seiten 8».
Nicht gesehen ; nach Knabe für den Unterricht an höheren Lehranstalten bestimmt,
behandelt die Systematik nach dem System von Fries unter Berücksichtigung der wichtigsten
Familien, ferner die Anatomie, Physiologie und die Fortpflanzung.
34. E. A. Toumans. Anfangsgründe der allgemeinen Botanik. Berlin 1881. 8°. 2 Aufl.
Nicht gesehen.
Allgemeines. 461
35. Ph. Van Tleghem. Traite de Botanique, fasc. 1-3. Paris 1881. Seite 1-480. 8".
Nicht gesehen.
36. K. Eräpelin. Leitfaden für den botanischen Unterricht an mittleren und höheren
Schalen. 2. Auflage. Leipzig 1880. 8".
In der Botan. Zeitung 1881 angezeigt.
37. H. L. Sörensen. Planterigets Naturhistorie. 4. Udg. Christiania 1881. 8". 88 S.
Nicht gesehen.
38. K. Prantl. Lehrbuch der Botanik für mittlere und höhere Lehranstalten. 4. Auflage.
Leipzig 1881. 8".
Nicht gesehen.
39. J. A. Oudemans. Berste beginselen der Plantenkunde. 3. druk. Zaltbommel 1881.
80. 282 Seiten mit 424 Holzschnitten.
Nicht gesehen.
40. S. Moller. Om Planternes Grundformer och deres Forvandling. Christiania 1881. 8".
29 Seiten mit Karten.
Vom Ref. nicht gesehen,
41. A. Lüben. Die Hauptformen der äusseren Pflanzenorgane in stark vergrösserteu Ab-
bildungen (Wandtafelbildern) auf schwarzem Grunde. 2. Auflage. Leipzig 1881. 8".
15 Tafeln mit Text.
Nicht gesehen.
42. E. Le Monnier. Cours elementaire de Botanique. Paris 1881, 12", mit 251 Figuren.
Nicht gesehen.
43. G. Koös. Grundzüge der Botanik. Budapest 1880. 118 Seiten, mit Abbildungen, 8".
(Ungarisch.)
Nicht gesehen.
44. Eug. Warming. Familien Podostemaceae. I. Vegetationsorganerne hos Podostemon
Ceratophyllum Michx., Mniopsis Weddeliana Tul. og Mniopsis Glazioviana Warmg.
M. 6 Tavler. (Vidensk. Selskabs Skrifter G'«* Räkke, naturvideuskab. og mathem. Afd. IL 1.
Kjobenhavn 1881.)
Verf. hat sich eine eingehende und dem derzeitigen Standpunkte der Wissenschaft
entsprechende Bearbeitung genannter Familie vorgenommen, da aber das seltene und werth-
volle Material langsam und unsystematisch eingeht, hat er es vorgezogen, seine Beobachtungen
allmählich zu publiciren, je nachdem relativ abgeschlossene Beobachtungsreihen vorliegen.
Ausser den drei in der Ueberschrift genannten Pflanzen hat Verf. noch Mniopsis scaluri'
ginum untersucht, aber nur nach getrockneten Pflanzen und daher unvollständig. Der
anatomische und morphologische Bau dieser Pflanzen ist in den Hauptzügen ganz eins, sie
werden daher unter einem behandelt. Als durchgreifende anatomische Eigenthümlichkeiten
hebt Verf. das folgende hervor:
1. Spaltöffnungen fehlen ganz.
2. Die Oberhautzellen sind mehr oder weniger polygonal. Cuticula ist schwach,
o. Das Grundgewebe besteht grössteu Theils aus Pareuchymzellen, die gewöhnlich
in der Richtung der Längenaxe des Organs etwas langgestreckt sind, besonders je näher
sie den Gefässbündeln liegen. Die Wände derselben sind am öftesten etwas collenchymatisch.
4. Intercellulargänge fehlen oder sind äusserst unbedeutend.
5. Alle Zell wände sind aus reiner Cellulose, die Tracheiden imXylem ausgenommen,
die schwach verholzt sind.
6. Stärke findet sich in Menge im Grundgewebe der Wurzel und des Stengels,
weniger und kleiner in den Blättern. Die Körner sind einzeln oder zusammengesetzt ohne
deutliche Schichtung. Sie fanden sich oft in einer erstarrten Protoplasmamasse eingelagert,
in der sie, wenn herausgefallen, Löcher hinterliessen.
7. Kieselausscheiduugen in den Zellen werden in allen Organen der Pflanze
in Menge angetrofl'en. Hierüber ist andernorts berichtet. Verf. hat in den kieselführenden
Zellen niemals Chlorophyllkörner gefunden.
Alle die erwähnten Arten haben einen über das Substrat kriechenden, rhizomähn-
462 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — Allgem. Morphol. d. Phanerogamen.
liehen aber blattlosen Körper, der sich als eine Wurzel erwiesen hat, und aus dem die
laubblattti-agenden und blühenden Sprosse sich entwickeln. Die Wurzeln sind vollständig
plagiotrop und ausgeprägt dorsiventral mit einer flacheren Bauchseite und einer gewölbten
Rückeuseite; sowohl die Sprosse als die Wurzelzweige entspringen aus den Flanken. Die
Form des Centralcylinders ist wie die der ganzen Wurzel ; sein anatomischer Bau wird ein-
gehend geschildert. Die Wurzelspitze ist von einer Wurzelhaube gedeckt, die eine schiefe
Stellung hat, indem sie an der Bauchseite kürzer ist. Eine Wurzelregeneration findet sehr
oft statt. Wurzelzweige entstehen endogen, aber ohne bestimmte Ordnung. Die Wurzel ist
an die Unterlage befestigt theils durch Wurzelhaare, theils durch einige eigenthümliche
vom Verf. Ilapteren genannte Organe, die mit den Wurzeln einige Aehnlichkeit haben,
aber in mehreren Verhältnissen von denselben abweichen, u. a. dadurch, dass sie exogenen
Ursprungs sind und sich exogen verzweigen. Die Wurzel spielt dieselbe Rolle bei diesen
Pflanzen, wie das Rhizom bei vielen mehrjährigen Kräutern; aus ihr entspringen die Sprosse.
Die Wurzelsprosse entstehen gewöhnlich paarweise und immer endogen; sie sind
stark dorsiventral. Die Blattstellung ist Va- Die Blattformationen sind zwei, Niederblätter
und Laubblätter; diese mit breit scheidenförmigem, halb umfassendem Basaltheile und fieder-
spaltiger Lamina, deren Abschnitte acropetal angelegt werden. Die normale Verzweigung
der Sprosse geschieht auf eine vom gewöhnlichen bei den Blüthenpflanzen sehr abweichende
Weise. Die Knospen stehen nämlich nicht in der Mediane der Blaltachseln, sondern an der
Basis des notoscopen Randes der Blätter und ausserhalb der Stipula, von der sie umfasst
werden, aber dafür wird eine äussere Stipula gebildet. Echte Achselknospen im Median-
plane des Blattes und innerhalb der inneren Stipel gestellt sind nur in einem einzigen Falle
bei Podostemon Ceratoi^hyllum beobachtet. Die Abhandlung schliesst mit einer Schilderung
des anatomischen Baues des Stengels und der Blätter. (Siehe ferner Ref. No. 52, 81, 95.)
0. G. Petersen.
45. F. Delpino. II Materialismo nella scienza. Discorso inaugurale dell' anno scolastico
1880/1881. (Aunuario della R. Universitä di Genova 1881.)
Nach Anschauung des Verf. lassen sich die meisten Phänomene der Physiologie und
Biologie in der Pflanzenwelt weit besser durch Annahme einer Art Intelligenz und eines
„freien Willens" der Vegetabilien erklären, als durch die modernen monistisch-materialistischen
Erkläruugsweisen.
Verf. wendet sich in dieser Eröffnungsrede mit Heftigkeit gegen diese von vielen
neueren Forschern verfolgte Richtung, und sucht durch philosophische und satyrische Gründe
die Thatsachen zu widerlegen, die jener Anschauung zu Grunde liegen. Auf die zahlreichen
Einzelheiten, welche Verf. für seine Anschauung und gegen die der modernen Schule vor-
bringt, kann hier nicht eingegangen werden — thatsächlich wird nichts Neues erbracht,
wohl aber wird manches Alte falsch gedeutet. 0. Penzig.
46. R. Pirotta. Suir indirizzo e progresso degli stodi botanici nell' epoca attaale. (Lo
Spallanzani, Ser. II, Anno X, 1881, fasc. 2—3. Modena 1881, 5 p., 8".)
Antrittsvorlesung des Professor Pirotta an der Universität Modena: Auseinander-
setzung des heutigen Standpunktes der botanischen Wissenschaft und der Richtung der
modernen Schule. Verf. geht namentlich auf die Veränderungen ein, welche die vergleichende
Anatomie und Morphologie in der letzten Zeit erfahren haben, und bespricht die Principieu
des mechanischen Aufbaues der Pflanzen. Auch der wichtigen Entdeckungen auf dem Gebiete
der Embryologie und Befruchtungslehre wird gedacht und die daraus erhellenden Conse-
quenzen gezogen; schliesslich wird die Biologie als ein selbständiger Zweig der Botanik
dargestellt und die letzten überraschenden Funde auf diesem Gebiet (Symbiose, Dichogamie,
carnivore Pflanzen) geschildert. Alle Zweige der neueren Botanik stimmen darin überein,
die mannigfachen Lebenserscheinungeu der Pflanzen (wie überhaupt aller Organismen) auf
wenige, mechanisch-physische Vorgänge zurückzuführen. 0. Penzig (Padua).
47. F. Delpino. Rivista botanica dell' anno 1880. (Annuario Scientifico Italiano, XVII,
1880. Milano 1881, 100 p. in 8".)
Wie alljährlich, bespricht Verf. auch für 1880 die wichtigsten in diesem Jahre
erschienenen Arbeiten auf dem Gesammtgebiet der Botanik; Morphologie und Biologie sind
Allgemeines. 4ß3
am eingehendsten berücksichtigt. Von Originalzusätzen finden wir nur eine Anzahl An-
merkungen, welche Verf. zu den Angaben F. Mueller's (Weitere Beobachtungen über die
Befruchtung der Blumen durch Insecten, II. Theil, 1880) über entomophile Pflanzen macht
und welche manches Neue enthalten. Doch kann auf die Einzelheiten hier nicht eingegangen
werden. 0. Pen zig.
48. L Camerano e M. Lessona. Primi elementi della Botanica ad uso dei Ginnasi. —
(Primo studio delle piante, per il terzo anno dol ginnasio. Milano 1881, XII und 18G p.
in 8", mit 150 Holzschnitten.)
Ein Leitfaden zur Einführung in das Studium der Botanik auf dem Gymnasium,
nach Vorschrift des vom Kgl. Italien. Unterrichtsministerium herausgegebenen Programmes.
Das Werk zerfällt in 62 Capitel, von denen die ersten 59 die Organographie und
Beschreibung einer grossen Anzahl von gemeineren Pflanzen behandeln. Die so im Text
zerstreut vorgetragenen Thatsachen werden in Cap. 60 „lieber die verschiedenen Theile der
Pflanzen" systematisch zusammengestellt; Cap. 61 bespricht die Classificationen, i. e. die
Systematik, und Cap. 62 giebt eine Anleitung zum wissenschaftlichen Studium und zum
Sammeln der Pflanzen.
Die Behandlung lässt mehrfach zu wünschen übrig und ist nicht überall dem heutigen
Stande der Wissenschaft gerecht; viele kleine Irrthümer stören; von Anatomie und Biologie
der Pflanzen ist kaum die Rede.
Ein Fehler ist der gänzliche Mangel der lateinischen Pflanzennamen, die italienischen
Volksnamen sind nicht für alle Provinzen gemein und geben, wie anderwärts, viel Anlass
zu Verwirrung.
Die Holzschnitte sind meist Copien aus anderen Werken; die wenigen Original-
zeichnungen schlecht ausgeführt. 0. Pen zig (Padua).
49. F. Delpino. Fondamenti di Biologia vegetale. (I. Prolegomeni. Rivista di Filosofia
I, 1, 1881. Milano 1881. 24 p. in 8".)
Wie schon in mehreren Arbeiten früheren Datums, so auch in dieser dringt Verf.
darauf, dass die „Biologie" als ein eigener selbständiger Zweig der Botanik behandelt werde,
wie ihr schon längst ein autonomer Platz in den zoologischen Studien angewiesen ist. Der
erste Theil der Arbeit enthält mehr Philosophie, als Botanik : er ist der Umschreibung und
Charakterisirung des neuen Studiums gewidmet, Verf. geht von dem Begrifi' aus, dass alle
Organismen, die einfachsten wie die complicirtesten, in ihrer Organisation ein Centrum und
eine Peripherie zeigen. In den zusammengesetzteren Organismen, wie die höheren Pflanzen
sind, habe sogar jedes Organ, jedes (morphologische) Individuum, wie z. B, jeder Spross,
jede Blüthe, jede Knospe, ihr Centrum, In den Lebensfunctionen nun lassen sich nach
Delpino zweierlei Categorien unterscheiden, nämlich Functionen, welche sich auf das centrale
System der Organismen beziehen, und solche, welche das peripherische System berühren:
während die ersteren Functionen unter das Reich der reinen Physiologie fallen, würden die
letzteren gerade das Object der „Biologie" bilden.
Von den fünf allen Organismen gemeinsamen Functionen, d, h. Ernährung, Circulation,
Erneuerung der Gewebstheile , Fortpflanzung und sexuelle Functionen sind einzelne ganz
dem inneren, „centralen" Leben angehörig — so die Circulation, die Erneuerung der Gewebs-
theile, und fallen desshalb dem Studium der Physiologie zu: andere müssen zu den Erscheinungen
des äusseren, peripherischen Lebens gerechnet werden, und bilden daher Studienobjecte der
Biologie. Zu diesen letzteren gehören natürlich vor Allem die Erscheinungen, welche sich
auf die Beziehungen der Pflanze zur Aussenwelt beziehen — Bewegungserscheinungen, Schutz
gegen Feinde etc. etc.
Da gerade die Einflüsse der Aussenwelt auf die Ausbildung der Organismen eine
hohe Wichtigkeit haben, ist das Studium der Biologie für die Morphologie und für die
Transformationslehre von grosser Bedeutung.
Aus demselben Grunde aber, weil eben die morphologischen Verhältnisse mehr von
den äusseren Bedingungen beeinflusst werden, als die anatomisch- physiologischen {? Ref.),
und daher mehr der Variabilität unterworfen sind, dürfen sie nicht als Basis für die
systematische Eintheilung genommen werden; höchstens für Unterscheidung der kleineren
464 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — Allgem. Morphol. d. Phanerogamen.
Gruppen (Art, Gattung, Tribus, Familie) hält Delpino die morphologische Differenzirung
für verwendbar. Er nimmt auch für die Pflanzen, wie für die Thiere, eine Art psychologische
Thätigkeit in Anspruch, welche eben die Aeusserungen der biologischen Functionen hervorruft.
Die Applicatiouen der Biologie seien vielseitig, und je nach den verschiedenen
Gesichtspunkten, die man im Auge hat, könne man sie auf verschiedene Weise studiren.
So existire eine „Biologische Phytographie" — das Studium der Pflanzenverbreitung auf
Grund der biologischen Eigeuthüuilichkeiten jeder Art, eine „Biologische Morphologie",
welche die Anpassung verschiedener Organe zu analogem Zweck studirt u. s. w.
In diesen Prolegomena giebt Verf. ein allgemeines Schema, nach dem man die
einzelnen biologischen Functionen studiren kann und das wir hier wiedergeben.
A. Biologische Funktionen, welche der Ernährung untergeordnet sind.
a) Aufnahme der Rohmaterialien.
1. Stellung, Figur und andere äussere Charaktere in Beziehung zu dem Substrat
(Boden und Wasser).
b) Verarbeitung der Kohlenhydrate.
2. Stellung, Gestalt und äussere Charaktere der Blätter, der Phyllodien und der
Phyllocladien.
c) Secunudäre oder usurpirte Nahrungsaufnahme.
3. Organe und Apparate der fleischfressenden Pflanzen, der Parasiten, der Saprophyten ;
ächter Parasitismus; Symbiose (parasitismo gregario?)
d) Entwickelung von Haftorganen.
4. Haftorgane, windende Stengel etc., Ranken, Haftwurzeln; Schwimmapparate,
Lückengewebe, Epiphytismus.
e) Schutz- und Wehrvorrichtungen.
5. Schutz gegen allgemeine äussere Einflüsse, Scheiden, Nebenblätter, Bracteen,
Schuppen, Hüllen, Epidermis, Haare, Kork,,Borke, Schleimzotten, Harzausscheidung,
Wachsdecken; Pflanzeuschlaf.
G. Wehrvorrichtungen gegen Thiere: Stacheln, Dornen, Brennhaare, Milchsaft,
giftige Säfte, einfache und zusammengesetzte Haare, Filz, Klebhaare, Secrezioneu,
Saftmale, andere ameiseulockende Vorrichtungen.
B. Biologische Functionen, welche der Befruchtung untergeordnet sind.
a. Vorrichtungen zur Kreuzbefruchtung (Dichogamie).
1. Hydrophile Pflanzen.
2. Anemophile Pflanzen.
3. Zoidiophile Pflanzen.
b. Vorrichtungen zur Selbstbefruchtung (Autogamie).
4. Kleitostogame und homogame Pflanzen.
C. Biologische Functionen, welche der Dissemination untergeordnet sind.
1. Autodynamische Aussäungsvorrichtungen.
2. Aussäung durch Hülfe des Windes.
3. Desgleichen durch Vermittelung von Thieren.
4. Desgleichen mittelst des Wassers. 0. Pen zig.
2. KeimTing.
50. Th. V. Heldreich. Beobachtungen von Dr. J. F. Jul. Schmidt über den Hergang der
Keimung von Phoenix dactylifera L. (Botan. Ceutralblatt VHI, 1881, S. 380, tab. 1.)
Lithographien zweier Keimpflänzchen von Phoenix dactylifera mit Erklärung.
51. F. A. Tscherning. Die Keimpflanze der Cucurbitaceen. (Botanische Zeitung, 39. Jahrg.,
1881, S. 399-400.)
Das von Flahault 1877 beschriebene, auch von Darwin in seinem Werke über das
Bewegungsvermögeu der Pflanzen besprochene Organ der Keimlinge von Cucurbitaceen,
mittelst dessen die Entfaltung derselben befördert wird, hat Verf. schon 1872 in seiner zu
Tübingen erschienenen Inaugeraldissertation beschrieben und wahrt sich hier bezüglich der
Beobachtung desselben die Priorität.
Caulome; Verzweigung. 465
3. Caulome; Verzweigung.
52. E. Warming. Familien Podostemaceae. (Siehe Ref. No. 44.)
An den Seiten der Wurzeln entspringen Ausläufer, welche paarweise stehen und
in acropetaler Reihenfolge oder zuweilen zu mehreren Paaren gleichzeitig erscheinen. Sie
sind endogenen Ursprungs, dorsiventral, aber nicht in so ausgeprägter Weise wie bei Castelnavia
oder Marathriim, beblättert, die ersten Blätter sind 2 Schuppen, die folgenden Laubblätter.
Dieselben sind auf den Seiten der Sprosse in Va" Stellung angeordnet, das erste Blatt steht
auf der basiskopen Seite.
Der Stengel hat keine Spitze, da das jüngste Blatt fast terminal ist und zwischen
den beiden nächstälteren entsteht. Die Seitensprosse drehen sich so, dass ihre Dorsalseite
fast in dieselbe Lage kommt wie der Mutterspross. Zuweilen findet sich dichotomische
Verzweigung und das dithecische Blatt steht dann in der Gabelung. Sympodien sind Regel,
Monopodien selten. Die Seitenzweige können 1—3 Blätter tragen, bevor sie blühen. Wahre
Achseltriebe wurden nur einmal beobachtet.
53. 0. Teichert. Die Veredelung des Nadelholzes. (Lebl's Illustrirte Gartenzeitung XXV,
Stuttgart 1881, S. 35-36.)
Die Coniferen können leicht veredelt werden; dies geschieht durch Pfropfen von
krautigen Trieben auf krautige im Mai, oder durch Pfropfen in den Spalt, besser durch
Anspitzen und Accrochiren im August. Zu Unterlagen nimmt man dem Edelreis möglichst
ähnliche Arten, bei den Abietineen solche mit gleicher Nadelzahl oder gleicher Nadelstellung.
Auf Piniis silvestris L. kann man alle, auch die mexicanischen PiwMS- Arten veredeln, am
besten aber die zwei- und dreinadeligen; für die der P, austriaca Höss. und P. Laricio
Poir. ähnlichen verwendet man diese Arten mit Vortheil, für die fünfnadeligen dient P.
Strobus L. oder besser P. Cembra L. als Unterlage. Für die Cedern nimmt man ebenfalls
P. silvestris als Wildling, besser jedoch Larix europaea DC, auf welche man auch andere
Larix veredelt. Alle Äbies- Arten setzt man auf Abies pectinata DC, die Tsuga- Artea
ebenfalls auf diese oder auf Tsuga canadensis Endl.; Picea excelsa Link dient als Unter-
lage für alle Pzcea-Arten, wird aber besser für die der P. alba Link und P. nigra L. ähn-
licheren Species durch diese ersetzt. Für Araucarien nimmt man A. brasiliensis A. Rieh,
oder die Wurzeln von A. imbricata. Dammara werden auch auf Wurzeln veredelt; die
Taxineen auf Taxus baccata L., die Cupressineen und Junipereen alle auf Thuja, doch
nimmt man mit Vorliebe Juniperus virginiana L. für alle feineren Junipereen: Biota
orientalis Eudl. für deren Spielarten; Thuja occidentalis L. für Thuja; Biota und Cupressus
für Thuiopsis und Fresnellia; Biota, Thuja, Thuiopsis borealis Hort, und Cupressus Law-
soni für Libocedrus und Chamaecyparis; Taxodium distichum Rieh, für die Taxodien und
Glyptostrobus ; Cryptomeria japonica Don für deren Spielarten und Athrotaxis; Juniperus
virginiana L, für Wellingtonia gigantea Ldl.; Dacrydium cupressinum Sol. für die Dacrydien.
54. P. Magnus (Verhandlungen des Botan, Vereins der Prov. Brandenburg, 23. Jahrg. 1881,
Berlin 1882, p. XXXI-XXXII)
bespricht eine Pfropfhybride der Kartoffel, welche von Hofgärtner Reuter
seit 1874 durch Knollen alljährlich vermehrt wurde und constant geblieben ist.
55. M. Lebl. Interne Vegetation der Kartoffel. (Wiener Landw. Zeitg., 31. Jahrg. 1881,
No. 33, S. 249. Biedermann's Centralbl. f. Agriculturchemie etc., 11. Jahrg. 1882, S. 67.)
Theilt eine wiederholt gemachte Beobachtung des Franzosen Lacharme mit, derzu-
folge Kartoffeln, welche in einem kühlen, trockenen Keller aufbewahrt und deren Keime
beständig entfernt wurden, sich im September der Länge nach spalteten, worauf aus ihrem
Innern kleine KnöUchen hervorkamen, die zur Wallnussgrösse heranwuchsen.
K. Wilhelm.
56. L. Celakovsky. Morphologische Beobachtungen 1. lieber eine Art extraaxillärer Sprosse
am Rhizome gewisser Carices. (Sitzungsberichte der K. Böhmischen Gesellschaft der
Wissenschaften, Prag 1881, mit Tafel.)
Die kriechenden Rhizome von Carex arenaria L., C. ligerica Gay, C. brizoides L.,
C. Schreberi Schrank, C. curvata Knaf, C. divisa Host zeigen extraaxilläre Sprosse, welche
Botanischer Jahresbericht IX (1881) 1. Abth. 30
466 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — Allgem. Morphol. d. Phanerogamen.
auf der Oberseite des Rhizoms dicht unter den Niederblättern in der Verlängerung der
Mediane derselben entspringen. Aus diesen Niederblattknospen entwickeln sich später die
blühenden Stengel. Bei Carex arenaria und Schreberi stehen die Niederblätter des Rhizoms
zweizeilig auf dessen Ober- und Unterseite und regelmässig unter jedem vierten Blatt
befindet sich eine der extraaxillären Knospen. Eine solche besteht aus einem normal nach
hinten fallenden Niederblatt, in dessen Achsel eine Knospe steht, und aus weiteren damit
spiralig abwechselnden Schuppen, welche steril bleiben. In der Achsel der ersten Schuppe
des letztgenannten Achselsprosses befindet sich wiederum eine Axillarknospe. Es besteht
demnach das Rhizom jener Carex -Arten aus sympodial verbundenen Stücken, bei welchen
das oberste gestreckte Internodium jedes Stückes mit dem untersten Internodium des nächst-
oberen Stückes congenital verbunden bleibt. Ob hier Dichotomie stattfindet, oder ob der
das Rhizom fortsetzende Seitentrieb die Endknospe zur Seite schiebt, konnte Verf. nicht
erfahren. Thatsächlich ist auch die gemeinsame Emporhebung von Terminal- und Achseltrieb
bei den extraaxillären Knospen auf kurzem Internodium zu beobachten.
'57. L. Celakovsky. Morphologische Beobachtangen. 4. Ueber eine eigenthümliche Art
des Perennirens der Stellaria holostea und anderer Alsineen. (Sitzungsberichte der
K. Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften, Prag 1881, mit Abbildungen.)
Stellaria holostea überwintert ausser mittelst Rhizomknospen auch durch Achseltriebe
am scheinbar todten vorjährigen Stengel, der indessen im Innern einen saftigen, grünen,
axilen Cy linder enthält, durch welchen die Ernährung besorgt wird. Die Rinde ist dabei
vollständig von diesem Centralcylinder abgetrennt, was durch deren grosslumige innere Zellen
erleichtert wird. — Bei Cerastium triviale findet eine ähnliche Entstehung neuer Triebe
aus scheinbar abgestorbenen vorjährigen Stengeln statt.
58. M. T. Masters. Note on the Foliation and Ramiflcation of Buddleia anricnlata. (Journal
of the Linnean Society XIX, London 1881/82, p. 201—204.)
JBuddleia anriculata Benth. hat gelegenthch in einer ßlattachsel nicht nur eine,
sondern bis drei über einander stehende Achselsprosse, von denen der oberste, an der Axe
emporgehobene, der älteste und kräftigste ist und sich auch gewöhnlich allein zu einem Ast
entwickelt. Aehnlich verhält es sich bei B. eurviflora, asiatica, macrostachya und in der
Inflorescenz von B. Colvillei; bei B. glohosa wächst manchmal mehr als eine Achselknospe
in einen Ast aus. Ueber andere Fälle vielfacher Knospen vgl. Guillard in BuUet. de la
Soc. botan. de France IV (1857), p. 937 und Bourgeois et Damaskino 1. c. V (1858), p. 598.
59. Lindberg, üeber die Inflorescenz der Gramineen. (Meddelanden of Societas pro Fauna
et Flora Fennica 1881. Helsingfors.)
Der Blüthenstand der Gramineen ist nicht centripetal. Daher muss man für centri-
petale Aehren (Plantago, Muscari, TriglochinJ eine neue Benennung: Blütheustange, pertica,
wählen. — Bezüglich der Spelzen ist Verf. der Ansicht, dass die Deckspelzen als Decke des
ganzen Aehrchens zu betrachten sind, die Deckblätter der Blüthen dagegen als besondere
Blüthendecke und die Klappen als Kelchblätter. Namentlich ist das äussere Deckblatt ein
umgewandeltes Blatt, wie durch einen monströsen Alopecurus pratensis bewiesen wird, bei
welchem sich die äusseren Deckblätter in gewöhnliche Laubblätter, aber mit dem normalen
borstenartigen Fortsatz, verwandelt hatten.
60. L. Celakovsky. Nene Beiträge zum Verständniss der Borragineenwickel. (Flora,
64. Jahrg., Regensburg 1881, S. 465—478, 481-491.)
Zerfällt in 3 Abschnitte.
1. Ueber den Anschluss des Kelches an das Vorblatt. Durch neue ein-
gehende Untersuchungen der Borragineenwickel an Asperugo procumbens und Omphalodes
scorpioides findet Verf. nicht nur die Wickeltheorie bestätigt, sondern auch die bisherige
Annahme von zwei Vorblättern jeder Blüthenaxe der Wickel als unrichtig erwiesen. — Es
kommen zwei Modificationen der Hauptwickel vor, welche auf der beigegebenen Tafel dia-
grammatisch dargestellt werden. Bei der einen fällt das Vorblatt des ersten achselständigen
Blüthensprosses zum anodischen Rande des obersten Stengelblattes als ersten Deckblattes
hin, und alle Bracteen der Wickel mit Einschluss des obersten Stengel blattes berühren mit
ihrem kathodischen Rande die Dorsalseite, reichen dagegen mit ihrem anodischen Rande auf
Caulome; Verzweigung. 4ß7
die Ventralseite der Wickel herab. Dabei ist zugleich die erste achselständige Blüthe
antidrom zur Terminalblüthe des Stengels. — Bei der zweiten häufigeren Modificatiou fällt
die zweite Bractee der Hauptwickel nach links vom Tragblatt, also nach dessen kathodischer
Seite, und der Kelch der auf die Terminalblüthe folgenden Blüthe ist mit jener homodrom.
In beiden Fällen aber sind die folgenden Bracteen nach dem Gesetz der Wickel in bestimmter
Stellung fixirt und die folgenden Blüthen stets antidrom. Dies rührt daher, dass die erste
Blüthe eben eine Terminalblüthe des ganzen Stengels ist und kein Deckblatt hat. Die
zweite Blüthe ist also nicht gebunden bezüglich eines bestimmten Ortes ihres Vorblattes,
während von nun an die dritte und alle folgenden Blüthen sich nach den vorausgegangenen
richten. Die beiden ersten Blüthen der Terminalwickel der Borragineen können also sowohl
antidrom als homodrom sein.
Eine eingehende Besprechung erfährt die Wydler'sche Annahme zweier Vorblätter
jedes Wickelsprosses und der Nachweis der Unzulässigkeit derselben, Verf. zeigt, dass die
Blüthe der Borragineen bei Anwesenheit zweier Vorblätter hintumläufig, bei nur einem Vor-
blatt vornumläufig ist und verlangt, dass man nicht nur die Blüthe in ihrem Anschluss an
das nächste Vorblatt, sondern auch den ganzen Blüthenspross sammt Vorblättern seinem
Anfange nach als vorn- oder hintumläufig unterscheiden solle. Nach Erörterung der Kelch-
stellung unter Berücksichtigung des ümstandes, dass jeder Tochterspross schon bei der
Anlage mächtiger ist als der Hauptspross und dass deswegen das Deckblatt aus der Mediane
vom Vorblatt weg verschoben erscheint, ergiebt sich als nunmehr völlig feststehender Satz,
dass die Borragineen-Blüthe in der Wickel die Kelchstellung einer vornumläufigen Blüthe
mit nur einem seitlichen Vorblatt, an welches das erste Kelchblatt mit ^s anschliesst, besitzt.
Nach einem Excurse über die entwickelungsgeschichtliche und die vergleichende
Richtung der Morphologie theilt Verf. noch Einzelnheiten über die Kronendeckung von
Äsperugo mit, welche gewissen Schwankungen unterliegt, denn es kommen quincunciale und
cochleare, aufsteigend rechtsgedrehte Lagen vor.
2. üeber Omphalodes scorpioides Schrank. Hier giebt Verf. eine Dar-
stellung der Verzweigungsweise, durch welche namentlich unter Berücksichtigung einiger
abgebildeter seltener Fälle die Dorsiventraltheorie zurückgewiesen und der Wickel zu ihrem
alten Recht verhelfen wird. Auf Einzelheiten kann ohne Weitläufigkeit nicht gut ein-
gegangen werden.
3. Vergleichung der Borragineen-Wickel mit der Wickel der Crassu-
laceen. Sowohl der fertige Zustand wie die Entwickelung dieser Inflorescenzen stimmen
mit einander überein, doch wird bei Echeveria das jeweilige Deckblatt viel früher angelegt
als bei den Borragineen, wo es entweder verspätet oder gar nicht zur Anlage kommt.
61. S. H. Vines. The history of the scorpioid cyme. (Journal of Botany, new series
vol. X, 1881, p. 3-9, fig. 1-2.)
Verf. zählt die Erklärungen der „scorpioiden Cyma", welche dieselbe bei den Autoren
gefunden hat, auf, und berücksichtigt A. P. de Candolle (Organographie vegetale I, 1827,
p. 414), K. Schimper (Flora 1835, p. 189), Bravais (Annales des Sciences naturelles 1837),
Bayer (Elements de Botanique 1857), Le Maout et Decaisne (Traite General 1868), Duchartre
(Clements de Botanique 1877), Hofmeister (Allgemeine Morphologie 1868, S. 435), Sachs
(Lehrbuch 1874, S. 574), Eichler (Blüthendiagramme I, 1875, S. 34), Bentley (Manual of
Botany 1873, p. 200), Balfour (Manual 1875, p. 185), Masters (Henfrey's Elementary Course,
letzte Ausgabe, p. 83) und Henslow (Transactions of the Linnean Society of London 1880;
siehe Bot. Jahresbericht für 1880). Es zeigt sich, dass der Ausdruck „cime scorpioide''
De Candolle's von diesem und Decaisne für alle einseitigen cymösen Blüthenstäude gebraucht
wird, von allen anderen Autoren aber nur für eine besondere Form derselben, für die Wickel.
Verf. verlangt, dass in Zukunft stets angegeben werde, ob die cime helicoide oder die cime
scorpioide gemeint sei, und fragt sich, ob die Theorie dieser Inflorescenzen auch mit der
Wirklichkeit übereinstimme? Henslow habe gezeigt, dass diese Inflorescenzen nicht immer
Sympodien, sondern oft Monopodien seien, doch sei die Erklärung zu theoretisch und passe
nicht auf alle Fälle. Der einzige Weg, Fragen dieser Art zu entscheiden, sei die Verfolgung
der Entwickelungsgeschichte, und diese lehre folgendes. Kaufmann fand, dass die Inflorescenz
30*
468 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — AUgem. Morphol. d. Phanerogamen.
von Symphytum peregrinwn, Myosotis palustris, Anchusa officinalis etc. durch wiederholte
Dichotomie einer Axillarknospe zu Stande komme; dies wurde von Warming, Pedersen und
Kraus bestätigt, soweit es Inflorescenzen mit Bracteen betrifft. Dagegen sind nackte Cymen
wie bei Myosotis und Hcliotropium Monopodien mit abgeplattetem Vegetationspunkt, welcher
zwei Reihen von Blüthenanlagen auf seiner dorsalen Fläche trägt. Die neueren Unter-
suchungen von Goebel (Arbeiten d. Bot. Inst, in Würzburg II, 1880) bestätigen diese An-
sieht und dehnen dieselbe auch auf andere Borragineen, Hyoscyamus niger und Klugia
Notoniana aus. — Demnach sei Schleiden's Ausspruch, dass die „Cyme scorpioide" nur
eine Fiction sei, erwiesen, und diese Infloresceuz müsse eine „einseitige Traube" genannt
werden. Die sympodialen Zweigsysteme müssten so lange mit Zweifel angesehen werden,
als nicht die Entwickelungsgeschichte Klarheit darüber verbreitet habe. Nur dadurch werde
man die Wissenschaft aus den Netzen der Naturphilosophie befreien, welche so lange die
Fortschritte derselben gehemmt hätten.
62. G. Syme. Entada SCandCDS. (The Gardeners' Chronicle XV, 1881, p. 430, fig. 82.)
Der über 150 Yards lang werdende windende Stamm dieses Schlingstrauches zeigt
ein ausserordentlich excentrisches Wachsthum seines Holzkörpers, so dass das Mark an der
äusseren Seite der Windungen in einem scharf vorspringenden Kiel des Stammes enthalten
ist. Eine Abbildung ist der Besprechung beigefügt.
63. 0. Drude. Palmae in Flora Brasiliensis III, 2, fasc. LXXXV et LXXXVI, p. 251—584,
tab. 61—134.
Der Familiencharakteristik folgt eine organographische Auseinandersetzung mit den
Capiteln Stamm, Blatt, Spadix, Blüthe und Frucht. Jedes derselben enthält eine übersicht-
liche Zusammenstellung der morphologischen Vorkommnisse innerhalb des betreffenden
Orgaubegriffes, und einen darauf sich stützenden Gattungsschlüssel, welche hier folgen mögen:
Caudex.
I. Palmae acaules.
Aculei in foliis et spadicibus: Astrocaryi spec. nonnull.; Bactridis spec. rarae.
Inermes; foliis aequaliter pinnatisectis segmentis angustis: Diplothemü , Attaleae,
Maximilianeae et Orbigniae, rarius Coci species; Barcella.
Inermes, foliis inaequaliter pinnatisectis segmentis latis: Geonomae species.
II. Caudex arundinaceus.
Folia disticha caudicem longe investientia: Desmoncus.
Folia undique patentia, flabellinervia: Lepidocaryum.
Folia undique patentia, pinnatinervia.
Caudex saepe aculeatus, vaginis aculeatis (raro laevibus) superne obtectus: Bactris
(spec. pluriraae).
Caudex et vaginae inermes.
Segmenta angusta, recta: Coci et Glasiovae spec.
Segmenta latiora plerumque falcata: Geonoma (plurimae spec), Hyospathe.
Morenia, Chamaedorea, Kunthia.
III. Caudex cicatricosus , diametro magna, medulla ampla molli, plerumque depressus et
crassus.
Folia pinnatisecta, segmentis angustis: Baphia.
Folia palmata: Orophana.
Folia bifida vel irregulariter lacerata: Manicaria.
IV. Caudex cicatricosus (diametro tenuiore) vel columnaris, ligno duro et medulla minore,
plerumque altior.
1. Aculeatus, aut inermis sed folia (vaginae I) aculeata.
Folia palmata: Mauritiae sect. Diplorhipis, Orophoma sübinermis.
Folia pinnatisecta: Bactris (spec. majores), Ästrocaryum, Martinezia, Gui-
lielma, Acrocomia.
2. Caudex petiolorum basibus persistentibus gibboso-spinescens; folia palmata
radiantia : Copernicia.
Caulome; Verzweigung. 469
3. Caudex radicellis adventivis indurescentibus spinosus; folia palmata bisecta:
Acantorrhiza.
4. Caudex, vaginae et segmeuta laevia.
Caudicos radicibus validissimis adventivis aculeolatis suffulti usque supra solum
suspensi: Iriartea (excl. spec. aliis).
Kadicelli in soll superficie oriundae et affixae.
Caudex procerus, medulla moUi farinosa.
Folia palmata: Mauritiae sect. Moriche.
Folia pinnatisecta , segmentis deltoideis vel trapezoideis eroso-dentatis:
Iriartea, Catoblastus.
Folia pinnatisecta, segmentis lineari-lanceolatis integerrimis : Cocoineae
et Arecineae nonnullae, vide sub seq.
Caudex depressus vel speciosus, medulla intus tenuiore.
Petioli apex segmentis abortivis spinescens: Elaeis.
Segmenta linearia elongata aequalia: Diplothemium, Cocos (spec. multae),
Attalea, Orbignia, Maximiliana, Barcella.
Segmenta lineari-lauceolata vel lanceolata saepe confluentia ad apicem
falcata: Geonoma (spec. majores), Leopoldinia, Calyptronoma.
Segmenta eroso-dentata: Catoblastus.
Folia flabellata: Trithrinax.
Caudex excelsus vel procerus, medulla duriore: Maximilianea, Cocos (spec.
majores), Attalea. — Oenocarpus, Euterpe, Jessenia.
64. Rnssow. Ueber den anatomischen Baa der Lanbsprosse der Coriarieen. (Sitzungsber.
der Naturforscher-Gesellschaft bei der Universität Dorpat von G. üragendorf, Band VI,
Heft 1, 1881; Dorpat 1882, S. 87—94.)
Maxim owicz hatte gefunden, dass die altweltlichen Arten der Gattung Coriaria von
den amerikanischen streng geschieden sind, indem die ersteren ihre Blüthenstände an den
vorjährigen Zweigen, die letzteren an den diesjährigen entwickeln. Die Frage, ob auch in
anatomischer Hinsicht ein solcher durchgreifender Unterschied vorhanden sei, wird vom Verf.
bejaht, denn Coriaria myrtifolia L., japonica Gray, sinica Maxim, und nepalensis Willd.
besitzen Zwischenbündel im Stamm, C. microphylla Poir., riiscifolia L. und sarmentosa Forst,
dagegen keine, auch finden sich Verschiedenheiten im Bau der primären Markstrahlen.
Dagegen erlaubt die anatomische Structur der Coriarieae keinen Schluss auf die etwaige
Verwandtschaft dieser Familie mit denjenigen anderen Familien, welchen sie von verschiedenen
Autoren nahe geglaubt wurden. Nur mit den Phytolaccaceae Bivinieae finden vielleicht
Beziehungen statt.
65. A. Gravis. Note snr ane fascie des tiges souterraines da Spiraea salicifolia L.
(Comptes rendus des seances de la Societe royale de Botanique de Belgique, tome XIX,
1880, p. 68.)
Besprechung einer Fasciation des unterirdischen Stammes von Spiraea salicifolia L.
66. A. Gravis. Les fascies souterraines des Spirees. (Comptes rendus des seances de la
Societe royale de Botanique de Belgique 1881, p. 31—36.)
Die unterirdischen Axen von Spiraea sorbifolia L. sind zum Theil Rhizome, wie
aus dem Vorhandensein einer Endknospe, von Schuppenblättern und aus der anatomischen
Structur hervorgeht; an denselben kommen zuweilen Fasciationen vor. Caspary beschrieb
in den Schriften der Physicalisch-Oeconomischen Gesellschaft zu Königsberg in Pr. 1878
S. 149 eine gebänderte Wurzel von Sp. sorbifolia. Verf. ist indessen geneigt; auch in
diesem Fall die Stammnatur des in Rede stehenden Organes als wahrscheinlich anzunehmen.
67. A. Gravis. Les fascies soaterraines des Spirees. (Bulletin de la Society royale de
botanique de Belgique, tome XX, 1881, p. bO— 35.)
Die vom Verf. früher als zu Spiraea salicifolia L. gehörig beschriebene Fasciation
unterirdischer Theile stammt von Sp. sorbifolia L. ß. alpina DC. Trotz der Angaben
Caspary's glaubt Verf., dass es sich um unterirdische Axen, nicht um Wurzeln handelt, dies
auf Grund anatomischen Befundes.
470 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — Allgem, Morphol. d. Phaaerogamen.
68. A. Meyer. Beiträge zur Eenntniss pharmaceutisch wic^itiger Gewächse: 2. Ueber
die Rhizome der officinellen Zingiberaceen , Curcuma longa L, C. Zedoaria Roscoe,
Zingiber officinale Roscoe, Alpinia officinarum Hance. (Archiv der Pharmacie 6. Reihe,
15. Band, 1881 [218], S. 401—429.)
Beginnt mit einer kurzen Besprechung des Blüthenaufbaues der Zingiberaceen und
geht dann zu derjenigen der Rhizome über. — Curcuma longa L. bildet in jeder Achsel
der zweizeilig stehenden Scheidenblätter der RhizomknoUe eine Knospe, deren erstes Blatt
der Knolle adossirt ist. Diese Knospen entwickeln sich zwar acropetal, doch wachsen die
mittleren schneller als die oberen und unteren; alle dringen senkrecht in die Erde, ebenso
ihre auf der Unterseite der Primäräste geförderten Nebenzweige, Nach einigen Monaten
wächst die Terminalknospe in einen schlanken Stengel aus, der sich schon mit seinen ersten
Internodien aufwärts wendet und senkrecht über die Erdoberfläche emporwächst. Sobald
die ersten Blätter den Boden überragen, schwillt die unterirdische Axe der Laubknospe
an und bildet eine stärkeführende Knolle. Auch die Wurzeln schwellen entweder ihrer
ganzen Masse nach (bei kleinen Pflanzen) oder nur auf eine kürzere Strecke knollenförmig
an und werden zu Reservestoffbehältern.
Curcuma Zedoaria Roscoe verhält sich in morphologischer Hinsicht der vorigen
sehr ähnlich, nur hat sie reichliche Nebenwurzelbildung an den ziemlich dicken Haupt-
wurzeln; kaum verschieden wohl auch Curcuma aromatica Salisb., C. angustifoUa Roxb.,
C. cordata Wallich, C. leiicorrliiza Roxb. und Zingiber Cassumuna Roxb.
Bei Zingiber officinale ist das Rhizom ein schraubelartig entwickeltes Sympodium,
dessen Glieder eine wechselnde Zahl von Internodien aufweisen. Die Rhizomzweige steigen
schief aufwärts und wachsen, ohne sich zu verdicken, in Laubtriebe aus. Die Mediane aller
Blätter und daher auch Sprosse fällt in eine Ebene.
Alpinia officinarum. Hance war dem Verf. im lebenden Zustande nicht zugänglich,
aber Elettaria Cardamomum verhält sich derselben morphologisch sehr ähnlich. Bei dieser
Pflanze bildet ein primärer Seitenspross des Rhizomes zunächst eine Anzahl steriler Scheiden-
blätter an 4—7 kurzen Internodien, dann mit der Krümmung nach aufwärts Knospen in
den Achseln von 5 — 6 Scheidenblättern. Von diesen Knospen sind zwei mittlere gefördert
und können sich in ähnlicher Weise weiter verzweigen; sie selbst bleiben steril und bilden
nur Laubblätter. Das erste Blatt jedes Seitensprosses ist der Abstammungsaxe adossirt,
die Blätter stehen zweizeilig, aber schon in der Knospe weicht das 3. bis 6. von dieser
Stellung etwas ab und endlich wird die Drehung des Stengels, welche dieses Verhalten
bedingt, so stark, dass schon an den aufwärts wachsenden oberirdischen Theilen eines Seiten-
sprosses die Mediane der Blätter ungefähr rechtwinkelig zur Mediane des Muttersprosses
steht. Die Blüthenzweige entspringen aus den Achseln der oberen Scheidenblätter. Aehnlich
verhalten sich auch Amomum xanthioides Wallich, A. suhulatum Roxb. und Alpinia lingui-
formis Roxb.
69. A. Meyer. Beiträge zur Eenntniss pharmaceatisch wichtiger Gewächse: 1. Ueber
Smilax China L. und über die Sarsaparillwurzeln. (Archiv der Pharmacie, 3. Reihe,
15. Band [218], 1881, S. 272-291.)
In dieser Arbeit werden neben den vom pharmaceutischen Standpunkte wichtigen
Verhältnissen der officinellen Smilax-Avien auch die morphologischen Merkmale der unter-
irdischen Theile derselden besprochen und durch Holzschnitte erläutert. Es können zwei
Typen unterschieden werden. Beim ersten (Smilax asperaj ist das Rhizom ein verzweigtes
Monopodium mit nicht knollig verdickten Internodien, die hin und wieder verkürzt erscheinen;
beim zweiten (Smilax lanceaefolia?, scylanica?, ovalifolia, JPseudo-Cliina?) ein wickelartig
gebautes Sympodium, dessen untere oder alle Internodien anschwellen und Reservestoffbehälter
bilden; bei Smilax lona-nox L, und S. China wachsen die stark verdickten Sprossglieder
wirr durch einander, und es findet hier wohl unregelmässige Entwickelungsfolge der Knospen
statt, ausserdem findet sich noch Vermehrung durch Ausläufer, welche sich ähnlich verhalten
wie das Rhizom des ersten Typus, aber auch Knollen bilden können.
Letzteres tritt namentlich bei Sm. China auf, wo die Internodien der Ausläufer
so ang sind wie an den oberirdischen Axen (5—10 cm) und ein umfassendes Scheidenblatt
Caulome; Verzweigung. 47 1
tragen, in dessen Achsel eine Knospe steht. Diese Knospen können sich zu Laub- oder
Khizomsprossen entwickeln ; erstere bleiben schlank, letztere verdicken sich in ihren unteren
Internodien bedeutend in acropetaler Folge, so dass Knollen entstehen,
70. A. Trecal. La ramiflcation dans les vegetaux est-elle partoat et tonjours acropete?
(Comptcs reudus des seauces de l'Academie des Sciences, tome XCIII, Paris 1881,
p. 1109—1115.)
Verf. bespricht von neuem die Frage, ob die Anlage seitlicher Organe oder Theile
in acropetaler oder basipetaler Richtung erfolgt, und bringt wieder Beispiele für das Vor-
kommen beider Richtungen bei. Namentlich wendet sich Verf. gegen die von Sachs in dessen
Lehrbuch vertretene Ansicht, dass zusammengesetzte Blätter zum acropetalen Typus gehören,
wobei S. sich auf die bei Helleborus, Amorphophalliis etc. stattfindende Entstehungsfolge
stützt. Bei Cej)lialana werden die Blättchen, wie aus Messungen hervorgeht, von oben nach
unten angelegt. Die Vergleich ung zusammengesetzter Blätter mit einer Wickel ist unstatthaft,
wenn alle Blättchen von dem nämlichen Punkt ausgehen. Auch der parallele Verlauf der
Gefässbündel in dem gemeinschaftlichen Blattstiel ist ein Argument dagegen, ebenso die
Art und Weise des Ansatzes derselben an einander bei manchen Blättern.
Eine nähere Besprechung findet ferner die Entstehungsfolge der ersten Gefässe in
den Blättern von Ceplialaria leucantha und Potentüla pensylvanica, so dass Verf. sich
bezüglich der letztgenannten Pflanze vor folgendem Resultat sieht:
„Das Blatt ist also fünfmal basipetal, 1. durch die Entstehung der Blättcheu,
2. durch diejenige der Zähne, 3. durch das Auftreten der Gefässe in den Mitteluerven der
Blättchen, 4. durch dasjenige der secundären oder Fiedernerven, 5. durch dasjenige der
Seitenuerven der Zähne.
Da es Blätter und Blättchen giebt, bei welchen die Zähne oder die Gefässe ihrer Fieder-
nerven von oben nach unten angelegt werden, so ist es klar, dass die basipetale Entstehung
von der wickelartigen Zusammensetzung unabhängig ist. Demnach ist die Verzweigung nicht
überall und nicht immer acropetal, dies zeigt auch die Anlage der Blättcheu selbst."
71. A. W, Eichler. Zum Verständniss der Weinrebe. (Jahrbuch des botanischen Gartens
und des botanischen Museums zu Berlin. I, 1881, S. 188—192, tab. 5.)
Die vom Verf. in dessen „Blüthendiagrammen" vertretene Ansicht, dass der Aufbau
von Vitis vinifera sympodial sei, stützte sich wesentlich auch auf einige Exemplare in der
Sammlung von A. Braun, bei welchen die stark entwickelte Ranke den Sympodialspross
mehr oder minder zur Seite gedrängt hat. Diese Belagexemplare werden iu vorstehend
genanntem Aufsatze abgebildet und besprochen. Es ergiebt sich aus denselben mit Evidenz
die Sympodialuatur der Weinrebe, wenn auch die Eutwickelungsgeschichte — oder das
Aussehen von Jugendzuständen — dagegen zu sprechen scheint.
Anschliessend wird der Aufbau von JEccremocarpus scaber (Biguoniaceae) erörtert,
welcher mit demjenigen von Vitis ziemlich übereinstimmt.
72. E. M. lieber die Stellang der fruchtbaren Triebe und der Trauben bei verschiedenen
Rebsorten. (Pomologische Monatshefte von E. Lucas, 7. Jahrgang 1881, S. 118—120.)
Angabe der Sorten von Vitis vinifera, bei denen fruchtbare Triebe am 1. — 4, Knoten
erzeugt werden und bei denen die unterste Traube dem 3.-6. Blatt gegenüber steht.
73. N. N. Ueber eine oberirdische Knollen tragende, aus Brasilien stammende Rebe.
(Repertoire de Pharmacie, 37. Jahrg. 1881, 9. Band No. 1.)
Nicht gesehen.
74. F. Bayer. Blüthenstand. Inflorescentia. (Zwei schematische Tafeln für Mittelschulen,
Lehrerbildungsanstalten und Bürgerschulen. Tabor 1881. Fol., chromolithogr.)
Nicht gesehen.
75. L. Rützou. Om Axeknuder (lieber Axenknoten). (Botanisk Tidsskrift XII, 1881. [Dänisch.]
14 Seiten, 4 Tafeln.)
Nicht gesehen.
76. S. Calloni. Le corme da Rananculus bulbosas. (Bulletin de la Societe botanique de
Geneve 1879/80, Geneve 1881.)
Dem Ref. nicht zugänglich.
472 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — Allgem. Morphol. d. Phanerogamen,
77. W. W. BaJley. Rootstocks of Convolvulas sepium. (The Botanical Gazette VI, 1881,
p. 266.)
Der Wurzelstock der genannten Pflanze ist rosenkranzförmig.
78. A. W. Eichler. lieber Beisprosse ungleicher Claalität. (Jahrbuch des k. botanischen
Gartens und des botanischen Museums zu Berlin I, 1881, S. 178—187.)
I. Sprosse sämmtlich vegetativ: der eine bildet sich zu einem Dorn oder
einer Ranke um, der andere wächst unbegrenzt weiter. Hierher gehören Ulex, die dorn-
bildenden Genisteen, Gledüschia, Colletia, Bougainvülea, Duranta, Passiflora, welche im
einzelnen durchgesprochen werden. — Bei Ulex europaeus wird der in der Achsel dornartiger
Blätter stehende Hauptspross zu einem verzweigten Dorn umgebildet, ein serial unterhalb
desselben befindlicher Beispross aber ist unbegrenzt und für das folgende Jahr bestimmt;
beide verhalten sich bezüglich Beblätterung und Verzweigung verschieden, Blüthensprosse
werden meist als secundäre Verästelungen der Dornzweige gebildet. — Aehnlich ist es bei
den dornbildenden Arten von Genista, G. anglica, germanica, hispanica L., triacantha Brot.
— Colletia bildet verdornte Hauptsprosse und serial-unterständige Beisprosse, welche theils
nur Blüthen tragen, theils sich über dieselben noch fortsetzen und dann ebenfalls zu Dornen
werden. ~ Bei GleditscMa stehen in der Blattachsel 3—5 Knospen serial über einander,
von denen der stärkste oberste zum Dorn wird, die unteren zu Laubsprossen, die sich erst
im folgenden Jahr entfalten. — Duranta Plmnieri L. hat Dornen, welche im vegetativen
Theil der Pflanze einfach sind, in der Blüthenregion zu Inflorescenzen sich strecken, wobei
alle Uebergänge vorkommen. — Genau ebenso verhält sich Bougainvillea. — Bei Pisonia
aculeata L. und Crataegus sind keine collateralen Beisprosse vorhanden, sondern verzweigte
Achselsprosse, welche den Anschein collateraler Knospen erwecken. — Passiflora hat über
den normalen zu Ranken umgewandelten Achselsprossen laubtragende Beisprosse, die bei
P. glauca Jacq., vialiformis L., rubra L. u. A. nur einzeln, bei P. holosericea L., incarnata
L., edulis Bot. Mag. und Disemma Herbertiana DC. in Zweizahl neben einander vorkommen.
— An dieser Stelle macht Verf. Excurse auf die Phyllocladien und die Verzweigung der
Weinrebe.
II. Sprosse gemischt, theils vegetativ, theils blühend. Hier sind 3 Fälle
zu unterscheiden:
a. Blühende Sprosse oberhalb der vegetativen, so häufig hei Äristolochia
Clematitis und anderen Arten, Tetragonia, Peplis Portula, Calystegia sepium, Linaria minor,
Calycanthus floridus, Atropa, Physalis, Batura und anderen einzelblüthigen Solanaceen
Compositae, Papilionaceae, Labiatae.
b. Blüthensprosse unterhalb der vegetativen kommen bei den Arten von
Viola als seltener Fall vor; ferner bei Jussiaea repens, Linaria triornithophora Willd.,
Aristolochia Siplio; Inflorescenzen unter vegetativen Sprossen bei Lonicera alpigena, L.
caerulea, L. tatarica etc., Juglans regia ^\ bei Brunnicliia cirrhosa Gärtn. geht der vegetative
Spross nach wenigen Laubblättern in eine Ranke aus, ebenso meist auch die darunterstehende
Inflorescenz, es können aber auch beide Sprosse Inflorescenzen sein. — Thelygonum Cynocrambe
L. wächst im oberen Theile sympodial und hat in den Blattachseln noch kleine weibhche
Inflorescenzen als unterständige Beisprosse; bei Ätriplex ist der Wuchs monopodial und in
den Achseln stehen unter den gewöhnlichen Zweigen noch 1 — mehrere $ Blüthen als Beisprosse.
c. Blüthen- und vegetative Sprosse collateral bei Hydrilla verticillata
(Einzelblüthe und Laubspross), Cicer arietinum (ebenso, selten), Pisum maritimiim (Traube
und Laubspross), Arten von Medicago (M. arborea, lupulina, arabicaj, Hermannia denudata.
— Die bei Tilia und Urticaceen angegebenen Fälle sind irrthümlich gedeutet.
III. Sprosse sämmtlichblühend. Entweder ist der eine Spross ein Blüthenstand,
der andere eine Einzelblüthe (manche Gentianeen, Stoertia, Hypericum, Capparis cynophal-
lophora L., Buncliosia argentea DC, wo die Einzelblüthe unten steht, — Buclmera oppositi-
fölia Hort., wo sie oben ist; hieher ferner auch Verbascum, Lythrum Salicaria, Gentiana
lutea, Gesnera barbata) — oder der eine männlich, der andere weiblich (Phoradendron ^ oben,
Gnetum sj oben, Ätriplex ? unten).
Wurzel. 473
79. P. Ascherson. Subflorale Axen als Flugapparate. (Jahrbuch des botanischen Gartens
und botanischen Museums zu Berlin, I, 1881, S. 318—336, tab. VI.)
Schilderung von Flugeinrichtungen, welche mit Hilfe von subfloralen Axen hergestellt
werden.
Stupa elegantissima Labill, besitzt stark behaarte Rispeuäste, mittelst deren die
brüchigen Theile der Infloresceuz leicht vom "Winde entführt werden können. Die Bohr-
apparate zum Eingraben der Früchte, welche sich bei Stupa finden, geben dem Verf. Ver-
anlassung, auf die Analogien mit denjenigen der Geraniaceen näher einzugehen. Ferner
werden die Einrichtungen bei Aristida besprochen, welche zur Verbreitung dienen.
Eine andere Ausrüstung zur Flugfähigkeit besteht in grossen, mit Luft gefüllten
Hohlräumen der subfloralen Axen. Dieselbe zeigt sich au Ptcrantims dichotomtts Forsk.,
Calligonum comosum L'Herit, Valerianella echinata DC, den Compositen mit aufgeblasenem
Köpfchenstiel (Cenia turbinata Pers., Tragopogon porrifolius L., T. major Jacq., Ärnoseris
minima Lk., Cichorium divaricatiim Schousb., Geropogon glaber L., Hedypnois üibaeformis
Ten., Eyoseris scdbra L ).
Endlich giebt es mit Flügeln versehene Axen unter den Blüthen, wofür Statice-
und Polygonum-Arten, Podopterus, Brunnichia (mit einer neuen, von Ascherson entdeckten
und hier zuerst beschriebenen Art B. erecta vom Gabon) Beispiele liefern. Verf. betont
wiederholt, dass selbst bei nahe verwandten Arten der gleiche Effect durch sehr verschiedene
Mittel hervorgebracht wird.
4. Wurzel.
80. M. Franke. Beiträge znr Kenntniss der Wurzelverwachsungen. Inaugural-Dissertation.
Breslau 1881, 8°, 36 Seiten.
Nach kurzer Uebersicht der Literatur werden besprochen:
1. Congenitale Wurzelverwachsung bei Tecoma radieans Juss. mit den Capiteln: Anatomie
des Stammes, endogenes Gefässbündelsystem, Stärkeschicht, Entstehung und Anatomie
der Luftwurzeln, Verwachsung der Luftwurzeln, Trennung der Luftwurzeln.
2. Verwachsung von Wurzeln mit entwickelungsfähiger Epidermis bei Hedera Helix L.
und Hoya carnosa R.Br.
3. Verwachsung von Wurzeln, bei denen Borkenbildung eingetreten ist, wobei Göppert's
Ansicht über die Art und Weise der Verwachsung, Seidel's Untersuchungen und
eigene Untersuchungen des Verf. zur Besprechung gelangen.
Die Resultate der eigenen Beobachtungen sind der Hauptsache nach etwa folgende.
Man kann unterscheiden zwischen
a. congenitaler Verwachsung;
b. Verwachsung von Pflanzentheilen mit entwickelungsfähiger Epidermis;
c. Verwachsung von Theilen mit peridermatischer Borkenbildung.
Die beiden ersteren sind nur Rindenverwachsungen, die letztgenannte aber ist eine
vollkommene Holzverwachsuug, durch welche die gegenseitige Ernährung der verwachsenen
Theile möglich wird. Cougenitale Verwachsung wird an den Luftwurzeln derselben Reihe
von Tecoma radieans beobachtet. Die Adventivwurzeln dieser Pflanze brechen in vier Bündeln
an bestimmten Stellen hervor, je zwei Bündel an der Vorder- und Hinterseite des Stengels
unterhalb der Blattbasis, von wo aus sie in basifugaler Richtung sich entwickeln. Die
Wurzeln einer Längsreihe haben ihren Ursprung in einer gemeinsamen, theilungsfähigen,
rhizogenen Längszone des Interfascicularcambiums, in welcher später Vegetationspunkte auf-
treten, die sich selbständig zu Wurzeln weiter entwickeln, Sie haben stets getrennte Plerom-
cylinder, aber ein gemeinsames Periblem und Dermatogen. Auch nachträgliche Verwachsungen
der Wurzeln benachbarter, durch Hartbastbündel getrennter Reihen finden statt, so dass
sämmtliche Wurzeln eines Bündels im Stamme und noch ca. 0.5 mm ausserhalb desselben
durch Rindenverwachsung verbunden sind. Von hier ab trennen sich die Luftwurzeln von
einander. Die Trennung erfolgt von aussen nach innen, zuerst weichen die Wurzelreihen
von einander, dann die einzelnen Wurzeln.
Bei der zweiten Art der Verwachsung verlängern sich, wenn zwei Luftwurzeln sich
474 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — Allgem, Morphol. d. Phanerogamen.
nähern, die Oberhautzellen zu Papillen, stossen auf einander, platten sich ab, werden durch
ihre Zellmembraueu zusammeugeklebt und verwachsen mit einander. Nun treten tangentiale
und radiale Theilungen ein, so dass ein die Wurzeln verbindendes Scheinparenchym entsteht.
Um die Vereinigung von Pflanzentheilen zu ermöglichen, müssen drei Bedingungen erfüllt
sein: die betreffenden Theile müssen auf eiuander drücken, sie müssen zu Pflanzen der
gleichen Art gehören, und die Gewebe der Contactstellen müssen noch theilungsfähig sein.
Bei der Holzverwachsung (der Rothbuche) werden zuerst die Borken- und Rinden-
schichteu au der Berührungsfläche durch den Druck theilweise nach aussen gedräugt, bis
die Cambiumzonen auf einander stossen, sich vereinigen und gemeinsame Jahresringe bilden.
Ein anderer Theil der Borke und Rinde wird zwischen den Wurzeln eingeschlossen und
verrottet. Die Markstrahlen breiten sich an der Coutactstelle fächerartig aus und bilden
durch Theilungen nach allen Richtungen ein intermediäres Meristem, welches sich endlich
mit dem gleichen Gewebe der Nachbarwurzel vereinigt. In Folge des gegenseitigen Druckes,
welchen das Dicken wachsthum sich vereinigender Wurzeln veranlasst, erleiden Jahresringe
und Markstrahlen mannigfache Richtungsänderungen.
81. E. Warming. Familien-Podostemaceae. (Siehe Ref. No. 44.)
Die plagiotropen, nach allen Richtungen kriechenden Wurzeln sind dorsiventral ; ihr
Centralcylinder liegt der Unterseite näher und besteht bei Mniopsis WeddelUana in den
kleinen Wurzeln nur aus Weichbast, bei allen andern aus Weichbast und zwei Xylemgruppen.
Alle haben eine Haube, doch ist dieselbe auf der der Unterlage zugekehrten Seite weniger
oder gar nicht entwickelt, oder sie ist nur ein nageiförmiges Anhängsel der Oberseite, oder
sie mangelt völlig, wie bei Tristicha und Castelnavia. Eine Grenze zwischen Periblem und
Plerom lässt sich nicht ziehen, die Wurzelhaube scheint aus dem gleichen Meristem mit der
Epidermis hervorzugehen. Wenn eine Wurzel zerrissen wird, so bilden sich an der Bruch-
fläche neue Wurzeln, die zuweilen dichotomlsch erscheinen. Neue Wurzeln entstehen an
den Seiten der älteren endogen, Wurzeln können auch Stengel entwickeln. Auf dem
Substrat sind die Wurzeln auf doppelte Weise befestigt, erstens durch dickwandige Wurzel-
haare, welche ein klebriges Secret ausscheiden, und zweitens durch eigenthümliche Haftorgane,
welche vom Verf. Hapteren genannt werden. Die letzteren stehen unter den Wurzelsprossen,
sind manchmal verzweigt, können auch Wurzelhaare tragen, entstehen und verzweigen sich
exogen, haben einen völlig nackten Vegetationspunkt, werden nur aus Parenchym gebildet
und verbreitern sich an der Spitze, um sich dem Substrat anzulegen. In ihrer Epidermis
ist zuweilen Kieselsäure abgelagert. Verf. betrachtet sie als emergenzartig erscheinende
Bildungen, welche sich phylogenetisch von Wurzeln herleiten, und führt dafür an: 1. ihr
apicales Wachsthum, 2. ihre Stellung an den Wurzeln, 3. die Fähigkeit, sich zu regeneriren,
und 4. die Bildung von Wurzelhaaren. (Wurzelhaare finden sich aber auch auf dem Thallus
und den Proembryonen der Kryptogamen, auf Callusbildungen , auf grossen Rhizomen und
dem Proembryo einiger Gramineen.) Als umgebildete Wurzeln sieht Verf. auch die intra-
corticalen Bildungen bei Viscum und anderen Parasiten an. Hapteren können sich auch
an Stengeln entwickeln, doch ist in diesem Falle ihr exogener Ursprung nicht festgestellt.
82. K. Friedrich. Ueber eine Eigenthümlichkeit der Luftwurzeln von Acanthorriza acnleata
Wendl. (Acta horti Petropolitani tomus VII, fasc. 2, 1881, p. 533-540.)
Die oft verzweigten, sehr harten und spitzen Dornen dieser Palme, welche am Grunde
der Blätter hervortreten, sind umgewandelte Luftwurzeln, denen dabei die Wurzelhaube
verloren geht. Verf. beschreibt die anatomische Structur vor und nach der Verholzung.
83. E. Mar. Des modifications de structure et de forme qu'eprouvent les racines snivant
les milieux ou elles vegetent. (Association frangaise pour l'avancement des sciences,
congres de Reims 1880.)
Verf. findet bezüglich der Entwickelung und Structur der Wurzeln folgende Regeln.
Je schwächer die Verlängerung der Wurzel, desto dicker, krummer, reicher an Seitenwurzeln
und Wurzelhaaren ist dieselbe. Bei schneller Entwickelung der Wurzel (in Anwesenheit
von viel Wasser) enthält letztere nur in der Wurzelhaube Stärke; in feuchter Luft dagegeü
findet sich Stärke auch in verschiedenen anderen Geweben bis einige Millimeter von der
Spitze. Die Bildung von Würzelchen wird durch verlangsamtes Wachsthum der Haupt-
Blatt. 475
wurzeln begünstigt. Je sclinoller die Wurzel wächst, desto mehr ist sie senkrecht. In
feuchter Luft findet die Verlängerung langsam statt; auf der Erdoberfläche keimende Samen
wurzeln schwerer als solche, die von einer dünnen Erdschicht bedeckt werden. (Nach:
Bulletin de la Society botanique de France XXVIII, Revue bibliographique.)
5. Blatt.
84. J. Schach. Örvöslevelü növeny peldänysk, melyeknek levelalläsa rendesen ätellenes ;
Pflanzen mit quirlständigen Blättern, deren Blattstellung in der Regel gegenständig ist.
(Sitzungsberichte des Tanäregylet Közlönye 1880/81, S. 331.)
Fraxinus Ornus, Acer Pseudoplatamis, Ä. Negundo, Sambuciis nigra und Lonicera
sp. kommen mit quirligen Blättern vor. Die Zweige gehörten solchen Pflanzen an, welche
stark beschnitten waren, zum Theil waren sie Wassertriebe. Auch in den folgenden Jahren
bildet die Endknospe der quirlblättrigeu Sprosse Blattquirle, die Seitenknospen dagegen
gegenständige Blätter.
Asclepias syriaca hat unten gegenständige, nach oben quirlige Blätter. Hier findet
man häufig zweispitzige Blätter, welche wohl aus der Verwachsung zweier Blätter hervor-
gegangen sind.
Bei Ptelea trifoliata werden zweispitzige Blätter und Verdoppelung der Spitzen-
blättchen beobachtet.
85. V. V. Borbas. Pflanzen mit ausnahmsweise quirlständigen Blättern. (Oesterreichische
botanische Zeitschrift XXXI, Wien 1881, S. 144-145.)
Als solche werden genannt: Syringa persica mit 3 gliederigen Quirlen, Lamium
album 4 gliederig, Vincetoxicum officinale ya.r. laxum 3 gliederig, Cornus sanguinea 3 gliederig,
Mentha aqitatica 4 gliederig, Euphorbia lucida var. salicifolia 3 gliederig, Hieracium
prenanthoides 2 gliederig, Anagdllis coeridea und A. linifoUa 3 gliederig, mehrere Epilobium-
Formen, Lythrum Salicaria 3 gliederig, Mentha silvestris y&r. stenantha 4 gliederig, Hieracium
vulgatum 2— 3 gliederig ^), Bosa gallica var. denticidata 5 gliederig.
86. G. Holzner. Verhalten der Blattstellung zum goldenen Schnitt. (Botanisches Central-
blatt VI, 1881, S. 101—102.)
Weist nach, dass zwischen den Divergenzen der Blattstellung und den Näherungs-
werthen für das grössere Stück einer nach dem goldenen Schnitt getheilten Linie völlige
Uebereinstimmung herrscht.
87. B. M. Lersch. Verhalten der Blattstellung zum goldenen Schnitt. (Botan. Central-
blatt V, 1881, S. 154, 155.)
Verf. macht darauf aufmerksam, dass in der Divergenzreihe ^2? ^/s» ^/s» Vs 6*^. das
Glied 89/i44 dem Verhältniss 1:1.61798, in der Reihe V2, Vs, %, ^Is etc. das Glied ^^^^
dem Verhältniss 1 : 2.618 entspricht, und dass damit das Verhältniss des goldenen Schnittes
= 1 : 1.618034 oder 1 : 2.618034 gut übereinstimmt.
88. C. de Candolle. Considerations sur l'etude de la phyllotaxie. (Archives des Sciences
physiques et naturelles, 3e periode, tome V, Geneve 1881, p. 260—396, 1 Tafel.)
Zerfällt in 4 Abschnitte: Historische Uebersicht, Geometrische Bedingungen,
Deutung der in der Natur beobachteten Fälle, Beweis eines auf S. 368 ausgesprochenen Satzes.
Historische Uebersicht. Die morphologischen Ursachen der regelmässigen
Blattstellungen sind noch dunkel, „weil man nicht immer genügend unterschieden hat zwischen
der Untersuchung der morphologischen Gesetze und der Bestimmung der rein geometrischen
Bedingungen des Problems. Die letzteren, welche ihre Anwendung sowohl auf mathematische,
über eine gegebene Oberfläche symmetrisch vertheilte Punkte wie auf Vegetationsorgane
finden würden, müssen sich nothwendigerweise in der Stellung der letzteren verwirklicht
zeigen, ohne jedoch deswegen morphologische Gesetze darzustellen". Dieser schon 1865
vom Verf. ausgesprochene Gedanke wird in vorliegender Abhandlung weiter ausgeführt.
Zunächst bespricht Verf. die Ansichten und Theorien der Blattstellung, welche von Bonnet
*) Bei Hieracien kommen aus nahm g-weise Quirlstellungen durchaus nicht selten vor; dieselben worden
in den Culturen des Münchener Gartens alljährlich beobachtet. Bef,
476 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — Allgem. Morphol. d. Phanerogamen.
(1754) ab durch Palisot de Beauvois, A. P, de Candolle, Schimper und A. Braun, Dutrochet,
Gebrüder Bravais, Naumann, Hofmeister, Sachs, Wiesner, Heuslow und Airy vertreten wurden,
und theilt dieselben in 3 Categorien. Die ältesten Autoren von Bonnet bis Naumann haben
die allgemeinen Gesetze der Blattstellung kennen gelehrt und dieselben durch mathematische
Formeln ausgedrückt. — Hofmeister hat sich besonders damit beschäftigt, diese Gesetze auf
die anatomischen Bedingungen anzuwenden, welche die Bildung der Organe beherrschen. —
Die neueren Autoren wurden durch die Ideen der Entwickelungslehre dazu angeregt, die
Art und Weise zu ergründen, wie im Laufe der Zeit die verschiedenen Blattstellungen
entstanden sind.
Eine eingehendere Besprechung erfährt die Blattstellungstheorie Schwendeners, doch
findet Verf. keinen directen Nachweis von der Existenz gegenseitigen Druckes der Organe,
auf welcher diese Theorie beruht. „Die Verschiedenheiten der Stellung seitlicher Organe
können leicht erklärt werden, ohne mechanische Wirkungen anzunehmen und indem man
einfach auf die Beziehungen zwischen Länge und Dicke der Axe wie auf die Veränderungen
derselben während der Entwickelung der Organe achtet."
Geometrische Bedingungen. Hier untersucht Verf. die geometrischen Bezie-
hungen, welche zwischen einfachen mathematischen Punkten existiren, welche symmetrisch
über eine Rotationsfläche vertheilt sind.
Deutung der natürlichen Vorkommnisse. Die im vorhergehenden Kapitel
gefundenen theoretischen Gesetze finden ihre Anwendung auf die in der Natur beobachteten
Stellungen, wenn man die vorkommenden Flächen als mathematische Rotationsflächen gelten
lässt. Dies nachzuweisen ist der Zweck des Kapitels, an dessen Schluss der Verf. u. A.
folgende Sätze ausspricht:
Die Phyllotaxie beruht zugleich auf dem Begriff der constanten Divergenzen und
auf demjenigen der zwischen dem Längen- und Trausversalwachsthum der Merithallien
bestehenden Beziehungen. Unter allen Werthen, welche man der fundamentalen Divergenz
beilegen könnte, sind diejenigen, welche mit den anatomischen Verhältnissen und der Bildungs-
weise der Organe übereinstimmen, die einzigen, welche auch gewöhnlich in der Natur ange-
troffen werden.
Kapitel 4 enthält die weitere Ausführung einiger vom Verf. früher ausgesprochener
Sätze, auf welche hier nicht näher eingegangen werden kann, ohne zu weitläufig zu werden.
89. C. de Candolle. Considerations sur l'etude de la phyllotaxie. (Geneve, Bäle, Lyon
1881. 8". 78 Seiten, 2 lithographische Tafeln.)
Vom gleichen Inhalt wie die im vorigen Referat besprochene Arbeit, unter Hinzu-
fügung einiger Zusätze und Figuren.
90. M. T. Masters. Note on the Foliation and Ramification of Baddleia anricolata. (Journal
of the Linnean Society XIX, London 1881/82, p. 201—204.)
Die Nebenblattverhältnisse der Loganiaeeae werden von den verschiedenen Autoren
in etwas abweichender Weise aufgefasst, ohne dass man sich über das wahre Verhalten
bisher klar gemacht hätte. Dies rührt nach des Verf. Ansicht daher, dass die beschreibenden
Botaniker mehr bestrebt gewesen sind, „Charaktere" zu finden als die morphologische Be-
deutung derselben festzustellen. Da die Stipulae zur systematischen Unterscheidung benutzt
werden, so ist die Ergründung ihrer Natur eine Nothwendigkeit ; Masters untersuchte aus
diesem Grunde junge Knospen von Buddleia auriculata Benth. und fand, dass bei dieser
zwischen den decussirten Blattpaaren jederseits mit einem ohrförmigen blattartigen zurück-
geschlageneu Anhängsel versehenen Pflanze in den jüngsten beobachteten Stadien neben dem
Vegetationspunkt der Axe nur zwei Blatthöcker wahrnehmbar sind, welche sich an ihrem
basalen Theil später nicht von einander sondern, vielmehr verbunden bleiben und eine Blatt-
scheide um die Axe bilden, welche der Kelch- oder Kronröhre gewisser Blüthen analog ist.
Bei Buddleia glohosa werden ausser den beiden genannten Blatthöckern keine weiteren
gebildet, bei B. auriculata dagegen folgen denselben sehr bald auf dem Rande der Blatt-
scheide zwei andere nach vorn und hinten zwischen den Basaltheilen der früheren Blatt-
höcker. So bilden hier die vier Höcker einen Quirl, obwohl sie nicht gleichzeitig entwickelt
werden, die sogenannten „Ohren" sind also in der Entwickelung zurückgebliebene Quirl-
Blatt. 477
blätter. Dadurch wird die vermuthete Beziehung der Loganiaceae zu den Eiibiaceae bestätigt.
Die Unterdrückung eines Thcils der Blätter eines Quirls kann als ein Mittel betrachtet
werden, um das Ueberschatten der unteren Blätter durch die oberen zu vermeiden.
91. Stahl, üeber sogenannte Compasspflanzen. (Jenaische Zeitschrift für Naturwissen-
schaft, herausgegeben von der Mediciu. Naturwissenschaftlichen Gesellschaft zu Jena,
Bd. XV, Jena 1881/82, Sitzungsberichte p. 35.)
Silphium laciniatum stellt seine Blätter senkrecht, so d;iss deren Flächen nach
Osten und Westen gerichtet sind; ebenso verhält sich unter den einheimischen Pflanzen
Lactuca Scariola. Durch Culturversuche stellte Verf. fest, dass diese Mcridianstellung der
Blätter durch das directe Sonnenlicht bewirkt wird, indem die einen Blätter sich senkrecht
zur aufgehenden Sonne, die andern ebenso zur untergehenden sich richten. Unter Ausschluss
des Sonnenlichtes und bei einseitiger Beleuchtung bleiben die Blätter von Lactuca senkrecht
zum einfallenden Licht.
92. Stahl. Dieselbe Arbeit in den Abhandlungen der Jenaischen Zeitschrift für Natur-
wissenschaft XV, 1881/82, p. 381—389, tab. 19 ausführlich mitgetheilt.
93. G. Ch. Renss. Pflanzenblätter in Naturdrock mit der botanischen Kunstsprache für
die Blattform. (Eine illustrirte Monographie des Blattes. 3. Auflage. Stuttgart 1881.
8", mit Atlas in Fol.
Nicht gesehen.
94. W. Trelease. The foliar nectar glands of Popnlas. (The Botanical Gazette VI, 1881,
p. 284-290.)
Die Blattstieldrüsen der Populus-Arten sondern Nectar ab. Sie liegen an der Ueber-
gangsstelle des Blattstieles in die Spreite oder sie gehen auch auf die Basis der letztern
selbst über; in Bau und Ausehen schliessen sie sich an die Blattzahndrüsen enge an. Zu-
weilen sind sie tief 2 lappig. Der Zuckersaft entsteht wahrscheinlich aus der Stärke, mit
welcher das der Drüse zunächst liegende Gewebe erfüllt ist. Diese Drüsen finden sich bei
Populus nicht auf allen Blättern, sondern gewöhnlich nur auf den ersten Frühlingsblättern
des Zweiges. Sie wurden beobachtet am Spreitengrunde bei P. halsamifera , candicans,
cüiata, euphratica (nur auf den breiten Blättern, nicht auf den schmalen), grandidentata,
heteroplußla , momUfera, angulata, pruinosa, Sieboldü, suaveolens, treniula, tremuloides,
triehocarpa; nur auf den Blattzähnen bei P. alba, angustifolia, FremonUi (selten), nigra;
sie fehlen bei P. nigra var. dilatata und P. tomentosa. Demnach finden sich Petiolardrüsen
bei den meisten untersuchten Arten und bei denjenigen, wo sie bisher nicht gefunden wurden,
mögen sie zu anderer Zeit wohl noch auftreten, denn bei einer P. tremula pendula fehlten
sie im Mai vollständig, waren aber später in Menge vorhanden. Nach einem kurzen
geschichtlichen Rückblick auf die Notizen über die in Rede stehenden Drüsen giebt Verf.
eine Darstellung der Entwickelung derselben und bespricht im Anschluss an eine Aufzählung
der auf den Drüsen beobachteten nectarsuchenden Insecten die wahrscheinliche Function der
ersteren. Sie dienen der Pflanze indirect zur Abwehr von Feinden; denn die Ameisen, welche
zunächst durch die Petiolardrüsen angezogen werden, schützen die Pflanze vor Raupen und
grösseren Thieren durch ihre stets rege Angriffslust so lauge, bis die jungen zarten Blätter
eine lederartige Beschaffenheit angenommen haben.
95. E. Warming. Familien Podostemaceae. (Siehe Ref. No. 44.)
Die Laubblätter sind fiedertheilig, die Theilungen variiren stark nach der Localität.
Sie haben eine intrapetiolare Stipula, bei Mniopsis nur Halbstipelu auf der notoscopen Seite
der Blattbasis, welche als selbständiges Blatt betrachtet worden ist (Weddell, DecandoUe).
Die Theilungen der Blattspreite entstehen in acropetaler Reihenfolge, zuweilen so dicht am
Gipfel der Haupttheilung, dass der Anschein von Dichotomie erzeugt wird; in der Knospeu-
lage haben sie oberschlächtige Deckung. Die unterste Theilung 1. Ordnung jedes Blattes
entsteht meist auf dem notoscopen Blattrande. Die Seiteusprosse stehen nicht genau in
den Blattachseln, sondern am Grunde des notoscopen Blattrandes, und sie sind von einer
besonderen Stipula bedeckt, so dass Blätter mit zwei Stipeln, einer äusseren und einer inneren,
resultiren, für welche Verf. den Namen dithecische Blätter vorschlägt.
478 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — AUgem. Morphol. d. Phanerogamen.
96. 0. Drude. Palmae in Flora Brasiliensis. (Siehe Ref. No. 63.)
Folium.
A. Folia pinnatinervia: Trib. BapMeae, Cocoineae, Areceae, Geonomeae, Hyophorbeae
et Iriarteae omnes.
a. Lamina impari-aequaliter piiinatisecta , segmento apicali saepe bifido; in segmentis
deltoideis eroso-dentatis nervi I. radiantes: Iriarteae omnes: Iriartea, Catoblastus.
b. Lamina ad apicem bipartita, segmento terminali destituta. In segmentis medianus
reliquis nervis validier, aut plures nervi I. sup, et inf. inter se parallel! versus apicem
segmentorum arcuate currentes.
a. Lamina bifida, furca utraque multinervi inter nervös L sup. et inf. plicata, acuta:
Cocoineae, Geonomeae, Hyopliorheae, omnium species paucae,
1. Folia ampla, lamina aequaliter dentata denique lacerata: Manicaria.
2, Folia minora, lamina vix vel edentata,
pilosa vel secus margines ciliata, vagina petiolisque aculeatis: Bactris (spec.
paucae) ;
glabra (i. e. neque aculeata nee setosa nee ciliata).
Petiolus et costa, saepe etiam nervorum superficies tomento dense appresso
floccoso ferruginea: Geonoma (spec. rariores).
Omnino laevis, viridis: Morenia spec.
ß. Lamina inaequaliter piunatisecta, segmentis vario nervorum J. numero instructis
inter nervös plicatis: Cocoineae, Geonomeae, Hyophorbeae.
1. Segmenta aculeis vel setis (quandoque raris aut minimis) secus margines et
versus apicem, rarius ad nervös et in facie inferiore vel superiore obtecta.
Folia minora, gracilia: Bactris (spec. multae).
Folia magna firma, costa valide aculeata: Astrocaryum.
2. Segmenta glabra (neque aculeata nee setosa nee ciliata).
Petiolus et costa, saepe etiam nervi tomento dense appresso floccoso ferru-
ginea: Geonoma (spec. plurimae), Calyptronoma.
Omnino laevis et viridis: HyospatJie, Morenia (spec), Chamaedorea (spec).
y. Lamina aequaliter piunatisecta, segmentis mediano solitario (nervo I. sup.) in-
structis reduplicatis: Baphieae, Cocoineae, Arecineae, Geonomeae, Hyopliorheae.
1. Segmenta ima in spinas mutata, itaque petiolus serrato-spinosus: Elaeis.
2. Costa supra segmenta recta lanceolato-elliptica utrinque acuta in flagellum
segmentis abortivis spinescentibus elongata: Desmoncus.
3. Costa iüter segmenta suprema angustiora desinensj Spinae nullae,
Segmenta aculeis vel setis (quandoque raris vel minimis) secus margines,
nervös, vel in facie inferiore obtecta. (Caudex saepe aculeatus.)
Segmenta deltoidea eroso-dentata , caudata: Bactris (caryotifolia) , Mar-
tinesia.
Segmenta lanceolata vel linearia, acuta vel acuminata.
Costa laevis; folia magna segmentis longis secus margines aculeatis:
Bapliia.
Costa aculeata; segmenta plerumque per acervos consociata: Bactris
(spec. multae), Astrocaryum (spec), Guilielma, Acrocomia (in A.
glaucophylla segmenta setis carent, sed costa aculeata I).
Segmenta glabra (i. e. neque aculeata neque setosa neque ciliata). (Caudex
inermis.)
Segmenta late lanceolata, falcato- acuminata, ad basin callosam vix redu-
plicata, nervis IL pluribus medianum crassitie fere aequantes: Morenia
(spec), Kunthia, Chamaedorea (spec), Leopoldinia.
Segmenta late lanceolata breviter acuminata acumine recto, conspicue re-
aut conduplicata, nervo mediano reliquos crassitie superante: Oenocarpus
(spec), Jessenia,
Blatt.
479
Segmenta anguste lanceolata acumiuata parum reduplicata, nervo mediano
reliquos crassitie superantc, saepius aeque ac costa subtiis tomento
appresso ferrugineo: Geonoma (spec, paucae), Leopoldinia.
Segmenta lincari- lanceolata saepe longissima, acuminata, ad insertionem
suam conduplicata, nervo mediano crasso laevi vel rarius appresse-
tomentoso.
Segmenta concinna: Maximüianea, Ättalea, Barcella, Orhignia, Biplo-
ihemium (spec. paucae), Cocos (spec. multae).
Segmenta ad acervos plurium cousociata et varie ad costam inserta:
Diplothemium (spec. plures). Cocos (spec. plurimae), Orhignia (spec),
Attdlea (spec. rarissimae).
B. Folia palmatinervia : Mauriüeae, Sahaleae.
a. Lamina palmato-flabelliformis , seil, in lacinias aequales brevius longiusve incisa.
a. Laciniae reduplicatae, nervo I. sup. mediano: Mauriticae.
1. Segmenta aculeata vel iuermia: Mauritia.
2. Segmenta inermia: Orophoma.
3. Segmenta aculeata: Lepiäocarymn (spec. paucae).
ß. Laciniae induplicatae, nervo I. inf. mediano: Sahaleae.
1. Vagina in spinarum rete dissoluta; petiolus laevis: Trithrinax.
2. Vagina inermis; petiolus spinoso-serratus: Copernicia.
3. Vagina inermis; petiolus laevis; lamina mediano-bisecta: Acantliorrhiza.
b. Lamina digitato-flabelliformis, seil, in segmenta inaequalia nervorum I. vario numero
praedita et inter nervös I. plicata usque ad costam incisa.
a. Segmenta reduplicata, seil, nervis I. sup. in apicem segmentorum eorumque dentium
excurrentibus : Mauriüeae.
Laminae bisectae margo posticus et anticus aculeatus: Lepiäocaryum (spec.
multae),
ß. Segmenta induplicata, seil, nervis L sup. in (sinum) segmentorum dentiumque
excurrentibus: Sahaleae. (Acantliorrhizae spec. extrabrasilienses.J
97. P. Magnus. Ueber Excrescenzen auf Blättern. (Sitzungsberichte des Bot. Vereins der
Provinz Brandenburg, Jahrg. 1881, BJ. XXIII, Berlin 1882, S. 46-47.)
Bei der Gesneracee Eechsteineria allagophylla Rgl. fanden sieb auf dem Mittelnerv
der Blattoberseite über der Basis der Spreite Excrescenzen, die der ganzen Länge nach der
Mittelrippe angeheftet waren und mit ihrer Oberseite der Blattunterseite entsprachen.
Aehnliches kommt bei Gesnera (spicata?) (Wydler) und Brassica oleracea L. vor (Magnus).
— Bei Gesnera splendens van Houtte dagegen kommen Excrescenzen stets auf der Unter-
seite des Blattes zwischen zwei Seitennerven vor, ebenso bei ÄristolocMa Sipho L'Her. und
Spiraea salicifolia. — Die Auswüchse auf der Corolle von Gloxinia speciosa Ker stehen
auf dem Kücken der Mediane.
98. Goebel. Blattentwickelung von Iris. (Botan. Zeitung, 39. Jahrg. 1881, S. 96-97.)
Trecul (Comptes rendus des seances de l'Academie des Sciences, tome XC, 1880,
Paris p. 1047: siehe Jahresbericht VIII, 1880, Abth. I, S. 119) ist der Ansicht, dass bei
Iris die Blattscheide der Lamina in ihrer Entwickelung vorangehe. Zuerst bilde sich ein
die Axe umfassender Wulst, der sich erhöhe, auf der Rückenseite hauptsächlich wachse
und dadurch bald eine Art Kappe bilde. Dann erscheine auf letzterer die Spreite, welche
zuerst von unten nach oben, bald jedoch in basipetaler Richtung wachse. — Verf. hat an
Iris variegata diese Frage seinerseits untersucht und ist zu einem andern Resultat gekommen.
Als erste Anlage des Blattes tritt ein stengelumfassender Höcker auf, der wie eine gewöhnliche
Blattanlage wächst. Bald aber wird das Längenwachsthum sehr verlangsamt, während starkes
Flächenwachsthum eintritt, so dass die Blattanlage kapuzenförmig wird. Etwa auf der Mitte
derselben ist das Wachsthum am stärksten, hier wird eine Hervorstülpung als Anlage 'der
schwertförmigen Lamina erzeugt. Letztere tritt bald in die terminale Stellung. Es ist also
nicht zuerst die Scheide vorhanden, sondern ein Primordialblatt, an welchem eine Scheidung
in Oberblatt und Blattgrund noch nicht stattgefunden hat. Die Lamina ist keine Neubildung,
480 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — Allgem. Morphol. d. Phanerogamen,
sondern das Product eines Wachsthumsprocesses des Primordialblattes, und die gesammte
Blattent Wickelung weicht von der bekannten Regel nicht ab.
99. A. W. Eichler. Oeber die Schlauchblätter von Cephalotas follicularis Labill. (Jahrbuch
des botanischen Gartens und des botanischen Museums zu Berlin I, 1881, S. 193—197,
mit Holzschnitten.)
Erweiterte, mit Figuren versehene Darstellung einer Untersuchung, über welche
schon im Botan. Jahresbericht VIII, 1880, Abtheilung I, S. 117 referirt wurde.
100. A. Dicksen. On the morphologie of the pitcher of Gephalotus follicularis. (Journal
of Botany, new series vol. X, 1881, p. 129 sqq., tab. 219, 220.)
Auf Grund von Rückbildungen von 4 Blättern des Gephalotus follicularis gelangt
Verf. zu folgenden Schlüssen:
Der Schlauch resultirt aus einer schubförmigen Taschenbildung der Blattspreite auf
der Oberseite. Die Spitze des Blattes liegt auf der von der Axe am weitesten entfernten
Seite und wird wahrscheinlich von der Spitze des dorsalen Mittelflügels dargestellt. Der
Deckel ist ein Auswuchs der Blattoberseite.
6. Trichom.
101. E. Mer. De la Constitution et des fonctions des poils radicaux. (Association fran^aise
pour l'avancement des sciences, congres de Reims 1880.)
Die Wurzelhaare werden von dem Centrum der Vorderwand der Epidermiszellen
aus gebildet, das Protoplasma dieser Zellen wandert fast vollständig nebst dem Zellkern in
das Haar. Verf. betrachtet die Wurzelhaare demnach als Abkömmlinge oder Tochterzellen
der Oberhautzellen, welche den ganzen Inhalt ihrer Mutterzellen in sich aufnehmen, jedoch
von denselben nicht durch Scheidewände abgeschlossen werden. — In feuchter Luft entwickeln
sich die Wurzelhaare am stärksten; durch Mittel, welche das Wachsthum der Wurzeln
verlangsamen, wird dasjenige der Haare begünstigt. (Nach: Bulletin de la Societe botan.
de France XXVIII, Revue bibliogr.)
102. J. C. Arthur. Various forms of Trichomes of Echinocystis lobata. (The Botanical
Gazette VI, 1881, p. 180-183, tab. 1.)
Echinocystis lobata Torr, et Gray, obwohl nahezu kahl erscheinend, bestizt dennoch
eine ziemliche Mannigfaltigkeit von Haarformen, welche Verf. auf der beigegebenen Tafel
abbildet. Dieselben sind theils einfache einreihige Haare, theils kopfige, welche zu Drüsen-
haaren ausgebildet sein können. Die fadenförmigen Haare entspringen aus einem Collenchym-
gewebe, die kopfigen aus chlorophyllhaltigem hypodermalem Gewebe ; die ersteren stehen an
vorspringenden Theilen ohne Spaltöfi"nungen, die letzteren aus Flächen mit solchen.
7. Anordnung der Blüthentlieile im Allgemeinen.
103. L. Celakovsky. Ueber die Stellung des Kelches der Borragineen zu seinem Deckblatt.
(Verhandlungen der K. Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Prag 1881.
[Czechisch.] Siehe Ref. No. 103.)
104. 0. Lubarsch. Tafeln zur Blüthenkunde. Eine Sammlung von Diagrammen und Längs-
schnitten der wichtigsten Blüthentypen, 2 Hefte. Berlin 1881. 8".
Nicht gesehen.
105. 0. Drude. Palmae in Flora Brasiliensis. (Siehe Ref. No. 63.)
Spadix.
A. Spathae 3— oo incompletae.
a. Rami distichi spathellis instructi. Flores amenti vel cincinni instar congesti, J* et 9
in distinctis spadicibus; Spadix duplicatim ramosus ramis II contractis: Maiiritia,
Orophoma, Lepidocaryum.
b. Rami distichi spathellis instructi pluries ramificati.
Flores distichi in iisdem ramulis inferne Q superne (■^: Baphia.
c. Rami undique patentes spathellati, spadice paniculato; flores ^: Copernicia.
d. Rami undique patentes nudi vel bracteolati. Flores ^: Trithrinax, Acanthorrhim.
e. Rami undique patentes bracteolati vel nudi. Flores (-f ^ ^.
Anordnung der Blütheutheile im Allgemeinen. 481
Glomeruli trifiori ad basin vel mediam partem ramulorum; flores supremi (-j^;
Iriartea, Ilyospathe.
Flores pj^ et Q iu distinctis spadicibus: Chamaedorea, Morenia, Kimthia, Catoblastus.
B. Spathae 2 flores ante authesin involventes. Spadix simpliciter ramosus (raro simplex
vel paniculatus), ramis spathellis destitutis, saepe bracteolatis.
a. Spathae 2 completae laeves anthcsi delabentes et spadicem denudantes; glomeruli
triflori usque versus apicem ramorum, floribus in scrobiculis sessilibus: Euterpe,
Oenocarpus, Jcssenia.
b. Spatha inferior incompleta vel fere evanida, superior completa longitudinaliter
dehiscens et supra rhacbin per anthesin persistens,
aculeata vel setosa vel laua densa villosa.
Flores Q intermixti inter plures q^ vel ubique in glomerulis trifloris sessiles;
rami scrobiculati: Bactris, Guilielma, Desmoncus, Martinezia.
Flores Q in scrobiculis inflexis ad ramorum basin, ^ foveis profundis immersi:
Astrocaryum, Acrocomia.
inermis et glabra, rarius tomento quodam adspersa. (^Desnionci et Bactridis species
paucae supra inquirendae sunt ; harum spadix teuer distiche ramosus vel simplex
vel in ramos paucos fastigiatos divisus.)
Rhachis indivisa dense scrobiculata inferne glomerulos trifloros superne flores (-^
proferens: Diplothemium, Coci spec. paucae.
Rhachis simpliciter ramosa.
Rami graciles flexuosi scrobiculati; glomeruli trifiori in parte basali, apex ^f:
Cocos (spec. plurimae), Glasiova.
Spadices unisexuales vel floribus (^ nonnuUis flores Q paucos magnos stipantibus
androgyni, utriusque sexus difformes.
Flores (-^ in spadice masculo secundi; Ättalea, Orhignia.
Flores in scrobiculis ramorum undique spectantes : Maximiliana.
Flores ^-f in spadice Q nulli, in masculo ramis profunde immersi, solitarii
in foveis carnosis: Elaeis.
Flores (-^ bini foveis ramorum incrassatorum immersi; flores Q pauci ad basiu
ramorum superne masculorum sessiles: Barcella.
Flores (-^ solitarii foveis ramorum immersi ; flores Q pauci ad basin ramorum
flexuoso-adscendentium scrobiculati : Manicaria.
c. Spathae 2 (rarius tertia rudimentaria) anthesi floribus breviores et pedunculo cum
rhachi elongata prorumpente superatae, delabentes vel marcescentes, inermes, interdum
inter folii vaginam occultatae. Flores foveis immersi. Spadix simplex vel 2— 3-ramosus
vel paniculatim divisus : Geonoyna, Calyptronoma, Leopoldinia (in hac spathae intra
vaginas foliorum absconditae, breves.)
Flores et fructus.
A. Germen in stipite brevi ellipsoideum in Stigmata 3 acuta excurrens triloculare extus
squamis desuper imbricatis obtectum; ovula 3 inversa iu funiculo erecta ab endocarpio
libera. Bacca loricata monosperma. Flores (-^ coriacei, calyce gamosepalo, corolla e
basi connata tripetala valvata calycem superante.
Eaphia: Corolla C cylindrico-tubulosa trideutata; cor. q^ obliqua tripartita, filamenta
superne libera antheris maguis.
Mauritia: Corolla Q trifida, cum androecei sterilis tubo connata; cor. ^ recta tripartita,
antheris maguis.
Orophoma: Corolla Q ; cor. ^-^ recta e stipite longo trifida; antherae magnae,
filamenta petalis adnatae,
Lepidocaryiim: Corolla Q trifida basi campanulata, androeceo sterili fertili simili
campanulato; cor. ^ recta tripartita, antheris minutis.
B. Germinis epidermis squamulis imbricatis et fructus squamarum lorica destituta; ovula 3
(rarissime 4—6) ab axi communi aversa, vel Ovulum solitarium micropyle extus versus
basin spectante.
Botanischer Jahresbericht IX (1881) 1. Abth. 31
482 Anatomie. Morphologie der Phanerogamon. — Allgem. Morphol. d. Phanerogamen.
Flores diclines, Q staminodiis nuUis vel parvis dentiformibus vel rarius in urceolum
magnum sexdentatum connatis.
Germeu subglobosum sessile stigmatibus brevibus tribus apiculatum, uniloculare,
univovulatum , ovulo cum endocarpio sutiu'a rhapheos late cohaerente et innato.
Bacca syncarpa monosperma testa seminis laevi rhapheos sulco ejusque ramis
uotata. Floris Q calyx et corolla calyce multo longiore imbricato-convolutiva
staminodiis brevissimis vel 0. Fl, (^ calyx triüdus quam corolla tripetala valvata
multo brevior, germinodium 0 vel breve.
Euterjpe: Calyx Q et ^-f triphyllus; stamina 6; ovuli anatropi micropyle basilaris;
bacca globosa stigmatum residuis obliquis, embryo lateralis in albumine ruminato.
Oenocarpus: Calyx q^ gamosepalus; stamina 6; ovuli anatropi micropyle basilaris;
bacca ovoidea stigmatum residuis subcentricis; embryo basilaris in albumine
radiato aequabili vel ruminato.
Jessenia: Calyx Q et (-j^ triphyllus; stamina 12—20; ovuli hemianatropi micro-
pyle oblique basilaris; bacca ovoidea v. globosa centrica; embryo basilaris in
albumine ruminato.
Germen subglobosum vel ovoideum saepe maximum late sessile, stigmatibus 3 api-
culatum (rarissime 4— 6-merum3, in ima basi triloculare triovulatum, ovulis loculos
minutos omnino fere explentibus axi profunde immersis et parum ex ea promi-
nentibus depressis vel ovoideis funiculo omnino destitutis. Drupa syncarpa
monopyrena monosperma (rarius 2— 6-sperma), seminibus cum putamiue ubique
connatis hilo et rhaphe distincta orbatis.
Floris Q calyx et corolla sympetala triloba vel tridentata; Fl. ^ petala disco
staminifero ad basin cohaerentia valvata calycera brevem trifidum vel tripar-
titum longe excedentia. Radicula in semiue supera (supra medium vel prope
verticem sita).
Desmoncus: Flores (-f petalis cuspidatis quam ^ majores; Stigmata parva vix
anthesi emergentia.
Bactris: Flores q^ petalis acutis Q aequilongi vel majores; Stigmata late sessilia
obtusa cum germinis vertice e corolla emergentia.
Guilielma: Flores q^ petalis vix acutis ventricosi quam Q minores; Stigmata
latissima concava.
Astrocaryum: Flores (-f quam Q minores; germen e corolla emersum in stylum
elougatum stigmatibus longis radiantibus.
Floris Q corolla triphylla imbricata vel convoluto-imbricata.
Floris (^ petala disco carnoso brevi vel uullo parum ad imam basin conjuncta
valvata calycem brevem (rarius coroUae aequilongum) trifidum vel tripartitum
longe excedentia.
Acrocomia: Radicula horizontalis. Calyx ^ parvus; corolla imbricata; germen
stylo longo emersum.
Martinesia: Radicula horizontalis. Calyx Q parvus; corolla trifida laciniis
valvatis; Stylus 0.
Glaziova: Radicula infera; Calyx Q corollam includens convolutus; androe-
ceura sterile 0; Stigmata erecta conniventia. Putamen tenue.
Cocos: Radicula infera. Calyx Q corollam includens convolutus; androeceum
sterile 0; Stigmata erecta conniventia; putaraen crassum.
Diplotliemium : Radicula infera. Calyx Q corollam includens convolutus ; androe-
ceum sterile 0; Stigmata erecta connata. — Sepala (^ corollae aequilonga.
Attalea: Radicula infera; Calyx Q corolla minor imbi'icatus; androeceum
sterile cupuliforme ; Stylus emersus stigmatibus radiatis. Floris (^ antherae
lineares erectae, longae.
Orhignia: Radicula infera. Calyx Q corollam subaequans imbricatus; androe-
ceum sterile cupuliforme; Stylus brevis stigmatibus radiatis. Floris (j^
, antherae spiraliter contortae, parvae.
Anordnung der Blüthentheile im Allgemeinen. 433
Maximiliana: Radicula infera. Calyx Q corollam subaequans imbricatus;
androeceum sterile cupuliforme; Stylus emersus stigmatibus radialis. Floris
(^ antherae lineares.
(Sect. Eu— Maximiliana: Stamina longe exserta),
(Sect. Scheelea: Petala (-^ crasse subulata; stamina inclusa.)
Floris Q calyx corollam paulo superans aeque atque haec triphyllus imbricato-
convolutivus. Floris (-^ petala calyce vix longiora late valvata androeceum
monadelphum turbinato-campanulatum in stamina 6 excurrens includentia.
Radicula supera prope verticem putamiuis mouospermi e carpellis 3 connati.
JElaeis: Androecei q^ tubus campanulatus. Floris Q Stylus brovis. Putamiuis
foramina subapicalia.
Bareella: Androecei q^ tubus brevior. Floris Q Stylus longe exsertus. Puta-
miuis foramina horizontalia in medio sita.
Flores Q et ^-^ uti antecedentes. Drupa 1— 3-cocca e carpellis 1 — 3 apocarpis
1— 3 pyreua, pyrena infera foramen supra radiculam inferam evolvente; peri-
carpium gibberosum: Manicaria. ^
Germen subglobosum sessile stigmatibus 3 brevibus apiculatum vel rarius stylo
elongato stigmatifero instructum, triloculare triovulatum, ovulis loculos parvos
supra basin germinis ortos vix expleutibus axi insideutibus in funiculo crasso
erectis bemiauatropis vel horizoutaliter patentibus bemitropis. Bacca apocarpa
monosperma solitaria, rarius 2 — 3 in fructum excrescentes apocarpae; seminis
testa laevis vel rhapbe ejusque ramis reticulatim notata.
Floris ^ calyx et corolla imbricata subaequilonga; staminodiorum urceolus in-
flatus; Stylus elongatus trisulcatus; Ovula erecta bemianatropa. Floris pf calyx
et corolla subaequilonga imbricata ; androecei tubus magnus stamina 6 evolvens :
Calyptronoma.
Floris Q calyx quam corolla aeque imbricata vel imbricato-convolutiva multo
brevior; Stylus brevissimus vel 0, Stigmata 3 sessilia; ovula horizoutaliter pa-
tentia vel erecta. Floris (-f calyx imbricatus brevis annuliformis ; corolla tri-
petala valvata calycem excedens.
Leopoldinia: Monoeca; floris (-f germinodium crasse columnare obtusum inter
stamina 6 distincta; sepala q^ late cor data; bacca lignescens resupinata
mesocarpio incrassato lignoso-fibroso; embryo basilaris.
Hyospathe : Monoeca ; germinodium floris (-f minutum quam stamina 6 distincta
multo minus; calyx ^-f cupularis trifidus; bacca cylindracea acuta resupinata
moUis; embryo lateraliter basilaris.
Morenia: Dioeca; germinodium columnare stamina 6 infra conjuncta aequans;
calyx f-^ cupularis tridentatus, petala libera, expansa; bacca ellipsoidea
mollis semiresupinata ; embryo dorsalis.
Chamaedorea: Dioeca; floris (-^ germinodium columnare magnum staminibus
6 distinctis aequilongum ; calyx ^^ cupularis, petala apice cohaerentia ; bacca
globosa vel ovoidea mollis resupinata; embryo lateralis vel basilaris.
Kunthia: Monoeca in distinctis spadicibus; germinodium fl. ^ columnare
stamina 6 aequans; bacca globosa mollis; embrj'o basilaris.
Iriartea: Monoeca; floris (-f germinodium inter stamina 6- c» obsoletum; calyx
Q^ brevissimus triphyllus; bacca globosa vel ellipsoidea mollis paulum excen-
trica vel resupinata; embryonis situs varians.
Germen ovariorum 2 abortu ex ovario solitario formatum, saepe cum rudimentis
duobus prope basin insidentibus, uniovulatum ovulo in fundo lateraliter erecto
funiculo insidente hemianatropo. Bacca apocarpa monosperma seminis testa' laevi
rhaphe sola aut etiam rhapheos ramis notata.
Geonoma: Floris (~f androeceum monadelphum tubulosum; fl. Q staminodia
urceolum magnum formantia; Stylus longus; albumen aequabile.
31*
484 Auatomie. Morphologie der Phanerogamen. — Allgem. Morphol. d, Phanerogamen.
Catoblastus: Floris (j^ stamina 6—12 distincta; floris Q staminodia aut 0 aut
filiforuiia; Stylus crassus; albumen rumiuatum.
{Ceroxylon, genus extrabrasiliense: floris (-f stamina 12 ad plura in discum con-
nata; fl. Q staminodia in patellam germen cingentera connata staminibus similia;
Stylus longus crassus; albumen aequabile.)
Flores monoclines v. polygami, floribus aut rite hermapbroditis utrumque sexum fer-
tilem evolventibus, aut in spadicibus distinctis aut antheras aut ovula rite gignen-
tibus et simul alterius sexus organa effoeta fertilia aemulantia iisque simillima pro-
ferentibus iis sexus diversi tarnen perianthium aeque constitutum praebentibus.
Ovaria 3 apocarpa et plane distincta vel mutua pressione in urceolo perianthii cobae-
rentia et stylo commuui instructa, singula ovulo solitario in funiculo crasso brevi
erecto hemianatropo instructa.
Ovaria inter se stylo communi conjuncta. Calyx cupularis et corolla campanulata,
androeceo urceolato, urceolo tubo corollae inserto stamiuifero: Copernicia.
Ovaria omnino apocarpa in stylos elongatos plane distiuctos seusim attenuata. Corolla
tripetala praefloratione imbricata. Stamina libera et distincta.
Trithrinax : Monoclinis; calyx cupularis quam corolla multo brevior; stamina 6
in annulum confluentia.
Acanthorrhiza: Polygama; calyx usque ad basin fere tripartitus corollam late val-
vatamincludens; stamina 3 cum petalis alterna, filamentis per vernationem inflexis.
106. L. Celakovsky. Morphologische Beobachtungen 2. lieber Ceratocephalus und Myosurus
als Beleg für die Prosenthesenlehre. (Sitzungsberichte der Königlich Böhmischen
Gesellschaft der Wissenschaften, Prag 1881, mit Abbildungen.)
Verf. beobachtete bei Ceratocephalus orthoceras DC. und Myosurus minimus L.
statt der 5 Blumenblätter und 5—15 Staubgefässe auch Blüthen mit 2—4 Blumenblättern
und 5—6 Staubblättern, die in 3 mit einander alternirenden Quirlen stehen. Dabei zeigt
sich, dass die Blumenblätter immer die Stellung einnehmen, welche ihnen nach der Braun'schen
Prosenthesenlehre zukommt. Wenn 2 Blumenblätter vorhanden sind, so fallen dieselben
zwischen Kelchblatt 1 und 3, resp. 2 und 4, wenn 3 vorhanden sind, das dritte zwischen
Kelchblatt 3 und 5, bei 4 Petalen das vierte zwischen 1 und 4. Die Blumenblätter stehen
also nach der Divergenz ^s? zwischen dem letzten Kelchblatt und dem äussersten Blumen-
2—1/2,
blatt aber beträgt die Divergenz — ^ — die Prosenthese also — V2- Die Staubgefässe sind
immer in derjenigen Zahl alteruisepal, als Lücken durch die Unvollzähligkeit der Petala
gelassen werden; alle übrigen stehen epipetal, und zwar unter Auschluss mittelst der oben
genannten Divergenz nebst Prosenthese. Diese Fälle beweisen, „dass die mit einander gleich
Quirlen alternirenden Blüthenkreise zusammen eine fortlaufende, nach jedem Cyclus eine
(nach kurzem Wege negative) Prosenthese erhaltende Spirale bilden. Es bildet also die
Alternation der Blattkreise nur einen besonderen Fall der Spiralstelluug und tritt selbst
wieder in zwei Abänderungen auf: zunächst folgen die einzelnen Glieder des Kreises noch
in der spiraligen Reihenfolge auf einander, dann aber erscheinen sie gleichzeitig."
107. H. Baillon. Sur l'entrainement des petales dans le plan horizontal. (Bulletin mensuel
de la Societe Linneenne de Paris 1881, p. 300—301.)
Die Cucuibitaceeu haben 5 Stamina, von denen 2 und 2 derart verbunden sind, dass
jedes dieser Paare oppositipetal wird, während das einzelne fünfte episepal bleibt. Verf.
findet, dass die Blumenblätter mancher Blüthen von Gurania sich ähnlich verhalten. Auch
hier sind dieselben paarweise genähert und sogar am Grunde etwas zusammenhängend, das
fünfte alternirt mit zwei Sepalen, die gepaarten stehen über je einem Kelchzipfel.
108. H. Baillon. La Symmetrie des fleurs doubles du Platycodon. (Bulletin mensuel de
la Societe Linneenne de Paris 1881, p. 29G.)
In der normalen Blüthe alterniren die 4 Blüthenkreise, in der doppelten ebenso.
Bei letzterer ist ein Kronquirl eingeschoben, welcher sowohl mit der normalen CoroUe wie
mit den Staubgefässcn alternirt. Demnach ist in der doppelten Blüthe die Folge der Blüthen-
kreise ganz verändert.
Androeceum. 485
109. H. Baillon. La gamopetalie et les fleurs doubles. (Bulletin meusuel de la Societe
Linueenno de Paris 1881, p. 284—285.)
Verf. sucht die Angabo zu widerlegen, dass die gamopetalen Bliithen weniger leicht
gefüllt werden als die choripetalen und führt folgende Beispiele dafür an: Convolvulus,
Cahjstegia jyuhescens, Datura, Petunia, Jasminum Sambac, Serissa foetida, Gardenia
florida, Azalea, Primula acauUs, P. Aurictda, Camimnula Medium, G. persicifoUa etc.,
Lobelia, Syringa, Vinca, Nerium, Clerodendron ; Hyacintims, Narcissus; Uibiscus syriacus,
Althaea rosea. — Diejenigen Gamopetalen, welche wenig Staubgefässe haben, werden weniger
leicht gefüllt als die vielmännigcn , ebenso verhält es sich auch mit den Choripetalen. Zu
den seltensten Fällen doppelter Blumenkroneu gehören Angehörige der Labiatae, Scroj)hu-
larineae, Bignoniaceae^ Acanthaceae, Papilionaceae.
8. Androeceum,
110. M. Dalmer. Ueber die Leitung der Pollenschläucbe bei den Angiospermen. (Jenaische
Zeitschrift für Naturwissenschaften, Band XIV, 1880, 39 Seiten, 3 Tafeln.)
Das Wachsthum des auf der Narbe entstandenen Pollenschlauches nach dem Innern
des Fruchtknotens findet längs eines Leitungsgewebes statt, welches eine schleimige Abson-
derung erzeugt und in dieser auch zugleich die Nährstoffe für den Pollenschlauch darbietet.
Das Leitgewebe zeigt in denjenigen Fällen, wo kein Griffelkanal vorhanden ist, die äusseren
Zellwände verschleimt; wo ein Griffelkanal existirt, sondern die denselben auskleidenden
Zellen Schleim ab. Bei mehrfächerigem Fruchtknoten theilt sich entweder der im Griffel
einfache Kanal in eben so viele Kanäle als Fächer fLiliaceae, BiciuusJ oder es hat jedes
Fach seinen eigenen Griffelkanal (Acorus). Im Fruchtknoten selbst findet sich dort, wo
die Micropyle der Basis des Griffels dicht genähert ist CPolygonum, Daphne), kein Leitungs-
gewebe, ist aber die erstere weiter entfernt, so sind entweder bestimmte Stellen des Frucht-
blattes oder auch der Funiculus bis zur Samenknospe oder bis zu den Integumenträudern
secernirend, so dass zugleich zur Festhaltung der Pollenschläuche, zu ihrer Ernährung und
Lenkung Möglichkeit geboten wird. Das Leitgewebe bildet überall, wo Raum vorhanden
ist, Ausstülpungen seiner Zellen, die sich als niedrige Papillen bis zu verlängerten Haaren
darstellen.
111. M. Treub. Recherches sur les Cycadees. (Annales du Jardin botanique de Buitenzorg,
vol. II, 1, Leiden 1881, p. 32—53, tab. 1—7.)
Die Kenntnisse, welche man über die Entwickelung der Ovula und Pollensäcke bei
den Cycadeen hat, sind trotz der Untersuchungen A. Braun's und Warmiug's noch zu
unvollständig, um die Beziehungen dieser eigenthümlichen Gewächse zu den Gcfässkryptogamen
in das rechte Licht zu stellen. Hauptsächlich ist es die Schwierigkeit der Beschaffung
ausreichenden Materials in Europa, welche bisher umfassendere Studien verhindert hat.
Aber auch in Java, wo Verf. sofort nach seinem Amtsantritt sein Augenmerk auf die Cycadeen
lenkte, ist es nicht so leicht, das nothwendige Material zu erhalten, so dass es demselben
nur gelungen ist, bisher für Zamia muricata Willd. die Entwickelung der Pollensäcke und
für eine andere Species., Ceratozamia longifolia Miq., diejenige des Embryosackes und des
Ovulums zu Studiren. Die von 7 Tafeln begleitete Arbeit zerfällt demgemäss in zwei
Abschnitte, aus denen folgendes hervorgehoben sein mag. Die jüngsten beobachteten Schuppen
haben an jeder Seite einen schwachen Auswuchs, auf dessen Unterseite eine kleine Protu-
beranz zu bemerken ist, welche nahe dem mittleren erhabenen Theil der Schuppe steht;
später werden die Auswüchse zu wirklichen Lappen, indem das Zellgewebe des Randes
und des unteren Theiles meristematisch bleibt. In demselben Grade wie diese Lappen sich
vergrössern, erscheinen auf denselben abwechselnd näher und ferner der Blüthenaxe neue
Protuberanzen bis zur Zahl 6. Jede derselben entsteht zuerst durch radiale Streckung und
Theilung von subepidermalen Zellen. Warming nennt sie Receptacula. In jedem derselben
bilden sich zwei Pollensäcke aus wenigen unter der Oberhaut liegenden Zellen, auf beiden
Seiten des Receptaculus nahe dem Gipfel desselben. Das Innere der jungen Pollensäcke
gestaltet sich nun, indem die Zellen sich daselbst vermehren und vergrössern, zu Polleu-
mutterzellen, während über denselben bis zur Oberfläche hin kleinere mehr abgeplattete
486 Anatomie. Morphologie der Phaiierogamen. — AUgem. Morphol. d. Phanerogamen,
Zellen liegen. Endlich wird das Innere des Pollensackes von einer grossen centralen Masse
eingenommen, die von einigen Grenzzellschichten umschlossen wird. Die letzteren scheinen
von den Primordialen der Pollenmutterzellen abzustammen, nicht von dem umt^ebenden
Gewebe. Die Entwickelung der Pollensäcke hat demnach zahlreiche Analogien mit der
Sporangienbildung, anderseits auch mit der Entstehung der Pollensäcke bei den Angiospermen.
— Die Pollenmutterzellen theilen sich übers Kreuz in 4 Zellen, deren jede ein Pollenkorn
ausbildet. Verf. befindet sich hier im Widerspruch mit den Resultaten Juranyi's und erörtert
die Art und Weise, wie sich das Polleukorn mit einer Membran umgiebt. Darnach bildet
sich keine eigene Membran um dasselbe, sondern die innerste Schicht der die Pollenmutter-
zelle in 4 Tochterzellen theilenden Wände verbleibt dem Pollenkorn als Membran, indem
sie sich von den übrigen Schichten ablöst. Dies wurde gesehen, wenn eine Färbung durch
Methylgrün angewendet wurde, die nur die genannte innerste Schicht ergriff, nicht aber
auch die äusseren. Was von den Wänden innerhalb der Pollenmutterzelle zwischen den
Pollenkörnern noch restirt, wird resorbirt.
112. E. Heckel. Multiplication et petalodie staminales du Viburnom Tinos L., conditions
de formatiOD de cette monstraosite. (Bulletin de la Societe botanique et horticulture
de Provence, 2. annee, 1880.)
Nicht gesehen.
9. Gynaeceum.
113. M. Treub. Recherches sur les Cycadees. (Aunales du Jardin botanique de Buitenzorg
II, 1, Leide 1881, p. 32-53, tab. 1—7. Vgl. Ref. 111, S. 485.)
Der zweite Theil der Untersuchungen des Verf. bezieht sich auf die Entwickelungs-
geschichte des Ovulums und des Embryosackes bei Ceratozamia longifolia Miq. Auf Quer-
schnitten sehr junger weiblicher Zapfen zeigen sich die Schuppen als kleine, zuerst sitzende,
dann kurzgestielte Protuberanzen, die sich später jederseits etwas verbreitern und so fast
gelappt erscheinen. In diesen Lappen unterscheidet man in einem etwas späteren Stadium
eine unter der Epidermis liegende, halbkreisförmig mehr oder minder deutlich begrenzte
Zellenpartie, deren Elemente sich vergrössern und vermehren, während das umgebende
Gewebe aus plattgedrückten Zellen besteht. Während sich nun die unmittelbar unter der
Oberhaut liegenden Zellen strecken und theilen, so dass eine über die Oberfläche des Mutter-
organs hinaustretende Höckerbildung eintritt, differenzirt sich im Innern des genannten
Gewebecomplexes, unter den „Primordialzellen" des Verf., eine mittlere zu besonderer Grösse,
sie ist die Mutterzelle des Embryosackes. Die Abgrenzung der die Primordialzellen bildenden
Gewebemasse kann man bereits deutlich erkennen, bevor noch auf der Oberfläche des
Fruchtblattes irgend eine Veränderung der ursprünglichen Verhältnisse wahrnehmbar wird.
Mit dem Erheben des die innere Zellgruppe überragenden Höckers über die Oberfläche geht
gleichzeitig eine ringförmig um denselben sich emporhebende Wulstbildung vor sich; ersterer
wird der Nucleus, letztere erzeugt das Integument. Die Mutterzelle des Embryosackes theilt
sich durch Querwände in 3 Zellen, von denen die unterste zum Embryosack wird, die beiden
andern später durch Resorption verschwinden. Die Wände des Embryosackes sowie der
denselben umgebenden Zellen werden derart durchsichtig, dass ihre Protoplasmamassen in
einer Masse zu schwimmen scheinen, die das Innere des Complexes der Primordialzellen
ausfüllt. Verf. fasst das bisher Gesagte und die weiteren Veränderungen des Embryosackes
in folgender Weise zusammen, indem er Vergleiche mit den Gefässkryptogamen anstellt und
weitere Schlüsse zieht:
Jede Schuppe des weiblichen Zapfens von Ceratozamia longifolia trägt zwei sporangium-
führende Lappen, von denen jeder ein Macrosporangium erzeugt. Man unterscheidet das
letztere im Innern des Lappens, bevor noch irgend eine Differenzirung äusserlich erkennbar
ist. In jedem Macrosporangium erkennt man später die drei folgenden Partien : die Primordial-
zellen im Innern, eine äussere und eine innere mehrlagige Wandschicht. Die Mutterzelle der
Macrospore theilt sich nicht mehr wie bei den Kryptogamen, sie erzeugt die einzige Macrospore
in der nämlichen Weise wie sich im allgemeinen der Embryosack bildet. Kurze Zeit, nachdem
das Macrosporangium angelegt worden ist, bildet der dasselbe umschliessende Lappen des
Gytiaeceum. 487
Fruchtblattes an seinem der Blüthenaxe zugekehrten Gipfel zwei neue Gebilde: den Nucleus
und das Integument. Der erstere nimmt seinen Ursprung aus einer oder zwei subepidermalen
Zellschichtcu des Sporangiums , das Integument erbebt sich rund um denselben. Wenn
Ceratozamia longifölia für diese Verhältnisse als typisch unter den Cycadeen angesehen
werden darf, so stimmt das Macrosporangium der letzteren vollkommen mit der Bildung
eines Sporangiums von Oplüorjlossum überein; Nucleus und Integument sind jedoch neue
Bildungen, welche bei den Kryptogaraen keine Analogien finden.
Verf. befindet sich nicht in Uebereinstimraung mit Warming und Strasburger, nach
welchen der Nucleus bei den Cycadeen in den Lappen des Carpells eingesenkt ist, so dass
das vom Verf. Nucleus genannte Organ nur der obere freie Theil des wahren Nucleus wäre.
Die Cycadeen sind die ältesten Phanerogamen , daher sollte man von ihnen ausgehen, um
das Ovulum der Angiospermen zu erklären, anstatt den umgekehrten Weg einzuschlagen.
Wenn die Homologie zwischen dem Sporaugium von Ojahioglossum und dem Macrosporangium
der Ceratozamia zweifellos ist, so würde es sich nur darum handeln, sich den Uebergang
von einem sporangiumführenden Lappen, der Nucleus und Integument trägt, wie bei den
Cycadeen, zum Ovulum der Angiospermen vorzustellen. Es könnte allmählich die Bildung
des Nucleus und Integumentes der Erzeugung des Macrosporaugiums vorausgeeilt sein, während
zu gleicher Zeit die Macrosporen -Mutterzellen in den Nucleus emporgerückt wären. So
•wäre der Sporangiumlappen auf den Ovularhöcker der Angiospermen reducirt worden, und
die einzige Mutterzelle der Macrospore wäre schliesslich aus der subepidermalen Zellschicht
des Nucleus hervorgegangen. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass eine directe Ver-
bindung der Angiospermen und Gefässkryptogamen mittelst der Gymnospermen wenig wahr-
scheinlich ist. Uebergangsstufen existiren in der Entwickelung des Ovulums zwischen
Abietineen und Cycadeen, und zu den Gnetaceen durch Vermittelung von Thuja occidentalis,
Taxus baccata und Gingko biloba; und die Entwickelung des Embryosackes geschieht bei
den Gnetaceen fast wie bei den Angiospermen.
114. M. Treub. Observations sur les Loranthacees. (Annales du Jardin botanique de
Buitenzorg II, 1, Leide 1881, p. 54—76, tab. 8—15.)
Obwohl schon viele Beobachter dieser interessanten Familie ihr Augenmerk zugewendet
haben, sind namentlich diejenigen Modificatioueu, welche hier die Sexualorgane den andern
Angiospermen gegenüber erlitten haben, doch noch nicht genügend bekannt. Verf. hat bei
seinem Aufenthalt in den Tropen Gelegenheit, ein beliebig grosses Untersuchungsmaterial
herbeizuziehen, und giebt in der vorliegenden Arbeit die Geschichte der Entwickelung des
Keimsackes und des Embryos von Loranthus s2jhaerocarpus BI. — Zwischen den noch
sehr jungen Carpellanlagen erhebt sich eine kleine centrale halbkugelige Warze, deren
oberste Zellen sich vergrösseru. Die Carpelle schliessen durch Zusammenneigung eine kleine
Höhlung ein, in welche diese Warze hineinragt; letztere ist mit ersteren derart verbunden,
dass nur 3—4 Canäle übrig bleiben, und endlich legen sich die Gewebe der centralen Warze
und die der Carpelle derartig eng aneinander, dass die Grenze völlig verschwindet und
um so weniger erkannt werden kann, als die Zellen beider Organe oft Reihen bilden, die
sich continuirlich durch beide fortsetzen. Noch bevor die Fruchtknotenhöhlung völlig
verschwunden ist, zeichnen sich in den freien Lappen der Mittelwarze einige subepidermale
Zellen durch besondere Grösse aus. Diese Zellen nehmen bald eine fast senkrechte Stellung
ein und theilen sich durch 2 Querwände schnell nach einander in je 3 über einander liegende
Zellen. Da die Zahl der ursprünglichen grossen Zellen 4—5 beträgt, so hat mau jetzt eben
so viele kurze Reihen von Zellen; aber nur in einer einzigen derselben entwickelt sich die
oberste Tochterzelle weiter, alle übrigen werden resorbirt: jene wird ein Embryosack, dessen
Anticlinen verschwinden. Dieser Vorgang findet in jedem Segment der ursprünglichen centralen
Warze statt, so dass später in einem Fruchtknoten so viele Embryosäcke vorhanden sind,
als es Carpelle giebt. Um die Embryosäcke entsteht eine Scheide von stärkeführenden Zellen,
die sich aufwärts zu einem ebensolchen Strang zusammenschliessen. Im unteren Theile des
Fruchtknotens bildet sich zu gleicher Zeit das Gewebe zu einer unten geschlossenen, oben
offenen Scheide collenchymatischer Zellen aus, die Embryosäcke verlängern sich sowohl nach
oben wie auch nach unten und legen sich unten der Collenchymscheide enge an, während
488 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — Allgem. Morphol. d. Phanerogamen.
sie aufwärts genau dem Strange stärkeführender Zellen folgen, in dessen Innern sie empor-
wachsen, bis sie zur Basis des Griffels gelangen und sich dort etwas erweitern. Demnach
verlängert sich jeder Embryosack nach beiden Richtungen weit über das Gebiet der ursprüng-
lichen Centralwarze hinaus und wird in seiner Richtung durch den beschriebenen Strang
und die Collenchymscheide bestimmt. In demselben theilt sich der Zellkern, einer der jungen
Kerne steigt bis zur Spitze des Keimsackes empor und theilt sich abermals ; weitere Theilungen
konnte Verf. nicht bemerken. — Es handelt sich um die morphologische Bedeutung der
centralen Warze, welche von Griffith als Placenta mit mehreren rudimentären Samenknospen
aufgefasst, von Hofmeister jedoch als ein von Integumentcn freier Samenknospenkern betrachtet
wurde, in welchem sich mehrere Keimsäcke ausbilden und dessen Chalaza von der CoUenchym-
schicht dargestellt wird. Verf. ist der Ansicht, dass der centrale Theil der Warze placentarer
Natur und dass die 3—4 freien Segmente desselben rudimentäre Samenknospen seien. Eine
Stütze dieser Ansicht liefern die Santalaceen ; bei Thesium sind die Samenknospen nahe dem
Gipfel der Placentarsäule iuserirt, bei Santalum entspringen die integumentlosen Samenknospen
an der Basis der Placenta, bei Osyris endlich liegen die Verhältnisse so, dass man sich die
rudimentären Samenknospen nur noch mehr reducirt zu denken hat, um zu denjenigen von
Loranthus zu gelangen. Bei den Santalaceen verlängern sich auch die Keimsäcke in derselben
Weise wie bei den Loranthaceen , so dass also Santalum die einfachen Samenknospen der
letzteren mit der gewöhnlichen Form verbindet.
Jeder Keimsack bildet einen Embryo, Die erste Theilung der Keimzelle ist eine
Längswand; bei den dann erfolgenden Quertheilungen jeder Hälfte stehen die entsprechenden
Wände auf genau gleicher Höhe. Die unteren so entstandenen Zellen theilen sich von Zeit
zu Zeit, die oberen verlängern sich ausserordentlich, während zugleich im unteren Theil
des Keimsackes die ersten Eudospermzellen gebildet werden. Der durch die Verlängerung
der oberen Zellen abwärts gedrängte Proembryo durchbricht die Eudospermzellen, indem
die ersteren sigh gleichzeitig drehen, und es erscheint endlich der Embryo an einem Doppel-
faden, seinem Suspensor, befestigt. Nachdem derselbe in die Collenchymscheide hinabgerückt
ist, vermehrt er seine Zellen in der Weise, dass an seinem Cotyledonarende kleine, am
entgegengesetzten Ende grosse Zellen liegen. Der Suspensor wird zusammengerollt und
zwischen Embryo und Endosperm verdrückt. Griffith war der Meinung, dass, da man in
der Loranthusfrucht fast stets nur einen Keimling antrifft, derselbe aus einer Verschmelzung
mehrerer Embryonen resultire; Verf. hat aber die Ueberzeugung gewonnen, dass dies
keineswegs der Fall ist. Es war weder jemals eine Verschmelzung noch eine Anheftung
mehrerer Keimlinge zu beobachten, dagegen zeigten sich öfters abortirte Embryonen, die
noch an einer kleinen Endospermmasse befestigt waren. Während nun der Embryo sich
in der Collenchymscheide vergrössert, vermehrt sich gleichzeitig das Endosperm bedeutend
durch rasche Theilung seiner unteren und peripherischen Zellen, die lange meristematisch
bleiben. Dies sowohl wie das Wachsthum des Embryo bewirken endlich eine Berührung
desselben mit dem Endosperm; was vom Suspensor noch übrig war, wird zusammengedrückt
und verschwindet; das obere (Wurzel-) Ende des Embryo dringt in das Endosperm ein,
indem es dessen Zellen zerstört, und gleichzeitig zieht der Embryo sich aus der Collenchym-
scheide nach aufwärts zurück. Dies setzt sich derartig fort, bis der Embryo vollständig
aus der Scheide verschwunden und in dem Endosperm eingeschlossen ist, in welchem er
nunmehr verbleibt. Verf. glaubt, dass dieses Emporsteigen zuerst durch das Wachsthum
des Embryos und den Widerstand der Collenchymscheide bewirkt, später durch den Druck
der unteren Endospermlappeu begünstigt, aber wesentlich durch eine autonome Neigung des
Embryos zum Aufwärtsrücken veranlasst werde. Verf. schliesst seine Arbeit, indem er
seine Resultate mit den von Hofmeister bei L. europaeus, von Griffith bei L. globosus
gefundenen vergleicht; erstere haben weniger, letztere mehr Uebereinstimmung mit L.
spliaerocarpus.
115. J. Velenovsky. üeber die vergrünten Eichen von Alliaria offlcinalis Ändrz. (Flora,
64. Jahrgang 1881, S. 33-45, tab. 1.)
Bietet theils Bestätigungen der von Celakovsky (Botan. Zeitung 1875) mitgetheilten
Beobachtungen, theils Ergänzung derselben durch Zwischenstufen. Es geht daraus hervor,
Embryobildung. 489
dass das Eichen die Metamorphose eines Blättchens, eines Abschnittes des Carpells, nebst
dem Metablastem (Nucellus) darstellt. Das innere Integument ist von dem mittleren Thcil
und dem Mittellappen des Ovularblättchens gebildet. Der Nucleus ist ein Auswuchs aus
der Oberseite des Ovularblättchens, mithin aus der Innenseite des inneren Integumentes,
welches freilich im normalen Eichen den Grund des Integumentbechers einnimmt. Die aus
den beiden verschmolzenen Seitenlappen des Ovularblättchens gebildete Funicularspreite ist
eine nur in der Verlaubung auftretende Uebergangsbildung in das vegetative Blättchen; aus
diesem Theil des Ovularblättchens geht das äussere Integument hervor. Der Funicularstrang
endlich ist der untere stielartig verschmälerte Theil des Ovularblättchens.
10. Embryobildung.
116. L Guignard. Sar la polyembryonie chez quelques Mimosees. (Bulletin de la Societe
botanique de France, tome XXVIII, Paris 1881, p. 177—179.)
Bei einigen Gattungen der Mimoseae scheint die sonst seltene Polyembryonie sehr
häufig vorzukommen. Verf. fand bei SchranJcia uncinata im reifen Samen einen mit der
Wurzelhaube verwachseneu, nach unten abgerundeten, nach oben mehrlappigen Körper als
Anhängsel des Embryos. In anderen Fällen fanden sich 3 Cotyledonen, in noch anderen
4 Cotyledonen an einem Embryo mit 2 bis fast zur Haube verwachsenen hypocotylen Axen.
Bei der Keimung zeigt es sich, dass das Anhängsel der Wurzelhaube als Reservestoffbehälter
dient und demgemäss nach Verbrauch seines Stärkeinhaltes zu Grunde geht. — Mimosa
Denhartii besitzt oft 2 — 3 Embryonen, von denen einer gewöhnlich stärker wächst als die
anderen. Verf. glaubt, dass in allen diesen Fällen auch die beiden Synergiden sich zu
Embryonen entwickelt haben, und dabei theils bis zur völligen Ausbildung gelangt, theils
rudimentär geblieben sind, so dass auch der Wurzelhaubenauswuchs als ein solcher rudi-
mentärer Embryo aufzufassen ist.
117. L. Guignard. Note sur l'embryogenie du genre Lapinus. (Bulletin de la Societe
botanique de France XXVIII, Paris 1881, p. 231—285.)
Die Resultate Hegelmaier's bei Lupinus veranlassen den Verf., der sich mit der
Embryogenie der Leguminosen beschäftigte, zur Darlegung der von ihm beobachteten Ver-
hältnisse.
Bezüglich der Integumente der Samenknospe unterscheidet man zwei Gruppen von
Species; nur ein Integument haben L. miitahilis Sweet, L. Cruikshankii Hook., L. poly-
phißlus Dougl., L. macrophyllus Benth., L. variiis Gaertn., L. nanus Dougl., L. Hartwegii
Bot. Reg., L. succulentus Dougl., zwei Integumente besitzen L. luteus L., L. angustifolius
L., L. hirsutus L., L. pilosus L., L. subcarnosus Benth., L. albus L. Mit diesen Gruppen
gehen die embryogenetischen Vorgänge in beachtenswerther Weise parallel. — Bei L. pohj-
phyllus finden ganz normale Verhältnisse statt. An der Spitze des Embryosackes liegen
die beiden Synergiden und in ihrer Nähe seitlich, etwas tiefer hinabsteigend, die Eizelle;
der secundäre Kern des Keimsackes und die Antipoden liegen am gewöhnlichen Platz. Nach
der Befruchtung verschwinden die Synergiden und die Eizelle entwickelt sich zu einem aus
4 Zellpaaren bestehenden Proembryo, deren letzte den eigentlichen Embryo darstellt, während
die anderen 3 den Suspensor bilden. Die Zellen des letzteren weichen auseinander und
gehen an die Wand des Embryosackes, ebenso der Embryo, wobei verschiedenartige Lagerungs-
verhältnisse Platz greifen. Länge und Zeilenzahl des Suspensors wechselt bei den einzelnen
Species, immer jedoch tritt bis zu einem gewissen Grade Dislocation der Zellen desselben
ein. Demnach hätte Hegelmaier einen nach der Befruchtung eintretenden Vorgang als einen
derselben vorausgehenden eigenartigen Act betrachtet. Die von ihm beobachteten Kugeln
sieht Guignard für Anhäufungen von Zellen des oberen Theils des Suspensors an, die sich
früh wiederholt getheilt hätten. — Bei den Arten mit 2 lutegumenten ist der Vorgang
ebenfalls demjenigen bei den anderen Leguminosen ähnlich. Der Suspensor ist sehr lang,
wächst ungemein schnell und der Embryo wird gegen die Chalaza hingeführt, öfters auch
wieder gegen die Micropyle zurückgeleitet; der Suspensor legt sich in der Mediane 'der
Wand des Embryosackes an und seine Zellen trennen sich nicht von einander. Die Zahl
der letzteren beträgt bei L. hirsutus, angustifolius und luteus 10 — 12, bei L. pilosus mehr
490 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — Allgem. Moiphol. d. Phanerogamen.
als 30, Das Albumen bildet sich um den Embryo und erfüllt bald den ganzen oberen Theil
der Höhle des Keimsackes. Bevor die ersten Theilungeu eintreten, findet man zahlreiche
wiederholte Kerntheilungen, bis die Kerne der genannten Region in kurzer Entfernung von
einander liegen ; dann werden Kernplatten und Zellwände gebildet und das Plasma zieht sich
um die Zellkerne zusammen.
118. L. Guignard. Sur rorigine da sac embryonnaire et le röle des antipodes. (Bulletin
de la Societe botanique de France, tome XXVIII, Paris 1881, p. 197-201.)
Nach eiuer kurzen Uebersicht der bisherigen Ansichten über die Entstehung des
Embryosackes, namentlich derjenigen von Warming und Vesque, theilt Verf. eigene Beob-
achtungen mit, welche an Compositen, Rauunculaceen, ßibesiaceen, Saxifrageen und besonders
an Leguminosen gemacht wurden. — Bei Äcacia retinodes bemerkt man an der Spitze des
Samenknospenkernes unter der Epidermis eine grössere Zelle, welche sich durch eine
Querwand in zwei über einander liegende theilt: eine apicale und eine subapicale. Die
letztere ist die von Warming als Urmutterzelle des Embryosackes bezeichnete. Aus der
apicalen Zelle wird gewöhnlich ein Gewebe von drei Lagen abgeplatteter Zellen, die sub-
apicale theilt sich in basipetaler Richtung in drei Zellen, von denen die letzte sich ver-
grössert und die Mutterzelle des Embryosackes wird, während die beiden oberen resorbirt
werden. Der junge Embryosack füllt sich mit Stärkekörnern, welche später mit der Bildung
von acht Kernen verschwinden, die die Synergiden, die Oosphäre, die Antipoden und die
beiden zum secundären Zellkern des Embryosackes verschmelzenden Kerne liefern. — Andere
Leguminosen verhalten sich abweichend, so die Caesalpinieae, bei welchen die apicale Zelle
ein noch lange nach der Befruchtung dauerndes Gewebe bildet, während die subapicale sich
in 3—4 Zellen theilt, von denen immer die unterste zum Embryosack wird, die andern
durch Resorption verschwinden. Bei Cassia entsteht aus der apicalen Zelle ein Gewebe
von geringerem Umfange und die subapicale wird, ohne sich erst zu theilen, direct zum
Embryosack. In der Regel aber ist das Gewebe der Spitzenzelle auf wenige Zellen beschränkt
und verschwindet noch vor der Befruchtung vollständig; die subapicale Zelle theilt sich in
vier (Chorozcma, Psoralea, Colutea) oder häufiger nur in drei über einander liegende Zellen.
In dieser Beziehung finden nicht nur innerhalb desselben Tribus, sondern sogar innerhalb
der gleichen Gattung Verschiedenheiten statt, so bei Cytisus. Bei Medicago, Melilotus und
Cicer theilt sich die apicale Zelle nur in zwei Tochterzellen, die subapicale bleibt ungetheilt
und wird sofort zum Embryosack; bei den echten Vicieen theilt sich die apicale in drei,
die subapicale in zwei Zellen oder gar nicht, und stets wird die äusserste ohne jede
Fusion von zwei Nachbarzellen (Vesque) zum Embryosack.
Bei allen Leguminosen bilden sich im Embryosack die Synergiden, die Eizelle, die
Antipoden und der secundäre Kern in bekannter Weise, die Antipoden verschwinden mit
dem benachbarten Gewebe des Knospenkerns noch vor der Befruchtung, sie haben also eine
Aufgabe, welche binnen kurzer Zeit nach ihrer Entstehung erfüllt ist; Anticlinen giebt es
nicht wie bei den allermeisten Angiospermen. Die in den oberen zwei Tochterzellen der
subapicalen Zelle, welche bei Cercis zwischen der Mutterzelle des Embryosackes und dem
apicalen Gewebe liegen, vorkommenden zwei Zellkerne lassen sich nicht so auffassen, dass
ihre Zellen den Specialmutterzellen des Pollen zu vergleichen wären, weil ihre Scheide-
wände niemals resorbirt werden: sie deuten nur auf eine Neigung hin, die aus der
subapicalen Zelle resultirenden Tochterzellen bis zu einem gewissen Grade aequivalent zu
machen.
Bei mehreren Rauunculaceen kommen Antipoden mit mehreren Zellkernen vor (leicht
zu Studiren bei Clematis und Hepatica). Jede der drei Antipoden besitzt zuerst einen Kern
mit einem einzigen Nucleolus, aus welchem dann zwei und vier Kernchen hervorgehen, ohne
dass die einzelnen sich von einander trennen. Endlich ist der primäre Kern von Kern-
körperchen erfüllt; diese Erscheinung kann man entweder als das Ueberbleibsel eines Organes
oder als ein reducirtcs Prothallium betrachten.
119. B. Jönsson. Om embryosäckens utveckling hos Angiospermerna. (Acta Universitatis
Lundensis, tom. XVI, 1879-80, Lund 1879-1881, p. 1- 86, 8 Tafeln.)
Nicht gesehen.
EmbryobilduDg. 491
120. J. F. A- Melli&k. Over de ontwikkeling van den kiemzak by Angiospermen. Leideu
1880. 73 Seiten, 2 Kupfertafelu,
Nicht gesehen.
121. F. Soltwedel. Freie Zellbildung im Embryosack der Angiospermen, mit besonderer
Berücksichtigung der hierbei stattfindenden Vorgänge der Kerntheilung. (Jenaiscbe
Zeitschrift für Naturwissenschaft, Band XV, Jena 1881/82, p. 341-380, tab. 16-18.)
Ueber diese Arbeit wird an anderer Stelle des „Jahresberichtes" referirt; hier seien
nur die Resultate derjenigen Untersuchungen mitgetheilt, welche sich auf die Zellbilduug
im Embryosack beziehen: „Alle freien Kerne, die nach der Befruchtung im Embryosack
der Angiospermen auftreten, stammen vom secundären Embryosackkern ab; eine freie Ent-
stehung von Zellkernen findet nicht statt. Ob aber das secundäre Eudospcrm durch Theilung
einer Mutterzelle gebildet wird, oder ob in dieser Mutterzelle zuerst nur Kerntheilungen
stattfinden und später um die freien Kerne Zellwände auftreten, scheint nur von der Grösse
dieser Zelle abzuhängen. Im Allgemeinen finden wir, dass das secundäre Endosperm in
grossen Embryosäcken durch freie Zellbildung, in kleineren dagegen durch Zelltheilung ent-
steht. Nun kann es auch vorkommen, dass in ein- und demselben Embryosack, wie z. B.
bei Lamium album, in dem einen schmaleren Ende Zelltheilung, im anderen weiteren Ende
dagegen nur Kerntheiluug stattfindet. Während aber bei Lamium die freien Kerne früh-
zeitig resorbirt werden, können nach Hofmeister um die freien Kerne im oberen Ende des
Embryosackes von Prostanthera violacea auch Zellwände gebildet werden. Diese Thatsache
aber, dass bei einzelnen Pflanzen das secundäre Endosperm zum Theil durch freie Zell-
bildung, zum Theil durch Zelltheilung gebildet wird, wie ferner der Umstand, dass bei den
Pflanzen, deren secundäres Endosperm durch freie Zellbildung entsteht, die Kerne nicht frei
entstehen, sondern durch Theilung aus einander hervorgehen, und dass bei vielen Pflanzen
nach jeder freien Kerntheilung eine transitorische Zellplatte gebildet wird, lassen die beiden
Entwickelungsweiseu des secundären Endosperms als nicht wesentlich verschieden von einander
erscheinen. Daraus ergiebt sich aber, dass mau aus der verschiedenen Entstehungsart des
Endosperms keine sicheren Schlüsse auf die Verwandtschaftsbeziehungen der einzelnen
Familien ziehen kann."
Verf. unterscheidet zwei Arten von Endosperm : primäres und secundäres. Ersteres
entsteht vor der Befruchtung im Embryosack der Phanerogamen durch freie Zellbildung;
es besteht aus sieben Zellen: den drei Zellen des Eiapparates, den drei Gegenfüsslerinnen
und einer aus der Verschmelzung von zwei freien Kernen hervorgegangenen mittleren Zelle
mit dem secundären Embryosackkern. Aus dieser Zelle allein geht das secundäre Endosperm
nach der erfolgten Befruchtung der Eizelle hervor.
122. 0. Jäger. Notiz über die Stroctur des Endosperms von Coffea arabica. (Botanische
Zeitung, 39. Jahrg., 1881, p. 336-339.)
Der Embryo liegt, mit dem Stammtheil der Micropyle zugekehrt, in einer das
ganze Endosperm parallel der Innenfläche durchziehenden dunkeln Mittelschicht, welche
aus zerfallenden Zellen besteht, die sich im Gegensatz zu den umgebenden unregelmässig
gestalteten Endospermzellen durch tangentiale Streckung auszeichnen. Eine ähnliche Spalte
kommt auch im Samen von StrycJmos nux vomica vor ; ob beide gleichen Ursprunges sind,
muss die Entwickeluugsgeschichte lehren. Die physiologische Bedeutung des angegebenen
Verhaltens von Coffea findet Verf. darin, dass dem Embryo durch die Capillarwirkung der
Lücken des denselben zunächst umgebenden Gewebes die zu seiner Entwickelung nöthigen
Stoffe auch aus den entfernteren Theilen des Endosperms schon früh zugeführt werden können.
123. J. F. A. Mellink. Over de endospermvorming by Adonis aestivalis L. Ueber die
Endospermbildung bei Adonis aestivalis. (Nederlandsch Kruidkundig Archief, 2e serie,
3e deel, 3^ stuk, Nymegen 1881, p, 273—276.)
Nachdem Strasburger aus seinen Untersuchungen den Schluss gezogen hatte, dass
das Endosperm nur auf zwei Weisen gebildet wird, durch Theilung des Keimsackes, .oder
dui'ch wiederholte Theilung des Embryosackkerns und nachherige freie Zejlbildung um
die daraus hervorgegangenen Kerne, suchte Darapsky darzuthun, dass bei Hyacinthus ciliatus
M. die Kerne des Endosperms frei im Plasma des Embryosacks entstehen.
492 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — Allgem. Morphol. d. Phanerogamen.
Dieser Widerspruch veranlasste den Verf., die Endospermbildung bei Adonis aestivalis
zu verfolgen. Obgleich es ihm nicht gelang, den Embryosackkern selbst in Theilung auf-
zufinden, so gelaug es ihm doch bei einem Keimsacke, sämmtliche Kerne (56) in Theilungs-
stadien zu sehen; am Micropylende waren die Tochterkerne bereits gebildet, nach dem
Chalazaende hin waren die Stadien immer weniger weit fortgeschritten, au der Basis hatten
sie keine scharfen Umrisse mehr und zeigten die charakteristischen Streifen. Die Bildung
der ersten Schicht der Endospermzellen verläuft ferner ganz in der von Strasburger be-
schriebenen Weise. . Giltay.
124. C. Nörner. Beitrag zur Embryoentwickelung der Gramineen. (Flora, 64. Jahrgang,
Regensburg 1881, S. 241-251, 256-266, 273—284, tab. 2—5.)
Nach einer kurzen historischeu Uebersicht seines Forschungsgebietes und Angabe
der Präparirmethode bespricht Verf. seine Untersuchungen der Embryoentwickelung bei
Hordeum vulgare, Triticum vulgare, Seeale cereale und Avena sativa und giebt seine
Resultate in einer vergleichenden Zusammenstellung am Schlüsse, welcher hier folgendes
entnommen sein mag.
Das befruchtete Ei gliedert sich durch zwei schnell auf einander folgende Wände
in 3 Segmeute, nach deren Lage man 3 Entwickeluugstypen unterscheiden kann.
I. Die beiden Segmentwände, welche in basipetaler Reihenfolge auftreten, sind einander
parallel. — Dadurch findet sich Verf. in Widerspruch mit Hegelmaier, welcher 4—6, meist
5 Segmente als Ausgangspunkt annimmt.
IL Die zweite Segmentwand ist nicht parallel zur ersten, sondern scheidet dieselbe
unter einem spitzen Winkel.
in. Die erste Segmentwaud verläuft schief zur Längsaxe des Embryo, die zweite
Wand setzt sich unter spitzem Winkel an die erste an.
Die weitere Entwickelung des Embryo erfolgt bei Typus I durch Auftreten einer
Längswand (Transversalwand), welcher eine ebensolche unter rechtem Winkel folgt (Median-
wand). Dadurch tritt Theilung in Kugelquadranten ein. Nun erfolgt eine Aequatorialwand,
durch welche das obere Segment des Embryo in Octanten zerlegt wird. Es treten dann
Nebenwände unter mannigfachen Modificationen auf, welche sich annähernd parallel zur
Transversalwand stellen und 4 Schaleuzellen abschneiden, während im Innern 4 handartige
Zellen übrig bleiben, die den Scheitel einnehmen. — Typus II und III folgen diesem Schema,
soweit es ihre Zellbilduugen im oberen Segment gestatten.
In den beiden unteren Stockwerken des Embryo tritt ebenfalls zunächst eine longi-
tudinale Wand auf, doch kann dieselbe im untern Stockwerk auch als Querwand erfolgen;
darauf beginnen Quertheilungen.
Durch das Auftreten pericliner Wände, welche die Quadrantenzellen in Schalenzellen
und in Kugelquadrautenzellen zweiter Ordnung theilen, wird das Dermatogen abgegliedert.
Die Bildung desselben erfolgt erst nach zahlreichen anderweitigen Theilungen; im hypo-
cotylen Theil lässt sich dieselbe wegen der regellosen Theilungen nicht verfolgen. Am
Dermatogen betheiligen sich die beiden oberen Segmente, das untere Segment bildet die
Hypophyse.
Weitere Zelltheilungen erfolgen nach allen Richtungen unter Anpassung an die
bestehenden räumlichen Verhältnisse. Eine Scheidung von Periblem und Plerom ist eben
so wenig festzustellen wie das Auftreten einer Scheitelzelle. Der Vegetationspunkt der
jugendlichen Stammknospe wird im oberen Segment angelegt. Die Cotyledonarscheide setzt
sich bis zur Grenze zwischen Segment I und II fort.
125. J. Urban. lieber die Lage der Radicula in den Samen einiger Trigonella- und Melilotus-
Arten. (Sitzungsberichte des Bot. Vereins der Provinz Brandenburg XXIII, Jahrg. 1881,
Berlin 1882, S. 71-72.)
Die bisher als durchgehend angenoumiene pleurorrhize Lage der Cotyledonen der
Papilionaceeu erleidet bei den genannten Gattungen eine Ausnahme. Hier hat dieser Charakter
zum Theil nicht einmal specifischen Werth. Trigonella Sprunneriana Boiss. und verwandte
Arten haben in allen Samen einen notorrhizen Embryo, während andere Arten einen pleuror-
rhizcn besitzen. — Anders bei Melilotus. Bei unsern einheimischen Arten liegt das Würzelchen
Früchte und Samen. 493
der Keimblattspalte an, bei anderen Species hängt die Lage desselben davon ab, ob die Hülse
1 oder 2 Samen enthält. Bei M. neapolüana Ten. und M. elegans Salzm. ist in einsamigen
P>nchten der Embryo vollständig notorrhiz, in zweisamigen dagegen liegt das Würzelchen
nur dem einen Keimblatt an gegen dessen Rand hin: ein Verhalten, welches wohl durch
den gegenseitigen Druck der beiden fast in gleicher Höhe stehenden Samen bedingt wird.
— M. italica Desr. und M. snlcata Desf. zeigen in einsamigen Hülsen die Radicula der
einen Keimblattspalte mehr genähert, in zweisamigen ist der Embryo fast pleurorrhiz. M.
macrocarpa Coss. et Dur. verhält sich ebenso, doch giebt es hier auch in einsamigen Früchten
alle Uebergänge von fast pleurorrhizem zu fast notorrhizem Embryo. — Noch anders zeigte
sich 31. speciosa Dur. und andere Arten.
11. Früchte and Samen.
126. J. Labbock. Fralts and Seeds. (Proceedings of the Royal Institution of Great Britain,
vol IX, London 1881/82, p. 519, 595-628, mit zahlreichen Holzschnitten.)
Bespricht Bestäubungs- und Aussäungseinrichtungen, Frucht- und Samenformen und
einige Fälle von Mimicry an solchen. Die Abbildungen sind meist flüchtig, zum Theil
unrichtig gezeichnet, auch hätte die längst berichtigte Meinung, welche bei Vallisneria die
losgerissenen männlichen Blüthen für Pollenkörner ansieht , nicht wieder als Wahrheit auf-
getischt werden sollen.
127. E. Heckel. Les oranges monstrueuses. (La Provence agricole, 1881. Juni-Nummer.)
Verf. theilt ein Verfahren mit, um Oraugenfrüchte zu erhalten, welche z. Tb. die
Eigenschaften der Citrone besitzen. Zu diesem Zweck werden Knospen der verschiedenen
Citrus- Arten (C. Äurantium, G. Limonium) kreisförmig auf den Stamm eines beliebigen
Citrus gepfropft, in der Weise, dass je zwei verschiedene Knospen möglichst nahe bei ein-
ander zu stehen kommen. Sobald die Veredelung gelungen ist, schneidet man die Unter-
lage über den Knospen ab, welche sich nun zu Zweigen mit den gewünschten Früchten
entwickeln. Blätter und Blüthen sind vollkommene Mittelbildungen.
(Revue bibliogr. du Bull, de la Soc. bot. de France 1881, p. 116-117.)
128. Flückiger et A. Meyer. Notes on the fruit of Strychnos Ignatia. (The pharmaceu-
tical Journal 1881.)
Die Ignatiusbohne wird bibliographisch und histologisch besprochen; sie wurde zuerst
durch Kamel an Ray und Petiver geschickt. — Die Frucht ist einfächerig durch Bildung
einer pulpösen Masse. Die Pflanze kommt einzig auf der Insel Samar (Philippinen) vor.
129. Treub. üeber die Samen der Bormanniaceen. (Processen- Verbaal van de gewone
Vergaderingen der K. Akademie van Wetenschappen, Afdeeling Naturkunde, 1881—82,
No. 10, S. 6.)
Durch die Untersuchung der Samen von Gonyanthes Candida und Burmannia javanica
hat Verf. feststellen können, dass diese Burmanniaceen ein sehr deutliches Endosperm besitzen
entgegen der bisherigen Annahme. Was man für den Embryo hielt, if^t eben das Endosperm,
und der wirkliche Embryo ist äusserst klein, selbst von einem geübten Präparator nur schwer
aufzufinden. Der Bau der Burmanniaceen-Samen schliesst sich mehr an die Taccaceen als
an die Orchideen an.
130. R. V. Höhnel. Bemerkungen über den AriUus von Ravenala. (Oesterr. Botan. Zeit-
schrift XXXI, Wien 1881, S. 386-387.)
Bavenala Madagascariensis hat einen himmelblauen Arillus, aus welchem Fett
gewonnen wird, das einzige bekannte derartige Beispiel. — Die mit kaum verdickten Wänden
versehenen Zellen desselben schliessen ein seiner ganzen Masse nach blau gefärbtes Plasma
ein, welches viel Oeltropfen enthält, in denen der Farbstoff ebenfalls gelöst ist. Durch
Alkalien wird letzterer grün bis gelb, durch Säuren entfärbt er sich. Nach Veränderung
mittelst Alkalien wird die Farbe durch Säuren wieder hergestellt. In Wasser ist er unlöslich,
in Oel, Aether und Alkohol dagegen wird er gelöst. Dieser Farbstoff ist demnach sowohl
vom Anthocyau, wie von allen in der Pflanze fertig vorkommenden Farbstoffen verschieden.
131. T. F. Hanausek. Ueber die Frucht von Euchlaena luxurians Dur. et Aschs. (Oester-
reichische Botanische Zeitschrift XXXI, Wien 1881, S. 173—177.)
494 Anatomie. Morphologie der Phanerogamen. — Allgem. Morphol. d. Phanerogatnen.
Einer kurzen historischen Recapitulation der Litteratur über Euchlaena luxurians
Dur. et Aschs. (= Beana luxurians Durieu) folgt die von Ascherson mitgetheilte Beschreibung
der Fräcbte von E. mexicana Schrad., mit welcher diejenigen der E. luxurians sehr über-
einstimmen. — Ob die unter der äusseren Gluma sich findenden „Häutchen" als Spelzen
anzusehen sind, lässt Verf. unentschieden. — Weitere Angaben finden sich über den
anatomischen Bau des die Frucht einschliessenden Axenstückes, der äusseren Gluma und
des' Samens.
132. E. T. Bachmann. Darstellung der Entwickelungsgeschichte und des Baaes der Samen-
schalen der Scrophularineen. (Nova Acta der k. Leopoldina -Carolina -Deutschen
Akademie der Naturforscher, Band XLIII, Halle 1881, 4", 179 Seiten, 4 Tafeln.)
Wird von einer historischen Uebersicht der bisherigen Forschungen auf dem Gebiete
der Samenschalen eingeleitet; dieser folgen die Darstellungen der Entwickelung derselben
bei folgenden Scrophulariaceen : Scroi)hularia samhucifolia L. , Ehrharti Stev, , lueida L.,
peregrina L., vernalis L. , argiita Soland., nodosa L. , Balbisii^ laciniata W.K. , alpestris
Gaz., canina L. ; Verbascum plioeniceum h., iMomoides L., Blattaria L. , Thapsus L., vir-
gatum, rigidum, pulverulentum; Älonsoa Warscewiczü Rgl. , A. incisifdlia R. et P., A.
grandiflora, A. caulialata R. et P. und A. linifolia; Calceolaria chelidonoides H. Bonpl.;
Nemesia floribimda Dougl., chamaedrifoliaY ent. und versicolor E. May.; Diascia violacea;
Anarrhinum bellidifoUtim Desf.; Linaria minor Desf., littoralis Willd., praetermissa Delastr.,
origanifolia DC, persica Chav., Cymbalaria L., pilosa DC, spuria Mill., versicolor Moench.,
Salzmanni Boiss., minutiflora Meyer, gemslaefolia Mill., triphylla Mill., striata DC, vul-
garis Mill., arenaria DC. , lusitanica Hofi"msg. et Link., caesia DC, saxatilis Hoffmsg. et
Link.; Lopliospermum scandens Don.; Maurandia Barclayana Lindl., antirrhiniflora Willd,;
Antirrhimwi Asarina L., majus L. , sempervirens Lapeyr., Orontium L.; Schizanthiis pin-
natus; Broivallia demissa L., alata und viscosa; Digitalis purpurea L., Uitea L., lanata
Ehrh., ferruginea L.; Pentstemon barbatus Cav., Colvilli, procerus Grab., Digitalis L.,
pubescens Soland., venustum W., laevigatus, ovattis Dougl.; Mazus rugosus Lour.; Linden-
her gia riideralis Yah\; Mimulus luteush., cardinalis, FilingüRgl., floribundiis, moscliatus;
Leucocarpus alatiis; Herpestes chrysantha; Chaenostoma foetidum; Lyperia violacea Bentb. ;
Buchnera americana L.; Buddleia Lindleyana Fortun.; Veronica hederaefolia L., polita
Fries, triphyllos L., arvensis L. und zahlreiche andere Arten; Bhinanthus minor Ehrh.;
Pedicularis verticillata L. und mehrere andere Arten; EiipJirasia Odontites L.
Jeder Unterfamilie ist eine Uebersicht der Resultate beigefügt und zum Schluss wird
eine vergleichende Zusammenstellung aller Ergebnisse mitgetbeilt, aus welcher wir folgende
Hauptsätze entnehmen.
Die microskopische Beschafi'enheit der Samenschale ist für die Systematik nur von
bedingtem Werth. Einerseits haben näher verwandte Arten gleichen Bau der Samenschale,
anderseits unterscheiden sieb systematisch entferntere Arten durch denselben gar nicht oder
nur in geringem Grade. Wenn sich die nahe "Verwandtschaft der Papilionaceen, Mimoseen
und Caesalpinieen auch im Bau der Samenschale kundthut, so ist das bei den nahe verwandten
Scrophularineen und Solaneen nicht der Fall. Fast bei jedem Samen, gleichviel aus welcher
Familie er stammt, ist ein Theil des ehemaligen Gewebes des Integumentes zu einer dünnen
Lamelle zusammengepresst oder resorbirt. Diesem Process gehen Degenerationserscheinungen
voraus. Der Strandmark'sche Satz, dass Samen, denen die Schutzschicht der Testa fehlt,
durch eine ungewöhnlich feste Consistenz des Eiweisses oder des Embryos ausgezeichnet sind,
findet auch auf die Scrophularineen Anwendung {Mimulus, Mazus, Lindenbergia etc.), jedoch
mit der Einschränkung, dass manchmal auch harte Testa und festes Albumen vereinigt sein
können (Pedicularis). Die platte Form der Samen von Linaria ist ein Erzeugniss des Zwischen-
gewebes des Integumentes, diejenige der Veronica- Samen dagegen beruht auf einseitigen
Wachsthumserscheinungen innerhalb des Endosperms. Die Veronica-Samen sind vom Rücken
und Bauch her zusammengedrückt, die Linaria-SamGU aber von rechts und links, wenn die
Seite der Raphe die Bauchseite genannt wird. Bei Linaria versicolor und Schizanthus
pinnatus werden die Höcker und Rippen des Samens von dem Zwischengewebe des Integumentes
unter Betheiligung der Epidermis gebildet, bei den Verbasceen und Manuleen aber vom
Beziehungen zwischen Pflanzen und Thieren. 495
Endosperm unter Betheiligung der innersten Schicht des Integumentos. Das Eiweiss ist im
reifen Zustande bei allen entsprechend höckerig, so dass mau von vornherein nicht wissen
kann, von wo die Hügelbildung ausgegangen ist. Aus der Entwickelungsgeschichte ergiebt
sich der wohl auch sonst giltige Satz, dass überall, wo ein höckeriges Endosperm bei
Scrophularineen vorkommt und die innerste Schicht des Integumentes als Schutzschicht
fungirt, die Höckerbildung vom Eiweiss ausgegangen ist, in Fällen dagegen, wo die Epidermis
die Schutzschicht bildet, die Höckerbildung von dem subepidermalen Gewebe des Endosperms
herstammt.
133. F. A. Flückiger und A. Meyer, üeber Frucht und Samen von Strychnos Ignatii.
(Archiv der Pharmacie. 6. Keihe, IG. Bd. [219], 1881, S. 401-415.)
Von der bisher unbekannten Stammpflanze der Ignatius-Bohnen erhielten die Verff.
einige Früchte, welche durch kuglige Gestalt und nur 10—12 Samen von der Abbildung
bei Ray und Petiver abweichen. Die Frucht ist zweifelsohne 2 fächerig angelegt wie bei
anderen Logauiaceen, doch wird die Scheidewand fleischig und dadurch undeutlich. Durch
Druck werden die ursprünglich gleichmässig gewölbten Samen unregelmässig kantig. Der
Embryo liegt mit seinem Würzelchen an einem Ende des Samens im Endosperm, mit den
Cotyledonen in einer Spalte desselben. Die Samenschale ist sehr dünn und mit glänzenden
Haaren bedeckt, das Endosperm hornartig. Die Epidermis der Ignatia-Frncht besteht aus
einer einfachen Schicht nach aussen stark verdickter Zellen und darauf folgenden ca. 6
Reihen dünnwandigen Parenchyms. Die eigentliche Fruchtschale hat eine gefelderte Ober-
fläche, entsprechend den zu dichten kurzen Prismen zusammengedrängten Gruppen von
Steinzellen, die einigermassen strahlig angeordnet sind. Das Fruchtmus besteht in den
äusseren Schichten aus kugligen, in den inneren aus radial gedehnten Zellen, um die Samen
aus kleinzeUigem Gewebe. Auf der Samenschale stehen cylindrische 1 zellige Haare mit
Verdickungsstreifen der Länge nach. Das Endosperm zeigt aussen eine Lage pallisaden-
artiger Zellen, innen polyedrische stark verdickte Zellen. Aehnlich ist der Samenbau auch
bei Strychnos nux vomica und S. potatorum, auch bei S. innocua.
134. E. Fournier
giebt im Bulletin de la Societe botanique de France, tome XXVHI, 1881, p. 193
eine Notiz über eine aus zwei am Grunde verwachseneu Fruchtknoten gebildete Frucht von
Tulipa.
135. Ch. Downing. Fruits and Fruit Trees of America. (With 3 appendices. New York
1881. 8», with 25 illust.)
Nicht gesehen.
136. H. Baillon. Le fruit des Osteospermum. (Bulletin mensuel de la Societe Linueenne
de Paris 1881, p. 293.)
Die bisher als Achaeue beschriebene Frucht von Osteospermum ist eine Drupa mit
dünnem Sarcocarpium. Die aussen vollständig glatte Frucht entfernt sich in ihrem Aussehen
sehr von dem gewöhnlichen Verhalten der Compositae, so dass man deren Zugehörigkeit
nicht erkennen würde, wenn man sie nicht kennte.
ü. Befruchtungs- und Aussäung seinrichtungen.
Beziehungen zwischen Pflanzen und Thieren.
Eefeieut: H. Müller- Lippstadt.
Alphal}etisclies Yerzeichuiss der Tbesprochenen Arbeiten (aus den Jahren
1881 und 1882.)
1. Allen, Grant. The'colours of flowers as illustrated by the british flora. (Nature
Vol. XXVI, p. 299-304, 323-326, 346-350, 371-375, 1882.) (Ref. No. 15.)
2. — The colours of flowers. London 1882. (Ref. No. 15.)
496 Anatomie. Morph, der Phauerog. — Befruchtungs- und Aussäungseinrichtungen.
3. Arcangeli, G. Sulla caprificazione e sopra un caso di sviluppo anomale nei fiori del
Ficus stipulata Thunb. (Processi verb. della Soc. Tose, di Sc. nat. 1882, Nov. 2.
3 Seiten, S». - Pisa 1882.) (Ref. No. 29.)
4. Ascherson, P. Asteriscus pygmaeus. (Sitzungsber. des Bot. Ver. d. Prov. Brandenburg
XXIII, S. 36, 37; 29. April 1881.) (Ref. No. 47.)
5. Bailey, W. W. Note on Torenia asiatica. (Bull. Torrey Bot. Club. Vol. IX, p. 50-52,
4 figs; April 1882.) (Ref. No. 40.)
6. Baillon, H. Dissemiuation des graines de Tamus communis. (Bull. mens. Soc. Linn,
de Paris; No. 42, 1882, p. 334.) Dem Referenten nicht zugänglich.
7. — Impatiens Humblotiana. (Nach Delpino, Rivista botanica dell' anno 1881, p. 37;
ohne Angabe der Quelle.) (Ref. No. 38.)
8. Behrens, W. J. Der Schuppenwurz , Lathraea squamaria. (Method. Lehrbuch der
Allgem. Botanik, II. Auil., S. 201-203.) (Ref. No. 39.)
9. Beissner, L. Ungeschlechtliche Fortpflanzung wild wachsender, gefüllt blühender
Pflanzen. (Regel's Gartenflora 1881, Febr., S. 51, 52.) (Ref. No. 7.)
10. Bennett, A. W. On the colour of spring-flowers. (The Gardeuers' Chronicle 1881.
No. 408, p. 365, 366.) (Ref. No. 11.)
11. Buchenau, Franz. Bildungsabweichuugen der Blüthe von Tropaeolum majus.
Phylogenetische Bemerkungen. (Abhandl. des Naturw. Vereins zu Bremen 1878,
S. 631-633.) (Ref. No. 4.)
12. Costerus, J. C. Seasonal order in colours of flowers. (Nature Vol. XXV, p. 481,
482. Match 23, 1882.) (Ref. No. 9.)
13. Dewitz, H. Wie ist es den Stubenfliegen und vielen anderen Insecten möglich, an
senkrechten Glaswänden emporzulaufen? (Sitzungsber. der Gesellsch. Naturforsch.
Freunde in Berlin, 1882, No. 1.) (Ref. No. 55.)
14. — Weitere Mittheilung über den Kletterapparat der Insecten. (Daselbst 1882, No. 7.)
(Ref. No. 55.)
15. Dodel-Port, Arnold. Ein directer Beweis von der Concurrenz der Blumen um die
Gunst der sie besuchenden Insecten. (Kosmos, Bd. XI, S. 294, 295; Juli 1882.)
(Ref. No. 5.)
16. — Die Liebe der Blumen. Physiologie der Blüthe. (lUustrirtes Pflanzenleben, herausg.
von Dr. Arnold Dodel-Port, Lief. 6./7., Zürich 1882.) (Ref. No. 42.)
17. Dufour. Existence de tensions chez certaines fleurs. (Etüde d'Anatomie et de Physio-
logie vegetales, dissertatiou inaugurale; pp. 42—46, Lausanne 1882.) (Ref. No. 6.)
18. Focke, W. 0. Die Verbreitungsmittel der Hutpilze. (Abhandl. d. Naturw. Ver. zu
Bremen, Bd. VIII.) (Ref. No. 46.)
19. Foerste, Aug. F. Pastinaca sativa proterandrous. (Bot. Gazette Vol. VII, p, 24.
Febr. 1882.) (Ref. No. 36.)
20. Forbes, Henry C. Two kinds of stamens with different functions in the same flower,
(Nature Vol. XXVI, p. 386; Aug. 24, 1882.) (Ref. No. 31.)
21. Heimerl, Anton. Ueber die Beziehungen zwischen den Blumen und Insecten. (Wiener
Illustrirte Garten -Zeitung, Jan. 1881, S. 1—3, 49—54.) Ein Vortrag über das
genannte Thema, der nichts Neues bietet. Ref.
22. Ilieronymus. Ueber Caesalpinia Gilliesii. (59. Jahresber. der Schles. Gesellschaft
für vaterl. Cultur, für 1881, S. 284.) (Ref. No. 17.)
23. Hildebrand, F. Die Blüthenstände von Echinaea purpurea. (Tagebl. d. Naturf.
Vers, in Salzburg 1881, S. 74.) (Ref. No. 12.)
24. — Androgyne Blüthenstände bei Betula alba. (Daselbst S. 74.) (Ref. No. 18.)
25. — Fruchtscbutz bei Ceiitaurea macrocephala. (Daselbst S. 74.) (Ref. No. 48.)
26. Kraus, G. Ueber die Blütheu wärme bei Arum italicum. (Abhandl. d. Naturf. Ges.
Halle, Bd. XVI, 1882; Kosmos Bd. XII, S. 225, 226.) (Ref. No. 33.)
27. Krause, Ernst. Ein Schmetterling, der einen Kolibri nachahmt. (Kosmos Bd. XII,
S. 140-143, Nov. 1882.) (Ref. No. 53.)
Beziehungen zwischen Pflanzen und Thieren. 497
28. Landois, H. Die Degeneration der Pyramidenpappeln und Weinreben. (Zehnter
Jahresber. des Westf. Prov.-Ver. für 1881, S. <J0-93. Münster 1882. (Ref. No. 8.)
29. Lubbock, Sir John. Ants, Bees and Wasps. London 1882. (Ref. No. 13.)
30. Ludwig, Dr. F. Ueber eine der Schneckenbefruchtung angepasste Blütheneinrichtung.
(Kosmos, Bd. XI. S. 347-351, Aug. 18S2.> (Ref. No. 33.)
31. Magnus, P. Hygroskopische Hüllblätter als Schutzmittel von Blüthen und Samen.
(Kosmos, Bd. X, S. 371-373, Febr. 1882.) Ein Bericht über E. Räthay's Arbeit
„Ueber Austrocknungs - und Imbibitionserscheinungen der Cynareeninvolucren."
(Bot. Jahresber. für 1880.) (Ref. No. 104.)
32. Marchesetti, C. Le nozze dei fiori. (Aus dem Journal „Mente e Cuore". Trieste
1881, 19 p. in 80.) (Ref. No. 2.)
33. Mayer, P. Zur Naturgeschichte der Feigeuinsecten. (Mittheil, aus d. Zool. Station
in Neapel, m. Bd., 4. Heft, S. 551-590, 1882.) (Ref. No. 28.)
34. Meehan, Thos. Fruiting of Ginkgo biloba. (Proc. Ac. Nat. Sc. Philadelphia 1882
Part. I, p. 9—10.) (Ref. No. 20.)
35. — Motility in the flower of Draba verna. (Americ. Naturalist, Vol. XVI, p. 320,
Apr. 1882.) (Ref. No. 41.)
36. — Sexual characters in Cephalotaxus. (Proc. Acad. Nat. Sc, Philadelphia Part. III,
Oct.-Dec. 1882, p. 252.) (Ref. No. 19.)
37. Mereschkowsky, Der Farbensinn der niederen Crustaceen. (Kosmos, Bd. XII,
S. 67, 68, Oct. 1882, nach Lanessan, Revue Internat, des sciences biolog; aus den
Sitzungsber. der Pariser Akad. vom 26. Dec. 1881.) (Ref. No. 56.)
38. Moore, S. Le M. Mr. Darwins' doctrine of cleistogamy. (Trimens' Journal of Botany
1881, p. 84, New Ser., Vol. X, No. 219.) (Ref. No. 25.)
39. Morien, Edouard. Fecondation du Tillaudsia Lindeni. (La Belgique horticole 1881,
p. 72.) (Ref. No. 34.)
40. Müller, Fritz. Caprificus und Feigenbaum. (Kosmos, Bd. XI, S. 342— 346, August
1882.) (Ref. No. 29.)
41. — „Dr. Paul Mayer. Zur Naturgeschichte der Feigeuinsecten." (Kosmos, Bd. XII,
S. 310-314.) (Ref. No. 28.)
42. — Two kinds of stamens with different functions in the same flower. (Nature, Vol.
XXVII, p. 364, Febr. 15, 1883). (Ref. No. 31.)
43. Müller, Herrmann. Weitere Beobachtungen über Befruchtung der Blumen durch
Insecten, III. (Verhdl. des Naturh. Ver. der Preuss. Rheinlande u. Westf., 39. Jahrg.
1882, S. 1-104.) (Ref. No. 44.)
44. — Polymorphism of the flower-heads of Centaurea Jacea. (Nature, Vol. XXV, p. 241,
Jan. 12, 1882.) (Ref. No. 23.)
45. — Die Vielgestaltigkeit der Blumenköpfe von Centaurea Jacea. (Kosmos, Bd. X,
S. 334-344, Febr. 1882.) (Ref. No. 23.)
46. — Two kinds of stamens with different functions in the same flower. (Nature, Vol.
XXVII, p. 30, Nov. 9, 1882.) (Ref. No. 31.)
47. — Die Stellung der Honigbiene in der Blumenwelt. 1. Windblüthen. (Bienenzeitung
38. Jahrg., Nov. 2, 1882.) 2. Pollenblumeu. (Das. No. 10, 1882.) (Ref. No. 1.)
48. — „Sir John Lubbock's Untersuchungen über Ameisen, Bienen und Wespen." (Kosmos,
Bd. XI, S. 414-429, Sept. 1882.) (Ref. No. 13.)
49. — Versuche über die Farbenliebhaberei der Honigbiene. (Kosmos, Bd. XII, S. 273—299,
Jan. 1883.) (Ref. No. 14.)
50. — Geschichte der Erklärungsversuche in Bezug auf die biologische Bedeutung der
Blumenfarben. (Kosmos, Bd. XII, S. 117-137, Nov. 1882.) (Ref. No. 16.)
51. — Die biologische Bedeutung der Blumenfarben. (Biolog. Centralbl. Bd. HI, No. 4
15. April 1883.) (Ref. No. 15.)
52. Parona, C. II Fisianto, le farfalle e le api. (Milano 1882, 8», 4 pp.) (Ref. No. 52.)
53. Plowright, Charles B. Ueber Mimicry bei Pilzen, (Kosmos, Bd. XI, S. 453— 456,
Sept. 1882. Aus „Grevillea" vom 7. Juli 1881.) (Ref. No. 50.)
Botaniseber Jahresbericht JX (1881) 1. Abtb. ^2
498 Anatomie. Morph, der Phanerog. — Befruchtungs- und Aussäungseinrichtungen.
54. R an som, Arthur. The fertilisation of the speedwell. (Natura, Vol. XXVII, p. 149,
Dec. 14, 1882, p. 223, Jan. 4, 1883.) (Ref. No. 35.)
55. Räthay, Emerich. Untersuchungen über die Spermogonien der Rostpilze. (Separat-
abdruck aus der Denkschrift der Kaiserl. Akad. der Wissensch. zu Wien, Mathem.-
Naturw. Classe, Bd. 46, 51 S., 1882.) (Ref. No. 51.)
56. Riley, C. V. Utilisation of ants in horticulture. (Nature, Vol. XXVI, p. 126, June 8,
1882.) (Ref. No. 54.)
57. — Die Ameisen als Beschützer von Gartenbäumen. (Kosmos, Bd. XI, S. 459, 460,
Sept. 1882.) (Ref. No. 54.)
58. Rosenthal, A. C, und Joseph Bermann. Neue thiertödtende Pflanzen. (Wiener
illustrirte Gartenzeitung 6. Jahrg., 1881, S. 57—59.) (Ref. No. 49.)
59. Rogers, J. Innes. Colours of low growing wood flowers. (Nature, Vol. XXV, p. 554,
April 13, 1882.) (Ref. No. 10.)
60. Solms-Laubach, H. Graf zu. Die Herkunft, Domestication und Verbreitung des
gewöhnlichen Feigenbaums (Fius Carica L.) (Abhdl. der Kgl. Ges. d. Wissensch.
zu Göttingen, 28. Bd., 1882.) (Ref. No. 26.)
61. — lieber das Vorkommen cleistogamer Blüthen in der Familie der Pontederaceae.
• (Bot. Ztg. 41. Jahrg., 4. Mai 1883, S. 301—304. Aus den Göttinger Nachrichten,
Juni 1882.) (Ref. No. 24.)
62. Stabley, A. Mackenzie. The fertilisation of the common speedwell. (Nature, Vol.
XXIII, p. 127, Dec. 7, 1882, p. 174, Dec. 21, 1882.) (Ref. No. 35.)
63. Taylor, J. E. The origin of our vernal flora. (Nature, Vol. XXVII, p. 7, Nov. 2,
1882.) (Ref. No. 3.)
64. Todd, J. E. On the flowers of Solanum rostratum and Cassia Chamaecrista. (Americ.
Naturalist, Apr. 1882, p. 281—287.) (Ref. No. 30.)
65. Treleäse, William. The heterogony of Oxalis violacea. (Americ. Naturalist, Jan.
1882, p. 13-19.) (Ref. No. 22.)
66. — Proterandry of Pastinaca. (Bot. Gazette, Vol. VII, p. 26, 27, Mai 1882.) (Ref. No. 36.)
67. — On the structures which favor crossfertilization in several plants. (Proc. of the
Boston Soc. of Nat. Hist, Vol. XXI, March 15, 1882, pp. 410—440, Plate 6-8.)
(Ref. No. 43.)
68. Trop, J. Proterandry in Adaryllis reginae. (Bot. Gazette, Vol. VII, p. 42, Apr. 1882.)
(Ref. No. 37.)
69. Vonhausen, W. Bei welchen Winden fliegen die Fichten-, Kiefern- und Lärchen-
samen ab? (Allgem. Forst- und Jagd-Ztg., 57. Jahrg. 1881, S. 431.) (Ref. No. 45.)
70. Wittmack, L. Ueber eine Eigenthümlichkeit der Blüthen von Hordeum bulbosura L.
(Sitzungsber. der Ges. naturf. Freunde, Berlin 1882, S. 96, 97.) (Ref. No. 21.)
L Allgemeines.
1. Hermann Müller. Die Stellang der Honigbiene in der Blumenwelt. 1. 2. (No. 47.)
In einer Reihe von Aufsätzen, von denen hier die beiden ersten vorliegen, will
der Verf. die wichtigsten unserer Blumen Revue passiren lassen, um zu zeigen, welche
Gesellschaft anderer lusecten auf jeder derselben unserer Honigbiene Concurrenz macht
und welches besondere Verhalten die Honigbiene auf jeder Blumenart zeigt.
1, Windblütheu, die den gemeinsamen Ausgangspunkt der Blumen bilden, werden
gelegentlich von pollenfressenden Käfern und Fliegen und von pollensammelnden Bienen
aufgesucht. Von letzteren wurde die Honigbiene insbesondere an Corylus, Populus, Carex
und Flantago -Arten Pollen sammelnd beobachtet.
2. Pollenblumeu sind meist weiss oder gelb, selten roth, violett oder blau. An
fast allen sucht die Honigbiene Pollenausbeute, nur von wenigen scheint sie durch widrigen
Duft (Sambucus nigra), oder starken Zudrang anderer Insekten (Sxnraea Ulmaria, Aruncus
fiUpendulaJ zurückgehalten zu werden. An weissen Pollenblumen (Clematis, Anemone,
Beziehungen zwischen Pflanzen und Thieren. 499
Solanum) concurriren pollenfressende Käfer und Fliegen und pollensammelnde Bienen, an
gelben (Uyiiericum, Helianthemtim etc.) ausserdem selbst Falter. Violette und blaue Pollen-
blumen üben auf die ausgebildetsten Blumengäste, langrüsselige Schwebfliegen, Bienen und
selbst Falter) besondere Anziehung, wie z. B. Solanum Dulcamara, Verbascum plioeniceum,
Hepatica.
2. C. Marchesetti. Befruchtung der Blumen. (No. 32.)
Ein eleganter, in populäre Form gekleideter Vortrag über Bestäubung und Befruch-
tung der Pflanzen, sowie über den morphologischen Aufbau der Blüthe, au Hand der neuesten
Forschungen. 0. Penzig.
3. J. E. Taylor. Der Ursprung unserer Frühlingsflora. (No. 63.)
Der Verf. weist darauf hin, dass unsere ersten Frühlingspflanzen grösstenlheils
Gattungen angehören, die im hohen Norden und auf den Alpen besonders häufig sind
{Potent illa, Stellaria, Saxifraga, Chrysosplenium, Draba, Banuneiilus, Cardamine, J.Zsmeetc.),
dass manche von ihnen strenge Kälte ertragen und Blätter überhaupt oder hauptsächlich
erst nach dem Verblühen entwickeln. Er ist desshalb der Meinung, dass diese Frühblüher
desselben Ursprungs sind wie die alpinen und nordischen Pflanzen und ihre Gewohnheiten
aus einer Zeit erhalten habeu, wo sie unter rauheren klimatischen Bedingungen lebten.
4. Buchenau. Phylogenetische Bemerkungen in Bezug auf die Blüthenform von Tropaeolum
majus. (No, 11.)
Aus den mannigfaltigsten Bildungsabweichungen, die er an Blüthen von Tropaeolum
majus beobachtete, hebt der Verf. folgende Thatsacheu als für die Entstehungsgeschichte
dieser Blüthen bedeutungsvoll hervor. Die Stellung der dem Insectenbesuche angepassten
Theile im Räume ist diejenige Eigenthümlichkeit, welche unter allen Fällen am hartnäckigsten
festgehalten wird. Niemals sah Verf. eine Blüthe, deren gefranste Kronblätter oben im
Räume gelegen hätten, deren Staubblätter also auch vor dem Bestäuben nach oben gekrümmt
gewesen wären, stets nahmen die mit Saftmalen versehenen Kronblätter die oberen Partien
der Blüthe ein. Ebenso liegt der Hauptsporn stets in der oberen Partie; diese Lage hält er
weit hartnäckiger fest, als seine Beziehung zu Kelchblatt 2 und den beiden benachbarten Petalen.
Als älteste Stammform der Tropaeolum-BlüÜie. haben wir uus wohl eine actinomorphe
Blüthe mit 10 Staubblättern und mit mehr oder weniger senkrechter Axe zu denken.
Mit der mehr und mehr eintretenden wagrechten Stellung derselben musste die Zygomorphie
angefangen. Von den nun beginnenden tiefgreifenden Umgestaltungen ergeben die Bildung des
Sporns und das Auftreten der Saftmale die eine, die Bildung der Fransen und die Bewegungs-
erscheinungeu der Staubblätter die andere Gruppe von untrennbar vereinigten Anpassungen,
Es lässt sich annehmen, „dass entweder alle diese Umwandlungen gleichzeitig geschahen,
oder wenn dies nicht der Fall war, dass die Ausbildung des Spornes und der Saftmale das
Primäre war; denn erst, nachdem hierdurch die Anlockung der lusecten gesichert war,
konnte die wunderbar verwickelte und so sicher wirkende Combination der abwehrenden
Fransen und der gesetzmässig aufsteigenden Staubblätter von Bedeutung für das Leben und
die Existenz der Pflanze werden.
5. Prof. Dr. A. Dodel-Port. Ein directer Beweis von der Concurrenz der Blumen am die
Gunst der sie besuchenden Insecten, (No. 15.)
Im botanischen Garten zu Zürich wurden von Mitte Juli bis Mitte August die
Blüthen zweier Beete von Fhaseolus coccineus L, von Insecten nicht besucht gesehen und
setzten, mit Ausnahme einer einzigen, keine Bohnen an, während gleichzeitig Bienen,
Hummeln etc. auf unmittelbar benachbarten Blumen von Cerinthe major, Centaurea Cyanus
u. a. sich umhertrieben. Von Mitte August an gingen die benachbarten Blumenbeete mehr
und mehr ein, und nun wurden die Feuerbohnen besucht und setzten häufig Frucht an.
6. Jean Dufour. Das Vorkommen von Spannungen bei gewissen Blumen. (No. 17.)
In den Blüthen von Borago officinalis haben die Kelchblätter eine elastische
Spannung, die sie aufgerichtet zu halten, also die Blüthe zu schhessen strebt (Hyponastie—
negative Spannung), die Blumenblätter dagegen suchen sich nach Art der CoroUa von
Cyclamen zurückzuschlagen (Epinastie — positive Spannung) und überwinden beim Aufblühen
die entgegengesetzte Spannung der Kelchblätter. Sie werden dabei oft von den Honigbienen
32*
500 Anatomie. Morph, der Phanerog. — Befruchtungs- und Aussäungseinrichtungen.
unterstützt, die nicht selten auch Knospen gewaltsam öffnen und so häufige Besucher sind, dass
Verf. eine und dieselbe 5ora^o-Blüthe in 10 Minuten von 12 Bienen besucht sah. Denselben
Antagonismus zwischen der Spannung des Kelches und der Blumenkrone fand der Verf.
bei Oxalis, Linum, Lysiniachia, Veronica und anderen Blumen, deren Kelch sich nach
dem Verblühen als Schutzhülle der Frucht schliesst.
Dass auch die verschiedenen Theile einer und derselben Corolla oft auseinander-
strebende Spannungen haben, zeigte der Verf. an Längsschnitten zuvor in's Wasser gelegter
Corollen von Alliuin Moly, Hemer ocallis flava, Lonicera Ledehoiiri und Eclmim vulgare,
sowie an Querschnitten von Lonicera Ledebouri, Tropaeolum majus, Antirrhinum majus
und Linaria.
n. üngesclileclitliche Fortpflanzung, Selbstbefruchtung,
Kreuzung.
7. L Beissner. Ungeschlechtliche Fortpflanzung wildwachsender, gefüllt blühender
Pflanzen. (No. 9.)
Während bei der normalen Cardamine pratensis nach der Samenreife die Stengel
bald bis auf den Boden absterben, erhalten sich dieselben bei der gefüllt blühenden Form,
zumal an üppigen cultivirten Exemplaren noch lange nach dem Verblühen und bilden fast
an jeder Spitze der aufrechten, unfruchtbaren Blüthenstände und ebenso in allen Blattwinkeln
des Blüthenstengels Knospen, welche mit Luftwurzeln versehen, vollständig entwickelte
Pflanzen darstellen. Später legt sich meist dieser ganze, mit jungen Pflanzen besetzte Blüthen-
schaft zur Erde, wo dann in feuchtem Grunde die jungen Pflanzen bald einwurzeln.
8. H. Landois. Die Degeneration der Pyramiden-Pappeln und Weinreben. (No. 28.)
Die in Deutschland vielfach beobachtete Erscheinung, dass die Pyramiden -Pappel
kränkelt oder abstirbt, schreibt der Verf. vermuthungsweise dem Mangel einer Kreuzung,
d. h. dem Umstände zu, dass sie seit ihrer zu Anfang vorigen Jahrhunderts stattgefunden en
Einführung in Deutschland immer nur durch Stecklinge vermehrt worden ist, ebenso die
Degeneration der Weinreben, die sich darin ausspreche, dass sie dem Angriffe der Reblaus
nicht mehr widerstehen.
III. Blumenfarben.
9. J. C. Costerus. ,, Seasonal order in colours of flowers". (No 12.)
Während man nach dem vorstehenden Titel einen über die Reihenfolge der Blumen-
farben in den auf einander folgenden Jahreszeiten handelnden Aufsatz erwarten sollte,
behandelt derselbe einen Gegenstand, welcher mit dem Titel in keiner dem Ref. erkennbaren
Beziehung steht. Verf. stellte nämlich an Blüthen von Äucuba japonica, Crocus vernus
Hyacinthus und Adyanthes, sowie an Früchten der Kartoffel einige Versuche über die
Entwickelung der Blumenfarben im Dunkeln und am Lichte an, ähnlich wie Askenasy (Bot.
Zeit. 1876, No. 1), jedoch bei der Hyacinthe mit der Abänderung, dass er an einer nur
zwei Knospen tragenden Hyacinthe die eine Knospe mit dickem, undurchsichtigem Papier
umwickelte, während er die andere unbedeckt dem Einflüsse des Sonnenscheins ausgesetzt
Hess. Er leitet aus den Ergebnissen seiner Versuche den Satz ab, dass diejenigen Organe,
welche in sehr unentwickeltem Zustande ins Dunkle gesetzt werden, so dass sie sich dort
noch sehr vergrössern müssen, eine starke Entfärbung erleiden, wogegen diejenigen Theile,
welche in einem fortgeschritteneren Wachsthumszustande dem Lichte entzogen werden,
weniger und in manchen Fällen fast gar keine Farbe verlieren.
Er schliesst daraus, dass Licht nothwendig ist, nicht sowohl um die färbende Substanz
selbst zu bilden, als einen Stoff (Chromogen), der leicht in den Farbstoff übergehen kann.
10. J. Innes Rogers. Farben niedrig wachsender Waldblumen. (No. 59.)
Verf. findet, dass niedrig wachsende Waldblumen weiss, hellgelb oder hellblau, selten
und nur, wenn sie sich durch Duft bemerkbar machen, purpurn, niemals roth sind. Er findet
diese Farben als die unter den gegebenen Bedingungen wirksamsten und ergeht sich in Ver-
muthungen darüber, wie sie in dem einen oder anderen Falle durch Naturauslese zur Aus-
prägung gelangt sein mögen.
Beziehungen zwischen Pflanzen und Thicren. 5qj
11. A. W. Bennett, üeber die Farben der Frühlingsblumen. (No. 10.)
Unter 64 Frühlingsblumen Englands finden sich nach dem Verf. 26 weisse, 9 grüne,
13 gelbe, 5 rothe (red or pink) und 11 blaue oder violette, unter 50 Frühlingsblumeu der
Schweiz dagegen 18 weisse, 1 grüne, 10 rothe und 8 blaue oder violette (also wohl 13 gelbe?
Ref.). Verf. glaubt diese Differenz der intensiveren Lichtwirkung, welcher die Frühlings-
blumen der Schweiz ausgesetzt seien, zuschreiben zu dürfen.
12. F. Hildebrand. Die Blüthenstände von Echinaea purparea. (Ko. 23.)
Die Blumeukronen der geschlechtslosen Raudblüthcn sind leuchtend roth gefärbt.
Das orangerothe Aussehen der Scheibe aber wird durch die gelb bis leuchtend orange
gefärbten, starren, weit hervorstehenden Spreublätter hervorgebracht — ein Beispiel, dass
auch Spreublätter zur Augenfälligmachung einer Blumengesellschaft beitragen.
13. Sir John Lubbock. Bienen, Wespen und Ameisen. (No. 29.) H. Müller. Besprechung
dieses Werkes. (No. 48.)
Der grösste Theil dieses Werkes ist ein Wiederabdruck früher bereits veröffentlichter
Beobachtungen. Hier erwähnt zu werden verdienen blos Lubbock's neuere Untersuchungen
über den Farbensinn der Honigbiene. Um zu entscheiden, ob und in welchem Grade die
Honigbiene eine Farbe vor der anderen bevorzuge, nahm der Verf. Objectgläser für das
Mikroskop, 3 Zoll lang, 1 Zoll breit, beklebte sie beziehungsweise mit blauem, grünem,
orangefarbenem, rothem, weissem und gelbem Papier, legte sie dann auf einem offenen Platz
in eine Reihe und legte auf jedes ein zweites Glasplättchen mit einem Tropfen Honig, mit
ihnen legte er ein blosses Glasplättchen mit einem eben solchen Houigtropfen aus. Eine
gezeichnete Biene, die vorher gewöhnt worden war, an diese Stelle nach Honig zu kommen,
wurde dann, wenn sie zurückgekehrt war und etwa ^4 Minute gesaugt hatte, durch Weg-
nehmen des Honigs, an dem sie saugte, veranlasst, zu einem anderen Plättchen zu fliegen;
auch dieses wurde nach gleicher Frist wieder weggenommen, so dass sie nun zu einem dritten
flog u. s. f. Auf diese Weise wurde die Biene veranlasst, der Reihe nach alle 7 Platten zu
besuchen, bevor sie ins Nest zurückkehrte. Wenn sie in's Nest gegangen war, vertauschte
Lubbock alle oberen mit Honig versehenen und ebenso die unteren Glasplatten, liess dann
die Biene von neuem alle Platten besuchen und notirte bei jeder Runde, welche die Biene
machte, die nach einander von ihr besuchten 7 Platten mit den Ziffern 1—7. Er wieder-
holte das Aufzeichnen solcher Runden zu neun verschiedenen Zeiten, im Ganzen hundertmal,
und schliesst dann, dass jede Farbe von der Honigbiene um so mehr bevorzugt werde, eine
je kleinere Gesammtsumme sich aus den für sie aufgezeichneten Ziffern ergiebt. Es ergab
sich aber als Gesammtsumme für: Blau 275, Weiss 349, Gelb 405, Roth 413, Grün 427,
Orange 440, blosse Glasplatte 491, woraus Lubbock folgert, dass die Honigbiene Blau vor
allen anderen Farben bevorzugt. Er fügt hinzu, er sei auf dieses Ergebniss keineswegs vor-
bereitet gewesen; denn Müller behaupte in seinen „Alpeublumen", dass die Bienen mehr von
Gelb als von Weiss angezogen werden.
H. Müller weist die Irrthümlichkeit der letzten Angabe Lubbock's nach und zeigt,
dass die Ergebnisse der neun Versuchsreihen, aus denen Lubbock nur die Vorliebe der
Honigbiene für Blau als Gesammtresultat mitgetheilt hat, mit einander in so unvereinbarem
Widerspruch stehen, dass ihnen irgend welcher Werth kaum beizulegen ist. Um den Grund
dieses Scheiterns der L.'schen Versuche zu ermitteln, wiederholte H. M. dieselben in um-
fassender Weise mit genauer Aufzeichnung aller vielleicht einen Einfluss übenden Einzelheiten
und mit zweckmässiger Abänderung der Bedingungen, und erkannte so die von Lubbock
angewandte Untersuchungsmethode als nicht nur in der Ausführung niisslungen, sondern
auch im Principe verfehlt, letzteres vor Allem deshalb, weil sie auf der irrigen Voraus-
setzung beruht, dass die anfliegende Honigbiene zwischen allen 7 Platten eine Auswahl treffe
und dass sie, von dem Honig der einen Platte verdrängt, wieder zwischen den noch übrigen
wähle; wogegen ausH. Müller's Versuchen hervorgeht, dass das erstere nur in sehr beschränktem
Grade, das letztere ganz und gar nicht der Fall ist. Beim Anfluge an den Futterplatz lä^st
sich vielmehr die Honigbiene sehr durch die Gewöhnung au eine bestimmte Anflugsstelle
leiten, und wenn sie mitten aus ihrem Honiggenuss von einer Platte aufgestört wird, setzt
sie sich in der Regel ebne Wahl auf die nächstliegende Platte rechts oder links. Bei
502 Anatomie. Morph, der Phanerog. — Befruchtungs- und Aussäungseiurichtungen.
240 Plattenwechseln, die H. M. beobachtete, fand dies in 86 Procent der beobachteten
Fälle statt.
14. Hermann Müller. Versache über die Farbenliebhaberei der Honigbiene. (No. 49.)
Nach kurzer Andeutung der Wichtigkeit, welche eine genaue experimentelle Fest-
stellung der Farbenliebhaberei der hauptsächlichsten Blumengäste für die feste Begründung
der Blumentheorie haben würde, entwickelt Verf.:
I. Die Grundzüge der anzuwendenden Versuchsmethode.
Um die bei der Wiederholung der Lubbock'schen Versuche erkannten Fehler der
Methode zu vermeiden, trifft der Verf. folgende Abänderungen derselben: 1. Statt einer
grösseren Zahl legt er jedesmal nur zwei mit Honig versehene Platten von verschiedener Farbe
neben einander. 2. Um die individuellen Verschiedenheiten des Farbensinnes erkennen und
im Gesammturtheil berücksichtigen zu können, lässt er jedesmal eine Mehrzahl gezeichneter
Bienen zwischen denselben beiden Platten wählen. 3. Auf der gewählten Platte lässt er
jedesmal die Biene ungestört zu Ende saugen. 4, Erst wenn zwischen denselben beiden
Platten etwa 100 Mal gewählt worden ist, wird die Versuchsreihe geschlossen und das Er-
gebniss gezogen. 5. Statt unbestimmter rother, blauer, gelber etc. Farben wendet er zum
Bekleben der Glasplatten die Blumenblätter bestimmt gefärbter Blumen an, indem er eine
Mitwirkung des Duftes derselben durch Ueberdecken einer Glasplatte und Verkleben des
offenen Spaltes zwischen beiden Platten ausschliesst , und ermöglicht so eine directe An-
wendung der gewonnenen Ergebnisse auf die Blumenwelt. Endlich ermittelt er, soweit als
möglich, um sich vor übereilten Schlüssen zu bewahren:
II. Die besonderen Charaktereigenthümlichkeiten der Honigbiene und
diejenigen Nebenumstände, welche auf ihr Verhalten bei der Auswahl der
Platten mitwirken können: .
a) Ihre Scheuheit und geringe Findigkeit in ungewohnten Lebenslagen, b) Der für
die Biene allgewaltige Honigempfindungstrieb überwindet ihre Scheuheit und ihren Freiheits-
drang, c) Durch stufenweises Weiterrücken der honigtragenden Platten lernt die Biene die-
selben auch in grösserer Entfernung augenblicklich auffinden. Rascher lernt sie dasselbe
unter Führung von Kameraden, d) Sobald die Honigbiene sich einmal gewöhnt hat, von
fern liegenden Glasplatten Honig zu ernten, lernt sie weiter als das erstemal, dieselben an
einer anderen entfernten Stelle aufzufinden; sie betrachtet den stets hinter den Platten
stehenden Beobachter als mit ihrer Honigernte im Zusammenhange stehend und fliegt zu
ihm, wenn sie an der gesuchten Stelle den Honig nicht findet, e) Die Scheuheit und geringe
Findigkeit der Honigbiene in ungewohnten Lebenslagen steht in bemerkeuswerthem Gegen-
satze zu ihrem rasch entschlossenen Vorgehen und zu ihrer Findigkeit an Blumen, f) An
Blumen, die ihnen nicht speciell augepasst sind, benehmen sich verschiedene Individuen
der Honigbiene oft wesentlich verschieden, g) Auch in ihrer Farbenliebhaberei zeigen
verschiedene Honigbienen eine grosse individuelle Verschiedenheit. Um zu entscheiden,
welche von zwei Farben vor der anderen von der Honigbiene im Ganzen bevorzugt wird, ist
daher jedesmal eine Mehrzahl von Honigbienen als Zeugen zu vernehmen, h) Wie in der
Richtung ihrer Farbeuliebhaberei, so sind auch in der Festigkeit der Ausprägung derselben
verschiedene Individuen der Honigbiene oft wesentlich verschieden, i) Die individuelle Ver-
schiedenheit der Farbenliebhaberei der Honigbiene ist einerseits durch die verschiedenen
vorhergegangenen persönlichen Erfahrungen der einzelnen Bienen, andererseits durch die
ursprüngliche Verschiedenheit des ihnen angeborenen Farbensinnes bedingt, k) Das Ver-
halten der Biene beim Aufsuchen und Ausbeuten des ihr dargebotenen Honigs ist in hohem
Grade von der Witterung abhängig.
III. Die wichtigsten Ergebnisse, die sich aus den bis jetzt angestellten 40
Versuchsreihen mit gegen 4000 einzelnen Besuchen gezeichneter Bienen ableiten lassen, sind,
summarisch angegeben, folgende:
A. Vergleich von Bienenblumenfarben mit brennenden Blumenfarben
(Colori fulgenti Delpino's).
(a) So oft eine brennende Farbe neben einer Bienenblumenfarbe zum Vergleich auslag,
Beziehungen zwischen Pflanzen und Thieren. 503
wurde, wie nach der Blumenzüchtungstheorie erwartet werden muss, letztere viel häufiger
besucht als erstere, imd zwar in folgemlem Verhältniss:
1. Brennend Gelb (Banunculus acris): Honiggelb (Biermlla canaäensisj = 48:78.
2. Brennend Gelb (Banunculus acris): Weiss (Convolvulus scpiumj = 21:48.
3. Brennend Orange (Calendula offic.J: Rosa (Centifolie) = 22:71.
4. Brennend Orange (Eschscholtzia eroceaj : Rosa (Centifolie) = 26 : 77.
5. Feuerroth (Tropaeolum majusj : Violett (Viola tricolor*) = 29:80.
6. Scharlach (Papaver Blioeas): Rosa (Centifolie) = 9:55.
7. Scharlach (üanna): Rosa (Centifolie) = 34:72.
8. Scharlach (PelargonimnJ: Rosa (Centifolie) = 35:66.
9. Scharlach (Papaver Bhoeas): Nelkenroth (Dianthus Armeria) = 34:69.
10. Scharlach (Papaver Bhoeas): Blau (Centaurea Cyanus) = 13:78.
B. Vergleich von Bienenblumenfarben unter sich.
(b) Von allen Bienenblumenfarben ist grelles Gelb der Honigbiene am wenigsten
angenehm. Belege:
11. Goldgelb (unteres Blumenblatt einer grossblumigen wilden V. tricolor): Gelblich-
weiss (obere Blb. derselben) = 35 : 68.
12. Gelb (Helianthus annuiis Randbl.) : Nelkenroth (Silene Armeria) = 27 : 74.
13. Gelb (Potentilla anserina) : Purpur (Trifol. prat.) = 42 : 62.
14. Gelb (Oenothera glauca): Indigblau (Aconit. Nap.) = 28:56.
15. Chromgelb: Kobaltblau = 11:40.
16. Goldgelb (unteres Blb. einer grossbl. wilden Viola tricolor): Violett (obere Blb.
einer anderen) = 24 : 78.
(c) Gelblichweiss und Weiss werden von der Honigbiene mindestens eben so gern
oder sogar noch lieber besucht als manche Schattirungen von Purpur, aber weniger gern als
Blau oder Violett. Belege:
17. Gelblichweiss (Lamium album): Purpur (L. maculat.) = 52:49.
18. Weiss (Lathyrus odoratus): Dunkelpurpur (andere Var.) = 70:53.
19. Gelblichweiss {Viola tricolor jung): Blau (dasselbe älter) = 18:25.
20. Gelblichweiss ( Viola tricolor jung) : Blau (dasselbe älter) = 28 : 34.
21. Gelblichweiss (Viola tricolor iuüg): Violett (dasselbe alt) = 11:24.
22. Weiss (Reichspapier): Himmelblau (Borago off.) = 36:64.
Ausserdem No. 11.
(d) Blau wird von der Honigbiene dem Roth der Bienenblumen, je nach den zum
Vergleich kommenden Schattirungen, entweder vorgezogen oder gleichgesetzt. Belege:
23. Violettblau (Geran. prat.)
24. Himmelblau (Borago off.)
25. Himmelblau (Borago off.)
Schmutzigdunkelpurpur (Symphyt. off.) = 61 : 33.
Hellpurpur (Geran. sang.) == 45 : 36.
Rosa (Centifolie) = 48 : 48.
26. Himmelblau {Echium vulg. alte Bl.): Rosa {EcMum vulg. junge Bl.) = 57:54.
27. Kornblumenblau (Cent. Cyanus): Purpur (Rosa) = 52:52.
28. Sanftveilchenblau {Lathyrus odoratus, Flügel): Dunkelpurpur (desgl. Fahne)
= 59 : 59.
(e) Ein reines gesättigtes Blau übertrifft in seiner Wirkung auf die Honigbiene auch
Violett. Belege:
29. Himmelblau (Borago off.): Violett (Viola tricolor*) = 57:50.
30. Blau mit durchschimmerndem Gelblichweiss ('Fiok tncoZor*;; Violett (desgl. älter)
= 37 : 40.
31. Gesättigteres Blau (V. tricolor*): Violett (desgl. älter) = 50:35.
32. Gesättigteres Blau (V. tricolor*): Violett (desgl. älter) = 81:67.
(f) Violett übertrifft in seiner Wii'kung auf die Bienen alle zum Vergleich benutzten
Blumenfarben mit Ausnahme von Blau. Belege: No. 16, 21, 29, 30, 31, 32; ausserdefn:
33. Violett (V. tricolor*): Purpur (Rose) = 53:37.
<=) Die oberen Blumenblätter groseblumiger wilder Stiefmütterchen.
504 Anatomie. Morph, der Phanerog. — Befruchtungs- und Aussäungseinrichtungen.
g. Das Roth der Bienenbhimen ist in allen seinen Abstufungen nur dem Gelb stets
tiberlegen ; von allen anderen zum Vergleich benutzten Bieneublumenfarben wird es in seiner
Wirkung auf die Bienen in gewissen Nuancen erreicht oder übertroffen. Belege: No. 12, 13,
23, 24, 25, 26, 27, 28, 33.
C. Vergleich von brennenden Blumenfarben unter sich.
Brennend Gelb ist den Bienen weniger unsympathisch als Breunendorange und
Scharlach. Belege:
34. Brennend Orange (Calendula off.): Brennendgelb (Hyxnric. elatumj = 31:42.
35. Scharlach (Glaucium eorniculat., Papaver BhoeasJ: Brennendgelb (^Banunculus
acrisj = 29:50.
D. Vergleich von Bieneublumenfarben und von brennenden Blumenfarben
mit dem Grün der Blätter (von Ampelopsis hederaceä).
36. Rosa (Centifolie): Grün = 75:33.
37. Scharlach (Papaver Blioeas) : Grün —■ 40 : 45.
38. Brennendorange (Calendula off.): Grün = 46 : 57.
15. Grant Allen. Die Blumenfarben erläutert an der britischen Flora. (No. 1, 2.)
Das allgemeine Gesetz der fortschreitenden Umwandlung der Blumen-
farben. Die ursprünglichsten Blüthenpflanzen , die Gymnospermen, besitzen nur einerseits
Blätter, andererseits Staubgefässe und Samenknöspchen, aber keine Kelchblätter. Es können
also die Staubgefässe der höheren Blüthenpflanzen nicht, wie mau nach der Wolff-Göthe'schen
Metamorphosenlehre anzunehmen versucht sein könnte, aus Blumenblättern hervorgegangen
sein. Vielmehr werde man annehmen müssen, dass bei der Umwandlung von Windblüthen
in Insectenblüthen der äusserste Kreis der Staubgefässe sich, in Anpassung an den Dienst
der Insectenanlockung, verflocht, verbreitert und die Pollenproduction aufgegeben, die
ursprüngliche gelbe Farbe aber beibehaltten habe und dass auf diese Weise die ersten
Blumenblätter entstanden seien. Alle Blumenblätter müssen also ursprünglich gelb gewesen
sein. Vom Gelb aus sei dann die Entwickelung der Blumenfarben in der bestimmten Reihen-
folge: Weiss, Roth, Purpur, Violett und Blau fortgeschritten, und zwar sei die Weiterent-
wickelung der Farbe durch die Weiterentwickelung der Form der Blumen bedingt gewesen
und habe mit derselben gleichen Schritt gehalten. In demselben Maasse als irgend welche
Blumenformen sich mehr specialisirt und abgeändert haben, sei gleichzeitig auch ihre Farbe
in der bestimmten Reihenfolge : Gelb, Weiss, Roth, Purpur und Blau weiter fortgeschritten
und in gleichem Maasse haben die den Honig dieser Blumen saugenden Insecten die sich neu
entwickelnden J'arben unterscheiden gelernt. Das Endergebniss der nach diesem einfachen
und allgemeinen Gesetze fortschreitenden Umwandlung sei der jetzige Zustand der Blumen-
farben: die gewöhnlichen, nicht specialisirten Blumen, die von dem kleinen Insectenausschuss
(Small insect riff-raff) abhängen, seien gelb oder weiss geblieben; die etwas höhere Insecten
erfordernden Blumen seien nelkenroth (pink) oder roth (red) geworden; die auf Bienen oder
Schmetterlinge angewiesenen seien meistentheils zu Purpur und Blau übergegangen. Der
Beweis für die Richtigkeit dieses allgemeinen Umwandlungsgesetzes werde einestheils von
denjenigen Blumen geliefert, welche im Laufe ihrer individuellen Entwickelung verschiedene
Farben annehmen, andererseits und hauptsächlich durch die Thatsache, dass in den ver-
schiedensten Pflanzenfamilien und Gattungen einfache, ursprüngliche Blumenformen in der
Regel weiss oder gelb, höher specialisirte meist roth, violett oder blau sind.
Dass die weisse Blumenfarbe sich erst aus der gelben entwickelt habe, lasse sich
bei verschiedenen Blumen aus verschiedenen Erscheinungen erkennen. Oft seien weisse
Blumen grösser als nah verwandte gelbe. Unter den Rosaceen seien z. B. in der Potentüla-
gruppe „fast alle Arten" gelbblumig, in der Ruhus-Gvu])Yie dagegen, die viel grössere Blüthen
habe, weissblumig. Von den Cruciferen seien zwar gerade die kleinblüthigsten zum grossen
Theile von weisser Blumenfarbe {Capsella bursa pastoris, Cochlearia officinalis etc.), viel
grossblüthigere dagegen von gelber {Brassica, Erysimum etc.), aber die ersteren seien offenbar
entartete Gartenunkräuter (degenerated weeds of cultivatiou) !
In anderen Fällen gehe von nächstverwandten grossblumigen Arten die höchst ent-
wickelte beim Verwelken aus Gelb in Weiss über und es lasse sich als allgemeiner Satz
Beziehungen zwischen Pflanzen und Thieren. 505
aufstellen, dass die Farben welkender Blumenblätter weniger spccialisirter Blüthen oft den
normalen Blumenfarben höher specialisirter Blüthen entsprechen. So sei z. B. Ranuncuhis
Ficaria mit seinen nur 3 Kelchblättern und 8—9 Blumenblättern offenbar höher specialisirt
als B. acris, huTbosus und repens und seine Blumenblätter werden beim Welken weiss,
während die drei anderen genannten Arten gelb bleiben.
In zahlreichen Fällen ergebe sich der Ursprung der weissen Blumenfarbe aus der
gelben daraus, dass übrigens weisse Blumenblätter an der Basis gelb gefärbt sind, wie z. B.
Banunculus aquatilis und hederaceus. Denn es sei ein Gesetz, „dass neue F'arben in der
Regel am Rande erscheinen, während die Basis der Blumenblätter ihre ursprüngliche Farbe
zurückhält", und dieses Gesetz werde in diesen beiden Hahnenfussarten in überraschender
Weise veranschaulicht.
Buntfärbung und Rückschritt (variegation and retrogression). Unter Bunt-
färbung begreift der Verf. ohne Unteischied sowohl die seit Sprengel als Saftmale gedeuteten
Streifen und Flecken, als die aus mehreren Farben zusammengesetzten Blumenfärbungen,
wie sie viele vom Ref. als Bienenblumen aufgefasste Blumenformen darbieten. Zur Erklärung
der Buntfärbung citirt er nur eine Bemerkung seines Landsmannes Wallace: „Ueberall
in der Natur erscheinen farbige Flecken und Augen nur an den am höchsten modificirten
Theilen." Wie sich aber die Erscheinung der Buntfärbung seinem „Allgemeinen Gesetze
der fortschreitenden Umwandlung der Blumenfarben" unterordnet, darüber macht Grant Allen
nirgends eine bestimmte Angabe. Der ganze diesen Gegenstand betreffende Abschnitt seiner
Arbeit ist daher dem Ref. unverständlich geblieben.
In Bezug auf Rückschritt der Blumen färben äussert der Verf. etwa Folffendes:
Ursprünglich gelbe Blumen zeigen im Naturzustande wenig Neigung zu variiren. Einige
weisse Blumen zeigen entschiedene Neigung gelegentlich zu Gelb zurückzukehren. Rothe
Blumen kehren sehr gewöhnlich zu Weiss zurück. Blaue Blumen erzeugen fast immer in
grosser Zahl rothe und weisse Varietäten im Naturzustande, gehen aber sehr selten bis zu
Gelb zurück.
Es gebe also einen Rückschritt in der Entwickelung der Blumenfarben, und alle
diejenigen hochspecialisirten Blumen, die nicht in das nach dem Verf. ihnen zukommende
Blau oder wenigstens Purpur gekleidet sind, wie z. B. Lyclmis vespertina, Oenothera hiennis,
Galeohdolon luteum, Lamimn album, Lnpatiens Nolitangere, Mimuhis Intens, alle gelb- und
alle weissblüthigen Compositen und Stellaten seien als Farbenrückschrittler zu betrachten.
Degeneration.
Dieser Abschnitt gipfelt in dem aus der ursprünglichen Gelbfarbigkeit aller Blumen
abgeleiteten Schlüsse, dass alle grünen Angiospermenblüthen ohne Ausnahme — auch alle
perigonloseu Windblüthen einbegriffen — die degenerirten Nachkommen blauer, rother,
weisser oder gelber Blumen sein müssen. Da alle Blumen gelb gewesen sind, schliesst Grant
Allen, so müssen grüne Blumenblätter heruntergekommene (degraded) oder wenigstens entartete
Typen sein, und wo irgend welche Blüthe ein Rudiment einer Blüthenhülle in irgend einer
Form besitze, müsse sie von gefärbten insectenblüthigeu Vorfahren abstammen. So ergiebt
sich ihm, dass die windblüthigen Compositen, Xanthium, Adoxa, Hcdera, Chrysosplenium,
grünblüthige Orchideen, Helleborus viridis, Plantago, Älchemilla, Poterium, Euphorbia,
die Paronychieen und Chenopodiaceen, Urticaceen, Aroideen, Gramineen, Cyperaceen, Junca-
ceen und selbst die kätzchentragenden Bäume degenerirte lusectenblüthler sein müssen.
Den Werth dieser Grant Allen'schen Aufstellungen hat Ref. in demjenigen Aufsatze
beleuchtet, auf welchen das nächst folgende Referat sich bezieht.
16. Hermann Müller. Die biologische Bedeutung der Blumenfarben. (No. 50, 51.)
Christian Konr. Sprengel erkannte zuerst, dass aus Flecken, Linien oder Figuren
eiuer anderen Farbe bestehende Zeichnungen der Blumenkrone sich jederzeit da befinden,
wo die Insecten hineinkriechen müssen, wenn sie zum Honig gelangen wollen, und deutete
sie deshalb als Wegweiser der Insecten, wenn sie an eiuer Blume nach Honig suchen, als
„Saftmale", die bunten Farben der ganzen Blumenkronen als Kennzeichen, welche den ihrer
Nahrung wegen umherfliegenden Insecten die Honig- (oder Pollen-) behältnisse von weitem
506 Anatomie. Morph, der Phanerog. — Befruchtungs- und Aussäungseinrichtungen.
verrathen. Er erkannte, dass denselben Dienst auch andere Blüthentheile, wie z. B. der
Kelch oder Bracteen durch eine vom Grün der Blätter abstechende Farbe leisten können,
dass Nachtblumen, die sich nicht durch starken Duft bemerkbar machen, regelmässig durch
helle Farbe in die Augen fallen, eines Saftmales aber, da es ihnen nutzlos sein würde,
allgemein entbehren.
In die besondere Bedeutung bestimmter Bluraenfarben eröffnete zuerst Delpino einen
Einblick. Wie er zeigte, sind leuchtende Farben (z. B. die als splendens, fulgens, coccinea,
cardinalis benannten Fuchsia, Lobelia, Canna und Salvia- Arten) besonders an Kolihri-
blumen, fahle und schmutzig braune Farben besonders an Aas- und Kothfliegenblumen
(z. B. Stapelia, Arum, Äristolochia - Arten) zu finden, sind Blumen, an deren Befruchtung
andere Dipteren einen hervorragenden Antheil nehmen, besonders häufig von grünlich-gelber
Farbe (wie z. B. Hedera, Mlius, Bhamnus, Buxus), und werden die stahlblauen Eryngium-
Arten (amethystinum, coeruleumj mit besonderer Vorliebe von einigen Grabwespenarten der
Gattung Scolia besucht.
Auch die biologische Bedeutung des Farbenwechsels von Bibes aureum u. a. wurde
zuerst von Delpino in's Auge gefasst; er erkannte, dass die kreuzungsvermittelnden Bienen
nur die noch ganz gelb gefärbten Blüthen dieser Bibes- Art besuchen, dass ihnen also der
Farbenwechsel die keine Ausbeute mehr gewährenden und der Befruchtung nicht mehr
bedürftigen Blumen bemerkbar macht. An einer farbenwechselnden, erst gelb, dann orange,
dann rosa gefärbten, von Tagfaltern befruchteten Lantana fand dann Fritz Müller nicht
nur dasselbe bestätigt, sondern er erkannte zugleich, dass ein weiterer Vortheil dieses Farben-
wechsels in der gesteigerten Bemerkbarmachung der ganzen Blumengesellschaft liegt.
Die stufenweise Entwickeluug der Blumenfarhen zu ermitteln, wurde von zwei weit
verschiedenen Standpunkten aus gleichzeitig von F. Hildebrand und H. Müller versucht.
F. Hildebrand (Bot. Jahresber. 1879, Ref. No. 20) verglich die Farbenabänderungen, welche
die in unseren Gärten cultivirten und bei uns wild wachsenden Blumen darbieten, und stellte
die bis jetzt vorliegenden anatomischen und physikalisch -chemischen Untersuchungen der
Blumeufarben zusammen; er gelangte so zu dem Ergebniss, dass Blau bei den Blumen stets
das letzte Glied einer Reihe vorhergegangener Farbenumwandlungen, meist aus dem ursprüng-
lichen Grün zunächst das Gelb und Weiss der Blumen hervorgegangen sei; dass das Blau
der Blumen stets das letzte Glied einer Reihe vorhergegangener Umwandlungen, meist aus
Weiss durch Roth und Violett sei, dass neben dieser gewöhnlichsten Reihe aber auch
noch wesentlich andere Umwandlungen der Blumenfarben vorkommen.
H. Müller versuchte nachzuweisen, dass alle diejenigen Eigenthümlichkeiten der Blumen,
welche unmittelbar nur den Insecten und erst mittelbar, durch deren Kreuzungsvermittlung,
auch den Pflanzen selbst zu gut kommen, wie z. B. Farbe, Duft, Honigabsonderung etc., in
derselben Weise durch die Blumenauswahl der Insecten zur Ausprägung gelangt sind, wie
die Grösse und Farbenpracht unserer Gartenblumen durch die Blumenzüchtung des Menschen
(vgl.: Die Insecten als unbewusste Blumenzüchter, Kosmos Bd. III; Bot. Jahresber. 1878,
Ref. No 6). Dem entsprechend erklärte er die Entstehung der eigenthümlichen Farben,
Düfte und Formen der hauptsächlich von Fliegen, Faltern, Wespen, Bienen etc. befruchteten
Blumen aus den eigenthümlichen Neigungen, Bedürfnissen und Gewohnheiten dieser Insecten.
Durch einen Vergleich der Farben und des Insectenbesuchs ursprünglicher, einfacher,
mit denen stufenweise mehr und mehr specialisirten Blumenformen (vgl. „Alpenblumen",
Rückblicke über die wichtigsten Familien, und S. 530—532, Bot. Jahresber. 1879, Ref. No. 8)
gelangte H. Müller zu dem Ergebniss, dass die unausgeprägtesten Blumengäste — abgesehen
von Fäulnissstoüe liebenden Dipteren — von weisser oder gelber Farbe am stärksten angelockt
werden, dass dagegen alle langrüsseligen Blumengäste sich rothe, violette und blaue Blumen-
farben gezüchtet haben, theils ausschliesslich solche, theils (die staatenbildenden Bienen)
unter einer bunten Mannigfaltigkeit der verschiedensten Farben, die ihnen als Unter-
scheidungszeichen ähnlicher Blumenformen dienen, vorwiegend solche.
Zum Schluss der Arbeit wird Grant Allen's im vorhergehenden Referat besprochene
Arbeit einer eingehenderen Beurtheilung unterworfen. Es wird gezeigt, dass seine Annahme,
die Blumenblätter müssten aus Staubgefässen hervorgegangen und deshalb ursprünglich gelb
Beziehungen zwisclieu Pflanzen und Thieren. 507
gewesen sein, der Begründung crmangelt, da es mindestens eben so gut denkbar ist, dass
sich Blüthenhüllcn zuerst als Schutzhüllen der Befruchtungsorgane ausgebildet haben und
als solche von grüuer Farbe gewesen sind. Es wird gezeigt, dass Grant Allen's „Allgemeines
Gesetz" nur die Karrikatur von Forschungsergebnissen ist, die Graut Allen ohne Nennung
der Quellen entlehnt, ihrer nothwendigen Beschränkungen entkleidet und bis zur hand-
greiflichsten Unrichtigkeit verallgemeinert hat, dass dasselbe ebenso von fast allen seinen
allgemeinen Aufstellungen gilt.
IV. Schutzmittel der Blütlien.
17. Hieronymus. üeber Caesalpinia Gilliesii. (No. 22.)
Prof. Hieronymus in Cordova (Argentinien) berichtet brieflich über folgende Ent-
deckung, die er kürzlich an Caesalpinia Gilliesii (= Poinciana Hook, in Bot. Mise. 1, t. 3, 4)
gemacht hat. An der Infiorescenz und den Blüthenstielen , weniger auch an den Kelchen
befinden sich Drüsen, die einen kleberigen, zugleich giftigen Stoff absondern. Kleinere
Insecten bleiben direct an den Stengeltheilen kleben und sind in kurzer Zeit todt. Relativ
grössere, z. B. Stubenfiiegon , mit denen Verf. zu Hause operirte, wurden, nachdem sie an
den Drüsen, von welchen sie sich übrigens bequem losziehen können, geleckt haben, krank,
putzten sich Vorder- und Hinterbeine und waren nach IV2 bis 2 Stunden todt. Erkrankte
fliegen beim Anrühren im Kreise. Es scheint also halbseitige Lähmung einzutreten. In
Fleisch und Eiweis drücken sich die Drüsen im Verlauf von 2 Tagen tief ein. Verf. ver-
muthet, da diese Drüsen an der Infloresceuz und den Blüthenstielen sich finden, dass die
Pflanze die festgehaltenen und vergifteten Thiere verdaut und den gewonnenen Stickstoff zum
Zwecke des Samenreifens verwendet.
(Ihre Stellung au den Zugängen zu den Blüthen lägst wohl vielmehr darauf schliessen,
dass sie diese gegen unberufene Gäste schützen. Ref.)
Siehe ferner Ref. No. 49.
V. Verschiedene ßlüthenformen hei Pflanzen derselben Art.
18. F. Hildebrand. Androgyne Blüthenstände bei Betula alba. (No. 24.)
An einem Baume von Betula alba im alten bot. Garten zu Freiburg zeigte sich
1881 die überwiegende Mehrzahl der sonst rein weiblichen Kätzchen androgyn; nur die
untere Hälfte derselben trug weibliche Blüthen, die obere, dadurch verdickt erscheinende
Hälfte war von normal gebildeten männlichen Blüthen zusammengesetzt.
19. Thomas Meeban. Geschlecbtseigenthümlichkeiten bei Cephalotaxus. (No. 36b.}
Ein Exemplar von Cephalotaxus Fortunei aus China, das Jahre lang nur männliche
Blüthen hervorgebracht hatte, erzeugte 1882 reichlich Früchte und zeigt dadurch eiuerseits,
dass die Gattung nicht rein diöcisch ist, andererseits, dass an Bäumen, die lange Zeit nur
die Blüthen des einen Geschlechts getragen haben, auch die des anderen entstehen können.
Köhne (Berlin).
20. Ths. Meehan. Das Fruchten von Ginkgo biloba. (No. 34.)
Verf. sah von der sonst als diöcisch betrachteten Gincßo biloba ein ganz vereinzelt
angepflanztes Exemplar Früchte tragen und bemerkt dazu, der Fall, dass diöcische Bäume
gelegentlich monöcisch werden, komme öfter vor, z. B. auch bei Acer dasycarpum und
Juniperus virginiana. Ebenso komme es (z. B. bei Rubiaceen) vor, dass bei heterostyl
dimorphen Pflanzen beiderlei Blüthen an demselben Stocke erscheinen.
In der folgenden Debatte wird gegen Meehan's Annahme geltend gemacht, dass
seinem Exemplar von Ginkgo doch vielleicht Pollen entfernt stehender Stämme zugeführt sei.
21. L. Wittmack. Ueber eine Eigenthümlichkeit der Blüthen von Hordeum bulbosum L.
(No. 70.)
Linne schrieb dieser Art 2 fertile Aehrchen an jedem Knoten der Aehrenspdndel
zu, ebenso Kunth, In Wirklichkeit sind aber die seitlichen Aehrchen männlich, wenn sie
auch einen kleinen Fruchtknoten mit rudimentären Narben besitzen. Die Mittelblütheu
öffnen sich vor den seitlichen, „können demnach nicht von diesen ausgesprochen männlichei^
508 Anatomie. Morph, der Phanerog. — Befruchtiings- und Aussäungseiurichtungen.
befruchtet werden"^). Der eigene Pollen der Mittelblüthen scheint unwirksam zu sein. Die
Pflanze hat in den letzten 2 Jahren in Berlin keinen Samen getragen und vermehrt sich
durch die knolligen untersten Stengelglieder.
B. bulbosmn bietet ein gutes Beispiel für den Uebergang von 6zeiligen Gersten in
2zeilige dar.
H. vulgare und distichum, deren Mittelblüthen nach Delpino sich nie öfifnen sollen,
fand der Verf. häufig früh morgens mit offenen Mittelblüthen. Ha ekel (St. Polten).
22. W. Trelease. Dimorphe Heterostylie von Oxalis violacea. (No. 65.)
Von der Gattung Oxalis sind bekanntlich zahlreiche Arten als trimorph heterostyl,
mehrere als homostyl nachgewiesen, auch hat Hildebrand bei seiner Revision verschiedener
grosser Herbarien von 51 Oa;afe-Arten nur je zwei in Bezug auf Griffel- und Staubgefässlänge
verschiedene Formen vorgefunden (Monatsber. der Academie der Wiss. zu Berlin. 1866;
H. Müller, Befruchtung S. 169); eine dimorph heterostyle Oxalis-Art war aber bis jetzt
noch nicht bekannt, Fritz Müller hat zwar in Santa Catharina zahlreiche, in ihren
Befruchtungsorganen sehr variable, sterile Exemplare einer Oxalis-Art beobachtet, die er
anfänglich für heterostyl hielt. Nach Ch. Darwin's Beschreibung der illegitimen Nachkommen
verschiedener ungleichgriffliger Species musste er aber in diesen Pflanzen vielmehr „die
variabeln und unfruchtbaren Nachkommen einer einzelnen Form irgend einer trimorphen
Species vermuthen" (Ch. Darwin, Die verschiedenen Blüthenformen bei Pflanzen derselben
Art. Deutsche Ausgabe. S. 157.) Es ist deshalb sehr bemerkenswerth , dass die in dem
obengenannten Aufsatze mitgetheilten Thatsachen die dimorphe Heterostylie der bei
Madison, Wis. , vom Verf. in grosser Zahl beobachteten Oxalis violacea wenigstens sehr
wahrscheinlich machen. Von ihren beiden, in ungefähr gleicher Menge auftretenden Formen
hat nämlich die eine einen Satz langer Griffel und zwei an Länge nicht so sehr verschiedene
Sätze kurzer Staubgefässe, die andere einen Satz kurzer Griffel, von etwa der mittleren Länge
der Staubgefässe der langgriff ligen Form, und zwei an Länge nicht so sehr verschiedene
Sätze langer Staubgefässe, deren mittlerer Länge wiederum die Griffel der langgrifiligen
Form an Länge ungefähr gleich kommen. Das ist das Endergebniss sorgfältiger Messung
von 51 langgriffligen und 30 kurzgriffligen Blüthen. Die Pollenkörner beider Sätze von
Staubgefässen derselben Blüthenform sind unter sich an Grösse'gleich (nach je drei Messungen),
die der kurzgriffligen Form aber grösser als die der langgriffligen (im Verhältniss der
Durchmesser von 50 : 44). Beide Formen werden von verschiedenen Bieneparten besucht
und tragen nicht selten gute Samenkapseln. Zur sicheren Feststellung der durch alle diese
Thatsachen sehr wahrscheinlichen dimorphen Heterostylie wäre indess die Ausführung und
vergleichende Beobachtung der legitimen und illegitimen Kreuzungen erforderlich, um so
mehr als Hi Idebrand unter den Herbariumexemplaren von Oxalis violacea acht lang-
grifflige, drei kurzgrifflige und ein mittelgrift'liges gefunden zu haben angiebt.
Hermann Müller.
23. Hermann Müller. Die Vielgestaltigkeit der Blumenköpfe von Centaurea Jacea. (No. 45.)
Verf. fand bei Lippstadt Centaurea Jacea vorwiegend mit Köpfchen, die lauter
unter sich gleiche Rand- und Scheibejiblüthen enthielten und der von ihm (Befruchtung der
Blumen S. 382—384) gegebeneu Beschreibung entsprachen. Diese Form betrachtet er,
da sie mit der Mehrzahl der Cynareen im Wesentlichen übereinstimmt, als Stammform der
Centaurea Cyanus. Von dieser Stammform aus führt eine stetige Reihe von Abstufungen
einerseits zu viel augenfälligeren rein männlichen, andererseits zu viel unscheinbareren rein
weiblichen Köpfen.
In der einen Reihe von Abstufungen werden die Raudblüthen immer grösser, biegen
sich immer stärker nach aussen und lassen gleichzeitig ihre Befruchtungsorgane und Neclarien
immer mehr, bis endlich zu völhgem Schwunde, verkümmern, während zugleich ihre Glöckchen-
form verloren geht und ihre Farbe blasser wird. Endlich ergreift die Umwandlung auch
die Scheibenblüthen : die Griffeläste derselben thun sich nicht mehr auseinander und ver-
wachsen von unten her ; der Griffel dient nur noch als Fegestange ; die Blüthen sind zu rein
') In ähnlichen Fällen pflegt die Befnicbtung zwischen verschiedenen Aehren desselben Stockes, die ja
in ihrer Entwickelung nicht ganz gleichzeitig sind, stattzufinden. Bef,
Beziehungen zwischen Pflanzen und Thieren. 509
männlichen geworden. Die äussersten Glieder dieser Umwandlungsreihe stellen Köpfchen
von 55 mm Durchmesser mit rother Scheibe und weissem Strahlenkranze dar.
In der anderen Reihe von Abstufungen werden, vom Rande her nach innen fort-
schreitend, erst einzelne, dann immer zahlreichere, schliesslich sämmtliche Blüthen der Stamm-
form kleinblumiger, dunkler gefärbt und durch Verkümmern der Anthercn weiblich: die
rein weiblichen Köpfchen haben oft kaum 15 mm Durchmesser. Sie dienen aber einer neuen
Umwandlungsrichtuug als Ausgangspunkt, indem sie dadurch eine erhöhte, selbst über die
Stammform hinaus gehende Augenfälligkeit wiedererlangen, dass auch ihre Raudblütheu
geschlechtslos und strahlend werden. Der Durchmesser eines rein weiblichen Köpfchens
mit strahlenden Randblütheu beträgt bis 33 mm, gegen 20—30 bei der Stammform.
Aus den angedeuteten Umwandlungen lässt sich folgende Uebersicht der ver-
schiedenen Arten von Geschlechtervertheilung in den Blüthenköpfen ver-
schiedener Stöcke von Centaurea Jacea ableiten:
Stammform.
Alle Blüthen des Köpfchens zweigeschlechtig.
b.
Uebergang zur Männlichkeit.
b.i (Erste Stufe.) Randblüthen vergrössert,
strahlend, weiblich, innere zweigeschlechtig
von ursprünglicher Form.
b.2 (Zweite Stufe.) Randblüthen stärker
vergrössert, strahlend, geschlechtslos, innere
zweigeschlechtig, von ursprünglicher Form.
b.3 (Dritte Stufe.) Randblüthen noch
stärker vergrössert (oft weiss), strahlend, ge-
schlechtslos, innere männlich.
a.
Uebergang zur Weiblichkeit,
a.^ (Erste Stufe.) Aeussere Blüthen ver-
kleinert, weiblich, immer zweigeschlechtig,
von ursprünglicher Form.
a.2 (Zweite Stufe.) Alle Blüthen verklei-
nert, weiblich.
a.3 (Dritte Stufe.) Randblütheu wieder
vergrössert, strahlend, geschlechtslos, Schei-
benblüthen verkleinert, weiblich.
24. H. Graf za Solms-Lanbach. Deber das Vorkommen kleistogamer Blüthen in der Familie
der Pontederaceen. (No. 61.)
Die einzige bisherige Angabe über das Vorkommen kleistogamer Blüthen in dieser
Familie bezog sich auf eine afrikanische Pflanze, die von Kirk (Journ. Proc. Linn. Soc.
Vol. 111, p. 147) als Monochoria vaginalis bezeichnet wurde. Verf. untersuchte in London
die dieser Angabe zu Grunde liegenden Originalexemplare und fand, dass sie unrichtig
bestimmt sind und vielmehr zu Heteranthera Kotscliyana Fzl. gehören. Nur die Gattung
Heteranthera enthält, soweit bis jetzt bekannt, unter allen Pontederaceen kleistogame
Blüthen, und zwar bei folgenden Arten: H. rem/ormis (Südbrasilien) neigt zur Kleistogamie;
gewisse Inflorescenzen sonst normalen Baues öffnen ihre Blüthen nicht und erzeugen doch
Früchte; Fritz Müller traf dergleichen Inflorescenzen an bestimmten, durch bläulich
angelaufene Blüthen kenntlichen Individuen häufig an. H. spicata (Cuba) hat langgestreckte
Aehren, mit zahlreichen Blüthen besetzt, von denen die untersten 1 — 5 kleistogam, die anderen
normal sind. In den kleistogamen Blüthen treten die Pollenschläuche direct zur Narbe über,
die aus ihnen hervorgehende Kapsel ist etwa l^o mal so lang als die der chasmogamen; ein
Unterschied der Samengrösse ist nicht vorhanden. H. callaefolia (Senegambien), hier trägt
jede Inflorescenz nur eine kleistogame Blüthe, die in der Spatha stecken bleibt und den
übrigen, von denen sie durch ein langes Internodium getrennt ist, in der Ent Wickelung weit
vorauseilt. H. Potamogeton n. sp. (Senegambien) trägt zweierlei Blüthenstände : 1. Aehren,
denen anderer Arten ähnlich oberwärts mit normalen, unten mit kleistogamen Blüthen
besetzt, 2. Aehren, die nur eine einzige kleistogame Blüthe erzeugen, die in der Scheide
des obersten Laubblattes stecken bleibt und sich zu einer kolossalen Kapsel mit zahlreichen
Samenkörnern entwickelt. H. Kotscliyana Fenzl. (tropisches Afrika), Blüthenvert'heilung
dieselbe, aber die Aehren der ersteren Art unten nur eine einzige kleistogame Blüthe
tragend. Bei den beiden letztgenannten Arten besitzen die kleistogamen Blüthen nur ein
Staubgefäss.
510 Anatomie. Morph, der Phanerog. — Befruchtungs- und Aussäungseinrichtungen.
25. S. Le M. Moore. Darwin's Lehre von der Kleistogamie. (No. 38.)
Darwin betrachtet bekanntlich die Kleistogamie als eine Anpassung gewisser Insecten-
blüthler an den Nothstand des Ausbleibens der Kreuzungsvermittler unter ungünstigen Um-
ständen, z. B. in zu früher und zu später Jahreszeit.
(Forms of flowers p. 343.) Verf. beobachtete im Spätherbst an einer Pflanze, die
er als „vegetable marrow" bezeichnet, ausser Blüthen gewöhnlicher Grösse auch eine, die
etwa 2^2 iiial kleiner war, sowie einige zwischen beiden stehende, und schliesst aus der
Thatsache, dass in diesem Falle keine Kleistogamie, sondern eine Verkleinerung der Blüthen
eingetreten ist, Darwin's Auffassung der Ursache der Kleistogamie müsse falsch sein. Seine
Schlussfolgerung ist iudess dem Ref. ebenso unverständlich als der obige Pflanzenname. Sie
schliesst mit dem Satze: „Ich glaube also, dass Kleistogamie verursacht wird durch die
physiologische Bedingung grosser Fruchtbarkeit ohne Kreuzung und die gleichzeitig statt-
findende morphologische Bedingung der Keimung des Polleus, während er noch im Staub-
beutel ist, oder wenigstens vor der Entfaltung der Blüthenhülle."
YI. Sonstige Bestäubungseinrichtungen.
26. Hermann Graf zu Solms-Laubacb. Die Herkunft, Domestikation und Verbreitung des
gewöhnlichen Feigenbaumes (Ficus carica L). (No. 60.)
Die Hauptaufgabe dieser Arbeit ist zwar eine culturgeschichtliche , doch behandelt
sie auch einen ganz besonders anziehenden botanischen Gegenstand: die Wechselbeziehungen
zwischen den Feigen und den kleinen Wespen, welche ihre Kreuzung vermitteln, Wechsel-
beziehungen, die zwar, wie der uralte Gebrauch der Caprification beweist, früher als irgend
welche anderen, sogar schon im Alterthume, genaue Beachtung gefunden haben, aber trotzdem
bis heute noch manches Räthselhafte darbieten. Gerade in Bezug auf diese Seite seiner
Aufgabe hat nun der Verf. nicht nur, wie für sein Thema überhaupt, die gesammte Literatur
gründlich durchmustert und die ermittelten Thatsachen und versuchten Erklärungen gesichtet
zusammengestellt, sondern auch an Ort und Stelle (bei Neapel) selbst eingehende Beob-
achtungen durchgeführt, die manchen bisher dunklen Punkt aufhellen, so dass es wohl der
Mühe verlohnen möchte, auf Grund seines Werkes den jetzigen Stand der Feigenbefruchtungs-
und Caprificationsfrage hier zu skizziren.
Der wilde Feigenbaum, der sogenannte Caprificus, bringt in der Regel jährlich
dreimal Früchte hervor, die bei Neapel 1) im April, 2) im Juni und 3) im August bis
September reifen und als 1) „mamme", 2) „profichi" und 3) „mammoni" bezeichnet werden.
Wenn die eine Fruchtgeneration reift, sind an demselben Baume bereits wieder die jungen
der Befruchtung harrenden Blüthenstände der nächstfolgenden Generation vorhanden. So
tragen also z. B. im April die Bäume reifende Feigen (mamme), die im August oder September
des vorhergehenden Jahres geblüht und dann überwintert haben, und gleichzeitig junge, im
ersten Blüthenstadium befindliche Feigen, die im folgenden Juni (als profichi) reifen werden.
Das erste Blüthenstadium aller Feigen ist rein weiblich; die weiblichen Blüthen bedecken
den grössten Theil der inneren Fläche der jungen Feige, und die schwarzen geflügelten
Weibchen der Feigeuwespe (Blastophaga grossorum Grav. = Cynips psenes L. , Familie
Chalcididae), die sich um diese Zeit (neben flügellosen gelben Männchen und mit langem Lege-
stachel versehenen rostrothen Schlupfwespen) in den reifenden Feigen in grosser Menge vor-
finden, drängen sich jetzt pollenbehaftet aus dem „Auge" (ostiolum) derselben heraus, suchen
junge Feigen auf, dringen mit grosser Anstrengung durch deren Auge in dieselben hinein (wobei
sie meist ihre Flügel zwischen den fest aneinanderschliessenden Schuppeublättern des Auges
zurücklassen), bestäuben in demselben die Narben und belegen zahlreiche junge Frucht-
knoten mit ihren Eiern, indem sie jedesmal den Griffel der Länge nach durchbohren und
durch den Bohrkanal ein Ei an eine bestimmte Stelle zwischen Knospenkern und Knospen-
hülle in das Samenknöspchen hineinschieben; dann gehen sie in derselben Feige, der sie ihre
Nachkommenschaft anvertraut haben, zu Grunde. Die von ihnen angestochenen Blüthen
schwellen in Folge des Stichreizes gleich Pflanzeugallen rasch an, und während sich dann
in ihrem Ovarium statt des pflanzlichen ein thierisches Embryo bildet und zur Wespe wird,
Beziehungen zwischen Pflanzen und Thiereu. 511
entwickehi sich gleichzeitig m nicht angestochenen weiblichen Blüthen die Samen, auf denen die
geschlechtliche Fortpflanzung der Feigenbäume beruht, zur Reife.
Die kreuzuugsvermittelude Wespe ist aber vielmal fruchtbarer als der Feigenbaum ;
denn in den beiden ersten Fruchtgeuerationen des letzteren, in den „niamme" und „profichi",
entwickeln sich auch die unaugebührt gebliebeueu weiblichen Blüthen nicht weiter, sondern
verkümmern bald ganz und gar, nur in den „mammoni" kommen vereinzelte Samen zur
Entwickelung; wogegen eine neue Wespeugoneration mit jeder neuen Feigengeneration ins
Leben tritt.
Erst kurz vor dem Reifen der Feigen bedeckt sich in der Nähe des Auges eine
mehr oder minder breite Zone ihrer Innenwand mit männlichen Blüthen; am zahlreichsten
sind dieselben bei den „proüchi", nur vereinzelt oder (meist) gänzlich fehlend bei den
„mamme". Gleichzeitig mit dem Auskriechen der Wespen springen die Antheren der männ-
lichen Blüthen auf und entlassen ihren weisslichen Polleu, so dass die neu ausgekrochenen
Wespenweibchen dicht mit demselben bepudert werden, bevor sie die Feigen, in denen sie
sich entwickelt haben und befruchtet worden sind, verlassen, um junge Feigen aufzusuchen
und mit ihren Eiern zu belegen. (Erst nach dem Ausschwärmen der Wespen tritt wohl
die volle Reife der Feigen ein? Denn wenn dieselben schon vor dem Ausschwärmen der
Wespen Vögel oder andere der Ausbreitung der Samen dienende Thiere anlockten, so würden
mit den Feigen auch die Befruchter verzehrt werden. Ref.)
Beim zahmen Feigenbaum haben sich durch den Anbau die Blüthen derart ver-
ändert, dass die soeben beschriebene natürliche Befruchtung bei ihnen unmöglich ist. In
seinen weiblichen Blüthen sind nämlich die Fruchtknoten so umgewandelt, dass die Feigen-
wespe ihre Eier in denselben entweder gar nicht oder doch nicht in normaler Weise abzu-
legen vermag, und männliche Blüthen kommen in den zahmen Feigen überhaupt nur sehr
ausnahmsweise und dann stets in monströser Beschaffenheit zur Entwickelung. Es fehlt also
den zahmen Feigen zur Befruchtung sowohl an Blüthenstaub als an den natüi'lichen üeber-
trageru desselben. Diese Erfahrung hat schon in uralten Zeiten zur Caprificatiou der
zahmen Feigen geführt, die bekanntlich darin besteht, dass man reifende wilde Feigen
(Caimficus) an den zahmen Feigenbäumen aufhängt, wenn das Auge der jungen Feigen offen,
die Narben ihrer weiblichen Blüthen also empfängnissfähig sind. Die aus den wilden Feigen
ausschwärmenden Feigenwespen dringen dann in die jungen zahmen Feigen ein, befruchten
sie und bewirken dadurch wahrscheinlich, dass sie nicht so leicht unreif abfallen und früher
reifen. Doch hält es der Verf. nach allen vorliegenden Angaben für möglich, dass die zahme
Feige durch den andauernden Anbau, wenigstens in manchen ihren Rassen, sich so verändert
hat, dass sie ihre Früchte jetzt ebensogut auch ohne Caprificatiou zur Reife bringt. Ob sie nicht
auch ohne Befruchtung (parthenogenetisch) gute Samen erzeugen kann, ist ihm ebenfalls
noch zweifelhaft.
Soweit die für die Wechselbeziehungen zwischen Blumen und Insecten wichtigen
vier ersten Abschnitte: I. Einleitung (S. 1—5). II. Der Feigenbaum (S. 5—19). III. Die
die Früchte des Caprificus bewohnenden Insecten (S. 19—23). IV. Die Caprificatiou
(S. 23—45). Die folgenden Abschnitte sind von hervorragend pflanzen- und culturgeschicht-
lichem Interesse; sie betreuen: V. Die geographische Verbreitung der Feigencultur und
der Caprification (S. 45—63). VI. Die Herkunft und Verbreitung des i'YcMS-6'arica-Stammes
(S. 63—73). VII.- Die Entstehung und Herkunft der domestizirteu Rassen (S. 73-97)
und geben in Bezug auf diese Gegenstände eine anscheinend erschöpfende Behandlung des
vorliegenden Thatbestandes und der Literatur. In dem Schlussabschnitte (VIII. Die Syko-
more, S. 97—106) endlich werden die in Bezug auf den gewöhnlichen Feigenbaum so
gründlich erörterten Verhältnisse auch bezüglich der im ägyptischen Nilthale „heute wie
schon vor 2000 Jahren als häufigster Fruchtbaum" cultivirten Sykomore kurz besprochen,
nicht sowohl um irgend ein abschliessendes ürtheil zu geben, als vielmehr um künftigen
Forschern die Richtung der anzustellenden Untersuchungen anzudeuten. Ein eingehender
Bericht über diese für den Botaniker, den Darwinisten, den Culturhistoriker gleich lehr-
reiche und anregehende Abhandlung aus der Feder Fritz MüUer's findet sich im Kosmos
Bd. XI, S. 306-316.
512 Anatomie. Morph, der Phaiierog. — BefrucLtungs- und Aussäungseinrichtungen.
27. Fritz Müller. Caprificus und Feigenbaum. (No. 400
In der Feigen-Arbeit H.'s, Grafen zu Solms-Laubach, über welche im vorhergehenden
Referat berichtet worden ist, wurden Caprificus und Feigenbaum als zwei verschiedene Rassen
betrachtet, deren letztere in Folge des Anbaues aus der ersteren hervorgegangen sei. Der
Verf. des vorliegenden Aufsatzes sucht dagegen aus den Ergebnissen derselben Arbeit und
aus umfassenden eigenen Beobachtungen an wilden Feigenarten Südbrasiliens die Ansicht
zu begründen, dass Caprificus und Feigenbaum zwei verschiedene, wie schon Linne wollte,
als Mann und Weib zusammengehörige Formen darstellen, die nicht auseinander, sondern mit
und nebeneinander, und zwar vor jedem Anbau, durch Naturauslese sich entwickelt haben.
Gegen die Annahme, dass der Caprificus eine für sich bestehende wilde Art sein
könne, spricht sowohl sein unglaublich geringer Samenertrag (zwei Generationen ganz steril,
in der dritten noch nicht einmal ein Samen auf zwei Feigen), als die Unwahrscheinlichkeit
seiner Kreuzung (die allein samentragenden „Mammoni" werden von den Feigenwespen der
„Profichi" desselben Baumes wahrscheinlich meist ganz in Beschlag genommen), als endlich
sein gänzlicher Maugel an Ausrüstung zur Verbreitung der Samen (die Früchte des Caprificus
bleiben bis zur, Reife milchend und hart und vertrocknen dann am Baume oder fallen unter
demselben nieder), wogegen alle (10) vom Verf. beobachteten wilden Feigenarten regelmässig
Kreuzung erfahren, reichlich Samen produciren und in Menge Vögel (Papageien) anlocken,
welche dieselben verbreiten.
Unwahrscheinlich ist es ferner, dass der Feigenbaum als Culturrasse des Caprificus
durch willkürliche Auslese des Menschen, mit der Grösse, Saftigkeit und dem Zuckergehalt
seiner Früchte zugleich auch deren Samenreichthum hätte steigern sollen; es würde das zu
allen sonstigen Erfahrungen, wie sie bei Ananas, Banane, Brotfrucht, Citrone, Orange etc.
vorliegen, in grellem Gegensatze stehen.
Als Mann und Weib zusammengehörig, stellen dagegen Caprificus und Feigenbaum
eine in Bezug auf Kreuzung, Samenertrag und Ausbreitung der Samen vortrefflich ausgerüstete
Art dar, die nichts Befremdliches mehr an sich hat und von der man begreift, wie sie eine
so weite Ausbreitung erlangen konnte.
Ihre Kreuzung ist völlig gesichert; denn der Caprificus ist durch die völlige Sterilität
zweier Blüthengenerationen und den ungemein dürftigen Sameuertrag der dritten fast rein
männlich, der Feigenbaum durch das Fehlen der männlichen Blüthen ganz rein weiblich
und ein Schwärm von Feigenwespen entsteigt den „Profichi" des ersteren, nimmt den in
denselben Feigen in reichster Menge gleichzeitig gereiften Blüthenstaub mit sich und über-
trägt ihn, nicht nur in die fast sterilen „Mammoni" des Caprificus, sondern auch in die
gleichzeitig sich öffnenden Feigen („pedagnuoli") des Feigenbaumes. Diese bringen reichliche
Samen hervor und entwickeln sich dann zu fleischigen wohlschmeckenden Früchten, welche
die als Verbreiter der Samen dienenden Vögel anlocken.
Als nützlich, also durch Naturauslese erklärlich, lassen sich nun auch manche mehr
untergeordnet erscheinende Eigenthümlichkeiten der beiderlei Bäume erklären, so z, B. die
Sicherung der weiblichen Blüthen des Feigenbaumes gegen den Stich der Feigenwespen (die
ja, in diesen sich entwickelnd, für die Kreuzung nutzlos und durch Verminderung der
Samenzahl sogar direct schädlich sein würden), in den „Mamme" das gänzliche Fehlen der
männlichen Blüthen (welche die Bildung von Samen in den „Profichi" veranlassen könnten,
damit die Zahl der in diesen sich entwickelnden Kreuzungsvermittler beschränken, also
schädlich sein würden) u. s. w.
Auch die Thatsache, dass mau bei Aussaat von P'eigensamen, der ja nur durch
Capn/?CMS- Pollen erzeugt werden kann, theils Caprificus-, theils Feigenindividuen, niemals
Zwischenformen erhält, spricht dafür, dass beide zusammengehörige Formen, nicht aber ver-
schiedene Rassen sind.
28. Dr. Paul Mayer und Fritz Müller. Zur Naturgeschichte der Feigeninsecten. (No. 33
und 44.)
Blastophaga grossorum Gov. , die Kreuzungsvermittlerin der gewöhnlichen Feige,
gehört zur Familie der Chalcidier, zur Uuterfamilie der Agaoniden und ist in beiden Ge-
schlechtern etwa 2mm lang. Die Weibchen sind schwarz, geflügelt, mit wohlentwickelten
Beziehungen zwischen Pflanzen und Thieren. 513
Mundtheilen, an den Mandibeln mit einem eigenthümlichen, schräg nach hinten gerichteten,
mit Sägezähnen bewaffneten Fortsatz (Mandibelsäge). Die Männchen sind gelbbraun, flügellos,
mit äusserst stark entwickelter und mit gleich kräftigen Beinen versehener Vorderbrust und
weichem Hinterleib, dessen Glieder fernrohrartig aus- und eingeschoben werden können, mit
mächtigen dreizähnigeu Mandibeln, ohne Säge uud übrigens verkümmerten Mundtheilen
In den der Keife nahen Feigen zernagen zuerst die Männchen die hornige Schale des
Früchtchens, in dem sie sich entwickelt haben, und gelangen so in den Hohlraum der Feige,
wo sie unbehilflich umher kriechen. Sie nagen in die Früchtchen, in denen Feigen ein-
geschlossen sind, ein Loch, führen durch dasselbe den Hinterleib ein, vollziehen die Begattung
und gehen dann, ohne die Feige zu verlassen, zu Grunde. Nun schlüpfen auch die Weibchen
aus, gelangen nach einiger Zeit, mit Blüthenstaub bepudert, durch das Auge der Feige iu's
Freie, um in die zu ihrer Aufnahme bereiten jungen Feigen der folgenden Generation ein-
zuwandern.
Nicht alle Bäume reifen ihre Früchte und entlassen ihre Insecten zu gleicher Zeit
und an einem uud demselben Baume sind zur Reifezeit der „Profichi" oft die „Mammoni"
noch gar nicht sichtbar. Es werden daher die Mammoni eines frühreifen von den „Profichi"
eines spätreifen Baumes mit Insecten versorgt. Der Spätling selbst mag dann wohl leer
ausgehen, es sei denn, er bringe seine „Mammoni" so spät hervor, dass sie von den Insecten,
welche Anfang September at^sschlüpfen , belegt werden können. Jedenfalls giebt es neben
den Bäumen, welche drei Feigeugenerationen im Laufe eines Jahres erzeugen, auch solche,
welche im Frühjahr keine „Profichi", dafür aber im Sommer sehr früh schon „Mammoni"
tragen, und auch solche, bei welchen unter gänzlichem Ausfalle der „Mammoni" auf die
späten „Profichi" des Frühsommers im Herbste direct die überwinternden „Mamme" folgen.
Neben Blastophaga haust in der Feige eine zweite Wespenart, zu derselben Abtheiluug
der Chalcidier (Agaoniden) gehörig; für diese ist der von Carolini ihr irrthümlich beigelegte
Namen Ichneumon (ficarius) vorläufig beibehalten worden. Das Weibchen derselben ist
durch gelbrothe Farbe, schlankeren, grösseren Körper und besonders durch einen Legestachel
von mehr als doppelter Körperlänge von Blastophaga auf den ersten Blick zu unterscheiden.
Die Männchen sind gleichfalls gelbroth, mit wohlentwickelten Mundtheilen, colossalen drei-
zähnigeu Kiefern, bis auf den Vorderrand verkümmerten Flügeln und sehr kleinem Hinterleib.
Wie bei Blastophaga wird das Weibchen vom Männchen schon im Fruchtknoten begattet.
Welche Rolle es im Haushalt der Feigen spielt, ob es in die jungen Feigen eindringt oder
nur seinen langen Legestachel einführt und ob es sich von den Larven der Blastophaga oder
von den Säften der Feige nährt, lässt P. Mayer unentschieden. Fritz Müller hat bgi ver-
schiedenen wilden Feigenarten unendlich oft von Blastophaga, niemals von „Ichneumon"
lebende Weibchen in den jungen, todte in unreifen Feigen getroffen und entscheidet sich
deshalb um so mehr für die Annahme der Eiablage von aussen, als für diese der Legestachel
unentbehrlich, während er dem Weibchen, wenn es in die Feige hineinkröche, überflüssig
und unbequem sein müsste. Ferner hat F. M. wiederholt Feigen, die keine Leichen von
Blastophaga enthielten, ausschliesslich von „Ichneumon" bewohnt gefunden und damit fest-
gestellt, dass er auch ohne Blastophaga leben kann, also nicht deren Schmarotzer ist. In
Bezug auf die Bedeutung der „Ichneumon" für die Feigen vermuthet F. M., dass sie die
Bestäubung solcher Bäume vermitteln, die in grösserer Entfernung von ihren Artgenossen
wachsen; denn die „Ichneumon" erscheinen ihm stets weit flugfähiger als die gleichzeitig aus-
schwärmenden Blastophaga, und bei mehreren brasilianischen Feigenarteu sind die Weibchen
des „Ichneumon" prachtvoll metallisch gefärbt, was auf einen längeren Aufenthalt ausserhalb
der Feigen hinweist.
Die Sycomore, von der P. M. frische Fruchtstände mit lebenden Insecten durch
Dr. Schweinfurth aus Cairo erhielt, ist von einer anderen ebenfalls zu den Agaoniden
gehörigen Wespe, Sycophaga Sycomori Hasselquist, bewohnt. Auch bei dieser ist das schwarze
Weibchen geflügelt, das gelbe Männchen flügellos; die Begattung und die Erlösung des
Weibchens aus seinem Gefänguiss gehen genau so vor sich wie bei Blastophaga; iudessen
verlassen die Weibchen die Feige nicht durch das Auge, sondern durch in der Nähe desselben
Botaniacfaer Jahresbericbt IX (1882) I. Äbth. gy
514 Anatomie. Morph, der Phanerog. — Befruchtuugs- und Aussäungseinrichtungen.
ausgefressene Löcher. Das Männchen ist besonders merkwürdig durch ein Paar seitlich
abstehender sehr langer Fortsätze des ausserordentlich dehnbaren Hinterleibs, die zum zeit-
weiligen Verschlusse der (im sechsten Hinterleibsringe gelegenen) Luftlöcher zu dienen
scheinen, welche sonst offenbar von einer klebrigen, braunrothen, das Innere der Sycomore
erfüllenden Masse angefüllt werden würden.
Ausser den genannten Wespen finden sich in Feigen und Sycomoren noch Faden-
würmer, die zwischen den Früchtchen leben und den Blastophaga-Weibcheu zwischen die
Hinterleibsschienen kriechen, um sich von alten Feigen zu jungen tragen zu lassen. Eine
Bedeutung für die Feige scheinen sie aber nicht zu haben.
In den trockenen Feigen von etwa 30 verschiedenen asiatischen und afrikanischen
Arten fand P. M. ausser den in der gewöhnlichen Feige und der Sycomore vorkommenden
Wespen noch verschiedene andere Arten derselben drei Gattungen; nicht selten waren
gleichzeitig zwei Gattungen vertreten und bei einer unbestimmten Feigenart aus Liberia
wurden neben Blastophaga und Sycophaga einige vielleicht mit dem „Ichneumon" zu derselben
Gattung gehörige Weibchen gefunden.
Während in den Feigen und Sycomoren der alten Welt, soweit bekannt, die Anzahl
der Wespenarten nur eine sehr beschränkte ist, setzt sie in den brasilianischen Feigen
geradezu in Erstaunen. Den Feigen einer einzigen Art, die noch dazu alle von demselben
Baume stammten, wurden von Fritz Müller etwa 10 verschiedene Arten von Männchen
entnommen. Dabei geht einerseits die durch das Leben in der Feige bedingte Umwandlung
noch weiter als in der alten Welt: so giebt es völlig mundlose Männchen und andere,
deren Mittelbeine völlig verkümmert sind. Andererseits kommen Arten vor, bei denen noch
beide Geschlechter wohl entwickelte Flügel und Mundtheile besitzen. Ueber die Lebens-
weise dieses bunten Gewimmels von Feigenwespen wurde bis jetzt, Blastophaga und „Ich-
neumon" ausgenommen, nichts ermittelt. Die wichtigste Beobachtung, welche F. M. an
Blastophaga gemacht hat, ist mit seinen eigenen Worten wiedergegeben, folgende: „In einer
einzigen Feige von Ficus VII (unter mehr als 300) fand ich ausschliesslich Männchen von
Blastophaga, und zwar war der ganze innere Hohlraum damit vollgepfropft, während sie
sonst bei dieser Art vielmal seltener waren als die Weibchen. Die Feige war noch
unversehrt, also noch keine Wespe ausgeflogen — und es waren keine wespenhaltigen
Früchtchen mehr vorhanden. Dieser Fund scheint mir kaum anders zu erklären, als durch
die Annahme, dass wie bei Apis unbefruchtete Eier Männchen liefern. Bei der grossen
Ueberzahl der Weibchen konnte leicht das eine oder andere unbefruchtet bleiben, und
drang ein solches ohne Begleiter in eine junge Feige^), so musste diese statt eines Harems
zu einem Kloster in unfreiwilligem Cölibat lebender Mönche werden." — Die oben erwähnten
Fadenwürraer wurden auch in verschiedenen brasilianischen Feigen gefunden.
29. G. Areangeli. Ueber die Caprification und über einen Fall abnormer Entwickelang
in den Blüthen der Ficus stipulata. (No. 3.)
Verf. fand bei Pisa zwar viele Varietäten des Caprificus beständig steril; einige
(Fico biancolino) aber auch mit reifen Samen.
In den Feigen einer Ficus stipulata Thunb. im botanischen Garten zu Pisa traten
an Stelle der normalen männlichen Blüthen andere auf mit verbildetem Pistill ohne Staub-
gefässe oder in selteneren Fällen mit rudimentär ausgebildeten. Verf. glaubt aus einer ähn-
lichen, aber vollständigeren Umbildung der männlichen Blüthen des Caprificus die Entstehung
der rein weiblichen Feigen erklären zu können.
30. Todd, Prof. J. E. Ueber die Blüthen von Solanum rostratum und Cassia Chamaecrista-
(No. 64.)
Die beiden genannten Pflanzen bieten einen ganz eigenthümlichen , hier vom Verf.
zum ersten mal ans Licht gezogenen Bestäubungsmechanismus dar. Bei beiden ist die
Blüthe nach der Seite gerichtet, mit in eine fast senkrechte Ebene ausgebreiteten Blumen-
blättern, der Griffel laug, schräg abwärts gerichtet, mit nach vorn und oben gebogenem Ende,
in manchen Blüthen von der Blüthenachse aus nach hnks, in andern nach rechts gekehrt,
') E» ist bei dieser Art Regel, dasa nur ein Blastophaga- Weibchen io jede ITeige eindringt; selten finden
«ich iwei, äusserst selten mehr. F. M.
Beziehungen zwischen Pflanzen und Thicren. 515
so dass man rechts- und linksgriffelige Blüthen unterscheiden kann. Die der Befruchtung
dienenden Antheren sind jedesmal nach der entgegengesetzten Seite gekehrt als der Griffel
und die den Pollen sammelnden Hummeln behaften, indem sie von Blüthe zu Blüthc fliegen,
bald den rechten, bald den linken Theil ihrer Unterseite mit Pollen und berühren jedesmal
mit dem entgegengesetzten Theil ihrer Unterseite die Narbe.
Bei Solanum rostratmn haben 4 Staubgefässe die bei Solanum gewöhnliche Gestalt
und Beschaffenheit, nur beim fünften ist die Anthere eben so verlängert und gebogen wie
der Griffel, dient ebenso wie dieser der anfliegenden Hummel als Stütze und behaftet sie
mit dem die Kreuzung bewirkenden Pollen, denn die lange Anthere ist merklich elastisch;
wenn sie angestossen wird, fliegt etwas Pollen aus ihrer Spitze. Der Pollen der 4 andern
Staubgefässe dient der kreuzuugsvermittelnden Hummel als Ausbeute. Die Blüthen sind in
einfache bracteenlose Trauben geordnet und der Griffel ist in jeder Blüthe nach der
Seite der Blüthenstandsaxe hin gebogen. Die gleichzeitig geöffneten Blüthen desselben
Zweigs sind entweder alle rechts- oder alle linksgriffelig ; jede grössere Pflanze hat aber
rechts- und linksgriffelige Pflanzen in ungefähr gleicher Zahl.
Bei Cassia chamaecrista ist der Stempel ebenso Csichelförmig) gestaltet und gestellt
und nach einer Seite gerichtet; das an der entgegengesetzten Seite stehende Blumenblatt
ist einwärts gebogen; nach ihm hin sind die meisten der 7 Staubgefässe gerichtet, deren
lange starre Antheren an der Spitze mit einem Loch sich öffnen. Wenn eine hesuchenda
Hummel Pollen sammelt, fallen vermuthlich Pollenkörner auf das einwärts gebogene Blumen-
blatt und heften sich solchen Körpertheilen der Hummel an, die in einer Blüthe mit entgegen-
gesetzter Griffelrichtung die Narbe streifen.
Zum Schlüsse weist der Verf. auf einige andere Solanum- und Cassia -Arten hin,
die in ihren Blüthen Annäherungen an den hier geschilderten Bestäubungsmechanismus zeigen.
31. Forbes, Hermann Müller, Fritz IBüller. Verschieden gefärbte Staabgefässe in derselben
Blüthe. (No. 20, 42, 46.)
Mit Bezugnahme auf Fritz Müller's Beobachtung an Heeria (Bot. Jahresber. für
1880, Ref. No. 88) giebt Forbes an, dass er an mehreren Melastoma- Arten, deren Staub-
gefässe in jeder Beziehung denen der beschriebenen Heeria entsprechen, grosse Bienen, wie
Xylocopa und Bombus in Thätigkeit sah, und beschreibt deren Verhalten. Sie fliegen auf
die von den kurzen Staubgefässen dargebotene gelbe Plattform zu, vielleicht weil sie die
dem Hintergrund (der Corollen) gleichfarbigen laugen Staubgefässe nebst Stengel nicht sehen,
bekommen dabei regelmässig das Pistill zwischen ihre Beine, indem ihre Füsse an der Gabel
des Counectivs Halt finden. Die unmittelbare Folge davon ist, dass sie die gesammten langen
Staubgefässe zu einem Bündel vereinigen und ihre Antheren nach unten und vom Körper
der besuchenden Biene wegdrücken, während der Griffel mit ihrer Bauchseite in beständiger
Berührung bleibt. In dem Augenblicke, wo die Biene abfliegt, stossen die Krallen der
Bienenfüsse an die Couuectivgabel, heben dadurch die Antheren der langen Staubgefässe
und bringen so die Spitzen des vereinigten Bündels mit ihren Seiten und ihrem Hinterleib
in Berührung.
Der Pollen der kurzen Staubgefässe ist gross und dreihörnig, der der langen viel
kleiner und mehr oval, nur der letztere schien fruchtbar zu sein.
H. Müller weist nach, dass der Heeria ganz analoge Blüthenmechanismen auch in
der Familie der Commelynaceeu vorkommen, überdies verschiedene Abstufungen darbieten.
Bei Tradescantia virginica L. sind bekanntlich die Blüthen nach oben gerichtet,
regelmässig, alle Staubfäden gleichmässig mit gegliederten Haaren versehen, die den pollen-
sammelnden Bienen zum Festklammern dienen.
Bei Tinnantia undata Schlecht, (nach Dr. T. ürban's Bestimmung) stehen die
Blüthen seitwärts. Kelch- und Blumenblätter sind noch fast regelmässig: letztere sind breit,
blasspurpurn, in eine senkrechte Ebene ausgebreitet, aus deren Mitte 3 kurze Staubgefässe
gerade hervorstehen, die durch goldgelbe Antheren, an ihrer Oberfläche dargebotenen gold-
gelben Pollen und einen lebhaft gelben Strahlenkranz unter der Spitze jedes der 3 Staubfäden
stark in die Augen fallen. Drei viel längere Staubgefässe sind ebenso wie der sie etwas
33*
516 Anatomie. Morph, der Phanerog. — Befruchtungs- und Aussäuugseinrichtungen.
überragende Griffel schräg nach unten und vorn gerichtet, nur am Ende aufwärts gebogen,
durch Gleichfarbigkeit mit dem ihren Hintergrund bildenden unteren Blumenblatte unsichtbar;
auch ihre bläulichen Antheren mit gelblichem Pollen fallen nur sehr wenig in die Augen.
Pollensammelnde Besucher von passender Grösse nehmen, wie an der Honigbiene constatirt
wurde, auf dem Griffel und den unteren Staubgefässen Platz, bringen, indem sie die augen-
fälligen Antheren ausbeuten, erst die Narbe, dann die unteren Antheren mit der Unterseite
ihres Hinterleibs in Berührung und bewirken so regelmässig Kreuzung getrennter Blüthen.
Hier ist also, ganz eben so wie bei Heeria, eine Arbeitstheilung der Staubgefässe eingetreten,
derart, dass die eine Hälfte derselben den Kreuzungsvermittlern in die Augen fällt und
Pollen zur Ausbeute darbietet, die andere dagegen ihnen eine Standfläche bietet und den
zur Befruchtung dienenden Pollen anheftet. Auch hier sind die Pollenkörner der beiderlei
Staubgefässe an Grösse verschieden, aber im Gegensatz zu Melastoma sind hier die Pollen-
körner der kurzen Staubgefässe kleiner als die der langen und beiderlei Pollenkörner sind
noch zur Befruchtung tauglich.
Commelyna coelestis Willd. hat denselben Blüthenmechanismus, ist aber in der
Differenzirung der Blüthentheile noch einen Schritt weiter gegangen. Ihr oberes Kelchblatt
ist merklich kleiner, ihr unteres Blumenblatt merklich grösser als die beiden anderen; ihre
3 oberen Antheren haben sich in sich selbst differenzirt; zwei kleine seitliche Theile eines
jeden erzeugen etwas Pollen und vier weit grössere, ins Kreuz gestellte rundliche Lappen
eines jeden locken durch ihre lebhafte gelbe Farbe, die mit dem Blau der Corolla auf-
fallend contrastirt, Besucher an. Die Gliederhaare der Staubfäden haben so nicht nur ihre
ursprüngliche Function, den Kreuzungsvermittlern zum Festhalten zu dienen, sondern auch
ihre spätere Function, dieselben anzulocken, an andere Theile abgegeben, und sind als
nun ganz überflüssig völlig verschwunden. Die mittlere der 3 unteren Antheren, welche bei
Tinnantia undata ziemlich nutzlos ist, da sie hinter dem Griffel liegt, hat sich hier auf-
gerichtet, ist weit grösser geworden als die beiden seitlichen und daher sehr nützlich. Die
PoUenproduction der oberen Antheren scheint im Verschwinden begriffen ; ihre Pollenkörner
sind nicht nur wenig zahlreich, sondern auch an Grösse sehr variabel.
{Tinnantia undata und Commelyna coelestia^sind. durch Abbildungen erläutert.)
Fritz Müller fügt zu den erwähnten Melastomaceen und Commelynaceen noch die Gattungen
Mollia (Tiliaceae), Lagerstroemia (Lytliraceae) und Heteranthera (Pontederaceae) als
zweierlei verschieden gefärbte Antheren in derselben Blüthe enthaltend. Bei Mollia haben
nach Darwin (Forms of flowers p. 168) die längeren Staubgefässe der 5 äusseren Gruppen
grünen, die kürzeren der 5 inneren Gruppen gelben Pollen; die Narbe steht dicht unter
den obersten Antheren. Bei einer Lagerstroemia in Fritz Müller's Garten haben die 6
äusseren Staubgefässe grünen Pollen und sind viel länger als die zahlreichen inneren, welche
glänzend gelben Pollen haben. Das Stigma steht in gleichem Niveau mit den äusseren
Antheren. F. Müller sah wiederholt Bienen um die inneren Antheren fliegen und Pollen
von ihnen sammeln, ohne dass sie die äusseren bemerkten.
Bei Heteranthera reniformis ist ein langes Staubgefäss (des äussern Quirls) mit
blassblauem und zwei kurze Staubgefässe (des inneren Quirls) mit glänzend gelbem Pollen.
Die Narbe steht in der Regel in gleichem Niveau mit der Anthere des langen Staubgefässes.
Wenn die weisse Blüthe sich öffnet, divergiren Stempel und langes Staubgefäss, indem der
Griffel fast ausnahmslos sich rechts, das Staubgefäss sich links biegt. Beim Verwelken
der Blüthe nähern sie sich einander wieder, so dass die Narbe vom Pollen des längeren
Staubgefässes befruchtet werden kann. Besuchende Insecten werden dagegen weit mehr
zu den gelben Antheren der beiden kurzen Staubgefässe gelockt , da sie dicht an einem
violett umsäumten gelben Fleck an der Basis des oberen Blumenblattes stehen. In allen
angeführten Fällen dienen die längeren Staubgefässe der Befruchtung, die kürzeren der
Anlockung und Beköstigung der Insecten; letztere mögen daher leicht degeneriren. F. Müller
befruchtete einige Blütheu seiner selbststerilen Lagerstroemia mit grünem, andere mit gelbem
Pollen einer verschiedenen Abart (oder Art?) aus anderen Gärten; beide brachten Früchte
mit anscheinend gutem Samen; aber nur einige der vom grünen Pollen keimten.
Auch bei Lythrum Salicaria mag die grünliche Farbe der langen Staubgefässe
Beziehungen zwischen Pflanzen und Thieren. 517
dieselben weniger bemerkbar machen und gegen die Angriffe pollenfressender Tnsecten schützen,
denen sie wegen ihres freien Hervorragens am meisten ausgesetzt sein würden.
Auch ohne verschieden gefärbt zu sein, können sich die Staubgefässe einer Blüthe
in derselben Weise in zweierlei Dienste theilen, wie F. Müller an einer Cassia-Art beobachtete
und Prof. J. E. Todd von Tabor (Java) von Solanum roatratum beschiieben hat.
32. Dr. F. Ludwig. Oeber eine der Schneckenbefruchtong angepasste Blütheneinrichtung.
(No. 30.)
Wird im nächsten Jahrgange zugleich mit der inzwischen erschienenen Arbeit F.
Warming's „Die Bestäubung von Philoderulrum bijnnnatifidnm Schott" besprochen werden.
33. Gr. Kraus, üeber die Blüthenwärme bei Arum italicum. (No. 26.)
Wie bei dem nach Ludwig's Darstellung der Befruchtung durch Schnecken ange-
passten Philodendrum hipinnatifidum , so findet nach den Beobachtungen des Verf. auch
bei Arum italicum, dessen Anpassung an kleine Dipteren Delpino (Ult. oss. I. p. 17 — 21)
trefflich geschildert hat, die Wärmeentwickelung während des ersten, weiblichen Zustandes
des Blüthenkolbens statt und lockt gleichzeitig dem eigenthümlichen sich entwickelnden
Duft, den Delpino als durchdringend und stark urinartig, der Verf. als weinartig bezeichnet,
die kleinen Kreuzungsvermittler in den Blüthenkessel. Die Erwärmung tritt oben an der
als Leitstange der kleinen Mücken erscheinenden sterilen Keule des Kolbens zuerst ein und
erscheint bald darauf auch unten. Der grösste beobachtete Wärmeüberschuss des Kolbens
über die Lufttemperatur betrug 27.7*' C. So zeigten am 28. März (an den vom Verf. bei
Rom beobachteten Exemplaren) bei 16'^ Lufttemperatur 4 Kolben 43.7'' C, 4 andere Kolben
40.7" C. Die übrigen Beobachtungen des Verf. bestätigen lediglich die Angaben Delpino's.
34. Edouard Morren. Befruchtung der Tillandsia Lindeni. (No. 39.)
Die Blumenkronenröhre, in welcher die Befruchtuugsorgane eingeschlossen liegen,
ist nicht nur an sich eng, sondern noch überdies stark eingeschnürt durch Brakteen, die
sich dicht an die Röhre anlegen. Verf. sah nun bei M. Albert Truffauth, einem Gärtner
zu Versailles, dass derselbe zur Zeit der Entfaltung der Blumen durch vorsichtiges Entfernen
der Brakteen die Blumenkronenröhre frei legte, aufriss und dadurch bewirkte, dass eine
Menge Pollen auf die Narbe fiel. Einige Tage nach dieser Operation schwillt das Ovarium
an, was sonst nicht erfolgt. Verf. empfiehlt deshalb dieses Verfahren, um von Tillandsia
Lindeni Samen zu erzielen. (Mehr Aussicht auf Erfolg würde natürlich Bestäubung mit
Pollen getrennter Stöcke bieten. Ref.)
35. A. Mackenzie, Stapley und Arthur Ransom. lieber die Befruchtung von Veronica
officinalis. (No. 62 u. 54.)
Stapley bezeichnet die Blüthen von Veronica officinalis als proterandrisch. Er sah
eine grosse Fliege in der Weise die Befruchtung bewirken, dass sie, indem sie Halt suchte,
mit ihren Vorderfüssen die Staubfäden erfasste und zusammenschlug, so dass sie sich gerade
unter dem Griffel begegneten und die Vorderseite des Kopfes bestäubten. Ransom weist
darauf hin, dass H. Müller an Veronica Chamaedrys Aehnliches beobachtet hat, aber
an kleinen Schwebfliegen, die der Grösse der Blüthe gerade entsprechen, und vermuthet,
dass Stapley Veronica officinalis mit V. Chamaedrys verwechselt haben möge. Stapley
erwidert, dass er nicht nur V. officinalis, sondern auch F. Chamaedrys und Beccabimga
als in derselben Weise befruchtet notirt habe.
36. A. J. Foerste, W. Treiease. Proterandrie von Pastinaca sativa. (No. 19.)
A. J. Foerste ist der Meinung, die Umbelliferen seien in der Regel proterogyn und
beschreibt als eine überraschende Ausnahme ganz richtig die proterandrische Blüthen-
entwickelung von Pastinaca sativa. W. Treiease berichtigt Foerste's Irrthum, indem er
darauf hinweist, dass im Gegentheil die Umbelliferen in der Regel proterandrisch sind, dass
aber Hydrocotyle, wie von H. Müller gezeigt, durch beschleunigte Entwickelung der Stengel
homogam sind. (Nach W. Treiease sind die Umbelliferen: Erigenia, Thaspium aureum
und Sanicula murilandica wirklich proterogyn.) W. Treiease.
37. J. Troop. Proterandrie bei Amaryllis reginae. (No. 68.)
Verf. bemerkt, dass die Reife der Antheren derjenigen der Narbe etwa 24 Stunden
vorauseilt, dass die männlichen und weiblichen Befruchtungsorgane nach einander dieselbe
518 Anatomie. Morph, der Phauerog. — Befiuchtungs- und Aussäungseinrichtungen.
Stelle einnehmen und dass die Blüthen wahrscheinlich durch irgend eine langrüsselige Motte
befruchtet werden. W. Trelease.
88. H. Baillon. Impatiens Hamblotiana. (No. 7.)
Die Blüthen dieser auf Madagascar einheimischen Art sind Vogelblumen. Sie sind von
glänzender Purpurfarbe, mit schwach entwickeltem Saum und langem, gekrümmtem, sack-
förmigem Sporn. Der in demselben sich sammelnde Nectar bildet die gewöhnliche Nahrung
einer kleinen Souimanga (Honigvogel aus der Familie der Nectariniden) , welche an den
besagten Blüthen saugt, ohne sich zu setzen.
39. W. J. Behrens. Lathraea Squamaria. (No. 8.)
In dem mehrfach erweiterten, die Blumen und Insecten behandelnden Abschnitte
der zweiten Auflage seines botanischen Lehrbuchs erörtert der Verf. auch zum ersten Male
die Blüthe von Lathraea Squamaria. Sie ist proterogyn , hat eine Bestreuungseinrichtung
mit wie bei Mhinanthus erista galli (H. Müller, Befruchtung, S. 294) zusammenliegenden
Antheren und ist wie dieser der Kreuzungsvermittluug der Hummeln angepasst. Führen
diese ihren Rüssel in der rinnenförmigen Höhlung der Unterlippe ein, um den von der
Unterlage des Fruchtknotens abgesouderteff Honig zu saugen, so stossen sie in älteren
Blüthen an die kurzen spitzen Anhänge der Antheren, öffnen dadurch die Antherentaschen
und bestreuen sich mit pulverigem Pollen, den sie in jüngeren Blüthen an der die Antheren
überragenden Narbe absetzen.
40. W.^W. Bailey. Torenia asiatica. (No. 5.)
Die didynamischen Antheren von Torenia asiatica haften paarweise zusammen
(Delpino, Ult. oss. II, 2, p. 137). Jeder Staubfaden des längeren Paares trägt einen faden-
förmigen Anhang, der nach vorn und schwach nach innen gerichtet ist. Ein Druck auf
diese, auf einen oder besser auf beide zugleich, biegt augenblicklich den von den Staubfäden
gebildeten Bogen nach unten; nach Aufhören des Druckes kehrt derselbe sofort in seine
normale Lage zurück. Dadurch werden vermuthlich die Antheren auf den Rücken eines
besuchenden Insectes, wie z. B. einer grossen Biene, hinabgebracht. Die Blüthen sind ver-
muthlich proterandrisch , da die Narbenlappeu sich nicht früher von einander trennen, als
wenigstens den zweiten Tag nach dem Aulblühen. (Die Reizbarkeit der Narbe wird nicht
erwähnt, obwohl sie für diese Art bekannt ist. Ref.) Trelease.
4L Ths. Meehan. „Motility in the flowers of Draba verna." (No. 35.)
In früher Jahreszeit öffnen sich die Blüthen von Draha verna etwa 9 Uhr Vor-
mittags und schliessen sich etwa 2 Uhr Nachmittags. Bei der geringsten Bewölktheit aber
breiten sich die Blumenblätter nicht aus. Nach bewölktem Wetter breiteten sie sich aus,
sobald zwischen 9 und 2 Uhr der mindeste Sonnenschein durchbrach. „Eines Tages hatten
wir einen schweren Gewitterschauer. Der folgende Tag war ganz wolkig, aber sonderbarer
Weise entfalteten sie sich während dieses feuchtwarmen wolkigen Tages eben so gut wie
bei dem vorhergehenden Sonnenschein! Sie scheinen sich seitdem jeden Tag zu entfalten,
mag Sonnenschein sein oder nicht; durch alle diese Wechsel hindurch schliessen sie sich
bis heute regelmässig etwa 2 Uhr." Woraus Meehan schliesst: „es ist nicht das Licht,
sondern die Fähigkeit, es zu benutzen, welches das periodische Oeffnen der Blüthen ver-
ursacht". W. Trelease.
42. Dr. Arnold Dodel-Port. Die Liebe der Biamen. (Physiologie der Blüthe.) Fortsetzung.
(No. 16.)
Die in Lief. 4/5 des „Ulustrirten Pflanzenlebens" erörterten 15 Blumenarten sind
bereits im vorigen Jahrgange des Bot. Jahresberichts aufgezählt, mit kurzer Andeutung
der vorkommenden neuen Beobachtungen und Erklärungen. In Lief. 6, 7 desselben Werkes
werden weiter folgende Blumen ausführlich abgehandelt und durch Abbildungen erläutert.
16. Cydonia vulgaris Pers. Die Blüthen sind, wie bei Pirus communis und P. malus,
Crataegus Oxyacantha, Sorhus aucuparia und Cotoneaster vulgaris proterogyn. Durch die
zurückgeschlagenen, unterseits drüsenhaarigen Kelchblätter werden kleine aufkriechende
Insecten abgehalten, ebenso durch einen Bart langer einzelliger Haare an der Basis der
Blumenblätter. Honig wird von einem ringförmigen Wulst um die Griffelbasis herum
abgesondert und durch die Behaarung der 5 Griffel im Verein mit den einwärts gebogenen
Beziehiingeu zwischen Pflanzen und Thiercn, 519
Basaltheilen der Staubfäden gegen kleinere unberufene Gäste geschützt. Als hauptsächliche
Befruchter erwiesen sich Bienen und Hummeln. Die Möglichkeit spontaner Selbstbefruchtung
erscheint nicht ausgeschlossen. 17. Centaurea Cyanus, 18. Die Saxifraga-Arten^ insbesondere
die proterandrische S. aizoides und die proterogyne S. Secßuieri, 19. Parnassia palustris,
20. Berberis vulgaris, 21. Geranium silvaticum, 22. Pingiiicula vulgaris und P. alpina.
Der folgende und letzte den Blumen gewidmete Abschnitt bespricht der Reihe nach
Kelch, Krone, Androeceum und Gynaeceum nebst ihren ursprünglichen und secundären Func-
tionen, sowie die Hongdrüsen und Honigbehälter, wobei Gaston Bonnier's Auslassungen über
die Bedeutung des Nectar's bekämpft werden. Den Schluss bildet eine Wiedergabe des Haupt-
inhalts der Kerner'scheu Arbeit: „Die Schutzmittel der Blüthen gegen unberufene Gäste".
43. William Trelease. Die Kreuznngseinrichtungen bei einigen Pflanzen. (No. 67.)
Lemna minor. Die Entwickelung der Befruchtungsorgane fand der Verf. an seinen
Exemplaren, die er im Zimmer beobachtete, übereinstimmend mit Hegelmaier proterogynisch
(während F. Ludwig dieselbe Pflanze bei Greiz stets proterandrisch beobachtete). Die
Narbe wird, nach des Verf.s Beobachtung, als feucht-werdende Vertiefung am Ende des Griffels
in der Regel etwa 3 Tage vor dem Aufspringen der ersten Anthere empfängnissfähig; erst
eine halbe Woche nach der ersten reift die zweite Anthere. Bisweilen, jedoch nur aus-
nahmsweise, ist eine Entwickelungshemmung des Griffels oder der ersten Anthere zu bemerken ;
gewöhnlich dagegen bleibt die zweite Anthere kürzer als die erste, sehr häufig entwickelt
sie sich nur unvollkommen und bietet so eine Annäherung an die monandrische Wolffia dar.
Die Blüthentheile werden übereinstimmend mit Ludwig (Kosmos Bd. X, S. 7 ff.)
beschrieben, aber anders gedeutet. Verf. glaubt nämlich durch Wind oder andere Ursachen
herbeigeführte oberflächliche Strömungen des Wassers in Anspruch nehmen zu müssen, um
die Pflänzchen zusammenzuhäufen und Narben mit Antheren in Berührung zu bringen.
Ludwigs wenige Monate früher (Oct. 81) veröffentlichter Nachweis, dass über die Wasser-
linsendecke laufende Käfer als Kreuzungsvermittler dienen, ist ihm unbekannt geblieben.
Was Hegelmaier, Roper, Eugelmann und Gilman auf die Befruchtung der Lemnaceen
Bezügliches gesagt haben, stellt der Verf. übersichtlich zusammen.
Proteaceae. Delpino (ült, osserv. I, pp. 180—185) unterscheidet bekanntlich in der
Proteaceenblüthe drei Entwickelungsstadien: Im ersten Stadium springen innerhalb der von
den zusammenhaftenden, löffeiförmigen Perigonzipfeln gebildeten Kapsel die Antheren auf
und lagern ihren Pollen auf der Griffelscheibe ab; im zweiten Stadium sprengt der wachsende
Griffel das Perigon in seine 4 Zipfel auseinander, streckt sich und bietet auf seiner scheiben-
förmigen Endfläche den Polleu dar, so dass er sich honigsaugenden Gästen anheften muss.
Im dritten Stadium, welches Delpino nicht beobachten konnte, sollte sich sodann nach seiner
Vermuthung auf der Griffelscheibe die Narbe entwickeln und pollenbehaftete Houigsauger
streifen. Diese Angaben werden vom Verf., der die Australier Hakea nodosa und Grevillea
Thelemanniatia nach Gartenexemplaren untersuchte, durchaus bestätigt und nach zwei
Richtungen hin vervollständigt. Er zeigt nämlich, dass sich das Iva zweiten Stadium auf
der Griffelscheibe sichtbare Wärzchen später zu einer weit geöffneten, mit langen Papillen
ausgekleideten Narbeuhöhle entwickelt, und weist nach, dass der von der Unterlage des
Fruchtknotens abgesonderte Honig bei Grevillea Thelemamiiana, von den an der Basis ver-
schmolzenen Perigonblättern umschlossen, nur einen engen Zugang hat. Hieraus und aus
der schön rothen Farbe der Blüthen glaubt der Verf. auf Tagfalter als Kreuzungsvermittler
schliessen zu müssen. Doch weist der von ihm ebenfalls hervorgehobene Mangel einer
Anflugfläche wohl mit Bestimmtheit auf freischwobend saugende Besucher, also vereint mit
der lebhaften Farbe und den Dimensionen der Blüthe auf honigsaugende Vögel als Befruchter
hin. Spontane Selbstbestäubung tritt nicht ein, künstliche Selbstbestäubung erwies sich als
durchaus unwirksam. Bestäubung mit Pollen anderer Blüthen desselben Stockes hatte
Anschwellen der Ovarien zur Folge.
Was Henschel, Treviranus, Delpino, Hildebrand, Bentham und Kerner über Protea-
ceenbefruchtuug gesagt haben, wird, einschliesslich der Kerner'schen Känguruhtheorie, über-
sichtlich zusammengestellt.
Eutaceae. Diosma ericoides (S.- Afrika). Die weissen Blumenglöckchen von nur
520 Anatomie. Morph, der Phanerog. — Befruchtungs- und Aussäungseinrichtungen.
etwa 2^/2 mm Länge umschliesseu fünf mit den Corollenzipfeln abwechselnde Antheren und
einen centralen Stempel, dessen fleischige Unterlage ein napfförmiges Neetarium bildet. Die
Entwickelung ist ausgeprägt proterandrisch. Zuerst entwickeln sich, langsam eines nach
dem anderen, die fünf Staubgefässe zur Reife, und jedes stellt, wenn es an die Reihe kommt,
seine aufspringende Authere in die Axe der Blüthen, etwas unterhalb des Eingangs, und
biegt sich nach dem Ausstäuben wieder nach auswärts; dann erst streckt sich der Stempel
und bietet seine knopfförmige, nun empfängnissfähige Narbe eindringenden Insecten an der-
selben Stelle dar, wo sich in jüngeren Blüthen ein pollenbedecktes Staubgefäss befindet.
Verf. vermuthet Bienen als Kreuzungsvermittler, ohne zu sagen, warum nicht auch andere
Insecten mit einige Millimeter langem Rüssel als solche dienen sollten.
Ericaceae. Erica Wihnosei? (S.- Afrika). Die Blumen bilden etwa 2 cm lange
Röhren mit 4 lappigem Saum; sie sind an der Basis nelkenroth, gegen die weisse Mündung
hin allmählig blasser, nach des Verf. Vermuthung honigsaugenden Vögeln (Nectarinien)
angepasst. Eine hypogynische Scheibe sondert reichlich Honig ab. Die acht unter der-
selben entspringenden Staubgefässe erstrecken sich bis in die Nähe des Blütheneingangs
und legen hier ihre Antheren zu einer das Griffelende umschliessenden Röhre zusammen,
welche von der Narbe etwas überragt wird. Durch den eindringenden Besucher (den Rüssel
oder Kopf des Houigvogels) auseinandergedrängt, lassen die Antheren aus ihren bis dahin
aneinanderschliessenden OefFnungen Pollen fallen, der vom Besucher in der nächst besuchten
Blüthe an die Narbe abgesetzt wird. (Andere Erica- Arten des Caps scheinen in gleicher
"Weise der Befruchtung durch Honigvögel, andere der durch Bienen, noch andere der durch
Schmetterlinge angepasst.)
Labiatae. Die dem tropischen Amerika angehörigen Salbei-Arten Salvia gesneriae-
folia und Heerii werden beschrieben und als den Kolibris angepasst nachzuweisen gesucht.
S. gesneriaefolia hat brennend scharlachrothe, sehr honigreiche, dicht drüsig behaarte Blüthen,
die vom Eingang bis zum honigführenden Grunde etwa 35 mm lang und deshalb wohl
Bienen auf normalem Wege unzugänghch sind, obgleich die nicht reducirte Unterlippe einen
Anflugplatz darbietet. Schmetterlinge sind durch den dichten Verschluss der Blüthe mittelst
der verbreiterten sterilen Antherenhälften ausgeschlossen. Der Griffel ragt wenig hervor,
die Antheren sind eingeschlossen und werden durch den gewöhnlichen Hebelmechanismus
herausgedreht. Bei S. Heerii, deren Blumenfarbe nicht angegeben ist, hat die Blumenröhre
nur wenig über 20mm Röhrenlänge; sie ist ebenfalls sehr honigreich und durch ihre ver-
kleinerte Unterlippe für langrüsselige Bienen wenig geeignet, Kolibris dagegen entsprechend.
Der sonst bei Salvia-Arten übliche Schlagbaummechanisnius kommt hier nicht in Anwendung,
denn die fruchtbaren Antherenhälften stehen, vom Griffelende noch überragt, offen aus dem
Ende der Oberlippe hervor, während die als schmale Platten aneinanderliegenden sterilen
Autherenenden tief in die Blumenrohre hineinreichen. Sie bilden einen unvollkommenen
Verschluss derselben und mögen wohl Faltern den Zutritt zum Honig und Mitbetheiligung
an der Kreuzungsvermittlung gestatten.
Die australische Labiate Westringia rosmariniformis ist dadurch merkwürdig, dass
zwei ihrer Staubgefässe steril und in zwei ankeriörmige Stützen umgewandelt sind, die sich
an die parallelen Seiteuränder des Mittellappens der dreilappigen Unterlippe legen und den
besuchenden Bienen wahrscheinlich vortreffliche Dienste leisten, um sich mit den Krallen
ihrer Beine daran festzuhalten. Im Uebrigen bieten die, wie bei vielen Labiaten pro-
terandrischen und erst die entwickelten Antheren, dann die entwickelte Narbe nach vorn
und unten biegenden Blüthen nichts Besonderes dar.
Acantlmceae. Cystacantlms turgidus (Cochin- China). Die grösstentheils bläulich-
weisse Blumenröhre besteht aus einem engen aufsteigenden Basalstück, welches das Ovarium
und die als Neetarium dienende dickfleischige Unterlage umschliesst und als Safthalter dient
und aus einem wagrecht umgebogenen, glockigen, unten etwas ausgesackten Theil, der so
weit ist, dass er eine Hummel ganz in sich aufzunehmen vermag. Von den Staubgefässen
sind zwei zu kurzen Filamentästen verkümmert, ebenso wie die Basalstücke der fertilen
Staubgefässe behaart und mit diesen zusammen als Saftdecke dar. Die beiden fertilen
Antheren liegen zu Anfang der Blüthezeit nahe dem Blütheneingang dicht nebeneinander
Beziehungen zwischen Pflanzen und Thieren. 521
unter der oberen Wand der Corolla. Später biegen sie sich verwelkt zur Seite und die
erapfängnissfähige Narbe tritt an ihre Stelle.
Goldfussia isopliylla (India). Die vermuthlich grösseren Bienen angepassten Blüthen
sind merkwürdig durch die Reizbarkeit des Griffelcndes, welche bei G. anisophylln schon
von Ch. Morren beobachtet und genauer studirt, aber als der Selbstbefruchtung dienend
gedeutet wurde. Die mit ihrem engen, als Safthalter dienenden Basalstück schräg aufwärts
gerichtete Blumenröhre biegt sich am Ende desselben in wagrechte Richtung um und erweitert
sich nach aussen immer stärker trichterförmig. Staubgefässe und Trichter liegen mit auf-
wärts gebogenen Enden auf der Bodenfläche des Trichters, der Griffel die Antheren über-
ragend. Ein in die Blüthe dringendes Iiisect rauss also zuerst die als Narbe fungirende
Griffelspitze, dann die poUeubedeckten Antheren streifen, und würde daher, wenn es beim
Rückzug aus der Blüthe die Griffelspitze abermals streifte, Selbstbestäubung bewirken. Dies
wird aber dadurch unmöglich gemacht, dass sich die Griffelspitze, sobald sie berührt worden
ist, im Verlauf von etwa 3 Secunden nach unten biegt, um sich erst nach 20—30 Minuten
wieder zu erheben.
44. Hermann Müller. Weitere Beobachtungen über Befruchtung der Blumen durch In-
secten III. (No. 43.)
Von folgenden Blumen werden nur beobachtete Besucher mitgetheilt.
(Von den mit f bezeichneten zum erstenraale überhaupt, oder wenigstens aus dem Tieflande.)
Convolvulus arvensis L.: 2 Käfer, 3 Fliegen, 8 Hautflügler, davon 6 Bienen, 4 Tag-
falter, Thrips. C. sepium L.: 1 Käfer, 2 Fliegen, 5 Bienen, Thrips. — fPhacelia tana-
cetifolia Benth. : 3 Käfer, Rhingia, 4 meist langrüsselige Bienen. — EcMum vulgare L.:
3 Fliegen, 6 Bienen, 4 Tagfalter. — Borago officinalis L.: 4 Bienen (1 Wespe), 1 Nacht-
falter sgd. — Symphytum officinale L. : 3 Bienen sgd. — Anchusa officinalis L.: 9 Bienen
sgd. — Litliospermum arvense L.: 2 Bienen, 2 Schwebfliegen, 1 Tagfalter, — Pulmonaria
officinalis L. : 3 Bienen sgd. und Pfd. — Myosotis silvatica Hoffm. : 3 Käfer , 10 Fliegen,
5 Bienen, 1 Tagfalter, alle sgd. M. intermedia Link.: 5 Fliegen, 3 Bienen, 3 Tagfalter.
— fEcJiinospermum Lappiäa Lehm.: 2 Fliegen, 1 Biene, 1 Grabwespe. — Lycium har-
harum L. : 1 Schwebfliege Psd., 7 Bienen, 1 Hummel sgd. und Psd. — Verhascum. nigrum
L. : 1 Halictus $ sgd. V. Lychnitis L. : 4 Käfer, 1 Fliege Pfd., 1 Wanze, 2 Halictus Psd.
Linaria Cymbalaria Mitt. : 1 Schwebfliege, 5 Bienen sgd., 1 Tagfalter sgd. — Antirrhimim
majus L.: 3 mittelgrosse Bienen, ganz in die Blüthe kriechend. — Scrophularia nodosa L.:
2 Bienen, 1 Wespe sgd. — Veronica Chamaedrysli.: 1 Käfer, 4 Fliegen, 12 Bienen. fV.
Anagallis L.: 4 Fliegen (1 Ameise). F. Bcccabunqa L.: 1 Schwebfliege sgd. V. spicata
L, : 1 Falter, 3 Bienen (Xylocopa). V. liederaefolia L. : 1 Käfer, 2 Bienen sgd. f V. opaca
Fries: Osmia rufa L. ^ fV. arvensis L.: 5 kurzrüsselige Bienen (Sphecodes, Andreua,
Halictus). fV. triphyllos L.: 2 Bienen (Andrena, Apis). — Euplirasia officinalis L.:
1 kleiner Halictus, ganz in die Blüthe kriechend. — Melampyrnm pratenseh.: auch Bombus
lapid. durch Einbruch sgd, — Euphrasia officinalis L.: 1 kleiner Halictus, ganz in die Blüthen
kriechend. flcucrium Botrys L.: 2 Bienen (Anthidium- Arten!). — Ajuga reptans L.:
3 langrüsselige Fliegen, 6 Bienen, 3 Falter sgd. — Ballota nigra L.: 2 langrüsselige Fliegen,
9 Bienen sgd. — Lamiuin album L.: 3 langrüsselige Bienen sgd. L. maculatum L.:
2 Anthophora sgd., Apis Psd., Halictus vergeblich. L. purpureum L.: 1 Wanze vergeblich,
7 Bienen, 1 Falter sgd. — fLeonurus Cardiaca L.: die Honigbiene und 3 Hummeln.
— Galeobdolon luteum L.: Rhingia, Anthophora, Xylocopa sgd. — Galeopsis Tetraliit L.:
1 Hummel, 1 Tagfalter sgd. G. ochroleuca Lam.: 1 Hummel sgd., 1 kleine Biene ver-
geblich. G. Ladanum L.: 1 Bombylius sgd., 1 Tagfalter sgd. — Stachys palustris L.:
2 langrüsselige Bienen sgd. — Betonica officinalis L.: 8 langrüsselige Bienen, 4 Falter sgd.
— Frunella vulgaris L.: 2 Halictus Psd., 2 Falter sgd. fP. grandifiora Jacq.: 3 Hummeln,
2 sonstige Bienen, 5 Falter. — Glechoma hederacea L, : 1 Tagfalter sgd. — Salvia pratensis
L.: 2 langrüsselige Fliegen, 12 Bienen sgd. S. officinalis L.: 1 Schwebfliege Pfd., 11 Hummeln
und Bienen sgd. S. silvestris L,: 2 Tagfalter sgd, ohne zu bestäuben, fS. verticillata L,:
3 Hummeln, 15 sonstige Bienen, — fSatureja Jwrtensis L.: die Honigbiene, 2 Fliegen, 1 Falter.
— Thymus Serpyllum L. : Iß Fliegen, meist sgd., 10 Bienen sgd. und Psd., Schlupfwespen sgd,,
522 Anatomie. Morph, der Phanerog. — Befruchtungs- und Aussäungseinrichtuugen.
2 Grabwespen sgd., 14 Falter sgd. — Origanum vulgare L. : 12 langrüsselige Fliegen, 9 Bienen,
4 Falter sgd. — MentJia aqticäica L. : 1 Käfer, 5 Fliegen sgd., 1 Honigbiene sgd., 1 Falter sgd.,
1 Netzflügler CPanorpa) sgd. — Erythraea Centaiirium L.: l Fliege sgd., 3 Gräbbienen Psd.,
5 Falter sgd. — Asclepias syriaca L.: 1 Fliege, 2 Bienen, 3 Falter und Panorpa sgd. —
Vinca minor L.: 4 langrüsselige Bienen sgd. — Syringa vulgaris L.: 1 Falter sgd. —
Ligustrum vulgare L.: 4 Käfer, 2 Fliegen sgd., 2 Bienen und 7 Falter sgd. - Plantago
media L.: 2 Käfer, 4 Schwebfliegen Pfd., 1 Falter. — Primula elatior Jacq. : zu den
regelmässigen Besuchern der Blumen gehört der ihnen gleichfarbige Citronenfalter (Rhodocera
rhamni). fPr. officinalis Jacq,: eigentliche Kreuzungsvermittler: langrüsselige Bienen
(Bombus, Anthophora); sonstige Besucher: Andrena und Halictus Psd., Bombylius sgd.,
Meligethes Pfd. — Lysimachia vulgaris L.: 1 Schwebfliege Pfd., 1 Biene Psd. — Hottonia
palustris L. : 5 Fliegen sgd. — Erica tetralix: Rhingia sgd., Thrips. — Calluna vulgaris
Salisb.: 2 Fliegen, 3 Bienen, 1 Falter, alle sgd. — Vaccinium uliginosum L.: 2 Fliegen,
3 Bienen sgd. — fGalium silvaticum L.: 3 Käfer, 2 Fliegen. G. Möllugo L. : 1 Käfer,
2 Fliegen. G. boreale L. : 4 Käfer, 1 Fliege, 2 kurzrüsselige Bienen, 1 Blattwespe, 1 Motte.
G. verum L. : 2 Käfer, 2 Fliegen, 2 kurzrüsselige Bienen, 1 Goldwespe, 2 Falter. — Asperula
cynanchica L.: 4 Käfer, 6 Fliegen, 2 Falter. — Galium verum L.: 2 Käfer, 2 Fliegen,
3 Hautflügler, 2 Falter. G. boreale L.: 4 Käfer, 1 Fliege, 3 Hautflügler, 1 Falter. —
Asperula odorata L.: 4 Käfer, 4 Fliegen, 1 Biene, 1 Falter. — Symphoricarpus racemosus
Mchx.: 1 Fliege, 1 Biene, 1 Wespe sgd. — Viburnum Opulus L.: 5 Käfer, 1 Fliege. —
Sambucus nigra L. : 3 Käfer, 1 Blattwespe. Samb. Ebulus L.: 2 Fliegen. — Dipsacus
silvestris Mill.: 1 Fliege, 6 Bienen, alle sgd. — Scabiosa arvensis L.: 1 Käfer, 2 Fliegen,
14 Hautflügler, davon 11 Bienen sgd. und Psd., 8 Falter sgd. Sc. succisa L.: 1 Fliege,
1 Biene sgd. — Campanula Traclielium L., rotundifolia L., ranunculoides L., bononiensis
L., patula L., persicifolia L. : einzelne Käfer und Fliegen, zahlreiche Bienen. fC. glomerata
L.: 5 Bienen. — fPhyteuma spicatum L. : 4 Käfer und die Honigbiene. fPh. nigrum
Schmidt: Rhingia und 4 Grabbienen (Andrena, Halictus). — Jasione montana L.: 1 Käfer,
8 Fliegen, 8 Hautflügler, darunter 6 Bienen, 2 Falter.
Compositae.
Echinops sphaerocepJialus L. : 7 Bienen sgd. Carlina vulgaris L.: 2 Bienen sgd.
Centaurea Jacca L. : 3 langrüsselige Fliegen, 1 kurzrüsselige Pfd, 8 Bienen sgd. und Psd., 1
Grabwespe sgd., 1 Falter sgd. C. Scabiosa L.: 2 Fliegen sgd., 3 Bienen sgd. und Psd., 2 Falter
sgd. G. Cyanus L.: 2 Schwebfliegen Pfd., 4 Bienen, meist sgd.: 2 Falter sgd. Onopordon
Acanthiumh.: 1 Wanze sgd., 9 Bienen, meist sgd., 2 Falter sgd. fSilybum Marianum Gaertn.:
7 Bienen, meist sgd. Cirsium arvense L.: 10 Käfer, 6 Fliegen, 7 Hautflügler, 6 Bienen,
Grabwespeu, Wespen, 5 Falter. C. lanceolatum L. : 1 langrüsselige Fliege sgd., 6 Bienen
(meist Halictus Psd.}, 1 Tagfalter sgd. C. palustre Scop. : 7 Fliegen sgd. und Pfd., 5 Bienen
sgd., 1 Grabwcspo vergeblich, 5 Falter sgd., Carduus crispus L.; 3 Fliegen sgd., 10 Bienen
sgd., 6 Falter sgd. C. acanthoides L.: 1 Käfer, 1 Wanze, 1 Falter. C. nutans L.: 2
Schwebfliegen Pfd., 7 Bienen sgd. und Psd., 4 Falter sgd. Lapxm minor DC: 2 Bienen
und 1 Grabwespe sgd. Achillea Millefolium L. und Ptarmica L.: 15 Käfer, 11 Fliegen,
10 Hautflügler, 7 Falter. Chrysanthemum leueanthemum: 4 Käfer. 2 Fliegen, 3 Falter.
Chr. corymbosum L.: 9 Käfer, 4 Fliegen, 1 Wanze sgd., 5 Hautflügler, 3 Falter. Tanacetum
vidgare L.: 2 Käfer, 1 Schwebfliege Pfd., 6 Bienen, Wespen, Ameisen, 3 Falter, 2 Netz-
flügler. Arnica montana L.: 1 Fliege, 2 Hummeln, 4 Falter. Senecio Jacobaea L.: 6 Fliegen,
6 Bienen (Andrena Halictus, Nomada: 1 Falter. fS. vulgaris L.: eine Schwebfliege sgd.
und Pfd, 1 Wanze sgd., 2 Bienen Psd., sgd. S. nemorensis L.. 7 Fliegen, 7 Bienen, 1
Wespe, 1 Falter, fimda Helenium L. : 2 Fliegen, 12 Bienen, Psd. und sgd. fJ. britannica L. :
1 Schwebfliege Pfd., 3 Bienen sgd. und Psd. Solidago canadensis L.: 1 Käfer, 10 Fliegen,
6 unausgeprägtere Bienen, Grabwespen und Ameisen. Bellis perennis L. : 1 Käfer, 2 Fliegen,
2 Grabbienen (Andrena, Halictus), 2 Falter. fPctasitcs officinalis Moench: 1 Fliege und
die Honigbiene, Hieracium umbellatum h. : 1 Käfer, 2 Fliegen, 3 Bienen (Sphecodes, Halictus),
3 Falter. H. pilosella L.: 2 Käfer, 1 Fliege, 10 Bienen (hauptsächlich Prosopis, Sphecodes,
Andrena, Halictus), 1 Falter. Crepis biennis L.: 1 Käfer, 1 Fliege, 7 Bienen (meist Halictus),
Bezieliuugea zwischen Pflauzcn und Thieren. 523
1 Blattwespe, 6 Falter. C. virens Vill.: 1 Fliege, 9 Bienen, 1 Falter. fC.pnlndosa Vill,: 6
Bienen. Prenanthcs murälis L.: 1 Fliege, 1 llalictus. fSonchus asper Vill.: 7 Bienen.
Cichorium Intybus L. : 9 Bienen. Taraxacum officinale L.: 4 Käfer, 4 P'liegeu, 9 Bienen,
4 sonstige Hautflüglcr, Thrips.
Von folgenden Blumen werden der Bestäubungsmecbanismus oder
sonstige biologische Eigenthümlicbkeiten besprochen. (Die mit * bezeichneten
Arten sind durch Abbildungen erläutert.)
Cassia multijuga (Caesalpiniaceeu). An den Blüthenstielen sitzen Membracidenlarven,
deren Honigtröpfchen von stachellosen Honigbienen ausgebeutet werden. Die Blumen werden
von Bienen (Xylocopa, Centris) besucht.
Inga (MimosaceenJ bietet eine ungemein hochgradige Variabilität, besonders der
Blüthen dar.
Cusctita Epithymum L* Blüthen homogam; Honig im Grunde des kugeligen
Glöckchens, von der Basis des Fruchtknotens abgesondert, durch blattförmige gefranste
Anhänge der Blumenkroue geschützt, von Grabwespen aufgesucht.
Polemonium coeruleum L. Im Garten an manchen Stöcken neben proterandrischen
Zwitterblüthen kleinere rein weibhche Blüthen; Besucher: 1 Käfer, 6 Bienen.
Cerinthe minor L* stimmt im Ganzen mit G. dlpina (H. M. Alpenblumen S. 264)
überein. Als Eingangsöffnungen für die Bienenrüssel dienen aber hier die 5 Spalten zwischen
den freien Enden der Blumenblätter, als Stützen zum Festklammern der ßienenkrallen die
sich einwärtskrümmenden Ränder der Blumenblätter. C. alpina ist nur Hummeln, C. minor
auch der Honigbiene zugänglich. Die G. minor besuchenden Bienen müssen von unten an
der Corolla hängend die Filamente der um den Griffel herum zu einem Kegel zusammen-
schliessenden Antheren auseinderzwäugen, um zum Honig zu gelangen. Dadurch öffnen sie
den Antherenkegel und bestreuen ihre Unterseite mit Pollen. In der nächstbesuchten Blüthe
streifen sie mit der bestäubten Unterseite die aus der Corolla hervorragende Narbe. Sowohl
Hummeln als Bienen hängen während des Saugens gerade von unten am Glöckchen und
müssen daher dasselbe fliegend verlassen, um ein neues aufzusuchen. Dadurch wird bewirkt,
dass sie nach dem Besuche jeder Blume einen neuen Blüthenstand besuchen, also immerfort
getrennte Stöcke oder wenigstens Blüthenstände mit einander kreuzen.
Myosotis vcrsicolor Sm. Die Blumenkrone öffnet sich im unausgewachsenen, noch
gelb gefärbten Zustand, während Narbe und Staubgefässe bereits functionsfähig sind und
erstere die letzteren überragt, so dass besuchende Insecten jetzt Kreuzung bewirken.. Später
werden durch die weiter wachsende und sich blau färbende Blumenkroue die ihr ansitzenden
Antheren an der Narbe vorbei, wodurch diese mit Polleu behaftet und bei ausgebliebenem
Insectenbesuch Selbstbestäubung gesichert wird. Als Besucher wurden 2 Schwebfliegen und
3 Bienen beobachtet. Myosostis hispida Schlechtend. Durch die nach oben convergireuden
Counectivanhänge wird bewirkt, dass der eindringende Insectenrüssel in der Richtung der
Blütheuaxe weiter geht und beim Eindringen sicher die Narbe, erst beim Zurückgehen die
Antheren streift. Sonst Alles wie bei AI. intermedia Link.
Cynoylossum officinale L. Die taschenartigen Aussackungen, welche den Blüthen-
eingang umgeben, gleichen denen von ÄncJiusa, lassen aber noch eine 1 mm weite Oeffnung,
■wie bei 3Iyosotis. Auch in Bezug auf die Tiefe der Honigbergung (3 mm) steht Cijno-
glossum zwischen diesen beiden. Besucher: 3 Bienen, 1 Falter, Thrips.
Solanum Diilcamara L. Die grünen, weissumsäumten knopfförmigen Höcker, welche
paarweise auf der Basis der zurückgeschlagenen Blumenblätter stehen, sehen wie benetzt
aus und sind als Scheinnectarien zu betrachten, da bisweilen Fliegen erst diese Höcker und
den Blüthengrund, dann die Narbe und die Pollen liefernde Spitze des Antherenkegels mit
ihren Rüsselklappen betupfen und durch Wiederholung dieser Thätigkeit auf verschiedenen
Blüthen kreuzungsvermittelnd wirken.
Solanum nigrum h* wird ebenso wie S. Dulcamara nicht blos von Pollen sammeln-
den Bienen, sondern auch von Pollen fressenden Schwebfliegen besucht und gekreuzt.
Atropa Belladonna L.* ist eine Hummelblume von schmutzig -braunroth er Farbe,
524 Anatomie. Morph, der Phanerog. — Befruchtungs- uud Aussäuugscinrichtungen.
deren im Grunde der Blumenglocke beherbergter Houig durch einen vom untersten Theile
der Staubfäden und der Blumeiikrone ausgehenden Haarverschluss gegen Regen und den
Zutritt von Fliegen geschützt ist. Proterogynie und Hervorragen der Narbe über die An-
theren begünstigen bei eintretendem Hummelbesuche Fremdbestäubung. Als Besucher wurden
ausser Thrips nur (9) Hummeln uud Bienen beobachtet.
Verhascmn Lychnitis L. ist, wie die Verhascum-kviQn überhaupt, nach Delpino's
plausibler Deutung Pollen sammelnden Bienen angepasst, denen die Staubfadenhaare zum
Festhalten während der hastigen Abstreifung des Pollens dienen, wird aber auch von pollen-
fressenden Fliegen besucht und gekreuzt. Seine Blumenblätter schlagen sich unmittelbar
so weit nach hinten zurück, dass das verlängerte innere Blumenblatt als Anflugfläche un-
brauchbar wird. Die bei Verbasciim nigriim vorhandenen Honigtröpfchen fehlen hier. Als
Besucher wurden ausser einigen für die Blütheu nutzlosen Käfern und einer Wanze 2 pollen-
sammelnde Halictus und eine pollenfressende Fliege (Anthomyia) beobachtet.
Linaria minor Desf.* stimmt im Blüthenbau mit L. vulgaris und alpina überein,
ist aber so klein und unscheinbar, dass ihr gewiss nur ausnahmsweise Insectenbesuch zu
Theil wird. Dafür befruchtet sie sich regelmässig selbst, indem kurze Zeit nach Entfaltung
der Blüthe der aus den Antheren der längeren Staubgefässe quellende Pollen die gleich-
zeitig entwickelte Narbe bedeckt. Sie ist wohl als heruntergekommener Abkömmling erfolg-
reicherer Bienenblumen zu betrachten.
Scroplmlaria aquatica L. Im wesentlichen mit S. nodosa übereinstimmend und
wie diese hauptsächlich von Wespen, spärlich von Bienen besucht.
Veronica latifolia L. (in der vorliegenden Arbeit irrthümlich als V. montana L.
bezeichnet) stimmt im Bestäubungsmechanismus mit V. Chamaedrys überein, lockt aber in
Folge seiner grösseren Augenfälligkeit reichlicheren Insectenbesuch an sich. Es wurden
in kurzer Zeit 4 Fliegen, 13 Bienen, 2 Grabwespen beobachtet.
Veronica agrestis L.* hat in viel unausgeprägterem Zustande den Blüthenmecha-
nismus von Chamaedrys, wird aber in Folge seiner Unscheinbarkeit viel spärlicher von
Insecten besucht und es bleibt erst noch durch weitere Beobachtungen festzustellen, ob hier
die Drehbarkeit der Staubgefässe überhaupt in Anwendung kommt oder nur als nutzloses
Erbtheil fortbesteht. Besucher: 1 Fliege sgd., 3 Bienen sgd. u. Psd.
Melampyrum arvense L. Die durch ihre verwaschen purpurrothen Deckblätter sehr
augenfälligen Blüthenstände locken an offenen sonnigen Standorten zahlreiche nutzlose
Gäste an. Die 21—22 mm langen Blumenröhren gestatten aber nur unserer langrüsseligsten
Hummel (Bombus hortorum) den Zutritt zum Honig.
Melampyrum nemorosum L. hat in der Regel ebenso augenfällige Blüthenstände,
wenn nämlich ihre Blüthendeckblätter blau sind, diese kommen aber auch weiss und grün
vor. Blumenrähre 18— 20 mm laug. Bombus hortorum ebenfalls der einzige Kreuzungs-
vermittler. Andere Hummeln erbeuten den Honig durch Einbruch. Die Blumen bieten
dieselbe Art von Farbenwechsel dar wie Bibes aureum, indem das Goldgelb des vorderen
Theils der Corolla später bräunlich orangegelb wird. Bei ausbleibendem Insectenbesuche
bestäuben M. arvense uud nemorosum sich selbst, in derselben Weise wie M. pratense.
Melampyrum cristatum L.* hat erheblich kürzere Blumenröhren und wird schon
von Hummeln mit 12— 14 mm langem Rüssel (z. B. Bombus lapidarius L. $) ausgebeutet
und gekreuzt. Im Bestäubungsmechanismus stimmen M. arvense, nemorosum und cristatum
mit pratense überein. Das viel kleinblumigere 3Iela77ijpyrum sylvaticum* hat dagegen ver-
einfachten Blüthenbau ohne Bcstreuungseinrichtung. Ein in den Blüthencingängen ein-
dringender Insectenrüssel streift jedesmal zuerst die Narbe, dann die mit klebrigem Pollen
bedeckte Seite der Antheren und bewirkt so Kreuzung. Selbstbestäubung bei ausbleibendem
Insectenbesuche wie bei M. pratense.
Verbena officinalis L.* Die Blumen sind mit ihrer 3 mm langen auswärts gebogenen
Röhre, die im Eingänge durch einen Ring convergirender Haare gegen Fliegen geschützt ist,
und mit ihrem violett blauen Saum kleinen Bienen angepasst und wurden von 4 Halictus-
Arten besucht gefunden. Der eindringende Rüssel dreht die Antheren mit ihren pollen-
behafteten Seiten nach innen und streift dann die Narbe; erst beim Zurückziehen behaftet
Beziehungen zwischen Pflanzen und Thieren. 525
er sich mit Pollen. Die beiden tiefer stehenden Antheren behaften bei ausbleibendem
Insectenbesuch die Narbe mit Polleu.
Teucrium Scorodonia L. Der Vortheil der einerseitswendigen Blütheustände besteht
darin, dass die Bienen an ihnen regelmässig von unten aufwärts gehen, ohne eine Blüthe zu
überspringen. Weitere Besucher 6 Hummeln und Bienen.
Teucrium Scordium L. Blumenröhre nur 4 mm lang; der Honig daher auch der
Honigbiene zugänglich. Blüthenentwickelung ausgeprägt proterandrisch wie bei T. Scoro-
donia. Die Staubgefässe biegen sich aber weniger weit zurück und ermöglichen spontane
Selbstbestäubung durch heiabfallenden Polleu. Besucher: Honigbiene und Saropoda
bimaculata.
Lamium amplexicatäe L. Schwach proterandrisch oder homogam, mit spontaner
Selbstbestäubung. Besucher: Bienen (Anthrophora, Melecta).
Stachys recta L.* Honigreiche Bienenblume mit Saftdecke, Wetterdach. Saftmal,
bequemer Standfläche uud Rüsselführung, ausgeprägt proterandrisch. Besucher: Honigbiene
und Megachile.
Marrubium vulgare L. stimmt in den Dimensionen der Blüthe und der ganzen
Bestäubungseinrichtung mit Verbena off. übei'ein, nur liegt die Saftdecke tiefer unten in
der Blumenröhre, unterhalb der Narbe. Besucher hauptsächlich Bienen (5 Arten).
Melittis Melissophyllum L. hat, im Gegensätze zu Gaston Bonnier's Angabe, wohl-
entwickelte Nectarien, sondert reichlich Honig ab und wird von Bombus hortorum L. eifrig
und andauernd besucht.
Nepeta nuda L.* Honigreiche, stark duftende Bienenblume mit Saftmal, bequemer
Standfläche und Rüsselführung, mit einer Oberlippe, die Narbe und Antheren in der die
Kreuzung durch besuchende Bienen sichernden Lage hält, aber nicht schützend überdeckt,
ohne besondere Saftdecke, aber durch Haare im Blütheneingange uud auf der Unterlippe
gegen Regen geschützt, erst die Staubbeutel, später den unteren Griffelast der Berührung
besuchender Bienen darbietend und dadurch Kreuzung sichernd, durch Weiterwachsen des
Griffels über die Antheren hinaus spontane Selbstbestäubung ausschliessend. Besucher
hauptsächlich (7 Arten von) Bienen.
Monarda didyma L. Der Kreuzung durch Falter angepasst (Bot. Jahresber. 1878,
Ref. No, 4), von einem Nachtfalter, Plusia gamma, besucht.
Lavandula vera L. Königreich, in der Mitte der Blumenröhre mit einem als
Saftdecke dienenden Haarring. Befruchtungsorgane in der Blumenröhre eingeschlossen, an
deren unterer Seite liegend, protrandrisch. Der Griffel im ersten (J') Stadium nur bis zur
Saftdecke reichend, während die beiden Staubgefässe ausserhalb derselben liegen. Später
streckt sich der Griffel bis zu den unteren Antheren und behaftet sich, wenn Insectenbesuch
ausgeblieben ist, mit deren Pollen. Der aromatisch duftende Honig wird trotz der Kleinheit
der Blüthen von zahlreichen Faltern und von einem ausgewählten Kreise von Bienen, denen
es weniger auf die Quantität als auf die Qualität der Houigausbeute ankommt, d. h. von
Kukuksbienen und von Männchen selbstsammelnder, begierig aufgesucht.
Syrinya persica L. hat bisweilen in demselben Blüthenstaude grosshüllige , zwei-
geschlechtige homogame und kleinhüllige rein weibliche Blüthen mit verkümmerten Antheren.
Forsythia viridissima Lindl. Homogam, meist langgriffelig, bisweilen aber auch
an demselben Stocke mit kurzem, mit den Antheren uumittelbar in Berührung kommendem
Griffel. Als Besucher 2 Bienen beobachtet.
Trientalis europaea L. ist proterogyn , bietet aber beim Abblühen die Möglichkeit
spontaner Selbstbestäubung dar, sondert keinen freien Honig ab; die den Fruchtknoten um-
schliessende Basis der Blumeukroue ist aber fleischig verdickt und im Innern saftreich. Als
Besucher nur Meligethes beobachtet.
Vaccinium Oxycoccos L. Der Honig der nach unten gerichteten Blumen kann von
den als Kreuzungsvermittler dienenden Bienen nur ausgebeutet werden, indem sie von unten
an der Blüthe hängend zuerst mit dem Kopfe die hervorragende Narbe berühren, dann den
Rüssel zwischen dem Griffel und den ihn kegelförmig umschliessenden Antheren einführen,
526 Anatomie. Morph, der Phanerog. — Befruchtungs- und Aussäungseiurichtungen.
aus deren nach unten geöffiieten Röhren ihr Kopf dahei mit Pollen bestreut wird. Dadurch
ist bei eintretendem Bienenbesuch Kreuzung gesichert.
Gdlium saxatile L. und das honigreiche G. tricorne With. in Folge der Unschein-
barkeit der Blüthen nur sehr spärlich besucht, das letztere homogam mit spontaner Selbst-
bestäubung.
Sherardia arvensis L.* mit grossblumigeren proterandrischen Zwitterblüthen und
kleinblumigeren rein weiblichen.
Asperula tinctoria L* Blüthen homogam, mit schliesslich erfolgender spontaner
Selbsbestäubung, nicht selten dreizählig, von Fliegen, Schlupfwespen und Faltern besucht,
Weigelia rosea Lindl. ist der Kreuzung durch mittelgrosse Bienen von der Grösse
der Osmia rufa L. $ (der häufigsten Besucherin) angepasst, die, in die homogamen Blüthen
dringend, zuerst die hervorragende Narbe, dann die im Blütheneiugange stehenden pollen-
behafteten Antheren streift. Die Blüthen haben dieselbe Art von Farbenwechsel wie Bibes
aureum.
Lonicera Periclymenum L. Ein unter einer Dachtraufe wachsender Stock bot in
seinen Blüthen Rückbildungen von 25 bis nur 4 — 6 mm langen Blumenröhren dar.
Anthemis tinctoria L. Blütheneinrichtung im Wesentlichen wie bei Chrysanthemum
leucanthemum. Weitere Besucher: 5 Käfer, 5 Fliegen, 1 Wanze, 5 meist kurzrüsselige
Bienen, 1 Blattwespe, 1 Wespe, 6 Falter.
Bideiis cerntia L.* Das letzte Drittel jedes der beiden Grilfeläste ist mit einer
kegelförmigen Fegebürste ausgerüstet; die beiden unteren Drittel sind auf der Innenseite
mit Narbenpapillen bekleidet, am Rande spontaner Selbstbestäubung zugänglich. Die Aus-
säungseinrichtung (widerhakige Kelchzähne) ist schon während der ßlüthezeit entwickelt.
Als Besucher wurde die Honigbiene beobachtet.
Inula hirta L. und Prenanthes purpurea L. Die näher beschriebene Blüthen-
einrichtung beider bietet nichts besonders Merkwürdiges dar. Die erstere wurde von 1 Käfer,
2 Fliegen, 5 Bienen, 1 Blattwespe. 3 Faltern, die letztere von 1 Käfer, 1 Fliege, 2 Bienen
besucht gefunden.
Valerianella olitoria Mnch.* Die einzeln sehr unscheinbaren Blüthchen fallen nur
durch ihre Vereinigung zu einer Scheindolde iu die Augen und werden trotz der Winzig-
keit ihrer Honigtröpfchen unter günstigen Umständen von zahlreichen lusecten (4 Käfern,
16 Fliegen, 2 Mücken, 1 Wanze, 11 Bienen, 2 Faltern) besucht. Sie sind homogam nnd
bestäuben sich bei ausbleibendem Jnsectenbesuch regelmässig selbst.
YII. Aussäungsemrichtungen und Fruchtschutz.
45. W. VoQhausen. Bei welchen Winden fliegen die Fichten-, Kiefern- und Lärchensamen
ab? (No. 69.)
Das Abfliegen geschieht vorwiegend bei östlichen Winden, kann aber auch bei süd-
lichen und südwestlichen Winden stattfinden unter Verhältnissen, welche der Verf. näher
auseinandersetzt. K. Wilhelm,
46, W. 0. Focke. Die Verhreitungsmittel der Hutpilze. (No. 18.)
Bei der geringen Fallhöhe der Hutpilzsporen von der Unterseite des Hutes bis zum
Boden ist selbst an offenen Stellen der Wirkung des Windes zum Verbreiten derselben ein
geringer Spielraum gegeben, besonders wenn, wie es auf Viehweiden und sonst oft der Fall
ist, rings umher Grashalme und Kräuter wachsen. Verf. vermuthet deshalb, dass vielleicht
weidendes Vieh als Ausbreiter der Sporen solcher Hutpilze dient, indem es mit Pilzsporen
behaftete Gräser verzehrt und mit dem Koth an einer anderen Stelle wieder aussät, so dem
Mycelium zugleich einen gedeihlichen Boden für seine Entwickelung bereitend. Auch die
indirecte Verbreitung der Pilzsporen, welche weidendes Vieh bewirken kann, wenn es einen
Bovist zertritt, oder einen Hutpilz umwirft, hält der Verf. für bemerkenswerth. Für die
im Walde wachsenden Hutpilze vermuthet er Sporenverbreitung durch Käfer, die von der
Farbe der Pilze angelockt werden. Betreffs der Fhallus- Arten theilt er die sich unmittelbar
aufdrängende und schon oft ausgesprochene Ansicht, dass die massenhaft angelockten Fliegen
ihre Sporen verbreiten.
Beziehungen zwischen Pflanzen und Thiereii. 527
47. P. AschersoD. Asteriscns pygmaeus. (No. 4.)
Wie bei der bekannten Jerichorose, Änastatica hieroehuntica (GruciferaeJ, so bleiben
auch bei Asteriscus pijgmaeus Coss. und Dur. (Compositae) , der mit jener denselben Ver-
breitungsbezirk hat, die Samen resp. die Früchte bei Trockenheit fest eingeschlossen und
werden nur nach Einwirkung von Feuchtigkeit, also zu einer Zeit, wenn die äusseren
Bedingungen wenigstens die Keimung ermöglichen, ausgestreut. Bei Änastatica bleiben im
trockenen Zustande die Samen niclit nur in dem (nur bei Feuchtigkeit aufspringenden)
Perikarp eingeschlossen, sondern die Früchte noch durch die Einkrümmung der holzigen
Zweige vollkommen verborgen. Bei Asteriscus werden die Früchte im trockenen Zustande
nur von dem geschlosseneu Köpfchen festgehalten. Taucht man dasselbe in Wasser, so sieht
man binnen 10 Minuten die fest zusammengeschlosseneu Blätter der Körbchenhülle sich
sternförmig nahezu horizontal ausbreiten. Diese hygroskopische Eigenschaft, welche der
Aussäung zu passender Zeit dient, ist gerade entgegengesetzt derjenigen der Köpfchen von
Carlina acaulis, die sich bei schönem Wetter öffnen und so die Kreuzungsvermittler zu
passender Zeit anlocken, bei Regen dagegen zum Schutze der Blütheu schliessen.
48. F. Hildebrand. Fruchtschutz bei Gentaarea macrocephala. (No. 25.)
Nach dem Blühen fallen hier die Blumenkronen nicht ab, souderu bilden ein dichtes,
keine Feuchtigkeit durchlassendes Dach über den reifenden Früchten. Dieses Dach ist nöthig,
weil das Involucrum einen sehr erhabenen Rand hat, so dass die Früchte in der Tiefe einer
Schale liegen, welche bei Regen sich leicht mit Wasser füllen könnte. Beim Reifen erheben
sich die mit borstigem Pappus verseheneu Achänien zwischen den Borsten des Recepta-
culums und heben so das Regendach entweder mutzen- oder kapuzenfürmig in die Höhe;
leicht fällt dieses nun herunter, und die Achänien, welche nunmehr keines Schutzes bedürfen,
liegen offen in dem Grunde des Involucralbechers, aus dem sie vom Winde herausgeweht
werden können. Sie treten nicht alle auf einmal, sondern nach und nach hervor.
Vin. Sonstige Beziehungen zwischen Pflanzen und Thieren.
49. A. C Rosenthal und Jos. Bermann. Neue thiertödtende Pflanzen. (No. 58.)
Als solche werden aufgeführt : Mentzelia ornata Torrey und Grey (Loasaceae), die
am oberen Theile des Blüthenstieles zwei Arten von Haaren trägt, weiche, mit Drüsen-
knöpfchen versehene, welche eine die Fliegen anlockende Substanz absondern, und starr, an
der Spitze mit 4 — 5 Widerhaken versehene Borsten, welche die au den Drüsenhaaren
saugenden Fliegen, kleine Käfer u. s. w. fangen und festhalten.
Gronovia scandens L. (Loasaceae) , deren starre Stengelhaare an ihrem Ende in
zwei sehr spitzige Widerhaken ausgehen, mittelst deren sie an anderen Pflanzen in die Höhe
klettert. Wenn sie keinen Halt findet, so kriecht sie auf der Erde entlang und wird für
kleine Eidechsen verhängnissvoll, indem die Widerhaken sich an Hautschuppen festhaken.
Binnen 24 Stunden wurden sieben 5—12 cm lauge Eidechsen beobachtet, die in dieser Weise
getödtet waren. Tritovia (Liliaceae) tödtet Bienen (Bot. Jahresber. 18V7, S. 754, Ref. No. 42).
Hoya caniosa Br. (AsclepiadeaeJ soll durch ihren Honig die Bienen in kurzer Zeit tödten,
50. Charles B. Plowright. lieber Mimicry bei Pilzen. (No. 53.)
Viele Pilze, namentlich Hymeuomyceten von braunen, gelblichen, grauen und schwärz-
lichen Färbungen ähneln den dunkleren Schattenfarben des Bodens, wogegen lebhaft gefärbte
Agaricus-Avten sich sehr bemerkbar machen, wodurch sie vielleicht (nach G. Smith's Vei--
muthung) ihrer Verbreitung dienende Insecteu anlocken. Agaricus oäonis scheint sich im
Grase verstecken zu wollen und riecht zugleich wie frisch gemähtes Heu. Die Fhalliis-
Arten locken durch ihren Leichengeruch Aas- und Kothfliegen, vermuthlich als Verbreiter
ihrer Sporen, an sich. Als Nachahmung höherer Pflauzeu darbietend wird betrachtet:
der Fliegenpilz = Balanophora involncrata, der junge Hut von Hygroi)liorus calyptrae-
formis = einer unentfalteten Artischoke, Hydmcm coralloides = Blumenkohl (von Mimicry
kann da doch unmöglich die Rede sein! Ref.), Tremella moriformis Berk. = Maulbeere,
Licea fragiformis = Erdbeere. Thierähnlichkeiten sollen darbieten: Phallus und
Cynopliallus , wie ihr Name andeutet, Clathrus cancellatus Mich. = Eingeweiden, diesen
auch im Geruch ähnlich und von zahllosen Fliegen besucht etc. Aehnlichkeit mit
528 Anatomie, Morph, der Phanerog. — Befruchtungs- und Aussäungseiurichtungen.
thierischen Auswurfstoffen: Aethalium septicum Fr., Eeticularia maxima Fr.,
Spumaria alba = thierischen Exkrementen; Lindbladia effusa Fr. = frischem Kuhdünger
und wie dieser zweien Stilba-Arteu (St. globosum und St. fimetariumj als Unterlage dienend.
Pilzgerüche: Unterirdisch wachsende Pilze, wie die Trüffeln, ziehen nur durch ihren
Duft die Insecten, Nager und Schweine an, die vermuthlich ihre Sporen verbreiten. Auch
die oberirdischen Pilze verbreiten bekanntlich zum Theil Gerüche, die oft auffallend anderen
Gerüchen gleichen, wie hier an zahlreichen Beispielen im Einzelnen augegeben wird.
Endlich werden noch zahlreiche Beispiele für die an Ägaricus caesareus und mus-
earius, Cantharellus cibarius und aurantius wohl am meisten bekannte Erscheinung gegeben^
dass ein essbarer und ein giftiger Pilz sich täuschend ähnlich sehen.
Verf. hält die meisten der von ihm angeführten Aehnlichkeiten für Insecten an-
lockende Nachahmungen, durch welche Befruchtung oder Sporenverbreituug begünstigt werde.
51. Emerich Räthay. Uatersuchungen über die Spermogonien der Rostpilze. (No. 55.)
Die vorliegende Arbeit eröffnet uns den Blick auf eine völlig neue Art von Wechsel-
beziehungen zwischen Thieren und Pflanzen und fesselt in hervorragendem Grade unsere
Aufmerksamkeit.
Dem Verf. fiel es auf, „dass den auf den oberseits orangegefleckten, von Gymno-
sporangium juniperinum befallenen Blättern einiger Sträucher von Sorbus Aria zahlreiche
Ameisen zuwanderten, welche sich auf den bezeichneten Blättern bei kleinen, über den reifen
Spermogonien des Gymnosporangiwn juniperinum haftenden Tröpfchen aufhielten, um von
ihnen zu naschen". Dies führte ihn auf den Gedanken, dass überhaupt die Sporangien der
Rostpilze, ähnlich den Blumen, durch Farbe, Form und Geruch Insecten auffallen und durch
Zucker- und stickstoffhaltige Nahrung (Spermatien) zu wiederholten Besuchen veranlassen
mögen, dass sie daher wohl nicht nur bei nassem, sondern auch bei trockenem Wetter ihren
Inhalt entleeren. Durch die hierauf bezüglichen Beobachtungen, welche er 4 Jahre hindurch
fortsetzte, wurden seine vorläufigen Vermuthungen in grossem Umfange bestätigt. Bei allen
21 ßostpilzen, die er untersuchte, fallen die Theile der Wirthpflanzen, aus denen die Spermo-
gonien hervorbrechen, bis in grosse Entfernung auf, bei denjenigen, die ein einjähriges und
wenig umfangreiches Mycelium besitzen, durch lebhaft gelbe oder Orangefarbe der Aecidium-
flecke, bei denen mit zwei oder mehrjährigem iVIycelium durch das eigenthümliche Aussehen
der ganzen Sprosse, welches ausser der Farbe der Spermogonien oft durch abnormes
Wachsthum der Blätter und Internodien bedingt ist, — und durch süssen Duft, der deu
Spermogonien entströmt. Bei allen 21 untersuchten ßostpilzen besitzt der entleerte Inhalt
der Spermogonien, mag er uns geschmacklos, schwach oder intensiv süss erscheinen, die
Fähigkeit, Fehling'sche Lösung bei gewöhnlicher Temperatur oder in der Wärme in kleineren
oder grösseren Quantitäten zu reduciren, was auf seinen Zuckergehalt hinweist. Bei 20 von
den 21 untersuchten Rostpilzeu (Ausnahme; Caeoma auf Foteriiim Sanguisorba mit para-
physenlosen Spermogonien) werden die entleerten Spermogonieninhalte durch den Paraphysen-
kranz der Spermogonien an den Orten festgehalten, wo sie den Insecten auffallen müssen.
Bei 14 von den 21 ßostpilzen wurde vom Verf durch directe Beobachtung constatirt, dass
sich bei ihrem entleerten Spermogonieninhalte mehr oder weniger zahlreiche Insecten zum
Genüsse einfinden. Verf. beobachtete als Besucher der Spermogonieninhalte nicht weniger
als lo5 verschiedene Insectenarten (31 Käfer, 32 Hymenoptereu, 64 Dipteren, 8 Hemipteren),
und indem er ausserdem mit gleicher Sorgfalt die (29) Besucher des Sphaceliasecretes des
Mutterkorns, extrafloralen Nectars ^85), ausgeflossenen Traubensaftes (14) und des Blattlaus-
secretes (52 Arten) ins Auge fasste, konnte er feststellen, dass die Besucher aller dieser sich
offen darbietenden Pflanzensäfte grossentheils dieselben kurzrüssehgen Insectenarten sind,
welche Verf. in seinem Buche „Befruchtung der Blumen" als auch flachen und unbedeckten
Blumenhonig aufsaugend, nachgewiesen hat. Es gelang ihm ferner festzustellen, dass die
Spermogonien der Kostpilze ihren Inhalt nicht blos während des Kegens, sondern auch nach
demselben und selbst an sehr heissen und trockenen Tagen austreten lassen, und dass sie
die zur Verflüssigung ihres gallertartigen Inhaltes nöthige Flüssigkeit ganz allmählich selbst
ausscheiden, indem die hervorgetretene zuckerhaltige Gallerte osmotisch saugend wirkt.
Es dürfte hiernach wohl kaum einem Zweifel unterliegen, dass wir es in den vom
Beziehungen zwischen Pflanzen und Thiereu. 529
Verf. festgestellten Erscheinungen mit einer für die Rostpilze wie für die besuchenden
Insecten nützlichen gegenseitigen Anpassung beider zu thun haben, wenn auch der Vortheil,
welchen dieses Wechselverhältniss der Pflanze bringt, noch so lange räthselhaft bleiben muss,
als die physiologische Bedeutung der Spcrmatien nicht erkannt ist.
52. C. Parona. Physianthus, Schmetterlinge und Bienen. (No. 52.)
Wie im Bot. Jahresbericht für 1879 (S. 140) berichtet wurde, werden nach Be-
obachteru der Vereinigten Staaten von den Blüthen von Physianthus albens fAsclepiadeaeJ
nicht selten Nachtschmetterlinge gefangen und festgehalten, bis sie sich zu Tode gezappelt
haben, und machte ein übrigens unbekannter Beobachter dem Prof. Packard die Mittheilung,
er habe mit eigenen Augen gesehen, dass mehrere Honigbienen auf die sich abzappelnden
Falter niederschössen, sie immer von Neuem stachen, bis sie todt waren, und dann die
Körper der Gefangenen aufrissen und die weichen inneren Theile verzehrten, Verf. zog
nun, um dieser wunderlichen Beobachtung auf den Grund zu kommen, im botanischen Garten
zu Cagliari Physianthus albens; es wurden gegen 100 Falter (Plusia Chrysitis und gamma,
Deilephila euphorbiae, Picris brassicae, besonders aber Kleinschmetterlinge) von seinen
Blüthen gefangen, aber nur eine kleine Spinne sah er die kleinen der gefangenen Falterarten
anfallen und aussaugen und zwei Larven der Gottesanbeterin (Mantis religiosa) schienen
ihm des gleichen Raubes verdächtig. Von den schon vorher vielfach angezweifelten Raub-
aufällen der Honigbiene sah auch er keine Spur.
53. Dr. E. Krause. Ein Schmetterling, der einen Kolibri nachahmt. (No. 27.)
Verf. weist auf die namentlich von Fritz Müller und Bates hervorgehobene That-
sache hin, dass gewisse Macroglossa- Arten gewissen Kolibris, mtt denen sie an denselben
Blumen getroffen werden, in Gestalt, Farbe und Flugweise zum Verwechseln ähnlich sehen,
wirft die Frage auf: „haben wir hier einen Fall achter Mimicry vor uns, zieht die Macro-
glossa wirklich Nutzen aus ihrer Aehnlichkeit mit einem Kolibri?" und stellt die dawider
und dafür sprechenden Gründe neben einander. Einerseits sind unstreitig manche gemeinsame
Eigenthümlichkeiten der Macroglossen und Kolibris durch ihre Anpassung an die gleiche
Lebensweise, tiefen Blumenhonig schwebend zu saugen, bedingt. Andererseits weist der
Verf. auf die Schutzbedürftigkeit anderer Macroglossen (die Hummelschwärmer) und der
Sesien hin, die sich in ihrer Aehnlichkeit mit wegen ihres Stachels gefürchteten Hautflüglern
kundgiebt und die auch für die kolibriähnlichen Macroglossen eine gleiche Schutzbedürftigkeit
wahrscheinlich mache. Durch täuschende Aenlichkeit mit den Kolibris, die nach den An-
gaben der verschiedensten Beobachter frei von Verfolgern seien, werde nun den Macroglossen
der nöthige Schutz gewährt, nicht nur gegen Raubvögel, sondern auch gegen Kolibris selbst,
die sie aus Brodneid von den Blüthen zu verjagen suchen.
54. C. V. Riley. Die Ameisen als Beschützer der Gartenbäume. (No. 56. 57.)
Nach einer Mittheilung Dr. Mac Gowan's in Han Chow, Provinz Hainan, China,
werden in mehreren Theilen der Provinz Kanton Ameisen benutzt, um die Orangenbäume
von bestimmten sie schädigenden Würmern zu befreien. Die Hügelbewohuer suchen die
beutelförmigeu, von den Zweigen verschiedener Bäume herabhangenden Nester einer rothen
nnd einer gelben Ameisenart auf, stülpen Thierblasen, die sie auf der Innenseite mit
Speck als Köder bestrichen haben, über deren Eingänge und bringen diese Blasen, nachdem
die Ameisen hineingekrochen sind, den Besitzern der Orangerien zu Verkauf. Man setzt
die Ameisen auf die oberen Zweige der Orangebäume und verbindet die verschiedenen
Bäume durch Bambusstäbe, wodurch man den Ameisen leichten Zutritt zu allen gewährt.
Dieses Mittel ist mindestens seit 1640, wahrscheinlich schon viel länger in beständigem
Gebrauch.
55. H. Dewitz. Wie ist es Insecten möglich, an senkrechten Wänden emporzulaufen?
(No. 13, 14.)
Verf. liefert durch sorgfältige mikroskopische Untersuchung den interessanten Nach-
weis, dass die Stubenfliege nicht, wie man vielfach glaubte, durch Ausaugen mittelst der
sogenannten Haftklappen an senkrechten Glaswänden sich festhaftet, sondern, wie zuerst
Blackwall behauptete, mittels eines Klebstoffes, der aus den Spitzen der Härchen der Haft-
Botauischer Jabresbericlit IX (1882) 1. Abth. 34
530 Anatomie. Morph, der Phanerog. — Variationen und Bildungsabweichungen.
läppen in glashellen Tröpfchen hervortritt und der jedenfalls in den Hautdrüsen abgesondert
wird, welche Leydig gerade in den Hautlappen in zahlreicher Menge aufgefunden hat. Auch
viele andere Insecten und Insectenlarven nehmen, nach des Verf.s Ansicht, einen Klebstoff
bei ihrer Fortbewegung zu Hilfe. „Unzählige Insectenarten", schliesst der Verf., „wären ohne
den Klebstoff nicht im Stande, an Sträuchen und Blumen emporzuklimmen und von einer
Blüthe zur andern zu wandern oder in einer Blüthe umherzukriechen und so die Befruchtung
zu vollziehen."
Im zweiten Aufsatze giebt Verf. über den feineren Bau des Klelterapparates der
Insecten Auskunft. Die bei Telephorus dispar in der Chitinhaut der Sohle steckenden
Härchen sind der Länge nach von einem Kanal durchzogen, in dessen unteres Ende je
eine mit klebrigem Schleim sich füllende, flaschenförmige, einzellige Hautdrüse mündet.
An jede der Drüsen tritt ein sehr feiner Nervenast heran. Der Verf. sagt: „Ebenso beruht
nach meiner Ueberzeugung das Festkleben an den Sammelhaaren oder an den Hinterschienen
der Bienen lediglich auf Abscheidung eines klebrigen Schleimes, welcher aus den Haaren
und aus Poren der Schienen hervordringt."
(Die Bedeutung aufkriechender Insecten für die Befruchtung der Blumen ist vom
Verf. bedeutend überschätzt. Seine Ansicht von der Wirkung des Pollensammelapparates
der Bienen schwebt völlig in der Luft. Uebrigens sind seine Untersuchungen auch für die
Kenntniss blumenbesuchender Insecten von grossem Interesse. Ref.)
56. Mereschkowsky. Der Farbensinn der niederen Grastaceen. (No. 37.)
Um über den Ursprung des Farbensinnes der Bienen und anderer Blumenbefruchter
zu einem begründeten UAheile zu gelangen, wird es nöthig sein, auch die Untersuchungen
über den Farbensinn niederer Thiere im Auge zu behalten. Mereschkowsky's Untersuchungen
erstreckten sich auf Cirripeden-Larven (Baianus) und marine Copepoden (Dias longicemis).
Er constatirte übereinstimmend mit den Erfahrungen Paul Bert's an Daphniden, dass die
genannten Thiere auf jede Farbennüance ebenso reagiren wie auf weisses Licht, dass also
bei ihnen keinerlei Blindheit für einzelne Farben vorkommt. Er folgert aber ferner aus
seinen Versuchen , dass weisses Licht vor farbigem , jede hellere Farbe vor jeder dunklern
bevorzugt wird, dass dagegen verschiedene Farben, wenn sie nur im Helligkeitsgrade über-
einstimmen, gleich stark aufgesucht werden, dass also diese niedern Kruster ausschliesslich
von der Quantität und gar nicht von der Qualität des Lichtes afficirt werden.
Diese Ergebnisse stehen in bemerkenswerthem Gegensatze zu Prof. A. Weismann's
auf ganz anderem Wege gewonnenem Schlüsse, dass die bei manchen Daphniden vorkommenden
bunten Färbungen als durch geschlechtlich erworbene Schmuckfarben zu betrachten seien,
was offenbar schon für diese niederen Thiere einen ausgebildeten Farbensinn voraussetzt.
(Vgl. Aug. Weismann „Ueber die Schmuckfarben der Daphnoiden", Zeitschr. für Wigsen-
»chaftl. Zoologie XXX, Suppl. I.)
E. Yariationen und Bildungsabweiclmngen.
Referent: J. Peyritsch.
Verzeichniss der besprochenen Arbeiten.
1. Abnormal Cone of Araucaria excelsa. (Ref. S. 546.)
2. Abnormal Pears. (Ref. S. 562.)
3. Ansorge. Schlesische Nova. (Ref. S. 589.)
4. Anthurium Scherzerianum. (Ref. S. 546.)
5. Anthurium Scherzerianum. (Ref. S. 546.)
6. Ascherson, P. Fasciirter Blüthenstengel von Asphodelus fistulosus. (Ref. S. 543.)
7. A study of Double-flowered Chinese Primroses. (Ref. S. 558.)
8. ß, Eigenthümliche Verwachsung zweier Sämlinge. (Ref. S. 543.)
9. Bachinger, Isidor. Abnormität von Galanthus nivalis. (Ref. S. 548.)
10. Bader. Monstruosite de Trifolium repens. (Ref. S. 553.)
Verzeicbniss der besprochenen Arbeiten. 53 1 ,
11. Bail. Vortrag. (Ref. S. 540.)
12. Bailey, W. Whitman. A double Epigaea repens. (Ref. S. 557.) ■
13. — Fasciation. (Rdf. S. 543.) ^
14. — Virescenz in Leontodou. (Ref. S. 553.) j
15. Baillon, H. La garaopetalie et les äeurs doubles. (Ref. S. 556.) 1
16. — La symetrie des fieurs doubles du Platycodon. (Ref. S. 557.) ;
17. — Sur les Composees ä gynecee complet. (Ref. S. 556.) ;
18. Begonia Davisii var. superba fl. pl. (Ref. S. 558.) '
19. Beissner, L. Ungeschlechtliche Fortpflanzung wild wachsender gefüllt blühender |
Pflanzen. ((Ref. S. 558.) !
20. - Verschiedene Bemerkungen über Coniferen. (Ref. S. 541.)
21. Bonnet et Cardot. Note sur une anomalie du Leucanthemum vulgare. (Ref. S. 550.) "i
22. Borbas, V. Abnormitäten. (Ref. S. 538.) '
23. — Abnormes Colchicum autumnale. (Ref. S. 549.) I
24. — Agatlan növenyreszek kiveteles clägazau säröl. (Ref. S. 542.) '
25. — Der vergrünte Rittersporn als morphologischer Wegweiser. (Ref. S. 533.) j
26. — Die Pflanzenteratologie in der Mittelschule. (Ref. S. 539.)
27. — Pflanzeuabnormitäten. (Ref. S. 540.) ■
28. — Pflanzenanomalien. (Ref. S. 540.) [
29. — Pflanzen mit ausnahmsweise quirlständigen Blättern. (Ref. S. 544.) j
30. — Pelorie bei Delphinium Consolida. (Ref. S. 551.) ]
31. — Verzweigung gewöhnlich unverzweigter Pflanzentheile. (Ref. S. 542.) i
32. — Von der Zwilliugsfrucht. (Ref. S. 540.) ^ ]
33. Bouvardia Alfred Neuner, (Ref. S. 557.) i
34. - (Ref. S. 557.) \
35. Britton, N. L. Peculiarly-lobed leaves in Quercus alba L, (Ref. S. 544.) i
36. Calloni, Silvio. Chorise ou polyphyllie uni-radiale et coUaterale dans la fleur ■
d'Erythrouium dans canis. (Ref. S. 556.) '
37. — Pistillodie des etamines dans la fleur de Persica vulgaris Müll. (Ref. S. 559.) j
38. Celosia cristata. (Ref. S. 543.)
39. Chrysanthemum inodorum. (Ref. S. 550.)
40. Clarckia elegaus. (Ref. S. 558.) j
41. Cornelius. Androgyner Blüthenstand von Zea Mays. (Ref. S. 546.) j
42. Cugini. Sul mal nero della vite. (Ref. S. 551.) !
43. Cyclamen Atkinsi. (Ref. S. 550.) "
44. Daffodils. (Ref. S. 546.) \
45. Dianthus chinensis L. (Ref. S. 559.) ' '
46. Dianthus chinensis L. var. Darleri. (Ref. S. 559.) ,
47. Dickson, Alexander. On the morphology of the pitcher of Cephalotus follicularis. :
(Ref. S. 545.) '
48. Double Cineraria. (Ref. S. 557.) I
49. — Flowers. (Ref. S. 547.) :
50. - Flowered Apple. (Ref. S. 559.) ' i
51. — Ladies Smock. (Ref. S. 558.) ;
52. — Lapageria. (Ref. S. 557.) i
53. — Lychnis. (Ref. S. 558.) j
54. — Paeouies. (Ref. S. 559.) \
55. — Pelargonium in Small Pits. (Ref. S. 559.)
56. — Primroses. (Ref. S. 558.) '
57. Double Stocks. (Ref. S. 557.) • ;
58. Duchartre, P. Note sur des feuilles ramiferes de Chou. (Ref. S. 555. i
59. — Observations sur des fleurs doubles des Begonius tubereux. (Ref. S. 548.) •
60. — Prolifications de Ceräsier. (Ref. S. 561.) j
61. — Sur une fleur monstreuse de Cheiranthus Cheiri. (Ref. S. 556.) |
34* :
532 Anatomie. Morph, der Phanerog. — Variationen und Bildungaabweicliungen.
62. Durand, L. Sur des petales surnumeraires de Petunia. (Ref. S. 557.)
63. Dutailly, G. Sur une monstruosite du Bryonia dioica. (Ref. S. 545.)
64. Eichler, A. W. lieber die weiblichen Blüthen der Coniferen. (Ref. S. 547.)
65. — Zum Verständüiss der Weinrebe. (Ref. S. 545.)
66. Epigaea repens with double Flowers. (Ref. S. 557.)
67. Erica vulgaris alba nana. (Ref. S. 542.)
68. Gaillardia picta var. Lorenzi. (Ref. S. 550.)
69. — var. Lorenziana. (Ref. S. 550.)
70. Gerard. Abnormal Fuchsia. (Ref. S. 544.)
71. Gibbs, J. Note on abnormal form of Cardamine pratensis L. (Ref. S. 558.)
72. Grapes within Grapes. (Ref. S. 562.)
73. Gravis, A. Les fascies souterraines des Spirees. (Ref. S. 543.)
74. Guigar d, L. Sur polyembryonie chez le quelques Mimosäes. (Ref. S. 562.)
75. Hackel. Zwei Bildungsabweichungen am Pistill von Gräsern. (Ref. S. 547.)
76. Heckel, Ed. Du pilosisme deformant dans quelques vegetaux. (Ref. S. 561.)
77. Hinricher. Beiträge zur Pflanzenteratologie. (Ref. S. 586.)
78. Helianthus annuus var. californica. (Ref. S. 542.)
79. Henslow, G. On a proliferous condition of Verbascum nigrum L. (Ref. S. 561.)
80. Heteromorphous Appel-Tree. . (Ref. S. 562.)
81. Hildebrand, Fr. Umwandlung der Blüthenblätter in Staubgefässe bei Cardamine
pratensis L. (Ref. S. 559.)
82. Hlawa. Herbstblüthen in Croatien. (Ref. S. 561.)
83. Hollick. Abnormal forms. (Ref. S. 539.)
84. Hose in hose Polyanthus. (Ref. S. 558.)
85. Jacobasch. Bemerkenswerthe Pflanzen. (Ref. S. 538.)
86. Kopfsalat, le Pellisier. (Ref. S. 545.)
87. Leimbach, ünregelmässige Blüthen von Leucojum vernum. (Ref. S. 548.)
88. Le Monnier. Duplication de la corolle de la pensee. (Ref. S. 558.)
89. Lemoine. New Double Lilac. (Ref. S. 557.)
90. Magnus, P. Apium graveolens mit sehr zertheilten Blättern. (Ref. S. 544.)
91. — Blattexcrescenzen von Rehsteineria allagophylla (Mart.) Regel. (Ref. S. 544.)
92. — Dahlia variabilis fl. viridi. (Ref. S. 547.)
93. — Niedrige unverzweigte Form von Impatiens glandulifera. (Ref. S. 542.)
94. — Quercus pedunculata mit sehr lang gestielten Inflorescenz.en (Ref. S. 547.)
95. Malformed Iris. (Ref. S. 549.)
96. Malformed Sarracenia. (Ref. S. 556.)
97. Massalongo, C. Mostruosita osservata nel fiore pistillifero del Rumex arifolius L.
(Ref. S. 552.)
98. Melicamp, S. H. Ilex opaca with entire Leaves. (Ref. S. 544.)
99. Melsheimer. Pflanzenmonstrositäten. (Ref. S. 539.)
100. Monster Cowliflowers. (Ref. S. 547.)
101. Monstrous Foxglove. (Ref. S. 550.)
102. Morel Viviand. Note sur quelques cas teratologique de 1' Anemone coronaria
(Ref. S. 551.)
103. Müller, F. Verirrte Blätter. (Ref. S. 544.)
104. Multiple Cones. (Ref. S. 546.)
105. Myosotis silvatica Hoffm. var. elegantisima. (Ref. S. 542.)
106. Narcissus. (Ref. S. 546.)
107. Narcissus tridymus. (Ref. S. 546.)
108. Nigella damascena. (Ref. S. 559.)
109. Petunia violacea. (Ref. S. 542.)
110. Pinus Laricio pygmaea. (Ref. S. 541.)
111. Pinus sylvestris globosa. (Ref. S. 541.)
112. Poinsettia pulcherrima major. (Ref. S. 547.)
Allgemeine Vorbemerkungen, 533
113. Poinsettia pulcherrima plenissima. (Ref. S. 547.)
114. Polyanthus. (Ref. S. 549.)
115. Proliferous double Mignonette. (Ref. S. 560.)
116. Prolification in Foxylove. (Ref. S. 560.)
117. Ranunculus aconitifolius fl. pl. (Ref. S. 559.)
118. Rapin. Carlina acaulis var. pleiocephala. (Ref. S. 547.)
119. Ravenel, H. W. Abnormal Habit of Asclepias amplexicaulis. (Ref. S. 542.)
120. Rabus rosaefolius coronatus. (Ref. S. 559.)
121. Sarracenia. (Ref. S. 545.)
122. Saxifraga virginiensis fl. pl. (Ref. S. 558.)
123. Schlechtendal, H. K. Pflanzenmissbildungen. Die Vergrünung der Blätter von
Daucus Carola L. (Ref. S. 552.)
124. Schlögl, Ludwig. Abnormität von Taraxacum dens leonis und Ranunculus acris.
(Ref. S. 541.)
125. — Fasciation von Taraxacum. (Ref. S. 543.)
126. Schrenk, J. A Silene with pentamerous Ovary. (Ref. S. 556.)
127. Schuch, J. Pflanzenabnormitäten. (Ref. S. 543.)
128. Seadless Pears. (Ref. S. 562.)
129. Silene pendula L. var. compacta. (Ref. S. 542.)
130. Specimens exhibited. (Ref. S. 543.)
131. Spring flowering Form of Colchicum autumnale. (Ref. S. 561.)
132. Stenzel. Pedicularis silvatica mit endständiger Blüthe. (Ref. S. 550.)
133. — Ueber doppelte Blumenkronen bei Linaria vulgaris. (Ref. S. 550.)
134. S uringar, W. S. K. Stasiastische dimerie. (Ref. S. 548.)
135. Tagetes signata pumila. (Ref. S. 542.)
136. The double Petunia. (Ref. S. 557.)
137. Thomas. Teratologische und pathologische Mittheilungen. (Ref. S. 540.)
138. Tripel, M. F. Deux tulipes monstreuses. (Ref. S. 556.)
139. Urban, Ign. Flora von Gross-Lichterfelde und Umgebung. (Ref. S. 538.)
140. Velenosky, J. Ueber die vergrünten Eichen von Alliaria officinalis Andrz. (Ref.
S. 556.)
141. Webb, E. Proliferous inflorescence of Rubus idaeus L. (Ref. S. 561.)
142. Welt er. Mondstrouosite des fruits de Capsicum annuum. (Ref. S. 562.)
143. What is a Fruit. (Ref. S. 562.)
144. Wittmack. Eine Kartoffelstaude mit oberirdischen Knollen. (Ref. S. 543.)
145. — Ueber Zwillingsfrüchte. (Ref. S. 361.)
146. Ziegler, Julius. Vergrünte Blüthen von Tropaeolum majus. (Ref. S. 555.)
I. Allgemeine Vorbemerkungen.
Die Variationen und Bildungsabweichungen erscheinen in den Berichten nicht
gesondert aufgeführt, es wurden erstere unter letztere, die an Zahl vorherrschen, wie es
dem Ref. gerade passend erschien, vertheilt. Abweichungen vom normalen Typus mehr
geringfügiger Natur oder solche, welche man wohl nicht als Monstrositäten bezeichnet, sind
unter den Nummern (16—25, 38, 39, 41, 58, 61—64) zu finden; es sind dies Zwergformen
(16—25), Formen mit hängenden Zweigen (16), mit abweichend gestalteten Blättern (38, 39,
41) und dergleichen. Die Variationen in der Färbung hat Ref. im Verzeichniss ausgelassen,
die meisten derselben werden in den überaus zahlreichen Gartenjournalen angetroffen, von
diesen standen dem Ref. nur ein paar zur Verfügung. Die wichtigeren Anomalien in dieser
Richtung, zumal solche, welche von den Gärtnern in Regel's Gartenflora 1881 und Gardeners'
Chronicle 1881 als Neuheiten gepriesen wurden, sind mit einigen andern in der Fussnote
aufgeführt. ^)
') Vgl. Regel Gartenflora 1881 über Clarkia pulchella Pursh. var. hicolor, Gll'iu bicolor Bth. var. fl.
piolaceis (p. 132—133, Holzschnitt), Funkia ovata Sprgl, yar. marginata (1. c. p. 23 mit Holzschnitt). Daselbst die
534 Anatomie. Morph, der Phanerog. — Variationen und Bildungsabweichungen.
Wie in allen vorhergehenden Jahren beherrscht die Notiz das Terrain, sie ist in
der Anzahl überwiegend, sei es, dass die ganze Veröffentlichung des Fundes oft nur einige
Zeilen in Anspruch nimmt, oder die Publication ist wohl umfangreicher, sie ist aber aus
Notizen und Notizchen zusammengesetzt und nicht genug an dem, unbedeutenden Funde, welche
ein einigermassen Erfahrener in einem Dutzend auf der nächst besten Excursion, wenn er
einen Werth darauf legt, findet, wurden von dem einen oder andern Autor auch wiederholt
zum Druck gebracht. P^igenthümlichen Ansichten begegnet man bisweilen. Ein Autor,
fürwahr ein teratologischer Heisssporn, von dem sich noch vieles erwarten lässt, geht so
weit, das Sammeln von Monstrositäten als Bildungs- beziehungsweise Erziehungsmittel für
Besucher der Mittelschule zu preisen.
Durch wissenschaftliche Behandlung des Gegenstandes gegenüber einer grossen
Anzahl von Veröffentlichungen ist nennenswerth die Arbeit Heiniicher's (2), sie ist auch
die umfangreichste. Es ist selbstverständlich, dass sich unter der Menge des Gebotenen
auch sonst noch interessante Fälle vorfinden, die entsprechend verwerthet wurden. Solche
haben Dicksou, Eichler, Dutailly, Magnus, Hackel, Calloui und Andere publicirt.
Mit Ausnahme einiger von den vier zuerst genannten Autoren publicirten Fälle sind die
Mehrzahl der Bilduugsabweichungen der Vegetationsorgane ohne besonderes morphologisches
Interesse. Die Fälle von D i c k s o n (47) sind Abnormitäten von normal kannenförmig gestalteten
Blättern, welche stufenweise Uebergänge zu flachen Blättern erkennen Hessen; sie sind werth voll
für die morphologische Betrachtung der ascidienförmig gestalteten Blattorgane; Magnus (44)
giebt durch Veröffentlichung eines entsprechenden Falles einen weiteren Beitrag zur Lehre
von den Ueberspreitungen der Blätter; die Fälle von Dutailly (46) und Eich 1er (49)
betreffen Abnormitäten von Ranken einer Cucurbitacee und von Vitis. In beiden Fällen
wird auf die oft erörterte morphologische Deutung der erwähnten Organe neuerdings ein-
gegangen, wobei Dutailly zum Schlüsse kommt, die Ranke der Cucurbitaceen habe Spross-
natur, und Eichler weitere Gründe für die Sympodiumnatur des beblätterten Sprosses von
Vitis beibringt. Die Anomalien der Inflorescenz, und zwar sowohl der Axe der Inflorescenz
wie der Hochblätter, bieten nichts Neues, es handelt sich um wiederholt schon früher mit-
getheilte Fälle. Die Blüthenanomalien sind an Anzahl gegenüber jenen der Vegetations-
organe überwiegend, und unter diesen wieder die Fälle von Petalodie der Stamiuen (2, 82,
88, 96—128, 132, 135). Die Mittheilungen darüber von dem verschiedensten Charakter. An
diese reihen sich hinsichtlich der Anzahl der Fälle die Vergrünungen (2, 3, 5, 7, 84-90»
133, 134), darunter ein paar seltene Fälle complicirt mit Ecblastesis (134) , dann die Meta-
schematismen (2, 9, 67—69, 71, 93, 96). Ueber Pelorieu finden sich vier Mittheilungen vor
(13, 74, 81,88), Durch Seltenheit des Vorkommens bemerkenswerth ein von Calloni (130)
gebrachter Fall von Pistillodie der Stamineen an einer Rosacee, und ein von Hildebrand (129)
beschriebener Fall von Staminodie der Petalen einer Crucifere. Von morphologischem
Interesse sind die Beobachtungen Urban's (1) an einer Carex- Art, welcher Schläuche in
männlichen Aehren auffand, ferner ein von Hackel (66) beobachteter Fall an einer Mais-
pflanze, aus dem erschlossen wird, dass das Pistill der Gramineen -Blüthe eingliedrig sei,
ferner zahlreiche verschiedene Fälle, die sich in Heinricher's (2) oben citirter Abhandlung
finden. Unter den von Borbäs gebrachten Fällen mag noch der Fall von Vergrünung und
Pelorienbildung an Delphinium hier genannt werden. Ein Vertreter (90) der ßlatttheorie
Bemerkung, dass die buutblätterigen Formen der Finikiu Producte japanesischer Gärtnerkunst seien. In Gardeners'
Chronicle 1881, Part I, über Varieiinted Heracleum (1. c. p. 701) (Blätter gigantisch, 2—3 Fuss lang, gescheckt), Hcdeva
Helix marlarensis iHcrieiiata (1. c. p. 118 mit Holzschnitt), Volerinyia Phu aurea (1. c. p. 466), Pltormitim tt'iiax
(1. c. p. 210 subtitulo: Variogatod Plauts), ProVfiroun Kohlralii (1. c. p. 341), wo die Farbenvarietäten des Kraus-
kohles beschrieben werden. , In Gardeners' Chronicle 1881, Part. II, über Verbnscuiii nhjrnm var. albuiii and
otliers (1. c. p. 246, Erwähnung von weissblühendem V. niyriim und Blattaria); über Doublewhite Zonal Pflni-fiouhim
candidhsimiun pleniun (1, c. p. 342, die weisse Farbe dunkelt nicht nach), Catiilpa syriitgaefulia aurea (1. c. p. 374),
hilium aurntinti rulirum luttatinn (1. c. p. 374, Blüthe 11 Zoll im Durchmesser), ferner in beiden Jahrgängen über
betreffende Anomalien von Arer-Aiteo. Im 58. Jahrb. der schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur 1880, Breslau 1881,
eine Zusammenstellung von M. Scholtz über Variationen in der Färbung der Blätter bei Erouijmu.s japonicns.
Im Bull, of the Torrey Bot. Club. Vol. VIII ein Artikel von Britton über White -jruiled MHrheUa repetis
(1. c. p. 111) und von G. M. Wilber über A whitefriiited Btachberry (1. c. p, 129). In Compt. rend. de la seance
du 15. Mars 1881 eine Farbenvariation an Veilchen betreffend. Mittheilung von Viviand Morel unter dem Titel
„ü Q deformation gnr dei fleurs des Violett e»".
Specielle Referate. 535
in der Ovularfrage schrieb wieder über Ovularverbildungen der ÄlUaria ganz im Sinne
Celakovsky's. Von Fruchtanomalien (11, 139—144) sind die interessantesten, obwohl sie
eigentlich nichts Neues bieten, die von Birnen. Einige biologische Anomalien, nämlich das
Blühen zu ungewöhnlicher Zeit und vorzeitiges Keimen der Samen in der Frucht, finden
sich ebenfalls, ohne dass sie besonders hervorgehoben zu werden verdienen. Ref. hat in
dieser Hinsicht nur ein paar exquisite Fälle herausgehoben.
Leider musste Ref. bei mehreren Aufsätzen die Bemerkung beifügen, dass er sie
nicht gesehen hat; bezüglich einiger Origiualarbeiten , die nicht zu Gebote standen, wurde
das Referat im Botanischen Centralblatt benützt. Ausgeschlossen wurden alle Bildungs-
abweichungen, welche von den Autoren als Zoocecidien bezeichnet werden.
II. Specielle Referate*
1. Ign. ürban. Flora von Gross-Lichterfelde und Umgebung. (Abhandl. d. Botan. Vereins
der Provinz Brandenburg XXII, Berlin 1880.)
Die Abhandlung enthält an zahlreichen Stellen Mittheilungen über Variationen und
Bildungsabweichungen der von ihm in der Flora aufgefundenen Pflanzen. Diese sind: Eine
Form von Papaver argemone mit borstenloser Kapsel und kahlen Sepalen. Die Pflanze
wuchs in der Nähe von P. duhium. Papaver Bhoeas mit am Grunde verschmälerter Kapsel.
Eine Zwergform von Papaver duhium mit nur einer Blüthe, deren Narbe 4—6 Narben-
strahlen besass. Myriopliyllum verticillatmn in rein weiblichen Exemplaren. Die Aehrchen-
axen trugen 12 Blüthenquirle und wuchsen dann negativ weiter. In der Achsel der Laub-
blätter der Spindel keine Blüthen. Die Früchte, welche sich aus den weiblichen Blüthen
entwickelten, anscheinend normal, doch nicht in einzelne Theile zerfallend, sondern als Ganzes
abfallend. Anthemis Cotiila: Eine Form mit weiblichen Strahlblütheu. Veronica Toiirne-
fortü Gmel. {V. BuxbaumüJ: Blüthen mit 3—4 Carpiden. War das Gynaeceum 3gliedrig,
so standen 1 Fach hinten, 2 vorne und letztere fielen über die normal fehlenden Staminen.
Veronica agrestis: Blüthen mit 5 Sepalen. Anagallis phoenicea und coerülea: Die violetten
Corollen der erstgenannten Varietät waren aussen mehr röthlich, innen bläulich tingirt, die
der zweiten Varietät waren tiefblau, am Grunde aber purpurn und am Rand dicht drüsig
gewimpert. Juncus capitatus: Spirre stärker verzweigt, unter dem endständigeu Köpfchen
3—6 seitliche gestielte Köpfchen vorhanden. Farbenvariationen der Blüthen von OrcJiis
Morio. Carex disticha: Obere und untere Aehrchen an der Spitze männlich, sonst weiblich,
die mittleren männlich. Carex gracilis: 1. Fast rein männliche Exemplare, nur bei den
unteren Aehrchen kamen Schläuche mit weiblichen Blüthen zu unterst vor. 2. Exemplare
mit Staubblätter tragenden Schläuchen. Bei dieser Form waren auch die vegetativen
Theile etwas abweichend, Stengel schlanker als normal, Laubblätter 7—9 mm breit, unterstes
Tragblatt an der Basis gewöhnlich nicht scheidig. Die 1—2 obersten Aehrchen normal,
häufig weit von einander entfernt, die unteren 3 Aehrchen um das Doppelte schmäler als
normale und auch länger, 8—15, gewöhnlich 10cm lg., gestielt, am Grunde lockerblüthig,
an der Spitze (normal) männUch. Die 3 unteren Aehrchen führten Schläuche ohne Früchte,
dafür waren je 3 Staubblätter vorhanden, Schläuche fast so dick als lang, an der Spitze ein-
gedrückt, in kleine, braune, gefärbte Zähnchen auslaufend. Anthereu aus dem Schlauche
meist hervorragend. Uebergänge zur gewöhnlichen Form mit Früchten beobachtete er
ebenfalls. Die Stellung der Antheren entsprach der der Narben in weiblichen Blüthen.
Diese Stellung spreche für die Ansicht, dass die Careo;- Blüthen durch verschiedene Meta-
morphose homologer Glieder diclin werden, nicht aber durch Abort. Carex panicea mit
8—4 weiblichen Aehrchen, das oberste davon an der Spitze oft männlich, die unteren mit
secundären Aehrchen aus den Schläuchen. Carex rostrata: Weibliche Aehren an der Spitze
männlich. Secundäre Aehrchen aus den unteren Schläuchen der weiblichen Aehrchen an
Exemplaren von einem anderen Standort. Cai-ex spadicea: Endständiges Aehrchen, oben
weiblich. Carex Kochiana DC. hält U. für eine monströse Form der G. spadicea. 'Das
Endährchen an der Spitze oder obere Hälfte weiblich, auch an der Basis nicht selten ver-
einzelte Schläuche. Carex hirta mit secundären Aehrchen aus den unteren Schläuchen der
unteren Aehrchen. Formae polystachiae an Equisetum arvense und palustre.
536 Anatomie. Morph, der Phanerog. — Variationen und Bildungsabweichungen.
2. E. Heinricher. Beiträge zur Pflanzenteratologie. (Sitzungsber. der k. Acad. der Wissensch.
I. Abth. Novemberbeft 1881. Separatabdruck S. 1—83 mit 6 Tafeln.)
In der Einleitung, welche er den speci eilen Untersuchungen voranschickt, spricht
er sich über den niederen Stand der Teratologie aus und erörtert den Werth von Bildungs-
abweichungen für die Morphologie. Er sucht die Mitte einzuhalten zwischen zwei Extremen,
von denen das eine sich in der Ueberschätzung, das andere in der Unterschätzung abnormer
Bildungen für die Entscheidung morphologischer P'ragen ergeht, er ist der Ansicht, dass in
manchen Fällen die Erkenutniss der natürlichen Verwandtschaft der Gewächse durch das
Studium von Abnormitäten gefördert werden kann. Die speciellen Untersuchungen werden
in 11 Abschnitte getheilt. Die Literatur wird gebührend berücksichtigt. Besonderes Augenmerk
widmet er Reihen von Umwandlungen eines Organs in ein anderes, indem er sowohl die
successive Aenderung der Form als der anatomischen Structur genau schildert. Es macht
sich das Bestreben kund, Fälle von abnormer Stellung und Zahl von Blattgebilden nach
den von Schwendener in die Wissenschaft eingeführten Principien der mechanischen Blatt-
stellungslehre möglichst naturgemäss zu erklären. Es wird so viel Detail gebracht, dass
nur die Hervorhebung des Wichtigsten hier Platz finden kann. Seine speciellen Unter-
suchungen betreffen:
Abnorme Blüthen von Digitalis purpurea. Die Verbildungen nehmen gegen
die Spitze im Allgemeinen ab, sie entstanden zur Zeit der ersten Anlage der Blüthen.
Hervorzuheben das Vorkommen überzähliger sepaloider Blättchen ohne fixe Stellung, bisweilen
als 2. Kreis, deren Deutung bleibt zweifelhaft. Die Krone zeigt verschiedene Unregel-
mässigkeiten der Ausbildung. Staminen häufig deformirt, selbst die, welche ihre Natur
beibehalten haben, zeigen Unregelmässigkeiten der Ausbildung. Häufig mehr oder minder
vollständige oder unvollständige Pistillodie der Staminen, Anwachsung der Staminen an die
Carpiden, wodurch eigenthümliche Monstra hervorgehen. Vermehrung der Zahl der Frucht-
knotenfächer, bedingt durch Theilnahme deformirter Staminen. Ovula an petaloiden Lappen.
Genaue Beschreibungen der Deformation verschiedener Blüthen, darunter befinden sich solche,
welche tiefer und höher an der Inflorescenzaxe stehen. Eingehend werden geschildert die
Staminen in ihrer Umbildung zu carpidartigen Organen nach den verschiedenen Stufen der
Umbildung. Anführung von Fällen von Pistillodie, die sich in der Literatur vorfinden.
Die Umbildungen der Ovula werden einer Besprechung unterzogen.
Bildungsabweichuugen an Blüthen von Aquilegia vulgaris. Umwandlung
der Staubblätter in gespornte Petalen fand auf einem Stocke statt. Die Untersuchungen
führten ihn zu dem Resultat, dass die Auffassung von de Candolle und Masters, der zufolge
der Sporn aus jenem Staubblatttheil hervorgehen soll, der die Pollensäcke trägt, unrichtig
ist. Nach H. wird der Hanpttheil des Sporns in Folge eines eigenthümlichen Wachsthums
des Connectivs gebildet. Au der Bildung eines kleinen Theils des Sporns, nämlich des hinteren
Randes desselben betheiligt sich ein spitzer Zipfel, der sich auch an normalen Staminen
findet. Das Filament verkürzt und verbreitert sich. Es werden die Abnormitäten zweier
anderer Stöcke beschrieben. Er fand auf einem eine Blüthe, deren Sepalen- und Petalenkreis
Sgliedrig war. Bei einem zweiten Stocke fand Neigung zur Diclinie statt, indem die Staminen
nicht zur Ausbildung kamen, statt derselben kleine kahn- oder löfi'elförmige Schüppchen
auftraten. An diesen Blüthen zeigten sich 2 Fünferkreise von Carpiden.
Vergraute Blüthen von Delphinium intermedium. Blüthen ohne Sporne,
Sepalen vergrössert, grüne Blättchen darstellend, Petalen gleich oder die mittleren grösser.
Staminen 30 in Anzahl, am wenigsten verändert. In der Thekawandung fehlt in den ent-
sprechenden Zellen die fibröse Verdickung. Statt der Carpiden 4—5 Blättchen mit vertiefter
ausgehöhlter Basis. In anderen Inflorescenzen hoher Grad der Verbildung mit Ecblasteris.
Hemmungsbildungen der Anemone pratensis. Hochblätter vermehrt (bis 30).
Blüthen gefüllt durch Chorisis und Petalodie der Staminen, die veränderten Staminen ungetheilt,
die äusseren Carpiden ohne Ovula, die nächst folgenden mit Ovulum. Zwischen dem Involucrum
und den Blüthenblättern ein luternodiura von 4 mm. Einige Male sah H. zwei Hochblatt-
krausen.
Metaschematische Blüthe von Aconitum Lycoctonum. Die Sepalen mit
Specielle Referate. 537
Neigung zur Haubenbildung. Verschiebung des 5. Sepalum in den inneren Kreis. Der Fall
betraf seitliche Blüthcn. Er spricht für die Schwondener'sche Bhittstellungslehro.
Metaschematische Irisblütheu. Irisaurea: Eine vollkommen tetramere Blütho,
eine mit Ausnahme des Sgliedrigen Staminalkreises tetramere Bliithe, eine pentamer ausgebildete
Blüthc, bei welcher ein Sepalum seitlich dedoublirt war, und eine andere pentamere Blütlie,
wo aber ein Stamen als Staminodium ausgebildet war, wurden beobachtet. Iris Monnierii:
Blüthe tetramer. Tris germanica: Die ersten 3 Kreise trimer, 4 Narben, eine davon stellt
ein Glied des inneren Staubblattkreises dar, Fruchtknoten 3 fächerig. Iris pallida: In einer
Blüthe alle Kreise 4gliedrig mit Ausnahme des Petalenkreises, der durch 1 Glied nur ersetzt
war. Sie bestand aus 8 einander opponirten Kreisen. Eine Blüthe war trimer gebaut und
bestand aus 3 einander opponirten Kreisen, in beiden Fällen von je einem Petalum, respective
2 Gliedern (1 Petalum und 1 Stamen) abgesehen. Ein Glied des inneren Staubblattkreises
war ein Staminodium. In einer Blüthe Sepalen, Petalen, Staminen des äusseren Kreises
in Einzahl, 2 gut entwickelte Glieder des inneren Staminalkreises, 5 Narben, jede ein Staubblatt
deckend, ein äusserer Kreis opponirt dem äusseren Kreis der Staminen, 2 im inneren Kreis
gestellte opponiren den 2 Staminen des inneren Kreises.
Blüthe von Aconitum mit nur einem Honigbehälter. Der Kelch ist normal
gebildet. Der zweite Sporn fehlt ganz und ist als Rudiment mit einem Sepalum, dem hinteren
(entwickelungsgeschichtlich letztem des Quincunx), verwachsen, das sich als dessen Schwiele
oder wulstiger Rand mit schwacher Ausbuchtung zu erkennen giebt. Die Missbildung dürfte
durcli Vorauseilen des einen Petalum und dadurch bedingte Zurücksetzung des anderen
entstanden sein.
Metaschematische Blütben von Delphinium Consolida. Anführung der
Ansichten über die Deutung der einspornigen Blüthen. Die von H. untersuchten Blüthen
hatten normalen Kelch mit Bildung des gewöhnlichen Sporns. In dem Petalen zeigte sich
das Streben nach Actiu'omorphie, indem bis 3 Petalen mit ziemlich entwickelten Spornen
vorgefunden wurden. Erläuterung der Modificationen in der Umbildung voq ungespornten
zu gespornten Petalen. Nach H. repräsentirt das gespornte Petalum ein einfaches. Er
folgert dies aus der Uebereinstimmung in Form des normalen spornartigen P. mit der der
überzähligen, sowie aus dem anatomischen Bau und dem Verlauf der Längsnerven. Eiu
Argument dafür ist ferner das Stellungsverhältniss der in den Blüthen vorgefundenen Petalen,
das dem Divergenzwinkel % entspricht. Er hält den Typus der Gruppe der Consolida
(1 Petalum, Staubbätter in Füuferzeilen) als einen von der Gruppe DelpJiinellum abgeleiteten
und erklärt das gelegentliche Erscheinen von 8 Staubblattreihen und vermehrten Petalen
als eine Rückschlagsbildung. Abweichende Fälle, wie deren scheinbares Alterniren der
Petalen mit den Sepalen dürften aus mechanischen Gründen entstanden sein. Die Rossmann'-
schen Fälle werden einer Besprechung unterzogen und anders gedeutet.
Vergrüute Blüthen von Hyoscyamus orientalis. Blüthen reich gefüllt. Nach
einem scheinbar 6gliedrigen Cyclus folgen successive an Grösse abnehmend 30 ähnliche Blättchen,
dann kommen solche mit Thekenrudimeuten (mit 5—6 Theken), keine Carpiden, dafür isolirte
Blättchen, 50 in Anzahl, die an Grösse abnehmen. Die Staubblattrudimente werden näher unter-
sucht. Es handelte sich darum, die Folge zu ermitteln, in welcher die Staubfächer eingezogen
werden und wie die charakteristischen Gewebe schwinden, so wie um die Form der rück-
gebildeten Antheren. Er fand, dass das Filament sich allmählig verbreitert und in den
Antherentheil übergeht. Die Anthere gewinnt an Breite. Sind alle 4 Loculamente vorhanden,
so liegen sie auf der Oberseite, die Rückbildung beginnt von unten nach oben oder gleich-
zeitig von oben nach der Mitte. An Stelle der Loculamente treten einfache Emergenzen , die
zunächst auch eine Höhlung enthalten, endlich fehlt die Höhlenbildung, die Emergenz besteht
aus schwammigem Parenchym. Oefters fanden sich vor fibröse Zellen, die schliesslich auch
ausbleiben. Die äusseren Loculamente bleiben länger erhalten als die inneren,
Dimere Blüthe von Lilium Martagon. Sie war die höchste unter der Gipfel-
blüthe, ihr Stiel war mit der Inflorescenzachse verwachsen, die beiden obersten Blüthen
schienen einen gemeinschaftlichen Stiel zu besitzen. Als Ursache der Dimerie sieht H. den
Druck an, welchen der Blüthenstiel der Gipfelblüthe in Folge der Verwachsung mit dem
538 Anatomie. Morph, der Phanerog. — Variationen und Bildungsabweichungen.
Blüthenstiel der dimeren Blüthe auf die Anlagehöcker der letzteren Blüthe ausgeübt hat.
Der Anlagehöcker wurde dadurch abgeplattet und der Querschnitt zur Anlage trimerer
Kreise zu klein.
lieber vergrünte Blüthen bei Torilis Anthriscus Gmeliu fil. und die
Bedeutung der doppelspreitig vergrünten Staubblätter. Im Eingänge werden die
von den Autoreu beobachteten Palle von Vorkommen doppelspreitiger Antheren besprochen, dann
schildert er den Befund bei den von ihm untersuchten vergrünten Blüthen. In denselben
die Kelchblätter vergrössert, die Fetalen verkehrt herzförmig, behaart, vergrünt oder in
in einer weiter gediehenen Stufe mehr laubartig, verkehrt eiförmig. Staubblätter der höheren
Dolden im Allgemeinen mehr vergrüut als in den unteren. Carpiden stets vergrünt, ungetheilt,
ohne Samenknospen, kein Fruchtknoten. Ausser pentameren fanden sich auch tetramere Blüthen
vor. Die Uebergangsstufen von vergrüuten Stamineu zu normalen werden eingehend beschrieben.
Das eine Extrem bildeten flache einspreitige 3 lappige, einem Laubblatte am meisten gleichende
Blätter, deren Rand aufgedunsen und mit einem Nerven versehen war. Daran schlössen sich
Formen mit in der Mitte scharf abgesetztem Randwulste. Weiter fand er Staminen, wo die
ßlattspreite ein einfaches eiförmiges zugespitztes Blättchen in der Mittellinie trug, Fälle
mit grösserer secundärer Spreite und so fort. Es schliessen sich dann Formen an, wo die
secundäre Spreite als einfaches Läppchen bis an die Spitze der unteren Spreite reicht und
der Rand der vorderen Spreite in den der hinteren übergeht. Wulstähnliche Gestaltung der
4 Flügel in weiterer P'olge. Endlich tritt die Anthereuform auf. Eine Lage langgestreckter
Zellen mit derben Wandungen erscheint als Aequivalent der fibrösen Zellen (in normalen
Antheren). Fälle mit deutlich entwickelten Theken. Als zweites Extrem erscheinen dann normale
Antheren. Vergleichend werden Fälle von Emersioneu au Laubblättern und Fetalen besprochen.
H. betrachtet die Ueberspreituug an vergrünten Antheren für Bildungen, welche die mittleren
Loculamente vertreten, doch hat man sich in solchen deformirten Staminen nicht das Urblatt
eines Stamens vorzustellen, aus welcher eine Anthera didyma einst entstanden sei. Fälle
von Ueberspreitungen sind nach IL nur solche unvollständiger Vergrünung, der pathologische
Process machte sich geltend zu einer Zeit, wo in den Staubblättern die Pollensäcke in Bildung
begriffen waren. Dasselbe gelte für doppelspreitige Fetalen, die durch petaloide Verwandlung
von Staubgefässen entstanden seien. H. sieht in den Antherenloculamenten nicht Bildungs-
producte ganzer Blattspreiten, sondern einfache Emergenzen, die er homolog einer ganzen
Eichenreihe ansieht. In diesem Sinne seien bedeutungsvolle von Eugler au Sempervivum
teetortmi beobachtete Mittelformen zwischen Stamen und Carpiden, wo ein und dasselbe
Gebilde an der Spitze 4 Folienfächer und unten beiderseits je 2, Eichen tragende Lamellen
trug. Auf vorgerückteren Stufen verschwanden die Foliensäcke, an ihren Stellen traten 4
mit Eichen besetzte Flügelleisten auf.
3. Jacobasch. Bemerkenswerthe Pflanzen. (Botan. Verein der Provinz Brandenburg.
Sitzung vom 30. September 1881, S. 56.)
Unter anderen Funden werden erwähnt ein Senecio Jacobaea mit fast weissem Strahl,
vergrüute Matricaria inodora, deren Blüthenkörbchen von sehr ausgebildeten dichtschopfig
stehenden Laubblättern von gelbgrüuer Färbung umgeben waren, Campanula rapunculoides
mit graugrünen gekräuselten Blättern und allen Stadien der Vergrünung, einige Blüthen
mit entwickelter Blumenkrone audere mit fehlender Corolle und ins Freie ragenden Staminen
und Carpiden, wieder andere hatten einen bis auf die Basis getheilten Kelch mit lineal
pfriemlichen Zipfeln; in einem weiter gediehenen Zustande der Veränderung drängte
sich aus dem Kelch ein Knäuel graugrüner krauser Blättchen hervor, endlich zeigte sich
statt der Blüthe ein beblätterter Zweig besetzt mit solchen krausen Köpfchen, wodurch die
Pflanze rispenartig verzweigt erschien. Diese Vorbildungen bei Campanula rapunculoides
wurden, was aber J. nicht bemerkte, von einem Phytoptus verursacht.
4. Borbäs. Abnormitäten. (Oesterreich. Bot. Zeitschrift 1881, S. 272.)
In einer Correspondeuz erwähnt B., dass er Sgliedrige Laubblätterwirtel an Inula
salicina, Boripa amphibia und Dianthus pungens Gren. et Godr. var. heterolepis Borb. und
Dianthus Bequieni gesehen. An letzterer Species war die Blattscheide offen, zwei Blätter
des 3gliedrigen Wirteis gleich gross, das dritte zweimal kürzer. An Valeriana officinalis
Specielle Referate. 539
beobachtete er öfters wechselständige Blätter, desgleichen an Veronica splcata vur. uUerni-
folia. Au monströsen GalantJms-Blüihen war6n zwei untere Perigonblätter des inneren Kreises
an die abwärts gekehrte Seite in der Form genähert den äusseren Perigonblättern, das vor
dem dritten Perigonblatt des inneren Kreises stehende Stamin war verdickt, an der Basis der
linken Seite mit einem weissen Anhängsel versehen. An der Basis dieses Anhängsels ein
Fortsatz. Ein anderes Staubgefäss, das vor dem unteren iPerigonblatte des äusseren Kreisens
stand, stellte ein halbes Stamen und ein halbes Perigonblatt des inneren Kreises dar; vor
demselben ein kleines Anhängsel. Diese Blüthe war hinsichtlich des Perigons zygomorph
ausgebildet, hinsichtlich des Androeceums aber uuregelmässig, sie besass vier normal ausgebil-
dete Staminen. Auch fand er ausser anderen Anomalien bei Galanthus eine Blüthe, wo alle
Perigonblätter die Form der Blätter des inneren Kreises angenommen hatten, jedoch waren
sie mehr verlängert.
5. Melsheimer. Pflanzenmoostrositäten. (Verhandlungen d. Naturhistorischen Vereins d.
preuss. Rheinlande und Westfalens. 38. Jahrg. II. Hälfte. Bonn 1881. Cor.-Bl. S. 175.)
Beobachtete Abnormitäten bei Trifolium repens, Campanula rapunculoides , Silene
inflata und Allium üepa. Trifolium repens: Blüthenstielcheu verlängert, bis 9 mm lang,
Kelchröhre ebenfalls verlängert, Kelchzähne blattartig verbreitet, die zwei oberen verkehrt
länglich herzförmig, 5 mm lang, 3 mm breit, beiderseits 4 -7 zähnig, Fahne, Flügel und Kiel
klein, eiförmig, vergrünt, Staubgefässe verkümmert. Campanula rapunculoides: Abnormität in
zwei Formen auftretend. Blumenkrone fehlend, Staubgefäss 5 mm lang, 2 mm breit, den Sepalen
gleichend, Pistill 2 mm dick, in 5—7 schneckenförmig zurückgewuudene 5 mm lange, unten
V2 mm breite Zipfel auslaufend. Bei der zweiten Form bildete die Blüthe eine Rosette von
12—18 lanzettlichen grünen, 5mm langen, in der Mitte 1.5mm breiten borstlich behaarten
Blättern. (Beide Abnormitäten ohne Zweifel durch Phytoptus veranlasst. Ref.)
Silene inflata. Kleinere Kelche bis zur Basis, grössere bis zur Mitte gespalten sammt
der Blumenkrone und den Staubgefässen vergrünt. Mediane Prolificationen sah hier M.
ebenfalls.
Alliutn Cepa: Sprossung der Zwiebel während des Winters. Das Gebilde gewährt in
frischem Zustande den Anblick von „vier übereinander gestellten weissen Lilien", indem durch
die Sprossung die ringförmigen Gefässschichten auseinander gerissen und in ungleichen Inter-
nodien um die Spindel gestellt wurden.
6. Ansorge. Schlesische Nova. (58. Jahresbericht d. Schlesisch. Gesellschaft f. vaterlän-
dische Cultur 1880. Breslau 1881, S. 186-188.)
Sammelte einen Scirpus lacustris mit zusammengezogene Spirve, eine Farsetia incana
mit schwach fasciirtem Stengel. Coronilla varia mit Durchwaichsung der Dolde, ein Taraxacum
officinale , an dessen Schaft 5 mm unter dem Kopfe ein zweiter Schaft mit entwickeltem
Kopfe entsprang, ein Hieracium Pilosella, bei dem zwei Schäfte vom Grunde bis zu den
Köpfen verwachsen waren, eine proliferirende Form von Scahiosa ochroleuca. Auf S. 159
der genannten Gesellschaftsschrift wird bemerkt, dass er zwei Fuchsienblüthen mit eigenthüm-
lichen löffelartigen Auswüchsen vorlegte.
7. HoUick. Abnormal forms. (Bull, of the Torrey Bot. Club. Vol. VIH No. 5. [May 1881,
p. 66.] Abdruck des Sitzungsberichtes im Bot. Centralblatt, Bd. VII, p. 93.)
Ihalictrum anemonoides mit grünen Sepalen, Narcissus pocticus mit theilweiser
Staminodie der Perigonialblätter, Carya porctna mit gedrehten Früchten, Castanea vesca var.
americana mit Früchten länger als im normalen Zustande und mit dichtem P'ilze bedeckt,
Lysimacliia grandiflora mit 3-, 5-, 6 gliedrigen Laubblattwirteln und mit alternirenden Blättern.
In demselben Sitzungsberichte wird angeführt, dass Herr Bicknell Botrychium maticariaefolium
fand, wo sich Sporangien auch auf den sonst sterilen Segmenten zeigten und wo die fertilen
Abschnitte eigenthümlich verzweigt waren.
8. V. Borbäs. A növenyteratologia a Rözepiskoläban. Die Pflaozen-Teratologie in der
Mittelschale. (Ar orvz. Röcept. tauüregyesület Könlonge. XIV. Jahrg. Budapest 1881,
p. 567-574 [Ungarisch].}
B. plaidirt in diesem Aufsatze dafür, dass die Jugend der Mittelschule für die
teratologischen Erscheinungen interessirt gemacht werde, Er zeigt zugleich vor: Primulq
540 Anatomie. Morph, der Phanerog. — Variationen und Bildungsabweichungen.
inflata mit dreispaltigem Fruchtknoten und infolgedessen mit drei Griffeln, an einem der
letzteren die Narbe; überhaupt beobachtete er, dass die Zahl der Zähne, mit denen sich
die reife Kapsel der Primulaceen öffnet, sehr variirt; ferner eine hexamere Primula inflata.
— Galanthus nivalis: zwei Perigonblätter des inneren Kreises nähern sich der Gestalt der
Perigonblätter des äusseren Kreises ; ferner die äusseren von der Gestalt der inneren u. s. w.
— Gartentulpe mit kegelförmiger Blüthenaxe, kleinen sterilen Fruchtknoten und 8 Staub-
blättern. — Braba lasiocarpa und Capsella Bursa pastoris : Blüthentraube durch ein Blatt
unterbrochen. — Bei Eptlobium, Veronica und Syringa vulgaris veränderliche Battstellung.
Lamium alhum: Stengelinternodien mit 16 Kanten u. s. w. An einem Aestchen von Corylus
Avellana sind 15 Kätzchen in eine Gruppe zusammenzogen; eigentlich bilden sie fünf drei-
gliederige Kreise. Staub.
9. Thomas. Teratologische und pathologische Mittheilungen. (Irmischia 1881, S. 36—37,
Separatabdruck.)
Caruel hatte eine Zusammenstellung jener Species gegeben, welche auf teratologische
oder pathologische Befunde irrthümlich gegründet wurden. (Siehe Just Jahresber. VIII,
I. Abth., S. 209.) Diesem Verzeichniss fügt Th. noch 2 andere bei Caruel nicht erwähnte
Arten hinzu. Es sind dies Convallaria bracteata Thm., die nichts anders ist als ein Pohj-
gonatum muUiflorum, deren Blüthenstiele als 1—2 Blätter tragende Aestchen ausgebildet
sind, und Vaucheria saccuUfera Ktz., die nach Magnus eine F. geminata darstellt, die mit
durch ein Räderthier verursachten Gallen behaftet ist. Schliesslich erwähnt Th. noch eine
Zwangsdrehung, welche er an Valeriana officinalis beobachtet hat.
10. V. Borbäs. Az ikergyomöhsröl. Von der Zwillingsfracht. (Orsz, közept. tamareygesulet
Közlönye, XIV. Jahrg., Budapest 1881, p. 286-292. Földmivelese Erdekeink, IX. Jahrg.,
Budapest 1881, p. 99—100 [Ungarisch].)
Nach einer Einleitung, in der der Verf. die verschiedenen Ansichten über das
Syncarpium darlegt, bespricht er einzelne von ihm beobachtete Fälle. Bei Fragaria vesca
(aus Slavonien) trug ein Stiel zwei Früchte, die von einem gemeinsamen doppelzähligen
Kelch umgeben waren. — Doppelfrucht bei Carex riparia, wovon aber eine steril. —
Doppelter Lederapfel. — Hyoscyamus niger mit zwei vollständigen aber kleinen Früchten
in gemeinsamem Kelch. — Zwillingsblüthenstände bei Typha latifölia (Nagy Enysd); ebenso
bei T. SJmttleworthii , aber der Stiel war gespalten, ebenso bei Ällium vineale (Bireser
Comitat). Die Nebenzwiebeln dieser Pflanze begannen am getrockneten Exemplare zu keimen;
ferner Allium Scorodoprasum. — Bei Viola elatior war das eine Nebenblatt mit seinem
unteren Drittel an den Blattstiel gewachsen; ebenso beide Nebenblätter bei Viola pumila
Chaix f. suhserrata, die selbst mit der Blattfläche zusammenwuchsen. Staub.
II. V. Borbäs. Abnormitäten. (Sitzungsb. im Termeszettudomäuyi Közlöny, XIII. Bd.,
Budapest 1881, p. 227 [Ungarisch].)
Verf. zeigt Bliithensprossung bei Linaria vulgaris; Apophysis bei Cytisus nigricans,
Veronica orchidea, Genista elatior, Picris hierucioides und Galanthus nivalis in drei Stadien
der Umwandlung. Staub.
12. V. Borbäs. Fflanzenanomalien. (Sitzungsb. im Termeszettud. Közlöny. Budapest 1881,
XIII. Bd., p. 478 [Ungarisch].)
B. zeigt vor Pelargonium und Martynia mit drei Cotyledonen; den männlichen
Blüthenstaud von Zea Mays L. mit einem kleinen weisslichen Blüthenkolben; ferner viel-
kolbigen Mais. Staub.
13. Bail. Vortrag. (Bericht über die 4. Versammlung des Westpr, Botanisch - Zoolog.
Vereins zu Elbing. Sitzung am 7. Juni 1881. Schrift, d. Naturf. Ges, zu Danzig, n. F.,
Bd. V, Heft 3, S. 8 -9.)
Beschreibt im Anhange eine monströse Form von Papaver BJioeas und eine Pelorie
von einer Hybride der Calceolaria crenatiflora Cav. und C. hybrida fruticosa f. subfruticosa
Jiortorum.
Papaver BJioeas trug fast an jedem Aste 1—2 Nebenköpfchen; die verschrumpften
Kelchblätter der Hauptblume ausserhalb der kleineren Köpfe meist erhalten. In einer
geschlossenen Knospe fand sich in den Achseln beider Sepalen je eine vollständige Knospe
Specielle Referate. 54 1
vor. Die kleinen Köpfchen waren daruacb Axillarproducte der Sepalen. Das Exemplar der
Calceolaria besass mehr als 100 Blütheu. Unter diesen fanden sich alle Uebergänge vor
von normalen Blüthen bis zu den ganz regelmässig ausgebildeten, welche eine elliptische^
beiderseits röhrenförmig verengte Corolle enthielten. Staubgefässe fehlten in letzterer, des-
gleichen meist in Uebergangsformen. B. schildert näher die Anfänge der Umbildung und
bemerkt, dass den vorliegenden ähnlicher Pelorien an Calceolaria rugosa und crcnatiflora
früher beobachtet wurden.
14. Ludwig Schlögl. Abnormität von Taraxacum deos leonis und Rannnculus acris.
(Oesterr. Bot. Zeitschrift 1881, S. 239.)
Der Schaft eines abgeblühten Köpfchens von Taraxacum trug ein 4.5 cm langes
und 2.5 cm breites, tief eingebuchtetes Laubblatt. 2 cm über der Insertion dieses Laubblattes
entsprang ein Köpfchen mit entfalteten Blüthen. Das Exemplar von Banunculus acris
hatte einen bis auf 17 mm verbreiterten Stengel, der sich in einer Höhe von 27 cm verästelte
und daselbst mit kurz gestielten kleinen Blüthen und kleinen Blättern besetzt war.
15. L. Beissner. Verschiedene Bemerkungen über Coniferen. (Regel's Gartenüora 1881,
S. 299-303.)
Zuerst wird hervorgehoben, dass bei Cupressineen seitliche Triebe der ersten Ent-
wickelung, welche bekanntlich mit linienförmigen Blättern besetzt sind, sich als Stecklinge
leichter bewurzeln, als ausgebildete Zweige mit schuppenförmigen Blättern. Dies gelte auch
nach Hochstetter für Pflanzen, die sonst aus Stecklingen schwer zu ziehen sind. Retino-
sporen lassen sich leicht aus Stecklingen erziehen, sie stammen nach B. von Chamaecyparis,
TJmja und Biota ab. Biota Orientalis maldensis, welche die Merkmale einer jugendlichen
Form hat, und B. orientalis decussata kann man leichter durch Stecklinge fortpflanzen
als die gewöhnlichen Biota. Cryptomeria elegans eine jugendliche Stecklingspflanze, mithin
Gartenzwergform von G. japonica. Cryptotneria japonica pygmaea, pungens in Japan
beliebte Monstrositäten. Thvjopsis laetovirens jugendliche Stecklingspflanze von Th. dola-
brata. — Aussaaten von Biota orientalis compacta geben zum grössten Theil Pflanzen, die
den rundlichen buschigen Habitus bewahren. Bei Aussaaten vererbt sich leichter der Habitus
als die Färbung. So beispielsweise bei Biota orientalis aurea. Thvjopsis occidentalis
Wareana pflanzt sich oft erst durch Samen fort. Thujopsis occidentalis fastigiata liefert
bei Aussaaten ziemlich günstige Erfolge. Bei Cupressus torulosa glauca, viridis t. Corneyana,
welche lange hängende Zweige besitzt, C. t. majolica, eine stark zwergige Form, könne
auf „echte Fortpflanzung" nicht gerechnet werden. Cupressus pendula l'Herit., Coidteri
Forh, Benthami Endl. bewahren oft ihre Eigeuthümlichkeiten bei Aussaaten, gehen aber auch
oft in einander über. — Glyptostrobus heterophyllus Endl. {Taxodium sinense Forb.) sei
eine Zwergform von Taxodium distichum Rieh. Diese Pflanze geht in T. sinense über.
Von Taxodium distichum seien Formen mit verlängerten Zweigen (T. d. denudatum), mit
hängenden Zweigen (T. d. intermedium) erzogen worden. Taxodium sinense Sweet und
T. sinense pendulum seien Aussaaten vor vielen Jahren entstandener Zwergformen von T,
distichum. Bei guter Cultur gehe (in Angers beobachtete) T. sinense in die Höhe und
gleiche T. distichum, andere Pflanzen gehen in Glyptostrobus heterophyllus über. Auch
von Sciadopytis verticillata kenne man Zwergformen. Verf. erwähnt, dass Tsuga Sieboldi,
T. Sieboldi nana japanische Gartenzwergformen von T. canadensis seien, auch in Europa
seien Zwergformen von T. canadensis erzogen worden. — Thujopsis Standishi Grd. sei
nichts anderes als Thuja Menziesii Dougl. Er stimmt aber Carriere nicht bei, nach welchem
Tliuja plicata Donn und Th. Menziesii Dougl. nur Formen der Th. occidentalis seien.
16. Pinus Laricio pygmaea. (The Gardeners' Chronicle 1881, Part I, p. 51.)
Die in New Gardens gezogenen Exemplare bildeten einen compacten dichten Busch
von 5 Fuss Höhe, mit viel kürzeren Blättern als im normalen Zustande. Zwergformen dieser
Art erreichen bisweilen nur die Höhe von 3—4 Fuss wie in Knight und Perrys „Synopsis
of the Coniferons Grown in Great Britain" angegeben ist.
17. Pinus sylvestris globosa. (The Gardeners' Chronicle 1831, Part I, p. 50.)
Ein runder compacter Busch mit Blättern, welche nur halb so lang sind als bei
der normalen Form.
542 Anatomie. Morph, der Phanerog. — Variationen und Bildungsabweichungen.
18. P. Magnns. Niedrige nnverzweigte Form von Impatiens glandnlifera Royle. (Ver-
handlungen des Bot. Vereins der Provinz Brandenburg. 29. October 1881, S. XXX.)
Auf der Pfaueninsel säet sich J. glandulifera jährlich massenhaft an. Hofgärtner
Reuter beobachtete daselbst ein Exemplar mit 1^2 Fuss langer Hauptaxe, nahe über einander
stehenden Blattpaaren und kurz gestielten Blüthenständen, Das Exemplar ähnlich einer
Impatiens Balsamina. Bei der Aussaat erwies sich diese Zwergform völlig constant.
19. Helianthos annuus var. californica. (Regeis' Gartenflora 1881, p. 312 mit Holzschnitt.)
Von der schon im letzten Jahrhundert in Europa häufig kultivirten Pflanze hat man
in neuerer Zeit eine Menge verschiedener Formen erzogen, Bemerkenswerth var. macrophylla
gigantea, welche im warmen Klima bis 15 Fuss hoch werden soll, und var. nana, die nur
3 Fuss hoch wird. Es giebt Abarten mit Fol. aureo-variegatis mit röhrigen verlängerten,
mit bandförmigen Seitenblumen. Die var. globosa fistulosa erzogen von Haage und Schmidt
soll die schönste sein. Bei dieser alle Blüthen lang und röhrig. Bei der var. californica
sind alle Blüthen bandförmig.
20. Erica valgaris alba nana. (The Gardeners' Chronicle 1881, Part H, p. 242.)
Eine bei Chiswick im wilden Zustande aufgefundene Zwergform. Es giebt auch
Formen mit gelben Blättern, „vulgaris aurea".
21. Petunia violacea. (Regel's Gartenflora 1881, S. 183, Holzschn.j
Der Bastard zwischen Petunia nyctaginiflora Lindl. und Salpiglossis integrifolia
Hook, ist die Stammform der unter dem Namen Petunia hybrida in Gärten cultivirten Petunia.
Haage und Schmidt in Erfurt haben eine Zwergform davon unter dem Namen „P. hybrida
compacta nana multiflora" gezogen.
22. Myosotis sylvatica Hoffm. var. elegantissima. (Regel's Gartenflora 1881, S, 2—3.
Taf. 1033.)
Eine von Haage und Schmidt gezogene Form von dichtem buschigem Wuchs, mit
schön himmelblauen Blumen und weissem Auge oder auch blassrosarothen und weissen Blumen.
In der Cultur 2 jährig, auf den Alpen perennirend. Sie bleiben bei der Aussaat ziemlich
constant, vorausgesetzt, dass sie nicht zwischen anderen Abarten stehen; am constantesten
die niedrig bleibende Form mit azurblauen Blumen.
23. Silene pendula L. var. compacta. (Regel's Gartenflora 1881, S. 154, Holzschnitt.)
Eine einfach blühende Form mit dichtem Wüchse.
24. Tagetes signata pnmila. (Regel's Gartenflora 1881, S. 182, 1 Holzschnitt.)
Eine V2— ^/i Fuss hohe Zwergform von dichtem Wuchs, zur Blüthezeit bedeckt mit
dicht stehendem goldgelben Capitulis. Die Stammart erreicht 2—3 Fuss Höhe und bildet
dichte Büsche.
25. H. W. Ravenel. Abnormal Habit of Asclepias amplexicaalis. (Bull. Torrey bot. Club.
Vol. VIII, 1881, No. 8, p. 87-88.)
Nicht gesehen.
26. V. Borbäs. Agatlan növenyreszek kiveteles elägazäs äröl. (Termeszettud. Közlöny.
Budapest 1881. XIII. Bd., p. 223—225 Lüngarisch].)
27. V. V. Borbäs. Verzweigung gewöhnlich anverzweigter Pflanzentheile. (üebersetzung
des zuvor angeführten ungarisch geschriebenen Aufsatzes in Bot. Ztg. 1881, Cp. 450—453.)
Beschreibt einen seltenen Fall von Verzweigung des Halms einer Graminee, nämlich
von Bromus moUis. In der Nähe des dritten Internodiums, von der Basis an gerechnet,
fand Gabelspaltung statt, wovon der eine Ast in eine Rispe endigte und nach B. die Ver-
längerung der Hauptaxe darstellte, der andere war ein Laubspross. Der rispentragende
Gabelast trug 1 mm ober der Gabelung ein scheidenloses Blatt ohne Ligula, die untere Partie
desselben von starker Consistenz, der obere Theil mit zwei grünen Seiten und weisslicher,
membranöser Mitte. Auf dieses Blatt kam ein normales Blatt mit Scheide, das folgende
letzte Stengelglied trug die Rispe. An der Ursprungsstelle der zwei untersten Rispenäste
ein 11 — 12 mm langes Blatt befindlich, ohne Scheide und Ligula, an der Basis ausgebreitet.
An der oberen Verzweigung der Rispe an zwei Stellen je ein Schüppchen an der Basis de8
Astes. Die anderen Fälle waren: Änthoxanthum odoratum mit einer an die von Dactylis
glomerata erinnernden Inflorescenz, die aus drei ährenförmig zusammengezogenen Rispen
Specielle Referate. 543
bestand. Am untersten Rispenast 25 mm abwärts ein abnormer Knoten und daselbst ein
1 mm breites Häutchen bemerkbar, das entlang der ganzen Länge des Internodiums aufwärts
als einseitiger Flügel sieb fortsetzte. Linaria simria forma ramiflora hatte verzweigte
untere Blüthenstiele, welche 2—6 Blüthen trugen. Desgleichen beobachtete er auch bei
Linaria Elatine. AUiwn sjihaerocephalnm var. dcscendens in einer in der Uml)ella Bul-
billen tragenden Form. Eeseda lutea mit Blüthenantholysen. Bei Draha nemorosa beob-
achtete er mediane Diaphyse, der durchgewachsene Spross bildete einen Corymbus, die Basis
der Traubenaxe war fasciirt. An einem Spross derselben Species und der Draba lasiocarpa
und Capsella bursa pastoris die Tragblätter von einigen Blüthen entwickelt. Fälle von
4gliedrigem Carpidceiiwirtel sah er einmal an der genannten Draba und Berter oa incana.
Das folgende kürzer gefasste Referat handelt von demselben aber in ungarischer Sprache
geschriebenen Aufsatz.
28. P. ÄschersoD. Fasciirter Blütbenstengel von Äsphodelas fistolosns L. (Sitzungsber.
d. Gesellsch. Naturforsch. Freunde zu Berlin vom 15. Febr. 1881, S. 32.)
Kurze Notiz. Die Fasciation wurde von Tb. v. Heldreich aus Athen übersandt.
29. Bailey, W. Whitman. Fasciation. (Bull. Torrey bot. Club. Vol. VHI. I88I. No. 8,
p. 93. Referat in Bot. Centralbl. Bd. IX, S. 274.)
Fasciationen von Leitca^ühemnm vulgare und BudbecTcia liirta wurden beobachtet.
30. Celosia cristata var. pyramidalis and var. pnmila (C. plomosa Hort.). (Regel's Garten-
flora 1881, S. 57 und 60 mit 2 Holzschnitten.)
Celosia cristata var. pyramidalis ist die wildwachsende Form ; die Fasciation dürfte
ursprünglich in den Gärten Chinas erzeugt worden sein. Die zweiterwähnte Form zeichnet
sich durch niedrigen Wuchs und breite grosse Kämme aus von bald wechselnd rother oder
gelber oder roth und gelber Färbung.
31. Ludwig Schlögl. Fasciation von Taraxacum. (Oesterr. Bot. Zeitschr. 1881, S. 205.)
Ein dicker fasciirter Ast trug 8 vollkommen entwickelte und von einander getrennte
Köpfchen. Ausser diesen besass das Exemplar noch 36 Schäfte.
32. A. Gravis. Les fascies souterraines des Spirees. (Compt. rend. des seanc. de la Soc.
roy. de Botanique de Belgique. XX. 1881, p. 30—35. Referat darüber in Bot. Central-
blatt Bd. XI [1882] S. 176.)
Nachdem Verf. früher einmal eine Fasciation des unterirdischen Stammes einer
Spiraea sorbifolia, die er aber irrthümlich in dem Aufsatze als Sp. salicifolia bezeichnete,
beschrieben, untersuchte er, angeregt durch einen von Caspary in den Schriften der Phys.
Oekon. Ges. zu Königsberg, Jahrg. 1878 publicirten Aufsatz: Eine gebänderte Wurzel
der Spiraea sorbifolia, ob das von ihm als Rhizom aufgefasste Gebilde nicht vielleicht doch
eine Wurzel sei. Da er an der Verbänderung Knospen und regelmässig angeordnete Achsel-
knospen vorfand, so war die gegebene Deutung der Missbildung eine richtige.
(Entnommen dem Centralblatt.)
33. Wittmack. Eine Kartoffelstaude mit oberirdischen Knollen. (Monatschr. des Vereins
zur Beförderung des Gartenbaues in den preuss. Staaten, 1881, S. 530.)
Nicht gesehen.
34. B. Eigenthümliche Verwachsung zweier Sämlinge. (Regel's Gartenflora 1881, p. 366.)
Zwei Keimpflanzen waren von der Wurzel anfangend spiralförmig um einander
gedreht. Verf. fragt, auf welche Weise die innige Verschlingung entstanden sein mochte.
35. Specimens exhibited. (Bull, of the Torrey Bot. Club. Vol. VIII, p. 108.) Ref. darüber
in Bot. Centralblatt, Bd. VIII (1881), S. 91.
Clematis ochroleuca mit 3— Slappigen Blättern, Pogonia verticillata mit einem
solitär stehenden Blatte wurden von Herrn Britton vorgezeigt. Herr Hollick fand eine Keim-
pflanze der Fagus ferruginea mit 3 Cotyledonen. (Entnommen dem Centralblatt.)
36. J. Schach. Pflanzen-Abnormitäten. (Az orsz. Közept. tanäregylet Közlönye. XIV. Jahrg.
Budapest 1881, p. 331 [Ungarisch].) Ref. darüber in Skofitz Oesterr. Bot. Zeitschrift,
1881, p. 97.
Seh. fand an Zweigen von Fraxinus OrnuSj Acer Pseudoplatanus , A. negundo,
Sambucus nigra und Lonicera wirtelige Blattstellung. Diese Zweige waren theiU Wasser^
544 Anatomie. Morph, der Phanerog. — Variationen und Bildungsabweichungen.
triebe, theils solche Triebe, die aus den unversehrten Knospen der stark beschnittenen oder
gebrochenen Pflanzen entsprangen. Die Endknospe dieser wirtelblätterigen Triebe ent-
wickelte nach den bisherigen Beobachtungen des Verf.'s ebenfalls wirtelblätterige Triebe;
die Seitenknospen dagegen solche, an -welchen die Blätter normal gegenständig sind. Bei
Asdepias syriaca sind die Blätter unten opponirt, oben aber oft wirtlig. Dort findet man
oft auch zweispitzige Blätter, die aus dem Zusammenwachsen zweier Wirtelblätter hervor-
gingen. Bei Ptelea fand der Verf. ein Blatt, dessen Stiel an seinem oberen Ende zweitheilig
war und an einem jeden dieser Theile 2mal 3 Blättchen trug; an einem anderen Blatte,
dessen Stiel zwar uugetheilt geblieben, waren ebenfalls 2mal 3 Blättchen zu finden; bei
anderen Blättern war das mittlere Blättchen zweispitzig; endlich bei einem anderen war
es gedoppelt.
37. Vinc. V. Borbäs. Pflanzen mit ansnahmsweise quirlständigen Blättern. (Oesterr.
Bot. Zeitschrift, 1881, S. 154-145.)
Die Fälle betrafen Syringa jiersica (die untersten Blätter aufgelöst, 3gliedrige Schein-
wirtel bildend dann folgten echte ogliedrige Wirtel), Lamiuni album (1 Laubblattwirtel
4gliedrig, 1 Internodium mit 8 stärkeren und 8 schwächeren Kanten), Vincetoxicum officinale
var. laxum (zwei ogliedrige Blattwirtel durch ein kurzes Internodium getrennt, bei beiden
Wirtein ist ein extraaxillärer Zweig), Cornus sanguinea (Wirtel Sgliedrig), Mentha aquatica
(fasciirte Stengel mit 4gliedrigen Blatt- und Astwirteln), Euphorhia lucida (ein 3gliedriger
Laubblattwirtel) , Hieracium prenanthoides (mit gegenständigen Blättern an 2 Interuodien),
Anagallis coemlea und linifolia (ogliedrige Blattwirtel mit 2gliedrigen gemischt), desgleichen
an EpiloMum, Mentha süvestris var. stenantha (Blätter au 7 Knoten einen 4gliedrigen Wirtel
bildend, Internodien achtseitig, gefurcht, Mark grösser als bei normalen Pflanzen, Holz
schwächer, der Stengel gabelt sich oben und bildet zwei gleich starke Aeste, Hieracium
vulgatutn (ein 2- und ein 3gliedriger Laubblattwirtel, 2 Blattstiele in halber Länge ver-
wachsen), Bosa collina var. denticulata (ein 5gliedriger Blattwirtel, 2 Nebenblätter der
Länge nach mit einander verwachsen).
38. Kopfsalat, le Pellisier. (Regel Gartenflora 1880, p. 377, mit Holzschnitt.)
Eine von Haage und Schmidt gezogene, an kleinere Endividien erinnernde Sorte,
mit festen, zarten Köpfen, tief ausgezackten, gefransten Blättern.
39. J. H. Melicamp. Hex opaca with entire Leaves. (Bull, of the Torrey Club. Vol. VIII,
p. 112-113.)
Nicht gesehen.
40. N. L. ßritton. Peculiarly ■ lobed leaves in ttuercus alba L. (Bull, of the Torrey Bot.
Club. Vol. VIII, 1881, No. 11, p. 126.)
Nicht gesehen.
41. P. Magnus. Apium graveolens mit sehr zertheilten Blättern. (Verhandlungen des
Bot. Vereins der Provinz Brandenburg, 29. October 1881, p. XXX.)
Die genannte Form erhielt Hofgärtner Reuter 1879 unter einer Aussaat, im Herbst
1880 wurden reichliche Samen von ihr geerntet. Letztere im Frühling 1881 ausgesäet,
ergaben wieder dieselben eigenthümlichen Formen. Es sei Aussicht vorhanden, die Form
constant zu fixiren.
42. Fritz Müller. Verirrte Blätter. (Kosmos V, 1881, Heft 2, p. 141, 142.)
Nicht gesehen.
43. Gerard. Abnormal Fuchsia. (Bull, of the Torrey Bot. Club Vol. VIII, No. 5 [May 1881 J,
p. 60.) Abdruck des Sitzungsberichts im Bot. Centralblatt Bd. VII (1881), S. 93.
Au einem Exemplar einer nicht näher bezeichneten Fuchsia waren die Blätter
mit ihren Stielen und Rändern mit einander verwachsen,
44. B. Magnus. Blattexcrescenzen von Rehsteineria allagopbylla (Mart.) Regel. (Bot.
Verein der Provinz Brandenburg. Sitzung vom 24. Juni 1881, S. 46—47.)
Die Blätter trugen die Excrescenzen auf ihrer Oberseite. Sie entspringen von der
Mittelrippe, sind derselben der ganzen Länge nach angeheftet, die der Blattseite zugewendete
Seite der Excrescenz verhält sich der angrenzenden Blattfläche gleich, die Unterseite der
Excrescenz war der Axe nach innen zugewendet. Bei einem von Wydler in der Flora 1852
Specielle Referate. 545
beschriebenen Fall einer Gesnera befand sich die Excrescenz auf der Oberseite des Blattes
an der Basis der Mittelrippe, bei Behsteineria von der Basis mehr entfernt und der Ober-
seite frei aufsitzend. An den Blättern von Gesnera splendens fanden sich aber die Excres-
ceuzeu auf der Unterseite des Blattes mitten zwischen zwei Seitennerven vor, ähnlich wie
bei Äristolochia Siplio und Spiraea salicifolia. Bei Gloxinia speciosa Ker. trat die Excrescenz
auf der Rückseite der Corollen auf. Die Verschiedenheit des Auftretens der Excrescenzen
auf den Blättern von Pflanzen, die derselben Familie, wohin die genannten Arten mit Aus-
nahme von Äristolochia und Spiraea gehören, scheint dem Vortragenden bemerkenswerth
zu sein.
45. P. Duchartre. Note sar des feailles ramiferes de Chou. (Bull. Sog. bot. de France.
XXVIII, 1881. Compt. rend. p. 256-264.)
Wird im nächsten Jahresbericht gebracht.
46. G. Dutailly. Sur une monstraosite du Bryonia dioica. (Ann. Soc. bot. Lyon. Annee VIII,
1879-80, Lyon 1881, Mem. p. 207—208.)
Bekanntlich finden sich bei Bryonia dioica am Grunde der Laubblätter eine extra-
axilläre, unverzweigte Rauke und in der Blattachsel eine Blüthe und ein beblätterter Spross
vor. Im vorgefundenen Falle traf er eine überzählige Ranke in der ßlattachsel an, die
genau dieselbe Stellung einnahm, wie sonst der beblätterte Spross. Die überzählige Ranke
war aber nicht unverzweigt, sondern sie trug ihrer halben Länge nach Blüthen und rudi-
mentäre Bracteen. Diesem Funde entsprechend, hält D. die Ranke nicht für ein extra-
axilläres Blattgebilde, sondern vielmehr für einen metamorphosirteu Zweig. Normal gehören
die Ranke als metamorph osirter Zweig, die Blüthe und der beblätterte Spross zu einem und
demselben Sprosssystem, die in spiraliger Aufeinanderfolge augeordnet sind.
47. Alexander Dickson. On the morphology of tbe pitcber of Cephalotas follicularis.
(Journal of Botany 1881, p. 129—135, mit 2 Tafeln. -— The Gardeners' Chronicle 1881,
Part. I, p. 373.) Referat darüber im Botan. Centralblatt, Bd. VI, S. 367.
In einem Vortrage, den er in der British Association zu Plymouth gehalten und der
im Journal of Botany, Januarheft 1878, publicirt worden ist, sprach sich D. über die mor-
phologische Deutung der Kannen von Cephalotus follicularis aus und erörterte den Unter-
schied hinsichtlich der Stellung des Deckels bei Cephalotus follicularis einerseits und bei
Sarracenia und Nepenthes andererseits. Der Deckel steht nämlich bei Cephalotus der Ab-
stammungsaxe des Blattes zugewandt, bei den beiden anderen abgewendet, den Deckel hält
er bei Cephalotus für die Spitze des Blattes. Von Herrn R. Lindsai wurde er auf Abnormi-
täten von Kannen bei Cephalotus aufmerksam gemacht, die verschiedene Mittelformen zwischen
flachen Blättern und Kannen darstellten, welche ihn dazu führten, die gegebene Deutung
des Kannendeckels zu modificiren. Aus der Vergleichung von vier abnormen Fällen, die
genau beschrieben und abgebildet werden, ergab sich nun, dass die Kanne in Folge einer
sackförmigen Vertiefung des Blattes entsteht und dass die Blattspitze nicht im Deckel,
sondern am Rande der Schlauchmündung sich befindet und wahrscheinlich die Spitze des
mittleren dorsalen Flügels sei, der Deckel selbst ist nur ein Auswuchs der Blattoberseite.
Einschlägige Fälle, die Masters in seiner Veg. Teratology anführt, werden besprochen und
Hooker's Ansichten über die Deutung der Kannen von Nepenthes einer Discussion unter-
zogen. Schliesslich macht er aufmerksam auf Ascidien bei Croton; bei diesen wird die
Ascidie von dem über die Blattspreite sehr verlängerten Mittelnerv getragen. Die Gebilde
erinnern an die Blätter von Nepenthes phyllamphora und Bajah. Zwei monströse Kannen
von Croton werden auf einer zweiten Tafel abgebildet. Gardeners' Chronicle enthält den
Vortrag, den D. über diese Bildungen in der Edinburger Botanical Soc, gehalten hat.
48. Sarracenia. (The Gardeners' Chronicle, 1881, Part. I, p. 799.)
Es wird vermuthet, dass bei Sarracenia die abnorme Entwickelung von nicht kannen-
förmig gestalteten Blättern auf Mangel an Insolation beruhe.
49. A. W. Eichler. Zum Verständniss der Weinrebe. (Jahrbuch des kgl. botan. Gartens
zu Berlin, Bd. I. Berlin 1881, S. 188-192, mit einer Tafel.)
In seinen Blüthendiagrammen berief sich Eichler auf Abnormitäten von Vitis im
Besitze von A. Braun, welche der Sympodialtheorie des Weinstockes zur Stütze dienen sollen.
Botanischer Jahresbericht IX (1881) 1. Äbth, y5
546 Anatomie. Morph, der Phanerog. — Variationen und Bildungsabweichungeu.
Diese Exemplare werden nun genauer beschrieben und abgebildet. Die Braun'sche Theorie
nimmt an, dass durch energisches Wachsthum und Förderung des Axillarsprosses die Ranke
auf die Seite geworfen, congenital übergipfelt werde. Würde nun ein Nachlassen solcher
Förderung und keine Uebergipfelung erfolgen, so würde der Primärspross, d. i. die Ranke,
stärker gefördert und der Achselspross vom Primärspross übergipfelt werden. Letzteres
Balancement zeigen die abnormen Fälle, die durch 3 Figuren erläutert werden. In Figur 1
die Ranke grösser und kräftiger als normal, sie hat sich, statt einmal, dreimal verzweigt
in sympodialer Form, das sonst schuppenförmige Blatt an der ersten Auszweigung wird
laubig entwickelt, die Ranke hat sich steiler aufgerichtet, der Sympodialspross mehr zurück-
gedrängt, die Ranke bildete mit letzterem eine Gabel. Bei Figur 2 sieht man die Ranke
mehr gefördert, von der Beschaffenheit einer gewöhnlichen Rebe mit lauter laubigen Blättern,
denen mit üeberspringung jedesmal des dritten Blattes Gabelranken gegenüber stehen.
Knospe fortwachsend am Gipfel. Fig. 3 ähnelt der Figur 1, der Sympodialzweig in axilläre
Stellung zurückgeworfen , die Ranke bildet die Fortsetzung des unteren Theils der Rebe,
In Anbetracht der Figur 2 und der Uebergänge Fig. 1 und 3 kann man sich der Ueberzeugung
nicht verschliessen, dass die zur Rebe verwandelte Ranke ebenso ein Sympodium darstellt,
wie die Ranken der Figur 1 und 3. Dieselbe Deutung gelte nothwendig auch für die gewöhn-
liche Rebe. Die Theorie, welche in der Rebe ein Monopodium und nur in der Ranke ein
Sympodium sieht, würde für diese Sprosse eine differente Bildungsweise statuiren. E. bespricht
noch den Wuchs von Eccremocarpiis scaber, der mit dem des Weinstocks manches üeberein-
stimmende zeigt.
50. Multiple Cones. (The Gardeners' Ghronicle 1881, Part. I, p. 151, Holzschn. Fig. 28.)
96 Zapfen standen auf einem Spross eines 25—30 Fuss hohen Baumes von Pinus
süvestris (Scotish Fir) dicht gedrängt und bildeten zusammen eine rundliche, 19 Zoll im
Umfang messende Anhäufung. 87 Zapfen waren gut entwickelt und gleich gross. Der
Herausgeber der Zeitung bemerkt hierzu, dass man schon 227 Zapfen, zu einer Masse
gehäuft, beobachtet hat.
51. Abnormal Cone of Araacaria excelsa. (The Gardeners' Ghronicle, 1881, Part. I, p. 212.)
Die Schuppen eines sonst die normale Grösse erreichenden Zapfens, die der Ein-
sender der Notiz aus Madeira erhielt, waren ohne Samen und flügellos. An der Stelle der
Rachis desselben fand sich ein innerer 2=^/4 Zoll langer Zapfen vor, mit normal geformten
Schuppen und Samen.
52. Anthurium Scherzerianum. (The Gardeners' Ghronicle, 1881, Part. II, p. 599.)
Ein Spadix mit 2 Spathen, eine davon normal ausgebildet, die andere in Form eines
grossen scharlachrothen Blattes mit einer den Laubblättern entsprechenden Nervation.
53. Anthurium Scherzerianum. (The Gardeners' Ghronicle, 1881, Part I, p. 179.)
Der Spadix einer weissen Farbenvarietät war besetzt mit löffeiförmig gestalteten
kleinen Bracteen.
54. Narcissus. (The Gardeners' Ghronicle 1881. Part I, p. 640.)
Sitzungsbericht der Royal Horticultur Soc. Ref. Henslow demonstrirt ein Exemplar
von Narcissus incomimrabüis fl. pl., bei welchem die Spatha, statt sich auf einer Seite zu
spalten, sich peripher abtrennte, so dass ein Theil von ihr in Form eines Tubus zurückblieb,
55. Narcissus tridymus. (The Gard. Chron. 1881, Part I, p. 603. Holzschnitt. Fig. 112.)
Eine cultivirte Form von Narcissus Pseudonarcissus trug innerhalb der Spatha drei
Blüthen statt einer. Die Corona schmäler und länger als in „reinen Daffodils", die Staminen
stehen in einer Reibe und entspringen nahe der Basis der Corona, In der Färbung verhält
sie sich wie der wildwachsende N. Pseudonarcissus.
56. Daffodils. (The Gardeners' Ghronicle 1881, Part I, p. 632.)
Ein in Leyden aufgezogenes Exemplar von Narcissus hicdlor war innerhalb der
Spatha mit drei Blüthen versehen, zwei Blüthen waren miteinander verwachsen.
57. Cornelius. Ändrogyner Blüthenstand von Zea Mais. (Verhandlungen des Natur-
historischen Vereins d. Prenss. Rheinlande und Westfalens. 38. Jahrg., II. Hälfte. Bonn
1881. Corr.-Bl. S. 172.)
C. erhielt die Monstrosität von Frau Wiscott in Dortmund.
Specielle Referate. 547
58. P. Magnus. Qaercus peduncolata mit sehr lang gestielten Inflorescenzen. (Verhand-
lungen d. Bot. Vereins der Provinz Brandenburg am 29. October 1881, p. XXX.)
Die in der Aufschrift genannte Variation wird als eine bcmcrkenswerthe hingestellt.
59. P. Magnos. Dahlia variabilis fl. viridi. (Verhandlungen des Bot, Vereins der Provinz
Brandenburg. 29. October 1881, p. XXXI.)
Köpfe bedeckt mit grünen, Involucralblättern gleichenden BLättern, deren Blattachsel
steril ist, Axe der Capitula höher und dicker als im normalen Zustande, Scheitel derselben
öfters im Centrum verdickt. Bisweilen treten Rückschläge zur normalen Form auf, indem
die Blättchen Blüthen in den Achseln tragen. Auf dreierlei Weise werden bei Compositen
grüne Köpfe gebildet, nämlich durch Vergrünung der Blüthen, durch Bildung von Hüll-
blättchen wie bei Dahlia, und durch Verharren der successiven Axen in dem Stadium der
Köpfchenbildung, welch' letzteren Fall M. bei Pericallis cruenta, Änthemis arvensis und
Erigeron acer beobachtet hat.
60. Double Cineraria. (The Gardeners' Chrouicle 1881, Part I, p. 338.)
Die grössteu Capitula hatten zwei Zoll im Durchmesser, andere erreichten 1^/4 Zoll.
Sie bildeten runde Köpfe mit regelmässigen purpurnen Blüthen.
61. Poinsettia pulcherrima plenissima. (The Gardeners' Chronicle 1881, Part I, p. 21.)
Der Durchmesser der Inflorescenz betrug 19 Zoll; gefärbte Blätter fanden sich an
den Exemplaren in einer Anzahl von 55 vor.
62. Poinsettia pulcherrima major. (The Gardeners' Chronicle 1881, Part II, p. 697.)
An mehreren kleinen zwergartigen Exemplaren erreichen die „Köpfe" einen Durch-
messer von 1 Fuss, auch wurden solche beobachtet, deren Durchmesser 15 Zoll betrug.
63. Monster Cowliflowers. (The Gardeners' Chronicle 1881, Part I, p. 789.)
Drei Exemplare von Blumenkohl wogen zusammen 80 Pfund (Ib.).
64. Rapin. Carlina acaulis var. pleiocephala. (Bull, de travano de la Soc. Botanique de
Geneve 1879-80, Geneve 1881, p. 39.)
Sammelte eine Pflanze, welche in der in der Aufschrift genannten Variation auftrat.
65. A. W. Eichler. üeber die weiblichen Blüthen der Coniferen. (Monatsbericht der
Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin vom November 1881. Separatabdruck
Berlin 1881.)
Ref. entnimmt der Abhandlung hier nur die Bemerkungen Eichler's über die bekannten
von Stenzel beobachteten Zapfenverbildungen, aus der hervorzugehen schien, dass die Frucht-
schuppe aus den ersten 2—3 Blättern eines (sonst unterdrückten) Sprosses gebildet wurde,
indem die Fruchtschuppe in die ersten 2—3 Blätter einer Knospe scheinbar aufgelöst war.
Die nämlichen Verbildungen werden auch von Strasburger in seinem Werke über die Augio-
permen und Gymnospermen besprochen. E. hält die von Strasburger gegebene Deutung, der
in den Missbilduugen nur den Ausdruck des Ankämpfens reproductiver Anlagen gegen
vegetative sieht, woraus eine Mittelform zwischen beiden resultirt, für eine gezwungene und
giebt eine andere Deutung. Die in den Vorbemerkungen zu dem zweiten Theile der Blüthen-
diagramme gegebene zieht er zurück und erklärt die Knospe für eine Neubildung in der
Achsel der Fruchtschuppe. Die Fruchtschuppe ist ihm ein Auswuchs der Deckschuppe.
Durch den Druck, welchen die Knospe auf die Fruchtschuppe ausübt, wird es erklärlich,
warum sie in Lappen getheilt erscheint. Verwandelt sich die Deckschuppe in ein Staubblatt,
was auch mitunter beobachtet wurde, so kann die Innenschuppe auch noch vorhanden sein.
Dies sei seiner Ansicht günstig, da, zweifelhafte Fälle abgerechnet, ein Spross in der Achsel
eines Staubblattes wohl kaum je beobachtet wurde. Eichler hat den Sachverhalt bei den
betreffenden Abnormitäten 1882 im Einzelnen weiter ausgeführt.
66. E. Hackel. Zwei Bildungsabweichungen am Pistill von Gräsern. (Uhlworm Botan.
Centralblatt, Bd. VIII, S. 153—157.)
Setzt im Eingange die verschiedenen Ansichten, welche betreffs der morphologischen
Deutung der Gramineenblüthe und insbesondere des Gynaeceums derselben geäussert worden
sind, auseinander und beschreibt dann zwei Bildungsabweichungen, welche auf die Frage
der Deutung des Pistills, nämlich ob es ein- oder mehrgliedrig sei, ein Licht werfen. Die
eine Abnormität betrifft Zea-Mays. Der weibliche Kolben 6 cm lang, in der oberen Hälfte
35*
548 Anatomie. Morph, der Pbanerog. — Variationen und Bildungsabweichungen.
normal, im unteren Theil an Stelle der Aehrchen je ein 8— 15cm langer Schlauch, nach
aufwärts sich verjüngend und in einen Faden von 15 -20 cm Länge verlaufend, befindlich.
Jeden Schlauch umgaben 6 Spelzen, diese im Vergleich zu normalen sehr vergrössert,
1 — 2— 3 cm lang, innerhalb der innersten zwei kleine keilförmige Lodiculae erkenntlich. Der
Schlauch konnte nur das Pistill sein und der Faden, in den er auslief, der Griffel desselben,
Letzterer zeigte die Verwachsung von zwei Schenkeln, in einem Falle die beiden Schenkel bis
auf die Basis gespalten. In die Höhlung der Basis ragte ein 3 mm langes Achsengebilde,
die Fortsetzung der Blüthenaxe, hinein; letzteres der Vorderseite des Ovars angewachsen,
auf der hinteren Seite trägt es ein mit breiter umfassender Basis inserirtes zweites, dem
äusseren Schlauch ähnliches, aber nicht mit Griffelbildung versehenes Gebilde. In dem
zweiten Schlauch häufig ein dritter kleinerer Schlauch eingeschaltet. Kein Ovulum. Die
Schläuche waren an der Axe distich angeordnet. Die zweizeilige Uebereinanderstellung der
Schläuche sprach für die Auffassung, dass jeder derselben ein Blatt mit umfassender Basis
und verwachsenen Rändern darstelle. Es wäre demnach auch das normale Pistill des
Mays als eingliedrig aufzufassen. Die zweite Bildungsabweichuug beobachtete H. an einem
seit 3 Jahren cultivirten Exemplar der Hierochloa australis. Alljährlich fand er bei mehr
als der Hälfte der in ihnen befindlichen Zwitterblüthen mit 3 Narben versehene Pistille,
bisweilen selbst scheinbar 4 narbige. Die dritte Narbe in verschiedenen Graden der Aus-
bildung vorkommend. Das Vorkommen von 4 Narben beruht auf Spaltung einer der beiden
seithchen Narben. Kunth hat bei Briza media einen analogen Fall von Vermehrung der
Narben beobachtet und auf Grundlage derartiger Funde auf die Dreigliedrigkeit des Pistills
geschlossen. Nach H. wird jedoch das Pistill aller Gräser aus einem Carpell gebildet, die
Seitentheile wachsen zu den beiden Narbeu aus, der Mitteltheil wird gewöhnlich unterdrückt,
bei den Bambuseeu und in dem Falle bei Hierochloa entwickle es sich gelegentlich zur
dritten Narbe, die dann unten stehe. Durch diese Annahme werden Schwierigkeiten behoben,
die sich ergeben, wenn man das Pistill 3gliedrig hält. Die Tendenz zur Förderung der
Seitentheile eines Blattes unter gleichzeitigem Zurückbleiben des Mittelstückes, wie es am
Gynaeceum der Grasblüthe sich zeigt, finde nach H. ihre Analogie in der Entwickelung der
Lodiculae, die nach ihm nur ein einziges Blattgebilde mit geförderten Seitentheilen sind.
67. Isidor Bachinger. Abnormität von Galanthus nivalis. (Oesterr. Bot. Zeitschrift 1881,
S. 134.)
Blüthe in allen Kreisen 4gliedrig.
68. Leimbach. Unregelmässige Blüthen von Leucojum vernum. (Oesterr. Bot. Zeitschrift
1881, S. 205.)
Unter 250 untersuchten Blüthen zeigten sich 10 abnorm ausgebildet. Bei 3 Blüthen
Perigon 6-, Androeceum 7-, Gynaeceum 3 zählig; eine Blüthe besass ein 7 zähliges Perigou
und Androeceum, 3 Carpiden; eine andere Blüthe hatte ein 8 zähliges Perigon (ein Perigon-
blatt unvollkommen), 7 Staminen und 3 Carpiden; eine Blüthe mit 8 zähligem Perigon,
8 Staminen, 3 Carpiden versehen; 2 Blüthen waren in allen Kreisen 4gliedrig, und 2 Blüthen
besassen 10 gut entwickelte Perigonblätter, 10 ausgebildete Staminen, 2 getrennte gut aus-
gebildete Griffel und Narben, der Fruchtknoten war vergrössert, seitlich zusammengedrückt,
die Spatha in beiden Fällen bis zur Hälfte gespalten.
69. W. F. R. Saringar. Stasiastische dimerie (tweetally hed door storing), Monstruositeit
eener bloem van Cypripedium venustum Wall, (Uitgegeven door de koninkl. Akad,
van Wetenschappen te Amsterdam. Amsterdam, Johannes Müller, 1881, 9 S., 1 Taf.)
In dieser Arbeit beschreibt Verf. eine Bildungsabweichung der Blume von Cypri-
pedium venustum, vergleicht sie dann mit mehr oder weniger ähnlichen schon beobachteten
Fällen, bespricht die für diese gegebene Erklärung und giebt dann seine eigene Meinung
bezüglich der Momente, welche diese Abweichung verursachten.
Die Abweichungen waren die folgenden:
1. Dem normalen Deckblatt gegenüber befand sich ein zweites, etwas höher inserirtes,
2. Statt der zwei median gestellten Kelchblätter, deren vorderes einfach, deren
hinteres aus zwei verwachsenen Blättern besteht, sind zwei laterale, etwas nach hinten con^
vergireude Kelchblätter vorhanden.
Specielle Referate, , 549
3. Statt zweier lateraler Blumenblätter wird nur eines, dem Labellum gegenüber
gefunden.
4. Das sterile Laubblatt fehlt.
5. Der Fruchtknoten, welcher keinerlei Drehung aufweist, besteht aus zwei Carpellen
mit zwei Medianplacenten.
Verf. erörtert zunächst, dass keiner der bis daher von Freyhold und Morren beob-
achteten Fälle genügend Aufklärung über diese Abweichung gebe.
Seiner Meinung nach müsse das sub 1 erwähnte neue Deckblatt als die mechanische
Ursache der ganzen Abweichung betrachtet werden. Durch seine Entwickelung würde, falls
die Blume sich normal entwickelt hätte, das hintere aus zwei Blättern verschmolzene Kelch-
blatt an derselben Seite der Axe direct dem intercalirten Blatte nachfolgen. Diesem wird
vergebeugt, indem das intercalirte Blatt das in normalen Fällen zusammengesetzte Blatt in
seine Bestandtheile spaltet und diese nach ihrer ursprünglichen Lage zurückdrängt. In
derselben Weise werden auch typisch einfache Organe, wie die Vorblätter der Gramineen,
Irideen u. a. unter dem Einfluss der nächststehenden Axe zweikielig und sogar ganz gespaltet.
Nimmt man an, dass die Kelchblätter die ursprünglichen Bestandtheile des hinteren
Kelchblattes der normalen Blume vorstellen, dann erscheint der Abort des vorderen Kelch-
blattes wegen ihrer starken Breitentwickelung selbstverständlich.
Hinsichtlich der Blumenkrone liegen zwei Möglichkeiten vor. Entweder haben die
beiden Kelchblätter, welche in der normalen Blume gerade über die Stelle fallen, wo sonst
die zwei Blumenblätter auftreten, diese letzteren soweit zurückgedrängt, dass sie nach Ver-
schmelzung das in der Medianebene gefundene blumenblattartige Organ bildeten; oder, wegen
obengenannten Druckes sind sie ganz abortirt und stellt das mediane Blatt das heran-
gewachsene Staminodium vor. Diese letztere Ansicht erscheint dem Verf. als die wahr-
scheinlichere, auch wegen der äusseren Gestalt der genannten Bildung.
Die Annäherung der beiden fruchtbaren Stamina erklärt sich aus dem Wegfall des
Stieles, indem diese Annäherung wieder den Abort des darüber gestellten Fruchtblattes zur
Folge hatte.
Der Fruchtknoten selbst, obgleich bicarpellar, zeigte deutlich genug, dass keine typische
Dimerie vorlag. Denn einmal bilden die Medianschnitte einen Winkel von 120", und ander-
seits wäre bei Dimerie eine andere Stellung der Fruchtblätter zu erwarten, nämlich senk-
recht zu den zwei vorhandenen Staubblättern und nicht parallel wie hier der Fall war.
Die ganze Abweichung lässt sich also durch die correlativen Wirkungen erklären,
welche in einem System von Organen von einem neu hinzugekommenen, störenden Organe
hervorgerufen werden. Verf. hat dergleichen störende Einflüsse mit dem Namen Stasiastie
belegt, so dass dieser specielle Fall eine stasiastische Dimerie wäre.
Betrachtungen über die Ursachen der äusserlich ähnlichen Ausbildung der normalen
und abnormalen Blume über den möglichen Grund der Verschmelzung der beiden hinteren
Kelchblätter in normalen Fällen und über die Natur des hinzugekommenen neuen Blattes
bilden den Schluss der Abhandlung. Hinsichtlich des letzteren Punktes sei noch erwähnt,
dass Verf. es als ein zweites Deckblatt der bei Cijpripedhim in normalen Fällen und auch
hier nicht weiter ausgebildeten Hauptaxe betrachtet. Dieses Blatt trägt hier keine Blume
in ihrer Achsel. In seltenen Fällen wurden bei Cypripedium venustmn zwei ausgebildete
Blumen wahrgenommen. Giltay.
70. Malformed Iris. (The Gardeners' Chronicle 1881, Part II, p. 23.)
Bei einer Blüthe von Xixihion vulgare war das Perigon und der Griflel in der Ent-
wickelung zurückgeblieben, das Ovar aber gut entwickelt.
71. Borbäs. Abnormes Colchicum aatomnale. (Oesterr. Bot. Zeitschr. 1881, S. 411.)
Eines Exemplars mit 2 metaschematischen Blüthen wird Erwähnung gethan. Die
eine davon hatte ein 7gliedriges Perigon, die andere ein 9gliedriges. Letztere Blüthe war
4 griffelig. Auch beobachtete B. bei Pulsatilla grandis eine Blüthe mit 9 Sepalen.
72. Polyanthus. (The Gardeners' Chronicle 1881, Part I, p. 799.)
Sitzungsbericht der Royal Horticultur Soc. Primeln mit blattartig verbreiterten
Sepalen in Irland unter dem Namen „Jack-in-the^Green" keine Seltenheit.
550 Anatomie. ^ Morph, der Phanerog. — Variationen und Bildungsabweichungen.
73. Cyclamen Ätkinsi. (The Gardeners' Chrouicle 1881, Part 11, p. 637.)
Sitzungsbericht der Royal Horticultur Soc. Herr Boscawen sendete eine Blüthe,
deren Sepalen laubblattartig ausgebildet waren,
74. Stenzel. Pedicularis silvatica mit endständiger Blüthe. (58. Jahresbericht der Schles.
Gesellschaft f. vaterländische Cultur 1880. Berlin 1881. S. 140.)
Das Exemplar wurde uuweit der Baberhäuser im Riesengebirge aufgefunden. Der
Kelch der endständigen Blüthe mit 6 Zipfeln. Die Corolle hatte 2 flache rundliche rosafarbene
Abschnitte von der Form der gewöhnlichen Unterlippe auf der einen Seite und 2 ebenso
beschaffene auf der gegenüberliegenden, zwischen diesen standen jederseits 2 lauzettliche
aufrechte, nach innen etwas eingerollte Abschnitte, Staubgelässe waren 6 vorhanden, sie
standen vor den Kelchzipfeln, P'ruchtknoten 2 fächerig, Fächer vor den beiden aufrechten
Abschnitten der Corolle stehend. Diese Blüthe fasst St. nicht als rein pelorisch auf,
sondern sie sei aus einer Verschmelzung der beiden obersten seitlichen Blüthen bei gänzlichem
Fehlschlagen der Stengelspitze entstanden.
75. Edw. Bonnet et J. Cardol. Note sur une anomalie de Leucanthemum vulgare Lam.
(Bull. Soc. bot. de France, Tom. XXVIII, 1881, p. 196-197. Referat darüber in Botan.
Centralblatt, Bd. IX, p. 392.)
Capiütlum mit röhrenförmigen, zwitterigen Randblüthen, Blumenkrone 5 zähnig,
häufig 2 lippig, die untere Lippe 3 zähnig. Das Exemplar wurde wildwachsend aufgefunden
und dann in den Garten übersetzt. (Entnommen dem Centralblatt.)
76. Gaillardia picta var. Lorenziana. (The Gardeners' Chronicle 1881, Part. II, p. 345,
Holzschn. Fig. 68.)
Besprechung und Abbildung der von Herrn Lorenz in Erfurt gezogenen Form. Die
Pflanze zeigte in den Culturen seit 8—10 Jahren eine Neigung zur Variation beonders
hinsichtlich der Form der Corolle, bis es ihm gelang, die Varietät mit den regelmässigen
vergrösserten Corollen zu ziehen.
77. Gaillardia picta var. Lorenzi. (Regel Gartenflora 1881, S. 378 mit Holzschnitt.)
Ein Fall sogenannter Füllung, Scheibenblüthen in mit 4— ötheiligem Saume versehene
Röhrenblüthen umgewandelt, Capitulum vergrössert, 9 cm im Querdurchmesser, Von dieser
Form hat Herr Ch, Lorenz 1882 in Erfurt 6 verschiedene Farbeuvarietäteu in Handel gebracht.
78. Chrysanthemum inodorum fl. pl. (Regel's Gartenflora 1881, p. 261, Taf. 1055.)
Die Notiz enthält Bemerkungen über das einzuschlagende Cultur verfahren.
79. Monstrous Foxglove. (The Gardener's Chronicle, 1881, Part. II, p. 86.)
Sitzungsbericht der Royal Horticultur Soc, Rev. Henslow bespricht Blüthen von
Digitalis, bei welchen die Corolle in lineare Zipfel gespalten war; einige der letzteren in
Stamineu umgewandelt.
80. Stenzel. Ueber doppelte Blumenkronen bei Linaria vulgaris. (58. Jahresbericht der
Schles. Gesellschaft f. vaterländische Cultur 1880, Breslau 1881, S. 157-159.)
Fand bei Breslau an den Blumenkronen zahlreicher, im Ganzen regelmässig entwickelter
Stauden Anhängsel in Form von flachen, schmalen, fast fadenförmigen, dem Grunde der
Corolle aufsitzenden Blättchen, Zumeist trat je eines rechts und links alternirend mit den
Kelchlappen auf, sie waren blassgelb, zart, kahl, an der der Corolle zugewendeten Seite
hohl, mit gewölbter orangefarbener, mit Härchen dicht besetzten Ausseuseite, ähnlich der
Innenfläche des Gaumens. Die Blättchen waren nach aussen und unten gebogen, bisweilen
so lang, dass sie die Aussenwand der Unterlippe erreichten. An einer Blüthe fand St. ein
kurzes, lanzettliches, hellgelbes, kahles Blättchen, einmal fand sich ein Kranz von 5 borsten-
förmigen kurzen weissen Anhängseln vor. Häufig waren die Anhängsel der Röhre mehr
oder minder hoch angewachsen und die ihnen zunächst stehenden Staminen ebenfalls gleich
hoch der Blumenkrone adhaerent. Sonst zeigten die Blüthen keine Abweichung von der
gewöhnlichen Form.
Auf einem anderen Standorte, nämlich einem steinigen Brachfelde beobachtete er
zahlreiche Stauden, an deren dicht gedrängten kurzen Blüthentrauben sich mit einem kürzeren
Sporne als im normalen Zustande versehene Blüthen mit offenem Rachen vorfanden. Mehreren
Specielle Referate. 55 j
oder allen Stamiuen sasseii sclimale liuealischc oder lineal-lanzettlicLe Blattcheu auf, bald
au dem Grunde, bald höher hinauf dem Filamente angewachsen. Zwei Blättchen an den
kurzen, neben der Oberlippe stehenden Stamiuen blassgelb, zart, kahl, von der Textur der
Kronröhre und Oberlippe, die den langen Staminen angewachsenen Anhängsel, welche sich
bald in der Einzahl oder zu 2, 3 oder 4 vorfanden, in der unteren Hälfte blassgelb zart,
nach oben aber gegen das Innere der Blüthe flach vorgewölbt, orangefarben mit feinen
abstehenden Härchen dicht besetzt. Diese waren der Unterlippe in der Textur ähnlich. Diese
Anhängsel hält St. trotz ihres Zusammenhanges mit den Filamenten für den Anfang zur
Bildung einer zweiten inneren Plnmenkrone, entstanden durch Spaltung der eigentlichen
Corolle, wofür die Textur der Anhängsel spreche, indem die Abschnitte der eigentlichen Corolle
und die entsprechenden Anhängsel einander die gleichartigen Flächen zudecken, was bei
Ueberspreitungen zu beobachten sei. Aehnliches hat St. auch früher schon beobachtet.
81. Vincenz v. Borbäs. Pelorie bei Delphinium Consolida. (Oesterr. Bot. Zeitschrift 1881,
S. 282.)
Bei einem am 10. August 1881 in einem Stoppelfelde bei Vesgbö aufgefundenen
Exemplar waren einige Blüthen abnorm. Eine davon war fast actinomorph ausgebildet,
indem die drei äusseren Sepalen gleich lange Sporne von der Grösse des Sporns der normalen
Blüthe besassen. Diesen Sepalen superponirt standen ebensoviele (3) mit breiten Flügel-
lappen versehene Fetalen, deren Sporne in jenen der Sepalen steckten. Diese drei Fetalen
glichen dem einzigen Blumenblatt der normalen Blüthe, nur eines davon zeigte eine geringe
Abweichung. Die übrigen Blüthentheile der Felorie stimmten mit denen normaler Blüthen
übereiu. Dieser Fall spricht nach ihm für die Ansicht A. Braun's, derzufolge das bei
I>. Consolida einzig vorhandene Fetal um nicht als zwei verwachsene mit den Sepalen alter-
nirende Fetalen zu erklären seien. Bei einer anderen Blüthe hatten 2 Sepalen und 2 Fetalen
gleich lange Sporne; ausser den zwei gespornten Sepalen besass die Blüthe noch vier
andere Sepalen. An Delphinium Consolida hat er bisher nur 4 Blüthen beobachtet, welche
mit 6 Sepalen versehen waren, bei D. Orientale sah er eine Blüthe mit derselben Anzahl
von Sepalen. Das sechste Sepalum fand sich vor zwischen S. 1 und S. 3. Besass die Blüthe
6 Fetalen, so waren fünf den Sepalen superponirt, das P. 6 fand sich zwischen S. 1 und S. 3,
beziehungsweise zwischen F. 1 und F. 3 vor. B. lässt es dahin gestellt, ob, nach den beschrie-
benen Fällen zu schliessen, der innere Sepalenkreis in dem theoretischen Diagramm 3gliederig
zu ergänzen sei. Schliesslich macht er auf seine in der ungarischen Akademie erscheinende
Arbeit über Blüthenanomalien monopetaler Delphinien aufmerksam. Man vergleiche das
Ref. No. 88.
82. ViviaDd Morel. Note sur quelques cas teratologiques de rAnemone Goronaria. (Aunal.
de la Soc. Botanique de Lyon. VHI Aunee 1879—1880. Notes et Memoires. Lyon
1881, p. 205-206.)
Verf. sagt, wenn man öfters das Auftreten teratologischer Bildungen nach vorher-
gegangenen meteorologischen Ferturbationen beobachtet hat, wird man eine directe Beziehung
zwischen beiden Erscheinungen zugeben müssen. So sind in Folge wiederholten Einflusses
der Kälte während des strengen Winters 1879/80 an Anemone coronaria Bildungsabweichuugeu
entstanden. Er beobachtete sie im ersten Frühling an 4 Exemplaren. Die Anomalien
bestanden in partieller Atrophie des Blüthenstiels, in einer Torsion desselben, Lagever-
änderung der Blüthe, beginnender Frolification, Umwandlung der Stamiuen in Blätter,
partieller oder totaler Vercscenz der Corolle, Deformation der Fetalen, Vermehrung der
Anzahl der Fetalen, Deplacement des Involucrums. Doch hat er auch gut entwickelte
Exemplare gesehen, die von der Kälte keinen Schaden gelitten. Wie bei Thieren, so giebt
es auch bei Fflanzen kräftige und schwache Constitutionen.
83. G. Cugini. Sul mal nero della vite. Bologna 1881, 25 p., 8^, mit 3 lith. Tafeln.
An den vom Mal nero heimgesuchten Weinstöcken Süditaliens treten häufig Abnor-
mitäten in der Blüthenbildung auf, die vom Verf. am Schluss dieser Brochure beschrieben
und in Taf. HI abgebildet werden. Es sind Fetalomanie, Vergrünung und Frolification,
welche die Blüthen in verschiedener Weise deformiren. Die verbildeten Blüthen erinnern
z. Th. sehr an die von Flanchon s. Z. beschriebenen „Avalidouires". 0. Fenzig.
552 Anatomie. Morph, der Phanerog. — Variationen und Bildungsabweichungen.
84. C. Massalongo. Mostrnositä osservate nel fiore pistillifero del Ramex arifolius L.
(Nuovo Giern. Bot. Ital. XIII, 3, p. 229—234.) Firenze 1881. Mit 1 lith. Tafel.
Die vom Verf. in den Friauler Alpen beobachtete Monstruosität der weiblichen
Blüthen von Eumcx arifolius L. ähneln im Ganzen sehr den schon von Strassburger
(Angiosp. und Gymnosp.) illustrirten Formen, weichen aber im Detail etwas davon ab.
Abgesehen von der Vergrünung der drei inneren Perigonzipfel ist besonders das Verhalten
des Ovars bemerkenswerth. Dasselbe verlaubt ebenfalls, verlängert sich zu einem lang
keulenförmigen Körper: die Narben finden sich nicht mehr terminal, sondern etwas unter
der Ovarspitze inserirt. In einem Falle waren die Narben nicht, wie normal, pinselförmig,
sondern trichterförmig, mit kraus gewelltem Rande, gerade wie bei Blieum. In einzelnen
Fällen öffnete sich das Ovar an der Spitze: zu vollkommener Trennung der Carpiden kam
es jedoch nirgends. — Das Ovulum war in den meisten Fällen atrophisirt, welk; in anderen
Fällen Hessen sich eigenthümliche Veränderungen unterscheiden, die Verf. in vier diverse
Typen theilt:
1. Primine und Secondine sind zu kleinen, Stoma- und gefässbündelführenden
Blättchen umgewandelt; die Secondine ist in allen Theilen weit schwächer entwickelt. Der
Nucellus ist unterdrückt, oder ragt als kleiner Zapfen, in Verlängerung der Axe, vor : dieses
Zäpfchen trägt eine oder mehrere kleine Schuppen. — Manchmal ist auch der Funiculus
verlängert und hohl: im Innern desselben erhebt sich noch ein cylindrisches , räthselhaftes,
mit einer Schuppe endendes Gebilde.
2. Das Ovar ist an der Spitze geöffnet; das Ovulum durch starke Verlängerung des
(hohlen) Funiculus in die Höhe getragen. Die Primine sehr stark entwickelt und verlaubt,
die Secundine als schwache, kelchförmige Erhebung am Ausgangspunkte der Primine, mit
dem couisch zugespitzten Nucellus im Grunde des Kelches.
3. In einem oben geöffneten Ovar findet sich das Ovulum wenig ausgewachsen: an
der Basis des Funiculus, unterhalb der Insertion der Primine, findet sich eine scheiden-
förmig umschliessende Schuppe.
4. Ein ganz abnormes Ovulum, das in zahlreiche, unregelmässige Lacinien getheilt
ist, deren eine (die grösste) an der Spitze einen griffeiförmigen, mit Narbenpapillen ver-
sehenen Anhang trägt. Auch hier ist der Funiculus hohl: der Nucellus entspringt inmitten
der Lacinien und trägt an der Spitze einen durch eine Ringfurche getrennten Anhang.
Der Verfasser ist geneigt, aus den beobachteten Thatsachen auf die Knospennatur
des Ovulums zu schhessen: der Funiculus ist axil und trägt, als Appendiculärorgan , die
Primine, an welcher sich durch Dedoublement die Secundine bildet. Der Nucellus ist die
nackt endende, aber in den Monstruositäten bisweilen mit Schuppen besetzte Spitze der
Blüthenaxe.
Die Höhlung des Funiculus, das Auftreten einer Neubildung in demselben, die
narbenförmige Ausbildung eines Integumentallappens entziehen sich dem Urtheil des Verfassers.
0. Peuzig (Padua).
85. H. R. Schlechtendal. Pflanzenmissbildongen: Die Tergrünang der Rlütben von Daacas
Carola L. (Jahresbericht d. Vereins f. Naturkunde zu Zwickau, 1880. Leipzig 1881,
S. 70—72, mit Abbildungen.)
In einem im fünften Jahresbericht des Annaberg-Buchholzer Vereins für Naturkunde
1880 publicirten Aufsatze, betitelt „Kleine Beiträge zur Kenntniss der Verbreitung der
Milbengallen in Sachsen, kommt Seh. auf die oben genannte Art zu sprechen und hält die
an derselben zuweilen vorkommenden Blüthenvergrünungen als durch Phytoptus veranlasst,
obwohl er die Anwesenheit der Milben nicht constatiren konnte, doch weisen andere Forscher
für Orlaya grandiflora, Torilis Anthriscus, Trinia vulgaris und Daums Carota nach, dass
Blüthenvergrünungen durch Gallmilben verursacht werden. Er lässt es dahingestellt, ob die
von ihm abgebildeten Monstrositäten als reine teratologische Bildungen anzusehen seien, ob
die Ursache in der Pflanze selbst liegt oder in dem Standorte, oder in dem etwa von
Thieren verursachten Reize. Bei einigen mag der Standort nicht ohne Einfluss gewesen
sein, indem in Folge dessen spärliche Ernährung stattgefunden habe. Dies betraf nach
seiner Meinung insbesondere solche Fälle von Yerbildungen, wo die Involucralblätter an
Speciclle Referate. 553
den Nebendolden stark entwickelt waren, während die Blüthen unausgebiklet blieben. In
anderen Fällen war das i'istill ausgewachsen, die Blüthenaxe wuchs durch und trug secundäre
Inflorescenzen. Am häufigsten waren die Fälle, wo das Pistill ungemein verlängert und
sehr dünn war, dabei waren die übrigen Blüthentheile normal. Die Blüthen an den secundären
Döldchen bald mit unterständigem, bald mit oberständigem Ovar. Bei den vergrünten Fetalen
war ein grüner verbreiterter Mittelstreifen vorhanden, die Fetalen dann sehr verlängert.
Auftreten von 3 Carpidien statt 2 wurde auch beobachtet.
86. Bailey, W. Whitman. Virescenz in Leontodon. (Bull, of the Torrey Bot. Club. Vol.
VIII, 1881, No. 11, p. 128). — Referat darüber in Bot. Centralbl. Bd. IX, S. 392.)
Nicht gesehen. Nach dem citirten Referate betraf die Virescenz Leontodon autiimnale.
Die Corolle grün, statt des Fappus zahlreiche blattartige zerschlitzte grüne Lacinien, der
Griffel dick, flach. Auch die Ovula verändert.
87. Bader. Monstruosite de Trifolium repens. (Verhandlungen der Schweizerischen natur-
forschendeu Gesellschaft in Brieg. 63. Jahresversammlung. Jahresbericht 1879/80.
Lausanne 1881, S. 35.)
Zeigt eine Monstrosität der genannten Species vor, wobei Herr Favre bemerkt, dass
Monstrositäten von Trifolkim repens bei Bas-Valais, Vouvry, Couuettes, Port Valais u. a. 0.
häufig zu finden seien. (Wahrscheinlich handelt es sich hier um Fälle von Phyllodie der
Sepalen und des Carpids. Ref.)
88. T. Borbäs. Az elzödült azarkaläb mint morphologini ütmatatö. Der vergrünte
Rittersporn als morphologischer Wegweiser. (Ertekezerek a termesnettudimönyok
köreböl, herausg. v. d. Ung. Akademie d. Wiss. Budapest 1881. Bd. XI, No. XVI,
46 p. m. 1 Tfl. [Ungarisch]. Ref. darüber in Skositz, Oesterreich. Bot. Zeitschrift,
1881, S. 407.)
In der Blüthe von DelpMnium Consolida bildet das „Nectarium" der älteren
Systematiker einen strittigen Punkt, zu dem der Verf. durch die von ihm beobachteten
Vergrünungs- und anderen anomalen Fälle seinen Beitrag geben will. B. fand vergrünte
Blüthen von Delphinium Consolida. Die Vergrünung beginnt damit, dass der untere Theil
der Kelchblätter oder höchstens auch die Hauptader in geringerem, grösserem Maasse grüne
Farbe annimmt, wodurch die Blüthe zweifarbig wird, indem die blaue Farbe des oberen
Theiles sich nicht ändert. Diese blaue Färbung nimmt aber stufenweise ab, bis zuletzt die
Kelchblätter ganz grün sind. Letztere sind von aufliegenden Härchen gräulich und ver-
schmälern sich gegen ihre Basis zu rasch. Auch der Sporn verkürzt sich ; mit dem Wegfall
des letzteren erscheint die Blüthe actinomorph. Das Verschwinden des Sporns bringt der
Verf. mit dem Vergrünen insofern in Verbindung, als nach diesem Process die Blüthentheile
ihrem Berufe nicht mehr entsprechen können und so auch des Spornes nicht mehr benöthigen.
In sämmtlichen vergrünten Blüthen, auch in den kleinen vergrüuten Knospen fand B. immer
nur ein dem Kelch blatte supcrpouirtes Blumenblatt. In vollständig vergrünten Blüthen
fehlt der zweite Seitenlappen des Blumenblattes. B. sah aber die Platte desselben in ihrer
Mitte eingeengt und zu beiden Seiten je ein halbmondförmiges grünes blattartiges Gebilde;
ist sich aber dessen nicht sicher, ob man damit nicht die Seitenlappen des Blumenblattes
in Verbindung bringen könnte. In sehr grünen Blüthen ist das Blumenblatt gestielt,
ungespornt, von den Kelchblättern kaum verschieden, flaumig u. s. w. Die Staubgefässe
sind grünlich und mit ihren flachen Anthereu zerstreut haarig. Blumenstaub fehlt u. s. w.
Das Pistill erhebt sich aus der Blüthe mit einem Gynophorum, flaumig, an der Naht
des Stempels ist der Flaum am dichtesten. Das hier (im Ref. nur kurz) beschriebene mon-
ströse Exemplar verbindet so Delphinium Consolida mit D. divaricatum Led. , welches
sich von ersterem hauptsächlich durch seine flaumige Frucht unterscheidet, und macht ihren
specifischen Unterschied schwankend. Ist die Ansicht Wiegand's richtig, dass die ver-
schiedenen Pflanzenformen auf dieselbe Weise entstehen, wie die Monstrositäten, nur- dass
sie constant werden, so ist die Entstehung von D. divaricatum aus der besprochenen Ver-
grünung auch erklärlich. Es ist aber auch anzunehmen, dass beide Arten aus einer flaumige
Früchte besitzenden Urstammart ausgingen, zu welcher mehrere Blüthen von D. Consolida
in Folge rauher Witterung zurückschlugen.
554 Anatomie. Morph, der Phanerog. — Variationen und Bildungsabweichungen.
Im Uebiigen zeigt überhaupt das Flaumigwerdeu des Pistills beim Rittersporn einen
bedeutenden Rückfall zu den Vegetationsorganen an, was um so weniger auffallend ist,
nachdem der Kelch des Rittersporns gewöhnlich behaart zu sein pflegt. Das Erscheinen
der Frucht auf einem Carpophor ist aber auch ein Beweis davon, dass Delpliinium mit
Pflanzen anderer Ordnung in einiger Verwandtschaft steht ; trotzdem man es in die Ordnung
der Polycaipeen hinein zwängte. Die Bauchnaht des gestielten Stempels steht manchmal
gegen die Spitze zu oder seiner ganzen Länge nach offen. Aus einem solchen offenen Stempel
hingen grüne Zipfel heraus, die dem Rande des Blattes, vom Orte der Eichen, entsprangen.
Diese sind zu Blättern umgewandelt, welche, wenn man sie ausgebreitet denkt, ganz die Form
der Blätter des Rittersporns in Erinnerung bringen. Der Griff('l des vergrünten Stempels
endigt gewöhnlich in zwei Lappen, die oft in's violette spielen; oft aber breitet sich der
Griffel selbst aus, wodurch auch das Läppchen grüner wird, und scheint es in diesem Falle,
dass nicht bloss die Mittelrippe des Fruchtblattes den Griffel bildet, sondern im Vereine
mit dem Blattrande, was D. Consolida mit den Rhoeadineen in Verwandtschaft bringen
würde, bei denen die Narbe aus der Verlängerung der Blattränder entsteht. Auch die ver-
kümmerten Eichen sind flaumig und von den die entwickelten Samen zierenden Schuppen
ist keine Spur zu sehen. Auch dies beweist, dass die Pflanzenschuppen nur modificirte
Haare sind.
Es kommen aber auch Exemplare mit nur halb vergrünten Blüthen vor, bei welchen
nur der Stempel gestielt und flaumig ist. Die provisorischeu Theile der Blüthe konnten
sich hier an heiteren Tagen noch vollständig entwickeln, aber die schwachen Früchte, die
längerer Zeit bedürfen, wurden daran von der eintretenden rauhen Witterung gestört und
so gezwungen, sich auf vegetative Weise weiter zu entwickeln, d. h. zu vergrünen.
B. beruft sich nun auf andere Fälle, wo in Folge der Vergrünung normal vereinigter
Theile eine Trennung eintrat, um zu beweisen, dass bei Delpliinium das angeblich eine
aus mehreren verschmolzene Blumenblatt sich nicht theilt und daher schon ursprünglich so
angelegt sein muss und schliesst sich so der Ansicht A. Braun's hinsichtlich der Blüthen-
bildung dieser Pflanze an.
Bezüglich der Umgestaltujig der Blüthen der Ritterspornarten kennt B. noch mehrere
Fälle. Er fand Blüthen mit mehreren Blumenblättern (4-6) u. s. w. Dass er einzelne
Blumenblätter verschmolzen fand, zeigt ihm wohl, dass die Blumenblätter eine Neigung
zum Zusammenwachsen zeigen, aber sie verschmolzen immer zu vollständig zweiseitig lappigen
Blumenblättern, immer nahmen sie den Typus des unpaarigen normalen an. — An D.
Orientale fand B. Staminodien, die er, nachdem sie auf die Kelchblätter folgten, als Blumen-
blättern betrachtet. — Das Carpophorum ist bei den Pflanzen keine gewöhnliche Bildung,
aber um so öfter bei chlorotischen Erscheinungen zu finden, sowohl bei den Sympetalen
wie bei den Choripetalen, B. beschreibt einige solcher von ihm beobachteter Fälle näher,
so bei Plcmtago major, Veronicu Anagallis, V. anagalloidcs , Verbascum blattariforme,
Erysimum canescens, Camelina sylvestris (vergrünt, aber hier kann die Ursache der Ver-
grünung nicht die rauhe Witterung gewesen sein), Capsella Bursa pastoris, Cardamine
Matthioli, Eoripa Kerneri (welche übrigens normal ein Carpophor besitzt), Bunias oricntalis,
Reseda lutea. Den normalen Mangel des Carpophors schreibt B. Zweckmässigkeitsgründen
zu; die mit Samen beschwerte Frucht gewinnt dadurch an Halt und entwickelt sich am
Grunde der Blüthe. Bei der Vergrünung entwickeln die Fruchtblätter keine Samen;
sie sind daher nicht belastet und so mag sich bei ihnen das Carpophorum entwickeln können.
— Vergrünte Anagallis mit vierzipfligem Kelch; der eine Zipfel ist aber zweispitzig
und zweiaderig, daher er aus der Zusammenwachsung zweier entstand. Nachdem die Staub-
gefässe sich von den Blumenblättern vollständig absondern, so ist Verf. mit Eichler der
Ansicht, dass die Blüthe \on Anagallis nicht dreiquirlig, sondern tetracyclisch sei. — Ver-
grüntes Verbascum phlomoides in Scrofularia-Gestalt. An nach der Fruchtreife
neu entwickelten Trieben fand B, besonders gestaltete Blüthen. Der fünfschnittige Kelch
war meistens verlaubt, grüner, im Ganzen den Laubblättern nahestehend. Die Form
der Petala war nicht die normale flachtrichterige, sondern die von Scrofularia nodosa;
nämlich der untere Theil der aussen flaumigen Cerella gleichsam napfförmig oder cylindrisch ;
Specielle Referate. 555
ihr oberer Theil aber fünflappi^; die jüngereu Lappen zusammengeneigt wie hei Sero fnlaria.
Die Aehnlichkeit wurde auch ilurch die ins dunkle Violett gehende Farbe gehoben. Bei
einigen war der Rand schwarz gefleckt. Staubfäden vier, an die Röhre der C'oroUe
gewachsen; ihr Faden schwach flaumig. In den fünfmänuigen Bliithen war der eine
Staubfaden um vieles kürzer. — Pelorie bei Deiphiuium Consolida. — Die Bliithe
besass 5 Sepala, die 3 äusseren mit normalem Sporn nur hinsichtlich der Länge etwas
verschieden; vor jedem steht je ein normales Blumenblatt mit vollständiger Super-
position. Das zwischen die beiden inneren uiigespornteu Kelchblätter fallende Kelchblatt
(So) musste er als oberstes annehmen , was übrigens der auch um etwas weniger grössere
Sporn andeutet. An dem Mittellappeu des diesem S,, sowie au dem dem S, voraustehenden
Blumenblatt war der gewohnte Einschnitt zu finden ; an dem dem Sg suponirten aber nicht.
Die Ränder der Blumenblätter waren nicht mit einander verschmolzen. Dieser Fall uuter-
stützt auch Eich 1er gegenüber die Superposition der Blumenblätter. In dieser Blüthe steht
noch vor Pj ein an der Basis verbreiteter Staubfaden, der an seiner Spitze eine halbe
Anthere trägt; seine andere Hälfte beginnt sich blumenblattartig auszubreiten und gegen
die Anthere zu zu krümmen. Die Befruchtuugsorgane sind. normal. Die zum Blumenblatt
sich umgestaltende Anthere, der ungetheilte Mittellappeu von P3 und die einigermassen
abweichende Länge der drei Sporne lässt die Blüthe nicht vollständig actiuomorph erscheinen ;
aber diese wenigen Abweichungen abgerechnet, hauptsächlich nach den äusseren beurtheilt,
ist sie zu den Pelorieu zu stellen. B. erwähnt noch eine zweispornige und eine ungespornte
Blüthe. — D. Aiacis mit gefüllten Blüthe n. Auch diese bewiesen die superponirte
Stellung der Blumenblätter. — Fortschreitende Umgestaltung der Staubgefässe.
In mehreren gefüllten Blüthen von V. Aiacis fand B. vier Stempel. In diesen pleiogynen
Blüthen sind ausser den 1-3 normalen Stempeln 2—3 kleinere gestielte; ihr Stiel ist nichts
anderes, als die bekannte Verbreiterung des unteren Theiles der Staubfäden. Die Antheren
waren zu einfächerigeu flaumigen Fruchtknoten umgewandelt , die an ihrer Spitze eine zwei-
lappige Narbe tragen, in ihrem Innern aber an der Bauchnaht die Eichen. In der Blüthe
ist eine ganze Reihe dieser Umgestaltungen zu sehen u. s. v/. — Zweispornige Blumen-
blätter. Aus dem ofleuen Kelchblattsporn ragten die Sporne der Blumenblätter hervor.
Staub.
89. Julius Ziegler. Vergrünte Blüthen von Tropaeolum majus. (Bericht der Senken-
bergischen naturforscheuden Gesellschaft für 1880^81, Frankfurt a. M., S. 128-129
nebst 2 Tafeln in Farbendruck.)
Die Verbildungen zeigten sich an 5 Stöcken, welche in einem Garten an zwei ver-
schiedenen Stellen cultivirt wurden, von Mitte September 1880 an, während an den Exemplaren
vorher normale Blüthen entwickelt wurden. Die Anzahl der Abnormitäten wird auf 200
geschätzt. Minder weit gediehene Vorbildungen waren solche, wo der Fruchtknoten stark
aufgetrieben war und derselbe mit dem Griffel hervortrat, weiter kamen solche Fälle vor,
wo die Farbe der Petalen unrein wurde, bis sie schliesslich in Grün überging. Der Kelch-
sporn wurde immer kürzer und verschwand endlich ganz, die Kelchzipfel nahmen hingegen
an Länge zu und verwandelten sich in Laubblätter. Statt der normalen lebhaft gelben,
rothen oder braunen Petalen traten in exquisiten Fällen vollständig grüne, bis 11 cm lange,
gestielte, schildförmige Laubblätter auf. Die den beiden oberen Petalen entsprechenden
Gebilde stellen eine Verschiedenheit von den drei untereu dar. Die Fransen gingen bei letzteren
in Zipfel über und das Blatt erschien leierförmig. Die Staubgefässe erschienen (wie gewöhnlich,
Ref.) am wenigsten verändert. Gegen das Ende der Zweige zeigten sich verkümmerte Gebilde,
die kaum Ueberreste der Blumenblätter und des Griffels enthielten, aber oft noch mit Staub-
gefässen versehen waren, welche dann von einem gleichzipfeligen sporenlosen Kelche oder
fünf Blättchen umgeben waren. lu den am weitesten gediehenen Fällen der Verbildung
fanden sich statt des Fruchtknotens drei gestielte, auf einem Stiele vereinigte kleine JJlatt-
gebilde vor, die noch Andentungen einer Narbe besassen. Es kamen auch schildförmig
ausgebildete Carpiden vor. Im Vereinigungspunkt der blattartigen Carpiden meist noch die
Ovula kenntlich. Auch an den nur wenig veränderten Blüthen schlagen die Früchte fehl,
die aus normalen Früchten gezogenen Samen ergaben (bis October 1881) normale Pflanzen,
556 Anatomie. Morph, der Phanerog. — Variationen und Bildungsabweichungen,
Nach Ziegler war die Ursache des Auftretens der abnormen Bildungen wahr-
scheinlich in dem gleichzeitigen feuchtkühlen und trüben Wetter zu suchen, allerdings wäre
die Möglichkeit vorhanden, dass das Einstutzen der Triebe die Abnormitäten veranlasst habe.
Wäre die in Frankfurt damals herrschende Witterung wirklich die Ursache des Auftretens
der Verbildungen gewesen, so wären ähnliche Erscheinungen an Tropaeolum majus gewiss
in anderen Gärten aufgetreten. Dies war aber nach einer ausdrücklichen Bemerkung Ziegler's
nicht der Fall.
90. J. Velenovsky. lieber die vergrünten Eichen von Alliaria officinalis Andrz. (Flora
1881, S. 33- 45. Mit einer Tafel.)
V. fand im Prager botanischen Garten die in der Aufschrift genannte Pflanze im
vergrünten Zustande zahlreich vor. Die vergrünten Blüthen werden nun in der Reihenfolge,
wie sie sich an den ganzen Trauben zeigten, besprochen, die Oolysen, über welche nichts
Neues vorgebracht wird, eingehend beschrieben und lediglich nur die Beobachtungen
Celakovsky's an der nämlichen Pflanze bestätigt. V. tritt auch vollinhaltlich Celakovsky bei
in der morphologischen Deutung der Ovula, ebenso wie Celakosky hält auch er die Ver-
laubungen der Ovula für ein sehr werthvolles und verlässliches Material für die morphologische
Erkenntniss der Ovula.
91. L. Durand. Sur une fleur monstrease de Cheiranthas Cheiri. (Bull, period. Soc. Linn.
de Paris 1881, No. 39, p. 308.)
Nicht gesehen.
92. Malformod Sarracenia. (The Gardeners' Chronicle, 1881, Part. I, p. 510.)
Eine Blüthe von Sarracenia ßava hatte überzählige Griffel, welche in Form von
schmalen Zipfeln die normal stark verbreiterte Narbe überragten.
93. H. Baillon. Sur les Composees ä gynecee complet. (Bull. mens. soc. Linn. de Paris
1881, No. 35, Seauce du 2 fevr., p. 277-278. Beferat darüber in Uhlworm Botan.
Centralblatt, Bd. VIII, [1881], p. 271.)
Fand an mehreren cultivirten Vernonien und besonders an Eupatorieen 3, 4 bis 5
Narbenschenkel in jeder Blüthe. Wenn ihrer 5 vorhanden, so waren sie den CoroUenlappen
superponirt. Ovar und Ovulum unverändert. (Entnommen dem Centralblatt.)
94. Joseph Schrenk. A Silene with pentamerous Ovary. (Bull. Torry Bot. Club VIII,
1881, No. 3, p. 32-36.)
Nicht gesehen.
95. Silvio Calloni. Chorise oa polyphyllie uni-radiale et collaterale dans la flear d'Ery-
thronium dans canis L. (Bull, des travaux de la Soc. Botan. de Geneve, 1879—80,
Geneve 1881, p. 109-114, PI. I, Fig. VII, XVII.)
Der Befund, welcher der Beschreibung des durch die Aufschrift ausgedrückten Ver-
bildungsmodus zu Grunde liegt, ist folgender. Der Schaft längs seiner ganzen Länge auf
einer Seite mehr entwickelt, dessen Querschnitt eiförmig statt rund, Blätter grösser als
gewöhnlich, Kelchblätter normal, 2 Petalen normal, das dritte grösser mit doppeltem Mitttelnerv,
Nectarium 6 lappig, statt normal 4 lappig, Kelch und CoroUe normal gefärbt. Staubblätter
des äusseren Wirteis normal , zwei des inneren normal , statt des dritten ein Paar gut
entwickelter Staubgefässe, das über das vergrösserte Petalum fällt. Vom Gynäceum 2 Carpiden
normal, das dritte dedoublirt, Fruchtknoten 4 fächerig, zwei Fächer zweien Staubgefässen des
äussern Wirteis gegenüber stehend, ein Fach fällt der Mediane des Doppelstaubgefässes gegen-
über und das vierte Fach fällt, wie das Diagramm zeigt, zwischen das dedoubl. Staubgefäss
und das nächst benachbarte, Griffel 1, röhrig, 4 kantig, Narben 4 getrennt.
96. M. F. Tripel. Deux tulipes monstreuses. (Bull, de la Soc. des sc. naturell de Neuchatel,
Tom. XII, Neuchatel 1881, p. 328.)
Jede der beiden Tulpen besass 50 Perigonialblätter und mehr, Staubgefässe fanden
sich zu 12—15 vor und die Carpiden waren vervielfältigt. Die Monstrosität entstand durch
Verwachsung mehrerer Blüthen.
97. H. Baillon. La gapiopetalie et les fleurs doubles. (Bull. mens. soc. Linn. de Paris
1881, No. 36, Seance du 6 avr., p. 284-285. Referat darüber in Uhlworm Botan.
Centralblatt, Bd. VII, S. 370.)
Spccielle Referate. 557
Ref. hat leider den Origiiialaufsatz nicht gesehen. Es sei daher das Folgende dem citirten
Referate im Centralblatt entnommen. Neuere Autoren haben ausgesprochen, dass polypctale
Blüthen leichter neigen zur Füllung als gamopetale. Dies sei aber ein Irrthum. B. verweist
dabei auf die gefüllten Petunien, Datura, Serissa foetida, Samhac, Gardinia florida, Azaleen,
Priinula (P. acaulis, Auricula), Cam2:)anula- Arten, Lobelia, Syringa, Vinca, Nerium und
ClcrodendroH. Es wären zu erwähnen Althaea rosca und Ilihiscus syrincus, deren Blüthen
eigentlich nicht dialypetal sind. Auch gamopetale monocotyledone Blüthen wie Ilyacinthus,
Polianthes tuherosa und Narcissus seien anzuführen. Selten seien Füllungen bei Labiaten,
Scrophularineen, Bignoniaceen und Acanthacecn, ferner seltener bei solclieu Dicotylen, deren
Blüthen wenig zahlreiche Stamiuen besitzen im Vergleich zu solchen, die mit zahlreichen
Staubblättern versehen sind. Beispiele dafür bieten die Rosaceen verglichen mit den
Papilionaceen. (Die im Centralblatt angeführte Bemerkung, wonach nach B. die Blüthen
bei Papilionaceen sich nicht füllen sollen, ist jedoch unrichtig. Ref) Die Zygomorphie
sei nicht der Grund der leichteren Füllung. Pelargonium fülle sich leichter als Linum,
Oxalis und Geranium, Viola odorata leichter als die Violaceen mit regelmässiger Corolle.
98. Double Stocks. (The Gardeners' Chronicle 1881, Part I, p. 105-106.)
Giebt Anweisungen über die Auswahl der Samen und die Cultur der Pflanzen,
welche reichlich gefüllte Blüthen hervorbringen sollen.
99. Double Lapageria. (The Gardeners' Chron. 1881, Part II, p. 440, Holzschn. Fig. 83.")
Ein Exemplar von Lapageria rosea entwickelte ausser normalen einfachen Blüthen
eine gefüllte mit einer doppelten Reihe von Segmenten (Petalen) und Petalodie einiger
Staminen. Der Längsdurchmesser der Blüthe betrug 3^2 Zoll, der Querdurchmesser 3 Zoll.
100. Bouvardia Alfred Neuner. (Regel's Gartenflora 1881, S. 114—117, Holzschnitt.)
Eine weissblumige, gefüllt blühende Form von Bouvardia jasminoides , gezogen
von Narg und Neuner in Louisville, und wahrscheinlich hybriden Ursprungs.
101. Bouvardia Alfred Neuner. (The Gardeners' Chronicle 1881, Part II, p. 726.)
Eine neue Varietät mit gefüllten Blüthen, 1881 zuerst in Blüthe gesehen.
102. H. Baillon. La symetrie des fleurs doubles du Platycodon. (Bull. mens. Soc. Liun,
de Paris, 1881, No. 37, p. 296. Referat darüber in Bot. Centralbl. Bd. IX, S. 190.)
Bei gefüllten Blüthen mit zweiter innerer Corolle werden die Stellungsverhältnisse
in derselben derart umgeändert, dass die Carpiden über die Staubblätter fallen, während sie
normal den Petalen superponirt sind.
103. Epigaea repens with double Flowers. (The Garden. Chronicle 1881, Part II, p. 310.)
Die Missbildung wurde von Miss L. Mann in Rhode Island aufgefunden. Das
Bemerkenswerthe war, dass die Blüthen 3 gut ausgebildete CoroUen besassen, welche
ineinander steckten , wie bei Datura , die Staubgefässe fehlten oder waren höchstens durch
ein oder mehrere kapuzenförmige (kordlise) Anhängsel der Corolle vertreten.
104. Bailey, W. Whitmau. A double Epigaea repens. (The Bot. Gaz. Vol. VI., 1881,
No. 7, p. 238.)
Nicht gesehen.
105. Lemoines New Double Lilac. (The Gardeners' Chronicle 1881, Part I, p. 368, Holz-
schnitt, Fig. 71.)
Abbildung einer schön gefüllten l'orm, welche von Herrn Lemoine zuerst gezogen
wurde. Nach der Abbildung zu schliessen, sind die Blüthen mit 2 überzähligen Corollen
versehen, welche der normalen Corolle superponirt sind.
106. Double Flowers. (The Gardeners' Chronicle 1881, Part I, p. 540.)
Bemerkungen über den Rückschlag gefüllt blühender Primelsorten in die ungefüllten
Formen.
107. The double Pettinia. (The Garden. Chron. 1881, Part I, p. 77, 116, Holzschn. Fig. 14.)
Die Artikel bringen Anweisungen über die Cultur der gefüllten Formen. Abgebildet
wird eine Form, deren gefüllte Blüthen ausserordentliche Grösse und Farbenpracht hatten,
108. L. Durand. Sur des petales sur numeraires de Petunia, resultant d'une transformation
du connectif, (Bull, period. Soc. Linn, de Paris 1881, No. 38, p. 303.)
Nicht gesehen.
558 Anatomie. Morph, der Phanerog. — Variationen und Bildungsabweichungen.
109. Hose in Hose Polyanthus. (The Gardeners' Chronicle 1881, Part I, p. 667.)
Besprechung verschiedener Formen der genannten Abart.
110. Double Primroses. (The Gardeners' Chronicle 1881, Part I, p. 632.)
Gelbe Primeln wurden in Cornwall in gefüllt blühendem Zustande aufgefunden.
Einige der Blüthen hatten 2 Zoll Durchmesser.
111. A study of Double -flowered Chinese Primroses. (The Gardeners' Chronicle 1881,
Part I, p. 78.)
Der Artikel handelt über den blumistischen Werth der Farbenvarietäten gefüllter
Primeln.
112. Double Lychois. (The Gardeners' Chronicle 1881, Part I, p. 275.)
Bemerkungen über die Cultur der gefüllten Formen von Lychnis chalcedonica.
113. Le Monnier. Duplication de la coroUe de la pensee. (Bull, de la Soc des Sc. de
Nancy. 13 Annee. 1880. Paris 1881, p. 25.)
Gefüllte Blüthen von Viola tricolor sind bis jetzt noch eine Seltenheit. Er erhielt
sie von einem Cultivateur, welcher die Exemplare zur Ausstellung der Soc. centrale d'horti-
culture gesendet hat. Bei der Untersuchung zeigte es sich, dass die Anzahl der Staminen
nicht vermehrt war — sie waren in der normalen Anzahl vorhanden - und dass die Füllung
auf Dedoublement der Petalen, oder wie Verf. sich ausdrückt, auf Proliferation derselben
beruhte. Es glichen wenigstens theilweise die Petalen der gefüllten Blüthen den ent-
sprechenden der einfachen, während sich das Androeceum an der Füllung nicht betheiligte.
114. Clarkia elegans Dougl. var. purple King. (Regel's Gartenflora 1881, S. 219; Holz-
schnitt S. 220.)
Eine der vielen Gartenvarietäten der genannten Art mit gefüllten purpurrothen
Blüthen.
115. Begonia Davisii var. superba fl. pl. (The Gardeners' Chronicle 1881, Part I, p. 669.)
Der Durchmesser der Blüthe betrug 2^2 Zoll, die Färbung ein prächtiges Carmoisin-
roth. Die Pflanze wurde von Herrn Lemoine in Nancy gezogen.
110. P. Duchartre. Observations sur les fleurs doubles des Begonias tubereux. (Joum.
de la soc. centr. d'horticulture de France Ser, III, T. II, 1880, p. 434—450, mit Holz-
schnitten p. 444.)
Nicht gesehen. Wahrscheinlich werden die nämlichen Abnormitäten geschildert,
über welche in Just, Jahresber. VIII (1880), 1. Abth. S. 229 berichtet worden ist.
117. Saxifraga virginiensis fl. pl. (The Gardeners' Chronicle 1881, Part I, p. 602.)
Die gefüllt blühende Form in blumistischer Hinsicht vorzuziehen der einfachen.
Sie ist grösser, stärker als die normale Pflanze. Dasselbe gilt auch für die gefüllt blühende
Form der Saxifraga granulata.
118. L. Beissner. Ungeschlechtliche Fortpflanzung wild wachsender, gefüllt blühender
Pflanzen. (Regel's Gartenflora 1881, S. 51-52.)
Seine Beobachtungen betrafen Cardamine pratensis, bei welcher Art er wildwachsende
Exemplare gesehen, wo jede Blüthe stark gefüllt war ohne jedweden Fruchtansatz. Die
gefüllt blühende Form besitzt länger sich erhaltende Stengel als die Pflanze im normalen
Zustande, an der Spitze der unfruchtbaren lUüthenstände sah er Knospen, die Luftwurzeln
entwickelten, desgleichen fand er in den Blattwinkeln des Stengels solche Knospen. Blüthen-
stände, welche mit derartigen Knospen besetzt waren, legten sich später zur Erde, wo sich
dann die jungen Pflanzen bewurzelten. B. fragt, ob an anderen gefüllt blühenden Pflanzen
ähnliche Erscheinungen beobachtet wurden.
119. J. Gibbs. Note on a abnormal form of Cardamine pratensis. (Trans, of the Epping
Forest and County of Essex Naturalists Field Club. Deccmber 1880.)
Nicht gesehen.
120. Double Ladies Smock. (The Gardeners' Chronicle 1881. Part I, p. 638.)
Cardamine pratensis bemcrkenswerth, da sie im wilden Zustande häufig mit gefüllten
Blüthen angetroffen wird. An manchen Stellen findet sie sich in grosser Menge vor und
fast alle Blüthen gefüllt. Die Füllung nach Art der hose in hose Polyanthus mit 3—4 in
Specielle Referate. 559
einander geschachtelten Blüthen. Die Pflanze lässt sich leicht fortpflanzen, wenn man
Blätter auf feuchten Sand legt, indem dann an den Rändern Knospen sich ausbilden.
121. Ranuncalas aconitifolius fl. pl. (The Gardeners' Chronicle 1881, Part I, p. 665.)
Kurze Notiz über die Cultur und den blumistischen Werth dieser Pflanze.
122. Dianthus chinensis L. var. Darleri. (Regel's Gartentiora 1881, S. 215.)
Eine seit 20 Jahren in Petersburg cultivirte Form von B. chinensis mit wohlriechenden
dicht gefüllten Blüthen, deren Vermehrung nur durch Stecklinge möglich ist. Regel meint,
dass der höchst angenehme Geruch auf hybriden Ursprung deutet.
123. Dianthus chinensis L. (Regel's Gartenflora 1881, S. 118—120, mit Holzschnitt.)
Bespricht und bildet ab cultivirte Formen von zwei DiantJius- Arten. Von D.
chinensis wird bemerkt, dass schon Noisette zu Anfang der zwanziger Jahre dieses Jahr-
hunderts ihn im gefüllt blühenden Zustande bereits kannte, das erste Auftreten der gefüllten
Blüthen sei unbekannt. Später wurde gezogen Dianthus chinensis Hedwigii, eine einfach
blühende grosse blumige Form mit vorn gezähnten, eine andere mit vorn fransenförmig
geschlitzten Petalen; diesen folgten gefüllt -blüthige Formen. Durch Baslardirung von Z>.
chinensis mit pliimarius erhielt man zahlreiche Variationen mit theils einfachen, theils schön
gefüllten Blüthen mit geschlitzten und mit gezähnten Petalen.
124. Nigella damascena L. (Regel's Gartenflora 1881, S. 247, mit Holzschnitt.)
Abbildung einer niedlichen Form mit gefüllten Blüthen.
125. Double Paeonies. (The Gardeners' Chronicle 1881, Part I, p. 799.)
Sitzungsbericht der Royal Horticultur Soc. Rev. Henslow besprach verschiedene
Modi der Füllung bei Paeonien. Bei einer Form war die Carpelle vertreten durch einen
Büschel von grossen, aufrecht stehenden Petalen, die Staminen aber durch kleinere, gelblich
gefärbte Petalen, die wahre Cor olle hatte vermehrte Blumenblätter, bei einer anderen bestand
der Petalen - und Androeceumkreis aus mehreren Wirtein , und bei einer dritten bildete die
Blüthe eine rundliche Masse von Petalen, Staminen und Carpiden waren nicht unterscheidbar.
126. Double Pelargoniums in Small Pots. (The Gardeners' Chronicle 1881, Part H, p. 374.)
Handelt über die Cultur gefülltblühender Pelargoniumsorten.
127. Rubus rosaefolias coronatus. (The Gardeners' Chronicle 1881, Part II, p. 663.)
Ein schöner Rubus mit weissen, grossen, gefüllten Blüthen vom Habitus einer
BanTcsia-^ose.
128. Double-flowered Apple. (The Gardeners' Chronicle 1881, Part I, p. 728.)
Die Blumenblätter waren beträchtlich vermehrt, die scheibenförmige Ausbreitung des
Blüthenbodens fehlend, Kelchsegmente jedoch vorhanden. Die Form von ornamentalem Werth.
129. Friedrich Hildebrand. Umwandlang der Blüthenblätter in Staubgefässe bei Cardamine
pratensis. (Botan. Centralblatt Bd. VI, 1881, No. 7 [Jahrgang IL], S. 243—245.)
Staubgefässe wandeln sich in der Cultur häufig in Petalen um, der umgekehrte Fall
ist weit seltener. Bei Cardamine pratensis hat H. beide Fälle beobachtet, nämlich starke
Füllung der Blüthen mit Ersetzung der Staminen durch Petalen und Vermehrung der letzteren
und anderseits einen Fall von Staminodie der Petalen. Letzteren fand er bei Freiburg i. B.
im Freien auf. Die Blüthen der Pflanze hatten ein unscheinbares Ansehen, was aber eben
durch Ersetzung der Petalen durch Staminen bedingt war. Die Länge der Staminen hielt
die Mitte zwischen den kürzeren und längeren. Die Filamente der normalen Staminen hatten
an der Basis ihr Nectarium ; den abnormen fehlte dasselbe, nur wenige Pollenkörner waren
bei diesen gut ausgeführt. Die Blüthen fand er proterogyn. Der Fruchtknoten habe sich gut
entwickelt, bei den unteren Blüthen begann bereits die Fruchtbildung. Das Exemplar wird
weiter beobachtet.
130. Silvio Calloni. Pistillodie des etamines dans la fleur de Persica vulgaris Mill. (Bull,
des travaux de la Soc. Botanique de Geneve 1879/80. Geneve 1881^ p. 97—108. PI.
I. Fig. I— VI.)
Anomalien zeigten sich an allen Blüthen durch einen Zeitraum von 15 Jahren. Die
Blüthezeit trat später ein und verlängerte sich, die Blätter erscheinen gleichzeitig mit den
Blüthen und werden etwas breiter und länger und tiefer grün als im normalen Zustande.
Der Stamm erreichte ungefähr eine Höhe von 3 Meter. Der Beginn der Blüthezeit trat April
560 Anatomie. . Morph, der Phanerog. — Variationen und Bildungsab weichungen,
bis Mai ein, die Mitte fiel auf Mai und Juni und das Ende auf Juni und Juli. Es wurden
im Ganzen 30 Blüthen untersucht und je füuf, die sich in der Anthere befanden zu Beginn,
Mitte und Ende der Blüthezeit und je fünf Bliitheuknospeu im Februar, Mai, Mai-April
und April. Der Kelch war persistent (normal abfallend), einige Male vierlappig, Zipfel
grün, purpurn gefleckt, in einem Fall war der Kelch auf eine Cupula reducirt. Die Corolle
persistent fünf selten vierblättrig, Fetalen an der Basis grün von dunkel purpurnen Längs-
nerven durchzogen. In einer Blüthe fehlte die Corolle. Staubgefässe fehlten stets, sie waren
vertreten durch verschieden gestaltete Carpiden, welche als Pistille mehr oder minder voll-
ständig oder unvollständig ausgebildet waren. Die Zahl der Pistille mit complet ausgebil-
detem Ovarium stand in einer directen Beziehung zum Alter der Blüthe, Von fünf im
Juni-Juli untersuchten Blüthen fanden sich 30 Pistille mit geschlossenem 2eiigem Ovarium vor,
sie waren in 5 fünfzähligen Wirtein inserirt, Griffel und Stigma complet. Von fünf Blüthen,
welche Mai -Juni untersucht wurden, hatten bei drei die Pistille des äussern Verticillus
incomplete Ovarien, statt geschlossen zu sein, zeigten sie eine rhomboidale Oeffnung und an
deren Rändern zwei auf den Nucellus reducirte Ovula, in den zwei anderen untersuchten
Blüthen waren die Ovarien in den äusseren drei Verticillen incomplet. Die Grösse der
Apertur verminderte sich von der Peripherie gegen das Centrum. Bei fünf im April und
Mai untersuchten Blüthen war der äussere Wirtel der Staminen ersetzt durch fünf weissliche
kahle corolliuische Blättchen. Es fanden sich 25 Ovarien vor, die peripherischen incomplet,
die centralen vollständig. Aus diesen aus dem Aufsatze heraus gehobenen Beispielen ergiebt
sich, dass die Zahl der incompleten Pistillen in verkehrtem Verhältniss stand zum Alter der
Blüthe, die Grösse der Apertus der nicht geschlossenen Ovariums aber in einem verkehrten
Verhältniss zum Alter der Blüthe und Orientirung in Hinsicht auf das Centrum der Blüthe,
Im Centrum der Blüthe traf er ein vollständiges einfächeriges, 2eiiges normal gebautes
Pistill vor. Bei allen Pistillen waren Griffel und Narbe normal. Nur in einem einzigen
Falle war ein einziges Ovarium vorhanden, das eine verholzten discus war. Das centrale
Ovarium war stets am meisten entwickelt, das peripherische kleiner. Der Kelch, die
Corolle, die pistillähnlichen Blättchen, incompleten und completen Ovarien waren wirtelig
gestellt, die Wh-tel ögliedrig und alteruirten mit einander. Im Durchschnitt fanden
sich 9 Verticillen vor, den 1. Wirtel bildete der Kelch, den 2. die Corolle, den 3, kahle
fleischige kleine Blättchen, den 4. kleine fleischige behaarte Blätter oder rudimentäre Carpiden,
den 5. an der Inenseite weit offene Pistille, den 6. wenig geöffnete Pistille, den 7. complete
Ovarien , den 8. ein zweiter Wirtel von complet ausgebildeten Ovarien und 9, innen stand
das normale Pistill.
Die Verbildungen waren, um sie mit den von Masters in die Teratologie eingeführten
Terminis zu bezeichnen, Fälle von Stasyniorpliie (langsame Entwickelung der Blüthen
und gleichzeitiges Erscheinen der Blätter mit den Blüthen), mehr oder minder complete
Fistülodie der Staminen, von MeiopJiyllie (geringere Anzahl der Kelchlappen und Blumen-
blätter als normal), Meiotaxie (durch Unterdrückung des Kelchs, der Fetalen), Hyper-
trophie der Blätter der Blüthen, Atrophie (durch Unterdrückung der Kelchlappen),
Fälle completer Fistillodie zahlreicher Staubblätter einer Blüthe gehören zu den
Seltenheiten, C, citirt ähnliche Fälle, die Moquin-Tandon und CIos anführen. Der Autor
ergeht sich in weitern Abschnitten der Abhandlung in breiterer Ausführung und Wieder-
holung der im Referate angegebenen allgemeinen Sätze und erklärt schliesslich das Auftreten
der Anomalie an seiner Persica als eine individuelle nicht vererbbare Eigenthümlichkeit,
Die Mutterpflanze, von welcher das Exemplar abstammte, zeigte sich normal und die Pistille
der abnormen Blüthen waren alle steril.
131. Prolification in Foxglove. (The Gardeners' Chronicle 1881, Part I, p. 341.)
Sitzungsbericht der Royal Horticult. Soc. Mastors zeigte ein Exemplar eines
Fingerhuts mit medianer Prolification der Blüthe, Die Corolle derselben bewahrte ihre Unregel-
mässigkeit, während bei derartigen Missbildungen dieselbe gewöhnlich regelmässige Form erhält.
132. Proliferous Double Mignonette. (The Gardeners' Chronicle 1881, Part II, p. 182.)
Die Abnormität zeigte sich an einer wohlriechenden prämiirten Keseda. Der Blüthen-
Stand dick verzweigt, Fuss lang, eine Rispe darstellend, ein Zweig entspringt aus dem
Specielle Referate. ^qi
Centrum der Blütlie oder bisweilen zwei, sie nehmen die Stelle des Pistills ein. In einem
nicht so weit entwickelten Zustande glich das Exemplar mehr einer gewöhnlichen Eeseda,
nur erschienen die Bliithen gefüllt, indem sie kleine Ballen geschlitzter Fetalen darstellten.
133. E. A. Webb- Proliferoas inflorescence of Rubus idaeus L. (Journ. of Botany. New
Ser. X [1881], p. 31.) Referat darüber in Botan. Centralblatt Bd. V (1881), S. 331.
Sitzungsbericht der Linn. Soc. (Sitzung vom 4, November 1880).
Statt der Blütheu traten verlängerte Sprossen auf, welche dicht besetzt waren mit
kleinen, behaarten Bracteen. Die Spitzen der Sprossen waren fasciirt.
134. G. Henslow. On a proliferous condition of Verbascnm nigrum L. (Journ. of the
Linn. Soc. Vol. XVIII, No. 112, June 3, p. 455-458, pl. 16-17. Journ. of Botany X
[1881], No. 217, p. 32.) Referat darüber im Bot. Centralblatt Bd. VII, S. 144.
Die Originalabbaodlung steht dem Ref. nicht zu Gebote. Das Journal of Botany
enthält den Sitzungsbericht der Linn. Soc , Sitzung vom 18. November 1881. Die Monstrosität,
welche H. von Marshall aus Elg erhielt, glich im äusseren Ansehen einer von Baillon im
dritten Bande der Adausonia beschriebenen Deformation von LysimacMa Ephenierum. Der
obere Theil der Inflorescenz war mehr ausgebreitet als normal. Laubsprosse entsprangen
daselbst aus dem Centrum der Blüthen. In dem oberen Theile hatten die Blüthen grosse
Ovarien, die Entwickelung der mediären Sprossung in solchen Blüthen behindert. Die Sepalen
waren in allen Fällen frei, die Corolla gamopetal und meist kleiner als in normalen Blüthen,
gelb oder grünlich. Die Staminen von der Corolle getrennt, mit kleinen, atrophischen oder
abortirenden Antheren. Fruchtknoten geschlossen oder an der Spitze geöffnet, mitunter die
beiden Carpiden frei , schmale Blättchen darstellend. Es handelt sich um dieselbe Mon-
struosität, welche in Just Jahresbericht VIII (1880), I. Abth., S, 223 bereits erwähnt worden ist.
135. P. Duchartre. Prollfication de Gerisier. (Journ. de la Soc. nationale et centr.
d'Horticult. de France. Ser. III, Tom. I, 1881, p. 502.) Referat darüber im Botan.
Centralblatt, Bd. IX, S. 392.
Blüthen gefüllt prolif erirend , die Mittelsprossung erreicht IG—IS cm Länge und
trägt fertile Blüthen. Pistille der Mutterblüthe in Laubblätter umgewandelt.
(Entnommen dem Centralblatt.)
136. Ed. Heckel. Du pilosisme deformant dans quelques vegetaux. (Compt. rend. des
seances de l'Acad. d. sc. de Paris, T. XCI, p. 349.) Referat darüber in Bot. Centralblatt
Bd. V, S. 145.)
Ref. hat den Originalaufsatz nicht gesehen. Das Folgende ist dem Centralblatt
entnommen. An Lilium Martagon und der Genista aspalathoides Law. hat H. eine hoch-
gradige, abnorme Entwickelung von Haaren angetroffen. Lilium Martagon war fast zwerghaft,
die Ränder der Blätter mit Haaren besetzt, Zellen des Perigons dem unbewaffneten Auge
sichtbar, Genitahen abortirt. Bei der Genista kamen dreierlei Blüthen vor, normale, aber
etwas kleinere, stärker behaarte und sehr kleine cleistogamische, deren Blüthentheile mit
Ausnahme der Staminen stark behaart waren, und Gebilde, wo die Blüthe ersetzt war durch
kleine Ballen dicht verfilzter Haare. Genista Lohelii DC. wurde auf eine solche Defor-
mation gegründet.
137. Spring-flowering Form of Colchicum autumnale. (Journ. of Botany 1881, p. 175.)
Verweisend auf seine früheren Mittheilungen über Frühlingsblüthen an Colchicum
(siehe Just Jahresbericht VIII, I. Abth. [1880], S. 235) bemerkt Herr Jos. W. White, dass
er in diesem Frühling kein einziges blühendes Exemplar gesehen hat. Die Herbstfröste von
1879 hatten im darauf folgenden Jahre keinen Einfluss mehr.
138. Hlava Herbstblüthen in Croatien. (Centralblatt für das gesammte Forstwesen 1881
S. 489. Referat darüber im Botan. Centralblatt Bd. IX [1882J, S. 58.)
Syringa vulgaris blühte am 11. October zum zweiten Male.
139. Wittmack. lieber Zwillingsfrüchte. (Monatsschrift des Vereins zur Beförderung des
Gartenbaues in den Königl. Preuss. Staaten. Mai-Heft 1881. Separatabdruck S. 1—3
mit 4 Fig. in Holzschnitt.)
Im Eingange des Artikels hebt W. das Verdienst von Masters hervor, aufmerksam
gemacht zu haben, dass bereits Shakespeare Doppelkirschen gekannt habe, und hält diese
Botanischer Jahresbericht IX (1881) 1. Abth. 36
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562 Anatomie. Morph, der Phanerog. — Variationen und Bildungsabweichungen.
Beobachtung von Shakespeare für einen der ältesten Belege für diese Monstrosität. Die an
einer Melone und Phaseolus vulgaris von ihm beobachteten Doppelfrüchte scheinen ihm
ein Interesse zu bieten, da solche an diesen Pflanzen seltener als etwa an Kirschen und
Aepfeln auftreten. Der Stiel der Zwillingsmelone war einfach, beide Früchte vollkommen
ausgebildet, die Verwachsungsstelle zwei Drittel der ganzen Länge einnehm.end, äusserlich
durch eine tiefe Furche kenntlich. Die Doppelfrucht, welche aus zwei Fruchtknoten in einer
Blüthe hervorging, war 27 cm breit, I8V2 cm hoch, 13 cm dick, 8^4 kg schwer. Aus Samen
dieser Zwillingsmelone wurden zum Theil wieder Zwillingsmelonen gewonnen. Die Zwillings-
bohne hatte einen einfachen Stiel, der Kelch derselben einfach, die beiden Früchte bis auf
zwei Drittel der Länge verwachsen. Bis zur Mitte so breit wie eine normale Bohne, mit
durchgehendem Kiel versehen, im oberen Drittel frei, einander genähert. Die eine Hälfte
der Doppelfrucht aufgeblasen und viereckig, die Rindennaht dieser Hälfte tief eingefaltet,
sie enthält zwei Samen, die andere Hälfte nur einen. Der Doppelfrucht lag die Verdoppelung
des Fruchtknotens einer Blüthe zu Grunde.
140. Heteromorphoos Apple Tree. (The Florist and Pomologist 1881, No. 47, p. 166 mit
Holzschnitt.)
Nicht gesehen.
141. What is a Fruit? (The Gardeners' Chronicle 1881, Part H, p, 683—684.)
Der Artikel gipfelt in dem Satze, dass der fleischige Theil der Apfelfrucht nicht
die eigentliche Frucht, sondern eine Erweiterung des Blüthenstiels sei, während die eigentliche
Frucht das pergamentartige, die Samen enthaltende Gehäuse darstellt. Es wird unter anderem
bemerkt, dass „Biskops Thum Pear" ausser normal ausgebildeten Birnenfrüchten auch
cylindrische fleischige Scheinfrüchte hervorbringt, denen das früher erwähnte Gehäuse fehlt.
142. Abnormal Pears. (The Gardeners' Chronicle 1S81, Part I, p. 41, Holzschnitt Fig. 7.)
Die instructive Abbildung stellt einen gebogenen Zweig dar, welcher auf seiner
Oberseite eine längere Strecke hindurch bedeckt ist von einer gelappten fleischigen Masse,
auch einige Blattstiele sind an der Basis stark angeschwollen. Die untere Parthie normal.
Das Exemplar wurde von Herrn Andre aus Paris eingesendet.
143. Seadless Pears. (The Gardeners' Chronicle 1881, Part H, p. 637.)
Sitzungsbericht der Royal Horticultur Soc. Max Burbidge sendete aus Dublin Herrn
Masters Birnen ohne Kerngehäuse und ohne Samen, welche eine nahezu cylindrische Form
besassen, sich länger aufbewahren Hessen als normale Birnen, auch schmeckten sie besser.
Der Baum, von dem sie stammten, brachte zahlreiche derartige Gebilde hervor.
144. Grapes Within Grapes. (The Gardeners' Chronicle 1881, Part II, p. 507. Holzschnitt.
Fig. 96.)
Eine Abbildung und kurze Besprechung von proleferirenden Beeren der Vitis vinifera.
An der Stelle der Samen eine zweite Beere, letztere zur Hälfte aus der äusseren hervor-
ragend. Diese Missbildung dürfte auf Prolification beruhen. Die Beeren stammten von der
„Barbarossa" Varietät, bei welcher dieselbe Erscheinung öfters beobachtet wurde.
145. Welter. Monstruosite des fruits de Capsicam annuam. {Bull, des travaux de la Soc.
Botanique de Geneve 1879-80. Geneve 1881, p. 39.)
Eine physiologische Anomalie bestehend im Auskeimen mehrerer Samen in einer Kapsel.
146. L. Guigard. Sur le polyembryonie chez quelques Mimosees. (Bull. Soc. Bot. de France.
Tom. XXVIII 1881, p. 177—179.) Referat darüber in Bot. Centralblatt. Bd. IX, p. 228.
Vorkommen von vier Cotyledonen an verwachsenen Keimpflanzen von Schranckia
uncinata. Bei Verwachsungen erscheint die eine Keimpflanze oft sehr rcducirt, so dass sie
mehr einem Appendix der anderen Keimpflanze gleich sieht, welcher nur mehr als Reserve-
stoffbehälter funkitonirt. Auch an Mimosa Denhartü fanden sich im Samen 2—3 Embryonen
vor, von denen nur der eine mehr entwickelt war. (Entnommen dem Centralblatt.)
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