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Full text of "Just's botanischer jahresbericht. Systematisch geordnetes repertorium der botanischen literatur aller länder"

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Botanischer  Jahresbericht. 


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der 


Botanischen  Literatur  aller  Länder. 


Unter  Mitwirkung  von 

Askenasy  in  Heidelbei^g,  Batalin  in  St.  Petersburg,  Büsgen  in  Strassburg  i.  E.,  Detmer 
in  Jena,  Falck  in  Kiel,  Flückiger  in  Strassburg  i,  E.,  Geyler  in  Frankfurt  a.  M., 
Giltay  in  Leiden,  Kienitz-Gerloff  in  Weilburg  a.  Lahn,  Köhne  in  Berlin,  Loew  in 
Berlin,  Carl  Müller  in  Berlin,  H.  Müller  in  Lippstadt,  O.  Penzig  in  Padua,  A.  Peter 
in  München,  Petersen  in  Kopenhagen,  J.  Peyritsch  in  Innsbruck,  Pfitzer  in  Heidelberg, 
Prantl  in  Aschaffenburg,  Sorauer  in  Proskau,  Stahl, in  Jena,  Staub  in  Budapest,  Weiss 
in  München,  Wilhelm  in  Wien,  Wortmann  in  Strassburg  i.  E. 

herausgegeben 

von 


Dr.  Leopold  Just 


j 


Professor  der  Botanik  und  Agriciiltiirchenüe  am   Polytechnikum   in  Karlsruhe. 


Neunter  Jahrgang  (1881). 

Erste  -A-btheilung.     II.  Heft. 

Physiologie.    Kryptogajneii.    Anatomie,    Allgemeine  Morphologie 

der  Phauerogamen. 


BERLIN,  1884. 

Gebrüder  Borntraeger. 
(Ed.  Eggers.) 


Karlsruhe. 
Druck  der  G.  BRAÜN'schen  Hofbuchdrnckorei. 


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ie  vorliegende  I.  Abtheilung  des  Jahrgangs  1881  enthält  leider  nicht 
die  mykologischen  Referate  für  1881.  Herr  Dr.  Fisch  in  Erlangen  hatte  es 
seiner  Zeit  unter  sehr  bindenden  Versprechungen  übernommen,  jene  Eeferate 
zu  schreiben;  derselbe  kam  jedoch  leider  den  von  ihm  übernommenen  Ver- 
pflichtungen nicht  nach.  Weder  meine  eigenen  Ermahnungen  noch  diejenigen 
des  Verlegers,  Herrn  Eggers,  konnten  Herrn  Dr.  Fisch  bewegen,  zu  erfüllen, 
was  er  versprochen  hatte,  so  dass  ich  mich,  leider  zu  spät,  genö  thigt  sah, 
die  Beziehungen  zu  Herrn  Dr.  Fisch  abzubrechen.  Ich  konnte  schliesslich 
nur  mit  Mühe  die  Herrn  F.  zur  Bearbeitung  der  Referate  zugesendete  Literatur, 
sowie  Referate  anderer  Referenten,  die  er  in  sein  Manuscript  einschalten 
sollte,  zurückerhalten.  Um  dies  zu  ermöglichen,  hatte  ich  bereits  gerichtliche 
Hilfe  in  Anspruch  genommen. 

Ich  bedaure  es,  diese  unerquicklichen  Dinge  hier  mittheilen  zu  müssen; 
mich  zwingen  jedoch  hierzu  die  Rücksichten,  die  ich  den  übrigen  Herren 
Mitarbeitern  am  Jahresbericht,  sowie  dem  Herrn  Verleger  schuldig  bin.  All' 
diese  Herren  sind  ihren  Verpflichtungen  stets  mit  solcher  Pflichttreue  und 
Gewissenhaftigkeit  nachgekommen,  dass  ich  nicht  den  Schein  aufkommen 
lassen  darf,  als  trüge  auch  nur  einer  derselben  die  Schuld  an  der  beklagens- 
werthen  Verspätung  im  Erscheinen  des  Jahresberichts. 

Herr  Dr.  Fischer  in  Strassburg  hatte  die  Güte,  die  Bearbeitung  der 
Mykologie  für  das  Jahr  1881  an  Stelle  des  Herrn  Dr.  Fisch  zu  übernehmen. 
Herr  Dr.  Fischer  hat  in  wenigen  Monaten  die  Arbeit  so  weit  gefördert,  dass 
die  mykologischen  Referate  für  1881  zugleich  mit  denjenigen  für  1882,  welche 
Herr  Dr.  Büsgen  bearbeitet,  in  dem  nächsten  Bande  des  Jahresberichts  zum 
Abdruck  kommen  können. 

Karlsruhe,  den  1.  August  1884. 

L.  Just. 


Inhalts -Verzeichniss. 


I.  Buch. 

Seite 

Physiologie 1-159. 

Physikalische  Physiologie 1 

Verzeichniss  der  besprochenen  Arbeiten 1 

Die  Molekularkräfte  in  den  Pflanzen 3 

Wachsthum 12 

Wärme 15 

Licht 18 

Keizerscheinungen 20 

Geotropismus.    Heliotropismus.    Hydrotropismus 25 

Chemische  Physiologie 25 

Keimung.    Stoffumsatz.    Athmung.    Chlorophyll.    Insectenfressende  Pflanzen     .  25 

Verzeichniss  der  besprochenen  Arbeiten  und  näheres  Inhaltsverzeichniss    .  25 

Pflanzeustoffe 62 

Verzeichniss  der  besprochenen  Arbeiten  und  näheres  Inhaltsverzeichniss    .  62 


IL  Buch. 
Kryptogamen    ...  159-380. 

Gefässkryptogamen 159 

Verzeichniss  der  besprochenen  Arbeiten 160 

Allgemeines 165 

Prothallium • 165 

Embryo  und  Vegetationsorgane 166 

Sporangien  und  Sporen 173 

Systematik 177 

Geographische  Verbreitung 181 

Moose 185 

Verzeichniss  der  besprochenen  Arbeiten 185 

Anatomie.    Morphologie.    Physiologie 187 

Pflanzengeographie  und  Systematik 193 

Sammlungen 210 

Flechten 211 

Verzeichniss  der  besprochenen  Arbeiten 211 

Allgemeines.    Anatomie.    Physiologie 212 

Systematik 214 

Pilze  (1880) 217 

Verzeichniss  der  besprochenen  Arbeiten  und  näheres  Inhaltsverzeichniss    .    .    .  217 

Schizomyceten 300 

Algen 328 

Verzeichniss  der  besprochenen  Arbeiten  und  näheres  Inhaltsverzeichniss   .    .    .  328 

Bacillariaceen 371 


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IV 

III.  Buch. 


Seite 


Anatomie.    Allgemeine  Morphologie  der  j 

Phanerogamen    .  .  .   sso  56o. 

Morphologie  und  Physiologie  der  Zelle 380  i 

Verzeichniss  der  besprocheuen  Arbeiten 380  j 

ÜBtersuchungsmethodeu 384  1 

Allgemeines.    Protoplasma.    Zellkern.    Zelltheilung 387 

Inhaltskörper  der  Zelle 397 

Zellmembran 404 

Morphologie  der  Gewebe 408 

Verzeichniss  der  besprochenen  Arbeiten 408 

Gewebearten 410  < 

Hautgewebe 425  \ 

Fibrovasalstränge  und  Grundgewebe 431  ^ 

Gewebebildung 447  ''| 

Anhang ,     .  448 

Allgemeine  Morphologie  der  Phanerogamen 449 

Verzeichniss  der  besprochenen  Arbeiten 449  ' 

Allgemeines 453  i 

Keimung 464  ■ 

Caulome.     Verzweigung 465  j 

Wurzel 473  1 

Blatt 475  , 

Trichome 480  i 

Anordnung  der  Blüthentheile  im  Allgemeinen 480  j 

Androeceum ;     .    .    .  485  ; 

Gynaeceum 486  i 

Embryobildung 489 

Früchte  und  Samen 493  j 

Befruchtungs-    und    Aussäungseinrichtungen.      Beziehungen    zwischen  ; 

Pflanzen  und  Thieren 495  ' 

Verzeichniss  der  besprochenen  Arbeiten 495  ; 

Allgemeines 499 

Selbstbefruchtung.    Kreuzung.    Ungeschlechtliche  Fortpflanzung 500  j 

Blumenfarben 500  ^ 

Schutzmittel  der  Blüthen 507  | 

Verschiedene  Blüthenformen  bei  Pflanzen  derselben  Art 507  j 

Sonstige  Bestäubungseinrichtungen 510  ' 

Aussäungseinrichtungen  und  Fruchtschutz 526  { 

Sonstige  Beziehungen  zwischen  Pflanzen  und  Thieren 527  j 

Variations-  und  Bildungsabweichungen 530  | 

Verzeichniss  der  besprochenen  Arbeiten 530  i 


L  Buch. 

physiFlogie. 


A,  Physikalische  Physiologie. 

Referent:  Julius  Wortmann. 

Verzeichniss  der  ]3esprocheneii  Arbeiten. 
1.  Die  Molekularkräfte  in  den  Pflanzen. 

1.  W.  P.  Wilson.    The  cause  of  the  excretion  of  water  on  the  surface  of  nectaires. 

(Ref.  S.  3.) 

2.  U.  üglioni.    Appunti  per  uno  studio  suUe  foglie  secche.    (Ref.  S,  3.) 

3.  S.  Schwendener.    üeber  Bau  und  Mechanik  der  Spaltöffnungen.    (Ref.  S.  4.) 

4.  C.  Henning,    lieber  die  Drehung  der  Baumstämme  als  Stabilitätsprincip.    (Ref.  S,  5.) 

5.  A.  Zimmermann.    Ueber  mechanische  Einrichtungen  zur  Verbreitung  der  Samen  und 

Früchte  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Torsionserscheinungen.    (Ref.  5.) 

6.  C.  Kraus  (Triesdorf).    Untersuchungen  über  den  Säftedruck  der  Pflanzen.    (Ref.  6.) 

7.  ~  üeber  den  Säftedruck  der  Pflanzen.    (Ref.  S   6.) 

8.  J.  W.  Moll,    üeber  Tropfenausscheidung  und  Injection  bei  Blättern.    (Ref.  S.  6.) 

9.  M.  Cornu  et  E.  Mar.     Recherches  sur  l'absorption   de  matieres  colorantes  par  les 

racines.    (Ref.  S.  6.) 

10.  G.  Kraus.    Ueber  die  Verdünnung  geschüttelter  Sprosse.    (Ref.  6.) 

11.  —  Ueber  die  Wasservertheilung  in  der  Pflanze.    IL  Der  Zellsaft  und  seine  Inhalte. 

(Ref.  S.  7.) 

12.  —  Ueber  die  Wasservertheilung  in  der  Pflanze.    HI.  Die  tägliche  Schwellungsperiode 

der  Pflanzen.    (Ref.  S.  8.) 

13.  J.  Boehm,    Ueber  die  Ursachen  der  Wasserbewegung  und  der  geringen  Lufttension 

in  transpirirenden  Pflanzen.    (Ref.  S.  9.) 

14.  A.  Barthelemy.    Des  mouvements  des  sucs  et  des  divers  organes  des  plantes  rapportea 

ä  une  cause  unique:  les  variations  de  la  tension  hydrostatique.    (Ref.  S.  10.) 

15.  Fr.  V.  Höhn el.    Weitere  Untersuchungen  über  die  Transpirationsgrösse  der  forstlichen 

Holzgewächse.    (Ref.  S.  10.) 

16.  —  Ueber   den  Wasserverbrauch   der  Holzgewächse   mit   Beziehung  auf  die   meteoro- 

logischen Factoren,    (Ref.  S.  11.) 

17.  F.  Masure.    Untersuchungen  über  die  Verdunstung  des  freien  Wassers,  des  im  Acker- 

boden enthaltenen  Wassers  und  über  die  Transpiration  der  Pflanzen.    (Ref.  S:  11.) 

18.  -  Die  Transpiration  der  Pflanzen.    (Ref.  S.  11.) 

19.  F.  Reinitzer.    Ueber  die  physiologische  Bedeutung   der  Transpiration  der  Pflanzen. 

(Ref.  S.  11.) 

20.  Nobbe.    üeber  den  Wasserverbrauch  zweijähriger  Erlen  unter  verschiedenen  Beleuch- 

tungsbedingungen.   (Ref.  S.  12.) 

Botanischer  Jahresbericht  IX  (1881)  1.  Abth.  1 


2  Physiologie.  —  Physikalische  Physiologie. 

II.  Wachsthum. 

21.  M,  Cornu.    Explication  mecanique  de  quelques  particularites  relatives  ä  raccroissement 

des  radicelles  des  plantes.    (Ref.  S.  12.) 

22.  E.  Guinier.    Recherches  experimentales  sur  l'accroissement  des  tiges  d'arbres  compare 

au  developpement  foliace.    (Ref.  S.  12.) 

23.  T.  Lorey.    Ueber  Stammanalysen.    (Ref.  S.  13.) 

24.  0.   Drude.     Die   stossweisen   Wachsthumsänderungen  in  der  ßlattentwickelung  von 

Victoria  regia  Lindl.    (Ref.  S.  13.) 

25.  E.   Detlefsen.    Versuch  *  einer   mechanischen   Erklärung   des   excentrischen  Dicken- 

wachsthums  verholzter  Axen  und  Wurzeln.    (Ref.  S.  13.) 

26.  M.  Wester  maier.    Ueber  die  Wachsthumsintensität  der  Scheitelzelle  und  der  jüngsten 

Segmente.    (Ref.  S.  14.) 

27.  H.  de  Vries.    Sur   les   causes   des  mouvements   auxotoniques  des  organes  vegetaux. 

(Ref.  S.  14.) 

28.  —  Sur  l'injection  des  vrilles  comme  moyen  d'accelerer  leurs  mouvements.    (Ref.  S.  14.) 

29.  Fr.  Darwin.    Ueber  Circumnutation  bei  einem  einzelligen  Organe.    (Ref.  S.  14.) 
80.   George  Henslow.    Les  mouvements  des  Plantes.    (Ref.  S.  15.) 

III.  Wärme. 

31.  L.  Maquenne.    Recherches  sur  la  determination  des  pouvoirs  absorbants  et  diffusifs 

des  feuilles.    (Ref.  S.  15.) 

32.  —  Recherches  sur  la  diffusion,  l'absorption  et  l'emission  de  la  chaleur  par  les  feuilles. 

(Ref.  S.  15.) 

33.  A.  Molczanow.    Einfluss  der  Erwärmung   der  Samen  von  Pinus  silvestris  auf  ihre 

Keimfähigkeit.    (Ref.  S.  15.) 

34.  J.  W.  Moll.    Quelques  observations  concernant  l'influence  de  la  gelee  sur  les  plantes 

toujours  vertes.    (Ref.  S.  16.) 
85.    —  Wirkung  des  Frostes  auf  immergrüne  Pflanzen.    (Ref.  S.  16.) 

36.  M.  Prillieux.    De  Paction  de  la  gelee  sur  les  plantes.    (Ref.  S.  16.) 

37.  Kirchner.    Ueber  Längenwachsthum  von  Pflanzenorganen  bei  niederen  Temperaturen. 

(Ref.  S.  17.) 

38.  C.  de  C  and  olle.    L'effet  des  tres  basses  temperatures  sur  la  faculte  germinative  des 

graines  de  plusieurs  especes.    (Ref.  S.  17.) 

39.  E.  Wartmann.    Recherches  sur  la  Vegetation.    (Ref.  S.  17.) 

40.  C.  Kraus   (Triesdorf).    Untersuchungen   über  den   Einfluss   der  Behäufelung  auf  die 

Ausbildung  des  Rübenkörpers.    (Ref.  S.  17.) 

41.  H.  Kunisch.    Ueber  die  tödtliche  Einwirkung  niederer  Temperaturen  auf  die  Pflanzen. 

(Ref.  S.  18.) 

IV.  Licht. 

42.  N.  Pringsheim.    Ueber  die   primären  Wirkungen    des  Lichtes  auf  die  Vegetation. 

(Ref.  S.  18.) 

43.  A.  Wieler.    Ueber  die  durchscheinenden  und  dunklen  Punkte  auf  den  Blättern  und 

Stämmen  einiger  Hypericaceen,    (Ref.  S.  19.) 

44.  M.  A.  Levy.    Note  sur  un  appareil  ayant  servi  ä  etudier  l'influence  de  la  lumiere  sur 

la  maturation  des  raisius.    (Ref.  S.  19.) 

45.  Stehler.    Ueber  den  Einfluss  des  Lichtes  auf  die  Keimung.    (Ref.  S.  19.) 

46.  P.  Regnard.    De  Tinfluence  des  radiations  rouges  sur  la  Vegetation.    (Ref.  S.  20.) 

V.  Reizerscheinangen. 

47.  S,  Seh  wendener.    Ueber  das  Winden  der  Pflanzen,    (Ref,  S,  20.) 

48.  L.  Rouse,    Mouvements  des  feuilles,    (Ref.  S.  21.) 

49.  C.   Hilburg.     Ueber   Turgescenzänderungen    in    den    Zellen    der   Bewegungsgelenke. 

(Ref.  S.  21.) 

50.  G.  Cugini.    Intorno  all'  azione  dell'etere  e  del  cloroformio  sugli  organi  irritabili  delle 

plante.    (Ref.  S.  21.) 


Die  Molecularkräfte  in  den  Pflanzen.  3 

51.  K.  Grassmann.    Das  Pflanzenlebcn  oder  die  Physiologie  der  Pflanzen.    (Ref.  S.  22.) 

Geotropismus. 

52.  Fr.  Elfving.    Beitrag  zur  Kenntniss  der  physiologischen  Einwirkung  der  Schwerkraft 

auf  die  Pflanzen.    (Ref.  S.  22.) 

53.  Fr.  Schwarz.    Der  Eiufluss  der  Schwerkraft  auf  das  Längeuwachsthum  der  Pflanzen. 

(Ref.  S.  22.) 

54.  L.  Kny.    lieber  den  Einfluss  äusserer  Kräfte,  insbesondere  der  Schwerkraft,  des  Lichtes 

und  der  Berührung  fester  Körper  auf  die  Anlegung  von  Sprossungen  thallöser 
Gebilde  und  deren  Längeuwachsthum.    (Ref.  S.  23.) 
Heliotropismus. 

55.  E.  Stahl,    üeber  sogenannte  Compasspflanzen.    (Ref.  S.  24.) 

56.  Fankhauser.    Ueber  Heliotropie  der  Pflanzen.    (Ref.  S.  24.) 

57.  Fr.  Darwin.    On  the  power  possessed  by  leaves  of  placing  themselves  at  right  angles 

to  the  direction  of  incideut  light.     (Ref.  S.  24.) 
Hydrotropismus. 

58.  E.  Mer.    De  l'hydrotropisme  des  racines.    (Ref.  S.  25.) 

59.  J.  Wortmann.    Ein  Beitrag  zur  Biologie  der  Mucorineen.    (Ref.  S.  25.) 


I.  Die  Molecularkräfte  in  den  Pflanzen. 

1.  W.  P.  Wilson.    The  cause  of  the  Excretion  of  Water  on  the  Surface  of  Nectaries. 

(Untersuchungen  aus  dem  bot.  Institut  in  Tübingen.     Bd.  I.) 

Nach  dem  Verf.  soll  die  Ausscheidung  des  Nektars  durch  Osmose,  nicht  durch 
inneren  Druck  verursacht  werden,  und  diese  Meinung  wird  durch  eine  Reihe  von  interessanten 
Versuchen  zu  bestätigen  gesucht.  Die  Nectarien  von  verschiedenen  Pflanzen,  Primus  lauro- 
cerasuS,  Fritülaria  imperialis,  Acer  psetidoplatanus  wurden  ein  oder  mehrere  Male  mit 
Wasser  gewaschen  und  dann  mit  Fliesspapier  getrocknet.  Diese  Behandlung  verhindert 
vollkommen  die  weitere  Nektarausscheidung,  obgleich  die  Ausscheidung  bald  wieder  beginnt, 
wenn  der  Nektar  mit  einer  Pipette  aufgesogen  wird  und  das  Nektarium  nicht  gewaschen 
wird.  Durch  Zuführen  von  kleinen  Zuckerstückchen  oder  Syruptropfen ,  die  man  auf  das 
gewaschene  Nektarium  bringt,  kann  die  aufgehobene  Ausscheidung  wieder  hervorgerufen 
werden.  Bei  vielen  Nektarien  bilden  die  äusseren  Wände  der  Epidermiszellen  durch  etwaige 
Verschleimung  eine  Flüssigkeit,  die  vermuthlich  den  ersten  Trieb  zur  Nektarabsonderung 
gibt.  Die  Wasserausscheiduug  bei  Pilobolus  crystallimis  wird  durch  Waschen  verhindert, 
durch  Zucker  erneuert.  In  ähnlicher  Weise  wird  ein  osmotischer  Wasserstrom  aus  den 
Blättern  von  Buxus  sempervirens,  Hex  und  Ficus  elastiea  hervorgerufen. 

Die  Nektarausscheidung  scheint  vom  inneren  Wasserdruck  in  sehr  geringem  Grade 
abhängig  zu  sein.  Nektarien  auf  abgeschnittenen  Zweigen  setzen  ihre  Ausscheidung  bekannt- 
lich fort.  Auf  der  andern  Seite  giebt  Verf.  an,  dass  Nektarien  {Primus  laurocerasus,  Acer 
pseudoplatanusj  deren  Ausscheidung  durch  Waschung  verhindert  worden  ist,  nicht  einmal 
durch  starken  Wasserdruck  in  Thätigkeit  gebracht  werden  können.  Dieses  Ergebniss  gilt 
nur  für  Nektarien,  die  bereits  in  Thätigkeit  getroffen  werden;  die  erste  Ausscheidung  (Prunus 
laurocerasus)  wird  in  erheblicher  Weise  durch  Druck  und  Wasserzufuhr  beeinflusst.  Gegen 
Temperaturveränderungen  scheint  die  Nektarabsonderung  wenig  empfindlich  zu  sein.  In 
Bezug  auf  den  Einfluss  des  Lichtes  sind  zwei  Fälle  zu  unterscheiden.  Bei  einigen  Pflanzen 
(Prunus  laurocerasus,  Fi'itUlaria,  Selleborus)  zeigte  sich  keine  bemerkbare  Verschiedenheit 
zwischen  der  Ausscheidung  im  Sonnenlicht  und  diffusem  Licht,  bei  Eranthis  hiemalis,  Acacia 
lophanta,  Vicia  faba.  Dagegen  schieden  die  Nektarien  bei  Sonnenlicht  viel  mehr  "Nektar 
aus.    Bei  Vicia  Faba  wird  unter  gewissen  Umständen  der  Nektar  wieder  reabsorbirt. 

2.  U.  ügolini.    Äppanti  per  uno  studio  sulle  foglie  secche.    (Bullet,  della  Soc.  Veneto- 
Trentina  di  Scienz.  Nat.  a  Padova  1881,  No.  5.,  16  p.  8«.) 

Die  Gestaltveränderungen,  welche  die  Blätter  nach  dem  Abfallen,  oder  überhaupt 
bei  dem  Verdorren  erleiden,  sind  keineswegs  willkürlich  und  unregelmässig:  es  lässt  sich  im 

1* 


4  Physiologie,  r-  Physikalische  Physiologie. 

Gegentheil,  wenigstens  für  eine  grosse  Anzahl  von  Arten,  constatiren,  dass  die  Form  des 
verwelkten  Blattes  für  die  Art  constant  und  charakteristisch  ist.  Verf.  hat  eine  grosse  An- 
zahl derartiger  Beobachtungen  angestellt  und  in  der  vorliegenden  Brochure  vereint,  doch 
geht  er  leider  nicht  auf  die  Ursachen  ein,  von  denen  augenscheinlich  die  Formveränderung 
bestimmt  wird  (Nervatur,  Consistenz  und  Spannungsverhältniss  der  Epidermis  an  der  Blatt- 
ober- und  Unterseite,  Entwickelung  des  mechanischen  Systemes  etc.)  Er  beschränkt  sich 
darauf,  die  äussere  Gestaltung  der  verdorrten  Blätter  in  verschiedene  Categorien  wie  folgt 
einzutheilen: 

A.  Einfache  Faltung  (in  einfachen,  ungetheilten  Blättern) 

1.  Involute  Faltung:  Forma  condupUcata,  convoluta^  convoluto-spiralis ,  involuta, 
circinnata,  polylatera. 

2.  Revolute  Faltung:  Forma  condupUcata,  revoluta,  f.  miste. 

B.  Zusammengesetzte  Faltung  (bei  tief  getheilten,  gelappten,  gefiederten  oder  zu- 
sammengesetzten Blättern.) 

Auch  hier  analoge  Formen,  wie  oben,  aber  complicirter. 

Nur  wenige  Blätter  wurden  gefunden,  welche  ganz  unregelmässig  variirende  Gestalt 
annehmen.  Kurz  bespricht  Verf.  auch  noch  am  Schluss  die  Einflüsse,  welche  modificirend 
auf  die  Formveränderung  einwirken  (Zeit  und  Art  des  Todes  der  Blätter)  und  den  Zusammen- 
hang der  beobachteten  Verhältnisse  mit  der  Schlafstellung  etc.,  ohne  jedoch  näher  auf  die 
Einzelheiten  einzugehen.  0.  Penzig  (Padua.) 

3.  S.  Schwendener.    lieber  Bao  und  Mechanik  der  Spaltöffnungen.    (Aus  dem  Monats- 
bericht der  Königl.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin  vom  Juli  1881.) 

Im  ersten  Kapitel  bespricht  der  Verf.  diejenigen  anatomischen  Einrichtungen  der 
Schliesszelle,  welche  für  ihre  Function  von  massgebender  Bedeutung  sind.  Durch  eine,  als 
Hautgelenk  der  Spaltöffnungen  zu  bezeichnende  Einrichtung  wird  die  Beweglichkeit 
der  Schliesszelle  auf  ihrer  Rückenseite  ermöglicht.  Dieses  Hautgelenk  besteht  gewöhnlich 
aus  einer  mehr  oder  weniger  verdünnten  Stelle  der  äusseren  Epidermiswand ,  rechts  und 
links  von  den  Schliesszellen.  Ferner  haben  die  Schliesszellen  die  Eigenthümlichkeit ,  dass 
sowohl  auf  der  Eückenseite  als  auch  auf  der  Bauchseite  derselben  die  Wandungen  in  grösserer 
oder  geringerer  Breite  zart  und  unverdickt  bleiben.  Auf  der  Rückenseite  der  Schliesszelle 
besteht  diese  verdünnte  Wand  gewöhnlich  aus  Cellulose,  während  die  übrigen  Wandungen 
(bald  mehr  bald  weniger)  cuticularisirt  sind.  Hierdurch  wird  offenbar  der  diosmotische 
Verkehr  zwischen  Schliesszellen  und  benachbarten  Epidermiszellen  erleichtert.  Es  werden 
dann  noch  die  verschiedenen  Arten  der  Verdickungsweisen  der  Schlusszellmembranen  besprochen, 
sowie  Angaben  über  den  Längsverlauf  der  Verdickungsleisten  mitgetheilt.  Im  zweiten 
Kapitel  werden  die  Vorgänge  besprochen,  welche  beim  Oeffnen  und  Schliessen  des  Spalt- 
öffnungsapparates sich  vollziehen.  Die  entsprechenden  Bewegungserscheinungen  leitet  Verf. 
aus  den  Form-  und  Dimensionsänderungen  der  Schliesszellen  ab.  Durch  Messungen,  welche 
an  Schliesszellen  im  geschlossenen  und  im  geöffneten  Zustande  angestellt  wurden,  gelang  es, 
die  Formveränderungen  zu  ermitteln.  Ganz  im  Allgemeinen  verhalten  sich  die  Schliess- 
zellen wie  eine  kurze  Kautschukröhre,  welche  durch  comprimirte  Luft  von  innen  gespannt 
und  zugleich  durch  irgend  eine  Kraft  gekrümmt  wird.  Der  Luftdruck  bedingt  hierbei  eine 
allseitige  Erweiterung,  die  Krümmung  dagegen  eine  Verengung  der  Röhre  in  der  Richtung 
von  der  convexen  nach  der  concaven  Seite.  Der  ursprünglich  kreisförmige  Querschnitt  der 
Röhre  wird  daher  in  Folge  der  Krümmung  elliptisch.  Hierbei  ist  jedoch  noch  hinsichtlich 
der  Spaltöffnungszellen  zu  bemerken,  dass  die  Rückenwand  derselben  beim  Schliessen  sich 
abplattet,  die  Bauchwand  dagegen  sich  um  eben  so  viel  stärker  vorwölbt,  daher  die  Breite 
der  Schliesszellen  im  geschlossenen  und  im  weitgeöffneten  Zustand  die  gleiche  ist.  Aus  der 
Thatsache,  dass  die  Spaltöffnungen  der  frisch  abgezogenen  Epidermis  an  den  Stellen  constant 
eine  weiter  geöffnete  Spalte  und  eine  stärkere  Wölbung  der  Rückenlinie  zeigen,  wo  die 
benachbarten  Epidermiszellen  augeschnitten  sind,  ergiebt  sich,  dass  die  Krümmung  blos  eine 
Folge  der  durch  gesteigerten  hydrostatischen  Druck  des  Zellsaftes  hervorgerufenen,  ungleichen 
Dehnungen  ist.  Im  Anschluss  hieran  folgt  dann  noch  eine  approximative  Berechnung  der 
absoluten  Dehnungen,  welche  der  hydrostatische  Druck  des  Zellsaftes  verursacht  und  aus 


Die  Molecularkräfte  in  den  Pflanzen.  5 

welcher  hervorgeht,  dass  die  Cohäsiou  der  Membran  in  der  Längsrichtung  erheblich  grösser 
sein  muss,  als  in  der  Querrichtung.  Was  nun  die  Grösse  des  hydrostatischen  Druckes  selbst 
anbetrifft,  so  würde  bei  einer  Membrandicke  von  1  Mik.  ein  hydrostatischer  Druck  von 
5  Atmosphären  und  bei  2  Mik.  Membrandicke  ein  solcher  von  10  Atmosphären  resultiren. 
(Auf  Amaryllis  formosissima  bezogen.)  Im  dritten  Kapitel  sucht  Verf.  die  Frage  zu 
erörtern,  inwieweit  die  Spaltöffnungen  mit  ihren  eigenthümlichen  Formverhältnissen  den  An- 
forderungen einer  rationellen  Construction  entsprechen  und  welche  Bedeutung  den  einzelnen 
Theilen  zukommt.  "Wegen  der  Schwierigkeit  der  Frage  begnügt  sich  Verf.  damit,  einige 
Andeutungen  zu  geben,  welche  sich  namentlich  auf  die  zum  Wölbungsmechauismus  der  Bauch- 
wand gehörigen  Verdickungsleisten  beziehen.  Eine  fernere  zweckmässige  Einrichtung  wird 
auch  noch  die  sein,  dass  die  Wandverdickungen  der  Schliesszellen  mit  zunehmendem  Alter 
zumal  bei  mehrjähriger  Dauer  der  Blätter,  zuweilen  so  stark  werden,  dass  dadurch  das 
Oeffnen  des  Apparates  sehr  erschwert,  zuletzt  unmöglich  gemacht  wird.  An  älteren  Blättern 
von  Prunus  Laurocerasus  und  Camellia  japonica  konnte  Verf.  sogar  wiederholt  beobachten, 
dass  die  Athemhöhlen  durch  eine  der  Thyllenbildung  ähnliche  Sprossung,  die  von  den  benach- 
barten Parenchymzellen  ausgeht,  vollständig  verstopft  werden.  Was  die  eigenthümliche 
Querschnittsform  der  Verdickungsleisten,  die  vorspringenden  rinnenförmig  gebogenen  Kanten 
derselben  endlich  anbetrifft,  so  lässt  sich  darüber  noch  keine  Erklärung  geben.  Im  vierten 
Kapitel  behandelt  Verf.  den  Einfluss  äusserer  Agentien  auf  den  Turgor  der  Schliesszellen. 
Bezüglich  des  Lichtes  konnte  constatirt  werden,  dass  die  Stomata  der  Blattepidermis  von 
Amaryllis  formosissima  im  Sonnenlicht  stets  geöffnet  waren.  Nach  2-  bis  Sstündigem  Ver- 
weilen im  Dunkeln  sind  die  Spaltöffnungen  ausnahmslos  geschlossen.  Dieselbe  Wirkung 
bringt  auch  eine  plötzliche  Abnahme  der  Beleuchtungsiutensität  hervor. 

Was  den  Einfluss  der  Wärme  anbetrifft,  so  konnten  die  Angaben  N.  I.  C.  MüUer's 
nicht  bestätigt  werden,  sondern  es  stellte  sich  heraus,  dass  die  Wärme  für  sich  allein  inner- 
halb der  gewöhnlichen  Temperaturschwankungen  ein  Oeffnen  der  Spalte  nicht  bewirkt.  Zum 
Schluss  geht  Verf.  noch  auf  eine  kritische  Besprechung  der  Angaben  früherer  Autoren  -  - 
Mohl,  N.  I.  C.  Müller,  Czech  —  ein,  insofern  dieselben  mit  den  Befunden  des  Verf.  nicht 
übereinstimmen. 

4.  Carl  Henning.  Deber  die  Drehang  der  Baamstämme  als  Stabilitätsprincip.  (Oesterr. 
bot.  Zeitschrift  1881,  S.  213—216.) 

Die  bekannte  Erscheinung  der  Torsion  der  Baumstämme  sucht  Verf.  als  Ausdruck 
eines  Stabilitätsprincips  hinzustellen  und  zu  begründen. 

5.  A.  Zimmermann.  Ueber  mechanische  Einrichtungen  zar  Verbreitong  der  Samen  ond 
Früchte  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Torsionserscheinungen.  (Pringsheim's 
Jahrbücher.    Bd.  XII,  S.  542-577.) 

Die  Arbeit  enthält  zunächst  Untersuchungen  über  die  Torsion  der  Gramineen- 
Grannen.  Als  Objecto  dienten  Avena  sterilis,  A.  brevis  und  A.  elatior  sowie  Stipa  pennata. 
In  einem  folgenden  Abschnitt  macht  dann  Verf.  den  Versuch  einer  mechanischen  Erklärung 
der  Torsion  einer  einzelnen  Zelle,  bespricht  sodann  die  Torsion  der  Papilionaceenhülsen 
sowie  die  Krümmung  und  Torsion  der  Geraniaceen- Grannen  (Qeranium  sanguineum,  G. 
striatum,  Erodium  gruinum,  E.  cicutariumy  Pelargonium  tomentosum  und  P.  elongatum) 
und  berichtigt  zum  Schluss  die  Angaben  Hildebrandt's  über  den  Mechanismus  des  Fort- 
schleuderns  der  Oa^aZi«- Samen  dahin,  dass  nicht  der  Turgor  als  Triebfeder  dieser  Bewegungen 
anzusehen  ist,  sondern  der  Grund  dieser  Erscheinung  in  der  Quellung  der  Membran  zu 
suchen  ist. 

Die  Resultate  der  Arbeit  fasst  der  Verf.  in  folgenden  Sätzen  zusammen: 
I.  Die  hygroscopische  Torsion  der  Gramineen -Grannen  wird  bewirkt  durch  das 
Torsionsbestreben  der  äusseren  Zellen  des  Stereoms  und  durch  die  starke  Contraction  der 
inneren  Zellen  desselben,  die  vielleicht  dadurch,  dass  sie  sich  bei  der  Quellung  schief  richten, 
mit  wirksam  sind.  Die  ersteren  Zellen  haben  spiralig  verlaufende  Micellarreihen,  die  letzteren 
schiefe  Micellarringe.  II.  Das  Torsionsbestreben  einer  einzelnen  spiralig  gestreiften  Zelle 
wird  hervorgerufen  durch  ungleiche  Quellungsintensität  und  ungleiche  Festigkeit  in  der 
Richtung  der  beiden  Micellarreihensysteme.    III.  Die  Ursache  der  Torsion  der  Hülsen  von 


6  Physiologie.  —  Physikalische  Physiologie. 

Orobus  und  Caragana  bat  ihren  Sitz  in  der  Hartschicht,  und  zwar  wird  sie  in  dieser  durch 
ungleiche  Quercoutraction  hervorgerufen,  die  auch  durch  anatomische  Verschiedenheiten 
angedeutet  ist.  Die  äussere  Epidermis  (und  deren  anatomische  Verstärkung  bei  Caragana) 
wirkt  nur  verstärkend,  die  Gefässbündel  des  Randes  nebst  ihrem  mechanischen  Belege  nur 
schwächend  auf  den  Mechanismus  ein.  IV.  Die  Krümmung  der  Grannen  von  Geranium 
wird  durch  ungleiche  Contraction  der  mechanischen  Zellen  derselben  in  der  Längsrichtung 
hervorgerufen,  die  auch  in  Gestalt  und  Richtung  ihrer  Poren  Verschiedenheiten  zeigen.  Bei 
dem  Mechanismus  der  Grannen  der  Pelargonium-Arten  bewirkt  die  äussere  stark  entwickelte 
Epidermis  durch  starke  Contraction  die  I^rümmung,  die  durch  das  Torsionsbestrebeu  der 
inneren  mechanischen  Zellen  schraubenförmig  wird.  V.  Das  Fortschleudern  der  Oxofe-Sameu 
wird  nicht  durch  den  Turgor,  sondern  durch  starke  Quellung  der  Membranen  der  bekannten 
durchsichtigen  Aussenschicht  bewirkt. 

6.  C.  Kraus  (Triesdorf)-   Untersuchungen  über  den  Säftedruck  der  Pflanzen.   (Flora  1881, 

S.  14-23,  49-64,  65-70,  88-95.) 

Die  Arbeit  umfasst  drei  Versuchsreihen.  Die  erste  enthält  Beobachtungen  über  die 
„Saftausscheidung  auf  frischen  Querschnitten"  und  liefert  das  Resultat,  dass  in  der  unver- 
sehrten Pflanze  eine  hohe  Saftspannung  herrscht,  welche  sich  bei  Aufhebung  des  Verbandes 
zunächst  im  sofortigen  Entweichen  vielen  Saftes  äussert,  und  zwar  so,  dass  die  Saftaus- 
scheidung für  gewisse  Gewebeformen  oder  einem  gewissen  Entwickelungszustand  derselben 
besonders  charakteristisch  ist.  Die  zweite  Versuchsreihe  beschäftigt  sich  mit  der  „Saft- 
ausscheidung an  den  Querschnitten  in  nassen  Sand  gesteckter  Stengelabschnitte",  und  lässt 
erkennen,  dass  auch  Stengel  (und  dickere  Wurzeln)  zu  ausgiebiger  Druckerzeugung  fähig 
sind.  In  der  dritten  Versuchsreihe  wird  „die  Saftausscheidung  an  anderen  Stellen"  behandelt. 
Es  zeigte  sich,  dass  die  Stengel  vieler  Arten  auch  an  der  unversehrten  Längsoberfläche  Saft 
ausscheiden  können.  Bei  manchen  Versuchsarten  mit  hohlen  Stengeln  wurde  Saft  auf  der 
inneren  Oberfläche  ausgeschieden.  Andere  Stengel  wieder  treiben  Saft  aus  innerer  und 
äusserer  Längsoberfläche,  während  der  Querschnitt  trocken  bleibt.  Die  Schuppen  von 
AsparaguSj  die  Blattränder  des  Blumenkohls,  die  Blätter  von  Bunias,  die  Zähne  von  Eqiii- 
setum  scheiden  auch  an  unbewurzelteu  Stengelstücken  Safttropfen  aus.  Auch  an  Blüthen- 
knospen  von  Brassica  Napiis  traten  Safttropfen  aus,  wenn  Gipfelstücke  der  Inflorescenz- 
zweige  in  feuchten  Sand  gesteckt  wurden. 

7.  C.  Kraus  (Triesdorf).  üeber  den  Säftedruck  der  Pflanzen.  (Vortrag,  gehalten  auf 
der  Maturforscherversammlung  in  Salzburg,  1881.  Tageblatt  der  Naturforschervers,  in 
Salzburg,  S.  71—73.) 

8.  Dr.  J.  W.  Moll.  Over  het  droppelen  en  de  injectre  van  bladeren.  (üeber  Tropfen- 
ausscheidung und  Injection  bei  Blättern.)  (Nederlandsch  Kruidkundig  Archief,  2«  Serie, 
36  deel,  3e  stuk,  1881.) 

Enthält  die  Hauptergebnisse  der  bereits  referirten  Abhandlung  des  nämlichen 
Verfassers. 

9.  M.  Gornu  und  E.  Mer.  Recherches  sur  Tabsorption  de  matieres  colorantes  par  les 
racines.  (Extrait  du  compte  rendu  stenographique  du  Congres  international  de  Botanique 
et  d'Horticulture  tenu  ä  Paris  du  16  au  24  Aoüt  1878.) 

10.  G.  Kraus,    üeber  die  Verdünnung  geschüttelter  Sprosse.    (Bericht  über  die  Sitzungen 
der  Naturforschenden  Gesellschaft  zu  Halle  im  Jahre  1881,  S.  27—38.) 

Entgegen  der  Angabe  Hofmeister's ,  dass  beim  Schütteln  der  Sprosse  ausser  der 
Verlängerung  zugleich  eine  Verdickung  eintritt,  findet  K.  auf  Grund  zahlreicher,  mit  Hilfe 
eines  besonders  dazu  construirten  Instrumentes  vorgenommener  Messungen  durchweg  eine 
Verdünnung,  eine  Verringerung  des  Querdurchmessers  geschüttelter  Sprosse.  Die  Annahme, 
dass  diese  Verdünnung  infolge  der  durch  die  Erschütterung  gesteigerter  Transpirationsgrösse 
und  einer  demgemäss  eintretenden  Erschlaffung  entstehe,  ist  ausgeschlossen,  da  abgeschnittene 
und  mit  der  grossen  Blattfläche  geschüttelte  Rhabarberblätter  nicht  die  geringste  Durch- 
messerabnahme zeigten,  wenn  sie  sich  nicht  gekrümmt  hatten.  Ferner  spricht  gegen  eine 
solche  Annahme,  dass  trotz  dieses  muthmasslichen  .Transpirationsverlustes  immer  eine  Ver- 


Die  Molecularkräfte  in  den  Pflanzen.  7 

länger ung  der  Sprosse  eintritt.  "Verf.  glaubt,  dass  die  durch  Erschütterung  der  Sprosse 
eintretende  Verdünnung  und  Verlängerung  dieselbe  Erscheinung  sei,  welche  auch  bei  der 
üeberdehnung  anderer  Körper  sich  zeigt.  Mikrometrische  Bestimmungen  unter  dem  Mikro- 
skop ergaben  gleichförmige  Resultate. 

11.  G.  Kraus,    lieber  die  Wasservertheilung  in  der  Pflanze.    II.  Der  Zellsaft  und  seine 
Inhalte.    (Abhandl.  der  Naturf.  Ges.  zu  Halle,  Bd.  XV.) 

Der  zur  Untersuchung  dienende  Saft  wurde  durch  Auspressung  zerkleinerter  Pflanzen- 
theile  gewonnen.  Der  Rohsaft  wurde  dann  noch  filtrirt.  Bestimmt  wurde  das  specifische 
Gewicht  der  Zellsäfte  und  einiger  der  physiologisch  wichtigen  Inhaltsbestaudtheile  unter 
Anwendung  verschiedener  Vorsichtsmassregeln.  Das  specitische  Gewicht  schwankte  zwischen 
1.03  (und  darüber)  (Lonicera  tatarica)  und  1.005  g  (DatUraJ,  während  Zuckerrübensaft 
z.  B.  zwischen  1.057  und  1.074  schwankt.  —  Dutrochet  und  Hofmeister  hatten  das  specifische 
Gewicht  der  oberen  und  unteren  Hälfte  gekrümmter  Zweige  bestimmt  und  waren  dabei  zu 
entgegengesetzten  Resultaten  gekommen.  Verf.  betont,  dass  diese  Methode  für  die  genaue 
Bestimmung  des  Zellsaftgewichtes  —  um  die  es  sich  auch  hier  handelt  —  durchaus  unzu- 
lässig ist,  er  hat  gleichwohl  Dutrochet's  Versuche  an  anderen  gekrümmten  Pflanzentheilen 
wiederholt  und  gefunden,  dass,  entgegengesetzt  Dutrochet's  Angaben,  die  concave  (obere) 
Hälfte  negativ  geotropisch  gekrümmter  Sprosse  specifisch  schwerer  ist  als  die  convexe 
(untere),  wie  auch  Hofmeister  angiebt. 

Das  erste  Capitel  enthält  die  Untersuchungen  des  Zellsaftes  im  wachsenden  Spross. 
In  einem  solchen  nimmt  das  specifische  Gewicht  des  Zellsaftes  von  den  jüngeren  zu  den 
älteren  Internodien  ab,  um  gewöhnlich  später  wieder  etwas  zu  wachsen.  Das  Wachsthum  der 
Zelle  geht  mit  einer  fortschreitenden  Verdünnung  des  Zellsaftes,  mit  einer  fortwährend  über- 
wiegenden Aufnahme  von  Wasser  Hand  in  Hand.  Das  gelöste  Eiweiss  im  Zellsaft  nimmt 
mit  dem  Alter  und  Wachsthum  des  Internodiums  relativ  ab.  Die  freien  Säuren  des  Zell- 
saftes zeigen  gleichfalls  mit  dem  Wachsthum  eine  continuirliche  relative  Abnahme.  Die 
Acidität  des  Saftes  ist  in  den  jüngsten  Internodien  am  grössten,  sie  nimmt  ab,  so  lange  die 
Internodien  wachsen,  um  öfter  später  wieder  etwas  zuzunehmen.  Die  absolute  Menge 
der  freien  Säuren  vergrössert  sich  beim  Wachsthum,  es  werden  im  wachsenden  Spross  fort- 
während Säuren  gebildet.  In  noch  höherem  Maasse  vermehrt  sich  der  Zucker.  Der  relative 
Zuckergehalt  im  wachsenden  Stengel  nimmt,  abweichend  von  den  Säuren  im  wachsenden 
Stengel,  eine  Zeit  lang  zu,  erreicht  ein  Maximum  und  sinkt  von  diesem  ab  wieder.  Auch 
eine  absolute  Zunahme  findet  statt,  es  wird  im  wachsenden  Internodium  eine  Zeit  lang  mit 
steigender  Geschwindigkeit  Zucker  gebildet.  Das  Zuckermaximum  im  Spross  liegt  ansehnlich 
unter  dem  Wachsthumsmaximum,  daraus  folgt,  dass  die  Remission  des  Wachsthums  nicht 
in  erster  Linie  von  der  Remission  der  Zuckerbilduug  abhängen  kann. 

Das  zweite  Capitel  behandelt  die  Veränderungen  des  Saftgewichtes  bei  einseitigen 
Wachsthumsvorgängen  im  Spross.  Es  ergab  sich  Folgendes:  1.  In  geotropisch  gekrümmten 
Stengeln  ist  der  Zellsaft  auf  der  unteren  (convexen)  Seite  specifisch  leichter,  minder  concentrirt, 
als  auf  der  oberen  (concaven).  Er  ist  auf  der  Unterseite  procentisch  ärmer  an  Zucker  und 
freier  Säure,  und  diese  Abnahme  an  Zucker  und  freier  Säure  ist  nicht  relativ,  sondern  eine 
absolute,  es  wird  auf  der  Unterseite  beim  Krümmungsvorgang  Zucker  und  freie  Säure  ver- 
braucht. 2.  Die  geringere  Concentration  des  Zellsaftes  auf  der  Unterseite  ist  schon  in 
ungekrümmten,  horizontal  liegenden  Sprossen  nachweisbar.  3.  Es  findet  neben  dem  Ver- 
brauch gelöster  Stoffe  auf  der  Unterseite  auch  eine  Wanderung  von  Wasser  aus  der  Ober- 
in die  Unterseite  statt.  4.  Während  der  Zeit,  wo  eine  Wasserwanderung  stattfindet,  ist  auch 
eine  absolute  Vermehrung  des  Zuckergehaltes  der  Unterseite  nachweislich,  in  derselben  Zeit, 
aber  nicht  immer,  ist  eine  absolute  Verminderung  des  Säuregehaltes  der  Unterseite  zu 
erweisen.  5.  Horizontal  gelegte  Stengel  oder  Stengelstücke  werden  in  kurzer  Zeit  zucker- 
reicher als  gleichgebildete,  senkrecht  stehende;  beim  Niederlegen  der  Stengel  hebt  sofort 
Zuckerbildung  in  denselben  an.  Auch  hier  geht  mit  der  Zuckerbildung  eine  Verminderung 
der  freien  Säure  Hand  in  Hand ;  bei  Einleitung  der  geotropischen  Krümmungen  verschwindet 
freie  Säure  aus  dem  Zellsaft.  6.  In  krümmungsfähigen  Stengeln  findet  gleichfalls  eine 
Wasserwanderung  zur  Unterseite  und  eine  Verminderung  der  absoluten  Zuckermenge  unter- 


8  Physiologie.  —  Physikalische  Physiologie. 

aeits  statt.    Ganz  analoge  Resultate  ergaben  sich  bei  Untersuchung  der  heliotropischeu 
Krümmung. 

Das  dritte  Capitel  behandelt:  die  Zuckerbildung  (unter  „Zucker"  werden  die  kupfer- 
reducirenden  Substanzen  des  Zellsaftes  zusammengefasst)  bei  Erschütterung  der  Pflanzen. 
„1.  Schüttelt  man  einen  frischen  wachsenden  Spross  einer  Kraut-  oder  Holzpflanze  in  der 
bekannten  Art,  so  dass  er  sich  bogenförmig,  mit  überhängendem  Gipfel,  krümmt,  dann  ist 
sofort  die  Concentration  des  Zellsaftes  auf  der  concaven  und  convexen  Seite  nicht  mehr 
gleich,  der  Saft  auf  der  convexen  Seite  ist  concentrirter  geworden  als  auf  der  concaven. 
Die  höhere  Saftconcentration  der  convexen  Seite  ist  mit  einem  wesentlich  höheren  Zucker- 
gehalte verknüpft.  2.  Der  Zucker  ist  eine  Neubildung  im  Momente  der  Erschütterung. 
3.  Auch  Blattstiele,  ausgewachsen  wie  halbwüchsig,  zeigen  das  gleiche  Verhalten;  die  Zucker- 
bildung ist  nicht  an  die  Krümmung  gebunden,  auch  ohne  dass  eine  merkliche  Beugung 
hervortritt  wird  durch  die  Bewegung  Zucker  erzeugt.  4.  Mit  der  Zuckerbildung  ist  häufig 
ein  Verschwinden  freier  Säure  aus  dem  Zellsaft  nachzuweisen." 

12.   6.  Kraus,    lieber  die  Wasservertbeilung  in  der  Pflanze,  III.  die  tägliche  Schwellnngs- 
Periode  der  Pflanzen.    (Abhandlungen  der  Naturf.  Gesellschaft  zu  Halle.    Bd.  XV.) 

Diese  sehr  interessanten  Untersuchungen  bringen  den  Nachweis,  dass  alle  Pflanzen- 
theile,  nicht  blos  die  Stämme,  sondern  auch  Blätter,  Früchte,  Knospen  etc.  wachsend  oder 
ausgewachsen,  in  regelmässig  täglichem  Gang  grösser  und  kleiner  werden,  an-  und  abschwellen 
und  dass  diese  Dimensiousänderungen  z,unächst  die  Folgen  eines  täglich,  periodisch,  schwankenden 
Wassergehaltes  der  Theile  sind.  Die  Messungen  wurden  mit  einem  besonders  construirten, 
bereits  früher  (Heft  I,  p.  47)  beschriebenen  und  abgebildeten  Messinstrumente  ausgeführt. 

Im  ersten  Kapitel  behandelt  Verf.  „die  tägliche  Schwellungsperiode 
parenchymatischer  Organe".  Die  An-  und  Abschwellung  kommt  bei  diesen  Organen 
durch  Auf-  respective  Abgabe  von  Wasser  seitens  des  Zellinhaltes  zu  Stande,  ist  also  in 
Folge  dessen  eine  Turgescenzerscheinung.  Die  an  dicken,  fleischigen  Blättern  ausgeführten 
Messungen  (Agave,  Mesembryanthemum ,  Aloe,  Echeveria)  ergaben,  dass  der  Blattdurch- 
messer vom  frühen  Morgen  bis  in  die  Nachmittagsstunden,  wo  er  ein  Minimum  erreicht, 
fällt  und  hierauf  wieder  zu  wachsen  beginnt,  um  des  Nachts  ein  Maximum  zu  erreichen. 
Ebenso  verhalten  sich  andere  Oigane  (Blüthenknospen,  Antherenstände ,  Blüthenstände, 
Früchte,  Knollen).  Im  Allgemeinen  zeigt  sich  hier,  dass  isolirte  Organe  gegen  den  Tages- 
wechsel mehr  oder  weniger  unempfindlich  sind:  sie  zeigen  die  Tagesperiode  nicht. 

Das  zweite  Kapitel  behandelt  „die  Schwellungsperiode  der  Stämme  und 
ihre  Ursachen."  Im  Gegensatz  zu  den  parenchymatischen  Geweben  beruht  die  Schwellung 
des  Holzes  (nicht  der  Rinde)  auf  Aufnahme  von  Wasser  in  die  Zellhäute,  sie  ist  also  hier  eine 
Imbibitionserscheinung.  In  analoger  Weise  wie  bei  den  parenchymatischen  Geweben  ergiebt 
sich  aber  auch  hier,  „dass  der  Durchmesser  der  Bäume  von  den  frühesten  Morgenstunden 
bis  in  die  ersten  Nachmittagsstunden  stetig  an  Grösse  abnimmt  und  um  diese  Zeit  ein  Mini- 
mum erreicht.  Von  da  ab  tritt  eine  continuirliche  Vergrösserung  des  Durchmessers  ein,  bis 
gegen  Eintritt  der  Dunkelheit  ein  erstes  (kleines)  Maximum  erreicht  wird.  Nach  kurzem 
Sinken  steigt  die  Durchmessergrösse  wiederum  und  erreicht  gegen  die  Zeit  der  Morgen- 
dämmerung ein  grosses  Maximum,  um  dann  wieder  die  Tagessenkung  einzugehen."  Bezüglich 
der  jBetheiligung  von  Holz  und  Rinde  bei  der  Anschwellung  in  Wasser  gestellter  Aeste 
konnte  K.  constatiren,  dass  für  eine  Anzahl  Fälle  die  Stammschwellung  durch  eine  Schwellung 
des  Holzes  allein  erzielt  wird,  in  andern  Fällen  aber  auch  die  Rinde  mitbetheiligt  ist,  oder 
aber  endlich  die  Stammanschwellung  ganz  allein  durch  Rindenschwellung  bedingt  ist.  Auch 
bei  eingewurzelten  Pflanzen,  also  unter  natürlichen  Verhältnissen  findet  die  mannigfaltigste 
Betheiligung  von  Holz  und  Rinde  bei  dem  Zustandekommen  der  Schwellungsperiode  des 
Stammes  statt.  Selbst  bei  ein  und  derselben  Pflanze  besorgt  bald  das  Holz  allein,  bald  Holz 
und  Rinde,  bald  die  Rinde  allein  die  Stammschwellung.  An  abgeschnittenen,  verkitteten 
Aesten  tritt  die  Schwellungsperiode  ebenfalls  auf,  dieselbe  ist  in  diesem  Falle  jedoch  aus- 
schliesslich auf  die  Rinde  zurückzuführen. 

Wurden  abgeschnittene  oben  möglichst  dicht  mit  Paraffin  verkittete  Aeste  gemessen 
und  gewogen,  dann  in  Wasser  gestellt  und  nach  einiger  Zeit  wiederum  gemessen  und 


Die  Molecularkräfte  in  den  Pflanzen.  9 

gewogen,   so  zeigte  sich,  dass  bei  einer  deutlichen  Stammschwellung  der  Wassergehalt  des 
Stammes  um   mehr   als   1/2%   stieg.    Eine   ähnliche   mit   Stammanschwellung   verbundene 
Steigerung  des  Wassergehaltes  von  Holz  und  Rinde  ergab  sich  durch  Begiessen  eingewurzelter 
Topfpflanzen.    Demnach  ist  a^s  nächste  Ursache  der  Schwellung  das  Wasser  anzusehen. 
Durch  Anwendung  respective  Verhinderung  des  Einflusses  äusserer  Agentien  sucht  Verf. 
nun  den  Wassergehalt  der  Stämme  zu  reguliren  und  daraus  die  Modalitäten  der  Anschwellung 
zu  ermitteln.    Die  Versuche  mit  künstlicher  Wasserzufuhr  bei  Topfpflanzen  ergaben  als 
Hauptresultate:   1.  Beim  Begiesen  einer  Pflanze  tritt   nach   kurzer  Frist  —  gewöhnlich   in 
weniger  als  einer  Stunde  —  Stammanschwellung  auf.    2.  An  der  Stamraanschwellung  nehmen 
der  Regel  nach  Holz  und  Rinde  theil ;  erst  schwillt  immer  das  Holz,  dann  die  Rinde.     3.  Die 
Anschwellung  schreitet  ziemlich  rasch  —  immer  mehrere  Meter  per  Stunde  —  von  unten 
nach  oben  —  fort.    4.  Nach  Verfluss  einiger  Zeit  —  etwa  einer  Stunde  —  tritt  wieder  all- 
mählige  Abschwellung  und  der  normale  Periodengaug  des  Tages  ein.  —  Die  Wirkung  der 
Wasser  abgäbe,  der  Transpiration,  wurde  auf  die  Weise  beobachtet,  dass  die  Versuchs- 
pflanzeu  der  Transpirationsorgane,  der  Blätter,  ganz  oder  theilweise  beraubt  wurden.    Es 
zeigte  sich  hier  als  allgemeines  Resultat,  dass  Entlaubung  oder  Decapitation  in  kurzer  Zeit 
Stammanschwellung  hervorbringt  und  dass  diese  Anschwellung  von  unten  nach  oben  fort- 
schreitet.   Dieser  Anschwellung  folgt  jedoch  wieder  eine  Abschwellung  und  am  Tag  nach 
der  Operation  zeigen  die  Pflanzen  trotz  der  Entlaubung  die  Tagesperiode.    Da  unter  natür- 
lichen Verhältnissen  die  Transpiration  bei  Einbruch  der  Dunkelheit  erlischt,  so  stellt  Verf. 
durch  besondere  Versuche  den  Einfluss  des  Lichtes  auf  die  Stammanschwellung  klar 
und  findet  im  Allgemeinen :  1.  Normale,  d.  h.  eingewurzelte  Pflanzen  zeigen,  aus  dem  Licht 
ins   Dunkle   gebracht,  nach  kurzer   Zeit   Stammanschwellung,   mit  Krone   oder   decapitirt. 
2.  Die  Anschwellung  des  Stammes  geschieht  fortschreitend  von  unten  nach  oben.    3.  Ab- 
geschnittene, in  Wasser  stehende  Aeste  zeigen  das  Gleiche.    4.  Abgeschnittene,  beiderseits 
verkittete  Aeste  dagegen  zeigen  die  Anschwellung  der  ganzen  Stammlänge  noch  gleichzeitig. 
5.  Bei  ganz  constanter  Temperatur  tritt  mit  dem  Lichtwechsel  Anschwellung  jedenfalls  an 
eingewurzelten  Pflanzen  auf,  —  Hinsichtlich  des  Einflusses  der  Wärme  ist  zu  bemerken, 
dass  abgeschnittene  Aeste  durch  Temperaturerhöhung  zu  schwellen  vermögen,  wobei  eine 
Vermehrung   des  Rindenwassers   zu  constatiren  ist.    Demnach  ist   die  Wärme  im  Stande, 
Wasser  aus  dem  Holz  in  die  Rinde  zu  treiben.    Durch  die  während  des  Tages  sich  ändernde 
Wechselwirkung  zwischen  Wasser  zu-  und  abführenden  Factoren  lässt  sich  nun  die  tägliche 
Schwellungs-   und  Spannungsperiode   der  Stämme   erklären.    Die  tagüber  andauernde  Ab- 
schwellung des  Stammes  wird  veranlasst  durch  den  durch  Tx'anspiration  bedingten  Wasser- 
verbrauch der  Laubkrone,  welche  Transpiration  vom  Lichte  eingeleitet  wird.    Durch  Steige- 
rung  der  Transpiration   während   des  Tages  wird  dann   auch  die  Abschwellung  während 
dieser  Zeit  sich  immer   weiter  steigern.    Wird   aber   nach  Einbruch   der  Dunkelheit  die 
Transpiration  und  damit  der  Wasserverbrauch  gleich  Null,  so  tritt  die  wasserhebende  Thätig- 
keit  der  Wurzel  allein  in  Kraft,  hierdurch  wird  der  Stamm  wasserreicher  und  beginnt  zu 
schwellen,  welche  Schwellung  sich  bis  zum  Anbruch  des  Tages  steigert.    (Für  die  Erklärung 
der  nächtlichen  Schwellung  dürfte  wohl  die  Triebkraft  der  Wurzel  allein  nicht  ausreichen, 
da  sie  doch  viel  zu  langsam  wirkt,  um  nur  in  einer  Nacht  das  Wasser  bis  zu  der  Höhe  zu 
treiben,  in  welcher  vom  Verf.  die  Anschwellung  gemessen  wurde.    Niedrigste  Messstellen 
=  0.20  m ,  höchste  Messstelle  =  4.2  m   über  dem  Boden.    Es  sind  hierbei  jedenfalls  noch 
andere,  das  Wasser  hebende  Factoren  in  Rechnung  zu  ziehen.    Ref.) 
13.  Josef  Boehm.    üeber  die  Ursache  der  Wasserbewegung  und  der  geringen  Lufttension 
in  transpirirenden  Pflanzen.    (Botanische  Zeitung  1881,  No.  49  u.  50.) 

In  der  Einleitung  unterzieht  der  Verf.  die  über  die  Bewegung  des  Wassers  im 
Holze  aufgestellte  sogenannte  „Imbibitionstheorie"  einer  kurzen  kritischen  Besprechung  und 
führt  einige  Gründe  an,  welche  gegen  diese  Imbibitionstheorie,  dagegen  für  die  sogenannte 
Luftdrucktheorie  sprechen,  d.  h.  für  die  Theorie,  dass  das  Saftsteigen  im  Holze  in  den 
Zellräumen  erfolgt  und  durch  den  Luftdruck  bedingt  ist.  „1.  Das  saftleitende  Holz  enthält 
so  viel  Wasser,  dass  dasselbe  unmöglich  alles  in  den  Zellwänden  enthalten  sein  kann. 
2.  Durch  kaum  lern  hohe  und  mit  Wasser  injicirte  Holzcy linder ,  welche  parallel  mit  den 


10  Physiologie.  —  Physikalische  Physiologie. 

Markstrahlen  oder  der  Stammtangente  geschnitten,  und,  um  die  der  natürlichen  Längsaxe 
parallel  verlaufenden  Gefässe  auszuschliessen ,  mittelst  Siegellack  in  fast  gleichlange  Glas- 
röhren eingekittet  wurden,  kann  selbst  bei  einem  üeberdrucke  von  mehreren  Atmosphären 
kein  Wasser  gepresst  werden.  Das  gleiche  ist  der  Fall  bei  älteren  Zweigstumpfen,  deren 
Gefässe  bereits  mit  Thyllen  oder  einer  gummiartigen  Substanz  gefüllt  sind.  Die  Annahme 
jedoch,  dass  die  Wasserhüllen  der  Zellwandmolecüle  in  der  Faserrichtung 
absolut  leicht,  in  der  darauf  senkrechten  aber  nur  ausserordentlich  schwer 
beweglich  seien,  ist  widersinnig.  3.  Von  transpirirenden  Bruchweideu,  welche  ich  (Verf.) 
in  geeigneten  Gefässen  aus  Stecklingen  zog,  wurde  das  Quecksilber  oft  über  60  cm  gehoben. 
In  Anbetracht  eines  Mangels  eines  nachweissbaren  Wurzeldrucks  kann  diese  Erscheinung 
nicht  durch  Osmose  bedingt  sein.  4.  Werden  zu  irgend  einer  Jahreszeit  nicht  zu  zarte 
Längsschnitte  durch  das  fungirende  Holz  von  Acer,  Aesculus,  Salix,  Syringa,  Tilia  etc., 
bei  massiger  Vergrösserung  in  einem  Tropfen  gewöhnlichen  oder  mit  Kohlensäure  gesättigten 
Wassers  beobachtet,  so  sieht  man,  dass  die  Luftblasen  in  den  Tracheiden  sich  ausserordentlich 
stark  contrahiren,  zum  Beweise,  dass  dieselben  vor  dem  Einlegen  der  Präparate  in  Wasser 
eine  sehr  geringe  Tension  besassen.  Die  feuchte  Zellwand  ist  nämlich  leicht  für  Wasser, 
nicht  aber  für  Luft  permeabel."  Verf.  polemisirt  sodann  gegen  einige  von  Pfeffer  im  I.  Band 
seiner  „Pflanzenphysiologie"  aufgestellte  bezügliche  Sätze  und  giebt  dann  II.  eine  Dar- 
stellung seiner  (des  Verf.)  Theorie  über  die  Ursache  des  durch  die  Tran- 
spiration eingeleiteten  Saftsteigens.  Da  diese  Theorie  an  der  Hand  einer  beigefügten 
schematischen  Figur  erläutert  wird,  so  muss  bezüglich  derselben  auf  das  Original  ver- 
wiesen werden. 

Der  dritte  Abschnitt  der  Abhandlung  enthält  die  „experimentelle  Begründung 
der  Theorie  des  Verf.  über  die  Ursache  des  Saftsteigens".  Verf.  führt  hier 
unter  Anderem  einen  Versuch  an,  welcher  die  Richtigkeit  seiner  Theorie  im  Wesentlichen 
wohl  ausser  Zweifel  setzen  dürfte :  Der  Splint  von  Bobinia  enthält  zahlreiche  Parenchym- 
zellen,  welche  sich  gegen  den  Herbst  hin  alljährlich  mit  Stärke  füllen,  die  im  Frühjahre 
wieder  verschwindet;  der  Splint  enthält  also  zahlreiche  lebensfähige  Elemente.  Vom  zweiten 
Jahre  ab  aber,  nach  vollständiger  Erfüllung  der  Gefässe  mit  Thyllen,  ist  der  Splint  selbst 
in  sehr  kurzen  Stücken  bei  einem  Drucke  von  mehreren  Atmosphären  sowohl  für  Luft 
als  für  Wasser  vollständig  impermeabel.  Die  grosse  Wasserleitungsfähigkeit  des  saftleitenden 
Holzes  kann  demnach  nicht  die  Folge  einer  hohen  Leitungsfähigkeit  verholzter  Zellwände 
sein,  sondern  muss  durch  den  Wassergehalt  der  Gefässe  bedingt  sein. 

Es  werden  dann  noch  einige  Versuche  mitgetheilt,  aus  denen  sich  ergiebt,  dass  der 
Wassertransport  zur  transpirirenden  Krone  nur  in  dem  jüngsten  Holze  erfolgt. 

IV.  „Ursache  der  geringen  Lufttension  in  den  Tracheen  und  Tracheiden 
des  saftleitenden  Holzes."  Als  Ursache  der  Entstehung  der  geringereu  Lufttension 
führt  Verf.  die  Entfernung  der  in  den  Gefässen  enthaltenen  Flüssigkeit  an;  die  Erhaltung 
der  geringen  Luftteusion  wird  auf  Respirationsprozesse  zurückgeführt. 

14.  A.  Barthelemy.  Des  mouvements  des  sucs  et  des  divers  organes  des  plantes  rapportes 
ä  one  cause  unique:  les  variations  de  la  tession  bydrostatiqne.  (Extrait.)  (Comptes 
rendus  T.  XCII,  p.  1121-1123.) 

Ein  Versuch,  die  Wulstbildungen  oberhalb  der  Ringelschnitte  bei  Stämmen  und 
unterhalb  derselben  bei  Wurzeln,  ferner  den  negativen  Geotropismus,  das  Winden  der 
Schlingpflanzen,  den  Heliotropismus  und  endlich  noch  die  Bewegungen  reizbarer  Organe, 
auf  eine  einzige  Ursache,  nämlich  auf  die  Variationen  in  der  Wasserspannung  zurückzuführen, 
welche  aus  der  Saugung  der  Wurzeln  und  aus  der  Verdunstung  durch  die  Blätter  entstehen. 

15.  Fr.  V.  Höhnel.  Weitere  Untersuchungen  über  die  Transpirationsgrösse  der  forstlichen 
Holzgewächse.  (Mittheilungen  aus  dem  forstlichen  Versuchswesen  Oesterreichs  Bd.  H, 
Heft  III.) 

Diese  Untersuchungen  sind  eine  Fortsetzung  der  Versuchsreihen,  welche  der  Verf. 
im  Sommer  1878  ausgeführt  hat.  Die  Resultate  der  letzteren  werden  durch  die  zahlreichen 
neuen  Bestimmungen  erweitert  und  modificirt.  Es  handelt  sich  auch  hier  wieder  darum, 
annähernd  die  Grenzen  zu  finden,  innerhalb  welchen  sich  die  Transpirationsgrössen  bei 


Die  Motecularkräfte  in  den  Pflanzen.  H 

bestimmten  Baumarten,  z.  B.  in  einer  gewissen  Gegend  bewegen.  Die  Methode  war  im 
Allgemeinen  dieselbe  wie  früher,  nur  wurden  die  Zinkblechtöpfe  in  feuchten  Sand  eingesenkt, 
zu  jedem  Topfe  gehörte  eine  Flasche  Begiessungswasser,  und  am  ersten  jedes  Monats  wurden 
die  Töpfe  aus  dem  Sande  herausgenommen  und  sammt  den  dazu  gehörigen  Flaschen  gewogen. 
Die  für  1879  günstigeren  Temperaturverhältnisse  brachten  es  mit  sich,  dass  die  Transpirations- 
grössen  beträchtlicher  waren,  als  die  früher  constatirten.  Die  neu  erhaltenen  sind  in  den 
Tabellen  niedergelegt,  welche  den  grösslen  Theil  der  Abhandlung  einnehmen.  Aus  denselben 
ergibt  sich  vor  Allem,  dass  die  Scbattenexemplare  fast  durchgehends  mehr  transpirirten 
als  die  Sonnenpflauzen,  während  früher  das  Verhältniss  annähernd  gleich  gefunden  wurde, 
was  der  Verf.  den  früher  die  Transpiration  überhaupt  herabsetzenden  Factoren  zuschreibt. 
Ferner  wurde  das  Verhältniss  der  Transpirationsintensität  der  immergrünen  Coni- 
feren  zu  den  Laubhölzern  nicht  wie  früher  wie  1  :  10,  sondern  nur  wie  1:6  gefunden.  Die 
Lärche  dagegen  gehört  zu  den  stärkst  transpirirenden  Holzgewächsen.  Im  Winter  vermögen 
die  immergrünen  Coniferen  sogar  mehr  als  Laubhölzer  zu  transpiriren. 

16.  Fr.  V.  Höhnel.  üeber  den  Wasserverbrauch  der  Holzgewächse  mit  Beziehung  anf  die 
meteorologischen  Factoren.  (Forschungen  auf  dem  Gebiete  der  Agriculturphysik  von 
Dr.  E.  Wollny.    IV.  Bd.,  S.  435-445.) 

Verf.  theilt  in  einer  Tabelle  Zahlen  mit,  aus  denen  sich  ergiebt,  dass  die  Holz- 
gewächse eine  specifisch  verschiedene  Transpirationsfähigkeit  besitzen.  Auf  das  Laubtrocken- 
gewicht bezogen,  transpiriren  Esche  und  Birke  am  meisten,  es  folgen  dann:  die  Buchen,  die 
Ulmen,  die  Ahorne  und  endlich  die  Eichen.  Bei  den  Coniferen  herrscht  folgende  Ordnung : 
Fichte,  Weissföhre,  Tanne,  Schwarzföhre. 

17.  Felix  Masare.  Untersuchungen  über  die  Verdunstung  des  freien  Wassers,  des  im 
Ackerboden  enthaltenen  Wassers  und  über  die  Transpiration  der  Pflanzen.  (Annales 
agronomiques.    Tome  VI.,  fasc.  III,  p.  441  —  500.) 

Hinsichtlich  der  Transpiration  der  Pflanzen  zeigen  die  Beobachtungen  der  Verf., 
dass  dieselbe,  verglichen  mit  der  Verdunstung  des  Wassers  bei  gleicher  Oberfläche,  eine 
bei  weitem  grössere  ist.  Die  Grösse  der  Transpiration  ist,  obwohl  letztere  keine  einfache 
physikalische  Verdunstung,  sondern  ein  Vegetationsphänomen  ist,  in  gleicher  Weise  wie  die 
Verdunstung,  abhängig  von  der  Temperatur,  von  dem  Feuchtigkeitsgrad  der  umgebenden  Luft 
und  von  der  directen  Wirkung  der  Sonnenstrahlung. 

Eiufluss  von  Morgen,  Abend  und  Nacht  auf  die  Transpiration:  der  Morgen  ist  der 
„Frühling  der  täglichen  Vegetation",  der  Nachmittag  der  „Sommer''.  In  der  Nacht  ist  die 
Transpiration  nur  schwach,  ungefähr  ein  Zehntel  von  der  des  Tages. 

Einfluss  des  Wetters:  die  Transpiration  ist  bei  schöner  Witterung  grösser. 

Einfluss  der  Temperatur:  bei  höherer  Temperatur  findet  eine  grössere  Transpiration 
statt,  jedoch  zeigt  sich  der  Einfluss  der  Temperatur  nicht  so  scharf  als  bei  der  Verdunstung, 
da  sich  gleichzeitig  die  Vegetationszeit  geltend  macht. 

Einfluss  der  Luftfeuchtigkeit:  je  feuchter  die  Luft  ist,  desto  schwächer  ist  die 
Transpiration. 

18.  F.  Masure.  Die  Transpiration  der  Pflanzen.  (Ann.  agronom.  T.  VI,,  Fase.  4,  p.  489-500.) 

Verf.  untersuchte  den  Einfluss  von  Morgen,  Abend  und  Nacht,  ferner  den  Einfluss 
des  Wetters,  der  Temperatur  und  des  Feuchtigkeitszustandes  der  Luft  auf  die  Transpiration 
der  Pflanzen  und  kommt  zu  dem  allgemeinen  Resultate,  dass  die  Transpiration  der  Pflanzen 
ein  complicirtes  Phänomen  ist,  welches  zum  Theil  denselben  physikalischen  Einflüssen  wie 
die  Verdunstung  des  reinen  Wassers  unterliegt  und  welches  zum  andern  Theil  unter  der 
Herrschaft  der  physiologischen  Kräfte  des  vegetativen  Lebens  nothwendigerweise  von  diesen 
Gesetzen  abweicht,  gemäss  den  Bedürfnissen  der  Pflanzen. 

19.  F.  Reinitzer.  üeber  die  physiologische  Bedeutung  der  Transpiration  der  Pflanzen.  (Sep.- 
Abdr.  aus  dem  LXXXIII.  Bd.  der  Sitzungsberichte  der  K.  K.  Acad.  d,  Wissensch.  I.  Abth. 
Januarheft.    1881.) 

Da  Pflanzen  in  feuchten  Wäldern  oder  in  Räumen,  deren  Luft  mit  Wasserdampf 
gesättigt  ist,  sehr  üppig  gedeihen,  an  trockenen  luftigen  Orten  »dagegen  oft  nur  kümmerlich 
fortkommen,  so  legt  sich  Verf.  die  Frage  vor,  ob  nicht  die  Transpiration,  trotzdem  sie  die 


12  Physiologie.  —  Physikalische  Physiologie. 

Zufuhr  der  Nährstoffe  aus  dem  Boden  fördert,  dennoch  ein  im  Allgemeinen  für  die  Pflanze 
schädlicher  Vorgang  sei.  Zur  Erledigung  dieser  Frage  wurden  zwei  Versuchsreihen  an- 
gestellt: das  eine  Mal  wurde  den  unter  Glasglocken  befindlichen  Pflanzen  mit  Wasserdampf 
gesättigte,  das  andere  Mal  ganz  trockene  Luft  zugeführt.  Das  Wachsthum  der  Pflanzen 
wurde  während  dieser  Zeit  mit  einem  Zeigerapparate  verfolgt.  Da  bei  den  Trockenpflanzeu 
die  Zufuhr  des  Wassers  hinter  dem  Verbrauche  bald  zurückblieb  und  dieselben  in  Folge 
dessen  abstarben,  so  wurde  ihnen  später  das  Wasser  unter  Druck  zugeführt.  Zu  diesen 
Versuchen  dienten  Tradescantia-Zweige,  welche  sich  in  Nährstofflösung  gut  bewurzelt  hatten. 
Es  zeigte  sich  nun,  dass  die  Pflanzen  in  feuchter  Luft  doppelt  bis  dreimal  so  schnell  wuchsen, 
längere,  zahlreichere  und  dickere  Internodien  besassen  und  grössere  Blätter  gebildet  hatten 
als  die  Trockenpflanzen,  bei  denen  ausserdem  die  Biegungselasticität  der  Internodien  eine 
geringere  war.  Auch  bei  Versuchen  mit  verholzten  und  in  Erde  eingewurzelten  Pflanzen 
stellte  sich  eine  Wachsthumsverzögerung  der  transpirirenden  Pflanzen  heraus.  Verf.  glaubt, 
dass  die  durch  die  Transpiration  bedingte  Mehrzufuhr  an  Nährstoffen  aus  dem  Boden  keinen 
begünstigenden  Einfluss  auf  das  Wachsthum  ausüben  könne,  da  sich  die  Zufuhr  eo  ipso 
durch  den  Verbrauch  regulire,  als  Folge  verstärkter  Diffusionsbewegung,  und  da  ferner  die 
Zufuhr  durch  den  Transpirationsstrom  sich  gar  nicht  nach  dem  momentanen  Bedürfniss 
der  Pflanze  richte,  sondern  nach  dem  Verhältnisse,  in  welchem  die  Nährstoffe  in  der  Boden- 
flüssigkeit vorkommen.  Die  vom  Verf.  cultivirten  Fruchtpflanzen  waren  zwar  wasserreicher, 
allein  sie  besassen  ein  beträchtlich  höheres  Frisch-  und  Trockengewicht  als  die  Trocken- 
pflanzen. 

Die  allgemeine  Verbreitung  der  Transpiration  glaubt  Verf.  als  nothwendiges  Uebel 
für  die  Pflanze  ansehen  zu  müssen :  die  Vergrösserung  der  Kohlensäure  aufnehmenden  Fläche 
sei  auch  zugleich  eine  Vergrösserung  der  transpirirenden  Fläche.  Durch  Schutzmittel  gegen 
die  Transpiration  (Verminderung  der  Spaltöffnungen,  starke  Cuticula,  wie  bei  Cacteen  und 
andern  Bewohnern  trockener  Orte)  werde  auch  zugleich  die  Assimilation  herabgesetzt  und 
hierdurch  langsameres  Wachsthum  bedingt.  Man  findet  im  Allgemeinen  bei  den  Pflanzen 
das  Bestreben,  bei  möglichst  grosser  Assimilationsoberfläche  einen  möglichst  kleinen  Trans- 
pirationsverlust zu  erleiden.  Als  einzigen  Vortheil  der  Transpiration  sieht  Verf.  die  Ver- 
dickung und  Verholzung  der  Zellwände  an,  da  hierdurch  die  Pflanzen  widerstandsfähiger 
gegen  mechanische  Einflüsse  wurden. 

20.  Nobbe.  üeber  den  Wasserverbrauch  zweijähriger  Erlen  unter  verschiedenen  Beleuch- 
tungsbedingungen. (Vortrag,  gehalten  in  der  Section  für  landw.  Versuchswesen  auf 
der  Naturforscherversammlung  in  Danzig.  Ref.  in  „Die  landwirthsch.  Versuchstationen. 
Herausgeg.  von  Fr.  Nobbe,  Bd.  XXVI,  1881,  S.  354.) 

Das  blaue  Licht  deprimirte  die  Transpiration  der  Versuchsobjecte ,  je  nach  der 
Concentration  der  Lösung  auf  35— 51  "/o)  das  gelbe  auf  57—81%,  das  rothe  auf  47%. 

II.  Wachsthum. 

21.  M.  Cornu.  Explication  mecanique  de  quelques  particularites  relatives  ä  l'accroissement 
des  radicelles  des  plantes.  (Bulletin  de  la  Societe  botanique  de  France.  T.  XXVIII. 
2.  Serie.    T.  III.    1881.    Seance  du  Avril.) 

C.  machte  bei  Versuchen  über  die  Absorption  färbender  Materien  durch  die  Wurzeln 
die  Beobachtung,  dass  wenn  Wurzeln  in  concentrirte  Lösungen  eintauchten,  das  Wachsthum 
verlangsamt  wurde,  wobei  gleichzeitig  in  der  Nähe  des  Wurzelendes  Anschwellung  oder 
Krümmung  sich  zeigte.  Dieselbe  Erscheinung  tritt  bei  Wurzeln  ein,  denen  es  plötzlich  an 
Wasser  mangelt,  überhaupt  bei  jeder  Verhinderung  der  normalen  Entwickelung  eines  Pflanzen- 
theils. Für  die  nun  folgenden  Erörterungen  und  versuchten  Erklärungen  ist  eine  Repro- 
duction  unnöthig. 

22.  E.  Guinier.  Recherches  experimentales  sur  l'accroissement  des  tiges  d'arbres  compare 
au  developpement  foliace.    (Revue  des  eaux  et  forets.    T.  XX,  p.  23—29.) 

G.  sucht  den  experimentellen  Nachweis  zu  liefern,  dass  der  jährliche  Holzzuwachs 
an  Bäumen  hauptsächlich  von  der  Belaubung  derselben  in  demselben  Jahre  abhängig  sei, 
indem  er  Bäume  der  nämlichen  Art  von  kräftigem  Wüchse,  geringem  Durchmesser,  nacktem 


Wachsthum,  1 3 

Stamm  und  dicht  belaubter  Krone  bei  verschiedener  Länge  aber  unter  sonst  möglichst 
gleichen  Vegetationsbedingungen  in  Bezug  auf  ihr  Dickenwachsthum  vergleicht.  Die  Bäume 
wurden  vor  dem  Fällen  ihrer  Blätter  beraubt,  letztere  sofort  gesammelt  und  gewogen.  Zur 
Bestimmung  des  Holzzuwachses  wurde  das  Amsler'sche  Planimeter  benutzt.  Durch  Rechnung 
findet  Verf.  sodann  den  Zuwachs  bezogen  auf  das  Kilo  Blätter,  auf  das  Gesammtvolumeu, 
auf  die  Gesammtoberfläche  derselben.  G.  kommt  zu  dem  Resultate,  dass  eine  Proportionalität 
zwischen  dem  Volumen  des  Jahreszuwachses  und  dem  Gewicht  der  Blätter  nicht  besteht, 
und,  was  das  Wichtigste  ist,  dass  der  Zuwachs  bei  gleicher  Belaubung  und  unter  sonstigen 
gleichen  Verhältnissen  für  lauge  Stämme  grösser  ist  als  für  kurze.  Da  es  in  der  forstlichen 
Praxis  darauf  ankomme,  in  gegebener  Zeit  das  grösstmögliche  Volumen  Holz  zu  producireu, 
so  müsse  man  die  Bäume  soviel  als  möglich  in  die  Höhe  wachsen  lassen.  Zum  Schlüsse 
folgen  noch  einige  forstwirthschaftliche  Betrachtungen. 

23.  Lorey,  T.  üeber  Stammanalysen.  (Bemerkungen  und  Erläuterungen  zu  den  Ertrags- 
erhebungen der  Königl.  Württemb.  Forstlichen  Versuchsstation.  Als  Programm  zur 
62.  Jahresfeier  der  Königl.  Württemb.  Land-  und  Forstwirthschaftlichen  Akademie 
Hohenheim.    Stuttgart  1880.    Alfred  Müller.) 

Der  Verf.  erläutert  zunächst  den  Begriff  und  den  Zweck  der  Stammanalyse,  um 
hierauf  die  Ausführung  der  letzteren  für  den  einzelnen  Baum  wie  für  den  ganzen  Bestand 
auseinanderzusetzen.  Weiterhin  werden  die  vom  Verf.  ausgeführten  Untersuchungen  dar- 
gestellt, und  schliesslich  die  hieraus  resultirenden  Folgerungen  erörtert.  Die  Arbeit  bezweckt 
zunächst,  „für  die  Königlich  Württembergische  Forstliche  Versuchsstation  die  nöthige  Unter- 
lage zu  liefern".    „Eine  allseits  erschöpfende  Erörterung  ist  dabei  nicht  beabsichtigt." 

K.  Wilhelm. 

24.  Oscar  Drade.  Die  stossweisen  Wachsthamsänderangen  in  der  Blattentwickelung  von 
Victoria  regia  Lindl.  (Nova  Acta  der  Ksl.  Leop.-Carol.-Deutschen  Akademie  der  Natur- 
forscher.   Bd.  XLHI,  No.  3.) 

Verf.  beobachtete  während  eines  Zeitraums  von  36  Stunden  (vom  4.  August  Nm. 
4  h.  bis  6.  August  Vm.  4  h.)  das  Wachsthum  des  Blattstieles  und  der  Lamina  von  Victoria 
regia.  Die  Ablesung  an  den  zwei  Auxanometern  (Zeiger  am  Bogen),  von  denen  das  eine 
mit  dem  Blattstiel,  das  andere  mit  dem  Rand  der  Lamina  in  Verbindung  gesetzt  war,  geschah 
regelmässig  alle  5  Minuten.  Es  ergab  sich  als  Resultat,  dass  das  Wachsthum  des  Stieles 
sowohl  als  der  Lamina  nicht  regelmässig  verläuft,  sondern  beträchtlichen  stossweisen 
Aenderungen  unterliegt.  Die  Annahme  eines  äusseren  Einflusses  auf  diese  stossweisen 
Wachsthumsänderungen  wird  ausgeschlossen  durch  die  Thatsache ,  dass  Lamina  und  Stiel 
häufig  einander  widersprechende  Stösse  zeigten.  Während  ferner  die  Lamina  hauptsächlich 
am  Tage  wuchs,  ging  die  Streckung  des  Stieles  besonders  des  Nachts  vor  sich.  Als  wahre 
Zuwachsgrössen  während  der  Versuchszeit  erhielt  Verf.  für  den  Stiel  281.8  mm,  für  die 
Lamina  284.8  mm,  was  einem  mittleren  Zuwachs  von  7.8  mm  resp.  7.9  mm  pro  Stunde 
entspricht.    Eine  der  Abhandlung  beigefügte  Curventafel  dient  zur  Erläuterung  des  Textes. 

25.  E.  Detlefsen.  Versuch  einer  mechanischen  Erklärung  des  excentrischen  Dlcken- 
wachsthums  verholzter  Achsen  und  Wurzeln.  (Wissensch,  Beigabe  zum  Michaelis- 
programm der  grossen  Stadtschule  zu  Wismar,  14  S.  mit  1  Taf.  und  „Arbeiten  des 
Botan.  Instituts  in  Würzburg",  Bd.  II,  Heft  4,  S.  670—687.) 

Verf.  hebt  hervor,  dass  die  Intensität  des  Wachsthums  (der  Vergrösserung)  der 
Zellmembranen  von  der  Grösse  der  durch  den  hydrostatischen  Druck  in  den  Zellen  bedingten 
Spannung  der  Membranen  abhängt,  welche  die  Elasticitätsgrenze  überschreiten  muss,  und 
weist  darauf  hin,  dass  durch  äusseren  Druck  auf  die  Zelle  das  Flächenwachsthum  der 
Membran  vermindert  wird.  Nach  einer  Besprechung  des  Baues  excentrischer  (epinastischer, 
hyponastischer  und  diplonastischer)  verholzter  Sprosse  und  Wurzeln  sucht  Verf.  sodann 
den  Nachweis  zu  führen,  dass  die  Ursache  des  ungleichen  Dickenwachsthums  in  der  Un- 
gleichheit des  Druckes  der  Rinde  liegt,  dem  die  wachsenden  Gewebe  ausgesetzt  sind,  sowie 
„dass  die  Vermehrung  des  Zuwachses  stets  eine  Folge  der  Verminderung  des  Druckes  auf 
die  wachsenden  Gewebe  ist".  An  den  Stellen  nämlich,  an  welchen  die  Rinde  am  wenigsten 
gespannt  erscheint,  ist  der  Holzkörper  immer  am  stärksten  entwickelt.    Die  Markstrablen 


14  Physiologie.  —  Physikalische  Physiologie. 

neigen  sich  in  dieser  Parthie  mehr  oder  minder  der  Seite  des  stärksten  Dickenwachsthums 
zu,  während  dieselben  an  den  Stellen  minimalen  Dickenwachsthums  senkrecht  zu  den  Flächen 
der  Jahresringe  stehen.  Dieser  Umstand  beweist,  dass  die  Zellen  nach  der  Seite  des  stärksten 
Dickenwachsthums  zu  für  ihre  Vergrösserung  einen  geringeren  Widerstand  zu  überwinden 
haben.  Eine  Verminderung  der  Spannung  gewisser  Theile  der  Rinde,  nach  welchen  Seiten 
hin  denn  auch  immer  der  Holzkörper  am  stärksten  entwickelt  ist,  wird  durch  folgende 
Ursachen  herbeigeführt.  1.  Das  Auftreten  von  Aesten  und  Nebenwurzeln  bedingt  an  ihrer 
Ursprungstelle  eine  Verminderung  der  Rindenspannung,  und  zwar  ist  diese  am  geringsten 
dort,  wo  die  Oberfläche  des  seitlich  abgehenden  Organes,  an  dem  es  entspringt,  den  kleinsten 
Winkel  bildet.  Denn  hier  erscheint  die  Rinde  concav  gebogen,  wodurch  einem  Druck  von 
innen  der  geringste  Widerstand  entgegen  gesetzt  wird.  Hier  findet  denn  auch  die  reich- 
lichste Holzbildung  statt.  2.  Jeder  eine  Krümmng  des  Organs  bedingende  seitliche  Druck 
(z,  B.  durch  die  Schwerkraft  oder  durch  den  Wind  veranlasst)  bewirkt  auf  der  convex 
werdenden  Seite  eine  Steigerung ,  auf  der  concaven  Seite  eine  Verminderung  der  Rinden- 
spannung; wessbalb  denn  auch  auf  der  convexen  Seite  das  Dickenwachsthum  gemindert,  auf 
der  concaven  Seite  das  Dickenwachsthum  gefördert  erscheint. 

26.  M.  Westermaier.  Ueber  die  Wachsthumsintensität  der  Scheitelzelle  und  der  jüngsten 
Segmente.  (Pringsheim's  Jahrbücher  für  wissensch.  Botanik,  Bd.  XH,  38  Seiten  und 
1  Tafel.) 

In  einer,  dem  experimentellen  Theil  vorangehenden  „historischen  Betrachtung" 
bespricht  Verf.  die  bisherigen  Ansichten  über  die  Beziehungen  zwischen  Zellenwachsthum 
und  Gesammtwachsthum.  Nach  der  Schieiden -Nägeli'schen  Auffassung  ist  das  Wachsthum 
der  einzelnen  Zellen  bestimmend  für  das  Wachsthum  des  ganzen  Organes,  die  Hofmeister- 
Sachs'sche  Anschauung  dagegen  sieht  in  der  Form  und  dem  Wachsthum  des  Organes  das 
Primäre,  von  dem  das  Wachsthum  und  die  Theilung  der  einzelnen  Zellen  vollständig 
beherrscht  wird.  Zwischen  diesen  beiden  Auffassungsweisen  nimmt  Schwendener  eine  ver- 
mittelnde Stellung  ein,  indem  er  sich  vorstellt,  „dass  die  Form  der  Pflanzenorgane  und  die 
Individualität  der  Zelle  gleichzeitig  als  massgebende  Momente  für  die  Zellenordnung  in's 
Auge  zu  fassen  sind,  wobei  indess  zu  entscheiden  bleibt,  wieviel  dem  einen  und  wieviel  dem 
andern  zuzuschreiben  ist. 

Der  Verf.  schreitet  hierauf  zu  Erörterungen  über  die  Voraussetzungen  zur  Bestimmung 
der  Wachsthumsintensität  sowie  über  die  allgemeinen  Beziehungen  zwischen  Volumen  und 
Projection  der  Seitenansicht  bei  der  dreiseitig-pyramidalen  und  der  zweischneidigen  Scheitel- 
zelle und  reiht  hieran  eine  Besprechung  concreter  Fälle.  In  ausführlicher  Weise  wird  die 
Wachsthumsintensität  der  Scheitelzelle  bei  Dictyota,  Hypoglossum  Leprieurii,  Metzgeria 
furcata,  Salvinia  natans,  Eqiiisetum  arvense,  Equisetum  scirpoides  und  Selaginella  Martensii 
discutirt,  und  zwar  nach  Abbildungen,  wie  sie  von  Nägeli,  Pringsheim  und  anderen  Forschern 
veröffentlicht  wurden.  Gegenüber  der  Anschauung  von  Goebel,  das  Scheitelzellwachsthum 
von  Metzgeria  furcata  betreffend,  nach  welcher  die  Volumzunahme  gerade  am  Scheitel  und 
speciell  in  der  Scheitelzelle  am  geringsten  ist,  findet  Verf.,  dass  auch  Metzgeria  keine  Aus- 
nahme von  der  allgemeinen  Regel  bildet,  welche  folgendermassen  lautet:  „Das  Maximum 
der  Volumzunahme  innerhalb  der  Scheitelregion  liegt  im  Allgemeinen  entweder  in  der 
Scheitelzelle  selbst,  oder  in  den  jüngsten  Segmenten."  (Vgl.  übrigens  die  vortrefflichen 
Bemerkungen  Goebel's  über  diesen  Gegenstand  in  Bot.  Ztg.  1881,  No.  50.  S.  838.) 

27.  H.  de  Vries.    Sur  les  causes  des  mouvements  auxotoniqaes  des  organes  vegetanx. 
(Soc.  Hollandaise  des  Sciences  ä  Harlem.   Archives  Neerlandaises.   Harlem  1880,  T.  XV.) 

„Nicht  gesehen." 

28.  H.  de  Vries.    Sur  l'injection  des  vrilles,  comme  moyen  d'accelerer  leors  mouvements. 
(Soc.  Hollandaise  des  Sciences  ä  Harlem.   Archives  Neerlandaises  T.  XV.   Harlem  1881.) 

„Nicht  gesehen." 

29.  Fr.  Darwin.    Ueber  Circumnutation  bei  einem  einzelligen  Organe.    (Bot.  Ztg.  1880, 
No.  30,  S.  474-480.) 

Verf.  versucht  die  Circumnutation  auch  bei  einem  einzelligen  Organe  nachzuweisen, 
er  wählt  hierzu  die  bekanntlich  stark  negativ  geotropischen  Fruchtträger  von  Phycomyces 


Wärme.  15 

nitens  und  findet,  dass  sowohl  während  der  geotr epischen  Aufwärtskrümmung  horizontal 
gestellter  Fruchtträger  als  auch  während  der  heliotropischen  Krümmung  Circumuutationen 
ausgeführt  werden.  Dass  die  Krümmungen,  die  von  den  Fruchtträgern  ausgeführt  werden, 
aus  modificirter  Circumnutation  bestehen,  scheint  demnach  dem  Verf.  wahrscheinlich.  An 
diese  Beobachtungen  werden  zum  Schluss  dann  noch  einige  Bemerkungen  über  das  Zustande- 
kommen der  geo-  und  heliotropischen  Krümmungen  einzelliger  Organe  geknüpft. 

30.  George  Henslow.  Les  mouvements  des  Plantes.  (La  Belgique  horticole  1881, 
S.  305-319.) 

Ein  ausführliches  Resume  des  bekannten  Darwin'schen  Werkes:  „the  power  of 
mouvements". 

III.  Wärme. 

31.  L.  Maqaenne.  Recherches  sar  la  determinatioQ  des  poavoirs  absorbants  et  diffosifs 
des  feuilles.    (Anuales  agron.  publiees  par.  P.  P.  Deherain.    T.  VI.  3e  fascic.  p.  321—390.) 

1.  Das  Wärmezerstreuungs-(Diffusions-)Vermögen  der  Blätter.—  Alle 
Blätter  werfen  einen  beträchtlichen  Theil  der  sie  treffenden  Wärmestrahlen  diffus  zurück. 
Je  glanzloser  die  Oberfläche  der  Blätter  ist,  desto  stärker  ist  im  Allgemeinen  ihr  Diffusions- 
vermögen; bei  glänzenden  Blättern  ist  die  Reflexion  regelmässiger.  Ober-  und  Unterseite 
zeigen  ein  verschiedenes  Diffusionsvermögen;  bei  dickeren  Blättern  ist  das  der  Unterseite 
grösser,  bei  sehr  dünnen  Blättern  das  der  Oberseite. 

2.  Das  Wärmeabsorptionsvermögen  der  Blätter.  —  Das  Absorptions- 
vermögen ist  um  so  geringer,  je  dünner  die  Blätter  sind.  Bei  dem  nämlichen  Blatte  absorbirt 
in  der  Regel  die  Oberseite  mehr  als  die  Unterseite.  Die  verschiedene  Absorption  hängt  ab 
von  der  Gegenwart  absorbirender  Substanzen  im  Parenchym,  als  welche  zunächst  Chlorophyll 
und  Wasser  zu  nennen  sind.  Mit  Abnahme  der  Temperatur  der  Wärmequelle  vergrössert 
sich  die  Absorption  von  Wärme  bis  zu  einer  gewissen  Grenze,  bei  der  dieselbe  dem  Ab- 
sorptionsvermögen von  Russ  gleich  ist. 

3.  Das  Transmissions- (War medurchlassungs-)  Vermögen  der  Blätter.  — 
Dickere  Blätter  lassen  weniger  Wärme  durch ;  ältere  weniger  als  jüngere;  die  durchgelassene 
Wärmemenge  ist  aber  immer  gering. 

4.  Das  Wärmeemissionsvermögen  der  Blätter.  ~  Das  Ausstrahlungsver- 
mögen der  Blätter  scheint  von  der  Natur  der  Pflanzen  unabhängig  zu  sein.  Für  niedere 
Temperatur  ist  die  ausgeströmte  Wärme  fast  gleich  derjenigen,  welche  Kienruss  unter 
gleichen  Umständen  abgeben  würde. 

32.  L.  Maqaenne.  Recherches  sar  la  diffasion,  l'absorption  et  l'emission  de  la  chalear 
par  les  feailles.  (Ref.:  Bulletin  de  la  societe  botanique  de  F/ance.  T.  28.  Revue 
bibliographique,  p.  101—102.) 

Die  Diffusion  der  Wärme,  welche  an  der  Oberfläche  des  Blattes  beträchtlich 
werden  kann,  verschwindet  fast  gänzlich,  wenn  die  Temperatur  der  Wärmequelle  bis  zu 
einem  gewissen  Grad  herabgesetzt  wird;  das  Blatt  absorbirt  dann  fast  alle  Wärmestrahlen. 
Das  Wärmeabsorptiousvermögen  der  Blätter  ist  verschieden,  je  nach  der  Art  und 
dem  Alter  derselben.  Dickere  Blätter  absorbiren  stärker  als  dünnere.  Das  Emissions- 
vermögen der  Blätter  ist  fast  ebenso  bedeutend  als  das  von  Russ.  M.  fand  ferner,  dass 
das  Absorptionsvermögen  einer  Lösung  von  Chlorophyll  in  Chloroform  auf  den  beiden  Seiten 
des  Wärmespectrums  bedeutend  ist,  in  der  Mitte  dagegen  verschwindet.  Aus  den  Versuchen 
schliesst  M.,  dass  nur  Wärme  von  geringer  Intensität  der  Vegetation  nützlich  ist,  da 
eine  solche  fast  vollständig  sowohl  vom  Blatte  als  vom  Chlorophyll  absorbirt  wird.  Bei 
hoher  Temperatur  der  Wärmequelle  wird  das  Emissionsvermögen  dem  Absorptionsver- 
mögen gleich. 

33.  A.  Molczanow.  Einfiass  der  Erwärmang  der  Samen  von  Finas  silvestris  aaf  ihre  Keim- 
fähigkeit. (Mittheilungen  der  Land-  und  Forstw.  Akademie  zu  Petrowskal-Rasum  bei 
Moskau,  1880,  Heft  I.) 

(Stand  dem  Ref.  nicht  zur  Verfügung.) 


16  Physiologie.  —  Physikalische  Physiologie, 

34.  J.  W.  Moll,  üuelques  observations  concernant  rinflaence  de  la  gelee  sur  les  plantes 
toujours  vertes.  (Soc.  HoUandaise  des  Sciences  ä  Hadern.  Archives  Neerlandaises, 
T.  XV,  Harlem  1880.) 

„Nicht  gesehen." 

35.  J,  W.  Moll.  Wirkung  des  Frostes  auf  immergrüne  Pflanzen.  (Archives  Neerlandaises 
des  sciences  exactes  et  naturelles,  T.  XIV,  p.  345  und  „Der  Naturforscher"  1881,  No.  9, 
S.  85  und  86.) 

Erfrorene  Blätter  bieten  bekanntlich  das  Aussehen,  als  seien  sie  mit  Wasser  injicirt 
worden.  Diese  Erscheinung  beruht  darauf,  dass  beim  Erfrieren  Wasser  aus  den  Zellen  in 
die  Intel  cellularräume  tritt  (infiltrirt)  und  hier  zu  Eiskrystallen  erstarrt.  Verf.  fand  nun, 
dass  es  genügt,  für  einen  Moment  mit  dem  Finger  die  infiltrirten  Blätter  immergrüner 
Pflanzen  zu  berühren,  um  sofort  an  der  berührten  Stelle  die  infolge  der  Infiltration  dunkel- 
grüne Farbe  der  unteren  Seite  verschwinden  und  durch  die  normale  Farbe  ersetzt  zu  sehen, 
während  die  nicht  berührten  Theile  infiltrirt  blieben.  Wurden  infiltrirte  Blätter  ver- 
schiedener Pflanzen  sofort  nach  dem  Abpflücken  in  ein  ungeheitztes,  ein  wenig  über  0^ 
erwärmtes  Zimmer  gebracht,  so  verschwand  jede  Spur  von  Infiltration  in  wenigen  Minuten, 
ohne  dass  die  Blätter  von  der  Schnelligkeit  des  Aufthauens  zu  leiden  hatten.  Wenn  die 
gefrorenen  Blätter  unter  Wasser  aufthauten,  so  blieben  sie  mehr  oder  weniger  stark  injicirt ; 
Verf.  schliesst  hieraus,  dass  beim  Aufthauen  eine  Luftverdünnung  in  den  Intercellularräumen 
der  gefrorenen  Blätter  eintritt,  und  dass  somit  beim  Erfrieren  eine  Volumverminderung  des 
Blattes  stattfindet.  Ferner  konnte  constatirt  werden,  dass  die  immergrünen  Blätter  beim 
Erfrieren  ihre  Richtung  ändern,  insofern  sie  nach  unten  sinken,  dass  sie  dagegen  beim  Auf- 
thauen wieder  ihre  vorige  Stellung  einnehmen.  Die  Ursache  dieser  Bewegung  der  Blätter 
ist  die  durch  das  Gefrieren  eintretende  Schlaffheit  derselben. 

36.  M.  Prillieux.  De  laction  de  la  gelee  sur  les  plantes.  (Eevue  des  eaux  et  forets. 
T.  XX.    p.  441-452.) 

Verf.  schildert  die  äusseren  Erkennungszeichen  der  Frostwirkung  bei  verschiedenen 
Pflanzen,  Ort  und  Art  der  Eiseinlagerung.  Die  Bildung  des  Eises  schreitet  von  aussen 
nach  innen  fort,  bei  vierkantigen  Stengeln  in  vier  Parthien,  bei  runden  Stengeln  in  Form 
von  Ringen,  mit  oder  ohne  Unterbrechung,  immer  aber  findet  sie  in  den  Intercellularräumen 
statt.  Eigenthümlich  ist  das  Auftreten  von  Eis  an  der  Basis  noch  grüner  Blätter,  infolge 
dessen  letztere  beim  ersten  Strahl  der  Sonne  abfallen.  Viele  Pflanzen  krümmen  sich  infolge 
der  Frostwirkung.  Baumäste  senken  sich.  Diese  Krümmungen  sind  Folge  von  Spannungs- 
differenzen in  der  Längsrichtung,  bei  unsymetrischem  Querschnitte.  Spannungsdifferenzen 
in  der  Querrichtung  verursachen  Risse  und  Spalten  der  Baumstämme.  P.  führt  dann  ver- 
schiedene Thatsachen  an,  welche  gegen  die  Ansicht  Duhamel's  und  Buffon's,  dass  die  Risse 
durch  Gefrieren  von  Saftwasser  entständen,  sprechen,  und  erwähnt  die  bei  Bäumen  auf- 
tretenden kreisförmigen  Risse,  welche  die  einzelnen  Jahresringe  von  einander  trennen. 

Nicht  alle  gefrorenen  Pflanzen  sind  getödtet,  und  von  denen,  welche  unterliegen, 
sind  nicht  alle  auf  dieselbe  Weise  getödtet.  Der  Tod  der  Pflanze  kann  entweder  indirecte 
Folge  und  entfernt  von  der  Frostwirkung  sein,  oder  er  ist  directe  Folge  der  Frostwunden. 
Da  die  Thatsache,  dass  viele  gefrorene  Pflanzen  beim  Thauen  wieder  aufleben,  gegen  die 
Annahme  spricht,  der  Tod  erfolge  durch  Zerreissen  der  Zellwände  beim  Gefrieren  des  Zell- 
inhaltes, so  untersucht  Verf.  zunächst  das  Verhalten  der  Pflanzen  beim  Aufthauen.  Die  in 
den  Intercellularräumen  befindlichen  Eismengen  zerfliessen;  zu  dem  hierbei  entstehenden 
Wasser  kommt  noch  das  aus  den  getödteten  Zellen  austretende,  da  todte  Zellen  flüssiges 
Wasser  nicht  mehr  zurückzuhalten  vermögen.  Diese  Erscheinungen  sind  von  Durchsichtig- 
werden und  Welken,  durchgehender  Schwärzung  und  schnellem  Austrocknen  der  Pflanze 
begleitet.  Die  hauptsächlichste  Wirkung  des  Frostes  auf  die  Pflanze  aber  besteht  darin, 
dass  der  Plasmabeleg  der  Zellen  coagulirt  und  wie  beim  Eiweiss  sich  nur  zum  Theil  beim 
Aufthauen  wieder  verflüssigt.  Je  rascher  man  Pflanzen  aufthauen  lässt,  desto  leichter  zerstört 
man  sie.  Umhüllen  mit  Schnee  und  Eis  schützt  oft  gegen  den  Tod,  indem  die  Wärme  der 
Sonnenstrahlen  unschädlich  gemacht  wird.  P.  theilt  einige  hierauf  bezügliche  Versuche  mit 
und  knüpft  daran  einige  Bemerkungen  über  den  Einfluss  der  Kälte  auf  Baumstämme. 


Wärme.  17 

37.  Kirchner,    lieber  Längenwachsthum  von  Pflanzenorganen  bei  niederen  Temperaturen. 

(Vortrag,  gehalten  auf  der  Natur  forscher  Versammlung  in  Salzburg,  1881.    Tageblatt  d. 
Naturforschervers,  in  Salzburg.    S.  75.) 

1.  Für  eine  Keihe  von  einheimischen  Pflanzen  lassen  sich  an  im  Wachsthum 
befindlichen  Organen  die  von  Uoth ,  Haberlandt  etc.  an  auskeimenden  Samen  gemachten 
Beobachtungen  bestätigen,  wonach  das  Temperaturrainimum  bei  0'  oder  nur  wenig  darüber 
liegt.  (Sinapis,  Seeale,  Triticum,  Pisum,  Cannabis.J  Dieses  Ergebniss  wird  man  mit  grosser 
Wahrscheinlichkeit  auf  das  Gros  der  bei  uns  einheimischen  Pflanzen  übertragen  dürfen. 

2,  Auch  diejenigen  Pflanzen,  deren  untere  Keimungstemperatur  erheblich  über  0^ 
liegt,  zeigen  bei  Temperaturen  unterhalb  ihres  Minimums  noch  ein  Andauern  der  Streckung, 
jedoch  ein  allmähliges  Herabsinken  der  auf  einander  folgenden  Zuwachse  bis  zum  endlichen 
Stillstand.  Diese  Verlangsamung  der  Streckung  erfolgt  um  so  rapider,  je  tiefer  die  Ver- 
suchstemperatur unterhalb  des  Keimungsminimums  für  die  betreifende  Pflanzenart  liegt. 
Diese  Erscheinung  kann  man  als  eine  Nachwirkung  der  früheren  höheren  Temperatur  auf- 
fassen, ähnlich  wie  Nachwirkungen  bei  heliotropischen  und  geotropischen  Vorgängen  beob- 
achtet worden  sind. 

38.  C.  de  CandoUe.  L'effet  des  tres  basses  temperatures  sur  la  faculte  germinative  des 
graines  de  plusiears  especes.  (Verhandlungen  der  Schweizerischen  Naturforschenden 
Gesellschaft  in  Bern.    61.  Jahresversammlung.) 

Die  Samen  von  13  Arten  (Sinapis  alba,  Lepidium  sativum,  Artemisia  anniia,  Mi- 
mosa  pudica,  Galatella  dracunculoides,  Silene  pendula,  Perilla  nankinensis ,  Hyoscyamus 
niger,  Galega  officinalis,  Nigella  damascena,  Foeniculum  officinale,  Nicotiana  acuminata 
und  Koggensamen)  wurden  in  grösserer  Anzahl  fast  zwei  Stunden  lang  einer  Temperatut 
von  —  80"  C.  ausgesetzt.  Mit  Ausnahme  von  Perilla,  Hyoscyamus  und  Nicotiana  keimten 
nach  dieser  Behandlung  alle  in  derselben  Weise  wie  normale  Samen.  Das  ungünstige 
Resultat  bei  den  erwähnten  drei  Arten  ist  in  der  schlechten  Qualität  der  angewendeten 
Samen  zu  suchen,  da  andere  nicht  abgekühlte  Samen  derselben  Arten  ebenfalls  nicht 
keimten. 

39.  E.  Wartmann.  Recherches  sur  la  Vegetation.  (Ref. :  Bulletin  de  la  societe  botanique 
de  France.    T.  28.    Revue  bibliographique,  p.  105—106.) 

I.  Eine  Mittheilung,  dass  Ozon  keinen  sichtbaren  Einfluss  auf  die  Keimung  sowohl 
als  auf  die  Eutwickelung  der  Pflanzen  ausübt.  II.  Eine  Mittheilung,  dass  Samen  der  Ross- 
kastanie, nachdem  sie  einer  sehr  niedrigen  Temperatur  ausgesetzt  waren,  eben  so  schnell 
keimten  als  Samen  derselben  Art,  welche  nicht  abgekühlt  waren. 

40.  Carl  Kraus  (Triesdorf).  Untersuchungen  über  den  Einfluss  der  Behäufelung  auf  die 
Ausbildung  des  Rübenkörpers.  ( Wollny :  Forschungen  auf  dem  Gebiete  der  Agricultur- 
physik.    IV.  Bd ,  S.  34-62.) 

Es  wurden  Versuche  angestellt  mit  Oberndorfer  Runkeln,  weisser  schlesischer  Zucker- 
rübe und  mit  der  gewöhnlichen  weissfleischigen  Kohlrübe.  Die  erhaltenen  Resultate  lassen 
den  Verf.  folgende  allgemeine  Gesichtspunkte  für  Anwendung  der  Behäufelung  aufstellen: 

1.  Das  Behäufeln  wird  schädlich  wirken,  wenn  es  an  zu  jungen  Pflanzen  geschieht, 
vermuthlich  auch  eher  bei  Pflanzrüben  mit  an  sich  geschwächtem  Wurzelvermögen  als  bei 
Kernrüben. 

2.  Starkes  Anhäufeln  ist  verwerflich.  Soll  Behäufeln  das  Ergrünen  der  Köpfe  ver- 
hüten, so  kann  es  sich  nur  um  Varietäten  handeln,  welche  nur  wenig  über  den  Boden 
herauswachsen;  bei  diesen  aber  wird  schon  schwächeres  Behäufeln  den  gewünschten  Erfolg 
haben,  und  zwar  auch  dann  noch,  wenn  es  spät,  etwa  am  Schlüsse  der  Bearbeitung  vor- 
genommen wird.  Soll  Behäufeln  die  physikalischen  Verhältnisse  verbessern ,  so  ist  es  vor- 
zuziehen, den  Acker  von  vornherein  in  Kämme  zu  pflügen  und  auf  diese  die  Pflanzen  zu 
setzen.    Ebenso  bei  flachkrumigem  Boden. 

3.  Je  leichter  der  Boden  austrocknet,  um  so  mehr  ist  Behäufeln  zu  vermeiden, 
ebenso  je  schwächlicher  der  Wuchs  der  Pflanzen  ist,  im  Falle  natürlich  derselbe  nicht  von 
zu  grosser  Feuchtigkeit  und  zu  geringer  Durchlüftung  herrührt. 

Botanischer  Jahresbericht  IX  (1881;  1.  Abth.  2 


18  Physiologie.  —  Physikalische  Physiologie. 

41.  P.  Eunisch.    Ueber  die  tödtliche  Einwirkung  niederer  Temperataren  auf  die  Pflanzen. 

(Inauguraldissertation.    Breslau  1880,   55  S.    Referat  aus  Wollny,  Agriculturphysik, 
IV.  Bd.,  S.  77.) 

Verf.  versucht  die  von  Sachs  gegebene  Erklärung,  nach  welcher  der  Frosttod  der 
Pflanzen  nicht  unmittelbare  Folge  der  Kältewirkung  selbst  ist,  sondern  durch  das  Aufthauen 
herbeigeführt  wird,  durch  Versuche  zu  widerlegen.  Er  findet,  dass  Pflanzen  unseres  Klimas 
durch  vorübergehende,  nur  wenige  Grade  über  dem  Nullpunkt  liegende  Temperaturen  im 
Allgemeinen  nicht  merklich  geschädigt  werden,  dass  Pflanzen  südlicher  Heimath  dagegen, 
wie  schon  aus  Versuchen  Göppert's  hervorgeht,  erkranken  und  oft  in  kurzer  Zeit  absterben. 
Die  mit  einer  Coleiis-Y arietät  angestellten  Versuche  ergaben,  dass  diese  Pflanzen  auch  dann 
bei  einer  Temperatur  über  0°  sterben,  wenn  Transpiration  und  Wärmestrahlung  möglichst 
beschränkt  sind,  wenn  also  an  einen  Vertrockuungstod  nicht  gedacht  werden  kann. 

Hinsichtlich  der  tödtlichen  Einwirkung  von  Temperaturen  unter  dem  Nullpunkt 
findet  der  Verf.: 

1.  Dass  das  Absterben  der  Pflanzen  in  der  That  schon  während  des  Gefrierens 
eintritt,  wie  aus  dem  Verhalten  derjenigen  Orchideen  erhellt,  welche  ihren  Tod  stets  in 
augenfälliger  Weise  durch  die  Annahme  einer  blauen  Färbung  indiciren.  2.  Gewisse  Pflanzen 
scheinen  in  der  im  Freien  herrschenden  Kälte  nie  zu  erliegen  {Viscitm,  Galantims,  Bellis 
perennis,  Lichenen  u.  s.  w.).  3.  Jedoch  gibt  es  Pflanzen,  die  durch  das  Gefrieren  immer 
getödtet  werden,  z.  B.  die  Kartoffel.  4.  Die  Intensität  der  Kälte  steht  im  Allgemeinen  im 
geraden  Verhältniss  zu  dem  durch  sie  in  der  Pflanzenwelt  veranlassten  Schaden.  5.  Die 
Dauer  der  Kälte  scheint  ohne  Belang  zu  sein,  wenn  die  Verdunstung  während  derselben 
möglichst  vermieden  wird.  6.  Bei  wiederholtem  Gefrieren  und  Aufthauen  gehen  manche 
Pflanzen  bei  Temperaturen  zu  Grunde,  welche  sie  bei  einmaliger  Frostwirkung  unbeschädigt 
aushalten  können.  7.  Die  Schnelligkeit  des  Aufthaueus  scheint  im  Allgemeinen  auf  das 
Fortleben  der  Pflanzen  keinen  Einfluss  zu  haben. 

Zur  Erklärung  dieser  Thatsachen  dient  dem  Verf.  die  Annahme,  dass  durch  Ab- 
kühlung auf  Temperaturen  unter  0°  chemische  Umwandlungen  im  Zellsafte  entstehen  können, 
welche  der  Lebensfähigkeit  der  Zelle  schaden.  Pflanzen,  welche  bei  der  im  Freien 
herrschenden  Kälte  nicht  erfrieren,  können  einen  Zellsaft  besitzen,  welcher  bei  jenen 
Temperaturen  noch  nicht  umgewandelt  wird,  oder  aber  die  neuentstandenen  Körper  sind 
dem  Leben  der  Zelle  nicht  schädlich  oder  endlich  können  dem  Zellsaft  derartige,  dem 
Umwandlungsprocess  unterliegende  Stoffe  fehlen. 

Pflanzen,  welche  bei  niederen  Temperaturen  stets  erfrieren,  mögen  vielleicht  einen 
Zellsaft  enthalten,  dessen  Bestandtheile  jene  tödtliche  Umsetzung  stets  erleiden.  Das  Absterben 
nach  mehrmaligem  Gefrieren  und  Aufthauen  ist  nach  dem  Verf.  entweder  Folge  von  Ver- 
trocknung  oder  durch  Verdunstung  herbeigeführter  zu  grosser  Concentration  des  Zellinhaltes. 

Als  Schutzmittel  gegen  das  Erfrieren  der  Pflanzen  schlägt  Verf.  vor,  die  Pflanzen 
mit  kaltem  Wasser,  zur  Hervorrufuug  einer  Eisdecke,  zu  übergiessen,  durch  welche,  wie 
durch  eine  Schneedecke,  die  Pflanzen  vor  zu  starker  Erkältung  geschützt  werden. 

IV.  Licht. 

42.  N.  Pringsheim.    Ueber  die  primären  Wirkungen  des  Licbtes  auf  die  Vegetation.   (Aus 
dem  Monatsbericht  der  Königl.  Academie  der  Wissensch.  zu  Berlin  vom  16.  Juni  1881.) 

Da  dem  Verf.  die  bisher  bei  Untersuchungen  über  den  Einfluss  des  Lichtes  auf  die 
Vegetation  angewendete  gasanalytische  Methode  unzureichend  erscheint,  so  sucht  er,  nach 
Angabe  verschiedener  Gründe,  um  die  primären  Wirkungen  des  Lichtes  kennen  zu  lernen, 
die  Methode  der  intensiven  Beleuchtung  anzuwenden,  welche  darin  besteht,  dass  die  zu 
untersuchenden  Objecte  in  concentrirten  ,  weissen  und  farbigen  Sonneubildern  beobachtet 
werden.  Bei  der  intensiven  Beleuchtung  lassen  sich  nur  zwei  von  einander  verschiedene 
Effecte  der  Strahlung  von  einander  unterscheiden,  und  zwar  thermische,  die  auch  ohne 
Sauerstoffgegenwart  eintreten  und  von  allen  Lichtstrahlen,  sichtbaren  und  unsichtbaren, 
hervorgerufen  werden  können,  und  photochemische  Effecte  oder  Lichtwirkungen  im 
engeren  Sinne,   die   nur  von   den   leuchtenden   und  vielleicht  auch  von  den   ultravioletten 


Licht.  19 

Strahlen  angeregt  werden,  zu  deren  Zustandekommen  die  Gegenwart  von  freiem  Sauerstoff 
in  der  Umgebung  der  Zelle  absolut  uothwendig  ist.  Da  andere  als  thermische  und  photo- 
chemische Effecte  des  Lichtes  (nach  der  von  P.  eingeschlagenen  Methode)  an  der  Pflanze 
nicht  nachweisbar  sind,  so  müssen  nicht  blos  die  auf  das  Wachsthum  und  den  Stoffwechsel, 
sondern  auch  die  sogenannten  mechanischen  und  vitalen  Reizbewegungen  des  Lichtes  sich 
auf  rein  thermische  und  photochemische  Lichteffecte  zurückführen  lassen.  Als  besonderer, 
von  der  Wärmeerzeugung  des  Lichtes  verschiedener,  rein  photochemischer  Effect  kenn- 
zeichnet sich  nach  dem  Verf.  die  Beförderung  der  Oxydation  der  Bestaudtheile  der  Zellen 
durch  den  atmosphärischen  Sauerstoff,  die  Athmung.  Aber  diese  Steigerung  der  Sauerstoff- 
aufnahme durch  die  Beleuchtung  ist  nicht  der  einzige  photochemische  Effect  der  Licht- 
strahlung, sondern  auch  die  Kohlenstoffassimilation  ist  darauf  zurückzuführen;  ob  die  letztere 
aber  unabhängig  von  der  Athmung,  durch  einen  besonderen  photochemischeu  Lichteffect 
auf  das  Protoplasma  zu  Stande  komme,  wagt  Verf.  nicht  sicher  zu  entscheiden.  Auch  die 
sogenannten  mechanischen  Wirkungen  des  Lichtes  werden,  soweit  sie  nicht  von  thermischen 
Effecten  der  Strahlung  abhängen,  durch  die  Intensitätsänderungen  der  Gasabsorption  und 
Gasdiffusion  veranlasst,  welche  unter  dem  Einfluss  der  photochemischeu  Wirkung  des  Lichtes 
stehen.  Die  bei  wechselnder  Beleuchtung  in  den  Zellen  auftretenden  Bewegungen  der  Chloro- 
phyllkörper sowie  die  Bewegungen  der  Schwärmsporen  von  und  nach  der  Lichtquelle  ver- 
sucht Verf.  ebenfalls  aus  den  Intensitätsänderungen  des  durch  das  Licht  bedingten  Gas- 
wechsels zu  erklären.  Bezüglich  des  Erklärungsversuches  der  Schwärmsporenbewegung  muss 
jedoch  auf  das  Original  verwiesen  werden. 

43.  A.  Wieler.  lieber  die  darchscheinenden  und  danklen  Punkte  auf  den  Blättern  und 
Stämmen  einiger  Hypericaceen.  (Mittheil,  aus  dem  Bot.  Inst,  der  Acad.  Heidelberg. 
Verhandl.  des  Naturwiss.  Vereins  zu  Heidelberg.    IL  Bd.  5.  Heft  [Sep.].) 

Verf.  untersuchte  die  alkoholische,  in  durchfallendem  Licht  gelb  gefärbte  Lösung 
des  in  den  Kronenblättern  von  Hi/periciwi  perforatum  enthaltenen  Farbstoffs.  Die  Lösung 
zeichnet  sich  bekanntlich  durch  sehr  starke  hellrothe  Fluorescenz  aus,  deren  Färbung  bei 
genügender  Concentration  an  die  von  Siegellack  erinnert.  Das  Absorptionsspectrum  ist  durch 
einen  Doppelstreifen  in  Gelb  (an  beiden  Seiten  der  D- Linie)  und  einen  Streifen  in  Grün 
(in  der  Mitte  zwischen  D.  und  &.)  charakterisirt;  die  brechbareren  Strahlen  ungefähr  von 
der  Linie  G.  an  werden  total  absorbirt.  Benzol  lässt  die  alkoholische  Lösung  ziemlich  un- 
verändert. Die  charakteristischen  Linien  des  Farbstoffs  waren  auch  in  dem  alkoholischen 
Extract  der  Laubblätter  neben  den  Absorptiousbändern  des  Chlorophylls  nachweisbar.  Die 
über  den  gelben  rothfluorescirenden  Farbstoff'  vorliegenden  Angaben  von  Palm  er  konnte 
Verf.  nur  insofern  bestätigen,  als  das  von  ihm  beobachtete  Spectrum  der  Lage  der  Absorptions- 
streifen nach  nur  im  Allgemeinen  mit  dem  von  Palmer  beschriebenen  Spectrura  des  „nor- 
malen Hypericins"  und  der  mit  Säure  versetzten  Oellösung  des  Farbstoffs  übereinstimmte. 

Loew. 

44.  M.  A.  Levy.  Note  sur  un  appareil  ayant  servi  ä  etudier  l'influence  de  la  lumiere  sur 
la  maturation  des  raisins.    (Annales  agronom.  publ.  par  P.  Deherain.    T.  VI.  1  fasc.) 

45.  Stebler.  lieber  den  Einflus  des  Lichtes  auf  die  Keimung.  (Vortrag,  gehalten  in  der 
Naturforschenden  Gesellschaft  in  Zürich,  Sitzung  vom  24.  Januar  188L  Ref.  a.  Bot. 
Centralblatt  1881,  S.  157-158.) 

St.  theilt  Versuche  mit,  welche  zeigen,  dass  das  Licht  bei. vielen  Samen  auf  die 
Keimung  einen  bedeutend  grössern,  fördernden  Einfluss  hat,  als  die  Wärme.  Bei  gleichen 
Feuchtigkeits-  und  Wärmeverhältnissen  keimten  z.  B.  von  je  400  Körnern 


von  Foa  nemoralis  im  Licht.    .    , 

•     62% 

„    Dunkeln 

•       3% 

„    Licht      .    . 

•    53% 

„   Dunkeln 

•      17o 

von  Poa  pratensis  im  Licht      .    . 

•    59% 

„    Dunkeln 

•      7% 

„    Licht     .    . 

.     61% 

„   Dunkeln     . 

•      0% 

2* 


# 

20  Physiologie.  —  Physikalische  Physiologie. 

Versuche,  welche  statt  im  Sonnenlicht  im  Gaslicht  ausgeführt  wurden,  führten  zu 
demselben  Resultat.  Analog  wie  die  Samen  von  Poa  verhielten  sich  ferner  die  von  Cynosorus, 
Alopeeurus,  Holcus,  Dactylis,  Agrostis,  Aira,  Hirsen,  Anthoxanthum  etc.  Bei  schnell  und 
leicht  keimenden  Samen,  wie  den  Kleearten,  den  Bohnen,  Erbsen  etc.  scheint  eine  vortheil- 
hafte  Einwirkung  des  Lichtes  nicht  stattzufinden.  Worin  die  Wirkung  des  Lichtes  beruht, 
darüber  kann  zur  Stunde  noch  nichts  Sicheres  gesagt  werden,  es  macht  aber  den  Eindruck, 
als  ob  der  Embryo  zuerst  kleine  Mengen  von  Chlorophyll  bilden  und  assimiliren  müsse, 
um  im  Stande  zu  sein,  das  aufgespeicherte  Reservematerial  umzusetzen  und  keimen  zu  können. 

46.   P.  Regnard.    De  l'influence  des  radiations  ronges  sur  la  Vegetation.    (Ref.  Bulletin 
de  la  societe  botanique  de  France.    T.  28.     Revue  bibliographique,  pag.  188.) 

Pflanzen,  welche  nur  Licht  empfangen,  welches  durch  eine  Chlorophylllösung  hin- 
durchgegangen ist,  gehen  zu  Grunde,  selbst  wenn  die  Lösung  schwach  war.  Eine  solche 
Lösung  hält  von  dem  ganzen  Spectrum  fast  nur  einen  charakteristischen  Theil  des  Roth 
auf  (zwischen  B  und  C),  der  demnach  dem  weissen  Lichte  nothwendig  ist.  Eine  Lösung 
von  Jod  in  Schwefelkohlenstoff  absorbirt  nun  vom  weissen  Lichte  fast  alles  bis  auf  jenen 
rothen  Theil;  wurden  Kressepflänzchen  im  Licht  cultivirt,  welches  durch  diese  Lösung 
gegangen  war,  so  gediehen  sie  fast  ebensogut  als  Pflanzen,  welche  Licht  empfingen,  welches 
eine  Schicht  reinen  Wassers  passiert  hatte. 


V.  Reizerscheinungen. 


47.  S.  Schwendener.    lieber  das  Winden  der  Pflanzen.    (Aus  dem  Monatsbericht  der  Kgl. 
Akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin,  vom  Dezember  1881.) 

Verf.  hat  sich  die  Aufgabe  gestellt,  sowohl  der  geometrischen  als  auch  der  mechanischen 
Seite  beim  Vorgang  des  Wiudens  etwas  näher  als  es  bisher  geschehen  ist,  nachzugehen,  um 
von  dieser  Seite  her  eine  Lösung  des  Problems  herbeizuführen.  Indem  bezüglich  der  Details 
auf  das  Original  verwiesen  sein  mag,  wird  es  genügen,  hier  nur  diejenigen  Momente  hervor- 
zuheben, welche  der  Verf.  als  wesentlich  und  unentbehrlich  für  das  Zustandekommen  der 
Windungen  schlingender  Pflanzentheile  bezeichnet.  Diese  sind:  Das  Ergreifen  der  Stütze 
infolge  der  Nutationskrümmung  und  der  Einfluss  des  Geotropismus.  Die  in  revolutiver  Nutation 
begriffene  Spitze  einer  Schlingpflanze  krümmt  sich  von  Zeit  zu  Zeit  stark  nach  innen  und 
drückt  hierdurch  ihre  Endknospe  gegen  die  Stütze,  während  ein  etwas  unterhalb  der  Spitze 
gelegener  Punkt  des  Stengels  ebenfalls  mit  der  Stütze  in  Berührung  kommt,  oder  schon 
gekommen  ist.  „Die  junge  Schlingpflanze  ergreift  also  die  Stütze  in  ähnlicher  Weise,  wie 
man  etwa  mittelst  Daumen  und  Zeigefinger  eine  cylindrische  Glasröhre  oder  ein  leichtes 
Weinglas  u.  dergl.  anzufassen  pflegt."  Nachdem  dieser  Doppelcontact  mit  der  Stütze  her- 
gestellt ist,  versucht  die  Pflanze  noch  einige  Zeit  lang  den  Krümmungsradius  zu  verkleinern, 
so  dass  also  die  Emlknospe  mit  einer  gewissen  Kraft  gegen  die  Stütze  gedrückt  wird.  Fallen 
diese  beiden  Contactpunkte  nicht  in  eine  Ebene,  sondern  liegt  der  eine  derselben  merklich 
höher,  so  resultirt  aus  dieser  Spannung  zugleich  eine  der  Windungsrichtung  entgegengesetzte 
(antidrome)  Torsion,  welche,  wie  Verf.  meint,  für  den  Mechanismus  des  Windens  wesentlich 
ist,  während  die  oft  zu  beobachtenden  gleichsinnigen  (homodromen)  Torsionen  als  Störungen 
betrachtet  werden,  und  bei  regelmässigem  Winde  nicht  vorkommen.  Eine  zweite  wesentliche 
Bedingung  des  Windens  ist,  wie  Verf.  durch  Versuche  am  Klinostaten  nachweist,  der  Geo- 
tropismus. Eine  um  eine  horizontale  Axe  rotirende  Pflanze  windet  nicht,  nutirt  aber  nach 
allen  Seiten.  Die  andere  Wirkung  der  Schwerkraft,  das  Eigengewicht  ist  nicht  maassgebend, 
da,  wie  Verf.  zeigt,  die  Pflanze  auch  dann  fortfährt  zu  winden,  wenn  das  Eigengewicht 
contrebalancirt  wird.  Die  mechanischen  Wirkungen  der  geotropischen  Krümmungen  bestehen 
in  einem  Krümmuugs-  und  einem  Drehungsmoment,  welche  also  gleichsinnig  wirken,  wie 
die  durch  das  Ergreifen  der  Stütze  sich  ergebenden:  „Das  Drehungsmoment  bedingt  anti- 
drome Torsion,  das  Biegungsmoment  Krümmung  nach  der  Stütze  hin."  Für  das  Zustande- 
kommen des  Wiudens  ebenfalls  von  Bedeutung  ist  auch  der  Durchmesser  der  Stütze,  insofern 
derselbe  in  Bezug  auf  den  Radius  der  Nutationskrümmungen  nicht  zu  gross  sein  darf,  da 
sonst,  wie  leicht  einzusehen  ist,  die  Spitze  des  Stengels  an  der  Stütze  leicht  ausgleitet. 


Reizersclieinungen.  2 1 

48.  L.  Roase.    Moavements  des  feuilles.    (Les  Mondes  1881,  T.  U,  p.  2G2-263.) 

Eine  kuze  Mittheiluug,  dass  bei  einer  Acacia  molUssima,  welche  beschnitten  worden 
war,  die  unter  der  Schnittfläche  liegenden  Blätter  aufhörten,  sich  des  Nachts  zu  schliessen, 
während  die  infolge  dieser  Operation  des  Beschneidens  producirten  neuen  und  oberhalb  der 
Schnittfläche  gelegenen  Blätter  sich  normal  verhielten. 

49.  C.  Hilburg.    üeber  Turgescenzänderungen  in  den  Zellen  der  Bewegungsgelenke.    (Unter- 
suchungen aus  dem  Bot.  Institut  zu  Tübingen,  herausg.  v.  Pfeffer,  Bd.  I,  Heft  1,  S.  23—52.) 

Die  Ursache  der  periodischen  Bewegungen  der  mit  Bewegungsgelenken  versehenen 
Blattorgane  sollen  nach  Pfeffer  Turgescenzänderungen  sein,  und  zwar  sollen  dieselben  so 
gross  sein,  dass  sie  in  beträchtlichen  Verschiedenheiten  des  Concentrationsgrades  der  zur 
Plasmolysirung  erforderlichen  Lösung  sich  bemerkbar  machen  können.  Die  vom  Verf.  nach 
der  von  de  Vries  ausgebildeten  Methode  der  Plasmolyse  angestellten  Versuche  ergaben 
jedoch  ein  negatives  Resultat,  insofern  sich  herausstellte,  dass  der  plasmolytisch  gemessene 
Turgor  in  den  Gelenkzellen  für  Tag-  und  Nachtstellung  der  Blätter  derselbe  oder  fast 
derselbe  war.  Hieraus  darf  aber,  wie  Verf.  des  Weiteren  anführt,  nicht  geschlossen  werden, 
dass  bei  den  Expansionsschwankungen  der  periodischen  Bewegungen  der  Turgor  überhaupt 
nicht  betheiligt  sei,  da  ja  die  im  lebenden  Verbände  bestimmenden  Ursachen  beim  Isoliren 
sich  ändern  können,  worauf  die  Methode  keine  Rücksicht  nimmt.  Wenn  aus  positiven 
Resultaten  ein  Schluss  auf  das  Vorhandensein  von  Turgorschwankungen  erlaubt  sei,  so  treffe 
dies  nicht  zu  bei  negativen  Resultaten.  Werden  in  den  Bewegungsgelenken  heliotropische 
oder  geotropische  Krümmungen  veranlasst,  so  lässt  sich  mittelst  Plasmolyse  eine  Ver- 
schiedenheit im  Turgor  nachweisen,  was  für  die  Ansicht  von  Wiesner  und  de  Vries  spricht, 
dass  nämlich  bei  Heliotropismus  und  Geotropismus  auf  irgend  welche  Weise  der  Turgor  in 
den  Zellen  gesteigert  wird.  „Aus  den  Thatsachen,  dass  die  durch  Heliotropismus  und  Geo- 
tropismus hervorgerufenen  Aenderungen  der  Expansionskraft  fixirbar  sind,  während  dies 
bei  den  durch  Tageswechsel  hervorgerufenen  nicht  der  Fall  ist,  folgt  also  wohl,  dass  die- 
selben von  einander  verschieden  sein  müssen.  Man  kann  mithin  den  Schluss  daraus  ziehen, 
dass  einseitige  Beleuchtung  andere,  und  zwar  hier  sicher  den  Turgor  modificirende  Wirkungen 
schafft,  als  die  allseitige  Helligkeitsschwankung,  welche  die  Ursache  der  täglichen  Be- 
wegungen ist  und  jederzeit  Hebungen  und  Senkungen  der  Expansiouskraft  in  den  Gelenken 
veranlasst." 

Wenn  Schnitte  von  Bohnengelenken  in  Wasser  gebracht  werden,  so  zeigen  sie  nach 
einer  gewissen  Zeit  eine  Senkung  des  Turgors  in  den  Parenchymzellen  an.  Diese  Eigen- 
thümlichkeit  zeigen  mehr  oder  weniger  nur  die  Gelenkzellen,  gleichgiltig ,  ob  sie  im  Licht 
oder  im  Dunkeln  waren,  dessgleichen  Zellen  heliotropisch  oder  geotropisch  gekrümmter 
Gelenke.  Sehr  verdünnte  Salpeterlösungen,  etwa  bis  0.5  "/q  verhalten  sich  wie  reines  Wasser. 
Kommen  die  Schnitte  jedoch  zuvor  in  concentrirtere  Salpeterlösungen,  von  1 — 1.5  "/o  an 
einige  Zeit  zu  liegen,  und  darauf  erst  in  reines  Wasser,  so  tritt  jetzt  keine  Senkung  des 
Turgors  ein.  Ferner  erreicht  der  in  Wasser  einmal  gesunkene  Turgor  durch  nachherigen 
Aufenthalt  der  betreffenden  Objecte  in  Salpeter  seine  alte  Höhe  nicht  wieder.  Zucker- 
lösungen bis  zu  ca.  5  %  verhalten  sich  wie  Wasser ;  in  solchen  von  5  "/g  an  sinkt  der  Turgor 
der  Zellen,  jedoch  nicht  in  dem  Maasse,  wie  in  Wasser.  Einwirkung  von  Zuckerlösungen, 
selbst  bis  zu  20  %  verhindert  bei  nachherigem  Wasserzutritt  die  Senkung  des  Turgors  nicht. 
Ganze  Gelenkhälften  in  Wasser  gelegt,  ergeben  ebenfalls  Senkung  des  Turgors. 

50.  G.  Cngini.    Intorno  all'azione  dell'etere  e  del  cloroformio  sugli  organi  irritabili  delle 

plante.    (Nuovo  Giorn.  Bot.  Ital.  XIII,  1881,  No.  4,  p.  288—291.) 

In  letzter  Zeit  war  durch  Dr.  Macchiati  die  Meinung  geäussert  worden  (Nuovo 
Giorn.  Bot.  Ital.  XII,  p.  243),  dass  die  hemmende  Einwirkung  von  Aether-  und  Chloroform- 
dämpfen auf  die  Reizbarkeit  verschiedener  sensitiver  Pflanzenorgane  ausschliesslich  durch 
die  Temperaturerniedrigung  hervorgerufen  sei,  welche  bei  Verdampfen  der  genannten  Flüssig- 
keiten eintritt. 

Verf.  hat,  um  diese  Ansicht  zu  controliren,  eine  Reihe  von  Experimenten  angestellt, 
indem  er  die  betreffenden  Pflanzen  in  geschlossenem,  erwärmtem  Räume  der  Einwirkung 
von  Anaestheticis  aussetzte.    Die  Reizbarkeit  wurde  auch  hier  stets  gehemmt,  mehr  oder 


22  Physiologie.  —  Physikalische  Physiologie. 

minder  complet,  je  nach  der  Dauer  des  Versuches.   Die  Ansicht  Macchiati's  ist  durch  diese 
Versuche  also  widerlegt.  0.  Penzig  (Padua). 

51.  Robert  Grassmann.  Das  Fflanzenlelien  oder  die  Physiologie  der  Pflanzen.  (Stettin  1882. 
Druck  und  Verlag  von  R.  Grassmann.) 

Geotropismus. 

52.  Fredr.  Elfving.    Beitrag  zur  Eenntniss  der  physiologischen  Einwirkung  der  Schwer- 
kraft auf  die  Pflanzen.    (Sep.  Abdruck  aus  Acta.  See.  Scient.  Tenn.  T,  XII.) 

lu  dieser  Abhandlung  sucht  der  Verf.  experimentelle  Aufklärung,  ob  die  von  Sachs 
aufgestellten  Sätze  richtig  sind,  dass  nämlich  die  Schwerkraft  keine  Wirkung  auf  das 
Längenwachsthum  einer  Wurzel  ausübt,  weder  wenn  dieselbe  in  normaler  noch  wenn  sie 
in  der  diametral  entgegengesetzten  Lage  wächst,  dass  mit  anderen  Worten  die  Wachsthums- 
geschwindigkeit  gleich  bleibe,  wenn  die  Schwere  in  der  Richtung  von  der  Basis  nach  der 
Spitze  oder  von  der  Spitze  nach  der  Basis  wirkt.  In  dem  ersten  Theile  der  Abhandlung 
wird  die  Schwerkraftwirkung  auf  negativ  geotropische  Organe  behandelt,  wenn  sie  sich  in 
einer  der  normalen  Lage  entgegengesetzten  befinden.  Als  Versuchsobject  dient  Phycomyces 
nitens,  dessen  Fruchtträger  senkrecht  nach  oben  wachsen,  welche  Verf.  aber,  nach  H,  Müller's 
Vorgang,  unter  sonst  constanten  Bedingungen  durch  von  unteu  einfallendes  Licht  dazu 
zwingt,  ihrem  positiven  Heliotropismus  zufolge  nach  unten  zu  wachsen.  Die  erste,  mit  diesem 
Objecte  angestellte  Versuchsreihe  lehrte  nun,  dass  die  Fruchtträger  sowohl  bei  Aufwärts- 
ais Abwärtsstellung  im  Lichte  den  als  grosse  Periode  bezeichneten  Wachsthumsverlauf  zeigen ; 
die  zweite  Versuchsreihe  lehrte,  dass  diese  Organe  langsamer  in  der  umgekehrten  als  in 
der  aufrechten,  normalen  Lage  wachsen,  gleichviel  ob  sich  die  Verlangsamung  unmittelbar 
oder  als  Nachwirkung  offenbart.  Im  zweiten  Theil  sucht  Verf.  zu  ermitteln,  ob  die  Schwer- 
kraft überhaupt  Einfluss  hat  auf  geotropische  Pflanzentheile  in  ihrer  senkrechten  Gleich- 
gewichtslage. Einmal  wurde  durch  langsame  Rotation  um  eine  horizontale  Axe  die  wachsende 
Pflanze  (Phycomyces  nitens)  dem  Einfluss  der  Schwere  entzogen,  das  andere  Mal  wurde 
durch  schnelle  Drehung  des  betreffenden  Objectes  (Wurzel  von  Fisum  sativum')  die  Grösse 
der  wirkenden  Kraft  gesteigert.  Aus  den  Beobachtungen  ging  hervor,  dass  der  Schwerkraft 
kein  Einfluss  auf  die  Energie  des  Wachsthums  der  genannten  negativ  geotropischen  Orgaue 
zuzuschreiben  ist,  und  dass  eine  Centrifugalkraft  von  schon  beträchtlicher  Intensität  ebenso- 
wenig die  Wachsthumsgeschwindigkeit  positiv  geotropischer  Organe  ändert.  Schliesslich 
bestätigt  Verf.  experimentell,  dass  die  Schwerkraft  ohne  Einfluss  auf  die  Wachsthums- 
geschwindigkeit normal  gestellter  Wurzeln  ist.  Der  dritte  Theil  behandelt  die  krümmende 
Einwirkung  der  Schwere  und  der  Centrifugalkraft.  Es  werden  die  von  Sachs  früher  als 
abnorm  mitgetheilten  Fälle  in  Bezug  auf  die  endliche  Gleichgewichtslage  wachsender  Wurzeln 
behandelt.  Verf.  Hess  in  verschiedenen  Medien,  bei  normaler  und  gesteigerter  Schwerkraft 
senkrecht  aufgerichtete  Wurzeln  in  die  Ruhelage  kommen  und  gelaugte  zur  Ansicht,  dass 
jene  als  exceptionell  betrachteten  Fälle  als  gesetzmässig  aufzufassen  seien.  Die  Gleich- 
gewichtslage giebt  den  Winkel  an,  bei  dem,  abgesehen  von  einer  geotropischen  Nachwirkung, 
die  Einwirkung  der  Schwere  aufhört;  sie  ist  bei  verschiedenen  Wurzeln  verschieden.  Am 
empfindlichsten  für  die  Schwere  sind  die  Wurzeln,  wenn  der  Ablenkungswinkel  ISO"  beträgt. 
Am  Schlüsse  der  Abhandlung  weist  Verf.  den  Einwand  zurück,  die  Wurzeln  seien  für  die 
Schwerkraft  in  feuchter  Luft  weniger  empfindlich  als  in  Erde,  und  fügt  daran  einige  kurze 
Bemerkungen  über  das  analoge  Verhalten  der  Nebenwurzeln  an. 

53.  Frank  Schwarz.    Der  Einfluss  der  Schwerkraft  auf  das  Längenwachsthum  der  Pflanzen. 
(Untersuchungen  aus  dem  Botan.  Institut  in  Tübingen.    Bd.  I  Heft  I,  S.  53—96.) 

Verf.  untersucht  den  Einfluss  der  Schwerkraft  auf  das  Längenwachsthum  für  den 
besonderen  Fall,  dass  die  Kraft  parallel  der  Längsaxe  positiv  oder  negativ  geotropischer 
Pflanzentheile  wirkt  und  dass  die  Pflanze  selbst  zur  Schwere  sich  in  der  Gleichgewichtslage 
befindet.  Da  weder  bei  Anwendung  von  gesteigerter  Centrifugalkraft  noch  bei  Aufhebung 
der  Schwerkraftwirkung  eine  Aenderung  des  Längen-  und  Dickenwachsthums  nachgewiesen 
werden  konnte,  so  erschien  es  denkbar,  dass  in  beiden  Fällen  die  Zu-  und  Abnahme  des 
Wachsthums  in  gewissen  Zonen  statt  in  transversaler  Richtung,  in  der  Längsrichtung  ein- 


Geotropismus.  ■  23 

trete.  Mit  kurzen  Worten  führt  Seh.  zunächst  die  Sachs'scheu  Anschauungen  über  die  in 
Rede  stehende  Frage  an,  unterwirft  die  Arbeiten  N.  J.  C.  Müller's  einer  aburtheilenden 
Kritik  und  erwähnt  die  gleichzeitig  von  Fred-Elfving  (siehe  Ref.  No.  52)  über  denselben 
Gegenstand  ausgeführten  Untersuchungen,  deren  Resultate  mit  den  seinigen  vollkommen 
coincidiren. 

Die  Versuchsmethode  war  die,  dass  Verf.  gleichzeitig  an  vielen  Objecten  die  Schwer- 
kraft wiederholt  variirte,  dieselben  Pflanzen  dann  der  Ruhe  überliess  und  daneben  zum 
Vergleich  noch  andere  Pflanzen  beobachtete,  welche  immer  in  Ruhe  wuchsen.  Licht-  und 
Temperaturschwankungen  waren  ganz  ausgeschlossen,  auch  wurde  vom  Verf.  die  Tages- 
periode  und  die  grosse  Wachsthumsperiode  berücksichtigt.  Die  Versuche  1  —  5  an  Vicia 
Faba,  Helianthus  annuus,  Lupinus  lutens  ergaben,  dass  das  Wachsthum  sowohl  der  Wurzeln 
als  auch  der  Stengel  durch  die  Centrifugalwirkung  nicht  verändert  wird,  die  Versuche  10 
bis  12  (an  Vicia  Faba,  Lupinus  luteuft'),  dass  auch  die  Aufhebung  der  Schwerkraft  keinen 
Einfluss  auf  das  gesammte  Längenwachsthum  der  Stengel  und  Wurzeln  hat.  In  den 
ergänzenden  Versuchen  6  —  9  (an  Vicia  Faba  und  Pisum  sativum)  und  beziehentlich  13 
bis  15  (an  Vicia  Faba,  Pisum  sativum,  Lupinus  luteus')  wurde  die  Grösse  des  Zuwachses 
in  einem  einzigen  längeren  Zeitraum  bestimmt.  Die  noch  übrigen  Versuche  16 — 21  (an 
Wurzeln  von  Vicia  Faba  und  Stengeln  von  Cucurbita  Pepo)  endlich  bewiesen,  dass  durch 
Veränderung  der  Schwerkraftwirkung  nicht  nur  das  Gesammtwachsthum,  sondern  auch  das 
Wachsthum  in  den  einzelnen  Zonen  nicht  geändert  wurde,  dass  weder  eine  Verschiebung 
des  Wachsthumsmaximums  noch  eine  Verlängerung  der  ganzen  wachsenden  Zone  stattfand. 
Besonderen  Werth  legt  Verf.  auf  die  Versuche  mit  Wurzeln,  da  bei  diesen  Objecten  die 
wachsende  Region  ziemlich  scharf  abgegrenzt  ist.  An  diese  Versuche  reiht  Verf.  dann 
Betrachtungen  über  die  Wirkung  der  Schwerkraft.  Dieselbe  äussert  sich  einmal  als  Eigen- 
gewicht der  Pflanze,  ferner  als  Wachsthumsvorgänge  auslösende  Kraft.  Die  Ceutrifugalkraft 
steigert  beide.  Aber  während  der  Zug  des  Eigengewichtes  proportional  der  Schwere  wächst, 
wissen  wir  nicht,  in  welchem  Verhältniss  die  Wachsthumsvorgänge  bedingende  Wirkung  bei 
Steigerung  der  Schwerkraft  grösser  wird.  Versuche  mit  den  negativ  geotropischen  Frucht- 
trägern von  Mucor  Mucedo  beweisen  die  Richtigkeit  des  Gesagten:  die  Eigenrichtung  der 
Sporangienträger  wurde  bei  Anwendung  der  Ceutrifugalkraft  schneller  überwunden.  Bei 
Wurzeln  ergab  sich,  dass  der  durch  Rotation  gesteigerte  mechanische  Zug  keinen  Einfluss 
auf  die  Wachsthumsenergie  ausübte,  eine  auslösende  Wirkung  des  mechanischen  Zuges  daher 
wohl  nicht  anzunehmen  sei.  Zum  Schlüsse  behandelt  Verf.  die  Frage  nach  der  Wirkung 
der  Schwerkraft,  wenn  ihre  Richtung  zum  Pflanzentheil  nicht  mehr  die  normale  ist,  und 
führt  zunächst  die  Versuche  Elfving's  mit  Phycomyces  nitens  und  die  Angaben  Vöchting's 
über  den  Einfluss  der  Schwerkraft  auf  die  Zweige  der  Trauerbäume  an.  In  Bezug  auf 
letztere  sei  zu  bedenken,  dass  die  Objecte  einer  Varietät  angehören  und  dass  durch  die 
lange  Dauer  der  Schwerkraftwirkuug  auf  die  invers  gestellten  Organe,  Ernährung  etc. 
geändert  werden  können.  Es  werden  dann  die  Beobachtungen  Pfeffer's  an  den  Brutknospen 
der  Marchantia  polymorpha,  Leitgeb's  an  den  Wurzelhaaren  der  Lunularia  und  Vöchting's 
an  abgeschnittenen  Zweigen  erwähnt,  welche  alle  eine  hemmende  Wirkung  der  Schwerkraft 
auf  invers  gestellte  Pflauzentheile  darthun.  Die  interessante  Arbeit  schliesst  mit  einem 
Vergleich  der  Schwere  mit  dem  Licht.  Beide  bringen  bei  einseitigem  Angriff  von  der  Kraft- 
grösse  abhängende  Krümmungen  hervor,  bei  beiden  nimmt  in  noch  unbekanntem  Verhältniss 
die  auslösende  Wirkung  mit  der  Kraft  zu.  Ob  bei  der  Schwere  eine  bei'm  Licht,  durch  die 
Steigerung  der  Kraftintensität  über  eine  gewisse  Grenze  die  Wirkung  sich  vermindert  und 
endlich  ganz  aufhört,  ist  nicht  zu  entscheiden.  Ebenso  bleibt  noch  zu  untersuchen,  welchen 
Effect  die  Centrifugalkraft  hervorbringt,  wenn  sie  senkrecht  auf  die  Organaxe  wirkt  und 
wenn  durch  gleichzeitige  Rotation  des  Pflanzentheils  um  die  eigene  Axe  dessen  geotropische 
Krümmungen  vermieden  werden. 

54.  L  Kny.  lieber  den  Einfluss  äusserer  Kräfte,  insbesondere  der  Schwerkraft,  des  Lichtes 
und  der  Berührung  fester  Körper  auf  die  Anlegung  von  Sprossungen  tballöser  Gebilde 
und  deren  Längenwachsthum.  (Separatabzug  aus  den  Sitzungsberichten  des  Botan. 
Vereins  der  Provinz  Brandenburg.    XXIII.  Sitzung  vom  12.  Juni  1881.) 


24  Physiologie.  —  Physikalisclie  Physiologie. 

In  gelatinirter  Rohrzuckerlösung  cultivirte  Pollenschläuche  einiger  Phanerogamen 
(Aesculus  Hippocastanum ,  Bohinia  Pseudacacia,  Lathynis  tuberosus,  Pisum  sativum, 
Liliuni  huTbiferum,  L.  Martagon,  Tradescantia  virginica)  zeigten,  dass  sowohl  für  den  Ort, 
an  welchen  die  Pollenschläuche  angelegt  werden,  als  auch  für  die  Richtung,  welche  sie 
weiterhin  einschlagen,  und  für  die  Intensität,  mit  welcher  ihr  Längenwachsthum  erfolgt, 
Schwerkraft  und  Licht  ohne  Bedeutung  sind.  Wurden  kleine  Quarzkörnchen  in  die  Gelatine 
eingestreut,  so  änderten  die  in  ihr  wachsenden  Pollenschläuche  ihre  Wachsthumsrichtung 
nicht,  wenn  sie  mit  den  Quarzkörnchen  in  Berührung  kamen;  ein  Anschmiegen  an  das 
Substrat  nach  Art  der  Ranken  konnte  nicht  beobachtet  werden.  Verf.  stellt  hiernach  als 
wahrscheinlich  hin,  „dass  Ursachen  chemischer  Natur,  welche  von  den  Zellen  der  Narbe 
und  des  leitenden  Gewebes  ausgehen,  dem  Pollenschlauche  die  Richtung  seines  ersten  Hervor- 
tretens  und  seines  Wachsthums  bis  zum  Embryosacke  vorschreiben." 

Verf.  untersuchte  ferner  das  Mycel  von  Blticor  Mncedo,  M.  stolonifer,  TrichotJiecium 
roseuni  und  Eurotium  rcpens  bezüglich  seiner  Reaction  auf  die  Schwerkraft  und  kommt 
zu  dem  Resultat,  dass  die  Schwerkraft  auf  den  Ort,  an  welchem  die  Keimschläuche  hervor- 
traten, ferner  auf  Wachsthumsrichtung  und  Wachsthumsintensität  der  Mycelfäden  und  auf 
deren  Verzweigung  ohne  jeden  Einfluss  ist. 

Heliotropismus. 

55.  E.  Stahl,  üeber  sogenannte  Compasspflanzen.  (Sep.-Abdr.  aus  der  Jen.  Zeitschrift 
für  Naturwissenschaft.    Bd.  XV.    N.  F.  VIII.) 

Um  die  Ursache  der  Meridianstellung  der  Blätter  von  Lactuca  scariola  zu  erforschen, 
stellte  Verf.  eine  Reihe  von  Versuchen  an,  aus  denen  hervorging,  dass  die  Lattichblätter 
gegen  schwaches  Licht  diaheliotropisch  sind;  die  Blätter  stellen  sich  senkrecht  zu  den  Strahlen 
der  Morgensonne  und  verharren  in  dieser  Lage;  sie  kehren  also  der  aufgehenden  Sonne 
ihre  grösste  Fläche  zu.  In  dem  Maasse,  als  die  Sonne  höher  steigt,  wird  auch  der  Winkel, 
unter  welchem  ihre  Strahlen  die  Blattfläche  treffen,  geringer,  bis  schliesslich  zur  Mittagszeit 
alle  Blätter,  in  der  Richtung  der  Sonnenstrahlen  betrachtet,  im  Profil  gesehen  werden.  In 
den  Nachmittagsstunden  nimmt  dann  der  Einfallswinkel  der  Sonnenstrahlen  auf  die  Blätter 
wieder  allmählig  zu,  so  dass  diese  letzteren  gegen  Abend  wieder  senkrecht  von  dem  Sonnen- 
lichte getroffen  werden.  Auf  diesem  Wege  erzielen  die  Lattichblätter  dasselbe,  was  die 
Blätter  vieler  Papilionaceen  durch  Krümmung  der  Gelenkpolster  erreichen:  geringen  Wasser- 
verlust durch  Transpiration  und  Milderung  des  zu  intensiven  Sonnenlichtes.  Verf.  macht 
dann  noch  einige  kurze  Angaben  über  Heimath  und  erstes  Auftreten  des  Silphium  laciniatum 
und  theilt  die  Angaben  anderer  Forscher  sowie  die  Resultate  seiner  eigenen  Beobachtungen 
an  diesem  Objecte  mit.  Ausser  diesen  beiden  Pflanzen  zählt  Verf.  noch  Aplopappus  rubi- 
ginosus,  Lactuca  saligna  und  Chondrilla  juncea  zu  den  Compasspflanzen,  deren  Zahl  die 
Zukunft  bei  grösserer  Aufmerksamkeit  auf  diese  Erscheinungen  sicher  noch  vermehren  wird. 

56.  Fankhauser.  Ueber  Heliotropie  der  Pflanzen.  (Mittheilungen  der  Naturf.  Gesellschaft 
in  Bern  aus  dem  Jahre  1878.) 

F.  entwickelte  höchst  naive  Ansichten  über  das  Zustandekommen  positiv  und  negativ 
heliotropischer  Krümmungen. 

57.  Fr.  Darwin.  On  the  power  possessed  by  leaves  of  placing  themselves  at  right  angles 
to  the  direction  of  incident  light.  (Journal  of  the  Linnean  society.  Vol.  XVIII. 
Botany,  pag.  420.) 

Verf.  versucht  durch  Experimente  zu  entscheiden,  ob  die  von  Frank  aufgestellte 
Theorie  des  „Transversal-Heliotropismus"  oder  die  bekannte  von  de  Vries  &  Sachs  dagegen 
vertretene  Ansicht  den  Thatsachen  am  meisten  Rechnung  trägt.  Aus  mehreren  mit  Banun- 
cuhis  Ficaria,  Vicia  Faba,  Cucurbita  ovifera,  Plantago  media  und  Kirsch enpflänzchen 
angestellten  Versuchen,  in  denen  die  Blätter  der  am  Klinostaten  befindlichen  Versuchs- 
pflanzen in  verschiedener  Richtung  beleuchtet  wurden,  gelangt  Verf.  zu  dem  Ergebniss, 
dass  das  Vermögen  der  Blätter,  eine  zur  Richtung  der  Lichtstrahlen  senkrechte  Lage  einzu- 
nehmen, einer  diaheliotropischen  (trausversalheliotropischen  nach  Frank)  Empfindlichkeit 
derselben  zuzuschreiben  ist,  welche  im  Stande  ist,  den  Einfluss  äusserer  Kräfte,  wie  Gravitation 


Chemische  Physiologie.  25 

oder  innerer  Kräfte  wie  Epinastie  zu  reguliren  oder  zu  überwinden.  Dass  der  Verf.  in 
dem  Diaheliotropismus  eine  modificirte  Circumnutation  erblickt,  braucht  wohl  kaum  noch 
hervorgehoben  zu  werden. 

Hydrotropisraus. 

58.  E.  Wer.    De  Thydrotropisme  des  racines.   (Bulletin  de  la  Societe  botanique  de  France. 
T.  XXVIII.    2.  Serie.     T.  III.  Seance  du  8  Avril.) 

Die  Versuche  anderer  Forscher  (Johnson,  Kaight,  Sachs,  Duhamel  und  Ducharfre) 
über  den  Hydrotropismus  der  Wurzeln  wurden  wiederholt  sowie  einige  neue  angestellt,  aus 
deren  Resultaten  sich  M.  befähigt  glaubt,  eine  natürlichere  Erklärung  dieser  Erscheinung 
zu  geben.  Der  Geotropismus  wirke  nur  auf  rasch  wachsende  Wurzeln;  vermindere  sich 
die  Wachsthumsenergie  bis  zu  einer  bestimmten  Grenze,  so  verschwinde  der  Geotropismus 
und  die  Wurzel  wachse  in  der  Richtung  weiter,  in  der  sie  sich  augenblicklich  befindet. 
Drei,  sehr  ungenau  beschriebene  Versuche  sollen  dies  beweisen.  Nach  dem  Verf.  ist  der 
Hydrotropismus  nicht  eine  besondere  Reactionsfähigkeit  der  Wurzeln,  sondern  die  ihm  zuge- 
schriebenen Krümmungen  sind  das  Resultat  der  Verlangsamung  des  Wachsthums,  welches 
immer  dann  eintritt,  wenn  die  Wurzel  in  einen  an  Wasser  weniger  reichen  Raum  eindringt. 
In  ähnlicher  Weise  habe  man  früher  den  Wurzeln  die  Fähigkeit  zugeschrieben,  sich  gegen 
fruchtbarere  Medien  hin  zu  wenden,  was  sich  aber  als  irrthümlich  erwiesen  habe. 

59.  Julius  Wortmann.     Ein  Beitrag  zur  Biologie  der  Mucorineen.     (Botanische  Zeitung. 
1881.    No.  23  und  24.) 

Die  von  Sachs  auf  Grund  der  beobachteten  Thatsache,  dass  die  Fruchtträger  von 
Phycomyces  nitens  bei  Ausschliessung  der  heliotropischen  und  geotropischen  Krümmungen 
senkrecht  zur  Oberfläche  des  Substrates  aus  diesem  hervorwachsen,  ausgesprochene  Ver- 
muthung,  es  könne  die  ungleichmässige  Vertheilung  der  Luftfeuchtigkeit  die  Wachsthums- 
richtung  der  P/ji/comyces -Fruchttäger  beeinflussen,  veranlasste  den  Verf.,  dieselbe  einer 
experimentellen  Prüfung  zu  unterziehen,  deren  Ergebniss  die  Bestätigung  jener  Vermuthung 
war,  und  die  Widerlegung  des  von  van  Tieghem  bezüglich  dieser  Erscheinungen  postulirten 
„Somatotropismus".  Verf.  constatirte,  dass  die  Fruchtträger  von  Phycomyces  sich  in  jeder 
beliebigen  Lage  von  einer  in  unmittelbarer  Nähe  befindlichen  feuchten  Pappscheibe  weg- 
krümmteu,  welche  Erscheinung  unterblieb,  wenn  die  Pappscheibe  trocken  gehalten  wurde. 
Die  von  van  Tieghem  bei  Ähsidia  studirten  Arcaden-Krümmungen  der  fructificirenden  Stolonen, 
welche  als  Beweis  für  die  Existenz  des  „Somatotropismus"  angesehen  werden,  weist  Verf. 
als  durch  Nutationen  zustandegekommen  nach. 


B.  Chemische  Physiologie. 

I.  Keimung.  StofTumsatz.  Athmung.  Chlorophyll.  Insecten- 

fressende  Pflanzen. 

Referent:  W.  Detmer. 

Verzeiclmiss  der  l)esproclienen  Arl3eiten. 

I.  Keimung. 

1.  G.  Bonnier.    Die  Wärmeentwickelung  beim  Keimen  der  Samen.    (Ref.  S.  29.) 

2.  Birner  und  Troschke.    Einfluss  des  Gewichts  der  Samen  auf  die  Erträge  eiaiger 

Culturpflanzen.    (Ref.  S.  29.) 

3.  Stehler,    Ueber  den  Einfluss  des  Lichtes  auf  die  Keimung.    (Ref.  S.  29.) 

4.  Ehrhardt.    Wie  weit  erhält  sich  die  Keimkraft  bei  ausgewachsenem  Getreide.    (Ref. 

S.  29.) 

5.  R.  Goethe.    Ueber  die  Anzucht  der  Reben  aus  Samen.    (Ref.  S.  30.) 


26  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

6.  L.  Just.    Bericht  über  die  Thätigkeit  der  badischen  Samenprüfungsanstalt  im  Jahre  1881. 

(Ref.  S.  30.) 

7.  F.  Nobbe.    Ueber  die  Keimungsreife  der  Fichtensamen.    (Ref.  S.  30.) 

8.  G.  Haberlandt.    Welches  ist  das  beste  Saatgut?    (Ref.  S.  30.) 

9.  Wollny.    Welches  ist  das  beste  Saatgut?    (Ref.  S.  31.) 

10.  M.  Ziegelhoffer.    Ueber  Keimung.    (Ref.  S.  31.) 

11.  J.  Giglioli,    Sulla  resistenza  di  alcuni  semi  all'  azione  prolungata  di  agenti  chimici 

gassosi  e  liquidi.     (Ref.  S.  31.) 

12.  V.  Bodeuhausen.    Anbauversuche  mit  verschiedenen  Getreidesorten.    (Ref.  S.  32.) 

13.  W.  Vonhausen.    Anzucht  der  italienischen  Pappel  aus  Samen.     (Ref.  S.  32.) 

14.  J.  Booth.     Einfluss  des  Samens  auf  die  Pflanzenerziehung.     (Ref.  S.  32.) 

15.  Weise.    Ergebniss  der  Holzsamenernte  an  den  wichtigsten  Holzarten  in  Preussen  im 

Jahre  1880.     (Ref.  S.  32.) 

16.  M.  Kienitz.    Beobachtungen  über  die  Zapfenmenge  an  Kiefern.    (Ref.  S.  32.) 

17.  E.  Wollny.    Untersuchungen  über  den  Einfluss  des  Standraums  auf  die  Entwickeluug 

und  Erträge  der  Culturpflanzen.    (Ref.  S.  32.) 

18.  A.  Aloi.    Una  piccola  prova  sulla  germinazione  dei  vinacciuoli  americani.    (Ref.  S.  33.) 

19.  Cocconi.     Sulla  nascita  dei  vinacciuoli  americani.     (Ref.  S.  33.) 

20.  C.  A.  J.  A.  Oudemans  en  H.  de  Vries.    Ovar  den  inolved  der  temperatuur  op  de 

ontkieming  von  zaden.    (Ref.  S.  33.) 

II.  Nahrungsaafnahme. 

21.  E.  v.  Wolf  f.    Ueber  die  Bedeutung  der  Kieselsäure  für  die  Haferpflanze.    (Ref.  S.  34.) 

22.  A.  v.  Liebenberg.    Ueber  die  Bedeutung  des  Kalkes  bei  der  Keimung  der  Samen. 

(Ref.  S.  34.) 

23.  Boussingault.    Die  Zersetzung  der   Nitrate  während  der  Vegetation  im  Dunkeln. 

(Ref.  S.  35.) 

24.  W.  Knop.    Untersuchungen  über  die  Ernährung  der  Pflanzen.    (Ref.  S.  35.) 

25.  Fr.  Farsky.     Resultate  zweijähriger  Vegetationsversuche    in   künstlichen  Nährstoff- 

lösungen  und  im  natürlichen  Boden.    (Ref.  S.  36.) 

26.  Grande  au  et  Lechartier.    Discussion  sur  les  phosphates.     (Ref.  S.  37.) 

27.  M.  Maercker.    Ueber  den  Werth  verschiedener  Formen  der  zurückgegangenen  Phos- 

phorsäure gegenüber  der  wasserlöslichen  der  Superphosphate.    (Ref.  S.  37.) 

28.  E.  V.  Wolff,  J.  König  u.  A.    Düngungsversuche,  welche  namentlich  zur  Feststellung 

des  Werthes  der  citratlöslichen  Phosphorsäure  angestellt  wurden.    (Ref.  S.  37.) 

29.  W.  Hoffmeister.    Ueber  den  Stand  der  jetzigen  Phosphorsäuredüngung.    (Ref.  S.  37.) 

30.  E.V.  Wolff.    Versuche  mit  zurückgegangener  und  in  Wasser  löslicher  Phosphorsäure. 

(Ref.  S.  37.) 

31.  Heiden.    Die  Kalkdüngung.     (Ref.  S.  87.) 

32.  —  Erschöpfung  und  Ersatz  der  Bodennährstoife.     (Ref.  S.  37.) 

33.  Champonnois  et  Pellet.    Rübendüngungsversuche.    (Ref.  S.  37.) 

34.  Maercker.    Zuckerrübendüngungsversuche  in  der  Provinz  Sachsen.     (Ref.  S.  38.) 

35.  Drechsler.  Ueber  die  Vorsichtsmaassregeln  bei  der  Anstellung  von  Düngungsversuchen. 

(Ref  S.  38.) 

36.  A.  Peter  mann.    Recherches  sur  la  dialyse  des  terres  arables.    (Ref.  S.  38.) 

37.  E.  Wein.    Einige  Cultur-  und  Düngungsversuche  mit  Leguminosen.     (Ref.  S.  38.) 

38.  R.  Noack.    Ueber  die  Düngung  der  Obstbäume.    (Ref.  S.  38.) 

39.  E.  Wein.    Untersuchungen  über  die  Form,  in  welcher  der  Stickstoff  den  Culturpflanzen 

zu  reichen  ist.     (Ref.  S.  39.) 

40.  T.  Kosutany.    Adshaüyhamu  elemzeseoöl.     (Ref.  S.  39.) 

41.  R.  Weber.    Vergleichende  Untersuchungen   über  die  Ansprüche  der  Weisstanne  und 

Fichte  an  die  mineralischen  Nährstoffe  des  Bodens.    (Ref.  S.  39.) 

42.  E.  Ramann.    Beiträge  zur  Statik  des  Waldbaues.    (Ref.  S.  40.) 

43.  E.  Wein,    Untersuchungen  über  das  Wachsthum  der  gelben  Lupine.    (Ref.  S.  40.) 


Verzeichniss  der  besprochenen  Arbeiten.  27 

44.  M.  Kunze,    lieber  den  Massenzuwaclis  der  Fichte.    (Ref.  S.  40.) 

45.  V.  Sissowich.    Die  Bestockung  der  Getreidearten.    (Ref.  S.  40.) 

46.  J.  G.  Stebler.    Die  Besamung  der  Wiesen.    (Ref.  S.  40.) 

47.  A.Voss.    Der  Liebesapfel,  eine  nützliche  Pflanze  für  unseren  Hausgarten.    (Ref.  S.  40.) 

48.  Die  Serradella.    (Ref.  S.  40.) 

49.  Giersberg.    Anbau  der  Sandluzerne.    (Ref.  S.  40.) 

50.  —  Der  Jobannisroggen.    (Ref.  S.  41.) 

51.  H.  Grahl.    Anbauversuch  mit  Bohnen.    (Ref.  S.  41.) 

52.  —  Erntenotizen  über  den  Anbau  von  Wicken.    (Ref.  S.  41.) 

53.  A.  V.  Kerner.    Aubauversuche  mit  alpinen  Futterpflanzen  in  Tirol.     (Ref.  S.  41.) 

54.  C.  C.  Moncada.    La  fisiologia  vegetale  presse  gli  Arabi.    (Ref.  S.  41.) 

III.  Assimilation. 

55.  Pringsheim.     Zur  Kritik  der  bisherigen   Grundlagen   der  Assimilationstheorie  der 

Pflanzen.    (Ref.  S.  41.) 

56.  J.  Reinke.     Aldehydartige  Substanzen  in  chlorophyllhaltigen  Pflanzenzelleu.    (Ref. 

S.  42.) 

57.  F.  Schwarz.    Zur  Kritik  der  Methode  der  Gasblasenzählung  submerser  Wasserpflanzen. 

(Ref.  S.  42.) 

58.  W.  Engelmann.    Neue  Methode  zur  Untersuchung  der  Sauerstoffausscheidung  pflanz- 

licher und  thierischer  Organismen.    (Ref.  S.  43.) 

59.  Famintzin.    Kohlensäurezerlegung  im  künstlichen  Lichte.    (Ref.  S.  43.) 

60.  Th.  Weyl.     Ueber  den  Einfluss  chemischer  Agentien   auf  den  Assimilationsprocess 

grüner  Pflanzen.    (Ref.  S.  43.) 

61.  H.  Müller-Thurgau.    Das  Kappen  der  Reben.    (Ref.  S.  44.) 

IV.  Stoffumsatz  and  Zusammensetzung. 

62.  L.  Jahne.    Die  chemische  Zusammensetzung  einiger  Waldsamen.    (Ref.  S.  44.) 

63.  Stohmann.    Ueber  die  quantitative  Bestimmung  von  freien  Säuren  in  pflanzlichen  und 

thierischen  Fetten.    (Ref.  S.  44.) 

64.  Rechenberg.    Ueber   den   Gehalt  der  thierischen  und  pflanzlichen  Fette  an  freien 

Fettsäuren.    (Ref.  S.  44.) 

65.  0.  Kellner.    Ueber  den  Gehalt  einiger  Wurzelgewächse  an  stickstoffhaltigen  Nicht- 

proteinstoffen.    (Ref.  S.  45.) 

66.  E.  Schulze  und  J.  Barbieri.    Ueber  das  Vorkommen  von  Peptonen  in  den  Pflanzen. 

(Ref.  S.  45.) 

67.  —  Ueber  das  Vorkommen  von  Allantoin  im  Pflanzen  Organismus.    (Ref.  S.  46.) 

68.  —  Ueber  das  Vorkommen  von  Phenylamidopropionsäure  unter  den  Zersetzungsproducten 

der  Eiweissstofle.    (Ref.  S.  46.) 

69.  0.  Loew  und  Th.  Bokorny.    Ein  chemischer  Unterschied  zwischen  lebendigem  und 

todtem  Protoplasma.    (Ref.  S.  46.) 

70.  —  Ueber  die  Aldehydnatur  des  lebenden  Protoplasma.    (Ref.  S.  46.) 

71.  —  Ueber  das  Absterben  pflanzlichen  Piamas  unter  verschiedenen  Bedingungen.    (Ref. 

S.  47.) 

72.  M.  Hayduck.    Ueber  den  Einfluss  einiger  Säuren  auf  die  Entwickelung  und  die  Gähr- 

thätigkeit  der  Hefe.    (Ref.  S.  47.) 

73.  M.  Maercker.    Untersuchungen  über  die  Störung   der   Gährung  durch  verschiedene 

Substanzen.     (Ref.  S.  47.) 

74.  F.  Hüppe.    Ueber  das  Verhalten  ungeformter  Fermente  gegen  hohe  Temperaturen. 

(Ref.  S.  48.) 

75.  Lechartier.    Modification  de  composition  subies  par  les  fourrages  verts  conserves  en 

Silo.    (Ref.  S.  48.) 

76.  V.  Mering.    Ueber  die  Einwirkung  diastatischer  Fermente  auf  Stärke,  Dextrin  und 

Maltose.    (Ref.  S.  48.) 


28  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

77.  W.  Detmer.  Vergleichende  Untersuchungen  über  den  Einfluss  verschiedener  Substanzen 

auf  Pflanzenzellen  und  auf  Fermente  der  Pflanzen.     (Ref.  S.  48.) 

78.  ~  Ein  Beitrag  zur  weiteren  Begründung  der  Dissociationshypothese.     (Ref.  S.  49.) 

79.  —  lieber  Amylumumbildung  in  den  Pflanzenzellen.     (Ref.  S.  50.) 

80.  J.  Reinke  und  Rodewald.    Die  chemische  Zusammensetzung  des  Protoplasma  von 

Aethalium  septicum.     (Ref.  S.  50.) 

81.  J.  Reinke.    Protoplasmaprobleme.     (Ref.  S.  50.) 

82.  H.  deVries.    lieber  die  Bedeutung  der  Kalkablagerungen  in  den  Pflanzen.  (Ref.  S. 50.) 

83.  —  lieber  einige  Nebenproducte  des  pflanzlichen  Stoffwechsels.    (Ref.  S.  51.)1 

84.  A.  Hausen.    Ueber  die  Wirkung  des  Milchsaftes  von  Ficus  Carica.    (Ref.  S.  52.) 

85.  A.  Albrecht.     Note   sur   le  Carica  Papaya  et  les  proprietes  digestives  du  suc  qu'il 

renferme.     (Ref.  S.  52.) 

86.  L.  Wittmack.    Der  Milchsaft  der  Pflanzen  und  sein  Nutzen.    (Ref.  S.  52.) 

87.  Cramer.    Ueber  den  Stärkeverlust  keimender  Kartoffelknollen.     (Ref.  S.  52.) 

88.  P.  D eher aiu  et  B real.   Untersuchungen  über  den  Reifungsprocess  einiger  krautartiger 

Gewächse.     (Ref.  S.  53.) 

89.  W.  Wargunin.    Zur  Frage  über  die  pflanzlichen  Pepsinarten.    (Ref.  S.  53.) 

90.  P.  E.  Alessandri.    Sulla  maturazione  dei  frutti.    (Ref.  S.  53.) 

91.  N.  W.  P.  Rauwenhoff.  De  beschouwingeu  von  H.  de  Vries,  Over  de  rol  van  melksap 

gom  en  hars  in  planten  getoetst.    (Ref.  S.  53.) 

92.  M.  Carlucci  e  F.  Rossi.    Coatribuzioni  allo  studio   della  maturazione   dei  frutti  e 

specialmente  della  maturazione  dei  Fichi.    (Ref.  S.  54.) 

V.  Athmung. 

93.  W.  Detmer.     Ueber   die   Einwirkung   des   Stickstoffoxydulgases  auf  Pflanzenzellen. 

(Ref.  S.  54.) 

94.  —  Ueber  Pflanzenathmung.    (Ref.  S.  54.) 

95.  P.  Wilson.    Ueber  Athmung  der  Pflanzen.    (Ref.  S.  55.) 

96.  Borodin.    Untersuchungen  über  die  Pflanzenathmung.    (Ref.  S.  55.) 

97.  —  Athmung  in  reinem  Sauerstoffgas.     (Ref.  S.  56.) 

98.  —  Ueber  innere  Athmung.    (Ref.  S.  56.) 

99.  S.  Hatton.    On  the  action  of  Bacteria  on  gases.    (Ref.  S.  56.) 

100.  W.  Engelmann.    Zur  Biologie  der  Schizomyzeten.     (Ref.  S.  56.) 

101.  J.  Eriksson.     Ueber  Wärmebildung  durch  intramoleculare  Athmung.    (Ref.  S.  57.) 

102.  Muntz.     Sur  la  conservation  des  grains  par  l'ensilage.     (Ref.  S.  58.) 

103.  L.  Cric.    Ueber  einige  neue  Fälle  von  Phosphorescenz  bei  Pflanzen.    (Ref.  S.  58.) 

104.  C.  Timirjasew.    Neue  Methode  der   Untersuchung  der  Athmung  und  der  Kohlen- 

säurezersetzung.   (Ref.  S.  58.) 

VI.  Chlorophyll. 

105.  R.  Sachsse.    Beiträge  zur  Kenntniss  des  Chlorophylls.    (Ref.  S.  58.) 

106.  —  Beiträge  zur  Kenntniss  des  Chlorophylls.    (Ref.  S.  59.) 

107.  Hoppe-Seyler.    Ueber  das  Chlorophyll  der  Pflanzen.    (Ref.  S.  60.) 

108.  J.  Coaz.    Das  Blatt  und  seine  Entfärbung.     (Ref.  S.  60.) 

109.  J.  Rostafinski.    Ueber  den  rothen  Farbstoff  einiger  Chlorophyceen.    (Ref.  S.  60.) 

110.  C.  Timirjasew.    Apparate  für  quantitative  Analyse  des  Chlorophylls.   (Ref.  S.  60.  ) 

111.  F.  Ardissone.    Sulla  clorofilla.    (Ref.  S.  61.) 

VII.  Insectenfressende  Pflanzen. 

112.  W.  Behrens.    Calthä  dionaeaefolia.    (Ref.  S.  61.) 

VIII.  Lehr-  and  Handbücher. 

113.  W.  Detmer.    System  der  Pflanzenphysiologie,  erster  Theil.    (Ref.  S.  62.) 

114.  Pfeffer.     Pflanzenphysiologie,  B.  1.     (Ref.  S.  62.) 


Keimung.  29 


I.  Keimung. 


1.  G.  Bonnier.  Die  Wärmeentwickelung  beim  Keimen  der  Samen.  (Forschungen  auf  dem 
Gebiete  der  Agriculturphysik,  Bd.  4,  S.  82.) 

Der  Verf.  hat  mit  Hilfe  des  Berthellot'schen  Calorimeters  die  Wärmemenge 
bestimmt,  welche  bei  der  Keimung  der  Samen  verschiedener  Pflanzen  (Bicinus,  Pisiim, 
Lupintis  etc.)  frei  wird.  Wenn  die  Untersuchungsmethode  unter  gehöriger  Berüclisichtigung 
der  erforderlichen  Vorsichtsmaassregeln  gehandhabt  wird,  so  ist  es  möglich,  die  Wärmemenge 
zu  ermitteln ,  welche  von  der  Gewichtseinheit  der  Samen  in  gleichen  Zeiten  während  der 
einzelnen  Keimungsstadien  producirt  wird.  Die  Zahl  der  Calorien  wächst  zunächst  mit  fort- 
schreitender Keimung,  erreicht  ein  Maximum,  um  schliesslich  wieder  geringer  zu  werden. 
Es  wurde  ferner  versucht,  die  Summe  der  Wärmemenge  festzustellen,  welche  die  Samen 
von  Pisum  überhaupt  bei  der  Keimung  erzeugen.  Diese  Wärmemenge  entspricht  nicht 
derjenigen,  welche  allein  in  Folge  der  bei  der  Keimung  stattfindenden  Kohlensäureentwickelung 
frei  werden  muss. 

2.  Birner  und  Troschke.  Einfluss  des  Gewichts  der  Samen  auf  die  Erträge  einiger 
Culturpflanzen.  (Wochenschrift  d.  Pommerischen  öconom.  Gesellschaft  1882,  No.  2  u.  3. 
Ref.  nach  Centralbl.  f.  Agriculturchemie  IL  Jahrg.,  S.  390.) 

Die  Versuche  sind  mit  Hafer  und  Erbsen  durchgeführt  worden.  Die  Körner  wurden 
in  ein  Bodenmaterial  eingepflanzt,  welches  sich  in  Blumentöpfen  befand.  Das  durch- 
schnittliche Gewicht  des  Saatmaterials  betrug: 

Hafer  Erbsen 

schwere  Körner      .    .    .      40.75  mg  210.11  mg 

mittlere       „  ...      31.55    „  171.64    „ 

leichte         „  ...      18.32    „  121.35    „ 

üeber  einige  Ernteresultate  giebt  die  folgende  Tabelle  Aufschluss: 

Erbsen. 

Lufttrockenes  Stroh      Gewicht  der  Körner 
pr.  Pflanze  in  g  pr.  Pflanze  in  g 

schwere  Samen     .    .    .        2.1231  1.5098 

mittlere       „  ...        1.8368  1.2106 

leichte         „  ...        1.3946  0.9357 

Auch  beim  Hafer  haben  diejenigen  Pflanzen,  welche  aus  schweren  Körnern  hervor- 
gingen, eine  viel  grössere  Productionsfähigkeit  gezeigt,  als  die  aus  leichterem  Saatmaterial 
erwachsenen. 

3.  Stebler.  üeber  den  Einfluss  des  Lichtes  auf  die  Keimung.  (Botanische  Zeitung  1881, 
S.  470.) 

Der  Verf.  ist  durch  seine  Untersuchungen,  welche  sowohl  unter  Benutzung  des  Sonnen- 
lichts als  auch  des  Gaslichts  angestellt  wurden,  zu  dem  Resultat  gelangt  i  „dass  das  Licht  die 
Keimung  gewisser  Samen,  namentlich  von  Gräsern,  begünstigt,  und  dass  dieselben  im  Dunkeln 
entweder  gar  nicht  oder  nur  sehr  spärlich  keimen".  Das  Licht  soll  besonders  fördernd  auf  die 
Keimung  der  Samen  von  Festuca-,  Ci/nosunis-,  Alopecurus-,  Holcus-  und  besonders  von  Poa- 
Arten  einwirken.  Dies  Resultat  ist,  wie  der  Ref.  besonders  hervorheben  möchte,  mit  grosser 
Vorsicht  aufzunehmen,  denn  obgleich  eine  günstige  Wirkung  des  Lichts  auf  den  Keimungs- 
process  von  vornherein  nicht  ausgeschlossen  ist,  so  scheint  der  Verf.  die  Schwierigkeiten, 
welche  sich  der  experimentellen  Prüfung  der  von  ihm  behandelten  Frage  entgegenstellen, 
doch  nicht  genügend  gewürdigt  zu  haben. 

4.  Ehrhardt.  Wie  weit  erhält  sich  die  Keimfähigkeit  bei  ausgewachsenem  Getreide? 
(Deutsche  landwirthschaftl.  Presse  1881,  No.  76.  Ref.  nach  Centralbl,  für  Agricultur- 
chemie, 11.  Jahrg.,  S.  320.) 

Der  Verf.  hat  eine  grössere  Anzahl  Roggenkörner  während  verschieden  langer 
Zeiten  normalen  Keimungsbedingungen  ausgesetzt  und  die  nach  diesen  Zeiten  gewonnenen 
Keimpflanzen  in  den  lufttrockenen  Zustand  übergeführt.  Die  Untersuchungsobjecte  gelangten 
darauf  wieder  mit  Wasser  in  Contact.  Es  ergab  sich ,  dass  der  Fortgang  der  Entwickelung 


30  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

der  Keimpflanzen  um  so  weniger  normal  erfolgte,  je  länger  dieselben  vor  dem  erwähnten 
Austrocknen  bereits  den  Keimungsbedingungen  ausgesetzt  gewesen  waren.  Nach  116stündigem 
Keimen  und  folgendem  Austrocknen  entwickelten  sich  z.  B.  78  %  der  Keimpflanzen ,  wenn 
sie  geeigneten  Bedingungen  ausgesetzt  wurden,  weiter,  während  nach  189stündigem  Keimen 
und  folgendem  Austrocknen  nur  4  %  der  abermals  mit  Wasser  in  Contact  gebrachten 
Keimpflanzen  weiter  wuchsen, 

5.  R.  Goethe,    üeber  die  Anzucht  der  Reben  aas  Samen.    TDer  Weinbau  1881,  No.  5.) 

Der  Verf.  ist  freilich  nicht  der  Ansicht,  dass  es  bei  der  Aufzucht  der  Reben  aus  Samen 
gelingt,  recht  widerstandsfähige  Pflanzen  zu  gewinnen,  da  aber  die  Samencultur  von  anderen 
Gesichtspunkten  aus  Interesse  beansprucht,  so  hat  derselbe  Versuche  zur  Prüfung  der  ver- 
schiedenen Aussaatmethoden  angestellt.  Es  zeigte  sich,  dass  im  Allgemeinen  die  besten 
Keimpflanzen  erhalten  wurden,  wenn  die  Samen  nur  eine  schwache  Bedeckung  mit  Erde 
erhielten  und  sich  einer  Temperatur  von  15**  C.  ausgesetzt  befanden. 

6.  L.  Just.     Rericht   über  die  Tbätigkeit   der   badischen   Samenprüfangsanstalt  im 
Jabre  1881. 

Der  Verf.  spricht  sich  über  den  Nutzen  der  Samenprüfungsanstalten  für  den  Land- 
wirth  im  Allgemeinen  aus  und  berichtet  speciell  über  die  Tbätigkeit  der  badischen  Station. 
Die  Untersuchungen  während  des  Jahres  1881  bezogen  sich  auf  39  verschiedene  Samen- 
arten. Es  sind  z.  B.  170  ßothklee-  und  110  Luzerneproben  auf  ihre  Keimfähigkeit  sowie 
auf  Verunreinigungen  untersucht  worden. 

7.  F.  Nobbe.    üeber  die  Keimungsreife  der  Fichtensamen.    (Tharander  forstliches  Jahr- 
buch 1881,  Heft  1.) 

Zunächst  liefern  die  Untersuchungen  des  Verf.  Bestätigung  für  die  von  demselben 
schon  früher  ausgesprochene  Ansicht,  dass  es  am  zweckmässigsten  ist,  die  Ernte  der  Zapfen 
der  Fichte  behufs  Samengewinnung  zu  Anfang  October  vorzunehmen.  Es  ist  dann  noch 
kein  Sameuverlust  eingetreten,  und  die  Samen  haben  ihre  Reife  bereits  erlangt.  Uebrigens 
weist  der  Verf.  ferner  unter  Benutzung  aus  Norwegen  stammender  Fichtensamen  nach,  dass 
die  Keimfähigkeit  derselben  sogleich  nach  rechtzeitiger  Ernte  noch  nicht  ihr  Maximum 
erreicht  hat.  Die  Keimfähigkeit  der  Samen  wächst,  wenn  dieselben  längere  Zeit  aufbewahrt 
werden  und  in  Folge  dessen  nachreifen. 

Wenn  man  die  Fruchtschuppen  von  Fichtenzapfen  successive  ablöst,  so  zeigt  sich, 
dass  die  tiefsten  20—40  Schuppen  völlig  steril  sind.  Die  nächstfolgenden  Schuppen  enthalten 
gewöhnlich  noch  kleine,  mit  dem  Fortschritt  nach  der  Zapfenmitte  hin  und  über  dieselbe 
hinaus  kräftiger  werdende  Samen,  bis  nahe  dem  Gipfel  das  Product  allmählich  wieder  auf 
Null  herabsinkt.  Verf.  constatirt  nun  ferner  unter  Benutzung  des  aus  Norwegen  stammenden 
Materials,  dass  das  Gewicht  der  Fichtensamen  je  nach  ihrer  Stellung  am  Zapfen  ein  ver- 
schiedenes ist.  Die  Samen  von  der  Zapfenmitte  besitzen  das  höchste  Gewicht;  das  Gewicht 
der  tiefer  sowie  höher  stehenden  Samen  ist  geringer.  Ebenso  ist  dem  Samen  aus  der  Zapfen- 
mitte die  höchste  Keimfähigkeit  eigenthümlich.  Die  Untersuchungen  des  Verf.'s  über  den 
relativen  Werth  der  in  Folge  des  Klengprocesses  successive  ausfallenden  P'ichtensamen  führten 
endlich  zu  dem  Resultate,  dass  die  Anzahl  der  „tauben"  Samen  mit  der  Gewalt,  welche 
zum  Entfernen  der  Körner  aus  den  Zapfen  erforderlich  ist,  in  eben  dem  Maasse  zunimmt, 
wie  die  Keimfähigkeit  abnimmt.  Es  folgt  daraus,  dass  beim  Klengprocess  der  erste  „Aus- 
sprung" der  beste  ist,  und  dass  es  vorzugsweise  die  tauben  und  die  von  Insecten  angefressenen 
Körner  sind,  welche  der  Werbung  den  grössten  Widerstand  entgegensetzen. 

8.  G.  Haberlandt.    Welches  ist  das  beste  Saatgut?    (Fühling's  landwirthschaftl.  Zeitung 
30.  Jahrg.,  H.  1.) 

Nach  des  Verf.'s  Ansicht,  empfiehlt  es  sich  keineswegs,  stets  die  grössten  Samen 
als  Saatgut  zu  verwenden,  weil  die  sich  aus  denselben  entwickelnden  Pflanzen  häufig  relativ 
spät  zur  Reife  gelangen  sollen.  Dieser  Anschaung  ist  Wollny  (Fühling's  landwirthschaftl. 
Zeitung,  29.  Jahrg.,  1880)  entgegen  getreten,  und  der  Verf.  versucht  nun  im  vorliegenden 
Aufsatze  seine  Meinung  zu  vertheidigen.  Besondere  Versuche  zur  Lösung  der  in  Rede 
Stehenden  Frage  sind  vom  Verf,  nicht  ausgeführt  worden. 


Keimung.  32 

9.   WoUny.    Welches  ist  das  beste  Saatgut?    (Fühling's  landwirtLschaftliche  Zeitung, 
30.  Jahrg.,  H.  4.) 

In  diesem  Aufsatz  unterzieht  der  Verf.  die  Bemerkungen  G.  Haberlaiidt's  (vgl. 
vorstehendes  Keferat)  einer  Kritik  und  hebt  namentlich  hervor,  dass  nach  seinen  Unter- 
suchungen, über  deren  Resultate  später  berichtet  werden  soll,  aus  grossen  Samenkörnern 
keineswegs  uothwendig  relativ  spät  reifende  Pflanzen  hervorgehen. 

10.  M.  Ziegelhoffer.  (Erdeszeti  Lapok.  Budapest  1880.  XIX.  Jahrgang,  S.  520-522. 
[Ungarisch.]) 

Die  Samen  von  Fraxinus  excelsior  im  Frühjahre  gesäet,  gaben  in  ungenügender 
Zahl  Sämlinge;  die  im  Herbste  gesäeten  gediehen  aber  im  darauffolgenden  Frühjahre  vorzüglich. 

Staub. 

11.  J.  Giglioli.  Sulla  resistenza  di  alcuni  semi  all'azione  prolungata  di  agenti  chimici 
gassosi  e  liquidi.  (Annuario  della  R.  Scuola  Superiore  d'Agricoltura  in  Postici,  Vol. 
IL,  1880).     Napoli  1881.    51  p.  in  8". 

Die  Samen  verschiedener  Culturpflanzen  wurden  längere  Zeit  dem  Einfluss  ver- 
schiedener gasförmiger  oder  flüssiger  Substanzen  ausgesetzt,  und  ihre  Keimfähigkeit  durch 
Aussaat  vor  und  nach  dieser  Behandlung  geprüft.  Die  Resultate  waren  sehr  verschieden 
je  nach  der  Natur  der  angewandten  Substanzen,  nach  der  Dauer  der  Einwirkung  und  nach 
dem  Zustande  der  betreffenden  Samen  (trocken  oder  feucht):  es  wurde  festgestellt,  dass  die 
Samen  verschiedener  Arten  eine  sehr  verschiedene  Resistenz,  unter  gleichen  Bedingungen, 
zeigen  können.  Die  Schlussfolgerungen  der  Arbeit  sind,  in  Kurzem,  folgende: 
A.  Einwirkung  von  Gasen  auf  die  Keimfähigkeit. 

1.  Nicht  alle  Samen  widerstehen  im  gleichen  Grade  der  Einwirkung  schädlicher  Gase: 
die  mit  schwer  permeabler  Hülle  begabten  Samen  (Luzerne)  sind  resistenter,  als  die  anderen. 

2.  Alle  Samen,  wie  auch  die  Structur  ihrer  Hülle  beschaffen  sein  mag,  sterben  sicher 
und  schnell  in  jedem  beliebigen  von  der  atmosphär.  Luft  verschiedenen  gasförmigen  Medien, 
wenn  sie  vorher  in  Wasser  eingeweicht  sind.  In  diesem  Falle  sterben  sie  auch  in  der 
atmosphärischen  Luft,  wenn  diese,  in  einem  kleinen  Räume  abgeschlossen,  nicht  erneut  wird. 

3.  Die  Resistenzdauer  der  befeuchteten  Samen  gegen  verschiedene  Gase  ist  ver- 
schieden, je  nach  der  Natur  der  Gase;  gewöhnlich  reichen  20— 30  Tage  aus,  um  sämmtliche 
Samen  zu  tödten.  Nur  in  einem  Falle  (Arsen- Wasserstoff)  hat  Verf.  noch  1,3  o/q  keimfähige 
Samen  nach  200tägigem  Verweilen  in  dem  gaserfüllten  Medium  gefunden. 

4.  Die  Einwirkung  der  verschiedenen  Gase  auf  die  trockenen  Samen  ist  meist 
schwach,  und  es  lässt  sich  kaum  ein  schädlicher  Einfluss  constatiren.  Nur  Chlor,  Chlor- 
wasserstoff und  Ammoniakgas  scheinen  eine  rapide  Wirkung  auszuüben. 

5.  Die  Samen,  welche  lange  Zeit  energisch  wirkenden  Gasen  ausgesetzt  gewesen  sind, 
keimen,  wenn  überhaupt  noch,  in  abnormer  Weise;  besonders  oft  ist  die  Wurzelentwickeluug 
gehindert,  und  nur  die  Plumula  entwickelt  sich  noch  bis  zu  einem  gewissen  Grade. 

B.  Einwirkung  von  Flüssigkeiten  auf  die  Keimfähigkeit. 
Hier  wurden  die  Versuche  in  verschiedener  Weise  angestellt,  indem  einerseits  bei 
gewöhnlicher  Temperatur  operirt  wurde,  oder  die  Flüssigkeiten  erwärmt  wurden;  auch  wurde 
die  Einwirkung  von  siedenden  Flüssigkeiten  oder  ihrer  Dämpfe  erprobt.  Es  ist  zu  bedauern, 
dass  die  Versuche  nicht  mit  mehr  Regelmässigkeit,  mehr  systematisch  angestellt  wurden.  — 
Auch  hier  wurde  mit  ursprünglich  trockenen ,  oder  mit  Wasser  befeuchteten  Samen  experi- 
mentirt.  —  Die  Resultate  dieser  Versuchsreihe  stellen  sich  wie  folgt: 

1.  Auch  für  die  Resistenz  gegen  verschiedene  Flüssigkeiten  ist  die  Structur  der 
Samenschale  eine  der  wichtigsten  Factoren. 

2.  Nur  das  Wasser  und  wasserhaltige  Flüssigkeiten  vermögen  die  Samen  quellen 
zu  machen,  die  entgegengesetzten  Angaben  beruhen  auf  Irrthümern. 

3.  Von  allen  geprüften  Flüssigkeiten  wird  das  Wasser  am  schnellsten  von  den 
Samen  aufgenommen;  seine  Gegenwart  scheint  in  den  Fällen,  wo  ungünstige  Verhältnisse 
für  das  Leben  des  Samens  vorhanden  sind,  verderblich  zu  sein. 

4.  Die  vom  Wasser  verschiedenen  Liquida  verhalten  sich  natürlich  gegen  die  Lebens- 
kraft der  Samen  äusserst  verschieden,  und  lässt  sich  kaum  ein  Auszug  der  so  erhaltenen 


32  '  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

Resultate  geben.  Hervorzuheben  ist,  dass,  wenn  eine  dem  Samen  schädliche  Flüssigkeit 
mit  Wasser  gemischt  wird,  seine  schädliche  Einwirkung  zunimmt,  weil  der  Zugang  zum 
Innern  des  Samens  erleichtert  ist. 

5.  Vorheriges  Befeuchten  der  Samen  mit  Wasser  vermindert  ihre  Resistenz  gegen 
andere  Liquida  bedeutend. 

6.  Betreffend  die  Einwirkung  siedender  Flüssigkeiten  ist  natürlich  eine  bedeutende 
Verschiedenheit,  je  nach  dem  Siedepunkte  des  betr.  Liquidum  zu  constatiren.  Hartschalige 
Samen  widerstehen  den  Flüssigkeiten  mit  niederem  Siedepunkt  (Aether,  Schwefelkohlenstoff) 
für  lange  Zeit;  überschreitet  jedoch  die  Temperatur  gewisse  Grenzen  (die  von  Art  zu  Art 
schwanken),  so  wird  die  Keimkraft  der  Samen  sicher  zerstört.  So  unterliegt  der  Luzerne- 
same, welcher  dem  siedenden  Aether  lange  widersteht,  dem  Einfluss  siedenden  Alkohols. 
(78°).    Andere  Samen  können  einer  Temperatur  bis  über  100**  widerstehen. 

7.  Die  Luzernesamen  behalten  ihre  Keimkraft  auch  für  lange  Zeit  dem  siedenden 
Aether  oder  Schwefelkohlenstoff  ausgesetzt,  und  geben  kaum  merkbare  Quantitäten  von  Wachs 
oder  Fett  an  diese  Solventia  ab. 

C.  Einwirkungen  von  verschiedenen  gelösten  Substanzen  auf  die  Keimkraft. 

Diese  Reihe  von  Experimenten,  welche  ohne  ein  einheitliches  Princip  mit  den  verschie- 
densten Substanzen  angestellt  ist,  lässt  keinen  Auszug  zu  und  kann  in  ihren  Resultaten  kaum 
interessiren.  Die  Resistenz  wechselt  natürlich  ungemein  je  nach  der  Natur  der  Samen,  der 
Natur  der  angewandten  Substanz,  Concentration  der  Lösung  und  Dauer  des  Experimentes. 

0.  Penzig  (Padua). 

12.  V.  Bodenhansen.  Anbauversuche  mit  verschiedenen  Getreidesorten.  (Sachs,  landw. 
Zeitg.,  29.  Jahrg.  1881,  No.  10,  S.  115.  Biedermann's  Centralbl.  f.  Agriculturchemie  etc. 
11.  Jahrg.  1882,  S.  67.) 

Die  Resultate  dieser  Versuche  sprechen  für  den  Werth  eines  rationellen  Samen- 
wechsels. K.  Wilhelm. 

13.  W.  Vonhausen.  Anzucht  der  italienischen  Pappel  aus  Samen.  (Allgem.  Forst-  und 
Jagdzeitung,  57.  Jahrg.  1881,  S.  297.) 

Eine  Ergänzung  und  theilweise  Berichtigung  der  von  dem  Verf.  im  Juniheft  des 
Jahrgangs  1879  obiger  Zeitschrift  über  dieses  Thema  gemachten  Angaben.  K.  Wilhelm. 

14.  John  Booth.  Einfluss  des  Samens  auf  die  Pflanzenerziehung.  (Dankelmann,  Zeitschrift 
für  Forst-  und  Jagdwesen,  13.  Jahrg.  1881,  S.  331.) 

Empfiehlt  möglichste  Sorgfalt  bei  der  Auswahl  forstlichen  Saatguts,  welches  nur 
von  „ausgesuchten"  Individuen  rechtzeitig  gesammelt,  mit  thunlichster  Vorsicht  behandelt 
sein  und  endlich  auch  von  einer  Oertlichkeit  stammen  sollte,  die  derjenigen,  an  welcher  die 
Aussaat  beabsichtigt  ist,  annähernd  gleicht.  K.  Wilhelm. 

15.  Weise.  Ergebniss  der  Holzsamenernte  von  den  wichtigsten  Holzarten  in  Preussen 
im  Jahre  1880.  (Nach  amtlichen  Berichten  bei  der  Hauptstation  des  forstlichen  Ver- 
suchswesens bearbeitet.  Dankelmann,  Zeitschrift  für  Forst-  und  Jagdwesen,  13.  Jahrg. 
1881,  S.  46.) 

Aus  den  sehr  übersichtlich  zusammengestellten  Angaben  erhellt  ein  im  Ganzen 
ungünstiges  Resultat,  welches  auf  die  abnormen  Witterungsverhältnisse  des  Jahrgangs  1880 
zurückzuführen  ist.  K.  Wilhelm. 

16.  M.  Eienitz.    Beobachtungen  über  die  Zapfenmenge  von  Kiefern  im  Winter  1880/81. 

(Dankelmann,  Zeitschr.  für  Forst-  und  Jagdwesen,  13.  Jahrg.,  1881,  S.  549.) 

Von  mehreren  Einzelbäumen  sowie  von  sämmtlichen  Stämmen  auf  einer  kleinen 
mitten  im  Bestand  liegenden  Fläche  wurden  die  Zapfen  gesammelt  und  gemessen,  auch 
probeweise  gewogen  und  gezählt ,  um  zu  erfahren ,  „wie  viel  Same  in  einem  guten  Samen- 
jahr von  haubaren  Kiefern  zu  erwarten  sei".  K.  Wilhelm. 

17.  E.  WoUny.  Untersuchungen  über  den  Einfluss  des  Standraumes  auf  die  Entwickelung 
und  Erträge  der  Culturpflanzen.  (Journal  für  Landwirthschaft ,  herausgegeben  von 
Henneberg  und  Drechsler.    29.  Jahrg.  1881.) 

Diese  sehr  sorgfältig  durchgeführte  Arbeit  ergab  eine  Reihe  interessanter  und 


Keimung.  33 

praktisch  wichtiger  Kesultate,   welche  jedoch  in  einem  kurzen  Referat  keinen  Platz  finden 
können,  weshalb  hinsichtlich  derselben  auf  das  Original  verwiesen  werden  muss. 

K.  Wilhelm. 

18.  A.  Aloi.    üna  piccola  prova  suUa  germinazione  dei  vinacciuoli  americani.    (Riv,  di 
Viticult.  ed  Enol.  Ital.  V,  14,  p.  438-441.)     Conegliano  1881. 

Da  vielfache  Klagen  über  die  geringe  Keimfähigkeit  der  aus  Amerika  importirten 
Samen  von  Vitis  laut  werden,  hat  Verf.  vergleichende  Proben  über  die  Keimung  verschiedener 
amerik.  Rebsorten  augestellt.  Doch  ist  die  Anzahl  der  geprüften  Varietäten  gering  (acht), 
die  zum  Versuch  dienenden  Samen  zu  wenige  (20  pro  Var.) ,  und  die  vom  Verf.  mitgetheilten 
Tabellen  und  Berechnungen  sind  so  confus,  dass  die  Arbeit  ohne  jeden  Werth  bleibt. 

0.  Penzig. 

19.  G.  B.  Cocconi.  Snlla  nascita  dei  vinacciuoli  americani.  (Riv.  di  Viticolt.  ed  Enol. 
Ital.  XIII,  17,  p.  528-530.)    Conegliano  1881. 

Verf.  räth  nach  seinen  Erfahrungen,  um  die  amerikanischen  Fzh's- Samen  schnell 
und  reichlich  keimen  zu  lassen,  dieselben  vor  dem  Aussäen  in  Wasser  einzuweichen,  bis  sie 
Quellung  zeigen;  sie  seien  ferner  in  leichte  Erde,  nicht  tiefer  als  1^2  cm  zu  säen,  täglich 
zu  begiessen;  in  den  ersten  Tagen  müssen  die  jungen  Keimlinge  vor  der  directen  Sonne 
geschützt  werden.  0.  Penzig. 

20.  Dr.  C.  A.  J.  A.  Oudemans  en  Dr.  Bugo  de  Vries.  Over  den  inolved  der  temperataur 
op  de  ontkieming  van  zaden.  (Ueber  den  Einfluss  der  Temperatur  auf  die  Keimung 
von  Samen.)     (Nederlandsch  Kruidkuudig  Archief,  2^  Serie,  3^  deel,  Be  Stuk.) 

Von  mehreren  früheren  Autoren  wurde  der  Einfluss  der  Temperatur  auf  das  Keimen 
von  Samen  mehrmals  geprüft.     Sie  beobachteten  immer  nur  die  ersten  Keimungsstadien. 

Bei  den  im  Winter  gehaltenen  Vorlesungen  über  Expei'imentalphysiologie  war  es 
jedoch  von  Interesse,  zu  wissen,  wie  lange  vorher  und  unter  welchen  Bedingungen  die  Samen 
ausgesäet  werden  raüssten,  damit  in  einer  gewissen  Zeit  die  Keimpflanzen  im  erwünschten 
Stadium  vorhanden  seien.  Die  darauf  bezüglichen  Daten  zu  gewinnen  bezwecken  vor- 
liegende Untersuchungen. 

Die  Verf.  arbeiteten  in  Treibhäusern,  wovon  das  erste  eine  mittlere  Temperatur  von 
15—20''  Geis.,  das  zweite  eine  von  11  —  15,  das  dritte  eine  von  8—10,  das  vierte  eine  von 
7  —  8"  hatte.  Auch  wurden  Versuche  in  einem  Zimmer  angestellt,  wo  die  mittlere  Temperatur 
etwa  9— lOOC.  war. 

In  allen  Treibhäusern  war,  auch  wenn  die  Pflanzen  so  nahe  wie  möglich  an  die  Glas- 
überdeckung gestellt  wurden,  das  Licht  zur  Assimilation  ganz  ungenügend;  wenn  das  Reserve- 
material der  Samen  aufgebraucht  war,  wuchsen  sie  nur  sehr  kümmerlich  mehr ;  nur  bei  der 
niedrigsten  Temperatur  entwickelten  sie  sich  gedrungen,  obgleich  langsam,  weiter.  Im  all- 
gemeinen war  das  Licht  in  den  Treibhäusern  desto  schwächer,  je  höher  die  Temperatur  war. 

Zunächst  ergab  sich,  dass  Cucumis  Melo,  Mirahüis  Jalappa^  Zea  Mais,  Phaseolus 
multiflonis,  Phaseolus  vulgaris  unter  9—10''  C.  nicht  keimten,  .so  dass  diese  selbstverständlich 
von  Versuchen  in  kalten  Treibhäusern  ausgeschlossen  blieben. 

Sodann  wurden  die  Samen  mehrerer  Pflanzen  bei  verschiedener  Temperatur  gekeimt. 
Wie  zu  erwarten,  keimten  sie  desto  schneller,  je  nachdem  die  Temperatur  höher  war.  Die 
Ergebnisse  sind  in  der  Abhandlung  tabellarisch  zusammengestellt  und  beziehen  sich  auf 
Lepidium  sativum,  Brassica  Ma^ja  oleifera,  Cannabis  sativa,  Medicago  sativa,  Hordeum 
vulgare,  Avena  sativa,  Beta  vulgaris,  Pisum  sativum,  Polygonum  Fagox^yriim,  Helianthus 
annuus,  Vicia  Faba,  Mirabilis  Jalaj^^a,  Zea  Mais,  Phaseolus  vulgaris,  Phaseolus  multi- 
florus,  Cucumis  Melo. 

Bei  einer  zweiten  Versuchsreihe  wurde  der  ganze  Keimungsprocess  bei  Temperaturen 
von  8.5—10.8",  von  13.8—17.7",  von  16.9—23"  verfolgt,  und  zwar  wurde  beobachtet,  wie 
viel  Tage  nach  der  Aussaat  das  erste  und  das  letzte  Exemplar  gekeimt  hatten,  wie  viel 
Tage  nach  der  Aussaat  das  erste  und  das  letzte  Exemplar  ihre  Cotyledonen  oder  ihr  erstes 
Blatt  entfalteten  und  auch  wie  viel  Tage  nach  der  Aussaat  die  Keimpflanzen  aufhörten 
ihren  Keimstengel  zu  verlängern.  Für  die  sieben  ersten  obengenannten  Pflanzen  sind  die 
Ergebnisse  wieder  in  einer  Tabelle  zusammengestellt. 

Botanischer  Jahreeberlcbt  IX  (1881)  1.  Abtb.  3 


34  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

Bei  einer  dritten  Versuchsreihe  wurden  die  Samen  bei  hoher  Temperatur  gekeimt* 
sobald  sich  die  Keimpflanzen  über  der  Erde  zeigten,  wurden  sie  in  ein  kälteres  Treibhaus 
gebracht,  damit  sie  soviel  Licht  erhielten,  als  dies  im  Winter  nur  möglich  war.  Aus  dem 
Vergleich  mit  Controlversuchen  zeigte  sich  nun,  dass  die  bei  höherer  Temperatur  gekeimten 
Samen  sich  ebenso  kräftig  entwickelt  hatten,  wie  die,  welche  stets  in  einem  kalten  Raum 
verweilten,  nur  ging  die  Entwickelung  im  ersteren  Falle  wegen  der  sehr  beschleunigten 
Keimung  viel  schneller  vor  sich.  N.  N. 

II.  Nahrungsaufnahme. 

21.  E.  V.  Wolff.    Ueber  die  Bedeutung  der  Kieselsäure  für  die  Haferpflanze.    (Landwiith- 
schaftliche  Versuchsstationen,  Bd.  26,  S.  415.) 

Der  Verf.  hat  einer  beträchtlichen  Anzahl  von  Haferpflanzen  einmal  kieselsäure- 
freie Nährstofflösungen,  ferner  Nährstofflösungen  mit  geringcrem  und  endlich  Nährstoff- 
lösungen mit  bedeutenderem  Kieselsäuregehalt  dargeboten.  Im  zweiten  Falle  betrug  der 
Kieselsäuregehalt  der  Lösungen  27,  im  dritten  42%  vom  Gewicht  der  übrigen  in  den 
Lösungen  vorhandenen  mineralischen  Pflanzeunährstoffe.  Es  stellte  sich  bei  der  Ernte  der 
üntersuchungsobjecte  das  merkwürdige  Resultat  heraus,  dass  diejenigen  Pflanzen,  welche 
während  ihrer  Vegetation  Kieselsäure  aus  den  Nährstofflösungen  aufgenommen  hatten,  in 
ihrer  Fruchtbildung  ausserordentlich  gefördert  waren.  Das  Gesammtgewicht  der  Körner 
derjenigen  Pflanzen,  welchen  viel  Kieselsäure  dargeboten  worden  war,  stellte  sich  in  einigen 
Fällen  fast  doppelt  so  hoch  wie  dasjenige  jener  üntersuchungsobjecte,  die  sich  in  Berührung 
mit  kieselsäurefreien  Nährstofflosungen  entwickelt  hatten.  Kieselsäuregegenwart  wirkte  auch 
—  wenngleich  in  nicht  sehr  hervorragendem  Maasse  —  günstig  auf  die  Ausbildung  der 
Vegetationsorgaue  der  Haferpflanzen  ein. 

22.  A.  V.  Liebenberg.    Untersuchungen  über  die  Rolle  des  Kalkes  bei  der  Keimung  der 
Samen.    (Sitzungsberichte  d.  Akadem.  d.  Wiss.  zu  Wien,  1.  Abth.,  Bd.  84,  Octoberheft.) 

In  der  vorliegenden  Abhandlung  wird  zumal  die  Frage  nach  der  Abhängigkeit  des 
Verbrauchs  organischer  Reservestoffe  der  Samen  bei  der  Keimung  von  der  Gegenwart  oder 
Abwesenheit  grösserer  Mineralstoffquantitäten  (insbesondere  verschiedener  Kalkmengen)  «iner 
experimentellen  Prüfung  unterzogen.  Die  Beobachtungen  sind  unter  Zuhilfenahme  der 
Methode  der  Wassercultur  durchgeführt  worden  und  es  zeigte  sich,  dass  viele  Keimpflanzen 
{Thaseolus  vmUißorus,  Pisum  sativum,  Soja  hispida,  Cucurbita  Pepo  etc.),  wenn  sich 
dieselben  in  Contact  mit  destillirtem  Wasser  oder  kalkfreien  Nährstofflösungen  entwickelten, 
nach  kurzer  Zeit  zu  Grunde  gingen,  obgleich  noch  ein  reichliches  Quantum  plastischer 
Stoffe  vorhanden  war.  Zusatz  eines  Kalksalzes  zu  den  Nährstoff lösungen,  ja  selbst  schon 
zu  dem  destillirten  Wasser,  rief  eine  laug  dauernde  Vegetation  der  Keimpflanzen,  sowie 
eine  sehr  vollkommene  Ausnutzung  des  vorhandenen  Vorrathes  an  Reservestoffen  hervor. 
Eine  Zufuhr  von  Kalk  ist  bei  der  Keimung  der  genannten  Pflanzen  daher  unerlässlich,  wenn 
dieselbe  in  normaler  Weise  zum  Abschluss  gebracht  werden  soll.  Dagegen  ergaben  weitere 
Versuche,  dass  ein  sehr  vollkommener  Verbrauch  der  vorhandenen  organischen  Reserve- 
stoffe auch  ohne  Kalkzufuhr  bei  der  Keimung  der  Samen  von  Brassica  Napus  oleifera, 
Sinapis  alba  etc.  möglich  ist.    Die  Samen  dieser  Pflanzen  sind  in  der  That  relativ  kalkreich. 

Für  den  normalen  Verlauf  der  Keimung  verschiedener  Pflanzen  (Ricinus,  Zca)  — 
d.  h.  für  eine  möglichst  kräftige  Entwickelung  der  Keimpflanzen  im  Dunkeln,  verbunden 
mit  einem  möglichst  vollkommenen  Verbrauch  der  vorhandenen  Reservestoffe  —  ist  übrigens 
wie  ferner  constatirt  werden  konnte,  nicht  allein  Kalkzufuhr,  sondern  überhaupt  die  Zufuhr 
bestimmter  anderweitiger ,  oder  gar  sämmtlicher  mineralischer  Nährstoffe  der  Pflanzen  von 
Bedeutung. 

Schliesslich  geht  der  Verf.  noch  auf  die  Frage  nach  der  physiologischen  Function 
des  Kalkes  im  pflanzlichen  Organismus  ein.  Er  sucht  die  Unhaltbarkeit  der  von  verschie- 
denen Beobachtern  ausgesprochenen  Ansicht,  der  zu  Folge  die  Gegenwart  geeigneter  Kalk- 
salze einen  directen  Einfluss  auf  die  Translocation  der  Stärke  in  den  Pflanzen  haben  soll, 
darzuthun,  konnte  aber  bei  dem  Bestreben,  die  erwähnte  Frage  zu  beantworten,  zu  keinem 
entscheidenden  Ergebnisse  gelangen. 


Nahrungsaufnahme.  35 

23.  Boussingault.  Die  Zersetzung  der  Nitrate  während  der  Vegetation  im  Dankeln.   (Der 
Naturf,,  16.  Jahrg.,  S.  237.   Ref.  uach  Centralbl.  f.  Agriculturchemie,  10.  Jahrg.,  S.  627.) 

Der  Verf.  vermischte  einen  unfruchtbaren  Boden  mit  einer  bestimmten  Menge  salpeter- 
sauren Kalis  und  cultivirte  Bohnen  —  sowie  Maiskeimpflanzen  bei  Abschluss  des  Lichtes  in 
diesem  Vegetatiousmedium.  Der  Gehalt  des  Bodens  sowie  der  Samen  an  anorganischen 
Stickstoffverbiudungen  bei  Beginn  der  Versuche  war  bekannt;  ebenso  konnte  der  Gehalt 
des  Bodens  sowie  der  Keimpflanzen  an  den  erwähnten  Substanzen  nach  Abschluss  der 
Vegetationsversuche  ermittelt  werden.  Da  nun  die  organischen  stickstofi'haltigen  Bestand- 
theile  der  Pflanzen  bei  der  Keimung  im  Dunkeln  keine  Vermehrung  erfuhren,  nach  Abschluss 
der  Versuche  aber  im  Ganzen  eine  geringere  Quantität  von  Nitraten  als  zu  Beginn  derselben 
vorhanden  war,  so  schliesst  der  Verf.,  dass  ein  Theil  des  Stickstoffs  des  Nitrats  im  Boden 
während  der  Vegetationsdauer  der  Keimpflanzen  als  freier  Stickstoff  entwichen  sein  muss. 
Es  ist  aber  schwer  zu  sagen,  welche  Ursachen  die  Reduction  der  Salpetersäure  im  Boden 
unter  den  eingehaltenen  Versuchsbedingungen  herbeigeführt  haben. 

24.  W.  Knop.    Untersuchungen  über  die  Ernährung  der  Pflanze.    (Bericht  vom  landwirth- 
schaftl.  Institut  zu  Leizig.  1881. 

I.  Ueber  die  Entwickelung  der  Landpflanzen  in  verschiedenen  Medien,  in  Wasser, 
wässerigen  Nährstofflösungen,  Erde,  gröberen  Kiesen  und  Feinerde. 

Nach  vielen  Erfahrungen  ist  der  Buchweizen  als  diejenige  Pflanze  anzusehen,  welche 
sich  bei  der  Cultur  in  wässeriger  Lösung  so  normal  wie  keine  andere  Landpflanze  entwickelt. 
Andere  Pflanzen,  z.  B.  selbst  der  Mais,  erfahren  eine  bei  weitem  üppigere  Entwicklung, 
wenn  ihre  Wurzeln  sich  nicht  mit  einer  Nährstofflösung,  sondern  mit  Bodenmassen  in 
Berührung  befinden.  Sehr  deutlich  liess  sich  eine  analoge  Thatsache  auch  bei  Culturversuchen 
feststellen,  welche  vom  Verf.  sowie  von  W.  Wolf  mit  Eichenpflauzen  durchgeführt  worden  sind. 
Der  Verf.  hat  allerdings  eine  Eiche  15  Jahre  lang  mit  Hilfe  der  Methode  der  Wassercultur 
cultivirt,  indessen  diese  Pflanze,  welche  schliesslich  eine  Stammhöhe  von  1,64  m  erreichte,  zeigte 
doch  keineswegs  dieselbe  kräftige  Entwickelung,  wie  im  Boden  wurzelnde  Eichen  eine  solche 
in  gleicher  Zeit  erlangen.  Eine  der  wesentlichsten  Ursachen  dieser  Erscheinung  ist  in  dem 
Umstände  zu  suchen,  dass  die  Pfahlwurzel  der  Eichen  bei  Ausschluss  des  Bodens  alsbald 
abstirbt  und  die  neu  entstehenden  Nebenwurzeln  sich  nicht  kräftig  genug  ausbilden,  um  die 
Pflanzen  ganz  normal  ernähren  zu  können.  Wolf 's  Versuche  führten  zu  ähnlichen  Resultaten 
wie  diejenigen  des  Verf.  Einer  derselben  verdient  besondere  Beachtung.  Eine  Eiche,  die  sich 
einige  Zeit  lang  im  Boden  wurzelnd  entwickelt  hatte,  wurde  aus  dem  Boden  herausgehoben, 
um  ihr  Wurzelsystem  fortan  mit  destillirtem  Wasser  in  Contact  zu  belassen.  Es  wurden  der 
Pflanze  gar  keine  Mineralstoffe  zugeführt.  Trotzdem  vegetirte  sie  jahrelang  weiter,  aber 
während  die  Production  an  Stamm-  und  Blattorgauen  zunächst  noch  ziemlich  beträchtlich 
war,  sank  dieselbe  nach  Verlauf  einer  Reihe  von  Jahren  allmählich  auf  ein  Minimum  herab. 
Offenbar  ist  zu  Beginn  des  Versuchs  ein  bestimmter  Vorrath  von  Mineralstoffen  vorhanden 
gewesen,  der  aber  im  Laufe  der  Jahre  verbraucht  wurde.  Weit  besser,  als  in  Contact  mit 
reinen  Nährstoft'lösungen,  entwickeln  sich  die  verschiedensten  Pflanzen,  wenn  ihre  Wurzeln 
sich  mit  kleinen  Kieselstückchen,  die  allerdings  mit  Nährstofflösung  begossen  werden,  in 
Berührung  befinden. 

IL  Ueber  die  Wirkung  uuterschwefelsaurer  und  unterphosphorigsaurer  Salze  ibei 
der  Ernährung  der  Pflanzen. 

Vergleichende  Versuche,  hei  deren  Ausführung  Maispflanzen  sich  einerseits  in  Be- 
rührung mit  einer  in  gewöhnlicher  Weise  zusammengesetzten  Nährstofflösuug,  andererseits 
in  Contact  mit  einer  Lösung  entwickelten,  welche  nicht  schwefelsaure,  sondern  unterschwefel- 
saure Magnesia  enthielt,  führten  zu  dem  Resultat,  dass  die  Schwefelsäure  bei  der  Ernährung 
der  Maispflanze  durch  Unterschwefelsäure  vertreten  werden  kann.  Merkwürdigerweise  standen 
die  männlichen  Blüthen  derjenigen  Maispflanzen,  denen  unterschwefelsaure  Magnesia  dar- 
geboten wurde,  nicht  in  Rispen,  sondern  in  einfachen  Aehren.  Weitere  Versuche  ergaben 
dass  die  Schwefelsäure  ebenso  bei  der  Ernährung  der  Cucurbitaceen  durch  Unterschwefel- 
säure vertreten  werden  kann,  üebrigens  ist  zu  bemerken,  was  für  die  Beurtheilung  der 
angeführten  Resultate  von  Wichtigkeit  erscheint,  dass  gelöste  unterschwefelsaure  Salze  nach 

3* 


36  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

directen  Versuchen  des  Verfassers  durch  den  atmosphärischen  Sauerstoff  nicht  in  schwefel- 
saure Salze  umgewandelt  werden.  Die  Phosphorsäure  kann  bei  der  Ernährung  der  Gewächse 
nicht  durch  unterphosphorige  Säure  vertreten  werden. 

III.  Ueber  die  Wirkung  einer  schwach  angesäuerten  Normalnährstofflösung. 
Nährstoff lösuugen  von  1   pro  Mille  Salzgehalt,   denen  etwas  freie  Salpetersäure 

hinzugefügt  worden  war,  erwiesen  sich  für  Culturzwecke  geeignet.  Der  Verf.  hat  mit  Hilfe 
dieser  Lösung  z.  B.  Gurkenpflanzeu  zur  völligen  Fruchtreife  gebracht. 

IV.  Versuche  über  die  Aufnahme  verschiedener  Basen  und  Säuren,  welche  zur 
Ernährung  der  Pflanzen  nicht  nothwendig  sind. 

Es  wurden  Maispflanzen  unter  Zuhilfenahme  von  Normallösungen,  welche  mit 
Salpeter-  oder  Phosphorsäure  schwach  angesäuert  worden  waren,  und  überdies  noch  einen 
Zusatz  von  kohlensaurem  Ziukoxyd,  kohlensaurem  Baryt,  kohlensaurem  Strontian,  kohlen- 
saurem Mangauoxydul  oder  Borsäure  erhalten  hatten,  cultivirt.  Die  Borsäure  wirkte  sehr 
giftig  auf  die  Pflanzen  ein,  so  dass  diese  alsbald  zu  Grunde  gingen.  Das  Zinksalz  führte 
den  Tod  der  Pflanzen  ebenso  nach  einiger  Zeit  herbei;  die  Gegenwart  des  Zinks  Hess  sich 
in  den  üntersuchungsobjecten  feststellen.  Das  Barytsalz  wirkte  nicht  auffallend  giftig  auf 
die  Maispflauzen  ein;  ebenso  verhielten  sich  das  kohlensaure  Strontian  und  das  kohlensaure 
Manganoxydul.  In  der  Asche  der  geernteten  Pflanzen  konnte  die  Gegenwart  von  Baryt, 
Strontian,  respect.  Mangan  festgestellt  werden. 

25.   Fr.  Farsky.     Resultate  zweijähriger  Vegetationsversache  in  künstlichen  Nährstoff- 
lösungen  und  im  natürlichen  Boden.    (Abhandlungen  der  mathematisch -naturwisseu- 
schaftl.  Klasse  d.  K.  böhm.  Gesellschaft  d.  Wissenschaften  1879—1880,  6.  Folge,  B.  10.) 
Der  Verf.  hat  es  unternommen,   verschiedene  Fragen  bezüglich  des  Einflusses  der 
Zusammensetzung  von  Nährstofflösungen  auf  die  Entwickelung   der  Vegetation   (es  diente 
die  Haferpflanze   als  Untersuchungsobject)   eingehender   zu   studiren.     Leider   sind  so  viele 
und  so  verschiedenartige  Fragen  in  den  Kreis  der  Untersuchung  hereingezogen,   dass  trotz 
eines  bedeutenden  Arbeitsaufwandes  nur  wenige  derselben  ihrer  definitiven  Lösung  wirklich 
näher  geführt  werden  konnten.  Als  wichtigste  Resultate  der  Beobachtungen  sind  die  folgenden 
anzuführen:    die  Blätterzahl   der  geernteten  Pflanzen  steht  in  directem  Verhältniss  zu  der 
Trockensubstanz  der  Wurzeln;  zwischen  der  Länge  und  der  Breite  der  Blätter  besteht  ein 
enges  Verhältniss.    Die  Rispenlänge  steht  in  einem   geraden  Verhältnisse  zur   Halmlänge. 
Das  Körnergewicht  ist  umgekehrt  proportional  zum  Strohtrockengewicht.    Alle   Nährstoff- 
lösungeu,  welche  eine  zu  erhebliche  Menge  von  Calcium-  oder  Magnesiumchlorid  enthalten, 
sind   für   die  Ernährung  der  Haferpflanze  nicht  tauglich.    Das  Natrium  kann  die  Function 
des  Kaliums  in  der  Pflanze  nicht  übernehmen,   mag   es  in  jeder  beliebigen  Form  zur  Ver- 
wendung kommen.    Bei  Ausschluss  des  Kaliums  stirbt  die  Pflanze  alsbald  ab.     Sind  neben 
grösseren  Natriummengen  sehr  kleine  Kaliumquantiiäten  in  der  Nährstofflösung  vorhanden, 
so  kann  die  Pflanze  zwar  ihren  Cyclus  vollenden,  sie  wächst  aber  kümmerlich.    Ohne  Chlor 
gedeiht  die  Haferpflanze  nicht;  es  sind  jedoch  sehr  kleine  Chlormengen  erforderlich,  um  die 
Entwickelung  der  Haferpflanze  zu  ermöglichen.   Bei  Abwesenheit  des  Chlors  unterbleibt  die 
Translocation  der  in  den  Blättern   gebildeten  Stärke.     Von   erheblichem  Einflüsse   auf  die 
Ausbildung  der  Haferpflanze  sind  die  Formen,  in  denen  die  einzelnen  unentbehrlichen  Mineral- 
stoffe derselben  dargeboten   werden.    Am   geeignetsten   hat  sich  eine  Lösung   erwiesen,   in 
welcher  Kalium  als  Chlorid  und  Nitrat,  Calcium  als  salpetersaures  Salz,  Magnesium  in  Ver- 
bindung  mit  Schwefelsäure   und  Salpetersäure   und  Phosphorsäure   als  Eisenphosphat  vor- 
handen  sind.    Weitere  Beobachtungen  sind  über  die  Relationen  zwischen  der  Zusammen- 
setzung der  Nährstofflösungen  und  der  Zusammensetzung  der  Asche  der  geernteten  Pflanzen 
angestellt  worden.    Die   mikroskopischen  Prüfungen   ergaben,   dass  das  Kalium,  wie  schon 
Nobbe   betont  hat,  von   der  grössten  Bedeutung  für  die  Amylumbildung  in  der  Pflanzen- 
zelle erscheint,  dass  aber  das  Chlor,  worauf  bereits  hingewiesen  wurde,  die  Fortleitung  der 
Stärke  aus  den  Assimilationsorganen  ermöglicht.    Die  Zusammensetzung  der  Nährstofflösung 
übt  einen  entscheidenden  Einfluss  auf  die  Entwickelung  der  Stärkekörner  in  den  Pflanzen- 
zellen aus,  und  zwar  ist  sie  von  Bedeutung  für  die  Form,  Grösse,  sowie   die  Anzahl  der 
erzeugten  Körner. 


Nahrungsaufnahme.  37 

26.  Grandeau  et  Lechartier.  DiscussioQ  sur  les  phosphates.  (Comptes  rendus  des  travaux 
du  congres  international  des  directeurs  des  stations  agronomiques.)    Paris  1881. 

Es  sei  hier  nur  auf  den  ausführlichen  Bericht  hingewiesen,  da  derselbe  weniger 
das  Interesse  des  Botanikers,  als  vielmehr  in  erster  Linie  dasjenige  des  Agriculturchemikers 
und  Landwirthes  beansprucht. 

27.  M.  Maerker.  Oeber  den  Werth  verschiedener  Formen  der  zurückgegangenen  Phosphor- 
säure gegenüber  der  wasserlöslichen  der  Superphosphate.  (Centralblatt  f.  Agricultur- 
chemie,  10.  Jahrg,,  S.  378.) 

Verf.  berichtet  über  die  Resultate  ausgedehnter  Düngungsversuche  mit  phosphor- 
säurehaltigen Materialien  auf  verschiedenen  Böden,  Als  schwerer  lösliche  Phosphate  kamen 
zur  Anwendung:  1.  präcipitirter  phosphorsaurer  Kalk  (Nebenproduct  bei  der  Leimfabrikation) 
mit  32.0/0  Gesammtphosphorsäure ,  wovon  29.23  "^/o  citratlöslich ;  2.  Kladnophosphat  (phos- 
phorsaure Thonerde  aus  Eisenhütten;  3.  zurückgegangenes  Lahnphosphoritsuperphosphat 
mit  circa  10%  Gresammtphosphorsäure ,  wovon  etwa  ^/^  in  Wasser,  1/3  iß  Citrat  löslich; 
4.  sogenanntes  Halbphosphat  (d.  h,  nicht  völlig  aufgeschlossener  Bakerguano).  Ausserdem 
wurden  noch  vollkommen  aufgeschlossene  Superphosphate  in  Anwendung  gebracht.  Im  all- 
gemeinen zeigte  sich  der  präcipitirte  phosphorsaure  Kalk  in  den  mittleren  und  besseren 
Bodenarten  dem  Superphosphat  mit  einer  entsprechenden  Menge  wasserlöslicher  Phosphor- 
säure sowohl  in  Rücksicht  auf  die  Körner,  —  wie  auch  auf  die  Strohproduction  gleichwerthig. 
In  den  leichteren  Bodenarten  war  der  präcipitirte  phosphorsaure  Kalk  den  Superphosphateu 
vielfach  überlegen.    Bezüglich  vieler  Details  vergl.  die  Abhandlung  des  Verf.  selbst. 

28.  E.  V.  Wolff,  J.  König  u.  A.  Düngungsversuche,  welche  namentlich  zur  Feststellung 
des  Werthes  der  citratlöslichen  Phosphorsäure  angestellt  wurden.  (Centralblatt  f. 
Agriculturchemie,  10.  Jahrg.,  S.  435.) 

Die  sehr  ausgedehnten  Versuche,  welche  in  verschiedenen  Gegenden  Deutschlands 
und  auf  verschiedenen  Bodenarten  durchgeführt  worden  sind,  haben  zwar  Resultate  ergeben, 
die  sich  im  Detail  nicht  unmittelbar  mit  einander  vergleichen  lassen,  aber  es  hat  sich  doch 
herausgestellt,  dass  die  Phosphorsäure  solcher  Düngemittel,  die  reich  an  Dicalciumphosphat 
sind,  unter  vielen  Verhältnissen  ebenso  günstig  wie  die  Phosphorsäure  der  Superphosphate  wirkt. 

29.  W.  Hoffmeister,  üeber  den  jetzigen  Stand  der  Phosphorsäuredüngung.  (Fühling's 
landwirthschaftl.  Zeitung.    30.  Jahrgang,  H.  4.) 

Der  Aufsatz  enthält  allgemeine  Bemerkungen  über  die  Verbindungsformen  der  Phos- 
phorsäure in  verschiedenen  Düngemitteln,  und  es  wird  kurz  auf  Versuche  hingewiesen,  welche 
ergaben,  dass  die  in  Wasser  lösliche  Phosphorsäure  auf  einem  kalkarmen  Sandboden  keine 
bessere  Wirkung  als  die  sogenannte  zurückgegangene  Phosphorsäure  geltend  gemacht  hat. 

30.  E.  V.  Wolff.  Versuche  mit  zurückgegangener  und  in  Wasser  löslicher  Phosphorsäure. 
(Fühling's  landwirthschaftl.  Zeitung,  30.  Jahrgang,  4.  Heft.) 

Der  Verf.  ist  der  Ansicht,  dass  die  zurückgegangene  Phosphorsäure  zumal  auf  schwach 
absorbirenden,  sandigen  Böden  eben  so  gute  Wirkungen  wie  die  in  Wasser  lösliche  Phosphor- 
säure hervorzubringen  im  Stande  ist.  Für  hinreichend  absorptionsfähige  Böden  besitzt  aber, 
wie  dies  auch  die  Versuche  des  Verf.  ergeben  haben,  die  in  Wasser  leicht  lösliche  Phosphor- 
säure einen  höheren  Werth  als  die  zurückgegangene  Säure. 

31.  Heiden.    Die  Kalkdüngung,    (Fühling's  landwirthschaftl.  Zeitung,  30.  Jahrg.,  Heft  1.) 

Es  werden  in  diesem  Aufsatze  die  Wirkungen  besprochen,  welche  der  Kalk  auf  dieBoden- 
bestandtheile  auszuüben  im  Stande  ist.   Neue  Beobachtungsresultate  bringt  der  Aufsatz  nicht. 

32.  Heiden.  Erschöpfung  und  Ersatz  der  Bodennährstoffe.  (Fühling's  landwirthschaftl. 
Zeitung,  30.  Jahrgang,  Heft  5.) 

Wird  ein  Boden  längere  Zeit  ausschliesslich  mit  Stallmist  gedüngt ,  so  gehen  die 
Körnererträge  allmählich  bedeutend  zurück.  Es  ist  nothwendig,  dem  Boden  neben  dem 
Stalldünger  phosphorsäurereiche  Materialien  zuzuführen,  denn  die  Phosphorsäure  geht  den 
Wirthschaften  bei  ausgedehntem  Körnerbau  in  grosser  Menge  verloren. 

33.  Champonnois  et  Pellet.  Rübendüngungsversuche.  (Centralblatt  für  Agriculturchemie, 
10.  Jahrgang,  S.  297.) 

Es  wurde  die  Wirkung  eines  reinen  Mineraldüngers  mit  derjenigen  eines  Düngers 


38  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

verglichen,  der  nahezu  dieselben  Mengen  von  Pflanzennährstoffen  wie  jener,  aber  daneben 
noch  reichlichere  Quantitäten  organischer  Stoffe  enthielt.  Der  letztere  wirkte  weit  günstiger 
auf  die  Production  von  Rüben  als  der  erstere  ein ,  eine  Erscheinung ,  welche  sich  leicht 
erklärt,  wenn  man  bedenkt,  dass  die  physikaliscben  Eigenschaften  des  Bodens  durch  Zufuhr 
organischer  Stoffe  verbessert  werden  können ,  und  dass  die  organischen  Materien  bei  ihrer 
Zersetzung  im  Boden  Kohlensäure  bilden,  welche  ihrerseits,  indem  sie  zersetzend  auf  viele 
Bestandtheile  der  Ackererde  einwirkt,  den  Gehalt  derselben  an  leicht  aufuehmbaren  Pflanzen- 
nährstoffen erhöht. 

34.  Maercker.  Zuckerrübendüngongsversnche  in  der  Provinz  Sachsen.  (Fühling's  land- 
wirthschaftl.  Zeitung,  30.  Jalirgang,  Heft  10.) 

Die  im  Jahre  18Ö0  in  sehr  verschiedenen  Wirthschaften  der  Provinz  Sachsen  durch- 
geführten Versuche  haben  ergeben,  dass  die  Rübenproduction  sehr  bedeutend  gesteigert 
werden  kann,  wenn  man  dem  Boden  neben  Superphosphaten  noch  stickstoffhaltige  Dünge- 
mittel zuführt.  Im  Allgemeinen  ist  dabei  der  Chilisalpeter  den  Ammoniaksalzen  vorzuziehen. 
Die  Versuche  haben  auch  ergeben,  dass  der  Zuckergehalt  der  Rüben  bei  Anwendung  bedeu- 
tender Mengen  künstlicher  Düngemittel  in  vielen  Fällen  weit  weniger  deprimirt  wird,  als  man 
gewöhnlich  anzunehmen  pflegt. 

35.  Drechsler,  lieber  die  Vorsichtsmaassregeln  hei  der  Anstellung  von  Düngangsversuchen. 
(Fühling's  landwirthschaftl.  Zeitung,  30.  Jahrgang,  Heft  10.) 

Der  Verf.  macht  in  dem  Aufsatz  auf  die  Fehlerquellen  aufmerksam,  welche  bei  der  Aus- 
führung von  Düngungsversuchen  zu  berücksichtigen  sind,  und  giebt  an,  welche  Vorsichtsmaass- 
regeln in  Anwendung  gebracht  werden  müssen,  um  diese  Fehlerquellen  möglichst  zu  elimiuiren. 

36.  A.  Petermann.  Recherches  sur  la  dialyse  des  terres  arables.  (Bulletin  de  la  Station 
agricule  de  Gembloux,  No.  27.) 

Der  Verf.  hat  Bodenmassen  in  einen  Dialysator  gebracht,  in  welchem  dieselben  von 
dem  destillirten  Wasser  durch  eine  Membran  von  vegetabilischem  Pergament  getrennt  waren. 
Der  Boden  gab  unter  diesen  Umständen  Kalk-,  Magnesia-,  Phosphorsäureverbindungen  etc. 
an  das  Wasser  ab.  Ueberdies  traten  auch  humose  Substanzen  durch  die  Membran  in  das 
Wasser  über.  Die  Resultate  dieser  Versuche  haben  aber  nur  ein  sehr  untergeordnetes 
physiologisches  Interesse,  denn  obgleich  es  von  vornherein  wahrscheinlich  ist,  dass  diejenigen 
Substanzen,  welche  im  Stande  sind,  Membranen  von  vegetabilischem  Pergament  zu  passiren, 
zugleich  auch  die  Fähigkeit  besitzen,  die  Cellulosemembran  der  Zellen  zu  durchdringen,  so 
ist  doch  bei  der  Beurtheilung  der  Frage  nach  dem  Uebertritt  einer  Substanz  in  das  Innere 
der  Pflanzenzellen  in  erster  Linie  das  Verhalten  dieser  Substanz  der  Hautschicht  des  Plasma 
gegenüber  zu  berücksichtigen,  und  der  Verf.  hat  auf  diesen  Punkt  gar  kein  Gewicht  gelegt. 

37.  C.  Wein.  Einige  Cultur-  und  Düngungsversuche  mit  Leguminosen.  (Zeitschrift  des 
landwirthschaftl.  Vereins  in  Bayern,  27.  Jahrg.,  S.  731.  Ref.  nach  Centralbl.  f.  Agri- 
culturchemie,  10.  Jahrg.,  S.  329.) 

Die  Abhandlung  enthält  Angaben  über  die  Erträge,  welche  die  verschiedenen 
Varietäten  der  Sojabohne,  sowie  Erbsen  und  Bohnen  bei  der  Cultur  auf  einem  humosen 
Kalksandboden  lieferten.  Die  Erträge  der  Sojabohnen  gestalteten  sich  im  Vergleich  zu  den- 
jenigen anderer  Leguminosen  sehr  günstig.  Ferner  bringt  die  Abhandlung  Angaben  über 
den  Gehalt  der  Samen  der  gelben,  braunen  und  schwarzen  Sojabohnen  an  Wasser,  Protein- 
stoffen, Fett  etc.  Düngungsversuche  haben  ergeben,  dass  Düngung  des  Bodens  mit  Chili- 
salpeter sowie  Ammoniaksulfat  den  Ertrag  der  Sojabohne  unter  den  gegebenen  Verhältnissen 
bedeutend  zu  steigern  im  Stande  war. 

38.  R.  Noack.    lieber  die  Düngung  von  Obstbäumen.   (Illustr.  Gartenztg.,  25.  Jahrg.  H.  l.) 

Der  Verf.  macht  in  diesem  Aufsatz  auf  die  oft  unterschätzte  Bedeutung  der  Düngung 
der  Obstbäume  aufmerksam.  In  vielen  Fällen  ist  es  zweckmässig,  die  Dungmittel  (Super- 
phosphat,  Kalisalz,  Chilisalpeter,  Asche,  Blut,  Hornspäne,  Knochenmehl)  vor  dem  Gebrauch 
längere  Zeit  mit  Wasser  in  Berührung  zu  belassen,  um  die  entstandene  nährstoffreiche 
Flüssigkeit  alsdann  in  einiger  Entfernung  von  den  Stämmen  in  den  Boden  zu  bringen. 
Man  kann  die  Düngemittel  aber  auch,  mit  Erde  gemischt,  dem  Boden  einverleiben.  Der 
Verf.  macht  auch  Angaben  über  die  Menge  des  anzuwendenden  Düngers. 


Nahrungsaufnahme.  39 

39.  E.  Wein.  Untersuchangen  über  die  Form,  in  welcher  der  Stickstoff  den  Calturpflanzen 
za  reichen  ist.  (Zeitschrift  d.  landwirthschaftl.  Verein  in  Bayern,  Jahrg.  1881,  S.  2ü9. 
Kef.  nach  Centralbl.  f.  Agriculturchemie,  11.  Jahrg.,  S.  152.) 

Der  Verf.  hat  Hafer,  Erbsen,  Saubohnen  sowie  Sojabohnen  in  einem  mit  Mhrsalzen 
vermischten  Bodenmaterial  in  Blumentöpfen  cultivirt.  Der  Stickstoff  wurde  den  Pfiauzen 
in  Form  von  salpetersaurem  Natron,  schwefelsaurem  Ammoniak  oder  salpetersaurem  Ammoniak 
dargeboten.  Diejenigen  Untersuchungsobjecte ,  welchen  das  salpetersaure  Natron  als  Stick- 
stoffquelle zur  Disposition  stand,  entwickelten  sich  sehr  normal  und  kräftig.  Die  Ammouiak- 
salze  übten  dagegen  stets  einen  nachtheiligen  Einfluss  auf  die  Pflanzen  aus ;  sie  kränkelten 
und  gingen  meistens  zu  Grunde.  Dies  trat  selbst  dann  ein,  wenn  die  Ammoniaksalze  dem 
Boden  in  sehr  verdünnter  Lösung  dargeboten  wurden.  Demnach  empfiehlt  es  sich,  die 
Ammoniaksalze,  welche  als  Düngemittel  Verwendung  finden  sollen,  so  lange  vor  der  Bestellung 
des  Bodens  mit  demselben  zu  vermischen,  dass  eine  gehörige  Oxydation  des  Ammoniaks  zu 
Salpetersäure  erfolgen  kann. 

40.  T.  Kosutäny.  Adshänyhamu  elemzeseröl.  (Termeszettudomänyi  Közlöny.  Budapest 
1880,  XII.  Bd.,  S.  449—454  [Ungarisch].) 

Bisher  hat  der  Verf.  51  ungarische  Tabaksorten  untersucht;  das  Resultat  ist 
folgendes.  Der  ungarische  Tabak  enthält  im  Durchschnitt  15.75  ^/g  reine  Asche  und  in 
derselben  23.68%  Kaliumoxyd,  2.39%  Natriumoxyd,  45.45%  Calciumoxyd,  13.24% 
Magnesiumoxyd,  5.36%  Phosphorsäure,  4.27%  Schwefelsäure  und  4.09  0/,,  Chlor.  Daraus 
geht  hervor,  dass  der  Tabak  vorzüglich  Kalium  und  Calcium  erfordert,  und  dass  er  die 
Phosphorsäure  nur  sehr  gering  in  Anspruch  nimmt. 

Auffallend  sind  die  Schwankungen,  die  sich  bei  den  einzelnen  Bestandtheilen  zeigen. 

Das  Kaliumoxyd  schwankt  zwischen  43     und  10      % 

„     Natriumoxyd        „  „ 

„     Calciumoxyd         „  „ 

„     Magnesiumoxyd    „  „ 

Die  Phosphorsäure     „  , 

„     Schwefelsäure       „  „ 

Das  Chlor  „  „ 

Aus  der  Verschiedenheit  dieser  für  das  Leben  der  Pflanze  nothwendigen  Aschen- 

bestandtheile   lässt  sich  folgern,  dass  die  Menge  dieser  einzelnen  Mineralstoffe  nicht  von 

gleicher    Wichtigkeit  sei,  sondern  dass  einem  beinahe  gleichen  Theile   derselben  in  jeder 

gleichalterigen  und  gesunden  Pflanze  eine  physiologische  Rolle  zufiel  und  dieser  Theil  sei 

nicht  substituirbar ,  ein  anderer  Theil  aber,  der  nach  dem  Vorrath  der  Bodennahrung  sehr 

veränderlich  ist,  habe  keine  besondere  Bedeutung  und  gelange  nur  nach  dem  Gesetze  der 

Diffusion  in  die  Pflanze,  werde  dort  chemisch  gebunden  und  sei  durch  irgend  eine  andere 

Basis  substituirbar.     Jene   Eigenthümlichkeit   des  Tabaks,   dass   er  die  Phosphorsäure  in 

geringerer  Menge  in  Anspruch  nehme  als  unsere  Getreidearten,  ist  für  die  Landwirtbschaft 

von  grosser  Bedeutung.  Staub. 

41.  R.  Weber.  Vergleichende  Untersuchungen  über  die  Ansprüche  der  Weisstanne  and 
Fichte  an  die  mineralischen  Nährstoffe  des  Bodens.  (Allgem.  Forst-  u.  Jagdzeitung, 
57.  Jahrg.,  1881,  S.  1.) 

Das  Material  zu  diesen  Untersuchungen  stammte  aus  dem  Bayrischen  Wald  (Granit- 
gebiet) und  den  Bayrischen  Alpen  (Hauptdolomit).  Der  Gehalt  an  Aschenbestaudtheilen 
überhaupt  ist  bei  Tanne  und  Fichte  am  grössten  in  den  Nadeln,  am  kleinsten  im  Holzkörper. 
Beide  Holzarten  zeigen  nur  im  Aschengehalt  der  Rinde  und  der  Nadeln  einen  erheblichen 
Unterschied,  und  zwar  ist  die  Fichte  in  diesen  Parthien  aschenreicher  als  die  Tanne.  Hin- 
sichtlich der  einzelnen  Aschenbestandtheile  zeichnet  sich  die  Tanne  vor  der  Fichte  durch 
einen  viel  grösseren  Gehalt  an  Kali  aus,  während  die  Fichte  mehr  Kalk  und  Kieselsäure 
enthält.  Kali  findet  sich  hauptsächlich  im  Holzkörper,  Kalk,  Phosphorsäure  und  Schwefel. 
Bäure  vornehmlich  in  der  Rinde,  Kieselsäure  hauptsächlich  in  den  Fichtennadeln. 

K.  Wilhelm. 


10.7 

» 

0.03% 

60.3 

» 

27.1    % 

24.8 

n 

6.1    % 

10.6 

» 

1.97  % 

10.7 

» 

1.63  7o 

19.5 

ii 

0.55  % 

40  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

42.  E.  Ramann.    Beiträge  znr  Statik  des  Waldbaues.    I.  Die  Kiefer.    (Dankelmaim,  Zeit- 
schrift für  Forst-  und  Jagdwesen,  13.  Jahrg.  1881,  S.  417.) 

Zusammenstellung  der  Kesultate  einer  sehr  ausführlichen  chemischen  Analyse  eines 
ca.  100jährigen  Kieferstammes.  Die  Untersuchung  erstreckte  sich  auf  den  Schaft,  welchem 
von  zwei  zu  zwei  Meter  Probescheiben  entnommen  wurden,  auf  „Knüppelholz"  (Stamm-  und 
Aststücke  von  7-13  cm  Durchmesser),  „Reisig"  (Aststücke  von  1  —  7  cm  Durchmesser)  und 
Nadeln.  Bei  allen  über  1  cm  starken,  zur  Analyse  verwendeten  Stamm-  und  Aststücken 
kamen  Holz  und  Rinde  getrennt  zur  Behandlung.  Bezüglich  der  gefundenen  Zahlenwerthe 
muss  auf  die  Abhandlung  selbst  verwiesen  werden.  K.  Wilhelm. 

43.  E.  Wein,  üntersuGhungen  über  das  Wachsthum  der  gelben  Lupine.    (Fühling's  landw. 
Ztg.,  30.  Jahrg.,  1881,  S.  407.    Aus  der  Zeitschr.  d.  landw.  Ver.  in  Bayern.) 

Die  wichtigsten  Ergebnisse  dieser  Arbeit  lauten: 

1.  Die  Lupineupflanzen  sind  in  ihren  ersten  Lebensperioden  relativ  am  reichsten  an 
Stickstoffsubstanz,  stickstofffreien  Extraktivstoffen  und  Mineralstoffen,  am  ärmsten  an  Fett 
und  Rohfaser. 

2.  Die  grösste  Thätigkeit  in  der  Neubildung  von  Trockensubstanz  und  in  der  Auf- 
nahme der  Nährstoffe  entwickelt  die  Lupinenpflanze  während  der  Blüthezeit.  Fett  wird  in 
grosser  Menge  erst  von  Beginn  dieser  Zeit  bis  zur  Reife  gebildet. 

3.  Den  meisten  Stickstoff  und  die  meiste  Phosphorsäure  hinterlassen  die  Lupinen 
durch  die  Wurzeln  im  Boden,  wenn  sie  beim  Schotenansatz  abgeschnitten  werden. 

K.  Wilhelm. 

44.  M.  Kunze.  Ueber  die  Einwirkung  des  Streurechens  auf  den  Massenzuwachs  der  Fichte. 
(Tharander  forstliches  Jahrbuch,  Band  31,  1881,  S.  47.) 

Mittheilung  der  Resultate  zweier,  in  Fichtenbeständen  eingeleiteter  und  durch 
12  Jahre  fortgesetzter  vergleichender  Versuche,  welche  ergaben,  dass  in  diesem  Zeitraum 
bereits  eine  beträchtliche  Beeinträchtigung  des  Massenzuwachses  auf  den  berechten  Ver- 
suchsflächen stattgefunden  hatte.  K.  Wilhelm. 

45.  V.  Sissowich.   Die  Bestockung  der  Getreidearten.   (Fühling's  landw.  Zeitung,  30.  Jahrg., 
1881,  S.  608.) 

Der  Verf.  suchte  festzustellen,  bei  welcher  Reihenentfernung  und  Tiefe  die  Chevalier- 
gerste sich  unter  gegebenen  klimatischen  und  Bodenverhältnissen  am  reichlichsten  bestockt. 
Die  Ergebnisse  seiner  durch  drei  Jahre  fortgesetzten  Anbauversuche  werden  in  tabellarischer 
Form  mitgetheilt.    Sie  können  selbstverständlich  nur  locales  Interesse  beanspruchen. 

K.  Wilhelm. 

46.  Stehler,  J.  G.    Die  Besamung  der  Wiesen.    (Oesterr.  landw.  Wochenblatt.  6.  Jahrg., 
1880,  No.  47.    Biedermann's  Centralbl.  f.  Agriculturchemie  etc.,  10.  Jahrg.,  1881,  S.  427.) 

Mit  der  Gülle  werden  den  Wiesen  viele  keimfähige  Samen  (namentlich  von  Weiss- 
klee), welche  den  Verdauungskanal  der  Thiere  unbeschädigt  passirt  haben,  zugeführt,  wodurch 
die  Berasung  gefördert  und  der  Werth  der  Düngung  selbst  gesteigert  wird.         K.  Wilhelm. 

47.  A.  Voss.    Der  Liebesapfel  oder  die  Tomate,  eine  nützliche  Pflanze  für  unseren  Haus- 
garten.   (Fühling's  landw.  Zeitg.,  30.  Jahrg.,  1881,  S.  732.) 

Eine  Anweisung  zur  erfolgreichen  Cultur  dieses  Gewächses  und  Angabe  über  die 
Verwendung  seiner  Früchte.  K.  Wilhelm. 

48.  Die  Serradella  (Ornithopus  sativus).   (Fühling's  landw.  Zeitg,  30.  Jahrg.,  1881,  S.  607. 
Aus  der  W^iener  Landw.  Zeitg.) 

Das  wichtigste  über  die  Culturansprüche  und  die  Entwickelung  dieser  Futterpflanze, 
nebst  Angabe  des  zweckmässigsten  Anbauverfahrens.  K.  Wilhelm. 

49.  Giersberg.    Anbau  der  Sandluzerne.    (Fühling's  landw.  Zeitg.,  30.  Jahrg.,  1881,  S.  9. 
Aus  dem  Landw.  Wochenblatt  für  Schleswig-Holstein.) 

Darstellung  des  zweckmässigsten  Culturverfahrens  für  die  „Sandluzerne",  welche  nur 
dann  auf  geringerem  Sandboden  mit  Erfolg  angebaut  werden  kann,  wenn  dieser  gemergelt, 
und  im  Untergrunde  weder  nass  noch  eisenschüssig  ist.  sonst  auch  auf  Lehm  und  auf  frucht- 
barem Humusboden  noch  sehr  gut  gedeiht.  Der  Ertrag  bleibt  jedoch  stets  hinter  der 
gewöhnlichen  Luzerne  zurück.  K.  Wilhelm. 


Assimilation.  41 

50.  Giersberg.    Der  Johannisroggen.    (Fühling's  landw.  Zeitg.,  30.  Jahrg.,  1881,  S.  281 
Aus  der  Deutsch,  landw.  Zeitg.) 

Der  Verf.  empfiehlt  den  Anhau  des  Johannisroggens  und  theilt  das  nach  seinen 
Erfahrungen  zweckmässigste  Verfahren  zur  Cultur  desselben  mit.  K.  Wilhelm. 

51.  H.  Grahl.  Anbauversuch  mit  Bohnen  verschiedener  Arten  unter  besonderer  Berück- 
sichtigung der  geernteten  Nährstofifmengen.  (Journal  für  Landwirthschaft ,  heraus- 
gegeben von  Henneberg  und  Drechsler,  29.  Jahrg.  1881.) 

Diese  Versuche  wurden  auf  dem  Versuchsfelde  der  inzwischen  aufgehobenen  Akademie 
Proskau  mit  verschiedenen  Sorten  von  Soja-,  Busch-  und  Buffbohuen  ausgeführt.  Die  letzteren 
lieferten  auf  gutem  Boden  die  höchsten  Erträge;  auf  geringerem  vermag  die  Sojabohne  mit 
zu  concurriren,  „wenn  die  übrigen  Bedingungen  erfüllt  sind ,  welche  wir  in  unserem  Klima 
zu  fordern  haben".  K.  Wilhelm. 

52.  H.  Grahl.  Erntenotizen  über  den  Anbau  von  Wicken.  (Der  Landwirth,  17.  Jahrg. 
1881,  No.  2,  S.  7.   Biedermann's  Centralbl.  f.  Agriculturchemie  etc.  Jahrg.  11, 1882,  S.  141.) 

Darstellung  der  von  zehn  in  Proskau  ausgesäeten  Sorten  erhaltenen  Erträge  an 
Körnern,  Stroh  und  Spreu.  K.  Wilhelm. 

53.  Eerner,  A.  v.  Anbauversuche  mit  alpinen  Futterpflanzen  in  Tirol.  (Innsbrucker 
landwirthsch.  Blätter,  9.  Jahrg.  1881,  No.  2.  Biedermann's  Centralbl.  f.  Agricultur- 
chemie, 10.  Jahrg.  1881,  S.  469.) 

Die  Versuche  fanden  auf  einer  Alpenwiese  des  „Blaser"  in  einer  Seehöhe  von  2212  m 
statt.  Zum  Anbau  gelangten  namentlich  Papilionaceen  und  Gramineen,  unter  welchen  Ono- 
brychis  montana,  Onöbrycliis  Balansae,  Trifolium  anatolicum,  Arten  von  Hedysarum  und 
Festtica,  sowie  Aira  atropurpurea  vorzüglich  gediehen.  —  Im  Allgemeinen  zeigte  sich  die 
Anzucht  aus  Samen  vortheilhafter,  als  die  Anpflanzung  lebender  Stöcke;  die  Aussaat  muss 
jedoch,  wenn  sie  Erfolg  haben  soll,  im  Herbste  stattfinden.  Durch  Verwendung  des  Samens 
früh  blühender  und  daher  zeitig  fruchtender  Individuen  lassen  sich  auch  manche  Pflanzen 
tieferer  Regionen  auf  höher  gelegenen  Alpenwiesen  ansiedeln  und  zur  Sameureife  bringen, 
so  z.  B.  Vicia  sepium,  Vicia  cracca  und  Lotus  cornictilatus.  —  Der  Verf.  stellte  auch  über 
die  Ergiebigkeit  der  Alpenwiesen  vergleichende  Versuche  an.  K.  Wilhelm. 

54.  C.  C  Moncada.  La  fisiologia  vegetale  presse  gli  Arabi.  (Atti  della  Soc.  d'acclimaz. 
ed  agric.  in  Sicilia  XXII,  p.  9—12.)    Palermo  1881. 

Verf.  giebt  eine  interessante  Darstellung  über  die  Kenntnisse,  welche  im  frühen 
Mittelalter  die  Araber  von  der  Pflanzenphysiologie  hatten.  Oft  sind  es  sehr  eigenthümliche 
Vorstellungen,  oft  aber  auch  trafen  ihre  Ansichten  das  Richtige. 

Für  die  Keimung  z.  B.  stellten  sie  als  nöthige  Bedingungen  das  Vorhandensein  von 
Sonnenwärme ,  Wasser,  Luft  und  Erde  auf,  und  kannten  wohl  die  Bedeutung  der  Coty- 
ledonen  als  Reservebehälter.  Betreffs  der  Ernährung  und  Circulation  des  Saftes  nahmen 
sie  an,  dass  die  Nährstoffe  durch  einen  inneren  (psychischen)  Impuls  der  Pflanze  mittelst  der 
Wurzeln  aus  der  Erde  gesogen  und  nach  oben  geleitet  würden.  Das  Aufsteigen  des  Nahrungs- 
saftes dauere  das  ganze  Frühjahr;  dann  trete  ein  Stillstand  ein  und  im  October  bis  December 
herrsche  eine  absteigende  Richtung  des  Saftstromes.  Im  Winter  schlafen  die  Gewächse,  bis 
zum  Beginn  des  Saftsteigens.  Der  Mond  übt,  nach  den  Ansichten  der  Araber,  grossen 
Einfluss  auf  die  Vegetation  aus,  besonders  auf  die  Färbung  der  Gewächse. 

Betreffs  der  Befruchtung  existirten  schon  richtige  Begriffe.  Dass  die  Fecondation 
sich  innerhalb  der  Corolle  vollziehe.  Man  nannte  die  vollständigen  Blütheu  sogar  „Herma- 
phroditen". Doch  waren  die  Ansichten  über  die  Bedeutung  des  Pistills  und  der  Staubgefässe 
nicht  ganz  geklärt.  Kreuzbefruchtung  wurde  jedoch  oft  künstlich  vollzogen.  Wie  schon 
oben  gesagt,  schrieben  die  Araber  der  Pflanze  eine  thätige  Seele  zu,  und  so  existirten  für 
sie  auch  Sympathien  und  Antipathien  der  Pflanzen  untereinander.  Das  Welken  der  Bäume, 
meinten  sie,  sei  oft  die  Folge  einer  unerwiderten  Liebe.  0.  Penzig, 

III.  Assimilation. 

55.  Pringsheim.    Zur  Kritik  der  bisherigen  Grundlagen  der  Assimilationstheorie  der 
Pflanzen,    (Monatsber.  d.  Akadem.  d.  Wiss.  zu  Berlin  1881,  Februarheft,  S.  117.) 


42  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

Im  Anschluss  an  seine  früheren  Untersuchungen  über  die  Function  des  Chlorophylls, 
hebt  der  Verf.  in  der  vorliegenden  Abhandlung  namentlich  die  folgenden  Punkte  hervor: 

1.  Die  Chlorophyllkörper  sind  nicht  allein  als  Assimilationsorgane  der  Pflanzen  zu 
betrachten,  sondern  functioniren  gleichzeitig  als  Sauerstofifcondensatoren;  sie  dienen  also 
sowohl  der  Assimilation  als  auch  der  Athmung. 

2.  Der  Chlorophyllfarbstofif  ist  nur  in  sofern  für  das  Zustandekommen  der  Assimilation 
von  Bedeutung,  als  er  die  Athmungsintensität  der  Pflanzenzellen  im  Licht,  welche  ohne  das 
Pigment  nach  Pringsheim  unter  diesen  Umständen  sehr  bedeutend  ausfallen  müsste,  herab- 
drückt und  somit  die  Anhäufung  der  Assimilationsproducte  in  den  grünen  Zellen  ermöglicht. 

3.  Die  Thatsache,  dass  nur  grüne  Zellen  assimilatorisch  thätig  sein  können,  berechtigt 
nicht,  wie  Pringsheim  meint,  zu  dem  Schluss,  dass  das  Chlorophyllpigment  direct  bei  dem 
Zustandekommen  der  Kohlensäurezersetzung  betheiligt  sei.  Dem  grünen  Farbstoff  kommt 
nach  des  Verf.  Ansicht  allein  die  unter  2.  angeführte  Function  zu,  und  daher  nimmt 
Pringsheim  an,  dass  nur  die  protoplasmatische  Grundmasse  der  Chlorophyllkörper  an  dem 
Processe  der  Kohlensäurezersetzung  unmittelbar  betheiligt  ist. 

4.  Endlich  behandelt  der  Verf.  vom  Standpunkte  seiner  Assimilationshypothese  aus 
noch  die  Frage  nach  den  Beziehungen  zwischen  Lichtintensität  und  Assimilationsgrösse, 
sowie  zwischen  Wellenlänge  des  Lichtes  und  Assimilationsgrösse  etc. 

56.  J.  Reinke.   Aldehydartige  Substanzen  in  chlorophyllhaltigen  Pflanzenzellen.    (Berichte 
d.  deutschen  ehem.  Gesellschaft,  14.  Jahrgang,  No.  15.) 

Die  hier  in  Betracht  kommenden  Substanzen  sind  der  Hauptsache  nach  durch  ihre 
Flüchtigkeit  sowie  durch  ihr  Vermögen,  reducirend  auf  alkalische  Silber-  und  Kupfersulfat- 
lösungen einzuwirken,  charakterisirt.  Die  vergleichenden  Untersuchungen  des  Verf.  haben  nun 
ergeben,  dass  diese  flüchtigen,  reducirenden  Substanzen  in  keinen  chlorophyllhaltigen  Pflanzen- 
theilen  fehlen,  während  Pilze  sowie  etiolirte  Keimpflanzen  frei  davon  sind.  Man  kann  die 
in  Rede  stehenden  Körper  aus  den  grünen  Pflanzentheilen  leicht  durch  Destillation  der- 
selben mit  Wasser  gewinnen.  Der  Verf.  wird  durch  verschiedene  Beobachtungen  zu  dem 
Schluss  geführt,  dass  die  reducirend  wirkenden  Körper  als  solche  in  den  Zellen  präformirt 
sind  und  sich  nicht  erst  durch  den  Destillationsprocess  bilden.  Nach  Reinke  wird  die 
aldehydartige  Substanz  nur  unter  Mitwirkung  des  Chlorophylls  gebildet.  Es  ist  wahr- 
scheinlich, dass  man  es  mit  Formaldehyd  zu  thun  hat  und  dass  dieser  das  erste  Reductions- 
product  der  Kohlensäure  in  der  grünen  Pflanzenzelle  darstellt.  Schliesslich  wendet  sich  der 
Verf.  noch  gegen  die  von  Loew  und  Bokoruy  geltend  gemachte  Anschauung,  nach  welcher 
das  Eintreten  oder  Ausbleiben  der  Silberreaction  durch  den  lebenden  oder  todten  Zustand 
der  Eiweissmolecüle  des  Protoplasma  bedingt  wird. 

57.  Frank  Schwarz.    Zur  Kritik  der  Methode  des  Gasblasenzählens  an  submersen  Wasser- 
pflanaen.     (Untersuchungen  aus  dem  Bot.  Listitut  in  Tübingen,  Bd.  I.  H.  I.} 

Die  Methode  des  Gasblasenzählens  wird  bekanntlich  vor  allen  Dingen  in  Anwendung 
gebracht,  wenn  es  sich  darum  handelt,  die  Abhängigkeit  der  Assimilationsgrösse  von  ver- 
schiedenen äusseren  Bedingungen  festzustellen.  Es  ist  nun  natürlich  von  methodologischer 
Bedeutung,  darüber  Aufschluss  zu  erhalten,  ob  eine  Gasblasenabscheidung  aus  Pflanzen 
nicht  allein  in  Folge  der  Kohlensäurezersetzung,  sondern  auch  noch  durch  anderweitige 
Vorgänge  herbeigeführt  werden  kann.  Der  Verf.  führte  seine  bezüglichen  Untersuchungen 
mit  Elodea-  und  Ceratopliylluin-?^&nzQn  aus.  Dieselben  gelangten  mit  Regen-  oder  Brunnen- 
wasser in  Berührung,  und  unter  diesen  Umständen  entwickelte  sich  unter  dem  Einfluss  des 
Lichtes  eine  erhebliche  Sauerstoffmenge.  Wenn  jetzt  aber  dem  Regen-  oder  Brunnenwasser 
ein  kleiner  Ueberschuss  von  Kalk-  oder  Barytwasser  zur  Bindung  der  vorhandenen  Kohlen- 
säure hinzugefügt  wurde,  so  hörte  sofort  jede  Gasblasenabscheidung  der  Pflanzen  auf.  Der 
Verf.  hat  durch  besondere  Versuche  festgestellt,  dass  die  Pflanzen  nicht  zu  Grunde  gehen, 
wenn  sie  sich  kurze  Zeit  lang  mit  dem  kalk-  oder  barythaltigen  Wasser  in  Contact  befinden, 
und  er  glangt  zu  dem  Schluss:  „dass  die  Gasblasenausscheidung  nur  dann  zu  Stande  kommt, 
wenn  die  Pflanze  Kohlensäure  zersetzt.  Weder  die  in  die  Pflanze  diffundirenden  Gase, 
noch  die  bei  der  Athmung  gebildete  kleine  Menge  Kohlensäure  reicht  hin,  um  den  Blasen- 
strom hervorzurufen.    Das  hier  Gesagte  gilt  sowohl  für  diffuses  als  für  directes  Sonnenlicht." 


AssimilatioQ.  43 

Im  AnscLluss  an  die  im  Vorstehenden  erwähnten  Versuche  stellte  der  Verf.  noch  einige 
Beobachtungen  über  den  Einfluss  des  Chloroforms  und  Aethers  auf  assimilirende  Pflanzen 
(Eloäea,  CeratophyllimJ  an.  Die  Untersuchungsobjecte  gelangten  in  Wasser,  welches  eine 
Beimischung  jener  Stoffe  empfangen  hatte.  Die  Gasblasenabscheidung  ging  noch  längere 
Zeit  (zuweilen  einige  Stunden  lang)  ungestört  fort.  Allmählich  wurde  sie  schwächer,  um  schliess- 
lich völlig  aufzuhören.  Die  Pflanzen  waren  jetzt  getödtet;  sie  schieden,  in  Chloroform-  oder 
ätherfreies  Brunnenwasser  versetzt,  keinen  Sauerstoff  mehr  ab.  Einige  Versuche,  welche  ich 
anstellte,  haben  in  Uebereinstimmung  mit  denjenigen  des  Verf.  ergeben,  dass  Pflanzen  in 
Contact  mit  chloroformhaltigem  Wasser  noch  während  längerer  Zeit  Kohlensäure  zu  zer- 
setzen vermögen. 

58,  Th.  W.  Engelmann.    Nene  Methode    zur  Untersuchung  der  Sauerstoffausscheidung 
pflanzlicher  und  thierischer  Organismen.    (Botanische  Zeitung,  1881,  S.  441.) 

In  dieser  wichtigen  Abhandlung  macht  der  Verf.  den  Leser  mit  einem  neuen  Reagens 
zur  Feststellung  der  Sauerstoffausscheidung  chlorphyllführender  Organismen  bekannt,  welches 
gestattet,  selbst  äusserst  minimale  Sauerstoffmengen  sicher  nachzuweisen.  Als  Reagens  dienen 
die  gewöhnlichen  Fäuliiissbacterien ,  namentlich  Baeterium  termo.  Die  Bacterien  sind  nur 
bei  Sauerstoffgegenwart  im  Stande,  sich  zu  bewegen.  Wenn  man  daher  in  einen  an  bewegungs- 
fähigen  Bacterien  reichen  Tropfen  einige  chloropliyllführende  Zellen  (z.  B.  Algen)  bringt, 
so  sammeln  sich  jene  ersteren  bei  intensiverer  Beleuchtung  unter  lebhafter  Bewegung  in 
der  Nähe  der  Algenzellen  an.  Es  ist  offenbar  der  von  den  chlorophyllhaltigen  Organismen 
erzeugte  Sauerstoff,  der  diese  Erscheinung  bedingt,  und  in  der  That  hört  die  Bewegung 
der  Bacterien  auf,  wenn  man  das  Gesichtsfeld  so  weit  verdunkelt,  dass  dieselben  noch  sichtbar 
sind.  Intensivere  Beleuchtung  ruft  die  Bacterienbewegung  wieder  hervor.  Mit  Hilfe  seiner 
Bacterienmethode  hat  der  Verf.  folgende  Thatsachen  festgestellt.  Alle  grün  gefärbten  Pflanzen- 
zellen scheiden  im  Licht  Sauerstoff  ab;  ebenso  die  braunen  Zellen  der  Diatomeen.  Auch 
die  im  Dunkeln  zur  Entwicklung  gekommenen,  gelb  gefärbten  Blattparenchymzellen  höherer 
Pflanzen  produciren  im  Licht  sofort  Sauerstoff  (wohl  in  Folge  sehr  schneller  Bildung 
normalen  Cloropbyllpigmentes.  D.  Ref.)  Zellen  mit  chlorophyllfreiem  Protoplasma  (Amöben, 
Monaden,  Myceliumfäden  von  Schimmelpilzen,  Wurzelhaarzellen)  scheiden  keinen  Sauerstoff 
ab.  In  chlorophyllhaltigen  Zellen  hat  Sauerstoffentwicklung  nur  da  —  aber  auch  überall 
da  —  statt,  wo  Chorophyllkörper  liegen.  Die  Sauerstoffabscheidung  findet  nur  bei  Licht- 
zutritt statt.  Die  Energie  der  Sauerstoffabscheidung  steigt  mit  der  Lichtintensität  innerhalb 
gewisser,  ziemlich  weiter  Grenzen.  Die  ultrarothen  Strahlen  sind  nicht  im  Stande,  Sauer- 
stoffabscheidung seitens  chlorophyllhaltiger  Zellen  hervorzurufen. 

59,  Famintzin.    Kohlensäurezerlegung  der  Pflanzen  in  künstlichem  Lichte.    (Der  Natur- 
forscher No.  14,  S.  20.   Ref.  nach  Centralblatt  für  Agriculturchenr.ie.    10.  Jahrg.,  S.  353.) 

Als  Untersuchungsobjecte  dienten  Spirogyra,  Selaginella  dendiciilata,  Eloäea  cana- 
densis  und  Bambusa  armulinacea.  Als  Lichtquelle  wurde  eine  Gasflamme  benutzt.  Die 
Kohlensäurezersetzung  ist  durch  die  Bildung  von  Sauerstoff  nachgewiesen  worden. 

60,  Th.  Weyl.     lieber    den  Einfluss   chemischer  Agentien  auf  die  Assimilationsgrösse 
grüner  Pflanzen.    (Sitzungsberichte  der  Physik.-medicin.  Societät  zu  Erlangen.   Heft  13.) 

Als  Untersuchungsobject  diente  Eloäea  canadensis.  Die  Pflanzen  befanden  sich  mit 
Leitungswasser  in  Berührung,  welchem  verschiedene  Substanzen,  deren  Einfluss  auf  die  Assimi- 
lationsgrösse geprüft  werden  sollte,  beigemischt  wurden.  Die  von  den  Pflanzen  erzeugten 
Gasmengen  sind  aufgefangen  und  gemessen  worden. 

Eine  Lösung  von  1  "/q  Carbolsäure  in  Wasserleitungswasser  verhindert  die  Gasab- 
scheidung  im  Sonnenlicht.  Eine  Carbolsäurelösung  von  0,25  7o  ^^^i  die  Sauerstoffabscheidung 
grüner  Pflanzentheile,  wenn  der  Versuch  nicht  zu  lange  fortgeführt  wird,  nicht  auf.  Sehr 
schädlich  wirkt  eine  kalt  gesättigte  Salicylsäurelösung  auf  die  Elodea-Päsinzen  ein.  Sehr 
giftig  wirken  auch  Strychninverbinduugen.  Conceutrirtere  Kochsalzlösungen  heben  die  Sauer- 
stoffabscheidung grüner  Pflanzentheile  vollkommen  auf.  In  einer  5procentigen  Chlornatrium- 
lösung findet  sehr  schwache  Gasproduction  statt.  0.25procentige  Sodalösungen  hemmen  die 
Sauerstoffentwicklung. 


44 


Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 


61.  H.  Müller -Thnrgau.    Das  Kappen   der  Reben.    (Der  Weinbau,  Organ  des  Deutschea 
Weinbauvereins  1882,  No.  24  u.  25.) 

In  vielen  Gegenden  des  deutschen  Weinbaugebietes  wird  etwas  vor  oder  gleich  nach 
der  Blüthezeit  eine  Laubarbeit  am  Weinstock  vorgenommen,  die  man  als  ,;Kappen"  oder 
„Ausbrechen"  etc.  bezeichnet.  Diese  Laubarbeit  besteht  darin,  dass  man  zur  angegebenen 
Zeit  die  auf  den  Bogreben  stehenden  Triebe  einkürzt  und  nur  diejenigen  Ruthen  unein- 
gekürzt  lässt,  welche  im  nächsten  Jahre  zu  Bogreben  verwendet  werden  sollen.  Gewöhnlich 
wird  so  eingekürzt,  dass  über  der  obersten  Blüthentraube  noch  2  (seltener  3~4)  Blätter 
stehen  bleiben.  Das  „Kappen"  soll  nach  der  hergebrachten  Meinung  von  grossem  Vortheil 
für  die  normale  Entwickelung  der  Trauben  sein.  Der  Verf.  war  aber  bereits  früher  zu  der 
Ansicht  gelangt,  dass  bei  stark  „gekappten"  Stöcken  die  wenigen  Blätter  nicht  im  Stande 
sein  würden,  die  für  das  Leben  und  das  Wachsthum  der  Stöcke,  sowie  für  das  Reifen  der 
Trauben  nothwendigen  Zuckermengen  herzustellen.  Eingehendere  Untersuchungen,  welche 
der  Verf.  an  mehr  oder  minder  stark  „gekappten",  respective  gar  nicht  „gekappten"  Wein- 
stöcken anstellte,  haben  zu  Resultaten  geführt,  welche  die  Richtigkeit  dieser  Ansicht 
bestätigen.  Die  „gekappten"  Reben  lieferten  weniger  Trauben  als  die  nicht  „gekappten", 
ausserdem  enthielten  die  Trauben  der  ersteren  procentisch  weniger  Zucker  als  diejenigen 
der  letzteren.  Der  Verf.  weist  übrigens  daraufhin,  dass  das  „Kappen"  der  Reben  vielleicht 
unter  besonderen  Umständen,  namentlich  dann,  wenn  die  Stöcke  sehr  dicht  stehen,  von 
Nutzen  für  die  Entwickelung  der  Pflanzen  sein  kann ;  im  Allgemeinen  ist  aber  das  „Kappen" 
der  Reben  nicht  zu  empfehlen. 

IV.  StofTumsatz  und  Zusammensetzung. 

62.  L.  Jahne.  Die  chemische  Zusammensetzung  einiger  Waldsamen.    (Centr.-Bl.  f.  d.  ges. 
Forstw.,  Jahrg.  1881,  H.  8  u.  9  Ref.  nach  Centralblatt  f.  Agric.-Chemie,  11.  Jahrg.,  S.  106.) 

Der  Verf.  untersuchte  die  vom  Staube,  den  Blüthenrudimenten  sowie  den  Samen- 
hüllen befreiten  Samen  einiger  Waldbäume  und  gelangte  zu  folgenden  Resultaten: 
100  Theile  des  frischen  Materials  enthielten: 


Phms 

Piiius 

Pinus 

Phms 

Larix 

Rob'tnia 

Frnxinus 

Betlila 

Acer 

excelsa 

Laricio 

$ylvestr. 

Cembra. 

europ. 

pseudoaca 

.   excels. 

alba 

campest 

Wasser 

7.82 

9.66 

9.64 

10.22 

10.81 

11.31 

8.84 

10.53 

9.74 

Aetherextract 

21.20 

28.62 

30.25 

23.13 

10.98 

10.71 

26.61 

18.25 

29.33 

Rohfaser 

29.51 

26.45 

18.25 

37.94 

52.09 

13.26 

6.86 

24.35 

8.63 

Protein 

18.67 

16.95 

25.87 

4.50 

4.02 

52.94 

12.15 

12.89 

24.04 

Asche 

5.80 

2.76 

5.95 

1.33 

2.29 

4.09 

2.92 

3.78 

4.49 

Harze  u.  N-freie 

Extractstoffe 

17.00 

15.56 

10.01 

22.88 

19.81 

27.63 

43.32 

(3.41 

30.20 

(1.99 

23.77 

(1.87 

Zucker  u.   Zucker  u.  Zucker) 
14.96  Dax-  8.67  Dex- 
trin) trin) 

Amylum  enthielt  keiner  der  untersuchten  Samen;  Zucker  und  Dextrin  fehlten  den 
Samen  der  Coniferen  sowie  denjenigen  von  Bobinia  völlig. 

63.  F.  Stobmann.    Ueber  die  quantitative  Bestimmung  von  freien  Säuren  in  pflanzlichen 
und  thierischen  Fetten.    (Journal  f.  prakt.  Chemie,  Bd.  24,  S.  506.) 

Wir  erwähnen  diese  Abhandlung  hier,  weil  der  Verf.  in  derselben  eine  Methode  zur 
Bestimmung  der  freien  Säuren  in  Fetten  in  Vorschlag  bringt,  welche  nicht  ohne  Bedeutung 
für  manche  pflanzenphysiologischen  Untersuchungen  erscheint.  Die  freien  Fettsäuren  werden 
nachStohmann  durch  Titriren  der  mit  Alkohol  stark  durchgeschüttelten  Fette  unter  Anwendung 
von  Barytwasser  bestimmt. 

64.  Rechenberg.    Ueber  den  Gehalt  der  thierischen  und  pflanzlichen  Fette  an  freien  Fett- 
säuren.    (Journal  f.  prakt.  Chemie,  Bd.  24,  S.  512.) 

In  frischen  thierischen  Fetten  (Menschenfett,  Schweine-  sowie  Rindsfett)  sind  nur 
sehr  unbedeutende  Mengen  freier  Fettsäuren  vorhanden,  und  es  erschien  dem  Verf.  daher  noth- 
wendig,  die  Angabe,  wonach  die  Pflanzenfette  reichliche  Quantitäten  freier  Fettsäuren  ent- 
halten sollen,   einer  genaueren  Prüfung  zu  unterziehen.    Die  Fette  wurden  mit  Hilfe  von 


Stoffumsatz  uud  Zusammensetzung.  45 

Petroleumäther  aus  den  Pflanzentheilen  (Samen)  extrahirt.  Die  Bestimmung  der  freien 
Fettsäuren  in  den  Fetten  geschah  titrimetrisch  unter  Anwendung  von  Kalihydrat.  Es 
ergab  sich  nun,  dass  unreife  Samen  nicht  unbeträchtliche  Mengen  freier  Fettsäuren  enthalten. 
Der  Gehalt  reifer  Samen  (Raps-,  Lein-,  Mohnsamen  etc.)  an  diesen  Stoffen  ist  aber  ein  sehr 
geringfügiger.  Samen,  die  zufällig  in  einem  bereits  angekeimten  Zustande  geerntet  wurden, 
enthielten  wieder  grössere  Quantitäten  freier  Fettsäuren,  welche  Thatsache  wohl  zu  dem 
Schluss  berechtigt,  dass  bei  der  Keimung  eine  Zersetzung  der  in  den  Samen  vorhandenen 
Glyceride  stattfindet.  Samen,  welche,  bevor  sie  zur  Untersuchung  gelangten,  längere  Zeit 
(mehrere  Jahre)  aufbewahrt  worden  waren,  enthielten  wieder  grössere  Mengen  freier  Fett- 
säuren als  die  im  frischen  Zustande  untersuchten  reifen  Samen. 

65.  0.  Kellner.  Ueber  den  Gebalt  einiger  Wurzelgewächse  an  stickstoffhaltigen  Nicht- 
proteinstoffen. (Deutsche  laudwirthsch.  Presse,  7.  Jahrg.,  S.  493.  Ref.  nach  Centralbl. 
f.  Agriculturchemie,  10.  Jahrg.,  S.  540.) 

Da  sich  nach  früheren  Beobachtungen  des  Verf.  der  Gehalt  grüner  Pflanzentheile 
an  stickstoffhaltigen  Substanzen  nicht  eiweissartiger  Natur  unter  anderem  abhängig  erweist 
von  der  Stickstoffzufuhr  im  Dünger,  so  erschien  es  von  besonderem  Interesse,  den  Gehalt 
verschiedener,  einerseits  auf  Rieselanlagen,  andererseits  auf  einem  nicht  berieselten  Boden 
zur  Entwickelung  gelangter  Wurzelgewächse  an  den  erwähnten  Stoffen  festzustellen.  Den 
Wurzelgewächsen  der  Rieselanlagen  hatte  während  ihrer  Vegetation  eine  relativ  beträchtliche 
Menge  leicht  aufnehmbarer  Stickstoffverbindungen  zur  Disposition  gestanden,  und  in  der 
That  enthielten  die  Futterrunkeln  sowie  Pferdemöhren  von  den  Rieselanlagen  nicht 
unerhebliche  Quantitäten  an  Stickstoffverbindungen  überhaupt,  Salpetersäure  sowie  an  ander- 
weitigen Stickstoffverbindungen  nicht  eiweissartiger  Natur  mehr,  als  die  auf  einem  nicht 
berieselten  schweren  Thonboden  erwachsenen  Wurzeln.  Ein  sehr  bedeutender  Theil  des 
Stickstoffs,  oft  mehr  als  die  Hälfte,  ist  in  den  Wurzeln  in  Verbindungen  enthalten,  die  nicht 
Proteiustoffe  sind. 

66.  E.  Schulze  und  J.  Barbieri.  Ueber  das  Vorkommen  von  Peptonen  in  den  Pflanzen. 
(Chemisches  Centralblatt  1881,  S.  714.) 

Nach  den  Untersuchungen  von  F.  Hofmeister  (Zeitschrift  f.  physiolog.  Chemie 
Bd.  4 ,  S.  253)  können  die  Peptone  nur  mit  Hilfe  der  Biuretreactiun  (d.  h.  durch  die 
Rothfärbung  der  alkalisch  gemachten  Peptonlösung  auf  Zusatz  von  Kupferlösung)  sicher 
nachgewiesen  werden ;  die  Reaction  ist  aber  allein  dann  eine  zuverlässige,  wenn  Eiweissstoffe 
nicht  vorhanden  sind.  Aus  diesem  Grunde  haben  die  Verf.  die  aus  ihren  Untersuchungs- 
objecten  gewonnenen  Extracte,  welche  auf  einen  Peptongehalt  geprüft  werden  sollten,  zunächst 
mit  Hilfe  von  Bleizucker  von  Eiweissstoffen  befreit.  Die  eiweissfreie  Lösung  wurde  mit 
Phosphorwolframsäure  versetzt,  der  gebildete  Niederschlag  auf  einem  Filter  gesammelt,  mit 
verdünnter  Schwefelsäure  ausgewaschen,  vom  Filter  abgelöst  und  mit  überschüssigem  Baryt- 
hydrat und  Wasser  digerirt.  Nach  abermaligem  Filtriren  konnte  die  gewonnene  Flüssigkeit 
zur  Nachweisung  der  Peptone  benutzt  werden.  Durch  colorimetrische  Bestimmungen  (unter 
Benutzung  einer  reinen  Peptonlösung  von  bekanntem  Peptongehalt  als  Vergleichsflüssigkeit) 
konnten  die  eventuell  vorhandenen  Peptonmengen  sogar  quantitativ  ermittelt  werden. 

Zunächst  haben  die  Verf.  Keimpflanzen  auf  einen  Peptongehalt  untersucht.  In  Lupinen- 
keimpflanzen sind  Peptone  vorhanden.  Drei  Tage  alte  Keimlinge  enthielten  0.6—0.7% 
Pepton  (auf  Trockensubstanz  bezogen) ;  ältere  Lupinenkeimpflanzen  erwiesen  sich  pepton- 
ärmer.  Dass  die  Peptone  schon  in  der  lebenden  Zelle  der  Keimpflanzen  vorhanden  sind 
und  sich  der  Hauptsache  nach  nicht  erst  bei  der  Darstellung  der  zur  Untersuchung  dienenden 
Extracte  bilden,  geht  wohl  mit  Sicherheit  aus  den  Angaben  der  Verf.  (vergl.  ehem.  Central- 
blatt, S.  749)  hervor.  Kleine  Peptonmengen  sind  nach  den  Untersuchungen  der  Verf.  auch 
in  den  Soja-  und  Kürbiskeimpflanzen  vorhanden.  Die  Peptonbestimmungen  der  Verf.  be- 
schränkten sich  aber  nicht  allein  auf  Keimpflanzen ;  sie  haben  auch  Kartoffeln,  Rüben  sowie 
Grünfutterstoffe  untersucht.  In  den  Kartoffeln  und  Rüben  waren  sehr  kleine  Peptonmengen 
nachzuweisen.  Die  Gegenwart  relativ  beträchtlicher  Peptonmengen  konnte  in  jungen  Gräsern 
constatirt  werden,  während  sich  junge  Lupinenpflanzen,  Rothklee  sowie  einige  Heuarten 
peptonfrei  erwiesen. 


46  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

67.  E.  Schulze  und  J.  Barbieri.  üeber  das  Vorkommen  von  Allantoin  im  Pflanzenorganismus. 

(Berichte  der  Deutschen  Chem.  Gesellschaft  1881,  S.  1602.) 

Die  Verl.  haben  mit  Knospen  besetzte  Zweige  von  Plataniis  orientalis  als  Unter- 
suchungsobjecte  benutzt.  Dieselben  wurden  in  Wasser  gestellt,  und  es  Hess  sich  nun  zur  Zeit 
der  Knospenentfaltung  Allantoin  in  den  jungen  Trieben  nachweisen.  Diese  jungen  Triebe 
wurden  zur  Isolirung  des  erwähnten  Körpers  getrocknet,  mit  heissem  Wasser  extrahirt,  und 
die  erhaltene  Lösung  mit  Bleiessig  versetzt.  In  das  vom  Bleiniederschlag  befreite  Filtrat 
wurde  Schwefelwasserstoff  eingeleitet,  und  aus  der  nach  abermaliger  Filtration  gewonnenen 
Lösung  des  Allantoin  durch  Krystallisation  abgeschieden.  Die  Identität  der  erhaltenen  Sub- 
stanz mit  Allantoin  konnte  durch  chemische  Untersuchung  unzweifelhaft  festgestellt  werden. 
Die  jungen  Platanentriebe  enthielten  (auf  lufttrockenes  Untersuchungsmaterial  bezogen) 
0.5—1%  Allantoin.  Das  Allantoin  entsteht  in  der  Pflanze  ganz  sicher  durch  Stoffwechsel- 
processe  neben  andern  Substanzen  aus  den  Eiweissstoffen  des  Protoplasma. 

68.  E.  Schulze  und  J.  Barbieri.  üeber  das  Vorkommen  von  Phenylamidopropionsäure 
unter  den  Zersetzungsproducten  der  Eiweissstoffe.  (Berichte  d.  Deutschen  Chem. 
Gesellschaft  1881,  S.  1785.) 

Die  Verf.  haben  aus  den  Keimpflanzen  von  Lupinus  luteus  eine  Substanz  isolirt, 
welche  als  Phenylamidopropionsäure  bezeichnet  werden  muss.  Diese  Substanz  entsteht  in 
den  lebensthätigen  Pflauzenzellen  neben  As^iaragiu  etc.  ohne  Zweifel  in  Folge  der  Eiweiss- 
zersetzung.  In  den  ruhenden  Lupinensamen  konnte  die  Gegenwart  der  Phenylamidopropion- 
säure nicht  nachgewiesen  werden. 

69.  0.  Loew  und  Th.  Bokorny.  Ein  chemischer  Unterschied  zwischen  lebendigem  und 
todtem  Protoplasma.    iPflüger's  Archiv  f.  d.  gesammte  Physiologie,  Bd.  25,  1881,  S.  150.) 

Die  Verf.  gehen  von  der  Hypothese  aus,  dass  im  lebensthätigen  Protoplasma  eine 
Anzahl  Aldehydgiuppen  vorhanden  sind,  und  dass  die  leichte  Beweglichkeit  dieser  Gruppen 
das  Leben  des  Protoplasma  bedingt.  Loew  und  Bokorny  suchten  nun  das  Vorhandensein 
solcher  Aldehydgruppen  in  den  lebendigen  Zellen  und  die  Abwesenheit  derselben  in  todten 
Zellen  nachzuweisen.  Dabei  wurde  eine  alkalische  Silbernitratlösung  in  Anwendung  gebracht, 
welche  nach  einer  von  den  Verf.  gegebenen  Vorschrift  leicht  herzustellen  ist,  und  die  auf 
lOÜOOO  Thi.  Wasser  nur  1  Thl.  Silbersalz  enthält.  Werden  geeignete  Untersuchungsobjecte 
(z.  B.  Fäden  von  Spirogyra)  mit  dem  Reagens  in  Berührung  gebracht,  so  zeigt  sich,  dass 
dieselben  alsbald  eine  dunklere  Färbung  annehmen.  Nach  12  stündigem  Verweilen  der  Algen- 
zellen in  einer  grösseren  Quantität  der  Silberlösung  bieten  sie  unter  dem  Microskop  einen 
überraschenden  Anblick  dar.  Das  Protoplasma  der  Zellen  erscheint  nämlich  von  aus- 
geschiedenem Silber  tief  schwarz  gefärbt.  Tödtet  man  die  Zellen,  bevor  man  sie  mit  der 
Silberlösung  in  Contact  bringt,  auf  irgend  eine  Weise  (durch  Aetherisiren,  durch  Behandlung 
mit  Säuren  oder  Alkalien),  so  wirkt  das  Protoplasma  nicht  mehr  reducirend  auf  das  Silber- 
nitrat ein.  Die  Zellen  höherer  Pflanzen  verhalten  sich,  im  lebensthätigen  und  abgestorbenen 
Zustande  der  Silbernitratlösung  gegenüber  ganz  ähnlich,  wie  die  Zelieu  von  Algen.  In 
allen  Fällen  sollen  es  nach  den  Verf.  die  Aldehydgruppen  des  lebendigen  Protoplasma  sein, 
welche  die  Keductionserscheinungen  hervorrufen.  Uebrigens  heben  die  Verf.  selbst  hervor, 
dass  mehrere  Untersuchungsobjecte  (Diatomeen,  Schimmelpilze,  Infusorien)  die  erwähnte 
Eeductionserscheinung  nicht  oder  nicht  deutlich  hervortreten  lassen.  Diese  Thatsache  suchen 
die  Verf.  durch  den  Hinweis  darauf  zu  erklären,  dass  das  benutzte  Reagens  in  manchen 
Zellen  nur  schwierig  eindringt ,  und  dass  manche  Zellen  in  Contact  mit  dem  Reagens  sehr 
schnell  absterben,  so  dass  die  Silberabscheidung  nicht  deutlich  nachgewiesen  werden  kann. 
Uebrigens  ist  noch  zu  bemerken,  dass,  wie  die  Verf.  feststellten,  verschiedene  Substanzen,  die 
neben  dem  lebensthätigen  Protoplasma  in  den  Pflanzenzellen  vorkommen,  und  reducirend  auf 
alkalische  Silberlösung  einwirken  können,  die  Reductionserscheinung  kaum  merklich  hervor- 
rufen, wenn  das  Reagens  in  dem  oben  erwähnten  verdünnten  Zustande  zur  Anwendung  gelangt. 
Unter  diesen  Umständen  bewirkt  z.  B.  Glycose  eine  kaum  nachweisbare  Silberabscheidung. 

70.  0.  Loew  und  Th.  Bokorny.  lieber  die  Aldehydnatur  des  lebenden  Protoplasma. 
(Berichte  d.  deutschen  chemischen  Gesellschaft,  14.  Jahrg.,  S.  2508.) 

Nach  Reinke's  Ansicht  (Berichte  der  deutschen  chemischen  Gesellschaft,  14.  Jahrg., 


Stoffumgatz  und  Zusammensetzung.  47 

S.  2150)  ist  das  Hervortreten  der  von  den  Verf.  constatirten  Reductionserscheinung,  welche 
Pflanzenzellen  in  Contact  mit  alkalischer  Silberlösung  erkennen  lassen,  der  Hauptsache  nach 
auf  das  Vorhandensein  einer  aldehydartigen  Substanz,  die  zumal  in  Folge  des  Assimilations- 
processes 'entsteht  (Formaldebyd),  zurückzuführen,  während  die  erwähnte  Silberreaction  nach 
Loew  und  Bokorny,  wie  diese  Forscher  auch  wieder  in  der  vorliegenden  Abhandlung  mit 
Nachdruck  betonen,  durch  das  lebende  Protoplasma  hervorgerufen  jvird.  Zur  weiteren 
Begründung  dieser  Anschauung  wird  namentlich  darauf  hingewiesen,  dass  die  Silberreaction 
nach  der  erfolgten  Abtödtung  der  Zellen  nicht  mehr  auftritt,  und  dass  das  Silberreductions- 
vermögen  der  Zellen  genau  mit  dem  Temperaturgrade  aufhört,  bei  dem  auch  das  Leben 
erlischt.  Es  scheint  mir  aus  den  vorliegenden  Untersuchungen  hervorzugehen,  dass  die  in 
Rede  stehende  Reaction  nicht  in  allen  Fällen  genau  den  nämlichen  Ursachen  ihre  Entstehung 
verdankt.  Oft  wird  sie  wohl  ausschliesslich  durch  das  lebende  Protoplasma  hervorgerufen, 
in  anderen  Fällen  verdankt  sie  ihre  Entstehung  daneben  noch  der  Gegenwart  durch  die 
Assimilation  oder  durch  Stofi'wechselprocesse  in  den  Zellen  entstandener  aldehydartiger  Körper. 

71.  0.  Loew  und  Tb.  Bokorny.  lieber  das  Absterben  pflanzlichen  Plasmas  unter  ver- 
schiedenen Bedingungen.    (Pflüger's  Archiv  f.  die  gesammte  Physiologie,  Bd.  26,  S.  50.) 

Die  Verf.  haben  Spirogyra-Fäden  verschiedenen  ungünstigen  Bedingungen  ausgesetzt 
und  mit  Hilfe  der  alkalischeu  Silberlösung  festzustellen  gesucht,  wann  der  Tod  der  Zellen 
eingetreten  war.  Bei  Lichtmaugel  sind  nach  9  Tagen  noch  nicht  sämmtliche  Zellen  getödtet ; 
die  nicht  zu  Grunde  gegangenen  können  sogar,  wenn  sie  normalen  Lebensbedingungen  aus- 
gesetzt werden,  wieder  zu  lebhafter  assimilatorischer  Thätigkeit  gebracht  werden.  Selbst 
nach  16tägigem  Verweilen  im  Finstern  sind  noch  einige  Spirogyra-ZeWen  nicht  getödtet. 
Einigermaassen  weitgehendes  Austrocknen,  sowie  mechanische  Eingriffe  (Zerreiben)  haben 
den  Tod  der  Spirogyra-ZeWen  zur  Folge.  Dieselben  sind  nicht  mehr  im  Stande,  Silber  aus 
der  alkalischen  Silberlösung  abzuscheiden.  Anästhetica  (Aether,  Chloroform)  tödten  die 
Algenzellen  nach  einiger  Zeit.  Säuren  tödten  die  Zellen  leicht;  gegen  Alkalien  sind  sie 
einigermaassen  widerstandsfähig  (nach  10  Minuten  langem  Verweilen  in  Iproceutigen  Kali- 
oder Ammoniaklösungen  waren  noch  nicht  sämmtliche  Zellen  getödtet).  Recht  giftig  wirken 
auf  die  Pflanzenzellen  grössere  Chlornatriummengen.  Ebenso  gehen  dieselben  in  Contact 
mit  vielen  organischen  Substanzen  schnell  zu  Grunde.  Specielles  über  die  Wirkung  des 
essigsauren  Strychnins  auf  die  Spirogyra-ZeWen  ist  in  der  Originalabhandlung  nachzusehen. 

72.  M.  Hayduck.  üeber  den  Einfluss  einiger  Säuren  auf  die  Entwickelung  und  Gähr- 
thätigkeit  der  Hefe.  (Zeitschrift  f.  Spiritusindustrie  1881,  S.  341,  Ref.  nach  Central- 
blatt  f.  Agriculturchemie  10.  Jahrg.,  S.  782.) 

Der  Verf.  prüfte  in  zahlreichen  Versuchen  den  Einfluss  der  Schwefelsäure,  Salzsäure, 
Phosphorsäure,  Milchsäure  und  Bernsteinsäure  auf  die  Entwickelung  sowie  die  Gährthätigkeit 
der  Hefe  und  gelaugte  zu  folgenden  Resultaten:  1.  Die  genannten  Säuren  schädigen  die 
Thätigkeit  der  Hefe,  wenn  der  Säuregehalt  der  Gährungsflüssigkeit  einen  gewissen  Grad  über- 
schreitet. Dabei  wirken  verschiedene  Säuren  in  sehr  ungleichem  Maasse  gährungsstörend. 
(0.2  "/o  Schwefelsäure  und  0.4-0.5  "/q  Phosphorsäure  wirken  schon  merklich  störend,  0.7% 
Schwefelsäure  unterdrückt  die  Gährung;  bei  1.3  %  Phosphorsäuregehalt  der  Gährungs- 
flüssigkeit findet  aber  noch  merkliche  Gährung  statt.)  2.  Der  schädigende  Einfluss  der 
Säuren  äussert  sich  auf  die  Gährwirkung  und  auf  das  Wachsthum  der  Hefe  nicht  in  gleicher 
Stärke,  Im  Allgemeinen  wird  das  "Wachsthum  der  Hefe  schon  durch  einen  geringeren  Säure- 
gehalt geschädigt  als  die  Gährung.  3.  Sehr  geringe  Säuremengen  (0.02  %  Schwefelsäure  und 
0.1—0.2  %  Milchsäure)  können  einen  die  Gährung  und  die  Hefeentwickeluug  fördernden 
Einfluss  haben. 

73.  M.  Märcker.  Untersuchungen  über  die  Störung  der  Gährung  durch  verschiedene 
Substanzen.  (Zeitschr.  f.  Spiritusiudustrie,  1881,  S.  114.  Centralblatt  f.  Agricultur- 
chemie, 10.  Jahrg.,  S.  560.) 

Der  Verf.  hat  die  theoretisch  interessante  und  praktisch  wichtige  Thatsache  festgestellt, 
dass  schon  sehr  kleine  Mengen  von  Buttersäure  und  Kapronsäure  hemmend  auf  die  Ent- 
wickelung, sowie  die  Gährthätigkeit  des  Hefepilzes  einwirken,  während  Gegenwart  von  Milch- 
säure bei  weitem  keinen  so  nachtheiligen  Einfluss  ausübt.  Fügt  man  der  Gährungsflüssigkeit 


48  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie, 

0,1  %  Buttersäure  hinzu ,  so  kann  die  Hefe  ihre  zersetzende  Thätigkeit  nicht  mehr  zur 
Geltung  bringen.  Dagegen  hat  sich  ergeben,  dass  erst  ein  Zusatz  von  3,5  "/q  Milchsäure  die 
Hefevermehrung  vollständig  zum  Stillstande  bringt. 

74.  F,  Hüppe.    Ueber  das  Verhalten  ungeformter  Fermente  gegen  hohe  Temperaturen. 
(Chemisches  Centralblatt  f.  1881,  S.  745.) 

Es  ist  bekannt,  dass  verdünnte  Fennentlösuugen  ihre  Wirksamkeit,  wenn  sie  auf 
Temperaturen  erwärmt  werden  die  wenig  unter  100"  C.  liegen,  einbüssen.  Concentrirte 
Fermentlösungen  überstehen  dagegen  selbst  Temperaturen  von  100"  C.  Im  trockenen  Zu- 
stande können  die  Fermente  (Pepsin,  Diastase) ,  wie  der  Verf.  feststellt ,  relativ  sehr  hohe 
Wärmegrade  erlangen.  Das  TTutersuchungsmaterial  wurde  zunächst  über  Schwefelsäure 
getrocknet  und  dann  während  verschieden  langer  Zeit  höheren  Temperaturen  ausgesetzt. 
Malzdiastase  konnte  z.  B,  1/4  Stunde  lang  auf  158  "C.  erwärmt  werden,  ohne  ihre  fermen- 
tative  Wirkung  eiuzubüssen,  Erwärmung  der  Fermente  auf  Temperaturen  über  100 "  C. 
schwächt  übrigens  ihre  Wirksamkeit  nicht  unwesentlich, 

75.  Lechartier.    Modification  de  composition  sirbies  par  les  fourrages  verts  conserves  en 
silO-     (Comptes  rendus,  T.  93,  p.  734.) 

Der  Verf.  hat  eine  Reihe  von  Untersuchungen  angestellt,  um  genau  zu  erfahren, 
welche  Veränderungen  frische  Pflanzenmassen  erfahren,  welche  längere  Zeit  bei  Luftabschluss 
aufbewahrt  werden.  Die  Untersuchungsobjecte  wurden  in  geeignete  Flaschen  eingeschlossen 
und  ihre  Zusammensetzung  sowohl  bei  Beginn  wie  auch  nach  Abschluss  der  Versuche  fest- 
gestellt. Es  ergab  sich,  dass  die  Pflauzeumassen  bedeutende  Verluste  an  Kohlehydraten 
erlitten,  und  dass  in  Folge  der  bei  Luftabschluss  stattfindenden  inneren  Athmung  der  Zellen 
bedeutende  Kohlensäure-  sowie  Alkoholmengen  gebildet  wurden.  Der  Gehalt  der  Unter- 
suchungsobjecte an  stickstoffhaltigen  organischen  Stoffen  war  nach  Abschluss  der  Versuche 
nahezu  derselbe  wie  bei  Beginn  derselben.    Der  Fettgehalt  hatte  sich  etwas  vergrössert. 

76.  V.  Mering.    Ueber  die  Einwirkung  diastatischer  Fermente  auf  Stärke,  Dextrin  und 
Maltose.     (Zeitschrift  f.  physiologische  Chemie,  Bd.  5,  S.  185.) 

Musculus  und  Gruber  (vergl,  Zeitschrift  f.  physiologische  Chemie,  Bd.  2)  haben 
schon  vor  einiger  Zeit  die  Angabe  gemacht,  dass  bei  der  Einwirkung  der  Diastase  auf 
Amylum  neben  Dextrin  und  Maltose  auch  Traubenzucker  entstehe.  Der  Verf.  bestätigte 
die  Richtigkeit  dieser  Angaben;  er  ist  bei  seinen  Untersuchungen  zu  den  folgenden  Resul- 
taten gelaugt:  1.  aus  Stärke  bildet  sich  unter  dem  Eiufluss  von  Speichel  oder  Diastase 
anfangs  ausser  Dextrin  nur  Maltose ;  2.  bei  längerer  Einwirkung  der  Fermente  auf  Amylum 
tritt  als  secundäres  Product,  d.  h.  durch  Spaltung  von  Maltose,  Traubenzucker  auf;  3.  Mal- 
tose wird  in  kurzer  Zeit  (circa  2  Stunden)  weder  durch  Diastase  noch  Speichel  nachweisbar 
verändert;  4.  sowohl  Speichel  wie  Malzferment  verwandeln  bei  langer  Einwirkung  Maltose 
in  Traubenzucker;  5.  weder  bei  der  Fäulniss  (?)  noch  bei  der  Gährung  von  Maltose  lässt 
sich  Glycose  nachweisen;  6.  bei  der  Einwirkung  von  Diastase  oder  Speichel  auf  Amylum 
entstehen  zwei  verschiedene  Dextrine,  von  denen  das  eine  durch  die  Fermente  angegriffen 
wird,  das  andere  dagegen  nicht;  7.  lässt  man  Speichel  oder  Malzfermeut  auf  Dextrin  (welches 
durch  Fermente  verändert  wird)  einwirken,  so  entsteht  Maltose,  und  als  secundäres  Product 
aus  Maltose  Traubenzucker. 

77.  W.  Detmer.  Vergleichende  Untersuchungen  über  den  EinJ9uss  verschiedener  Substanzen 
auf  Fflanzenzellen  und  auf  Fermente  der  Pflanzen.  (LandwirthscLaftl,  Jahrbücher, 
Bd.  10,  S.  731  und  Sitzungsberichte  der  Jenaischen  Gesellschaft  für  Medicin  und  Natur- 
wissenschaft, Jahrg.  1881.) 

Es  ist  mehrfach  die  Ansicht  ausgesprochen  worden,  dass  die  im  Protoplasma  zur 
Geltung  kommenden  Lebensphänomeue  auf  das  Stattfinden  fermentativer  Processe  zu- 
rückzuführen seien  (Fermenthypothese).  Andererseits  wird  als  besondere  Ursache  der 
besonderen  Lebenserscheinungen  die  in  Folge  lebhafter  intramolecularer  Bewegung  der 
Atome  der  lebendigen  Eiweissnioleküle  fortdauernd  stattfindende  Selbstzersetzung  der  letzteren 
angesehen,  wobei  stickstoffhaltige  sowie  stickstofffreie  Dissociationsproducte  entstehen  (Disso- 
ciationshypothese).  Die  vorliegende  Abhandlung  enthält  Beiträge  zur  tieferen  Begründung 
der  Dissociationshypothese.    Es  ist  die  Einwirkung  verschiedener  Substanzen  auf  ein  Ferment 


Stoffumsatz  und  Zusammensetzung.  49 

(Diastase)  einerseits  und  auf  Pflanzenzellen  andererseits  untersucht  worden.  Dann  sind  die 
Fermente  wirklich  als  diejenigen  Stoffe  anzusehen,  ohne  deren  Mitwirkung  die  Lebens- 
erscheinungen nicht  zu  Stande  kommen  können,  so  müssen  solche  Substanzen,  welche  die 
Wirksamkeit  der  Fermente  aufheben,  zugleich  die  Püanzenzellen  tödten,  und  ferner  ist  es 
auf  Grund  der  soeben  ausgesprochenen  Voraussetzung  wahrscheinlich,  dass  viele  Stoffe,  welche 
die  Pflanzenzellen  tödten,  zugleich  auch  die  Wirksamkeit  der  Fermente  aufheben  werden. 
Dasjenige  Ferment,  welches  nach  der  Ansicht  verschiedener  Physiologen  das  Zustandekommen 
der  eigeuthümlicheu  Lebenserscheinungen  herbeiführen  soll,  ist  von  den  Vertretern  dieser 
Anschauung  allerdings  nicht  isolirt  worden.  Es  blieb  daher  nichts  anderes  übrig,  als  das 
Verhalten  bestimmter  Stoffe  bekannten  Fermenten  gegenüber  zu  studiren,  und  ein  der- 
artiges Vorgehen  erscheint  auch  in  der  That  unter  Berücksichtigung  verschiedener  Ver- 
hältnisse als  ein  berechtigtes.  Grössere  Chloroformmengen  tödten  die  Pflanzenzellen  (es 
wurde  die  Einwirkung  des  Chloroforms  auf  Keimpflanzen  untersucht)  unfehlbar,  während 
sie  nicht  im  Stande  sind,  das  Vermögen  der  Diastase,  das  Amylum  in  Dextrin  und  Maltose 
zu  spalten,  aufzuheben.  Phosphorsäurelösungen  von  bestimmter  Concentration  tödten  die 
Pflanzeuzellen  nicht,  und  Samen,  die  sich  mit  ihnen  in  Contact  befinden,  keimen  daher ;  hin- 
gegen heben  die  Phosphorsäurelösungen  von  der  nämlichen  Concentration  die  stärkeumbildende 
Fähigkeit  der  Diastase  völlig  auf.  (Uebrigens  vergl.  man  auch  meine  neueren  Untersuchungen 
über  die  hier  berührten  Fragen  in  den  Sitzungsberichten  der  Jenaischen  Gesellschaft  für 
Medicin  und  Naturwissenschaft  Jahrg.  1882  und  das  folgende  Referat.)  Diese  sowie  ander- 
weitige Beobachtungen  zeigen  zumal,  dass  es  Substanzen  giebt  (Phosphorsäurelösungen  von 
bestimmter  Concentration),  welche  die  Pflanzenzellen  nicht  tödten,  wohl  aber  die  Wirk- 
samkeit der  Fermente  aufheben,  und  daraus  erhellt,  dass  die  Thätigkeit  dieser  letzteren  nicht 
als  Ursache  der  elementaren  Lebensvorgänge  angesehen  werden  kann.  Nur  vom  Stand- 
punkte der  Dissociationshypothese  aus  gelingt  es,  tiefere  Einsicht  in  das  Wesen  des  Lebens- 
processes  zu  gewinnen. 

Im  Anschluss  an  die  im  Vorstehenden  erwähnten  Untersuchungen  ist  noch  der  Ein- 
fluss  einer  grossen  Reihe  verschiedener  Substanzen  (anorganischer  sowie  organischer  Säuren, 
Alkalien,  verschiedener  Salze,  Alkohol,  Benzol,  ätherischer  Oele,  Zucker)  auf  die  Diastase 
sowie  auf  Pflanzeuzellen  untersucht  worden;  bezüghch  der  Resultate  ist  die  Original- 
abhandlung nachzusehen.  Ferner  wird  das  Wesen  des  Processes  der  Stärkeumbildung  durch 
Diastase  sowie  das  Verhalten  der  Diastase  in  der  Pflanze  beleuchtet  und  in  dem  bezüglichen 
Abschnitt  wird  die  Liste  derjenigen  Pflanzen,  in  denen  die  Gegenwart  der  Diastase  nachzu- 
weisen ist,  um  einige  vermehrt.  Aus  den  im  letzten  Abschnitt  der  Abhandlung  mitgetheilten 
Untersuchungen  geht  die  physiologisch  wichtige  Thatsache  hervor,  dass  der  Process  der 
Stärkeumbildung  durch  Diastase  weit  schneller  bei  Gegenwart  als  bei  Abwesenheit  von  Kohlen- 
säure verläuft.  Wird  in  ein  Gemisch  von  Kleister  und  Diastaselösuug  Kohlensäure  eingeleitet, 
so  erfolgt  die  Stärkeumbildung  weit  schneller  als  ohne  das  Einleiten  des  Gases.  Sehr  kleine 
Citronensäurequantitäten  sind  ebenfalls  im  Stande,  wie  nachgewiesen  wird,  beschleunigend 
auf  den  Process  der  Stärkeumbildung  einzuwirken.  0.0005  g  Citronensäure  auf  35  com  Flüssig- 
keit sind  schon  im  Stande,  die  Stärkeumbildung  durch  Diastase  beschleunigend  zu  beein- 
flussen. Einigermassen  grosse  Citronensäuremengen  heben  die  Wirkung  der  Diastase  auf 
Amylum  hingegen  völlig  auf. 

78.  W.  Detmer.     Ein  Beitrag  zar   weiteren  Begründang   der    Dissociationshypothese. 
(Wollny's  Forschungen  auf  dem  Gebiete  der  Agriculturphysik,  Bd.  5,  H.  3  u.  4.) 

Diese  Abhandlung  bringt  weitere  Beiträge  zur  Beantwortung  der  Frage,  ob  die 
elementaren  Lebensprocesse  im  Protoplasma  auf  das  Stattfinden  fermentativer  Vorgänge 
zurückgeführt  werden  müssen,  oder  ob  das  Wesen  des  Lebensprocesses  in  einer  Selbst- 
zersetzung  der  lebendigen  Eiweissmolecüle  zu  suchen  ist  (vgl.  vorstehendes  Referat).  Es 
wurde  die  Wirkung  verdünnter  Phosphorsäure  sowie  diejenige  des  Chloroforms  auf  Fer- 
mente einer-  und  Pflanzenzellen  andererseits  untersucht.  Die  Resultate  der  Beobachtungen 
sprechen  ohne  Zweifel  zu  Gunsten  der  Dissociationshypothese.  Den  Schluss  der  Abhandlung 
bilden  theoretische  Erörterungen  über  verschiedene  Stoffwechselprocesse  im  pflanzlichen 
Organismus. 

Botaoischer  Jahresbericht  IX  (1881)  1.  Abth.  4 


50  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

79.  W.  Detmer.    lieber  die  Amylumumbildang  in  der  Fflanzenzelle.    (Sitzungsberichte  d. 
Jenaischen  Gesellschaft  für  Medicin  und  Naturwissenschaft,  Jahrg.  1881.) 

In  dieser  Abhandlung  werden  zunächst  die  Resultate  verschiedener  Versuche  mit- 
getheilt,  welche  zur  weiteren  Feststellung  der  Thatsache,  dass  Kohlensäuregegenwart  den 
Process  der  Stärkeumbildung  durch  Diastase  beschleunigend  beeinflusst,  ausgeführt  worden 
sind.  Die  Kohlensäure  (dargestellt  durch  üebergiessen  von  Marmor  mit  verdünnter  Salz- 
säure) ist  vor  ihrem  Eintritt  in  die  Gemische  von  Stärkekleister  und  verdünntem  Malzextract 
sorgfältig  gereinigt  worden,  und  es  erschien  um  so  nothwendiger,  das  Gas  von  jeder  Spur 
etwa  mitgerissener  Salzsäure  zu  befreien,  als  kleineren  Mengen  dieser  letzteren  Säure,  wie 
festgestellt  werden  konnte,  ebenfalls  die  Fähigkeit  zukommt,  beschleunigend  auf  die  Stärke- 
umbildung durch  Diastase  einzuwirken.  Leitet  man  durch  Gemische  von  Kleister  und  Malz- 
extract entkohlensäuerte  atmosphärische  Luft,  so  findet  die  Stärkeumbildung  in  gewöhnlicher 
Weise  statt;  Kohlensäuregegenwart  beschleunigt  den  Verlauf  des  Processes  dagegen  sehr 
bedeutend.  Die  Amylumreaction  der  Flüssigkeit  verschwindet  in  Folge  dessen  sehr  schnell, 
und  es  wird  in  kurzer  Zeit  relativ  viel  Zucker  (Maltose)  gebildet,  üeberdies  enthält  die 
Abhandlung  noch  Angaben  über  das  Vorkommen  diastatischer  Fermente  in  den  Sprossen 
von  ChaeropJiyllmn  aromaticum,  während  es  nicht  gelang,  die  Gegenwart  solcher  Fermente 
in  den  Blüthen  von  Syringa  vulgaris  und  Aesculus  Pavia  nachzuweisen. 

80.  Reinke  u.  Rodewald.  Die  chemische  Zusammensetzung  des  Protoplasma  von  Aethalium 
septicum.     (Untersuch,  a.  d.  Botan.  Institut  der  Univ.  Göttingen,  Heft  2,  Berlin  1881.) 

In  dieser  Abhandlung  werden  vor  allem  die  Beobachtungsresultate  mitgetheilt,  zu 
denen  die  Verf.  bei  ihren  Studien  über  die  chemische  Zusammensetzung  der  jungen,  noch 
nicht  erstarrten  Fruchtkörper  von  Aethalium  gelangt  sind,  und  es  ist  als  eine  beachtenswerthe 
Thatsache  zu  bezeichnen,  dass  die  Verf.  die  makrochemische  Analyse  des  Protoplasma  in  die 
Hand  genommen  haben,  weil  auf  diesem  Wege  offenbar  mannigfaltige  Anhaltspunkte  zur 
Beurtheilung  physiologischer  Probleme  gewonnen  werden  können.  Zunächst  wird  auf  die 
stets  alkalische  Reaction  des  Protoplasma  von  Aethalium  hingewiesen,  welche  unzweifelhaft 
durch  das  Vorhandensein  von  Ammoniak,  resp.  kohlensaurem  Ammoniak,  bedingt  wird. 
Neben  diesen  Stoffen  enthält  das  Protoplasma  viel  Wasser,  eine  ganze  Reihe  anorganischer 
Salze,  sowie  einen  eigenthümlichen  Körper,  das  Plastin.  Ueber  die  Natur  dieser  den  Ei- 
weissstoffen  auf  alle  Fälle  sehr  nahestehenden  Verbindung,  die  übrigens  als  ein  Haupt- 
bestandtheil  des  Protoplasma  aufgefasst  werden  muss,  konnten  die  chemischen  Unter- 
suchungen keine  ganz  genaue  Auskunft  geben.  Die  Angaben ,  welche  sich  auf  das  Studium 
der  ätherischen  und  wässerigen  Auszüge  aus  dem  Protoplasma  etc.  stützen,  dass  in  denselben 
Fettsäuren,  Glycerin,  Kohlehydrate,  Asparagin,  Lecithin  vorhanden  sind,  scheinen  mir  wohl 
begründet  zu  sein.  Dagegen  ist  z.  B.  der  Beweis  für  die  Gegenwart  des  Vitellins,  Xanthins, 
Sarkins  im  frischen  Protoplasma  nicht  sicher  beigebracht.  Auf  alle  Fälle  besteht  das 
Protoplasma  von  Aethalium  aus  einer  grossen  Reihe  chemischer  Verbindungen.  Das  luft- 
trockene Protoplasma  enthält  über  30  %  eiweissartige  Substanzen,  etwa  8  "/q  Kohlehydrate  und 
27.7%  Calciumcarbonat.  Daneben  sind  noch  viele  andere  Stoffe  im  Protoplasma  vorhanden, 
aber  die  quantitative  Bestimmung  derselben  ist  zur  Zeit  noch  mit  so  bedeutenden  Schwierig- 
keiten verknüpft,  wie  die  Verf.  übrigens  selbst  betonen,  dass  die  Zahlen  der  Zusammenstellung 
durch  welche  die  „annähernde  Zusammensetzung  des  luftrockenen  Protoplasma  von  Aethalium 
septicum'*  zum  Ausdruck  gebracht  werden  soll,  mit  Vorsicht  aufzunehmen  sind. 

81.  J.  Reinke.   Protoplasmaprobleme.   (Untersuchungen  aus  dem  botanischen  Laboratorium 
der  Universität  Göttingen,  Heft  2,  1881.) 

In  dieser  ihrem  Inhalte  nach  sich  unmittelbar  an  die  soeben  besprochene  Abhandlung 
anschliessende  Schrift,  geht  der  Verf.  auf  verschiedene  allgemeine  Eigenschaften  des  Proto- 
plasma, auf  den  Chemismus,  sowie  auf  die  Dynamie  des  Stoffwechsels  ein.  Es  werden  auch 
die  Resultate  der  Untersuchungen  über  die  Zusammensetzung  des  Protoplasma  von  Aethalium 
septicum  einer  Discussion  unterzogen.  Eine  Besprechung  der  ausführlichen  theoretischen 
Darlegungen,  welche  den  Inhalt  der  Abhandlung  ausmachen,  würde  hier  zu  weit  führen. 

82.  H.  de  Tries.    Ueber  die  Bedeutung  der  Kalkablagerangen  in  den  Pflanzen.    (Land- 
wirthschaftliche  Jahrbücher,  Bd.  10,  S.  53.) 


Stoffumsalz  und  Zusammensetzung.  51 

Es  wird  zunächst  eine  Kritik  der  Ansichten  über  die  Bedeutung  des  Oxalsäuren 
Kalkes  für  die  Pflanze  gegeben,  und  zumal  erfahren  die  Anschaungen  Holzner's  über  diesen 
Gegenstand  eine  eingehende  Besprechung.  Weiter  bespricht  der  Verf.  das  Vorkommen 
von  Kalkablagerungen  in  den  Gewächsen.  Während  man  Krystalle  von  oxalsaurem  Kalk 
in  dem  Organismus  mancher  Algen,  Pilze  und  Flechten  gefunden  hat,  ist  die  Gegenwart 
derselben  in  den  Zellen  der  Moose  noch  nicht  festgestellt  worden.  Ebenso  fehlt  der  Oxal- 
säure Kalk  den  meisten  Farnen  sowie  den  Equiseten.  Die  meisten  Gymnospermen  und 
Angiospermen  führen  indessen  in  gewissen  Zellen  Krystalle  von  oxalsaurem  Kalk.  Einzelneu 
höheren  Pflanzen  fehlen  dieselben  aber  vollkommen  (Zea  Mays,  Typha,  Lilium  candidum, 
Petunia  nyctaginißora  etc.).  Viel  seltener  als  die  Ablagerungen  von  oxalsaurem  Kalk  sind 
diejenigen  von  kohlensaurem  Kalk  im  Pflanzenreich  (Algen,  Myxomyceten,  phanerogamen 
Gewächse,  bei  denen  der  kohlensaure  Kalk  in  den  Zellhäuten  bestimmter  Zellen  oder  auf 
der  Aussenseite  der  Epidermis  angetroffen  wird). 

Auf  Grund  der  Untersuchungen  anderer  Forscher  sowie  eigener  Beobachtungen 
kommt  der  Verf.  bezüglich  der  Vertheilung  der  Krystalle  von  oxalsaurem  Kalk  im  Gewebe 
der  Gefässpflanzen  zu  den  folgenden  Resultaten: 

a.  Die  Krystalle  liegen  im  Protoplasma  gewöhnlicher  Zellen. 

b.  Die  Krystalle  liegen  in  der  Zellhaut,  und  zwar: 

1.  von  gewöhnlichen  parenchymatischen  Zellen, 

2.  von  Oberhautzellen, 

3.  von  dickwandigen,  luftführenden  Zellen, 

c.  Die  Krystalle  liegen  in  besonderen  Zellen,  welche  keine  andere  Function  haben, 
als  die  Ausscheidung  des  Kalkoxalates,  und  zwar: 

4.  im  Parenchym;  zerstreut,  oder  häufig  in  Längsreihen, 

5.  an  der  Wand  der  Luftkanäle, 

6.  in  den  Krystallscheiden  der  Bastbündel. 

In  den  Zellen,  welchen  allein  die  Function  zukommt,  den  Oxalsäuren  Kalk  aufzu- 
nehmen, bleibt  derselbe  unverändert  liegen.  Die  Krystalle  sind  dem  Stoffwechsel  entzogen. 
Die  krystallführenden  Zellen  enthalten  kein  Protoplasma  mehr.  Es  ist  beachtenswerth,  dass 
die  nämliche  Regel,  welche  für  die  anatomische  Vertheilung  der  Krystalle  der  Kalksalze 
gilt,  zugleich  auch  Giltigkeit  für  die  Kieselsäure  besitzt.  Auch  diese  Verbindung,  welche 
keinen  unentbehrlichen  Pflanzennährstolf  repräsentirt ,  wird  in  der  Pflanze  vorzugsweise  an 
solchen  Orten  abgelagert,  an  denen  sie  dem  Stoffwechsel  entzogen  ist  und  wo  sie  den  Säfte- 
austausch in  den  Organen  am  wenigsten  beeinträchtigen  kann. 

Die  Oxalsäure,  welche  zur  Bildung  des  Oxalsäuren  Kalkes  nothwendig  ist,  entsteht 
als  Stoffwechselproduct  ohne  Zweifel  in  den  Zellen  des  Parenchymu  der  Pflanzen.  Sie 
gelangt  mit  den  von  aussen  aufgenommenen  Kalksalzen  in  Wechselwirkung,  und  es  wird  das 
schwer  lösliche  Kalkoxalat  gebildet.  Sobald  die  Lösung  dieses  Salzes  unter  den  obwaltenden 
Umständen  gesättigt  ist,  fängt,  gewöhnlich  an  morphologisch  dazu  bestimmten  Stellen,  das 
Auskrystallisiren  des  Salzes  an,  und  damit  wird,  was  die  Hauptache  ist,  der  Ueberfluss  des 
von  der  Pflanze  naturgemäss  in  grosser  Quantität  aufgenommenen  Kalkes  in  eine  für  den 
Organismus  nicht  mehr  nachtheilige  Verbindung  übergeführt.  Die  Ausscheidung  des  Kalk- 
oxalats  ist  als  ein  besonderer  Fall  der  in  den  Pflanzen  zu  Stande  kommenden  Kalkablage- 
rungen im  Allgemeinen  zu  betrachten.  Vom  biologischen  Standpunkte  aus  kann  man  sagen, 
wie  der  Verf.  betont,  dass  die  Pflanze  die  Oxalsäure  zum  Zweck  der  Ausscheidung  des 
überflüssig  aufgenommenen  Kalkes  bildet.^J 

83.  H.  de  Fries,   lieber  einige  Nebenproducte  des  pflanzlichen  Stoffwechsels.   (Landwirth- 
schaftliche  Jahrbücher,  Bd.  10,  S.  687.) 

Die  der  Pflanze  erzeugt  neben  den  plastischen  Stoffen,  welche  beim  Wachsthum 
der  Zellenbestandtheile  Verwendung  finden,  noch   eine  grosse  Reihe  anderweitiger  Körper, 

^  Der  ßef.  ist  mit  dem  Verf.  der  Ansicht,  dass  die  Oxalsäure  insofern  gewiss  für  die  Pflanzen  eine  grosse 
Bedeutung  besitzt,  als  sie  im  Stande  ist,  einer  schädlichen  Anhäufung  von  Kalkverbindungen  in  den  Pfianzensäften 
entgegenzuwirken.  Es  darf  aber  daneben  die  Bedeutung  der  Cxilsäure  für  den  Process  der  Proteinstoffbildung 
nicht  übersehen  werden,  nachdem  in  neuerer  Zeit  namentlich  von  Emmerling  viele  Thatsachen  beigebracht  worden 
sind   welche  diese  Bedeutung  in  ein  helles  Licht  treten  lassen. 

4* 


52  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

die  zwar  bedeutungslos  für  den  Aufhau  des  Pflanzenkörpers  an  sich  sind,  denen  aber 
dennoch  eine  bestimmte  Function  im  Organismus  zukommt.  Der  Verf.  unterzieht  nun  in  der 
vorliegenden  Abhandlung  die  Frage  nach  der  physiologischen  Bedeutung  einiger  dieser  Stoffe, 
nämlich  der  Gummi-  und  Schleimarten,  der  Harze  sowie  der  Milchsäfte,  einer  eingehenden 
Discussion  und  macht  zunächst  darauf  aufmerksam,  dass  allen  diesen  Substanzen  die 
Eigenschaft  zukommt,  aus  frischen  Wunden,  welche  die  Pflanzen  empfangen  haben,  in 
flüssiger  oder  halbflüssiger  Form  hervorzutreten  und  sich  auf  der  Oberfläche  des  verwundeten 
Theils  allmählich  in  feste,  meist  sehr  zähe  Massen  zu  verwandeln.  Diese  Thatsache  bildet 
den  Ausgangspunkt  der  gesaramten  Betrachtungen  des  Verf.  über  die  Function  der  Harze, 
Gummiharze  und  Milchsäfte  in  der  Pflanze.  Er  sucht,  gestützt  auf  die  Resultate,  zu  denen 
die  umfangreichen  Untersuchungen  vieler  Forscher  über  das  Vorkommen  sowie  die  Eigen- 
schaften der  Harze  und  Milchsäfte  geführt  haben,  darzuthun,  dass  dieselben  in  erster  Linie 
dazu  bestimmt  sind,  eventuell  vorhandene  Wundflächen  der  Pflanzen  (und  damit  auch  den 
ganzen  Organismus)  vor  nachtheiligen  äusseren  Einflüssen  zu  schützen.  In  dieser  Beziehung 
ist  es  von  Wichtigkeit,  dass  die  aus  dem  Gewebe  der  verletzten  Pflanzentheile  ausgetretenen 
Harze  und  Milchsäfte  in  vielen  Fällen  Verhärtungs-  und  Gerinnungsprocessen  unterliegen, 
die  unter  dem  Einfluss  der  Luft  zu  Stande  kommen  und  durch  deren  Stattfinden  den  Wund- 
flächen ein  bedeutungsvoller  Schutz  gewährt  wird.  Mit  Bezug  auf  den  Milchsaft  ist  noch 
zu  bemerken,  dass  in  demselben  allerdings  nicht  allein  solche  Körper  vorhanden  sind,  die 
als  Nebenproducte  des  Stoffwechsels  aufgefasst  werden  müssen  (ätherische  Oele,  Harze, 
Gummi),  sondern  dass  derselbe  gewöhnlich  zugleich  erhebliche  Mengen  von  Proteiustoffen, 
Zucker,  Amylum  enthält.  Diese  Stoffe  dienen  nach  des  Verf.  Ansicht  zur  Bildung  jener 
erwähnten,  für  den  Schutz  der  Wunden  bedeutungsvollen  Nebenproducte  des  pflanzlichen 
Stoffwechsels.  Der  Ref.  muss  dazu  bemerken,  dass  der  Verf.  die  Bedeutung  der  in  den 
Milchsaftbehältern  vorhandenen  Proteinstoffe  und  Kohlenhydrate  als  plastisches  Material 
für  den  Organismus  doch  ohne  Zweifel  zu  sehr  unterschätzt. 

84.  Ä.  Hansen,  lieber  die  Wirkung  des  Milchsaftes  von  Ficus  Carica.  (Sitzungsberichte 
d,  Physikalisch-Medicinischen  Societät  zu  Erlangen.  Heft  13.) 

Der  Milchsaft  von  Ficus  Carica  besitzt  eine  äusserst  schwach  saure  Reaction.  Er 
ist  im  Stande,  selbst  bei  gewöhnlicher  Temperatur  und  im  verdünnten  Zustande  lösend  auf 
Fibrin  sowie  auf  hart  gekochtes  Hühnereiweiss  einzuwirken.  Bei  höherer  Temperatur 
(38  -  40"  C.)  wirkt  der  Milchsaft  natürlich  energischer  auf  die  Eiweisskörper  ein.  Versetzt 
man  den  Milchsaft  mit  Alkohol,  so  entsteht  ein  Niederschlag,  welcher  das  wirksame  Ferment 
enthält.  Die  Milchsäfte  von  Ficus  elastica,  Euphorbiaceen ,  sowie  Cichoriaceen  sind  nicht 
im  Stande,  Eiweissstoffe  zu  peptonisiren. 

85.  Albrecht.  Note  sar  le  Carica  Papaya  et  les  proprietes  digestives  da  suc  qu'il  renferme. 
(Bulletin  de  la  societe  des  sciences  naturelles  de  Neufchatel,  1881,  T.  12,  p.  329.) 

In  diesem  Aufsatze  wird  eine  Beschreibung  der  Carica  gegeben.  Es  werden 
überdies  die  bekannten  Eigenschaften  des  Milchsaftes  der  erwähnten  Pflanze  aufgezählt 
und  hervorgehoben,  dass  man  das  wirksame  Ferment  (das  Papain)  mit  Hilfe  von  Alkohol 
aus  dem  Safte  abscheiden  kann.  Das  Ferment  enthält  nach  Würty  6,60  %  H,  41.42  %  C, 
12.42  "/o  N,  30.440/0  0  und  9.12%  Asche. 

86.  L.  Wittmack.  Der  Milchsaft  der  Pflanzen  und  sein  Nutzen.  (Monatsschrift  d.  Vereins 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  den  Königl.  Preussischen  Staaten,  1881.  Juni-, 
Juli-  und  Augustheft.) 

In  diesem  Aufsatze  sind  die  über  die  Verbreitung  der  Milchsaftbehälter  im  Pflanzen- 
reich, über  den  Bau  der  Behälter,  über  die  physikalischen  Eigenschaften  und  die  chemische 
Zusammensetzung  des  Milchsaftes,  über  die  Verwendung  der  Milchsäfte,  sowie  über  die 
physiologische  Bedeutung  derselben  für  den  vegetabilischen  Organismus  bis  jetzt  bekannten 
Thatsachen  zusammengestellt. 

87.  Krämer.     Ueber  den  Stärkeverlust  keimender  Kartoffelknollen.     (Oesterr.  landw. 
Wochenblatt,  7.  Jahrg.,  S.  98.  Ref.  nach  Centralb.  f.  Agriculturchemie,  10.  Jahrg.,  S.  717.) 

Der  Verf.  hat,  zumal  mit  Rücksicht  auf  praktische  Verhältnisse,  den  Stärkeverlust 
von  Kartoffeln  bestimmt,  den  dieselben,  wenn  sie  an  einem  trockenen  und  warmen  Ort  auf- 


Stoffumsatz  und  Zusammensetzung.  53 

bewahrt  werden,  bei  der  Keimung  erfahren. ')  Die  Kartoffeln  einer  Versuchsreihe  enthielten 
z.  B.  im  frischen  Zustande  18.21  "/o  Stärke;  die  gekeimten  Knollen  mit  3— 4cm  langen 
Trieben  enthielten  nur  noch  16.18  "/o  Amylum. 

88.  P.  Deberaia  und  E.  Breal  üntersachangen  über  den  Reifongsprocess  einiger  kraut- 
artiger  Gewächse.  (Annales  Agrouomiques,  Bd.  7,  p.  161.  Ref.  nach  Centralblatt  für 
Agriculturchemie,  11.  Jahrg.,  S,  140.) 

Die  Untersuchungen  über  die  Veränderungen  des  Trockensubstanzgewichtes  ver- 
schiedener Pflanzen,  welche  gleichzeitig  mit  der  Austrockuung  der  Vegetationsorgane  bei  dem 
Reifen  der  Samen  zu  beobachten  sind,  führten  die  Verff.  namentlich  zu  folgenden  Ergebnissen : 
1.  Es  giebt  Pflanzen,  welche  ihr  Gewicht  bei  der  Reife  vermindern  und  eine  continuir liehe 
Gewichtsabnahme  bis  zum  Tode  erfahren  (Cölinsia  bicolor,  Sinapis  nigra).  2.  Manche 
Pflanzen  zeigen  zwar  eine  Gewichtsabnahme  bei  der  Reife,  aber  sie  bewahren  doch  während 
der  Reife  genug  „Kraft",  um  ein  Wiederaufleben  der  Vegetation  zu  zeigen  (?)  [Esclischoltzia 
californica,  Convolvulns  tricolor  etc.).  3.  Es  giebt  Pflanzen,  welche,  während  sie  ihre 
Samen  reifen,  fortwährend  ihr  Gewicht  vermehren  (Sinapis  alba,  Silene  pendula,  Papaver 
somniferum  etc.).  Die  Schwächung  der  Vegetationsorgane,  welche  immer  die  Reife  begleitet, 
selbst  in  dem  Falle,  wo  sie  nicht  mit  einer  Gewichtsverminderung  verbunden  ist,  scheint, 
zumal  durch  die  Wanderung  stickstoffhaltiger  Stoffe  aus  den  Blättern  nach  den  Samen  und 
den  dadurch  bedingten  Verfall  oder  Tod  der  Blätter  verursacht  zu  sein.  Ebenso  vermindert 
sich  der  Mineralstoffgehalt  der  Vegetationsorgane  solcher  Pflanzen,  welche  ihre  Samen  reifen. 

89.  W.  Wargunin.  Zur  Frage  über  die  pflanzlichen  Pepsinarten.  (Der  Arzt,  I88O,  No.  7 
S.  118  [Russisch].) 

Der  Verf.  theilt  mit,  dass  die  Wasserinfusion  von  Drosera  rotundifolia  auf  das 
Fibrin  des  Blutes  ebenso  wirkt,  wie  der  Saft  von  Carica  Papaya,  d.  h.  es  auflöst  (verdaut). 
Die  Auflösung  geschieht  in  etwas  angesäuerter  Infusion,  sowohl  bei  Zimmertemperatur 
(16—19°  C.)  als  auch  bei  der  Temperatur  des  menschlichen  Körpers  (37—35,5"  C.),  wobei 
bei  der  Erhöhung  der  Temperatur  die  Verdauung  des  Fibrins  energischer  vor  sich  geht. 
Das  vorherige  Kochen  der  Infusion  beraubt  sie  nicht  ihrer  Fähigkeit,  das  Fibrin  zu  ver- 
dauen. Aber  die  alkalisch  reagirende  Infusion  wirkt  nicht  auf  das  Fibrin,  wodurch  diese 
Infusion  sich  von  dem  Safte  der  Carica  Papaya  unterscheidet.  Batalin. 

90.  P.  E.  Alessandri.  Sulla  maturazione  dei  frutti.  (La  Toscana  Industriale,  Anno  III, 
8,  9.    Prato  1881,  48  p.  in  80.) 

Verf.  hat  in  zahlreichen  verschiedenen  Früchten  (Kirschen,  Erdbeeren,  Aprikosen, 
Pfirsichen,  Pflaumen,  Birnen,  Aepfeln,  Feigen,  Maulbeeren,  Apfelsinen,  Weintrauben,  Melonen, 
Gurken,  Kürbis)  die  Entstehung  und  Vermehrung  des  Zuckers  bei  der  Reife  verfolgt  und 
constatirt,  dass  sich  bei  allen  vor  der  Reife  in  den  später  zuckerhaltigen  Geweben  sehr  klein- 
körnige Stärke  findet. 

Verf.  glaubt  auch  eine  Art  lösliche  Stärke  ausser  der  in  Körnern  ausgebildeten 
beobachtet  zu  haben  (als  Uebergangsproduct?),  die  vielleicht  zur  Production  der  secundären 
organischen  Substanzen  dient,  welche  sich  bei  der  Fruchtreife  bilden.  0.  Pen  zig. 

91.  N.  W.  P.  Rauwenhoff.  De  beschouwingen  van  Dr.  Hugo  de  Vries,  Over  de  rol  van 
melksap,  gern  en  hars  in  planten  getoest.  (Maandblad  vor  Natuurwetenschappen, 
Jahrg.  10,  No.  7.) 

Enthält  eine  Kritik  des  von  de  Vries  veröffentlichten  Artikels  über  die  Rolle  des 
Milchsaftes,  des  Gummis  und  des  Harzes  in  Pflanzen,  worin  er  denselben  die  biologische 
Bedeutung,  Wunden  zu  schliessen,  zuschreibt. 

Verf.  wendet  sich  zunächst  gegen  de  Vries,  wenn  dieser  behauptet,  wir  wüssten  bis 
dahin  nichts  über  die  Function  des  Milchsaftes  und  ähnlicher  Stoffe;  mehrere  Forscher, 
ünger,  Hanstein,  Dippel,  Trecul ,  van  Tieghem,  David  u.  A.  haben  sich  mit  Milchrö'hren 
beschäftigt,  und  in  der  letzten  Zeit  ist  die  Ansicht  ziemlich  allgemein  geworden,  die  Milch- 
säfte seien  als  eine  Art  Reservematerials  zu  betrachten,  wobei  der  Milchsaft  jedoch  zu 
trennen  sei  von  den  Harz-  und  Gummiarten,  welche  mehr  als  Secrete  zu  betrachten  seien. 


*)  Die  sich  entwickelnden  Knospen   der  Kartoffeln  beziehen  unter  diesen  Bedingungen   das    zu  ihrer 
Ausbildung  erforderliche  Wasser  bekanntlich  aus  den  Knollen. 


54  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

Verf.  giebt  zu ,  dass  die  erwähnten  Flüssigkeiten  die  Eigenschaft  besitzen ,  eine 
Wundfläche  zu  verschliessen ,  kann  sich  jedoch  de  Vries  nicht  anschliessen ,  wenn  selbiger 
daraus  ableitet,  die  erwähnten  Säfte  hätten  die  biologische  Bedeutung,  zum  Wundverschluss 
zu  dienen.  Ebensowenig  ist  er  überzeugt  worden  durch  die  zur  Bestätigung  seiner  Meinung 
von  de  Vries  vorgebrachten  Argumente. 

Verf.  hatte  eine  Experimentaluntersuchuug  erwartet  zur  Prüfung  der  Frage.  So 
hätte  z.  B.  de  Vries  untersuchen  können,  ob  bei  den  milchenden  Gewächsen  der  die  Wund- 
fläche überdeckende  Saft  an  die  Stelle  tritt  der  gewöhnlichen  Wundverschlussmittel,  und  ob 
also  jenen  Gewächsen  das  Vermögen  abgeht,  die  Wunde  durch  Callus  oder  Kork  zu  ver- 
schliessen. 

Statt  dessen  hat  de  Vries  die  von  ihm  aufgestellte  These  aus  den  bekannten  Eigen- 
schaften der  erwähnten  Säfte  und  der  sie  enthaltenden  Organe  beweisen  zu  können  gemeint. 
Nach  Rauwenhoff  jedoch  sei  diese  Beweisführung  ungenügend,  indem  die  erwähnten  That- 
sachen  auch  andere  Deutung  als  die  von  de  Vries  zulassen.  N.  N. 

92.  M.  CarlQcci  e  F.  Rossi.  Contribuzioni  allo  studio  della  maturazione  dei  frutti  e 
specialmente  della  maturazione  dei  Fichi.  (Annuario  della  R.  Scuola  Superiore  d'Agri- 
coltura  in  Portici.    Napoli,  32  p.  in  4*^.) 

Im  Allgemeinen  ziehen  die  analytischen  Arbeiten  über  die  chemischen  Vorgänge  bei 
der  Fruchtreife  nur  allein  die  zu  untersuchenden  Früchte  in  Betracht,  und  es  wird  das  Auf- 
treten und  allmähliche  Verschwinden  der  organischen  Säuren,  Bildung  und  Vermehrung  des 
Zuckers,  Entstehung  ätherischer  Oele  oder  aromatischer  Substanzen  etc.  in  den  Früchten  selbst 
studirt.  Die  Verf.  setzen  unsere  heutigen  Kenntnisse  betreffs  dieser  Vorgänge  im  ersten  Theil 
der  Arbeit  auseinander  und  geben  dann  im  zweiten  Theil  die  Resultate  ihrer  Untersuchungen 
über  das  Reifen  der  Feigen  wieder.  Sie  haben  nicht  nur  die  Früchte  in  sechs  successiven 
Entwickelungsstadien  studirt,  sondern  jedesmal  auch  die  Blätter,  Blattstiele,  Fruchtstiele  etc. 
analysirt,  um  einen  Begriff  zu  geben  von  deren  Betheiligung  an  der  Zuckerbildung.  Es  ergab 
sich  eine  mehr  oder  weniger  deutliche  Correlation  zwischen  der  Zunahme  des  Zuckers  in  den 
Früchten  und  allmähliger  Abnahme  desselben  in  den  vegetativen  Organen.  In  der  Quantität 
des  Stärkemehls  wurde  jedoch  keine  bemerkbare  Oscillation  festgestellt.         0.  Penzig. 

V.  Athmung. 

93.  W-  Detmer.     lieber  die  Einwirkung  des  Stickstoffoxydulgases  auf  Fflanzenzellen. 

(Sitzungsbericht  der  Jenaischen  Gesellschaft  f.  Medicin  u.  Naturwissenschaft.    Sitzung 

vom  1.  Juli  1881.) 

Es  ist  bei  der  Ausführung  der  Untersuchung  grosses  Gewicht  darauf  gelegt  worden, 
die  Pflanzentheile ,  welche  zu  den  Experimenten  dienten  (Samen  sowie  Keimpflanzen  von 
Pisum  sativum  sowie  Triticum  vulgare)  mit  absolut  reinem  Stickstoffoxydulgas  in  Contact 
zu  bringen.  Es  ergab  sich,  dass  der  Keimungsprocess  niemals  eintrat,  so  lange  die  Unter- 
suchungsobjecte  in  N2  0  verweilten,  dass  dieselben  dagegen  noch  zu  keimen  vermochten,  wenn 
sie  nach  nicht  zu  langem  Aufenthalt  im  Ng  0  mit  atmosphärischer  Luft  in  Berührung  gelangten. 
Im  lebhaften  Wachsthum  begriffene  Keimpflanzen  stellten  ihr  Wachsthum  sofort  ein,  wenn 
sie  mit  reinem  N2  0  in  Berührung  gelangten.  Das  Zustandekommen  heliotropischer  sowie 
geotropischer  Krümmungen  von  Pflanzentheilen  ist  im  N2O  nicht  möglich;  ebenso  ergrünen 
etiolirte  Keimpflanzen  im  NjO  bei  Lichtzutritt  nicht.  Besondere  Versuche  haben  endlich 
ergeben ,  dass  die  lebensthätigen  Pflanzenzellen  nicht  im  Stande  sind,  das  N2  0  in  N  und  0 
zu  zerlegen.  (Ausführliche  Mittheilungen  vergl.  man  in  den  Landwirthschaftlichen  Jahr- 
büchern Bd.  11,  1882.) 

94.  W.  Detmer.  üeber  Pflanzenathmung.  (Sitzungsberichte  der  Jenaischen  Gesellschaft  f. 
Medicin  und  Naturwissenschaft,     Sitzung  vom  18.  November  1881.) 

Die  Untersuchungen  sind  mit  Hilfe  eines  sehr  genau  arbeitenden  Respirationsapparates 
durchgeführt  worden,  dessen  Konstruction  zunächst  beschrieben  wird.  Mit  Hilfe  des  Apparates 
sind  folgende  Thatsachen  constatirt  worden:  1,  Pflanzentheile  (Laubblätter,  Blüthen,  Keim- 
pflanzen), die  durch  längeres  Erwärmen  auf  70—80''  C.  getödtet  worden  waren,  geben  keine 
Kohlensäure  aus,  sie  athmen  nicht  mehr.    2,  Pflanzentheile,  die  in  Folge  einer  Austrocknung 


Athmung.  55 

bei  gewöLülicher  Temperatur  ciuen  Theil  ihres  Wassers  verloren  habeii,  haucheu  nicht  mehr 
so  viel  Kohlensäure  aus  wie  die  wasserreichen  Untersuchungsobjecte.  ^^'asserzufuhr  steigert 
die  Athmungsenergie  der  Untersuchungsobjecte  wieder,  3.  Wird  die  Athraangsgrösse  chloro- 
phyllfreier  Pflanzeutheile  (Fruchtkörper  von  Cantharellns  cibarius,  blüthentrageuder  Stengel 
von  Monotropa  Hypopit>/s,  Blüthen  vou  Syringa  etc.)  einerseits  bei  Lichtzutritt,  andererseits 
im  Dunkeln  unter  sonst  gleichen  Umständen  untersucht,  so  zeigt  sich,  dass  dieselben  in 
diesem  sowie  in  jenem  Fall  dieselbe  ist.  Das  Licht  übt  auf  die  Kohlensäureproduction  der 
meisten  chlorphyllfreien  Pflauzentheile  keinen  nachweisbaren  Einfluss  aus.  Soweit  die  in  der 
vorliegenden  Abhandlung  mitgetheilten  Beobachtungsresultate  reichen,  wirken  die  Lichtstrahlen 
nur  auf  die  Athmung  der  von  allen  grünen  Theilen  befreiten  Blüthen  von  Salvia  pratensis 
ein,  indem  dieselben  in  der  Zeiteinheit  bei  constant  bleibender  Temperatur  im  Licht  etwas  mehr 
Kohlensäure  aushauchen  als  im  Dunkeln.  4.  Die  specifische  Athmungsenergie  verschiedener 
Pflanzeutheile,  d.  h.  die  Kohlensäureproduction  verschiedener  Pflanzeutheile  in  gleicher  Zeit 
und  bei  der  nämlichen  Temperatur,  ist  keineswegs  dieselbe.  Die  Athmungsenergie  der  Blüthen 
ist  eine  sehr  bedeutende.  Blüthentragende  Stengel  von  Monotropa  athmen  sehr  schwach. 
Die  Athmungsenergie  der  Laubblätter  sowie  der  Pilze  ist  eine  ziemlich  erhebliche. 

95.  F.  P.  Wilson,    lieber  Athmung  der  Pflanzen.    (Flora,  1882,  No.  6.) 

Vor  einiger  Zeit  hat  Wortmann  auf  Grund  seiner  Beobachtungen  über  die  Athmung 
der  Keimpflanzen  von  Vicia  faba  die  Angabe  gemacht,  dass  die  Grösse  der  Kohlensäure- 
production solcher  Pflanzenzellen,  die  dem  Einfluss  des  freien  atmosphärischen  Sauerstoffes 
entzogen  werden,  unmittelbar  nachdem  dies  geschehen  ist,  ebenso  gross  wie  die  Kohlensäure- 
production der  Pflanzenzellen  unter  normalen  Umständen  sei.  In  Bezug  auf  die  Keimpflanzen 
von  Vicia  faba  ist  dies  auch  nach  des  Verf.  Beobachtungen  richtig,  dagegen  ergab  sich, 
dass  alle  übrigen  untersuchten  Pflanzeutheile  (anderweitige  Keimpflanzen,  Blüthen,  Pilze) 
in  Folge  innerer  Athmung  stets  weniger  Kohlensäure  als  in  Folge  normaler  Athmung  pro- 
ducirten.  Die  Untersuchungsobjecte  lieferten  nämlich  sofort  weit  weniger  Kohlensäure  als 
in  Contact  mit  atmosphärischer  Luft,  wenn  sie  bei  gleich  bleibender  Temperatur  einem 
Wasserstoffstrom  ausgesetzt  wurden.  Erneuter  Luftzutritt  steigerte  die  Athmungsgrösse  der 
Pflanzeutheile  wieder.  Wird  die  Athmungsgrösse  von  Pflanzentheilen  in  Gasgemischen,  die 
aus  Luft  und  Wasserstoff  bestehen,  untersucht,  so  zeigt  sich,  dass  die  Kohlensäureproduction 
derselben  bedeutend  geringer  ist,  als  in  atmosphärischer  Luft,  wenn  der  Wasserstoffgehalt 
der  erwähnten  Gasgemische  ein  erheblicher  (z.  B.  ^^20  Volumentheile)  ist.  Endlich  bestätigt 
der  Verf.  noch  die  Bichtigkeit  der  von  mir  gemachten  Angabe  (vgl.  vorstehendes  Eeferat), 
dass  das  Licht  keinen  nachweisbaren  Einfluss  auf  die  Kohlensäurebildung  der  meisten  chloro- 
phyllfreien Pflanzeutheile  ausübt.  Es  gilt  dies  sowohl  für  die  Athmung  der  Pflanzenzellen 
in  atmosphärischer  Luft  als  auch  für  die  Athmung  im  Wasserstoff. 

96.  Borodin,    üutersuchongen  über  die  Fflanzenathmung.    Erste  Abhandlung.    (Mem.  de 
l'Academ.  imper.  des  sc.  de  St.  Petersbourg.    Ser.  VII,  T.  28,  No.  4.) 

Der  Verf.  (vergl.  diesen  Jahresbericht  1876)  hat  bereits  früher  auf  Grund  seiner 
sorgfältigen  Untersuchungen  über  den  Athmungsprocess  die  Ansicht  ausgesprochen,  dass  die 
Kohlensäureproduction  von  Pflanzentheilen  unter  sonst  gleichen  Umständen  in  Beziehung 
zu  dem  Gehalte  derselben  an  stickstofffreien  Verbindungen  stehe.  Wird  die  Athmungsmenge 
eines  Pflanzentheils  in  aufeinander  folgenden  Zeiten,  während  welcher  das  Untersuchungs- 
object  im  Dunkeln  verweilt,  beobachtet,  so  ergiebt  sich,  dass  die  Kohlensäurebildung  all- 
mählich sinkt.  Setzt  man  die  chlorophyllhaltigen  Pflanzeutheile  jetzt  einige  Zeit  in  kohlen- 
säurehaltiger Luft  dem  Einfluss  des  Lichts  aus,  so  dass  derselbe  assimiliren  kann,  und  unter- 
sucht ihn  abermals  im  Dunkeln  bei  der  nämlichen  Temperatur  wie  früher  auf  seine  Athmungs- 
energie, so  zeigt  sich,  dass  diese  in  Folge  der  stattgehabten  Bildung  stickstofffreier  or- 
ganischer Stoffe  jetzt  wieder  erheblich  grösser  ist.  Derartige  Beobachtungen  veranlassten 
den  Verf.,  die  oben  geltend  gemachte  Ansicht  auszusprechen.  Die  Schlussfolgerungeu 
Borodins  sind  nun  vor  einiger  Zeit  von  Rischawi  (vergl,  diesen  Jahresbericht  1877)  angegriffen 
worden.  Derselbe  suchte  zu  zeigen,  dass  die  Steigerung  der  Kohlensäureabscheidung  solcher 
Pflanzeutheile,  die  einige  Zeit  in  kohlensäurereicher  Luft  bei  Lichtzutritt  verweilt  haben, 
einfach  dadurch  zu  Stande  kommt,  dass  die  Untersuchungsobjecte  die  unter  den  bezeichneten 


56  Physiologie,  —  Chemische  Physiologie. 

Umständen  physicalisch  absorbirte  Kohlensäure  wieder  ausgeben.  Nach  Borodiu  ist  aber 
in  diesen  Verhältnissen  ganz  ohne  Zweifel  nicht  die  wesentliche  Ursache  für  das  Zustande- 
kommen der  in  Rede  stehenden  Erscheinung  zu  suchen.  Verschiedene  Versuche  des  Verf. 
haben  ergeben,  dass  die  nachträgliche  Steigerung  der  Kohleusäureabscheidung  viel  bedeutender 
ausfällt,  wenn  die  Pflanzentheile  zuvor  in  einem  Licht  von  höherer  Intensität  verweilten, 
als  wenn  dieselben  nur  schwachem  Licht  ausgesetzt  gewesen  waren,  und  damit  ist  z.  B.  eine 
Thatsache  festgestellt,  die  sich  allein  vom  Standpunkte  Borodins  aus  verstehen  lässt.  üeber- 
haupt  wird  die  Ansicht  des  Verf.  durch  viele  Gründe  allgemeiner  Natur  gestützt.  Uebrigens 
ist  zu  bemerken,  dass  allerdings  eine  kleine  Quantität  derjenigen  Kohlensäure,  die  sogleich 
nach  der  Beleuchtungsperiode  von  den  Pfiauzentheilen  ausgeschieden  wird,  nicht  durch 
Athmungsprocesse  erzeugt  wird,  und  der  Verf.  weist  selbst  auf  die  Fähigkeit  der  Pflanzen- 
gewebe hin,  Kohlensäure  locker  binden  und  nachträglich  wieder  abscheiden  zu  können. 
So  sind  z.  B.  lufttrockene  Samen  in  Contact  mit  reiner  Kohlensäure  im  Stande,  beträchtliche 
Mengen  dieses  Gases  zu  absorbiren.  Wasserstoff  vermögen  die  Samen  nur  in  geringen 
Quantitäten  zu  binden. 

97.  Borodin.    Athmung  in  reinem  SauerstofFgas.    (Botanische  Zeitung,  1881,  S.  127.) 

Der  Verf.  experimentirte  mit  den  Keimpflanzen  von  Vicia  Faba  sowie  mit  Zweigen 
von  Ämelancliier  und  Syringa.  Die  Untersuchungsobjecte  verbrauchten  in  Berührung  mit 
reinem  Sauerstoffgas  erheblich  mehr  Sauerstoff  als  in  Contact  mit  atmosphärischer  Luft. 
Ob  die  Kohlensäureproduction  der  Beobachtungsobjecte  ebenfalls  grösser  in  reinem  Sauer- 
stoff als  in  atmosphärischer  Luft  ausfällt,  bleibt  noch  zu  untersuchen. 

98.  Borodin,    lieber  innere  Athmung.    (Botanische  Zeitung,  1881,  S.  127.) 

Der  Verf.  hat  Zweige  von  Syringa,  welche  austreibende  Knospen  trugen,  einem 
Constanten  Luftstrom  ausgesetzt  und  die  erzeugte  Kohlensäuremenge  bestimmt.  Nach  einiger 
Zeit  (am  zweiten  Versuchstage)  wurde  der  Luftstrom  durch  einen  ebenso  starken  Wasser- 
stoffstrom ersetzt.  Die  jetzt  in  Folge  innerer  Athmung  erzeugte  Kohlensäurequantität 
erwies  sich  als  bedeutend  geringer  als  diejenige,  welche  früher  in  Folge  normaler  Athmung 
gebildet  worden  war.  Luftzutritt  rief  die  ursprüngliche  Athmungsintensität  der  Unter- 
suchungsobjecte wieder  hervor. 

99.  F.  Hatten.    On  the  Action  of  Bacteria  on  Gases.    (Journal  of  the  chemical  society, 
V.  39,  p.  247.) 

Der  Verf.  hat  bacterienhaltige  Flüssigkeiten  (Fleischextract)  mit  verschiedenen 
Gasen  längere  Zeit  in  Contact  belassen  und  untersucht,  welche  Veränderungen  in  der 
Zusammensetzung  der  Gase  in  Folge  der  Lebensthätigkeit  der  niederen  Organismen  hervor- 
gerufen werden.  In  Berührung  mit  athmosphärischer  Luft  nahmen  die  Bacterien  viel 
Sauerstoff  auf;  sie  producirten  Kohlensäure,  aber  die  Sauerstoffaufnahme  war  erheblich 
beträchtlicher  als  die  Kohlensäureabgabe.  Mit  Rücksicht  auf  weitere  Versuche  des  Verf. 
sei  namentlich  hervorgehoben,  dass  die  Bacterien  in  Contact  mit  reinem  Wasserstoff,  reinem 
Sauerstoff  sowie  reinem  Stickstoffoxidul  lange  Zeit  weiter  leben  und  dabei  natürlich  mehr 
oder  minder  grosse  Kohlensäuremengen  erzeugen.  Auch  eine  an  Kohlenoxydgas  reiche  Luft 
schadet  den  Bacterien  nicht.  Mit  Bezug  auf  die  Resultate  der  Gasanalyse  ist  auf  die 
Originalabhandlung  hinzuweisen. 

100.  W.  Engelmann.   Zur  Biologie  der  Schizomyceten.   (Pflüger's  Archiv  für  die  gesammte 
Physiologie,  Bd.  26,  S.  537.) 

Der  Verf.  untersuchte  Wassertropfen,  in  welchen  neben  wenigen  Micrococcen  und 
Bacterien  hauptsächlich  Spirillen  vorhanden  waren.  Es  zeigte  sich,  dass  sich  diese  niedern 
Organismen,  wenn  die  Wassertropfen  längere  Zeit  zwischen  zwei  Deckgläsern  in  den  feuchten 
Kammern  verweilt  hatten,  bei  erfolgender  Beleuchtung  im  Licht  ansammelten,  während  dies 
nicht  geschah,  wenn  der  freie  Zutritt  der  Luft  zu  den  Wassertropfen  nicht  behindert  war. 
Diese  Beobachtungsresultate  legten  die  Vermuthung  nahe,  dass  in  den  Wassortropfea  irgend 
ein  Organismus  vorhanden  war,  der  im  Licht  Sauerstoff  erzeugte  und  dadurch  die  Ansammlung 
der  Schizomyceten  im  Licht  bedingte.  Die  Gegenwart  von  Algen  konnte  nicht  constatirt 
werden;  dagegen  ergab  sich,  dass  die  grossen,  neben  den  Spirillen  und  Micrococcen  aller- 
dings nur  in  sehr  geringer  Zahl  vorhandenen  Bacterien  eine  entschieden  grünliche  Färbung 


Athmung.  57 

zeigten.  Demnach  wären  also  nicht  alle  Schizomyceton  chlorophyllfrei.  Einige  derselben, 
wie  z.  B.  der  vom  Verf.  entdeckte  Organismus  (Bacterium  chlor inumj,  sowie  einige  von 
van  Tieghem  beobachtete  grüne  Species  führen  Chlorophyll  und  sind  daher  im  Stande,  die 
Kohlensäure  unter  dem  Einfluss  des  Lichtes  zu  zersetzen.  Die  Sauerstoffmengen,  welche 
das  relativ  chlorophyllarme  Bac.  chlorinum  im  Licht  ausscheidet,  sind  auf  jeden  Fall  nur 
sehr  geringe,  und  da  sich  die  Spirillen  trotzdem  dem  grünen  Organismus  sehr  schnell  ent- 
gegen bewegen,  so  muss  ihre  Empfindlichkeit  gegenüber  Aenderungen  im  Sauerstoffgehalt 
ihrer  Umgebung  offenbar  eine  ausserordentlich  grosse  sein.  Der  Verf.  hat  dies  in  der  That 
durch  eine  Reihe  sinnreich  angestellter  Versuche  genauer  feststellen  können.  Diese  Versuche 
führten  aber  weiter  zu  dem  Ergebniss,  dass  die  Spirillen  Orte  aufsuchen,  an  welchen  die 
Sauerstoffspannung  niedriger,  wahrscheinlich  viel  niedriger  ist,  als  dem  Partialdruck  des 
Sauerstoffs  in  der  atmosphärischen  Luft  entspricht.  Für  andere  niedere  Organismen  liegt 
das  Optimum  der  Sauerstoffspannung  unter  übrigens  gleichen  Bedingungen  höher,  respective 
tiefer  als  für  die  Spirillen,  und  der  Verf.  erörtert,  dass  eine  Erklärung  der  angeführten 
Phänomene  nur  unter  der  Annahme  eines  psychischen  Momentes,  d.  h.  eines  die  Bewegung 
regulirenden  Empfindungsvermögens  der  niederen  Organismen  möglich  sei.  Den  Spirillen 
soll  ebenso  wie  hoch  entwickelten  Organismen  die  Empfindung  der  Athemnoth  zukommen 
und  diese  Empfindung  soll  massgebend  für  ihre  Bewegungen  sein.  Solchen  Anschauungen 
gegenüber  lassen  sich,  der  Meinung  des  Ref.  nach,  gewiss  viele  Bedenken  geltend  machen. 
101.  J.  Eriksson,    lieber  Wärmebildung  durch  intramoleculare  Atbmnng  der  Pflanzen. 

(Untersuchungen  aus  dem  Botanischen  Institut  zu  Tübingen,  herausg.  v.  W.  Pfeffer, 

Bd.  1,  Heft  1.) 

Der  Verf.  hat  sich  bei  der  Ausführung  seiner  Untersuchungen  die  folgenden  Fragen 
gestellt:  1.  Findet  durch  die  intramoleculare  Athmung  der  Pflanzen  eine  messbare  Wärme- 
bildung statt  oder  nicht?  2.  Wenn  es  eine  solche  Wärmebildung  giebt,  wie  lange  hält 
dieselbe  an?  Die  Versuche  mit  Keimpflanzen,  Blüthen,  sowie  Früchten  sind  im  Allgemeinen 
derartig  durchgeführt  worden,  dass  die  Untersuchungsobjecte  in  grösserer  Menge  in  ein 
Glasgefäss  von  etwa  125'cc  Capacität  gelangten,  um  ihren  Temperaturzustand,  nachdem  die 
atmosphärische  Luft  in  den  Gefässen  vollständig  durch  Wasserstoffgas  verdrängt  worden 
war.  mit  Hilfe  empfindlicher  und  in  geeigneter  Weise  angebrachter  Thermometer  während 
längerer  Zeit  zu  bestimmen.  Neben  dem  erwähnten  Apparate  wurde  aber  noch  ein  zweiter, 
ganz  ähnlicher  aufgestellt,  der  durch  höhere  Temperatur  getödtete  Vergleichsobjecte  (Keim- 
pflanzen oder  mit  Wasser  durchtränkte  Fliesspapierkügelchen)  enthielt.  Diese  Vergleichs- 
objecte befanden  sich  ebenfalls  mit  Wasserstoffgas  in  Contact.  Es  zeigte  sich  nun,  dass 
die  Temperatur  der  Untersuchungsobjecte  während  der  ersten  Zeit  der  Versuche  stets  etwas 
höher  als  diejenige  der  Vergleichsobjecte  war.  Der  Temperaturüberschuss  der  ersteren 
betrug  aber  nur  0.1— 0.3"  C;  er  gestaltete  sich  also  bei  Abwesenheit  des  Sauerstoffs  weit 
geringer  als  bei  Anwesenheit  desselben.  Dass  der  erwähnte  geringe  Temperaturüberschuss 
aber  Folge  der  intramolecularen  Athmung  der  Pflanzenzellen  ist,  erscheint  unzweifelhaft, 
denn  die  Vergleichsobjecte  (und  zumal  ist  hier  das  Verhalten  der  getödteten  Keimpflanzen 
von  Wichtigkeit)  zeigten  immer  eine  niedrigere  Temperatur  als  die  noch  lebenden  Pflanzen. 
Ferner  ist  beachtenswerth ,  dass,  wenn  die  Versuche  längere  Zeit  hindurch  (mehrere  Tage 
lang)  fortgeführt  wurden,  der  Temperaturüberschuss  der  Untersuchungsobjecte  allmählig 
verschwand,  und  wir  wissen  in  der  That,  dass  die  Zellen  höherer  Pflanzen  in  sauerstofffreien 
Räumen  nach  und  nach  absterben;  ihre  intramoleculare  Athmung  hört  auf  und  in  Folge 
dessen  auch  die  durch  dieselbe  seither  hervorgerufene  Wärmeentwickelung.  Der  Ref.  hat 
die  durch  intramoleculare  Athmung  verursachte  Wärmebildung  bei  Keimpflanzen  noch  am 
zweiten  bis  siebenten  Versuchstage  verfolgt.  Nach  dieser  Zeit  hörte  aber  mit  der  Schwächung 
der  inneren  Athmung  die  Temperaturerhöhung  völlig  auf. 

Wesentlich  anders  wie  die  Zellen  höherer  Pflanzen  verhalten  sich  die  Zellen  des 
Hefepilzes.  Die  Hefezellen  vermögen  bekanntlich  bei  Sauerstoffabschluss  in  Contact  mit 
traubenzuckerhaltigen  Flüssigkeiten  lebhafte  Gährungserscheinungen  hervorzurufen;  sie 
können  unter  diesen  Umständen  aber  auch  wachsen.  Der  energischen  inneren  Athmung  der 
Hefezellen  entspricht  nun  in  der  That,  wie  der  Verf.  fand,  eine  bedeutende  Wärmebildung, 


58  Physiologie.  —  Chemische  PhysiologiCc 

die  so  beträchtlich  sein  kann,  dass  die  gährenden  Flüssigkeiten  im  Vergleich  zu  hefefreieu 
■Vergleichsflüssigkeiten  einen  Temperaturüberschuss  von  mehreren  Grad  C.  erkennen  lassen.  Bei 
Luftzutritt  ist  der  Temperaturüberschuss  hefehaltiger  Flüssigkeiten  eben  so  gross  wie  bei 
völligem  Sauerstoffmangel.  Wenn  Hefezellen  nicht  mit  Traubenzucker-,  sondern  mit  Milch- 
zuckerlösungen in  Berührung  gebracht  werden,  so  wachsen  sie  zwar  bei  Sauerstoffzutritt, 
erregen  aber  keine  Gährung;  bei  Sauerstoft'abschluss  vermögen  die  Hefezellen  in  Contact 
mit  Milchzuckerlösungen  aber  weder  zu  wachsen  noch  den  Milchzucker  in  Gährung  zu  ver- 
setzen. Ihre  intramoleculare  Athmung  ist  unter  diesem  Umstände  sehr  schwach  und  damit 
in  Uebereinstimmung  fand  der  Verf.,  dass  die  Wärmeentwickelung  der  sich  bei  SauerstolT- 
abschluss  mit  Milchzuckerlösung  in  Berührung  befindenden  Hefezellen  nicht  grösser  als  die- 
jenige war,  welche  die  Zellen  höherer  Pflanzen  bei  Sauerstoffmangel  zur  Geltung  zu  bringen 
vermögen.  Sauerstoffzufuhr  erhöhte  aber  die  Wärmebilduug  der  in  Milchzuckerlösung  ver- 
weilenden Hefezellen  ebenso  wie  diejenige  der  Zellen  höherer  Pflanzen,  welche  seither  vom 
Sauerstoff  abgeschlossen  gewesen  waren. 

102.  Müntz.  Sar  la  conservation  des  grains  par  l'ensilage.  (Comptes  rendus,  Bd.  92, 
p.  97  et  137.) 

Samen,  die  längere  Zeit  im  lufttrockenen  Zustande  aufbewahrt  werden,  sollen  selbst 
unter  diesen  Umständen  Kohlensäure  ausathmen.  (?)  Wasserzufuhr  steigert  aber  die  Athmungs- 
energie  der  Samen  ganz  bedeutend.  Bei  Luftabschluss  ist  die  Kohlensäurebildung  der  Samen 
geringer  als  bei  Luftzutritt.  Diese  sowie  anderweitige  Beobachtungsresultate  führen  den 
Verf.  zu  dem  Schluss,  dass  die  Conservirung  der  Samen  am  besten  gelingt,  wenn  dieselben 
bei  Luftabschluss  in  einem  Raum  von  möglichst  constanter  Temperatur  aufbewahrt  werden, 
und  wenn  man  namentlich  dafür  sorgt,  dass  die  Samen  stets  in  einem  recht  trockenen 
Zustande  verbleiben. 

103.  L.  Cric.  üeber  einige  neue  Fälle  von  Phosphorescenz  bei  Pflanzen.  (Comptes  rendus, 
93.  Bd.,  1881,  p.  853.) 

Nach  neueren  Beobachtungen  des  Verf.  phosphoresciren  die  folgenden  Pflanzen: 
Äuricularia  phospJiorica,  Polyporus  citrinus,  eine  Rhizomorpha  -  Form ,  welche  im  Innern 
von  Hollunderzweigen  beobachtet  wurde,  und  Xylaria  polymorplia.  Dieser  letztere  Pilz 
bildet  das  erste  Beispiel  von  Lichtentwickelung  eines  Repräsentanten  aus  der  Gruppe  der 
Ascomyceten. 

104.  G.  Timirjasew.  Neue  Methode  der  Untersuchung  der  Äthmung  und  der  Kohlensäure- 
Zersetzung.  (Reden  und  Protoc.  der  VI.  Versammlung  der  russ.  Naturf.  u.  Aerzte  in 
St.  Petersburg  vom  20.  bis  30.  Dec.  1879.    St.  Petersburg  1880.    Seite  9  [Russisch].) 

Die  empfohlene  Methode  ist  die  diflerentiale,  d,  h.  es  werden  die  Functionen  zweier 
gleicher  Organe  verglichen,  die  unter  verschiedenen  Bedingungen  sich  befinden.  Der  nach 
diesem  Principe  coustruirte  Apparat  (vom  Verf.  nicht  näher  beschrieben)  besteht  aus  zwei 
gleichen  Gefässen,  in  welche  die  Pflanzentheile  eingeführt  werden;  die  Gefässe  sind  ver- 
mittelst zweier  gebogener  Röhren  miteinander  verbunden;  die  untere  von  ihnen  ist  graduirt 
und  enthält  einen  Tropfen  irgend  einer  gefärbten  Flüssigkeit  —  sie  dient  als  Manometer; 
die  obere  ist  mit  einem  Krahn  versehen  und  dient  für  die  gegenseitige  Communication  beider 
Theile  des  Apparates.  In  die  Gefässe  werden  auch  die  nothweudigen  Reactive  für  die  Absor- 
birung  der  Athmungsproducte  eingeführt.  Den  ganzen  Apparat  taucht  man  ins  Wasser  bis 
alle  Theile  die  gleiche  Temperatur  annehmen,  dann  schliesst  man  den  Krahn,  und  die  Com- 
munication ist  blos  durch  den  Manometer  möglich.  Die  Gase  in  beiden  Gefässen  befinden 
sich  also  unter  gleichen  Bedingungen  bezüglich  der  Temperatur  und  des  Druckes  und  die 
Veränderung  ihrer  Volumina  wird  von  den  chemischen  Processen  abhängen  und  durch  das 
Manometer  gezeigt  und  gemessen  werden.  Batalin. 

VI.  Chlorophyll. 

105.  R.  Sachse.  Beiträge  zur  Eenntniss  des  Chlorophylls.  (Chemisches  Centralblatt  1881, 
S.  169.) 

Der  Verf.  hebt  zunächst  hervor,  dass  die  Menge  des  in  grünen  Pflanzentheilen  vor- 
handenen Chlorophyllfarbstoffes  häufig  unterschätzt  worden  ist.   Aus  125  Kilo  frischer  Blätter 


Chlorophyll.  59 

hat  Verf.  nämlich  stets  etwa  100  Gramm  einer  Substanz  (Phyllocyauin)  gewinnen  können,  die 
als  ein  Spaltungsproduct  des  ChloropLyllpignients  angesehen  werden  muss.  Daraus  und  aus 
dem  Umstände,  dass  bei  der  Gewinnung  der  in  Eede  stehenden  Farbstoffe  immer  nicht 
unwesentliche  Verluste  zu  beklagen  sind,  geht  hervor,  dass  125  Kilo  frischer  Blätter  noch 
mehr  als  100  Gramm  Chlorophyllpigment  enthalten  müssen. 

Der  Ref.  legt  seinen  weiteren  Untersuchungen  eine  Hypothese  zu  Grunde,  nach 
welcher  nicht  die  Kohlehydrate,  sondern  der  Chlorophyllfarbstoff  das  erste  leicht  sichtbare 
Assimilationsproduct  darstellt,  während  die  Kohlehydrate  erst  in  Folge  gewisser  chemischer 
Processe  aus  dem  Chlorophyllpigmeut  hervorgehen  sollen.  Von  dieser  Hypothese  ausgehend, 
der  gegenüber  sich  allerdings,  wie  ich  meine ,  von  vornherein  mancherlei  Bedenken  geltend 
machen  lassen,  studirte  der  Verf.  den  Einfluss  reducirend  wirkender  Substanzen  auf  Chloro- 
phyllfarbstoffe. Die  Blätter  von  Primula  elatior  oder  AlUum  ursinum  wurden  in  grösseren 
Quantitäten  zunächst  mit  Wasser  abgekocht,  das  Wasser  entfernt  und  die  getödteten  Blätter 
mit  Alkohol  extrahirt.  Durch  Benzinzusatz  zu  dem  alkoholischen  Extract  wurde  dann  der 
blaugrüne  Bestandtheil  des  normalen  Chlorophyllfarbstoffs  von  dem  gelben  getrennt,  und 
der  Benzinlösung  schliesslich  Natriumstückchen  hinzugefügt.  Es  trat  schwache  Wasserstoff- 
entwickelung ein  und  nach  einiger  Zeit  (oft  erst  nach  1—2  Wochen)  trübte  sich  die  Flüssigkeit, 
bis  sich  endlich  eine  voluminöse  Masse  zu  Boden  setzte.  Dieselbe  wurde  von  der  über- 
stehenden, gelblich  aussehenden  Flüssigkeit  durch  Filtration  getrennt  und  mit  Benzin  aus- 
gewaschen. Der  gewonnene  Körper  steht  seinen  gesammten  Eigenschaften,  zumal  seinem 
optischen  Verhalten  nach,  dem  Chlorophyllpigment  auf  jeden  Fall  sehr  nahe.  Wird  die 
Lösung  des  Körpers  mit  Salzsäure  versetzt,  so  erfolgt  eine  tiefgreifende  Zersetzung  desselben ; 
es  entsteht  ein  Niederschlag,  während  ein  Körper  in  Lösung  bleibt,  der,  was  namentlich  Interesse 
beansprucht,  fast  genau  die  Zusammensetzung  eines  Kohlenhydrats  besitzt.  Die  durch  Salz- 
säure abgeschiedene  Substanz  kann  auf  einem  Filter  gesammelt,  ausgewaschen  und  getrocknet 
werden.  Sie  ist  von  dunkelgrüner  Farbe  und  wird  vom  Verf.  als  Phyllocyanin  bezeichnet. 
Der  in  Rede  stehende  Körper  ist  stickstoffhaltig.  Das  Phyllocyanin  stellt  aber  nach  den 
Untersuchungen  des  Verf.  kein  chemisches  Individuum  dar,  sondern  es  repräsentirt  ein 
Gemisch  verschiedener  grüner,  stickstoffhaltiger  Substanzen,  die  als  wesentlichste  Bestand- 
theile  der  Chlorophyllfarbstoffmolecule  betrachtet  werden  müssen.  Im  Chlorophyllkorn  sind 
die  grünen  Pigmente  übrigens  noch  mit  gewissen  gelben  Farbstoffen  gemischt,  wie  dies 
schon  von  Kraus  hervorgehoben  wurde.  Diese  gelben  Substanzen  enthalten  nach  den  Unter- 
suchungen des  Verf.  keinen  Stickstoff.  Da  aber  verschiedene  Phyllocyaninkörper  und  ebenso 
verschieilene  gelbe  Pigment  eexistiren,  so  kommt  der  Verf.  schliesslich  zu  dem  Resultat,  dass 
im  Chlorophyllkorn  nicht  ein  einziges  Chlorophyllpigment,  sondern  mehrere  Chlorophyll- 
pigmentmodificationen  vorhanden  sind ,  von  denen  eine  jede  aus  einer  Substanz  der  Phyllo- 
cyaningruppe  und  einem  gelben  Farbstoff  zusammengesetzt  ist.  Mit  Rücksicht  auf  die 
Ergebnisse,  zu  denen  der  Verf.  bei  seinen  Beobachtungen  über  den  Einfluss  oxydirend  wir- 
kender Körper  auf  Phyllocyanin  gelangt  ist,  und  über  welche  er  bereits  in  der  vorliegenden 
Abhandlung  einiges  mittheilt,  ist  das  folgende  Referat  zu  vergleichen. 
106.  R.  Sachsse.  Beiträge  zur  Kenntniss  des  Chlorophylls.  (Chemisches  Centralblatt,  1881, 
S.  236  und  Centralblatt  für  Agriculturchemie,  10.  Jahrg.,  S.  790.) 

Aus  einem  als  Phyllocyanin  bezeichneten  Producte  (vielleicht  identisch  mit  Hoppe- 
Seyler's  Chlorophyllansäure)  wurde  durch  Oxydation  mit  übermangansaurem  Kali  in  alkalischer 
Lösung  Palmitinsäure  erhalten,  neben  Oxalsäure  und  einer  anderen  Säure,  die  sich  indessen 
auf  diesem  Wege  nicht  isoliren  Hess.  Zur  Darstellung  derselben  wendet  man  besser  Salpeter- 
säure als  Oxydationsmittel  an.  Die  fragliche  Säure  besitzt  die  empirische  Formel  C^  H®  0*, 
ist,  soweit  bis  jetzt  bekannt,  nicht  krystallisirbar  und  besitzt  die  Eigenschaft,  die  Fällung 
von  Eisen-  sowie  Kupferoxyd  durch  Alkalium  zu  verhindern.  Sie  vermag  auch  Silberoxyd 
zu  Silber  aus  alkalischer  Lösung  zu  reduciren.  Bei  der  trockenen  Destillation  des  Phyllo- 
cyanins  erhält  man  das  Aldehyd  der  Palmitinsäure;  bei  der  Destillation  mit  Kalk  bildet 
sich  Palmiton.  Der  Verf.  ist  nun  der  Ansicht,  dass  auch  die  in  einigen  grünen  Pflanzenzellen 
in  Folge  des  Assimilationsprocesses  entstehenden  Fette  als  Oxydationsproducte  des  Phyllo- 
cyanins  des  Chlorophyllfarbstoffes,  welchen  er  ja  für  das  erste  leicht  sichtbare  Assimilations- 


60  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

product  hält,  angesehen  werden  müssen.  Geht  der  Oxydatiousprocess  des  Phyllocyanins 
in  den  grünen  Zellen,  wie  es  in  der  Regel  der  Fall  ist,  weniger  energisch  vor  sich,  so  sollen 
nicht  Fette,  sondern  Kohlehydrate  als  Oxydationsproducte  entstehen.  Uebrigens  spricht  sich 
der  Verf.  mit  Recht  über  diesen  letzteren  Punkt  sehr  vorsichtig  aus. 

107.  Hoppe-Seyler.  lieber  das  Chlorophyll  der  Pflanzen.  (Zeitschrift  f.  physiolog.  Chemie, 
Bd.  5,  S.  75.) 

Das  vor  einiger  Zeit  vom  Verf.  dargestellte  Chlorophyllan  (vgl.  Bot.  Jahresb.  für 
1879,  S.  299)  enthielt  noch  einen  phosphorhaltigen  Körper.  Es  wurde  versucht,  diese 
Substanz  durch  Kochen  des  Chlorophyllaus  mit  alkoholischer  Kalilauge  abzuscheiden,  aber 
dabei  wurde  statt  des  in  Alkalien  unlöslichen  Chlorophyllans  eine  in  Alkalien  leicht  lösliche 
Säure,  die  Chlorophyllansäure  erhalten.  Die  Lösungen  der  Alkalisalze  dieser  Säure  besitzen 
eine  olivengrüne  Farbe,  und  zeigen  schwache,  rothe  Fluorescens,  In  Aether  ist  die  möglichst 
gereinigte  Cblorophyllansäure  löslich;  beim  Eindunsten  der  ätherischen  Lösung  scheidet 
sich  die  Chlorophyllansäure  zuweilen  in  macroskopischen  Krystallen  ab.  Da  es  gelingt, 
beim  Kochen  des  Chlorophyllans  mit  alkoholischer  Kalilauge  Chlorophyllansäure,  eine 
phosphorhaltige  Substanz  (Glycerinphosphorsäure)  und  schliesslich  noch  Cholin  zu  erhalten, 
so  ist  es  dem  Verf.  sehr  wahrscheinlich,  dass  das  Chlorophyllan  eine  Lecithinverbiudung 
oder  selbst  ein  Lecithin  sei,  in  welchem  in  Uebereinstimmung  mit  anderen  Lecithinen  sich 
Glycerin  und  Cholin  in  Verbindung  mit  Phosphorsäure  befinden,  das  Glycerin  sich  aber 
ausserdem  (entweder  allein  oder  zugleich  mit  fetten  Säuren)  in  Verbindung  befindet  mit  der 
Chlorophyllansäure. 

108.  J.  Coaz.  Das  Blatt  und  seine  Entfärbung.  (Mittheilungen  der  Naturforschenden 
Gesellschaft  in  Bern.    Bern  1880.) 

Diese  Abhandlung  erwähnen  wir  hier,  weil  sich  in  derselben  Zusammenstellungen 
über  die  herbstliche  Färbung  der  Blätter  einer  Reihe  einheimischer  Pflanzen  finden. 

109.  J.  Rostaflnski.  lieber  den  rothen  Farbstoff  einiger  Chlorophyceen,  sein  sonstiges 
Vorkommen  und  seine  Verwandtschaft  zum  Chlorophyll.  (Botanische  Zeitung, 
1881,  S.  461.) 

Der  Verf.  hat  den  rothen  Farbstoff  untersucht,  welcher  in  manchen  Algensporen 
sowie  in  den  vegetativen  Zellen  mancher  Algen  {Phycopeltis,  TrentepoMia  etc.)  vorkommt. 
Der  rothe  Farbstoff  kann  mit  Hilfe  von  Alkohol  den  Zellen  entzogen  werden.  Das  Spectrum 
des  Pigments  zeigt  manche  Aehnlichkeit  mit  demjenigen  des  Chrysochinons,  lässt  aber  einen 
starken  Absorptionsstreifen  zwischen  B  und  C  erkennen.^)  In  Berührung  mit  Schwefel- 
säure färbt  sich  das  rothe  Pigment,  wie  das  Chrysochinon ,  prachtvoll  dunkelblau.  Es  ist 
dem  Verf.  wahrscheinlich,  dass  der  rothe  Farbstoff  durch  Oxydationsprocesse  in  Chlorophyll- 
pigment übergehen  kann.  Manche  gelb  gefärbte  Blüthen  (z.  B.  diejenigen  von  Cheiranthus 
Cheiri)  scheinen  neben  einem  gelben  Pigment  denselben  rothen  Farbstoff,  welcher  auch  in 
Algenzellen  vorkommt,  zu  enthalten. 

110.  c.  Timirjasew.  Apparate  für  quantitative  Analyse  des  Chlorophylls  und  zur  Bestim- 
mung des  Gesetzes  der  Lichtabsorption  durch  dasselbe.  (Reden  und  Protoc.  der  VI. 
Versamml.  russisch.  Naturf.  und  Aerzte  in  St.  Pertersburg  vom  20.  bis  30.  Dez.  1879. 
St.  Petersburg  1880.    Seite  37—38  ([Russisch].) 

Zur  Bestimmung  der  relativen  Menge  des  Chlorophylls  in  beliebigen  Organen  empfiehlt 
T.  die  spectroskopische  Vergleichung  der  als  Einheit  genommenen  Chlorophylllösung  (auf- 
bewahrt in  einer  zugeschmolzenen  Röhre)  mit  der  Lösung,  die  aus  den  Organen  bereitet  war. 
Die  Bestimmung  muss  derartig  geschehen,  dass  die  bereitete  Lösung  so  viel  mit  Spiritus 
verdünnt  wird,  bis  beide  Spectra  (das  normale  und  das  zu  vergleichende)  gleich  werden,  — 
dann  wird  das  Volumen  der  verdünnten  Lösung  (nach  der  Berechnung)  die  relative  Menge 
des  Chlorophylls  in  dem  Organe  zeigen.  Der  zu  diesem  Zwecke  construirte  Apparat  besteht 
aus  einer  horizontalen  metallischen  Linealplatte,  die  vor  der  Spalte  des  Spectroskops  befestigt 
ist;  an  ihren  beiden  Enden  trägt  sie  je  ein  um  die  verticale  Axe  sich  drehendes  Spiegelchen, 
—   und   in   der   Mitte    gerade    vor    der  Spalte    —    zwei  Prismen    für    die    volle   innere 


')  Wahrscheinlich  in  Folge  einer  "Verunreinigung  mit  Ohlorophyllpigment. 


Insectenfressende  Pflauzen.  qi 

Reflectiou  (in  die  Spalte),  eines  über  dem  anderen  und  in  umgekehrter  Lage  befestigt.  Bei 
dieser  Constructiou  kann  man  von  einer  und  derselben  Lichtquelle  zwei  auf  einander  liegende 
Spectra  erhalten  und  sie  vergleichen.  Zwischen  den  Prismen  und  den  Spiegelchen  befestigt 
man  gleiche  ßöhrchen  —  das  eine  mit  der  Normallösung,  das  andere  mit  der  zu  unter- 
suchenden Flüssigkeit. 

Um  die  dureh  das  Chlorophyll  bewirkte  Lichtabsorption  zu  studiren,  empfiehlt  T. 
die  Benutzung  einer  keilförmigen  mit  Chlorophylllösung  gefüllten  Wanne,  an  welche  eine 
gleiche  andere  Wanne,  aber  umgekehrt,  angelegt  wird,  um  den  durchgehenden  Strahlen 
parallele  Richtung  zu  geben;  diese  zweite  Wanne  kann  mit  Spiritus  oder  mit  irgend  einem 
anderen  farblosen  Stofi'e  gefüllt  sein.  Die  Lichtstrahlen,  durch  die  Chlorophylllösung  von 
verschiedener  Dicke  durchgehend,  werden  verschieden  absorbirt  sein,  was  leicht  zu  beobachten 
ist.  Dasselbe  Princip  kann  man  auch  zur  Untersuchung  der  Absorption  durch  gemischte 
Lösungen  (z.  B.  Chlorophyllin  mit  Xanthophyll)  anwenden  —  zu  welchem  Zwecke  jede 
von  beiden  Wannen  mit  den  betrefifenden  Flüssigkeiten  gefüllt' werden  muss.  Ba talin. 
lU.  F.  Ardissone.  Sulla  CloroflUa  e  sui  suoi  affici.  (Atti  della  Soc.  Crittogamol.  Ital. 
Fol.  III,  Disp.  L    Milano  1881.) 

Nach  einer  Uebersicht  über  den  heutigen  Stand  unserer  Kenntnisse  des  Chloro- 
phylls und  andrer  Farbstoffe,  vorzüglich  der  braunen  und  rothen  Algen,  giebt  Verf.  die 
Resultate  einiger  Untersuchungen,  die  er  über  den  Farbstoff  verschiedener  Algen  angestellt  hat. 

Dasycladus  claviformis ,  Dictyota  dichotoma  und  ein  Gemisch  von  verschiedenen 
Florideen  gaben  alle  mit  Alkohol  eine  schöne  grüne  Lösung,  welche  einen  breiten,  scharf 
ausgeprägten  Absorptionsstreifen  im  Roth  (Linie  I,  Kraus),  und  vollständige  Absorption  der 
stärker  brechbaren  Hälfte  des  Spectrums  (Linie  V,  VI,  VII,  Kraus)  zeigten.  Die  Absorptions- 
linien n,  III,  IV  (Kraus)  wurden  nicht  beobachtet  —  vielleicht  aber  hatte  dies  seinen  Grund 
in  der  geringen  Concentration  der  Lösung. 

Ceramium  cüiatum,  ülva  Enteromorpha  und  Gelidiiim  corneum  gaben  zu  schwach 
gefärbte  Lösungen,  um  zur  Spectralanalyse  tauglich  zu  sein.  —  Dictyota  dichotoma  und 
Cystosira  abrotanifolia  'gaben,  nach  der  Alkoholbehandlung  mit  Benzin  oder  Schwefel- 
kohlenstoff tractirt,  eine  schwach  gelbe  Lösung,  die,  durch  Verdunstung  concentrirt,  ähnliche 
Streifen  zeigte,  wie  die  oben  beschriebeneu,  doch  war  die  Absorption  der  stärker  brechbaren 
Strahlen  weniger  ausgedehnt.  0.  Penzig. 

VII.  Insectenfressende  Pflanzen. 

112.  W.  Behrens.    Caltha  dionaeaefolia.    (Kosmos,  5.  Jahrg.,  S.  11.) 

Die  Pflanze  besitzt  eine  Höhe  von  4—6  cm.  Die  Stengel  sind  sehr  ästig  und  die 
Aestchen  tragen  an  ihrer  Spitze  die  Blüthen.  Die  Blätter  von  Caltha  dionaeaefolia  sind 
klein;  ihre  Länge  beträgt,  wenn  man  den  Blattstiel  mitrechnet,  nur  10— 14  mm.  Der  Blatt- 
stiel erweitert  sich  dort,  wo  er  dem  Stengel  angewachsen  ist,  zu  einer  relativ  grossen  kahn- 
förmigen  Scheide.  Die  rundliche,  fleischige,  dicke  Blattspreite  ist  am  oberen  Ende  bis  auf 
ein  Drittel  ihrer  Länge  gespalten,  so  dass  sie  in  einen  rechten  und  in  einen  linken  Seitenlappen 
zerfällt.  Jeder  Lappen  ist  condublicirt  (eingefaltet),  d.  h.  er  besitzt  an  seiner  Basis  innerlich 
einen  Anhang.  Die  beiden  Anhänge  sind  miteinander  verwachsen.  Die  Ränder  der  Blatt- 
fläche und  der  Anhänge  tragen  zahlreiche  starke  Dornen,  welche  eine  senkrechte  Stellung 
in  Bezug  auf  die  Fläche  dieser  Organe  einnehmen.  Ausserdem  ist  die  Innenseite  der  Blatt- 
lamina  ganz  dicht  mit  kleinen  Papillenhaaren  besetzt.  Endlich  vermag  die  Lamina  sich 
gegen  die  Anhänge  hin  zu  bewegen,  die  Blattspreite  kann  Oeffnungs-  und  Schliessungs- 
bewegungen ausführen.  (Zur  genauem  Orientirung  über  das  Gesagte  sind  die  der  Abhandlung 
beigegebenen  Figuren  zu  vergleichen.) 

Das  Blatt  der  Caltha  dionaeaefolia  besitzt  in  vieler  Hinsicht  die  grösste  Aehnlich- 
keit  mit  demjenigen  der  Dionaea  muscipula,  und  es  ist  besonders  interessant,  dass  die 
beiden  erwähnten  Pflanzen  trotzdem  zu  ganz  verschiedenen  Familien  gehören.  Dass  die 
Caltha  dionaeaefolia  zu  den  insectenfressenden  Gewächsen  gehört,  ist  nach  alledem,  was 
wir  über  die  Pflanze  wissen,  ganz  unzweifelhaft.  Directe  Beobachtungen  über  den  Insecten- 
fang  der  Pflanze  liegen  aber  noch  nicht  vor.     Endlich   sei  noch  bemerkt,  das»  Caltha 


62  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

dionaeaefoUa  zu  den  eminent  antarctischen  Gewächsen  gehört;  ihre  Heimath  i^t  Feuerland, 
weiter  nach  Norden  geht  sie  nicht  hinauf. 

Ylll.  Lehr-  und  Handbücher. 

113.  W.  Detmer.    System  der  Pflanzenphysiologie.    Erster  Theil.    (Schenk's  Handbuch 
der  Botanik,  Bd.  II,  S.  1-158.) 

Dieser  erste  Theil  des  Systems  der  Pflanzenphysiologie  verfolgt  den  Zweck,  den 
Leser  mit  den  wichtigsten  Lehren  der  Ernährungsphysiologie  der  Gewächse  vertraut  zu 
machen,  und  zwar  ist  bei  der  Behandlung  des  Stoffes  ein  grosses  Gewicht  auf  eine  streng 
systematische  Darstellung  gelegt  worden.  Im  ersten  Abschnitt  „die  Nährstoffe  der  Pflanzen" 
wird  die  Lehre  von  der  Assimilation,  von  der  Entstehung  der  Proteinstoffe,  von  den  Aschen- 
bestandtheilen  sowie  die  Lehre  von  den  organischen  Pflanzennahrungsmittelu  dem  Leser 
vorgeführt.  Der  zweite  Abschnitt  „die  Molecularkräfte  der  Pflanzen"  ist  wie  folgt  gegliedert: 
1.  Allgemeines  über  die  Molecularstructur  organisirter  pflanzlicher  Gebilde.  2.  Specielles 
über  die  Molecularstructur  organisirter  pflanzlicher  Gebilde.  3.  Zerstörung  der  Molecular- 
structur organisirter  pflanzlicher  Gebilde.  4.  Elementare  Molecularvorgänge  in  den  Pflanzen- 
zellen. 5.  Bewegung  der  Gase  in  den  Pflanzen.  6.  Wasseraufnahme  seitens  der  Pflanzen. 
7.  Wasserbewegung  in  den  Pflanzen.  8.  Mineralstoffaufnahme  seitens  der  Pflanzen.  Im 
dritten  Abschnitt  „die  Stoffwechselprocesse  im  vegetabilischen  Organismus"  wird  das  Verhalten 
der  stickstoffhaltigen  sowie  stickstofffreien  organischen  Bestandtheile  der  Gewächse,  der 
Athmungsprocess  und  die  Stoffwanderung  besprochen.  Ein  besonderes  Interesse  dürfte  der 
Inhalt  des  ersten  Capitels  des  dritten  Abschnittes  beanspruchen,  denn  in  demselben  wird 
unter  anderem  die  bei  den  gesammten  Darstellungen  der  vorliegenden  Schrift  eine  mehr 
oder  minder  grosse  Bedeutung  spielende  Dissotiationshypothese  ausführlicher  entwickelt. 

114.  Pfeffer.    Pflanzenphysiologie.    Ein  Handbuch  des  Stoffwechsels  und  Kraftwechsels  in 
der  Pflanze.    Erster  Band:  Stoffwechsel. 

Der  Verf.  bemerkt  selbst,  dass  das  vorliegende  Werk  kein  Lehrbuch  für  Anfänger 
sein  soll.  Wir  haben  es  vielmehr  mit  einem  Handbuch  zu  thun,  in  welchem  eine  aus- 
führliche Darstellung  der  derzeitigen  Kenntniss  über  die  allgemeinen  Vorgänge  des  Stoff- 
und  Kraftwechsels  in  den  Pflanzen  geboten  wird.  Der  Verf.  hat  die  gesammte  Literatur 
eingehend  berücksichtigt  und  sich  bemüht,  „durch  kritische  Sichtung  des  grossen  Materials 
hervortreten  zu  lassen,  welche  Thatsachen  als  sicher  stehend  betrachtet  werden  dürfen  und 
wo  nur  lückenhafte  Erfahrungen  vorliegen".  Dadurch  wird  das  vorliegende  Buch  zumal 
für  Denjenigen  nützlich,  der  sich  eingehender,  als  es  gewöhnlich  der  Fall  ist,  mit  pflanzen- 
physiologischen Studien  beschäftigt.  Die  neue  Litteratur  ist  sehr  vollständig  citirt.  Die 
Resultate  einiger  neueren  Untersuchungen,  welche  vor  dem  Erscheinen  des  Handbuchs  nicht 
bekannt  waren  (vgl.  z.  B.  S.  176  über  Wasserausscheidung  in  Nectarien)  sind  vor  Kurzem 
in  ausführlicher  Weise  veröffentlicht  worden.  Der  Inhalt  des  vorliegenden  Baches  gliedert 
sich  der  Hauptsache  nach  wie  folgt:  Einleitung.  I.  Physikalische  Eigenschaften  und 
Molecularstructur  der  organisirten  Körper.  IL  Die  Mechanik  des  Stoffaustausches. 
III.  Mechanik  des  Gasaustausches.  IV.  Die  Wassserbewegung  in  der  Pflanze.  V.  Die 
Nährstoffe  der  Pflanze.  VI.  Die  Stoffumwandlungen  in  der  Pflanze.  VII.  Stoffwanderung. 
VIII.  Athmung  und  Gährung. 


II.  Pflanzenstoffe. 

Keferent:  Ferd.  Äug.  Faick. 

Verzeichniss  der  besprochenen  Arbeiten.^) 

1.  Husemann  und  Hilger.    Pflanzenstoffe.    (Ref.  S.  G8.) 

2.  Ebermayer.    Bestandtheile  der  Pflanzen.    (Ref.  S.  69). 

')  Die  Referate  I  bis  IX  wurden  geordnet  nach  dem  in  meiner  »Uebersicht  der  •peciellen  Droguenkunde 
2.  Auflage  1883t  veröffentlichten  System.  Falck. 


Verzcichniss  der  besprochenen  Arbeiten. 


63 


(Ref.  S.  69.) 


I.  Alkalo'ide. 

3.  Lafean.    Löslichkeit  in  Alkohol.    (Ref.  S.  69.) 

4.  Davy.    NitroprussidverbindungeD.    (Ref.  S.  69.) 

5.  Prescott.    Bestimmung  durch  Kaliumquecksilberjodid 

6.  Hamlin.     Farbenreactionen.    (Ref.  S.  70.) 

7.  Brouardel  et  Boutmy.    Reaction  der  Ptomaine  und  Alkaloide. 

8.  Gautier.    Ptomaine  und  Alkaloide.     (Ref.  S.  71.) 

9.  Brouardel  et  Boutmy.    Ptomaine.     (Ref.  S.  71.) 

10.  Tanret.    Peptone  und  Alkaloide.    (Ref.  S.  71.) 

11.  Siebold  and  ßradbury.     Cannabinin  im  indischen  Hanf.    (Ref.  S 

12.  Schorm.     Coniin.     (Ref.  S.  72.) 

13.  Hofmann.    Coniin.     (Ref.  S.  72.) 

14.  Skalweit.    Nicotin.    (Ref.  S.  73.) 

15.  Pease.     Nicotinbestimmung.     (Ref.  S.  73.) 

16.  Skalweit.     Nicotinbestimmung.     (Ref.  S.  73.) 

17.  Kissling.    Nicotiubestimmung.    (Ref.  S.  73.) 

18.  Vogel.    Nicotinbestimmung.    (Ref.  S.  73.) 

19.  Cahours  et  Etard.    Nicotinderivat.    (Ref.  S.  74.) 

20.  Liversidge.     Piturin.     (Ref.  S.  74.) 

21.  Boedeker.    Lycopodin.    (Ref.  S.  7ß.) 

22.  Johanson.    Colchicin.    (Ref.  S.  75.) 

23.  Hertel.    Colchicin.    (Ref.  S.  75.) 

24.  Morris.    Colchicin.    (Ref.  S.  77.) 

25.  Lloyd.    Berberin.     (Ref.  S.  77.) 

26.  Grüning.    Nupharin,  Nuphar-  und  Nymphaeagerbsäure.    (Ref.  S.  77.) 

27.  Groves.    Alkaloide  der  Mohnköpfe.    (Ref.  S.  80.) 

28.  Chastaing.    Morphin,  Löslichkeit  in  Wasser.    (Ref.  S.  80.) 

29.  Dott.    Morphin,  Löshchkeit  der  Salze.     (Ref.  S.  80.) 

30.  Dott.    Morphinacetat.     (Ref.  S.  80.) 

31.  Bruneau.    Nachweis  des  Morphins.    (Ref.  S.  80.) 

32.  Mylius.    Morphinbestimmung.    (Ref.  S.  81.) 

33.  Vitali.    Morphinreaction.     (Ref.  S.  81.) 

34.  Gerichten  und  Schrötter.     Morphin,  Zersetzung.     (Ref.  S.  81.) 

35.  Chastaing.    Morphinkalium.     (Ref.  S.  81.) 

36.  —  Morphin,  Constitution.    (Ref.  S,  81.) 

37.  —  Oxymorphinhydrat.     (Ref.  S.  81.) 

38.  —  Oxydation  des  Morphins.    (Ref.  S.  82.) 

39.  —  Oxydation  des  Morphins.     (Ref.  S.  82.) 

40.  Grimaux.    Morphin  und  Codein.    (Ref.  S 

41.  —  Künstliches  Codein.    (Ref.  S.  83.) 

42.  —  Aethylenmorphin.     (Ref.  S.  83.) 

43.  —  Reaction  der  Morphinderivate.    (Ref.  S. 

44.  —  Codein.    (Ref.  S.  83.) 

45.  Hesse,     a-  und  <?-Methylmorphiu.     (Ref.  S, 

46.  Gerichten.    Codein.    (Ref.  S.  84.) 

47.  -  Cotarnin.    (Ref.  S.  84.) 

48.  —  Cotarnin.    (Ref.  S.  84.) 

49.  Loll  Dey.    Porphyroxin.    (Ref.  S.  85.) 

50.  Sic  cum.    Sanguinarin.    (Ref.  S.  85.) 

51.  Chastaing.    Pilocarpin.    (Ref.  S.  85.) 

52.  Kingzett.    Pilocarpin.    (Ref.  S.  85.) 

53.  Oliveira.    Johannesin.    (Ref.  S.  85.) 

54.  Baur.    Hydrangea.    (Ref.  S.  86.) 

55.  Etard.    Homologe  des  Pelletierio  (Punicin).    (Ref.  S.  86.) 


(Ref.  S.  70.) 


72.) 


82.) 

83.) 
83.) 


{J4  Physiologie.  —  Chemiache  Physiologie.  j 

56.  Etard.    Glycolin.     (Ref.  S.  86.)  I 

57.  Baumert.    Lupinin.    (Ref.  S.  87.)  | 

58.  Campani  und  Bettelli.    Lupinin.    (Ref.  S.  87.)  , 

59.  Rammeisberg.     Strychninsulfat.    (Ref.  S.  87.)  i 

60.  Lextrait.    Strychnin  und  Jodoform.    (Ref.  S.  87.)  ! 

61.  Jahns.    Strychninhydrat.     (Ref.  S.  87.)  | 

62.  Colin-Toquaine.     Strychuinreaction.     (Ref.  S.  88.)  ; 

63.  Shenstone.    Strychnin,  Brucin,  Hydrobrucin.     (Ref.  S.  88.) 

64.  Hesse.    Chinin.    (Ref.  S.  88.)  i 

65.  Skraup.     Chinin.     (Ref.  88.)  j 

66.  Rennie.    Chininhydrat.     (Ref.  S.  88.)  ' 

67.  Skraup.     Chininsäure.     (Ref.  S.  89.) 

68.  Böttinger.    Picolincarbonsäure.     (Ref.  S.  89.) 

69.  Hoogewerff  und  van  Dorp.    Pyridin.    (Ref.  S.  89.)  i 

70.  —  Pyridincarbonsäure.    (Ref.  S.  89.)  1 

71.  Fürth.    Berberonsäure.    (Ref.  S.  90.)  | 

72.  Hoogewerff  und  van  Dorp.    Ciuchomeronsäure.    (Ref.  S.  90.) 

73.  Otten.    Chinidin.    (Ref.  S.  90.) 

74.  Hesse.     Chinamiu.     (Ref.  S.  90.)  l 

75.  Oudemans.     Conchiuamin.    (Ref.  S.  92.)  1 

76.  Hesse.    Conchinamin.    (Ref.  S.  93.)  \ 

77.  Schenk.    Cinchonin.    (Ref.  S.  93.)  j 

78.  Koenigs.     Cinchonin.    (Ref.  S.  93.) 

79.  Weidel.     Cinchonin.    (Ref.  S.  93.)  , 

80.  —  Cinchonin.    (Ref.  S.  93.)  ; 

81.  Oechsner.    Cinchonin.    (Ref.  S.  93.)  ; 

82.  Koenigs.    Chinolin.     (Ref.  S.  94.)  | 

83.  Williams.    Chinolin.     (Ref.  S.  94.)  ' 

84.  La  Co  st  e.    Chinolin.    (Ref.  94.) 

85.  Bed all  und  Fischer.    Oxy chinolin.    (Ref.  S.  94.) 

86.  -  Oxychinolin.     (Ref.  S.  94.) 

87.  —  Methoxychinolin.     (Ref.  S.  94.)  j 

88.  Jackson.    Methylchinolin.     (Ref.  S.  94.)  , 

89.  Skraup.    Chinolin.    (Ref.  S.  94.)  j 

90.  Schlosser  und  Skraup.    Chinolin.    (Ref.  S.  95.) 

91.  Williams.    Lutidin.    (Ref.  S.  95.)  ■■ 

92.  Forst  und  Böhringer.    Cinchotin.    (Ref.  S.  95.) 

93.  —  Cinchotin.    (Ref.  S.  95.) 

94.  —  Hydrochinidin.     (Ref.  S.  95.) 

95.  Hesse.    Cinchonidin.    (Ref.  S.  95.) 

96.  —  Cinchamidin.    (Ref.  S.  95.) 

97.  Arnaud.     Cinchonamin.     (Ref.  S.  95.)  j 

98.  Hill.    Thee,  Gerbstoff.    (Ref.  S.  96.) 

99.  Lloyd.    Caffeincitrat.    (Ref.  S.  96.)  i 

100.  Fischer.    Caffein.    (Ref.  S.  96.)  , 

101.  —  Caffein.    (Ref.  S.  96.)  .< 

102.  Maly  und  Hinteregger.    Caffein  und  Theobromin.    (Ref.  S.  97.)  j 

103.  -  Caffeiu  und  Theobromin.    (Ref.  S.  97.)  I 

104.  Schmidt.    Caffein.    (Ref.  S.  97.)  ' 

105.  Press  1er.    Theobromin,    (Ref.  S.  97.) 

106.  Hofmann.    Piperidin.    (Ref.  S.  98.) 

107.  Schneider.    Aconitin.    (Ref.  S.  99.) 

108.  Gerrard.    Atropin,  Darstellung.    (Ref.  S.  99.)  i 

109.  —  Atropin,  Gehalt.    (Ref.  S.  99.) 


Verzeichniss  der  besprochenen  Arbeiten.  05 


110.  Ladenburg.    Atropin,  Hyoscyamin,  Hyoscin.    (Ref.  S.  99.) 

111.  Schmidt.    Atropin.    (Ref.  S.  100.) 

112.  Lue  decke.    Atropin.    (Ref.  S.  100.) 

113.  Regnauld  et  Valmont.    Atropin.    (Ref.  S.  100.) 

114.  Ladenburg.    Hyoscin.    (Ref.  S.  101.) 

115.  —  Tropin.     (Ref.  S.  101.) 

116.  -  Tropin.    (Ref.  S.  101.) 

117.  -  Tropin.     (Ref.  S.  101.) 

118.  —  Tropin.    (Ref.  S.  101.) 

119.  Merling.    Tropin.     (Ref.  S.  101.) 

120.  Ladenburg.    Alkamine.    (Ref.  S.  101.) 

121.  Langgaard.    Scopolein.    (Ref.  S.  101.) 

122.  Rente  In.    Solanin.    (Ref.  S.  102.) 

II.  Glacoside. 

123.  Schiff.    Aesculin  etc.    (Ref.  S.  103.) 

124.  Selmi,    Amygdalin.    (Ref.  S.  103.) 

125.  Gerrard.    Strophanthus.    (Ref.  S.  103.) 

126.  Madsen.    Succus  Liquiritiae.    (Ref.  S.  103.) 

127.  Radenhausen.    Isatin.    (Ref.  S.  103.) 

128.  Baeyer.    Indigoblau.    (Ref.  S.  105.) 

129.  Warden.     Thevetiu.     (Ref.  S.  105.) 

130.  de  Vry.    Thevetin.     (Ref.  S.  105.) 

131.  Ritthauseu.    Myronsäure.     (Ref.  S.  105.) 

132.  Wright  and  Ren  nie.     Glycyphyllin.     (Ref.  S.  106.) 

133.  Parker.    Salicin.    (Ref.  S.  106.) 

134.  Greonish.    Melanthin.     (Ref.  S.  106.) 

135.  Naylor.    Saponin,  Omphalocarpin.    (Ref.  S.  106.) 

136.  Langbeck.    Senega.    (Ref.  S.  106.) 

137.  Vernet.    Epheu.     (Ref.  S.  107.) 

138.  Greenish.    Cyclopin,    (Ref.  S.  107.) 

139.  C  hur  eh.    Cyclopiasäure.    (Ref.  S.  108.) 

140.  Michael.     Methylarb utin.    (Ref.  S.  108.) 

141.  Schiff.    Arbutin.     (Ref.  S.  108.) 

142.  Smith.    Arbutin.     (Ref.  S.  109.) 

143.  Hock.    Digitalin.    (Ref.  S.  109.) 

144.  Patch.    Gentisin.    (Ref.  S.  109.) 

145.  Kennedy.    Gentisin.    (Ref.  S.  110.) 

146.  Finocchi.    Oleandrin.    (Ref.  S.  HO.) 

147.  Zander.    Xanthostrumarin.    (Ref.  S.  HO.) 

148.  Tiemann  und  Will.    Hesperidin.    (Ref.  S.  110.) 

149.  Francke,    Hesperidin.    (Ref.  S.  111.) 

150.  Manz.    Ipomoea  pandurata.    (Ref.  S.  111.) 

151.  Textor.    Insecteupulver.    (Ref.  S.  111.) 

HI.  Säuren  nnd  Anhydride. 

152.  Haitinger.    Citronensäure  in  Chelidonium.    (Ref.  S.  112.) 

153.  Stenhouse  and  Groves.    Usninsäure.    (Ref.  S.  112.) 

154.  Spiegel.    Vulpinsäure.    (Ref.  S.  113.) 

155.  Bowman.    Filixsäure.     (Ref.  S.  113.) 

156.  Smith.    Salicylsäure.     (Ref.  S.  113.) 

157.  Mandelin.    Salicylsäure  in  Viola.    (Ref.  S.  113.) 

158.  Dott.    Mekonsäure.    (Ref.  S.  114.) 

159.  Ost.     Mekonsäure.     (Ref.  S.  114.) 

160.  Reib  stein.    Mekonsäure.    (Ref.  S.  114.) 

Botanischer  Jahresbericht  IX  (1881)  1.  Abth. 


66  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

161.  Bailand.    Phytolaccasäure.    (Ref.  S.  115.) 

162.  Spiegel.    Tropasäiire.    (Ref.  S.  115.) 

163.  Rügheimer.    Tropasäure.    (Ref.  S.  115.) 

164.  Schmidt.    Methylcrotonsäure  und  Angelicasäure.    (Ref.  S.  115.) 

165.  Schulze  und  Bar  hier  i.     Phenylamidopropionsäure.    (Ref.  S.  115.) 

166.  Peckolt.    Helosis  guyanensis.     (Ref.  S.  116.) 

167.  Gnehm.     Cumarin.     (Ref.  S.  116.) 

168.  Nasini.    Parasantonid.    (Ref.  S.  117.) 

IV.  Gerbstoffe. 

169.  Loewenthal.    Bestimmung.    (Ref.  S.  117.) 

170.  Stroh mer.    Ellagsäure  in  Fichtenrinde.    (Ref.  S.  117.) 

171.  Loewe.    Eichenrindengerbstoff.    (Ref.  S.  117.) 

172.  Böttinger.    Eichenrindengerbstoff.     (Ref.  S.  117.) 

173.  Etti.    Lävulin  in  Eichenrinde.     (Ref.  S.  117.) 

174.  Raabe.    Ratanhiagerbstoff.    (Ref.  S.  118.) 

175.  —  Ratanhiagerbstoff.    (Ref.  S.  118.) 

176.  Etti.    Catechin.    (Ref.  S.  118.) 

177.  Luca.    Castanea  vesca.    (Ref.  S.  119.) 

178.  Ar  ata.    Persea  Lingue.    (Ref.  S,  119.) 

V.  Indifferente  Stoffe. 

179.  Groves.    Aloereaction.    (Ref.  S.  119.) 

180.  Schmidt  und  Loewenhardt.    Pikrotoxin.     (Ref.  S.  119.) 

181.  Paterno  und  Oglialoro.    Pikrotoxin.    (Ref.  S.  120.) 

182.  Barth  und  Kretschy.    Pikrotoxin.    (Ref.  S.  120.) 

183.  Parsons.    Damiana  (Turnera).    (Ref.  S.  120.) 

184.  Vassal.    Maisbitterstoff.    (Ref.  S.  120.) 

185.  Hoppe-Seyler.    Chlorophyll.    (Ref.  S.  120.) 

186.  Sachsse.    Chlorophyll.    (Ref.  S.  121.) 

187.  Sadtler  and  Rowland.    Beth-a-barra,    (Ref.  S.  121.) 

188.  L  oring  Jackson.     Curcumin.    (Ref.  S.  122.) 

189.  Jahns.    Kaempferid.    (Ref.  S.  122.) 

190.  -  Galangin,  Alpinin.     (Ref.  S.  122.) 

191.  Halberstadt  und  Reis.    Haeraatein.    (Ref.  S.  123.) 

192.  Jean.    Oenolin  und  Oenotannin.    (Ref.  S.  123.) 

VI.  Kohlenhydrate. 

193.  Pfeiffer  und  Tollen s.    Verbindungen  mit  Alkalien.    (Ref.  S.  123.) 

194.  Fremy  et  ürbain.    Pflanzenskelett.    (Ref.  S.  123.) 

195.  Franchimont.    Cellulose.    (Ref.  S.  124.) 

196.  Girard.    Hydrocellulose.    (Ref.  S.  124.) 

197.  O'S  Ulli  van.    a-  und  ß-Amylum.    (Ref.  S.  124.) 

198.  Salomon.    Stärke.    (Ref.  S.  125.) 

199.  Mering.    Stärke,  Maltose.    (Ref.  S.  125.) 

200.  Greenish.    Fucus  amylaceus.    (Ref.  S.  125.) 

201.  Lippmann.    Laevulan.    (Ref.  S.  126.) 

202.  Claesson.    Arabinose.    (Ref.  S.  126.) 
303.  Meyer.    Gentianose.    (Ref.  S.  126.) 

204.  Sundwik,    Maltose.    (Ref.  S.  126.) 

205.  Levallois.    Soja.    (Ref.  S.  126.) 

206.  Emmerling  und  Loges,    Traubenzucker.    (Ref.  S.  127.) 

207.  Musculus  et  Meyer.    Glucose.    (Ref.  S.  127.) 

208.  Nencki  und  Sieb  er.    Glucose.    (Ref.  S.  127.) 


Verzeichüiss  der  besprocheueu  Arbeiten.  G7 

209.  Kiliani,    Gluconsäure  etc.    (Ref.  S.  128.) 

210.  —  Lactonsäure.    (Ref.  S.  128.) 

211.  Juugfleisch  et  Lefranc.    Laevulose.    (Ref.  S.  128.) 

212.  Grote,  Kehre r  und  Tollens,    Laevulinsäure.    (Ref.  S.  128.) 

213.  —  und  Tollens.    Laevulinsäure.    (Ref.  S.  129.) 

214.  Rodewald  und  Tollens.    Laevulinsäure.    (Ref.  S.  129.) 

215.  Tollens.    Laevulinsäure.    (Ref.  S.  129.) 

216.  Sestini.    Ulminverbindungen.    (Ref.  S.  130.) 

217.  —  Ulminverbindungen.    (Ref.  S.  130.) 

218.  Tanret  et  Villiers.    Inosin.    (Ref.  S.  180.) 

219.  Hecht  und  Iwig.    Mannit.    (Ref.  S.  130.) 

220.  Domac.    Maunit.    (Ref.  S.  130.) 

221.  Morelle.    Bergenit.    (Ref.  S.  130.) 

VII.  Ester,  Fette  und  Wachsarten. 

222.  Stohmanu.    Freie  Säure  in  Fetten.    (Ref.  S.  131.) 

223.  Rechenberg.    Freie  Säui-e  in  Fetten.    (Ref.  S.  131.) 

224.  Kostyts;chew.    Lallemantia-Fett.    (Ref.  S.  131.) 

225.  Sonchere.    Olivenöl.    (Ref.  S.  131.) 

226.  Conroy.    Olivenöl.    (Ref.  S.  132.) 

227.  Scheibe.    Baumwollensamenöl.    (Ref.  S.  132.) 

228.  Slop.    Kürbissamenöl.    (Ref.  S.  132.) 

229.  Gianmaria.    Soja-Oel.    (Ref.  S.  133.) 

230.  Reinke  und  Rodewald.    Paracholesterin.    (Ref.  S.  133.) 

VIII.  Aetherische  Oele. 

231.  Flückiger.    Mastixöl.    (Ref.  S.  133.) 

232.  Atterberg.    Oel  von  Pinus  Pumilio.    (Ref.  S.  133.) 

233.  Lunge  und  Steinkauler.    Sequoja.    (Ref.  S.  133.) 

234.  Brix.    Copaivabalsam.    (Ref.  S.  134.) 

235.  Jorissen.    Dipterocarpusöl.    (Ref.  S.  134.)  1 

236.  Naudin.    Angelicaöl.    (Ref.  S.  134.) 

237.  Valente.    Cannabisöl.    (Ref.  S.  135.)  i 

238.  Thresh.    Ingweröl.    (Ref.  S.  135.)  J 

239.  Francke.    Bergapten.    (Ref.  S.  136.)  j 

240.  Godeffroy.    Bergapten.    (Ref.  S.  136.)  j 
24L   Grosser.    Coriauderöl.    (Ref.  S.  137.) 

242.  Schiff.    Nitrocampher.    (Ref.  S.  137.)  "                                  1 

243.  —  Dehydrocampher.    (Ref.  S.  137.)  j 

244.  —  Bromcampher.    (Ref.  S.  137.)  ' 

245.  Ballo.    Campher.    (Ref.  S.  137.)  ; 

246.  Kachler  und  Spitzer.    Borneol  und  Campher.  (Ref.  S.  137.)                                                | 

247.  Moriya.    Menthol.    (Rd.  S.  138.)  i 

248.  Schack.    Pfeffermiuzöl.    (Ref.  S.  138.)  | 

249.  Vigier  et  Cloez.    Erigeronöl,    (Ref.  S.  138.)  j 

250.  Morin.    Likariöl.    (Ref.  S.  139.)  i 

251.  Eykman.    lUicium  religiosum.    (Ref.  S.  139.)  : 

252.  Febve.    Quendelöl.    (Ref.  S.  140.) 

253.  Maisch.    Buchuöl.    (Ref.  S.  141.)  i 

254.  Woodland.    Zimmtöi.    (Ref.  S.  141.)  i 

255.  Reinke.    Aldehyd  in  Pflanzen.    (Ref.  141.)  ^ 

256.  Flückiger.    Perubalsam.    (Ref.  S.  141.)  i 

257.  --  Canangaöl.    (Ref.  S.  141.)  I 

258.  Hinchman.    Asclepias  cornuti.    (Ref.  S.  142.) 

5* 


68  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

IX.  Harze. 

259.  Renard.    Harzöl.    (Ref.  S.  142.) 

260.  —  Harzöl.    (Ref.  S.  143.) 

261.  Kelbe.    Harzöl.    (Ref.  S.  143.)  [ 

262.  Rennie.    Dammaraharz.     (Ref.  S.  143.)  ! 

263.  Vogel.     Copal.     (Ref.  S.  143.) 

264.  Peckolt.     Timbo.     (Ref.  S.  143.)  | 

X.  Eiweissobstanzen,  Amide  und  Derivate. 

265.  Harnack.    Kupferalbuminat.    (Ref.  S.  144.)  j 

266.  Stutzer.    Bestimmung  des  Eiweiss.     (Ref.  S.  145.)  ' 

267.  Schulze  und  Barbieri.     Eiweissbestimmung.     (Ref.  S.  145.)  j 

268.  Klinkenberg.    Stickstoff  in  Futtermitteln.    (Ref.  S.  145.)  ' 

269.  Schulze  und  Eugster.    Stickstoff  in  Kartoffeln.    (Ref.  S.  145.)  ; 

270.  Malerba.    Eiweiss  in  Feigen.    (Ref.  S.  146.)  1 

271.  Grübler.    Krystallinisches  Eiweiss.     (Ref.  S.  146.)  i 

272.  Ritthauseu.    -Krystallinisches  Eiweiss.     (Ref.  S.  148.) 

273.  —  Eiweiss  der  Oelsamen.    (Ref.  S.  149.) 

274.  —  Conglutin,  Legumiu.     (Ref.  S.  151.)  ! 

275.  —  Vicin    (Ref.  S.  151). 

276.  Schaff  er.    Mykoprotein.    (Ref.  S.  152.)  \ 

277.  Schulze  und  Barbieri.    Peptone  in  Pflanzen.    (Ref.  S.  153.) 

278.  Salomon.    Xanthin  in  Pflanzen.     (Ref.  S.  153.)  j 

279.  Schulze  und  Barbieri.    Allantoin  in  Pflanzen.    (Ref.  S.  153.)  ' 

XI.  Analysen  von  Pflanzen  und  ihren  Prodacten.  | 

280.  Dragendorff.    Pflanzenanalyse.    (Ref.  S.  153.)  \ 

281.  Allary.    Varecanalysen.    (Ref.  S.  153.)  j 

282.  Baessler.    Vogelwicken.     (Ref.  S.  153.) 

283.  Briosi.    Wein.    (Ref.  S.  153.)  j 

284.  Councler.    Aster.    (Ref.  S.  154.) 

285.  Dill.    Eichel  und  Erdbirne.     (Ref.  S.  154.)  '  i 

286.  Georges.    Dattelkerne.    (Ref.  S.  155.)  ; 

287.  Harper.    Rhus  aromatica  (Ref.  S.  155.) 

288.  Lechartier.    Buchweizen.     (Ref.  155.) 

289.  Meise.    Chunnos.    (Ref.  S.  155.) 

290.  Metzger.    Sambucus  canadensis.    (Ref.  S,  156.) 

291.  Traub.    Sambucus  canadensis.    (Ref.  S.  156.) 

292.  Meyer.    Parthenium  (Ref.  S.  156.) 

293.  Sieb  er.    Schimmelpilze.     (Ref.  S.  156.) 

294.  Slop.    Cucurbita  maxima.     (Ref.  S.  157.) 

295.  Treffner.    Laubmoose.    (Ref.  S.  157.) 

1.   Hasemann,  A.  und  Th.,  nnd  A.  Hilger.  Die  Pflanzenstoffe  in  chemischer,  physiologischer,  , 

pharmakologischer  und  toxikologischer  Hinsicht.    Für  Aerzte,  Apotheker,  Chemiker  1 

und  Pharmakologen.     Zweite,    völlig  umgearbeitete   Auflage.     Erster  Band.     Berlin,  ' 
Springer,  8",  XI  und  664  S. 

Das  wohlbekannte  Werk  von  Th.  und  A.  Husemann  erscheint  in  zweiter  Auflage,  | 

welche  sich  von  der  ersten  durch  vollständige  Aenderung  in  der  Anordnung  des  Stoffes  (im  , 
speciellen  Theile)  unterscheidet,  indem  jetzt  die  in  Pflanzen  allgemeiner  verbreiteten  Stoffe: 
Mineralbestandtheile ,  Kohlenhydrate  (Cellulose-,  Traubenzucker-  und  Rohrzuckergruppe), 

Säuren,   Eiweissstoffe ,   Fermente,  Pflanzenfarbstoffe   und  Amidoverbindungen   —  von   den  i 

Pflanzeustoffen ,   welche  nur  eine  beschränkte  Verbreitung  haben,  getrennt  sind.    Letztere  [ 
finden   wir  geordnet  nach   der   Stellung  der  Stammpflanzen   und  ist  hier  das  System  von 

Eichler  der  Anordnung  zu  Grunde  gelegt.   In  dem  vorliegenden  Bande  sind  dementsprechend  ! 


Pflanzenstoflfe.  —  Alkaloidc.  69 

diejenigen  Stoffe  behandelt,  welche  wir  auf  Kryptogamen  zurückführen  müssen,  sowie 
bezüglich  der  Phanerogamen:  die  Gymnospcrmae  und  ein  Theil  der  Angiospermae  (Mono- 
cotylen  und  von  den  Dicotylen  die  Amentaceae,  Urticinae,  Centrospermae  und  Polycarpiae). 

2.  E.  Ebermayer.  Physiologische  Chemie  der  PHanzen.  Zugleich  Lehrbuch  der  organischen 
Chemie  und  Agriculturchemie  für  Forst-  und  Landwirthe,  Agriculturchemiker, 
Botaniker  etc.  Erster  Band.  Die  Bestandtheile  der  Pflanzen.  Berlin,  Springer  1882, 
8",  XXVIII  u.  861  S. 

Der  Inhalt  dieses  Werkes  zerfällt  in  3  dem  Umfange  nach  wesentlich  verschiedene 
Abschnitte,  von  welchen  der  1.  sich  mit  dem  Wassergehalt,  der  3.  mit  den  anorganischen 
oder  Mineralbestandtheilen  der  Pflanzen  beschäftigt,  während  in  dem  2.,  dem  Hauptabschnitte 
des  Buches,  die  organischen  oder  verbrennlichen  Bestandtheile  der  Pflanzen  behandelt  werden. 
In  diesem  Abschnitte  finden  sich,  da  das  Buch  zugleich  ein  Lehrbuch  für  organische  Chemie 
ersetzen  soll,  nicht  nur  Pflanz enbestandtheile,  sondern  auch  noch  andere  allgemein 
wichtige  oder  im  Thierkörper  enthaltene  organische  Verbindungen  beschrieben.  Verf.  beginnt 
mit  den  stickstofffreien  Stoffen,  welche  in  Fettkörper  (Kohlenwasserstoffe,  Alkohole,  Kohlen- 
hydrate, Säuren,  Fette),  in  Benzolderivate  (Kohlenwasserstoffe,  Phenole,  Alkohole,  Säuren 
mit  Gerbstoffen,  ätherische  Oele)  und  in  Stoffe  unbekannter  Constitution  (Glucoside,  Bitter- 
stoffe, Harze  und  Pflauzenfarben)  zergliedert  werden.  Die  stickstoffhaltigen  Substanzen 
zerfallen  in  Alkaloide,  Proteinstoffe,  Amid Verbindungen  und  Fermente. 

I.  Alkaloide. 

3.  Albert  Henry  Lafean.  The  solubilities  of  alkaloids  in  alcohol.  (The  american  Journal 
of  Pharmacy  vol.  53,  4.  ser.,  vol.  11,  p.  149.) 

Die  Löslichkeit  verschiedener  Alkaloide  in  Alkohol  wird,  abgesehen  von  den  ganz 
ungenügenden  Angaben:  schwer,  leicht  löslich  etc.,  in  den  verschiedeneu  Lehrbüchern  oft 
sehr  verschieden  angegeben.  Verf.  hat  es  desshalb  unternommen,  die  Löslichkeit  einiger 
Alkaloide  in  Alkohol  bei  ca.  15?5  C.  (60"  F.)  zu  bestimmen.  Es  löst  sich  bei  dieser  Temperatur: 
Atropin  in  2  Theilen,  Cinchonin  in  145  Th.,  Cinchonidin  in  30  Th.,  Caffein  in 
150  Th.,  Colchicin  in  3  Th.,  Daturin  in  2  Th.,  Morphin  in  215  Th.,  Narcotin  in 
265  Th.,  Chinin  in  0.8  Th.,  Chinidin  in  115  Th.,  Strychnin  in  175  Th.  und  Veratrin 
in  0.8  Th.  Alkohol.  Die  Stärke  des  benutzten  Alkohols  wird  leider  vom  Verf.  nicht 
angegeben. 

4.  Edmund  W.  Davy.  The  nitropussides  of  the  alkaloids.  (The  pharmaceutical  Jouinal 
and  Transactions,  vol.  11,  No.  559,  p.  756.) 

Verf.  hat  die  Verbindungen  der  Alkaloide  mit  der  Nitroferridcyanwasserstoffsäure 
untersucht  und  gefunden,  dass  einige  dieser  Salze,  welche  in  Wasser  schwer  löslich  sind, 
erhalten  werden  können  durch  Ausfällen  der  löslichen  Alkaloidsalze  mit  Nitroprussiduatrium : 
die  so  dargestellten  Niederschläge  sind  bei  Strychnin  und  Bruciu  krystallinisch ,  bei 
anderen  Alkaloiden  aber  anfangs  amorph  oder  kleine  öJartige  Kügelchen,  welche  erst  nach 
längerem  Stehen  in  den  krystallinischen  Zustand  übergehen,  andere,  z.  B.  bei  Veratrin  und 
Cinchonidin  bleiben  amorph.  Die  in  Wasser  leicht  löslichen  Alkaloidverbindungen  können 
erhalten  werden  aus  den  Hydrochloraten  resp.  Sulfaten  der  Basen  durch  Einwirkung  von 
Nitroprussid-Silber  oder  Baryum;  leicht  löslich  sind  die  Nitroprusside  von  Morphin  und 
Nicotin.  —  Einzelne  Alkaloide  bilden  nur  neutrale  Salze  (z.  B.  Morphin,  Strychnin,  Brucin), 
andere  dagegen  (z.  B.  Chinin,  Cinchonin  und  Nicotin)  neutrale  und  saure  Salze;  von  letztern 
wird  das  neutrale  Chininsalz,  das  saure  Nicotinsalz  leicht  krystallinisch  erhalten.  —  Das 
Brucinsalz  erfordert  736,  das  Strychninsalz  847,  das  Chininsalz  2500  Theile  Wasser  zur 
Lösung. 

5.  A.  B.  Prescott.  Bestimmung  der  Alkaloide  durch  Ealiumquecksilberjodid.  (Referat 
nach  Americ.  ehem.  Journ.  1880,  II,  294  in  Berichte  der  deutschen  chemisch.  Gesellsch. 
S.  1421.) 

Wir  müssen  auf  das  Referat  resp.,  wenn  zugänglich,  auf  das  Original  verweisen 
(dieses  dem  Referent  nicht  zur  Hand). 


70 


Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 


6.  Benj.  B.  Hamlin.    Color  reactions  of  Alkaloids  etc.    (The  American  Journal  of  Phar- 
macy  vol.  53,  4.  ser.,  vol.  11,  p.  283.)' 

Verf.  hat  vergleichende  Reactionen  mit  Alkaloiden  und  einigen  anderen  Substanzen 
ausgeführt.  Benutzt  wurde  eine  concentrirte  Schwefelsäure,  welche  Spuren  von  Salpeter- 
säure enthielt;  als  oxydirende  Substanzen  wurden  dann  noch  Kaliumbichromat  und  ferner 
Chlorkalk  zugesetzt.    Die  Reactionen  sind  folgende : 


Schwefel- 

Kalium- 

säure 

bichromat 

Chlorkalk 

Aconitin      .    .    .    . 

gelblichbraun 

grün 

grünlichgelb 

Atropin  .     . 

— 

dunkelgrün 

— 

Brucin     .    . 

rosenroth 

hellroth 

hellgrün 

Caffein    .    . 

grün 

dunkler 

— 

Chinin     .    . 

— 

grün 

verschwindet 

Chinidin 

— 

)> 

» 

Cinchonin  . 

— 

» 

gelb 

Cinchonidin    . 

— 

» 

}) 

Codein     .    . 

— 

schwarz 

Emetin    .     . 

braun 

grün 



Morphin.    . 

hell  rosenroth 

schmutzig  braun 

verschwindet 

Piperin   .    . 

blutroth 

schwarz 

n 

Strychnin   . 

— 

violett 

n 

Veratrin 

dunkelroth 

röthlich  braun 

hellgrün 

Digitalin     . 

schwarzbraun 

grün 

— 

Salicin     .    . 

blutroth 

dunkler 

verschwindet 

Gallussäure   . 

— 

grün 

» 

Tannin    .    . 

goldgelb 

schmutzig 

n 

Manuit    .    . 

— 

dunkelgrün 

heller 

Mischt  man  die  Substanz  zunächst  mit  Rohrzucker  (doppelte  Menge)  und  setzt  als- 
dann 1—2  Tropfen  Schwefelsäure  hinzu,  so  erhält  man  folgende  Reactionen:  Atropin- 
sulfat :  violett,  schliesslich  braun;  Co  dein:  kirschroth  in  violett  übergehend;  Morphin- 
hydrochlorat :  rosa  in  violett  übergehend;  Narcotin:  mahagonifarben;  C  hin  in  sulfat:  grünlich, 
hellgelb,  schliesslich  kaffeeschwarz;  Strychnin:  röthlich  in  kaffeeschwarz  übergehend; 
Veratrin:  dunkelgrün;  Salicin:  hellroth. 

7.  P.  Brouardel  et  E.  Boatmy.    Sur  un  reactif  propre  ä  distinguer  les  ptomaines  des 
alcaloiides  vegetaux.    (Journal  de  Pharmacie  et  de  Chimie  5.  Ser.,  t.  3,  p.  548.) 

Seit  dem  Jahre  1873  haben  sich  mehrere  Chemiker  mit  der  Darstellung  und  Unter- 
suchung von  Substanzen  beschäftigt,  welche  sie  aus  in  Fäulniss  befindlichen  Leichen  zu 
isoliren  vermochten.  Feste  und  flüssige,  giftig  wirkende  Fäulnissproducte  wurden,  wie  es 
scheint,  zuerst  von  Emmert,  Aebi  und  Seh  war  zenb  ach  aus  Leichentheilen  isolirt;  später 
fand  Marquard  bei  einer  gerichtlichen  Untersuchung  ein  dem  Coniin  ähnliches  nicht  giftiges 
Alkaloid,  Jones  und  Dupre  isolirten  1866  aus  dem  Thierkörper  einen  Stoff,  von  ihnen 
„animalisches  Chinoülin"  genannt;  auch  Liebermann,  Schwanert  u.  A.  hatten 
schon  ähnliche  Stoffe  aufgefunden,  als  Selmi  im  Jahre  1873  die  Mittheilung  machte,  dass 
er  nach  der  Methode  von  Stas-Otto  sowohl  aus  gefaulten,  wie  frischen  Eingeweiden  eine 
Substanz  isolirt  habe,  welche  sich  den  Reagentien  gegenüber  wie  ein  Alkaloid  verhalte. 
Selmi  gelang  es,  aus  menschlichen  Leichen,  welche  nach  1,3,6  resp.  10  Monaten  aus- 
gegraben waren,  4  stark  basische  Stoffe  abzuscheiden,  die  mit  Jod -Jodwasserstoff  krystal- 
linische  Niederschläge  lieferten.  Drei  dieser  Substanzen  waren  in  Aether  löslich,  nicht  giftig 
das  vierte,  in  Aether  unlösliche  aber  ein  heftiges  Gift.  Selmi  lehrt  die  Darstellung  und 
Eigenschaften  der  von  ihm  als  Pt omaine  (Leichenalkaloide)  bezeichneten  Stoffe  kennen 
und  vergleicht  dieselben  mit  den  Pflanzenalkaloiden ,  speciell  mit  dem  Morphin,  Codein, 


Pflanzenstoffe.  —  Alkalo'ide.  71 

Atropiu  und  Delphiniu.  Selmi  hebt  hervor,  dass  die  Ptomaine  bei  gerichtUchea  Unter- 
suchungen zu  Ir rthümern ,  Verwechslungen  Anlass  gegeben,  dass  der  Nachweis  giftiger 
Pflanzenalkaloide  durch  die  Entdeckung  der  Ptomaine  zwar  nicht  unmöglich,  wohl  aber 
gegen  früher  schwieriger  gemacht  sei.  Man  hat  sich  verschiedentlich  bemüht,  Reactionen 
aufzufinden,  durch  welche  die  Ptomaine  von  den  Pflanzenalkaloiden  leicht  und  sicher  unter- 
schieden werden  können.  —  Auch  Brouardel  und  Boutmy  haben  in  dieser  Richtung 
Untersuchungen  angestellt  und,  wie  sie  angeben,  ein  Unterscheidungsreagens  in  dem  rothen 
Blutlaugensalz  gefunden.  Die  aus  der  Leiche  isolirte  basische  Substanz  wird  zunächst 
in  das  Sulfat  übergeführt  und  nur  einige  Tropfen  dieser  Lösung  zu  einer  kleinen  Menge 
Ferricyankaliumlösung  zugefügt:  entsteht  jetzt  auf  Zusatz  einer  kleinen  Menge  Eisenchlorid 
Berliner  Blau,  so  enthielt  die  aus  der  Leiche  isolirte  Substanz  einen  Körper,  welcher  das 
Ferricyaukalium  zu  Ferrocyankalium  zu  reduciren  im  Stande  war;  nach  den  Verff.  haben 
die  Ptomaine  diese  Eigenschaft,  sofort  die  genannte  Reduction  auszuführen,  von  den  Pflanzen- 
alkaloiden besitzt  nur  das  Morphin  ebenfalls  die  Eigenschaft  der  augenblicklich  erfolgenden 
Reduction,  während  Veratrin  nur  noch  Spuren  von  Berliner  Blau  liefert. 

8.  Ä.  Gaatier.  Peat-on  distingaer  aujoard'  hui  les  alcalo'ides  cadaveriques  des  autres 
alcaloides  naturels  ou  artificiels.  (Journal  de  Pharmacie  et  de  Chimie,  5.  Ser.,  t.  4, 
p.  147.  —  Le  Moniteur  scientifique  3.  ser.,  t.  11,  p.  562.) 

Verf.  hat  die  von  Brouardel  und  Boutmy  angegebene  (s.  v.  No.)  Reaction  zur 
Unterscheidung  von  Ptomain  und  Alkaloid  geprüft;  er  fand,  dass  Anemonin,  Helenin 
und  Sabadillin  keine  Reaction  liefern,  Kryptopin  und  Chinidin  sehr  langsam  und 
Pilocarpin  und  Pelletier  in  langsam  eine  Grünfärbung  hervorrufen.  Zweifelhaft  erscheint 
dem  Verf.  die  Reaction  mit  Plyoscyamin  (geringe  Reaction  von  Berliner  Blau),  Emetin 
(ebenso,  aber  sehr  langsam),  Igasurin  (ebenso),  Veratrin  (eine  Spur  Berliner  Blau), 
Colchicin  (grüner  Niederschlag),  Nicotin  (langsam  Berl.  Blau)  und  Apomorphin, 
welches,  wie  Morphin,  grosse  Mengen  von  Berliner  Blau  liefert.  —  Die  grosse  Zahl  der 
Pflanzenbasen  reducirt  nur  sehr  langsam  im  Laufe  mehrerer  Stunden  oJer  Tage 
das  Ferricyankalium ,  während  die  Ptomaine  die  Reaction  augenblicklich  her- 
vorrufen. —  Von  künstlichen  organischen  Basen  wirken  wie  die  Ptomaine:  Anilin, 
Methylanilin,  Paratoluidin,  Diphenylamin,  Naphtylamin,  Pyridin,  Collidin, 
Hydrocollidin,  Isodipyridin,  Acetonamin,  welche  mehr  weniger  schnell  die  Berliner  Blau- 
Reaction  hervorrufen. 

9.  P.  Brouardel  et  E.  Boatmy.  Note  sar  les  reactions  des  Ptomaines  et  sur  quelques- 
unes  des  conditions  de  leur  formatioD.  (Journal  de  Pharmacie  et  de  Chimie,  5.  Ser., 
t.  4,  p.  150.  —  Le  Moniteur  scientifique  3.  ser.,  t.  11,  p.  732.) 

Die  Verff.  haben  das  Verhalten  der  Ptomaine  zu  andern  (ausser  dem  Ferricyau- 
kalium) Substanzen  geprüft  und  gefunden,  dass  die  Leicheualkaloide  Bromsilber  in  kurzer 
Zeit  zu  reduciren  vermögen;  Verff.  geben  an  (s.  d.  Abb.),  wie  diese  Reaction  zur  Unter- 
scheidung von  Ptomain  und  Pflanzenbase  zu  verwerthen  ist.  —  Verf.  handeln  dann  über  die 
muthmassliche  Bildung  der  Leicheualkaloide.  Von  der  Annahme  ausgehend,  dass  die 
Ptomaine  Methyl-,  Phenyl-  etc.  Derivate  seien,  haben  Verff.  analoge  Derivate  verschiedener 
Pflanzenstoffe,  und  zwar  die  Methyl-  und  Phenylderivate  des  Asarin,  Atropin,  Berberin, 
Brucin,  Codein,  Colchicin,  Delphinin,  Digitalin,  Emetin,  Meconin,  Narcein,  Narcotin,  Papa- 
verin,  Santonin,  Solanin,  Strychnin  und  Thebain  dargestellt  und  deren  Verhalten  zu  Ferri- 
cyaukalium geprüft;  alle  diese  Derivate  vermochten  das  Reagens  reichlich  zu  reduciren. 
In  ähnlicher  Weise  wirkten  die  künstlichen  Basen:  Anilin,  Diphenylamin,  Trimethylamin, 
Dimethylanilin,  Methylanilin,  Methyläthylanilin,  Methyldiphenylanilin  und  Methyltoluidin. 
10.  Ch.  Tanret.    Peptones  et  alcaloides.    (Comptes  rendus  t.  92,  p.  1163.) 

Behandelt  man  eine  angesäuerte  Lösung  eines  (Pancreatin-  oder  Pepsin-)  Peptons 
mit  den  gewöhnlichen  Alkaloidreagentien,  so  erhält  man  Niederschläge,  welche  denen  durch 
Alkaloide  veranlassten  ähnlich  sind,  sich  nur  dadurch  davon  unterscheiden,  dass  die  Pepton- 
verbindungen  in  einem  üeberschuss  des  Peptons  löslich  sind,  die  Alkaloidverbindungen  sich 
aber  in  einem  Üeberschuss  des  Alkaloidsalzes  nicht  lösen.  —  Auch  coagulirtes  Eiweiss,  in 
Natronlauge  gelöst,  verhält  sich  nach  Neutralisation  des  Alkalis  wie  eine  Peptonlösung, 


72  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

färbt  sogar  Fehling'sche  Lösung  violettroth,  wird  durch  Kalk  nicht  gefällt,  ist  in  Alkohol 
merklich  löslich.  —  Verf.  zieht  hieraus  den  Schluss,  dass  ein  durch  Alkaloidreagentien 
erzeugter  Niederschlag  die  Gegenwart  eines  Alkaloids  nicht  zu  beweisen  vermag,  dass  es 
nöthig  ist,  das  Alkaloid  in  Substanz  darzustellen.  —  Behandelt  man  Pepton  mit  Kaliumcarbonat 
oder  Kaliumhydrat,  nicht  mit  Kaliumbicarbouat,  und  alsdann  mit  Aether,  so  erhält  man  in 
letzterem  eine  kleine  Menge  einer  flüssigen,  flüchtigen,  alkalischen  Substanz;  lässt  man  das 
Pepton  faulen,  so  kann  man  eine  grössere  Menge  einer  festen,  nicht  flüchtigen  Base  ausziehen; 
Verf.  gelang  es,  die  Chlorhydrate  dieser  Basen  in  Krystallform  darzustellen.  —  Verf.  prüfte 
die  Wirkung  dieser  Basen  auf  das  Kaliumferricyanid  und  fand,  dass  letzteres  durch  dieselben 
ebenfalls,  aber  nicht  augenblicklich,  reducirt  wird.  Genau  in  derselben  Art  erfolgt  die 
Reduction  durch  krystallisirtes  Ergotinin,  Aconitin  und  D ig i talin;  augenblicklich 
erfolgt  die  Reduction  durch  Morphin,  Eseria,  flüssiges  Hyoscyamin,  Aconitin  und 
amorphes  Ergotinin. 

11.  Loais  Siebold  and  T.  Bradbary.    Note  on  tbe  alleged  presence  of  Nicotine  in  Indian 
hemp.    (Yearbook  of  Pharmacy  p.  453.) 

Preobrashensky  hatte  1876  (s.  dies.  Bericht  f.  1876,  S.  840)  angegeben,  dass  er 
aus  dem  indischen  Hanf,  sowie  dessen  Extract  und  dem  Haschisch  Nicotin  dar- 
gestellt habe;  Dragendorff  und  Marquis  (s.  diesen  Bericht  f.  1878,  I,  S.  247)  haben 
die  Behauptung  bezweifelt,  und  glauben  annehmen  zu  müssen,  dass  die  von  P.  untersuchten 
Präparate  mit  Tabak  oder  einer  anderen,  ein  flüchtiges  Alkaloid  enthaltenden  Pflanze  ver- 
unreinigt gewesen  seien.  —  Verf.  haben  versucht,  zu  entscheiden,  ob  der  indische  Hanf 
Nicotin  enthalte  oder  nicht.  Sie  überzeugten  sich  zunächst  davon,  dass  nach  einem  Zusatz 
von  Vs  "iid  Vi6  des  Gewichts  an  Tabak  in  dem  indischen  Hanf  Nicotin  nachweisbar  ist. 
Zur  eigentlichen  Untersuchung  benutzten  Verf.  10  Pfund  indischen  Hanf,  welcher  in 
einer  Blase  mit  der  nöthigen  Menge  Wasser  und  Natronlauge  versetzt  und  durch  Dampf 
erhitzt  wurde,  bis  die  Hälfte  des  Wassers  übergegangen  war.  Das  erhaltene  Destillat  wurde 
mit  Oxalsäure  neutralisirt  und  langsam  unter  70"  C.  zur  Trockne  verdampft.  Der  Rückstand 
wurde  mehrmals  mit  absolutem  Aether  behandelt,  alsdann  mit  Alkohol,  das  alkoholische 
Filtrat  zur  Trockne  verdampft,  der  Rückstand  in  Wasser  gelöst  und  das  Filtrat  mehrmals 
mit  Aether  geschüttelt.  Jetzt  wurde  die  wässerige  Lösung  durch  Natronlauge  stark  alkalisch 
gemacht  und  wieder  mit  Aether  erschöpft;  die  vereinigten  ätherischen  Lösungen  wurden 
filtrirt  und  bei  gewöhnlicher  Temperatur  auf  einem  Uhrglase  verdunstet:  es  wurde  eine 
dicke,  ölige,  gelbliche  Flüssigkeit  erhalten,  welche  im  Exsiccator  über  Schwefelsäure  zu 
einem  durchsichtigen  Firniss  eintrocknete.  Die  Flüssigkeit  hatte  einen  starken,  mäuse- 
ähnlichen Geruch,  etwas  an  Coniin  erinnernd;  sie  war  löslich  in  Alkohol  und  Aether,  wenig 
löslich  in  Wasser,  noch  weniger  in  caustischen  Alkalien;  sie  reagirte  stark  alkalisch  und 
vermochte  Säuren  zu  neutralisiren.  Die  Lösungen  zeigten  folgende  Reactionen :  Platinchlorid 
bildet  einen  hellgelben,  in  der  Wärme  löslichen  Niederschlag,  Jod-Jodkalium  einen  kermes- 
farbenen,  Sublimat  einen  weissen,  in  Salmiak  löslichen,  Tannin  einen  weissen  Niederschlag. 
Salzsäure,  Salpetersäure,  Schwefelsäure  rufen  keine  charakteristischen  Färbungen  hervor. 
Das  Alkaloid  unterscheidet  sich  von  Nicotin  und  Coniin  dadurch,  dass  es  nicht  flüssig  ist. 
Verf.  nennen  dieses  flüchtige  Alkaloid,  dessen  genauere  Untersuchung  sie  in  Aussicht 
stellen:  Cannabinin. 

12.  J.  Schorm.    Beitrag  zur  Kenntniss  des  Coniins  und  seiner  Verbindungen.    (Berichte 
der  Deutschen  Chemischen  Gesellschaft,  S.  1765.) 

Verf.  bespricht  zunächst  die  fabrikmässige  Darstellung  des  Coniins  (s.  die  Abhandlung). 
Das  erhaltene  Rohconiin  wird  fractionirt  in  10%  bei  110— 168"  C.  siedend,  60 "/o  reines 
Coniin  bei  168— 169'^  siedend  und  20 "/o  bei  169—180°  siedend;  der  dunkle,  dickflüssige 
Rückstand  dient  zur  Gewinnung  von  Conhydrin.  —  Das  Coniin  ist  farblos,  ölartig,  in 
90  Th.  OH^  löslich,  35%  Wasser  aufnehmend,  spec.  Gewicht  =  0.886.  —  Verf.  unter- 
suchte das  bromwasserstofi'saure ,  jodwasserstofi"saure,  saure  weinsaure  und  das  Oxalsäure 
Salz  (s.  die  Abhandlung). 

13.  A.  W.  Hofmann.    Einwirkung  der  Wärme  auf  die  Ammoniumbasen  II.  Coniin.    (Berichte 
der  Deutschen  Chemischen  Geseilsch.    S.  705.) 


Pflanzenstoffe.  —  Alkaloide.  73 

Das  zu  den  Untersuchungeu  benutzte  Coniin  wurde  genau  analysirt  und  dabei 
gefunden,  dass  die  constant  zwischen  167  und  169''  siedende  Base  2  Atome  Wasserstoff 
mehr  enthält  als  man  bisher  geglaubt  hat  und  derselben  demnach  die  Formel 
CgHi,  N=  CgHiß  .HN  entspricht.  Das  Hydrochlorat:  CgHjyN.HCl  bildet  eine  blendend 
weisse,  in  Wasser  ausserordentlich  leicht  lösliche  Krystallmasse.  —  Durch  Einwirkung  von 
Jodmethyl  auf  Coniin  wird  ein  Dimethylconylammoniumjodid,  welches,  durch  Silberoxyd  ent- 
jodet und  dann  destillirt,  eine  bei  1820  siedende  Base:  Dimethylconiin  (CgHijCHg) 
CH3  N  liefert.  Dieses,  abermals  mit  Jodmethyl  behandelt  liefert  Trimethylconylammonium- 
jodid;  das  hieraus  darstellbare  Hydroxyd  zerfällt  einerseits  in  Dimethylconiin  und  Methyl- 
alkohol, andererseits  in  Trimethylamin  und  einen  Kohlenwasserstoff  CgHi^:  Conylen:  eine 
farblose,  durchsichtige  Flüssigkeit,  welche  bei  125*^  siedet,  B  =  55,6. 

14.  J.  Skalweit.  Ueber  das  specifische  Gewicht  des  Nicotins  and  sein  Verhalten  gegen 
Wasser.    (Berichte  der  Deutschen  Chemischen  Gesellsch,    S.  1809.) 

Nach  Verf. 's  Untersuchungen  beträgt  das  spec.  Gewicht  des  reinen  Nicotins  bei 
15"  C.  nur  1,0111.  Mit  Wasser  gemischt  nimmt  das  spec.  Gewicht  des  Nicotins  zu  und 
beträgt  bei  5%  Wasser:  1017,  bei  10%:  1024.  bei  20%:  1030,  bei  30 %:  1034,  bei40  0/„: 
1037,  bei  50  "/q:  1040,  bei  60  7o:  1038,  bei  70  "/o :  1033. 

15.  E.  T.  Pease.  Estimation  of  Nicotia  in  tobacco.  (From  the  Journal  of  the  Amer. 
Chem.  Soc.  July.  —  The  pharmaceutical  Journal  and  Transactions  8.  ser.  vol.  11,  No. 
555  p.  679.) 

Verf.  bestimmte  das  Nicotin  in  dem  Tabak  nach  der  von  Dragendorff  (Die 
chemische  Werthbestimmung  einiger  starkwirkender  Droguen.  Petersburg  1874.  S.  52) 
angegebenen  Methode,  indem  er  2  g  der  getrockneten  Substanz  24  Stunden  mit  schwefelsäure- 
haltigem Wasser  macerirte,  die  ausgepresste  Flüssigkeit  concentrirte ,  filtrirte  und  von  dem 
auf  50  ccm  aufgefüllten  Filtrat  10  ccm  zum  Titriren  mit  Jodkaliumquecksilberlösung  benutzte. 
—  Verf.  fand  in  Cigarren  2  0/0,  in  verschiedenen  Tabaksorten:  4,05,  3,24,  4,21,  3,94  und 
3,93  %.  —  Eine  seit  einiger  Zeit  gebrauchte ,  theilweise  gefärbte  kurze  Thonpfeife  lieferte 
2,02  7o  ibres  Gewichtes  an  Nicotin.  —  Verf.  verbrannte  Tabak  mit  3,94  %  Nicotin  und 
bestimmte  den  Nicotingehalt  der  vorgelegten  Flüssigkeiten,  durch  welche  der  Tabaksrauch 
gesaugt  worden  war;  es  wurden  2,48%  (von  dem  Gewichte  des  verbrannten  Tabaks) 
Nicotin  gefunden. 

16.  J.  Skalweit.  Zur  Bestimmnng  des  Nicotins.  (Aus  Repertorium  der  analytischen  Chemie  1. 
S.  165  nach  Zeitschrift  für  analytische  Chemie.  20.  Jahrgang.  S.  567.  Archiv  der 
Pharmacie,  Band  219,  S.  36.) 

Wir  müssen  auf  das  Eeferat  resp.  die  Originalabhandlung  verweisen  (s.  auch  No.  17). 

17.  Richard  Kissling.  Zur  Nicotinbestimmung.  (Zeitschrift  für  analytische  Chemie.  20, 
Jahrgang.    S.  514.) 

Kritik  der  von  Skalweit  (s.  vor.  No.)  empfohlenen  Bestimmung  des  Nicotins, 
welche  Verf.,  wie  Nessler  schon  14  Jahre  vorher,  als  unbrauchbar  verurtheilt. 

18.  A.  Vogel,  üeber  Nicotinbestimmung  und  Tabakverbrennungsproducte.  (Sitzungs- 
berichte der  Mathemat.-Physikal.  Classe  der  Münchener  Akademie.    Bd.  11,  S.  439.) 

Verf.  bestimmte  die  in  Tabak  und  Cigarren  enthaltene  Menge  an  Nicotin  mittelst 
der  von  Mayer  angegebenen  Methode  mit  Jodkaliumquecksilberjodid ,  wobei  er,  wenn  der 
Tabakauszug  keine  durch  Silbernitrat  fällbare  Stoffe  enthält  —  was  sehr  häufig  'der  Fall  — 
den  üeberschuss  des  Fällungsmittel  mittelst  titrirter  Silberlösung  bestimmte.  In  dieser  Weise 
bestimmt,  stellte  sich  der  Nicotingehalt  in  keiner  Sorte  höher  als  470.  —  Der 
Wassergehalt  wurde  in  10  Tabakssorten  zu  8,3  "j^  gefunden,  der  Aschengehalt  in  10 
Tabakssorten  zu  21,1%,  in  7  Cigarrensorten  zu  20,2  "/qj  die  Asche  enthält  40%  Kalk, 
30  %  Kali,  4  %  Phosphorsäure.  —  Auch  die  in  dem  Rauche  enthaltene  Menge  Ammoniak 
wurde  bestimmt  und  gefunden  bei  Verbrennung  von  Tabak:  0,591  %,  von  Cigarren:  0,794%. 
Derselbe  Tabak ,  durch  Thoncylinder  resp.  Glascylinder  geraucht ,  lieferte  Ammoniak  7 : 9, 
in  Cigarrenform  resp.  aus  verschlossener  Pfeife  geraucht :  3:9.  —  Dass  in  den  Verbrennungs- 
producten  der  Tabaksblätter  Schwefelwasserstoff  enthalten,  kann  leicht  nachgewiesen 
werden.    Auch  Cyan  resp.  Blausäure  ist  darin,  und  zwar  geben  100  g  gewöhnlichen  Tabaks 


74  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

3—4  mg,  100  g  türkischen  Tabaks  aber  7—8  mg  Blausäure  (Le  Bon);  Yerf.  fand  in  den 
meisten  Tabakssorten  7— 9  mg  Cyan  pro  100  g. 

19.  A.  Cahours  et  A.  Etard.  Snr  an  noaveau  derive  de  la  nicotine,  obteno  par  l'action 
da  seleniam  sar  cette  substance.  (Comptes  rendus  t.  92,  p.  1079.  Journal  de 
Pharmacie  et  de  Chimie,  5.  Ser.,  t.  4,  p.  64.) 

Eine  Mischung  von  100g  Nicotin  und  20g  Selen  werden  in  einem  Kolben  zu 
lebhaftem  Kochen  erhitzt:  der  Hals  des  Kolbens  füllt  sich  mit  weissen,  blätterigen  Krystallen 
aus  Selen  und  Ammoniak;  sobald  diese  Krystalle  nicht  mehr  in  grösserer  Menge  gebildet 
werden,  unterbricht  man  die  Operation,  decantirt  die  heisse  Masse  und  destillirt,  wobei 
zwischen  150  und  300°  Flüssigkeiten  übergehen.  Dieselben  können  noch  Selen  enthalten; 
man  kann  sie  davon  befreien,  indem  man  sie  mit  concentrirter  Sodalösung  versetzt  und  im 
Wasserdampfstrom  destillirt.  Die  erste  Fractiou  wird  mit  Aether  ausgeschüttelt,  letzterer 
verdampft  und  die  Base  rectificirt.  Man  erhält  Hydrocollidin:  CgHigN;  eine  gelbe, 
klare,  bei  205°  siedende  Flüssigkeit,  leichter  als  Wasser  und  darin  unlöslich,  durchdringend 
aromatisch  riechend,  brennend  schmeckend,  in  Alkohol  und  Aether  löslich,  sowie  in  ver- 
dünnten Säuren,  aus  welchen  Lösungen  es  durch  Kali  gefällt  wird.  Das  Goldsalz:  CgHij 
N  .  H  Cl .  Au  CI3,  gelbe,  in  heissem  Wasser  schmelzende  Krystallblättchen ;  das  Platindoppel- 
salz: orangegelbe,  in  heissem  Wasser  lösliche  Krystallblättchen.  Jod  fällt  die  Basis  roth- 
braun; Kupfersulfat,  Ferro-  und  Ferridcyankalium  sowie  Kaliumbichromat  fällen  nicht.  — 
Ausser  dem  Hydrocollidin  wurde  bei  der  Einwirkung  von  Selen  auf  Nicotin  noch  Isodi- 
pyridin  gebildet  (s.  diesen  Bericht  für  1880,  I,  S.  379,  No.  100).  —  Leitet  man  Nicotin, 
wie  dies  die  Verf.  gethan ,  durch  zur  Kirschrothglut  erhitzte  Röhren ,  so  erhält  man  als 
Product  vorzugsweise  Collidin,  welches  bei  170"  siedet  und  grosse  Neigung  zur  Polymeri- 
sation zeigt.  Mit  Kaliumpermanganat  bei  50—60°  oxydirt,  liefert  dasselbe  Nicotinsäure; 
Verff.  halten  desshalb  ihr  Collidin  für  ein  Propylpyridin. 

20.  Liversidge.  The  alkaloid  from  Piturie.  (The  chemical  News,  vol.  43,  p.  124,  138.  — 
Le  Moniteur  scientifique,  3.  ser.,  t.  11,  p.  774.  —  The  pharmaceutical  Journal  and 
Transactions,  3.  ser.,  vol.  11,  No.  562,  p.  815.) 

Verf.  hat  die  von  v.  Müller  und  Rummel  begonnenen  Untersuchungen  (s.  diesen 
Bericht  für  1880, 1,  S.  375)  fortgesetzt;  das  Material  zu  derselben  verdankte  L.  der  Freundlich- 
keit Wilson 's,  welcher  ihm  dasselbe  aus  dem  Innern  von  Australien  schickte.  —  Die 
Stammpflanze  des  Piturie,  die  Diiboisia  Hopivoodü  Müller  {Duh.  Pituri  Bancroft) 
wächst  zwischen  Queensland  und  dem  Südaustralterritorium,  auf  138"  L.  und  22—25°  S.  B. 
—  Die  von  den  Eingeborenen  als  Kaumittel  benutzten  Pflanzentheile  enthalten  als  wirk- 
samen Bestandtheil  ein  Alkaloid,  welches  Verf.  darstellte,  indem  er  das  Piturie  mit 
schwefelsäurehaltigem  Wasser  kochend  auszog,  die  Flüssigkeit  eindampfte  und  nach  Zusatz 
von  Natronlauge  destillirte:  das  alkalische  Destillat  wurde  mit  Salzsäure  neutralisirt,  auf 
ein  kleines  Volum  eingedampft  und  wieder  mit  Natronlauge  der  Destillation  unterzogen. 
Das  Destillat  wurde  abermals  mit  Salzsäure  neutralisirt,  concentrirt,  mit  Natronlauge  ver- 
setzt und  mit  Aether  erschöpft.  Jetzt  wurde  im  Wasserstoffstrome  zunächst  der  Aether  bei 
niederer  Temperatur  entfernt  und  dann  durch  Steigerung  der  Temperatur  das  Alkaloid 
überdestillirt.  —  Ausbeute:  1.037  bis  2.47%.  —  Das  frisch  dargestellte  Alkaloid :  Piturin 
ist  eine  klare,  farblose  Flüssigkeit,  welche  sich  an  der  Luft  bald  bräunt;  sie  ist  schwerer 
als  Wasser,"  in  Wasser,  Alkohol  und  Aether  sehr  leicht  löslich ;  es  riecht,  frisch  dargestellt, 
dem  Nicotin  ähnlich,  nach  längerer  Aufbewahrung  mehr  wie  Pyridin.  Es  ist  schon  bei 
gewöhnlicher  Temperatur  flüchtig  und  giebt  sein  Dampf  mit  Salzsäure  dicke  Nebel;  auf  die 
Schleimhäute  wirkt  der  Dampf  heftig  ein  und  verursacht  derselbe  heftige  Kopfschmerzen. 
Es  neutralisirt  die  Säuren  vollkommen,  doch  werden  die  neutralen  Lösungen  des  Acetats, 
Sulfats  und  Chlorhydrats  beim  Verdampfen  in  Folge  des  Verlustes  an  Alkaloid  sauer;  diese 
Salze  sind. sehr  hygroskopisch,  sehr  leicht  in  Alkohol  löslich,  nicht  krystallisirbar.  Nur  das 
Oxalat  konnte  in  Krystallform  erhalten  wei'den.  —  Salzsäure  und  Salpetersäure  verändern 
in  der  Kälte  die  Farbe  des  Alkaloides  nicht,  erwärmt  dagegen  färbt  erstere  röthlich,  letztere 
braun;  concentrirte  Schwefelsäure  ruft  nach  einiger  Zeit  (in  der  Wärme  sofort)  Braunfärbung 
hervor.    Concentrirte  Schwefelsäure  und  Kaliumbichromat  färben  gelbroth,  dunkelbraun  und 


Pflanzenstoffe.  —  Alkaloide.  75 

dann  grün;  letztere  Farbe  tritt  beim  Erwärmen  sofort  hervor;  concentrirte  Schwefelsäure 
und  Mangansuperoxyd  rufen  in  der  Wärme  eine  violette  Färbung  hervor.  —  Die  gewöhnlichen 
Alkaloidreagentieu  rufen  in  den  Lösungen  des  Piturin  Niederschläge  hervor.  —  Das  Alkaloid 
siedet  zwischen  243  und  244"  C.  —  Die  ausgeführten  Analysen  (8)  ergaben  als  Mittel  die 
Zusammensetzung  C76.56H8.48Nu.94,  aus  welcher  sich  die  Formel:  CfiHgN  (verlangt  C76.59 
H8.51N14.9)  berechnet.  —  Das  Platindoppelsalz  wurde  als  orangerothe  Octaeder  erhalten; 
dieselben  lösen  sich  in  warmem  Wasser  leicht  auf.  Dieses  Salz  besitzt  keine  gleichmässige 
Zusammensetzung,  wie  23  Platinbestimmungen  ergaben.  —  Das  Quecksilberdoppelsalz  bildet, 
aus  kochendem  Wasser  krystallisirt,  rhombische  Prismen;  sie  enthielten  63.175%  Hg  und 
24.62%  Cl,  entsprechend  der  Formel:  (Cg  Hg  N)2  H  Cl -f- 5  Hg  Clg  (verlangt  63.31  Hg  und 
24.72  Cl,  während  das  entsprechende  Nicotinsalz:  Cio  üu  N, .  H  Cl  -f-  5  Hg  CU:  64.37  Hg  und 
25.15  Cl  erfordert).  (S.  auch  die  Resultate  von  Petit,  diesen  Bericht  f.  1879,  I,  S.  340, 
welcher  das  aus  Piturie  isolirte  Alkaloid  für  identisch  mit  Nicotin  erkannte.) 

21.  Karl  Boedecker.  Lycopodin,  das  erste  Alkaloid  der  Gefässkryptogamen.  (Liebig's 
Annalen  der  Chemie.    Bd.  208,  S.  363.) 

Lycopodium  complanatum  L.,  in  Nord-  und  Mitteleuropa  verbreitet.  Das  zerschnittene 
trockene  Kraut  wird  durch  zweimaliges  Auskochen  mit  90%igem  Alkohol  erschöpft,  die 
heiss  abgepressten  Auszüge  nach  dem  Erkalten  von  den  Absätzen  befreit  uud  im  Wasserbade 
abdestillirt.  Die  alkoholfreie  Masse  wird  durch  oft  wiederholtes  Durchkneten  mit  lauwarmem 
Wasser  so  lange  ausgezogen,  bis  der  letzte  Auszug  weder  durch  bitteren  Geschmack  noch 
durch  braunrothe  Trübung  mit  starkem  Jodwasser  mehr  einen  Alkaloidgehalt  erkennen  lässt. 
Die  wässerigen  Lösungen  werden  mit  gut  basischem  Bleiessig  ausgefällt,  das  Filtrat  mit 
Schwefelwasserstoff  entbleit,  das  Filtrat  auf  dem  Wasserbade  stark  concentrirt,  mit  Natron- 
lauge stark  übersättigt  und  mit  viel  Aether  erschöpft,  solange  das  Aetherextract  bitter  war 
und  durch  Jodwasser  braunroth  gefällt  wurde.  Der  Aether  wurde  abdestillirt,  der  Rück- 
stand in  stark  verdünnter  Salzsäure  gelöst  und  das  schw^ach  saure  Filtrat  langsam  zur 
Krystallisation  verdampft  und  öfter  umkrystallisirt.  Versetzt  man  eine  ganz  concentrirte 
Lösung  des  reinen  salzsauren  Salzes  mit  ganz  concentrirter  Natronlauge  im  Ueberschuss  und 
fügt  noch  festes  Kalihydrat  hinzu,  so  scheidet  sich  das  freie  Alkaloid  zuerst  in  Form  einer 
farblosen,  harzig-klebrigen  fadenziehenden  Masse  aus,  die  sich  beim  Stehen  unter  der 
Flüssigkeit  in  1,5  cm  lange,  einzelne  monokline  Prismen  verwandelt.  Die  mit  kaltem  Wasser 
rasch  gut  abgespülten  Krystalle  schmelzen  bei  114—115"  ohne  Gewichtsverlust,  sind  in 
Alkohol,  Chloroform,  Benzol,  Amylalkohol  sehr  leicht,  in  Wasser  und  Aether  reichlich 
löslich,  schmecken  stark  rein  bitter:  Lycop  odin:  C32  H52  Nj  O3.  —  Das  salzsaure  Lycopodin: 
C32  H52  N2  O3 . 2  HCl  -f  aq  bildet  prächtige,  glashelle,  sehr  eigenthümliche  monokline  Krystalle, 
welche  bei  100°  wasserfrei  werden,  das  Golddoppelsalz:  feine,  glänzende,  gelbe  Nädelchen 
der  Zusammensetzung:  C32  H52  N2  O3  2  HCl  2  Au  CI3  +  aq. 

22.  E.  Jobanson.  Colchicum  und  dessen  Präparate.  (Pharmaceut.  Zeitschr.  f.  Russland. 
1880.    No.  23,  p.  715.) 

In  Folge  der  neulich  ausgesprochenen  widersprechenden  Angaben  von  Mols  und 
Dannenberg  bemerkt  der  Verf.,  dass  das  Colchicin  den  einzelnen  Pflanzentheilen  leicht 
durch  Wasser  entzogen  werden  kann,  dass  es  aber  in  wässeriger  Lösung  sehr  leicht  zersetzt 
werde.  —  Was  das  Vorhandensein  des  Colchicins  in  alten  Samen  und  Knollen  anlangt,  so 
meint  der  Verf.,  dass  die  Samen  beim  raschen  Eintrocknen  einen  grossen  Theil  des  Alkaloids 
conserviren,  während  es  in  den  langsamer  trocknenden  Knollen  grösstentheils  zersetzt  wird. 

Batalin. 

23.  J.  Hertel.  Versuche  über  die  Darstellung  und  Constitution  des  Colchicins  und  über 
die  Beziehungen  desselben  zum  Colcbicein  und  einigen  anderen  Zersetzungsprodacten. 
(Separatabdruck  aus  Pharmaceutische  Zeitschrift  für  Russland,  38  S.) 

Verf.  bespricht  die  von  Geiger  und  Hesse,  von  Aschhof,  Hübler,  Schoon- 
brood,  Eberbach  befolgten  Methoden  zur  Darstellung  des  Colchicins  uud  empfiehlt 
auf  Grund  seiner  vergleichenden  Untersuchungen  folgende  Modification  der  Methode  von 
Eberbach:  die  unzer  kleiner  ten  Samen  der  Herbstzeitlose  werden  im  Verdrängungsapparate 
4mal  mit  erneuten  Portionen  von  85procentigem  Weingeist  digerirt  (bis  die  Auszüge  nur 


76  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

noch  hellgelb  erscheinen),  zuletzt,  um  die  letzten  Antheile  des  Colchicins  zu  entziehen, 
eine  Portion  kochenden  Alkohols  darüber  gegossen.  Die  schwach  sauer  reagirenden  Aus- 
züge werden  mit  gebrannter  Magnesia  versetzt,  gut  durchgeschüttelt,  nach  einigen  Stunden 
abfiltrirt  und  das  Filtrat  auf  dem  Dampfbad  im  Vacuum  bis  zur  Consistenz  eines  flüssigen 
Extractes  abdestillirt.  Der  Rückstand  wird  mit  der  ca.  lOfachen  Menge  Wasser  versetzt,  von 
der  beim  Stehen  sich  an  der  Oberfläche  abscheidenden  öligen  Materie  befreit,  alsdann  filtrirt 
und  wiederholt  mit  Chloroform  ausgeschüttelt,  bis  letzteres  fast  farblos  bleibt.  Die  colchicin- 
freie  Flüssigkeit  schmeckt,  nach  Entfernung  des  Chloroforms,  honigsüss.  —  Die  Auszüge 
werden  nun  vom  Chloroform  befreit  bis  zur  Syrupconsistenz,  alsdann  auf  Glasplatten  resp. 
Teller  ausgezogen  und  bei  80  - 100"  das  Chloroform  völlig  entfernt,  d.  h.  so  lange  erwärmt, 
bis  das  Colchicin  spröde  geworden  ist.  Diese  amorphe  braune  Masse  wird  zur  Reinigung 
nochmals  in  etwa  der  20fachen  Menge  Wasser  gelöst,  wobei  der  Farbstoff  ungelöst  bleibt, 
filtrirt  und  das  Filtrat  in  einer  flachen  Schale  verdunstet.  —  Die  Ausbeute  beträgt  0.38  bis 
0.410/0  reinen  Colchicins.  —  Aus  frischen,  im  Juni  gegrabenen  Knollen  stellte  Verf. 
0.08  7o  eines  farblosen,  amorphen  Colchicins  dar,  aus  den  im  Herbst  gegrabenen  Knollen 
nur  0.06%  e'^es  gefärbten  Präparates.  Die  grünen  Theile  der  Blätter  enthalten  kein 
Colchicin,  wohl  aber  die  unterirdischen  weissen  Theile.  —  Samen  und  Knollen  enthalten  in 
reichlicher  Menge  einen  linksdrehenden,  durch  absoluten  Alkohol  fällbaren,  unkrystallisir- 

baren,  gährungsfähigen,  reducirenden  Zucker. Das  aus  dem  Chloroformauszug  erhaltene 

Colchicin  von  bräunlicher  Farbe  wurde  zur  Reinigung  in  Wasser  gelöst,  wobei  ein  Theil 
von  kaffebrauner  Farbe  ungelöst  am  Boden  anhaftend  zurück  blieb :  Colchicoresin.  Auch 
aus  Colchicin,  welches  längere  Zeit  bei  Luftzutritt  aufbewahrt  worden  war,  sowie  aus  solchem, 
welches  mit  wenig  Wasser  einer  hohen  Temperatur  ausgesetzt  gewesen  war,  konnte  ein 
nicht  geringer  Theil  von  Colchicoresin  abgeschieden  werden;  durch  Erhitzen  gebräuntes 
Colchicin  besteht  zum  grossen  Theil  aus  Colchicoresin.  Letzteres  stellte  gereinigt  eine 
amorphe,  dunkelbraune,  harzartig  spröde,  leicht  zerreibliche  Masse  dar,  welche  in  kaltem 
Wasser  sehr  schwer  löslich,  in  Chloroform  und  Alkohol  sich  leicht  mit  brauner  Farbe 
löst;  in  Aether  ist  die  Masse  unlöslich,  in  Ammoniak  und  Kalilauge  leicht  löslich.  Auf 
Lakmus  wirkt  es  nicht  ein,  die  Lösung  dreht  nicht.  Mit  Salpeter  und  Schwefelsäure  zeigt 
das  Colchicoresin  dieselbe  Färbung  wie  das  Colchicin.  Gerbsäure  und  Jodjodkalium  geben 
erst  nach  einiger  Zeit  eine  Trübung,  Phosphormolybdänsäure  fällt  sofort;  Eisenchlorid  färbt 
bräunlichgrün.  Verf.  berechnet  aus  den  Resultaten  der  Analysen  des  Colchicoresins  für 
dieses  die  Formel:   C51  Hßo  N2  Ojg.  —  In  den  unreifen  Samen  und  den   Knollen  ist  diese 

Substanz  nicht  enthalten. Das  reine  Colchicin  ist  amorph,  farblos  (aus  frisch  gegrabenen 

Sommerknollen)  resp.  schwefelgelb,  reagirt  sehr  schwach  alkalisch,  schmilzt  bei  145",  sich 
dabei  bräunend  und  beim  Erkalten  glasartig  spröde  werdend;  dreht  nicht;  verbindet  sich 
nicht  mit  Jodaethyl.  Mit  Schwefelsäure  und  Kaliumnitrat  färbt  sich  das  Colchicin  sogleich 
grün,  dann  blau,  violett  und  endlich  blassgelb;  setzt  man  jetzt  concentrirte  Lauge  zu,  so 
tritt  sofort  eine  schön  ziegelrothe,  lange  anhaltende  Färbung  hervor  (ebenso  bei  allen 
Zersetzungsproducten  des  Colchicins).  Goldchlorid  erzeugt  in  Colchicinlösungen  nur  schwache 
Trübungen,   ähnlich   Platinchlorid.     Eisenchlorid   färbt  momentan   schön  grün.     Aus   den 

Resultaten  der  Elementaranalysen  berechnet  Verf.  die  Formel:  Cj,  H23  NOg. Behandelt 

man  Colchicin  in  der  Wärme  mit  Salzsäure  von  25  "/o,  so  wird  die  Substanz  zersetzt  unter 
Bildung  von  Col chicein.  Im  reinen  Zustande  ist  dasselbe  weiss,  geruchlos,  in  Alkohol, 
Chloroform  und  Kalilauge  leicht  mit  gelber  Farbe  löslich,  schmilzt  bei  150";  es  krystallisirt 
in  rhombischen  Tafeln  oder  Prismen;  dreht  links:  (o;)d  =  —  31°6.  In  Berührung  mit  wenig 
Wasser  einige  Zeit  auf  dem  Wasserbade  erhitzt,  verwandelt  es  sich  in  eine  gelblichbraune 
Masse,  welche  dem  Colchicin  ähnlich  ist.  Gegen  Reagentien  verhält  sich  das  Colchicein 
ähnlich  dem  Colchicin.  Die  Resultate  der  Elementaranalysen  entsprechen  der  Formel: 
Ci7  H21  NO5  4-  2  OH2.  Die  alkoholische  Lösung  des  Colchiceius  röthet  schwach  Lakmus- 
papier, hat  also  Säurecharakter  und  konnten  Verbindungen  mit  Baryum,  Calcium  und  Kupfer 
dargestellt  werden.  —  —  Neben  dem  Colchicein  entsteht  bei  der  Einwirkung  von  Säure  auf 
Colchicin  ein  harzartiges  Zersetzungsproduct:  Beta- Colchicoresin,  eine  schwarzbraune, 
amorphe,  in  Wasser  und  Aether  unlösliche  Masse,  welche  von  95procentigem  Alkohol  gelöst 


Pflanzeiistoffe.  —  Alkaloide.  77 

wird,  ebenso  von  Chloroform,  Schwefelkohlenstoif,  Kalilauge  und  Ammoniak.  Nur  durch 
Phosphormolybdänsäure  wird  es  gefällt.  Eisenchlorid  färbt  biaungrün.  Das  Beta-Colchi- 
coresin  schmilzt  bei  90**  C.  ßeagirt  neutral.  Formel:  Cg^HsgNOio-  —  In  den  Mutterlaugen 
des  Colchicems  war  noch  ein  drittes  Zersetzungsproduct  enthalten:  eine  leicht  zerreibliche, 
bröckelige,  in  Wasser  leicht  lösliche  Masse,  für  welche  die  Formel:  C51  H^g  Nj  O32  berechnet 
wurde. Verf.  zieht  folgende  Schlüsse:  das  Colchicin  wird  durch  Erhitzen  mit  Mineral- 
säuren unter  Abgabe  von  Wasser  in  Colchicein  verwandelt:  C^  H23  NOg  =  C^  Hzi  NO5  -I-OH2, 
welches  beim  Ausscheiden  2  Mol.  Krystallwasser  bindet,  durch  Erwärmen  mit  Wasser  unter 
Aufnahme  von  1  Mol.  OH2  wieder  in  Colchicin  zurückverwandelt  wird.  —  3  Mol.  Colchicin 
verlieren  an  der  Luft  1  Mol.  Ammoniak  und  3  Mol.  Wasser,  unter  Bildung  von  Colchicoresin: 
3  (Ci7  H23  NOg)  =  C51  Hßo  Ng  Oi5  -\-  ISH3  -\-  3  OH,.  Durch  weiteren  Ammoniakaustritt  ent- 
steht aus  diesem  das  Beta-Colchicoresin:  2  (C51  Hgg  Ng  Ojs)  =  3  (Cg^  H39  NOm)  +  NH3. 

24.  Lemuel  J.  Morris.  Extraction  of  Colchicin  from  the  seed.    (American  Journal  of  Phar- 
macy  vol.  58,  4.  ser.,  vol.  11,  p.  6.) 

Molz  hatte  angegeben,  dass  Colchicumsameu ,  welcher  älter  als  ein  Jahr,  werthlos 
sei  und  dass  das  Colchicin  aus  den  Samen  nur  mit  Hilfe  von  starkem  Alkohol  oder  ange- 
säuertem Wasser  ausgezogen  werden  könne;  dem  gegenüber  gelaug  es  Dannenberg  aus 
5  Jahre  altem  Samen  das  Colchicin  durch  wenige  Minuten  langes  Kochen  mit  reinem  Wasser 
zu  extrahiren.  —  Diese  sich  entgegenstehenden  Angaben  veranlassten  Verf.,  in  dieser  Richtung 
Untersuchungen  anzustellen,  deren  Resultate  jetzt  mitgetheilt  werden.  Bei  diesen  Unter- 
suchungen hat  Verf.  zugleich  darauf  Rücksicht  genommen,  zu  entscheiden,  ob  man  das 
Colchicin  aus  dem  ganzen  Samen,  wie  Hüb  1er  angibt,  ausziehen  könne  oder  ob  man,  wie 
Rosen wasser  will,  hiezu  die  Samen  zunächst  pulvern  müsse.  —  Ganze  Samen  wurden 
mit  reinem  Wasser  gekocht:  das  Filtrat  enthielt  das  Alkaloid;  die  Samen  wurden  nunmehr 
gepulvert  und  abermals  mit  kochendem  Wasser  behandelt:  das  Filtrat  war  frei  von  Colchicin, 
zum  Beweise,  dass  letzteres  aus  dem  unversehrten  Samen  durch  Kochen  mit  Wasser  voll- 
ständig entfernt  war.  —  Ganze  Samen,  welche  über  10  Jahre  aufbewahrt  waren,  wurden 
mit  kaltem  Alkohol  von  0,941  3  Tage  behandelt:  die  Tinctur  enthielt  Colchicin;  auch  eine 
zweite  analoge  Behandlung  lieferte  noch  eine  alkaloidhaltige  Tinctur,  während  die  dritte 
Tinctur  colchicinfrei  war.  Bei  gleichzeitiger  Anwendung  von  Wärme  für  nur  3  Stunden 
vermag  der  Alkohol  schon  das  erste  Mal  die  Samen  zu  erschöpfen;  die  zweite  Tinctur  ist 
wirkungslos.  Auch  das  Samenpulver  gab  jetzt  weder  an  kalten,  noch  heissen  Alkohol 
Alkaloid  ab.  —  Die  zu  der  Untersuchung  dienenden  Samen  (10  Jahre  alt)  enthielten  0,5  "/q 
Colchicin,  wovon  0,18  %  durch  einmalige  Behandlung  mit  kaltem  Alkohol  entzogen  wurden. 

25.  J.  ü.  Lloyd.    Behaviour  of  Berberine  towards  Thymol.    (The  Yearbook  of  Pharmacy 
p.  37  from  New  Remedies  p.  195.) 

Aus  Hydrastis  canadensis  erhaltenes  Berberin  mit  dem  gleichen  Gewicht  Thymol 
verrieben  liefert  eine  dickliche  Flüssigkeit,  obwohl  Berberin  und  Thymol  in  Pulverform 
angewandt  worden.  Die  Verbindung  löst  sich  leicht  in  Alkohol  mit  tief  orangerother  Farbe, 
ist  in  Wasser  unlöslich,  zum  Theil  löslich  in  Chloroform,  riecht  nach  Thymol  und  schmeckt 
beissend  und  bitter;  die  Substanz  wurde  in  Krystallen  erhalten. 

26.  W.  Grüning.    Beiträge  zur  Chemie  der  Nymphaeaceen.    (Inaug.- Dissertation,  Dorpat, 
8",  78  S.) 

Zu  den  vom  Verf.  ausgeführten  quantitativen  Untersuchungen  dienten  Rhizom  und 
Samen  von  Nuphar  luteum,  sowie  Rhizom,  Wurzeln  und  Samen  der  Nymphaea  alba. 
Resultat:  (s.  S.  78). 

Zur  Darstellung  des  in  dem  Rhizom  von  Nuphar  luteum  nachgewiesenen  Alkaloid  es 
wurden  5  kg  desselben  grob  gepulvert,  mit  93 procentigem  Alkohol  kochend  heiss  erschöpft, 
der  Rückstand  des  Alkohoiauszugs  zuerst  mit  Wasser,  dann  mit  verdünnter  Essigsäure 
behandelt.  Die  wässerige  Lösung  wurde  durch  Bleiacetat  ausgefällt,  das  durch  Schwefel- 
säure entbleite  Filtrat  mit  der  Essigsäurelösung  vereinigt  und  ammoniakalisch  gemacht:  der 
entstehende  Niederschlag  wurde  auf  dem  Dampfbade  getrocknet  und  mit  Chloroform  aus- 
gezogen. Letzteres  hinterliess  das  Alkaloid  als  durchsichtige,  rothbraun  gefärbte  Flüssigkeit, 
welche,  erkaltet,  eine  leicht  zerreibliche  Masse  bildete.    Die  Masse  wurde  wieder  in  Essig- 


78 


Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 


Nupliar 


Nympliaea 


Rhizom 


Samen  If  Rhizom  Wurzeln   Samen 


Feuchtigkeit 

Asche 

Fett 

In  Aether  lösliches  Harz 

In  Aether  unlösliches  Harz  und  Phlobapheu  . 

Schleim  mit  etwas  Eiweiss 

Gerbsäure     

Durch  Kupferacetat  nicht  fällbare  Stoffe    .    . 

Glycose    

Saccharose    

In  Wasser  lösliche  nicht  direct  best.  Subst.  , 
Metarabinsäure  mit  geringen  Mengen  Eiweiss. 
In  verd.  Natronlauge  lösl.,  durch  Alkohol  nicht 

fällb.  Substanz 

Stärke 

Pararabinartige  Substanz 

Eiweiss 

Lignin 

Mittellamelle 

Cellulose 


10.30 
5.19 
0.77 
0.60 
1.54 
1.31 
2.27 
0.b4 
5.93 
1.21 
4.40 
2.50 

8.36 

18.70 

3.81 

3.99 

14.82 

14.11 


11.31 
0.89 
0.51 
2.11 
1.97 
0.26 
6.72 


1.38 
0.86 

0.59 
44.00 

7.08 

6.45 

3.22 

13.21 


10.56 
5.47 
0.49 
1.55 
2.52 
3.62 

10.04 
0.03 
6.25 

1.92 
3.26 

5.80 

20.18 

1.80 

4.06 

14.26 

9.36 


6.71 
10.07 
0.59 
1.88 
0.30 
6.94 
8.73 
1.00 
5.62 

3.60 
6.11 

3.60 
4.09 
1.20 
7.21 
8.99 
2.47 
17.42 


9,03 
2.12 
1.06 
0.21 
0.42 
1.47 
1.10 
0.86 
0.94 

1.18 
0.46 

1.51 
47.09 

9.79 

4.78 

0.98 

11.66 


(Fortsetzung  von  S.  77.) 
säure  gelöst,  durch  Ammoniak  gefällt  und  über  Schwefelsäure  getrocknet.  Verf.  erhielt 
20  g  einer  fast  weissen,  brücklichen,  klebenden  Masse,  welche  bei  650  Syrupconsistenz  besitzt, 
in  Alkohol,  Chloroform,  Aether  und  verdünnten  Säuren  leicht  löslich,  in  Petroläther  fast 
unlöslich  ist.  In  verdünnter  Schwefelsäure  gelöst  und  erwärmt,  wird  die  Lösung  nach 
ca.  1  Stunde  braun,  dann  dunkel  schwarzgrün;  auf  Zusatz  von  Wasser  entsteht,  indem  die 
Färbung  verschwindet,  ein  voluminöser,  gelbbrauner  Niederschlag.  Die  schwefelsaure  Lösung 
des  Nupharins  10—12  Tage  über  Schwefelsäure  und  Kalk  stehen  gelassen,  wird  prachtvoll 
grün  bis  schliesslich  dunkelblaugrün;  Zusatz  von  Wasser  hebt  auch  diese  Färbung  unter 
Abscheidung  eines  gelben  Niederschlags  auf.  —  Das  Nuphariu  ist  geschmacklos,  die  Säure- 

lösuugen  scharf  bitter.    Die  Lösung  ist  optisch  inactiv.    Formel :  Cig  H24  N2  O2. Auch 

in  dem  Rhizome  von  Nympliaea  wurde  ein  Alkaloid  nachgewiesen,  verschieden  von  Nupharin ; 

leider  hatte  der  Versuch,  grössere  Mengen  des  Alkaloides  zu  erhalten,  keinen  Erfolg. 

Die  in  dem  Rhizom  von  Nuphar  luteum  erhaltene  Gerbsäure  wurde  erhalten,  indem  5  kg 
des  Rhizoms  mit  kochendem  95procentigem  Alkohol  erschöpft,  der  Alkoholrückstand  mit 
Wasser  behandelt,  die  wässerige  Lösung  mit  Bleiacetat  ausgefällt  und  der  noch  feuchte 
Niederschlag  durch  Schwefelwasserstoff  zerlegt  wurde;  das  Filtrat  wurde  durch  Kohlensäure 
vom  Schwefelwasserstoff  befreit  und  mit  Kochsalz  gesättigt,  wodurch  eine  zähe  braune  Masse 
abgeschieden  wurde,  welche  durch  10  procentige  Kochsalzlösung  in  2  Theile  getheilt  werden 
konnte:  In  der  Lösung  war  die  Gerbsäure  enthalten,  jedoch  nur  in  sehr  geringer  Menge; 
der  unlösliche  Theil:  ein  graues  Pulver,  war  unlöslich  in  Wasser,  löslich  in  Gerbsäurelösung, 
verdünnter  Essigsäure  und  Salzsäure;  aus  der  Gerbsäurelösung  fällte  reichlicher  Wasser- 
zusatz die  Masse  wieder  aus.  Die  Salzsäurelösung  reducirte  alkalische  Kupferlösung  in  der 
Siedehitze.  Die  von  diesem  Körper  erhaltene  Menge  war  zu  gering  zu  genauerer  Unter- 
suchung. —  Um  grössere  Mengen  der  Gerbsäure  zu  erhalten,  wurden  die  Samen  von  Nuphar 
als  Pulver  mit  absolutem  Aether  erschöpft  und  der  dickflüssige  Rückstand  des  Aetherextractes 
mit  Wasser  behandelt:  die  wässerige  Lösung  gab  an  Essigäther  reichlich  Gerbsäure  ab,  eine 
syrupdicke  Flüssigkeit  bildend:  beim  Verdunsten  verblieb  die  Gerbsäure  als  schmutziggelbes 
Pulver.—  Die  durch  Aether  erschöpfte  Samenmasse  wurde  mit  kochendem  Alkohol,  der  Alkohol- 


Pflanzenstoffe.  —  Alkaloide.  79 

rückstand  mit  Wasser  behandelt ;  die  w.ässerige  Lösung  gab  an  Essigäther  Gerbsäure  ab.  — 
Die  vereinten  Gerbsäuremengeu  wurden  in  Wasser  gelöst  und  mit  Kochsalz  gesättigt:  der 
dickbreiige,  gelbe  Niederschlag,  mit  gesättigter  Kochsalzlösung  ausgewaschen,  wurde  mit 
10  procentiger  Kochsalzlösung  behandelt ;  gelöst  wurde  die  Gerbsäure,  ungelöst  das  Nuplmr- 
Phlobapheu.  —  Die  Gerbsäure  wurde  der  Kochsalzlösung  durch  Essigäther  entzogen  und 
als  hellgelbe,  leicht  zerreibliche  Masse  erhalten ;  dieselbe  war  in  Wasser  löslich,  fällte  Eisen- 
oxydsalze schwarzblau.  Schon  bei  95°  trat  Zersetzung  unter  Bräunung  ein.  Formel  der 
Nuphar-Gerhsäure:  Cjß  Hjg  O37.  Wurden  5  g  der  Gerbsäure  in  1.4procentiger  Schwefel- 
säure gelöst  in  einer  bis  auf  das  kleinste  Luftvolum  zugeschmolzenen  Glasröhre  10  Stunden  im 
Wasserbade  bei  100"  erhitzt ,  so  schied  sich  dabei  ein  rothbraunes  Pulver  ab ,  welches  aus 
deutlich  unter  dem  Mikroskop  erkennbaren  Krystallen  bestand.  Dasselbe  war  in  Alkohol 
und  verdünnten  Säuren  unlöslich,  wurde  aus  der  Lösung  in  concentrirter  Schwefelsäure  durch 
Wasser  gefällt;  Natronlauge  färbte  gelbbraun,  Eisenchlorid  hellgrün,  dann  dunkelgrün  bis 
grünblau.  Zusammensetzung  :=  C28  H26  O23,  welche  Verf.  durch  die  Gleichung  =  2Ci4H,2  0ii 
-|- OH2  in  Beziehungen  zur  Ellagsäure:  Ci^HijOu  bringt.  Die  von  dieser  Substanz 
befreite  Flüssigkeit,  von  der  Schwefelsäure  durch  Bariumcarbonat  befreit,  wurde  durch  Alkohol 
gefällt:  der  Niederschlag,  in  Wasser  nicht  vollständig  löslich  (Zersetzung),  gab,  gelöst,  mit 
Alkohol,  Leim  und  Eisen  Niederschläge,  letztere  blauschwarz.  Die  von  dem  Niederschlag 
befreite  Alkohollösung  wurde,  nach  Entfernung  des  Alkohols,  mit  Aether  geschüttelt:  die 
so  erhaltenen  langen  derben  Krystalle  stimmten  in  ihren  Reactionen  mit  der  Gallussäure 
überein.  —  Das  Nupharphlobaphen:  eine  amorphe,  glänzend  schwarze,  in  dünnen  Lagen 
braunroth  durchsichtige  Masse  ist  in  heissem  Wasser,  in  Alkohol,  Lauge,  Essigsäure  löslich, 
in  Aether  schwer  löslich.  Warme  Salzsäure  löst  mit  carminrother  Farbe.  Die  wässerige 
Lösung  wird  durch  Blei,  Kupfer,  Leim  und  Eisen  (dunkelschwarzblau)  gefärbt.  Formel: 
C56  H50  O35.  Verf.  bringt  das  Nupharphlobaphen  mit  der  Gerbsäure  in  Zusammenhang 
durch  die  Gleichung:  Cgg  H50  O35  =  Cje  Hgg  O37  —  3  OH, -j- 0.  —  —  —  Zur  Darstellung 
der  in  dem  Rhizom  der  Nymphaea  alba  enthaltenen  Gerbstoffe  dienten  5kg,  welche  durch 
95procentigen  Alkohol  kalt  erschöpft,  der  Rückstand  des  Alkoholauszugs  mit  Wasser 
behandelt  (21  Wasser)  und  das  Filtrat  mit  dem  4fachen  Volum  an  Wasser  versetzt:  es  wurde 
ein  grauer  Niederschlag  erhalten,  welcher,  von  der  Flüssigkeit  A  getrennt,  durch  Kneten 
mit  Wasser  gewaschen,  über  Schwefelsäure  und  Kalk  getrocknet,  ein  graues  Pulver  lieferte; 
dasselbe  wurde  durch  absoluten  Aether  in  2  Theile  zerlegt.  Der  in  Aether  lösliche  Theil: 
Tannonymphae'iu  war  hellgelb,  amorph,  in  warmem  Wasser  leicht  löslich,  ebenso  in 
Essigsäure  und  Alkalilaugen.  Die  wässrige  Lösung  wurde  durch  Blei-  und  Kupferacetat 
Leim  und  Eisen  (dunkelschwarzblau)  gefällt.  Formel:  C56  H52  Ogg.  —  Die  in  Aether 
unlösliche  Substanz:  Nymphaeaphlobaphen,  war  amorph,  spröde,  glänzend  schwarz,  in 
Wasser  schwer  löslich,  zeigte  sonst  mit  dem  Tannonymphaein  grosse  Uebereinstimmung. 
Formel:  C56  H/^g  Ojg. Die  vorher  erwähnte  Flüssigkeit  A  wurde  durch  Bleiacetat  aus- 
gefällt, der  Niederschlag  ausgewaschen,  durch  Schwefelwasserstoff  entbleit,  das  Filtrat  mit 
Kohlensäure  behandelt  und  mit  Kochsalz  gesättigt:  der  dunkelgelbe,  zähe  Niederschlag  wurde 
mit  gesättigter  Kochsalzlösung  gewaschen  und  mit  loprocentiger  Salzlösung  getrennt  in 
löslichen  und  unlöslichen  Antheil.  —  Die  Lösung ,  durch  Essigäther  ausgeschüttelt,  lieferte 
ein  hellgelbes  Pulver,  in  dickern  Lagen  eine  braunrothe,  durchsichtige,  amorphe  Masse, 
welche  sich  schwer  bei  90"  zersetzt.  Formel:  C56  Hjg  Ogg.  Diese  Nymphaeagerbsäure 
wird  beim  Erhitzen  mit  1.4procentiger  Schwefelsäure  zerlegt  unter  Abscheidung  eines  gelben, 
microkrystallinischen  Pulvers  von  Ellagsäure,  während  das  davon  getrennte  Filtrat  eine 
Substanz  enthielt,  welche  durch  schnelle  Sauerstoffaufnahme  aus  der  Luft  in  einen  phlo- 
baphenartigen  Körper  übergeht,  eine  zweite  Substanz,  welche  ebenfalls  durch  Sauerstoff- 
aufnahme sehr  leicht  weiter  verändert  wird,  sowie  3.  Gallussäure.  —  Der  in  verdünnter 
(13  %)  Kochsalzlösung  unlösliche  Theil  der  Gerbsäure  bildete ,  durch  Kneten  mit  kaltem 
Wasser  gereinigt,  über  Schwefelsäure  und  Kalk  getrocknet,  eine  amorphe,  rothbraune 
Masse,  deren  wässerige  Lösung  durch  Leim,  Blei-  und  Kupferacetat  gefällt  wurde.  Formel: 
C56  H56  O40.  Diese  „unlösliche  Nymphaeagerbsäure"  wurde  ebenfalls  mit  1.4procen- 
tiger  Schwefelsäure  erhitzt  und  dabei  neben  Ellagsäure  und  Gallussäure  eine  phlobaphen- 


80 


Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 


artige  Substanz  erhalten,  sowie  Körper,  welche  leicht  und  schnell  durch  Sauerstoffaufnahme 
zersetzt  werden. 

27.  T,  B.  Groves.    Note  on  Poppy  heads.    (Yearbook  of  Pharmacy  p.  408.) 

Verf.  hatte  schon  1854  die  Gegenwart  von  Codein  in  den  Mohnköpfen  angezeigt; 
diese  Untersuchungen  hat  G.  inzwischen  mit  grösseren  Mengen  der  Droge  wiederholt  und 
indem  er  50  Pfund  derselben  verarbeitete,  75  grains  Morphin,  36  gr.  Narcotin,  33  gr. 
Co  dein  und  23  gr.  Narcein  in  völlig  reinem,  krystallisirtem  Zustande  abgeschieden. 

28.  P.  Chastaing.    Sur  la  solubilite  de  la  morphine  dans  l'eau.    (Repertoire  de  Pharmacie 
et  Journal  de  Chimie  medicale  (nouv.  Ser.)  t.  9,  p.  219.) 

Verf.  zeigt,  dass  die  in  verschiedenen  Lehrbüchern  der  Chemie  befindlichen  Angaben  über 
die  Löslichkeit  des  Morphins  in  Wasser  nicht  mit  einander  übereinstimmen.  Dies 
die  Veranlassung,  dass  Verf.  die  Löslichkeit  des  Morphins  in  verschieden  warmem  Wasser 
genauer  bestimmt  hat.  Er  fand,  dass  1  1  Wasser  von  3"  lösen :  0,03  g  (1 :  33  333  aq),  von 
20"  C:  0,2  g  (1  :  5000  aq),  von  22":  0,22  g  (1 :  4545  aq),  von  42'^:  0,42  g  (1 :  2381  aq)  .  .  .  . 
von  100":  2,17  g  (1 :  461  aq).  —  Die  Löslichkeitscurve  bildet  von  0—45*'  C.  eine  grade  Linie, 
von  da  bis  100*^  eine  parabolische  Linie  (der  Gleichungen:  von  45  —  55^:  y'^  =  4:l  x  und 
von  60—100":  2/^  =  46  x;  y=^t  des  Wassers,  a3  =  Menge  des  gelösten  Morphins). 

29.  D.  B.  Dott.    Solubility  of  some  of  the  salts  of  Morphia.    (The  pharmaceutical  Journal 
und  transactions  vol.  11,  No.  553,  p.  618.) 

Da  die  in  der  Literatur  befindlichen  Angaben  über  die  Löslichkeit  der  Morphin- 
salze nicht  übereinstimmen,  so  hat  Verf.  die  Löslichkeit  einer  kleinen  Zahl  dieser  Salze 
zu  bestimmen  gesucht.  Die  Resultate  sind  folgende :  Ein  Theil  des  Salzes  löst  sich  in  x 
Theilen  Wasser: 


Salz 

Formel 

Wasser- 
menge 

Tempera- 
tur des 
Wassers 

Acetat     .    .    . 

C„  Hi9  NO3  .  Cg  H^  O2  +  3  H2  0 

2.07 
2.02 

10  0  c. 
10 

Valerat  .    .    . 

Ci.HigNOg.CsHioOa  +  HaO 

4.30 
4.32 

12 
12 

Tartrat  .    .    . 

(Ci,HisN03)2.C4H606  +  3H20 

9.02 
9.00 

14 
14 

Citrat .... 

(C„Hi9N03)2.C6H80,  +  5H20 

19.52 
19.56 

10 
10 

Sulphat  .    .    . 

(Cn  Hl 9  N08)2  SH2  O4  +  5  H2  0 

23.05 
23.30 

10 
10 

Hydrochlorat 

CiTHi9N03.HCl-i-3H2  0 

25.79 

25.77 

10 
10 

Meconat.    .    . 

(Ci,Hi9N08)2C,H4  0,-f  5H2O 

27.78 
27.83 

12 
12 

SO.   D.  B.  Dott.    Morphia  Acetate.    (The  pharmaceutical  Journal  and  transactions  vol.  11 

No.  553,  p.  619.) 

Verf.  hat  das  officinelle  Morphinacetat  untersucht  und  sich  davon  überzeugt,  dass 
dasselbe :  C^  H,  9  NO3 .  C2  H4  O2  +  3  H2  0  im  Exsiccator  8,05  %  Wasser  ==  2  H2  0  (her.  9,02  %) 
verliert,  bei  110"  C  getrocknet  aber  28,17  =  C2H4  02  (berechn.  =  28,82  "/o)- 
31.  L.  Bruneau.     Recherche  de  la  morphine  dans  l'urine.     (Repertoire  de  Pharmacie, 

nouv.  Ser,  S.  9,  p.  67.) 

Wir  entnehmen  folgendes :  Der  filtrirte  Urin  wird  mit  0.005  g  Weinsäure  für  100  ccm 
Flüssigkeit  vermischt  und  mit  der  2— 3fachen  Menge  Amylalkohol  bei  einer  Temperatur  von 
50—70»  behandelt.  Die  amylalkoholische  Lösung  des  weinsauren  Alkaloides  wird  decantirt 
und  die  Behandlung  mit  neuen  Mengen  Amylalkohol  ausgeführt.  Die  vereinigten  Amyl- 
alkohollüsungen  werden  alsdann  mit  ammoniakhaltigem  Wasser  behandelt:  das  Alkaloid 


Pflanzenstoffe.  -  Alkalose.  gl 

bleibt  in  dem  Amylalkohol  gelöst  und  kann,  nach  dem  Verjagen  desselben  im  amorphen 
Zustande  zurückbleibend,  durch  Farbenreactionen  etc.  nachgewiesen  werden. 

32.  E.  Mylias.  Ueber  die  colorimetrische  Bestimmung  des  Morphins  im  Opium  mit  Hilfe 
von  Jodsäure.  (Referat  der  Berichte  der  Deutsch,  Chem.  Ges.  S.  1122  nach  Pharm. 
Centrh.  1881,  S.  97  und  105.) 

Verf.  hat,  seine  Untersuchungen  über  Opiumprüfung  (s.  diesen  Bericht  f.  1880 
I.  S.  349,  No.  13)  fortsetzend,  eine  Methode  der  Morphinbestimmung  angegeben,  bez.  deren 
wir  auf  die  Abh.  verweisen  müssen. 

33.  D.  Vitali.  üeber  einige  Farbreactionen  des  Code'ins,  Morphins  und  Atropins.  (Nach 
L'Orosi  152  in  Berichte  der  Deutschen  Chemischen  Gesellschaft  S.  1583.) 

Tattersall's  Morphinreaction  (s.  diesen  Bericht  für  1880  I,  S.  346,  No.  3)  wird 
modificirt  also:  Morphin  in  conc.  Schwefelsäure  gelöst,  arsensaures  Natrium  eingerührt 
uud  erwärmt ;  die  Farbe  geht  durch  blauviolett  in  hellgrün  über,  wird  dann  auf  vorsichtigen 
Zusatz  vou  Wasser:  rosenroth  und  endlich  blau,  durch  Ueberschuss  von  Ammoniak:  grün. 
—  Morphin  in  Schwefelsäure  gelöst,  wenig  Natriumsulfidlösung  zugefügt  und  erwärmt: 
Färbung  fleischroth,  violett,  dunkelgrün.  —  In  Schwefelsäure  gelöst,  zuerst  mit  Schwefel- 
natriumlösung, dann  mit  Kaliumchlorat  in  Schwefelsäure  (1:50)  gemischt,  liefert  Morphin 
grüne,  dann  violettblaue  Färbung,  auf  Ueberschuss  von  Kaliumchlorat:  gelb.  —  Codein 
verhält  sich  dem  Morphin  ähnlich.  —  Wird  A tropin  mit  der  Lösung  von  Kaliumchlorat 
in  Schwefelsäure  betropft,  so  entstehen  beim  Bewegen  der  Schale  wenig  intensive  blau- 
grüne Streifen. 

34.  E.  V.  Gerichten  und  H.  Schrötter.  Zur  Kenntniss  des  Morphins.  (Liebig 's  Anualen 
der  Chemie,  Bd.  210,  S.  396.) 

Wird  Morphin  mit  der  lOfachen  Menge  Zinkstaub  gut  gemischt  in  einer  Verbrennungs- 
röhre möglichst  rasch  erhitzt,  so  entweicht  viel  Ammoniak  und  Trimethylamin,  während 
sich  in  der  Vorlage  ein  braungefärbtes  dickflüssiges  Destillat  ansammelt;  in  diesem  konnten 
nachgewiesen  werden  neben  Pyrrol,  Pyridin  und  Chinolin:  3—4%  des  Morphins  an 
Phenanthren:  Ci^Hjo  und  0,5%  einer  Base,  in  der  die  Verf.  Phenanthrenchinolin 
vermuthen. 

35.  P.  Cbastaing.  Sur  la  fonction  complexe  de  la  morphine.  (Repertoire  de  Pharmaeie 
et  Journal  de  Chimie  medicale.  Nouv.  Ser.,  t.  9,  p.  268.  —  Journal  de  Pharmaeie  et 
de  Chimie,  5.  ser.,  t.  4,  p.  19.) 

Das  Morphin  löst  sich  in  Alkalien  im  Verhältniss  von  Aequivalent  zu  Aeq.  auf; 
diese  Lösung,  welche  sich  sehr  leicht  unter  Färbung  verändert,  liefert,  im  luftverdünnten 
Räume  über  Schwefelsäure  bei  Gegenwart  von  Kalk  (zur  Absorption  von  Kohlensäure)  ein- 
geengt ein  Product  in  sehr  schönen  kaum  gefärbten  Krystallen.  Verf.  hat  diese  Krystalle 
analysirt,  und  zwar  die  Verbindung  mit  Kali,  Baryt  und  Kalk.  Das  Morphin-Kalium 
enthielt  10.67%  K.  und  11.02%  Wasser,  woraus  sich  berechnet  die  Formel:  Cj,  H.gKNOa 
-I-2H2O  (verlaugt:  10.86  %  K.  und  10  %  OHo).  Das  Morphin-Baryum  krystallisirt  noch 
leichter  als  die  Kaliverbindung.  —  Verf.  schliesst  aus  diesen  Untersuchungen,  dass  das 
Morphin  ein  Phenol  sei. 

36.  Chastaing.  Sur  la  Constitution  de  la  morphine.  (Repertoire  de  Pharmaeie  et  Journal 
de  Chimie  medicale,  nouv.  Ser.,  t.  9,  p.  322.) 

Theoretische  Betrachtungen  über  die  Constitution  des  Morphins  (s.  die  Abb.). 

37.  P.  Chastaing.    Sur  un  produit  d'oxydation  de  la  morphine.    (Repertoire  de  Pharmaeie 

et  Journal  de  Chimie  medicale,  nouv.  Ser.,  t.  9,  p.  324.) 

Wird  eine  alkoholische  Lösung  von  Morphin  mit  Salzsäuregas  behandelt,  die 
Flüssigkeit  nach  einigen  Tagen  nochmals  mit  dem  Gas  gesättigt  und  die  Masse  nach  14 
Tagen  eingedampft,  so  erhält  man  das  Chlorhydrat  des  Aethylmorphin,  dessen  Bildung 
von  der  Zeitdauer  der  Reaction  abzuhängen  scheint.  —  Versetzt  man  die  mit  Salzsäuregas 
gesättigte  alkoholische  Lösung  mit  Schwefelsäuremonhydrat,  engt  nach  zwei  Tagen  ein  und 
versetzt  mit  Ammoniak,  so  erhält  man  eine  wenig  gefärbte  Fällung,  welche  in  Alkohol 
gelöst  sich  wie  Apomorphin  schnell  grün  färbt.    Die  alkoholische  Lösung  hiuterlässt  eine 

Botauischer  Jahrüsbericbt  IX  (1S81)  1.  Abth.  (j 


82  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

amorphe,  in  Säuren  und  Alkalien  lösliche,  neutrale  Substanz  von  geringem  bittern  Geschmack. 
Die  Resultate  der  Analysen  sprechen  dafür,  dass  dieser  Körper  ein  Oxymorphinhydrat: 
C„  Hi9  NO4  +  H2  0  sei. 

38.  P.  Chastaing.  Action  de  l'acide  azotique  sur  la  morphine.  (Repertoire  de  Pharmacie 
et  Journal  de  Chimie  medicale,  nouv.  Ser,,  t.  9,  p.  410.  —  Journal  de  Pharmacie  et  de 
Chimie  5.  S6r.,  t.  4,  p.  338. 

Verf.  hat  das  bei  Einwirkung  von  Salpetersäure  auf  Morphin  entstehende  Product 
untersucht.  Zur  Darstellung  behandelte  Verf.  Morphin  mit  der  20fachen  Menge  von  Salpeter- 
säure von  1.42,  wobei  "die  Temperatur  auf  75"  stieg;  man  dampft  bei  einer  Temperatur 
unter  100"  ein,  fügt  zu  dem  gelben  trockenen  Rückstand  wieder  Salpetersäure  hinzu  etc., 
solange  bis  nach  Zusatz  der  Salpetersäure  keine  Dämpfe  der  salpetrigen  Säure  entweichen. 
Das  Product  konnte  nicht  durch  Krystallisation  gereinigt  werden.  Verf.  berechnet  aus  den 
Resultaten  mehrerer  Analysen  die  Formel:  CioHgNOg;  die  Säure  ist  4basisch.  Das 
Kalisalz  ist  in  Wasser  löslich,  nicht  krystallisirbar.  Das  Barytsalz  wurde  analysirt: 
CioH5BajN03  +  4H30. 

39.  P.  Chastaing.  Action  de  l'acide  azotique  monohydrate  sur  la  morphine.  (Repertoire 
de  Pharmacie  et  Journal  de  Chimie  medicale,  nouv.  Ser.,  t.  9,  p.  557.) 

Verf.  hat,  im  Anschluss  an  seine  früheren  Untersuchungen  (s.  vorige  Nummer)  die 
Einwirkung  rauchender  Salpetersäure  auf  Morphin  untersucht,  indem  er  das  Morphin  mit 
verdünnter  Salpetersäure  besprengte  und  jetzt  rauchende  Säure  einwirken  Hess.  Aus  dem 
Reactionsproducte  wurden  zu  Warzen  vereinigte  prismatische  Krystalle  erhalten  von  der  Formel 
Cg  H9  NO9.  Die  Analysen  anderer  Krystallisationen  führten  zu  den  Formeln  C^  Hj  NO, 
und  Cg  H7  NO,. 

40.  E.  Grimaux.  Sur  la  transformation  de  la  morphine  en  codeine  et  en  bases  homologues. 
(Comptes  rendus  t.  92,  p.  1140.    Repertoire  de  Pharmacie  [nouv.  Ser.]  t.  9,  p.  264.} 

Matthiessen  und  Wright  haben  durch  ihre  Untersuchungen  eine  Beziehung 
zwischen  Morphin  und  Codein  nachgewiesen,  indem  sie  zeigten,  dass  diese  beiden  Alkalo'ide, 
mit  Salzsäure  erhitzt,  denselben  Körper,  das  Apomorphin,  liefern,  ersteres  das  Morphin: 
C17HJ9NO3  unter  Wasserabspaltung,  letzteres  das  Codein:  CigHj,  NO3  unter  Abspaltung 
von  Chlormethyl;  M.  u.  W.  nahmen  auf  Grund  dieser  Resultate  an,  dass  an  Stelle  einer 
OH-Gruppe  im  Morphin  eine  OCHg-Gruppe  im  Codein  enthalten  sei.  -  Mit  Rücksicht  auf 
diese  Untersuchungen,  sowie  auf  die  verschiedenen  Eigenschaften  des  Morphins,  dessen  leichte 
Reducirbarkelt,  Löslichkeit  in  Kalilauge,  Kalk-  und  Barytwasser,  dessen  Färbung  mit  Ferri- 
salzen  betrachtet  G.  das  Morphin  als  ein  Phenol  und  das  Codein  als  den  Methyl- 
äther desselben.  Zur  Bestätigung  dieser  Ansicht  hat  Verf.  Untersuchungen  angestellt. 
Wird  ein  Molecul  Morphin  und  ein  Mol.  Natriumhydrat  in  Alkohol  gelöst,  mit  2  Mol.  Jod- 
methyl gelinde  erhitzt,  so  erfolgt  eine  lebhafte  Reaction  und  man  erhält  das  Jodmethylat 
des  Codeins:  CH3J.C17Hi8NO2.OCH3  (85%  der  theoretischen  Menge),  welches  absolut 
identisch  ist  mit  dem  aus  Codein  und  Jodmethyl  dargestellten  Producte:  fast  unlöslich  in 
Alkohol,  löslich  in  kochendem  Wasser,  wird  dasselbe,  beim  langsamen  Erkalten  auskrystalli- 
sirend,  in  festen,  durchscheinenden,  wasserfreien,  grossen  Krystallen,  beim  schnellen  Erkalten 
in  feinen,  wasserhaltigen  Nadeln  erhalten.  —  Um  die  Base  selbst  zu  erhalten,  war  es  nöthig, 
nur  1  Mol.  Jodmethyl  anzuwenden:  doch  auch  jetzt  bildete  sich  vorzugsweise  ein  Jod- 
methylat des  Morphinnatrium  und  nur  10 %  (von  20g  Morphin  2g)  Codein.  Letzteres 
wurde  durch  Ueberführung  in  das  Chlorhydrat,  Zersetzung  durch  Kali,  Krystallisation  aus 
Alkohol  oder  Aether  gereinigt.  Es  hat  alsdann  alle  Eigenschaften  des  aus  Opium  dar- 
gestellten Codein  (schmilzt  bei  153"),  dieselbe  Krystallform.  —  Lässt  man  anstatt  Jodmethyl : 
Jodäthyl  auf  Morphin  und  Natriumhydrat  einwirken,  so  erhält  man  (40—45  %  des  Morphin) 
eine  neue  Base:  Cjg  H23NO3,  den  Aethyläther  des  Morphin,  welcher,  mit  1  Mol.  Krystall- 
wasser,  in  schönen,  festen,  glänzenden  Blättchen  ki'ystallisirt;  dieselben  lösen  sich  in  35—40 
Theilen  kochenden  Wassers,  sehr  leicht  in  Aether  und  Alkohol.  Sein  Chlorhydrat  besteht 
aus  feinen,  zu  Warzen  vereinigten  Nadeln;  seine  Lösungen  werden  durch  Kali  und  Alkali- 
carbonate,  nicht  durch  Ammoniak  gefällt. .  Verf.  bezeichnet  den  Aethyläther  des  Morphin 
mit  dem  Namen:  Codäthylin;  dasselbe  wirkt  giftig,  ruft  Convulsionen  hervor. 


Pflanzenstoffe.  ~  Alkaloide.  83 

41.  E.  Grimanx.    Sur  le  pouvoir  rotatoire  de  la  codeine  artiiicielle.    (Comptes  rendus, 
t.  92,  p.  1228.) 

Verf.  bestimmte  das  Rotationsvermögen  des  aus  Opium  dargestellten  Codeins  zu 
(k)d  =  —  133?18,  das  aus  Morphin  (s.  vor.  No.)  künstlich  dargestellte  ergab  unter  ähnlichen 
Bedingungen  {cc)d  =  -  130?34. 

42.  E.  Grimaux.    Sur  les  ethers  de  la  morphine  consideree  comme  phenol.    (Comptes 
rendus  t.  93,  p.  67.) 

In  ähnlicher  Weise  wie  das  Jodäthyl  (s.  No.  40)  wirken  auch  Jodpropyl ,  Jodallyl, 
Epichlorhydrin  und  Acthylenbromid  auf  Morphinnatrium  ein,  indem  sich  dabei  neue  Basen 
bilden.  Untersucht  wurde  von  G.  das  Aethylenderivat,  welches  zunächst  aus  der  salzsauren 
Lösung  durch  Kalk  als  harzartige  Masse  niedergeschlagen  wurde.  Diese  Masse  wird  mit  der 
6 fachen  Menge  50 procentigen  Alkohols  kochend  aufgenommen  und  mit  Thierkohle  gekocht: 
nach  einigen  Stunden  setzen  sich  Krystalle  ab,  welche  durch  wiederholte  Krystallisation 
gereinigt  werden.  Die  neue  Base:  Dicodaethin  (Cj,  H^g  N03)2  .  C,  H4  bildet  kleine,  leichte, 
weisse,  in  Aether  unlösliche,  in  Alkohol  leicht  lösliche  Nadeln,  welche  sich,  ohne  zu  schmelzen, 
über  200"  schwärzen,  sich  mit  Schwefelsäure  nicht  färben,  durch  eisenchloridhaltige  Schwefel- 
säure aber  bei  20"  blau  gefärbt  werden.  Das  Chlorhydrat  bildet  kleine,  farblose,  harte,  in 
Wasser  leicht  lösliche  Prismen,  —  Wird  Morphinuatrium  mit  Methylenacetochlorhydrin: 
CH2CI.OC2H3O  behandelt,  so  entsteht  eine  Verbindung,  welche  aus  saurer  Lösung  weder 
durch  Kali  noch  Ammoniak  gefällt  wird.  Durch  Kochen  mit  Wasser  wird  die  gummiartige 
Masse  zerlegt  in  Morphin,  Formaldehyd  und  Essigsäure. 

43.  E.  Grimanx.   Sur  quelques  reactions  de  la  morphine  et  de  ses  congeneres.   (Comptes 
rendus,  t.  93,  p.  217.) 

Nach  Baeyer  tritt  bei  Einwirkung  von  Phenol  etc.  und  Aldehyd  bei  Gegenwart 
von  Schwefelsäure  Condensation  ein,  entsprechend  der  Gleichung:  CHj  0  (Formaldehyd) -j- 

2CßH6  =  CH2<p^S*+OH,.    —  Verf.  hat   das  Morphin  (als  Phenol)   dieser  Reaction 

unterzogen.  Indem  er  zu  in  Eisessig  gelöstem  Morphin  einige  Tropfen  Methylenacetochlor- 
hydrin und  alsdann  Schwefelsäure  im  Ueberschuss  setzte,  färbte  sich  die  Masse  sofort  rosa, 
dunkelte  dann  schnell  und  hat  nach  einigen  Minuten  die  Farbe  einer  concentrirten  Kalium- 
permanganatlösung  angenommen.  Verdünnt  man  nach  24  Stunden  mit  Wasser  und  fällt  mit 
Ammoniak,  so  erhält  man  eine  gelbe,  amorphe,  in  Alkohol  sehr  lösliche  Base,  welche 
mit  Schwefelsäure  sofort  purpurviolett  gefärbt  wird.  —  Aehnlich  verhalten  sich  das  Codein, 
Aethylmorphin  und  Aethylenmorphin.  —  Etwas  anders  verhält  sich  das  Thebain  (vom  Verf. 
als  Vinylmorphin  aufgefasst),  indem  dasselbe  sich  mit  Schwefelsäure  sofort  roth  färbt,  sowie 
das  Codallylin,  aus  Morphin  und  Bromallyl  in  gummiartigem  Zustande  erhalten;  letzteres 
zeigt  dieselbe  Reaction  wie  das  Thebaiu. 

44.  E.  Grimaux.    Sur  une  nouvelle  serie  de  bases  derivees  de  la  morphine.    (Comptes 
rendus,  t.  93,  p.  591.) 

Das  oben  (s.  No.  40)  bereits  erwähnte  Jodmethylat  des  Codeins  CH3J .  Cj^  H,8  NO2 . 
OCH3  hat  Verf.  mit  Silberoxyd  behandelt  und  die  Lösung  auf  dem  Wasserbade  eingedampft; 
es  bildet  sich  dabei  nicht  das  Hydrat  einer  Ammoniumbase,  sondern  eine  feste,  krystalli- 
sirbare  Tertiärbase,  welche  in  Wasser  wenig  löslich,  in  Alkohol  und  Aether  leichter  löslich, 
in  glänzenden,  bei  118?5  schmelzenden  Nadeln  erhalten  wird.  Das  Chlorhydrat  ist  krystalli- 
sirbar;  die  Salze  werden  durch  Kali  und  Ammoniak  gefällt  (Codein  und  Codäthylin  durch 
Ammoniak  nicht).  Concentrirte  Schwefelsäure  färbt  es  braun,  dann  nach  Zusatz  von  etwas 
Wasser  blauviolett,  durch  grössere  Wassermengen  hellroth,  dann  farblos.  —  Dieselbe  Substanz, 
welche  Verf.  Methocodein:  Ci,  H17  (CHg)  NO2 .  OCHj  nennt,  entsteht  durch  Kochen  des  Jod- 
methylats  mit  Kalilauge.  —  Das  Jodmethylat  des  Codäthylin:  kleine,  wasserhaltige  Nadeln 
resp.  grosse,  harte,  wasserfreie  Krystalle,  lieferte  mit  Silber oxyd  oder  mit  Kali  behandelt 
eine  krystallisirbare,  bei  1320  schmelzende  tertiäre  Base,  welche  durch  Schwefelsäure  eben- 
falls violett  gefärbt  wird. 

45.  0.  Hesse.   The  methyl-ether  of  Morphia.    (The  pharmaceutical  Journal  and  Transactions 
vol.  12,  No.  582,  p.  157.) 


84  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

Veranlasst  durch  die  (No.  40)  referirte  Mittheilung  von  Grimaux  erklärt  Verf., 
dass  er  schon  lange  den  Methylaether  des  Morphins  dargestellt  habe,  indem  er  gleiche 
Molecüle  Morphin  und  Kalihydrat,  in  heissem  Methylalkohol  gelöst,  mit  der  entsprechenden 
Menge  Jodmethyl  versetzte,  die  Lösung  eine  Stunde  auf  60^  erhitzte,  dann  mit  Salzsäure  neutra- 
lisirte,  den  Methylalkohol  verjagte  und  die  Lösung,  nach  Zusatz  von  Kalilauge  mit  Aether 
erschöpfte;  letzterem  wurde  das  Alkaloid  durch  Salzsäure  entzogen  und  das  erhaltene 
schön  krystallisirende  Hydrochlorat  durch  Umkrystallisiren  aus  wenig  Wasser  gereinigt. 
20  g  Morphin  (C^  H,9  NO3  -j-  aq)  lieferten  6.5  g  reines  Hydrochlorat.  Das  aus  letzterem 
isolirte  ^-Methylmorphin  ist  amorph,  in  Aether,  Chloroform,  Alkohol  und  Methylalkohol  sehr 
leicht,  in  Wasser  ziemlich  leicht  löslich,  stark  alkalisch  und  liefert  mit  einigen  Säuren 
gut  krystallisirende  Salze.  Untersucht  wurde  das  Hydrochlorat,  welches  lufttrocken  8.75—9.03  % 
Krystallwasser  enthielt.  —  Verf.  vergleicht  die  Hydrochlorate  des  |J-Methylmorphius  und 
des  aus  dem  Opium  dargestellten  Codeins: 

Codein: 

dieselbe  Formel. 

verliert  bei  100°  nur  V2  H2  0,  den  Rest  nicht 

unter  120". 
kurze  weisse  Prismen, 
in  23,8  Th.  Wasser. 

Aus  der  durch  Alkali  milchig  getrübten 
Lösung  scheiden  sich  sofort  Codeiukrystalle  aus. 


Dasselbe  Rotationsvermögen. 


j3-Methylmorphin: 
d,  H18  (CHa)  NO3 .  HCl  -f  2  Hj  0. 
Verliert  das  Krystallwasser  bei  100°  C. 

lange,  seidenartige  Nadeln. 

bei  180  C.  in  10,8  Th.  Wasser  löslich 

Eine  gesättigte  Lösung  wird  auf  Zusatz 
von  Kalilauge  oder  starkem  Ammon  milchig 
getrübt  und  scheidet  sich  eine  ölige,  amorph 
bleibende  Masse  aus. 

23  =  2,  t  =  22?5  :  (a)  D  =  —  108^1 

Verf.  hat  nun,  wie  dies  Grimaux  gethan,  Morphinnatrium  zu  den  Untersuchungen 
benutzt  und  dabei  82%  des  Morphins  an  Methylätheru  erhalten;  letztere  wurden  in  das 
Hydrochlorat  übergeführt.  Die  Krystalle  wurden  durch  fractionirtes  Krystallisiren  getheilt 
in  das  Salz  des  ß-Methylmorphin  und  ein  Hydrochlorat,  welches  grosse  Aehnlichkeit  mit  dem 
Codeinhydrochlorat  hatte,  jedoch  wurde  das  Rotationsvermögen  zu  (a)  d  =  —  104°8  bestimmt 
(für  Codein  (a)  d  =  —  108?1}.  Verf.  hält  desshalb  den  erhaltenen  Methyläther  für  nicht 
identisch  mit  dem  Codein  und  bezeichnet  ihn  als  a-Methylmorphin.  Auch  das  von  Grimaux 
dargestellte  „künstliche  Codein"  besass  eine  geringere  Rotationskraft  als  Opiumcodeiu  (s. 
No.  41). 

46.  E.  V.  Gerichten.    Zur  Kenntniss  des  Codems.    (Liebig's  Annalen  der  Chemie,  Bd.  210, 
S.  105—114.) 

Nach  den  bis  jetzt  ermittelten  Tbatsachen  ist  anzunehmen,  dass  in  dem  Codein 
CigHjiNOg  ein  Methoxyl,  ein  Hydroxyl  und  ein  3.  Sauerstoffatom  als  „Brücken-"  oder  als 
Ketonsauerstoff  enthalten  sei.  Die  Resultate  der  vom  Verf.  ausgeführten  Untersuchungen 
stehen  im  Einklang  hierzu.  —  Codein  liefert  mit  Phosphorpentachlorid  in  der  Kälte  eine 
Base  von  der  Zusammensetzung:  Cjg  H20  CINO^ ,  sehr  leicht  in  grossen  Blättern  krystalli- 
sirend  (und  daher  isomer  dem  amorphen  Chlor ocodid);  die  Salze  der  Base  sind  amorph. 
Bei  etwa  70  bis  80°  entsteht  durch  Einwirkung  von  Phosphorpentachlorid  auf  Codein  eine 
chlorreichere  Base:  CigHjg  CI2  NO2,  welche  schön  krystallisirende  Salze  liefert.  —  Auch 
Bromcodein  CjgHaoBrNOg  liefert  ein  Chlorderivat  Cjg  Hig  BrClNOg. 

47.  E.  V.  Gerichten.    Zur  Kenntniss  des  Cotarnins.    (Berichte  der  Deutschen  Chemischen 
Gesellschaft,  S.  310.) 

Verf.  hat  seine  Untersuchungen  über  Cotarnin  (s.  diesen  Bericht  für  1880,  L, 
S.  352)  fortgesetzt.     Er  untersuchte  Bromtarcouin  und  Tarnin  (s.  die  Abhandlung). 

48.  E.  V.   Gerichten.    Zur  Kenntniss  des   Cotarnins.    (Annalen  der  Chemie,  Band  210, 
S.  79—105.) 

Verf.  bespricht  die  Resultate  seiner  Untersuchungen  (s.  vor.  No.)  mit  Bromtarconin, 
Cuprin ,  Bromapophyllensäure ,  Dibromapophyllin ,  Methyldibrompyridylamraoniumhydroxyd, 
Dibrompyridin  (s.  d.  Abb.);  G.  schliesst  aus  diesen  Resultaten,  dass  die  Apophyllensäure 


Pflanzenstofife.  —  Alkaloide.  85 

nicht,  wie  früher  angegeben  (s.  diesen  Bericht  für  1880,  L,  S.  352),  der  saure  Methyläther 
einer  Pyridincarbonsäure,  sondern  eine  lactidartige  Verbindung 

COOH 

C5H8N^^>      sei. 
CH3 

49.  Eanny  Loll  Dey.  Indian  Opiam  in  cases  of  poisoning.  (The  pharmaceutical  Journal 
and  transactions,  vol  12,  No.  594,  p.  397.) 

Porphyroxin  ist  im  türkischen  (Sniyrna-)Opium  nicht  enthalten,  findet  sich  aber 
im  indischen  Opium,  aus  welchem  es  nach  der  Methode  von  Stas  erhalten  wird.  Das  Porphy- 
roxin zeichnet  sich  dadurch  aus,  dass  es,  mit  verdünnter  Salzsäure  erwärmt,  eine  purpur- 
rothe  Färbung  hervortreten  lässt, 

50.  Frank  L.  Slocum  Sangninaria  canadensis.  (The  american  Journal  of  Pharmacy,  vol.  53, 
(4.  ser.  t.  11),  p.  273.) 

Die  gepulverte  Wurzel  der  Sanguinaria  canadensis  wurde  mit  starkem  Alkohol 
erschöpft,  das  vom  Alkohol  befreite  Extract  mit  essigsäurehaltigem  Wasser  versetzt;  das 
dabei  sich  ausscheidende  Harz  wurde  durch  Filtriren  entfernt.  —  Das  so  erhaltene  Harz 
ist  blassroth,  von  Wachsconsistenz ,  beissendem  Geschmack,  Niesen  erregend:  es  ist  in 
heissem  Wasser  vollkommen,  in  kaltem  nur  zum  Theil  (90%)  löslich.  Mit  schmelzendem 
Kali  behandelt  wird  Protocatechusäure  erhalten.  —  Ein  Theil  des  vom  Harze  befreiten  Filtrats 
wurde  mit  Bleiacetat  ausgefällt,  der  Niederschlag,  einen  rothen  Farbstoff  enthaltend, 
abfiltrirt,  das  Filtrat  mit  Bleisubacetat  ausgefällt  (Farbstoff);  das  Filtrat  hiervon  enthielt 
das  Alkalo'id.  Jetzt  wurde  der  Best  des  harzfreien  Filtrats  mit  Ammoniak  im  Ueberschuss 
versetzt  und  das  ausgefällte  San^uinarin  durch  Filtriren  entfernt:  das  rothbraune  Filtrat 
wurde  zum  Extract  gebracht  und  mit  starkem  Alkohol  behandelt.  Die  dunkelrothe, 
alkoholische  Lösung  (Zucker  enthaltend)  wurde  verdampft,  der  Rückstand  mit  Wasser 
aufgenommen,  mit  Kalilauge  versetzt  und  mit  Aether  geschüttelt:  die  ätherische  Lösung 
hinterliess  farblose  prismatische  Krystallnadeln,  welche  bitter  schmecken,  alkalisch  reagiren, 
mit  Säuren  farblose  Lösungen,  mit  Jod-Jodkalium  und  Jodquecksilber-Kalium  Niederschläge 
liefern.  Dieses  farblose  Alkaloid  ist  in  der  Wurzel  nur  in  sehr  geringer  Menge  enthalten. 
Schwefelsäure  färbt  das  Alkaloid  prachtvoll  dunkel  purpurn,  welche  Farbe  bald  vergeht; 
Zusatz  von  Kaliumbichromat  veränderte  die  Farbe  in  gelb.  (Es  ist  aus  der  kurzen  Be- 
schreibung dieses  Alkaloides  nicht  zu  ersehen,  ob  dasselbe  mit  dem  von  Carpenter  (s.  diesen 
Bericht  für  1879, 1,  S.  318)  isolirten  2.  Sanguinaria- Alkaloid:  dem  Porphyroxin  identisch  ist.) 

51.  P.  Chastaing.  Sur  la  formule  de  la  Pilocarpine.  (Repertoire  de  Pharmacie  et  Journal 
de  Chimie  medicalc,  nouv.  Ser.,  t.  9,  p.  413.  —  Journal  de  Pharmacie  et  de  Chimie 
5.  Ser.,  t.  4,  p.  336.) 

Die  Untersuchungen  von  Harnack  und  Meyer  (s.  diesen  Bericht  für  1880,  I, 
S.  353)  über  die  Alkaloide  der  Jaborandiblätter  haben  Verf.  veranlasst,  Elementar- 
analysen des  Pilocarpin-Platinsalzes  auszuführen;  die  Resultate  derselben  führten  zu  der 
von  H.  und  M.  für  das  Pilocarpin  berechneten  Formel. 

52.  C.  T.  Eingzett.  The  alkalo'id  of  Jaborandi.  (The  pharmaceutical  Journal  and  trans- 
actions, vol.  11,  No.  551,  p.  587.) 

Verf.  hält,  veranlasst  durch  die  Untersuchung  von  Harnack  und  Meyer  (s.  diesen 
Bericht  für  1880,  I,  353),  an  der  von  ihm  für  das  Pilocarpin  aufgestellten  Formel  (s.  diesen 
Bericht  f.  1877,  S.  597)  fest. 

53.  Mello  OUiveira.  Oil  of  Anda-Assu.  (The  pharmaceutical  Journal  and  transactions, 
vol.  12,  No.  593,  p.  380  from  El  Laboratorio  [Barcelona]  156.) 

Jdhannesia  princeps,  Vell.  (Ända  Gomesii  Juss,  Anda  hrasüiensis  Radd. 
Andiciis  pentliapJiyllus  Y eU.),  eine  baumartige  brasilianische  Euphorbiacee.  Die  Samen 
besitzen  einen  angenehmen  mandelähnlichen  Geschmack  und  enthalten  ein  fettes  Oel 
(350  g  Samen  =  48  g  Oel),  welches  durch  Pressen  erhalten  wird ;  dasselbe  ist  klar,  schwach 
gelb,  geruchlos,  anfangs  Ekel  erregend,  nachher  süss  schmeckend,  in  Aether,  Terpentinöl 
und  Benzin  löslich,  bei  B«  C.  erstarrend,  specifisches  Gewicht  =  0,9176  bei  18"  C.    Das  Gel 


8ß  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

wirkt  wie  Ricinusöl  (eine  Emulsiou  von  2—3  Samen  für  einen  Erwachsenen  ausreichend). 
—  Die  Samen  enthalten  ausserdem  0,4  "/o  eines  activen  Princips,  Johannesin  genannt.  Das- 
selbe wurde  erhalten,  indem  man  die  gepulverten  Samen  mit  salzsäurehaltigem  Wasser  3 
Stunden  bei  80  behandelte,  das  nach  24  Stunden  erhaltene  klare,  dunkelrothe  Filtrat  mit 
Ammoniak  ausfällte :  der  copiöse  Niederschlag  bildete,  nach  dem  Waschen  mit  Wasser  und 
Alkohol,  getrocknet,  ein  hellrothes  Pulver,  welches  in  angesäuertem  Wasser  leicht'gelöst 
wurde.  Das  gereinigte  Alkaloid  ist  in  Wasser  und  Alkohol  schwer  löslich,  unlöslich  in 
Chloroform,  Benzin,  Aether  und  Schwefelkohlenstoff.  (Eine  genaue  Untersuchung  dieses 
Körpers  erscheint  sehr  nothwendig,    Ref.). 

54.  Jacob  Baur.    The  root  of  Hydrangea  arborescens.   (The  american  Journal  of  Pharmacy 
vol.  53,  4.  ser.,  vol.  11,  p.  157.) 

Verf.  hat  die  in  Amerika  medicinisch  gebrauchte  Wurzel  von  Hydrangea  unter- 
sucht. Die  Asche  (4.33%  der  Wurzel)  bestand  aus  Carbonaten,  Sulfaten  und  Phosphaten 
von  Kalium,  Natrium,  Calcium,  Magnesium  und  Eisen.  --  1000  g  Wurzel  wurden  mit  Alkohol 
von  0.828  erschöpft,  das  alkoholische  Extract  in  einer  kleinen  Menge  heissen  Weingeistes 
gelöst  und  in  mit  Essigsäure  angesäuertes  Wasser  gegossen.  Das  dabei  ausgeschiedene  Harz 
hat  einen  süssen,  milden,  später  scharfen  Geschmack,  ist  unlöslich  in  Ammoniak,  löslich  in 
Kalilauge,  zum  Theil  löslich  in  Aether  und  wird  die  alkoholische  Lösung  durch  neutrales 
und  basisches  Bleiacetat  gefällt.  --  Das  vom  Harze  befreite  Filtrat  wurde  eingedampft,  in 
geringer  Menge  warmen  Wassers  gelöst  und  filtrirt.  Das  Filtrat  wurde  durch  Bleiacetat 
von  einem  Eisensalze  blau  fällenden  Gerbstoff  befreit,  das  überschüssige  Blei  durch 
Schwefelwasserstoff  entfernt  und  das  eingeengte,  mit  Salzsäure  versetzte  Filtrat  mit  Aether 
geschüttelt:  in  dem  Aether  konnte  ein  Alkaloid  nicht  nachgewiesen  werden.  Die  saure 
Lösung  gab  nun  an  Amylalkohol  eine  Substanz  ab,  welche  durch  Mayer's  Reagens  hellweiss, 
durch  Jod-Jodkalium  braun,  durch  Platinchlorid  gelblich  gefällt  wurde;  Phosphormolybdän- 
säure, Pikrinsäure  und  Tannin  gaben  keine  Fällung.  —  Eine  zweite  Portion  der  Wurzel 
wurde  mit  Benzol  erschöpft;  aus  dem  Extracte  wurde  das  Alkaloid  durch  salzsäurehaltiges 
Wasser  isolirt;  aus  der  mit  Benzol  behandelten  Wurzel  vermochte  80procentiger  Alkohol 
weitere  Mengen  des  Alkaloids  auszuziehen.  Eine  genauere  Untersuchung  des  Alkaloides 
war  wegen  der  sehr  geringen  Mengen,  welche  in  der  Wurzel  enthalten  waren,  nicht  möglich. 
—  Die  Wurzel  enthält  ausserdem  noch  Gummi,  Zucker  und  Farbstoff. 

55.  A.  Etard.    Sur  one  homologue  synthetique  de  la  pelletierine.    (Comptes  rendus,  t.  92, 
p.  460.) 

Verf.  erhielt  eine  Base :  Hydroxypicolin  genannt,  indem  er  50g  Chlorammonium 
und  300  g  Glycerin  einer  sehr  langsamen  Destillation  unterzog,  das  Destillat  mit  concentrirter 
Natronlauge  behandelte,  mit  Hilfe  von  Wasserdämpfen  destillirte,  in  das  Chlorhydrat  über- 
führte, filtrirte  und  mit  Kali  zersetzte.  Die  eintretende  Reaction  entspricht  der  Gleichung: 
2  C3  Hg  O3  +  NH4  Cl  =  H  Cl  -|-  5  H2  0  +  Cß  Hg  NO.  —  Das  Hydroxypicolin  ist  eine  farblose, 
stark  lichtbrechende,  nach  Pyridin  riechende,  scharf  schmeckende,  bei  155**  siedende  Flüssig- 
keit, welche  von  Wasser,  Alkohol  und  Aether  in  allen  Verhältnissen  gelöst  wird;  specifisches 
Gewicht  =1,008  bei  13".  Eine  starke  Base,  mit  Salzsäure  starke  Nebel  bildend,  welche 
durch  Schwefelsäure  und  Kaliumbichromat  grün  gefärbt  wird,  Silber-  und  Goldsalze  leicht 
reducirt.  Tannin,  Jod,  Brom,  Sublimat,  Goldchlorid,  Pikrinsäure  u.  a.  m.  werden  gefällt; 
das  Platindoppelsalz:  Cg  NgNO.HCl.PtCU  bildet  gelbe  Nadeln.  —  Mit  Salpetersäure 
oxydirt  liefert  es  kleine  Mengen  von  Pyridin,  neben  Kohlensäure  und  Blausäure. 

56.  A.  Etard.    Des  produits  de  l'action  da  chlorhydrate  d'ammoniaque  sur  la  glycerine. 
(Comptes  rendus,  t.  92,  p.  795.) 

Verf.  hat  seine  Untersuchungen  (s.  vor.  No.)  fortgesetzt;  im  Besitze  einer  grösseren 
Menge  der  Base  hat  E.  auch  den  Stickstoff  quantitativ  bestimmt  zu  25.6  %  (früher  bestimmt 
C  =  64.7  H  =  8.5),  woraus  hervorgeht,  dass  die  Base,  entgegen  den  früheren  Angaben,  sauer- 
Btoffifrei  ist.  Die  Resultate  der  Elementaranalysen  stimmen  gut  zu  der  Formel:  C6H,oN2, 
für  welche  Substanz  Verf.  jetzt  den  Namen  Glycolin  annimmt.  Die  Formel  des  oben 
erwähnten  Platinsalzes  ändert  sich  nun  in  Cg  H,o  N2.  2H  Ol .  PtClj.  —  Das  Chlorhydrat 
CfiHiüNz.HCl  bildet  kleine,  aus  Nadeln  bestehende  Warzen;  die  Jodmethylverbindung: 


Pflanzenstofife.  —  Alkaloide.  87 

CßHioN2.CH3J  iu  Alkohol  uud  Wasser  sehr  leicht,  in  Aether  wenig  lösliche  citronen- 
gelbe  Nadeln. 

57.  G.  Baumert.    Das  Lnpinin.    Ein  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Lupinenalkalo'ide.    (Die 

landwirthschaftlichen  Versuchsstationen  Band  27,  S.  15—64.  —  Berichte  der  Deutschen 
Chemischen  Gesellschaft,  S.  1150,  1321,  1880,  1882.  —  Habilitationsschrift.  Halle.  8", 
50  Seiten.) 

Verf.  hat  die  von  Liebscher  begonnene  Untersuchung  der  Lupinenalkaloide  (siehe 
diesen  Bericht  für  1880,  I,  S.  346)  fortgesetzt.  —  Indem  wir  bezüglich  der  Darstellung, 
sowie  der  Littcratur  auf  die  Abhandlung  verweisen,  entnehmen  wir  den  Mittheilungen,  dass 
dem  Lupinin;  schöne  weisse  rhombische  Krystalle,  zwischen  67  und  68*^  schmelzend, 
zwischen  255—257"  siedend,  die  Formel:  C21H40N2O2  zukomme.  Untersucht  wurden  das 
Hydrochlorat,  neutrale  Sulfat,  Nitrat,  das  Platin-  und  Golddoppelsalz,  mit  dem  Ergebnisse, 
dass  das  Lupiuiu  eine  zweisäurige  Base  ist.  Formel  des  Hydrochlorats :  C21  H,o  N2  O2  .  2  H  Gl. 
—  Das  Verhalten  des  Lupinins  gegen  Aethyljodid,  die  Bildung  des  Aethyllupininammonium- 
jodid  Hess  das  Lupinin  als  tertiäre  Base  erkennen.  —  Einwirkung  rauchender  Salzsäure  auf 
Lupinin  bei  150—2000  ergab  eine  Substanz,  deren  Platinsalz  analysirt  wurde;  die  hierbei 
erhaltenen  Zahlen  scheinen  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  auf  eine  Base:  C21  H40  Nj  O2  — 
OH2  hinzudeuten.  —  Durch  Einwirkung  von  Phosphorsäureanhydrid  auf  Lupininhydrochlorat 
konnte  eine  Wasserentziehung  nicht  erreicht  werden,  dagegen  wurde  ein  Derivat  erhalten, 
dessen  Platinsalz  der  Formel:  C21H40N2  05.2HCl.PtCl4  entspricht. 

58.  G.  Campani  und  C  Bettelli.  Ueber  den  giftigen  Bestandtheil  der  Samen  von  Lupinus 
albus.  (Eeferat  der  Berichte  der  Deutschen  Chemischen  Gesellschaft  S.  2253  nach  Gazz. 
chim.  237.) 

Aus  den  Samen  der  weissen  Lupine  erhielt  C.  ein  bei  161  bis  178"  (6— 8  cm  Druck) 
flüchtiges  Alkaloid,  dessen  Sulfat  in  Wasser  und  Alkohol  löslich  war.  —  Nach  B. 
wird  das  Alkaloid:  Lupinin  genannt,  durch  Tannin,  Platinchlorid,  Sublimat  etc.  gefällt, 
reducirt  Gold-  und  Silberlösung,  krystallisirt  in  Nadeln. 

59.  C.  Rammeisberg.  Ueber  Form  und  Zusammensetzung  der  Stryclininsulfate.  (Berichte 
der  Deutschen  Chemischen  Gesellschaft  S.  1231.) 

Das  saure  Strychuinsulfat,  in  feinen  Nadeln  erhalten,  enthält  2  Mol.  Krystall- 
wasser:  C21  H22  N2  0» .  H2  SO4  -1-  2  aq;  das  neutrale  Sulfat:  (C21  H22  N2  02)2 .  H2  SO4  wurde 
in  zwei  Formen  erhalten:  sehr  dünne  lange  Prismen  mit  5  Mol.  aq  und  durchsichtige 
Quadratoktaeder  mit  6  Mol.  aq. 

60.  Lextralt.  Sur  une  combinaison  d'iodoforme  et  de  stryohnlne.  (Comptes  rendus  t.  92, 
p.  1057.) 

Eine  heisse  concentrirte  Lösung  von  Jodoform  in  Alkohol  lässt,  heiss  mit  Strychnin 
gesättigt  beim  Erkalten  eine  Verbindung  von  Strychnin  und  Jodoform  in  Gestalt  langer 
prismatischer  Nadeln  ausfallen.  Die  Zusammensetzung  der  Verbindung  entspricht  der 
Formel:  (C21  H22  N2  02)3  .  CHJ3.  Dieser  Körper  wird  sehr  leicht  zerlegt  durch  das  Licht, 
Wärme  von  90°  etc.,  in  Wasser  ist  er  unlöslich,  in  Alkohol  schwer  löslich. 

61.  E.  Jahns.    Ueber  Strycbninhydrat.    (Archiv  der  Pharmacie,  Bd.  218,  S.  185.) 

Schützenberger  hatte  aus  seinen  Untersuchungen  den  Schluss  gezogen,  dass  das 
Strychnin  ein  Gemenge  von  3  Alkaloiden  sei,  welche  durch  Kohlenstofifgehalt,  Löslichkeit 
in  Wasser  und  Krystallform  von  einander  verschieden  seien;  beim  Fällen  einer  verdünnten 
Lösung  des  Stiychniuchlorhydrats  mit  Ammoniak  sollten  sich  in  der  ersten  halben  Minute 
lange,  feine  Nadeln  einer  Base  mit  21  At.  Kohlenstoff  abscheiden,  darauf  nach  einer  Viertel- 
stunde Octaeder  einer  Base  mit  20  At.  C.  —  Verf.'s  Resultate  über  diese  Verhältnisse  sind 
folgende:  Wird  die  kalte  Lösung  eines  Strychninsalzes  in  Wasser  (1:200)  mit  Ammoniak 
versetzt,  so  scheiden  sich  lange  zarte  4seitige  Prismen  ab;  werden  diese  Krystalle  abfiltrirt 
und  durch  Pressen  von  der  Flüssigkeit  befreit,  so  findet  eine  Umlagerung  statt,  aus  den 
Säulen  bilden  sich  rhombische  Octaeder,  vereinzelt :  kurze,  rhombische  Prismen.  Diese  Um- 
wandlung kann  unter  dem  Mikroskop  beobachtet  werden.  Die  octaedrischen  Krystalle  sind 
wasserfrei.  —  Wird  die  Lösung  des  Strychninsalzes  siedend  heiss  mit  Ammoniak  ausgefällt, 
so  erhält  man  unveränderliche  vierseitige  derbe  Prismen ,  welche  an  den  Enden  durch  je  2 


88  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

(seltener  4)  schiefe  Flächen  zugespitzt  erscheinen,  wasserfrei  sind.  —  Verf.  schliesst  aus 
diesen  Resultaten,  dass  das  Strychnin  aus  der  Lösung  in  der  Kälte  anfangs  als 
ein  Hydrat  abgeschieden  werde,  das  aber  alsbald  unter  Abgabe  des  Wassers 
in  Krystalle  des  wasserfreien  Alkaloi'ds  übergeht. 

62.  Colin-Tocquaine.    Snr  un  caractere  distinctif  entre  la  strychnine  et  la  santonine. 
(Journal  de  Pharmacie  et  de  Chimie,  5,  Ser.,  t.  4,  p.  159.) 

Behandelt  man  Strychnin  oder  Santonin  mit  Zucker  und  Schwefelsäure,  so  erhält 
man  dieselbe  Reaction:  fügt  man  aber  zu  dieser  Mischung  einen  Tropfen  officineller  Jod- 
tinctur  und  alsdann  einen  Ueberschuss  von  saurem  Quecksilbernitrat,  so  erhält  man,  bei 
Anwesenheit  von  Strychnin,  eine  intensiv  braune  Färbung,  bei  Gegenwart  von  Santonin  aber 
eine  bleiweissartige  Fällung,  welche  nach  einiger  Zeit  gelblich  wird. 

63.  W.  A.  Shenstone.    The  AlkaloMs  of  Nux  Vomica.    (Journal  of  the  chemical  society 
vol.  39,  p.  453.) 

Verf.  setzte  seine  Untersuchungen  über  die  Alkaloide  der  Nux  vomica  (s.  diesen 
Bericht  für  1877,  S.  603,  1878  I.,  S.  240,  1880  I.,  S.  373)  fort.  Aus  56  Pfd.  zur  Unter- 
suchung benutzten  Krähenaugen  erhielt  S.  nach  einem  genau  beschriebenen,  eine  Verseifung 
der  Alkaloide  ausschliessenden  Verfahren  2^4  Procent  Alkaloide.  Diese  Masse  wurde,  um 
das  Brucin  vom  Strychnin  zu  reinigen,  in  verdünnter  Schwefelsäure  gelöst  und  die  Lösung  mit 
Jodkalium  gefällt ;  das  erhaltene  Jodid  wurde  so  oft  als  nöthig  aus  Alkohol  umkrystallisirt, 
das  feste  Jodid  alsdann  mit  Natriumcarbon atlösung  behandelt  und  mit  Chloroform  geschüttelt. 
Die  Chloroformlösung  wurde  alsdann  mit  verdünnter  Säure  geschüttelt  und  die  wässerige  Lösung 
mit  Ammoniak  gefällt.  Das  so  erhaltene  Brucin  ist  strychninfrei.  Die  Elementaranalyse  ver- 
schiedener Brucinpräparate  lieferte  zur  Formel  C23H26N2O4  gut  stimmende  Werthe.  —  Die 
durch  Schütteln  mit  Chloroform  erschöpfte  Mutterlauge  lieferte  beim  Eindampfen  Krystalle, 
welche  analytisch  eine  dem  g-  und  h-Igasurin  Schützenberger's  entsprechende  Zusammen- 
setzung (C62,2-62,47H6,77-6,79)  erkennen  Hessen.  Die  genaue  Untersuchung  dieser  Krystalle 
liess  sie  als  unreines  Brucin  erkennen.  Es  ist  daher  sehr  wahrscheinlich,  dass  die  Igasu- 
rine  Schützenberger's  unreine  Brucinpräparate  waren,  und  dass  neben  dem 
Strychnin  und  Brucin  kein  drittes  Alkaloid  in  den  Krähenaugen  vorkommt. 
—  Wird  Brucin  mit  alkoholischer  Natronlauge  12  Stunden  lang  in  geschlossenem  Gefässe 
auf  100*  erhitzt,  so  geht  ein  kleiner  Theil  derselben  in  einen  krystallinischen,  durch  Salpeter- 
säure nicht  mehr  gerötheten  Körper  der  Formel  Cg,^  H28  N2  O5  über ;  der  Körper  scheint  ein 
Hydrobrucin  zu  sein. 

64.  0.  Hesse.    Neue  Platinsalze.    (Liebig's  Annalen  der  Chemie,  Bd.  207,  S.  309.) 

Verf.  erhält  die  neutralen  Platinsalze  der  betreflfenden  Alkaloide,  indem  er 
die  schwach  erwärmte  wässerige  Lösung  des  neutralen  Chlorhydrats  von  Chinin,  Cin- 
chonin,  Conchinin,  Cinchonidin  und  Homocinchonidin  mit  Natriumplatinchlorid 
vermischt,  wobei  die  gewünschten,  in  kaltem  Wasser  nahezu  unlöslichen  Salze  niederfallen. 
Das  Chininplatinsalz:  (C20  H24  N2  02)2  PtClg  H2 -[- 3  Hj  0  ist  orangefarben,  amorph,  das 
Conchininsalz  (derselben  Zusammensetzung):  orangefarbene  glänzende  Nadeln;  das  Cincho- 
nidinsalz :  (C^g  H22  N2  0)2  PtClg  Hj  +  2  IL  0 :  kleine ,  orangefarbene  Prismen ,  ebenso  das 
Homocinchonidinsalz  sowie  das  ohne  Krystallwasser  krystallisirende  Cinchoninsalz. 

65.  Zd.  H.  Skraap.    Notiz  über  einige  Chininverbindungen.    (Sitzungsberichte  der  mathem- 
naturw.  Classe  der  Wiener  Akademie,  Bd.  84,  Abth.  2,  S.  645.) 

Verf.  beschreibt  das  von  ihm  dargestellte  Chinin diäthyljodid,  Chininkupferacetat 
und  Chininsilbernitrat  (s,  Abb.). 

66.  Edward  H.  Rennie.    On  a  new  derivative  of  doinine.    (Journal  of  the  chemical  society, 
vol.  39,  p.  469.) 

Verf.  fand,  dass  Chininhydrat,  eingetragen  in  eine  kalte  Mischung  von  concen- 
trirter  Salpetersäure  und  Schwefelsäure,  in  ein  Dinitrochininmonohydrat  der  Formel: 
C20 H22  (^02)2  N2  O2,  H2  0  übergeht;  diese  Substanz  ist  amorph,  in  Alkohol  und  Säuren 
leicht,  in  Wasser  und  Aether  schwer  löslich,  liefert  keine  krystallisirten  Salze,  mit  Platin- 
chlorid ein  bräunlichgelbes  Präcipitat.  Bei  200"  wird  es  zerlegt.  Ein  Amidoderivat  konnte 
nicht  erhalten  werden. 


Pflanzenstoffe.  —  Alkaloide.  89 

67.  Zd.  D.  Skranp.   Ueber  Chinin  und  Chinidin.   fSitzungsberichte  der  math.-naturw.  Classe 
der  Wiener  Akademie,  Bd.  84,  Abth.  2,  S.  622.) 

Verf.  erhielt  bei  der  Oxydation  des  Chinins  mittelst  Chromsänre  eine  neue 
Säure,  welche  am  zweckmässigsten  nach  folgender  Methode  gewonnen  wird :  10  Th.  Chinin- 
sulfat werden  mit  30  Th.  concentrirter  Schwefelsäure  in  200  bis  250  Th.  Wasser  gelöst, 
zum  Kochen  erhitzt  und  allmählich  eine  wässerige  Lösung  von  20  Th.  Chromsäure  zugesetzt, 
nach  2-  2V2Stündigem  Kochen  wird  durch  etwas  Alkohol  vollkommen  reducirt  und  die 
grüne  Flüssigkeit  in  500  ccm  einer  Lösung  von  80—90  g  Aetzkali  eingetragen:  die  alkalische 
Lösung  in  kupfernen  Kesseln  zum  Kochen  erhitzt,  abgehebert,  durch  Decantiren  gewaschen  etc., 
mit  Schwefelsäure  neutralisirt  und  concentrirt.  Die  vom  Kaliumsulfat  getrennte  Mutterlauge 
wird  mit  Alkohol  gemischt,  der  Alkohol,  nach  Entfernung  des  Kaliumsulfats,  abdestillirt  und 
verjagt:  auf  Zusatz  von  Salzsäure  fällt  die  entstandene  Säure  in  Form  bräunlichgelber 
Körner  aus.  —  Chinidin  liefert  dieselben  Producte  wie  Chinin.  —  Die  gereinigte  Substanz: 
Chininsäure  Cji  Hg NO3  krystallisirt  in  schwach  gelblichen  langen  dünnen  Prismen,  in 
Wasser  schwer  löslich,  schmilzt  bei  280"  (uncorr.)  unter  Zersetzung.  Die  Chininsäure 
bildet,  ihrer  doppelten  Eigenschaft  als  Carbonsäure  und  stickstoffhaltige  Base  entsprechend, 
zwei  Arten  von  Salzen :  diejenigen,  welche  durch  Vertretung  von  Wasserstoff  durch  Metalle 
entstehen ,  sind ,  soweit  letztere  nicht  eigenthümliche  Färbungen  bedingen ,  in  fester  Form 
sowohl,  wie  auch  in  Lösung  ungefärbt,  die  Verbindungen  mit  Säuren  erscheinen  stets  gelb. 
Untersucht  wurden  das  Silber-,  Calcium-,  Barium-  und  Kupfersalz,  die  Salzsäureverbindung 
und  das  Platindoppelsalz.  —  Mit  Kaliumpermanganat  oxydirt,  wurde  Pyridintricarbon- 
säure  gebildet.  —  Wird  Chininsäure  mit  concentrirter  Salzsäure  erhitzt,  so  entsteht,  unter 
Abspaltung  von  Chlormethyl,  eine  neue  Säure,  die  Xanthochinsäure  CjoH^NOg,  deren 
Salze  untersucht  wurden.    Ueber  300"  erhitzt,  liefert  diese  Säure  Oxychinolin  C9H7NO. 

68.  C.  Böttinger.    Ueber  synthetische  Ficolinmonocarbonsänre  and  Pyridindicarbonsänre. 
(Berichte  der  Deutschen  Chemischen  Gesellschaft,  S.  67.) 

Picolincarbonsäure  nennt  Verf.  eine  Säure,  welche  entsteht,  wenn  Uvitoninsäure 
in  Reagirröhren  im  Oelbade  auf  274**  erhitzt  wird,  wobei  sich  die  genannte  Säure  in  Kohlen- 
säure und  Picolincarbonsäure  spaltet.  Letztere  bildet  im  reinen  Zustande  prismatische,  in 
heissem  Wasser  leicht  lösliche  Krystalle,  welche  bei  höherer  Temperatur  sich  ohne  zu 
schmelzen  verflüchtigen.  Ihr  Kupfersalz  enthält  Krystallwasser.  —  Die  Säure  löst  sich 
sehr  leicht  in  Säuren,  wohlcharakterisirte  Salze  bildend.  Salzsaure  Picolincarbonsäure  bildet 
langgestreckte  Säulen  mit  Diamantglanz,  sowie  Quer-  und  Längsstreifung:  C7  H7  NO2 .  HCl 
Durch  Oxydation  mit  übermangansaurem  Kali,  in  alkalischer  Lösung,  in  der  Wärme,  wird 
die  Picolincarbonsäure  in  Pyridindicarbonsänre  übergeführt.  Dieselbe  bildet  rundliche  Warzen, 
welche  in  heissem  Wasser  leicht,  in  kaltem  ziemlich  schwer,  in  Alkohol  wenig,  in  Aether 
fast  nicht  löslich  sind;  sie  schmilzt  unter  Bräunung  und  stürmischer  Gasentwickelung  bei 
234  -  235°5.  Schon  bei  200"  beginnt  sie  sich  langsam  zu  zersetzen  und  liefert  sie  ein  in 
kleinen,  farblosen,  kastenähnlichen  Krystallen  anschiessendes  Sublimat  von  y-Pyridincarbon- 
säure.  —  Die  durch  Oxydation  der  Uvitoninsäure  entstandene  Pyridintricarbonsäure  ist  nicht 
identisch  mit  der  von  Hoogewerff  und  van  Dorp  (s.  diesen  Bericht  für  1880,  I,  S.  365, 
No.  56)  beschriebenen;  ihre  Krystalle  enthalten  2^/2 Mol.  Krystallwasser. 

69.  S.  Hoogewerff  und  W.  A.  van  Dorp.    Ueber  Carbonsäaren  des  Pyridins  und  Methyl- 
Pyridins.    (Berichte  der  Deutschen  Chemischen  Gesellschaft,  S.  645.) 

Bei  ihren  Oxydationsversuchen  der  China  alkaloide  (s.  diesen  Bericht  für  1880,  I, 
S.  357,  No.  38)  erhielten  die  Verff.  als  ein  Zwischenproduct  eine  Säure,  welche  sie  inzwischen 
genauer  untersucht  und  mit  dem  Namen  Methylchinolinsäure  belegt  haben;  im  Capillar- 
rohre  erhitzt,  liefert  dieselbe  Methylpyridinmonocarbonsäure,  welche  durch  Kaliumperman- 
ganat zu  Pyridindicarbonsänre  weiter  oxydirt  wird.  —  Bezüglich  der  theoretischen  Betrach- 
tungen über  die  Structur  der  Pyridincarbonsäuren  s.  d.  Abh. 

70.  S.  Hoogewerff  und  W.  A.  van  Dorp.    Zur  Kenntniss  der  Pyridincarbonsäuren.   (Berichte 
der  Deutschen  Chemischen  Gesellschaft,  S.  974.) 

Die  mehrbasischen  Pyridincarbonsäuren  liefern  beim  Erhitzen  unter  Kohlensäure- 
verlust Carbonsäuren  von  niedrigerer  Basicität.  Verff.  fanden,  dass  man  dasselbe  erreicht  durch 


90  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

Kochen  der  Säuren  mit  Eisessig;  die  Tricarbonsänre '  lieferte  so  Ciuchomeronsäure ,  die 
Chinolinsäure :  Nicotinsäure. 

71.  H.  Fürth,   üeber  die  Berberonsäure  und  deren  Zersetzungsproducte.   (Sitzungsberichte 
der  Mathem.-Naturw.  Classe  d.  Wien.  Akademie,  Bd.  84,  Abth.  2,  S.  289.) 

Verl',  hat  die  von  Weidel  (s.  diesen  Bericht  für  1879,  I,  S.  322)  begonnene  Unter- 
suchung der  aus  dem  Berberin  darstellbaren  Berberonsäure  fortgesetzt.  —  Die  reine 
Säure  schmilzt  bei  243",  färbt  sich  mit  Eisenvitriol  blutroth.  Die  Substanz  ist  Bbasisch; 
untersucht  wurden  das  neutrale,  das  einfach-  und  zweifacbsaure  Kaliumsalz.  —  Wird  die 
Säure  auf  2150  resp.  das  einfachsaure  Kaliumsalz  auf  285"  erhitzt,  so  entsteht,  neben  kleinen 
Mengen  von  Pyridin:  Nicotinsäure  (Schmelzpunkt  228"  C).  —  Wird  die  Säure  über  ihrem 
Schmelzpunkt,  das  zweifachsaure  Salz  auf  275"  erhitzt,  so  entsteht  Isonicotinsäure 
(y-Pyridincarbonsäure).  —  Durch  Einwirkung  von  Eisessig  bei  140"  entsteht  unter  Abspaltung 
von  Kohlensäure  eine  Pyridindicarbonsäure,  deren  Schmelzpunkt  bei  263"  gefunden 
wurde  (mit  keiner  der  5  bereits  bekannten  identisch). 

72.  S.  Hoogewerff  and  W.  A.  van  Dorp.   lieber  das  Verhalten  der  Cinchomeronsäure  beim 
Schmelzen.    (Lieb  ig 's  Annalen  der  Chemie,  Bd.  207,  S.  219.) 

Ausführlichere  Abhandlung  über  die  schon  früher  kurz  mitgetheilten  Untersuchungen 
(s.  diesen  Bericht  für  1880,  I,  S.  364).  Wir  entnehmen  dieser  Abhandlung,  dass  beim 
Schmelzen  der  Cinchomeronsäure  unter  Kohlensäureent Wickelung  ein  Gemenge  von 
Monocarbonsäuren  entsteht,  aus  welchem  die  Nicotinsäure,  sowie  die  y-Pyridincarbonsäure 
(von  den  Verff.  früher  als  Pyrocinchomeronsäure  beschrieben)  erhalten  werden.  —  Die  y-Pyri- 
dincarbonsäure: Cß  H5  NO2  bildet  warzenförmige,  sublimirbare,  bei  298—299"  schmelzende 
Krystalle,  welche  sich  in  kaltem  Wasser  schwer  lösen.  Dargestellt  wurde  eine  Salzsäure- 
verbindung ,  das  Calciumsalz,  sowie  das  salzsaure  Platindoppelsalz.  Letzteres  (Cg  H5  N02)2 . 
2  HCl  +  PtCl4 -}- 2  H.O  bildet  schöne,  orangerothe  Krystalle.  —  Die  Nicotinsäure: 
C6H5NO2  bildet  zu  Warzen  vereinigte,  bei  225"  schmelzende,  sublimirbare  Nadeln;  das 
Calciumsalz,  sowie  das  salzsaure  Platindoppelsalz  wurden  untersucht. 

73.  C.  Otten.    Beiträge  zur  Kenntniss  des  Chinidins.    Dissertation,  Freiburg,  8",  32  S. 

Verf.  stellte  dar  und  untersuchte  Jodmethyl  Chinidin,  Dijodmethylchinidin,  Jod- 
aethylchinidin,  Dijodaethylcbinidin,  Bromaethylchinidin,  Methylchinidia,  Aethylchinidin  (siehe 
die  Abhandlung). 

74.  0.  Hesse.    Studien  über  Chinamin.    (Liebig 's  Annalen  der  Chemie  Band  207,  S.  288.) 

Verf.  hatte  1872  in  der  Rinde  der  in  Englisch-Indien  cultivirten  Cincliona  succirubra 
ein  neues  Alkalo'id  das  Chinamin,  gefunden.  Die  jetzt  zum  Abschluss  gebrachten  Unter- 
suchungen über  diese  Base  werden  mitgetheilt.  —  Nach  diesen  Untersuchungen  ist  das 
Vorkommen  des  Chinamius  nicht  auf  die  Rinde  von  Cincliona  succirubra  beschränkt,  sondern 
findet  sich  auch  in  andern,  in  Britisch-Indien  und  Java  gezüchteten  Cinchonen  als  C.  offici- 
nalis,  ü.  Calisaya,  var.  javanica,  C.  Calisaya  var.  Ledgeriana,  sowie  ferner  in  südamerika- 
nischen Chinarinden.  Sehr  reich  an  Chinamin  wurde  die  Rinde  der  var.  Ledgeriana  gefunden. 
Auch  in  der  Rohmutterlauge  des  Chiniusulfats  wurde  Chinamin  angetroffen  in  Mengen, 
welche  für  die  Gewinnung  resp.  Darstellung  dieser  Base  aus  der  genannten  Lauge  sprechen 
(200  kg  Lauge  lieferten  ca.  150  g  Chinamin  und  ca.  30  g  Conchinamin),  —  Darstellung 
des  Chinamins:  Die  Rohmutterlauge  wird  durch  Seignettesalz  ausgefällt,  dies  Filtrat 
alsdann  mit  Ammoniak  ausgefällt  und  der  entstandene  Niederschlag  mit  Aether  behandelt; 
die  vom  Aether  gelösten  Basen  werden  in  Essigsäure  übergeführt  und  die  Essigsäurelösung 
nach  vorheriger  Neutralisation  in  der  Wärme  so  lange  mit  Rhodankaliumsolution  vermischt, 
bis  nach  dem  Erkalten  der  Lösung  in  derselben  keinCinchonin  mehr  nachzuweisen  ist; 
bis  dieser  Punkt  erreicht,  fällt  das  vorhandene  Cinchonin  und  ein  grosser  Theil  färbender 
Materie  nieder.  Das  klare  Filtrat  wird  dann  mit  Natronlauge  ausgefällt  und  der  erhaltene 
harzige  Niederschlag  in  der  zur  Auflösung  erforderlichen  Menge  80-procentigen  kochenden 
Weingeists  gelöst,  worauf  beim  Erkalten  das  Chinamin  krystallisirt,  welches  durch  Um- 
krystallisiren  aus  heissem  verdünntem  Alkohol  und  Behandeln  mit  Thierkohle  zu  reinigen 
ist.  —  Das  Chinamin:  CigH24N2  02  ist  eine  einsäurige  Base  und  bildet  dem  entsprechend 
nur  neutrale  und  einfach-saure  Salze;  letztere  sind  amorph  und  sehr  veränderlich.    Das 


Pflanzenstoffe.  —  Alkaloide.  91 

Chiuamin  dreht  rechts  und  ist  (a)D=+104?5  (p  =  2',  97%  Alkohol)  resp.  +  116^  (in 
Wasser  +  1  Mol.  HCl).  Das  salzsaure  Chinamin:  C,,  H24  N2  O2 .  HCl  +  H2  0  bildet  farblose, 
derbe,  in  kaltem  Wasser  ziemlich  leicht  lösliche  Prismen.  Das  Chloroplatinat  enthält,  wie 
schon  früher  gefunden,  2  Mol.  Krystallwasser.  Das  Bromhydrat,  mit  1  Mol.  Wasser  krystal- 
lisirend,  bildet  schöne  farblose,  derbe,  in  Wasser  und  Alkohol  leicht  lösliche  Prismen;  das 
neutrale  Oxalat  krystallisirt  in  derben,  farblosen  Nadeln;  das  saure  Sulfat,  das  benzoe-, 
salicyl-  und  chinasaure  Salz  konnten  nicht  krystallisirt  erhalten  werden.  —  Lässt  man  Essig- 
säureanhydrid auf  Chinamin  bei  60—80"  einwirken,  so  erhält  man  Acetylapochinamin. 

—  Alkoholisches  Jodäthyl  löst  bei  80"  die  Base  allmälig  auf:  man  erhält  beim  Verdunsten 
einen  amorphen  Rückstand,  welcher  sich  in  kochendem  Wasser  löst  und  Krystalle  des  Jod- 
hydrats liefert.  —  Kocht  man  die  Lösung  des  Alkaloids  in  Salzsäure  von  1.25  (1  Th,  Alkaloid, 
20  Th.  Säure)  nur  3  Minuten  lang,  so  geht  das  Alkaloid  vollständig  in  Apochinamin 
über,  indem  sich  die  Lösung  erst  gelb,  dann  hellbraun,  endlich  tief  dunkelbraun  färbt. 
(Erhitzt  man  die  Base  mit  hoch  concentrirter  Salzsäure  in  geschlossenem  Rohre  auf  140", 
so  wird  erstere  in  eine  kautschukähnliche  Masse  verwandelt,  welche  in  Säuren,  Wasser: 
Alkohol,  Aceton  etc.  etc.  so  gut  wie  unlöslich  ist.)  Lässt  man  eine  Lösung  von  1  Th. 
Chinamin  in  10  Th.  ISprocentiger  Salzsäure  bei  gewöhnlicher  Temperatur  stehen,  so  färbt 
sich  die  Lösung  bald  gelb  und  nach  12  Stunden  roth;  alsdann  trübt  sich  die  Lösung  und 
scheidet  im  Laufe  mehrerer  Tage  ein  rothes  Oel  und  farblose  Prismen  ab:  das  Oel  gesteht 
ebenfalls  zu  farblosen  Krystallen  des  Chlorhydrats  des  Chinamidins.  Diese  Base  entsteht 
ebenfalls,  wenn  Chinamin  mit  1—4  Mol.  Gew.  Salzsäure,  2  Mol.  Gew.  Chinasäure,  1—2 
Mol.  Gew.  Weinsäure,  2  Mol.  Gew.  Essigsäure  (in  dem  Verhältniss  von  1  Th.  Alkaloid; 
5  Th.  Lösungsmittel:  Säure -{- Wasser)  in  geschlossenen  Röhren  auf  130"  erhitzt  wird: 
daneben  entsteht  etwas  Chinamicin.  —  Wird  Chinamin  anhaltend  mit  verdünnter  (1 :  100) 
Schwefelsäure  am  Rückflusskühler  gekocht ,  so  entsteht  Chinamidin,  wird  dagegen  die  Base 
mit  10  Th.  verdünnter  (1:3)  Schwefelsäure  nur  3  Minuten  lang  gekocht ,  so  bildet  sich 
Apochinamin.  —  Das  Apochinamin:  Cjg  H22  N2  0  wird  aus  der  salzsauren  Lösung 
durch  Ammoniak  gefällt,  der  Niederschlag  in  verdünnter  Essigsäure  gelöst,  die  Lösung  mit 
Thierkohle  behandelt,  wieder  mit  Ammoniak  ausgefällt,  in  heissem  Alkohol  gelöst:  man 
erhält  farblose  Blättchen  resp.  flache  kurze  Prismen,  welche  bei  114"  (uncorr.)  schmelzen; 
in  heissem  Alkohol,  sowie  in  Chloroform  und  Aether  leicht  löslich  sind,  neutral  reagiren, 
drehen  links  und  ist  (a)D  =  -29.1"  (für  p  =  2  und  Wasser -|- 3  Mol.  H  Cl)  resp.  -3020 
(Wasser  +  10  Mol.  H  Cl).  Concentrirte  Schwefelsäure  löst  die  Base  mit  grünlichgelber 
Farbe;  concentrirte  Salzsäure  löst  gelb,  beim  Erwärmen  dunkelbraun.  —  Das  Apochinamin 
entsteht  aus  dem  Chinamin  (und  dem  Chinamicin)  nach  der  Gleichung:  Ci9H2*N2  02  = 
Ci9  n22  N2  0  +  H2  0.  Das  Chlorhydrat  bildet  farblose  körnige  Krystalle  der  Zusammen- 
setzung: Cjg  H22  N2  0  .  H  Cl  +  1/2  H2  0.  Das  Chloroplatinat  ist  schön  gelb  krystallinisch ;  das 
Goldsalz  gelb  flockig;  das  Bromhydrat  bildet  hübsche  farblose  Prismen;  das  Sulfat:  dünne, 
weisse,  in  Alkohol  leicht  lösliche  Nadeln:  (Ci9H22N2  03)2  SHg  O4  4-2  H2  0;  das  Oxalat: 
kurze  dicke  Prismen,  in  kaltem  Wasser  schwer  löslich;  das  Nitrat:  derbe  körnige  Krystalle, 
in  Wasser  schwer  löslich.  Auch  das  Tartrat,  Chinat,  Salicylat  etc.  wurde  untersucht.  - 
Acetylapochinamin:  ein  gelblicher,  amorpher  Rückstand  der  Formel:  C,9  Hj^  (C,  Hg  0)N2  0, 
löst  sich  leicht  in  Alkohol,  Aether  etc.    Das  Platin-  und  Goldsalz  sind  amorphe  Substanzen. 

—  Chinamidin  wird  am  besten  erhalten:  je  4  g  Chinamin  werden  zusammen  mit  2  g 
Weinsäure  und  18  g  Wasser  in  geschlossenem  Rohre  2  Stunden  lang  auf  130"  erhitzt; 
der  noch  warme  Röhreninhalt  wird  mit  gesättigter  Kochsalzlösung  vermischt  bis  zur  blei- 
benden milchigen  Trübung.  Nach  kurzer  Zeit  scheidet  sich  das  salzsaure  Chinamidin  in  farb- 
losen Krystallen  ab.  Letzteres  wird  aus  heisser  wässeriger  Lösung  mit  Natronlauge  gefällt 
und  der  Niederschlag  aus  wenig  Weingeist  umkrystallisirt.  Das  Chinamidin:  CjgHz/jNzOa 
bildet  weisse,  kleine,  zu  blumenkohlartigen  Massen  vereinigte  Nadeln,  welche  in  Alkohol 
sehr  leicht,  in  Chloroform  und  Aether  wenig  löslich  sind,  bei  93"  (uncorr.)  schmelzen,  in 
alkoholischer  Lösung  rechts  drehen  (a)i)  =  -|-4?5  (für  23  =  2,  97"/o  Alkohol).  Das  China- 
midin ist  eine  stärkere  Base  als  das  Chinamin,  liefert  kein  Apoderivat.  In  concentrirter 
Schwefel-  und  Salzsäure  löst  es  sich  mit  safrangelber  Farbe ;  letztere  Lösung  färbt  sich  beim 


92  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

Erwärmen  rasch  dunkelbraun  und  liefert,  in  kaltes  Wasser  gegossen,  eine  prächtig  rosa 
gefärbte,  intensiv  grün  fluorescirende  Lösung.  Das  Chlorhydrat :  farblose,  derbe,  in  kaltem 
Wasser  wenig  lösliche  Prismen:  C,9  H24  N,  0, .  H  Cl  +  H2  0.  Das  Chloroplatinat :  ein  blass- 
gelber flockiger  Niederschlag;  das  Bromhydrat  bildet  farblose,  derbe,  in  Wasser  ziemlich 
leicht  lösliche  Prismen:  C^g  H24  N2  O2 .  H  Br  +  H2O;  das  Oxalat  bildet  rhombische  Blätt- 
chen. —  Ch  in  am  in:  C19  H24  N2  O2  entsteht  in  grösserer  Menge,  wenn  man  eine  Auflösung 
von  gleichen  Mol. -Gew.  Cbinamin  und  Schwefelsäure  in  Alkohol  bei  60  -  80"  verdunstet  und 
den  Rückstand  einige  Minuten  auf  100"  erhitzt,  besonders  gut  ist  die  Ausbeute,  wenn  man 
einige  Tropfen  Glycerin  zusetzt.  Der  erhaltene  Kückstand  wird  dann  in  kaltem  Wasser 
gelöst  und  die  Lösung  mit  Natriumdicarbonat  vermischt,  wobei  das  Chinamicin  ausfällt. 
Das  reine  Chinamicin  ist  krystallinisch ,  schmilzt  bei  109"  C.  (uncorr.),  löst  sich  leicht  in 
Alkohol,  Aether  und  Chloroform,  dreht  rechts  und  ist  für  p^=2  {a)  ;j  =  -f  38?1  (für  97  "/q 
Alkohol)  resp.  -f  47?0  (für  Wasser  +  3  Mol.  H  Cl).  Formel:  C^g  H24  N2  O2.  Das  Chlorhydrat 
wird  aus  schwach  saurer  Lösung  in  Prismen  erhalten;  die  Lösung  gibt  mit  salicylsaurem 
und  oxalsaurem  Ammonium,  Jod-  und  Bromkalium  und  Kochsalz  weisse  flockige  Nieder- 
schläge. —  Protochinamicin  entsteht,  wenn  man  die  Verbindung  von  gleichem  Mol. -Gew. 
Chinamicin  und  Schwefelsäure  (durch  Vermischen  und  Abdampfen  der  betreffenden  Lösungen 
erhalten)  kurze  Zeit  auf  120—130"  erhitzt,  wobei  sich  die  Masse  dunkelbraun  färbt.  Formel 
der  braunen  flockigen  Substanz:  C17  H  20  Ng  O2.  Das  Platinsalz  ist  ein  brauner  flockiger 
Niederschlag.  —  Verf.  spricht  zum  Schlüsse  die  Ansicht  aus,  dass  Chinamin  mit  Chinin 
oder  Cinchonin  etc.  nicht  verwandt  sei. 
75.  A.  C.  Oademans.    Recherches  sur  la  conquinamine.    (Le  Moniteur  scientifique  3.  ser., 

t.  11,  p.  767,  extrait  des  Archiyes  neerlandaises  t.  15.    Liebig's  Annalen  der  Chemie 

Bd.  209,  S.  38-61.) 

Als  Untersuch ungsmaterial  diente  dem  Verf.,  wie  früher  (s.  diesen  Bericht  für  1879, 
I,  S.  332)  bei  der  Darstellung  des  Chinamins,  ein  Chinetum  aus  Darjeeling,  von  welchem 
er  9kg  auf  Chinamin  und  Conchinamin  verarbeiten  konnte;  die  Ausbeute  betrug  1.2% 
Chinamin  und  0.24  %  Conchinamin.  Diese  Alkaloide  wurden  von  einander  getrennt  mit 
Hülfe  des  verschiedenen  Verhaltens  ihrer  Nitrate,  von  welchen  das  des  Conchinamin  in 
Wasser  sich  schwerer  löst  als  das  Chinaminnitrat.  Auch  die  Oxalate  sind  sehr  geeignet, 
beide  Alkaloide  zu  trennen,  da  das  Conchinaminsalz,  erst  in  83  Theilen  Wasser  löslich,  sich 
aus  der  gesättigten  Lösung  in  Krystallen  abscheidet,  das  Chinaminoxalat  dagegen  in  Wasser 
sehr  leicht  löslich,  nicht  krystallisirt.  —  Das  reine  Conchinamin  besteht  aus  dem  triklinen 
System  zugehörigen  Krystallen,  welche  von  starkem  Alkohol,  Aether,  Benzol  und  Chloroform 
leicht,  von  Schwefelkohlenstoff  weniger  leicht  gelöst  werden,  und  zwar  lösen  100  Theile 
91procentiger  Alkohol  bei  190  0:  13.5  Th.  Conchinamin,  100  Th.  Aether  bei  15":  13.5  Th. 
und  100  Th.  Benzol  bei  18":  24.4  Th.  Conchinamin,  100  Th.  Schwefelkohlenstoff  bei  IS«: 
6.05.  Das  Conchinamin  schmilzt  bei  123"  C.  Die  Zusammensetzung  des  Conchinamins  ent- 
spricht der  von  Hesse  aufgestellten  Formel:  C19H24N2O2.  Gegen  Goldchlorid  verhält  sich 
das  Conchinamin  wie  das  Chinamin;  Platinchlorid  fällt  saure  Lösungen  nur  wenn  sie  con- 
centrirt  sind;  verdünnte  Lösungen  werden  nur  dann  gefällt,  wenn  sie  neutral  sind  und  das 
Platinchlorid  möglichst  säurefrei  angewendet  wird.  Von  den  Salzen  ist  das  Sulfat:  2  C^g 
H21 N2  O2 .  SH2  O4 -}- X  aq  in  Wasser  sehr  leicht  löslich  und  nicht  krystallisirt  zu  erhalten; 
ähnlich  verhält  sich  das  Chlorhydrat.  Das  Bromhydrat:  C^g  H24N2O2  H  Br  bildet  wasser- 
freie, monokline  Krystalle,  das  Jodhydrat  wasserfreie,  bei  18"  in  106  Th.  Wasser  lösliche 
Blättchen.  Das  Nitrat  wurde  in  wasserfreien,  rhombischen  Krystallen  erhalten;  dieselben 
lösen  sich  bei  15"  in  76.1  Th.,  bei  100"  in  8.1  Th.  Wasser.  Das  Chlorat  und  Perchlorat 
wurde  ebenfalls  in  Krystallen  dargestellt.  Das  Chloroplatinat  bildet  einen  amorphen  orange- 
gelben Niederschlag,  welcher  getrocknet  sich  nicht  verändert,  in  Berührung  mit  Wasser  aber 
bald  eine  Rosafarbe  annimmt.  Das  Formiat:  wasserfreie,  monocline  Krystalle,  löst  sich  bei 
15"  in  10.77  Th.  Wasser;  das  Acetat:  schöne,  grosse,  tetragonale  Krystalle,  bei  18?5  in 
10.11  Th.  Wasser.  -  Das  Oxalat:  2  Cjg  H24  N2  O2 .  Cj  Hg  O4 -|- 3  H2  0  bildet  rhombische 
Krystalle,  welche  sich  bei  17"  in  82.33  Th.  Wasser  lösen.  Wird  dieses  Salz  auf  115" 
erhitzt,  so  erhält  man  aus  der  Lösung  der  Schmelze  auf  Zusatz  von  Natronlauge  eine  Base, 


Pflanzenstoffe.  —  Alkaloide.  93 

welche,  von  dem  Conchinamiu  verschieden,  vielleicht  mit  dem  Apochiuamin  von  Hesse  identisch 
ist.  —  Das  Tartrat  des  Couchinamins :  2  C19  H24  N2  0, .  C4  Hg  Og  -|-  X  aq  ist  in  Wasser  sehr 
leicht  löslich. 

76.  0.  Hesse,    lieber  Conchinamin.    (Liebig's  Annalen  der  Chemie,  Bd.  209,  S.  62.) 

Das  Conchinamin,  ein  neben  dem  Chinamin  in  vielen  Chinarinden  vorkommendes 
Alkaloid,  bleibt  in  den  alkoholischen  Mutterlaugen  des  letzteren  zurück.  Dieselbe  wird 
verdampft  und  der  Rückstand  wiederholt  mit  Ligroin  ausgekocht,  wobei  sich  das  Conchinamin 
und  ein  Theil  der  amorphen  Basen  lösen;  beim  Erkalten  scheiden  sich  letztere  zum  Theil 
aus.  Die  Ligro'inlösung  wird  mit  verdünnter  Essigsäure  behandelt  und  die  essigsaure  Lösung 
mit  verdünnter  Natronlauge  ausgefällt:  der  harzige  Niederschlag  wird  mit  lauem  Wasser 
durchgeknetet,  in  heissem  Alkohol  gelöst,  mit  Salpetersäure  gesättigt  und  zur  Seite  gestellt: 
Conchinaminuitrat  krystallisirt  aus.  Das  gereinigte  Salz  liefert  auf  Zusatz  von  Ammoniak 
die  freie  Base,  welche  aus  GOprocentigem  heissem  Alkohol  in  langen,  vierseitigen,  glänzenden 
Prismen  erhalten  wird.  Das  Conchinamin :  C19  H24  Nj  O2  ist  leichter  löslich  als  Chinamin, 
schmilzt  bei  121"  (uncorr.)  resp.  123"  (corr.).  Mit  Salzsäure  von  1.125  einige  Minuten 
gekocht  entsteht:  Apochiuamin.  Das  Hydrochlorat  bildet  octaedrische,  in  Wasser  ziemlich 
leicht  lösliche,  wasserfreie  Krystalle  der  Formel:  C19  H24  No  O2 .  H  Cl.  Das  Chloroplatinat 
ist  ein  gelber  flockiger  Niederschlag;  Goldchlorid  erzeugt  in  der  Lösung  des  Chlorhydrats 
einen  gelben  Niederschlag,  welcher  rasch  purpurn  wird;  mit  Sublimat  entsteht  ein  weisser 
Niederschlag.  Auch  das  jodwasserstoflfsaure,  salpetersaure,  chinasaure,  salicylsaure,  schwefel- 
saure und  Oxalsäure  Salz  wurden  untersucht.  Das  Drehungsvermögen  wurde  gefunden  für 
t  =  150,  p  —  2:  {a)D  =  +  204?6  (in  97procentigem  Alkohol),  -|-  184?5  (in  Chloroform),  +  229°1 
(in  Wasser  -f  1  Mol.  H  Cl),  +  230"  (Wasser  +  3  Mol.  H  Cl). 

77.  £.  Schenk.  Zar  Eenntniss  einiger  Derivate  des  Cincbonins.  (Dissertation  Freiburg, 
8°,  30  Seiten.) 

Verf.  behandelt  Monobromäthyl ein chon in,  Aethylcinchonin,  Dibromäthylcinchonin 
etc.;  wir  müssen  auf  die  Abhandlung  verweisen. 

78.  W.  Koenigs.  Zur  Constitation  des  Cincbonins.  (Berichte  der  Deutschen  Chemischen 
Gesellschaft  S.  1852.) 

Verf.  hat  einige  Untersuchungen  ausgeführt,  in  der  Absicht,  die  Constitution  des 
Cincbonins  aufklären  zu  helfen.  —  Schon  früher  hatte  er  aus  Cinchonin  ein  Chlorid 
erhalten,  welches  beim  Kochen  mit  alkoholischem  Kali  eine  Base:  Ci9H2oN2:  Cinchen 
liefert.  Verf.  konnte  aus  diesem  nunmehr  eine  neue  Base:  CigHj^NO,  Apocinchen 
genannt,  darstellen  und  aus  dieser  durch  Oxydation:  Cinchoninsäure.  Ferner  liefert  das 
Apocinchen,  mit  Kali  geschmolzen,  ein  Oxapocinchen :  C18H17NO2,  welches  kaum  noch 
basische  Eigenschaften  hat. 

79.  H.  Weidel.  Oeber  eine  der  k  Sulfocinchoninsäure  isomere  Verbindung  nnd  Derivate 
derselben.  (Sitzungsberichte  der  Mathemat.-Naturwiss.  Classe  der  Wiener  Akademie, 
Bd.  84,  Abth.  2,  S.  600.) 

Fortsetzung  der  früher  besprochenen  Untersuchungen  (s.  Weidel  und  Cobenzl 
in  diesem  Bericht  für  1880,  I,  S.  365,  No.  59);  wir  müssen  auf  die  Abhandlung  verweisen. 

80.  H.  Weidel.  üeber  eine  Tetrabydrocincboninsäure.  (Sitzungsber.  d.  Math.-Naturw.  Cl. 
d.  Wiener  Akad.,  Bd.  83,  Abth.  2,  S.  41.) 

Verf.  hatte  früher  (s.  diesen  Bericht  für  1879,  I,  S,  329)  aus  der  Cinchomeronsäure 
ein  Pyroproduct  erhalten.  Jetzt  bespricht  Verf.  eine  neue,  aus  der  Cinchoninsäure  dar- 
gestellte Verbindung:  das  Chlorhydrat  der  Tetrabydrocincboninsäure:  Cio  H^,  NO2 -|- H  Cl, 
welche  mit  Aetzkalk  trocken  destillirt  Tetrahydrochinolin  liefert. 

81.  Oechsner  de  Coninck.    Sor  les  bases  pyridiques.    (Comptes  rendus,  t.  92,  p.  413.). 

Verf.  hatte  vor  Kurzem  (s.  Compt.  rend.  t.  91,  p.  296)  die  bei  der  Destillation  des 
Cincbonins  mit  Kalihydrat  entstehenden  Basen  untersucht  und  aus  denselben:  Lutidin: 
C7  HgN,  Collidin:  CgHuN  und  Parvolin  isolirt;  die  erhaltenen  Basen  waren  isomer  mit 
den  aus  Dippel's  Oel  isolirten.  —  Verf.  hat  sich  jetzt  zunächst  mit  den  niedrig  siedenden 
Antheilen  des  rohen  Chinolins  beschäftigt.  Indem  er  ca.  3  kg  rohes  Chinolin  verarbeitete, 
konnte  er  zwischen  80  und  160"  3  Fractionen  trennen;  die  erste  zwischen  80  und  110"  über- 


94  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

gehende  Fraction  bestand  vorzugsweise  aus  Wasser,  in  welchem  eine  kleine  Menge  Methyl- 
amin gelöst  war.  —  Die  zweite  zwischen  110  und  130"  destillirende  Fraction  enthielt  kleine 
Mengen  einer  nach  Pyridin  riechenden  Base,  eines  Lutidins,  dessen  Chlorhydrat  in  kleinen, 
sehr  zerfliesslichen  Lamellen,  dessen  Platinsalz  in  feinen,  gelben  Blättchen  erhalten  wurde. 
Aus  der  dritten  Fraction,  welche  zwischen  130  und  160"  überdestillirte,  konnten  kleine 
Mengen  des  Lutidin  von  Anderson  erhalten  werden.  —  Das  bei  165"  siedende  Lutidin 
(33  g)  wurde  mit  Kaliumpermanganat  (146  g  in  6  1  Wasser  gelöst)  3  Monate  bei  gewöhn- 
licher Temperatur  stehen  gelassen :  es  wurden  40  g  eines  in  Alkohol  löslichen  Kalisalzes 
erhalten;  dasselbe  wurde  zunächst  in  das  Kupfersalz  übergeführt,  letzteres  durch  Schwefel- 
wasserstoff zersetzt:  gewonnen  wurde  eine  feste,  krystallisirende ,  in  warmem  Wasser  und 
Alkohol  sehr  leicht  lösliche,  bei  230—231"  schmelzende  Säure  der  Formel:  Cß  H5  NjO.  Diese 
Säure  scheint  mit  der  Nicotinsäure  von  Laiblin  identisch  zu  sein.  In  Folge  dieses 
Resultates  ist  Verf.  geneigt,  das  bei  165''  siedende  Lutidin  als  ein  Aethylpyridin: 
C5  H4  (C2  H5)  N  aufzufassen.  —  Bei  der  Destillation  des  Cinchouins  mit  Kali  bilden  sich 
neben  den  Pyridinbaseu  sehr  kleine  Mengen  neutraler  Körper;  dieselben  werden  der  salz- 
sauren Masse  durch  Aether  entzogen:  eine  zwischen  124  und  125"  siedende  Fraction:  C,  E^  O2 
lieferte  bei  der  Verseifung  Essigsäure;  diese  Fraction  bestand  demnach  aus  Amylacetat. 

82.  W.  Königs.     Zur  Kenntniss   des  Chinolins  und  Lepidins.     (Berichte  der  Deutschen 
Chemischen  Gesellschaft,  S.  98.) 

Verf.  bespricht  die  schon  in  seiner  Habilitationsschrift  „Studien  über  die  Alkaloide" 
(s.  diesen  Bericht  für  1880,  I,  S.  344)  mitgetheilten  Resultate,  welche  er  bei  der  Einwirkung 
von  Reductionsmitteln  auf  Chinolin  erhalten  hat. 

83.  G.  Greville  Williams.    On  the  action  of  sodium  apon  Ghinoline.    (The  chemical  News, 
TOl.  43,  p.  145.) 

Das  zu  den  Untersuchungen  dienende  Chinolin  wurde  durch  Ueberführen  in  das 
krystallisirte  Chromat  gereinigt.  Das  Chinolin  liefert,  mit  Natrium  gekocht,  die  purpurne 
Masse  mit  Wasser  behandelt  und  dann  mit  Salzsäure  versetzt,  intensiv  rothe  Krystalle  von 
salzsaurem  Dichinolin:  Cjg  H,^  Nj .  HCl.  —  Wird  Chinolin  mit  Natriumamalgam  behandelt, 
so  entsteht  ebenfalls  eine  kleine  Menge  Dichinolin. 

84.  W.  La  Coste.    üeber  Bromderivate  des  Chinolins.    (Berichte  der  Deutschen  Chemischen 
Gesellschaft,  S.  915.) 

Beschreibung  des  Mono-  und  Dibromchinolin  (s.  die  Abhandlung). 

85.  E.  Bedall  und  0.  Fischer,    lieber  Oxychinolin  aas  Cbinolinsulfosäure.    (Berichte  der 
Deutschen  Chemischen  Gesellschaft,  S.  442.) 

Verff.  stellten  aus  synthetischem  Chinolin  die  Sulfosäure  dar;  wird  dieselbe 
mit  Aetznatron  geschmolzen,  so  erhält  man  eine  bei  75—76"  schmelzende,  unzersetzt  subli- 
mirbare  krystallinische  Substanz:  Oxychinolin. 

86.  K.  Bedall  und  0.  Fischer.   Oxychinolin  aus  Cbinolinsulfosäure.   (Berichte  der  Deutschen 
Chemischen  Gesellschaft,  S.  1366.) 

Verff.  haben  das  Oxychinolin  (s.  vor.  No.)  weiter  untersucht  und  das  Beuzoyl- 
und  Dibromderivat,  sowie  das  Nitrosooxychinolintetrahydrür  dargestellt. 

87.  K.  Bedall  und  0.  Fischer.       Zur  Kenntniss  des  Chinolins.    (Berichte  der  Deutschen 
Chemischen  Gesellschaft,  S.  2570.) 

Das  Oxychinolin  liefert  leicht  den  Methyläther:  das  Methoxychinolin,  eine 
starke  Base,  deren  Salze  untersucht  wurden.  Auch  das  Methoxychinolintetrahydrür,  eine 
secundäre  Base,  deren  Salze,  sowie  ^as  Amidochinolin  und  andere  Derivate  wurden  dar- 
gestellt (s.  die  Abhandlung). 

88.  0.  R.  Jackson,    üeber  ein  Tetrahjdrometbylcbinolin.    (Berichte  der  Deutschen  Chem. 
Gesellschaft,  S.  889.) 

Verf.  stellte  eine  neue  Base,  das  Tetrahydromethylchinolin  dar  (s.  die  Abb.). 

89.  Zd.  H.  Skraup.    Synthetische  Versuche  in  der  Cbinolinreihe.    (Sitzungsberichte  der 
Math.-Nat.  Cl.  d.  Wiener  Akad.  Bd.  83,  Abth.  2,  S.  434—465.) 

Seine  Untersuchungen  über  das  Chinolin  (s,  diesen  Bericht  für  1880,  I,  S.  366, 
No.  61)  fortsetzend,  hat  Verf,  die  Chinolinsäure,  ferner  das  Orthotoluchinolin  CjqHjN  und 


Pflanzenstoffe.  —  Alkaloide.  95 

das  Paratoluchinolin,  sowie  das  a-Naphtochinolin  Cj^  Hg  N  dargestellt  und  untersucht  (siehe 
Abhandlung). 

90.  A.  Schlosser  und  Zd.  H.  Skraup.  Synthetische  Versache  in  der  Chinolinreihe. 
(Sitzungsberichte  der  Mathemat.-Naturwiss.  Classe  der  Wiener  Akademie,  Bd.  84, 
Abtb.  2,  S.  470.) 

Fortsetzung  der  vorstehend  (s.  vor.  No.)  erwähnten  Untersuchungen  über  Chinolin- 
abkömmlinge,  von  welchen  die  drei  Chinolinbenzcarbonsäuren  dargestellt  und  untersucht 
wurden. 

91.  C.  Greville  Williams.    On  (3-Lutidine.    (The  chemical  News,  vol.  44,  p.  307.) 

Nach  "Verf.'s  Untersuchungen  wird  das  ß-Lutidin,  analog  dem  Chinolin  (s.  diesen 
Bericht  No,  83)  durch  die  Einwirkung  von  Natrium  polymerisirt  zu  ß-Dilutidin,  welches 
im  ganz  reinen  Zustande  nicht  erhalten  werden  konnte.  —  Untersucht  wurden  iioch  die 
Verbindungen  des  (3-Lutidin  mit  Silbernitrat,  Uranylchlorid  und  das  Picrat  (s.  die  Abhandlung). 

92.  C.  Forst  und  Chr.  Böhringer.  üeber  Cinchotin  (Hydrocinchonin  von  Caventoa  und 
Willm).    (Berichte  der  Deutscheu  Chemischen  Gesellschaft  S.  436.} 

Verff.  haben  das  Cinchotin  (s.  Skraup  in  diesem  Bericht  für  1878,  I,  S.  237, 
No.  37)  sowie  das  Sulfat,  Nitrat,  Hydrochlorat,  Hydrobromat,  Tartrat  und  Sulfocyanat 
untersucht  (s.  die  Abhandlung). 

93.  C.  Forst  und  Chr.  Böhringer.  üeber  Cinchotin  und  Hydrocinchonidin.  (Berichte  der 
Deutschen  Chemischen  Gesellschaft  S.  1266.) 

Verff.  beschrieben  zunächst,  im  Anschluss  an  die  vorstehend  besprochene  Mit- 
theilung, das  Oxalat,  Bitartrat,  Hydrojodat  und  Benzoat  des  Cinchotins.  —  Verff.  ziehen 
aus  ihren  Untersuchungen  den  Schluss,  dass  das  Cinchotin  nicht  in  dem  Cinchonin  ent- 
halten (wie  Skraup  annimmt),  sondern  erst  bei  der  Oxydation  dieser  Base  durch  Kalium- 
permanganat entstehe.  — -  Verff.  haben,  im  Anschluss  hieran,  auch  Cinchonidin  der  Oxydation 
mit  Kaliumpermanganat  unterworfen  und  neben  Cinchotenidin  noch  eine  zweite  Base  erhalten, 
für  welche  sie  den  Namen  Hydrocinchonidin  vorschlagen. 

94.  C.  Forst  und  Chr.  Böhringer.  üeber  Hydrochinidin  (Hydroconchinin).  (Berichte  der 
Deutschen  Chemischpu  Gesellschaft  S.  1954.) 

Auch  das  Chinidin  (Conchinin)  ist  von  den  Verff.  der  Oxydation  durch  Kalium- 
permanganat unterworfen  worden;  die  dabei  entstehende  Base,  das  Hydroconchinin: 
C20  Hjß  N2  O2  -1-  2  1/2  H2  0 ,  sowie  mehrere  Salze  desselben  wurden  untersucht  (siehe  die 
Abhandlung). 

95.  0.  Hesse.  Beitrag  zur  Eenntniss  des  Cinchonidins  und  Homocinchonidins.  (Berichte 
der  Deutschen  Chemischen  Gesellschaft  S.  1890.) 

Verf.  führt  bezüglich  des  Vorkommens  der  beiden  genannten  Alkaloide  an,  dass  das 
Cinchonidin  namentlich  in  den  Rinden  von  CincJiona  lancifolia,  Tucujensis,  siicciruhra 
und  officinalis  angetroffen  wird,  während  besonders  die  letzten  beiden  Species  nur  selten 
und  dann  nur  in  Spuren  Homociuchonidin  liefern,  diese  Base  vielmehr  in  einigen  rothen 
südamerikanischen  Chinarinden  in  erheblicher  Menge  enthalten  ist.  —  Beide  Alkaloide 
krystallisiren  in  derselben  Form.  Das  Cinchonidin  schmilzt  bei  200— 2010  0. ,  das  Homo- 
ciuchonidin bei  205—206"  C.  Die  übrigen  Eigenschaften  beider  Basen  siehe  in  der  Ab- 
handlung. 

96.  0.  Hesse,    üeber  Cinchamidin.  (Berichte  der  Deutschen  Chemischen  Gesellschaft  S.  1683.) 

Verf.  hat  aus  der  wässerigen  Mutterlauge,  welche  bei  der  Reinigung  des  Homo- 
cinchonidinsulfats  resultirte,  ein  neues  Alkaloid  abscheiden  können,  das  Cinchamidin: 
CooHjgNjO,  farblose  Blättchen  und  platte  Nadeln  resp.  kurze  dicke  Prismen,  in  Wasser 
unlöslich;  (o:)d  =  —  98?4  (in  Alkohol  gelöst).  Die  Lösung  in  verdünnter  Schwefelsäure 
zeigt  keine  Fluorescenz  und  giebt  mit  Chlor  und  Ammoniak  die  Grüufärbung  nicht.  Die 
Base  schmilzt  bei  230'»  C.  (uncorr.),  bildet  hübsch  krystallisirende  Salze,  von  welchen  einige 
untersucht  wurden  (s.  Abhandlung). 

97.  Arnaud.  Sur  un  nouvel  alcaloide  des  quinqoinas.  (Comptes  rendus,  t.  93,  p.  593.  — 
Repertoire  de  Pharmacie  nouv.  Ser.  t.  9,  p.  507.) 

Verf.  fand  das  neue  Alkaloid,  von  ihm  Cinchonamin  genannt,  in  einer  sehr 


96  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

dichten,  tief  rothbraunen  Chinarinde  mit  harzigem  Bruche,  stammend  aus  Santander  (Co- 
lumbien).  Zur  Darstellung  wurde  die  Rinde  mit  Kalkmilch  behandelt,  die  Masse  bei  gewöhn- 
licher Temperatur  getrocknet  und  mit  kochendem,  starkem  Alkohol  erschöpft;  der  nach  der 
Destillation  verbleibende  Rückstand  wurde  mit  verdünnter  Salzsäure  aufgenommen:  aus  der 
Lösung  krystallisirt  das  Chlorhydrat  des  Cinchonamin  aus,  während  das  Cinchoninsalz  iu 
Lösung  bleibt.  Verf.  erhielt  aus  der  Rinde  0.8 — 1  °/o  Ciuchonin  und  0.2  "/^  Cinchonamin.  — 
Das  Cinchonamin  Ci9H24N20  ist  unlöslich  in  kaltem  Wasser,  krystallisirt  in  farblosen, 
glänzenden,  wasserfreien  Prismen  resp.  feinen  Nadeln,  welche  sich  bei  17*^  iu  100  Th.  Aether 
(von  0.720)  in  31.6  Th.  Alkohol  (von  900)  lösen;  sie  schmelzen  bei  195",  erstarren  zu  einer 
amorphen,  durchscheinenden  Masse;  die  alkoholische  Lösung  reagirt  alkalisch  und  dreht 
rechts:  {a)D  = -\- llT.d.  Säuren  wurden  von  der  Base  vollkommen  neutralisirt,  die  dabei 
entstehenden  Salze  sind  wenig  löslich  und  werden  durch  KaU  und  Ammoniak  gefällt;  die 
sauren  Lösungen  fluoresciren  nicht.  Das  Chlorhydrat:  C^g  H;.*  N2O  .  HCl -j- HjO  krystallisirt 
sehr  leicht  in  Prismen  oder  prismatischen  Blättern,  welche  sich  iu  kaltem  Wasser  wenig 
lösen.  Das  Platindoppelsalz  ist  hellgelb,  fast  unlöslich.  Das  Sulfat  ist  in  Wasser  sehr 
leicht  löslich,  krystallisirt  nur  aus  Alkohol;  dasselbe  dreht  in  saurer  Lösung  rechts  und 
zwar  (a)D  =  -)-45:5  bei  16''.  Das  Nitrat  ist  ein  unlöslicher  Niederschlag,  das  Jodhydrat 
und  Acetat  sind  wenig  löslich. 

98.  A.  Hill.    Bestimmung  von  Tannin  in  Thee.     (Nach  Analyst  p.  95  in  Berichte  der 
Deutschen  Chemischen  Gesellschaft,  S.  1582.) 

Verf.  bestimmte  in  31  Theeproben  den  Gerbstoffgehalt  im  Mittel  zu  14.79 7o 
bei  3.67%  löslicher  und  2.5  o/u  unlöslicher  Asche  und  25.5—43.75%  Extract;  Tannin 
schwankte  zwischen  6.8  und  25  %,  Asche  zwischen  5.3  und  7.1  %. 

99.  J.  ü.  Lloyd.    Gitrate  of  Caffe'ine.    (The  pharmaceutical  Journal  and  Transactions,  vol.  11, 
No.  559,  p.  760.) 

Verf.  hat  Untersuchungen  über  das  Caffeincitrat  angestellt  und  gefunden,  dass 
dasselbe  allerdings  besteht,  jedoch  nur  in  folgender  Weise  erhalten  werden  kann:  30  Gran 
Caffeiü  wurden  in  einer  Unze  Chloroform  gelöst  und  mit  einer  Lösung  von  30  Gran  krystalli- 
sirter  Citronensäure  in  V2  Unze  Alkohol  (0.835  spec.  Gew.)  gemischt;  das  Filtrat  wird  auf 
dem  Wasserbade  zum  Syrup  eingedampft:  man  entfernt  die  Schale  vom  Wasserbade  und 
rührt  bis  zum  Erkalten:  der  Rückstand,  ein  weisses  Pulver,  besteht  vorzugsweise  aus  dem 
Citrat,  daneben  sind  kleine  Mengen  von  Citronensäure  und  von  Caffein  vorhanden.  Das  so 
dargestellte  Citrat  ist  halb  krystallinisch,  an  der  Luft  beständig  und  löslich  in  einer  Mischung 
von  1  Th.  Alkohol  und  2  Th.  Chloroform.  Jedes  andere  Lösungsmittel  als  Wasser,  Alkohol, 
Chloroform  etc.  zerlegt  das  Salz. 

100.  E.  Fischer,    lieber  das  Caffein.    (Berichte  der  Deutschen  Chem.  Gesellsch.  S.  637.) 

Verf.  war  bemüht,  das  Caffein  bez.  seiner  Structur  zu  untersuchen.  Indem  er 
von  dem  Bromcaffein:  CgHgN^OaBr  ausging,  gelang  es  ihm,  aus  demselben  zunächst 
das  Aethoxycaffein  und  aus  diesem  das  Hydroxycaffein :  Cg  Hg  N4  Og .  OH  darzustellen.  Letzteres 
lieferte  auf  dem  Umweg  durch  sein  Bromadditionsproduct  ein  Diaethoxyhydroxycaffein,  welches, 
mit  Salzsäure  erwärmt  zerlegt  wird,  nach  der  Gleichung:  Cg  Hg  N4  O2  .  OH .  (OC2  H5)2  +  2  HjO 
=  2  C2  Hß  0  +  CHg  NH2  +  Cj  Ej  N3  O5  unter  Bildung  von  Alkohol,  Methylamin  und  Apo- 
caffein.  Dieses  wird  schon  durch  Kochen  mit  Wasser  zersetzt  in  Kohlensäure  und  Hypo- 
caffein:  Cg  H^  N3  Og  und  dieses  zerfällt  endlich,  mit  Barytwasser  gekocht,  in  Kohlensäure, 
Ammoniak,  Methylamin  und  Mesoxalsäure.  —  Bez.  der  Eigenschaften  etc.  der  dargestellten 
Substanzen  müssen  wir  auf  die  Abhandlung  verweisen. 

101.  E.  Fischer,    üeber  das  Caffein.    (Berichte  der  Deutschen  Chem.  Gesellsch.  S.  1905.) 

Verf.  hat  das  Hypocaffein  (s.  vor.  No.)  genauer  untersucht  und  sich  jetzt  über- 
zeugt, dass  bei  der  Spaltung  dieses  Körpers  zuerst  neben  Kohlensäure  ein  Körper  von  der 
Zusammensetzung:  CsHgNsOj:  Caffolin  genannt  entsteht,  welch  letzteres  dann  weiter 
in  Methylamin,  Ammoniak,  Kohlensäure  und  Oxalsäure  gespalten  werden  kann.  —  Neben 
dem  Hypocaffein  entsteht  aus  dem  Apo caffein  (s.  oben)  noch  als  Nebenproduct  die  Caffur- 
säure:  C6H9N3O4,  deren  Reactionen  etc.  untersucht  wurden,  —  Verf.  hat  alsdann  die 
Zersetzung  des  Caffeins  durch  Salzsäure  und  chlorsaures  Kali  studirt  (s.  die  Abb.)  und 


Pflanzenstoffe.  —  Alkaloide.  97 

schliesslich  mit  Rücksicht  auf  das  von  ihm  beigebrachte  thatsächliche  Material  die  Auf- 
stellung einer  rationellen  Formel  versucht.  „Combinirt  man  diese  Resultate,  so  gelangt  man 
zu  folgender  Constitutionsformel  für  das  Caffeiu: 

CH3 


N CH 


io    L 


CH3 


-N 

I         I      >co 
N C=N 

CHs 

„Selbstverständlich  betrachte  ich  die  neue  Caffeinformel  nur  als  den  einfachsten 
Ausdruck  der  bis  jetzt  bekannten  Thatsachen." 

102.  R.  Maly  und  Fr.  Hinteregger.  Studien  über  Caffein  und  Theobromin.  (Sitzungsber. 
d.  Mathemat.-Naturw.  Classe  d.  Wiener  Akad.,  Bd.  83,  2.  Abth.,  S.  262.  —  Berichte 
der  Deutschen  Chemischen  Gesellschaft  S.  723.) 

Verff.  haben  sich  die  Aufgabe  gestellt,  durch  das  Studium  neuer  Reactionen  des 
Caffeins  und  Theobromins  die  Zersetzungsproducte  derselben  genauer  kennen  zu  lernen. 
—  Zur  Oxydation  des  Caffeins  wurde  Chromsäure  gewählt;  als  Hauptproduct  der  Ein- 
wirkung (35.4  bis  41.8%  des  Caffeins)  wurde  Cholestrophan  CsHgNaOj  erhalten,  dessen 
Eigenschaften  von  den  Verff.  genauer  untersucht  wurden  (s.  die  Abhandlung).  Durch  Ein- 
wirkung von  Alkalien  wird  dasselbe  leicht  gespalten  in  Oxalsäure  und  symmetrischen 
Dimethylwasserstoff,  so  dass  das  Cholestrophan  resp.  die  Dimethylparabansäure  anzusehen 
ist  als  die  Oxalylverbindung  des  Dimethylharnstoffs.  —  Das  Theobromin  lieferte,  analog 
behandelt,  als  Hauptproduct  Monomethylparabansäure  und  diese  bei  der  Einwirkung 
durch  Alkalien:  Oxalsäure  und  Methylharnstoff. 

103.  R.  Maly  und  Fr.  Hinteregger.  Studien  über  Gaffe'in  und  Theobromin.  (Sitzungsber. 
d.  Math.-Nat.  Cl.  d.  Wiener  Akad.,  Bd.  83,  2.  Abth,,  S.  421.  —  Ber.  d.  Deutschen 
Chemischen  Gesellschaft  S.  893.) 

Verff.  berichten  weiter  über  ihre  Untersuchungen  der  Oxydationsproducte  des 
Caffeins  und  Theobromins.  —  Als  Hauptresultate  ihrer  Untersuchungen  sprechen  sich 
die  Verfl\  dahin  aus,  dass  die  Oxydation  des  Caffeins  durch  Chromsäuremischung  stattfindet 
nach  der  Gleichung: 

Cg  Hio  N4  O2  (Caffein)  -f-  3  0  +  2  H,  0  =  2  CO2  +  CNH5 +NH3  +  C5  Hg  Nj  O3  (Cholestrophan) 
sowie  die  des  Theobromins  nach  der  analogen  Gleichung: 

C,  Hg  N4  0,  -}-  3  0  -f  2  H2  0  =  2  CO2  -f-  CNH5  -f-  NH3  -f-  C4  H4  N2  O3. 

104.  E.  Schmidt,  üeber  das  Coffein.  \,Berichte  der  Deutschen  Chemischen  Gesellschaft 
S,  813.)  —  J.  Biedermann.  Beiträge  zur  Kenntniss  des  Coffeins  und  Coffeidins. 
(Dissert.  Halle,  8»,  49  S.) 

Verf.  hat  sich  eingehend  mit  den  Coffeinsalzen  beschäftigt  und  gefunden,  dass  das 
Coffein  nur  dann  einheitliche,  gut  charakterisirte  Salze  liefert,  wenn  es  direct 
mit  den  betreffenden  Säuren  im  concentrirten  Zustande  inReaction  gebracht 
wird.  Durch  Wasser,  Alkohol  oder  Aether  werden  die  Coffeinsalze  wieder 
in  ihre  Componenten  zerlegt;  die  Coffeinsalze  der  flüchtigen  Fettsäuren  erleiden  sogar 
schon  eine  Zerlegung,  wenn  sie  kurze  Zeit  an  der  Luft  aufbewahrt  werden.  Verf.  zieht 
aus  der  Zusammensetzung  der  untersuchten  Salze  (bez.  deren  wir  auf  die  Abhandlung  ver- 
weisen) den  Schluss,  dass  das  Coffein  als  eine  einsäurige  Base  zu  betrachten  ist.  — 
Aus  dem  Coffein  stellte  Verf.  das  Coffeidin  dar,  eine  ölige,  stark  alkalisch  reagirende 
Flüssigkeit,  welche,  leicht  in  Wasser,  Alkohol  und  Chloroform  löslich,  ein  krystallinisches 
Hydrochlorat  liefert.  Auch  ein  jodwasserstoffsaures  Aethylcoffeidin  wurde  dargestellt  (s.  die 
Abhandlung). 

105.  H.  Pressler.  Beiträge  zur  Kenntniss  des  Theobromins.  (Inaug.- Dissertation,  Jena, 
S",  43  Seiten.) 

Botanischer  Jabresbericbt  IX  (1881)   1.  Abth.  7 


98  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

Verf.  hat  einen  Theil  des  zu  seinen  Untersuchungen  dienenden   Theobromins 
selbst  dargestellt;  indem  er  hierbei  die  von  Dragendorff,  Wolfram  u.  A.  empfohlenen 
Methoden  einschlug,  erhielt  er  aus  dem  Material,  theils  Cacaoschalen ,  theils  Bohnen,  nur 
sehr  geringe  Mengen  von  Theobromin.    Die  Ausbeute  war  besser,  als  er  dem  Cacaopulver 
die  Hälfte  an  Gewicht  Calciumoxyd,  das  vorher  mit  etwas  Wasser  zu  einem  Brei  angerieben 
war,  zusetzte  und  die  Masse  mit  SOprocentigem  Alkohol  in  einem  Kolben  mit  Rückfluss- 
kühler kochte;  nach  dem  Erkalten  des  nahezu  farblosen  Filtrats  scheidet  sich  bereits  reines 
Theobromin  aus,  während  das  noch  gelöste  Theobromin  nach  dem  Abdestilliren  des  Alkohols 
und  schliesslichen  Eindampfen  bis  annähernd  zur  Trockne  als  schwach  gefärbter  Rückstand 
hinterbleibt.    So  wurde  aus  200  g  entölten  Cacaopulvers  nach  nur  zweimaligem  Auskochen 
2.5g  =  1.25%  Theobromin  erhalten.   —  Durch  Strecker  wurde  zuerst  Theobromin  in 
Caffein  übergeführt,  während  bisher  die  Umwandlung  des  Caffeius  in  Theobromin  nicht  aus- 
geführt wurde.    Verf.  hat  Untersuchungen  dieser  Art  ausgeführt,  dahin  gehend,  dem  Caffein 
durch  Einwirkung  von  conceutrirter  Salzsäure  eine  Methylgruppe  in  Form  von  Chlormethyl 
zu  entziehen  und  es  auf  diese  Weise  in  Theobromin  überzuführen ;  ca.  4  g  Caffein  mit  conceu- 
trirter Salzsäure  übergössen  und  noch  mit  Salzsäuregas  gesättigt,  alsdann  im  geschlossenen 
Rohre  auf  240"  erhitzt,  wird  vollständig  zersetzt.     Beim  Oeffnen  des  Rohres   entweicht 
Kohlensäure  (kein  Chlormethyl !)  und  konnte  in  dem  Reactionsproduct  Ammoniak  (Salmiak), 
Methylamin,  Sarkosin  und  Ameisensäure  nachgewiesen  werden.   Es  war  demnach  das  Caffein 
durch  die  Einwirkung  von  conceutrirter  Salzsäure  bei  hoher  Temperatur  und  Druck  zerlegt, 
entsprechend  der  Gleichung :  Cg  Hjo  N4  O2  +  6  OHj  =  2  COj  +  2  NHj  CH3  +  NHg  +  CHg  Og  + 
C3H7NO2.    —    Das  reine  Theobromin  C7H8N4O2  zersetzt  sich  bei  290",  ohne  vorher 
zu  schmelzen.    Verf.  hat  verschiedene  Salze  des  Theobromins   dargestellt  und   untersucht. 
Das  Bromhydrat  wurde  in  durchsichtigen,  gut  ausgebildeten  Krystallen  erhalten,   welche 
schon  durch  Auswaschen  zerlegt  wurden.    Das  Chlorhydrat  konnte  in  weissen,  rosettenartig 
gruppirten  Krystallen   erhalten  werden;  Formel:    C7  H8N4  üj  HCl-j-OHg.   —   Ein  Sulfat 
constanter  Zusammensetzung  konnte   nicht  erhalten   werden.    Das  Nitrat    verliert,   an   der 
Luft  bei  100'^  getrocknet,  allmälig  die  Säure;  dieses  Verhalten  ist  noch  stärker  ausgesprochen 
bei  dem  Acetate,  welches  beim  Liegen  an  der  Luft  schon  nach  8  Tagen   keine  Spur  von 
Essigsäure  mehr  enthält.    —   Salzsaures  Theobrominplatinchlorid  wurde  in  wohlgebildeten, 
nadeiförmigen  Krystallen  erhalten,  welche  theils  der  Formel:  (C7  HgNi  O2  HClJa  PtCl*  +  4  OH2, 
theils  der  Formel  (C7  Hg  N4  O2  HC1)2  PtCl^  +  5  OHj  entsprachen.    Dem  dargestellten  Gold- 
doppelsalz wird  die  Formel :  C7  Hg  N4  O2  HCl  Au  CI3  beigelegt.   —   Verf.  hat  sich  vergebens 
bemüht,  ein  Theobrominmethyljodid  darzustellen.  —  Lässt  man  in  ähnlicher  Weise  wie  beim 
Caffein  auf  das  Theobromin   concentrirte  Salzsäure  einwirken,    so  erhält  man  als  Zer- 
setzungsproducte  ebenfalls  Kohlensäure,  Ammoniak,  Methylamin,  Sarkosin 
undAmeisensäure,  entsprechend  der  Gleichung :  C7  Hg  N4  O2  +  6  OH2  =  2  CO2  -|-  2  NH3  4- 
NH2  CH8-}-C8H7  NO2-I-CH2  O2.    —   Auch  die  Einwirkung  der  Salpetersäure  wurde  vom 
Verf.  untersucht,  und  zwar  sowohl  auf  Caffein  als  auf  Theobromin;  ersteres  lieferte  als 
Hauptproducte  Dimethylparabansäure,   während   aus  Theobromin   Monomethylparabansäure 
abgeschieden  wurde.   —   Auch  die  Einwirkung  des  Barythydrats  hat  Verf.  untersucht  und 
gefunden,  dass  das  Theobromin  beim  anhaltenden  Kochen  mit  Barythydrat  in  analoger  Weise, 
wie  durch  concentrirte  Salzsäure  gespalten  wird  (s.  oben).   —  Bromtheobromin  wurde  vom 
Verf.   erhalten ,   indem  er   4  g  Theobromin  unter  Abkühlung  mit  20  g  wasserfreiem  Brom 
übergoss  und  12  Stunden  einwirken   Hess.    Nach  dem  Verjagen  des  Broms  und  des  Brom- 
wasserstoffs wurde  das  Bromderivat  aus  Eisessig  umkrystallisirt.    Das  Bromtheobromin 
lieferte   mit  Silberoxyd  behandelt   ein  Product,  welches  vielleicht  Carnin 
=  Oxytheobromin:  C7  Hg  N4  O3  ist. 

106.  A.  W.  Hofmann.    Einwirkung  der  Wärme  auf  die  Ämmoniumbasen.    1.  Piperidin. 
(Berichte  der  Deutschen  Chemischen  Gesellschaft  S.  659.) 

Das  Methylpiperidin  siedet  bei  107";  dasselbe  liefert  mit  Jodraethyl  behandelt 
Dimethylpiperylammoniumjodid:  C5H10  (CH8)2  NJ,  welches  durch  Destillation  mit  festem 
Natronhydrat  eine  flüchtige  Base  der  Zusammensetzung  C7  H15  N  liefert,  eine  farblose,  durch- 
sichtige, stark  ammoniakalisch  riechende,  bei  118"  siedende  Flüssigkeit;  Dimethylpiperidin, 


Pflanzenstoffe.  —  Alkaloide.  99 

für  welches  die  Constitution :  (C5  Hg  CHg) .  CHg  N  angenommen  wird.  Mit  Jodmethyl  vereinigt 
sich  dasselbe  zu  Trimethylpiperylammoniumjodid,  welches  durch  Behandeln  mit  Silberoxyd 
das  entsprechende  Hydroxyd  liefert.  Erhitzt  verflüchtigt  sich  die  Masse  vollständig  (es 
bleibt  nur  etvras  gelöstes  Silberoxyd  zurück),  das  Destillat,  eine  farblose  ammoniakalische 
Flüssigkeit,  enthält  Methylalkohol,  Trimethylamin,  Dimethylpiperidin  und  einen  ungesättigten 
Kohlenwasserstoff:  CgHg,  Piperylen  genannt.  Diese  Producte  entstehen  aus  dem  Hydroxyd 
durch  Einwirkung  der  Wärme,  entsprechend  den  Gleichungen: 

(C5  Hg  CHg)  (CH3)2  NOH  =  (C5  Hg  CHg)  CH3  N  +  CH3  OH 

(C5  Hg  CHg)  (CH3)2  NOH  =  (CH3)3  N  +  C5  Hg  +  H^  0. 

Das  Piperylen  siedet  bei  42»,  D=  34.03;  liefert  mit  Brom  ein  Additionsproduct :  CgHgBr^. 

107.  Ä.  Schneider.  Ueber  Darstellung  und  chemische  Constitution  des  englischen  und 
deutschen  Aconitins.  Preisarbeit  der  Hagen -Buchholz'schen  Stiftung.  (Archiv  der 
Pharmacie  Bd.  219,  S.  327-347.) 

Verf.  hat,  unter  Benutzung  derselben  Sorte  Tubera  Aconiti  Napelli  von  Gehe  &  Co., 
das  Aconitin  nach  verschiedenen  Methoden  dargestellt.  Die  Ausbeute  stellte  sich  1,  nach 
der  Vorschrift  der  British  Pharmacopoeia  zu  0.002%,  2.  nach  der  Vorschrift  von 
Morson:  0.127%,  3.  nach  der  Vorschrift  von  Hirzel:  0.0046%»  4.  nach  Wittstein: 
0.14%,  5.  nach  Hottot  und  Liegeois:  0.296%,  6.  nach  Duquesnel:  0.339%,  7.  nach 
Lösch:  0.084%.  —  Verf.  hat  die  so  selbst  dargestellten  Proben  des  Aconitins,  sowie  kleine 
Mengen  von  Aconitin  german.  Merck,  Aconitin  Auglic.  Morson  und  Aconitin  crystall. 
Duquesnel  geprüft  und  die  erhaltenen  Reactionen  tabellarisch  mitgetheilt  (s.  die  Abb.). 

108.  A.  W.  Gerrard.  An  improved  process  for  the  extraction  of  Atropine.  (Yearbook  of 
Pharmacy  p.  480.) 

Verf.  empfiehlt  zur  Darstellung  desAtropin  folgende  Methode:  1000  g  gepulverter 
Blätter  oder  Wurzeln  der  Belladonna  werden  mit  der  gleichen  Menge  84procentigen  Alkohols 
24  Stunden  lang  macerirt,  dann  ablaufen  lassen  und  der  Rückstand  noch  4mal  je  4  Stunden 
lang  mit  je  250  ccm  Alkohol  macerirt  und  schliesslich  mit  Wasser  nachgewaschen.  Der 
Alkohol  wird  abdestillirt ,  der  Rückstand  mit  der  öfachen  Menge  Wasser  behandelt,  Harz 
und  Fett  sorgfältig  entfernt,  mehrmals  mit  Wasser  gewaschen  und  die  Lösung  auf  300  ccm 
eingedickt.  Die  Flüssigkeit  wird  jetzt  mit  Ammoniak  im  üeberschuss  versetzt,  der  Ueber- 
schuss  des  letzteren  verdunsten  lassen  und  die  Lösung  mit  dem  gleichen  Volum  Aether 
geschüttelt,  bis  letzterer  nichts  mehr  aufnimmt.  Dem  Aether  entzieht  man  das  Alkaloid 
durch  Schütteln  mit  verdünnter  Essigsäure;  die  saure  Lösung  wird  alsdann  geschüttelt  mit 
Thierkohle  und  durch  letztere  filtrirt,  concentrirt,  mit  Ammoniak  übersättigt,  mit  Aether 
geschüttelt :  der  Aether  hinterlässt  das  Atropin  in  weissen,  feinen,  fadenförmigen  Krystallen. 

109.  A.  W.  Gerrard.  Report  on  the  alkaloidal  value  of  cultivated  and  wild  Belladonna 
plants.     (Yearbook  of  Pharmacy  p.  482.) 

Verf.  benutzte  zu  den  Bestimmungen  wild  gewachsene,  ca.  3-4  Jahre  alte  Pflanzen, 
welche  Ende  September,  und  cultivirte  3  Jahre  alte  Pflanzen,  welche  Anfang  October 
gesammelt  waren.  In  den  einzelnen  bei  38^  C.  getrockneten  Pflanzentheilen  wurden  folgende 
Mengen  (Procent)  Alkaloid  gefunden: 


Wurzel 
Stengel 
Blatt  . 
Frucht 


wilde  Pflanze 


cultivirte  Pflanze 


0.45 
0.11 

0.58 
0.34 


0.35 
0.07 
0.40 
0.20 


110.  Albert  Ladenburg.    Die  natürlich  vorkommenden  mydriatisch  wirkenden  Alkaloide. 

(Lieb  ig 's  Annalen  der  Chemie  Bd.  206,  S.  274—307.) 

Verf.  bespricht  genauer  die  von  ihm  schon  früher  (s.  diesen  Bericht  für  1880,  I, 
S.  374—376,  No.  81,  84—87,  89,  90)  mitgetheilten  Uutersuchungsresultate.  Wir  entnehmen 
noch  folgendes:   Das  Atropin  schmilzt  bei  114" C,  bildet  aus  nicht  zu  verdünntem  Wein- 


100  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

geist  krystaliisirt  derbe  Krystalle,  welche  meist  aus  zusammengewachseneu  Prismen  bestehen, 
löst  sich  gut  in  Alkohol,  Chloroform  und  Toluol,  das  Golddoppelsalz  fällt  ölig  aus,  erstarrt 
aber  sehr  bald  und  lässt  sich  aus  heissem  Wasser  unter  Zusatz  von  etwas  Salzsäure  um- 
krystallisiren ;  das  glanzlose  Pulver  schmilzt  zwischen  135—137°,  löst  sich  in  salzsäurehaltigem 
Wasser  (1  7o)  ^^i  58-60":  0.137  g  Salz  in  100  ccm.  Dieses  Alkaloid  ist  in  grosser  Menge 
in  Airopa  Belladonna,  in  geringerer  in  Datura  Stramoniuni  enthalten,  —  Hyoscyamin: 
Ci7  H23  NO3  schmilzt  bei  108?5,  krystaliisirt  in  seideglänzenden  Nadeln,  löst  sich  in  Wasser 
und  verdünntem  Alkohol  leichter  alsAtropin;  die  einfachen  Salze  konnten  nicht  krystaliisirt 
erhalten  werden.  Das  Golddoppelsalz  bildet  grosse,  goldgelbe,  stark  glänzende  Blätter, 
welche  bei  160"  schmelzen  und  in  salzsäurehaltigem  Wasser  schwerer  löslich  sind  als 
Atropingold  (0.065  g  in  100  ccm  aq  bei  58-60").  Dieses  Alkaloid  findet  sich  in  Atropa 
Belladonna,  Datura  Stramonium  (in  grösserer  Menge),  Hyoscyamus  und  dem  im  Handel 
als  Duboisin  (aus  Buhoisia)  vertriebenen  Präparat.  Das  Hyoscyamin  liefert  bei  seiner 
Spaltung  dieselben  Producte  wie  das  Atropin.  —  Hyoscin:  Cjy  H23  NO3.  Mit  diesem  Namen 
belegt  Verf.  ein  zweites  in  Hyoscyamus  vorkommendes  Alkaloid,  welches,  aus  der  concen- 
trirten  Lösung  seines  Chlorhydrats  durch  Kaliumcarbonat  ausgefällt,  sich  ölig  ausschied  und 
selbst  nach  mehreren  Stunden  nicht  erstarrte;  es  konnte  nur  als  farbloser,  zäher  Syrup 
erhalten  werden.  Das  Chlorhydrat  bildet  kleine  octaedrische ,  in  Wasser  leicht  lösliche 
Krystalle,  das  Pikrat  wird  anfangs  amorph  erhalten,  verwandelt  sich  dann  bald  in  Krystalle. 
Das  Goldsalz  wurde  in  schönen,  gut  ausgebildeten,  massig  glänzenden,  breiten,  gelben 
Prismen  erhalten,  dieselben  sind  schwerer  löslich  als  das  Hyoscyamiugold ,  schmelzen  bei 
198°.  Bei  der  Spaltung  lieferte  das  Hyoscin  eine  Säure,  welche  als  Tropasäure  erkannt 
wurde,  sowie  eine  Base:  Pseudotropin :  CgHigNO,  dessen  Krystalle  hygroskopisch,  zwischen 
241—243''  destilliren;  das  Platindoppelsalz  bildet  rhombische  Krystalle,  auch  das  Gold-, 
Sublimatsalz  und  Pikrat  wurde  untersucht, 

111.  Ernst  Schmidt.  Ueber  die  Alkalo'ide  der  Belladonnawarzel  und  des  Stechapfelsamens 
(Atropin,  Daturin,  Hyoscyamin).  (Liebig' s  Annaleu  der  Chemie,  Bd.  208,  S.  196—222. 
Berichte  der  Deutschen  Chemischen  Gesellschaft  S.  154.  —  Zeitschrift  für  die  gesammten 
Naturwissenschaften,  Bd.  54,  S.  80.) 

Ausführlichere  Besprechung  der  schon  früher  (s.  diesen  Bericht  für  1880,  I,  374, 
No.  83)  kurz  erwähnten  Untersuchungen.  Verf.  hat  die  zu  den  Versuchen  dienenden  Prä- 
parate zum  Theil  selbst  dargestellt  aus  gemahlener  Belladonna-^nxzQX,  sowie  aus  zerklei- 
nertem Stechapfelsamen  nach  dem  von  Geiger  und  Hesse  angegebenen  Verfahren.  Die 
Ausbeute  war  eine  sehr  wechselnde,  indem  je  5  kg  Stechapfelsamen  verschiedenen  Ursprungs 
lieferten :  12.5  —  18.4  —  2.6  —  10.2  g  weisslich-gelben  Rohalkaloides,  welches  zu  50-70  "/o 
aus  reinem  Atropin  bestand.  —  Verf.  hat  das  aus  der  Belladonna  und  Datura  dargestellte 
Atropin  bez.  des  Schmelzpunktes,  der  Krystallform,  der  Zusammensetzung,  des  optischen 
Verhaltens,  der  Doppelsalze,  Spaltungsproducte  untersucht  und  sich  so  von  ihrer  Identität 
überzeugt.  Auch  das  vom  Verf.  dargestellte  Hyoscyamin  zeigte  die  von  Ladenburg 
beschriebenen  Eigenschaften. 

112.  Luedecke.   Die  Krystallformen  einiger  Salze  des  Atropins,  Oaturins  und  Hyoscyamins. 

(Zeitschrift  für  die  gesammten  Naturwissenschaften,  Bd.  54,  S.  102.) 

Verf.  hat  die  Krystallformen  des  Atropin  und  Daturin,  sowie  der  Platindoppel- 
salze des  Atropin,  Daturin  und  Hyoscyamin  genau  bestimmt  (s.  die  Abhandlung). 

113.  J.  Regnauld  et  F.  Valmont.  Etade  pharmacologique  sur  l'atropine.  (Journal  de 
Pharmacie  et  de  Chimie,  5.  Ser.,  t.  4,  p.  5.) 

Verff.  haben  die  im  Handel  vorkommenden  Atropinpräparate  untersucht  und  sich 
davon  überzeugt,  dass  dieselben  keine  chemisch  reine  Substanzen,  sondern  Gemenge  zweier 
Alkaloide,  des  Atropin  und  Hyoscyamin  (Ladenburg)  sind  (s.  die  Untersuchungen  von 
Ladenburg:  diesen  Bericht  für  1880, 1,  S.  376,  No.  89).  Die  über  die  genannten  Alkaloide 
von  den  Verff.  veröffentlichten  Angaben  bestätigen  in  der  Hauptsache  die  Untersuchungs- 
resultate Ladenburg's.  Als  Neuerung  fähren  die  Verff.  für  das  Hyoscyamin  (Ladenburg) 
den  Namen  Atropin  >>  oder  Atropidin  ein.  —  Zu  erwähnen  ist  noch,  dass  Mofaux  aus  20  kg 


Pflanzenstoffe.  —  Alkaloide.  101 

Bilsenkrautsameu  nur  0.25—0.3  g  krystallisirtes   Ilyoscyamin  erhielt  (d.  h.  ca.  0.0015  %, 
während  Thorey  0.08-0.12%  Alkaloid  gefunden). 

114.  A.  Ladenburg.    Ueber  das  Hyoscin.    (Berichte  d.  Deutsch.  Chem.  Gesellsch.,  S.  1870.) 

Verf.  bespricht  die  von  ihm  untersuchten  Salze  des  Hy  ose  ins:  das  Jodhydrat  und 
Bromhydrat  (s.  die  Abhandlung). 

115.  A.  Ladenburg.    Zur  Constitution  des  Tropins.    (Berichte  der  Deutschen  Chemischen 
Gesellschaft,  S.  227.) 

Verf.  hat  seine  Untersuchungen  über  Atropin  und  dessen  Abkömmlinge  (s.  diesen 
Bericht  f.  1879  u.  1880)  fortgesetzt.  —  Durch  Einwirkung  von  rauchender  Jodwasserstoff- 
säure und  amorphem  Phosphor  auf  Tropiu  wurde  ein  Hydrotropinjodür :  Cg  H^  NJj  erhalten ; 
wird  letzteres  durch  Schütteln  mit  überschüssigem,  frisch  gefälltem  Silberoxyd  zerlegt  und 
vom  Jodsilber  und  Silberoxyd  abfiltrirt,  so  erhält  man  eine  klare,  stark  alkalische  Lösung, 
aus  welcher  eine  Base:  CgHijNO  gewonnen  werden  kann,  eine  bei  — 30''C.  noch  flüssige 
Substanz,  welche  zwischen  237  und  239"  siedet;  Verf.  nenut  diese  von  Tropin  und  Pseudo- 
tropin  verschiedene  Base:  Metatropin.  —  Verf.  spricht  im  Anschluss  an  diese  Unter- 
suchungen die  Ansicht  aus,  dass  das  Tropin  ein  stickstoffhaltiger  Alkohol  sei,  die  Tropeine 
Ester  desselben.  —  Die  weiteren  vom  Verf.  mitgetheilten  Untersuchungen,  das  Tropin  resp. 
Tropidin  synthetisch  darzustellen,  blieben  bisher  ohne  Erfolg  (s.  die  Abhandlung). 

116.  A.  Ladenburg.    Versuche  zur  Synthese  von  Tropin  und  dessen  Derivate.    (Berichte 
der  Deutschen  Chemischen  Gesellschaft,  S.  1342.) 

Dargestellt  wurden:  Valerylentrimethylaminbromür,  Aethylpiperidinmethylenjodür, 
Dimethylpiperidinjodür,  Dimethylpiperidinmethylenjodür,  Propylpiperidin  und  Isopropylpi- 
peridin.    Wir  müssen  auf  die  Abhandlung  verweisen. 

117.  A.  Ladenburg.    Zerlegung  des  Tropins.    (Berichte  der  Deutschen  Chem.  Gesellschaft, 
S.  2126.) 

Verf.  berichtet  weiter  über  die  Resultate  seiner  Untersuchungen.  —  Tropin  ver- 
bindet sich  mit  Jodmethyl  zu  Tropinmethyljodür,  aus  welchem  weiter  Methyltropin  erhalten 
werden  kann.  —  Untersucht  wurde  die  Zersetzung  des  Methyltropins,  Methyltropinchlorids 
und  Methyltropinjodids  (s.  die  Abhandlung),  sowie  die  des  Methyltropidinjodids,  welch 
letzteres  ansehnliche  Mengen  von  C,  HiqO  liefert.  —  Verf.  stellt  als  wahrscheinliche  Consti- 

tutionsformel  des  Tropins  auf:  ^'f  ^||  ^^  j  N. 

118.  A.  Ladenburg.    Zerlegung  des  Tropins.    (Berichte  der  Deutschen  Chem.  Gesellschaft, 
S.  2403.) 

Verf.  hat  versucht,  mittelst  des  aus  Tropin  erhaltenen  Tropilens:  CjHjoO  (s.  vor.No.) 
und  Methylamin  das  Tropin  zu  regeneriren,  jedoch  ohne  Erfolg.    Dagegen  gelang  es,  aus 

Tropileu  und  Dimethylamin  eine  Base  zu  erhalten,  das  ß-Methyltropin:     ''/nf?  P     I  N, 

welches  von  dem  in  vor,  No.  erwähnten  a-Methyltropin  verschieden  ist. 

119.  G.  Merling.    üeber  Tropin.    (Berichte  der  Deutschen  Chemischen  Gesellschaft  S.  1829.) 

Verf.  stellte  aus  Tropin  das  Methyltropinjodid  und  aus  diesem  Methyltropin  dar; 
auch  ein  Dimethyltropinjodid  wurde  gewonnen. 

120.  A.   Ladenburg.     Die    Alkamine.     (Berichte   der   Deutschen   Chemischen   Gesellschaft 
S.  1876.)  -  A.  Ladenburg.    Die  Alkine.    (Ebenda  S.  2406.) 

Verf.  versteht  unter  Alk  inen  (resp.  Alk  am  inen):  tertiäre  sauerstoffhaltige,  im 
allgemeinen  unzersetzt  flüchtige  Basen,  welche  neben  den  Eigenschaften  des  Ammoniaks 
noch  die  eines  Alkohols  besitzen,  d.  h.  in  salzsam-er  Lösung  ätherificirt  werden;  diese  Aether, 
basische,  den  natürlichen  Alkaloiden  nahestehende  Körper  werden  Alkeiue  (Alkameine) 
genannt.  —  Dargestellt  und  untersucht  wurden :  Piperäthylalkin,  Triäthylalkin,  Diallylalkin, 
Dipiperallylalkin,  Piperpropylalkin.  Diäthylpropylalkin,  Dimethylpropylalkin,  Dimethyläthyl- 
alkin  und  Conyläthylalkin  (s.  d.  Abb.). 

121.  A.  Langgaard,   Beitrag  zur  Eenntniss  der  japanischen  Belladonnawurzel  (Scopolia 
Japonica).    Archiv  der  Pharmacie  Band  218  S.  135.) 

Die  frühereu  Mittheilungen  (s.  diesen  Bericht  für  1880,  I,  S.  377)  wurden  ergänzt. 


102  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

Wir  entnehmen  der  Abhandlung,  dass  das  Scopolein  durch  Kochen  mit  alkoholischer 
Kalilauge  gespalten  wird  in  eine  neue  Base  und  eine  Säure;  letztere  wird  aus  ihrer 
ätherischen  Lösung  als  ölige  Flüssigkeit  erhalten,  die  in  kaltem  Wasser  fast  unlöslich  ist. 
In  heissem  Wasser  löst  sie  sich  etwas  leichter  und  krystallisirt  aus  dieser  Lösung  in  langen 
farblosen  Nadeln;  mit  Wasserdämpfen  ist  sie  flüchtig.  —  Neben  Rotoin  und  Scopolein 
ist  in  der  Wurzel  noch  eine  3,  basische  Substanz,  möglicherweise  Solanin  (s.  diesen 
Bericht  für  1878,  I,  S.  241,  No.  59.     Martin)  enthalten. 

122.  C.  von  Renteln.    Beiträge  zur  forensischen  Chemie  des  Solanin.    (Inaug.-Dissert. 
Dorpat.  8.  74  S. 

Die  ersten  36  Seiten  dieser  Schrift  enthalten  Referate  der  vor  R,  von  Chemikern  und 
Pharmakologen  ausgeführten  Untersuchungen  mit  und  über  Solan  in.  Alsdann  berichtet  Verf. 
über  seine  Untersuchungen.  Wir  entnehmen  der  Abhandlung,  folgendes:  Zur  Gewinnung 
des  Solanins  wurden  die  möglichst  zerkleinerten  Pflanzen-  etc.  Theile  12  Stunden  lang  mit 
schwefelsäurehaltigem  Wasser  (5-  6  Tropfen  auf  100  ccm  OHj)  digerirt,  colirt,  mit  Magnesium- 
carbonat  neutralisirt  und  auf  c.  100  ccm  eingedampft.  Das  Filtrat  wurde  mit  dem  3fachen 
Volumen  absoluten  Alkohols  (4facbes  Volumen  90procentigen)  versetzt  und  24  Stunden 
stehen  gelassen,  dann  flltrirt,  mit  absolutem  Alkohol  nachgewaschen,  der  Alkohol  verdunstet, 
die  Masse  filtrirt,  mit  Schwefelsäure  schwach  angesäuert,  mit  Chloroform  das  Solauidin, 
mit  Amylalkohol  die  Verunreinigungen  ausgeschüttelt,  alsdann  alkalisch  gemacht  und  mit 
Amylalkohol  das  Solanin  ausgeschüttelt.  Die  in  der  Bürette  sich  abscheidenden  Ausschüttelungs- 
flüssigkeiten  wurden  mit  destillirtem  Wasser  gewaschen,  bis  letzteres  vollständig  farblos 
erschien  und  dann  filtrirt;  das  vom  Wasser  befreite  Filtrat  wurde  auf  Uhrgläscheu  ver- 
dunstet und  die  Rückstände  geprüft.  Waren  die  Rückstände  noch  gefärbt,  dann  mussten 
dieselben  nochmals  zur  Reinigung  in  Schwefelsäure  gelöst  und  ausgeschüttelt  werden.  — 
Diese  Art  der  Behandlung  lieferte  bei  den  meisten  Pflanzenanalysen  amorphes  Solanin; 
krystallinisch  wurde  es  aus  Kartoffelkeimen  erhalten;  ähnliche  Präparate  lieferten  auch  die 
grünen  Früchte  der  Kartoffeln.  —  Verf.  constatirte  im  Mai  und  Juni  an  alten  Kartoffeln 
einen  recht  bedeutenden  Gehalt  von  Solanin  in  den  Keimen,  einen  geringern  in  den  Schalen 
und  einen  kaum  nennenswerthen  in  dem  aller  Keime  und  der  Schale  beraubten  Kartoffel- 
fleische. Die  Anfangs  August  untersuchten  jungen,  vollständig  ausgewachsenen  Knollen 
einer  frühreifen  Kartoffelvarietät  enthielten  in  der  Schale  und  der  direkt  unter  derselben 
befindlichen  Schicht  am  meisten  Solanin;  m  dem  übrigen  Fleisch  konnte  kein  Solanin 
gefunden  werden;  wurden  die  Knollen  mit  Wasser  weich  gekocht,  so  enthielt  das  Kochwasser 
den  grösseren  Theil  des  Alkalo'ides,  nur  geringe  Mengen  wurden  in  den  gekochten  Kartoffeln 
vorgefunden.  Untersucht  wurden  ferner  einzelne  Theile  der  ScopoUa  orientalis,  Scopolia 
atropoides,  Solanum  jasminoides  und  Stipites  Diilcaniarae;  in  letzterer  war  der  Solanin- 
gehalt  sehr  gering,  die  3  ersten  Species  enthielten,  besonders  in  den  Wurzeln,  grössere 
Mengen.  Dagegen  gelang  es  Verf.  nicht,  weder  in  den  Blättern,  Stengeln  und  Wurzeln  der 
Physalis  Alkekengi  L.,  noch  in  den  entsprechenden  Theilen  von  Solanum  nigrum  Solanin 
aufzufinden.  —  Zum  Nachweis  des  Alkaloids  in  den  Ausschüttelungsrückständen  diente 
vorzugsweise  die  von  Brant  empfohlene  Probe  mit  selensaurem  Natrium  und  Schwefelsäure, 
zu  welcher  ein  Gemisch  von  8  ccm  Wasser  und  6  ccm  reiner  concentrirter  Schwefelsäure, 
in  welcher  0.3  g  Natr.  selenic.  gelöst  war,  diente.  Die  zu  untersuchende  Masse  wurde  mit 
0.5  ccm  dieser  Mischung  übergössen  und  über  einer  sehr  schwachen  Gasflamme  gelinde 
erwärmt,  bis  ein  röthlicher  Schimmer  sich  einstellte;  jetzt  entfernte  man  von  der  Flamme 
und  bemerkte  die  Entwicklung  einer  sehr  schön  himbeerrothen  Färbung,  welche  später 
allmälig  in  gelblichroth  und  schmutziggelb  überging.  Diese  Reactiou  trat  noch  ein,  wenn 
0.000025  g  Solanin  resp.  0.00001  g  Solanidin  zu  der  Probe  dienten.  —  Auch  die  Bach 'sehe 
Reaction  wurde  vom  Verf.  geprüft:  hierzu  benutzte  man  eine  Mischung  von  9  Th.  Alkohol 
und  6  Th.  concentrirter  Schwefelsäure;  erwärmt  man  diese  Mischung  mit  kleinen  Mengen 
Solaniu,  so  tritt  ebenfalls  Rothfärbung  auf.  Diese  Reactionsfärbung  stellte  sich  ein,  wenn 
0.00005  g  Solanin  resp.  0.00001  g  Solanidin  angewandt  wurden.  —  Die  übrigen  zur  Er- 
kennung des  Solanin  empfohlenen  Reactionen  sind  weniger  charakteristisch  und  von  sehr 
begrenzter  Empfindlichkeit  (s.  die  Abh.  S.  45-47). 


Pflanzenstoffe.  —  Glucoside.  103 

IL  Glucoside, 

123.  H.  Schiff.    Spaltung  von  Glykosiden  durch  üeberhitzung.    (Berichte  der  Deutschen 

Chemischen  Gesellschaft,  S.  302.) 

Wird  Aesculin  auf  200bis2300  erhitzt,  so  besteht  die  geschmolzene,  krystallinisch 
erstarrende  Masse  aus  Aesculetin  und  Glycosan;  diese  Spaltungskörper  sprechen  für  die 
SpaltungsgleichuDg:  CisHig  09  =  CgHg  Oi-fCg  HioOj.  —  Phlorizin  (Schmelzpunkt  110") 
auf  170  —  171"  erhitzt,  liefert,  entspi-echend  der  Gleichung:  C21  H24  0,o  =  C'js  H,^  O5 + 
Cg  IIjo  Osj  Phloretiu  und  Glycosan.  —  Salicin  (Schmelzpunkt  201")  mehrere  Stunden  auf 
230—240"  erhitzt,  liefert  Saliretin  und  Glycosan. 

124.  F.  Selmi.    Sur  l'action  ä  hasses  temperatures  de  quelques  ferments  non  organlses. 
(Le  Moniteur  scientifique  3.  ser.  t.  11,  p.  54.) 

Verf.  fand,  dass  das  Amygdalin  durch  das  in  den  bittern  Mandeln  enthaltene 
Ferment  bei  0"  C.  leicht  gespalten  wird,  dass  bei  —  4°  die  Entwickelung  der  Blausäure  erst 
nach  1^2  Stunden  beginnt  —  und  dass  bei  —  15"  C.  die  Zerlegung  des  Amygdalin  erst  nach 
2  Stunden  nachweisbar  ist.  —  Senfmehl  entwickelt  bei  gewöhnlicher  Temperatur  sehr 
leicht  Senföl ;  bei  —  20"  C.  tritt  die  Spaltung  des  Senfglucosides  nicht  mehr  ein. 

125.  A.  W.  Gerrard.    „Wanika",  a  new  african  arrcw  poison:  its  composition  and  pro- 
perties.    (The  pharmaceutical  Journal  and  trausactiens,  vol.  11,  No.  563,  p.  833.) 

Verf.  erhielt  ein  von  R.  W.  Felkin  bei  seinen  Reisen  durch  Afrika  in  dem 
Livingstone-Territorium  gesammeltes  Pfeilgift  zur  Untersuchung.  Dieses  Gift,  bestehend 
aus  einem  schwarzen,  festen,  geruchlosen  Extract,  welches,  in  Maisblätter  gehüllt,  die  Gestalt 
einer  41/2  Zoll  langen  (3  Zoll  Umfang)  Wurst  hatte,  besass  ein  Gewicht  von  IV2  Unzen. 
Es  wird  zum  Vergiften  der  Pfeile  gebraucht ,  und  zwar  von  den  Bewohnern  der  Ostküste 
zwischen  Zanzibar  und  dem  Souraliland,  den  westlich  der  Insel  Mombasa  wohnenden  Tribus: 
Wanika  und  Wakamba.  —  Die  botanische  Abstammung  des  Giftes  konnte  zur  Zeit  noch 
nicht  sichergestellt  werden;  Verf.  vermuthet  (auf  Grund  der  Wirkung  des  Giftes),  dass  der 
Hauptbestandtheil  des  Giftes  von  einer  Strophantlms-S'pecies:  Str.  hispidus  oder  Str.  Kombi 
entnommen  sei.  —  Zur  Darstellung  des  wirksamen  Bestandtheils  wurden  5  g  in  15  ccm  Wasser 
gelöst ,  das  auf  5  ccm  eingedampfte  Filtrat  mit  50  ccm  Alkohol  ausgefällt  (Eiweissstoffe) 
und  das  Filtrat  eingedampft ;  der  Rückstand  gab  mit  Alkaloidreagentien  keine  Niederschläge, 
dagegen  wurden  in  demselben  Gerbstoff  und  Zucker  nachgewiesen.  Letzterer  wurde  aus 
dem  Extract  entfernt,  indem  man  denselben  in  20  Theil.  absolutem  Alkohol  löste  und  diese 
Lösung  mit  30  Theil.  Chloroform  versetzte  und  schüttelte:  nach  kurzem  Stehen  trennt  sich 
die  Masse  in  eine  obere  zuckerhaltige  Schicht  und  eine  untere,  welche  den  wirksamer^ 
Bestandtheil  enthält.  Diese  letzte  Masse  kann  durch  wiederholte  analoge  Behandlung  vom 
Zucker  vollkommen  befreit  werden.  Der  Rückstand  ist  neutral,  nicht  krystallinisch,  stark 
bitter  schmeckend,  reducirt  Fehling'sche  Lösung  nur  nach  dem  Kochen  mit  verdünnten 
Säuren;  Salpetersäure  ruft  eine  dunkelrothe,  in  gelb  übergehende  Färbung  hervor.  Das 
Glucosid  ist  leicht  löslich  in  Alkohol  und  Wasser,  unlöslich  in  Aether  und  Chloroform; 
es  liefert  mit  Natronkalk  erhitzt  Ammoniak.  —  Es  ist  ein  Muskel-  und  Herzgift, 
in  letzterer  Beziehung  stärker  als  Digitalis  wirkend. 

126.  H.  P.  Madsen.    Investigations  on  succus  Glycyrrbizae ,  particularly  as  regards  the 
amount  of  gum  contained.    (Yearbook  of  Pharmacy  p.  517.) 

Wir  entnehmen  dieser  Abhandlung  folgende  Angaben  über  die  Zusammensetzung 
von  7  Proben  von  Succus  Liquiritiae  (Barocco)  sowie  eines  Süssholzextractes  (No.  8) 
(siehe  S.  104.) 

127.  P.  Radenhausen.    Beiträge  zur  Geschichte  und  Formulirnng  der  Indigkörper.  (Inaug.- 
Diss.  Bern  1879,  8",  34  S.) 

Verf.  giebt  zunächst  einen  kurzen  Ueberblick  über  die  Geschichte  der  Erforschung 
des  Isatins  (s.  die  Abh.  S.  5—18)  und  bespricht  alsdann  die  Resultate  seiner  Unter- 
suchungen, welche  dahin  gerichtet  waren,  die  Moleculargrösse  des  Isatins  festzustellen.  — 
Zur  Darstellung  des  Isatins  werden  200  g  fein  gesiebten  Indigos  mit  500  ccm  Wasser  in 
einer  geräumigen  Porcellanschale  zu  einem  gleichförmigen  Brei  angerieben,  dann  nach  und 


104 


Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 


Wasser 

Asche 

In  Wasser 

Zucker 

Arabin 

in 

in 

Unlösliches 

in 

in 

% 

% 

in°/o 

% 

% 

No.  1 

16.50 

12.41 

17.95 

14.48 

3.32 

2 

15.00 

9.13 

25.40 

15.17 

4.36 

3 

12.60 

6.26 

25.15 

15.11 

2.43 

4 

14.35 

6.60 

21.10 

11.09 

1.52 

5 

14.50 

6.06 

34.50 

10.09 

10.49 

6 

11.45 

14.23 

26.95 

10.82 

9.13 

7 

10.50 

6.34 

37.50 

7.33 

8.89 

8 

31.56 

7.27 

Spuren 

12.84 

1.19 

'  (Fortsetzung  von  S.  103.) 

nach  eine  Lösung  von  120  g  Chromsäure  in  80  ccm  Wasser  zugesetzt  (Erwärmung  möglichst 
zu  vermeiden)  und  12—20  Stunden  stehen  gelassen.  Alsdann  wird  langsam  erwärmt:  nach 
geringem  Schäumen  wird  die  Masse  plötzlich  schleimig.  Unterdessen  hat  man  in  drei  Kolben 
je  ein  Liter  Wasser  zum  Sieden  gebracht  und  trägt  jetzt  in  den  Isatinbrei  den  Inhalt  eines 
Kolbens,  kocht  einige  Zeit,  lässt  in  bedeckter  Schale  absitzen  und  filtrirt  dann  durch  ein 
Schnellfilter  (vom  Bodensatz  bringe  mau  so  wenig  wie  möglich  auf  das  Filter).  In  die  Schale 
trägt  man  den  2.  Liter  Wasser  ein,  kocht,  filtrirt  etc.  wie  vorher,  desgleichen  mit  dem  3. 
Liter.  Die  3  Filtrate  kühlt  man  in  grossen  Bechergläsern  und  lässt  24  Stunden  stehen:  die 
Wände  und  der  Boden  des  Gefässes  sind  jetzt  mit  den  schönsten  Krystallen  überzogen, 
welche  von  den  Mutterlaugen  getrennt  werden.  Die  schön  glänzenden  durchsichtigen 
Krystalle  werden  zur  Reinigung  mit  Wasser  gewaschen  und  aus  Alkohol  umkrystallisirt.  — 
Das  Isatin  wurde  zur  Anstellung  der  weiteren  Versuche  in  die  Silberverbindung  verwandelt, 
indem  5  g  Isatin  in  500  ccm  Alkohol  gelöst  mit  einer  alkoholischen  Lösung  von  5  g  Silber- 
nitrat versetzt  und  nach  gutem  Umrühren  mit  einer  alkoholischen  Lösung  von  1.6  g  KOH 
gefällt  wurde:  der  entstandene  dunkelweinrothe  Niederschlag  wird  von  der  Flüssigkeit 
getrennt,  in  einer  Porcellanschale  bei  niedriger  Temperatur  auf  dem  Wasserbade  getrocknet, 
fein  zerrieben,  öfters  mit  warmem  Wasser  zur  Entfernung  des  Salpeters  ausgezogen  und 
alsdann  noch  zur  Lösung  des  überschüssigen  Isatins  mit  Alkohol  behandelt.  Das  reine 
Isatinsilber  ist  vollkommen  amorph,  von  weinrother  Farbe,  in  Wasser,  Alkohol  und  Benzol 
unlöslich,  zersetzt  sich  in  der  Wärme  leicht,  liefert  bei  stärkerem  Erhitzen  ein  aus  gelben 
Nadeln  bestehendes  Sublimat;  concentrirte  Salpetersäure  löst  es  leicht  mit  gelber  Farbe.  — 
Isatinsilber  wurde  nun  zunächst  mit  Bibromäthylen  in  zugeschmolzenen  Röhren  30  Stunden 
lang  auf  100°  erhitzt:  der  braungelb'e  Röhreninhalt  zunächst  mit  kaltem  Benzol  zur  Ent- 
fernung harziger  Producte  behandelt,  dann  mit  siedendem  Benzol  erschöpft.  Dieser  Benzol- 
auszug wurde,  nach  Entfernung  des  Benzols,  nochmals  mit  kaltem  Benzol  behandelt,  alsdann 
in  siedendem  Benzol  gelöst:  es  wurde  so  ein  schöngelbes  krystallinisches  Pulver  erhalten: 
Aethylenisatin.  Das  gelbe  Pulver  erscheint  unter  dem  Mikroskop  als  aus  kleinen  Nadeln 
bestehend;  in  siedendem  Benzol  gelöst  krystallisirt  es  beim  Erkalten  in  kleineu  zu  Garben 
vereinigten  Nadeln.  Bei  176"  schmilzt  das  Aethylenisatin  zu  einer  braunen  Masse;  höher 
erhitzt  sublimirt  es  in  grossen  feinen  Nadeln.  Die  Resultate  der  Elementaranalyse  stimmen 
zu  der  Formel:  C^g  Hg  (C,  H4)  Ng  O4.  —  In  analoger  Weise  mit  Jodmethyl  und  Jodäthyl 
behandelt,  lieferte  das  Isatin  Derivate  der  Zusammensetzung:  Cjg  Hg  (C2 115)3  N,  O4  und 
C16  Hg  (CH3)2  Nj  O4.  —  „Durch  das  zuerst  angeführte  Aethylenisatin.  sowie 
durch  die  vielen  von  meinen  Vorgängern  gefundenen  Thatsachen,  welche 
für  eine  Verdoppelung  der  jetzigen  Isatinformel  sprechen,  sehe  ich  mich 
veranlasst,  dem  Isatin  eine  Formel  mit  16  Kohlenstoffatomen  beizulegen. 
Mit  Zugrundelegung  des  synthetischen  und  analytischen  Be^yeise8  ergeben  sich  daher  für 
obige  Körper  folgende  Formeln: 


Pflanzenstoflfe.  —  Glucoside. 


105 


„^CO- 


•CO 


^6  ^♦<-C0— CO 


C 


„^CO 

j^>C2  H4 


-CO 


-CO- 


-CO 


Isatin  Aethylenisatin. 

Vorstehende  Formeln  zeigen,  dass  der  durch  Metalle  und  Radicale  ersetzbare  Wasserstofif 
nicht  Hydroxylwasserstoff  ist,  sondern  sich  am  Stickstoff  befindet." 

128.  A.  Baeyer.     üeber  die  Verbindungen  der  Indigogroppe.     (Berichte  der  Deutschen 
Chemischen  Gesellschaft,  S.  1741.) 

Verf.  berichtet  über  eine  grosse  Reihe  neuer  Substanzen,  welche  von  ihm  gelegentlich 
seiner  Untersuchungen  über  das  Indigblau  dargestellt  wurden  (s.  diesen  Bericht  für  1880, 
I,  S.  403).    Behandelt  wurden  Isatogensäure,  ludoiu  und  Indoxylverbiudungen  (s.  die  Abb.). 

129.  C.  J.  H.  Warden.  Blue  Colooring  Principle  contained  in  the  Thevetia  nereifolia.  (The 
pharmaceutical  Journal  and  transactions,  vol.  12,  No.  595,  p.  417.) 

Die  Samenkerne  der  Thevetia  neriifölia  wurden  durch  Pressen  von  dem  fetten 
Oele  befreit,  mit  Alkohol  erschöpft,  der  Auszug  concentrirt,  von  dem  ausgeschiedenen 
Thevetin  getrennt  und  mit  Chloroform  geschüttelt  (entfernt  Extractivstoffe  und  Thevetin), 
alsdann  mit  kohlensaurem  Natron  neutralisirt ,  mit  Aether  behandelt  (entfernt  kleine 
Mengen  Fett),  nach  Entfernung  des  Aethers  mit  basisch  essigsaurem  Blei  in  geringem 
Ueberschuss  versetzt,  das  Filtrat  durch  Tannin  entbleit,  das  Filtrat  mit  Schwefelwasserstoff 
völlig  vom  Blei  befreit  und  das  Filtrat  zur  Trockne  verdampft ;  der  Extract  enthält  unreines 
Pseudoindican  (kleine  Mengen  Thevetin  enthaltend).  Dasselbe  ist  hellgelb  amorph,  etwas 
hygroskopisch,  in  Wasser,  Alkohol,  Amyl-  und  Methylalkohol  leicht  löslich,  neutral.  Durch 
concentrirte  Salzsäure  wird  es  sofort,  durch  verdünnte  erst  beim  Kochen,  gespalten  in  Zucker 
und  einen  blauen  Farbstoff.  Das  Thevetinblau  ist  ein  dunkelbraunes,  resp.  schwarzes, 
amorphes  Pulver,  in  Wasser  unlöslich,  in  concentrirten  Säuren,  Eisessig,  Laugen  und  Am- 
moniak leicht  löslich ;  auch  Alkohol  und  Benzol  lösen  etwas.  Reductionsmittel  wirken  nicht 
Oxydationsmittel  zerstören  die  Farbe  sofort. 

J.  E.  de  Vry.    Contribution  to  the  knowledge  of  Thevetia  nereifolia.    (The  phar- 
maceutical Journal  and  transactions,  vol.  12,  No.  597,  p.  457.) 

Verf.  erhielt  aus  den  lufttrockenen  Samenkernen  durch  Pressen  35.5  "/q  eines  farb- 
losen, sehr  mild  schmeckenden  (wie  frisches  Mandelöl)  Oeles,  dessen  specifisches  Gewicht 
bei  25"  C.  =  0.9148  war,  welches  bei  13'^  fest  wurde ;  dieses  Oel  bestand  aus  63  "/o  Trioleiu 
und  37  "/o  Tripalmitin  und  Tristearin.  —  Der  Presskuchen  lieferte  4  "/o  des  Thevetins, 
eines  weissen  Glucosides  in  schönen  Krystallen ,  welches  das  polarisirte  Licht  nach  links 
lenkte,  durch  concentrirte  Schwefelsäure  schön  purpur  gefärbt  wurde. 
131.  H.  Ritthausen.  Ueber  Verbreitung  der  Myronsäure  in  den  Samen  von  Brassica  napus 
und  rapa  (Raps-  und  Rübsensamen).  (Journal  für  praktische  Chemie,  Neue  Folge, 
Bd.  24,  S.  273.) 


ein, 
130, 


Wasser .  .  . 
Asche  .  .  . 
Oel  ...  . 
Stickstoff  .  . 
Proteinsubstanz 


Inländisch. 
Rübsen 


Brauner 


Gelber 


ostindischer  Raps 


13.17 
7.43 
7.53 
5.228 

31.368 


/o 


10.80 
7.57 

10.41 
5.646 

33.876 


Vo 


10.59  % 

6.70 
12.21 

5.81 
34,86 


Bei  Gelegenheit  der  Ausführung  vorstehender  Analysen  der  Pressrückstände  von 
Raps  und  Rübsen  fand  Verf.  in  den  Kuchen  einen  ungewöhnlich  hohen  Gehalt  an  my ron- 
saurem Kalium.  Da  an  eine  Beimischung  von  Senfsamen  gedacht  werden  musste,  so 
wurden  die  zur  Herstellung  des  Presskuchens  dienenden  gelben  und  braunen  Rapssamen 
untersucht.    Diese  Samen  entwickelten,  fein  zerrieben  und  dann  mit  Wasser  zu  dünnem  Brei 


106  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

gemischt,  in  gleichem  Maasse  wie  die  Pressrückstände:  Senföl;  diese  Samen  lieferten  blühende 
Pflanzen,  welche  als  Brassica  rapa  erkannt  wurden.  —  Verf.  prüfte  alle  ihm  vorkommenden 
Proben  von  Rübsenpresskuchen  und  Samen,  sowie  Pressrückstände  von  Raps  (aus  Russland), 
auf  Myronsäure.  Sämmtliche  Rübsenpressrückstände  und  Samen  entwickelten  Senföl,  wenn 
auch  in  verschiedener  Menge,  so  dass  die  Myronsäure  als  ein  stets  vorkommender  Bestand- 
theil  derselben  bezeichnet  werden  kann.  Russische  Rapskuchen  (von  Brassica  napus)  gaben 
jedoch  keine  Spur  von  Senföl,  ebenso  in  Deutschland  gebaute  Samen  von  Raps;  „es  lässt 
aber  der  eigenthümliche  unangenehme  Geruch,  welcher  bei  Einwirkung  des  Wassers  sehr 
stark  hervortritt,  auf  die  Bildung  eines  andern  schwefelhaltigen  Körpers  und  auf  das  Vor- 
kommen einer  andern  Schwefelverbindung  in  den  Fruchtkörnern  schliessen." 

132.  C.  R.  Alder  Wright  and  C.  H.  Rennie.    Note  on  the  Sweet  Principle  of  Smilax  Glycy- 
pbylla.    (Journal  of  the  chemical  society,  vol  39,  p.  237.) 

Vorläufige  Mittheilung  der  bis  jetzt  erhaltenen  Resultate  einer  noch  nicht  abge- 
schlossenen Untersuchung  über  Smilax  glycyphylla.  Das  coucentrirte  wässserige  Extract 
der  Blätter  und  Stengel  wurde  durch  Zusatz  von  Alkohol  von  den  Eiweisssubstanzen  befreit 
das  Filtrat  durch  Abdestillation  des  Alkohols  eingeengt  und  der  Rückstand  mehrmals  mit 
Aether  behandelt.  Der  Aether  hinterliess  eine  gelbliche,  krystallinische ,  in  Wasser  leicht 
lösliche  Masse,  deren  wässerige  Lösung  mit  Bleiacetat  ausgefällt  wurde;  das  Filtrat  wurde 
abermals  mit  Aether  erschöpft,  die  aus  letzterm  erhaltenen  süss  schmeckenden  Krystalle 
analysirt;  Formel:  C13  Hj^  0^.  Mit  Kali  bei  250"  geschmolzen,  lieferte  das  Glycyphyllin 
eine  in  kaltem  Wasser  wenig,  in  Alkohol  und  Aether  leicht  lösliche,  bei  127"  schmelzende 
Säure  der  Zusammensetzung:  CbHjoOs,  einer  Aethyl-  oder  Dimethyloxybenzoesäure.  Die- 
selbe Säure  wurde  erhalten  durch  Erhitzen  des  Glycyphyllins  mit  verdünnter  Salzsäure  im 
geschlossenen  Rohre. 

133.  R.  H.  Parker.    Note  on  Salicin:  its  solubility  and  decomposition  by  heat.    (The 
pharmaceutical  Journal  and  Transactions,  vol.  12,  No.  593,  p.  378.) 

Nach  den  vom  Verf.  ausgeführten  Untersuchungen  löst  sich  das  Salicin  in  28  Th. 
Wasser  von  15?5  C.  (6O0  F.). 

134.  Greenish.    Bemerknngen  zar  Chemie  der  Nigella  damascena.    (Sitzungsberichte  der 
Dorpater  Naturforscher-Gesellschaft  S.  94.) 

Im  Anschluss  an  seine  früheren  Mittheilungen  (s.  diesen  Bericht  für  1880,  I,  S.  401) 
über  Nigella  sativa  berichtet  Verf.,  dass  er  in  dem  Samen  von  Nigella  damascena  (aus 
England  bezogen)  nur  Spuren  von  Melanthin  auffinden  konnte.  —  Auch  aus  dem  Samen 
von  Nigella  sativa  (aus  Petersburg  bezogen)  erhielt  Verf.  nur  Spuren  dieser  Substanz, 
als  er  zur  Darstellung  die  Samen  mit  Petroläther  entfettete,  alsdann  mit  Alkohol  auszog 
und  das  Alkoholextrakt  mit  Wasser  behandelte.  Dagegen  konnte  Verf.  aus  derselben 
Samensorte  c.  1.4  "/q  Melanthin  abscheiden,  als  er  die  Samen,  nach  dem  Entfetten,  zunächst 
mit  Wasser  behandelte.  Verf.  spricht  sich  dahin  aus,  dass  möglicherweise  das 
Melanthin  in  Form  einer  Verbindung,  welche  sich  mit  Wasser  zersetzt,  in 
den  Samen  enthalten  sei. 

135.  W.  A.  H.  Naylor.    Proximate  analysis  of  the  fruit  of  Omphalocarpnm  procera.   (The 
pharmaceutical  Journal  and  transactions,  vol.  12,  No.  598,  p.  478.) 

Verf.  hat  die  Früchte  von  Omphalocarpum  procera  untersucht  und  in  denselben 
gefunden:  einen  kautschuk-  oder  guttaperchaähnlichen  Körper,  Fluavil,  Wachs,  bittern  Farb- 
stofi",  organische  Säure  (Apfelsäure?),  Glucose,  ein  dem  Saponin  resp.  Monesin  ähn- 
liches Glucosid,  sowie  Omphalocarpin:  neutrale,  geschmacklose  nadeiförmige  Krystalle, 
welche  in  Alkohol  ziemlich  leicht,  in  Chloroform  und  Aether  sehr  leicht,  in  Wasser  schwer 
löslich  sind;  dieselben  zersetzen  sich  bei  130",  färben  sich,  mit  Schwefelsäure  erwärmt, 
purpurroth,  sind  nicht  glucosidisch ,  liefern  mit  Salpetersäure  erwärmt  weder  Oxalsäure 
noch  Pikrinsäure. 

136.  H.  W.  Langbeck.    A  new  constituent  of  Senega.    (Yearbook  of  Pharmacy,  p.  196 
from  Pharmaceutische  Zeitung  S.  260.) 

Verf.  erhielt  aus  einer  alten  Senegawurzel:  Wintergreenöl  (Salicylsäure- 


Pflanzenstoffe.  —  Glucoside.  107 

methyläther);  frische  Wurzeln  enthalten  davon  weniger  als  alte.    Daneben  findet  sich 

Zucker,  welche  beide  Verf.  als  Producte  der  Umsetzung  des  Senegins  auffasst. 

137.  L.  Vernet.    Sur  un  glacoside  extrait  du  lierre   Gommun-    (Bulletin  de  la  societe 

chimique  de  Paris,  2.  s6r.,  t.  35,  p.  231.    Comptes  rendus  t.  92,  p.  360  —  Repertoire 

de  Pharmacie  (nouv.  ser.)  t.  9,  pag.  106. 

Die  zerstossenen  und  duixh  Kochen  mit  Wasser  vollkommen  erschöpften  Epheu- 
blätter  wurden  mit  Alkohol  ausgezogen,  der  alkoholische  Auszug  zur  Trockne  gebracht, 
gepulvert  und  mit  kaltem  Benzol  behandelt,  der  ungelöste  Rückstand  in  kochendem  Aceton 
gelöst.  Aus  dieser  Lösung  scheidet  sich  beim  Erkalten  das  Glucosid  aus;  dasselbe  wird 
durch  Waschen  mit  kaltem  Aceton  und  Krystallisiren  aus  Alkohol  gereinigt.  Man  erhält 
so  farblose,  seidenglänzende,  zu  Warzen  gruppirte  Nadeln,  welche,  neutral,  schwach  süss 
schmecken,  bei  233"  unter  schwacher  Färbung  schmelzen,  in  alkoholischer  Lösung  die 
Polarisationsebene  nach  links  drehen  (bei  22°  («)!)=:  —  47?5).  Sie  sind  unlöslich  in  Wasser, 
Chloroform  und  Petroläther,  wenig  löslich  in  kaltem  Aceton,  leichter  in  heissem  Aceton, 
Benzol  und  Aether,  sehr  leicht  löslich  iu  kochendem  90procentigem  Alkohol;  Alkalien  lösen 
sie  in  der  Wärme  sehr  leicht.  Auf  alkalische  Kupferlösung  wirken  sie  nicht  reducirend. 
Formel :  C32  H54  0^.  —  Mit  4procentiger  Schwefelsäure  erwärmt  wird  die  Substanz  gespalten : 
es  entsteht  (28.3%  des  Glucosides)  Zucker,  welcher,  aus  seiner  alkoholischen  Lösung  in 
ziemlich  voluminösen  durchsichtigen  Krystallen  erhalten,  süss  schmeckt,  Fehling'sche  Lösung 
reducirt,  jedoch  durch  Hefe  nicht  in  Gährung  versetzt  wird,  in  kaltem  Wasser  aber  gelöst 
eine  Rotationskraft  von  (a)D  =  +  98?58,  nach  24  Stunden  von  {cc)d  =  -\-7Q°.2  zeigt.  — 
Neben  dem  Zucker  entsteht  durch  die  Spaltung  ein  neutraler  Körper  in  Form  mikroscopisch 
feiner  prismatischer  Nadeln,  welche,  färb-  und  geschmacklos,  bei  278— 280^  schmelzen, 
in  Alkalien  unlöslich,  sich  sonst  wie  das  Glucosid  den  Lösungsmitteln  gegenüber  verhalten; 
Rotationsvermögen:  (a)D  =  +  42?6.  Formel:  C26  H^^  Og.  —  Die  Spaltung  des  Gluco- 
sides erfolgt  nach  der  Gleichung:  Cgi  H54  0^  4-H2  0  =  C26H4^06  +  Cg  Hj2  06,  welche 
29.2  0/0  Zucker  verlangt  (gef.  28.3  %).  —  Die  Epheublätter  (im  December  gesammelt)  ent- 
hielten 4—5  %o  au  Glucosid.  (Ob  dieses  Glucosid  mit  der  von  Vandamme  und  Chevallier 
aus  Epheusamen  erhaltenen,  nicht  genügend  untersuchten  Base  identisch  ist  ?  Ref.) 
138.   Henry  G.  Greenish.    Cape  tea.    (The  pharmacentical  Journal  and  transactions,  vol.  11, 

No.  550,  p.  549;  No.  551,  p.  569.) 

Am  Cap  der  guten  Hoffnung  wird  als  Ersatz  des  chinesischen  Thees  in  grossen 
Mengen  eine  Droge  benutzt,  der  sogenannte  Honigthee,  welcher  von  Cydopia  genistioides 
(Leguminosae)  abstammen  soll.  Neben  dieser  Droge  benutzte  Verf.  noch  eine  als  Bush- 
Tea  bezeichnete,  sowie  den  auf  Cyclopia  Vögeln  zurückgeführten  sogenannten  Capthee. 
Verf.  hat  diese  Probe  untersucht  auf  einen  Gehalt  an  Caffein  resp.  einem  Alkaloid  überhaupt, 
er  konnte  jedoch,  ebenso  wie  Flückiger,  ein  solches  nicht  auffinden.  —  Verf.  hat  dann 
300g  des  zerschnittenen  Thees  mit  IV2I  kochenden  Wassers  2  Stunden  behandelt,  das 
Filtrat  auf  ein  kleines  Volum  eingedampft,  mehrere  Stunden  mit  frisch  gefälltem  und 
gewaschenem  Bleioxydhydrat  digerirt,  von  dem  voluminösen,  gelblichbraunen  Niederschlag 
abfiltrirt,  letztere  öfter  mit  Wasser  gewaschen,  Filtrat  und  Waschwasser  im  luftverdünnten 
Räume  eingeengt  und  schliesslich  über  Schwefelsäure  zum  Syrup  A.  gebracht.  —  Der 
Niederschlag  wurde,  in  50procentigem  Alkohol  vertheilt,  durch  Schwefelwasserstoff  zerlegt, 
das  tief  rothbraune  Filtrat  im  Vacuum  auf  ein  kleines  Volum  gebracht  und  über  Schwefel- 
säure zum  Syrup  eingedickt ;  letzterer  wurde  alsdann  mit  absolutem  Alkohol  behandelt  und 
die  darin  schwer  lösliche  Substanz  B.  abfiltrirt,  mit  Alkohol  gewaschen  und  getrocknet. 
Das  alkoholische  Filtrat  (200  ccm)  wurde  mit  dem  gleichen  Volum  Aether  gemischt:  der 
entstandene  Niederschlag  C.  abfiltrirt,  mit  Aether  gewaschen  und  über  Schwefelsäure  getrocknet. 
Das  Filtrat  wurde  mit  200  ccm  Aether  behandelt:  Niederschlag  D.;  das  Filtrat  wieder  "mit 
400 ccm  Aether:  Niederschlag  E.  Der  Aetheralkohol  wurde  durch  Destillation  entfernt, 
wobei  sich  ein  Körper  in  kleinen,  schwefelgelben,  spitzen  Nadeln  ausschied:  Cyclopiafluorescin, 
von  welchem  bei  weiterem  Eindampfen  noch  grössere  Mengen  erhalten  wurden.  —  Der 
Syrup  A.  wurde  mit  absolutem  Alkohol  behandelt  und  so  eine  gelbliche,  in  Wasser  leicht 
lösliche  Substanz  abgeschieden;  das  alkoholische  Filtrat  enthielt  Säure.  —  Cyclopin;  der 


108  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

Niederschlag  E,,  N.  frei,  lieferte  bei  der  Analyse  Werthe  (C54.04 H5.84) ,  aus  welchem  sich 
die  Formel:  C25H28  0,3,H2  0  berechnet.  Mit  Mineralsäuren  gekocht,  wird  die  wässerige 
Lösung  fein  roth  gefärbt  und  bildet  sich  beim  Stehen  ein  rothbrauner  flockiger  Bodensatz; 
das  Filtrat  davon  reducirt  Fehling'sche  Lösung,  ist  mit  Hefe  gährungsfähig  (Zucker). 
Die  Spaltung  des  Cyclopins  scheint  vor  sich  zu  gehen  entsprechend  der  Gleichung: 
C25  H28  Oi3  -{-  3  H2  0  =  Ci9  H22  Oio  +  Cg  H12  Oß.  Das  Cyclopin  ist  unlöslich  in  Benzol,  Aether, 
Petroläther,  Chloroform,  Schwefelkohlenstoff,  sehr  leicht  löslich  in  Wasser;  reine,  concen- 
trirte  Schwefelsäure  löst  es  mit  rothbrauner  Farbe,  Froh  de 's  Reagens  ruft  ein  intensives 
Violettroth  hervor.  Kali  färbt  die  wässerige  Lösung  tief  rothbraun  mit  grüner  Fluorescenz. 
Die  neutrale  Lösung  liefert  mit  Eisenchlorid  einen  dunkelolivengrünen,  mit  Kupferacetat 
einen  schmutzig  braunen,  mit  Bleiacetat  einen  hellgelben  Niederschlag;  Silbernitrat  fällt 
ebenfalls,  Leim,  Sublimat,  Brechweinslein  rufen  keine  Veränderung  hervor,  Kaliumbichromat 
und  Salzsäure  färben  bräunlichroth.  —  Das  Spaltungsproduct  des  Cyclopins,  das  Cyclopia- 
roth:  C19H22O10  ist  in  Wasser  schwer,  in  Alkohol  im  frisch  gefällten  Zustande  leicht 
löslich,  sehr  schwer  in  Aether,  Petroläther,  Chloroform  und  Benzol;  caustische  Alkalien 
lösen  mit  tiefweinrother  Farbe.  Eisenchlorid  färbt  braun.  —  Die  in  Alkohol  schwer  lösliche 
Substanz  B.:  ein  blassrothes,  in  warmem  Wasser  leicht  lösliches  Pulver  der  Formel:  C25H3qOi6 
Oxycyclopin,  welches,  mit  verdünnten  Säuren  gekocht,  gährungsfähigen  Zucker  und 
Oxycyclopiaroth  C,  9  H22  0,2  lieferte,  nach  der  Gleichung:  C25  Hgg  0,6  +  2  H2  0  =  Cg  H,2  Og  -[- 
Ci9  H22  0,2-  Das  Oxycyclopin  verhält  sich  zu  den  Reagentien  ähnlich  wie  das  Cyclopin, 
nur  zeigt  die  alkalische  Lösung  die  grüne  Fluorescenz  nicht.  —  Cyclopiafluorescin  bildet 
hell  schwefelgelbe  Massen,  welche  aus  dünnen,  nadeiförmigen  Krystallen  bestehen.  Formel: 
C,4H,8  0i2-  Diese  Substanz  ist  in  kaltem  Wasser  schwer,  in  kochendem  leichter  löslich, 
in  Alkohol  und  Aether  fast  unlöslich,  wird  von  caustischen  Alkalien  gelöst  zu  einer  gelben, 
schön  grüne  Fluorescenz  zeigenden  Flüssigkeit.  Concentrirte  Schwefelsäure,  sowie  Fröhde's 
Reagens  lösen  mit  gelber  Farbe,  concentrirte  Salpetersäure  ändert  die  gelbe  Farbe  in  Tinten- 
schwarz, welches  allmählich  in  Bräunlich  übergeht.  Die  wässerige  Lösung  wird  durch  Eiseu- 
chlorid  dunkelgrün,  durch  Salpetersäure  tief  roth  gefärbt,  durch  Kupferacetat  schmutzig 
graulich  gefällt.  —  Zu  bemerken  ist,  dass  das  vom  Verf.  erhaltene  Cyclopin  und  Oxycyclopin, 
weil  aschehaltig,  keine  reinen  Körper  waren. 

139.  A.  H.  Church.    Note  on  Cape  tea.     (The  pharmaceutical  Journal  and  Transactions, 
vol.  11,  No.  556,  p.  693.) 

Veranlasst  durch  die  vorstehend  besprochene  Abhandlung  von  Green ish  erinnert 
Verf.  daran,  dass  er  schon  im  Jahre  1870  einen  Aufsatz:  „On  cyclopic  acid,  a  new 
fluorescent  substance  extracted  from  the  Cyclojna  Vogelii"  veröffentlicht  habe, 
in  welchem  er  den  von  Greenish  als  Cyclopiafluorescein  bezeichneten  Körper  beschrieben. 
—  Verf.  erhielt  die  Cyclopiasäure  aus  Pflanzen  von  Cydopia  Vogelii,  indem  er  die 
getrockneten  Blätter,  in  ein  Tuch  gebunden,  einige  Tage  in  Wasser  von  30—400  tauchte 
und  das  Tuch  öfters  ausdrückte:  es  sammelte  sich  allmählig  ein  gelbes  Pulver  am  Boden  des 
Gefässes  an,  welches  in  einer  Mischung  von  Aether,  Alkohol,  Wasser  und  Essigsäure  gelöst 
und  durch  Umkrystallisiren  aus  schwachem  Alkohol  rein  erhalten  wurde.  Die  Ergebnisse 
der  Elementaranalyse  (C53.44  H5.61)  führten  zu  der  Formel  C^HgOi,  welche  Verf.  jetzt  in 
Cit  H18  Og  (verlangt  C53.50  H5.73)  umwandelt. 

140.  A.  Michael,   lieber  die  Synthese  des  Methylarbutins.   (Berichte  der  Deutschen  Chem. 
Gesellschaft,  S.  2097.) 

In  Fortsetzung  seiner  Bemühungen,  Glucoside  synthetisch  darzustellen  (s.  diesen 
Bericht  für  1879,  I,  S.  351),  benutzte  Verf.  jetzt  das  aus  Arbutin  dargestellte  Methyl- 
hydrochinon,  welches  in  geeigneter  Weise  (s.  die  Abh.)  mit  Acetochlorhydrose  behandelt, 
Methyl  arbutin  lieferte.  Die  erhaltenen  farblosen,  seidegläuzeuden ,  bitter  schmeckenden 
Nadelbüschel:  2  CigHigO^ -I-H2  0,  schmelzen  bei  168—1690,  sind  in  Wasser  und  Alkohol 
leicht  löslich,  werden  durch  verdünnte  Säuren  gespalten  in  Traubenzucker  und  Methyl- 
hydrochinon. 

141.  Hugo  Schiff.    Zur  Constitution  des  Arbutins.    (Liebig 's  Annalen  der  Chemie,  Bd.  206, 
S.  159.) 


Pflanzenstoffe.  —  Glucoside.  109 

Die  in  der  Litteratur  verzeichneten  Angaben  über  Zusammensetzung  (Formel), 
Spaltung  etc.  des  Arbutins  sind  zum  Theil  wenig  übereinstimmend;  Verf.  glaubte  die 
Verschiedenheit  der  üntersuchungsresultate  dadurch  sich  erklären  zu  müssen,  dass  zwei  ver- 
schiedene Arbutine  existirten  und  dass  in  Folge  dessen  das  von  Hlasiwetz  und  Haber- 
manu  untersuchte  Präparat,  für  welches  sie  die  SpaUungsgleichung:  C25  H34  0^4 -{"  2  Hj  0  = 
Cg  Hg  O2  +  Cg  H5  (CH3)  O2  +  2  Cg  H,2  Og  aufstellten,  kein  chemisches  Individuum,  sondern  eine 
Mischung  von  Arbutin  und  Methylarbutin  gewesen  sei,  —  Verf.  hat  jetzt  in  dieser 
Beziehung  Rückstände  einer  frühei'en  Arbutindarstellung  untersucht,  indem  er  dieselben 
einer  fractionirteu  Krystallisation  unterwarf.  Bezüglich  der  Angaben  über  Krystallwasser, 
Schmelzpunkte  und  Zusammensetzung  auf  die  Abhandlung  verweisend,  bemerken  wir,  dass 
Verf'.s  Resultate  in  der  That  dafür  sprechen,  dass  die  bisher  untersuchten  „Arbutine" 
Mischungen  von  Arbutin  und  Methylarbutin  gewesen  sind.  Eine  genaue  Isoliruug 
resp.  Trennung  dieser  beiden  Körper  gelang  Verf.  nicht. 

142.  Eduard  N.  Smith.    Examiaation   of  ericaceous  plants.     (The  americau  Journal    of 
pharmacy  vol.  53  (4.  ser.,  vol.  11),  p.  549.) 

Verf.  hat  Chimaphüa  maculata  Pursh.,  Pyrola  elliptica  Nuttall,  Pyrola  chlo- 
rantha  Swartz,  P.  rotundifolia  var.  asarifolia  Michaux  untersucht.  Verf.  fand  in  allen 
diesen  Pflanzen  Arbutin,  welches  noch  in  einer  Verdünnung  von  1:140000  die  von  Jung- 
mann angegebene  Reaction:  blaue  Farbe  auf  Zusatz  von  Phosphormolybdänsäure  und 
Ammoniak  gab.  Ausser  dem  Arbutin  wurde  in  den  Pflanzen  gefunden:  Ericolin,  Ursen, 
Farbstoff,  ätherisches  Oel,  Gummi,  Zucker,  Gerbsäure,  Gallussäure  und  Aepfelsäure  (Chima- 
pMla  maculata  enthielt  statt  Aepfelsäure:  Citronensäure). 

143.  C.  Hock.    Sur  quelques  reactions  spectrales  d'alcaloides  et  de  glycosides.    (Comptes 
rendus  t.  93,  p.  849.  —  Archiv  der  Pharmacie  Bd.  219,  S.  358.) 

Verf.  geht  darauf  aus,  die  Spectralanalyse  zum  Nachweis  organischer  Gifte  zu  ver- 
werthen.  —  Löst  man  Digitalin  in  concentrirter  Salzsäure  und  erwärmt  zum  Kochen,  so 
erhält  man  eine  grüngelbe  Flüssigkeit,  welche  einen  starken  Absorptionsstreifen  im  Anfang 
von  Blau  auf  F  zeigt;  das  übrige  Blau  geht  durch,  während  Violett  von  F  ^/j  G  an  beschattet  ist; 
krystallisirtes  Digitalin  verhält  sich  ebenso.  —  Mit  Schwefelsäure  erwärmt  giebt  Digitalin 
eine  braunrothe  Lösung;  dieselbe  zeigt  2  dunkle  Linien,  eine  stärkere  im  Grün  bei  E  b, 
eine  schwächere  im  Blaugrün  vor  F.  Setzt  man  dieser  Lösung  einige  Tropfen  von  Erd- 
mann's  Mischung  (concentrirte  Schwefelsäure,  welche  in  2000g  3—4  Tropfen  concentrirte 
Salpetersäure  enthält)  zu,  so  erhält  man  eine  carmoisinrothe  Lösung:  zu  den  2  Linien, 
welche  stärker  hervortreten,  kommt  eine  3.  intensive  im  Gelb  bei  D.  Diese  3  Linien 
erscheinen  noch  schöner,  wenn  man  der  Lösung  eine  geringe  Menge  einer  eisenchlorid- 
haltigen  zusetzt.  Diese  Reactionen  halten  sich  Tage  lang  unverändert.  —  Delphinin  wird 
von  concentrirter  Schwefelsäure  bräunlichgelb  gelöst:  ein  Absorptionsstreifen  im  Grüngelb 
bei  D  1/3  E,  welcher  auf  Zusatz  von  Erdmann's  Mischung  stärker  hervortritt.  —  Bella- 
donnin  löst  sich  in  concentrirter  Schwefelsäure  mit  gelblicher  Farbe,  welche  durch  Erwärmen 
rothgelb  wird:  ein  starkes  Absorptionsband  im  Blaugrün  vor  F.  —  Auch  Solanidin, 
Amygdalin,  Cubebin,  Salicin,  Morphin, Codein,Narcotin,Papaverin,  Cryptopin, 
Chinin,  Strychnin  u.  a.  m,  wurden  untersucht;  weitere  Mittheilungeu  werden  in  Aus- 
sicht gestellt. 

144.  Edgar  L.  Patsch.    On  the  Presence  of  Tannin  in  Gentian.    (The  american  Journal 
of  Pharmacy  vol.  53  [4.  ser.,  vol.  11]  p.  508.) 

Verf.  hat  sich  mit  der  Frage,  ob  die  Enzianwurzel  Gerbstoff  enthalte 
oder  nicht  (s.  diesen  Bericht  f.  1876,  S.  778;  f.  1877,  S.  631;  f.  1879,  I,  S.  361;  f.  1880, 
I,  S.  406)  beschäftigt.  Zahlreiche  Versuche  wurden  in  der  verschiedensten  Weise  angestellt, 
um  eine  Substanz  zu  erhalten,  welche  mit  Gelatine,  mit  Cinchouidinsulfat,  mit  Brechwein- 
stein und  Eisenchlorid  Niederschläge  (mit  letzterem  schmutziggrün)  giebt.  Diese  Reactionen 
sind  nicht  der  Gentisinsäure  eigenthühmlich,  da  letztere  in  Wasser  unlöslich,  mit  Eisenoxyd- 
salzen eine  tiefbraune  Färbung  liefert.  Der  Gerbstoff  wird,  da  er  mit  der  Harzsubstanz  ver- 
bunden, mit  derselben  ausgefällt.  —  Verf.  hat  auch  die  von  Kennedy  (s.  diesen  Bericht 
No.  145)  aus  Frasera  Walteri  dargestellte  Substanz  mit  reiner  Gentisinsäure  verglichen 


IIQ  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

und  unterschiede  zwischen  beiden  gefunden.  So  wird  die  Substanz  aus  Frasera  von  Salpeter- 
säure blutroth,  von  Schwefelsäure  carminroth,  die  Gentisinsäure  von  ersterer  dunkelgrün, 
von  letzterer  unverändert  gelöst. 

145.  George  W.  Kennedy.    Constituents  of  Frasera  Walteri.    (The  american  Journal  of 
Pharmacy  vol.  53  [4.  ser.,  vol.  11]  p.  280.) 

Verf.  hatte  Gelegenheit,  ein  von  Lloyd  (s.  diesen  Bericht  für  1880,  I,  416)  aus 
der  amerikanischen  Columbowurzel  (Frasera  Walteri)  isolirtes  citronengelbes  Pulver  zu 
untersuchen  und  namentlich  mit  dem  vom  Verf.  aus  derselben  Wurzel  1873  erhaltenen  zu 
vergleichen.  Die  von  K.  ausgeführten  Reactionen  sprechen  für  deren  Identität,  sowie  dafür, 
dass  diese  Substanz  identisch  sei  mit  dem  Bestandtheil  der  Gentiana  lutea.  Beide  Wurzeln, 
die  von  Gentiana  lutea  und  von  Frasera  Walteri  unterscheiden  sich  bezüglich  ihrer 
Bestandtheile  nur  soweit,  dass  in  der  Frasera  die  gelbe  Gentisinsäure,  in  der  Gentiana 
das  bittere  Gentiopikrin  vorherrscht,  —  Die  von  Lloyd  erhaltene  Substanz  lieferte  mit 
Eisenchlorid  eine  tief  schwarzgrüne  Färbung,  mit  Gelatinelösung  einen  geringen  Nieder- 
schlag, Es  ist  dies  die  Substanz,  deren  Reactionen  einen  Tanningehalt  der  GewfmHo-Wurzel 
vortäuschten  (s.  diesen  Bericht  f.  1876,  S.  778,  f.  1877,  S.  631,  f.  1879,  I,  S.  361,  f,'  1880, 
I,  S,  406), 

146.  E.  Finocchi.    Oleandrin.    (Berichte  d.  D.  Chem.  Gesellsch.  S.  2602  nach  L'Orosi  257.) 

Das  Oleandrin  giebt,  nach  Verf.,  mit  Phosphormolybdänsäure  weissen,  amorphen 
Niederschlag,  ebenso  mit  Mayer 's  Reagens  und  dem  von  Marme;  Jod -Jodkalium  fällt 
orangegelb,  Tannin  weiss,  Goldchlorid  und  Pikrinsäure  gelb.  Die  Oleandrinsalze  reduciren 
schnell  Ferridcyankalium,  —  Verf.  hält  das  Oleandrin  für  identisch  mit  einem  Ptomain, 

147.  A.  Zander.    Chemisches  über  die  Samen  von  Xanthium  Stramarium.    (Inaug.-Disser- 
tation,  Dorpat,  8",  36  S.) 

Verf.  fand  in  den  Samen  von  Xanthium  Strumarium  5.44%  Wasser,  5.18  %  Asche 
(mit  1.6  Kali,  2.26  P,  O5  und  0,04  Si  O2),  40,98  %  Fett  und  Harz  (88.6  in  Petroläther  lös- 
liches Fett,  2,38  7o  in  Aether  lösliches  Fett  und  Harz),  3.31  %  Saccharose,  0,95  %  Schleim  (?) 
durch  Alkohol  fällbar,  36,64  "/q  Eiweiss  (und  zwar  1.12  durch  Alkohol  fällbar,  1.42  »/o  durch 
Essigsäure  fällbares  Legumin,  4.10  durch  Alkohol  und  Essigsäure  nicht  fällbar,  2,790/0  beim 
Auswaschen  in  Wasser  gelöst,  23,69%  caseinartiger  Körper  in  verdünnter  Natronlauge 
löslich,  0.72  %  in  verdünnter  Natronlauge  lösliches  Eiweiss,  2.81  7o  in  Wasser  und  Natron- 
lauge unlösliches  Eiweiss),  0.68%  Salpetersäure,  0,06  7o  Ammoniak,  1.56%  unbekannte  durch 
verdünnte  Natronlauge  lösliche  Stofie,  1.52%  Cellulose,  2,40%  Cuticularsubstanz  und  1.27% 
organische  Säuren  und  Xauthostrumarin.  —  Die  zerstossenen  Samen  wurden  mit  Wasser 
erschöpft,  die  graubräunlichen,  trüben  Flüssigkeiten  mit  10  procentiger  Bleiacetatlösung  ver- 
setzt, bis  statt  des  anfangs  entstehenden  schmulzigweisslichen  Niederschlags  ein  gelbliches 
Präcipitat  erhalten  wurde.  Das  ziemlich  klare,  bräunliche  Filtrat  wurde  jetzt  mit  Bleiacetat 
ausgefällt,  der  schön  citronengelbe  Niederschlag  in  Wasser  suspendirt  und  entbleit,  das 
goldgelbe  Filtrat  eingedampft,  bis  ein  stärkerer  Baldriangeruch  auftrat,  und  jetzt  mit  dem 
4-  bis  5fachen  Volum  absolutem  Alkohol  ausgefällt.  Nach  dem  Filtriren  und  Abilestilliren 
des  grössten  Theils  des  Alkohols  wurde  der  bei  der  Zersetzung  entstandene  Zucker  durch 
Aether  gefällt ,  der  Aetheralkohol  abdestillirt  und  der  Rückstand  auf  flachen  Glasschalen 
über  Schwefelsäure  getrocknet.  Die  reinste  Portion  des  Xanthostrumarins  hatte  nur 
sehr  geringen  Baldriangeruch,  war  völlig  amorph,  matt,  hellgelb,  neutral,  stickstofffrei,  un- 
löslich in  Petroläther,  löslich  in  Wasser,  Alkohol,  Aether,  Benzin,  Chloroform,  Methyl-  und 
Amylalkohol,  wird  durch  Natronlauge  dunkelgelb  gefärbt,  durch  Eiseuoxyduloxyd  und  Eisen- 
chlorid dunkelgrün,  durch  Kupferacetat  grünblau,  Bleiacetat  citronengelb  gefällt,  reducirt 
Silbersalpeter  (sofort  in  amraoniakalischer  Lösung).  Concentrirte  Schwefelsäure  resp.  Sal- 
petersäure löst  braungelb,  Platinchlorid,  Goldchlorid  u.  a.  m,  (s.  d,  Abh,)  fällen.  Durch 
Kochen  mit  verdünnten  Säuren  wird  die  Substanz  unter  Bildung  von  Zucker  gespalten ;  diese 
Spaltung  tritt  auch  beim  Kochen  mit  Alkalien  ein,  sowie  durch  längeres  Kochen  mit  Wasser. 
Der  Zucker  scheint  Glycose  zu  sein. 

148.  F.  Tiemann  und  W.  Will.   Deber  das  Hesperidin,  ein  Glucosid  der  Aurantiaceen,  und 
seine  Spaltungsprodacte.    (Berichte  der  Deutschen  Chemischen  Gesellschaft,  S.  946.) 


Pflatizenstoffe.  —  Glucoside.  111 

Verff.  haben  die  von  E.  Hoffmann  (s.  diesen  Bericht  f.  1876,  S.  827-829)  begonnene 
Untersuchung  des  Hesperidins  und  seiner  Spaltungsproducte  fortgesetzt.  Das 
Hesperidin:  C22  H26  O12  erleidet  durch  Einwirkung  verdünnter  Schwefelsäure  eine  Spaltung 
in  Traubenzucker  und  Hesperetin:  CigHiiOg.  Letzteres  wird  durch  Einwirkung  von  Alkali- 
hydraten oder  Bariumhydrat  weiter  zerlegt  in  Phloroglucin  und  Hesperetinsäure: 
Cjo  H,o  O4.  —  Diese  Säure  wurde  nun  genauer  untersucht.  Durch  schmelzendes  Kalium- 
hydrat liefert  die  Hesperetinsäure :  Protocatechusäure,  woraus  hervorgeht,  dass  in  dem 

/C- 
Molecul  der  Säure  der  Protocatechusäurerest :  CgHs^O  —  vorhanden  ist.    Die  weiter  dar- 

\0- 

gestellten  Derivate:  die  Methylhesperetinsäure  und  deren  Methyläther  sind  genau  untersucht. 
Da  aus  der  Methylhesperetinsäure  leicht  Veratrumsäure  resp.  Dimethylprotocatechusäure 
erhalten  werden  konnte,  da  ferner  aus  der  Acethesperetinsäure  leicht  Isovauilinsäure,  aus 
der  Hesperetinsäure  leicht  Hydro isoferulasäure  dargestellt  wurde,  so  ist  damit  die  Consti- 
tution der  Hesperetinsäure  resp.  ihre  Identität  mit  der  Isoferulasäure  sicher 
gestellt;  die  Hesperetinsäure  ist  somit  eine  paramethoxylirte,  metahydroxy- 

/CH  =  CH  —  COOH 
lirte  Zimmtsäure:  Cg  Ho^OH  .  —  Von  Abkömmlingen  der  Hesperetin- 

X0CH3 
säure  wurde  der  Methyläther,  das  Hesperetol  und  Isovanillin  untersucht.  —   Das  Hespe- 
retin zeigt  nur  die  schwach  sauren  Eigenschaften  eines  Phenols,  kann  demnach  keine 
Carboxylgruppe  enthalten.    In  dem  Hesperetin  ist  Phloroglucin  und  Hesperetin- 
säure  nach  Art  der  zusammengesetzten  Aether  verbunden   und  demnach  die 

/CH  =  CH-CO-0\ 
Formel  des  Hesperetins:  C.  H^^OH  HO— ^Cg  H3.  —  Die  theoretischen  Be- 

\0CH3  HOX 

trachtungen  über  die  Constitution  des  Hesperidins  sind  in  der  Abhandlung  nachzusehen. 

149.  G.  francke.  Ueber  Hesperidin  und  Bergapten.  Inaug.-Dissertation.  Erlangen.  8.  21  S.) 

Auf  Veranlassung  von  Hilger  hat  Verf.  die  von  E.  Hoffmann  (s.  diesen  Bericht 
für  1876,  S.  827)  im  Erlanger  Laboratorium  begonnene  Untersuchung  über  das  Hesperidin, 
zum  Theil  mit  Material,  welches  von  den  Arbeiten  E.  Ho  ff  mann 's  herrührte,  fortgesetzt, 
um  die  Constitution  des  Hesperidins,  sowie  der  aus  ihm  entstehenden  Säure  festzustellen.  — 
Bei  der  Oxydation  des  Hesperetins  konnte  mit  Sicherheit  weiter  nichts  als  die  Bildung 
von  Ameisensäure  und  Essigsäure  constatirt  werden.  Durch  Einwirkung  von  Acetyl- 
chlorid  wurde  ein  Derivat  des  Hesperetins  erhalten,  dessen  Zusammensetzung  der  Formel: 
C]6  H12  (C2  Hs  0)2  Og  entspricht;  dieses  Diacetylhesperetin  lieferte  alsdann,  mit  schmelzendem 
Kali  behandelt :  Protocatechusäure.  —  Die  Hesperetinsäure  konnte  Verf.  in  ein  Monoacetyl- 
derivat  umwandeln.  —  Bezüglich  der  Ansichten  des  Verf.'s  über  die  Constitution  des 
Hesperetins  und  der  Hesperetinsäure,  wesentlich  verschieden  von  den  Ergebnissen  der  Unter- 
suchung von  Tiemann  und  Will  (s.  vor.  No.),  müssen  wir  auf  die  Abhandlung  verweissen. 

150.  Constanz  Manz.    The  root  of  Ipomoea  pandurata.    (The  american  Journal  of  Phar- 
macy,  vol.  53  [4.  ser.,  vol.  11],  p.  385.) 

Verf.  hat  die  Wurzel  der  Ipomoea  pandurata  untersucht.  Dieselbe  enthält  1.5% 
eines  Harzes,  ferner  Zucker,  StJUke  etc.  —  Das  Harz  hat  eine  gelblichbrauue  Farbe, 
welches,  in  Alkohol  gelöst  und  mit  Wasser  ausgefällt,  als  gelblichgraues  resp.  gelblichweisses 
Pulver  erhalten  wird.  Dasselbe  ist  in  Aether  und  Chloroform  sowie  in  Alkohol  löslich; 
letztere  Lösung  zeigt  saure  Reaction.  Wässerige  Alkalien  lösen  es  ebenfalls,  Salzsäure  fällt 
es  aus  dieser  Lösung  aus.  Benzol,  Benzin  und  Essigsäure  lösen  es  nicht.  Mit  verdünnter 
Schwefelsäure  gekocht  liefert  das  Harz:  Zucker;  dasselbe  ist  demnach  ein  Glucosid. 

151.  Oscar  Textor.    The  examination  of  persian  insect  powder  for  its  active  principle. 
(The  american  Journal  of  Pharmacy,  vol.  53  [4.  ser.  vol.  11]  p.  491.) 

Das  persische  Insectenpulver:  die  gepulverten  Blüthen  von  Pyrethrum  roseuni 
und  Pyr.  carnettm,  war  bisher  Gegenstand  mehrerer  Untersuchungen.  Im  Jahre  1876  isolirte 
Jousset  de  Bellesme  (s.  diesen  Bericht  f.  1876,  S.  859)  ein  krystallinisches  Alkaloid, 
Semen  off  ein  flüssiges  flüchtiges  Alkaloid,  während  Rother  neben  einer  öligharzigen 


112  Physiologie,  —  Chemische  Physiologie. 

Säure:  Persiceia  und  dem  Persiretin  eine  leichtlösliche  glucosidische  Substanz:  Persicin  erhielt. 
Die  von  den  genannten  Verff.  dargestellten  Substanzen  werden  von  denselben  auch  als  die 
wirksamen  Bestandtheile  des  Insectenpulvers  betrachtet.  ~  Nach  einer  Mittheilung  der 
Pharm.  Centralh.  1878  wird  die  Wirkung  des  Pulvers  durch  2  Substanzen  bedingt:  durch 
einen  dem  Trimethylamin  verwandten,  an  eine  Säure  gebundenen  Stoff,  sowie  durch  einen 
zweiten  von  den  Harzdrüsen  der  Blüthenröhrchen  und  den  stachligen  Pollenkörnern  gebildeten 
Bestandtheil.  Wässerige  und  schwach  weingeistige  Auszüge  des  Pulvers  sind  fast  wirkungslos 
und  auch  die  Tinctur  kann  niemals  das  Pulver  vollständig  ersetzen.  —  1879  isolirte  Dal 
Sie  (s.  diesen  Bericht  f.  1879,  I,  S.  355)  ein  glucosidisches  Harz.  —  Verf.  untersuchte  die 
ganzen  Blüthen,  indem  er  dieselben  pulverte  und  mit  Benzol  erschöpfte.  Der  sauer 
reagirende  Benzolauszug  wurde  verdunstet  und  nach  Entfernung  des  Benzols  noch  mit  Wasser 
eingedampft  (um  etwa  vorhandenes  ätherisches  Oel  zu  verjagen).  Der  weiche,  klebrige 
Rückstand  wurde  mit  angesäuertem  Wasser  behandelt:  das  Filtrat  enthielt  kein  Alkaloid.  — 
Der  Beuzolextract  löste  sich  vollständig  in  Alkohol;  in  angesäuertes  Wasser  gegossen  schied 
sich  ein  weiches  Harz  aus.  —  Ein  Theil  des  Benzolauszugs  verlor,  mit  wenigen  Tropfen 
Kalilauge  behandelt,  die  grünliche  Farbe,  färbte  sich  dunkelbraun  und  wurde  in  Wasser 
völlig  löslich;  diese  Lösung  schäumte  stark  und  lieferte  auf  Zusatz  von  Säure  einen  Nieder- 
schlag. Mit  gebrannter  Magnesia  gemischt  lieferte  der  Beuzolextract  ein  auf  Fliegen  stark 
wirkendes  Pulver;  dieselbe  Wirkung  hatte  das  oben  genannte,  aus  der  alkoholischen  Lösung 
des  Benzolauszugs  erhaltene  weiche  Harz,  nachdem  dasselbe  zuvor  mit  Magnesia  zu  einem 
Pulver  verarbeitet  war ;  ebenso  wirkte  die  aus  dem  mit  Kali  behandelten  Benzolauszug  durch 
Zusatz  von  angesäuertem  Wasser  erhaltene  Masse,  wenn  man  dieselbe  mit  Magnesia  ver- 
rieben. Das  durch  Benzol  erschöpfte  Insectenpulver ,  sowie  aus  demselben  dargestellte 
alkoholische  Auszüge  waren  wirkungslos.  —  Das  persische  Insectenpulver  enthält  keine 
Spur  eines  ätherischen  Oeles.  —  Der  wirksame  Bestandtheil  ist  das  weiche  Harz,  welches, 
in  Alkohol  vollkommen  mit  saurer  Reaction  löslich,  durch  Wasser  ausgefällt  wird.  Ob 
dasselbe  glucosidisch  ist,  wie  Rother  und  Dal  Sie  gefunden,  ist  vom  Verf.  leider  nicht 
untersucht. 

III.  Säuren  und  Anhydride. 

152.  L.  HaitiDger.  Ueber  das  Vorkommen  von  Gitroneosäare  und  Apfelsäare  im  Cbeli- 
donium  majus.  (Sitzungsberichte  der  mathemat.-naturwiss.  Classe  d.  Wien.  Akad. 
Band  84,  Abth.  2,  S.  424.) 

Veranlasst  wurde  diese  Untersuchung  durch  die  Angaben  von  Lietzenmeyer 
(s.  diesen  Bericht  für  1879,  I,  S.  343),  dass  die  in  dem  Schöllkraut  vorkommende  Apfel- 
säure von  den  bereits  gekannten  und  näher  untersuchten  Apfelsäuren  sich  unterscheide. 
Die  Untersuchungen  des  Verf.  führten  nun  zu  dem  Resultate,  dass  die  von  Lietzenmeyer 
als  isomere  Apfelsäure  beschriebene  Substanz  hauptsächlich  aus  Citronensäure  und 
Phosphorsäure  besteht,  Citronensäure  (ausser  Chelidonsäure)  im  Kraute  von 
Chelidonium  majus  in  reichlicher  Menge  vorkommt  und  dass  auch  die  gewöhnliche 
Apfelsäure  in  dem  Kraute  mit  Sicherheit  nachgewiesen  werden  konnte. 

153.  J.  Stenhonse  and  Charles  E.  Groves.    Note  on  Usnic  Acid  and  some  Products  of  its 
JOecomposition.     (Journal  of  the  chemical  society,  vol.  39,  p.  234.) 

Die  aus  Usnea  barbata  dargestellte  rohe  Usninsäure  wird,  durch  üeberführen 
in  das  Natriumsalz,  Fällung  und  Umkrystallisiren  derselben  gereinigt,  schliesslich  wird  die 
fast  reine  Säure  in  Benzin  gelöst,  filtrirt  und  auskrystallisirt:  die  Säure  bildet  glänzende 
gelbe  Nadeln.  —  Wird  reines  usninsaures  Natrium  mehrere  Stunden  mit  einer  ver- 
dünnten Lösung  von  Natriumbicarbonat  bei  Abschluss  der  Luft  gekocht  und  alsdann  mit 
Schwefelsäure  neutralisirt ,  so  erhält  man  einen  bräunlichgelben  flockigen,  aus  Alkohol 
krystallisirenden  Niederschlag.  —  Wird  Usninsäure  in  der  3fachen  Menge  concentrirter 
Schwefelsäure  gelöst  und  die  dunkelorangefarbene  Lösung  3  Stunden  lang  auf  60"  erhitzt, 
die  kalte  Masse  in  15  Theile  Wasser  gegossen  und  der  flockige  Niederschlag  nach  öfterem 
Waschen  mit  Wasser  aus  Alkohol  krystallisirt ,  so  erhält  man  Usnolinsäure  in  Form 
kleiner,  gelblicher,  bei  218?5  schmelzender  Prismen,  welche  in  Benzin,  Schwefelkohlenstoff 


Pflanzenstoife.  —  Säuren  und  Anhydride.  113 

und  Aether  unlöslich,  in  kochendem  Alkohol  wenig  löslich,  sich  in  verdünnten  Alkalien 
mit  orangebrauner  Farbe  lösen.  Formel:  Cj^  11^8  020-  —  Für  die  Usninsäure  berechnen 
die  Verf.  die  Formel:  C5)  H50  Oji  (verlangt:  C62.67H4.84;  gefunden:  C62.66— 62.80 H5-5.06).  Die 
Usnolinsäure  wäre  aus  der  Usninsäure  durch  Entziehung  von  1  Molekül  Wasser  entstanden. 

154.  A.  Spiegel,  üeber  die  Vulpinsäure.   (Berichte  der  Deutschen  Chemischen  Gesellschaft, 
S.  1686.) 

Verf.  hat  seine  Untersuchungen  (s.  diesen  Bericht  f.  1880,  I.,  S.  390,  No.  132,  133) 
fortgesetzt.  Besprochen  wird :  die  Oxatolylsäure,  die  durch  Reduction  der  Pulvinsäure  ent- 
stehende Hydrocornicularsäure :  Cjy  Hje  O3,  Derivate  dieser,  sowie  ein  Spaltungsproduct  der- 
selben, die  Phenylbernsteinsäure  (s.  die  Abh.) 

155.  William  J.  Bowinan.   Aspidium  rigidum.   (The  american  Journal  of  Pharmacy,  vol.  53 
[4.  ser.  vol.  11],  p.  389.) 

Verf.  hat  in  dem  Rhizom  von  Aspidium  rigidum,  eines  an  der  Küste  des  Stillen 
Oceans,  von  Oregon  bis  Mexico  einheimischen  Farrnkrauts  neben  Harz,  Fett,  Tannin,  Glucose, 
Gummi,  Pectin  und  Stärke  noch  eine  eigenthümliche  Substanz  gefunden:  ein  hellgelbes, 
krystallinisches  Pulver,  mit  geringem,  Ekel  erregenden  Geschmack,  in  ätherischer  Lösung 
sauer  reagirend.  Erhitzt  liefert  dieselbe  ein  öfiges,  nach  Buttersäure  riechendes  Destillat; 
es  brennt  der  Körper  mit  leuchtender  Flamme ;  mit  Ammoniak  zersetzt  nimmt  er  eine 
dunkle  gelbbraune  Farbe  an.  Die  Säure  ist  unlöslich  in  Wasser,  wenig  löslich  in  verdünntem 
Alkohol ,  leichter  in  kochendem  absolutem  Alkohol ,  in  fetten  Oelen  und  sehr  leicht  in 
Schwefelkohlenstoif,  sowie  in  ätherischen  Oelen.     Verf.  hält  diese  Säure  für  Filixsäure. 

156.  E.  Smith.    Eine   Synthese   der   Salicylsäure.    (Referate   der  Berichte  der  Deutschen 
Chemischen  Gesellschaft,  S.  994,  nach  Amer.  ehem.  journ.  II.  338.) 

Durch  mehrstündiges  Erhitzen  von  benzoesaurem  Kupfer  mit  Wasser  im  geschlossenen 
Rohre  auf  180°  wurden  nachweisbare  Mengen  von  Salicylsäure  erhalten. 

157.  E.  Mandelin.    Untersuchungen  über  das  Vorkommen  und  über  die  Verbreitung  der 
Salicylsäure  in  der  Pflanzengattung  Viola.    (Inaug.-Dissertation,  Dorpat,  8",  60  S.) 

Ausführliche  Besprechung  der  Resultate  von  Untersuchungen,  über  welche  Dragen- 
dorff  bereits  (s.  diesen  Bericht  für  1880,  I,  S.  385,  No.  116)  kurz  berichtete.  —  Zu  den 
Untersuchungen  wurden  anfangs  nur  die  officinelle  Herba  Jaceae  s,  Violae  tricoloris 
genommen ;  das  Material  stammte  aus  der  Umgegend  Dorpats  und  entsprach  der  zur  ßlüthezeit 
gesammelten  Viola  tricolor  L.  var.  arvensis  Murr.  —  Mehrere  Versuche  hatten  das  Vor- 
kommen eines  krystallinischem  Körpers  gelehrt;  zur  Darstellung  desselben  wurden  21  Pfund 
trockenes  Kraut  (im  Juni  und  Juli  gesammelt)  zweimal  mit  genügender  Menge  Wasser  aus- 
gekocht und  ausgepresst,  die  Auszüge  auf  freiem  Feuer  zur  Hälfte  eingekocht  und  kalt 
gestellt:  die  von  dem  Bodensatz  klar  abgegossene,  filtrirte  Flüssigkeit  wurde  auf  dem  Dampf- 
bade zum  dünnen  Extract  verdunstet  und  dieses  unter  tüchtigem  Umführen  und  in  kleinen 
Portionen  in  2  Volum  85procentigen  Alkohols  eingegossen  und  2  Tage  kalt  stehen  gelassen. 
Die  von  dem  Bodensatz  abfiltrirte  alkoholische  Flüssigkeit  hinterliess  einen  Rückstand,  der 
zum  dünneu  Extract  eingedampft  in  2  Vol.  absoluten  Alkohols  eingegossen  wurde.  Filtrat 
und  Waschalkohol  des  Bodensatzes  wurden  im  luftverdünnten  Räume  destillirt:  der  zäh- 
flüssige, schwarzbraune  Rückstand  auf  dem  Wasserbade  vollkommen  vom  Alkohol  befreit, 
mit  wenig  Wasser  verdünnt  und  durch  Schütteln  mit  Aether  erschöpft  (18—20  Ausschütte- 
lungen). Der  grün  gefärbte  Aether  hinterliess  einen  zähflüssigen,  Chlorophyll-  und  fettreichen 
Rückstand,  welcher,  auf  dem  Dampfbade  wiederholt  mit  Wasser  ausgezogen,  eine  gelbe 
Lösung  lieferte;  letztere,  mit  Aether  erschöpft,  lieferte  sternförmige  Krystallisationen,  welche 
durch  mehrmaliges  Umkrystallisiren  vollkommen  farblos  und  aschefrei  erhalten  wurden. 
Verf.  fand  die  so  erhaltenen  Krystalle  in  ihren  Eigenschaften  und  Reactionen  (s.  die  Abh,) 
durchaus  übereinstimmend  mit  der  reinen,  dialysirteu  Salicylsäure.  Dieselbe  ist  im  freien 
Zustande,  nicht  in  Form  eines  Salzes,  in  der  Pflanze  enthalten.  —  In  den 
Blättern,  Stengeln,  Rhizom,  Blumenblättern,  sowie  dem  nicht  ganz  reifen  Samen  der  Viola 
tricolor  konnte  Verf.  die  freie  Salicylsäure  nachweisen.  —  Verf.  suchte  ebenfalls  die  Menge 
dieser  Säure  zu  bestimmen  und  benützte,  nach  mehreren  Prüfungen,  zu  den  vergleichenden 
Untersuchungen  folgendes  Verfahren :  7  g  des  lufttrockenen,  grob  gepulverten  Krautes  wurden 

Botanischer  Jabresboricbt  IX  (1881)  1.  Äbth.  3 


JJ4  Physiologie.  —  Cliemische  Physiologie. 

mit  70ccm  95procentigen  Alkohols  in  einem  Kolben  2  Tage  macerirt,  am  Rückflusskühler 
zum  Kochen  erwärmt,  erkalten  lassen,  ausgepresst  und  filtrirt.  50  ccm  Filtrat  =  5  g  Kraut 
werden  hei  möglichster  Luftverdünnung  bis  auf  1—2  ccm  eingedickt,  der  Kolben  bis  12  Stunden 
kalt  gestellt,  10  ccm  Wasser  zugesetzt,  abermals  bis  8  Stunden  kalt  stehen  gelassen  und 
filtrirt;  Inhalt  des  Kolbens  und  Filtrats  mit  5  ccm  warmen  Wassers  uachgewaschen.  Die 
klare  Lösung  wird  nach  und  nach  mit  10,  10  und  5  ccm  reinen  Äethers  10—15  Minuten 
geschüttelt,  der  möglichst  vollständig  getrennte  Aether  in  Glasschale  verdunstet,  der  Rück- 
stand mit  kleinen  Mengen  (1—3  ccm)  Wasser  bei  50-70''  erschöpft  und  die  so  erhaltene 
farblose  Lösung  colorimetrisch  (nach  Färbung  mit  sublimirtem  Eisenchlorid)  bestimmt  (s.  die 
Abhandlung  S.  42).  —  Zu  diesen  Untersuchungen  dienten  Viola  tricolor  L.  var.  syrtica 
Flörke,  Viola  tricolor  L.  (aus  Deutschland),  Viola  tricolor  (Gartenvarietät),  Viola  tricolor 
var.  arvensis.    Gefunden  wurden  an  Salicylsäure: 

lufttrockenes  bei  110"  getrocknetes  und 

Kraut  aBchefreies  Kraut 

Viola  tricolor  Gartenvarietät     .     .     .    0.0430%  0.0597 »/(, 

Viola  syrtica 0.0630  0.0829 

Viola  tricolor  (Deutschland)       .•  .    .    0.0868  0.1103 

Viola  arvensis       0.1068  0.1441 

Kleine  Mengen  Salicylsäure  wurden  ferner  nachgewiesen  in  Viola  odor ata  h. 
(Rhizom),  Viola  silvatica  Fr.  (Kraut),  Viola  palustris  L.  (Rhizom),  Viola  palustris  Ij.  var. 
epipsila  Lid,  (Kraut),  Viola  canina  L.  (Kraut),  Viola  arenaria  DC.  (Kraut) ;  Viola  uliginosa 
Schrad.  (Kraut),  Viola  mirabilis  L.  (Kraut),  Viola  uniflora  L.  floribunda  und  pinnatifida 
gaben  keine  Reactiou.  —  Die  Samen  von  Viola  tricolor,  das  Kraut  der  Viola  odor  ata 
scheint  eine  Substanz  zu  enthalten,  welche  beim  Kochen  mit  verdünnter 
Salzsäure   Salicylsäure  liefert. 

158,  D.  B.  Dott.    Meconic   acid.    (The  pharmaceutical  Journal  and  transactions ,  vol.  11, 
No.  551,  p.  576.) 

Die  Meconsäure  wird  gewöhnlich  als  3basische  Säure  betrachtet,  während  Dittmar 
und  Dewar  dieselbe  auf  Grund  ihrer  Untersuchungen  als  2basische  auffassen.  Verf.  hat 
zur  Entscheidung  der  Frage  Untersuchungen  angestellt.  Die  vom  Verf.  in  der  verschiedensten 
Weise  dargestellten  Silbersalze  der  Meconsäure  enthielten  nie  übereinstimmende  Mengen  von 
Silber.  Der  Silbergehalt  schwankte  in  verschiedenen  Präparaten  zwischen  35.03  und  55.81"/o 
und  stieg  sogar  in  einem  mit  Wasser  längere  Zeit  gekochten  Präparate  auf  88.87  o/g,  während 
ein  Salz  der  Zusammensetzung:  C;  H  Ag3  0,  62.18"/.,  Ag  erfordert.  Verf.  zieht  hieraus  den 
Schluss,  dass  die  Meconsäure,  zumal  dieselbe  nur  2  Aethyläther  bildet,  nicht  Sbasisch 
sei,  dass  aber  die  Meconsäure  leicht  basische  Salze  zu  bilden  vermöge. 

159,  H.  Ost.    Die  Verbindangen  der  Mecoasäuregruppe.    (Journal  für  praktische  Chemie. 
Neue  Folge,  Band  23,  S.  439.) 

Verf.  hat  seine  Untersuchungen  der  zu  der  Meconsäuregruppe  gehörigen  Ver- 
bindungen  fortgesetzt   (s.   diesen  Bericht  für   1878,  I,  S.  254,  für   1879,   I,  S.  346).    Die 

OH 
Meconsäure:  C7  H^On  =  Cj  HO, <C/pQQjj\     ist    eine    2basische   Oxysäure,    welche 

OH 
leicht  einen  Di- und  Triäthyläther  liefert.  —  Die  Komensäure :  Cg  H4  O5  =  C5  Hj  02<Cqqqtt 

wurde  in  einen  Nitrokomensäureäthyläther  und  dieser  durch  Reduction  in  Amidokomensäure 
übergeführt.  —  Bromkomensäure  konnte  leicht  in  Oxykomensäure :  C5H4  02<Cpr)(-)ij ver- 
wandelt werden.  —  Lässt  man  Ammoniak  auf  Komeusäureäther  einwirken,  so  erhält  man 
Komenamid,  welches  verschieden  ist  von  der  isomeren  Komenaminsäure. 

160,  F.  Reibstein,    üeber  die  Komensäure.     (Journal  für  praktische  Chemie,    Neue  Folge, 
Band  24,  S.  276.) 

Ausführlichere  Mittheilung  der  Resultate  von  Untersuchungen,  über  welche  z.  Th. 
schon  Ost  kurz  berichtete.  —  Die  Komensäure  entsteht  aus  der  Meconsäure  durch 
Kochen  mit  Salzsäure  unter  Abgabe  von  1  Mol.  Kohlensäure;  die  Reinigung  der  Säure 
wurde  mit  Hülfe  des  schwer  löslichen  Ammoniumsalzos  vorgenommen,  indem  dasselbe  mehr- 


Pflanzenstoffe   —  Säuren  und  Anhydride.  115 

mals  aus  heissem  Wasser  umkrystallisirt  wurde.  Die  Komensäure  ist  eine  Ibasische  Oxy- 
säure:  C5  H2  C>2<foOH  '  "^'^^^^^  durch  Einleiten  von  Salzsäure  in,  die  Komensäure  suspendirt 

enthaltenden  absoluten  Alkohol  nur  ein  Alkoholradical  an  Stelle  von  Wasserstoff  aufzunehmen 
vermag:  die  erhaltenen  grossen  gut  ausgebildeten  Nadeln  des  Aethyläthers  schmelzen  bei 

O    C    H   O 
126?5:  mit  Acetanhydrid  behandelt  liefern  sie  ein  Acetylderivat :  C5H2  Oj^^Öq^C   H 

Der  schon  oben  erwähnte  Nitroäther:  kleine,  gelbe  Nadeln,  schmilzt  bei  147";  die  wässerige 
Lösung  gibt  mit  Eisenchlorid  eine  rothe  Färbung.  Dieser  Aether  löst  sich  beim  Erwärmen 
in  wässrigem  kohlensaurem  Natron   unter  Kohlensäureentwicklung    auf:    man    erhält  gelbe 

Nädelchen  eines  in  kaltem  Wasser  schwer  löslichen  Natronsalzes:  C5  H  (NO2)  Og^nQn  n  jj 

welches  wasserfrei,  beim  Erhitzen  sehr  heftig  explodirt.  Auch  ein  Kali-,  Baryt-,  Kalk-  und 
Silbersalü  wurden  dargestellt.  —  Die  Amidokomensäure  bildet  feine,  weisse,  seideglänzende 
Nädelchen:  C5  H  (NH,)  O2 .  OH  .  COOK -f  Hj  0;  sie  löst  sich  beim  Erwärmen  in  starker 
Salzssäure  auf  und  scheidet  sich  beim  Erkalten  die  salzsaure  Verbindung  in  weissen,  glimmer- 
artigen Schuppen  aus.  —  Das  Komeuamid  entsteht  durch  Einleiten  von  Ammoniak  in  die 
ätherische  Lösung  des  Komensäureäthers:  ein  gelber,  krystallinischer  Niederschlag,  dessen 
Kalisalz  untersucht  wurde.  —  Untersucht  wurden  ferner  die  Komenaminsäureäther,  sowie 
deren  Barytsalz,  die  Oxykomensäure ,  deren  Aether,  Acetylderivat  und  Salze,  sowie  die 
Oxykomenaminsäure. 

161.  Bailand.  Sur  la  phytolaque  dio'iqae.  (Journal  de  Pharmacie  et  de  Chimie,  5.  Ser,, 
t.  4,  p.  232.) 

Verf.  hat  die  Trauben  von  Phytolacca  dioiea  L.  {Pircunia  dioica  Moquin-Tandon) 
untersucht.  Dieselben  bestanden  (in  Procenten)  aus  Wasser  75.4;  Chlorophyll,  Wachs, 
Harz,  ätherisches  Oel  und  flüchtige  Säure  0.45 ;  reducirender  Zucker  3.2 ;  nicht  reducirender 
Zucker  11.2;  organische  Säure  2.6;  Gummi  4.4 ;  Proteinsubstanzen,  Pectin  und  Pectose  0.89; 
Asche  1.86.  —  Die  organische  Säure  besass  einige  Eigenschaften  der  von  Terreil  (s.  diesen 
Bericht  f.  1880,  I,  S.  387)  aus  Phytolacca  decandra  isolirten  Phytolaccasäure. 

162.  A.  Spiegel.  Synthese  der  Tropasäure  aus  Acetophenon.  (Berichte  der  Deutschen 
Chemischen  Gesellschaft  S.  235.) 

Verf.  gelaugte  zu  einer  Synthese  der  Tropasäure  (s.  Ladenburg  und  Rüg- 
heim er,  diesen  Bericht  für  1880,  I,  S.  386,  No.  120),  indem  er  Blausäure  in  statu  nascendi 
auf  Acetophenon  einwirken  Hess,  das  so  entstehende  Cyanhydrin  des  Acetophenons  durch 
Erhitzen  mit  starker  Salzsäure  in  Chlorhydratropasäure  und  diese  weiter  in  Tropasäure 
überführte. 

163.  L.  Rügheimer.  lieber  Aethylatrolactinsäure.  (Berichte  der  Deutschen  Chemischen 
Gesellschaft  S.  446.) 

Verf.  theilt  Versuchsresultate  mit,  durch  welche  die  von  Ladenburg  und  Rüg- 
heimer (s.  diesen  Bericht  f.  1880,  I,  S.  386)  aufgestellte  Structurformel  für  die  Tropasäure 
bestätigt  wird. 

164.  Ernst  Scbmidt.  Zur  Kenntniss  der  Methylcrotonsäure  und  der  Angelicasäore.  (Liebig's 
Annalen  der  Chemie,  Bd.  208,  S.  249.) 

Ausführlichere  Besprechung  der  schon  früher  (s.  diesen  Bericht  f.  1879,  I,  S.  345) 
besprochenen  Untersuchungen.  —  Wir  erwähnen  noch ,  dass  die  zu  den  Untersuchungen 
dienende  Angelicasäure  aus  Angelicawurzel  nach  den  Angaben  von  Meyer  undZeuner 
bereitet  wurde.  Die  Ausbeute  betrug  aus  50  Pfund  Wurzel  ca.  25  g  reiner  Säure  =  ca.  0.1 "/(,. 
~  Die  aus  der  Angelica-  sowie  Methylcrotonsäure  erhaltene  Valeriansäure  wurde  als 
identisch  mit  der  Methyläthylessigsäure  erkannt. 

165.  E.  Schulze  und  J.  Barbieri.  lieber  das  Vorkommen  von  Fbenylamidopropionsäure 
unter  den  Zersetzungsproducten  der  Eiweissstoffe.  (Berichte  der  Deutscheu  Chemischen 
Gesellschaft  S.  1785.) 

Verf.  haben  in  den  etiolirten  Keimlingen  von  Lupinus  luteus,  welche  ausser- 
ordentlich reich  au  Asparagin  sind,  neben  diesem  in  geringer  Menge  ausser  Leucin  einen 

8* 


116 


Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 


Körper  aufgefunden,  welchen  sie  als  Phenylaraidopropionsäure  bezeichnen.  Letztere 
wurde  aus  dem  Gemenge  verschiedener  Amidosäuren  mittelst  Kupfer oxydhydrat  abgeschieden. 
Aus  der  Kupferverbindung  wurde  die  Säure  durch  Schwefelwasserstoff  befreit,  die  Säure  durch 
Umkrystallisiren  gereinigt.  —  Die  reine  Säure  bildet  glänzende  durchsichtige  Blätter,  welche 
in  kaltem  Wasser  ziemlich  schwer  löslich  sind.  Formel:  Cg  H^  NO2.  Die  Säure  lieferte, 
mit  Kaliumbichromat  und  Schwefelsäure  oxydirt,  Benzoesäure.  Auf  ca.  250^  erhitzt  schmilzt 
sie  unter  Zersetzung:  die  neben  Kohlensäure  und  Wasser  entstehenden  Producte  sind  noch 
nicht  vollkommen  untersucht. 

166.   Theodor  Peckolt.    Helosis  guyanensis.    (Zeitschrift  des  Allgemeinen  Oesterreichischen 
Apotheker-Vereins.     19.  Jahrgang,  S.  33.) 

Helosis  guyanensis  Rieh.  (Helosis  brasiliensis  Schott,  et  Endl.)  eine  Balano- 
phoree  (Tribus:  Helosideae)  findet  sich  im  tropischen  Südamerika,  wachsend  auf  den 
Wurzeln  der  Urtiga  hranca  do  mato  virgem;  ihr  Rhizom  ist  perennirend.  Der  Blüthen- 
kolben  wird  von  Dasyprocta  Aguti  L.,  dem  Goldhasen,  als  Leckerbissen  verzehrt.  Verf. 
hat  die  frischen  Blüthenkolben  untersucht  und  darin  gefunden  (in  Proceuten) :  Wasser:  80.0; 
fettes  färb-  und  geruchloses  Oel:  0.6;  braunes  Weichharz:  1.4;  braunes  Harz  (Helosis- 
harzsäure):  0.172;  rothen  Farbstoff  (Helosisroth):  1.001  ;  Gerbsäure,  Eisensalze  grün 
fällend:  1.627;  Eiweissartige  Substanzen:  1,2058;  zuckerhaltigen  Extractivstoff:  1.6274; 
Stärkemehl:  1.3039;  Dextrin,  Pectinstoffe,  Citronensäure,  Weinsäure,  Spuren  von  Apfelsäure, 
anorganische  Salze,  Extractivstoffe  etc.:  4.5294;  Faserstoff:  6.5335.  —  Die  frischen  Wurzel- 
knollen, welche  ebenfalls  untersucht  wurden,  sind  kugelrund,  von  der  Grösse  einer  Wallnuss  bis 
zu  der  einer  Apfelsine.  Sie  enthalten  ( in  Procenten) :  Wasser:  75.9761;  Weichharz:  1.1904; 
Harzsäure  (bisamriechend}:  0.4705;  Gerbsäure  (Eisensalze  grünfällend):  1.1666;  eiweiss- 
artige Substanzen:  0.7843;  Glucose:  0.3236;  inulinartige  Substanz:  0.2941;  phosphorsauren 
Kalk:  0.9804;  Dextrin,  Schleim,  organische  Säure  und  anorganische  Salze  etc.:  5.4019; 
Faserstoff  13.4121.  —  Zum  Schlüsse  gibt  Verf.  eine  Zusammenstellung  der  Zusammensetzung 
von  3  verschiedenen  Tribus  angehörigen  Balanophoreen : 


Helosis- 

Helosis- 

Scybalium- 

Lophophy- 

blüthe 

knolle 

pflanze 

tum-knoUe 

Fettes  Oel 

0.6 

»_ 



0.256 

Weichharz 

1.4 

1.1904 

0.0735 

— 

Harzsäuve 

0.172 

0.4705 

0.1746 

— 

Farbstoff 

1.001 

— 

0.1659 

5.858 

Bitterstoffe 

0.114 

Gerbsäure     

1.627 

1.1666 

— 

0.152 

Alkaloidartige  Substanz     .     .     . 

— 

— 

0.005 

0.006 

Stärkemehl 

1.3039 

— 

1.974 

4,557 

Glucose    

1.6274 

0.3236 

0.6847 

0.239 

Eiweissartige  Substanzen  .    .    . 

1.2058 

0.7843 

0.034 

0.692 

Extractivstoffe 

— 

— 

0.31 

1.703 

Dextrin,  Pectinstoffe,  Schleim,  an- 

organische u.  organische  Salze 

4.5294 

6.3823 

2.5362 

14.451 

Faserstoff 

6.5335 

13.4121 

1.3181 

22.886 

Wasser 

80.0000 

75.9761 

92.724 

49.086 

Trockensubstanz 

20.0000 

24.0239 

7.276 

50.914 

167.  R.  Gnehm.    Ueber  Umwandlung  von  Cumarin  und  Cumarsäure  in  Körper  der  Indigo- 
gruppe.   (Berichte  der  Deutschen  Chemischen  Gesellschaft  S.  262.) 

Wir  entnehmen  diesem  Referate  dasbefolgte  Verfahren  zur  Darstellung  des  Cumarins: 
eine  Mischung  von  20  g  Salicylaldehyd,  50  g  Essigsäureanhydrid,  250  g  trockenem  essig- 
saurem Natrium  wird  im  Oelbad  ca.  10  Minuten  auf  140'^  erhitzt,  nach  dem  Erkalten  mit 


Pflanzenstoflfe.  —  Gerbstoffe.  117 

Wasser  versetzt,  um  das  gebildete  Cumarin  nebst  Salicylaldehyd  abzuscheiden.    Das  ölige 
Product  wird  gewaschen  und  destillirt;  Ausbeute  ca.  9  g. 

168.  R.  Nasini.    Ueber  das  specifische  Orehungsvermögen  des  Parasantonids.    (Berichte 
der  Deutschen  Chemischen  Gesellchaft  S.  1512.) 

Verf.  hat,  im  Auschluss  an  seine  mit  Carnelutti  ausgeführte  Untersuchungen 
(s.  diesen  Bericht  für  1880,  I,  S.  391,  No.  135)  das  Drehungsvermögen  des  Parasantonids, 
unter  Benutzung  von  Chloroform,  Alkohol  und  Essigsäureanhydrid  als  Lösungsmittel,  genauer 
bestimmt  und  die  Resultate  in  einer  Tabelle  zusammengestellt,  aufweiche  wir  verweisen  müssen. 

IV.  Gerbstoffe. 

169.  J.   Loewenthal.     Zur   Gerbstoffbestimmung.     (Zeitschrift    für    analytische   Chemie. 
20.  Jahrg.,  S.  91.) 

Bei  Ausführung  der  vom  Verf.  früher  (s.  diesen  Bericht  für  1877,  S.  628)  an- 
gegebenen Gerbstoffbestimmung  ist  es,  nach  Mittheilung  von  Dr.  Seippel  in  Barmen, 
sehr  vortheilhaft ,  nach  Zusatz  des  sauren  Wassers  zu  der  Mischung  von  Gerbstoff  und 
Leimlösung  etwa  5  Minuten  lang  stark  zu  rühren;  man  erhalte  dadurch  eine  leicht  filtrir- 
bare,  klare  Lösung. 

170.  F.  Strohmer.    üeber  das  Vorkommen  von  Ellagsäure  in  der  Fichtenrinde.    (Sitzungs- 
berichte der  mathem.-naturwiss.  Classe  der  Wiener  Akademie,  Band  84,  Abth.  2,  S.  541.) 

Verf.  fand  in  der  Stammrinde  von  Abies  exeelsa  DC.  neben  der  Fichtenrinden- 
gerbsäure:  Ellagsäure,  aber  keine  Gallussäure. 

171.  Julius  Loewe.    üeber  die  Gerbsäure  der  Eichenrinde.    (Zeitschrift  für  analytische 
Chemie,  20.  Jahrg.  S.  208.) 

10  kg  bester  Eichenrinde  wurden  erschöpfend  mit  90procentigem  Weingeist 
behandelt  und  die  Auszüge  bei  möglichstem  Luftabschluss  zur  Entfernung  des  Alkohols 
destillirt.  Der  erhaltene  syrupartige  Rückstand  ward  mit  dem  8— lOfachen  Volum  heisseu 
Wassers  verflüssigt  und  einige  Tage  zur  Klärung  stehen  gelassen.  Die  klare  Lösung  wurde 
durch  Eintragen  von  reinem  festem  Kochsalz  gesättigt,  wodurch  eine  starke  rothbraune 
Fällung  A  entstand.  —  Die  'gesättigte  Kochsalzlösung  wurde  durch  Schütteln  mit  Aether 
erschöpft  (Gallussäure  wurde  so  entfernt),  der  Aether  auf  dem  Wasserbade  entfernt  und 
nun  mit  reinem  Essigäther  erschöpft ;  die  Eichenrindengerbsäure  wurde  so  entzogen  und  aus 
dem  Essigäther  als  glänzende,  rothbraune,  leicht  abspringende  Masse  erhalten.  Formel: 
CagHaoOis-  ^^^  Säure  einer  anderen  Darstellung  entsprach  der  Formel:  CagHjgOii.  — 
Der  in  Kochsalzlösung  unlösliche  Theil  A  wurde  weiter  gereinigt;  die  Zusammensetzung 
der  reinen  Masse  führte  zu  der  empirischen  Formel:  C28H24  0,2,  einem  Anhydrid  der  lös- 
lichen Gerbsäure.  Mit  verdünnten  Säuren  in  geschlossenem  Rohre  auf  108 — 110"  8  Tage 
laug  erhitzt,  wurde  die  Säure  in  Eichen roth:  C28H22O11  (unter  Austritt  von  Wasser) 
übergeführt;  Zucker  konnte  in  der  Flüssigkeit  nicht  nachgewiesen  werden.  (S.  die  Unter- 
suchungen von  Etti:  diesen  Bericht  für  1880,  I,  S.  407.) 

172.  C.  Böttinger.    üeber  den  Zucker  der  Eichenrindegerbsäure.    (Berichte  der  Deutschen 
chemischen  Gesellschaft,  S.  1598.) 

Verf.  hat  im  Verlauf  seiner  Untersuchungen  über  Lohgerberei  etc.  den  aus  der 
Eichenrindegerbsäure  entstehenden  Zucker  als  gewöhnlichen  Traubenzucker  erkannt. 

173.  C.  Etti.    üeber  Laevulin  in  der  Eichenrinde.    (Berichte  der  Deutschen  chemischen 
Gesellschaft,  S.  1826.) 

Bemerkt  gegenüber  der  in  vor.  No.  besprochenen  Mittheilung  von  Böttinger, 
dass  dieser,  wie  aus  seiner  Abhandlung  hervorgeht,  Eichenrindengerbsäure  in  Substanz,  zur 
Analyse  verwendbar,  nicht  in  Händen  hatte  und  desshalb  auch  nicht  berechtigt  sei,  diese 
Säure  für  glucosidisch  zu  erklären  etc.  ~  Verf.  selbst  hat  seine  eigenen  Untersuchungen 
(s.  diesen  Bericht  für  1880,  I,  S.  407)  über  diesen  Gegenstand  fortgesetzt  und  aus  der 
benutzten  Eichenrinde  Quercit  und  Lävulin  dargestellt.  „Das  Vorkommen  des  Lävulins 
in  der  Eichenrinde  scheint  mir  die  alleinige  Ursache  gewesen  zu  sein,  dass  Diejenigen  Zucker 
finden  konnten,  welche  den  Gerbstoff  zum  Zweck  seiner  Darstellung  aus  einem  Auszuge  der 


118  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

Eichenrinde  mit  Bleiacetat  fällten  und  ihn  im  bleifreien  Zustande  in  der  Wärme  mit  ver- 
dünnter Schwefelsäure  behandelten." 

174.  A.  Raabe.    Beitrag  zur  Kenntniss  der  Gerbsäure  der  Ratanhiawurzel.    (Pharmaceut. 

Zeitschr.  für  Russland.     1880.    No.  19.) 

Widersprechende  Angaben  verschiedener  Forscher  über  diese  Säure  erklärt  der 
Verf.  durch  die  Unreinheit  des  untersuchten  Productes,  weswegen  er  seine  Aufmerksamkeit 
zuerst  auf  ihre  Gewinnung  in  reinem  Zustande  lenkte.  Zu  diesem  Zwecke  benutzte  er  die 
Methode  Lowe's  (Zeitschr.  für  anal.  Chemie,  1872),  welche  er  folgendermassen  veränderte. 
Die  zerriebene  Ratanhiawurzel  wurde  im  Dampf  bade  mit  destillirtem  Wasser  ausgekocht, 
das  Decoct  colirt  und  bis  zur  Consistenz  dünnen  Extractes  abgedampft.  Um  den  Farbstoff 
fortzuschaffen,  versetzt  man  diese  dunkelbraune  Flüssigkeit  zuerst  mit  einer  kleinen  Quantität 
Na  Cl  in  Stücken  und  rührt  fleissig  um ,  bis  die  überstehende  Flüssigkeit  anfängt  heller  zu 
werden,  dabei  wird  fast  sämmtlicher  Farbstoff  als  eine  dunkle  Masse  abgeschieden.  Die 
überstehende  Flüssigkeit  wird  abfiltrirt  und  mit  Na  Cl  im  Ueberschuss  versetzt,  worauf  sich 
nun  aller  Gerbstoff  vollständig  ausscheidet  und  beim  Ausschütteln  mit  Essigäther  in  diesen 
übergeht.  Die  ätherische  Gerbsäurelösuug  wird  nun  abgetrennt,  von  ihr  der  Essigäther 
abdestillirt  und  der  Rückstand  getrocknet.  Die  gummiartige  Masse  wird  in  kaltem  Wasser 
gelöst  und  mit  Schwefeläther  ausgeschüttelt,  bis  die  untere,  vorher  trübe  Flüssigkeit  voll- 
ständig klar  geworden  ist;  nun  wird  der  Aether  abgetrennt  und  durch  Erwärmen  der  Rest 
verjagt;  darauf  versetzt  man  die  wässerige  Flüssigkeit  wieder  mit  Na  Cl  und  schüttelt  sie 
mit  Essigäther  aus.  Nach  der  Abdestillirung  des  letzteren  und  des  Austrocknens  im  Wasser- 
bade bekommt  man  Ratanhiagerbsäure  in  reinem  Zustande:  ein  hellgelbes,  leichtes, 
amorphes  Pulver,  das  in  kaltem  Wasser  oder  Alkohol  sehr  leicht  und  klar  löslich  ist;  in 
reinem  Aether  ist  es  kaum  löslich.  Mit  Eisenoxydsalzen  giebt  diese  Säure  grüne  Färbung ; 
essigsaurer  Kalk  und  essigsaures  Barium,  sowie  auch  Brechweinstein,  bewirken  keine  Nieder, 
schlage.  Beim  Verbrennen  auf  Platiublech  hinterlässt  sie  keinen  Rückstand,  enthält  nicht 
Stickstoff.  Die  Elementaranalyse  gab  C  —  59.60,  H  —  4.87  und  0  —  35.53  %;  die  Analyse 
der  Blei-  und  Kupfersalze  gab  die  Formel  für  diese  Säure:  C20H20O3;  dem  Blei-  (Kupfer-) 
Salz  kommt  die  Formel  CioHjgPbO,,  zu.  Beim  20stündigen  Erhitzen  im  Dampfbade  in 
zugeschmolzenen  Röhren  mit  5  %  Schwefelsäure  wird  die  Säure  vollständig  zersetzt :  es 
scheidet  aus  ein  röthlichbrauner  Stoff,  der  in  Wasser  und  Aether  unlöslich  und  in  Alkohol 
und  Alkalien  enthaltendem  Wasser  löslich  ist.  Seine  Elementaraualyse  gab:  C  —  62.75- 
H  —  4.81  und  0  —  32.44  0/0 ,  was  der  Formel  C20  Hig  Og  entspricht ;  sein  Entstehen  lässt 
sich  nach  der  Gleichung  C20  H20  O9  ~  Hj  0  =  C20  Hig  Og  vorstellen.  Die  Flüssigkeit  wurde 
nach  der  Methode  von  Rembold  (Ann.  d.  Chem.  und  Ph.,  143)  auf  Gehalt  au  Zucker 
untersucht,  jedoch  keine  Spur  gefunden.  Durch  Schmelzen  der  Gerbsäure  mit  Aetzkali 
entstehen  Protocatechusäure  und  Phloroglucin ;  bei  der  trockenen  Destillation  im  CO2- 
Strome  entsteht  Brenzcatechin.  Diese  drei  Producte  geben  nicht  nur  Gerbsäure  selbst, 
sondern  auch  Ratanhiaroth ,  sowohl  das  aus  ihr  künstlich  dargestellte,  als  auch  das  in  der 
Ratanhiawurzel  präformirte  (dieses  letztere  hat  aber  eine  andere  proceutische  Zusammen- 
setzung als  das  künstlich  bereitete).   Ratanhiawurzel  enthält  keine  Gallussäure.     Batalin. 

175.  A.  Raabe.    Sur  le  tannin  du  rataneia.     (Repertoire  de  Pharmacie  nouv.  ser.  t.  9, 
p.  27.  —  Nach  Pharm.  Zeitschrift  für  Russland,  19.    577.) 

Der  aus  der  Ratanha  dargestellten  Gerbsäure  kommt  die  Formel:  C20H20O9  zu; 
dieselbe  liefert,  mit  5procentiger  Schwefelsäure  im  geschlossenen  Rohre  erhitzt:  ein  braun- 
rothes  festes  Harz,  aber  keinen  Zucker.  Dem  Ratanharoth  kommt  die  Formel:  C20  Hjg  Og 
zu;  dasselbe  entsteht  aus  der  Gerbsäure  unter  Elimination  eines  Mol.  OH2. 

176.  C.  Etti.    Beiträge  zur  Kenntniss  des  Catechins.     (Sitzungsberichte  der  Mathemat.- 
Naturw.  Classe  der  Wiener  Akademie,  Bd.  84,  Abth.  2,  S.  553.) 

Veranlasst  durch  die  Mittheilungen  von  Gautier  (s.  diesen  Bericht  f.  1877,  S.  629 

-und  630,  f.  1878,  I,  S.  270)  über  verschiedene  in  den  Catechusorten  enthaltene  Catechine 

hat  Verf.  seine  Untersuchungen  über  denselben  Gegenstand  (s.  diesen  Bericht  f.  1877,  S.  629) 

wieder  aufgenommen,    E,  überzeugte  sich,  dass  das  aus  dem  Würfe  1-Gambircatechu 

und  das  aus  dem  Pegucatechu  darstellbare  Catechin  identisch  sind  (gegen  Gautier). 


Pflanzenstoflfe.  —  ludififcrente  Stoffe.  119 

Zahlreiche  Aualyseu  führten  für  das  Catechu  zu  der  Formel:  CigHjgOg.  —  Trocknet  man 
das  geschmolzene  (Schmelzpunkt  140")  und  pulverisirte  Catechiu  bei  155—160",  so  ver- 
liert es  noch  Wasser:  das  entstandene  Anhydrid:  Csß  Hg^Ojs  =  2  CigHigOg  —  OHj  findet 
sich  ebenfalls  in  beiden  Catechusorten  und  bildet  den  eigentlichen  Gerbstoff, 
das  Phlobaphen  (Catechugerbsäure).  —  Zur  Ermittelung  der  Moleculargrösse  des 
Catechins  wurde  die  Diazobenzolverbiudung  desselben  dargestellt;  die  Untersuchung  der 
Krystalle  dieses  Körpers  bestätigte  die  Formel :  CigHigOg,  —  Mit  Schwefelsäure  unter  140" 
erhitzt  lieferte  das  Catechin  Breuzcatechin  und  Phloroglucin,  welche  Producte  auch  bei  der 
Einwirkung  von  Salzsäure,  von  schmelzendem  Kali,  der  trockenen  Destillation  des  Catechins 
erhalten  wurden.  —  Verf.  betrachtet,  gestützt  auf  seine  Untersuchung,  das  Catechin  als 
entstanden  aus  1  Mol.  Breuzcatechin  und  2  Mol.  Phloroglucin  unter  Austritt  von  2  Mol. 
Wasser,  „die  dann  allerdings  mit  der  neuen  Substanz  vereinigt  bleiben":  Cß  Hg  O2  + 
2  Cg  Hg  O3  =  C^g  Hi4  Og  -j-  2  OHj.  —  Synthetische  Versuche,  Catechin  aus  Breuzcatechin  und 
Phloroglucin  zu  erzeugen,  führten  zu  keinem  Resultate.  —  Für  das  früher  (s.  diesen  Bericht 
für  1877,  S.  629)  untersuchte  Catechin  nimmt  Verf.  jetzt  die  Formel:  Cjg  H20  Og  an,  indem 
er  diese  Substanz  für  ein  Methylderivat  des  jetzt  untersuchten  Catechins  ansieht. 

177.  S.  de  Luca.  lieber  das  in  der  Castanea  vesca  enthaltene  Tannin.  (Referat  der 
Berichte  der  Deutschen  Chemischen  Gesellschaft  S.  2251  nach  Gazz.  chim.  257.) 

Das  Tannin  konnte  in  allen  Theilen  des  Baumes,  Samen  ausgenommen,  nachgewiesen 
werden. 

178.  F.  N.  Arata-  Chemische  Untersachangen  der  Persea  Lingae  and  des  darin  enthaltenen 
Tannins.  (Ref.  d.  Berichte  d.  Deutsch.  Chem.  Gesellsch.,  S.  2251  nach  Gazz.  chim.  245.) 

Die  Rinde  der  Persea  Lingue  enthält  24.63  "/o  Tannin,  welches  als  röthlichweisses 
Pulver  an  der  Luft  immer  dunkler  wird,  das  Volumgewicht  1.352  hat  und  entsprechend  der 
Formel:  C^^  H17  O9  zusammengesetzt  ist;  bei  der  trockenen  Destillation  liefert  es  Breuz- 
catechin, mit  Salpetersäure  oxydirt :  Pikrinsäure  und  Oxalsäure,  mit  Kali :  Phloroglucin  und 
wahrscheinlich  Protocatechusäure. 

V.  Indifferente  Stoffe. 

179.  Richard  H.  Groves.  Borntraeger's  Aloes  test.  (The  american  Journal  of  Pharmacy 
vol.  53  [4.  ser.  vol.  11]  p.  416.) 

H.  Bornträger  giebt  (Zeitschrift  für  analytische  Chemie,  19,  Jahrg.,  S.  165,  1880) 
zum  schnellen  Nachweis  der  Aloe  in  Elixiren,  Liqueuren  und  im  Biere  folgende  Methode 
an:  „Schüttelt  man  eine  kalt  bereitete  alkoholische  Aloetinctur  mit  Aether  oder  besser  mit 
Benzin  kräftig  durch,  so  färbt  sich  das  Benzin  schwach  gelblich-grün ;  fügt  man  alsdann  zu 
einer  klar  abgegossenen  Probe  des  Benzins  einige  Tropfen  Ammoniaksolutiou  und  erwärmt 
unter  leichtem  Schütteln  die  Lösung,  so  färbt  sich  das  Ammoniak  sofort  schön  violett-roth." 
Am  günstigsten  wirkt  eine  concentrirte  Ammoniaksolution,  doch  kann  man  auch  fixe  Alkalien, 
Kalkwasser  etc.  nehmen.  Auf  Zusatz  einer  Säure  schwindet  die  rothe  Farbe.  Durch  die 
beschriebene  Reaction  kann  Aloe  noch  in  einer  Verdünnung  von  1 :  5000  nach  kräftigem 
Schütteln  nachgewiesen  werden.  Die  übrigen  Bitterstoffe  sowie  das  Haematoxylin  zeigen 
dieses  Verhalten  gegen  Benzin  und  Ammoniak  nicht.  Das  zu  untersuchende  Bier  etc. 
schüttelt  man  mit  dem  zweifachen  Volum  Benzin.  —  Verf.  hat  zur  Anstellung  der  Born- 
träger'schen  Reaction  verschiedene  Aloesorten  benutzt.  40-,  10-,  5-,  2-  und  Iprocentige, 
alkoholische  Lösungen  von  Barbadoes-,  Socotra-,  Cap-,  Natal-  und  Leberaloe  wurden  geprüft. 
Die  1  procentige  Lösung  der  Barbadoes-,  Socotra-  und  Leberaloe  lieferte  rothe  Reaction,  die 
der  Capaloe  rothe  mit  einem  Stich  in  Brauu  und  die  der  Natalaloe  eine  sehr  schwache  rothe 
Färbung.  Schwächere  Lösungen  als  die  Iprocentige  sind  von  Natalaloe  zur  Reaction  un- 
brauchbar; selbst  von  der  Barbadoesaloe  lieferte  eine  Lösung  von  1 :250  eine  kaum  genügende 
Reaction.    Das  reine  Aloin  giebt  die  Reaction  nicht. 

180.  E.  Schmidt  und  Emil  Loewenhardt.  Beiträge  znr  Eenntnlss  der  Bestandthelle  der 
Kokkelskörner.  (Berichte  der  Deutschen  Chemischen  Gesellschaft,  S.  817.)  S.  a.: 
E.  Loewenhardt.  Beiträge  zur  Kenntniss  des  Pikrotoxins.  (Zeitschrift  für  die  ges. 
Naturwissenschaften  1880,  Bd.  53,  S.  535.) 


120  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

Verff.  theileu  die  Kesultate  ihrer  Untersuchungen  über  den  wirksamen  Bestandtheil 
der  Kokkelskörner  mit.  Entgegen  den  Ansichten  von  Barth  und  Kretschy  (s.  diesen 
Bericht  für  1880,  I,  S.  410),  welche  das  Pikrotoxin  für  ein  Gemenge  von  Pikrotoxinin 
und  Pikrotin  halten,  erklären  Verff.  das  Pikrotoxin  für  ein  chemisches,  allerdings 
leicht  zersetzbares  Individuum,  Für  diese  Ansicht  spricht  der  constante 
Schmelzpunkt  199-200"  (Pikrotin  schmilzt  bei  240—2450),  ^g^  mangelnde  Krystallwasser- 
gehalt  (Pikrotoxinin  krystallisirt  mit  1  Mol.},  die  äusserst  geringe  Veränderung,  welche  das 
Pikrotoxin  erleidet,  wenn  es  unter  sehr  häufigem  Umschütteln  24  Stunden  lang  dreimal  mit 
der  200— 250  fachen  Menge  kalten  Benzols  in  Berührung  bleibt  (von  einem  Gemisch  aus 
Pikrotoxinin  und  Pikrotin  würde  nur  letzteres  ungelöst  zurückbleiben).  —  Verff.  nehmen, 
auf  Grund  der  Kesultate  vieler  Analysen,  für  das  Pikrotoxin  die  Formel  C.^  H^q  O^g  an.  — 
Verff.  fanden  ferner,  dass  das  Pikrotoxin  durch  wiederholtes  6stündiges  Aufkochen  mit  der 
50fachen  Menge  Benzol  zerlegt  wird  in  einen  in  Benzol  leicht  löslichen  Bestandtheil  C^s  Hj^  0^: 
das  Pikrotoxinin,  und  einen  schwer  löslichen  Bitterstoff:  Pikrotin:  C21  H2^  O^q.  —  Das  Pikro- 
toxinin bildet  rhombische,  bei  200—201"  schmelzende  Tafeln,  mit  1  Mol.  Krystallwasser ; 
das  Monobrompikrotoxinin  wurde  untersucht:  CijHjgBrOg.  —  Das  Pikrotin  schmilzt  bei 
240—245".  —  Auch  durch  Brom  wird  das  Pikrotoxin  gespalten.  —  Verff.  erhielten  aus  den 
Kokkelskörnern  noch  eine  zweite,  nicht  bitter  schmeckende  Substanz  in  feinen,  weissen,  in 
Alkohol  und  Aether  fast  unlöslichen  Nadeln:  das  Cocculin:  CigHagOio. 

181.  £.  Paterno  und  Ä.  Oglialoro.  Untersuchungen  und  Betrachtungen  über  die  chemische 
Natur  des  Pikrotoxins.  (Referat  der  Berichte  der  Deutschen  Chemischen  Gesellschaft, 
S.  539,  nach  Gazz.  chim.  36—52.) 

Verff.,  welche  sich  früher  schon  (s.  diesen  Bericht  für  1877,  S.  631)  mit  der  Unter- 
suchung des  Pikrotoxins  beschäftigt  hatten,  sprechen  sich,  auf  Grund  ihrer  weiter  fort- 
geführten Untersuchungen  über  die  Abhandlung  von  Barth  und  Kretschy  (s.  diesen 
Bericht  für  1880,  I,  S.  410)  dahin  aus,  dass  ihr  Pikrotoxidhydrat  mit  dem  Pikrotin  von 
Barth  und  Kretschy  identisch  sei.  —  Für  das  Pikrotoxin,  welches  sie  für  eine  einheit- 
liche Substanz  halten,  berechnen  Verff.  die  Formel:  C^oHaiOja,  für  das  Pikrotin  (Pikro- 
toxidhydrat) die  Formel:  CisHigOg.  „Das  von  Barth  und  Kretschy  entdeckte  neue 
Pikrotoxin  (Schmelzpunkt  201")  steht  nach  den  Verff.  in  naher  Beziehung  zu  ihrem  Pikro- 
toxid (Schmelzpunkt  310"),  insofern  letzteres  das  Polymere  des  Pikrotoxins  von  Barth  und 
Kretschy  ist;  für  dieses  schlagen  Verff.  den  Namen  Pikrotoxinin  vor. 

182.  L.  Barth  und  M.  Kretschy.  Zur  Pikrotoxinfrage.  (Sitzungsberichte  der  Mathemat.- 
Naturwiss.   Classe  der  Wiener  Akademie,  Bd.  84,  Abth.  2,  S.  1119.) 

Veranlasst  durch  die  vorstehend  besprochenen  Arbeiten  von  Paterno  und  Oglialoro, 
sowie  von  Schmidt  und  Loewenhardt,  halten  Verf.  an  ihrer  früheren  Ansicht  (s.  diesen 
Bericht  für  1880,  I,  S.  410)  über  die  Natur  des  Pikrotoxins  fest. 

183.  H.  B.  Parsons.    The  constituents  of  Damiana.    (Yearbook  of  Pharmacy  p.  159.) 

Verf.  fand  in  der  Damiana  (Turner a  AphrodisiacaJ  in  Proceuten:  Wasser  9.06; 
Asche  8.37;  Chlorophyll,  weiches  Harz,  flüchtiges  Oel  8.06;  hartes,  braunes  Harz  6.39; 
Zucker,  Farbstoff  und  Extractivstoff  6.42;  Tannin  3.46;  Bitterstoff  7.08;  Gummi  13.50; 
Stärke  6.15;  saure  und  alkalische  Extracte  10.02;  Albuminoide  14.88;  Cellulose  5.03.  — 
Die  Menge  des  ätherischen  Oeles  beträgt  0.2  "/q.  Der  Bitterstoff  ist  amorph,  hellbraun, 
unkrystallisirbar,  Nfrei.  kein  Glucosid,  in  Wasser  und  Alkohol  löslich,  in  Aether,  Chloroform, 
Benzol  unlöslich. 

184.  H.  Vassal.  Recherches  sur  les  stigmates  de  maus.  (Joui'nal  de  Pharmacie  et  de 
Chimie,  5.  ser.,  t.  4,  p.  158.) 

Verf.  untersuchte  die  Stigmata  Ma'idis  und  fand  darin  einen  in  Wasser  und 
63procentigem  Alkohol  löslichen  Bitterstoff,  ferner  durch  Kali  verseif  bares ,  in  Aether 
lösliches  Fett,  kein  Alkaloid. 

185.  F.  Hoppe  ■  Seyler.  lieber  das  Chlorophyll  der  Pflanzen.  3.  Abtheilung.  (Zeitschrift 
für  physiologische  Chemie,  Bd.  5,  S.  75.) 

Verf.  berichtet  weiter  über  seine  Untersuchungen  (s.  diesen  Bericht  für  1879,  I, 
S,  365,  für  1880,  I,  S.  413)  des  Chlorophylls.  —  Verf.  fand,  dass  beim  Kochen  mit 


Pflanzenstoffe.  —  Indifferente  Stoffe.  121 

alkoholischer  Kalilauge  die  spectroskopischen  Erscheinungen  des  Chlorophyllans  ebenso 
wie  die  rothe  Fluorescens  der  Lösung  unverändert  bleiben,  dass  durch  dies  einstündige 
Kochen  aber  der  phospborhaltige  Antheil  des  Chlorophyllans  abgetrennt  werde  unter  Bildung 
einer  Säure,  der  Chlorophyllansäure.  Die  Lösungen  ihrer  Alkalisalze  haben  olivengrüne 
Farbe,  schwache,  rothe  Fluorescens,  im  Spectrum  Bänder  zwischen  B  und  C  und  (weniger 
dunkel)  E  und  F.  Die  Säure,  in  Aether  löslich,  scheidet  sich  in  undurchsichtigen,  blau- 
schwarzen, metallisch  glänzenden  rhomboedrischen  Krystallen  aus.  Das  Kalisalz  ist  in  Alkohol 
sehr  schwer  löslich.  Die  Säure  enthält  noch  Stickstoff.  —  Die  neben  dieser  Säure  ent- 
stehende phospborhaltige  Substanz  wurde  als  Glycerinphosphorsäure  erkannt.  Als  weiteres 
Product  der  Einwirkung  des  alkoholischen  Kalis  auf  Chlorophyllan  konnte  noch  Cholin 
nachgewiesen  werden.  —  Auf  Grund  dieser  Untersuchungen  hält  es  der  Verf.  für  sehr  wahr- 
scheinlich, „dass  das  Chlorophyllan  nicht  mit  Lecithin  verunreinigt,  sondern 
eine  Verbindung  mit  Lecithin  oder  selbst  ein  Lecithin  ist". 

186.  R.  Sachsse.     Beiträge  zur  Eenntniss   des  Chlorophylls.     (Chemisches  Centralblatt, 
3.  Folge,  12.  Jahrgang,  S.  169,  185,  236.) 

Zur  Darstellung  der  Chlorophylllösung  dienten  theils  Blätter  von  Primiäa  elatior, 
theils  solche  von  Allium  ursinmn,  welche  in  Portionen  von  je  60  kg  durch  Abkochen  mit 
Wasser  getödtet  wurden;  die  abgepressten  Blätter  wurden  zweimal  mit  Spiritus  und  dann 
mit  leichtem  Petroleumbenzin  von  0.7  spec.  Gew.  in  der  Siedehitze  behandelt.  Die  tief 
dunkelgrün  gefärbten  Alkohol-  und  Benzinauszüge  bleiben  vereinigt  mehrere  Tage  stehen, 
um  Zeit  zu  lassen,  dass  der  gelbe  Farbstoff  in  den  Alkohol,  der  grüne  in  das  Benzin  über- 
geht. Schliesslich  wird  die  aufschwimmende  Benzinlösung  abgehoben  und  -  ohne  jede 
weitere  Reinigung  —  zu  den  Untersuchungen  benutzt.  Letztere  betrafen  die  reducirende 
Wirkung  des  Natriums,  durch  welche  nach  längerer  Zeit  in  der  Lösung  eine  Trübung,  dann 
ein  voluminöser  Niederschlag  hervorgerufen  wird ;  dieser  ist  dunkelgrün ,  fast  schwarz ,  von 
seifeuartiger  Consistenz,  in  absolutem  Alkohol  leicht  löslich  zu  feuriggrüner,  prachtvoll 
fluorescirender  Flüssigkeit.  Optisch  stimmt  der  Farbstoff  mit  dem  Chlorophyll  sehr  überein. 
Metallsalze  verursachen  in  dessen  Lösung  voluminöse  Niederschläge,  während  in  dem  Filtrat 
ein  Kohlehydrat  enthalten  ist;  ähnlich  wirken  Säuren,  selbst  Kohlensäure.  Hierbei  wurde 
auch  eine  ölförmige  Masse,  ein  „Fett"  erhalten.   Wir  müssen  auf  die  Abhandlung  verweisen. 

187.  Sam.  P.  Sadtler  and  Wm.  L.  Rowland.   Preliminary  notice  of  a  new  vegetable  coloring 
matter.     (The  american  Journal  of  Pharmacy,  vol.  53,  4.  ser.,  vol.  11,  p.  49.) 

Seit  wenigen  Monaten  kommt  von  der  Westküste  Afrikas  ein  Beth-a-barra 
genanntes  Holz  in  den  Handel,  welches  sehr  zähe,  compact,  von  der  Farbe  des  schwarzen 
Nussholzes  ist  und  eine  sehr  schöne  Politur  anzunehmen  vermag.  Die  zwischen  den  einzelnen 
Fasern  befindlichen  Räume  sind  mit  gelbem  Krystallpulver  angefüllt;  in  dieser  Beziehung 
unterscheidet  sich  das  untersuchte  Holz  von  dem  Campeche-,  Gaban-  und  Sandelholze,  bei 
welchen  der  Farbstzff  gleichmässig  auf  die  Fasern  etc.  vertheilt  ist,  und  erinnert  mehr  an 
Rhabarber,  Araroba  oder  Goapulver,  bei  welchen  ebenfalls  der  Farbstoff  krystallinisch  in 
den  Interstitien  auftritt.  —  Der  Farbstoff  wurde  dargestellt  aus  den  Säge-  und  Raspel- 
spähnen  des  Holzes  durch  Erhitzen  mit  Wasser,  dem  eine  kleine  Menge  Natriumcarbonat 
zugesetzt  war:  es  wurde  so  ein  tief  weinrothes  Filtrat  erhalten,  aus  welchem  Zusatz  von 
Essigsäure  den  Farbstoff  in  feinen  Flocken  ausschied.  Letztere  wurden,  gewaschen,  in 
heissem  BOprocentigen  Alkohol  gelöst;  beim  Erkalten  scheiden  sie  sich  krystallinisch  aus. 
Die  reine  Substanz  bestand  aus  geschmacklosen,  gelben  Schuppen  oder  Nadeln  (Prismen), 
welche  in  kaltem  Wasser  unlöslich,  in  heissem  Wasser  wenig,  in  Alkohol  und  Aether  leicht 
löslich  sind.  Eine  Spur  Alkali  färbt  die  Lösung  tief  weinroth.  Die  Krystalle  schmelzen 
bei  135".  Als  Formeln  wurden  berechnet:  CagHjgOs  oder  C22  H23  0,  für  die  bei  125"^ 
getrocknete  Substanz  und  Cgs  H^g  O5  -f-  3  Hj  0  für  die  bei  100"  C.  getrocknete  Masse.  .— 
Verf.  hat  diesen  Farbstoff  mit  Haematoxylin  verglichen;  Natriumamalgam  wirkt  auf  Hae- 
matoxylin  nicht  ein,  mit  Beth-a-barra  liefert  es  eine  weisse,  aus  feinen  Nadeln  bestehende 
Verbindung.  Haematoxylin  wird  in  ätherischer  Lösung  von  Salpetersäure  schon  in  der 
Kälte  schnell  oxydirt,  Beth-a-barra  nur  von  heisser,  concentrirter  Säure  unter  Bildung  eines 
weissen  krystallinischen  Productes.    Haematoxylin  liefert,  mit  Kalihydrat  geschmolzen,  Pyro- 


122 


Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 


gallussäure,  Beth-a-barra  nicht.    Ammoniak  wirkt  auf  Haematoxylin  oxyilirend,  auf  Beth-a- 
barra  nicht. 


Reagentien 


Brasilin 


Haemato- 
xylin 


Santalin 


Beth-a- 
barra 


Alkalien  lösen  .  .  . 
Schwache  Säuren  .  . 
Conceutr.  Säuren  lösen 
Alaunlösung .... 


weiuroth 

fällen  orange 

gelb 

f.  carmoisinroth 


Kalkwasser   .... 
Eisenoxydulsalze  fällen 

Eisenoxydsalze   fällen 
Kupfersalze  .... 


purpurschwarz 


bräunlichroth 


Bleisalze  .... 
Quecksilbersalze  . 
Silbersalze  fällen  . 
Brechweinstein  .  . 
Zinnchlorür  fällt  . 
Natriumaluminat  fällt 


f.  carmoisinroth 

f.  gelb 

gelb 

f.  rosenroth 

roth 

weinroth 


purpurröthlich 
lös.  rosenroth 

rosenroth 
1.  gelb  in  violett 

übergehend 

f.  purpurblau 

bläulichschwarz 

schwarz 
1.  purpurn 

1.  violett 

1.  gelb 

grau 

1.  purpurn 

» 


rosenroth 

fäll,  hellroth 

dunkelroth 

fällt 

f.  röthlichbraun 
röthlichviolett 

röthlichbraun 
f.  roth 

f.  röthlichviolett 

f.  Scharlach 

röthlichbraun 

f.  kirschroth 

roth 


weinroth 
fäll,  gelb 

gelb 

fällt 

1.  weinroth 
schön  röthlich- 

chocoladen 

chocoladeubraun 

f.  braun  in  gelb 

übergehend 

f.  ziegelroth 

f.  orangegelb 

tiefroth 

f.  orange 

gelb 
weinroth 


Verfif.  haben  den  Farbstoff  auch  noch  mit  der  Chrysophansäure  verglichen;  letztere 
schmilzt  bei  162^  C,  löst  sich  in  Alkalien,  Ammoniak  mit  tiefrother  Farbe.  Mit  Zinkstaub 
erhitzt,  liefert  die  Chrysophansäure :  Methylanthracen,  der  Beth-a-barra-Farbstoff  aber  phenol- 
ähnliche, nach  Holztheerkreosot  riechende,  in  Alkalien  mit  violetter  Farbe  lösliche  Körper. 
—  Auch  das  Chrysarobin  unterscheidet  sich  wesentlich  von  dem  neuen  Farbstoff. 

188.  C-  Loring  Jackson,    lieber  Curcumin.    (Berichte  der  Deutschen  Chem.  Gesellschaft, 
S.  485.) 

Verf.  hat  sich  bemüht,  die  Zusammensetzung  des  Curcumius  besser,  als  bisher 
geschehen,  festzustellen.  Das  zu  diesen  Untersuchungen  dienende  Präparat  wurde  vom  Verf 
selbst  aus  bengalischer  Curcumawurzel  dargestellt  und  bildet  gelbe,  zu  sternförmigeu  Gruppen 
vereinigte,  bei  177—1780  schmelzende  Prismen.  Die  Resultate  der  angeführten  Analysen 
dieser  Substanz  stimmen  gut  zu  der  Formel:  Ci4  Hj^  0^.  Salze  des  Curcumin  konnten  nicht 
analysirt  werden,  weil  sie  nicht  stabil  genug  sind. 

189.  E.  Jahns,    üeber  das  Eaempferid.    (Berichte  der  Deutschen  Chemischen  Gesellschaft, 
S.  2385.) 

Verf.  hat  das  von  Brandes  früher  aus  der  Galangawurzel  dargestellte  Kaempferid 
einer  Untersuchung  unterzogen,  Avelche  zu  dem  Resultate  führte,  dass  diese  Masse  ein 
Gemenge  mehrerer  Körper  sei,  welche  Verf.  als  Kaempferid,  Alpiuin  und  Galangin  unter- 
scheidet. —  Die  schwefelgelben,  flachen  Nadeln  des  Kaempferids  schmelzen  bei  221—222"; 
aus  den  Resultaten  der  Elementaranalysen  berechnet  sich  die  Formel:  C,ß  Hjg  Og  +  OH2. 
Dargestellt  wurde  eine  Blei-  und  Barytverbindung,  sowie  ein  Diacetyl-  und  Dibenzoyl-  und 
Dibromderivat.  Durch  Oxydation  mit  Salpetersäure  entsteht  aus  dem  Kaempferid:  Auissäure 
und  Oxalsäure.    Mit  Aetzkali  geschmolzen,  entstehen  Phloroglucin,  Oxalsäure,  Ameisensäure. 

190.  E.  Jahns,    üeber  Galangin  und  Alpinin.    (Berichte  der  Deutschen  Chem.  Gesellschaft, 
S.  2807.) 

Das  Galangin:  CisHmOg  bildet  hellgelbe,  schmale,  sechsseitige  Tafeln,  welche  in 
Wasser  fast  unlöslich,  bei  214 -215«  schmelzen.  Dargestellt  wurde  eine  Bleiverbindung, 
ein  Triacetyl-  und  Dibromgalangin ;  mit  Salpetersäure  oxydirt,  entsteht  Benzoesäure  und 
Oxalsäure,  mit  Kali  geschmolzen  dieselben  Producte.  —  Alpinin  zeigte  den  Schmelzpunkt 
172—174°:  hellgelbe  Nadeln  der  Zusammensetzung:  Cj,  H,2  Og. 


Pflauzenstoffe.    -  Kohlenhydrate.  123 

191.  W.  Halberstadt  and  M.  A.  vod  Reis.    Zar  Kenntniss  des  Haemateins.    (Berichte  der 
Deutscheu  Chemischen  Gesellschaft,  S.  611.) 

Haematein,  bisher  nur  gewonnen  durch  Oxydation  des  Haematoxylins ,  konnte 
Verf.  in  schön  metallgläuzenden  rothen  Krystallen  darstellen  durch  directes  Ausziehen  des 
fermentirten  Campecheholzes  mit  Aether.  Die  Ausbeute  betrug  1  Procent.  Die  Resultate 
der  mit  dem  Präparate  ausgeführten  Analysen  stimmten  zu  der  Formel  Ciß  Hu  0«.  Die 
Substanz  ist  in  Wasser,  Alkohol  etc.  sehr  schwer  löslich. 

192.  F.  Jean.    Snr  le  titrage  de  l'oenoline  et  de  roenotannin  dans  les  vins.    (Comptes 
rendus  t.  93,  p.  966. 

Verf.  fand,  dass  das  Oenolin  ähnlich  wie  Gerbsäure:  Jodlösung  zu  entfärben 
vermag,  derart,  dass  100  Th.  Tannin  61.7  Th.  Oenolin  entsprechen.  Verf.  gründet  hierauf 
eine  Methode  zur  Titrirung  des  Farbstoffgehalts  des  Rothweins,    (s.  d.  Abh.) 

VI.  Kohlenhydrate. 

193.  Th.  Pfeiffer  und  B.  ToUens.    lieber  Verbindungen  von  Kohlenhydraten  mit  Alkalien. 

(Liebig's  Anualen  der  Chemie,  Band  210,  S.  285.)  —  Tb.  Pfeiffer,    üeber  Verbin- 
dungen einiger  Kohlenhydrate  mit  Alkalien,    Diss.    Göttingen.    S».  37  S, 

Verf.  haben  zur  Feststellung  der  Moleculargrösse  verschiedener  Kohlenhydrate 
Derivate  derselben  darzustellen  versucht;  sie  untersuchten  die  Natriumverbindung  der 
Stärke:  Cj^HjgNaOjo  resp.  C 24  H4i  Na O21 ,  Stärkekalium,  Rohrzuckernatrium, 
Dextrinnatrium,  Inulinnatrium.  Die  Resultate  fassen  die  Verf.  also  zusammen: 
„Ein  ürtheil  über  die  Moleculargrösse  der  Körper  der  Stärkereihe  lässt  sich  mit  Hülfe 
der  Alkaliverbindungen  dieser  Kohlenhydrate  gewinnen,  doch  sind  die  von  uns  gefundenen 
Formeln  aus  den  oben  dargelegten  Gründen  vielleicht  nicht  völlig  genau,  vielleicht  auch  nur 
als  Minimalgrösse  zu  betrachten.  —  Der  Stärke  kommt  unter  obigen  Reserven  die  Formel 
C24H40O20  oder  C24.H42O21  zu,  welche  vier  alte  Stärkegruppen  Cg  H^  O5  umfasst.  —  Die 
Formel  des  Rohrzucke  vs  Ci2  H22  Oji  wird  durch  die  auch  von  uns  gefundene  Zusammen- 
setzung seiner  Natriumverbindung  bestätigt.  —  Das  Inulin  besitzt  eine  Formel  mit  12 
Atomen  Kohlenstoff,  d.  h.  C^j  H20  O^o  oder  Ct2H22  0i,  und  eine  Parallelstellung  derselben 
mit  der  Stärke  ist  daher  unhaltbar.  —  Dextrin  hat  weniger  stimmende  Resultate  ergeben, 
doch  folgte  aus  den  erhaltenen  Zahlen,  dass  die  Moleculargrösse  des  Dextrins  viel  geringer 
ist  als  diejenige  der  Stärke  und  sich  mehr  derjenigen  der  Zuckerarten  und  des  Inulins 
nähert.  —  Amylodextrinnatrium  aus  rohem  Amylodextrin  hat  Zahlen  ergeben,  welche 
sich  denen  der  entsprechenden  Stärkeverbinduugen  nähern.  Durch  Ausfrieren,  Ausfällen  und 
andere  Manipulationen  gewonnene  Amylodextrine  haben  dagegen  Zahlen  geliefert,  welche 
mehr  oder  weniger  mit  denen  des  Dextrins,  des  Inulins,  des  Rohrzuckers  übereinstimmen. 

194.  E.  fremy  et  ürbain.   Etudes  chimiques  sur  le  squelette  de  vegetaux.  (Comptes  rendus 
t.  93,  p.  926.) 

Die  in  dem  Pflanzenskelett  vorkommenden  Substanzen  unterscheiden  sich  durch 
folgende  Eigenschaften.  Die  Pect  ose  wird  durch  Einwirkung  von  Alkalicarbonat  löslich 
gemacht,  durch  Salzsäure  aus  der  Lösung  in  gelatinöser,  unlöslicher  Form  gefällt.  —  Die 
Cellulose,  Paracellulose  und  Metacellulose  lösen  sich  ohne  Färbung  in  concentrirter 
Schwefelsäure;  die  Cellulose  löst  sich  sofort  in  ammoniakalischer  Kupferlösung,  die  Para- 
cellulose erst  nach  ihrer  Behandlung  mit  Säuren,  die  Metacellulose  gar  nicht,  wohl  aber 
schnell  in  Salpetersäure  und  unterchlorigsauren  Salzen.  —-  Die  Vasculose,  der  Haupt- 
bestandtheil  der  Gefässe,  ist  in  ammoniakalischer  Kupferlösung  unlöslich,  widersteht  lange 
der  Wirkung  concentrirter  Schwefelsäure,  wird  aber  schnell  von  Chlor  und  Hypochloriten, 
Salpetersäure,  Chromsäure,  Kaliumpermanganat  etc.  angegriffen  und  in  harzige,  in  Alkalien 
lösliche  Säuren  verwandelt;  auch  caustische  Alkalien  lösen  die  Vasculose  in  der  Wärme 
und  unter  Druck  auf.  —  Die  Cutose  unterscheidet  sich  von  der  Vasculose  dadurch,  dass 
erstere  von  verdünnten  Alkalien  schon  bei  gewöhnlichem  Drucke  schnell  gelöst  wird.  — 
Verff.  haben  alle  Theile  der  Pflanzen  untersucht.    Das  Holz 


Vascul( 

3se 

Ce 

11 

ulose 

u. 

Paracellulose 

18 

64 

28 

53 

34 

28 

35 

20 

36 

21 

40 

27 

124  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 


der  Pappel  enthielt 

„Eiche  „ 

des  Buchsbaums  „ 

„    Ebenholzes  „ 

„    Guajaks  „ 

„    Eisenholzbaums        „ 

Mit  der  Härte  und  Dichte  des  Holzes  nimmt  die  Menge  der  Vasculose  zu.  —  Das  Paren- 

chym  des  Hollun  der  Strauches  enthielt:  37  Cellulose,  38  Paracellulose  und  25  Vasculose. 

—  Der  gewöhnliche  Kork  bestand  aus:  5%  in  Säuren  und  Alkalien  löslich,  43  Cutose, 

29  Vasculose  und  12  Cellulose  und  Paracellulose.  —  Analyse  der  Wurzeln  der  Paulownia. 

Kork     Bast     Holz 
In  Wasser  und  Alkalien  löslich    .    .      45         56         47 

Vasculose 44         34         17 

Paracellulose 4  4         30 

Die  Blätter  des  Epheus  enthielten:  Wasser  und  in  neutralen  Flüssigkeiten  lösliche  Stoffe 
707.7;  Parenchym  aus  Cellulose  und  Pectose  240.0;  Fasern  und  Gefässe  aus  Vasculose  und 
Paracellulose  17.3;  Epidermis  aus  Cutose  und  Paracellulose  35.0.  —  Die  Blumenblätter 
der  Dahlia  enthielten:  Wasser  und  lösliche  Stoffe  961.30;  Parenchym  aus  Cellulose  und 
Pectose  31.63;  Vasculose  1.20;  Paracellulose  2.27;  Cutose  3.60.  —  Analyse  der  Früchte: 
Das  Epicarp  besteht  sehr  oft  aus  3  Membranen,  von  welchen  die  äussere  aus  Cutose,  die 
mittlere  aus  Vasculose  und  die  innere  aus  Paracellulose  gebildet  ist.  —  Das  Endocarp 
ist  dem  Holze  ähnlich  zusammengesetzt  aus  Cellulose,  Paracellulose  und  Vasculose.  Es 
enthielten: 

Vasculose    Cellulose  u.  Paracellulose 
Wallnussschalen   ...        44  25 

Haselnussschalen  ...        50  31 

Cocosnussschalen  ...        58  25 

Apricosenkerne     ...        60  26 

Bankulnüsse     ....        62  14 

Das  Mesocarp  der  Früchte  besteht  hauptsächlich  aus  Cellulose,  oft  von  Pectose  begleitet; 
die  Gefässe  des  Mesocarps  aus  Vasculose,  die  steinigen  Concremente  (z.  B.  in  den  Birnen) 
aus  Vasculose  und  Cellulose.  —  Analyse  der  Samen:  Das  Perisp erm  (nach  Entfernung 
vom  Amylum,  Fett  und  Nhaltigen  Körpern)  fast  ausschliesslich  aus  Cellulose;  die  Testa 
aus  einem  Gemenge  von  Cutose,  Cellulose  und  Paracellulose.  —  Das  Pilzgewebe  enthält 
bedeutende  Mengen  von  Metacellulose. 

195.  Franchimont.    Sur  les  derives  acetyliques  de  la  cellulose.    (Comptes  rendus,  t.  92, 
p.  1053.) 

Verf.  hatte  früher  (s.  Berichte  der  Deutschen  Chemischen  Gesellschaft  1879,  S.  1941) 
durch  Einwirkung  von  Essigsäureanhydrid  und  Schwefelsäure  auf  schwedisches  Filtrirpapier 
ein  Acetylderivat  in  blendend  weissen,  microskopisch  feinen  Prismen  erhalten.  Ausser  diesem 
Product  entstehen  aber  bei  der  Reaction  noch  zwei  Verbindungen,  welche  Verf.  jetzt  unter- 
sucht hat.  Der  eine  Körper  ist  ein  weisses,  in  Essigsäure  leicht  lösliches,  in  kochendem 
Amylalkohol  ziemlich  gut  lösliches  Pulver,  welches  bei  232"  unter  Zersetzung  schmilzt.  Der 
zweite  Körper  ist  in  Amylalkohol  unlöslich. 

196.  A.  Girard.    Memoire  sur  l'hydrocellulose  et  ses  derives.    (Aunales  de  Chimie  et  de 
Physique,  5.  ser.,  t.  24,  p.  337—384.) 

Verf.  theilt  ausführlich  die  Resultate  seiner  Untersuchungen  über  Darstellung  und 
Eigenschaften  der  Hydrocellulose  mit  (s.  diesen  Bericht  für  1879,  I,  S.  383);  wir  müssen 
auf  die  Abhandlung  verweisen. 

197.  C.  O'SuUivan.    On  «•  and  ß-Amylum.    (The  pharmaceutical  Journal  and  transactions, 
vol.  12,  No.  596,  p.  451.) 

Gerste  wurde  durch  Alkohol  von  0.9  bei  40"  völlig  erschöpft,  der  Rückstand  vom 
Alkohol  befreit  und  mit  Wasser  von  35—38"  C.  mehrere  Stunden  behandelt,  bis  nichts  mehr 


Pflanzenstoffe.  —  Kohlenhydrate,  125 

gelöst  wurde;  das  Filtrat  wurde  eingedampft  und  durch  Alkohol  gefällt:  der  weisse,  klebrige 
Niederschlag  wurde  mit  Alkohol  gewaschen  und  getrocknet.  Das  Pulver  wurde  mit  kaltem 
Wasser  ausgezogen,  das  Ungelöste  mit  kalter  verdünnter  Salzsäure  behandelt  und  gewaschen 
(Auszug  A);  der  Rückstand  wurde  darauf  in  kochendem  Wasser  gelöst,  filtrirt  und  das 
Fihrat  mit  Alkohol,  welcher  3— 4''/o  Salzsäure  enthielt,  ausgefällt,  der  Niederschlag 
gewaschen,  getrocknet  und  durch  Auflösen  und  Ausfällen  gereinigt.  Formel  der  Substanz: 
a-Amylum:  CgHioOs;  eine  Iprocentige  Lösung  besitzt  das  Rotationsvermögen  (a)  =  —24. 
Reducirt  nicht;  wird  durch  Sprocentige  Schwefelsäure  in  Dextrose  übergeführt.  —  Der 
Auszug  A  wurde  ähnlich  behandelt  und  lieferte  ß-Amylum:  Cg  Hio  O5,  dessen  Iprocentige 
Lösung  das  Rotationsvermögen  (a)  =  —  73  hatte,  durch  Schwefelsäure  in  Dextrose  über- 
geführt wurde.  —  Die  Gerste  enthielt  ca.  2%  a-Amylum  und  0.3  %  ß-Amylura.  Weizen 
und  Roggen  enthalten  2—2.5  %  ß-Amylum  und  nicht  mehr  als  0.1  %  a-Amylum.  Gemalztes 
Getreide  enthält  diese  Substanzen  nicht. 

198.  F.  Salomon.    Die  analytische  Bestimmung '  der  Stärke.     (Berichte  der  Deutschen 
Chemischen  Gesellschaft  S.  2421  nach  Repert.  anal.  Chem.  S.  274.) 

Da  Stärke  über  120"  getrocknet,  bereits  gelb  wird,  ein  Zeichen,  dass  bei  dieser 
Temperatur  bereits  die  Zersetzung  beginnt,  so  wird  man  nach  Verf.  die  bei  120^  getrocknete 
als  Ausgangsmaterial  für  Untersuchungen  benutzen,  umsomehr  als  mit  dieser  die  höchsten 
Werthe  bei  der  Bestimmung  des  daraus  gebildeten  Zuckers  erhalten  werden.  Trocknet  man 
bei  1200,  berücksichtigt  den  Aschengehalt,  die  bei  der  Verzuckerung  ungelöst  bleibenden 
Antheile,  bestimmt  den  Zucker  nach  Soxhlet,  dann  erhält  man  auf  100  Stärke  111.1  Zucker, 
entsprechend  der  Formel:  Cg  Hm  O5  für  die  Stärke. 

199.  von  Mering.    Ueber  den  Einfiass  diastatischer  Fermente  auf  Stärke,  Dextrin  and 
Maltose.     (Zeitschrift  für  physiologische  Chemie,  Band  5,  S.  185.) 

Die  Resultate  seiner  Untersuchungen  (s.  die  Abb.)  stellt  Verf.  in  folgenden  Sätzen 
zusammen:  1.  Aus  Stärke  bildet  sich  unter  dem  Einflüsse  von  Speichel  oder  Diastase 
anfangs  ausser  Dextrin  nur  Maltose.  2.  Bei  längerer  Einwirkung  dieser  Fermente  auf 
Amylum  tritt  als  secundäres  Product,  d.  h.  durch  Spaltung  von  Maltose  Trauben- 
zucker auf.  3.  Maltose  wird  in  kurzer  Zeit  (ca.  2  Stunden)  weder  durch  nennenswerthe 
Mengen  von  Diastase  noch  Speichel  nachweisbar  verändert.  4.  Sowohl  Speichel  wie  Malz- 
ferment verwandeln  bei  langer  Einwirkung  Maltose  in  Traubenzucker.  5.  Weder  bei  der 
Fäulniss,  noch  bei  der  Gährung  von  Maltose  lässt  sich  Glucose  nachweisen.  6,  Bei  der 
Einwirkung  von  Diastase  oder  Speichel  auf  Amylum  entstehen  zwei  verschiedene  Dextrine, 
von  denen  das  eine  durch  genannte  Fermente  angegriffen  wird,  das  andere  dagegen  nicht. 
7.  Lässt  man  Speichel-  oder  Malzferment  auf  Dextrin  (welches  durch  Fermente  verändert 
wird)  einwirken,  so  entsteht  Maltose  und  als  secundäres  Product  aus  Maltose  Traubenzucker. 

200.  Greenish.     Untersuchungen    des   Fucus   amylaceus.    (Sitzungsberichte   der   Dorpater 
Naturforschergesellschaft,  S.  39.) 

Sphaerococcus  lichenoides  Ag.,  die  unter  dem  Namen  Fucus  amylaceus  bekannte 
Alge,  im  Handel  als  Ceylon -Moos,  Agar-Agar  bekannt,  wächst  au  den  Küsten  von 
Ceylon,  China  und  Java;  das  wässerige  Decoct  erstarrt  beim  Erkalten  zu  einer  festen 
Gallerte.  —  In  der  Alge  konnte  Stärke  microskopisch  und  chemisch  nachgewiesen  werden, 
doch  tritt  die  blaue  Farbe  der  Jodstärke  erst  dann  deutlich  auf,  wenn  man  die  Schnitte 
zunächst  mit  Kalilauge  behandelt,  diese  mit  Essigsäure  neutralisirt  und  dann  Jod  ein- 
wirken lässt.  —  Der  durch  kaltes  Wasser  erhaltene  Auszug  der  Alge  enthält  kleine  Mengen 
eines  durch  Alkohol  fällbaren,  durch  Säure  in  Zucker  überführbaren  Schleimes;  Mannit 
und  Traubenzucker  konnten  in  dem  Wasserauszug  nicht  nachgewiesen  werden.  —  Nach 
wiederholter  Behandlung  mit  kaltem  Wasser  wurde  die  Alge  eine  halbe  Stunde  lang  mit 
20  Theilen  Wasser  gekocht,  heiss  filtrirt,  die  nach  dem  Erkalten  vorhandene  klare,  geibe, 
feste  Gallerte  zerschnitten  und  durch  Waschen  mit  kaltem  Wasser  von  Stärke  und  Earb- 
stoff  befreit.  Die  farblose,  etwas  opalisirende  Gallerte  wurde  bei  40''  getrocknet;  sie  enthält 
4.43  %  Asche,  war  stickstofffrei  und  entsprachen  die  Resultate  der  Elementaranalysen  am 
besten  der  Formel:  4Cg  H,o  O5  —  OH2.  Die  Substanz  quillt  in  kaltem  Wasser  auf,  ohne 
sich  zu  lösen;  beim  Kochen  erfolgt  die  Lösung  rasch.    Erst  7  Tbeile  Alkohol  bewirken  in 


126  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

der  heissen  Lösung  eine  Fällung.  In  Kupferoxydammoniak  ist  die  Gallerte  löslich,  Jod 
und  Schwefelsäure  färben  sie  nicht;  die  wässerige  Lösung  ist  linksdrehend.  Mit  Säure 
gekocht  geht  die  Gallerte  langsam  in  Zucker  über ,  dessen  Rotationskraft  bestimmt  war  zu 
(a)D  =  -|-80?6,  nicht  gährungsfähig  ist  und  mit  Salj^etersäure  oxydirt  Schleimsäure  liefert 
(Arabinose?).  —  Zwischen  der  Gallerte  und  dem  Zucker  entsteht  ein  Zwischenproduct, 
dessen  Rotationskraft  zu  (a)D  =  -|-  33?1  bestimmt  wird.  —  Die  durch  Wasser  erschöpfte 
Alge  wurde  mit  Iprocentiger  Salzsäure  macerirt  und  der  erhaltene  Auszug  durch  Alkohol 
gefällt:  der  gereinigte  Niederschlag  ist  weiss,  liefert  mit  verdünnten  Säuren  gekocht  gährungs- 
fähigen  Zucker.  Formel:  Cg  H^o  O5.  —  Aus  der  durch  Salzsäure  erschöpften  Alge  konnte 
jetzt,  durch  Behandeln  mit  verdünnter  Natronlauge,  Metarabin  in  nur  sehr  geringer 
Menge  dargestellt  werden.  —  Aus  dem  Rückstand  der  Droge  konnte  durch  lOprocentige 
Kalilauge  noch  Holzgummi  isolirt  werden;  schliesslich  wurde  noch  Cellulose  nachgewiesen. 

201.  E.  0.  V.  Lippmann.  Ueber  das  Laevulan,  eine  neue,  in  der  Melasse  der  Rübenzucker- 
fabriken vorkommende  Gummiart.  (Berichte  der  Deutschen  Chemischen  Gesellschaft, 
S.  1509.) 

Verf.  hat  einen  in  einer  Abfalllauge  entstandenen  gelatinösen  Niederschlag  unter- 
sucht und  aus  demselben  einen  amorphen  schneeweissen  Körper  dargestellt,  dessen  Zusammen- 
setzung der  Formel  CgH^oOs  entspricht:  Laevulan,  ein  Anhydrid  der  Laevulose.  Das 
wasserhaltige  Laevulan  ist  in  Wasser  sehr  löslich,  das  wasserfreie  löst  sich  nur  in  heissem 
Wasser  und  gesteht  beim  Abkühlen  zu  einer  farblosen  consistenten  Gallerte  (noch  bei  1  Tb. 
Laevulan:  200  Th.  OH,).  Das  Drehungsvermögen  beträgt  (o;)d  =  — 221"  für  Lösungen 
von  5— 30  "/q.  Mit  verdünnter  Schwefelsäure  erhitzt  liefert  es  quantitativ  Laevulose,  mit 
Salpetersäure  oxydirt  nur  Schleimsäure.     Fehlin g's  Lösung  wird  nicht  reducirt. 

202.  P.  Claesson.  Ueber  Arabinose.  (Berichte  der  Deutschen  Chemischen  Gesellschaft, 
S.  1270.) 

Veranlasst  durch  die  Arbeit  von  Kiliani  (s,  diesen  Bericht  für  1880,  No.  267) 
betreffend  die  Identität  der  Arabinose  und  Lactose,  theilt  Verf.  mit,  dass  derselbe  nur  aus 
solchen  Gummisorten,  welche,  rechtsdrehend,  bei  der  Oxydation  mit  Salpetersäure  keine 
Schleimsäure  liefern,  Arabinose  erhielt  und  dass  dieser  Zucker:  kleine  Krystalldrusen  aus 
strahlenförmig  geordneten  Prismen  mit  zweiflächiger  Zuschärfung,  mit  einer  Rotationskraft 
von  (a)D  =  109.90,  verschieden  von  der  Lactose  ist. 

203.  A.  Meyer.    Ueber  Gentianose.    (Zeitschrift  für  physiologische  Chemie,  Bd.  6,  S.  135.) 

Die  Wurzeln  von  Gentiana  lutea,  pannonica,  punctata,  purpurea  wurden  zur 
Gewinnung  eines  Enzianbrauntweins  benutzt :  das  Product  zeichnet  sich  durch  relativ  hohen 
Alkoholgehalt  aus.  Die  (der  Gährung  unterworfenen)  frischen  saftigen  Wurzeln  (Amylum  frei) 
lieferten  frisch  gepresst  50  '/o  Saft,  aus  welchem  Verf.  eine  Substanz  zu  isoliren  vermochte, 
welche  gereinigt  in  vollkommen  farblosen,  ziemlich  grossen,  doch  zu  dichten  Gruppen  ver- 
wachsenen Täfelchen  erhalten  wurde.  Dieser  krystallisirte  Körper,  Gentianose  genannt, 
ist  in  Wasser  sehr  leicht  löslich,  schmilzt  bei  210",  gährt  mit  Hefe  sofort,  reducirt  nicht, 
dreht  rechts,  und  zwar  wurde  gefunden  (cc)n  =  -\-Qb°7  und  (o;)d  =: -}- 33?36  („vielleicht 
besitzt  die  Gentianose:  Birotation") ;  mit  verdünnter  Schwefelsäure  erhitzt,  entsteht  ein 
reducirender  links  drehender  gährungsfähiger  Körper.  Die  Zusammensetzung  der  Gentianose 
entspricht  der  Formel:  Cgg  Hßg  O31. 

204.  E.  E.  Sundwik.  Ueber  die  specifische  Drehung  der  Maltose.  (Zeitschrift  f.  Physio- 
logische Chemie,  Bd.  5,  S.  427.) 

Verf.  bestimmte  mit  einem  möglichst  chemisch  reinen  Präparat  die  specifische 
Drehung  der  Maltose  im  Mittel  (a:)D  = -}- 150*>,  also  übereinstimmend  mit  dem  Resultate 
von  Sullivan,  während  E.  Schulze  149?5,  Musculus  und  Mering  149"  gefunden  hatten. 
Die  Drehung  erscheint  weder  von  der  Conceutration,  noch  von  der  Temperatur  abhängig. 

205.  A.  LevaUois.  Snr  la  matiere  sucree  contenue  dans  la  graine  du  Soja  hispida  (MUnch). 
(Comptes  rendus,  t.  93,  p.  281.     Repertoire  de  Pharmacie  [nouv.  Ser.]  t.  9,  p.  518.) 

Der  vom  Verf.  aus  Sojabohnen  dargestellte  Zucker  (s.  diesen  Bericht  für  1880, 
I. ,  S.  450)  konnte  bis  jetzt  nicht  im  krystallisirten  Zustande  erhalten  werden.  Bei  100" 
getrocknet,  stellt  er  eine  schwammige,  sehr  zerfliessliche  Substanz  dar_,  welche  schwach  süss 


Pflanzenstoffe.  —  Kohlenhydrate.  127 

schmeckt,  alkalische  Kupferlösung  nicht  reducirt,  durch  Erwärmen  mit  verdünnten  Mineral- 
säuren aber  reductionsfähig  wird,  ein  Rotationsvermögen  von  -f- H^"  besitzt,  welches  nach 
der  Inversion  nur  noch  +  So"  beträgt.  Durch  Hefe  wird  die  Substanz  schnell  in  Gährung 
versetzt;  mit  Schwefelsäure  erwärmt  liefert  sie  Schleimsäure  und  Oxalsäure.  Verf.  hält 
diese  Substanz  für  eine  eigenthümliche  Zuckerart. 

206.  A.  Emmerling  and  G.  Loges.  Ueber  die  darch  Einvirkang  von  Ealiambydrat  auf 
Traubenzucker  entstehende  reducirende  Substanz.  (Pf  lüg  er 's  Archiv  für  die  ges. 
Physiologie,  Bd.  24,  S.  184.) 

Trägt  man  in  geschmolzenen,  reinen  Traubenzucker,  der  zuvor  durch  längeres 
Erhitzen  getrocknet  wurde,  allmählig  Stangeukali  in  nicht  zu  grossen  Antheilen  ein,  so 
erfolgt  nach  jedesmaligem  Kalizusatz  eine  heftige  Reaction  unter  starkem  Aufschäumen, 
wobei  eine  angenehm  riechende  Flüssigkeit  überdestillirt.  Nach  Beendigung  der  Reaction 
wird  neues  Kali  eingetragen  und  dies  so  lange  fortgesetzt,  als  noch  eine  lebhafte  Einwirkung 
stattfindet.  Das  Destillat  wird  durch  fractionirte  Destillation  zerlegt  in  ein  bei  ca.  90" 
siedendes  brennbares  und  ein  bei  100  siedendes  wässeriges  Destillat;  letzteres  war  nach 
abermaligem  Fractiouiren  farblos,  schmeckte  süsslich  nach  Wallnüssen  und  hatte  wie  Acetol 
die  Eigenschaft,  Fehling'sche  Lösung  oder  alkalisches  Kupferoxyd  in  der  Kälte  zu  redu- 
ciren.  Mit  Kaliumbichromat  und  Schwefelsäure  oxydirt,  lieferte  dieser  Theil  des  Destillats 
Kohlensäure  und  Essigsäure. 

207.  F.  Musculus  et  A.  Meyer.  Sur  ia  Transformation  de  la  glucose  en  dextrine.  (Comptes 
rendus,  t.  92,  p.  528.    Zeitschrift  für  physiologische  Chemie,  Band  5,  S.  122.) 

30  g  reine  Glucose  wurden  im  Chlorcalciumbade  geschmolzen  und  nach  dem  Er- 
kalten in  4—5  Theilen  30  g  concentrirte  Schwefelsäure  hinzugefügt,  der  Art^  dass  sich  die 
ganze  Masse  auf  60'^  erwärmte  und  bräunte;  die  Masse  wurde  darauf  mit  800  g  absolutem 
Alkohol  behandelt  und  das  Filtrat  8  Tage  stehen  gelassen.  Der  entstandene  Niederschlag 
wurde  auf  dem  Filter  zuerst  mit  kaltem,  dann  mit  kochendem  absolutem  Alkohol  gewaschen 
und  über  Schwefelsäure  getrocknet.  Erhalten  wurden  10  g  eines  amorphen,  weissen,  hygro- 
skopischen, jedoch  nicht  zerfliessendeu  Pulvers;  dasselbe  ist  eine  Alkoholverbindung  der 
Zusammensetzung  :  Cig  Hjg  0,^  .  C2  Hß  0,  Bei  110"  verdampft  der  Alkohol  und  bleibt  ein 
weisses,  sehr  hygroskopisches  und  zerfliessendes  Pulver  zurück.  Beim  Kochen  mit  Wasser 
wird  die  Verbindung  ebenfalls  verändert  unter  Austritt  des  Alkohols:  man  erhält  eine  amorphe, 
gelbliche,  in  Wasser  sehr  leicht  lösliche,  fade  und  süss  schmeckende  Masse  der  Zusammen- 
setzung: CigHjgOi^.Hz  0=r3CßHio05;  Jod  färbt  die  Substanz  nicht;  Alkohol  fällt  sie 
aus  der  wässerigen  Lösung  aus;  Fehling'sche  Lösung  wird  durch  dieselbe  nur  sehr  schwach 
reducirt;  das  Drehungsvermögen  wurde  zu  (a)  = -[- 131 1-  134°  bestimmt.  Bierhefe  ver- 
setzt sie  nicht  in  Gährung.  Diastase  führt  die  Substanz  nicht  in  Zucker  über,  wohl  aber 
längeres  (mehrstündiges)  Kochen  mit  4procentiger  Schwefelsäure,  Die  Substanz  gleicht  dem 
y-Dextrin  von  Musculus,  auch  bezügl.  des  Diffusionsvermögens  bei  der  Dialyse,  welches 
von  dem   aus  Glycose  dargestellten  Dextrin  zu  0.54,  von  y-Dextrin  zu  0.32  "/o  bestimmt  wurde. 

208.  M.  Nencki  und  N.  Sieber.  üeber  die  Zersetzung  des  Traubenzuckers  und  der  Harn- 
säure durch  Alkalien  bei  der  Bruttemperatur.  (Journal  für  praktische  Chemie. 
Neue  Folge.    Band  24,  S.  498.) 

Werden  20  g  Dextrose  in  200  ccra  Wasser  gelöst,  mit  40  g  Kalihydrat  versetzt 
und  in  einem  lose  mit  Watte  verschlossenen  Kolben  bei  350—40"  stehen  gelassen,  so  bräunt 
sich  die  Lösung  nach  kurzer  Zeit  und  wird  nach  mehrtägigem  Stehen  wieder  heller.  Nach 
24  Stunden  ist  der  Zucker  bis  auf  geringe  Mengen  verschwunden.  Die  Flüssigkeit  enthält 
Gährungsmilchsäure  (41 0/0  des  angewandten  Zuckers),  neben  einer  zweiten  in 
Aether  unlöslichen,  in  Alkohol  löslichen  Säure,  welche  nicht  näher  untersucht  wurde.  _  — 
Die  Milchsäurebildung  geht  langsam  vor  sich,  wenn  die  Lösung  stark  verdünnt  und  weniger 
Alkali  enthält  (bei  Anwendung  von  9  g  Zucker,  9  g  Kalihydrat  und  3  1  Wasser  verschwand 
der  Zucker  erst  am  10.  Tage,  bei  20  g  Zucker,  10  g  Kali  und  1  1  Wasser  erst  am  6.  Tage). 
Die  Wirkung  des  Alkali's  auf  Zucker  ist  in  den  ersten  Stunden  am  stärksten,  dann  schwächer 
(es  waren  unzersetzt:  nach  5  Stunden  34%,,  nach  24  St.  7.7  %,  nach  48  St.  4  »/u,  nach  72  St. 
2.7%  Zucker).  —   Natronhydrat  wirkt  wie  Kali,  ebenso  Tetramethylammoniumoxydhydrat, 


128  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

Neurin;  kohlensaure  Alkalien  und  Ammoniak  haben  keine  Wirkung.  —  Milchzucker  uud 
Maltose  liefern  ebenfalls  Gährungsmilchsäure ;  Kohrzucker ,  Mannit  und  luosit  werden  bei 
Bruttemperatur  durch  Alkalien  nicht  verändert. 

209.  H.  Kiliani.  Ueber  das  Verhalten  von  Gluconsäure,  Zuckersäure,  Lactonsäure  und 
Schleimsäure  zu  alkalischer  Eupferlösung.  (Berichte  der  Deutschen  Chemischen 
Gesellschaft,  S.  2529.) 

Verf.  fand,  dass  die  Alkali  salze  der  genannten  Scäuren  Fehling'sche  Lösung 
nicht  reduciren. 

210.  H.  Kiliani.    lieber  lactonsauren  Kalk.    (Berichte  d.  Deutsch.  Chem.  Gesellsch.,  S.  651.) 

Verf.  berichtet  weiter  (s.  diesen  Bericht  für  1880,  No,  208,  I.,  S.  447)  über  seine 
Untersuchung  der  Lactonsäure,  von  welcher  er  das  Calciumsalz  darstellte.  Lactose  und 
Milchzucker  liefern,  entsprechend  oxydirt,  Calciumsalze  derselben  Form  und  Zusammen- 
setzung. 

211.  Jungfleisch  et  Lefranc.  Sur  le  levulose.  (Comptes  rendus,  t.  93,  p.  547.  Journal  de 
Pharmacie  et  de  Chimie,  5.  Ser.,  t.  4,  p.  437.  —  Repertoire  de  Pharmacie  [nouv.  Ser,], 
t.  9,  p.  504.) 

Die  bisher  dargestellte  Levulose  ist  nur  im  nicht  krystallinischen  Zustande  als 
eine,  wie  Verff.  sagen,  unreine  Substanz  erhalten  worden.  —  Bei  der  Verzuckerung  des 
Inulins  entsteht  nur  Levulose.  Verfif.  haben  dieselbe  erhalten,  indem  sie  luuliu  mit  der 
lOfachen  Menge  Wasser  120  Stunden  lang  auf  dem  Wasserbade  bei  100"  erwärmten,  die 
Masse  schnell  zum  dicken  Syrup  eindampften  und  mit  Alkohol  von  92"  aufnahmen:  das 
alkoholische  Filtrat  gab,  mit  Thierkohle  entfärbt  und  destillirt,  einen  syrupartigen  Rückstand. 
Derselbe  wurde,  zur  Entfernung  des  Wassers  und  der  Verunreinigungen,  mit  kaltem,  abso- 
lutem Alkohol  mehrmals  gewaschen,  das  Ungelöste  in  einem  sehr  gut  verschlossenen  Gefässe 
an  einem  kalten  Orte  längere  Zeit  stehen  gelassen:  allmählig  schieden  sich  feine  Nadeln 
aus  und  schliesslich  krystallisirte  die  ganze  Masse.  —  Aus  Invertzucker  wurde  die  Levulose 
derart  isolirt,  dass  man  nach  Peligot  (s.  diesen  Bericht  für  1880,  L,  S.  447)  Levulosekalk 
darstellte,  letzteren,  mit  Wasser  vermischt,  mit  Oxalsäure  bis  zur  sauren  Reaction  versetzte, 
zur  Masse  alsdann  kohlensauren  Kalk  hinzufügte  und  filtrirte.  Die  Flüssigkeit  wurde 
im  luftverdünnten  Räume  zum  Syrup  gebracht,  derselbe  mit  absolutem  Alkohol  mehrmals 
behandelt  und  zur  Krystallisation  hingestellt.  —  Die  krystallisirte  Levulose  besteht 
aus  farblosen,  feinen,  seideglänzenden,  1cm  langen  Nadeln,  welche  meist  zu  kugligen 
Gruppen  vereinigt  sind.  Ihre  Zusammensetzung  entspricht  der  Formel:  CßHiaOg.  Die  vom 
Alkohol  völlig  befreite  Levulose  ist  wenig  hygroskopisch;  mit  Alkohol  zerrieben,  zerfliesst 
sie  leicht  an  der  Luft.  Sie  schmilzt  bei  95";  bei  100^  verliert  sie  allmählig  und  giebt  äther- 
artige Verbindungen.    Das  Rotatiousvermögen  ändert  sich  sehr  schnell  mit  der  Temperatur. 

212.  A.  V.  Grote,  E.  Eehrer  und  B.  ToUens.  Ueber  Darstellung  und  Eigenschaften  der 
Laevulinsäure.    (Liebig's  Annalen  der  Chemie,  Band  20G,  S.  207.) 

Genauere  Angaben  über  die  schon  früher  (s.  diesen  Bericht  für  1877,  S.  653)  von 
den  Verff.  besprochenen  Untersuchungen.  —  Wir  entnehmen  dieser  Abhandlung,  dass  nach 
der  von  Conrad  befolgten  Methode  (s.  diesen  Bericht  für  1878,  I,  S.  290)  mit  Hülfe  von 
Salzsäure  aus  Rohrzucker  eine  grössere  Ausbeute  (35.6  g)  erhalten  wird,  als  mit  Hülfe  von 
Schwefelsäure  (31.5  g).  Letztere  Methode  lieferte  aber  eine  weniger  gefärbte  Säure  und 
gab  ein  helleres  Calciumsalz.  —  Die  reine  Säure:  harte,  strahlige,  resp.  blätterige  Krystalle 
schmilzt  bei  31— 31"7,  siedet  bei  239".  Untersucht  wurden  das  Calciumsalz:  (C5  H^  O3I2 
Ca-|-2H2  0,  das  Silber-,  Natrium-,  Kupfer-,  Baryumsalz  u.  a.  m.  Von  den  ebenfalls  dar- 
gestellten Esterarten  siedete  der  Methylester:  CgHjOg.CHs  bei  191— 19K5  (bei  743  mm 
Druck);  specif.  Gewicht  =  1.0684  bei  0";  hat  brennend  scharfen  Geschmack  und  frucht- 
ähnlicheu  Geruch.  Der  Aethylester  siedete  bei  205'.'2  (corr.),  specif.  Gewicht  =  1.0325 
bei  0''.  Der  Propylester  besitzt  melonenartigen  Geruch  und  brennenden  Geschmack,  siedet 
bei  215V5,  specif.  Gewicht  =  1.0103  bei  0".  Der  Brechungsexponent  dieser  3  Ester  wurde 
ebenfalls  bestimmt;  die  mit  Hülfe  derselben  ausgeführten  Rechnungen  sprechen  ebenfalls  dafür 
(s.  Conrad,  1878,  L,  S,  290),  dass  die  Lävulinsäure  mit  der  Acetopropinsäurc 
identisch  ist. 


Pflanzenstofte.  —  Kohlenhydrate.  129 

213.  Ä.  V.  Grote  und  B.  ToUens.    Entstehung  der  Laevulinsänre  aas  Dextrose.    (Li  eh  ig 's 

Annalen  der  Chemie,  Band  206,  S.  22G.) 

Verff.  hatten  sich  schon  früher  (s.  diesen  Bericht  ivv  1877,  No.  215,  S.  654)  davon 
üherzeugt,  dass  auch  aus  Dextrose  nach  dem  von  ihnen  angegebenen  Verfahren  Laevulin- 
säure  erhalten  werde,  jedoch  nur  in  geringer  Menge.  —  Neuere  Untersuchungen  hatten 
nun  ergehen,  dass  durch  Kochen  mit  Salzsäure  (nach  der  Conrad' sehen  Methode)  die 
Keaction  viel  leichter  eintritt  als  bei  der  Anwendung  von  Schwefelsäure ;  auch  jetzt  erreicht 
die  Ausbeute  nicht  die  Grösse,  wie  bei  Benutzung  von  Rohrzucker.^ 

214.  H.  Rodewald  und  B.  Tollens.    lieber  die  Entstehung  der  Laevulinsäure  aus  Milch- 
zucker.   (Liebig's  Annalen  der  Chemie,  Band  206,  S.  231.) 

Verff.  haben  sich  davon  überzeugt,  dass  auch  aus  Milchzucker  (ähnlich  wie  aus 
Rohrzucker,  Inulin,  Dextrose  und  anderen  Kohlenhydraten)  durch  Kochen  mit  Schwefelsäure 
Laevulinsäure  erhalten  werden  kann,  jedoch  nur  in  geringer  Menge.  Neben  dieser 
Säure  Hess  sich  stechend  riechende  und  Silbernitrat  reducirende  Ameisensäure  nachweisen. 

215.  B.  Tollens.    üeber  die  Oxydation  der  Laevulinsäure.    (Liebig's  Annalen  der  Chemie. 
Band  206,  S.  257.) 

Durch  früher  schon  besj^rochene  Versuche  und  Reactionen  ist  der  Beweis  geführt, 
dass  die  Laevulinsäure  fünf  normal  gebundene  Kohlenstoffatome  besitzt,  und  wahrscheinlich 
gemacht,  dass  das  neben  dem  Carboxyl  darin  enthaltene  dritte  Sauerstoffatom  nicht  als 
Hydroxyl  oder  nach  Art  des  Aethylenoxyds  mit  2  Kohlenstoffatomen  verbunden,  enthält. 
Eine  Aldehydlagerung  des  Sauerstoffs  musste  auf  Grund  der  Beständigkeit  der  Säure  gegen 
freiwillige  Oxydation  und  gegen  wässerige  Alkalien  ausgeschlossen  werden.  Bei  Annahme 
eines  Ketonsaucrstoffs  war  noch  nicht  entschieden,  an  welchem  Kohlenstoffatome  sich  dasselbe 
befindet.  —  Conrad  hat  (s.  diesen  Bericht  für  1878,  I,  S.  290)  gezeigt,  indem  er  die 
physikalischen  Eigenschaften  der  Säure  und  Salze  der  Laevulinsäure  mit  den  entsprechenden 
Verbindungen  der  |3-Acetopropionsäure  verglich,  dass  diese  beiden  Säuren  identisch  seien 
und  dass  denselben  die  Formel:  CHg  .  CO  .  CHg  .CHj .  COOH  zukomme.  —  Verf.  hat  sich 
bemüht,  für  die  Identität  einen  aus  chemischen  Reactionen  gefolgerten  Beweis  zu  erbringen. 
Für  eine  Ketonsäure  der  Formel :  C5  Hg  Og  sind  folgende  Structurformeln  möglich : 

L  IL  III.  IV.  V. 

CHj  CHg  CH3  CHj  CH3 

CO  CH2  CH2  CO  C<cfl 

CHj  CO  CH2  C<ptr  CO 

1  1  I  I  CH3 

CH,         CH2         CO         COOH       COOK 

COOH       COOH       COOH 

Von  diesen  Säuren  kann  nach  den  jetzt  giltigen  Ansichten  beim  Oxydiren  nur 
I  Bernsteinsäure  liefern,  da  dieselbe  eines  Theils:  Malonsäure  und  Essigsäure,  andern  Theils 
Bernsteinsäure  und  Ameisensäure  resp.  Kohlensäure  geben  kann;  Säure  II  muss  Propionsäure 
und  Oxalsäure  oder  Essigsäure  und  Malonsäure  liefern  (keine  ßernsteinsäure) ;  Säure  III 
muss  Buttersäure  geben;  Säure  IV  und  V  können  ebenfalls  keine  Bernsteinsäure  liefern, 
sind  ausserdem  ausgeschlossen,  weil  die  Laevulinsäure  fünf  normal  gebundene  Kohlenstoff- 
atome enthält.  Mit  Rücksicht  auf  die  Art  der  Darstellung  sind  auch  die  Säuren  II  und  III 
unwahrscheinlich,  da  sie  durch  langes  Kochen  mit  Säuren  leichter  zerfallen  müssten  als  I. 
—  Verf.  hat  nun  die  Laevulinsäure  oxydirt,  indem  er  dazu  anfangs  Chromsäure,  später 
Salpetersäure  benutzte.  Diese  Untersuchungen  ergaben,  dass  durch  Einwirkung  verdünnter 
Salpetersäure  auf  Laevulinsäure :  Bernsteinsäure,  Essigsäure,  Kohlensäure,  Oxalsäure,  Cyan- 
wasserstoffsäure  und  wahrscheinlich  AmeiseiiSäure  entstehen;  Buttersäure  war  bestimmt 
nicht  entstanden;  Malonsäure  konnte  nicht  nachgewiesen  werden.  —  Das  erhaltene  Resultat, 
welches  die  Formel  I  der  ß-Acetopropionsäure  bestätigt,  spricht  dafür,  dass  die  Oxydation 
gleichzeitig  nach  folgenden  zwei  Gleichungen  verläuft: 

Botanischer  Jahresbericht  IS.  (1881)  1.  Abtb.  9 


130 


Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 


CH3 

■■i  • 

CO 

CH2    +30  = 

CH2 


H .  COOH  Ameisensäure 


COOH 

CH2 

CH2 


CH, 


CH, 


(iooHJ 


Essigsäure 


Bernstein- 
säure 


CHj    +30=  COOH 
CH2  CH2 


Malonsäure 


COOH  COOH  i  COOH  COOH ) 

Die  Malonsäure  wird  zum  Theil  sofort  weiter  oxydirt  zu  Oxalsäure  oder  zerfällt 
zu  Kohlensäure  und  Essigsäure, 

216.  F.  Sestini.  lieber  die  Ulminverbindangen,  welche  bei  Einwirkang  von  Säuren  auf 
Zackerstoffe  erzielt  werden.  (Die  Landwirthschaftlichen  Versuchsstationen,  Band  26, 
S.  285-304.) 

Genauere  Mittheilung  der  Untersuchungen,  aus  welchen  Verf.  die  schon  berichteten 
Resultate  (s.  diesen  Bericht  für  1880J  gezogen  hat;  wir  verweisen  auf  die  Abh. 

217.  F.  Sestini.  Ueber  die  Zusammensetzung  der  Ulminverbindungen.  (Die  Landwirth- 
schaftlichen Versuchsstationen,  Band  27,  S.  163.) 

Verf.  behandelt  ausführlicher  seine  Untersuchungen  (s.  diesen  Bericht  für  1880 
I.,  S.  441,  442)  über  Sacculminsäure  und  Sacculmin  (s.  die  Abh.). 

218.  Tanret  et  Villiers.  Recherches  sur  l'inosine.  (Annales  de  chimie  et  de  physique. 
5.  ser.,  t.  23,  p.  389.) 

Verf.  geben  in  der  vorliegenden  Abhandlung  eine  Zusammenstellung  der  Resultate 
ihrer  Untersuchungen  des  Inosit  (s.  diesen  Bericht  für  1879,  I,  S.  291,  No.  262).  Wir 
haben  hier,  als  noch  nicht  erwähnt,  folgende  Angaben  aufzunehmen:  das  Volumgewicht  der 
Inositkrystalle  (aus  Nussblättern  dargestellt)  beträgt  1.524  bei  15"  C,  des  wasserfreien 
Inosits:  1.752.  Bei  12"  C.  lösen  10  Theile  Wasser  einen  Theil  Inositkrystalle.  —  Inosit 
vermag  Fehling'sche  Lösung  zu  reduciren,  allerdings  sehr  langsam.  —  Wird  Inosit,  in 
Schwefelsäure  gelöst,  zur  Trockne  verdampft,  so  erhält  man  einen  Rückstand  von  sehr  stark 
saurer  Reaction,  frei  von  Schleimsäure  und  Oxalsäure,  welcher  beim  Auflösen  in  Wasser: 
Kohlensäure,  Stickstoff  und  Untersalpetersäure  liefert.  Der  Rückstand  krystallisirt  nicht, 
liefert  stark  gefärbte  Verbindungen  mit  Metallen  (Ca,  Ba,  Zn,  Hg:  roth).  Die  bei  der 
Inositreaction  von  Scher  er  auftretende  Rothfärbung  ist  auf  die  Bildung  des  Calciumsalzes 
der  entstandenen  Säure  zurückzuführen.  —  Die  Ende  August  gesammelten  Nussblätter 
liefern  die  grösste  Menge:  0.3  "/o,  im  Juni  nur  0.1%.  Die  Nüsse  selbst  enthalten 
kein  Inosit. 

219.  0.  Hecht  und  Fr.  Iwig.  Ueber  die  Producte  der  Oxydation  des  Mannits  mit  äber- 
mangansaurem  Kalium  in  alkalischer  Lösung.  (Berichte  der  Deutschen  Chemischen 
Gesellschaft,  S.  1760.) 

Veranlasst  durch  die  Mittheilungen  von  Pabst  (s.  diesen  Bericht  für  1880,  L,  S.  450) 
üb"er  die  Oxydation sproducte  des  Mannits  haben  Verff.  diese  Angaben  experimentell  geprüft 
und  als  Producte  Oxalsäure,  Weinsäure  und  Ameisensäure  (entgegen  Pabst),  dagegen 
keine  Spur  von  Dioxyisocitrouensäure  finden  können. 

220.  J.  Domac.  Ueber  das  Hexylen  aus  Mannit.  (Sitzungsberichte  der  Math. -Naturw. 
Classe  d.  Wiener  Akademie,  Bd.  83,  Abth.  2,  S.  1038.) 

Verf.  hat  das  aus  Mannit  darstellbare  Hexylen  untersucht  (s.  die  Abb.);  mit 
Rücksicht  auf  die  Resultate  betrachtet  Verf.  das  Mannithexylen  als  constituirt  entsprechend 
der  Formel:  CHg  -  CH2  -  CH,  -  CH  =  CH  -  CHg. 

221.  E.  Morelle.    Sur  un  nouvel  hydrate  de  carbone.    (Comptes  rendus,  t.  93,  p.  646.) 

Garreau  hatte  1880  aus  Bergenia  sibirica  eine  krystallinische  Substanz,  Bergenin 
genannt,  dargestellt.  —  Verf.  hat  jetzt  diesen  Körper  genauer  untersucht.  Zur  Darstellung 
wurde  der  frische  Stamm  der  Pflanze  durch  Wasser  bei  80"  erschöpft,  die  Lösungen 
durch  Bleiacetat  von  dem  Gerbstoff  befreit,  das  Blei  durch  Schwefelwasserstoff  entfernt  und 
das  Filtrat  eingedampft:  man  erhält  kleine,  farblose,  bitter  schmeckende  orthorhombische 
Prismen;  Formel:  C8Hjfl05+  Hj  0.    Der  Bergeoit,  so  nennt  Verf.  die  Substanz,  besitzt 


Pflanzenstoffe.  —  Ester:  Fette  und  Wachsarten.  131 

ein  Rotationsvermögen  von  (o:)d  =  -  51036',  ist  in  Wasser  und  kaltem  Alkohol  wenig,  in 
den  heissen  Flüssigkeiten  leichter  löslich,  hat  das  specifische  Gewicht  von  1.5445,  schmilzt 
bei  130"  in  seinem  Krystallwasser,  wird  bei  höherer  Temperatur  wieder  fest  und  wasserfrei 
und  zersetzt  sich  bei  230°.  Säuren  zerlegen  ihn  nicht.  —  Mit  Eisessig  im  geschlossenen 
Rohre  auf  100"  24  Stunden  lang  erhitzt ,  entsteht  ein  Monacetylderivat :  Cg  Hg  O5 .  C2  H3  0: 
eine  weisse  amorphe,  in  Wasser,  Alkohol  und  Aether  leicht  lösliche  Masse,  welche  durch 
Schwefelsäure  in  Bergenit  und  Essigsäure  zerlegt  wird.  —  Chloracetyl  liefert  bei  100"  ein 
Triacetat:  Cg  Hj  O5  (C,  H;,  0)3  in  perlmutterglänzenden,  rhomboidalen  Blättchen;  wird  diese 
Substanz  mit  Essigsäureanhydrid  auf  280"  erhitzt,  so  erhält  man  ein  Pentacetylderivat: 
Cg  H5  O5  {C2  H3  0)5  in  Form  feiner,  weisser  Nadeln.  —  Mit  Hilfe  von  Baldriansäure  wurde  ein 
Monoderivat,  mittelst  Benzoylchlorid  ein  Triderivat  erhalten.  —  Der  Bergenit  ist  ein 
fünfatomiger  Alkohol. 

VII.  Ester:  Fette  und  Wachsarten. 

222.  F.  Stohmann.  lieber  die  quantitative  Bestimmung  von  freien  Säuren  in  pflanzlichen 
und  thierischen  Fetten.    (Journal  für  praktische  Chemie,  Neue  Folge,  Bd.  24,  S.  506.) 

Die  von  Burstyu  angegebene  Methode  der  Bestimmung  des  Säuregehaltes  in  fetten 
Oelen  (Schütteln  des  Oeles  mit  seinem  gleichen  resp.  doppelten  Volum  Alkohol  von  90  "/oj 
Bestimmung  des  Säuregehaltes  der  alkoholischen  Lösung)  ist  auf  Grund  der  Untersuchungen 
von  St.  als  völlig  unbrauchbar  zu  bezeichnen.  Selbst  nach  einer  6  maligen  Behandlung  des 
fetten  Oeles  mit  neuen  Alkoholmengea  enthält  das  Oel  noch  freie  Säure  und  ist  die  Anziehungs- 
kraft des  Oels  zu  den  Fettsäuren  so  gross,  dass  ein  an  Säure  armes  Oel  der  alkoholischen 
Säurelösung  beim  Schütteln  Säure  entzieht.  —  Die  von  Fr.  Hofmann  angegebene  Methode, 
die  ätherische  Fettlösung  mit  alkoholischer  Natronlösung  zu  titriren,  ist  desshalb  unbequem, 
weil  die  Natronlösung  täglich  neu  dargestellt  werden  muss.  Verf.  hat  nun  gefunden,  dass 
diese  alkoholische  Lösung  durch  Barytwasser  ersetzt  werden  kann;  er  verfährt  also:  ca.  10  g 
Oel  werden  mit  100  ccm  Alkohol  von  90" ,  dessen  Säuregehalt  vorher  ermittelt  ist  und  als 
Correctionszahl  in  Rechnung  gestellt  wird,  in  einem  Kölbchen  stark  durchschüttelt;  starre 
Fette  werden  vor  dem  Zusatz  des  Alkohols  in  wenig  Aether  gelöst.  Der  Flüssigkeit  fügt 
man  ein  paar  Tropfen  neutralisirte  Rosolsäurelösung  zu  und  titrirt  mit  Barytwasser  (ca.  7  g 
Barythydrat  auf  1 1)  bis  zur  Rothfärbung.  Letztere  verschwindet  bei  kräftigem  Umschütteln 
sofort  wieder,  indem  der  Alkohol  neue  Mengen  von  Säure  aus  dem  Oele  aufnimmt.  Man 
fügt  nun  vorsichtig  neue  Mengen  von  Barytwasser  zu,  bis  schliesslich  der  letzte  Tropfen 
bei  starkem  Umschütteln  bleibende  Rothfärbung  erzeugt. 

223.  V.  Rechenberg.  Ueber  den  Gehalt  der  thierischen  und  pflanzlichen  Fette  an  freien 
Fettsäuren.  (Journal  für  praktische  Chemie,  Neue  Folge,  Bd.  24,  S.  512.  Berichte 
d.  Deutsch.  Chem.  Ges.,  S.  2216.} 

Die  vom  Verf.  nach  vorstehend  (No.  222)  angegebener  Methode  untersuchten 
Pflanzenfette  hat  derselbe  selbst  durch  Extraction  der  Samen  mittelst  Petroläther  dar- 
gestellt. —  Die  Zahlen  drücken  die  Kalihydratmenge  aus,  welche  100  g  Fett  zu  neutralisiren 
vermögen;  die  Samen  1—3  sind  von  demselben  Felde  gesammelt;  1  und  2  wurden  noch 
grün  geerntet,  2—5  Tage  zur  Trockne  aufbewahrt,  enthülst,  die  Hälfte  (1)  sofort  untersucht, 
der  Rest  (2)  in  offener  Schale  3—4  Wochen  aufbewahrt.  3  wurde  im  Zustande  der  Reife 
geerntet  ausgedroschen.    (Siehe  Tabelle  S.  132.) 

224.  P.  Kostytschew.  Analyse  der  Samen  von  Lallemantia  iherica  Fisch,,  Mey.  (Arbeiten 
der  Kaiserl.  Freien  Oeconomischen  Gesellschaft  1879,  Bd.  I,  S.  346-347   [Russisch].) 

Die  Samen  stammten  aus  dem  Gouvernement  Taurien.  Es  wurde  in  ihnen  gefunden: 
Wasser  7.08  «/„,  Oel  —  32.005 "/q.  Specifisches  Gewicht  dieses  Oeles  bei  12.5»  C.  =  0.9338. 
Dieses  Oel  gehört  zu  den  austrocknenden  Oelen.  Batalin. 

225.  De  la  Souchere.  Moyens  de  reconnaissance  des  falsifications  d'huile  d'olive  par 
melange  d'autres  huiles.    (Le  Moniteur  scientifique,  3.  ser.,  t.  II,  p.  790.) 

Verf.  verfährt  bei  der  Prüfung  des  Olivenöls  auf  einen  Gehalt  an  Rapsöl,  Sesamöl, 
Baumwollensamenöl  und  Erdnussöl  in  verschiedener  Weise.  Rapsöl  ist,  wie  andere 
Cruciferenöle,  schwefelhaltig;  zum  Nachweis  verseift  man  in  einem  Glasgefäss  10  g  Olivenöl 

9* 


132 


Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 


Resultate: 


Samen  diesjä 

iriger 

vor- 
jährig 

5-7- 
jährig 

über  10- 

1. 

2. 

3. 

jährig 

Rübsen:  Brassica  rapa    .... 

0.133 

0.074 

0.036 

0.087 

0.205 

__ 

Raps:  Brassica  Napiis     .... 

2.137 

0.138 

0.032 

0.087 

0.542 

— 

Leindotter:  Camelina  sativa    .    . 

2.070 

— 

0.324 

0.313 

0.676 

— 

Lein:  Linuni  usitatissimum  .    .    . 

— 

0.445 

0.053 

0.167 

0.425 

-- 

Oelrettig:  BapJianus  sativus  chin. 

— 

— 

0.142 

— 

— 

2.58 

Mohn,  blauer 

— 

0.743 

0.557 

— 

2.06 

„       weisser 

— 

0.913 

— 

— 

— 

(Fortsetzung  von  S.  131.) 
mit  Hülfe  von  alkoholischem  schwefelfreiem  Kali :  schwärzt  sich  ein  in  die  Masse  getauchtes 
Stück  Silberblech,  so  ist  Schwefel  und  damit  ein  Cruciferenöl  nachgewiesen.  —  Zum  Nach- 
weis des  Sesam  Öls  mischt  man  ein  kleines  Stück  Zucker  mit  Salzsäure  von  23"  und  fügt 
zu  dieser  Masse  die  gleiche  Menge  Oel ;  man  schüttelt  tüchtig  durch ;  die  kleinsten  Mengen 
Sesamöl  rufen  Rothfärbung  hervor.  —  Olivenöl  mit  der  gleichen  Menge  Salpetersäure  von 
40"  geschüttelt  wird  bei  Gegenwart  des  Oels  der  Baumwollensamen  kaffebraun  gefärbt.  — 
Zum  Nachweis  desErdnussöls  verseift  man  das  Olivenöl  mit  alkoholischem  Kali,  erwärmt 
die  abgeschiedene  Seife  zur  Entfernung  des  Alkohols,  zerlegt  dieselbe  durch  die  nothwendige 
Menge  Salzsäure,  sammelt  die  auf  der  Flüssigkeit  schwimmende  Fettsäure  und  löst  sie  in 
kochendem  Alkohol:  beim  Erkalten  der  Lösung  scheidet  sich  die  Arachinsäure  als  weisse, 
perlmutterartig  glänzende  Masse  aus.  —  Mit  Hülfe  des  specifischen  Gewichtes  kann  die 
Menge  der  Beimischung  annähernd  bestimmt  werden.  Das  specifische  Gewicht  des  Olivenöls 
schwankt  zwischen  0.9153  und  0.916  (schlechteste  Sorte),  das  des  Rapsöls  ist  =0.9142,  das 
des  Sesamöls  =  0.9225,  des  Baumwollensamenöls  =  0.923,  des  Erdnussöls  =  0.917.  —  Verf. 
bestimmte  noch  das  specifische  Gewicht  des  Mohnöls  zu  0.924,  des  Oels  des  weissen  Senfs 
zu  0.9136,  des  Rübsamens  zu  0.9151,  des  Nussöls  zu  0.926,  des  Hanföls  zu  0.9255,  des  Leinöls 
zu  0.9325  und  des  Bucheckeröls  zu  0.92. 

226.  Michael  Conroy.     The  adulteration  of  ollve   oll.    (The  pharmaceutical  Journal  and 
transactions,  vol.  11,  No.  568,  p.  933.) 

Verf.  benutzt  zur  Unterscheidung  des  Baumwollsamenöls  vom  Olivenöl  resp. 
zur  Erkennung  des  erstem  in  dem  letzteren  deren  Verhalten  zu  Salpetersäure  von  1.42. 
Man  mischt  1  Theil  Salpetersäure  mit  9  Theil  Oel  in  einer  geräumigen  Porcellanschale  und 
erhitzt  ganz  langsam  bis  zur  Reaction,  entfernt  jetzt  vom  Feuer  und  rührt  mit  einem  Glas- 
stabe um,  bis  die  Reaction  vollendet  ist.  Reines  Olivenöl  erstarrt,  jetzt  abgekühlt,  in  1 — 2 
Stunden  zu  einer  hellstrohgelben,  harten  Masse,  Baumwollensamenöl  und  andere  Samenöle 
werden  tief  orangeroth  gefärbt,  erstarren  nicht.  Man  kann  an  der  auftretenden  Färbung 
einen  Zusatz  von  5  %  erkennen. 

227.  E.  Scheibe,     üeber   das   Baumwollensamenöl.     (Chemisches  Centralblatt,   3.  Folge, 
12.  Jahrg.,  S.  703  nach  Pharm.  Zeitschr.  f.  Russland,  S.  431.) 

Verf.  hatte  Gelegenheit,  eine  Probe  von  gereinigtem  Baumwollensamenöl  zu 
untersuchen.  —  Die  Probe  des  Oeles  war  bei  gewöhnlicher  Temperatur  klar,  durchsichtig, 
von  goldgelber  Farbe,  der  Geschmack  milde,  Geruch  nicht  vorhanden.  Das  specifische 
Gewicht  betrug  bei  17»  =  0.923.  Das  Oel  gehört  nicht  zu  den  trocknenden.  Die  Temperatur- 
erhöhung auf  Schwefelsäurezusatz  (5  Oel:l  Säure)  betrug  450  0.  (bei  Provenceröl  38-400). 
Der  Erstarrungspunkt  des  Oeles  liegt  einige  Grade  unter  0.  Das  Oel  reagirt  nicht  sauer, 
wirkt  auf  blanken  Kupferdraht  nicht  ein. 

228.  C.  Slop  von  Cadenberg.    Rürbissamenöl.   (Berichte  der  Deutschen  Chemischen  Gesell- 
schaft, S.  2311,  nach  Pharm.  Centralh.  283.) 

Kürbissamenöl  bat  das  Volumgewicht  0.910  bis  0.915,  löst  sich  in  45  Theilen 
kalten,  12  Theilen  heissen  Weiugeists,  erstarrt  bei  —17". 


Pflanzenstoffe.  —  Aetherische  Oele.  133 

229.  N.  Gianmaria.  Analisi  della  Soja  hispida;  e  notizie  sopra  11  suo  uso  come  sostanza 
alimentäre  nel  Giappone.  (Annuar.  della  R.  Smola  Sup.  d'Agricoltura  di  Portici. 
Napoli  1881,  10  p.  in  40.) 

Der  Nährwerth  der  Soja  Mspida  liegt  vorzüglich  in  ihrem  Gehalt  an  Fett,  dessen 
sie  eine  sehr  bedeutende  Quantität  enthält.  Stärkemehl  ist  nur  in  sehr  geringem  Maasse 
vorhanden.  An  die  Auseinandersetzung  der  analytischen  Ergebnisse  schliesst  Verf.  auch 
einige  Betrachtungen  über  Cultur  und  Gebrauch  der  Sojabohne  in  Japan  und  räth  ihren 
Anbau  in  Italien  an.  0.  Penzig. 

230.  J.  Reinke  und  H.  Rodewald.  Ueber  Paraoholesterin  aas  Aethalium  septicum.  (Liebi  g's 
Aunalen  der  Chemie,  Band  207,  S.  229.) 

Das  frisch  gesammelte  Protoplasma  wurde  durch  Einlegen  in  starken  Alkohol 
conservirt,  wobei  die  Protoplasmaklumpen  zu  schwammigen,  zwischen  den  Fingern  leicht 
zerreiblichen  Massen  wurden.  Der  schwach  gelb  gefärbte  Alkohol  wurde  abgegossen  und 
concentrirt,  in  letzterem  der  feste  Rückstand  des  Protoplasma  gehörig  vertheilt  und  die  ganze 
Masse  bei  80— 90^  getrocknet :  es  blieb  eine  spröde  Masse,  ein  gelblichgraues  Pulver  liefernd, 
welches  durch  Aether  erschöpft  wurde.  Das  Aetherextract  wurde  durch  Destilliren  vom 
Aether  befreit,  in  Alkohol  gelöst,  mit  Kali  verseift,  der  Alkohol  nach  Zusatz  von  Wasser 
verjagt,  die  wässerige  Seifenlösung  mit  Aether  ausgeschüttelt.  Aus  dem  Aether  scheiden 
sich  Krystalle  ab,  welche  durch  Umkrystallisiren  aus  heissem  Alkohol  umkrystallisirt  werden. 
Diese  Substanz:  das  Paraoholesterin:  seidenglänzende  Nadeln  resp.  Blättchen,  leicht 
löslich  in  Chloroform,  Aether  und  in  heissem  Alkohol,  in  Wasser  unlöslich,  färbt,  in  Chloro- 
form gelöst  und  mit  concentrirter  Schwefelsäure  geschüttelt,  anfangs  gelblichbraun,  dann  blau 
und  violett.  Das  Paraoholesterin  schmilzt  bei  134-134?5,  dreht  die  Ebene  des  polarisirten 
Lichtes  {a)D=  —  27.24  bis  —  28. 88^.  Zusammensetzung:  C26  H44  0 -|- ^2-  Mit  Benzoe- 
säureanhydrid  im  geschlossenen  Rohre  36  Stunden  auf  180''  erhitzt,  entsteht  ein  Ester  in 
Form  dünner,  glänzender,  rechteckiger  Tafeln,  welche  bei  127—128''  (uncorr.)  schmelzen, 
in  Chloroform  und  Aether  sich  leicht  lösen.    Formel :  C26  H43 . 0 .  C7  H5  0. 

Vni.  Aetherische  Oele. 

231.  F.  A.  Flückiger.  üeber  das  ätherische  Gel  der  Mastiche.  (Archiv  der  Pharmacie 
Band  219,  S.  170.) 

Mastixharz  liefert  bei  der  Destillation  2  o/g  eines  ätherischen  Oeles,  welches 
Verf.  von  Schimmel  u.  Co.  in  Leipzig  erhalten  hat.  Dieses  Oel  zeigte  ein  Rotations- 
vermögen von  (a) D  = -(- 14"  (bei  50  mm  Länge),  beginnt  bei  155"  zu  sieden  und  destillirt 
bei  160",  liefert  Terpin  in  sehr  gut  ausgebildeten  Krystallen,  welche  mit  denen  des  gewöhn- 
lichen Terpentinöls  übereinstimmten,  dagegen  keine  feste  Chlorwasserstoffverbindung;  es  ist 
ein  Terpen:  CjoHig. 

232.  A.  Atterberg.  Das  aetherische  Oel  von  Firnis  Pamilio.  (Berichte  der  Deutschen 
Chemischen  Gesellschaft,  S.  2530.) 

Im  Anschluss  an  die  früher  (s.  diesen  Bericht  für  1877,  S.  619)  ausgeführten 
Untersuchungen  der  Terpene  des  Holztheers  aus  Pinus  sylvestris  hat  Verf.  jetzt  die 
Gelegenheit  benutzt,  das  aus  den  Nadeln  der  Zwergkiefer  resp.  Latschenkiefer:  Pinus 
Pumilio  gewonnene  ätherische  Oel  bez.  seiner  Bestandtheile  zu  i)rüfen.  Aus  diesem 
Oele  konnten  von  dem  Verf.  4  Verbindungen  isolirt  werden:  1.  Ein  Terpen  vom  Siede- 
punkt 156—160",  wie  gut  gereinigtes  Terpentinöl  riechend;  Rotations  vermögen  =  -- 6.66; 
Chlorhydrat  von  Aussehen,  Geruch  und  Schmelzpunkt  des  Monochlorhydrats  des  Terpentinöls; 
vielleicht  identisch  mit  Terebenten.  —  2.  Terpen  vom  Siedepunkt  171—176",  dem  Sylvestren 
ähnlich,  vielleicht  damit  identisch;  Rotation  =  —5.38.  —  3.  Eine  wohlriechende,  gegen 
250"  siedende  Flüssigkeit:  C15H24,;  Rotation  =  —  6.2.  -—  4.  Eine  dickflüssige,  in  der  Kälte 
fast  erstarrende,  nicht  flüchtige  Flüssigkeit:  ein  polymeres  Terpen. 

233.  G.  Longe  und  Th.  Steinkaoler.  Ueber  die  in  den  Sequoja-Nadeln  enthaltenen  Körper. 
(Berichte  der  Deutschen  Chemischen  Gesellschaft,  S.  2202.) 

Verf.  haben  ihre  Untersuchungen  (s.  diesen  Bericht  für  1880,  L,  S.  418)  fortgesetzt; 
wir  müssen  auf  die  Abb.  verweisen. 


134  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

234.  R.  Brix.  Ueber  die  Bestandtbeile  des  Gopa'ivabalsams  (Maracaibo)  und  die  käafllche 
sogenannte  Copaiva-  und  Metacopaivasänre.  (Sitzungsberichte  d.  Mathemat.-Naturwiss. 
Classe  d.  Wien.  Akademie,  Bd.  84,  Abth.  2,  S.  459.) 

Der  zu  den  Untersuchungen  dienende  Maracaibobalsam  bildete  ein  etwas  dick- 
liches, bräunlichgelbes,  klares  Liquidum,  welches,  im  Dampfstrom  destillirt,  35  "/q  eines  hell- 
gelben, ätherischen  Oeles  lieferte;  dasselbe  riecht  pfefferartig,  hat  bei  14^0.  specifisches 
Gewicht  =  0.893,  siedet  zwischen  245  und  260".  Durch  Behandeln  mit  Natrium  wurde 
ein  vollkommen  wasserfreies,  sehr  schwach  gelblich  gefärbtes  Oel  erhalten;  specifisches 
Gewicht  =  0.892  bei  17".  Die  Zusammensetzung  des  bei  250—260°  siedenden  Oeles  entspricht 
der  Formel:  C20H32.  Dampfdichte  9.47  (berechnet  9.42).  Ein  krystallisirendes  Chlorhydrat 
konnte  nicht  erhalten  werden,  dagegen  färbt  trockenes  Chlorwasserstoffgas  das  Oel  nach 
kurzem  Durchleiten  rosenroth  und  schliesslich  dunkel  violettblau,  welche  Färbung  an  der 
Luft  rasch  in  schmutzig  grünbraun  übergeht  unter  Entweichen  von  Chlorwasserstoff.  Bei 
der  Oxydation  liefert  das  Terpen:  Essigsäure  und  Terephtalsäure.  —  Bei  der  Behandlung 
des  rohen  Oeles  mit  Natrium  und  folgender  Destillation  verbleiben  Rückstände,  welche  bei 
weiterer  Oxydation  ein  anfangs  nur  schwach  bläulich  gefärbtes,  später  schön  dunkelblaues 
Oel  liefern ;  in  dickeren  Schichten  nahezu  undurchsichtig,  zeigt  das  Oel  in  dünneren  Schichten 
eine  prachtvoll  blauviolette  Färbung;  auch  die  Dämpfe  sind  schön  blau.  Dieses  Oel,  zwischen 
252  und  260"  siedend,  ist  als  eine  Art  Hydrat  des  Terpens  anzusehen;  die  Resultate 
der  Analyse  stimmen  gut  zu  der  Formel:  C6oH98  0  =  3  C20  H32 -|- OH,.  Beim  längeren 
Stehen  am  Licht  und  an  der  Luft  wird  das  Oel  missfarbig  und  zähflüssig.  Mit  Phosphor- 
säureanhydrid gekocht,  geht  es  in  das  Terpen  über.  —  Verf.  konnte  aus  dem  Copaivabalsam 
noch  zwei  Hart-  und  ein  Weichharz,  sämmtlich  amorph  und  von  schwach  sauren 
Eigenschaften,  abscheiden,  daneben  in  minimalen  Mengen  eine  krystallisirbare  Säure  (Meta- 
copaivasäure ?).  —  Verf.  untersuchte  im  Anschluss  hieran  ein  als  Metacopaivasäure  im 
Handel  vertriebenes,  aus  Gurjuubalsam  dargestelltes  Präparat,  eine  zweibasische  Säure,  der 
Formel :  Cjo  H28  (0H)2  (s.  die  Abhandlung). 

235.  Jorissen.  Ueber  das  Oel  von  Dipterocarpus  and  seine  Verwendang  zum  Aufsuchen 
von  Mineralsäuren  im  Essig.  (Archiv  der  Pharmacie,  Bd.  219,  S.  371,  nach  Journal 
de  Pharmacie  d'Anvers  1881,  p.  233.) 

Verf.  hat  die  von  Flückiger  aufgefundene  Reaction  auf  Gurjunbalsam  (s.  diesen 
Bericht  f.  1880,  L,  S.  417,  No.  202)  weiter  untersucht.  Die  Reaction  gelingt  gut,  wenn  man 
in  ein  trockenes  Reagensrohr  einen  Tropfen  Oel  und  25  Tropfen  Eisessig  bringt,  eineu 
Tropfen  einer  verdünnten  Mineralsäure  (z.  B.  5  Theile  H,  SO4  :  100  Th.  OH2)  und  neuerdings 
4—6  Tropfen  Eisessig  zusetzt,  um  die  Flüssigkeit  schön  klar  zu  machen:  letztere  nimmt 
eine  rothe  Färbung  an  und  geht  schliesslich  in  violett  über.  Auf  Zusatz  von  30  Tropfen 
Alkohol  schwindet  die  Färbung  nicht  (bei  echtem  Copaivabalsamöl  sofort).  —  Diese  Reaction 
tritt  bei  Anwendung  von  Miueralsäuren:  Schwefelsäure,  Salpetersäure,  Salzsäure,  selbst  in 
ihrer  SOOOfachen  Verdünnung  ein,  nicht  durch  Oxalsäure,  Citronen-  und  Weinsäure.  Die 
Reaction  kann  benutzt  werden,  um  freie  Mineralsäuren  im  Essig  nach- 
zuweisen, 

236.  Naudin.    Sur  l'essence  d'angelique.    (Comptes  rendus,  t.  93,  p.  1146.) 

Das  Oel  der  Samen  von  Archangelica  officinalis  hat  angenehmen,  an  Angelica 
erinnernden  Geruch,  färbt  sich  am  Lichte  schnell  braun,  verharzt  an  der  Luft.  Das  specif. 
Gewicht  war  bei  0" :  0.872,  das  Rotationsvermögen  (a)D  =  +  26^15'.  Die  Flüssigkeit  absorbirt 
sehr  schnell  und  mit  grosser  Begierde  Sauerstoff.  Es  wurde  das  Oel  im  luftverdünnten 
Räume  der  Fractionirung  unterworfen,  schliesslich  in  ähnlicher  Weise  einer  Rectification 
über  Natrium:  man  erhielt  so  ^/^  des  Oels  als  bei  87°  (unter  22mm  Druck)  siedende 
Flüssigkeit  (welche  unter  gewöhnlichem  Drucke  bei  175°  siedet),  welche  nach  Hopfen  riecht, 
ein  specifisches  Gewicht  von  0.833  bei  0°  besitzt,  ein  Rotatiousvermögen  von  (0)0  =  -f-  25°16' . 
hat;  letzteres  vermindert  sich,  wenn  man  das  Terpen:  CjoHiß  auf  100°  erhitzt,  schneller 
noch  bei  180°.  Dieses  Terebangelen,  so  nennt  Verf.  den  Kohlenwasserstoff,  wird  sehr 
leicht  oxydirt. 


Pflanzenstoffe.  —  Aetherische  Ode. 


135 


237.  L.  Valenti.    Studi  suIl'  essenza  di  canape.    (Atti  della  R.  Accad.  dei  Lincei,  Trans- 
uuti  vol.  V,  1881,  p.  126-128.) 

In  der  ganzen  Pflanze  von  Cannabis  sativa  findet  sich  in  ziemlich  bedeutender 
Quantität  ein  Oel,  welches  Verf.  genauer  studirt  hat.  Es  ist  in  Alkohol,  Aether  und  Chloro- 
form löslich,  linksdrehend,  vom  spec.  Gewicht  0.9299.  —  Die  Zusammensetzung  scheint  der 
Formel  C15H24  zu  entsprechen.  0.  Penzig  (Padua). 

238.  John  C.  Thresh.    Report  on  the  essential  oil  of  ginger.    (Yearhook  of  Pharmacy, 

p.  393.) 

Verf.  hat  seine  Untersuchungen  (s.  diesen  Bericht  für  1879,  I.,  S.  376)  fortgesetzt. 
Zu  diesen  Versuchen  benutzte  Verf.  ein  von  ihm  selbst  aus  dem  mit  Aether  bereiteten  Extract 
von  Jamaica-Ingwer  dargestelltes  ätherisches  Oel,  sowie  ein  von  Schimmel  u.  Co. 
in  Leipzig  bezogenes  Oel.  Beide  Oele  stimmten  in  ihren  Eigenschaften  nicht  vollkommen 
überein,  unterscheiden  sich  aber  auch  nicht  wesentlich  von  einander.  —  Das  rohe  Oel  war 
strohgelb,  von  etwas  campherartigem  Gerüche,  aromatischem,  nicht  stechenden  Geschmacke, 
etwas  dicklicher  Consistenz,  schwer  löslich  in  rectificirtem  Alkohol,  in  allen  Verhältnissen 
löslich  in  Aether,  Chloroform,  Benzol,  Schwefelkohlenstoff  und  Eisessig.  Das  specifische 
Gewicht  war  bei  dem  selbst  destillirten  0.883  bei  17«  C,  bei  dem  Leipziger  0.9004  bei  19»  C. 
Bleibt  das  Oel  einige  Zeit  der  Luft  ausgesetzt,  so  nimmt  es  saure  Reaction  an,  zugleich 
absorbirt  es  Sauerstoff  und  ist  dann  im  Stande,  Jod  aus  Jodkalium  frei  zu  machen  (Bläuung 
der  Jodkaliumstärke).  Das  Oel  dreht  die  Rotationsebene  links,  und  zwar  das  Oel  von  Th.: 
(o;)d  =  —  28?60,  das  von  Leipzig:  — 35?75.  Durch  Abkühlen  in  der  Kältemischung  werden 
Krystalle  nicht  erhalten.  Conc.  Schwefelsäure  löst  das  Oel  mit  blut rother  Farbe  auf,  aus 
dieser  Lösung  scheidet  Wasser  ein  dunkelbraunes  terpentinartig  riechendes  Oel  ab.  Rauchende 
Salpetersäure  ruft  Explosion  hervor;  gewöhnliche  Salpetersäure  färbt  das  Oel  roth,  blau  und 
purpur  und  verharzt  das  Oel  zuletzt.  Mit  Natriumbisulfid  wird  keine  krystallinische  Ver- 
bindung erhalten.  Das  Oel  gab,  mit  Kali  behandelt,  an  dieses  noch  eine  Spur  einer  öligen 
Masse  ab,  welche  durch  Eisenchlorid  nicht  gefärbt  wurde.  —  Das  Oel  wurde  über  Chlor- 
calcium  getrocknet  und  fractionirt  destillirt.    Es  gingen  über: 


Oel  von  Thresh; 


bis  1500  c. 

.5% 

150   „    200 

10  „ 

200   „    240 

8„ 

240  „    265 

60  „ 

265   „    300 

7  „ 

Rückstand 

10  „ 

Oel  aus  Leipzig: 


bis  2100  C. 

17% 

210  „   250 

15  „ 

250  „    270 

45  „ 

270   „    310 

10  „ 

13   n 

Durch  fortgesetztes  Fractioniren  und  Destilliren  über  Natrium  etc.  wurden  schliesslich  einige 
constant  siedende  Antheile  erhalten;  dieselben  hatten  folgende  Eigenschaften: 


Siedepunkt 

Oele 

Rotationsvermögen 

Specif.  Gew. 

145-156 

beide  Oele 

- 

156-161 

»        >» 

-f  55J60 

0.8629  bei  190  C. 

161—185 

— 

— 

— 

185-250 

»        » 

^__ 

— 

262—264 
264-266 

Oel  von  Thresh 

+    9°00 
+   9:75 

0.9023 

256-260 

Leipziger 

—  16?10 

0.8990 

Die  niedrig  siedenden  Antheile  hatten  vor;)jhrer  Rectification  den  Ingwergeruch,  auch  gäben 
diese  Fractionen ,  mit  Wasser  gewaschen ,  an  dieses  Ameisensäure  und  Essigsäure  ab.  — 
Die  unter  156"  siedenden  Theile  werden  vereinigt  zu  einem  sehr  flüssigen,  terpentinartig 
riechenden,  in  Alkohol  löslichen  Oele,  welches  mit  Salzsäuregas  keine  Krystalle  liefert  (Terpen  ?). 
—  Die  Fraction  156~1610  wird  auf  Zusatz  von  Brom  roth  gefärbt  und  bilden  sich  schnell 
wieder  verschwindende  Krystalle;  destillirt  gehen  Brom  und  Chloroform  (in  welchem  die 


136  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie, 

Fraction  gelöst  war)  über ,  eine  gelbliche  ölige  Flüssigkeit  zurücklassend ,  welche  höher 
erhitzt,  Bromwasserstoff  abgiebt  und  unter  180"  destillirte ;  das  Destillat  lieferte,  mit  Chrom- 
säure oxydirt :  Terephtalsäure  und  Essigsäure.  Mit  trockener  Salzsäure  behandelt  liefert  die 
Fraction  ein  krystallinisches  Hydrochlorid :  CioHiß.HCl;  Dampfdichte  der  Fraction :  =455; 
Formel  für  dieselbe  CioH^ß.  Wie  die  Analyse  zeigt,  enthält  diese  Fraction  neben  diesem  Terpen 
sehr  kleine  Mengen  eines  sauerstoffhaltigen  Oeles.  —  Fraction  161  —  185";  dieselbe  enthält, 
wie  die  Untersuchung  zeigt,  kleine  Mengen  Cymol.  —  Die  zwischen  256-260"  siedende 
Fraction  des  Leipziger  Oels  bestand  aus  einem  Kohlenwasserstoff  C15H24,  mit  Salzsäuregas 
ein  nicht  krystallisirbares  Hydrochlorat  liefernd.  —  Die  Fraction  262—266"  des  Thresh'schen 
Oeles  unterscheidet  sich  von  der  vorhergehenden  Fraction  durch  Siedepunkt  und  Kotations- 
vermögen;  im  übrigen  stimmt  sie  mit  der  Fraction  256—260"  überein:  C15H24.  —  Alde- 
hyde und  Aether  fehlen  in  dem  Oele. 

239.  G.  Francke.   üeber  Hesperidin  und  Bergapten.  (Inaug.-Dissertation.  Erlangen  8.  21  S.) 

Bei  niederer  Temperatur  scheidet  sich  oft  aus  den  aetherischen  Oelen  ein  fester 
krystallinischer  Stoff  aus,  der  im  Gegensatz  zu  dem  flüssig  bleibenden  Antheil  (Elaeopten) 
meist  als  Stearopten  bezeichnet  wird;  ein  solches  Stearopten  ist  das  Bergapten.  —  Aus  dem 
durch  Destillation  der  Bergamotten  erhaltenen  Oele  scheidet  sich  das  Bergapten  durch 
den  oxydirenden  Einfluss  der  Luft  aus.  Das  von  verschiedenen  Fabriken  bezogene  Material 
wurde  zur  gründlichen  Reinigung  Tage  lang  mit  Alkohol  ausgekocht  und  kochend  heiss 
filtrirt;  das  Bergapten  schied  sich  in  bräunlichen,  von  Chlorophyll  gefärbten  Flocken  aus; 
es  wurde  durch  wiederholtes  Umkrystallisiren  aus  kochendem  Alkohol  unter  Zusatz  von 
Thierkohle  weiss  erhalten.  Aus  Alkohol  krystallisirt  bildet  es  zarte,  weisse,  seidenglänzende 
Nadeln,  aus  heisser  Essigsäure  scheidet  es  sich  in  schön  rosettenförmig  gruppirten  Krystallen 
ab.  Dieselben  sind  unlöslich  in  Wasser,  leicht  löslich  in  heissem  Alkohol,  Aether  und  Essig- 
säure, schmilzt  zwischen  181  und  182"  C,  sublimirt.  Aus  dem  Resultate  von  3  Elementar- 
analysen (im  Mittel  gefunden  C  =  67.71 "/,,,  H  =  5.53  "/o  berechnet  Verf.  die  Formel  C^  Hig  O5. 

240.  Richard  GodefFroy.    Ueber  Bergapten.    (Zeitschrift  des  Allgemeinen  Oesterreichischen 
Apotheker-Vereins,  19.  Jahrgang,  S.  2.) 

Bei  längerer  Aufbewahrung,  besonders  in  nicht  vollkommen  geschlossenen  Gefässen 
scheidet  das  Bergamottöl  eine  gel  blich  weisse  Substanz:  Bergamottencampher,  Berga- 
mottölstearopten  oder  Bergapten  genannt,  ab.  —  Mulder  beschreibt  diese  Substanz 
als  weisse  nadeiförmige,  bei  206?5  schmelzende,  sublimirbare  Krystalle,  welche  geruchlos,  in 
Aether,  Alkohol,  Kalilauge  löslich,  in  Ammoniak  und  Salzsäure  unlöslich  sind;  Schwefel- 
säure färbt  sie  roth,  Salpetersäure  löst  in  der  Wärme  unter  Zersetzung  auf.  —  Ohme  hatte 
kurze,  feine,  farblose,  geruch-  und  geschmacklose  Nadeln  erhalten,  welche  unzersetzt  subli- 
mirbar,  in  Wasser  und  kaltem  Alkohol  kaum  löslich  sind.  —  Verf.  erhielt  das  Bergapten 
in  kurzen,  farblosen,  seidenglänzenden  geruch-  und  geschmacklosen  Nadeln,  welche  genau 
bei  186"  C.  schmelzen,  in  Wasser  kaum  löslich  sind.  100  Th.  Wasser  lösen  bei  17" C: 
0.0029  Th.,  bei  100":  0.03  Th.  Bergapten.  In  kochendem  Weingeist,  in  ätherischen  Oelen, 
ist  es  leichter  löslich.  100  Th.  90procentigen  Weingeist  lösen  bei  17"  0.095  Th. ,  in  der 
Siedehitze:  2.05  Th.  Bergapten.  Goncentrirte  Schwefelsäure  löst  dasselbe  mit  gelblicher 
Farbe  auf  (durch  Wasser  wieder  ausgefällt),  ebenso  Natronlauge  (durch  verdünnte  Säuren 
wieder  gefällt).  Durch  die  Elementaranalyse  des  Bergapten  wurden  für  dessen  Zusammen- 
setzung Werthe  erhalten,  welche  zu  der  Formel:  C,i  HiqO^  führten  (gef.  C63.5-64.io9  H4.955-4.931). 
—  Mit  rauchender  Salpetersäure  gekocht  wird  das  Bergapten  mit  intensiv  gelber  Farbe 
gelöst:  Wasser  scheidet  einen  schmierigen,  zähen,  gelb  gefärbten  Körper  ab,  welcher  in  Aether 
sehr  leicht  löslich,  in  Wasser  kaum  löslich  ist,  bitter,  beisseud  schmeckt.  Haut,  Wolle,  Seide 
intensiv  gelb  färbt;  mit  Natronlauge  oder  Ammoniak  wird  sie  schön  dunkelrothbraun  gefärbt. 
In  der  von  dieser  Substanz  befreiten  wässerigen  Lösung  ist  eine  Säure  enthalten,  welche 
durch  Eindampfen  zur  Trockne  und  Schütteln  der  trocknen  Substanz  mit  Aether  gereinigt 
und  aus  Wasser  umkrystallisirt:  glänzende,  farblose,  kleine  prismatische  Krystalle  liefert; 
dieselben  sind  geruchlos,  schmecken  und  reagiren  sauer,  lösen  sich  sehr  leicht  in  Wasser, 
weniger  in  Alkohol  und  Aether,  schmelzen  bei  103—104",  sublimiren  bei  160"  in  kleinen, 
feinen  Nadeln.  — •  Die  Säure,  Bergaptensäure  genannt,  verliert  bei  100"  31%  Wasser; 


Pflauzeustoffc.  —  Aetherische  Oele.  137 

ihre  Zusammensetzung  ist  Ci7.369-i7.7i  H4.435-4.<joi;  Verf.  berechnet  die  Formel-  CaHgOio 
resp.  mit  Rücksicht  auf  den  Wasserverlust:  Cg  H4  0^3  +  7  Hj  0.  -  Das  bergaptensaure 
Silber:  ein  weisser,  pulveriger,  in  Ammoniak  und  Salpetersäure  löslicher  Niederschlag  mit 

G9.21-70.6''/o  Ag. 

241.  B.  Grosser,  üeber  das  ätherische  Oel  der  Früchte  von  Coriandrum  sativam.  (Berichte 
der  Deutschen  Chemischen  Gesellschaft  S.  2485-2508.  —  Dissertation  Jena  1881, 
8«,  51  S.) 

Das  von  Verf.  untersuchte  Corianderöl  hatte  bei  IS"  ein  specifisches  Gevricht 
von  0.8719  und  zeigte  eine  Rotatiouskraft  entsprechend  {a)D  =  —  92?55.  Mit  dieser  Substanz 
arbeitend  erhielt  Verf.  folgende  Resultate:  das  Corianderöl  hat  die  Zusammensetzung 
CioHigO  und  ist  somit  isomer  dem  Borneol  und  dem  Monohydrat  des  Terpentinöls. 
Es  spaltet  sehr  leicht  Wasser  ab,  indem  dabei  entweder  aus  2  Mol.  CioHigO  ein  Mol.  OH2 
abgespalten  wird  und  C20H34O  entsteht  oder  es  spaltet,  entweder  beim  Erhitzen  mit 
Phosphorsäureanhydrid  oder  für  sich  im  zugeschmolzenen  Rohr,  aus  Cjo  Hig  0  ein  Mol.  OH2 
ab,  indem  ein  Terpen  CioHig  entsteht.  -  Beim  Behandeln  mit  Jod  liefert  das  Corianderöl 
Cymol.  —  Das  Oel  bildet  eine  feste  Natriumverbindung  sowie  zusammengesetzte  Aether; 
es  muss  demnach  eine  Hydroxylgruppe  enthalten  und  ihm  daher  die  Formel  CioHi^OH 
gegeben  werden;  dafür  sprechen  die  Verbindungen  Cjo  H17  Cl  und  CjoHi^J.  —  Bei  der 
Oxydation  mit  Kaliumpermanganatlösung  wird  erhalten:  als  erstes  Oxydationsproduct  ein 
Keton:  C,oH.sO=:C7H,3~C-^pn     Bei  weiterer  Oxydation  durch  neutrale  verdünnte 

Hg  C>^^- 
Kaliumpermanganatlösung   resultiren:   CO2,    C2H4O2   und  CgHioO,,    letztere  isomer  mit 
Adipinsäure  und  höchst  wahrscheinlich  Dimethylbernsteinsäure.     Bei  vollständiger 
Oxydation  mit  concentrirter   alkalischer  Permauganatlösung   werden   nur  Kohlensäure, 
Essigsäure  und  Oxalsäure  erhalten. 

242.  R.  Schiff,  üeber  die  Einwirkung  des  Broms  und  des  Chlors  auf  den  Nitrocamphor. 
(Referat  der  Berichte  der  Deutschen  Chemischen  Gesellschaft,  S.  538,  nach  Gazz.  chim.  21.) 

Verf.  hat  seine  Untersuchungen  (s.  diesen  Bericht  für  1880,  I.,  S.  424)  über  den 
Nitrocampher  fortgesetzt  und  das  Verhalten  des  Bromnitrocamphors  genauer  studirt  (siehe 
das  Ref.  resp.  die  Abb.). 

243.  R.  Sohiff.  üeber  stickstoffhaltige  Camphorderivate.  (Berichte  der  Deutschen  Chemischen 
Gesellschaft,  S.  1375.) 

Destillirt  man  die  salzsaure  Lösung  des  Amidocamphors  im  Wasserdampfstrome,  so 

^C-O 
erhält  man  grosse  gelbe  Tafeln  eines  Diazoderivates  der  Formel:  C«  Hi4C^    ||  J>N, 

^C-N^ 

welches  durch  Zinkstaub  und  Essigsäure  zu  Amidocamphor  reducirt  wird.    Im  Oelbade  auf 

,C. 
14O0C.  erhitzt  liefert  der  Diazokörper  einen  Dehydrocamphor:  CgHi^^   |1  ^0,     ein 


krystallinischer,  weisser,  bei  160"  schmelzender  Körper,  kein  Phenol. 

244.  R.  Schiff,    üeber  die  Eigenschaften  der  Bromatome  im  Mono-  and  Bibromcampher. 

(Berichte  der  Deutschen  Chemischen  Gesellschaft,  S.  1377.) 

Wir  können  hier  nur  auf  die  Resultate  der  fortgesetzten  Untersuchungen  des  Verf.'s 
über  Bromcampher  verweisen  (s.  Abb.). 

245.  M.  Ballo.  üeber  die  Oxydationsproducte  des  Camphers.  (Berichte  der  Deutschen 
Chemischen  Gesellschaft,  S.  332.) 

Kachler  hatte  (s.  diesen  Bericht  für  1880,  L,  S.  425)  den  Untersuchungen  des 
Verf.'s  gegenüber  sich  dahin  geäussert,  dass  die  von  dem  Verf.  aus  den  Oxydationsproducten 
des  Camphers  dargestellte  Säure  nicht  Adipinsäure,  sondern  Hydrooxycamphoronsäure  sei. 
B.  hält  jedoch  an  seiner  Ansicht  über  die  fragliche  Säure  fest,  indem  er  Gründe  dafür  angiebt, 
welche  für  die  Adipinsäure  sprechen.    (S.  d.  Abb.) 

246.  J.  Kachler  und  F.  V.  Spitzer.  Untersuchungen  über  Borneolkohlensäure  und  Campher- 
kohlensäure. (Sitzungsberichte  der  Math.-Nat.  Classe  d.  Wien.  Akad«mie,  Band  83, 
Abth.  2,  S.  716.) 


138  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

Lässt  man  Natrium  auf  Borneol  einwirkeu,  so  entsteht  Borneolnatrium: 
CjoHi^NaO,  welches  durch  weitere  Einwirkung  von  Kohlensäure  borneolkohlensaures 
Natrium:  CuRiyNaOg  liefert;  dasselbe  wird  sehr  leicht  in  Borneol  und  saures  kohlen- 
saures Natrium  zerlegt.  —  In  analoger  Weise  bildet  sich  bei  Anwendung  von  Campher: 
camph  er  kohlensaures  Natrium.  Die  Campherkohlensäure  bildet  schöne  lange  farblose 
Kry  Stalin  adeln,  welche  bei  123— 1240  C  schmelzen.  Untersucht  wurden  das  Ba-  und  Na- 
salz.  —  Verf.  ziehen  aus  ihren  Untersuchungen  folgende  Schlüsse:  Das  Borneol  verhält 
sich  dem  Natrium  gegenüber  wie  ein  einatomiger  Alkohol;  das  Borneolnatrium  (den 
Alkoholaten  entsprechend)  liefert  mit  Kohlensäure  borneolkohlensaures  Natrium,  welches 
dem  aethylkohlensauren  Natrium  analog  ist.  In  der  Campherkohlensäure  C22  H32  Og  können 
leicht  ein  oder  zwei  Wasserstoffatome  durch  Metalle  ersetzt  werden;  sie  enthält  wahr- 
scheinlich keine  Hydroxyl-  und  keine  Carboxylgruppe. 

247.  M.  Boriya.  On  Menthol  or  Peppermint  Camphor.  (Journal  of  the  chemical  society, 
vol.  39,  pag.  77.) 

Menthol,  aus  Pfefferminzöl  mehrmals  umkrystallisirt,  schmilzt  bei  37?2  und  erstarrt 
wieder  bei  35";  die  Flüssigkeit  siedet  bei  210—2120.  Das  specifische  Gewicht  beträgt  bei 
15":  0.890.  In  alkoholischer  (10.7  und  8.4procentiger)  Lösung  hat  das  Menthol  eine 
Kotatiouskraft  von  {a)j  =  —  59.3".  —  Mit  Kaliumbichromat  und  Schwefelsäure  oder  Eis- 
essig im  geschlossenen  Bohre  auf  120"  10  Stunden  lang  erhitzt,  liefert  das  Menthol  als 
einziges  Reactionsproduct  ein  bei  204—205"  siedendes  Oel  der  Formel:  CjnHjgO,  dessen 
specifisches  Gewicht  =  0.9032  bei  15"  ist,  sich  in  Alkohol,  Aether  und  Chloroform  löst; 
optisch  inactiv.  —  Mit  dem  fünffachen  Volum  rauchender  Salpetersäure  behandelt  liefert 
das  Menthol  ein  gelblichgrünes  Oel,  einen  sehr  leicht  explodireuden  Nitrokörper,  dessen 
specifisches  Gewicht  bei  15"  1.061  beträgt.  Dieses  Oel  giebt,  mit  Zink  und  verdünnter 
Schwefelsäure  reducirt,  ein  hellgelbes,  bei  185— 190"  siedendes  Oel  der  Formel:  CipHigNII,. 
—  Mit  dem  20fachen  Volum  rauchender  Salpetersäure  längere  Zeit  erhitzt,  wird  das  Menthol 
vollkommen  gelöst  zu  einer  dunkelgelben  Flüssigkeit,  aus  welcher  sich  weisse  feine  Krystalle 
ausscheiden.  Aus  Wasser  umkrystallisirt  schmelzen  die  Krystalle  bei  96?5.  Formel: 
(C5  Hg  0/|)2  H2  0.  Diese  Substanz  unterscheidet  sich  von  der  normalen  Brenzweinsäure 
durch  ihre  Salze.  —  Mit  Brom  behandelt  liefert  das  Menthol  ein  Oel  der  Zusammensetzung: 
Cjo  Hi9  Br,  welches,  in  Alkohol  löslich,  sich  beim  Erhitzen  zersetzt.  —  Menthol  liefert,  mit 
Chlorzink  erhitzt,  bei  162—167"  siedendes  Menthen:  CjoHjg,  welches,  optisch  inactiv,  in 
Wasser  unlöslich,  in  Alkohol  und  Aether  leicht  löslich,  ein  specifisches  Gewicht  von  0.814 
bei  15"  hat.  Mit  einer  grösseren  Menge  rauchender  Salpetersäure  erhitzt  liefert  das  Menthen 
dasselbe  Oxydationsproduct  wie  das  Menthol  (s.  oben).  —  Das  Pfefferminzöl  (0.8"/(, 
der  Pflanze)  wird,  nachdem  es  durch  Abkühlen  von  dem  Menthol  befreit,  der  Destillation 
unterzogen:  20  "/o  des  flüssigen  Antheils  des  Pfefferminzöls  von  Youezana  destillirten  zwischen 
198  und  205",  40  "/,,  zwischen  206—210"  und  der  Rest  zwischen  211  und  216".  Die  erste 
Fraction  (198-205")  ist  zusammengesetzt  C77.18  H12.40,  Werthe,  welche  darauf  hindeuten, 
dass  dieser  Theil  kein  einfacher  Körper,  sondern  ein  Gemisch  von  CjoHigO  und  C10H20  0 
(Menthol)  ist.  —  Atkinson  hält  das  Menthol  für  einen  secundären  Alkohol  und 
CjoHjgO  für  das  entsprechende  Keton. 

248.  A.  Schack.  Die  schöne  Reaction  auf  Pfefferminzöl.  (Archiv  der  Pharmacie,  Band 
219,  S.  428.) 

Bespricht  die  schon  in  den  Lehrbüchern  behandelte  Reaction,  welche  Pfefferminzöl 
zeigt  auf  Zusatz  von  Säuren,  Brom  u .  a.  Substanzen.  Dem  Menthol  nicht  zukommend,  wird 
der  flüssige  Antheil  des  Oeles  durch  Säuren  prachtvoll  blau  resp.  grünblau  (in  reflectirtem 
Lichte  blutroth)  gefärbt,  mit  dem  Spectralapparat  untersucht  zeigt  die  Lösung  Absorptions- 
bänder im  Roth  und  Gelbroth.  —  Andere  ätherische  Oele  geben  diese  Färbungen  nicht. 

249.  Ferd.  Vigier  et  Charles  Cloez.  Erigeron  canadesse.  —  Essence  d'Erigeron  canadense; 
presence  de  cette  huile  volatile  dans  les  essences  de  menthes  d'Amerique ;  procedes 
pour  la  reconnaitre ;  son  emploi  en  medecine.  (Repertoire  de  Pharmacie  et  Journal 
de  Chimie  medicale.  nouv.  Ser.  t.  9,  p.  415,  466.  —  Journal  de  Pharmacie  et  de 
Chimie  5.  Ser.  t.  4,  p.  236,  333.) 


Pflanzenstoffe.  —  Aetheriache  Oele. 


139 


Verf.  hat  das  ätherische  Pfefferminzöl  verglichen  mit  dem  Oel  von  Erigeron 
canadense.    Die  zum  Vergleiche  dienenden  Proben  Minzöl  hatten  folgende  Eigenschaften: 


Specifisches  Gewicht  Rotationsvermögen 
bei  100                      (a)3  = 

Englisches  Minzöl  (Mitcham)  ,     .     . 

Oel  von  Gennevilliers 

Amerikanisches     Oel,     rectificirt; 
Hotskiss 

0.917 
0.908 

0.897 

0.898 

—  24058' 

—  25039' 

—  31029' 

Amerikanisches    Oel,   nicht   recti- 
ficirt; Hotskiss 

—  27017' 

Das  Oel  von  Erigeron  ist  flüssig,  hellgelb  gefärbt,  von  eigenthümlichem  Gerüche, 
scharfem,  brennendem  Geschmacke.  An  der  Luft  wird  es  schnell  oxydirt;  der  fractionirten 
Destillation  unterworfen  geht  der  grösste  Theil  des  Oeles  zwischen  175-1770  über:  diese 
Fraction  ist  farblos,  stark  riechend,  ist  unlöslich  in  Alkohol  von  85,  hat  ein  specifisches 
Gewicht  von  0.848  bei  10",  ein  Rotationsvermögen  von  (o:)j  =  +  16015'  und  eine  der  Formel: 
CioHjg  entsprechende  Zusammensetzung.  Mit  trockenem  Salzsäuregas  behandelt,  bilden  sich 
bald  Krystalle  der  Verbindung  CioH,5  2HCl.  Gewöhnliche  Salpetersäure  wirkt  lebhaft  auf 
das  ätherische  Oel  ein  unter  Bildung  eines  gelblichen  Harzes.  Concentrirte  Kalilauge  ruft 
schon  in  der  Kälte  eine  orangerothe  Färbung  hervor  ^Pfefferminzöl  nicht).  Erigeron- Od 
ist  in  seinem  Gewichte  85  7o  Alkohol  bei  150  C.  vollkommen  unlöslich  (Pfefferminzöl  löst 
sich  darin  auf). 

250.  H.  Morin.    Sar  l'essence  de  licari  Kanali,  oa  essence  de  bois  de  rose  femelle. 

(Comptes  rendus,  t.  92,  p.  998.) 

„Essence  de  linaloes"  wurde  früher  ein  aus  Mexico  vom  Citronenholz 
stammendes  Product  genannt;  neuerdings  bezeichnet  man  mit  diesem  Namen  ein  aus  Fran- 
zösisch-Guyana  kommendes  ätherisches  Oel,  mit  welchem  das  licari  Kanali,  das  Holz  der 
„Rose  femelle",  der  weissen  Ceder  von  Cayenne  imprägnirt  ist  (die  Stammpflanze  ist  eine 
Acrodiclidium-ST^edes  —  Laurinee).  —  Das  Licariöl  des  Handels  ist  eine  klare,  wenig 
gefärbte  Flüssigkeit,  leichter  als  Wasser,  von  angenehmem,  an  Rosen-  und  Citronenöl 
erinnerndem  Gerüche,  mit  russender  Flamme  brennbar,  bei  —20°  nicht  erstarrend.  Das 
Oel  enthält  kleine  Mengen  Wasser  aufgelöst,  von  welchen  es  nur  durch  Behandeln  mit 
entwässertem  Chlorcalcium  und  Destilliren  über  Chlorcalcium  befreit  werden  kann.  Das 
Oel  siedet  alsdann  fast  vollständig  bei  198"  (bei  755  mm  Druck),  hat  das  specifische  Gewicht 
von  0.868  bei  150  und  ein  Rotationsvermögen  von  (o:)d  =  —  19"  bei  15o.  Das  Oel  löst  sich 
leicht  in  Alkohol,  Aether  und  Glycerin.  Kalihydrat  verändert  es  nicht;  von  Brom  und  Jod 
wird  es  lebhaft  angegriffen,  ebenso  von  Salpetersäure  und  Schwefelsäure.  Salzsäure  wird 
absorbirt,  indem  eine  schwere,  campherartig  riechende  Flüssigkeit  entsteht.  Die  Resultate 
der  (6)  Elementaranalysen  stimmen  gut  für  die  Formel:  Ck,  H^g  0.  Mit  geschmolzenem 
Chlorziuk  behandelt,  wird  das  Oel  zersetzt  in  Wasser  und  einen  dicklichen,  nach  Terpentinöl 
riechenden  Kohlenwasserstoff;  letzteres  ist  optisch  inactiv:  CioHig. 

251.  J.  F.  EykmaQ.  Uliciam  religiosum,  Sieb.,  its  poisonous  constitneDt,  and  essential 
and  flxed  Oils.  (The  pharmaceutical  Journal  and  transactions  vol.  11,  No.  573,  p.  1046, 
nach  Mittbeilungen  der  Deutschen  Gesellschaft  für  Natur-  und  Völkerkunde  Ostasiens, 
vol.  23.) 

Mehrere  Vergiftuugs-  und  Todesfälle,  welche  als  durch  die  Wirkung  der  Früchte 
von  IlUcium  religiosum  (Japan.  Shikimi  no  ki)  hervorgerufen  erkannt  wurden,  gaben 
Aulass  zu  den  Untersuchungen  des  Verf.'s.  —  40  kg  frische  Blätter  lieferten  im  Dampfstrom 
destilUrt  177  (=  0.44 0/0)  ätherisches  Oel;  dasselbe  ist  stark  lichtbrechend,  fast  farblos;  bei 
der  Destillation  sank  ein  Theil  in  Wasser  unter,  während  ein  anderer  Theil  auf  der  Ober- 
fläche des  Wassers  verblieb.  Das  Oel  hatte  bei  16?5  C.  ein  specifisches  Gewicht  von  1.006; 
der  Geruch  des  Oels  erinnert  an  den  Geruch  des  Lorbeer,  Campher,  Cajeput  und  MuS' 


140 


Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 


katnuss.  Die  Rotation  wurde  bestimmt  zu  {a)i)  =  —  S°.6.  Auf  —  20"  C.  abgekühlt  wurde 
das  Oel  nicht  fest.  Die  fractionirte  Destillation  zerlegte  das  Oel  in:  ein  bei  173—176« 
siedendes  Terpen  (16.7  */„);  specifisches  Gewicht:  0.855,  Rotationsvermögen:  —  22?5,  lieferte 
ein  flüssiges  Hydrochlorat.  —  Bei  231— 233"  siedendes  Anethol  (25  "/o),  specif.  Gew.  =  1.048 
bei  12''C.,  optisch  inactiv,  in  der  Kälte  nicht  fest  werdend,  bei  der  Oxydation  mit 
Salpetersäure:  Auissäure  liefernd.  —  Das  Shikimiöl  löst  sich  in  jedem  Verhältniss  in 
absolutem  Alkohol,  Chloroform,  Benzol,  Eisessig,  Schwefelkohlenstoff  und  fetten  Oelen;  in 
Petroleum  ist  es  wenig  löslich.  Chloraireagens  lässt  es  farblos,  dann  färbt  es  sich  schmutzig 
gelbbraun;  Bromchloroform:  farblos,  dann  grünblau,  später  schmutzig  blau;  alkoholische 
Salzsäure:  farblos,  dann  prachtvoll  blau;  concentrirte  Schwefelsäure,  sowie  Fröhde's 
Reagens:  dunkelroth,  dann  purpurroth;  rauchende  Salpetersäure  erwärmt:  orangeroth; 
Pikrinsäure:  gelbroth;  ammoniakalische  Silberlösung  wird  reducirt.  Verf.  giebt  noch 
folgende  Tabelle: 


Ol.  Anisi 

Ol.  Föniculi 

Ol.  Anisi 

Ol.  Illicii 

vulgaris 

Stellati 

religiosi 

Bestandtheile    .    . 

Vorzugsweise 

Wenig  Terpen  v. 

Vorz.  festes  und 

Terpen  v.  173-1760, 

festes  und  flüss. 

190»  flüss.  u.  fest. 

flüssiges  Anethol 

flüss.  Anethol  von 

Anethol 

Anethol 

232  -2330 

Schmelzpunkt   .    . 

4-  6  bis  18"  C. 

-  2  bis  + 180  C. 

ca.  0"  C. 

bei  —  2O0C.  noch 
flüssig 

Specif.  Gewicht    . 

ca.  0.903 

0.94  -  0.998 

0.978 

1.006 

Rotationsvermögen 

0»  bis  +  0?5 

+  13»  bis  +  19?6 

0«  bis  -  0?4 

—  8?6. 

Alkohol.  Salzsäure 

farblos,  dann 
röthlich 

farblos 

farblos 

farblos,  dann  blau 

Chloralreagens  ,    . 

farblos,  dann  gelb 

farblos,  dann 

wie  Ol.  Föniculi 

farblos,  dann 

und  bräunlich 

prachtvoll  roth 

schmutzig  braungelb 

Ammoniakalische 

Reduction  in 

Silberlösung  .    . 

in  24  i 

stunden  keine  Re( 

iuction 

wenigen  Stunden 

Das  Shikimiöl  wirkt  wie  die  ätherischen  Oele  überhaupt.  —  Die  Samen  bestehen 
zu  58.6  o/q  aus  Kernen  und  41.4  "/g  aus  Schale;  sie  enthalten:  30.5  7o  eines  fetten  Oels; 
dasselbe  ist  klar,  dickflüssig,  geruchlos,  blassgelb,  specif.  Gewicht  =  0.919  bei  16?5  C,  löst 
sich  leicht  in  Petroläther,  Chloroform,  Aether,  Benzol  und  Schwefelkohlenstoff.  Reagirt 
neutral,  ist  bei  —  20»  C.  von  Butterconsistens;  es  trocknet  nicht  ein.  Es  ist  nicht  giftig. 
—  Die  Samenkerne  wurden  entfettet  und  dann  mit  essigsäurehaltigem  75  procentigem  Alkohol 
erschöpft;  der  alkoholische  Rückstand  wurde  mit  Eisessig  erwärmt  und  öfters  mit  Chloroform 
behandelt :  das  Chloroform  hinterliess  einen  amorphen,  gelben,  giftigen  Rückstand.  Derselbe 
wurde  jetzt  mit  Wasser  ausgezogen,  die  Lösung  durch  Schütteln  mit  Petroläther  gereinigt, 
alsdann  die  mit  Kaliumcarbonat  übersättigte  Lösung  mit  Chloroform  erschöpft:  der  amorphe 
Chloroformrückstand  wurde  mit  Salzsäure  versetzt  und  in  den  Exsiccator  gebracht:  nach 
kurzer  Zeit  wurden  warzenförmig  vereinigte  Krystalle  erhalten.  Dieselben  wurden  nach 
nochmaligem  Umkrystallisiren  farblos  erhalten.  Diese  Krystalle,  von  dem  Verf.  Shi kimin 
genannt,  sind  hart,  schAver  löslich  in  kaltem  Wasser,  besser  in  warmem  Wasser,  Aether  und 
Chloroform,  leicht  löslich  in  Alkohol  und  Eisessig,  schmelzen  bei  ca.  175o  C,  reduciren  nicht, 
auch  nicht  nach  dem  Kochen  mit  verdünnten  Säuren;  liefern  ein  öliges  Sublimat.  Die 
wässerige  Lösung  giebt  mit  Kaliumquecksilberjodid  eine  geringe,  bei  Ueberschuss  wieder  ver- 
schwindende Trübung.  Stickstoff  konnte  nicht  nachgewiesen  werden. 
252.  P.  Fahre.    Sur  l'essence  de  serpolet.    (Comptes  rendus  t.  92,  p.  1290.) 

Verf.  hat  das  Quendelöl  (von  Thxjmus  Serptjllum  li.)  untersucht.  Das  Oel  konnte 
durch  Destillation  in  zwei  Theile,  einen  farblosen,  bei  170-200"  siedenden  und  einen  stark 
gefärbten,  bei  200— 250«  siedenden  Antheil  zerlegt  werden.  —  Die  erste  Fraction  ging  bei 
der  Fractionirung  fast  ganz  zwischen  175  und  180"  über  und  zeigte,  über  Natrium  rectificirt, 


Pflanzenatoffe.  —  Aetherische  Oele.  *  141 

einen  festen  Siedepunkt  von  175-1770,  eine  farblose,  nach  Citronen  riechende  Flüssigkeit  von 
0.873  bei  0",  einem  sehr  schwachen  Rotationsvermögeu ;  Dampfdichte:  4.78,  Formel:  C10H14: 
Cymol,  welches  von  rauchender  Schwefelsäure  ohne  Temperaturerhöhung  gelöst  wird.  — 
Die  2.  Fraction  besteht  aus  Kohlenwasserstoffen,  sowie  einem  sauerstoffhaltigen  Oele.  Letzteres 
wird  durch  Behandeln  mit  Natronlauge  fixirt,  die  Kohlenwasserstoffe  alsdann  durch  Aether 
entzogen.  Die  wässerige  Lösung  wird  nun  mit  verdünnter  Salzsäure  zerlegt  und  mit  Aether 
erschöpft;  letzterer  hinterlässt  ein  nach  der  Rectification  bei  233-2350  siedendes  Phenol, 
eine  farblose,  ölige,  angenehm  riechende  Flüssigkeit  von  0.988  bei  0»,  welche  in  einer  Kälte- 
mischung nicht  erstarrt:  Thymol  CioH^O.  Mit  Chloracetyl  behandelt  liefert  es  einen 
farblosen,  öligen,  angenehm  riechenden,  bei  244-245»  siedenden  Aether:  C10H13O .  C2H3O 
(s.  auch  die  Untersuchung  Jahns'  diesen  Bericht  für  1880,  L,  S.  421). 

253.  John  M.  Maisch.    The  Stearopten  of  Buchu  leaves.    (The  american  Journal  of  phar- 
macy  vol.  53  [4.  ser.  vol.  11]  p.  331.) 

Wayne  hatte  (s.  diesen  Bericht  für  1876,  S.  760)  aus  Buchublättern  neben 
Salicylsäure  eine  krystallinische  Substanz  abgeschieden,  welche  mit  Eisenchlorid  eine 
intensiv  blauschwarze  Färbung  gab.  Dieser  Körper  scheint  identisch  zu  sein  mit  dem  von 
F  lückiger  (s.  diesen  Bericht  für  1880,  L,  S.  420)  zuerst  aus  dem  Oele  der  Blätter  von 
Barosma  betulina  dargestellten  Di osphenol.  -  Die  Menge  des  in  den  Buchublättern  ent- 
haltenen ätherischen  Oeles  wechselt  sehr;  so  fand  Bedford:  1.2-1.6%,  Flückiger  und 
Hanbury:  1.56-1.63  »/o,  Bedford  in  Barosma  serratifolia:  O.Q2-0.71'>lo  Oel.  —  Verf. 
konnte  in  6  Proben  von  Buchuöl  wohl  das  Diosphenol,  nicht  aber  Salicylsäure  nachweisen 
und  vermuthet  er,  dass  die  von  Wayne  nachgewiesene  Salicylsäure  einer  Beimischung  zu 
den  Buchublättern  ihren  Ursprung  verdanke. 

254.  J.  Woodland.  Resalts  of  experiments  made  apon  the  barks  of  cinnamon  and  cassia, 
also  upon  the  oils  extracted  therefrom.    (Yearbook  of  Pharmacy,  p.  476.) 

Das  Decoct  der  Zimmt-  und  Cassienrinde  hat  die  Eigenschaft,  Jodstärke  zu  ent- 
färben; nach  des  Verf.  Untersuchungen  kommt  diese  Wirkung  dem  in  dem  Decocte  ent- 
haltenen ätherischen  Oele  zu.  —  Das  Zimmtöl  unterscheidet  sich  von  dem  Cassienöl 
durch  sein  Verhalten  zur  Salpetersäure  von  1 .36  spec.  Gew. ;  ersteres  färbt  sich  damit  orange- 
gelb und  roth  unter  Bildung  einer  gelben  Harzmasse,  Auftreten  des  Geruches  nach  Bitter- 
mandelöl ,  und  bleibt  schliesslich  eine  klare  gelbe  Flüssigkeit.  Das  Cassienöl  liefert  eine 
dunkelgrüubraune  Harzmasse,  welche  auf  gelblicher  Flüssigkeit  schwimmt. 

255.  J.  Reinke.    Ueber  aldehydartige  Substanzen  in  chlorophyllhaltigen  Pflanzenzellen. 
(Berichte  der  Deutschen  Chemischen  Gesellschaft,  S.  2144.) 

In  den  Zellen  grüner  Pflanzen  findet  sich  eine  Substanz  von  den  Eigenschaften 
der  Aldehyde,  ausgezeichnet  durch  Flüchtigkeit  und  ein  energisches  Reductionsvermögen 
gegen  alkalische  Silber-  und  Kupferlösung.  In  Pilzen,  etiolirten  Keimlingen  von  Blüthen- 
pflianzen  konnten  diese  Substanzen  nicht  nachgewiesen  werden.  —  Der  Saft  der  Pflanzen 
enthält  die  Substanz  auch  nach  Abscheidung  der  Eiweissstoffe  durch  Kochen,  nach  Ausfällen 
mit  Bleiessig;  Destillation  dieses  Saftes  liefert  ein  reducirendes  Destillat,  welches  Silber- 
lösung ohne  Zusatz  von  Alkali  in  der  Kälte  nach  kürzester  Zeit  reducirt. 

256.  F.  A.  Flückiger.    Testing  of  Peru  Balsam.    (The  american  Journal  of  Pharmacy  vol. 
53  [4.  ser.  vol.  11]  p.  296.    Nach  Pharm.  Ztg.,  No.  30,  S.  222.) 

Wir  entnehmen  dieser  Uebersetzung  folgende  Angaben :  das  specifische  Gewicht  des 
Perubalsams  liegt  bei  IS"*  C.  zwischen  1.140  und  1.145;  die  älteren  Angaben  von  1.15 — 1.16 
sind  zu  hoch.  10  Tropfen  Balsam  bilden  mit  0.4  g  gelöschten  Kalkes  eine  weiche ,  nicht 
erhärtende  Masse  (enthält  der  Balsam  fettes  Oel,  Ricinusöl  etc.,  so  tritt  beim  Erwärmen 
dieser  Mischung  der  Fettgeruch  hervor).  Mit  dem  dreifachen  Gewichte  an  Schwefelkohlen- 
stoff geschüttelt,  trennt  sich  der  Balsam  in  ein  dunkelbraunes  Harz,  während  der  Schwefel- 
kohlenstoff nur  wenig  gefärbt  wird. 

257.  F.  A.  Flückiger.    Notizen  über  das  Canangaöl  oder  Hang -Hang -Oel.    (Archiv  der 
Pharmacie,  Bd.  218,  S.  24.) 

Cananga  odorata  Hooker  fil.  and  Thomson  (Anonacee),  ein  bis  20  m  hoher,  in 
Südasien  meist  als  Culturpflanze  verbreiteter  Baum,  liefert  ein  durch  ausgesuchten  Wohl- 


142  Physiologie.  —  Chemigche  Phygiologie. 

geruch  ausgezeichnetes  Oel,  welches  aus  den  Blüthen  des  Baumes  erhalten  wird  (25  g  Oel 
aus  5  kg  Blüthen  =  0.5  %).  Verf.  hat  kleinere  Mengen  (das  kg  kostet  ca.  600  M.)  des 
Oeles  untersuchen  lassen.  10  g  Oel  wurden  mit  20  g  Alkohol  und  1  g  Kali  zerlegt  und 
dahei  Essigsäure  und  Benzoesäure  erhalten,  welche  in  dem  Oele  in  Form  ihrer  Ester 
enthalten  sind;  der  in  den  Estern  enthaltene  Alkohol  wurde  nicht  untersucht.  Nehen  den 
Estern  scheint  das  Oel  noch  ein  Phenol  sowie  ein  Aldehyd  resp.  Keton  zu  enthalten. 

258.  Walter  Lippincott  Hinchman.    Asciepias  cornnti  Decaisne.    (The  american  Journal 
of  Pharmacy  vol.  53  [4.  ser.  vol.  11]  p.  433.) 

Verf.  hat  das  Rhizom  der  genannten  Pflanze  untersucht.  Die  frische  Wurzel  ver- 
liert, an  der  Luft  getrocknet,  70%,  vollständig  getrocknet  80%  Wasser;  die  Trockensubstanz 
liefert  6  %  Asche.  —  Die  gepulverte  Droge  wurde  mit  Petroleumbenzin  erschöpft:  das  Benzin 
hinterliess  eine  gelbliche,  ölige  Masse ;  das  davon  getrennte  fette  Oel  hatte  eine  schön  gelbe 
Farbe,  milden  Geschmack  und  den  Geruch  nach  der  Droge.  Der  klebrige  Extract  wurde 
mit  Wasser  gewaschen  und  alsdann  mit  warmem  95procentigem  Alkohol  ausgezogen.  Der 
concentrirte  Alkoholauszug  lieferte  beim  Abkühlen  gelbe  warzenförmige  Krystalle,  welche, 
öfters  umkrystallisirt,  weiss  erhalten,  wurden.  Dieselben  waren  geruch-  und  geschmacklos, 
im  Sonnenlichte  irisirend,  bei  niedriger  Temperatur  flüchtig,  ohne  Wirkung  auf  Lacmus, 
sehr  leicht  löslich  in  Chloroform,  löslich  in  Benzin,  Aether  und  Alkohol,  unlöslich  in  Wasser. 
Concentrirte  Schwefelsäure  und  Kaliumbichromat  färben  grün,  conc.  Schwefelsäure  und  Chlor- 
kalk: braun,  bald  in  purpur  übergehend.  Verf.  nennt  die  Substanz:  Asclepion.  —  Das 
mit  Benzin  erschöpfte  Pulver  wurde  jetzt  mit  95procentigem  Alkohol  behandelt:  der  Alkohol 
hinterliess  einen  rubinrothen,  sauren,  bitter  schmeckenden  Syrup.  Wasser  schied  aus  diesem 
Syrup  ein  Harz  ab ;  die  Lösung  enthielt  Gerbstoff,  Zucker  und  einen  bitteren  sauren  Extractiv- 
stoff.  —  Die  Droge  enthielt  noch  Gummi,  Stärke  und  flüchtiges  Oel. 

IX.  Harze. 

259.  A.  Renard.    Sor  les  produits  de  la  distillation  de  la  colophane.    (Comptes  rendus 
t.  92,  p.  887.) 

Verf.  macht  weitere  Mittheilungen  über  seine  Untersuchung  der  Destillationsproducte 
des  Colophoniums  (s.  diesen  Bericht  für  1880,  L,  S.  433).  —  Durch  Fractionirung  ist 
es  ihm  gelungen,  zwei  neue  Producte,  bei  154  und  bei  170-173»  siedend,  zu  isoliren.  Der 
hoch  siedende  Antheil  wurde  genauer  untersucht.  Im  Kohlensäurestrome  über  Natrium 
rectificirt  absorbirt  die  links  drehende  Flüssigkeit  Sauerstoff  viel  schneller  als  das  Terpentinöl ; 
mit  Salpetersäure  und  Alkohol  in  Berührung  liefert  die  Substanz  kein  krystallisirtes  Hydrat ; 
rauchende  Salpetersäure  wirkt  heftig  ein,  gewöhnliche  Salpetersäure  erst  bei  80",  es  werden 
gebildet:  Nitrotoluylsäureu ,  Oxalsäure  und  eine  syrupförmige  Säure.  Bebandelt  man  die 
ätherische  Lösung  mit  Salzsäuregas,  so  wird  der  Kohlenwasserstoff  Ck,  Hjg  zum  Theil  in  ein 
krystallisirendes  Dichlorhydrat :  Cio  H^g .  2  HCl  übergeführt;  letzteres  krystallisirt  aus  Alkohol 
in  grossen,  perlmuttergläuzendeu ,  bei  49"  schmelzenden  Blättern.  —  Brom  wirkt  aut  den 
Kohlenwasserstoff  energisch  ein ;  aus  der  mehrere  Tage  dem  Lichte  ausgesetzten  ßeactions- 
masse  wurde  eine  dicke,  orangerothe  Flüssigkeit  der  Formel  CioH^aBr^  isolirt;  daneben 
konnten  noch  sehr  geringe  Mengen  von  bei  233"  schmelzenden,  verfilzten  Nadeln  dargestellt 
werden.  Lässt  man  auf  eine  ätherische  Lösung  des  Kohlenwasserstoffs  vorsichtig  ätherische 
Bromlösung  einwirken,  so  erhält  man  ein  Tetrabromid  in  Form  farbloser,  bei  120"  schmel- 
zender Krystalle.  —  Mit  dem  gleichen  Volum  gewöhnlicher  Schwefelsäure  behandelt  löst 
sich  der  Kohlenwasserstoff  unter  Bildung  von  Cymolsulfosäure  auf;  das  Baryumsalz: 
(C,o  Hi3  803)2  Ba -f- H2  0  wurde  in  Krystallen  erhalten.  —  Lässt  man  auf  den  Kohlenwasser- 
stoff nur  V20  des  Volums  an  Schwefelsäure  einwirken,  so  erhält  man  bei  der  Destillation 
des  ungelöst  gebliebenen  Antheils  drei  Fractionen,  von  welchen  die  eine  zwischen  175  und 
180"  siedende  Fraction  (sehr  kleine  Menge)  aus  Cymol  zu  bestehen  scheint.  Der  zwischen 
171  und  173"  siedende  Theil  wird  von  kalter  Schwefelsäure  nicht  angegriffen ;  dieser  Kohlen- 
wasserstoff CjoHig  ist  optisch  inactiv,  absorbirt  Sauerstoff,  liefert  mit  Brom  Verbindungen, 
welche  den  oben  erwähnten  ähnlich  sind;  gewöhnliche  Salpetersäure  wirkt  auf  ihn  unter 
Bildung  von  Nitrotoluylsäure  und  Oxalsäure  ein;  Schwefelsäure  löst  bei  100"  auf  unter 


Pflanzenstoffe.  —  Harze.  143 

Bildung  einer  Cymolsulfosäure.  —  Der  über  300"  siedende  Aütheil  geht,  über  Natrium 
rectificirt,  bei  305 -SlO«'  über;  Formel:  CaoHja. 

260.  Adolphe  Renard.    Sur  l'essence  de  resine.    (Bulletin  de  la  societe  chimique  de  Paris, 
2.  ser.,  t.  36,  p.  215.) 

Veranlasst  durcb  die  Mittheilungen  von  Kelbe,  Armstrong  und  Tilden  (siehe 
d.  Bericht  f.  1880,  I.,  S.  426,  427)  theilt  Verf.  jetzt  schon  seine  Resultate  der  Untersuchung 
der  durch  Destillation  des  Colophoniums  erhaltenen  Harzessenz  mit.  Letztere  wurde 
durch  Waschen  mit  Natron  von  verschiedenen  Säuren  (nachgewiesen:  Butter-  und  Baldrian- 
säure) befreit  und  alsdann  wiederholt  fractionirt.  Es  wurde  isolirt:  1.  von  103  —  106" 
siedender  Kohlenwasserstoff  der  Formel:  C^  Hio:  Hepten  (s.  diesen  Bericht  f.  1880, 1.,S.433) 

2.  in  den  gegen  150^"  siedenden  Destillaten  ein  Terebenten:  CipHie  und  zwei  Kohlen- 
wasserstoffe CioHjg,  von  welchen  der  eine  durch  Schwefelsäure  polymerisirt  werden  kann; 

3.  in  den  zwischen  169—173"  übergehenden  Antheilen  zwei  Terebentene  CjoHig  (eines 
deren  polymerisirbar)  jedoch  kein  Cymol;  4.  die  Fraction  106—150"  enthält  zwei  Kohlen- 
wasserstoffe CgEii  und  C9H16, 

261.  W.  Kelbe.    lieber  das  Vorkommen  eines  aromatischen  Kohlenwasserstoffs  der  Reihe 
Cii  H16  in  der  Harzessenz.    (Berichte  der  Deutschen  Chemischen  Gesellschaft,  S.  1240.) 

Verf.  hat,  seine  Untersuchungen  (s.  diesen  Bericht  f.  1880,  No.  226, 1.,  S.  426)  fort- 
setzend, einen  neuen  aromatischen  Kohlenwasserstoff  aus  dem  Harzöl  isolirt  und  durch 
seine  Untersuchungen  (s.  die  Abb.)  es  wahrscheinlich  gemacht,  dass  der  Kohlenwasserstoff 

CH 
Cii  Hiß    entweder   Methylbutylbenzol:    Cg  H^^n  rr     oder    Aethylpropylbenzol: 

C  H 
Cg  E.i<^n^  TT*  j  der  Metareihe  zugehörig,  ist. 

262.  Edward  H.  Rennie.    On  New  Sealand  Kauri  Gum.   (The  Journal  of  the  chemical  society 
vol.  39,  p.  240.) 

Dieses  in  Neuseeland  von  Dammara  Australis  gewonnene  Harz  liefert,  mit  Wasser- 
dämpfen destillirt,  ein  Oel,  welches  zum  grössten  Theil  zwischen  156  und  160"  siedete;  nach 
erneuter  Fractionirung  ging  das  Oel  fast  vollständig  zwischen  157 — 159"  über.  Diese  Fraction 
siedete  nach  dreimaliger  Destillation  über  Natrium,  constant  zwischen  157 — 158".  Dieses 
Oel  riecht  wie  Terpentinöl,  ist  farblos,  hat  bei  18"  ein  specifisches  Gewicht  von  0.863  und 
dreht  in  einer  300  mm  langen  Köhre  den  polarisirten  Lichtstrahl  um  3—4"  nach  links.  Die 
Zusammensetzung  entspricht  der  Formel:  CioHjg.  —  Lässt  man  Phosphorpentasulfid  ein- 
wirken, so  erhält  man  eine  kleine  Menge  einer  Flüssigkeit,  welche  über  Natrium  destillirt, 
mit  concentrirter  Schwefelsäure  behandelt,  bei  174—178»  siedet;  diese  Substanz  ist  Cymol, 
welches,  mit  Chromsäure  oxydirt:  Terephtalsäure  und  Essigsäure  liefert. 

263.  A.  Vogel.    Beitrag  zur  Kenntniss  des  Copals.    (Sitzungsberichte  der  Math.-Physikal. 
Classe  d.  Münchener  Akademie,  Bd.  11,  S.  145.) 

Verf.  bespricht  die  verschiedenen,  im  Handel  vorkommenden  Co p aisorten,  wie 
dieselben  vonWorlee  und  von  Henkel  beschrieben  worden  sind  und  knüpft  daran  einiges 
über  die  Eigenschaften,  speciell  die  Löslichkeitsverhältuisse  des  Copals.  —  Nach  den  Unter- 
suchungen des  Verf's  löst  absolutes  Alkohol  nur  S8-A0^Iq  des  Copals  auf.  Das  lösliche 
und  unlösliche  Harz  wurde  analysirt  und  in  ersterem  77.2  "/q,  in  letzterem  78  6  "/o  C.  gefunden. 
—  Durch  Erwärmen  und  Schmelzen  erfährt  der  Copal  einen  Gewichtsverlust  von  3  -9"/o; 
die  Asche  beträgt  0.3—0.5  %.  —  Als  besonders  günstiges  Lösungsmittel  des  Copals  hat  sich 
Amylalkohol  ergeben.  Copalpulver  in  der  Wärme  mit  Amylalkohol  behandelt,  zeigt 
alsbald  Aufquellen  und  bei  weiterer  Erhitzung  bis  zum  Kochen  tritt  vollständige  Lösung 
ein;  diese  klare  Lösung  auf  Glasflächen  oder  polirte  Metallgegenstäude  ausgebreitet  zeigt 
eine  fast  farblose  Schicht  eines  durchsichtigen  Firnisses. 

264.  Theodor  Peckolt.    Timbö.    (Zeitschrift  des  Allgemeinen  Oesterreichischen  Apotheker- 
Vereins,  19.  Jahrgang,  S.  193,  209.) 

Loncliocarpus  Peckolti  Wawra  (Flora,  1864,  No.  15.)  Ord.  Leguminosae,  Fam. 
Papilionaceae,  Gruppe  Dalbergieae.  —  Viele  Giftpflanzen  sind  unter  dem  Namen  Timbö 
in  Brasilien  bekannt,  doch  wird  nur  die  Wurzelrinde  der  oben  genannten  Pflanze  in  den 


144  Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 

Apotheken  als  officinelles  Timbö  vorräthig  gehalten.  —  4— 5  m  hohes  Bäumchen    Blätter 
und  Rinde    riechen   kaum   wahrnehmbar   nach   Bisam,  Wurzel  kinderarmdick     hellbraun 
Rindenmark  gelblich.    Die  fleischige  Wurzelrinde  hat  im  frischen  Zustande  einen  widerlich 
penetranten  Bisamgeruch.  —  Die  Untersuchung  der  Wurzelrinde  ergab  folgende  Zusammen- 
setzung   (in   Procenten):    Wasser:    72.5399;   ätherisches    Oel:   0.1727;    flüchtiges   Alkaloid 
(Lonchocarpin):  0.0718,  krystallisirte  Lonchocarpinsäure:   0.1285;  bisamriechende  Loncho- 
carpinf ettsäure :     1.15;    wachsartige    Substanz:    0.0171;    Lonchocarpusbitterstoflf:    0.1794- 
a-Weichharz :  0.7967;  |?-Weichharz,  bisamriechend:  0.4578;  y-Harz,  krystallinisch :  0.2;  a-Harz- 
säure,    schwach   bisamriechend:    0.21;    (3 -Harzsäure,   geruchlos:    0.2106;    bisamriechender 
Extractivstoff:  0.0206;  Eiweiss:  2.1484;   Stärkemehl:  4,5312;   zuckerhaltiger  Extractivstofi": 
2.9023;   Weinsäure,  Apfelsäure,  Kali,  Magnesia  und  Kalksalze:   0.2182;  Dextrin,  anoro'an. 
Salze  etc.  etc.:  2.8212;  Faserstofi":  11.2236.  —  Verf.  macht  über  die  in  der  Wurzelrinde 
aufgefundenen  eigenthümlichen  Stoff'e  folgende  Angaben:  a-Harz:  ein  hellbraunes,  an  den 
Fingern  klebendes  Weichharz,  mit  heller  Flamme  und  unangenehmem  Bisamgeruch  ohne  Rück- 
stand verbrennend,  in  Aether,  Schwefelkohlenstoff,  Chloroform  und  absolutem  Alkohol  löslich 
in  Weingeist  und  Alkalien  unlöslich;  die  alkoholische  Lösung  reagirt  neutral;  Kui^feracetat 
liefert  ein  gelbliches,  Bleiacetat  ein  käseartiges,  weisses  Präcipitat.  —  |3-Harz:  dunkelbraunes 
Weichharz  von  bisamartigom  Gerüche,  verbrennt  unter  starkem  Gerüche  ohne  Rückstand; 
in  Aether,  Chloroform  und  Alkohol  löslich,  in  Ammoniak,  kalter  Kalilauge  unlöslich;   die 
alkoholische  Lösung  reagirt  neutral;  Eisenchlorid  giebt   dunkelbraune   Färbung,    Kupfer- 
acetat   grünlich-graues,    Gallustinctur    gelbes  flockiges  Präcipitat.  —  y-Harz:   gelbliches 
krystallinisches,  geruchloses  Harz,  verbrennt  mit  heller  Flamme,  ohne  Geruch  und  Geschmack 
ohne  Rückstand;  löslich  in  Aether,  Schwefelkohlenstoff  und  siedendem  Alkohol;  in  Alkalien 
unlöslich.  —  a-Harzsäure:  bräunlich  gefärbt,  schwach  bisamartig  riechend,  schwer  pulverisir- 
bar,  mit  heller  Flamme  verbrennend  (ohne  Rückstand),  in  Aether  unlöslich,  in  Alkohol  und 
Alkalien  löslich,  vom  Kupferacetat  gefällt.  —  |3-Harzsäure;  braun,  geruchlos,  pulverisirbar, 
ohne  Geruch,   mit  schwacher  Flamme   zu  einer  geringen   leichten  Kohle  verbrennend;   in 
Aether  unlöslich,  löslich  in  Alkohol,  leicht  löslich  in  Alkalien,  von  Kupferacetat  nicht,  von 
Bleiacetat  gefällt.  —  Lonchocarpinsäure:  verfilzte,  geruchlose  Krystallnadeln,  auf  Platin- 
blech erhitzt  schmelzend  und  sich  vollständig  verflüchtigend.   In  Wasser  unlöslich,  in  Aether 
und  absolutem  Alkohol  löslich,  leicht  löslich  in  Ammoniak,  verdunstet  kleine  Krystallkörner 
liefernd:  Eisenchlorid  fällt  ungefärbt.  —  Flüchtiges  Alkaloid  nicht  genau  untersucht. 

X.  Eiweisssubstanzen,  Amide  und  Derivate. 

265.  E.  Harnack.  Untersachungen  über  die  KapferTerbindungen  des  Albomins.   (Zeitschrift 
für  physiologische  Chemie,  Bd.  5,  S.  198.) 

Verf.  war  bemüht,  die  Kupferverbindung  des  Albumins  genau  zu  untersuchen. 
Zur  Darstellung  des  Albuminats  diente  gut  zerschnittenes  Hühnereiweiss  mit  der  gleichen 
Menge  Wasser  und  soviel  überschüssiger  verdünnter  Essigsäure  versetzt,  als  noch  Aus- 
scheidung erfolgte;  filtrirt,  mit  kohlensaurem  Natrium  neutralisirt  und  filtrirt  wurde  eine 
völlig  klare  neutrale  Albuminlösung  erhalten.  Dieselbe  wurde  mit  einem  einfachen  Kupfer- 
salz ausgefällt,  wobei,  um  jeden  Säureüberschuss  zu  vermeiden,  das  Gemisch  mit  etwas 
Natriumcarbonat  neutralisirt  wurde.  —  Das  Albuminat  ist  im  Eiweiss-  oder  Kupfersalz- 
überschuss  nur  sehr  schwer  löslich ,  ebenso  in  Neutralsalzen  unlöslich ,  löslich  in  Säuren 
und  Ammoniak.  Getrocknet  ist  das  Cu-albuminat  eine  dunkelgrüne,  durchscheinende,  leim- 
artig spröde  und  harte,  compacte,  pulverisirbare  Masse,  welche  noch  ca.  1  %  Asche  enthielt. 
Aschefrei  wurde  es  erhalten,  wenn  man  das  frisch  gefällte,  vollkommen  ausgewaschene 
Albuminat  in  Natriumcarbonat  löste,  filtrirte,  durch  vorsichtigen  Säurezusatz  wieder  aus- 
fällte etc.  —  Die  so  erhaltenen  Präparate  stimmten  bezüglich  ihrer  Zusammensetzung,  ihres 
Kupfergehalts  nur  in  sofern  überein,  als  zwei  verschiedene  Verbindungen  erhalten  worden 
waren :  eine  kupferarme  Verbindung,  wenn  dieselbe  im  Eiweissüberschuss,  eine  reichere  Ver- 
bindung, wenn  dieselbe  im  Kupferüberschuss  ausgefällt  worden  war.  Die  procentische 
Zusammensetzung  wurde  gefunden: 


Pflauzenstoflfe.  -•  Eiwcisssubstanzcn,  Amide  und  Derivate.  145 

A.  Cu-arme  B.  Cu-reiche 

Verbindung  Verbindung 
C         52.50  51.43 

H  7.00  6.84 

N         15.32  15.34 

S  1.23  1.25 

Cu         1.36  2.64 

0  22.60  22.50 


100  100 

woraus  sich  die  Molekularformeln:  für  A.  zu  Cjo,  H320  Cu  Njj  Ojb  83  und  für  B.  zu 
C204  H3ig  Cuj  N52  Ogg  So  berechnet.  Demnach  würde  dem  Eieralbumin  die  Formel  Cjo*  H322 
N52  OgR  S2  mit  dem  Moleculargewichte  von  4618  zukommen. 

266.  A.  Stotzer.  Untersuchungen  über  die  Verdaulichkeit  und  die  quantitative  Be- 
stimmung der  Eiweissstoffe.     (Journal  für  Landwirthschaft,  29.  Jahrg.,  S.  473—492.) 

Verf.  hat  die  Methode  der  Eiweissbestimmung  (s.  diesen  Bericht  für  1880,  I.  S.  445) 
weiter  ausgearbeitet  und  dadurch  vervollkommnet,  dass  er  neben  der  Verdauung  der  Protein- 
Stoffe  durch  sauren  Magensaft  auch  noch  das  Eiweiss  verdauende  Ferment  der  Pancreas- 
drüse  auf  seine  Verwerthbarkeit  bei  den  Stickstoffbestimmungen  prüfte.  Die  in  den  Futter- 
mitteln enthaltenen  Nucleine  werden  weder  durch  sauren  Magensaft  noch  durch  alkalischen 
Pancreassaft  in  lösliche  Verbindungen  übergeführt  (s.  die  Abb.). 

267.  E.  Schulze  und  J.  Barbieri.  Zur  Bestimmung  der  Eiweissstoffe  und  der  nicht  eiweiss- 
artigen  Stickstoffverbindungen  in  den  Pflanzen.  (Die  laudwirtschaftl.  Versuchsstationen 
Bd.  26,  S.  213—283,  449.) 

Verff.  haben  ihre  Untersuchungen  (s..  diesen  Bericht  für  1877,  S.  608)  über  die 
Bestimmung  des  in  den  Pflanzen,  speciell  den  Futtermitteln  enthaltenen  Stickstoff  fortgesetzt, 
indem  sie  zum  Theil  die  von  andern  Autoren  empfohlenen  Methoden  experimentell  prüften. 
—  Es  können  nach  den  in  der  Abhandlung  nachzuschlagenden  Methoden  getrennt  bestimmt 
werden  der  Gesammtstickstoff,  Eiweissstickstoff,  nicht  eiweissartige,  durch  Phosphorwolfram- 
säure fällbare  Substanzen  und  nicht  eiweissartige,  durch  die  genannte  Säure  nicht  fällbare 
Körper  sowie  Ammoniaksalze.    Wir  müssen  auf  die  Abhandlung  verweisen. 

268.  W.  Klingenberg,  lieber  den  Gehalt  verschiedener  Futtermittel  an  Stickstoff  in 
Form  von  Amiden,  Eiweiss  und  Nuclein.  (Zeitschrift  für  physiologische  Chemie,  Band 
6,  S.  155.) 

Zur  Bestimmung  des  Nährwerthes  der  Futtermittel  ist  die  quantitative  Bestimmung 
der  verschiedenen  Formen  des  in  ihnen  enthaltenen  Stickstoffs  von  grosser  Wichtigkeit. 
Verf.  benutzte  zur  Trennung  der  Pro  te'instoffe  die  von  Stutzer  (s.  diesen  Bericht  für 
1880,  I.  S.  455,  No.  285j  angegebene  Methode:  die  so  erhaltenen  gewogenen  Niederschläge 
wurden  der  Einwirkung  von  Magensaft  und  Salzsäure  bei  35—40"  C.  ausgesetzt.  Der  Stick- 
stoff wurde  nach  Will-Var rentrapp  bestimmt.  Die  Resultate  sind:  (s.  Tabelle  S.  146.) 
Der  durch  Magensaft  unverdauliche  Rückstand  der  Kupferfälluug  diente  zur  Bestimmung 
des  Schwefel-  und  Phosphorgehaltes  (nach  dem  Schmelzen  mit  Soda  und  Salpeter)  und  Be- 
rechnung des  Nucleinphosphor.    Es  wurde  gefunden  Nucleinphosphor  (in  7o)- 


Coprakuchen 0.0335  "/o 

amerik.  Baumwollsaraen    .  0.0676% 

aegypt..  „  .  0.0805  0/0 

Maismehl     .......  0.03860/0 


Mohnkuchen 0.0707% 

Erdnusskuchen 0.0361  7^ 

Rapskuchen 0.0676% 

Sesamkuchen  i 0.0481% 

Reismehl 0.0402  "0 

269.  E.  Schulze  und  E.  Engster.  Neue  Beiträge  zur  Kenntniss  der  stickstoffhaltigen 
Bestandtheile  der  Eartoffelknollen.  (Die  landwirthschaftlicheu  Versuchsstationen, 
Band  27,  S.  357—373.) 

Die  früher  (s.  diesen  Bericht  für  1878,  I,  S.  248)  von  Schulze  und  Barbieri  aus- 
geführten Untersuchungen  über  die  Bestimmungen  der  in  den  Kartoffelknollen  enthaltenen 
stickstoffhaltigen   Substanzen   (Eiweissstoffe,   Amide   etc.)    sind    von   den   Verff'.,  nachdem 

Botanischer  Jahresbericht  IX  (1881)  1,  Abth.  lO 


146 


Physiologie.  — •  Chemische  Physiologie. 


Gesammt- 
stickstoff 

Vom  Gesammtstickstoff 

Futtermittel 

durch  Cu 
nicht  fällb. 

durch  Cu  fällbar 

unverdaulich 

verdaulich 

Mohnkuchen     .    . 

6.22G  0,0 

6.49 

11.34 

82.17 

Sesamkuchen    ,    . 

6.331 

1.53 

6.41 

92.06 

Sojabohne     ,    .    . 

6.296 

9.53 

4.29 

86.18 

Erdnusskuchen     . 

7.575 

4.54 

4.55 

90.91 

Leindotter    .     .    . 

5.825 

8.53 

12.58 

78.89 

I 

5.302 

12.77 

12.77 

74.46 

Rapskuchen       II 

5.378 

8.33 

12.34 

79.33 

III 

4.982 

9.23 

13.97 

76.80 

Coprakuchen    .    . 

3.382 

6.74 

7.51 

85.75 

Baumwollsamen  . 

6.714 

4.35 

8.68 

86.97 

Eeismehl  I    .    .    . 

1.980 

7.07 

20.66 

72.27 

»       n  .  .  . 

2.217 

5.77 

17.14 

77.09 

(Fortsetzung  von  S.  145.) 
inzwischen    die    Untersuchungsmethoden   wesentliche    Veränderungen    und    Verbesserungen 
erfahren  haben,  wieder  aufgenommen  und  weitergeführt  worden.    (S.  die  Abb.) 

270.  P.  Malerba.    Ricerche  sugli  albuminoidi  dei  flchl,  fatte  nell'  Istit.  flsiol.  di  Napoll. 
Rendic.  della  R.  Acc.  di  Scienz.  fis.  e  mat.  Napoli,  Anno  XX,  18S1,  fasc.  3.) 

Die  getrockneten  Feigen  bilden  eines  der  wichtigsten  Nahrungsmittel  für  die 
ärmere  Volksklasse  Süditaliens  und  Siciliens;  müssen  daher  einen  gewissen  Nährwerth,  und 
besonders  Albuminoide  besitzen.  Verf.  hat  die  Quantität  der  Eiweissstoffe  zu  bestimmen 
versucht  und  im  Durchschnitt  1.825  %  gefunden.  Die  Art  der  Eiweissstoffe  wird  nicht  näher 
charakterisirt;  es  scheinen  deren  in  den  Feigen  drei  verschiedene  vorhanden  zu  sein,  welche 
sich  vorzüglich  durch  ihre  Löslichkeit  unterscheiden.  In  der  Schale  und  im  Fruchtstiel 
begleiten  vorzüglich  Proteinstoffe  die  Albuminoide,  während  im  Fruchtfleische  sich  haupt- 
sächlich Zucker  findet.  0.  Penzig  (Padua). 

271.  Georg  Grübler,    üeber  ein  krystallinlsches  Eiwelss  der  Kürbissamen.    (Journal  für 
praktische  Chemie,  neue  Folge,  Bd.  23,  S.  97-137.  —  Dissertation  Tübingen,  8°,  43  S.) 

Von  der  äusseren  harten  Hülle  befreite  Kürbissamen  werden  zu  gröblichem  Pulver 
zermahlen  und  daraus  durch  Schlämmen  mit  Oel  und  Petroläther  die  Proteinkörner  isolirt; 
letztere  setzen  sich  in  der  ölhaltigen  Flüssigkeit  bald  zu  Boden  und  können,  nach  Abgiessen 
der  Flüssigkeit  durch  wiederholtes  Ausziehen  mit  Petroläther  vom  Oele  befreit  werden.  Die 
letzten  Spuren  des  Fettes  werden  durch  längeres  Behandeln  mit  gewöhnlichem  Aether  im 
Extractionsapparat  entfernt,  der  Aether  durch  sofortiges  Durchleiten  eines  trockenen  Luft- 
stroms bis  zur  völligen  Trockne  der  Masse  verjagt.  Die  Proteinsubstauz  stellte  ein  feines, 
weisses,  lockeres  Pulver  dar,  welches  unter  dem  Mikroskop  nur  wenig  Zellreste  oder  amorphe 
Substanz  neben  einer  grossen  Menge  von  Proteinkörnern  erkennen  liess.  Dieses  Material 
diente  zu  den  Untersuchungen.  —  Verf.  befolgte  zur  Darstellung  der  Eiweisskrystalle 
zunächst  die  von  Schmiedeberg  (s.  diesen  Bericht  für  1877,  S.  657)  angegebene  Methode, 
jedoch  ohne  wesentlichen  Erfolg.  Auch  das  von  Drechsel  (s.  diesen  Bericht  für  1879,  I, 
S.  391)  angegebene  Verfahren  lieferte  wohl  Krystalle,  die  Ausbeute  war  aber  so  gering,  dass 
die  Methode  verlassen  werden  musste ;  die  erhaltenen  Krystalle  waren  polyedrische,  je  nach 
ihrer  Lage  scharf  begrenzte,  scheinbar  dreieckige  Täfelchen.  —  Die  Proteinsubstanz  wurde 
nun  nach  Weyl's  Verfahren  bei  gewöhnlicher  Temperatur  mit  lOprocentiger  Chlornatrium- 
lösung digerirt:  innerhalb  12  Stunden  war  alles  Eiweiss  in  Lösung  gegangen  und  konnte 
dasselbe  nun  von  dem  aus  Zellfasern  und  Globoiden  bestehenden  Bodensatze  abfiltrirt  werden; 
das  mit  einigen  Tropfen  Ammoniak  neutralisirte  Filtrat  wurde  mit  Kochsalz  gesättigt:  es 
erfolgte  eine  bei  längerem  Stehen  zunehmende,  flockige  Ausscheidung,  welche  abfiltrirt  sich 
unter  dem  Microskop  als  aus  sehr  kleinen,  durchsichtigen,  krystallinischen  Körnchen  bestehend 


Pflanzenstoffe.  —  Eiweisssubstanzeu,  Amide  und  Derivate.  I47 

ergab,  iü  Wasser  und  Alkalien  unlöslich,  in  Säuren  sich  leicht  löste;  die  Ausscheidung 
bestand  aus  Globoiden,  welche  nunmehr  durch  Filtration  aus  der  Eiweisslösung  entfernt 
wurde.  Das  klare  Filtrat  der  letzteren  wurde  jetzt  durch  Zusatz  einer  grösseren  Menge 
Wasser  gefällt:  der  flockige,  rein  weisse  Eiweissniederschlag  wurde  durch  Auswaschen  mit 
destillirtem  Wasser  möglichst  von  Salzen  befreit  und  zuletzt  auf  dem  Filter  gesammelt.  Mit 
diesem  Eiweiss  wurde  die  Darstellung  der  krystallinischen  Magnesiaverbindung  wiederholt 
und  mittelst  Alkoholdialyse  eine  grössere  Menge  krystallinischer  Körner  erhalten.  —  Verf. 
befolgte  weiter  ein  neues  von  Drechsel  angegebenes  Verfahren:  frisch  gefälltes  Eiweiss 
wurde  in  wenig  Wasser  vertheilt  und  unter  Erwiirmen  auf  ca.  40"  allmählig  so  viel  der  als 
Lösungsmittel  dienenden  Salzlösung  zugesetzt,  bis  alles  Eiweiss  gelöst  und  die  Flüssigkeit 
durchscheinend  wird.  Es  wird  hierauf  im  Warmtrichter  filtrirt  und  das  völlig  klare  Filtrat 
einer  möglichst  langsamen  Abkühlung  überlassen.  Nach  Erkalten  der  Lösung  auf  6—8" 
hat  sich  der  grösste  Theil  des  Eiweisses  am  Boden  und  au  den  Wänden  des  Gefässes  in 
meist  microskopisch  kleinen  Krystallen  abgeschieden.  —  Die  Methode  wurde  dann  noch 
umgeändert,  indem  der  gut  ausgewaschene  Eiweissniederschlag  bei  gewöhnlicher  Temperatur 
in  20procentiger  Kochsalzlösung  gelöst  und  einige  Zeit  stehen  gelassen  wurde;  Filtriren 
lieferte  eine  völlig  klare  Lösung.  Dieselbe  wurde  mit  Wasser  bis  zur  milchigen  Trübung 
versetzt,  welche  letztere  beim  Erwärmen  auf  SO"  wieder  verschwand.  Die  klare  Lösung 
wurde  nochmals  mit  Wasser  von  30"'  versetzt,  bis  eine  nur  geringe  Trübung  sichtbar  wurde, 
und  wiederum  bis  zum  Verschwinden  der  Trübung  höher  erwärmt  (auf  40—420).  Das  Ganze 
wurde  dann  wie  früher  einer  allmähligen  Abkühlung  überlassen.  Die  auf  diese  Weise 
dargestellten  Krystalle  sind  microskopisch  klein,  aber  gleichmässig  gut 
ausgebildet.  —  Der  auf  dem  Saugtrichter  gesammelte  Krystallbrei  wurde  mit  Wasser, 
Alkohol  und  Aether  gewaschen  und  im  trockenen  Luftstrom  getrocknet.  —  Die  Krystalle 
stellen  ein  weisses  Pulver  dar,  welches  mit  wenig  Wasser  angerührt,  unter  dem  Microskop 
deutliche  Octaeder  erkennen  lässt;  sie  lösen  sich  in  neutralen  Salzen  und  verdünntem 
Alkali.  —  Nach  der  von  Schimper  ausgeführten  Untersuchung  unterscheiden  sich  diese 
künstlichen  Kürbiskrystalle  von  den  natürlichen  äusserlich  nur  durch  viel  vollkommenere 
Ausbildung;  die  Krystallform  ist  dieselbe.  Die  natürlichen  quellen  in  Säuren  und  Alkalien 
stärker  auf,  als  die  künstlichen.  —  Die  Krystalle  bestanden  nach  den  damit  ausgeführten 
Untersuchungen  aus  Eiweiss.  Die  im  Exsiccator  über  Chlorcalcium  getrockneten  Krystalle 
enthielten  im  Mittel  5.31  o/o  Wasser,  welches  bei  110«  entweicht;  die  lufttrockenen  Krystalle 
enthalten  ca.  lO^o  Wasser.  ~  Um  die  Coagulationstemperatur  des  Eiweisses  zu  bestimmen, 
wurde  dasselbe  in  verschieden  concentrirten  Chloruatriumlösungen  aufgelöst;  es  ergab  sich 
folgendes:  eine  Lösung  des  Eiweisses  in  einer  Lösung  von 

Chlornatrium  Wasser         Coagulationstemperatur 

1  Theil  3  Theile  95» 

1      „  6       „  880 

1      «  9       „  81» 

1      „  12       „  78" 

Verf.  prüfte  nunmehr   die  Einwirkung  verdünnter   Säuren  und  Alkalien  auf  das  Eiweiss. 

Vergleichende  Untersuchungen  über  die  Brauchbarkeit  der  Darstellungsmethoden  von  Eiweiss 

nach  Ritthauseu  und  Weyl   (s.  diesen  Bericht  für  1877,  S.  657,  No.  228,  für  1878,  I, 

S.  292,  No.  264)  ergaben,  entgegen  den  Angaben  von  Weyl,  dass  bei  vorsichtiger  Anwendung 

von  Ritthausen's  Verfahren  ein  unzersetztes  Eiweiss  erhalten  werden  kann.  —  Wird 

Eiweiss  mit  kohlensäurehaltigem  Wasser  behandelt,  so  löst  sich  das  Eiweiss  nicht  mehr 

vollständig  in  Chlornatriumlösung,  gibt  auch  keine  octaedrischen  Krystalle,  sondern  nur  noch 

undeutlich  krystallinische,  rundliche  Gebilde:  die  freie  Kohlensäure  hat  somit  das  Eiweiss 

verändert.  —  Verdünnte  caustische  Alkalien  wirken  ebenfalls  auf  das  Eiweiss  verändernd 

ein;  liess  man  letzteres  in  verdünnter  Kalilauge  ca.  2  Tage  bei  10—12'^  stehen,  so  konnte 

die  beginnende  Zersetzung  an  dem  gebildeten  Ammoniak  erkannt  werden.  —  Verf.  fand 

dass  ausser   dem  Kochsalz    die    meisten   der  in  Wasser  löslichen    neutralen  Salze  frisch 

gefälltes  Eiweiss  in  Lösung  zu  bringen  vermögen,  dass  jedoch  nur  die  Lösungen  der  Alkalien 

und  alkalischen  Erden  das  Eiweiss  krystallinisch  wieder  ausscheiden;  Eiweisskrystalle  wurden 

10* 


148 


Physiologie.  ~  Chemische  Physiologie. 


erhalten  aus  Lösungen  von  essigsaurem,  salpetersaurem  und  phosphorsaurem  Natron,  Brom- 
und  Jodkalium,  Chlorammonium  und  oxalsaurem  Ammonium,  Chlorbaryum,  Chlorcalcium, 
schwefelsaurer  Magnesia  und  gelbem  Blutlaugensalz.  —  Die  Asche  der  Eiweisskrystalle  ent- 
hielt Eisen,  Kalk,  Magnesia,  Phosphorsäure,  sowie  das  beim  Lösen  verwendete  Salz.  — 
Analysen  wurden  mit  den  Ergebnissen  verschiedener  Darstellung  ausgeführt.  Eiweisskrystalle 
aus  schwefelsaurer  Magnesia  erschienen  grösser  als  die  aus  Chlornatrium,  octacdrisch;  die 
aus  Chlorammonium  erhaltenen  Krystalle,  ebenfalls  octaedrisch,  konnten  leicht  durch  öfteres 
Umkrystallisiren  gereinigt  werden,  wobei  der  Phosphoisäuregehalt  der  Asche  abnahm.  Die 
Resultate  der  Analysen  sind: 


Eiweisskrystalle 

aus 

Chlor- 

schwefelsaure 

Chlor- 

natrium 

Magnesia 

ammonium 

C     .    .    .    . 

53.21 

53.29 

53.55 

H    .    .    .    . 

7.22 

6.99 

7.31 

N    .    .    .    . 

19.22 

18.99 

19.17 

S    .    .    .    . 

1.07 

1.13 

1.16 

0    .    .    .    . 

19.10 

19.47 

18.70 

Asche  .    .    . 

0.18 

0.13 

0.11 

100.00 

100.00 

100.00 

Die  aus  Chlorcalcium  ausgeschiedenen  Krystalle  waren  ebenfalls  octaedrisch,  doch  besassen  die 
Krystalle  meist  eine  undeutliche  Form;  beim  Stehen  an  der  Luft  trockneten  sie  bald  zu 
einer  glasigen  Masse,  welche,  mit  Wasser  übergössen  allmählig  milchweiss  wurde,  schwach 
aufquoll  und  sich  dann  in  Form  einer  zähen  Haut  vom  Glase  abziehen  Hess;  diese  Haut 
war  in  Kochsalz  und  verdünntem  Alkali  unlöslich.  —  Magnesiaverbindung:  Eiweissnieder- 
schlag  wurde  in  Wasser  vertheilt  und  dieser  Flüssigkeit  unter  Erwärmen  auf  40«'  allmählig 
kleine  Mengen  Magnesia  zugesetzt,  bis  das  Eiweiss  gelöst  ist.  Das  aus  dem  klaren  Filtrate 
sich  abscheidende  Eiweiss  bestand  aus  microskopisch  kleinen,  durchsichtigen  Krystallkörnern, 
vermischt  mit  einzelnen  deutlich  ausgebildeten  Octaedern ;  dieselben  enthielten  0.52  7o  Asche 
und  bestand  die  aschefreie  Substanz  aus:  52.98  C,  7.25  H,  18.99  N,  0.97  S  und  19.810.  — 
Die  dargestellte  Kalkverbindung  stimmte  in  Ausseben  und  übrigen  Eigenschaften  völlig  mit 
der  Magnesiaverbindung  überein;  Asche  =  1.2  o/q.  —  Schwere  Metallsalze  liefern  mit  dem 
Eiweiss  nur  amorphe  Verbindungen.  Die  Kupferverbindung  wurde  erhalten,  indem  eine 
Lösung  des  Eiweiss  in  Chlornatrium  mit  Kupfersalzlösung  in  geringem  Ueberschuss 
versetzt  und  der  erhaltene,  bläulichweisse  Niederschlag  mit  Wasser  ausgewaschen  wurde, 
so  lange  es  die  starke  Qucllung  gestattete;  nach  Zusatz  von  Alkohol  schrumpfte  der  Nieder- 
schlag zusammen;  derselbe  enthielt  1.8%  Asche,  1.08%  CuO  und  viel  Phosphorsäure.  - 
Kupfersalzlösung,  sowie  Zinnchlorür  und  -chlorid,  neutrales  und  basisch  essigsaures  Blei 
wirken  lösend  auf  frisch  gefälltes  Eiweiss  ein,  Chlornatrium  scheidet  aus  diesen  Lösungen 
das  Eiweiss  flockig  aus. 
272.  H.  Ritthausen.    Krystallinische  Eiweisskörper  aus  verschiedenen  Oelsamen.   (Journal 

für  praktische  Chemie,   neue  Folge,   Bd.  23,  S.  481.  —  Schriften  d.  Physik. -Oekon. 

Ges.  zu  Königsberg,  22.  Jahrg.,  I,  S.  15.) 

Veranlasst  durch  vorstehende  Mittheilungen  über  das  krystallinische  Eiweiss  der 
Kürbissamen  theilt  Verf.  einige  Beobachtungen  über  krystallinische  Eiweisskörper,  welche 
er  gelegentlich  der  Untersuchung  von  Pressrückständen  zahlreicher  Oelsamen  (s.  diesen 
Bericht  für  1880, 1.  S.  453,  No.  283)  machte,  mit.  —  Krystallinisches  Eiweiss  aus  Hanfkuchen: 
gepulverte  Hanfkuchen  werden  mit  5  "/.iger  Salzlösung  behandelt,  durch  den  Warmwasser- 
trichter filtrirt:  beim  Erkalten  des  Filtrats  setzte  sich  ein  scheinbar  pulverig -körniger 
Niederschlag   ab,   welcher   unter   dem  Microskop    bei  200facher  Vergrösserung   sich   als 


Pflauzenstoflfe.  —  Eiweisssubstanzeii,  Amide  und  Derivate.  149 

krysfalliniscb  erwies  und  dem  regulären  System  angeliörige,  bisweilerr  sehr  gut  ausgebildete 
Formeu  zeigte.  Diese  Masse  löste  sich  in  20proceiitiger  Kochsalzlösung  grösstentheils  auf 
und  schied  sich  aus  der  klar  tiltrirten  Lösung  die  Substanz  völlig  krystallinisch  (Octaeder, 
Rhombendodekaedor  des  regulären  Systems)  wieder  üb;  dieselben  sind  in  reinem  Wasser 
ziemlich  leicht  löslich.  —  Krystallinisches  Eiweiss  aus  Pressrückstäuden  von  Ricinussamen. 
Aus  dem  durch  Abschlämmung  mit  Aether  gewonnenen  Krystalloidmehl  wurde  die  Proteiu- 
substanz  dargestellt :  ein  Theil  der  letzteren,  in  20procentiger  Kochsalzlösung  löslich,  lieferte 
eine  schöne  krystallinische  Abscheidung,  wie  es  scheint  Krystalle  des  regulären  Systems 
(Octaeder  und  andere  Formen).  Diese  Substanz  findet  sich  in  den  Ricinussamen  nur  in 
geringer  Menge.  —  Krystalhnisches  Eiweiss  aus  Pressrückstäuden  von  Sesamsamen.  Die 
aus  diesen  Massen  isolirte  Proteinsubstanz  ist  zumeist  in  20procentiger  Salzflüssigkeit  löslich: 
es  wurde  eine  kleine  Menge  gut  krystallisirter  Proteinsubstanz  erhalten;  die  microskopische 
Untersuchung  zeigte,  dass  die  octaedrische  Form  vorwaltete.  Versuche  zur  Darstellung  von 
krystallinischem  Eiweiss  aus  Erdnusskuchen  (Arachis  hypogaea),  Sonnenblumen- 
samen und  deren  Pressrückständen,  Baum wollsamenkuchen,  Haselnüssen,  Früchten 
von  Aleurites  triloba  (Candle  nuts)  und  deren  Pressrückständen  wurden  wiederholt  aus- 
geführt, jedoch  ohne  Erfolg. 
273.  H.  Ritthausen.     Ueber   die  Eiweisskörper   der  Oelsamen:   Haselnüsse,   Wallnüsse, 

Candlnuts  und  Rettigsamen.    (Journal  für  praktische  Chemie,  Neue  Folge,  Bd.  24. 

S.  257.) 

Fortsetzung  der  Untersuchungen  über  Eiweisskörper  von  Oelsamen  (s.  diesen  Bericht 
für  1879,  I,  S.  391;  für  1880,  I.  S.  453).  -  —  1.  Hasel-(Lamberts)-Nüsse  (Corylus 
tubiilosaj.  —  Die  Kerne  wurden  durch  ISstündiges  Erweichen  in  Wasser  von  der  Samenhaut 
befreit,  die  weissen  Kerne  fein  zerstossen,  mit  Aether  extrahirt,  der  Rückstand  über  Schwefel- 
säure getrocknet.  Wird  dieses  Pulver  mit  sehr  grossen  Mengen  Wasser  behandelt  und  das 
klare,  farblose  Filtrat  mit  einigen  Tropfen  verdünnter  Schwefelsäure  vei'setzt,  so  tritt  Ab- 
scheidung eines  farblosen,  flockigen,  sich  rasch  zu  einer  körnigen,  dichten,  etwas  zusammen- 
backenden Masse  zusammensetzenden  Körpers  ein;  derselbe  stellt,  mit  wenig  Wasser,  mit 
Alkohol  und  Aether  behandelt  und  getrocknet  ein  weisses,  körniges,  etwas  zusammenbackendes 
Pulver  dar  (^22.5  "/q  der  Kerne ;  der  in  Wasser  unlösliche  Rückstand  gab  an  Kaliwasser 
noch  14.81  %  ab.  Die  Zusammensetzung  der  aschefreieu  Substanz  wurde  gefunden  zu: 
C49.95-50.57  He.oi  N18.72  O22.93  So.87.  Wurden  die  entfetteten  Kerne  resp.  das  vorige  Präparat 
in  Kaliwasser  aufgelöst  und  mit  Schwefelsäure  gefällt,  so  erhielt  man  eine  feinkörnige,  lose 
zusammenhängende,  lockere,  völlig  weisse  Masse  der  Zusammensetzung:  C01.2S  H7.11  Nis.e 
O22.46  S0.6.  Mit  Rücksicht  auf  ihre  Löslichkeit  in  Wasser,  sowie  in  Kochsalzlösung,  Nicht- 
fällbarkeit  daraus  durch  Wasser,  Gehalt  an  S  hat  diese  Substanz  die  grösste  Aehnlichkeit 
mit  der  aus  süssen  und  bittern  Mandeln  erhaltenen  Substanz,  während  sie  sich  von  den 
S-reicheren  Körpern  aus  Lupinen,  Ricinussamen,  Paranüssen,  Sonnenblumensameu  etc.  unter- 
scheidet. —  —  2.  Wallnüsse  (Juglans  regia).  —  Die  Darstellung  reiner  Eiweisskörper 
wurde  erschwert  durch  die  in  der  Samenschale  in  grosser  Menge  enthaltene  Eisen  bläuende 
Gerbsäure,  welche  sich  in  Wasser  und  Kaliwasser  leicht  löst,  sich  mit  der  Proteinsubstanz 
des  Kerns  verbindet  (bei  Anwendung  von  Wasser  zu  einer  unlöslichen  Substanz,  bei  An- 
wendung von  Kaliwasser  zu  einer  Lösung,  aus  welcher  Säure  eine  gerbsäurehaltige  Protein- 
substauz  ausfällt).  Um  die  Samenhaut  ablösen  zu  können,  wurden  die  unverletzten  Nuss- 
kerne  in  Wasser  aufgeweicht  unter  sehr  häufiger  Erneuerung  des  Wassers,  in  welchem  sich 
die  Gerbsäure  zum  Theil  löste;  die  reine  Kernsubstanz  wurde  zur  Darstellung  von  Protein- 
substanz mittelst  Kaliwasser  verwandt  (Wasser  allein  und  Salzsäure  lösten  ebenfalls  grosse 
Mengen  davon  auf).  Das  aus  der  Kalilösung  erhaltene  Präparat  war  völlig  weiss,  fein- 
körnig, flockig.  Zusammensetzung:  C50.23-50.64  He.si— 6.96  N17.98— 18.24  So.76  O23.96.  Diese 
Proteinsubstanz  ist  der  in  Mandeln  und  Haselnüssen  enthaltenen  sehr  ähnlich.  —  — 
3.  Candlnuts  (Aleurites  triloba).  —  Die  ziemlich  grossen  Samen  (enthülst  bis  2  cm  breit 
und  hoch,  1.5  cm  dick)  enthalten  60  62  "/o  Oel,  die  Pressrückstände  grosse  Mengen  Protein. 
Die  gepulverten  Pressrückstände  wurden  mit  Aether  ausgezogen,  das  beim  Umschütteln  sich 
aufschlämmende  feinste  Pulver  (Klebermehl)  mit  dem  Aether  abgegossen,  für  sich  gesammelt 


150 


Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 


mit  Alkohol  gewaschen  und  über  Schwefelsäure  getrocknet.  Mit  Kaliwasser  in  der  Kälte 
digerirt,  lieferte  sie  ein  klares,  gelbes  Filtrat,  aus  welchem  verdünnte  Schwefelsäure  46.3  % 
Eiweiss  fällte.  Unter  dem  Microskop  findet  man  darin  durchscheinende,  farblose,  runde 
Körnchen  und  andere  von  eckiger  Form  mit  Entwickelung  von  Kanten  und  Flächen: 
Krystalloide.  Wasser  löst  von  der  abgeschlemmten  Masse  höchst  geringe  Mengen,  auch 
durch  Salzlösung  wird  verhältnissmässig  wenig  gelöst.  —  Der  fein  gepulverte,  entfettete, 
gesammte  Pressrückstand  gab  an  Kaliwasser  eine  feinkörnige,  flockige,  getrocknet  grau- 
weisse,  pulverige  oder  lose  zusammenhängende  Masse  der  Zusammensetzung:  C50.79H7.06 
N17.55  Si.15  O23.45.  —  lOprocentige  Kochsalzlösung  löste  einen  Theil  des  Pressrückstandes 
auf:  Wasser  gab,  auch  beim  Durchleiten  von  Kohlensäure,  einen  nicht  bedeutenden,  volu- 
minösen weissen  Niederschlag  der  Zusammensetzung:  Csi.ieHe.Ts  N17.05S0.88  024.16.  —  Auch 
von  Kalkwasser  wird  nur  eine  kleine  Menge  einer  Eiweisssubstanz  mit  17.21  %  N  gelöst. 
Demnach  scheint   die  grösste  Menge  der  Eiweisssubstanz  der   Candlnüsse  aus  N- ärmeren 

Proteinstofien  zu  bestehen  und  der  Gehalt  an  N-reicheren  nicht  sehr  bedeutend  zu  sein. 

4.  Prote'inkörner  oder  Klebermehl  der  Candlnuts.  —  Dargestellt  wurden  dieselben  aus 
frischen,  sorgfältig  gereinigten  und  in  feine  Scheiben  zerschnittenen  Oelsamen,  indem  die 
beim  Auflösen  des  Oels  in  Aether  aus  den  geöffneten  Zellen  herausfallenden  Körner  in  der 
Aetherlösung  aufgeschlämmt  und  dann  mit  dieser  rasch  abgegossen  wurde.  Sie  setzen  sich 
darin  bald  ab  und  bilden,  getrocknet,  eine  pulverige,  etwas  zusammenbackende  weisse  Masse, 
in  welcher  microskopisch  zahlreiche,  schlecht  ausgebildete  Krystalloide  zu  erkennen  sind. 
Diese  Masse  enthält  11.39 '•/o  Asche;  letztere  besteht  zu  96%  aus  den  Diphosphaten  von 
Calcium,  Magnesium  und  Kalium.  —  Kaltes  Wasser  löst  die  Proteinkörner  nicht  auf, 
Salzlösungen  lösen  nur  wenig,  Kaliwasser  löst  fast  die  ganze  Menge,  Die  Prote'inkörner 
bestanden  aus: 

11.39 
,    65.41  löslich  in  Kaliwasser,  17.3  %  N  enthaltend 
„  .    .      7.70  unlöslich  in  Kaliwasser  mit  dem  angenommenen 

N-gehalt  von  16.67  %. 

84.50  7o- 
15.5  0/0  sind  abgeschlämmte  Faser  und  lösliche  N-freie  Substanz.  —  Die  Prote'inkörner  oder 
das  Klebermehl  der  verschiedenen  Samen  haben  meist  nahezu  gleiche  Zusammensetzung: 


Asche    .    .    . 
Proteinsubstanz 


Para- 

Erd- 

Candl- 

Sonnen- 

Ricinus- 

nüsse 

nüsse 

nuts 

blumensamen 

samen 

Asche 

14.20 

4.40 

11.39 

11.480 

9.76 

N 

12.18 

11.30 

12.60 

10.507 

13.59 

Proteinsubstanz  .    . 

66.99 

62.15 

73.11 

57.79 

74.74 

Die  in  den  Körnern  enthaltenen  Proteinstoffe  sind  aber  nach  ihrem  Lösungsverhältniss  sehr 
verschieden,  sicher  auch  in  der  Zusammensetzung  und  den  Eigenschaften.  Die  Löslichkeit 
in  Salzwasser  wurde  gefunden: 


Paranüsse 


Erdnüsse 


Candlnuts 


Sonnen- 
blumensamen 


Ricinus- 
samen 


Kürbis- 
samen 


grösstentheils 
löslich 


m  grosser 
Menge 
löslich 


m  geringer 
Menge 
löslich 


m  grosser 
Menge  löslich 


in  kleiner 
Menge 
löslich 


grössten- 
theils 
löslich 


5.  Rettigsamen  (Ba})hanus  sativusj.   —    Die  fein  zerriebenen  Samen  wurden  mit 

Aether  ausgezogen  und  das  Klebermehl  dargestellt;  von  letzterem  löst  Wasser  wenig,  Salz- 
lösung beträchtliche  Mengen,  Kaliwasser  den  grössten  Thcil  auf.  Aus  Salzwasser  wurde  eine 
Substanz  der  Zusammensetzung:  C5Ü.97  H7.07N13.25S0.98O22.73  erhalten,  aus  Kaliwasser  eine 


Pflanzenstoffo.  —  Eiweisssubstauzcii,  Amiile  und  Derivate.  151 

Masse  mit  16.93  %  N.    Die  aus  Salzwasserlösung  erhaltene  Substauz  stimmt  mit  der   aus 
Ricinus,  gelben  Lupinen,  Sonnenblumeusamen  u.  a.  m.  fast  ganz  überein,  ist  ebenfalls  Conglutin. 

274.  H.  Ritthausen.    Ueber  die  Einwirkung  von  Salzlösungen  auf  Conglutin  und  Legumin. 

(Journal  für  praktische  Chemie,  Neue  Folge,  Band  24,  S.  221. 

Conglutin.  —  Entfettete  süsse  und  bittere  Mandeln  sowie  Pfirsichkerne  geben 
mit  5-  oder  lOprocentiger  Kochsalzlösung  behandelt:  Lösungen,  welche  bei  Verdünnung  mit 
viel  Wasser  wenig  oder  gar  nicht  getrübt  werden,  dagegen  wird  durch  wenige  Tropfen  Säure 
eine  bedeutende  Menge  Eiweisssubstanz  gefällt.  —  Dem  gegenüber  wird  Conglutin  aus  gelben 
und  blauen  Lupinen,  grössteutheils  in  5procentiger  Kochsalzlösung  gelöst,  durch  Zusatz  der 
4 — öfachen  Menge  Wasser  sehr  stark  getrübt  und^setzt  sich  in  wenig  Minuten  eine  grosse  Masse 
Proteinsubstanz  ab  als  zähschleimige,  seideglänzende,  dem  Gliadin  (Pflanzenleim)  ähnliche 
Masse,  welche,  mit  Wasser  gewaschen,  mit  Alkohol  übergössen,  erstarrt,  hart  und  bröckelig 
wird.  Die  salzhaltige  Mutterlauge  liefert  auf  Zusatz  von  Kupfervitriol  einen  Niederschlag. 
Der  in  Salzwasser  unlösliche  Theil  wird  von  Kaliwasser  gelöst,  durch  Säuren  als  flockige, 
wenig  klebrige  Proteiiisubstanz  gefällt.  —  Das  Lupinenconglutin  ist  identisch  mit  dem  der 
Erdnuss,  das  aus  ziemlich  concentrirter  Lösung  in  Salzwasser  auch  als  zähschleimige  Masse 
gefällt  wird,  sowie  mit  dem  der  Sonnenblumensamen.  Nicht  identisch  ist  es  mit  dem  Conglutin 
der  Mandeln,  Haselnüsse  und  Pfirsichkerne.  Alle  diese  Conglutinpräparate  lieferten  nach 
dem  Grub  1er 'sehen  Verfahren  keine  Krystalle. Legumin.  —  Erbsen  wurden,  nach- 
dem sie  18  Stunden  in  Wasser  gequellt,  dann  geschält  und  zerstossen  wurden,  bei  Zimmer- 
wärme mit  grossen  Mengen  lOprocentiger  Kochsalzlösung  behandelt;  nach  einigen  Stunden 
filtrirt  erzeugte  Zusatz  von  Wasser  einen  recht  bedeutenden  Niederschlag  (7.4—8.09—11.98  "/(, 
Ausbeute).  Die  erhaltenen  Präparate  waren  stärkehaltig;  durch  Lösen  in  Kaliwasser  konnten 
sie  gereinigt  werden.  Die  reine  Substanz  enthielt  17.28  und  17.26  %  N.  —  Erbseulegumin 
und  Saubohnenlegumin  (Vicia  Fdba  minor:  Pferdebohne)  löste  sich  zum  Theil  (18.8 
bis  26.2  %)  in  öprocentigem  Salzwasser:  die  Lösung  lieferte,  mit  Wasser  stark  verdünnt,  einen 
zähflockigen,  zusammenklebenden,  mit  Alkohol  erhärtenden  Niederschlag.  —  Verf.  erwähnt 
noch  als  bemerkenswerth,  dass  bittere  Mandeln  und  Pfirsichkerne  bei  Be- 
handlung mit  5-  oder  lOprocentigem  Salzwasser  sehr  reichlich  Blausäure 
entwickeln,  Amygdalin  also  in  bedeutender  Menge  zersetzt  wird. 

275.  H.  Ritthausen.    Ueber  Vicin  und  eine  zweite  stickstoffreiche  Substanz  der  Wicken- 
samen, Convicin.    (Journal  für  praktische  Chemie,  Neue  Folge,  Band  24,  S.  202.) 

Im  Jahre  1876  theilte  Verf.  (s.  diesen  Bericht  für  1876,  S.  867)  einige  Resultate  seiner 
mit  Vicin  ausgeführten  Untersuchungen  mit ;  R.  hat  diese  Untersuchungen  unvollendet  abbrechen 
müssen  und  giebt  uns  nun  alle  von  ihm  erhaltenen  Resultate.  —  Das  Vicin  wurde  anfangs 
aus  in  Griechenland  gebauten  Samen  von  Vicia  sativa,  welche  beim  Befeuchten  ihres  Pulvers 
starke  Blausäureentwicklung  erkennen  Hessen,  erhalten,  später  aber  auch  in  einheimischen 
Wickeusorten  gefunden ,  so  dass  man  wohl  annehmen  kann ,  das  Vicin  sei  ein  in  Wicken- 
samen allgemein  verbreiteter,  ein  darin  stets  vorkommender  Bestandtheil.  Zur  Darstellung 
wurde  Wickenpulver  mit  schwefelsäurehaltigem  Wasser  zu  dünnem  Brei  gemischt  und 
letzterer  dann  bei  gewöhnlicher  Temperatur  etwa  12  Stunden  unter  wiederholtem  Durch- 
rühren stehen  gelassen:  die  obere  klare  Flüssigkeit  wurde  mittelst  Heber  abgezogen,  der 
Brei  ausgepresst,  die  Gesammtlösung  mit  CaHjOo  bis  zur  alkalischeu  Reaction  versetzt, 
vom  Gyps  abfiltrirt,  das  Filtrat  bis  zu  geringem  Rückstand  eingedampft  und  mit  SSC/pigem 
Weingeist  ausgekocht :  die  alkoholische  Lösung  lieferte  fast  reines  Vicin.  Um  dasselbe  ganz 
rein  zu  erhalten,  muss  es  aus  kochendem  Alkohol  von  80—85"/^  worin  es  sich  in  beträcht- 
licher Menge  löst  wiederholt  umkrystallisirt  werden.  —  Ausbeute  c.  0.3%  (0.237—0.355%). 
Der  aus  neueren  Analysen  berechneten  Zusammensetzung  der  ganz  reinen  Substanz  ent- 
spricht ziemlich  genau  die  empirische  Formel:  C28H5(  N^i  Oji-  Das  Vicin  krystallisrrt  aus 
der  Lösung  beim  Erkalten  in  voluminösen,  fächerartigen  Büscheln,  deren  zwei  oder  mehrere 
an  den  spitzen  Enden  zusammenhängen,  völlig  weisser  feiner  Nadeln;  dieselben  sind  bei 
22?5  in  108  Theilen  AYasser  löslich;  absoluter  Alkohol  löst  selbst  bei  Siedehitze  das  Vicin 
nicht  oder  nur  in  sehr  geringer  Menge  auf.  Bei  160"  verliert  das  Vicin  3.74%  Wasser, 
entsprechend  c.  2  Mol.,  so  dass  die  Formel  geschrieben  werden  könnte:  Cgs  H47  Nu  O^g  2HjO. 


152  Physiologie.  -   Chemische  Physiologie. 

In  Kalk-  und  Barytwasser,  sowie  verdünnter  Kalilauge  löst  sich  das  Vicin  leicht  und  ohne 
Zersetzung  auf,  ebenso  in  verdünnter  Salz-  und  Schwefelsäure.  Die  in  verdünnter  Säure 
dargestellte  Lösung  lieferte,  mit  Weingeist  vermischt,  krystallinische  Substanzen  der  Zu- 
sammensetzung: 3  (C28  H5,  Nji  02i)  -\-  4SH2  O4  und  4  CCog  H51  Ni,  0,,)  -f  11  HCl.  Auch  mit 
Metallen  resp.  Metalloxyden  verbindet  sich  das  Vicin,  die  Verbindung  mit  Quecksilberoxyd 
ist  in  Wasser  unlöslich.  Wird  Vicin  in  lOprocentiger  Kalilauge  gekocht,  so  tritt  unter 
schwacher  Ammoniakentwicklung  Zersetzung  ein ;  setzt  man  nach  dem  Erkalten  zu  der  mit 
Salzsäure  schwach  übersättigten  Lösung  einige  Tropfen  verdünnten  Eisen chlorid  hinzu  und 
übersättigt  alsdann  mit  Ammoniak,  so  wird  die  Lösung  tiefblau  gefärbt,  eine  Reaction, 
welche  das  Vicin  auch  nach  dem  Kochen  mit  Säuren  zeigt ;  nach  Einwirkung  stärkerer  Lauge 
tritt  diese  Reaction  nicht  mehr  ein.  In  schmelzendem  Kalihydrat  löst  sich  Vicin  unter 
starkem  Aufschäumen  und  Ammoniakentwicklung  auf  zu  einer  braunen  Masse;  die  in  Wasser 
gelöste  Schmelze  zeigt  nach  Uebersättigen  mit  Schwefelsäure  starken  Blausäuregeruch  und 
liefert  destillirt  reichlich  Blausäure:  das  Destillat  ist  stark  sauer  und  enthält  flüchtige  Fett- 
säuren. —  Wird  die  Lösung  des  Vicins  in  Schwefelsäure  (1 : 5  aq)  einige  Zeit  in  kochendem 
Wasserbade  erhitzt,  so  scheidet  sich  allmählig  eine  krystallinische  Substanz  ab  (29-30% 
des  angewandten  Vicins),  welche  sich  in  kochendem  Wasser  ziemlich  leicht  löst  und  sich 
in  grösseren  prismatischen,  gut  ausgebildeten,  meist  rosettenartig  verbundenen  Krystallen 
ausscheidet.  Dieselben  sind  die  Schwefelsäureverbindung  des  Di  vicins:  2  (C22  H^^g  N20  O9)  . 
5  SO4 ,  aus  welcher  erhalten  wurde  das  Divicin  in  Form  flacher ,  selten  ganz  farbloser 
Prismen  der  Zusammensetzung:  C.i  H50  Ngo  Ojg.  Das  Divicin  liefert  mit  Salpetersäure  eine 
gewöhnlich  in  wetzsteinartigen  Formen  krystallisirende,  in  Wasser  sehr  schwer  lösliche  Ver- 
bindung. Schmelzendes  Kali  zersetzt  Divicin  unter  reichlicher  Ammoniakentwicklung:  die 
Schmelze  enthält  grosse  Mengen  Cyankalium.  Die  bei  der  Darstellung  des  Vicins  resultirenden 
Mutterlaugen  enthalten  neben  Vicin  noch  eine  zweite  Substanz:  Convicin;  dieselbe,  zu 
O.Ol "/(,  in  den  Wicken  enthalten,  krystallisirt  in  sehr  dünnen,  rhombischen,  glänzenden,  farb- 
losen Blättchen ,  welche  in  Wasser  nur  schwer  löslich ,  in  dieser  Lösung  schwach  sauer 
reagiren;  auch  in  Alkohol  ist  es  nur  schwer  löslich;  von  starker  Kalilauge  wird  es  unver- 
ändert (selbst  in  der  Kochhitze)  gelöst;  schmelzendes  Kali  zersetzt  es  unter  Ammoniakent- 
wicklung, die  Schmelze  enthält  jedoch  kein  Cyankalium.  Verdünnte  Säuren  lösen  nur  in 
der  Hitze  das  Convicin  auf,  ohne  es  zu  zersetzen.  Salpetersaures  Quecksilberoxyd  fällt  das 
Convicin  aus  der  wässerigen  Lösung  aus.  Der  Zusammensetzung  der  lufttrockenen  Substanz 
entspricht  die  Formel:  CioHj^NjOy,  H2  0. 

276.  F.  SchafFer.    Zur  Kenntniss  des  Mykoproteins.    (Journal  für  praktische  Chemie.    Neue 
Folge,  Band  23,  S.  302.) 

Nencki  und  Schaff  er  hatten  früher  gefunden,  dass  durch  Aufkochen  von  Flüssig- 
keiten, welche  Fäulnissbacterien  enthalten,  mit  etwas  Salzsäure  diese  Bacterien  sich  zu  weissen 
Flocken  zusammenballen  und  nun  leicht  abfiltrirt  und  ausgewaschen  werden  können.  Diese 
Bacterienmassen  bestanden  aus  84  "/o  Wasser  und  die  Trockensubstanz  aus  6— 7.9%  Fett, 
3-5%  Asche  und  84-86  eines  Albuminates,  welches  53—54%  C,  7.7%  H  und  14  %  N 
enthielt.  Die  Bacterienmasse  wurde  mit  Aetherweingeist  entfettet  und  auf  dem  Wasserbade 
mit  O.Sprocentiger  Kalilauge  digerirt :  aus  der  erhaltenen  Lösung  scheidet  sich,  nach  Ueber- 
sättigen  mit  Salzsäure,  auf  Zusatz  von  concentrirter  Kochsalzlösung  die  Eiwcisssubstanz: 
Mykoprotein  flockig  aus.  Eine  zweite  Analyse  dieser  Substanz  ergab  für  die  Zusammen- 
setzung: 52.3%  C,  7.4 %H  und  14.8  %N;  da  das  Mykoprotein  schwefelfrei  ist,  so  führen 
diese  Werthe  zu  der  einfachsten  Formel:  C25  H42  Nß  Og.  Frisch  gefällt  löst  es  sich  in 
Wasser,  Säuren  und  Alkalien,  reagirt  schwach  sauer,  dreht  links.  Wird  durch  Weingeist 
nicht  gefällt,  giebt  mit  Salpetersäure  nicht  die  Proteinreaction ,  wohl  aber  mit  alkalischer 
Kupferlösung.  —  Veif,  hat  die  Untersftchung  des  Mykoproteins  fortgesetzt.  9g  trockne 
Substanz  wurden  in  einer  Silberschale  mit  45  g  Aetzkali  geschmolzen:  es  entwickelte  sich 
viel  Ammoniak  und  Amylamin,  in  der  Schmelze  wurden  nachgewiesen:  minimale  Mengen 
von  Indol  und  Skatol,  ferner  Phenol  (0.15  "/^  des  Mykoproteins),  sowie  flüchtige  Fettsäuren 
(vorzugsweise  Baldriansäure);  ausserdem  wurde  Leucin  gefunden,  sowie  noch  eine  zweite, 
in  concentrischen  Blättchen  krystallisirende  Substanz.    Eine  wässerige  Iprocentige  Lösung 


Pflanzenstoffe.  —  Analysen  von  Pflanzen  und  ihren  Producten.  153 

des  Mykoproteins  trübt  sich  bei  Zusatz  von  1  %  Kochsalz,  wird  bei  einem  Gehalt  von  2  "/g 
Chlornatrium  fast  vollständig  ausgeschieden. 

277.  E.  Schulze  and  J.  Barbieri.    Ueber  das  Vorkommen  von  Peptonen  in  den  Pflanzen. 
(Journal  für  Landwirthschaft,  29.  Jahrg.,  S.  285—311.) 

Verf.  haben  mittelst  eines  von  Hofmeister  zuerst  empfohlenen  Verfahrens  (s.  die 
Abb.):  das  Pepton  auf  colorimetrischem  Wege  quantitativ  zu  bestimmen,  Keimpflanzen 
verschiedenen  Alters,  Kartoffeln,  Rüben  und  Grünfutterstoffe  auf  Peptone  untersucht 
und  in  den  Keimlingen  von  Lupinen,  Soja  und  Kürbisen  sowie  in  den  Kartof  fel- 
knollen  auch  Pepton  aufgefunden.  Wir  müssen  bez.  des  Nähern  auf  die  Abhandlung 
verweisen. 

278.  6.  Salomon.    üeber  die  Bildung  von  Xanthinkörpern  in  keimenden  Pflanzen.    Zur 
Physiologie  der  Xanthinkörper.    (Archiv  für  Physiologie  S.  166,  S.  361.) 

Verf.  gelang  der  Nachweis  von  Xanthinkörpern  im  Malzkeime,  in  Keimlingen 
von  Lupinus  hiteus,  und  zwar  in  verschiedenen  Entwicklungsstufen  derselben,  von  der  frühen 
Periode  an,  wo  die  Wurzeln  eben  erst  aus  dem  Samenkorn  hervorzubrechen  beginnen,  und 
selbst  nach  Wochen  in  den  oberirdischen  Theilen  der  Pflanzen  wie  in  ihren  Wurzeln,  Auch 
in  Extractum  Graminis  und  Mille folii  wurden  Xanthinkörper  nachgewiesen  und 
schliesslich  auch  einmal  in  nicht  gekeimten  Samen  von  Lupmus  lutens. 

279.  E.  Schulze  und  J.  Barbieri.  Ueber  das  Vorkommen  von  Allantoin  im  Pflanzenorganismus. 
(Bericht  der  Deutschen  Chemischen  Gesellschaft  S.  1602,  1834.) 

Wenn  man  mit  Knospen  besetzte  Zweige  von  Holzgewächsen  abschneidet  und  in 
Wasser  stellt,  bis  die  Knospen  sich  entfaltet  haben,  so  werden  die  jungen  Triebe  und  Blätter 
reich  au  Asparagin  (von  Borodiu  mikrochemisch  nachgewiesen),  welches  höchst  wahr- 
scheinlich durch  Zerfall  von  Eiweissstoffen  entsteht.  —  Verff.  haben,  indem  sie  Zweige  von 
Platanus  orientalis  benutzten,  in  diesem  Material  neben  Asparagin  0.5—1  %  des  lufttrockenen 
Materials  an  Allantoin:  C4H6N^03  gefunden. 

XI.  Analysen  von  Pflanzen  and  ihren  Producten. 

280.  G.  Dragendorff'.    Die  qualitative  und  quantitative  Analyse  von  Pflanzen  und  Pflanzen- 
theilen.     (Göttingen,  Vandenhoeck  und  Ruprecht.  8",  XV  und  285  S.) 

Verf.  giebt,  nach  kr.rzer  Einleitung,  den  Gang  der  Analyse  auf  die  wichtigeren 
Pflanzenbestandtheile:  Trocken-  und  Aschenbestimmung,  Untersuchung  der  Fette, 
ätherischen  Oele,  Harze  und  verwandter  Stoffe,  Gerbstoffe,  Glucoside,  Bitterstoffe,  Alkaloide, 
Glycosen  und  anderer  Kohlenhydrate,  Säuren,  Eiweisssubstanzen  etc.  Der  Haupttheil  des 
Buches  ist  gewidmet  den  vom  Verf.  geprüften  Specialmethoden  zur  Bestimmung  einzelner 
Pflanzenbestandtheile.    Wir  müssen  auf  das  Buch  verweisen. 

281.  E.  Allary.    Analyses  d'algues  marines.    (Bulletin  de  la  societe  chimique  de  Paris, 
2.  ser.,  t.  35,  p.  11.)     (Siehe  Tabelle  S.  154  oben.) 

282.  P.  Baessler.     Analyse   wildwachsender   Vogelwicken.     (Die   Landwirthschaftlichen 
Versuchsstationen,  Bd.  27,  S.  415.) 

Lufttrockene  Pflanzen  zweiter  Ernte  von  Vicia  cracca,  von  einem  niemals  gedüngten 
Grauwackenboden  („Wildland")  stammend,  dienten  zur  Untersuchung,  welche  ergab  (in 
Procent  der  Trockensubstanz):  Rohprotein:  27.37;  Rohfaser:  19.99;  Rohfett:  1.43;  stickstoff- 
freie Extractivstoffe:  44.38;  Reinasche:  6.83  mit  37.02%  Kali  und  10.28  Phosphorsäure. 

283.  G.  Briosi.    I  Vini  Romani.    (Staz.  Chimico-Agraria  Sperimentale  di  Roma.    Roma  1881, 
43  p.  in  8".) 

Um  einen  Einblick  in  die  mittlere  Zusammensetzung  der  Weine  aus  der  römisqhen 
Provinz  zu  gewinnen,  hat  Verf.  eine  grosse  Anzahl  (ro5)  Weinsorten  dieser  Provenienz  der 
Analyse  unterworfen,  und  giebt  in  dieser  Arbeit  die  tabellarische  Uebersicht  der  Resultate. 
Die  Untersuchungen  erstreckten  sich  auf  Dichtigkeit,  Alkoholgehalt,  Säuregehalt,  Tannin, 
flüchtige  und  fixe  Säuren,  Zucker,  feste  Bestandtheile,  Aschengehalt.  —  Die  wichtigsten 
Ergebnisse  sind  die  folgenden:  Der  Alkoholgehalt  der  römischen  Weine  ist  im  Mittel  nicht 
sehr  bedeutend  ~  10.81  %;  bisher  wurde  derselbe  weit  höher  geschätzt.  —  Auch  die  weissen 


154 


Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 


Menge  des 

V  a  v  p  f>.  h 

Lösliches 

Jod 

Jod 

Art 

für  1000  kg 

von  1000  kg 

in  1000  kg 

für  1000  kg 

Asche 

Asche 

Varech 

Natron 

r 

neues  Blatt  .    .    . 

18.752  kg 

582  kg 

1.224  kg 

22.952  kg 

unterer   Theil  des 

Bujitatus    1 

alten  Blattes 

16.988 

527 

1.089 

18.500 

StenoloouB  i 

altes  Blatt    .    .    . 

16.166 

502 

0.578 

9.344 

{ 

ganze  Pflanze   .    . 

20.095 

765 

0.606 

12.177 

Bigitatus  stenophyllus     .    .    . 

20.255 

714 

0.996 

20.174 

Saccharinus 

18.906 

711 

0.448 

8.470 

Älaria    .    . 

21.080 

700 

0.108 

2.277 

Vesiculosus 

Nodosus 

goemons  uoirs 

Serratua 

(Mittel)  .    .    . 

16.456 

507 

0.121 

1.991 

Siliqiiosus 

Loreus    . 

16.401 
21.565 

720 
738 

0.087 
0.077 

1.443 

Bulbosus 

1.660 

(Fortsetzung  von  S.  153.) 
Weine  enthalten  Tannin,  meist  ebensoviel,  wie  die  rothen,  im  Mittel  sogar  mehr.    Das  Mittel 
an  Tanningehalt  ist  für  die  rothen  Weine  1.4615  %,  für  die  weissen  1.5460  "/o-     0-  Penzig. 

284.  G.  Councler.    ÄschenaDalyse  der  einzelnen  Theile  von  Aster  Amellas.    (Die  Land- 
wirthschaftlichen  Versuchsstationen,  Bd.  27,  S.  375.) 

Die  Berg-  oder  Virgilsaster:  Aster  Amellus,  eine  auf  Kalkboden  vorkommende 
Pflanze,  diente  zu  den  Untersuchungen,  welchen  Wurzeln,  Stengel,  Blätter  und  Blüthen 
einzeln  unterworfen  wurden.    Die  Resultate  sind: 


Wurzel 

Stengel 

Blätter 

Blüthen 

Reinasche   .... 

6.39 

3.87 

10.08 

6.51 0/0 

Si02 

S  O3 

PaO, 

FegOs 

MugO^ 

MgO 

Ca  0 

KjO 

NajO 

9.71 

11.49 

3.11 

6.42 

0.81 

4.28 

33.73 

28.98 

1.46 

1.03 

7.88 
5.55 
0.68 
1.29 
3.80 
32.29 
44.16 
3,32 

4.59 
7.44 
3.72 
0.59 
1.11 
5.58 
34.48 
41.82 
0.67 

0      % 

9.70 
10.66 

0.63 

0.99 

6.14 
23.96 
46.66 

1.26 

99.99 

100.00 

100.00 

100.00 

Auch  Aster  Trifolium  wurde  untersucht  mit  folgendem  Resultate  für  Reinasche: 
(s.  Tabelle  S.  155  oben.)  • 

285.  H.  Dill.  Die  Eichel  und  die  Erdbirne  als  Brennereimaterialien.  (Centralblatt  für 
Agriculturchemie  10.  Jahrgang,  S.  557,  nach  AUgeni.  Zeitung  für  deutsch.  Land-  und 
Forstwirthe,  S.  185.) 

Die  von  der  Schale  befreite  Eichel  enthielt:  Stärke  20.28%,  Kleber  18,  Gerbsäure 

2.86,  Faser  7.15,  Extractivstoff  und  Wasser  51.71.  —  Die  Knollen  von  Helianthus  tnherosus: 


Pflauzenstoffe.  —  Analysen  von  Pflanzen  und  ihren  Producten. 


155 


Wurzel 

Wurzel- 
blätter 

Stengel 

Blätter 

Blüthen 

FejOa    .    .    .    . 

1.05 

0.71 

1.41 

1.44 

1.92 

MngOi  .    .    .    . 

— 

1.63 

Spur 

— 

MgO      .... 

4.27 

7.62 

2.85 

4.95 

6.90 

Ca  0 

9.38 

17.91 

11.87 

14.84 

6.29 

K2  0 

10.81 

8.65 

21.60 

15.84 

35.34 

NajO     .... 

54.06 

26.39 

88.11 

27.47 

20.62 

PaOs      .... 

5.11 

10.43 

1.23 

3.96 

18.41 

(Fortsetzung  von  S.  154.) 

Erdbiruen  lieferten:  14.80/o  Zucker,  3  luulin,  1.22  Gummi,  0,99  Albumin,  1.72  Salze,  1.22 
Faser  und  77.05  Wasser. 

286.  Georges.    Etüde  sar  le  noyau  de  datte.    (Journal  de  Pharmacie  et  de  Chimie  5.  Ser., 
t.  3.,  p.  632.) 

Wir  entnehmen  dieser  Abhandlung  über  die  Dattelkerne  folgende  Angaben :  1kg 
Datteln  liefern   100— 185g  Kerne;   das   specifische  Gewicht   der   letzteren  beträgt:   1.307. 
Die  Zusammensetzung  war  folgende :   Wasser:    10.713;   Glucose:   3.408;   fettes  Oel:   7,997 
Gummi:  1.027;  lösliche  Eiweissstoffe :  3.426;  Tannin:  1.753;  Gallussäure:  1.235;  Farbstoff 
4.965;  unlösliche  Eiweissstoffe:  1.054;  Harze:  2.027;  unlösliche  Pectose:  6.298;  Asche:  0.910 
Cellulose:  65.187;   Sa.  100.00.   —  Amylum,  krystallisirender  Zucker  und  freie  organische 
Säuren  wurden  nicht  gefunden.    Das  fette  Oel  hat  bei  15"  ein  specifisches  Gewicht  von 
0.908  und  wird  bei  —  1" C.  fest.  —  Die  Asche  besteht  aus:  Kohlensäure:  8.11;  Salzsäure: 
4.89;  Schwefelsäure:  5.81;  Phosphorsäure:  26.35;  Magnesia:  14.99;  Kalk:  11.85;  Kali:  13,75; 
Natron:  9,03;  Kieselerde:  1.27;  Eisenoxyd:  2.85;  Verlust:  1.1%. 

287.  Harry  Winston  Harper.   Rhus  aromatica,  Alton  —  Fragrant  Sumach.    (The  american 
Journal  of  Pharmacy  vol.  53  |4.  ser.  vol.  11],  p.  209.) 

Die  Rinde  dieser  Anacardiacee  wurde  vom  Verf.  untersucht.    Wir  entnehmen  der 
Abhandlung  die  Hauptresultate: 


Wasser 


6.950/0 


6.36 


löslich  in  Wasser: 


23.87 


16.967:  Sulfate,  Chloride  und  Phos- 
phate von  Kalium  und  Natrium, 
Asche.    .    .    .    13.85«   böslich  in  Salzsäure:  74.007:  Phosphate  von  Calcium  und 

Alum. 
unlösl.  in  Salzsäure :  9.025 :  Kieselerde. 

ätherisches  und  fettes  Oel,  Harz,  Wachs,  Buttersäure; 
Tannin,  Glucose,  saures  Harz,  Extractivstoff,  Farbstoff; 
Gummi,  Farbstoff; 
Stärke  etc.; 
Oxalate; 
ätherisches  Oel. 
Ein  Alkaloid  konnte  nicht  aufgefunden  werden. 

288.  G.  Lechartier.    Sur  la  composition  da  sarrasin.    (Comptes  rendus  t.  93,  p.  409.) 

Wir  entnehmen  dieser  Abhandlung  folgende  Werthe:   das  Gewichtsverhältniss  des 
Strohs  des  Buchweizens  zu  den  Körnern  war: 

Cesson  1879  Cesson  1880  St.  Jaques  1880 

0.920  1.585  1.640 

Auf  1000  Theile  berechnet  waren  enthalten:  (s.  Tabelle  S.  156). 

289.  Meise.    Kartoffeln  ans  Fern,  sog.  Chunnos.    (Centralblatt  für  Agriculturchemie  10. 
Jahrgang,  S.  281,  nach  Chemiker-Zeitung  4.  Jahrgang,  S.  651.) 


Benzolextract  . 
Alkoholextract 
Kaltwasserextract  4.85  „ 
Warmwasserextract 
Pottasch  eextract 
Destillation  mit  Wasser 


156 


Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 


Im  trockenen  Stroh 

In  den  trockenen  Körnern 

Cesson 

Cesson 

St.  Jacques 

Cesson 

Cesson 

St.Jacques 

1879 

1880 

1880 

1879 

1880 

1880 

Stickstoff  .... 

8.90 

1229 

11.55 

19.13 

23.17 

22.06 

Asche    . 

62.34 

77.43 

89.03 

18.55 

23.50 

21.71 

Kali.    . 

14.08 

33.95 

44.90 

5.06 

6.15 

6.49 

Natron  . 

1.32 

1.32 

0.60 

0.78 

0.18 

0.13 

Kalk      . 

22.37 

16.99 

11.77 

1.12 

2.39 

1.04 

Magnesia 

10.11 

5.78 

4.34 

3.22 

3.54 

3.80 

Eisenoxycl 

1.11 

1.28 

1.00 

0.12 

0.07 

0.05 

Püosphorsäure 

2.07 

6.39 

11.64 

6.79 

10.22 

9.65 

Kieselsäure    . 

3.01 

0.47 

1.68 

0.00 

0.07 

0.00 

Schwefelsäure 

2.35 

1.94 

2,69 

0.63 

0.92 

0.49 

Chlor     . 

• 

6.40 

9.32 

15.41 

0.12 

0.15 

0.14 

(Fortsetzung  von  S.  155.) 
Chunnos  wurden  vom  Verf.  untersucht  mit  diesem  Resultat: 


Wasser  . 
Stärke  . 
Protein  . 
Rohfaser 
Fett  .  . 
Asche    . 


In  Wasser  lösliche 
Substanzen     .    . 


13,030  o/o 
81.844  „ 
2.313  „ 
1.133  „ 
0.132  „ 
0.356  „ 


1.142 


Gesammtstickstoff  =  0.4000  "/o ;  in  Wasser  löslicher 
Stickstoff:  0  030%  =  7.5%  des  Gesammtstickstoffs. 


=  0.400  Zucker, 

=  0.141  Asparagin, 

=  0.601  lösliche  Stärke,  Dextrin,  Asche  etc. 


europ.  Kartoffeln 
67.03-84.85 
7.01—  7.39 
3.09-  3.86 
0.21—  0.66 
3.73-  4.00 


100.00% 
Auf  Trockensubstanz  berechnet,  stellt  sich  die  Chunnos  zu  den  in  Europa  gezogenen 

Kartoffelknolleu : 

Chunnos 

Stärke 94.106 

Protein 2.659 

Rohfaser 1.303 

Fett 0.209 

Asche 0.409 

290.  John  Benjamin  Metzger.   The  fruit  of  Sambucus  canadensis.   (The  americau  Journal 
of  Pharmacy,  vol.  53  [4.  ser.,  vol.  11],  p.  553.) 

Verf.  hat  die  Früchte  von  Sambucus  canadensis  untersucht  und  Zucker,  Gummi, 
Gerbstoff,  Fett  und  Harz  darin  gefunden. 

291.  Charles  G.  Traub.    The  bark  of  Sambucus  canadensis.    (The  american  Journal  of 
Pharmacy,  vol.  53  [4.  ser.,  vol.  11],  p.  392.) 

Die  vom  Verf.  ausgeführte  Untersuchung  der  Rinde  von  Sambucus  canadensis 
ergab  als  Bestandtheile  derselben :  ätherisches  Oel,  Fett,  Harz,  Gerbstoff,  Zucker,  Farbstoff, 
Baldriansäure  und  mehrere  noch  nicht  näher  untersuchte  Substanzen. 

292.  Frank.  B.  Meyer.   Parthenium  integrifolium  Lin.   (The  american  Journal  of  pharmacy, 
vol.  53  [4.  ser,  vol.  11],  p.  494). 

Verf.  hat  diese  Pflanze  untersucht  und  darin  Gerbstoff,  Harz,  Gummi,  Bitterstoff  etc. 
gefunden;  die  Anwesenheit  eines  Alkaloids  ist  wahrscheinlich. 

293.  N.  Sieber.    Beiträge  zur  Eenntniss  der  chemischen  Zusammensetzung  der  Schimmel- 
pilze.   (Journal  für  praktische  Chemie,  neue  Folge,  Bd.  23,  S.  412.) 

Das  zu  den  Untersuchungen   dienende  Material  hat  Verf.  sich  beschafft,  indem  er 


Pflanzenstoflfe.  —  Analysen  von  Pflanzen  und  ihren  Producten. 


157 


zwei  verschiedene  Nährlösungen :  die  eine  vorzugsweise  aus  Zucker  und  Gelatine,  die  andere 
aus  Zucker  und  Salmiak  bestehend,  anwandte.  Diese  Lösungen  befanden  sich  in  breiten, 
flachen  Schalen,  welche  lose  mit  Glasplatten  bedeckt  waren;  in  dieselben  wurden  Sporen 
und  Fäden  von  Fenicillium  und  Aspergillus  glaucus  ausgesäet  (zur  Verhinderung  der  Spalt- 
pilzentwickelung war  der  Nährlösung  1  Procent  Phosphorsäure  zugesetzt):  schon  nach 
wenigen  Tagen  bildete  der  Schimmel  au  der  Oberfläche  eine  bis  3  mm  dicke  Haut ,  welche 
von  Zeit  zu  Zeit  unter  die  Flüssigkeit  getaucht  wurde.  In  der  Salmiaklösung  entwickelte 
sich  vorwiegend  Aspergillus  glaucus,  während  in  der  Gelatinelösung  ausserdem  noch  Peni- 
cillium  und  Mueor  Mucedo  vorhanden  war.  Die  Ausbeute  war  verschieden:  in  der  Salmiak- 
lösung nach  2V2  Monaten  Stehen  für  je  1 1  31g  Pilzmasse  mit  5.4  g  Trockensubstanz,  in  der 
Gelatinelösung  nach  3  Mouaten:  8  g  Pilzmasse  mit  1.4  g  trockener  Substanz.  —  Die  Masse 
wurde  mit  Wasser  ausgewaschen,  bei  110°  getrocknet,  alsdann  im  Extractionsapparat  zuerst 
mit  Aether,  dann  mit  Alkohol  behandelt  und  der  Rückstand  analysirt.  Der  Aether  hatte 
Fett,  Farbstoff  sowie  eine  krystallinische  Substanz,  welche  auch  .in  dem  Alkoholextract 
enthalten  war,  aufgenommen;  letzterer  enthielt  ausserdem  noch  Harz,  —  Die  in  Alkohol 
und  Aether  unlösliche  Masse  bestand  aus  Eiweiss  und  Cellulose.  —  Die  Anwesenheit  von 
Lecithin  in  den  Alkohol-  und  Aetherextracten  hat  Verf.  wahrscheinlich  gemacht.  —  Die 
Zusammensetzung  der  Pilzmasse  war  folgende: 


Schimmelpilze  aus 

Gelatine  und 
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Zucker 

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Der  Zucker  war  aus  der  Nährlösung  verschwunden. 

294.  C.  Slop.    Cucurbita  maxima  Duchesne.    (The  american  Journal  of  Pharmacie,  vol.  53 
[4.  ser,,  vol.  11],  p.  564,  nach  Pharm.  Centralhalle  S.  261.) 

Die  Samen  von  Cucurbita  maxima  enthalten  (durch  Auspressen  gewonnen)  20—25% 
eines  gelblichen,  milden,  süss  schmeckenden,  fetten  Üeles,  ferner  ein  aromatisches  Princip, 
Emulsin,  Gummi,  Zucker,  Cellulose,  Chlorophyll,  Säure. 

295.  E.  Treffner.    Beiträge  zur  Chemie  der  Laubmoose.     (Inauguraldissertation  Dorpat, 
80,  62  S.) 

Das  zu  den  Untersuchungen  dienende  Material  wurde  vom  Verf.  selbst  eingesammelt, 
und  zwar  Sphagnum  cuspidatum  Ehr.  v.  reciirvum  P.  de  B.  (Familie  Sphagnaceae'), 
Schistidium  apocarpum  Br.  et  Seh.  (Farn,  Grimmiaceae),'Ortliotrichum  anomalum  Hedw. 
(Fam.  Orthotrichaceae) ,  Ceratodon  purpureus  Brid.  (Fam.  Tricliostomaceae) ,  Dicranum 
undidatum  Turn.  (¥a,m.  Dicranaceae'),  lunarialiygrometrica  Hedw.  {Yaxü.  Funariaceae) 
Milium  affine  Bland.  (Fam.  Mniaceae'),  Polytrichum  commune  L.  (Fam.  Polytrichaceae), 
Climacium  dendroides  W.  et  M.  (Fam.  Climaciaceae')  und  Hypnum  splenäens  Hedw.  (Fam. 
Hypnaceae).  —  Das  Material  wurde  möglichst  von  allen  Verunreinigungen  befreit  und  an 
der  Luft  getrocknet.  Genauer  untersucht  wurde  Polytrichum  commune,  von  welcher  grössere 
Massen  zur  Verfügung  standen.  Aufgefunden  wurden  ein  zähflüssiges,  durch  Chlorophyll 
grün  gefärbtes  fettes  Oel,  Harz,  Wachs,  organische  Säuren:  Weinsäure,  Citroneu- 
säure  und  Aconitsäure  (?),  Phosphorsäure,  Schwefelsäure  und  Chlor,  Gerb- 

(Fortsetzung  S.  159.J 


158 


Physiologie.  —  Chemische  Physiologie. 


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Pflanzeustoffe.  —  Analysen  von  Pflanzen  und  ihren  Producten. 


159 


säure,  Glucose  und  Saccharose,  Metarabinsäure,  durch  Farbstoff  verunreinigtes 
Eiweiss,  Pararabiu.  Stärke  wurde  iu  dem  im  Juli  und  August  gesammelten  Moose 
nicht  gefunden,  während  im  Juni  gesammelte  Exemplare  in  den  unteren  Theilen  reichlich 
Amylum  enthielten,  welches  nach  oben  abnahm  und  schliesslich  verschwand ;  die  Menge  des 
vorhandenen  Fettes  zeigte  das  umgekehrte  Verhalten.  Ein  steriles  Exemplar  enthielt  durch- 
gängig von  unten  bis  nach  oben  Amylum,  so  dass  die  Zellen  der  unteren  Theile  fast  ganz 
damit  augefüllt  Avaren.  Im  November  gesammeltes  Moos  enthielt  keine  Stärke.  —  Das 
Amylum  findet  sich  meist  nur  in  den  verdickten  Zellen  der  ßindenschicht ,  das  Fett  nur  in 
dem  cambiformartigen  Gewebe  des  Stengels.  Verf.  ist  der  Ansicht,  dass  bei  den  Polytrichum- 
Arten  sich  das  Amylum  iu  Fett  verwandle.  —  Die  Resultate  der  quantitativen  Analysen 
der  oben  genannten  Moose  stellen  wir  hier  tabellarisch  zusammen.    (Siehe  Tabelle  S.  1580 


IL  Buch. 

KRYPTÖGAMEN. 


A.  Gef  ässkryptogamen. 

Referent:  K.  Prantl. 
Verzeicliniss  der  besprochenen  Arbeiten.*) 

*1.   Armstrong.    A  natural  arrangement  of  the  New  Zealand  Ferns.  —  Transact.  and 
Proceed.  of  the  N.  Zealand  Institute  XIII,  1880. 

2.  Ascherson,   P.     Plantarum    Africae    septentrionalis    niediae    hucusque   cognitarum 

conspectus.  -  Botan,  Centralbl.  VIII,  1881,  S.  278  -  287.    (Ref.  63.) 

3.  Babington,  C.  C.    Osmunda  regalis  L.  in  Cambridgeshire.  —  Journ.  of  Bot.  X,  1881, 

p.  88.  —  Vergl.  Bot.  Centralbl.  VI,  S.  108.     (Eef.  44.) 

4.  —  Asplenium  germanicum.  —  Journ.   of  Bot.  X,    1881,   S.  374-375.  —  Vergl.  Bot. 

Centralbl.  X,  S.  194.     (Ref.  42.) 
*5.   Bailey,  L.  H.    Woodwardia  angustifolia  in  Michigan.  —  Bull,  Torrey  Club.  VIII, 
1881,  p.  47.     Vgl.  Bot.  Centralbl.  X,  S.  45. 

6.  Baker,  J.  G.    Ou  a  coUection  of  Ferns  made  by  Mr.  W.  Kalbreyer  in  New  Granada. 

—  Journ.  of  Bot.  X,  1881,  p.  202-208.     (Ref.  69.) 

7.  —  On  a  collection  of  Ferns   made  by  Mr.  Curtis  in  the  Malay  Islands   and  Mada- 

gaskar. —  Journ.  of  Botany  X,  1881,  p.  366-368.    Vgl.  Bot.  Centralbl.  X,  S.  274. 
(Ref.  34  u.  68.) 

8.  de  Bary.    Anmerkung  zum  Refeiat  über  Saporta  et  Marion,   L'Evolution  du  regne 

vegetal,  betreffend  die  Function  der  Elateren  von  Equisetura.  —  Botan.  Zeitg.  XXXIX, 
1881,  S.  781—782.     (Ref.  27.) 
*9.   Berggren,  S.    Le  prothalle  et  l'embryon  del'Azolla,  —  Revue  des  sciences  natur, 
par  Dubreuil.   Ser.  3,   Tome  I,    1881,  p.  21—31   mit  1  Taf.     Vgl.  Bot.  Jahresb, 
VIII,  1880,  I,  S.  474. 

10.  Bonnet,  E.    Recherches  sur  l'AzoUa  caroliniana.  —  Bull,  de  la  Soc.  bot.  de  France 

XXVIII,  1881,  p.  176  -177.     (Ref.  28.) 

11.  Borbäs,  V.    Az  edenzes  virägtalansk  rendszere  (Systema  Cryptogamarum  vascularium). 

Programm  der  Staatsoberrealschule  d.  VI.  Bez.  in  Budapest  f.  d.  Jahr   1880/81. 

Budapest  1881,  14  S.    Ungarisch.    Vgl.  Bot.  Centralbl.  VII,  S.  358.    (Ref.  1.) 
*12.    Britten,  J.    European  Ferns.    With  coloured.  illustr.   from   nature  by   D.  Blain,  4. 

238  S.    London  1881.  -  21  s. 
*13.    Brückner,  Ad.    Riesenexemplare  von  Pteris  aquilina.  —  Archiv,  d.  Vereins  d.  Freunde 

d.  Naturgesch.  in  Mecklenburg  XXXV,  1881,  S.  130.    Vgl.  Bot.  Centralbl.  XI,  S.  82. 
*14.    Cclakovsky,  L.     Prodromus  der  Flora  von  Böhmen,  IV.  Theil,  euth.  Nachträge  etc. 

—  Archiv,  der  naturw.  Landesdurchforschuug  von  Böhmen,  IV,  No.  3,  Prag  1881,  8", 
S.  691-955.    Vgl.  Bot.  Centralbl.  VI,  S.  412. 

')  Die  luit  "  bezeicbueten  Arbeiten  wareu  dem  Kef,  nicht  zugäuglich. 


Verzcicbniss  der  besproclieneu  Arbeiten.  161 

*15.   Clapp,  H.  L.     Marsilia  quadrifolia  in  Massachusetts.  —  Bull.  Torrey  Club.  VIII, 

1881,  p.  127. 
*16.   Coleiiso.    The  Ferns  ofHinde  Islands.  —  Transact.  and  Proceed.  of  the  New  Zealand 

Institute,  XIII,  1880. 
*17.    —  Ou  some  new  and  undescribed  New  Zealand  Ferns.  —  Transact.  and  Proceed.  of 

the  New  Zealand  Institute,  XIII,  1880. 
*18.   Cooke,  M.  C.     A  Fern  Book  for  everybody.    New  Edit.  Londun,  1881,  12.  —  1  s. 
19.    Coulter,  J.  M.  and  M.  S.     Catalogue   of  the  Flora  of  Indiana.     Extrabeilage  zur 

Botan.  Gazette,  VI,  1881.    (Ref.  58.) 
*20.    Cowau,  W.  D.    List  of  Ferns  and  other  Cryptogamae  of  Madagascar,  showing  their 

relation  to  Mauritius  and  Bourbon.    Taravohitra  1881,  8". 
21.    Davenport,  G.  E.    An  interesting  Fernery.  —  Botan.  Gazette,  VI,  1881,8.295—296. 

(Ref.  62.) 
*22.     -   Fern  Notes.  -  Bull.  Torrey  Club.  VIII,  1881,  Juni. 
*23.     —  Vernation  in  Botrychia.  -  Bull.  Torrey  Club.  VIII,  1881,  S.  100  - 101. 
*24.     —  Onoclea  sensibilis,  Cheilanthes  myriophylla,  Woodsia  obtusa    —  Bull.  Torrey  Club. 

VIII,  1881,  No.  10  u.  11. 
25.   Dutailly.    Sur  l'iuterpretation  des  differentes  parties  de  l'embryon  des  Salvinia.  — 

Comptes  rendus  des  seances  de  la  Soc.  bot   de  Lyon.     Abgedr.  in  Bot.  Centralbl. 

VI,  S.  35.     (Ref.  9.) 
*26.   Eaton,  D.  C.    New  or  little  known  Ferns  of  the  United  States.  —  Bull.  Torrey  Club. 

VIII,  1881,  S.  4    5;  99-100;  111.  -  Vgl.  Bot.  Centralbl.  VII,  S.  166. 

*27.   Emerton  and  Faxow.    Beautiful  ferns.    Boston  1881.    Roy.  4,  with  14  col.  plates. 

-  30  M. 
28.   Ferymon,  W.    Letter  addressed  to  the  Secretary  of  the  Linn.  Soc.  of  London.    Journ. 

of  Botany  1881,  S.  223.     (Ref.  67.) 
*29.   Firth,  0.    Osmunda  regalis  proliferous.  —  The  Florist  and  Pomologist,  1881,  p.  182. 
*oO.   Fliehe.    Une  forme  ramifiee  de  la  froude  de  l'Asplenium  Trichomanes.   —   Bull,  de 

la  Soc.  des  sciences  de  Nancy.    Ser.  2,  Tome  IV,  p.  24-25.    Vgl.  Bot.  Centralbl. 

IX,  S.  9. 

31.  Fournier,  E.    Remarques  historiques  et  taxinomiques  sur  quelques  Foug^res.  —  Bull. 

de  la  Soc.  bot.  de  france.  XXVIII,  1881,  p.  130-135.    (Ref.  72.) 

32.  Fritze,  R.    Ueber  die  Farn  Vegetation  der  Insel  Madeira.  —  Bericht  über  die  Thätigkeit 

der  Botan.  Sect.  d.  Schles.  Gesellsch.  1881,  S.  276-278.  Abgedruckt  in  Botan. 
Centralbl.  V,  S.  409.    (Ref.  64.) 

33.  Ger  ard,  R.    Recherches  sur  le  passage  de  la  racine  ä  la  tige.  —  Annales  des  sciences 

nat.  6.  Ser.  Tome  XI,  1881,  S.  418—424.  Tab.  19,  Fig.  69-76.  Vgl.  Bot. 
Centralbl.  X,  S.  119.    (Ref.  11.) 

34.  Göbel,  K.    Beiträge  zur  vergleichenden  Entwicklungsgeschichte  der  Sporangien.    IL 

Bot.  Zeitung,  XXXIX,  1881,  S.  681-694;  697—706;  713-720.  Taf.  VI.  —  Vor- 
läufig mitgetheilt  in  Verhaudl.  d.  Phys.-Med.  Gesellsch.  Würzburg,  XVI,  s.  Jahresber. 
VIII,  1880,  I,  S.  479.    Vgl.  Bot.  Centralbl.  VIII,  S.  366.    (Ref.  21.) 

35.  Haberlandt,  G.     Ueber  coUaterale  Gefässbündel  im  Laube  der  Farne.  —  Sitzungsber. 

der  K.  Akad.  d.  Wiss.  Wien  LXXXIV,  1.  Abth.,  1881,  S.  121-142,  mit  1  Taf. 
Vgl.  Bot.  Zeit.  1882,  S.  217;  Bot.  Centralbl.  XI,  S.  10.  —  Vorläufig  mitgetheilt 
im  Anzeiger  der  K.  Akad.  d.  Wiss.  Wien  1881,  S.  148  149;  abgedruckt  in  Bot, 
Zeitung  1881,  S.  467.    (Ref.  12.) 

36.  —  Vergleichende    Anatomie   des   assimilatorischen    Gewebesystems   der   Pflanzen.   — 

Pringsheim's  Jahrb.  f.  wisseusch.  Bot.  XIII,  1.  Heft,  1881,  S.  74-188,  Taf.  III- VIII. 
(Ref.  15.) 

37.  Hart,  H.  C.    Ou  the  Plauts  of  the  North  Aran  Island,  Co  Doaegal.  —  Journ.  of 

Bot.  X,  1881,  p.  19-23.     (Ref.  40.) 

38.  -  Notes  ou  Irish  Plauts.  -  Journ.  of  Bot.  X,  1881,  p.  167-169.    (Ref.  41.) 

Botanischer  Jahresbericht  IX  (1881    1^  Abth.  1 1 


162  Kryptogamen.  —  Gefässkryptogaraen. 

39.  Hart.    On  some  rare  plants  in  County  Donegal.  —  Journ.  of  Bot.  X,  1881,  p,  233—240. 

(Ref.  39.) 

40.  Harvey,  F.  L.    Ferns  of  Arkansas.  —  Bot.  Gazette  VI,  1881,  p.  189-190;  213    215. 

(Ref.  59.) 
*41.   Heath,  F.  G.     The  Fern  World.     6.  Ed.,  8»,  470  S.     London  1881.  -  12  s.  6  d. 
*42,    —  Where  to  find  Ferns.    London  1881,  8". 

43.  Heinricher,  E.    Erwiderung  auf  A.  Zimmermann's  Aufsatz  „üeber  die  Scheitelzelle 

au  den  Adventivknospen  einiger  Farnarten".  —  Bot.  Centralbl.  VI,  1881,  S.  358—361. 
(Ref.  19.) 

44.  —  Die  jüngsten  Stadien  der  Adventivknospen   an  der  Wedelspreite  von  Asplenium 

bulbiferum.  -  Sitzungber.  der  K.  Akad.  d.  Wiss.  Wien  LXXXIV,  1.  Abth.,  1881, 
S.  115-120.  mit  1  Taf.  Vgl.  Bot.  Zeit.,  1882,  S.  334;  Bot.  Centralbl.  VIII,  S.  135. 
(Ref.  20.) 

*45.  Hieronymus,  G.  Sertum  Sanjanicum  6  descripciones  y  determinaciones  de  plantas 
fanerogamas  y  criptögamas  vasculares  recolectades  por  el  Dr.  D.  Saile  Echegaray 
en  la  Provincia  de  San  Juan.  —  Trabajo  suelto  del  Boletin  de  la  Academia 
National  de  Ciencias.     Tom.  IV,  extr.  I,  Buenos  Aires  1881,  74  S.  g"- 

*46.  Hol  üb  y,  I.  L.  Die  bisher  bekannten  Gefässkryptogamen  des  Trencziner  Comitates. 
—  Jahresheft  des  Naturwiss.  Ver.  d.  Trencziner  Comitates  IV,  1881,  S.  47—54. 
Vgl.  Bot.  Centralbl.  XI,  S.  414. 

47.  Hooker,  J.  D.    Anemia  adiantifolia.   —  The  Gardeners' Chronicle  XV,  1881,  p.  204, 

Fig.  37.     (Ref.  29.) 

48.  Jenman,  G.  S.    Third  Supplement  to  the  Ferns  recorded  in  Grisebach's  Flora  of  the 

British  West  Indies.  Journ.  of  Bot.  X,  1881,  p.  51—54.  Vgl.  Bot.  Centralbl.  VIII, 
S.  164.     (Ref.  70.) 

49.  Kien itz- Ger loff,  F.     üeber   Wachsthum   und  Zelltheilung  und   die  Entwickelung 

des  Embryos  von  Isoetes  lacustris.  Bot.  Zeit.  XXXIX,  1881,  S.  761—770;  785-795; 
Taf.  VIII.    Vgl.  Bot.  Centralbl.  IX,  S.  106.    (Ref.  6  u.  8.) 

50.  Koltz,  J.  P.  J.    Prodrome  de  la  Flore  du  Grand-Duche  de  Luxembourg.    Seconde 

Partie.  Plantes  Cryptogames  ou  Acotyledonees.  —  Recueil  de  Mem.  et  de  Travaux 
publ.  par  la  Soc.  Bot.  du  Gr.  D.  Luxembourg  No.  4—5,  1877—1878.  Luxembourg 
1880,  p.  182-208.     (Ref.  47.) 

51.  Kuhn,  M.    Uebersicht  über  die  Arten  der  Gattung  Adiantum.    Jahrbuch  des  K.  Bot. 

Gartens  und  Museums  Berlin,  I,  1881,  S.  337—351.     Vgl.  Bot.  Zeit.  1882,  S.  415; 
Bot.  Centralbl.  VIII,  S.  102.    (Ref.  33.) 
*52.   Lankester.    British  Ferns;  their  Classification ,  Structure  and  Functions.    New  and 
enlarg.  edit.  London  1881.  128  S.,  8",  5  s. 

53.  Lemoine,  V.    Atlas  des  caracteres  specifiques  des  Plantes  de  la  Flore  Parisienne 

et  de  la  Flore  Remoise.  Les  Fougeres.  Paris  et  Reims  1881,  10  Taf.,  gr.  8"  mit 
Text.     Vgl.  Bot.  Zeit.  1881,  S.  564.    (Ref.  45.) 

54.  Lennon,  W.  H.    Some  New  York  Ferns.  -  Bot.  Gazette  VI,  1881,  p.  248.     (Ref.  60.) 

55.  Lowe,  E.  J.    On  some  hybrid  British  Ferns.  —  Proceed.  of  the  Linu.  Soc.  London  iu 

Journ.  of  Bot.  X,  1881,  p.  64,     (Ref.  31.) 

56.  Luerss  en,  Chr.  Gefässkryptogamen  in  Reliquiae  Rutenbergiauae.  — -  Abb.  d.  Naturwiss. 

Vereins  Bremen  VII,  1880,  S.  41-53,  Taf.  I.     (Ref.  65.) 
67.    Magnin.     Compte  rendus  de  l'excursion  dans  le    vallon  du  Ratier.  —  Conipt.  rend. 
des  seances  de  la  Soc.  Bot.  de  Lyon,  1.  Mars,  1881.    Abgedr.  in  Bot.  Centralbl. 
VI,  S.  35.    (Ref.  46.) 

58.  Mer,  E.    De  l'influence  exercee  par  le  milieu  sur  la  forme,  la  structure  et  le  mode 

de  reproduction  de  l'Isoetes  lacustris.  —  Comptes  rendus  hebd.  des  seances  de 
l'Acad.  d.  sc.  XCII,  1881,  p.  94.  Auszug  in  Bot.  Zeit.  1881,  S.  339.  Derselbe  Titel 
in  Brebissonia,  Revue  de  Bot.  Crypt.  III,  1881,  No.  7.     (Ref.  25.) 

59.  Recherches  sur  le  developpement  des  sporanges  steriles  dans  Tlsoetes  lacustris.  — 


Verzeichniss  der  besprochenen  Arbeiten.  163 

Comptes  rendus  hebd.  des  seances  de  l'Acad.  des  sciences  XCII,  1881,  pag.  310. 
Auszug  in  Bot.  Zeit.  1881,  S.  340.     (Ref.  26.) 
CO.   Mer,  E.    De  l'influence  des  saisons  sur  la  Vegetation  et  la  reproduction  de  l'Isoetes 
lacustris.  -  Bull,  de  la  Soc.  Bot.  de  France,  XXVIII,  1881,  p.  72.    (Ref.  24.) 

61.  —  Du  developpement  des  sporanges  et  des  spores  dans  l'Isoetes  lacustris.  —  Bull. 

de  la  Soc.  bot.  de  France,  XXVIII,  1881,  p.  109-113.    (Ref.  23.) 

62.  Painter.    Notes  on  tbe  Flora  of  Derbyshire.  —  Journ.  of  Bot.  X,  1881,  p.  293— 301. 

(Ref.  38.) 

63.  Pantocsek,   J.     üeber  bosnisch -herzegovinische  Pflaüzen  und   aus   dem   Comitate 

Neutra  in  Ungarn.  -  Oesterr.  Bot.  Zeitschr.  XXXI,  1881,  S.  348.    (Ref.  55.) 
*64.    Payot,  V.     Florule  du   Mont  Blanc.    Deuxieme   Partie,   Plantes  cryptogames  vascu- 

laires  et  cellulaires,     2.  edit.  Geneve  1881 ,  II ,  et  22  p.  12o.   Vgl.  Bot.  Centralbl. 

XI,  S.  355. 
*65.   Philippi,  Th,    Catalogus  plantarum  vascularium  chilensium  adhuc  descriptarum.  — 

Annales  univers.  Chilensis.     Santiago  de  Chile  1881. 

66.  Philipps,   W.     Botrychium   Lunaria    in   Shropshire.    —   Journ.   of  Bot.   X,    1881, 

S.  217  f.    (Ref.  37.) 

67.  Potoniö,  H.    Die  Beziehung  zwischen  dem  Spaltöftnungssystem  und  dem  Stereom 

bei  den  Blattstielen  der  Filicineen.  —  Jahrbuch  des  K.  Bot.  Gartens  u.  Museums 
Berlin,  I,  1881,  S.  210-  217.  Vorläufig  mitgeth.  in  Sitzungsber.  Bot.  Ver.  d.  Prov. 
Brandenburg,  XXIII,  1881,  S.  58-60.  Vgl.  Bot.  Zeit.  1882,  S.  798;  Bot.  Centrbl. 
VIII,  S.  70.     (Ref.  16.) 

68.  -     Anatomie  der  Lenticellen   der  Marattiaceen.   —  Jahrb.  des  K.  Bot.  Gartens  und 

Museums  Berlin,  I,  1881,  S.  307-309.  mit  2  Holzschn.  —  Vorläufig  mitgetheilt 
in  Sitzungsber.  d.  Bot.  Ver.  d.  Prov.  Brandenburg,  XXIII,  1881,  S.  60.  Vgl.  Bot. 
Zeit.  1882,  S.  799;  Bot.  Centralbl.  VIII,  S.  70.     {ReL  17.) 

69.  —  Beiträge  zur  Flora  der  nördlichen  Altmark.  —  Abhandl.  d.  Bot.  Vereins  d.  Prov. 

Brandenburg,  XXIII,  1881,  S.  158-159,     (Ref.  49.) 

70.  Prahl,  P.    Ueber  die  Entdeckung  von  Isoetes  echinospora  in  Holstein.  —  Sitzungs- 

berichte des  Bot.  Ver.  d.  Prov.  Brandenburg,  XXIII,  1881,  S.  13-16.     (Ref.  48.) 

71.  PrantI,  K.    Verzeichniss  der  von  v.  Fridau  auf  Schmarda's  Reise   1853  in  Ceylon 

gesammelten  Farne.  —  Verhaudl.  d.  Zool.-Bot.  Ges.  Wien,  1881,  S.  117—120. 
Vgl.  Bot.  Centralbl.  VII,  S.  68.    (Ref.  66.) 

72.  —  Vorläufige   Mittheilung    über   die   Morphologie,    Anatomie    und    Systematik    der 

Schizaeaceen.  —  Engler's  Jahrbücher  f.  Syst.  II,  1881,  S.  297—303.  Vgl.  Bot. 
Centralbl.  VIII,  S.  103.     (Ref.  32.) 

73.  —  Untersuchungen  zur  Morphologie  der  Gefässkryptogamen,  2.  Heft.   Die  Schizaeaceen, 

morphologisch  und  systematisch  bearbeitet.  Leipzig  1881,  4",  161  S.  mit  8  Taf.  u. 
1  Holzschnitt.  Vgl.  Bot.  Zeit.  1882,  S.  152;  Bot.  Centralbl.  X,  S.  351.  (Ref.  10, 
22,  30,  32.) 

74.  —  Beobachtungen  über  die  Ernährung  der  Farnprothallien  und  die  Vertheilung  der 

Sexualorgane.  —  Bot.  Zeit.  XXXIX,  1881,  S.  753-758,  770-776.  Vgl.  Bot. 
Centralbl.  IX,  S.  74.    (Ref.  2.) 

75.  Pryor,  R.  A.    Osmunda  regalis   L.  in  Cambridgeshire.  —  Journ.  of  Bot.  X,  1881, 

S.  54.     (Ref.  43.) 
*76.   R.  J.  H.    Aspidium  Lonchitis  in  Colorado.  -  Bull.  Torrey  Club,  VII,  1881,  S.  105. 

77.  Reynolds.    Queer  places  for  Ferns.  -   Bot.  Gazette,  VI,  1881,  S.  161— 162.  (Ref.  61.) 

78.  Ridley,  H.  N.    Notes  on  Radnorshire  Plauts.  ~  Journ.  of  Bot.  X,  1881,  p.  170-174. 

(Ref.  36.) 
*79.   Ridley,  M.  S.    A  Pocket  Guide  to  British  Ferns.    London  1881,  96  S.  S«»,  M.  2.70. 
Vgl.  Bot.  Centralbl,  IX,  S.  75. 
80.  Roper.    Notes  on  the  Flora  of  East  Sussex.  —  Journ.  of  Bot.  X,  1881,  p.  369-373. 
(Ref.  35.) 

11* 


1Q^  Kryptogamen.  —  Gefässkryptogamen. 

81.  Roze.    Observations  sur  le  prothallium  des   Fougeres.  —  Bull,  de  la  Soc.  bot.  de 

France  XXVIII,  1881,  p.  135-136.    (Ref.  3.) 

82.  Rusby,  H.    Some  New  Mexican  Ferns.  —  Bot,  Gazette  VI,  1881,  p.  195-198,  220-223, 

(Ref.  57.) 

83.  Russow,  E.     Ueber   die   Verbreitung   der  Callusplatten  bei   den   Gefässpflanzen.  — 

Sitzungsber.   der  Dorpater  Naturf.  üesellsch.  1881.    Vgl.  Bot.  Zeit.  1881,  S.  724. 
(Ref.  13.) 

84.  Sanio,  C.    Die  Gefässkryptogamen  und  Characeen  der  Flora  von  Lyck  in  Preussen. 

—  Abhandlungen  d^s  Bot.  Ver.  d.  Prov.  Brandenburg,  XXIII,   1881,   S.  17—25. 
(Ref.  51.) 

85.  —  Zahlenverhältnisse   der   Cormophytenflora   Preussens.  —  Abhandl.  d.  Bot.  Ver.  d. 

Prov.  Brandenburg,  XXIII,   1881,  S.  69-73.     Vgl.  Bot.  Centralbl.  VIII,  S.  165. 
(Ref.  50.) 

86.  Saporta,  G.  et  Marion,   A.  F.    L'Evolution  du  regne  vegetal.    Les  Cryptogames. 

Paris  1881.    (Ref.  5.) 
*87.   Schell,  J.    Verzeichniss  der  höheren  Sporenpflanzen,  welche  in  der  Umgegend  des 
Hüttenwerks  von   Talizk  im  Gouvernement    Perm    vorkommen.   —    Beilage  zum 
ProtocoU  der  136.  Sitz.  d.  Naturf.  Ges.  Kasan,  1881,  4  S.  80.    Russisch.    Vgl.  Bot. 
Centralbl.  X,  S.  115. 

88.  Schwarz,  A.   Neuere  Beobachtungen  über  die  Phanerogamen-  und  Gefässkryptogamen- 

fiora   in  der  Umgegend   von   Nürnberg.   —  Abhandl.   der  Naturhist.   Gesellsch.  zu 
Nürnberg,  VII,  1881,  S.  115—117.     (Ref.  53.) 

89.  Steininger,  H.   Flora  der  Bodenwies.  —  Oesterr.  Bot.  Zeitschr.  XXXI,  1881,  S.  138. 

(Ref.  54.) 

90.  Strobl,  P.  G.    Flora  des  Aetna.  -    Oeterr.  Bot.  Zeitschr.  XXXI,  1881,  S.  23—24. 

(Ref.  56.) 

91.  Tomaschek,  A.   Ueberwinterte  Prothallien  von  Equisetum.  —  Oesterr.  Bot.  Zeitschr. 

XXXI,  1881,  S.  245-248.  —  Vgl.  Bot.  Centralbl.  VIII,  S.  165.    (Ref.  4.) 
*92.    Underwood,  L.  M.     Our  native  Ferns   and  how   to  study  them.    New -York  1881, 

116  S.  12',  M.  5.    Vgl.  Bot.  Gazette  1881,  p.  264. 
*93.    —  Onoclea  sensibilis  var.  obtusilobata.  —  Bull.  Torrey  Club.  VIII,  1881,  p.  101—102. 
*94.    Waldner,  H.    Deutschlands  Farne,   mit  Berücksichtigung  der  angrenzenden  Gebiete 

Oesterreichs,  Frankreichs  und  der  Schweiz.    Heidelberg  1881,  Fol.,  Heft  6  u.  7, 

ä  M.  2.50. 

95.  Warnstorf,   C.    Botanische   Wanderungen   durch   die  Mark  Brandenburg   im  Jahre 

1881.   -  Abhandl.  des  Bot.  Ver.  d.  Prov.  Brandenburg,  XXIII,  1881,  S.  118-119. 
(Ref.  52.) 

96.  Weiss,  J.  E.    Anatomie  und  Physiologie  fleischig  verdickter  Wurzeln;  enthält  einen 

Abschnitt:  Schutzscheide  der  Polypodiaceen.  —  Flora  XXXVIII,  1880,  S.  119-121, 

Taf.  IV,  fig.  8.    (Ref.  14.) 
*97.   Wheeler,  C.  F.  and  Smith,   G.  F.    Catalogue  of  the  Phaenogamons  and  Vascular 

Cryptogamons  Plauts  of  Michigan.    Lausing  1881,  8". 
*98.    Willey,  H.    Marsilia  quadrifolia.  —  Bull.  Torrey  Club,  VIII,  1881,  p.  144. 
99.    Zacharias,  E.   Ueber  die  Spermatozoiden.  —  Bot.  Zeit.  1881,  S.  827— 838,  846-852. 

(Ref.  7.) 
100.   Zimmermann,  A.    Ueber  die  Scheitelzelle  an  den  Adventivknospen  einiger  Farnarten. 

—  Bot.  Centralbl.  VI,  1881,  S.  175  f.     (Ref.  IH.) 

*101.Zinger,  J.  Verzeichniss  der  bis  jetzt  im  Gouvernement  Tula  beobachteten  Phanero- 
gamen und  Gefässkryptogamen.  —  Bull,  de  la  Soc.  Imper.  des  Naturalistes  ä  Moscou 
1881,  No.  2. 

102 Cyathea  mediillaris.  —  The  Gardeners'  Chronicle  XV,  1881,  p.  472.    (Ref.  71.) 


Allgemeines,  —  Protballium. 


165 


I.  Allgemeines. 


1.  V.  Borbäs.    Az  edenyes  virägtalanok  rendszere.    (il.) 

Die  Haupteintheihing  nach  Classen,  Unterclassen,  Ordnungen  ist  Lürssen's  Grund- 
zügeu  der  Botanik  entnommen.    Im  Uebrigen  geben  wir  die  Hauptgruppirung  in  Folgendem: 

Classes 


Filicineac  seu 
Frondosae 

Borh. 
Laubige     oder 
gross- 
blätterige 


Subclasses 

Ordines 

Familiae 

■  1. 
2. 

Hymenophyllaceae 
Loxsomaceae 

Plianerosporeae 

8. 

Gleicheniaceae 

Borb. 
Die  Sporen  ent- 

1. Filices    .  '  .    .  . 

4. 
5. 

Cyatheaceae 
Parlceriaceae 

stehen  an  der  Ober- 

6. 

Polypodiaceae 

<u 

8 

fläche  der  Unterseite 

7. 

Schizaeaceae 

des  Blattes 

8. 

Osmundaceae 

« 

9. 

Angiopterideae 

j 
.  2.  Marattiaceae  . 

10. 

Marattieae 

Endophyllosporeae 

11. 

Danaeaeeae 

Borb. 

Die  Sporen  ent- 
stehen unter  der  Epi- 

3. OpMoglossaceae 

12. 

Ophiogloss^ae 

dermis    im    Gewebe 

H 

des  Blattes 
?terosporeae 

4.  Bhizocarpeae 

13. 
14. 

Salviniaceae 
Marsiliaceae 

5.  Equisetaceae 

6.  Lycopodiaceae 

15. 

Equisetaceae 
Lycopodiaceae 

ig 

e   /  . 

Isosporeae    .    .    . 

16. 

Heterosporeae 


U: 


Isoetaceae 
Selaginelleae 


17.  Isoetaceae 

18.  Selaginelleae 


II.  Equisetinae 

Scheidenblättrige 
( VaginifoUae 

Borb.) 
III.  Lycopodinae  seu 
Muscifoliae  Borb. 
Moosblätterige 

Auf  den  folgenden  Seiten  findet  man  die  Charakterisirung  der  Classen,  Sub- 
classen  u.  s.  w.  Die  Polypodiaceae  sind  nach  den  Angaben  Prantl's  analytisch  zusammen- 
gestellt. Die  Notosoreae  werden  hier  in  zwei  Gruppen  getheilt,  und  zwar:  a)  Polypodiaceae 
emend.  (excl.  Gymnogrammate,  Ceterach  et  generibus  Coenosoreis  adscriptis)  mit  den  Unter- 
gruppen Polypodiaceae  exindusiatae  (Polypodium,  PhegopterisJ  und  Aspidiaceae  indusiatae 
(Aspidium,  Cystopteris,  Woodsia,  OnocleaJ;  d.  Notosoreae  soris  elongatulis  aut  linearibus 
(Aspleniaceae).  Diese  Gruppe  ist  wieder  getheilt  in  Exindusiatae  CGymnogramme,  Ceterach) 
und  in  Indusiatae  (Blcchnum,  Woodioardia,  Athyrium,  Asplenium,  Diplazium,  Scolo- 
pendrium,  CamptosorusJ.  Staub. 

II.  Prothalllum. 

2.  Frantl.    Ernährung  der  Farnprotballien  and  Vertheilang  der  Sexualorgane.    (74.) 

Nachdem  Ref.  schon  früher  (vgl.  Jahresbericht  VI  für  1878,  S.  524)  zwischen  nor- 
malen Prothallien  und  solchen,  welche  kein  Meristem  besitzen,  „ameristischen"  unterschieden, 
auch  schon  früher  (vgl.  Jahresbericht  VII  für  1879,  S.  410)  gezeigt  hatte,  dass  letztere  bei 
ungenügender  Beleuchtung  entstehen,  waren  durch  die  Wahrnehmung,  dass  bei  zu  dichtem 
Stande  auch  unter  den  günstigsten  Beleuchtungsverhältnissen  ameristische  Individuen  erscheinen, 
Experimente  über  die  Ernährung  aus  dem  Substrat  veranlasst.  Dieselben  bestanden  in 
Wasserculturen  von  Osmunda  regalis  und  Ceratopteris  thalictroides ,  sowie  in  geringerer 
Ausdehnung  von  Polypodium  vulgare  und  Aspidium  filix  mas.  Für  Osmunda  und  die 
beiden  letztgenannten  wurde  nachgewiesen,  dass  ia  stickstofi"freien  Nährlösungen  die  Bildung 
eines  Meristems  unterbleibt,  sowie  dass  ameristische  Individuen  durch  Uebertragung  in 
stickstoffhaltige  Nährlösung  ein  Meristem  an  ihrem  Vorderrand  entwickelten;  letzteres  war 


Ißß  Kryptogamen.  —  Gefässkryptogamen. 

ebenso  der  Fall  an  Pflänzclien ,  welche  ein  Jahr  lang  im  ameristischen  Zustand  verharrt 
hatten.  Bei  Ceratopteris  dagegen  gestattet  der  reiche  Gehalt  der  Spore  an  Reservenahr\ing 
die  vorübergehende  Bildung  eines  Meristems  auch  ohne  Stickstoffzufuhr;  dieselbe  unterblieb 
nur  bei  gleichzeitigem  Mangel  von  Phosphorsäure. 

Mit  der  je  nach  den  Ernährungsverhältnissen  verschiedenen  Entwickelung  der  Pro- 
thallien  geht  die  Vertheilung  der  Sexualorgane  Hand  in  Hand.  Archegooien  entstehen  nur 
aus  dem  Meristem ;  Antheridien  hingegen  können  auch  an  ameristischen  Individuen  auftreten, 
und  wurden  hier  besonders  reichlich  bei  Ceratopteris  beobachtet.  Die  Thatsache,  dass 
ameristische  männliche  Prothallieu  durch  Cultur  in  stickstoffhaltiger  Nährlösung  in  normale 
Pflanzen  mit  Archegonien  umgewandelt  wurden ,  spricht  entschieden  gegen  die  gerade  für 
Osmimda  vielfach  behauptete  „Neigung  zur  Diöcie".  Als  eine  Annäherung  an  Diöcie  kann 
nur  das  bisweilen  beobachtete ,  physiologisch  noch  unerklärte  Fehlen  von  Antheridien  an 
normalen  Prothallien  betrachtet  M'erden. 

Schliesslich  weist  Ref.  noch  darauf  hin,  dass  bei  den  heterosporen  Pteridophyten 
Prothallien  nur  auf  Reservenahrungsstoffe  angewiesen  sind,  welche  in  den  männlichen  Sporen 
bekanntlich  geringer,  in  den  weiblichen  reichlicher  vorhanden  sind. 

3.  Roze.    Prothalliam.    (81.) 

Verf.  betont,  dass  die  Unterscheidungsmerkmale,  welche  das  Prothallium  in  den  ver- 
schiedenen Farnfamilien  biete,  systematisch  zu  verwerthen  seien. 

4.  Tomaschek.    üeberwinterte  Prothallien  von  Equisetum.    (91.) 

Nach  einer  längeren  Auseinandersetzung  der  bekannten  Homologie  zwischen  dem 
Thallus  der  Lebermoose  und  den  Prothallien  theilt  Verf.  die  Beobachtung  mit,  dass  Pro- 
thallien von  Equisetum  variegatum,  welche  im  Juli  1879  zu  üppiger  Entwickelung  im  Freien 
gelangt  waren,  sich,  in  Töpfe  übertragen,  bis  zum  Juli  1880  lebend  erhielten  und  dabei  in 
vieler  Hinsicht  eine  abweichende  Gestaltung  zeigten. 

5.  Saporta  et  Marion.    Protballium  von  Phylloglossum.    (86.) 

In  dem  Buche  genannter  Autoreu,  welches  im  Uebrigen  Bekanntes  anführt  und  mit 
den  paläontologischen  Thatsachen  in  Zusammenhang  bringt,  findet  sich  auf  S.  130^)  eine 
Anmerkung,  dass  Prof.  Crie  die  Sporen  von  Phylloglossum  Drummondii  hat  keimen  lassen 
und  beobachtete ,  dass  sie  ein  unterirdisches ,  weissliches ,  knolliges  Prothallium  von  sehr 
ähnlichem  Aussehen  wie  die  monöcischen  Prothallien  der  Ophioglossaceen  erzeugen. 

6.  Eienitz-Gerloff.    Prothallium  von  Isoetes.    (49.) 

Die  Untersuchung  der  reifen  und  halbreifen  Macrosporen  ist  im  höchsten  Grade 
schwierig,  und  es  gelang  dem  Verf.  nur  festzustellen,  dass  der  Innenraum  deutlicher  als  es 
von  Hofmeister  dargestellt  wurde,  von  ziemlich  grossen,  rundlichen  Zellen  erfüllt  ist,  in 
denen  man  einen  Zellkern  gewahrt;  ein  etwa  vorhandenes  Diaphragma  wie  bei  Selaginella 
konnte  nicht  nachgewiesen  werden.  Im  Gegensatz  zu  der  Angabe  Hofmeister's  fand  der 
Verf.  an  älteren  unbefruchteten  Prothallien,  welche  auf  der  Spore  eine  kissenförmige  Auf- 
treibung bildeten,  20—30  Archegonien. 

7.  Zacharias.    Spermatozoiden.    (99.) 

Der  Verf.  fand  das  chemische  Verhalten  der  Schraubenbäuder  der  Spermatozoiden 
bei  Farnen  und  Marsilia  abweichend  von  jenen  der  Characeen  und  Moose,  das  der  Cilieu 
hingegen  übereinstimmend. 


I.  Embryo  und  Vegetationsorgane. 

8.  Klenltz-Gerloff.    Embryo  von  Isoetes.    (49.) 

Nach  einer  allgemeinen  Erörterung  über  Wachsthum  und  Zelltheilung  theilt  der 
Verf.  die  Resultate  seiner  Untersuchung  des  Prothalliums  (s.  oben  Ref.  6)  und  besonders 
des  Embryo's  von  Isoetes  mit.  Dieser  erfährt  ebenso  wie  bei  den  Filicinen  und  Rhizocarpeen 
anfangs  Theilungen  durch  drei  einander  rechtwinklig  schneidende  Wände,  die  Basalwand, 
die  Transversalwand  und  die  Medianwand.    Die  Orientirung  der  aus  diesen  Octanten  her- 

»j  Nach  de  Bai-y  In  Bot.  Zeitung  1881,  S.  782.  Dem  Referenten  ist  nur  die  188.S  erichienen«  deutsche 
Auigabe  zugänglich,  welche  die  gleiche  Note  anf  S.  149  eutbält. 


Embryo  und  Vegetatiousorgane.  167 

vorgehenden  Organe  ist  insoferne  dieselbe  wie  bei  den  Filicinen,  als  aus  den  vorn  oben 
gelegenen  Octanteu  der  Embryo,  aus  den  hinteren  oberen  Octanteu  die  erste  Wurzel,  aus 
den  vier  unteren  Octanteu  der  später  stark  vergrösserte  Fuss  hervorgebt.  Die  Bildung 
eines  epibasalen  und  hypobasalen  Gliedes  unterbleibt;  hingegen  wird  jeder  obere  Octant  in 
eine  der  Transversalwand  angrenzende  untere  und  eine  obere  Hälfte  zerlegt.  In  den  unteren 
Octanteu  wird  in  der  Theilungsfolge  überhaupt  keine  bestimmte  Regelmässigkeit  eingehalten. 
—  Aus  dem  hinteren  oberen  Octanteu,  und  zwar  aus  dem  am  weitesten  nach  hinten  gelegenen 
Theil  erhebt  sich  scheidig  emporwachsend  die  Cotyledonarschtide;  aus  den  zwischen  dieser 
und  der  Basalwand  liegenden  Zellen  geht  später  das  erste  Blatt  hervor ,  an  dessen  Grunde 
sich  endlich  der  Vegetationspunkt  des  Stammes  bildet.  Schon  sehr  früh  wölbt  sich  eine 
der  Basalwand  und  Medianwand  unmittelbar  anliegende  Zelle  hervor  als  Mutterzelle  der 
Ligula  des  Cotyledoas,  welche  durch  Wachsthum  in  zwei  Raumrichtungen  zu  einer  flachen, 
oben  stark  verbreiterten  Schuppe  wird  und  die  gleiche  Zellenordnung  zeigt,  wie  eine  ßrut- 
knospe  von  Marcliantia.  —  Im  „Wurzelsegmeut",  d.  h.  denjenigen  Theile  des  hinteren  oberen 
Octanteu,  welcher  zwischen  der  zuerst  gebildeten  Wand  und  der  Transversalwand  liegt, 
entsteht  anfänglich  durch  eine  Pericline  eine  innere  Zelle  ,  welche  ihrer  Lage  nach  der 
Wurzelscheitelzelle  des  Filicinenembryo's  entspricht;  diese  wird  jedoch  alsbald  in  eine  obere 
und  untere  Zelle  zerlegt  und  verwandelt  sich  späterhin  in  einen  mehrzelligen  Complex,  dessen 
Zellen  bei  verschiedenen  Exemplaren  eine  wechselnde  Lagerung  zeigen.  Die  Aussenzellen 
zerfallen  in  zwei  Schichten,  von  denen  die  äusserste  als  erste  Wurzelhaubenschicht  betrachtet 
werden  kann.  Obgleich  eine  eigentliche  Wurzelscheide  nicht  gebildet  wird,  liegt  dennoch 
keine  exogene  Entstehung  vor  und  die  sich  beim  Austreten  der  Wurzel  abblätternde  Zellen- 
schicht kann  ebenso  gut  als  Rindenschichte  des  Embryo's  wie  als  Haubenschichte  der  Wurzel 
betrachtet  werden.  Beim  weiteren  Wachsthum  der  Wurzel  wird  im  Median-  und  Horizontal- 
schuitt  eine  Zelle  sichtbar,  welche  ofi'enbar  Bruchmann's  Pleromscheitelzelle  ist.  ludess  tritt 
nach  des  Verf.  Beobachtungen  die  Differenzirung  der  Histogene  nicht  so  früh  und  nicht  in 
der  Schärfe  ein,  wie  dies  nach  Hanstein  an  den  Embryonen  der  Phanerogamen  der  Fall 
sein  soll.  Es  gelang  auch  dem  Verf.  nicht,  die  Grenze  des  Gefässstranges  bis  in  die  Spitze 
hinauf  sicher  zu  verfolgen  und  Verf.  hält  die  Bezeichnung  einer  bestimmten  Zelle  als  Plerom- 
scheitelzelle für  durchaus  willkürlich,  wie  an  einigen  speciellen  Fällen  näher  gezeigt  wurde. 
Am  uaturgemässesten  ist  das  Gewebe  der  Wurzelspitze  als  ein  völlig  indifferentes  Meristem 
zu  betrachten,  in  welchem  sich  die  Wände  nach  der  Regel  der  rechtwinkligen  Schneidung 
bilden,  ohne  dass  eine  Lücke  im  Coustructionssystem  vorhanden  ist;  erst  später  sondern 
sich  die  verschiedenen  Gewebesysteme  aus.  So  würde  unter  Zugrundelegung  der  Sachs'- 
schen  Ansicht  von  der  Bedeutung  der  Scheitelzelle  Inoetes  auch  bezüglich  des  Scheitel- 
wachsthums  der  Wurzel  einen  üebergang  von  den  Archegoniaten  zu  den  Phanerogamen 
bilden,  indem  an  die  Stelle  der  indifferenten  Scheitelzelle  hier  voi;  vornherein  ein  indiffe- 
renter Meristemcompiex  tritt,  dessen  Zellen  dieselbe  Anordnung  haben,  welche  bei  Vege- 
tationskegeln mit  Scheitelzelie  erst  nach  Aufhören  des  Scheitelwachsthums  erreicht  wird. 

9.  Dutailly.    Embryo  von  Salviaia.    (25.) 

Verf.  vergleicht  den  Embryo  von  Saivinia  mit  jenem  von  Pteris  und  Marsüia  und 
betont,  dass  bei  letzteren  Fuss  und  Wurzel  aus  je  einem  Quadranten  hervorgehe,  während 
bei  Saivinia  der  sogen.  Fuss  aus  zwei  Quadranten  entstamme,  eine  Wurzel  fehlen  soll.  Da 
nun  bei  den  Gefässkryptogamen  jedes  Organ  mit  einer  Scheitelzelle  endigt,  so  müsste  nach 
der  Segmentation  dieser  „Fuss"  von  Saivinia  zwei  Scheitelzellen  besitzen;  zudem  stimme 
die  Segmentation  der  Quadranten  mit  Marsilia  überein,  so  dass  der  Verf.  zu  dem  Resultat 
gelangt,  der  Embryo  von  Saivinia  besitze  eine  Wurzel,  welche  aber  alsbald  ihre  Weiter- 
entwicklung einstellt. 

10.  Prantl.    Vegetationsorgane  der  Schlzaeaceen.    (73.) 

Die  Stämme  der  Schlzaeaceen  sind  theils  radiär,  so  bei  den  meisten  Aneimien,  Mohria 
und  Schizaea^  theils  dorsiventral,  und  zwar  entweder  mit  zwei  dorsalen  Blattzeilen  bei  Aneimia 
sect.  Aneimiorrhisa,  oder  mit  nur  einer  einzigen  bei  Lygodium.  An  den  Rhizomen  letzterer 
Gattung  findet  man  sowohl  eine  Gabelung  in  der  die  Flanken  verbindenden  Ebene,  als  einzelne 
Zweige  an  Stelle  von  Blättern  in  der  dorsalen  Zeile.  —  Sprossbildung  auf  dem  Blatte  kommt 


j'gg  Kryptogamen.  -     Gefässkryptogamen. 

an  der  Blattspitze  mehrerer  Aiieimieu  aus  der  Gruppe  der  Collinen  vor  sowie  an  der  Blatt- 
oberseite von  Schizaea  Germani. 

Die  jungen  Blätter  zeigen  stets  eine  zweischneidige  Scheitelzelle,  deren  Wände  von 
rechts  und  links  convergiren,  späterhin  sind  die  Zellen  des  ganzen  Randes  einander  gleich, 
theilen  sich  durch  anticline  und  von  der  Ober-  und  Unterseite  her  convergirende  pericline 
Wände.  Die  Enden  gewisser  Nerven  zeigen  vorzugsweise  meristeraatische  Beschaffenheit. 
Diese  Nerven,  welche  in  augenscheinlicher  Beziehung  zur  ganzen  Gestaltung  des  Blattes 
stehen,  können  als  „Rippen,  costae"  von  den  übrigen  unterschieden  werden.  Ein  genaueres 
Studium  der  Nervatur  zeigt  ein  Fortschreiten  vom  Einfacheren  zum  Complicirteren  nicht 
blos  beim  Vergleiche  verwandter  Arten,  sondern  auch  in  der  Aufeinanderfolge  der  Blätter 
im  ersten  Lebensalter  des  Individuums.  Bezüglich  der  Terminologie  sucht  Referent  durch- 
zuführen, die  Basis  des  Blattes  als  hinten,  die  Spitze  als  vorne  zu  bezeichnen,  während 
„oben  und  unten"  nur  für  die  beiden  Blattflächen  verwendet  werden. 

Bei  allen  Schizaeaceen  mit  Ausnahme  von  Mohria  finden  sich  eigenthüraliche  fertile 
Blatttheile,  welche  gleichsam  zu  dem  im^  übrigen  sterilen  Blatte  hinzukommen,  und  eines 
kurzen  Ausdrucks  halber  „Sorophore"  genannt  werden;  im  Wesentlichen  besteht  dasselbe 
aus  einer  Costa,  welche  in  fiederiger  Anordnung  monangische  Sori  trägt.  Ein  solches  wäre 
als  die  einfachste  Blattgestalt  zu  betrachten,  durch  Theilung  und  Vermehrung,  durch 
Spreitenbildung  hinter  oder  neben  dem  Sorophor  können  wir  die  vorhandenen  Blattformen 
entstanden  denken. 

Bei  Schizaea  tragen  die  meisten  Arten  auf  der  Spitze  des  ungetheilten  Blattes  je 
ein  Sorophor,  das  Blatt  kann  sich  wiederholt  in  einnervige  Zweige  gabeln  oder  die  Gabel- 
zweige der  Costae  bleiben  durch  Mesophyll  verbunden;  in  letzterem  Falle  differenziren  sich 
Stiel  und  Spreite.  Das  Sorophor  verzweigt  sich  zwar,  ist  aber  von  der  höheren  Differenzirung 
des  Blattes  gänzlich  ausgeschlossen;  letztere  vollzieht  sich  am  Träger  des  Sorophors. 

Die  Blätter  von  Lygodium  sind  höchst  complicirt  gebaut.  An  einer  windenden, 
anscheinend  unbegrenzt  fortwachsenden  Spindel  stehen  rechts  und  links  Primärsegmente,  deren 
Spindel  sehr  kurz  ist  und  über  einem  einzigen  Paar  von  Secundärsegmenten  knospenartig 
schneckenförmig  eingerollt  endigt.  Die  Secundärsegmente  sind  entweder  gegabelt,  die  letzten 
Zweige  mit  fiederiger  Nervatur  (L.  articulatumj  oder  mit  gegabelten,  fiederförmig  angeordnete 
Seitennerven  entsendenden  Rippen  versehen  (L.  circinatum  u.  a.,  L.  imlmatum) ,  wobei  an 
den  fertilen  Segmenten  der  letzteren  Species  sich  der  Uebergang  von  der  gabeligen  zur 
fiederigen  Verzweigung  der  Rippen  vollzieht.  Diesen  letzteren  schliesst  sich  ganz  nahe 
L.  japonicum  an,  an  dieses  wieder  die  einfach  gefiederten  Secundärsegmente  von  L.  vohibile, 
L.  scandens  u.  a.,  welche  nur  bei  L.  jpinnatifidum  eine  nochmalige  fiederige  Theilung 
erfahren.  Aus  der  Zusammenfassung  aller  beobachteten  Zustände  ergiebt  sich  die  Hypothese, 
die  denkbar  einfachste  Blattgestalt  von  Lygodium  sei  ein  Sorophor;  diese  erscheinen  späterhin 
erst  am  Ende  der  fiedernervigen  Spreiten,  die  Spreitebildung  geschähe  durch  Differenzirung 
des  Sorophors  selbst. 

Bei  Aneimia  sind  die  Blattspreiten  fiedertheilig  bis  mehrfach  gefiedert,  die  fertilen 
Blätter  entweder  durchaus  oder  nur  am  hintersten  Paar  von  Secundärsegmenten  fertil,  welche 
alsdann  kein  Mesophyll  entwickeln,  sich  reichlicher  verzweigen  und  bei  den  meisten  Arten 
die  Form  von  aufrechten  Rispen  annehmen.  Den  Ausgangspunkt  für  die  Betrachtung  bietet 
A.  elegans,  wo,  wie  bei  verwandten  Arten,  die  Nervatur  catadrom  ist.  Mit  der  reicheren 
Verzweigung  erfolgt  aber  ein  Umtausch  der  Nervenanordnung  derart,  dass  in  den  hinteren 
Segmenten  einer  oder  mehrerer  Ordnungen  Anadromie  eintritt.  Die  Ausdehnung  der  anadromen 
Nervatur  ist  je  nach  den  Species  verschieden,  nicht  direct  proportional  dem  Reichthum  der 
Verzweigung  oder  der  Tiefe  der  Einschnitte,  am  grössten  bei  Ä.  adiantifölia,  wo  erst  die 
letzten  Nerven  der  fertilen  Segmente  Katadromie  zeigen.  Missbildungen,  d.  h.  Abweichungen 
von  der  normalen  Vertheilung  der  Fructification  kommen  nicht  selten  vor.  Die  Gestalt  des 
Blattes  lässt  sich  ableiten  aus  einem  sich  immer  mehr  verzweigenden  Sorophor,  welches  die 
Fructification  auf  die  letzten  Zweige  verschiebt. 

Mohria,  die  einzige  Gattung,  bei  der  die  fertilen  Theile  von  den  sterilen  kaum 
verschieden  sind,  schliesst  sich  im  Aufbau  des  Blattes  ganz  an  Aneimia  an. 


Embryo  und  Vegetationsorgane.  169 

In  den  Nerven  und  Rippen,  der  Spindel  und  dem  Stiel  des  Blattes  verläuft  je  ein 
einzelner  durch  eine  deutliche  Eudodermis  scharf  abgegrenzter  Fibrovasalstrang;  mit  Aus- 
nahme der  in  die  fertilen  Priraärsegmente  abgehenden  Stränge  von  Aneimia  liegen  ursprünglich 
alle  Auszweigungeu  des  Strangsystems  in  einer  Ebene.  Im  Stamme  besitzen  Lygodium 
und  Schizaea  einen  axilen  Strang,  Aneimia  und  Mohria  eine  Straugröhre,  welche  über  dem 
Austritt  eines  jeden  Blattstranges  eine  Unterbrechung  zeigt;  diese  Lücken  sind  bei 
Aneimiorrhiza  nur  klein;  die  Stränge  lassen  sich  leicht  als  Blattspurstränge  auffassen  und 
mit  dem  Verlaufe  derselben  bei  Osmunda  in  Vergleich  setzen. 

Die  Stränge  der  feineren  Nerven  sind  collateral  gebaut,  ebenso  im  ganzen  Blatte 
sämmtlicher  Schizaeen.  Hier  bilden  die  Tracheiden  oberseits  einen  halbkreisförmigen  Gürtel 
mit  zwei  seitlichen  Protoxylemgruppen,  von  dem  in  der  Mittellinie  bei  den  grösseren  Arten 
mit  einem  dritten  Protoxylem  ein  Gürtel  sich  gegen  die  Unterseite  erstreckt.  Das  Phloem 
bildet  einen  unterseitigen  Gürtel  von  Siebröhren  und  füllt  in  Form  eigenthümlicher  Fasern 
die  Concavitäten  des  Xylems  aus.  Im  Stamm  von  Schisaea  besteht  das  axile  Stranggewebe 
aus  Parenchym,  bei  S.  elegans  stark  verdickt,  umgeben  von  einem  mehrfachen  Ring  von 
Tracheiden,  und  ausserhalb  einer  l-2fachen  Lage  von  Siebröhren.  —  Im  Blattstiel  der 
meisten  Aneimien  hat  der  Strang  zwei  nach  oben  divergirende  Schenkel,  die  drei  Proto- 
xylemgruppen liegen  oberseits;  die  Siebröhren  umziehen  die  ganze  Unterseite  und  lassen 
die  Enden  der  Schenkel  frei  und  bilden  noch  zwei  isolirte  Gruppen  an  deren  Innenseite. 
Die  Fasern  liegen  an  jenen  Punkten,  wo  die  Ausbildung  des  Phloems  erlischt.  Der  Strang 
ist  sonach  seinem  Bau  nach  intermediär  zwischen  dem  collateralen  und  concentrischen 
Typus.  Nur  A.  coriacea  weicht  durch  radiären  Bau  etwas  mehr  ab.  Die  Stränge  des 
Stammes  sind  concentrisch.  —  Mohria  schliesst  sich  ganz  an  Aneimia  an.  Lygodium  hat 
im  Querschnitt  annähernd  kreisrunde  Stränge  von  radiärem  Bau;  die  Protoxylemelemente 
liegen  in  sechs  paarweise  genäherten  Gruppen  an  der  Peripherie  des  Stranggewebes,  alter- 
nirend  mit  Siebröhrengruppen;  zwischen  allen  Elementen  finden  sich  reichliche  Parenchym- 
zellen;  Fasern  kommen  nur  bei  wenigen  Arten  au  Stelle  von  Siebröhren  vor.  Im  Stamm 
ist  das  Xylem  eine  centrale  Masse  mit  regellos  zerstreuten  Erstlingstracheiden,  umgeben 
von  einem  Ring  von  Siebröhren. 

Was  den  Bau  der  Strangelemente  betrifft,  so  sei  hier  nur  hervorgehoben,  dass  die 
mehrerwähnten  Fasern  meist  verholzte  Wandungen  haben,  durch  die  einfachen  runden  Tüpfel 
und  ihre  Lagerung  sich  aber  zunächst  an  die  Siebröhren  anschliessen. 

Bezüglich  des  Grundgewebes  sei  bemerkt,  dass  Pallisadeuparenchym  nirgends  vor- 
kommt, das  der  Blattstiele  meist  nach  aussen  hin  sklerotisch  und  verholzt,  im  Stamme 
sklerotisch  und  unverholzt  ist;  bei  Lygodium  tritt  das  bemerkenswerthe  Verhältniss  auf, 
dass  von  nahe  verwandten  Arten  die  einen  das  innere,  die  andern  das  äussere  Gewebe  stärker 
verdickt  zeigen. 

Die  mehreren  Arten  von  Lygodium  zukommende  Articulation  beruht  in  einer  mehr- 
fachen Schichte  kleinzelligen  Gewebes,  welches  das  Stielchen  durchsetzt  und  in  welchem  die 
Ablösung  mit  unverletzten  Zellen  erfolgt ;  eine  Articulation  der  Blattbasis  kommt  nirgends  vor. 

Die  Epidermiszellen  sind  oft  über  den  Nerven  und  am  Rande  dickwandig  und 
gestreckt  und  geben  dadurch  specifische  Merkmale.  Die  zur  Genüge  bekannten  Spalt- 
öifnungen  von  Aneimia  kommen  in  dieser  Form  nur  der  Sectiou  Euaneimia  zu  und  werden 
für  systematische  Zwecke  als  Stomata  libera  bezeichnet  im  Gegensatz  zu  den  der  Zellwand 
anliegenden  St.  appUcata  und  St.  suspensa.  Bei  Schizaea  sind  die  Spaltöffnungen  in  Reihen 
geordnet,  welche  den  Rippen  parallel  laufen  und  sich  mit  diesen  verzweigen. 

Unter  den  Haarbildungen  sind  die  benierkenwerthesten  die  vom  Ref.  als  Schlauch- 
drüsen bezeichneten  Bildungen,  welche  ihr  Secret  nicht  in  der  Zellwand,  sondern  im  Inhalte 
bilden  und  mit  Ausnahme  einiger  6'c/i)0aea-Arten,  welchen  ächte  blasige  Drüsen  zukommen, 
allgemein  verbreitet  sind.  Die  übrigen  Haare  sind  mit  Ausnahme  von  Mohria,  wo  sie 
flächenförmig  entwickelt  sind,  stets  einlache  Zellreihen,  welche  entweder  an  ihrer  Spitze  eine 
Schlauchdrüse  tragen  oder  „trocken"  sind. 

Die  Wurzelstränge  sind  stets  diarch. 


170  Kryptogamen.  -    Gefässkryptogamen. 

.11.  Gerard.    Uebergang  der  Wurzel  In  den  Stengel.    (33.) 

Bei  den  untersuchten  Gefässkryptogamen  fand  der  Verf.  den  Wurzelhals  viel  con- 
stanter  locaüsirt  als  bei  den  Phanerogamen,  und  zwar  in  der  Nachbarschaft  des  Fusses,  wo 
sich  der  Wurzelhals  fast  auf  eine  Ebene  reducirt.  Bei  den  Farnen  und  Lycopodiaceen  ist 
dies  mitbedingt  durch  die  geringe  Differenz  im  Bau  der  Stränge  des  Stammes  und  der 
Wurzeln.  —  Genau  untersucht  wurde  zunächst  Selac/inella  äenticnlata.  Die  Hauptwurzel 
der  Keimpflanze  hat  einen  aus  sehr  kleinen  Elementen  zusammengesetzten  Centralcylinder, 
dessen  Endodermiszellen  mit  jenen  der  innersten  Rindenschicht  opponirt  und  nicht  gefaltet 
sind.  Im  Centrum  liegt  auf  der  einen  Seite  eine  kleine  Gruppe  von  Tracheen,  auf  der 
anderen  sehr  enge  Zellen ,  schwer  zu  unterscheiden  in  Grundmasse  und  Basteleraente.  Die 
beiden  Seitenwurzeln  entspringen  auf  gleicher  Höhe  und  an  der  Xylemseite,  biegen  sich 
aber  im  Rindenparenchym  diametral  auseinander.  In  der  Höhe  des  Fusses  vermehren  die 
„faisceaux  vasculaires"  ihre  Elemente  und  ziehen  sich  gegen  die  Mitte,  während  der  Bast 
den  übrigen  Raum  einnimmt  und  das  Holz  bald  von  allen  Seiten  umfasst;  die  Epidermis 
erhält  eine  Cuticula.  „Nähert  man  sich  der  Gabelung  des  Stammes,  so  nehmen  die  bisher 
seitlichen  Tracheen  das  Centrum  des  Stranges  ein  und  die  leiterförmigen  Gefässe  sammeln 
sich  in  zwei  opponirten  Gruppen,  welche  fast  völlig  die  Tracheen  umgeben."  In  den 
Wurzeln  der  Farne  wird  die  „membrane  rhizogene"  von  der  letzten  Rindenschicht  gebildet, 
welche  bei  den  Phanerogamen  die  Endodermis  liefert.  Die  Stränge  des  Stammes  sind 
theila  elliptisch  und  „gemiues",  wobei  eine  Scheide  den  Bastring  und  zwei  centrale  Holz- 
bündel umgiebt,  theils  rund  und  kleiner,  einfach  oder  „gemine".  Das  Holz  ist  rund  mit 
seitlichen  Tracheen,  welche  im  Bogen  oder  Kreis  gestellt  sind,  entweder  auf  einer  Seite 
oder  in  zwei  opponirten  Bogen:  diese  letzteren  folgen  auf  die  Stränge  der  Wurzel.  —  Bei 
Asplenium  striatiim  „spielt  eine  dickwandige,  braune  Rindeuschichte  von  12  Zellen  die  Rolle 
der  Endodermis",  worauf  die  rhizogene  Schicht  als  innerste  Rindenschichte  mit  6  Zellen 
folgt.  In  der  Nähe  des  Fusses  verliert  die  Epidermis  ihre  Haare,  die  Verdickung  der  vor- 
letzten Schichte  schwindet,  die  Zellen  der  rhizogenen  Schichte  verdoppeln  ihre  Anzahl;  die 
Erstlingstracheen  verlassen  ihre  peripherische  Stellung  und  bilden  zwei  Bogen,  Die  Bast- 
zellen nehmen  deren  Platz  ein  und  umschliessen  das  Holz;  „die  ächten  Schutzscheidezelleu 
der  Wurzeln  bilden  die  Scheide  des  Stranges".  Ganz  ähnlich  verhält  sich  Adiantum  „acune- 
atum".  „Hier  verlieren  die  verdickten  Schutzscheidezellen  ihre  innere  Verdickung  und  nehmen 
die  Charaktere  der  Scheide  an." 
12.  Haberlandt.    Collaterale  Gefässbündel,    (35.) 

Ausgehend  von  der  Frage  nach  dem  Zusammenhange  zwischen  der  Orieutirung  der 
Gefässbündel  und  dem  dorsiventralen  oder  radiären  Bau  der  Blätter  und  Stämme,  unter- 
suchte der  Verf.  bei  einer  Reihe  von  Farnen  aus  den  verschiedensten  Familien  den  Bau  der 
Gefässbündel  in  den  Spreiten  der  Blätter,  von  denen  im  Allgemeinen  angenommen  wird, 
dass  sie  nach  dem  concentrischen  Typus  gebaut  sind.  (Ref.  und  Russow  hatten  schon  auf 
den  collateralen  Bau  aufmerksam  gemacht.  Ref.)  Der  Verf.  fand  nun  bei  fast  allen  Farnen 
wenigstens  die  schwächeren  Gefässbündel  der  Wedelspreiteu  collateral  gebaut,  wobei,  wie 
im  Blatte  der  Phanerogamen  der  „Hadrom"-(Xylem-)theil  der  Oberseite,  der  „Leptora"- 
(Phloem-)theil  der  Unterseite  des  Wedels  zugekehrt  ist.  Der  Uebergang  in  den  concentrischen 
Bau  der  Stammbündel  wird  gewöhnlich  in  den  Blattstielen  oder  Hauptnerven  derart  vor- 
bereitet, dass  von  unten  herauf  das  „Hadrom"  der  Oberseite  zustrebend,  das  oberseitige 
Leptom  gewissermassen  bei  Seite  drängt.  Im  Detail  wird  zunächst  Osmunda  recjalis 
geschildert,  sodann  werden  die  untersuchten  Farnen  aus  den  Familien  der  Hymenophyllaceen 
Polypodiaceen  (zwölf  Gattungen  und  Arten),  Cyatheaceen,  Gleicheniaceen ,  Schizaeaceen 
Osmundaceen,  Marattiaceen  und  Ophioglosseen  namhaft  gemacht.  Daran  schliesst  sich  eine 
Schilderung  des  Baues  der  collateralen  Stränge,  wobei  der  Verf.  vom  physiologischen 
Gesichtspunkt  ausgehend,  unter  „Leptom"  alle  zartwandigen,  eiweiss-  und  stärkeleitenden 
Gewebeelemente  begreift,  im  Gegensatze  zu  der  vom  Ref.  vertretenen  morphologischen  An- 
schauung, dass  die  Siebröhren  und  verwandten  Formen  von  den  allerorts  im  Strange  vor- 
handenen Parenchymelementen  unterschieden  werden  müssen.  Die  Entwickelungsgeschichte 
verläuft   übereinstimmend  mit  den  Phanerogamen.    Bezüglich  der  Scheiden  bestätigt  Verf. 


Embryo  und  Veget.atioiisorgane.  171 

die  vou  Russow  gefuudeuc  eütwickelungsgeschichtliclie  Zusammengehörigkeit  der  Eudodermis 
und  der  iunerou  Parencliymscbeide.  Bei  Osmunda,  welche  hierin  mit  den  Polypodiaceen 
übereinstimmt,  schliesst  sich  die  Scheide  der  Oberseite  an  das  uuterseitige  Leptom  an  und 
es  wird  hier  das  „der  Anlage  nach  excentrische  Gefässbündel  im  Laufe  der  Entwickelung 
collateral"  (vgl.  hiezu  die  Bemerkungen  des  Ref.  in  Bot.  Zeit.  1882,  No.  13). 

Im  Ganzen  und  Grossen  lässt  sich  auch  ein  Parallelismus  zwischen  dem  dorsi- 
ventraleu  Bau  des  Mesophylls  und  der  collateral  -  excentrischen  Ausbildung  seiner  Gefäss- 
bündel beobachten,  indem  der  collaterale  Bau  desto  auffälliger  ist ,  je  ausgesprochener  die 
Dorsiventralität  dei  Assimilationssystems  ist.  Die  diesbezüglichen  Ausnahmen  der  Hymeno- 
phyllaceen  erklärt  der  Verf.  dui'ch  die  Annahme,  deren  einschichtige  Blattfläche  beruhe 
auf  Rückbildung. 

Allgemeine  Erörterungen  über  den  Zusammenhang  des  dorsiventralen  Baues  mit  der 
Function  des  Blattes  führen  den  Verf.  zu  dem  Ergebniss,  dass  bei  den  Farnen  nothwendig, 
bei  den  Phanerogamen  wahrscheinlich  der  collaterale  Bau  des  Gefässbündcls  und  seine 
Orientirung  im  flachausgebreiteten  Laubblatte  eine  primäre  anatomische  Thatsache  ist; 
die  anatomisch-physiologische  Dorsiventralität  des  Laubblattes  spricht  sich  auf  diese  Weise 
auch  in  der  Structur  seiner  leitenden  Stränge  aus. 

13.  Russow.    Bau  der  Siebröhren.    (83.) 

Unter  den  Pteridophyten  fand  der  Verf.  reichliche  Calluspolster  an  den  Siebröhren 
nur  im  Stamm  von  Alsopkila  austraUs,  dünne  Belege  im  Blattstiel  von  Balantium  aniarcticwn 
und  Osmunda  regalis,  im  Stengel  von  Equisetum  arvense,  bei  letzterem  auch  an  den  bisher 
übersehenen  kleinen  rundlichen  Siebfeldern  der  Längswände.  Von  besonderem  Interesse  ist 
das  Vorkommen  von  Calluspolstern  an  den  Protophloerazellen,  wodurch  die  vom  Verf.  aus- 
gesprochene Ansicht,  dieselben  seien  die  erstentwickelten  Siebröhren,  bestätigt  wird.  Bei 
Equisetum  wurden  auch  „Schleimsträuge"  angetroffen,  Vermisst  wurde  Callusbildung  bei 
Pteris  aquilina,  Marsilia  und  Lycopodium. 

14.  Weiss.    Schutzscheide  der  Polypodiaceen.    (96.) 

Die  Stränge  aller  Polypodiaceen  haben  eine  von  den  Phanerogamen  wesentlich 
abweichende  Schutzscheide.  Die  derselben  angrenzende  Rindenschichte  ist  häufig  innen  und 
an  den  Radialwändeu  verdickt,  seltener  nur  humificirt.  Die  Zellen  der  Schutzscheide  liegen 
mit  einer  bis  drei  nächstangreuzenden  Zellen  des  Stranggewebes  in  radialen  Reihen,  sind 
mit  diesen  aus  je  einer  Zelle  entstanden.  Verf.  schliesst  sich  der  vom  Ref.  ausgesprochenen 
Ansicht,  die  Schutzscheide  gehöre  zum  Procambium,  aus  folgenden  Gründen  an:  1.  Lässt 
die  Anordnung  und  Grösse  der  innersten  Grundgewebezellen  ihre  gemeinschaftliche  Abstam- 
mung mit  der  Schutzscheide  nicht  annehmen.  2.  Die  Schutzscheidezellen  mit  den  nächst- 
inneren stammen  aus  je  einer  Zelle  ab  und  sind  grösser,  sonst  ganz  gleich  den  Phloemzellen. 
3.  Das  Scheidengewebe  entsteht  mit  dem  Strang,  wenn  das  Grundgewebe  schon  eine  gewisse 
Ausbildung  erhalten  hat.  4.  Die  Entstehung  des  Scheidengewebes  ist  ceutrifugal,  die  des 
Grundgewebes  centripetal.  Es  verdankt  seinen  Ursprung  also  entweder  dem  Procambium 
oder  einer  selbstständigeu  Gewebeschichte  in  der  Vegetationsspitze. 

15.  Haberlandt.    Assimilatorisches  Gewebesystem.    (36.) 

Wie  früher  vorläufig  raitgetheilt  (s.  Jahresb.  VIII,  1880,  1,  S.  477)  kommen  bei 
vielen  Farnen  Armpallisadenzellen  vor;  dieselben  werden  ausführlich  beschrieben  und 
abgebildet  für  Asfidium  aaüeatum  (S.  103,  Taf.  III,  Fig.  18,  19),  dem  sich  A.  Sieboldi  und 
Lomaria  gibba  anschliesst,  sowie  „Todea"  (soll  heissen  Doodija;  Ref.)  aspera  (ebenda  Fig.  20). 
Bei  Selaginella  „apus  und  apoda"^  (S.  124,  Taf.  IV,  Fig.  9,  10)  besteht  das  Blattgewebe  nur 
aus  zwei  Zellschichten,  deren  obere,  aus  TrichterztUen  bestehend,  das  Assirailationsgewebe 
im  engeren  Sinne  vorstellt;  die  untere  Schichte  ist  das  Ableitungsgewebe.  Bei  Equisßtum 
palustre  (S.  125)  tritt  seitlich  zwischen  den  Bast-  und  Gefässbündeln  der  Stengel  Pallisaden- 
gewebe  auf,  dessen  Zellen  von  sehr  ungleicher  Länge  sind  und  mit  3—5  hintereinander 
gereihten  Armen  versehen  sein  können. 

Bei  vielen  Farnen  betheiligt  sich  auch  die  Epidermis  am  Assimilationsgewebe;  so 
enthält  die  Epidermis  z.  B.  von  Fteris  elegans  ebenso  reichlich  Chlorophyll,  wie  die  Mesophyll- 
zellen,   Bei  verschiedenen  Adiantum-Arteu,  z.  B.  A.  trapesiforme  (Taf.  VIII,  flg.  13),  am 


172  Kryptogameu.  -—  Gefässkryptogamen. 

schönsteil  aber  bei  „Dedynochlaena"  (soll  heissen  Didymochlaena ;  Ref.)  sinuosa  (S.  171  f., 
Taf.  VIII,  Fig.  11,  12)  finden  sich  epidermoidale  Armpallisadenzellen,  das  Mesophyll  besteht 
aus  Schwammpareuchym,  die  Epidermis  der  Unterseite  ist  normal  gebaut.  Die  Aussenwand 
der  oberseitigen  Epidermis  besitzt  den  charakteristischen  Bau  der  Epidermis  mit  Cuticula 
und  Cuticularschichte. 

16.  Potonie.    Beziehung  zwischen  Spaltöffnungssystem  und  Stereom.    (67.) 

Die  Vertheilung  der  Spaltöffnungen  an  den  Blattstielen  der  Farne  zeigt,  abgesehen 
von  den  Marattiaceen ,  wo  sie  vorzugsweise  an  den  Seiten-  und  Unterflächen  vorkommen, 
zwei  Typen ;  entweder  kommen  sie  am  ganzen  Umfang  vor,  so  bei  Botrychium,  Ophioglossum, 
Osmunda,  Todea,  Marsüia,  oder  nur  in  zwei  seitlich  verlaufenden  Zeilen,  bei  allen  unter- 
suchten Schizaeaceen,  Cyatheaceen  und  Polypodiaceen,  von  denen  sie  an  einzelnen,  wie  auch 
bei  Gleichenia  und  Hymenophyllaceen  gänzlich  vermisst  wurden.  Mit  dieser  Anordnung 
hängt  nun  auch  die  Beschaffenheit  des  unmittelbar  unter  der  Epidermis  liegenden  Gewebes 
auf's  engste  zusammen;  bei  allseitiger  Vertheilung  der  Spaltöffnungen  ist  ein  specifisch- 
mechanisches  Gewebe  überhaupt  nicht  vorhanden  oder  durch  Assimilationsparenchym  von 
der  Epidermis  getrennt;  bei  zweizeiliger  Anordnung  der  Spaltöffnungen  dagegen  lässt  das 
der  Epidermis  unmittelbar  anliegende  „Stereom"  die  den  Spaltöffnungen  entsprechenden 
Flanken  frei,  welche  von  Assimilationsparenchym  eingenommen  werden.  Dies  hängt  mit 
der  biegungsfesten  Construction  zusammen,  indem  für  schräg  aufwärts  gerichtete  Blätter 
die  Biegungsfestigkeit  am  zweckmässigsten  durch  Gurtungen,  Stränge  auf  der  Ober-  und 
Unterseite  erreicht  wird,  wobei  die  unterseitige  Gurtung  stärker  sein  muss,  entsprechend  der 
der  Oberseite  genäherten  Lage  der  beiden  Spaltöffnungszeilen ;  für  aufrechte  Blattstiele  wird 
der  gleiche  Zweck  am  besten  durch  einen  Hohlcylinder  erfüllt.  Ausser  diesem  angeführten 
mechanischen  Grunde  übe  aber  auch,  wie  die  Uebereinstimmung  innerhalb  der  oben  namhaft 
gemachten  Familien  zeigt,  die  Verwandtschaft  einen  unzweifelhaften  Einfluss  auf  die  An- 
ordnung der  Spaltöffnungen  aus. 

17.  Potonie.    Lenticellen  der  Marattiaceen.    (68.) 

An  Angiopteris  crassipes,  A.  evecta,  A.  Teysmanmana,  A.  Willinhiiy  Marattia 
fraxinea  fand  Verf.  die  schon  von  Costerus  beobachteten  Lenticellen,  und  zwar  besonders 
reichlich  an  älteren  Stielen  und  immer  zahlreicher  am  Grunde  derselben.  Sie  entstehen  im 
Centrum  der  meisten  Spaltöffnungsgruppen ,  indem  zunächst  deren  Wandungen,  nebst  jenen 
der  benachbarten  Epidermiszellen  sich  bräunen  und  verkorken,  sodann  das  darunter  befindliche 
Parenchym  Tangentialtheilungen  erfährt,  ebenfalls  verkorkt  und  abstirbt.  Füllzellen  werden 
nicht  erzeugt;  die  Zellen  schliessen  interstitienlos  aneinander. 

18.  Zimmermann.    Scheitelzelle  an  den  Adventivknospen.    (lOO.) 

Der  Verf.  fand  im  Gegensatze  zu  Heinricher  (vgl.  Bot.  Jahresb.  VI  für  1878, 
S.  536)  an  allen  Präparaten  von  Aspleniuni  hulhiferum  eine  deutliche  Scheitelzelle,  welche 
auch  nie  eingesenkt  war;  die  Figuren  Heinricher's,  aus  welchen  dieser  ein  zeitweiliges 
Undeutlichwerden  folgerte,  werden  anders  zu  deuten  versucht.  Ebenso  fand  Verf.  Scheitel- 
zellen bei  AspUnium  Belangen,  A.  flabellulatum  und  A.  Dregeanum,  sowie  bei  Ceratopteris, 
war  aber  ebensowenig  wie  Heinricher  im  Stande,  die  allerjüngsten  Stadien  aufzufinden. 

19.  Heinricher.    Erwiderung.    (43.) 

Den  vorstehend  mitgetheilten  Einwendungen  gegenüber  betont  der  Verf.,  dass  er 
eine  unausgesetzte  Thätigkeit  der  Scheitelzelle,  wie  sie  von  Zimmermann  gefunden  wurde, 
von  vornherein  für  möglich  gehalten  habe,  und  weist  auf  ähnliche  Beobachtungen  eines 
Ruhestadiums  bei  der  von  Leitgeb  untersuchten  Symphyogyna  hin. 

20.  Heinricher.    Die  jüngsten  Stadien  der  Adventivknospen.    (44.) 

Angeregt  durch  die  vorstehend  besprochene  Polemik  setzte  der  Verf.  seine  Unter- 
suchungen fort  und  kam  zu  dem  Resultat,  dass  die  Adventivknospen  auf  der  Wedelspreite 
von  Aspleniuni  hulhiferum  aus  einer  einzigen  Oberflächenzelle  hervorgehen,  die  unmittelbar 
zur  Bildung  einer  dreiseitigen  Scheitelzelle  schreitet.  Aus  den  beobachteten  Stadien  ergiebt 
sich,  dass  die  Richtung  der  Wände,  welche  in  den  Knospenmutterzellcn  auftreten,  von  deren 
Gestalt  und  dem  Principe  der  rechtwinkeligen  Schneidung  bedingt  wird.    Ferner  hebt  Verf. 


Sporen  und  Sporangien.  I73 

noch  hervor,  dass  späterhin  zeitweilige  Ruhestadieu  vorkommen  müssen,  da  die  Anlage  der 
Knospen  acropetal  ist,  die  Weiterentwickelung  dagegen  oft  an  jüngeren  rascher  fortschreitet. 

tV.  Sporangien  und  Sporen. 

21.  Göbel.    Entwickelangsgeschichte  der  Sporangien.    (34) 

Nachdem  im  vorigen  Jahresbericht  (s.  S.  479)  die  vorläufig  mitgetheilten  Haupt- 
resultate mitgetheilt  sind,  seien  hier  noch  wichtige  Einzelheiten  aus  der  ausführlichen 
Publication  besprochen. 

Als  Beispiel  für  die  Marattiaceen  untersuchte  der  Verf.  Ängiopteris  evecta,  bei 
welcher  die  Sporangien  in  zweireihigen  Soris  auf  der  Blattunterseite  einem  vom  Verf.  als 
Placeuta  bezeichneten  Gewebepolster  aufsitzen.  Diese  Placeuta  entwickelt  sich  aus  den 
Oberflächenzellen  einer  Vertiefung  und  erzeugt  zwei  Reihen  anfänglich  symmetrischer,  bald 
aber  auf  der  Aussenseite  stärker  wachsender  Höcker,  die  Sporangien.  Wie  bei  Botrychium 
ist  auch  hier  die  hypodermale  Endzelle  der  axilen  Zellreihe  das  Archespor,  welches  durch 
perikline  und  antikline  Wände  in  den  darüber  liegenden  Zellen  in  das  Innere  versenkt  wird. 
Die  Lage  der  kreuzweise  gestellten  ersten  Theilungswände  des  Archespors  ist  nicht  constant; 
die  Tapetenzellen  entstammen  den  angrenzenden  Zellen.  Ebenso  verhalten  sich  Marattia 
cicutifolia  und  31.  alata. 

Bei  Ophioglossum  fand  Verf.  als  jüngste  Sporangienanlage  schon  einen  mehrzelligen 
Complex,  welcher  nach  der  Anordnung  der  Zellen  sich  zunächst  auf  drei  Zellreihen  und 
■weiterhin  auf  drei  Zellen  zurückführen  lässt;  dass  diese  aus  der  Theilung  eines  einzelligen 
Archespors  hervorgegangen  sind,  ist  immerhin  sehr  wahrscheinlich.  Die  Wandzellen  ver- 
mehren sich  durch  perikline  Spaltungen  und  geben  so  nach  innen  Tapetenzellen  von  kurzem 
Dasein  ab.  Das  Convergiren  der  fertigen  Sporangien  nach  einer  Seiteihier  und  bei  Botry- 
chium, sowie  nach  der  Rückenseite  bei  Aneimia  vergleicht  der  Verf.  mit  den  extrorsen  und 
introrsen  Antheren  der  Angiospermen, 

Gelegentlich  wird  für  die  schon  früher  (s.  Jahresber.  VIII,  1880,  S.  477)  geschilderten 
Equiseten  die  Milde'sche  aus  Monstrositäten  geschlossene  Deutung  zurückgewiesen,  dass  die 
Sporangien  hier  auf  der  Blattoberfläche  sitzen  sollen.  Verf.  betont,  dass  Sporangienträger 
und  Scheidenblätter,  obwohl  in  der  ersten  Anlage  übereinstimmend,  sich  doch  so  verschieden 
ausbilden,  dass  ihre  Flächen  nicht  mehr  vergleichbar  sind,  der  ganze  untere  Theil  der 
Sporangienträger  existirt  bei  den  Scheidenblättern  eigentlich  gar  nicht.  Der  sog.  Ring 
besteht  aus  zurückgebliebenen  Scheidenblättern.  Der  Vegetationspunkt  der  Sporangienähren 
zeigt  statt  der  Scheitelzelle  ein  kleinzelliges  Gewebe. 

Mit  besonderer  Ausführlichkeit  werden  die  als  Psilotaceen  zusammengefassten 
Gattungen  Psüotum  und  Tmesipt  ris  behandelt.  Bei  ersteren  wird  der  Sporangienstand  am 
Vegetationspunkt  des  Sprosses  in  ähnlicher  Weise  angelegt  wie  ein  Seitenast,  krümmt  sich 
durch  stärkeres  Wachsthum  an  der  Aussenseite  gegen  den  Stammvegetationspunkt  hinüber 
und  erzeugt  nun  aus  seinen  Flanken  zwei  Blattanlagen,  welche  späterhin  in  Folge  gesteigerten 
Wachsthums  der  Bauchseite  durch  eine  flache  halbseitige  Scheide  verbunden  werden  und 
hiemit  das  „zweispaltige  Blatt"  darstellen.  Diese  Verwachsung  getrennter  Blattanlagen 
findet  ihr  Seitenstück  in  den  von  Hegelmaier  beschriebenen  Winterknospen  des  Lycopodium 
cluvatum.  Die  Sporangien  entstehen  dicht  unter  dem  Vegetationspunkt  des  Sporangienstandes, 
und  zwar  lässt  sich  auch  hier  aus  der  Anordnung  der  Zellen  folgern,  dass  das  einzellige 
Archespor  die  hypodermale  Endzelle  einer  der  Zellreihen  des  Sporangienstandes  ist.  Die 
Tapetenzellen  werden  hier  vom  sporogenen  Complex  selbst  abgegeben.  Die  Entwickelungs- 
geschichte  von  Tmesipt  er  is  zeigt,  soweit  sie  an  Herbarmaterial  untersucht  werden  konnte, 
vollständige  Uebereinstimmung  mit  Psilotum;  die  zwei  Sporangien  entstehen  ursprüng- 
lich median  ,  werden  erst  später  durch  Wachsthum  der  Bauchseite  beide  der  Haüptaxe 
zugekehrt.  —  Die  Sporangien  der  Psilotaceen  sind  sonach  nicht  Producte  der  Blätter, 
sondern  dem  Gewebe  kurzer  Seitenaxen  eingesenkt;  die  Familie  ist  demnach  mindestens  eine 
den  Lycopodiaceen  Selaginelleen  und  Isoeteen  gleichwerthige  Gruppe  und  repräsentirt  einen 
Typus,  dessen  ältester  Vertreter,  Fsilopliytum,  schon  im  Devon  erscheint;  bei  diesem  sind 
die  Sporangien  getrennt  und  die  Blättchen  des  Sporangienstandes  nicht  erhalten. 


174  Kryptogamen.  —  Gefässkryptogamen. 

Bei  Selaginella  entsteht  das  Sporangium  aus  Oberflächenzelleu  des  Stammvegetations- 
punktes, die  unmittelbar  über  clenjeuigen  liegen,  aus  welchen  der  Blatthöcker  hervorgeht; 
die  mittlere  Zellreihe  dieser  Gruppe  wächst  stärker  als  die  peripherischen  und  scheidet  mit 
der  ersten  periklinen  Wand  die  Wandung  vom  Archespor,  welches  also  auch  hier  die  hypo- 
dermale Endzelle  der  axilen  Reihe  ist.  Die  radial  gestreckten  Tapetenzellen  entstehen 
ebenso  wie  jene  der  Angiospermen ,  d.  h.  die  nach  aussen  gelegenen  werden  vom  Archespor, 
die  nach  unten  gegen  den  Stiel  hin  gelegenen  von  den  angrenzenden  Zellen  abgegeben. 
Bezüglich  der  Stellung  der  Sporangien  weist  Verf.  darauf  hin,  dass  es  nicht  gerechtfertigt 
ist,  den  Sporangien  verschiedene  Dignität  zuzuschreiben;  dieselben  stehen  bald  auf  Blättern, 
bald  auf  Axen  und  speciell  bei  Selaginella  stimmen  die  axillären  Sporangien  keineswegs 
nach  Ort  und  Art  der  Entstehung  mit  den  vegetativen  Seitensprossen  überein,  da  sie  median- 
axillär  entstehen,  die  Seitensprosse  der  anisophyllen  Selaginellen  aber  nicht  vor  den  Blatt- 
medianen, sondern  an  den  Flauken  auftreten. 

Im  weiteren  Verlaufe  der  Abhandlung  zeigt  der  Verf.  an  ausführlichen  Beispielen 
die  Uebereinstimmuug  der  Mikrosporangien  verschiedener  Coniferen,  nämlich  von  Biota, 
Juniperus,  bei  welchen  ein  „Indusium"  vorhanden  ist,  Pinus,  Ginkgo,  worauf  näher  einzu- 
gehen Ref.  sich  hier  versagen  muss.  Das  Gleiche  gilt  von  den  Erörterungen  über  die  Makro- 
sporangien  von  Callitris,  Cupressus  u.  a.,  worin  des  Näheren  ausgeführt  wird,  dass  die 
Theilungen  der  Embryosackmutterzelle  nichts  anderes  seien,  als  Theilungen  des  Archespors. 
Die  von  der  der  Sporangien  der  Archegoniaten  scheinbar  abweichende  Structur  der  Ovula 
der  Angiospermen  rührt  her  von  einer  bedeutenden  Reduction  des  sporogenen  Gewebes, 
sowie  von  einer  Betheiligung  mehrerer  steriler  ZcUreihen  am  Aufbau  des  Nucellus. 

üeberblickt  man  die  Entwickelungsgeschichte  der  Sporangien,  so  lassen  sich  zwei 
Typen  unterscheiden;  den  einen  zeigen  die  Leptosporangiaten,  deren  Sporangien  aus 
einer  Epidcrmiszelle  unter  geregelter  Reihenfolge  der  Theilungen  entstehen;  den  anderen, 
die  Eusporangiaten,  deren  Sporangien  aus  mehreren  Epidermiszellen  hervorgehen. 
Letzterer  Typus  scheint  dem  Verf.  eine  andere  Entwickelungsreihe  darzustellen  als  die 
Leptosporangiaten;  seine  Glieder  erscheinen  heute  theilweise  isolirt;  die  Trennung  hat 
innerhalb  der  Gruppe  der  Farne  stattgefunden;  obwohl  nun  diese  keineswegs  auseinander- 
gerissen werden  soll,  giebt  der  Verf.  folgende  Uebersicht  über  die  Sporangienbildung,  welche 
bei  der  systematischen  Gruppirung  bedeutend  in's  Gewicht  fällt. 
l.  Leptosporangiaten. 

A.  Filices  s.  str. 

1.  Homospore:  Polypodiaceen,  Gleicheniaceen  etc. 

2.  Heterospore:  Salviniaceen. 

B.  Marsilieen. 
IL  Eusporangiaten. 

A.  Filicales:  Marattiaceen,  Ophioglosseen. 

B.  Equisetineen:  Calamiten,  Equisetaceen. 

C.  Sphenophylleen  (heterospore  Lycopodineeu,  Blattbildung  wie  Equisetum). 

D.  Lycopodineeu. 

1.  Lycopodiaceen. 

a.  Homospore:  Lycopodium. 

b.  Heterospore:  Lepidodendren,  Sigillarien  (?). 

2.  Psilotaceen. 

3.  Selaginelleen. 

4.  Isoeten. 

E.  Gymnospermen. 

F.  Angiospermen. 

22.  PrantL    Sporangien  der  Schizaeaceen.    (73 ) 

Die  fruchtbaren  Blatttheile,  Sorophore  genannt,  tragen  stets  zweizeilige  acropetal 
aus  den  Randzellen  entstehende  Sporangien.  Am  leichtesten  zu  constatiren  ist  dies  für 
Aneimia.  Die  erste  Anlage  eines  Sporangiums  erscheint  als  eine  sich  vorwölbende  Rand- 
zelle  (die   Anlagen  der  Seitenlaciuien  sind  mehrzellig,   welche  sich  durch  von  vorn  und 


Sporen  und  Sporangien.  175 

hinten  couvergirendo  Wände  tbeilt ;  durch  stärkeres  Wachsthum  der  Oberseite  des  Sorophors 
werden  die  Sporangien  nachträglich  nach  unten  verschoben ;  bei  den  Untergattungen  Trochop- 
teris,  Hemianeimia  und  Äneimiorrhiza  entwickelt  sich  nachti'äglich  eine  blattartige  Aus- 
breitung, welche  als  oberseitiges  ludusium  zu  bezeichnen  ist. 

Bei  Lygodium  findet  die  erste  Anlage  in  überraschend  ähnlicher  Weise  statt;  nur 
entspringt  hinter  jedem  Sporangium  ein  Ringwall,  welcher  allmählig  das  Sporangiuni  unter 
complicirteu  Drehungen  überwächst  und  späterhin  die  sogenannte  „Tasche"  vorstellt,  richtiger 
als  becherförmiges  Indusium  zu  bezeichnen  ist;  gelegentlich  stehen  zwei  Sporangien  in  einer 
solchen  „Tasche".  Dieser  Fall  zeigt,  dass  jedes  Sporangium  einem  Sorus  entspricht,  der 
nur  ein  Sporangium  enthält  und  daher  als  monangischer  Sorus  bezeichnet  wird;  nur  bei 
dieser  Gattung  erhält  constant  jeder  Sorus  noch  einen  besonderen  Nerven;  bei  den  übrigen 
unterbleibt  meist  dessen  Ausbildung.  Auch  bei  Moliria  entstehen  die  Sporangien  einzeln 
aus  den  Randzellen  und  werden  von  einem  nachträglich  heranwachsenden  Indusienlappen 
überdeckt;  die  einzelnen  monaugischen  Sori  können  Nerven  erhalten  oder  nicht. 

Am  weitesten  entfernt  sich  Schizaea;  doch  entstammen  auch  hier  die  Sporangien 
den  Randzellen;  sie  entstehen  nur  dichtgedrängt  und  ordnen  sich  bei  der  Gruppe  der  Digitatae 
so,  dass  scheinbar  vier  Reihen  vorhanden  sind.  Sie  werden  von  einem  continuirlichen,  ober- 
seitigen Indusium  überdeckt. 

Die  reifen  Sporangien  sämmtlicher  Schizaeaceen  sind  sehr  gross,  sitzend  oder  (bei 
Lygodium  kurzgestielt),  mit  einem  Ringe  unter  dem  Scheitel  und  einem  Stomium  versehen; 
bei  Moliria  allein  ist  ihre  Gestalt  multilateral;  bei  Äneimia  und  Lygodium  dorsiventral ; 
bei  diesen  drei  Gattungen  sind  sie  so  orientirt,  dass  ein  axiler,  durch  das  Stomium  gelegter 
Schnitt  (zugleich  die  Symmetrieebene}  den  (zu  ergänzenden}  fertilen  Nerven  der  Länge 
nach  schneidet,  ein  Verhältniss,  das  bei  Lygodium  durch  nachträgliche  Drehungen  verändert 
wird.  Bei  Schizaea,  deren  Sporangien  ebenfalls  dorsiventral  sind,  liegt  diese  Symmetrieebene 
schräg  zu  der  von  der  Costa  zum  Rande  gehenden  Richtung. 

Die  Entwickelungsgeschichte  stimmt  in  folgenden  Punkten  für  sämmtliche  Gattungen 
überein.  Die  Mutterzelle  tbeilt  sich  durch  stets  drei  von  hinten  nach  vorn  convergirende 
Wände,  welchen  eine  Kappenwand  folgt.  In  der  Wandung  erfolgen  zahlreiche  Theiluugeu, 
welche  nur  bei  Schizaea  genauer  verfolgt  werden  konnten  und  eine  Ableitung  des  Ringes 
aus  bestimmten  Zellen  gestatteten.  Nur  die  erste  Transversalwand  in  der  Kappenzelle  ist 
durchgehends  constatirt.  Die  Hauptmasse  der  Sporangienwandung  entstammt  der  Kappen- 
zelle; die  Anlage  des  Ringes  erfolgt  sehr  spät.  Durch  Wände,  welche  den  ersten  parallel 
sind,  wird  die  Tapete  abgeschieden.  —  Die  erste  Wand  des  Archesporiums  liegt  in  der  Ver- 
längerung der  Transversal  wand;  weiterhin  scheint  keine  Gesetzmässigkeit  obzuwalten. 

Die  Sporen  sind  nur  bei  Schizaea  bilateral ,  bei  den  übrigen  Gattungen  kugel- 
tetraedrisch ;  bei  Äneimia  zeigt  sich  eine  Differeuzirung  der  Theiluugswände  der  Mutterzelleu, 
welche  vielleicht  zu  einer  äussersten  Umhüllung  der  Sporen  Anlass  giebt.  —  Das  Exosporium 
ist  mit  charakteristischen  Verdickungen  besetzt,  welche  nicht  blos  ganz  vorzügliche  Species- 
unterschiede  bieten,  sondern  auch  innerhalb  jeder  Gattung  einem  bestimmten  Typus  folgen. 

In  einem  Schlusscapitel  zieht  Ref.  aus  der  Deutung  des  monaugischen  Sorus  noch 
einige  weitergehende  Folgerungen,  Zunächst  constatirt  er  solche  monangische  Sori  ausser 
den  Schizaeaceen,  wo  sie  ausschliesslich  vorkommen,  noch  für  Ceratopteris,  die  Osmundaceen, 
Ophiglossaceen  und  vermuthungsweise  (unrichtig;  Ref.  1883}  die  Marattiaceen,  die  weiblichen 
Sori  von  Äzolla,  sowie  die  Equisetinen  und  Lycopodinen.  Ferner  erkennt  Ref.  in  den 
Schizaeaceen  diejenige  Farngruppe,  welche  in  der  Stellung  der  Sori,  bezw.  Sporangien,  die 
meiste  Aehnlichkeit  mit  jener  der  Ovula  bei  der  Mehrzahl  der  Phanerogamen  aufweist  und 
vertritt  die  Ansicht,  dass  das  Ovulum  einem  monaugischen  Sorus,  und  zwar  der  Nucellus 
dem  Sporangium,  das  einfache  Integument  dem  Indusium  homolog  sei. 
23.  Oder.    Entwickelung  der  Sporangien  und  Sporen  von  Isoetes.    (61.} 

Die  jüngsten  Stadien,  welche  der  Verf.  antraf,  zeigten  eine  parenchymatöse  Masse 
mehr  oder  minder  an  der  Blattinnenfläche  vorspringend.  Da  nun  die  Sporangien  häufig 
fehlschlagen  und  nur  Zellgruppen  bilden,  über  welchen  selbst  die  Epidermis  kaum  oder  gar 
nicht  vorgewölbt  sein  kann,  so  kann  der  Verf.  nicht  an  dem  internen  Ursprung  der  Sporangien 


J76  Kryptogamen.  —  Gefässkryptogamen. 

zweifeln.  Da  ferner  nach  oben  hin  das  Sporangium  vom  Velum  bedeckt  wird  und  hier 
offenbar  internen  Ursprungs  ist,  wäre  es  schwer,  einen  externen  Ursprung  an  der  Basis 
anzunehmen.  —  Junge  Sporangien  füllen  ihr  Gewebe  öfters  mit  Amylum  und  werden  dann 
steril,  während  fertile  keine  Stärke  enthalten.  In  den  Aulagen  der  Macrosporangien  bemerkt 
man  bald  einige  grössere  polyedrische  Zellen  mit  braunem  körnigem  Inhalt,  welche  in  ver- 
ticalen  Reihen  an  zwei  extremen  Seiten  des  Orgaus  erscheinen;  bald  darauf  zeigen  sich 
solche  zwischen  den  ersten;  dies  sind  die  Mutterzellen  der  Macrosporen.  Während  diese 
sich  vergrössern  und  abrunden,  erscheinen  die  Trabeculae  als  Reihen,  welche  vom  Stiel  her 
ausstrahlen,  sich  verzweigeu  und  bisweilen  verdoppeln;  ähnliche  Zellen  bilden  eine  Schichte 
unter  der  äussersten  Zellenlage.  —  In  der  folgenden  Phase  strecken  sich  die  Sporenmutter- 
zellen  in  der  Richtung  von  vorn  nach  hinten,  während  die  Zellen  ihrer  Umgebung  resorbirt 
werden ;  zuletzt  theilen  sich  die  Mutterzellen  in  Tetraden  und  die  Macrosporen  isoliren  sich. 
—  Die  Mutterzellen  der  Microsporen  werden  erst  später  sichtbar,  als  jene  der  Macrosporen ; 
erst  nach  der  Bildung  der  Trabeculae  sieht  man  sie  in  zwei  oder  drei  Reihen  angeordnet. 
Das  umgebende  Gewebe  wird  unter  Theilung  resorbirt.  Im  ursprünglichen  Gewebe,  welches 
beiderlei  Sporangien  bildet,  differenziren  sich  sonach  drei  Gewebe;  ein  Bildungsgewebe, 
bestimmt  für  die  Sporenmutterzellen,  ein  stickstoffreiches  Nahrungsgewebe,  welches  später 
resorbirt  wird,  und  ein  stärkereiches  Nahrungsgewebe. 

24.  Mer.    Inflaence  des  Saisons  sur  la  reproduction  de  l'Isoetes  lacnstris.    (60.) 

Der  Verf.  unterscheidet  im  See  Longemer  vier  verschiedene  Varietäten  von  Isoetes 
lacmtris:  humüis ,  stricta,  intermedia  und  elatior,  die  drei  letztgenannten  kommen  je  in 
einer  Form  sporifera,  gemmifera  und  sterilis  vor.  Untersucht  man  die  Form  sporifera  im 
Herbste,  so  findet  man  zu  äusserst  sterile  Blätter,  weiterhin  solche  mit  Macrosporangien  in 
verschiedenen  Eutwickelungsstadien,  und  zu  innerst  solche  mit  Microsporangien,  ebenfalls  von 
ungleichem  Alter.  Während  man  bei  der  var.  elatior  etwa  4—6  weibliche  Blätter  antrifft, 
ist  es  bei  stricta  kaum  mehr  als  1.  Bei  ersterer  fehlen  die  Microsporangien  zuweilen  gänz- 
lich. Bei  der  Form  gemmifera  stehen  die  Bulbillen  an  Stelle  der  Macrosporangien,  entweder 
ausschliesslich  (stricta)  oder  theilweise  (elatior).  —  Man  darf  annehmen ,  dass  die  Blätter 
von  Isoetes  nur  ein  Jahr  lang  leben,  dass  sonach  die  äussersten  sterilen  Blätter  im  Frühjahr 
mit  Beginn  der  Vegetation,  zuweilen  auch  wieder  im  Herbst,  mit  deren  Erlöschen  entstehen, 
die  weiblichen  und  die  bulbillentragenden  zur  Zeit  des  Höhepunktes  der  Bildungsthätigkeit, 
und  die  männlichen  wieder  mit  Sinken  derselben.  Daraus  zieht  Verf.  folgende  Schlüsse: 
1.  eine  reichliche  Ernährung  ist  für  die  Entwickelung  der  Macrosporangien  nothwendig;  ist 
sie  ungenügend,  so  erscheinen  die  Microsporangien.  2.  In  Folge  der  Epoche  des  Auftretens 
bleiben  die  männlichen  Blätter  kleiner,  ebenso  die  zuerst  auftretenden  weiblichon.  3.  Die 
Phase  der  Ausstreuung  dauert  für  die  Macrosporen  vom  August  bis  zum  folgenden  Mai, 
während  sie  für  die  Microsporen  erst  im  Frühjahr  beginnt. 

25.  Mer.    Inflaence  du  milieo  sur  l'Isoetes.    (58.) 

Die  Unterschiede  in  der  Form,  Structur  und  Vermehrungsweise  der  im  vorigen 
Referat  angeführten  Varietäten  und  Formen  sucht  Verf.  auf  Ernährungsverschiedenheiten 
zurückzuführen,  bedingt  durch  verschiedene  Nährkraft  des  Bodens  und  mehr  oder  minder 
gedrängtes  Vorkommen.  Auch  das  Zusammenvorkommen  von  Bulbillen  und  Sporangien  auf 
derselben  Pflanze  und  das  verschiedene  Verhältniss  zwischen  den  Macro-  und  Microsporangien 
wird  nach  ihm  von  denselben  Ursachen  bedingt. 

26.  Mar.    Sporanges  steriles  dans  l'Isoetes.    (59.) 

Die  sterilen  Sporangien  von  Isoetes  lacustris  können  in  dem  einen  Falle  in  den 
verschiedenen  Eutwickelungsstadien  auffhören  zu  wachsen.  In  anderen  Fällen  wird  das  sich 
entwickelnde  Sporangium  mehr  oder  weniger  vollständig  von  einem  amylumführenden 
Parenchym  verdrängt.  Einzelne  Theile  können  hierbei  reife  Sporen  zur  Entwickelung 
bringen.  Schliesslich  entwickelt  sich  von  Anfang  an  ein  amylumführendes  Gewebe,  welches 
entweder  die  äussere  Form  des  Sporangiums  beibehält,  oder  an  seiner  Oberfläche  kleine 
Protuberanzen  bildet,  oder  schliesslich  aus  diesen  Protuberanzen  Blätter  erzeugt.  Letztere 
können  sich  frühzeitig  ablösen  und  neue  Pflanzen  bilden,  oder  auch  mit  der  Mutterpflanze 


Systematik.  I77 

vereinigt  bleiben.    Schliesslich  kann  der  eine  Theil  des  ursprünglichen  Sporangiums  normal 
Sporen  erzeugen,  während  aus  dem  anderen  Brutknospen  hervorgehen. 

27.  de  Bary.    Aasstreuen  der  Sporen  bei  Equisetum.    (8.) 

Der  Verf.  theilt  gelegentlich  eines  Referates  über  Saporta  und  Marion,  L'Evolution 
du  regne  vegetal  einige  Beobachtungen  mit,  welche  die  landläufige  Meinung,  die  Elateren 
der  Equiseten  bewirkten  die  Ausstreuung  der  Sporen,  widerlegen.  Zunächst  wurde  constatirt, 
dass  die  Elateren  an  der  Dehiscenz  des  Sporangiums  unbetheiligt  sind;  denn  sie  sind  an 
den  herausfallenden  Sporen  noch  aufgerollt  und  strecken  sich  erst  bei  stärkerem  Austrocknen. 
Durch  das  bei  wechselnder  Befeuchtung  erfolgende  Aufrollen  und  Strecken  der  Elateren 
werden  aber  die  Sporen  bald  voneinander  entfernt,  bald  aber  auch,  und  dies  wohl  häufiger, 
aneinander  gefesselt,  indem  die  Elateren  sich  aneinander  haken.  Sie  verhindern  sonach  die 
völlige  Vereinzelung  der  verstäubenden  Sporen  und  wären  somit  nach  der  verbreiteten 
Meinung  von  der  Eingeschlechtigkeit  der  Prothallien  nützlich. 

28.  Bonnet.    AzoUa    (10) 

beobachtete  an  den  in  Bordeaux  (s.  Jahresber.  VIII,  1880,  S,  479)  gereiften 
Sporangien  das  Austreten  der  Microsporen  und  das  Anhaften  derselben  an  den  Macrosporen. 

29.  Hooker.    Anemia  adiantifolia    (47) 

bildet  eine  Missbilduug  dieser  Pflanze  ab,  welche  die  Sporangien  an  einem  wenig 
veränderten  Basalsegmente  erster  Ordnung  nur  an  einer  Seite  trägt  und  weist  auf  die  schlechte 
Begründung  der  Gattung  Aneimiaebotrys  Fee  hin. 

30.  Prantl.    Degenerirte  Sporen  hybrider  Farne.    (.73.) 

An  einigen  Exemplaren  von  Aneimia,  welche  ihren  Merkmalen  nach  intermediär 
zwischen  anderen  Arten  sind,  fand  Ref.  degenerirte  Sporen,  und  zwar  enthielten  die  Sporangien 
dreierlei  Gebilde:  1.  verkümmerte,  geschrumpfte  Sporen  mit  dichtgedrängten  Verdickungen 
des  Exospors;  2.  auffallend  grosse,  kugelige  oder  zweigetheilte  Gebilde  ohne  Scheitelleisten, 
aber  mit  Verdickungen,  wahrscheinlich  abnorm  vergrösserte  Sporen  einzelner  Tetraden, 
vielleicht  auch  abnorm  entwickelte  Sporenmutterzellen;  3.  zahlreiche,  glänzende,  mit  Mem- 
bran versehene  uuregelmässig  gestaltete  Körner,  welche  wohl  dem  Epiplasma  entstammen. 
Aehnliches  fand  Ref.  auch  an  den  zum  Vergleich  beigezogenen  Originalexemplaren  des 
Aspidiuvi  remotum  A.  Br.  (=  A.  spimäosum  X  Füix  masj. 
81.  Lowe.    Bastarde  von  Farnen    (55) 

führt  Versuche  an,  welche  ihn  an  die  Möglichkeit  einer  Kreuzung  verechiedener 
Arten  und  Varietäten  zu  glauben  veranlassen. 


V.  Systematik. 


32.   Prantl.    Systematik  der  Schizaeaceen.    (72  u.  73.) 

Die  Familie  selbst  wurde  in  folgender  Weise  von  den  anderen  Farnfamilien  unter- 
Bchieden : 

Sporangia  solitaria  primitus  marginalia,  demum  infera,  utrinque  vel  supra  indusiata 
vel  nuda,  e  cellula  unica  bilateraliter  partita  orientia,  annulo  completo  subapicali  instructa; 
sporae  numerosae  tetraedricoglobosae  vel  bilaterales,  nunquam  virides.  Laciniae  fertiles  fere 
semper  heteromorphae  („sorophora");  fasciculus  petioli  unus  collateralis  vel  concentricus 
vel  Bubradiatus;  pili  fere  semper  filiformes. 

Die  weitere  Gliederung  wird  aus  folgender  Uebersicht  ersichtlich  sein: 

I.  Lygodium  Sw. 
Sporangia  secus  costulam  sorophori  pinnatinervii  laxe  seriata,  dorso  nervorum  iu 
dentes  indusii  cuculliformis  supra  in  laminam  connati  excurrentium  imposita,  extus  maxime 
ventricosa,  antrorsum  dehisceutia.  Sporae  tetraedrico-globosae,  luteae  vel  albidae,  verrucosae 
vel  laeves,  rarius  reticulatae.  Folia  monosticha  dorsalia,  rhachi  indefinita  volubili;  segmenta 
primaria  brevia  in  apicem  gemmiformem  desinentia,  unum  jugum  segmentorum  secundariorum 
repetito-dichotomorum  vel  varie  pinnatorum  gerentia;  costae  ultimae  pinuatinerviae ;  nervi 
catadromi.  Fasciculus  rhizomatis  centralis,  petioli  cylindricus  concentricus  triarchus.  Pili 
filiformes  sicci. 

Botaniacher  Jahreebericht  XI  (1881)  1.  Abth.  12 


178  Kryptogamen.  —  Gefässkryptogamen. 

A.  Pahnata.  Segmenta  secundaria  saltem  sterilia  costis  dichotomis  plerumque  dichotome 
pedatis,  rarius  ex  apice  petioli  tertiarii  radiantibus. 

1.  L.  articulatum  A.  Rieh.,  2.  L.  palmatum  Sw.,  3.  L.  eircinatum  Sw.,  4.  L,  digi- 
tatum  Presl,  5.  L.  radiatum  Prantl,  6.  L.  trifurcatum  Bak. 

B.  Flexuosa.  Segmenta  secundaria  sterilia  fertiliaque  pinnata,  ambitu  ovata  vel  deltoidea, 
tertiaria  antrorsum  minora,  costa  prope  basin  costulas  in  lacinias  basales  emittentß 
vel  pinnata. 

7.  L.  japonicum   Sw. ,   8.  L.   subalatum  Kuhn,    9.  L.  mexicannm  Presl,    10.  L. 
venustum  Sw.,  11.  L.  flexuosum  Sw.,  12.  L.  cubense  Kunth.,  13.  L.  heUrodoxum  Kze. 

C.  Vohibilia.  Segmenta  secundaria  sterilia  fertiliaque  pinnata,  ambitu  oblonga,  tertiaria 
fere  aequilonga  costulis  laciniisve  basalibus  nullis,  rarius  postrema  pinnata. 

14.  L.  volubile  Sw.,  15.  L.  Wrightn  Eat.,  16.  L.  micans  Sturm,  17.  L.  salicifolium 

Presl,  18.  L.  Smithianum  Presl,  19.  L.  lanceölatum  Desv. ,  20.  L.  scandens  Sw., 

21.  L.  retictdatum  Schkuhr,  22.'  L.  pinnatifidum  Sw. 
Dubiae  sedis:  L.  Boivini  Kuhn. 

II.  Mohria  Sw. 

Sporangia  apices  nervorum  longiorum  breviorumque  occupantia,  globosa,  extus 
dehiscentia,  indusio  supero  lobulos  reflexos  formante  obtecta.  Sporae  tetraedrico-globosae 
luteae  striatae.  Folia  polysticha  repetito-pinuata  nervis  catadromis  et  anadromis,  antrorsum 
fertilia.  Fasciculi  rhizomatis  fistulam  reticulatam  formantes,  petioli  bicrures  subconcentrici. 
Pili  paleacei  glanduligeri. 

M.  caffrorum  Desv. 

III.  Aneimia  Sw. 

Sporangia  secus  costulam  sorophori  densius  seriata,  pareuchymati  enata,  extus  ventri- 
cosa,  extus  dehiscentia;  indusium  superum  laminam  angustara  efformans  vel  nullum.  Sporae 
tetraedrico-globosae  plerumque  luteae,  striis  elevatis  saepe  echinulatis  ornatae.  Folia  polj'- 
sticha  vel  dorsalia  disticha ,  pinnatiloba  ad  repetito-pinnata  nervis  catadromis  et  anadromis ; 
plerumque  segmenta  primaria  postrema  tantum  fertilia.  Fasciculi  rhizomatis  fistulam 
reticulatam  formantes,  petioli  plerumque  bicrures  subconcentrici.  Pili  filiformes,  glanduli- 
geri vel  sicci. 

Subgenus  I.  Trochopteris.  Folia  polysticha;  segmenta  postrema  tantum  fertilia,  foliaceo- 
marginata;  stomata  applicata  supera;  pili  laminae  sicci,  rhizomatis  glanduligeri. 

1.  A.  elegans  Presl. 

Subgenus  II.  Hemianeimia.  Folia  polysticha;  segmenta  rarius  omnia,  plerumque  postrema 
tantum  fertilia,  a  sterilibus  remota,  plerumque  erecta;  indusium  superum;  stomata 
applicata,  infera;  pili  omues  glanduligeri. 

Sect.  1.     G ardner ianae.     Lamina   pinuatipartita    vel    pinnata,    segmeutis    integris    vel 
postremis  pinnatifide  incisis;  segmenta  postrema  fertilia. 

2.  A.  glareosa  Gardu..  3.  A.  Gardneri  Hook.,  4.  A.  lanuginosa  Sturm. 
Sect,  2.     Tomentosae.    Lamina  pinnata,  segmentis  pinnatifidis  ad  tripinnatifidis,  laciniis 

plurinerviis;  segmenta  postrema  fertilia. 

5.  A.  imbricata  Sturm.,   6.  A.  flexuosa   Sw.,    7.   A.  tomentosa  Sw.,   8.  A. 
Scliimperiana  Presl,   9.  A.  anthriscifolia  Schrad.,   10.  A.  fiüva  Sw.,   11.  A. 
Karivinskyana  Prantl,  12.  A,  aspera  Prantl,  13.  A.  trichorrhiza  Gardn. 
Sect.  8.     Millefoliae.    Lamina  tri-ad  quadri  pinuatipartita,  laciniis  linearibus  uuinerviis ; 
foliorum  fertilium  segmenta  omnia  vel  pleraque  fertilia. 
14.  A,  dichotoma  Gardn.,  15.  A.  MillefoUum  Gardn. 
Dubiae  sedis:  16.  A.  rutifolia  Mart. 
Subgenus  III.    Euaneimia.     Folia  polysticha;    segmenta   postrema  tantum   fertilia,   basi 
proximorum  contigua;  indusium  nullum;  stomata  libera,  infera;  pili  omnes  glanduligeri 
Sect.  1.    Oblongifoliae.    Lamina  sterilis  retrorsura   vel  utrinque  decresceiis,  pinnata; 
segmenta  basi  postica  excisa  vel  abscissa,  petiolus  stramineus. 

17.  A.  htimilis  Sw.,    18.   A.  cornea  Prantl,    19.   A.  pilosa  Mart.   et  Gal., 
20.  A.  PresUana  Prantl,  21.  ^.  oblongifolia  Sw, 


Systematik.  It9 

Sect.  2,  Hirsutae.  Lamina  sterilis  foliorum  fertilium  saltem  antrorsum  decrescens, 
pinnata;  segmenta  plerumque  iucisa  ad  bipinnatifolia,  basi  postica  cuneata;  petiolus 
plerumque  basi  fuscesceus. 

22.  A.  ßiformis  Sw. ,  23.  A.  ciliata  Presl,  24.  A.  kirsuta  Sw.,  25.  A.  pulchra 
Prantl,  26.  A.  pastinacaria  Prantl,  27.  A.  pallida  Field.  et  Gardn. 
Sect.  3.     Collinae.     Lamina  sterilis  antrorsum  decrescens,   pinnata;  segmenta  rarissime 
incisa,  saepe  numerosae,  basi  postica  excisa  vel  abscissa;  petiolus  stramineus. 

28.  A.  rotundifolia  Schrad.,  29.  A.  radicans  Raddi,  30.  A.  Warmingii  Prantl, 
31.  A.  mandioccana  Raddi,   32.  A.  collma  Raddi,   33.  A.  hirta  Sw.,  34.  A. 
incisa  Schrad.,  35.  A.  Pohliana  Sturm. 
Sect.  4.    Dregeana.    Lamina  sterilis  antrorsum  decrescens,  pinnata;  segmenta  integra, 
basi  fere  aequilatera;  petiolus  stramineus. 

36.  A.  Dregeana  Kze. 

Sect.  5.  Phyllitides.  Lamina  sterilis  antrorsum  paullum  decrescens,  pinnata;  segmenta 
integra,  basi  fere  aequilatera;  petiolus  stramineus;  nervi  plerumque  anastomosantes. 

37.  A.  nervosa  Sturm,  88.  A.  Schraderiann  Mart.,  39.  A.  Phyllitidis  Sw. 
Appendix:  Hyhridae. 

39a.  A.  collina  X  Phyllitidis,  39b.  A.  ciliata  x  Phyllitidis,   39c.  A.  hir- 
suta  X  Phyllitidis. 
Subgenus  IV.    Aneimiorrhiza.    Folia  disticba  dorsalia;   segmenta   omnia  vel  postrema 
tantum  fertilia   a  proximis  remota;  indusium  superum;   stomata  applicata  vel  libera; 
pili  laminae  sicci,  rhizomatis  sicci  vel  glanduligeri,  melanotichi. 

Sect.  1.  Coriaceae.  Lamina  binnata  vel  subbipinnata,  nervi  tertiarii  basales  non  ultra 
medium  marginem  attingentes. 

40.  A.  aurita  Sw.,  4L  A.  coriacea  Gris.,  42.  A.  mexicana  Klotzsch, 
Sect.  2.    Cuneatae.    Lamina  bipinnata  ad  quadripinnatifida ;  nervi  basales  laciniarum 
prope  apicem  marginem  attingentes. 

43.  A.  cicutaria  Kze.,  44.  A.  Wriyhtii  Bak.,  45.  A.  cuneata  Kze.,  46.  A.  adianti- 
folia  Sw. 

IV.  Schizaea  J.  E.  Sm. 

Sporangia  secus  coslulas  laciniarum  sorophori  pinnati  densissime  seriata,  parenchy- 
mati  enata,  indusio  supero  laminam  angustam  efformante  primitus  obtecta,  extus  ventri- 
cosa,  extus  postice  dehiscentia.  Sporae  bilaterales  albidae,  maculis  vel  striis  tenuissimis 
ornatae  vel  laeves.  Folia  polysticba,  simplicia  unicostata  vel  cam  costis  repetito-dicho- 
toma,  sorophoris  apices  costarum  plurimos  occupantibus.  Fasciculus  rhizomatis  centralis 
spurie  medullosus,  petioli  cylindricus  collateralis.  Pili  filiformes  sicci. 
Sect.  1.  Digitatae.  Folia  indivisa,  unicostata,  basi  tereti  nigricante  glabra;  sorophori 
spurie  digitati  rhachis  laciniis  multo  brevior;  sporangia  densissime,  spurie  utrinque 
bifariara  seriata. 

1.  S.  Pennula  Sw.,  2.  S.  penicillata  Kunth,  3.  S.  Gertnani  Prantl,  4,  S.  inter- 
media Mett.j  5.  S.  digitata  Sw.,  6.  S.  laevigata  Mett. 
Sect.  2.     Pectinatae.    Folia  indivisa,  unicostata,  basi  tereti  nigricante  glabra,  sorophori 
rhachis  laciniis  longior  vel  aequilouga;  sporangia  utrinque  uniseriata. 

7.  S.  pusilla  Pursh,  8.  S.  pectinata  J.  E.  Sm.,   9.  S.  tenella  Kaulf.,    10,  S. 
rupestris  RBr.,  11.  S.  fistulosa  Labill. 
Sect.  3.    Bifidae.    Folia  semel  vel  repetito-dichotoma,  segmentis  uuicostatis,  elongatis, 
non  laminam  formantibus;   basis  folii  teres  nigricans,  pilosa.    Sorophora  praece- 
dentium,  laciniae  margine  costaque  pilosae. 

12.  S.  bifida  Sw.,  13.  S.  incurvata  Schkuhr. 
Sect.  4.    Dichotomae.     Folia  petiolata;   lamina  repetito-dichotoma    segmentis  petiolo 
brevioribus  unicostatis,  petiolo  basi  tereti  nigricante  piloso.    Sorophoi'a  praece- 
dentium;  laciniae  margine  costaque  pilosae. 

14.  S.  dichotoma  J.  E.  Sm.,  15.  S.  Pöppigiana  Sturm, 

12* 


180  Kryptogamen.  —  Gefässkryptogamen. 

Sect.  5.  Elegantes.  Folia  petiolata,  lamina  costis  repetito-dichotomis  semel  vel  repe- 
tito-dichotoma,  segmentis  pluricostatis,  rarius  integra  uni-vel  multicostata ,  petiolus 
basi  tereti  nigricante  pilosus.  Sorophora  praecedentiiim;  laciniae  margine  costaque 
pilosae. 

16.  S.  flwninensis  Sturm,   17.  S.  Spriicei  Hook.,    18.  S.  elegans  J.  E,  Sm., - 
19.  S.  pacificans  Mart. 
Bezüglich  der  geographischen  Verbreitung  ist  hervorzuheben,  dass  Moliria  nur  dem 
südlichen  Afrika   eigenthümlich   ist,  Aneimia  fast   nur  dem  tropischen  Amerika  angehört 
(nur  eine  Art  in  Südafrika  und  eine  in  Abyssinien  ui,d  Ostindien);   Lygodium  ist  in  den 
Tropen   beider   Hemisphären   entwickelt   und   besitzt   oft  nahe   verwandte  Arten  einander 
correspondh-end  in  America  und  Ostindien;  ähnlich  verhält  es  sich  bei  Schizaea,  welche  in 
einigen  Arten  von  der  ganzen  Familie  am  weitesten   nach  Norden  (S.  pusiUaJ  und  Süden 
(S.  fistulosaj  sich  verbreitet. 
33.  Kuhn.    Adlantum.    (51). 

Eine  bereits  früher  vorgeschlagene  Eintheiking  der  Gattung  wird  vom  Verf.  weiter 
ausgearbeitet,   die  einzelnen  Arten  mit   kurzen  Diagnosen   und  geographischer  Verbreitung 
aufgeführt!  das  System  zeigt  folgender  Auszug: 
Sectio  I.    Euadiantum.    Sporangia  nervös  solum  occupantia. 

A.  Folia  multifaria. 

a.  Lamina  indivisa. 

1.  A.  Parishn  Hook.,  2.  A.  reniforme  L. 

b.  Lamina  pinnata. 

3.  A.  deltoideum  Sw. ,  4.  A.  sericeum  Eaton,  5.  A.  liinulatum  Burm.,  G.  A. 
Caxnllus  Junonis  Rupr.,  7.  A.  deflectens  Mart.,  8.  A.  delicatulum  Mart.,  9.  A. 
rhizophorum  Sw. ,  10.  A.  confine  Fee.  —  11.  A.  Mettenii  Kuhn.  —  12.  A. 
sobolifermn  Hook.  —  13.  A.  Sclnveinfurthii  Kuhn,  li.  A.  Edgeworthii  Hook., 
15.  A.  rhizophytum  Schrad. ,  IG.  A.  Zollingeri  Mett.,   17.   A.  caudatuvi  L., 

18.  A.  calcareum  Gardn. 

B.  Folia  disticha. 

1.  Folia  pinnata. 

19.  A.  pumilum  Sw.  —  20.  A.  Wihoni  Hook.,  21.  A.  macrophyllum  Sw., 
22.  A.  Phyllitidis  J.  Sm.,  23.  A.  ynacropterum  Miqu.,  24.  A,  dolosum  Kze, 
25.  A.  lucidum  Sw.  —   26.  A.  obliquum  Willd. ,  27.  A.  petiolatum  Desv.  — 

28.  A.  incisuni. 

2.  Folia  bipinnata. 

29.  A.  pulverulentum  L.  —  30.  A.  viUosum  L.  —  31.  A.  denticulatum  Sw.  — 
32.  A.  tetraphyllum  Willd.,  33.  A.  nervosum  Sw.  —  34.  A.  terminatum  Kze., 
35.  A.  villosissimum  Mett.,  36.  A.  hirtum  Splitg.,  37.  A.  cayennense  Willd.  — 
38.  A.  tomentosum  Klotzsch,  39.  A.  urophyllum  Hook.,  40.  A.  glaucescens 
Klotzsch. 

3.  Folia  bi-vel  basi  tripinnatisecta,  deorsum  quadripinnatisecta  vel  pedatisecta. 

a.  Rhachis  stricta. 

41.  A.  melanoleucum  Willd.,  42.  A.  cristatum  L.  —  43.  A.  glaucinum  Kze., 
44.  A.  pectinatum  Kze.,  45.  A.  velutinum  Moore,  46.  A.  macrocladum  Klotzsch, 
47.  A.  polyx)hyllum\Ni\\A.,  48.  A.  Mathewsianiim  Hook,  49.  A.  Wilesiayium 
Hook.,  50.  A.  ornitlwpodum  Presl,  51.  A.  hrasiliense  Raddi,  52.  A.  cuUratum 
J,  Sm.,  53.  A,  gibhosum  Rom.,  54.  A.  anyustatwni  Kaulf.,  55.  A.  curvatum 
Kaulf. ,  56.  A.  Lep)rietirii  Rook. ,  57.  A.  flahellulatum  L.,  58.  A.  pedatumL. 

b.  Rhachis  divaricata. 

59.  A.  flexuosum  Hook.,  60.  A.  Feei  Moore,  61.  A.  digitaium  Presl,  62.  A. 
olivaceum  Bak.  —  63.  A.  Hewardia  Kze,  64.  A.  platyphyllum  Sw.,  65.  A. 
Seemanni  Hook  ,  66.  A,  grossum  Mett.,  67.  A.  Peruvianum  Klotzsch. 

4.  Folia  tripinnata  supradecomposita. 

68.  A.  Irapeziforme  L.,  69.  A.  subcordatum  Sw.,  70.  A.  tetragonwn  Schrad., 


Geographische  Verbreitung.  jgj 

71.  A.  sinuosum  Gardn.  —  72.  A.  vemistum  Don,  73.  A.  andicola  Liebm., 
74.  A.  amplum  Presl.  —  75.  A.  Braunü  Mett.,  76.  A.  Jordani  C.  MüIL, 
77.  A.  Capiüus  Veneris  L.,  78.  A.  emarginatum  Bory,  79.  A.  fumarioides 
Willd.,    80.  A.  tenerum  Sw.,    81.  A.  rigiduhim   Mett,,    82.  A.  fragile  Sw., 

83.  A.  tricholepis  Fee. 

Sectio  n.    Adiantellam.    Sporangia  etiam  pareachvina  inter  nervös  occupantia. 

A.  Folia  pinnata,  primae  manifeste  petiolatae,  amplae. 

84.  A.  Huiziaymm  Klotzsch. 

B.  Folia  pinnata,  pinnae  sessilis. 

85.  A.  Shepherdi  Hook, 

C.  Folia  bipicnata,  pinnulae  sessiles. 

86.  A.  lobaium  Kze.  herb. 

D.  Folia  bipirmata,  pinnulae  brevipetiolulatÄe. 

87.  A.  Galeottianum  Hook. 

E.  Folia  subpedata  vel  pedata;  pinnulae  sessües  vel  subsessiles;  sori  rotundaü;  nervi  in 
pinnulis  sterilibus  dorsum  dentium  adeuntes. 

8S.  A.  diaphanum  Bl..  S9.  A.  patens  Wüld:  90.  A.  hispidulum  Sw. 

F.  Folia  tripinnata  supradecomposita;  pinnulae  sessiles  vel  breviter  petiolulatae. 

a,  Nervi  pinnularum  sterUium  dorsum  dentium  adeuntes. 

91.  A.  Cayininghami  Hook,  92.  A.  fuhum  Eaoul,  93.  A.  Narae  Caledoniae 
Keys.,  94.  A.  pulcheTlum  Bl.,  95.  A.  parvulum  Hook,  96.  A.  formosum  E.  Br. 

b.  Nervi  pinnularum  sterüium  sinus  dentium  adeuntes. 

97,  A.  laetum  Mett,  98.  A.  sessiJifolium  Hook,  99.  A.  concinnum  H.  B,  K., 
100,  A.  amabik  Moore,  101.  A.  subvolubiU  Mett.,  102.  A.  exeisum  Kze., 
103.  A.  thictum  Moore,  104.  A.  Veitchiatium  Moore,  105.  A.  ciineatum  Langsd. 
et  Fisch.,  106.  A.  chilet\.se  Kaulf.,  107.  A.  rufopunctatum  Mett.,  108.  A. 
Orhignianum  Mett.,  109,  A.  scabrum  Kaulf,,  110,  A.  coJpodes  Moore,  111,  A. 
sulpJiureum  Kaulf.,  112,  A.  crenatum  Potr. 

G.  folia  tripinnata  supradecomposita;  nervi  steriles  dorsum  dentium  adeuntes,  glandulae 
sporangiis  admixtae. 

113.  A.  aethiopicum  L. 

34.  Baker,    Lecanopterls.    (7.) 

Diese  Gattung,  in  der  Synopsis  mit  Folypodium  vereinigt,  betrachtet  Verf.  nunmehr 
als  besondere  Gattung,  verwandt  mit  Dichsonia  und  Deparia;  sie  runfasst  vier  Species: 
L.  carnosa  Blume,  L.  putnila  Blume,  L.  deparioides  Bak.  =  Dicicsonia  deparioides  Cesati 
fi],  Born.  13;  L.  Curtisii  Bak.  n,  sp, 

VI.  Geographische  Verbreitung. 

35.  Roper.    Flora  von  Sussex.    \;so,) 

Enthält  Standorte  einiger  Farne  und  von  Lycopodiiim  Selago. 

36.  Rldley,    Pflanien  von  Radnorshire.    (78,) 

Giebt  S.  13  u.  f.  Fundorte  von  9  Farnen  und  2  Equiseten, 

37.  Philipps,    BotrycUnm  Lunarla  in  ShropsMre    (66) 

theilt  zwei  neue  Standorte  mit, 

38.  Painter.    Flora  von  Derbyshire.    (62.) 

Enthält  Standorte  von  Famen,  Equiseten  und  Lycopodiiim. 

39.  Hart,    Pflanzen  Donegal's.    (39.) 

Giebt  Standorte  von  8  Farnen  und  2  Equiseten ,  und  führt  als  Erweiterung  der 
Angaben  in  Moore's  Cybele  Hibernica  folgende  Gefässkryptogamen  als  neu  für  die  Gegend 
an:  Equisetum  hiemale,  Adiantiim  CapiJlus  Veneris,  OphiogJossum  vulgatiim,  0.  Jiisitanicum. 
während  Polystichum  Lonchitis  zu  streichen  ist. 

40.  Hart.    Piants  of  Aran  Island    (37) 

zählt  S.  23  1  Equisetum,  10  Farne,  1  Isoetes  von  dieser  Insel  an  der  Nordwert- 
küste  Donegal's  auf. 


jg2  Kryptogainen.  —  Gefässkryptogamen, 

41.  Hart.    Irische  Pflanzen.   (38.) 

Giebt  S.  169  Fundorte  von  4  Farnen  und  2  Equiseten  in  den  Districten  6  und  7 
von  Moore's  Cybele  Hibernica. 

42.  BabingtoQ.    Äsplenium  germanicum    (4) 

berichtet,  dass  die  ächte  Pflanze  in  wenigen  Exemplaren  auf  dem  Llanberis  PasB 
vorkommt,  aber  öfters  mit  A.  septetitrionale  verwechselt  wurde. 

43.  Pryor.    Osmunda  regalis  in  Cambridgeshire.    (75.) 

Dieselbe  wird  von  Deut  als  „filix  florida"  bei  Gamling  augegebeu ,  wurde  aber  von 
Niemanden  sonst  gefunden,  ist  also  wohl  dort  verschwunden. 

44.  Bablngton.    Osmunda  regalis  in  Cambridgeshire    (3) 

führt  die  älteren  (von  1685  an)  Angaben  der  Fundorte  an  und  sieht  nicht  ein,  warum 
die  Pflanze  verschwunden  sein  soll. 

45.  Lemoine.    Les  Foageres  de  la  Flore  Parisienne.    (58.) 

Nach  einer  kurzen  Einleitung  über  den  Bau  der  Farne  im  Allgemeinen,  erläutert 
an  Polypodium  vidgare,  werden  die  in  der  Flora  von  Paris  und  Keims  vertretenen  Farne 
beschrieben  und  abgebildet;  die  Tafeln  zeigen  nur  einzelne  Blätter  oder  Blatttheile,  sowie 
Sorus,  Sporangien  und  Sporen.  Behandelt  werden:  Polypodium  vulgare,  P.  Drtjopteris, 
Ceterach  officinarum ,  Blechnum  Spieant,  Pteris  aquilina,  Scolopendrium  officinarttm, 
Äsplenium  Trichomanes ,  A.  septentrionale ,  A.  Buta  muraria,  A.  germaniawi,  A.  lanceo- 
latum,  A.  Adiantum  nigrmn,  Atliyrium  Filix  femina,  Cystopteris  fragilis,  Aspidium 
aculeatum,  Nephrodium  Filix  mas,  N.  Oreopteris,  N.  Thelypteris,  N.  spinulosum,  N. 
cristatwn,  Osmunda  regalis,  Ophioglossum  vulgatum,  Botrychium  Lunaria. 

46.  Magnin  fand  Äsplenium  Halleri    (57) 

reichlich  im  Vallon  du  Ratier  bei  Lyon,  und  zwar  bezüglich  der  Bodenzusamraen- 
Setzung  indifferent. 

47.  Koltz.    Gefässkryptogamen  Luxemburgs.    (50.) 

Mit  Bestimmungstabellen,  französischen  Beschreibungen,  Synonymik  und  Fundorten 
werden  aufgezählt:  Ceterach  officinarum,  Polypodium  vulgare^  P.  Phegopteris,  P.  Dryopteris, 
P.  Bobertianum,  Pteris  aquilina,  Allosorus  crispus,  Struthiopteris  germanica,  Blechnum 
Spieant,  Scolopendrium  vulgare,  Äsplenium  Adiantum  nigrum,  A.  Buta  muraria,  A.  ger- 
manicum, A.  septentrionale,  A.  Trichomanes,  A.  viride,  Atliyrium  Filix  femina,  Cystopteris 
fragilis,  Polystichum  Thelypteris,  P.  montanum,  P.  filix  mas,  P.  cristatum,  P.  spinulosum, 
Aspidium  aculeatum,  Osmxmda  regalis,  Botrychium  Lunaria,  Ophioglossum  vulgatum, 
Hymenophyllum  tunbridgense,  Lycopodium  Selago,  L.  annotinum,^  L,  clavatum,  L. 
inundatum,  L.  complanatum,  Equisetum  arvense,  E.  maximum,  E.  silvaticum,  E.  limosum, 
E.  palustre,  E.  hiemale.  Ausser  den  durchschossen  gedruckten  geographisch  bemerkens- 
werthen  Formen  sei  noch  „Polypodium  Bobertiano  X  Bryopteris"  bei  Kopstal  besonders 
namhaft  gemacht. 

48.  Prahl,  P.    Isoetes  echinospora  In  Holstein    (70) 

schildert  ausführlich  die  anfangs  vergeblichen,  erst  später  erfolgreichen  Bemühungen, 
in  den  Seeen  Holsteins  diese  Pflanze  zu  finden. 

49.  Potonie.    Farne  der  Ältmark    (69) 

zählt  Standorte  von  Pilularia,  3  Lycopodien,  3  Equiseten,  13  Farnen  auf. 

50.  Sanio.    Zahlenverhäitnisse  der  Flora  Preussens    (85) 

stellt  für  Ost-  und  Westpreussen  fest:  1  Rhizocarpee,  2  Isocteen,  5  Lycopodiaceeu, 
8  Equisetaceen,  23  Farne. 
61.  Sanio.    Gefässkryptogamen  von  Lyck    (84) 

führt  mit  Standortsangaben  4  Lycopodien,  6  Equiseten  und  11  Farne   mit  vielen 
Varietäten  auf. 
52.  Warnstorf.    Wanderungen  durch  die  Mark  Brandenburg    (95) 

giebt  Standorte  für  2  Lycopodien,  4  Equiseten,  8  Farne  nebst  verschiedenen  Varie- 
täten; eine  „Abart"  von  Lycopodium  Selago  mit  kürzeren  Blättern  und  Brutknoapen  nennt 
er  brevifolium. 


Geographische  Verbreituug.  183 

53.  Schwarz.    Gefdsskryptogamen  Nürnbergs    (88) 

gieht  als  Nachtrag  zu  Sturm  und  Schnitzlein's  Flora  von  Nürnberg  neue  Standorte 
für  16  Arten  von  Gefässkryptogamen. 

54.  Steininger.    Flora  der  Bodenwies    (89) 

zählt  von  diesem  an  der  oberöstei*reichisch  -  steirischen  Grenze  gelegenen  Berge 
11  Arten  Gefässkryptogamen  auf,  darunter  Ophioglossum  vulgattim  und  Botrychium  Limaria. 

55.  Pantocsek.    Pflanzen  aas  dem  Comitate  Neutra  in  Ungarn    (63) 

zählt  19  Formen  von  Gefässkryptogamen  mit  Standorten  auf,  darunter  Aspidium 
rcmotum  A.  Br. 

56.  Strobl.    Flora  des  Etna    (90) 

zählt  Standorte  auf  von  3  Equiseten  {Tj.  limosum  und  palustre  scheinen  in  ganz 
Sicilien  zu  fehlen) ,  Ophioglossum  lusitanicum  [Botrychium  Lunaria  ist  zweifelhaft]  und 
Selaginella  denticulata  [Lygopodium  Selago  ist  zweifelhaft]. 

57.  Rusby.    New  Mexican  Ferns.    (82.) 

Die  Farne  Neumexicos  entwickeln  sich  mit  Eiutrittt  der  Regenzeit  und  sind  während 
der  trockenen  Jahreszeit  anscheinend  todt;  sie  sind  sämmtlich  haarig,  schuppig  oder 
dick  und  blaugrün.  Im  Ganzen  fand  der  Verf.  14  Arten,  welche  mit  kurzen  Angaben  über 
den  Habitus  und  die  Standorte  näher  besprochen  werden:  Cheilanthes  Wrightü,  Ch.  lanu- 
ginosa,  Ch.  Eatoni,  Ch.  Fendleri,  Ch.  myriophylla,  Gh.  Lindheimeri,  Pellaea  atropurpurea, 
P.  Wrigthiana,  P.  andromedaefoUa  var.  pubescens,  Nothochlaena  sinuata,  N.  Hooleri,  N. 
dealbata,  Woodsia  oregana,  Gymnogramme  hispida.  Schliesslich  erwähnt  Verf.  noch  das 
häufige  Vorkommen  gegabelter  Wedel  bei  mehreren  Arten. 

58.  Coolter  Ch.  R.  and  J.  M.    Catalogue  of  plants  of  Indiana.    (19.) 

•         Zählen,  zum  Theil  mit  Fundorten,  4  Equiseten,  81  „Filices",  3  Ophiglossaceen, 
2  Lycopodien,  2  Selaginellen  und  1  Azolla  auf. 

59.  Harvey.    Ferns  of  Arkansas    (40) 

zählt  39  Species  auf,  geordnet  nach  Eaton's  Fern  List. 

60.  Lennon.    Some  New-York  ferns    (54) 

fand  bei  Holley  in  nächster  Nachbarschaft  29  Species  Farne. 

61.  Reynolds,    (lueer  Flaces  for  Ferns    (77) 

fand  Woodwardia  virginica  auf  einer  Pinus  australis  und  Pölypodium  Mureum 
auf  einer  Eiche  wachsend. 

62.  Davenport,  6.  E.    An  interesting  Fernery    (21) 

beobachtete  Asplenium  filix  femina,  Dicksonia  pilosiuscxäa,  Aspidium  Thelypter'is 
und  A.  spinulosicm  an  einer  Mauer  wachsend. 

63.  Ascherson.    Plantae  Africae  septentrionalis  mediae    (2) 

führt  S.  287  3  Farne  auf. 

64.  Fritze.    Farnvegetation  Madeira's.    (32.) 

Die  einzelnen  Arten  der  Farne  treten  massenhaft  auf,  oft  aber  nur  an  einem  einzigen 
Punkt  oder  doch  an  gewisse  Standorte  gebunden ;  letztere  hängen  auch  von  den  klimatischen 
Differenzen  der  Nord-  und  Südseite  ab.  Der  Verf.  fand  fast  alle  bisher  auf  Madeira  beob- 
achteten Arten,  59  an  der  Zahl,  wovon  43  der  europäischen  Flora  gemeinsam  sind,  der  der 
Azoren  9,  der  afrikanischen  46,  der  Canaren  und  Cap  Verden  10;  Madeira  eigenthümlich 
sind  4  Arten. 

65.  Lürssen.^^  Reliquiae  Ratenbergianae.    (56.) 

Der  Verf.  zählt,  zum  grossen  Theil  mit  beschreibenden  Erläuterungen,  die  49  von 
Rutenberg  auf  Madagascar  gesammelten  Arten  von  Gefässkryptogamen  auf,  worunter  fol- 
gende 9  neu  für  diese  Insel  sind  :'_Adiantu7n  aethiopiciim  L.,  Actiniopteris  dichotoma  Mett., 
Pteris  dubia  Kuhn.,  Asplenium  rutifolium  Mett.,  Aspidium  Thelypteris  Sw.  var.  squamu- 
ligera  Schlecht.,  Pölypodium  Eutenbergii  Lssn.  n.  sp.,  P.  parvulum  Bory,  Taenitis  nipho- 
boloides  Lssn.  n.  sp.,  Ophioglossum  fibrosum  Schum.  Anhangsweise  werden  noch  die  Be- 
stimmungen der  von  demselben  Reisenden  in  Südafrika  gesammelten  15  Gefässkryptogamen 
mitgetheilt. 


184  Kryptogameu.  —  Gefässkryptogaraen. 

66.  Prantl.    Farne  von  Ceylon.    (71.) 

Die  von  v.  Fridau  auf  Schmarda's  Reise  1853  auf  Ceylon  gesammelten  Farne  waren 
bis  jetzt  nicht  bearbeitet  worden.  Ref.  theilt  die  Bestimmungen  der  61  Arten  Farne  nebst 
den  Fundorten  mit;  sämmtliche  sind  bereits  von  Ceylon  bekannt. 

67.  Ferguson    (28) 

entdeckte  Adiantum  aethiopiciim  neu  für  Ceylon. 

68.  Baker.    Gartis'  Farne  von  den  Malayischen  Inseln  und  Madagascar.    (7.) 

Die  Sammlung  enthält  folgende  bemerkenswerthe  Farne  von  Java,  Sumatra  und 
Borneo:  Alsophüa  podophylla  Hook.,  Gleiehenia  vestita  Blume,  Lecanopteris  Ctirtisii 
Bak.  n.  sp.,  Davallia  Blumeana  Hook.,  D.  liirta  Kaulf.,  Linäsaija  borneensis  Hook.,  Pteris 
reducta  Bak.,  P.  (Eupteris)  sumatrana  Bak.  n.  sp.,  Asplenium  subaquatile  Ges.,  A.  hirtum 
Kaulf.,  A.  normule'Don..,  Nephrodium?  sp.,  Polypodiiim  (Eupolypodium)  Curtisii  Bak.  n.  sp., 
P.  tenuisectum  Blume,  P.  millefolium  Blume,  P.  nutans  Blume,  Antrophyum  suhfalcatum 
Brack,  Acrostichum  bicuspe  Hook.,  A,  sorbifolium  L.,  Selaginella  latifolia  Spring,  S.  alopecu- 
roides  Bak.  n.  sp.  Sowie  von  Madagascar:  Pteris  triplicata  Ag.,  P.  (Eiipteris)  appendi- 
culata  Bak.  n.  sp.,  P.  (Eupt.J  phanerophlebia  Bak.  n.  sp.,  Vütaria  seolopendrina  Thwait., 
Acrostichum  (Elaphoglossum)  schizolepis  Bak.  n.  sp. 

69.  Baker.    Kalbreyer's  Farne  von  Neugranada.    (6.) 

Kalbreyer  sammelte,  meist  in  der  Provinz  Antioquia,  folgende  mit  Rücksicht  auf 
Mettenius'  Verzeichniss  interessante  und  neue  Farne:  Cyathea  insignis  Eat.,  Hemitelia 
nigricans  Presl,  Alsophila  gibbosa  Klotzsch,  A.  pubescens  Bak.,  A.  podophylla  Bak.  n.  sp., 
A.  hispida  Bak.  n.  sp.,  J..?  latevagans  Bak.  n.  sp. ,  Hymenophyllmn  splendidum  Bosch, 
Trichomanes  botryoides  Kaulf.,  T.  Kalbreyeri  Bak.  n.  sp.,  T.  foeniculaceum  Hedw.,  Dichsonia 
pubescens  Bak.  n.  sp.,  Davallia  fumarioides  Sw. ,  Blechnum  brasiliense  Desv.,  Lonchitis 
Lindeniana  Hook.,  Pteris  accliois  Mett.,  P.  obscura  Mett.,  Asplenium  {Euasplenium)  filicaule 
Bak.  n.  sp.,  A.  (Diplazium)  Sprucei  Bak.,  A.  (Biplasium)  longisorum  Bak.  n.  sp.,  A.  sand- 
wichianum  Mett.,  A.  ferulaceum  Moore,  Nephrodium  (Lastrea)  longicaule  Bak.  n.  sp.,  N. 
(LastreaJ  valdepilosum  Bak.  n.  sp.,  N.  (LageniaJ  antioqxioianum  Bak.  n.  sp.,  Polypodium 
(Phegopteris)  silvicolum  Bak.  n.  sp.,  P.  inaequale  Fee.;  P.  andinum  Hook.,  P.  leiicosticton 
F6e,  P.  meridense  Klotzsch.,  P.  (Eupolypodimn)  antioqiioianum  Bak.  n.  sp.,  P.  graveolens 
Bak.,  P.  villosum  Karsten,  Jamesonia  verticalis  Kze.,  Gymnogramme  pumila  Spreng,  G.  vellea 
Bak.  n.  sp.,  G.  xerophila  Bak,  n.  sp.,  G.  prehensibilis  Bak.,  Meniscium  giganteiim  Mett., 
Acrostichum  castaneum  Bak.,  A.  Gardnerianum  Fee,  A.  (PolybotryaJ  botryoides  Bak.  n.  sp., 
A.  (Gymnopteris)  suberectum  Bak.  n.  sp.,  A.  (Gymnopteris)  polybotryoides  Bak.  n.  sp., 
A.  (Gymnopteris)  juglandifolium  Bak.  n.  sp.,  Schizaea  digitata  var.  orbicularis  Bak., 
Danaea  serrulata  Bak,  n.  sp.,  Selaginella  longissima  Bak.  n.  sp. ,  S.  lingulata  Spring, 
S.  mnioides  A.  Br.,  S.  Pöppigiana  Spring,  S.  anceps  A.  Br,,  S.  Hartivegiana  Spring. 

70.  Jenman.    Farne  von  Jamaica    (.4S) 

zält,  z,  Th.  mit  Fundortsangaben  und  Beschreibungen,  folgende,  grösstentheils  neue 
Arten  und  Varietäten  auf:  Cyathea  arborea  Sm.  var,  concinna  Bak.,  C.  dissoluta  Bak.  n.  sp., 
Trichomanes  setiferum  Bak.  n.  sp.,  Asplenium  (Diplazium)  diminutum  Bak.  n.  sp.,  Hypo- 
lepis  Purdieana  Hook.,  Pteris  quadriaurita  Retz.  var.  felosma  J.  Sm. ;  var.  afßuentius,  Pt. 
pedata  und  Pt.  palmata,  welche  zu  vereinigen  seien;  Asplenium  rhizophorum  L.  var. 
iupersum,  Acrostichum  siliquoides  Jenm.  n.  sp,,  A.  (Gymnopteris)  alienum  Sw,  var,  flagellum. 

VII.  Varia. 

71.  Cyathea  medallaris.    (102.) 

Ein  prächtiges  Exemplar  im  Kew  Garden  wird  mit  Maassangaben  beschrieben. 

72.  Fournier.    Remarques  historiques  et  taxonomiques.    (31.) 

Der  Verf.  bespricht  die  Herkunft  der  Namen  Polypodium,  Filix  mas.  und  Filix 
femina  und  betont  gelegentlich  der  Pteris  aquilina  die  Unzulänglichkeit  der  von  der  Nervatur 
genommenen  Gattungsmerkmale. 


Moose,  "  185 


B.  Moose. 

Referent:  F.  Kienitz-Gerloff. 

Alphal)etisches  Verzeichniss  der  besprochenen  und  erwähnten  Arbeiten. 

1.  Bäumker,  J.    Zur  Moosflora  von  Ungarn.    (Ref.  No.  25.) 

2.  Bescherelle,  E.    Ephemerum  Philiberti  Besch.    (Ref.  No.  52.) 

3.  —  Mousses  des  colonies  Frangaises.    (Ref.  No.  46.) 

4.  Boulay.    Mousses  de  la  region  mediterranöe.    (Ref.  No.  53.) 

5.  Braithwaite,  R.    The  British  Moss-Flora.    (Ref.  No.  7.) 

6.  —  Sphagnum  subbicolor  Hpe.    (Ref.  No.  54.) 

7.  Briard,  M.    Plantes  du  departement  de  l'Aube.    (Ref.  No.  31.) 

8.  Brunaud,  P.    Plantes  cryptogames  croissant  ä  Saintes.    (Ref.  No.  83.) 

9.  Carrington  and  Pearson.    New  british  Hepaticae.    (Ref.  No.  8.) 

10.  Catalogueof  North  American  Musci.    (Ref.  No.  48.) 

11.  Colenso.    New  Metzgeria.    (Ref.  No.  55.) 

12.  Crie,  L.    Flore  cryptogamique  de  la  presqu'ile  de  Banks.    (Ref.  No.  62.) 

13.  Dantec  et  Boulay.    Mousses  des  environs  de  Brest.    (Ref.  No.  33.) 

14.  Debat.    Neckera  Menziezii.    (Ref.  No.  34.) 

15.  —  Mousses  du  fascicule  de  1880  des  „Musci  Galliae".    (Ref.  No.  56.) 

16.  —  Observations  sur  quelques  mousses  rares.    (Ref.  No.  57.) 

17.  —  Mousses  des  environs  de  Chamonix.    (Ref.  No.  35.) 

18.  Dedecek,  J.    Bestimmung  und  Verbreitung  böhmischer  Polytrichaceen.    (Ref.  No.  58.) 

19.  —  Verbreitung  der  Lebermoose  in  Böhmen.    (Ref.  No.  26.) 

20.  Delogne,  C.  H.    Pleurochisma  deflexum  Dmrt.  et  Plagiochila  spinulosa  Dmrt.    (Ref. 

No.  59.) 

21.  —  Notes  de  Cryptogamie.    (Ref.  No.  60.) 

22.  Finot,  M.  A.    Mousses,  Sphaignes  et  Hepatiques  de  Fontainebleau.    (Ref.  No.  36.) 

23.  Fitzgerald,  C,  et  Bottini,  A.    Briologia  dei  Bacini  del  Serchio  e  della  Magra.    (Ref. 

No.  29.) 

24.  Geheeb,  A.    Musci  ex  provinciis  Rio  de  Janeiro  et  Sao  Paulo.    (Ref.  No.  49.) 

25.  —  Bryologische  Fragmente.    (Ref.  No.  61.) 

26.  —  Von  Breidler  entdeckte  Laubmoose.    (Ref.  No.  27.) 

27.  Godelinais.    Mousses  et  Hepatiques  d'Ile-et-Vilaine.    (Ref.  No.  37.) 

28.  Gray,  A.    The  British  Mossflora.    (Ref.  No.  9.) 

29.  Grieve,  S.    Flora  of  the  Islands  of  Colonsay  and  Oronsay.    (Ref.  No,  10.) 

30.  Hampe,  E.,  et  Geheeb,  A.    Musci  frondosi  Tasmaniae  et  Novae  Seelandiae.    (Ref. 

No.  51.) 

31.  Hepaticae  Galliae.    (Ref.  No.  91.) 

32.  Hepaticologia  Gallica.    (Ref.  No.  89.) 

33.  Holmes,  E.  M.    Hypnum  imponens  Hedw.    (Ref.  No.  62.) 

34.  Husnot,  l'Orthodontium  gracile.    (Ref.  No.  63.) 

35.  —  Barbula  nitida  Lindb.    (Ref.  No.  64.) 

36.  Hy.    Herborisations  de  la  Faculte  des  sciences  d' Angers.    (Ref.  No.  38.) 

37.  Jack,  J.  B.    Die  europäischen  Radula- Arten.    (Ref.  No.  65.) 

38.  Janzen.    Die  Moosflora  Elbings.    (Ref.  No.  17.) 

39.  Klein,  J.    Sprossung  an  den  Inflorescenz  -  Stielen  von  Marchantia  polymorph».    (Ref. 

No.  1.) 

40.  Klinggräff,  H.  v.    Bereisung  der  Lauterburger  Gegend.    (Ref.  No.  18.) 

41.  Koltz,  J.  P.  J,    Flore  du  Grand-Duche  de  Luxembourg.    (Ref.  No.  41.) 

42.  Leitgeb,  H.    Die  Marchantieen.    (Ref.  No.  2.) 

43.  —  Stellung  der  Fruchtsäcke  bei  den  geocalyceen  Jungermannien.    (Ref.  No.  3.) 


IgQ  Kryptogameu.  —  Moose. 

44.  Leresche,  L.,  et  Levier,  E.    Mousses  recoltöes  en  Espagne  et  en  Portugal.    (Ref. 

No.  43.) 

45.  Lirapricht,  Gf.    Berichtigung.    (Ref.  No.  66.) 

46.  —  Zur  Systematik  der  Torfmoose.    (Ref.  No.  67.) 

47.  —  Neue  Arten  und  Formen  von  Sarcoscyphus.     (Ref.  No.  68.) 

48.  —  üeber  Gymnomitrium  adustum  N.  v.  E.    (Ref.  No.  69.) 

49.  _  Neue  Muscineen  für  Schlesien.    (Ref.  No.  19.) 

50.  Lindberg,  S.  0.    Untersuchungen  über  nordische  Moose.    (Ref.  No.  70.) 

51.  —  De  Cryphaeis  Europaeis.    (Ref.  No.  71.) 

52.  London  Catalogueof  British  Mosses  and  Hepaticae.    (Ref.  No.  11.) 

53.  Lützow,  C.    Botanische  Untersuchung  des  Neustädter  Kreises.    (Ref.  No.  20.) 

54.  Massalongo,  C.    Duae  species  novae  e  genere  Lejeumia.    (Ref.  No.  72.) 

55.  —  Hepaticae  Italiae-Veuetae  exsiccatae.    (Ref.  No.  93.) 

56.  Müller,  K,  et  Geheeb,  A.    Reliquiae  Rutenbergianae.    (Ref.  No.  47.) 

57.  Müller,  K.    Genera  nova  Muscorum.    (Ref.  No.  73.) 

58.  Musci  Galliae.    (Ref.  No.  90.) 

59.  Orr,  D.    Mosses  coUected  in  Ireland.    (Ref.  No.  12.) 

60.  Paillot  et  Flagey.    Mousses  et  hepatiques  des  environs  de  Besan^ou.    (Ref.  No.  39.) 

61.  Pearson,  W.  H.    A  new  British  Hepatic.    (Ref.  No.  13.) 

62.  —  Jungermannia  Juratzkaua  und  Radula  commutata.    (Ref.  No.  14.) 

63.  Phiiibert.    Orthotrichum  acuminatum  sp.  n.    (Ref.  No.  74.) 

64.  Ravaud.    Guide  du  Bryologue  h  Grenoble  et  dans  les  environs.    (Ref.  No.  40.) 

65.  Renauld,  F.    Mousses  des  Pyrenees.    (Ref.  No.  44.) 

66.  ~  Revision  de  la  section  Harpidium.    (Ref.  No.  75.) 

67.  —  Classification  de  la  section  Harpidium.    (Ref.  No.  76.) 

68.  Sande  Lacoste,  C.  M.  van  der.    Levermossoorten  in  Nederland.    (Ref.  No.  42.) 

69.  Sanio,  C.    Zahlenverhältnisse  der  Flora  Preussens.    (Ref.  No.  21.) 

70.  —  Ein  neuer  Standort  von  Andreaea  alpestris.    (Ref.  No.  22.) 

71.  —  Additamentum  in  Hypniadunci  cognitionem.    (Ref.  No.  77.) 

72.  Sauter,  A.    Nachträge  und  Berichtigungen  zur  Flora  von  Salzburg.    (Ref.  No.  28.) 

73.  Sequeira,  G.    Nouvelles  mousses.    (Ref.  No.  78.) 

74.  Spruce,  R.    On  Marsupella  Stableri  and  some  allied  species  of  European  Hepaticae. 

(Ref.  No.  79.) 

75.  —  The  morphology  of  the  leaf  of  Fissidens.    (Ref.  No.  4.) 

76.  —  Musci  praeteriti.    (Ref.  No.  80.) 

77.  Sydow,  P.    Die  Moose  Deutschlands.    (Ref.  No.  23.) 

78.  Tr offner,  E.    Beiträge  zur  Chemie  der  Laubmoose.    (Ref.  No.  5.) 

79.  Venturi.    Une  mousse  hybride.    (Ref.  No.  81.) 

80.  —  Campylopus  polytrichoides  et  quelques  autres  mousses  de  Portugal.    (Ref.  No.  45.) 

81.  —  Bryum  Baldense.    (Ref.  No.  30.) 

82.  —  Le  Hypnum  curvicaule  Jur.    (Ref.  No.  82.) 

83.  —  Orthotrichum  Sardagnanum.    (Ref.  No.  83.) 

84.  —  Des  Orthotricha  urnigera.    (Ref.  No.  84.) 

85.  Warnstorf,  C.    Die  europäischen  Torfmoose.    (Ref.  No.  86.) 

86.  —  Bryologische  Notizen.     (Ref.  No.  86.) 

87.  —  Thuidium  delicatulum  Hedw.    (Ref.  No.  87.) 

88.  —  Brachythecium  Ventura  n.  sp.    (Ref.  No.  88.) 

89.  —  Reproductionsvermögen  der  Sphagna.    (Ref.  No.  6.) 

90.  —  Botanische  Wanderungen  durch  die  Mark  Brandenburg.    (Ref.  No.  24.) 

91.  —  Sphagnotheca  europaea.    (Ref.  No.  92.) 

92.  West,  W.    Bryological  notes.    (Ref.  No.  15.) 

93.  White,  B.    Cryptogamic  Flora  of  Mull.    (Ref.  No.  16.) 


Anatomie.    Morphologie.    Physiologie.  187 

I.  Anatomie.    Morphologie.    Pliysiologie. 

1.  Klein,  J.    Sprossung  an  den  Inflorescenzstielen  von  Marchantia  polymorpha.   (Botau. 

Centralbl.  1881.) 

Verf.  fand  im  Herbst  1880  sowohl  an  weiblichen  wie  männlichen,  am  Boden  nieder- 
liegenden  Inflorescenzen  von  Marchantia  p.  am  oberen  Ende  des  Stiels,  wo  derselbe  in  den 
Schirm  übergeht,  in  den  sogenannten  Wurzelrinnen,  grössere  und  kleinere  Aussprossungen 
vom  Aussehen  der  normalen  Laubsprosse,  welche  an  ihrer  Unterseite  Rhizoiden,  an  der 
Oberseite  normale  Brutbecher  trugen.  Die  nähere  Untersuchung  zeigte,  dass  normal,  sowohl 
an  niederliegenden,  wie  auch  an  aufrechten  Inflorescenzstielen,  mitunter  der  ganzen  Länge  der 
Wurzelrinnen  entlang,  kleine,  äusserlich  nicht  sichtbare  Adventiv-Laubaussprossungen  gebildet 
werden,  welche  sich  aber  nur  unter  günstigen  Bedingungen  zu  normalen  Laubsprossen 
ausbilden,  wenn  nämlich  die  Stiele  zufällig  geknickt,  mit  dem  Boden  in  Berührung  kommen. 
Diese  Erscheinung  ist  ein  neuer  Beleg  dafür,  dass  die  Inflorescenzen  umgebildete  Laubaxen 
sind,  und  sie  zeigt  gleichzeitig,  „dass  in  den  Pflanzen  das  Bestreben  besteht,  womöglich  alle 
selbst  erzeugten  nutzbaren  Stoife  zu  ihrer  Fortbildung  und  zu  ihrem  Bestehen  zu  verwerthen. 

2.  Leitgeb.  Untersuchungen  über  die  Lebermoose.  VI.  (Scliluss)-Heft.  Die  Marcbantieen 
und  allgemeine  Bemerkungen  über  Lebermoose.  158  Seiten,  40,  mit  11  lithograph.  Tafeln, 
Graz.  Leuschuer  und  Lubensky  1881. 

Das  „dem  Altmeister  der  deutschen  Lebermooskunde,  Herrn  Dr.  C.  M.  Gottsche", 
gewidmete  Schlussheft  der  „Untersuchungen  über  die  Lebermoose"  zerfällt,  wie  die  letzt- 
vorangehenden, in  zwei  Theile,  deren  erster  die  allgemeinen  Resultate  enthält,  während  der 
zweite  die  Ergebnisse  der  speciellen  Untersuchungen  umfasst. 

I.  Allgemeines. 

Die  Pflanzen  des  Tribus  der  Marcbantieen,  wie  er  in  der  „Sjinopsis  Hepaticarum" 
begrenzt  ist  (Familien  der  Lunularieen,  Jecorarieen  und  Targionieen),  zeichnen  sich  durch 
eine  grosse  Einförmigkeit  aus.  Allen  gemeinsam  ist  der  flache  kriechende  Thallus,  der  an 
der  Ventralseite  mit  blattartigen  Schuppen  und  zwei  Arten  von  Rhizoiden  besetzt  ist  und 
an  dessen  Dorsalseite  eine  von  Lufträumen  durchzogene  Gewebeschichte  liegt,  die  nach 
aussen  durch  eine  von  Athemöffnungen  durchbohrte  Oberhaut  abgeschlossen  wird. 

Der  fortwachsende  Scheitel  liegt  immer  am  Grunde  einer  Ausbuchtung  des  Laub- 
randes, der  „Scheitelbucht",  hinter  welcher  das  Gewebe  an  der  Dorsalseite  regelmässig  eine 
muldenförmige  Einsenkung,  die  „Scheitelmulde",  zeigt.  Diese  senkt  sich  stets  nach  der 
Ventralfläche  hin  und  verflacht  sich  entweder  gegen  den  Scheitel  allmählig  oder  geht  bei 
starkem  Dickenwachsthum  der  Seitenlappen  in  eine  enge  Furche,  die  „Scheitelfurche" ,  über. 
Bei  noch  stärkerem  Dickenwachsthum  wird  der  Scheitel  überwachsen  und  kommt  nach  rück- 
wärts zu  liegen. 

Bezüglich  des  Scheitelwachsthums  verhalten  sich  die  Marcbantieen  wie  die  Riccieen 
(s.  Jahresber.  1879). 

Die  Verzweigung  des  Thallus  erfolgt  bei  allen  Marcbantieen  entweder  durch  Gabelung 
des  Scheitels  oder  durch  ventrale  Sprossbildung.  Die  erstere  Form  tritt  besonders  hervor 
bei  3Iarchantia,  Lunularia,  Dumortiera,  Fegatella,  die  letztere  bei  Targionia  und  vielen 
Fimbriarien,  beide  ziemlich  gleich  häufig  bei  Plagiochasma  und  Clevea.  Bei  reichlich 
gabeliger  Verzweigung  stehen  die  Geschlechtsstände  auf  den  Gabelzweigen  (Duvalia,  BebouUaJ, 
im  anderen  P'alle  erscheinen  die  Antheridien  auf  Ventralsprossen  {Targionia,  Sauteria, 
wahrscheinlich  diöcische  Fimbriarien). 

Das  Laub  zeigt  drei  Gewebelagen :  die  Luftkammerschicht,  die  allein  den  Haupttheil 
der  Lamina  bildet,  das  in  der  Mittelrippe  sehr  mächtige,  in  der  Lamina  dagegen  redudrte, 
interstitienlose  Gewebe  und  die  in  der  Mittelrippe  oft  mehrschichtige,  in  der  Lamina  ein- 
schichtige Ventralrinde.  Bei  allen  Gattungen  mit  „einfachen  Athemöffnungen"  erfolgt  die 
Anlage  der  Luftkammerschicht  ähnlich  wie  bei  den  Riccieen  und  Corsinieen,  Alles  Wesent- 
liche über  ihre  Ausbildung  am  Laube  und  an  den  Fruchtköpfen  ist  bereits  im  vorigen  Jahr- 
gange referirt  worden  (Leitgeb:  Die  Athemöffnungen  der  Marchantiaceen),  ebenso  über  den 
Bau  de»  Laubes  von  Dumortiera  (Leitgeb:  Ueber  die  Marchantiaceengattung  Dumortiera). 


188  Kryptogamea.  —  Moose. 

In  dem  interstitienlosen  Gewebe,  selbst  dem  der  Receptaculaträger ,  tritt  ein  axiler 
Zellstrang  nie  hervor.  Die  dickeren  Zellwände  sind  mit  weiten,  oft  sehr  dicht  stehenden 
Tüpfeln  besetzt.  Die  von  Göbel  beschriebenen  Schleimorgane  (Göbel:  Zur  vgl.  Anatomie 
der  Marchantieen  vgl.  Jahrg.  1880  des  Jahresber.),  haben  ihre  grösste  Entwickelung  im 
Thallus  von  Fegatella.  üeber  ihre  Bedeutung  lässt  sich  schwer  etwas  Bestimmtes  sagen. 
Alle  Marchantieen  besitzen  ferner  Oelkörper,  die  bei  Fimbriarien  und  Verwandten  sogar  in 
der  Luftkammerschicht  auftreten. 

Die  ventrale  Rindenschicht  wird  bei  den  niedriger  stehenden  Formen  (Clevea,  Sau- 
teria)  von  einer  wenig  differenzirten  Zellenlage  gebildet,  bei  anderen  Gattungen  besteht  sie 
aus  viel  kleineren,  isodiametrischen  Zellen,  bei  höheren  Typen  (Marchantia,  Preissia) 
endlich  findet  sich  eine  aus  2-3  derartigen  Zellenlagen  gebildete  Rinde,  die  am  besten  in 
der  Mittelrippe  differenzirt  ist. 

Die  Ventralschuppen,  deren  Insertionen  später  verschoben  werden,  stehen  meist  in 
zwei  Reihen,  sie  scheinen  bei  Plagiochasma ,  Clevea  und  Sauteria  regellos  gestellt  zu  sein 
und  bei  Marchantia  finden  sich  zwei  verschiedene  Formen.  Ihre  erste  Anlage  wird  gebildet, 
indem  eine  unmittelbar  hinter  dem  Scheitelrande  gelegene  Zelle  zu  einer  Papille  auswächst, 
die  sich  durch  eine  Querwand  abgrenzt.  Sie  verbreitert  sich  und  scheidet  eine  „Spitzen- 
papille"  ab,  die  bei  Sauteria,  Targionia  und  Dumortiera  immer  am  Rande  der  Schuppe 
bleibt,  bei  anderen  Gattungen  auf  deren  Oberseite  geschoben  wird,  indem  an  dem  Schuppen- 
rande am  Grunde  der  Papille  eine  höckerartige  Anschwellung  entsteht,  welche  die  Papille 
überwächst,  sich  zum  „Spitzenanhängsel"  umformt  und  in  der  Scheitelmulde  seine  Fläche 
ausbildet. 

Bei  allen  Marchantieen  kommen  zwei  Arten  von  Rhizoideu  vor.  Die  gewöhnlichen, 
vorzüglich  an  der  Mittelrippe  stehenden,  werden  schon  sehr  nahe  am  Scheitel  angelegt,  die 
Zäpfchenrhizoiden  stehen  dagegen  besonders  an  der  Lamiua  und  ihre  ürsprungsstellen 
folgen  ziemlich  genau  den  Insertionen  der  Schuppen.  Beide  Formen  dienen  wohl  der  Be- 
festigung und  Nahrungszufuhr,  den  Zäpfchenrhizoiden  schreibt  Verf.  ausserdem  die  Function 
zu.  Einrollungen  des  Thallus  entgegenzuwirken,  weil  sie  im  Träger  der  Receptacula,  ähnlich 
dem  Marke,  als  Schwellkörper  wirken,  eine  Längsspannung  erzeugen  und  allgemein  ein 
festigendes  Moment  abgeben,  bei  Marchantia  und  Verwandten  auch  an  der  Ausspannung 
der  Schirmstrahlen  betheiligt  sind. 

Aus  dem  Capitel  über  die  Blüthenstände  ist  alles  Wesentliche  bereits  im  vorigen 
Jahrgange  referirt  (Leitgeb:  Die  Inflorescenzen  der  Marchantiaceen). 

Die  noch  sitzenden  Receptacula  sind  bei  allen  Marchantiaceen  von  verschieden 
gestalteten  Schuppen  („Lacinien")  umsäumt,  die  entweder  klein  und  in  der  Laubgrube  ver- 
steckt bleiben,  in  anderen  Fällen  die  Stände  vollkommen  überdecken.  Wo  die  Receptacula 
rein  dorsale  Bildungen  sind  (Plagiochasma,  Clevea),  oder  wo  der  Sprossscheitel  in  dem  daran 
endständigen  Receptaculum  verbleibt,  besitzen  sie  den  Charakter  dorsaler  Trichome  und 
werden  zugleich  mit  dem  Höcker  durch  Auswachsen  einer  Oberflächenzelle  angelegt.  Wo 
jedoch  das  Receptaculum  einem  Zweigsysteme  entspricht,  werden  wenigstens  die  äusseren 
Hüllschuppen,  wahrscheinlich  aber  auch  die  inneren  als  Ventralschuppen  anzusehen  sein. 

Ebenso  wie  bei  Corsinia  und  in  vollkommener  Weise  bei  Bieeia,  Eicciocarpus  und 
Oxymitra  findet  sich  bei  den  eigentlichen  Marchantieen  um  die  Archegone  eine  „Hülle". 
Diese  ist  ausnahmslos  ein  Product  des  am  sterilen  Laube  die  Luftkammerschicht  bildenden 
Thallusgewebes  und  zeigt  die  schon  bei  Corsinia  unterscheidbaren  zwei  Theile:  den  durch 
intercalarea  Wachsthum  des  dem  Archegone  resp.  der  Archegongruppe  anliegenden  Gewebes 
gebildeten  basalen  und  den  durch  Wucherung  oberflächlicher  Zellschichten  und  meist  secundär 
entstehenden  wandständigen  Theil.  Wo  Archegone  einzeln  und  entfernt  von  einander  stehen, 
werden  sie  (wie  bei  Biccia')  einzeln  versenkt,  sind  sie  zu  Gruppen  oder  Ständen  vereinigt,  wie 
bei  Lunularia,  Preissia,  Damortiera,  Targionia,  so  bildet  sich  um  sie  infolge  desselben 
Processes  eine  gemeinschaftliche  Hülle. 

Das  sogenannte  „Perianthium"  von  Marchantia,  Preissia,  Fimhriaria  (calyx)  hängt 
mit  dem  gleichbezeichneten  Gebilde  der  Jungermaunieeu  nicht  genetisch  zusammen.  Bei 
letiteren  wird  es  bald  nach  den  Archegonien  angelegt  durch  Auswachsen  der  der  archegon- 


Anatomie.    Morphologie.    Physiologie.  189 

bildenden  Oberflächenzellen  ringsum  anliegenden  Zellen.  Bei  Marchantia  und  Preissia  (von 
Fimbriaria  lagen  keine  entscheidenden  Präparate  vor)  ist  dasselbe  aber  ein  Product  der 
Stielzelle  des  Archegons,  entsteht  also  mit  diesem  aus  derselben  Oberflächenzelle. 

Die  Entwickelung  der  Geschlechtsorgaue  folgt  vollkommen  dem  bei  Biccien  heir- 
schenden  Typus  (vgl.  d.  Jahresber.  für  1879.     Leitgeb:  Die  Riccieen). 

Bezüglich  der  Sporogonentwickelung  bestätigt  L.  die  älteren  Kesultate  des  Ref. 
(siehe  Jahresber.  1874  und  1875).  Er  macht  darauf  aufmerksam,  dass  hier  die  bei  den 
Jungermauuiaceen  so  früh  sichtbar  werdende  Sonderung  des  Embryo  in  drei  Sporogontheile 
erst  bei  ziemlich  weit  vorgeschrittener  Ausbildung  derselben  erkennbar  wird  und  dass  die 
meist  einschichtig  bleibende  Kapselwaud  durch  die  ersten  periclinen  Wände  abgeschieden 
wird.  Das  Aufspringen  der  Kapsel  erfolgt  entweder  durch  Zähne  infolge  der  Bildung 
mehrerer  vom  Scheitel  ausgehender  Längsrisse  (Gattungen  mit  fasei'igen  Wandverdickuiigen 
ausser  Targionia,  wo  unregelmässiges  Zerreissen  stattfindet),  oder  durch  Loslösung  des 
scheitelständigen  Drittels  der  Kapselwand  (bei  den  Arten,  wo  die  Wandzellen  ganz  unver- 
dickt  oder  nur  angulär  verdickt  sind,  ausser  bei  Plagiochasma ,  wo  der  obere  Wandtheil 
unregelmässig  zerreisst,  und  bei  Lunularia,  wo  die  Kapsel  sich  bis  an  den  Grund  in  Klappen 
spaltet).  Bei  dem  Aufspringen  in  Zähnen  ist  jedoch  die  Bildung  der  letzteren  nicht,  wie 
bei  den  Jungermannieen,  auf  die  primären  Längstheilungen  des  Embryo  zurückzuführen. 

Die  Sporen  der  meisten  Marchantieen  sind  tetraedrisch  und  die  tuberculirte  oder 
reticulirte  Sculptur  ihres  Exospors  ist  die  Folge  von  Faltungen  oder  blasenartigen  Auf- 
treibungen desselben. 

Verf.  verwirft  die  bisherige  Eintheilung  der  Marchantieen  in  Lunularieen,  Jeco- 
rarieen  und  Targionieen,  vermag  sich  aber  auch  Lindberg  nicht  anzuschliessen ,  der  die 
Familie  der  Lunularieen  aufgiebt  und  die  ihnen  zugezählten  Gattungen  Lunularia  und 
Plagiochasma  den  Jecorarieen  anreiht.  Er  bringt  vielmehr  Plagiochasma,  Eebotdia, 
Grimmaldia,  Duxalia  und  Fimbriaria,  deren  Kapseln  sämmtlich  die  Eigenschaft  zeigen,  dass 
der  obere  Theil  der  Kapselwand  theils  in  einem  Stücke  abgeworfen  wird,  theils  in  unregel- 
mässige Platten  zerfällt,  wo  aber  in  jedem  Falle  der  untere  Theil  als  Ganzes  erhalten  bleibt, 
in  eine  Gruppe,  die  er  Marchantieae  operculatae  nennt,  während  die  Sanier ia  ähnlichen 
Gattungen  (Peltolepis,  Sauteria,  CleveaJ  wegen  der  durch  die  starken  Verdickungen  der 
Radialwände  der  Porenrandzellen  bedingten  Sternform  ihrer  Athemöffnungen  als  Astroporae 
bezeichnet  werden.  Die  dritte  und  höchste  Gruppe  ist  dadurch  charakterisirt ,  dass  das 
Receptaculum  aus  einem  Verzweigungssystem  gebildet  wird,  und  umfasst  unter  dem  Namen 
der  Compositae  die  Gattungen  Fegatella,  Lunularia,  Dumortiera,  Preissia  und  Marchantia, 
die  auch  im  Habitus  und  im  Bau  des  Laubes  viel  Uebereinstimmendes  haben.  Die  Targionieen 
(Targionia,  Gyatodium)  endlich  kennzeichnen  sich  durch  die  einzelne,  am  Rande  der  Laubaxe 
stehende  und  von  keinem  Receptaculum  getragene  Frucht  als  natürliche  Gruppe. 

Die  folgenden  Abschnitte  behandeln  die  phylogenetischen  Beziehungen  unter  sich 
und  zu  den  übrigen  nächst  stehenden  Kryptogamen.  Auf  Grund  der  früheren  und  der  vor- 
liegenden Untersuchungen  werden  die  Marchantieen  von  den  Riccieen  abgeleitet  und  die 
zugehörigen  Formen  unter  dem  gemeinsamen  Namen  der  Marchantiaceen  folgendermassen 
gruppirt : 

1.  Riccieen  (Eiccia,  Bicciocarpus,  Oxymitra). 

2.  Corsinieen  (Corsinia,  Boschia). 

3.  Marchantieen.    a.  Astroporae,  b.  Operculatae,  c.  Targionieae,  d.  Compositae. 
Die  thallösen  Jungermannieen  fasst  L.  als  eine  Seitenreihe  der  Marchantiaceen  auf 

und  nimmt  an,  dass  auf  dem  Wege,  den  die  Entwickelung  aus  den  Corsinieen  zu  den  Compo- 
siten  genommen,  eine  der  Monoclea  ähnliche  Form  entstanden  sei,  welche  dann  als  Aus- 
gangspunkt für  jene  Jungermanniaceen  betrachtet  werden  könnte.  Die  bereits  im  IV.  Hefte 
ausgesprochene  Ansicht,  dass  Sphaerocarpus,  welcher  einen  niedrigen  Jungermanniaceentypus 
repräsentiren  könnte,  an  die  Codonieen  anschliesse,  wird  auch  den  Einwürfen  Göbel's  gegen- 
über festgehalten. 

In  der  Reihe  der  Lebermoose  treten  bezüglich  der  Entwickelung  und  des  Baues 
des  Sporogons  deutlich  vier  Typen  hervor: 


190  Kryptogamen.  —  Moose. 

1.  Das  Sporogon  differenzirt  sich  in  eine  Wandschichte  und  einen  nur  von  Sporen 
erfüllten  Innenraum  (Riccien  im  engeren  Sinne). 

2.  Die  Zellen  des  Innenraums  sondern  sich  in  fertile  (sporenbildeude)  und  steril 
bleibende,  als  „Nährzellen"  der  Sporen  fungirende  (Corsinia,  Riellen,  NototliylasJ. 

3.  Die  steril  bleibenden  Zellen  des  Innenraumes  werden  zu  Elateren  umgebildet 
(die  meisten  Lebermoose). 

4.  Die  Achse  der  Kapsel  durchzieht  ein  Zellstrang  (Columella),  der  von  der  sporen- 
bildenden  Schichte  umgeben  und  überwölbt  ist  (Anthoceroteen).  Dazu  ist  zu  bemerken, 
dass  die  Columella  primär  angelegt  wird,  also  nicht  als  eine  Dififerenzirung  im  Sporenraume 
betrachtet  werden  kann.  Es  gilt  dies  für  die  Gattungen  Änthoceros  und  Dendroceros; 
während  bei  Notothylas  die  öfters  vorhandene  Columella  als  eine  Differenzirung  innerhalb 
des  Sporeuraumes  erscheint. 

Unter  den  Laubmoosen  treten  wieder  drei  Typen  hervor: 

1.  Nach  Abscheidung  der  Wandschichte  erscheinen  im  Innenraume  fertile  und  sterile 
Zellen  durcheinander  gemengt.  Es  kommt  nicht  zur  Ausscheidung  eines  axil  und  steril 
bleibenden  Zellstranges  (Archidium). 

2.  Im  Innenraum  diiferenzirt  sich  ein  axiler  Zellstrang  von  einer  peripherischen 
sporenbildenden  Schichte  (ßryinen  und  Andreaeaceen). 

3.  Die  Abscheiduag  der  Columella  ist  primär,  die  sporenbildende  Schichte  differenzirt 
sich  erst  secundär  aus  der  anliegenden  peripherischen  Zellenlage  fSphagnum). 

Der  Riccieentypus  kommt  also  bei  den  Bryinen  nicht  vor,  der  Riellentypus  entspricht 
dem  Archidiumtypus.  Die  den  phylogenetischen  Zusammenhang  der  Moosreihen  unter  sich 
betreffenden  Schlüsse,  die  man  hieraus,  wie  überhaupt  aus  der  Vergleichung  der  Sporen- 
entwickelung  ziehen  könnte,  sind  jedoch  zu  unsicher,  um  als  entscheidend  gelten  zu  können, 
und  werden  auch  vom  Verf.  nur  mit  allem  Vorbehalt  weniger  gezogen,  als  vielmehr  nur 
ihre  Möglichkeit  dargelegt.  Ebenso  diejenigen,  welche  die  gegenseitigen  Beziehungen  zwischen 
Moosen  und  Gefässkryptogamen  anlangen.  Nach  des  Verf.'s  Meinung  „ist  der  wichtigste 
Factor,  der  bei  der  Ausbildung  der  ersten  gefässkryptogamen  Pflanze  mitgewirkt  haben 
mag,  in  der  Veränderung  zu  suchen,  welcher  die  sporenbildende  Generation  in  Bezug  auf 
die  Art  ihrer  Ernährung  ausgesetzt  war"  —  „Ausbildung  eines  Assimilationssystemes  und 
Bildung  von  Wurzeln  waren  die  Bedingungen  zum  Selbständigwerden  der  Sporogone".  Diesen 
Bedingungen  genügt  am  meisten  das  Sporogon  von  ÄntJwceroa.  Als  die  den  Lebermoos- 
sporogonen  homologen  Organe  der  Gefässkryptogamen  ist  Verf.  geneigt,  die  Kotyledonen  zu 
betrachten,  denen  anfangs  die  Sporenbildung  übertragen  gewesen  sein  muss,  bis  sie  endlich 
mit  der  Bildung  des  Stammes  und  der  Blätter  auf  diese  überging:  „Daraus  folgt,  dass  es 
nie  gelingen  wird,  zwischen^er  Anthoceros-Kapsel  und  einem,  wenn  auch  noch  so  einfachen, 
fertilen  Farnblatte  weitergehende  Analogien  aufzufinden,  die  als  Homologien  zu  deuten  wären." 

Indem  nach  Pringsheim's  Vorgang  noch  die  Frucht  der  Coleochaeten  in  den  Vergleich 
gezogen  wird,  kommt  Verf.  za  dem  Resultate,  dass  die  Berindungszellen  der  letzteren  nicht 
dem  weiblichen  Organe  angehören,  und  vergleicht  den  Beriudungsvorgang  mit  dem  der  Ver- 
senkung der  Archegone  in  das  Thallusgewebe  (Biccia)  oder  mit  der  Hüllenbildung  bei  Oxymitra. 

II.  Specielle  Untersuchungen. 

Die  speciellen  Untersuchungen,  welche  sich  srni  Plagiocliasma  (cordatum,  intermedium, 
ereniilatum  Gottsche,  appendiculatum  und  Aitonia),  Sauteria,  Peltolepis,  Clevea,  Grimmaldia 
(harbifrons),  Fimhriaria  (^incl.  JRhacothecaJ,  Diivalia,  Fegatella,  Lunularia,  Preissia,  Mar- 
chantia.  fpolymorphaj,  Diimortiera  (irrigua),  Targionia,  Cyathodium  erstrecken  (S.  62— 141), 
enthalten  einerseits  die  sorgfältige  Begründung  der  im  allgemeinen  Tlieil  niedergelegten 
Anschauungen,  andererseits  eine  grosse  Zahl  von  Specialresultaten,  die  jedoch  an  dieser  Stelle 
unmöglich  so  wiedergegeben  werden  können,  dass  der  Leser  völlige  Klarheit  über  das  reiche 
Material  erhält.    Wir  müssen  daher  diesbezüglich  auf  die  Arbeit  selbst  verweisen. 

Die  letzten  17  Seiten  enthalten  die  Erklärungen  zu  den  schönen  Tafeln. 

An  vielen  Stellen  sind  Anmerkungen  des  Verfassers  eingestreut,  welche  seine  Anschau- 
ungen über  die  augenblicklich  brennenden  Streitfragen  bezüglich  der  Bedeutung  der  Ent- 
vrickelungsgeschichte  für  die  morphologische  Auffassung  wiedergeben. 


Anatomie.    Morphologie.    Physiologie.  191 

3.  Leitgeb,  H.  Die  Stellang  der  Fracbtsäcke  bei  den  geocalyceen  Jangermannieen.  (Sitzb. 
d.  Kais.  Akad.  d.  Wissensch.,  Bd.  83,  I,  Abth.,  Maiheft  1881,  7  S.  mit  2  Holzschnitten.) 

Im  vorigen  Jahrgang  des  Jahresberichts  haben  wir  über  die  von  Gotische  an  dem  merk- 
würdigen GohgylantJms  (Calypogeia)  ericetorum  angestellten  Untersuchungen  referirt  und 
die  eigenthümliche  Stellung  des  „Fruchtsackes"  bei  dieser  Pflanze  geschildert.  Leitgeb, 
welchem  durch  die  Freundlichkeit  Gottsche's  ein  Rasen  und  einige  freipräparirte  Stämmchen 
zugingen,  hat  nun  dieselben  aufs  neue  untersucht.  Seine  früheren  Arbeiten  (Untersuchungen 
über  die  Lebermoose,  Heft  2,  3)  hatten  gelehrt,  dass  bei  allen  Jungermannieen  die  Anlage 
eines  Archegonstandes  an  von  der  Stengelspitze  entfernt  liegenden  Stellen  auf  einen  intercalar 
gebildeten  Seitenspross  zurückzuführen  sei  und  dass  jener  überall  den  Abschluss  eines 
Geschlechtssprosses  bildete. 

Bei  Gongylanthns  ericetorum  waren  die  Archegonstände  nun  ausnahmslos  in  einem 
Gabelungswinkel  des  Stämmchens  gelegen,  die  Archegongruppe  hatte  eine  sehr  kleine 
Insertionsfläche  und  fand  sich  ein  paar  Mal  selbst  am  Scheitel  eines  stielförmigen,  aus  dem 
Grunde  der  grubenförmigen  Einsenkuug  hervorragenden  Höckers  und  die  Gruppirung  der 
Archegone  war  dieselbe  wie  bei  den  übrigen  akrogynen  Jungermannieen,  während  die  obersten 
Stengelblätter  unter  Beibehaltung  der  Stellung  unmittelbar  in  die  Involucralblätter  über- 
gingen. Der  Archegonstand  bildet  daher  auch  hier  den  Abschluss  einer  Sprossaxe,  und  zwar 
stellt  der  fertil  gewordene  Scheitel  das  Ende  der  das  Fussttück  der  beiden  Gabelzweige 
bildenden  Sprossaxe  dar.  Die  beiden  Gabelzweige  sind  Seitenaxen  der  mit  dem  Archegon- 
stand abschliessenden  Hauptaxe,  und  zwar  sind  sie  durch  Endverzweigung  „aus  der  Segment- 
hälfte" und  nicht  durch  intercalare  Auszweigung  enstanden. 

Im  Gegensatze  zu  den  übrigen  europäischen  Geocalyceen  werden  also  hier  die 
Archegonstände  im  Scheitel  oberirdischer  Sprosse  angelegt.  Indem  vor  der  Anlage  des 
Archegonstandes  zwei  Seitenzweige  angelegt  werden,  die  sich  rasch  entwickeln  und  deren 
Insertion  mit  dem  sich  einsenkenden  Blüthenboden  verschmilzt,  wird  dieser  ganz  an  die 
Dorsalseite  des  Sprosses  und  vom  Rande  der  Gabelung  abgerückt.  Das  Auftreten  der 
Blüthenstände  am  oberirdischen  Stämmchen  wird  dadurch  erklärlich,  dass  bei  Gongylantlms  die 
bei  Calypogeia  sehr  reichliche  ventrale  Sprossbildung  völlig  fehlt.  Gongylantlms  macht  daher 
bezüglich  der  Stellung  der  weiblichen  Blüthenlager  von  den  übrigen  akrogynen  Jungermannieen 
keine  Ausnahme  und  ähnlich  wie  diese  Gattung  dürften  sich  Podanthe,  Lethecolea,  Gymnanthe 
und  Lindigina  erhalten,  während  sich  Marsupidiuw,  vermuthlich  an  Calypogeia  anschliesst. 

4.  Spruce,  R.  The  morphologie  of  the  leaf  of  Fissidens.  (Joum.  of  botauy.  Vol.  X,  p.  98, 99.) 

Aus  mehreren  Fällen,  wo  er  bei  Fissidens  pusillus  Wils.  die  innersten  Involucral- 
blätter der  Blüthenstände  mehr  oder  weniger  dreilappig  fand,  zieht  Verf.  den  Schluss,  dass 
das  Blatt  von  Fissidens  in  Wirklichkeit  ursprünglich  dreilappig  ist.  Gewöhnlich  sind  die 
seitlichen  Lappen  miteinander  ganz  oder  bis  beinahe  zur  Spitze  kahnförmig  verwachsen, 
den  Kiel  bildet  der  längere  und  durch  eine  halbe  Drehung  vertical  gestellte  Mittellappen, 
mitunter  ist  jedoch  der  eine  seitliche  Lappen  nicht  mit  dem  anderen,  sondern  nur  mit  dem 
mittleren  verwachsen,  und  zwar  in  derselben  Ebene  oder  gegen  dieselbe  gekrümmt.  Die 
Bildung  ist  ganz  unabhängig  vom  Vorhandensein  oder  Fehlen  des  Mittelnerven,  denn  sie 
findet  sich  auch  bei  den  nervenlosen  Blättern  von  F.  hyalinus.  Verf.  vergleicht  diese 
Bildung  mit  der  bei  Micropterygium,  dessen  Blatt  aus  der  Vereinigung  zweier  Lappen  hervor- 
gegangen sein  soll.  Allerdings  sind  gelappte  Blätter  selten  bei  den  Laubmoosen,  sie  kommen 
jedoch  bei  Bipliyscium^  Buxbanmia  und  einigen  anderen  vor  und  ausserdem  finden  sie  sich 
in  abnormen  Fällen.  (Dass  die  dem  Verf.  ofienbar  unbekannt  gebliebene,  durch  Lorenz  1864 
verfolgte  Entwickelungsgeschichte  des  Ftsstdews-Blattes  der  oben  gegebenen  Deutung  durch- 
aus widerspricht,  genirt  Herrn  Spruce  nicht.  Die  Arbeit  charakterisirt  daher  von  neuem 
die  wissenschaftliche  Genauigkeit  und  das  Talent  der  Durchschnitts -Systematiker  für  die 
Lösung  morphologischer  Fragen.    Anm.  d.  Ref.) 

5.  Treffner,  Ed.    Beiträge  zur  Chemie  der  Laubmoose.    Dorpater  Inauguraldissertation. 
Dorpat  1881,  62  S.  8».    Auch  in  Pharmaceutische  2!eitschrift  für  Russland. 

Diese  auf  Veranlassung  von  G.  Dragendorff  unternommene  und  demselben  gewidmete 
Untersuchung  enthält  viele  wichtige  und  interessante  Resultate. 


192  Kryptogamen.  —  Moose. 

lieber  die  chemischen  Verhältnisse  der  Moose  war  bisher  nur  sehr  wenig  ermittelt. 
Verf.  führt  ausser  dem  Aufsatz  von  Dragendorff  „Ueber  die  Beziehungen  zwischen  chemischen 
Bestandtheilen  und  botanischen  Eigenthümlichkeiten  der  Pflanzen"  nur  noch  eine  Unter- 
suchung von  Polytriclmm  formosum  durch  H.  Reinsch  an  (Jahrb.  f.  prakt.  Pharmacie  1845)» 
Er  selbst  hat  nun  eine  quantitative  Bestimmung  der  näheren  chemischen  Hauptbestandtheile 
von  10  Moosen  aus  allen  wichtigeren  Abtheilungen  der  Laubmoose  (mit  Ausnahme  nur  der 
Andreaeaceae  und  der  Cleistocarpi)  und  bei  Polytrichum  commune  auch  eine  qualitative 
Bestimmung  der  in  geringerer  Menge  vorkommenden  Bestandtheile  ausgeführt.  Sämmtliche 
untersuchte  Exemplare  waren  im  Sommer  1879  gesammelt.  Die  analytischen  Methoden 
sind  ausführlich  augegeben.  Die  Feuchtigkeit,  die  beim  Trocknen  bei  110"  von  den  lufttrockenen 
Pflanzen  abgegeben  wurde,  liegt  bei  allen  Arten  zwischen  12,55  und  15.62%,  und  zwar 
enthalten  Polytriclmm ,  Sphagnum  und  Dicranum  wegen  ihrer  grösseren  Hygroscopicität 
die  meiste,  während  das  Minimum  der  in  ihrer  Menge  stärker  schwankenden  Aschenbestand- 
theile  bei  Sphagnum,  das  Maximum  bei  Mnium  vorkommt.  Den  grössten  Kieselsäuregehalt 
(0.93 "/(,)  zeigte  Funaria  und  überhaupt  ist  derselbe  hoch,  welchem  Umstände  Dragendorff 
die  grosse  Widerstandsfähigkeit  der  Moose  zuschreibt  (?). 

Von  besonderem  Interesse  sind  die  organischen  Substanzen.  In  Bezug  auf  höheren 
Fettgehalt  fällt  Orthotriclmm  (1.75  %),  namentlich  aber  Dicranum  undulatum  (2.16)  auf, 
bei  welchem  letzteren  auch  die  microskopische  Untersuchung  ungemein  zahlreiche  Fetttröpf- 
chen in  den  Blattzellen  und  in  dem  Stengel  ergiebt.  Möglicherweise  hing  dieser  Fettreich- 
thum  damit  zusammen,  dass  das  Moos  junge  Sporogonieu  trug,  indessen  kommt  Fett  bei 
allen  Moosen  vor  und  der  Gehalt  schwankt  zwischen  0.52  und  2.16  %.  Bei  Chlorophyll 
und  wachsartiger  Substanz  (0.65—2.81)  finden  wir  die  Verhältnisse  analog  wie  beim  Fett. 
Das  Maximum  (2.81)  zeigt  auch  hier  Dicranum,  demnächst  Schistidium  und  Ceratodon.  In 
Alkohol  lösliches,  in  Aether  unlösliches  Harz  kommt  nur  in  geringer  Menge  vor  (0.35-1.07) 
und  erreicht  bei  Funaria  das  Maximum  (1.07).  Ebenso  ist  der  Schleimgehalt  sehr  gering 
und  gerbsäureartige  Substanz  (0—1.85)  ist  nur  bei  Funaria  (1.23)  und  Mnium  (1.85) 
reichlich  vorhanden.  An  organischen  Säuren  (0—1.815  weisen  Polytriclmm  (1.815)  und 
Climacium  (1.25)  die  grösste  Menge  auf.  Verhältnissmässig  gross  ist  der  Gehalt  an  Zucker 
(Glycose -1"  Saccharose  0-10.42),  der  bei  Mnium  affine  bis  auf  10.42,  bei  dem  diesem  in 
der  Zusammensetzung  überhaupt  ähnlichen  Climacium  auf  9.47  %  anwächst.  Beide  Arten 
besitzen  auch  Chlorophyll  in  grossen  Körnern.  Bei  Funaria  ist  der  Zuckergehalt  desshalb 
geringer,  weil  die  Hauptmasse  aus  Fruchtstielen  und  Kapseln  bestand.  Bei  Polytriclmm, 
Eypnum,  Dicranum  ist  der  Zuckergehalt  ein  ziemlich  gleicher  (6.60  —  5.02—5.21).  Nächst 
diesen  folgen  nach  abnehmendem  Gehalt  Spliagnum  (4.27),  Orthotriclmm  (4.17),  Schistidium 
(2.74)  und  Ceratodon;  bei  letzterem  wurden  nur  Spuren  von  Zucker  gefunden.  Umgekehrt 
scheinen  die  Verhältnisse  bei  einer  metarabinsäureartigen  Substanz  zu  liegen,  welche  in 
geringster  Menge  bei  Mnium  (0.51),  in  grösster  bei  Ceratodon  (2.475)  auftritt.  Auch  der 
Eiweissgehalt  ist  ein  hoher.  Bei  Polytriclmm,  wo  der  Holzkörper  des  Stengels  am  stärksten 
entwickelt  ist  (39.194  Lignin,  22.73  Cellulose)  finden  wir  die  geringste  Eiweissmenge  (ca.  5  7o)» 
bei  Ceratodon,  wo  der  Stengel  sehr  schwach  und  auch  der  Cellulosegehalt  am  kleinsten  ist 
(28,715  Lignin,  10.88  Cellulose),  zeigen  sich  über  12  °/o  Eiweiss.  Man  ersieht  hieraus,  dass 
das  Eiweiss,  wie  zu  erwarten .  in  den  protoplasmaführenden  Zellen  der  Blätter  sehr  reich- 
lich vorkommt. 

Im  Verhalten  gegen  Pepsin  und  Salzsäure  weichen  die  Eiweisssubstanzen  der  Moose 
von  denen  vieler  höherer  Pflanzen  ab. 

Ausserdem  werden  noch  Pararabin,  Lignin,  Cellulose,  Ammoniak  und  Salpetersäure 
constatirt. 

Stärke  enthielten  die  untersuchten  Arten,  vielleicht  der  Jahreszeit  wegen,  nicht, 
indessen  hat  Verf.  in  einigen  Polytrichum-Arten  durch  microskopische  Untersuchung  Stärke 
nachgewiesen.  An  einem  im  Juni  gesammelten  fructificireuden  Exemplar  nahm  das  Amylon 
von  unten  nach  oben  ab  und  verschwand  schliesslich,  während  hier  Fett  auftrat,  welches 
von  unten  nach  oben  an  Menge  zunahm.  Ein  zu  derselben  Zeit  gesammeltes  steriles 
Exemplar   enthielt  durchgängig  von  unten  bis  oben  Stärke,  in   den  unteren  Theilen  so 


Pflanzeugeograpbie  und  Systematik.  —  Grossbritannieii,  193 

reichlich,  dass  die  Zelleu  fast  ganz  damit  erfüllt  waren;  oben  trat  auch  wieder  Fett  in 
geringer  Menge  auf.  Auch  bei  fructificireuden  Exemplaren  von  P.  juniperium  und  P.  strictum 
fand  sich  nach  unten  zunehmende  Stärke,  oben  etwas  Fett.  Eine  blühende  männliche  Pflanze 
enthielt  dagegen  oben  wenig  Oel  und  viel  Stärke,  die  nach  unten  abnahm.  Bei  im  November 
gesammelten  P.  commune  fehlte  die  Stärke.  Das  Fett  fand  sich  fast  nur  in  dem  cambiform- 
artigen  Gewebe,  Amylon  dagegen  meist  nur  in  den  verdickten  Zellen  der  Rindenschicht.  Bei 
Jhjimum  cuspidatum  nahm  das  Fett  nach  oben  allmälig  ab  und  verschwand  vor  dem  Sporo- 
gonium  fast  ganz,  trat  jedoch  gleich  hinter  diesem  wieder  auf  und  nahm  bis  zum  nächsten 
Sporogonium  wieder  ab.  Verf.  schliesst  daraus,  dass  hier  das  Fett  vom  Sporogonium  ver- 
braucht wird. 

Aufgespeichertes  Stärkemehl  scheint,  ausser  bei  PoJytrichum,  bei  keiner  untersuchten 
Moosart  vorzukommen,  sehr  kleine  Körner  dagegen  in  den  Chlorophyllkörnern  von  Mnium 
affine  und  Climaeium  denäroides. 

6.  Warnstorf,  0.    üeber  das  Reproductionsvermögen  der  Sphagna.    (Bot.  Centralblatt, 
Bd.  VIII,  S.  219,  220.) 

Verf.  hält  es  für  auffallend,  dass  geköpfte  und  niedergetretene  Exemplare  von 
Sphagnum  sqiiarrosulum  Lesq.  in  der  Nähe  der  Astbüschel  Knospen  zu  bilden  vermögen, 
die  später  Selbständigkeit  erlangen. 

(Da  nach  den  dem  Verf.  wohl  unbekannt  gebliebenen  Versuchen  von  Pringsheim, 
Göbel  u.  a.  Knospenbildungen  an  beliebig  grossen  Fragmenten  vom  Stengel,  von  der  Seta, 
der  Kapsel  und  selbst  der  Kalyptra  von  verschiedenen  Laubmoosen  erzeugt  werden,  so  kann 
Ref.  in  der  mitgetheilten  Thatsache  durchaus  nichts  Merkwürdiges  finden.  Verf.,  der 
bekanntlich  Verfasser  einer  Monographie  der  Sphagnen  ist,  sagt  allerdings,  er  hätte  bisher 
geglaubt,  „dass,  wenn  ein  Torfmoosstamm  sein  Köpfchen  mit  dem  Vegetationskegel  verlöre, 
demselben  dadurch  gleichsam  seine  Lebensader  vollständig  unterbunden  und  dem  Zersetzungs- 
process  durch  Verwesung  preisgegeben  wäre".    Anm.  d.  Ref.) 

II.  Pflanzengeographie  und  Systematik. 

1.  Grossbritannien. 

7.  Braithwaite,  R.    The  British  Moss-Flora.    (Vgl.  Jahresber.  1880.) 

Lieferung  3  angezeigt  in  Revue  bryologique  1881,  p.  22,  23.  Die  Lieferung  umfasst 
die  Gattungen  Catharinea,  ÜlUjotricIium,  Polytrichum. 

Lieferung  4  ist  angezeigt  und  besprochen  in  Revue  bryol.  1881,  p.  52.  Sie  enthält 
ein  Verzeichniss  der  angewandten  Kunstausdrücke  und  die  Beschreibung  und  Abbildung  von 
13  Species,  welche  sämmtlich  der  Gattung  Fissidens  angehören,  nämlich  F.  exilis,  pusillüs, 
incurvus,  viridulus,  bryoides,  Orrii,  osmundoldes,  rufulus,  serrulatus,  decipiens,  taxifolius, 
adiantoides,  polyphyllus.  F.  viridulus  wird  als  specifisch  verschieden  von  F.  incurvus 
angesehen,  dagegen  ist  F.  crassipes  als  Varietät  fontanus  zu  F.  viridulus  gestellt.  F.  in- 
constans  betrachtet  Braithwaite  als  zufällige  Form  von  F.  bryoides,  nicht  als  feste  Varietät. 
F.  Orrii  wächst  in  der  Nähe  des  botanischen  Gartens  von  Dublin  und  ist  hierher  vielleicht 
durch  Sporen  gelangt,  welche  an  der  Erde  ausländischer  Pflanzen  hafteten. 

8.  Carrington,  B.  and  Pearson,  W.  H.   New  british  Hepaticae.  (Separatabdruck  aus  Journal 
of  Botany  1880.) 

Harpanthus  Flotowianus  Nees,  welcher  zum  ersten  Male  in  Schottland  aufgefunden 
wurde,  wird  diaguosticirt  unter  Beigabe  einer  Tafel  mit  Abbildung  der  Pflanze.  Vier  neue 
britische  Lebermoose,  nämlich  Gymnomitrium  crassifolium  Carr.,  Jungermannia  Nericensis 
Carr.,  J.  myriocarpa  Carr.  und  Lejeunia  diversiloba  (Gottsche)  Spruce  werden  in  englisjcher 
Sprache  beschrieben  und  sind  auf  2  Tafeln  abgebildet. 

9.  Gray,  A.   The  British  Moss-Flora,  by  R.  Braithwaite.  (ßotanical  Gazette  Vol.  VI,  p.  185.) 

Lobende  Recension  über  das  genannte  Werk.    Vgl.  Jahresber.  1880. 
10.  Grieve,  Symington.   Notes  on  the  flora  of  the  islands  of  Colonsay  and  Oronsay.  (Edin- 
burgh Botanical  Society:  July  14.) 

Auf  den  beiden  zu  den  Hebriden  gehörigen  Inseln  wurden  1880  und  1881  folgende 

Botamseber  Jahresbericht  IX  (1881)    1.  Abth.  iJJ 


194  Kryptogamen.  —  Moose. 

Moose  gesammelt:  Brijim  alpinum  fr.  (C),  Ulota  phyllantha  Bud.  (C),  Zygodon  viridisswius 
Dick,  imd  var.  rupestris  Lindb.  (C),  Pottia  Heimii  Hedw.  (C),  Bryum  pendulmn  Hornsel. 
(C),  Dicliodontium  pelluciduin  (C),  Eypmm  adtmcuni  Hedw.  (0),  und  var.  Kneiffii,  H. 
polygotmm  B.  e.  S.  (0),  H.  stellatum  Schw.  (0),  Syntrichia  intermedia  Brid.  (0),  Ditrichium 
flexicaule  var.  densmi  (0). 

11.  London  Catalogue  of  British  Mosses  and  Hepaticae.   (Grevillea  Vol.  IV,  No.  51,  p.  92.) 

Anzeige  einer  zweiten  Auflage  der  von  dem  Botanical  Record  Club  herausgegebenen 
Auflage  des  Catalogs  Britischer  Moose  und  Lebermoose. 

12.  Orr,  David.   On  some  mosses  coUected  in  Ireland.   (Journalof  Botany  Vol.  X,  p.  83, 84.) 

Aufzählung  und  Standortsangabe  von  5  Species  mit  3  Varietäten,  vi^elche  bisher 
für  England  unbekannt  waren.  Es  sind:  Ceratodon  conicus  Seh.,  Bryum  Mildeamtm  Juv., 
SchistopTiyllum  Orrii  Lindb.,  Campylopus  paradoxiis  Wils'.,  Bacoi)iitrium  obtusum  Br. ,  JB. 
obkisum  var.  siibsimplex,  Didymodon  cylindricus  B.  et  S.  var.  Daldinii,  Hypnum  mollus- 
cum  Dill.  var.  robustum.  Ausserdem  5  für  Irland  neue  Species:  Dieranum  Starlcii'W.etM. 
D.  circinatum  Wils.,  Timmia  norvegica  Zett.,  Orthotrichum  Shaivii  Wils.,  Hypnum  gigan- 
teum  Brid.,  var. 

Die  Bestimmungen  rühren  von  Lindberg  her. 

13.  Pearson,  W.  H.    A  new  British  Hepatic.    (Journal  of  Botany  Vol.  X,  p.  116.) 

Jungermannia  Juratzkana  Limpr.  wurde  von  mehreren  Sammlern  an  verschiedenen 
Standorten  in  England  aufgefunden. 

14.  Pearson,  H.  Jungermannia  Juratzkana  und  Radula  commutata  Gottsche  in  England. 
(Cryptogamic  Society  of  Manchester  und  The  Manchester  City  News  1881.) 

Nicht  gesehen.  Nach  dem  Bericht  in  Rev.  bryol.  1881,  S.  55  wurde  ersteres  Moos 
durch  M.  West,  letzteres  durch  M.  Wild  in  Schottland  aufgefunden. 

15.  West,  W.     Bryological  notes.     (Journal  of  Botany  Vol.  X,  p.  114,  115.) 

Verf.  sammelte  nahe  dem  Gipfel  des  Ben  Lawers  (Schottland)  Lescuraea  mutabilis 
Brid.,  und  zwar  die  an  Baumstämmen  wachsende  Form.  Nahe  dabei  fand  er  Timmia 
austriaca  Hedw.,  welche  bisher  nur  von  einem  Standort  in  Grossbritannien  bekannt  war. 
Es  folgen  Bemerkungen  über  den  Werth  der  Unterschiede  zwischen  dieser  Art  und  T. 
megapolitana. 

16.  White,  B.    Cryptogamic  Flora  of  Mull.    (Scottish  Naturalist.  Octob.  1881.) 

Nicht  gesehen. 

2.  Deutschland. 

17.  Janzen.  Die  Moosflora  Elbings.  (Ber.  über  die  vierte  Versamml.  d.  Westpr.  Bot.-Zool. 
Vereins  zu  Elbing,  Westpr.,  am  7.  Juni  1881,  S.  28    39.) 

Vortragender  spricht  über  die  bisherigen  bryologischen  Forschungen  in  Westpreusseu 

und  erwähnt  diejenigen  Gegenden,  welche  der  Durchforschung  noch  bedürfen.    Nach  seinen 

Angaben  besitzt  an  Laubmoosen: 

Marieuwerder  226  Arten  =  79  %  der  westpreuss.  Laubmoose, 
Elbing      .     .    161       „      =  55  „      „  „  „ 

Dauzig     .     .     145      „      =  49  „      „  „  „ 

an  Lebermoosen: 

Marienwerder     51       „      =  75  „      „  „  „ 

Elbing      .    .      35      „      =51  „      „  „  „ 

Danzig     .     .      25      „      =37  „      „  „  „ 

Es  folgt  eine  namentliche  Aufzählung  nebst  Standortsangabe  der  bisher  bei  Elbing 

gefundenen  Moose. 

18.  V.  Klinggräff.  Bericht  über  meine  Bereisung  der  Lautenburger  Gegend.  (Ber.  über 
die  vierte  Versammlung  des  Westpreuss.  Bot.-Zool.  Vereins  zu  Elbing,  Westpr.,  am 
7.  Juni  1881,  S.  40-62.) 

Nach  einer  Einleitung  über  die  topographischen  Verhältnisse  der  von  ihm  bereisten 
Gegend  zählt  Vortragender  auf  S.  57—60  104  Arten  von  Laub-  und  Lebermoosen  auf,  zu 
welchen  er  die  Standorte  angiebt. 


Pflanzengeographie  und  Systematik.  —  Deutschland,  I95 

19,  Limpricht.    Ueber  neue  Moscineen  für  Schlesien.    (58.  Jahresber.  d.  Schles.  Gesellsch. 
f.  vaterl,  Cultur.  Breslau  1881,  S,  184-18G.) 

Aufzählung  und  Standortsangabe  folgender  im  Jahre  1880  in  Schlesien  neu  auf- 
gefundener Arten  und  Formen:  Brachythecium  curtum  Lindb,,  TImidium  delicatiihim 
(Hedw.)  Lindb.,  Sphagmim  Girgcnsohnii  var.  speciosiim,  Sp.  suhbicolor  Hpe.,  Sp.  glaucum 
V.  Khnggr.  Fontinalis  microphylla  Schimip.  n.  sp.,  Gymnomitrium  adustum  verum  N,  v.  E. , 
Gymnomitrmm  concinnatum  var.  öbtusum,  Badula  commutata  Gottsch  Mspt.  Kritische 
Bemerkungen  über   die   einzelnen  Formen  sind  eingestreut. 

20.  Lützow,  C.    Bericht  über  die  botanische  Untersachang  eines  Theiles  des  Neastädter 

Kreises  vom  17.  Juli  bis  8,  August  1880.    (Ber.  üb.  d,  vierte  Versamml.  d.  Westpreuss. 

Bot.-Zool,  Vereins  zu  Elbing,  Westpr.,  am  7.  Juni  1881,  S,  71—103.) 

Auf  Seite  99—101  und  im  Nachtrag  auf  Seite  102  und  103  zählt  Verf.  unter  Angabe 
der  Standorte  54  Arten  von  Laub-  und  Lebermoosen  auf.  Unter  diesen  sind  folgende  neu 
für  die  Provinz:  Fontinalis  hypnoides  Hartm. ,  Scapania  nndulata  N.  E.  var.  rivtdaris 
Hüben.,  Aneura  pinnatifida  N.  a.  E ,  A.  latifrons. 

21.  Sanio,  C.     Zahlenverhältnisse   der  Flora  Prenssens.     (Verhandl,  d.  Bot.  Vereins  d. 
Provinz  Brandenburg,  23.  Jahrgang  1881,  Berlin  1882,  p.  55—93.) 

Anknüpfend  au  eine  Schrift  H.  v.  Klinggräffs  nahm  Verf.  eine  Berechnung  der 
Zahlenverhältnisse  der  Flora  Preussens  vor,  Klinggräff  giebt  für  die  Provinz  295  Laub- 
und 68  Lebermoos-Species  an.  Er  giebt  auf  Seite  73—77  eine  Aufzählung  der  Laubmoose 
nach  der  zweiten  Auflage  der  Flora  Danzigs  von  Reyger,  herausgegeb.  v,  J.  G.  Weiss, 
nach  Vergleichung  der  Diagnosen,  der  Typen  in  des  Verf.  eigenem  Ilerbar  und  der  micro- 
skopischen  Präparate.  Dieselbe  enthält  131  Species.  BeiEbel:  „Beschreibung  der  preuss. 
Laubmoose"  werden  dann  noch  23  von  Reyger -Weiss  nicht  aufgeführte  Laubmoose  auf- 
gezählt, bei  Klinggräff  „Die  höheren  Kryptogamen  Preussens"  kommen  noch  74  Species 
hinzu  und  in  mehreren  anderen  Arbeiten  desselben  Autors  wächst  endlich  die  Zahl  auf 
273,  die  Kl.  in  seiner  „Aufzählung  der  bis  jetzt  in  der  Provinz  Preussen  aufgefundenen 
sporentragenden  Cormophyten"  aufführt.  Aus  dieser  letzteren  Schrift  werden  nun  durch 
den  Verf.  wegen  falscher  Bestimmung  1 1  Arten  gestrichen  und  28  als  Varietäten  betrachtet 
resp.  zu  anderen  Arten  gezogen.  So  erhält  man  im  Ganzen  273  Species.  Eine  weitere 
Vermehrung  erfuhr  die  Moosflora  Preussens  durch  Klinggräff 's  Schrift  „Versuch  einer 
topographischen  Flora  der  Provinz  Westpreussen".  Die  hier  neu  hinzugefügten  Arteu 
vereinigte  Verf.  mit  den  von  ihm  selbst  und  Apotheker  Janzen  entdeckten  zu  18  sicheren 
und  5  unsicheren  Addenden.  Von  den  im  Ganzen  293  Species  kommen  in  Ostpreussen  242, 
in  Westpreussen  264  Species  vor,  jedoch  werden  die  ostpreussischen  Laubmoose  sich  wohl 
noch  bis  auf  300  durch  eifriges  Sammeln  vermehren  lassen. 

Von  Lebermoosen  werden  bei  Reyger -Weiss  24  jetzt  sämmtlich  bestätigte  Arten 
aufgeführt,  während  Klinggräff  in  seinen  „höheren  Kryptogamen  Preussens"  47  aufführt, 
und  in  seinen  späteren  Arbeiten  die  Zahl  bis  auf  71  Vi'ächst. 

22.  Sanio,  C     Ein  nener  Standort  von  Andreaea  alpestris  Schpr.     (Botan.  Centralbl., 
Bd.  5,  S.  94,  95.) 

Verf.  hat  A.  a.  1855  auf  dem  Brocken  gesammelt,  wie  eine  Revision  seines  Herbars 
ergab.     Verf.  hält  diesen  für  den  ersten  sichern  Standort  in  Norddeutschland. 

23.  P.  Sydow.    Die   Moose    Deutschlands.     Anleitung  zur  Kenntniss  und  Bestimmung  der 
in  Deutschland  vorkommenden  Laubmoose.    (Berlin.  Stubenrauch,  1881,  XVI  u.  185  S.) 

Das  Buch  ist  bestimmt,  Anfängern  das  Bestimmen  der  deutschen  Laubmoose  zu 
erleichtern.  Demgemäss  kommen  wissenschaftlich  bemerkenswertbe  Neuerungen  gar  nicht 
vor,  wie  auch  keine  neuen  Arten  aufgestellt  sind.  Nach  einer  kurzen  sachgemässen  Ein- 
leitung giebt  der  Verf.,  in  bekannter,  analytischer  Weise  abgefasst,  eine  Bestimmungstabelle 
der  deutschen  Moosfamilien;  hier  wie  auch  in  der  ebenfalls  analytisch  geordneten  Beschrei- 
bung der  Arten  ist  die  Schimper'sche  Anordnung  (Synopsis  ed  IIj  völlig  beibehalten.  In 
der  Aufzählung  der  Species  sind  alle  deutscheu  Arten  aufgenommen,  was  die  Benutzung  des 
Buches  ungemein  ausdehnt.  Die  Charaktere  sind  geschickt  gewählt  und  einander  gut 
gegenüber  gestellt,  Standortsangaben  nur  bei  den  selteneren  Formen  gemacht  worden.    Die 

13- 


196  Kryptogamen.  —  Moose. 

Synonymie  ist  auf  das  Nöthige  reJucirt,  bietet  letzteres  aber  auch  stets  sicher.  Zum  Be- 
stimmen für  Anfänger,  sowie  andererseits  zur  schnellen  Orientirung  kann  das  kleine  Buch 
nur  empfohlen  werden. 

24.  Warnstorf,  C.    Botanische  Wanderungen  durch  die  Mark  Brandenburg  im  Jahre  1881 

mit  bes.  Berücksichtigung  der  im  Auftrage  des  Bot.  Vereins  ausgeführten  Exploration 
der  Umgegend  von  Berlinichen  bei  Soldin.  (Verh.  d.  Bot.  Vereins  d.  Prov.  Branden- 
burg, 23.  Jahrg.,  1881,  Berlin  1882,  S.  110-127.) 

Auf  Seite  120  —  127  der  Abhandlung  findet  sich  ein  V'erzeichuiss  von  23  Lebermoos- 
Arten  resp,  Varietäten,  7  Sphagnnm-Aiten  nebst  vielen  Varietäten  nach  der  Warnstorf'schen 
Nomenklatur  und  40  Laubmoosen.  Als  neu  für  die  Mark  sind  zu  erwähnen:  Alicularia 
minor  Limp.,  ß.  repanda  Hübu.,  Jnngermannia  setacea  Web.  und  Brynm  bimtim  var.  longi- 
collum  Warnst.,  eine  neue  vom  Verf.  aufgestellte  Varietät.  Ueberall  sind  die  Standorte 
angegeben.  In  dem  Abschnitt  über  Sphagnum  giebt  der  Verf.  einige  antikritische  Be- 
merkungen. 

3.  Oesterreich-Ungarn. 

25.  Bäumker,  J.  Zur  Moos-Flora  von  Ungarn.  (Verhandl.  K.  K.  Zool.-Bot.  Gescllsch. 
Wien,  XXX,  1881,  Sitzungsber.  S.  46^ 

Bei  Pressburg  findet  sich  RhyncJiostegium  rotundifolium  Brd.  in  Gesellschaft  von 
Amblystegium  serpens. 

26.  Dedeöek,  J-  Zur  Verbreitung  der  Lebermoose  in  Böhmen  sammt  einigen  speciellen 
Beobachtungen.  (Sitzungsberichte  der  Königl.  Böhmischen  Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften in  Prag,  Jahrgang  1880,  Prag  1881,  S.  104—111.) 

Trotz  der  Irrthümer  und  Ungenauigkeiten,  welche  sich  in  Opiz  „Seznam  kveteny 
6esk6"  finden,  kann  man  mit  den  bisherigen  p]rgebnissen  der  böhmischen  Hepaticologie 
zufrieden  sein,  wenn  die  Zahl  einheimischer  Arten  auf  122  geschätzt  werden  kann.  Von 
diesen  gehören  zu  den  Anthoceroteen  2  Gattungen  mit  3  Arten,  zu  den  Riccieen  2  Gattungen 
mit. 7  Arten,  zu  den  Marchantieen  8  Gattungen  mit  8  Arten  und  zu  den  Jungermannieen 
27  Gattungen  mit  104  Arten.  Theils  neu  für  Böhmen,  theils  isolirt  und  selten  sind:  Jnnger- 
mannia JuratzTiana  Limpr.,  Lejeunia  minutissima  Dmrt.,  Fossomhronia  piisilla  Lindb., 
Jungermannia  Mentzelü  Corda,  i^otothylas  fertilis  Milde,  Biccia  Bischoffii  Hüben.  Für 
mehrere  andere  seltene  Formen  hat  Verf.  theils  die  ersten,  theils  neue  Standorte  aufgefunden. 

Es  folgt  eine  Uebersicht  der  böhmischen  Lebermoose  in  Bezug  auf  ihre  verticale 
Verbreitung.  Durch  wiedei-holten  Besuch  des  Böhmer  Waldes  mit  Inbegriff  des  angrenzenden 
bairischen  Berges  Arber  wurde  in  bryologischer  und  hepaticologi scher  Richtung  der  Hoch- 
gebirgscharakter  dieses  Grenzgebirges  mit  Hilfe  einiger  namentlich  aufgeführten  Arten  nach- 
gewiesen. Beachtenswerth  bleiben  im  Bereich  einheimischer  Lebermoose  die  isolirten  Locali- 
täten  einzelner  Seltenheiten. 

Specielle  Beobachtungen:  Die  böhmischen  Standorte  der  i^ossow&ro/n'a pus?7/a 
Lindb.,  welche  das  südwestliche  Europa  bewohnt  und  von  Jack  in  Oberbaden  gesammelt 
wurde,  stehen  in  Mitteleuropa  ganz  isolirt  da.  Vereinzelt  kommt  Biccia  Bischoffii  Hüben, 
vor,  welche  Verf.  nach  seinen  Beobachtungen  ebenso  wie  B.  crystallina  für  ausdauernd 
erklärt.  Die  letztere  trug  im  November  1879  ganz  frische  Innovationen.  Solche  sind  über- 
haupt bei  vielen  Lebermoosen  eine  nicht  seltene  Erscheinung.  Bei  Fegatella  erscheint  die 
Innovation  an  manchen  Lappenenden  als  ein  lanzettlicher,  kappenförmig  und  rinnig  hohler 
2  mm  breiter  Auswuchs,  der  fast  nur  aus  Mittelrippengewebe  besteht  und  weder  Poren  noch 
am  Ende  Wurzelfasern  trägt.  Das  Lappeneude  ist  von  Spreublättchen  umhüllt.  Bei  Fellia 
Neesiana  und  P.  calycina  gabeln  sich  im  Sommer  und  Herbst  manche  Lappen  mehrmals 
in  aus  Rippengewebe  gebildete  schmale  Aeste.  Bei  Freissia  wird  die  Verlängerung  und 
Gabelung  der  Fronslappen  durch  Innovationen  erzielt  und  ebenso  verhält  sich  Beboxdia 
hemisphaerica. 

Die  von  einigen  Localitäten  stammenden  Pflänzchen  von  Lejeunia  serpyllifolia  ver- 
einigten   die   Eigenschaften   von   var.  planiusctda   Lindb.    und    von   var.   cavifolia  Lindb. 


Pflanzengeographie  und  Systematik.  —  Oesterreich-Uugarn.    Italien.  197 

Jedoch  stimmten   sie  darin   überein,   dass   alle   ihre  Blätter  nur  ein  kleines  Oehrchen  aut- 
weisen können,  wodurch  alle  von  der  grossohrigeu  var.  cavifolia  unterschieden  werden  müssen. 

27.  Geheeb,  A.    üebersicht  der  in  den  letzten  fünf  Jahren  von  Herrn  J.  Breidler  in  den 
österreichischen  Alpen  entdeckten  seltenen  Laubmoose.    (Flora  1881,  S.  153—160.) 

Aufzählung  nebst  Standortsangabe  von  76  Moosen,  welche  Breidler  seit  dem  Erscheinen 
von  Schimper's  neuer  Auflage  der  Synopsis  in  genanntem  Gebiet  entdeckt  hat.  Einige  neue 
und  kritische  Species  sind  fortgeblieben.  Ueber  diese  soll  später  berichtet  werden.  Es  sind 
folgende  Arten:  1.  Bruchia  Trohusiana  De  Not.,  bisher  nur  von  Trobaso  bekannt.  2.  Änoec- 
tangium  Sendtnerianum  Br.  e.  Seh.  c.  fruct.  3.  Weisia  Wimmeriana  Sendt.  4.  Rhabdo- 
weisia  denticulata  Brid.  5.  Trematodon  brevicollis  Hsch.  6.  Dicranella  liumiUs  Ruthe, 
7.  Dicranum  strictum  Schleich.  8.  Dicranodontium  aristatum  Schpr.  9.  Metzleria  alpina 
Schpr.  10.  CamjJi/lopus  Scliwarzii  Schpr.  11.  Campylopus  brevifolius  Schpr.  12.  Anodon 
Donnianus  Engl.  Bot.  13.  Stylostegium  caespiticium  Schwgr.  14.  Campijlosteleum  saxicola 
W.  e.  M.,  neu  f.  d.  Geb.  15.  Didymodon  styriacus  Jur.  n.  sp.,  nur  steril  bekannt,  steht 
dem  D.  flexifoUus  Dicks.  sehr  nahe ;  an  9  Localitäten  gesammelt.  16.  Desmatodon  systylius 
Br.  e.  Seh.  17.  Desmatodon  obliquus  Br.  e.  Seh.  18.  Desmatodon  Laureri  Schultz. 
19.  Barbula  canescens  Bruch.  20.  Barbula  bicolor  Br.  e.  Seh.  21.  Barhula  squarrosa 
Brid.  22.  Cindidotus  riparius  Hst.  23.  Grimmia  sphaerica  Schpr.  24.  Gr.  anodon  Br. 
e.  Seh.  25.  Gr.  apiculata  Hsch.  26.  Gr.  Holleri  Mdo.  27.  Gr.  Tergestina  Tomm.  28.  Gr. 
montana  Br.  e.  SCh.  29.  Gr.  sulcata  Saut.  30.  Gr.  unicolor  Grev.  31.  Zygodon  Novelli 
Seh.  ß.  alpiniis.  32.  Orthotrichum  Schubartianum  Lor.  33.  Encalypta  apophysata  N.  e.  H. 
34.  Dissodon  Hornschuchii  Grev.  et  Arn.  35.  Tetraplodon  urceolatus  Br.  e.  Seh.  36.  Webera 
pulchella  Hdw.  37.  Bryum  arcticum  Roh.  Br.  38.  Br.  Sauteri  Br.  e.  Seh.  39.  Br.  Milde- 
anum  Jur.  40.  Br.  Funckü  Schwgr.  41.  Br.  Blindii  Br.  e.  Seh.  42.  Br.  elegans  Nees. 
43.  Br.  concinnatum  Spruce.  44.  Mniiim  riparium  Mitt.  45.  M.  lycopodioides  Hook. 
46.  M.  cinclidioides  Blytt.,  neu  f.  d.  Geb.  47.  M.  siibglobomm  Br.  e.  Seh.,  neu  f.  d.  Geb. 
48.  M.  Iiymenophylloides  Hübn.  49.  Ureas  Martiana  Hsch.  50.  Bartramia  subulata  Br. 
e.  Seh.  51.  Conostomum  boreale  Dicks.  52.  Timmia  norvegica  Zett.  mit  (^  Blth.  53.  Ana- 
camptodon  splachnoides  Fröl.  54.  Myurella  apiculata  Hübn.  c.  frt.  55.  Anomodon  rostratus 
Hedw.  56.  An.  apiculatus  Br.  e.  Seh  ,  neu  f.  d.  Geb.  57.  Thuidium  decipiens  De  Not. 
58.  Ortliothecium  chryseum  Schwgr.  59.  Brachythecium  colUnum  Schleich.  60.  Br.  olywpiciim 
Jur.    61.  Br.  trachypodium  Brid.    62.  Br.  Geheebii  Milde.     63.  Br.  glaciale  Br.  e.  Seh. 

64.  Brachythecium   ?   cirrhosiim   Schwgr.   {Eurrkynchiiim    Vaucheri   y.   cirrhosum   Jur.). 

65.  Eurrhynchium  vehitinoides  Bruch.  66.  Plagiothecium  neckeroideum  Schpr.  67.  Ambly- 
stegium  Sprucei  Bruch.  68.  Hypnum  Sauteri  Br.  e.  Seh.  69.  H.  fertile  Sendt.  70.  H. 
imponens  Hedw.,  neu  f.  d.  Geb.  71.  H.  dolomiticum  Milde.  72.  H.  curvicaide  Jur. 
73.  n.  molle  Dicks.  74.  H.  alpinum  Schpr.  75.  H.  Breidleri  Jur.  76.  Sphagnum  Lind- 
bergii  Schpr. 

28.  Saater,  A.   Nachträge  und  Berichtigungen  zur  Flora  des  Herzogthums  Salzburg.    (Mit- 
theilungen  d.  Gesellsch.  f.  Salzburg.  Landeskunde,  Bd.  XX,  Heft  2,  S.  213—219.) 

Enthält  auf  S.  215  Berichtigungen  und  Nachträge  zu  des  Verf.  Laubmoosflora 
Salzburgs.  Von  den  ersteren  ist  die  Einziehung  des  Brachythecium  Progelü  Saut.  (=  Eur- 
rhynchium strigosum  zu  erwähnen;  von  letzteren  das  Auf&üden  won  Brachythecium  erythro- 
rhizon  am  Venediger  (Unger)  und  des  Hypnum  Breidleri  im  Lungau  (1300  m  Breidler). 
Die  Salzburger  Laubmoosflora  wird  mithin  zusammengesetzt  aus  345  Acrocarpeen,  178  Pleuro- 
carpeen,  12  Sphagneen  und  5  Andreaeen,  ist  also  eine  der  reichhaltigsten  in  Europa. 

(Aus  Botan.  Centralbl.  Bd.  5,  S.  70.) 

4.  Italien. 

29.  G.  Fitzgerald  et  A.  Bottini.    Prodromo  della  Briologia  dei  Bacini  del  Sercbio  e  della 
Magra.     (Nuovo  Gioru.  Bot.  Ital.  XHI,  2°,  p.  23—122.)     Mit  1  color.  geolog.  Karte. 

Das  Becken  des  Serchio  und  des  Magra,  mit  den  umliegenden  Bergen,  umfasst  einen 
grossen  Theil  des  heutigen  Toscana;  besonders  Lucca  und  Umgebung,  die  Provinzen  Massa- 
Carrara,  Lunigiana,  Garfagnana.    Die  Verf.  geben  zunächst  eine  genaue  orographische  und 


198  Kryptogamen.  —  Moose. 

hydrographische  Beschieibuug  des  von  ihneu  untersuchten  Terrains,  sowie  die  Höheuangaben 
der  wichtigsten  ins  Gebiet  fallenden  Punkte  der  Appcniiien.  In  einem  zweiten  Capitel  wird 
die  Verbreitung  der  beobachteten  Moosspecies  nach  der  Bodenbeschaffenheit  und  nach  den 
verschiedenen  Standorten  in  Tabellen  dargestellt:  es  folgt  dann  die  Aufzählung  (mit  Syno- 
nymie  und  genauen,  zahlreichen  Standortsangaben)  der  im  Gebiete  aufgefundenen  Arten. 
Es  sind  deren  369  (nur  Muscineeu),  von  denen  11  Species  für  Italiens  Moosflora  neu  sind. 
Hypnum  Bottinii  Breidler  ist  die  einzige  neu  beschriebene  Art. 

0.  Penzig  (Padua). 

30.  Venturi.    Bryom  baldense.    (Revue  bryologique  1881,  p.  31,  32) 

Verf.  fand  1867  auf  Felsen  der  Juraformation  des  Monte -Baldo  ein  Bry um,  welches 
er  unter  dem  Namen  Bryum  baldense  veröffentlicht  hat.  1877  fand  er  es  auf  dem  Gipfel 
des  Paganella  wieder  und  Philibert  fand  es  auf  oft  überschwemmtem  Sande  der  Ufer  der 
Navisanche  im  Thal  von  Annivieres  auf.  Verf.  reproducirt  die  lateinische  Diagnose  von 
de  Notaris. 

5.  Frankreich. 

31.  Briard,  M.  Catalogne  des  Plantes  observees  jnsqu'ä  ce  jour  dans  le  departement 
de  l'Aabe.  (Extrait  des  Memoires  de  la  Societe  Academique  de  TAube  1  vol.  in  S^ 
de  360  p.) 

Nicht  gesehen.  In  Rev.  bryol.  1881,  p.  50  sind  die  selteneren  Arten  aufgeführt. 
Die  Schrift  enthält  ausserdem  eine  kurze  Beschreibung  der  geographischen  und  geologischen 
Verhältnisse  des  Gebiets  und  führt  im  ganzen  129  Laub-  und  18  Lebermoose  an. 

32.  Branaad,  P.  Liste  des  plantes  phanerogames  et  cryptogames,  croissant  spontanement 
ä  Saintes  (Charente-inferieure)  et  dans  les  environs.  (Actes  de  la  Soc.  Linneenne  de 
Bordeaux.     Vol.  XXXIV,  Ser.  4,  T.  IV.    Bordeaux  1880,  p.  109—130.) 

Von  Moosen  ist  in  dieser  Liste  nur  Leucohryum  glaiicum  Schimp.  aufgeführt. 

33.  Le  Dantec  et  Boulay.  Catalogae  des  mousses  des  environs  de  Brest.  (Revue  bryo- 
logique 1881,  p.  1—19) 

Die  Moose  des  Catalogs,  welcher  mit  Einschluss  der  Sphagna  112  Arten  mit  Stand- 
ortsangaben aufzählt,  sind  von  Le  Dantec  gesammelt  und  bestimmt.  Boulay  giebt  die 
moosgeographische  und  topographische  Einleitung.  Die  Moosflora  der  Umgegend  von  Brest 
st  bemerkenswerth  durch  die  zahlreichen  mediterranischen  Moose,  welche  sich  hier  auf 
einem  engen  Gebiet  zusammendrängen.  So  z.  B.  Phascum  rectum,  Trichostomum  flavovirens, 
mutabile,  Barbula  squarrosa,  cuneifoUa,  margmata,  Entosthodon  Templetoni,  Bryum 
carneum,  Tozeri,  torquescens,  Hypnum  illecebrum  fert. ,  circinatum.  Daneben  finden  sich 
solche  Arten,  die  gewöhnlich  in  der  mittleren  und  subalpinen  Zone  der  Waldregiou  auf- 
treten, wie  Ändreaea  rupestris,  Hypnum  uncinatum,  revolvens,  verrucosum,  plumosum,  fla- 
gellare,  heteropterum ,  Pterygophyllum  lucens,  FonUnalis  squamosa,  Mniiim  punctatum, 
Splachnum  ampullaceum,  Orthotrichum  Hutchinsiae ,  Bhacomitrium  fasciculare ,  aciculare, 
Grimmia  funalis,  Campylopus  fragilis,  Weisia  Bruntoni,  cirrata. 

Die  meisten  Arten,  welche  entweder  dem  Küstengebiet  angehören  oder  auf  den 
Westen  beschränkt  sind,  drängen  sich  bei  Brest  auf  einen  Raum  von  wenigen  Quadratkilo- 
metern zusammen,  so  Dicranum  Scottianum,  majiis,  Campylopus  hrevipilus,  Pottia  Wilsoni, 
Heimii,  Ulola  xiliyllantha,  Grimmia  maritima.  Andere,  wie  Orthodontium  gracile,  Fissidens 
algarvicus,  Bryum  filiforme,  Zygodon  conoideus  sind  grosse  Seltenheiten.  Als  neu  für  die 
Flora  von  Finisterrae  wurden  aufgefunden:  Hypnum  circinatum,  megapolitanum,  popuUum, 
illecebrum,  caespitosum,  fiUcinum,  vernicosum,  Sendtneri  var.  Wilsotii,  uncinatum,  ortlio- 
cladium,  elegans,  elodes,  polygamum,  heteropterum,  Leskea  myura,  Neckera  crispa,  Bryum 
filiforme,  atropurpureum,  erytlirocarpum,,  alpinmn,  torquescens,  carneum,  pendulum,  Ortho- 
dontium gracile,  Barbula  canescens,  marginata,  squarrosa,  Hornschuchiana,  gracilis,  recurvi- 
fölia,  cylindrica,  papulosa,  Trichostomum  crispulum,  mutabile,  flavovirens,  tophaceum, 
littorale,  tortile,  flexicaule,  Didymodon  cylindricus,  flexifolius,  luridus,  Pottia  Heimii, 
Wilsoni,  Dicranum  Scottianum,  Campylopus  torfaceus,  fragilis,  Fissidens  decipiens, 
algarvicus,   Gymnostomum  tenue,  Orthotrichum  phyllantlmm,  leiocarpum,  Lyellii,  saxatile, 


Pflanzengeographie  uiul  Systematik.   -  Frankreich.    Niederlande,  jqg 

Bhacomitrium  fasciculare,  Grimmia  leucophaea,  Physcomitrium  fasciciilare,  Phascum  patens, 
Andreaea  rupestris,  Spliagnum  molluscum. 

34.  Debat.  Neckera  Menziezii.  (Societe  bot.  de  Lyon.  Compte  rendu  de  la  seauce  du 
16.  Decembre  1880.) 

Vortragender  zeigt  das  genannte  Moos  vor,  weil  es  von  Philibert  in  zwei  Species 
zerspalten  ist,  nämlich  die  eigentliche  N.  Menziezii,  die  bei  Chamounix,  und  N.  medi- 
terranea,  die  zu  Lure,  la  Ste.  Beaume  und  am  Atlas  gefunden  wurde. 

35.  Debat,  M.  Observations  sar  quelques  mousses  des  environs  de  Chamonix.  (Ann.  d. 
la  Soc,  Bot.  de  Lyon.  Stne  aunee.  1879-80,  No.  1.  Notes  et  memoires.  Lyon  1881, 
p.  89—94 ) 

Verf.  giebt  eine  Aufzählung  mehrerer  von  ihm,  zum  Theil  nicht  sicher,  bestimmten 
Moose,  welche  Herr  Payot  bei  Chamonix  sammelte,  und  knüpft  daran  Bemerkungen  über 
die  Unterschiede  derselben  von  ihren  Verwandten.  Von  selteneren  Arten  sind  zu  erwähnen : 
Ämphoridion  lapponicum,  Lescuraea  striata,  Oligotrichum  hercynicum,  Bryum  neodamense, 
3lnium  lycopodioideum,  Brachythecium  Payotianum. 

36.  Finot,  M.  Ä.  Liste  des  Mousses,  Spbaignes  et  Hepatiques  recueillies  ä  Fontainebleau. 
(Bull.  d.  1.  Soc.  Bot.  de  France.  T.  28.  1881.  Session  extraordinaire  ä  Fontainebleau. 
Paris,    p.  XCVII,  XCVIII ) 

Liste  von  44  Moosarten  und  Varietäten,  unter  welchen  sich  keine  Seltenheiten 
befinden. 

37.  De  la  Godelinais.  Mousses  et  Hepatiques  d'Ue  •  et  •  Vilaine.  (Revue  bryologique  1881, 
p.  57-72  et  p.  104—111.) 

Catalog  mit  Standortsangabe  von  265  Arten  Laubmoosen,  8  Sphagnen  und  32  Leber- 
moosen aus  genanntem  Gebiete,  mit  kurzen  Bemerkungen  bei  einigen  Species.  Die  Einleitung 
(S.  57—59)  enthält  die  Namen  der  Sammler  und  eine  kurze  topographische  Schilderung. 
Die  kiesbewohnenden  Moose  überwiegen,  ausserdem  kommen  einige  Kalkbewohner  vor. 

38.  Hy.  Notes  sar  les  herborisations  de  la  Faculte  des  sciences  d'Ängers.  (Broch.  in  8'^ 
de  20  pages.    Referat  in  Revue  bryologique  1881,  p.  40.) 

Von  den  verschiedeneu  Publicationen  über  die  Moose  des  Departements  Maine -et- 
Loire  sind  wichtig:  Catalogue  des  Mousses  et  Hepatiques  des  environs  de  Saumur,  de  M. 
Trouillard,  der  Catalogue  des  Mousses  et  des  Spbaignes  de  Maine -et -Loire,  de  M.  Bouvet 
und  der  Catalogue  des  Muscinees  de  l'arrondissement  de  Cholet,  de  Mm.  Brin  et  Camus. 
Es  folgt  ein  Catalog  neuer  und  seltener  Moose  und  sämmtlicher  Lebermoose  des  Departements. 

39.  Paillot  et  Flagey.  Catalogue  des  phanerogames  du  marais  de  Saöne  et  des  mousses, 
hepatiques  et  lichens  des  environs  de  Besancon.  (Memoires  de  la  Societe  d'Emulation 
du  Doubs  1880.)  v. 

Nicht  gesehen.  In  Revue  bryologique  1881,  p.  50  ist  eine  Uebersicht  der  seltneren: 
Moose  dieses  Catalogs  enthalten. 

40.  Ravaud.  Guide  du  Bryologue  et  du  Lichenologue  ä  Grenoble  et  dans  les  environs. 
8e  excursion.     Suite.     (Revue  bryologique  1881,  p.  36  -40.)  .    > 

Enthält  die  Fortsetzung  der  letzten  Excursionsbeschreibung  (vgl.  Jahresber.  1880) 
und  führt  die  gefundenen  Moose  und  Flechten  auf. 

6.  Niederlande, 

41.  Koltz,  J.  P.  J.  Prodrome  de  la  flore  du  Grand -Duche  de  Luzembourg.  2iue  partie. 
Plantes  cryptogames  ou  acotyledonnees.  Muscineae.  (Recueil  des  memoires  et  des 
travaux  publies  par  la  Societe  Botanique  du  Grand-Duche  de  Luxembourg.  No.  IV  — V, 
1877—1878.    Luxembourg  1880,  p.  213-426.) 

Eine  Flora  der  Laubmoose  und  Sphagnaceen  des  Grossherzogthums  Luxemburg  in 
französischer  Sprache.  Die  gesammten  Musciueen  werden  eingetheilt  in  drei  Familien: 
Musci,  Sphagnaceae  (hier  durchweg  Spagnaceae  gedruckt,  obwohl  die  Gattung  Sphagmim 
genannt  ist)  und  Hepaticae.  Ueber  die  Familien  sowie  ihre  Unterabtheilungen  bis  zu  den 
Arten  werden  dichotomische  Tabellen  gegeben.  Die  Musci  werden  eingetheilt  in  die  Tribus 
Stegocarpi,    Cleistoearpi    und    Schizocarpi.     Die   Stegocarpi  zerfallen    in   die   Sectionen 


200  Kryptogamen.  —  Moose. 

PJeurocarpi  und  Äcrocarpi,  jede  Section  wieder  in  Subscctionen,  welche  die  Gattungen 
umfassen.  Folgende  Gattungen  sind  vertreten  (die  eingeklammerten  Zahlen  geben  die  Zahl 
der  Species  an):  Ss.  Tlmidiaceae:  Leskea  (2),  Anomoäon  (3),  Pseudoleskea  (1),  Thuiäium  (4), 
Heterocladium  {l),  Pteryginandrim{l),  Pterogomum  (1).  Ss.  Lamprophyllacei:  FontinaUs{S), 
Neckera  (4),  Homalia  (1),  Pterigophylliim  (1),  Oryphaea  (1),  Leptodon  (1),  Isothecium  (1), 
Cylindrothecntm  (1),  Pylaisia  (1),  Änacamptodon  (1),  Leucodon  (1),  Antitrichia  (1),  ies- 
euraea  (1),  Cliviacium  (1),  Orthothecium  (1),  Homalotliecium  (1),  Thamnütm  (1),  Ehyncho- 
stegium  (9),  Eurhynchium  (12),  Scleropodium  (1),  Hyocomüim  (1),  Camptothecium  (2), 
Brachythecium  (12),  PlagiotJiecium  (7),  Amhhjstegnim  (8),  Ilypnum  (38),  Hylocomium  (7). 
Die  Musci  äcrocarpi  zerfallen  ohne  weitere  Eintheilung  in  folgende  Gattungen:  B«<a:- 
baumia  (1),  Diphysciiim  (1),  Atrichum  (3),  Pogonatum  (3),  Polytrichum  (7),  Bryum  (18), 
Leptöbryum  (1),  Webera  (7),  Zieria  (1),  Mnium  (11),  Aulacomnium  (2),  Bartramia  (4), 
Philonotis  (3),  Meesia  (1),  Fimaria  (2),  Physcomitrium  (2),  Splaclmum  (2),  Cinclidotus  (1), 
Hedivigia  (1),  Racomitrium  (8),  Grinimia  (9),  Schistidium  (1),  Orthotrichum  (17),  ?7?ota  (5), 
Zygodon  (2),  Amphoridium  (2),  Schistostega  (1),  Encalypta  (3),  Tetrnpkis  (1),  Z)i%- 
modon  (3),  Distichium  (1),  TricJwstomum  (2),  Leptotrichum  (4),  Barhula  (25),  Pottia  (4), 
Anaealypta  (2),  Seligeria  (3),  Fissidens  (8),  Conomitrium  (1),  Leucobryum  (1),  Trematodon  (1), 
Ceratodon  (1),  Trichodon  (1),  Dicramini  (11),  Dicranodontütm  (1),  Dicranella  (9),  Dicho- 
dontium  (1),  Cynodontium  (2),  Campylopus  (3),  Gymnostomum  (2),  Eucladmm  (1),  Weisia  (3). 
Musci  cleistocarpi :  Systegium  (1),  Pleuridium  (3),  Archidium  (1),  Phascum  (3),  Physcomi- 
trella  (1),  Discelium  (1),  Sphaerangium  (1),  Ephemerum  (2).  Musci  schizocarpi:  Andreaea  (1). 
Sphagnaceae :  Sphagnum  (8). 

Bei  jedem  Moos  findet  sich  eine  französische  Beschreibung,  der  Wohnort  und  bei 
selteneren  die  Standortsangaben.  Die  neueren  Ergebnisse  der  Entwickelungsgeschichte  sind 
in  der  Charakteristik  der  Abtheilungen  und  Gattungen  nicht  berücksichtigt.  Bei  Archidium 
z.  B.  werden  die  sterilen  Zellen  in  der  Kapsel  nicht  erwähnt,  als  Zahl  der  Sporen  8—20 
angegeben,  obwohl  sie  zwischen  viel  weiteren  Grenzen  schwankt.  An  dem  Verfasser  dieser 
wie  so  vieler  anderen  Floren  scheinen  die  nach  dem  Erscheinen  von  Schimper's  Bryologia 
erlangten  Eesultate  der  wissenschaftlichen  Forschung  spurlos  vorüber  zu  gehen. 

42.  Dr.  C.  M.  van  der  Sande  Lacoste.  Overzicht  der  Levermossoorten,  welke  in  de 
provincieen  van  Nederland  zyn  waargenomen,  gerangschikt  van  het  woorden  des 
lands  naar  het  zaiden. 

Enthält  eine  üebersicht  der  in  den  Provinzen  der  Niederlande  gefundenen  Leber- 
moose.   31  Geschlechter  und  73  Species  werden  erwähnt.  Giltay. 

7.  Spanien  und  Portugal. 

43.  Lerescbe,  Lonis  et  Levler,  Emil.  Mousses  recoltees  en  1878  et  1879  en  Espagne  et 
en  Portugal.  (Extr.  de  deux  excursions  bot.  dans  le  nord  de  l'Espagne  et  du  Portugal. 
S",  14  S.    Lausanne  1880.) 

Unter  den  von  den  Autoren  gesammelten  und  von  Schimper  bestimmten  Moosen 
findet  sich  eine  für  Europa  neue  Species,  Tf^eism  leptocarpa  Schpr.  von  Cintra  in  Portugal, 
vorher  nur  aus  Algier  bekannt.  Die  zweite,  von  Geheeb  bearbeitete  Sammlung  enhält  vier 
für  Spanien  neue  Arten:  Brachythecium  Olympicum  Jur.  (Sierra  de  Guadarrama),  Bryum 
fallax  Milde  (Pieos  de  Europa),  Grimmia  fragilis  Schpr.  (Sierra  de  Guadarrama)  und 
Thuidium  delicatulum  Hedw.  Die  Gesammtzahl  der  in  Spanien  und  Portugal  gesammelten 
Arten  beträgt  143.    (Nach  Bot.  Centralbl.  Bd.  6,  S.  402,  403.) 

44.  Renaald,  F.  Notice  sur  quelques  mousses  des  Pyrenees.  Suite.  (Revue  bryologique 
1881,  p.  32-36.) 

Geheebia  cataractarum  Spruce,  aufgefunden  im  Thal  des  Rio  Majon.  Anoectangium 
compactum  Schi,  an  derselben  Localität  gefunden.  Bryum  FuncMi  Schw.,  neu  für  die 
Pyrenäen,  wurde  an  mehreren  Orten  gefunden.  Amblystegium  Juratzkanum  Seh.,  neu  für 
die  Pyrenäen ,  an  mehreren  Orten  aufgefunden.  Hypnuvi  cirrhosum  Schwgr.  wurde  eben- 
falls an  mehreren  Stellen  gefunden.  Verf.  möchte  diese  species  incertae  sedis  unter  die 
Eurrhynchien  neben  Eurrhynchium  Vaucheri  stellen.    Hypnum  Vaucheri  Lesq.  fand  Verf. 


Pflanzengeographie  und  Systematik.  —  Afrika.    Amerika.  201 

in  den  Pyrenäen,  für  welche  es  neu  ist.   Ausserdem  werden  Notizen  über  die  Unterscheidung 
einiger  der  aufgeführten  Arten  von  ihren  Verwandten  gegeben. 

45.  Ventari.  Notes  sur  le  Gampylopus  polytrichoides  fractifie  et  quelques  autres  mousses 
de  Portugal.    (Revue  bryologique  1881,  p.  19,  20.) 

An  fruchtbaren  Exemplaren,  welche  bei  Oporto  gesammelt  waren,  fand  Verf ,  dass 
jede  weibliche  Pflanze  einen  gehäuften  Blüthenstand  und  viele  beieinander  sitzende  Kapseln 
trägt.  Kr  ist  der  Ansicht,  dass  man  aus  denjenigen  Arten  von  Campylopus,  welche  pleuro- 
carpische,  zusammenstehende  Früchte  besitzen,  ein  neues  Genus  bilden  könnte,  welches 
zwischen  Campylopus  und  Tliysanomitrium  steht  und  für  welches  er  den  Namen  Carpoecia 
vorschlägt. 

Ausserdem  hat  Verf.  noch  mehrere  andere  Species  aus  Oporto  empfangen,  unter 
denen  besonders  bemerkenswerthe  sind:  Weisia  Wimmeriana  und  eine  Pottia.  Von  letzterer 
ist  es  zweifelhaft,  ob  es  P.  eustoma  oder  cuneifdlia  ist. 

8.  Afrika. 

46.  Bescherelle,  E.  Note  sur  les  mousses  des  colonies  Francaises.  (Bull.  d.  1.  Soc.  Bot. 
de  France,  T.  28,  1881.     Comptes  rendus  des  seances.  4",  p.  187—193.) 

Herr  Bescherelle  überreicht  der  Societe  einen  Abzug  seiner  Florule  bryologique 
und  knüpft  daran  ein  Resume  seiner  Untersuchungen.  Wir  verweisen  auf  das  betr.  Referat 
Im  Jahrg.  1880  des  Jahresberichts. 

47.  Müller,  E.,  und  Geheeb,  Ä.  Reliquiae  Rutenbergianae.  III.  Botanik.  Laubmoose. 
(Abhandl.  Naturw.  Vereins  Bremen,  Bd.  VII,  Heft  2,  S.  203-214.) 

Die  Moose  wurden  von  Dr.  Chr.  Rutenberg  auf  Madagascar  1878  gesammelt  und 
stammen  meist  aus  dem  Walde  von  Ambatondrazaka  auf  der  Ostseite  der  Insel.  Folgende 
Moose  sind  als  neue  Species  beschrieben :  l.  Sphagmim  Rutenhergii  C.Müll.,  2.  Leucobryum 
3Iadagai>suin  C.  Müll.,  3.  ?.  Ochrobryum  Butenbergii  C.  Müll.,  4.  Entosthodon  tnarginatulus 
C.  Müll.,  5.  Polytrichum  (Aloidella)  obtiisatulum  C.  Müll.,  6.  P.  (Ä.J  afroaloides  C.  Müll., 
7.  P.  (Catharinella)  Butenbergii  C.  Müll.,  8.  P.  (EupolytrichumJ  juniperellum  C.  Müll., 
9.  Trematodon  reiiculatus  C.  Müll. ,    10.  Dicranum  (Leucoloma)  Butenbergii  C.  Müll.,  11. 

B.  (L.)  pumilum  C.  Müll.,  12.  D.  (L.J  squarrosulum  C.  Müll,  13.  D.  (L.)  cuneifolium 
Hpe.,  14.  Streptopogon  Butenbergii  C.  Müll.,  15.  St.  Calymperes  C.  Müll.,  16.  Schlotheimia 
tenuiseta  C.  Müll.,  17.  Seh.  linealis  C.  Müll.,  18.  Macromitrium  urceolatulum  C.  Müll.,  19. 
M.  calocalyx  C.  Müll.,  20.  Papillaria  Butenbergii  C.  Müll.,  21.    Trachypus  Butenbergii 

C.  Müll.,  22.  Cryphaea  Butenbergii  C.  Müll.,  23.  C.  Madagassa  C.  Müll.,  24.  Leucodon 
Butenbergii  C.  Müll.,  25.  Butenbergia  Madagassa  Geh.  A.  Hpe.,  26.  Bhegmatodon  Mada- 
gassus  Geh.,  27.  Entodon  Madugassus  C.  Müll.,  28.  E.  Butenbergii  C.  Müll.,  29.  Pteri- 
gynandrum  Madagassum  C.  Müll.,  30.  Pilotrichella  (Orthostichella)  imbricatula  C.  Müll., 
31.  Hypnum  (Cupressina)  angustissinum  C.  Müll.,  32.  H.  (Aptychus)  afro-demissum  C.  Müll., 
33.  H.  (A.)  nanopyxis  C.  Müll.,  34.  H.  (Trichosteleum)  microthamnioides  C.  Müll.,  35. 
H.  (Sigmatella-ThelidiumJ  punctatidum  C.  Müll.,  36.  R.  (S.-T.J  traxypyxis  C.  Müll.,  37. 
H.  (Tanytrix)  Butenbergii  C.  Müll.,  38.  Fissidens  pauperrimus  C.  Müll. 

Auf  einer  Tafel  sind  abgebildet:  Butenbergia  Madagassa,  Streptopogon  Calym- 
peres und  Streptopogon  Butenbergii. 

9.  Amerika. 

48.  Catalogue  of  North  American  Muci,  arranged  by  Eugene  A.  Rau  and  A.  B.  Hervey- 
Taunton,  1879—1880.  (Bull.  d.  1.  Soc.  Bot.  de  France,  T.  28,  1881.  Revue  biblio- 
graphique  D.  Paris,  p.  159,  160. 

Referat  über  genannte  Arbeit.  Das  Werk  ist  ein  nach  Schimper's  Synopsis  geordneter 
Katalog  der  nordamerikanischen  Moose  und  enthält  Angaben  über  deren  geographische 
Verbreitung. 

49.  Geheeb,  A.  Additamenta  ad  „Enumerationem  Muscorum  hactenus  in  provinciis 
Brasiliensibus  Rio  de  Janeiro  et  Saö  Paulo  detectorum".  Scripsit  Ernestus  Rampe  pro- 
fessor,  phil.  doctor.  —  Post  mortem  autoris  publicavit  Adalbertus  Geheeb,  pharmacopola 
Gelisensis.    (Flora  1881,  p.  337—347,  369-381,  401    416,  433-438.) 


2'02  Kryptogameii.  —  Moose. 

Aufzählung  uebst  Standortsangabe  von  167  Species,  von  denen  einige  neu  sind.  Zu 
diesen  letzteren,  welche  in  Abtheilung  II  des  Jahresberichts  in  dem  Verzeichniss  der  neuen 
Species  aufgeführt  sind,  werden  die  lateinischen  Diagnosen  gegeben. 

10.  Australien  und  Polynesien. 

50.  Grie,  L.  Contribations  ä  la  flore  cryptogamiqae  de  la  presq'ile  de  Banks  (Noovelle- 
Zelande).  (Comptes  rendus  des  seances  de  l'Academie  des  Sciences,  T.  92.  Paris  1881, 
p.  1357,  1358). 

Verf.  studirte  im  Herbarium  des  Dr.  Raoul  Kryptogaraen,  welche  1840  in  Neusee- 
land gesammelt  waren.  Die  Moosflora  der  Halbinsel  Banks  entlehnt  ihre  Repräsentanten 
Europa,  Südamerika,  Neuholland,  den  Falklaudsinseln,  den  Inseln  St.  Paul,  Amsterdam, 
Campbell  und  Tasmanien.  Neben  Conostomum  australe  Hook.,  Orthodontiinn  austräle  Hook., 
Macromitrium  longirostrum  Hook.,  Dmcsonia  poh/triclioides  Brown.,  Hypopterygium  Novae 
Zeelandiae  Mill.  fanden  sich  viele  kosmopolitische  Moose.  Auf  der  Halbinsel  Banks  fanden 
sieb  z.  B.  Polytrichum  formosum,  inliferum,  junipermum,  Ehacomitrhim  lanuginosum  var. 
pruinosum,  Ceratodon  purpureus,  Didymodon  capillaceus,  Bariula  muralis,  Funaria  hygro- 
metrica,  Webera  nutans,  Hypmim  fluitans,  denUculatiim,  ciipressiforme.  Folgende  Species 
kommen  auch  auf  andern  Inseln  Polynesiens  und  Melanesiens  vor:  Macromürium  longi- 
rostrum Hook.,  Conostomum  australe  Hook.,  Andreaea  mutaUlis  Hook,  (auf  Campbell  und 
Auckland) ,  Orthodontium  australe  Hook.  (Malouiuen) ,  Polytrichum  compressum  Hook. 
(Cap  Hörn);  Cyrtopus  TaUensis  Seh.  (Tahiti  und  Tasmanien).  Hypopterygium  Novae 
Zeelandiae  ist  eine  australische  Form,  ebenso  wie  Daivsonia  polytriclioides,  weiche  bisher  von 
Neuseeland  noch  nicht  bekannt  war.  In  Akaroa  sind  die  gemeinsten  Species  Hypnum  aciculare 
Hedw.  und  HooTceria  pennata.  Von  Lebermoosen  bieten  das  meiste  Interesse  Sympihyogyna 
hymenopliyllum  Nees.,  Marchantia  linearis  L.  und  eine  neue  Marchantia:  M.  Eaoulii  N. 

51.  Hampe,  E.,  et  Geheeb,  A.  Musci  frondosi  in  Tasmania  et  Nova-Seelandia  a.  Dr.  0.  Beccari, 
anno  1878,  lecti.     (Revue  bryologique  1881,  S.  25-28). 

Verzeichniss  von  39  Species  mit  Standortsangabe.  Darunter  finden  sieb  folgende 
Arten,  zu  welchen  tbeilweise  die  lateinischen  Diagnosen  gegeben  werden:  Mniadelphus 
Beccarii  C.  Müll.  n.  sp.  steht  Mn,  DicTcsoni  C.  Müll,  nahe,  Pterygophyllum  Levieri  Geheeb 
n.  sp.  dem  Pt.  complanatum  Hpe.  ähnlich,  Baphidostegium  calliferum  Geheeb  et  Hpe.  u.  sp., 
Fissidens  tortuosus  Geh.  et  Hpe.  n.  sp.  steht  F.  rigiduliis  Hk.  et  Wils.  nahe. 

11.  Monographieen,  Moossysteme,  Moosgeschichte. 

52.  Bescherelle.    Ephemerum  Philiberti  Bescberelle.    (Revue  bryologique  1881,  p.  48.) 

Das  von  Philibert  (Rev.  bryol.  1878,  S.  48.  Vgl.  Jahresb.  1878,  S.  520,  No.  40) 
als  neue  Species  Ephemerum  longifolium  beschriebene  Moos  muss  den  Namen  Ephemerum 
Philiberti  Bescb.  erhalten,  da  schon  zwei  andere  Moose  den  Namen  E.  longifolium  tragen. 

53.  Boulay.  Annotations  concernant  quelques  mousses  de  la  region  mediterranee.  (Bull, 
d.  1.  Soc.  bot.  et  horticole  de  Provence  1881.    Tirage  ä  part,  in  8",  de  8  p.) 

Nicbt  gesehen.  Wir  citiren  die  Resultate  nach  dem  Resume  in  Rev.  bryol.  1881, 
p.  87:  Hypnum  imponens  ist  nur  eine  Subspecies  von  H.  cupressiforme ,  welche  die  Mitte 
hält  zwischen  den  Varietäten  elatiim  und  tectormn. 

Barhula  princeps  ist  dichogamiscb ,  protogyniscb.  In  demselben  Blüthenstande 
reifen  die  Archegonien  mehrere  Wochen  vor  den  Antheridien. 

54.  BraithTvaite,  R.    Sphagnum  subbicolor  Hpe.    (Journal  of  botany  Vol.  X,  p.  116.) 

B.  findet,  dass  authentische  Exemplare  der  genannten  Pflanze  mit  Sphagnum 
papillositm  Lindb.  identisch  sind. 

55.  Colenso.    New  Metzgeria.    (Transact.  and  Proceed.  of  the  New  Zealand  Instit.  Vol.  XIII.) 

Nicht  gesehen. 

56.  Debat,  M.  Notes  sur  quelques  mousses  da  fascicule  de  1880  des„Musci  Galliae".  (Ann. 
de  la  Soc.  Bot.  de  Lyon,  28nie,  annee  1879/80,  No.  1,  Notes  et  m^moires.  Lyon  1881, 
p.  95-98.) 

Bemerkungen  ohne  Interesse  über  folgende  in  Frankreich  seltene  Moose:  Dicranum 


Pflanzengeographie  und  Systematik.  —  Mouographieen,  Moossysteme  etc.         203 

Blyttianum,  D.elatKm,  Fissidens  poly2)hyllits,  Trichostomum  harhiiltforme ,  Splachmim 
vasculosum,  DisceUum  nudum,  Bryum  MüMcnbeckianum,  Hypnum  pallescens,  H.  Haldani- 
anum,  H.  badium,  H.  intermedimn,  H.  Sendtnerianum. 

57.  Debat,  M.  Observations  sar  qoelqaes  moosses  rares.  (Ann.  d.  1.  Soc.  Bot.  de  Lyon, 
28nie,  aunee  1879/80,  No.  1.    Notes  et  memoires.    Lyon  1881,  p.  99  -  102.) 

Die  observations  des  Herrn  Verf.  über  einige  seltenere  Moose  entbehren  jedes  all- 
gemeineren Interesses,  da  sie  sich  nur  auf  Speciesunterscheidung  beziehen, 

58.  Dedeöek,  J.  Beiträge  zar  Bestimmung  böhmischer  Polytrichaceen  nebst  ihrer  Ver- 
breitung. (Sitzungsber.  d.  Königl.  Böhm.  Gesellsch.  d.  Wissensch.  in  Prag.  Jahrg.  1880, 
Prag  1881,  S.  304-314,  mit  einer  Tafel.) 

Da  nach  Ansicht  des  Verf.  die  bisherigen  Kriterien  zur  Unterscheidung  der  Poly- 
trichaceen, namentlich  im  sterilen  Zustande,  unzuverlässig  sind,  so  nimmt  er  als  neue  Anhalts- 
punkte die  Blattlamelleu  in  Anspruch.  Und  zwar  findet  er  die  unterscheidenden  Merkmale 
in  dem  Verhalten  der  randständigen  Zellreihe  der  Lamellen.  Die  Cuticularschichten  dieser 
randständigen  Zellreihe  sind  bei  P.  gracüe  so  schwach,  dass  sie  die  Dicke  von  Zellwänden 
des  übrigen  Gewebes  nicht  oder  nicht  merklich  übertreffen.  Bei  F.  formosum  sind  sie  etwas 
stärker  und  ihre  Oberfläche  ist  stellenweise  etwas  verunebnet.  Ausserordentlich  stark  sind 
sie  bei  P.  sexangulare,  Pogonatum  alpinum  und  Pogonatum  urnigerum.  Bei  letzterem  ist 
die  Oberfläche  der  ganzen  Cuticula  dicht  körnig,  während  sie  bei  P.  alpinum  nur  eine  von 
der  Lamellenseite  betrachtete  hyaline  Schicht  zeigt.  Bei  Pol.  sexangulare  ist  sie  glatt.  Bei 
P.  commune  ist  sie  stark  und  zeigt  in  der  Seitenansicht  einer  Lamelle  eine  regelmässige 
Creuuliruug.  Durch  ähnlich  crenulirte  Lamellen  sind  P.  juniperinum  und  piliferum  aus- 
gezeichnet, hier  sind  sie  jedoch  viel  grösser,  höher  als  breit,  höckerförmig  und  verschieden 
gross.  Die  beiden  letzteren  Arten  unterscheiden  sich  nur  durch  die  Blattspitze  und  Verf. 
möchte  deshalb  P.  pilifenmi  als  Spielart  von  P.  juniperinum  betrachten.  Es  folgt  eine 
Tabelle  zur  Unterscheidung  der  Polytricha  und  Pogonata  nach  diesen  Merkmalen.  Die 
besprocheneu  Verhältnisse  sind  auf  der  Tafel  dai'gestellt. 

59.  Delogne,  C.  H.  Flearochisma  deflexnm  Dmrt.  et  Plagiochiia  spinulosa  Dmrt.  (Bull, 
d.  1.  Soc.  Roy.  d.  Bot.  de  Belgique.    T.  20.    Bruxelles  1881,  p.  35,  36.) 

Verf.  fand  in  einem  Kryptogamen-Packet ,  welches  er  von  M.  Koltz  aus  Luxemburg 
empfangen  hatte,  Fragmeute  der  oben  genannten  Moose.  Pleurochisma  deßexum  ist  bisher 
in  Belgien  nicht  gefunden,  kommt  aber  wahrscheinlich  vor,  Plagiochiia  spinulosa  war  bisher 
nur  von  sehr  wenigen  Standorten  auf  dem  Continent  bekannt. 

60.  Delogne,  C.  H.  Notes  de  Cryptogamie.  (Bull.  d.  1.  Soc.  Roy.  d.  Bot.  de  Belgique. 
T.  20.    Bruxelles  1881,  p.  143—145.) 

Kurze  Bemerkungen  über  Bestimmung,  Synonymie  und  Vorkommen  folgender  Laub- 
und Lebermoose:  Bhynchostegium  megapolitanum  Br.  und  Seh.;  Gymnostomum  calcareum 
N.  e.  H.  neu  für  den  mittleren  Theil  Belgiens;  G.  tenue  Schrad.  neu  für  Belgien;  Scapania 
isoloba  Dmrt.  identisch  mit  S.  compaeta  Dmrt.;  LopJwcolea  lateralis  Dmrt.  nur  ein  Ent- 
wickelungszustand  von  L.  Udentata  Dmrt.  Cephalozia  Sehlmeyeri  Cogn.  muss  gestrichen 
werden,  da  sie  identisch  ist  mit  Jungermannia  Francisci  Hook.  Jungermannia  riibella  Nees 
wurde  vom  Verf.  1867  als  neu  für  die  belgische  Flora  aufgefunden.  J.  ventricosa  Dicks. 
und  /.  incisa  Schrad.  neu  für  den  mittleren  Theil  Belgiens. 

61.  Geheeb.    Bryologische  Fragmente.    (Flora  1881,  S.  289-297.) 

Notizen  über  folgende  neue,  seltene  oder  kritische  Moose:  1.  Campylopus  fragilis 
Dicks.,  c.  frct.  cop.,  auf  Keupersandfelsen  der  Rathsberger  Wildniss  bei  Erlangen  gesammelt. 
2.  Fissideus  serrulatus  Brid.,  zum  ersten  Mal  mit  Früchten  in  Europa  auf  dem  Berge  Pisano 
in  Etrurien  gesammelt.  3.  Eustichia  japonica  Berggren  n.  sp.  c.  fruct.  Viusetz  in  Japan. 
Die  Gattung  Eustichia  ist  von  Diplostichum  Mtge.  zu  trennen.  E.  j.  von  der  im  Habitus 
ähnlichen  E.  norvegica  zu  unterscheiden  durch  die  Blattrippe,  welche  auch  bei  den  untersten 
Blättern  als  lange  gezähnte  Granne  austritt,  und  durch  die  obersten  Blätter,  welche  stärker 
und  dichter  gesägt  sind.  4.  Pottia  crinita  Wils.  auf  der  Saline  Salzungen  für  Deutschland 
neu  aufgefunden,  von  Schimper  in  der  neuen  Synopsis  ignorirt.  5.  Didymodon  rubellus  Rth. 
var.  cavernuru7n  Mdo.  =  D.  ruber  Jur.    Von  Breidler  im  Pinzgau  und  auf  der  Wundspitz 


204  Kryptogamen.  —  Moose. 

bei  Malta  ia  Kärntheu  aufgefunden.  Eine  hochrasige  Form  von  X).  rubelltis.  Frucht 
unbekannt;  vielleicht  eine  neue  Art.  6.  Barhula  Breidleri  Limpr.  n.  sp.  Von  der  Schnee- 
grube am  Gipfel  des  Speiereck  bei  St.  Michael  im  Lungau  2400  m  aufgefunden.  Gehört  der 
sect.  Albidella  an,  von  B.  brevirostris  Br.  e.  Seh.  durch  die  auffallend  kurze  Kapsel  und 
den  meist  lang  geschnäbelten  Deckel  abweichend.  7.  Grimmia  fragiUs  Schpr.,  1878  auf 
dem  Berge  Estrella  in  Portugal,  1879  in  der  Sierra  de  Guadarrama  gefunden;  neu  für 
Spanien.  8.  Encalypta  spathidata  C.  Müll.  In  Tirol,  Steiermark  und  Siebenbürgen  gesammelt. 
Gewiss  eine  gute  Art,  aber  übersehen  und  verkannt.  9.  Bryum  fallax  Milde.  1879  als 
neu  für  Spanien  entdeckt.  Das  Bryum  fallax  von  Schottwitz  bei  Breslau  von  Milde 
gesammelt,  unterscheidet  sich  von  der  Originalpflanze  von  Zedlitz  durch  den  Besitz  von 
„ciliis  appendiculatis".  10.  Thuidium  delicattihim  Hedw.:  Es  werden  die  Merkmale  angegeben, 
wodurch  sich  dieses  Moos  in  sterilem  Zustand  von  Th.  recognitum  sicher  unterscheidet. 
Ausser  in  ganz  Europa  findet  es  sich  in  Nordamerika  (im  Gegensatz  zu  den  Angaben  von 
Rau  und  Hervey  1880).  11.  Climaeium  dendroides  L.  ß.  innudatum  Mdo.  1880  bei 
Aschaffenburg  gesammelt.  12.  Brachytliecium  Olympicum  Jur. ,  von  Levier  in  der  Sierra 
Guadarrama  entdeckt.  13.  Hypniim  Bottinü  Breidler  n.  sp.  Lateinische  Diagnose.  1880  in 
Torfsümpfen  Piagetta  di  Massaciuccolli  bei  Viareggio  in  Etrurien  entdeckt,  hat  eine  gewisse 
Aehnlichkeit  mit  H.  pratense.  Vielleicht  ist  es  jedoch  ein  Plagiothecium,  da  die  Blätter 
ungleichseitig  sind.  14.  Hypniim  ( LimnobiumJ  Goulardi  Schpr.,  von  Breidler  im  Pinzgau 
gesammelt.  Das  Goulard'sche  Exemplar  trägt  j  Blüthen  im  Gegensatz  zu  Schimper's  An- 
gaben. 15.  Ändreaea  grimsulana  Br.  dürfte  besser  mit  crassinervia  als  mit  rupestris  zu 
vereinigen  sein. 

62.  Holmes,  E.  M.    Hypnom  imponens  Hedw.    (Journal  of  botany,  Vol.  X,  p.  116,  117.) 

Verf.  fand  das  genannte  Moos  auf  einer  Excursion  in  Sussex  und  spricht  sich  dahin 
aus,  dass  es  von  Hypnum  cupressiforme,  var.  ericetorum,  mit  dem  es  zusammenwuchs,  leicht 
zu  unterscheiden  ist.  An  demselben  Orte  fand  er  Brachyodus  trichodes,  Campylostelium 
saxicola  und  Nardea  adusta. 

63.  Husnot.    L'Orthodontium  gracile.    (Revue  bryologique  1881,  p.  22.) 

Im  „Naturalist"  vom  December  1880  bringt  Herr  Cash  eine  Correctur  zu  der  Wil- 
son'schen  Beschreibung  des  genannten  Mooses. 

64.  Husnot.    Barbula  nitida  Lindb.    (Revue  bryologique  1881,  S.  49.) 

Das  von  Philibert  als  Tricliostomum  nitidum  beschriebene  Moos  (Rev.  bryol.,  1878, 
S.  27,  28,  vgl.  Jahresber.  1878,  S.  520,  No.  41)  ist  nach  neuen  Exemplaren,  welche  Verf. 
aus  Viareggio  erhielt,  eine  Barbula,  und  zwar  Barbula  nitida  Lindb. 

65.  Jack,  J.  B.    Die  europäischen  Radulaarten.    (Flora  1881,  p.  353—362  u.  385-400, 
mit  2  Tafeln.) 

Nach  Nees  von  Esenbeck  (Nat.  d.  eur.  Leberm.  III,  145)  giebt  es  nur  eine  einzige 
in  Europa  einheimische  Badula-Avt.  Seitdem  ist  die  Zahl  dieser  Arten  auf  7  gestiegen, 
welche  aufgezählt  und  deren  wichtigste  Unterschiede  angegeben  werden.  Es  folgen  die 
ausführlichen  lateinischen  Diagnosen,  deutsche  Beschreibungen  und  kritische  und  historische 
Bemerkungen  über  die  einzelnen  Species.  Die  Abbildungen  der  Taf.  VII  über  Radiüa 
complanata  sind  Hofmeister,  Leitgeb  und  Gottsche  entlehnt,  die  drei  (vier)  Figuren  auf 
Taf.  VIII  stellen  die  Spitze  eines  fructificirenden  Astes  von  B.  complanata  (Fig.  IV},  ein 
Stück  eines  Astes  von  B.  commutata  (Fig.  V),  und  die  Spitze  einer  weiblichen  Pflanze  mit 
Perianthum  (Fig.  VI,  1),  sowie  ein  Stück  einer  männlichen  Pflanze  mit  einer  Blüthenähre 
(Fig.  VI,  2)  von  Badula  germana  nach  eigenen  Handzeichnungen  dar. 

Verf.  stellt  zwei  neue  Species  von  Badida  auf.  B.  Carringtonii  Jack.  n.  sp.  ist 
von  Carringtou  in  „On  Irish  Hepaticae"  als  B.  aqiiilegia  Tayl.  var.  ß.  major  aufgeführt. 
Mit  B.  aquilegia  hat  sie  die  olivenbraune  Farbe  gemein,  ihr  fehlt  aber  die  für  letztere 
charakteristische  Form  des  Blattlappens,  nämlich  die  starke  Anschwellung  desselben  längs 
seiner  Basis.  Der  ünterlappen  bildet  bei  B.  C.  mit  dem  oberen  einen  spitzen  Winkel, 
ferner  sind  die  Aeste  vorwärts  gerichtet  und  die  Blätter  stehen  quer  ab.  Sie  gleicht  B. 
complanata^  unterscheidet  sich  aber  von  ihr  durch  ihren  diöcischen  Charakter  und  die  oliven- 
braune Farbe.    Sie  ist  nur  aus  Irland  bekannt.    Die  zweite  neue  Art  ist  B.  germana  Jack. 


Pflanzengeographie  und  Systematik.  -    Monographieen,  Moossysteme  etc.         205 

n.  sp.,  die  au  feuchten  Stellen  auf  bemoosten  Felsen  der  subalpinen  und  alpinen  Region 
vorkommt  und  bis  jetzt  vom  Schwarzwald,  aus  der  Schweiz  und  Steiermark  bekannt  ist. 
Sie  ist  diöcisch  und  unterscheidet  sich  von  jK.  complanata  durch  den  Mangel  der  Perigonial- 
blätter  unter  der  $B!üthe  und  die  Grösse  der  Sporen,  bei  sterilen  Pflanzen  durch  die  auf- 
steigende Form  der  Blätter,  welche  länger  als  breit  sind;  von  B.  Lindbergiana  durch  den 
schlankeren  Kelch  und  die  fast  um  die  Hälfte  grösseren  Sporen,  von  E.  commutaia,  der 
sie  in  mancher  Beziehung  nahe  steht,  durch  den  fiederigen  Wuchs,  die  kleinere  Kapsel 
und  die  etwas  grösseren  Sporen.  Hierher  gehören  die  in  der  Synops.  Hepat.  p.  257  bei 
i?.  complanaia  aufgeführten  var.  ß.  Xilumulosa  und  y.  tenuis. 

Die  von  Hombron  (Montagne  Ann.  d.  sc.  nat.  Avril  1843,  p.  255,  No.  33)  und  die 
Taylors'chen  Exemplare  von  ebendaher  sind  identisch  und  von  B.  aquüegia  durchaus  ver- 
schieden, dagegen  ist  B.  physoloha  Mitt.  von  der  gleichbenannten  Montagne'schen  Pflanze 
verschieden. 

Badula  complanata  a.  communis*  projjagiilifera  ist  mit  der  ebenfalls  hier  beschrie- 
benen B.  commutata  Gottsche  n.  sp.,  wie  schon  dieser  Autor  vermuthete,  identisch,  ebenso 
B.  complayiata  rupincola  N.  v.  E.  und  B.  c.  var.  rupestris  N.  v.  E. 

Folgende  europäische  Badula- Arten  sind  demgemäss  jetzt  zu  unterscheiden:  B. 
complanata  (Dum.)  Gottsche,  B.  Carringtonii  Jack,  B.  aquüegia  Tayl. ,  jB.  commutata 
Gottsche,  B.  germana  Jack,  B.  Lindbergiana  Gottsche,  B.  voluta  Tayl. 

66.  Limprecht,  G.    Berichtigung.    (Botau.  Centralbl.,  Bd.  5,  S.  288.) 

Gegenüber  einer  Angabe  von  Warnstorf  und  einer  von  Sanio  im  Botan.  Centralbl. 
1880  und  1881  bemerkt  Verf.,  dass  Sphagnum  Äustini  Sulliv.  bereits  1876  in  der  Krypto- 
gamenflora  v.  Schles.  I,  S.  427  und  dass  Andreaea  alpestris  Schpr.  ebenfalls  in  Schlesien 
nachgewiesen  worden  ist. 

67,  Limpricht,  K.  G.     Zur  Systematik  der  Torfmoose.     (Botanisches  Centralbl.,  Bd.  vn, 
S.  311-319.) 

Angeregt  durch  die  Arbeit  von  C.  Warnstorf  „Die  europäischen  Torfmoose"  (vgl. 
Ref.  No.  85}  giebt  Verf.  einige  Bemerkungen  zur  gegenwärtigen  Systematik  der  Torfmoose, 
deren  historische  Entwickeluug  im  Eingange  besprochen  wird.    Für  Sphagnum  cymbifolium 
Ehrh.   bestätigt  er  gegenüber   C.  Müller  und  Warnstorf  die   Angabe  Schimpers,  dass  im 
Stengelquerschuitt  die  kleineu  Zellen  mehr  in  der  Mitte  liegen  und  die  Verwachsung  der 
grossen  Zellen  mehr  auf  beiden  Seiten  stattfinde,  dass  sich  jedoch  die  Verwachsung  nie  auf 
eine  grosse  Fläche  wie  bei  Sph.  squarrosum  und  rigidum  erstrecke,  wo  sich  die  grossen 
Zellen  gleichsam  gegenseitig  zusammendrücken  und  mit  ihren  Seitenflächen  so  verwachsen, 
dass  die  farbigen  Zellen  von  allen  Seiten  vollkommen  eingeschlossen  sind.    Nur  bei  var. 
congestum  Seh.  und  purpurascens  Russ.,  Milde  werden  die  hier  sehv  kleinen  chlorophyll- 
führenden Zellen  beiderseits  von  den  hyalinen  ganz  eingeschlossen.     Da  dieses  Merkmal 
constant  ist,  Stengelrinde  und  Stengelblätter  eigenthümlich  ausgebildet  sind  und  die  Farbe 
sowie  der  Habitus  abweichen,  so  erklärt  Verf.  die  varr.  congestum  und  purpurascens  für 
eine  eigene  Art,  für  die  er  den  Namen  Sph.  medium  u.  sp.  wählt.     Sph.  papillosmn  Lindb. 
ist  unter  verschiedenen  anderen  Namen  mehrfach  in  Schlesien  gesammelt  und  scheint  dort 
nicht  selten  zu  sein.     Da  die  Papillen  oft  minder  auffällig  sind,  so  ist  es  nicht  unwahr- 
scheinlich, dass  auch  Formen  ohne  Papillen  künftig  hiermit  vereinigt  werden.    Au  diese  Art 
lehnt  sich  das  in  Schlesien  seltenere  Sph.  Austini  SuU.  an,  bei  welchem  die  betr.  Zellwände 
kammartige  Verdickungen  tragen,  die  von  Warnstorf  irrthümlich  ebenfalls  Papillen  genannt 
werden.  Sph.  glaucum  v.  Klinggr.  und  Sj^/t.  siibbicolor  Hampe  müssen  mit  Sph.  cymbifolium 
vereinigt   werden.     Sph.   cymbifolium  1*  pulvinatum  Warnst,  ist  der  Jugendzustand  von 
Sph.  cymbifolium.    Aehnliche  Entwickelungszustände  sind  auch  die  gedunsen-wurmförmigen 
astlosen  oder   unregelmässig  beästeten  Stengelgebilde,  die  Verf.  in  der  Kryptfl.  a.  Schles. 
I,  p.  221    bei  Sph.  subsecundum  erwähnte.     Diese   sind  häufig  als   Varietäten  oder  Arten 
beschrieben  worden.     Ausserdem  kommen  solche  Stengelgebilde  bei  Sph.  rigidum,  Lind- 
bergii  und  molluscoides  Müll.  vor.    Bei  robusteren  Formen  von  Sph.  cymbifolium  mit  gabelig 
getheilten  Stengeln   kommen   zweierlei   Stengelblätter   an   demselben  Individuum  vor.    Die 
beiden  Russowschen  Reihen  von  Sph.  subsecundum:  cc.  heterophyllum  und  ß.  isnphyllum 


206  Kryptogamen,  —  Moose. 

lassen  sich  stets  nach  den  Stengelblättern,  deren  Grösse,  Form  und  Zellnetz  auseinander 
halten.  Sph.  laricinuni  Spruce,  subsecundum  verum  nnd  Sph.  contorium,  reeurvum  in  eine 
Collectivspecies  Sp.  cavifoUum  Warnst,  n.  sp.  zu  vereinigen  ist  unzweckmässig.  Dass  Warnstorf 
dem  Sph.  spectahile  Seh.,  dessen  Begriff  er  erweitert,  indem  er  auch  Sph.  riparium 
Angst,  hierherzieht,  eine  Rindenschicht  zuschreibt,  erklärt  sich  dadurch,  dass  ihm  zwei  ver- 
schiedene Pflanzenreihen  vorlagen,  von  denen  er  nur  Sph.  riparium  Angstr.  auf  die  Stengel- 
rinde prüfte.  Verf.  ist  der  Ansicht,  dass  Sph.  spectahile  Seh.  von  Sph.  reeurvum  nicht 
specifisch  zu  trennen  ist.  Dasselbe  gilt  von  Sph.  fallax  v.  Klinggr.  Die  Erklärung  Warnstorf's, 
dass  bei  Sph.  cuspidatum  die  verhältnissmässige  Weite  der  Rindenzellen  durch  den  Standort 
im  Wasser  bedingt  wäre,  ist  unzutreffend,  da  bei  Sp)h.  spectahile  und  fallax,  die  beide  im 
Wasser  wachsen,  die  Stengelrinde  fehlt. 

Auch  die  selteneren  Sphagnum-Arten  zeigen  viele  Neigung  zum  Variiren,  so  z.  B. 
Sph.  Lindbergii. 

Die  Gruppirung  der  europäischen  Torfmoose  nach  einem  einzigen  Merkmal  giebt 
ein  rein  künstliches  System,  daher  empfiehlt  sich  als  bildender  und  sachlicher  die  Gruppirung 
nach  ihrer  natürlichen  Verwandtschaft. 

68.  Limpricht.  Ueber  neue  Arten  nnd  Formen  der  Gattung  Sarcoscyphus  Corda. 
(58.  Jahresbericht  der  Schlesischen  Gesellschaft  f.  vaterländische  Cultur.  Breslau  1881, 
S.  179-184.) 

Deutsche  Beschreibungen  und  Standortsangaben  folgender  neuer  Species  der  Gattung 
Sarcoscyphus:  Sarcoscyphus  Sprucei  n.  sp. ,  Fichtelgebirge  und  Lungan  auf  Steinen;  S. 
styriacus  n.  sp.,  Steiermark;  S.  neglectus  n.  sp.,  deutsche  Hochalpen  auf  Erde;  S.  pyg- 
maeus  n.  sp.,  deutsche  Alpen  auf  Felsen ;  S.  capillaris  n.  sp.,  nebst  der  varietas  ß.  irnguus 
Kärnthen;  S.  aemulus  n.  sp.,  Steiermark  auf  Erde  zwischen  Felsblöcken. 

69.  Limpricht,  G.    lieber  Gymnomitrium  adustum  N.  v.  E,    (Flora  1881,  S.  71—76.) 

Gymnomitrium  adustum  N.  v.  E.  ist  infolge  einer  Verwechselung  von  Seiten  Funk's 
verkannt  und  der  Name  von  Spruce  in  Sarcoscyphus  adustus  umgeändert  worden.  Letzterem 
hat  sich  auch  Gotische  angeschlossen.  Durch  die  Entdeckung,  dass  sein  Sarcoscyphus  con- 
fertus  (57.  Jahresber.  d.  Schles.  Ges.  S,  313,  1880)  ein  Gymnomitrium  ist,  und  infolge  von 
Zusendungen  schwarzer  Gymnomitria  durch  Breidler  wurde  Verf.  auf  G.  adustum  auf- 
merksam und  weist  nun  nach,  dass  das  G.  adustum  N,  v.  E.  wirklich  ein  Gymnomitrium 
ist,  während  er  die  von  Funck  gesammelte  Pflanze  aus  dem  Fichtelgebirge,  welche  zu  der 
Verwechslung  Anlass  gab,  Sarcoscyphus  Sprucei  n.  sp.  nennt.  An  Granitblöcken  am  Weiss- 
wasser im  Riesengebirge  sammelte  er  ferner  eine  Pflanze,  welche  genau  mit  dem  ersten  G. 
adustum  N.  v.  E.  übereinstimmt.  Hierauf  folgen  die  wichtigsten  Merkmale  der  Nees'schen 
Pflanze.  No.  616.  Sarcoscyphus  Funckii  in  G.  et  Rabenh.  Hep.  eur.  von  der  Rehalp  im 
Canton  Uri  {Sarc.  F.  ß.  decipiens  Massalongo  N.  Giorn.  Bot,  Ital.  Vol.  XIII,  p.  313)  ist 
ebenfalls  eine  Gymnomitrium.  G.  confertum  ist  autöcisch  und  zeigt  nur  vereinzelte  parö- 
cische  Sprosse. 

Die  Gattung  Gymnomitrium  zählt  jetzt  folgende  europäische  Arten:  1.  G.  conein- 
natum  Corda  1830;  2.  G.  obtusum  Lindb.  1879;  3.  G.  corallioides  N.  v.  E,  1833;  4.  G. 
crenulatum  Gottsche  1863;  5.  G.  adustum  N.  v.  E.  1833;  6.  G.  crassifoUum  Carrington 
1879;  7.  G.  confertum  Limpr.  1880;  8.  G.  sueeicum  Gottsche  1871;  9.  G.  eondensatum 
Ängstr.  1871.  Diese  Arten  gruppiren  sich  in  3  Typen:  1.  No.  1—4;  2.  No.  5-7; 
3.  No.  8. 

Da  nach  Lindberg  bei  G.  eondensatum  Angstr.  der  Kelch  in  seinem  freien  Theile 
einen  Tubus  bildet,  so  müsste  diese  Pflanze  bei  Sarcoscyphus  eingereiht  werden.  Hierher 
gehört  auch  eine  von  Breidler  vom  Hochgolling  bei  Schladming  gesammelte  Pflanze. 

Es  folgt  die  Diagnose  von  G.  sueeicum  aus  der  Flora  danica. 

Bezüglich  der  Arbeit  von  W.  H.  Pearson:  „on  G.  ohtusum"  (Journ.  of  Bot.  1880) 
wird  bemerkt,  dass  auch  G.  concinnatum  und  G.  corallioides  an  spitzlappigen  Blättern  eine 
ganz  ähnliche  Crenulirung  zeigen,  dass  ferner  bei  G.  concinnatum  var.  intermedium  Blätter 
mit  einem  spitzen  und  einem  abgerundeten  Blattlappen  vorkommen  und  dass  die  Involucral- 
blätter  des  jungen  $  Blüthenstandes  von  dem  des  G.  concinnatum  nicht  zu  unterscheiden 


Pflanzengeographie  und  Systematik.  -    Monographieen,  Moossysteme  etc.         207 

sind.  Den  Scbluss  bilden  Bemerkungen  über  G.  adustum  vom  Weisswasser,  G.  adustuni 
N.  V.  E.  Alpen,  Funck  e.  Jungermannia  hrimnea  Spreng?  ist  ein  Sarcoscyphus,  den  Verf. 
S.  pygmaeus  n.  sp.  nennt.     (Vgl.  Spruce  ßef.  79.) 

70.  Lindberg,  S.  0.  Resultate  seiner  letzten  Untersachangen  über  nordische  Moose. 
(^ Verbaudi.  d.  Gesellscb.  pro  Fauna  et  Flora  Fennica  zu  Helsiugfors  2,  April  1881.) 

Zeigt  folgende  für  das  skandinavische  Florengebiet  neue  Arten  an:  Riccia  subinermis 
n.  sp.  (südwestl.  Piuuland;  steht  R.  ciliata  nahe),  Pohlia  crassinervis  n.  sp.  (schwedisches 
Lapplaud;  Frucht  unbekannt),  Astrophyllum  eurvatulum  Lindb.  (Luleä  Lappland),  Hypnum 
terrestre  Lindb.  (Botau.  Garten  zu  Helsingfors)  ist  eine  ausgezeichnete  Art,  die  in  mancher 
Hinsicht  den  üebergaug  zwischen  Brachythecium ,  RhyncJwstegium  und  Eurrhynchium 
bildet.    Hypnum  (Amhlystegium)  Goulardi  Schpr.  (Norwegen). 

Folgende  Moose  werden  von  Lindberg  für  Skandinavien  gestrichen:  Lesquereuxia 
striata,  Bartramia  subulata  Bryol.  eur.,  B.  ityphylla  Brid. ,  Dicranella  stricta  Schpr., 
Leptotrichum  arcticum  Schpr.,  Orthotrichum  aetnense  DC. 

Bei  Cnlturversuchen  mit  Ricclocarpus  natans  (L.)  Corda  stellte  sich  heraus,  dass 
die  schwimmende,  sterile  Pflanze  das  Aussehen  völlig  geändert  hatte,  welches  die  auf  feuchtem 
Boden  gewachsenen  Exemplare  zeigten.  Die  langen,  niederhängenden,  gleichbreiten  und 
gesägten,  purpurfarbigen  Blätter  der  schwimmenden  Form  hatten  sich  zu  äusserst  kleinen, 
halbmondförmigen,  ungefärbten  Blättern  umgebildet;  der  ganze  Habitus  glich  mehr  einer 
grossen  Riccia  glauca.  Es  war  so  eine  Form  entstanden,  die  scheinbar  ganz  und  gar  mit 
der  weit  geschiedenen  Art  R.  lutescens  Schwein.  (Nordamerika)  identisch  ist. 

71.  Lindberg,  S.  0.  De  Cryphaeis  Europaeis.  (Meddelanden  af  Societas  pro  Fauna  et 
Flora  Fennica.    Sjette  Haftet.  Helsiugfors  1781,  p.  71—75.) 

Lateinische  Diagnose,  Synonymie,  Literatur  und  Standortsangabe  zweier  Arten  von 
Cryphaea.  Cryphaea  arborea  (Huds.)  Lindb.  in  Oefv.  V.-Ak.,  Förh.,  20,  p.  392,  u.  15  (1863) 
und  C.  Lamyi  (Mon.t)  C.  Müll,  in  Linuaea  18,  p.  680  u.  8  (1844). 

72.  Massalongo,  C.  Duae  species  novae  e  genere  Lejeunia,  qoas  circa  Buenos-Äyres  legit 
C.  Spegazzini,  descriptae  a.  C.  M.  (Nuovo  Giomale  Botanico  Italiano,  Vol.  XHI, 
Firenze  1881,  p.  122-124.  mit  1  Tafel.) 

Lateinische  Diagnosen,  Beschreibungen  und  Standortsangabeh  zweier  neuen  Arten 
von  Lejeunia.  L.  Spegazinii  M.  n.  sp.,  an  Baumstämmen,  steht  L.  Lhotzskiana  nahe  und 
ähnelt  im  Habitus  L.  serpyllifolia.  L.  ptosimopliylla  M.  n.  sp.,  an  Baumstämmen,  ähnelt 
in  Habitus  und  Grösse  L.  serpyllifolia  und  steht  L.  pacifica  Mont.  nahe.  Auf  der  Tafel  IV 
sind  beide  Arten  nebst  einzelnen  Theilen  in  Umrisszeichnungen  abgebildet. 

73.  Müller,  K.  Hai.  Genera  Muscorum  quatuor  nova  memorabilia.  (Botanisches  Central- 
blatt,  Bd.  Vn,  S.  345-349.) 

Lateinische  Diagnosen  und  deutsche  Bemerkungen  zu  folgenden  neuen  Moosgattungen 
und  Arten:  I.  Wilsoniella  gen.  nov.  1.  W.  pellucida  n.  sp.  =  Trematodon  decipiens 
Mitt.  in  Muse.  Indiae  Orient.  1859,  p.  13.  —  Trichostomuni?  pellucidum  Wils.  in  Kew. 
Journ.  Bot.  IX,  p.  321.  Auf  Ceylon.  2.  W.  Karsteniana  n.  sp.  Trimity-Bay,  Australien. 
Die  Gattung  gehört  zum  Tribus  Bryaceae  und  hat  den  Habitus  eines  Ortliodontium.  Zu 
den  Funariaceen  gehört  II.  Thiemea  gen.  nov.  mit  der  einzigen  Art  T.  Hampeana  n.  sp. 
Ostindien,  Birma,  Pegu,  Yomah.  III.  Rehmanniella  gen.  nov.  mit  R.  Africana  n.  sp.  eine 
Pottiacee  vom  Habitus  eines  Sphaerangiiim  ist  von  Rehmann  in  Muscis  Austro - Africanis 
No.  171  unter  dem  Namen  Spliaerafigium  Africanum  beschrieben.  IV.  Hampeella  gen.  nov. 
mit  H.  Kursii  =  Angulocarpus  Javensis  Hpe.    Java. 

74.  Philibert.    Orthotriclium  acuminatum.   Species  nova.   (Revue  bryol.  1881,  S.  28—31.) 

Verf.  giebt  eine  französische  Beschreibung  dieser  neuen  Art,  welche  er  bei  Vals'in 
der  Ardeche  gefunden  hat.  Sie  findet  sich  häufig  an  Baumrinden  und  gehört  in  die  Gruppe 
der  Orthotricha  affinia. 

75.  Renauld,  F.  Revision  de  la  section  Harpidium  do  genre  Hypnom  de  la  Flore  Franpaise. 
(Extrait  des  Memoires  de  la  Societe  d'EmuIation  du  Doubs.  Seances  du  8.  novembre 
1879,  24  p.  80.) 

Da  die  Charaktere,  welche  man  zur  Unterscheidung  der  specifischen  Typen  in  der 


208  Kryptogamen.  —  Moose. 

Section  Harpidium  der  Gattung  Hypnum  benutzt  hat,  fast  alle  variabel  sind,  so  ist  es 
ausserordenlich  schwer,  die  betreffenden  Arten  richtig  zu  classificiren.  Nach  Untersuchung 
zahlreicher  Exemplare  der  einzelnen  Arten  von  verschiedenen  Standorten  und  aus  mehreren 
Sammlungen  und  unter  Berücksichtigung  aller  wichtigen  Merkmale  gelangt  Verf.  zu  folgender 
Eintheilung.  Die  Section  Harpidium  wird  in  vier  Gruppen  eingetheilt.  Von  diesen  umfasst 
die  erste  die  Arten:  1.  Hypnum  scorpioides  L.,  2.  H.  lycopodioides  Schwägr.,  3,  H.hami- 
folimn  Seh.;  die  zweite:  4.  H.  aduncum  mit  den  Varietäten:  var.  Kneiffii  Seh.  Syn.  ed.  II, 
var.  laxum  Milde  Bryol.  Siles.,  var.  pungens  Milde  Bryol.  Siles.,  var.  gracilescens  Seh. 
Syn.  ed.  I,  var.  tenue  Seh.  Syn.  ed.  II,  5.  H.  Wilsoni  (Syn.  H.  Sendtneri  var.  Wilsoni 
Seh.  Syn.  ed.  II);  die  dritte:  6.  H.  uncinatum  Hedw.  mit  var.  plumulosum,  Seh.  und 
ortlwthecioides  Lindb.,  7.  H.  fluitans  L.  mit  var.  pseudostraminum  Bryol.  Schs.,  exannulatum 
[H.  exannulatum  Griseb.  Syn.  ed.  II),  var.  Rotae  Seh.  Syn.  ed.  II,  var.  Jeanbernati  Renld.; 
die  vierte:  8.  H.  revolvens  Sw.  mit  den  Subspecies:  H.  intermedium  Lindb.  und  H.  Cossoni 
Seh.  Syn.  ed.  II,  9.  H.  vernicosum  Lindb. 

Es  folgen  kritische  Bemerkungen  über  die  einzelnen  Species  und  über  die  geographische 
Verbreitung  derselben  in  Frankreich. 

76.  Renauld.    ClassificatioD  systematiqae  de  la  section  Harpidiam  du  genre  Hypnum  de 
la  flore  francaise.    (Revue  bryologique  1881,  S.  74—82.) 

Verf.  beruft  sich  auf  seine  unter  No.  75  besprochene  Arbeit.  In  Folge  neuerer 
Untersuchungen  und  ihm  zugegangener  Kritiken  hat  er  seine  Ansichten  theilweise  modifizirt 
und  giebt  nun  eine  üebersicht  der  Arten  nach  seiner  jetzigen  Auffassung.  Danach  zerfällt 
die  Section  Harpidium  in  vier  Gruppen.  Die  erste  umfasst  Hypnum  scorpioides  L.  und 
H.  lycopodioides  Schwägr.;  die  zweite  H  aduncum  Hedw.  mit  der  Subsp.  H.  Kneiffii,  H. 
Wilsoni  (H,  Sendtneri  und  Wilsoni  Seh.  Syn.  ed.  II)  mit  der  Subsp.  H.  hamifolium  Seh. 
Syn.  ed.  II;  die  dritte  H.  uncinatum  Hedw.,  H.  fluitans  L. ;  die  vierte  H.  revolvens  Sw. 
mit  der  Subsp.  H.  intermedium  Lindb. ,  H.  vernicosum  Lindb.  Die  meisten  Arten  umfassen 
zahlreiche  Formen.  Die  Gruppen  sind  charakterisirt,  die  Species  und  Varietäten  beschrieben 
und  die  Beschreibungen  von  kritischen  Bemerkungen  begleitet. 

77.  Sanio,  C.    Additamentum  in  Hypni  adunci  cognitionem.   (Bot.  Centralbl.  Bd.  5,  S.  93.) 

Verf.  spricht  sich  dafür  aus,  dass  Hypnum  aduncum  var.  Kneiffii  bei  Trocken- 
legung der  von  ihm  bewohnten  Sümpfe  häufig  in  Hypnum  aduncum  var.  tenue  übergehe  und 
dass  letztere  Varietät  der  Varietät  Kneiffii  untergeordnet  werden  müsse.  Er  schlägt 
folgende  Disposition  der  Varietäten  von  H.  aduncum  L.  vor:  a.  Blandowii  Sw.:  a.  pungens 
H.  Müll.,  b.  subalpinum  Milde,  c. polycarpon  Bland,  d.  intermedium  Schpr.,  ** penna  Sn., 
e.  laxifoUum  Sn.;  §.  pseudofluitans  Sn. :  &. pseudostraminum  C.  Müll,  b.  inerme  Sn.  (letzteres 
neu  und  beschrieben),  c.  paternum  Sn. ;  y.  Hampei  Sanio:  a.  uquaticum  Sn.  **  filicinum 
Sn. ,  b.  unculus  Sn.,  c.  Kneiffii  Schpr.  s.  s.  -ff  varians  Sn. ,  d.  tenue  Schpr.;  d.  legitimum 
Sn. :  a.  gracilescens  Schpr.,  b.  vulgare  Sn.  ■\-\  varians  Sn.,  **robustum  Sn.,  c.  Wilsoni  Schpr., 
d.  Sendtneri  Schpr.  *latifolium  Sn.,  ** triviale  Sn.,  e.  giganteum  Schpr.;  s,  capillifolium 
Warnstorf  in  litt,  ad.  Sanio;  ex  jure  antiquiore. 

78.  Sequeira,  G.    NouvelJes  mousses.    (Revista  da  Sociedade  de  Instr.  do  Porto.  1881.) 

Nicht  gesehen. 

79.  Spruce,  R.   On  Marsupella  Stableri  n.  sp.  and  some  allied  species  of  European  Hepaticae. 
(Revue  bryologique  1881,  S.  89-104.) 

Die  Einleitung  enthält  die  Geschichte  der  Gattungen  Marsupella  und  Nardia. 
Die  letztere  wurde  von  Gray  in  „Natural  Arrangement  of  British  Plants"  aufgestellt  und  von 
Dumortier  in  zwei  Genera,  Mesophylla  {Alicularia  Carda  c.  p.)  und  Marsupella  getheilt. 
Später  zerspaltete  derselbe  Autor  die  Gattung  Mesophylla  in  zwei  neue  Genera:  Mesophylla 
Dum.  und  Alicularia  Dum.  (Sylloge  Jungermannidearum  1831  und  Hepaticae  Europae  1874). 
Die  Gattungen  Sarcoscyphus  und  Alicularia  der  „Synopsis  Hepaticarum"  werden  von  Linden- 
berg, Carringtou  und  Anderen  zu  einem  einzigen  Genus  mit  dem  Namen  Nardia  vereinigt. 
Verf.  möchte  diesen  Namen  jedoch  nur  für  die  beiden  Arten  Jungermannia  scalaris  Schrad. 
und  J.  compressa  Hook,  und  für  Jungermannia  emarginata  Ehrh.  den  Namen  Marsupella 
beibehalten,  da  letzterer   älter  ist  als  Sarcoscyphus.    Die  wichtigsten  Unterschiede  zwischen 


Pflanzengeograpliie  und  Systematik.  —  Monographieen,  Moossysteme  etc.        209 

beiden  Gattungen  werden  nun  aufgeführt  und  ihr  Werth  besprochen.  Verf.  kommt  dabei 
zu  dem  Resultat,  dass  die  Gattungen  Gytnnomitrium  und  Sarcoscyphus  verschmolzen  werden 
müssen.  Drei  neue  Species  von  Martiupella  werden  diagnosticirt  und  beschrieben:  Nardia 
(Marsupella)  Stableri  Spr.  n.  sp.  (.Nordeugland),  M.  olivacea  n.  sp.  (Syn.  Sarcoscyphus 
Sprucei  ß.  decipiens  Limpr.  (?),  S.  adustus  G.  et  R,  (Nordenglaud,  Riesengebirge)  und 
31.  ustidata  n.  sp.  =  Gi/mnomitrium  adustiim  Nees  e.  p.  Sarcoscyphus  adustus  (N)  Spruce. 
Die  Beschreibungen  sind  von  kritischen  Bemerkungen  begleitet. 

80.  Spruce,  R.    Musci  praeteriti:  sive  de  muscis  nonnullis  adhuc  neglectis,  praetervisis  vel 
confusis,  nunc  recognitis.     (Journal  of  Botany,  Vol.  X,  p.  11 — 18,  33—40.) 

Fortsetzung  der  unter  demselben  Titel  im  vorigen  Jahrgang  der  Zeitschrift  erschienenen 
Diagnosen. 

6.  Orthotrichiim  nivale  Spruce.  Anden  von  Quito.  Syn.  0.  striatum  L.  7.  Scopelo- 
Xjhila  Agoyanensis  Mitt.  aus  dem  äquatorialen  Amerika  steht  der  Encalypta  (?J  ligulata 
Spruce  der  Pyrenäen,  welche  Seopelophila  ligulata  genannt  werden  muss,  sehr  nahe.  Mitten 
stellt  die  Gattung  Seopelophila  zwischen  Hymenostyliuin  Brid.  und  Hyophila  Brid.  Die 
Geschichte  der  Entdeckung  und  die  Charaktere  werden  angegeben.  8.  Jungermannia  Fearsoni 
n.  sp.  Nord  Wales  steht  am  nächsten  J.  opacula  n.  sp.  vom  Chimborazo  und  J.  intricata 
L.  et  G.,  Syn.  Hep.  9.  Lepidozia  Pearsoni  n.  sp.  Nord  Wules  Syn.  Lepidosia  reptans  L. 
Carringt,  et  Pears.  Hepat.  Brit.  exsicc.  fasc.  1,  No.  37.  10.  Lejeunia  ulicina  Tayl.  Das 
bisher  unbekannte  Periauthium  wird  beschrieben.  Spruce  hatte  L.  ulicina  für  Junger- 
mannia minutissiwa  Smith  gehalten  und  gesteht  jetzt  seinen  Irrthum  ein. 

81.  Venturi.    üne  Mousse  hybride.    (Revue  bryologique  1881,  S.  20—22.) 

Verf.  empfing  aus  Oporto  mehrere  Moose,  unter  denen  sich  ein  kleiner  Rasen  befand, 
der  aus  Leptotrichum  subulatum  Bruch,  und  Fleuridium  suhulatum  bestand.  Dazwischen 
befand  sich  ein  einzelnes  Exemplar,  welches  Verf.  für  einen  Bastard  beider  Species  hält, 
da  es  deren  Merkmale  vereinigt.  Die  Thatsache  (?  d.  Ref.)  dieser  Bastardiruug  hält  Verf.  für 
einen  wichtigen  Beweis  dafür,  dass  die  Abgrenzung  der  Musci  cleistocarpi  eine  künstliche 
und  unnatürliche  ist. 

82.  Venturi.    Le  Hypnum  curvicaule  Jur.    (Revue  bryologique  1881,  S.  82—85.) 

Nach  einer  Vergleichung  zahlreicher  von  verschiedenen  Standorten  gesammelten 
Exemplare  dieses  dubiösen  Mooses,  über  welches  die  Meinungen  der  Bryologen  sehr  aus- 
einandergehen, kommt  Verf.  zu  der  Ansicht,  dass  man  es  als  Subspecies  von  Hypnum  fdi- 
cinum  betrachten  muss,  so  lange  nicht  die  Früchte  bekannt  sind. 

83.  Venturi.    Orthotrichum  Sardagnanum.    (Revue  bryologique  1881,  p.  47,  48.) 

In  Rev.  bryol.  1879  (vgl.  Jahresber.  1879,  S,  441,  No.  26)  hatte  Verf.  eine  neue 
Species:  Orthotrichiim  Sardagnanum  aufgestellt.  Er  hat  dieselbe  bei  Trient  von  neuem 
aufgefunden  und  vervollständigt  seine  damals  gegebene  lateinische  Diagnose  durch  eine 
französische  Beschreibung. 

84.  Venturi.    Des  Orthotricha  urnigera.    (Revue  bryologique  1881,  S.  41—47.) 

Verf.  hatte  sich  in  Rev.  bryol.  1879  (vgl.  Jahresber.  1879,  S.  450,  No,  55)  dahin  aus- 
gesprochen, dass  Orthotrichum  Venturii  de  Not.  nur  eine  Form  von  0.  Schubartzianum 
Lorentz  sei  und  dass  auch  die  wichtigsten  Unterscheidungsmerkmale  dieser  Art  von  0.  urni- 
gerum  Myrin.  hinfällig  seien.  Auf  Grund  wiederholter  Untersuchungen,  deren  Resultate 
ausführlich  mitgetheilt  werden,  entscheidet  sich  Verf.  jetzt  dafür,  die  Gruppe  der  Orthotricha 
urnigera  in  zwei  Arten  zu  theilen,  zu  welchen  er  die  lateinischen  Diagnosen  giebt :  nämlich 
Orthotrichum  urnigerum  Myrin.  und  0.  Venturii  de  Not.  Dieselben  unterscheiden  sich 
hauptsächlich  dadurch,  dass  bei  der  ersten  die  Kapsel  am  Grunde  halbkugelig  ist  und  keinen 
Hals  besitzt,  während  sie  bei  der  ^weiten,  mit  einem  Halse  versehen,  allmählig  in  die  Seta 
übergeht.  Zu  ersterer  Art  rechnet  er  als  Subspecies  0,  Schubartzianum  Lorentz,  von 
welcher  er  noch  eine  var.  laxa  unterscheidet.  Bei  0.  Venturii  dagegen  wird  eine  var. 
caespitosa  und  eine  Subspecies  0.  fuscum  unterschieden. 

85.  C.  Warnstorf.    Die  europäischen  Torfmoose.    Eine  Kritik  und  Beschreibung  derselben. 
Berlin.    Theodor  Grieben,  1881,  152  Seiten. 

Die  Ueberzeugung ,   dass  einerseits   manche   Formen   der  polymorphen    Torfmoos- 

Botanischer  JuLroslifeiicLt  IX  (1881)  1.  Abth.  14 


210  Kryptogamen.  —  Moose. 

gruppe,  weil  nicht  genügend  in  ihrem  inneren  Zusammenhange  mit  anderen  verwandten 
Typen  erkannt,  mehr  oder  weniger  einseitig  beurtheilt  werden,  andererseits,  dass  oft 
die  zur  „Differenzirung"  der  verschiedenen  Species  herangezogenen  Merkmale  sich  als 
unbeständig  erwiesen,  hatten  den  Verf.  zu  dieser  Arbeit  veranlasst.  In  den  einleitenden  Bemer- 
kungen wird  die  Gruppe  zu  charakterisiren  versucht,  wobei  freilich,  wie  auch  in  der  dann 
folgenden  Charakterentabelle  der  Torfmoose,  Laubmoose  und  Lebermoose  viele,  kaum  ent- 
schuldbare Versehen  und  Fehler  unterlaufen.  In  der  Kritik  über  die  zu  benützenden 
Charaktere  kommt  der  Verf.  zu  der  Ansicht,  dass  hauptsächlich  die  Grundform  der  Stengel- 
blätter, Bildung  der  Rindenschicht  des  Stengels,  Form,  Bildung  der  Spitze  und  Umrollung 
des  Randes  der  Astblätter  zu  berücksichtigen  seien.  Auf  die  Charakterisirung  des  Blüthen- 
ßtandes  ist  um  so  weniger  Nachdruck  zu  legen,  als  „die  eine  Art  charakterisirenden  Merk- 
male so  zu  wählen  sind,  dass  dieselbe  zu  jeder  Zeit,  in  Frucht  oder  steril,  blühend  oder 
ohne  Blüthen,  auch  von  einem  weniger  Eingeweihten  stets  mit  Sicherheit  erkannt  zu  werden 
vermag".  (I)  Nach  einer  Darstellung  der  bisherigen  Anordnungen  der  Torfmoose  von  Seiten 
der  verschiedenen  Autoren  und  zwei  Schlüsseln  zum  Bestimmen  der  Arten  (Schliephacke 
u.  Verf.),  folgt  die  eingehende  Besprechung  der  einzelnen  Formen.  Verf.  zählt  13  wohl- 
begründete Species  auf.  Spliagnum  recitrvinn,  cuspidatum  und  spectabüe  werden  zu  der 
CoUectivspecies  S}^^.  variabile;  S.  subsecundiwi ,  auriculatum  und  laricinum  zu  S.  cavi- 
folium  zusammengezogen.  S.  ruhellum  wird  dem  Sph.  acutifoliuin  untergeordnet.  Bei 
Sph.  sqiiarrosum  wird  die  bisherige  Var.  teres  zur  Hauptart  erhoben ;  endlich  ist  S.  Austini 
als  Form  des  cymhifolium  einzureihen. 

Die  Beschreibung  der  einzelnen  Formen  ist  äusserst  weitläufig  angelegt,  jedoch  mit 
grossem  Fleiss  ausgearbeitet.  Von  neuen  Varietäten  werden  folgende  beschrieben:  S.  ucuti- 
folium  var.  fallax,  secundum,  squarrosidmn,  fiisco-virescens,  laxiim,  flavicaule,  Scliimperi 
strictum,  S.  variabüe  2.  ß.  fallax,  S.  cavifolium  var.  intermedmm,  molle,  lapponicum, 
gracile,  S.  moUiiscum  var.  robtistwn,  gracile,  S.  rigidum  squarrosiim  var.  strictum  und 
reflexum,  S.  Lmdbergi  var.  compactam,  S.  teres  var.  strictum,  compactum,  gracile,  S.  cymbi- 
folium  var.  vulgare,  brachycladum,  laxum,  fucescens,  purpurascens,  Hampeanum,  pulvinatum, 
Austini  congestum,  Eoemeri. 

86.  Warnstorf,  C.    Bryologische  Notizen.    (Hedwigia  1881,  No.  11,  S.  166,  167.) 

Beschreibung  des  von  Kindberg  in  Norwegen  entdeckten  üacomitrium  papilloswn 
Kindb.  n.  sp.  Dasselbe  gehört  in  die  nächste  Verwandtschaft  von  B.  patens  und  siideti- 
cum  Schimp. 

87.  Warnstorf,  C.    Thuidium   delicatulum  (Hedw.)  Lindberg,  in  Steiermark  and  wahr- 

scheinlich auch  in  Deutschland  verbreitet.  (Botan.  Ceutralbl.,  Bd.  5,  S.  183—185.) 
Giebt  als  neue  Fundorte  an:  Steiermark  an  vielen  Orten  (Breidler  1880).  Von 
Warnstorf  in  der  Mark  aufgefundene  sterile  Exemplare  von  Thuidium  stimmten  mit  den 
Breidler'schen  überein,  nur  dass  bei  ihnen  die  BlattpapiUen  kürzer  waren.  Im  übrigen  erörtert 
der  Artikel  die  Unterschiede  zwischen  dem  genannten  Moos  und  Thuidium  recognitum 
(Hedw.)  Lindberg.  Es  bleibt  dahin  gestellt,  ob  überhaupt  ein  einziger  coustauter  Uuter- 
schied  zwischen  beiden  Moosen  vorhanden,  ist,  und  Verf.  hält  Th.  delicatulum  nur  für  eine 
Varietät  von  Th.  recognitum  Ijindb. 

88.  Warnsterf,  C.    Brachythecium  Venturii  n.  sp.    (Flora  1881,  S.  541,  542.) 

Deutsche  Diagnose  eines  von  Venturi  in  den  Hochalpen  bei  Trieut  steril  gesammelten 
und  vorläufig  neben  Br.  popideum  einzureihenden  Mooses,  welches  Verf.  für  eine  neue 
Species:  Br,  Venturii  hält. 

III.  Sammlungen. 

89.  Hepaticologia  Gallica,  2.  Lieferung,  angezeigt  in  Revue  bryologique,  1881,  S.  24, 

Enthält  Beschreibungen  und  Abbildungen  in  natürlicher  Grösse  auf  4  Tafeln  von 
den  Gattungen  Jungermannia  (34  Arten),  Lophocolca  (4  A.),  Harpanihus  (1  A.),  Chilosci/phiis 
(3  A.),  Saccogyna  (1  A.),  Oeocalyx  (1  A.),  Calypogeia  (2  A.),  Lcpidozia  (2  A.),  Masti- 
gobryum  (2  A.),  Trichocolea  (1  A.),  Ptilidium  (1  A.),  liadula  (1  A.),  Madothcca  (6  A.). 


FlecMen.  211 

90,  Mnsci  Galliae.    (Fase.  13,  2e  partie,  No.  626-650.) 

Angezeigt  in  Revue  bryologique  1881,  S.  24. 

91,  Hepaticae  Galliae.    (Fase.  5,  No.  101-125.) 

Angezeigt  in  Revue  bryologique  1881,  S.  24, 

92.  Warnstorf,  C.    Sphagnotheca  europaea. 

Angekündigt  in  Sitzungsber.  des  Bot.  Vereins  der  Prov.  Brandenburg,  24,  Juni  1881. 
Herr  W.  beabsichtigt  alle  europäischen  Spliagna  in  einer  Sammlung  zu  vereinigen.  Jede 
Form  soll  in  Frucht  und  blühend  auf  Cartonpapier  aufgezogen  ausgegeben  werden.  Die 
Etiquetten  werden  Namen,  Florengebiet,  Standort,  geognostische  Unterlage,  Meereshöhe  und 
Bemerkungen  über  besondere  EigenthümlicLkeiteu,  bei  ganz  neuen  Formen  eine  ausführliche 
Beschreibung  enthalten.  Die  erste  Abtheiluug,  50  Nummern  enthaltend,  kostet  ohne  Carton 
12.50,  mit  Carton  15  M. 

93.  C.  Massalongo.   Hepaticae  Italiae-Venetae  exsiccatae.   Decades  XI,  XII.   Ferrara  1881. 

Diese  beiden  Decadeu  enthalten  die  folgenden  Arten:  101,  Blepharozia  ciUaris 
Dmrt,  var,  Wallrothiana.  —  102.  Bazzania  trilobata  B.  et  Gr.  —  103.  Bazz.  tricrenata 
Trevisj  forma  ad  var.  deflexam  transiens,  —  104.  Frullania  fragüifoUa  Tayl.  —  105.  Cepha- 
lozia  bicuspidata  Dmrt.  var.  conferta.  —  106.  Cephal.  bicuspidata  Dmrt.  var.  fastigiata.  — 
107.  Cephal.  bicuspidata  Dmrt.  var,  ericetorum.  —  108.  Cephal.  byssacea  Dmrt.  —  109. 
Jungermannia  ventricosa  Dicks.  var,  porphyroleuca.  —  110.  Jung,  minuta  Crantz,  var. 
protracta.  —  111.  Jung,  minuta  Crantz,  var.  protracta,  forma  altera.  —  112.  Diplophylleia 
albicans  Trev,  var,  taxifolia.  —  113.  Biploph.  obtusifoUus  Trev.  —  114,  Nardia  scalaris 
B.  et  Gr.  —  115,  Nard.  Funckii  var.  major.  —  116.  Kantia  Trichomanis  B,  et  Gr,  var. 
Neesiana  Massal.  nov.  var.  —  117.  Kant.  Trichomanis  B.  et  Gr.  var.  Neesiana,  form. 
compacta.  —  118.  Eiccardia  mtiltifida  B.  et  Gr.  —  119,  Scapania  geniculata  Massal,  — 
120.  Scap.  umbrosa  Schrad. 

Ausserdem  die  beiden  ergänzenden  Arten  zu  früheren  Nummern  24  bis  Junger- 
mannia la^xceolata  L,  -   99  bis  Jung,  exsecta  Schm,  0,  Penzig. 


C.  Flechten, 

Referent:  E.  Stahl. 
Verzeichniss  der  ]3esproclienen  Arbeiten. 

1.  Arnold,    Lichenologische  Fragmente.     (Ref.  S.  214.) 

2.  Babikoff.    Innere  Cephalodien  von  Nephroma  arcticum,     (Ref.  S.  212.) 

3.  Baglietto  e  Carestia.    Anacrisi  dei  Licheni  della  Valesia.     (Ref.  S.  217.) 

4.  Brisson,    Supplement  aux  Lichens  des  environs  de  Chäteau-Thierry,    (Ref,  S,  216,) 

5.  Crie,    Contributions  ä  la  flore  cryptogamique  de  la  presqu'ile  de  Banks,   (Ref,  S,  217.) 

6.  Crombie.    New  British  Lichens.     (Ref,  S.  215.) 

7.  —  Observations  on  Parmelia  olivacea  and  its  British  Allies,    (Ref.  S,  215.) 

8.  —  Note  on  Parmelia  reddenda,     (Ref,  S.  215.) 

9.  Egeling.    Ein  Beitrag  zur  Lösung  der  Frage  bezüglich  der  Ernährung  der  Flechten, 

(Ref.  S,  213.) 

10.  —  Uebersicht  der  bisher  in  der  Umgebung  von  Cassel  beobachteten  Flechten.  (Ref.  S.  216.) 

11.  Friedrieh,    Flechten  aus  Turkestan.     (Ref,  S.  217.) 

12.  Fries,  Th.    Zur  Kenntniss  der  Ehrhart'schen  Flechten.     (Ref.  S.  214.) 

13.  Grönlund.    Islands  Flora.    (Ref.  S.  215.) 

14.  Hellbom,    Bericht  über  eine  zu  lichenologischen  Untersuchungen  in  Norrland  unter- 

nommene Reise,     (Ref,  S.  215.) 

15.  Holmes,  E.  M,    The  cryptogamic  Flora  of  Kent.    Lichens.    London   1879.    Nicht 

gesehen. 

16.  Jatta.    Licheni  del  Monte  Gargano.    (Ref,  S.  217.) 

17.  —  Lichenes  novi  vel  critici  in  Herbario  Notarisiano  coutecti.    (Ref.  S.  216.) 

14* 


212  Kryptogamen,  —  Flechten. 

18.  Jatta.  Ancora  sulle  localita  di  Alcuni  Liclieüi  critici  dell' erbario  de  Notaris.  (Ref.  S.  217.) 

19.  Johnson.    British  Lichens.     (Ref.  S.  215.) 

20.  Lamy  de  la  Chapelle.    Supplement  au  Catalogue  raisoune  des  Lichens  du  Mont- 

Dore  et  de  la  Haute-Garoune.     (Ref.  S.  215.) 

21.  Lanzi.    Sul  Placodium  albesceus,     (Ref.  S.  216.) 

22.  Enumerantur  Phintae  Scandinavicae:  Liehen  es.     (Ref.  S.  216.) 

23.  Lojka.    Licheiies  Regni  Hungarici  exsiccati.     (Ref.  S.  216.) 

24.  M agnin.    De   Temploi   des    reactifs   chimiques   pour   la   determinatiou    des   Lichens. 

(Ref.  S.  213.) 

25.  Malbranche.     Supplement   au   catalogue   descriptif   des   Lichens   de   la   Normandie. 

(Ref.  S.  216.) 

26.  Mattirolo.     Contribuzioni  allo  studio  del  genere  Cora.    (Ref.  S.  213.) 

27.  Minks.    Symbolae  licheno-mycologicae.     (Ref.  S.  213.) 

28.  Müller.    Lichenologische  Beiträge.     (Ref.  S.  212.) 

29.  —  Kleinere  Aufsätze,  deren  Titel  weiter  unten  im  systematischen  Theil.    (Ref.  S.  214.) 

30.  Nylander.     Addenda  nova  ad  Lichenographiam  Europaeam.     (Ref.  S.  215.) 

31.  Olivier.    Les  Cladonia  de  la  Flore  Normande.     (Ref.  S.  216.) 

32.  —  Herbier  des  Lichens  de  l'Orne  et  du  Calvados.     (Ref.  S.  216.) 

33.  —  Tableaux  aualytiques  et  dichotomiques  de   tous  les   genres  et  especes  de  Lichens 

decrits  daus  le  Lichenographia  scaudinavica  de  Th.  Fries.    Auteuil  1881.    (Ref.  S.  215.) 

34.  Piccone.     Osservazioni  sopra  alcune  localita  Liguri.     (Ref.  S.  216.) 

35.  Ravaud.     Guide   du  bryologue   et   du  lichenologue   ä  Greuoble  et  dans  des  environs 

Excursion  I.  Greuoble  1881.     (Ref.  S.  216.) 

36.  Renard,  E. ,  et  Lacour.    De  la  Manne  du  Desert  ou  Manne  des  H^breux.    (Ref. 

S.  213.) 

37.  Roumeguere.    Conseils  pour  l'^tude  des  Lichens,    (Ref.  S.  213.) 
37a.  —  Lichenes  Galliae  exsiccati.     (Ref.  S.  215) 

38.  Steiner.    Verrucaria  calciseda,  Petractis  exanthematica.     (Ref.  S.  213.) 

39.  Wainio,    Adjumenta  ad  Lichenographiam  Lapponiae  fennicae  atque  Fenniae  borealis. 

(Ref.  S.  212.) 

40.  —  Untersuchung  über  die  phylogenetische  Eutwickelung  der  Cladonicn.    (Ref.  S,  212.) 

41.  Willey,    A  new  North-American  Liehen,     (Ref.  S.  217.) 

L  Schritten  allgemein en  Inhalts,  Anatomie,  Physiologie, 

1.  Wainio,  E.     Untersuchung  über  die  phylogenetische  Entwickelung  der  Cladonien. 

(Helsiiigfors  1880  [Finnisch].) 

Die  ursprüngliche  Thallusform  ist  nach  dem  Verf.  der  horizontale  Thallus;  hieraus 
•wird  der  Schluss  gezogen,  dass  die  Verwandten  der  Cladonien  nicht  unter  den  Strauchflechten, 
sondern  unter  den  Flechten  mit  krustigem  Lager  zu  suchen  sind.  Die  Podetien,  welche  dem 
Stipes  bei  Baeomycef  zu  vergleichen  sind,  entwickeln  sich  in  der  Riudenschicht  der  basalen 
Phyllocladien.  Bei  Stereocaiilon  entstehen  dagegen  die  Podetien  „durch  eine  unmittelbare 
Verlängerung  der  basalen  Granulationen"  (Phyllocladien),  also  nicht  in  deren  Rinde.  Hieraus 
schliesst  der  Verf.,  dass  die  beiden  Gattungen  nicht  so  nahe  mit  einander  verwandt  sind, 
als  man  auf  Grund  einer  gewissen  habituellen  Aehnlichkeit  schliessen  möchte.  Verf.  giebt 
ausserdem  eine  Eintheilung  der  Cladonien  nebst  einer  Untersuchung  über  das  relative  Alter 
der  für  die  Gruppen  wichtigsten  Charaktere.  (Nach  Bot.  Centralblatt  1881.) 
la. Müller.    Lichenologische  Beiträge.    (Flora  1881,  p.  ill.) 

Ausführliche  Beschreibung  einer  neuen  den  i'ycuiden  und  Spermogonien  analogen 
Fructificationsform ,  welche  bei  tropisclien  blatt-  und  rindeubewohnenden  Flechten  vor- 
kommt, vorzüglich  bei  den  Gattungen  Gyalectidium,  Heterothecium  und  Lopadium. 

2.  BabikofF,     Innere    Cephalodien   von  Nephroma   arcticum.     Sitzungsberichte  der  Bot. 
Section  der  St.  Petersburger  Naturlorscher-Gesellschaft  1879. 

Kurze  vorläufige  Mittheilung  über  im  Innern  der  genannten  Flechte  vorkommende 


Schriften  allgemeinen  Inhalts.    Anatomie.    Physiologie.  213 

Gonidiengnippen,  die  als  innere  Cephalodien  bezeichnet  werden  und  deren  Herkunft  zweifel- 
haft erscheint. 

3.  Renard,  Ernest  et  Lacour.    De  la  Manne  du  Desert  on  Manne  des  Hebreux.    (Bull, 
de  la  Soc.  des  sc.  phys.  nat.  et  climatol.  d'Alges  1880.) 

Die  Verf.  halten  es  für  wahrscheinlich,  dass  Lecanora  eseulenta  unter  der  ursprüng- 
lichen Manna  der  Bibel  gemeint  sei.  Die  Flechte  ist  durch  das  ganze  Wüstengebiet  von 
Afrika  und  Asien  verbreitet.  In  Algier  wird  sie  nur  in  Fällen  dringendster  Noth  und  dann 
in  gekochtem  Zustand  gegessen. 

4.  Egeling,  G.    Ein  Beitrag  znr  Lösong  der  Frage  bezüglich  der  Ernährung  der  Flechten. 
(Oesterr.  Bot.  Zeitschrift  1881.) 

Verf.  wendet  sich  gegen  die  Behauptung  von  Zukal,  nach  welcher  alle  die  Flechten, 
welche  auf  Kiesel,  Eisen,  Scherben  und  Glas  gefunden  werden,  „echte  Epiphyten«  seien. 
„Allgemeine  Gründe  dagegen  sind:  das  langsame  Wachsthum  der  Flechten,  sodaun,  dass  die 
scheinbare  glatte  Oberfläche  des  Substrates  nicht  mehr  absolut  glatt  ist.  Wenn  auf  Glas 
eine  Flechte  wachsen  kann,  so  ist  es  trübe  und  die  Trübung  rührt  von  kleinen  Bissen  in 
der  Oberfläche  her,  und  wenn  Risse  vorhanden  sind,  so  sammelt  sich  auch  das  an,  was 
man  „Staub"  nennt.  Dieser  Staub  aber  bietet  den  jungen  Flechtenpflänzchen  so  lange 
Nahrung,  bis  es  in  der  Lage  ist,  sich  seine  Nahrung  aus  dem  Substrat  zu  entnehmen, 

5.  Magnin.    De  l'emploi  de  reactifs   chimiques  pour   la  determination  des  Lichens 
(Societe  bot.  de  Lyon  Mars  1881.) 

Kurze  Angabe  der  Reagentien  und  einiger  ihrer  Wirkungen. 

6.  Roumeguere.    Conseils  pour  l'etude  des  Lichens.    (Revue  Mycologique,  Oct.  1881.) 

Ein  Abdruck  der  im  „Catalogue  raisonne  des  Lichens  der  Mont-Dore  et  de  la 
Haute -Vienne"  enthaltenen  Rathschläge  über  die  Anwendung  von  Reagentien  beim  Be- 
stimmen der  Flechten. 

7.  0.  Mattirolo.    Contribuzioni  allo  studio  del  genere  Cora  Fr.     (Nuovo  Giorn.  Bot. 
Ital.  XIII,  No.  4,  p.  245-267.     Fireuze  1881.     Mit  2  lith.  Taf.) 

Die  Gattung  Cora,  obwohl  schon  seit  langer  Zeit  bekannt,  hat  bisher  keinen 
befriedigenden  Platz  im  System  erhalten  können  und  ist  von  den  verschiedenen  Autoren 
in  der  verschiedensten  Weise  gedeutet  worden.  Zuerst  zu  den  Algen  gestellt  (als  Ulva  sp.), 
wurde  sie  später,  da  man  ein  Hymenium  gefunden,  zu  den  Pilzen,  zu  den  Hymenomyceten 
gerechnet,  und  von  Fries  als  Auricularinee  beschrieben.  Endlich  stellte  Nylander,  welcher 
das  Vorhandensein  von  Gonidien  im  Thallus  beobachtet  hatte,  das  Genus  zu  den  Lichenen 
und  beschrieb  sogar  die  Apothecien  mit  Schlauchsporeu,  welche  er  auf  einem  einzigen 
Exemplar  beobachtet  hatte.  Verf.  hat  einige  Arten  der  Gattung  genau  anatomisch  unter- 
suchen können  und  ist  zu  folgenden  interessanten  Resultaten  gekommen. 

Die  Flechtennatur  der  betreffenden  Formen  ist  unzweifelhaft.  Die  dabei  betheiligten 
Algen  sind  C/iroococcMS- Arten  (^Cora  Fr.)  oder  Scytonema  (genannt  Ehipidonema  Matt, 
nov.  gen.). 

Das  Hymenium  ist  in  allen  Arten  gut  entwickelt  und  zeigt  Basidien  mit  je  einer 
einzigen  Basidiospore.  Der  an  der  Flechtenbildung  betheiligte  Pilz  ist  daher  nahe  mit 
Kneiffia,  Corticium,  Stereum,  Thelephora  etc.  verwandt. 

Die  nur  einmal  von  Nylander  beobachteten  Apothecien  gehörten  wahrscheinlich 
nicht  der  Gattung  Cora  zu  eigen,  sondern  einem  auf  ihr  parasitischen  Pilze. 

Es  kann  daher  aus  den  Gattungen  Cora  und  Ehipidonema  eine  neue  Familie 
gebildet  werden,  welche  Verf.  HymenoUchenes  nennt:  es  sind  also  Basidiomyceten ,  welche 
sich  mit  Phycochromaceen  zur  Flechtenbildung  vereinen,  ganz  ähnlich  wie  dies  so  häufig 
zwischen  Algen  und  Ascomyceten  geschieht.  0.  Penzig. 

8.  Minks.    Symbolae  licheno-mycologicae.    Beitrag  zur  Kenntniss  der  Grenzen  zwischen 
Flechten  und  Filzen.    I.  Theil.    Kassel  1881. 

9.  Steiner,  J.    Verrucaria  calciseda,  Petractis  exanthematica.  Ein  Beitrag  zur  Kenntniss 
des  Baues  und  der  Entwickelung  der  Krustenflechten.    Klagenfurt  1881. 

In  der  Hauptsache  bestätigen  diese  Untersuchungen  die  Ergebnisse,  welche  Minks 
erhielt,   in  sofern  nämlich  „dass    die  behandelten   Flechten   als   einheitliche   Organismen 


214  Kryptogamen.  —  Flechten. 

erscheinen,  welche  alle  sie  constituirenden  Theile,  inabesondere  auch  die  als  Gonidien 
benannten  Zellen  (sowie  das  Hyphema)  aus  sich  zu  erzeugen  vermögen.  Von  Gonidien 
giebt  es,  wie  besonders  Petractis  zeigt,  verschiedene  in  einem  Flechtenlager  und  demgemäss 
ist  auch  ihre  Bildungsweise  verschieden,  während  andererseits  die  so  interessanten  Scyto- 
wewia-Gonidien  von  Petractis  auf  zwei  verschiedenen  Wegen  entstehen.  Verruc.  calc.  zeigt 
am  besten  die  einfachste  Art  der  Gonidienbildung  sowohl  im  Epi-  als  Hypothallus.  Von 
besonderer  Wichtigkeit  dürfte  im  Zusammenhalt  mit  dem,  was  Minka  bei  Leptogiiim  fand, 
der  Nachweis  der  Entwickelung  von  Gonidien  im  Hypothallus  sein,  indem  dieser  dadurch 
als  ein  dem  Hypothallus  vollständig  homologer  Gewebetheil  erscheint,  der  aber  etwas  später 
und  mehr  allmählig  sich  bildet  und  durch  Längen wachsthum  seiner  Elemente  sich  aus- 
zeichnet. 

Wie  Minks  finde  auch  ich,  dass  das  Plasma  der  Hyphenzellen ,  nur  nicht  immer 
gleich  stark,  durch  einen  grünen  Farbstoff  gefärbt  ist,  von  dem  ich  zeige,  dass  er  in  Säuren 
nicht  verändert  wird,  in  Alkohol  vollständig  löslich  ist. 

Worin  der  Verf.  von  Minks  abweicht,  ist  die  Ansicht  über  das  „Microgonidium" 
(Minks).  Er  findet,  dass  das  Plasma,  je  nach  dem  Grade  und  der  Art  seines  Wassergehaltes 
bald  netzartig  vertheilt  (obere  Schichte  des  Epithallus)  ist,  bald  die  Hyphenzelle  als 
zusammenhängende  Masse  prall  ausfüllt,  bald  in  zwei,  drei  bis  viele  Abschnitte  zerlegt 
erscheint,  welche  dann,  wenn  sie  in  grösserer  Zahl  und  ziemlich  gleicher  Grösse  in  einer 
Reihe  gelagert  sind,  allerdings  wie  eine  Kette  kugeliger  oder  linsenförmiger  Zellchen  aus- 
sehen. Wie  aber  schon  die  Verschiedenheit  im  Anblick,  so  zeigt  noch  mehr  die  Behandlung 
mit  gewissen  Reagcntien,  wobei  die  Abschnitte  des  Plasma  unter  gleichmässiger  Wasser- 
aufnahme sich  vereinigen,  dass  diese  Körperchen  keine  Gebilde  sind,  welche  selbständig 
bleiben,  sondern  dass  sie  nur  durch  Wassermangel  und  Verdichtung  des  Plasmas  entstandene 
Spaltungsproducte  desselben  vorstellen. 

Verf.  spricht  zugleich  die  Ansicht  aus,  dass  hierin  eine  durch  häufigen  Wassermangel 
hervorgerufene,  stark  ausgebildete,  biologische  Eigeuthümlichkeit  des  Plasmas  der  Flechten 
Hyphe  sich  ausdrücke.  In  soweit  also  Gonidien  durch  freie  Zellbildung  im  Innern  einer 
modificirten  Hyphenzelle  entstehen,  sind  diese  Trockenzellen  immer  ein  späteres  Entwickelungs- 
product.  Steiner. 

II.  Systematica. 

10.  Arnold.    Llchenologische  Fragmente.    (Flora  1881.)    XXIV.    XXV. 

Enthält  im  Auszuge  nicht  weiter  mittheilbare  Bemerkungen  über  die  „Licheues 
Helvetici"  von  Schleicher,  welche  in  den  Plantae  cryptogamicae  Helvetiae  herausgegeben 
worden  waren.  In  XXV.  bringt  Verf.  Ergänzungen  zu  einer  früher  mitgetheilten  Aufzählung 
der  Arten  der  Gattung  Physcia;  ferner  bespricht  er  die  Gattung  Gyalolechia  und  stellt 
eine  neue  Art  auf:  3Ielanot1ieca  cjlomerosula  Arn.,  Südtirol.  Er  liefert  ausserdem  einen 
Nachtrag  zu  einem  früheren  Verzeichniss  der  Flechtenparasiten. 

11.  Müller,  J.    Llchenologische  Beiträge.    (Flora  1881.) 

Diagnosen  zahlreicher  neuer  Arten  und  drei  neuer  Gattungen:  Gyalectiämn,  Bia- 
torinopsis,  Campylidium. 

12.  Fries,  Th.    Zur  Kenntniss  der  Ehrhart'schen  Flechten.    (Flora  1881.) 

Enthält  Zusätze  und  Bemerkungen  zu  Arnold's  kritischen  Erläuterungen  der  Flechten 
in  Ehrhart's  Plantae  Cryptogamicae. 

13.  Müller,  J.    I.  Enumeration  des  Lichens  Valaisans  nouveaux  trouves  et  publies  par 
lui  anterieurement  dans  la  Flora  de  Ratisbonne. 

II.  Lichens  coUectes  par  Privat  et  Bader  entre  l'Augstbordpars  et  le  pied  de  la 
Pijramide  de  Tourtemagne. 

III.  Lichens  des  pentes  gypseuses  audessus  des  platrieres  de  Oranges,  Valais  Moyen, 
cueillis  par  Wolf. 

IV.  lichens  des  pentes  rocheures  situees  an  N.O.  du  pont  du  Rhone  entre  Brigue  et 
Roters  cueillis  par  l'auteur. 


Systematica.  215 

V.  EnameratioD  de  quelques  lichens  des  Haates  Alpes  du  Valais-   (Aus  Bulletin  de  la 

SOG.  Muritbienne  du  Valais  1881.) 

Füuf  kleine  Aufsätze,  deren  Inhalt  aus  den  Titeln  zur  Genüge  erhellt. 

Neu  aufgestellt  sind  folgende  Arten:  Lecanora  plumbeola,  fumosula.  —  Lecidea 
amahilis,  Privativ  scahridida,  Wolfiana,  sübinvoluta,  Kündigiana,  Güttingeri,  limhorinella. 
—  Placodiiun  nodidosum,  Valesiacum.  —  Buellia  lieteropsis. 

14.  Nylander.    Addenda  nova  ad  Lichenographiam  europaeam.    (In  Flora  1881.) 

Diagnosen  zahlreicher  neuer  Arten. 

15.  Johnson,  W.    New  British  Lichens.    (Journal  of  Botany  1881,  p.  113.) 

Enthält  Bemerkungen  über  einige  neue,  von  Nylander  aufgestellte  und  in  dessen 
Beiträgen  beschriebene  Flechten.  Lecanora  rJiagadisa,  L.  albo-hitescens,  L.  erysibe,  Per- 
tusaria  spüomantJiodes,  Graphis  elegans,  forma  simplicior. 

16.  Crombie.    New  British  Lichens.    Grevillea  1881, 

Aufzählung  neuer,  von  Nylander  in  der  Flora  beschriebenen  Flechten. 

17.  Crombie.    Observations  on  Parmelia  olivacea  and  its  British  Allies.    Grevillea  1881. 

Theilt  die  Resultate  der  Untersuchungen  Nylander's  über  die  genannte  Flechte  aus- 
zugsweise mit. 

18.  Crombie.    Note  on  Parmelia  reddenda.    Grevillea  1881. 

Diese  Flechte  ist  nur  eine  Form  von  P.  Borreri. 

19.  Holmes.    E.  M.  The  cryptogamic  Flora  of  Kent.  Lichens.    London  1879. 

Nicht  gesehen. 

20.  Grönland.    Islands  Flora  .  .  .    Kopenhagen  1881. 

Enthält  u.  a.  ein  Verzeichniss  aller  bis  jetzt  zum  Theil  vom  Verf.  selbst  in  Island 
aufgefundenen  Flechten.    Die  Arten  sind  aufgezählt  in  Bot.  Centralbl.  1882,  S.  235. 

21.  Enamerantur  Flantae  scandinavicae.    4.  S.    Lichenes.    Lund  u.  Upsala  1879—80. 

Das  4.  Heft,  die  Lichenen  enthaltend,  bringt  die  Arten,  Unterarten,  Varietäten, 
Subvarietäten  und  Formen  übersichtlich  nach  dem  neuen  Systeme  von  Th.  Fries  angeordnet. 
Ihre  Verbreitung  in  den  scandiuavischen  Ländern  (mit  Finnland)  ist  durch  Buchstaben  aus- 
gedrückt.   (Bot.  Centralbl.) 

22.  Olivier.  Tableau  analytique  et  dichotomique  de  toas  les  genres  et  especes  de 
Lichens  decrits  dans  le  Lichenographia  scandinavica  de  Th.  Fries.    Auteuil  1881. 

23.  Hellbom,  P.  J.  Bericht  über  eine  zu  licbenologiscben  Untersuchungen  in  Norrland 
Im  Sommer  1881  unternommene  Reise.  (Öfvers.  af  Kongl.  Sv.  Vetensk.  Akad.  Förhandl. 
1882,  No.  3.) 

Ohne  allgemeineres  Interesse. 

24.  Wainio,  E.  Adjumenta  ad  Lichenographiam  Lapponiae  fennicae  acque  Fenniae  borealls  L 

Ein  Verzeichniss  von  351  Arten  und  Unterarten  mit  genauer  Angabe  der  Standorte, 
Synonyme  und  zahlreichen  anderen  Bemerkungen.  —  Neu  aufgestellt  werden  16  Arten: 

Spilonema  tenellum,  suhsimile.  Pi/roiopsis  umhilicata,  livaarensis.  Collemopsis 
deiüanata,  subsimüis.  Coniocybe  gracillima,  Pannaria  porriginosa.  Lecanora  helygeoides, 
suhrudescens ,  suheinerascens,  Pertusaria  infra  lap2)onica,  litoralis,  efflorescens,  ochrolemma, 
atropallida. 

25.  Lamy  de  la  Chapelle.  Supplement  au  catalogue  raisonne  des  lichens  du  Mont-Dore 
et  de  la  Haute  Vienne.    (Bulletin  de  la  Soc.  bot.  de  France  1881,  p.  333.) 

Die  Zahl  der  Arten  beläuft  sich  auf  650,  worunter  4  neu  aufgestellte  sich  befinden : 
Pyrenopsis  lemovicensis  Nyl.    Lecanora  anoptiza  Nyl.    Lecidea  perparvula  Nyl. 

Ex)ipliora  encanstica  Nyl. 

Ausserdem  wurde  eine  für  Frankreich  neue  Art  —  Pannaria  lepidiota  Nyl.  — 

aufgefunden. 

26.  Roumeguere.    Lichenes  Galliae  exsiccati.    Cent  III,  1881. 

Neu  Sticta  Jelceri.  Die  meisten  Arten  stammen  aus  dem  Nachlasse  von  J.  B. 
Mougeot.  Beiträge  lieferten  ausserdem  Arnold  (München)  und  verschiedene  andere  französische 
Botaniker. 


2  Iß  Kryptogamen.  —  Flecliteu. 

27.  Olivier,  H.  Les  Cladonia  de  la  flore  Normande.  (Feuille  des  jeunes  uaturalistes. 
Avril  1880.) 

28.  Olivier.    Herbier  des  Lichens  de  I'Orne  et  du  Calvados.    Fase.  I-IV. 

Von  den  200  mitgetheilten  Arten  verdienen  folgende  seltenere  Formen  Erwähnung: 
Parmelia  subauriferaT^yL',  Leeidea  incompta  Th.  Fr.;  Lee.  Leptocline  Flot;  Lecanora 
cnrtella  Th.  Fr.;  Lee.  S ambiiei Th.  Fr.;  L.  Friesiana  Th.  Fr.;  Leeidea  Jiypnophylla  Th.  Fr.; 
Tomasiella  Leightonii  Krd.;  Opegrapha  einerea  Lamy  etc. 

29.  Malbranche.  Supplement  au  Catalogue  descriptif  des  Lichens  de  la  Normandie. 
(Bulletin  de  la  Soc.  des  amis  des  sciences  nat.  de  Ronen  1881.) 

Liefert  Zusätze  zu  der  früheren  Arbeit.  Am  Schluss  findet  sich  eine  Liste  der  auf 
Flechten  vorkommenden  Parasiten. 

30.  Brisson.  Supplement  aux  Lichens  des  environs  de  Chäteau-Thierry  et  du  dep.  de 
la  Marne  1881.  (Extrait  de  Mem.  de  la  Soc.  acad.  de  la  Marne.)  Nach  Revue  myco- 
logique  1881. 

Es  werden  zu  den  früher  erwähnten  Flechten  42  für  das  Gebiet  neue  Arten  und 

Varietäten  angeführt. 

31.  Ravaud.  .Guide  du  bryologue  et  du  lichenologue  ä  Grenohle  et  dans  ses  environs. 
Excursion  1.    Grenoble  1881. 

32.  Egeling,  G.    üebersicht  der  bisher  in  der  Umgebung  von  Cassel  beobachteten  Lichenen. 

(XXVin.  Bericht  des  Ver.  für  Naturkunde  zu  Cassel  1881.) 

Ein  Verzeichniss  von  259,  auf  90  Gattungen  vertheilten  Arten.  Diesem  Ver- 
zeichniss  ist  eine  Zusammenstellung  der  einschlägigen  lichenologischen  Litteratur,  sowie  eine 
Gruppirung  der  Flechten  nach  Standort  und  Substrat  vorausgeschickt. 

33.  Lojka.    Lichenes  Regni  Hungarici  exsiccati.    Fase.  I— IV. 

Anzeige  einer  200  Nummern  betragenden  Flechtensammlung,"  aus  welcher  gewöhn- 
lichere Arten  ausgeschlossen  bleiben  sollen.  Eine  spätere  Fortsetzung  ist  nicht  ausgeschlossen. 

34.  Lanzi,  M.  Sul  Flacodium  albescens  Koerb.  del  Colosseo.  (Atti  dell'  Acad.  Pontif.  dei 
Nuovi  Lincei  1880.) 

Verf.  hat  die  Fructification  einer  unter  verschiedenen  Namen  beschriebenen  sterilen 
Flechtenform  gefunden,  welche  auf  den  beschatteten  Mauern  des  Colosseum  vorkommt.  Die 
Form  wurde  als  Flacodium  albeseens  Koerb.  bestimmt. 

35.  A.  Jatta.  Lichenes  novi  vel  critici  in  Herbario  Notarisiano  content!.  (Nucvo  Giern. 
Bot.  Ital.  XIII,  1.    Firenze  1881,  p.  11-16.)    Mit  1  Doppeltafel. 

In  dem  reichen  Herbarium  des  Professor  De  Notaris  fanden  sich  auch  einige 
unbestimmte  Lichenen,  die  in  vorliegendem  Aufsatz  besprochen  werden.    Es  sind: 

1.  Callopisma  paepalostomum  (Anzi)  Jatta  var.  Bagliettiannm  Jatta  (von  Baglietto 
fälschlich  als  Einodina  artictilata  beschrieben.  —  2.  Callopisma  aurantiacum  Lghtf.,  var. 
fruticum  Jatta  n.  var,  —  3.  Lecanora  atra  Huds.  (unter  dem  Namen  Dirina  fallax  im 
Herb.  Notar.).  —  4.  Aspieilia  isabellina  D.  Not.  sp.  ined.  —  5.  Aspicilia  calearia  var. 
diffracta  Jatta  n.  var.  —  6.  Vertusaria  Wulfenii  D.C.  var.  Gerasi  Jatta  n.  var.  —  7.  Le- 
eidea atrohrunnea  Schaer.,  var.  Garovaglü  Jatta  n.  var.  —  8.  Leeidea  Notarisiana  n.  sp.  — 
9.  Tonina  sangiiinaria  Bagl.  —  10.  Opegrapha  densta  De  Not.  sp.  ined.  —  11.  Opegrapha 
diseoidea  n.  sp.  —  12.  Cleiostomum  tetrasporum  n.  sp.  —  13.  Cleiostomum  lignsticitm  De  Not. 
—  14.  Verruearia  concinna  Boss.  —  15.  Vernicaria  margacea  (Wahl)  Fr.  —  16.  Micro- 
tlielia  pygmaea  Koerb. 

Für  die  Mehrzahl  der  beschriebenen  Formen  sind  auf  der  beigegebenen  Tafel  ana- 
lytische Figuren  angefertigt.  0.  Penzig  (Padua). 

36.  A.  Piccone.  Osservazioni  sopra  alcune  localitä  Liguri  citate  in  un  recente  lavoro 
lichenologico  del  Dott.  A.  Jatta.  (Nuovo  Giorn.  Bot.  Ital.  XUI,  1881,  No.  2,  p.  126-127.) 

Einige  Standortsaugaben  für  ligurische  Flechten,  welche  Prof.  A.  Jatta  (Nuov.  Giorn. 
Bot.  Ital.  XIII,  1,  p.  11  —  16)  citirt,  sind  nicht  correct.  So  ist  s-tatt  „alle  Feritore  pr. 
Genova"  (Jatta  1.  c.)  zu  setzen  „al  Bisagno",  da  „Feritor**  nur  der  lateinische  Name  für 
den  Bisagno-Bach  ist.  Aspicilia  eaJcarea,  welche  Jatta  von  den  „Monti  di  Nicea"  citirt, 
stammt  von  den  Kalkbergen  um  Nizza  (Rostagni).  0.  Penzig  (Modena). 


rilzo  (1880).  217 

37.  A.  Jatta.    Ancora  sulle  localitä  di  alcuni  licheni  critici  deir  Erbario  De  Notaris. 

(Nuovo  Giorn.  Bot.  Ital.  XIII,  1881,  No.  3,  p.  215—217.) 

Verf.  gieht  die  Erklärung,  wie  er  zu  don  oben  gerügten  Irrthümern  gelangt  sei,  und 
fügt  einen  neuen  Standort  für  Cleiostomum  ligustieum  De  Not.  hinzu  (bei  Siro  di  Struppa, 
unweit  Genua).  0.  Penzig  (Modena). 

38.  A.   Jatta.    Licheni   del    Monte    Gargano.    (Atti  della  Soc. ,   Crittogamol.   Ital.   1881.) 
Milano  1881,  p.  35-37. 

Aufzählung  der  Flechten,  welche  1877  von  Prof.  Pedicino  auf  dem  Monte  Gargano 
gefunden  worden  sind;  es  sind  113  Arten,  mit  zahlreichen  Varietäten,  von  denen  eine  neu,  die 
Opegmpha  Mou(jeotii  var.  garganica  Jatta.  Rabeuhorst  hatte  1850  ebenda  gesammelt,  und 
21  Arten  gefunden,  von  denen  8  diesmal  nicht  wieder  gesehen  wurden;  von  den  GO  Flechten- 
arten, welche  1872  Pasquale  und  Licopoli  auf  dem  Monte  Gargano  gefunden,  fehlen  in  der 
von  Prof.  Pedicino  geraachten  Beute  zwanzig  Arten.  0.  Penzig. 

39.  Baglietto  e  Carestia.    Anacrisi  dei  Licheni  della  Valsesia.    (Atti  d.  soc.  Crittog.  Ital. 
resid.  in  Milano  1880.) 

Eine  Vervollständigung  eines  im  Jahre  1867  herausgegebenen  Verzeichnisses  der 
Flechten  der  Valsesia.    Die  Zahl  der  Arten  belauft  sich  auf  633,  worunter  16  neu  sind. 

40.  Friedrich,  K.    Flechten  aas  Tnrkestan.    (Acta  horti  Petrop.  1881.) 

19  der  gewöhnlichsten  Arten  werden  aus  den  Sammlungen  von  Regel  aufgezählt. 
Eine  sterile  Flechte  vom  Sairam-See  dürfte  neu  sein.  Sie  steht  der  Evernia  Prunastri  am 
nächsten,  zu  welcher  sie  der  Verf.  vorläufig  als  var.  Turkestanica  zieht.     (Bot.  Cblatt.) 

41.  Willey,  H.    A  new  North-american  Liehen.    (Bull.  Torrey  Bot.  Club.  Vol.  VIII,  1881.) 

Omphalodiuni  Hottentotum  (Thunb.)  var.  Arizonicum  Tuck.  ined. 

42.  Crie.    Contribotions  ä  la  flore  cryptogamiqae  de  la  presqu'ile  de  Banks.    (Nouvelle- 
Zelande).    (Comptes  rendus  T.  92,  1881.) 

In  einer  im  Jahre  1840  dort  gemachten  Sammlung  fanden  sich  unter  andern  Krypto- 
gameu  auch  folgende  Flechten :  Sticta  endochrysa,  St.  FreycineUi,  Neuropogon  melaxanthus, 
welche  ausserdem  auf  Spitzbergen  und  au  der  Südspitze  Amerikas  vorkommt. 


D.  Pilze  (1880). 

Referent:  MI.  Büsgen.*) 

Verzeicliniss  der  besprochenen  Arbeiten.  ^) 
I.  Geographische  Verbreitung. 

I.  Nordpolarländer. 

I.Berkeley,  M.  J,    Enumeration  of  the  Fungi  collected  during  the  Arctic  Expedition 
1875-76.    (Ref.  S.  229.) 

2.  Russland  nnd  Finnland. 

2.  Karsten,  P.  A.    Pyrenomycetes  aliquot  novi.    (Ref.  S.  229.) 

3.  —  Rysslands,  Finnlands  och  den  Skandinaviska  Halfons  vampar.    (Ref.  S.  229.) 

4.  Woronin,  M.    Neuer  Fundort  von  Polysaccum  turgidum  Fr.    (Ref.  S.  229.) 

3.  Schweden  und  Norwegen. 

5.  Theorin,  L.  G,  E.    Hyraenomycetes  Gothoburgenses  enumeravit.    (Ref.  S.  229.) 

6.  —  Adnotationes  ad  Hyraenomycetes  Fahlunenses  scripsit.    (Ref.  S.  229.) 


*)  lufolgo  der  Verhältnisse,  unter  welchen  ich  die  Bearbeitung  des  vorliegenden  Theilos  des  Jahres- 
berichts übernahm,  war  ich  nicht  in  der  Lage,  Einsendungen  der  Autoren  benutzen  zu  können.  Die  daraus 
erwachsende  Schwierigkeit  der  rechtzeitigen  Beschaffung  vieler  Schriften  möge  es  entschuldigen,  wenn  von  einigen 
nur  die  Titel  angeführt  werden.  B. 

')  Da  es  nicht  möglich  war,  die  Referate  über  die  myUologische  Littoratur  des  Jahres  1880  noch  im 
VIII.  Bande  zum  Abdruck  zu  bringen ,  mussten  dieselben  in  den  IX.  Band  aufgenommen  werden.  Herr  Dr. 
Büsgcn  hatte  die  Freundlichkeit,  die  Bearbeitung  der  Litteratur  des  Jahres  1880  zu  übernehmen,  als  ich  auf  die 
Fertigstellung  dieser  Arbeit  durch  den  früheren  Referenten  nicht  mehr  rechnen  konnte.  Herr  Dr.  Büsgen  hat  dio 
Referate  im  Laufe  weniger  Monate  hergestellt.  J. 


218  Kryptogamen.  —  Pilze  (1880). 

4.  England. 

7.  Greenwood,  Pim.   Iudex  to  British  Fungidescribeclornoticed  in  Grevilleavolsl— VIII. 

(Ref.  S.  230.) 

8.  Philipps,  W.,  and  Plowright,  Ch.    New  and  rare  British  Fungi.    (Ref.  S.  230.) 

9.  White,  E.  ß.    Prelimiuary  list  of  Fungi  of  Perthshire.    (Ref.  S.  230.) 

5.  Frankreich. 

10.  Gillet,  C.  C.    Champignons  de  Frauce.    (Ref.  S.  230.) 

11.  Saccardo,  P.  A.    Fungi  gallici  lecti  a  cl.  viris  P.  Brunaud,  Abb.  Leteudre,  A.  Mal- 

branche, J.  Therry  vel  editi  in  Mycotheca  gallica  C.  Roumeguere.  Ser.  II. 
(Ref.  S.  230.) 

12.  V.  Thümen,  F.    Quelques  especes  nouvelles  de  Champignons  de  la  France.  (Ref.  S.  230.) 

13.  Brongniart,  Gh.,  et  Cornu,  M.    Note   sur   les   Cryptogames   recueillies   dans    les 

environs  de  Gisors  le  16  Mai  1880.    (Ref.  S.  230.) 

14.  Cornu,  M.    Note  sur  quelques  Champignons  de  la  flore  de  France.    (Ref.  S,  230.) 

15.  —  Liste  des  especes  recueillies  dans  une  excursion  faite  ä  Montmoi-ency.  (Ref.  S.  230.) 

16.  Giard,    A.      Deux    especes    d'Eutomophthora    nouvelles    pour    la    flore    frangaise. 

(Ref.  S.  230.) 

17.  —  Note  sur  un  Agaric  nouveau  pour  la  flore  frangaise.    (Ref.  S.*  231.) 

18.  Gillot,  X.    Note  sur  quelques  Champignons  nouveaux  ou  rares  observes  aux  environs 

d'Autun.    (Ref.  S.  231.) 

19.  Patouillard,  M.  N.  Note  sur  quelques  Champignons  des  environs  de  Paris.  (Ref.  S.  231.) 

20.  —  Note  sur  quelques  plantes  des  environs  de  Paris.    (Ref.  S.  231.) 

21.  Prillieux,,    Peronospora  effusa  var.  ß.  minor  de  Bary.    (Ref.  S.  231.) 

22.  Roumeguere,  C.    Apparition  en  France  d'une  Mucedinee  uouvelle:  l'Oidium  Passerini 

Bert,  fils,  etat  conidien  d'un  J^risyphe  nouveau,  l'E.  Bertoloni.    (Ref.  S.  231.) 
22a.  —  Bouquet   de   Champignons   nouveaux   observes   dans  le  midi  de  la  France  et  en 
Algerie  (1879-1880)   par  MM.   0.  Debeaux,  A.   Trabut,  J.   Therry,  Rev.  Frere 
Telesphore  et  C.  Roumeguere.    (Ref.  S.  231.) 

23.  Seriziat.    Etudes  sur  Collioure  et  ses  environs.    (Ref.  S.  231.) 

24.  Veuillot.    Note  sur   quelques  Champignons  recoltes  pendant  l'excursion  ä  Sain-Bel. 

(Ref.  S.  231.) 

25.  Lacaille.    Enumeration  des   Champignons  qui  existent  sur  les  feuilles  des  vegetaux, 

dans  l'Arrondissement  du  Ha  vre  et  principalement  h  Bolbec.    (Ref.  S.  231.) 

26.  Malbranche  et  Letendre.    Champignons  nouveaux  ou  peu  connus  recoltes  en  Nor- 

mandie,  pour  la  plus  grande  partie  dans  le  departement  de  la  Seine- Inferieure. 
(Ref.  S.  232.) 

27.  Quelet,  L.    Champignons  recemment  observes  en  Normandie,  aux  environs  de  Paris 

et  de  la  Rochelle,  en  Alsace,  en  Suisse  et  dans  les  montagnes  du  Jura  et  des  Vosges ; 
suivi  des  contributions  ä  la  flore  mycologique  de  la  Seine -Inferieure  par  M.  A. 
Lebreton.    (Ref.  S.  232.) 

28.  —  Some  new  species  of  Fungi  frora  the  Jura  and  the  Vosges.    (Ref.  S.  232.) 

29.  Brochon,  E.  H.    Rencontre  dans  la  commune  de  Saucats  d'un  Ciavaria  foliacea  Saint- 

Aman.    (Ref.  S.  232.) 

30.  Brunaud,  M.  P,  Liste  des  plantes  phauerogames  et  cryptogames  croissant  spontanöment 

ä  Saintes  (Charente-Jnferieure),  et  dans  les  environs.    (Ref.  S.  232.) 

31.  de  Guernisac,   comte.    Catalogue  des  Discomycetes  de  l'arroudissement  de  Morlaix. 

(Ref.  S.  232.) 

32.  Gillot.    Decouverte  en  France  du  Roesleria  hypogaea  Thüm.  et  Pass.    (Ref.  S.  232.) 
38.   Lucand.    Hymenomycetes  nouveaux  pour  le  departement  de  Saöne- et -Loire,  recoltes 

en  1879.    (Ref.  S.  232.) 
S.  a.  No.  68. 

6.  Niederlande. 

84.   Layen.     Contribution   ä  l'etude  des   Champignons  du  grand-duchö  de  Luxembourg. 
(Ref.  S.  233.) 


Verzeichniss  der  besprochenen  Arbeiten.  219 

35.  Oudemans,  C.  A.  J.  A.    Revision  des  Champignons  trouves  jusqu'  h  ce  jour  dans  les 

Pays-Bas.    (Ref.  S.  233.) 

7.  Deutschland. 

36.  Bail,  Th.    Neue  Pilzfunde  in  Westpreussen.    (Ref.  S.  233.) 

37.  Winter,  G,    Verzeichniss  der  im  Gebiete  von  Koch's  Synopsis  beobachteten  Uredineen 

und  ihrer  Nährpflauzen.    (Ref.  S.  233.) 
S.  a.  No.  88. 

8.  Oesterreicb. 

38.  Beck,  G.    Zur  Pilzflora  Niederösterreichs.    (Ref.  S.  233.) 

39.  Holuby,  J.  L.     Gombäszati  aprosäyok  Y.    (Ref.  S.  238.) 

40.  Saccardo,  P.  A.    Fungi  Dalmatici  pauci  ex  herb,   illustr.  R.  de  Visiaui  addito  uno 

alterove  mycete  ex  Anglia  et  Pannonia.     (Ref.  S.  233.) 

41.  Schulzer  von  Müggenburg.     Mykologische  Beiträge.     (Ref.  S.  234.) 

42.  Voss.    Materialien  zur  Pilzkunde  Krains.    Wien  1880.   S».   44  S.  mit  1  Tfl.   (S.S.  234.) 

9.  Schweiz. 

43.  Winter.    Mykologisches  aus  Graubünden.    (Ref.  S.  234.) 

S.  a.  No.  86,  87. 

10.  Italien. 

44.  Passeriui.    Micromycetum  italicorum  diagnoses.    (Ref.  S.  234.) 

45.  Saccardo,  P.  A.    Conspectus  generum  Fungorum  Italiae  inferiorum    (Ref.  S.  234.) 

46.  —  Fuugi  veueti  uovi  vel  critici  vel  Mycologiae  Veuetae  addendi.  Ser.  VI.  (Ref.  S.  234.) 
46a.  Spegazziui.    Fungi  nonnulli  Veneti  novi.    (Ref.  S.  234.) 

47.  Com  es,  0.    Osservazioni  su  alcune  specie  dei  funghi  de  Napolitano,  e  descrizione  di 

due  uuove  specie.    (S.  S.  234.) 

48.  Comes,  H.    Sur  la  flore  de  Pompei.    (Ref.  S.  234.) 

49.  Inzenga,  G.    Funghi  Siciliani.    Cent.  II.    (Ref.  S.  234.) 

S.  a.  No.  83. 

11.  Spanien  and  Portugal. 

50.  de  Thüraen.    Liste  des  Champignons  que  feu  le  Dr.  Wolffenstein  a  recoltes  pendant 

un  sejour  ä  Malaga  en  Espagne.    Det.  par  F.  de  Th.    (Ref.  S.  235.) 

51.  —  Coutributiones  ad  floram  mycologicam  lusitanicam.    Ser.  11.    (Ref.  S.  235.) 

12.  Asien. 

52.  Cesati,  V.    lutorno  ai  miceti  raccolti  dal  Beccari  nelle  isole  di  Borneo  e  di  Ceylon. 

(Ref.  S.  235.) 

53.  —  Mycetum  in  itinere  Borneensi  lectorum  a.  cl.  od.  Beccari  enumeratio.  (Ref.  S.  235.) 

54.  Cooke,  M.  C.    Fungi  of  India.     (Ref.  S.  235.) 

55.  Roumeguere,C.  Fungi  in  reg.  div.  Australiae  et  Asiae  a  Jul.  Remy  collect!  1863—1866. 

(Ref.  S.  235.) 

56.  de  Thümen.    Fungorum  novorum  exoticorum  decas  altera.    (Ref.  S.  235.)' 

57.  —  Beiträge  zur  Pilzflora  Sibiriens.    III.    (Ref.  S.  235.) 

58.  —  Fungi  aliquot  novi  in  terra  Kirghisorum  a  Juliano  Schell.    (Ref.  S.  235.) 

S.  a.  No.  65.  71.  79. 

13.  Afrika. 

59.  Ascher sou.    Beiträge  zur  Flora  Aegyptens.    (Ref.  S.  235.) 

60.  Fischer  von  Waldheim.    IV^ittheilungen  über  die  von  Ehrenberg  in  Aegypten  und 

Nubien  gesammelten  Brandpilze.    (Ref.  S.  236.) 

61.  de  Thümen.    Fungi  Egyptiaci  coli,  per  Schweinfurth,  det  per  de  Th.    (Ref.  S.  236.) 

62.  Spegazzini,   Ch.    Fungi  nonuuUi   in   insula  Sancti  Vincentii  (caput  viride)  in  die 

11.  Decembri  1879  lecti.    (Ref.  S.  236.) 

63.  Kalchbrenner,  C,  and  Cooke,  M.  C.    South  African  Fungi.    (Ref.  S.  236) 

S.  a.  No.  84. 


220  Kryptogamen.  —  Pilze  (1880). 

14.  Amerika. 

64.  Fungi  Brasilieuses  in  provincia  Rio  de  Janeiro  a  cl.  Dr.  A.  Glaziovi  lecti.    Det.  M.  G. 

Berkeley.    (Ref.  S.  236.) 

65.  Cooke,  M.  C.    Exotic  fimgi.    (Ref.  S.  236.) 

66.  —  The  Fungi  of  Texas.    (Ref.  S.  236.) 

67.  —  New  York  Fungi.     (Ref.  S.  236.) 

68.  —  and  Harkness.     Californian  Fungi.     (Ref.  S.  236.) 

69.  Harkness  and  Moore,  J.  H.    Catalogue  of  the  Pacific  Coast  Fungi.    (Ref.  S.  237.) 

70.  Philipps,  W.     On  Helvella  californica.     (Ref.  S.  237.) 

71.  Saccardo,  P.  A.    Fungorum  extra-europaeorum  pugillus.    (Ref.  S.  237.) 

72.  Spegazzini.     Fungi  argentini.     Pugillus  I  u.  II.     (Ref.  S.  237.) 

73.  de  Thümen.    Pilze  aus  Entre-Rios.    (Ref.  S.  237.) 

S.  a.  No.  76,  84. 

15.  Australien. 

74.  Cooke,  M.  C.    Fungi  australiani.    (Ref.  S.  237.) 

75.  Kalchbrenner,  C.    Fungi  of  Australia  I.  Basidiomycetes.    (Ref.  S.  237.) 
75a.  —  and  Cooke,  M.  C.    Austraiian  Fungi.    (Ref.  237.) 

S.  a.  No.  55,  65.  

S.  a.  unter  „Pflanzenkraukbeiten". 

II.  Sammlungen  und  Präparate. 

76.  Ellis,  J.  B.    North  American  Fungi.    Cent.  IV.    (Ref.  S,  238.) 

77.  Kunze,  J.    Fungi  selecti  exsiccati.    3  u.  4  Cent.    (Ref.  S.  238.) 

78.  Lösche.    Herbarium.    (Ref.  S.  238.) 

79.  Martianoff,  N.     Fungi  minusinenses  exsiccati.     (Ref.  S.  238.) 

80.  Patouillard,  N.,  et  Doassaus,  E,    Chainpignons  figures  et  desseches.  (Ref.  S.  238.) 

81.  Rehm.    Die  Ascorayceten.    XI.    (Ref.  S.  238.) 

82.  Roumeguöre,C.     Fungi  gallici  exsiccati.    Index  Cent.  VII— X.     (Ref.  S.  238.) 

83.  Spegazzini,  Ch.    Decades  Mycologicae  italicae.    7—12.    (Ref.  S.  238.) 

84.  de  Thümen.    Mycotheca  universalis  17.  Cent.     (Ref.  S.  238.) 

85.  —  Diagnosen  zur  „Mycotheca  universalis".    Cent.  XIII— XV.    (Ref.  S.  238.) 

86.  Wartmann  u.  Winter,    Schweizerische  Kryptogamen.    Cent.  VIII.     (Ref.  S.  238.) 

87.  Winter,  G.    Supplemente  zu  den  Fungi  helvetici.    (Ref.  S.  238.) 

88.  Zopf,  W.    Mycotheca  Marchica.    (Ref.  S.  239.) 

89.  Aruoldi,  E.  W.    Sammlung  plastisch  nachgebildeter  Pilze.  17.    (Ref.  S.  239.) 

90.  Zimmermann,  0.  E.  R.    Mj-cologische  Präparate.    (Ref.  S.  239.) 

S.  a.  No.  306. 

IIL  Schriften  allgemeinen  und  gemischten  Inhalts. 

1.  Schriften  über  allgemeine  und  specielle  Systematik,  Anatomie  und  Entwickelungs- 

geschickte. 

91.  Dodel-Port,  A.    Illustrirtes  Pflanzenleben.    (Ref.  S.  239.) 

92.  Kny,  L.    Botanische  Wandtafeln  mit  erläuterndem  Text.    IV.    (Ref.  S.  239.) 

93.  Kummer.     Praktisches   Pilzbuch   für  Jedermann,  in   Fragen  und  Antworten.     (S. 

S.  239.) 

94.  Lambotte,  E.    Flore  mycologique  de  la  Belgique.    (Ref.  S,  239.) 

95.  de  Lanessan.    Flore  general  des  Champignons.    (Ref.  S.  239.) 

96.  —  Flore  des  Champignons  superieurs.     (Ref.  S.  239.) 

97.  —  Flore  des  Champignons  inferieurs.    (Ref.  S.  2^.) 

98.  Layen.     Synopsis  dichotomique  des  Champignons.     (Ref.  S.  240.) 

99.  Lenz,  H.     Die  Schwämme.    6.  Aufl.    (Ref.  S.  240.) 

100.  Marc  band,  L.    Botanique  cryptogamique  pharmaco-medicale.     (S.  S.  240.) 

101.  —  Les  herborisations  cryptogamiques,    (S.  S.  240.) 

102.  Philipps,  W.    The  fungi  of  our  dwelliug  houses.    (Ref.  S.  240.) 


Verzeichniss  der  besprochenen  Arbeiten.  221 

103.  Ricbon.    Description  et  dessins  de  plantes  cryptogames  nouvelles.    (Ref.  S.  240.) 

104.  Stevenson,  J.    Mycologia  scotica.     (Ref.  S.  240.) 

105.  Benett,  A.  W.     Ou  the  Classification  of  Cryptogams.     (Ref.  S.  240.) 

106.  —  and  Murray.    A  Reformed  System  of  terminology  of  the  reproductive  orgaas  of 

the  Thallophyta.    (Ref.  S.  241.) 

107.  Banning,  M.  E.     Notes  on  Fuogi.     (Ref.  S.  241.) 

108.  Bail.     Ueber  unterirdische  Pilze.     (Ref.  241.) 

109.  Doassans,  E.,  u.  Patouillard,  M.   Especes  nouvelles  de  Champignons.  (Ref.  S.  242.) 

110.  Roumeguere,  C.     Un  Rhizomorpha  couidifere.     (Ref.  S.  242.) 

111.  —  Publication  des  „Reliquiae  Libertianae".    (Ref.  S.  242.) 

112.  Cooke,  M.  C.     Reliquiae  Libertianae.     (Ref.  S.  242.) 

113.  de  Thümen.     Reliquiae  Libertianae.     (Ref.  S.  242.) 

114.  Massee,  G.  E.    Notes  on  some  of  our  smaller  fungi.    (S.  S.  242.) 

115.  Schulzer  v.  Müggenburg.    Ersuchen  an  die  Fachgenossen.    (Ref.  S.  242.) 

116.  —  Mykologisches.     (Ref.  S.  242.) 

117.  Winter.    Mykologische  Notizen.    (Ref.  S.  242.) 

118.  Cuningham,  D.    On  certain  effects  of  starvation  ou  Vegetable  and  Animal  Tissues. 

(Ref.  S.  242.) 

119.  Schmitz.    Untersuchungen  über  die  Structur  des  Protoplasmas.    (Ref.  S.  243.) 

120.  Bainier,  M.  G.    Sterigmatocystis  et  Nematogonum.    (Ref.  S.  243.) 

121.  Gravis,  A.    Note  sur  les  excroissances  des  racines  de  l'aune.    (Ref.  S.  244.) 

122.  Pen  zig,  0.    Sui  rapporti  genetici  tra  Ozonium  e  Coprinus.     (Ref.  S.  244.) 

123.  Zopf,  W.    Ueber  eine  neue  Methode  zur  Untersuchung  des  Mechanismus  der  Sporen- 

entleeruug  bei  den  Ascomyceten  etc.    (Ref.  S.  244.) 
2.  Physiologie  (Chemie,  Gährang). 

124.  V.  Naegeli.    Der  Eruährungschemismus  der  niederen  Pilze.    (Ref.  S.  245.) 

125.  Condamy.    Observations  sur  la  preponderance  de  l'arbre  daus  le  developpement  des 

Champignons  sylvestres.     (Ref.  S.  247.) 

126.  Roumeguere,  C.    Sur  le  parasitisme  des  Champignons;  observations  de  M.  M.  A. 

Bertoloni  et  Condamy.     (Ref.  S.  247.) 

127.  van  Tieghem,  Ch.    Sur  la  Vegetation  dans  l'huile.    (Ref.  S.  247.) 

128.  Hansen,  E.  Chr.    Ueber  Saccharomyces  apiculatus.    (Ref.  S.  247.) 

129.  —  C.    Ueber  die  in  der  Luft  vorkommenden  Organismen.     (Ref.  S.  248.) 

130.  Penzig,  0.    Sui  rapporti  genetici  tra  Ozonium  e  Coprinus.    (Ref.  S.  248.) 

131.  Reinke.    Ueber   die   Zusammensetzung   des   Protoplasma    von  Aethaliura   septicum. 

(Ref.  S.  248.) 

132.  Kossei.    Ueber  das  Nuclein  der  Hefe.    (Ref.  S.  248.) 

133.  Pas  quäl is.    La  fermentazione  secondo  C.  v.  Naegeli.     (S.  S.  248.) 

134.  v.  Naegeli.    Ueber  Wärmetönuug  bei  Fermentwirkungen.    (Ref.  S.  248.) 

135.  Nasse,  0.    Ueber  Fermentprocesse  und  ihre  Abhängigkeit  vom  Licht.   (Ref.  S.  249.) 

136.  Schacht,  W.    Der  Stoffwechsel  der  Hefezelle  bei  der  Alkoholgährung.  (Ref.  S.  249.) 

137.  Pasqualis.    L'acqua  nella  fermentazione  alcoolica.     (S.  S.  249.) 

138.  —  L'ossigeno  nella  fermentazione  alcoolica.    (S.  S.  249.) 

139.  Hansen.  Chr.    Einüuss  der  Lüftung  auf  die  Vergährung  der  Würzen.    (Ref.  S.  249.) 

140.  Mayer,  A.    Ueber  den  Einüuss  des  Sauerstoffzutritts  auf  die  alkoholische  Gährung. 

(Ref.  S.  249  ) 

141.  —  Ueber  den  Einfluss  der  Sauerstoffzufuhr  auf  die  Gährung.    (Ref.  S.  249.) 

142.  Boussingault,  J.    Sur  la  fermentation  alcoolique  rapide.     (Ref.  S.  250.) 

143.  Hayduck,  M.    Einige  Beobachtungen  über  den  Einfluss  der  Spaltpilze  auf  die  Ent- 

wickelung  und  Gährwirkung  der  Hefe.     (Ref.  S.  250) 

144.  Schiel.    Ueber  Gährung.    (Ref.  S.  250.) 

145.  Cochin.    Ueber  die  alkoholische  Gährung.    (Ref.  S.  250.) 

146.  Berthelot.    Bemerkungen   zu  Herrn  Cochin's  Notiz   über  die  alkoholische  Gährung. 

(Ref.  S.  250.) 


222  Kryptogämen.  —  Pilze  (1880). 

147.   Hayduck,  M.    Bestimmung  der  Hefe  durch  Zählung.    (Ref.  S.  250.) 
148. .  Heinzelmann.    Werthbestimmung  der  als  Rohmaterial  für  die  Presshefefabrikation 
dienenden  Körnerfrüchte.    (Ref.  S.  250.) 

149.  Gayon,  U.    Sur  la  cause  d'alteration  spontanee  des  Sucres  bruts  de  canne.    (Ref. 

S.  251.) 

150.  Wenckiewitz,  B.    Das  Verhalten  des  Schimmelgenus  Mucor  zu  Antisepticis  und 

einigen  verwandten  Stoffen  mit  besonderer  Berücksichtigung  seines  Verhaltens  in 
zuckerhaltigen  Flüssigkeiten.     (Ref.  S.  251.) 

151.  Gayon,  ü.    Gewinnung  des  Rohrzuckers  aus  der  Melasse  durch  Gährung.  (Ref.  S.  251.) 

152.  Bontroux,  L.    Sur  une  nouvelle  fermentation  du  glucose.    (Ref.  S.  251.) 

153.  Wurm.    Ein  neues  G ährverfahren.     (Ref.  S.  251.) 

154.  Herzen,  A.    Ueber  den  Einfluss  der  Borsäure  auf  die  Essiggährung.    (Ref.  S.  251.) 

S.  a.  No.  107. 

3.  Pilze  als  Ursache  von  Krankheiten  der  Menschen  und  Thiere. 

155.  Behrens,  W.  J.    Unsere  unsichtbaren  Feinde.    (Ref.  S.  252.) 

15G.  Eidam,  E.    Nutzen  und  Schaden  der  niederen  Pflanzenwelt.    (Ref.  S.  252.) 

157.  Burnett,  Ch.  H.    Aspergillus  in  the  human  ear.    (Ref.  S.  252.) 

158.  Grawitz.    Ueber  Schimmelvegetationen  im  thierischeu  Organismus.    (Ref.  S.  252.) 

159.  Lang,   E.     Vorläufige   Mittheilung  von   einem   neuen   Untersuchungsergebnisse    bei 

Psoriasis.     (Ref.  S.  352.) 

160.  Ribbert.    Ueber  Abscesse  des  Gehirns,  verursacht  durch  Embolien  des  Oidium  albi- 

cans.   (Ref.  S.  253.) 

161.  Brummer,  J.    Maul-  und  Klauenseuchen -ähnliche  Krankheitserscheinungen,  hervor- 

gerufen durch  (mit  Polydesmus  exitiosus  befallenem)  Raps.    (Ref.  S.  253.) 

162.  Edinburgh  Botanical  Soc.    Fish,  diseased,  in  the  Tweed.     (Ref.  S.  253.) 

163.  Brooke,  G.    Notes  on  the  Salmon  disease  in  the  Esk  and  Eden.    (Ref.  S.  253.) 

164.  Buckland,  Fr.,   Walpole,  Sp.,   Joung,  A.    Report   on   the  disease   which  has 

recently  prevailed  among  the  Salmon  iu  the  Tweed,  Eden  and  other  rivers  in 
England  and  Scotland.    (S.  S.  253.) 

165.  Robsou,  M.  H.    The  Salmon  disease  (Saprolegnia  ferax).    (S.  S.  253.) 
165a. Rutherford.    Ueber  die  Krankheit  der  Salme.    (Ref.  S.  253.) 

165b.  Brongniart,  A.,  et  Cornu,  M.  C.    Observations  nouvelles  sur  les  epidemica  sevissant 
sur  les  insects.    (S.  S.  253.) 

166.  Hagan,    Destruction  of  Insects  by  Yeast.    (Ref.  S.  253.) 

167.  Lesley.    Fungus  inoculation  for  Insects.    (Ref.  S.  253.) 

168.  Prentiss,   A.   N.     Destruction   of  noxious   insects   by  means   of  fungoid    growths. 

(S.  S.  253.) 

169.  Rommier,  A.    Sur  l'influence  toxique  que  le  mycelinm  des  racines  de  la  vigne  exerce 

sur  le  Phylloxera.    (Ref.  S.  254.) 
S.  a.  No.  393. 

4.  Pilze  als  Ursache  von  Pflanzenkrankheiten. 

a.  Allgemeines. 

170.  Cornu,  M.    Applications  de  la  theorie   des  germes  aux   Champignons  parasites  des 

vegetaux  et  specialement  aux  maladies  de  la  vigne.    (Ref.  S.  254.) 

171.  Frank,  A.  B.    Die  Krankheiten  der  Pflanzen.    (Ref.  S.  254.) 

172.  Schenk,  A.    Handbuch  der  Botanik.    I.     (Ref.  S.  25G.) 

173.  Sorauer,  P.    Giebt  es  eine  Prädisposition   der  Pflanzen  für  gewisse  Krankheiten? 

(Ref.  S.  256.) 

174.  Com  es,   0.    J  Funghi   in   rapporto  all'economia   domestica   ed   alle   piante  agrarie. 

(Ref.  S.  256.) 

175.  Wildwachsende   Pflanzen    als   Verbreiter  von   Krankheiten    unserer   Culturgewächse. 

(Ref.  S.  257.) 


Verzcichniss  der  besprochenen  Arbeiten.  223 

176.  Beobachtungen  über  Feinde  und  Krankheiten  unserer  Obstbäume  und  Getreidearten  im 

Jahre  1875.     (Ref.  S.  257.) 

177.  Lange,  J.    Om  de  Sygdome  hos  vore  vigtigste  dyrkede  Planter,  som  fremkaldes  ved 

Rustsvampe  o.  s.  v.    (Ref.  S.  257.) 

178.  Renner.    Az  auyarozs  (Seeale  cornutum)  etc.    (Ref.  S.  257.) 

179.  —  A  növenyek  üszögbetegsege  etc.     (Ref.  S.  257.) 
ISO.     —  A  Uszögbetegseg  etc.     (Ref.  S.  257.) 

181.  Gegen  Pflanzenungeziefer  und  Pflanzenkraukheiten.     (Ref.  S.  257.) 

182.  Sprengwagen  zur  Vertilgung  der  schädlichen  Pilze  und  Insecten  auf  Culturgewächsen. 

(Ref.  S.  257.) 

b.  Krankheiten  des  Getreides  und  anderer  Feldfrüchte. 

183.  Comes,  0.    Notizie  intorno  ad  alcune  Crittogame  parasite  delle  plante  agrarie  ed  ai 

mezzi  per  combatterle.     (S.  S.  157.) 

184.  Linde,  S.    Wurzelparasiten  und  angebliche   Bodenerschöpfung   in  Bezug  auf  Klee- 

müdigkeit etc.    (Ref.  S.  258.) 

185.  —  Bodenraüdigkeit  und  die  Unverti'äglichkeit  der  Pflanzen  sind  Pflanzenkrankheiten. 

(Ref.  S.  258.) 

186.  Liebig,  H.  v.  Ist  die  Bodenerschöpfungstheorie  eine  Irrlehre  oder  nicht?  (Ref.  S.  258.) 

187.  Eriksson,  J.    Ora  Klöfverrötan  etc.    (üeber  die  Kleefäule  mit  besonderer  Rücksicht 

auf  das  Auftreten  in  unserem  Lande.)    (Ref.  S.  258  ) 

188.  —  En  ny  parasitsvamp  etc.     (Ein  neuer  Schmarotzer  auf  Weizen.)     (Ref.  S.  258.) 

189.  Cugini,  G.    Sopra  una  malattia  del  frumento  recentemente  comparsa  nella  provincia 

di  Bologna.     (Ref.  S.  259.) 

190.  Werner  u.  Körn  icke.    Die  Werthigkeit  einiger  Roggensorten.    (Ref.  S.  359.) 

191.  —  Ueber  die  Werthigkeit  einiger  Gerstensorten.     (Ref.  S.  259.) 

192.  Kühn,  J.     Staubbrand  in  Gerste  und  Hafer.     (Ref.  S.  260.) 

193.  V.  Liebenberg.    Mittel  gegen  den  Steinbrand  des  Weizens.    (Ref.  S.  260.) 

194.  Eidam.    Ein  neues  Samenbeizmittel.     (Ref.  S.  260.) 

195.  Strebe].    Ueber  das  Beizen  des  Saatguts.    (Ref.  S.  260.) 

196.  Samenbeizmittel.    (Ref.  S.  260.) 

197.  Bretfeld,  H.  v.    Der  Rapsverderber.    (Ref.  S.  260.) 

198.  Hamburg,  E.    A  Peziza  cibarioides  Fr.  etc.     (Ref.  S.  260.) 

199.  Cornu,  M.  C.    Observations  sur  la  maladie  des  vignons  (ürocystis  cepulae  Farlow). 

(Ref.  S.  261.) 

200.  Der  Brandpilz  der  Zwiebeln.    (Ref.  S.  261.) 

201.  Hallier,  E,    Der  Brandpilz  der  Küchenzwiebel.    (Ref.  S,  261.) 

202.  Frank,  A.  B.    Notiz  über  den  Zwiebelbrand.    (Ref.  S.  261.) 

203.  Magnus,   P.     Bemerkung   zu  P.  A.   Frank's  Notiz  über  den  Zwiebelbrand.     (Ref. 

S.  261.) 

204.  Renouard,  A.  fils.    Note  sur  les  principales  maladies  du  lin.    (Ref.  S.^261.) 

205.  Woronin,  M.    Nachträgliche  Notiz  zur  Frage  der  Kohlpflanzeuhernie.    (Ref.  S.  261.) 

206.  Kühn,  J.    Benutzung  kranker  Kartoffeln.    (Ref.  S.  262.) 

207.  Lawes  u.  Gilbert.     Ueber  die  Zusammensetzung  der  Kartoffeln.    (Ref.  S.  262.) 

208.  Mark  er.    Ueber  den  Einfluss  der  Düngung  auf  das  Auftreten  der  Kartoffelkrankheit 

und  den  Stärkegehalt  der  Kartoffeln.     (Ref.  S.  263.) 

209.  Schindler.    Die  Regeneration  der  Kartoffel.     (Ref.  S.  263.) 

210.  Bersch,  Jos.    Ueber  Mittel,  das  Schimmeln  des  Malzes  zu  verhüten.    (Ref.  S.  263.) 

211.  Davis,   G.  E. ,   Dreyfuss  u.   Holland,   P.     Sizing  and  Mildew  in  Cotton  Goods. 

(Ref.  S.  263.) 

c.  Krankheiten  der  Gartengemüse  und  Blumen. 

212.  Ihne.    Studien  zur  Pflanzengeographie  (Puccinia  Malvacearum).    (Ref.  S.  263.) 

213.  Fischer.    Puccinia  Malvacearum.     (Ref.  S.  264.) 

214.  Kaiser.    Einige  Bemerkungen  über  Puccinia  Malvacearum.    (Ref.  S.  264.) 


224  Kryptogamcu.  —  Pilze  (1880). 

215.  Motelay.    üeber  eine  Puccinia  auf  Lavatera  cretica.    (Ref.  S.  264.) 

216.  Ihne,  E.    Infectionsversuche  mit  Puccinia  Malvacearum.    (Eef,  S.  264.) 

217.  Thomas,  F.    Puccinia  Chrysospleuii  Grev.    (Ref.  S.  264.) 

218.  Worthingt ou  G.  Smith.    Semi^ervivurn  disease.     (Ref.  S.  264.) 

219.  Badger,  E.  W.    Sempervivum  disease.    (Ref.  S.  264.) 

220.  Wittmack,  L.    Peronospora  sjjarsa  Berit.    (Ref.  S.  264.) 

221.  Thomas,  F.    Ueber  ein  auf  Dryas  parasitisches  Synchytrium.     (Ref.  S.  264.) 

222.  Neumann,  0.    Ueber  Steraphylium  ericoctonum  A.  Br.  u.  de  Bry.    (Ref.  S.  264.) 

223.  Mittel  gegen  den  Roseuthau.    (Ref.  S.  265.) 

d.  Krankheiten  der  Waldbäume  und  Sträucher. 

224.  Rostrup,  E.    Parasitische  Pilze  an  Waldbäumen.     (Ref.  S.  265.) 

225.  Hart  ig,  R.   Der  Eichenwurzeltödter,  Roselliuia  (Rhizoktonia)  quercina.   (Ref.  S.  265.) 

226.  —  Die  Lärchenkrankheiten,  insbesondere  der  Lärchenkrebspilz ,  Peziza  Willkommii. 

(Ref.  S.  266.) 

227.  —  Der  Fichtenrindenpilz,  Nectria  cucurbitula  Fr.    (Ref.  S.  267.) 

228.  —  Der  zerschlitzte  Warzenpilz,  Telephora  laciniata  Pers.    (Ref.  S.  267.) 

229.  —  Der  Krebspilz  der  Laubholzbäume,  Nectria  ditissima  Tul.    (Ref.  S.  267.) 

230.  —  Der  Ahornkeimlingspilz,  Cercospora  acerina.     (Ref.  S.  268) 

231.  —  Der  Buchenkeimlingspilz,  Phytophthora  Fagi.     (Ref.  S.  269.) 

232.  Farlow,  W.  G.    The  Gymnosporangia  or  Cedar- Apples  of  the  United  States.    (Ref. 

S.  270.) 

233.  Mer,  M.  E.    Note  sur  le  däperissement  des  cimes  d'Epicca.    (Ref.  S.  270.) 

234.  Prantl.    Weitere   Beobachtungen    über   die   Kiefernschütte    und   die   auf  Coniferen 

schmarotzenden  Pilze  aus  der  Gattung  Hysterium.     (Ref.  S.  270.) 

235.  Seurrat  delaEoulaye,  J.    Beobachtungen  über  die  „Maladie  ronde"  der  Seekiefern 

(Pins  maratimes)  und  der  gemeinen  Kiefern  in  Sologne.    (Ref.  S.  271.) 

236.  Prillieux.    Sur  les  causes  du  rond  des  Pins.    (Ref.  S.  272.) 

237.  Roumeguere,  C.    Origine  de  la  maladie  du  Rond.  —  Un  mot  sur  les  Rhizomorpha 

et  sur  les  recents  recherches  de  M.  R.  Hartig.    (Ref.  S.  272.) 

238.  France,  C.  S.    Notes  on  the  Mycelium  of  fungi  attacking  the  roots  of  young  scotch 

firs.    (Ref.  S.  273.) 
23D.   Fleischer.    Mittel  gegen  Holzfäulniss.    (Ref.  S.  273.) 

e.  Krankheiten  der  Obstbäume,  des  Kirschlorbeers  und  der  Melonen. 

240.  Roumeguere,   G.     Nouvelle  apparition   en   France    du   Gloeosporium    (Fusarium) 

reticulatum  Mt.,  destructeur  des  melons.    (Ref.  S.  273.) 

241.  Borbäs,  V.    Növenytani  aprösäyok  IV.    (Ref.  S.  273.) 

242.  Bertoloni.    Nuovo  Oidium  del  Lauroceraso.    (Ref.  S.  273.) 

243.  Räthay,  E.    Vorläufige  Mittheiluug  über  die  Hexenbesen  der  Kirschbäume  und  über 

Exoascus  Wiesueri  Räthay.    (Ref.  S.  273.) 

244.  Thomas,  Fr.    Ueber  die  von  M.  Girard  kürzlich  beschriebenen  Gallen  der  Birnbäume. 

(Ref.  S.  274.) 

245.  Drawiel.    üeber  eine  Impfung  von  Polyporus  igniarius  auf  einen  gesunden  Kirsch- 

baum.    (Ref.  S.  274.) 

246.  Fischer,  J.  F.    Heilung  der  Frost-,  Brand- u.  Krebsschäden  durch  Theer.  (Ref.  S.    274.) 

247.  Ueber  die  Pflege,  Krankheit  und  Heilung  der  Orangenbäume.    (Ref.  S.  274.) 

f.  Krankheiten  des  Weinstocks. 

248.  Ladrey,  C.    Traite  de  viticulture  et  d'Oeuologie.    (Ref.  S.  274.) 

249.  de  Bary,  A.    Der  neue  Feind  unserer  Reben  (Peronospora  viticola).    (S.  S.  274.) 

250.  Göthe,  R.    Der  falsche  Melthau  der  Reben  (Peronospora  viticola).    (Ref.  274.) 

251.  Roumeguere,  C.    Le  Peronospora  de  la  vigne.    (Ref.  S.  274.) 

252.  Renner,  A.    Uj  veszely  fenyegeti  etc.  (Peronospora  viticola).    (Ref.  S.  275.) 

253.  Arina,  G.    Brevi  cenni  suUa  Peronospora  viticola.    (S.  S.  275.) 


Verzeichniss  der  besprochenen  Arbeiten.  225 

254.  Cerletti  e  Carlucci.    La  comparsa   del  Mildew  o  falso  Oidio  degli  Americani  a 

Farra  di  Soligo.     (Ref.  S.  275.) 

255.  Pirotta,  R.    Ancora  sul  Mildew  o  falso  Oidio  delle  Viti.    (Ed.  S.  275.) 

256.  Cornu,  M.    Le  Mildew,  Peronospora  des  vigaes  (Peronospora  viticola  Berk.  et  Curt.) 

(Ref.  S.  275.) 

257.  Prillieux,  E.   Le  Peronospora  de  la  vigne  (Mildew  des  Americains)  dans  le  Vendomois 

et  la  Touraiue.     (Ref.  S.  275.) 

258.  Roumeguere,  C.    Aire  et  marche  de  developpement  en  France  de  Peronospora  de 

la  vigae  pendant  l'automne  1879.    (Ref.  S.  275.) 

259.  Tliomas,  P.    Apparition   dans   le    departement    du  Tarn   du   Peronospora   viticola. 

(Ref.  S.  275.) 

260.  Voss,  W.    Peronospora  viticola  de  Bary.    (Ref.  S.  275.) 

261.  —  Weitere  Mittheilungen  über  die  Ausbreitung  der  Peronospora  viticola  de  Bary. 

(Ref.  S.  276.) 

262.  Mika,  K.    U  Peronospora  viticola  de  Bary  etc.    (Ref.  S.  276.) 

263.  de  Thümen.     Die  Einwanderung  der  Peronospora  viticola  in  Europa.    (Ref.  S.  276.) 

264.  S.  Garovaglio.    La  Peronospora  viticola  B.  et  C.  ed   il  Laboratorio  Crittogamico. 

(S.  S.  276.) 
365.     —  Sui  tentativi  di  cura  delle  viti  infette  dalla  Peronospora  viticola  Berk.  (Ref.  S.  276.) 

266.  Roux,  Fr.    Observations  sur  quelques  maladies  de  la  vigne.     (Ref.  S.  276.) 

267.  de  Thümen.     Die  Pocken  des  Weinstocks.     (Ref.  S.  276.) 

268.  Mika,  K.    Ueber  Gloeosporium  ampelophagum  Sacc.    (Ref.  S.  276.) 

269.  Anon.     La  malattia  delle  viti  in  Sansego.    (Ref.  S.  277.) 

270.  —  Notizie  sulla  fillossera  le  sue  invasione  ecc.  con  uu   appendice   sull'    Antracnosi 

della  vite.    (S.  S.  277.) 

271.  Ar  Ina,  G.     L'antracnosi  della  vite.     (Ref.  S.  277.) 

272.  Cattaneo,  A.     Tentativi  d'innesto  di  Picchiola  nelle  viti.     (Ref.  S.  277.) 

273.  Hoch.    Der  schwarze  und  rothe  Brand  an  den  Weintrauben.     (Ref.  S.  277.) 

274.  Lawley,  F.    L' Antracnosi  della  vite.     (Ref.  S.  278.) 

275.  Prillieux,  Ed,    Quelques  mots  sur  le  rot  des  vignes  americaines  et  l'anthracnose  des 

vignes  francaises.     (Ref.  S.  278.) 

276.  Cornu,  M.     Remarques  sur  la  commuuication  de  M.  Prillieux.    (Ref.  S.  278.) 

277.  Roumeguere,   C.      Le    rot    des    vignes    americaines   est-il   la    meme    maladie    que 

l'Antracnose  des  vignes  du  midi    de  France?    —   Ce   dernier    flean  ä  Collioure 
(Pyr.-Or.).    (Ref.  S.  278.) 

278.  Kühler.    Ueber  Pilzkrankheiten  des  Weiustocks.    (Ref.  S.  278.) 

279.  —  Eine  neue  Weinkrankheit.     (Ref.  S.  278.) 

280.  Daille.     Uredo  viticida.    (Ref.  S.  278.) 

281.  Mühlberg.    Ueber  Roessleria  hypogaea  Thüm.  et  Pass.    (Ref.  S.  279.) 

282.  EUis,  J.  B.    New  Sphaeria  on  Grapes  (Sphaeria  Bidwellii  n.  sp.).    (S.  Bot.  Jahresb. 

1879,  S.  579.) 

283.  Millardet,  A.    Phylloxera  et  Pourridie.    (Ref.  S.  279.) 

284.  Trevisan,  V.    II  mal  nero  e  la  fillossera  a  Valmadrera.    (Ref.  S.  279.) 

285.  Schaal.    Zur  Bekämpfung  der  Traubenkrankheit.     (Ref.  S.  279.) 

286.  Gegen  den  Mehlthau  des  Weines.     (Ref.  S.  279.) 

287.  Moritz,  J.    Ueber  die  Wirkungsweise  des  Schwefeins  als  Mittel  gegen  den  Trauben* 

pilz  (Oidium  Tuckeri).    (Ref.  S.  280.) 

g.  Krankheiten  des  Kaffebaumes. 

288.  Abbay,  R.    Observations   on  Hemileia  vastatrix,  the  so-called  Coffee-leaf  Disease. 

(Ref.  S.  280.) 

289.  Morris,  D.    Note  on  the  structure  and  habit  of  Hemileia  vastatrix,  the  Coffee-leaf 

disease  of  Ceylon  and  Southern  India.    (Kef.  S.  281.) 

290.  Thiselton  Dyer,  W.  T,    The  Coffee-leaf  Disease  of  Ceylon.    (Ref.  S.  281.) 

Botanischer  Jahresbericht  IX  (1881)  1.  Abth.  15 


226  Kryptogamen.  —  Pilze  (1880). 

291.  Ward,  H.,  Marshall.    The  Coffee-leaf  Disease.    (Ref.  S.  281.) 

292.  Hallier.  E.    Die  Krankheiten  des  KaiFeebaumes.     (Ref.  S.  281.) 

293.  Ernst,  A.    Botanische  Notizen  aus  Caracas.    (Ref.  S.  282) 

294.  Wright,  E.  P.    Blodgettia.     (Ref.  S.  282.) 

5.  Essbare  und  giftige  Pilze.  —  Conservirung  etc.  —  Pilzausstellungen  und  mycologische 

Congresse.  —  Geschichte.  —  Paläontologie. 

295.  Bignone,  F.    J  funghi  considerati  sotto  il  rapporto  dell  economia  domestica  e  della 

medicina.     (Ref.  S.  282.) 

296.  Eloffe,  A.    Les  Champignons  comestibles  et  veneneux.     (S.  S.  282.) 

297.  de  Thümen.     Die  Pilze  im  Haushalt  des  Menschen.     (Ref.  S.  282.) 

298.  Dupout.     Culture  d'un  Champignon  comestible  au  Japon.     (Kef.  S.  282.) 

299.  Gillot.    L'Agaricus  (Psalliota)  xanthodermus  G.  Genev.  et  ses  proprietes  suspectes 

(Ref.  S.  282.) 

300.  Neissen,  M.    Association  internationale  pour  etc.  la  culture  en  graud  de  l'Agaricus 

comestible  etc.     (Ref.  S.  283.) 

301.  Trüffelcultur  in  Italien.    (Ref.  S.  283.) 

302.  de  Thümen.     Trüffeln  und  Trüffelcultur.     (Ref.  S.  283.) 

303.  — y.    Hirneola  polytricha.    (Ref.  S.  283.) 

304.  Debeaux.     Conservirung  von  Pilzen.     (Ref.  S.  283.) 

305.  Gage,  H.     Permanent  Preparations  of  Plasmodium.     (Ref.  S.  283.) 

306.  Herpell,  G.    Das  Präpariren  und  Einlegen  der  Hutpilze  für  das  Herbarium.    (Ref. 

S.  283.) 

307.  Veulliot.    Compte  rendu  de  la  Session  botani^ue  tenue  ä  Paria  au  mois  d'aoüt  1878. 

(Ref.  S.  284.) 

308.  N.  N.    Woolhope  Club  1879.    (Ref.  S.  284.) 

309.  Malinvaud,  E.    Doit-on  ecrire  Aecidium  ou  Oecidium?     (Ref.  S.  284.) 

310.  Veulliot.     Erreurs   Grammatieales  dans  la  nomenclature  des  Champignons.     (Ref. 

S.  284.) 

311.  Cash,  W.,  and  Hick,  T.     Fossil  Fungi  from  the  Lower  Measures.     (Ref.  S.  284.) 

312.  Engelhardt.     Ueber   die   Cyprisschiefer   Nordböhmens  und  ihre   pflanzlichen  Ein- 

schlüsse.    (Ref.  S.  284.) 
318.   Reinsch,  P.  F.    New  vegetable  Structures  from  Goal  and  Anthracite.    (Ref.  S.  284.) 

IV.  Myxomycetes. 

314.  Blytt,  A.     Clastoderma  A.  Blytt,  novum  Myxomycetum  genus.    (Ref.  S.  285.) 

315.  Cienkowsky,  L.    Zwei  neue  protoplasmatische  Organismen.    (Ref.  P.  285.) 

316.  Roumeguere,  C.     Le  Rupinia  Baylacii.     (Ref.  S.  285.) 

317.  —  Un  tapis  de  Myxomycetes  (Arcyi'ia  punicea)  succedant  iuopinement  ä  une  apparition 

subite  des  discomycetes  (Helvella  esculenta).     (Ref.  S.  285.) 

318.  —  A  propos  de  la  monographie  des  Myxomycetes.    (Ref.  S.  285.) 

319.  Saville  Kent.    Animal  nature  of  Myxomycetes.     (Ref.  S.  285.) 

320.  Sorokin,  N.    Entwickelung  von  Vampyrella  polyplasta  n.  sp.    (Ref.  S.  285.) 

321.  Vau  Tieghem.    Sur  quelques  Myxomycetes  ä  plasmode  agrege.     (Ref.  S.  286.) 

V.  Phycomycetes. 

322.  Ba inier,  G.    Note  sur  deux  especes  nouvelles  de  Mucorin^es.    (Ref.  S.  287.) 

323.  Fischer,  A.     Ueber  die  Stachelkugeln  in  Öaprolegniaschläuchen.     (Ref.  S.  287.) 

324.  Roumeguere,  C.    Etüde  et  culture  du  Nematogonum  aurantiacum   (Desm.).     (Ref. 

S.  288.) 
S.  a.  No.  120,  162— 165a.,  206-209,  220,  231,  250—265. 

VI.  Ustiliigineae  und  Uredineae. 

325.  Cooke,  M.  C.    The  genus  Ravendia.    (Ref.  S.  288.) 

326.  Coruu,  M.    Note  sur  les  gen6rations  alternantes  des  üredinees.    (Ref.  S.  288.) 


Verzeichniss  der  besprochenen  Arbeiten.  227 

327.  Cornu,  M.    Note  sur  quelques  parasites  des  plautes  Vivantes:  Gen^rations  alternantes 

Pezizes  a  Sclerotes.    (Kef.  ö.  288.) 

328.  —  Alternauce  des  gön^rations  cbex  quelques  Uredinees,    (Ref.  S.  288.) 

329.  Hartig,  R.    Calyptospora  Goeppeitiana  Kübn   und    Aecidium  columnare  A.  u.  S. 

(Ref.  S   289.) 

330.  Prillieux,  E.    Quelques  observations  sur  la  formation  et  la  germination  des  spores 

des  Urocystis.     (Ref.  S.  289.) 

331.  Schindler.    Ueber  den  Einfluss  verschiedener  Temperaturen  auf  die  Keimfähigkeit 

der  Steinbrandsporen.    (Ref.  S,  289.) 

332.  Rätbay ,  E.   Vorläufige  Mittheilung  über  den  Generationswechsel  unserer  einheimischen 

Gymnosporangien.    (Ref.  S.  490.) 

333.  Rathy,  E.    Vorläufige  Mittheilung  über  die  Spermogonien  der  Aecidiomyceten.  (Ref. 

S.  290.) 

334.  Roumeguere,  C.    Hypodermeae  de  la  villa  Thuret.    Le  Cronartium  Poggiolana  n.  sp. 

(Ref.  S.  290.) 

335.  Winter,  G.    Bemerkungen  über  einige  Uredineen.    (Ref.  S.  290.) 

336.  —  Bemerkungen  über  einige  Uredineen  und  Ustilagineen.    (Ref.  S.  291.) 

337.  _  u.  Staritz,  R.    Kurze  Notizen.    (Ref.  S.  291.) 

338.  Wolff,  R.    Aecidium   Pini   und   sein  Zusammenhang  mit  Coleosporium  Senecionis. 

(Ref.  S.  291.) 
S.  a.  No.  117,  199-203,  212—217,  218,  219,  232,  233,  234,  244,  280,  288-292,  309. 

VII.  Entomophthoreae. 

339.  Sorokin,  N.    Zur  Entwickelung  der  Entomophtbora-Arten.    (Ref.  S.  291.) 

S.  a.  No.  16,  293. 

VIII.  Basidiomycetes. 
a.  Hymenomycetes. 

340.  Cooke,  C,  and  Quelet,  L.    Clavis  synoptica  Hjmeuomycetum  europaeorum.    (Ref. 

S.  292.) 

341.  Fries,   E.  Th.  u.  R,    Icones  selectae  Hymenomycetum  nondum  delineatorum.  IL  5. 

(S.  S.  293.) 

342.  Schulzer  von  Müggenburg.    Berichtigungen.    (Ref.  S.  293.) 

343.  Mika,  K.      U  Pistillaria  pusilla.    (Ref.  S.  293.) 

344.  Cooke,  M.  C.     The  sub-genus  Coniophora.     (Ref.  S.  293.) 

345.  —  On  Hymenochaete  and  its  allies.     (Ref.  S.  293.) 

346.  Roumeguere,  C,    Apparition  inopinee  du  Cantharellus   aurantiacus  Fr.  var.  alba. 

(Ref.  S.  294.) 

347.  —  Une  rectification  synonymique  du  nouveau  genre  Anthracophyllum.  (Ref.  S.  294.) 

348.  Bertoloni,  A.    Sul  parasitismo  dei  fungbi.     (Ref.  S.  294.) 

349.  Condamy.     Etüde  sur  le  mode  de  nutrition  des  Champignons.     (Ref.  S.  294.) 

350.  M.  J.  B(erkeley).    Luminous  fungi  from  the  Andaman  Islands.     (Ref.  S.  294.) 

351.  Bley,  C.    Ueber  ein  monströses  Exemplar  des  Agaricus  lapideus.     (Ref.  S.  294.) 

352.  Bouche,    Ein  monströser  Champignon.    (Ref.  S.  294.) 

353.  W.  G.  S.     Double  Fungi.     (Ref.  S.  294.) 

354.  Charollois  u.  la  Bordette.     Champignons  aus  Samen.    (Ref.  S.  294.) 

355.  Roumeguere,  C.    Anomalies  offertes  par  les  Agaricus  acerbus  et  equestris.    (Ref. 

S.  295.)- 

356.  Gillot.    Agaricus  (Psathyra)  Bifrons  Berkl.    (Ref.  S.  295.) 

357.  Roumeguere,  C.    L'Agaricus  campestris  et  ses  nombreuses  varietes.     (Ref.  S.  295.) 

358.  S ad  1er,  J.    Notice  of  a  new  species  of  Agaricus.     (Ref.  S.  295.) 

359.  Patouillard,  N.    Note  sur  la  structure  des  glandules  du  Pleurotus  glandulosus  Fr. 

(Ref.  S.  295.) 

360.  —  Note  sur  l'appareil  conidial  du  Pleurotus  ostreatus  Fr.    (Ref.  S.  295.) 

15* 


228  Kryptogamen.  —  Pilze  (1880). 

361.  Hecke],  Ed.    Nouvelles  observations  sur  les  pretendues  glandes  hymeniales  du  Pleu- 

rotus  glandulosus  Fr.     (Ref.  S.  295.) 

362.  Patouillard,  N.    Remarques  ä  propos  de  la  note  de  M.  Heckel  sur  le  Pleurotus 

glandulosus  Fr.     (Ref.  S.  296.) 

363.  Roze,  G.  E.,  et  Poirault.    Le  Mousseron  des  haies,   Champignon  comestible  des 

environs  de  Poitiers.     (Ref.  S.  296.) 

364.  Dubalen.     Uue  nouvelle  espece  d'Amanita.    (Ref.  S.  296.) 

365.  Roumeguere,  C.    Une  nouvelle  Amanita  comestible.    Hypotheses  sur  les  circonstances 

qui  peuvent  rendre  inoffensive  une  espece  toxique.     (Ref.  S.  296.) 

366.  van  Tieghem.     Coprinus  stercorarius.     (Ref.  S.  296.) 

367.  Cooke,  M.  C.    Enumeration  of  Polypoius.     (Ref.  S.  296.) 

368.  Ludwig.    Ptycbogaster  albus  Cord,  eine  Polyporus-Art.     (Ref.  S.  297.) 

369.  Schulzer  von  Müggenburg.    Mykologisches.     (Ref.  S.  297.) 

370.  —  Die  Doppelfructification  des  Polyporus  applanatus.    (Ref.  S.  297.) 

S.  a.  No.  116,  122,  125,  126,  180,  224,  228,  205-237,  245,  283. 

b.  Gasteromycetes. 

371.  Gerard.    Correlatioa  between  the  odor  of  the  Phalloids  and  their  relative  frequeucy. 

(S.  S.  297.) 

372.  —  Additions  to  the  U.  S.  Phalloidei.     (Ref.  S.  297.) 

373.  —  A  new  fungus.     Simblum  rubescens  n.  sp.     (Ref.  S.  297.) 

374.  Kai  ebb  renn  er,  K.     Phalloidei  novi  vel  minus  cogniti.    (Ref.  S.  297.) 

375.  Plowright,  Ch.  B.    Geaster  coliformis  in  Norfolk.    (Ref.  S.  297.) 

376.  Currey,  F.    Geaster  coliformis.    (Ref.  S.  297.) 

IX.  Ascomycetes. 

a.  Discomycetes. 

377.  Eidam,  E.    Beitrag  zur  Kenntniss  der  Gymuoasceen.     (Ref.  S.  298.) 

378.  Cooke,  C.     Observations  on  Peziza.     (Ref.  S.  293.) 

379.  Philipps,  W.     Dacrymyces  succineus  Fr.  the  early  stage  of  a  Peziza.   (Ref.  S.  298.) 

380.  Plowright,  Ch.  B.    On  spore  diffusion  in  the  larger  Elvellacei.     (Ref.  S.  298.) 

S.  a.  No.  198,  224,  226,  235,  281. 

b.  Pyrenomycetes. 

381.  Brunaud,  P.    Tableau  dichotomique  des  familles  des  Pyrenomycetes,  trouvös  jusqu' 

ä  present  dans  la  Charente-Inferieure,  dresse  d'apres  le  Conspectus  Pyreno- 
mycetum  de  M.  Saccardo,  avec  l'aide  des  ouvrages  de  M.  M.  Karsten  et  Saccardo. 
(Ref.  S.  298  ) 

382.  Eidam.     Beobachtungen  an  Schimmelpilzen.     (Ref.  S.  298.) 

383.  Ellis,  J.  B.    Reply  to  Dr.  M.  C.  Cookes  Criticism  of  paper  on  variability  of  Sphaeria 

quercuum  Sz.     (Ref.  S.  298.) 

384.  Cooke.     Note  to  the  above.     (Ref.  S.  298) 

385.  Rees,  M.    lieber  den  Parasitismus  von  Elaphomyces  granulatus.     (Ref.  S.  298.) 

386.  Roumeguere,  C.   Culture  des  Sterigmatocystis  indiqueepar  M.  G.  Bainier.  (Ref.  S.  299.) 

387.  —  Une  nouvelle  espece  d'Oomyces.     (Ref.  S.  299.) 

388.  Schulzer   von   Müggenburg.     Ein   Paar   Hypomyces- Arten   und   ihre   Begleiter. 

(Ref.  S.  299.) 

389.  Wiesbaur,  S.  J.    Auftreten  von  Sphaerotheca  Nieslii  Thüm.  und  Septoria  aesculina 

Thüm.     (Ref.  S.  299.) 
S.  a.  No.  2,  116,  120,  123,  224,  225,  229,  234,  241,  282,  292.  293. 
c.  Hyphomycetes,  Sphaeropsideae  etc. 

390.  Greenwood,  Pim.    Ramularia  Cryptostegiae  n.  sp.    (Ref.  S.  299.) 

391.  Saccardo,  P.  A.    Spegazzinia  novum  Hyphomycetum  genus.     (Ref.  S.  300.) 

392.  Sorokin,  N.    Zur  Entwickelung  von  Isaria  pulveracoa  n.  sp.    (Ref.  S.  300.) 

393.  —  üeber  einige  Krankheiten  der  Lisecten.     (Ref.  S.  300.) 

S.  a.  No.  110,  120,  127,  128,  160,  222,  224,  230,  240,  242,  268-278. 


Geograph.  Verbreitung.  —  Nordpolarländer,  Russlami  u.  Finnland,  Schweden  etc.  229 

L  Geographische  Verbreitung» 

1,  Nordpolarländer. 

1.  Berkeley,  M.  J.    Enumeration  of  the  Fungi  collected  during  the  Arctlc  Expedition 
1875-76.    (Journal  of  the  Liunean  Society.  Botauy,  vol.  XVII,  London  1880,  p.  13-17.) 

Der  Verf.  zählt  24  meist  von  H.  C.  Hart  und  Capitän  II.  W.  Feilden  gesammelte 
Species  auf.  Chaetomium  glabrum  wuchs  unter  dem  82"  n.  B.  an  feuchten  Flächen  in  der 
Cabine  des  „Alert".  Die  Sporen  des  Pilzes  hatten  nur  0.00032  Zoll  im  Durchmesser, 
während  die  der  englischen  Exemplare  0.0005  Zoll  gross  sind.  6  Arten  sind  neu  und  mit 
lateinischen  Diagnoseu  versehen. 

2.  Russland  und  Finnland. 

2.  Karsten,  P.  A.    Pyrenomycetes  aliquot  novl.    (Meddel.  af  Societas  pro  Fauna  et  Flora 
feunica  V,  1879,  abgedr.  Hedwigia  1880,  p.  115—118.) 

Acht  neue  Arten  werden  mit  lateinischen  Diagnosen  mitgetheilt  (3  Lophiostomeen, 
2  Cucnrbitarien,  1  Massaria,  1  Ceratostomee,  1  HysterograjMum'). 

3.  Karsten,  P.  A.    Ryssland,  Finlands  och  den  Skandinaviska  Halfons  Hatts  vampar. 
1.  vol.  in  8°,  572  p.    Helsingfors  1879. 

Schwedische  Diagnosen  von  1940  Agaricineen,  im  allgemeinen  nach  Fries  angeordnet, 
aber  mit  Aeuderung  und  Vermehrung  der  Untergattungen.  Das  Werk  enthält  139  vom 
Autor  beschriebene  Arten.     (Nach  Revue  mycologique  1880,  p.  101.) 

4.  M.  Woronin.    Neuer  Fundort  von  Polysaccum  turgidum  Fr.    Arbeiten  der  St.  Petersb. 
Gesellsch.  d.  Naturf.  Bd.  XI,  1680,  S.  71  [Russisch].) 

Dieser  Pilz  wurde  im  Herbst  bei  Wiborg  (Finnland)  gesammelt,  früher  war  er  in 
Russland  nur  im  Gouvernement  Astrachan,  an  der  Küste  des  kaspischen  Meeres  und  längs 
der  sandigen  Ufer  der  Wolga  gefunden  worden.  Batali n. 

3.  Schweden  und  Norwegen. 

5.  P.  G.  E.  Theorin.    Hymenomycetes  Gothoburgenses  enumeravit.    (Botan.  Notis.,  1879, 
p.  119-129  et  151-156.) 

6.  Derselbe.     Adnotationes   ad   Hymenomycetes  sFahluenses  scripsit.     (Inbjudning  tili 
ärsexameu  och  slutöfningarna  vid  h.  allm.  lärov.  i  Falun,  1880,  p.  59—67.) 

Die  in  dt-r  nächsten  Umgebung  von  den  schwedischen  Städten  Göteborg  und  Fahlun 
beobachteten  Hymenomyceten  werden  hier  aufgerechnet,  hier  und  da  auch  Bemerkungen 
über  die  beobachteten  Formen  beigefügt.  Bei  Göteborg  fand  der  Verf.  353,  bei  Fahlun 
223  Arten  und  Varietäten,  unter  jenen  eine  neue  Art  Bussula  clistans  Theor.  und  zwei 
neue  Varietäten  Curtinarius  (Tdamonia)  armillatus  Fr.  var.  squamulosus  Theor.:  cortiua 
luteo-alba,  pileo  non  hygrophano,  luteo  vel  ferrugineo,  stipite  ebulboso,  annulato-peronato, 
deorsum  squamulis  fibrillosis  fulvo-ciunamomeis  vestito,  sursum  albescente  fibrillis  fulvis 
adspersis.    Kärraluud  (Suecia)  in  querceto  humide. 

Eusstda  distans  Theor.:  pileo  compacte,  carnoso  usque  ad  marginem  exterium 
piano,  2  unc.  lato,  epelliculoso ,  sicco,  cinereo-glauco,  innato-flocculoso  vel  squamuloso  vel 
areolato-rimoso,  carne  alba,  compacta  et  aliquantum  odora.  Sapor  mitis.  Stipes  uncialis, 
solido-spongiosior,  intus  albus,  extus  umbrino-fibrillosus  vel  pulverulentus.  Lamellae  adnexae, 
rigidae,  crassae,  maxime  distantes,  non  furcatae  niultis  brevioribus  immixtis,  inter  quas 
nonnullae  vix  ultra  V2  ^^^-  longae  sunt,  saepe  venoso-connexae,  pallide  luteo-olivascentes. 
Aengärden  (Suecia)  in  querceto  moutoso. 

Polyporiis  alligatus  Fr.  var.  incisus  Theor.:  pileolis  fibroso-coriaceis,  ad  medium 
incisis.    Ad  Skär  (Suecia)  in  querceto  ad  terram  culmos  et  muscos  obvolvit. 

Agaricus  (Armillaria)  aurantius  Schaeff.  var.  badio- ruber  Theor.:  minor,  pileo 
laevigato,  badio-rubro,  2  unc.  lato,  stipite  subannulato  et  infra  annulum  tenuem  latis  squamis 
aurantio-rubris  et  raembranaceis  obsito,  2  unc.  longo  et  V2  unc.  crasso.  Ad  terram  sabu- 
losam  in  pineto  aprico  ad  Hosjö  (Suecia). 

Agaricus  ( Tricholoma)  sordidus  Fr.  var.  conerescens  Theor.:  pileo  ad  marginem 
non  striato,  griseo-alutaceo  vel  brunneoj  stipite  unciali,  griseo-albo,  villoso-striato;  lamellis 


230  Kryptogamen.  —  Pilze  (1880). 

griseis,  ad  basin  pallidioribus.  omnes  fungi  partes  tactu  nigrescimt.  Pilei  eo  modo  coucres- 
cunt,  ut  stipes,  ad  basin  validus,  deinde  in  ramos  graciliores  dividatur,  inter  quos  aliis  suus 
cuique  pileus  est,  alii  pileum  comniunem  trahunt.  In  pineto  juxta  vias  hiemales  in  humo 
acuum  prope  ad  Isbo  (Suecia), 

4:.  England. 

7.  Greenwood  Firn.   Index  to  British  Fungi  described  or  noticed  in  Grevillea.  Vols.  I— VIII. 

(Grevillea  IX,  p.  51-75.) 

Dieses  über  1000  Arten  umfassende  Verzeichniss  der  in  den  8  früheren  Jahrgängen 
der  Grevillea  beschriebenen  oder  angezeigten  britischen  Pilze  soll  einen  Ueberblick  über 
die  Fortschritte  der  britischen  Mykologie  seit  dem  Erscheinen  von  Cooke's  „Handbook  of 
British  Fungi"  geben. 

8.  Philipps,  W.,  and  Plowright,  Ch.    New  and  rare  British  Fungi.    (Grevillea  VIII, 
p.  97-109.    Mit  1  Taf.) 

Fortsetzung  des  in  Bd.  VI  der  Grevillea  p.  29  begonnenen  Verzeichnisses.  Die 
vorliegende  Aufzählung  enthält  79  Pilzspecies,  meist  Ascomyceten  und  Agaricinen.  7  Arten 
sind  neu  (3  Pezizen,  1  Ascoholus,  1  OmbropJüla,  1  Nummularia,  1  Sphaeria). 

9.  White,  E.  B.    Freliminary  list  of  Fungi  of  Ferthshire.  (Scottish  Naturalist.  Juli  1880.) 

Nicht  gesehen.    Ref. 

5.  Frankreich. 

10.  Gillet,  C.  C  Champignons  de  France.  —  Les  discomycetes.  Livr.  23.  Alen^on.  1880. 
8".  av.  6  pl.  —  Les  memes.  Planches  supplementaires.  Ser.  I.  24  pl.  col.  Alen^on 
1879.    8'.    Ser.  IV  u.  V,  mit  49  pl.  col.     Aleugon  1880. 

11.  Saccardo,  F.  A.  Fungi  gallici  lecti  a  cl.  viris  F.  Brunaud,  Abb.  Letendre,  A.  Mal- 
branche, J.  Therry  vel  editi  in  Mycotheca  gallica  C.  Roumegueri.  Ser.  II.  (Michelia. 
Apr.  1880.    No.  VI,  p.  39-135.) 

Diese  Serie,  welche  bis  No.  1090  reicht,  enthält  eine  grosse  Anzahl  neuer  Arten,  Vielehe 
mit  den  Diagnosen  in  der  Revue  mycologique  veröffentlicht  werden. 

12.  Thümen,  F.  de.  Gluelques  especes  nouvelles  de  Champignons  de  la  France.  (Revue 
Mycologique  1880,  p.  86.) 

Lateinische  Diagnosen  von  6  neuen  Arten. 

13.  Brongniart,  Ch.,  et  Cornu,  M.  Kote  sur  les  Cryptogames  recueillies  dans  les  environs 
de  Gisors  le  16  Mai  1880.    (Bullet,  de  la  soc.  botanique  de  France  1880,  p.  160—161.) 

Unter  anderen  Pflanzen  werden  14  Pilze  aufgezählt  (Uredineen,  darunter  Uroeystis 
Colehici,  und  Peronosporeeu). 

14.  Cornu,  M.  Note  sur  quelques  Champignons  de  la  Flore  de  France.  (Bull,  de  la  soci^te 
botanique  de  Frauce  1880,  p.  124-125.) 

Verf.  berichtet  über  einige  ihm  zugesandte  oder  von  ihm  gefundene  Pilze.  Als 
neu  für  die  französische  Flora  wird  Caeoma  Lands  Rob.  Hartig  bezeichnet. 

15.  Cornu,  M.  Liste  des  especes  recueillies  dans  une  excursion  faite  ä  Montmorency. 
(Bulletin  de  la  societe  botanique  de  France  1880,  p.  261  —  262.) 

Aufzählung  von  38  Arten  (2  Uredineen,  1  Mucorinee,  3  Peronosporeen,  7  Myxomy- 
ceten,  12  Hymenomyceten ,  13  Gasteromyceteu).  Fortsetzung  der  früher  begonnenen  Mit- 
theilungen über  Feziza  Sclerotiorum,  welche  die  Helianthusculturen  des  Pariser  Museums 
angegriffen  hat. 

16.  Giard,  A.  Deux  especes  d'Entomophthora  nouvelles  pour  la  flore  francaise.  (Bullet, 
scientifique  du  dep.  du  Nord.     No.  11,  1879,  p.  353.) 

G.  hat  1.  die  Tarichium -¥oxm  von  EntomopMhora  Calliphorae  Giard  auf  einer 
Düne  bei  Boulogne  sur  mer  an  todten  Leibern  von  Calliphora  vomitoria  var.  dunensis  Giard, 
2.  Entomophthora  rimosa  in  Lille  au  Chironomus-Arten  gefunden.  Er  schlägt,  mit  Brefeld, 
die  Besprengung  mit  Wasser,  in  welchem  die  Sporen  von  E.  spliaerosperma  vertheilt  sind, 
zur  Vertilgung  schädlicher  Insecten  vor.    (Nach  Revue  mycologique  1880,  p.  57.) 


Geographische  Verbreitung.  —  Frankreich.  231 

17.  Giard,  A.  Note  sur  un  Agaric  nouveau  pour  la  flore  frangaise.  (Bull,  scieutific.  du 
dep.  du  Nord.    1879,  p.  384.) 

liygrophorus  Houghthoni  BK.  et  B.  fand  sich  auf  den  Düneu  von  Wiraereux 
(bei  Boulogne  sur  mer),  nachdem  er  kurz  zuvor  von  Quelet  in  der  Normandie  beobachtet 
■worden  war. 

18.  Gillot,  X.  Note  sur  quelques  Champignons  nouveaux  ou  rares  observes  aus  envlrons 
d'Autun.     (Bulletin  de  la  societe  botanique  de  France  1880,  p.  156—160 ) 

Bericht  über  30  Species,  meist  Basidiomyceten.  Erwähnt  seien  Boessleria  liypo- 
gaea  Thüm.  et  Pass.  und  Psathyra  bifrons  Berk. 

19.  Patouillard,  M.  N.  Note  sur  quelques  Champignons  des  environs  de  Paris.  (Bulletin 
de  la  societe  botanique  de  France  1880,  p.  161  —  162.) 

Aufzählung  von  6  im  Parji  von  Saint-Cloud  gesammelten  Pilzen. 

20.  Patouillard,  M.  N.  Note  sur  quelques  plantes  des  environs  de  Paris.  (Bulletin  de  la 
societe  botanique  de  France  1880,  p.  184.) 

Aufzählung  von  7  auf  einer  Excursion  zwischen  Orsay  und  Palaiseau  auf  dem  linken 
Ufer  der  Yvette  gefundenen  Pilzspecies  (Agariciis  [PanaeolusJ  separaüis  Fr.,  Puccinia 
Betonicae  DC,  Puc.  Virgae  aiireae  Lib. ,  Oecidium  Bumicis  Pers. ,  Oec.  Perielymeni  DC, 
Tubercidaria  persicina  Ditm.,  Taphrina  Primi  Tul.). 

21.  Prillieux.  Peronospora  effusa  var.  (3.  minor.de  Bary.  (Bulletin  de  la  societ6  de  bot. 
de  France  1880,  p.  174.) 

P.  fand  genannten,  uicht  in  der  Cornu'schen  Liste  der  französischen  Peronosporeen 
(Bull,  de  la  soc.  bot.  de  Fr.  1878,  p.  292)  enthaltenen  Pilz  bei  Saint-Cyr. 

22.  Roumeguere,  C  Apparition  en  France  dune  mucedinee  nouvelle:  l'Oidium  Passerint 
Bertol.  Als.  Etat  conidien  d'un  Erysiphe  nouveau  l'E.  Bertoloni,  (Revue  mycologique 
1880,  p.  174.) 

Die  von  Bertoloni  (Nuovo  Giornale  bot.  ital.  1879,  p.  389)  zuerst  beobachtete  und 
beschriebene  Conidienform  des  Pilzes  wurde  von  R.  in  Tarbes  (Haut-Pyrenees)  im  Juli  auf 
Prunus  lauro-cerasus  in  grosser  Menge  angetroffen.  Einen  Monat  später  fand  derselbe 
Beobachter  an  Stelle  des  Oidiums  Perithecien  in  der  Form  feiner  schwärzlicher  Punkte, 
welche  er  keiner  der  bekannten  Erysipheen  zusprechen  konnte.  Er  glaubt,  dass  sie  mit 
Oidiutn  Passerini  zusammengehören,  und  stellt  daraufhin  seine  neue  Art  auf.  Begonnene 
Culturversuche  scheinen  noch  nicht  beendigt  zu  sein. 
22a.  Roumeguere ,  C.    Bouquet  de  Champignons  nouveaux  observes  dans  le  midi  de  la 

France  et  en  Algerie  (1879—1880)  par  MM.  0.  Debeaux,  A.  Trabut,  J.  Therry,  Rev. 

Frere  Telesphore  et  C.  Roumeguere.    (Revue  mycologique  1880,  p.  187.) 

R.  theilt  ein  Verzeichniss  von  durch  ihn  und  die  übrigen  oben  Genannten  gesammelten 
Pilzen  mit,  welche  er  mit  P.  A.  Saccardo  untersucht  hat.  Die  meisten  der  37  Arten  sind 
neu  und  mit  lateinischen  Diagnosen  versehen. 

23.  Seriziat.    Etudes  sur  Collioure  et  ses  environs.    (1  vol.  in  8".    Bellac.  1879.) 

Das  Capitel  über  die  Pilze  (S.  121—144)  ist  von  Roumeguere  bearbeitet.  Es  enthält 
492  Arten  („435  Phytophilen,  17  Zoophilen,  23  Geophilen,  4.  Litliophilen,  13  Domophilen"), 
welche  alle  unter  den  Fungi  Gallici  exsiccati  veröffentlicht  sind.  (Nach  Revue  mycologique 
1880,  p.  95.) 

24.  VeuUiot.  Note  sur  quelques  Champignons  recoltes  pendant  l'excursion  ä  Sain-Bel. 
(Ann.  de  la  Soc.  bot.  de  Lyon  VII.  Annee  1878-79,  p.  247.) 

Verzeichniss  von  11  in  einer  Höhe  von  310—675  Metern  gesammelten  Pilzen 
(10  Basidiomyceten  und  1  Uredinee),  nebst  einigen  Bemerkungen,  welche  nichts  neues 
enthalten. 

25.  Lacaille.  Enumeration  des  Champignons  qui  existent  sur  les  feuilles  des  vegetaux 
dans  l'arrondissement  du  Havre  et  principalement  ä  ßolbec  (Bull,  de  la  Soc.  des 
Amis  des  sciences  nat.  de  Ronen,  1879,  p.  55-84.) 

Aufzählung  von  284  Species  in  der  Anordnung  der  Flore  crypt.  des  Flandres  von 
Jean  Kick;  darunter  8  neue. 


232  Kryptogamen.  ~  Pilze  (1880). 

26.  Malbranche  et  Letendre.  Champignons  noaveaux  on  peu  connus  recoltes  en  Nor- 
mandie,  pour  la  plus  grande  partie  dans  le  departement  de  la  Seine  •  Inferieure. 

(Bullet,  de  la  soc.  des  amis  des  sc.  nat.  ä  Rouen  1880,  II.) 

Die  Verff.  schickten,  ebenso  wie  Brunaud,  Roumeguere  und  Therry,  eine  Anzahl 
von  Pilzen  zur  Untersuchung  an  Saccardo,  Saccardo  veröffentlichte  die  Resultate  dieser 
Untersuchung  in  der  Michelia  unter  dem  Titel  Fuugi  gallici.  Die  vorstehende  Schrift  von 
M.  und  L.  giebt  einen  Auszug  aus  dieser  Publication.  Dem  Ref.  war  nur  ein  Bericht 
darüber  im  Bull,  de  la  soc.  bot.  de  France  (1881,  p.  16—17  der  Rev.  bibl.)  zugänglich.  Die 
dort  als  neu  oder  mit  Bemerkungen  zur  Synonymik  versehen  bezeichneten  Species  sind  in 
das  Verzeichniss  der  neuen  Arten  aufgenommen. 

27.  Cluelet,  L,  Champignons  recemment  observes  en  Normandie,  aux  environs  de  Paris 
et  de  la  Rochelle,  en  Alsace,  en  Suisse  et  dans  les  montagnes  du  Jura  et  des  Vosges; 
suivi  des  Contributions  ä  la  flore  mycologique  de  la  Seine-Inferieure  par  M.  A.  Lebreton. 
CExtrait  du  Bulletin  de  la  Soc.  des  amis  des  sc.  nat.  de  Rouen.  Separatabdruck  in 
8",  48  S.  mit  3  col.  Tafeln.    Rouen  1880.) 

Der  erste  von  Quelet  bearbeitete  Theil  der  Schrift  besteht  in  der  Beschreibung  der 
für  Frankreich  neuen  Arten,  welche  meist  im  Departement  Seine-Inferieure  gefunden  sind. 
Der  zweite  Theil,  von  Lebreton  und  Lieury,  bringt  das  Verzeichniss  der  durch  diese  beiden 
Mykologen  in  der  Umgegend  von  Rouen  gesammelten  Pilze.  Als  die  hauptsächlichsten 
Neuheiten  führt  der  Bericht  im  Bull,  de  la  Soc.  bot.  de  France,  welchem  obige  Daten 
entnommen  sind,  folgende  auf:  Pleiirotus  roseus,  Hebeloma  sacchariolens,  Inocybe  grammata, 
Inocybe  brunnea,  Cortinarius  Lebretonii,  Lactarius  spinulosus,  Marasmius  Uttoralis 
und  Erinella  erratilis. 

28.  üuelet.  Some  new  species  of  Fungi  from  the  Jnra  and  the  Vosges.  (Grevillea  VIII, 
p,  115-117.     Mit  Tfl.  131.     Communicated  to  the  Woolhope  Club.  1879.) 

Aufzählung  von  12  neuen  Arten  mit  lateinischen  Diagnosen.  {1  Pluteus^  1  Hydnum, 
1  Bhizopogon,  1  Tuber,  3  Peziza,  1  Phialea,  2  Helotium,  1  Laclinella,  1  Ascophanus.) 

29.  Brochon,  E.  H.  Rencontre  dans  la  commune  de  Saucats  d'un  Ciavaria  foliacea  Saint- 
Aman.     (Actes  de  la  Soc.  Linneenne  de  Bordeaux.     Vol   XXXIII,  p.  LXXXV.) 

30.  Brunaud,  M.  P.  Liste  des  plantes  phanerogames  et  cryptogames  croissant  spontane- 
ment  ä  Saintes  (Charente-Inferieure),  et  dans  les  environs.  Supplement  contenant  la 
description  de  quelques  cryptogames  nouveaux,  rares  on  peu  connus.  (Actes  de  la  Soc. 
Linneenne  de  Bordeaux.    Vol.  XXXIV,  p.  109.) 

Verf.  führt  auf:  54  Hymenorayceten,  15  Discomyceten,  3  Exoascus-Arten,  110  Pyre- 
nomyceten  (5  Hysteriaceen,  10  Lophiostomaceen,  3  Dothideaceen,  4  Hypocreaceen,  88  Sphaeria- 
ceen),  19  Sphaeropsideen,  83  Phyllosticteeu ,  11  Melanocouieen,  9  Cytisporaceen ,  3  Gymno- 
myceten,  24  Hypodermier,  4  Peronosporeen .  1  Chytridiacee,  33  Hyphomyceten;  4  sterile 
Mycelien.  In  den  Bemerkungen  zu  den  in  diesem  Supplement  aufgezählten  Arten  sind 
zahlreiche  Berichtigungen  der  Angaben  in  der  „Liste"  selbst  enthalten.  Viele  Species  sind 
mit  Diagnosen  versehen;  eine  ist  neu. 

31.  de  Guernisac,  comte.  Catalogue  des  Discomycetes  de  l'arrondissement  de  Morlaix. 
(Bullet,  de  la  Soc.  d'Etudes  scientifiques  du  Finistere.   Ire  anne  1879  —  1880,  p.  40— 48.) 

Der  Catalog  enthält  184  Species,  darunter  mehrere  in  jener  Gegend  noch  nicht 
beobachtete  und  eine  neue.  Diese  und  9  andere  seltene  Arten  sind  mit  Diagnosen,  in 
französischer  Sprache,  versehen.     (Nach  Revue  mycologique  1880,  p.  99.) 

32.  Gillot.  Decouverte  en  France  du  Roesleria  hypogaea  Thüm.  et  Fass.  (Revue  Myco- 
logique 1880,  p.  124.) 

Der  Pilz  wurde  bei  Buxy  (Saone- et -Loire)  auf  den  Wurzeln  halb  abgestorbener 
Reben  gefunden. 

33.  Lucand  Hymenomycetes  nouveaux  pour  le  departement  de  Saöne-et-Loire  recoltes 
en  1879. 

Enthält  colorirte  Zeichnungen  schwer  zu  conservierender  Pilze.  Besprochen  in  der 
Revue  mycologique  1880,  p.  65  fp.  Die  Arbeit  soll  eine  Fortsetzung  von  Groguot's  Plantes 
cryptog.  de  Saone-et-Loire  (1873)  bilden. 


Geographische  Verbreitung.  —  Niederlande,  Oesterreich.  233 

6.  Niederlande. 

34.  Layen.    Contributions  ä  l'etode  des  Champignons  da  grand- dache  de  Laxembourg. 

(Publications  de  l'Institut  royal  grand-ducal  de  Luxembourg,  section  des  sciences  uat, 

tome  XVII,  1879,  p.  1-115.) 

Der  Verf.  ist,  nach  einem  Bericht  im  Bull,  de^a  soc.  bot.  de  France  (1880,  Revue 
bibl.  p.  132),  in  der  Eintheilung  Frank  (Synopsis  der  Pflanzenkunde),  in  Bezug  auf  die 
Ai'ten  Fuckel  (Symbolae  Mycologiae)  gefolgt.  Er  hielt  es  daher  für  unnöthig,  Beschreibungen 
zu  geben  oder  Literatur  zu  citiren.  Auf  Vollständigkeit  macht  und  hat  das  Verzeichniss 
keinen  Anspruch. 

35.  G.  A.  J.  A.  Oademans.    Revision  des  Champignons  troaves  jasqa'  ä  ce  joar  dans  les 
Pays-Bas.    (Extrait  des  Archives  Neerlandaises,  T.  XV,  43  S.) 

Fortsetzung  der  in  einem  vorigen  Referate  erwähnten  Hälfte.  Giltay. 

7.  Deutschland. 

36.  Bail,  Th.    Neae  Pilzfunde  in  Westpreussen.    (Bericht  über  die  2.  Vers.  d.  Westpreuss. 
Bot.-Zool.  Vereins  zu  Marienwerder.     3.  Juui  1879,  p.  14.) 

Bemerkenswerth  sind  nach  einem  Referat  Luerssen's  im  Bot.  Centralblatt  (1880,  I, 
p.  262)  Melanogaster  amhiguus  Tul.,  Gautieria  graveolens,  Rhizopogon  luteolus,  Eh.  ruhe- 
scens,  Hydnotria  Tulasnei,  Elapliomyees  variegatus,  E,  granulatus,  Torrubia  opMoglossoides, 
T.  capitata,  T.  sphingum  Tul. 

37.  Winter,  G.    Verzeichniss  der  im  Gebiete  von  Eoch's  Synopsis  beobachteten  Uredineen 
und  ihrer  Nährpflanzen.    (Hedwigia  1880,  p.  33-45  und  53-60.) 

Der  Verf.  publicirt  die  ihm  bekannten  Uredineen  des  bezeichneten  Gebiets  mit 
der  Bitte,  ihm  etwaige  Ergänzungen  zur  Verwendung  in  der  von  ihm  in  Angriff  genommenen 
Pilzflora  von  Deutschland,  Oesterreich  und  der  Schweiz  recht  bald  zugehen  zu  lassen.  In 
der  Nomenclatur  hat  er  folgende  Gesetze  beobachtet:  1.  Der  Pilz  erhält  denjenigen  Namen, 
der  zuerst  (von  Linne  an)  für  die  betreffende  Art,  oder  für  eine  Substrat-  oder  Fruchtform 
dieser  Art  aufgestellt  wurde;  2,  hat  der  älteste  Autor,  der  den  Pilz  beschreibt,  denselben 
als  Varietät  betrachtet,  so  bleibt  der  Name  der  Varietät;  3.  hat  der  älteste  Autor  mehrere 
jetzt  getrennte  Arten  als  eine  Art  zusammeugefasst,  ohne  sie  als  Varietäten  von  einander  zu 
sondern,  so  wird  der  Name  der  Art  auf  diejenige  jetzige  Art  übertragen,  welche  a)  nicht 
schon  einen  älteren  Namen  hat,  b)  dem  Namen  am  besten  entspricht;  4.  bei  heteroecischen 
Arten  wird  der  älteste  Name,  der  für  die  Uredo-  oder  TeZe?^fo-Sporenform  existirt,  gewählt. 
Das  Verzeichniss  umfasst  42  üromyces- Arten,  122  Puccinien,  3  Triphragmien,  8  Phrag- 
midien,  1  Xenodoclms,  5  Coleosporien,  3  Chrysomyxen,  3  Gymnosporangien,  5  Cronartien, 
1  Calyptospora,  17  Melampsoren,  1  Melampsorella,  1  Püeolaria,  1  Graphiola,  3  Endophyllen, 
Augehängt  ist  eine  Liste  von  111  Uredineen,  welche  auf  im  Gebiet  vorkommenden  Nähr- 
pflanzen leben,  aus  dem  Gebiet  selbst  aber  dem  Verf.  noch  nicht  bekannt  sind. 

8.  Oesterreich. 

38.  Beck,  Dr.  G.    Zur  Pilzflora  Nieder  Österreichs.    (Verb.  d.  K.  K.  Zool.-Bot.  Ges.  in  Wien. 
XXX.  Bd.,  S.  9  d.  Abhandlungen.) 

Es  werden  93  Arten  (Ustilagineen ,  Uredineen  und  Peronosporeen)  mit  Fundorts- 
angaben aufgeführt.  Verschiedene  derselben  stammen  von  Nährpflanzen,  auf  welchen  sie 
bisher  nicht  beobachtet  wurden,  viele  sind  neu  für  Niederösterreich  und  3  überhaupt  neu. 

39.  J.  L.  Holuby.    Gombäszati   aprösäyok  V.    (Magyar  Növenytani  Lapok.    Klausenhurg 
1880.    IV.  Jahrg.,  S.  65-67  [Ungarisch].) 

Fortsetzung  der  früheren  Publicationen  über  die  Pilzflora  der  Umgebung  von  N. 
Podhrad.    Enthält  nichts  Neues.  Staub. 

40.  Saccardo,  P.  A.    Fungi  Dalmatici  paaci  ex  berb.  illustr.  R.  de  Visiani  addito  uno 
alterove  mycete  ex  Anglia  et  Pannonia.    (Michelia.    Apr.  1880,  No.  VI,  p.  150—153.) 

Ein  Verzeichniss  von  36  Pilzen,  darunter  2  neue  Arten:  Nectria  fibricola  Plowr. 
(p.  152)  und  Gloeosporium  nobile  Sacc.  (p.  153).    (Nach  Bot.  Centralbl.  1880,  I,  p.  519.) 


234  Kryptogameu.  —  Pilze  (1880). 

41.  Schulzer  von  Müggenburg.  Mykologische  Beiträge.  V.  (Verhandl.  der  K.  K.  Zool.- 
Bot.  Ges.  in  Wien.     XXX.  Bd.,  p.  487.) 

Mit  Voranschickung  einiger  Berichtigungen  zu  den  in  der  genannten  Zeitschrift  1878 
und  1879  veröffentlichten  Abhandlungen  des  Verf.  wird  das  Verzeichniss  der  in  der  Um- 
gebung von  Vinkovce  in  Slavonien  bisher  angetroffenen  neuen  Arten  und  Spielarten  von 
Hymenomyceten  von  jSTo.  134—157  fortgesetzt.  Es  enthält  ausser  den  Namen  lateinische 
Diagnosen  und  ergänzende  deutsche  Bemerkungen. 

42.  Voss,  W.    Materialien  zur  Pilzkunde  Krains.    Wien  1880.    8».    44  S.  mit  1  Tafel. 

9.  Schweiz. 

43.  Winter,  G.  Mykologisclies  aus  Graubünden.  (Hedwigia  1880,  p.  139—141,  159-167, 
173—178.) 

Ein  systematisch  geordnetes  Verzeichniss  von  127  auf  dem  Albulapass  und  im 
Oberengadin  von  W.  gesammelten  Pilzen,  eingeleitet  durch  eine  Schilderung  der  bezeichneten 
Localitäten.  Das  Verzeichniss  umfasst  9  Ustilagineen,  88  Uredineen,  61  Ascomyceten, 
2  Hymenomyceten,  4  Oomyceten  und  13  Fungi  imperfecti,  darunter  7  neue  Arten. 

10.  Italien. 

44.  Passerini.    Mlcromycetum  italicorum  diagnoses.    (Revue  mycologique  1880,  p.  33.) 

Lateinische  Diagnosen  von  18  neuen  Pilzarten  (1  Microthyrium ,  1  Laestadia, 
2  Sphaerellen,  1  Gnomonia,  2  Pleosporen,  3  Leptosphaerien,  1  Bidymospliaeria,  1  Theiclio- 
spora,  1  Antliostomdla,  1  ScJiizoxylum,  1  Diploäia,  1  Septoria,  2  Gloeosporiuni.) 

45.  Saccardo,  P.  A.  Conspectus  generum  fungorum  Italiae  inferiorum,  nempe  ad  Sphae- 
ropsideas,  Melanconieas  et  Hyphomyceteas  pertinentium,  systemate  sporologico  disposi- 
torum.    (Michelia  Apr.  1880,  No.  VI,  p.  1—38.) 

Eine  Uebersicht  der  in  Italien  gefundenen  Fungi  imperfecti.  Die  Sphaeropsideen 
zerfallen  in  die  Sectionen  Sphaerioiäeae ,  Dimidiato-sciitatae  und  Suhcupulatae,  in  deren 
jeder  die  weitere  Classification  nach  Form  und  Farbe  der  Sporen  getroffen  ist.  Die 
Abtheilungen  der  Hypliomyceteae  sind  Mucedineae,  Dematieae,  Bidymosporae  und  luber- 
eularieae.  Im  Ganzen  werden  214  Gattungen  aufgezählt,  unter  welchen  sich  17  neue 
befinden.  (Nach  Bot.  Centralbl.  1880,  I,  S.  515—516,  wo  auch  die  Diagnosen  der  neuen 
Genera  angegeben  sind.) 

46.  Saccardo,  P.  A.  Fungi  veneti  novi  vel  critici  vel  Mycologiae  Venetae  addendi  Ser.  XI. 
(Michelia  Apr.  1880,  VI,  p.  154-176.) 

Diese  Serie  umfasst  nach  dem  Bot.  Centralblatt  (1880,  I,  p.  519)  103  Species,  die 
z.  Th.  in  Spegazzinis  Decades  Mycologicae  publicirt  sind,  darunter  16  neue. 
46a.  Spegazzini.    Fungi  nonnulli  Veneti  novi.    (Revue  mycologique  1880,  p.  32.) 

Aufzählung  von  6  Species ;  3  sind  neu  und  mit  Diagnosen  versehen,  die  drei  übrigen 
{Enclmoa  infernalis  [Kze.]  Fuck.  Sym.  Myc,  p.  302,  Melanconis  Taleola  [Tul.]  Speg., 
Phacidium  rugosum  Fr.  Karst.  Myc.  Fenn.  I,  p.  252)  mit  Standortsangaben. 

47.  0.  Comes.  Osservazioni  su  alcune  specie  di  funghi  del  Napoltano,  e  descrizione  di 
due  nuove  specie.  (Annuar.  della  R.  Scuola  Sup.  d'Agricoltura  in  Portici,  II,  1880, 
13  p.  in  80,  mit  1  Tafel.) 

Dem  Ref.  nicht  zugänglich.  0.  Pen  zig. 

48.  Comes,  Dr.  H.    Sur  la  flore  de  Pompei.    (La  Belgique  horticole  XXX,  p.  288.) 

In  einem  Aufsatze  über  die  auf  den  pompejanischen  Fresken  dargestellten  Pflanzen 
erwähnt  Verf.  als  sehr  wohl  kenntlich  Lactarius  deliciosus,  auf  welchen  sich  die  Stelle: 
„Fungorum  laetissimi  qui  rubent  etc."  (Plinius  Hist.  nat.  XXII,  23)  beziehen  dürfte. 

49.  Inzenga,  G.    Funghi  siciliani  Cent.  IL    Palermo  1879,  l  vol.,  gr.  in  40  mit  10  col.  Taf , 

welche  in  natürlicher  Grösse  Habitus  und  Durchschnitt,  in  verschiedenen  Ver- 
grösserungen  die  Details  von  22  meist  neuen  Hymenomyceten  darstellen. 

Der  vorliegende  Theil  des  gesammten  Werks  enthält  die  Beschreibung  von  11  neuen 
Arten  (1  Coprinns,  1  Daedalea,  7  Boletus-Arten,  1  Cantliarellus,  1  Peziza).  (Nach  Revue 
Mycologique  1880,  p.  56.) 


Geographische  Verbreitung.  —  Spanien  u.  Portugal,  Asien,  Afrika.  235 

11.  Spanien  und  Portugal. 

50.  Thümen,  F.  de.  Liste  des  Champignons  que  fea  le  Dr.  Wolffenstein  ä  recoltes 
pendant  ün  sejour  ä  Malaga  en  Espagne,  Determines  par  F.  de  Thümen.  (Revue 
mycol.  1880,  p.  150.) 

Aufzählung  von  20  Pilzen,  meist  Uredineen,  darunter  zwei  mit  Diagnosen  versehene 
neue  Arten. 

51.  Thümen,  de.  Contributiones  ad  floram  mykologicam  lusitanicam  Ser.  II.  (Instituts 
de  Coimbra  1879,  XXVII.) 

Die  in  dieser  Serie  der  Contributiones  enthaltenen  neuen  Arten  sind  mit  den 
lateinischen  Diagnosen  in  der  Hedwigia  (1880,  p.  132—135,  144-151  u.  178—183)  mit- 
getheilt.    Ihre  Anzahl  beträgt  65.    Die  ganze  Serie  umfasst  240  Arten. 

12.  Asien. 

52.  y.  Cesatl.    Intorno  ai  miceti  raccolti  dal  Beccari  nelle  isole  di  Borneo  e  di  Ceylon. 

(Atti  della  R,  Acc.  delle  Sc.  fis.  e  mat.  di  Napoli,  vol.  VIII.    Napoli  1880, 

Dem  Ref.  nicht  zugänglich,  0,  Pen  zig. 

53.  Cesati,  V.  Mycetam  in  itinere  Borneensi  lectorum  a  cl.  od.  Beccari  enameratio. 
(Naples  1879,  28  p.  gr.  in  4'\  fig.  col.  Extrait  des  Mem.  de  l'Academie  des  Sciences 
physiques  et  mathematiques.) 

Beschreibung  von  314  von  Beccari  auf  Borneo  und  Ceylon  gesammelten  Arten 
(129  Hyraenomyceten ,  13  Discomyceten ,  19  Gasteromyceten ,  9  Phacidiaceen,  123  Pyreno- 
myceteu,  10  Hymeyomyceten,  5  Coniomyceten,  5  Sclerotien  und  1  Xenomyces  nov,  gen,,  ver- 
wandt mit  Scleroeystis  Bk,  Br.) 

Mehr  als  die  Hälfte  derselben  sind  neu  und  mit  lateinischen  Diagnosen  versehen. 
30  Arten  sind  abgebildet.     (Nach  Revue  mycologique  1880,  p.  58.) 

54.  Cooke,  M.  C.    Fungi  of  India.    (Grevillea  VIII,  p.  93—96.) 

Aufzählung  von  45,  von  Oberst  J.  Hobson  mitgetheilten  Pilzspecies  aus  Britisch- 
indien.    23  derselben  sind  neu  und  mit  lateinischen  Diagnosen  versehen. 

55.  Roumegaere,  C.  Fungi  in  reg.  div.  Anstraliae  et  Asiae  a  Jul.  Remy  collecti  1863—66. 
(Revue  Mycol.  1880,  p.  152.) 

Unter  den  5  beschriebenen  Pilzen,  von  welchen  4  (Agaricus  [PholiotaJ  Gayi 
C.  Roum.,  Ag.  [PanaeolusJ  Eemyi  Kalchbr.  et  C.  Roum.,  Institale  (?J  elaia  Kalchbr., 
Xylaria  fXylostylaJ  tricolor  Fr.)  abgebildet  werden,  befinden  sich  3  neue  Arten. 

56.  de  Thümen.  Fungorum  novornm  exoticorum  decas  altera.  (Revue  mycologique 
1880,  p.  36.) 

Diagnosen  von  10  als  neu  beschriebenen  Arten,  welche  Veif.  von  Keck  (7)  und 
Thwaites  (3)  aus  Malabar,  Canara,  Ind.  or.  und  Ceylon  erhielt. 

57.  Thümen,  F.  von.  Beiträge  zur  Filzflora  Sibiriens,  III.  (Bull,  de  la  Soc.  des  Natural, 
de  Moscou  1880.) 

Dieser  III.  Theil  des  Verzeichnisses  sibirischer  Pilze  umfasst  die  No.  460—645. 
Jede  Substratform  figurirt  als  besondere  Nummer.  Cladosporium  herbarum  findet  sich  z.  B. 
unter  12  Nummern  auf  ebensovielen  Substraten.  30  neue  Arten.  (Nach  Bot.  Centralblatt 
1880,  2,  p.  1095.) 

58.  Thümen,  F.  de.  Fungi  aliquot  novi  in  terra  Kirghisorum  a  Juliane  Schell.  (Nuovo 
Giornale  botanico  Ital.  1880.  p.  196—199.) 

Die  13  in  dem  Verzeichnisse  enthaltenen  neuen  Arten  finden  sich  in  der  Oester- 
reichischen  Bot.  Zeitschrift  (1880,  p.  412)  aufgeführt.  Es  sind  3  Aecidien,  1  Fuccinia, 
1   Uredo,  1  Eamularia,  1  Fusarium,  5  Septorien  und  1  Ascochyta. 

13.  Afrika, 

59.  Ascherson,  P.  Beitrag  zur  Flora  Aegyptens  als  Ergebniss  seiner  beiden  Reisen  nach  den 
Oasen  der  lybischen  Wüste  1873/4,  sowie  der  des  Dr.  H.  Schweinfurth  nach  der  grossen 
Oase  1874.     (Verb.  d.  Bot.  Ver.  d.  Prov.  Brandenburg,  XXI.  Jahrg.,  Sitzungsber.  p.  63.) 

Ausser  2  Ustilagineen  wird  Coprinus  Jasmimdianus  Kalchbr.  als  neue  Art  mit 
Diagnose  aufgeführt. 


236  Kryptogamen,  —  Pilze  (1880). 

60.  Fischer  von  Waldhelm.  Mittheilungen  über  die  von  Ehrenherg  in  Aegypten  und 
Nubien  gesammelten  Brandpilze.  (Verliandhmgen  des  Botauisclien  Vereins  d.  Provinz 
Brandenburg,  XXI.  Jahrgang,  j).  25.) 

Uebersicht  von  9  Arten  mit  Angabe  der  Fundorte,  Einsammlungszeit  und  der  Original- 
bezeichnungen in  Ehrenbergs  Herbar.  3  der  aufgeführten  Arten  sind  neu  und  mit  Diagnosen 
versehen. 

61.  F.  de  Thümen,  Fangt  Egyptiati  collecti  per  Dr.  G.  Schweinfurth,  determinati  per  F. 
de  Thümen.    Ser.  III.     (Conf.  Ser.  I  in  Grevillea  VI,  p.  102.  —  Ser.  II  id.  VIII,  p.  49.) 

Ein  Verzeichniss  von  17  Arten,  darunter  2  neue  mit  lateinischen  Diagnosen  ver- 
sehene, fl  Peronospora,  1  Cladosporium,  1  Oidium,  1  Coniothecium,  6  Ustilago-Arten. 
6  Uredineen,  1  Erysiphe,  1  SphaerellaJ. 

62.  Spegazzini,  Ch.  Fungi  nonnulli  in  insula  Sancti  Vincentii  (Caput  viride,  Africa)  in 
die  11  decembri  1879  lecti.    (Revue  mycologique  1880,  p.  IGO.) 

Aufzählung  von  20  Species  (^1  Ustilago,  1  Puccmia,  1  üredo,  1  Graphiola,  2  Cystopus, 

1  LeptospJiaeria,  1  Sporormia,  1  Pleospora,  1  Lophiostoma,  1  Phyllosticta ,  4  Phoma,  3 
Diploäia,  1  Cladosporium,  Empusa  muscae  und  1  Torula),  darunter  2  neue  mit  Diagnosen. 

63.  Kalchbrenner,  C,  and  Cooke,  M.  C.  South  African  Fungi.  (Grevillea  IX,  p.  17—34, 
p.  45-46,  Taf.  135-138.) 

Aufzählung  von  ca.  150  Pilzspecies.  Die  zahlreichen  darunter  befindlichen  neuen 
sind  mit  lateinischen  Diagnosen  versehen.  Die  meisten  sind  von  Professor  Mc  Owan  in 
Sommerset  East  in  Südafrica  gesammelt  und  Kalchbrenner  mitgetheilt  worden.  Einige 
wenige  stammen  von  J.  M.  Wood  in  Natal. 

14.  America. 

64.  Fungi  Brasilienses  in  provincia  Rio  de  Janeiro  a  dar.  Dr.  A.  Glaziovi  lecti.  Determ. 
M.  G.  Berkeley.  (Vidensk.  Meddelelser  fra  den  naturh.  Forening  i  Kjölmhavn  1879—80, 
p.  31-34.) 

Neue  Species  mit  lateinischen  Diagnosen  sind:  Agaricus  (Tuharia)  coniophorus, 
Glaziella  vesiculo>^a,  Trametes  dibapha,  Polyporus  biferus,  Agaricus  (Pholiota)  Glaziovii, 
Polyporus  (Mesup.)  aggrediens,  Polyp.  (Merisma)  Warmingii,  Agaricus  (Psathyra) 
commiscibilis ,  Agaricus  {OmplialiaJ  condiscipulatus ,  Grandinia  luteo-fulva,  Polyporus 
(Pleuropus)  Glaziovii,  Marasmius  cohortalis.  0.  G.  Petersen. 

65.  Cooke,  M.  C    Exotic  Fungi.    (Grevillea  IX,  p.  10-15  u.  p.  97-101.) 

Verzeichniss  von  etwa  100  Arten  ausländischer  Pilze:  6  aus  Venezuela,  darunter 
5  von  Dr.  Ernst  gesammelte  Parasiten  der  Katfeepflanze  (PclUcularia  Koleroga  Cke., 
Leptostroma  discoidca  Cke.,  Torula  Sphaerella  Cke.,  Stilbuni  flavidum  Cke.,  Sphaerella 
coffeieola  Cke.);  6  aus  Paraguay;  19  aus  Brasilien,  meist  Polyporus-Arten  und  Agariciuen; 

2  aus  Japan,  Polyporus- Arten;  6  aus  Indien;  8  aus  Persien,  darunter  7  Uredineen;  9  aus 
Natal;  11  aus  Neu-Seeland;  22,  darunter  11  Poly^mrus- Arten,  von  Mauritius;  5  Basidiomyceten 
von  den  Andamanen;  1  Hydnum  aus  Westafrika;  4  von  Jamaica.  Die  meisten  der  auf- 
gezählten Species  befinden  sich  im  Herbarium  des  königlichen  Gartens  in  Kew.  Viele  von 
ihnen  werden  zum  ersten  Male  beschrieben. 

66.  Cooke,  M.  C.  The  fungi  of  Texas.  (Journal  of  the  Linnean  Society.  Botany,  vol.  XVII, 
London  1880,  p.  141—144.) 

Auszug  aus  einer  Aufzählung  der  von  H.  W.  Ravenel  in  Texas  gesammelten  Pilze. 
Bis  zum  Zeitpunkt  der  Veröffentlichung  dieser  Mittheilung  (April  1878)  waren  aus  dem 
genannten  Lande  nur  149  Species  bekannt.  Die  von  C.  unter  Beifügung  lateinischer 
Diagnosen  1.  c.  aufgeführten  25  Arten  sind  sämmtlich  neu. 

67.  Cooke,  M.  C.    New-York  Fungi.    (Grevillea  VHI,  p.  117-119.) 

Aufzählung  von  30  von  Gerard  im  Staat  New-York  gesammelten  Species,  meist 

Ascomyceten,  darunter  7  mit  lateinischen  Diagnosen  versehene  Cook'sche  Arten. 

68.  Cooke,  M.  C,  and  Dr.  Harkness.  Californian  Fungi.  (Grevillea  IX,  p.  6-9  und 
p.  81-87.) 

Ein  Verzeichniss  von  78  Pilzspecies  —  meist  Ascomyceten  — ,  welche  Dr.  Harkness 


Geographische  Verbreitung.  —  Australien.  237 

1879  gesammelt  hat.  Fast  alle  werden  zum  erstenmale  beschrieben.    Die  Diagnosen  sind  in 
lateinischer  Sprache  abgefasst. 

69.  Harcknesä,  H.  W.,  and  Moore,  J.  P.    Catalogue  of  the  Pacific  Coast  Fungi.   San  Francisco 
1880,  8",  46  S.    (Nach  Bull,  de  la  Soc.  bot.  de  France  1881,  p.  158.) 

Das  iu  der  Abhandlung  enthaltene  Verzeichuiss  umfasst  alle  Pilzfamilien  —  die 
Myxomyceten  mit  eingeschlossen  —  in  der  von  Cooke  angegebenen  Weise  angeordnet.  Ein 
einziger  Fundort  ist  bei  jeder  Art  angegeben ;  woraus  hervorzugehen  scheint,  dass  die  Arbeit 
nur  ein  erster  Entwurf  ist.  In  der  Vorrede  haben  die  Autoren  einige  Beoljachtungen  über 
die  geographische  Verbreitung  verzeichnet.  „Die  meisten  der  Pilzspecies  unseres  platten 
Landes,"  schreiben  sie,  „sind  Europa  und  Amerika  gemein,  während  von  den  Arten 
unserer  Berge  zwar  viele  den  alpinen  Arten  Europas  ähneln,  mehrere  indessen  unserer 
Küste  eigenthümlich  sind.  Andererseits  wird  man  sehen,  dass  in  den  heissen  und  trockenen 
Strichen  unserer  Wüste  afrikanische  Species  leben". 

70.  Philipps,  W.    On  Helvella  californica.    (Journal  of  the  Linnean  Society.  Botany.  vol.  XVII. 
London  1880,  p.  402.) 

Die  Beschreibung  des  Pilzes  nebst  einer  Abbildung  soll  im  nächsten  Theil  der 
„Transactions"  der  Gesellschaft  veröffentlicht  werden.  Gesammelt  ist  er  von  Dr.  Harckness 
in  der  Sierra  Nevada. 

71.  Saccardo,  P.  A.  Fungorum  extra •  europaeornm  pugillas.  (Michelia,  Apr.  1880,  VI, 
p.  136-149.) 

Aufzählung  und  Beschreibung  von  71  Pilzen,  die  theils  aus  Carolina,  theils  aus 
Sibirien,  theils  aus  dem  mittleren  Nordamerika  stammen,  beigefügt  sind  die  Diagnosen 
einiger  exotischer  Pilze  aus  dem  Herbar  der  Universität  Padua.  Die  Arbeit  enthält  zahl- 
reiche neue  Arten.     (Nach  Bot.  Centralblatt  1880,  I,  S.  518-519.) 

72.  Spegazzini.  Fungi  argentini.  Pugillus  primus  et  secundus.  (Anales  de  la  Sociedad 
cientifica  argentina.     Av.  80,  p.  158—192  suivi  du  systema  carpologica.) 

Die  erste  Abtheilung  dieses  Verzeichnisses  umfasst  140  Arten,  von  welchen  75  auch 
in  Europa  vorkommen.  65  Arten  sind  neu.  Verf.  nennt  die  Discomyceten  Gymno-, 
die  Pyrenomyceten  Angio-Thalameen.  Die  ersteren  theilt  er  nach  der  Mykologia 
fennica  Karstens',  die  anderen  nach  einem  ganz  auf  den  Sporenhabitus  gegründeten  System 
ein,  welches  sich  an  das  von  Saccardo  verbesserte  de  Notaris'sche  anlehnt.  Das  zweite 
Heft  bringt  172  Species,  von  welchen  etwa  die  Hälfte  zum  ersten  Male  beschrieben  werden. 
(Nach  Revue  mykologique  1880,  p.  165  ff.  u.  p.  213.) 

73.  F.  V.  Thümen.    Pilze  aas  Entre-Rios.    (Flora  1880,  S.  30.) 

Das  von  P.  G.  Lorentz  veröffentlichte  Werk  „La  Vegetacion  del  Nordeste  de  la  pro- 
vincia  de  Entre-Rios"  enthält  S.  98—102  das  von  v.  Thümen  verfasste  Verzeichuiss  der  ersten 
aus  jeuer  Gegend  bekannt  gewordenen  Pilze.  Es  führt  den  Titel  „De  fungis  Entrerianis  obser- 
vationes"  und  zählt  32  Species  auf,  worunter  sich  drei  neue  Arten  und  zwei  neue  Varietäten 
befinden.  Ausser  dieser  Mittheilung  enthält  der  vorliegende  Artikel  die  Diagnosen  dreier  vom 
Verf.  unter  anderen  ihm  seitdem  von  Lorentz  zugesandten  Pilzen  gefundener  neuer  Species, 

15.  Australien. 

74.  Cooke,  M.  C.  Fungi  australiani,  imprimis  e  collectionibus  a  reverendo  J.  M.  Berkeley 
pervisis  enumerati,  additis  circa  ceutum  speciebus  e  coUectioue  Baileyana  a  C.  E.  Frome 
examinatis  et  insertis  circiter  triginta  aliis  a  Frisio  e  coUectione  Preissii  divulgatis. 
Melbourne  1880.  (Supplementum  ad  vol.  XI,  fragraentorum  phytographiae  Australiae 
baronis  F.  de  Müller.) 

75.  Kalchbrenner,  C.  Fungi  ofAustralia.  I.  Basidiomycetes.  (Grevillea,Bd.VIII,p.l51— 154.) 

Ein  Verzeichuiss  von  20  von  Kalchbrenner  und  Baron  F.  Müller  aufgestellten  Arten: 
aus  den  Gattungen  Ägaricus  (10),  Cojmmis  (1),  Hycjrophorus  (1),  Marasmius  (3),  Lentinus  (3), 
XerotMS  (1),  Lenzites  (1).    Sie  sind  sämmthch  mit  lateinischen  Diagnosen  versehen  und  zum 
Theil  (Bd.  IX)  abgebildet. 
75a. Kalchbrenner,  C,  and  Cooke,  K.    Australian  Fungi.    (Grevillea,  Bd.  IX,  p.  1—4) 

Fortsetzung  des  Grevillea  VIII  (p.  151  —  154}  begonnenen  Verzeichnisses.   Es  werden 


238  Kryptogcamen.  —  Pilze  (1880). 

16  Species  verschiedener  Autoren,  die  meisten  von  Kalclibrenner,  mit  lateinisclien  Diagnosen 
aufgeführt.  (1  Pohjporus,  1  Hydnum,  1  Irpex,  1  Steretim,  1  Telephora,  1  Corticium, 
3  Phallus,  1  Änthurus  n.  g.,  2  Geaster,  1  Battarea,  I  Lycoperdon,  1  Fhellorina,  1  FaZsa.) 

IL  Sammlungen  und  Präparate. 

76.  EUis,  J.  B.    North  american  Fungi.    Cent.  IV.    December  1879,  1  vol.  gr.  4». 

Die  vorliegende  Centurie  der  EUis'schen  Sammlung  enthält  4  neue  Arten. 

77.  Job.  Kunze.    Fungi  selecti  exsiccati.    3.  u.  4.  Centurie. 

Besprochen  in  Oesterr.  Bot.  Zeitschr,  1880,  S.  67. 

78.  loesche.    Herbarium. 

Das  Herbarium  des  verstorbenen  Prof.  Dr.  Loesche  in  Dresden  ist  für  200  Mark 
zu  verkaufen.  Unter  Anderem  enthält  es  viele  Pilze  aus  Centralamerika  und  Grönland. 
Näheres  bei  A.  Hofmann,  Dresden,  Walpurgisstr.  17. 

79.  N.  Martianoff.    Fungi  minusinenses  exsiccati.    (Beilage  zum  Protocolle  der  117.  Sitzung 
der  Naturforscher-Gesellschaft  an  der  Universität  zu  Kasan,  1880,  7  Seiten  in  8".) 

Verzeichniss  von  99  Arten  von  Pilzen  der  verschiedensten  Abtheiluugen,  welche 
vom  Verf.  bei  der  Stadt  Minussinsk  (im  Gouvern.  Jeuisseisk,  Ost-Sibirien)  und  in  den  Sajan- 
Gebirgen  gesammelt  wurden.  Die  Bestimmungen  sind  von  Th.  v.  Thümen,  der  über  diese 
Sammlung  im  Bulletin  de  la  societe  de  Natur,  de  Moscou"  ausführlich  publicirt  hat, 

Batalin. 

80.  Patouillard,  N.,  et  Doassans,  E.   Champignons  figures  et  desseches.   Paris,  Ve.  Henry. 
Rue  de  l'ecole  de  Medicine  13. 

Von  dieser  Sammlung  getrockneter  Pilze  mit  jedesmaliger  Abbildung  sind  einige 
Species  erschienen.  Der  erste  Theil  soll  aus  50  getrockneten  Species  und  50  Tafeln  bestehen. 
Jede  Species  wird  besonders  verkauft.    (Bot.  Ztg.  1880,  S.  831.) 

81.  Rehm.    Ascomyceten.    XI.  fasc.  1879. 

Dieser  Theil  der  vom  Autor  in  Regensburg  zu  beziehenden  Sammlung  enthält  die 
Nummern  501—550,  darunter  11  neue  Arten.    (Nach  Revue  mycologique  1880,  p.  55.) 

82.  Roumeguere,  C.    Fungi  gallici  exsiccati.  Index.  Cent.  VII— X.    (Revue  Mycologique  1880, 
p.  27  £f.  und  p.  198  ff.) 

Die  Aufzählung  der  in  den  4  Centurien  enthaltenen  Arten  ist  von  Anmerkungen 
begleitet,  welche  unter  Anderem  Diagnosen  neuer  Species  enthalten.  Im  Ganzen  werden  26 
neue  Arten  aufgeführt  (4  in  Cent,  VH,  12  in  Cent.  VIII,  6  in  Cent.  IX,  4  in  Cent.  X). 

83.  Spegazzini,  Ch.   Decades  mycologicae  rtalicae,  7—12.   No.  61—120.   Couegliano  1879. 

Nach  dem  Berichte  in  der  Revue  mycologique  (1880,  p.  51)  zeichnen  sich  diese 
sechs  neuen  Decaden  der  Sammlung  durch  eine  Menge  von  Neuheiten  aus.  Als  zum  ersten 
Male  von  Spegazzini  beschriebene  Arten  werden  I,  c.  20  aufgeführt. 

84.  de  Thümen.    Myotheca  universalis,  17  Cent.    Wien  1880. 

Diese  Centurie  der  Sammlung  bringt  u.  A.  amerikanische  Pilze  von  Ellis  und 
afrikanische  (Cap  der  guten  Hoffnung)  von  Mac  Owan  gesammelt.  Sie  enthält  11  neue 
Arten.     (Nach  Revue  mycologique  1880,  p.  211.) 

85.  F.  V.  Thümen.    Diagnosen  zu  Thümens  „Mycotheca  universalis".    Inhalt  der  Centurien 
XIII -XV.    (Flora  1880,  p.  312—322  u.  323-332.) 

Abdruck  der  Ettiquetten  der  angeführten  Centurien  (vgl.  den  Jahresber.  1879, 
S.  525,  No.  64.) 

86.  Wartmann  und  Winter.    Schweizerische  Cryptogamen,  Cent.  VIII.    Zürich  1880. 

Die  längere  Zeit  unterbrochene  Herausgabe  dieser  Sammlung  soll  von  jetzt  an 
wieder  regelmässig  stattfinden.  Die  Pflanzen  werden  in  Papierkapselu  locker  liegend  ver- 
theilt,  so  dass  nur  diese  Kapseln,  nicht  die  Pflanzen  aufgeklebt  sind.  Die  vorliegende 
Centurie  enthält  35  Pilzspecies  aus  sehr  verschiedenen  Abtheilungen.  Vgl.  die  Besprechung 
in  der  Bot.  Ztg.  1881,  S.  118. 

87.  Winter,  G.    Supplemente  zu  den  Fungi  helvetici. 

W.  beabsichtigt  von  jetzt  (October  1880)  ab  jährlich  1  bis  2  Centurien  solcher 
schweizerischen  Pilze  erscheinen  zu  lassen,  welche  sich  aus  irgend  einem  Grunde,  namentlich 


Schriften  allgem.  u.  gemischten  Inhalts.  —  Schriften  über  Systematik,  Anatomie  etc.  239 

der  Seltenheit  wegen,  nicht  zur  Herausgabe  in  der  Hauiitsammlung  eignen.    Der  Preis  der 
Centurie  ist  auf  10  Mark  festgesetzt. 

88.  Zopf,  W.  Mycotheca  Marchica.  (Verb.  d.  Bot.  "Vereins  d.  Provinz  Brandenburg  1880, 
Sitzungsber.  v.  19.  Dez.  1879,  S.  165—166.) 

Z.  legte  in  der  citirten  Sitzung  des  Vereins  die  erste  Centurie  einer  Pilz- 
sammlung vor,  welche  er  mit  Sydow  unter  Mitwirkung  von  E.  Loew,  K.  Droysen  und  E.  Ule 
herausgiebt.  Die  Sammlung  enthält  nur  seltene  oder  doch  nicht  sehr  häutige  Arten,  darunter 
12  neue  oder  kritische.  „Die  Reichlichkeit  der  Exemplare,"  heisst  es  1.  c,  „die  Ausstattung 
mit  Zeichnungen  und  ausführlichen  Diagnosen  sowie  der  geringe  Preis  (10  Mk,  pro  Cent.) 
■werden  leicht  erkennen  lassen,  dass  es  sich  bei  dem  Unternehmen  nicht  um  pecuniären 
Gewinn  handelt."  „Von  den  (im  Ganzen  10)  Tafeln  sind  die,  welche  Sclerotinia  Batschiana, 
Cliaetomiitm  hostrycliodes,  Stachyhotrys  atra  und  Äscoclujta  chartarum  darstellen,  auf  Grund 
kleiner  eutwickelungsgeschichtlicher  Untersuchungen  entstanden,  die  auch  für  die  erste  und 
letztgenannte  Species  den  genetischen  Zusammenhang  der  Conidien  mit  der  Ascospore 
erweisen."  „Aus  den  Synonymen  angaben  zu  Stachyhotrys  atra  und  Thielavia  basicola  n.  sp. 
wird  man  ersehen,  dass  eine  Anzahl  bisher  aufrecht  erhaltener  Pilznamen  zu  streichen  sind." 

89.  Arnoldi,  E.  W.    Sammlung  plastisch  nachgebildeter  Pilze.   Lieferung  17.   Gotha  1880. 

90.  Zimmermann,  Dr.  0.  E.  R.    Mycologische  Präparate.    Chemnitz  in  Sachsen. 

Neue  Ausgabe  in  VI  Serien  zu  je  20  Präparaten.  Inhalt:  S.  I  Bacterien,  Sprosspilze, 
Schimmelformen;  S  II  Conidienformeu ;  S.  III  üstilagiueen,  Protomyceten,  üredineen;  S.  IV 
Hymenomyceten, Gasteromyceten, Chytridien, Mucorineen, Peronospoieen ;  S.  Vu. VI Ascomyceten. 

III.  Schriften  allgemeinen  und  gemischten  Inhalts. 

1.  Schriften  über  allgemeine  und  speeielle  Systematik,  Anatomie  und 

Entwickelungsgeschichte. 

91.  Dodel-Port,  A.    lllastrirtes  PfiaDzenleben. 

Gemeinverständliche  Origiualabhaudlungen  über  die  interessantesten  und  wichtigsten 
Fragen  der  Pflanzenkunde,  nach  zuverlässigen  Arbeiten  der  neuesten  wissen,schaftlichen 
Forschungen,  mit  zahlreichen  Originalillustrationen.    Zürich,  C.  Schmidt,  1880. 

Das  erste  Heft  enthält  u.  A.  „die  niederen  Pilze"  und  „Contagien  und  Miasmen". 

92.  L.  Kny.    Botanische  Wandtafeln  mit  erläuterndem  Text.   IV.  Abtheilung.   Berlin  1880. 

Tafel  XXXII  und  XXXIII  bringen  die  EntM'ickelungsgeschichte  von  Eurotium, 
Tafel  XXXIV  und  XXXV  die  Entwickeluug  von  Penicülium  crustaceum.  Den  Zeichnungen 
wie  dem  Texte  liegen  hauptsächlich  die  Arbeiten  de  Barys  und  Brefelds  zu  Grunde. 

93.  Kummer.  Praktisches  Pilzbnch  für  Jedermann,  in  Fragen  und  Antworten.  8"^,  mit  3 
lithogr.  Tafeln.    Hannover  1880. 

Nicht  gesehen. 

94.  lambotte,  E.  Flore  mykologique  de  la  Belgique.  Description  des  familles,  des 
genres,  des  especes  et  des  vari^ies  trouvees  jusqu'  ä  ce  jour  sur  le  territoire  beige. 
3  vols  in  8^.    Verviers  1880. 

Nach  einem  Bericht  im  Bulletin  de  la  soc.  bot.  de  France  (1881,  Rev.  bibl.  p.  18—19) 
theilt  der  Verf.  die  Pilze  nach  dem  Beispiele  Fuckels  in  zwei  Reihen,  je  nachdem  ihre 
Entwickelungsgeschichte  bekannt  oder  unbekannt  ist.  Durch  seine  Citate  beweist  er,  nach 
demselben  Bericht,  dass  er  mit  den  seit  10  Jahren  in  Deutschland  und  Frankreich  erschienenen 
Arbeiten  völlig  bekannt  ist. 

95.  de  Lanessan,  J-L.    Flore  general  des  Champignons. 

Französische  Uebersetzung  des  Buches  von  Wünsche:  die  Pilze.  Eine  Anleitung 
zur  Kenntniss  derselben. 

96.  Derselbe.  Flore  des  Champignons  superieurs,  ou  description  et  iconographie  des 
Champignons  comestiblcs  et  veneneux  d'Europe.    Paris,  0.  Doin. 

Dieser  Atlas  soll  in  6  Fascikeln  in  klein  Quart  erscheinen,  jeder  Fascikel  zu  10 
nach  der  Natur  gezeichneten  colorirteu  Tafeln,  welche  die  Pilze  in  natürlicher  Grösse  mit 
allen  ihren   charakteristischen   Merkmalen  und  in  verschiedenen  Altersstadieu  darstellen. 


240  Kryptogamen.  —  Pilze  (1880). 

Jede  Tafel  ist  von  eiuer  detaillirten  Beschreibung  der  abgebildeten  Species  begleitet.    Preis 
des  Fascikels  10  Francs. 

97.  Derselbe.    Flore  des  Champignons  inferieurs,    ou  description  et  ionographie  de  ces 
Champignons. 

Dieses  Werk  soll  in  3  Fascikeln  und  in  derselben  Weise  wie  das  vorhergehende 
erscheinen.     Nach  Brebissouia  II,  p.  140. 

98.  Layen.    Synopsis  dichotomique  des  Champignons.    (Recueil  des  memoires  et  des  travaux 
publies  par  la  See.  Bot.  du  G.-D.  de  Luxembuurg  1877-^1878.     Erschienen  1880.) 

Dichotomische  Tabellen  zum  Bestimmen  der  praktisch  wichtigsten  Arten  der  Basidio- 
myceten  für  Anfänger.  In  der  Aufstellung  der  grösseren  Abtheilungen  ist  Verf.  de  Bary 
gefolgt,  bei  den  Arten  der  Agaricinen  und  Polyporeen  im  wesentlichen  Fries.  Jeder  der 
355  aufgeführten  Arten  ist  eine  Bemerkung  über  ihre  Essbarkeit  beigefügt. 

99.  Lenz,  H.     Die  Schwämme.     6.  Aufl.,  bearbeitet  von  Dr.  0.  Wünsche.     Gotha  1879. 

Wünsche  hat  diese  erste  von  ihm  bearbeitete  Auflage  des  Buches  durch  einige  auf 
leicht  wahrnehmbare  Merkmale  gegründete  Tabellen  vermehrt  und  mehrere  Abbildungen 
durch  bessere  von  G.  Falk  in  Zwickau  herrührende  ersetzt. 

100.  Marchand,  l.  Botanique  cryptogamique  pharmaco-medicale.  (Programme  raisonne 
d'un  cours  professe  ä  Tecole  superieure  de  pharmacie  de  Paris,  1.  Partie,  8",  138  p., 
30  fig.    Paris,  0.  Doiu,  1880. 

Besprochen  im  Bulletin  de  la  societe  botanique  de  France,  p.  73. 

101.  Derselbe.    Les  herborisations  cryptogamiques.    Paris  1880,  8',  15  p. 

Nicht  gesehen.     Ref. 

102.  Phillips,  W.  The  fungi  of  onr  dwelling  houses.  Birmingham,  8  S.  in  8°,  1880. 
(Auszug  „aus  Midland  Naturalist".) 

Der  Verf.  zählt  46  die  englischen  Häuser  bewohnende  Pilzarten  auf  und  erörtert 
die  Bedingungen  ihres  Gedeihens.  Näheres,  auch  die  Angabe  der  aufgezählten  Arten,  findet 
sich  in  der  Revue  mycologique  (1880,  p.  147— 148j. 

103.  Richon.  Description  et  dessins  de  plantes  cryptogames  noavrelles.  20  p.  in  8°, 
3  fig.  color.     Vitry-le-Francais  1879.     (Vgl.  Bot.  Jahresber.  1879,  S.  534,  No.  92.) 

Das  zweite  Heft  enthält  9  neue  Pilzarteu.    (Nach  Revue  mycologique  1880,  p.  91.) 

104.  Stevenson,  J.     Mycologia  Scotica.     Edinburg  l  vol.  in  8»,  1879,  mit  einer  Karte. 

Das  Buch  giebt  eine  systematisch  geordnete  Aufzählung  der  in  Schottland  beob- 
achteten Pilze.  In  der  Anordnung  basirt  es  auf  Cooke's  Handbuch,  berücksichtigt  aber 
für  die  Unterabtheilungen  die  neueren  Arbeiten.  Es  enthält  2156  Arten,  welche  sich  auf 
431  Gattungen  vertheilen.  Diagnosen  sind  nur  von  den  Arten  gegeben,  welche  sich  nicht 
in  Cooke's  Handbuch  finden.    (Nach  Revue  mycologique  1880,  p.  54.) 

105.  Bennett,  A.  W.  On  the  Classification  of  Cryptogams.  (Quarterly  Journal  of  micro- 
scopical  science.    New  ser.  20,  1880,  p.  408—412.) 

An  die  in  der  vierten  Auflage  des  Lehrbuchs  der  Botanik  von  Sachs  enthaltene 
Eintheilung  anknüpfend  schlägt  B.  ein  System  vor,  dessen  die  Pilze  angehender  Theil  am 
kürzesten  hier  aufgeführt  wird: 

A.  Protophyten. 

a.  Protomycetes  (Protophyta  achlorophyllaceaj . 

Schizomycetes. 
Saccharomyces, 

b.  Frotopliyceae  (Protopliyta  chlorophyllaceaj. 

B.  Fungi. 

a.  Zygomycetes  (Zygospermeae  achlorophyllaceae). 

b.  üomycetes  (Oosperm.  achlor.J.    c.  Carpomycetes  (Carposp. 
Mucorini.  Peronosporeae.  üredineae.     [achlor.J. 

Piptocephalidae.         Saprolegnieae.  Ustilagineae. 

Ckyiridiaceae.  Basidiomycetes. 

Ascomycetes. 
Die  Myxomyceten  werden  als  Anhang  zu  den  Protophyten  gestellt. 


Schriften  allgem.  u.  gemischten  Inhalts.  —  Schriften  über  Systematik,  Anatomie  etc.  241 

106.  Benett,  A.,  W.  B.  Sc.  F.  L.  S.,  und  Murray,  6.  F.  L.  S.  A  Reformed  System  of  Ter- 
minology  of  tht  Reproductive  organs  of  the  Thallophyta.  Vorgelesen  am  26.  August 
in  der  Versammlung  der  British  Association  in  Swansea.  (Nach  dem  Bericht  darüber 
in  Trimeus  Journal  1880,  p.  346  ff.) 

Die  Autoren  M'ollen  eine  Terminologie  schaffen,  welche  den  Analogien  Rechnung 
trägt,  dem  Stand  unserer  Kenntnisse  entspricht  und  sich  den  vorhandenen  terminis  möglichst 
nahe  anlehnt.  Es  wird  folgende  Definition  für  Spore  vorgeschlagen:  „Eine  durch  den 
gewöhnlichen  Vegetationsprocess  und  nicht  durch  eine  Vereinigung  von  Sexualelernenten 
hervorgebrachte  Zelle,  welche  zum  Zwecke  directer  vegetativer  Fortpflanzung  abgegliedert 
wird".  Die  Unterschiede  zwischen  den  Sporen  drücken  sich  durch  Vorsilben  aus.  So  werden 
vielzellige  Sporeu  „Polysporen"  genannt,  welche  aus  „Merisporen"  zusammengesetzt  sind. 
Die  Protophyten  und  Mucorineen  haben  „Chlamydosporen",  die  Myxomyceten  „Sporangio- 
sporen",  die  Peronosporeen  „Conidiosporen",  die  Saprolegnieen  „Zoosporen";  die  Uredineen 
Teleuto-,  Aecidio-,  Uredo-Sporen  und  Sporidien,  die  Basidiomyceten  Basidiosporen,  die  Asco- 
myceten  (incl.  Flechten)  Conidio-,  Stylo-,  Asco-,  Poly-  und  Merisporen.  Die  Zellen,  in  welchen 
die  Sporen  entstehen,  heissen  überall  Sporangium.  Die  Organe,  in  welchen  die  männlichen 
Geschlechtselemente  gebildet  werden,  sollen  überall  Antheridien,  die  beweglichen  männlichen 
Geschlechtselemente  Antherozoidieu,  die  unbeweglichen  Pollinoidien  heissen.  In  der  Termino- 
logie der  weiblichen  Geschlechtsorgane  muss  das  Wort  Spore  überall  fortfallen.  Die  unbe- 
fruchtete weibliche  Plasmamasse  wird  durch  die  Endung  „sphaere",  die  befruchtete  durch 
die  Endung  „sperm",  das  ganze  weibliche  Organ  —  gleichviel  ob  einzellig  oder  vielzellig  — 
durch  die  Endung  „gonium"  bezeichnet.  Also:  Oogonium,  Oosphaere,  Oosperm;  Carpo- 
gonium,  Carposphaere,  Carposperm.  Für  Trichogyn  tritt  Trichogonium  ein.  Bei  den  Zygo- 
myceten  bilden  die  conjugirten  „Zygosphaeren"  ein  Zygosperm.  Bei  den  höheren  Pilzen  wird 
der  Ausdruck  Frucht  (fructification)  lür  die  ganze  ungeschlechtliche  Generation,  welche  die 
Sporen  erzeugt,  empfohlen. 

107.  Banning,  M.  E.    Notes  on  Fungi.    (Bot.  Gazette,  Vol.  V,  No.  1.) 

Behandelt  die  Wirkung  der  in  dem  sonst  so  regenreichen  Maryland  ungewöhnlichen 
grossen  Dürre  im  Juni  und  Juli  1879  auf  die  Schwämme.  Im  Allgemeinen  traten  die- 
selben im  Gegensatz  zu  früheren  Jahren  nur  selten  und  meist  verkümmert  auf,  obgleich 
im  August  häufige  Regen  fielen.  Eine  zweite  Dürre  im  September  unterdrückte  von 
neuem  die  sonst  bis  in  den  November  üppige  Pilzvegetation.  Nur  einige  Localitäteu 
waren  reich.  Auch  machten  einige  Species  eine  Ausnahme,  indem  sie  kräftig  entwickelt 
waren.  (Ein  ausführlicheres  Referat,  welchem  obiges  entnommen  ist,  siehe  Bot.  Centralbl. 
1880,  I,  S.  387.) 

108.  Bail.  üeber  unterirdische  Pilze.  (Tageblatt  der  53.  Vers.  Deutscher  Naturf.  und 
Aerzte  in  Dauzig,  1880,  S.  80.) 

Ref.  theilte  das  1.  c.  über  den  in  der  Bot.  Sectionssitzung  gehaltenen  Vertrag  gegebene 
Referat  gekürzt  mit.  Prof.  Bail  legte  dar,  dass  die  Zahl  der  unterirdischen  Pilzarten  und 
Individuen  sicher  die  gewöhnliche  Annahme  übersteige.  Bei  scharfer  Beachtung  frischer 
Abstiche  an  den  Rändern  der  Waldwege  gelingt  das  Auffinden  derselben  auch  ohne  ander- 
weitige Hilfe.  Meist  sind  die  Fungi  hypogaei  Saudbewohner  (so  die  gewöhnlichen  Bliizo- 
pogon- Arten),  oder  sie  bevorzugen  lehmigen  Boden.  In  letzterem  entdeckte  Vortragender 
Hydnotria  carnea,  deren  bis  jetzt  bekanntes  Vorkommen  sich  auf  Böhmen  (Corda)  und  den 
Nordabhang  des  Riesengebirges  (Bail)  beschränkt,  während  die  von  ihm  in  Westpreussen 
an  den  verschiedensten  Orten  nachgewiesene  H.  Tulasnei  bis  jetzt  nur  aus  England  bekannt 
war.  Aus  den  Structurverhältuissen  wird  im  Gegensatz  zu  Tulasne's  Auffassung  nach- 
gewiesen, dass  die  beiden  von  CorJa  aufgestellten  Arten  sicher  zu  unterscheiden  sind.-  Bei 
der  H.  carnea  hat  Bail  auch  Spermogonien  gefunden,  die  an  der  Oberfläche  des  Pilzkörpera 
sitzen.  Auch  die  stets  bei  junger  Gautieria  beobachteten,  mit  beweglichen  und  aus- 
schwärmenden spermatozoidartigen  Körperchen  erfüllten  grossen  Blasen  dürften  besondere 
Aufmerksamkeit  verdienen.  Eine  ernstere  Beachtung  der  unterirdischen  Pilze  verspricht 
demnach  in  pflanzengeographischer,  morphologischer  und  physiologischer  Beziehung  reiche 
Aufschlüsse. 

Botanischer  Jahresbericht  IX  (1881)  1.  Abth.  lg 


242  Kryptogamen.  —  Pilze  (1880). 

109.  Doassans,  E.,  und  Fatouillard,  M.    Especes  nouvelles  de  Champignons  (Polyporas 
favoloides,  Peziza  glandicola).    (Bulletin  de  la  soc.  bot.  de  France  1880,  p.  355—356.) 

Lateinische  Diagnosen  der  in  der  Ueberschrift  genannten  Pilze,  nebst  einigen 
Bemerkungen  über  ihre  nächsten  Verwandten  und  ihre  Synonymik. 

110.  C.  Roomeguere.     Un  Rhizomorpha  conidifere,  decouvert  par  M.  l'Abbe  Barbiche. 
(Revue  mycologique  1880,  p.  159.) 

Barbiche  beobachtete  auf  Fontinalis  antipyretica  eine  Bhizomorjpha,  bei  der  sich 
von  einem  fädigen,  braunen,  1  — IV2  Decimeter  langen  Stroma  fleischfarbene,  mit  blossem 
Auge  sichtbare  Conidienträger  erhoben.   R.  ist  geneigt,  dieselben  einem  Stilbmn  zuzuschreiben. 

111.  Roumeguere.  Publication  des  „Reliquiae  Libertianae",   (Revue  mycologique  1880,  p.  7.) 

Nach  einer  längeren  Einleitung,  welche  u.  a.  biographische  Notizen  über  Frl.  Libert, 
einen  noch  nicht  herausgegebenen  Brief  von  ihr  au  Lejeune  und  die  Antwort  des  Letzteren 
enthält,  giebt  R.  ein  Verzeichniss  der  seltenen,  wenig  bekannten  und  neuen  Arten,  die  er 
mit  Spegazzini  in  dem  ihm  vom  Botanischen  Garten  in  Brüssel  überlassenen  Theile  des 
Libert'schen  Nachlasses  fand.  Sämmtliche  Arten  sind  mit  Fundortsangaben,  die  neuen  auch 
mit  lateinischen  Diagnosen  versehen.  Die  meisten  hat  R.  in  die  VIL  Cent,  der  Fungi 
Gallici  exsiccati  aufgenommen. 

112.  Cooke,  M.  C.    Reliquiae  Libertianae.    (Grevillea,  vol.  VIII,  No.  47.) 

Aufzählung  von  76  von  Frl.  Libert  gesammelten  und  charakterisirten  Pilzarten,  welche 
sich  jetzt  im  Herbar  des  Brüsseler  Botanischen  Gartens  befinden.  Mit  kritischen  Bemerkungen 
Cooke's.  Die  Mittheilung  war  schon  im  Druck,  als  die  Reliquiae  Libertianae  in  der  Revue 
mycologique  erschienen.  Die  Missstände,  welche  sich  in  Bezug  auf  die  Nomenclatur  der  neu 
beschriebenen  Arten  daraus  ergeben  haben,  sind  in  dem  in  diesem  Jahresbericht  enthaltenen 
Verzeichniss  der  neuen  Arten  berücksichtigt. 

113.  V.  Thümen.    Reliquiae  Libertianae.    (Hedwigia  1880,  p.  185-191.) 

Der  Verf.  ist  in  Besitz  des  grössten  Theiles  des  mycologischen  Nachlasses  der  Frl. 
Libert  gelangt  und  beabsichtigt  die  Bestimmungen  der  theils  von  der  Sammlerin  benannten, 
theils  unbenannt  vorliegenden  Pilze  in  der  „Hedwigia"  zu  publiciren.  Er  beginnt  mit  einer 
ersten  Centurie  von  Arten,  worunter  sich  10  von  ihm  neu  aufgestellte  befinden. 

114.  Massee,  G.  E.    Notes  on  some  of  our  smaller  fungi.    (Scieuce-Gossip.  oct.  1880.) 

Nicht  gesehen,  Ref. 

115.  Schulzer  v.  Müggenburg.    Ersuchen  an  die  Fachgenossen.    (Oesterr.  Bot.  Zeitschr. 
1880,  p.  399.) 

Angeregt  durch  die  Beobachtung  einiger  Fälle  eigenthümlicher  Paraphysenbildung 
bittet  Seh.  v.  M.,  ihm  Wahrnehmungen  und  Ansichten  über  diesen  Gegenstand  durch  Ver- 
öffentlichung in  cit.  Ztschr.  bekannt  zu  geben. 

116.  Schulzer  V.  Müggenburg.    Mykologisches,    (Oesterr.  Bot.  Zeitschr.  1880,  p.  250  u.  286.) 

Verf.  giebt  mit  einigen  erläuternden  Bemerkungen  die  Diagnosen  eines  mit  Hypocrea 
nächstverwandten  neuen  Genus,  NeosTcofitzia,  mit  zwei  Arten:  N.  verrueiilosa,  auf  Eichen- 
ästen im  November  und  N.  pallida  auf  trockenen  Blättern  von  Zea  Mays  im  Frühjahre. 
p.  286  giebt  er  die  Diagnose  eines  bei  Vinkovce  gefundenen  Boletus,  dessen  Hut  nur  1—1,8  cm 
breit  ist.  Er  nennt  ihn  B.  acris  n.  sp.  und  ist  geneigt,  ihn  für  eine  südliche,  Laubholz 
bewohnende  Varietät  des  B.  fiperatus  Bull,  zu  halten. 

117.  Winter,  G.    Mykologische  Notizen.    (Hedwigia  1880,  S.  1-4.) 

Kurze  Bemerkungen  zu  einigen  Pilzen,  meist  Uredineen,  vom  Speer  und  von  der 
Sandalp  im  Kanton  Glarus;  u.  a.  zu  Thümens  Uromyces  jimcinus,  Persoons  Sistotrema 
confluens  und  Tuburcinia  TrientaUb.  Entyloma  Calendulae  Oudm.  auf  Bellidiastrum 
Michelii  gefunden. 

118.  Cuningham,  D.    On  certain  etfects  of  starvation  on  Vegetable  and  Animal  Tissues. 
(Quarterly  Journal  of  Microscopial  Science  1880,  p.  50.) 

Der  Verf.  vergleicht  Erscheinungen  in  normal  ausgebildeten  Choanephora  und 
Pilobulus  crystaliniis  mit  solchen,  welche  dieselbe  Species  bei  Verhungerung  darbietet. 

Der  Verf.  giebt  eine  Zeichnung  des  protoplasmischen  Inhalts  einer  Hypha  der 
Choanephora,  welche  in  destillirtem  Wasser  cultivirt  wurde,  und  zeigt,  dass  sie  von  der 


Schriften  allgem.  u.  gemischten  Inhalts.  —  Schriften  über  Systematik,  Anatomie  etc.  243 

normalen  Hypha  verschieden  ist.  In  den  verhungerten  Exemplaren  nimmt  das  Protoplasma 
eine  netzartige  Form  an,  welche  in  den  normalen  Exemplaren  nicht  zu  sehen  ist.  Auch 
zeigt  sich  eine  merkliche  Zunahme  in  der  Zahl  der  freien  Oelkügelchen;  diese  rühren  zum 
Theil  her  vom  Oel,  das  schon  in  dem  Protoplasma  enthalten  war,  zum  Theil  aber  auch  von 
der  Zersetzung  des  Protoplasma  selbst.  Fr.  Darwin. 

119.  Schmitz.  Untersuchungen  über  die  Structor  des  Protoplasmas.  (Verb,  des  Naturhist. 
Ver.  d.  preussischen  Rheinlande  u.  Westfalens,  37.  Jahrg.,  IV.  Folge:  7.  Jahrg.  Bonn 
1880.    Sitzungsber.  d.  Niederrheinischen  Gesellschaft  in  Bonn,  S.  159—198.) 

Die  Arbeit  ist  eine  gedrängte  Uebersicht  einiger  Besultate,  welche  der  Verf.  beim 
Behandeln  von  Phanerogamen-  und  Thallophytenzellen  mit  conc.  Picrinsäure  und  nachherigem 
Färben  mit  wässeriger  Hämatoxylinlösung  erhalten  hat.  An  mykologischen  Beobachtungen 
enthält  sie  Folgendes : 

Junge  Ascosporen  zeigen  sich  wie  junge  plasmareiche  Zellen  überhaupt,  nach  dem 
Erhärten  und  Färben  in  ihrer  ganzen  Masse  gleichmässig  gefärbt  und  fein  puuktirt.  Einzelne 
kleine  Körnchen  treten  durch  stärkere  Lichtbrechung  und  intensivere  Färbung  hervor. 
Dieselbe  Structur  zeigen  die  hyalinen  Ausstülpungen  der  Myxomycetenplasmodien.  In  der 
fortwachsenden  Spitze  der  Saproleguienbyphen  erscheint  der  wandstäudige  Plasmaschlauch 
vielfach  feiner  oder  derber  punktirt  und  enthält  Microsomen  in  verschiedener  Zahl  und 
Grösse.  Weiter  rückwärts  treten  hie  und  da  kurze  feingekörute  Fibrillen  hervor.  Dann  wird 
der  Protoplasmaschlauch  —  zunächst  nur  in  seiner  inneren  Schicht,  später  in  der  ganzen 
Dicke  —  in  ein  Netzwerk  umgewandelt,  in  dessen  Fasern  sich  Microäomen  eingelagert 
finden.  Die  Kerne  erscheinen  in  den  Zellen  der  Chytridien  vor  der  ZoosporenbiJdung, 
in  den  fertigen  Zoosporen  und  in  den  kleinen  kurzen  Zellen  mancher  Pilzhyphen,  die  in 
Dauerzustand  übergegangen  sind,  gleichmässig  dicht  und  stark  glänzend,  oft  wie  Oeltröpfchen, 
und  gleichmässig  dunkel  gefärbt.  Bei  Saprolegnia  liegen  die  Kerne  in  den  meist  etwas 
verbreiterten  und  verdickten  Knoten  des  Netzwerks.  Die  vielen  in  den  vegetativen  Pilzzellen 
enthaltenen  Kerne  sind  oft  kleiner  und  schwieriger  nachweisbar  als  die  meist  in  geringerer 
Anzahl  verhandenen  der  Fortpflanzungszellen.  Die  Zellkerne  von  Leptomitus  lacteus  sind  denen 
der  übrigen  Saprolegnieen  analoge  kleine,  in  grosser  Anzahl  innerhalb  des  wandständigen 
Plasmaschlauches  vertheilte  Körper.  Phyllosiplion  Ansai%  nach  des  Verf.'s  Untersuchungen 
ein  Phycomycet,  dessen  Sporen  in  zahlloser  Menge  iu  „Gestalt  eines  dicken  Schleimtropfens 
von  dunkelgrüner  Farbe"  austreten,  verhält  sich  in  Bezug  auf  die  Vertheiluug  der  Zellkerne 
wie  die  vom  Verf.  früher  beschriebene  Peronospora  calotheca  u.  a.  Peronosp)ora-ATteü.  Bei 
dem  Mycel,  den  Conidienträgern  und  Conidien  von  Erysiphe  communis  und  anderen  nicht 
bestimmten  Arten  —  namentlich  auch  bei  verschiedenen  Dauermycelien  —  waren  sämmtliche 
Zellen  mit  je  einem  Zellkern  versehen.  Bei  PenicilUum  glaucum  enthielten  die  Zellen  des 
Mycels  einen  oder  mehr  Kerne,  bei  Peziza  convexula  besassen  sämmtliche  Mycelzellen  und 
die  sterilen  Zellen  des  Fruchtkörpers  mehrere  Kerne,  welche  aber  in  den  letzteren  nur 
schwer  oder  gar  nicht  nachzuweisen  waren.  Weiter  wurden  Zellkerne  nachgewiesen  bei 
mehreren  Aecidiomyceten  in  Mycel  (üoleosporium  Campanulae)  und  Sporen  (Puccinia 
Malvacearum,  Coleosp.  Campanulae).  Die  Zellen  von  Coleosporium  Campanulae  besitzen 
meist  je  2  Kerne.  Endlich  fand  der  Verf.  noch  in  einer  Anzahl  von  Plasmodien  und,  wie 
schon  oben  erwähnt,  in  mehreren  Chytridien  (Ehizidium  intestinum,  Chytr.  roseum  u.  a.) 
Zellkerne.  Unter  Anderem  sieht  er  mit  Nowakowski  die  „Oeltropfen"  der  Zoosporen  der 
Chytridien  als  solche  an. 

120.  Bainier,  M.  G.  Sterigmatocystis  et  Nematogonum.  (Bulletin  de  la  Societö  botanique 
de  France  1880,  p.  27—32,  mit  1  Tafel.) 

Der  Verf.  zählt  zunächst  12  von  ihm  auf  verschiedenen  Substanzen  des  Droguen- 
handels  gezogene,  zum  Theil  neue  Sterigmatocystis-Avien  auf.  Den  meisten  sind  Beschrei- 
bungen begegeben.  Ausführlicher  ist  die  Entwickelung  der  Sporenträger  von  St.  Carbonaria 
dargestellt.  Auf  den  angeschwollenen  P'nden  aufrechter  Mycelfäden  entsteht  simultan  je 
eine  Anzahl  runder  Zellen,  welche  sich  ziemlich  in  der  Mitte  einschnüren.  An  der  Ein- 
schnürungsstelle bildet  sich  eine  Scheidewand.  Die  untere  der  so  gebildeten  beiden  Zellen 
wird  unter  Wachsthum  und  Gestaltsveränderung  zur  Basidie,  während  die  obere  ein  Sterigma 

16* 


244  Kryptogamen.  —  Pilze  (1880). 

darstellt.  Sie  verlängert  sich  in  einen  Hals,  dessen  Spitze  anschwillt,  sich  durch  eine 
Scheidewand  abgliedert  und  zur  Spore  umbildet,  worauf  sich  derselbe  Process  am  Sterigma 
wiederholt.  Noch  ehe  oder  während  die  dritte  Spore  entsteht,  sprosst  ein  zweites  Sterigma 
neben  dem  ersten  aus  der  Basidie  hervor,  später  ein  drittes  etc.  bis  zu  einem  siebenten. 
Die  Zahl  der  Sterigmen  kann  also  nicht  als  Unterscheidungsmerkmal  für  verschiedene  Arten 
benutzt  werden.  Die  Sporen  werden  sehr  bald  rauh  und  färben  sich  dunkel.  Sie  wachsen 
noch,  wenn  sie  schon  völlig  schwarz  geworden  sind. 

In  einem  zweiten  Capitel  beschreibt  der  Verf.  in  ähnlicher  Weise  wie  bei  St.  Carbonaria 
die  Sporenentwickelung  von  Nematogonum  aurantiacum  Desm.  Er  erzog  die  Pflanze  auf 
Holzspähnen.  Der  am  meisten  erwähnenswerthe  Unterschied  in  ihrer  Entwickelung  gegenüber 
der  von  Sterigmatocystis  ist  der,  dass  ihre  Sporen  zu  8  oder  10  simultan  auf  köpfchen- 
förmigen  Trägern  entstehen. 

Die  Tafel  giebt  verschiedene  Entwickelungsstadien  der  Sporenträger  einiger  der 
beschriebenen  Pilze. 

121.  Gravis,  Ä.  Note  sur  les  excroissances  des  racines  de  l'aune.  (Bull,  de  la  soc.  Roy. 
de  Bot,  de  Belgique  t.  19,  II,  p.  15.) 

Enthält  nichts  Neues. 

122.  0.  Penzig.  Sui  rapporti  genetici  tra  Ozonium  e  Coprinus.  (Nuovo  Giern.  Bot.  Ital. 
XII,  2,  p.  132-143,  2  lith.  Taf.) 

Schon  mehrfach  ist  gezeigt  worden,  dass  die  Genera  Byssus,  Bhizomorpha,  Ozonium, 
nichts  sind  als  sterile,  eigenthümlich  entwickelte  Mycelien  höherer  Pilze;  doch  noch  oft 
werden  diese  Verhältnisse  misskaunt.  Verf.  hat  den  genetischen  Zusammenhang  von 
Ozonium  auricomum  Lk.  mit  einer  Cojn'inus  -  Art  im  Botanischen  Garten  zu  Pavia  genau 
studirt,  und  beschreibt  ausführlich  die  Bildung  des  Co2>njms- Fruchtkörpers  aus  den 
Ozonium-Fsiden.  Geschlechtliche  Vorgänge  wurden  dabei  nicht  sicher  beobachtet;  doch  Hessen 
die  ersten  Anfänge  der  Cojmmis -Früchte,  als  Hyphenknäuel ,  bisweilen  im  Centrum  eine 
spiralig  gewundene  Hyphe  (Scolecit?)  erkennen. 

Die  beobachtete  Art  von  Coprinus  scheint  neu,  und  wird  als  Copr.  intermedius 
Pzg.  (zwischen  C.  stercorarius  Fr.  und  C.  coopertus  Fr.  stehend)  beschrieben;  in  den 
Tafeln  sind  analytische  Figuren  des  Pilzes  und  der  Fruchtentwickelung  gegeben. 

0.  Penzig, 

123.  Zopf,  W.  lieber  eine  neue  Methode  zar  Untersuchung  des  Mechanismus  der  Sporen- 
entleerung bei  den  Ascomyceten  und  über  einige  Resultate,  welche  mittelst  derselben 
gewonaen  wurden.     (Verh.  d.  Ges.  naturf.  Freunde  zu  Berlin,  1880,  S.  29.) 

Bisher  pflegte  mau  den  Modus  der  Sporenentleerung  au  aus  ihrem  natürlichen 
Zusammenhange  gerissenen  Ascis  in  Wasser  zu  studiren.  Der  auffälligste  Mangel  dieser 
Methode  ist  der,  dass  bei  ihrer  Anwendung  im  Schlauchinhalte  Veränderungen  vor  sich 
gehen,  welche,  nach  dem  Verf.,  im  Perithecium  niemals  eintreten.  Die  vom  Verf.  empfohlene 
Methode  besteht  darin,  dass  man  die  Ejaculationsvorgänge  im  Perithecium  selbst  beobachtet. 
Passende  Untersuchungsobjecte  sind  3  /S'ordarta- Formen,  nämlich  S.  minuta  Fkl.  var. 
A-spora,  S.  minuta  Fkl.  var.  8-spora  und  S.  curcula  de  Bary,  Die  Schläuche  der  Sordarien 
treten  in  Folge  bedeutender  Streckung  durch  den  Mündungskanal  der  Perithecien  hindurch 
und  öffnen  sich  vor  der  Mündung;  ein  Verhalten,  das  ganz  allgemein  beiden  ejaculirenden 
Pyrenomyceten  zu  finden  sein  dürfte.  Die  Sporen  entstehen  in  der  Ascusspitze  und  werden 
bei  Eusordaria  durch  schwanzartige  gestreifte  Anhängsel  —  bei  der  Sporenbilduug  nicht 
zur  Verwendung  gekommene  Plasmamassen  —  bei  Coprolepa  und  Hypocopra  durch  Gallert- 
hüllen —  gequollene  Membranschichten  der  Sporen  —  zu  einem  „iudividualisirten  Ganzen" 
verkettet.  Bei  anderen  Pyrenomyceten  geschieht  die  Verkettung  durch  der  Spore  anhängende 
leere  Zellen  mit  vergallerteuder  Membran.  Die  für  die  Ejaculation  wesentliche  Befestigung 
des  Sporencomplexes  im  Scheiteltheile  des  Ascus  wird  bei  den  Eusordarien  durch  schwanz- 
artige Anhängsel  der  Terminalspore,  bei  Hypocopra  etc.  durch  eine  anders  geformte  terminale, 
veränderte  Plasmamasse  bewirkt.  Bei  manchen  Familien  (z.  B.  Sordarien,  Nectrieen)  ist 
zugleich  der  Ascus  selbst  als  Tragapparat  für  den  Sporencomplex  eingerichtet.  Sordaria 
Brefeldii  a.  sp,  zeigt  z.  B.  einen  vom  Scheitel  in  das  Lumen  des  Ascus  hineinragenden 


Schriften  allgem.  u.  gemischten  Inhalts.  —  Physiologie.    Chemie.    Gährung.       245 

hohlcylindrisohen,  mit  dicken  Wänden  versehenen  Körper,  der  sich  mit  Jod  blau  färbt. 
Das  terminale  Plasmaanhäugsel  der  Sporenkette  füllt  theils  den  Innenraum  dieses  Cylinders 
aus,  theils  legt  es  sich  eng  um  ihn  herum.  Unterhalb  des  Cylinders  befindet  sich  iu  der 
Ascusmembran  eine  in  hohem  Grade  quellungsfähige  Zone,  welche  das  Anhängsel  „wie  eine 
Faust  die  Kehle"  einschnüren  kann.  Ein  Herabsinken  der  Sporenkette  aus  dem  Ascus- 
scheitel  wird  durch  diese  Einrichtungen  unmöglich  gemacht.  Die  Hinleitung  der  Asci  nach 
der  engen  und  oft  durch  hehotropische  Krümmungen  zur  Seite  geschobenen  Mündungs- 
öffnung der  Perithecien  wird  durch  die  den  Hohlraum  der  Frucht  auskleidenden  Hyphen 
bewirkt,  welche  nur  in  der  Mitte  einen  von  unten  nach  oben  trichterförmig  zulaufenden 
Canal  offen  lassen.  Der  positive  Heliotropismus  kommt  bei  Ascobolus-  und  Saceobolus- 
Arten  auch  den  einzelnen  Ascis  zu.  Bei  den  mündungslosen  der  nicht  ejaculirenden  Pyreno- 
myceten  existiren  besondere  mechanische  Vorrichtungen  zur  Oeffnung  des  reifen  Peritheciums. 
Chaetomium  Fimeti  zeigt  an  der  Basalregion  der  Frucht  lange,  fest  gebaute,  hygroskopische 
Hyphen,  welche  benachbarte  Körper  umfassen  und  einen  Zug  ausüben,  der  das  Perithecium 
am  Grunde  sprengt.  Eine  ähnliche  Vorrichtung  zeigt  Magnusia.  Die  Wandung  der 
CepJialotheca  tabulata  n.  sp.  besteht  aus  starken  polyedrischen  Täfelchen,  zwischen  welchen 
ein  zartes,  nur  wenig  verkorktes  Hyphengeflecht  sich  findet.  Hier  verursacht  der  Druck, 
welchen  die  im  reifen  Perithecium  befindliche  Gallertmasse  bei  Zutritt  von  Feuchtigkeit 
ausübt,  durch  Trennung  der  Täfelchen  die  Oefihung  des  Peritheciums. 

Eine  spätere  Arbeit  soll  die  erwähnten  Verhältnisse  umfassend  und  mit  Abbildungen 
darstellen. 

2.  Physiologie.    Chemie.    GähruDg. 

124.  V.  Naegeli.    Der  Ernährungschemismus  der  niederen   Pilze.     (Sitzungsberichte  der 
Kgl.  Bayr.  Akademie  der  Wissenschaften,  1880,  3  Math.  phys.  Gl.  S.  277—367.) 
Unter  dem  obigen  Titel  sind  1.  c.  2  Abhandlungen  v.  Naegeli's  mitgetheilt,   über 
welche  im  Folgenden  referirt  wird. 

1.  Ernährung  der  niederen  Pilze  durch  Kohlenstoff-  und  Stickstoff- 
verbindungen. 
Verf.  stellt  die  Frage:  „Aus  welchen  Verbindungen  vermögen  die  Pilze  die  Elemente 
C,  H,  0  und  N  zu  entnehmen,  um  ihre  Substanz  zu  vermehren?"  Die  Elemente  0  und  H 
werden  in  der  Beantwortung  ausser  Acht  gelassen,  da  dieselben  entweder  in  den  C-  und  N- 
verbindungen  enthalten  sind,  oder  dem  Wasser  und  dem  freien  Sauerstoff  entnommen  werden. 
Der  Stickstoff  vermag  aus  allen  Amiden  und  Aminen  angeeignet  zu  werden,  und 
zwar  können  Acetamid,  Methyl-,  Aethyl-  und  Propylamin,  Asparagin  und  Leucin  zugleich 
als  C-  und  N-nahrung  dienen,  während  Oxamid  und  Harnstoff  blos  N  Heferu.  Sehr  wesentlich 
zum  Gelingen  von  Versuchen  mit  diesen  Substanzen  ist  die  Conceutration  der  Lösung. 
Spaltpilze  vermehrten  sich  z.  B.  in  einer  O.Sprocentigen  Lösung  von  salzsaurem  Methyl- 
amin ziemlich  reichlich,  in  einer  1-  und  1.25-procentigen  gar  nicht.  Freier  Stickstoff  und 
Stickstoff  aus  Cyan  und  aus  Verbindungen,  in  welchen  er  nur  als  Cyan  enthalten  ist,  kauu 
nicht  assimilirt  werden,  wenn  nicht  vorher  aus  dem  Cyan  unter  Wasseraufnahme  Ammoniak 
abgespalten  wird,  was  durch  die  Gährwirkung  der  Spaltpilze  geschehen  kann.  Bei  der 
Vergleichuug  von  Ammoniak  und  Salpetersäure  ergiebt  sich,  dass  manche  Spaltpilze  von 
Salpetersäure  wohl  leben  können,  aber  mit  Ammoniak  ein  entschieden  besseres  Gedeihen 
zeigen.  Die  Sprosspilze  können  wohl  durch  Ammoniak,  aber  nicht  durch  Salpetersäure 
ernährt  werden.  In  Bezug  auf  die  Schimmelpilze  ist  das  Resultat  noch  zweifelhaft.  Als 
allgemeiner  Ausdruck  für  die  Ernährungstüchtigkeit  der  Stickstoffverbindungen  kann  die 
Bemerkung  gelten,  „dass  der  Stickstoff  am  leichtesten  assimilirt  wird,  wenn  er  a-ls  NH2 
vorhanden  ist,  weniger  leicht,  wenn  er  nur  mit  einem  Wasserstoffatom  verbunden  ist  (als 
NH),  noch  weniger  leicht,  wenn  er  als  NO  (ohne  H)  vorkommt,  und  dass  er  gar  nicht 
assimilirt  zu  werden  vermag ,  wenn  er  mit  anderen  Elementen  als  mit  H  und  0  verbunden 
ist.  Dabei  muss  aber  beiücksichtigt  werden,  dass  in  einer  solchen  Verbindung  durch  die 
oxydirende  Wirkung  der  Pilze  selbst  zuerst  die  Gruppe  NO  und  dann  aus  derselben  durch 
Reduction  NHj  entstehen  kann." 


246  Kryptogameu.  —  Pilze  (1880). 

Als  Kohlenstoffquelle  können  fast  alle  Kohlenstoffverbiudungen  dienen,  mögen  sie 
sauer,  indifferent  oder  alkalisch  reagiren,  sofern  sie  in  Wasser  löslich  und  nicht  allzu  giftig 
sind.  Die  allzu  sauren  oder  alkalischeu  Eigenschaften  müssen  durch  (unorganische)  Basen 
resp.  Säuren  abgestumpft  werden,  doch  dürfen  für  Schimmelvegetationen  die  Lösungen 
beträchtlich  sauer,  für  Spaltpilzvegetationen  ziemlich  alkalisch  sein.  Die  Unlöslichkeit  oder 
Schwerlöslichkeit  verursacht,  dass  die' au  Kohlenstoff  und  Wasserstoff  reichen,  an  Sauerstoff 
armen  Verbindungen  nicht  nähren.  Von  antiseptischen  Stoffen  nähren  z.  B.  Aethylalkohol, 
Essigsäure ,  Phenol ,  Salicylsäure  und  Benzoesäure.  Aus  Kohlensäure ,  Cyan ,  Harnstoff, 
Ameisensäure,  Oxalsäure,  Oxamid  vermögen  die  Pilze  keinen  Kohlenstoff  zu  assimiliren.  Die 
allgemeine  Bedingung  für  die  Assimilirbarkeit  von  Kohlenstoffverbindungen  besteht  hiernach 
„wohl  darin,  dass  sie  die  Gruppe  CH2  oder  blos  CH  enthalten".  Letztere  Gruppe  scheint 
aber  nur  dann  zu  ernähren,  wenn  zwei  oder  mehrere  Catome,  an  welchen  H  hängt,  mit- 
einander verbunden  sind.  Vorausgesetzt,  dass  solche  Verbindungen  am  leichtesten  assimilirt 
werden,  welche  bereits  eine  Atomgruppe  besitzen,  wie  sie  die  zu  bildende  Substanz  bedarf,  lässt 
sich  aus  dem  Ergebniss  der  Ernährungsversuche  ein  Schluss  auf  die  Constitution  des  ersten 
Assimilationsproducts  der  Pilze  ziehen  (s.  1.  c.  p.  284).  Ausser  der  chemischen  Constitution 
spielt  die  schwierigere  oder  leichtere  Zersetzbarkeit  der  Nährverbinduugen  eine  wesentliche 
Rolle  bei  der  Assimilation.  Die  Art  des  Zusammenwirkens  beider  Factoren  kommt  in  einer 
nach  dem  Grade  ihres  Nährwerthes  geordneten  Reihe  der  Kohlenstoffquellen  zum  Ausdruck: 
1.  Die  Zuckerarten.  2.  Mannit,  Glycerin;  die  Kohlenstoffgruppe  im  Leucin.  3.  Weinsäure, 
Citronensäure,  Bernsteinsäure;  die  Kohlenstoffgruppe  im  Asparagin.  4.  Essigsäure,  Aethyl- 
alkohol, Chinasäure.  5.  Benzoesäure,  Salicylsäure;  die  Kohlenstoffgruppe  im  Propylamin. 
6.  Die  Kohlenstoffgruppe  im  Methylamin;  Phenol. 

Bei  der  Menge  der  Umstände,  welche  die  Vergleichung  der  Ernährungsversuche  mit 
Pilzen,  namentlich  rücksichtlich  der  Ernährungstüchtigkeit  des  N  oder  C  allein  in  ver- 
schiedenen Verbindungen  erschweren,  ist  von  Interesse,  die  Assimilationsfähigkeit  der  ver- 
einigten Stickstoff-  und  Kohlenstoffquellen  kennen  zu  lernen.  Eine  von  schlechter  zu  besser 
nährenden  aufsteigende  Stufenreihe  solcher  Mischungen  hat  Verf.  bereits  früher  (s.  Bot. 
Jahresber.  1879,  S.  535,  No.  95)  gegeben.  Bemerkenswerth  scheint  ihm  die  ausserordentlich 
günstige  Wirkung  der  Beigabe  von  Zucker  auch  da,  wo  letzterer  nicht  vergährt. 

Im  weiteren  Verlauf  der  Abhandlung  giebt  der  Verf.  eine  eingehende  Darlegung 
der  Umstände,  welche  bei  den  Versuchen  störend  einwirken ;  ferner  theilt  er  ausführlich  die 
von  ihm,  z.  Th.  in  Gemeinschaft  mit  Dr.  W.  Naegeli,  und  von  Dr.  0.  Low  angestellten 
Versuche  mit. 

2.  Die  Ernährung  der  niederen  Pilze  durch  Mineralstoffe, 

Ausser  den  Verbindungen,  welche  ihnen  C,  N,  H  und  0  zuführen,  bedürfen  die 
Pilze  nothwendig  nur  noch  Schwefel,  Phosphor,  eines  der  Elemente  Kalium,  Rubidium  oder 
Caesium  und  eines  der  Elemente  Calcium,  Magnesium,  Baryum  oder  Strontium.  Chlor,  Eisen, 
Silicium,  Calcium  und  Magnesium  zugleich  haben  sie  nicht  nöthig.  Der  Schwefel  kann  aus 
Albuminaten  oder  aus  schwefelsauren,  vielleicht  besser  noch  aus  schwefligsauren  oder  unter- 
schwefligsauren  Salzen  entnommen  werden.  Die  genannten  Alkalien  sind  nicht  durch  Natrium 
oder  Lithium,  oder  eine  der  alkalischen  Erden  ersetzbar. 

Umgekehrt  dürfen  die  letzteren  nicht  mit  Alkalien  vertauscht  werden;  wohl  aber 
können  sie  sich  unter  einander  vertreten. 

Bezüglich  der  Art  der  Verwendung  der  alkalischen  Erden  und  der  Alkalien  im  Pilz- 
organismus glaubt  N.,  dass  die  ersteren  zu  Einlagerungen  in  Plasma  und  Zellmembran 
verwandt  werden,  indem  die  Salzmolecüle  an  der  Oberfläche  der  Micelle  festhaften,  während 
die  Alkalien,  in  der  freien  und  die  organisirten  Substanzen  durchdringenden  Zellflüssigkeit 
gelöst,  durch  Contact  und  als  Ueberträger  bei  Umsetzungen  wirken.  Aus  Mitscherlich's 
Analysen  der  Hefeasche  ergiebt  sich  als  wahrscheinlich,  dass  das  Kalium  als  KHj  PO4  und 
K2HPO4  gelöst,  und  ein  Theil  der  alkalischen  Erden  als  Phosphate,  ein  anderer  Theil  in 
Verbindung  mit  organischen  Säuren  abgelagert  in  der  Pflanze  vorhanden  gewesen  sei. 

Das  ungleiche  Verhalten  der  Alkalien  und  alkalischen  Erden  setzt  N.  auf  Rechnung 
ihrer  verschiedenen  Löslichkeit.    Die  Ursache  des  Umstandes,  dass  die  Alkalien  einander 


Schriften  allgem.  u.  gemischten  Inhalts.  —  Physiologie.    Chemie.    Gährung.       247 

nicht  vertreten  können,  sucht  er  nicht  darin,  dass  die  Salze  der  einen  leichter  durch 
orgauisirte  Stoffe  hindurch  gehen,  als  die  der  anderen.  Diosmotische  Versuche  mit  phosphor- 
saurem Kali  und  phosphorsaurem  Natron  ergaben  nämlich,  dass  unter  übrigens  gleichen 
Umständen  beide  Salze  in  ganz  gleichen  Mengeu  durch  eiue  Membran  sowohl  gegen  Wasser 
als  gegeneinander  hindurch  gehen.  Der  Grund,  warum  Kalium,  Eubidium  und  Caesium 
bevorzugt  Mcrdeu,  liegt,  nach  ihm,  vielmehr  in  ihrer  geringen  Verwandtschaft  zum  Wasser. 
Die  Wasserhülleu,  von  welchen  sich  N.  die  Molecüle  der  Salze  des  Natriums  etc.  umgeben 
denkt,  machen  diese  namentlich  zu  Contactwirkungen  ungeeignet. 

In  der  den  Schluss  der  Abhandlung  bildenden  Discussion  verschiedener  Nährlösungen 
wird  als  Normalnährflüssigkeit  für  Culturversuche,  die  ohne  Gährung  verlaufen,  folgende 
bezeichnet:  100  ccb  Wasser;  3  g  Zucker;  lg  Ammoniaktartrat;  0.4  g  mit  Phosphorsäure 
neutralisirte  Asche  von  Erbsen,  Weizenkernen  oder  Cigarren,  oder  Hefeasche  in  etwas 
geringerer  Menge.  Als  Normalflüssigkeiten  für  Spaltpilze  werden  3  Mischungen  vorgeschlagen. 
Auf  100  ccb  Wasser:  I.  1  g  weinsaures  Ammoniak;  0.1g  Kj  HPO4 ;  0.02  g  MgSO^;  0.01g 
CaCl2.  —  II.  1  g  Eiweisspeptou  (oder  lösliches  Eiweiss);  0.2  g  K2HPO,, ;  0.04  g  MgSO^; 
0.02CaCl2.  —  III.  3  g  Rohrzucker;  1  g  weinsaures  Ammoniak;  Mineralstoffe  wie  in  II.  Für 
gewisse  Spaltpilze  werden  die  Lösungen  II  und  III  in  ihrer  Concentration  mit  Vortheil 
erhöht;  andere,  namentlich  Krankheitspilze,  gedeihen  besser  in  verdünnteren  Flüssigkeiten 

Angehängt  sind  einige  von  Dr.  0.  Low  angestellte  und  beschriebene  Versuche. 

125.  Condamy.  Observations  sur  la  preponderance  de  l'arbre  dans  le  developpement  des 
Champignons  sylvestres.  Mit  Anmerkungen  von  C.  Roumeguere.  (Revue  myco- 
logique  1880,  p.  114.) 

Gestützt  auf  die  Thatsache,  dass  im  Departement  der  Charente  mit  der  Einführung 
von  Nadelhölzern  neue  in  deren  Gesellschaft  wachsende  Pilze  auftraten,  behauptet  Condamy, 
dass  Reste  und  lebende  Wurzeln  von  Bäumen  die  wahren  Ursprungsorte  der  letzteren,  diese 
also  Parasiten  seien.  Roumeguere  glaubt  dagegen,  dass  der  nach  den  verschiedenen  Baum- 
gattungen verschiedene  Feuchtigkeitsgehalt  des  Bodens  das  Auftreten  verschiedener  Pilz- 
species  bestimme. 

126.  Roamegoere,  G.  Sur  le  parasitisme  des  Champignons;  Observations  de  MM.  A.  Ber- 
toloni  et  A.  Condamy.    (Revue  mycologique  1880,  p.  185.) 

Verf.  referirt  Einiges  aus  dem  Aufsatze  von  Bertoloni  über  den  Parasitismus  der 
Pilze.  Dann  theilt  er  eine  Beobachtung  Condamy's  mit,  nach  welcher  das  mehrere  Quadrat- 
meter mit  seinem  Fadennetze  überspannende  Mycel  von  CoUybia  platyphylla  die  Holz- 
körper aller  in  seinem  Bereiche  befindlichen  abgefallenen  Zweige  z;erstört,  ohne  die  Rinde 
zu  verletzen. 

In  einer  Nachschrift  folgen  Bemerkungen,  aus  welchen  hervorgeht,  dass  Peronospora 
viticola  sich  im  ganzen  Süden  von  Frankreich  verbreitet  hat. 

127.  van  Tieghem,  Ph.  Sur  la  Vegetation  dans  l'huile.  (Bullet,  de  la  soc.  bot.  de  France 
1880,  p.  353—355.) 

V.  Th.  beobachtete  in  einer  häufig  geöffneten  Flasche  mit  Olivenöl  Mycelflocken, 
welche  sich  bei  der  Cultur  in  feuchter  Luft  auf  Kartoffelschuitten  als  zu  Verticillium  cinna- 
barinum  gehörig  erwiesen.  In  Oliven-  oder  Nelkenöl  eingetauchte  Stücke  von  Stengeln, 
Wurzeln  oder  Blättern  (Kresse,  Bohnen,  Getreidearten),  ganze  Pflanzen  und  in  Wasser  auf- 
gequollene Samen  bedeckten  sich  bald  reichlich  mit  Mycelien ,  während  in  Wasser  solche 
nicht  auftraten.  Eine  Bestimmung  der  Mycelien  war  unmöglich,  da  sie  nicht  fructificirten. 
In  Lein-  und  Rüböl  Hessen  sich  keine  Mycelien  erziehen,  und  solche,  welche  in  Oliven-  oder 
Nelkenöl  gewachsen  waren,  starben  heim  Eintauchen  in  jene  Flüssigkeiten  bald  ab.     . 

128.  Hansen,  E.  Chr.    üeber  Saccharomyces  apiculatus.    (Hedwigia  1880,  p.  75—77.) 

Verf.  theilt  in  kurzen  Worten  die  Hauptresultate  seiner  Untersuchungen  über 
genannten  Pilz  mit.  Derselbe  findet  sich  allgemein  verbreitet  auf  reifen,  süssen,  saftigen 
Früchten,  von  wo  aus  er  durch  den  Wind  verschleppt  wird.  Die  frühzeitigst  reifen  Früchte 
nähren  die  ersten  Generationen,  die  später  reifenden  die  nachherigen.  Auf  unreifen  Früchten 
Tvird  der  Pilz  selten  getroffen.    Mit  dem  Regen  und  den  abfallenden  Früchten  in  die  Erde 


248  Kryptogamen.  —  Pilze  (1880). 

geführt  überwintert  er  dort,  um  im  folgenden  Sommer  denselben  Kreislauf  wieder  anzufangen. 
Die  in  zweihalsigen  Pasteur'schen  Kolben  ausgeführten  Reinculturen  des  Verf.'s  ergaben 
ferner,  dass  S.  apiculatus  nicht  wie  S.  cerevisiae  und  andere  Alkoholgährungspilze  Invertin 
zu  bilden  vermag.  Er  kann  daher  keine  Alkoholgährung  in  einer  Rohrzuckerauflösung 
hervorrufen.  Ueberhaupt  erwies  er  sich  weniger  gährungsfähig  als  S,  cerevisiae.  In  Bier- 
würze z.  B.  gab  er  nur  1  Gewichtsprocent  Alkohol. 

Eine  ausführliche  Darstellung  der  Untersuchungen  des  Verf.'s  soll  später  publicirt 
werden. 

129.  Hansen,  C.    üeber  die  in  der  Luft  vorkommenden  Organismen.    (Meddelser  fra  Carls- 
berg Laboratoriet.    Heft  2.) 

Verf.  setzte  Kölbchen  von  V*  1  Inhalt  mit  ausgekochter ,  gehopfter  Bierwürze  eine 
Zeitlang  der  Luft  aus  und  überliess  dann  bei  16—27"  die  erhaltene  Aussaat  der  Entwickelung. 
Die  mikroskopische  Untersuchung  lehrte,  dass  die  Schimmelsporen  in  der  Luft  verbreiteter 
sind,  als  Bierhefe  und  Bacterien,  und  dass  die  Verbreitung  der  mikroskopischen  Wesen 
überhaupt  eine  sehr  ungleichmässige  ist.  Garten,  Laboratorium  und  Keller  haben  ihre 
charakteristischen  Formen.  Saccharomyces  apiculatus  wurde  von  August  bis  November  nur 
in  freier  Luft,  Sac.  cerevisiae  vorherrschend  im  Keller  angetroffen.  Ersterer  hält  es  unter 
den  Hefeformen  am  längsten  bei  steigender  Kälte  im  Freien  aus.  Bei  starker  Kälte  werden 
nur  noch  Microbacterien  und  Penicilliiim  glaitcum,  P.  cladosporo'ides  und  Mucor  stolonifer 
im  Freien  gefunden.     (Nach  Biedermann's  Centralbl.  für  Agriculturchemie  1880,  p.  546.) 

130.  0.  Penzig.    Sui  rapporti  genetici  tra  Ozonium  e  Coprinus.   (Vgl.  p,  244.) 

Das  gelbe,  starrfädige  Hyphengeflecht  von  Ozonium  auricomum  wurde  vom  Verf. 
mikrochemischen  Untersuchungen  unterworfen,  welche  zu  folgenden  Schlüssen  leiteten. 

1.  Die  Membran  der  jungen,  farblosen  Hyphen  besteht  aus  der  den  meisten  Mycelien 
gemeinsamen  Cellulose-Modification. 

2.  Mit  dem  Alter  jedoch  erleidet  die  Membran  weitgehende  Veränderungen,  die  sich 
äusserlich  durch  die  Färbung  in  dunkelgelb,  und  durch  Festerwerden,  Erstarren  der  Membran 
erkennen  lassen,  und  auch  durch  chemische  Reaction  deutlich  werden. 

3.  Die  ehem.  Reactionen,  besonders  gegen  kochende  Kalilauge  und  die  Schultze'sche 
Macerationsfliissigkeit  lehren  uns,  dass  sich  die  Membran  in  diesem  Stadium  aus  zwei  ver- 
schiedenen Substanzen  zusammensetzt,  von  denen  die  eine  sich  im  kochenden  Kali  und  in  der 
Schultze'schen  Flüssigkeit  löst  (und  daher  sich  der  Cuticular-  oder  lutercellularsubstanz  der 
höheren  Pflanzen  nähert),  während  die  andere  der  Kalilauge  widersteht  —  aber  doch  von 
ihr  soweit  angegriffen  wird,  dass  sie  nachher  in  concentrirter  Schwefelsäure  löslich  ist. 

0.  Penzig. 

131.  Reinke.    lieber  die  Zusammensetzung  des  Protoplasma  von  Aethalium  septicum. 

(Bot.  Ztg.  1880,  p.  815.) 

Eine  vorläufige  Mittheilung,  in  welcher  40  von  R.  unter  Mitwirkung  seines  Assistenten 
Dr.  Rodewald,  bei  der  Analyse  des  Plasmodiums  von  Aeth.  septicum  gefundene  Stoffe  auf- 
gezählt werden.  Ein  Hauptbestandtheil  ist  das  Plastin,  ein  unlöslicher,  den  Fibrinen  nahe- 
stehender Eiweisskörper.  Dasselbe  bildet  ein  gequollenes,  plastisches,  zusammenhäHgendes 
Gerüst  im  Innern  der  Plasmodien,  wie  auch  die  festere  Hautschicht  an  der  Oberfläche  der- 
selben, und  lässt  sich  von  den  flüssigen  Theilen  durch  Abpressen  trennen.  Die  Eiweissstoffe 
betragen  zusammen  kaum  30  7o  der  Trockensubstanz.  Ausführlicheres  soll  in  den  Unter- 
suchungen aus  dem  Bot.  Laborat.  der  Univ.  Göttingen  Heft  II  mitgetheilt  werden. 

132.  Kessel,  A.    üeber  das  Nuclein  der  Hefe.    (Zeitschr.  phys.  Chem.  IV.  290--295.) 

Rein  chemisch.     (Nach  Referat  in  Ber.  der  Deutsch,  chem.  Ges.  S.  1879.) 

133.  Pasqualis.    La  fermentazione  secondo  C.  von  Naegeli.    (Rivista  di  Viticolt.  e  d'Enolog. 
di  Conegliano.    III  22,  IV  1.)     Conegliano  1880. 

Dem  Ref.  nicht  zugänglich.  0.  Penzig. 

134.  V.  Naegeli.    üeber  Wärmetönung  bei  Fermentwirkungen.    (Sitzungsber.  d.  Kgl.  bayr. 
Academie.    Bd.  X,  1880,  S.  129-146.) 

In  seiner  „Theorie  der  Gährung"  hat  N.  als  unterscheidendes  Moment  bezüglich 
der  Wirkung  der  (unorganisirten)  Fermente  und  der    (organisirten)  Hefepilze  den  Umstand 


Schriften  allgem.  u,  gemischten  luhalts.  —  Physiologie.    Chemie.    Gährung.      249 

hingestellt,  dass  bei  der  Alkoholgährung  sicher  Wärme  frei,  bei  der  Invertirung  des  Rohr- 
zuckers höchst  wahrscheinlich  Wärme  gebunden  werde.  Im  vorliegenden  Aufsatze  ver- 
theidigt  er  diese  Ansiebt  gegen  eine  Darlegung  Kunkels  (Pflüger's  Archiv,  f.  Phys.  Bd.  XX, 
S.  509),  nach  welcher  die  Wärmetönung  bei  den  Fermentwirkungen  die  nämliche  ist,  wie 
bei  den  Gährwirkungen. 

135.  Nasse,  0.    üeber  Fermentprocesse  und  ihre  Abhängigkeit  vom  Licht.    (Bericht  über 
die  Sitzungen  der  Naturf.  Gesellschaft  zu  Halle.     1880,  S.  60.) 

136.  Schacht,  W.    Der  Stoffwechsel  der  Hefezelle  bei  der  Alkoholgährung.    (Bulletin  des 
travaux  de  la  Soc.  Murithienne  du  Valais.    Ann.  1879.    Fase,  IX.    Ersch.  1880.) 

Nicht  gesehen.    Ref. 

137.  Pasqualis.    L'aqua  nella  fermentazione   alcoolica.    (Rivista  di  Yiticultura  ed  Eno- 
logia  IV,  No.  12.)    Conegliano  1880. 

Nicht  gesehen.  0.  Penzig. 

138.  Pasqualis.    L'Ossigeno  nella  fermentazione  alcoolica.   (Rivista  di  Viticult.  ed  Enolog. 
IV,  No.  21.)     Conegliano  1880. 

Nicht  gesehen.  0.  Penzig. 

139.  Hansen,  Chr.    Einfluss  der  Lüftung  auf  die  Vergährung  der  Würzen.    (Meddelser  fra 
Carlsberg  Laboratoriet,  Heft  2.) 

Verf.  führte  seine  Untersuchungen  über  die  genannte  Frage  mit  Hülfe  eines  Appa- 
rates aus,  welcher  die  Flüssigkeit  zur  Zeit  der  Gährung  in  Bewegung  erhielt,  um  jeder 
schwebenden  Hefezelle  eine  möglichst  gleiche  Menge  von  Sauerstoff  zuzuführen.  In  regel- 
mässigen Zeitabschnitten  wurden  die  Hefezellen  in  der  Volumeinheit  der  Gährflüssigkeit 
gezählt  und  gleichzeitig  der  Vergährungsgrad  der  Flüssigkeit  durch  Bestimmung  des  Extract- 
gehaltes gemessen.  Nach  2^/3  Tagen  war  nur  die  doppelte  Menge  Extract,  aber  die  dreifache 
Menge  Hefe  —  im  Vergleich  zu  den  Resultaten  eines  Parallelversuchs  ohne  Luftzufuhr  — 
gebildet.  In  Uebereinstimmung  mit  Pasteur  wird  daher  der  Hefe  im  Zustand  der  Lüftung 
ein  geringeres,  aber,  was  Brefeld  bestritt,  noch  sehr  deutliches  Gährungsvermögen 
zugeschrieben.  Hoiwath's  Ansicht,  nach  welcher  Bewegung  auf  das  Leben  niederer 
Organismen  schädlich  wirkt,  fand  Verf.  nicht  bestätigt.  Bei  seinen  Versuchen  schien  dieselbe 
die  Hefevermehrung  sogar  zu  begünstigen,  was  aus  der  durch  die  Bewegung  sich  stets 
gleichmässig  erhaltenden  Mengung  der  Flüssigkeit  und  dadurch  beförderter  gleichmässiger 
Ernährung  erklärt  wird.  (Nach  Biedermann's  Centralblatt  für  Agriculturchemie  etc. 
1880,  S.  479.) 

140.  Mayer,  A.    Ueber  den  Einfluss  des  Sauerstoffzutritts  auf  die  alkoholische  Gährung. 
(Die  landwirthschaftl.  Versuchstationen,  T.  XXV,  1880,  S.  302-325.) 

Zweck  der  Mittheilung  des  Verf.  ist,  die  Beweise,  welche  Naegeli  für  die  direct 
nützliche  Wirkung  des  Sauerstoffs  auf  die  Gährung  (Die  Gährung,  1879,  München)  vor- 
gebracht hat,  kritisch  zu  beleuchten  und  dann  neue  eigene  Untersuchungen  zu  beschreiben, 
welche  mit  Berücksichtigung  aller,  auch  der  von  Naegeli  beigebrachten  Einwürfe  die  gleiche 
Frage  zum  Ausgangspunkte  haben.  Die  Versuche  ergaben  Gleichheit  der  Gährkraft  bei 
An-  und  Abwesenheit  des  Sauerstoffs,  oder  vielleicht  einen  geringen  schädigenden  Einfluss 
des  letzteren;  feiner  grössere  Gährkraft  gut  ernährter  und  dabei  stark  sich  vermehrender 
Hefe  gegenüber  schlecht  ernährter  und  schwach  sich  vermehrender;  d.  h.  nicht  wachsende 
Hefe  an  sich,  wohl  aber  junge  und  in  jeder  Beziehung  gut  ernährte  hat  das  grösste  Gähr- 
vermögen.  Den  Schluss  der  Abhandlung  bildet  eine  Uebersicht  über  die  Litteratur  der  in 
Rede  stehenden  Frage. 

141.  Mayer,  A.  üeber  den  Einfluss  der  Sauerstoffzufuhr  auf  die  Gährung.   (Ber.  d.  Deutscheu 
Chem.  Ges.  1880,  S.  1163.) 

Der  freie  Sauerstoff  ist  ohne  Einfluss  auf  die  Gährung  und  begünstigt  dieselbe  nur 
in  sofern,  als,  wie  bekannt,  die  Hefevermehrung  durch  ihn  begünstigt  wird.  Naegeli 
behauptete  1879  in  seiner  molecularphysiologischen  Gährungstheorie  die  directe  Nützlichkeit 
des  Sauerstoffs  für  die  Gährung  selber.  Nach  den  Beobachtungen  des  Verf.  erklärt  sich 
dies  daraus,  dass  die  Naegeli'schen  Gährungsflüssigkeiten  Citronensäure  enthielten.  Er  fand 
nämlich,  dass,  während  sonst  in  Rohrzuckerlösungea  von  20%  die  meisten  Hefezellen  ihre 


250  Kryptogamen.  —  Pilze  (1880). 

Thätigkeit  einstellen,  bei  Zusatz  einiger  Procente  weinsauren  Kalinatrons  zu  einer  gleich 
starken  Lösung  starke  Gährung  und  vielfältige  Sprossung  der  Hefe  eintritt.  „Unter  Um- 
ständen können  demnach  organische  Säuren  und  ihre  Salze  einen  sehr  bemerkenswerthen, 
bis  dahin  ungeahnten  (nicht  aus  etwaiger  saurer  Keaction  zu  erklärenden)  Einfluss  auf  die 
Gährung  haben."  „Wahrscheinlich  wird  hierdurch  die  ganze  lange  Zeit  so  dunkle  Frage, 
warum  Hefe  in  künstlichen  Gährungsgemischen  so  viel  langsamer  als  im  Most  und  in  der 
Branntweinmaische  sich  vermehrt,  der  Lösung  nahe  gebracht." 

142.  Boussingault,  J.  Sar  la  fermentation  alcoolique  rapide.  (Comptes  rendus  b.  des 
seances  de  l'Academie  des  sciences,  t.  91,  1880,  p.  373—376.) 

Chevreul  hat  gezeigt,  dass  die  Gährung  zuckerhaltiger  Flüssigkeiten  durch  die 
Entwickelung  des  Alkohols,  welcher  die  Thätigkeit  der  Hefe  lähmt,  verlangsamt  wird. 
B.  versuchte  daher  den  gebildeten  Alkohol  dadurch  zu  entfernen,  dass  er  die  Gährung  bei 
vermindertem  Druck  stattfinden  liess.  Die  aus  der  nun  bei  der  Gährtemperatur  kochenden 
Flüssigkeit  entweichenden  Alkoholdämpfe  wurden  in  einem  abgekühlten  Recipienten  condensirt. 
Das  Verfahren  war  von  gutem  Erfolge  begleitet.  Besonders  bemerkt  wird,  dass  auch  bei 
B.'s  Methode  sich  Glycerin  und  Bernsteinsäure  bildeten. 

143.  Hayduck,  M.  Einige  Beobachtungen  über  den  Einflass  der  Spaltpilze  auf  die  Ent- 
wickelung und  die  Gährwirkung  der  Hefe.  (Zeitschr.  f.  Spiritusiudustrie  N.  F.  III, 
1880,  S.  202-204.) 

Bei  Parallelversuchen  mit  reiner  und  mit  Spaltpilzen  inficirter  Maische  zeigte  sich, 
dass  die  Hefebildung  in  letzterer  mangelhaft  war;  wahrscheinlich  weil  die  Spaltpilze  die 
zur  Entwickelung  der  Hefe  erforderlichen  stickstoffhaltigen  Körper  verbrauchten.  Auf  die 
fertig  gebildete  Hefe  schienen  die  Spaltpilze  keinen  nachtheiligeu  Einfluss  auszuüben.  (Nach 
Bot.  Centralbl.  1880,  II,  S.  866.) 

144.  Schiel,  J.  lieber  Gährung.  (Ber.  der  Deutschen  Chemischen  Gesellschaft  XII,  1880, 
S.  508.) 

Nach  Uhlworm's  Referat  im  Bot.  Centralblatt  (1880,  I,  S.  770)  theilt  Verf.  mit, 
dass  es  ihm  gelungen  sei,  durch  einen  Strom  von  nur  zwei  Kohlezinkelemeuten  in  einer  mit 
Hefe,  etwas  Fleischsaft  und  etwas  phosphorsaurem  Ammoniak  versetzten  Zuckerlösung  das 
Auftreten  von  Bacterien  ohne  Beeinträchtigung  der  Gährung  zu  verhindern. 

145.  Cochin.     Ueber  die  alkoholische  Gährung.    (Ann.  chim.  phys.  1880,  XX,  95.) 

146.  Berthelot.  Bemerkungen  zu  der  Notiz  des  Herrn  Cochin  über  die  alkoholische 
Gährung.     (Ann,  chim.  phys.  1880,  XX,  p.  287.) 

C.  filtrirte  Bierhefenwasser  (nach  Pasteur  hergestellt)  durch  gebraunten  Thon. 
Das  Filtrat  erregte  keine  Gährung,  während  die  abfiltrirte  Bierhefe  reichliche  Gährung 
hervorrief.  C.  will  damit  beweisen,  dass  die  Bierhefe  kein  lösliches  Ferment  der  alkoholischen 
Gährung  erzeugt. 

B.  hält  C.'s  Ergebniss  nicht  für  massgebend.  (Nach  Referaten  in  den  Berichten 
der  Deutschen  Chemischen  Gesellschaft,  1880,  S.  1878.  Vgl.  Bot.  Jahresber.  1879,  S.  537, 
No.  103  und  104.) 

147.  Hayduck,  M.  Bestimmung  der  Hefe  durch  Zählung.  (Zeitschr.  für  Spiritusindustrie 
XIV,  1880,  S.  1.) 

Siehe  Bot.  Centralblatt  1880,  I,  S.  39-40. 

148.  Heinzelmann.  Werthbestimmung  der  als  Rohmaterial  für  die  Presshefefabrikation 
dienenden  Körnerfrüchte.  (Biedermann's  Centralblatt  für  Agriculturchemie  1880, 
9.  Jahrg.,  S.  475-476.) 

„Im  Allgemeinen  giebt  der  Roggen  mit  höherem  Eiweissgehalt  auch  höhere  Aus- 
beute an  Hefe ,  doch  ist  dieser  Zuwachs  durchaus  nicht  den  bedeutenden  Unterschieden  in 
der  Zusammensetzung  des  Robmaterials  entsprechend.  Für  die  Hefebildung  kommen  nur  die 
in  Wasser  löslichen  Eiweisskörper  zur  Geltung."  Hiervon  ausgehend  versuchte  der  Verf., 
den  Werth  der  Körnerfrüchte  für  die  Presshefefabrikation  nach  dem  Gehalt  an  wasser- 
löslichen stickstoffhaltigen  Substanzen  zu  bestimmen.  1.  c.  giebt  er  einige  Analysen  und 
praktiiche  Folgerungen. 


Schriften  allgem.  u.  gemischten  Inhalts.  —  Physiologie.    Chemie.    Gährung.     251 

149.  Gayon,  ü.     Snr  la  cause  de  Talt^ration  spontanee  des  Sucres  brats  de  canne. 

(Comptes  rendus  h.  des  söances  de  l'Academie  des  sciences  t.  91,  1880,  p.  993—995.) 
Man  beobachtet  bei  rohem  Rohrzucker,  der  sich  selbst  überlassen  ist,  eine  theil- 
weise  Umwandlung  des  krystallisirbaren  Zuckers  in  reducirenden  Zucker.  Diese  Umwandlung 
schreibt  G.  der  Mitwirkung  von  Organismen  zu,  weil  er  solche  (Hefe,  Torttla  und  Schimmel- 
pilze) in  allem  Rohrzucker  fand,  weil  Wärme  und  Feuchtigkeit  in  gleicher  Weise  die  Ent- 
wickelung  jener  Organismen  wie  die  Umwandlung  des  Zuckers  begünstigen  und  weil  anti- 
fermentative  Agentien  beides  verhindern.  Die  Organismen  sollen,  während  sie  sich  vermehren, 
das  invertirende  Ferment  erzeugen,  welches  sich  in  den  glucosereichen  Zuckern  nach- 
weisen lässt. 

150.  Wenckiewitz,  B.  Das  Verhalten  des  Schimmelgenas  Mucor  zu  Antisepticis  und 
einigen  verwandten  Stoffen  mit  besonderer  Berücksichtigung  seines  Verhaltens  in 
zuckerhaltigen  Flüssigkeiten.    8".    Dorpat  1880.    Inauguraldissertation. 

Der  Autor  hat  die  3Iucor- Arten  in  der  von  Bucholtz  modificirten  Pasteur'schen 
Nährlösung  cultivirt  und  die  Veränderungen  beobachtet,  welche  die  Vegetation  bei  Zusatz 
bekannter  Dosen  verschiedener  Antiseptica  erfuhr.  Am  stärksten  hemmten  das  Pilz- 
wachsthum  ätzender  Sublimat,  Jod  und  Chlor,  (Nach  Bulletin  de  la  soc.  bot.  de  France 
Rev.  bibl.,  p.  128,  1881.) 

151.  Gayon,  ü.    Gewinnung  des  Rohrzuckers  aus  der  Melasse  durch  Gährung.   (D.  Deutsche 
Zuckerindustrie,  5.  Jahrg.,  1880,  No.  39,  S.  1236  und  No.  40,  S.  1267.) 

Von  allen  fremden  Organismen  sorgfältig  isolirter  Mucor  circinelloides  bildet,  bei 
begrenztem  Luftraum  in  Bierwürze  gesät,  eine  sehr  wirksame  Hefe,  welche  die  direct 
gährungsfähigen  Zuckerarten  Glycose,  Levulose  und  Maltose  in  alkoholische  Gährung  über- 
führt, auf  den  Rohrzucker  dagegen  keinen  Einfluss  hat.  Verf.  erhielt  die  Mucorhefe  zu 
seinen  Versuchen  durch  Aussaat  der  reinen  Pflanze  in  Bierwürze  in  Pasteur'schen  Kolben; 
der  entstandene  Absatz  ward  mit  destillirtem  Wasser  ausgewaschen  und  dann  als  Hefe  ver- 
wandt. Sie  bedarf,  um  kräftige  Gährungen  hervorzubringen,  mehr  Nährstoffe  als  die 
gewöhnliche  Bierhefe.  Von  praktischem  Nutzen  kann  sie  bei  der  Gewinnung  des  Rohr- 
zuckers aus  der  Melasse  werden,  indem  sie  die  in  letzterer  enthaltene  Glycose  zerstört, 
welche  die  Krystallisation  des  ersteren  hindert.  Versuche  in  dieser  Richtung  hat  Verf.  nur 
im  Kleinen  angestellt.     (Nach  Biedermann's  Centralblatt  f,  Agriculturchemie,  1880,  S,  835.) 

152.  Boutroux,  L.    Sur  une  nouvelle  fermentation  du  glucose.    (Comptes  rendus  h,  des 
seances  de  l'Academie  des  sciences,  t.  91,  1880.  p,  236  —  238.) 

B.  hat  unter  der  Mitwirkung  eines  Organismus,  welchen  er  mit  Mycoderma  aceti 
identificiert,  aus  der  Glucose  eine  Säure  der  Formel  C^j  Hjj  0,4  (acide  gluconique)  erhalten, 
nicht,  wie  er  früher  (1.  c.  t,  86,  p.  605)  meinte,  Milchsäure,  Die  Arbeit  enthält  die 
Charakteristik  der  Säure  und  ihrer  Salze,  1.  c.  (p.  331)  theilt  Maumenö  mit,  dass  er  die 
Säure  durch  Reduction  von  Metallverbindungen  mit  Zucker  erhalten  habe.  Er  bezeichnet 
sie  als  das  erste  Oxydationsproduct  des  Zuckers, 

153.  Wurm.    Ein  neues  Gährverfahren.    (In  Journal  of  the  Royal  Microsc.  Soc.  IH,  1880, 
p,  841,  nach  Diugler's  polytechnischem  Journal.) 

W.  lässt  zu  einer  reinen  Sfj/coderma -Anssa.SLt  bei  einer  Temperatur  von  30"  C. 
einen  wohl  regulirten  Alkoholzufluss  stattfinden.  Der  Process  geht  in  grossen  hölzernen 
Gefässen  vor  sich,  welche  200  Liter  einer  Mischung  von  Weinessig,  Wasser  und  Alkohol 
nebst  Mineralsalzen  (Phosphaten  von  Kalium,  Calcium,  Magnesium  und  Ammonium)  enthalten. 
Die  Fabrikation  nach  der  neuen  Methode  soll  schneller  vor  sich  gehen  als  bei  der  alten 
und  sehr  billig  sein. 

154.  Herzen,  A.    üeber  den  Einfluss  der  Borsäure  auf  die  Essiggährung.    (Atti  delR. 
Academia  dei  Lincei,  Ser.  3,  Transuuti,  vol.  III,  1879,  p.  131.) 

Ein  geringer  Zusatz  von  Borsäure  (lg  oder  1.1  g  auf  200  cc)  verhindert  nach  den 
Versuchen  des  Verf,'s  die  Essiggährung  von  reinem  Wein,  Nimmt  man  an,  dass  dieselbe 
durch  Mycoderma  aceti  verursacht  werde,  so  muss,  nach  dem  Verf.,  also  Borsäure  ein  Gift 
für  diesen  Organismus  sein.  Nach  weiteren  Versuchen  gedeiht  Mycoderma  aceti  nicht  in 
lOprocentigem  Alkohol,  wohl  aber  in  5procentiger  Essigsäure  und  etwa«  «chwächer  in 


252  Kryptogamen.  —  Pilze  (1880). 

ß'procentiger  Essigsäure  mit  einem  Zusatz  von  5  %  gesättigter  Borsäurelösung.  Verf.  neigt 
sich  hiernach  der  Ansicht  zu,  dass  die  Gährung  ein  rein  chemischer  Process  sei  und  dass 
die  3fycoderma-Keime  erst  auf  Kosten  des  gebildeten  Essigs  sich  entwickelten.  Die  Borsäure, 
meint  er,  verhindert  die  chemische  Umwandlung  des  Alkohols,  ist  aber  der  Vegetation  des 
Mycoderma  nicht  absolut  hinderlich,  (Nach  Biedermann's  Centralblatt  für  Agriculturchemie 
etc.  1880,  p.  487.) 

3.  Pilze  als  Ursachen  von  Krankheiten  der  Menschen  und  Thiere. 

155.  Behrens,  Wilh.  Jul.    unsere  unsichtbaren  Feinde,    (Monatsbl.  f.  öfifentl.  Gesundheits- 
pflege IIL  1880,  No.  1-4.    Braunschweig  1880.) 

Ein  populärer  Aufsatz  über  die  Schimmel,  Gährungs-  und  Spalt-Pilze  (Nach  Bot. 
Centralblatt  1880,  I,  p.  972.) 

156.  Eidam,  E.    Nutzen  und  Schaden  der  niederen  Pflanzenwelt.    Breslau  1880,  8",  30  S, 

Populärer  Vortrag,  gehalten  im  Humboldt- Verein  in  Breslau. 

157.  Burnett,  Ch.  H.    Aspergillus  in  the  human  ear.    (Scientific  american,  Suppl,  No,  208, 
vol,  VIII,  1880,  p.  3312,  mit  Holzschn.) 

Nach  B.  findet  sich  Aspergillus  nigricans  häufiger  im  menschlichen  Ohre  als  andere 
Schimmelpilze,  speciell  als  A.  glaucus.     (Nach  Bot.  Centralblatt  1880,  I,  p.  17.) 

158.  Grawitz.    üeber   Schimmelvegetationen   im  thierischen   Organismus.     (Archiv  für 
pathologische  Anatomie  und  Phj'siologie,  h.  v.  R.  Virchow,  Bd.  81,  p.  355—376  mit  Abb.) 

Nach  einer  historischen  Einleitung  theilt  G.  mit,  dass  es  ihm  gelungen  sei  verschiedene 
gewöhnliche  Schimmelpilze  (Penicilliiim-u.  Eurotium- Arten)  durch  Umzüchtung  bei  38  —  40"  C, 
in  maligne  Pilze  zu  verwandeln.  Er  säte  z.  B.  succesive  Generationen  jener  auf  ßrod,  welches 
mit  Wasser  zu  einem  dünnen  Brei  erweicht  war,  auf  schwach  saure,  sehr  verdünnte  und 
mit  1%  Rohrzucker  versetzte  Peptonlösung,  dann  auf  neutrale  bis  stark  alkalische  Pepton- 
lösung  zuletzt  ohne  Rohrzuckerzusatz.  Die  letzten  Generationen  gediehen  auch  auf  frischem 
Thierblut  und  erwiesen  sich  hier  als  Fäulnissverhinderer.  Nach  12  20  Generationen  hatte 
G.  eine  morphologisch  von  dem  ursprünglichen  Material  nicht  unterscheidbare  Schimmel- 
varietät erhalten,  welche  so  zuverlässig  in  ihrer  Malignität  war,  dass  nicht  ein  einziges 
Thierexperiment  raissglückte.  Bei  den  Impfversuehen  wurden  die  Sporen  in  warmem  Wasser, 
welchem  1  %  Kochsalz  zugesetzt  war,  in  die  Jugularvene  oder  ein  grosses  Lymphgefäss 
eingespritzt.  Kaninchen  gingen  80,  Hunde  100  Stunden  nach  der  Infection  zu  Grunde.  In 
Bezug  auf  die  gröberen  mycotischen  Veränderungen  der  Gewebe,  welche  am  dritten  oder 
vierten  Tage  ihren  Höhepunkt  erreichten,  bestätigt  G.  im  wesentlichen  die  Angaben  von 
Grobe  und  Block.  Bei  Einspritzungen  in  die  Jugularvene  hessen  sich  besonders  in  Nieren, 
Leber,  Darm,  Lungen  und  Muskelgewebe  Keimschläuche  und  Pilzrasea  nachweisen.  Bei 
Injectionen  in  die  Bauchhöhle  wuchern  die  Pilzfäden  in  das  Bindegewebe  hinein;  häufig 
ohne  das  Versuchsthier  zu  tödten,  indem  sich  um  die  mycotischen  Herde  Entzündungszonen 
bilden,  innerhalb  deren  die  Keime  absterben.  Injectionen  in  das  Gewebe  rufen  dieselben 
Erscheinungen  hervor,  wie  sie  Verf.  früher  bei  Soorinjectionen  beobachtet  hat  (1,  c.  Bd,  70, 
p,  589).  Inhalirte  Sporen  keimen  nur,  wenn  mit  ihnen  Hyphenstückchen  etc.,  an  welchen 
sie  anhaften  können,  in  die  Alveolen  gelangt  sind. 

Zum  Unterschied  von  den  Bacteriomykosen  ist  es  bei  den  hier  in  Rede  stehenden 
Fällen  die  Vielheit  der  einzelnen  Erkrankungsherde,  welche  den  Tod  nach  sich  zieht,  nicht 
eine  allgemeine  Zersetzung  des  Blutes  und  der  Gewebe. 

Die  Züchtungen  auf  warmen  Eiweisslösungen  lassen  sich,  nach  G.,  nicht  in  beliebiger 
Dauer  fortsetzen.  Nach  einer  Reihe  von  Generationen  tritt  Entartung  der  Pilze  ein,  welche 
sie  mehr  und  mehr  unfähig  macht,  auf  genanntem  Substrat  zu  vegetiren.  Ihre  Malignität 
erlischt  allmählich  wieder,  nachdem  sie  einen  Culminationspunkt  erreicht  hat. 

159.  Lang,  E.    Vorläufige  Mittheilung  von  einem  neuen  Untersuchungsergebnisse  bei 
Psoriasis.     (Ber.  d.  Naturw.-Med.  Vereins  in  Innsbruck,  9.  Jahrg.,  p.  54-61.) 

m  Verf.   hat  bei   der   genannten   Krankheit   in   gewissen  Lagern   der   Efflorescenzen 

Sporen  und  septirte  Hyphen  gefunden,  welche  er  einem  Pilze  zuschreibt,  den  er  Epidermo- 
phyton nennt,    (Bot.  Centralblatt  1880,  I,  p.  69-70.) 


Schriften  allg.  u.  gem.  Inhalts.  —  Pilze  als  Krankheitsursache  d.  Menschen  u.  Thiere.  253 

160.  Ribbert.   Ueber  Abscesse  des  Gebirns,  verursacht  durch  Embolien  des  Oidium  albicans. 

(Verh.  d.  Naturhist.  Vereins  d.  preuss.  Rheinlande  u.  Westfalens.  36.  Jahrg.  IV.  Folge. 
6.  Jahrg.  II.  Hälfte.     1879     Sitzungsber.  S.  86.) 

161.  Brummer,  J.  Maul-  und  Klauenseuche  ähnliche  Krankheitserscheinungen,  hervor- 
gerufen durch  (mit  Polydesmus  exitiosus)  befallenen  Raps.  (Königsberger  Land-  u. 
Forstw.  Ztg.  1880,  S.  4  [aus:  Der  Thierfreuud].) 

Die  Sporen  des  Rapsverderbers  finden  in  den  mit  der  Aussenwelt  in  Berührung 
stehenden  Schleimhäuten  der  Thiere  die  Bedingungen  zum  Keimen  und  können  dann  im 
ddrunter  liegenden  Gewebe  durch  ihr  Mycel  Entzündungen  veranlassen.  Die  Klauenhaut 
können  sie  nur  nach  einer  Verwundung  angreifen.  Wahrscheinlich  vermögen  sie  jedoch  in 
die  Epidermis  feinhäutiger  Euter  einzudringen.    (Nach  Bot.  Centralbl.  1880,  I,  S.  17.) 

162.  Edinburgh  Botanical  Soc.  1880.  8.  Jan.  Fish,  diseased,  in  the  Tweed.  (The  Gard. 
Chronicle  1880,  I,  p.  89.) 

Im  Tweed  wurden  kranke  und  todte  mit  weissen  Pilzflecken  bedeckte  Fische 
beobachtet.  Einige  Exemplare  erhielt  Stirling,  Curator  des  anatomischen  Museums,  zur 
Untersuchung. 

163.  Brooke,  G.  Notes  on  the  Salmon  disease  in  the  Esk  and  Eden.  (Transactions  and 
Proceedings  of  the  Bot.  Soc.  of  Edinburgh,  vol.  XIII,  pt.  II.) 

Die  dem  Ref.  leider  nicht  zu  Gesicht  gekommene  Arbeit  handelt  über  die  angeblich 
durch  Saprolegnia  ferox  veranlasste  Krankheit  der  Salme. 

164.  Buckland,  Fr.,  Walpole,  Sp.,  Joung,  A.  Report  on  the  disease  which  bas  recently 
prevaiied  among  the  Salmon  in  the  Tweed,  Eden  and  other  rivers  in  England  and 
Scotland.     London.     G.  E.  Eyre  and  W.  Spottiswoode.     1880. 

Nicht  gesehen.     Ref. 

165.  Robson,  M.  H.  The  Salmon  disease  (Sapiolegnia  ferax).  (Hardwick's  Science-Gossip. 
Juni  1880.) 

Nicht  gesehen.    Ref. 
165a.  Rutherford.  Ueber  die  Krankheit  der  Salme.   (Nach  dem  Ber.  in  Grevillea  IX,  p.  9  u.  10.) 

R.  fand  im  Muskelfleische  der  von  Saprolegnia  ferax  befallenen  Salme  ßacterien, 
welche  er  für  die  primäre  Ursache  jener  Fischkrankheit  hält.  Die  durch  sie  hervor- 
gebrachten Zersetzungsproducte  sollen  den  Saprolegnia-Sporen  erst  einen  geeigneten  Boden 
zum  Keimen  liefern.  Cooke  erklärt  sich  gegen  diese  Ansicht  und  glaubt,  dass  das  Vor- 
kommen der  Bacterieu  nicht  von  wesentlicher  Bedeutung  für  die  Entwickelung  der 
Saprolegnia  sei. 

165b.  Brongniart,  A.,  et  Cornu,  M.  Observations  nouvelles  sur  les  epidemies  sevissant  sur 
les  insectes.    (Dipteres  tues  par  uu  Champignon.  (Entomophthora.)  Paris  1879.  8".) 

Nicht  gesehen.    Ref. 

166.  Hagan.  Description  of  Insects  by  Yeast.  (The  Gardeners'  Chronicle  1880,  I,  p.  80 
und  p.  88.    Nature  vol.  XXI,  p.  447  u.  611.) 

Durch  die  Beobachtung  von  Empusa  miiscae  getödteter  Fliegen  angeregt  hat  H. 
ein  Buch  über  die  Benutzung  des  Hefepilzes  zur  Vertilgung  schädlicher  Insecten  geschrieben. 
An  den  citirten  Stellen  in  The  Gard.  Chron.  wird  seine  Schrift  durch  Mc  Lachnan  empfohlen. 
In  Nature  vol.  XXI  findet  sich  p.  447  eine  Bemerkung  von  E.  R.  Lancester  über  den  Gegen- 
stand und  p.  611  eine  Erwiderung  H.'s  H.  theilt  darin  mit,  dass  Insecten,  welche  er  mit 
in  Wasser  zertheilter  Hefe  besprengte,  starben,  während  Controlexemplare  gesund  blieben, 
Im  Körper  der  getödteten  Thiere  fanden  sich  Pilzsporen,  welche  den  von  Rees  (Bot.  Unters. 
über  d.  Alkoholgähruugspilze.    Taf.  I,  fig.  15,  e,  dj  abgebildeten  glichen. 

167.  Lesley.    Fungus  inoculation  for  insects.    (Nature  vol.  ^XII,  p,  31.) 

Lesley  macht  darauf  aufmerksam,  dass  die  Idee,  parasitische  Pilze  gegen  Insecten 
zu  verwerthen,  zuerst  von  dem  Entomologen  John,  L.  Le  Conte  aus  Philadelphia  im  August 
1873  ausgesprochen  wurde.     Folgt  Anführung  der  Stelle. 

168.  Frentiss,  A.  N.  Destruction  of  noxious  insects  by  means  of  fungoid  growtbs. 
(American  Naturalist.    Aug.  Sept.  1880.) 

Nicht  gesehen.    Ref. 


254  Kryptogamen.  —  Pilze  (1880). 

169.  Rommier,  Ä.  Sar  rinflaence  toxique  qne  le  myceliam  des  racines  de  la  vigne  exerce 
sar  le  Phylloxera.  (Comptes  reudus  h.  des  seances  de  l'Academie  des  sciences  1880, 
t.  90,  p.  512.) 

Verf.  beobachtete  an  von  Phylloxera  befallenen  Rebenwurzeln,  welche  sich  bei 
15—20"  in  Versuchsflaschen  befanden,  dass  auf  den  Stücken,  an  welchen  ein  Mycelium 
erschien,  die  Phylloxera  zu  Grunde  ging,  während  sie  auf  den  anderen  sich  stark  vermehrte. 
Das  Auftreten  des  Mycels  ist  ein  Zeichen  des  baldigen  Absterbens  der  Rebe. 

4.  Pilze  als  Ursache  Ton  Fflanzeukraukheiten. 

a.  Allgemeines. 

170.  Cornu,  M.  Applications  de  la  theorie  des  germes  aox  Champignons  parasites  des 
vegetaux,  et  specialement  aux  maladies  de  la  vigne.  (Comptes  rendus  h.  d,  seances 
de  l'Academie  des  sciences,  t.  91,  1880,  p.  960-963.) 

Eine  Zusammenstellung  von  Massregeln  gegen  parasitische  Pilze.  Neue  Gesichts- 
punkte von  mykologischem  Interesse  kommen  nicht  zur  Sprache. 

171.  Frank,  A.  B.  Die  Krankheiten  der  Pflanzen.  (Ein  Handbuch  für  Land-  und  Forst- 
wirthe,  Gärtner,  Gartenfreunde  und  Botaniker.    Mit  149  Holzschn.    Breslau  1880.) 

Der  IV.  Abschnitt  des  Werkes  „Krankheiten,  welche  durch  andere  Pflanzen  hervor- 
gebracht werden"  ist  naturgemäss  zum  grössten  Theil  (S.  362—654)  den  Pilzen  gewidmet. 
Er  bringt  nach  einer  allgemeinen  Einleitung  (Schmarotzerpilze  als  Krankheitserreger;  Art 
wie  der  Schmarotzerpilz  die  Nährpflanze  bewohnt,  epiphyte  und  endophyte  Parasiten;  Art 
des  Befallens  durch  einen  Schmarotzerpilz;  Auswahl  des  Pflanzentheils  und  der  Nährspecies; 
Art  der  Wirkungen,  die  die  Schmarotzerpilze  hervorbringen)  eine  sehr  reichhaltige  Zusammen- 
stellung des  vorhandenen,  kritisch  gesichteten  Materials  unter  steter  Hinweisung  auf  noch 
zu  beantwortende  Fragen  und  mit  zahlreichen  Ergänzungen  auf  Grund  neuer  eigener  oder 
dem  Verf.  mitgetheilter  Beobachtungen.  Die  Eintheilung  ist  nach  den  Krankheitsursachen 
getrofi'en.  Es  werden  in  den  neun  Capiteln  nach  einander  abgehandelt:  Chytridiaceen; 
Saprolegniaceen ;  Peronosporeen;  Brandpilze  als  Ursache  der  Brandkrankheiten  nebst  den 
mit  den  Ustilagineen  nächstverwandten  Parasiten  (Entyloma,  Melanotaenium,  Physoderma, 
Protomyces) ;  Rostpilze  als  Ursache  der  Rostkrankheiten,  nebst  Rostkrankheiten,  die  durch 
ungenau  bekannte  Uredineen  verursacht  werden;  die  durch  Hymenomyceten  verursachten 
Krankheiten;  Scheibenpilze;  Kernpilze  (Mehlthau,  Russthau,  endophyte  Parasiten  mit  Conidien- 
trägern,  endophyte  Parasiten  mit  Spermogonien  oder  Pykniden  in  Blatt-  und  Fruchtflecken,  Blatt- 
flecken mit  einfachen  Perithecienformen,  Pyrenomyceten  als  Ursache  von  Holzgeschwülsten, 
unterirdische  Pyrenomyceten,  Bhizolctonia^  zusammengesetzte  Pyrenomyceten);  unvollständig 
bekannte  Schmarotzerpilze  (Wurzelanschwellungen  der  Erle,  Papilionaceen  etc.). 

Bei  jeder  Krankheit  werden  Symptome  und  Verlauf,  kurz  das  über  den  Entwicke- 
lungsgang  des  Parasiten  Bekannte  und  therapeutische  und  prophylaktische  Maassregeln  an- 
gegeben. Da  bereits  seit  1876  an  der  Fertigstellung  des  Manuscripts  gearbeitet  wurde,  konnten 
seitdem  erschienene  Arbeiten  nicht  mehr  überall  zur  Geltung  gebracht  werden;  z.  B.  Sorauer's 
Obstbaumkrankheiten  und  R.  Hartig's  Untersuchungen  aus  dem  forstbot.  Institut  zu  München. 

Da  Jeder,  der  sich  mit  pflanzlichen  Parasiten  befasst,  das  Buch  selbst  benützen 
wird,  genügt  es  hier,  das  Wichtigste  des  darin  mitgetheilten  Neuen  kurz  hervorzuheben. 

S.  384  wird  unter  dem  Namen  Saprolegnia  Schachtii  n.  sp.  ein  auf  Pellia  epiphylla 
schmarotzender  Pilz  beschrieben,  dessen  farblose,  einzellige  verzweigte  Fäden  (Dicke  0.0045 — 
0.0010mm)  die  Zellwände  durchbohren  und  im  Inneren  der  Nährzellen,  „am  Ende  eines 
Fadens,  seltener  interstitiell"  kugelförmige  Zellen  von  0.04  mm  Durchmesser  bilden ,  mit 
dicker,  durchlöcherter  Membran  und  dichtem  Inhalt,  der  später  in  eine  Mehrzahl  von  Kugeln 
zerfällt.  Die  Wirkung  des  Parasiten  beschränkt  sich  darauf,  dass  die  Zellen,  in  denen  er 
sich  reichlicher  entwickelt,  ihr  Stärkemehl  verlieren.  Die  Chlorophyllkörner  derselben  sind 
klein  und  stärkelos,  aber  grün.  Mikroskopisch  ist  am  Lebermoose  die  Krankheit  nicht  wahr- 
nehmbar. Der  Pilz  erinnert  den  Verf.  an  Pythium  equiseti.  Die  Fäden  finden  sich  häufig 
in  Bündeln  in  den  Wurzelhaaren,  durch  deren  Membran  sie  nach  aussen  treten,  um  (vielleicht) 
andere  Pflanzen  zu  inficiren. 


Schriften  allgem.  u.  gem.  Inhalts.  —  Pilze  als  Ursache  von  Pflanzenkrankheiten.  255 

S.  516  giebt  der  Verf.  eine  ausführliche  Beschreibung  des  „Wurzelpilzes  des  Wein- 
stocks", der  die  als  „Blaue  des  racines"  bezeichnete  Krankheit  verursacht.  Er  findet  eine 
sehr  grosse  Uebereinstimmung  des  Mycels  mit  den  Rhizomorphasträngen  des  Agaricus 
melleiis  und  möchte  es  mit  Schnetzler  (Compt.  rend.  1877,  p.  1141)  und  Millardet  (Compt. 
reud.  1879,  p.  379)  für  identisch  mit  diesen  halten.  Allerdings  ist  ein  strenger  Beweis  durch 
Erziehung  der  Fruchtträger  noch  nicht  geliefert.  Eine  Aehnlichkeit  mit  Agaricus  melleus 
besteht  auch  darin,  dass  der  Pilz  an  von  ihm  getödteten  Pflanzentheilen  noch  als  Saprophyt 
weiter  vegetiren  kann.  Interessant  ist  eine  gelungene  Infection  der  Feuerbohne  durch  von 
dem  Mycel  getödtete  Rebenwurzeln. 

Boesslerid  hi/pogaea  Thümen  hat  mit  dem  vom  Verf.  beschriebenen  Pilze  nichts  zu 
thun.  Die  Gelbsucht  des  Weinstocks  ist  äusserlich  der  von  dem  in  Rede  stehenden  Mycel 
verursachten  Krankheit  sehr  ähnlich  und  vielleicht  mit  ihr  identisch.  Jedenfalls  hat  Fuckel 
ihren  Zusammenhang  mit  seiner  Spicularia  Icterus,  die  er  für  die  Ursache  hält,  nicht 
erwiesen. 

S.  530.  Bisher  nicht  beobachtet  oder  noch  nicht  erkannt  ist  „die  Sclerotienkrankheit 
des  Rapses",  verursacht  durch  Peziza  sclerotioides  Lib.  Dieselbe  trat  1879  meist  vereinzelt, 
in  einem  Felde  aber  epidemisch,  bei  Leipzig  auf.  Anfang  Juli  bemerkte  man,  dass  das  Feld 
vorzeitig  gelb  wurde,  eine  Erscheinung,  welche  die  Landleute  Früh-  oder  Nothreife  nennen. 
In  mittlerer  Höhe  des  im  übrigen  grünen  Rapsstengels  zeigt  sich  eine  letzteren  rings 
umfassende,  bleiche  oder  rötbliche  Stelle,  deren  Rinde  zusammengefallen  ist,  so  dass  die 
Epidermis  dem  Heizkörper  nur  locker  aufliegt.  Die  anfangs  nur  die  Rinde  zerstörenden, 
septirten,  verzweigten  Mycelfäden  (Dicke  0.003  — 0.02  mm)  gelangen  durch  die  Markstrahlen 
und  die  Unterbrechungen  des  Holzrings  an  der  Insertionsstelle  der  Blätter  und  Zweige  ins 
Mark  und  bilden  dort  schwarze  Sclerotien,  deren  Entwickelung  mit  der  von  De  Bary 
gegebenen  Schilderung  (Morphologie  und  Physiol.  der  Pilze  etc.,  S.  35)  übereinstimmt.  Die- 
selben zeigen  die  verschiedeneu  Formen,  welche  als  Sclerotium  compactum  DC.  bekannt 
sind.  Ausserdem,  wiewohl  weniger  zahlreich,  bilden  sich  Sclerotien  in  der  Rinde  des  Stengels 
und  der  Wurzel.  Diese  stellen  Sclerotium  varium  Pers.  und  Sclerotium  Brassieae  Pers. 
dar.  Die  Verbreitung  des  Mycels  erfolgt  nach  unten  schneller  als  nach  oben.  Aus  den  in 
der  Luft  befindlichen  abgestorbenen  oder  blos  erkrankten  Theilen  des  Wirthes  treibt  der 
Pilz  bisweilen  Couidien  tragende  Fruchthyphen,  die  mit  Botrytis  cinerea  Pers.  überein- 
stimmen. Bedingungen  hierzu  sind  unbewegte  Luft  und  genügende  Feuchtigkeit.  Bei  ihrer 
Bildung  treibt  ein  Mycelfäden  durch  eine  Spaltöffnung  oder  zwischen  mürben  Epidermiszellen 
hindurch  eine  Papille  an  die  Stengeloberüäche,  an  welcher  mehrere  Zweigpapillen  hervor- 
sprossen, deren  jede  zu  einem  Conidienträger  auswächst. 

Ausser  der  oben  bezeichneten  können  die  Conidienträger  fast  alle  von  Fresenius 
(Beiträge  zur  Mycologie,  Taf.  II)  abgebildeten  Formen  annehmen,  z.  B.  die  von  Botrytis 
vulgaris  Fr.,  B.  cana  Kze.  et  Schm.,  B.  xüebeja  Fres.,  B.  furcata  Fres. 

Nachdem  der  Pilz  die  Rapspflanze  getödtet  hat.  vegetirt  er  als  Saprophyt  kräftig 
weiter  und  bildet  nun  im  Erdboden  Sclerotien.  Auch  die  bald  keimenden  Conidien  sind  zu 
einer  saprophyten  Ernährung  befähigt.  Aus  ihnen  lassen  sich  auf  dem  Objectträger  leicht 
Botrytis-¥ oxmen  erziehen.'  Im  August  in  Erde  ausgesäte  Sclerotien  keimten  Anfang  März. 
Die  Becher  und  Sporen  stimmten  bis  auf  die  Grössenverhältnisse  der  letzteren  mit  den  von 
Coemans  (Bulletin  de  l'academie  roy.  des  sciences  de  Belgique  2.  ser.,  T.  IX  [1860],  p.  62  ff.) 
aus  den  Rapssclerotien  erhaltenen  überein. 

Infectionsversuche  mit  Mycel,  Conidien  und  Ascosporen  gelangen  leicht.  Die  Keim- 
schläuche der  letzteren  dringen  in  die  Spaltöffnungen  oder  zwischen  je  zwei  benachbarte 
Epidermiszellen  ein.  Die  Krankheit  Hess  sich  auch  auf  Keimpflanzen  von  Sinapis  arvensis 
und  von  Klee  übertragen.  Verf.  vermuthet  daher,  dass  die  Sclerotienkrankheiten  dieser 
und  anderer  Pflanzen  durch  denselben  Pilz  erzeugt  werden. 

S.  544,  Verf.  beobachtete  in  den  unteren,  schlaff  und  weich  gewordenen  Inter- 
nodien  des  Stengels  von  Impatiens  glandulifera  ein  intercellulares,  septirtes,  verzweigtes 
Mycel,  welches  zahllose,  kleine,  schwarze  Sclerotien  von  nicht  über  Vio  i^™  Durchmesser 
bildete.    Vorbehaltlich  einer  näheren  Bestimmung  nennt  er  den  Pilz  Sclerotium  Balsaminae. 


256  Kryptogamen.  —  Pilze  (1880). 

Die  Entwickelung  der  Sclerotien   begann  mit  einem  Eindringen  zahlreicher  Mycelfäden  in 
eine  oder  zwei  benachbarte  Zellen,  in  deren  Lumen  sie  sich  zum  Knäuel  verflochten. 

S.  581.  Cladosporiiim  herbarmn  Link.,  auf  Roggenfeldern  bei  Leipzig  parasitisch 
gefunden.  In  den  erkrankten  Stellen  (an  Blättern)  findet  Zerstörung  des  Chlorophylls,  später 
Austrockuung  statt. 

S.  586.  An  Sporidesmium  piärefaciens  Fuckel.  (7?a(?os2)orM(m  -  Conidienträger 
beobachtet. 

Fünf  neue  Arten  werden  ausser  den  schon  erwähnten  in  dem  Buche  aufgestellt: 
S.  440  Urocystis  Älopecuri,  S  600  Bmmilaria  Viciae,  S.  601  Cercospora  JPhyteumatis, 
S.  604  Sclerotrichum  alpinum  auf  Phleum  alpinum  und  Poa  minor,  S.  611  Gloeosporiiim 
Phegopteridis. 

Hervorzuheben  sind  endlich  noch  die  an  verschiedenen  Stellen  gegebenen  historischen 
Bemerkungen. 
172.  Schenk,  A.    Handbuch  der  Botanik.    I.  Band.    Breslau  1881. 

Dieser  Theil  der  „Encyclopädie  der  Naturwissenschaften"  enthält  auf  Seite  471—529 
das  Wichtigste  des  in  Fraiik's  „Handbuch  der  Krankheiten  der  Pflanzen"  über  Schmarotzerpilze 
Gesagten,  von  Frank  selbst,  in  dem  Zwecke  des  Werkes  entsprechender  Form,  dargestellt. 
178.  Sorauer,  P.    Giebt  es  eine  Prädisposition  der  Pflanzen  für  gewisse  Krankheiten? 
(Die  landwirthschaftl.  Versuchsstationen,  Bd.  XXV,  S.  327-372.) 

S.  verficht  seine  Ansicht  über  die  Frage  gegen  Hartig  und  Wolff.  Neue  Thatsachen 
von  mykologischem  Interesse  sind  nicht  in  der  Arbeit  enthalten. 

174.  0-  Comes.  J  Funghi  in  rapporto  all'  economia  domestica  ed  alle  plante  agrarie. 
(Lezioni  nella  R.  Scuola  sup.  d'Agric.  di  Portici,  raccolte  da  A.  Savastano,  Napoli  1880. 
184  p.,  8°,  34  autogr.  Tafeln. 

Autographirter  Text  der  Vorlesungen  über  angewandte  Mykologie,  welche  Prof. 
Comes  in  der  höheren  landwirthschaftlichen  Schule  zu  Portici  gehalten.  Wir  geben  einfach 
die  üeberschrift  der  Kapitel,  in  welche  die  Arbeit  getheilt  ist. 

I.  Natur  der  Pilze  —  wie  sie  vegetiren  —  ihr  Parasitismus  ~  Formen  —  Vege- 
tationskörper —  Sclerotien. 

II.  Reproductionsorgane  —  Polymorphismus. 

III.  Systematik.     Classification  Berlreley's  und  de  Bary's. 

IV.  Chemische  Zusammensetzung  —  giftige  Substanz  —  Phosphorescens  —  Farben- 
wechsel des  Saftes  —  Geruch  und  Farbe. 

V.  Basidiomyceten.    Hymenomyceten;  ihre  Fortpflanzungsorgane,  Eintheilung. 
VI.  Agaricini.    Mycelium,  Reproductionsorgane. 
VII.  Wichtigste  Arten  der  Agaricini. 

VIII.  Wichtigste  Arten  der  Polyporei,  Eydnei,  Clavariei,  Auricidarini,  Tremellini. 
IX.  Gastromyceten.  —  Die  grösseren  Pilze  in  Beziehung  zur  Oeconomie.    Vergiftung 

und  Cur  derselben.     Cultur  der  nützlichen  Pilze. 
X.  Parasitismus,  bezüglich  auf  die  Cultui  pflanzen. 
XI.  Couiomyceten  und  Hypodermei;    Schaden,  der  von  den  Ustilagineen   erzeugt 

wird,  und  die  bekannten  Heilmittel. 
XII.  Die  Urediueen. 

XIII.  Schwarzbrenner  (Anthracnose)  des  Weinstockes. 

XIV.  Mucorineen. 

XV.  Ascomyceten;  Sphaeriaceen  und  Erysiphaceen. 
XVI.  Discomyceten  und  Tuberaceen. 

XVII.  Rhizoctonien,  Saccharomyceteu,il/2/cocZer»ia,  Bacterien,Myxomyceten,  jEa^ani/tewie. 
Es  folgt  eine   Aufzälilung  der  gewöhnlichsten  Volksuamen,   welche  die  bekannten 
Pilze  in  Toscana,  im  Neapolitanischen,  in  Sicilien  haben,  sowie  ein  Verzeichniss  der  wichtigsten 
Nährpflanzen,  eine  jede  mit  den  ihr  eigenthümlichen  Pilzen. 

Die  34  autographirten  Tafeln  illustriren,  in  schlechten  Copien  aus  anderen  Werken, 
das  im  Text  Gesagte;  die  wenigen  von  Herrn  Savastano  zugefügten  Originalzeichnuugeu  sind 
völlig  unbrauchbar  (Tafel  XXXIV!).  "  0.  Peuzig.      ' 


Schriften  allgem,  u.  gemischt.  Inhalts.  —  Pilze  als  Ursache  von  Pflanzenkrankheiten.  257 

175.  Wildwachsende  Pflanzen  als  Verbreiter  von  Krankheiten  unserer  Culturgewächse. 

(Fühling's  Landw.  Zeit.  1879,  S.  656.) 

Eine  der  „Land-  und  Forstwirthschaftlichen  Zeitung  für  das  nordöstliche  Deutschland" 
entnommene  Zusammenstellung  über  das  Vorkommen  von  Parasiten  unserer  Culturpflanzen 
auf  Unkräutern.  P.  Sorauer. 

176.  Beobachtungen  über  Feinde  und  Krankheiten  unserer  Obstbäume  und  Getreidearten 
im  Jahre  1875.     (Norddeutscher  Landwirth  1879,  No.  4  und  5.) 

Aufzählung  zahlreicher  Insectenschäden  und  einzelner  Vorkommnisse  von  Erysiphe 
auf  Klee  und  Eoestelia  auf  Birnen.  P.  Sorauer. 

177.  Joh.  Lange.  Om  de  Sygdomme  hos  vore  vigtigste  dyrkede  Planter,  som  fremkal 
des  ved  Rustsvampe  O.  S.  V.  (Ueber  die  Krankheiten  bei  unseren  wichtigsten  cultivirten 
Pflanzen,  welche  durch  Rostpilze  hervorgebracht  werden,  die  auf  verschiedenen  Wirth- 
pflanzen  schmarotzen,  soM'ie  über  die  Mittel,  ihre  Ausbreitung  zu  hemmen.  45  Seiten 
mit  25  Holzschnitten.     Kopenhagen  1879.) 

Eine  gemeiufasslich  dargestellte  Abhandlung  für  den  praktischen  Landmann  oder 
Gärtner  bestimmt;  Aecidüim  Berheridis,  Aec.  asperifolii,  Äec.  Frangulae  mit  den  zugehörigen 
Puccinien,  sowie  Uromyccs  Hordei  P.  Nielsen  werden  beschrieben  und  abgebildet.  Wissen- 
schaftlich Neues  ist  in  der  kleinen  für  Laien  abgefassten  Arbeit  nicht  vorhanden. 

Poulsen. 

178.  A.  Renner.  Az  anyarozs  (Seeale  cornutum)  boni-es  szödettani  szerkezete.  (Munkä- 
latok  etc.  Arbeiten  der  XX.  Wanderversammlung  der  ung.  Aerzte  und  Naturforscher. 
Budapest  1880,  S.  350-354  mit  1  Tafel  [Ungarisch].) 

Vgl.  Bot.  Ztg.  1879,  S.  677. 

179.  Derselbe.  A  növenyek  üszögbetegsege,  fötekin  tettel  a  kukoriczaüszögre.  (Ibid. 
S.  348-352  mit  1  Tfl.  [Ungarisch].) 

Vgl.  Bot.  Ztg.  1879,  S.  677. 

180.  Derselbe.  Az  üeszögbetegseg  es  az  anyarozs  tekintettel  fejlödesükre,  a  nevezetes 
fajok  leiräsära  es  az  ellenök  alkalmazandö  eljäräsra  müvelesbeli  vövenyeinknel. 
(Budapest  1880,  115  S.  mit  21  in  den  Text  gedr.  Abbildg.  u.  1  Tfl.  in  Farbendruck 
[Ungarisch].) 

Ist  der  Separatabdruck  der  in  den  Földmivelesi  Erdekeink  1879  erschienenen  Artikel- 
reihe (vgl.  Bot.  Jahresb.  1879,  S.  564)  und  giebt  eine  ausführliche  Schilderung  der  Brand- 
krankheiten und  des  Mutterkorns.  Das  Buch  enthält  auch  eigene  Beobachtungen  des  Verf.'s 
und  ist  in  einer  für  das  grosse  Publikum  verständlichen  Form  gehalten.  Staub. 

181.  Gegen  Pflanzenungeziefer  und  Pflanzenkrankheiten.  Aus  „Königsberger  Land-  und 
P'orstwirthschaftliche  Zeitung"  1880,  No.  33,  citirt  in  Biedermann's  Centralbl.  f.  Ag.-Ch. 
1880,  S.  702. 

Ein  Theil  Carbolsäure  in  100  Theile  Wasser  soll  vorzügliche  Dienste  leisten,  ohne 
die  Pflanzen  zu  schädigen.  P.  Sorauer. 

182.  Sprengwagen  zur  Vertilgung  der  schädlichen  Pilze  und  Insekten  auf  Cultur gewachsen. 
Fühling's  Landw.  Ztg.  1879,  S.  215. 

H.  Heuze  in  Weichnitz  (Kr.  Gr.  Glogau)  hat  ein  Patent  auf  einen  Apparat  genommen, 
der  aus  einem  durch  Zugthiere  zu  bewegenden  zweiräderigen  Karren  besteht,  auf  dessen 
Achse  sich  ein  Kasten  mit  pilztödtender  Flüssigkeit  befindet.  Die  Flüssigkeit  fliesst  durch 
eine  horizontale  Röhre  mit  Düsen  aus.  Auf  dem  Wagen  befindet  sich  ein  durch  2  P'riktions- 
räder  in  Bewegung  gesetzter  Ventilator,  der  einen  sehr  starken  Luftstrom  durch  Oeflfnungen 
gegen  die  aus  den  Düsen  austretende  Flüssigkeit  treibt  und  dieselbe  zerstäubt. 

P.  Sorauer. 

b.  Krankheiten  des  Getreides  und  anderer  Feldfrüchte. 

183.  0.  Comes.  Notizie  intorno  ad  alcune  Crittogame  parassite  delle  plante  agrarie  ed 
ai  mezzi  per  combatterle.  (Annuar.  della  R.  Scuola  Sup.  d'Agraria  in  Portici,  II, 
1880.    Napoli  1880.    34  S.  in  8«,  mit  1  Tafel.) 

Dem  Ref.  nicht  zugänglich.  0.  Penzig. 

Botaoischer  Jahresbericht  XI  (1881)  1,  Abth.  17 


258  Kryptogamen.  —  Pilze  (1880). 

184.  Linde,  S.  Wurzelparasiten  und  angebliche  Bodenerschöpfung  in  Bezug  auf  die 
Kleemüdigkeit  und  analoge  Krankheitserscheinungen  bei  ungenügendem  Pflanzen- 
Wechsel.     (Leipz.  Inaug.-Diss.,  Freiburg  i.B.,  8",  64  S.  1880.) 

Verf.  erklärt  die  Unverträglichkeits-  und  Müdigkeitserscheiniing  durch  die  Concurrenz 
der  auf  sich  selbst  folgenden  Pflanze  mit  den  parasitischen  Bewohnern  der  Wurzeln  ihrer 
Vorgängerin.  Eine  der  Ursachen  der  Kleemüdigkeit  soll  Pleospora  herbarum  sein.  (Nach 
Bot.  Centralblatt  1880,  I,  p.  66.) 

185.  Linde,  S.  Bodenmüdigkeit  und  die  Unverträglichkeit  der  Pflanzen  sind  Pflanzen- 
krankheiten, (Zeitschr.  des  Landwirthsch.  Vereins  in  Bayern,  70.  Jahrg.,  N.  F.,  XIV. 
Jahrg.,  1880,  S.  345,  538.) 

186.  Liebig,  H.  v.  Ist  die  Bodenerschöpfungstheorie  eine  Irrlehre  oder  nicht?  (Ib.  p.  293,  460.) 

H.  V.  L.  vertheidigt  die  Bodenerschöpfuugstheorie  gegen  die  von  Linde  in  seiner 
Dissertation  ausgesprochene  Ansicht.  Daraufhin  entspann  sich  ein  Streit  zwischen  Linde 
und  Liebig,  welcher  nichts  bringt,  was  von  mj^cologischem  Interesse  wäre. 

187.  Jakob  Eriksson.  Om  klöfverrötan  men  särskildt  afsecude  frä  dess  reppträdande  i 
vart  land  aren  1878  79.  (, lieber  die  Kleefäule  mit  besonderer  Rücksicht  auf  das 
Auftreten  in  unserem  Lande  1878—79.)  Med  en  färglagd  tafla.  (Kongl.  Landtbr. 
Akad.  Handl.  o.  Tidskr.,  1880,  S.  28-42.) 

Im  Frühjahre  1878  trat  an  mehreren  Orten  in  Schweden  die  in  Deutschland  s.  g. 
Sclerotienkrankheit  des  Klees  (Kleekrebs,  Kleefäule  i  recht  zerstörend  auf.  Der  Verlauf 
dieser  Krankheit,  die  Entwickelungsgeschichte  des  Zerstörers  selbst  (der  s.  g.  Peziza  ciborioides 
Fr.)  und  die  Verliütungsmassregeln  dagegen  werden  im  vorliegenden  Aufsatze,  so  weit  diese  wie 
jene  bis  jetzt  bekannt  sind,  verfolgt.  Rücksichtlich  der  Verbreitung  der  Krankheit  wird  die 
Vermuthung  ausgesprochen,  jene  finde  gewöhnlich  nicht  durch  Sclerotien,  sondern  durch  den 
Samen,  Früchte  u.  s.  w.  begleitende  Pilzfäden  statt.  Dem  Namen  Peziza  ciborioides  Fr. 
eignet  der  Verf.  eine  eingehende  Kritik.  Die  von  P'ries  in  Observat.  Myc.  1818  aufgestellte 
Peziza  ciborioides  stimmt  in  ihrem  ganzen  Auftreten,  auch  in  ihren  Kennzeichen  mit 
dem  Kleefäulepilz  nicht  ganz  gut  überein.  Diese  Abweichungen  waren  von  dem  ersten 
Entdecker  dieses  Pilzes,  H.  Hoffmann  in  Giessen  in  Icon.  anal.  fung.  1863  hervorgehoben, 
von  allen  späteren  Forschern  aber  vollständig  übersehen.  Der  Verf.  schlägt  für  den 
Kleefäulepilz  den  Namen  Sclerotinia  Trifoliorum  vor.  Synonymen  sind  Peziza  ciborioides 
(Fr.)  bei  allen  Autoren  nach  Hoffmann's  Icones  1863  und  Peziza  ciborioidos  Hoffm.  in 
Rabenhorst,  Fung.  europ.  exsicc,  Ed.  Nov  ,  Ser.  See,  cent.  VII,  No.  619,  Dresdae,  1864. 
Auf  der  beigelegten  Tafel  sind  einige  vom  Pilze  zerstörte  Kleepflanzen  und  einige  Frucht- 
körper tragende  Sclerotien  in  Farbendruck  abgebildet.  I.  E— n. 

188.  Jakob  Eriksson.  En  ny  parasitsvamp  ä  hvete,  Typhula  graminum  Karst.  (Ein  neuer 
Schmarotzer  auf  Weizen.)  Med  en  litografierad  och  delvis  färglagd  tafla.  (Kongl. 
Landtbr  .-Akad.  Handl.  o.  Tidskr.,  1879,  p.  161  —  166.) 

Im  Herbste  1877  wurde  an  dem  Experimentalfelde  der  schwedischen  Landbau- 
Akademie  auf  drei  Parzellen  eine  aus  England  verschriebene  Weizenart,  „Mainstay-wheat", 
ausgesäet.  Die  Keimfähigkeit  war  gut  und  beim  Einbruch  des  W^inters  waren  die  drei 
Parzellen  frisch  grün.  Im  folgenden  Frühjahre  aber,  sogleich  nach  der  Aufthauung  des 
Schnees,  zeigten  sich  die  Weizenpflanzen  zum  grössten  Theile  todt,  mit  kleinen,  rothen 
Sclerotien  eines  parasitischen  Pilzes  besetzt.  Auf  drei  anderen  Orten  in  dem  Bezirke  von 
Stockholm  trat  auf  derselben  Weizenart  dieselbe  Krankheit  auf. 

Die  Sclerotien  gehörten  nach  A.  de  Bary  dem  Sclerotium  fulviim  Fr.  Diese 
Sclerotien  wurden  jetzt  theils  auf  Sand,  theils  auf  gewöhnlicher  Ackererde  unter  Glasglocken 
feucht  cultivirt.  Die  im  Juni  ausgelegten  Sclerotien  fingen  zuerst  in  der  Mitte  von  October 
an  zu  keimen.  Die  während  October  und  November  von  den  Sclerotien  reichlich  hervor- 
sprossenden, anfangs  einfachen,  später  mehrmals  verzweigten,  fadenartigen  Pilze  gehörten 
offenbar  zu  der  Gattung  Ti/phiila,  nach  P.  A.  Karsten  der  Species  Typhula  graminum  Karst. 
Zur  Fructification  gelangten  aber  die  so  cultivirten  Pilze  nicht.  Nirgends  auch  nicht  in 
England,  nach  brieflicher  Mittheilung  von  Cooke  —  ist  dieser  Pilz  vorher  als  auf  Weizen 
epidemisch-schmarotzeuder  beobachtet.  J.  E.  a. 


Schriften  allgem.  u.  gemischt.  Inhalts.  —  Pilze  als  Ursache  von  Pflanzenkrankheiten.  259 

189.  G.  Cugini.   Sopra  una  malattia  del  frumento  recentemente  comparsa  nella  provincia 
di  Bologna.     (Giornale  Agrario  Italiano  XIV,  No.  13—14,  1880.) 

Die  bisher  nur  für  saprophytisch  gehaltene  Sphaeriaceen-Art  Eliaphidosjwra  herpo- 
trieha  (Fr.)  De  Not,  hat  bei  Bologna  eine  schwere  epidemische  Krankheit  des  Getreides 
hervorgerufen,  die  jedenfalls  der  Beachtung  werth  ist. 

Aeusserlich  manifestirt  sich  das  Uebel  durch  Vertrocknen  und  Vergilben  der  Pflanze; 
die  Aehren  sind  gekrümmt,  die  Spelzen  fleckig  und  gespreizt,  die  Samen  verkümmert.  Die 
Wurzeln  selber  sind  verfault,  lassen  Schimmelbilduug  erkennen  und  sind  schwärzlich  gefärbt. 
Die  Ehaphidospora  selber  bewohnt  die  oberirdischen  Theiie  der  Pflanze.  Die  Perithecien 
bilden  sich  unter  der  Epidermis,  brechen  aber  bei  der  Reife  hervor;  sie  sind  halbkugelig, 
mit  einem  stumpfen,  vom  kleinen  Ostiolum  durchbohrten  Höcker  in  der  Mitte,  behaart. 

Als  Mittel  gegen  den  gefährlichen  Feind  schlägt  Verf.  Abbrennen  der  Stoppeln  vor, 
hält  auch  Schwefelung  vielleicht  für  wirksam.  0.  Pen  zig. 

190.  Werner  und  Körnicke,   lieber  die  Werthigkeit  einiger  Roggensorten.   (Aus:  „Fühling's 
Laudw.  Zeit.  1878,  Heft  12";  citirt  in  Biedermann's  Centralbl.  f.  Agr.-Chemie  1879,  S.  184.) 

Die  Sorten  sind  seit  einer  Reihe  von  Jahren  auf  dem  Alluviallehmboden  des  Rhein- 
thales  in  Poppeisdorf  unter  gleichen  Verhältnissen  cultivirt  worden.  Die  Beobachtung  führte 
betreffs  ihrer  Widerstandsfähigkeit  gegen  Krankheiten  zu  folgenden  Ergebnissen.  Es  zeigte 
sich  der  1.  spanische  Doppelroggen  winterfester,  aber  wenig  widerstandsfähig  gegen  Rost; 
sein  starkhalmiges  Stroh  lagert  nicht  leicht,  aber  er  degenerirt  leicht  auf  Saudboden. 
2.  Rheinischer  Roggen,  der  für  Mittelboden  empfehlenswerth,  wird  selten  vom  Rost  stark 
angegrifien,  lagert  jedoch  leicht.  3.  Probsteier  Wiuterroggen  verträgt  strengen  Winter  sehr 
gut,  leidet  aber  zuweilen  durch  sehr  wechselnde  Frühlingswitterung  und  degenerirt  in 
kurzer  Zeit  auf  leichteren  Bodenarten  im  Contiuentalklima.  4.  Correns  Staudenroggen  hat 
festes  Stroh,  das  gegen  Rost  sehr  widerstandsfähig  ist;  auch  Frühjahrsfröste  schaden  selten, 
da  er,  früh  gesäet,  sich  stark  bestockt  und  spät  blüht.  Die  Sorte  liebt  leichten  Boden  und 
degenerirt  auf  schwerem  Boden.  5.  Garde  du  corps- Roggen  (hessischer  oder  Wallburger 
Roggen),  mit  spät  beginnender  Frühjahrsvegetation,  eignet  sich  besonders  für  reichere  Lehm- 
böden und  ist  gegen  ungünstiges  Frübjahrswetter  sehr  widerstandsfähig,  aber  leidet  leicht 
vom  Rost.  6.  Grosser  russischer  Roggen  (wahrscheinlich  identisch  mit  dem  Aulock'schen 
Staudenroggen  und  dem  Colloffrat- Roggen),  eignet  sich  für  schwere  Böden  in  nördlichen 
Gegenden,  da  er  weder  in  der  Blüthe  leicht  erfriert,  noch  auswintert,  artet  aber  auf  leichtem 
Boden  gern  aus  und  sein  mürbes  Stroh  lagert  leicht,  ist  auch  dem  Roste  stark  ausgesetzt. 
7.  Römischer  Roggen  (seigle  de  Rome)  ist  eine  sehr  genügsame,  für  leichten  Boden  noch 
lohnende  Sorte,  mit  starkhalmigem,  selten  lagerndem  Stroh,  das  aber  gegen  Rost  nicht  sehr 
widerstandsfähig  ist.  P.  Sorauer. 

191.  Werner  und  Rörnicke.  lieber  die  Werthigkeit  einiger  Gerstensorten.  (Aus: 
„Fühling's  Landw.  Zeit.  1879,  Heft  3";  citirt  in  Biederm.  Centralbl.  f.  Agric.  -  Chemie 
1879,  S.  536.) 

Unter  denselben  Verhältnissen,  wie  die  Roggensorten  cultivirt,  zeigten  1.  die  Gold- 
Melone  (2zeil.  Gerste)  für  leichtere,  milde  Lehmböden,  lagert  nicht  leicht  und  ist  gegen 
Rost  ziemlich  widerstandsfähig.  2.  Prima- Donna  (2 zeilig)  für  reichen,  gut  cultivirten  Lehm- 
boden, mit  anscheinend  hohem  Kalkgebalt;  das  blattarme  Stroh  widersteht  gut  dem  Lagern 
und  sehr  gut  dem  Roste.  3.  Englische  Porter  {2 zeilig) ,  sehr  ertragreich  auf  milden  Lehm- 
böden, mit  meist  leicht  lagerndem  Stroh.  4  Schottische  Annat- Gerste  (2  zeilig)  frühreifend, 
nicht  leicht  lagernd,  aber  gegen  Rost  nicht  sehr  widerstandsfähig.  5.  Chevalier- Gerste  mit 
festem,  nicht  leicht  lagerndem  Stroh,  wenig  empfindlich  gegen  Dürre  und  kaltes  P'rühjahr, 
verlaugt  aber  reichen  Boden.  6.  Gcldtropfeu- Gerste,  nicht  leicht  lagernd,  aber  nicht  sehr 
fest  gegen  Rost;  ähnlich  der  vorigen  Sorte.  7.  Imperial-Gerste  (^Hordeum  pseudozeocriton 
Metzger),  auch  noch  eine  2 zeilige  Sorte,  die  nicht  leicht  lagert,  aber  dem  Roste  leicht 
erliegt.  Von  den  4  zeiligen  Sorten  ist  die  8.  Mandschurei-Gerste  zu  nennen,  die  wenig  wider- 
standsfähig gegen  Rost,  wohl  aber  nicht  leicht  zum  Lagern  geneigt  ist.  9.  Victoria- Gerste 
leistet  einer  ungünstigen  Witterung  wenig  Widerstand ;  gedeiht  auf  leichtem  Boden.  10.  Frühe 
4  zeilige  Oderbruch-Gerste  liefert  ein  blattreiches,  vortreffliches,  zum  Füttern  geeignetes  Stroh 

17* 


260  Kryptogamen.  —  Pilze  (1880). 

das  nicht  leicht  lagert  und  sehr  widerstandsfähig  gegen  Rost  ist.  Für  gut  cultivirte,  leichtere 
und  humöse  Böden  ist  diese  Sorte  sehr  geeignet.  P.  Sorauer. 

192.  Kühn,  J.    Staubbrand  ia  Gerste  und  Hafer.    (Fühling's  Landw.  Ztg.  1880,  S.  571. 
Nach:  „Der  Landwirth".) 

Bei  der  Anwendung  des  Kupfervitriols  zum  Beizen  brandhaltigen  Saatguts  ergaben 
sich,  wenn  auf  die  Aussaat  trockenes  Wetter  folgte,  bei  behülsten  Samen  Nachtheile,  Verf. 
empfiehlt  solche  in  verdünnte  Schwefelsäure  einzulegen.  Weizensteinbrandsporen  keimten 
nach  10  stündiger  Einweichung  in  VaProcentiger  Schwefelsäure  noch  vollständig,  während 
Flugbrandsporen  nach  5 stündiger  Einweichung  zwar  noch  zahlreiche  Keime  zeigten,  nach 
10  stündiger  aber  keine  mehr. 

193.  V.  Liebenberg.    Mittel  gegen  den  Steinbrand  des  Weizens.    (Fühling's  Landw.  Ztg. 
1880,  S.  567.    Nach  Oesterr.  Landw.  Wochenblatt.) 

Die  von  A.  Zoebl  empfohlene  schwefelige  Säure  ist  kein  Mittel  gegen  den  Steinbrand 
wie  Verf.  durch  Versuche  darthut. 

194.  Eidam.    Ein  neues  Samenbeizmittel.    (Fühling's  Landw.  Ztg.  1880,  S.  323.) 

Abweisung  der  Dupuy'schen  Sameubeize. 

195.  Strebel.    lieber  das  Beizen  des  Saatgutes.    (Fühling's  Landw.  Ztg.  1880,  S.  414.) 

Der  Dinkel  ist  wegen  der  schützenden  Spelzen  weniger  leicht  erreichbar  von  der 
Beize,  als  der  Weizen;  er  muss  daher  in  der  Kupfervitriolbeize  tüchtig  durchgearbeitet 
werden,  bis  die  Spreu  sich  durch  Abschöpfen  entfernen  lässt.  Wirft  man  brandige  Dinkel- 
körner in  Wasser,  dann  kann  man  sehen,  dass  nach  wenigen  Minuten  die  meisten  Hüllen 
der  brandigen  Körner  sich  lösen  und  die  Brandsporen  in  Form  eines  schwarzen  Fadens  zu 
Boden  sinken.  P.  Sorauer. 

196.  Samenbeizmittel.    (Biedermann's  Centralbl.  f.  Agrik.-Chem.  1880,  S.  315.) 

Ein  von  Ginchorn  in  Emmerik  hergestelltes  Fabrikat  enthielt  23.1  "/o  Kupfervitriol 
und  76.9%  Alaun  und  Eisenvitriol;  eigentlicher  Werth  0.135  Frcs.,  Verkaufswerth  0.50  Fics. 
Ein  von  Arkeubout  in  Gouda  verhandeltes  Product  enthielt  nur  9  %  Kupfervitriol,  35  "/o 
arsenige  Säure  und  56  "/o  Eisenvitriol  im  Werth  von  0.2  Frcs ,  Verkaufswerth  0.6  Frcs.  pro 
500  gr.     Analyse  von  A.  Mayer. 

Die  N.  Dupuy'sche  Samenbeize  besteht  nach  Milizer  aus  49.39  %  schwefelsaurem 
Eisenoxyd,  9.08  "/q  schwefeis.  Zinkoxyd,  34  96%  schwefeis.  Kupferoxyd,  6.57%  fremden 
indifferenten  Bestandtheilen ;  der  Preis  überstieg  den  wirklichen  Werth  um  fast  300  o/o- 

P.  Sorauer. 

197.  Bretfeld,  H.  v.    Der  Rapsverderber.    (Der  Landwirth.    1880.    No.  61.) 

B.  beobachtete  ein  sehr  ausgebreitetes  Vorkommen  des  Parasiten  zu  Tessin  in  Vor- 
pommern, bei  Grimmen  und  Wolgast  und  im  Mecklenburgischen.  Der  an  den  Schoten 
besonders  häufig  auftretende  Pilz  verursacht  Fleckigwerden,  Vergilben  und  vorzeitiges  Auf- 
springen derselben.  Verf.  nennt  den  Pilz  mit  Fuckel  Pleospora  Napi.  Nach  Kühn,  dessen 
Bericht  über  die  Arbeit  B.'s  (Bot.  Centralbl.  1880,  2,  S.  886-887)  obiges  entnommen  ist, 
würde  er  richtiger  als  Sporidesmium  exitiosuni  oder  Polydesmus  exitiosus  bezeichnet 
werden.     Der  Zusammenhang  dieser  Conidienform  mit  Fleospora  Napi  ist  nicht  erwiesen. 

198.  E.  Hamburg.    A  Peziza  cibarioides  Fr.  mint  repczrbetegseg.  (Földmivelesi  Erdekeink. 
Budapest  1880.    VIII.  Jahrg.    S.  509-512,  mit  5  Abbild.  [Ungarisch].) 

Im  Jahre  1879  wurden  bei  Leipzig  die  reichen  Ertrag  versprechenden  Rapssamen 
durch  einen  als  Botrytis  erkannten  Pilz  verwüstet.  Der  Verf.  beschäftigte  sich  im  Labo- 
ratorium Prof.  Schenk's  mit  dem  Studium  dieses  Pilzes.  Aus  den  Sclerotien  desselben 
brachen  gelblichbraune  Bildungen  aus,  die  eine  Zeitlang  ihr  Längenwachsthum  fortsetzend 
endlich  keulenförmig  auswuchseu,  dabei  an  ihrer  Spitze  eine  Einfallung  zeigten.  Die  Keule 
nahm  in  ihrer  ferneren  Entwickelung  Becherform  an,  um  schliesslich  nach  Umbiegung  des 
Randes  die  bekannte  Form  der  Hutpilze  anzunehmen,  aber  an  ihrer  Spitze  noch  immer  die 
an  den  früheren  Becher  erinnernde  Vertiefung  besitzend.  In  diesen  Apothecien  entwickelten 
sich  Ascosporen.  Die  Annahme  des  Verf.'s,  dass  die  am  Raps  beobachtete  Krankheit  identisch 
sein  möge  mit  der  früher  am  Klee  beobachteten,  nur  durch  Peziza  cibarioides  Fr.  ver- 
ursachten „Krebskrankheit",  fand  der  Verf.  durch  ausgeführte  Infectionsver suche  bestätigt. 


Schriften  allgem.  u.  gemischt.  Inhalts.  —  Pilze  als  Ursache  von  Pflanzenkrankheiten.  261 

Rehm,  der  die  Entwickelungsgeschichte  des  genannten  Pilzes  studirte,  kannte  die  dazwischen 
fallende  Botrijtis -Form  nicht;  nach  ihm  bilde  das  Mycelium  unmittelbar  wieder  Sclerotien. 
Was  Rehm  in  den  Fig.  18a.  und  b.  als  die  ersten  Sclerotienbildungen  abbilde,  seien  nichts 
anderes  als  die  Conidienträger  des  Botrytis,  ferner  sollen  nach  Rehm  die  Ascos^joren  nicht 
direct  zum  Mycelium  auskeimen,  sondern  vorhergehend  Sporidien  entwickeln.  Auch  dies 
ist  nach  den  Beobachtungen  des  Verf.'s  unrichtig.  Staub. 

199.  Cornu,  M.    Observations  sar  la  maladie  des  oignons  (Urocystis  cepulae  Farlow). 
(Bulletin  de  la  societe  botauique  de  France  1880,  p.  39—42.) 

Keimpflanzen,  welche  der  Verf.  mit  Sporen  der  Urocystis  besäte,  gingen  zu  Grunde 
„probablement"  unter  dem  Einflüsse  des  Pilzes.  Aeltere  Pflanzen  Hessen  sich  nicht  iufi- 
ziren.  Schröter  und  Magnus  glauben  U.  cepulae  mit  U.  magica  Passeriui  vereinigen  zu 
sollen,  ohne  durch  Culturversuche  den  experimentellen  Beweis  für  ihre  Ansicht  zu  liefern, 
welchen  C.  verlangt.  Cooke  hält  den  Pilz  für  eine  Form  der  Urocystis  Colchici.  Dass 
derselbe  in  Frankreich  bisher  keinen  besonderen  Schaden  verursacht  hat,  erklärt  sich  daraus, 
dass  die  Gärtner  die  jungen  Zwiebelpflanzen  von  gutem  Aussehen  umsetzen.  Stark  befallene 
Pflanzen  werden  so  ausgeschieden  und  nur  wenig  angegriffene  geheilt  (vgl.  Comptes  rendus 
de  l'Acad.  des  sc.  s^ance  du  9  decembre  1878).  Die  Krankheit  hat  in  Amerika  ihre  grosse 
Ausdehnung  wahrscheinlich  in  Massenculturen  erreicht,  deren  Pflanzen  bis  zur  Reife  der 
Zwiebeln  an  ihren  Plätzen  blieben. 

200.  Brandpilz  der  Zwiebeln.    (Wiener  Illustr.  Gartenztg.    V.  Jahrg.  1880,  p.  477.) 

Anzeige  des  Vorkommens  der  von  Farlow  schon  1877  in  Massachussetts  beobachteten 
Urocystis  Cepulae  auf  Allium  Cepa  in  Paris.  Bisher  hat  sich  kein  Mittel  gegen  den 
Parasiten,  der  in  Nordamerika  grossen  Schaden  gethan  hat,  bewährt. 

201.  Ballier,  E.    Der  Brandpilz  der  Küchenzwiebel,    urocystis  cepae.     (Wiener  Illustr. 
Gartenztg.    V.  Jahrg.  1880,  p.  519.) 

Hallier  macht  darauf  aufmerksam,  dass  er  genannten  Pilz  bereits  1878  in  obiger 
Zeitschrift  (No.  7—9)  beschrieben  und  abgebildet  habe.  Dass  man  denselben  bisher  in 
Deutschland  übersehen  hat,  mag  in  seiner  Seltenheit  begründet  sein.  In  des  Verf.'s  Garten 
grassirte  er  1877  ausserordentlich  stark.  Präparate  finden  sich  in  den  vom  Verf.  heraus- 
gegebenen Sammlungen, 

202.  Frank,  A.  B.    Notiz  über  den  Zwiebelbrand.    (Bot.  Centralbl.  1880,  I,  S.  186.) 

Verf.  theilt  mit,  dass  er  Urocystis  Cepulae  Frost.  1879  bei  Leipzig  gefunden  habe. 
Der  Pilz  ist  in  Europa  bis  jetzt  nur  von  Schroeter  (Bemerkungen  und  Beobachtungen  über 
einige  üstilagineen  in  Cohn's  Beitr.  z.  Biologie  d.  Pflanzen  2.  Bd.)  beobachtet,  der  ihn  im 
Strassburger  Herbar  auf  einem  in  Südfrankreich  gesammelten  Exemplar  von  Allium  Cepa 
fand.  F.  wirft  die  Frage  auf,  ob  der  Pilz  eine  selbständige  Art  ist,  oder  specifisch  identisch 
mit  anderen  in  vegetativen  Theilen  von  Liliaceen  und  Colchicaceen  vorkommenden  Uro- 
cystis-Formen. 

203.  Magnus,  P.   Bemerkung  zu  A.  B.  Frank's  Notiz  über  den  Zwiebelbrand.  (Bot.  Central- 
blatt  1880,  I,  S.  348.) 

M.  weist  darauf  hin,  dass  Cornu  bei  Paris  die  Urocystis  Cepulae  Farl.  beobachtet  habe 
(Comptes  reud.  t.  89,  Juli  1879,  p.  51—53).  Nach  M.,  Schröter  und  Farlow  fällt  sie  mit 
der  auf  anderen  ^Hmjn- Arten,  Muscari,  Scilla  bifolia  und  ürnitliogälum  umbellatum  auf- 
tretenden Urocystis  (U.  magica  Pass.,  U.  Ornithogali  Körnicke),  zusammen,  während  sie 
nach  M.  und  Farlow  von  der  auf  Colchicum  vorkommenden  Urocystis  verschieden  ist. 

204.  Renouard,  Alfred  Fils.    Note  sur  les  principales  maladies  du  lin.    (Annales  agro- 
nomiques  de  Deherain.    8^.     12  p.    Lille  1879.) 

Nach  einem  Ref.  im  Bot.  Centralblatt  (1880,  I,  S.  595)  beschreibt  Verf.  u,  ä'.  eine 
durch  ein  Phoma  veranlasste  Leinkrankheit,  welche  gegen  Ende  der  Vegetation  die  Pflanze 
befallend  den  Ertrag  schädigen  soll.  Zugleich  tritt  er  den  Angaben  von  d'Arbois  de  Jubain- 
ville  entgegen,  nach  welchen  die  in  Nordfrankreich  und  Belgien  als  Brand  bezeichnete 
Krankheit  durch  Melampsora  Uni  Desm.  veranlasst  werden  soll. 

205.  Woronin,  M.    Nachträgliche  Notiz  zur  Frage  der  Kohlpflanzenhernie.    (Bot.  Zeitung 
1880,  S.  54.) 


262  Kryptogamen.  —  Pilze  (1880). 

Verf.  berichtigt  seine  frühere  Ansicht,  dass  alle  bisher  heohachteten  knolligen  An- 
schwellungen der  Kohlartenwurzeln  durch  Plasmodiopliora  verursacht  seien.  Es  kommen 
von  lusecten  veranlasste  Wurzelauswüchse  vor,  welche  von  den  durch  die  Plasmodiopliora 
hervorgebrachten  dadurch  unterschieden  sind,  dass  sie  unbestimmt  lange  Zeit  der  Fäulniss 
widerstehen.  Die  von  R.  Caspary  (Schriften  der  Phys.-Oecon.  Ges.  zu  Königsberg  1873, 
S.  109,  Taf.  XIV)  beschriebene  Knollen-  und  Laubsprossbilduug  an  den  Wurzeln  von 
Brassica  napus  L.  verdankt  keiner  bekannten  äusseren  Ursache  ihre  Entstehung  und  lässt 
sich  nach  Caspari  durch  Samen  erblich  fortpflanzen. 

206.  Kühn,  J.    Benutzung  kranker  Kartoffeln.    (Fühling's  Landw.  Ztg.  1880,  S.  733.) 

So  lange  nicht  Schimmelbilduugen  eintreten  und  jauchige  Zersetzung  beginnt,  können 
die  kranken  Kartoffeln  unbedenklich  verfüttert  werden.  Andernfalls  kann  auch  die  Brennerei 
sie  schnell  aufarbeiten  und  wa  keine  solche  ist,  nehme  man  den  Futterdämpfapparat  in 
Anspruch.  Durch  Dämpfen  und  Einsäuern  in  Gruben  lassen  sich  kranke  Kartoffeln  vor- 
trefflich conserviren  und  gewähren  selbst  nach  jahrelanger  Aufbewahrung  ein  für  Rindvieh, 
Schafe  und  Schweine  durchaus  zusagendes  Futter.  Ausmauern  der  Gruben  ist  nur  dann 
nothwendig,  wenn  die  senkrecht  anzulegenden  Wände  in  Folge  sandiger  Bodenbeschaffenheit 
nicht  fest  stehen.  Der  Boden  darf  nicht  an  üntergrundnässe  leiden.  Da  es  zweckmässig 
ist,  eine  solche  Grube  rasch  zu  füllen,  so  mache  man  dieselben  nicht  zu  gross  (1— 2  m  tief, 
2—2.5  m  breit  und  beliebig  lang). 

Die  gedämpften  und  dann  gequetschten  oder  grob  gemahlenen  Kartoffeln  werden  in 
ca.  15  cm  dicken  Schichten  in  der  Grube  ausgebreitet,  recht  gleichmässig  festgestampft  und 
so  wird  fortgefahren,  bis  dieselbe  gefüllt  ist.  Dann  wird  auf  die  nach  der  Mitte  zu  zweck- 
mässig etwas  erhöhte  Oberfläche  eine  2  cm  dicke  Häckselschicht  gebracht  und  diese  bedeckt 
man  mit  Boden,  den  man  schichtenweis  festrammt,  bis  er  eine  60— 80  cm  hohe,  etwas  kegel- 
förmige Schicht  bildet.  Diese  Bodendecke  muss  über  den  Rand  der  Grube  hinweggreifen 
und  die  durch  das  Setzen  der  Masse  entstehenden  Risse  müssen  alsbald  wieder  geschlossen 
werden,  damit  die  Bildung  von  Essigsäure  etc.  vermieden  wird. 

In  Ermangelung  eines  Dämpfapparates  versuche  man  das  Einsäuern  ungedämpfter 
kranker  Knollen.  Mit  den  eingestampften  Kartoffelschichten  aber  lasse  mau  hier  5  cm  hohe 
Häckselschichten  regelmässig  abwechseln  und  bestreue  die  Kartoffelschichten  mit  etwas  Salz 
(etwa  100  gr  pr.  Ctr.).  P-  Sorauer. 

207.  Lawes  u.  Gilbert,    üeber  die   Zusammensetzung  der  Kartoffeln.     (Aus  „Chemical 
News"  Bd.  38,  1878,  No.  973,  S.  28;  cit.  in  Biedermann's  Centralbl.  1879,  S.  913.) 

Die  auf  ungedüngtem  und  dem  stärkst  gedüngten  Acker  erwachsenen  Knollen  zeigten 
nicht  nur  betreffs  der  Erntemenge  enorme  Schwankungen,  sondern  auch  betreffs  der  Zu- 
sammensetzung. Es  traten  Differenzen  von  mehreren  Procenten  im  Trockensubstanzgehalte 
auf  und  manche  Proben  wiesen  l^/a  mal  so  viel  Mineralstoffe  oder  fast  zweimal  soviel  Stick- 
stoff auf,  wie  andere. 

Die  Hauptabsicht  von  Gilbert  war,  die  Aufmerksamkeit  auf  die  kranken  Knollen  zu 
lenken.  Bereits  Jellet  hatte  in  der  Proceediugs  of  the  Royal  Irish  Academy  vom  22.  Mai 
1876  darauf  hingewiesen,  dass  in  dem  noch  gesunden  Theile  kranker  Knollen  eine  beträchtliche 
Zuckerbildung  nachweisbar  wäre.  Der  Gehalt  an  Stickstoff  und  Trockensubstanz  war  von 
ihm  in  anscheinend  gesunden  Parthien  kranker  Knollen  höher  gefunden  worden,  als  in 
gesunden  Knollen  und  auch  etwas  höher  als  in  den  kranken  Parthien. 

Dies  bestätigen  die  Verff.,  indem  sie  einen  höheren  Gehalt  der  Trockensubstanz  an 
Stickstoff  in  den  kranken  Knollen  nachweisen.  Auf  die  frischen  Kartoffeln  berechnet,  zeigte 
sich  jedoch  in  dieser  Beziehung  kein  Unterschied.  Der  frische  Saft  der  gesunden,  weissen 
Theile  der  kranken  Knollen  hatte  nahezu  dieselbe  Stickstoffmenge,  wie  der  Saft  gesunder 
Knollen,  während  dieselbe  aus  den  kranken  Theilen  wesentlich  ärmer  daran  war  und  nur 
etwa  die  Hälfte  oder  zwei  Drittel  der  in  den  gesunden  Theilen  enthaltenen  Stickstoffmenge 
enthielt.  Umgekehrt  verhielt  sich  das  Mark  der  kranken  und  gesunden  Parthien,  indem 
erstere  ungefähr  4-5  mal  soviel  Stickstoff  enthielten,  als  letztere;  auch  der  Gehalt  des 
Saftes  an  Mineralstoffen  war  in  den  gesunden  Parthien  viel  höher,  aber  niedriger  in  dem 
Mark  der  gesunden  gegenüber  den  kranken.    Der  Saft  hat  also  in  Folge  der  Pilzentwickelung 


Schriften  allgem.  u.  gemischt.  Inhalts.  —  Pilze  als  Ursache  von  Pflanzenkrankheiten.  263 

eine  Erschöpfung  erlitten.    Der  Zucker,  dessen  Entstehung  selbst  eine  Folge  der  Erkrankung, 
diente  wahrscheinlich  ebenfalls  zur  Ernährung  des  Pilzes.  P.  Sorauer. 

208.  Märker.  lieber  den  Einfluss  der  Düngung  auf  das  Auftreten  der  Kartoffelkrankheit 
und  den  Stärkegehalt  der  Kartoffeln.  (Aus  „Landw.  Jahrbüchern  1880,  Hett  III; 
cit.  in  Biedermanu's  Centralbl  f.  Agric.-Chem.  1880,  S.  501.) 

Die  in  der  Provinz  Sachsen  auf  Anregung  von  M.  von  einer  Reihe  von  Gutsbesitzern 
angestellten  Düngungsversuche  haben  durchschlagende  Resultate  nicht  ergeben.  In  einzelnen 
Fällen  scheinen  die  stickstoffreichen  Düngemittel  die  Phytophthora  -  Erkrankung  befördert 
zu  haben.  Am  stärksten  trat  die  Krankheit  bei  einseitiger  Düngung  mit  Chilisalpeter  auf, 
was  sich  nach  dem  Verf.  vielleicht  durch  die  grössere  Empfindlichkeit  der  bei  Stickstoff- 
düngung besonders  üppig  gewachsenen,  aber  schwächer  „consolidirten"  Früchte  erklären  lässt. 

Der  Stärkegehalt  der  unter  denselben  Verhältnissen  cultivirten  Kartoffeln  gleicher 
Varietät  zeigte  in  den  verschiedenen  Jahren  auf  den  ungedüngten  Flächen  höchstens  eine 
Schwankung  von  2.1  %,  auf  den  mit  Stallmist  gedüngten  bis  8.4  %.  Bei  allen  Versuchen 
mit  Ausnahme  von  zwei  Fällen  hatte  die  Stallniistdüngung  stets  den  Stärkegehalt  erniedrigt. 
Im  Uebrigen  waren  Varietät  und  atmosphärische  Einflüsse  weit  mehr  von  Einfluss  auf  den 
Stärkegehalt  als  die  Düngung,  mit  Ausnahme  der  späten  Kopfdüngung  mit  Chilisalpeter,  der 
die  Stärkemenge  herabdrückt  und  desshalb  in  keiner  Weise  empfehlenswerth  ist. 

P.  Sorauer. 

209.  Schindler.    Die  Regeneration  der  Kartoffel.    (Fühling's  Laudw.  Ztg.  1880,  S.  455.) 

Mr.  Reid  schreibt  dem  „Live  Stock  Journal",  dass  er  mexikanische  Kartoffeln  seit 
3  Jahren  auf  Frogmore  House  in  der  Grafschaft  Bereford  (England)  mit  grossem  Vortheil 
cultivire  und  keine  Krankheit  bemerkt  habe,  während  10  danebeustehende  andere  Sorten 
auf  demselben  Felde  mehr  oder  weniger  von  der  Fäuluiss  zu  leiden  hatten.  In  Peru 
und  Mexiko  scheine  überhaupt  die  Krankheit  unbekannt  zu  sein,  trotzdem  dass  doch  dort 
die  Kartoffelcultur  lange  vor  der  spanischen  Eroberung  betrieben  worden  war.  Da  die 
Ernte  doppelt  so  gross,  wie  bei  den  europäischen  Knollen,  und  die  einzelnen  Knollen  mitunter 
über  1  Pfd.  schwer  sind,  so  empfehle  sich  die  Einführung  der  mexikanischen  Kartoffel  als 
bestes  Mittel  gegen  die  Krankheit.  Dazu  sollen  noch  die  mexikanischen  Knollen  an  Wohl- 
geschmack im  Frühjahr  besser  werden,  statt  geringer.  P.  Sorauer. 

210.  Bersch,  Jos.  üeber  Mittel,  das  Schimmeln  des  Malzes  zu  verhüten.  (Allgemeine 
Hopfenzeitung.  19.  Jahrg.,  No.  195—196.  Nach  Biedermanu's  Centralblatt  für  Agri- 
cultur  etc.    9.  Jahrg.  1880,  S.  238.) 

Die  Behandlung  des  Malzes  soll  unter  Anwendung  von  in  Wasser  gelöster  schwefliger 
Säure  stattfinden,  da  das  Schwefeln  auf  trockenem  Wege  keine  volle  Bürgschaft  für  die 
Vernichtung  der  Schimmelsporen  bietet.  Vielleicht  könnte  auch  zweckmässige  Anwendung 
von  Kohlensäure  gute  Dienste  thun.  Am  sichersten  beugt  dem  Schimmeln  des  Malzes  strengste 
Reinlichkeit  der  Malzfabriken  und  die  Anwendung  gut  construirter  Malzsilos  vor. 

211.  Davis,  G.  E.,  Dreyfuss  u.  Holland,  P.    Sizing  and  Mildew  in  Cotton  Goods.    Manchester. 

Die  in  gewissen  Fabriken  in  Manchester  gebräuchliche  Behandlung  der  Garne  mit 
Weizenmehl  und  Wasser  verursacht  ihr  Befallenwerden  von  verschiedenen  Schimmelpilzen. 
Mittel  dagegen  Chlorzink  und  Phenol.     (Nach  Gardeners'  Chronicle  1880,  I,  p.  13.) 

c.  Krankheiten  der  Gartengemüse  und  Blumen. 

212.  Ihne,  E.  Stadien  zur  Pflanzengeographie:  Geschichte  der  Einwanderung  von  Puc- 
cinia  Malvacearum  und  Elodea  Canadensis.  (Inauguraldissertation  der  Universität 
Giessen.  1880.  XIX.  Bericht  der  Oberhessischen  Gesellsch.  f.  Natur-  u.  Heilkunde. 
1880.    Mit  2  Karten.) 

Puccinia  Malvacearum  stammt  aus  Chili.  Sie  tauchte  1869  in  Spanien  auf  und  hat 
sich  seitdem  über  Frankreich,  Belgien,  Holland,  England,  Irland  und  Deutschland  verbreitet. 
Der  nördhchste  Punkt,  welchen  der  Pilz  in  Europa  erreicht  hat,  ist  Fünen.  Oesterreich  und 
Italien  besitzen  ihn  an  mehreren  ziemlich  zerstreut  auseinander  liegenden  Punkten.  Das 
südlichste  und  östlichste  Vorkommen  in  Europa  ist  das  bei  Athen.  „Ausser  in  Amerika 
und  Europa  kommt  die  Puccinia  noch  in  Australien  und  am  Cap  der  guten  Hoffnung  vor, 


264  Kryptogamen.  —  Pilze  (1880). 

wohl  ohne  Zweifel  durch  englische  Schiffe  hierhergebracht.  —  Als  Nährpflanzen  des  Pilzes 
dienen  sowohl  wilde  wie  cultivirte  Malven,  besonders  Malva  silvestris  und  Althaea  rosea. 
Seine  Verwüstungsfähigkeit  ist  enorm."  Bezüglich  aller  Einzelheiten  muss  auf  die  Arbeit 
des  Verf.  (in  der  Dissertation  S.  1  —  15)  verwiesen  werden.  Die  den  Pilz  betreffende  Karte 
stellt  seine  Fortschritte  in  den  einzelneu  Jahren  und  das  jetzt  von  ihm  in  Europa  ein- 
genommene Gebiet  graphisch  dar. 

213.   Fischer  (in  Bern).    Puccinia  Malvacearum.    (Verhandl.  der  Schweiz.  Naturf.  Ges.  in 
Bern.    Jahresber.  1877/78,  S.  111.) 

Der  Pilz  ist  in  der  Schweiz  im  Kanton  Zürich,  Kanton  Uri,  in  Wallis  bei  Sitten, 
bei  Bern  und  bei  Neuchätel  beobachtet. 

21d.  Kaiser.    Einige  Bemerkungen  über  Puccinia  Malvacearum.    (Correspondenzbl.  d.  Nat. 
Vereins  f.  d.  Prov.  Sachsen  u.  Thüringen.     Halle  1880,  S.  631.) 

K.  fand  P.  Malvacearum  1876  im  botanischen  Garten  in  Halle.  1,  c.  p.  487  theilt 
Ludwig  einige  Notizen  über  die  Verbreitung  des  Pilzes  mit. 

215.  Motelay,  M.    üeber  eine  Puccinia  auf  Lavatera  cretica.    (Actes  de  la  Soc.  Linneenne 
de  Bordeaux.    Vol.  XXXIV,  p.  XV.) 

M.  fand  auf  einer  bei  Algier  1849  gesammelten  Lavatera  cretica  die  von  Mortagne 
als  chilenisch  beschriebene  Puccinia,  deren  plötzliches,  massenhaftes  Auftreten  im  Depar- 
tement Gironde  Durieu  früher  signalisirt  hat.  Wahrscheinlich  ist  der  Parasit  also  von  Algier 
nach  Frankreich  herübergekommen. 

216.  Ihne,  E.    Infectionsversuche  mit  Puccinia  Malvacearum.    (Hedwigia  1880,  p.  137.) 

Verf.  inficirte  mit  gutem  Erfolg  Althaea  rosea  Cav,  und  Kitaibelia  vitifoUa  mit 
obigem  Pilze,  indem  er  mit  der  Puccinia  versehene  Blätter  von  Althaea  rosea  Cav.  unter 
Einrollung  Unterseite  gegen  Unterseite  auf  gesunde  Blätter  von  Freiland-  oder  Gewächs- 
hauspflanzen band.  Nach  7  —  10  Tagen  wurden  die  inficirenden  Blätter  abgenommen  und 
8  Tage  später  zeigten  die  inficirten  deutliche  P«cci«?ffl-Pusteln.  Bei  Lavatera  trimestris  gelang 
die  Infection  nicht,  indem  die  zu  inficirenden  Blätter  abfaulten. 

217.  Thomas,  F.    Puccinia  Chrysosplenii  Grev.    (Sitzungsber.  d.  Bot.  Vereins  der  Provinz 
Brandenburg  XXH. .  30.  Apr.  1880.) 

Der  bisher  nur  auf  Chr.  aUernifoliiini  beobachtete  Pilz  wurde  1879  bei  Eisenach  auch 
auf  Chr.  oppositifolium  gefunden. 

218.  Worthington  S.  Smith.    Sempervivum  disease.    (The  Gardeners'  Chronicle  1880,  I, 
p.  660,  p.  725.) 

219.  Badger,  E.  W.    Sempervivnm  disease.    (The  Gardeners'  Chron.  1880,  I,  p.  815.) 

Im  ersten  der  citirten  Artikel  Abbildung  eines  kranken  Sempermvum  monticolum 
und  der  -4eci^n<?«- Frucht  von  Enclophyllum  sempervivi,  nebst  kurzer  Beschreibung.  In 
den  beiden  anderen  Angaben  über  das  Vorkommen  des  Parasiten  in  England.  Ausser  an 
S.  monticolum  wurde  er  beobachtet  an  S.  globiferum  und  S.  calcareum. 

220.  Wittmack,  L.    Peronospora  sparsa  Berk.    (Verb.  d.  Bot.  Ver.  der  Provinz  Branden- 
burg 1880.     Sitzungsber.  vom  30.  Mai  1879,  S.  94.) 

W.  beobachtete  den  Pilz  an  Topfrosen  in  den  Gewächshäusern  von  Drawiel  in 
Lichtenberg  bei  Berlin  1877  und  1879.  Im  letztgenannten  Jahre  trat  die  Krankheit  mit 
grosser  Heftigkeit  auf.  Sie  scheint  früher  in  Deutschland  nicht  beobachtet  worden  zu  sein. 
W.  glaubt,  dass  sie  mit  den  aus  Frankreich  bezogenen  Rosen  importirt  sei. 

221.  Thomas,  F.    üeber  ein  auf  Dryas  parasitisches  Synchytrium.    (Bot.  Centralblatt.  I. 
1880,  S.  763.) 

Th.  fand  in  den  Dolomiten  in  Tyrol  auf  Dryas  octopetala  ein  Synchytrium,  welches 
er  als  Varietät  des  Synchytrium  Myosotidis  Kuehn  bestimmt. 

222.  Neumann,  0.    üeber  Stempbylium  ericoctonum  AI.  Br.  u.  de  Bry.    (Monatsschr.  zur 
Beförd.  des  Gartenbaues  in  d.  K.  Preuss.  Staaten.    XXIII.    April  1880,  S.  164-165.) 

N.  beobachtete  den  Pilz  auf  cultivirten  Exemplaren  von  Erica  hiemalis,  wo  derselbe 
ein  Abfallen  sämmtlicher  Blätter  bewirkte.  Gegenmittel  gegen  den  auch  junge  Stämme 
ergreifenden  Parasiten  gute  Lüftung  der  Glashäuser.    (Bot.  Centralbl.  1880,  I,  S.  534.) 


Schriften  allgem.  u.  gemischt.  Inhalts.  —  Pilze  als  Ursache  von  Pflanzeukrankheiten,  265 

223.  Mittel  gegen  den  Rosenmehlthau.    (Monatsschr.  d.  Vereins  zur  Beförd.   des  Garten- 
baues V.  Wittmack  1880,  S.  331.) 

Graf  de  Biiysson  löst  (nach  Rev.  hört)  2  -  3  gr  Salz  pro  Liter  Wasser  und  bespritzt 
die  Rosen  Morgens  und  Abends  2  Tage  hintereinander;  nach  4  Tagen  war  der  Pilz  ver- 
schwunden ;  auf  die  Blattunterseite  darauf  augewendet  hatte  das  Mittel  nach  4  Tagen  den- 
selben günstigen  Erfolg.  P.  Sorauer. 

d.  Krankheiten  der  Waldbäume  und  Sträucher. 

224.  Rostrop,  E.  Parasitische  Pilze  an  Waldbäumen.  (Tidsskr.  for  Skovbrug.  IV,  1880,  p.  1.) 

Eine  Abhandlung  über  die  parasitischen  Pilze  —  mit  Ausschluss  der  Uredineen  — 
der  Waldbäume  in  Dänemark.  Speciell  beschrieben  sind :  Agaricus  melleus  und  ostreatus, 
Trametes  racUciperda  und  Pini,  Tolyporus  fomentarius,  igniarius,  conchatus,  radiatus,  sul- 
phureus,  suaveolens,  popuUnus ,  Telephora  laciniata,  Stereum  Mrsutum,  Corticium  sulphu- 
reum,  Gymnoasci,  Peziza  Wülkommi,  Bhytisma,  Lophodermium ,  Hypoderma,  Ustulina, 
Nectria  ditisshna,  Phyllacliora,  üladosporium ,  Erysiphei,  Phytophthora  Fagi,  Schinzia 
Alni.     (Nach  Journal  of  the  R.  Microsc.  Soc.  III,  1880,  p.  835.) 

225.  Hartig,  Dr.  Robert.    Untersuchungen  aus  dem  forstbotanischen  Institut  zu  München. 
I,  Berlin  1880. 

Unter  obigem  Titel  beabsichtigt  R.  Hartig  die  wissenschaftlichen  Arbeiten,  welche 
aus  dem  Münchener  Institut  hervoigehen ,  in  zwanglosen  Heften,  je  nachdem  das  Material 
sich  angesammelt  hat,  erscheinen  zu  lassen.    Das  vorliegende  Heft  enthält  nur  Aufsätze 
von  Hartig  selbst,  darunter  sieben  mycologische,  welche  nachstehend  besprochen  werden. 
Derselbe.    Der  Eichenwurzeltödter,  Rosellinia  (Rhizoctonia)  quercina,  ra.  2  Tafeln. 

Die  durch  den  Pilz  hervorgerufene  Eichenwurzelkrankheit  ist  seit  1850  an  ver- 
schiedenen Orten  Nordwestdeutschlands  beobachtet  worden,  besonders  1875  in  den  Regierungs- 
bezirken Coblenz,  Trier,  Erfurt  und  in  Hannover.  Sie  befällt  vorwiegend  Eichenkeimlinge, 
oft  auch  zwei-,  selten  dreijährige  Pflanzen  und  richtet  meist  nur  einzelne  Stellen  in  den 
Saatkämpen,  selten  ganze  Eichelkänipe  zu  Grunde.  Die  Erkrankung  der  jungen  Eichen 
äussert  sich  oberirdisch  erst  nachdem  die  Wurzeln  der  Hauptsache  nach  getödtet  sind,  und 
zwar  in  Missfärbung  und  Vertrocknen  der  Blätter.  Am  üppigsten  wuchert  der  Pilz  in  den 
wärmsten  Monaten,  Juni,  Juli  und  August,  und  auf  nassem  und  undurchlässigem  Boden, 
während  die  eintretende  Kälte  die  Bildung  von  Ruhezuständen  veranlasst  und  auch  nur 
vorübergehendes  Austrocknen  des  Bodens  das  Mycel  tödtet. 

Gelangt  das  jugendliche  Mycel  an  die  Spitze  der  Pfahlwurzel,  bevor  deren  äusseres 
Rindengewebe  abgestorben  ist,  so  durchbohren  die  Hyphen  die  Zellwände  und  erzeugen  im 
Innern  der  lebenden  Rindenzellen  sehr  eigenthümliche  Dauermycelien ,  während  das  ganze 
innerhalb  des  Rindeumantels  befindliche  Gewebe  zerstört  wird.  Da,  wo  die  Wurzel  bereits 
durch  eine  innere  Peridermbildung  geschützt  und  das  äussere  Rindengewebe  abgestorben  ist, 
erfolgt  die  Infection  an  der  Basis  einer  vorher  getödteten  feinen  Seitenwurzel.  Es  bilden 
sich  an  solchen  Stellen  Hyphenknäuel,  welche  sich  —  wenn  die  Entwickelung  nicht  durch 
besonders  günstige  äussere  Verhältnisse  sehr  beschleunigt  wird  —  soweit  sie  nicht  im 
Wurzelgewebe  stecken,  mit  einer  schwarzbraunen  Rinde  umgeben.  Von  ihrer  unberindeten 
Seite  aus  wachsen  die  zerstörenden  Hyphen  in  die  Wurzel  hinein,  während  gleichzeitig  die 
Rinde  des  äusserlich  hervorsehenden  Theiles  unter  Bildung  von  Rhizoctonia -Stvängen 
durchbrochen  wird,  welche  sich  auf  der  Oberfläche  der  Wurzel  und  im  Boden  verbreiten, 
um  dieselbe  Pflanze  an  neuen  Stellen,  oder  andere  Pflanzen  —  bis  in  einem  Umkreise  von 
20  cm  Radius  —  zu  inficiren.  Auch  die  Ehizoctonia-Sträuge  können  Sclerotien  bilden,  welche 
aus  ziemlich  regelmässigem  Pseudoparenchym  bestehen  und  den  Winter  über  ihre  Keim- 
fähigkeit behalten. 

Ein  etwa  12  Tage  altes  Mycel,  welches  sich  von  einer  kranken  Pflanze  aus  an  der 
Oberfläche  des  Bodens  entwickelt  hat,  bildet  Conidienträger  mit  Conidien.  Gleichzeitig 
gewahrt  man  kleine,  oft  hohle  Hyphenknäuel,  welche  Verf.  für  Anfänge  von  Pykniden  hält. 
Die  Ausbildung  der  Perithecien  erfolgt  um  eine  eigenthümliche  Gruppe  von  Zellen,  welche  der 
Verf.  für  Geschlechtsorgane  anzusehen  geneigt  ist.    Die  Ascosporen  keimen  auf  dem  Object- 


266  Kryptogamen.  —  Pilze  (1880). 

träger  24  Stunden  nach  der  Aussaat  mit  2  Keimschläuchen.     Die  vom  Verf.  angeführten 
Einzelheiten  in  ihrer  und  der  Perithecien  Entwickelung  müssen  hier  übergangen  werden. 

An  die  Darstellung  seiner  Beobachtungen  knüpft  der  Verf.  kritische  Bemerkungen 
über  das  bisher  über  die  Gattung  Rhizoctonia  bekannte.  In  den  von  Tulasne  als  Perithecien 
der  Bhisoctonia  violacea  angesprochenen  Organen  findet  er  Analoga  der  an  der  Basis  der 
Seitenwurzeln  der  Eiche  entstehenden  Hypheuknäuel.  Fuckel's  Angaben  über  den  Entwicke- 
lungsgang  der  Bhis.  violacea  sind  nur  eine  Zusammenstellung  mehrerer  Pilzformen,  deren 
Zusammenhang  nicht  erwiesen  ist.  Wenn  etwa  die  von  Fuckel  aufgefundenen  Pilzformen 
zu  Bhiz.  violacea  gehören  sollten,  so  wäre  diese  die  Mycelform  von  Ämphisphaeria  zerbina 
Ntrs.     Fuckel's  Name  Byssothecium  circinans  ist  zwecklos. 

226.  Derselbe.     Die   Lärchenkrankheiten,    insbesondere   der   Lärchenkrebspilz.     Peziza 
Willkommii  m. 

Die  Krankheiten,  welche  seit  1850  an  der  seit  dem  ersten  Jahrzehnt  dieses  Jahr- 
hunderts in  Mittel-  und  Norddeutschland  mit  Glück  auch  auf  schlechtem  Boden  angepflanzten 
und  in  grossem  Umfange  zur  Wiederbewalduug  Schottland's  benutzten  Lärche  beobachtet 
■wurden,  führten  bis  1870  zum  Ruin  fast  aller  jungen  Lärchenbestände  in  den  bez.  Ländern, 
so  dass  seitdem  der  Anbau  der  Holzart  fast  völlig  aufgegeben  wurde.  Verf.  hat  die  Lärchen- 
krankheiten seit  lange  —  auch  in  Tirol,  der  Heimath  der  Lärche  ~  studirt  und  gefunden, 
dass  der  Hauptfeind  des  Baumes  die  von  Willkomm  zuerst  als  Kraukheitserreger  angesprochene, 
aber  falsch  benannte  Peziza  Willkommii  Hrtg.  sei.  In  vorliegender  Arbeit  giebt  er  u.  a. 
Berichtigungen  und  Ergänzungen  zu  den  von  Willkomm  und  von  ihm  früher  (wichtige 
Krankheiten  der  Waldbäume,  1874,  p.  98)  gemachten  Mittheilungen. 

Der  Pilz  ist  keine  erwiesene  Varietät  von  Bez.  calycina.  Diese  ist  in  ganz  Deutschland 
einheimisch,  während  jener  aus  den  Alpen  stammt. 

Infectionen  mit  dem  Lärchenpilz,  ausgeführt  durch  Uebertragung  erkrankter  Rinden- 
stücke auf  entsprechende  von  der  Rinde  entblösste  Stellen  gesunder  Lärchen,  gaben  stets 
positive  Resultate.  Wahrscheinlich  erfolgt  der  Angriff  des  Pilzes  niemals  an  unversehrten 
Stellen,  sondern  —  nach  mehrfachen  Versuchen  des  Verf.'s  —  nur  da,  wo  eine  Verletzung 
stattgefunden  hat;  sehr  häufig  von  Kurztrieben  oder  der  Basis  von  Langtrieben  aus.  Das 
Mycel  entwickelt  sich  im  Cambium,  Rinden-  und  Bastgewebe  und  dringt  durch  die  Mark- 
strahlen und  Harzcanäle  in  den  Holzkörper  ein.  Die  reichlich  septirten  Hyphen  leben 
vorwiegend  intercellular.  Nach  dem  Beginne  der  cambialen  Thätigkeit  nach  dem  Laubausbruch 
hört  die  Entwickelung  des  Pilzmycels  auf  —  wahrscheinlich  in  Folge  des  durch  die  gesteigerte 
Verdunstung  verminderten  Wasserreichthums  des  Substrates  —  und  es  bildet  sich  eine  dicke 
Korkschicht,  welche  die  erkrankten  Gewebe  von  den  gesunden  abschliesst.  Dieselbe  wird 
im  Herbste  von  dem  weiterwachsenden  Pilze  durchbrochen.  Die  an  den  kranken  Stellen 
auftretenden  Erscheinungen  —  Harzausfluss,  Ausbleiben  einer  Ueberwallung,  Zuwachs- 
steigerung auf  der  gesunden  Seite  der  erkrankten  Stammzone  —  werden  vom  Verf.  auf 
einfache  Weise  erklärt.  —  Da  der  Pilz  horizontal  nur  langsam  vorrückt,  so  kann  der 
Zuwachs  mit  der  Zerstörung  unter  Umständen  sich  im  Gleichgewicht  halten  und  so  der 
kranke  Baum  ein  hohes  Alter  erreichen.  Gänzliche  Beseitigung  des  Angreifers  durch 
Korkbildung  wurde  nicht  beobachtet. 

Die  Willkomm'schen  Beobachtungen  über  die  Conidien  des  Pilzes  sind  —  soweit 
sie  unter  dem  Einflüsse  Hallier'scher  Theorien  gemacht  sind  —  werthlos.  Die  schüssei- 
förmigen Schlauchfrüchte  des  Pilzes  entstehen  in  feuchter  Luft  auf  die  Korkschicht  durch- 
brechenden weissen  Höckern.  Diese  entspringen  aus  unter  der  Korkschicht  befindlichen 
Fruchtlagern,  welche  Willkomm  als  Spermogonien  beschrieb,  dieselben  enthalten  im  Innern 
sich  nach  aussen  öffnende  Kammern,  deren  Wände  mit  pfriemenförmigen  „Basidien"  aus- 
gekleidet sind,  welche  zahlreiche  nicht  keimungsfähige  Zellchen,  „rudimentäre  Conidien", 
abschnüren.  An  trocknen  und  luftigen  Standorten  findet  die  Ausbildung  der  Schlauchfrüchte 
nicht  statt. 

Der  Lärchenpilz  ist  auch  in  Tirol  nicht  selten,  doch  fehlen  dort  meist  die  Bedingungen, 
welche  ihm  in  den  vorbezeichneten  Ländern  seinen  verheerenden  Charakter  verliehen  haben: 
Feuchtes  Klima  und  das  Vorhandensein  grösserer  Flächen,  welche  gerade  mit  dem  der 


Schriften  allgem.  u.  gemischt.  Inhalts.  —  Pilze  als  Ursache  von  Pflanzenkraukheiten.  267 

Infection  am  meisten  zugänglichen  Altersstadium  der  Lärche  dicht  bestockt  sind.  Als 
Nutzanwendung  ergiebt  sich  aus  Vorstehendem,  dass  ausserhalb  der  Alpen  Lärchen  nur  in 
sorgsam  ausgewählten  Lagen  und  nie  in  reinem  Bestände  erzogen  werden  dürfen. 

227.  Derselbe.    Der  Fichtenrindenpilz  Nectria  cncurbitula  Fr.    Mit  l  Tafel, 

Der  genannte  Pilz  ist,  nach  des  Verf.  Ausführungen,  der  Verursacher  einer  Fichten- 
krankheit, welche  bisher  in  Oberbayeru  und  Württemberg  beobachtet  wurde.  Nur  einmal 
fand  er  sich  an  einer  Weisstanne.  Seine  Keimschläuche  können  nur  durch  eine,  wenn  auch 
noch  so  geringe,  Wunde  ins  Innere  der  Bäume  gelangen.  Den  häufigsten  Anlass  zur  Infection 
giebt  der  Fichtenrindenwickler  (^Grapholitha  pactolana  Kühlw.),  welcher  seine  Eier  dicht 
unter  den  Quirlzweigen  8 — 25jähriger  Fichten  ablegt.  In  den  durch  die  Raupen  verursachten 
Verletzungen  greift  der  Pilz  an,  um  in  ein  bis  zwei  Jahren  den  ganzen  Baum  mit  seinem 
Mycel  zu  umspannen  und  Gipfeldürre  und  Tod  desselben  herbeizuführen.  Die  GraplwUtha 
allein  vermag  in  der  Regel  keinen  Baum  zu  tödten.  Das  Wachsthum  des  Mycels  beginnt 
meist  im  ersten  Frühjahr,  und  zwar  so  schnell,  dass  bis  zum  Beginn  der  cambialen  Thätig- 
keit  im  Mai  Rinde  und  Cambium  bereits  in  einer  Länge  von  12—20  cm  getödtet  sein  können. 
Später  ruht  das  Mycel,  wie  das  des  Lärchenkrebspilzes,  während  die  nach  Sprengung  der 
Rinde  zu  Tage  tretenden  Conidienpolster  ausgebildet  werden.  Ursache  des  Aufhörens  des 
Wachsthums  ist  wohl  auch  hier  die  im  Sommer  verminderte  Wasserzufuhr,  welche  sogar  zum 
Austrocknen  der  befallenen  Gewebe  und  somit  zum  Tode  des  Pilzes  führen  kann.  Interessant 
wäre  die  Beantwortung  der  Frage,  ob  die  gesteigerte  vegetative  Thätigkeit  der  Gewebe 
selbst  der  Verbreitung  des  Mycels  hinderlich  ist.  Wie  bei  Pez.  Willkommii  wurden  die 
kranken  und  todten  Zellen  während  der  Ruhezeit  durch  Korkbildung  von  den  gesunden  getrennt. 

Die  zweikammerigeu  Ascosporen  keimen  in  der  feuchten  Kammer  nach  ^J2  Tag  mit 
2  oder  mehr  Schläuchen,  welche  schon  nach  iVz  Tagen  sehr  verschieden  gestaltete,  z.  Th. 
mehrzellige  Conidien  erzeugen  können.  Die  farblosen,  septirten  Mycelfäden  wachsen  mit 
Vorliebe  in  den  Siebröhren,  aber  auch  intercellular.  An  im  Zimmer  cultivirten  anfangs 
März  inficirten  Pflanzen  kamen  bereits  nach  14  Tagen  die  weissen  Conidienpolster  zum  Vor- 
schein, während  nach  4  Wochen  die  Perithecieubildung  begann.  Bei  trockener  Luft  findet 
die  Entwickelung  langsamer  statt.  Auf  der  Oberfläche  des  mitunter  pseudoparenchymatischen 
Conidienpolsters  zeigen  sich  kurze  oder  —  in  sehr  feuchter  Atmosphäre  —  lange  und 
verästelte  „Basidien^  welche  Conidien  abschnüren,  die  den  oben  erwähnten  gleichen.  Die 
Perithecien  entstehen  zwischen  den  Basidien  oder  etwas  imter  der  Oberfläche  des  Polsters 
um  eine  Gruppe  plasmareicher  kleiner  Zellchen.  Näheres  ist  hierüber  nicht  angegeben. 
Bei  der  Ausbildung  der  Asci  kommen  zahlreiche  abnorme  Processe  vor,  deren  näheres 
Studium  nach  dem  Verf.  sich  verlohnen  dürfte.  Erwähnenswerth  scheinen  dem  Verf.  auch 
die  vielen  verkümmerten  Perithecien,  bei  welchen  der  Sexualact  nicht  perfect  geworden  sein 
mag,  und  gelbe  Kugeln,  welche  sich  zwischen  den  rothen  Perithecien  finden. 

Interessant  ist  die  Thatsache,  dass  das  Mycel  im  flüssigen  Terpentinöl  ungehindert 
vegetiren  und  über  dessen  Oberfläche  Conidien  bilden  kann. 

Die  Massregeln  gegen  das  verderbliche  Zusammenwirken  der  GrapholitJia  mit  dem 
Pilze  müssen  letzteren  zu  treffen  suchen,  da  alle  gegen  erstere  vorgeschlagenen  sich  im 
Grossen  als  unausführbar  erwiesen  haben.  Es  sind  dies:  Aushieb  der  todten  Pflanzen  und 
Beseitigung  der  todten  Gipfel.  Dadurch  werden  einerseits  die  meisten  Fruchtträger 
beseitigt,  andererseits  bleibt  die  Hoffnung,  dass  etwaige  Ersatzgipfel  sich  am  Leben  erhalten. 
Zum  Schluss  giebt  der  Verf.  einen  auf  Berichte  aus  dem  Wald  gegründeten  Kostenanschlag 
dieses  Verfahrens. 

228.  Derselbe.    Der  zerschlitzte  Warzenpilz  Telephcra  laciniata  Fers. 

Durch  eine  Reihe  von  Zusendungen  und  Anfragen  veranlasst  giebt  Verf.  eine'  Ab- 
bildung des  Pilzes  und  weist  mit  wenigen  Worten  auf  dessen  saprophytische  Lebensweise 
und  den  Schaden,  welchen  er  durch  Störung  der  Assimilation  von  ihm  umwachsener  Pflanzen- 
theile  anrichtete,  hin ,  um  die  Praktiker  zu  Versuchen  über  eine  passende  Beseitigungsweise 
anzuregen. 

229.  Derselbe.    Der  Erebspilz  der  Laabholzbäame  Nectria  ditissima  Tal.    Mit  l  Tafel. 

Der  Pilz  —  z.  Th.  vielleicht  auch  sehr  nahe  verwandte  Arten  —  wurde  bisher 


268  Kryptogamen.  —  Pilze  (1880). 

beobachtet  an  Fagus,  Quercus,  Corylus,  Fraxinus,  Carpimis,  Älnus,  Acer,  Frangula, 
Padus  und,  nach  Goethe,  am  Apfelbaum.  Er  ist  der  Erzeuger  der  häufigsten  Art  des 
Baumkrebses  und  über  ganz  Deutschland  verbreitet.  Nach  Anführung  einiger  Berichte  aus 
dem  Walde  über  den  Umfang  der  Krebs.schäden  wird  die  Krankheit  beschrieben.  Mit  Aus- 
nahme der  ersten  Lebensjahre  schützt  kein  Alter  einen  Baum  vor  dem  Krebs.  Nach 
Beobachtungen  an  der  Lärche  gedeiht  vr  namentlich  auf  dem  besten,  etwas  frischen  Boden. 
Auf  eine  Beschreibung  des  verschiedfjnen  Aussehens  der  befallenen  Baumstellen  kann  nicht 
eingegangen  werden,  da  sie  ohne  die  Abbildungen  des  Verf.  (Fig  1—14)  keinen  Werth 
hätte.  Als  Unterschied  von  Frostl^^rebs  ist  hervorzuheben,  dass  der  Holzkörper  sich  an  den 
Pilzkrebsstellen  nur  wenige  Millimeter  tief  bräunt.  Das  Eindringen  der  N.  ditisüima  findet 
wohl  nur  durch  Wunden  und  Lenticellen  statt.  Die  Krebsstelle  wächst  bei  der  Rothbuche 
1/2  1  cm  pro  Jahr  in  die  Länge ,  kaum  halb  soviel  in  horizontaler  Richtung.  In  Bezug 
auf  Abhängigkeit  des  Myoelwachsthums  und  des  Auftretens  der  Fruchtträger  vom  Wasser- 
gehalt der  Rinde  und  der  Luft  gilt  im  wesentlichen  das  bei  N.  cucurbitula  Bemerkte. 
N.  ditissima  ist  weni'ger  gefährlich  als  jene,  da  die  Zuwachssteigerung  der  gesunden  Stellen 
einer  angegriffenen  Stammzone  schneller  als  das  Fortschreiten  des  Pilzes  erfolgt.  Oft 
erlischt  nch  6—10  Jahren  das  Wachsthum  des  Mycels  ganz  und  es  tritt  Ueberwallung  ein. 

Das  Mycel  verbreitet  sich  in  Rinde  und  Bastgewebe,  kann  aber  auch  durch  die 
Markstrahlen.  in  den  Holzkörper  und  von  da  vielleicht  wieder  an  anderen  Stellen  zur  Rinde 
gelangen.  Auf  einem  pseudoparenchymatischen  Fruchtlager,  welches  die  äussere  Kork- 
schicht sprengt,  werden  auf  Verlängerungen  der  peripherischen  Zellen  verschieden  gestaltete, 
oft  mehrzellige  Conidien  successive  in  sehr  grosser  Zahl  abgeschnürt.  Dieselben  erreichen 
eine  Länge  von  0.06  mm ,  bilden  bei  der  Keimung  ein  Mycel ,  an  welchem  weit  kleinere 
Conidien  entstehen,  die  bald  wiederum  keimen.  Im  Feuchtraum  schnürt  das  sonst  im 
Rindengewebe  verborgene  Mycel  frei  in  die  Luft  wachsend  zahllose  Conidien  ab,  deren  Grösse 
sich  bis  auf  0.0015  mm,  also  den  40.  Theil  der  Länge  der  grossen  Conidien,  vermindert.  Wo 
mehrere  derselben  zusammenliegen  copuliren  sie,  so  dass  sich  grössere  zusammenhängende 
Gruppen  bilden.  Conidien  von  0.002  mm  keimen  noch;  die  Vermehrung  der  kleineren  scheint 
auf  Sprossuug  und  Spaltung  beschränkt  zu  sein,  welche  auch  bei  den  grossen  vorkommt.  Auch 
an  der  Spitze  zarter  Seitenzweige  stärkerer  Hyphenäste  im  Innern  der  Rinde  sollen  Conidien 
abgeschnürt  werden,  deren  Gestalt  nur  mit  Hülfe  einer  1560fachen  Vergrösserung  deutlich 
zu  erkennen  ist.  Dieselben  zeigen  lebhafte  Molecularbewegung  und  liegen  oft  in  grösserer 
Anzahl  zusammen  von  einer  Gallerthülle  umgeben.  Nach  sorgfältiger  Untersuchung  kam 
der  Verf.  zur  Ueberzeugung,  dass  es  sich  hier  nicht  um  Spaltpilze  handelt,  welche  überhaupt 
im  Innern  der  Pflanzen  keine  Rolle  spielen  sollen.  In  welcher  Weise  die  kleinen  Körperchen, 
welche  in  einer  braunen  Flüssigkeit  an  den  Krebswunden  ins  Freie  gelangen  können,  zur 
Verbreitung  des  Pilzes  beitragen  sollen,  ist  unbekannt. 

Die  ersten  Anlagen  der  Perithecien  befinden  sich  dicht  unter  oder  auf  der  Ober- 
fläche des  conidienbildenden  Fruchtlagers.  Einige  Bilder  des  Verf.  machen  ihm  einen 
Sexualact  wahrscheinlich. 

Es  folgen  kritische  Bemerkungen  über  Willkomm's  und  Sorauer's  Bearbeitung  des 
Buchenkrebses  und  Rabenhorst's  „falsche"  Bestimmung  der  Conidien  der  N.  ditissima. 
Die  Frage,  ob  N.  cucurbitula  und  N.  ditissima  Varietäten  einer  und  derselben  Art  sind, 
wird  durch  vom  Verf.  schon  begonnene  Infectionsversuche  mit  ersterer  auf  Buchen  und 
letzterer  auf  Fichten  entschieden  werden. 

Mittel  gegen  den  durch  Nectria  ditissima  verursachten  Krebs  sind  nicht  anzugeben, 
da  bei  seiner  geringeren  Gefährlichkeit  das  Abhauen  eines  krebsigen  Baumes  für  gewöhnlich 
nicht  von  Vortheil  ist,  das  Ausschneiden  sämmtlicher  Krebsstellen  aber  höchstens  in  Obst- 
baumculturen  sich  zur  Ausführung  bringen  lässt. 
230.  Derselbe.    Der  ÄhorDkeimlingspilz,  Cercospora  acerina.    Mit  1  Taf. 

Der  zuerst  in  Laibach  in  Krain  beobachtete,  vom  Verf.  zu  erfolgreichen  Infections- 
versucheu  verwandte  Pilz  verursachte  Krankheit  und  Tod  der  Keimhnge  des  Berg-  und 
Spitzahorns.  Die  Erkrankung  äussert  sich  meist  im  Auftreten  kleiner,  schwarzer  Flecke 
auf  den  Samenlappen  oder  jungen  Laubblättern,  welche  später,  bei  feuchter  Luft,  ein  grauer, 


Schriften  allgem.  u.  gemischt.  Inhaltg.  —  Pilze  als  Ursache  von  Pflanzenkrankheiten.  269 

filziger  Ueberzug  bedeckt,  dem  Absterben  und  Schwärzung  der  ganzen  Pflanze  folgt.  Es 
gelang  bisher  nicht,  Schlauchfrüchte  des  Parasiten  zu  erziehen,  wohl  aber  die  Bildung  eines 
fädigen  Dauermycels  zu  beobachten. 

Die  Couidien  entstehen,  bis  zu  je  sechsen,   auf  kurzen,   die  Oberhaut  der  Samen- 
lappen durchbohrenden  Fruchthyphen ;   anfangs  schmal  keulenförmig,   spitzen  sie  sich  mit 
zunehmendem  Wachsthum  zu  und   erlangen   endlich   eine   sehr   lange,   zarte,   etwas  bogig 
gekrümmte  Spitze.    Ihr  Inneuraum  wird  septirt.    Wenn   die  zarte  Spitze  vor  Beendigung 
des  Wachsthums  abbricht,  bildet  sich  durch  seitliches  Auswachsen  des  verletzten  Conidien- 
endes  eine  neue.     Die  Couidien   keimen   nach  wenig  Stunden   mit   meist  nur  einem  Keim- 
schlauch, welcher  nach  Durchbohrung   der  Epidermis   des   befallenen   Blattes   vorwiegend 
intercellular  weiter  wächst.    Die  Parenchymzellen  collabiren,  während  ihr  Chlorophyll  lange 
erhalten  bleibt.     Nach  Beendigung  der  Conidienbilduug  schwellen  einzelne  Zellgruppen  des 
farblosen  und  reichseptirten  Mycels  unter  Bräunung  an  und  gehen  so  in  Dauerzsutände  über, 
während  die  sie  verbindenden  Hyphenstücke   zu  Grunde  gehen.    Bisweilen   finden  in   den 
Dauerzellen  Längs-  und  Quertheilungen  statt,  so  dass  complicirte  Gewebskörper  entstehen. 
Die  beschränkte  Dauer  ihrer  Keimfähigkeit  —  wahrscheinlich  nicht  viel  über  ein  Jahr  — 
bringt  dem  Parasiten  keinen  grossen  Nachtheil,   da  er  sich  auch  in  Nährlösungen,  in  der 
Erde    wie    auf    dem    Objectträger  in    üppigster   Weise   entwickelt.      Die    Schlauchfrüchte 
werden,  vielleicht  bei  Infection  älterer  Blätter,  erhalten  werden.    Möglicherweise  ist  der  Pilz 
Conidienform  von  Sphaeria  acerina  Wallr.,  die  sich  auf  dürren  Ahornblättern  findet. 
231.  Derselbe.    Der  Buchenkeimiingspilz,  Phytophthora  (Peronospora)  Fagi  m.    Mit  1  Taf. 
Der  Verf.  giebt  zunächst  eine  Darstellung  der  Verbreitung  und  Wirkung  der  durch 
obigen  Pilz  veranlassten  Krankheit,  nach  Berichten  verschiedener  Forstmänner  und  eigenen 
Beobachtungen.    Es  geht  daraus  hervor,  dass  sie  1861  im  Harz,  1872  bei  Frankfurt  a./M., 
1874—75  in  Coburg-Gotha  und  1878  in  ganz  Deutschland  epidemisch  auftrat  und  grosse  Ver- 
heerungen in  Bucheusaatkämpen  anrichtete.    Der  Pilz  befällt  die  jungen  Buchen  nur  vom 
Beginn  der  Keimung  bis  zu  der  Zeit,  in  welcher  die  Samenlappen  ihres  Gehaltes  an  Reserve- 
stoffen völlig  beraubt  und  die  ersten  Laubblätter  ausgebildet  sind.    Die  Krankheit  tritt  dem- 
gemäss   vorzüglich   in   den  Monaten  Mai   und  Juni   zu  Tage.    Bei  verzögerten  ßuchecker- 
aussaaten  in  sporeuhaltige  Erde  Hess  sie  sich  indess  auch  Anfangs  August  künstlich  hervor- 
rufen.    Die  befallenen   Keimlinge   verfaulen   unter  Schwärzung   entweder  schon   unter  der 
Erde  in  kurzer  Zeit,  oder  sie  erscheinen  noch  über  derselben,  während  die  Wurzeln  bereits 
erkrankt  sind.    Der  obere  Theil  der  Pflänzchen  fällt  dann  um  und  vertrocknet  bei  trockener, 
verfault  bei  feuchter  Witterung.    Andere  Pflanzen  entfalten  anscheinend  gesund  ihre  Samen- 
lappen.   Bald  aber  wird  die  Spitze  des  hypocotylen  Stengels  und  meist  auch  die  Basis  der 
Samenlappen  dunkler  und  weiterhin  verdorrt  die  ganze  Pflanze  und  färbt  sich  rothbraun, 
oder  sie  verfault,  indem  Samenlappen  und  Stengel  schmutzig  grün  werden  und  sich  allmählig 
auflösen. 

Besonders  förderlich  für  die  Verbreitung  der  Krankheit  ist  feuchte,  warme  Witterung. 
Alle  Verhältnisse,  welche  das  schnelle  Abtrocknen  der  Pflanzen  nach  Regen  oder  Thau  ver- 
hindern, wirken  nachtheilig  für  dieselben.  Die  Bodenart  hat  nur  insofern  Einfluss,  als  sie 
mehr  oder  weniger  Feuchtigkeit  zu  halten  im  Stande  ist.  Die  Epidemie  hält  4  Wochen  und 
länger  an ,  und  in  solchen  Saatkämpen,  in  denen  sie  einmal  Verwüstungen  angerichtet  hat, 
ist  in  der  Folge  keine  Buchensaat  mehr  aufzubringen. 

Das  auch  über  die  verfärbten  Theile  der  erkrankten  Pflanze  hinaus  sich  findende 
Mycelium  des  Parasiten  ist  intercellular,  von  wechselnder  Form  und  Dicke  der  Aeste,  im 
Gegensatz  zu  dem  der  übrigen  Peronosporeen  reichlich  septirt  und  mit  zahlreichen  Haustorien 
versehen.  Die  aus  in  Wasser  liegenden  erkrankten  Pflanzentheilen  heraussprossenden  Fäden 
sind  gleichmässig  stark,  sparsam  septirt  und  ohne  Haustorien. 

Zur  Zeit  der  besonders  bei  feuchter  Witterung  eintretenden  Conidienbildung  treiben 
bis  zur  Cuticula  vorgedrungene  Hyphenenden  unter  Anschwellung  jene  etwas  auf.  Die  so 
gebildete  dünnere  Stelle  wird  dann  von  meist  mehreren,  der  Hyphenspitze  entsprosseneu 
Conidienträgern  durchbohrt.    Seltener  benutzen  dieselben  Spaltöffnungen  zum  Durchtritt. 

Die  Keimschläuche  der  Conidien  durchbohren  solche  Stellen  der  Cuticula,  welche 


270  Kryptogamen.  —  Pilze  (1880). 

über  der  Grenze  zweier  Epidermiszellen  liegen  und  zwar  ohne  vorher  anzuschwellen,  wie 
die  aus  dem  Innern  der  Pflanze  nach  aussen  dringenden  Hyphen,  welche  auch  andere  Stellen 
zum  Durchtritt  benutzen.  Vielleicht  erklärt  sich  dies  aus  einer  chemischen  "Verschiedenheit 
der  inneren  und  äusseren  Cuticularschichten.  Die  Sexualorgane  können  ausserhalb  der  Nähr- 
pflanze gebildet  werden,  was  von  keiner  anderen  Peronosporee  bekannt  ist.  Die  Antheridien 
treiben  einen  Befruchtungsschlauch.  Ein  Plasmaübertritt  in  die  Eispore  wurde  jedoch  nicht 
beobachtet.  Ob  ausserhalb  der  letzteren  Plasma  im  Oogonium  zurückbleibt,  Hess  sich  nicht 
sicher  feststellen.  Die  Keimung  der  Oosporen  hat  H.  nicht  gesehen.  Infectionsversuche  mit 
Erde  von  Saatkämpen,  in  welchen  die  Krankheit  früher  aufgetreten  war,  machten  wahr- 
scheinlich, dass  sie  mindestens  4.  Jahre  lang  entwickelungsfähig  bleiben.  Den  Schluss  der 
Arbeit  bildet  die  Angabe  verschiedener  Mittel  gegen  die  Krankheit.  In  einer  Anmerkung 
erklärt  sich  der  Verf.  mit  de  Bary's  Vorschlag,  dem  auf  sehr  verschiedenen  Pflanzen  beob- 
achteten Parasiten  den  Namen  PhythophtTiora  omnivora  beizulegen,  einverstanden.  Im 
strengen  Sinne  omnivor  ist  der  Pilz  indess  nicht,  denn  andere  Waldbäume  als  die  Buche 
scheint  er  nicht  anzugreifen.    (Vgl.  Bot.  Jahresber.  1879,  S.  564,  No.  202.) 

232.  Farlow,  V/.  G.  The  Gymnosporangia  or  Cedar- Apples  of  the  United  States.  Boston, 
1880,  in  40,  38  S.,  mit  2  Tafeln.  (Nach:  Bulletin  de  la  soc.  bot.  de  France,  1881, 
Rev.  bibl.  p.  21.) 

Cedar  heisst  in  den  Vereinigten  Staaten  eine  Gruppe  von  Coniferen  {Juniperus, 
Betin  ospora ,  Biota  etc.)  und  als  Cedar -Apples  bezeichnet  der  Volksmund  die  runden  oder 
eiförmigen  Anschwellungen,  welche  die  Anwesenheit  der  Gymnosporangien  an  den  Aesten 
jener  Bäume  begleiten.  F.  beginnt  seine  Abhandlung  mit  allgemeinen  Bemerkungen  über 
die  Uredineen  und  ihre  Transformationen.  Dann  beschreibt  er  8  Gymnosporangien  und 
eben  so  viele  Roestelien,  indem  er  den  Zusammenhang  zwischen  ersteren  und  letzteren 
nachweist. 

233.  Mer,  M.  E.  Note  sur  le  deperissement  des  cimes  d'Epicea.  (Bulletin  de  la  societe 
botanique  de  France,  1880,  p.  23  ~  27.) 

Am  Schlüsse  seines  Aufsatzes,  der  im  Uebrigen  ein  nicht  durch  Pilze  verursachtes 
Welken  der  Tannengipfel  behandelt,  führt  der  Verf.  an,  dass  sich  in  Nadeln,  welche  von 
Chrysomyxa  Äbietis  Rees  befallen  sind,  Stärke  in  einer  Jahreszeit  findet,  in  welcher  sie  in 
gesunden  Nadeln  nicht  vorhanden  ist. 

234.  Prantl.  Weitere  Beobaclitungen  über  die  Kiefernschütte  ond  die  auf  Coniferea 
Schmarotzeaden  Pilze  aus  der  Gattung  Hysterium.  (Forstwissenschaftl.  Centralblatt, 
herausgegeben  von  F.  Baur,  II.  Jahrg.  1880,  S,  509.) 

Dem  Verf.  wurde  kein  Fall  wirklicher  Schüttekrankheit  bekannt,  in  welchem  nicht 
die  Anwesenheit  des  Hysterium  Pinastri  zu  constatiren  gewesen  wäre.  Erfrorene  Nadeln 
zeigen,  oberflächlich  betrachtet,  ein  ähnliches  Aussehen  wie  schüttekranke.  Während  die 
letzteren  jedoch  bei  genauerem  Zusehen  mehr  oder  minder  fleckig  erscheinen,  indem  die 
noch  gesunden  Stellen  der  Nadel  von  den  erkrankten  mit  verschwommenen  Grenzen  sich 
abheben,  zeigen  die  vom  Frost  getödteten  Nadeln  eine  gleichmässig  braune  oder  rothbraune 
Färbung.  Beide  tödtende  Factoren  können  mitunter  zusammenwirken.  —  Die  violette  oder 
weinrothe  Färbung  der  Nadeln  einjähriger  Kiefern  hat  mit  der  Schütte  nichts  zu  thun, 
sondern  beruht  auf  dem  Auftreten  eines  rothen  Farbstoffes  in  den  Oberhautzellen,  welcher 
bei  zunehmender  Wärme  wieder  verschwindet.  Eben  so  wenig  stehen  die  an  den  Kiefern- 
nadeln häufiger  intensiv  braunen  Flecken  und  Bänder  mit  der  Schütte  in  Beziehung,  sind 
vielmehr  durch  abnorme  Harzbildung  au  einzelnen  Stellen  der  völlig  gesunden  Nadeln  bedingt. 
Die  Sporen  von  Hysterium  Pinastri  keimen  gleich  denjenigen  von  H.  nervisequium  (Weiss- 
tanne) und  H.  macrosporim  (Fichte)  sofort  nach  der  Reife.  Der  Keimschlauch  dringt  durch 
die  Wand  der  Oberhautzelleu  in  die  Nadel  ein,  doch  nur  dann,  wenn  diese  noch  ganz  jung, 
eben  aus  der  Knospe  hervorgetreten  ist.  Demgemäss  fällt  auch  die  Reife  der  Sporen  zu- 
sammen mit  dem  Austreiben  der  Knospen.  Da  letzteres  bei  der  Fichte  zu  einer  Zeit  statt- 
findet, zu  welcher  noch  keine  Keimpflänzchen  vorhanden  sind,  so  können  solche  nicht  von 
älteren  Pflanzen  aus  inficirt  werden,  während  dies  bei  der  Kiefer,  die  ihre  Triebe  weit 
später  entfaltet,   sehr  wohl  möglich  ist.   —  Bei  den  genannten  Parasiten  macht  sich  die 


Schi'iften  allgem.  u.  gemischt.  Inhalts.  —  Pilze  als  Ursache  von  Pflanzenkrankheiten.  271 

Infection  an  den  Nadeln  erst  nach  Wochen  und  Monaten,  mitunter  sogar  erst  nach  Jahren 
hemerklich.  lu  keinem  Falle  erfolgt  die  Fructification  des  Pilzes  vor  dem  zweiten  Jahre, 
vom  Zeitpunkte  der  Infection  an  gerechnet.  —  Jede  Hysterium  -Art  kann  an  ihrer  Nähr- 
pflanze zweierlei  Kraukheitsformen  hervorrufen,  eine  chemische  und  eine  acute.  Bei  jener 
bleiben  die  kranken  Nadeln  bis  zur  Fructification  des  Pilzes  oder  selbst  noch  länger  am 
Baume  sitzen.  Im  andein  Falle  dagegen  löseu  sich  die  Nadeln  schon  ab,  bevor  noch  die 
Anlage  der  Früchte  erfolgt  ist,  und  die  letzteren  gelangen  erst  auf  den  abgefallenen  Nadeln 
zur  Ausbildung.  Diese  acute  Krankheitsform  wird  als  „Schütte'*  bezeichnet.  Sie  zeigt  sich 
vorwiegend  an  schwächlichen  Pflanzen.  K.  Wilhelm. 

235.  J.  Seurrat  de  la  Boalaye.  Beobachtungen  über  die  „maladie  ronde"  der  Seekiefern 
(Pins  maritimes)  und  der  gemeinen  Kiefern  in  Sologne.  (Auszug  aus  dem  Bulletin 
de  la  Societe  des  agricultures  de  France  du  15  octobre  1880.  Revue  des  eaux  et 
forets,  1880,  p.  492.) 

Diese  Krankheit  verbreitete  sich  seit  1850  nicht  nur  in  Beständen  der  „Seekiefer"^) 
sondern  auch  in  solchen  der  gemeinen  Kiefer.  Anscheinend  ganz  gesunde  Bäume  bekommen 
plötzlich  schlaffe  Wipfel,  gelbe  Nadeln,  und  sind  nach  wenigen  Wochen  vollkommen  todt 
und  trocken.  Wenn  man  die  nächststehenden  Bäume  von  noch  frischem  Aussehen  ausgräbt, 
so  findet  man  die  Wurzeln  derselben,  welche  mit  denen  der  todten  Nachbarn  in  Berührung 
stehen,  im  Absterben  begriffen.  Krankheit  und  Tod  gehen  also  von  Seitenwurzeln  aus 
und  schreiten  an  diesen  vor,  bis  sie  an  den  Stock  gelangen,  um  von  hier  aus  über  das 
ganze  übrige  Wurzelsystem  sich  zu  verbreiten.  Diese  Erscheinungen  ähneln  denjenigen, 
welche  beim  Auftreten  von  Trametes  radiciperda  zu  beobachten  sind.  Genannten  Pilz 
konnte  der  Verf.  jedoch  in  den  inficirten  Beständen  nicht  auffinden.  Dagegen  lehrten  seine, 
mit  Unterstützung  des  Professors  Prillieux  vorgenommenen  Beobachtungen,  dass  im 
Frühjahr,  gegen  Ende  Mai,  im  Umkreise  der  durch  die  Krankheit  verursachten  Fehlstellen 
und  neben  den  noch  gesunden  Bäumen  aus  dem  Boden  kleine,  sich  langsam  vergrössernde 
Fruchtkörper  eines  anderen  Pilzes,  der  Ehizina  undulata  Fries  {Helvella  acaulis  DC.) 
hervorbrechen.  Dieselben  erreichen  eine  Breite  von  3  bis  6  cm,  sind  von  unregelmässiger 
Form,  mit  gewölbter,  buckeliger,  braun  oder  schwärzlich  gefärbter  Ober-  und  rother  Unterseite, 
welch'  letztere  filzig  behaart  und  hier  und  da  mit  kleinen  Haftfasern  an  den  Erdboden 
befestigt  ist.  Vermöge  ihrer  lederartigen,  harten  Beschaffenheit  sind  diese  Fruchtkörper 
so  widerstandsfähig,  dass  man  sie  noch  zu  Ende  des  Winters  fast  intact  vorfindet.  Ihr 
Erscheinen  dauert  bis  in  den  Herbst.  Jede  im  Bereiche  ihres  Auftretens  stehende  Kiefer 
stirbt  im  Laufe  des  Jahres  ab.  Die  Fruchtkörper  finden  sich  immer  nur  im  Umkreise  der 
Fehlstelle,  sie  erscheinen  im  Innern  derselben  nicht  wieder,  und  verschwinden  ganz,  wenn 
das  Umsichgreifen  der  Krankheit  aufhört  (si  le  rond  s'arrete).  Bei  vorsichtiger  Untersuchung 
erkannte  man  einen  Zusammenhang  der  Pilzkörper  mit  den  Kiefernwurzeln.  Die  todten 
Wurzeln  jedoch  Hessen  nach  kurzer  Zeit  nichts  von  Mycelium  des  Pilzes  erkennen.  Sie 
befinden  sich  in  einem  Zustande  vollständigster  Verderbuiss,  Auch  an  den  Wurzeln  der 
verdorrenden  Bäume  ist  die  Ursache  der  Erkrankung  nicht  mehr  wahrnehmbar.  Sie 
verbreiten  einen  Fäulnissgeruch;  die  schwarze,  feuchte,  schimmelige,  mit  Krebsgeschwüren 
bedeckte  Rinde  haftet  nicht  mehr  an  dem  der  Fäulniss  übrigens  noch  Widerstand  leistenden 
Holze,  da  der  Bastkörper  zerstört  ist.  Das  Harz  verbreitet  sich  im  Boden,  verklebt  mit 
dem  Sande  und  bildet  so  längliche,  den  grossen  und  kleinen  Wurzeln  angelagerte  Massen 
von  mehreren  Centimetern  im  Durchmesser.  Ist  das  ganze  Wurzelsystem  des  Baumes  in 
dieser  Weise  zerstört,  dann  muss  der  Baum  zu  Grunde  gehen.  —  Das  grauweisse  Mycelium 
des  Pilzes  ist  nur  in  einiger  Entfernung  von  der  Fehlstelle,  an '  den  Wurzeln  der  noch 
gesund  aussehenden  Bäume  zu  erkennen.  Es  entwickelt  sich  in  der  Rinde  und  im  Baste 
der  starken  wie  der  dünnen  Wurzeln,  und  durchzieht  diese  Gewebeschichten  in  Gestalt 
seidenartiger  Fäden  oder  Bänder  von  verschiedener  Dicke.  Es  dringt  auch  in's  Holz  ein,  doch 
nur  auf  geringe  Tiefe.  Die  Fruchtkörper  finden  sich  nicht  selten  am  Stocke  selbst,  gewöhnlich 
aber  über  den  dicken  Wurzeln,  doch  auch  über  den  dünnen,  oberflächlich  verlaufenden.    Im 


*)  Pinu*  Pinaater  Ait. 


272  Kryptogamen.  —  Pilze  (1880). 

ersten  Falle  wird  ihre  Verbindung  mit  den  Wurzeln  hergestellt  durch  grauliche  Stränge  von 
anfänglich  abgeplatteter,  später  rundlicher  Form.  Dieselben  sind  verzweigt  und  ausser- 
ordentlich zerbrechlich,  so  dass  man  sie  nur  höchst  selten  in  Stücken  von  einiger  Ausdehnung 
erhalten  kann.  Der  Nachweis  ihrer  Verbindung  mit  den  Wurzeln  ist  daher  sehr  schwierig. 
Trotzdem  meint  Verf.  die  Existenz  dieses  Zusammenhanges  behaupten  zu  dürfen,  gestützt 
auf  zwei  Thatsachen.  Als  die  eine  führt  Verf.  das  Abgestorbensein  dieser  Stränge  an 
denjenigen  Stellen  an,  wo  im  vorigen  Jahre  Fruchtkörper  erschienen  waren,  und  die  andere 
liegt  in  den  Resultaten  einiger  Versuche.  Eine  starke,  mit  Mycelium  bedeckte  Wurzel 
einer  ungefähr  vierzigjährigen  Kiefer  wurde  auf  eine  gewisse  Strecke  freigelegt,  so  dass 
nur  ein  kleiner  Theil  ihres  Umfanges  mit  dem  Boden  in  Berührung  blieb.  Bald  nachher 
erschienen  auf  diesem  Stücke  zahlreiche  Pilze  der  nämlichen  Art,  wie  später  über  der  nicht 
entblössten  Wurzelstrecke  gefunden  wurden.  Ferner  wurde  in  einem  ungefähr  fünfunddreissig- 
jährigen  Seekiefernbestande  während  des  Sommers  um  den  Rand  einer  durch  die  Krankheit 
hervorgerufenen  Fehlstelle  ein  breiter  Graben  gezogen.  Alle  an  der  Aussenseite  desselben 
befindlichen  Bäume  erschienen  noch  gesund  und  kräftig,  aber  ihre  Wurzeln  waren  schon 
vom  Mycelium  befallen.  Aus  allen  bei  der  Anlage  des  Grabens  durchschnittenen  Wurzeln 
entwickelten  sich  nach  einiger  Zeit  zahlreiche  Gruppen  von  i?/im??rt-Fruchtkörpern.  Solche 
Wurzelstücke  wurden  an  Prof.  Prillieux  gesandt,  welcher  die  Identität  des  in  der  Wurzel- 
rinde wuchernden  Myceliums  mit  den  der  Rinde  oberflächlich  anhaftenden  Rhizomorphen 
und  den  wurzelartigen,  der  Unterseite  der  Ehisina-Fvixchte  entspringenden  Haftfasern  (cordons 
filamenteux  rhizoides)  feststellte.  Diese  Beobachtung  scheint  dem  Verf.  entscheidend  zu 
sein  für  den  Parasitismus  der  BMzina  als  Ursache  der  beschriebenen  Kieferukrankheit.  Die 
letztere  erscheint  und  verbreitet  sich  auch  in  reinen  Beständen  der  Piniis  silvestris.  Wo 
die  letztere  mit  der  Seekiefer  gemischt  ist,  leistet  sie  allerdings  der  Krankheit  längeren 
Widerstand  als  diese,  geht  aber  schliesslich  ebenfalls  und  unter  den  nämlichen  Symptomen 
zu  Grunde.  —  Die  erfolgreiche  Bekämpfung  der  Krankheit  wird  sich  nicht  auf  die  Anlage 
von  Gräben  um  die  befallenen  Bäume  und  möglichste  Entfernung  aller  inficirten  Wurzeln 
aus  dem  Boden  zu  beschränken  haben,  sondern  auch  die  sorgfältige  Zerstörung  der  noch 
unreifen  Fruchtkörper  anstreben  müssen,  um  die  Verbreitung  des  Pilzes  durch  Sporenaussaat 
hintanzuhalten.  —  Indem  der  Verf.  seine  Beobachtungen  von  anderen  Seiten  bestätigt  zu 
sehen  wünscht,  stellt  er  schliesslich  die  Vornahme  von  Infektionsversuchen  in  Aussicht. 
Diese  werden  auch  zu  entscheiden  haben,  ob  eine  eigenthümliche,  an  den  Seitenwurzeln  der 
Seekiefer  auftretende  und  diesen  ein  korallenstockartiges  Aussehen  verleihende  Deformation 
mit  der  Pilzvegetation  zusammenhängt.  K,  Wilhelm. 

236.  Prillieux.    Sur  les  causes  du  rond  des  Pins.    (Bulletin  de  la  societe  botanique  de 
France  1880,  p.  18.) 

De  la  Boulaye  hat,  einer  Mittheilung  an  P.  zufolge,  an  Bäumen,  welche  an  der 
obgenannten,  gewöhnlich  dem  Agaricus  vielleus  zugeschriebenen  Krankheit  litten,  niemals 
diesen  Pilz,  sondern  stets  Bhisina  undulata  gefunden.  Auch  P.  fand  das  Gewebe  ihm  von 
de  la  Boulay  zugesandter  Fichteuwurzeln  von  Eh.  undulata  durchwuchert  und  sieht  daher 
ebenfalls  in  der  letzteren  die  Ursache  des  „rond". 

237.  Roumeguere,  C.    Origine  de  la  maladie  du  Roud.    Uq  mot  sur  les  Rhizomorpha  et 
sur  les  recentes  recherches  de  M.  R.  Hartig.    (Revue  mycologique  1880,  p.  179.) 

De  la  Boulaye  beobachtete  die  genannte  Krankheit  in  den  Wäldern  von  Piniis 
maritimiis  in  der  Sologne.  Er  sieht  ihre  Entstehungsursache  nicht  in  Agaricus  melleus, 
sondern  in  BMzina  undulata,  worin  ihm  Prillieux  beistimmt  (Soc.  bot.  seance  du  23.  Janv. 
1880).  R.  neigt  derselben  Ansicht  zu.  Weiter  erklärt  er  sich  gegen  eine  von  Millardet 
(Mem.  de  la  Soc.  des  sc.  phys.  et  nat.  de  Bordeaux,  1  Heft,  1880)  auf  Grund  einer  Beob- 
achtung ausgesprochene  Behauptung,  dass  Ehisomorpha  fragilis  und  Agaricus  melleus 
zusammen  gehöre.  Millardet  hatte  Agaricus  melleus  am  Grunde  eines  Apricosenbaumes 
gefunden,  welcher  nach  der  Eutwickelung  des  Pilzes  abgestorben  war.  In  der  ganzen  Dicke 
und  auf  der  Oberfläche  der  meist  gefaulten  Wurzeln  zeigte  sich  EJiizoniorpha  fragilis. 
R.  glaubt,  dass  es  sich  hier  um  eine  zufällige  Krankheit  des  Baumes  handle,  welche  diesen 
erst  zu  einem  geeigneten  Substrat  für  die  Entwickelung  des  Agaricus  gemacht  habe.    Die 


Schrifteu  allgem,  u.  gemisclit.  Inhalts.  —  Pilze  als  Ursache  von  Pflanzenkrankheiten.  273 

Bhizomorpha ,  meint  er,  habe  mit  letzterem  nichts  zu  thun,  da  sie  häufig  auch  ohne  ihn 
gefunden  werde.  Alle  Angaben  über  die  Zusammengehörigkeit  der  Rbizomorphen  mit 
Hymeuomyceten  sind,  seiner  Ansicht  nach,  unerwiesene  Theorien,  neben  welchen  die  Angabe 
Haller's,  dass  die  Ehizomorpha  eine  Hijpoxyla  als  letzte  Eutwickelungsstufe  besitzt,  zu 
Recht  bestehen  bleibt.  Das  schwarze  kugelige  Organ,  welches  Chevallier  „Fructifikation", 
Montagne  „graphium",  de  Cesati  „Stilbum"  nennt,  würde  ihre  Conidienform  darstellen,  während 
die  eigentliche  thecaspore  Fracht  noch  zu  finden  ist.  Als  Analogen  wird  die  Gattung 
Chaenocarpus  angeführt,  welche  ebenfalls  bis  zur  Auffindung  der  Perithecien  nicht  unter- 
gebracht werden  konnte. 

Den  Schluss  des  Artikels  bilden  referirende  Bemerkungen  über  R.  Hartig's  forst- 
botanische Untersuchungen. 

238.  France,  C.  S.    Notes  on  the  Mycelium  of  fungi  attacking  the  roots  of  young  scotch 
Urs.     (Transactions  and  Proceedings  of  the  Bot.  Soc.  of  Edinburgh,  vol.  XIII,  pt.  II.) 

Nicht  gesehen.     Ref. 

239.  Fleischer.    Mittel  gegen  Holzfäulniss.    (Zeitschr.  d.  landw.  Centralv.  d.  Prov.  Sachsen 

1879,  S.  44.) 

Bestreichen  mit  Steinkohlentheer  und  sofortiges  Aufstreuen  von  Asche  auf  den  Theer, 
wodurch  eine  feste  geruchlose  Masse  entsteht.  P.  Sorauer. 

e.  Krankheiten  der  Obstbäume,  des  Kirschlorbeers  und  der 

Melonen. 

240.  Ronmegaere,  C.    Nouvelle  apparition  en  France  du  Gloeosporium  (Fusarium)  reti- 
culatum  Mt.,  destructeur  des  melons.    (Revue  mycologique  1880,  p.  169  ff.) 

Nach  einer  brieflichen  Mittheilung  Brissons  an  R.  trat  in  den  Melonengärten  von 
Chälons-sur-Marne  ein  im  Vorjahre  dort  zum  ersten  Male  beobachteter  Pilz  im  August  1880 
verwüstend  auf.  Am  30.  und  31.  Juli  zeigte  er  sich  nach  einem  Gewitter  in  einzelnen  An- 
lagen, um  8  Tage  darauf  nach  einem  zweiten  Gewitter  mit  Hagelschlag  während  eines 
48stündigen  Nebels  auf  125000  Melonen  -  50  %  der  Jahresernte  —  zu  erscheinen.  Trockenes 
Wetter  setzte  dann  seiner  Weiterverbreitung  eine  Grenze.  Der  Pilz  bildet  Flecken  auf  der 
Rinde  namentlich  weichhäutiger  Varietäten,  unter  welchen  durch  Ulceration  ein  erst  nach 
Entfernung  der  Rinde  sichtbar  werdendes  Loch  entsteht.  Nach  R.  handelt  es  sich  um  den 
Pilz,  welcher  1843  in  Saint-Seves  (Landes)  auf  Wassermelonen  (den  sog.  Pasteques)  beob- 
achtet und  von  Montagne  als  Fusarium  reticulatum  beschrieben  wurde.  Denselben  Pilz 
fand  Passerini  1867  in  Padua  und  1875  in  Parma.     Er  nannte  ihn  Fusarium  lagenarium. 

Als  Hauptbedingungen  für  die  Verbreitung  des  Pilzes  sieht  R.  Verletzungen  der 
Epidermis  der  Früchte  durch  Insecten  und  anhaltende  Regengüsse  au.  Als  Gegenmittel 
empfiehlt  er  mit  Passerini  das  Schwefeln. 

241.  V.  Borbäs.     Növenytani   aprösäyok,   IV.     (Földmivelesi  Erdekeink.     Budapest  1880. 
VIII.  Jahrg.,  S.  331  [Ungarisch].) 

B.  fand  bei  Kormossö   und  Prencsfalu   im  Honter   Comitat   auf  den  Blättern  der 

Pflaumenbäume  einen    Pilz,    welcher  nach   der  Bestimmung  von  P,  Magnus   Polystigma 

rubrum  Fr.  ist.  Staub. 

242.  Bertoloni.  Nuovo  Oidium  del  Lauroceraso.    (Nuovo  giorn.  ital.,  IV.  Heft.) 

Schilderung  eines  neuen  Feindes  des  Kirschlorbeers,  welchem  der  Name  Oidium 
Passerini  beigelegt  wird.     (Nach  Oestr.  Bot.  Zeitschr.  1880,  S.  101.) 

243.  Räthay,  E.    Vorläufige  Mittheilung  über  die  Hexenbesen  der  Kirschbäume  und  über 
Exoascus  Wiesneri  Räthay.    (Oestr.  Bot.  Zeitschr.  1880,  S.  223.) 

Verf.  theilt  kurz  mit,  dass  nach  seinen  Untersuchungen  die  genannten  Hexenbesen 
durch  Exoascus  deformans  Cerasi  Fckl.  verursacht  seien.  Das  Mycel  des  Pilzes  pereunirt 
in  den  Hexenbeseu,  „um  alljährlich  in  die  jungen  Laubtriebe  seine  Verzweigungen  zu  treiben 
und  im  Mai  auf  der  Unterseite  der  Blätter  zwischen  Cuticula  und  Epidermiszellen  sein 
Hymenium  zu  bilden".  Der  Prunus  avium,  P.  cerasus  und  P.  chamaecerasus  befallende 
Parasit  soll,  als  specifisch  von  F.  def.  Persicae  Fckl.  verschieden,  F.    Wiesneri  heissen. 

Botanischer  Jahresbericht  IX  (1881)  1.  Abth.  ig 


274  Kryptogamen.  —  Pilze' (1880). 

244.  Thomas,  Fr.    Ueber  die  von  M.  Girard  kürzlich  beschriebenen  Gallen  der  Birnbäame. 

(Monatsschrift  des  Ver.  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  Preussen  und  der  Garten- 
freunde Berlins,  1880,  S.  279.) 

Verf.  wendet  sich  auf  Grund  der  Untersuchung  ihm  eingeschickten  Materials  gegen 
die  von  Girard  (Journ.  de  la  Soc.  centrale  d'horticulture  de  France  1879,  p.  696-699) 
und  Fairmaire  (Sitzuugsber.  d.  Pariser  Entomol.  Ges.  1880,  No.  3,  S.  39j  ausgesprochenen 
Behauptungen,  dass  in  Cholet  (Dep.  Maiue-et-Loire)  beobachtete  Birnbaumgallen  von  Insecten 
herrührten  oder  wenigstens  unter  Beihülfe  von  Insecten  entstanden  seien.  Es  lag  lediglich 
eine  Wirkung  von  Gijmnosporangium  fuscitm  vor,  welcher  Pilz  in  Cholet  Blätter  und  Rinde 
der  einjährigen  Triebe,  Blütheuknospen,  Blüthen  und  Früchte  zu  Grunde  richtete. 

245.  Drawiel.  Ueber  eine  Impfung  von  Polyporus  igniarius  auf  einen  gesunden  Kirsch- 
baum. (Monatsschr.  d.  Ver.  z.  Beförderung  d.  Gartenbaues  in  d.  K.  Preuss.  Staat. 
XXm,  Mai  1880.) 

Die  Ursache  des  Gumraiflusses  soll  nicht  in  dem  Polyporus  zu  suchen  sein,  da 
derselbe  auch  auf  anderen  Steinobstbäumeu  vorkommt  und  da  die  Impfung  eines  gesunden 
Kirschbaums  mit  dem  Pilze  erfolglos  blieb.     (Bot.  Centralblatt  1880,  I,  S.  535.) 

246.  Fischer,  J.  F.  Heilung  der  Frost-,  Brand-  und  Krebsschäden  durch  Theer.  (Pomolog. 
Monatshefte.     VI.  Jahrg.  1880,  S.  80.) 

Nach  Bestreichung  krebskranker  Apfelbäume  mit  gereinigtem,  russischem  Schiffs- 
oder Holztheer  bildeten  sich  an  allen  Wunden  gesunde  Ueberwallungen. 

247.  Ueber  die  Pflege,  Krankheit  und  Heilung  der  Orangenbäume.  (Der  Obstgarten 
1880,  S.  482.) 

Vergleichung  der  künstlich  gegebenen  Culturbedingungen  der  Nordländer  mit  den 
natürlicheren  Vegetationsverhältnissen  Sudeuropas  und  Schlussfolgerung,  dass  eine  Anzahl 
Erkrankungen  von  den  ungünstigen  Lebensverhältnissen  herzuleiten  sei.  Ausser  dem 
Willkomm'schen  Rothfäulepilz  (Xenodochtis  ligniperdaj  werden  noch  als  schädlich  Merulius 
lacrymans  und,  wie  es  scheint,  Uliizomorx^ha  subterranea  erwähnt.  Altersschwäche  ist  keine 
Krankheitsursache.  P.  Sorauer. 

f.  Krankheiten  des  Weinstocks. 

248.  ladrey,  C    Traite  de  viticulture  et  d'Oenologie.    2.  Ed.   (2.  vol.  in  12.   Paris  1880.) 

Die  neue  Auflage  des  nahe  700  Seiten  starken  W^erkes  enthält  2  neue  Capitel. 
1.  Die  Anwendung  chemischen  Düngers  in  der  Cultur  der  Weinrebe.  2.  Untersuchungen  der 
verschiedenen  Krankheiten  des  Weinstocks  und  der  Zufälle,  welche  während  der  Vegetations- 
zeit eintreten  können.  Der  zweite  Band  ist  der  Fabrikation  des  Weines  gewidmet  und 
behandelt  in  den  ersten  26  Capiteln  die  chemischen  Vorgänge  bei  der  Gährung,  die 
Gährungen  im  Allgemeinen,  die  Stoffe,  welche  sich  bei  der  alkoholischen  Gährung  bilden, 
Ursprung  des  Ferments,  Einfluss  physikalischer  Agentien  und  chemischer  Verbindungen, 
indirecte  Gährung  etc.     (Nach  Revue  mycologique  1880,  p.  209.) 

249.  Bary,  A.  de.  Der  neue  Feind  unserer  Reben  (Feronospora  viticola).  (Bull,  de  la  soc. 
des  Sciences  et  d'agriculture  de  Strassbourg  1880.) 

Nicht  gesehen.    Ref. 

250.  Göthe,  R.  Der  falsche  Mehlthau  der  Reben  (Feronospora  viticola).  (Der  Weinbau. 
Organ  des  Deutschen  Weinbauvereins  1880,  No.  11.) 

Der  Verf.  giebt  eine  Beschreibung  der  Erscheinungsweise  des  Pilzes,  knüpft  daran 
Rathschläge  zur  schnellen  Entfernung  der  befallenen  Blätter  und  Triebe  und  über  die  beste 
Art  des  Schwefelus  und  schliesst  mit  einer  Zusammenstellung  der  hervorragendsten  Merk- 
male der  durch  erwähnten  Pilz  und  der  durch  Oidium  Tuckeri  verursachten  Krankheiten. 

251.  Roumeguere.    Le  Feronospora  de  la  vigne.    (Revue  mycologique  1880,  p.  4.) 

Nach  der  Bemerkung,  dass  die  bekannte  Weinstockkran'iheit  Anthracose  (von 
avQ'qäv.aGKi)  und  nicht  Aothrachnose  genannt  werden  muss,  spricht  sich  R.  gegen  die  von 
Farlow  behauptete  Identität  der  Feronospora  viticola  Berkeley  und  Curtis  mit  Botrytis 
cana  Kunze,  welche  auf  den  Blättern  der  Chenopodien  lebt,  aus.  Als  Grund  führt  er  die 
regelmässige  Septirung  der  Fäden  der  Botrytis  an. 


Schriften  allgem,  u.  gemisclit.  Inhalts.  —  Pilze  als  Ursache  von  Pflanzenkrankheiten.  275 

252.  Renner,  A.    Uj  veszely  fenyegeti  szölöniket.    (Földmivelesi  firdekeink.     Budapest 
1880.    VIII.  Jahrg.,  No.  48  mit  1  Abbild.  [Ungarisch].) 

Populäre  Schilderung  der  in  neuerer  Zeit  gefährlich  auftretenden  Peronos;pora 
viticola  de  Bary.  Staub. 

253.  G.  Arina.    Brevi  cenni  sulla  Peronöspora  viticola.  (L'Agricultura  Meridionale.  Portici. 
1880.     III,  No.  18,  p.  2750 

Dem  Ref.  nicht  zugänglich.  0.  Penzig. 

254.  Cerletti  e  Carlucci.    La  comparsa  del  Mildew  o  falso  Oidio  degli  Americani  a  Farra 
di  Soligo.    (Riv.  di  Viticolt.  ed  Euolog.  IV,  13.)    Couegliauo  1880. 

Peronöspora  viticola  Berk.  ist  1880  auch  in  der  Provinz  von  Treviso  (bei  Farra) 
zum  ersten  Male  aufgetreten ;  die  Verf.  geben  zugleich  mit  dieser  Nachricht  eine  ausgedehnte 
Beschreibung  des  Pilzes  und  der  Art,  in  welcher  er  sich  manifestirt.  0.  Penzig. 

255.  R.  Pirotta.    Ancora  sul  Mildew  o  falso  Oidio  delle  Viti.   Milano  1880,  10  p.  in  kl.  8". 

Giebt  einen  ganz  kurzen  biologischen  Abriss  der  Peronöspora  viticola,  in  populärer 
Darstellung,  sowie  Notizen  über  die  Widerstandsfähigkeit  amerikanischer  Reben  und  über 
Heilversuche  mit  verschiedenen  Mitteln,  im  Botan,  Garten  zu  Pavia  angestellt. 

Sämmtliche  ebenda  cultivirte  (aus  Samen  gezogene)  amerikanische  Rebsorten  wurden 
von  dem  Pilz  hart  geschädigt:  nur  (\.\q  Y avieidX  Scuppernong  (Vitis  rotundifoliu)  blieb  frei: 
auch  Cissus-  und  Ampelopsis-KitQn  wurden  von  dem  verderblichen  Parasiten  arg  heimgesucht. 
Die  applicirten  verschiedenen  Heilmittel  haben  bisher  kein  positives  Resultat  gegeben. 

0.  Penzig. 

256.  Cornn,  M.  Le  Mildew,  Peronöspora  des  vignes  (Peronöspora  viticola  Berk.  et  Curt.). 
(Comptes  rendus  h.  des  seances  de  l'Academie  des  sciences  t.  91,  1830,  p.  911  —  914.) 

Planchon  hat  den  Pilz  1879  in  Süd-,  Ost-  und  West-Frankreich  beobachtet.  (Compt. 
rend.  t.  89,  p.  600.)  C.  fand  ihn  im  Herbst  1880  bei  Bayonne  und  Perpignan.  Bei  Banyuls- 
sur-Mer  hatte  der  Parasit  alle  Reben  des  sehr  grossen  Weingeländes  befallen,  bei  St.-Jean- 
de-Luz  waren,  weit  entfernt  von  grossen  Culturen,  viele  Lauben  und  die  „lambrusques"  der 
Spaliere  ergriffen.  Ausser  diesen  Mittheilungen  enthält  C.'s  Aufsatz  eine  eingehende  Be- 
schreibung der  Peronöspora  und  der  durch  sie  veranlassten  Krankheitserscheinungen.  Neue 
Thatsachen  werden  nicht  beigebracht. 

257.  Prillieux,  Ed.  Le  Peronöspora  de  la  vigne  (Mildew  des  Americains)  dans  le  Ven* 
dömois  et  la  Touraine.  (Ann.  de  l'Institut  national  agronomique.  3.  Jahrg.  1878—79, 
p.  5—18.  Mit  1  Tafel.  Besprochen  in  Bulletin  de  la  soc.  bot.  de  France.  Rev.  bibl. 
p.  130,  1881.) 

P.  schliesst  sich,  auf  Grund  seiner  Beobachtungen  an  der  Nordgrenze  der  Cultur 
der  französischen  Weinrebe,  der  Ansicht  Plauchon's  über  die  relative  Ungefährlichkeit  der 
Peronöspora  viticola  an  uud  warnt  davor,  die  durch  andere  Pilze  angerichteten  Verwüstungen 
der  Peronöspora  zuzuschreiben.  Die  Tafel  enthält  die  Abbildungen  der  Conidienform  der 
Sphaerella   Vitis  Fuck.  und  des  Cladosporium  ampelinum  Sacc. 

258.  Roameguere.  Aire  et  marche  de  developpement  en  France  de  Peronöspora  de  la 
vigne  pendant  l'automne  1879.    (Revue  mycologique  1880,  p.  70.) 

J.  Therry  hat,  wie  er  in  einem  Briefe  au  R.  mittheilt,  den  Parasiten  in  den  Depar- 
tements Rhone,  Ain,  Jura  (und  Canton  Genf),  Haut-Savoie,  öavoie,  Dröme,  Ardeche,  Gard, 
Herault,  Bouches- du -Rhone  und  Vaucluse  gefunden.  Nach  seinen  Beobachtungen  im 
botanischen  Garten  in  Lyon  werden  gerade  die  französischen  Reben  mehr  als  fremde 
angegriffen. 

259.  Thomas,  P.  Apparition  dans  le  departement  da  Tarn  da  Peronöspora  viticola  (Berk.). 
(Revue  mycologique  1880,  p.  203.) 

Beschreibung  der  Peronöspora  viticola,  welche  im  Arrondissement  Gaillac  eine  grosse 
Zahl  von  Weinbergen  befallen  hat. 

260.  Voss,  W.  Peronöspora  viticola  de  Bary.  (Hedwigia  1880,  p.  171  und  Verh.  d.  K.  K, 
Zool.-Bot.  Ges.  in  Wien.     1880.) 

Mittheilungen  über  das  Auftreten  des  Pilzes  in  Europa.  Der  Verf.  traf  ihn  am 
26.  September  1880  auf  Vitis  vinifera  in  der  Nähe  von  Laibach  in  Krain.    Die  Redaction 

18* 


276  Kryptogamen.  —  Pilze  (1880). 

der  Hedwigia  fügt  bei,  dass  der  Pilz  1879  im  Canton  Genf,  1880  in  mehreren  anderen  Cantonen, 
so  im  Thurgau,  Zürich,  St,  Gallen  aufgetreten  sei,  überall  beträchtlichen  Schaden  ver- 
ursachend. 

261.  Voss,  W.    Weitere  Mittheilnngen  über  die  Ausbreitung  der  Peronospora  viticola  de 
Bary.     (Oesterr.  Bot.  Zeitschrift  1880,  S.  393.) 

Der  Parasit  ist  auch  in  Südtirol  und  sehr  verbreitet  in  der  Schweiz  beobachtet. 
Vielleicht  darf  angenommen  werden,  dass  beide  Gegenden  und  Krain  von  Italien  aus  inficirt 
worden  sind. 

262.  K.  Mika.    A  Peronospora  viticola  de  Bary  Erdelyben.    (Magyar  Növenytani  Lapok. 
Klausenburg  1880.     IV.  Jahrg.,  S.  116  [Ungarisch].) 

Thümen  zieht  das  Vorkommen  von  Peronospora  viticola  de  Bary  in  Europa  in 
Zweifel.     Dr   Daday  brachte  den  Pilz  von  Medgyes  in  Siebenbürgen  mit.         Staub. 

263.  de  Thümen.     Die  Einwanderung  der  Peronospora  viticola   in  Europa.    (Hedwigia 
1880,  p.  172.) 

Am  30.  September  1880  trat  der  Pilz  in  Roveredo  in  Südtirol  epidemisch  auf, 
anfangs  October  um  Marburg  in  Steyermark  und  neuerdings  auch  in  Niederösterreich. 

264.  S.  Garovaglio.    La  Peronospora  viticola  B.  et  C.  ed  il  Laboratorio  Grittogamico. 
(Reuelic.  del  R.  Ist.  Lombaido,  Nov.  1880.) 

Dem  Ref.  nicht  zugänglich.  0.  Penzig. 

265.  S.  Garovaglio.    Sui  tentativi  di  cura  delle  viti  infette  dalla  Peronospora  viticola 
Berk.     (Cossa,  Staz.  Sperim.  Agrar.     Vol.  IX,  fasc.  2,  p.  118—126.)     Toriuo  1880. 

Im  botanischen  Garten  zu  Pavia  hat  Verf.  eine  Anzahl  Versuche  zur  Abhilfe  gegen 
die  Peronospora  viticola  anstellen  lassen:  es  wurden  theils  äussere  Mittel  (Schwefel,  Asche, 
die  Airaghi'sche  antikryptogamische  I'lüssigkeit),  theils  innere  Mittel  (Injection  von  Schwefel- 
kohlenstoff, kohleus.  und  salpeters.  Kalium)  angewandt. 

Alle  Versuche  haben  negatives  Resultat  ergeben  —  die  Pflanzen  begannen  eher  zu 
leiden,  als  der  Parasit.  Als  Versuchsobject  dienten  zahlreiche  Varietäten  von  amerikanischen 
Reben,  aus  Samen  in  demselben  Garten  gezogen.  0.  Penzig. 

266.  Roux,  Fr.    Observations  sur  quelques  maladies  de  la  vigne.    (Verhandl.  d.  Schweiz. 
Naturf.  Ges.  in  Bern.     Jahresber.  1877/78,  S.  220.) 

Enthält  von  Mykologischem  nur  eine  Vergleichung  von  Hagelschlagflecken  mit  denen 
des  „Charbon"  und  der  Anthracnose. 

267.  Thümen,  F.  v.    Die  Pocken  des  Weinstocks.    Wien  1880. 

Beobachtungen  des  Verf.'s  über  die  durch  Gloeosporium  ampelophagum  veranlasste 
Pockenkraukheit  des  Weinstocks.  Dieselbe  tritt  seit  1876  besonders  in  Italien  und  den 
südlichen  Provinzen  Oesterreichs  epidemisch  auf  und  zerstört  oft  ein  Viertel  oder  gar  die 
Hälfte  und  mehr  der  Ernte.  Entwickelung  und  Ausbreitung  des  Pilzes  hängen  von  den 
Feuchtigkeitsverhältnissen  ab.  Nach  Bot.  Centralbl.  1880,  I,  S.  176—177,  wo  noch  eine 
kurze  Beschreibung  des  Pilzes  gegeben  ist. 

268.  K.   Mika,     lieber  Gloeosporium    ampelopiiagum  Sacc.     (Magyar  Növenytani  Lapok. 
Klausenburg  1880,  IV.  Jahrg.,  S.  28-30  [Ungarisch].) 

M.  bespricht  v.  Thümen's  Werk  über  „Die  Pocken  des  Weinstockes"  und  erwähnt, 
dass  er  sich  schon  in  einer  Th.'s  Werk  vorhergehenden  Arbeit  (Erdelyi  Pazda  1879,  No.  35) 
gegen  die  Trennung  der  Arten  Sphaceloma  ampelinmn  de  Bary  und  Gloeosporium  ampelo- 
phagum Sacc.  aussprach.  Die  Form  der  Flecken  kann  kein  positives  Charakteristikon  sein; 
ebenso  die  abweichende  Farbe  nicht;  an  den  Trauben  eines  und  desselben  Stockes,  ja  sogar 
an  denselben  Beeren  beobachtete  M.  Farbenveränderungen  vom  blass  Kupferrothen  bis 
iu's  Schwarze,  je  nach  dem  Fortschritte  der  Krankheit,  er  hat  schliesslich  gefunden,  dass 
die  Farbe  der  Flecken  bei  den  verschiedenen  Varietäten  einige  Abweichungen  zeige;  die 
Stroma  der  beiden  Pilze  zeigen  unter  dem  Microskope  ein  und  dasselbe  Bild,  was  für  die 
Identität  der  beiden  Schimmelpilze  wohl  der  beste  Beweis  sei.  Hinsichtlich  der  Grösse 
und  Form  der  Sporen  beobachtete  M.  keine  so  auffallenden  Unterschiede  wie  Th.  Die 
Abbildungen  Th.'s  seien  auch  nicht  zufriedenstellend.  Jene  Angabe,  dass  Gloeosporium 
amp.  nur  in  südlichen  Gegenden,  Sphaceloma  amp.  aber  bisher  sich  nur  in  Mitteleuropa 


Schriften  allgena.  u  gemischt.  Inhalts.  —  Pilze  als  Ursache  von  Pflanzenkrankheiten.  277 

gezeigt  habe,  ist  daher  nicht  wahrscheinlich.    Roumeguere  (Revue  Mycologique  1880,  No.  1, 
p.  29)  hat  sich  ebenfalls  für  die  Identität  der  beiden  Pilze  ausgesprochen.       Staub. 
169.   Anon.    La  malattia  delle  viti  in  Sansego.    (L'Amico  dei  Campi  XVI,  No.  4,  p.  64. 
Trieste  1880.) 

Erkrankte  Reben  von  Sansego  v?urden  in  Klosterneuburg  untersucht  und  constatirt, 
dass  keine  Phylloxera  vorlag,  sondern  eine  Cochenillinart,  gegen  welche  Alkohol-  oder 
Kalkmilch-Waschungen  angerathen  werden.  Auch  der  Anthracnose-Pilz  (als  „Gloeosporium 
ampelophagum"  Sacc.  angefühlt)  fand  sich  auf  den  kranken  Stöcken.         0.  Penzig. 

270.  Anon.    Notizie  suUa  fiUossera,  le  sue  invasioni  ecc,  con  un  appendice  suH'Antracnosi 
della  vite.    (Gazetta  delle  campagne,  Torino  1880,  47  p.  in  8".) 

Dem  Refer.  nicht  zugänglich.  0.  Penzig. 

271.  G.  Arina-    L'antracnosi  della  vite.     (L'Agricoltore  meridionale,  III,  No.  19,  p.  295. 
Portici  1880.) 

Der  Aufsatz  enthält  nichts  wesentlich  Neues  über  den  Gegenstand;  hervorzuheben 
ein  ausführliches  Synouymenverzeichniss  des  die  Krankheit  verursachenden  Pilzes. 

0.  Penzig. 

272.  A.  Cattaneo.    Teutativi  d'innesto  di  Picchiola  nelle  Viti.    Pavia  1880,  3  p.  in  8". 

Im  Gegensatz  zu  Dr.  R.  Goethe  hat  Verf.  bei  der  versuchten  Einimpfung  der 
Anthracnose  durch  Wintersporen  (Pycnidosporen)  kein  positives  Resultat  erhalten.  Die 
Krankheit  hat  sich  auf  keinem  der  künstlich  infizirten  Stöcke  entwickelt,  obwohl  die  Versuche 
genau  in  der  von  Goethe  beschriebenen  Weise  angestellt  wurden.  Verf.  zweifelt  noch,  dass 
der  Pilz  des  Schwarzbrenners  in  Deutschland  {Sphaceloma  ampelinum  Dr.  Bary)  mit  dem 
des  Vajolo  {Eamularia  Meyeni  Garov.)  identisch  sei.  0.  Penzig. 

273.  Hoch.    Der  schwarze  und  rothe  Brand  an  den  Weintrauben.    „Der  Obstgarten"  1880, 
S.  208. 

Die  in  Siebenbürgen  reichlichst  auftretenden  Krankheiten  bestehen  in  einer  leder- 
braunen Verfärbung  und  nachherigem  Abfallen  der  Blüthenknospen  unmittelbar  vor  dem 
Aufbrechen  (rother  Brand),  oder  es  werden  die  bereits  bis  zur  Taubenscbrotgrösse  entwickelten 
Beeren  schwarz  und  horuhart  und  bröckeln  mit  den  Traubeustielen  ab  (schwarzer  Brand, 
•Rieseln).  Trifft  die  Krankheit  auch  schon  weiter  entwickelte  Beeren,  so  werden  dieselben 
zur  Hälfte  schwarz  und  hart  und  zur  Hälfte  reif.  Im  Jahre  1876  sah  Verf.  ausserdem 
folgende  Begleitserscheinungen:  es  zeigten  sich  an  den  ganz  jungen  Blättern  kleine,  runde, 
hellbraune  Flecken,  welche  allmählich  grösser  wurden  und  schliesslich  die  ganze  Blattsubstanz 
einnahmen.  Dabei  zog  sich  ein  solches  Blatt  unregelmässig  in  Falten  zusammen;  die  braunen 
Flecken  wurden  in  der  Mitte  dunkler  und  trocken,  nahmen  an  ihrer  Peripherie  zu,  indess 
die  vertrocknete  Substanz  in  der  Mitte  herausfiel.  Sehr  jugendliche  Blätter  wurden  schliesslich 
schwarzgrau,  trocken  und  fielen  ab;  bei  älteren  blieben  manchmal  nur  die  Rippen  zurück. 
An  den  jungen  Trieben  und  an  den  Traubenstielen  sind  länglich  runde,  warzenförmige, 
anfangs  carmoisinroth  durchscheinende,  dann  braun  und  zuletzt  schwarz  werdende  Erhebungen 
wahrnehmbar,  welche  in  ihrer  weiteren  Entwickelung  mit  einer  Längoritze  aufsprangen  und 
sodann  schülferige  Vertiefungen  mit  einem  wulstigen  Rande  bildeten.  Genauere  Beobachtung 
zeigte,  dass  diese  Schädigung  der  Traubenstiele  die  Ernährung  der  Beere  verhindere  und 
die  Ursache  des  schwarzen  und  rothen  Brandes  sei,  der  eich  überhaupt  nur  an  den  zarteren 
Theilen  zeige. 

Die  Krankheit  ergriff  mit  Vorliebe  die  Verflechtungspunkte  der  durcheinander 
wachsenden  Reben,  ferner  die  schwächlichen  Achselreben  und  die  im  Schatten  aufwachsenden 
wässerigen  Wurzeltriebe.  Der  fetteste  Boden  zeigte  die  stärkste  Erkrankung,  so  dass  die 
ganzen  Rebenspitzen  an  derartigen  Stellen  schwarz  und  zusammengeschrumpft  waren.  Die 
Sorte  war  nicht  von  Einfluss  auf  die  Ausbreitung  der  Krankheit. 

Als  Ursache  der  Krankheit  ergab  sich  nach  v.  Thümen  die  bekannte  Sphaceloma 
ampelinum  de  By. 

Eine  Entfernung  der  pilzkranken  Theile  gleich  bei  Beginn  der  Krankheit  hatte 
sehr  guten  Erfolg.  Allerdings  muss  von  Mai  bis  Juli,  namentlich  nach  regnerischem  Wetter 
immer  wieder  nach  etwa  neu  auftretenden  Herden  gesucht  werden.  P.  Sorauer. 


278  Kryptogamea.  —  Pilze  (1880). 

274.  F.  Lawley.    L'Antracnosi  della  vite.    (Amico  dei  Campi,  vol.  XVI,  No.  8,  p.  125  ff. 

Trieste  1880.) 

In  den  Hauptsachen  folgt  Verf.  den  Untersuchungen  von  Portes  (1879,  De  l'antracnose, 
maladie  vulgairement  appellee  Charbon  de  la  Vigne),  besonders  was  die  Heilmittel  gegen  die 
gefürchtete  Krankheit  betrifft;  der  Aufsatz  bringt  nichts  Neues,  ist  aber  durch  ziemlich 
vollständige  Literaturangabe  und  statistische  Notizen  über  die  Verbreitung  der  Krankheit 
nützlich.  0.  Pen  zig. 

275.  Prillieux,  Ed.  Quelques  mots  sur  le  rot  des  vignes  americaines  et  l'anthraciiose 
de  vignes  francaises.     (Bulletin  de  la  Societe  botanique  de  France  1880,  p.  34—38.) 

Um  die  Frage  zu  beantworten,  ob  der  durch  Phoma  uvicola  Berk.  et  Curt,  verursachte 
„Eot"  der  amerikanischen  Reben  dieselbe  Krankheit  ist,  wie  die  Anthracnose  der  französischen, 
theilt  Verf.  seine  an  vom  Phoma  befalleneu  Trauben,  welche  aus  einem  amerikanischen 
Weinberge  (Clinton)  stammten,  gemachten  Beobachtungen  mit.  Er  fand  auf  Schnitten  durch 
trockene  Beeren  schwarze  Pycniden  mit  ei-  bis  kugelförmigen  Stylosporen.  Die  letzteren 
waren  soviel  grösser  als  die  Sporen,  welche  er  in  der  Rinde  anthracnosekranker  Reben  antraf, 
dass  diese  Sporen,  seiner  Meinung  nach,  unmöglich  zu  Phoma  uvicola  gehören  können. 
P.  hält  demnach  die  beiden  genannten  Krankheiten  nicht  für  identisch. 

Neben  den  Pycniden  fand  er  kleinere  Behälter  mit  Stäbchen,  Velche  er  für  die 
Spermogonien  und  Spermatien  des  Phoma  und  für  identisch  mit  den  Spermogonien  der 
Naemaspora  amioelicida  Engelmann  hält.  Ob  die  von  ihm  in  den  durch  die  Antracnose 
auf  französischen  Reben  verursachten  Wunden  gesehenen  bacterienähnlichen  Gebilde  ebenfalls 
Spermatien  oder  Bacterien  sind,  wagt  er  nicht  zu  entscheiden. 

276.  Cornu,  M.    Remarques  sur  la  communication  de  M.  Prillieux.    (Ib.  p.  38—39.) 

C.  macht  gegen  Prillieux  die  grosse  Variabilität  in  der  Grösse  der  Pycniden  und 
Sporen,  namentlich  bei  gewissen  Diplodien  geltend,  welche  nicht  gestatte,  Verschiedenheiten 
in  dieser  Beziehung  als  Unterscheidungsmerkmale  gelten  zu  lassen.  Die  Zugehörigkeit  der 
von  Prillieux  für  Spermogonien  gehaltenen  Gebilde  zu  Phoma  erklärt  er  für  unbewiesen. 

277.  Roumeguere,  G.  Le  Rot  des  vignes  americaines  est-il  la  meme  maladie  que  TAntrac- 
nose  des  vignes  du  midi  de  la  France?  —  Ce  dernier  fleau  ä  Collioure  (Pyr.-Or.). 
(Revue  mycologique  1880,  p.  172.) 

Nach  einem  Referat  über  die  Bemerkungen  Prillieux'  und  Coruu's  über  die  den 
ersten  Theil  des  obigen  Titels  bildende  Frage  (Soc.  Bot.  de  France,  seance  du  13.  fevr.  1880) 
theilt  R.  das  Auftreten  der  Antracnose  bei  Avignon  und  in  Collioure  mit.  Sie  befiel  in 
diesem  Jahre  auch  die  bisher  verschonten  Reben  von  Rousillon. 

278.  Kubier.  Ueber  Pilzkrankheiten  des  Weinstocks.  (Verh.  d.  Schweiz.  Naturf.  Ges.  zu 
St.  Gallen  1878/79.) 

K.  sieht  als  Ursache  des  schwarzen  Brenners  nicht  Sphaceloma  ampelinum,  sondern 
eher  die  Angriffe  der  Cicada  vitis  an.  Auf  der  Rückseite  abgefallener  und  schwarzgewordener 
Blätter  kranker  Reben  fand  er  im  Herbst  einen  „braunen,  zuuderförmigen  Pilz  mit  granulirten 
Conidien",  er  nennt  ihn  Cladosporimn  autumnale  n.  sp.    Karsten  bestätigt  die  Beobachtung. 

279.  Eübler.    Eine  neue  Weinkrankheit.    (Arch.  des  sc.  phys.et  nat.  Geneve,  1879,  p.  456.) 

Unter  dem  Namen  „Herbstbrenner"  beschreibt  K.  eine  Weinstockkrankheit,  welche 
sich  in  rapidem  Laubfall  bei  warmem  Sonnenschein  nach  kaltem  Herbstregen  äusserte. 
Einige  Blattzelleu  hatten  ihre  flüssigen  Inhaltsbestandtheile  in  die  Intercellularräume  ergossen, 
wo  dieselben  sich  zersetzten  und  einem  Pilze  die  Bedingungen  zu  schneller  Entwickelung 
boten.  Derselbe  bildet  braune  Flecken  auf  der  Oberseite  der  Blätter  und  besteht  aus  einem 
weissen  Mycel  mit  fertilen  Fäden,  welche  in  Büscheln  zweizeilige  Conidien  tragen.  K.  nennt 
den  Pilz  Cladosporium  autumnale.  Er  sieht  sein  Erscheinen  —  wie  das  von  Oidlum  Tuckeri 
und  Sphaceloma  ampelinum  —  als  das  Resultat  des  Zusammenwirkens  ungünstiger  Boden-, 
Klima-  etc.  Verhältnisse  an. 

280.  Daille.  Uredo  viticida.  (Journal  de  pharmacie  et  de  chimie,  6.  s.,  t.  II,  1880,  p.  32—84, 
Mit  einer  Tafel.  —  Nach  Bulletin  de  la  Soc.  bot.  de  France,  1880,  p.  193-194.) 

D.  hat  eine  Krankheit  studirt,  welche,  wie  er  sagt,  seit  10  Jahren  die  Weinberge 
der  Youne  verwüstet.    Sie  soll  durch  einen  Pilz  verursacht  sein,  welcher  dem  Oidium  sehr 


Schriften  allgem.  u.  gemischt.  Inhalts,  —  Pilze  als  Ursache  von  Pflanzenkrankheiten.  279 

ähnlich  ist,  aber  sphärische  septirte  Sporen  hat.  Der  Pilz  breitet  sich  nach  D.  unter  der 
Rinde  aus  und  steigt  bis  iu  die  Wurzeln  hinab,  um  den  Tod  der  Weinstöcke  zu  verursachen. 
Möglicherweise  ist  er  mit  Kübler's  Cladosporium  mäumnale  (Archives  des  sc.  phys.  et  nat.  de 
Geneve,  1879,  p.  456)  identisch. 

281.   Mühlterg.    üeber  Roessleria  hypogaea  Thnm.  et  Pass.    (Verh.  d.  Schweiz.  Naturf. 
Ges.  in  Bern.    Jahresber.  1877-78,  S.  104.) 

Verf.  macht  auf  die  Aehnlichkeit  der  E.eblausschäden  mit  der  durch  den  genannten 
Pilz  verursachten  Krankheit  aufmerksam  und  theilt  mit,  dass  derselbe  in  Seengen  eine  ganze 
Rebanlage  mit  Zerstörung  bedrohe. 

283.  Millardet,  A.    Phylloxera  et  Pourridie.    (Journal  d'agricult.  pratique.    A,  XLIV,  1880, 
T,  1,  No.  24  und  25.) 

Beobachtungen  an  Weinreben  von  Lavardac  zeigten  dem  Verf.,  dass  die  Ehizomorpha 
des  Agaricus  melleiis  auf  den  Rückständen  von  Eichenwurzeln,  auf  welchen  sie  sich  entwickelt 
hatte,  nach  dem  Ausrotten  der  Wälder  noch  fortwuchert,  in  die  Wurzeln  später  auf  den 
infizirten  Boden  gepflanzter  Reben  eindringt  und  sich  ausbreitend,  im  folgenden  Jahre  die 
befallenen  Pflanzen  gewöhnlich  zu  Grunde  richtet.  Die  äusseren  Erscheinungen  der  als 
Blaue,  Blanquette,  Pourridie  etc.  bezeichneten  Krankheit  gleichen  den  durch  Phylloxera 
hervorgebrachten.    (Bot.  Centralblatt  1880,  2.  1325.) 

284.  V,  Trevisan,    11  mal  nero  e  la  fiUosera  a  Valmadrera.    Milano  1880,  8  p.,  in  8". 
(Rendic.  del  R.  Istit.  Lombardo,  Ser.  II,  Vol.  XIII,  fasc.  1.) 

Die  Weinpflanzungen  in  Valmadrera,  dem  Orte  der  ersten  Phylloxera-Infection  Italiens, 
sind  von  verschiedeneu  Botanikern  untersucht  worden,  und  ausser  der  Phylloxera -Invasion 
wurde  constatirt: 

1,  Die  Gegenwart  einer  anderen  Krankheit,  des  „mal  nero",  auch  sonst  in  Italien 
verbreitet,  deren  Ursache  noch  nicht  gut  bekannt  ist  (Garvovaglio  und  Cattaneo  halten 
Bacterien  für  die  Ursache  des  Uebels), 

2,  Die  Gegenwart  des  „male  bianco"  (den  Rebzüchtern  als  „fuoco  silvatico"  bekannt), 
durch  reiche  Krystaliefflorescenz  an  den  entrindeten,  todten  Wurzeln  charakterisirt, 

3,  Abwesenheit  von  Oidium  und  Schwarzbrenner  (Anthracnosej. 

Verf.  sichtet  in  der  vorliegenden  Arbeit  das  etwas  verworrene  Material  und  corrigirt 
einige  darauf  bezügliche  Irrthümer  in  den  recenteren  Schriften  Targioni-Tozzetti's  und  des 
Verf.  selber.    Die  Resultate  der  Arbeit,  kurz  zusammengefasst,  sind: 

1.  Die  in  Cabianca  (Valmadrera)  häufige,  durch  schwarze  Flecken  charakterisirte 
Krankheit  der  Reben  ist  das  wahre  „mal  nero"  (=  „Grind"  der  deutschen  Autoren,  Ref.), 

2.  Durchaus  davon  verschieden,  durch  weisse  Krystaliefflorescenz  charakterisirt,  ist 
das  „Male  bianco". 

3.  Beide  Krankheiten  können  sich  an  demselben  Weinstock  finden. 

4.  Bacterien  und  Endocysten  (Garovaglio)  finden  sich  zuweilen,  nicht  immer,  in  den 
am  „mal  nero"  erkrankten  Weinstöcken. 

5.  Zur  Bestätigung  des  Vorkommens  von  Endocysten  und  Artbestimmung  der  resp. 
Bacterien  sind  neuere  Forschungen  wünschenswerth. 

6.  Mal  nero  und  Picchiola  (Anthracnose,  Schwarzbrenner)  sind  gänzlich  von  einander 
verschieden.  0.  Penzig. 

285.  Schaal.    Zur  Bekämpfang  der  Traubenkrankheit.     (Aus:  „Der  Weinbau";   cit.  in 
Biedermann's  Centralbl.  f.  Agr.-Chem.  1880,  S.  917.) 

Man  soll  eine  2procentige  Lösung  von  doppelt  kohlensaurem  Natron  anwenden. 

P.  Sorauer. 

286.  Gegen  den  Mehlthau  des  Weines,    (Biedermann's  Centralbl.  f.  Agric.-Chemie  1880,  S.  316.) 

Saxe  in  San  Francisco  empfiehlt  nach  eigenen  Versuchen  das  Besprengen  der  Knospen 
kurz  vor  dem  Aufspringen  mit  einer  Kupferlösung  (Kupfervitriol?). 

Ueber  das  Bestreichen  der  Reben  mit  Eisenvitriol,  Kalkmilch,  Seife,  Fuselöl  in 
Biedermann's  Centralbl.  f.  Agricultur-Chemie  1880,  S.  316. 

Nach  Nessler  zeigten  die  Fuselöl,  Schmierseife  und  Weingeist  enthaltenden  Flüssig- 
keiten einen  schädlichen  Einfluss  auf  die  Rebe;  schadlos  dagegen  erwies  sich  das  Bestreichen 


280  Kryptogamen.  —  Pilze  (1880), 

mit  Kalkmilch  sowohl  als  mit  Eisenvitriol  im  "Winter.    Letzteres  Factum  wurde  von  Bruner 
(Weinlaube  1879,  S.  404)  bestätigt.  P.  Sorauer. 

287.  Moritz,  Dr.,  J.  üeber  die  Wirkungsweise  des  Schwefeins  als  Mittel  gegen  den 
Traubenpilz  (Oidium  Tuckeri).  Mit  l  Holzschn.  (Die  Landwirthschaftl.  Versuchs- 
stationen, Bd.  XXV,  1880,  S.  1.) 

Verf.  zeigte  mit  Hülfe  einer  einfachen  Vorrichtung,  dass  sich  an  einer  mit  pulveri- 
sirtem  Schwefel  bestreuten  erkrankten  Traube  bei  einer  Maximaltempeiatur  von  20 — 35"  C. 
innerhalb  6  Tagen  eine  nachweisbare  Menge  schwefeliger  Säure  entwickelte. 

g.  Krankheiten  des  Kaffeebaums. 

288.  Abbay,  R.  Observations  on  Hemileia  vastatrix,  tbe  so-called  Coflfee-leaf  Disease. 
(Journal  of  the  Liunean  Society.  Botany,  vol.  XVII,  London  1880,  p.  173—184,  mit 
2  Tafeln.) 

Die  Einleitung  der  Arbeit  bringt  einige  historische  Notizen,  darunter  die  Bemerkung, 
dass  die  Krankheit  der  Kaffeeernte  in  Ceylon  1878  —  einem  besonders  ungünstigen  Jahre  — 
einen  Schaden  von  2,000,000  L,  seit  ihrem  ersten  Auftreten  einen  Schaden  von  12,000,000 — 
15,000,000  L  verursacht  habe.  Nach  einer  Darstellung  des  microskopischen  Befundes  der 
erkrankten  Blätter  theilt  der  Verf.  die  Kesultate  seiner  Untersuchungen  an  getrocknetem 
Material  mit.  Auf  der  Unterseite  der  Blätter  sitzen  über  den  Spaltöffnungen  Haufen  von 
orangerothen,  theilweise  mit  Warzen  bedeckten  „Sporangien",  welche  auf  kurzen  Stielen 
einem  die  Athemhölile  ausfüllenden  dunkelgefärbten  Körper  entspringen.  Die  Natur  des 
letzteren  ist  zweifelhaft.  A.  hält  ihn  für  eine  angeschwollene  Partie  des  Mycels,  wie  solche 
auch  an  anderen  Stellen,  namentlich  bei  der  Hemileia  von  Sumatra,  vorkommen.  An  Exem- 
plaren von  Sumatra  waren  die  Sporangiengruppen  von  je  einem  Kranze  leerer  Zellen  umgeben, 
welche  an  die  sterilen  Cysten  bei  Lecythea  und  Melampsora  erinnerten.  Mit  dünnen  Stielen 
dem  oben  erwähnten  dunklen  Körper  ansitzend,  liefen  dieselben  am  anderen  Ende  in  lange 
dünne  Fäden  aus.  Die  mit  Papillen  bedeckten  Sporen  sitzen  auf  kleinen  Stielen  der  Innen- 
seite der  Sporangieumembran  fest  an.  Ihre  Zahl  (1  —  15)  und  Grösse  sind  sehr  variabel.  In 
Wasser  schwellen  sie  auf.  Die  grösseren  von  ihnen  scheinen  dem  Verf.  kleine  zoosporenartige 
Gebilde  zu  entlassen,  wenigstens  sah  er  solche  bei  der  geöifneten  Membran  liegen.  Die 
gewöhnlichen  Sporen  keimen  in  Wasser  von  90*^  F.  nach  40 — 80  Stunden  entweder  innerhalb 
oder  ausserhalb  des  Sporangiums  mit  einem  oder  mit  zwei  Keimschläuchen.  Letztere  bestehen 
aus  cylindrischen  und  aus  mehr  oder  weniger  kugelig  aufgetriebeneu  Zellen.  Im  Inneren 
derselben  entwickeln  sich  bei  besonders  kräftigen  Exemplaren  nach  14—18  Tagen  Sporen, 
welche  ganz  —  auch  in  der  Anheftung  —  den  Sporen  der  orangerothen  Sporangien  gleichen. 
Oefter  bersten  die  Mycelzelleu  und  ihr  kleinkörniger  Inhalt  tritt  aus,  ohne  sich  weiter  zu 
entwickeln.  In  Kaifeeblattsaft  gezogen  bekamen  die  Fäden  die  röthliche  Farbe  der  im  Freien 
gewachsenen  Mycelieu.  In  einigen  Fällen  schienen  ihre  Anschwellungen  eine  Coujugation 
eingehen  zu  wollen. 

Die  Conidienform  des  Pilzes  kann  leicht  auf  dem  Objectträger  gezogen  werden.  Die 
eiförmigen,  bei  der  Reife  mit  Papillen  versehenen  Conidien  bilden  Reihen,  deren  Endglieder 
abweichend  gestaltet  sind.  Mit  dem  Träger  gleicht,  nach  A.'s  Abbildung,  der  Conidienstand 
ganz  dem  Conidienstand  eines  PenicilUmn.  Die  Conidien  keimen  leicht  in  Wasser  mit  einem 
nicht  oder  spärlich  septirten  Keimschlauch,  welcher  eine  zweite  Conidiengeueration  producirt. 
Verf.  hat  in  seinen  Objectträgerculturen  auch  Zoosporen  gesehen,  kann  aber  nicht  sagen, 
woher  dieselben  kamen. 

Infectionsversuche  an  jungen  und  alten  Kaffeeblättern  im  feuchten  Raum  missglückten. 
Die  Conidien  entwickelten  wohl  Mycel;  dasselbe  drang  aber  nicht  ein.  Die  rothen  Sporangien 
scheinen  Trockenformen  des  Pilzes  zu  sein,  denn  sie  fanden  sich  in  grösster  Menge  nach  dem 
Aufhören  der  Regenzeit.  Während  der  nassen  Saison  wurden  keimende  Conidien  nicht  nur 
am  Kaffeebaum,  sondern  auch  auf  anderen  Pflanzen  gefunden;  aber  kein  eindringendes  Mycel. 
Der  Wind  ist  der  Verbreitung  der  Krankheit  günstig.  Entgegen  den  bisherigen  Ansichten 
sind  auch  uncultivirte  Kaffeepflanzen  und  die  Liberische  Art  ihren  Angriffen  ausgesetzt.  Die 
von  A.  empfohlenen  Gegenmittel  sind  bereits  früher  mitgetheilt  (s.  Bot.  Jahresber.  1879, 
S.  554,  No.  174a.). 


Schriften  allgem.  u.  gemischt.  Inhalts.  —  Pilze  als  Ursache  von  Pflanzenkrankheiten.  281 

289.  Morris,  D.  Note  on  the  Structare  and  Habit  of  Hemileia  vastatrix,  the  Coffee-leaf 
Disease  of  Ceylon  and  Southern  India.  (Journal  of  the  Linnean  Society  Botany, 
vol.  XVII.     London  1880,  p.  512-517  mit  1  Holzschnitt.) 

Die  Arbeit  verbessert  und  ergänzt  den  Aufsatz  von  Abbay  in  einigen  Punkten.  Die 
Einleitung  bildet  eine  Uebersicht  über  die  Litteratur  der  Hemileia  und  Bemerkungen  über 
die  Verbreitung  des  Pilzes.  M.  konnte  sich  nicht  von  der  Anheftung  der  Sporen  in  den 
rothgelben  Sporaugien  überzeugen.  Die  Behauptung  Cooke's  (India  Museum  Report  1876, 
p.  5),  dass  die  Papillen  der  Sporangienoberfläche  sich  ablösen,  beruht  auf  einer  Verkennung 
der  Sporen.  Der  dunkle  Körper  Abbay's,  auf  welchem  die  Sporaugien  sitzen,  ist  ein  Knäuel 
verflochtener  Hyphen.  In  den  Districten  des  Süd -Westmonsuns  sind  während  der  Monate 
Februar,  März  und  April  Rinde  und  Blätter  des  Caffeebaumes  mit  einem  dichten  Mycel 
bedeckt,  welches  aus  den  keimenden  Sporen  hervorgeht.  Dasselbe  scheint,  so  lange  nasses 
Wetter  vorwiegt,  nicht  einzudringen.  Conidienbildung  hat  M.  selbst  bei  Monate  langer 
continuirlicher  Beobachtung  auf  der  Caffeepflanze  nicht  gesehen,  während  sie  sich  auf 
Glasplatten  erzielen  Hess.  Auf  der  Oberfläche  etwas  älterer  Blätter  bilden  sich  kleine  ver- 
flochtene Mycelmassen,  welche  während  der  trockenen  Jahreszeit  in  Ruhe  bleiben,  um  bei 
Wiedereintritt  nassen  Wetters  neues  Mycel  hervorsprossen  zu  lassen.  Unter  diesen  Knoten 
verschwindet  das  Chlorophyll. 

Die  Massregeln,  welche  sich  mit  Berücksichtigung  der  mitgetheilten  Beobachtungen 
der  Krankheit  gegenüber  treffen  lassen,  sind  bereits  früher  angegeben.  (S.  Bot.  Jahresber. 
1879.  S.  555,  No.  176.) 

290.  Thiselton  Dyer,  W.  T.    The  Coffee-leaf  disease  of  Ceylon.    (Quarterly  Journal  of 
microscopical  science  New  ser.  20,  1880,  p.  119  —  129  mit  6  Tafeln.) 

Eine  Zusammenstellung  der  Resultate  der  Untersuchungen  von  Abbay,  Morris  und 
Thwaites  über  Hemileia  vastatrix  Berk.  nebst  Mittheilungen  aus  einem  Berichte  des  Dr. 
W.  Mc  Gregor,  welchem  die  Massregeln  gegen  die  Krankheit  in  Fiji  übertragen  waren. 

291.  Ward,  H.  Marshall.    The  coffee-leaf  Disease.    (Preliminary  report  by  the  Governement- 
Cryptogamist.    Peradeniya,  15.  Juni  1880.) 

Dieser  dem  Ref.  leider  nicht  zugängliche  Bericht  über  die  Kaffeekrankheit  auf 
Ceylon  ist  in  Trimens  Journal  of  Botany  etc.  (New  ser.  vol.  IX,  1880,  p.  314)  zum  Theil 
abgedruckt. 

W.  sah  die  rothgelben  papillösen  Körper  (Abbay's  Sporangien)  zum  Theil  Keim- 
schläuche treiben,  zum  Theil  sehr  zahlreiche  sich  lebhaft  bewegende  Körner  in  das  um- 
gebende Wasser  entlassen.  Die  Keimschläuche  bildeten  Secundärsporen,  welche  ein  Mycel 
entwickelten.  Auch  copulirende  Zoosporen  wurden  beobachtet.  Die  schwarzen  centralen 
Partien  der  älteren  Krankheitsflecke  auf  den  Kaffeeblättern  enthalten  grosse  Mengen  kleiner 
hyaliner  Sporen,  welche  auf  Fäden  sitzen,  die  unter  der  Epidermis  dichte  Geflechte  bilden. 
Ferner  fanden  sich  an  mehreren  kranken  Blättern  neben  Abbay's  papillösen  Sporangien 
glatte  kreiselförniige  Gebilde  von  der  halben  Grösse  jener.  Dieselben  trieben  septirte  und 
verästelte  Keimschläuche,  welche  mit  kleinen  keimfähigen  Secundärsporen  endigten. 

292.  Ballier,  E.    Die  Krankheiten  des  Kaffeebaumes.    (Wiener  Illustr.  Gartenzeitung  1880, 
S.  458.) 

Dem  Verf.  wurden  trockene  Blätter  und  junge  Zweige  des  Kaffeebaumes  von  Soera- 
baya  auf  Java  zugeschickt,  beide  von  Pilzen  befallen.  Die  Blätter  zeigten  starke  Chlorose 
mit  braunen  nekrotischen  Flecken  und  waren  auf  der  Rückseite  mit  einem  feinen  gelblich- 
aschgrauen Beleg  bedeckt,  welcher  an  den  Flecken  einen  spiunewebartigen  Zusammenhang 
zeigte.  Zwischen  den  Fäden  dieses  Mycels  lagen  längliche,  schwach  gekrümmte  Conidien, 
die  mit  einer  warzigen  Cuticula  bekleidet  waren.  Auf  der  Oberseite  der  Blätter  fanden  sich 
kleine,  weissliche,  schwach  erhabene  Flecke,  an  denen  mit  der  Lupe  5 — 6  schwarze  Pustelchen 
wahrnehmbar  wurden,  die  sich  als  Spermogonien  eines  Ascomyceten  erwiesen.  Verf.  ist  der 
Ansicht,  dass  vorliegender  Pilz  mit  der  von  Cooke  1876  beschriebenen  Pellicularia  Koleroga 
identisch  ist,  aber  nicht,  wie  Cooke  meinte,  zu  den  Zygomyceten,  sondern  zu  den  Erysi- 
pheen  gehört. 


282  Kryptogamen.  —  Pilze  (1880). 

Die  Zweige  waren  mit  kleinen  rostrotlien  Pusteln  besetzt,  welche  glatte,  mittelgrosse, 
blass  orangefarbige  Conidien  abschnürende  Mycelfäden  enthielten.  Sie  gehören  zu  Berkeley's 
und  Broome's  Hemileia  vastatrix,  deren  „geschlechtliche  Fruchtform"  wahrscheinlich  einen 
anderen  Wirth  bewohnt. 

293.  Ernst,  A.    Botanische  Notizen  aus  Caracas.    (Bot.  Centralbl.  1880,  2,  S.  1178-79.) 

E.  theilt  unter  Anderem  mit,  1.  dass  im  Staate  Carabobo  die  „Candelillo"  genannte 
Kaffeekrankheit  ungefähr  20000  Bäume  zu  Grunde  gerichtet  habe.  Verf.  hat  die  Krankheit 
früher  beschrieben  (in  Estudios  sobre  las  deformaciones,  enfermedades  y  enemigos  del  ärbol 
de  cafe  en  Venezuela,  Caracas  1878)  und  den  sie  verursachenden  Pilz  vorläufig  Enjsiplie  (?) 
scanäens  benannt.  Derselbe  ähnelt  der  Pellicularia  Koleroga  Cke.  Ueber  eine  in  Neu- 
Granada  beobachtete  Kaffeekrankheit  hat  Verf.  eine  Notiz  in  der  „Nature"  veröffentlicht. 
2.  JSmptisa  Muscae  Cohn  war,  als  Verf.  schrieb,  so  häufig  in  Caracas,  dass  die  Stubenfliegen 
selten  wurden. 

294.  Wright,  E.  P.    Blodgettia.    (Quarterly  Journal  of  microscopical  science.   New  ser.  20, 
1880,  p.  111.) 

Alkoholexemplare  der  Blodgettia  confervoides  Harvey,  welche  W.  v.  Farlow  erhielt, 
liessen  deutlich  erkennen,  dass  die  von  Harvey  zu  ihr  gezogenen  Sporenreihen  Theile  eines 
parasitischen  Organismus  sind,  der  in  den  Zellen  von  Cladophora  caespitosa  lebt.  Dieser 
Parasit  scheint  aus  zarten  fädigen  Hyphen  zu  bestehen,  welche  hier  und  da  mit  Ein- 
schnürungen versehen  sind. 

5.  Essbare  und  giftige  Pilze.  —  Conservirung  etc.  —  Pilzausstellungen 
und  niycologiscLe  Congresse.  —  Geschichte.  —  Palaeontologie. 

295.  F.  Bignone.    J  funghi  considerati  sotto  il  rapporto  dell'  economia  domestica  e  della 
medicina.    Genova  1880,  28  p.  in  8». 

Behandelt  die  nützlichen  und  schädlichen  grösseren  Pilze,  hebt  die  unterscheidenden 
Charaktere  zwischen  beiden  hervor  und  macht  auf  die  ertragreiche  künstliche  Cultur  der 
Schwämme  aufmerksam,  ohne  jedoch  neues  beizubringen.  0.  Penzig. 

296.  Eloffe,  A.    Les  Champignons  comestibles  et  veneneux.    Guide  pour  les  reconnaitre. 
Paris  1880,  16",  158  S.  mit  12  Tafeln. 

297.  F.  V.  Thümen.    Die  Pilze  im  Haushalte  des  Menschen.    (Schriften  des  Vereins  zur 
Verbreitung  naturw.  Kenntnisse  in  Wien.    März  1880.) 

Ein  populärer  Vortrag,  welcher  nichts  neues  enthält. 

298.  Dupont.    Culture  d'un  Champignon  comestible  au  Japon.    (Revue  mycologique  1880, 
p.  183.    Abdruck  aus  The  Gardeners  Chronicle,  10.  Juli  1880.) 

Der  in  Rede  stehende  Pilz  —  ein  Name  ist  nicht  angegeben  —  wächst  auf  altem 
Holz  von  Eichen  und  Kastanien.  Die  zu  Balken  behauenen  Stämme  dieser  Bäume  werden 
horizontal  über  Querhölzern  auf  eine  von  Kräutern  und  todten  Blättern  gereinigte  Wald- 
blösse  gelegt.  Im  Herbst  des  dritten  Jahres  versieht  man  sie  mit  8—15  cm  von  einander 
abstehenden  quergerichteten  Einschnitten,  legt  sie  24  Stunden  in  Wasser  und  bringt  sie 
dann  an  einen  kühlen  schattigen  Ort,  wo  sie,  die  Einschnitte  nach  unten  gekehrt,  quer 
über  Stützen  zu  liegen  kommen.  Bald  entwickelt  sich  an  den  Balken  ein  reichliches  Mycel, 
welches  5  oder  6  Jahre  lang  eine  anfangs  geringe,  später  sich  steigernde  Menge  von  Frucht- 
körpern erzeugt.  Das  Gesammtvolum  des  so  erhaltenen  Nahrungsmittels  schätzt  Dupont 
auf  6  bis  9  %  der  consumirten  Holzmasse.  Nach  der  Ernte  werden  die  Pilze  5  Tage  an 
der  Sonne,  am  letzten  Tage  einige  Stunden  am  Feuer,  getrocknet  und  so  versandt.  1876 
hat  China  durch  den  Export  dieser  Pilze  1200000  Eres,  gelöst.  (Vgl.  Bot.  Jahresber.  1879, 
S.  543,  No.  128.) 

299.  Gillot.    L'Agaricus  (Psalliota)  Xanthodermus.   G.  Genev.  et  ses  proprietes  suspectes. 

(Rev.  mycol.  1880,  p.  88.) 

Mittheilung  eines  Falles  von  Vergiftung  durch  genannten,  dem  Champignon  sehr 
ähnlichen  Agaricus.  Einzelne  Exemplare  gemischt  mit  Champignons  scheinen  ohne  Nach- 
theil genossen  werden  zu  können. 


Schriften  allgemeinen  und  gemischten  Inhalts.  —  Essbare  und  giftige  Pilze.       283 

300.  Neissen,  M.  Association  internationale  pour  l'eau  potable,  l'amelioration  ou  l'embel- 
lisscment  des  villes  et  des  campagnes,  les  moyens  preventifs  contre  les  inondations, 
l'utilisation  des  eaux  fertilisantes  des  grandes  villes ,  specialement,  de  Bruxelles,  La 
culture  en  grand  de  l'Agaricus  comestible  etc.  Bruxelles  1879.  (Revue  mycologique 
1880,  p.  46.) 

Der  Verf  theilt  u.  a.  das  Project  der  Anlage  grosser  Charapignonculturen  in  der 
Umgebung  von  Brüssel  mit.  In  dem  Bericht  darüber  in  der  Revue  mycologique  (1880,  p.  46) 
noch  Bemerkungen  über  die  Schwierigkeit  der  Beschaffung  von  productivem  Mycelium.  Die 
Angaben  über  die  Culturen  sind  ganz  allgemein  gehalten. 

Zwei  Briefe  über  denselben  Gegenstand  (Revue  mycol.  1880,  p.  83  u.  126)  enthalten 
nichts  mykologisches. 

301.  Trtififelcultur  in  Italien.     (Bulletin  der  Toscanischen  Gartenbauenden  Gesellsch.  1880.) 

In  Umbrien  (Provinz  Perugia)  wurde  in  der  Saison  1878/79  die  mittelmässige  Ernte 
von  50.000  k  erzielt,  welche  nur  500  000  Eres,  einbrachte,  da  die  reiche  Ernte  im  Perigord 
die  Preise  drückte.  Die  grössten  Exemplare  erreichten  ein  Gewicht  von  0.5  kg,  während 
früher  noch  schwerere,  welche  aber  häutig  ungeniesbar  waren,  gewonnen  wurden. 

302.  V.  Thümen.    Trüffeln  und  Trüffelcultur.    (Oesterreichische  Monatsschr,  f.  Forstwesen. 
Band  30,  1880,  S.  428.    Aus  der  „Wiener  AUgem.  Zeitung.) 

Eine  populär  gehaltene  Darstellung  des  Wissenswerthesten  über  die  Speisetrüffeln 
und  ihre  Cultur  in  Frankreich.  Nachdem  auch  in  vielen  Gegenden  Oesterreichs  „ohne  allen 
Zweifel"  Trüffeln  vorzüglichster  Qualität  vorkommen  dürften,  sollten  die  dortigen  Wald- 
besitzer den  Boden  ihrer  Forste  nach  dieser  Richtung  durchforschen.     K.  Wilhelm. 

303.  — y.    Hirneola  polytricha.    (Wiener  Garten zeitung  1880,  S.  82.) 

Hinweis  auf  den  Nutzen  der  Cultur  des  genannten ,  seit  einigen  Jahren  in  grossen 
Mengen  von  Neuseeland  nach  China  exportirten  essbaren  Schwammes.  Bemerkungen  über 
die  Preise  der  essbareu  Pilze.     (Vgl.  Bot.  Jahresber.  1879,  S.  544,  No.  130.) 

304.  Debeaux.    Conservirung  von  Pilzen.    (Revue  mycologique  1880,  p.  220.) 

D.  wendete,  nach  Roumeguere  mit  Erfolg  eine  Lösung  von  30  bis  40  gr  arsensaures 
Natron  in  einem  Liter  mit  Alkohol  vermischten  Wassers  (300  gr  Alkohol  und  700  gr 
Wasser)  an. 

305.  Gage,  H.  Permanent  Preparations  ofPlasmodiam.  (Americ.  Monthl.  Micr.  Journ.  l, 
1880,  p.  173-174.    Nach  Journal  of  the  R.  Microsc.  Soc.  III,  1880.  p.  1030-1031.) 

Man  lässt  das  Plasmodium  auf  eine  Glasplatte  kriechen  und  taucht  diese  dann  in 
eine  Mischung  von  gleichen  Theilen  gesättigter  wässriger  Picrinsäurelösung  und  95proc. 
Alkohols.  Nach  15  bis  20  Minuten  nimmt  man  die  Platte  heraus  und  lässt  sie  dann  noch 
ebensolaug  nur  in  95proc.  Alkohol  verweilen.  Das  Präparat  kann  wie  gewöhnlich  —  nur 
ohne  vorherige  Klärung  —  in  Canadabalsam  aufbewahrt  werden. 

306.  G.  Herpell.  Das  Präpariren  und  Einlegen  der  Hutpilze  für  das  Herbarium.  (Verhandl. 
des  Naturhist.  Vereins  der  Preuss.  Rheinlande  u.  Westfalens.  37.  Jahrg.  IV.  Folge. 
7.  Jahrg.    Bonn  1880,  156  S.  mit  2  Taf.) 

Nach  einer  historischen  Einleitung  werden  die  beim  Einsammeln  und  Transport  der 
Hutpilze  zu  beobachtenden  Vorsichtsmassregeln  beschrieben  und  dann  ein  neues  Verfahren 
zum  Präpariren  der  Pilzkörper  und  zum  Anfertigen  von  Sporenpräparaten  sehr  ausführlich 
auseinandergesetzt.  Als  Unterlage  für  alle  Pilzkörperpräparate  dient  Gelatinpapier,  welches 
durch  einseitiges  Bestreichen  von  starkem  Schreibpapier  mit  einer  Lösung  von  Gelatine  in 
5  Theilen  Wasser  und  Trocknenlassen  hergestellt  wird.  Nach  dem  Benetzen  der  nicht 
bestrichenen  Seite  des  Papiers  werden  die  zu  conservirenden  Präparate  —  möglichst  dünne 
Längsschnitte,  Oberhaut  des  Hutes  etc.  ~  auf  die  gequollene  Gelatinschicht  gebracht  und 
zwischen  Fliesspapier  gepresst.  Form  und  Farbe  der  Pilze  werden  auf  diese  Weise  besser 
als  bei  der  Anwendung  von  Gummi  erhalten.  Zur  Darstellung  von  Sporenpräparaten  lässt 
H.  die  Sporen  auf  geeignetes  Papier  ausfallen  und  letzteres  sammt  der  durch  die  Sporen 
gebildeten  Figur  von  unten  mit  einer  fixirenden  Flüssigkeit  durchdringen,  welche  je  nach 
der  Art  der  Sporen  eine  warme  Gelatinlösung  oder  eine  Lösung  von  Harzen  oder  Canada- 
balsam in  Weingeist  —  z.  B.  1  Theil  Mastix  in  20  Th.  Weingeist  von  95  %  —  »ein  kann. 


284  Kryptögamen.   -  Pilze  (1880). 

Separatabzüge  der  Abhandlung  sind  im  Buchhandel  erschienen.  Zur  Demonstration  der  mit 
seiner  Methode  zu  erreichenden  Resultate  hat  Herpell  eine  Sammlung  präparirter  Hutpilze 
herausgegeben  (St.  Goar  1880,  Selbstverlag),  welche  unter  35  Nummern  18  präparirte  Pilze 
und  28  bis  30  Sporen  präparate  enthält. 

307.  VeuUiot.    Compte  renda  de  la  session  botanique  tenae  ä  Paris,  au  mois  d'aoüt  1878. 

(Ann.  de  la  Soc.  bot.  de  Lyon.    VH.  Annee.     1878-79,  p.  268.) 

Enthält  u.  a.  Mittheilungen  über  einige  bei  kleineren  Excursionen  in  der  Umgegend 
von  Paris  gefundene  Pilze,  über  die  essbaren  Pilze,  welche  in  Paris  verkauft  werden,  und 
über  eine  von  Sirodot  auf  dem  botanischen  Congress  vorgezeigte  Photographie  eines  Exem- 
plares  von  Lycoperdon  giganteum,  welches  vier  Tage  nach  dem  Ausreissen  noch  19  Pfund 
wog  und  bei  einer  Höhe  von  0.40  m  einen  Umfang  von  1.80  m  hatte.  Ein  anderes  Lyco- 
perdon „Lycoperdon  horrendum"  besass,  nach  Veulliot,  einen  Umfang  von  3  m. 

308.  N.  N.    Woolhope  Club  1879.    (Grevillea  VIII,  p.  109-111.) 

Fortsetzung  des  Grevillea  VIII,  p.  73  78  begonnenen  Verzeichnisses  von  Pilzen, 
welche  bei  Gelegenheit  der  am  29.  September  1879  zu  Hereford  abgehaltenen  Versammlung 
gefunden  wurden.     (Vgl.  Bot.  Jahresber.  1879,  S.  559,  No.  188a.) 

309.  Malinvaud,  E.  Doit-on  ecrire  Aecidium  ou  Oecidium?  (Bull,  de  la  societe  botanique 
de  France  1880,  p.  288-289.) 

Gegen  die  Ansicht,  dass  die  Schreibweise  Aecidium  in  der  Herleitung  des  Wortes 
von  attd^siv  schädigen  begründet  sei,  citirt  Verf.,  John  Hill,  der  in  seiner  History  of  Plauts, 
London  1773  das  Genus  aufstellt  und  dazu  bemerkt:  „we  have  called  this  genus,  distin- 
guised  by  its  peculiar  cells,  Oecidium,  from  the  greek  oUCSlov,  cellula".  Im  Original  steht 
in  der  citirten  Stelle  Aecidium;  die  Ableitung  zeigt  iudess,  dass  dies  nur  ein  Schreibfehler 
sein  kann.  An  anderen  Stellen  des  Hill'schen  Werkes  findet  sich  neben  Aecidium  und 
Oecidium  auch  Acidium. 

310.  VeuUiot.  Erreurs  grammaticales  dans  la  Nomenclature  des  Champignons.  (Ann. 
de  la  Soc.  bot.  de  Lyon.     VII.  Annee.     1878—79,  p.  290.) 

V.  macht  darauf  aufmerksam,  dass  Merisma  und  die  mit  loma  endigenden  Namen 
(z.  B.  Tricholoma)  Neutra,  Psathyra  und  die  mit  cyhe  endigenden  (Inocyhe)  Feminina  seien. 

311.  Cash,  W.,  and  Hick,  T.  Fossil  Fungi  from  the  Lower  Coal  Measures.  (Resume  im 
Journal  of  the  Royal  Microsc.  Society.  III,  1880,  p.  487—488,  nach  Science  Gossip, 
1880,  p.  67.) 

Die  Verflf.  legten  der  Geologischen  und  Polytechnischen  Gesellschaft  in  Yorkshire 
eine  Abhandlung  vor,  in  welcher  sie  ihre  an  einem  Farn  (Zygopteris  Lacattii)  aus  der  Kohle 
bei  Halifax  gemachten  Beobachtungen  mittheilen.  Sie  fanden  auf  zwei  Querschnitten  ein 
verzweigtes  Mycel,  dessen  nicht  über  Vtooo  Zoll  weite  Hyphen  einander  genäherte  Ein- 
schnürungen —  vielleicht  Querwänden  entsprechend  —  erkennen  Hessen.  Als  Reproductions- 
orgaue  werden  kleine,  den  Hyphenenden  ansitzende  kugelige  Körper  gedeutet.  Der  Pilz 
würde,  nach  den  Verff.,  danach  den  Peronosporeen  beizuzählen  sein.  Ein  dritter  Schnitt 
zeigte  zwischen  getrennten  Gewebsfragmenten  eine  grosse  Zahl  kleiner  Kugeln,  welche,  wegen 
der  Abwesenheit  eines  Mycels,  an  einen  Myxomyceten  erinnerten. 

312.  Engelhardt.  Ueber  die  Cyprisschiefer  Nordböhmens  und  ihre  pflanzlichen  Einschlüsse. 
(Sitzungsber.  d.  Naturw.  Ges.  Isis  in  Dresden.    Jahrgang  1879,  S.  131  flf.) 

In  der  Beschreibung  der  Pflanzenreste  (S.  135)  werden  folgende  Pilze  aufgeführt: 
Sphaeria  evanescens  Heer  (Tfl.  VII,  Fig.  1)  und  Xylomites  Cassiae  nov.  sp.  (Tfl.  VII,  Fig.  2.) 

313.  Reinsch,  P.  F.  New  Vegetable  Structures  from  Coal  and  Anthracite.  (Nach  einer 
Mittheilung  im  Journal  of  the  Royal  Microsc.  Society  III,  1880,  p.  836.) 

Der  Verf.  hat,  seiner  Angabe  nach,  in  Nordamerika  in  den  unteren  devonischen 
Schichten  an  Myxomyceten  erinnernde  Körper  gefunden,  welche  sich  bis  in  den  oberen  Jura 
verfolgen  Hessen.  Er  glaubt  aus  seineu  Beobachtungen  schliessen  zu  müssen,  dass  die  Kohle 
nicht  zum  kleinsten  Theile  aus  Organismen  niedersten  Grades  entstanden  sei.  Nach  einer 
detaillirten  Beschreibung  der  von  ihm  gefundenen  Substanzen  wird  die  Alternative  gestellt, 
dass  ßie  entweder  sphärokrystallähnliche  Gebilde  oder  organisirte  Körper  —  Theile  anderer 


Myxomycetes.  285 

Gewächse  oder  ganz  niedere  Pflanzen  —  seien.  Zu  der  letzten  Ansicht  neigend  etablirt  der 
Verf.  zwei  neue  Genera  Blastophragmiuin  und  Aster ophragmitun,  welche  er  charakterisirt. 
Der  Abhandlung  sind  2  Tafeln  beigegeben. 

IV.  Myxomycetes. 

314.  Blytt,  Ä.    Clastoderma  Ä.  Blytt,  novum  Myxomycetum  genos.  (Bot.  Zeit.  1880,  S.  343.) 

Blytt  fand  eine  Art  seiner  Gattung  (Cl.  BebaryannmJ  im  September  1879  in  einem 
Tannenwald  bei  Christiauia  in  Norwegen  der  Unterseite  von  abgestorbenem  Polysoms 
heerdenweise  ansitzend.    Er  giebt  die  Diagnose  der  Gattung  und  Art. 

315.  L  Cienkowsky.  Zwei  neue  protoplasmatische  Organismen.  (Reden  u.  Protocolle  d. 
VI.  Versammlung  russischer  Naturf.  a.  Aerzte  in  St.  Petersburg  vom  20.  bis  30.  Dec. 

1879.  St.  Petersburg  1880,  S.  18-19  [Russisch].) 

Der  erste  von  ihnen  —  Enteromyxa  paludosa  Cnk.  —  hat  das  Aussehen  einfacher 
oder  verzweigter  Därmchen,  mit  Phycochrom  gefärbt;  diese  Farbe  rührt  von  der  ver- 
schlungenen Nahrung  (Oscillarien)  her;  hungerige  Exemplare  entfärben  sich  stellenweise 
und  dann  ist  zu  sehen,  dass  das  Protoplasma  (des  Organismus)  keine  Nuclei  und  Vacuolen 
besitzt.  Enteromyxa  verändert  ihre  Form,  aber  die  Veränderungen  geschehen  langsam; 
der  ganze  Körper  ist  mit  kurzen  stumpfen  Pseudopodien  bedeckt.  Bei  der  Bildung  der 
Cysten  zerfällt  sie  in  Kugeln,  die  sich  mit  einer  mit  zahlreichen  Ausstülpungen  und  Fort- 
sätzen versehenen  Membran  bedecken;  nachdem  zerfällt  der  Inhalt  in  zwei  oder  mehrere 
ovale  Sporen,  wobei  das  Pigment,  welches  eine  violette  P"'arbe  angenommen,  ausgeschieden 
wird  und  an  dem  Bestände  der  Sporen  keinen  Antheil  nimmt.  Die  Cysten  von  Enteromyxa 
haben  Aehnlichkeit  mit  denen  von  Licea  pannorum.  —  Der  zweite  Organismus  —  Hydro- 
myxa  ganglioiilwra  Cnk.  —  hat  das  Aussehen  von  zahlreichen  prototoplasmatischen 
Knötchen,  die  miteinander  durch  zahlreiche  Strahlen  verbunden  sind.  Dieses  ganze  proto- 
plasmatische Netz  verwandelt  beständig,  obwohl  langsam,  seine  Form  und  die  Vertheilung 
der  Theile.    Hydromyxa  gangliophora  ernährt  sich  von  farblosen  Algen.      Batalin. 

316.  Roumeguere.    Le  Rupinia  Baylacii.    (Revue  mycologique  1880,  p.  2.) 

Die  früher  in  der  Rev.  myc.  beschriebene  neue  Myxogastree  Bupinia  Pyrenaica 
Roum.  soll  zu  Ehren  ihres  Entdeckers  künftig  Biipinia  Baylacii  Roum.  heissen.  Dieser 
Mittheilung  sind  ein  Brief  Rupins  mit  der  Geschichte  der  Entdeckung  des  Pilzes  und  Stand- 
ortsangaben beigefügt. 

317.  Derselbe.  Un  tapis  de  myxomycetes  (Arcyria  punicea)  saccedant  inopinement  ä 
une  apparition  subite  des  discomycetes  (Helvella  esculenta).    (Revue  mycologique 

1880,  p.  117.) 

Das  Substrat,  auf  welchem  die  genannten  Pilze  auftraten,  war  ein  zur  Papier- 
fabrikation dienender  Brei  von  unter  hohem  Druck  gekochtem  Tannenholz. 

318.  Derselbe.  A  propos  de  la  Monographie  des  Myxomycetes.  (Revue  mycologique 
1880,  p.  182.) 

Nach  einigen  Bemerkungen  über  Rostafinski's  Monographie  der  Myxomyceten,  deren 
Abbildungen  Cooke  (The  myxomycetes  of  great  britain  1877)  reproducirt  hat,  theilt  R. 
seine  Eintheilung  der  Myxomyceten  mit.  Nach  der  Farbe  der  Sporen  unterscheidet  er 
Amaurosporae  (Sporen  violett  oder  braun  violett)  und  Lamprosporae  (Sporen  verschieden 
gefärbt,  nicht  violett).  Zu  den  ersteren  gehört  z.  B.  Lamproderma  Rost.,  zu  den  letzteren 
Bupinia  Roum. 

319.  Saville  Kent.    Animal  natare  of  Myxomycetes.    (Nach  Grevillea  IX,  p.  41  -  43.) 

Der  Verf.  stellt  in  einem  Werke  über  die  Infusorien  die  Myxomyceten  in  die  Nach- 
barschaft der  Spongien,  während  der  Referent  der  Grevillea  au  ihrer  pflanzlichen  Natur 
festhält. 

320.  N.  Sorokin.  Entwickelung  von  Vampyrella  polyplasta  n.  sp.  (Schriften  der  Kaiserl. 
Akademie  der  Wissenschaften,  Bd.  37,  1880,  S.  70-76  mit  1  Tafel.  St.  Petersburg. 
[Russisch.].) 

Dieser  Organismus  parasitirt  auf  Euglena  viridis  und  wurde  vom  Verf.  in  Kazan, 
Taschkent  und  in  den  Bucharischen  Besitzungen  gefunden.   Zwischen  den  incystirten  grünen 


286  Kryptogamen.  —  Pilze  (1880). 

Euglenen  findet  man  nicht  selten  rundliche  Zellen,  von  verschiedener  Grösse,  welche  1—4 
ganz  kleine  rothe  Fleckchen  und  eine  verschiedene  Zahl  (bis  7)  von  nicht  zu  grossen, 
rosenrothen  oder  farblosen  Zellchen  enthalten.  Die  letzteren  können  verschiedene  Form 
haben.  Wenn  man  diese  Zellen  verfolgt,  so  kann  man  schon  bald  wahrnehmen,  wie  der 
rosenrothe  Inhalt  der  inneren  Zellchen  die  eigenen  Zellhäute  und  nachdem  die  gemeinsame 
durchbohrt,  nach  aussen  herauskriecht  und  sich  befreit.  In  der  so  entleerten  Zelle  bleiben 
blos  die  Häute  der  inneren  Zellchen  und  die  erwähnten  rothen  Fleckchen.  Der  befreite 
rosenrothe  Inhalt  erscheint  als  kleine  Amöbe  (aus  jedem  Zellchen  geht  eine  Amöbe  hervor), 
welche  lange  Pseudopodien  bildet  und  nach  ihrer  Form  sehr  an  Actinophrys  erinnert  (bei 
heissem  Wetter  sind  die  Pseudopodien  besonders  lang  und  am  Ende  mit  stecknadelförmigen 
Anschwellungen  versehen).  Diese  Amöben  können  beim  Begegnen  sich  zusammenfliessen  und 
grössere  Amöben  bilden,  die  man  dann  auch  als  Plasmodien  bezeichnen  kann.  Beim  Aus- 
trocknen des  Substrates  scheiden  die  Amöben  die  Haut  aus,  indem  sie  Microcysten  bilden, 
aus  welchen  sie  bei  nachfolgender  Benetzung  herauskriechen.  Sie  können  sich  theilen.  Das 
Plasmodium  bewegt  sich  rasch  und  verschmilzt  dabei  fortwährend  mit  anderen  Amöben  in 
Eins.  Der  incystirten  Euglena  begegnend,  beginnt  es  sie  umzuhüllen ;  wenn  das  Plasmodium 
gross  genug  ist,  so  kann  es  viele  Euglenacysten  zugleich  umhüllen;  dabei  hören  seine  Be- 
wegungen auf  und  es  scheidet  die  Membran  aus.  Nachdem  beginnt  das  Plasmodium  diese 
Cysten  aufzulösen,  das  Chlorophyll  in  ihnen  bräunt  sich,  verschwindet  und  nach  bestimmter 
Zeit  bleibt  von  der  ganzen  Cyste  blos  das  rothe  Aeuglein  (welches  für  Euglena  so  charakte- 
ristisch ist)  und  welches  wir  als  Fleckchen  bezeichneten.  Also  nach  der  Zahl  dieser 
Fleckchen  kann  man  über  die  Zahl  der  Euglenen,  welche  dem  Plasmodium  als  Nahrung 
dienten,  urtheilen.  Nach  dem  Aufnehmen  der  Nahrung  zerfällt  der  Organismus  in  eine 
verschiedene  Zahl  von  kleinen  Theilen,  welche  sich  absondern  und  sich  mit  eigenen  Mem- 
branen bekleiden.  Diese  kleinen  mit  Membran  versehenen  Theilchen  sind  jene  inneren 
Zellchen,  aus  welchen  die  Amöben  herauskriechen  und  mit  deren  Beschreibung  wir  begonnen 
haben.  Das  Plasmodium  kann  auch  Macrocysten  bilden,  was  beim  Austrocknen  des  Sub- 
strates geschieht:  die  Macrocyste  unterscheidet  sich  von  der  Microcyste  ausser  der  Grösse 
dadurch,  dass  sie  beim  Benetzen  ihre  verdichtete  Schicht  wieder  auflöst  und  nicht  wegwirft. 
Aus  der  Entwickelung  dieses  Organismus  sieht  man,  dass  die  Monaden  auch  in  drei  Phasen, 
die  den  Myxomyceten  eigen  sind,  erscheinen  können,  d.  h.  in  Form  von  Microcysten,  Macro- 
cysten und  des  Zellenzustandes,  wie  sie  Cienkowsky  bei  Plasmodien  der  Myxomyceten 
bezeichnet.  Eine  den  Monaden  gleiche  (Raub-)  Lebensweise  haben  auch  echte  Pilze,  wie 
z.  B.  Tlasmodiophora  und  Chytridiinn,  Dem  gemäss  scheint  es  dem  Verf.  als  rationell, 
die  Monaden  mit  den  Chytridien  in  eine  Familie  zu  vereinigen,  zu  welchen  sofort  die  Myxo- 
myceten angereiht  werden  müssen.   Die  Gruppe  der  Monaden  theilt  Verf.  in  folgender  Weise : 

A,  Monadineae  zoosporeae  Cienk.  —  Blonas  amyli  Cnk. ;  Pseiidospora  parasitica, 
nitellanim,  Volvocis;  Colpodella  pugnax. 

B.  Monadineae  plasmatophorae  Sorok.  —  Niiclearia  delicatula,  simplex  Cnk.;  Vam- 
pyrella:  a.  tetraplastae  (V.  spiroyyrae,  pendula^  voraxj,  ß.  polyplastae  (V.  poly- 
plasia  Sorok.)  Ba talin. 

321    van  Tiegbem.    Sar  quelques  Myxomycetes  a  Plasmode  agrege.   (Bulletin  de  la  societe 
botanique  de  France  1880,  p.  317—322.) 

„Myxomycetes  ä  plasmode  agrege"  nennt  v.  T.  die  Schleimpilze,  deren  Amöben  bei 
der  Bildung  des  Fruchtkörpers  nicht  miteinander  verschmelzen,  sondern  sich  nur  dicht 
aneinander  legen.  Den  Gegensatz  bilden  die  „Myxomycetes  ä  plasmode  fusionne".  Bisher 
war  Cienkowski's  Guttulina  die  einzige  zu  den  ersteren  gehörige  Form.  v.  T.  beschreibt 
unter  dem  Namen  Aerasis  granulata  eine  zweite,  welche  er  in  einer  Cultur  von  Dictyo- 
stelium  roseum  n.  sp.  auf  Bierhefe  fand  und  in  frischem  Urin  auf  dem  Objectträger  züchtete. 
Der  Fruchtkörper  der  Aerasis  ist  ein  aufrechter  Zellfaden,  welcher  am  oberen  Ende  ein 
Sporenköpfchen,  am  unteren  eine  Haftscheibe  trägt.  Die  kugeligen,  violettbraunen  Sporen 
entlassen  bei  der  Keimung  je  einen  kernlosen  Protoplasmakörper,  welcher  einige  Zeit  in 
Kugelform  neben  der  leeren  Membran  liegen  bleibt,  dann  amöboide  Bewegungen  beginnt, 
wächst  und  sich  wiederholt  theilt.    Nach  der  Erschöpfung  des  Substrats  nähern  sich  die 


Myxomycetes  ä  plasmode 


Phycomycetes.  287 

Amöben  einander,  runden  sich  ab  und  bilden,  indem  sie  sich  dicht  zusammendrängen,  einen 
Zellhaufen,  dessen  einzelne  Glieder  unabhängig  von  einander  sind  und  an  einander  hingleiten 
können.  Durch  das  Kriechen  der  einen  über  die  andern  kommt  ein  aufrechter  Körper  zu 
Stande,  der  sich  nach  oben  verjüngt.  Eine  axile  Reihe  der  ihn  zusammenseti^enden  Zellen 
bekommt  zuerst  Membran  und  bildet  eine  feste  Stütze,  an  \yelcher  die  übrigen  emporkriechen 
können,  um  oben  angelangt  sich  in  Sporen  zu  verwandeln.  Manchmal  besteht  der  Stiel 
aus  mehreren  (10—12)  Zellreihen,  deren  jede  ein  Sporenköpfcheu  trägt.  Das  Ganze  gleicht 
dann  der  Coremium-Form  von  Fenicillium.  Unter  ungünstigen  Verhältnissen  encystiren  sich 
die  J.c>'asz's-Amöben  auf  eine  eigeuthümliche  auch  bei  D.  rosciim  und  D.  mucoroides  beob- 
achtete Weise,  indem  sie  Arme  treiben,  welche  sich  abrunden,  an  der  Basis  einschnüren, 
mit  Membran  umgeben  und  endlich  abtrennen,  bis  die  ganze  Amöbe  in  kleine  encystirte 
Stücke  zerfallen  ist. 

Die  Entwickelung  von  Dictyostelium  roseum  ist  dieselbe  wie  die  von  Äcrasis,  nur 
besitzen  seine  Amöben  Kerne,  welche  vor  der  Fruchtbildung  verschwinden,  und  die  Sporen- 
masse ist  von  einer  gelatinösen  Materie  umhüllt.  Wenn  man  das  Plasmodium,  während  es 
schon  im  Aufrichten  begriffen  ist,  zertrennt,  so  werden  seine  Elemente  wieder  zu  Myxamöben. 
Dasselbe  lässt  sich  bei  D.  mucoroides  beobachten.  Die  Myxamöben  können  dann  neue 
Vereinigungen  eingehen  und  statt  des  ursprünglich  angelegten  grossen,  mehrere  kleine  Frucht- 
körper bilden. 

Ausser  den  genannten  Arten  charakterisirt  der  Verf.  in  seiner  Arbeit  noch  zwei 
neue  Guttulinen  und  ein  weiteres  Dictyostelium.  Die  beiden  ersteren  fanden  sich  auf  Pferde- 
mist, das  letztere  auf  sich  zersetzenden  Agaricus-Avten.  Zur  Systematik  der  Myxomyceten 
giebt  er  folgende  Tabelle : 

„    .       ,  (  endospores      .    .    .    Myxomycetes  proprement  dits. 
fusionne  {  ,  ^.     . .. 

(  exospores    ....     Ceratiees 

agrege Acrasiees 

Plasmodiophora  Wor.  repräsentirt  vielleicht  eine  weitere  Gruppe  „ä  plasmode 
indivis".  Sie  würde  dann  die  Myxomyceten  mit  den  Chytridien  eng  verbinden.  Künftig 
werden  übrigens,  nach  der  Ansicht  des  Verf ,  alle  die  so  heterogenen  Gruppen  der  ersteren 
von  einander  zu  trennen  und  mit  den  Pilzen  zu  vereinigen  sein,  welchen  sie  in  der  Frucht- 
bildung gleichen. 

V.  Phycomycetes. 

322.  Bainier,  M.  G.  Note  sur  deux  especes  nouvelies  de  Macorinees  (Rhizopus  reflexas 
et  Helicostylum  piriforme).  (Bulletin  de  la  societe  botanique  de  France  1880, 
p.  226    228,  mit  1  Tafel.) 

Beschreibung  und  Abbildung  der  beiden  Arten. 

323.  Fischer,  Dr.  A.  Ueber  die  Stachelkugeln  in  Saprolegniaschläuchen.  (Bot.  Zeit.  1880, 
No.  41  ff.,  mit  1  Tafel.) 

Die  nicht  selten  in  angeschwollenen  Saprolegniaschläuchen  vorkommenden  bestachelten, 
mehr  oder  weniger  kugeligen  Körper  gehören  in  den  Entwickelungsgang  der  Oliridiopsis 
Saprolegniae  Cornu,  welcher  vom  Verf.  fast  lückenlos  verfolgt  wurde. 

Das  Eindringen  der  mit  2  Cilien  —  einer  seitlichen  und  einer  halb  so  langen 
polaren  —  versehenen  Schwärmer  findet  vorzugsweise  in  junge  Saprolegnia-Sch\ä.uche  vor 
der  Sporaugienbildung  statt.  Die  Sporen  setzen  sich  mit  der  polaren  Cilie  an  die  Saprolegnia- 
fäden  an  und  verjüngen  ihre  Ansatzstelle  zu  einem  Stielchen,  welches  bisweilen  eine 
beträchtliche  Länge  erreichen  kann.  Durch  dieses  Stielchen  erfolgt  der  üebertritt  des 
Plasmas  der  Spore  in  die  Wirthspflanze ,  während  ihre  Cellulosehaut  zurück  bleibt.  Im 
Innern  des  Fadens  rundet  sich  die  eingedrungene  Masse  zu  einem  Körperchen  ab,  welches 
bald  amöboide  Bewegungen  beginnt,  nach  24  Stunden  sich  auf  Kosten  des  Schlauchiuhalts 
zu  einem  Plasmodium  (grosse  Sporenamöbe)  entwickelt  und  eine  Anschwellung  des  Fadens 
verursacht  hat.  Das  Plasmodium  zieht  sich  mit  Beschliessuug  der  Bewegungen  zu  einem 
kleineren  dichteren  kugeligen  Gebilde  zusammen,  welches  sich  sehr  bald  mit  Cellulose- 
membran  umgiebt.    Nach  48  Stunden  ist  daraus  eine  Stachelkugel  geworden.    Die  Stacheln 


288  Kryptogamen.  —  Pilze  (1880). 

stellen  Verdickungen  der  Cellulosemembran  dar.  Die  Deutung  der  von  Cornu  „cellule 
adjacente"  genannten  Gebilde  als  Geschlechtsorgane  beruht  auf  Verkennung  kleinerer 
Stachelkugeln,  welche  zufällig  theilweise  unter  grösseren  lagen.  Die  Keimung  der  Stachel- 
kugeln erfolgt  unter  günstigen  Vegetationsbedingungen  sofort  nach  Beendigung  ihrer  Aus- 
bildung, indem  durch  einen  ihrer  oft  in  der  Mehrzahl  vorhandenen  Fortsätze  Zoosporen 
entleert  werden.  Bei  Mangel  an  frischem  Wasser  können  die  Kugeln  auf  einem  bestimmten 
Entwickelungsstadium  lange  Zeit  in  Ruhe  bleiben.  Durch  Austrocknen  werden  sie  getödet. 
Die  Schwärmer  der  Stachelkugeln  oder  „Stachelsporangien"  gehen  im  reinen  Wasser  bald 
zu  Grunde;  in  dargebotene  Saprolegnia-Fääen  aber  dringen  sie  in  der  oben  beschriebenen 
Weise  ein,  um  sich  zu  Sporenamöben  zu  entwickeln.  Jede  derselben  liefert  ein  Sporangium, 
welches  weder  Stacheln  noch  den  eigenthümlich  bräunlich  gefärbten  Inhalt  der  Stachelkugeln 
besitzt  und  keine  über  3  Tage  andauernde  Ruheperiode  durchmachen  kann.  Die  Erscheinungen 
der  Sporenentwickelung  und  Entleerung  sind  dieselben  wie  bei  den  Stachelsporaugien ,  doch 
sollen  die  Zoosporen  beider  sich  in  der  Grösse  unterscheiden. 

Die  Entwickelung  der  Parasiten  von  dem  Schwärmer  des  Stachelsporangiums  bis  zum 
reifen  stachelloseu  Sporangium  nimmt  4—5  Tage  in  Anspruch.  Dieselbe  Zeit  verfliegst 
von  der  Entleerung  des  stachellosen,  bis  zur  Reife  des  bestachelten  Sporangiums. 

In  die  Diagnose  der  Species  setzt  Verf.  an  Stelle  der  nicht  vorhandenen  cellule  adjacente 
Cornu's  die  strenge  Gebundenheit  des  Parasiten  an  Saprolegnia.  Die  Zugehörigkeit  der 
Gattung  zu  den  Chytridien  ist  nach  seiner  Ansicht  nicht  zweifelhaft. 

Betreffs  einiger  Erweiterungen  und  Berichtigungen  der  vorstehend  mitgetheilten 
Resultate  sei  auf  die  Habilitationsschrift  Fischer's  „Untersuchungen  über  die  Parasiten  der 
Saproleguieen",  Berlin  1882,  verwiesen. 

824.  Roumegaere,  C.    Etüde  et  culture  du  Nematogonum  aarantiacum  (Desm.)    (Revue 
mycologique  1880,  p.  181.) 

Nach  einigen  einleitenden  Bemerkungen  theilt  R.  den  von  Bainier  (im  Bull,  de  la 
soc.  bot.  de  France  1880,  p.  31)  veröffentlichten  Bericht  über  obigen  Gegenstand  mit. 

YI.  Ustilagineae  und  üredineae. 

325.  Cooce,  M.  C.    The  genus  Ravenelia.    (Journal  of  the  Royal  Microsc.  Soc.  III,  1880, 
p.  384—389,  mit  1  Tafel.) 

Der  Verf.  giebt  eine  Besprechung  der  Litteratur  der  8  bekannten  Bavenelia-Arteu. 
sowie  deren  Beschreibung  und  theilt  einige  eigene  Beobachtungen  mit.  Die  bisher  von 
Berkeley  als  Pseudosporen  bezeichneten  Gebilde  bestehen  aus  dicht  aneinandergedrängteu 
Sporen,  welche  sich  durch  gelinden  Druck  isoliren  lassen.  Keimungsversuche  gelangen 
nur  bei  Exemplaren  von  Ravenelia  aculeifera,  welche  erst  1  Jahr  alt  waren.  Die  Sporen 
dieser  Species  lieferten  je  einen  terminalen  Schlauch. 

326.  Cornu,  M.    Note  sur  las  generations  alternantes  des  Uredinees.    (Bulletin  de  la 
societe  botanique  de  France  1880,  p.  179  -183.) 

Bericht  über  gelungene  Infectionsversuche  mit  Oecidium  pini  var.  acicola  auf  Senecio 
vulgaris  und  mit  Oecidium  Bhamni  auf  Hafer.  Die  Infection  von  Sonchus  mit  ersterem 
Pilz  misslang. 

327.  Cornu,  M.  Note  sur  quelque  parasites  des  plantes  Vivantes.    Generations  alternantes ; 
Pezizes  ä  SClerotes.     (Bulletin  de  la  societe  botanique  de  France  1880,  p.  209—210.) 

Bericht  über  gelungene  Infectionsversuche  mit  Oecidium  Urticae  auf  (7«r ex- Arten,  nebst 
einigen  Bemerkungen  überPe^f^aScZerohontmLib.  und  P.üt&eros«  ohne  allgemeineres  Interesse. 

328.  Cornu,  M.    Alternance  des  generations  chez  quelques  Uredinees.    (Comptes  rendus 
h.  des  seances  de  l'Academie  des  sciences  t.  91,  1880,  p.  98—99.) 

Der  Verf.  erzog  aus  Sporen  von  Aecidium  Pini  Cbleosporium  Senecionis  auf  Senecio 
vulgaris,  aus  Sporen  von  Aecidium  Urticae  Puccinia  Caricis  auf  Carex  hirta,  aus  Sporen 
von  Aecidium  Bhamni  Uredo  Bubigo  vera  auf  Hafer.  Ferner  gelang  es  ihm,  den  Uredo 
der  Melampsorella  der  Mochringia  trinervia  auf  Alsine  media,  die  Puccinia  Dianthi  von 
derselben  Moehr in gia- Art  ohne  Uredo  auf  Alsine  media  und  Stellaria  holostea  zu  über- 
tragen.   Die  drei  ersten  der  genannten  Infectionsversuche  hat  C.  etwas  ausführlicher  auch 


Ustilagineae  und  Uredineae.  289 

im  Bulletin  de  la  soc.  bot.  de  France  (1880,  p.  179-183  und  p.  209-210)  beschrieben. 
(D.  Reff.  No.  316  und  317.) 

329.  Hartig,  R.    Calyptospora  Goeppertiana  Kühn.,  und  Aecidium  columnare  A.  und  S. 

(Allgemeine  Forst-  und  Jagdzeitung  1B80,  S.  289.) 

Vorläufige  Mittheilung  über  wechselseitige  Iiifection  von  Vaccinhtm  vitis  iäaea  mit 
dem  Weisstannenblasenrost  {Aecidium  columnare  A.  u.  S.)  und  von  Weisstannen  mit  der 
auf  Vaccinium  vitis  idaea  schmarotzenden  Calyptospora  Goeppertiana  Kühn.,  welche  den 
Zusammenhang  beider  Pilzformen  bewies. 

330.  Prillieux,  Ed.  Oluelques  observations  sur  la  formation  et  la  germination  des  spores  des 
ürocystis  (üstüaginees).  (Ann.  d.  sciences  nat.  Botauique,  s.  VI,  t.  X.  p.49— 61,  mit  1  Taf.) 

Nach  einer  historischen  Einleitung  theilt  P.  die  Beobachtungen  mit,  welche  er  an 
Ürocystis  Colchici  und  Ürocystis  Violae  gemacht  hat.  Die  Sporen  sind  bei  beiden  Arten 
zu  Gruppen  vereinigt,  welche  neben  den  peripherischen  sterilen  Zellen  bei  U.  Colchici  1—2, 
bei  l).  Violae  1—8  entwickelungsfähige  Sporen  enthalten.  Die  streng  intercellularen  vegetativen 
Mycelfäden  verlaufen  mehr  geradlinig,  während  die  auch  iu's  Innere  der  Zellen  eindringenden 
sporogeuen  sich  krümmen  und  sich  zu  Knäueln  verflechten,  in  welchen  man  die  einzelnen 
Hyphen  nicht  mehr  unterscheiden  kann.  In  diesen  Knäueln  bilden  sich  centrifugal  die 
Sporeugruppen.  Die  jüngsten  zur  Beobachtung  gelangten  Zustände  derselben  stellten  runde 
aus  aufgewickelten  Fäden  gebildete  Massen  dar,  in  welchen  besondere  centrale  carpogon- 
ähnliche  Spiralfäden  (Wolff  u.  Winter)  nicht  zu  unterscheiden  waren.  In  späteren  Stadien 
zeichnen  sich  einige  Zellen  im  Innern  der  Massen  durch  grösseren  Umfang  aus  und  bekommen 
die  Merkmale  der  Sporen,  während  die  angrenzenden  zu  den  sterilen  peripheriscben  Zellen 
werden,  und  der  übrige  Theil  der  Fäden  sich  in  Gallert  verwandelt.  Weiteres  Hess  sich 
durch  directe  Beobachtung  der  Anlagen  der  Sporengruppen  nicht  feststellen.  Aus  dem  Vor- 
kommen mit  einer  kugeligen  Endanschwelluug  versehener  sporenbiklender  Fäden  in  der 
Umgebung  jener  Anlagen  lässt  sich  indess  schliessen,  dass  die  Sporen  hier  in  ähnlicher 
Weise  entstehen,  wie  bei  Tilletia.  Die  Keimung  von  Urocystis-Sporen  ist  bisher  nur  bei 
U.  occulta  und  bei  U.  pompholygodes  beobachtet  worden.  Jede  Sporengruppe  von  U.  Violae 
treibt  meist  nur  ein  Promycel,  welches  an  seinem  Ende  5  spindelförmige  Kranzkörper  trägt. 
In  der  Regel  bleibt  es  kurz,  und  wenn  es  sich  verlängert  producirt  es  entweder  gar  keine 
oder  nur  kleine  Sporidien.  Von  den  6  Kranzkörpern  keimen  meist  nur  3  und  zwar  ohne 
sich  von  dem  Promycel  abzulösen.  Sie  bilden  an  ihrem  von  diesem  abgewendeten  Ende 
secundäre  Sporidien  von  etwas  anderer  Gestalt  und  Grösse  als  sie  selbst. 

331.  Schindler,  Fr.  Ueber  den  Einfluss  verschiedener  Temperaturen  auf  die  Keimfähigkeit 
der  Steinbrandsporen.  (Forschungen  auf  dem  Gebiete  der  Agriculturphysik.  Herausg. 
von  E.  Wolluy,  III,  1880,  S.  288.) 

'  Nach  kurzer  Angabe  der  von  H.  Hofmann  (Pringsh.  Jahrb.  1860)  erhaltenen  Resultate 
giebt  Verf.  eine  Darstellung  eigener  Versuche.  Sein  Material  war  ein  Gemisch  von  aus 
40  Weizenähren  in  verschiedener  Höhe  entnommenen  Sporen  von  Tilletia  caries,  dessen 
Keimfähigkeit  durch  zahlreiche  Controlversuche  erwiesen  wurde.  Einzelne  Portionen  wurden 
trocken  oder  mit  Wasser  durchgerührt  in  Probiergläschen  eingeschlossen  und  2  Stunden 
lang  verschiedenen  Wärme-  und  Kältegraden  ausgesetzt. 

Nach  Beendigung  des  Vei'suchs  geschah  das  Aussäen  der  Sporen  auf  Quellwasser 
in  einem  Räume,  dessen  Temperatur  15— 19''C.  betrug.  Jeder  Versucbsprohe  ging  eine 
unter  normalen  Bedingungen  zum  Keimen  gebrachte  Controlprobe  parallel.  Die  erhaltenen 
Resultate  sind  folgende: 


I.  Trockene   Samenportion. 
Im  Trockenofen        Einti-itt  der  Keimung 

Yersuchsprobe 

nach  4  Tagen 
,1     6      „ 

11  8  „ 
»  8  „ 
„     0      „ 

Botanischer  Jahresbericht  IX  (1881)  1.  Abth. 


Temperatur 

Controlprobe 

50«  C. 

nach  4  Tagen 

65 

„     4      „ 

80 

4 

11      *       11 

95 

4 

»      *       11 

100 

»      ^       *i 

II.  Nasse  Samenportion. 


Im  Oelbade 

Eintritt  der  Keimung 

Temperatur 

Controlprobe 

Versuchsprobe 

30"  C. 

nach  4  Tagen 

nach  4  Tagen 

35 

11     4      „ 

,1     4     ^ 

40 

«     4     „ 

11      ^       11 

45 

1,     4      „ 

n      5      „ 

50 

»     4      „ 

1,      0      „ 
19 

290 


Kryptogamen,  —  Pilze  (1880). 


Iir.  Trockene  Samenportion. 
In  Kältemischung 

Temperatur               Eintritt  der  Keimung 
am  Anfang  |  am  Ende             nach  Tagen 

der  Expositionsdauer            Controlpr.       Versuchspr. 

—    7"  C.      —   60  0,           4                 7 

IV.  Nasse  Samenportion. 
In  Kältemischung 

Temperatur              Eintritt  der  Keimung 
am  Anfang  |  am  Ende             nach  Tagen 

der  Expositionsdauer             Controlpr.     Versuchspr 

OOC.             0    "C.       4                   6 

-16 

-13                4                 7 

-    5 

—    4.5 

4                10 

—  16 

—    9 

4                10 

—  22 

—  20 

4                  4 

Um  die  Einwirkung  länger  andauernder  feuchter  Kälte  zu  studiren  wurden  im 
December  Tületia-Sporen  mit  Wasser  angerührt,  in  10  verkorkten  und  versiegelten 
Gläschen  4  6  cm  tief  im  freien  Erdboden  vergraben  und  von  8  zu  8  Tagen  je  ein  Gläschen 
dem  Boden  entnommen  und  der  Inhalt  eiugekeimt.  Die  letzten  Portionen  waren  43  Tage 
ausgesetzt  gewesen.  Alle  hatten  ihre  Keimfähigkeit  mehr  oder  weniger  beibehalten.  Das 
mittlere  Temperaturminimura  der  43  Tage  betrug  —  8.5"  C,  das  mittlere  Maximum  —  1.3"  C, 
die  niedrigste  Temperatur  war  —  19"  C. 

332.  Räthay,  E.   Vorläufige  Mittheilung  über  den  Generationswechsel  unserer  einheimischen 
Gymnosporangien.    (Oesterr.  Bot  Zeitschr.  1880,  S.  241.) 

Verf.  theilt  die  Resultate  seiner  Versuche  über  die  Zusammengehörigkeit  von  Gymno- 
sporangium  fuscum  (DC )  Oerstedt.,  G.  conicum  (Hedw.)  (DC.)  Oerstedt.  und  G.  clavariae- 
forme  (Jacq.)  (DC.)  Oerstedt.  mit  Aecidien  mit.  G.  conicum  soll  mit  Boestelia  cornuta  auf 
Sorbus  aiicuparia  L.  und  Aronia  rotundifolia  Pers.,  G.  clavariaeforme  mit  Roestelien  auf 
Pyrus  malus  L.,  P.  communis  L.  (nicht  E.  cancellata,  welche  zu  G.  fuscum  gehört),  Sorbits 
Aria  Crtz.  und  S.  torminalis  Crtz.,  Crataegus  oxyacantha  L.  und  Cr.  monogyna  Jacq.  und 
auf  Cydonia  vulgaris  Pers.  zusammengehören.  Ausserdem  enthält  der  Aufsatz  einige  An- 
gaben über  die  relative  Reifezeit  der  Fortpflauzungsorgane  der  drei  Pilze  und  die  Bemerkung, 
dass  G.  clavariaeforme  in  den  Alpen  nur  so  hoch  geht,  wie  die  Wirthspflanzen  der 
Aecidien. 

333.  Räthay,  E.     Vorläufige   Mittheilung  über   die   Spermogonien  der  Aecidiomyceten. 

(K.  Akademie  d.  Wissensch.  in  Wien.     10.  Juni  1880.) 

Verf.  theilt  eine  Reihe  von  Thatsachen  mit,  welche  darauf  hinweisen  sollen,  dass 
die  Insecten  beim  Befruchtuugsprocess  der  Aecidiomyceten  —  vorausgesetzt,  dass  die  Spermo- 
goniea  männliche  Zeugungsorgane  sind  —  eine  ähnliche  Rolle  spielen,  wie  bei  dem  der 
Phanerogamen.  Ausser  dem  Wohlgeruch  mancher  Spermogonien  wird  folgendes  erwähnt : 
1.  die  Spermogoniuminhalte  fast  aller  vom  Verf.  untersuchten  Aecidiomyceten  enthalten 
grössere  oder  geringere  Mengen  einer  das  Fehling'sche  Reagens  in  der  Wärme  reducirenden 
Substanz,  wahrscheinlich  Zucker  (z.  B.  Gymnosporangium  fuscum  und  conicum)',  2.  die 
spermogonienführenden  Theile  der  Wirthspflanzen  lallen  noch  in  weiten  Entfernungen  auf 
(Farbe,  Hexeubeseu  der  Berberitze,  verursacht  von  Aec.  Magelhaenicum  u.  a.);  3,  Farbe 
der  Spermogonien  („Saftraale"};  4.  die  Spermogonien  verändern  analog  den  Phanerogamen- 
blüthen  die  Farbe,  wenn  sie  keinen  Zucker  mehr  erzeugen;  5.  die  bei  dunstiger  Witterung  von 
den  Spermogonien  entleerten,  an  den  Paraphysen  haftenden  Inhaltströpfchen  werden  in  der 
That  fleissig  von  lusecten  besucht. 

334.  Boumeguere,  C.    Hypodermeae  de  la  Villa  Thuret.    Le  Cronartium  Poggiolana  n.  sp. 
(Revue  mycologique  1880,  p.  202.) 

Beschreibung  von  zwei  neuen  Uredineen.  In  Bezug  auf  üredo  proeminens  DC. 
(vereinigt  mit  Aecidium  euphorbiae  Pers.)  theilt  Naudin  dem  Verf.  die  Beobachtung  mit 
dass  die  sonst  niederliegende  Euphorbia  chamaesyce  L.,  wenn  sie  von  dem  Pilze  befallen 
wird,  sich  aufrichtet.     Zugleich  bekommt  sie  eine  grauliche  Farbe  und  bleibt  steril. 

335.  Winter,  G.    Bemerkungen  über  einige  Uredineen.    (Hedwigia  1880,  p.  17-29.) 

Verf.  giebt  Notizen  über  das,  was  er  bei  der  Untersuchung  einer  Anzahl  von  Uredineen 
seines  Herbars  gefunden  hat.  Sie  beziehen  sich  auf  die  Systematik  und  Synonymik  der  Puc- 
cinien  der  Compositen,  verschiedener  anderer  Puccinien,  des  Uredo  Filicum,  der  Uromyces- 
Arten  auf  Liliaceen  und  Euphorbien  u.  a.,  der  Gattung  Fhragmidium  und  der  /MncMS-Uredineeu. 


Entomophthoreae.  291 

336.  Winter,  G.    Bemerkungen  über  einige  üredineen  und  üstilagineen.    (Hedwlgia  1880, 
p.  105-  110.) 

Im  Frülijahre  1880  fand  der  Verf.  auf  Stöcken  von  Potentilla  fragariastrum,  Poterium 
Sanguisorba,  Euhus  idaeus  und  Bubiis  fruticosus,  welche  im  Januar  desselben  Jahres  und 
im  October  des  Vorjahres  Teleutosporen  von  Phragmidium  getragen  hatten,  die  Aecidien 
von  Caeoma  miniatum  und  Verwandten.  Er  schliesst  daraus  auf  eine  Zusammengehörigkeit 
dieser  Aecidien  mit  den  Phragmidien.  Die  Teleutosporen  von  Phragmidium  fusiforme  fand 
er  mit  dem  Caeoma  auf  Bosa  alpina,  Xenodoclius  carbonariiis  mit  einem  Caeoma  auf 
Sanguisorba  vergesellschaftet.  Zu  Phragmidium  Potentillae  Pers.  soll  Coleosporium  Polen' 
tillae  Thüm.  als  Aecidium  gehören,  da  es  im  Bau  ganz  dem  Caeoma  auf  Potentilla  fragari- 
astrum  gleicht.  Die  auf  Sjnraea  uhnaria  häufige,  dem  Caeoma  miniatum  habituell  sehr 
ähnliche  Pilzform  ist  indess  ein  Vredo.  Zu  Puccinia  Magnusiana  gehören  ausser  dem 
Aecidium  auf  Rumex  Eydrolaimthum  wahrEcheinlich  auch  die  Aecidien  anderer  Bumex- 
Arten,  da  die  Puccinia  neben  diesen  Aecidien  in  Gegenden  wächst,  wo  B.  Hydrolapathum 
nicht  vorkommt.  Weiter  wurden  nebeneinander  beobachtet  das  Aecidium  auf  Tussilago 
farfara  und  Puccinia  Poarum,  das  Aecidium  auf  Ficaria  und  Uromyces  Poae,  endlich 
Puccinia  Calthae  Link  und  Puccinia  Zopfii  Winter  auf  denselben  Blättern  mit  Aecidien, 
deren  Beschreibungen  mitgetheilt  werden.  Das  Aecidium  auf  Aconitum  Lycoctonum  erschien 
in  grösserer  Zahl  auf  Stöcken,  welche  im  October  des  Vorjahres  den  Uromyces  Aconiti 
Lycoctoni  DC".  trugen.  Das  Aecidium  auf  3Iulgedium  alpinum  wird  mit  Puccinia  Prenanthis, 
statt  mit  P.  flosculosorum,  zusammengestellt.  Die  sonst  auf  Homogyne  alpina  lebende  P.  con- 
glomerata  wurde  auf  Senecio  cordatus,  Aecidium  zonale  auf  Buphthalmum  salicifolium 
gefunden.  An  Vorstehendes  scbliessen  sich  kritische  Bemerkungen  über  Puccinia  Bubiae 
Fckl,,  Puccinia  circinans  und  Sorosporium  Aschersonii  und  S.  Magnusii.  Ustilago  cinis 
Körnicke  ist  ein  Myxomycet  und  Sorosp>oriutn  Vossianum  Thüm.  ein  zu  Stemphyliwn 
gehöriger  Hyphomycet. 

337.  Staritz,  R.,  und  Winter,  G.    Kurze  Notizen.    (Hedwigia  1880,  p.  121—122.) 

Staritz  hat  das  Vorkommen  von  Tilletia  bullata  und  Uredo  gyrosa  (Fuckel  Symb. 
mycol.  p.  40  und  Nachtrag  III,  p.  9  und  10)  beobachtet.  Winter  fand  Entyloma  serotinum 
SiUi  Borrago  officinalis  mit  nur  bis  zu  30  Mikr.  langen  Conidien;  ferner  auf  Saxifraga  aizoon 
die  Puccinia  Saxifragae  Schlechtd.  und  auf  Senecio  cordatus  die  Puccinia  Senecionis  Lib., 
letztere  bis  auf  die  etwas  grösseren  Sporen  mit  P.  conglomerata  Kze.  und  Schm.  im  Habitus 
übereinstimmend.  Die  von  Kostrup  (Islandske  Svampe,  samlede  1876  af  Chr.  Grönlund) 
beschriebene  Puccinia  ambiens  auf  Braba  hirta  soll  mit  Puccinia  Drabae  Rudolphi 
identisch  sein. 

388.  R.  Wolff.    Aecidium  Pini  und  sein  Zusammenhang  mit  Coleosporium  senecionis. 

Kiga  1876. 

Nicht  gesehen;  wahrscheinlich  ist  die  Abhandlung  dieselbe,  welche  in  dem  Land- 
wirthschaftl.  Jahrb.  1877  veröffentlicht  ist.    (S.  Bot.  Jahresb.  V,  Jahrg.  1877,  S.  128.) 

Batalin. 

VII.  Entomophtlioreae. 

339.  N.  Sorokin.  Zur  Entwickelung  der  Entomophthora-Arten.  In  dem  Aufsatze:  „Ueber 
einige  Krankheiten  der  Insecten".  —  Schriften  der  Kaiserl.  Akademie  der  Wisseusch. 
Bd.  37,  S.  58-69.     1880.    St.  Petersburg.     Mit  Tafeln  1—2.     [Russisch.].) 

Dauersporen  bei  E.  rimosa  Sorok.  Auf  todten  Exemplaren  von  Chyronomus,  die 
an  das  Substrat  durch  besondere  Haustorien  angenäht  sind,  erschienen  braune,  dicke  und 
elastische  Fäden,  welche  aus  dem  Körper  hervortraten  und  den  Körper  wie  Filz  bedeckten. 
Beim  Zerschneiden  des  Insects  findet  man  es  mit  grossen  ruuden  Zellen  angefüllt,  deren 
Membran  deutlich  schichtig  ist,  von  Aussen  uneben,  mit  Erhöhungen  versehen  und  von 
dunkler  Farbe;  das  Protoplasma  ist  körnig  und  enthält  viel  Oeltropfen.  Diese  Zellen 
entstehen  an  den  Seiten  oder  an  den  Enden  der  Zweige  der  gewöhnlichen  Entomophthora- 
Fäden,  von  welchen  sie  sich  ablösen.    Nach  der  Bildung  dieser  Sporen  (Chlamydosporen) 

19* 


292  Kryptogamen,  —  Pilze  (1880). 

verdicken  die  Fäden  ihre  Membran,  werden  elastisch  und  streben  darnach  sich  zu  verlängern, 
den  Körper  des  Insectes  zu  zerreissen  und  nach  Aussen  herauszutreten,  sammt  den  freien 
Sporen.  Sie  bilden  den  erwähnten  Filz.  Der  Verf.  meint,  dass  sie  überwintern,  ihre 
Keimung  wurde  noch  nicht  beobachtet.  Die  gewöhnlichen  Sporen  dieser  Art  sind  schon 
beschrieben  worden.     fS.  Bot.  Jahresber.  1877,  V.  S.  125.) 

Dauersporen  bei  E.  Aphidis.  Ausser  den  schon  bekannten,  gewöhnlichen  ver- 
längerten Sporen,  welche  sich  auf  der  Oberfläche  des  Insecteukörpers  bilden,  entwickeln  sich, 
inmitten  des  ^j9/iis- Körpers,  aus  denselben  Entonwplithora -FMen  auch  die  Dauersporen, 
welche  rund  und  gross  sind.  Ihre  Membran  ist  schichtig,  von  brauner  Farbe,  bedeckt  mit 
Erhöhungen.  Sie  sind  sehr  dem  Tarichium  Aphidis  Sehn,  ähnlich,  welche  Art  also  nichts 
anderes  ist ,  als  die  Dauerspore  von  der  genannten  Entomophthora.  Nicht  zu  selten  kann 
man  finden,  wie  sich  auf  einem  und  demselben  Faden  zugleich,  die  gewöhnliche  Spore  und 
die  eben  beschriebene  Dauerspore  (Chlamydospore)  entwickelt.  Die  Keimung  der  letzteren 
ist  noch  nicht  verfolgt;  die  gewöhnlichen  keimen  leicht,  geben  zuerst  secuudäre  Sporidien, 
welche  runde  Form  haben  und  welche  in  typische  dicke  Entomoptliora-F'Aien  auswachsen. 

Entwickelung  von  E.  coloraia  Sorok.  Dieses  Parasit  wurde  in  Kazan  auf 
Acridium  biguttatum  gefunden,  welches  er  tödtet.  Seine  gewöhnlichen  Sporen  sind  rund, 
zimmtbraun,  mit  körnigem  Inhalte,  welcher  in  der  Mitte  bisweilen  einen  Oeltropfen  enthält; 
sie  sind  den  Sporen  von  E.  muscae  sehr  ähnlich,  nur  ist  ihre  Farbe  eine  andere.  Beim 
Keimen  bilden  sie  stumpfe  Fortsätze,  welche  in  Fäden  auswachsen  können;  die  Fäden  sind 
zweigig  und  gegliedert  (mehrzellig).  Solche  Fäden  sind  in  grosser  Masse  im  Körper  des 
kranken  Insectes  vorhanden ;  jeder  Zweig  dieses  Fadens  kann,  nach  aussen  auswachsend,  auf 
seinem  Gipfel  eine  Spore  bilden.  Die  Sporen  werden  beim  Lostrennen  von  dem  Faden  mit 
Gewalt  auf  eine  Weite  von  5  Zoll  weggeschleudert.  —  Ausser  diesen  Sporen  bilden  sich, 
inmitten  des  Körpers,  die  Chlamydosporen;  sie  sind  gross,  von  unregelmässiger  Form  und 
bedeckt  mit  einer  dicken  Membran.  Ihre  Bildung  geht  so  vor  sich,  dass  einige  unbestimmte 
Zellen  in  den  gegliederten  Mycelfäden  sich  einfach  vergrössern,  ihre  Membran  verdicken 
und  demgemäss  auch  resistenter  werden.  Im  Wasser  keimen  sie.  Bei  einigen  todten  Acridien 
wurde  bemerkt,  dass  ihr  Abdomen  nicht  dicht  und  zusammengeschrumpft  war,  wie  es  bei 
dieser  Krankheit  gewöhnlich  der  Fall  ist,  sondern  wie  gallertartig  erschien.  Unter  dem 
Microskope  erwiesen  sich  die  Cadaver  nicht  mit  Fäden,  sondern  mit  grossen  protoplasmatischen 
Körpern  angefüllt.  Sie  bewegen  sich  amöbenartig,  aber  sehr  langsam  und  nur  stumpfe  Fort- 
sätze bildend.  Nach  einiger  Zeit  nimmt  die  Amöbe  eine  verlängerte  Form  an,  scheidet  die 
Membran  aus  und  verwandelt  sich  so  in  einen  Faden.  Dieser  Faden  beginnt  bald  an  der 
Seite  oder  am  Ende  grosse  Zellen  zu  bilden,  welche  sich  durch  gar  nichts  von  den  beschriebenen 
Chlamydosporen  von  E.  colorata  unterscheiden,  auch  eine  schichtige  Membran  haben  etc.  — 
Auf  diese  Weise  besitzt  üv.  coZorato  Sorok.  drei  Formen  von  Reproductionsorganen:  typische 
Sporen,  Chlamydosporen  und  die  Dauersporen,  welche  aus  amöbeuartigen  Keimen  entstehen. 
—  Es  ist  noch  zu  bemerken,  dass  die  amöbenartigen  Keime,  bevor  sie  sich  in  Fäden  ver- 
wandeln, sich  oft  incystiren,  d.  h.  sich  mit  einer  dicken  Membran  bekleiden  und  in  Ruhe 
bleiben.  Nachdem  erscheint  in  der  Membran  eine  regelmässige  Oeffnung,  durch  welche  die 
Amöbe  herauskriecht,  um  ihre  unterbrochene  wandernde  Lebensweise  weiter  fortzusetzen. 
Das  Herauskriechen  geht  sehr  langsam  vor  sich:  Die  Entleerung  der  Cyste  dauert  bis 
15  Minuten.  Es  ist  bemerkenswerth,  dass  die  aus  den  Cysten  herausgekrociienen  Amöben 
sich  sehr  bald  in  Fäden  verwandeln  und  Dauersporen  zu  bilden  beginnen,  während  die  nicht 
incystirten  Amöben  lange  Zeit  sich  bewegen;  so  z.  B.  verwandelten  sich  die  aus  den  Cysten 
herausgekrochenen  Amöben  schon  nach  einer  Stunde  in  Fäden;  die  nicht  incystirten  bewegten 
sich  mehr  als  24  Stunden.  —  Woraus  die  beschriebeneu  Amöben  entstehen  —  blieb  dem 
Verf.  vollständig  dunkel.  Batalin. 

VIII.  ßasidiomycetes. 

a.  Hyraenomycetes. 
340.   Cooke,  M.  C,  and  ttuelet,  L.    Clavis  synoptica  Hymenomycetum  europaeorum.   David 

Bogue.    3.  St.  Martins  Place,  Charing  Crosse  London. 


Basidiomycetes.  293 

341.  Fries,  E.  Th.,  a.  R.    Icones  selectae  Hymenomycetum  nondom  delineatorum  II.  5. 

Holm  1880,  fol.  c.  10  tab. 

342.  Schulzer  von  Müggenburg.    Berichtigungen.    COesterr.  Bot.  Zeitschr,  1880,  S,  83.) 

Kritische  Benierkungeu  zu  den  Icones  selectae  Hymenomycetum  Hungariae  und  von 
einigen  Habitusbildern  begleitete  Beobachtungen  über  Daedalea  polymorpha  Sclilzr.  olim 
Ceriomyces  terresti-is  welche  den  Uebergang  von  den  Clavariacei  zu  den  Pileati  bilden  soll. 

343.  K.  Mika.    A  Pistillaria  pusilla  vegetativ  sarjadzäsa.     (Magyar  Növenytani  Lapok. 
Klausenburg  1880,  IV.  Jahrg.,  S.  158-159  [Ungarisch].) 

M.  bericlitet  über  die  vegetative  Sprossung  von  Pistillaria  pusilla.  Auf  einem  von 
Peronospora  viticola  inficirten,  und  in  feuchter  Kammer  gehaltenem  Weinblatte  trat  in 
Folge  des  Verfaulens  des  Blattes  in  Gesellschaft  anderer  Pilze  Pistillaria  pusilla  Fr.  in  so 
grosser  Menge  auf,  dass  das  Blatt  ganz  weiss  wurde.  Die  Sporen  dieses  Pilzes  keimten  im 
Wasser  sehr  rasch.  In  eine  in  Dünger  direct  erzeugte  Cultur  gelangte  zufällig  ein  Stück 
des  zerissenen  Fruchtkörpers.  Als  M.  des  andern  Tages  die  jungen  Myceliumfäden  unter- 
suchte, fand  er,  dass  in  der  erwähnten  Cultur  sich  verhältnissmässig  viel  reichere  Mycelium- 
bildung  zeigte,  als  in  den  übrigen,  obwohl  die  Zahl  des  ausgesäeten  Samens  in  allen  bei- 
nahe übereinstimmend  war.  Nach  aufmerksamer  Untersuchung  ging  hervor,  dass  der  über- 
wiegende Theil  der  neuen  Mycelien  nicht  auf  eine  Spore  zurückführbar  war,  sondern 
unmittelbar  aus  dem  Fruchtkörper  seinen  Ursprung  nahm.  M.  sieht  darin  einen  Fall  der 
vegetativen  Sprossung  und  machte  nun  fernere  Versuche,  theils  mit  vollständig  erhaltenen 
Fruchtkörpern,  theils  mit  Stücken  derselben.  Bei  im  Stadium  der  Sporenbildung  befindlichen 
Exemplaren  zeigte  sich  keine  eigentliche  Sprossung,  nur  an  den  die  Spitze  des  Fruchtkörpers 
bildenden  Myceliumfäden  zeigten  sich  Spuren  des  Längenwachsthums.  Zu  einem  zweiten 
Versuche  nahm  M.  solche  Exemplare,  bei  denen  die  Basidien  schon  ziemlich  entwickelt 
waren,  ohne  dass  die  Sporenbildung  schon  eingetreten  wäre.  An  diesen  zeigte  sich  schon 
vor  Ablauf  eines  Tages  sehr  lebhafte  Sprossung.  Sämmtliche  Zellen  des  Fruchtkörpers, 
besonders  die  Basidien  erzeugten  im  Wege  der  vegetativen  Sprossbildung  neue  Mycelien 
und  übergingen  so  das  Stadium  der  Sporenbildung.  Die  so  entstandenen  Mycelien  unter- 
schieden sich  durch  nichts  von  den  durch  Keimung  entstandenen. 

Derselbe  Fall  zeigte  sich  auch  bei  jenen  Culturen,  in  welche  ganz  junge  Exemplare 
der  Pistillaria  pusilla  gebracht  wurden.  In  allen  jenen  Culturen,  in  welchen  sich  die  Sprossung 
zeigte,  bildeten  sich  in  Folge  der  Lebhaftigkeit  derselben  an  einzelnen  Fäden  neue,  voll- 
ständig reife  Fruchtkörper,  ohne  dass  die  Anlagen  der  Sexualorgane  bemerkbar  gewesen 
wären.  Staub. 

344.  Cooke,  M.  C.    The  Sub-Genus  Coniophora.    (Grevillea  vol.  VIH,  p.  88.) 

Erneutes  Studium  des  umtaugreicheu  Genus  Corticium  gab  dem  Verf.  Anlass  zu 
einer  Bearbeitung  des  Subgenus  Coniopliora  Fr.  (Hymen.  Europ.  p.  6571  im  Sinne  von 
Persoon.  Als  typische  Vertreter  desselben  werden  Coniopjhora  membranacea  Pers.  DC. 
(:=  Auricularia  pulverulenta  Sowerby)  und  Telephora  puteana  Fr.  angegeben.  Ausserdem 
sind  folgende  Arten  als  dazu  gehörig  aufgeführt:  Corticium  brunneolmn  B.  u.  C.  —  üort. 
Ellisi  B.  u.  Cke.  —  Cort.  leucothrix  B.  u.  C.  —  Cort.  aridum  Fr.  —  Cort.  fuscum  Fr. 
—  Cort.  luteo-cinctum  Fr.  —  Cort.  submembranaceum  B.  u.  Br.  —  Cort.  viride  Berk.  — 
Cort.  pulverulentum  Lev.  —  Cort.  olivaceum  Fr.  —  Cort.  fusisporum  Cke.  u.  Ellis. 

Bei  jeder  Art  sind  Synonyma  und  Herkunft  des  untersuchten  Exemplars  angegeben. 

345.  Derselbe.    On  Hymenochaete  and  its  allies-    (Grevillea  VIII,  p.  145—150.) 

Aufzählung  von  40  nach  Cooke's  Untersuchungen  zu  Leveilles  Genus  Hymenochaete 
gehörigen  Arten  mit  Angabe  der  Fundorte  und  der  charakteristischen  Merkmale  der  Haare. 
Als  Charakter  des  von  C.  aufgestellten  Subgenus  Veluticeps  wird  ein  sammtartiges  Hymenium 
mit  gewundenen,  gewöhnlich  zu  Bündeln  vereinigten  Haaren  angegeben.  C.  zieht  dazu 
Stereum  Archeri  Berk.  und  Corticium  vinosum  Berk.  unter  den  Namen  Hymenochaete 
Archeri  und  H.  vinosa  und  4  Hymenochaete- Arten.  Er  giebt  ein  Verzeichniss  von  *  14 
species  excluded  und  führt  endlich  als  Ergänzung  des  Verzeichnisses  Grevillea  VIII  p.  17  noch 
3  Peniophora-Arten  auf. 


294  Kryptogamen.  —  Pilze  (1880). 

346.  Roumeguere.    Apparition  inopinee  du  Cantharellas  aarantiacus  Fr.  var.  Alba.  (Revue 

mycologique,  1880,  p.  5.) 

Verf.  erhielt  eine  Mittheilung  über  einen  Fall  von  Vergiftung  mit  der  genannten 
Varietät,  welche  bei  Senlis  (Oise)  auf  sandigem,  moosbedecktem  Boden  in  grosser  Menge 
gefunden  wurde. 

347.  Derselbe,    üne  rectification  synonymique  du  nouveau  genre  Anthracophyllum  de  Ces. 
(Revue  mycologique  1880,  p.  67.) 

Mittheilung  aus  einem  Briefe  Kalchbrenners,  nach  welcher  Anthracophyllum  Becca- 
rianiim  de  Ces.  schon  früher  von  Wood  in  Afrika  gesammelt  und  von  Fries  unter  dem 
Namen  Panus  melanophyllus  (Fungi  natal.  No.  7,  Syn.  Xerotus  nigrita  Lev.)  beschrieben 
worden  ist.  K.  hatte  den  Pilz  in  seinem  Herbar  als  Plagiotus  melanophyllits  bezeichnet 
und  schlägt  vor,  ihn  künftig  Anthracophyllum  nigritum  (Berk.)  Kalchb.  in  litt.  Syn.  A, 
Beccarianum  de  Ces.  zu  nennen. 

348.  A.  Bertoloni.   Sul  parasitismo  dei  funghi.    (Nuovo  Giornale  Bot.  Ital.  XII,  1,  p.  19—23. 
Pisa  1880.) 

Bezüglich  einer  Discussion  über  die  Ursache  der  Krankheit  „Falchetto"  der  Maul- 
beerbäume (welche  von  Agarictis  melleus ,  nach  Piccone,  oder  von  Polyporus  Mori,  nach 
Bertoloni,  herrührt)  setzt  Verf.  die  wesentlichen  Unterschiede  zwischen  den  Mycelien  von 
Agaricus  und  Polyporus  auseinander  und  theilt  seine  Beobachtungen  über  den  verschiedenen 
Entwickelungsgaug  der  beiden  Pilzgattungen  mit.  0.  Pen  zig. 

349.  Gondamy.    Etüde  sur  le  mode  de  nutrition  des  Champignons.    Brochure  de  16  p. 
Angouleme  1879. 

Nach  dem  Verf.  entwickelt  sich  aus  den  Champignonsporen  ein  männliches  und  ein 
weibliches  Mycelium.  Ersteres  ist  verworren  netzig  und  mehlartig  und  sitzt  stets  fest  auf 
den  Wurzelhaaren  verschiedener  Bäume,  während  das  letztere  fädige  an  der  Bodenoberfläche 
erscheint  und  in  die  Erde  einzudringen  sucht.  Aus  der  Vereinigung  beider  Mycelien  soll 
der  Champignon  hervorgehen,  welcher  nach  dem  Verschwinden  jener  neue  Fäden  treibt,  die 
seine  Ernährung  besorgen  und  daher  im  Gegensatz  zu  den  Mycelien  nutritium  genannt 
werden.  Das  nutritium  soll  „hydrophil"  sein  und  von  Insecten  leiden,  welche  die  „hydro- 
fugen"  Mycelien  verschonen.    (Nach  Revue  mycologique  1880,  p.  90.) 

350.  M.  J.  B(erkeley).    Luminous  Fungi  from  the  Andaman  Islands.   (The  Gard.  Chronicle, 
vol.  XIII,  New  ser.  1880,  p.  240.) 

Mittheilung  über  einen  neuen  Pilz  von  der  Inselgruppe  der  Andamanen,  dem  der 
Name  Agaricus  (Pleurotus)  Emerici  beigelegt  wird.  Nach  der  Diagnose  ist  der  dunkel- 
braune Hut  etwa  V2  Zoll  breit,  seitlich'  ohne  Stiel  befestigt  und  fast  flach  oder  helmförmig. 
Er  sendet  ein  sehr  glänzendes  Licht  aus,  indem  seine  ganze  Substanz  leuchtet.  Die  Berkeley 
vorliegenden  Exemplare  waren  ganz  jung  und  kaum  völlig  entwickelt.  Gefunden  sind  sie 
von  Major  Emeric  S.  Berkeley  in  Port  Blair. 

351.  Bley,  C.    lieber  ein  monströses  Exemplar  von  Agaricus  lapideus.    (Sitzungsber.  der 
Naturwissenschaftl.  Gesellsch.  Isis  in  Dresden,  1879—80,  S.  156.) 

352.  Bouche.     Ein   monströser  Champignon.     (Sitzungsber.  der  Ges.  naturf.  Freunde  zu 
Berlin  1880,  S.  134.) 

B.  legte  ein  Exemplar  von  Agaricus  campestris  var.  hortensis  vor,  aus  dessen  Hut- 
oberfläche ein  kleinerer  Pilz  derselben  Art  sich  entwickelt  hatte,  „und  zwar  so,  dass  der 
Hut  des  letzteren  in  dem  des  grossen  zur  Hälfte  eingesenkt  und  der  Stiel  nach  oben 
gerichtet  war". 

353.  W.  G.  S.    Double  Fungi.    (The  Gardeners'  Chronicle  p.  790.) 

Die  oft  wiederholte  Beobachtung  doppelter  Hüte  von  Agaricus  cristatus  u.  a.  regt 
die  Idee  an,  ob  nicht  durch  Isolation  der  Sporen  solcher  Exemplare  eine  Rasse  gebildet 
werden  kann.    (Vgl.  auch  Gardeners'  Chrou.  1873,  S.  218.) 

354.  Charollois  und  Dr.  la  Bordette.     Champignons  aus  Samen.     (Nach  Wiener  Illustr. 
Gartenztg.  1880,  S.  299.) 

La  Bordette  erzog  durch  Ernährung  junger  Schwämme  mit  Salpeter  besonders 
grosse  Exemplare.    Charollois  überstreute  Sporen  auf  feuchten  Glasplatten  mit  Dünger  und 


Basidiomycetes.  295 

erhielt  nach  Uebertragung   der  so  gezogenen  Brut  in  Beete  Fruchtkörper,    lieber  eine 
Keimung  der  Sporen  wird  nichts  mitgetheilt. 

855.  Roumegnere.    Anomalies  offertes  par  les  Agaricas  Acerbus  et  Eqaestris.    (Hevue 
mycol.  1880,  p.  7.) 

Von  einem  Correspondenteu  in  Saintes  erhielt  Verf.  mehrere  Exemplare  des  Aga- 
ricus  (Triclioloma)  Acerbus  Fr.,  welche  sämmtlich  excentrisch  waren.  Ferner  sandte  ihm 
A.  Mougeot  jun.  aus  den  Vogesen  unter  anderen  Pilzen  eine  etwas  abweichende  Form  von 
Tricholoma  equestris  L.  var.  minor  (Briganti,  Fung.  Nap.  Tab.  6.  —  Fries,  Hym.  Eur.  p.  48), 
welche  nicht  in  der  Enumeration  des  Champignons  des  Vosges  von  Mougeot  sen.  enthalten 
ist.  Verf.  bezeichnet  die  Form  Tricholoma  equestris  F.  Mougeoti.  Mougeot  fand  sie  bei 
Bruyeres  unter  Weisstannen. 

356.  Gillot.    Agaricus  (Psathyra)  Bifrons  Berk.    (Revue  mycologique  1880,  p.  89  u.  p.  125.) 

p.  89  1.  c.  giebt  Gillot  die  Beschreibung  des  im  Juni  1879  zu  Saint-Emiland  (Saöne- 
et-Loire)  gefundenen  Pilzes,  p.  125  erwähnt  er  einige  Merkmale,  in  welchen  die  ihm  vor- 
gelegten Exemplare  sich  von  dem  von  Fries  (Ic.  sei.  Hym.  noudum  del.  Tafel  138,  Fig.  2) 
abgebildeten  unterscheiden. 

357.  Roumegaere.    L'Agaricus  campestris  L.  et  ses  nombreuses  varietes.    (Revue  mycol. 
1880,  p.  6.) 

Verf.  hat  in  frischen  Exemplaren  einer  Form  von  Agaricus  campestris,  welche 
Brunaud  (Rev.  myc.  1879,  p.  15)  unter  dem  Vulgärnamen  „Gros  pied"  aufführt,  die  von 
Vittadini  unter  dem  Namen  Praticola  beschriebene  Varietät  erkannt.  Er  vermuthet,  dass 
dieselbe  identisch  ist  mit  Quelets  Agaricus  Bernardi  von  den  Dünen  bei  La  Rochelle.  Die 
Exemplare  des  Verf.  stammten  von  Sumpfwiesen  bei  Rochefort.  Vielleicht  handelt  es  sich 
in  beiden  Fällen  um  dieselbe  Localität.  Die  Abbildung  des  Quelet'schen  Pilzes  (Bull,  de  la 
Soc.  Bot.  Comptes  rendus  1878,  pl.  III,  fig.  12)  enspricht  nicht  ganz  des  Verf.  Beobachtungen 
an  Praticola.    Sie  würde  eine  Ausnahmeform  darstellen, 

358.  Sadler,  J.  Notice  of  a  new  species  of  Agaricus.  (Transactions  and  Proceed.  of  the 
Bot.  Soc.  t.  13,  p.  216-217.) 

Beschreibung  einer  neuen  an  verarbeitetem  Eichenholz  gefundenen  Species. 

359.  Patouillard,  M.  N.  Note  sar  la  stracture  des  glandules  da  Pleurotus  glandulosas  Fr. 
(Bulletin  de  la  societe  botanique  de  France  1880,  p.  21—22.) 

Die  Varietät  Fl.  glandulosus  unterscheidet  sich  von  PI.  ostreatiis  Fries  durch  kleine, 
in  verschiedener  Weise  über  die  Oberfläche  des  Hymeniums  vertheilte  trichomartige  Büschel. 
Sie  bestehen  nach  P.'s  Untersuchungen  aus  häufig  leeren  Hyphen  mit  Schnallenzellen. 
Mehrere  der  erstereu  verschmelzen  mitunter  zu  einem  dicken  Faden,  welcher  aussen  mit 
einer  gelblichen  Substanz  incrustirt  erscheint.  Verticalschnitte  durch  die  Lamellen  zeigen, 
dass  die  Büschel  durch  Auswachsen  steril  bleibender  Sterigmeu,  Basidien  oder  Cystiden  ent- 
stehen. Sie  stellen  also,  nach  dem  Verf.,  locale  Wucherungen  des  Hymenialgewebes  dar 
und  haben  mit  den  Drüsen  der  Phanerogamen  nichts  gemein.  Aehnliche  Gebilde  finden 
sich  auch  an  Stellen  des  Hutes,  die  nicht  vom  Hymenium  bekleidet  sind. 

360.  Derselbe.  Sur  l'appareil  conidial  du  Pleurotus  ostreatus  Fr.  (Ib.  p.  125-126  mit 
1  Holzschnitt.) 

Verf.  hat  nach  starker  Kälte  im  Februar  5  Exemplare  des  Pilzes  mit  einer  ausser- 
gewöhnlichen  Menge  von  mehrzelligen,  mit  Schnallen  versehenen  Haaren  bedeckt  gefunden. 
Die  Haare,  welche  am  Rande  des  Hutes  standen,  trugen  terminal  oder  seitlich  auf  kurzen 
Sterigmen  farblose  sporenähnliche  Körper  mit  dünner  Wand.  Eine  Zelle  producirte  stets 
nur  ein  derartiges  Gebilde. 

361.  Heckel,  E.  Nouvelles  observations  sur  les  pretendues  glandes  bymeniales  du  Pleu- 
rotus glandulosus  Fr.  (Bulletin  de  la  societe  botanique  de  France,  1880,  p.  302—308, 
mit  1  Holzschnitt.") 

Bei  der  Untersuchung  einer  Gruppe  von  Exemplaren  des  Pleurotus  glandulosus  Fr, 
fand  H.  im  Gegensatz  zu  Patouillard  die  angeblichen  Drüsen  dieses  Pilzes  aus  einzelligen 
Hyphen  bestehend.  Die  durch  Vereinigung  mehrerer  Hyphen  entstandenen  gelblichen 
Körper  --  deren  Farbstoff  in  Alkohol  löslich  ist  —  lassen  an  ihrer  Spitze  die  Endstücke  ihrer 


296  Kryptogameu.  —  Pilze  (1880). 

Compouenten  getrennt  von  einander  hervortreten.  Diese  freien  Endstücke  tragen  seitlich 
auf  kleinen  Stielchen  kugelige  Gebilde  von  0.002— 0006  mm  Durchmesser,  welche  H.  für 
degenerirte  Sporen  hält.  Neben  letzteren  fanden  sich  ähnliche  freiliegende  Kugeln.  Die 
Dimensionen  der  wahren  Sporen  des  Pleurotus  sind  0.010  und  0.004  mm.  Die  zwischen  den 
herablaufenden  Lamellen  am  Stiele  befindlichen  „Drüsen"  trugen  jene  Kugeln  nicht.  Aus 
der  Vertheilung  der  „Drüsen"  auf  den  Exemplaren  der  untersuchten  Pleurotus -Gru-p-pe 
schliesst  H.  auf  eine  Mitwirkung  der  Feuchtigkeit  uud  des  Lichtmaugels  bei  ihrer  Entstehung. 
Diese  Ansicht  findet  eine  Stütze  in  der  Beobachtung,  dass  die  Hyphen  in  Wasser  gelegter 
Pilze  auswachsen,  während  nichts  darauf  hinweist,  dass,  wie  nach  Roze  Boudier  behauptete, 
Insectenstiche  die  in  Rede  stehenden  Wucherungen  verursachen. 

Am  Schlüsse  seines  Aufsatzes  schlägt  H.  vor,  den  P.  glanäulosus  Fr.  der  wahren 
Natur  der  glandulae  entsprechender  P.  pilosus  oder  P.  ostreatus  F.  var.  püosa  zu  nennen. 
Von  Werth  ist  für  ihn  noch  die  aus  der  Beobachtung,  dass  die  Mehrzahl  jener  Haare  aus- 
gewachsene Basidien  sind,  gezogene  Folgerung:  die  Basidien  sind  in  den  Dienst  der  Fort- 
pflanzungsthätigkeit  gezogene  Trichome. 

862.  Patooillard,  M.  N-    Remarqaes  ä  propos  de  la  note  de  M.  Heckel  sar  le  Pleurotas 
glandulosus  Fr.     (Bulletin  de  la  soc.  bot.  de  France,  1880,  p.  308—309.) 

Verf.  theilt  mit.  dass  er  den  „Drüsen"  des  PI.  glandulosus  Fr.  analoge  Haargebilde 
bei  Irpex  paradoxus  Fr.  [Sistotrema  digitatum  Pers.)  gefunden  habe.  Er  sieht  in  seiner 
Beobachtung  eine  Hindeutung  auf  die  Entstehung  der  Basidien  durch  Anpassung  terminaler 
Hyphenzellen  an  eine  besondere  Function. 

363.  E.  Roze  et  G.  Poirault.    Le  Mousseron  des  haies,  Champignon  comestible  des  environs 
de  Poitiers.    (Bulletin  de  la  societe  botanique  de  France,  1880,  p.  123  u.  p.  257—262.) 

In  Poitiers  wird  unter  dem  Namen  Mousseron  des  haies  ein  essbarer  Pilz  viel 
verkauft,  welcher  bis  auf  wenige  Abweichungen  mit  dem  als  giftig  bezeichneten  Agaricus 
chjpeatus  Linn.  (in  Fries)  übereinstimmt.  R.  und  P.  hatten  ihn  als  neue  Art  Entoloma 
saepium  genannt,  als  Quelet  sie  darauf  aufmerksam  machte,  dass  der  Pilz  bereits  1838  in 
einem  von  Fries  in  den  Hym.  europ.  (1874)  nicht  citirteu  Werke  (Traite  des  Champignons 
comestibles,  suspects  et  veueneux,  qui  croissent  dans  le  bassin  souspyi'eneen,  orne  de  figures 
coloriees  de  grandeur  naturelle,  par  J. -B.  Noulet  et  A.  Dassier  etc.  Toulouse  1838)  unter 
dem  Namen  Agaricus  saepium  beschrieben  worden  sei.  Nach  einer  Nebeneinanderstellung 
ihrer  und  der  Noulet'-  und  Dassier'schen  Diagnose  und  einigen  Bemerkungen  über  die 
Synonymik  des  Ag.  clypeatus  (Fries  Epicrisis  etc.  1836 — 1838),  welcher  nicht  mit  Ag. 
clypeatus  Linn.  (Flora  suecica,  1755),  aber  mit  dem  Fungus  clypeatus  Vaillant  (Botanicon 
parisiense  No.  53)  identisch  ist,  schlagen  R.  und  P.  daher  vor,  ihren  Pilz  Entoloma  clypeatum 
(Fries.)  var.  saepium  Noulet  et  Dassier  zu  nennen. 

364.  Dubalen.    üne  nouvelle  espece  d'Amanita.    (Actes  de  la  Soc.  Liuneenne  de  Bordeaux, 
vol.  XXXIV,  p.  XXIL) 

D.  hat  einen  neuen,  essbaren  Pilz  (A.  deliciosa)  gefunden,  und  bittet  die  Gesellschaft, 
dessen  Beschreibung  und  Abbildung  zu  veröffentlichen. 

365.  Roumeguere,  C.   Uns  nouvelle  Amanite  comestible.   Hypotbeses  sar  les  circonstances 
qui  peuvent  rendre  inoffensive  une  espece  toxique.    (Revue  mycol.  1880,  p.  154.) 

Verf.  giebt  die  Abbildung  und  Beschreibung  einer  neuen  Amanita-kvi  (A.  vernifera) 
aus  Sors,  im  Arondissement  Dax  (Landes),  welche  essbar  sein  und  einen  dem  Mousseron 
ähnlichen  Geschmack  besitzen  soll.  Daran  knüpft  er  die  Mittheilung  einiger  Citate,  welche 
aussagen,  dass  Jahreszeit,  Klima  und  Bodenbeschaffenheit  von  Einfluss  auf  die  Essbarkeit 
der  Filzarten  seien.  Amanita  muscaria  (fausse  oronge)  soll  z.  B.  in  den  Umgebungen  von 
Bordeaux  unschädlich  sein  uud  ein  gutes  Gericht  abgeben. 

366.  van  Tiegbem.    Coprinus  stercorarius.    (Bulletin  de  la  soc.  bot.  de  France,  1880,  p.  356.) 

Coprinus  stercorarius  soll,  je  nachdem  er  reichliche  oder  wenig  Nahrung  zur  Dis- 
position hat,  Sclerotien  bilden  oder  nicht  bilden. 

367.  Cooke,  M.  C    Enumeration  of  Polyporus.    (Transactions  and  Proced.  of  the  Botanical 
Society,  Tome  13,  p.  131—159.) 

Alphabetisch  geordnete  Aufzählung  der  bekannten  Arten  der  Gattung  mit  Angabe 


Basidiomycetes.  297 

einiger  Synonyma,  der  geographischen  Verbreitung,  der  Autoruamen  und  der  Stellen,  wo  die 
Originalbeschreibung  jeder  Species  sich  findet.    (Nach:  Revue  mycologique  1880,  p.  61.) 

368.  Ludwig.  Ptychogaster  albus  Cord.  Eine  Polyporusart.  (Zeitschr.  für  d.  Ges.  Natur. 
1880,  p.  124.)    Nach:  Journal  of  the  Royal  Microsc.  Sog.  III,  1880,  p.  996. 

Der  genannte  Pilz  ist  bereits  zu  den  Myxomyceten ,  Gasteromyceten  und  Hymeno- 
myceten  gerechnet  worden.  L.  sieht  sich  durch  die  Entdeckung  einer  zweiten  Form  der 
Fructificatioa  desselben  veranlasst,  ihn  unter  dem  Namen  Poli/porus  Ptychocjaster  der  Gattung 
Polyponis  einzureihen.  Hauptsächlich  auf  der  Unterseite  des  Pilzes  finden  sich  Polyporus- 
Röhren  oder  Ilyphen,  welche  Neigung  zur  Bildung  solcher  zeigen.  Aus  ähnlichen  Hyphen 
besteht  der  ganze  Pilzkörper.  Die  Röhren  sind  von  massiger  Grösse  und  haben  winkliche 
oder  runde  Mündungen,  über  welche  Hypheneudigungen  wie  scharfe  Zähne  vorragen. 

369.  St.  Schulzer  von  Müggenburg,    Mycologisches.    (Flora  1880,  p.  79-80.) 

Verf.  hat  auf  einem  abgehauenen  Eichenstamme  einen  zu  den  Apodes  gehörigen 
Polyporus  gefunden,  dessen  Löcher  sich  auf  der  convexen  Oberseite  befanden.  Er  nennt 
ihn  Polyponis  obversus. 

370.  Schulzer  von  Müggenburg.  Die  Doppelfructification  des  Folyporus  applanatas  P. 
(Oesterr.  Bot.  Zeitschr.  1880,  S.  321.     Mit  Illustration  im  Text.) 

Von  den  sehr  kleinen  rundlichen  Zellchen  aus,  welche  die  äusserste  Rindenschicht  der 
röhr  eben  freien  Oberfläche  des  Hutes  bilden,  entspringt  nach  dem  Verf.  eine  0.004—0.007  mm 
hohe,  leicht  abstreifbare  Hyphenbekleidung,  deren  Aeste  an  ihren  Enden  starke  Klumpen 
von  rothbraunen  Conidien  erzeugen.  In  den  Röhren  des  Pilzes  ist  kein  Hymenium  verum 
vorhanden,  sondern  die  Hyphenenden  treten  unverdickt  ordnungslos  an  den  Röhrenwänden 
hervor,  um  Sporen  zu  bilden,  welche  den  jungen  Conidien  völlig  gleichen. 

b.  Gasteromycetes. 

371.  Gerard.  Correlation  between  the  odor  of  the  Phalloids  and  their  relative  frequency. 
(Bulletin  of  the  Torrey  bot.  Club,  1880,  No.  2-4.) 

372.  Derselbe.    Additions  to  the  ü.  S.    Phalloidei.    (Ib.,  März,  p.  29.) 

Die  letztgenannte  Schrift  ist  nach  einem  Referat  im  Bot.  Centralblatt  (1880, 1,  p.  613) 
die  Ergänzung  einer  in  der  Januarnummer  des  Bull,  publicirten  Liste  der  Phalloideen 
Nordamerikas.    S.  Ref.  No.  373. 

373.  Derselbe.  A  new  fungus:  Simblum  rubescens  n.  sp.  (Bull,  of  the  Torrey  bot.  Club, 
Vol.  VII,  No.  1,  1880.) 

Beschreibung  des  neuen  Pilzes.  Angehängt  ist  eine  Liste  von  13  aus  Nordamerika 
bekannten  Phalloideen.    Näheres  über  den  Pilz  s.  Bot.  Centralblatt  1880,  I,  S.  104—105. 

374.  E.  Kalchbrenner.  Uj  vagy  Eevesbe  ismert  szömörcsögfelek.  Phalloidei  novi  vel 
minus  COgniti.  (Abhandlungen  aus  dem  Bereiche  der  Naturw.  Hcrausg.  v.  d.  ung. 
Akad.  d.  Wiss.  Budapest  1880,  Bd.  X,  No.  XVII,  23  S.,  mit  3  col.  Tafeln  [Ungarisch 
und  Lateinisch],) 

Zu  den  drei  Familien:  Phallei  Fries,  Clathris  Fries  und  Lysuris  Fries  stellt  K. 
noch  die  Fam.  Corynitei  K.,  zu  welcher  er  die  exosporen  Phalloiden  rechnet,  bei  denen  die 
Sporenschicht  mit  dem  oberen  Theile  des  Strunkes  verschmolzen  ist.  Zur  Aufstellung  dieser 
Familie  veranlassten  ihn  Symhlum  und  die  in  neuerer  Zeit  entdeckten  Arten,  die  in  die 
drei  Familien  Fries'  nicht  unterbringbar  waren.  K.  giebt  im  ferneren  den  analytischen 
Schlüssel  zu  den  Gattungen  und  Untergattungen  und  beschreibt  dann  folgende  neue  Arten: 
Phallus  aurantiacus  Mont.  var.  discolor  Kalchbr.,  Ph.  papuasius  Kalchbr. ,  Anthurus 
Mülleriamis  Kalchbr.,  aus  Australien;  —  Kalchbrennera  Tuckii  Berkl.  (g.  n.),  K.  corallo- 
cephala  Kr.,  Anthurus   Woodii  Mac  Ow.,  aus  Südafrika.  Staub. 

375.  Plowright,  Chr.  B.  Geaster  coliformis  in  Norfolk.  (Grevillea  IX,  p.  43-44.  Nach  the 
Gardeners'  Chronicle  2  Oct.,  1880,  p.  439.) 

376.  Currey,  F.    Geaster  coliformis.    (Ib.  nach  The  Gard.  Chron.,  16.  Oct.  1880,  p.  506.) 

PI.  erhielt  den  seltenen  Geaster  von  Dr.  Alexander  aus  Hillingtou  in  Norfolk.  An 
diese  Mittheilung  knüpft  er  eine  kurze  Beschreibung  des  Pilzes  und  eine  Aufzählung  "der 
verschiedenen  Vorkommnisse  desselben.  Letztere  wird  von  Currey  ergänzt.  Der  Pilz  war 
seit  1840  in  England  nicht  wieder  gefunden  worden. 


298  Kryptogamen.  —  Pilze  (1880). 

IX.  Ascomycetes. 

a.  Discomycetes. 

377.  Eidam,  E.  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Gymnoasceen.  (Cohns  Beitr.  z.  Biologie  d. 
Pflanzen,  1880,  Bd.  III,  2,  p.  267  ff.,  Tafel  XII    XV.) 

Siehe  Bot.  Centralbl.  1880,  2,  p.  1348—1350. 

378.  Cooke,  C.    Observations  on  Peziza.    (Greviliea  VIII,  p.  129—141.) 

An  den  zuletzt  erschienenen  Band  der  „Mycographia"  angeknüpfte  Betrachtungen 
über  die  Schwierigkeit  der  Unterscheidung  der  Pe^j^rt-Species,  erläutert  durch  das  Beispiel 
von  22  zur  Gruppe  der  Peziza  scutellata  gehörigen  Formen, 

379.  Phillips,  W.  F.  L.  S.  Dacrymyces  succineus  Fr.  the  early  stage  bf  a  Peziza.  (Greviliea 
VIII,  p.  155.) 

Aus  der  Vergleichung  von  nebeneinander  an  demselben  Fichtenzweig  befindlichen, 
eine  bis  zu  Exemplaren  mit  völlig  entwickelten  Sporen  fortschreitende  Reihe  bildenden 
Formen,  wird  die  Zugehörigkeit  des  Dacrymyces  succineus  zu  einer  neuen  Pema-Species 
(P.  electrina  Ph.  u.  PI.  n.  sp.)  geschlossen. 

380.  Plowright,  Ch.  B.  On  spore  diffusion  in  the  larger  Elvellacei.  (Greviliea  IX,  p.  47-48.) 

Bei  der  Beobachtung  der  Sporenentleerung  bei  Morchella  glgas  Pers.  fiel  PI.  die 
grosse  Leichtigkeit  der  aus  dem  Ascis  „wasserstrahlgleich"  hervorkommenden  Sporen  auf. 

b.  Pyrenomycetes. 

381.  Branaud,  P.  Tableaa  dichotomique  des  familles  des  Pyrenomycetes,  trouves  jusqo'ä 
present  dans  la  Charente-Inferieure,  dresse  d'apres  le  Conspectus  Pyrenomycetum 
de  M.  Saccardo,  avec  l'aide  des  ouvrages  de  MM.  Karsten  et  Saccardo.  (Revue  myco- 
logique  1880,  p.  129.) 

Die  für  Anfänger  in  der  Mycologie  bestimmte  Tabelle  umfasst  12  Gattungen  der 
Hysteriaceen,  5  der  Lophiostomaceen,  5  der  Dothideaceen,  12  der  Hypocreaceen,  ca.  69  der 
Sphaeriaceen  und  9  der  Erysipheen. 

382.  Eidam.  Beobachtungen  an  Schimmelpilzen.  (Bericht  über  d.  Sitzung  d.  bot.  Section 
der  Schlesischen  Ges.  f.  vaterl.  Cultur,  Januar  1880.) 

Eine  genauere  Inhaltsangabe  dieses  Vortrags  findet  sich  in  der  Bot.  Ztg.  (1880, 
p.  541 — 543).  Der  Verf.  spricht  über  PenicilUum,  Botrytis  Bassiana  und  Sporendonema 
casei  Desm.  lieber  die  Entwickelungsgeschichte  des  letztgenannten  Pilzes  will  er  an  anderem 
Orte  ausführlicher  berichten. 

383.  EUis,  J.  B.  Reply  to  Dr.  M.  C.  Cookes  Criticism  of  paper  on  „variability  of  Sphaeria 
quercuum  Sz."    (Greviliea  VIII,  p.  143-144.) 

EUis  hatte  (Proceedings  of  the  Academy  of  Natural  Sc.  of  Philadelphia,  vgl.  Bot., 
Jahresbericht  1879,  p.  580,  No.  247)  20  Sphaeriaceen  zu  der  neuen  Art  Melogramma 
fuliginosmn  zusammengezogen,  wogegen  Cooke  (Greviliea  VIII,  p.  35)  die  Verschiedenheiten 
in  Form  und  Farbe  der  Sporen  der  betreffenden  Arten  geltend  machte.  Nach  Ellis  zeigen 
jedoch  die  Sporen  eines  und  desselben  Peritheciums  in  verschiedenen  Altersstadien  und 
Erhaltungszuständen  die  von  Cooke  als  Artuuterschiede  aufgefassten  Merkmale. 

384.  Cooke.    Note  to  the  above.    (Ib.  p.  144.) 

Cooke  beruft  sich  gegen  Ellis'  Behauptungen  auf  die  in  seinem  Besitz  befindlichen 
Originalexemplare,  Präparate  und  Zeichnungen  der  strittigen  Species. 

385.  Rees,  M.  üeber  den  Parasitismus  von  Elaphomyces  granulatus.  (Aus  den  Sitzungs- 
berichten d.  Phys.-Med.  Societätzu  Erlangen  vom  10.  Mai  1880  in  Bot.  Ztg.  1880,  S.  730.) 

R.  fand  im  Kiefernwald  in  der  Nähe  von  Erlangen  Nester  von  Hirschtrüffeln,  welche 
er  untersuchte,  um  das  Verhältniss  des  Pilzes  zu  der  die  Fruchtkörper  umhüllenden  meist 
dreifachen  Lage  dicht  und  allseitig  verflochtener  dünner  Wurzelzweige  und  Wurzelspitzen 
festzustellen.  Die  ganze  Hülle  einer  Trüffel  geht  aus  der  Verzweigung  eines  einzigen 
Wurzelästchens  hervor,  welches  „in  dichtester  Aufeinanderfolge  der  einzelnen  Gabelungen 
allseitswendig  gegabelt  ist".  Die  etwas  aufgetriebenen  Spitzen  der  Wiirzelchen  zeigen,  statt 
der  braunen  glatten  Oberfläche  gesunder  Wurzeln,  einen  gegen  die  älteren  Wurzelabschnitte 


Ascomycetes.  299 

sich  scharf  abgrenzenden  weisslichen  Anflug,  welcher  sich  unter  dem  Mikroskope  als  eine 
dicht  anliegende  Scheide  aus  pseudoparenchymatischem  Pilzgewebe  erweist.  Ilinzelne  Fäden 
derselben  drinpen,  zunächst  intercellular,  in  die  Wurzelrinde  ein.  Dieselben  Erscheinungen 
treten  im  Trüffelnest  auch  an  Wurzeln  auf,  welche  mit  den  Triiffelfrüchten  nicht  in  unmittel- 
barer Berührung  stehen.  Die  Verbindung  zwischen  den  Scheiden  und  den  Früchten  stellt 
ein  aus  gelblichen  Fadenneizen  oder  dünnen  Strängen  bestehendes  Mycel  her.  Dasselbe 
umstrickt  die  jungen  Wurzelspilzen  und  „reizt  sie"  zu  der  abnormen  Verzweigung  an.  Die 
jungen  Fruchtaulagen  können  bis  1  cm  stark  werden  ohne  jede  unmittelbare  Berührung  mit 
einer  Wurzel.  Die  Contactstelle  einer  solchen  mit  jenen  wird  dann  ein  ausgiebiger  Ver- 
zweiguugsheerd,  von  welchem  die  Bildung  der  Hülle  ausgeht.  Die  mit  dem  Fortschreiten 
des  Reifens  der  Frucht  wachsende  Dichtigkeit  der  Hülle  lässt  darauf  scbliessen,  dass  crstere 
jetzt  besonders  ausgiebiger  Nahrungszufuhr  bedarf.  Nach  beendigter  Fruchtreife  stirbt  die 
Hülle  ab  und  verwittert  allmählich.  Die  Verbindung  zwischen  den  Wurzeln  der  Trüffelhülle 
und  den  Früchten  geschieht,  wie  oben  augedeutet,  mehr  locker  durch  die  Mycelfäden,  oder 
sie  ist  sehr  innig,  indem  die  mit  Pilzscheiden  bekleideten  Wurzeln  selbst  sich  der  Trüffel- 
rinde anlegen  und  die  Vertiefungen  zwischen  den  Rindenwarzen  völlig  ausfüllen. 

Ungewiss  bleibt,  ob  das  in  der  beschriebenen  Weise  auf  den  jungen  Kiefernwurzelu 
schmarotzende  Mycel  zeitweilig  ohne  parasitische  Ernährung,  vielleicht  auch  saprophytisch 
leben  kann.  Die  Keimung  der  Sporen  scheint  von  der  Mitwirkung  des  Wildes,  insbesondere 
der  Rehe  abhängig  zu  sein. 

386.  Roumeguere,  C.    Cultore  des  Sterigmatocystis  indiquee  par  M.  Georges  Bainier. 
(Revue  mycologique  1880,  p.  177.) 

R.  theilt  mit,  dass  Bainier  mehrere  Arten  von  Sterigmatocystis  auf  Brodkrume, 
Mandeln  und  gezuckertem  Gyps  bei  einer  Temperatur  von  18'^  mit  bestem  Erfolg  cultivirt 
habe.  Bei  niedrigerer  Temperatur  war  es  schwer,  sich  gegen  PenicilUum  zu  sichern.  Gegen 
Ehizoptis  nigricans  und  andere  Mucorineen  erwies  sich  eine  sehr  sparsame  Benetzuug  als 
vortheilhaft.  Auf  den  Stielen  frischer  Kirschen  zeigte  sich  eine  neue  Art,  welche  Bainier 
St.  carbonaria  nennt.  Die  Entwickelung  ihrer  Conidien  wird  beschrieben  und  bildlich 
dargestellt 

387.  Roumeguere,  C.    üne  nouvelle  espece  d'Oomyces,  l'O.  Barbeyi  C.  Roum.    Revue 

mycologique  1880,  p.  196.) 

Diagnose  des  von  W.  Barbey  im  Jordanthale  nahe  dem  Todten  Meere  gesammelten 
Pilzes  nebst  einigen  kritischen  Bemerkungen. 
888.  Schulzer  v.  Mtiggenburg.    Ein  paar  Hypomycesarten  und  ihre  Begleiter.    (Oesterr, 

Bot.  Zeitschr.  1880,  S.  48.) 

Verf.  begründet  die  Ansicht,  dass  Hypomyccs  clüorinus  Tul.,  fl.  luteovirens  (Fr.)  Tul. 
und  der  auf  Boletus  xjroinnq^uus  Seh.  v.  Mggbrg.  lebende  H.  sulphureus  n.  sp.  (Conidien- 
form:  Monosporium  Boletorum  Seh.  v.  Mggbrg.,  früher  M.  exquisitum)  Spielarten  seien. 
Ferner  stellt  er  die  neue  Art  Hypomyces  aurantiicolor  (Conidienform:  Trichothecium  tricolor 
n.  sp.)  —  auf  Daedalea  Schulzeri  Poetsch.  lebend  —  auf,  zeigt  an  einigen  Beispielen,  wie 
schwer  es  hält,  die  oft  spät  auftretenden  Septa  von  Ascosporen  richtig  zu  erkennen,  und 
spricht  als  höchst  wahrscheinlich  die  Vermuthung  aus,  dass  die  Conidienformen  nicht  in  den 
Entwickelungsgang  der  Bypomyces-Arten  hineingehörten,  sondern  die  eigentlichen  Wirthe 
derselben  seien.  Den  Schluss  bildet  die  Bemerkung,  dass  Laeviderma  Seh.  v.  Mggbrg.  ein 
durch  einen  unbekannten  Hypomyces  lamelleulos  gemachter  Cortinarius  sei.  Die  neuen 
Arten  sind  mit  Diagnosen  versehen. 

389.  Wiesbauer,  S.  J.    Auftreten  von  Sphaerotbeca  Nieslii  Thüm.  und  Septoria  aesculina 
Thüm.    (Oesterr.  Bot.  Ztschr.  1880,  No.  12.  Correspondenzbl.) 

Nicht  gesehen.    Ref. 

c.  Hyphomycetes,  Sphaeropsideae  etc. 

390.  Greenwood  Pim.    Ramularia  cryptostegiae  n.  sp.    (Grevillea  VHI,  p.  150.) 

Beschreibung  der  auf  zerfallenen  Stengeln  von  Cryptostegia  in  einem  Treibhauie 
zu  Monkstown,  Co.  Dublin  gefundenen  Art. 


300  Kryptogamen.  —  Pilze.    Schizomyceten  (1880). 

391.  Saccardo,  P.  A.     Spegazzinia  novum  Hyphomycetum  genus.     (Revue  mycologique 
1880,  p.  140.) 

Diagnose  der  Gattung  und  Diagnose  und  Abbildung  der  einzigen  Art :  Spegazzinia  ornata. 

392.  N.  Sorokin.    Zur  Entwickelung  von  Isaria  pulveracea  n.  sp. 

393.  Derselbe,    „üeber  einige  Krankheiten  der  Insekten."    Schriften  der  Kaiserl,  Academie 
der  Wissenschaften,  Bd.  37.    St.  Petersburgl8S0,    Seite  54—58,  mit  Tafel  IL  [Russisch]) 

Dieser  Pilz  vertilgt  Pyrrhocoris  apterus  und  erscheint  vom  Mai  bis  zum  Spätherbst, 
blos  an  den  auf  dem  Boden  kriechenden  Exemplaren.  In  dem  Moment  der  Sporenbildung 
ist  das  Insekt  schon  todt,  weil  zu  dieser  Zeit  alle  inneren  Organe  zerstört  sind.  Die  aus  dem 
Inneren  des  Körpers  hervorsprossenden  Hyphenfäden  tragen  Köpfchen  aus  zahlreichen  birn- 
förmigen  Basidien;  jede  von  den  letzteren  schnürt  eine  Anzahl  von  Sporen  ab.  Das  den 
Körper  erfüllende  Mycelium  besteht  aus  Fäden,  welche  sich  durch  nichts  von  Hyphen 
unterscheiden.  Aber  schon  von  der  Mitte  des  Sommers  an  kann  man  in  den  todten  Insekten 
finden,  dass  zwischen  den  Myceliumfäden  Ketten  von  ziemlich  grossen  Zellen  liegen,  welche 
sehr  an  die  Ketten  des  Hefepilzes  erinnern;  diese  Zellen  enthalten  Gel  und  einen  körnigen 
Inhalt.  Ihre  Entwickelung  zeigt,  dass  sie  direct  aus  Myceliumzellen  entstehen,  einige  Zellen 
vergrössern  sich  einfach  und  verdicken  ihre  Membran.  Diese  Zellen  nennt  der  Verf. 
C'hlamydosporen.  Sie  sind  wahrscheinlich  zum  Ueberwintern  bestimmt,  keimen  aber  rasch 
auch  in  demselben  Jahre,  wenn  sie  in  Wasser  oder  Decoct  gelegt  werden.  Die  bei  ihrer 
Keimung  herauswachsenden  Fäden  waren  vollständig  identisch  mit  dem  Mycelium  oder  den 
Hyphen  von  der  beschriebenen  Isaria  —  zu  welcher  Gattung  oder  sogar  Familie  diese 
beschriebene  conidiale  Form  gehört  —  blieb  dem  Verf.  unbekannt.  Batalin. 


X.  Schizoniycetes. 

Referent:  M.  Büsgen. 

Verzeichniss  der  besprochenen  Arbeiten.*) 
1.  Schriften  allgemeineren  Inhalts. 

1.  Bergonzini,    Nuovi  studi  sui  bacteri.     (S.  S.  304.) 

2.  Luerssen.    Allgemeine  Uebersicht  über  den  Stand  unserer  Kenntnisse  über  die  Schizo- 

myceten.    (Ref.  S.  304.) 

3.  Miquel,  P.    Etüde  sur  les  poussieres  organisees  de  l'atmosphere,  faite  ä  l'observatoire 

ä  Montsouris.     (Ref.  S.  304.) 

4.  —  Nouvelles  recherches  sur  les  poussieres  organisees  de  l'atmosphere.    (Ref.  S.  304.) 

5.  —  Des  bacteries  atmospheriques.     (Ref.  S.  305.) 

6.  Nüesch,  J.     Offener  Brief  an  Herrn  Dr.  Just  in  Karlsruhe.    (Ref.  S.  305.) 

7.  Just,  L.    Antwort  an  Herrn  Dr.  Nüesch.     (Ref  S.  305.) 

8.  Baron  von  Recke.     Die  Pilztheorie.     (S.  S.  305.) 

9.  Salomonsen,  C.  J.    Eine  einfache  Methode  zur  Reincultur  verschiedener  Fäulniss- 

bacterien.     (Ref.  S.  305.) 

10.  Wernich,  A.    Die  Luft  als  Trägerin  entwickelungsfähiger  Keime.    (Ref.  S.  306.) 
10a.  Se  mm  er.     Die  Priorität   der   Entdeckung   der  Bacterieu  in   der  Hühnercholera,   dem 

Milzbrande  und  der  Rinderpest.     (S.  S.  306.) 

2.  Schriften  über  den  Ursprung  und  die  Lebensbedingungen  der  Spaltpilze. 

11.  Arndt,    R.      Untersuchungen    über   die   Entstehung   von   Kokken   und    Bacterieu    in 

organischen  Substanzen.    (S.  S.  306.) 


•)  Bezüglich  der  Arbeiten,  welche  das  Verhältniss  der  Bacterien  zum  menschlichen  und  thierischen 
Körper  betreffen ,  sei  hier  auf  den  von  Virchow  und  Hirsch  herausgegebeneu  Jahresbericht  über  die  Leistungen 
und  Fortschritte  in  der  gesammten  Medicin  verwiesen.  Im  XV.  und  XVI.  .Jahrgänge  dieses  Werkes  finden  sich 
Beferate  über  die  vielfach  in  speciell  medicinischen  Zeitschriften  zerstreuten,  in  obiges  Capitel  gehörigen  Aufsätze. 
Um  die  Grenzen  des  vorllegonden  ,, botanischen"  .Tahresberichts  nicht  zu  sehr  auszudehnen,  sind  jene  zum  Theil 
hier  nur  dem  Titel  nach  oder  gar  nicht  aufgeführt. 


Verzeichniss  der  besprochenen  Arbeiten.  301 

IIa.  Francke,  J.  Ueber  dai  Vorkommen  von  Coccobacteria  septica  Billroth  im  menscli- 
lichen  Körper,  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Fälle,  in  welchen  eine  Pre- 
existenz  der  Keime  angenommen  werden  muss.    (S.  S.  306.) 

12.  Billings,  J.  S.     Oii  Bacteria  and  spontaneous  generation.    (S.  S.  306.) 

13.  Krasan,  Fr.    Bericht  in  Betreff  neuer  Untersuchungen   über   die  Eutwickelung   und 

den  Ursprung  der  niedrigsten  Organismen.     (Ref.  S.  306.) 

14.  Parker,  A.  T.     Experiments  of  spontaneous  generation.    (Ref.  S.  307.) 

15.  Waldstein,  L.  A.     Contribution  to  the  Biology  of  Bacteria.     (Ref.  S.  307.) 

16.  V.  Boehlendorff,  H.    Ein  Beitrag  zur  Biologie  einiger  Schizomyceten.     (Ref.  S.  307.) 

17.  N.  Schwartz.     Einwirkung  verschiedener  Antiseptica  und  solcher  Arzneimittel,  welche 

bei  Infectionskrankheiten  angewendet  werden,  auf  Bacterien.    (Ref.  S,  307.) 

18.  Croix,  N. ,  J.  de  la.    Das  Verhalten  der  Bacterien  des  Fleischwassers  gegen  einige 

Antiseptica.     (Ref.  S.  308.) 

19.  Meyer,  H.     Ueber  das  Milchsäureferment  und  sein  Verhalten  gegen  Antiseptica.    (Ref. 

S.  308.) 

20.  Kosegarten.     Einfluss    des   Kali    chloricum   und    des   Borax  auf  niedere  pflanzliche 

Organismen  etc.    (Ref.  S.  308) 

21.  Gunning,  J.  W.    Die  Lebensfähigkeit  der  Spaltpilze  bei  fehlendem  Sauerstoff.    (Ref. 

S.  308.) 

22.  Nencki,  M.  Zur  Biologie  der  Spaltpilze.    (Ref.  S.  309.) 

23.  Szpilmann.  Ueber  das  Verhalten  der  Milzbrandbacillen  in  Gasen.     (Ref.  S.  309.) 

24.  Frisch,  A.  Ueber  den  Einfluss  niederer  Temperaturen  auf  die  Lebensfähigkeit  der 

Bacterien.     (Ref.  S.  309.) 

25.  Reinke,  J.    Ueber  den   Einfluss   mechanischer  Erschütterung  auf  die  Entwickelung 

der  Spaltpilze.    (Ref.  S.  310.) 

26.  Lapczinsky,  M.    Fundorte  von  Spirochaete  plicatilis.    (Ref.  S.  310.) 

27.  van  Tieghem.    Anatomie  de  la  Moschatelline  (Adoxa  moschatellina).    (Ref.  S.  310.) 

3.  Systematik  und  Entwickelungsgescbiclite. 

28.  Bergonzini,  C.    Sopra  uu  nuovo  Bacterio  colorato     (S.  S.  310.) 

29.  Eidam,  E.     Ueber  die  Entwickelung  von  Sphaerotilus  natans  Ktz.  sowie  über  dessen 

Verhältniss  zu  Kreuothrix  und  zu  den  Bacterien.     (Ref.  S.  310.) 

30.  Eyferth,  B.    Zur  Morphologie  der  niederen  Pilze.     (Ref.  S.  311.) 

31.  Neelsen,  F.    Studien  über  die  blaue  Milch.     (S.  S.  311.) 

32.  Poulsen,  V.  A.     Om  nogle  microskopiske  Planteorganismer.     (Ref.  S.  311.) 

33.  Prazmowski,   A.     Untersuchungen   über  die  Entwickelungsgeschichte  und  Ferment- 

wirkung einiger  Bacterienarten.     (Ref.  S.  311.) 

34.  Thin,  G.    On  Bacterium  foetidum.    (Ref.  S.  313.) 

35.  van  Tieghem,  M.  Ph.    Sur  quelques  bacteries  agregees.     (Ref.  S.   313.) 

36.  —  Observations  sur  des  Bacteriacees  vertes,  sur  des  Phycochromacees  blanches  et  sur 

les  affinites  de  ces  deux  familles.    (Ref.  S.  314.) 
36a.  Letzerich.    Untersuchungen  über  die  morphologischen  Unterschiede  einiger  pathogener 
Schistomyceten.     (S.  S.  314.) 

4.  Spaltpilze  bei  Fäulniss-  und  Gährangsprocessen. 

37.  Bergonzini,  C.    Sul  modo  di  agere  di  alcune  cause  che  ritardano  la  putrefazione: 

studi  sperimentali.    (S.  S.  314.) 

38.  V.  Ciszkiewitz,  Th.    Ueber  die  Gährung  des  schleimsauren  Ammoniaks.    (Ref.  S.  314.) 

39.  Duclaux.    Sur  les  ferments  de  matieres  albuminoides.    (Ref.  S.  314.) 

40.  Fitz,  A.    Ueber  Spaltpilzgährungen  VL     (Ref.  S.  315.) 

41.  Friedrich,  J.    Bacteria  and  Insect-Larvae.     (Ref.  S.  315.) 

42.  Karsten,  H.     Amyloid-  und  Fetthysterophymen.     (Ref.  S.  315.) 

43.  Nencki  und  Schaffer.  Ueber  die  chemische  Zusammensetzung  der  Fäulnissbacterien. 

(Ref.  S.  315.) 


302  Kryptogamen.  ~  Pilze.    Schizomyceten  (1880). 

44.  Salkowski,  E.  u.  H.   Weitere  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Fäulnissproducte  des  Eiweiss. 

(S.  S.  315.) 

45.  _  Ueber  die  scatolbildende  Substanz.     (S.  S.  315.) 

46.  Tarasewicz,  Greg.     Wirkung    des  Chloralhydrats   auf  den  Fäulnissprocess.     (Ref. 

S.  315.) 

47.  Wernich.    Wirkung  der  Fäulnissproducte  auf  Spaltpilze.    (Ref.  S.  316.) 

5.  Spaltpilze  in  Beziehung  zu  Krankheiten. 

48.  Rosenthal,  N.     Darstellung   und   Kritik  der   verschiedenen  •Theorien   über  die  Be- 

deutung gewisser  niedrigster   pflanzlicher    Organismen    als  Krankheitserreger.    (S. 
S.  316.) 

49.  Zur  Aetiologie  der  Infectionskrankheiten  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Pilztheorie. 

(Ref.  S.  316.) 

50.  Lewis,  T.  R.    Les  microphytes  du  sang  et  leur  relation  avec  les  maladies.    (S.  S,  317.) 

51.  Parkin,  J.    Epidemiology  or  tlie  remote  cause  of  epideraic  disease  in  the  animale  and 

the  vegetable  creation.    (S.  S.  317.) 
51a.  Wolff.    Zur  Bacterieulehre  bei  accidentellen  Wundkrankheiten.    (S.  S.  317.) 

52.  Pasteur,  L.    De  l'extension  de  la  theorie  des  germes  ä  Tetiologie  de  quelques  maladies 

conimunes.    (Ref.  S.  317.) 

53.  Arndt,  R.    Beobachtungen  an  Spirochaete  denticola,  der  Spirochaete  des  Zahnschleims. 

(Ref.  S.  317.) 

54.  Bednjakow,  B.,  und  Ryndowsky,  Th.    Spirochaeten  im  Speichel  der  Recurrens- 

kranken.     (Ref.  S.  317.) 

55.  Guttmann,  P.    Zur  Histologie  des  Blutes  bei  Febris  recurrens.    (Ref.  S.  817.) 

56.  Platzer.     Ueber  Febris  recurrens.     (Ref.  S.  317.) 

57.  Eberth,  C.  J.     Die  Organismen  in  den  Orgauen  bei  Typhus  abdominalis.  (RefS.  317.) 

58.  Tizzoni,   G.    Studi   di   patologia   sperimentale   suUa  genesi  e  suUa  natura  del  tifo 

addominale.    (Ref.  S.  317.) 

59.  Cuboni  e  Marchiafava.    Nuovi  studi  sulla  natura  della  malaria.    (Ref.  S.  318.) 

60.  Tommasi-Crudeli.    Sulla  preservazione  dell'  uomo  nei  paesi  di  malaria.    (Ref.  S,  318.) 

61.  —  Sulla  malaria.    (Ref.  S.  318.) 

62.  —  Sulla  distribuzione  delle  acque  nel  sottosuolo  Romano,  e  sulla  produzione  naturale 

della  malaria.     (S.  S.  318.) 

63.  Corrado  Tommasi-Crudeli.     II   Bacillus   malariae  nelle   terre   di   Selinunte   e  di 

Campobello.    (Ref.  S.  318.) 

64.  —  Altri  studi  sulla  natura  della  malaria.     (Ref.  S.  318.) 

65.  Majocchi,  Domenico.     Sul  Bacillo  del  Mollusco  contagioso.     (Ref.  S.  319.) 

66.  Ribbert,  H.     Eine  mikroparasitäre  lufectiou  der  ganzen  Gehirnrinde.     (Ref.  S.  319.) 

67.  Pisarewsky,  Th.    Die  niedrigsten  Organismen  des  harten  Schankers.     (Ref.  S.  319.) 

68.  Hansen,  G.  A.    Bacillus  leprae.     (Ref.  S.  319.) 

69.  Burdon-Sanderson,  Duguid,  Greenfield  u.  Banham.    Untersuchungen  über  den 

Milzbrand  und  ähnliche  Krankheiten.     (Ref.  S.  319.) 

70.  Greenfield,  W.  S.     Prelimiuary  Note  ou  some  Points  in  the  Pathology  of  Anthrax 

with  especial  reference  to  the  Modificatiou   of  the  properties  of  the   Bacillus  An- 
thracis  by  cultivation  etc.     (Ref.  S.  320.) 

71.  —  Bacterium  Anthracis.     (Ref.  S.  320.) 

72.  Buchner,  H.    Die  experimentelle  Erzeugung  des  Milzbrandcontagiuras  aus  den  Heu- 

pilzen.    (Ref.  S.  320.) 

73.  —  Versuche  über  die  Entstehung  des  Milzbrandes  durch  Einathmung.     (Ref.  S.  321.) 

74.  Pasteur,  L.,  Chamberland  et  Roux.    Sur  l'etiologie  du  charbon.     (Ref.  S.  322.) 

75.  Toussaint.    De  l'immunite  pour  le  charbon,  acquise  h  la  suite  d'inoculations  pre- 

ventives.     (Ref.  S.  322.) 

76.  Poincare.    Sur  la  production  du  Charbon  par  les  päturages.     (Ref.  S.  322.) 

77.  Toussaint.    Procede  pour  la  vaccination  du  moutoa  et  du  jeune  chien.  (Ref.  S.  322.) 


Verzeichniss  der  besprochenen  Arbeiten.  303 

78.  Pasteur,  L.    Cbarbon  et  septicemie.   —  Sur  l'^tiologie  des  affectious  charbonneuses 

(Ref.  S.  322.) 

79.  — ,  Chamberland  et  Roux.    Sur  la  non-recidive  de  l'affection  cbarbonneuse.  (Ref. 

S.  323.) 

80.  —  Nouvelles  observations  sur  l'etiologie  et  la  prophylaxie  du  cbarbon.  (Ref.  S.  323.) 

81.  Colin.    Etiologie  du  cbarbon.     (Ref.  S.  323.) 

82.  Chauveau,  A.    Nouvelles  experiences  sur  la  resistance  des  moutons  algeriens  au  sang 

de  rate.    (Ref.  S.  323.) 

83.  —  Des  causes  qui  ^euvent  faire  varier  les  resultats  de  l'iuoculation  cbarbonneuse  sur 

les  moutons  algeriens;  iufiuence  de  la  quantite  des  agents  infectants.   Applications 
ä  la  tbeorie  de  l'immunite.     (Ref.  S.  323.) 

84.  —  Nature  du  l'immunite  des  moutons  algeriens  contre  le  sang  de  rate.    Est-ce  une 

aptitude  de  race?    (Ref.  S.  328.) 

85.  —  Du  renforcement  de  l'immunite  des  moutons  algeriens,   h  l'egard  du  sang  de  rate, 

par  les  inoculations  preventives.    lufluence  de  l'iuoculation  de  la  mere  sur  la  recep- 
tivite  du  foetus.    (Ref.  S.  324.) 

86.  —  Sur  la  resistance  des  animaux  de  l'espece  bovine  au  sang  de  rate  et  sur  la  pr^ser- 

vation  de  ces  animaux  par  les  inoculations  preventives.    (Ref.  S.  324.) 

87.  ~  Etüde  experimeutale  de  l'action  exercee  sur  l'agent  infectieux  par  l'organisme  des 

moutons  plus  ou  moins  refractaires  au  sang  de  rate  etc.     (Ref.  S.  324.) 

88.  Arloing,  Cornevin  et  Thomas.     Sur   l'inoculabilite  du   cbarbon  symptomatique  et 

les  characteres  qui  le  diiferencient  du  sang  de  rate.     (Ref.  S.  325.) 

89. De  l'inoculation  du  cbarbon  symptomatique  par  injection  intraveineuse  et  de 

l'immunite  conferee  au  veau,  au  mouton  et  h  la  cbevre  par  ce  procede.    (Ref. 
S.  325.) 

90.  Galtier.    Inoculation  de  la  morve  au  lapin;  destruction  de  l'activite  virulente  mor- 

veuse  par  la  desiccation;  transmission  de  la  morve  par  l'iuoculation  de  la  salive. 
(Ref.  S.  325.) 

91.  Pasteur,  L.  Sur  les  maladies  virulentes  et  en  particulier  sur  la  maladie  appelee  vulgaire- 

ment  cbolera  des  poules.     (Ref.  S.  325.) 

92.  —  Sur  le  cbolera  des  poules j  etudes  des  conditions  de  la  non-recidive  de  la  maladle 

et  de  quelques  autres  de  ses  cbaracteres.    (Ref.  S.  325.) 

93.  Toussaint,  H.    Identite  de  la  septicemie  experimeutale  aigue  et  du  cbolera  des  poules. 

(Ref.  S.  326.) 

94.  Pasteur.    Experiences  tendant  ä  demontrer  que  les  poules  vaccinees  pour  le  cbolera 

sont  refractaires  au  cbarbon.     (Ref.  S.  326.) 

95.  —  De  l'attenuation  du  virus  du  cbolera  des  poules.    (Ref.  S.  326.) 

96.  Bollinger,  0.   Uutersucbungen  über  die  üebertragbarkeit  des  Rauscbbrandes.    (Ref. 

S.  326.) 

97.  Feser.    Beobacbtungen  und  Untersuchungen  über  den  Rauschbrand  im  Jahre  1879. 

(Ref.  S.  326.) 

98.  May.    Der  Milzbrandrothlauf  der  Schweine  und  seine  Verhütung.    (Ref.  S.  327.) 

99.  Eberth,  C.  J.    Zur  Kenntniss  der  Mycosen  bei  Thieren.     (Ref.  S.  327.) 

100.  Tichomirow,  W.    Zwei  Bacterien,  welche  die  Epidemie  bei  Periplaneta  orientalis 

verursachen.     (Ref.  S.  327.) 

101.  Prillieux.    Sur  la  coloration  et  le  mode  d'alteration   de  grains  de  ble  roses.    (Ref. 

S.  327.)  '  

S.  a.  Pilze  No.  129,  143,  165,  284. 

Terzeichniss  der  neuen  Arten. 

1.  Verzeichniss  der  benützten  Arbeiten. 

1.  Bergonzini.    Sopra  un  nuovo  Bacterio  colorato.    28. 

2.  Majocchi,  Domenico.    Sul  bacillo  del  mollusco  contagioso.    65. 


304  Kryptogamen.  —  Pilze.    Schizomyceten  (1880). 

3.  Miquel.    Nouvelles  recherches  sur  les  poussieres  organisees  de  l'atmospliere.    4. 

4.  Poulsen.     Om  nogle  microscopiske  Planteorganismer.    32. 

5.  Prazmowski.    Untersuchungen  über  die  Entwickelungsgeschichte  und  Fermeutwirkung 

einiger  Bacterien.    33. 

6.  Thin.    On  Bacterium  foetidum.     34. 

7.  Ticliomirow.    Zwei  Bacterien,  welche  die  Epidemie  der  Periplaneta  Orientalis  ver- 

ursachen.   110. 

8.  van  Tieghem.     Observations  sur   des  Bacteriacees  vertes  sur  des  Phycochroraacees 

blanches  et  sur  les  affinites  de  ces  deux  familles.    36.       • 

9.  —  Sur  quelques  Bacteries  agregees. 

2.  Verzeichniss  der  neuen  Arten. 

Äscobaderia  uvina  v.  Tiegh.    9.  151. 

Bacillus  virens  v.  Tiegh.    8.  175.  —  molliisci  Majocchi.    2. 

Bacterium  foetidum  Thin.  6. 205.  —  Periplanetae  Tich.  7.  7.  —  viride  v.  Tiegh.  8. 175, 

Clostridium  n.  g.  Prazm.  5.  23.  —  butyricum  Prazm.  5.  23.  —  polymyxa 
Prazm.    5.  23. 

Leptothrix  ramosa  Miquel.    3. 

Poiybacteria  n.  g.  v.  Tiegh.  9.  150.  —  catenata  v.  Tiegh.  9.  150.  —  sulfurea 
V.  Tiegh.    9.  150. 

PuDctula  n.  g.  V.  Tiegh.  9.  150.  -  cubica  v.  Tiegh.  9.  150.  —  rosea  y.  Tiegh. 
9.  150.  —  glomerata  v.  Tiegh.     9.  150. 

Sarcinoglobulus  n.  g.  Pouls.    4.  —  punctum  Pouls.    4. 

Sarcina  Uttoralis  Pouls.    4. 


1.  Schriftea  allgemeineren  Inhalts. 

1.  Bergonzini.    Nuovi  studi  sui  bacteri.   (Aunuario  della  Societä  dei  naturalisti  in  Modena, 
XIII,  p.  162—179.) 

Dem  Ref.  nicht  zugänglich.  0.  Penzig. 

2.  Laerssen.    Allgemeine  Uebersicht  über  den  Stand  unserer  Kenntnisse  über  die  Schizo- 
myceten.   (Rev.  Internat.  Sei.  III,  1880,  p.  242.) 

Enthält  u.  A.  eine  Eintheilung  der  Bacteriaceen  rein  nach  morphologischen  Merkmalen. 

3.  Miquel,  P.    Etüde  sur  les  poussieres  organisees  de  l'atmosphere,  faite  ä  l'observatoire 
de  Montsouris.     (Aunuaire  de  Montsouris  1879,  in  18,  82  S.  mit  Abb.) 

4.  Derselbe.     Nouvelles    recherches    sur  les   poussieres   organisees   de   l'atmosphere. 
(Annuaire  de  Montsouris  1880,  in  18,  228  S.) 

M.  wandte  zu  seinen  Untersuchungen  2  verbesserte  Aeroskope  an,  mit  deren  Hülfe 
der  in  einem  gemessenen  Luftquautum  enthaltene  Staub  auf  einer  mit  einem  Gemisch  von 
Glycerin  mit  Glucose  benetzten  Glasplatte  aufgefangen  wurde.  Die  gewählte  Flüssigkeit 
sollte  die  Weiterentwickelung  der  aufgefangenen  Keime  hindern,  ohne  ihnen  die  Lebens- 
fähigkeit in  einem  andern  Medium  zu  rauben.  Da  dem  Ref.  die  beiden  Arbeiten  nur  theil- 
weise  zugänglich  waren,  wird  hier  nur  ihr  Inhaltsverzeichniss  und  das,  was  nach  den 
Berichten  im  Bulletin  de  la  soc.  bot.  de  France  (1880,  p.  97  —  100)  von  speciellerem  myco- 
logischem  Interesse  ist,  mitgetheilt. 

Die  erste  Arbeit  enthält  folgende  Artikel:  1.  Historisches;  2.  die  zum  Auffangen 
des  Staubs  der  Luft  angewandten  Methoden ;  3.  über  die  Natur  der  in  der  Luft  suspeudirten 
organischen  Körperchen;  4.  Statistisches,  Staub  in  abgeschlossenen  Lufträumen. 

Die  Artikel  der  „nouvelles  recherches"  tragen  die  Ueberschriften:  I.  Kryptogamen- 
sporen  in  der  Luft.  1.  Kryptogaraensporen  der  Luft  von  Montsouris,  October  1878  bis 
September  1879;  2.  der  Luft  der  Pariser  Abflüsse  (6gout).  II.  Bacterien.  1.  Schizophyten 
der  Atmosphäre;  2.  Widerstandsfähigkeit  der  Bacterien  gegen  Hitze;  3.  Gegenwart  von 
Bacteriensporen  in  der  Luft;  4.  Ursachen,  welche  die  Verbreitung  der  Bacterienkeime 
begünstigen  oder  hemmen;  5,  Natur  der  in  der  Luft  von  Paris  suspendirten  Saprophyten; 


Schriften  allgemeiuerea  Inhalts.  305 

6.  Staub  aus  den  Sälen  eines   Krankenhauses;   7.  Bacterien  des   meteorischen  Wassers j 
8.  Wasser  der  Vauue  und  Seine;  9.  Wasser  der  Abflüsse  (egout).    Schlussfolgerungen. 

Die  Luft  ist  nach  M.  in  jeder  Jahreszeit  mit  einer  beträchtlichen  Menge  von  Keimen 
beladen,  und  zwar  führt  die  freie  Luft  bedeutend  mehr  „Microben"  als  die  Luft  im  Innern 
von  Zimmern.  Im  Winter  ist  die  Anzahl  der  Keime  am  geringsten,  im  Frühjahr  steigt  sie 
schnell,  um  bis  zu  der  im  Herbst  wieder  eintretenden  Verringerung  hoch  zu  bleiben.  In 
Regenzeiten  wächst  die  Zahl  der  in  der  Luft  enthaltenen  Microben.  Die  Luft  eines  der 
grossen  Pariser  Abflüsse  erwies  sich  als  reiner  als  die  freie  Luft.  Die  Luft  eines  Kranken- 
saales enthielt  50mal  mehr  „Saprophyten"  als  die  des  Observatoriums  in  Montsonris,  aber 
4mal  weniger  Schimmelsporen.  Im  meteorischen  Wasser  waren  Bacterien  sehr  reichlich 
vorhanden.  Im  Wasser  der  Seine  und  Vanne  fand  M.  eine  neue  Leptothrix,  welche  er 
beschreibt;  in  dem  Abflusswasser  einen  mikroskopischen  Organismus,  der  die  Eigenschaft 
haben  soll,  mit  dem  Schwefel  im  Ei  weiss  und  selbst  mit  freiem  Schwefel  Schwefelwasserstoff 
oder  Sulfüre  zu  bilden.  —  Ein  etwas  geändei'ter  Abdruck  der  beiden  Arbeiten  findet  sich 
in  der  Brebissonia  (Rev.  de  bot,  cryptogamique  III). 

5.  Derselbe.   Des  bacteries  atmospheriques.    (Comptes  rendus  h.  des  seances  de  l'Academie 
des  Sciences  t.  91,  1880,  p.  64-67.) 

Im  Anschlüsse  an  eine  frühere  Veröfientlichung  über  die  Schimmelsporen  der  Luft 
(1.  c.  t.  86,  p.  1552)  giebt  der  Verf.  einige  Notizen  über  die  in  der  Atmosphäre  suspendirten 
Bacterien.  Dieselben  sind  zum  Theil  —  vielleicht  alle  —  auch  in  seinen  Aufsätzen  im 
Annuaire  de  Montsouris  (1879  und  18S0)  enthalten. 

Während  feuchter  Perioden  herrschen  die  Keime  der  Schimmelpilze  in  der  Luft 
vor;  wenn  der  Boden  trocken  ist,  wird  die  Zahl  der  Bacterien  am  grössten.  Unter  An- 
wendung neutraler,  sterilisirter  Fleischbrühe  zum  Auffangen  fand  M.,  dass  das  jährliche 
Mittel  der  Bacterienmenge  in  einem  Cubikmeter  Luft  200  Individuen  nicht  übersteige.  Im 
Sommer  und  Herbst  erhielt  er  in  Montsouris  mitunter  1000  Bacterien  auf  die  obige  Luft- 
meuge,  im  Winter  nicht  selten  nur  4  oder  5.  An  gewissen  Tagen  gelang  es  mit  200  Liter 
Luft  nicht,  eine  leicht  empfängliche  Flüssigkeit  zu  infiziren.  Im  Innern  von  Wohnungen 
genügten  —  wenn  nicht  künstlich  Staub  erregt  ward  —  30—50  Liter,  im  Laboratorium  M.'s 
5  Liter.  In  Betreff  des  Zusammenhangs  des  Bacterieugehaltes  der  Luft  mit  dem  Vorkommen 
von  Infectionskrankheiten  glaubt  M.  nach  Beobachtungen  vom  Dezember  1879  bis  Juni  1880 
constatiren  zu  können,  dass  eine  Vermehrung  der  atmosphärischen  Bacterien  nach  8  Tagen 
von  einer  Vermehrung  der  durch  jene  Krankheiten  verursachten  Todesfälle  gefolgt  war. 
In  einer  späteren  Abhandlung  denkt  M.  darzuthun,  dass  Fäuluissgase,  Luft,  die  über  faulende 
Gegenstände  gestrichen  ist,  etc.  frei  von  Bacterien  seien.  Keine  der  zahlreichen  von  ihm 
aus  der  Luft  isolirten  Formen  soll  beim  Einimpfen  nennenswerthe  pathologische  Processe 
hervorgerufen  haben. 

6.  Nüesch,  J.    Offener  Brief  an  Herrn  Dr.  Just  in  Karlsruhe.    (Flora  1880,  S.  123- 126.) 

7.  Just,  L.    Antwort  an  Herrn  Dr.  Nüesch.    (Ib.  S.  209—210.) 

Nüesch  sucht  durch  eine  Inhaltsangabe  seiner  Schrift  über  die  Necrobiose  darzuthun, 
dass  das  Referat  darüber  in  dem  Bot.  Jahresber.  (Bd.  III,  S.  186)  nicht  der  Wichtigkeit 
des  Gegenstandes  entsprechend  gehalten  sei,  und  verbindet  damit  nicht  näher  zu  bezeichuende 
Vorwürfe  gegen  Herausgeber  und  Mitarbeiter  des  Jahresberichts.  Just  antwortet  mit  einem 
Hinweis  auf  die  in  Nüesch's  Arbeit  sich  aussprechende  gänzliche  Incompetenz  des  Verf.'s 
in  den  von  ihm  behandelten  Fragen.  ' 

8.  Baron  von  Recke.    Die  Pilztheorie.    1879,  Mitau,  Buchdruckerei  von  Siesslack. 

Nicht  gesehen  und  konnte  nicht  finden.  Batalin. 

9.  Salomonsen,  G.  J.  Eine  einfache  Methode  zur  Reincultur  verschiedener  Fäulnissbacterien. 
(Bot.  Ztg.  1880,  S.  481-489.) 

Der  Verf.  entnahm  aus  Fäulnissflecken  in  defibrinirtem  Ochsenblut,  welches  nach 
der  von  ihm  früher  (Bot.  Ztg.  1876,  No.  39)  angegebenen  Methode  in  Haarröhrchen  auf- 
bewahrt und  beobachtet  wurde,  Proben,  die  er  in  Kolben  mit  weitem  Halse  und  enger 
Oeffnung  in  einem  durch  Sieden  sterilisirten  Aufguss  von  gehacktem  Ochsenfleische  aussäte. 
Der  Verschluss  der  Kolben  geschah  vor  dem  Sieden  durch  mit  Watte  verstopfte  Kautschuk- 

BotÄiiisclier  Jahrestericht  IX  (1881J  1.  Abth.  20 


306  Kryptogamen.  —  Pilze.    Schizomyceten  (1880). 

Schläuche,  welche  nur  im  Moment  der  Einbringung  der  mit  Caibolsäure  äusserlich  gereinigten 
Haarröhrchenstücke  weggenommen  wurden.  Um  eine  möglichst  grosse  Anzahl  diiferenter 
Bacterienformen  zu  erhalten,  empfiehlt  S.  die  Proben  nach  Zeit  des  Auftretens,  Wachsthums- 
geschwindigkeit  und  Aussehen  verschiedenen  Fäuhiissflecken  des  Blutes  verschiedener 
Individuen  zu  entnehmen.  Gegen  das  gleichzeitige  Auftreten  zweier  Bacterienformen  in 
demselben  Versuchskolben  soll  die  Verwendung  von  Blut,  welches  relativ  wenige  und  deshalb 
zerstreute  Flecke  enthält,  fast  absolut  sichern.  Um  die  Brauchbarkeit  seines  Verfahrens 
zu  erläutern,  theilt  Verf.  aus  einem  in  Aussicht  gestellten  grösseren  Werke  einige  der  damit 
erzielten  Resultate  mit.  In  einem  Fäulnissflecken  wurde  stets  nur  eine  Bacterienform 
gefunden,  welche,  soweit  untersucht,  auch  in  dem  entsprechenden  Kolben  ausschliesslich 
auftrat.  In  6  von  40  Versuchskolben  fand  keine  Bacterienentwickelung  statt,  in  4  traten 
stäbchenförmige  Bacterien  verschiedener  Form  und  Grösse  auf,  in  weiteren  4  charakteristische 
Streptococci.  In  entschiedener  Majorität  waren  die  übrigen  Cocci,  welche  sich  in  Micro- 
und  Mesococci  eintheilen  Hessen.  In  einigen  Kolben  fanden  sich  fast  nur  Biplococci,  in 
anderen  fast  nur  Monococcen;  in  einigen  waren  alle  Cocci  von  gleicher  Grösse,  in  anderen 
variirten  sie  deutlich.  Macroskopisch  unterschieden  sich  die  verschiedeneu  Formen  durch 
Pigmente  und  die  Art  ihrer  Lagerung  in  den  Kolben.  Wenn  die  Organismen  eines  Kolbens 
in  einen  anderen  mit  derselben  Nährflüssigkeit  übergeführt  wurden,  wiederholten  sich  die 
im  ersten  aufgetretenen  Erscheinungen. 

10.  Wernich,  A.  Die  Luft  als  Trägerin  entwickelungsfähiger  Keime.  (Archiv  für  patho- 
logische Anatomie  und  Physiologie  etc.,  h.  v.  R.  Virchow,  Bd.  79,  p.  424  —  455,  mit  Abb.) 

Nach  einer  kritischen  Besprechung  der  über  die  Verbreitungstähigkeit  entwickelungs- 
fähiger Keime  durch  die  Luft  ausgesprocheneu  Ansichten  theilt  Verf.  eine  Anzahl  neuer 
Versuche  mit.  Dieselben  sind  mit  Hilfe  modifizirter  Nägeli'scher  und  Cohn'scher  Apparate 
angestellt.  Sie  bestätigen  und  ergänzen  die  früher  (Cohn's  Beitr.  z.  Biologie  der  Pflanzen 
III,  Heft  1  und  anderwärts)  vom  Verf.  veröffentlichten  Resultate.  Hervorgehoben  sei  die 
Beobachtung,  dass  gleichmässige  Flüssigkeiten  darin  enthaltene  Keime  nur  an  sie  durch- 
setzende Luftströme  abgeben,  üeber  die  keimenthaltenden  Flüssigkeiten  hinziehende  Luft- 
ströme bleiben  frei,  wenn  keine  Schaumbiklung  auf  der  Oberfläche  jener  stattgefunden  hat. 
Im  letzteren  Falle  werden  die  in  den  Schaumblasen  enthaltenen  Keime  mit  den  Flüssigkeits- 
theilchen  auch  durch  schwache  Luftbewegungen  fori  geführt. 

lO.a.  Semmer.  Die  Priorität  der  EDtdeckung  der  Bacterien  in  der  Hühnercholera,  dem 
Milzbrande  und  der  Rinderpest.    (Virchow's  Archiv,  Bd.  82,  p.  549. 

S.  Jahresbericht  über  die  Leistungen  und  Fortschritte  in  der  gesammten  Medizin 
von  Virchow  und  Hirsch,  XV.  Jahrgang. 

2.  Schriften  über  den  Ursprung  nnd  die  Lebensbedingungen 

der  Spaltpilze. 

11.  Arndt,  R.  Untersuchungen  über  die  Entstehung  von  Kokken  und  Bacterien  in 
organischen  Substanzen,  (Archiv  für  pathologische  Anatomie  und  Physiologie  etc., 
h.  V.  R.  Virchow,  Bd.  82,  p.  119-146,  mit  1  Taf.) 

Inhaltsangabe  im  Jahresbericht  über  die  Leistungen  und  Fortschritte  in  der  gesammten 
Medizin,  herausgegeben  von  R.  Virchow  und  A    Hirsch.,  XV.  Jahrg. 
IIa.  Francke,  J.    üeber  das  Vorkommen  von  Coccobacteria  septica  Billroth  im  mensch- 
lichen Körper  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Fälle,  in  welchen  eine  Präexistenz  der 
Keime  angenommen  werden  muss. 

S.  Jahresbericht  über  die  Leistungen  und  Fortschritte  in  der  gesammten  Medizin 
von  Virchow  und  Hirsch.,  Jahrg.  XV. 

12.  Billings,  J.  S.  On  Bacteria  and  spontaneous  generation.  (Bull.  of.  the  philos.  soc. 
of  Washington,  vol.  II,  1875-80.) 

Nicht  gesehen. 

13.  Krasan,  Fr.  Bericht  in  Betreff  neuer  Untersuchungen  über  die  Entwickelung  und  den 
Ursprung  der  niedrigsten  Organismen.  (Verhandlungen  der  Zool.-Bot.  Gesellschaft  zu 
Wien,  Bd.  XXX,  S.  267-327,  mit  1  Tafel.) 


Schriften  über  den  Ursprung  und  die  Lebensbedingungen  der  Spaltpilze.         307 

Verf.  hat,  seinen  sehr  ausführlichen  Angaben  nach,  die  Entstehung  von  Organismen 
in  zerdrückten  Pastinaksamen,  alten  Haselnüssen  etc.  beobachtet. 

14.  Parker,  A.  T.    Experiments  of  Spontaneoos  Generation,    (rroceed.  of  the  Boston  Soc. 
of  Nat.  Hist.,  XX,,  96  tab.  1.) 

Verf.  scbliesst  aus  sehr  sorgfältigen  Culturversuchen,  dass  „nicht  der  Schatten  eines 
Beweises"  vorhanden  ist,  welcher  die  Entstehung  von  Organismen  in  auf  1000—1450  erhitzten 
Infusionen  annehmbar  macht.    (Nach  Bot.  Ceiitralblatt  1880,  I,  S.  33.) 

15.  Waldstein,  L.  A  contribution  to  the  Biology  of  Bacteria.  (Qaarterly  Journal  of 
microscopical  scieuce.    New  ser.  20,  1880,  p.  190—201.) 

Der  Verf.  hat  die  Versuche  Dr.  Bastians  (On  the  conditions  favouring  fermentation 
and  the  appearance  of  Bacilli,  Micrococci  and  Torulae  in  previously  boiled  fluids.  Journal 
of  the  Linnean  Society,  Zoologie  1877)  mit  einigen  Abänderungen  wiederholt,  ohne  für  die 
generatio  aequivoca  eintreten  zu  wollen.  Er  fand,  dass  bei  40  -45" C.  in  Retorten  mit 
Urin,  welche  ein  Zeitlang  einer  Temperatur  von  100°  C.  ausgesetzt  gewesen  waren,  nach 
einem  Monat  noch  keine  Organismen  zum  Vorschein  kamen,  wohl  aber  nach  65  —  126  Tagen. 
Zusatz  von  Kalilauge  zu  dem  Urin  beschleunigte  das  Eintreten  von  Ammoniakentwickeluug 
und  das  Erscheinen  der  Bacterien.  Aehnliche  Resultate  erhielt  W.  mit  Mayer'scher  Nähr- 
lösung, in  welcher  das  Ammoniumtartrat  durch  Urin  ersetzt  war.  In  einem  aus  stickstofffreier 
Nährlösung  bestehenden  Hängetropfen  beobachtete  er  beim  Ueberleiten  von  ammoniakhaltiger 
Luft  das  Auftreten  von  Stäbchen  und  Micrococcen,  bei  Absperrung  derselben  nur  Micrococcen. 
Beim  Ueberleiten  von  Luft,  welche  durch  Flaschen  mit  etwas  Carbolsäure,  Essigsäure,  Chlor- 
wasserstoffsäure oder  Campher  gestrichen  war,  wurde  die  Entwickelung  der  Bacterien  verzögert. 
Zusatz  der  genannten  Körper  zu  Lösungen,  welche  zahlreiche  schwärmende  Bacterien 
enthielten,  bewirkten  weder  eine  merkliche  Abnahme  der  Menge  der  letzteren,  noch  ein 
Aufhören  der  Bewegung. 

16.  V.  Boehlendorff,  H.  Ein  Beitrag  zur  Biologie  einiger  ScMzomyceten.  Inaugural- 
dissertation.   Dorpat  1880. 

Verf.  setzte  hart  gekochtes  Eiweiss  in  einem  Glase  der  Luft  aus  und  Hess  sich 
Bacterien  darin  entwickeln,  welche  er  dann  zu  anderen  Versuchen  benutzte.  Er  gelangte 
zu  der  Ueberzengung,  dass  in  einer  und  derselben  Nährsubstauz  erzogene  Schizomyceten, 
wenn  man  sie  später  in  verschiedene  Nährlösungen  bringt,  sich  nach  der  Natur  dieser  Lösungen 
verschieden  entwickeln,  und  dass  diese  Verschiedenheit  zusammenfällt  mit  den  Verschiedenheiten 
in  der  Zersetzung  der  secundären  Nährlösungen.  (Nach  Bulletin  de  la  soc.  bot.  de  France 
1881,  Rev.  bibl.,  p.  11). 

17.  N.  Schwartz.  Einwirkung  verschiedener  Antiseptica  und  solcher  Arzneimittel,  welche 
bei  Infectionskrankheiten  angewendet  werden,  auf  Bacterien.  —  Sitzungsberichte  der 
Naturf.-Gesellsch.  b.  d.  Univers.  Dorpat,  Band  V,  Heft  2,  1879.  Dorpat  1880.  S.  204-213. 

Es  wurde  die  Wirkung  verschiedener  Stoffe  auf  die  Entwickelung,  resp.  Tödtung, 
der  Tabaksinfusiousbacterien  beobachtet.  Die  Versuche  wurden  genau  nach  der  Methode 
von  Buchholtz  ausgeführt.  Diese  Methode  ist  ausführlich  in  Archiv  f.  experim.  Pathol. 
und  Pharmacol.,  Bd.  4,  S.  1  beschrieben.  Von  der  grossen  Zahl  der  untersuchten  Stoffe 
erwähnen  wir  folgende.  Perubalsam  (in  lOprocentiger  Alkohollösung)  und  Styracin  hinderten 
die  Bacterienentwickelung  beim  Zusatz  zur  Nährlösung  in  dem  Verhältniss  1 :  500.  —  Zimmtöl, 
Cassienöl,  Nelkenöl,  Zimmtsäure  und  Vanillin  (alle  in  Form  der  lOprocentigen  Alkohollösung) 
tödten  die  Bacterien  beim  Zusatz  1  :  2000.  —  Pikrinsäure ,  welche  neuerdings  in  Form  von 
Pikrinwatte  zum  Verbinden  von  Wunden  empfohlen  worden  ist,  erwies  sich  überaus  kräftig 
wirkend:  selbst  bei  Verdünnung  1:  15.000  tödtete  sie  die  Bacterien  und  erst  bei  1:20.000 
wurde  die  Fortentwickelung  der  Bacterien  coustatirt.  Borsalicylsaures  Natron  erwies  sich 
energischer  wirkend,  als  seine  Bestandtheile  Borsäure  und  Salicylsäure:  es  tödte  sogar  bei 
1 :  5000  und  selbst  bei  1 :  10.000  scheint  es  noch  starken  Einfluss  auszuüben  (nach  Buchholtz 
tödtet  die  Salicylsäure  bei  1 :  312  und  hindert  die  Entwickelung  bei  1  :  666).  Gallussäure 
wirkte  bis  zur  Verdünnung  1  :500;  Tannin  erwies  sich  wirksamer,  namentlich  noch  bei  der 
Verdünnung  1 :  1000  wurde  die  Fortpflanzungsfähigkeit  der  Bacterien  beeiuflusst.  Chrysophan- 
säure  ist  auch  ein  kräftiges  Gift  für  Bacterien,  welche  sie  bei  1:1000  tödtet,  bei  1:1500 

20* 


308  Kryptogamen,  —  Pilze.    Schizomyceten  (1880). 

nicht  mehr,  Chloralhydrat  wirkt  auch  sehr  stark ;  selbst  hei  1 :  2000  verhindert  es  vollständig 
die  Eiitwickelung.  Salicin  und  Chloroform  erwiesen  sich  wirkungslos  auf  die  Baoterien  der 
Tabaksinfusion:  sie  vermehrten  sich  in  den  Nährflüssigkeiten  sogar  bei  starken  Zusätzen 
der  genannten  Stoffe.  Aluminiumacetat  wirkt  recht  stark  ein ;  die  Grenze  der  Wirksamkeit 
ist  bei  1  :  5000  zu  suchen.  Bei  der  Borsäure  lag  die  äusserste  Grenze  der  Wirksamkeit  bei 
1  :  250,  beim  Borax  1  :  150.  Arsensäure  tödtet  die  Bacterien  noch  bei  der  Verdünnung  1 :  2000. 
Kaliunichlorat  tödtet  sie  erst  bei  einer  Coucentration  1 :  50.  Kaliumnitrat  aber  tödtet  diese 
Bacterien  selbst  bei  derselben  Verdünnung  1 :  50  noch  nicht.  Jod  ist  sehr  wirkend,  sogar 
bei  1  :  5000  tödtet  es  die  Bacterien.  Batalin. 

18.  Croix,  N.  J.  de  la.  Das  Verhalten  der  Bacterien  des  Fleischwassers  gegen  einige 
Antiseptica.    (Inaug.-Diss.,  Dorpat  1880,  109  S.) 

Die  Arbeit  des  Verf.s  schliesst  sich  den  von  Buchholtz,  Haberkorn,  Kühn  u.  a. 
in  Dorpat  ausgeführten  Untersuchungen  an.  Dieselben  machen  auf  die  Unterschiede  auf- 
merksam, welche  die  Bacterien  in  ihrem  Verhalten  gegen  Antiseptica  zeigen  1)  je  nach  der 
Natur  der  Infusion,  in  welcher  sie  sich  entwickelt  haben,  2)  je  nach  der  Natur  der  Nähr- 
lösung, in  welcher  sie  weiter  gezüchtet  wurden.  C.  beantwortet  die  Fragen  nach  der  kleinsten 
Menge  verschiedener  Antiseptica,  welche  die  Eutwickelung  von  in  Fleischwasser  gezüchteten 
Bacterien  in  neuem  Fleischwasser  zu  verhindern  vermag;  nach  der  Dosis  des  Giftes,  welche 
in  üppiger  Eutwickelung  bej>riffene  Bacterien  tödtet,  resp.  in  Ruhezustand  versetzt;  nach  der 
Coucentration  des  Antisepticums,  bei  welcher  die  in  gekochtes  oder  ungekochtes  Fleischwasser 
aus  der  Luft  hineinfallenden  Bacterienkeime  sich  nicht  mehr  entwickeln  konnten.  Die 
Wirkungen  eines  und  desselben  Antisepticums  waren  je  nach  der  Versuchsform  sehr  ver- 
schieden. Der  stärksten  Concentrationen  bedurfte  es,  um  das  Fortpflanzungsvermögen  schon 
entwickelter  Bacterien  aufzuheben ;  etwas  schwächerer,  um  die  Eutwickelung  der  in  ungekochtes 
Fleisch wasser  hineinfallenden  Keime  zu  verhindern;  noch  schwächere  Conceutrationen  genügten 
meist,  um  in  gekochtes  Fleischwasscr  fallende  oder  aus  Fleischwasser  in  Fleischwasser  über- 
tragene Bacterien  fortpflanzungsunfähig  zu  machen.  Die  für  die  Tödtung  resp.  Ueberführung 
in  den  Ruhezustand  gewonnenen  Concentrationszahlen  waren  sehr  schwankend. 

19.  Meyer,  H.  lieber  das  Milchsäureferment  and  sein  Verhalten  gegen  Antiseptica. 
Inaug.-Diss.  Dorpat  1880,  66  S. 

Nach  einer  Litteraturübersicht  theilt  Verf.  seine  Versuche  mit,  welche  zu  folgenden 
Resultaten  führten.  Das  Milchsäureferment  ist  im  Allgemeinen  weniger  widerstandsfähig 
gegen  die  Antiseptica  als  die  Fleischwasser-  und  andere  Bacterien,  differirt  aber  in  seinem 
Verhalten  bedeutend  von  den  ungeformten  Fermenten.  Das  Ferment  der  spontanen  Milch- 
säuregährung  erscheint  in  Form  von  Doppelsphäroiden,  0.003— 0.004  mm  grossen,  in  der 
Mitte  eingeschnürten,  um  die  Einschnüruugsstelle  rotirenden  Spaltpilzzellen,  welche  Kohlen- 
säure produciren,  Sauerstoff  verbrauchen  und  bei  30-35°C.  sich  am  besten  entwickeln. 
Dieselben  gehen  durch  Pei'gamentpapier  bei  der  Dialyse,  ebenso  durch  Filtrirpapier.  Durch 
Antiseptica,  Siedhitze,  den  elektrischen  Strom  und  Luftdruck  (nach  P.  Bert,  Naegeli,  Voigt 
und  Schulze)  werden  sie  getödtet. 

20.  Eosegarten.  Einfloss  des  Kali  chloricum  und  des  Borax  auf  niedere  pflanzliche 
Organismen,  untersucht  rücksichtlich  ihrer  Anwendung  beim  Soor.  (Schriften  der 
Universität  Kiel,  Bd.  XXV.) 

21.  Gunning,  J.  W.  Die  Lebensfähigkeit  der  Spaltpilze  bei  fehlendem  SauerstolGT.  (Journal 
für  prakt.  Chemie,  neue  Folge,  Bd.  20,  1879,  No.  20,  S.  434-443.) 

In  einer  früheren  Mittheilung  hat  G.  Versuche  veröffentlicht,  nach  welchen  fäulniss- 
fähige Substanzen  ohne  Sauerstoffzutritt  frisch  bleiben,  da  der  fäulnisserregende  Organismus 
durch  Sauerstoffmangel  getödtet  werde.  Dem  gegenüber  hatte  Nencki  (ib.  Bd.  19,  1879, 
S.  337)  unter  anderem  geltend  gemacht,  dass  die  Anhäufung  der  Fäuluissgase  —  nicht  der 
Sauerstoffmangel  ~  den  Fortschritt  der  Fäulniss  in  den  von  G.  benutzten  Gefässen  ver- 
hindert habe.  In  der  vorliegenden  Arbeit  berichtet  G.  über  Versuche,  welche  diesen  Ein- 
wurf widerlegen.  Er  schloss  faulende  Materien  in  Röhren  mit  Sauerstoff,  Luft  und  Wasser- 
stoff ein  und  fand,  dass  in  der  Röhre  mit  reinem  Sauerstoff  die  Fäulniss  am  schnellsten 
vor  sich  ging,  in  der  mit  Luft  etwas  und  in  der  mit  Wasserstoff  sehr  viel  langsamer.    Der 


Schriften  über  den  Ursprung  und  die  Lebensbedingungen  der  Spaltpilze.         309 

Grad  der  Zersetzung  wurde  durch  Schätzung  des  entwickelten  Kohlendioxyds,  Ammoniaks 
und  der  flüchtigen  Säuren  bestimmt.  (Nach  Journal  of  the  Royal  Microsc.  Soc.  III,  1880, 
p.  489-491.) 

22.  Nencki,  M.    Zur  Biologie  der  Spaltpilze.    8^  mit  2  Tafl.  u.  versch.  Holzschn.  Leipzig, 
Barth  1880. 

Eine  Zusammenstellung  von  4  Abhandlungen,  welche  bereits  im  19.  und  20.  Bande 
des  Journals  für  praktische  Chemie  erschienen  sind.  Die  erste  derselben  „Ueber  die 
Lebensfähigkeit  der  Spaltpilze  bei  fehlendem  Sauerstoff"  enthält  Nencki's  Ein- 
würfe gegen  Gunning  (s.  Ref.  No.  21)  und  eine  Darlegung  seiner  eigenen  Ansichten  über 
die  Fäulniss.  N.  sieht  in  der  Fäulniss  der  Proteinsubstanzen  einen  der  Alkoholgähruug 
analogen  Process,  für  welchen  der  Zutritt  oder  Ausschluss  des  Sauerstoffs  gleichgiltig  sei. 
So  wie  hier  weiterhin  der  aus  Zucker  entstandene  Alkohol  durch  die  nur  an  der  Luft  vege- 
tirendeu  Pilzformeu  zu  Essigsäure  und  Kohlensäure  und  Wasser  oxydirt  werde,  ebenso 
würden  bei  Luftzutritt  die  durch  die  Fäulniss  gebildeten  Fettsäuren,  sowie  gewisse  Amido- 
säuren  durch  bestimmte  Formen  der  Spaltpilze  zu  Kohlensäure,  Wasser  und  Ammoniak 
verbrannt.  Das  Auftreten  von  Kohlensäure  und  Wasser  schon  in  den  ersten  Stunden  der 
Fäulniss  von  Proteinsubstauzen  an  der  Luft  erklärt  N.  aus  der  gleichzeitigen  Einwirkung 
der  anaerobien  Formen  in  der  Tiefe  der  Flüssigkeiten  und  der  Luftspaltpilze  an  der  Ober- 
fläche. Den  Fäulnissvorgang  im  Dickdarm  der  Menschen  und  Thiere  hält  N.  für  den  ein- 
fachsten Beweis  der  Auaerobiose  der  Fäulnissbacterien.  Die  Hemmung  der  Fäulniss  durch 
die  sich  anhäufenden  I'äuluissproducte  illustrirt  ihm  das  Verhalten  der  Eiteransammluugen 
im  Organismus,  welche  durch  fibröse  Ablagerungen  in  undurchlässige  Säcke  eingeschlossen  sind. 
Schliesslich  betont  der  Verf.  ausdrücklich,  dass  die  die  Fäulniss  bewirkenden  Micro- 
organismen nicht  allein  im  Darmrohr  existiren,  sondern  auch  in  den  lebendigen  gesunden 
Geweben  des  Thierkörpers  enthalten  seien,  dass  aber  die  Lebensprocesse  der  Zellen  ihre 
Weiterentwickelung  und  damit  zugleich  die  Fäulniss  verhinderten. 

In  der  zweiten  Abhandlung  wird  von  N.  gemeinschaftlich  mit  P.  Giacosa  die  Frage 
erörtert:  „Giebt  es  Bacterien  oder  deren  Keime  in  den  Organen  gesunder 
lebender  Thiere?"  Nach  Beibringung  des  Geschichtlichen  zu  dieser  Frage  beschreiben 
die  Verff.  die  zur  Lösung  derselben  ausgeführten  Experimente.  Innere  Organe,  wie  Leber, 
Herz,  Milz,  Nieren,  welche  Thieren  unter  Phenolzerstäubung  entnommen  und  luftdicht  ein- 
geschlossen worden  waren,  geriethen  bei  40"  C.  nach  einem  bis  mehreren  Tagen  in  Fäulniss 
und  enthielten  dann  unzählige  Spaltpilze.  Bei  Pancreas  und  Leber  stellte  sich  die  Fäulniss 
mit  gleicher  Präcision  ein,  wie  an  der  Luft  in  offenen  Gefässen. 

Die  dritte  Arbeit  ist  die  von  Nencki  und  SchajQfer  „Ueber  die  chemische  Zu- 
sammensetzung der  Fäulnissbacterien"  s.  u.  No.  43;  in  der  vierten,  von  N.  allein, 
wird  „Die  empirische  Formel  des  Skatols"  aufgestellt.  Das  Scatol  wurde  aus  einem 
5  Monate  lang  in  einem  lose  zugedeckten  Topfe  bei  Zimmertemperatur  der  Fäulniss  über- 
lassenen  Aufguss  von  8  Liter  Brunnenwasser  auf  2330  Gramm  frisches  Pancreas  und  500 
Gramm  entfetteten  Muskelfleischs  gewonnen.    (Nach  Bot.  Centralbl.  1880,  I,  S.  259—261.) 

23.  Szpilmann.    Ueber  das  Verhalten  der  Milzbrandbacillen  in  Gasen.    (Zeischr.  f.  phys. 
Chemie  4,  350.) 

Gegen  ozonisirten  Sauerstoff  verhalten  sich  die  Milzbrandbacillen  ganz  anders  als 
die  Fäulnissbacterien ;  während  letztere  in  ganz  kurzer  Zeit  durch  das  Ozon  zerstört  werden 
(Grossmann  und  Mayerhausen),  bleiben  die  Milzbrandbacillen  nach  mehrstündiger  Behand- 
lung mit  ozonisirtem  Sauerstoff  vollkommen  lebensfähig.  Auch  durch  5— 8stündiges  Durch- 
leiten von  Kohlensäure  durch  Milzbrandbacillen  haltende  Flüssigkeiten  werden  die  Organismen 
nicht  zerstört;  dieselben  gehen  erst  nach  24stündigem  Verweilen  in  reiner  Kohlensäure- 
atmosphäre zu  Grunde.  (Nach  Referat  von  Baumann.  Ber.  d.  Deutschen  Chem.  Gesellsch. 
1880,  2002.) 

24.  Frisch,  A.    Ueber  den  Einflnss  niederer  Temperataren  auf  die  Lebensfähigkeit  der 
Bacterien.    (Centralbl.  f.  d.  med.  Wiss.  1880,  S.  473.) 

Die  in  verschiedenen  Fäulnissflüssigkeiten  enthaltenen  Microorganismen  ertrugen 
eine  Temperatur  von  —  100°  C.   Milzbrandbacillen  blieben  auch  entwickelungsfähig,  schienen 


310  Kryptogamen,  —  Pilze.    Schizomyceten  (1880). 

aber  etwas    von  ihrer    hohen   Lebensenergie   eingebüsst  zu  haben.     (Nach   Biedermaun's 
Centralbl.  f.  Agriculturchemie  1880,  S.  776.) 

25.  Reinke,  J.  Deber  den  Einfluss  mechanischer  Erschütterung  auf  die  Entwickelong  der 
Spaltpilze.     (.Pflüger's  Archiv  f.  d.  ges.  Physiologie,  Bd.  XXIII,  1880,  S.  434—446.)  • 

Verf.  beleuchtet  die  Controverse  zwischen  Horvath  und  Naegeli  über  obigen  Gegen- 
stand und  schildert  dann  eigene  Versuche.  Mittelst  eines  von  ihm  construirteu  Apparates 
liess  er  longitudinale  Schallschwingungen  auf  Bacterien  in  Horvath's  Nährlösung  oder  in 
einer  verdünnten  Lösung  von  Liebig'schem  Fleischextract  mit  etwas  Zuckersyrup  einwirken. 
Er  fand  dabei,  dass  in  der  erschütterten  Nährlösung  sich  die  Spaltpilze  weit  langsamer  ent- 
wickeln als  in  einer  in  Ruhe  befindlichen  Flüssigkeit.  Völlig  sistirt  wurde  ihre  Vermehrung 
nicht.  Die  Temperatur  in  dem  Schüttelgefässe  erfuhr  keine  merkbare  Steigerung,  Den 
Schluss  der  Arbeit  bilden  theoretische  Betrachtungen  zur  Analogie  der  Schall-  und  Licht- 
wirkungen etc. 

26.  M.  Lapczinsky.  Fundorte  von  Spirochaete  piicatilis.  (Der  Arzt  1880,  No.  22,  S.  362, 
St.  Peterburg  [Russisch].) 

Diese  Bacterie  wurde  massenhaft  in  St.  Petersburg  im  Schleime  gefunden,  welcher 
sich  an  den  Wänden  der  Gefässe  mit  Wasser  aus  der  Newawasserleitung  bildet,  wenn  sie 
lange  nicht  gereinigt  wurden.  Diese  Spirochaete  wurde  auch  im  Niederschlage  in  Karaffen 
mit  Newawasser  gefunden.  Batalin. 

27.  van  Tiegbem.  Anatomie  de  la  Moscbatelline  (Adoxa  moschatellina).  (Bulletin  de  la 
societe  botanique  de  France  1880,  p.  282-285.) 

Bei  der  Maceration  des  Rhizoms  der  Adoxa  in  Wasser  hatte  der  Verf.  Gelegenheit, 
ein  eigenthümliches  Verhalten  des  Bacillus  Amylohacter  zu  beobachten.  Während  dieser 
Organismus  in  stärkereichen  Geweben  sonst  nach  Auflösung  der  Mittellamellen  die  Cellulose 
zerstört,  ohne  die  Stärkeköruer  anzugreifen,  löste  er  im  Ädoxa-^\\\zom  nur  die  Mittel- 
lamellen und  durch  die  Tüpfel  in  die  Zellen  eingedrungen,  die  Stärke,  um  dann  Sporen 
zu  bilden. 

3.  Systematik  und  Entwickelungsgeschichte. 

28.  C.  Bergonzini.  Sopra  un  nuovo  Bacterio  colorato.  (Ann.  della  Soc.  dei  Naturalisti 
in  Modena  XIV,  p.  149.    Modena  1880.) 

Dem  Ref.  nicht  zugänglich.  0.  Penzig. 

29.  Eidam,  E.  lieber  die  Entwickelung  des  Sphaerotilus  natans  Etz.  sowie  über  dessen 
Verhältniss  zu  Crenothrix  und  zu  den  Bacterien.  (Verhandl.  d.  Bot.  Ver.  der  Prov. 
Brandenburg.    XXI.  Jahrg.  1879.    Erschienen  1880.     Sitzungsber.  S.  58.) 

Im  vegetativen  Zustande  stellt  Sphaerotilus  natans  lauge,  farblose,  in  eine  grosse 
Anzahl  gleichdicker,  mit  gleichmässigem  Plasmainhalt  erfüllter  Glieder  getheilte  Fäden  dar. 
Jeder  derselben  steckt  in  einer  farblosen  Scheide,  aus  welcher  seine  einzelnen  Zellen,  deren 
Membranen  starke  Neigung  zum  Aufquellen  und  Verschleimen  besitzen ,  oft  streckenweise 
herausgeschoben  werden.  Die  stets  bewegungslosen  Fäden  vermehren  sich  gewöhnlich  durch 
Zerfallen  in  zu  neuen  Fäden  auswachsende  Bruchstücke.  Verf.  beobachtete  im  Spätherbst 
eine  andere  Fortpflanzungsweise  der  Pflanze,  welche  darin  besteht,  dass  die  Zellen  zahl- 
reicher Fäden  sich  in  Sporangien  verwandeln.  Die  kleineu  sphärischen  Sporen  können  im 
Innern  ihrer  Mutterzelleu  Keimschläuche  treiben,  welche  die  Gallerthülle  der  verschleimenden 
Fäden  durchbrechen.  In  anderen  Fällen  unterbleibt  die  Keimung  der  Sporen  in  den  Fäden ; 
„man  findet  sie  dann  nach  erfolgter  Auflösung  der  Sporangien  massenhaft  in  Schleim  ein- 
gebettet zusammengehäuft,  ein  Verhalten,  in  welchem  sie  von  gewisser  BsLCterieU'Zoogloea, 
von  Micrococcus  oder  ^scococcws-Anhäufung,  durchaus  nicht  unterschieden  werden  können". 
Es  ist  damit  für  Sphaerotilus  der  von  Cohn  und  Zopf  bei  Crenothrix  beschriebene  Palmella- 
artige  Zustand  eingetreten.  Diese  Beobachtungen  und  die  Thatsache,  dass  mehrere  Bacterien- 
species  nach  Art  von  Leptothrix-Fädea  auswachsen  können,  zeigen,  nach  Eidam,  die  nahen 
Beziehungen,  in  welchen  diese  Pflanzen  zu  den  eigentlichen  Bacterien  stehen;  sie  dürfen 
aber  nicht  voreilig  verallgemeinert  werden.  Wenn  Cienkowski  behauptet,  dass  sämmtliche 
Bacterien  von  farblosen   Fadenalgen,  seineu  „Bacterieubildnern"  (Cladothrix,   Crenothrix^ 


Systematik  und  Entwickelungsgeschichte,  31-j 

Leptothrix,  Beggiatoa)  abstammen,  so  hat  er  wahrscheinlich  SpJiaerotihis  selbst  oder  eine 
diesem  verwandte  Alge  mit  ihrem  Palmellenzustand  beobachtet. 

30.  Eyferth,  B.    Zur  Morphologie  der  niederen  Pilze.    (Bot.  Ztg.  1880,  No.  40.) 

Dem  Verf.  ist  es  nach  seinen  Beobachtungen  zweifelhaft,  ob  zwischen  als  Cladothrix 
dichotoma  Cohn  bestimmten  Fäden  und  Sphaerotilus  natans  Ktzg.,  wie  ihn  Eidam  beschrieben 
hat  (Sitzungsber.  d.  Bot.  Ver.  d.  Prov.  Brandenburg  vom  25.  April  1879).  wirklich  generische 
Verschiedenheit  besteht.  In  solchen  Flüssigkeiten,  welche  ein  Ueberraass  von  organischer 
Substanz  enthalten,  soll  das  von  Cienkowski  (zur  Morphologie  der  Bacterieu  1877)  geschilderte 
Zerfallen  der  Fäden  in  Bacterien-  und  il/icrococc»s-aitigen  Zellen  eintreten;  in  weniger  über- 
füllten die  Bildung  und  das  seitliche  Auswachsen  von  Sporen,  welches  ebenfalls  Cienkowski 
und  ausführlicher  Eidam  (1.  c.)  beschreibt.  In  noch  reinerem  Wasser  endlich  findet  die 
Bildung  der  für  Sphaerotilus  beschriebenen  stärkeren  Scheiden  statt,  und  zwar  sowohl  der 
von  Eidam  allein  erwähnten  hyalinen  als  auch  der  von  Cienkowski  als  „Wände"  bezeichneten 
gefärbten.     Die  Entstehung  der  letzteren  wird  eingehender  beschrieben. 

Der  typische  SpliaerotUus  natans  soll  den  Reinigungsprocess  des  Wassers  sehr 
energisch  vollziehen  und  übelriechendes  sehr  bald  geruchlos  machen.  Ganz  zerfallene  Fäden 
schienen  pathologische  Zustände  bei  Infusorien  zu  bewirken. 

31.  Neelsen,  F.  Studien  über  die  blaue  Milch.  Habil.  Schrift.  8".  86  S.,  1  Tfl.  Breslau 
1880,    (Auch  in  Cohns  Beitr.  zur  Biologie  der  Pflanzen.     1880.     III,  2,  p.  187  ff.) 

Siehe  Bot.  Centralbl.  1880,  2,  S.  1649-1655. 

32.  Om  nogle  mikroskopiske  Planteorganismer.  Et  morfologisk  og  kritisk  Studie,  Af 
V.  A.  Poulsen,  (VidenskabeligeMeddelelserfraNaturh.  ForeningiKjöbenhavn  1879-80. 
p.  231-54) 

I.  Sarcinoglobidus  punctum  V.  A.  P.  Mit  diesem  Namen  hat  Verf.  einen  kleinen 
Organismus  benannt,  den  er  in  verfaultem  Tangschlamme,  im  Strande  bei  Kopenhagen 
Januar  1878  gesammelt,  entdeckt  hat.  Die  Pflanze  kommt  in  sehr  kleineu  scharf  contourirten, 
eigenthümlich  geformten  Klumpen  vor,  die  sich  bei  starker  Vergrösseruug  als  aus  zahlreichen 
überaus  kleinen  Zellen  zusammengesetzt  erwiesen  haben.  An  kleineren  Exemplaren  sieht 
man,  dass  diese  Zellen  durch  fortgesetzte  Theilungen  entstanden  sind.  Chlorophyll  fehlt. 
Wässrige,  sehr  verdünnte  Eosinlösuug  wird  von  den  Zellen  sehr  begierig  aufgenommen  und 
diese  dadurch  dunkelroth  gefärbt.  Verf.  meint,  die  Pflanze  gehöre  den  bacterienartigen 
Wiesen  und  sei  am  nächsten  mit  dem  Genus  Sarcina  verwandt.  Schliesslich  eine  lateinische 
Diagnose  und  Abbildungen  der  Pflanze. 

II.  Clamydomonas  uva  (0.  F.  Müll.)  Cohn.  Im  Hinterende  der  Zelle  findet  sich  eine 
grosse  Sammlung  etwas  unregelmässiger,  langartiger,  annäherungsweise  in  Längsreihen 
geordneter  Körner;  dieselben  zeigen  Amylumreaction  und  werden  als  Stärkekörner  auf- 
zufassen sein,  trotzdem  dass  die  Pflanze  chlorophyllfrei  ist.  Im  klaren  körnchenfreien  Vorder- 
eude  der  Zelle  hat  Verf.  zwei  schwach  rosenrothe,  pulsireude  Vacuolen  gefunden  und  ungefähr 
in  der  Mitte  einen  Zellkern.  Die  Zellen  hat  P.  immer  eiförmig  gemnden.  Gewisse  in  den 
Culturen  vorkommende,  kugelige,  chlorophyllfreie  Zellen  mit  deutlich  doppelt  contourirter 
Membran  und  ohne  Stärkeinhalt,  von  Cohn  als  „protococcusartige"  Ruhestadien  der 
besprochenen  Pflanze  angenommen,  werden  vom  Verf.  als  ein  Cystenzustand  von  Amoeben 
angesehen.  Wenn  die  Zellen  durch  sehr  verdünntes  Cyankaliuni  langsam  getödtet  werden, 
beobachtet  man  unter  anderen  Symptomen,  dass  sich  die  Cilien  allmählich  in  zwei  dem 
Vorderende  der  Zellen  angeheftete  Protoplasmakugeln  umwandeln.  Folgt  dann  eine  aus- 
führliche historische  Auseinandersetzung,  die  mit  einigen  kritischen  Bemerkungen  über  die 
von  Dallinger  und  Drysdal  gewonnenen  Resultate  abschliesst. 

III.  Sarcina  litoralis  sp.  nov.,  in  demselben  Tangschlamme  wie  Sarcinoglobulus 
gefunden,  wird  lateinisch  diagnosticirt  und  von  Abbildungen  erläutert.     0.  G,  Petersen. 

33.  Prazmowski,  A.    Untersuchungen    über  die  Entwickelungsgeschichte  und  Ferment- 
wirkung einiger  Bakterienarten.    Leipzig,    gr.  8".    55  S.    2  Tafeln. 

Die  Arbeit  beginnt  mit  einem  kurzen  historischen  Ueberblick  und  einer  Darstellung 
der  von  P.  angewandten  Methoden.  P.  benutzte  zu  seinen  Bacterienculturen  als  Substrat 
Stärke,  gekochte  Kartoffelstücke,  gekochtes  Hühnereiweiss,  Lupinensamen  etc.,  sowie  Nähr- 


312  Kryptogamen.  —  Pilze.    Schizomyceten  (1880). 

lösungen  folgonder  Zusammensetzung:  Auf  100  Th.  aq.  dest.  0.5  saures  phosphorsaures 
Kali,  0.5  schwefelsaure  Magnesia,  0.5  kohlensaures  Ammoniak,  0.05  Chlorcalcium  und 
1  chemisch  reines  Dextrin  oder  Rohrzucker.  Entsprechend  zusammengesetzte  Inuliulösung  und 
die  normale  Bacteripnnährünssigkeit  von  Cohn  waren  dem  Gedeihen  der  untersuchten  Arten 
nicht  günstig.  Ein  Theil  der  Resultate  der  Arheit  ist  hereits  früher  (Bot.  Ztg.  1879,  S.  409—424) 
mitgetheilt  werden.  Vgl.  Bot.  Jahresher.  1879,  S.  591,  No.  17.  Das  Folgende  enthält  das 
neu  Hinzugekommene. 

1.  Bacillus  siibtiUs  Cohn.  Unter  dem  Namen  versteht  P,  nicht  ausser  Bacillus 
anthracis  alle  Formen,  welche  in  lange,  dünne  Fäden  auswachsen  können,  sondern  nur  die 
von  Cohn  in  gekochten  Heuaufgüssen  cultivirte  und  eingehend  studirte  Art.  Er  beobachtete 
in  einer  von  ihm  selbst  construirten  feuchten  Kammer  die  Entwickelung  des  Organismus  und 
giebt  die  erste  ausführliche  Darstellung  seiner  Keimung.  Die  Sporen  fangen  1— IV2  Stunden 
nach  der  Aussaat  an,  ihren  Lichtglanz  zu  verlieren  und  anzuschwellen.  Nach  einer  weiteren 
1/2— 1  Stunde  sind  alle  blass  und  haben  das  Doppelte  ihres  Anfangsvolums  erreicht.  Ihr 
heller  Hof  und  ihre  dunklen  Contouren  sind  verschwunden;  dafür  tritt  an  ihren  beiden 
Polen  ein  halbmondförmiger  Schatten  auf.  Dieses  Aussehen  behalten  die  Sporen  bis  zu  der 
1—2  Stunden  später  erfolgenden  Auskeimung.  Beim  Herannahen  derselben  gerathen  sie  in 
eine  zitternde  Bewegung,  während  welcher  sieh  seitlich,  senkrecht  zur  Längsaxe  der  Spore, 
der  Keimschlauch  vorwölbt.  Die  entgegengesetzte  Seite  wird  dabei  nach  innen  eingebogen. 
Nach  10—15  Minuten  ist  das  Stäbchen  ausgeschlüpft  und  bleibt  vorläufig  ruhig  neben  der 
entleerten  Membran  liegen.  Häufiger  wird  es  noch  vor  Abstreifen  der  Sporenhaut  zu  einem 
gegliederten  Faden.  Die  Stäbchen  erlangen  bei  35"  C.  in  20  Minuten  doppelte  Länge  und 
spalten  sich  dann;  bei  40''  gingen  sie  in  lebhafte  Bewegung  über.  Bei  Abschluss  des  Sauer- 
stoffs starben  die  Stäbchen  ab.  Bei  Eintritt  der  Sporenbildung  haben  sie  ihre  Beweglichkeit 
verloren;  wie,  nach  F.,  alle  aerobien  Bacterien  im  Gegensatz  zu  den  anaerobien  im  Zustande 
der  Fructification  unbeweglich  sind.  Die  Sporen  sind  kleiner,  als  Cohn  angiebt,  welcher 
wahrscheinlich  den  dieselben  umgebenden  hellen  Lichthof  mit  in  Rechnung  zog.  Die  mit 
Hilfe  der  feuchten  Kammer  studirte  Entwickelungsgeschichte  wurde  durch  Culturen  im 
Grossen  geprüft.  Weder  bei  Luftzutritt  noch  bei  Luftabschluss  erwies  sich  B.  subtilis  als 
Gährungserreger.  Die  von  Fitz  (Berichte  der  Deutsch.  Chera.  Gesellschaft  Bd.  XI,  S.  47ff. 
und  1892  ff.)  beobachtete  anaerobie,  dem  B.  stibtilis  isomorphe  Form,  welche  Gährung  ver- 
anlassen soll,  ist  P.  nicht  begegnet. 

2.  Bacillus  ulna.  Die  Sporen  wurden  von  P.  unter  der  Schale  eines  Hühnereies 
gefunden. 

3.  Clostridium  hutyricuni  n.  sp.  ist  das  Ferment  der  Buttersäuregährung  und  zeichnet 
sich  durch  sein  Verhalten  zum  Sauerstoff  aus.  Der  letztere  unterdrückt  nach  P.  schon  in 
minimalen  Mengen  die  Keimung  dieser  Bacterie.  Auch  ihre  Sporenbildung  vollzieht  sich 
„höchst  wahrscheinlich"  ohne  Zuthun  des  Sauerstoffs. 

4.  Clostridium  polymyxa  n.  sp.  stimmt  morphologisch  und  entwickelungsgeschichtlich 
mit  Cl.  hutyricum  überein,  braucht  aber  zu  seiner  vollständigen  Entwickelung,  namentlich 
zur  Sporenbildung  und  Sporenkeimung,  freien  Sauerstoff.  Wenn  nach  erfolgter  Keimung 
der  Luftzutritt  abgeschlossen  wird,  tritt  Gährung  ein,  welche  in  Dextrinlösungen  ziemlich 
schwach,  in  Aufgüssen  von  gekochten  Kartoffelstücken  oder  Lupinensamen  viel  lebhafter 
verläuft.  Höherer  Gasdruck  sistirt  dieselbe,  während  Cl.  butyriciwi  einen  solchen  überraschend 
gut  verträgt.  Stärkeaufspeicherung  in  dieser  Bacterie  ist  von  der  Anwesenheit  von  Stärke 
im  Substrat  abhängig.  Weitere  bei  ihrer  Cultur  beobachtete  Eigenthümlichkeiten  sind  ein 
häufiges  Auftreten  ungegliederter  Fäden,  welche  jedoch  normale  Sporen  bilden,  und  die 
Umbildung  der  Stäbchen  und  Stäbcheureihen  in  längere  oder  kürzere  Ketten  ovaler  bis 
kugeliger  Zellen,  deren  Glieder  grossen  Micrococcen  ähneln.  P.  glaubt  indess  nicht  an  eine 
wirkliche  Metamorphose  des  Clostridium  in  Micrococcus,  sondern  sieht  in  den  Torulaketten 
eine  eigenthümliche  Zersetzungsform. 

5.  Vibrio  rugula  Müller.  Ist  wahrscheinlich  anaerobie  und  zersetzt  energisch  Cellulose. 
Der  allgemeine  Theil  der  Arbeit  enthält  zuerst  Bemerkungen  über  die  Zoogloeenbildung, 

welche  nach  dem  Verf.  durch  fortgesetzte  Zweitheilung  eines  einzelnen  Stäbchens  geschieht,  dessen 


"■  Systematik  und  Entwickelungsgeschichte.  313 

äussere  Membranschichten  zu  einer  Gallert  aufgequollen  sind.  Die  Bildung  der  Gallert 
scheint  durch  hinreichende  Sauerstoffzufuhr  und  eine  an  Kohlehydraten  reiche  Nahrung 
begünstigt  zu  werden.  Bei  Bacillus  wird  die  Entstehung  der  Zoogloca  complicirt  durch 
das  Auswachsen  der  Stähchengenerationen  zu  Scheinfäden,  welche  wieder  zu  Stäbchen 
zerfallen,  die  abermals  zu  Scheinfäden  auswachseu  Der  zweite  Abschnitt  des  allgemeinen 
Theils  behandelt  die  Anatomie  der  Sporen.  Sie  verdanken  ihren  Glanz  nicht  einem  besonderen 
Fettgehalt,  sondern  einer  Verdichtung  des  Protoplasmas.  Der  Lichthof  der  Sporen  ist 
eine  auch  anderwärts  zu  beobachtende  optische  Erscheinung,  welche  mit  ihrer  starken 
Lichtbrechung,  z.  B.  vor  der  Keimung,  schwindet. 

Die  „Schlussbetrachtungen  nebst  systematischen  Bemerkungen"  discutiren  die  Frage, 
ob  und  wieweit  die  Unterscheidungsmerkmale  der  Bacterien  generischen  oder  specifischen 
Werth  haben,  und  betonen  nochmals,  dass  durch  die  vorliegende  Arbeit  dargethan  sei,  dass 
die  Bacterien  sich  auf  Grund  der  Morphologie  und  Entwickelungsgeschichte  in  natürliche 
Ordnungen  gliedern  lassen. 

34.  Thin,  G.  On  Bacterium  foetidum.  An  organism  associated  with  profuse  Sweating 
from  the  Soles  of  the  Feet.  (Proceedings  of  the  Royal  Society  of  London,  vol.  XXX, 
1880,  p.  473—478,  mit  1  Tafel.) 

Der  üble  Geruch  des  Fusschweisses  kommt,  nach  Th.,  dem  Schweisse  während 
seiner  Ausscheidung  nicht  zu,  sondern  entwickelt  sich  erst,  wenn  die  ausser  dem  Schweisse 
auch  Serum  enthaltende  Flüssigkeit  von  den  Strümpfen  aufgesaugt  wird.  In  solchen  feuchten 
Strümpfen  fand  Th.  Micrococcen,  M'clche  er  in  humor  vitreus  aus  Augen  von  Ochsen  und 
Schafen  bei  94— 98"  F.  rein  cultivirte.  Nach  der  Beobachtung  vieler  Einzelstadien  schildert 
er  die  Entwickelung  derselben.  Zunächst  scheinen  sich  die  Coccen  zu  theilen.  Dann  treten 
an  ihre  Stelle  keilförmige  oder  kahntörmige  Körper,  welche  eins  oder  mehrere,  mitunter 
ihre  Stelle  verändernde  glänzende  Kügelchen  enthalten.  Jene  Körper  sollen  in  Stäbchen 
übergehen,  in  deren  Innerem  sich  neben  den  Kügelchen  trübes  Protoplasma  unterscheiden 
lässt.  In  anderen,  oft  mehrgliedrigen  Stäbchen  ist  der  Inhalt  homogen.  Dieselben  zerfallen 
später  entweder  in  ihre  Glieder  oder  verlängern  sich  zu  Fäden,  um  dann  Sporen  zu 
bilden.  Vor  der  Sporenbildung  erfolgt  zuweilen  eine  Theilung  des  Fadeniuhalts  in  mehrere 
verschieden  lange  Stücke.    Ob  die  Fäden  mehrzellig  sind,  ist  uugewiss. 

In  Rübenaufguss  trat  keine  Sporenbildung  ein.  Alle  Culturgläser  zeigten  den 
charakteristischen  Geruch  des  Fussschweisses  ;  doch  nahm  er  von  Generation  zu  Generation 
an  Stärke  ab.  Als  Analogon  dazu  theilte  Lister  dem  Verf.  mit,  dass  seinen  Versuchen  nach 
Bacterium  lactls,  wenn  es  in  Urin  gezüchtet  wird,  in  den  späteren  Generationen  seine 
fermentative  Eigenschaft  verliert. 

35.  Tieghem,  M.  Ph.  van.  Sor  quelques  Bacteries  agregees.  (Bulletin  de  la  societe  botanique 
de  France  1880,  p.  148—153.) 

Verf.  nennt  „agregees"  Bacteriencolonien ,  deren  aus  einer  Anfangszelle  entstandene 
Glieder  untereinander  in  so  inniger  Berührung  stehen,  dass  sie  wie  verschmolzen  oder  durch 
eine  gelatinöse  Substanz  zusammengekittet  erscheinen.  Die  Colonien  sind  entweder  nackt 
oder  von  einer  resistenten  Membran  von  gelatinösem  Ansehen  umgeben,  welche  nach  jeder 
Theilung  des  Inhaltes  sich  ebenfalls  (heilt  und  so  auch  die  Bekleidung  der  Tochtercolonien 
liefert.  Die  Theilungen  der  Muttercolonie  können  nach  einer,  nach  "Zwei  oder  nach  den 
drei  Richtungen  des  Raumes  erfolgen,  wovon  die  Form  abhängt,  in  welcher  die  Tochter- 
colonien wenigstens  noch  eine  zeitlang  vereinigt  bleiben.  Trennt  man  die  Colonien,  so  bilden 
sich  aus  den  zerstreuten  Gliedern  neue.  Als  Beispiele  für  nackte  Colonien  beschreibt  der 
Verf.  eine  Anzahl  von  Arten  zweier  neuer  Genera:  Polybacteria  mit  stäbchenförmigen,  und 
Punctula  mit  sphärischen  Zellen.  Dieselben  fanden  sich  theils  auf  Pferdemistdecoct,  theils 
auf  faulenden  Samen.  Zu  den  mit  Membran  versehenen  Formen  gehört  das  Cohn'sche 
Genus  Aseococcus,  welches  eine  eingekapselte  Punctula,  und  das  neue  Genus  Ascobacteria, 
welches  eine  ebensolche  Polybacteria  darstellt.  Ascobacteria  kommt  auf  Flüssigkeiten  vor, 
in  denen  Leguminosensamen  faulten.  Alle  die  genannten  Bacterien  sind  aerobie  und  entwickeln 
in  eiweisshaltigen  Flüssigkeiten  meist  eine  grosse  Menge  von  Ammoniak.  —  In  einer  Schluss- 
betrachtung wird  der  Gedanke  ausgeführt,  dass  das  Verhalten  der  beschriebenen  Formen 


314  Kryptogamen.  —  Pilze.    Schizomyceten  (1880). 

geeignet  sei  die  Auffassung  der  Zelle  als  einer  unreducirbaren  morphologischen  und  physio- 
logischen Einheit  zu  modifiniren, 

36.  V.  Tieghem.  Observalions  sur  des  Bacteriacees  vertes,  sar  des  Phycochromacees 
Manches  et  sar  les  affinites  de  ces  deux  familles.  (Bulletin  de  la  societe  botanique 
de  France  1880,  p.  174—179.) 

Verf.  fand  in  Wasser,  welches  sich  auf  einem  jungen  Polyponis  angesammelt  hatte 
kleine,  in  der  Mitte  eingeschnürte  Stäbchen  von  rein  grüner  Farbe.  Dieselben  waren  in 
lebhafter  Theilung  mit  sofortiger  Trennung  der  Theilproducte  begriffen,  aber  völlig  unbeweglich. 
In  reinem  Wasser  liess  sich  nach  einigen  Tagen  im  Innern  einer  grossen  Anzahl  der  Stäbchen 
je  ein  stark  lichtbrechender,  rundlicher  Kern  constatiren.  Der  übrige  Inhalt  dieser  Stäbchen 
war  gelblich  oder  ganz  farblos.  Bei  anderen  war  der  Kern  durch  Resorbtion  der  Zellmembran 
frei  geworden,  v.  Th.  hält  die  Kerne  für  Sporen  und  nennt  den  beschriebenen  Organismus 
Bacterium  viride,  Bildung  und  Keimung  derartiger  Sporen  beobachtete  er  bei  einer  ähnlichen, 
von  ihm  als  Bacillus  virens  bezeichneten  Art.  Dieselbe  bildet  etwas  gelblich  grüne  Fäden, 
in  deren  Gliedern  nach  längerem  Verweilen  in  der  Dunkelheit  unter  Entfärbung  die  „Kerne" 
erschienen.  Dieselben  keimten  mit  einem  dünnen  septirten  Faden,  der  am  Licht  bald  ergrünte. 
Eine  dem  Bacillus  virens  verwandte  Form  ist  das  bereits  1852  mit  seinen  Sporen  von  Perty 
abgebildete  Sporonema  graeile.  Gestützt  auf  das  hier  Mitgetheilte  und  auf  Beobachtungen 
an  einer  farblosen  SpiruUna  verwirft  Verf.  die  Cohn'sche  Nebeneinanderstellung  der  Bacteriaceen 
und  Phycochromaceen.  In  beiden  Gruppen  kommen,  meint  er,  chlorophyllfreie  und  chloro- 
phyllhaltige  Formen  vor;  bei  den  Phycochromaceen  aber  ist  das  Chlorophyll,  wo  es  auftritt, 
mit  Pbycocyan  gemischt,  während  es  bei  den  Bacteriaceen  rein  erscheint.  Ein  weiterer 
Unterschied  liegt  in  der  Sporenbildung,  welche  bei  den  ersteren  durch  üebergehen  einer 
vegetativen  Zelle  in  einen  Dauerzustand,  bei  den  letzteren  endogen  erfolgt. 
36.a.  Letzerich.  Untersuchangen  über  die  morphologischen  Unterschiede  einiger  patho- 
gener  Schistomyceten.    (Archiv  für  experimentelle  Pathologie,  Bd.  12,  p.  351.) 

S.  Jahresbericht  über  die  Leistungen  und  Fortschritte  in  der  gesammteu  Medizin 
von  Virchow  und  Hirsch.,  -Tahrg.  XV. 

4.  Spaltpilze  bei  Fäalniss-  und  Gährnngsprocessen. 

37.  C.  Bergonzini.  Sul  modo  di  agire  di  alcane  cause  che  ritardano  la  putrefazione : 
studi  sperimentali.  („Lo  Spallanzani",  Ser.  II,  Anno  IX,  fasc.  7-8.)  Modena  1880. 
12  p.  in  80. 

Dem  Ref.  nicht  zugänglich.  0.  Penzig. 

38.  Ciszkiewicz,  Th.  v.  lieber  die  Gährung  des  schleimsanren  Ammoniaks.  (In.-Diss. 
Bern,  8'',  14  S.     Riga  1879.) 

Nach  den  Versuchen  der  Verfasserin  wurde  schleimsaures  Ammoniak,  an  der  Luft 
bei  40"  C.  digerirt,  durch  Spaltpilze  nach  40tägiger  Gährung  fast  vollkommen  zu  kohlen- 
saurem Ammoniak  verbrannt,  während  bei  15— 20 '  C.  ebenfalls  unter  Gegenwart  von  Spalt- 
pilzen eine  bisher  unbekannte  Gährung  eintrat,  die  am  ersten  der  schleimigen  Gährung  des 
Zuckers  zu  vergleichen  war.  In  beiden  Fällen  wurden  als  Spaltungsproducte  wesentlich 
nur  Kohlensäure  und  Wasser  erhalten.    (Nach  Bot.  Centralblatt  1880,  I,  S.  163.) 

39.  Duclaux.  Sur  les  ferments  des  matieres  albuminoides.  (Comptes  rendus  h.  des 
seances  de  l'Academie  des  sciences,  t.  91,  1880,  p.  731 — 734.) 

Der  Verf.  hat  die  Käsebildung  studirt  und  die  Organismen,  welche  ihm  bei  dieser 
Arbeit  begegnet  sind,  nach  den  Pasteur'schen  Culturmetheden  isolirt,  um  besonders  ihr  physio- 
logisches Verhalten  näher  kennen  zu  lernen.  Auf  ihre  morphologischen  oder  entwickelungs- 
geschichtlichen  Unterschiede  geht  er  nicht  ein.  Die  Fermente  der  Eiweisssubstanzen  sind, 
nach  seinen  kurzgefassteu  Mittheilungen,  aerobie,  anaerobie  oder  beides  zugleich.  In  Milch 
cultivirt,  verwandeln  sie  das  Caseüi  in  lösliche  Substanzen  ähnlicher  Zusammensetzung,  und 
zwar  üben  die  Aerobieu  diese  Thätigkeit  langsam  und  regelmässig  aus,  die  Anaerobien 
unter  Eutwickelung  von  Kohlensäure  und  Wasserstoff,  wobei  ein  Theil  des  letzteren  zu 
Schwefelwasserstoff  und  Phosphorwasserstoff  wird.  Die  letzteren  müssen  bei  der  Käse- 
fabrikation ausgeschlossen  werden.    Ausser  den  genannten  Producten  findet  man  in  den 


Spaltpilze  bei  FäulBiss-  und  Gährungsprocessen.  315 

Flüssigkeiten,  in  welchen  jene  Fermente  gelebt  haben,  Alkohole,  Oxalsäure,  Ammoniaksalze 
von  Fettsäuren,  Animoniumcarbonat,  Leucin ,  Tyrosin  und  andere  krystallisirbare  Amide, 
darunter  den  Harnstoff.  Dieselben  Substanzen  und  dieselben  Fermente  können  im  Magen 
gefunden  werden.  Die  Organismen  nehmen  hier  an  Zahl  zu  mit  dem  Fortschreiten  des 
Verdauungsprocesses,  bei  dessen  Beurtheilung  sie  also  ebenso  wie  die  von  ihnen  ausge- 
schiedenen löslichen  Fermente  zu  berücksichtigen  sind.  Zu  den  letzteren  gehören  z.  B. 
zwei,  deren  eines  dem  Lab  des  Kälbermagens  analog  ist,  während  das  andere  eine  Art  von 
Pepsin  darstellt.  Es  verwandelt  die  abgerahmte  Milch  in  wenigen  Minuten  in  eine  durch- 
sichtige, homogene,  uncoagulirbare  Flüssigkeit  von  hellerer  Farbe  als  die  Molken. 

Die  Mittheilung  des  Verf.  enthält  keinerlei  nähere  Angaben  über  die  von  ihm  an- 
gestellten Versuche. 

40.  Fitz,  A.    lieber  Spaltpilzgährangen.    VI.  Mittheilung.   (Ber.  der  Deutschen  Chem.  Ges. 
1880,  S.  1309.) 

Gährungsvcrsuche  mit  Propionsäure  und  normaler  Valeriansäure  aus  milchsaurem  Kalk. 

41.  Friedrich,  J.  J.    Bacteria  and  Insect-Larvae.    (Am.  Journ.  Micr.,  V  [1880J,  p.  34,  from 
„Medical  Record".     Nach  Journal  of  the  R.  Microscopical  Society,  1880,  p.  312.) 

Verf.  fand,  dass  Flüssigkeiten,  welche  faulende  Fleischtheile  und  Pflanzen  enthielten, 
nachdem  sich  Larven  von  Culex  pipiens  in  ihnen  entwickelt  hatten,  klar  und  geruchlos 
wurden.  Er  sieht  in  den  Insectenlarven  ein  wichtiges  Hilfsmittel  zur  Bewältigung  septischer 
Processe. 

42.  Karsten,  H.    Amyloid-  and  Fett-Hysterophymen.    (Zeitschr,  des  Allgem.  Oesterr.  Apo- 
theker-Vereins 1880.    Nach:  Journal  of  the  Royal  Microsc.  Soc.  HI,  1830,  p.  1020.) 

K.  bespricht  die  chemische  Zusammensetzung  der  Torulae,  Bacteria  und  Vibriones 
und  anderer  Fäulniss-  und  Gähmngserreger.  Er  hält  sie  nicht  für  selbständige  Organismen, 
sondern  für  pathologische  Zellformen.  Ihre  Bildung  hängt,  seiner  Ansicht  nach,  ab  von 
der  Gegenwart  einer  gewissen,  in  Wasser  löslichen,  organischen  Substanz  mit  Phosphorsäure 
und  ihren  Salzen  und  einem  Mangel  an  Nährsalzen  in  der  oberflächlichen  Schicht  des 
Substrats.  Die  Zufügung  von  Zucker  zu  einer  butterhaltigen  Nährflüssigkeit  soll  die  Ent- 
Wickelung  der  Vibriones,  Bacteria,  Micro-  und  Di-Cocci  in  Tori<Za-Zellen  verursachen. 

43.  Nencki  and  Schaffer.    Ueber  die  chemische  Zusammensetzung  der  Fänlnissbacterien. 
(Journ.  f.  prakt.  Chem.    Neue  Folge,  Bd.  20,  1879,  S.  443-466.) 

Die  Bacterien  wurden  „durch  Pancreassaft"  theils  in  Gelatinelösung,  theils  in  eine 
Lösung  von  schleimsaurem  Ammoniak  mit  Zusatz  mineralischer  Nährstoffe  ausgesäet  und 
in  grossen  Mengen  gezüchtet.  Die  Trockensubstanz  der  reifen  Bacterien  enthielt  ungefähr 
84^^/0  Eiweiss  und  6%  Fett.  Die  Verff.  glauben,  dass  dieses  Eiweiss  („Mycoprotein")  eine 
eigenthümliche,  durch  ihre  elementare  Zusammensetzung  von  allen  bisher  bekannten  Eiweiss- 
stoffen  verschiedene  Substanz  sei,  welche  nur  14.7%  Stickstoff  enthält.  (Nach:  Biedermann's 
Centralblatt  für  Agriculturchemie  etc.,  9.  Jahrg.,  1880,  S.  319.) 

44.  Salkowski,  E.  u.  H.   Weitere  Beiträge  zur  Eenntniss  der  Fäulnissproducte  des  Eiweiss. 
(Berichte  der  Deutschen  Chem.  Ges.  1880,   S.  189.) 

45.  Dieselben.    Ueber  die  scatolbildende  Substanz.    (Ib.  p.  2002.) 

Die  beiden  Artikel  sind  nur  chemischen  Inhalts. 

46.  Greg.  Tarasewitz.    Wirkung  des  Ghloralhydrates  auf  den  Fäulnissprocess. 

Diese  Angaben  entnehmen  wir  aus  der  Dissertation  „Zur  Frage  über  die  Heilung 
der  Septicaemie  mit  Chloralhydrat  (1880,  St.  Petersburg,  8",  128  S.;  russisch)",  in  welcher  der 
Verf.  experimentell  nachweist,  dass  diese  Verbindung  bei  der  künstlich  hervorgerufenen 
Septicaemie  einen  unzweifelhaften  Einfluss  ausübt:  in  einigen  Fällen,  bei  starker  Entwickelung 
des  septischen  Processes,  schwächte  es  nur  die  Wirkung  des  septischen  Giftes  ab ;  in  anderen 
leichteren  Fällen  beförderte  es,  die  Entwickelung  und  die  Höhe  der  Fieberparoxysmen  ver- 
zögernd, dadurch  das  vollständige  Heilen.  Neben  diesen  und  einigen  anderen  rein  medi- 
zinischen Versuchen  hat  der  Verf.  einige  Beobachtungen  über  die  Wirkung  des  Ghloralhydrates 
auf  die  Bacterien  des  Fäulnissprocesses  gemacht.  Für  diese  Versuche  wurde  die  Pasteur'sche 
Flüssigkeit  genommen,  sorgfältig  in  Röhrchen  gekocht  und  zu  ihr  3  Tropfen  des  faulen 
Fleischaufgusses  hinzugegossen,   zu   welchem  aber   5—10—15  und  30  Minuten  vor  dem 


316  Kryptogamen.  —  Pilze.    Schizomyceten  (1880). 

Beginne  des  Versuches  1  ^^/o  des  Chloralhydrates  beigemengt  wurde;  in  andere  gleiche 
Röhrchen  mit  derselben  Flüssigkeit  wurden  auch  3  Tropfen  des  faulen  Aufgusses,  aber 
ohne  Chloralhydrat,  gegossen.  An  dem  folgenden  Tage  erwies  es  sich  schon,  dass  in  den 
letzten  Controlröhrchen  die  Entwickelung  der  Bacterien  sehr  rasch  vor  sich  ging;  in  den 
anderen  (mit  Chloralhydrat)  waren  sie  alle  todt;  dasselbe  wurde  auch  nach  Verlauf  von 
3  Tagen  beobachtet.  —  Ebenfalls  wurde  die  antiseptische  Wirkung  des  Chloralhydrates  auf 
den  Gang  der  Fäulniss  des  Blutes  und  des  Fleisches  nachgewiesen.  Beim  Zusätze  von  1/2  g 
des  Chloralhydrates  zu  500  g  des  defibrinirten  Blutes  wurde  die  Fäulniss  wenigstens  eine 
Woche  lang  aufgehalten,  —  und  erst  nach  Verlauf  dieser  Zeit  trat  die  Fäulniss  ein; 
beim  Zusätze  von  1  g  Chloralhydrat  zu  100  g  von  undefibrinirtem  Blute  (eigentlich  90  g  Blut 
und  10  g  Wasser)  wurde  die  Fäulniss  vollständig  aufgehoben  und  im  Laufe  zweier  Monate 
(Dauer  des  Versuches)  vertrocknete  die  Flüssigkeit,  keine  Spur  von  Fäulniss  zeigend, 

Batalin. 

47.  Wernich.  Wirkung  der  FäuJnissproducte  auf  Spaltpilze.  (Aus  „Virchow's  Archiv  für 
patholog.  Anatomie"  78.  Bd.,  S.  51;  cit.  in  Biedermann's  Centralbl.  für  Agr.-Chemie 
1880,  S.  224.) 

Wichtig  auch  für  die  Phytopathologie  kann  die  Ansicht  des  Verf.,  der  nur  die 
Krankheiten  des  menschlichen  Körpers  im  Auge  hat,  werden,  falls  sich  bestätigen  sollte, 
dass  die  Fäulniss-Bacterien  aus  ihrem  Eiweisssubstrat  durch  ihre  eigene  Tbätigkeit  ein  Gift 
entwickeln,  das  ihre  Weiterentwickelung  beschränkt  oder  verhindert.  Dadurch  lässt  sich  die 
Thatsache  erklären,  dass  nach  einer  gewissen  Zeit  in  allen  von  Bacterien  bewohnten  Flüssig- 
keiten ein  Aufhören  des  Bacterienlebens  stattfindet,  so  dass  dieselben  die  Fähigkeit  verlieren, 
in  frischen  empfänglichen  Nährflüssigkeiten  neues  Bacterienleben  hervorzurufen.  Baumann 
und  Nencki  haben  auch  gefunden ,  dass  das  bei  der  Fäulniss  entstehende  Phenol  der  Ent- 
wickelung der  Bacterien  schädlich  sei.  Verf.  kam  nun  zu  demselben  Resultate  mit  folgenden 
Prodncten  der  Eiweissfäulniss:  Pheuylpropionsäure,  Phenylessigsäure ,  Indol,  Scatol,  Krosol 
und  Phenol. 

Verf.  spricht  nun  vermuthungsweise  aus,  dass  gerade  so  wie  die  Bacterien  durch 
ihren  Stoffwechsel  ihren  eigenen  Untergang  einleiten,  auch  bei  höher  organisirteu  Pilzen 
dies  der  P'all  sein  könne,  und  dass  mau  durch  kleine  Mengen  dieser  Gifte  der  Uebertragung 
gleichartiger  Bacterien  und  Pilze  vorbeugen  könne.  P.  Sorauer. 

5.  Spaltpilze  in  Beziehung  zu  Krankheiten. 

48.  Rosenthal,  N.  Darstellung  und  Kritik  der  verschiedenen  Theorien  über  die  Bedeutung 
gewisser  niedrigster,  pflanzlicher  Organismen  als  Krankheitserreger.  Inaug.-Dissert. 
Berlin  1880. 

49.  Zur  Aetiologie  der  Infectionskrankheiten  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Pilz- 
theorie. (Vorträge  gehalten  in  den  Sitzungen  des  Aerztlichen  Vereins  zu  München  im 
Jahre  1880,  München  1881,  gr.  8",  432  S.  mit  Abb.  u.  Curventafeln.) 

Die  Vorträge  erheben,  laut  der  Einleitung,  nicht  den  Anspruch,  die  einschlägigen 
Fragen  erschöpfend  zu  besprechen,  „dieselben  beabsichtigen  nur  in  referirender  und  kritischer 
Form  den  gegenwärtigen  Standpunkt  der  Forschung  zu  fixiren  und  dadurch  weitere  Kreise 
anzuregen  und  zu  belehren".  Da  neue  Beobachtungen  bezüglich  der  botanischen  Seite  des 
Gegenstandes  kaum  mitgetheilt  werden,  genügt  es,  die  Titel  der  Vorträge  anzuführen: 
I.  R.  Hartig.  lieber  die  durch  Pilze  bedingten  Pflanzenkrankheiten.  II.  0.  Bollinger. 
Ueber  die  Pilzkrankheiten  niederer  und  höherer  Thiere.  III.  H.  Buch n er.  Ueber  die 
Wirkungen  der  Spaltpilze  im  lebenden  Körper.  IV.  F.  Bezold.  Ueber  Otomykosis. 
V.  Port.  Zur  Aetiologie  des  Abdominaltyphus.  VI.  J.  Soyka.  Ueber  die  Natur  und 
Verbreitungsweise  der  Infectionserreger.  VII.  A.  Weil.  Die  Pilze  der  Zahnkrankheiten. 
VIII.  Oertel.  Ueber  die  Aetiologie  der  Diphtherie.  IX.  H.  Ranke.  Zur  Aetiologie  der 
Diphtherie.  X.  Zur  Aetiologie  der  Diphtherie.  Discussion.  XL  H.  Buchner.  Ueber  die 
Bedingungen  des  Uebergangs  von  Pilzen  in  die  Luft  und  über  die  Einathmung  derselben. 

XII.  M.  V.  Pettenkofer.     Ueber   Cholera  und   deren   Beziehung  zur  parasitären  Lehre. 

XIII.  Aug.  V.  Rothmund,     Ueber  den  gegenwärtigen   Standpunkt    der  Lehre  von  den 


Spaltpilze  in  Beziehung  zu  Krankheiten.  317 

infectiösen  Erkrankungen  des  Auges.  XIV.  0.  Bollinger.  Ueber  Fleischvergiftung, 
intestinale  Sepsis  und  Abdomiualtyphus.  XV.  J.  Kerschensteiner.  Ueber  infectiüse 
Pneumonie. 

50.  Lewis,  T.  R.  Les  micropbytes  du  sang  et  leurs  relations  avec  les  maladies.  Publie 
par  J.  L.  Lanessau,    Paris  1880.     Avec  30  fig. 

Nicht  gesehen. 

51.  Parkin,  J.  Epidemiology  or  the  remote  cause  of  epidemic  disease  in  tbe  animale 
and  in  the  vegetable  creation.  2  ed.,  Part.  II.  London  1880.  S*»,  447  pag.  With 
maps.  cloth. 

Nicht  gesehen. 
51a.  Wolff,  Max.   Zur  Bacterienlehre  bei  accidentellen  Wundkrankheiten.  (Virchow's  Archiv, 
Bd.  81,  S.  193  u.  385.) 

52.  Fasteur,  L  De  l'extension  de  la  tbeorie  des  germes  ä  l'etiologie  de  quelques  mala- 
dies communes.  (Comptes  reudus  h.  des  seances  de  l'Academie  des  sciences  1880,  t.  90, 
p.  1033—1044.) 

P.  hat  bei  den  Furunkeln,  bei  Osteomyelitis  und  beim  Puerperalfieber  besonders  im 
Eiter  Bacterien  gefunden,  welche  er  als  Veranlasser  der  genannten  Leiden  ansieht.  Er 
verfuhr  in  der  Weise,  dass  er  mit  kleinen  Portionen  des  Eiters  oder  anderer  von  dem 
erkrankten  Körper  ausgeschiedener  Flüssigkeiten  Hühnerbouillon  oder  Hefenwasser  inficirte 
und  die  auftretende  Bacterienvegetation  untersuchte.  Aus  seinen  Beobachtungen  leitet  er 
therapeutische  Massregeln  ab. 

53.  Arndt,  R.  Beobachtungen  an  Spirocbaete  denticola,  der  Spirocbaete  des  Zabnscbleims. 
(Archiv  für  pathologische  Anatomie  und  Physiologie  etc.  h.  von  R.  Virchow,  Bd.  79, 
S.  76-86.) 

Verf.  vertritt,  gestützt  auf  einige  Beobachtungen,  die  Ansicht,  dass  die  Sp.  denticola 
genannten  Gebilde  Zersetzungsproducte  der  Speichelkörperchen  seien. 

54.  Fräul.  B.  Bednjakow  und  Tb.  Ryndowsky.  Spirocbaetea  im  Speichel  der  Recarrenz- 
kranken.    (Der  Arzt  1880,  No.  36,  S.  591  [Russisch].) 

Bei  den  Kranken  mit  Recurrenztyphus  wurden  im  Speichel  die  Spirochaeten  gefunden, 
Vielehe  denen,  die  im  Blute  bei  dieser  Krankheit  sich  befinden,  ähnlich  waren.  Andere 
Beobachter  fanden  sie  hier  nicht.  Da  Steiuberg  und  Cohn  im  Schleime  der  Mundhöhle 
ähnliche  Bildungen  gefunden  haben,  so  wurde  der  Speichel  Gesunder  und  vieler  verschieden 
Kranker  auf  ihr  Vorhandensein  untersucht  doch  wurden  die  Spirochaeten,  welche  bei  Re- 
currenzkranken  auftraten,  in  diesen  i'ällen  nie  gefunden,  so  dass  man  annehmen  muss, 
dass  die  Spirochaeten  nur  dem  Speichel  der  Recurrenzkranken  eigen  sind.     Batalin, 

55.  Guttmann,  P.  Zur  Histologie  des  Blutes  bei  Febris  recurrens.  (Archiv  für  patholog. 
Anatomie  und  Physiologie,  h.  von  R.  Virchow,  Bd.  80,  S.  1  -  9.) 

56.  Flatzer.  lieber  Febris  recurrens.  (Sitzungsberichte  der  Physikalisch -Medicinischen 
Gesellschaft  zu  Würzburg  1880,  IX.  Sitzung,  S.  XXXVIII.) 

Mycologisch  interessant  ist  aus  dem  Vortrag  nur  die  Bestätigung  der  Beobachtung, 
dass  die  Spirillen  in  dem  Kranken  entnommenem,  in  Glasröhren  aufbewahrtem  Blut  sich 
länger  lebend  erhielten,  als  im  Körperblut,  wo  sie  nach  wenig  Stunden  verschwinden.  Auch 
wurde  wieder  beobachtet,  dass  spirillenfreies  Blut,  kurz  vor  dem  Anfalle  entnommen,  Spi- 
rillen bekommt. 

57.  Ebertb,  C  J.  Die  Organismen  in  den  Organen  bei  Typbus  abdominalis.  (Archiv  für 
pathologische  Anatomie  u.  Physiologie,  h.  von  R.  Virchow,  Bd.  81,  S.  58—73  m.  1  Taf.) 

Verf.  fand  in  der  Milz  und  den  Lymphdrüsen  Typhuskranker  Micrococcen  und 
Bacillen,  letztere  in  mit  der  längeren  Dauer  der  Krankheit  abnehmender  Zahl.  Dieselben 
färbten  sich  im  Gegensatz  zu  den  Fäulnissbacillen  im  Blut  und  den  „in  den  mortificirten  Darm- 
partieen  gelegenen  Micrococcen  und  Bacillen"  in  Methylviolett  und  Bismarckbraun  nur  schwach; 
ein  Verhalten,  welches  sie  auch  von  den  Organismen  der  Pyämie  und  Diphtherie  unterscheidet. 

58.  G.  Tizzoni.  Studi  di  patologia  sperimentale  sulla  genesi  e  suUa  natura  del  tifo 
addominale.    (Atti  della  R.  Acc.  dei  Lincei,  Anno  CCLXXVII,  p.  113  -116,  Roma  1880.) 

Verf.  hat  im  Anschluss  an  die  Letzerisch 'sehen  Experimente  verschiedene  Versuche 


318  Kryptogamen.  —  Pilze.    Schizomyceten  (1880). 

angestellt,  den  Unterleibstyphus  durch  Injection  von  Ansteckungsstoffen  auf  gesunde  Thiere 
zu  übertragen.  Dies  ist  ihm  gelungen  vorzugsweise  mittelst  Injection  der  in  iuficirtem 
Trinkwasser  enthaltenen  festen  (nicht  filtrirbaren)  Substanzen,  während  die  festen  Körper, 
welche  er  aus  inficirter  Luft  erhalten  hat,  keinerlei  Resultat  lieferten.  Die  microskopische 
Prüfung  der  alterirten  Körpertheile  zeigte  constant  die  Gegenwart  pflanzlicher  Parasiten 
aus  der  Familie  der  Schizomyceten,  „kleine  gelbliche  Kügelchen;  stark  lichtbrechend,  mit 
lebhafter  Bewegung  und  oft  zu  Ketten  oder  Rosenkränzen  gruppirt".  Diese  Körperchen 
zeigten  lebhafte  Resistenz  gegen  Kalilösung  (bis  36  %),  Essigsäure,  Chloroform.  Ausserdem 
fanden  sich  (selten)  ächte  Mycelien  mit  kurzgliedrigen,  dichotomisch  getheilten  Fäden  und 
grössere  Kugeln,  welche  Verf.  für  Zoo gloea -Formen  der  eben  geschilderten  Parasiten  hält. 
Speciale  Culturen  hat  Verf.  mit  diesen  Organismen  nicht  anstellen  können  —  über- 
haupt sind  seine  Angaben  wohl  mit  Vorsicht  aufzunehmen.  0.  Penzig  ^^Padua). 

59.  Cuboni  e  Marchiafava.  Nuovi  studi  suUa  natura  della  malaria.  (Atti  della  R.  Acc. 
dei  Nuovi  Lincei  Ser.  III,  Trafunti  Vol.  V.,  fasc.  1,  1881,  p.  19—21.  [Seduta  del 
5.  12.  1880] ) 

Nachdem  schon  im  vorigen  Jahre  (s.  Jahresber.  1879, 1,  603}  Tommasi-Crudeli  und 
Klebs  erwiesen,  dass  der  Bacillus  Malariae,  welcher  sich  in  grosser  Menge  im  Wasser,  im 
Boden  und  in  der  Luft  inficirter  Gegenden  findet,  den  Grund  zu  den  perniciosen  Sumpf- 
fiebern abgebe,  blieben  doch  noch  viele  Fragen  in  der  Biologie  des  Spaltpilzes  zu  lösen  übrig. 

Lange  Zeit  konnte  der  Parasit  nicht  im  Blute  lebender  Kranken  coustatirt  werden, 
und  erst  neuerdings  entdeckten  die  Verff.  grosse  Mengen  davon  auch  zur  Lebenszeit  der  Er- 
krankten. Der  Grund  zu  den  früheren  negativen  Resultaten  liegt  darin,  dass  das  Blut  zur  Zeit 
der  Fieberhitze  gar  keine  i?aciWt«s-Stäbchen  enthält,  sondern  nur  Sporen:  zur  Zeit  der  Fieber- 
kälte nur  finden  sich  auch  die  typischen  Stäbchen  massenhaft  im  Blut.      0.  Penzig. 

60.  Tommasi-Crudeli.  Sulla  preservazione  dell'  uomo  nei  paesi  di  malaria.  (Transunti 
della  R.  Acc.  dei  Lincei  Ser.  III,  Vol.  V,  fasc.  1,  p.  22-24.)    Roma  1880. 

Dem  Ref.  nicht  zugänglich. 

61.  Tommasi-Crudeli.    Sulla  malaria.    (Ibidem,  fasc.  1,  p.  19-21.) 

Dem  Ref.  nicht  zugänglich.  0.  Penzig. 

62.  Tommasi-Crudeli.  Sulla  distribuzione  delle  acque  uel  sottosuolo  romano,  e  sulla 
produzione  naturale  della  malaria.  (Atti  della  R.  Accademia  dei  Lincei  [Class.  fis. 
nat.],  Ser.  III,  Vol.  V.)    Roma  1880. 

Dem  Ref.  nicht  zugänglich.  0.  Penzig. 

63.  Corrado  Tommasi-Crudeli.  U  Bacillus  Malariae  nelle  terre  di  Selinunte  e  di  Campobello. 
(Atti  della  R.  Accad.  dei  Lincei,  Anno  CCLXXVII.)    Roma,  Marzo  1880,  p.  110—113. 

Neuere  Untersuchungen  des  Verf.  an  verschiedenen  Erdproben  aus  fieberreichen 
Gegenden  (von  Selinus)  in  Sicilien  bestätigen  vollkommen  die  früher  von  demselben  con- 
statirten  Thatsachen  in  Betreff  der  Malaria -Infection  und  geben  uns  eine  Bürgschaft  für 
Exactheit  seiner  Angaben.  Vier  Erdproben  aus  verschiedenen  Localitäten  um  Selinus  wurden 
d^  früher  erprobten  Culturen  unterworfen,  auf  welche  einzugehen  hier  nicht  Raum  ist, 
und  es  resultirte,  dass  in  allen  zvt^ar  £aciiZt«s- Sporen  vorhanden  waren,  doch  dass  nur  in 
den  Proben  aus  den  Sümpfen  von  Campobello  und  aus  dem  Alten  Hafen  von  Selinus  sich 
Bacillen  entwickelten.  Zum  Theil  wurden  schon  in  der  Erde  selbst  typische  JBacillus- 
Stäbchen  mit  je  einer  Spore  an  jedem.  Ende  und  oft  einer  dritten  in  der  Mitte  des  Stäbchens 
beobachtet;  allgemein  trat  diese  Erscheinung  erst  in  den  Specialculturen  (in  Gelatine, 
Urin  etc.)  auf,  wo  neben  der  Sporenbildung  und  dem  Freiwerden  derselben  auch  die  Keimung 
beobachtet  wurde.  Auch  die  gegliederten  Fäden,  welche  aus  Bacillns-St&hchen  und  Sporen 
zusammengesetzt  sind,  wurden  hier  ebenfalls  wieder  aufgefunden.  Bemerkenswerth  ist,  dass 
in  den  von  der  Luft  abgeschlossenen  Culturen  von  Bacillus  (in  zugeschmolzenen  Röhren)  keine 
Sporenbildung  eintrat.  0.  Penzig  (Padua). 

64.  Tommasi-Crudeli.  Altri  studi  sulla  natura  della  malaria.  („L'Idrologia  Medica", 
Anno  II,  No.  14,  15,  p.  156-159.) 

Verf.  theilt  die  neuesten  Resultate  der  eigenen  Untersuchungen  und  der  anderer 
Aerzte  über  den  Bacillus  Malariae  mit.    Die  wichtigsten  Ergebnisse  sind  in  Kürze  folgende : 


Spaltpilze  in  Beziehung  zu  Krankheiten.  3 ig 

1.  Die  Erde  iu  den  von  Malaria  heimgesuchten  Gegenden  ist  reich  an  entwickelten 
Bacillus,  oder  enthält  deren  Keime,  die  sich  in  der  Cultur  leicht  entwickeln  und  vermehren. 

2.  Die  Uebertragung  geschieht  hauptsächlich  durch  die  in  der  Luft  suspeudirten 
Bacillen,  die  sich  auf  jeder  feuchten  Oberfläche  leicht  in  Menge  absetzen.  So  gelang 
es  Cuboni,  dieselben  zahlreich  im  Schweisse  der  in  Malaria-Gegenden  Weilenden  auf- 
zufinden. 

3.  Die  Bacillen  finden  sich  im  Blute  der  Malaria-Kranken  und  der  künstlich  inficirten 
Thiere  nur  in  der  Invasious-Periode  des  Fiebers;  zur  Zeit  der  Acrae  sind  nur  Sporen  auf- 
zufinden. Wahrscheiulich  beruht  auf  dem  Wechsel  zwischen  Sporenerzeugung  und  Stäbchen- 
bildung die  lutermitteus  des  F'iebers. 

4.  Auch  durch  Bluttransfusionen  von  kranken  Thieren  in  gesunde  kann  die  Krankheit 
eingeimpft  weiden. 

Verf.  stellt  weitere  Untersuchungen  über  den  Gegenstand  in  Aussicht.     0.  Penzig. 

65.  Majocchi,  Domenico.  Sul  Bacillo  del  Mollusco  contagioso.  (Atti  della  E.  Accad.  dei 
Lincei  Ser.  III  [Transunti]  Vol.  V,  fasc.  3,  p.  77—79.)     Roma  1880. 

Bei  der  unter  dem  Namen  „Molluscum  contagiosum"  bekannten  Krankheit  hat  man 
(Dr.  Angelucci  1879)  schon  seit  einiger  Zeit  HucrococcMS-artige  Körperchen  in  den  erkrankten 
Geweben  aufgefunden.  Verf.  hat  nun  diese  „Micrococcus  Mollusct"  in  Hausenblase  cultivirt 
und  zunächst  rundliche ,  stark  lichtbrechende  Sporen ,  später  vereinzelte  Stäbchenbildung 
und  schliesslich  allgemeines  Auftreten  eines  Bacillus  constatirt,  welcher  von  dem  Bacillus 
Leprae  Hansen  und  Bacillus  Malariae  Kl.  Tomm  -Cr.  morphologisch  kaum  abweicht. 

Verf.  giebt  dem  so  erhalteaen  Bacillus  den  Speciesnamen  B.  Mollusci  und  behält 
sich  weitere  Mittheilungen  über  Impfversuche  etc.  vor.  0.  Penzig. 

66.  Ribbert,  H.  Eine  microparasitäre  Invasion  der  ganzen  Gehirnrinde.  (Archiv  für  patho- 
logische Anatomie  und  Physiologie,  h.  v.  R.  Virchow,  Bd.  80,  S,  505  —  506.) 

Bei  der  Section  eines  64jährigen  Mannes,  welcher  8  Tage  vor  seinem  Tode  durch 
einen  Schlaganfall  theilweise  gelähmt  worden  war,  fanden  sich  die  Gefässe  gewisser  Hirn- 
partien mit  stäbchenförmigen  Microorganismen  erfüllt. 

67.  Pisarewsky,  Th.  Die  niedrigsten  Organismen  des  harten  Schankers.  —  „Der  Arzt."  1880. 
No.  18 — 19,  mit  Holzschnitten.     (Russisch.) 

In  den  lymphatischen  Gängen  des  syphilitischen  harten  Schankers  hat  der  Verf. 
Organismen  gefunden,  nämlich  in  dem  Zustande  der  Zoogloea,  in  Form  von  Micrococcus. 
Verschiedene  Untersuchungen  mit  Reactiven,  Anilinfarben  und  Ammoniumkupfer  lassen  keinen 
Zweifel  darin ,  dass  die  fraglichen  Bildungen  die  Organismen  sind  und  nicht  Zersetzungs- 
producte  des  organischen  Ursprunges  oder  unorganische  Körperchen.  Die  von  Klebs  gefundenen 
Stäbchen  und  Helicomonaden  hat  der  Verf.  nicht  getroffen.  Batalin. 

68.  Hansen,  G.  A.  Bacillus  leprae.  (Archiv  für  pathologische  Anatomie  und  Physiologie  etc., 
h.  von  R.  Virchow,  Bd.  79,  S.  32-42,  mit  Abb.) 

Beobachtungen  über  das  Vorkommen  stäbchenförmiger  Gebilde  in  den  Aussatzknoten. 

69.  Burdon-Sanderson,  Dugaid,  Greenfield  und  Banham.  Untersuchungen  über  den  Milz- 
brand und  ähnliche  Krankheiten.  (Journ.  of  the  Royal  Agricultural  Soc.  of  England, 
2.  ser.,  16.  Bd ,  1.  Theil  1880,  No.  31,  p.  267-273.) 

Die  beiden  Erstgenannten  hatten  gezeigt,  dass  das  Blut  durch  den  Milzbrand  getödteter 
Meerschweinchen  auf  Rinder  übertragen  zwar  ernstliche  Symptome  hervorruft,  die  Thiere 
jedoch  nicht  tödtet.  Die  beiden  letztgenannten  Forscher  bestätigen  dies  Ergebniss  und 
dehnen  es  auf  Impfungen  mit  der  Milz  eines  am  Milzbrand  verendeten  Schafes  und  mit 
der  vierten  Generation  in  Humerusflüssigkeit  cultivirten  Milzbraudpilzes  aus.  Die  Verbreitung 
der  Milzbrand bacterien  geschieht  nach  Greenfield  besonders  durch  den  Harn,  der  eine  sehr 
gute  Nährflüssigkeit  für  dieselben  sein  soll.  Greenfield  und  Banham  constatirten  weiter, 
dass  Rauschbrand  und  eine  im  Zulukriege  von  Engländern  beobachtete  epidemische  Pferde- 
krankheit durch  Impfung  übertragbar  sind,  dass  aber  nur  hei  der  letzteren  (Cape-Horse- 
sickness),  die  dem  Milzbrand  sehr  ähnlich  ist,  Bacterien  auftreten.  (Nach  Biedermann's 
Centralblatt  f.  Agriculturchem.  1880,  S.  840.) 


320  Kryptogamen.  —  Pilze.    Schizomyceten  (1880). 

70.  Greenfield,  W.  S.    Preliminary  Note  on  some  Points  in  the  Pathology  of  Anthrax, 

with  especial  reference  to  the  Modification  of  the  properties  of  the  Bacillus  anthracis 
by  Cultivation  and  to  the  Protective  lufluence  of  Inoculation  with  a  Modified  Virus. 
Proceedings  of  the  Royal  Society  of  London,  vol.  XXX,  1880,  p.  55ß-560) 

Der  Verf.  giebt  einen  vorläufigen  Bericht  über  seine  Versuche  bezüglich  einer 
Schutzimpfung  gegen  den  Milzbrand.  Er  fand,  dass  der  Milzbrand  Rindern  künstlich  mit- 
getheilt  werden  kann  durch  Impfung  mit  Blut  oder  Milz  von  Meerschweinen,  welche  an 
eingeimpftem  Milzbrand  gestorben  sind;  ebenso  mit  cultivirtem  Bacillus  anthracis  aus  den 
Säften  einer  Ratte.  Diese  so  übertragene  Krankheit  verlief  schwer,  aber  selten  tödtlich 
für  vorher  gesunde  Thiere.  Die  Ueberlebenden  hatten  sämmtlich  späteren  Impfungen  gegen- 
über eine  bedeutende  Widerstandsfähigkeit  oder  gänzliche  Immunität  erworben,  so  dass 
auch  grössere  Mengen  des  Ansteckungsstoffes  wirkungslos  waren.  Bei  der  Züchtung  fort- 
laufender Generationen  in  humor  aqueus  verlor  der  Bacillus  in  jeder  folgenden  Generation 
etwas  von  seinen  krankheitserregenden  Eigenschaften,  wie  durch  Impfungen  von  Mäusen 
dargethan  wurde.  Die  morphologischen  Charaktere  des  Pilzes  blieben  ungeändert.  Die 
Versuche  wurden  bis  zur  neunzehnten  Züchtung  fortgesetzt. 

71.  Greenfield.  Bacterium  Anthracis.  (Quarterly  Journal  of  Microscopical  science.  New 
ser.  20,  1880,  p.  374-376.) 

Abdruck  eines  Berichtes  an  die  Royal  Agricultural  Society,  in  welchem  G.  mittheilt, 
dass  er  drei  weitere  günstig  verlaufene  Impfungen  mit  dem  Milzbrandpilze  ausgeführt  hat. 
Eine  ist  mit  der  vierten  Generation  einer  Cultur  vorgenommen  worden.  Mit  der  14.  oder 
15.  Generation  hofft  G.  selbst  die  sehr  empfindlichen  Mäuse  ohne  sie  zu  schädigen  impfen 
zu  können. 

72.  Buchner,  H.  Die  experimentelle  Erzeugung  des  Milzbrandcontagiums  aus  den  Heu- 
pilzen. (Sitzungsber.  der  Kgl.  Bayr.  Akademie  der  V^issenschaften,  Bd.  X.  1880. 
Math.-Phys.  Classe,  S.  368—413.) 

Verf.  hat  seine  Untersuchung  unternommen,  um  einen  experimentellen  Beweis  für 
die  Nägeli'sche  Theorie  von  der  functionellen  Anpassung  der  Spaltpilze  als  Krankheits- 
erreger zu  liefern.  Er  beginnt  seinen  Aufsatz  mit  einer  Vergleichung  der  Milzbrandbacterie 
und  der  Heubacterie.  Unterschieden  sind  beide,  ausser  in  ihrem  Verhalten  gegen  Nähr- 
lösungen, dadurch,  dass  bei  ruhender  Nährlösung  die  Milzbraudbacterien  stets  am  Boden 
in  Form  zarter  Wolken  vegetiren,  während  die  Heupilze  durch  eine  besondere  Neigung  und 
Fähigkeit  zur  Bildung  fester  und  oberflächlich  trockener  Decken  ausgezeichnet  sind.  Zur 
Beschaffung  von  Reincultureu  des  Milzbrandpilzes  zerrieb  B.  kranke  Milz,  verdünnte  mit 
viel  Wasser  und  iuficirte  mit  kleinen  Portionen  dieser  Flüssigkeit  Nährlösungen,  wobei  in 
die  Mehrzahl  der  letzteren  nur  die  gewünschten  Bacterien  gelangten.  Theilweise  unter 
Benutzung  einer  Vorrichtung,  welche  die  Entfernung  eines  Theiles  einer  entwickelten  Cultur 
und  den  Zutritt  neuer  Nährlösung  zu  dem  Rest  ermöglichte,  ohne  in  der  Luft  schwebende 
Pilzkeime  einzulassen,  erzog  der  Verf.  im  Laufe  eines  halben  Jahres  etwa  1500  successive 
Generationen,  nach  deren  Ablauf  „die  Umwandlung  der  Milzbrandbacillen  in  Heubacterien 
als  vollendet  angesehen  werden  musste".  Die  ersten  900  Generationen  wurden  iu  einer 
Lösung  von  10  Theilen  Liebig'schem  Fleischextract  und  8  Theilen  Pepton  in  100  Theilen 
Wasser  cultivirt.  Um  eine  gleichmässige  Ernährung  der  Pilze  herbeizuführen,  bediente  sich 
B.  eines  Schüttelapparates,  welcher  das  Culturgefäss  in  constauter  Bewegung  erhielt. 
Impfungen  mit  der  1.,  2.,  3.,  4.  Pilzzüchtung  erzeugten  bei  weissen  Mäuseu  sämmtlich  Milz- 
brand, während  die  mit  den  folgenden  nur  dann  ein  positives  Ergebniss  hatten,  wenn  grössere 
Impfmengen  zur  Verwendung  kamen.  Bei  der  36.  Züchtung  war  z.  B.  erst  mit  10  cmm  des 
am  Boden  des  Culturgefässes  abgesetzten  Pilzbreies  ein  tödtlicher  Milzbrand  zu  erzielen. 
Impfungen  mit  Bacterien  aus  der  Milz  der  erkrankten  Thiere  ergaben  stets  wieder  Milzbrand. 
Von  der  100.  Züchtung  an  (etwa  der  700.  Pilzgeneration  entsprechend)  zeigten  die  Pilze 
eine  stets  wachsende  Neigung,  sich  an  die  Wände  des  geschüttelten  Gefässes  fest  anzulegen, 
was  bei  unveränderten  Milzbraudbacterien  nie  vorkam.  Von  der  900.  Generation  an  ward 
daher  nicht  mehr  geschüttelt,  worauf  die  Bildung  einer  Decke  eintrat,  welche  sich  von  den 
Decken  der  Heubacillen  namentlich  durch  ihren  lockeren  und  schleimigen  Charakter  unter- 


Spaltpilze  iu  Beziehung  zu  Krankheiten.  321 

schied.  Die  Individuen  dieser  Generation  vegetirten,  im  Gegensatz  zu  den  echten  Milzbrand- 
bacillen,  auch  iu  Heuaufguss,  wenngleich  nur  schwach.  Die  nächsten  200  Generationen 
wurden  in  einer  Fleischextractlösung  gezüchtet.  Nach  Zurücklegung  der  1100  Generation 
zeigten  in  Heuaufguss  gebrachte  Individuen  reichliche  Vermehrung  und  Deckenbildung.  Die 
weitereu  Züchtungen  wurden  daher  in  der  letztgenannten  Flüssigkeit  vorgenommen,  Sie 
ergaben  endlich  —  nach  im  Ganzen  1500  Generationen  —  Pilze,  welche  vom  Heubacillus 
in  nichts  unterschieden  waren.  Auch  umgekehrt  gelang  dem  Verf.  die  Ueberführung  der 
Heupilze  in  Milzbrandbacterien.  Wurden  die  durch  Kochen  des  Heuaufgusses  rein  erhaltenen 
Heubacterien  iu  eiweisshaltigen  Flüssigkeiten  unter  Sauerstoffzufuhr  gezüchtet  und  in  die 
Peritonealhöhle  injicirt,  so  erfolgte,  wenn  die  Injectionsmenge  gross  genug  war,  der  Tod 
des  Versuchsthieres.  ^  Derselbe  wurde  aber  nicht  durch  Milzbrand  veranlasst,  sondern  an- 
scheinend durch  toxisch  wirkende  Substanzen,  welche,  wie  B.  nach  Versuchen  mit  aus- 
gewaschenem Injectionsmaterial  urtheilt,  in  den  Heupilzen  selbst  enthalten  sein  mussten. 
Auch  in  Eiereiweiss,  dann  in  defibrinirtem  Blut  aus  der  Carotis  eines  Kaninchens  unter 
Schütteln  bei  Körpertemperatur  cultivirte  Heupilze  lieferten  keinen  Milzbrand.  Das  Blut 
faulte  nicht,  sondern  entwickelte  nur  Ammoniak.  Es  wirkte  giftig,  wenn  die  Züchtung  schon 
24  Stunden  gedauert  hatte.  Bei  beginnender  Auflösung  der  Blutkörperchen  wurde  die 
Flüssigkeit  gewechselt,  so  dass  andere  Spaltpilze,  welche  erst  am  zweiten  oder  dritten  Tage 
nach  der  Aussaat  der  Heupilze  im  Blute  auftraten,  keine  störende  Einwirkung  äussern 
konnten.  Die  einzige  Veränderung,  welche  die  Heupilze  in  den  Blutculturen  —  schon  von 
der  ersten  an  —  erlitten,  bestand  darin,  dass  sie  in  Fleischextractlösungen  nicht  mehr  trockne, 
sondern  schleimige  Decken  bildeten,  wie  die  900.  Generation  der  umgezüchteten  Milzbrand- 
bacterien. Da  B.  vermuthete,  dass  der  Mangel  an  Sporen,  welche  in  dem  geschüttelten 
Blute  nicht  zur  Eutwickeluug  gelangten,  die  Ursache  des  ungünstigen  Erfolges  der  Impfungen 
sein  könne,  züchtete  er  solche  in  Fleischextractlösung  durch  Aussaat  aus  einer  der  Blut- 
culturen und  iujicirte  wechselnde  Mengen  des  erhaltenen  Absatzes  unter  die  Rückenhaut 
von  weissen  Mäusen  und  Kaninchen.  Die  Thiere,  welche  0.3  ccm  und  mehr  Flüssigkeit 
erhalten  hatten,  starben  an  septischen  Vorgängen,  die  anderen  theilweise  am  Milzbrand. 
Günstigere  Resultate  wurden  mit  trockenem  Impfmaterial  erhalten  und  schliesslich  gelang 
in  jedem  einzelnen  Falle  die  Erzeugung  des  Milzbrandes  mit  einer  Incubationsdauer  von 
4-6  Tagen. 
73.  Bachner,  H.     Versache  über    die  Entstehung   des  Milzbrandes   durch  Einathmung. 

(Sitzungsber.  der  Kgl.  Bayr.  Academie  der  Wissenschaften,  Bd.  X,  1880.    Math.-Phys. 

Classe,  p.  414-423.) 

Verf.  benetzte,  um  die  natürlichen  Verhältnisse  nachzuahmen,  verschiedene  Staub- 
arten, z.  B.  Holzkohlenpulver,  Talkpulver,  Zimmerstaub  etc.  mit  einer  die  Sporen  des  Pilzes 
enthaltenden  Flüssigkeit  und  Hess  sie  nach  dem  Trocknen  einathmen.  Sporen  wurden  gewählt, 
weil  die  Stäbchenform  der  Milzbrandbacterien  durch  starkes  Austrocknen  ihre  infectiöse 
Wirksamkeit  verliert.  In  24  Fällen  —  unter  einer  unbestimmten  Anzahl  —  erfolgte  bei 
je  einmaliger  V*—  VzStündiger  Einathmung  von  Kohlen-  oder  Talksporenpulver  der  Tod  an 
Milzbrand  nach  Ablauf  von  1—3  Tagen.  Ausserdem  hatte  nur  noch  ein  mit  Sporen  auf 
gebrannter  Magnesia  ausgeführter  Versuch  ein  positives  Resultat.  Vom  Verdauungscanal 
aus  kann  in  diesen  Fällen  die  Infection  —  etwa  durch  abgeleckte  Sporen  —  nicht  wohl 
erfolgt  sein.  Durch  Fütterung  mit  Milzbrandstäbchen  Hess  sich  die  Krankheit  überhaupt 
nicht  hervorrufen,  durch  Fütterung  mit  Sporen  erst  bei  Anwendung  grösserer  Sporenmengen. 
Für  die  Frage  nach  dem  Grunde  dieses  Unterschieds  zwischen  Stäbchen  und  Sporen  ist  es  von 
Interesse,  dass  Koth  von  mit  Stäbchen  gefütterten  Mäusen  bei  subcutaner  Anwendung  in 
kleiner  Menge  unwirksam  war,  in  grösserer  septische  Processe  verursachte,  während  der 
Koth  von  Mäusen,  welche  mit  Sporen  gefüttert  worden  waren,  sehr  leicht  Milzbrand 
hervorrief.  Ebenso  wirkte  der  Inhalt  der  Mitte  des  Ileums  einer  Maus,  welche  Stäbchen 
gefressen  hatte.  B.  sucht  den  entscheidenden  Umstand  in  den  Bedingungen  des  Durchtritts 
der  Stäbchen  resp.  Sporen  durch  die  Schleimhaut.  Erwähnenswerth  ist  noch,  dass  in  manchen 
der  beobachteten  Fälle  der  tödtliche  Ausgang  schon  24-86  Stunden  nach  der  Einathmung 
der  Sporen  erfolgte. 

Botanischer  Jabreebericht  IX  (1881)   1,  Abtb.  21 


322  Kryptogamen.  —  Schizomyceten. 

74.  Pasteur,  L.,  Cbamberland  et  Roax.  Sar  l'etlologie  du  charbon.  (Compteg  rendus  h. 
des  aeances  de  l'Academie  des  sciences,  t.  91,  1880,  p.  86—94.) 

P,  fütterte  Schafe  mit  Luzernen,  welche  er  mit  Milzbrandbacterien  enthaltendem 
Wasser  besprengt  hatte,  und  fand,  dass  nur  wenige  der  Versuchsthiere,  bisweilen  nach  einer 
Incubationsdauer  von  8  oder  10  Tagen,  am  Milzbrand  starben.  Die  Todesfälle  Hessen  sich 
durch  Zumischung  von  stechenden  Objecten,  wie  getrockneten  Disteln  und  Gerstengrannen, 
zu  dem  inficirten  Futter  vermehren.  Da  auch  an  spontanem  Milzbrand  zu  Grunde  gegangene 
Thiere  in  Mund  und  Hals  wohl  durch  dieselben  Dinge  verursachte  Verletzungen  zeigen, 
scheinen  die  letzteren  die  Angriffsstelleu  der  Bacterie  zu  sein.  —  Zur  Beantwortung  der 
Frage  nach  der  Herkunft  der  Kraukheitskeime  richtete  P.  sein  Augenmerk  auf  die  Stellen, 
an  welchen  die  todten  Thiere  eingescharrt  wurden.  Sowohl  Erde  aus  der  directen  Umgebung 
der  Thiere  als  auch  solche  von  der  Erdoberfläche  —  in  einem  Falle  über  einer  2  m  tief 
vergrabenen  Kuh  —  erwies  sich  noch  nach  2  Jahren  voll  von  Bacterien  und  infections- 
tüchtig.  Die  Beobachtung,  dass  einige  Zeit  nach  dem  Tode  milzbrandkranker  Thiere  die 
Bacterien  aus  deren  Körper  verschwinden,  ist  für  die  Fälle  richtig,  in  welchen  jene  beim 
Todte  nur  Stäbchen  enthielten.  Die  letzteren  können  nur  in  sauerstoffhaltiger  Luft,  nicht 
aber  in  den  sich  in  den  verwesenden  Körpern  entwickelnden  Gasen  leben,  während  die  Sporen 
ihre  Lebensfähigkeit  auch  hier  behalten.  Uebrigens  ist  auch  den  Stäbchen  in  den  während 
und  nach  dem  Tode  aus  dem  Thierköiper  austretenden  Flüssigkeiten  Gelegenheit  geboten, 
in  Berührung  mit  Sauerstoff  zu  gelangen.  Der  Transport  der  Bacterien  an  die  Erdober- 
fläche wird  durch  die  Regenwürmer  besorgt,  in  deren  Darmkanal  sich  Milzbrand-  und 
Fäulnissbacterien  in  Menge  nachweisen  lassen.  Eine  wichtige  prophylactische  Massregel 
wäre  demnach  die,  an  Milzbrand  gefallene  Thiere  nur  an  solchen  Orten  zu  vergraben, 
welche  dem  Gedeihen  jener  Würmer  nicht  günstig  sind.  Wünschenswerth  in  Bezug  auf  den 
letzten  Punkt  erscheint  eine  Zusammenstellung  der  Localitäten  mit  oder  ohne  Milzbrand 
mit  Berücksichtigung  ihrer  Bodenbeschaffenheit. 

Cbamberland  und  Pioux  haben  P.  bei  seinen  Versuchen  unterstützt. 

75.  Toussaint.  De  rimmunite  poor  le  charbon,  acquise  ä  la  suite  d'inoculations  preven- 
tives.  (Comptes  rendus  h.  des  seances  de  l'Academie  des  sciences,  t.  91,  1880, 
p.  135-137.) 

Verf.  sieht  darin,  dass  die  Milzbrandbacterie  in  den  Geweben  und  dem  Blute  des 
thierischen  Körpers  niemals  Sporen  bildet,  sondern  sich  nur  durch  Theilung  fortpflanzt, 
einen  Beweis  dafür,  dass  sie  dort  nicht  normal  vegetirt.  Das  Blut  speciell  scheint  der  Ver- 
mehrung der  Bacterie  nicht  günstig  zu  sein,  denn  Injectionen  von  Anthraxblut  in  die 
Facialvene  von  4  Schafen  erzeugten  keinen  Milzbrand.     (S.  No.  77.) 

76.  Poincare.  Sur  la  productioo  du  charbon  par  les  päturages.  (Comptes  rendus  h.  des 
seances  de  l'Academie  des  sciences  t.  91,  1880,  p.  179—180.) 

Auf  einer  isolirt  gelegenen  Meierei  starben  mehrere  Stücke  Hornvieh  am  Milzbrand. 
Durch  Impfungen  mit  sumpfigem  Wasser  von  ihrem  Weideplatze  liess  sich  die  Krankheit 
auf  Meerschweinchen  hervorrufen. 

77.  Toussaint.  Procede  pour  la  vaccination  du  mouton  et  du  jeune  chlen,  (Comptes 
rendus  h.  des  seances  de  l'Acad.  des  sciences  t.  91,  1880,  p,  303—804.) 

T.  entnahm  mit  der  Milzbrandbacterie  inficirten  Thieren  im  Moment  des  Todes 
oder  kurz  nach  dem  Tode  Blut,  defibrinirte  es  durch  Schlagen  und  filtrirte  es  durch  Lein- 
wand und  Papier.  So  von  Bacterien  befreit,  wurde  es  jungen  Hunden  und  einem  Schafe 
inoculirt.  Die  meisten  der  Thiere  zeigten  nur  leichte  Krankheitserscheinungen  und  erwiesen 
sich  für  die  Folge  gegen  Milzbrand  immun;  ein  Theil  derselben  aber  ging  zu  Grunde.  Un- 
gefährlicher war  die  Impfung  mit  defibrinirtem  Blut,  welches  T.  10  Minuten  lang  einer 
Temperatur  von  55"  C.  ausgesetzt  hatte.  Vier  mit  so  behandeltem  Blut  von  einem  am 
Milzbrand  verendeten  Thiere  (Schaf)  geimpfte  Schafe  überstanden  zwei  spätere  Infectionen 
ohne  jedes  Uebelbefinden. 

78.  Pasteur,  L.,  Charbon  et  Septicemie.  Sur  I'etiologie  des  affections  charbonneuses. 
(Comptes  rendus  h.  des  seances  de  l'Acad.  des  sciences  t.  91,  1880,  p.  455-457). 

Pasteur  licss  an  einer  Stelle,  an  welcher  zwei  Jahre  früher  eine  am  Milzbrand  ver- 


Spaltpilze  in  Beziehung  zu  Krankheiten.  323 

endete  Kuh  2m  tief  vergraben  worden  war,  4  Schafe  weiden.  Eines  derselben  starb  nach 
7  Tagen  am  Milzbrand,  während  4  Coutrolthiere,  welche  in  einiger  Entfernung  weideten, 
gesund  blieben. 

Obigen  Versuch  theilt  P.  in  einem  Briefe  an  Dumas  mit.  Er  fügt  die  Bemerkung 
zu,  dass  er  auf  Grund  zahlreicher  Experimente  mit  Toussaiuts  Ansichten  über  die  Identität 
der  acuten  Septicemie  und  der  Hühucrcholera  nicht  übereinstimme  (s.  Ref.  No.  93;. 

79.  Pasteur  avec  la  collab.  de  Cbamberland.  Sur  la  non-recidive  de  l'affectioQ  Char- 
bonneuse.  (Comptes  rendus  h.  des  seances  de  l'Academie  des  sciences  t.  91,  1880, 
p.  531-538.) 

Der  Verf.  berichtet  über  Infectionsversuche  mit  der  Milzbrandbacterie  an  4  Kühen. 
2  der  Thiere  überstanden  die  Krankheit  und  erwiesen  sich  für  die  Folge  immun,  eines  erkrankte 
schon  bei  der  ersten  lufection  nur  ganz  leicht  und  eines  starb.  Wie  bei  der  Hühnercholera 
scheint  somit  auch  bei  dem  Milzbrand  eine  zweimalige  Erkrankung  desselben  Thieres  nicht 
stattzufinden. 

An  obige  Mittheilungen  knüpft  P.  eine  Zurückweisung  der  Chauveau'schen  Ver- 
muthung,  dass  die  Verstärkung  der  Immunität  der  algerischen  Schafe  durch  Impfung  „Ma- 
terien, welche  der  Vermehrung  der  Bacterien  schädlich  sind,  zu  verdanken  sei".  Nach  P. 
beruht  die  Wirksamkeit  der  Schutzimpfung  darauf,  „dass  der  Organismus  —  als  Cultur- 
medium  betrachtet  —  bei  einem  ersten  Augriff  der  Krankheit  unter  dem  Einfiuss  des  Para- 
siten gewisse  Eigenschaften  (/jrincipes)  verliert,  welche  der  Lebensprocess  nicht  oder  erst 
nach  einer  gewissen  Zeit  -wieder  herstellt  (1.  c.  p.  315). 

80.  Pasteur.  Nouvelles  observations  sur  l'etiologie  et  la  propbylaxie  du  charboo.  (Comptes 
rendus  des  seances  de  l'Academie  des  sciences  t.  91,  1880.  p.  698—701.) 

P.  theilt  einen  Aufsatz  des  Baron  von  Seebach  mit,  welcher  sehr  eclataute  Beispiele 
für  die  Uebertragung  des  Milzbrandes  durch  Erde  und  Futter  von  Stellen,  an  welchen 
gefallenes  Vieh  vergraben  wurde,  enthält.  Weitere  Experimente  Pasteurs  über  denselben 
Gegenstand  hatten  die  nämlichen  Resultate  wie  seine  frühereu. 

81.  Colin.    Etiologie  du  cbarbon.    (Recueil,  p.  72  ff.  und  p.  177  ff.) 

Die  dem  Ref.  nicht  zugänglich  gewesene  Arbeit  enthält  eine  Polemik  gegen  Pasteur. 
(S.  Virchow  und  Hirsch,  Jahresbericht  über  die  Fortschritte  und  Leistungen  in  der  ges. 
Medicin  etc.,  XVI.  Jahrgang,  I.  Bd.,  2.  Abth.) 

82.  Cbauveau,  Ä.  Nouvelles  experiences  sur  la  resistance  des  moutons  algeriens  au  sang 
de  rate.    (Comptes  rendus  h.  des  seances  de  l'Academie  des  sciences,  1880, 1,  p.  1396  —  1400.) 

Bericht  über  Impfversuche,  welche  die  früheren  Angaben  des  Verf.  über  die  Immunität 
der  algerischen  Schafe  gegen  den  Milzbrand  bestätigen  (s.  Bot.  Jahresber.  1879,  S.  603, 
No.  42).  Während  12  europäische  Schafe  alle  nach  der  ersten  Inftction  am  Milzbrand 
starben,  unterlagen  von  40  algerischen  Schafen  bei  wiederholten  Infectionen  nur  acht. 

83.  Cbauveau,  A.  Des  causes  qui  peuvent  faire  varier  les  resultats  de  l'inoculation  cbar- 
bonneuse  sur  les  moutons  algeriens;  iuäuence  de  la  quantite  des  agents  infectants. 
Applications  ä  la  theorie  de  rimmunite.  (Comptes  rendus  h.  des  seances  de  l'Aca- 
demie des  sciences,  1880,  t.  90,  p.  1526—1530.) 

Durch  Einführung  grosser  Mengen  des  inücirenden  Agens  ist  es,  nach  Ch.,  möglich, 
die  Widerstandsfähigkeit  der  algerischen  Schafe  zu  überwinden.  Der  Verf.  sieht  in  diesem 
Umstand  eine  Schwierigkeit  für  die  Pasteur'sche  Theorie  der  Immunität  und  einen  Beweis 
für  seine  eigene  Ansicht,  nach  welcher  die  Immunität  jener  Thiere  sich  aus  der  Anwesenheit 
von  der  Bacterienentwickelung  schädlichen  Substanzen  in  deren  Blut  erklärt.  Der  Mangel 
der  Pasteur'schen  „Principes"  würde  einer  grösseren  Anzahl  von  Bacterien  gegenüber  erst 
recht  zur  Geltung  kommen,  wäbrend  „die  schädlichen  Substanzen"  nach  Vernichtung  einer 
gewissen  Menge  der  Parasiten  die  übrigen  sich  ungehindert  entwickeln  lassen  könnten.  (S. 
bes.  Ref.  No.  79  und  85.) 

84.  Cbauveau,  A.  Nature  de  rimmunite  des  moutons  algeriens  contre  le  sang  de  rate. 
Est-ce  une  aptitude  de  race?  (Comptes  rendus  h.  des  seances  de  l'Academie  des  sciences, 
t.  91,  1880,  p.  33-36.) 

Die  Immunität  der  algerischen  Schafe  gegen  den  Milzbrand  lässt  sich  durch  Kreuzung 

21* 


324  Kryptogamen.  —  Schizomyceten. 

den  europäischen  Schafen  mittheilen.  Französische  Schafe,  welche  in  Algier  leben,  erwerben 
diese  Immunität  nicht;  ob  die  algerischen  Schafe  sie  in  Frankreich  verlieren  würden,  ist 
nicht  festgestellt.  Dass  die  Eigenthümlichkeit  sich  vererbt,  hat  Ch.  durch  Infection  eben 
geborener  algerischer  Schafe  dargethan. 

85.  Chaoveaa,  A.  Du  renforcement  de  rimmunite  des  moatons  algeriens,  ä  l'egard  da 
sang  de  rate,  par  les  inoculations  preventives.  Influence  de  rinocalation  de  la  mere 
snr  la  receptivite  du  foetus.  (Comptes  rendus  h,  des  seances  de  l'Academie  des  sciences, 
t.  91,  1880,  p.  148-151.) 

Eine  erste  Impfung  mit  Anthraxblut  bringt  bei  den  algerischen  Schafen  eine  meist 
leicht  verlaufende  Krankheit  hervor.  Gegen  weitere  Impfungen  werden  die  Thiere  endlich 
ganz  unempfänglich.  Wird  ein  Schaf  in  den  letzten  Monaten  des  Trächtigseins  geimpft, 
80  erbt  das  Junge  die  von  der  Mutter  erlangte  Unempfänglichkeit.  Da,  nach  Davaine,  die 
Bacterien  aus  dem  Blute  des  Mutterthieres  nicht  in  das  des  Foetus  übergehen,  folgert  Ch., 
1.  dass  die  directe  Berührung  eines  thierischen  Organismus  mit  den  Bacterien  nicht  nöthig 
ist,  um  diesen  Organismus  künftig  für  jene  steril  zu  machen,  und  2,  dass  die  Impfungen 
auf  die  Säfte  selbst  wirken,  indem  sie  denselben  Substanzen  entziehen,  welche  die  Bacterien 
zu  ihrer  Entwickelung  bedürfen,  oder  ihnen  Materien  beimengen,  welche  dieser  Entwickeluug 
im  Wege  stehen. 

86.  Chaaveau,  A.  Sur  la  resistence  des  animaux  de  l'espece  bovine  au  sang  de  rate  et 
sur  la  preservation  de  ces  animaux  par  les  inoculations  preventives.  (Comptea 
rendus  h.  des  seances  de  l'Academie  des  sciences,  t.  91,  1880,  p.  648—651.) 

Der  Verf.  hat  die  auch  von  Pasteur  anerkannte  Widerstandsfähigkeit  des  franzö- 
sischen Rindviehs  gegen  den  künstlich  inoculirten  Milzbrand  constatirt,  bemerkt  aber  zugleich, 
dass  die  Häufigkeit  der  epizootischen  Form  der  Krankheit  bei  dem  ßindvieh  etwas  im 
Widerspruch  zu  diesen  Resultaten  steht.  In  Algerien  tritt  neben  dem  charbon  symptomatique 
gerade  unter  dem  Rindvieh  der  ächte  Milzbrand  tödtlich  auf;  ausser  in  Oran  auch  in  den 
Provinzen  Constantine  und  Algier,  wo  er  die  Schafe  nicht  befällt.  An  acht  Rindern  hat  Ch. 
wiederholte  Impfungen  ausgeführt,  welche  seine  und  Pasteur's  Beobachtungen  iCoer  den 
Einfluss  einer  ersten  Impfung  auf  die  folgenden  bestätigen.  In  Erwiderung  auf  Pasteur's 
Bemerkungen  (1.  c.  p.  537,  s.  Ref.  No.  79)  führt  er  nochmals  das  früher  schon  1.  c.  (t.  90, 
p.  1526-1530,  s.  Ref.  No.  83)  Mitgetheilte  an. 

87.  Gbauveau,  A.  Etüde  experimentale  de  l'action  exercee  sur  l'agent  infectieux,  par 
l'organisme  des  moutons  plus  au  moins  refractaires  au  sang  de  rate;  ce  qu'iladvient 
des  microbes  specifiques,  introduits  directement  dans  le  torrent  circulatoire  par  trans- 
fusions  massives  de  sang  charbonneux.  (Comptes  rendus  h.  des  seances  de  l'Academie 
des  sciences,  t.  91,  1880,  p.  680-684.) 

Um  die  Frage  nach  der  Art  der  Einwirkung  des  immunen  thierischen  Organismus 
auf  die  Milzbrandbacterien  zu  beantworten,  hat  der  Verf.  zwei  Reihen  von  Experimenten 
ausgeführt.  Er  spritzte  einerseits  in  die  Adern  von  Thieren,  welche  mit  natürlicher,  durch 
Schutzimpfungen  verstärkter  Immunität  begabt  waren,  15  cc  bis  70  cc  frisches,  stäbchenreiches 
Anthrax-Blut  und  brachte  andererseits  durch  subepidermale  Infection  nicht  geimpften  Thieren 
sehr  kleine  Mengen  des  Milzbrand  erregenden  Agens  bei.  Der  vorliegende  Aufsatz  ist  der 
ersten  Reihe  von  Versuchen  gewidmet.  Von  den  8  Versuchsthiereu  erholten  sich  2  wieder, 
1  starb  am  Milzbrand,  1  an  einer  anderen,  nicht  benannten  Krankheit  und  4  gingen  an 
Meningitis,  verursacht  durch  eine  ganz  locale  Vermehrung  der  Bacterien  in  dem  Gewebe 
der  Pia  mater,  zu  Grunde.  Nach  den  Untersuchungen  Ch.'s  verschwinden  die  Stäbchen  bald 
nach  der  Infection  aus  dem  Blute,  weil  sie  in  dem  Capillarnetz  der  Lungen  und  anderer 
parenchymatöser  Organe  zurückgehalten  werden.  Nur  in  einem  Falle,  in  welchem  der  Tod 
sehr  rasch  eintrat,  liessen  sich  im  geronnenen  Blut  des  Herzens  einige  Stäbchen  nachweisen, 
welche  ihre  Infectionskraft  noch  besassen.  Wenn  das  Thier  mehr  als  3  Tage  die  Infection 
überlebte,  verschwanden  die  Bacteridien  auch  aus  Lunge  und  Milz.  Die  einzige  Stelle  im 
Organismus,  welche  das  Leben  der  Bacterien  unterhalten  kann,  scheint  die  Oberfläche  des 
Gehirns  zu  sein.  Dort  verlängern  sich  die  Stäbchen  unter  Biegungen  und  bilden  Sporen, 
Aras  im  übrigen  Körper  erst  nach  dem  Tode  geschieht.    (S.  Ref.  No.  75.) 


Spaltpilze  in  Beziehung  zu  Krankheiten.  325 

88.  Arloing,  Cornevin  et  Thomas.  Sur  l'inocalabilite  du  cbarbon  symptomatlqQe  et  las 
characteres  qui  le  differencient  du  sang  de  rate.  (Comptes  rendus  h.  des  seances  de 
l'Academie  des  sciences  1880.    I,  p.  1302-1305.) 

Aus  den  Untersuchungen  der  Verff.  ergiebt  sich,  dass  der  „charbon  symptomatique" 
dem  Rindvieh,  nicht  aber  dem  Esel,  Pferd,  Hund  und  Huhn  eingeimpft  werden  kann.  Die 
Ursache  der  Krankheit  ist  wahrscheinlich  ein  Bacillus,  welcher  sich  im  Muskel-  und  Binde- 
gewebe der  Geschwülste,  selten  im  Blute  der  Kranken  findet  und  von  Bacillus  anthracis 
morphologisch  und  physiologisch  verschieden  ist. 

89.  Dieselben.  De  rinoculation  da  cbarbon  symptomatique  par  injection  intra-veinease, 
et  de  l'imunite  conferee  au  veau,  au  mouton  et  ä  la  chevre  par  ce  procede.  (Compt. 
rendus  h.  des  seances  de  l'Academie  des  sciences,  t.  91,  1880,  p.  734—736.) 

Die  Verff.  injicirten  in  die  lugularvene  von  Kalb,  Schaf  und  Ziege  mit  destillirtem 
Wasser  gereinigte  Mengen  der  Bacterie  des  charbon  symptomatique.  Die  Thiere  bekamen 
keine  Geschwülste,  sondern  zeigteu  nur  vorübergehend  geringes  Fieber  und  Appetitlosigkeit. 
Es  war  gleichgiltig,  ob  das  Infectionsmaterial  von  spontanen  oder  künstlich  erzeugten  Ge- 
schwülsten genommen  wurde.  Gegen  spätere  —  nach  5,  8,  10,  15,  20  Tagen  —  Infectionen 
der  Muskeln  waren  die  Versuchsthiere  unempfindlich.  Die  Immunität  wuchs  mit  der  Zahl 
der  vorhergegangenen  Injectionen.  Gleichzeitig  mit  den  letzteren  ausgeführte  Control- 
infectionen  der  Muskeln  oder  Gewebe  riefen  die  gewöhnlichen  Erscheinungen  des  charbon 
symptomatique  hervor. 

90.  Galtier.  Inoculation  de  la  morve  au  lapin;  destrnction  de  l'activite  virulente  mor- 
vense  par  la  desiccation;  transmission  de  la  morve  par  rinoculation  de  la  salive. 
(Comptes  rendus  h.  des  seances  de  l'Academie  des  sciences,  t.  91,  1880,  p.  475—476.) 

Fügen  wir  der  obigen  Ueberschrift  hinzu,  dass  auch  die  Uebertragung  der  Rotzkrankheit 
(morve)  vom  Kaninchen  auf  den  Esel  gelang,  so  ist  Alles  gesagt,  was  das  1.  c.  abgedruckte 
Resume  Bouley's  über  G.'s  Arbeit  hierher  Gehöriges  enthält. 

91.  Pasteur,  L.  Sur  les  maladies  virulentes,  et  en  particulier  sur  la  maladie  appelee 
vulgairement  cholera  des  poules.  (Comptes  rendus  h.  des  seances  de  l'Academie  des 
sciences.     1880,  t.  90,  p.  239-248.) 

Als  Einleitung  giebt  P.  einige  historische  Bemerkungen  über  den  Sturz  der  Liebig'- 
schen  Ansicht  über  die  virulenten  Krankheiten  durch  seine  Forschungen  und  über  die 
Litteratur  der  Hühnercholera.  Er  beschreibt  dann  diese  Krankheit  und  theilt  die  bisherigen 
Resultate  seiner  Untersuchungen  über  dieselbe  mit.  Die  Krankheit  wird,  wie  Toussaint 
1879  feststellte,  durch  eine  Bacterie  verursacht,  welche  P.  in  einer  neutralisirten  Abkochung 
von  Hühnerfleisch  rein  cultivirte.  In  einem  wässrigen  Decoct  von  Bierhefe  ging  der  in  Rede 
stehende  Organismus  zu  Grunde,  während  andere  Bacterien,  z.  B.  Bacillus  anthracis,  in 
derselben  Flüssigkeit  sich  sehr  üppig  entwickelten.  Impfversuche  zeigten  P.,  dass  der  Parasit 
bei  Meerschweinchen  nicht  wie  bei  Hühnern  und  Kaninchen  Allgemeinerkrankung,  sondern 
nur  locale  Affectionen  (Abscesse)  erzeugte.  Successive  Culturen  des  Virus  ergaben  keine 
Schwächung  desselben,  wohl  aber  Hess  sich  eine  solche  auf  einem  anderen  Wege,  welchen 
P.  noch  nicht  angiebt,  erreichen. 

92.  Pasteur,  L.  Sur  le  cholera  des  poules;  etudes  des  conditions  de  la  non  —  r^cidive 
de  la  maladie  et  de  quelque  autres  de  ses  characteres.  (Comptes  rendus  h.  des  seances 
de  l'Academie  des  sciences  1880,  t.  90,  p.  952—958.) 

Impfversuche  in  grossem  Massstabe  an  Hühnern  mit  dem  abgeschwächten  Virus  der 
Hühnercholera  zeigten  P.,  dass  der  Grad  der  Immunität  mit  der  Zahl  der  Impfungen  wächst, 
wobei  es  gleichgiltig  ist,  ob  die  Infection  mit  dem  unveränderten  Virus  an  der  geimpften 
Körperstelle  oder  anderswo  erfolgt.  Die  Wirkung  der  Impfung  sieht  P.  darin,  dass  der 
eingeimpfte  Organismus  während  seiner  Entwickelung  dem  Körper  die  Substanzen  entzieht, 
welche  ihn  zu  einem  geeigneten  Nährsubstrat  für  den  ungeschwächten  Krankheitserreger 
machen.  Der  letztere  wird  hierdurch  ausser  Stand  gesetzt,  den  Kampf  mit  den  lebenden 
Zellen  des  Thierkörpers  erfolgreich  aufzunehmen.  Die  Annahme,  dass  der  Organismus  des 
Impfstoffs  während  seiner  Entwickelung  Materien  auscheide,  welche  die  Wirkung  des 
Krankheitserregers  beeinträchtigen,  wird  durch  die  Ergebnisse  eines  Culturversuchs  unwahr- 


326  Kryptogamen.  —  Schizomycetcn. 

scheinlich  gemacht.  Wenn  man  eine  im  leeren  Raum  abgedunstete  künstlicbe  Cultur  der 
Bacterie  mit  Nährlösung  auffüllt,  zeigt  sie  sich  wieder  völlig  für  die  Entwickelung  jener 
geeignet,  was  nicht  der  Fall  sein  könnte,  wenn  sie  ein  Gift  für  den  Parasiten  enthielte. 

93.  Toussaint,  H.  Identite  de  la  septicemie  experimentale  aigne  et  du  Cholera  des  pooles. 
(Comptes  rendus  h.  des  seances  de  l'Academie  des  sciences,  t.  91,  1880,  p.  301—303.) 

Verf.  behauptet  auf  Grund  von  Impfversucheu  die  Identität  der  Hühnercholera  und 
der  künstlich  hervorgebrachten  acuten  Septicämie. 

Durch  Impfungen  mit  etwas  fauligem  Blut  am  Milzbrand  gestorbener  Thiere  soll  bei 
Kaninchen  Septicämie,  bei  Hi'ihnern  Hühuercholera,  bei  Meerschweinchen,  Schafen  und  Hunden 
Milzbrand  hervorgerufen  werden.  In  den  beiden  ersten  Fällen  hätten  die  Fäulnissbacterien 
den  Milzbrandpilz  verdrängt,  im  letzten  wäre  der  umgekehrte  Process  vor  sich  gegangen. 

94.  Fasteur,  L.  Experiences  tendant  ä  demontrer  que  les  poales  vaccinees  pour  le 
Cholera  sont  refractaires  au  charbon.  (Comptes  rendus,  h.  de  seances  de  l'Academie 
des  sciences,  t.  91,  1880,  p.  315.) 

Wenn  man  Flüssigkeiten,  in  welchen  die  Bacterie  der  Hühnercholera  einige  Tage 
gelebt  hat,  abfiltrirt  und  dann  von  neuem  mit  demselben  Organismus  infizirt,  so  erweisen 
sie  sich  für  diesen  steril.  Nach  zahlreichen  Experimenten  P.'s  bieten  sie  auch  dem  Erreger 
des  Milzbrandes  kein  passendes  Substrat.  Hühner,  welche  für  die  Cholera  geimpft  sind, 
müssten  also  —  wenn  P.'s  Theorie  der  Impfung  richtig  ist  ~  auch  gegen  Milzbrand 
unempfänglich  sein.  In  der  That  ist  dies  nach  den  —  bisher  freilich  noch  wenig  zahl- 
reichen —  Experimenten  des  Verf.s  der  Fall. 

95.  Pasteur,  L.  De  rattenuation  du  virus  du  Cholera  des  poules.  (Comptes  rendus  h.  des 
seances  de  l'Academie  des  sciences  t.  91,  1880,  p.  673-680.) 

Im  Anschluss  an  seine  früheren  (1.  c.  t.  90)  Aufsätze  theilt  P.  seine  Beobachtungen 
über  das  Verhalten  des  Virus  der  Hühnercholera  in  successiven  Culturen  in  Bouillon  von 
Hühnerfleisch  mit.  Wenn  man  das  Material  zu  einer  Cultur  der  vorhergehenden  Cultur 
entnimmt,  so  bemerkt  man,  je  nach  der  Länge  der  Zeit,  welche  zwischen  den  beiden  Cul- 
turen liegt,  Constanz,  Abnahme  oder  gänzliches  Aufhören  der  Virulenz.  •  Verstreichen  von 
der  ersten  bis  zur  zweiten  Aussaat  nur  einige  Wochen,  so  tritt  noch  kein  Unterschied  in 
der  Wirksamkeit  des  Virus  hervor,  lässt  man  aber  Monate  vergehen,  so  nimmt  die  Zahl 
der  Todesfälle  unter  den  inficirten  Thieren  bis  zum  Verschwinden  ab.  Morphologische 
Veränderungen  des  Krankheitserregers  beobachtete  P,  nicht.  Bei  successiven  Culturen  mit 
geringen  Intervallen  erhielt  sich  die  Virulenz  der  Cultur,  von  welcher  ausgegangen  wurde, 
unverändert.  Die  Ursache  ihrer  Abnahme  glaubt  der  Verf.  in  der  Einwirkung  des  Sauer- 
stoffs auf  das  Aussaatmaterial  gefunden  zu  haben.  Letzteres  gab  wenigstens,  wenn  es  in 
geschlossenen  Röhren  aufbewahrt  ward,  auch  nach  10  Monaten  noch  Culturen  von 
un geschwächter  Virulenz.  Um  dies  zu  zeigen,  waren  die  Culturen,  welche  das  Aussaat- 
material liefern  sollten,  in  Röhren  angelegt,  deren  Oeffnungen  zugeschmolzen  und  erst  kurz 
vor  der  Aussaat  wieder  geöffnet  wurden. 

96.  Bollinger,  0.  Untersuchungen  über  die  Uebertragbarkeit  des  Rauschbrandes.  (Milch - 
Zeitung,  8.  Jahrg.  1879,  No.  12,  S.  156.) 

Verf.  hat  die  Krankheit  vom  Rinde  auf  Schafe,  Ziegen,  Ratten  und  Mäuse  über- 
tragen. Im  Blut  der  erkrankten  Thiere  fanden  sich  5  Microm.  lange,  um  ihre  Längsachse 
rotirende  Stäbchen,  Auch  der  Schlamm  und  Unrath  der  Rauschbrandlocalitäten,  in  welchem 
dieselben  Stäbchen  auftraten,  wurde  zu  erfolgreichen  Infectionsversuchen  benutzt.  (Nach 
Biedermann's  Centralblatt  für  Agriculturchemie  1880,  S.  311.) 

97.  Feser.  Beobachtungen  und  Untersuchungen  über  den  Rauschbrand  im  Jahre  1879. 
(Deutsche  Zeitschrift  für  Thiermedicin,  S.  371,  1880.) 

Die  Arbeit  ist  eine  Fortsetzung  des  Berichts  über  die  Thätigkeit  der  oberbayrischen 
Milzbrandversuchsstationen.  Die  Untersuchungen  F.'s  beziehen  sich  1.  auf  den  Rauschbrand, 
2.  Versuche  mit  Alpenweidobjecten ,  3.  Grundwasserbeobachtungen  im  Milzbrandbezirke 
Lenggries.  Der  Spaltpilz  des  Rausch-  und  Kälberbrandes  hat  keine  Luft  zur  Existenz  und 
Multiplication  nöthig;  die  Luft  vermindert  nach  längerer  Einwirkung  die  Giftigkeit  des 
Pilze»  und  hebt  sie  Bchliesslich  ganz  auf.    In  den  Sümpfen  der  Milzbrandalpen  finden  sich 


Spaltpilze  in  Beziehung  zu  Krankheiten.  327 

in  ungeheurer  Menge  Spaltpilze,  welche  morphologisch  mit  denen  des  Rausch-  und  Milz- 
brandes identisch  sind;  doch  blieben  von  43  Impfversuchen  36  ohne  positives  Resultat. 
7  Versuchsthiere  starben,  darunter  3  am  Rauschbrand,  1  am  Milzbrand.  Ein  Zusammen- 
hang zwischen  Grundwasser  und  Milzbrand  war  nicht  nachzuweisen.  (Nach  Jahresbericht 
über  die  Leistungen  und  Fortschritte  in  der  gesammten  Medicin  von  Virchow  u.  Hirsch, 
XVI.  Jahrg.,  I.  Bd.,  II.  Abth.) 

98.  May.    Der  Milzbrandrothlauf  der  Schweine  und  seine  Verhütung.   (Fühling's  Landw. 
Zeitung  1880,  S.  141.) 

Enthält  nichts  von  mycologischem  Interesse. 

99.  Eberth,  C  J.    Zur  Kenntniss  der  Mycosen  bei  Thleren.    (Archiv  f.  pathol.  Anatomie 
u.  Physiologie,  h.  v.  R.  Virchow,  Bd.  80,  S.  311-314  mit  1  Taf.) 

E.  fand  bei  einem  seit  6  Stunden  todten  Papagai  namentlich  in  Leber  und  Blut 
grosse  Mengen  von  Micrococcen,  welche  den  bei  croupöser  Conjunctivitis  und  Pharyngitis 
der  Hühner  auftretenden  glichen. 

100.  Ticbomirow.  Zwei  Bacterien,  welche  die  Epidemie  bei  Perlplaneta  orientalis  ver- 
ursachen. —  Reden  und  Protoc,  d.  VI.  Versamml.  Russ.  Naturf.  in  St.  Petersburg  1879. 
St,  Petersburg  1880,  Seite  7  (Russisch). 

Die  erste  ist  identisch  mit  der  Pebrine-Bacterie,  die  andere  ist  dem  Bacterium  Linedia 
Cohn  ähnlich,  aber  unbeweglich,  —  wesshalb  der  Verf.  sie  als  neue  betrachtet  —  Bacterium 
periplanetae  sp.  nov.  Die  Krankheit  spricht  sich  aus  in  Trägheit,  Durchfall  und  in  der 
Atrophie  aller  inneren  Organe;  diese  zweite  Form  kommt  hauptsächlich  im  Fettkörper  vor 
und  bedingt  die  nach  dem  Tode  eintretende  Anschwellung  abdominis.  Batalin. 

101.  Frillieux.  Sur  la  coloration  et  le  mode  d'alteration  de  grains  de  ble  roses.  (Annal. 
d.  scienc.  nat.,  6.  serie  Bot.,  t.  8.,  p.  248. 

Bei  allen  Weizenarten  kommen  manchmal  Körner  von  röthlicher  Farbe  vor.  Die 
Färbung  erscheint  äusserlich,  liegt  jedoch  nicht  in  der  Frucht  oder  Samenhaut,  sondern  in 
der  Kleberschicht.  Gewöhnlich  ist  die  Mittelschicht  des  Pericarps  getrennt  und  empor- 
gehoben. Auch  die  darunter  liegende  Schicht  transversal  gestreckter  Zellen,  welche  nach 
aussen  in  Folge  einer  Volumenverminderung  des  Kornes  vorgewölbt  erscheinen.  Am  intensivsten, 
und  zwar  über  den  ganzen  Querschnitt  tritt  die  Färbung  an  Körnern  von  glasigem  Weizen 
auf;  bei  den  mehligen  Varietäten  ist  die  purpurröthliche  Farbe  meist  nur  auf  die  Kleber- 
schicht und  auf  den  Umkreis  von  Höhlungen  beschränkt,  welche  sich  in  der  Mitte  der 
röthlichen  Körner  bilden.  Die  Färbung  wird  auf  den  Schnitten  unter  dem  Microskop  nur 
bei  Anwendung  von  Oel  oder  Glycerin  erhalten,  während  sie  bei  Wasser  bald  verschwindet. 
Die  stärkeführenden  Zellen  sind  farblos;  der  Embryo  dagegen  oft  sehr  intensiv  gefärbt 
und  namentlich  dessen  Gefässbündelanlagen.  Man  sieht  somit,  dass  sich  die  Färbung  auf 
die  stickstoffhaltige  Substanz  beschrankt.  Die  Höhlung,  welche  sich  oft  durch  die  ganze 
Länge  des  Kornes  hinzieht  und  an  dieselbe  grenzt,  welche  äusserlich  durch  die  Furche  des 
Getreidekornes  sich  kenntlich  macht,  ist  von  transparent  erscheinendem  Gewebe  umgeben, 
das  an  das  noch  normale,  undurchsichtige,  mit  Stärke  erfüllte  grenzt.  Die  mit  Jod  sich 
gelb  färbende  transparente  Zellschicht  wird  nach  dem  Innern  der  Höhle  zu  von  einer 
wolkigen,  oft  in  warzenartigen  Vorsprüngen  auftretenden  Bacterienmasse  ausgekleidet. 
Die  Bacterien  scheinen  der  Gattung  Micrococcus  (Cohn)  anzugehören,  die  in  kugeligen 
einfachen  oder  Zwillingssamen,  sowie  in  ovalen  Gestalten  anzutreffen  ist. 

Unter  der  Einwirkung  der  Bacterien  werden  die  Stärkekörner  gelöst;  sie  werden 
kleiner,  ohne  wie  bei  der  Keimung  Risse  und  radiale  Spalten  zu  zeigen ,  ohne  in  unregel- 
mässige Stücke  zu  zerfallen.  Die  Lösung  erfolgt  lediglich  von  aussen,  indem  die  Contouren 
buchtig  werden  und  wie  ausgenagt  erscheinen.  Die  Bacterien  greifen  die  Stärke  im  All- 
gemeinen früher  an,  als  das  Gluten,  das  an  Stelle  der  verschwundenen  Amylumkörnchen 
nur  Höhlungen  in  seiner  Masse  zeigt.  Schliesslich  lösen  sich  auch  die  Zellwände,  indem 
sie  quellen  und  vergallerten,  wobei  sie  aber  ihre  Cellulosereaction  beibehalten. 

Die  Micrococcen  dringen  von  aussen  durch  die  Furche  in  das  Korn;  am  Grunde 
derselben  findet  man  den  Hauptherd  der  Corrosion.  P.  Sorauer. 


328  Kryptogamen.  —  Algen. 


1 


E,  Algen. 


Referent:  Äskenasy.*) 

Diesem  Bericht  wurde  ein  etwas  verändertes  System  zu  Grunde  gelegt,  das  mit 
den  neueren  Ansichten  über  Systematik  der  Thallophyten  besser  als  das  früher  augewandte 
harmoniren  dürfte.  Der  Name  Rhodophyceae  statt  Florideae  wurde  gewählt,  weil  er  den 
Namen  der  anderen  Abtheilungen  analog  gebildet  ist.  Es  erschien  dann  zweckmässig,  die 
Rhodophyceae  in  2  Unterabtheilungen  zu  trennen,  deren  erster,  die  Hauptmasse  der  hierher 
gehörigen  Algen  enthaltend,  der  Name  Florideae  beigelegt  wurde;  die  Bangiaceae  bilden 
die  zweite  ünterabtheilung.  Unter  den  Phaeozoosporeae  wurden  auch  die  Cutleriaceae  und 
Tilopterideae  mit  einbegriffen. 

Uebersicht  der  Einth eilung  des  Referats: 
I.  Allgemeines,    a.  Systematik,  Morphologie,  Physiologie,  b.  Geographische 

Verbreitung,  c.  Sammlungen. 
II.  Rhodophyceae.    a.  Florideae,  b.  Bangiaceae. 

III.  Phaeophyceae.    a.  Fucaceae,  b.  Phaeozoosporeae,  c.  Dictyotaceae. 

IV.  Chlorophyceae.    a.  Characeae,  b.  Confervoideae,  c.  Siphoneae,  d.  Protococ- 
coideae,  e.  Conjugatae. 

V.  Cyanophyceae. 


I.  Allgemeines, 
a.  Morphologie,  Physiologie,  Systematili. 

1.  De  Bary.    Zur  Systematik  der  Thallophyten.    (Ref.  S.  330.) 

2.  Gobi.    Grundzüge  einer  systematischen  Eintheilung  der  Gloeophyten.    (Ref.  S.  332.) 

3.  Bennett  und  Murray.    Terminology  and  Classification  of  Thallophytes.    (Ref.  S.  333.) 

4.  Falkenberg.    Die  Algen  im  weitesten  Sinne.    (Ref.  S.  333.) 

5.  Brandt.    Ueber  das  Zusammenleben  von  Thieren  und  Algen.    (Ref.  S.  334.) 

6.  Entz.    Ueber  die  Natur  der  „Chlorophyllkörperchen"  niederer  Thiere.    (Ref.  S.  336.) 

7.  Schaarschmidt.     Ueber  activen  und  passiven  Endophytismus.     (Ref.  S.  337.) 

8.  Klein.    Die  Krystalloide  der  Meeresalgen.    (Ref.  S.  337.) 

9a.  Berthold.    Die  Befruchtungsvorgänge  bei  den  Algen.    (Ref.  S.  337.) 
9b.  Westermaier.     Ueber   die  Wachsthumsinteusität  der  Scheitelzelle  und  der  jüngsten 
Segmente.    (Ref.  S.  337.) 

10.  Allary.    Analyses  d'algues  marines.    (Ref.  S.  338.) 

11.  Nathorst.    Ueber  fossile  Algen.     (Ref.  S.  338.) 

12.  Dodel-Port.    Ulustrirtes  Pflanzenleben.    (Ref.  S.  338.) 

13.  Farlow.    Marine  Algae  of  New  England.     (Ref.  S.  339.) 

14.  Nordstedt.    Ueber  die  Namen  der  Algae  exs.  Rabenhorst's.    (Ref.  S.  341.) 

15.  Magnus.     Botanik  und  Bernstein.    (Ref.  S.  341.) 
16a.  Pap.    Die  Pflanzenwelt  des  Meeres.    (Ref.  S.  341.) 

16b.  Clarke.    The  Common  Sea-Weeds  of  the  British  Coast.    (Ref.  S.  341.) 
IBc.Hervey.    Sea  Mosses.    (Ref.  S.  341.) 

b.  Geographische  Verbreitung. 

17.  Wollny.    Die  Meeresalgen  von  Helgoland.    (Ret  S.  341.) 

18.  Hempel.    Algenflora  von  Chemnitz.     (Ref.  S.  341.) 

19.  Cienkowski.    Algen  des  Weissen  Meeres.    (Ref.  S.  332.) 

20.  Foslie.    Neue  arktische  Meeresalgen.    (Ref.  S.  343.) 

21.  Grönlund.    Islands  Flora.    (Ref.  S.  343.) 

22.  Schaarschmidt.    Algae  Romaniae.    (Ref.  S.  343.) 

23.  Kanitz.    Plantae  Romaniae.    (Ref.  S.  343.) 


*)  Die  Abtheilung  der  Bacillariaceen  ist  von  Herrn  Pfitzer  bearbeitet. 


i 
Verzeichniss  der  besprochenen  Arbeiten.  329 

24.  Holmes,    Algae  new  to  Britain.    (Ref.  S.  343.)  , 

25.  Gobi.    Algen  des  Finnischen  Meerbusens.    (Ref.  S.  343.)  '■ 

26.  Roux.    Liste  d'Algues  d'Alger.    (Ref.  S.  343.)  ' 

27.  Wolle.    American  Fresh  Water  Algae.    (Ref.  S.  343.)  j 
28  Schaarschmidt.    Specimen  Phycologiae  aequatoriensis.    (Ref.  S.  343.)                                          ] 

29.  Farlow.    Algae  of  Kerguelen.    (Ref.  S.  344.)  < 

30.  Padrao.    Algae  marinae  method.  enumeratae.     (Ref.  S.  344.) 

31.  Puiggari.     Kryptogamen  von  Apiahy.    (Ref.  S.  344.)  i 

32.  Schnyder.     Algas  y  hungos.     (Ref.  S.  344.)  I 

c.  Sammlungen.  i 

33.  Farlow.    Anderson  and  Eaton.    Algae  Am.  bor.  exs.    (Ref.  S.  344.)  I 

34.  Kern  er.    Flora  exsiccata  Austro-Hungarica.    (Ref.  S.  344.)  ; 

II.  Rhodophyceae.  i 

a.  Florideae. 

35.  Solms  Laubach.    Die  Corallinenalgen  des  Golfs  von  Neapel.    (Ref.  S.  352.) 

36.  Falkenberg.    Ueber  Florideen.    (Ref.  S.  344.)  | 

37.  Sirodot.    Absorption  chez  les  organismes  vegetaux  inferieurs.    (Ref.  S.  352.)  i 

38.  Hempel.    üeber  Chantransia.    (Ref.  S.  352.) 

39.  Rischawi.    üeber  die  Stichidien  und  Antheridien  von  Dasya  elegans.    (Ref.  S.  352.)  j 

40.  Ardissone.    Caso  anormale  di  fructificazione  nelle  Floridee.    (Ref.  S.  353.) 

41.  Derselbe.    Nota  suUo  Sperraothamnion  torulosum.    (Ref.  S.  354.)  1 

42.  Greenish.    üeber  die  iu  Fucus  amylaceus  vorkommenden  Kohlenhydrate.  (Ref.  S.  354.)  ^ 

b.  Bangiaceae.  • 

III.  Phaeophyceae. 

a.  Fucaceae.  | 

43.  Bergeudahl.    Ueber  Kuntze's  Revision  von  Sargassum.    (Ref.  S.  354.) 

44.  Greve.    On  the  floating  power  of  the  Fuceae.    (Ref.  S.  354.)  ! 

45.  Mollet.     On  the  structure  of  Hormosira.     (Ref.  S.  354) 

b.  Phaeozoosporeae. 

46.  B  e  r  t  h  0 1  d.  Die  geschlechtliche  Fortpflanzung  der  eigentlichen  Phaeosporeeu.  (Ref.  S.  354.)  ; 

47.  K.     Ueber  die  geschlechtliche  Fortpflanzung  der  Phaeosporeen.    (Ref.  S.  356.) 

48.  Agardh.    Till  Algernes  Systematik.     (Ref.  S.  356.)  1 

49.  Areschoug.    Beskrifning  pa  ett  nytt  algslägte  Pelagophycus.    (Ref.  357.)  i 

50.  Farlow.    Note  on  Laminarieae.     (Ref.  S.  357.)  i 

51.  WoUny.    üeber  die  Fruchtbildung  von  Chaetopteris  plumosa.    (Ref.  S.  357.)  i 

c.  Dictyotaceae.  ! 

52.  Agardh.    üeber  die  Systematik  der  Dictyotaceen.    (Ref.  S.  357.)  \ 

IV.  Chlorophyceae.  ] 

a.  Cbaraceae.  ! 

53.  John.    Die  Zellkerne  von  Ohara  foetida.    (Ref.  S.  357.) 

54.  Zacharias.    Ueber  die  Spermatozoiden.    (Ref.  S.  358.)  \ 

55.  Sanio.     Gefässkryptogamen  und  Characeeu  der  Flora  von  Lyck.     (Ref.  S.  358.)  I 

56.  Derselbe.    Zahleuverhältnisse  der  Flora  Preussens.    (Ref.  S.  358.)  ■ 

57.  Müller.    Characees  genevoises.     (Ref.  S.  358.)  I 

58.  Groves  H.  et  J.    On  Ohara  obtusa.    (Ref.  S.  358.) 

59.  Dieselben.    Notes  on  British  Characeae.    (Ref.  S.  358.) 

60.  Ascherson.     Beitrag  zur  Flora  Aegyptens.     (Ref.  S.  358.) 

61.  Allen.    Oharaceae  of  America.     (Ref.  S.  358.) 

b.  Gonfervoideae. 

62.  Dodel-Port.    Ueber  geschlechtliche  Befruchtung  einiger  Ohlorophyceen.    (Ref.  S.  358.) 


330  Kryptogamen.  —  Algen. 

63.  Kirchner.    Ueber  die  Entwickelungsgeschichte  einiger  Chaetophoreen.    (Ref.  S.  359.) 

64.  Geddes.    On  Variegation  aud  Cell-Multiplication  in  Enteromorpha.    (Ref.  S.  360.) 

65.  Wright.    On  Blodgettia  confervoides.     (Ref.  S.  360.) 

66.  Kirk.    New  Species  of  Cladophora.    (Ref.  S.  360) 

67.  Mac  Hughes.    On  the  transport  of  fine  mud  etc.  by  Conferva.    (Ref.  S.  360.) 

68.  Wille.    Ueber  Ruhezellen  bei  Conferva.    (Ref.  S.  360.) 

c.  Sipboneae. 

69.  Farlow.    Ueber  Codioliura  gregarium.    (Ref.  S.  362.) 

70.  Derselbe.    Ueber  Vaucheria  Thuretii.    (Ref.  S.  362.) 

71.  Holmes.    On  Codiolum  gregarium.    (Ref.  S.  362.) 

72.  Munier-Chalmas.    Observ.  sur  les  algues  calcaires  confondues  avec  les  Foraminiferes. 

(Ref.  S.  362.) 

d.  Protococcoideae. 

73.  Cooke.    British  Palmellaceae.    (Ref.  S.  363.) 

74.  Klebs.    Beiträge  zur  Kenntniss  niederer  Algenformen.    (Ref.  S.  363.) 

75.  Schaarschmidt,    Chlorochytrium  in  Siebenbürgen.    (Ref.  S.  367.) 

76.  Wright.    On  a  new  genus  and  species  of  unicellular  Algae.    (Ref.  S.  367.) 

77.  Will 8.    On  the  structure  and  life  history  of  Volvox  globator.    (Ref.  S.  367.) 

78.  Girardet.     Ueber  Pandorina.    (Ref.  S.  368.) 

79.  Cohn.    Ueber  Haematococcus  pluvialis.    (Ref.  S.  368.) 

80.  Rostafinski.    Ueber  den  rothen  Farbstoff  einiger  Chlorophyceen.    (Ref.  S.  368.) 

81.  Simony.    Ueber  schwarzen  Schnee.    (Ref.  S.  368.) 

82.  Cr  oft.    Occurence  of  red  snow.    (Ref.  S.  368.) 

83.  Geddes.    Ueber  Chlamydomyxa  labyrinthuloides.     (Ref.  S.  368.) 

e.  CoDjugatae. 

84.  Cooke.    Notes  on  British  Desmids.    (Ref.  S.  368.) 

85.  Archer.    New-Zealand  Desraidieae.    (Ref.  S.  369.) 

86.  Cooke.    On  some  Desmids  new  to  Britaiu.    (Ref.  S.  369.) 

87.  Wolle.    American  Fresh  Water  Algae  (Desmidieaej.    (Ref.  S.  369.) 

88.  Schaarschmidt.    Die  Theilung  des  Closterium  intermedium.    (Ref.  S.  369.) 

89.  Hempel.    Ueber  Copulation  von  Closterium  Pritchardianum  Arch.    (Ref.  S.  369.) 

V.  Cyanopliyceae. 

90.  Schaarschmidt.    Zur  Morphologie  des  Chlorophylls  und  des  pflanzlichen  Zellkerns. 

(Ref.  S.  369.) 

91.  Bornet  et  Grunow,    Mazaea.    Nouveau  genre  des  Cryptophycees.    (Ref.  S.  370.) 

92.  G.    Ueber  Schwärmsporen  bei  Merismopoedia.    (Ref.  S.  370  ) 

93.  Coppinger.    Oceanic  Phenomenon.    (Ref.  S.  370.) 

I.  Allgemeines. 

a.  Morphologie,  Physiologie,  Systematik. 

1.  De  Bary.    Zur  Systematik  der  Thallophyten.    (Bot.  Ztg.  1881,  Sp.  1-17,  33—36.) 

Die  Darstellung  des  Verf.'s  sucht  zuerst  die  grösseren  Abtheilungen  zu  umgrenzen 
und  dann  die  Coordination  derselben  festzustellen. 

Als  erste  grosse  natürliche  Abtheilung  der  Thallophyten  findet  man  eine  grosse 
Gruppe,  welche  in  der  Hauptsache  Thuret's  Chlorosporeen  entspricht,  nämlich  die  gesammten 
chlorophyllgrünen  Thallophyten  oder  Algen  mit  polysymmetrischen  Zoosporen-  und  Zygo- 
Bporen-  oder  Oosporenbildung.  Mag  man  den  Aufbau  des  Thallus  oder  die  Art  der  sexuellen 
Befruchtung  ins  Auge  fassen,  immer  findet  man  die  extremsten  Formen  durch  intermediäre 
mit  einander  verbunden.  Innerhalb  dieser  Gruppe  nehmen  bestimmte  eibildende  Familien 
insbesondere  der  Coleochaeteen  und  Oedogonieen  die  höchste  Stelle  ein,  insbesondere  auch 


Allgemeines,  —  Morphologie,  Physiologie,  Systematik.  33 1 

deswegen,  weil  sie  sich  durcli  ihren  Entwickelungsgang  der  höher  gegliederten  Bryophyten- 
gruppe  unverkennbar  nähern;  sie  lassen  sich  aber  in  ebenso  ungezwungener  Weise  durch 
mehrere  Mittelstufen  an  einfacher  organisirte  Formen  anknüpfen.  Nur  zweierlei  Gruppen 
machen  einige  Schwierigkeit.  Die  im  Bau  des  Thallus  mit  vielen  isogamen  Formen  (Siphoneen) 
übereinstimmende  Gattung  Vaucheria  steht  mit  ihren  hoch  diiferenzirten  Sexualorganen 
unvermittelt  neben  oder  über  ihnen.  Ihre  Stellung  im  System  rauss  daher  gegenwärtig  noch 
eine  provisorische  sein.  Verf.  glaubt,  dass  vielleicht  fernere  Untersuchungen  sie  durch  Ver- 
mittelung  von  Derbesia  näher  an  die  Oedogoniieen  anschliessen  werden,  wofür  in  der 
Zoosporenstructur  einige  Andeutung  enthalten  ist.  Die  andere  schwierig  unterzubringende 
Gruppe  sind  die  Conjugaten.  Verf.  glaubt,  dass  sie  sich  nach  ihrem  Entwickelungsgange 
nahe  an  die  mit  Zoogameten  versehenen  einfachen  Chlorosporeen  wie  Ulothrix  anschliessen. 
Intermediäre  Formen  sind  hier  indessen  nicht  bekannt,  höchstens  könnte  Zygogonium  einiger- 
massen  dafür  gelten. 

Die  zweite  Hauptgruppe  der  Thallophyten  wird  von  den  Melanospermeen  Harvey's 
gebildet.  Sie  setzt  sich  aus  Thuret's  Phaeosporeen,  Cutleriaceen  (nebst  Tilopterideen  Thur.) 
und  den  Fucaceen  zusammen,  die  mittlere  Gruppe  bildet  namentlich  in  Bezug  auf  die 
Befruchtung  den  Uebergang  zwischen  den  beiden  andern.  Drittens  stellen  die  Florideen  mit 
den  Porphyren,  Bangien  und  marinen  Chantransien  als  einfachsten  Gliedern  eine  fest 
geschlossene  Gruppe  dar.  Die  Dictyotaceen  mögen  ihnen  einstweilen  zugezählt  werden,  doch 
bleibt  deren  Stellung  aus  bekannten  Gründen  vorläufig  einigermassen  unsicher. 

Allgemein  als  wohlumgrenzt  anerkannte  Gruppen  bilden  ferner  4.  Thuret's  Crypto- 
phyceae,  d.  h.  die  Nostocaceae  im  weitesten  Sinne  nebst  den  Chroococcaceen,  denen  nach 
den  heutigen  Kenntnissen  die  Schizomyceten  sich  direct  anreihen,  5.  die  Diatomaceae,  6.  die 
Characeen.  7.  Eine  in  sich  fest  zusammenhängende  Gruppe  stellen  bei  eingehender  Ver- 
gleichung  die  Pilze  dar,  und  zwar  mit  Ausschluss  der  Schizomyceten  und  Myxomyceten, 
aber  mit  Einschluss  der  Flechten,  sämmtliche  als  Pilze  herkömmlich  bezeichnete  Gewächse. 
8.  Die  Myxomyceten  stellen,  was  man  auch  sonst  von  ihnen  denken  mag,  jedenfalls  auch  eine 
sich  scharf  abhebende  Gruppe  dar. 

Was  die  Coordination  der  Gruppen  anbetrifft,  so  stellen  die  grösseren  derselben, 
nämlich  die  Chlorosporeen,  Phaeosporeen,  Florideen  und  Pilze  je  eine  von  Formen  einfacheren 
zu  solchen  höheren  Entwickelungsganges  aufsteigende  Reihe  dar.  Jede  dieser  Reihen  ist  in 
sich  geschlossen;  keine  kann  in  eine  der  anderen  eingeschaltet  werden  ohne  gewaltsame, 
willkürliche  Zerreissuug  der  letzteren,  sie  laufen  mehr  oder  weniger  divergent  neben  einander 
hin.  Von  den  vier  genannten  Reihen  besitzen  die  Chlorosporeen  allein  einen  Anschluss 
nach  oben,  indem  durch  die  Oedogonieen  und  Coleochaeteen  der  Anschluss  an  die  Bryophyten 
vermittelt  wird,  von  wo  aus  durch  die  Pteridophyten  und  Gymnospermen  hindurch  der 
Uebergang  zu  den  angiospermen  Blüthenpflanzen  geschieht.  Die  anderen  drei  Reihen  haben 
nach  oben  keinen  Anschluss,  ihre  höchst  entwickelten  Glieder  sind  absolute  Endglieder. 
Diese  drei  Reihen  sind  allerdings  nicht  ohne  Verwandtschaft  mit  der  Hauptreihe  und  speciell 
den  Phaeosporeen,  der  Anschluss  an  diese  kann  aber  nach  dem  früher  Gesagten  nur  durch 
die  unteren  Glieder  vermittelt  werden.  Die  einfachsten  Formen  der  Phaeosporeen,  also 
Ectocarpus  und  Verwandte  sind  schon  durch  den  Bau  der  Schwärmzellen,  durch  das 
Auftreten  des  Phycoxanthins  etc.  von  den  Chlorosporeen  gesondert,  eigentliche  Uebergangs- 
formen  kennt  man  nicht.  Jedoch  kommen  diese  einfachsten  Phaeosporeen  gewissen  Chloro- 
sporeen-Gruppen  (Stigeoclonium,  Chroolejms,  CladophoraJ  in  jeder  Hinsicht  so  nahe,  dass 
eine  directe  gegenseitige,  wirkliche  Verwandtschaft  unverkennbar  ist.  Hier  würde  also  der 
Anschluss  zu  suchen  sein.  Die  einfachsten  Florideen,  wie  Bangia,  Chantransia  corymbifera 
Nemalieen,  sind  in  der  vegetativen  Gliederung  den  einfachsten  Chlorosporeen  und  Phaeosporeen 
ähnlich  und  schon  mit  relativ  hoch  differenzirten  Sexualorganen  versehen.  Ihr  Anschluss 
an  andere  Reihen  wird  daher  dort  zu  suchen  sein,  wo  sich  die  entsprechenden  Differenzirungen 
zeigen.  Nun  schliesst  sich  der  Entwickelungsgang  von  Coleochaete  dem  der  einfachen  Florideen 
unmittelbar  an.  Somit  kann  man  sie  hier  anschliessen  und  annehmen,  dass  sie  sich  neben 
den  Coleochaeteen  als  besondere  Reihe  von  der  Chlorosporeen-Gruppe  abzweigen. 

Für  die  mit  den  Ascomyceten  und  Uredineen  endigende  Hauptreihe  der  Pilze  muss 


332  Kryptogamen.  —  Algen, 

der  Anschluss  bei  den  eibildenden  Chlorosporeen  (Oedogonmm,  Cylinäroeapsa  etc.)  gesucht 
werden.  MonoblepJiaris  Cornu,  Pythium  und  Peronospora  sind  die  hier  zunächst  sich  an- 
schliessenden Pilzformen,  von  denen  aus  sich  die  übrigen  Pilze  herleiten  lassen.  Nur  für 
die  Chytridien  und  die  an  sie  wahrscheinlich  anzuknüpfende  mit  den  Ustilagineen  endigende 
kleine  Reihe  ist  noch  genauer  zu  untersuchen,  ob  sie  nicht  vielleicht  eine  von  den  übrigen 
Pilzen  zu  sondernde  und  den  isogamen  Chlorosporeen  anzuschliessende  Gruppe  bilden.  Doch 
ist  nach  dem  gegenwärtig  bekannten  der  Anschluss  an  die  Peronosporeen  und  Saprolegnieen 
mehr  angezeigt. 

Die  Characeen  machen  in  Bezug  auf  ihre  Stellung  im  System  besondere  Schwierig- 
keiten. Man  hat  schon  öfters  sie  nach  oben  an  die  Bryophyten  anschliessen  wollen,  Verf. 
findet  die  dafür  angeführten  Gründe  alle  an  den  Haaren  herbeigezogen  und  unzutreffend. 
Aber  auch  der  Anschluss  nach  unten  ist  unsicher.  Verf.  hält  wegen  der  hohen  Diffe- 
renzirung  der  Sexualorgane  die  Vaucherien  von  allen  bekannten  Formen  als  den  Characeen 
am  nächsten  stehend,  doch  bleibt  der  Abstand  zwischen  beiden  auch  bei  alleiniger  Berück- 
sichtigung der  Sexualorgane  ein  sehr  grosser  und  nimmt  noch  beträchtlich  zu,  wenn  der 
vegetative  Aufbau  mit  berücksichtigt  wird. 

Unsicher  ist  auch  die  Stellung  der  Diatomeen  im  System,  die  Copulationserscheinungen 
und  der  ganze  Entwickelungsgang  zeigen  unverkennbare  Verwandtschaft  mit  den  Conjugaten 
an.    Doch  sind  keine  Intermediärformen  bekannt. 

Eine  sehr  isolirte  Gruppe  bilden  auch  die  Schizosporeen  (Cohn),  d.  h.  Phycochrom- 
algen  und  Schizomyceten.  Nach  dem,  was  neuerdings  über  die  sexuelle  Fortpflanzung  der 
Bangiaceen  bekannt  geworden  ist,  hält  Verf.  es  nicht  für  möglich,  sie  mit  Cohn  als  den 
niedersten  Abschnitt  der  Florideengruppe  zu  betrachten.  Weit  näher  liegt  der  Gedanke, 
einen  Anschluss  der  einfacheren  Schizophyten  an  die  einfachsten  Chlorosporeen  zu  suchen, 
von  welchen  sich  jene  etwa  als  selbständige  Reihe  abzweigen  würden,  welche  ihr  oberes 
nicht  weiter  anschliessendes  Ende  in  den  Rivularieen  hätte. 

Der  Anschluss  der  Myxomyceten,  der  nur   innerhalb  der  Pilzgruppe  stattfinden 

könnte,  wird  vom  Verf.  als  zur  Zeit  völlig  uugewiss  nicht  näher  besprochen.    Die  Ansichten 

des  Verf.  werden  in  einer  Tabelle  in  anschaulicher  Form  näher  dargelegt.    Der  übrige  Theil 

des  Aufsatzes  enthält  eine  Kritik  der  Systeme  von  Cohn,  Sachs,  Eichler  und  Winter. 

2.   Gobi.    Grundzüge  einer  systematischen  Eintheilung  der  Gloeopbyten  (Thallophyten 

Endl.).    (Bot.  Ztg.  1881,  S.  489-501,  505—518.) 

Verf.  giebt  am  Schlüsse  seines  Aufsatzes  eine  kurze  Zusammenfassung  seiner  An- 
sichten, die  wir  hier  wörtlich  mittheilen: 

1.  Der  Name  Thallophytae  ist  für  die  niedrigste  Pflauzenclasse  (Algen,  Pilze  incl. 
Lichenen)  gar  nicht  bezeichnend,  daher  sollte  er  auch  nicht  beibehalten,  sondern  durch  den 
mehr  bezeichnenden  Gloeophytae  ersetzt  werden.  (Letzterer  Name  weist  darauf  hin,  dass 
die  Zellmembran  der  hierher  gehörigen  Pflanzen  die  Fähigkeit  besitzt,  leicht  aufzuquellen, 
zu  vergallerten  und  sogar  zu  verschleimen.) 

2.  Die  ganze  Gloeopbyten  •  Classe  besteht  aus  fünf  grossen  neben  einander  diver- 
girend  hinauflaufenden  Reihen,  den  Chlorophyceen ,  Cyanophyceen,  Phaeophyceen ,  Rhodo- 
phyceen  (Florideen)  und  Fungi.  Jede  dieser  primären  Reihen  oder  Gruppen  ist  aus  nur 
genetisch  zusammenhängenden  Formen  zusammengestellt,  mit  den  einfachsten  beginnend  und 
mit  höchst  differenzirten  abschliessend.  Jede  derselben  ist  jedoch  nicht  als  geradlinig  ver- 
laufende Reihe,  d.  h.  als  eine  gerade  Kette  von  Formen  aufzufassen,  sondern  als  ein  ver- 
zweigtes System. 

3.  Der  genetische  Zusammenhang  zwischen  den  Formen  jeder  einzelnen  Reihe  äussert 
sich  zunächst  in  stufenweiser  Vervollkommnung  des  Zeugungsactes,  sodann  aber  auch 
(meistentheils)  im  morphologischen  und  anatomischen  Aufbaue  des  Körpers.  Gleichzeitig 
erscheinen  aber  alle  diese  Reihen  auch  nach  dem  Princip  der  Plasmafärbung  gruppirt; 
demnächst  erhält  man  also  eine  rein  grüne  Reihe  (die  Chlorophyceen),  wo  ausser  Chlorophyll 
kein  anderer  an  das  Plasma  sich  bindender  Farbstoff  vorkommt ;  dann  eine  span-  oder  blau- 
grüne, phycochromhaltige  Reihe  (die  Cyanophyceen);  ferner  eine  braune  oder  gelbbraune 
(die  Phaeophyceen),  eine  rothe  (die  Rhodophyceen  oder  Florideen);  bei  letzteren  drei  ist 


Allgemeines.  —  Morphologie,  Physiologie,  Systematik.  333 

das  Plasma  ausserdem  durch  einen  entsprechenden  Farbstoff  tingirt,  der   das  Chlorophyll 
maskirt.    Die  fünfte  Reihe  endlich,  die  Fungi,  ist  chlorophylllos. 

4.  Diese  letztere  beginnt  mit  den  agamen  Chytridiaceen ,  durch  welche  sie  sich  an 
die  agamen  Chlorophyceen  anschliesst. 

5.  Die  Bacterien  gehören  nicht  zu  dieser  Pilzreihe,  sondern  sind  mit  Cohn  als 
clorophylllose  Cyanophyceen  aus  der  agamen  Etage  anzusehen. 

6.  Diese  letztgenannte  Cyanophyceen -Reihe,  mit  den  einfachst  agamen  Formen 
beginnend,  schliesst  mit  den  höchst  differenzirten  carposporen  Batrachospermen  nebst  Ver- 
wandten (Lemania,  Saclieria)  ab.  Die  iu  dieser  Reihe  zur  Zeit  fehlenden  isogamen  und 
oogameu  Zwischenformeii  sind  als  ausgestorben  anzusehen.  Doch  könnte  vielleicht  hierher 
der  bekannte  Hydrurus  gehören,  von  dessen  Fortpflanzungsweise  mau  jedoch  nichts  kennt. 

7.  Gleich  den  Fungi  schliessen  sich  auch  die  Phaeophyceen  an  die  agamen  Chloro- 
phyceen durch  das  vor  Kurzem  von  Worouin  entdeckte  Chromophyton  an,  endigen  aber  mit 
den  Dictyotaceen  in  der  oogamen  Etage ,  wodurch  sie  sich  von  den  übrigen  vier  Reihen 
unterscheiden,  denn  bei  diesen  letzteren  geht  die  Differenzirung  im  Zeugungsacte  noch  um 
einen  Schritt  weiter;  die  sie  abschliessenden  Formen  sind  carpospor  und  nicht  oogam. 

8.  Die  Bacillariaceen  gehören  der  Phaeophyceen -Reihe  an,  wo  sie  einen  kleinen 
untergeordneten  Nebenweg  (von  der  unteren  agamen  Etage  dieser  Reihe  abstammend)  bilden, 
etwa  in  der  Art  wie  die  Conjugaten  in  der  Chlorophyceen-Reihe. 

9.  Die  am  vollkommensten  repräsentirte  Reihe  in  der  ganzen  Gloeophyten-Classe 
ist  die  der  Chlorophyceen,  welche  dabei  in  gewissem  Sinne  auch  die  Bedeutung  einer  Haupt- 
reihe beanspruchen  kann,  da  sie  nicht  blind  endet  wie  die  andern  alle.  Sie  ist  schon  gegen- 
wärtig in  sechs  untergeordnete  Reihen  zu  zerlegen,  die  alle  ihren  Ursprung  in  der  agamen 
Etage  haben,  sich  aber  nicht  gleich  hoch  erheben,  indem  die  einen  früher,  die  andern  später 
blind  endigen,  eine  Ausnahme  davon  macht  diejenige  Reihe,  die  sich  mit  den  Characeen 
abschliesst,  denn  nur  diese  Formen  und  nicht  die  Coleochaeteen  bilden  den  Uebergang  zu 
den  Musciueeu. 

3.  Bennett  u.  Murray.  Terminology  of  Reprodactive  Organs  and  Classification  of  Tballo- 
phytes.     (Quarterly  journ.  of  microsc.  science  Vol.  21,  p.  165—167.) 

Verff.  bringen  einige  Zusätze  und  Verbesserungen  zu  ihrem  System  für  Termino- 
logie und  Classification  der  Thallophyten.     Vgl.  B.  J.  1880,  S.  528. 

4.  Falkenberg.  Die  Algen  im  weitesten  Sinne.  (^Handbuch  der  Botanik,  herausgegeben 
von  Schenk,  II.  Bd.,  S.  159 — 314,  gehört  zur  Encyclopädie  der  Naturwissenschaften. 
Breslau,  Trewendt.     Der  betr.  Theil  erschien  1881.) 

Die  Arbeit  Falkenberg's  giebt  eine  kurz  gefasste,  aber  alles  Wesentliche  berück- 
sichtigende Uebersicht  unserer  Kenntnisse  von  den  Algen.  Die  Schrift  ist  mit  zahlreichen 
in  den  Text  eingedruckten  Holzschnitten  illustrirt.  Hier  kann  nur  dasjenige  kurz  hervor- 
gehoben werden,  was  dem  Ref.  als  neu  oder  besonders  wichtig  erschienen  ist. 

Verf.  ist  der  Ansicht,  dass  gegenwärtig  an  einer  Algenclasse  als  einheitlicher  syste- 
matischer Abtheilung  nicht  mehr  festgehalten  werden  darf  und  dass  so  wie  man  die  ältere 
Classe  der  Pilze  in  die  drei  Abtheilungen  Schizomyceten,  Pilze  und  Myxomyceten  getheilt  hat, 
auch  die  chlorophyllhaltigen  Thallophyten  (Algen  im  weiteren  Sinne)  in  vier  natürliche 
Abtheilungen  zu  sondern  sind,  nämlich  in  Florideen,  Algen,  Diatomaceen  und  Schizophyceen; 
die  Algen,  Algen  im  engeren  Sinne,  wie  Verf.  seine  zweite  Abtheilung  näher  bezeichnet, 
zerfallen  dann  wieder  in  die  zwei  Unterabtheilungen  1.  Melanophyceae ,  sämmtliche  braun- 
gefärbte Algen  umfassend,  und  2.  Chlorophyceae,  zu  welcher  alle  rein  grünen  Algen  gehören. 
Die  Dictyotaceen  werden  zwar  in  der  Einleitung  mit  einem  Fragezeichen  zu  den  Florideen 
gestellt,  im  Texte  selber  aber  bei  den  Melanophyceen  aufgeführt.  Man  erhält  auf  diese 
Art  sieben  primäre  Gruppen  von  Thallophyten.  Von  diesen  schliesst  sich,  wie  Verf.  bemerkt, 
nur  der  Florideenast  vielleicht  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  an  die  Algen  an.  Ein  näherer 
Anschluss  an  das  Genus  Coleochaete  wird  jedoch  vom  Verf.  nicht  angenommen;  er  meint, 
dass  die  Aehnlichkeiten ,  die  man  zwischen  der  Fruchtbildung  von  Coleochaete  und  der- 
jenigen der  Florideen  hat  finden  wollen,  nur  habitueller  Art  sind  und  keinen  Anhalt  für 
Annahme   einer  natürhchen  Verwandtschaft  darbieten.     Ferner  ist  es  möglich,  dass  die 


334  Kryptogamen.  —  Algen. 

Schizophyceen  und  Schizomyceten  Zweige  eines  Astes  der  Schizophyten  darstellen.  Endlich 
finden  sich  zwischen  den  niedrigst  oi-ganisirten  Gliedern  der  Algeu  im  engeren  Sinne  und  der 
Pilze  Aehnlichkeiten,  welche  auf  eine  wahrscheinliche  Abstammung  dieser  von  gemeinsamen 
Vorfahren  hindeuten,  was  Verf.  weiterhin  in  Uebereinstimmung  mit  De  Bary  näher  ausführt. 
Für  die  Anschlüsse  der  unteren  Enden  der  übrigen  Verwaudtschaftsreihen  fehlt  jeder  Anhalt, 
so  dass  der  Stammbaum  der  Thallophyten,  so  weit  er  sich  nach  abwärts  verfolgen  lässt,  im 
besten  Falle  sich  auf  vier  isolirte  Aeste  zusammenzieht :  Diatomeen,  Algen  und  Pilze,  Schizo- 
phyten, Myxomyceten  —  über  deren  gegenseitige  Beziehungen  wir  zur  Zeit  völlig  im  Unklaren 
sind.  Im  Einklang  mit  den  meisten  Botanikern  nimmt  Verf.  auch  an,  dass  die  Chloro- 
phyceen  den  Ausgangspunkt  für  den  Hauptstamm  der  gesammten  höheren  Pflanzen  bilden. 
Die  systematische  Gruppirung  der  kleineren  Abtheilungen  seitens  des  Verf.  hier  wiederzugeben 
schien  dem  Eef.  nicht  nothwendig. 

Die  Befruchtungsvorgänge  bei  den  Thallophyten  lassen  sich  nach  dem  Verf.  auf 
zwei  wesentlich  verschiedene  Typen  zurückführen,  die  man  als  Gametencopulation  und  als 
Procarpbefruchtung  bezeichnen  kann.  Die  erstere  ist  durch  das  Verschmelzen  der  membran- 
losen Geschlechtszellen,  der  Gameten  zu  einer  neuen  Zelle  der  Zygote  charakterisirt,  während 
der  zweite  Befruchtungsvorgang  den  Florideen  eigenthümlich  ist  und  hier  keiner  näheren 
Beschreibung  bedarf.  Bei  der  Gametencopulation  lassen  sich  zwei  Hauptstufen  innerhalb 
des  Typus  unterscheiden,  nämlich  die  Copulation  von  Isogameten  und  die  von  Eiern  und 
Spermatozoiden.  Erstere  Copulation  wird  als  isogame,  letztere  als  oogame  bezeichnet. 
Verf.  braucht  demnach  den  Ausdruck  Gameten  und  Zygoten  in  einem  weiteren  Sinne  als 
dies  bisher  gebräuchlich  war.  Bei  der  isogamen  Copulation  unterscheidet  er  noch  Copu- 
lation beweglicher  Zellen  (Planogameten)  und  unbeweglicher  Zellen  (Aplanogameten),  welche 
letztere  unter  den  Algen  bei  den  Conjugaten  auftritt.  Wie  Verf.  hervorhebt,  bildet  sich 
die  geschlechtliche  Differenz  der  Gameten  innerhalb  der  Gruppe  der  Algen  im  engeren  Sinne 
in  allmählicher  Steigerung  aus,  so  dass  der  anscheinend  so  scharfe  Uebergang  von  isogamer 
zu  oogamer  Befruchtung  durch  leise  Uebergänge  vermittelt  wird.  Bei  manchen  Algen 
(Chlor ochytrium ,  Endosphaera)  copuliren  Gameten  aus  demselben  Gametangium  unter- 
einander, ebenso  bei  Hydrodictyon  und  Botrydium,  wo  auch  die  Zahl  der  copulirenden 
Gameten  bis  auf  sechs  steigen  kann;  hei  Äcetahularia  und  Ulothrix  copuliren  nur  Gameten, 
die  nicht  aus  demselben  Gametangium  stammen,  während  bei  Dasydadus  Gameten  derselben 
Pflanze  nicht  mit  einander  copuliren,  wohl  aber  mit  den  Planogameten  gewisser  (nicht 
aller  beliebigen)  anderen  Individuen.  Wenn  hier  die  Gameten,  obwohl  in  den  letztgenannten 
Fällen  sicher  innerlich  verschieden,  doch  keine  ausser  lieh  wahrnehmbaren  Unterschiede 
zeigen,  so  sehen  wir  bei  gewissen  Phaeosporeen  (Scytosiphon ,  Ectocarpus  süicidosus),  wie 
die  äusserlich  ganz  gleich  gebauten  Planogameten  doch  darin  differiren,  dass  die  einen,  weib- 
lichen, vor  der  Befruchtung  in  den  Ruhezustand  übergehen  und  erst  dann  von  den  schwär- 
menden männlichen  befruchtet  werden.  liier  erkennen  wir  also  zuerst  einen  wirklichen 
Geschlechtsunterschied.  Bei  den  Cutleriaceen  tritt  hiezu  auch  ein  Unterschied  in  der  äusseren 
Form,  indem  die  männlichen  Gameten  stets  sehr  viel  kleiner  sind  als  die  weiblichen.  Bei 
den  Fucaceen  und  den  höhern  Chlorophyceen  besitzen  zwar  die  Spermatozoiden  noch  den 
Charakter  von  Schwärmzellen,  aber  die  weiblichen  Zellen  haben  die  Bewegungsfähigkeit 
vollständig  verloren.  Bei  den  Fucaceen  werden  letztere  zwar  noch  aus  ihren  Mutterzell- 
hüllen ausgestossen ;  dagegen  bleiben  sie  bei  den  höheren  Chlorophyceen  von  diesen  umhüllt 
und  die  Befruchtung  der  weiblichen  Gameten  findet  innerhalb  des  Oogoniums,  wie  bei  den 
Archegoniaten  innerhalb  des  Archegoniums  statt. 

Auch  bei  den  Aplanogameten  findet  man  eine  Steigerung  des  Geschlechtsunterschieds, 
die  derjenigen  bei  den  Planogameten  parallel  geht,  mau  erkennt  dies,  wenn  mau  von  den 
Desmidiaceen,  Mesocarpus  und  Zygogonium  zu  Spirogyra  und  Zygnema  und  endlich  zu  Siro- 
gonium  fortschreitet.  Einen  Uebergang  der  Copulation  von  Planogameten  zu  derjenigen 
von  Aplanogameten  findet  Verf.  in  dem  von  Goroshankin  beschriebenen  Beiruchtungsvorgang 
Ton  Chlamydomonas  pulvisculus. 
5.  Brandt,  lieber  das  Zasammenleben  von  Thieren  und  Algen.  (Verh.  der  Physiol. 
Gesellsch.  zu  Berlin  1881/82,  No.  4  u.  5,  auch  Botan.  Ztg.  1882,  S.  248—254.) 


Allgemeines.  —  Morphologie,  Physiologie,  Systematik.  335 

üeber  die  Natur  der  Chlorophyllkörper,  die  in  manchen  Thieren  enthalten  sind,  hat 
man  schon  früher  sehr  verschiedene  Ansichten  gehabt.  Chlorophyll  ist  z.  B.  nachgewiesen 
bei  gewissen  Rhizopodcn  (Monothalamien,  Heliozoen  und  Amoeben),  bei  Wimperinfusorien 
(Paramecium,  Stentor,  Vorticelliuen),  beim  Süsswasserschwamm  (Spongilla),  dem  Armpolypen 
(Hydra)  und  mehreren  Strudelwürmern  des  Meeres  und  des  süssen  Wassers  (Vortex).  Verf. 
theilt  die  Resultate  seiner  eigenen  Untersuchungen  in  folgenden  Worten  mit: 

Die  morphologischen  Untersuchungen  wurden  an  Hydren,  Spongillen,  einer  Süsswasser- 
planarie  und  zahlreichen  Infusorien  (Stentor,  Paramecium,  Stylonychia,  verschiedenen  Vorti- 
celliuen u.  s.  w.)  vorgenommen,  und  zwar  in  der  Weise,  dass  die  grünen  Körper  durch 
Quetschen  aus  den  Thieren  isolirt  und  dann  mit  starken  Vergrösserungeii  betrachtet  wurden. 
Bei  allen  ergab  sich  bezüglich  des  Baues  der  grünen  Körner  ein  vollkommen  übereinstimmendes 
Resultat. 

Die  grünen  Körner  sind  nicht  gleichmässig  und  vollständig  grün,  sondern  besitzen 
neben  der  grün  gefärbten  Masse  stets  noch  hyalines  Protoplasma,  Jeder  grüne  Köi^per  ist 
also  nicht  als  ein  Chlorophyllkörper  aufzufassen,  sondern  als  eine  Protoplasmamasse,  in 
welcher  sich  ein  Chlorophyllkörper  befindet.  Der  gewöhnlich  muldenförmige  Chlorophyll- 
körper besitzt  ein  sehr  starkes  Lichtbrechungsvermögen  und  enthält,  wie  spectroskopische 
Untersuchung  eines  alkoholischen  Spongilla-Auszugs  zeigte,  echtes  Chlorophyll. 

In  sämmtlichen  grünen  Körpern  konnte  durch  Behandlung  mit  Haematoiylin  ein 
Zellkern  mit  voller  Bestimmtheit  nachgewiesen  werden.  Waren  statt  eines  Kernes  mehrere 
in  einem  grünen  Körper  vorhanden,  so  Hessen  sich  stets  auch  mehrere  Chlorophyllkörper 
nachweisen.  Formen  mit  2—6  Kernen  und  ebensoviel  Chlorophyllkörpern  sind  wohl 
ungezwungen  als  Theilungszustände  zu  deuten. 

Die  angeführten,  mit  voller  Sicherheit  festgestellten  Thatsachen  beweisen,  dass  die 
vermeintlichen  Chlorophyllkörper  der  Thiere  morphologisch  selbständige  einzellige  Wesen 
sind.  Da  bisher  noch  keine  Algengattung  beschrieben  ist,  in  welche  diese  grünen  Körper 
eingeordnet  werden  könnten,  so  wird  ihnen  ein  besonderer  Name  beigelegt  werden  müssen: 

ZoocMorella  nov.  gen.  Grüne  Körper  zahlreicher  niederer  Thiere  aus  der  Gruppe 
der  Protozoen,  der  Spongien,  der  Hydrozoen  und  Turbellarieu. 

ZoocMorella  Conductrix  Brandt.  Lebt  in  Hydra.  Durchmesser  3—6  (i.  Jedenfalls 
identisch  damit  ist  die  in  Wimperinfusorien  vorkommende  l'orm. 

Zoochlorella  parasitica  Brandt.  Lebt  in  Spongillen.  Durchmesser  1.5—3  (jl.  Wahr- 
scheinlich identisch  damit  ist  die  in  Süsswasserplanarien  vorkommende  Form. 

Zugleich  will  Verf.  die  unter  ähnlichen  Bedingungen  lebenden  „gelben  Zellen", 
deren  morphologische  und  physiologische  Selbständigkeit  von  den  Thieren,  in  welchen  sie 
leben,  durch  die  Untersuchungen  von  Cienkowski,  Hertwig  und  dem  Verf.  nachgewiesen  ist, 
mit  einem  entsprechenden  Gattungsnamen  versehen: 

Zooxanthella  nov.  gen.  Gelbe  Zellen  der  Radiolarien,  gewisser  Hydrozoen  und  der 
Actinien. 

Zooxanthella  nutricula  Brandt.  Gelbe  Zellen  von  Collozoum  inerme.  Wahrscheinlich 
identisch  mit  dieser  Art  sind  die  gelben  Zellen  der  übrigen  Polycyttarien,  sowie  vieler 
Monocyttarien. 

Ausser  der  morphologischen  Selbständigkeit  der  Zoochlorellen  war  aber  noch  die 
physiologische  Unabhängigkeit  derselben  zu  beweisen.  Zu  dem  Zwecke  wurden  grüne  Körper 
durch  Quetschen  aus  Hydren,  Spongillen  und  Wimperinfusorien  isolirt  und  auf  dem  Object- 
träger  weiter  cultivirt.  Es  zeigte  sich,  dass  die  isolirten  Zoochlorellen  keineswegs  abstarben, 
sondern  tage-  und  selbst  wochenlang  am  Leben  blieben.  Exponirt  man  sie  dem  Licht,  so 
treten  Stärkekörner  in  ihnen  auf,  —  ein  Zeichen,  dass  sie  ihre  Functionsfähigkeit  keineswegs 
eingebüsst  haben. 

Ausserdem  wurden  Infectionsversuche  angestellt.  Dabei  stellte  sich  zunächst  heraus, 
dass  die  oben  auf  Grund  durchgreifender  Grösseverschiedenheit  aufgestellten  Zoochlorellaarien 
nicht  nur  morphologisch,  sondern  auch  physiologisch  unterschieden  sind.  Isolirte  grüne 
Körper  von  Spongillen,  die  Verf.  mit  chlorophyllfreien  Infusorien  zusammenbrachte,  wurden 
zwar  von  vielen  aufgenommen,  konnten  sich  jedoch  nicht  in  dieselben  einnisten,  sondern 


336  Kryptogamen.  —  Algen. 

wurden  entweder  verdaut  oder  unverändert  wieder  ausgestossen.  Auch  Infusorien,  die  sonst 
Zoochlorellen  (allerdings  die  grössere  Art  derselben)  beherbergen,  behielten  sie  nicht  bei 
sich.  Dagegen  gelang  es,  chlorophyllfreie  Infusorien  mit  den  Zoochlorellen  einer  abgestorbenen 
Hydra  viridis  zu  inficiren.  Mehrere  Ciliaten,  die  vollkommen  frei  von  grünen  Körpern 
waren,  nahmen  die  Hydra-Schmarotzer  auf  und  behielten  sie  dauernd  bei  sich  (Coleps,  Para- 
mecium,  Stylonychia). 

Nach  den  vorliegenden  Untersuchungen  fehlt  selbstgebildetes  Chlorophyll  den  Thierea 
vollkommen.  Chlorophyll  kommt  nur  bei  echten  Pflanzen  vor.  Wenn  es  bei  Thieren  sich 
findet,  verdankt  es  sein  Dasein  eingewanderten  Parasiten. 

Am  Schluss  des  Aufsatzes  folgt  ein  Abschnitt  unter  dem  Titel  „Allgemeine  Ergebnisse". 
Verf.  nimmt  darin  als  sicher  an,  dass  die  Zoochlorellen  und  Zooxanthellen  nach  Art  echter 
Pflanzen  aus  Wasser  und  Kohlensäure  organische  Stoffe  zu  produciren  vermögen;  es  sei 
also  zu  erwarten,  dass  sie  dem  Wirthe  keine  organischen  Stoffe  entziehen,  sondern  ihm 
solche  liefern.  Dass  nun  das  letztere,  und  zwar  in  ganz  erstaunlichem  Maasse  geschieht, 
zeigen  folgende  Beobachtungen: 

1.  Bei  genauerer  Untersuchung  grosser  Radiolariencolonieen  fand  Verf.  weder  in 
noch  an  ihrer  Gallerte  der  Verdauung  unterworfene  Fremdkörper,  er  schliesst  daraus  bei 
der  beträchtlichen  Körpermasse  und  entsprechend  grossem  Nahrungsbedarf  dieser  Thiere, 
dass  sie  nur  von  den  gelben  Zellen,  die  sie  in  ausserordentlicher  Menge  beherbergen,  am 
Leben  erhalten  werden. 

2.  Solche  Colonieen  konnten  am  besten  in  gut  filtrirtem  Seewasser  am  Leben 
erhalten  werden. 

3.  Auch  Spongilla  hielt  sich  am  besten  in  filtrirtem  Flusswasser.  Selbst  wenn  das 
Wasser  täglich  von  neuem  filtrirt  wurde,  war  das  Gedeihen  der  grünen  Schwämme  ein 
ganz  vorzügliches.  Wurde  aber  das  Gefäss  in  einen  halb  dunkeln  Raum  gesetzt,  so  gingen 
die  Spongilleu  regelmässig  zu  Grunde.     Gehörige  Belichtung  ist  unbedingt  nöthig. 

„Es  wäre  also  hiermit  bewiesen,  dass  die  Zooxanthellen  und  Zoochlorellen  ihre  Wirthe 
vollkommen  am  Leben  erhalten.  So  lange  die  Thiere  wenige  oder  gar  keine  grünen  oder 
gelben  Zellen  enthalten,  ernähren  sie  sich  wie  echte  Thiere  durch  Aufnahme  fester  organischer 
Stoffe;  sobald  sie  genügende  Mengen  von  Algen  enthalten,  ernähren  sie  sich  wie  echte 
Pflanzen  durch  Assimilation  von  anorganischen  Stoffen.  Sie  müssen  sich  wieder  nach  Art 
der  Thiere  ernähren,  sobald  bei  mangelhafter  Beleuchtung  die  Algen  ihre  Function  einstellen. 
Sie  gehen  zu  Grunde,  wenn  sie  sich  nicht  der  ihnen  eigentlich  zukommenden  Ernährungs- 
weise wieder  anbequemen.  Verf.  vergleicht  diese  Vergesellschaftung  von  Algen  und  Thieren 
mit  der  Vergesellschaftung  von  Algen  und  Pilzen,  aus  der  die  Flechten  hervorgehen,  weist 
dabei  aber  auf  den  Unterschied  hin,  der  zwischen  beiden  darin  liegt,  dass  bei  der  Symbiose 
der  Flechten  die  Pilze  auf  die  Ernährung  durch  die  Algen  augewiesen  sind,  während  bei 
der  Symbiose  der  Thiere  mit  Algen  wir  es  mit  unabhängigen,  an  ein  selbständiges  Leben 
gewöhnten  Thieren  zu  thun  haben.  Er  schliesst  mit  dem  folgenden,  die  Symbiose  der 
Algen  und  Thiere  charakterisirenden  Satz :  In  morphologischer  Hinsicht  sind  die  Algen,  in 
physiologischer  Hinsicht  die  Thiere  die  Parasiten, 
6,  Entz.  üeber  die  Nator  der  „Chlorophyllkörperchen"  niederer  Thiere.  (Biologisches 
Centralblatt.     1.  Jahrg.     1.  Halbj.  1881.) 

Verf.  veröffentlicht  hier  in  deutscher  Sprache  ein  bisher  nur  in  magyarischer  Sprache 
gedrucktes  Referat  über  einen  in  Klausenburg  1876  gehaltenen  Vortrag.  Indem  Ref.  daraus 
einige  Stellen  wörtlich  mittheilt,  kann  er  nicht  umhin,  die  Ansicht  auszusprechen,  dass  Verf.  bei 
seinen  Beobachtungen  auf  irgend  eine  Weise  getäuscht  worden  ist.  Nachdem  Verf.  bemerkt 
hat,  dass  viele  Arten  von  Infusorien  bald  mit,  bald  ohne  Chlorophyllkörperchen  vorkommen, 
und  dass  die  letzteren  nur  bei  Omnivoren  oder  solchen  Infusorien  gefunden  werden,  die  sich 
mit  Vorliebe  oder  ausschliesslich  von  einzelligen  Algen  oder  grünen  Flagellaten  ernähren, 
fährt  er  fort:  „Durch  Zerzupfen  der  Infusorien  frei  gelegte  und  im  Wassertropfen  sorgsam 
aufbewahrte  Chlorophyllkörperchen  sterben  durchaus  nicht  ab,  im  Gegentheil,  sie  leben 
und  vermehren  sich  weiter  und  schliesslich  entwickeln  sich  aus  ihnen  einzellige  Algen  aus 
den  Gattungen  Palmella,  letrasjjora,  Gloeocystis,  Pleiirococcus,  Ehaphidium,  Scetiedesmus ; 


Allgemeines.  —  Morphologie,  Physiologie,  Systematik.  337 

einige  vergrössern  sich  nach  erfolgter  Encystiruug  beträchtlich,  aus  den  Cysten  schwärmen 
endlich  Chlamydomonadeu  und  Euglenen  heraus.  Oft  entwickeln  sich  aber  die  Chlorophyll- 
körperchen  schon  innerhalb  des  Körpers  der  Infusorien  weiter. 

Stentor  polymorphus  wird  in  nicht  erneuertem  Wasser  schliesslich  zu  einer  wahr- 
haften lebenden  Sammlung  der  erwähnten  einzelligen  Algen  und  grünen  Flagellaten.  —  An 
Coleps  hirtus,  Enchelys  gigas,  Enchelyodon  farctus  und  Holophrya  ovum  Hess  sich  die 
Beobachtung  machen,  dass,  im  Falle  von  diesen  gewöhnlich  farblosen  Infusorien  Euglenen, 
Chlamydomonaden,  oder  Zellen  von  Protococcaceen  und  Palmellaceen  massenhaft  verschlungen 
wurden,  einzelne  dieser  Zellen  sich  aus  dem  breiartigen  verdauenden  Entoplasma  des  In- 
fusionskörpers in  das  Ectoplasma  drängten,  wo  sie  durch  schnell  wiederholte  Theilung  in 
einzelne  Kügelchen  zerfielen,  welche  nun  in  der  Form  von  „Chlorophyllkörperehen"  in  der 
beschriebenen  Weise  sich  weiter  fortpflanzten,  allmählich  das  ganze  Ectoplasma  erfüllten  und 
gewissermassen  zu  ihrem  Vegetationsgebiet  eroberten." 

Am  Schluss  bemerkt  der  Verf.:  „Nach  meinen  Beobachtungen  wandert  nicht  eine 
gewisse  Algenart  ein,  sondern  die  verschiedensten  niederen  Algen,  deren  Zoosporen,  sowie 
grüne  Flagellaten  können  sich  in  ganz  kleine  Zellen,  in  Pseudo-Chlorophyllkörperchen,  wie 
ich  sie  in  meiner  Arbeit  nannte,  verwandeln." 

7.  J.  Schaarschmidt.  Ädalekok  ar  activ  es  passiv  endophytismas  ismeretebez.  Beiträge 
zur  Kenntniss  des  activen  und  passiven  Endophytismus.  (Magyar  Növenytani  Lapok, 
V.  Jahrg.,  Klausenburg  1881,  10  S.  [Ungarisch].) 

Das  Verhältniss  der  endophyten  Algen  zur  Wirthpflanze  ist  verschiedenartig  erkläi't 
worden.  Verf.  hält  den  von  De  Bary  empfohleneu  Ausdruck  Symbiosis  als  den  geeignetsten. 
Verf.  theilt  zugleich  einen  seiner  Versuche  mit.  Auf  die  vom  herausquellenden  schleimigen 
Saft  bedeckte  Schnittfläche  eines  Blattes  von  Ärum  odoruni  brachte  er  reines  Material  von 
Oscillaria  tenerrima.  Diese  wuchsen  dort  lebhaft  fort  und  bedeckten  die  Schnittfläche  ganz 
mit  ihren  bläulich-grünen  Fäden.  Nach  beiläufig  drei  Wochen  schnitt  er  den  Blattstiel  ab 
und  untersuchte  ihn.  Im  Querschnitt  war  ein  grosser  Theil  der  Luftgänge  mit  Oscillarien- 
bündelu  erfüllt;  die  übrigen,  sowie  die  Milchschläuche  blieben  davon  frei.  Im  Längsschnitt 
zeigten  sich  ausser  den  Luftgängen  noch  zahlreiche  dünne  Streifen;  Oscillaria  war  in  das 
Gewebe  hineingewachsen,  theils  durch  die  leeren  Luftgänge,  theils  durch  die  Intercellular- 
räume  hindurch,  und  wurde  dabei  von  dem  schleimigen  Saft  ernährt.  Das  Eindringen  in  die 
Zellen  konnte  der  Verf.  nicht  beobachten.  Der  die  Oscillarien  enthaltende  Blattstieltheil 
war  beiläufig  2  cm  lang;  so  tief  waren  die  Fäden  innerhalb  drei  Wochen  gedrungen.  Indem 
Seh,  die  Natur  der  bisher  geschilderten  Endophyten  kritisch  beleuchtet,  wendet  er  sich 
hauptsächlich  gegen  Klebs'  Auffassung  der  „Raumparasiten",  indem  jene  keine  Parasiten 
seien.  Er  findet  es  für  richtiger  für  jenes  Verhältniss  der  Zusammenlebigkeit,  welches 
zwischen  dem  die  Wohnung  bietenden  Wirthe  und  seinem  Bewohner  sich  äussert,  den  Ausdruck 
vikobiosis  zu  wählen;  der  Bewohner  nimmt  hier  nur  den  Wohnraum  seines  Wirtbes  in 
Anspruch,  d.  i.  der  passive  Endophytismus.  Unter  die  Symbiosis  stellt  er  den  activen  Endo- 
phytismus, d.  i,  das  active,  parasitische  Einwohnen.  Staub, 

8,  Klein.  Die  Krystalloide  der  Meeresalgen.  (Priugsheim's  Jahrb.,  Bd.  13,  S.23— 59,  mit  1  Taf.) 

Dieser  Aufsatz  enthält  Beobachtungen  des  Verf.'s  über  die  Krystalloide,  die  in 
mehreren  Chlorophyceen  und  Florideeu  während  des  Lebens  dieser  Pflanzen  gefunden  werden, 
sowie  über  die  Rhodosperminkrystalle,  die  erst  in  Folge  der  Einwirkung  mancher  Substanzen 
aus  gewissen  Stoffen  des  Zellinhalts  einiger  Florideen  entstehen  und  die  auch  ausserhalb 
der  Zellen  auftreten  können.  Näheres  im  Referat  über  die  Zelle, 
9a.  Berthold.  Die  Befruchtungsvorgänge  bei  den  Algen.  (Biolog.  Centralbl.,  herausg.  von 
Rosenthal,  No.  10,  11,  12,  14.) 

Kurzgefasste  Zusammenstellung  des  bisher  über  die  Befruchtung  der  Algen  bekannt 
gewordenen. 

9b.  Westermaier.   üeber  die  Wachsthumsintensität  der  Scbeitelzelle  und  deren  jüngsten 
Segmente.    (Priugsheim's  Jahrb.  f,  wiss.  Botan.    Bd.  XII,  1881,  S,  439-472.) 

In  diesem  Aufsatz  wird  u,  A,  auch  die  Wachsthumsintensität  der  Scheitelzelle  bei 
Dictyota  und  Hypoglossum  Leprieurii  behandelt. 

BotaniBCher  Jahresbericht  IX  (1881)  1,  Abth.  22 


333  Kryptogamen.  —  Algen. 

10.  [AUary.    Analyse  d'algues  marines.    (Bulletin  de  la  soc.  chim.  de  Paris,  T.  XXXV, 

1881,  No.  1.)] 

11.  Nathorst.   Om  spar  af  nägra  evertebrade  djur  etc.    (Svenska  Vetensk.  Akad.  Handl. 
Bd.  VIII,  1880,  Stockholm  1881,  No.  7,  mit  16  Taf.) 

Der  vollständige  deutsche  Titel  dieses  Aufsatzes  lautet:  lieber  Fährten  einiger  Everte- 
hraten  etc.  und  die  palaeontologische  Bedeutung  derselben.  Verf.  sucht  darin  nachzuweisen, 
dass  viele  bisher  für  fossile  Algen  gehaltene  Versteinerungen  nichts  weiter  als  Thierfährten, 
namentlich  mariner  Würmer  darstellen.    Näheres  im  Ref.  über  Phytopalaeontologie. 

12.  Dodel-Port.     lUnstrirtes  Pflanzenleben.     I.  Halbband.     (Zürich,  Verlag  von  Cäsar 
Schmidt  1881.) 

Zwei  Capitel  dieses  Buches  beziehen  sich  auf  Algen,  das  vierte  mit  dem  Titel:  Die 
Kraushaaralge  —  Ulothrix  zonata  und  das  fünfte,  das  betitelt  ist:  Ein  Blick  in  die  unter- 
getauchte Flora  der  Adria.  In  dem  erstgenannten  werden  die  früheren  Untersuchungen 
des  Verf.'s  über  Ulothrix  zonata  in  populärer  Form  reproducirt,  doch  enthält  dieser  Aufsatz 
einige  neue,  in  grossem  Massstab  ausgeführte  Abbildungen.  In  dem  fünften  Capitel  giebt 
der  Verf.  eine  populäre  Beschreibung  der  Algenflora  der  Adria,  wie  sie  namentlich  in  der 
Nähe  von  Miramare  sich  darstellt.  Darih  wird  Einiges  ausführlicher  behandelt,  so  die 
Copulation  der  Schwärmer  von  Ulva  enteromorpha,  ß.  compressa  und  von  Ulothrix  flacca, 
beide  mit  Abbildungen,  worüber  im  Abschnitt  über  Chlorophyceae  ausführlicher  referirt  wird, 
ferner  wird  Porphyra  leiicosticta  Thur.  eingehend  beschrieben,  mit  Abbildung  älterer  und 
jüngerer  Zustände  des  Thallus ,  dann  wird  Polysiphonia  subulata  J.  Ag.  sehr  ausführlich 
behandelt;  mehrere  Abbildungen,  die  sich  auf  die  ganze  Pflanze  und  auf  die  Entwickelung 
ihrer  Geschlechtsorgane  und  Tetrasporen  beziehen,  werden  mitgetheilt.  Die  Mitwirkung 
von  Vorticellen  bei  der  Befruchtung  wird  besonders  hervorgehoben  (vgl.  J.  B.  1879,  S.  466). 
Weitere  Abbildungen  beziehen  sich  auf  die  Tetrasporen  von  LejoUsia  mediterranea  (Born.), 
von  Callithamnium  cruciatum  Ag.  und  von  Dudresnaya  coccinea  (Poir.).  Am  Schluss 
giebt  Verf.  einen  Ueberblick  über  die  gesammte  Algenflora  der  Adria,  der  sich  wesentlich 
auf  die  Arbeiten  von  F,  Hauck  stützt.  Die  Algen  werden  darin  nach  ihrem  Standort  auf- 
geführt, und  zwar  unterscheidet  Verf.  4  Regionen:  die  Supralittoralregion,  über  dem  gewöhn- 
lichen Fluthspiegel  liegend,  die  obere  Littoralregion  zwischen  dem  gewöhnlichen  Fluth-  und 
Ebbespiegel,  die  untere  Littoralregiou  vom  tiefsten  Ebbespiegel  bis  zu  5m  Tiefe,  und  die 
Tiefenregion  von  5— 40  m  Tiefe. 

In  der  Supralittoralregion  kommen  nur  vier  Florideen  vor,  Catenella  Opuntia  Grev., 
Eiläenhrandtia  Nardi  Zan.,  Dermoearpa  vulgare  Hauck  und  Bangia  fusco-purpurea  Lyngb. 
Unter  den  grünen  Algen  ist  Pleurocapsa  fuliginosa  bemerkenswerth ,  russige  Anflüge  auf 
Steinen  an  der  Fluthgrenze  bildend,  so  dass  der  höchste  Wasserstand  durch  einen  breiten 
schwärzlichen  Rand  markirt  erscheint.  Zu  der  oberen  Littoralregion  gehört  auch  die  Brack- 
wasserflora der  Salinen.  „In  der  That  erscheint  nur  an  solchen  Stellen  (in  Brackwasser) 
die  Häuptmasse  der  Ulvaceen  und  Confervaceen.  Die  Salinengräben  sind  oft  ganz  mit 
schwimmenden  Watten  von  Cladophora-,  Rhizoclonium-,  Chaetomorpha- Arten  bedeckt, 
zwischen  welchen  sich  die  Ulva  enteromorpha  y.  intestinalis  (Le  Jolis)  breit  zu  machen 
sucht.  Alle  diese  grünen  Tange  sind  nun  wieder  die  Gastgeber  von  allen  möglichen  micro- 
skopischen  Algen  anderer  natürlicher  Familien  und  Ordnungen.  Da  sind  namentlich  die 
Calothrix- Arten,  welche  oft  spangrüne  microskopische  Raschen  bilden.  Die  interessante 
Phaeophila  Floridearum,  welche  ihre  Schwärmsporen  durch  hohle  Borsten  entlässt  (wie 
Dr.  Kirchner  beobachtete) ;  dann  nebst  manchem  andern  auch  viele  kleine  Melobesia-Arten." 
Ferner  kommen  im  Brackwasser  häufig  vor  Polysiphonia  intricata  J.  Ag.  und  P.  spinulosa 
Grev.,  ferner  Spyridia  filamentosa  Harv.  und  Chondriopsis  tenuissima  J.  Ag.,  ebenso  recht 
häufig  Lyngbya-Arten.  ^ 

„In  stinkenden  Abzugsgräben,  die  mit  schwarzem,  nach  Schwefelwasserstoff  riechendem 
Schwamm  ausgefüllt  sind,  entwickeln  sich  die  spangrünen  Oscillarieen  meist  in  Massen  am 
Grunde,  so:  Oscillaria  princeps  (forma  marina),  Oseillaria  subsalsa  und  Beggiatoa.  Bei 
Tage,  wo  die  Oscillarien  kräftig  vegetiren,  ist  der  Grund  der  Gräben  schwarzgrün,  während 
an  der  Oberfläche  des  Wassers  kleinere  und  grössere  Fetzen  von  Oscillarien-Massen  herum- 


Allgemeines.  —  Morphologie,  Physiologie,  Systematik.  339 

liegen.  Sobald  Dunkelheit  eintritt,  wird  der  ganze  Grund  des  Grabens  weisslich,  von  einer 
fädigen  Pilzvegetatioa  überzogen,  es  ist  dies  die  Beggiatoa." 

Hauck  (von  dem  die  zwischen  Anführungszeichen  befindlichen  Mittheilungen  her- 
rühren) hat  solche  Schlammmassen  auch  zu  Hause  cultivirt  und  denselben  merkwürdigen 
Wechsel  zwischen  Tag-  und  Nachtvegetation  beobachtet.  Der  fädige  Spaltpilz  (Beggiatoa) 
zerfällt  in  Myriaden  von  Bacterien,  die  sich  sehr  lebhaft  im  Wasser  bewegen  und  mit 
unglaublicher  Schnelligkeit  wachsen. 

Einen  ganz  anderen  Charakter  als  in  den  Salinengräben  und  Brackwassercanälen 
besitzt  die  obere  Littoralregion  auf  felsigem  oder  steinigem  Meeresgestade.  Wegen  der  hier 
und  in  den  übrigen  Regionen  vorkommenden  Pflanzen  muss  aber  auf  das  Original  ver- 
wiesen werden. 

13.  Farlow.  Marine  Algae  of  New  England  and  adjacent  Coast.  (Beprinted  from  Beport 
of  U.  S.  Fish  Commission  for  1879.  Washington.  Gouvernment  Printing  Office.  8°. 
210  S.  und  15  Taf.) 

Am  Anfang  dieses  Werkes  steht  eine  24  S.  starke  Einleitung.  Es  wird  da  zunächst 
über  die  früheren  Arbeiten,  die  sich  auf  die  Algenflora  Neuenglands  beziehen,  berichtet, 
ferner  über  die  Autoren  und  Sammler,  die  den  Verf.  bei  seinem  Werke  unterstützt  haben. 

Die  Algenflora  des  Verf.  umfasst  die  Küste  der  Vereinigten  Staaten  von  Eastport, 
Me.,  bis  New  Jersey.  An  dieser  Küste  bildet  das  Cap  Cod  eine  wichtige  Grenze  in  Bezug 
auf  die  Verbreitung.  Zwischen  Eastport  und  Cap  Cod  hat  die  Flora  einen  arctischen 
Charakter,  südlich  davon  stimmt  sie  mit  derjenigen  wärmerer  Gegenden  überein.  Diejenigen 
Algen,  die  an  der  ganzen  Küste  häufig  vorkommen,  gehören  zu  solchen  Arten,  die  auch  in 
Europa  gemein  sind,  sie  sind  z.  B.  fast  alle  in  Harveys  Phycologia  britanuica  zu  finden. 
Nur  wenige  Amerika  eigeuthümliche  Species  kommen  vor  und  diese  sind  meist  jeweils  auf 
das  Gebiet  nördlich  oder  südlich  vom  Cap  Cod  beschränkt. 

Die  Algenflora  zwischen  Boston  (Cap  Cod)  und  Eastport  erinnert  stark  an  diejenige 
Scandinaviens.  So  findet  man  bei  Eastport  Laminarien  und  Fucus  in  üppiger  Entwickelung 
selbst  in  seichtem  Wasser.  Man  findet  da  Saccorhiza  dermatodea,  Laminaria  longicruris, 
Agarum  Turnen,  Dictyosiphon  hippuroides ,  Halosaccion  ramentaceum  und  Monostroma 
Blyttii  bis  hoch  an  die  Küste  hinauf;  an  der  Grenze  des  niedern  Wassers  ist  Lithothamnion 
fasciculatum  gemein ;  Eutliora  cristata,  Delesseria  simiosa,  D.  alata,  Callithamnion  Pylaisei 
können  leicht  ohne  Waten  erlangt  werden.  Die  Felsen  sind  mit  Petrocelis  cruenta,  Ealfsia 
verrucosa  und  üppig  wachsendem  Fucus  evanescens  bedeckt.  Mit  Ausnahme  von  Ägartim 
Turneri,  das  nicht  in  Europa,  wohl  aber  im  nördlichen  Stillen  Ocean  vorkommt,  und  von 
dem  Amerika  eigenthümlichen  Callithamnion  Pylaisei  wachsen  alle  oben  genannten  Species 
auch  im  nördlichen  Norwegen.  Wenn  man  von  Eastport  sich  nach  Süden  wendet,  so  findet 
man  die  meisten  oben  genannten  Algen  nicht  mehr  unmittelbar  am  Strande,  wohl  aber  in 
tieferem  Wasser. 

Wenn  nördlich  von  Boston  das  massenhafte  Vorkommen  der  Fucus  und  Phaeosporeen 
und  das  Zurücktreten  der  Florideen  für  die  Zusammensetzung  der  Meeralgenflora  charak- 
teristisch sind,  zeichnet  sich  die  Flora  südlich  vom  Cap  Cod  durch  das  üeberwiegen  der 
Florideen,  die  Abnahme  der  Fucus  und  Phaeosporeen  aus.  Mau  kann  diese  südliche  Flora 
nicht  in  derselben  Weise  wie  die  nördliche  mit  einer  bestimmten  europäischen  Flora  ver- 
gleichen. Manche  der  gemeineren  und  auffallenderen  Formen  sind  mit  solchen  der  Adria 
nahe  verwandt  oder  identisch ;  doch  weicht  diese  südliche  neuenglische  Flora  in  andern  Stücken 
wesentlich  von  der  adriatischen  ab.  GrinnelUa  americana,  Dasya  elegans,  Bhabdonia 
tenera,  Lomentaria  Baileyana,  Sargassum  vulgare  und  die  meisten  Species,  die  im  Long 
Island  Sund  häufig  vorkommen,  werden  auch  weiter  im  Süden  bis  zu  den  westindischen 
Inseln  gefunden. 

Von  dem  oben  ausgesprochenen  Satz,  dass  Cap  Cod  eine  scharfe  Grenze  zwischen 
zwei  wesentlich  verschiedenen  Floren  bildet  giebt  es  einige  Ausnahmen.  An  ein  paar  sehr 
geschützten  Stellen  nördlich  desselben  kommen  auch  Formen  vor,  die  dem  südlichen  Gebiet 
angehören,  und  so  findet  man  an  einzelnen  Stellen  im  südlichen  Gebiet  nördliche  Formen. 

22* 


340  Kryptogamen.  —  Algen. 

Diese  Ausuahmen  sind  im  Ganzen   unerheblich  und  scheinen  mit  einer  localen  abnormen 
Temperatur  des  Seewassers  zusammenzuhängen. 

Die  ganze  Gruppe  der  Dictyotaceen  fehlt  an  der  Meeresküste  Neuenglands.  Haly- 
seris  polypodioides  kommt  an  der  Küste  von  Nord-Carolina  vor  und  bei  Charleston  beginnt 
Fadina  Pavonia  häufiger  zu  werden.  Nördlich  von  Norfolk  ist  aber  noch  keine  Species 
der  ganzen  Gruppe  gefunden  worden.  Ebensowenig  kommen  Species  von  Tüopteris  oder 
Cutleria  in  Neuengland  vor.  Von  Florideeu  fehlt  das  Genus  Nitophyllum;  Bonnemaisonia 
asparagoides  ist  bisher  nicht  gefunden  worden,  ebensowenig  eine  Species  von  ScJiizymenia 
oder  der  verwandten  Genus,  an  denen  die  amerikanische  Westküste  so  reich  ist.  Plocamium 
coccineum,  das  in  Europa  und  an  der  amerikanischen  Westküste  so  häufig  ist,  wurde  bisher 
nur  einmal  angeblich  in  Neuengland  gefunden  und  sein  Vorkommen  erscheint  hier  zweifelhaft. 
Das  sonst  überall  gemeine  Gelidium  corneum  wird  in  Neuengland  nur  gelegentlich  in  der 
reducirten  Form  gefunden,  die  von  manchen  als  besondere  Species  aufgefasst  und  Gelidium 
Crinale  benannt  wird.  Fucus  serratus,  in  Europa  gemein,  ist  in  Amerika  selten  und  bisher 
nur  aus  zwei  Standorten  (in  den  Vereinigten  Staaten  und  in  Neuschottland)  bekannt.  Fucus 
canaliculatus,  Himanthalia  lorea  und  die  gemeinen  europäischen  Cystosiren  fehlen  vollständig. 
Das  fast  allgemein  verbreitete  Codium  tomentosum  wurde  bisher  an  der  neuenglischen  Küste 
nicht  gefunden.  Andererseits  sind  einige  Species,  wie  Spyridia  filamentosa  und  CJwrdaria 
divaricata  in  Neuengland  häufiger  als  in  Europa  und  Gleiches  gilt  (wenn  man  die  arktische 
Zone  ausschliesst)  von  Euthora  cristata  und  Ptilota  serrata. 

Verf.  weist  dann  auf  die  Lücken  hin,  die  noch  auszufüllen  sind,  um  zu  einer 
vollständigen  Kenntniss  der  neuenglischen  Algenflora  zu  gelangen,  und  macht  noch  einige 
kurze  Angaben  über  die  oeconomische  Verwendung  der  Algen  in  Neuengland.  Die  einzige 
Alge,  die  in  grösseren  Mengen  gesammelt  und  benutzt  wird,  ist  Chondrus  crispus  (Irish  moss). 
Es  wird  zu  sea  moss  farine  und  zur  Klärung  des  Biers  verwandt.  Die  Stiele  der  Lami- 
narien  dienen  in  bekannter  Weise  zu  chirurgischen  Zwecken.  Für  die  Chinesen  wird  Porphyra 
vulgaris  als  Nahrungsmittel  aus  China  eingeführt,  ebenso  wird  von  Seeleuten  und  Irländern 
aus  den  Brittischen  Inseln  eingeführte  Rhodymeuia  palmata  gegessen.  Ihre  Hauptverwendung 
finden  die  Meeralgen  der  neuenglischen  Küste  als  Düngmittel;  ungeheure  Mengen  werden 
zu  diesem  Zwecke  gesammelt  und  auf  dem  Land  in  der  Nähe  der  Küste  ausgebreitet. 

Es  folgt  nun  ein  Abschnitt  über  Structur  und  Classification  der  Meeralgen,  darauf 
eine  Anleitung  zum  Sammeln  und  Präpariren  derselben.  Dann  kommt  der  Haupttheil  des 
Buches,  die  Beschreibung  der  Algen  Neuenglands  enthaltend.  Es  werden  da  die  Ordnungen, 
Familien  charakterisirt,  dann  folgt  ein  Schlüssel  zum  Bestimmen  der  Gattungen,  endlich  die 
Diagnosen  der  Gattungen  und  Species.  Die  wichtigsten  Synonyme  sind  angeführt;  vielfach 
verweist  der  Verf.  auf  Abbildungen  und  die  wichtigsten  descriptiven  und  morphologischen 
Arbeiten.  In  den  Anmerkungen  zu  den  Beschreibungen  giebt  Verf.  lehrreiche  Beiträge  zu 
der  Morphologie,  namentlich  aber  zur  besseren  Unterscheidung  der  betreifenden  Art  von  den 
verwandten.  Einige  kurze  Angaben  des  Verf.'s  über  Codiolum  und  Vaucheria  sind  in  dem 
Abschnitt  über  Chlorophyceen  wiedergegeben;  die  zahlreichen  mehr  systematischen  Notizen 
über  andere  Algen  konnten  hier  nicht  excerpirt  werden.  Am  Schluss  der  Arbeit  folgt  noch 
eine  kurze  tabellarische  üebersicht  über  die  Verbreitung  der  neuenglischen  Arten,  sowie  ein 
künstlicher  Schlüssel  zum  Auffinden  der  Gattungen.  Aus  ersterer  seien  hier  noch  einige 
Daten  mitgetheilt.  An  der  neuenglischeu  Küste  finden  sich  im  Ganzen  107  Genus  und  230 
Species  von  Meeresalgen,  davon  kommen  nördlich  vom  Cap  Cod  171  Species  (darunter  69 
Florideen)  vor,  südlich  183  Species  (darunter  87  Florideen).  Von  den  230  Algen  Neuenglanda 
kommen  185  auch  im  nördlichen  Europa  vor,  104  Arten  sind  Neuengland  und  dem  Mittelmeer 
nebst  der  Adria  gemeinsam,  an  der  paeifischen  Küste  finden  sich  31  und  in  dem  arctischen 
Gebiet  74  Algen,  die  auch  in  Neuengland  vorkommen.  Eigenthümlich  sind  letzterem  31 
Arten,  wovon  10  an  der  ganzen  Küste,  4  nur  nördlich  und  17  nur  südlich  vom  Cap  Cod 
vorkommen. 

Diese  Üebersicht  zeigt  die  grosse  Uebereinstimmung  der  neuenglischen  mit  der 
europäischen,  wie  auch  mit  der  arktischen  Flora,  denn  da  letztere  überhaupt  eine  geringe 
Anzahl  Arten  besitzt,  so  machen  die  74  gemeinsamen  Arten  einen  beträchtlichen  Procentsatz 


Allgemeines.  —  Moriibologie,  Physiologie,  Systematik.  341 

derselben  aus.  Die  relative  Armuth  der  neuonglischen  Flora,  was  die  Zahl  der  Arten  betrifft, 
ergiebt  sich  aus  dem  Vergleich  mit  den  von  Harvey  für  die  brittische  Küste  und  von  Le  Jolis 
für  Cherbourg  angeführten  Algen.  Harvey  zählt  in  der  Phycologia  britannica  110  Genug 
und  388  öpecies  auf,  Le  Jolis  in  der  Liste  des  algues  marines  de  Ch.  137  Genus  und 
316  Species.  In  den  1850  erschienenen  Phyceae  Scandinavicae  Marinae  von  Areschoug  sind 
68  Genus  und  175  Species  aufgeführt,  doch  hat  sich  seitdem  die  Zahl  der  bekannten  scandi- 
navischen  Meeresalgcn  beträchtlich  erhöht.  Die  15  Tafeln,  die  dem  Buche  des  Verf.'g 
beigegeben  sind,  enthalten  nach  Originalzeichnungen  gefertigte  Abbildungen  amerikanischer 
Algen,  wobei  namentlich  auch  die  Fortpflanzungsorgane  berücksichtigt  und  hier  vielfach 
zum  ersten  Mal  dargestellt  werden. 

14.  Nordstedt.    Zusammenstellung  von  den  in  Notes  algologiques  citirten  Nummern  der 
Algenexsiccaten  Rabenhorst's.    (Hedwigia  1881,  S.  179—182.) 

Nordstedt  giebt  hier  eine  sehr  nützliche  Zusammenstellung  aller  in  den  Notes 
algologiques  von  Thuret  uud  Bornet  citirten  Nummern  der  Rabenhorst'schen  Sammlung  mit 
den  Bestimmungen  von  Thuret  und  Bornet,  wobei  Nummer  und  Name  der  Rabenhorst'schen 
Exsiccaten  vorangestellt  wird,  worauf  der  Name  der  Notes  algol.  folgt. 

15.  Magnus.    Botanik  und  Bernstein.    (Amtliche  Berichte  über  die  internationale  Fischerei- 
Ausstellung  zu  Berlin  1880.    Verlag  von  Paul  Parey,  S.  202—215.) 

Dieser  Bericht  enthält  u.  A.  auch  eine  nähere  Beschreibung  der  auf  der  Berliner 
Fischerei-Ausstellung  ausgestellten  Sammlungen  getrockneter  Algen  von  Kny,  Magnus  sowie 
der  Algae  amer.  exs.,  ferner  der  von  Wickersheimer  in  der  von  ihm  erfundenen  Flüssigkeit 
präparirten  weich  und  biegsam  gebliebenen  Laminarien  und  Fucus,  dann  der  praktisch 
verwerthbaren  Algen  aus  Japan,  China  und  Amerika,  der  von  Kny  gefertigten  Algen- 
abbildungen, der  zahlreichen  Photographien  von  Diatomeen  und  endlich  der  aufgelegten 
Literatur  über  Algen. 
16a. J.Pap.    A  tanger  növenyvilaga.    Die  Pflanzenwelt  des  Meeres.    (Termeszettudomänyi 

Füzetek,  herausg.   v.   d.  Südung.  Naturw.    Ges.,   V.   Bd.     Temesvär  1882.    S.  6—15 

[Ungarisch].) 

Populäre  Schilderung  der  Algen -Gruppe  mit  einigen  physiologischen  und  morpho- 
logischen Unrichtigkeiten.  Staub. 
16b.  [Clarke.    The  Common  Sea-Weeds  of  the  British  Coast  and  Chanel  Islands.    12,  140  S. 

London  1881.] 
16c.  [Hervey.    Sea  Mosses:  a  Collectors  Guide  and  an  Introduction  to  the  Study  of  Marine 

Algae.    12".    Boston,  London  1881.] 

b.  Geographische  Verbreitung. 

17.  Wollny.    Die  Meeresalgen  von  Helgoland.    (Hedwigia  1881,  1-8,  17-32.    Mit  2  Taf.) 

Dieser  Aufsatz  enthält  ein  Verzeichniss  sämmtlicher  vom  Verf.  während  eines  sechs- 
maligen Sommeraufenthaltes  in  Helgoland  gesammelten  Algen,  woj^u  noch  einige  kommen, 
die  derselbe  in  der  Sammlung  des  Herrn  H.  Gätke  gesehen  hat.  Verf.  legte  diesem  Ver- 
zeichniss Kützing's  Species  Algarum  zu  Grunde,  indem  er  es  für  das  zweckmässigste  hält, 
nur  einem  Autor  vollständig  zu  folgen ;  nur  für  einige  wenige  nicht  in  den  Species  Algarum 
genannte  Arten  sind  Kützing's  tabulae  phycologicae  und  andere  Autoren  berücksichtigt. 
Es  werden  im  Ganzen  534  Arten  aufgeführt.  5  neue  vom  Verf.  benannte  Formen  werden 
auf  den  Tafeln  abgebildet  und  näher  beschrieben.  Es  sind  folgende:  Arthrosira  reptans. 
Dies  Pflänzchen  besteht  aus  aneinander  gereihten  meist  elliptischen  Zellen,  von  intensiv 
carminroth  gefärbtem  Inhalt.  Es  überzieht  Fäden  von  Polysiphonia  in  mannichfachen 
Windungen  und  Verzweigungen.  Ferner :  ülva  costaia,  Enter omorpha  clavata,  Lithoderma 
maeuliforme  und  Plocamium  coccineum  plumosum. 

18.  Hempel.    Algenflora  von  Chemnitz  in  Sachsen.    (VIL  Bericht  der  Naturw.  Gesellschaft. 
Chemnitz  1878-80,  21  S.) 

Diese  Schrift  bildet  eine  Ergänzung  der  schon  im  6.  Berichte  derselben  Gesellschaft 
gegebenen  Aufzählung  unter  demselben  Titel,  vgl.  B.  J.  1878,  S.  350.  Zu  den  dort  auf- 
geführten 212  Species  kommen  hier  noch  63  weitere,  nämlich  12  Diatomaceen,  11  Phyco- 


342  Kryptogamen.  —  Algeu. 

chromaceen  und  40  Chlorophyceen.  Verf.  bringt  mehrere  Notizen  über  das  ijeitweilige 
Auftreten  und  Verschwinden  der  Algen  an  bestimmten  Standorten,  ferner  Beobachtungen 
über  Gestalt  und  Lebenserscheinuugen  einzelner  Species,  wovon  Einiges  unter  Florideae 
und  Conjugatae  zu  finden  ist. 

19.  Cienkowsti.  Bericht  über  die  im  Jahre  1880  an  das  Weisse  Meer  unternommene 
Excursion.  (Arbeiten  d.  St.  Petersb.  Naturf.  Ges.,  Bd.  VIII,  Abth.  I,  S.  130-171,  auch 
separat,  mit  3  Taf.  St.  Petersburg  1881.  Referat  wörtlich  mit  einigen  Auslassungen 
nach  demjenigen  von  Winkler,  Bot.  Centralbl.  1882,  XL  Bd.,  S.  285-88.) 

Cieukowski  widmete  den  mieroskopischen  Organismen  besondere  Aufmerksamkeit. 
Die  Meinung,  dass  die  niedrigsten  Organismen  in  ihrer  Verbreitung  von  der  geographischen 
Ortslage  unabhängig  sind,  fand  nur  desshalb  so  viele  Anhänger,  weil  die  zu  vergleichenden 
Floren  und  Faunen  mehr  oder  weniger  oberflächlich  erforscht  sind.  Verf.  fand  auf  den 
Solowetzki-Inseln  im  Weissen  Meer,  trotz  täglicher  Excursionen,  kein  einziges  Exemplar  von 
dem  in  ganz  Europa  weit  verbreiteten  Botrydium  argillaceum,  ja  selbst  nach  Volvox 
globator  suchte  er  vergebens.  Andererseits  ist  Prasiöla  crispa  Kütz.  hier  überaus  verbreitet, 
während  sie  in  Batum,  Poti,  Jalta,  Odessa,  Charkow  nicht  vorkommt.  Die  beiden  angezogenen 
Beispiele  sind  nicht  die  einzigen,  die  des  Verf.'s  Ansicht  bekräftigen.  Besonderen  Reichthums 
an  mieroskopischen  Formen  erfreuen  sich  auf  den  Solowetzki-Inseln  die  tundrenartigen 
Sümpfe,  die  mit  Sphagnum,  Drosera  und  Betiila  nana  bestanden  sind,  unter  einer  Masse 
von  Desmidiaceen  und  Diatomeen  zeigt  sich  Chroococcus  macrococciis  überaus  üppig,  ebenso 
JEremosphaera  viridis  und  Pahnodactylon  varium.  Weniger  Mannichfaltigkeit  weisen  die 
Seen-Canäle  etc.  mit  lehmigem  oder  sandigem  Boden  auf.  In  den  Seen  wiegen  cosmo- 
politische  Formen  vor,  wie  Stigeoclonium,  Ulothrix  zonata,  Zygnema. 

Nach  Gobi  (J.,  B.  1848  S.  346)  kommen  76  Species  von  Algen  im  Weissen  Meer 
vor,  30  rothe,  33  braune,  12  grüne  und  1  Phycochromacee.  Nowaja  Semlja  und  Spitzbergen 
weisen  ungefähr  dieselbe  Zahl  auf;  das  nördliche  Norwegen  ist  bedeutend  reicher.  Die 
Flora  des  Weissen  Meeres  ist  mit  denen  der  beiden  erstgenannten  Oertlichkeiten  auch  in 
allen  anderen  Beziehungen  eng  verwandt,  viel  stärker  weicht  sie,  was  das  Auftreten  identischer 
oder  das  Vorwiegen  gleicher  Formen  anbelangt,  von  der  Flora  Nord-Norwegens  ab.  Diese 
erhält  reichlichen  Zuschuss  durch  atlantische  Arten,  die  weiter  nach  Südost  hin  verschwinden. 
Dahin  gehören  z.  B.  Polysiphonia  urceolata,  Dumontia  filiformis,  PorpUyra  laciniata  und 
andere.  Hierdurch  treten  die  acht  arktischen  Formen,  wie:  Polysiphonia  arctica,  Delesseria 
Baerii,  Phyllophora  interrupta,  Fucus  evanescens  etc.  in  den  Vordergrund  und  verleihen 
den  südlichen  Buchten  des  Weissen  Meeres  einen  weit  arktischeren  Charakter  als  den  vom 
Eismeer  umspülten  Küsten  Norwegens. 

An  den  Solowetzki-Inseln  bedeckt  Fucus  die  nahe  am  Ufer  liegenden  Steine.  Ihm 
gesellen  sich  an  geeigneten  Orten :  CladopJiora  arctica,  Ralfsia  fatiscens,  Pilayella  littoralis 
und  seltener  Monostroma  Grevillei.  In  brackigem  Wasser  finden  sich  EnteromorpJia  und 
Bhizocloniiim.  Oft  sind  auch  die  Steine  von  Hildenbrandtia ,  Calothrix  und  Gloeocapsa 
bedeckt.  Auf  Fucus  findet  sich  sehr  häufig  Bivularia.  Etwas  unterhalb  der  Ebbegrenze 
gesellen  sich  zu  vorwiegendem  Fucus,  Balfsia  fatiscens,  Phloeospora  suharticidata  und  viele 
andere.  Höchst  unerwartet  ist  das  Erscheinen  von  Corallina  officinalis.  Noch  weiter  in's 
Meer  hinaus  sind  Laminarien  häufig,  die  sich  bei  zunehmender  Tiefe  (bis  zu  2—3  Faden) 
immer  stattlicher  entfalten.  Nach  der  Laminarien -Zone  umgiebt  von  3—18  Faden  Tiefe 
eine  stattliche  Florideen-Flora  die  Solowetzki-Inseln,  hauptsächlich  vertreten  durch  Pliyllo- 
pJiora  interrupta,  Delesseria  sinnosa,  D.  Baerii,  Odontalia  dentata,  Polysiphonia  nigrescens, 
Lithophyllmn  etc. 

In  dem  zweiten  Theil  seines  Berichtes  giebt  der  Verf.  die  Beschreibungen  neuer 
oder  doch  für  das  Weisse  Meer  neuer  Algen  und  Protisten,  sowie  Bemerkungen  über  Häckelina. 
Von  Algen  sind  beschrieben  und  z.  Th.  abgebildet:  Gloeocapsa  sp.,  vielleicht  nur  ein 
Entwickelungszustend  von  Ulothrix  submarina,  Bivularia  sp.,  B.  bullatae  äff.,  Chlorangium 
marinum  Cienk.  n.  sp.,  Bolbocoleon  piliferum  Pringsh.,  Gloeothamnion  palmelloides  Cienk. 

Im  dritten  Theil  folgt  die  Liste  der  mieroskopischen  Süsswasseralgen,  die  auf  den 
Solowetzki-Inseln  gesammelt  wurden. 


Allgemeines.  —  Geographische  Verbreitung.  343 

20.  FosUe,  M.  Om  nogle  nye  arktiske  havalger.  (Nene  arktische  Meeresalgen.)  (Sep. 
Abdr.  aus  Christiania  Vidensk,  Selsk.  Forhaudl.  1881.  No.  14,  p.  1—14  med  2  pl. 
80.    Christiania,  Dybwad  1881.    Ref.  nach  Bot.  Centralbl.  1882,  XI.  Bd.,  S.  297.) 

lu  dieser  Arbeit  sind  mehrere  neue  Arten  und  Varietäten  aus  den  in  algologischer 
Beziehung  fast  gar  nicht  untersuchten  Gegenden  Finnmarkens  und  der  Lofoten  in  Norwegen 
beschrieben,  sowie  einige  Bemerkungen  über  morphologische  und  biologische  Verhältnisse 
beigefügt.  Die  neuen  Arten  sind  grösstentheils  abgebildet.  Ihre  Namen  s.  im  Bot.  Centralbl. 
a.  a.  0.  und  im  Verzeichniss  neuer  Arten. 

21.  Grönland.  Islands  Flora.  159  S.  Kjöbenhavn  1881,  in  dän.  Spr.  (Referat  nach  d. 
Bot.  Centralbl.  1881,  VII.  Bd.,  S.  233-235.) 

Der  vollständige  Titel  des  Buches  lautet  auf  deutsch:  Die  Flora  Islands,  eine 
Beschreibung  der  Phanerogamen  und  Gefässkryptogamen  und  ein  Verzeichniss  der  übrigen 
Kryptogamen.  Aus  diesem  Verzeichniss  sind  im  Bot.  Centralbl.  die  Namen  der  vom  Verf. 
in  Island  zuerst  gefundenen  Thallophyten  abgedruckt.  Darunter  ist  eine  Chara  und  14 
Meeresalgen. 

22.  J.  Schaarschmidt.    Algae  Romanae.    (Claudiopoli)  1881.    8".    I6  pg.       Staub. 

23.  Kanitz.  Plantas  Romanas  hucusque  cognitas  enamerat.  (Beilage  zu  Magyar  Növeny- 
tani  Lapok.    Jahrg.  III- V,  8°,  XXIII  et  266  p.     Claudiopoli  1879-1881.) 

Nach  dem  Referat  Bot.  Centralbl.  1882,  IX.  Bd.,  enthält  dieser  Catalog,  der  sämmt- 
liche  bisher  bekannte  Pflanzen  Rumäniens  mit  ihren  Standorten  aufzählt,  auch  234  Algen. 
Die  Meeresalgen  wurden  von  Hauck,  die  Süsswasseralgen  von  Schaarschmidt  bestimmt. 

24.  Holmes.  Algae  new  to  Britain.  Kentish  Cryptogams.  (Journ.  of  Bot.  1881,  S.  31 
u.  S.  374.) 

Notizen  über  neue  britische  Algen  und  neue  Standorte. 

25.  Gh.  Gobi.  Vorläufige  Mittheilang  über  die  algologische  Excursion  am  Finnischen 
Meerbusen  im  Jahre  1879.  (Arbeiten  der  St.  Petersburger  Gesellschaft  der  Naturf. 
Bd.  XI,  1880.    Seite  79-81.    [Russisch.].) 

Der  ganze  SO -liehe  Winkel  des  Finnischen  Meerbusens  erwies  sich  entschieden 
süsswässerig ;  hier,  sowie  auch  um  die  Insel  Kotlin  (Kronstadt)  kommen  nur  Süsswasser- 
algen vor ;  von  den  gefundenen  Arten  lohnt  es  blos  Spiridina  Jenneri  und  Tolypothrix  sp. 
zu  erwähnen.  —  Die  in  Hapsal  gemachten  Excursionen  führten  zur  Entdeckung  von  Streb- 
loneina,  welche  bis  jetzt  nur  einmal  bei  Helgoland  gefunden  wurde;  sie  parasitirte  auf 
Buppia,  Chara  etc.,  zugleich  mit  Calotkrix  confervicola.  Bei  Hapsal  kommen  viele  rothe 
Algen  vor,  die  aber  schon  während  früherer  Excursionen  des  Verf.'s  gesammelt  worden. 

Batalin. 

26.  Roux,  A.  Liste  des  Algues  trouvees  en  1880  entre  le  Gap  Sidiferruch  et  le  cap 
fflatifou,  Alger.  (Bullet,  soc.  sciences  phys.  nat.  climatol.  d'Alger  XVII,  p.  62—64. 
Referat  nach  Bot.  Centralbl.  1882,  IX.  Bd.,  S.  42.) 

Das  Verzeichniss  begreift  70  Florideen  aus  37  Gattungen,  21  Laminarieen (?)  aus 
16  Gattungen,  13  Fucaceen  aus  3  Gattungen,  22  Chlorosporeen  aus  11  Gattungen  und  eine 
Nostochinee.    Beschreibungen  sind  nicht  beigegeben. 

27.  Wolle,  Francis.  Fresh  water  algae  V.  (Bullet,  of  the  Torrey  Botan.  Club.  Vol.  VIII, 
1881,  No.  4,  p.  37  f.,  Referat  nach  Bot.  Centralbl.  1881,  VI.  Bd.,  S.  222.) 

Aufzählung  von  Süsswasseralgen  aus  den  Gruppen  der  Phycochromaceae  und  Chloro- 
phyceae.  Die  meisten  davon  sind  für  Amerika  neu.  Die  Namen  sämmtlicher  Algen  und 
die  Diagnosen  der  neuen  Arten  finden  sich  im  Botan.  Centralbl  a.  a.  0.  Die  Namen  der 
neuen  Arten  s.  Verzeichniss  derselben. 

28.  J.  Schaarschmidt.  Specimen  Phycologiae  Aequatoriensis.  (Magyar  Növenytani  Lapok. 
Jahi'g.  V.    Klausenburg  1881.     7  S.     [Lateinisch.].) 

Aus  dem  in  den  Besitz  Haynald's  übergegangenen  Herbar  R.  P.  Sodiro's  mit  Pflanzen 
aus  Ecuador  untersuchte  der  Verf.  die  an  Wasserpflanzen  haftenden  Algen.  Die  Fundorte 
sind  der  vulk,  Berg  Antisana  (circa  4070  m),  der  Fluss  Guajaquil,  der  See  S.  Pauli  (2700  m), 
Rio  S.  Pedro  u.  s.  w.  Es  werden  angeführt:  Chroococcaceen  (1  Art),  Nostocaceae  (3), 
Bacillariaceae  (52),  Desmidiaceae  (1),  Zyguemaceae  (3),  Protococcaceae  (1),  Ulothrichaceae 


344  Kryptogamen.  —  Algen. 

(2),  Cladophoraceae  (1),  Ocdogoniaceae  (2),  zusammen  65  Arten.  Als  neue  Varietäten 
fungiren  Gomplionema  constrictum  Ehrbg.  var.  Aequatoriense  (an  n.  sp.?),  Epitliemia  gibha 
(Ehrenb.)  Kütz.  mit  der  var.  ß.  tumida  y.  giibosa ;  Synedra  amphicepJiala  Kütz  ß.  sigmoidea. 
Als  neue  Arten  sind  beschrieben:  Gomphonema  Kanitzii,  Aehnanthes  Haynaldii  mit  der 
var.  ß.  elliptico-lanceolata  et  y.  ohlongo-elliptica^  Pinmilaria  Sodiroi,  Schizonema  Haynaldii. 

Staub. 

29.  Farlow.  Algae  of  Kerguelen.  (Smithson.  Miscellan.  Collect.  Vol.  XIII,  1878.)  (Nach- 
trägliches Referat.) 

Catalog  von  22  Algen,  die  während  der  amerikanischen  Expedition  zur  Beobachtung 
des  Venusdurchgangs  1872  auf  Kerguelen  gesammelt  und  von  Farlow  bestimmt  wurden. 

30.  [Padrao.  Algae  marinae  methodice  enomeratae  ad  normam  F.  T.  Kätzing.  B".  10  p. 
Conimbricae  1881.] 

31.  Faiggari.  Noticia  sobre  algunas  Cryptogamas  halladas  en  Apiaby,  provincia  de  Jan 
Pablo  en  el  Brasil.  (Anales  Soc.  cientif.  Argentiu.  Tome  XI.  Entr.  4.  Ref.  nach 
Bot.  Centralbl.  1881.    IX.  Bd.     S.  161—162.) 

Enthält  u.  A.  auch  4  Algen. 

32.  [Scbnyder.    Algas  y  hungos.    (Anales  Soc.  cientif.  argent.    T.  XI.    Entr.  4.    1881.)J 

c.  Sammlungen. 

33.  Farlow,  Anderson  and  Eaton.    Algae  Am.  Bor.  exsiccatae  Fase.  IV. 

Dieser  Fascikel  enthält  No.  131-180,  deren  Namen  Hedwigia  1881,  S.  127—128 
und  Grevillea,  vol.  X,  S.  15  zu  finden  sind,  darunter  sind  4  mit  Farlow  bezeichnete,  also 
wohl  neue  Arten.    S.  Artenverzeichniss. 

34.  Eerner.  Flora  exsiccata  Austro-Hangarica  a  Maseo  botanico  Universitatis  Vindobonensis 
edita.  Cent.  III  et  IV.  Vindobona  1881.  (Vgl.  Botan.  Centralbl.  1882.  X.  Bd. 
S.  148-150.) 

Derselbe.    Scbedae  ad  floram    exsiccatam   Austrohnngaricam  etc.     Fase.  II.     S^. 
p.  63-136.    (Vindobona  Frick  1881.    Vgl.  Bot.  Centralbl.  1882,  X.  Bd.,  ^S.  360-362.) 
Unter  den  ausgegebenen  Pflanzen  finden  sich  auch  5  Algen,  dabei  ein  neues  Batracho- 
spermum:  B.  fiuitans  Kerner  aus  Nordtyrol. 

II.  Rhodophyceae. 

a.  Florideae. 

35.  Solms  Laobach.  Die  Corallinenalgen  des  Golfes  von  Neapel  nnd  der  angrenzenden 
Meeresabschnitte.  Fo.  64  S.  und  3  Taf.  (Aus  Fauna  und  Flora  des  Golfes  von  Neapel, 
herausg.  von  der  Zool.  Stat.  daselbst.    IV.  Mouogr.    Leipzig,  W.  Engelmann,  1881.) 

Die  Arbeit  zerfällt  in  vier  Abschnitte.  Der  erste  enthält  eine  systematische  Be- 
schreibung der  in  Neapels  Umgebung  bis  jetzt  beobachteten  Corallinenformen.  Es  sind 
folgende : 

1.  Corallina  mediterranea  Aresch.  Von  dieser  Art  giebt  es  bei  Neapel  zwei  Formen, 
die  ein  wesentlich  verschiedenes  Aussehen  besitzen.  Die  eine  im  inneren  Golf  vorkommende 
zeichnet  sich  durch  lockere  Rasenbildung  und  wenig  reichliche,  oft  pinnate  Verzweigung 
aus;  sie  fructificirt  sehr  gerne  und  reichlich,  während  die  andere  im  Aussengolf  wachsende 
Form  reichlich  und  wiederholt  federartig  verzweigte  Stämme  besitzt  und  nur  sehr  spärlich 
Früchte  trägt.  2.  C.  virgata  Zau.  3.  C.  ruhens  L. ,  C.  corniculata  L.  Verf.  hält  es  für 
zweckmässig,  beide  Formen  in  einen  Formenkreis  zu  vereinigen,  den  er  zu  Corallina  zieht, 
da  Jania  von  Corallina  nicht  generisch  getrennt  werden  kann.  4.  Amphiroa  rigida  Lam. 
Aresch.  Von  dieser  wird  noch  eine  eigenthümliche  Varietät  beschrieben,  die  vielleicht  eine 
neue  Species  darstellt.  5.  A.  cnjptarthrodia  Zan.  6.  A.  verruculosa  Kütz.  Phyc.  gen. 
Bisher  als  Synonym  zu  A.  rigida  gestellt,  aber  vom  Verf.  als  wohl  unterschiedene  Art 
erkannt.  7.  A.  complanata  Kütz.  Phyc.  gen.  Hierher  gehört  als  Synonym  A.  parthenopaea 
Zan.,  während  Verf.  die  Zugehörigkeit  von  A.  exilis  Harv.  bezweifelt.  8.  Melobesia  Coral- 
linae  Crouan.     9.  M.  pustulata  Lamour.     10.  31.  membranacea  Rosanoff'.     11.  31.  cortici- 


Rhodophyceae.  —  Florideae.  345 

formis  Kütz.  12.  M.  farinosa  Lamour.  13.  M.  Lejolisii  Ros.  14,  M.  calUtliamnioides 
Falkeub.  non  Crouan.  \6.  M.  Thuretii  Born.  16.  M.  inaequilatera  n.  sp.  Diese  winzige 
Art  zeichnet  sich  durch  die  in  Folge  des  Mangels  der  Deckelzellen  absolute  Einschichtigkeit 
des  Thallus  und  durch  dessen  einseitige  Entwickelung  aus,  wodurch  er  die  Gestalt  eines 
mit  kurzem  Handgriff  versehenen  Fächers  erhält.  17.  Lithophyllum  expansum  Phil.  18.  L. 
deciissatum  Phil.  19.  L.  Lenormandi  (Aresch.)  Ros.  20.  L.  insidiosum  n.  sp.  Diese  durch 
ihr  Wachsthum  als  Lithophyllum  charakterisirte  Pflanze  ist  der  Melobesia  jmstulata  habi- 
tuell sehr  ähnlich,  21.  L.  incrustans  Phil.  Diese  Art,  ein  echtes  Lithothamnion ,  ist  am 
nächsten  mit  L.  polymorphum  (L.)  Ros.  verwandt.  22.  L.  Bacemus  Aresch.  23.  L.  raniu- 
losum  Phil.    24.  L.  fasciculatum  Aresch.    25.  Lithophyllum  eristatum  Ros. 

Der  zweite  Abschnitt  führt  den  Titel:  Die  Beschaffenheit  der  Vegetationsorgane 
als  Grundlage  der  üblichen  Gattungsbegrenzung.  Was  die  Melobesieen  betrifft,  so  bestätigt 
Verf.  im  Wesentlichen  die  Angaben  Rosanoff's,  die  er  nur  in  einigen  Einzelheiten  berichtigt. 
Die  von  Rosanoff  Heterocysten  genannten  Zellen,  Initialen,  die  in  Dauerzustand  übergegangen 
sind,  unterscheiden  sich  von  den  vegetativen  Zellen  nur  durch  etwas  andere  Form,  beträcht- 
lichere Grösse  und  dadurch,  dass  sie  keine  Deckzelleu  abscheiden,  ihren  Scheitel  vielmehr 
ohne  Scheidewandbildung  haarartig  emporwölben.  Das  Haar  geht  nachher  zu  Grunde,  nach- 
dem es  zuvor  durch  Riugverdickung  der  Seitenwand  sich  vom  basalen  Theil  der  Zelle 
abgeschieden  hat.  Die  von  Ros.  über  jeder  älteren  Heterocyste  gefundene  trichterförmige 
Oeffnung  ist  nur  ein  Rest  des  zu  Grunde  gegangenen  Haares.  Weiterhin  bemerkt  Verf., 
dass  Lithophyllum  und  Lithothamnion  kaum  in  scharfer  Weise  getrennt  werden  können. 
Die  flachkrustigen  Lithothamnion,  z.  B,  L.  polymorphum  Aresch.  sind  durch  Uebergangs- 
formen  mit  Lithophyllum  verbunden,  während  die  Lithothamnien  mit  zapfenartigen  und 
corallenartig  verzweigten  Fruchtästen  sich  an  die  einfacher  gebauten  flachen  Formen  unmittelbar 
anschliessen.  Der  ganze  Secundärzuwachs  der  Lithothamnien  trägt  an  seiner  Oberfläche  stets 
eine  geschlossene  Deckzellenschicht,  unter  welcher  die  sich  theilenden  Elemente  zunächst 
gelegen  sind. 

Der  Uebergang  von  Lithothamnion  zu  Corallina  wird  durch  jene  Corallina-Formen 
vermittelt,  die,  wie  C.  mediterranea,  bei  der  Keimung  zunächst  ein  dem  Substrat  anliegendes 
dorsi ventrales  Lager  bilden,  von  dessen  Rücken  sich  erst  die  aufrechten,  verzweigten,  frucht- 
bringenden Sprosse  erheben.  Wir  finden  hier  also  das  dorsiventrale  Lager  und  die  radiär 
gebauten  Fruchtäste  von  Lithothamnion  wieder.  Bei  anderen  Arten  von  Corallina  entwickeln 
sich  die  aufrechten  verzweigten  Stämme  unmittelbar  aus  der  Keimscheibe.  Wie  sich  Amphiroa 
verhält,  ist  noch  nicht  festgestellt.  Während  aber  bei  Lithothamnion  die  Fruchtäste  homogen 
sind,  ihr  Gewebe  überall  (mit  Ausnahme  der  Deckzellen)  gleichmässig  verkalkt  ist,  ist  der 
Thallus  von  Corallina  und  Amphiroa  gegliedert,  so  dass  längere  verkalkte  Glieder  durch 
kalklose,  hornartig  biegsame,  im  Verhältniss  kurze  Zwischenstücke  verbunden  sind.  Im 
Allgemeinen  lässt  der  Thallus  von  Corallina  eine  Sonderung  in  Mark  und  Rinde  erkennen; 
die  kalklosen  Zwischenstücke  indessen  entbehren  im  fertigen  Zustand  der  Rinde  und  werden 
ausschliesslich  vom  Markstrang  gebildet.  Bei  Corallina  bestehen  sie  aus  einer  einzigen 
periclinen  Schicht  überaus  verlängerter  Zellen  mit  verdickter  Membran,  deren  jede  durch 
eine  Anzahl  später  entstandener  Querwände  gefächert  erscheint.  Bei  Amphiroa  nehmen 
stets  zwei  pericline  Zellschichten  an  ihrer  Bildung  theil;  im  übrigen  sind  sie  von  gleicher 
Structur.  Ihrer  ersten  Anlegung  nach  sind  sie  gleichfalls  mit  einem  Rindenüberzug  ver- 
sehen, der  indessen  frühzeitig  der  Zerstörung  anheimfällt.  Zwei  andere  Punkte  deuten  noch 
auf  die  Analogie  der  verzweigten  Stämme  von  Amphiroa  mit  den  Fruchtästen  von  Litho- 
thamnion hin.  Die  scheitelständige  Kuppe  von  Amphiroa  ist  jederzeit  von  einer  Schicht 
von  Deckzellen  überzogen ,  die  von  Zeit  zu  Zeit  abgestossen  und  durch  Neubildung  von 
unten  regenerirt  wird;  was  mit  der  Art  des  homogenen  Dickenzuwachses  von  Z/ti/ioi/iawMion 
polymorphum  nahe  übereinstimmt.  Ferner  findet  man  bei  manchen  Species,  dass  die  Rinde 
der  älteren  Stammglieder  ein  wenn  schon  beschränktes,  doch  ziemlich  ausgiebiges  Dicken- 
wachsthum,  Lithothamnii  more,  besitzt,  durch  welches  wiederholte  Erzeugung  von  Concep- 
takeln  und  deren  allmählige  Ueberwallung  und  Versenkung  ins  Gewebe  ermöglicht  wird. 
Corallina   zeigt  sich  bei  vielfacher  üebereinstimmung  mit  Amphiroa  doch  darin  wesentlich 


346  Kryptogamen.  —  Algen. 

verschieden,  dass  bei  ihr  der  Vegetationspunkt  von  keiner  Deckzelleuschicht  umhüllt  ist; 
erst  in  weiter  Entfernung  von  der  Scheitelregion  werden  durch  Theilung  der  Oberflächen- 
elemente die  Deckzellen  erzeugt.  Bei  beiden  Gattungen  tritt  normale  Verzweigung  des 
strauchigen  Thallus  der  Regel  nach  nur  dann  ein,  wenn  dieser  sich  zur  Bildung  eines  der 
kalklosen  Gelenke  anschickt.  Unter  Dauergewebs-  und  Riudenausbildung  dazwischen  gelegener 
Stücke  werden  aus  dem  bis  dahin  einheitlichen  Scheitel  2,  3,  5  bis  7  gleichwerthige ,  nur 
weiterhin  verschieden  stark  sich  ausbildende  Sprossen  erzeugt.  Sehr  bald  nach  der  Anlage 
schreitet  jeder  der  Dichotomiensprosse  zur  Bildung  seines  ersten  normal  berindeten  und  ver- 
kalkten Gliedes  fort.  Häufig  findet  eine  Bereicherung  der  Verzweigung  durch  Auftreten 
adventiver,  an  beliebiger  Stelle  der  Rinde  entstehender  Sprosse  statt.  Beide  Vorgänge  sind 
durch  Uebergangsbildungen  verbunden.  —  Auch  in  Bezug  auf  Anordnung  der  Conceptakel 
nimmt  Amphiroa  eine  vermittelnde  Stellung  zwischen  Lithotliamnion  und  Corallina  ein. 
Bei  den  beiden  ersten  Gattungen  sind  sie  über  die  ganze  Oberfläche  des  Fruchtastes  ver- 
theilt,  bei  der  letzteren  aber  ausschliesslich  an  die  Scheitelregion  desselben  und  seiner  Zweige 
gebunden. 

Der  dritte  Abschnitt  ist  betitelt:  Die  Früchte  von  Gorallina  und  deren  Entwickelung. 
Wenn  man,  bemerkt  der  Verf.,  wachsende  Spitzen  von  Corallina  mediterranea  in  entkalktem 
und  in  unverändertem  Zustand  untersucht,  bemerkt  man,  dass  die  nach  aussen  grenzenden 
Wandstücke  der  die  Scheitelkuppe  bildenden  Zellen  stark  verdickt  sind.  Die  Verdickung 
erscheint  auf  dem  Längsschnitt  als  eine  prismatische  Säule,  die  sich  über  jede  Zelle  erhebt. 
Diese  Säule  zeigt  einen  lamellaren  Bau;  in  den  äusseren  Partien  ist  etwas  Kalk  ein- 
gelagert. Die  gesammte  Prismenschicht  ist  in  stetem  Wachsthum  begriffen;  über  der  Scheitel- 
mitte werden  ihre  äusseren  Theile  durch  den  stets  gesteigerten  Druck  auseinandergesprengt; 
am  Grunde  wird  der  Verlust  durch  Wachsthum  und  weitere  Schalendifferenzirung  ergänzt. 
Bei  Corallina  rubens  und  C.  granifera  besitzen  die  entsprechenden  Zellen  eine  einfache 
Wandverdickung  lOhne  besondere  Structur.  Die  Umwandlung  der  vegetativen  Zweigspitze 
behufs  der  Fructification  erfolgt  zunächst  hei  allen  drei  Geschlechtsformen  in  identischer 
Weise.  Zuerst  bemerkt  man  eine  Verflachung  und  Verbreiterung  der  Scheitelfläche.  Gleich- 
zeitig geht  der  früher  beschriebene  Membranbau  verloren,  die  Prismen  werden  auseinander 
getrieben,  von  der  ganzen  Membran  bleibt  nur  die  innerste  Schale  erhalten.  Von  dieser 
scheidet  sich  eine  cuticularartige  Aussenlamelle  ab.  Allmählich  erhebt  sich  der  Rand  des 
scheibenförmig  abgeflachten  Zweigendes  als  ein  Ringwall,  der  die  spätere  Wandung  des 
Conceptaculum  bildet.  An  den  die  Centraldepression  einnehmenden  Zellen  werden  nun 
wiederum  durch  Membranverdickung  prismatische  Säulen  erzeugt,  welche  die  Vertiefung  der 
becherförmigen  Scheiteleinsenkung  fast  völlig  ausgleichen.  Ihre  Aussenfläche  wird  von  der 
cuticuloiden  Lamelle  überzogen.  Die  Prismen  selbst  zerfallen  in  drei  über  einander  gelagerte 
Schalen.  Unten  findet  man  eine  Innenlage  von  honaogener,  ziemlich  dichter  Beschaffenheit, 
die  später  nach  Abstossung  und  Zerstörung  der  äusseren  Partien  allein  erhalten  bleibt. 
Dann  folgt  eine  recht  schmale,  bald  bedeutend  an  Mächtigkeit  zunehmende  Schicht  von 
weicher,  quellbarer  Beschaffenheit;  der  gesammte  überaus  mächtige  Aussentheil  bis  dicht 
unter  die  cuticuloide  Lamelle  ist  überall  von  gedrängten,  feineren  Kalkkörnchen  durchsetzt. 
Von  oben  betrachtet,  erscheint  dieser  Theil  als  eine  von  der  Cuticula  überzogene  weisse 
Platte  (Kalkprismenplatte),  die  sich  mit  Hilfe  der  Nadel  leicht  abheben  lässt  und  den 
einzelnen  Prismen  entsprechend  gefeldert  ist.  Bei  den  Conceptakeln  aller  drei  Geschlechter 
gehen  die  Fortpflanzungsorgane  aus  den  von  der  Kalkprismenplatte  bedeckten  centralen 
Oberflächenzellen  des  Discus  hervor;  doch  ist  der  Entwickelungsgang  von  jetzt  ab  ein  ver- 
schiedener. 

Bei  der  tetrasporischen  Pflanze  erhebt  sich  rasch  der  Rand  des  Conceptaculums, 
indem  er  zugleich  nach  innen  wächst  und  damit  die  Mündung  des  über  der  Centralpartie 
liegenden  Hohlraums  verengert.  Dieser  Hohlraum  ist  oberwärts  durch  die  Kalkprismenplatte 
geschlossen,  er  ist  mit  homogenem  Schleim  erfüllt,  der  aus  dem  Wachsthum  der  früher 
erwähnten  schmalen,  mittleren,  unter  der  Kalkprismenplatte  gelegenen  Membranschicht 
entstanden  ist.  Die  Zellen  der  Discusfläche  sind  jetzt  durch  Wachsthum  und  Theilung  in 
parallele  Zellreihen  verwandelt.    In  diesen  Reihen  sind   die  untersten  zwei  bis  drei  Zellen 


Rhodophyceae.  —  Florideae.  347 

kurz  und  isodiaraelriscli,  sie  stehen  seitlich  mit  einander  in  festem  Gewebeverband.  Die 
Zellen  des  oberen  Endes  der  Reihen,  in  Ein-  oder  Mehrzahl  vorhanden,  haben  eine 
langgestreckte  cyliudrische  Form,  sie  treten  seitlich  durch  Verquellung  der  Mittellamellen 
ausser  Verband  und  ragen  wie  ein  Fadenbüschel  in  den  mit  Schleim  erfüllten  Innenraum. 
Dieser  Fadeubüschel  besteht  aus  zwei  verschiedenen  Elementen:  Erstens  aus  einfachen 
cylindrischen  Zellen,  mit  scharf  umschriebenem,  kugligem  Nucleus;  aus  diesen  gehen  später 
direct  durch  Quertbeilung  die  Tetrasporen  hervor.  Zweitens  aus  viel  längeren,  aus  drei 
bis  fünf  ähnlich  gestalteten  aber  inhaltsärmeren  Zellen  gebildeten  Fäden,  die  als  Paraphysen 
bezeichnet  werden  können  und  bald  zu  Grunde  gehen.  Während  im  Innern  die  Tetrasporen 
ihre  Theilungen  ausführen,  wird  ringsum  die  Wandung  fertig  ausgebildet.  Dieselbe  schliesst 
zunächst  über  der  Höhlung  zu  einem  Ostiarcanal  zusammen  und  wächst  dann  zur  bekannten 
Kegelform  aus.  Mit  dem  Beginn  dieser  Entwickelung  fällt  die  Zerreissung  der  die  Mündungs- 
öffnuug  verschliessenden  Cuticuloidlamelle  und  die  Zerstörung  der  Kalkprismenplatte  zu- 
sammen. Mit  der  Bildung  des  Ostiolum  wird  das  Gewebe  an  der  Innenseite  der  Concep- 
takelwand  unter  Auflösung  des  Kalkes  gelockert  und  bildet  zur  Zeit  der  Sporenreife  eine 
aus  weichem  coUabirirtem  Gewebe  bestehende  Auskleidung. 

Bei  den  männlichen  Conceptakeln  wird  ausser  der  Centralpartie  des  Discus  auch 
die  rings  ansteigende  Böschung  desselben  zur  Erzeugung  der  Spermatien  verwandt.  Die 
Thalluszellreihen  gipfeln  hier  in  winzige,  zu  zwei  bis  vier  bei  einanderstehende  Zellchen, 
deren  jedes  einen  Büschel  von  feinen  sterigmenähnlichen  Fädchen  trägt.  Hie  und  da  werden 
diese  von  haarartig  gestreckten  keulenförmigen  Zellen  überragt.  Mehr  vereinzelt  finden 
sich  in  den  sterigmenähnlichen  Fadenbüscheln  ausserordentlich  lange,  dünne,  blasse  Fäden, 
deren  Spitze  von  einem  plasmaerfüllten  ei-  oder  keulenförmigen  Zellchen  gebildet  wird. 
Dieses  Zellchen  stellt  das  männliche  Geschlechtselement  dar ;  bei  seiner  vollkommenen  Reife 
löst  der  feine  Tragfaden  an  seiner  Basis  sich  los  und  bildet  nun  einen  langen,  haarartigen 
Schwanz.  Wie  Verf.  gegenüber  den  Angaben  Thuret's  besonders  hervorhebt,  folgt  aus 
seinen  Untersuchungen,  dass  sowohl  der  obere  eiförmige  Körper,  wie  der  Schwanz  von  einer 
deutlichen  Membran  umgeben  ist.  Wir  haben  es  hier  mit  einem  membranumgebenen,  dem 
der  Pilze  durchaus  vergleichbaren  Spermatium  zu  thun.  Der  Schwanz  entspricht  dem  mit- 
abfallenden Rest  des  Sterigmas.  Wegen  der  näheren  Beschreibung  der  Entwickelung  der 
Sterigmen  müssen  wir  auf  das  Original  verweisen. 

Die  männlichen  Conceptakel  von  Cor,  ruhens  und  Cor.  variegata  verhalten  sich 
etwas  anders.  Die  Innenfläche  der  Wandung  ist  hier  bis  zur  verengerten  Mündung  hin 
mit  einer  zusammenhängenden  Schicht  von  Spermatien  abschnürenden  Sterigmen  bedeckt. 
Im  jugendlichen  Zustand  bildet  das  Conceptakel  einen  Becher  mit  von  Cuticula  überzogener 
Mündung.  Eine  Kalkprismeuplatte  fehlt  hier  durchaus,  der  ganze  äussere  Membrautheil 
der  Zellen  des  Discus  geht  in  Gallerte  über.  Die  Schicht,  welche  die  Spermatien  abschnürt, 
ist  hier  sehr  schmal ;  sie  besteht  ausschliesslich  aus  den  kurzen  Sterigmen  und  den  winzigen 
diese  erzeugenden  Zellen.  Die  Sterigmen  schwellen  bei  Bildung  der  Spermatien  ohne  merk- 
liche Veränderung  an  der  Spitze  an,  aus  der  das  eiförmige  Spermatium  hervorgeht.  An 
diesem  ist  das  Vorhandensein  einer  Membran  mit  grösster  Sicherheit  zu  constatiren;  statt 
des  langen,  fädigen  Fortsatzes  des  Spermatiums  von  C.  mediterranea  trägt  es  nur  einen 
blassen,  zapfenförmigen,  schleimigen  Anhang,  den  Rest  des  Sterigma. 

Bei  Corallina  Cuvieri  hat  das  Spermogonium  im  Wesentlichen  denselben  Bau.  Die 
Kalkprismenplatte  fehlt.  In  der  Trennung  der  Geschlechter  stimmt  diese  Art  dagegen  mit 
C.  mediterranea  übereiu,  während  bei  C.  rubens  und  virgata  beide  Geschlechter  auf  dem- 
selben Individuum  vereinigt  sind. 

Die  weiblichen  Conceptakel  von  C.  mediterranea  gleichen  in  ihrer  Entwickelung 
mehr  den  tetrasporischen  als  den  männlichen.  Wie  bei  jenen  ist  der  seine  Zellen  zu  Pro- 
carpien  entwickelnde  Discus  auf  den  beinahe  ebenen  Mitteltheil  beschränkt.  Die  Discus- 
zellen  zerfallen  zunächst  in  je  zwei  übereinanderliegende,  von  denen  die  obere  das  ProcArp 
erzeugt.  Die  Theilungen,  die  in  der  jungen  Procarpzelle  auftreten,  sind  denen,  die  bei 
Entwickelung  der  Spermatienbüschel  beobachtet  werden,  durchaus  analog.  Sie  zerfällt  durch 
schalenartige  Wände  in  zwei  seitliche  und  eine  mittlere  Tochterzelle,  welche  letztere   aus 


348  Kryptogameu,  —  Algeu. 

einem  basalen  Theil  und  einem  schmalen,  zwischen  die  beiden  seitlichen  Zellen  sich 
erstreckenden  Isthmus  besteht.  Aus  den  beiden  seitlichen  Zellen  geht  der  Empfäugniss- 
apparat  hervor;  die  mittlere  basale  wird  zur  carpogenen  Zelle.  Die  beiden  erstgenannten, 
den  Conceptionsapparat  erzeugenden  Zellen  bleiben  nur  selten  ungetheilt,  sie  zerfallen  durch 
wenig  regelmässig  erfolgende  Theilungen  in  zwei  oder  mehr  Tochterzellen.  Noch  vor  der 
Sprengung  der  die  Mündung  des  Conceptaculum  verschliessenden  cuticuloiden  Lamelle  und 
Kalkprismenplatte  ist  die  Bildung  der  Trichogynhaare  in  vollem  Gang,  sie  treten  als  dünne 
cylindrische  Papillen  aus  dem  obern  Rand  der  Empfängnisszellen  hervor  und  wachsen  zu 
einfachen  langen  Fäden  aus.  Ihre  Bildung  beginnt  in  der  Mitte  des  Discus  und  schreitet  rasch 
bis  zum  Rande  fort;  die  Trichogyne  fallen  aber  hier  viel  spärlicher  und  kürzer  aus.  Verf. 
hat  nie  das  einem  randstäudigen  Procarpium  angehörige  Trichogyn  in  empfängnissfähigera 
Zustande  angetroffen,  obwohl  gerade  diese  Procarpien  es  sind,  welche  die  Sporen  erzeugen. 
Obwohl  erst  die  Weiterbildung  der  carpogenen  Zelle  ein  untrügliches  Merkmal  der  ein- 
getretenen Copulation  abgiebt,  so  gelang  es  doch  dem  Verf.,  die  Copulation  der  Spermatien 
mit  den  Trichogynen  direct  zu  beobachten ,  indem  er  nämlich  frische  weibliche  Exemplare 
mit  empfängnissfähigen  Trichogynen,  die  aber  bisher  fern  von  männlichen  Pflanzen  gewachsen 
waren  und  daher  in  den  Conceptakeln  weder  Spermatien  noch  Spuren  einer  erfolgten  Copu- 
lation zeigten,  in  die  Nähe  wohlentwickelter  männlicher  Exemplare  brachte.  Diese  wurden 
so  angebracht,  dass  das  circulirende  Wasser  von  ihnen  über  die  weiblichen  Pflanzen  hinfloss. 
Schon  am  folgenden  Tag  hingen  in  dem  aus  dem  Ostiolum  empfäugnissfähiger  Behälter 
hervorquellenden  Membranschleim  ausnahmslos  in  grösserer  oder  geringerer  Menge  die  durch 
ihre  Schwänze  leicht  kenntlichen  Spermatien.  Auch  an  den  Trichogynspitzen  hafteten  einzelne 
an,  und  es  wurden  an  diesem  und  dem  folgenden  Tag  verschiedene  Copulationen  beobachtet. 

Bei  Cor.  rubens  und  virgata  stimmt  der  Bau  der  Receptaculums  wie  der  Procarpien 
mit  dem  von  Cor.  mediterranea  überein.  Nur  ist  das  Areal  der  den  Discus  bildenden  Pro- 
carpienschicht  viel  beschränkter,  die  Zahl  der  Einzelorgane  in  Folge  davon  eine  viel  geringere. 
Cor.  Cuvieri  nimmt  hierin  eine  Mittelstellung  zwischen  Cor.  rubens  und  mediterranea  ein. 

Während  bei  der  Mehrzahl  der  Florideen  aus  jedem  Procarp  ein  Cystocarp  hervor- 
geht, entsteht  bei  Corallina  in  jedem  Conceptaculum  nur  eine  einzige  Frucht,  zu  deren 
Ausbildung  aber  sämmtliche  Procarpien  beitragen.  Ihr  Entwickelung  erfolgt  bei  allen  Arten 
der  Gattung  im  Wesentlichen  in  gleicher  Weise,  wie  Verf.  im  Gegensatz  zu  Thuret's  An- 
gaben besonders  hervorhebt.  Bald  nach  erfolgter  Befruchtung  bemerkt  man  beim  Zerfasern 
des  entkalkten  Conceptaculums,  dass  einzelne  Procarpiengruppen  aufs  festeste  verbunden 
bleiben,  was  früher  nie  stattfindet.  Der  feste  Zusammenhang  derselben  wird  dadurch  bedingt, 
dass  ihre  carpogenen  Zellen  unter  Resorption  der  trennenden  Membranstücke  seitlich  mit 
einander  verschmelzen  und  somit  in  eine  flache  Zellfusion  verwandelt  werden,  die  von  eben- 
sovielen  unveränderten  parallelen  (unteren)  Zellreihen  getragen  wird  als  Procarpien  in  ihre 
Bildung  aufgegangen  sind  und  die  auf  der  oberen  Fläche  die  zu  diesem  gehörigen  Empfängniss- 
apparate in  wenig  verändertem  Zustand  trägt.  Indem  diese  Fusion  immer  weitere  Kreise 
von  Procaipien  ergreift,  kommt  es  bald  dahin,  dass  die  sämmtlichen  carpogenen  Zellen  des 
Discus  zu  einer  einzigen  Fusion  zusammenfliessen.  Die  schliesslich  gebildete  Fusionsplatte 
zeigt  auf  Längsschnitten  eine  sehr  unregelmässige ,  manchmal  vielfach  gebuchtete  Gestalt, 
wobei  die  einzelnen  Componenten  perlschnurartig  aneinander  gereiht  sind.  Dies  rührt 
daher,  dass  bei  der  Fusion  stellenweise  nur  ein  Theil  der  Scheidewände  benachbarter 
carpogener  Zellen  gelöst  wird.  Gleichzeitig  mit  der  Entstehung  der  carpogenen  Fusions- 
zelle geht  mit  den  Zellen  des  Empfängnissapparates  eine  Veränderung  vor  sich,  indem  diese> 
sofern  sie  nicht  an  der  Trichogyneerzeugung  betheiligt  sind,  zu  den  von  Thuret  als  Para- 
nematen  bezeichneten  Gebilden  umgewandelt  werden,  die  in  Form  kleiner  von  2—4  etwas 
divergirenden  Elementen  gebildeter  Büschel  der  Oberfläche  der  Fusionszelle  aufsitzen.  Die 
Fusionszelle  selbst  ist  mit  feinkörnigem  vacuolenreichem  Plasma  erfüllt;  sie  enthält  zahl- 
reiche Zellkerne. 

Bei  C.  rubens  und  C.  virgata  ist  die  Fusionszelle  der  kleinen  Discusfläche  ent- 
sprechend von  viel  geringerem  Umfang,  aber  nicht  wie  bei  C.  mediterranea  von  niedriger 
Plattengestalt,  sondern  von  beträchtlicher  Dicke. 


Rhodophyceae,  ~  Florideae.  349 

Die  Fusionszelle  giebt  ringsum  an  ihrem  gesammten  Rande  den  Sporen  den  Ursprung. 
Dies  geschieht  bei  C.  mediterranea,  indem  aus  diesem  unregelmässig  gebuchteten  Bande 
keulenförmige  Fortsätze  in  grosser  Zahl  hervorsprossen,  deren  jeder  mit  einem  Zellkern 
versehen  und  von  dichtem  feinkörnigem  Plasma  gänzlich  erfüllt  ist.  Sie  werden  durch 
Scheidewandbilduug  abgetrennt,  ihnen  fällt  die  Erzeugung  der  Sporen  zu,  wesshalb  sie  Verf. 
Sporenmutterzellen  nennt.  Jede  solche  Zelle  erzeugt  durch  successive  reihenweise  Abschnürung 
die  Sporen.  Die  jungen  Sporen  besitzen  nach  ihrer  Abscheidung  die  Gestalt  von  winzigen 
niedrigen  Tafeln  und  enthalten  einen  kleinen,  aber  deutlichen  Kern.  Sie  wachsen  dann  zu 
bedeutender  Grösse  und  kugliger,  später  durch  gegenseitigen  Druck  unregelmässig  poly- 
edrischer  Form  heran.  Der  Zellkern  wächst  ausserordentlich  und  erscheint  in  der  der 
Reife  nahen  Spore  als  eine  weite  Blase  mit  scharf  umschriebener  Hülle,  die  einen  sehr 
grossen  Nucleolus  enthält.  Die  obersten  reifen  Glieder  der  Sporenketten  werden  dann  aus 
dem  Verbände  gelöst  und  mit  dem  umgebenden  Schleim  allmählich  aus  dem  Ostiolum 
entleert. 

Bei  C.  riibens  und  virgata  stimmt  die  Sporenentwickelung  im  wesentlichen  mit  der 
von  C  mediterranea  überein ;  nur  ist  die  Zahl  der  Sporenketten  viel  geringer,  indem  deren 
nur  6—10  an  dem  in  Folge  vollkommenerer  Verschmelzung  der  carpogenen  Zellen  ganz 
regelmässig  kreisförmigen  Rand  der  Fusionszelle  entwickelt  werden. 

Weiterhin  vergleicht  nun  Verf.  die  Fruchtbildung  der  Corallineen  mit  denen  anderer 
Florideen.  Er  bemerkt,  dass  wir,  wenn  wir  von  den  einfachsten  Fällen  wie  den  Nemalieen 
und  Bangia  ab  weiter  fortschreiten,  eine  sich  stetig  steigernde  Differenzirung  und  locale 
Sonderung  des  Empfängnissapparates  von  dem  sporeubildenden  wahrnehmen,  die  dann  bei 
Dudresnaya,  Polyides  etc.  ihren  höchsten  Grad  erreicht.  Wie  Verf.  bemerkt,  wird  man 
a  priori  geneigt  sein,  in  jedem  der  beiden  hier  räumlich  getrennten  Apparate  den  Rest 
eines  früher  vollständigen,  durch  Verkümmerung  verarmten  Procarps  zu  erkennen.  Diese 
Vorstellungsweise  wird  durch  den  oben  beschriebenen  Thatbestand  bei  Corallina  auf's  Beste 
unterstützt.  Wenn  eine  räumliche  Trennung  der  beiden  für  Befruchtung  und  Sporenbildung 
bestimmten  Apparate  eintrat,  so  musste  gleichzeitig  für  eine  zweckmässige  Verbindung  beider 
gesorgt  werden.  Die  Verschmelzung  der  carpogenen  Zellen  im  Discus  von  Corallina  zeigt 
uns,  wie  eine  solche  Verbindung  auf  die  einfachste  Weise  hergestellt  werden  kann. 

Der  4.  Abschnitt  des  Werkes  handelt  von  Amjghiroa,  Melobesia,  Lithophyllum  und 
Litliothainnion. 

Die  verschiedenen  Arten  von  Ämphiroa  stimmen  in  dem  Bau  ihrer  Fructifications- 
orgaue  mit  Corallina  übei*ein.  Die  Conceptacula  werden  seitlich  auf  Kosten  der  die  Rinde 
bildenden  Zellreihen  angelegt.  Bei  A.  cotnplanata  treten  sie  stark  über  die  Thallusfläche 
hervor  und  werden  in  einfacher  Schicht  angelegt,  bei  A.  rigida  sind  sie  eingesenkt  und 
können,  da  ihre  Decke  an  dem  Dickenwachsthum  der  Rinde  theilnimmt,  in  mehreren  Schichten 
übereinander  angelegt  werden.  Die  Spermatien  sind  eilänglich  und  mit  einem  Anhängsel 
versehen,  das  dem  von  C.  rubens  ähnlich  ist. 

Bei  Melobesia  Corallinae  sind  die  Conceptakel  ebenfalls  ähnlich  wie  bei  Corallina 
gebaut.  Eine  kreisförmige  Gruppe  der  senkrechten  Thalluszellreihen  bleibt  zurück  und 
wird  von  den  umgebenden  mittelst  local  geförderten  Wachsthums  allmählich  überwölbt. 
Die  Tetrasporen  fand  Verf.  im  Gegensatz  zu  den  Angaben  Crouan's  in  regelmässiger  Weise 
viergetheilt.  Die  Sterigmenbüschel  und  Spermatien  der  männlichen  Conceptakel  gleichen 
denen  von  C.  rubens.  Letztere  sind  cylindrisch  mit  kurzem  blassen  Anhängsel  von  unregel- 
mässiger Form. 

Anders  verhält  sich  M.  corticiformis.  Bei  ihr  liegen  die  Tetrasporen  gruppenweise 
vereint  in  localeu  Auftreibungen  des  Thallus,  jede  einzelne  ist  von  geschlossenem  Gewebe 
umgeben ;  ein  Conceptaculum  ist  nicht  vorhanden.  Eine  jede  Tetraspore  ist  aus  der  umge- 
bildeten Endzelle  einer  senkrechten  Thalluszellreihe  entstanden,  die  ihr  Längenwachsthum 
viel  früher  einstellte  als  die  benachbarten.  Ueber  der  Tetraspore  findet  sich  ein  cylindrischer 
Pfropf  von  gequollener  Membransubstanz,  der  bis  zur  Thallusoberfläche  reicht.  Zur  Reifezeit 
berühren  die  Sporen  einander  vielfach  ganz  oder  beinahe,  indem  das  zwischen  ihnen  liegende 
Gewebe  zerdrückt  oder  unkenntlich  wird.  Verf.  glaubt  annehmen  zu  dürfen,  dass  jeder  Höcker 


350  Kryptogamen.  —  Algen. 

mit  den  zahlreichen  vereinzelten  Tetrasporen  einem  Conceptakel  von  Corallina  und  Meloh. 
Corallinae  analog  ist,  in  dem  nur  die  sterilen  Zellreihen  (Paraphysen)  in  Form  von  verkalktem 
Zwischen gewebe  erhalten  bleiben.  Die  männlichen  und  weiblichen  Geschlechtsorgane  von 
Mel.  corticiformis  sind  in  Conceptakeln  von  gewöhnlichem  normalen  Bau  enthalten.  Die 
Pflanze  ist  wahrscheinlich  monöcisch.  Die  punktförmig  kleinen  Spermatien  sind  an  beiden 
Seiten  mit  den  schon  früher  bekannten  Fortsätzen  (Thuret's  oreillettes)  versehen.  Sie  sind  im 
Conceptaculum  in  Keihen  geordnet,  so  dass  man  versucht  ist,  eine  reihenweise  Abschnürung 
anzunehmen,  was  Verf.  bei  der  verwandten  Mel.  deformans  n.  sp.  in  der  That  mit  Bestimmtheit 
constatiren  konnte.  Die  Anhängsel  dürften  Reste  der  zwischen  den  einzelnen  Gliedern  der 
Reihe  gelösten  Mittellamelle  sein. 

Die  Arten  der  Gattung  Melobesia  verhalten  sich  nach  dem  eben  Gesagten  in  Bezug 
auf  die  Fructification  verschieden  und  lassen  sich  darnach  in  zwei  Gruppen  theilen,  wovon 
für  die  erste  Spermatieubildung  durch  einfache  Abschnürung,  Tetrasporen  in  Conceptakeln 
charakteristisch  sind,  während  bei  der  zweiten  reihenweise  abgeschnürte  Spermatien,  Tetra- 
sporen einzeln  in  Höckern  gefunden  werden.  Zu  der  ersten  Gruppe  gehört  die  Mehrzahl 
der  Species,  so  Mel.  Corallinae^  Mel.  pmtulata,  Mel.  farinosa;  in  mehr  zweifelhafter  Weise 
noch  einige  Arten,  deren  Spermogonien  nicht  bekannt  sind,  wie  die  von  Rosanoff  beschriebenen 
Mel.  Lejolisü,  coronata,  macrocarpa,  amplexifrons.  Zu  der  zweiten  Gruppe  gehören  ausser 
Mel.  corticiformis  auch  Mel.  membranacea  Lam.  und  Mel.  deformans  n.  sp. 

Thuret  und  Bornet  haben  eine  Melobesia  unter  dem  Namen  Mel.  Thuretii  beschrieben, 
deren  Thallus  parasitisch  im  Gewebe  von  Corallina  wächst.  Verf.  hat  diese  Pflanze  ebenfalls 
untersucht  und  hat  dabei  in  Bezug  auf  den  vegetativen  Theil  ein  wesentlich  abweichendes 
Ergebniss  erhalten.  Der  Thallus  besteht  aus  einem  einzigen  senkrecht  verlaufenden  Faden, 
der  sich  gegen  vorn  in  die  Endkuppe  des  Nährzweigs  verfolgen  lässt,  wo  zwischen  den 
Scheitelzellen  jenes  seine  eigene,  Segmente  abscheidende,  Scheitelzelle  gelegen  ist.  Manchmal 
ist  dieser  1^'aden  einfach  gabelig  verzweigt;  er  trägt  als  seitliche  Aeste  die  Zellfäden,  die 
in  der  Richtung  der  anticlinen  Curven  des  Nährgewebes  durch  die  Rinde  verlaufen  und  an 
der  Oberfläche  die  Conceptakel  erzeugen.  Die  sämmtlichen  vegetativen  Glieder  bestehen 
aus  mehr  oder  weniger  gestreckten  cylindrischen  Zellen;  die  meisten  derselben  erzeugen 
durch  Schaltheilung  ein  kleines  seitliches  Zellchen  am  oberen  Ende,  das  offenbar  den  Deck- 
zellen des  normalen  Melobesia- Thallus  analog  ist.  Wegen  der  näheren  Darstellung,  wie 
aus  der  unter  der  Cuticuloidlamelle  der  Nährpflanze  gelegenen  Endzelle  der  das  Conceptaculum 
enthaltende  Fruchtkörper  der  Pflanze  hervorgeht  verweisen  wir  auf  das  Original.  Die  weib- 
lichen wie  die  Tetrasporen  enthaltenden  Conceptakel  stimmen  in  ihrem  Bau  mit  denen  von 
Corallina  überein:  die  Spermatien  entstehen  aber  durch  reihenweise  Abschnürung  und  sind 
mit  zwei  Anhängseln  versehen.  Somit  nimmt  M.  Thuretii  eine  Mittelstellung  zwischen  den 
beiden  früher  erwähnten  Gruppen  von  Melobesien  ein. 

Der  Mel.  Thuretii  in  Habitus  und  Lebensweise  ähnlich  ist  die  neue  M.  deformans, 
die  Verf.  als  Parasit  an  einer  australischen  Corallina  auffand,  die  an  den  vom  Parasiten 
befallenen  Theilen  statt  der  regelmässigen  pinnaten  Zweigbildung  eine  unregelmässige  kurz- 
gliederig  corallenartige  allseitswendige  Verzweigung  zeigte.  Die  männlichen  und  weiblichen 
Conceptakel  dieser  Melobesia  sind  denen  von  M.  Thureti  ähnlich,  die  Tetrasporenbehälter 
aber  sind  nach  dem  Typus  von  M.  corticiformis  gebildet. 

Mel.  callithamnioides  Falkenb.  bildet  den  Uebergang  von  den  parasitischen  Melobesieen 
mit  fadenartigem  Thallus  zu  denen,  die  einen  solchen  von  Scheibenform  besitzen.  Der 
Thallus  ist,  von  den  winzigen  Deckzellen  abgesehen,  einschichtig.  In  der  Jugend  bildet  er 
eine  Scheibe,  die  nach  dem  regelmässigen,  von  Rosanoff  beschriebenen  Typus  wächst. 
Gewöhnlich  erlischt  bald  das  regelmässige  Randwachsthum,  nur  einzelne  zerstreute  Marginal- 
zellen  wachsen  zu  confervenartigen  Fäden  aus,  die  sich  hie  und  da  unter  dichotomer  Spaltung 
ihrer  Endzelle  zerzweigen.  Meist  wächst  nur  einer  der  Zweige  dauernd  weiter,  so  dass 
eine  Art  sympodialen  Systems  entsteht.  Nach  längerer  oder  kürzerer  Dauer  des  so  beschaffenen 
Wachsthums  werden  an  den  Enden  der  Fäden  wieder  durch  rasch  aufeinander  folgende 
Dichotomien  der  Endzelle  geschlossene  fächerartige  Zellflächen  angelegt ;  die  von  benachbarten 
Fäden   angelegten  Flächen  stossen   bald  seitlich  aneinander.     Durch  ihre  Verschmelzung 


Rhodophyceae.  —  Floricleae.  35 1 

kommt  wieder  geschlossenes  Marginalwachsthum  des  Thallus  zu  Stande.  Erwachsene  Pflanzen 
dieser  Art  besitzen  einen  Thallus,  der,  im  Centrum  durchlöchert,  nach  aussen  von  einer 
geschlossenen  ringförmigen  Platte  gebildet  wird.  An  dieser  Species  wurde  mehrfach  eine 
eigenthümliche  Vermehrungsweise  durch  Brutknospen  regelmässigen,  charakteristischen  Baues 
beobachtet.  Einzelne  Thalluszellen  wachsen  oberwärts  zu  haarartigen  an  der  Spitze  kolbig 
anschwellenden  Schläuchen  aus,  sich  gleichzeitig  durch  eine  quere  Scheidewand  an  der  Basis 
der  Ausstülpung  theilend.  Durch  eine  zweite  Theilungswand  wird  die  kopfige  Anschwellung 
vom  Stiel  getrennt.  Aus  der  angeschwollenen  Endzelle  geht  dann  durch  dreimal  wiederholte 
Dichotomie  derselben  und  ihrer  Descendenten  eine  regelmässig  gestaltete  dreieckige  Zellplatte 
von  sechs  fächerartig  gelagerten  Zellen  hervor,  die  dann  durch  Querwandbildung  weiter 
zerfallen.  Zuletzt  fällt  die  fertige  Brutknospe  an  ihrer  Basis  articulirend  vom  tragenden 
Stiel  ab.  Aus  solchen  Gemmen  können  dann  junge  Thallussprosse  an  ganz  beliebiger  Stelle 
aus  einer  oder  der  anderen  Zelle  hervorkommen.  Geschlechltiche  Individuen  wurden  nicht 
beobahtet,  wohl  aber  Tetrasporenbehälter  von  sehr  einfachem  Bau,  indem  der  Discus 
unmittelbar  von  der  einschichtigen  Thallusfläche  gebildet  wird  und  die  überwölbende  Decke 
ebenfalls  einschichtig  ist. 

Mel.  inaequilatera  n.  sp.  bietet  von  allen  Melobesien  die  einfachsten  Verhältnisse 
des  Thallus  dar.  Dieser  ist  scheibenförmig  und  vollkommen  einschichtig,  da  sogar  die 
Deckzellen  fehlen.  Ebenso  fehlen  die  Heterocysten.  Nach  der  Fixirung  erleidet  die  Spore 
zimächst  Quadrantentheilung.  Aus  zwei  benachbarten  Quadranten  erwächst  weiterhin  der  junge 
Thallus  in  regelmässiger  Weise;  die  beiden  andern  bleiben  fortan  stationär  und  bilden  noch 
am  erwachsenen  Pflänzchen  einen  handgriffartigen  Fortsatz.  Es  scheint,  dass  der  Thallus 
nur  ein  einziges  Conceptakel,  und  zwar  auf  seinem  ältesten  Theil,  dicht  vor  dem  Handgriff 
erzeugt.     Die  Fructification  entspricht  dem  Typus  von  Melobesia  corticiformis. 

Vom  Genus  Lithophyllum  untersuchte  Verf.  die  drei  Arten  L.  insidiosum  n.  sp., 
L.  decussatwn  Phil,  und  L.  expansiim.  Bei  L.  expansum  Phil,  sind  die  dreierlei  Frucht- 
formen in  Conceptakelu  gleichen  Baues  enthalten.  Die  reifen  weiblichen  Fruchtbehälter 
sind  von  ansehnlicher  Grösse.  Ihre  Bodenfläche  ist  im  mittleren  Theile  zapfenartig  erhaben. 
Dieser  Zapfen  trägt  die  p-usionszelle ,  auf  der  die  Paranemata  dicht  gedrängt  stehen.  Die 
aus  dem  Rande  der  Fusionszelie  hervorgehenden  Sporen  ketten  hängen  in  die  periphere 
Rinne  hinunter  und  folgen  bei  weiterer  Ausbildung  der  grossen  Sporen  in  oberwärts  geöffnetem 
Bogen  der  Innenwaud  des  Conceptaculum.  Die  Tetrasporen-Conceptakel  sind  ganz  ähnlich 
gebaut,  besitzen  ebenfalls  einen  zapfenartig  vorspringenden  Centraltheil  des  Discus,  der  hier 
aber  nur  Haare  trägt,  während  die  Tetrasporen  von  dem  peripherischen  Discusantheil  erzeugt 
werden,  und  dann  die  Rinne  zwischen  dem  Zapfen  und  der  Innenwand  des  Conceptakels 
dicht  aneinander  gedrängt  erfüllen.  Die  männlichen  Conceptakel  sind  ohne  die  zapfenförmige 
centrale  Erhebung,  die  spermatienbildende  P'läche  nimmt  den  ganzen  Discus  ein,  mehr  oder 
weniger  weit  auf  die  überwölbende  Decke  übergreifend.  Die  Spermatien,  durch  einmalige 
Abschnürung  gebildet,  sind  klein,  oval  und  einseitig  geschwänzt.  Diese  an  der  Thallusfläche 
angelegten  männlichen  Behälter  werden  bei  weiterem  Wachsthum  in  das  Innere  versenkt, 
während  über  ihnen  neue  gebildet  werden.  Hie  und  da,  jedoch  seltener  kommt  das  gleiche 
auch  bei  weiblichen  und  Tetrasporeuconceptakeln  vor,  so  dass  L.  expamum  wie  das  nächst 
zu  besprechende  L.  decussatum  mit  ebendemselben  Recht  wie  L.  pohjmorphum  Aresch.  zu 
Litliothamnion  gestellt  werden  darf.  An  L.  expansum  dürften  sich  ihrem  Fruchtbau  nach 
L.  polymorphum,  Lithothamnion  incrustans  und  Lithoth.  Bacemus  anschliessen.  LitJwph. 
decussatum  dagegen  zeigt  den  Bau  der  Tetrasporenbehälter  von  Mel.  corticiformis.  An 
dieses  schliessen  sich  durch  die  gleiche  Anordnung  der  Tetrasporen  Lithoph.  lichenoides, 
Lithoth.  ramiüosum  und  Lithoth.  fasciculatum  Aresch.  an,  ferner  nach  Rosanoff's  Angaben 
wohl  auch  Lithoph.  Lenormandii,  Lithoph.  capense,  Lithoph.  Patena,  Lithoth.  Mülleri. 

Litlwph.  insidiosum  endlich  bietet  viel  Eigenthümliches.  Hier  erzeugt  derselbe 
Thallus  beiderlei  Geschlechtsorgane.  Besonders  merkwürdig  ist  der  Bau  des  Cystocafps. 
Auf  dem  flachen  Boden  des  Discus  ruht  die  plattenförmige  Fusionszelle,  die  hier  ganz 
besonders  häufig  mit  Lücken  und  Unterbrechungsstellen  versehen  ist.  Oberwärts  trägt  sie 
die  keuligeu  gedrängten  Paranematen.    Während  bei  allen  andern  hier  besprochenen  Species 


352  Kryptogamen.  —  Algen. 

die  Sporenbildung  auf  den  Rand  localisirt  ist,  entsprossen  hier  die  Sporenketten  jedem 
beliebigen  Punkt  der  oberen  Fläche  der  Zellfusion;  sie  treten  zwischen  den  Paranematen- 
bündeln  hervor,  dieselben  durch  ihren  Druck  verschiebend  und  z.  Th.  ihr  Collabiren  und 
Schrumpfen  bewirkend. 

In  Bezug  auf  die  Untersuchungsmethode  wollen  wir  hier  noch  nachtragen,  dass  der 
Verf.  theilweise  das  Schneiden  im  uuentkalkten  Zustande  anwandte,  wobei  er  sich  der  feinen 
Staarmesserklinge  bediente.  Von  Lösungsmitteln  erwies  sich  verdünnte  Salpetersäure  als 
das  geeignetste,  da  sie  die  Gestalt  der  Zellen  am  wenigsten  verändert.  Nach  erfolgter 
Entkalkung  wurden  die  Exemplare  in  absolutem  Alkohol  gehärtet  mit  verdünnter  wässriger 
Fuchsinglycerinlösung  oder,  wo  es  sich  um  Erkenntniss  der  Zellkerne  handelte,  mit  Kleinen- 
berg'schem  Hämatoxylin  gefärbt  und  in  Gummiglycerin  gebettet. 
36.  Falkenberg,    lieber  Florideen.    (S.  unter  4.) 

I.  Verf.  bemerkt,  dass  bei  allen  Florideen  mit  Ausschluss  der  Bangiaceen  ein  Wachs- 
thum,  eine  Volumzunahme  des  Carpogons  stattfindet.  Dieses  Wachsthum  tritt  in  zwei 
Modificationen  auf,  welche  wesentliche  Unterschiede  in  dem  Habitus  des  Nucleus  bedingen. 
Entweder  zeigt  das  Carpogon  localisirtes  Wachsthum,  indem  es  kurze  Zelläste  erzeugt,  die 
sichdurch  Membranbildung  gegen  die  Mutterzelle  abgrenzen;  da  diese  Aeste  ihrerseits  in 
der  gleichen  Weise  sich  weiter  entwickeln,  entsteht  ein  büschelförmiges  Köpfchen  von 
isolirten  verzweigten,  nach  allen  Richtungen  ausstrahlenden  Zellfäden,  zwischen  denen  der 
nach  Abgrenzung  der  Hauptäste  übrig  bleibende  Theil  der  Carpogonzelle  als  Centralzelle 
des  Köpfchens  meist  erkennbar  bleibt.  (Beispiel:  Chantransia.)  Oder  das  Carpogon  nimmt 
nach  allen  Seiten  gleichmässig  an  Volumen  zu  und  wird,  durch  successive  Scheidewände 
gefächert,  allmählich  in  einen  allseitig  geschlossenen  massiven  Gewebekörper  verwandelt. 
Beispiel:  Dudresnaya.  Gewöhnlich  schliessen  die  beiden  Modificationen  der  Nucleusform 
sich  gegenseitig  aus  und  nur  an  der  Gattung  Callithatnnion  ist  das  Auftreten  beider  Formen 
neben  einander  bei  derselben  Species  beobachtet  worden.  Bei  Callithatnnion  corymhosum 
entwickelt  sich  normal  die  Frucht  derart,  dass  nach  erfolgter  Befruchtung  der  Trichophor- 
apparat  völlig  zu  Grunde  geht  und  nur  die  beiden  diametral  am  Thallus  gegenüberstehenden 
Carpogonzellen  des  Procarps  sich  zu  zwei  geschlossenen  Gewebekörpern  entwickeln,  die 
schliesslich  die  Form  der  Budresnaya-¥v\xch.i  zeigen.  Bisweilen  fangen  aber  an  einzelnen 
Individuen  {CalUthamnion  corymhosum  var.  seirospermum)  nach  den  ersten  Zelltheilungen 
in  der  Carpogonzelle  die  einzelnen  Zellen  an  astförmig  auszuwachsen  und  sich  zu  büschel- 
förmig verzweigten  Köpfchen  umzubilden.  Der  hier  beschriebene  Vorgang  wird  durch  einen 
Holzschnitt  erläutert. 

II.  Wie  Verf.  nach  brieflichen  Mittheilungen  Berthold's  bemerkt,  erfolgt  die 
Befruchtung  bei  Halymenia  Floresia  und  iilvoidea,  Nemastoma  dichotoma  und  cervicornis, 
Grateloupia  Consentinü,  filicina  und  dichotoma  nach  dem  Dudresnaya-TyT^ns. 

III.  Verf.  giebt  eine  durch  Abbildungen  erläuterte  Darstellung  der  Bildung  des  Cysto- 
carps  von  Polysiphonia  variegata.  Diese  geht  an  seitlichen  Kurztrieben  an  einem  nur 
wenig  unterhalb  der  Scheitelzelle  gelegeneu  Segmente  vor  sich.  Letzteres  theilt  sich  zunächst 
durch  Längswände  in  eine  centrale  und  fünf  peripherische  Zellen.  Aus  der  zuletzt  gebildeten 
peripherischen  Zelle,  die  wir  Hauptzelle  nennen  wollen,  gehen  Trichogyne  und  Carpogon- 
zellen hervor,  während  die  beiden  seitlichen  Nachbarzellen  sich  vorwölbend  je  eine  Hälfte 
der  Fruchthülle  oder  des  Pericarps  erzeugen,  die,  in  ihrer  Form  zwei  Muschelschalen  ver- 
gleichbar, das  eigentliche  Procarp  einschliessen.  Jede  Hälfte  der  Fruchthüllenanlage  ver- 
wandelt sich  durch  mehrfache  Zelltheilungen  in  eine  zunächst  einschichtige  Zellplatte,  deren 
freier  Rand  bei  Polysiphonia  schliesslich  von  fünf,  bei  Lanrencia  von  zehn  Zellen  ein- 
genommen wird.  Von  der  früher  erwähnten  peripherischen  Hauptzelle  sind  inzwischen  zwei 
oberflächlich  gelegene  Zellen  abgeschnitten  worden,  von  denen  die  obere  sich  weiter  in  vier 
Tochterzellen  theilt.  Der  von  dieser  fünfzelligen  Schale  überwölbte  Rest  der  früheren  Haupt- 
zelle theilt  sich  in  zwei  Zellen.  Von  diesen  bleibt  die  untere,  welche  in  der  ganzen  Pro- 
carpanlage  eine  centrale  Lage  einnimmt,  unverändert.  Die  obere  entwickelt  sich  zur  Trichogyne 
und  ragt  endlich  zwischen  den  Schalenhälften  des  Pericarps  neben  der  Spitze  des  zur  Frucht- 
anlage verwendeten  Kurztriebes  hervor.    Nach  der  nun  möglichen  Befruchtung  entwickeln 


Rhodophyceae.  —  Florideae,  353 

sich  die  fünf  oberflächlichen  Schalenzellen  zu  dem  Fruchtgewebe,  das  die  Carposporen 
erzeugt;  die  Trichogyne  geht  zu  Grunde;  die  beiden  Schaleuhälften  des  Pericarps  verwachsen 
zu  einem  geschlossenen  Ringwall,  dessen  zweimal  fünf  oder  zweimal  zehn  freie  Randzellen 
als  ebensoviele  Scheitelzellen  für  das  nunmehr  auswachsende  und  mehrschichtig  werdende 
Pericarp  fungireu.  Die  Stelle,  an  der  ehemals  die  Trichogyne  zwischen  den  Procarphälften 
nach  aussen  trat,  verwächst  vollständig. 

37.  Sirodot.  Observations  relatives  aux  phenomenes  de  l'absorption  chez  les  organismes 
vegetaux  inferiears.    (Comptes  rendus  hebd.  de  l'acad.  de  sc.  1881,  t.  92,  p,  993—995.) 

Wie  Verf.  am  Eingang  bemerkt,  findet  Absorption,  d.  h.  wohl  Aufnahme  von  Stoffen 
von  aussen  bei  den  Algen  hauptsächlich  durch  dünnwandige  Zellen  statt;  wenn  dagegen 
Algen  in  Ruhezustand  übergehen  und  demnach  keine  Stoffe  mehr  von  aussen  aufnehmen,  so 
wird  auch  öfter  die  Zellwand  stark  verdickt.  Bei  den  Batrachospermen  findet  diese  Ver- 
dickung in  eigenthümlicher  Weise  statt.  Die  Querwände  der  die  primäre  Axe  der  Fäden 
bildenden  Zellen  verdicken  sich  nicht  gleichmässig,  sondern  im  Mittelpunkt  derselben  bleibt 
die  Membran  dünner,  oder  wird  auch  resorbirt.  Letzteres  wird  besonders  deutlich  beim 
Gerinnen  des  Plasmas,  wobei  die  Plasmamassen  benachbarter  Zellen  durch  fadenförmige 
Fortsätze,  die  sich  durch  die  Querwände  hindurch  erstrecken,  verbunden  bleiben.  Gleich- 
zeitig mit  dieser  Verdickung  der  Querwände  erscheinen  besondere  Absorptionsorgane,  nämlich 
Wurzelfäden,  die  an  der  Basis  der  verdickten  Zellen  entspringen.  Diese  Wurzelfäden  fungiren 
nur  temporär  als  Absorptionsorgane,  auch  ihre  Zellwände  verdicken  sich  und  sie  werden 
dann  zu  Haft-  oder  auch  Vermehrungsorganen,  während  an  höheren  Punkte»  neue  Wurzel- 
haare hervorsprossen. 

Die  eben  erwähnten  Thatsachen  können  leicht  an  der  ungeschlechtlichen  Form  — 
Chantransia  —  beobachtet  werden,  bei  der  sexuellen  Form,  dem  eigentlichen  Batracho- 
spermum,  finden  sie  in  complicirterer  Weise  statt.  Unter  normalen  Verhältnissen  sind  die 
Internodien  ganz  oder  theilweise  mit  gegliederten,  absteigenden  Fäden  bedeckt.  Letztere 
sind  Absorptionsorgane,  was  sich  namentlich  aus  ihrem  Verhalten  ergiebt,  wenn  die  Pflanze 
in  einer  schleimigen  Flüssigkeit  wächst,  welche  „die  Absorption  beeinträchtigt".  Die  Be- 
rindungsfäden  entfernen  sich  dann  von  der  Axe,  „um  ein  günstigeres  Wachsthumsmedium 
aufzusuchen".  Später  verdicken  sich  diese  Fäden  stärker  und  werden  an  der  Basis  zu 
Haft-,  weiter  oben  zu  Festigkeitsorganeu,  indem  sie  sich  an  die  Hauptaxe  anlegen  und  deren 
Dicke,  Dauer  und  Festigkeit  erhöhen. 

38.  Hempel.    üeber  Chantransia.    (S.  unter  18.) 

„Bei  der  sorgfältigsten  Durchsuchung  der  Fundstätten,  bei  der  genauesten  Prüfung 
des  Materials,  bei  einer  vierjährigen,  nur  einmal  kurze  Zeit  vernachlässigten  Zimmerzucht 
Hess  sich  kein  Anhalt  für  die  Ansicht  Sirodot's  gewinnen,  dass  die  Chantransien  des  süssen 
W^assers  Entwickelungsformen  von  Batracliospermum-kvien  darstellen.  Chantransia  gedieh 
während  genannter  vier  Jahre  auf  einer  Kieselunterlage  in  einem  Wasserglase  bei  Ver- 
meidung des  directen  Sonnenlichts  vortrefflich  und  entwickelte  ununterbrochen  Sporen,  aber 
eine  Form,  die  für  Sirodot's  Ansicht  gesprochen  hätte,  konnte  nicht  erkannt  werden." 

39.  L.  Rischawi.  Algologische  Untersachungen.  II.  Entwickelong  der  Sticbidien  und 
Antheridien  bei  Dasya  elegans  Ag.  (Schriften  der  Neurussischen  Gesellschaft  der 
Naturforscher  1880.     Odessa.  —  Russisch.) 

Wörtliche  Wiederholung  der  Mittheilung,  über  welche  im  Botan.  Jahresber.  1878, 
Abth.  I,  Seite  377  referirt  wurde;  neu  ist  blos  eine  Tafel  von  Zeichnungen  der  Entwicke- 
lungsstadien  der  Sticbidien.  Bataliij. 

40.  F.  Ardissone.  Su  di  un  caso  anormale  di  fruttificazione  nelle  Floridee.  (Rendic  del 
R.  Istituto  Lombardo  Ser.  H,  Vol.  XIV.  fasc.  5.)    Milano  1881.    2  p.  in  S». 

Während  fast  durchgehends  bei  den  Florideen  die  tetrasporentragenden  Individuen 
von  den  mit  Geschlechtsorganen  versehenen  (cystocarpführenden)  Individuen  getrennt  sind 
hat  Verf.  bei  Callithamnion  graniferum  Menegh.  und  bei  Dudresnaya  coecinea  Bonnem. 
sowohl  Tetrasporen  als  Cystocarpien  auf  demselben  Stock  beobachtet;  bei  Dudresnaya  fanden 
sich  sogar  beide  Formen  auf  den  Verzweigungen  eines  und  desselben  Aestchens. 

0.  Penzig  (Padua). 

Botaniseber  Jahresbericht  IX  (1881)  1.  Abth.  23 


354  Kryptogamen.  —  Algen. 

41.  F.  Ardissone.  Note  suUo  Spermothamnion  torulosum.  (Atti  della  Soc.  Crittogamol. 
Ital.,  Vol.  III,  disp.  1.)    Milano  1881,  p.  24,  mit  1  Tafel. 

Die  hier  von  Ardissone  beschriebene  und  abgebildete  Art  wurde  zuerst  von  Zanardini 
beschrieben,  der  sie  jedoch  in  das  Genus  Griffithsia  stellte.  Später  überzeugte  sich  Zan. 
selber  von  der  Unzulässigkeit  dieser  Bestimmung  und  schrieb  die  Art  der  Gattung  CalU- 
thamnion  zu.  —  Verf.  hat  nun  vollständige  Exemplare  der  fraglichen  Species  studiren  können 
und  kommt  zum  Schluss,  dass  dieselbe  der  Gattung /Spermoi/iamm'on  angehört;  giebt  daher 
eine  entsprechend  modificirte  Beschreibung  von  Sperm.  torulosum  (Zanard.)  Ardiss. 

0.  Penzig. 

42.  Greenlsh.  Untersuchung  der  in  Fucus  amylaceus  vorkommenden  Kohlenhydrate. 
(Sitzungsber.  der  Dorpater  Naturf.  Ges.  Jahrg.  1881,  Bot.  Centralbl.  1882,  11.  Bd.  S.  5—6.) 

Unter  dem  Namen  Fucus  amylaceus  versteht  Verf.  den  Sj^liaerococcus  lichenoides  Ag. 
Näheres  im  Referat  über  chemische  Physiologie. 

b.  Bangiaceae. 

III.  Phaeophyceae. 

a.  Fucaceae. 

43.  Bergendahl.  Ueber  die  Schrift  von  0.  Kuntze:  Revision  von  Sargassum  und  das  so- 
genannte Sargassomeer.  (Rede,  geh.  im  Bot.  Verein  in  Lund  16.  Nov.  1880,  wieder- 
gegeben im  Bot.  Centralbl.  1881,  VI.  Bd.,  S.  390-393.) 

Die  Rede  ist  eine  Kritik  der  im  Titel  genannten  Schrift.  Verf.  vertheidigt  J.  Agardh 
gegen  die  von  Kuutze  gemachten  Angriffe  und  weist  zahlreiche  Tnconsequenzen  in  Kuntze's 
systematischer  Eintheilung  der  Sargassen  nach.  Ferner  wird  bemerkt,  dass  J.  Agardh 
bereits  1840  bewiesen  hat,  dass  Sargassum  bacciferum  eine  vom  Strande,  vermuthlich  Neu- 
fundlands oder  Floridas,  abgerissene  Alge  ist.  Dasselbe  hat  Lindberg,  der  eine  sehr  gute 
Beschreibung  der  Pflanze  veröffentlicht  hat,  im  Jahre  1857  in  den  Bot.  Not.  behauptet. 
Aus  der  dem  Aufsatze  Kuntze's  beigegebenen  phototypirten  Tafel  geht  hervor,  dass  der- 
selbe Sargassum  Peronü  oder  eine  demselben  nahestehende  Form  (Fig.  10  d.  T.)  und 
S.  maschalocarpum  verwechselt  hat,  obwohl  es  kaum  zwei  Sargassum -Avten  giebt,  die  so 
unähnlich  sind  wie  die  von  ihm  verwechselten. 

44.  [Grieve,  Symington.  Note  on  the  Floating  Power  of  some  of  the  Famüy  of  Fuceae 
as  observed  at  the  Strand  between  Colonsay  and  Oronsay.  (Edinburgh  Bot.  Soc. 
March  10;  Guard.  Chron.  N.  Ser.  Vol.  XV,  1881,  No.  377,  p.  373.)j 

45.  [MoUet.  On  the  structure  of  Hormosira  Billardieri.  (Transact.  and  Proceed.  of  New 
Zealand  Instit.  Vol.  XIII,  1880.)] 

Ib.  Phaeozoosporeae. 

46.  Berthold.  Die  geschlechtliche  Fortpflanzung  der  eigentlichen  Phaeosporeen.  (Mit- 
theilungen aus  der  Zoolog.  Stat.  zu  Neapel,  IL  Bd.,  3.  Heft,  S.  401-412,  mit  1  Taf.) 

Verf.  hat  zu  Neapel  die  geschlechtliche  Fortpflanzung  von  Ectocarpus  siliculosus 
Lyngb.  und  Scytosiphon  lovientarium  J.  Ag.  beobachtet.  Gegen  Ende  Februar  ist  E.  sili- 
culosus massenhaft  mit  pluriloculären  Sporaugien  besetzt.  Die  Schwärmer  zeigen  den  bei 
den  Phaeosporeen  gewöhnlichen  Bau;  durch  Färbungsmittel  konnte  in  denselben  ein  Zellkern 
nachgewiesen  werden.  Sie  sind  doppelter  Art,  männliche  und  weibliche,  oder,  wie  Verf.  sie 
auch  nennt,  Spermatozoiden  und  Eier.  Beide  Arten  Schwärmer  zeigen  durchaus  keine  Ver- 
schiedenheiten in  Bezug  auf  Grösse  und  Organisation;  sie  unterscheiden  sich  aber  von  ein- 
ander durch  ihr  Verhalten  beim  Setwärmen  und  ihre  späteren  Lebenserscheiuungen. 
Während  nämlich  ein  Theil  der  Schwärmer  rasch  zur  Ruhe  kommt,  schwärmt  der  andere 
mehrere  Stunden  lang.  Wurde  von  dem  scliwärmerhaltigen  Wasser  ein  kleiner  Tropfen 
auf  die  untere  Seite  des  Deckglases  der  feuchten  Kammer  gebracht,  so  fielen  bei  schwacher 
Vergrösserung  schon  nach  kaum  einer  Minute  zahlreiche  kleine  Knäuel  lebhaft  sich  bewegender 
Schwärmer  auf.    Bei  stärkerer  Vergrösserung  zeigte  sich,  dass  alle  Schwärmer  eines  solchen 


Phaeophyceae.  —  Phaeozoosporeae.  355 

Knäuels  ihre  vordere  Cilie  nach  einem  Punkte  richteten,  und  zwar  nach  einem  eben  zur 
Ruhe  gekommenen  (weiblichen)  Schwärmer.  Das  Vorderende  der  lebhaft  schlagenden  Cilien 
streift  fortwährend  den  Körper  des  unbeweglich  daliegenden  (weiblichen)  Schwärmers;  fort- 
während kommen  neue  Schwärmer  hinzu  und  drängen  sich  in  den  Knäuel  ein,  während 
andere  sich  loswinden  und  davoneilen.  Dieses  Spiel  kann  1—2  Minuten  dauern,  bis  schliesslich 
entweder  einer  der  Schwärmer  aus  dem  Knäuel  mit  der  ruhenden  Plasmamasse  verschmilzt, 
oder  alle  sich  nach  und  nach  verlieren,  ohne  dass  es  zu  einer  Verschmelzung  gekommen 
wäre.  Bei  dem  (vor  der  eben  beschriebenen  Erscheinung  eintretenden)  zur  Ruhe  Kommen 
des  weiblichen  Schwärmers  setzt  sich  zunächst  die  Spitze  der  vorderen  Cilie  an  irgend 
einen  Gegenstand  fest,  dann  wird  dieselbe,  von  unten  anfangend,  in  den  Leib  des  Schwärmers 
eingezogen,  so  dass  dieser  sich  mehr  und  mehr  dem  Anheftungspunkt  der  Cilie  nähert. 
Wenn  so  die  vordAe  Cilie  bis  auf  einen  kurzen  Rest  eingezogen  ist,  krümmt  sich  die  bis 
dahin  unveränderte  hintere  Cilie  plötzlich  gegen  den  Körper  des  Eies  um,  legt  sich  ihrer 
ganzen  Länge  nach  an  denselben  an  und  ist  unmittelbar  darauf  vollständig  mit  ihm  ver- 
schmolzen. Der  weibliche  Schwärmer  (Ei)  bildet  jetzt  eine  nackte  Primordialzelle  mit 
einem  kurzen  hyalinen  Fortsatz  am  Vorderende.  (Wie  Verf.  in  einer  Anmerkung  beifügt, 
verhalten  sich  alle  zur  Ruhe  kommenden  Schwärmer  der  Phaeosporeen  in  der  eben  geschilderten 
Weise.  Mit  Hilfe  der  sich  festsetzenden  und  allmählig  verkürzenden  Cilie  zieht  sich  der 
Schwärmer  möglichst  nahe  an  die  Unterlage  heran;  die  unmittelbar  darauf  ausgeschiedene 
Cellulosehaut  kann  dann  mit  dieser  in  die  innigste  Berührung  treten  und  die  Keimpflanzen 
dadurch  mit  dem  Substrat  auf  das  festeste  verbinden.)  In  diesem  Zustande  ist  das  Ei 
empfängnissfähig,  doch  nur  für  wenige  Minuten ;  erfolgt  innerhalb  derselben  keine  Befruchtung, 
so  wird  der  vordere  Faden  vollständig  eingezogen,  das  Ei  rundet  sich  ab  und  scheidet  eine 
Cellulosehaut  aus.  Nach  24—48  Stunden  zeigen  sich  dann  die  ersten  Spuren  einer  partheno- 
genetischen  Keimung. 

Das  empfängnissfähige  Ei  übt  auf  die  männlichen  Schwärmer  eine  anziehende 
Wirkung  aus,  daher  die  Knäuelbildung.  Die  Copulation  der  beiden  Körper  erfolgt  innerhalb 
weniger  Minuten.  Das  befruchtete  Ei  ist  doppelt  so  gross  wie  ein  gewöhnlicher  Schwärmer. 
Es  besitzt  zwei  Farbstoffkörper  und  zwei  braune  Augenpunkte.  Die  beiden  Kerne  sind 
anfangs  noch  sichtbar;  später  trifft  man  nur  einen  Kern.  Bald  nach  der  Copulation  wird 
eine  Cellulosehaut  ausgeschieden. 

Mitte  April  konnte  Verf.  auch  die  Befruchtung  der  aus  den  pluriloculären  Sporangien 
von  Scytosiphon  lomentarium  hervorgehenden  Schwärmer  beobachten.  Der  Vorgang  verläuft 
ganz  so  wie  bei  Ectocarpus  siliculosus.  Einige  Mal  wurden  Copulationsproducte  mit  3  Farb- 
stoffkörpern und  3  rothen  Punkten  beobachtet.  Verf.  hält  es  für  wahrscheinlich,  dass  bei 
den  beiden  von  ihm  beobachteten  Pflanzen  die  verschiedengeschlechtigen  Schwärmer  auf 
verschiedeneu  Exemplaren  erzeugt  werden. 

Die  weiteren  Schicksale  der  befruchteten  Eier  der  zwei  untersuchten  Pflanzen  sind 
noch  nicht  vollständig  beobachtet  worden.  Bei  E.  siliculosus  keimten  die  befruchteten 
Eier  viel  rascher  als  die  unbefruchteten.  Im  Verlauf  einiger  Wochen  erzog  Verf.  daraus 
kriechende  verzweigte  Fäden,  aus  denen  sich  in  normaler  Weise  Ectocarpus-F äde.n.  erhoben. 
Diese  fingen  nach  vier  Wochen  reichlich  zu  fructifiziren  an,  sie  erzeugten  eine  grosse  Anzahl 
von  uniloculären  Sporangien,  gemischt  mit  pluriloculären.  Verf.  glaubt,  dass  die  Erzeugung 
uniloculärer  Sporangien  in  diesem  Fall  eine  unmittelbare  Folge  der  vorausgegangenen  Be- 
fruchtung ist.  Bei  einer  Reihe  anderer  Phaeosporeen  erhielt  er  von  parthenogenetisch  ent- 
wickelten Keimlingen  immer  nur  pluriloculäre  Sporangien,  niemals  uniloculäre. 

Die  befruchteten  Eier  von  Scytosiphon  entwickelten  sich  im  Verlauf  von  zwei 
Monaten  zu  grösseren  flachen  Scheiben ,  die  zuletzt  durch  horizontale  Theilungen  mehr- 
schichtig wurden.    Dann  folgte  ein  vorläufiger  Stillstand  des  Wachsthums. 

Die  männlichen  Schwärmer  von  E.  siliculosus  wie  von  Sc.  lomentarium  schwärmten 
mehrere  Stunden  lang  und  gelangten  dann  zur  Ruhe.  Ein  Theil  davon  entwickelte  sich 
langsam  zu  sehr  schwächlichen  und  empfindlichen  Keimpflanzen,  ein  anderer  Theil  wurde 
sofort,  oder  nach  ein  bis  zwei  Tagen  desorganisirt. 

Bei  Giraudia  sphacelarioides  und  E.  pxisillus  Griff,   hat  Göbel  einen  wesentlich 

23* 


356  Kryptogamen.  —  Algen. 

anders  verlaufenden  Geschlechtsact  beobachtet  (vgl.  J.  B.  1878,  S.  364).  Verf.  hat  beide 
Pflanzen  zu  verschiedenen  Malen  untersucht.  Die  bis  Mitte  April  bei  Giraudia  zu  findenden 
von  Derbes  und  Solier  beschriebenen  Sporangien  entsprechen  zwar  den  uniloculären  Sporangien 
anderer  Phaeosporeen,  besitzen  aber  einige  zarte  Querwände. 

Die  beiden  von  Göbel  beschriebenen  Arten  von  pluriloculären  Sporangien  hält  Verf. 
für  nicht  wesentlich  verschieden.  Trotz  vielfacher  Bemühungen  ist  es  ihm  nicht  gelungen, 
bei  Giraudia  die  Copulation  von  Schwärmern  zu  beobachten. 

Auch  bei  Ectocarpus  pusillus  Griff,  konnte  Verf.  nie  eine  Copulation  der  Schwärmer 
constatiren.  Dagegen  fand  er  häufig  Schwärmer,  die  so  geformt  waren,  wie  die  von  Göbel 
als  Zygoten  abgebildeten,  sie  waren  aber  in  allen  Fällen  keine  Copulationsproducte,  sondern 
in  dieser  Form  unmittelbar  aus  dem  Sporangium  hervorgetreten.  Verf.  erklärt  sie  darum 
für  Missbildungen,  wohl  eine  Folge  zu  frühzeitiger  Entleerung  der  Sporangien,  wie  sie 
gewöhnlich  erfolgt,  wenn  Algen  frisch  in  Cultur  genommen  werden. 

47.  E.    Ueber  die  geschlechtliche  Fortpflanzung  der  Phaeosporeen.    (Bot.  Zeitung  1881, 
Sp.  290-292.) 

In  dem  mit  K.  unterzeichneten  Referat  über  die  Arbeit  Berthold's  (s.  unter  46) 
sucht  Verf.  die  von  Göbel  gemachten  Beobachtungen  über  Copulationserscheinungen  bei 
Phaeosporeen,  gegenüber  den  Zweifeln,  die  Berthold  an  deren  Richtigkeit  geäussert  hat,  zu 
vertheidigen. 

48.  Agardh,  J.  G.    Till  Algernes  Systematik.    (Lunds  Universitets  Ars-Skrift  T.  XVII,  för 
Lösäret  1880—81,  134  S.  mit  3  Taf.  lat.) 

Verf.  verbreitet  sich  im  ersten  Abschnitt  über  die  Structur  der  Chordarieen  und 
über  deren  Fructificationsorgane  und  bringt  einen  Schlüssel  über  die  Gattungen  dieser  Gruppe, 
den  wir  hier  wiedergeben: 

Chordarieae. 

1.  Filis  periphericis  ab  origine  et  una  cum  fronde  sese  evolvente  provenientibus ,  extra 
gelatinam  plus  minus  invicem  liberis  (demum  quoad  partem  deciduis  ?)  (Genera  Ecto- 
carpioidea.) 

Axi  abbreviato  1.  ElacMstea 

„     cylindraceo-elongato  2.  Myriocladia. 

2.  Filis  periphericis  ab  origine  et  una  cum  fronde  sese  evolvente  provenientibus  intra 
gelatinam  communem  frondis  cohibitis.     (Genera  Mesogloeoidea.) 

*  Filis   periphericis   ipsis   fertilibus  curvatis,    articulis  exteriore  curvaturae  latere 
intumescentibus  aut  in  ramulos  abbreviatos  secundatos  productis. 
Fronde  subglobosa  axi  abbreviato  3.  Corynophlaea 

„       cylindracea  saepius  ramis  plus  minus  decomposita 
filis  fertilibus  simpliciusculis  exteriore  latere  f  4.  Bactrophora 

curvaturae  tumidis  \  5.  Mesogloea 

filis  fertilibus  exteriore  latere  curvaturae  in  |  6.  Eudesme 
ramulos  abbreviatos  secundatos  productis  \  7.  Castagnea. 
**  Trichosporangiis  a  filis  periphericis  transformatis,  subcylindraceis,   endochromate 
intra  membranam  laxe  ambientem  in  partes  disciformes  plurimas  longitudinaliter 
seriatas  subdiviso. 
Fronde  subglobosa,  axi  abbreviato  8.  Leathesia 

„       cylindracea  ramis  decomposita  9,  Cladosiphon. 

***  Trichosporangiis  a  filis  periphericis  transformatione  ortis  lancoideo-autovali-siliquae- 
formibus,  endochromate  intra  membranam  laxe  ambientem  adparenter  articulato 
articulisque  areolatim  subdivisis. 
Fronde  pulvinatim  expansa  10.  Petrospongium 

„       cylindracea,  decomposita  j  ^^"  -^öZi/cerea 

[  12.  Liebmannia. 

3.  Filis  periphericis  in  fronde  evoluta  aut  sese  evolvente  demum  provenientibus  et  (una 

cum  fructu)  demum  deciduis.    (Genera  Chordariea.) 


Chlorophyceae.  —  Characeae.  357 

Fronde  pulvinatim  expansa  |  ^^'  ^V^ionema,  Herponema 

*^  \  14.  ?  Balfsia 

„       Bterili  pulvinata  stipites  tertiles  cylin- 

draceos  exserente  15.  Caepidium 

„       cylindracea  decomposita  {  ^^-  ? Jcytothamnus 

"         •'  l  17.  Chordaria. 

Nun  folgt  eine  Beschreibung  der  einzelnen  Gattungen  und  deren  Arten.   Es  werden 
zahlreiche  neue  Genus  aufgestellt  und  die  Begrenzung  der  alten  verändert.    Die  "Wiedergabe 
der  ausführlichen  Charaktere  würde  indessen  hier  allzuviel  Raum  in  Anspruch  nehmen. 
48.  Areschoag,  E-  J.    Beskrifning  pa  ett  nytt  algslägte  Pelagopbycus  hörande  tili  Lami- 
narieernas  familie.   (Botaniska  Notiser  1881,  No.  2.   Ref.  nach  Hedwigia  1881,  S.  121.) 
Der  Charakter  der  neuen  Gattung  ist  folgender: 

Pelagopliycus  Aresch.  Radix  fibrosa?  Stipes  longissimus  inferne  tenuis,  superne 
sensim  crassior,  cavus  apiceque  in  vesiculam  ellipticam  desinens.  Petiolus  in  centro  vesiculae 
apicalis,  compresso-planus,  longus,  linearis,  dichotomus.  Rami  secundi  ordinis  singula  folia 
in  apice  gerentes.  Folia  indivisa,  basi  cuneata,  sublinearia  et  longissima,  margine  ciliata. 
Sorus  fructiferus,  medium  folium  longitudinaliter  percurrens,  fasciaeformis.  Einzige  Species: 
P.  giganteus  Aresch.     Synon.  Nereocystis  gigantea  Aresch,  Bot.  Notis  1876. 

50.  [Farlow.    Note  on  Laminarieae.    (Bullet,  of  Torrey  Bot.  Club  1881,  Juni.).] 

51.  Wollny.     üeber   die   Frachtbildung   von   Chaetopteris    plnmosa.     (Hedwigia    1881, 
S.  42-44.) 

Im  Anschluss  an  seine  Mittheilung  in  der  Hedwigia  von  1880  (J.  B.  1880,  S.  543) 
bemerkt  Verf ,  dass  er  seitdem  durch  Kjellmann  die  von  Areschoug  entdeckten  uniloculären, 
wie  die  multiloculären  Sporangien  von  Chaetopteris  plumosa  erhalten  hat.  Es  ergiebt  sich 
daraus,  dass  bei  dieser  Pflanze  eine  zweifache  Form  von  uniloculären  Sporangien  vorkommt. 

c  Dictyotaceae. 

52.  Agardh.    üeber  die  Systematik  der  Dictyotaceae.    (S.  unter  47.) 

Der  zweite  Abschnitt  der  unter  47  besprochenen  Abhandlung  bezieht  sieb  auf  die 
Dictyotaceae.  Nach  einer  Einleitung,  worin  besonders  gegen  Thuret  und  Bornet  polemisirt 
wird,  folgt  eine  ausführliche  Beschreibung  der  Gattung  Dictyota,  von  welcher  Verf.  einige 
Species  abzweigt,  aus  denen  er  zwei  neue  Genus  bildet.  Zum  Genus  Dictyota  gehören  die 
Formen,  bei  denen  die  innere  Zellenlage  des  Thallus  einschichtig  ist  und  die  Zellen  der- 
selben von  einem  Rande  zum  andern  eine  einfache  Reihe  bilden.  Aus  denjenigen  Arten, 
bei  denen  die  innere  Zellschicht  durch  zur  Fläche  parallele  Wände  in  mehrere  Zellschichten 
zerfällt,  bildet  Verf.  das  neue  Genus  Düophus.  Dagegen  wird  Dictyota  panictdata  J.  Ag., 
wo  ausser  der  Innern  und  der  Rindenschicht  noch  zwischen  beiden  je  eine  intermediäre  Zell- 
schicht vorhanden  ist,  bei  Dictyota  belassen.  Dictyota  Kunthii  C.  Ag. ,  die  zuweilen  den- 
selben Bau  zeigt  wie  D.  paniculata,  bei  der  aber  öfter  die  bei  andern  Arten  aus  einer 
Zelllage  bestehende  Rindenschicht  mehrschichtig  ist,  wird  zu  einem  neuen  Genus,  Glosso- 
phora,  erhoben,  zu  dem  noch  eine  neue  Art,  D.  Harveyi  J.  Ag.  gezogen  wird  =  D. 
Kunthii  Harv.  et  auct.  plur. 

Das  Genus  Dictyota  selbst  wird  nach  dem  Bau  des  Thallus  in  zwei  Tribus,  Tr. 
Biet,  dichotomae  und  Tr.  Dict.  paniculatae  getheilt.  Weitere  Unterabtheilungen  gründen 
sich  auf  die  Anordnung  der  fertilen  Zellen. 

Die  übrigen  Gattungen  der  Dictyotaceen,  nämlich  Spathoglossum,  Taonia,  Padina, 
Zonaria  und  Halyseris  werden  kürzer  besprochen,  wobei  indessen  mehrere  neue  Arten 
ausführlich  beschrieben  werden. 

IV.  Chlorophyceae. 

a.  Characeae. 

53.  Johow.    Die  Zellkerne  von  Ohara  foetida.    (Bot.  Ztg.  1881,  Sp.  729-743,  7^5-753, 
mit  1  Tafel.) 

Näheres  im  Abschnitt  über  Zellenlehre. 


358  Kryptogamen.  —  Algen. 

54.  Zacharias.    lieber  die  Spermatozoiden.    (Bot.  Ztg.  1881,  Sp.  827—838,  846-852.) 

Dieser  Aufsatz  enthält  u.  A.  Untersuchungen  über  die  Beschaffenheit  und  Bildungs- 
weise der  Spermatozoiden  der  Characeen,  worüber  das  Nähere  im  Referat  über  die  Zelle. 

55.  Sanio.  Die  GefässkryptogameD  und  Characeen  der  Flora  von  Lyck  in  Preassen.  (Verh. 
d.  Bot.  Ver.  d.  Prov.  Brandenburg,  23.  Jahrg.  1881,  S.  17—29.) 

Die  Familie  der  Characeen  ist  quantitativ  sehr  reich  bei  Lyck  vertreten.    Dagegen 
ist  die  Zahl  der  Arten  keineswegs  gross.    Verf.  führt  3  Nitella-  und  8  Chara-Arten  auf, 
etztere  sind  meist  durch  zahlreiche  Varietäten  vertreten. 

56.  Derselbe.  Zahlenverhältnisse  der  Flora  Freassens.  (Verhandl.  d.  Bot.  Ver.  d.  Prov. 
Brandenb.,  23.  Jahrg.,  1881,  S.  55—93.) 

Verf.  zählt  in  diesem  Aufsatz  auch  alle  bisher  in  der  Provinz  Preussen  von  ver- 
schiedenen Beobachtern  gefundenen  Characeen  auf.  Ihre  Anzahl  beträgt  für  die  ganze 
Provinz  18,  für  Westpreussen  14,  für  Ostpreussen  13  Species. 

57.  Müller.  Etüde  monographique  sar  les  Cbaracees  genevoises.  (Bullet.  Soc.  bot.  de 
Geneve  1881,  No.  2,  fevr.  p.  42-94.  —  Ref.  Hedwigia  1881,  S.  94-96,  104-110, 
vgl.  auch  Journ.  of  Bot.  1881,  S.  158.) 

In  dieser  Arbeit  erklärt  sich  Verf.,  wie  aus  dem  Ref.  in  Hedwigia  hervorgeht,  für 
die  Verwandtschaft  der  Characeen  mit  den  Muscineen.  22  Arten  werden  als  bei  Genf 
gefunden  angeführt,  ferner  werden  zahlreiche  neue  Formen  (Varietäten)  benannt,  beschrieben 
und  mit  Hülfe  vorangesetzter  griechischer  Buchstaben  numerirt.  Die  Beschreibungen  sind 
in  der  Hedwigia  a.  a.  0.  abgedruckt. 

58.  Groves  Henry  et  James.  On  Ohara  obtasa  a  species  new  to  Britain.  Mit  l  Tafel. 
(Journ.  of  Bot.  1881,  S.  1—3.) 

Ausführliche  Beschreibung  und  Abbildung  dieser  für  England  neuen  Species  vgl, 
B.  J.  1880,  S.  556.  Der  ältere  Name  Ch.  obtusa  Desv.  ist  von  A.  Braun  ohne  hinreichenden 
Grund  zu  Gunsten  des  Namens  Ch.  stelligera  Bauer  verworfen  worden. 

59.  Dieselben.    Notes  on  British  Characeae.  Mit  l  Tafel.  (Journ,  of  Bot.  1881,  S.  353—356.) 

Notizen  über  einige  neue  in  Britannien  gefundene  Arten  und  Formen,  sowie  über 
neue  Standorte  von  bereits  früher  gefundenen.  Zwei  neue  Varietäten  werden  aufgestellt. 
Die  Tafel  enthält  die  Abbildung  von  Chara  baltiea  Bruz.  var.  affinis  Groves  und  von  Ch. 
contraria  Kütz. 

60.  Ascherson.  Beitrag  zur  Flora  Aegyptens.  (Verhandl.  d.  Bot.  Ver.  d.  Prov.  Branden- 
burg, 21.  Jahrg.  1879,  S.  73.)    (Nachträgliches  Referat.) 

Unter  den  aus  den  Oasen  der  Lybischen  Wüste  mitgebrachten  Pflanzen,  die  von 
Ascherson  a.  a.  0.  mitgetheilt  werden,  befinden  sich  auch  eine  Nitella  und  drei  Charen, 
von  letzteren  ist  Ch.  succinita  A.  Br.  (bereits  in  Gest.  Bot.  Ztg.  1878  beschrieben)  neu, 
zur  Gruppe  der  gänzlich  unberindeten  Charen  gehörig  und  nahe  verwandt  mit  Ch.  corallina 
Klein  apud  Willd.  aus  Ostindien, 

61.  Allen.    Characeae  of  America.    (Boston  S.  E.  Cassino  part  1"  2,  fo,) 

Bisher  sind  zwei  Lieferungen  dieses  Werkes  erschienen.  Jede  Lieferung  enthält 
3  Tafeln  mit  Abbildung  von  Characeen  in  Farbendruck ,  wobei  jede  Form  in  natürlicher 
Grösse,  sowie  einzelne  Theile  in  passender  Vergrösserung  abgebildet  sind.  Der  zugehörige 
Text,  14  S.,  enthält  eine  Beschreibung  der  abgebildeten  Formen  nebst  Synonymen,  Stand- 
orten etc.  In  den  ersten  zwei  Lieferungen  sind  folgende  Formen  beschrieben:  Chara  Gym- 
nopus  A.  Br.  var.  elegans,  Ch.  erinita  Wallr.  var.  americana,  Ch.  coronata  A.  Br.  var. 
Schweinitzn,  Nitella  flexilis  Ag.,  N.  flexüis  var.  nidifica  Wallr.,  N.  flexilis  var.  crassa 
A.  Br.  und  N.  tenuissima  Desv. 

b.  Confervoideae. 

62.  Dodel-Port.    lieber  geschlechtliche  Befruchtung  einiger  Chlorophyceen.    (S.  unter  12.) 

Verf.  hat  schon  früher  die  Copulation  der  Schwärmer  von  Enteromorpha  clathrata 

orm.  fucicola  Ag.  beschrieben  (J.-B.  1877,  S.  26).    Wie  er  jetzt  bemerkt,  ist  diese  Alge  aber 

die  Herbstform  der  Ulva  enteromorpha  ß.  compressa.    Die  Frühjahrsform  übertrifft  die  oft 

nur  centimeterlange   Herbstform   um    das   Zehnfache.     Die   Bildung   und   Copulation   der 


Chlorophyceae.  —  Coufervoideae.  359 

Schwärmer  wird  durch  Abbildungen  erläutert.  Die  Copulation  beginnt  stets  damit,  dass  die 
mit  zwei  Cilien  versehenen  Schwärmer  mit  ihren  spitzen  Mundstellen  auf  einander  stürzen, 
hier  (an  den  Mundstellen)  verkleben,  einige  Zeit  in  diametraler  Gegenstellung  verharren 
und  gemeinsam  rotiren,  bis  es  dem  einen  oder  anderen  gelingt,  sich  mit  kühnem  Sprung  an  die 
Seite  des  einen  mit  ihm  sich  vereinigenden  Schwärmers  anzulegen.  Die  Weiterentwickelung 
der  Zygozoosporeu  wurde  nicht  beobachtet,  ebenso  bleibt  die  Frage  nach  den  Macrozoo- 
sporen,  die  wohl  auch  der  Ulva  enteromorpha  nicht  fehlen,  sowie  die  nach  dem  VerhältnisB 
zwischen  der  Winter-  und  Sommergeneration  noch  zu  beantworten. 

Ferner  theilt  der  Verf,  einiges  über  die  Copulation  der  Schwärmer  der  marinen 
Ulothrix  flacca  Thur.  mit  (mit  Abbildungen),  Diese  blassgelbgrüne  unverzweigte  Fadenalge 
wird  im  Winter  und  Frühjahr  am  Meeresufer  der  Adria  häufig  zwischen  Ebbe-  und  Fluth- 
spiegel  angetroffen.  Es  ist  eine  sehr  dauei'hafte  Alge,  welche  die  Meeresbrandung  ebensogut 
erträgt,  wie  das  Austrocknen  und  die  bei  starkem  Regen  unvermeidliche  Benetzung  mit 
süssem  Wasser.  Die  meisten  Fadenzellen  bilden  bloss  8  Microzoosporen,  manche  sogar 
nur  4.  Bildung  und  Copulation  derselben  verläuft  ganz  so  wie  bei  U.  zonata.  Wenn 
einzelne  Schwärmer  isolirt  (ohne  eine  Paarung  eingegangen  zu  haben)  zur  Ruhe  gelangen,  so 
bekleiden  sie  sich  mit  einer  dicken  Membran,  Die  in  den  Mutterzellen  eingeschlossen 
gebliebenen  nicht  copulirten  Microzoosporen,  die  Verf.  6  Wochen  lang  beobachten  konnte, 
nahmen  dabei  langsam  an  Grösse  zu.  Sie  waren  zu  Gruppen  angeordnet,  wie  sie  bei 
Palmellaceenzellen  vorkommen. 

Aus  dem  ersten  Aufsatz  über  Ulothrix  zonata  sei  hier  nur  angeführt,  dass  nach 
Ansicht  des  Verf.'s  die  pulsireuden  Vacuolen  der  Schwärmsporen  hier  der  gleichen  physio- 
logischen Function  dienen,  wie  im  Körper  der  Infusorien,  nämlich  Respirationsorgane 
darstellen, 

68.  Kirchner.    Ueber  die  Entwickelungsgeschichte  einiger  Ghaectophoreen.    (Tagebl.  der 
54  Vers,  deutsch.  Naturf.  in  Salzburg.     S,  75  u.  76.) 

Chaetophora.  Verf,  hatte  Gelegenheit,  die  von  Pringsheim  zuerst  beschriebenen 
derbhäutigen  Dauersporen  von  ChaetopJiora  endiviaefoUa,  pisiformis  und  elegans  zu  beob- 
achten. Bei  den  beiden  letztgenannten  Arten  stellen  sie  aus  den  letzten  Verzweigungen  der 
Astbüschel  entstandene  Ketten  rothgelb  gefärbter  Dauerzelien  dar,  die  zu  je  einer  aus  einer 
vegetativen  Zelle  sich  entwickeln.  Genauer  untersucht  wurden  die  Dauersporeu  von  Chaeto- 
phora pisiformis,  die  ein  braunes  Exospor,  farbloses  Endospor  und  einen  ölreichen,  durch 
Haematocbrom  roth  gefärbten  Inhalt  besitzen.  Die  Keimung  der  im  Mai  1879  gefundenen 
Dauersporen  erfolgte  im  April  1879.  Die  Sporen  quollen  auf,  der  Inhalt  färbte  sich  grün, 
das  Exospor  zerriss  mit  einem  uuregelmässigen  Spalt,  aus  dem  das  Endospor  hervortrat. 
In  den  meisten  Fällen  wuchs  dasselbe  zu  einem  Keimschlauche  heran,  der  sich  durch  Querwände 
theilte,  unterhalb  welcher  später  seitliche  Verzweigungen  erzeugt  wurden.  Die  oberste  Zelle 
des  Keimlings  entwickelte  sich  früher  oder  später  zu  einem  langen  Haare,  die  unterste  blieb 
meist  noch  längere  Zeit  mit  ihrem  abgerundeten  Ende  im  Exospor  stecken;  Rhizoiden  wurden 
nicht  gebildet.  In  anderen  Fällen  blieb  der  ausgetretene  Keimschlauch  ganz  kurz,  papillen- 
förmig ,  der  Inhalt  theilte  sich  in  zwei ,  selten  mehr  Portionen  und  das  hervorgetretene 
Endospor  löste  sich  in  Schleim  auf;  die  so  gebildeten  Plasmaportionen  umkleideten  sich 
dann  mit  einer  Zellhaut  und  wuchsen  zu  Keimschläuchen  heran,  die  den  in  Einzahl  direct 
aus  den  Sporen  hervorbrechenden  ähnlich  waren.  Verf.  ist  auf  Grund  dieser  Beobachtungen 
der  Ansicht,  dass  in  der  Entwickelung  von  Chaetophora  ein  geschlechtlicher  Vorgang  überhaupt 
nicht  vorhanden  ist. 

b.  Phaeophila  Floridearum  Hauck.  Diese  zuerst  durch  Hauck  (J.-B.  1876,  S,  55) 
bekannt  gewordene  endophytische  Chaetophoree  wurde  vom  Verf.  bei  Genua  im  Thallus  von 
Laurencia  obtusa  beobachtet.  Auf  dem  Rücken  der  Zellen  dieser  Alge  stehen,  unregelmässig 
vertheilt,  wellig  hin  und  her  gebogene  Borsten,  die  aus  der  Oberfläche  des  Laurencia- 
Thallus  hervorragen.  Ursprünglich  sind  die  Borsten  an  der  Spitze  geschlossen  und  unten 
durch  eine  basale  Querwand  von  der  Tragzelle  abgegrenzt.  Später  wird  jene  Quefwand 
resorbirt  und  die  Spitze  fällt  ab.  Jede  vegetative  Zelle  der  Phaeophila  kann  sich  in  ein 
Zoosporangium  umwandeln,  dessen  Schwärmer  einzeln  durch  das  sich  erweiternde  Haar  aus 


360  Kryptogamen.  —  Algen. 

dem  Laurencia-Thsilhis  in's  Wasser  gelangen.  Die  (nach  Hanck  copulirenden)  Schwärmer 
setzen  sich  auf  der  Laurencia  fest,  umgeben  sich  mit  einer  Membran  und  treiben  einen 
dünnen  Keimschlauch  durch  die  Wand  der  äussersten  Zellschicht  der  Wirthpflanze.  In  ihn 
tritt  der  grüne  Inhalt  über  und  die  leere  Zoosporenhaut  wird  durch  eine  Querwand  abgegliedert. 
Die  grüne  Zelle,  die  sich  rasch  vergrössert  und  schon  früh  eine  Borste  treibt,  theilt  sich 
weiter;  der  junge  Keimling  wächst  soweit  in  das  Innere  der  Laurencia  hinein,  dass  die 
späteren  Verzweigungen  desselben  unter  die  äusserste  Rindenzellenschicht  zu  liegen  kommen. 
In  der  Nachbarschaft  der  Ph.  Floridearum  fand  Verf.  eine  kleinere  ähnliche  Form,  die 
näher  an  der  Oberfläche  der  Laurencia  wuchs,  rundliche  Zellen  und  zarte,  nicht  wellig 
gebogene  Borsten  besass:  Pli.  minor  nov.  sp. 

c.  Entocladia.  Eine  mit  Entocladia  viridis  Reinke  (J.-B.  1879,  S.  475)  völlig 
übereinstimmende  Alge  fand  Verf.  auf  der  Oberfläche  der  Zellen  von  Derbesia  Lamourouxii 
wachsend,  nicht  wie  Reinke  beobachtete,  in  der  mittleren  Schicht  der  Zellwand;  demnach 
scheint  sich  Entocladia  in  dieser  Beziehung  nicht  immer  in  gleicher  Weise  zu  verhalten. 

64.  Geddes.  Od  the  Phenomena  of  Variegation  and  Cell-fflaltiplication  in  a  Species  of 
Enteromorpha.  (Transact.  Edinburgh  Roy.  Soc.  Vol.  29,  Part.  II,  p.  555—559  mit 
1  Tafel.) 

Verf.  fand  in  einem  Seewasseraquarium  eine  kleine  Species  von  Enteromorpha,  deren 
Laub  schön  grün  aber  stellenweise  weiss  gefleckt  war.  Bei  Untersuchung  unter  dem  Microskop 
zeigte  sich,  dass  unter  den  grünen  Zellen  auch  solche  mit  farblosem  Inhalt,  einzeln  oder  in 
grösseren  Flecken  vorkommen.  Nach  Ansicht  des  Ref.  können  diese  Zellen  nichts  Anderes 
sein  als  abgestorbene  grüne  Zellen,  er  glaubt  deshalb  auf  die  übrigen  zum  Theil  sehr 
eigenthümlichen  Angaben  des  Verf.'s,  der,  wie  der  Titel  zeigt,  eine  ganz  andere  Ansicht  über 
die  Natur  dieser  Zellen  vertritt,  nicht  näher  eingehen  zu  müssen. 

65.  Wright.  On  Blodgettia  confervoides  of  Harvey  forming  a  new  genas  and  species  of 
fungi.     (Transactions  Irish  Acad.  vol.  25,  p.  21—26,  mit  Abb.) 

Harvey  hat  unter  dem  Namen  Blodgettia  ein  Genus  von  Chlorospermeen  beschrieben, 
das  er  zur  Familie  der  Valoniaceen  stellte.  In  der  Beschreibung  desselben  bemerkt  er,  dass 
die  Membran  der  Zellen  mehrschichtig  ist.  Die  äussern  Schichten  sind  hyalin  und  structurlos ; 
die  innerste  ist  netzförmig  mit  zarten  nervenartigen  parallelen  Strängen  versehen,  die  der 
Länge  nach  durch  die  Membran  verlaufen  und  durch  schiefe  Querstränge  verbunden  sind. 
Die  Sporen  sind  zu  gliederartigen  Ketten  verbunden,  zu  vier  oder  mehr  in  einer  Kette,  sie 
sind  an  kurzen  Strängen  befestigt,  welche  von  den  Strängen  der  inneren  Zellwand  ausgehen. 
Durch  die  Untersuchungen  Bornet's  und  des  Verf.'s  ist  nun  erwiesen,  dass  die  Harvey'sche 
Pflanze  eine  CladopJiora  darstellt,  die  zur  Gruppe  der  Aegagropilae  gehört  (Cladophora 
caespitosa  Harvey)  und  dass  die  vermeintlichen  Sporen  Harveys  nichts  weiter  sind  als  die 
Conidien  eines  parasitischen  Pilzes,  der  im  Innern  der  Algeuzellen  lebt.  Dieser  Pilz  wird 
vom  Verf.  nunmehr  Blodgettia  Bornetii  benannt.  Die  colorirten  Abbildungen  der  Tafel 
stellen  das  Verhältniss  in  sehr  klarer  Weise  dar, 

66.  [Kirk.  Description  of  a  new  species  of  Cladophora.  (Transact.  and  Proceed.  of  the 
New  Zealand  Inst.  Vol.  XII,  1879.)] 

67.  [Mac  Hughes.    On  the  transport  of  fine  Mud  and  vegetable  Matter  by  Conferva. 

(Proceed.  Cambridge  Philos.  Soc.  Vol.  III,  p.  68,  1880-81.)] 

68.  Wille.  Gm  Hvileceller  hos  Conferva  (L.).  [Wille.  Ueber  Ruhezelleu  bei  Conferva.] 
(Ofversigt  af  Kongl.  Vetensk.  -  Akad.  Förhandl.  38.  Bd.,  1881,  No.  8,  26  S.  mit  2  Taf. 
Ref.  nach  demjenigen  von  Müller,  Bot.  Centralbl.  1882,  11.  Bd.,  S.  113-115.) 

Ruhezellen  wurden  an  Conferva  zuerst  von  Itzigsohn,  und  zwar  an  einer  von  ihm 
Psichohornium  uliginosum  genannten  Art  entdeckt  und  beschrieben,  ferner  haben  Pringsheim, 
Famintzin,  Cornu  und  Rosenvinge  Ruhezellen  an  Conferva  sowie  an  solchen  Arten  von 
Ulothrix  aufgefunden,  die  zu  Conferva  (L.)  Wille  gehören.  Verf.  hat  über  diesen  Punkt 
nachstehende  Beobachtungen  gemacht: 

Bei  Conferva  Wittrochü  Wille  wird  die  Sporenbildung  dadurch  eingeleitet,  dass 
der  Inhalt  sich  contrahirt  und  an  den  Ecken  abrundet.    Dabei  sammelt  sich  das  Chlorophyll- 


Chlorophyceae.   -  Coufervoideae.  361 

haltige  Plasma  an  den  Enden  der  Zellen  an,  so  dass  deren  Mitte  fast  farblos  erscheinen  kann. 
Indem  aber  die  Contraction  des  Zellplasmas  fortschreitet,  nähern  sich  die  chlorophyllhaltigen 
Plasmapartieen  einander  und  schliesscn  sich  zuletzt  zu  einem  runden  oder  ellipsoidischen 
Körper  inmitten  der  Zelle  zusammen,  worauf  sie  sich  mit  einer  später  deutlich  zweischichtigen 
Membran  umgeben.  Die  Sporen  werden  in  der  Hegel  dadurch  frei,  dass  die  Zellhaut  jeder 
Zelle  durch  einen  transversalen  ringförmigen  Mittelriss  aufreisst,  wobei  dieselben  heraus- 
fallen und  der  ganze  Faden  in  lauter  H  förmige  Stücke  zerfällt,  was  mit  dem  früher  (J.  B. 
1880,  S.  561)  geschilderten  Bau  desselben  zusammenhängt.  Bisweilen  werden  die  Sporen 
auch  durch  das  Verschleimen  der  Zellwäude  frei.  Bei  der  Keimung  nimmt  die  Grösse  der 
Spore  allmählich  zu,  hierbei  wird  die  äussere  Membran  derselben,  die  ebenso  gebildet  ist  wie, 
die  der  vegetativen  Zellen  gesprengt.  Sie  besteht  nämlich  aus  zwei  ungleich  grossen  Stücken 
mit  zugespitzten  Enden,  von  denen  das  eine  vom  andern  wie  eine  Schachtel  von  ihrem 
Deckel  umfasst  ward.  Nachdem  durch  das  Wachsthum  der  Spore  das  kleinere  Stück  der 
Aussenmembran  gesprengt  worden  ist,  wächst  jene,  von  ihrer  innern  Membran  umhüllt, 
schlauchförmig  aus  der  so  entstandenen  Oeffnung  heraus.  Weiter  wurde  die  Entwickelung 
nicht  verfolgt,  doch  hält  es  Verf.  für  wahrscheinlich ,  dass  sich  aus  den  Ruhesporen  zuerst 
Schwärmer  bilden. 

Ganz  ähnlich  ist  die  Entwickelung  der  Ruhesporen  von  Conferva  stagnorum  Kütz. 
Hier  werden  die  Sporen  meist  durch  Verschleimung  der  Zellwände  frei.  Die  Keimung  geht 
entweder  wie  bei  Conferva  Wittrodcii  vor  sich,  oder  es  treten  in  der  sich  lang  streckenden, 
ihre  äussere  Membran  nicht  sprengenden  Ruhespore  Querwände  auf,  so  dass  allmählich  ein 
junger  Conferva-Faden  entsteht.  Bei  der  Keimung  bildet  sich  an  dem  einen  spitzeren  Ende 
der  Spore  durch  Schleimabsonderung  eine  Art  Haftorgan.  (Vielleicht  ist  der  Schleim  eine 
lokale  Umbildung  der  Aussenmembran.)  In  einem  Falle  beobachtete  Verf.  an  dieser  Art 
Zelltheilung  nach  verschiedenen  Richtungen  des  Raumes.  Er  deutet  diese  Erscheinung  als 
ein  beginnendes  Palmellastadium. 

Eine  dritte  als  Conferva  pachyäerma  n.  sp.  beschriebene  Art  zeigte  eine  besondere 
Eigenthümlichkeit  der  vegetativen  Zellen.  In  der  Regel  fand  Verf.  in  die  Querwände  auf 
jeder  Seite  der  Zellen  eine,  bisweilen  zwei,  halbmondförmige  nach  beiden  Seiten  hin  scharf 
zugespitzte  Cellulosepartieen  eingelagert,  die  sich  durch  stärkere  Lichtbrechung  vor  den 
Querwänden  auszeichnen.  Wenn  sich  die  Zellen  zu  Ruhesporen  umbilden  sollen,  so  ver- 
grössern  sie  sich  ein  wenig,  das  Chlorophyll  nimmt  zu  und  vertheilt  sich  gleichmässig;  es  wird 
jedoch  keine  neue  Membran  gebildet.  Wohl  aber  scheint  es,  als  ob  sich  eine  oder  vielleicht 
richtiger  zwei  zugespitzte,  schachte! artig  übereinandergreifende  neue  Schichten  in  der  inneren 
wasserärmeren  Schicht  der  Mutterzellwand  bilden.  Die  Wand  der  Ruhezelle  ist  also  die 
verdickte  Wand  der  Mutterzelle.  Die  Ruhezellen  werden  durch  Verschleimung  der  äusseren 
Theile  der  Zellwände  frei.  Bei  der  Keimung  bleibt  ein  kapuzenförmiges  Stück  der  Aussen- 
membran der  Ruhezelle  erhalten  und  haftet  der  Basalzelle  an. 

Bei  Conferva  bombycina  Ag.  **  minor  sind  entweder  einzelne  Zellen  tonnenförmig 
angeschwollen,  oder  es  schwellen  hin  und  wieder  die  aneinanderstossenden  Enden  je  zweier 
benachbarter  Zellen  keulig  an.  Hier  wird  der  grösste  Theil  des  chlorophyllführenden  Proto- 
plasmas angesammelt  und  hierauf  das  angeschwollene  Ende  durch  eine  Querwand  von  dem 
längeren  schmalen  Theile  der  Mutterzelle  abgegrenzt.  Später  verdickt  sich  die  Wand  des 
geschwollenen  Stücks.  Verf.  hält  diese  Zellen  für  Ruhezellen,  obgleich  er  ihre  Keimung 
nicht  beobachten  konnte.  Auch  Conferva  bomhycina  Ag.  *genuina  zeigt  dieselbe  Form  der 
Ruhezellen. 

Demnach  wurden  bei  Conferva  drei  Arten  der  Bildung  von  Ruhezellen  beobachtet : 
1.  durch  Verjüngung  und  Bildung  einer  neuen  Membran  um  den  contrahirten  Inhalt,  2.  durch 
Verdickung  der  Membran  der  Mutterzelle,  3.  durch  Abgrenzung  eines  Theiles  des  Zellinhajts 
in  einem  aufgeschwollenen  Theil  der  Mutterzelle  und  Verdickung  der  Membran  dieses  Theils. 

Weiterhin  enthält  die  Arbeit  die  Beschreibung  eines  Chytridiums  auf  Conferva 
stagnorum,  sowie  Beobachtungen  über  monströse  Zelltheilungen  bei  Conferva  und  Anmer- 
kungen über  Systematik  der  Confervaceen.  Die  Diagnose  der  beiden  neuen  Conferva- 
Arten  lautet: 


362  Kryptogameu.  —  Algeu. 

C.  Wütrockii  u.  sp.  C.  cellulis  diametro  IV2— 2^2  plo  longioribus,  hypnosporis 
globosis  vel  ellipsoideis,  hypnosporangia  longe  nou  complentibus.    Lat.  fil.  12—20  ^. 

C.  pachyderma  n.  sp.  C.  cellulis  diametro  aequalibus  vel  fere  duplo  longioribus, 
membrana  crassa;  hypnosporae  a  cellulis  fili  membrana  tumefacta  ortae.    Lat.  fil.  9— 12(i.. 

c.  Siphoneae. 

69.  Farlow.    lieber  Codiolum  gregarium  A.  Br.    (S.  unten  13.) 

Verf.  stellt  diese  Pflanze  zu  den  Botiydieen.  A.  Braun  vergleicht  die  Sporen  mit 
denen  von  Codium,  bemerkt  aber,  dass  er  niemals  Cilien  gesehen  hat.  Verf.  hat  in  den 
an  der  amerikanischen  Küste  wachsenden  Exemplaren  niemals  die  Sporen  aus  der  Mutter- 
zelle ausschlüpfen  und  frei  herumschwärraen  sehen,  wohl  aber  beobachtete  er,  dass  die 
Wand  der  Mutterzelle  sich  auflöste  und  die  dadurch  frei  gewordenen  Sporen  sofort  aus- 
wuchsen. Dies  geschieht  auch  öfters,  wenn  die  Sporen  sich  noch  innerhalb  der  Mutterzelle 
befinden.  Sie  sind  von  elliptischem  Umriss  und  mit  einer  festen  Membran  umhüllt.  Die 
Spore  treibt  beim  Keimen  an  einem  Ende  eine  Sprossung,  die  zu  einem  langen  Stiel  aus- 
wächst; oder  der  Inhalt  der  Spore  zerfällt  durch  Querwände  in  eine  Anzahl  Zellen,  von 
denen  jede  einen  Stiel  aussprossen  lässt.  In  letzterem  Fall  entsteht  dann  eine  Gruppe  von 
Individuen,  die  an  ihrer  Basis  zusammenhängen.  Verf.  vergleicht  den  von  ihm  beobachteten 
Zustand  mit  der  Hysnosporenbildung  bei  Botri/dium  granulatum. 

70.  Derselbe,    lieber  Vaucheria  Thuretii.    (S.  unter  13.) 

Verf.  fand  an  der  amerikanischen  Küste  eine  Form  dieser  Species  mit  ungeschlecht- 
lichen Vermehrungsorganen.  Es  waren  ovale  Sporeu,  kleiner  als  die  Oosporen,  an  den 
Enden  kurzer  Zweige,  die  in  rechtem  Winkel  zu  den  Hauptfäden  abgingen.  Diese  Zweige 
mit  Sporen  fallen  ab,  und  letztere  treten  nach  einiger  Zeit  durch  die  aufreissende  Spitze 
der  Zelle  aus.  Sie  sind  ohne  Cilien  und  bewegungslos,  erinnern  somit  an  die  ungeschlecht- 
lichen Sporen  von  V.  geminata  Walz. 

71.  Holmes.    On  Codiolam  gregarium  A.  Br.    (Journ.  Linn.  Sog.  Vol.  18,  S.  132—135.) 

Diese  Pflanze  wurde  1855  bei  Teignmouth  gefunden,  wo  sie  einen  sammtigen,  dunkel- 
grünen Ueberzug  an  der  verticalen  Fläche  von  Sandsteinblöcken  bildet,  und  nur  bei  hoher 
Fluth  oder  stürmischer  See  vom  Meerwasser  benetzt  wird.  Man  findet  sie  jeden  Winter 
an  derselben  Stelle  und  von  gleicher  Beschaffenheit.  An  einer  tieferen,  öfters  vom  Wasser 
benetzten  Stelle  wurden  schon  im  Juni  erwachsene  Exemplare  augetroffen.  Verf.  giebt  nun 
nach  Braun  eine  Beschreibung  der  Pflanze,  erwähnt  dabei  der  Schwärmer,  die  denen  von 
Codium  tomentosum  ähnlich  sein  sollen.  Sie  treten  durch  eine  Oeffnung  an  der  Spitze  der 
Pflanze  aus  und  besitzen  zwei  Cilien.  Neben  diesen  Vermehrungsorganen  findet  man  zwischen 
den  Rasen  von  Codiolum  gregarium  kuglige  Zellen,  grösser  als  die  Zoogouidien  mit  körnigem 
Inhalt  und  dreischichtiger  Membran,  deren  mittlere  Schicht  wie  bei  den  erwachsenen  Exem- 
plaren der  Pflanze  gallertig  ist.  Braun  hält  diese  Gebilde  für  einen  Ruhezustand  des  Cod. 
greg.,  in  welchem  es  den  Winter  und  Frühling  zubringt,  um  gegen  Ende  Sommer  zur 
normalen  Pflanze  zu  erwachsen.  Er  bezeichnet  jene  kugligen  Zellen  darum  als  Hypnosporen. 
In  England  findet  man  aber  Cod.  greg.  während  des  ganzen  Winters  und  Frühlings,  und 
es  zeigen  die  Rasen  die  Pflanzen  gleichzeitig  auf  sehr  verschiedenen  Entwickelungsstufeu. 
Ferner  kommen  zwischen  den  Codiolum-Füanzen  fremde  Algen  vor,  so  insbesondere  Hormo- 
trichuin  flaccum  und  Calothrix  scopulorum.  Verf.  fand  nun  kuglige  Zellen,  die  mit  Braun's 
Beschreibung  jener  Hypnosporen  übereinstimmen;  andere  Zellen  von  ähnlicher  Gestalt  waren 
mit  einer  Querwand  versehen  und  stimmten  in  Aussehen  und  Grösse  mit  ganz  jungen  Fäden 
von  Hormotrichum,  die  in  demselben  Rasen  vorkommen,  sehr  nahe  überein.  Verf.  hält  es 
daher  für  wahrscheinlich,  dass  die  sogenannten  Hypnosporen  von  Codiolum  junge  Fäden 
von  Hormotrichum  flaccum  darstellen. 

72.  Manier  Chalmas.  Observations  sar  les  Algaes  calcaires  confondues  avec  les  Fora- 
miniferes  etc.  (Bullet,  soc.  geolog.  de  France  Ser.  3,  T.  VII,  S.  661—670,  mit  4  Holz- 
schnitten; vgl.  Bot.  Centralbl.  1881,  VIII.  Bd.,  S.  270.) 

Der  Aufsatz  des  Verf.'s  handelt  über  die  tertiäre  Gattung  OvuUtes,  die  generisch  nicht 
TOn  Penicillus  Lmk.  zu  trennen  ist.    Näheres  im  Ref.  über  Phytopalaeontologie. 


Chlorophyceae.  —  Protococcoideae.  363 

d.  Protococcoideae. 

73,  Cooke.    British  Palmellaceae.    (Grevillea  Vol.  9,  S.  149.) 

Aufzählung  von  39  in  England  gefundenen  Arten  von  Palmellaceeu, 

74.  Klebs.    Beiträge  zur  Kenntniss  niederer  AlgenformeD.    (Bot.  Ztg.  1881,  mit  2  Tafeln, 
S.  249-257,  265-272,  281—290,  297-308,  313-319,  329-336.) 

I.  CJilorochytrium.  a.  Chlorocliytrium  Lenwae.  Diese  in  Intercellularräumen  von 
Lemna  trisulca  vegetireude  Alge  wurde  zuerst  von  Cohu  beschrieben.  Verf.  hat  ihre  voll- 
ständige Lebensgeschichte  ermittelt.  Sie  besitzt  eine  kuglige,  elliptische  oder  unregelmässige 
Gestalt  und  trägt  nach  oben  einen  kugligen  Cellulosefortsatz,  der  auf  der  Oberfläche  der 
Epidermiszellen  der  Lemna  sitzt  und  den  Ort  anzeigt,  wo  die  Schwärmspore  in  die  Wirth- 
pflanze  eingedrungen  ist.  Nach  kürzerer  oder  längerer  Zeit  geht  die  Alge  zur  Zoosporen- 
bildung über,  womit  sie  ihr  normales  Lebensende  erreicht.  Die  Zoosporen  werden  durch 
wiederholte  Zweitheilung  des  Protoplasmas  gebildet.  Der  Austritt  derselben  kommt  zu 
Stande,  indem  eine  gallertartige,  die  Zoosporen  umhüllende  Masse  stark  aufquillt,  die 
Membran  au  einer  Stelle  zum  Platzen  bringt,  das  darüber  liegende  Gewebe  der  Lemna 
durchbricht  und  nun  langsam  die  an  sich  unbewegliche  Zoosporeumasse  nach  aussen  bewegt. 
Indem  diese  sich  an  der  Mündung  des  Sporangiums  zu  einer  Kugel  gestaltet  und  ausdehnt, 
fangen  die  Zoosporen  an,  sich  zu  bewegen.  Sie  sind  von  birnförmiger  Gestalt  mit  farbloser 
Spitze,  an  der  zwei  Cilien  sitzen.  Noch  innerhalb  der  Gallerthülle  copuliren  sie  paarweise 
und  verschmelzen  so  zu  je  einer  Zygozoospore  von  kugliger  Form  und  abgerundetem,  mit 
vier  Cilien  versehenen  vorderen  Ende.  Während  der  Copulation  findet  eine  lebhafte 
wirbelnde  Bewegung  der  Paare  statt.  Die  fertigen  Zygozoosporen  durchbohren  die  sich  auf- 
lösende Gallerthülle  und  eilen  ins  Freie.  Sie  schwärmen  noch  eine  kurze  Zeit  lang  frei 
umher  und  begeben  sich  dann  auf  die  Epidermis  der  Lemna  trisulca,  und  zwar  stets  auf 
die  Grenze  zweier  Epidermiszellen.  Hier  kommen  sie  nach  länger  dauernder  kreiseiförmiger 
Bewegung  allmählich  zur  Ruhe  und  scheiden  schon  vorher  eine  Membran  aus.  Nach  ein 
bis  zwei  Tagen  treibt  dann  der  keimende  Schwärmer  einen  Fortsatz,  der  die  beiden  Epi- 
dermiswände  auseinanderdrängt.  Dieser  Fortsatz  erweitert  sich  allmählich  und  nimmt  den 
langsam  hinüberfliessenden  Inhalt  in  sich  auf.  So  bleibt  aussen  ein  farbloser  kugliger  Theil 
auf  der  Epidermis  sitzen,  der  durch  Zellstoffablagerung  zu  dem  früher  erwähnten  Cellulose- 
knopf  sich  gestaltet.  Der  eingedrungene  Theil  wächst  zu  den  jungen  Individuen  heran,  von 
denen  ausgegangen  wurde.  Somit  verläuft  das  Leben  der  Species  während  der  wärmeren 
Jahreszeit  in  einer  steten  Aufeinanderfolge  von  Geschlechtsgenerationen.  Gegen  den  Winter 
hin  fallen  die  iemwa  -  Sprossen  auf  den  Boden  der  Gewässer,  die  einzelnen  Individuen  des 
Ch.  Lemnae  werden  zu  Dauerzellen,  die  sich  durch  den  dichten  mit  Stärkekörnchen  voll- 
gestopften Inhalt  auszeichnen.  In  diesem  Zustand  k^nen  sie  das  Austrocknen  ertragen. 
Im  Frühjahr  entstehen  aus  den  Dauerzellen  in  gewohnter  Weise  Zoosporen,  die  sich  genau 
so  verhalten  wie  die  der  Sommergeneration. 

b.  Chlorocliytrium  Knyanum.  Mit  diesem  Namen  hat  Kirchner  zuerst  eine  Alge 
bezeichnet,  die  sich  von  Chi.  Lemnae  durch  den  Mangel  des  Celluloseknopfs  unterscheidet. 
Verf.  glaubt  damit  eine  Art  identificiren  zu  können,  die  er  sehr  häufig  in  lebenden  Lemna 
gibba  und  minor,  aber  auch  in  andern  Wasserpflanzen  beobachtet  hat.  Die  Zellen  des  Chi. 
Knyanum  haben  bei  sehr  grosser  Mannichfaltigkeit  der  äusseren  Gestalt  eine  mehr  oder 
weniger  vorgezogene  deutliche  halsartige  Verlängerung.  Bildung  und  Austritt  der  Zoosporen 
erfolgt  wie  bei  Chi.  Lemnae.  Diese  haben  eine  etwas  andere  zusammengedrückt  elliptische 
Gestalt,  an  der  farblosen  Spitze  zwei  Cilien.  Sie  copuliren  aber  nicht,  gelangen  vielmehr 
nach  kürzerer  oder  längerer  Bewegung  zur  Ruhe  und  dringen  dann  durch  Spaltöffnungen 
oder  andere  mehr  zufällige  Oeffnungen  in  das  Gewebe  der  Wohnpflanze  ein,  wo  sie  dann 
wieder  zur  ursprünglichen  Pflanze  werden.  In  der  wärmeren  Jahreszeit  pflanzt  sich  die 
Pflanze  sehr  lebhaft  durch  die  ungeschlechtlichen  Zoosporen  fort ;  im  Winter  bildet  sie  Daruer- 
zellen,  denen  des  Chi.  Lemnae  ähnlich,  die  im  Frühjahr  wieder  ungeschlechtliche  Schwärmer 
erzeugen.  Copulation  derselben  wurde  niemals  beobachtet.  Aehnlicher  Organismen  wie 
Chi.  Knyanum  giebt  es  eine  Menge,  vielleicht  nur  Standortsvarietäten.    Hierher  gehört  das 


364  Kryptogamen.  —  Algen. 

Chi.  pallidum,  kleine  zartgrüne  Zellen,  die  in  Lemna  trisulca  leben.    Bau  der  Zellen  und 
Bildung  und  Gestalt  der  Zoosporen  ist  wie  bei  Chi.  Knyanum. 

II.  Endosphaera  biennis.  Dieser  bisher  nicht  bekannte  Organismus  findet  sich  im 
Frühjahr  in  abgestorbenen  Blättern  von  Potamogeton  lucens  in  Form  grosser  chlorophyll- 
haltiger,  meist  kugliger  oder  elliptischer,  oder  auch  unregelmässig  gestalteter  Dauerzellen. 
Die  Membran  derselben  ist  dick,  deutlich  zweischichtig.  Jede  Dauerzelle  wird  bei  normalem 
Lebensgang  (wenn  die  Blätter  wieder  in  Wasser  kommen)  zu  einem  Sporangium.  Durch 
wiederholte  Zweitheilung  zerfällt  die  ursprüngliche  Zelle  in  eine  Anzahl  Tochterzellen,  von 
denen  jede  sich  mit  einer  zarten  Cellulosemembran  umgiebt.  Weiterhin  bildet  jede  dieser 
Tochterzellen  aus  ihrem  Protoplasma  eine  beschränkte  Anzahl  von  kleinen  kugligen 
Schwärmern.  Bei  der  Eeife  quellen  die  Cellulosemembranen  der  einzelnen  Tochterzellen 
stark  auf,  die  sich  vorwölbende  Spitze  der  Dauerzelle  durchbricht  die  Epidermis,  reisst  dann 
selbst  mit  einem  unregelmässigen  Loche  auf;  die  ganze  Sporenmasse  wird  langsam  hinaus- 
gedrängt und  die  Zoosporen  gelangen  durch  das  Schwinden  der  sie  umgebenden  Gallerte 
ins  Freie.  Sie  sind  breit  birnförmig  mit  zwei  Cilien  an  der  farblosen  Spitze  und  verschmelzen 
paarweise  zu  grossen,  mit  vier  Cilien  versehenen  Zygozoosporen.  Wenn  letztere  lebende 
Blätter  von  Potamogeton  lucens  erreichen,  so  setzen  sie  sich  meist  an  deren  Unterseite  an 
der  Grenze  von  zwei  Epidermiszellen  an.  Hier  umgeben  sie  sich  mit  einer  Membran  und 
dringen  dann  in  die  lutercellularräume  des  unter  der  Epidermis  befindlichen  Parenchyms 
ein.  Nun  wachsen  sie  allmählich  zu  den  Dauerzellen  heran,  die  den  Winter  auf  dem  Boden 
der  Gewässer  zubringen,  um  im  Frühling  einer  neuen  Generation  das  Dasein  zu  geben. 

III.  Phyllobium.  a.  Phyllobium  dimorphum.  Dieser  merkwürdige  Organismus 
kommt  hauptsächlich  in  Blättern  von  Lysimachia  vulgaris  vor,  ausserdem  auch  in  Ajuga 
reptans,  Chlora  serotina,  Erythraea  Centaurium.  Man  erkennt  die  bewohnten  Blätter 
schon  mit  blossem  Auge  an  kleinen  knotigen  Erhöhungen,  die  dem  Laufe  der  Blattrippen 
folgen.  Man  findet  an  dieser  Stelle  im  Gewebe  der  Gefässbündel  grosse  dunkelgrüne  Zellen 
mit  dicker  Membran,  welche  die  Elemente  der  Gefässbündel  auseinander  drängen.  Diese 
Zellen  haben  im  Allgemeinen  eine  elliptische  Form  und  zeigen  an  beiden  Enden  etwas 
vorspringende  Verdickungen  der  Membran,  die  im  Zusammenhang  stehen  mit  farblosen 
Schläuchen,  welche  sich  theils  einfach,  theils  verzweigt  innerhalb  der  Gefässbündel  hinziehen. 
Ausser  den  eben  beschriebenen  Zellen  finden  sich  häufig  im  Parenchym  derselben  Blätter 
meist  einzeln  oder  zu  zweien,  je  unter  einer  Spaltöffnung  der  Unterseite  kleinere  mehr 
rundliche,  die,  wie  die  weitere  Untersuchung  nachwies,  mit  den  grossen  in  genetischem 
Zusammenhang  stehen.  Verf.  unterscheidet  beiderlei  Zellen  als  grosse  und  kleine  Dauerzellen. 
Er  giebt  zunächst  eine  genaue  Beschreibung  der  grossen  Dauerzellen,  aus  der  wir  nur 
hervorheben,  dass  in  dem  grünen  Protoplasma  ein  orangegelbes  Oel  in  reichlicher  Menge 
eingelagert  ist.  Es  ist  dasselbe  Oel,  das  auch  sonst  bei  Algen  so  häufig  vorkommt  und  das 
Verf.  mit  dem  Cohn'schen  Namen  Haematochrom  bezeichnet.  Wenn  Blätter  von  Lysimachia, 
welche  Dauerzellen  enthalten,  von  Ende  Mai  bis  Mitte  August  in  viel  Wasser  gebracht 
werden,  so  bilden  sie  Zoosporen.  Dabei  sondert  sich  das  grüne  Protoplasma  zuerst  in  sehr 
zarte  kleine  Kugeln,  die  weiterhin  dichtkörniger  werden  und  sich  contrahiren.  Aus  diesen 
Gebilden  entstehen  letztere  Zoosporen,  indem  eine  beschränkte  Anzahl  derselben  (je  6— 10) 
mit  einander  verschmelzen.  Durch  Quellen  der  inneren  Membranschichten  der  Dauer- 
sporen werden  die  Zoosporen  hinausgedrängt,  wobei  eine  vorher  aufgeweichte  Stelle  die 
Membran  aufreisst.  Sie  sind  von  länglich  birnförmiger  Gestalt  mit  zwei  Cilien  an  der 
farblosen  Spitze.  Es  giebt  zweierlei  Zoosporen  von  gleichem  Bau,  aber  verschiedener  Grösse, 
die  Verf.  als  Macro-  und  Microzoosporen  unterscheidet.  Beide  haben  isolirt  nur  eine  kurze 
Lebenszeit.  Damit  aus  ihnen  der  Anfang  einer  neuen  Generation  hervorgehe,  müssen  sie 
mit  einander  copuliren.  Dabei  rollt  sich  die  kleinere  Zoospore  zuerst  eine  Zeit  lang  um 
die  immer  ruhiger  werdende  grosse  herum,  dann  werden  beide  ruhig  und  die  kleine  bohrt 
sich  nun  mit  ihrer  Spitze  seitlich  vorn  neben  dem  farblosen  Ende  der  grossen  Zoospore  in 
diese  hinein.  Noch  vor  vollendeter  Verschmelzung  beginnt  sich  die  Zygozoospore  wieder 
langsam  zu  bewegen;  während  der  Bewegung  findet  die  vollständige  Vereinigung  statt. 
Die  Zygozoosporen  haben  in  der  überwiegenden  Mehrzahl  der  Fälle  nur  zwei  Cilien,  so  dass 


Chlor  ophyceae.  —  Protococcoideae.  365 

bei  der  Verschmelzung  der  kleinen  Zoospore  mit  der  grossen  auch  die  Cilien  mit  in's 
Protoplasma  aufgenommen  werden.  Verf.  hat  niemals  beobachtet,  dass  Zoosporen  desselben 
Sporangiums,  seien  es  die  kleineren  oder  die  grösseren,  mit  einander  verschmelzen,  ebensowenig 
Verschmelzung  von  Zoosporou  der  gleichen  Art  aus  verschiedenen  Sporangien.  Nachdem 
sich  die  Zygozoosporeu  einen  Tag  etwa  bewegt  haben,  kommen  sie  zur  Piuhe,  umgeben  sich 
mit  einer  Membran  und  keimen,  indem  sie  an  der  Stelle,  die  der  Ansatzstelle  der  Cilien 
entspricht,  einen  zarten  Keimschlauch  austreiben.  Die  Keimung  geht  auch  im  Wasser  vor 
sich,  doch  erlangen  nur  diejenigen  Zygozoospooren  ihre  normale  Entwickelung,  die  in  Blätter 
von  Lysimachia  Nummularia  eindringen  können.  Sie  gelangen  in  die  Spaltöffnungen  der 
eben  abgestorbenen,  seltener  in  solche  noch  lebender  Blätter,  und  keimen  hier,  worauf  der 
Keimschlauch  auf  dem  kürzesten  Wege  durch  Auseinanderdrängen  der  Zellen  in  die  Blattrippe 
gelaugt,  wo  er  zwischen  den  Spiralzellen  durch  Spitzenwachsthum  weiter  wächst.  Der 
Schlauch  bleibt  dabei  zuweilen  kurz,  unverzweigt,  sein  Ende  schwillt  an;  sämmtliches 
Protoplasma  geht  in  die  Anschwellung,  die  sich  von  dem  leeren  Schlauche  abtrennt  und 
zu  einer  grünen  elliptischen  Zelle  ausbildet.  In  andern  Fällen  bildet  der  Schlauch  ein  reich 
verzweigtes,  viele  Centimeter  langes  Zweigsystem,  schwillt  dann  an  irgend  einer  Stelle  an; 
das  Protoplasma  verschiedener  Zweige  sammelt  sich  in  dieser  Anschwellung,  die  dann  später, 
sich  überall  abschliessend,  zur  grossen  Dauerzelle  wird.  Zwischen  den  beiden  angeführten 
Extremen  giebt  es  alle  möglichen  Mittelformen.  Die  Verschiedenheit  der  Ausbildung  beruht 
im  wesentlichen  auf  der  grösseren  oder  geringeren  Menge  von  Zygozoosporeu,  die  in  das 
betreffende  Blatt  eindringen.  Je  weniger  deren  sind,  um  so  kräftiger  bilden  sich  Schlauch- 
system und  Dauersporen  aus.  Wenn  ganze  Blätter  oder  Flächenschnitte  derselben  gleich 
nach  der  Infection  mit  einem  Deckglas  bedeckt  auf  einem  Objectträger  cultivirt  wurden,  so 
entwickelte  sich  keine  einzige  grosse  Dauerzelle;  entweder  wurde  gar  kein  Keimschlauch 
gebildet,  oder  der  eben  entstandene  schwoll  gleich  zu  einer  kugelförmigen  Zelle  an,  die  dann 
langsam  weiter  wuchs.  Sämmtliche  Keimpflanzen  nahmen  nach  einigen  Wochen  die  typische 
Structur  der  früher  erwähnten  kleinen  Dauerzellen  an.  Verf.  giebt  eine  nähere  Beschreibung 
derselben.  Werden  diese  kleinen  Dauerzellen  in  Wasser  gebracht,  so  tritt  Zoosporenbildung 
ganz  in  derselben  Weise  wie  bei  den  grossen  ein,  die  Zoosporen  sind  Macrozoosporen.  Sie 
copuliren  nicht,  sind  aber  keimfähig  und  entwickeln  sich  bei  Cultur  in  Wasser  zu  Dauer- 
zellen, die  den  in  Lysimachia -Bietern  vorkommenden  kleinen  Dauerzellen  sehr  ähnlich 
sind.  Hieraus  ergiebt  sich,  dass  die  kleinen  schlauchlosen  Dauerzellen  eine  ungeschlechtliche 
Generation  bilden,  die  neben  der  geschlechtlichen  einhergeht,  ohne  ein  wesentliches  Moment 
in  dem  Entwickeluugsgange  der  Species  zu  bilden.  Die  Hauptentwickelungszeit  des  PJi. 
dimorphum  fällt  in  Strassburg  in  den  Monat  Juni ;  die  Zoosporen  werden  gebildet,  dringen 
in  die  Blatter  ein  und  entwickeln  sich  während  der  Monate  Juli  und  August.  Im  September 
sind  die  Dauerzellen  bereits  gebildet,  die  aber  erst  im  Sommer  des  nächsten  Jahres  zur 
Weiterentwickelung  gelangen. 

Ph.  incertum.  Dieser  Organismus  lebt  (bei  Strassburg)  in  Blättern  von  Gramineen 
und  Cyperaceen.  Man  findet  in  dem  Parenchym  dieser  Blätter  unter  der  Epidermis  grosse 
Zellen  von  kugeliger  oder  mehr  unregelmässiger  Gestalt  mit  halsartigen  Verlängerungen, 
Sie  haben  die  Structur  der  kleinen  Dauerzellen  von  Ph.  dimorphum,  enthalten  nur  das 
Haematochrom  in  grösserer  Menge,  so  dass  sie  roth  gefärbt  erscheinen.  Im  April  werden 
nach  einigen  Veränderungen  des  Inhalts  der  Dauerzellen  Zoosporen  gebildet  in  derselben 
Weise  wie  bei  Ph.  dimorphum.  Diese  sind  so  gebaut  wie  die  asexuellen  Zoosporen  der 
andern  Species;  Copulation  wurde  nicht  beobachtet,  wohl  aber  Keimung  und  Eindringen  in 
Zellen  eines  Grasblattes.  Im  Juni  gingen  diese  Zellen  in  den  Dauerzustand  über.  Demnach 
ist  auch  Ph.  incertum  eine  zweijährige  Pflanze,  die  sich  aber  nur  auf  ungeschlechtliche 
Weise  vermehrt.  Man  könnte  zweifelhaft  sein,  ob  diese  Pflanze  nicht  etwa  nur  eine  Form 
von  Ph.  dimorphum  ist.  So  lange  man  aber  die  beiden  Formen  nicht  durch  Cultur  in 
einander  überführen  kann,  hält  Verf.  es  für  besser,  sie  als  zwei  Arten  auseinander  zu  halten. 

IV.  Scotinosphaera  paradoxa.  In  den  abgestorbenen  Zweigen  und  Blättern  eines 
aus  einem  ostpreussischen  Sumpfe  stammenden  Hypnum  fand  Verf.  im  Frühjahr  grosse 
chlorophyllhaltige  Dauerzellen  von  kugliger  oder  elliptischer  Gestalt  mit  einer  oder  mehreren 


366  Kryptogamen.  —  Algen. 

starken  Verdickungen  der  Membran,  Sie  hatten  wesentlich  denselben  Bau  wie  die  von  Phyl- 
lobium,  enthielten  innerhalb  der  dicken  Membran  ein  dunkelgrünes  Protoplasma,  das  in 
radial  gerichtete  cylindrische  Stäbchen  differencirt  war;  ausserdem  fein  vertheiltes  reichliches 
Haematochrom.  Der  Bildung  der  Zoosporen  gehen  eigenthümliche  Veränderungen  des  Proto- 
plasma vorher,  die  Verf.  ausführlich  beschreibt.  Die  einzelnen  Stäbchen  sondern  sich  mehr 
von  einander  ab,  indem  sie  sich  zusammenziehen  und  hell  röthliche  schmale  Räume  zwischen 
sich  lassen.  Später  aber  rücken  einzelne  Stäbchen  an  einander  und  verschmelzen  unter 
nachfolgender  Contraction;  dies  geht  so  fort,  bis  eine  einzige  dunkel  blaugrüne  Kugel 
entstanden  ist,  die  in  der  rothen  Körnermasse  schwimmt.  Sofort  beginnt  nun  die  Theilung 
dieser  Kugel;  durch  wiederholte  Zweitheilung  gehen  aus  ihr  schliesslich  die  Zoosporen 
hervor.  Endlich  öffnet  sich  die  Membran  an  einer  Stelle  und  die  Zoosporen  eilen  ins  Freie; 
sie  sind  schmal  spindelförmig  mit  langer,  farbloser  Spitze,  an  der  zwei  Cilien  sitzen.  Sie 
gelangen  zur  Ruhe,  ohne  dass  eine  Copulation  zu  beobachten  wäre,  und  umgeben  sich  mit 
Membran.  Auch  konnte  Verf.  beobachten,  dass  sie  in  das  unversehrte  Gewebe  frischer 
Blätter  von  Hypnum  eindringen  und  hier  zu  Chlorophyll-  und  stärkereichen  Zellen  heran- 
wachsen. 

Dieselbe  oder  eine  sehr  nahe  verwandte  Alge  fand  Verf.  bei  Strassburg  im  Frühling 
in  Form  von  Dauerzellen  in  den  erweiterten  Intercellularräumen  der  subepidermalen  Paren- 
chymschicht  von  Lemna  trisulca.  Die  Entwickelung  verlief  genau  ebenso  wie  bei  den  in 
Hypnum  gefundenen  Dauerzellen.  ScodinospJiaera  paradoxa  ist  demnach  in  Bau  und  Ent- 
wickelung Phyllobium  sehr  ähnlich  und  vermehrt  sich  wie  Ph.  incertum,  nur  auf  ungeschlecht- 
liche Weise.  Verf.  erörtert  dann  noch  die  Frage,  ob  etwa  das  Verschmelzen  der  Plasma- 
stäbe vor  der  Zoosporenbildung  als  ein  sexueller  Vorgang  aufzufassen  ist;  er  verneint  dies 
schon  wegen  der  Aehnlichkeit  mit  den  bei  der  Zoosporenbildung  von  Ph.  dimorphum 
beobachteten  Vorgängen,  welche  letztere  Pflanze  doch  in  der  Copulation  der  Zoosporen 
einen  unzweifelhaften  sexuellen  Prozess  besitzt. 

Am  Schlüsse  seines  Aufsatzes  bespricht  Verf.  noch  den  Parasitismus  der  beschriebenen 
Algen.  Es  werden  da  auch  die  andern  bisher  beobachteten  Fälle  von  Parasitismus  grüner 
Algen  erwähnt.  Verf.  theilt  aber  nicht  die  Ansicht  der  meisten  früheren  Beobachter,  dass 
diese  Algen,  die  im  lebenden  üewebe  höherer  Pflanzen  wohnen,  denselben  auch  gewisse, 
für  ihre  eigene  Entwickelung  nothwendige  Nahrungsmittel  entziehen,  also  echt  parasitisch 
leben.  Er  bemerkt,  dass  in  keinem  Fall  ein  genauerer  Nachweis  dafür  geliefert  worden  ist. 
Gerade  mehrere  der  von  ihm  beobachteten  Algen  wachsen  ebensogut  in  abgestorbenem,  wie  in 
lebendem  Gewebe.  Die  Zygozoosporen  von  Ph.  dimorphum  keimten  auch  auf  dem  Object- 
träger  und  konnten  hier  mehrere  Monate  cultivirt  werden ,  wobei  sie  zu  gut  entwickelten 
Dauerzellen,  wenigstens  der  kleineren  Form  heranwuchsen,  Verf.  hält  vielmehr  die  grünen 
parasitischen  Algen  im  allgemeinen  für  „Raumparasiten",  die  in  dem  Gewebe  höherer  Pflanzen 
einen  geschützten  Platz  für  ihre  Entwickelung  suchen  und  finden,  Sie  zeigen  dabei  einen 
mehr  oder  minder  hohen  Grad  der  Anpassung  an  ihre  eigenthümliche  Lebensweise.  In 
manchen  Fällen  sehen  wir  dann  auch,  dass  der  Wirth  selbst  sich  dem  in  ihm  lebenden  Gaste 
anpasst,  was  der  Verf.  durch  den  vom  Gaste  ausgeübten  mechanischen  Reiz  erklärt,  der 
schliesslich  zu  erheblichen  Formveränderungen  des  Werthes  führen  kann.  So  ist  z,  B,  das 
Verhällniss  von  Azolla  zu  Änahaena,  wo  Gast  und  Wirth,  der  eine  wie  der  andere,  stets 
in  ihrem  Leben  aneinander  gekettet  sind.  Dabei  ist  mit  Unrecht  bisher  immer  auf  eine 
gegenseitige  Dienstleistung  beider  geschlossen  worden.  Uebrigens  hält  es  Verf.  für  möglich, 
dass  sich  aus  dem  Raumparasitismus  schliesslich  im  Laufe  der  Generationen  ein  wirklicher 
Parasitismus  entwickeln  kann,  und  führt  als  wahrscheinliche  Fälle  dieser  Art  den  Parasitismus 
von  Nostoc  in  Gunnera- Arten,  der  von  Reinke  beobachtet  wurde,  sowie  das  von  Cunningham 
beschriebene  Wachsthum  von  Mycoidea  parasitica  auf  Camellia. 

In  Bezug  auf  die  Systematik  der  vier  hier  beschriebenen  Genus  von  Algen  bemerkt 
Verf.,  dass  sie  nach  Bau,  Lebensweise  und  Entwickelungsgang  offenbar  nahe  verwandt  sind 
und  zu  einer  Familie  gerechnet  werden  müssen.  Sie  schliessen  sich  in  Bezug  auf  ihre  Ent- 
wickelung an  die  chlorophyllhaltigen  einzelligen  Algen  an,  die  von  Braun  und  Kirchner  als 
Protococcaceen  zusammengefasst  werden,  namentlich  an  die  Gruppe    der   Hydrodictyeen , 


Chlorophyceae.  —  Protococcoideae.  367 

deren  Lebensgeschichte  bis  jetzt  am  besten  bekannt  ist.  Somit  wird  mau  diese  4  Gattungen 
zu  den  Protococcaceen  zu  stellen  haben,  wo  sie  allerdings  einen  ziemlich  isolirten  Platz 
einnehmen  dürften.    Phyllobium  dimorphum  zeigt  auch  einige  Aehnlichkeit  mit  Botrydium. 

75.  J.  Schaarschmidt.  A  Chlorochytrium  Erdelyben.  Chlorochytrium  in  Siebenbürgen. 
(Magyar  Növenytant  Lapok,  V.  Jahrg.,  Klausenburg  1881,  S.  37-39  [Ungarisch].) 

Der  Verf.  fand  1880  Chlorochytrium  Lemnae  in  einer  hauptsächlich  Desmidien 
enthaltenden  Wasserprobe  von  Bethlenfalva;  im  darauffolgenden  Jahre  fand  er  sie  nicht 
mehr,  aber  heuer  wieder  in  grosser  Menge  in  dem  fortwährend  verschlossen  gehaltenen 
Gefässe.  Diese  Erscheinung  lässt  das  Vorkommen  von  Wiutersporen ,  wie  es  Cohn  ver- 
muthet,  für  wahrscheinlich  erscheinen.  Nachdem  die  lebhaft  grünen  Schläuche  von  Chloro- 
chytrium in  verfaulten  Eichenblättern  vorkommen,  aus  dem  Blattgewebe  derselben  auch 
herausfallen  und  frei  fortloben,  so  macht  dieser  Umstand,  so  auch  das  Vorkommen  in  gänzlich 
verfaulten  Eichenblättern  den  von  Cohn  angenommeneu  Parasitismus  fraglich,  um  so  mehr, 
da  in  dem  Gefässe  eine  andere  für  ihre  Vegetation  geeignete  Pflanze  nicht  vorkam  und  sie 
sich  trotzdem  bisher  lebhaft  weiter  entwickelte.  Chlorochytrium  ist  daher  eine  Alge,  welche 
mit  Lemna  und  anderen  Wasserpflanzen  als  Endophyt  in  Symbiosis  lebt ;  sie  kann  aber  auch 
frei  vorkommen  und  ist  daher  nicht  als  wirklicher,  sondern  höchstens  vielleicht  nur  als 
gelegentlicher  Parasit  zu  betrachten.  Staub. 

76.  Wright,  Edward  Perceval.  On  a  new  genus  and  species  of  Unicellular  Älgae  living 
on  the  filaments  of  Rbizocionium  Casparyi.  (Transactions  of  the  R.  Irish  Acad. 
Vol.  XXVIII,  p.  27-30,  mit  Abb.) 

Verf.  fand  auf  Exemplaren  von  Bh.  Casparyi^  die  bei  Howth  (im  Meere)  gesammelt 
wurden,  einen  neuen  Organismus,  den  er  Sylcidion  Dyeri  genannt  hat.  Derselbe  ist  ein- 
zellig, an  der  Basis  manchmal  mit  einem  kleinen  Stiel  versehen,  sonst  aber  unmittelbar 
auf  den  Zellen  des  Rhizoclouium  sitzend.  Die  jugendlichen  Zellen  waren  fast  kuglig,  die 
älteren  etwas  abgeplattet,  feigenförmig  oder  unregelmässig  fünfeckig.  In  der  Jugend  ist  der 
ganze  Inhalt  durch  Chlorophyll  schön  grün  gefärbt.  Später  scheint  es,  dass  eine  zweite 
Cellulosemembran  gebildet  wird;  innerhalb  derselben  zerfällt  der  protoplasmatische  Inhalt 
in  zahlreiche  zweiwimperige  Schwärmer.  Diese  treten  an  dem  apicalen  Theil  der  Zelle  aus. 
Nach  dem  Austreten  zeigt  sich  die  Cellulosewand  unregelmässig  zerrissen  und  von  schwach 
strohgelber  Farbe.  Als  verwandte  Pflanzen  werden  Characimn,  Hydrocytium,  Codiolum 
angeführt.  Kütziug  bildet  in  den  Tabulae  Phycologicae  ein  Bhizoclonium  pannosum  aus 
der  Nordsee  ab,  das  anscheinend  von  einem  ähnlichen  Organismus  bewohnt  ist.  Nach  einer 
mündlichen  Mittheilung  Archer's  an  den  Verf.  hat  derselbe  eine  ähnliche  Alge  im  Süsswasser 
gefunden,  die  auf  einer  Species  von  Moiigeotia  lebt. 

77.  Wills.  On  the  structure  and  life  history  of  Volvox  globator.  (Midland  Naturalist  III, 
Sept.— Oct.  1880.    Referat  nach  Cooke,  British  fresh  Water  Algae,  1882.) 

Aus  dem  Aufsatz  des  Verf.  sollen  hier  nur  einige  Bemerkungen  über  den  Austritt 
der  jungen  Volvoxfamilien  aus  der  Mutterfamilie  mitgetheilt  werden.  Verf.  bemerkt,  dass, 
wenn  eine  imaginäre  Axe  durch  eine  Volvoxkugel  gezogen  wird  und  die  fortschreitende 
Bewegung  derselben  von  einem  (angenommenen)  Nord-  nach  dem  Südpol  stattfindet,  die 
rotirende  Bewegung  gewöhnlich  von  West  nach  Ost  geht  und  nur  ausnahmsweise  für  einige 
Secunden  in  umgekehrter  Richtung.  Der  Punkt,  wo  die  Mutterfamilie  aufreisst  und  die 
jungen  aus  den  Parthenogonidien  entstandenen  Familien  austreten,  liegt  dann  immer  am 
Nordpol.  Kurz  vor  dem  Austritt  der  jungen  Familien  nimmt  die  Mutterfamilie  eine  schwach 
birnförmige  Gestalt  an  und  öffnet  sich  dann  langsam  an  ihrer  Spitze.  Die  Oeffnung  hat 
einen  geringeren  Durchmesser  als  die  jungen  Familien  und  wird  bei  dem  Austreten  derselben 
jedesmal  ausgedehnt,  um  sich  dann  wieder  zu  contrahiren.  Die  Tochterfamilien  rotiren  nicht 
beim  Austreten,  sie  werden  dabei  oft  plötzlich  auf  eine  Entfernung,  die  das  Mehrfache  ihres 
Durchmessers  beträgt,  hinausgetrieben.  Sie  bleiben  dann  einige  Secunden  bewegungslos 
an  derselben  Stelle.  Darauf  beginnen  sie  langsam  zu  rotiren  und  treiben  fort.  Nach  der 
Ruptur  der  Zellwand  der  alten  Mutterfamilie  sieht  man  die  der  Richtstelle  benachbarten 
Einzelzellen  sich  zitternd  bewegen.  Das  gleiche  geschieht,  wenn  einzelne  Zellen  mit  Gewalt 
von  ihrer  Anheftungsstelle  abgelöst  werden,  sie  können  sich  in  diesem  Falle  sogar  eine 


368  Kryptogamen.  —  Algen. 

Weile  frei  im  "Wasser  bewegen.  Nach  dem  Austritte  der  Tochtergonidien  bewegt  sich  die 
alte  Mutterzelle  noch  eine  Zeit  lang  weiter  fort,  in  der  Kichtung  von  Nord  nach  Süd,  so 
dass  das  offene  Ende  nach  hinten  gerichtet  ist;  nach  einiger  Zeit  hört  die  Bewegung  der 
Cilien  auf  und  die  Familie  geht  zu  Grunde.  Um  das  reichliche  Austreten  junger  Tochter- 
familien beobachten  zu  können,  genügt  es,  eine  Anzahl  Volvoxkugeln  mit  reifen  Tochter- 
familien in  einen  warmen  Raum  zu  bringen. 

78.  Girardet.    lieber  Pandorina  Morum.    (Bullet.  Soc.  Vaud.  sc.  nat..  Vol.  17,  Proc.  verb. 
S.  XXVI.) 

Notiz  über  das  Vorkommen  dieser  Alge  im  Hafen  von  Morges,  wo  sie  fast  jedes  Jahr 
um  dieselbe  Zeit  (zwischen  20.  Juni  und  15.  Juli)  erscheint. 

79.  Cohn.    lieber  Haematococcus  pluvialis.   (Jahresber.  d.  Schles.  Ges.  f.  vaterl.  Cultur  1881.) 

Verf.  zeigte  H.  'pluvialis  aus  Padua  vor  und  bemerkt  dabei,  dass  Rostafinski  dieser 
Alge  den  Namen  H.  lacustris  beigelegt  hat,  indem  er  annimmt,  sie  sei  identisch  mit  einer 
von  Giraud  Chantrans  am  Anfang  des  Jahrhunderts  beschriebenen  Alge,  welche  den  Gewässern 
bei  BesanQon  eine  rothe  Farbe  verlieh  und  von  jenem  Autor  Volvox  lacustris  genannt  wurde. 
Verf.  bezweifelt  diese  Identität,  schon  wegen  des  verschiedenen  Standorts,  indem  H.  pluvialis 
nur  in  flachen  Steinhöhlungen  vorkommt,  die  periodisch  austrocknen.  Der  besprochenen 
Pflanze  wäre  demnach  der  Flotow'sche  Name,  H.  pluvialis,  zu  belassen. 

Es  giebt  übrigens  noch  andere  Arten  von  Haematococcus,  so  den  in  Salzlachen 
vorkommenden  H.  salinus  Dunal,  niarinns  Kg.,  den  noch  niemand  mit  H.  pluvialis  zu  ver- 
einigen versucht  hat.  Verf.  ist  auch  der  Ansicht,  dass  so  lange  die  Identität  von  H.  pluvialis 
und  H.  nivalis  nicht  durch  Culturversuche  erwiesen  ist,  an  der  specifischen  Verschiedenheit 
beider  Arten  festgehalten  werden  muss. 

80.  Rostafinski.    Ueber  den  rothen  Farbstoff  einiger  ChlorophyGeen,  sein  sonstiges  Vor- 
kommen und  seine  Verwandtschaft  zum  Chlorophyll.    (Bot.  Ztg.  1881,  Sp.  461—465.) 

Verf.  theilt  seine  Beobachtungen  über  die  Natur  des  rothen  Farbstoffs,  der  in  den 
Samen  (Iso-,  Oo-  und  Zygosporeu)  und  Sporen  (z.  B.  von  Botrydium)  vieler  Chlorophyceeu 
auftritt,  wenn  diese  Theile  in  den  Ruhezustand  übergehen.  Dabei  bemerkt  er,  dass  Haema- 
tococcus in  den  Firnfeldern  der  Alpen  nie  ergrünt.  Die  grünliche  Schneedecke  derselben 
verdankt  ihre  Farbe  einer  Chlamydomotias,  der  vom  Verf  anderwärts  näher  beschriebenen 
CJil.  flavo-virens  (J.  B.  1880,  S.  564).  Diese  Species  kommt  bisweilen  in  den  Alpen  mit 
Haematococcus  vermischt  vor  und  dann  hat  es  den  Anschein,  als  könnte  der  letztere  auch 
ergrünen.  Dies  ist  nicht  der  Fall,  er  bleibt  constant  roth  gefärbt  und  da  er  sich  trotzdem 
mit  auffallender  Schnelligkeit  durch  Vermehrung  zu  verbreiten  vermag,  so  ist  es  ebenso 
klar,  dass  sein  Plasma  ohne  grünes  Chlorophyll  und  ohne  organische  aufgelöste  Stoffe  zu 
assimiliren  vermag. 

81.  [Simony.    Ueber  den  schwarzen  Schnee    oder  die  Gletscherschwärze,   Protococcus 
nigricans.     (Deutsche  Alpenzeitung  1881,  No.  9  —  12.)] 

82.  [Croft     Occurrence  Of  Red  Snow.    (Transact.  Hertfordsh.  Nat.  Hist.  Soc.  1881,  July.)] 

83.  Geddes.  Heber  Chlamydomyxa  labyrintbuloides.  (Edinb.  Bot.  Soc.  Juli  14.  Card.  Chron. 
New.  Ser.  Vol.  XVI,  No.  395,  p.  121—122,  vgl.  Bot.  Centralbl.  1881,  VII.  Bd.,  S.  219.) 

Geddes  las  einen  Aufsatz  über  Chlamydomyxa  lahyrintliuloides  Archer,  einen  merk- 
würdigen Organismus,  den  A.  in  Sphagnura-Zellen  gefunden,  und  im  Quart.  Journ.  für  1875 
beschrieben  hat.  Die  Schichtung  der  Wände  und  die  Bildung  eigenthümlicher  warzenartiger 
Verdickungen,  die  rothen  Farbstoff  einschliessen,  sprechen  für  die  alte  Annahme  des  Wachsthums 
der  Zellwände  durch  Apposition.  Die  gelegentliche  Formung  des  Chlorophylls  zu  gesonderten 
Portionen,  die  als  einfachste  Chlorophyllkörner  zu  betrachten  sind,  wurde  beschrieben.  Am 
Anfang  der  Entwickelung  des  Organismus  findet  man  einen  protococcusartigen  Ruhezustand. 
Aus  den  erwähnten  Thatsachen  geht  hervor,  dass  der  Organismus  eine  Mittelstellung  zwischen 
Rhizopodeen  und  Palmellaceen  einnimmt. 

e.  Conjugatae, 

84.  Cooke.  Notes  on  British  Desmids  mit  3  Taf.  (Grevillea,  vol.  9  S.  89  vgl.  J.-B.  1880,  S.  568. 

Aufzählung  von  29,  neuerdings  von  Wills  bei  Capel  Curig  gefundenen  Desmidieen, 


Cyanophyceae.  359 

die  bisher  für  England  noch  nicht  bekannt  waren;  darunter  sind  3  neue  Arten.    Von  mehreren 

Arten  werden  in  den  Tafeln  die  Umrisse  gegeben. 

85.  Archer.    New  Zealand  Desmidiae.    (Grevillea  vol.  S.  29.) 

Bemerkungen  über  Maskeils  List  of  New  Zealand  Desmidieae  (vgl.  J.-B.  1880,  S.  568). 
Die  Species  von  Äptogonum  dürften  wohl  besser  zu  Bcsmidium  gestellt  werden.  A.  unchdatum 
Maskell  ist  eine  sehr  bemerkenswcrthe  Form ;  die  Zellen  sind  auf  dem  Querschnitt  dreieckig, 
zwei  Seiten  des  Dreiecks  sind  gleich,  aber  von  der  dritten  verschieden,  so  dass  die  Endansicht 
assymetrisch  erscheint.  Microsterias  rotata  und  M.  denticulata  sind  auch  durch  die 
Gestalt  ihrer  Zygosporen  verschieden.  Die  erste  hat  kugelige  Zygosporen,  die  mit  langen 
zugespitzten  Dornen  besetzt  sind;  die  Zygosporen  der  31.  dcnticidata  dagegen  bilden  eines 
der  merkwürdigsten  microskopischeu  Objecto,  sie  sind  mit  wenigen  langen,  schön  verzweigten 
Dornen  besetzt.  Verf.  macht  noch  weitere  ähnliche  Bemerkungen  zu  Maskell's  Liste,  wobei 
er  hervorhebt,  dass  kein  Grund  vorliegt,  Didymocladon  von  Staurastrum  zu  trennen. 

8G.  Cooke.  On  Some  Desmids  new  to  Britain.  (Journal  of  the  Quekett  Microscopical 
Club.     Vol.  VI,  p.  203,  No.  46.     March  1881.    9  Seiten  und  4  Taf.) 

(Vgl.  Ref.  No.  84.)  Verf.  giebt  eine  Uebersicht  der  verschiedenen  Genus  der 
Desmidieen  und  ihrer  Unterschiede  und  beschreibt  dann  ausführlicher  die  Arten  des  Genus 
Staurastnm,  von  denen  eine  grössere  Anzahl  auf  den  beigegebenen  Tafeln  abgebildet  sind. 
Ferner  wird  das  Verzeichniss  der  von  Wills  in  Capel  Curig  gefundenen  Species  mitgetheilt 
und  am  Schluss  über  die  Art  der  Fertigstellung  microskopischer  Präparate  von  Desmidieen 
gesprochen. 

87.  Wolle  Francis.  American  Fresh  Water  Algae.  Species  and  Varieties  of  Desmids  new 
to  Science.  (Bullet.  Torrey  Bot.  Club.  Vol.  VIII,  1881,  p.  1  ff.  mit  1  Taf.  Referat  nach 
Bot.  Centralbl.  1881,  VII.  Bd.,  S.  65-67.) 

Beschreibung  und  Abbildung  einer  Anzahl  neuer  Desmidiaceen  aus  Nordamerika  in 
Fortsetzung  der  früher  an  demselben  Orte  veröffentlichten.  Die  Diagnosen  derselben  sind 
im  Bot.  Centralbl.  abgedruckt.    Die  Namen  sind  im  Verzeichniss  neuer  Arten. 

88.  J.  Schaarschmidt.  A  Closterinm  intermediam  Ralfs  oszläsa.  Die  Theilang  bei 
Closterium  intermedium.  (Magyar  Növenytani  Lupok.  Jahrg.  V,  Klausenburg  1881, 
p.  3—6.     [Ungarisch. J.) 

Die  Theilungsweise  dieser  Desmidiee  weicht  von  der  bei  Closterium  bisher  bekannten 
ab  und  stimmt  mit  derjenigen  von  Penium  intermptum  Brob.  überein,  wie  sie  de  Bary 
beschrieben  hat  und  die  mit  einer  ähnlichen  Ringbildung  combinirt  ist,  wie  wir  sie  bei 
Oedgonium  finden.    Verf.  konnte  24  Sekundärsuturen  zählen.  Staub. 

89.  Hempel.    lieber  Copulation  von  Closterium  Fritcliardianum  Archer.    (S.  unter  18.) 

Verf.  beschreibt  ausführlich  Zelltheilung  und  Copulation  bei  dieser  Form.  Der  voll- 
ständige Copulationsprozess  wurde  während  zweier  Monate  öfters  am  zeitigen  Vormittag 
beobachtet,  er  vollzog  sich  höchstens  in  15,  wenigstens  in  30  Minuten. 

„Die  Copulation  geschah  immer  nach  der  Theilung  an  der  jüngeren  Tochter-,  neben 
den  zarten  Grenzlinien  der  Mutterhälfte,  bevor  sich  erstere  zu  den  Dimensionen  der  letzteren 
entwickelt  hatte.  —  Nur  in  einem  Falle  waren  die  Hälften  beinahe  normal  ausgebildet,-  bei 
allen  andern  Exemplaren  erreichte  die  junge  Hälfte  kaum  eine  Drittellänge  der  älteren.  Die 
älteren  Enden  der  Individuen  streckten  sich  meist  nach  entgegengesetzter  Richtung;  nur 
selten  lagen  dieselben  einander  parallel  gegenüber." 


V.  Cyanophyceae. 


90.  Schaarschmidt,  Gyula.  Zur  Morphologie  des  Chlorophylls  und  des  pflanzlichen  Zell- 
kerns. Mit  Zeichnungen  auf  einem  Photogramme.  (16",  56  S,,  Klausenburg  1881. 
Vgl.  Bot.  Centralbl.  1881,  VII.  Bd.,  S.  263-64.) 

Verf.  bemerkt  in  diesem  Aufsatz  unter  anderem,  dass  er  in  den  Zellen  des  Nostoc 

einen  kleinen  runden  Körper  beobachtet  hat,  der  gewöhnlich  den  Scheidewänden  anliegt  und 

bei  der  Zelltheilung  schöne  Theilungsphasen  zeigte. 

Botanischer  Jahresbericht  IX  (1881)  1.  Abth.  24 


370  Kryptogamen.  —  Algen. 

91.  Bornet  et  Grunow.    Mazaea.    Nouveau  genre  d'Algue  de  l'ordre  dei  Cryptophycees. 

(Bullet,  de  la  soc.  bot.  de  France,  T.  28,  1881,  3  S.  mit  1  Taf.) 

Diese  neue  Alge  aus  der  Gruppe  der  Stigonemeen  wurde  im  süssen  Wasser  im 
Fluss  Iguape  bei  Iporauga,  Provinz  St.  Paul,  in  Brasilien  von  Puiggari  aufgefunden.  Sie 
ist  äusserlich  der  JRividaria  x>licata  Harvey  ähnlich.  Der  rundliche  oder  unregelmässig 
höckerige  Thallus  erreicht  einen  Durchmesser  von  25  mm.  Anfangs  solid  und  ziemlich  fest 
wird  er  später  hohl  und  weich.    Die  Farbe  ist  dunkel  olivengrün. 

Die  von  einem  farblosen  homogenen  Schleim  umgebenen  Fäden  strahlen  von  einem 
centralen  Punkte  aus  nach  aussen.  Sie  sterben  im  Innern  allmählich  ab,  während  sie  an 
der  Peripherie  weiter  wachsen.  In  ihrem  unteren  Theile  sind  sie  hin  und  her  gebogen, 
nach  der  Spitze  zu  gerade  und  parallel.  Die  Fäden  sind  verzweigt.  Die  Zweige  stehen 
(meist)  einseitig  oder  auch  zerstreut  und  erheben  sich  auf  ungefähr  gleiche  Höhe.  Ferner 
findet  man  an  den  Fäden  seitenständige  Heterocysten,  die  entweder  sitzend  sind,  oder  auf 
einem  ein-  bis  dreizelligen  Stiele  stehen.  Diese  sind  von  elliptischer  Gestalt  und  unter- 
scheiden sich  von  den  gewöhnlichen  Gliederzellen  durch  ihre  grössere  Dicke  und  den  mehr 
homogenen  Inhalt.  Die  Gliederzellen  sind  4— 5  ju-  dick,  unten  cylindrisch  und  10— 12jtt  lang, 
nach  oben  kürzer,  dicker  und  mehr  tonnenförmig.  Die  Heterocysten  und  Seitenzweige  ent- 
stehen aus  seitlichen  Sprossungen  der  Gliederzellen,  die  sich  frühzeitig  durch  eine  Scheide- 
wand abtrennen.  Die  Seitenzweige  sind  entweder  unverzweigt,  oder  sie  verzweigen  sich  in 
derselben  Weise  wie  die  Fäden,  aus  denen  sie  aussprossen.  Die  Fäden  gehen  nie  in  ein 
terminales  Haar  aus.  Sporen  und  Hormogouien  wurden  nicht  beobachtet.  Durch  die  Zweig- 
bildung der  Fäden  zeigt  Mazaea  ihre  Zugehörigkeit  zu  den  Stigonemeen,  die  einzige  Familie 
der  Cryptophyceen,  wo  wirkliche  Seitenzweige  gebildet  werden.  Die  gestielten  Heterocysten 
sind  für  Mazaea  besonders  charakteristisch,  da  sie  bisher  bei  keiner  andern  Form  gefunden 
wurden.  Sie  zeigen  eine  höhere  Organisation  an,  wofür  auch  der  rivulariaartige  Habitus 
spricht.  Beiläufig  bemerkt  Verf.,  dass  man  bisher  bei  den  Scytonemeen  den  Rivularia-Habitus 
nicht  beobachtet  hat,  wenn  man  nicht  etwa  Diplocolon  zu  dieser  Gruppe  stellen  will.  Dagegen 
kennt  man  jetzt  zwei  Formen  von  Stigonemeen,  die  diesen  Habitus  zeigen,  nämlich  ausser 
Mazaea  noch  die  Capsosira  Brehissonii  Kütz. ,  welche  durch  30  Jahre  fast  unbekannt 
gebliebene  Form  neuerdings  von  Nordstedt  wieder  entdeckt  worden  ist. 

92.  G.    üeber  Schwärmsporen  bei  Merismopoedia.    (Bot.  Ztg.  1880,  Sp.  490.) 

Bei  Gelegenheit  eines  Referats  über  Borzi:  Note  alla  morfol.  e  biol.  delle  alghe 
ficocromacee  wird  am  Schluss  bemerkt :  Andere  Phycochroraaceen  dürften  wohl  eine  grössere 
Mannigfaltigkeit  der  Fortpflanzungsverhältnisse  zeigen,  darauf  deutet  wenigstens  da»  vom 
Ref.  beobachtete  Vorkommen  von  Schwärmsporenbildung  bei  Merismoj^oedia. 

93.  Coppinger.     Oceanic   Fbenomenon.     (Nature  vol.  23,  p.  482  und  483,  mit  1  Holz- 
schnitt.) 

In  einem  Briefe  aus  Sidney  meldet  Verf.,  dass  das  englische  Schiff  Alert  beauftragt 
war,  nach  einem  Riff  zu  suchen,  das  200  (engl.)  Meilen  südlich  von  Tonga  Tabu  liegen 
sollte.  Während  der  Untersuchung  wurde  mehrere  Tage  hindurch  beobachtet,  dass  die 
Seeoberfläche  auf  grosse  Strecken  eine  eigenthümliche  Färbung  zeigte.  Diese  rührte  von 
einer  braunen  Substanz  her,  von  ähnlicher  Consistenz  wie  der  Schaum,  der  sich  auf  Tümpeln 
mit  stehendem  Wasser  bildet.  Die  Substanz  schwamm  in  unregelmässigen,  streifigen  Flecken 
auf  der  Oberfläche  und  erfüllte  auch  in  fein  zertheilter  Form  das  Wasser  selbst  bis  zur 
Tiefe  von  einigen  Füssen.  Etwas  von  der  erwähnten  Substanz  wurde  hinaufgebracht  und 
näher  untersucht.  Bei  schwacher  Vergrösserung  zeigte  sich,  dass  sie  aus  spindelförmigen 
Fadenbündeln  bestand.  Bei  stärkerer  Vergrösserung  zeigten  sich  die  Bündel  aus  geraden 
oder  schwach  gekrümmten  gegliederten  Fäden  zusammengesetzt,  die  aus  cylindrischen  Zellen 
mit  planen  Querwänden  bestanden;  der  Durchmesser  der  Zellen  betrug  V2000  Zoll,  das 
Doppelte  ihrer  Länge.  In  manchen  Proben  wurden  daneben  auch  Fäden  entdeckt,  die  eine 
Art  varicose  Erweiterung  erfahren  hatten,  indem  sich  der  Durchmesser  auf  mehr  als  das 
Doppelte  der  normalen  Fäden  erweitert  hatte.  Diese  propagating  filaments,  wie  Verf.  sie 
nennt,  besitzen  eine  zarte  röhrige  Membran  und  enthalten  eine  körnige,  halb  durchsichtige 
Materie,  in  welcher  eine  Reihe  discoider  Körper  eingebettet  war.    Diese  sind  auf  der  einen 


Bacillariaceae.  371 

Ansicht  von  kreisförmigem  Umriss  und  Vioou  Zoll  Durchmesser,  auf  der  Seitenansicht  sind 
sie  schmal  rautenförmig  (oder  vielmehr  kahnförmig). 

Vom  24.-29.  November,  während  -welcher  Tage  das  Schiff  eine  Strecke  von  330 
Meilen  zurücklegte,  enthielt  das  Meerwasser  die  eben  beschriebenen  Organismen.  An  einem 
Abend  wurde  eine  damit  besonders  dicht  erfüllte  Stelle  als  ein  Riff  sigualisirt. 

Anm.  des  Ref.  Die  vom  Verf.  beschriebenen  Fäden  gehören  einer  Oscillariee  an, 
die  scheibenförmigen  Körper  in  den  Gallertröhreu  (propagating  filaments)  sind  aber  ohne 
Zweifel  Organismen  sui  generis  die  nichts  mit  der  ersterwähnten  Oscillariee  zu  thun  haben. 


VI.  Bacillariaceae. 

Referent:  E.  Pfitzer. 
Yerzeichniss  der  erschienenen  Ärlbeiten. 

1.  Bauer,  M.    Das  diluviale  Diatomeenlager  aus  dem  Wilmsdorfer  Forst   bei  Zinten   in 

Ostpreussen.  Zeitschrift  der  Deutschen  Geolog.  Gesellschaft.  Band  XXIII.  1881. 
(Ref.  S.  378.) 

2.  Brebisson.    Considerations  sur  ies  Diatomees  (1838).    Wieder  abgedruckt  in  Brebis- 

sonia  Bd.  III,  1881,  S.  1. 

3.  Castracane,  T.    Lettre  au  sujet  de  la  note  de  M.  Prinz  sur  des  coupes  de  Diatomees. 

Bull,  de  1.  soc.  beige  de  Mikroskopie  1881.    S.  LXXXVI. 

4.  —  Straordinario  fenomeno  della  vita  del  mare,  ossevvato  nell'  Adriatico  nella  estate 

del  1880.    Atti  del  Acad.  poutif.   d.   nuov.  Lincei  Bd.  XXXIV.    Sess.  19  Decemb. 

1880.  Vgl.  Botan.  Centralbl.  Bd.  VII,  1881.  S.  193.    (Ref.  S.  376.) 

5.  Cleve,  P.  T.     Färskvattens-Diatomaceer  frän  Groenland  och  Argentinska  republiken. 

Öfersigt  af  Kongl.  Vetensk.  Academ.  Förhandl.  Stockholm  1881.  No.  10.  Vgl. 
Botan.  Centralbl.  Bd.  XI,  1882,  S.  43.    (Ref.  S.  378.) 

6.  —  On  some  new  and   little  known  Diatoms.    Kongl.   Svenska  Vetenskaps  Handlingar 

Bd.  XVIII,  1881,  No.  5.  Vgl.  Botan.  Centralbl.  Bd.  VII,  1881,  S.  131.  (Ref. 
S.  378.) 

7.  Cox,  J.  D.      Motion   of  Diatoms.    American  monthly  mikroskop.    Journal  II,   1881, 

S.  66.  Vgl.  Journal  Royal  mikroskop.  Society.  Ser.  II,  Bd.  1,  1881,  S.  649. 
(Ref.  S.  375.) 

8.  Cunningham,  K.  M.    Cleaning  Diatoms.     American  monthly  mikrosk.     Journ.  II. 

1881,  S.  93.  Vgl.  Journ.  Royal  mikrosk.  Society.  Ser.  II,  Bd.  1,  1881,  S.  837. 
(Ref.  S.  376.) 

9.  De  Bary,  A.    Zur  Systematik  der  Thallophyten.    Botan.  Zeit.  1881,  S.  1.  (Ref.  S.  377.) 

10.  Deby,  J.    Quelques  considerations  relatives  au  travail  de  M.  Prinz  sur  des  coupes 

de  quelques  Diatomees.    Bull.  d.  1.  Soc.  beige  de  Mikroskopie    1880,  S.  LXXIX. 

11.  Delogne,  C.  H.    Diatomees  de  Belgique.    Livraison  1,  2.    Vgl.  Bot.  Centralbl.  Bd.  VI, 

1881,  S.  254.    (Ref.  S.  377.) 

12.  Dippel,   L.     Bemerkungen   über   einige   als   Probeobjecte   benutzte   Diatomeenarten. 

Zeitschrift  f.  Mikroskopie  II,  1880.  Heft  9,  mit  4  Tafeln.  Journ.  Royal  mikrosk. 
Society  Ser.  II,  Bd.  1,  1881,  S.  543.  Botan.  Centralbl.  V,  1881,  S.  286.  (Ref. 
S.  376.) 

13.  Falkenberg,   P.    Die  Algen  im  weitesten  Sinne.    Schenk's  Handbuch  der  Botanik 

Bd.  II,  1881,  S.  159.     (Ref.  S.  373,  377.) 

14.  Gobi,  Chr.    Grundzüge  einer  systematischen  Eintheiluug  der  Gloeophyten  (Thallo- 

phyten Endl.).    Botan.  Zeit.  1881,  S.  489.     (Ref.  S.  377.) 

15.  Grunow,  A.    lieber  die  Arten  der  Gattung  Grammatophora  mit  Bezug  auf  die  Tafeln 

LIII  und  LIIIB.  in  van  Heurck's  Synopsis  der  belgischen  Diatomeen.  Mit  2  Tafeln. 
Botan.  Centralbl.  Bd.  VII,  1881,  S.  401.    (Ref.  S.  377.) 

24* 


372  Kryptogamen.  —  Algen. 

16.  Grunow,  A.    Bemerkungen  zu  Hallier's  Aufsatz  „Die  Diatomeen".    Botan.  Centralbl. 

Bd.  V,  1881,  S.  162.    (Ref.  S.  373.) 

17.  —  Bemerkungen  zu  Prinz's  Studien  über  Diatomeenschnitte.    Botan.  Centralbl.  VIII 

1881,  S.  354.     (Ref.  S.  374.) 

18.  —  Bemerkungen  zu  Scbmidt's  Diatomaceeu-Atlas.    Ebenda  S.  130.    (Ref.  S.  375.) 

19.  —  Bemerkungen  zu  Shrubsole's  Diatomeen  des  London-Clay.    Ebenda  S.  100.    (Ref. 

S.  379.) 

20.  —  Bemerkungen  zu  Petit's  chinesischen  Diatomeen.    Botan.  Centralbl.  Bd.  VIII,  1881, 

S.  33.     (Ref.  S.  378.) 

21.  Haeusler,  R.    Die  Diatomeen  des  London-clay.    Botan.  Zeit.  1881,  S.  720.    (Ref. 

S.  379.) 

22.  Hall i er,  E.    Die  Diatomeen.    Westermann's  illustrirte  Monatshefte  Bd.  XVIII,  1880. 

S.  266.    (Ref.  S.  373.) 

23.  —  Schachtelzellen  bei  Diatomeen,  nachgewiesen  für  Pinnularia  major  und  Nitzschia 

sigmoidea.    Pharmaceutische  Centralhalle  für  Deutschland.    Bd.  XXII,  1881,  S.  155. 
(Ref.  S.  374.) 

24.  Hanks,  H.  G.    Uses  of  Diatoms.    Mining  and  Scientific  Press  1881,  9.  Juli.    Vgl.  Journ. 

Royal  mikrosk.  Soc.  Ser.  II,  Bd.  1,  1881,  S.  785,    (Ref.  S.  377.) 

25.  Hempel,   C.   E.     Algenflora  der  Umgegend   von   Chemnitz.     Siebenter    Bericht    der 

Naturwissensch.  Gesellschaft  zu  Chemnitz  1881,  S.  134.    (Ref.  S.  376,  378.) 

26.  Kent,  W.  S.    Peculiar  structure  of  Isthmia  enervis.     Manual  of  the  Infusoria  1880,  1, 

vgl.  Journ.  Royal  mikrosk.  Society  Ser.  II,  Bd.  1,  1881,  S.  648.     (Ref.  S.  375.) 

27.  Kitton,  F.    Remarks  on  Mr.  Shrubsole's  Paper  on  the  Diatoms  of  the  London  Clay, 

with  a  List  of  the  genera.    Journ.  Royal  mikroskop.  Soc.   Ser.  II,  Bd.  1,   1881. 
S.  385.     (Ref.  S.  379.) 

28.  —  Diatoms  as  test-objects.    Journal  Royal  mikroskop.  Society,    Ser.  II,  Bd.  1,  1881, 

S.  543.    (Ref.  S.  376.) 

29.  —  Remarks  on  Castracanes  Paper  on  the  Striae  of  the  Diatomaceae.    Ebenda  S.  800. 

(Ref.  S.  376.) 

30.  Lanzi,  M.    Le  Diatomee  fossile  di  Tor  di  Quinto.    Atti  dell.  Acad.  pontif.  d.  nuov. 

Lincei  Bd.  XXXIV.    24.  April  1881.    Vgl.  Botan.  Centralbl.  Bd.  X,  1882,  S.  401. 
(Ref.  S.  379.) 

31.  Lemaire,  A.    Catalogue  des  Diatomees  des  environs  de  Nancy.    Nancy  1881. 

32.  Mills,  Lewis  G.    Diatoms  from  Peruvian  Guano.    Journal  of  the  Royal  mikroskop. 

Society.    Ser.  II,  Bd.  1,  1881,  S.  865,  979.    Mit  1  Tafel.    (Ref.  S.  378.) 

33.  Müller,  0.    Ueber  den  anatomischen  Bau  der  Bacillariengattung  Terpsiuoe.    Sitzungs- 

berichte der  Gesellsch.  Naturforsch.  Freunde   in   Berlin.     1881,   S.  3.    Vgl.  Journ. 
Royal  mikroskop.  Society.    Ser.  II,  Bd.  7,  1881,  S.  783.    (Ref.  S.  374.) 

34.  Petit,  P.    Diatomees  recoltees  sur  les  huitres  de  Ning-Po  et  de  Nimrod-Souud.    Memoir. 

d.  1.  Soc.  d.  scienc.  natur.  d.  Cherbourg.    Bd.  XXIII.   1881.    Vgl.  Botau.  Centralbl. 
Bd.  VIII,  1881,  S.  33.    (Ref.  S.  378.) 

35.  Richter,  P.    Beispiele  von  massenhaftem  und  periodischem  Auftreten  gewisser  Dia- 

tomaceen.    Hedwigia  1881,  S.  81.    Vgl.  Journ.  Royal  mikrosk.  Soc.  Ser.  II,  Bd.  1, 
1881,  S.  931.    (Ref.  S.  375.) 

36.  Schaarschmidt,  J.    Specimen  Phycologiae  aequatoriensis.    Magyar  Növ.  Lapok  1881. 

(Ref.  S.  378.) 

37.  Schmidt,   A.      Atlas    der   Diatomaceeukunde.      Ascherslebeu   1881.     Heft    17,    18. 

(Ref.  S.  374,  377.) 

38.  Shrubsole,  W.  H.   The  Diatoms  of  the  London  Clay.   Journal  of  the  Royal  mikroskop. 

Society  Ser.  II,  Bd.  1,  1881,  S.  381  mit  1  Tafel.    (Ref.  S.  379.) 

39.  Smith,  H.  L.     Mounting  Diatoms    in  substances    of  high  refractive  index,     Amer, 

monthl.  mikrosk.  Journ.  II,  1881,  S.  49.   Vgl.  Journ.  Royal  mikrosk.  Society,  II.  Ser., 
Bd.  1,  S.  704.    (Ref.  S.  376.) 


Bacillariaceen.  —  Allgemeines,  Bau  und  Lebenserscheinungen.  373 

40.  Smith,  H.  L.    Cleaning  Diatoms  with  Soap.  Amerikan  mikrosk.  Journ.  V,  1881,  S.  257. 

Vgl.  Journ.  Royal  mikrosk.  Society,  Ser.  II,  Bd.  1,  S.  531.    (Ref.  S.  376.) 

41.  Stephenson,  J.  W.    Diatoms  mouuted  in  Phosphorus.   Journ.  Royal  mikrosk.  Society 

IL  Ser.,  Bd.  1,  S.  973,  978.    (Ref.  S.  376.) 

42.  Stolterfoth,  H.    On  a  new  Species  of  Hydrosera  Wall.    Journ.  Royal  mikroskop. 

Society  Ser.  IL  Bd.  1,  1881,  S.  424.     (Ref.  S.  378.) 

43.  Thore,  J.    Diatomees  des  environs  de  Salies  de  Bearn.    Bull.  d.  1.  Soc.  de  Borda  a 

Dux.  VI,  1881,  S.  163.   Vgl.  Botan.  Centralbl.  Bd.  VII,  1881,  S.  163.    (Ref.  S.    378.) 

44.  Van  Heurck,  H.    Synopsis  des  Diatomees  de  Belgique.    Atlas.    Raphidees,  Pseudo- 

raphidees.     4  Hefte  mit  78  Tafeln.    Auvers  1881.    Vgl.  Botan.  Centralbl.  Bd.  VII, 
1881,  S.  353.     (Ref.  S.  377.) 

45.  Wackernagel,  P.    Präparation  der  Diatomeen.    Zeitschr.  f.  Mikroskopie  II,   1881. 

46.  Wentzel,  J.   Die  Flora  des  tertiären  Diatomaceenschiefers  von  SuUoditz  im  böhmischen 

Mittelgebirge.    Sitzungsber.  d.  Wiener  Akademie,  Bd.  82,  1.  Abtheil.  1881,  S.  241. 
(ReL  S.  379.) 

47.  Williamson,  W.  C.    On  the  Organisation  of  the  fossil  plants  of  the  coal-measures, 

including  an  examination  of  the  supposed  Radiolarians  of  the  carbouiferous  rockg. 
Part.  X.    Philosoph.  Transactions  of  the  Royal  Society  1880.    (Ref.  S.  379.) 

48.  (Anonym.)    Moyen  de  recueillir  des  Diatomees.    Les  mondes,  Bd.  LIV,  1881,  No.  13. 


I.  Allgemeines,  Bau  and  Lebenserscheinungen. 

1.  Falkenberg.    Algen.    (No.  13.) 

Kurze  Darstellung  der  allgemeinen  Verhältnisse  der  Gruppe  nach  der  vom  Ref. 
vertretenen  Auffassung.  Der  Verf.  erwägt  dabei,  ob  die  zygotenbildendeu  Bacillarieeu  die 
ursprünglichen  seien  und  diejenigen,  deren  Auxosporen  ungeschlechtlich  entstehen,  aus  ihnen 
durch  allmählichen  Verlust  der  Sexualität  hervorgingen,  oder  ob  umgekehrt  aus  ungeschlecht- 
lichen einfachen  Formen  sich  höher  stehende  sexuelle  entwickelten,  und  spricht  sich  für  die 
erstere  Annahme  aus.  Bei  den  Bewegungserscheinungen  wird  die  Hypothese  von  Max  Schnitze 
als  die  wahrscheinlich  richtige  bezeichnet. 

2.  HaUier.    Die  Diatomeen.    (No.  22.) 

Die  vorliegende  Abhandlung,  welche  dem  Ref.  im  vorigen  Jahre  nicht  bekannt 
geworden  war,  da  sie  in  einer  nicht  wissenschaftlichen  Zeitschrift  erschien,  charakterisirt 
sich  als  ein  heftiger  Angriff  gegen  die  „Schachteltheorie",  die  Hallier  eine  „von  vorn  herein 
unwahrscheinliche  Hypothese"  nennt,  deren  gänzliche  Unhaltbarkeit  schon  Borskow  schlagend 
nachgewiesen  habe.  Es  ist  um  so  weniger  nöthig,  auf  Hallier's  Argumente  näher  einzugehen, 
als  er  (vgl.  Ref.  No.  4)  später  selbst  anerkannt  hat,  dass  es  „mit  der  Schachteltheorie 
seine  völlige  Richtigkeit  hat".  Ueberraschen  muss  es  nur,  dass  Hallier  sich  nicht  gescheut 
hat  vor  dem  grossen  Publikum  in  so  unbesonnener  Weise  gegen  ernsthafte  wissenschaftliche 
Untersuchungen  aufzutreten,  die  längst  von  einer  Reihe  competentester  Beobachter  bestätigt 
waren.  Unbegreiflich  ist  es  vollends,  wenn  er  die  Bewegungen  der  Bacillariaceen  auf 
Contractionen  ihrer  elastisch  biegsamen  Membranen  zurückführen  will.  Das  einzige  Gute  an 
dem  Aufsatz  sind  die  hübschen  Holzschnitte. 

3.  Granow.    Bemerkungen  za  Hallier's  Aufsatz.    (No.  16.) 

Gr.  bedauert,  dass  Hallier  für  die  „Einschachtelung"  nicht  geeignetere  Objecte 
untersucht  habe  —  jede  grössere  Navicula  und  Melosira  würde  ihm  dieselbe  zweifellos 
gezeigt  haben;  Grunow  hat  sie  übrigens  auch  an  Melosira  varians  gesehen.  Derselbe  spricht 
sich  ferner  dafür  aus,  dass  die  neugebildeten  Schalen  noch  eines  Längenwachsthums  fähig 
seien,  so  dass  die  Theilung  nicht  in  dem  Maasse  verkleinernd  wirke,  wie  vielfach  angenommen 
werde.  Wie  die  Contractilität  der  Membran  die  Bewegungserscheinungen  erklären  soll,  ist 
Gr.  nicht  verständlich  —  ihm  ist  deren  Beruhen  auf  Endosmose  wahrscheinlich,  doch  lasse 
auch  diese  vieles  unerklärt. 


374  Kryptogamen.  —  Algen. 

4.  Ballier.    Schachtelzellen.    (No.  23.) 

Bei  Melosira  varians,  Odontidium  vulgare  und  0,  tenue  soll  die  „Schachteltheorie" 
nicht  anwendbar  sein  —  dagegen  konnte  sich  Hallier  bei  Pinniilaria  und  Nitsschia  von 
deren  Richtigkeit  überzeugen. 

5.  Müller.    Terpsinoe.    (No.  33.) 

Die  genannte  Gattung  hat  die  Eigenthümlichkeit,  dass  das  Gürtelband  nicht  an 
den  Schalenrand  angeheftet  ist,  sondern  bereits  innerhalb  der  Schale  beginnt;  es  umfasst 
den  Wulstriug  des  Schalenrantles  mit  einer  genau  anschliessenden  ringförmigen  Rinne. 
„Derjenige  Theil  des  Gürtelbandes,  welcher  von  der  Schale  bedeckt  wird,  tritt  bis  zu  der 
Zone  vor,  in  welcher  die  Septen  enden,  der  freie  Rand  scheint  dann  nach  innen  umzubiegen, 
noch  eine  geringe  Strecke  parallel  der  Schalenoberfläche  zu  verlaufen  und  die  kegelförmigen 
Anheftungsstellen  der  Septen  mit  einer  entsprechenden  Biegung  zu  umfassen.  Dadurch 
entsteht  ein  ähnliches  Verhalten  des  inneren  Gürtelbandtheils  zu  den  Septen  der  Schale, 
wie  das  der  Intermedianplatte  der  Epithemien,  nur  dass  die  weitere  Ausbildung  dieser 
Platte  hier  mangelt.  Während  aber  die  Septen  der  Epithemien  bis  zum  Gürtelbandrande 
der  Schale  vordringen,  begiebt  sich  hier  das  Gürtelbaud  in  den  Schalenraum,  um  die  kürzeren 
Septen  zu  erreichen." 

In  allgemeiner  Hinsicht  führt  der  Verf.  aus,  dass  aus  der  einfachen  Betrachtung  des 
mikroskopischen  Bildes  der  Gürtelbandbegrenzungen  niemals  ein  Beweis  gegen  die  Zwei- 
schaligkeit  der  Membran  geschöpft  werden  könne,  da  der  Querschnitt  zweier  Membranen 
von  derselben  Substanz  und  daher  demselben  Brechungsvermögen  nur  dann  nicht  wie  der 
Querschnitt  einer  Membran  erscheint,  wenn  ein  anders  brechendes  Medium  zwischenein- 
gelagert ist.  Obwohl  bei  Terpsinoe  eine  directe  Deckung  der  Gürtelbänder  nicht  wahr- 
nehmbar war,  gelang  es  doch,  die  Zweischaligkeit  dadurch  zu  erweisen,  dass  der  Verf.  die 
zarten  Poren,  mit  welchen  die  Gürtelbänder  bedeckt  sind,  genau  verfolgte.  Die  Art  und 
Weise,  wie  die  Deckungen  danach  stattfanden,  stimmte  ganz  mit  der  vom  Ref.  vertretenen 
Auffassung  überein. 

Auf  der  Schale  von  T.  musica  ist  eine  eigenthümliche  nur  wenig  excentrisch  gelegene 
Figur  von  der  Form  einer  Spaltöffnung  sichtbar:  sie  stellt  jedoch  keine  offene  Spalte  dar. 
Auch  wurden  Spuren  eines  netzförmigen  Leistensystems  constatirt. 

Zum  Schluss  kritisirt  der  Verf.  noch  Hallier's  misslungene  „Vernichtung  der  Schachtel- 
theorie". 

6.  Grunow.    Bemerkungen  zu  Frinz's  Diatomeenschnitten.    (No.  17.) 

Der  Verf.  weist  darauf  hin,  dass  Prinz's  Beobachtungen  mit  den  von  Flögel, 
Müller  und  Green  erhalteneu  Resultaten  nicht  übereinstimmen.  Wirkliche  Durchbrechungen 
der  Schalensubstanz  seien  in  den  Sechsecken  nie  vorhanden,  was  bei  Triceratium  Favus 
und  dessen  Verwandten  schon  durch  die  feinen  Punktirungen  der  Innenwand  der  Sechsecke 
bewiesen  werde.  Grunow  hat  ferner  an  sehr  grossen  Exemplaren  derselben  Art  ausser  deu 
auf  der  Innenseite  der  Schalen  befindlichen  Punkten  noch  nach  aussen  gehende  kurze 
Stacheln  am  Grunde  der  bienenwabenartigen  Räume  beobachtet.  Was  speciell  den  von  Prinz 
untersuchten  Coscinodiscus  Oculus  Iridis  betreffe,  so  befinde  sich  in  der  untern  conti- 
nuirlichen  Schalenschicht  innerhalb  jedes  Sechseckes  eine  kreisförmige  Vertiefung,  aber 
keine  Durchbrechung.  Die  Schale  ist  in  diesen  Vertiefungen  sehr  dünn,  so  dass  sie  durch 
zerstörende  Einwirkungen  hier  wirklich  durchlöchert  werden  kann.  Bei  Cosc.  Asteromphalus 
ist  die  innere  Seite  der  Schale  mit  kleinen  vertieften  Punkten  bedeckt,  die  vom  Rande  der 
Maschen  nach  innen  immer  kleiner  und  schwerer  sichtbar  werden,  aber  immer  deren  ganzen 
Innenraum  bedecken,  so  dass  jede  Möglichkeit  einer  Durchbrechung  ausgeschlossen  ist.  Bei 
höherer  Einstellung  erscheinen  dann  die  grösseren  von  Prinz  für  Durchbrechungen  gehaltenen 
Kreise.  Bei  Cosc.  Gigas  fehlt  das  Maschenwerk  in  der  Mitte  der  hier  nur  punktirten 
Schale,  Bei  Trinacria  Begina  findet  sich  am  Grunde  der  sehr  tief  eindringenden  Ver- 
tiefungen noch  eine  in  der  Mitte  der  Pore  befindliche  kleinere  Einsenkung,  ausserdem  hat 
Grunow  auch  hier  eine  sehr  feine,  wahrscheinlich  der  Schaleninnenseite  angehörige  Punktirung 
bemerkt. 

7.  Schmidt.    Atlas.    (No.  37.) 


Bacillariaceen.  —  Allgemeiues,  Bau  und  Lebeiisersclieiuungen.  375 

8.  Grunow.    Bemerkungen.    (No.  18.) 

Die  Tafel  72  stellt  Auxosporenbiklungen  dar,  auch  ist  eine  Abbildung  von  Navicula 
dicephala  gegeben,  die  ihrem  Endochrom  nach  zu  den  Cymbelleen  gehört.  Ebenso  wird 
durch  Abbildung  nachgewiesen,  dass  bei  Cocconema  lanceolatum  das  letztere  anders  gebaut 
ist,  als  bei  den  übrigen  Cymbelleen.  Bei  den  Gomphonemeen  und  Cymbelleen  wird  endlich 
angegeben,  dass  sie  sich  behufs  der  Auxosporenbildung  verkehrt  an  einander  legen,  so  dass 
das  Kopfende  des  einen  Exemplars  an  dem  Fussende  des  andern  liegt.  Wunderbarer  Weise 
will  der  Verf.  hieraus  Schlüsse  auf  die  thicrische  Natur  der  Bacillarieeü  ziehen  —  er 
scheint  die  zahllosen  analogen  Erscheinungen  bei  anderen  Algen  nicht  zu  kennen.  Grunow 
widerspricht  der  Vermuthuug  von  Schmidt,  dass  auch  bei  den  Naviculeen  ein  Unterschied 
von  Vorder-  und  Hinterende,  Rücken-  und  Bauchseite  vorhanden  sei,  betont  aber  andererseits, 
dass  manche  Gomphonemeen,  z.  B.  G.  comnmtatum  var.  obliquum  Grün,  immer  ganz  coustant 
eine  schwach  cymbellaartige  Gestalt  haben.  Bei  der  Abbildung  von  Cymbella  gaatroides 
vermisst  Grunow  die  von  ihm  oft  beobachteten  schwarzen  beweglichen  Punkte  an  den  Zell- 
enden, weiss  aber  nicht  sicher,  ob  diese  au  Closterien  erinnernde  Bildung  immer  vor- 
handen ist. 

Bei  Eneyonevia  gracile  hat  Schmidt  sehr  eigenthümliche  perlschnurartige,  in  zitternder 
Bewegung  befindliche  Körperchen  (Schmarotzer)  in  der  Mitte  der  Zellen  beobachtet  und 
abgebildet. 

9.  Kent.    Endochrom  von  Isthmia.    (No.  26.) 

Die  eiförmigen  oder  spindelförmigen  Endochromköruer  befinden  sich  zum  Theil  in 
einer  mittleren  kugeligen  Plasmaansammlung,  zum  Theil  in  oft  verzweigten  Plasmasträngen, 
welche  sich  von  der  mittleren  Masse  nach  der  Peripherie  der  Zelle  erstrecken.  In  den 
Strängen  wurde  langsame  Bewegung  der  Endochromköruer  beobachtet,  die  sich  um  so  mehr 
in  der  Mittelmasse  anhäuften,  je  langsamer  die  Bewegung  war,  dagegen  bei  steigender 
Bewegungsgeschwindigkeit  grösstentheils  in  deu  Plasmafäden  lagen. 

10.  Cox.    Bewegungen  der  Bacillarien.    (No.  7.) 

Darstellung  der  oft  beschriebenen  Bewegungen  fremder  Körper  längs  des  Bandes 
lebender  Nitzschien  und  der  ebenfalls  bekannten  Nachschleppung  fremder  Körper.  Der 
Verf.  erklärt  die  Raphe  für  einen  ofi'enen  Spalt,  der  jedoch  oft  nicht  in  einer  Ebene  liege; 
z.  B.  bei  Pleurosigma  attemiaticm  und  PI.  formosum  sei  auf  der  einen  Schalenseite  ein  ver- 
dickter Streifen  vorhanden,  auf  der  anderen  ein  dazu  passeuder  dünner  lippeuartiger  Fortsatz. 
Zur  Erklärung  der  Bewegungserscheinuugen  ist  der  Verf.  geneigt  Cilien  anzunehmen. 

11.  Richter.    Massenhaftes  und  periodisches  Auftreten  gewisser  Diatomaceen.    (No.  35.) 

Der  Verf.  spricht  sich  für  die  von  Donkin  aufgestellte  Behauptung  aus,  dass  an 
denselben  eng  umschriebenen  Localitäten  Jahr  aus  Jahr  ein  sich  dieselben  Formen  vor- 
finden —  dabei  sei  deren  Erscheinen  aber  auch  olt  an  eine  bestimmte  Jahreszeit  gebunden, 
so  dass  R.  die  Existenz  von  Dauersporen  wahrscheinlich  ist.  Als  Beispiele  periodischen 
Auftretens  führt  R.  an,  dass  in  kleinen  Gräben  bei  Leipzig,  in  welchen  sonst  nur  sehr  selten 
Bacillarien  vorkommen,  Ende  März  und  April  Achnanthidium  lanceolatum  in  solcher  Menge 
erscheint,  dass  das  Wasser  davon  gelblich  schäumend  wird.  In  anderen  nahe  benachbarten 
Gräben  wird  gleichzeitig  dieselbe  Erscheinung  durch  Suriraya  ovalis,  Navicula  Brehissonn 
und  NitsscMa  constricta  ß  minor  hervorgerufen.  Der  Teich  von  Anger  zeigt  im  April 
eine  braune  „Wasserblüthe"  von  üyclotella  operculata,  wovon  in  späterer  Zeit  keine  Spur 
mehr  zu  finden  ist.  In  der  Schönefelder  Torfgrube  erscheint  im  Februar  und  März  regel- 
mässig Campylodiscus  spiralis  und  C  hibernicus:  in  den  Gräben  ist  in  dieser  Zeit  fast 
überall  eine  schäumende  Masse  aus  kleinen  Surirayen,  GompJwtiema  commune  und  Meridion 
circulare.  In  den  salzigen  Localitäten  von  Kötschau  und  Dürrenberg  sind  charakteristische 
Frühjahrsformen  Navicula  salinarum,  N.  viridula,  Odontidium  elongatum,  letzteres  ist 
dann  auch  im  salzigen  See  zwischen  Halle  und  Eisleben  massenhaft  vorhanden.  Im  Sommer 
überwiegt  dagegen  im  Anger  er  Dorfteich  Campylodiscus  noricus  und  im  salzigen  See  C. 
Clypeus  und  Pleurosigma  angidatum:  letzteres  trat  erst  1879  auf,  ersterer  wurde  früher 
unrichtig  als  Calodiscus  swperhus  Rab.  bestimmt.  Im  Herbst  ist  in  der  salzigen  Um- 
gebung von  Dürrenberg  Melosira  salina,  im  salzigen  See  diese  und  Bacillaria  paradoxa  sowie 


376  Kryptogamen.  —  Algen. 

Stauroneis  hyalina  reichlich  zu  finden.   Immerhin  giebt  es  jedoch  auch  Bacillariaceeu-Arten, 
welche  wie  Unkräuter  das  ganze  Jahr  hindurch  gedeihen. 

12.  Hempel    Bacillariaceen  bei  ^Chemnitz    (No.  25.) 

erwähnt,  dass  au  einem  Fundort  Pimiularia  major  allmählich  durch  Suriraya 
saxonica  völlig  verdrängt  worden  sei,  nachdem  die  Licht-  und  Luftverhältnisse  des  Fundorts 
durch  Beseitigung  eines  angrenzenden  Niederholzes  andere  wurden.  Der  Verf.  zählt  ferner 
die  rein  bei  Chemnitz  vorkommenden  Arten  auf  und  giebt  mehrere  Bemerkungen  über  den 
Eiufluss  des  Standorts  auf  die  Zusammensetzung  der  Bacillariaceen-Flora,  die  ihm  eigen  ist. 
Auch  sah  Hempel  in  Bac.  parasitische  Fadenpilze,  welche  nach  einiger  Zeit  Schwärmsporen 
entliessen,  und  fand  andererseits  Fragilaria  virescens  mit  Auxosporen,  worüber  aber  leider 
keine  näheren  Angaben  gemacht  sind.    (No.  4,  Centr.) 

13.  Castracane.    Straordinario  fenomeno.    (No.  4.) 

14.  Grunow.    Bemerkung  dazu- 

Auf  dem  Grunde  des  Adriatischen  Meeres  traten  zuerst  im  Jahr  1872  ausgedehnte 
schleimige  Massen  auf,  welche  der  Fischerei  Hindernisse  bereiteten.  Nach  Syrski  und 
Castracane  entsteht  die  Erscheinung  durch  die  massenhafte  Vermehrung  der  Nitzsclnella 
Closterium  und  anderer  Diatomeen,  während  Zanardini  als  Hauptursache  dieser  sogenannten 
„Poltiglia"  eine  Palmellacee,  Dermogloia  limi,  betrachtet.  Nach  Hauck  ist  die  Masse 
thierischen  Ursprungs,  jedoch  kommen  iu  der  That  N.  Closterium  und  andere  pelagische 
Bacillarien  darin  reichlich  vor.  Castracane  versucht  das  massenhafte  Auftreten  der  Nitzschia 
im  Jahr  1880  durch  Verminderung  des  Salzgehalts  der  Adria  in  Folge  ungeheuer  schnellen 
Schneeschmelzens  zu  erklären.  Derselbe  erwähnt  auch,  dass  vor  einigen  Jahren  die  Ent- 
wickeluug  der  Reisfelder  durch  das  massenhafte  Auftreten  von  Colletonema  neglectum 
gehindert  wurde,  dessen  Schläuche  einen  dichten  Ueberzug  über  die  eben  hervorbrechenden 
Reiskeime  woben. 

15.  Kitton.    Remarks  an  Castracane's  paper  on  the  Striae  of  Diatoms.    (No.  29.) 

Uebersetzung  der  im  Botan.  Jahresb.  1879,  S.  490  besprochenen  Abhandlung.  Kitton 
bemerkt  dazu,  dass  die  Angaben  Castracane's  über  die  Kiefenzahl  einiger  Arten  entschieden 
unrichtig  sind,  so  dass  entweder  andere,  nicht  richtig  bestimmte  Arten  gemessen  wurden 
oder  die  Messungsmethode  irrig  war. 

16.  Dippel.    Diatomeen  als  Probeobjecte.    (No.  12,  28.) 

Der  Verf.  findet,  dass  Navicula  rlioviboides  in  ihren  grössten  Formen  (var. 
Lewisiana  Dippel)  22—24,  in  ihrer  gewöhnlichen  Form  28—30  und  als  var.  saxonica  (iV. 
crassinervia  Breb.)  33—35  Querstreifen  auf  O.Ol  mm  hat.  Grammatopiwra  subtiUssima 
Bail.  hat  34—36,  Gr.  wacilenta  W.  Sm.,  Velche  gewöhnlich  als  die  vorige  ausgegeben  wird, 
25—28,  Gr.  oceanica  Ehr.  21-22,  Gr.  marina  14  — 16  Streifen  auf  dieselbe  Einheit.  Auch 
werden  einige  weitere  grobriefige  Grammatophoren  beschrieben.  Nitzscliia  curvida  hat 
35—36,  N.  sigmatella  26  und  N.  sigma  20-22  Riefen.  Alle  erwähnten  Formen  sind  auch 
abgebildet.    Kitton's  Notiz  (No.  28)  ist  nur  ein  Referat  von  D.'s  Aufsatz. 

17.  Smith.    Mounting  of  Diatoms.    (No.  39.) 

18.  Stephenson.    Diatoms  mounted  in  Phosphorus.    (No.  41.) 

Li  dem  sehr  stark  brechenden  Monobromnaphthalin  eingeschlossene  Bacillarien  zeigen 
feine  Streifungen  fast  eben  so  gut,  als  wenn  sie  in  Luft  lägen.  Ebenso  zeigt  Einbettung  in 
Phosphor,  der  zu  diesem  Zweck  in  Schwefelkohlenstoff  gelöst  wird,  die  Streifung  sehr  schön. 

19.  Cunningham    Cleaning  of  Diatoms.    (No.  8.) 

empfiehlt  das  Material  vor  dem  Löthrohr  in  der  Höhlung  eines  Stücks  Holzkohle 
mit  einigen  Krystallen  von  schwefelsaurem  Kali  zu  Schmelzen,  worauf  das  Salz  durch  Kochen 
mit  Wasser  entfernt  wird.  Um  die  feineren  Unreinigkeiten  zu  entfernen,  kann  man  ein 
Stückchen  dichten  Seidenstoff  verwenden,  welches,  wenn  die  mit  viel  Wasser  aufgeschlämmte 
Masse  darin  leicht  gedrückt  wird,  jene  hindurchgehen  lässt,  die  Bacillarien  aber  zurückhält. 

20.  Smith.    Cleaning  Diatoms  with  soap.    (No.  40.) 

Nachdem  die  Probe  mit  Salpetersäure  und  einigen  Krystallen  von  zweifach  chrom- 
saurem Kali  gekocht  und  durch  Auswaschen  die  Säure  beseitigt  ist,  empfiehlt  Smith  die 
Probe  mit  einem  erbsengrossen  Stück  gewöhnlicher  gelber  Seife  ein  oder  zwei  Minuten  zu 


Bacillariaceen.  —  Systematik,  Verbreitung.  377 

kocheu :  wenn  dann  nach  15  bis  20  Minuten  die  milchige  Flüssigkeit  abgegossen  wird,  bleibt 
kaum  etwas  von  den  sonst  so  störenden  feinflockigen  Massen  zurück.  Man  muss  sich  jedoch 
vorsehen,  dass  nicht  mit  der  Seife  die  bisweilen  dieser  selbst  beigefügten  Kieselmassen,  die 
oft  sogar  aus  Bacillaricnerden  bestehen,  in  die  Probe  kommen.  Bisweilen  ist  ein  nachheriges 
nochmaliges  Erwärmen  mit  Säure  nöthig. 

21.  Hanks.    Nutzen  der  Bacillarien.    (No.  24.) 

Aufzählung  einer  Anzahl  teclmischor  Anwendungen  der  Bacillai'ienerden  bei  der 
Fabrikation  von  Wasserglas,  Porcellan,  leichten  Ziegeln,  Feueranzündern,  Dynamit,  Seife, 
Zahnpulver  u.  s.  w. 

IL  Systematik,  Verbreitung. 

22.  De  ßary    Systematik  der  Thallophyten.    (No.  9.) 

erklärt  die  Stellung  der  Bacillariaceen  im  System  für  zur  Zeit  noch  zweifelhaft: 
jedenfalls  aber  seien  dieselben  in  die  Nähe  der  Conjugaten  zu  bringen.  Mit  diesen,  den 
Palmellaceen ,  Ulvaceen,  Ulotlirix  etc.,  Clümmjdomonas ,  Panäorina,  Gonium,  Botrydium, 
Codium,  Dasycladus  etc.,  den  Protococcaceen,  Hydrodictyon,  Cladophora,  Chroolepus  und 
den  Ectocarpeen  bilden  sie  in  De  Bary's  System  die  Reihe  der  Isogamen  (mit  äusserlich 
gleichen  Sexualzellen),  während  sie  nach  der  anderen  Seite  mit  den  Rhodophyceen  in 
Beziehung  gebracht  werden. 

23.  Gobi    Systematische  Eintheilang  der  Thallophyten.    (No.  14.) 

betrachtet  dagegen  die  Bacillariaceen  als  einen  Seitenzweig  der  Phaeopliyceae,  von 
welchen  sich  dieselben  in  analoger  Weise  abzweigen,  wie  die  Covjugatae  von  den  Chloro- 
phyceae. 

24.  Falkenberg    Die  Algen.    (No.  13.) 

theilt  die  „Algen  im  weitesten  Sinne"  in  die  vier  Unterabtheilungen  Florideae,  Algae, 
Diatomaceae  und  Sclüzophyceae.  Die  Bacillarien  erklärt  er  für  so  eigenthümlich  beschaffen, 
dass  dieselben  nicht  wohl  irgend  mit  anderen  Pflanzen  vereinigt  werden  können. 

25.  Schmid.    Atlas  Heft  17,  18.    (No.  37.) 

Diese  Hefte  behandeln  in  bekannter  Weise  die  Gattungen  Coscinodiscus,  Auliscus, 
Pseudauliscus,  Endyctia,  Stejjhanoinjxis,  Craspedodiscus,  Ärachnoidiscus,  Navicula  Crabro 
und  verwandte  Formen,  N.  forcipata  u.  desgl.,  Eneyonema,  Cocconema,  Cymbella,  Gom- 
])lionema. 

26.  Van  Heurck.    Synopsis  des  Diatomees  de  Belgiqae.    (No.  44.) 

Obwohl  bisher  nur  der  Atlas  dieses  Werkes  erschienen  ist,  kann  dasselbe  doch 
bereits  als  eine  der  hervorragendsten  Veröfl'entlichungen  auf  diesem  Gebiet  bezeichnet  werden, 
um  so  mehr,  als  nicht  nur  die  bereits  in  Belgien  gefundenen  Formen  abgebildet  sind,  sondern 
alle,  die  nach  ihrer  sonstigen  Verbreitung  dort  noch  zu  erwarten  sind.  Ferner  war  der 
Verf.  im  Besitze  der  wichtigsten  Typensammlungen  und  erfreute  sich  der  Mitarbeit  eines  an- 
erkannter Massen  ersten  Kenners  der  Bacillarieen- Arten,  A.  Gruncw,  welcher  die  sämmt- 
lichen  Bestimmungen  revidirt  und  mehrere  Gattungen  monographisch  bearbeitet  hat.  Dabei 
sind  die  in  Lichtdruck  hergestellten  Abbildungen  treu  und  charakteristisch,  es  zeigt  sich 
ferner  das  sehr  zu  billigende  Bestreben,  unhaltbare  Arten  zusammenzuziehen  und  nicht 
leichthin  auf  einzelne  gefundene  Schalen  neue  zu  gründen.  Das  angewandte  System  ist  das- 
jenige von  H.  L.  Smith  und  sind  in  den  vier  im  Jahre  1881  erschienenen  Heften  enthalten 
die  Naviculeen,  Cymbelleen,  Gomphouemeen,  Achnantheen,  Coccoueideen,  Aniphoreeu,  Amphi- 
pleureen,  Aniphitropideen,  Nitzschieen,  Surirayeeu,  Synedreeu,  Eunotieen,  Fragilarieen, 
Tabellarieen,  Meridieen,  Licniophoreen  des  Ref.  Die  78  Tafeln,  auf  welchen  die  genannten 
Gruppen  dargestellt  sind,  enthalten  im  Ganzen  2219  Figuren,  von  welchen  z.  B.  321  auf 
Navicula,  149  auf  Gomjjlionema,  470  auf  Nitsschia  kommen.  In  dem  citirteu  Referat  (von 
Grunow)  sind  noch  einige  systematische  Bemerkungen  gegeben. 

27.  Delogne.    Diatomees  de  Belgique.    (No.  11.) 

Präparatensammlung:  die  Formen  sind  in  dem  angegebenen  Referat  aufgezählt. 

28.  Grunow.    Ueber  die  Gattung  Grammatophora.    (No.  15.) 

Eine  Monographie  der  genannten  Gattung  mit  Beigabe  der  auf  dieselbe  bezüglichen 


378  Kryptogamen.  —  Algen. 

Tafeln  LIII  und  LIIIB.  aus  van  ITeurck's  Synopsis.  Die  sämmtlichen  beschriebenen  Grara- 
matophoren  werden  auf  20  Arten  zurückgeführt.  Aus  dem  allgemeinen  Theil  ist  hervor- 
zuheben, dass  die  Grammatophoren  sich  von  allen  anderen  Tabellarieen  dadurch  unter- 
scheiden, dass  nur  bei  ihnen  die  „Hauptscheidewände"  einander  genau  gegenüberstehen, 
während  auch  bei  der,  übrigens  unmerklich  in  Tabellaria  flocculosa  übei'gehenden  T.  fene- 
strata  nur  zwei  nach  verschiedenen  Seiten  geöfifnete  (d.  h.  nach  verschiedenen  Seiten 
exccntrisch  durchbrochene)  Scheidewände  einander  sehr  nahe  liegen.  Diatomella  ist  gar 
nicht  hierher  zu  stellen,  sondern  zu  den  Naviculaceen. 

29.  Cleve.    New  Diatoms.    (No.  6.) 

30.  Grunow.    Bemerkungen  dazu.    (No.  6,  Ceatralbl.  Ref.) 

Beschreibungen  und  Abbildungen  neuer  Formen  von  den  Gallopagos-Iuseln,  Honolulu, 
Port  Jackson  und  aus  dem  Mittelländischen  Meere.  Eine  Liste  der  besprochenen  Bacil- 
larieen  ist  im  Botan.  Ceulralbl.  a.  a.  0.  gegeben.  Grunow  bemerkt  dazu,  dass  die  Section 
Pseudoamphijnvra  Cleve  nicht,  wie  dieser  will,  zu  Navicula,  sondern  besser  zu  Stauroneis 
zu  stellen  sei. 

31.  Petit.    Diatomees  de  Ning-Po  et  Nimrod  Sound.    (No.  34.) 

32.  Grunow.    Bemerkungen  dazu.    (No.  20.) 

Nach  einer  Zusammenstellung  der  Litteratur  über  chinesische  Bacillariaceen  giebt 
der  Verf.  eine  Liste  der  beobachteten  Formen,  unter  denen  einige  neu  sind  (vgl.  Botan. 
Centralbl.  a.  a.  0.).  Grunow  bemerkt  zu  dem  ebenfalls  abgebildeten  Triceratium  sinense 
Schwarz,  dass  dasselbe  identisch  mit  T.  annidatum  Wall,  und  eigentlich  ein  dreiseitiger 
Actinoptyclms  sei.  Das  Triceratium  rhampoense  Schw.  gehöre  als  Form  zu  Hydrosera 
triqiietra  Wall.  Die  beiden  Abbildungen  von  Cocconeis  ningpoensis  gehörten  nicht  zusammen, 
sondern  die  eine  zu  Suriraya  ? coeconeiformis  Grün.,  die  andere  zu  Coscinodiscus.  Hydro- 
sera sei  mit  Terpsinoe  zu  vereinigen.  Einige  weitere  Notizen  lassen  sich  nicht  wohl  aus- 
zugsweise wiedergeben. 
83.  Hempel.    Bacillarien  von  Chemnitz.    (No.  25.) 

Eiue  kurze  Liste  der  bei  Chemnitz  beobachteten  Formen;  auffallend  ist  die  Angabe, 
dass  die  im  Salzwasser  lebende  Suriraya  striatula  vorkommt  —  vielleicht  ist  nur  die 
Bestimmung  nicht  richtig. 

34.  Thore.    Diatomees  de  Salies  de  Bearn.    (No.  48.) 

Aufzählung  einer  Reihe  von  Süsswasserformen,  die  in  dem  citirten  Referat  genannt 
sind;  unter  ihnen  befindet  sich  die  alpine  Pimiularia  lata. 

35.  Cleve.    Diatomeen  von  Grönland  und  Argentinien.    (No.  5.) 

Die  neuen  Formen  sind  in  dem  citirten  Referat  genannt:  genaueres  aus  der  dem 
Ref.  im  Original  nicht  zugänglichen  Abhandlung  ist  auch  dort  nicht  mitgetheilt. 

36.  Schaarschmidt.    Bacillarien  vom  Ecuador.    (No.  36.) 

Nach  dem  Ref.  von  Staub  sind  unter  anderen  Algen  auch  52  Bacillariaceen  auf- 
geführt. 

in.  Fossile  Bacillarieen, 

37.  Mills    Diatoms  from  Peruvian-Guano    (No.  32.) 

findet,  dass  der  Peru-Guano,  welcher  jetzt  importirt  werde,  nicht  genau  dieselben 
Formen  enthalte,  wie  etwa  vor  15  Jahren,  ausserdem  seien  die  Schalen  besser  erhalten. 
So  sei  Auliscits  peruviafius  jetzt  sehr  selten,  Aid.  ovalis  viel  häufiger  als  früher.  Aulaco- 
discus  scaher  sei  ganz  verschwunden,  während  an  seiner  Stelle  Aulacod.  Comberi  massenhaft 
auftrete.  Endlich  wird  eine  neue  Art  Auliscus  constellatus  beschrieben.  Michael  und  Casaux 
führen  diese  Verschiedenheiten  darauf  zurück,  dass  die  Proben  von  sehr  verschiedenen 
Localitäten  stammen. 

38.  Stolterfoth.    Hydrosera.    (No.  42.) 

Die  neue  Art  E.  triradiata  stammt  aus  einem  alluvialen  Lager  in  der  Provinz 
Canterbury  (Neuseeland). 

39.  Bauer.    Diluviales  Diatomeenlager.    (No.  l.) 

In  der  Nähe  des  von  Schumann   beschriebenen  Domblitter  Lagers  fand  Klebs  im 


Fossile  Bacillarieen.  379 

Wilmsdorfer  Forst  bei  Ziiitcn  eiu  zweites  derartiges  Lager  von  unzweifelhaft  diluvialem 
Alter.  Es  besteht  ebenfalls  aus  bacillarieureichem  Kalkmergel.  Die  von  Schwarz  ausgeführte 
mikroskopische  Untersuchung  ergab  80  Formen,  unter  denen  die  Epithemien,  Cyclotellen, 
Cymbellen,  Pinnularien  und  Steplianodiscus- Arten  der  Masse  nach  vorwiegen.  Der  von 
Schumann  allein  im  Domblitter  Lager  aufgefundene  Stepli.  Schumanni  Schwarz  {Cyclotella 
spinosa  Schum.)  kommt  auch  im  Wilmsdorfer  Lager  reichlich  vor.  Entschieden  brakische 
Formen  fehlen  durchaus.  Schwarz  untersuchte  ferner  zur  Vergleichung  noch  einmal  das 
Domblitter  Lager  nach  den  auch  von  Schumann  bouützteu  Materialien  —  er  fand  130  Formen, 
gerade  die  zwei  marinen  Formen  aber,  die  Schumann  angiebt,  Navlcula  vcncta  und  N. 
diäijma  konnte  Schwarz  nicht  auffinden,  so  dass  wohl  auch  das  Domblitter  Lager  eine  reine 
Süsswasserbild.ung  ist.  Die  einzelnen  Schichten  desselben  zeigen  übrigens  in  dem  Vorwiegen 
einzelner  Formen  grosse  Verschiedenheiten.  Einflüsse  gletscherartiger  Bildungen  sind  nicht 
wahrnehmbar. 

40.  Lanzi.    Lager  von  Tor  di  Oluinto  (bei  Rom).    (No.  30.) 

Das  Lager  besteht  aus  Schichten  von  Kies  und  Sand,  die  mit  schwärzlichem  Moder 
gemischt  sind,  und  enthält  22  Bacillarien-Arten,  lauter  häufige  noch  lebende  Formen. 

41.  WentzeL    Die  tertiären  Diatomaceenschiefer  von  Sulloditz.    (No.  4G.} 

Das  Lager  wurde  von  Bieber  an  der  Strasse  von  Sulloditz  nach  Schesl  entdeckt:  es 
enthält  viele  Pflanzenreste  und  besteht  wesentlich  aus  einer  Bacillarienspecies ,  die  wohl  zu 
Melosira  gehören  dürfte. 

42.  Shrubsole.    Diatoms  of  London  Clay.    (No.  38.) 

43.  Kitton.    Remarks.    (No.  27.) 

44.  Granow.    Bemerkungen  dazu.    (No.  19.) 

Weitere  Ausführung  der  früheren  Mittheilung  von  Shrubsole  (vgl.  Jahresber.  1879, 
S.  496).  Die  Bacillarieen  führende  Schicht  dehnt  sich  weit  aus,  hat  aber  nur  geringe  Dicke. 
Da  kochende  Salpetersäure  die  ganzen  Gebilde  löst,  so  ist  anzunehmen,  dass  die  Kiesel- 
substanz vollkommen  durch  Schwefelkies  ersetzt  ist.  Die  Formen  sind  wohl  gleich  alt  mit 
denen  von  Aegina,  den  bisher  bekannten  ältesten  fossilen.  Nachgewiesen  wurden  von  Kitton 
Arten  der  Gattungen  Äraclmoidiscus,  Actinopliychus,  Coseinodiscus,  Craspedodiscus,  Fyxi- 
dicula,  Trinacria,  Triceratiuin,  Soliuni,  Corinna,  Hemiaulus,  Eupodiscus,  Synedra,  Xanthio- 
pyxis,  Stictodiscus,  Biddulphia^  Terpsinoe,  Liostephania. 

Grunow  bestätigt  die  Löslichkeit  der  verkiesten  Bacillarien  in  verdünnter  Salzsäure 
und  schliesst  sich  der  Meinung  Kitton's  an,  dass  die  Bacillarien  der  Kreide  in  ähnlicher 
Weise  in  kohlensauren  Kalk  verwandelt  worden  seien  —  jedenfalls  habe  er  verschiedene 
Kreideablagerungen  vergebens  danach  durchsucht. 

45.  Häusler.    Bacillariaceen  d.  London  Clay.    (No.  21.) 

Der  Auisatz  enthält  etwa  dasselbe,  wie  der  oben  besprochene  von  Shrubsole  und 
Kitton.  Bemerkenswerth  ist,  dass  der  Verf.  angiebt,  bei  Untersuchung  jurassischer  Fora- 
miniferen  bisweilen  Navicida-SLrüge  Gebilde  gesehen  zu  haben,  welche,  obwohl  ihre  Structur 
nicht  mehr  zu  erkennen  war,  doch  wohl  zu  den  Bacillariaceen  gehören  dürften. 

46.  Ballier    Diatomeen    (No.  22.) 

wiederholt  die  alten  Irrthümer  über  das  Vorkommen  der  Bacillariaceen  in  der  Kreide 
und  in  der  Steinkohle. 

47.  Williamson.    Bacillarien  der  Steinkohle.    (No.  47.) 

Der  Verf.  constatirt  abermals ,  dass  er  selbst ,  wie  auch  Kitton,  O'Meara  und  G. 
Davidson  englische  und  französische  Steinkohle  auf  Bacillarien  untersuchten,  ohne  eine  Spur 
davon  zu  finden,  und  dass  somit  Castracane's  Angaben  jedenfalls  auf  einem  L-rthum 
beruhen. 

48.  Grunow.    Bemerkungen.    (No.  19.) 

Auch  Grunow  suchte  vergebens  in  der  Steinkohle  nach  Bacillarieen. 


IIL  Buch. 


ANATOMIE. 
ALLGEMEINE  MORPHOLOGIE  DER 

PHANEROGAMEN. 


A.  Morphologie  und  Physiologie  der  Zelle* 

Keferent:  E.  Pfitzer. 
Verzeichniss  der  besproclieneii  Arbeiten. 

1.  Ambronn,  H.    lieber  die  Entwickelungsgeschichte  und  die  meclianischen  Eigenschaften 

des  Collenchyms.    Pringsheim's  Jahrb.  für  wissensch.  Botanik.    XII,  1881,  S.  473. 
(Ref.  S.  404.) 

2.  d'Arbaumont,  M.     La  tige  des  Ampölidees.     Annal.  d.   scienc.  uatur.   Botanique. 

6.  Ser.    Vol.  XI,  p.  186.    (Ref.  S.  402,  408.) 

3.  —  Simple  note  sur  la  production  de  la  chlorophylle  dans  l'obscurite.    Bull.  d.  1.  Soc. 

botan.  de  France.    T.  XXVII,  1880,  CR.   d.  seanc,  p.  89.    Bot.  Centr.  V,  S.  9. 
(Ref.  S.  398.) 

4.  Bachmann,  E.  Th.     Darstellung  der  Entwickelungsgeschichte   und    des  Baues  der 

Samenschalen  der   Scrophularineen.    Mit  4  Taf.    Nov.  Act.   Acad.  Leop.   Carol., 
Bd.  XLIII,  p,  1,  1881.    (Ref.  S.  408.) 

5.  Baillon,  H.    Sur  les  niouvements  rapides  des  pseudopodes  internes  de  certains  phyto- 

blastes.    Bull,  de  la  soc.  Linneenne  de  Paris  1881,  p.  297.    (Ref.  S.  389.) 

6.  Blochmann,F.    Bemerkungen  zu  einem  neuen  Erklärungsversuch  der  Karyokinese. 

Zoolog.  Anzeiger  1881,  S.  667.    (Ref.  S.  393.) 

7.  Bütschli,  0.  Modification  der  Paraffineinbettung  für  mikroskopische  Schnitte.    Biolog. 

Centralbl.  I,  1881,  S.  591.     (Ref.  S.  385.) 

8.  Cario,  R.    Anatomische  Untersuchung  von  Tristicha  hypnoides  Spreng.     Bot.  Zeitg. 

1881,  S.  25.    Mit  1  Taf.    (Ref.  S.  403.) 

9.  Darwin,  Fr.    lieber  Circumnutation  bei  einem  einzelligen  Organ.    Bot.  Zeitg.  1881, 

S.  473.     (S.  396.) 

10.  Dehn  ecke,   C.    Einige  Beobachtungen   über  den  Einfluss  der  Präparationsmethode 

auf  die  Bewegungen  des  Protoplasmas  der  Pflanzenzellen.   Flora  1881,  S.  8.    (Ref. 
S.  389.) 

11.  Demeter,  Karoly.    Rosanoff'sche  Krystalle  bei  Urticaceen.    Magyar  Növenyt.  Lapok 

V,  1881,  p.  32  (Ungarisch).    Besp.  Bot.  Centr.  VI,  S.  341.    (Ref.  S.  402.) 

12.  —  Zur  Histologie  der  Urticaceen.    Mit  2  photolith.  Taf.  Klausenburg  1881  (Ungarisch). 

Bespr.  Bot.  Centralbl.  VII,  S.  327.    (Ref.  S,  402.) 


Verzeichniss  der  besprochenen  Arbeiten.  381 

13.  ElfvingjF.  Ein  unbeachteter  Eeiz  bei  Phycomyces.  Botaniska  Notiser  1881  (Schwedisch). 

Bespr.  Botan.  Centralbl.  IX,  S.  77.    (Ref.  S.  397.) 

14.  Engel  mann,   Th.   W.    Neue  Methode   zur  Untersuchung  der  Sauerstoffausscheidung 

pflanzlicher  und  thierischer  Organismen.    Bot.  Ztg.  1881,  S.  441.    Tfiüger's  Archiv 
für  Physiologie  XXV,  1881,  S.  285.    (Ref.  S.  385.) 

15.  Errera.    La  nigrosine  comme  reactif  colorant  pour  les  noyaux.    Bullet,  d.  1.  societe 

beige  de  Mikroskopie  1881,  XXXIV.     (Ref.  S.  384.) 

16.  Flemming,  W.    Ueber  das  E.  Hermann'sche  Kernfärbungsverfahren.    Archiv  f.  mikro- 

skopische Anatomie  XIX,  1881,  S.  317.     (Ref.  S.  384.) 

17.  —  Notiz  zur  Geschichte  der  Anilinfärbungen.    Ebenda,  S.  741.    (Ref.  S.  384.) 

18.  —  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Zelle  und  ihrer  Lebenserscheinungen,  III.  Theil.  Ebenda 

XX,  1881,  S.  1.    Mit  4  Taf.    (Ref.  S.  384,  392.) 

19.  Gage,   S.   H.    Permanent  mikroskopical  preparations  of  plasmodia.    Amer.  monthl. 

niikr.  Journ.  1880  Sept.     (Nicht  zugänglich.) 

20.  Geddes.    On  Chlamydomyxa  labyrinthuloides  Arch.    Proceed.  of  the  Edinburgh  Botan. 

Society  1881,  Juli  14.    Bespr.  Bot.  Centralbl.  VII,  S.  219.    (Ref.  S.  404.) 

21.  Giltay,  E.     Einiges  über  das  Collenchym.     Bot.  Zeitg.  1881,  S.  153.     (Ref.  S.  404) 

22.  Guignard,  E.    Recherches  d'embryogenie  vegetale  comparee.    I.  Memoire.    Legumi- 

neuses.    Annal.  d.  scienc.  natur.  Botan.,  6.  Serie,  Vol.  XII,  p.  1.    Mit  8  Tafeln. 
(Ref.  S.  394.) 

23.  Haustein,  J.  de.    Le  protoplasma  considere  comme  base  de  la  vic  des  auimaux  et  des 

vegetaux.  Traduit  par  J.  L.  de  Lanessan.    Paris  1881.  (Uebersetzung  —  vgl.  Jahres- 
bericht 1880,  S.  2.) 

24.  Higley,  W.  K.    The  mikroskopic  krystals  contained  in  plants.    Americ.  Naturalist. 

1880,  Nov.    Pharm.  Journ.  and  Transact.  1881,  Januar.     (Ref.  S.  402.) 

25.  Hilburg,   C.     Ueber   Turgescenzänderungen    in    den   Zellen    der   Bewegungsgelenke. 

Unters,  a.  d.  Bot.  Institut  zu  Tübingen  I,  1881,  S.  23.    Bespr.  Bot.  Centralbl.  IX, 
S.  295.     (Ref.  S.  396.) 

26.  Höhne  1,  F.   R.  v.    Anatomische   Untersuchungen   über   einige  Secretionsorgane  der 

Pflanzen.     Sitzungsber.  d.  Wiener  Akademie,  1.  Abtheilung  Bd.  84,  S.  565.    Mit  6 
Tafeln.    (Ref.  S.  401.) 

27.  Janczewski,  E.    Vergleichende  Untersuchungen  über  die  Siebröhren.    Theil  II— IV 

Sitzungsber.  d.  Academ.  d.  Wissensch.  z.  Krakau.    VIII,  1880,  IX,  1881.    Mit  7 
Tafeln  (Polnisch).     Bespr.  Botan.  Centralbl.  VIII,  S.  296,  IX,  S.  15.    (Ref.  S.  405.) 

28.  Johow,  F.    Die  Zellkerne  von  Chara  foetida.    Bot.  Zeit.  1881,  S.  713.    Mit  1  Tafel. 

(Ref.  S.  395.) 

29.  Kienitz-Gerloff,  F.    Ueber  Wachsthum  und  Zelltheilung  und  die  Entwickelung  des 

Embryos  von  Isoetes  lacustris.    Bot.  Zeit.  1881,  S.  701.    (Ref.  S.  396.) 
80.   Klebs,  G.    Beiträge  zur  Keuntuiss  niederer  Algenformen.   Botan.  Zeitung  1881,  S.  2. 
Mit  2  Tafeln.    (Ref.  S.  389,  401.) 

31.  —  Ueber  Form  und  Wesen  der  pflanzlichen  Protoplasmabewegung.  Biolog.  Centralbl. 

I,  1881,  S.  513.    (Ref.  S.  389.) 

32.  Klein,  J.    Die  Krystalloide  der  Meeresalgen.    Mit  1  Tafel.    Pringsheim's  Jahrbuch  f. 

wissensch.  Botanik,  XIII,  1881,  S.  23.    (Ref.  S.  401.) 

33.  —  Die  Zellkernkrystalloide  von  Pinguicula  und  Utricularia.   Mit  1  Taf.   Ebenda  S.  60. 

(Ref.  S.  401.) 

34.  Kny,  L.    Ueber  den  Einfluss  äusserer  Kräfte  auf  das  Wachsthum  von  Pollenschläuchen 

und  Pilzmycelien.    Sitzungsber.  des  botan.  Vereins  der  Prov.  Brandenburg,  XXIII, 

1881.  Sitzung  vom  12.  Juni.    (Ref.  S.  396.) 

35.  Kraus,  G.    Ueber  ein   neues   Vorkommen  von   Sphärokrystallen.    Bericht  über  die 

Sitzung  der  Naturf.  Gesellsch.  zu  Halle  1881,  S.  41.    (Ref.  S.  402.) 

36.  Lalewski,  0.    Ueber  Zellkerntheilungen  in  den  Pollenmutterzellen  einiger  Liliaceen. 

Kosmos,   Organ  der  poln.   Naturf. -Versammlung,  1881,  S.  158  (Polnisch).    Bespr. 
Bot.  Centralbl.  VIII,  S.  375.    (Ref.  S.  395.) 


382  Anatomie.  Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Morpholog.  u.  Physiolog.  d.  Zelle. 

37.  Lieopoli,  G.    Ricerche  anatomiche  e  raicrochimiclie  sulla  Chamaerops  humilis  L.  ed 

altre  Palme.    Atti  d.  R.  Accad.  d.  Scienc.  fis.  e.  matem.  di  Napoli  IX,  1881.    Mit 

1  Tafel.    Bespr.  Bot.  Centralbl.  X,  S.  120.    (Ref.  S.  404.) 

38.  Loew,  0.,  und  Bokorny,  Th.    Ein  chemischer  Unterschied  zwischen  lebendigem  und 

todtem  Protoplasma.     Pflüger's  Archiv   für  Physiologie  Band  XXV,   1881,   S.  150. 
(Ref.  S.  385,  388.) 

39.  —  Referat  über  vorigen  Aufsatz  seitens  des  Verf.  ergänzt  durch  Beschreibung  weiterer 

Beobachtungen.     Biolog.  Centralbl.  I,  1881,  S.  193.    (Ref.  S.  885,  388.) 

40.  —  Ueber  das  Absterben  pflanzlichen  Plasmas  unter  verschiedenen  Bedingungen.  Pflüger's 

Archiv  f.  Physiol.  XXVI,  1881,  S.  50.    (Ref.  S.  385,  388.) 

41.  —  Die  chemische  Ursache  des  Lebens  theoretisch  und  experimentell  nachgewiesen. 

Mit  1  Tafel.    München  1881.    (Ref.  S.  385,  388.) 

42.  Mac  Farlane,  J.  M.    Note  on  the  action  of  Aniline-dyes  on  vegetable  forms.   Trana- 

actious  botan,  Society  of  Edinburgh,  Juli  14,  1881.     (Ref.  S.  385.) 

43.  —  The  Structure  and  division  of  the  vegetable  cell.    Ebenda  XIV,  1881,  p.  192  mit 

2  Tafeln.     (Ref.  S,  391.) 

44.  Mellink.    Over  Eudosperm-verming  by  Adonis  aestivalis  L.   Nederlandsch  Kruidkund. 

Archief.  2.  Ser.  III,  1881,  S.  272  (Ref.  S.  394.) 

45.  Meyer,  A.    Ueber  die  Structur  der  Stärkekörner.  Botan.  Zeit.  1881,  S.  841.    (Ref.  S.  400.) 
4G.   Mikosch,   C.     Untersuchungen   über    die   Entstehung    und    den   Bau   der   Hoftüpfel, 

Sitzuugsber.  d.  Wiener  Academie,  Bd.  84,  1881,  I.  Abth.  S.  29,    (Ref.  S.  406.) 

47.  Molisch,  H.    Ueber  die  Ablagerungen  von  kohlensaurem  Kalk  im  Stamme  dikotyler 

Holzgewächse.    Mit  1  Tafel.    Ebenda  Bd.  84,  S.  7.    (Ref.  S.  403.) 

48.  Nägeli,  C,  v.    Das  Wachsthum  der  Stärkekörner  durch  Intussusception.    Sitzungsber. 

d.  Münchener  Akad,  1881,  S.  391.    Botan,  Zeit.  1881,  S.  633,     (Ref.  S.  399.) 

49.  Niggl,   M.    Das   Indol  als  Reagenz  auf  verholzte  Membranen,    Flora  1881,  S.  545, 

(Ref,  S.  386,) 

50.  —  Ueber  die   Verholzung  der    Pflanzenmenibran,     Jahresber.  d.  Gesellsch,  PoUichia 

1881,  S,  24.     (Ref.  S.  386.) 

51.  Olivier.     Note  sur    le   Systeme   tegumentaires   des   racines   chez   les  Phanerogames, 

Bullet,  d.  1.  soc,  botan,  d.  France,  Bd.  XXVII,  1880,  S.  234.   Bespr.  Bot.  Centr.  VI, 

5,  250.     (Ref.  S.  386.) 

52.  —  Recherches  sur  l'appareil  tegumentaire  des  racines.    Annal,  d,  scienc.  nat.  Botan, 

6.  Ser.,  Bd.  XI,  S.  1.    (Ref.  S,  386.) 

53.  Pacini,  T,     Di  alcuni  mothodi  di  preparazione  e  conservazione  degli  elementi  micro- 

skopici  dei  dessuti  animali  e  vegetali,    Giornale  internaz.  delle  scienze  mediche 
Nuova  seria  II,  Napoli.     Roma  1880.    (Nicht  zugänglich.) 

54.  Penzig,  0.    Zur  Verbreitung  der  Cystolithen  im  Pflanzenreiche.    Mit  3  Taf.    Botan. 

Centralbl.  VII,  1881,  S.  393.    (Ref.  S.  408.) 

55.  Poulsen,    A.      Botanische    Microchemie,    Anleitung    zu    phytohistologischen    Unter- 

suchungen.   Uebersetzt  von  C.  Müller.    Cassel  1881.    Bespr.  Bot.  Centr,  VI,  S.  67, 
(Ref.  S.  384.) 

56.  —  Microchimica  vegetalc,    Tradutta  sul  testo  danese  da  A,  Poli,   Toriuo  1881,   (Nicht 

zugänglich.) 

57.  Pfeff«r,  W,    Pflanzenphysiologie.    2  Bände.    Tübingen  1881.     (Ref.  S,  389.) 

58.  P fitzner,  W.    Ueber  den  feineren  Bau  der  bei  der  Zelltheilung  auftretenden   faden- 

förmigen Differenzirungen  des  Zellkerns.    Morpholog.  Jahrbuch  herausgegeben  von 
Gegeubaur  1881,  Bd.  VII,  S.  289.    (Ref.  S.  384,  393.) 

59.  Prillieux,   E,    Hypertrophie  et   multiplication   des  noyaux  dans  les  cellules  hyper- 

trophiöes  des  plantes,    Compt,  rendus  XCII,  1881,  S.  147.    Vgl.  Botan,  Zeit,  1881, 
S.  340.    (Ref.  S,  396.) 

60.  Pringsheim,  N.    Ueber  Lichtwirkuug  und  Chlorophyllfunction  in  der  Pflanze,    Prings- 

heim's  Jahrbücher  XII,  S,  288,  mit  16  Tafeln,    (Ref,  S,  385,  389,  390.) 


Verzoichniss  der  besprochenen  Arbeiten,  333 

61.  Pringshcim,   N.    Ueber   die   primären   Wirkungen   des   Lichtes  auf  die  Vegetation. 

Monatber.  d.  Berlin.  Akad.  1881,  S.  504  mit  3  Tafeln.     (Ref.  S.  389,  390.) 

62.  Reinke,  J.   und   Rodewald,    H.     Studien   über   das   Protoplasma.     I  — III.     Unter- 

suchungen aus  d.  botan.  Laboratorium  d.  Univ.  Göttingon.  II,  1881.    (Ref.  S.  387.) 

63.  Richter,  C.    Beiträge  zur  genaueren  Kenntniss  der  chemischen  Beschaffenheit  der  Zell- 

membran bei  den  Pilzen.    Sitzuugsber.  d.  Wiener  Akademie  LXXXIII,  1881,  1.  Abth., 
S.  102  (Vorl.  Mittheil.)  und  ebenda  Bd.  82,  1881,  S.  494  (ausführlich).     (Ref.  S.  405.) 

64.  Rossi.    L'  azioue  dell'  acido  osmico  sulle  cellule  vegetali.    Memor.  d.  Acad.  dell.  scienc. 

dell'  Istituto  di  Bologna,  Ser.  IV,  T.  1,  1880,  Fase.  4.     (Ref.  S.  385.) 

65.  Rostafinski,  J.    Ueber  den   rothea  Farbstoff   einiger  Chlorophyceen,   sein  sonstiges 

Vorkommen  und  seine  Verwandtschaft  zum  Chlorophyll.    Botan.  Zeit.  1881,  S,  461. 
(Ref.  S.  401.) 

66.  Russow,  E.    Ueber  das  Verhalten  der  Callusplatten  der  Siebröhren  gegen  Anilinblau 

und  über  die  Verbreitung  der  Callusplatten  bei  den  Gefässpflanzen.    Neue  Dörpt'sche 
Zeitung  1881.     (Ref.  S.  386,  406.) 

67.  —  Ueber  die  Entstehung  des  Hoftüpfels,  der  Membi'an  der  Holzzelleu  und  des  Jahres- 

rings bei  den  Abietineen,  in  erster  Linie  bei  Pinus  silvestris  L.    Ebenda.    (Ref.  S.  407.) 

68.  —  Ueber  die  Verbreitung  der  Callusplatten  bei   den  Gefässpflanzen.    Ebenda,    (Ref. 

S.  386,  406.) 

69.  Schaarschmidt,  Ig,    Ueber  die  Theilung  von  Closteriura  intermedium  Ralfs.    Magyar 

Növenytani  Lapok  1881,  No.  49.     (Ref.  S.  404.) 

70.  --  Zur  Morphologie   des   Chlorophylls   und   des   pflanzlichen  Zellkerns.    Klausenburg 

1881.    Bespr.  Botan.  Centralbl.  Bd.  VII,  S.  263.     (Ref.  S,  398,) 

71.  Schimper,  A.  F,  W.    Sur  l'origine   des  grains   d'amidon.    Annal.   d.   scienc.   natur. 

Botan.,  6.  Serie,  Vol.  XI,  p.  256.    (Uebersetzung.) 

72.  —  Untersuchungen  über  das  Wachsthum  der  Stärkekörner,    Botan,  Zeit.  1881,  S,  185, 

(Ref,  S.  398.) 

73.  —  Recherches  sur  l'accroissement  de  grains  d'amidon.    Ebenda  p.  265.    (Uebersetzung.) 

74.  —  Researches  on  the  development  of  starch- grains.    Quart,  mikrosk,  Journal,    New 

Ser.  XXI,  1881,  p.  291,    (Uebersetzung.) 

75.  Schneider,  A.    Ueber  Befruchtung.    Zoologischer  Anzeiger  1880,  S,  252,    (Ref.  S.  384.) 

76.  Schwarz,  F.     Chemisch -botanische  Studien  über  die  in  den  Flechten  vorkommenden 

Flechtensäuren.    Cohn's  Beiträge  zur  Biologie  der  Pflanzen  III,  1881,  S.  249.    (Ref. 
S,  404.) 

77.  Soltwedel,  F.    Freie  Zellbildung  im  Embryosack  der  Angiospermen  mit  besonderer 

Berücksichtigung  der  hiebei   stattfindenden  Vorgänge  der  Kerntheilung.    Jenaische 
Zeitschr.  f,  Naturwiss.  XV,  1881,  S.  341.     (Ref.  S.  393.) 

78.  Strasburger,  E.    Ueber  ringförmige  Zelltheilung.     Sitzungsber,   d.   Jenaischen   Ges. 

f.  Naturkunde  1880,  S.  31.     (Ref,  S.  396.) 

79.  Szabo,  F.    Ueber  die  Gummigänge  von  Canna  und  Carludovica.     Abhandl.  der  uugar. 

Akad.   d.  Wissensch,  XI,   1881,  No,  10,    Mit  1  Tafel  (Ungarisch.)    Bespr,  Botan. 
Centralbl,  VII,  S.  139,    (Ref.  S,  402.) 

80.  Tangl,  E,    Die  Kern-  und  Zelltheiluugen  bei   der  Bildung  des  Pollens  von  Hemero- 

callis  fulva,    Vorlauf.  Mittheil.    Sitzungsber,  d.  Wien.  Akad.  Bd.  83,  1881,  l.Abth,, 
S,  236.    (Ref,  S.  394.) 

81.  Tomascheck,  A.    Das  Bewegungsvermögen  der  PoUenschläuchc  und  Pollenpflänzchen. 

Sitzungsber.  d.  Wien.  Akad.  Bd.  84,  S.  612,  mit  1  Tafel.     (Ref.  S.  396.) 

82.  Trecul.    De  l'existence  de  grande  cellules  spiralees  repandues  dans  le  parenchyme 

des  feuilles  de  certains  Crinum.     Comptes  rendus  XCII,  1881,  p,  320,     Vgl,  Botan. 
Zeit.  1881,  S,  375.     (Ref.  S.  408.) 

83.  —  Cellules  spiralees  de  tres-grandc  longueur.    Ebenda  S.  494,     (Ref,  S.  408.) 

84.  Treub,  M.     Recherches   sur   les  Cycadees.     Annal.  d.  scienc.   natur.   Bot.   6  Serie. 

Vol.  XII,  p.  212.    (Ref.  S.  395.) 


384  Anatomie.  Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Morpholog.  u.  Physiolog.  d.  Zelle. 

85.  Vesque,  M.  J.    Sur  quelques  formations  cellulaires  localcs.    Annales  d.  scienc.  natur. 

Botanique.    6  Ser.  Vol.  XI,  p.  181.    Mit  1  Tafel.    (Ref.  S.  408.) 

86.  De  Vries,  H.    Ueber  die  Bedeutung  der  Kalkablagerungen  in  den  Pflanzen.    Land- 

wirthsch.  Jahrbücher.     Bd.  X,  1881,  S.  53.    (Ref.  S.  403.) 

87.  Warming,  E.    Kiselsyredannelser  hos  Podostemonaceae.    Videnskab.  Meddelels.  for  d. 

uaturh.  Forening  i  Kjöbenhavn  1881.     (Ref.  S.  403.) 

88.  —  Familien  Podostemaceae.    Forste  Afhandling.    Vegetationsorganerne  hos  Podostemon 

Ceratophyllum  Mchx.,  Muiopsis  Weddelliana  Tul.  og  Mn.  Glazioviana  Warm.  Med 

6  Tavler.  Videnskab.   Selskaps  Skrip.  6  Raekke  II.  1.    Kjöbenhavn   1881.     (Ref. 
S.  403.) 

89.  Westermaier,  M.    Ueber  die  Wachsthumsintensität  der  Scheitelzelle  und  der  jüngsten 

Segmente.  Pringsheim's  Jahrbuch,  f.  wissensch.  Botan.  XII,  1881.    (Ref.  S.  396.) 

90.  Wiesner,  S.  Ueber  das  Wachsthum  der  pflanzlichen  Zellmembran.  Verhandl.  d.  zoolog. 

botan.  Gesellsch.  in  Wien  XXX,  1881,  S.  49.     (Ref.  S.  404.) 

91.  Wortmann,  J.    Ein  Beitrag  zur  Biologie  der  Mucorineen.    Botan.  Zeit.  1881,  S.  368, 

(Ref.  S.  397.) 

92.  Zacharias,  E.    Ueber  die  chemische  Beschaffenheit  des  Zellkerns.    Botan.  Zeit.  1881, 

S,  169.     (Ref.  S.  387.) 

93.  —  Ueber  die  Spermatozoidien.    Botan.  Zeit.  1881,  S.  827.    (Ref.  S.  387.) 

I.  Untersuchungsmethoden. 

1.  Foulsen.    Mikrochemie.    (No.  55.) 

2.  Mikrochimica  vegetale.    (No.  56.) 

Vgl.  Jahresbericht  1880,  S.  5.  Das  kleine  Buch  ist  recht  zweckmässig,  nur  die 
Kernfärbungsmethoden  hätten  wohl  ausführlicher  dargestellt  werden  sollen. 

3.  Flemming.    Kernfärbungsverfahren.    (No.  16.) 

4.  Flemming.    Anilinfärbungen.    (No.  17.) 

Da  das  von  Baumanu  1875  empfohlene,  in  etwas  anderer  Weise  schon  1869  von 
Böttcher  angewandte  Kernfärbungsverfahren  Flemming  besonders  gute  Dienste  leistete, 
beschreibt  es  der  letztere  genauer.  Es  besteht  im  wesentlichen  im  üeberfärben  mit  Saffranin, 
Solidgrün  oder  Magdala  in  verdünnter  alkoholischer  oder  mit  Dahlia  in  wässriger  oder 
essigsaurer  Lösung,  Ausziehen  des  überschüssigen  Farbstoffs  mit  Alkohol,  Aufhellung  mit 
Nelkenöl  und  Einschluss  in  Dammarlack,  in  welchem  sich  die  Objecto,  an  welchen  bei  gut 
gelungenen  Präparaten  nur  die  Kerngerüste  intensiv  gefärbt  sind,  unverändert  halten.  Die 
Tödtung  findet  am  besten  durch  0.1—0.5  "/q  Chromsäurelösung  oder  Pikrinsäure  statt  und 
ist  die  Säure  vor  dem  Färbungsverfahren  rein  auszuwaschen.  Das  letztere  eignet  sich 
übrigens  nur  für  Schnitte  oder  wenigstens  dünne  Scheiben,  nicht  für  grössere  Stücke.  Wegen 
zahlreicher  Einzelnheiten  ist  das  Original  zu  vergleichen. 

5.  Flemming.    Beiträge  111.    (No.  18.) 

6.  Schneider.    Ueber  Befruchtung.    (No.  75.) 

Für  Kernfärbung  an  lebenden,  zarten  Objecten  unter  Deckglas  wird  empfohlen, 
entweder  zuerst  Lösungen  von  Saffranin  u.  s.  w.  unter  das  Deckglas  treten  zu  lassen  und 
dann,  nachdem  die  Objecto  sich  sehr  dunkel  gefärbt  haben,  noch  1  %  Essigsäure  zuzugeben 
oder  aber  dir6ct  Schneider's  Essigearmin  mit  einem  Filtrirpapierstückchen  durchzusaugen. 
Letzteres  wird  dargestellt  durch  Eintragen  von  Carmin  in  45  %  kochende  Essigsäure,  so 
lange  sich  noch  etwas  löst,  und  Filtriren.  Schneider  erhielt  auch  durch  längeres  Einlegen 
von  Schnitten  in  eine  mit  99  7o  Wasser  verdünnte  derartige  Lösung  gute  Resultate. 

7.  Errera.    Nigrosinfärbung    (No.  15.) 

empfiehlt  das  Nigrosin  als  eine  Substanz,  welche  nur  die  Kerne  lebhaft  färbt.    Die 
Präparate  können   in  Glycerin  oder  Dammarlack  eingeschlossen  werden  und  hält  sie  Verf. 
für  gleichwerthig  mit  den  besten  bisher  erlangten  Färbungspräparaten. 
8. '  Pfitzner.    Karyokinese    (No.  58.) 

empfiehlt  bei   Untersuchungen    über   Kerntheilung   farbige  Flüssigkeiten    so  ein- 


Uütersuchungsmethoden.  385 

zuschalten,   ilass  das  Gesichtsfeld  die  Complemeutärfarbe   des  Objects  zeigt:  die  Dicke  der 
Flüssigkeitsschicht  ist  so  zu  wählen,  dass  sie  nur  die  etwaige  Mitfärbuiig  des  Protoplasmas 
massig  übcrcompensirt.    Besonders  brauchbar  erwies  sich  dabei  Seibert's  Mikroskopirlampe. 
9.  Mac  Farlane.    Anilinfärbangen.    (No.  42 ) 

Zur  Färbung  des  Zellinhalts  werden  Heliocin,  Naphthalin  (?)  und  Eosin  empfohlen, 
ersteres  soll  bei  Spiroc/yra-Farhen,  die  mit  1  "/o  Chromsäure  getödtet  worden  sind,  schöne 
Präparate  geben.  Eine  1/4%  Chromsäurelösung  mit  1/2000  Heliocin  lässt  die  Fäden  des 
Kerngerüstes  sehr  deutlich  hervortreten  und  erwies  sich  auch  bei  der  Untersuchung  der 
Theilung  von  Sj^irogyra  sehr  brauchbar.  Der  Inhalt  der  Milchsaftgefässe  hält  Saffranin- 
färbung  fest,  während  dieselbe  aus  dem  umgebenden  Parenchym  durch  Alkohol  entfernt 
wird.  Rosanilin  und  Jodgrün  oder  noch  besser  Saffranin  und  Emeraldin  geben  Doppel- 
färbuugen  an  Stammquerschnitten. 

10.  Rossi.    Osmiamsäare    (No.  65.) 

untersuchte  die  Einwirkung  von  Osmiumsäure,  von  welcher  er  glaubt,  sie  sei  auf 
pflanzliche  Gewebe  noch  nicht  angewandt  worden,  bei  Geweben  vou  Iradescantia.  Seine 
Ergebnisse  enthalten  nichts  Neues. 

11.  Bütschli.    Verbesserte  Parafflneinbettung    (No.  7.) 

beschreibt  ein  besonders  für  zarte  Objecte,  also  auch  wohl  für  pflanzliche  Zell- 
theilungsuntersuchungen  geeignetes  Einbettungsverfahren.  Die  mit  absolutem  Alkohol  voll- 
kommen entwässerten  Objecte  werden  einige  Zeit  in  Chloroform,  dann  in  eine  lauwarme 
Lösung  von  Paraffin  in  Chloroform  gebracht,  welche  so  concentrirt  ist,  dass  sie  bei  mittlerer 
Temperatur  fest,  bei  30  — 49^C.  flüssig  ist.  Schon  nach  V2— 1  Stunde  ist  das  Object 
gewöhnlich  ganz  von  der  Lösung  durchdrungen  —  es  wird  dann  mit  einem  kleinen  Theil 
der  letzteren  in  ein  Uhrglas  gebracht  und  darf  die  Verdunstung  des  Chloroforms  nur  bei 
sehr  massiger  Temperatur  (40—50")  erfolgen.  Grössere  Objecte  kann  man  auch  direct  in 
geschmolzenes  Paraffin  übertragen. 

12.  Loew  und  Bokorny.    Gerbstoff-  und  Glycosereaction.    (No.  41.) 

13.  Dieselben.    Schwärzung  von  lebendem  Plasma  durch  Silbersalze    (No.  38—41.) 

empfehlen  zur  Nachweisung  von  Gerbstoff  in  Algen  u.  s.  w.  1—2  "/o  Eisenvitriol- 
lösung, in  welcher  dieselben  nach  1  bis  2  Tagen  intensive  Blaufärbung  zeigen.  An  getödteten 
Zellen,  wo  der  Gerbstoff  sich  mit  den  Eiweissstoffen  der  Zelle  verbunden  hat,  tritt  die 
Reaction  erst  ein,  wenn  die  Zellen  V4— V2  Stunde  in  0,1%  Kahlösung  gelegen  haben  und 
dann  abgewaschen  sind.  Mit  der  Silberlösung  A.  (vgl.  No.  26)  geben  schon  sehr  geringe 
Gerbstoflmengen  eine  gelbe  bis  braune  Färbung,  ähnlich  wirkt  aber  auch  Glycose.  Letztere 
fanden  die  Verf.  hauptsächlich  im  Zellsaft,  Gerbstoff  aber  nur  im  Plasma  der  Algen.  Rohr- 
zucker giebt  nur  bei  längerer  Einwirkung  eine  schwache  Gelbfärbung.  Neutrale  1  % 
Lösung  von  Goldchlorid  und  Silbernitrat  vermag  nur  Gerbstoff  zu  reduciren.  Ueber  die 
Schwärzung  des  lebenden  Plasmas  durch  alkalische  Silberlösuugen  vgl.  Ref.  No.  26. 

14.  Engelmann.    Reagenz  auf  freien  Sauerstoff.    (No.  15.) 

Die  gewöhnlichen  Fäulnissbacterien  (JB.  termo  Cohn)  zeigen  die  kleinsten  Mengen 
freien  Sauerstoff  dadurch  an,  dass  sie  sich  lebhaft  bewegen,  während  sie  ohjie  Sauerstoff 
unbeweglich  sind.  Sie  sammeln  sich  dabei  um  Sauerstoff  abgebende  Gebilde  z.  B.  beleuchtete 
chlorophyllhaltige  Pflanzentheile  au. 

15.  Pringsheim.    Mikroskopische  Photochemie    (No.  60.) 

giebt  eine  Abbildung  eines  besonders  für  die  Untersuchung  des  Verhaltens  der 
Zellen  im  Focus  einer  Linse  construirten  Mikroskopstativs.,  bei  welchem  namentlich  unter 
dem  auf-  und  abwärts  beweglichen  Objecttisch  der  nöthige  Raum  für  Einschaltung  farbiger 
Lösungen  u.  s.  w.  gelassen  ist.  Das  Stativ  besitzt  ferner  die  nöthigeu  Einrichtungen,  um 
die  Objecte  in  verschiedenen  Gasarteu  untersuchen  zu  können.  Um  übermässige  Erwärmung 
zu  vermeiden,  wurden  mit  Eis  bedeckte  metallene,  nur  in  der  Mitte  eine  kleine  Glasplatte 
einschliessende  Objectträger  benutzt,  von  denen  noch  metallene  Arme  in  die  Tropfen  hinein- 
ragen. Ob  eine  bestimmte  Temperatur  überschritten  wurde,  liess  sich  ausserdem  noch  dadurch 
feststellen,  dass  in  den  Tropfen  krystallinische  Splitter  von  Azooxybenzol  oder  Menthen- 
kampfer  gebracht  wurden  —  erstere  Substanz  schmilzt  bei  35",  letztere  bei  45f'  C.   Sonnen- 

Botanisclier  Jahresbericht  IX  (1881)    1.  Abth.  25 


386  Anatomie.  Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Morpholog.  u.  Physiolog.  d.  Zelle. 

licht ,  das  durch  eine  5 — 6  mm  dicke  Schicht  einer  Lösung  von  Chlorkupfer  oder  schwefel- 
saurem Kupferoxydammoniak  von  genau  angegebener  Concentration  gegangen  ist,  erwärmt 
auch  bei  langer  Versuchsdauer  ohne  besondere  Schutzmittel  den  Anfangs  20—25"  warmen 
Versuchstropfen  nur  auf  30— Sö^C. 

16.  Higley.    Reagenz  auf  phosphorsaaren  Kalk.    (No.  24.) 

Um  Krystalle  von  phosphorsaurem  Kalk  von  Kalkoxalatkrystallen  zu  unterscheiden, 
bringt  H.  einen  Tropfen  Salzsäure  auf  die  Krystalle,  erwärmt  gelinde  und  setzt  eine  geringe 
Menge  molybdänsaures  Ammoniak  zu  —  bei  nochmaligem  Erwärmen  scheiden  sich  dann, 
falls  die  Krystalle  Phorsphorsäure  enthielten,  charakteristische  gelbe,  sternförmige,  4  -  6spitzige 
Krystalle  von  molybdänphosphorsaurem  Ammoniak  aus. 

17.  Rqssow.    Anilinblau  u.  s.  w.  als  Reagenz  für  Callusplatten.    (No.  67.) 

Wenn  man  die  Schnitte  einige  Minuten  mit  einer  wässrigen  Lösung  von  Anilinblau 
behandelt,  mit  Wasser  möglichst  auswäscht  und  Glycerin  zusetzt,  so  bleiben  nur  die  Callus- 
beläge  der  Siebplatten  lebhaft  und  zwar  himmelblau  gefärbt,  während  sonst  Zellwände  mit 
diesem  Farbstoff  indigoblau  werden.  Statt  der  wässrigen  Lösung  kann  auch,  namentlich  bei 
sehr  saftreichen  lebenden  Geweben,  eine  alkoholische  mit  oder  ohne  ein  wenig  Salpetersäure 
angewandt  werden.  Protoplasma  und  Zellkerne  werden  durch  das  Reagenz  dunkel  indigoblau, 
die  Plasmastränge,  sog.  Schleimstränge  der  Siebröhren  violett:  nach  dem  Auswaschen  ver- 
liert das  Plasma  rasch  an  Färbung,  während  die  Kerne  dieselbe  intensiv  festhalten.  In 
mehreren  Korkzellen  und  in  allen  gerbstolFh altigen  Zellen  tritt  eine  durch  das  Glycerin 
verschwindende  lebhaft  dunkelblaue  Färbung  auf;  Stärkekörner  und  Stärkebildner  von  Phajus 
Wallicliii  wurden  nicht  tingirt.  Bismarckbraun  färbt  die  Callusmassen  zwar  ebenfalls  stark, 
doch  bleibt  hier  die  Färbung  auch  in  den  stark  verholzten  Zellmembranen  bestehen.  Wendet 
man  erst  Bismarckbraun ,  dann  Anilinblau  an ,  so  erhält  man  brauchbare ,  in  Glycerin  ein- 
zuschliessende  Dauerpräparate,  au  denen  die  schmutzigblau  gefärbten  Callusmassen  sich  sehr 
scharf  von  den  angrenzenden  Membranen  abheben.  Anilinroth,  -gelb,  -grün  und  -orange 
speichern  die  ersteren  nicht  auf;  dagegen  färbt  sich  der  „Schleimstraug"  mit  Anilinroth 
dauernd,  ebenso  die  verholzte  Zellmembran,  so  dass  sich  auch  mit  Anilinblau  und  -roth 
Doppelfärbuugen  erreichen  lassen.  Auch  successive  Anwendung  von  Chlorzinkjod  und 
Anilinblau  gab  gute  Resultate.  Mit  Jodjodkalium  und  Schwefelsäure  färben  sich  die  Callus- 
platten bald  rothbraun,  bald  lösen  sie  sich  ohne  jede  Tinction. 

18.  Niggl.    Indol  und  Pyrrhol  als  Reagentien  für  verholzte  Membranen.    (No.  49,  50.) 

Nachdem  Baeyer  gefunden  hatte,  dass  Fichtenholz  mit  Salzsäure  befeuchtet  durch 
die  Dämpfe  oder  die  Lösung  von  Indol  kirschroth  wird,  bestätigte  N.  diese  Reaction  auch 
an  anderen  Hölzern  und  verbesserte  sie  wegen  der  geringen  Haltbarkeit  der  alkoholischen 
Indollösung  dahin,  dass  eine  Lösung  von  Indol  in  warmem  Wasser  auf  die  Schnitte  gebracht, 
ein  Deckglas  aufgelegt  und  etwas  verdünnte  Schwefelsäure  durchgesaugt  wird.  Die  verholzten 
Membranen  wei'den  dann  prachtvoll  kirschroth  und  hält  sich  die  Färbung  längere  Zeit. 
Der  Ueberschuss  von  Indol  und  Säure  muss  vor  dem  Zusatz  des  Glycerins  entfernt  werden. 
Entschieden  cuticularisirte,  verkorkte  und  reine  Cellulosemembranen  werden  nicht  gefärbt 
(vgl.  Ref.  No.  88,  89).  Das  Plasma  wird  schwach  rosenroth,  der  Zellkern  undeutlich.  Von 
sonstigen  Inhaltskörpern  der  Zelle  wurden  nur  der  Inhalt  der  Brennhaare  von  Urtica  und 
einige  amorphe  Massen  im  Holze  von  Düodendron  roth  gefärbt.  Vorgängige  Behandlung 
mit  Kalilauge  unterstützt  im  Allgemeinen  die  Indolreaction,  während  Maceration  mit  chlor- 
saurem Kali  und  Salpetersäure,  diese  allein  oder  Chromsäure  die  Färbung  verhindert. 

Das  Pyrrhol  (C4  H5  N)  färbt  ebenfalls  die  mit  Säure  befeuchteten  vorholzten  Mem- 
branen und  zwar  purpurroth,  jedoch  ist  die  Lösung  dieser  Substanz  wenig  haltbar  und  geht 
die  Färbung  bald  in  Schwarzbraun  über. 

19.  Olivier.    Membran-Reagentien    (No.  52.) 

empfiehlt  zur  Unterscheidung  verholzter  und  verkorkter  oder  cuticularisirter  Mem- 
branen Schnitte  kurze  Zeit  in  Salpetersäure  zu  kochen  und  nach  dem  Auswaschen  Chlor- 
zinkjod zuzusetzen  die  ersteren:  werden  dann  blau,  die  letzteren  beiden  gelb.  Das  Chlor- 
zinkjod  stellt  der  Verf.  durch  Zusatz  von  Jodkalium  zu  einer  wässrigen  Chlorzinklösung 
dar.    Auf  Schnitten,   die   in  eine  halb  wässrige,  halb  alkoholische  Fuchsinlösung  gebracht 


Allgemeines.    Protoplasma.    Zellkern.    Zellbildung,  337 

und  darauf  mit  absolutem   Alkohol   ausgezogen  werden,  bleiben   nur   die  verkorkten  und 
cuticularisirten  Membranen  gefärbt. 

20.  Gage.    Dauerpräparate  von  Plasmodien    (No.  19.) 

21.  Pacini.    Präparations-  und  Conservationsmethoden  (No.  58.) 

waren  dem  Ref.  nicht  zugänglich. 

2.  Allgemeines.    Protoplasma.    Zellkern.    Zelltheilung. 

22.  Reinke.    Allgemeines  über  das  Plasma.    (No.  C2.) 

Der  Verf.  giebt  eine  historische  Uebersicht  der  Entwickelung  des  Begriffs  „Proto- 
plasma". Er  hält  die  Trennung  des  Protoplasmas  und  des  Metaplasmas  (Haustein)  nicht 
für  durchführbar,  und  scbliesst  auch  das  Enchylem  in  den  Begriff  des  Protoplasmas  ein. 
Wegen  der  unzweifelhaften  Contractilität  des  letzteren  scheint  R.,  ein  rein  flüssiger  Aggregat- 
zustand nicht  möglich,  es  müsse  vielmehr  mindestens  ein  Theil  der  Substanz  fest  sein,  was 
mit  der  Verschiebbarkeit  der  Theilchen,  wie  sie  die  Contractilität  fordert,  vereinbar  sei.  Als 
Träger  der  letzteren  wird  das»» Plastin  betrachtet,  aus  welchem  auch  die  beweglichen  Cilien 
und  die  von  Frommann  angegebenen  Fibrillen  im  Innern  des  Protoplasmas  bestehen,  durch 
deren  Contractionen  und  Expansionen  die  Bewegungserscheinungen  zu  Stande  kommen. 

23.  Reinke  und  Rodewald.    Protoplasma  von  Äethalium  saptium.    (No.  62.) 

Krukenbergs  Angabe,  dass  das  lebende  Plasma  von  Äethalium  deutlisch  alkalisch 
reagire,  wird  bestätigt.  Aus  den  jungen  Fruchtkörpern  lässt  sich  eine  trübe  Flüssigkeit 
(Enchylema)  von  1.209  specifisches  Gewicht  abpressen,  welche  etwa  '^j^  der  ganzen  Masse 
beträgt.  Verf.  betrachten  mit  Hanstein  dieselbe  als  die  Ausfüllungsmasse  der  Hohlräume 
eines  festeren  schwammartigen  Gerüstes,  welches  die  Flüssigkeit  umhüllt  und  mit  zahl- 
reichen auastomosirenden  Platten  und  Fäden  durchsetzt.  Für  einen  derartigen  Bau  spreche 
auch  der  Umstand,  dass  es  nicht  gelingt  durch  eine  kräftige  Centrifuge  Gerüstsubstanz  und 
Enchylem  von  einander  zu  trennen;  auch  bei  einem  ebenso  behandelten  wassei getränkten 
Badeschwamm  wird  bei  diesem  Verfahren  nur  eine  geringe  Menge  der  Flüssigkeit  abgegeben. 
Im  Enchylem  wurden  7— 8  0/0  lösliche  Eiweissstoffe  nachgewiesen.  Der  Wassergehalt  der 
jungen  Fruchtkörper  bestimmt  durch  Trocknen  bei  100"  betrug  71.6  °/o,  bei  110'^  gab  die 
Masse  noch  weitere  4.71  %  Wasser  ab.  lieber  die  analytischen  Ergebnisse  der  Unter- 
suchung des  trockenen  Plasmas  vgl.  den  Abschnitt  über  chemische  Physiologie. 

24.  Zacharias.    Chemische  Beschaffenheit  des  Zellkerns.    (No.  92.) 

Nach  Besprechung  der  aus  thierischen  Kernen  gewonnene  Nucleine  und  ihrer  makro- 
chemischenReactionen  zeigt  Z.,  dass  mit  Hülfe  dieser  letzteren  die  Nucleine  auch  mikrochemisch 
erkannt  werden  können.  Es  wird  dabei  namentlich  die  Widerstandskraft  derselben  gegen  die 
auflösende  Wirkung  künstlichen  Magensaftes,  ihre  Löslichkeit  in  concentrirter  Salzsäure  und 
in  Lösungen  von  kohlensaurem  und  phosphorsaurem  Natron  benutzt.  Versuche  an  ruhenden 
Zellen  von  Tradescantia  vircjinica,  Ranunculus  Lingua^  an  sich  theilenden  Kernen  von 
Tr.  vircjinica,  Helleborus  foetidus,  Hyacinthus  lehrten,  dass  die  färbbaren  Bestaudtheile  des 
Kerns,  die  Kernplatteuelemente  Strasburgers  die  Reactionen  der  Nucleine  zeigen,  während 
die  achromatischen  Fasern  nicht  daraus  bestehen. 

25.  Zacharias.    üeber  die  Spermatozoidien.    (No.  98.) 

Von  den  Spermatozoidien  von  Characeen  und  Moosen  lösen  sich  in  Pepsinlösungen 
nur  die  Cilien,  das  Schraubenband  bleibt  fast  unverändert  (Ohara,  NitellaJ,  oder  zeigt 
Quellung  und  spätere  Contraction  zu  einem  stark  lichtbrechenden  Stäbchen  {Fegatella, 
Lunnlaria).  Kochsalzlösungen  wirken  nach  vorheriger  Aufquellung  lösend,  während  die 
Cilien  lange  deutlich  sichtbar  bleiben.  Concentrirte  Salzsäure  löst,  mit  Ausnahme  der 
schrumpfenden  Cilien,  fast  alles,  dagegen  sind  die  Schraubeubänder  der  Spermatozoidien  von 
Farmen  und  Marsilea  viel  resistenter  gegen  Lösungsmittel,  sie  sind  weder  löslich  noch 
quellbar  in  10"/^  Kochsalzlösung,  Pepsinlösung  und  concentrirter  Salzsäure;  die  Cilien  werden 
von  Pepsin  gelöst,  nicht  von  10  7o  Kochsalzlösung.  Bei  Nitella  und  Ohara  wurde  gefunden, 
dass  das  Schraubenband  aus  der  verdichteten  peripherischen  Schicht  des  Zellkerns  hervorgeht, 
und  aus  Nuclein  besteht,  während  die  Cilien  aus  dem  Zellplasma  sich  bilden, 

25* 


388  Anatomie.  Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Morpholog.  u.  Physiolog.  d.  Zelle. 

26.  Loew  und  Bokorny.  Verhalten  des  Plasmas  zu  Silberlösungen  u.  s.  w.  (No.  38—41.) 
Wenn  man  Spirogyra  in  der  Kälte  mehrere  Stunden,  bei  30*^  kürzere  Zeit  in  einer 
grösseren  Menge  (V2— 1  Liter)  sehr  verdünnter  alkalischer  Silberlösung  liegen  lässt,  so  wird 
im  lebenden  Protoplasma  Silber  reducirt,  wodurch  ersteres  sich  schwärzt.  Die  Verf.  benutzten 
1)  eine  Lösung  A,  welche  hergestellt  wird,  indem  man  13  cc  Kalilösung  von  1.333  specitischem 
Gewicht  mit  10  cc  Ammoniaklösung  von  0.960  specifischem  Gewicht  mischt  und  auf  100  cc 
verdünnt,  worauf  1  cc  dieses  Gemisches  mit  1  cc  1%  Silbernitratlösung  versetzt  und  auf 
1  Liter  verdünnt  wird;  2)  eine  Lösung  B,  bestehend  aus  1  Liter  einer  Lösung  von  Viooooo 
Silberuitrat  und  5  cc  Kalkwasser.  Bei  Anwendung  der  ersteren  Lösung  (A)  werden  die  am 
meisten  resistenten,  auch  nach  längerer  Berührung  mit  der  Silberlösung  nicht  völlig  abge- 
storbener Zellen  ganz  schwarz,  in  minder  gefärbten  sind  wenigstens  die  Chlorophyll- 
bänder frei  von  Metallabscheidung,  in  anderen  Zellen  sind  ausser  den  Enden  nur  einige 
Punkte  oder  Flecken  schwarz  geworden,  während  bei  den  am  frühsten  abgestorbenen  Zellen 
die  Färbung  noch  geringer  sein  kann.  Wo  sehr  wenig  Silber  reducirt  ist,  kann  dasselbe  im 
durchfallenden  Licht  auch  orange,  rothbraun,  violett  und  grau  erscheinen.  Vorher  getödtete 
Zellen  vermögen  kein  Silber  abzuscheiden,  wesshalb  die  Verf.  ilire  Methode  als  ein  Reagenz 
auf  das  Leben  bezeichnen.  Lösungen  von  ^/jooo  oder  Vi 00  Silberuitratgehalt  wirken,  weil 
sie  rascher  die  Zellen  tödten,  schwächer  als  die  oben  beschriebenen  äusserst  verdünnten 
Flüssigkeiten,  woraus  die  Verf.  schlössen,  dass  die  Reduction  nicht  auf  einen  gelösten  oder 
überhaupt  vom  Leben  der  Zelle  unabhängigen  Stoff  zurückgeführt  werden  kann.  Wo  nur 
einzelne  Stellen  des  Plasmaschlauchs  geschwärzt  sind,  nehmen  die  Verf.  an,  dass  die  übrigen, 
farblos  gebliebeneu  früher  abstarben.  Bei  Anwendung  der  Lösung  B  tritt  die  Reaction 
gleichmässiger  in  der  ganzen  Zelle  ein  und  erscheinen  häufig  die  Chlorophyllbänder  tiefer 
schwarz  als  der  Plasmaschlauch.  Um  mit  Zellkernen  (von  Traäescantia)  eine  Reduction  zu 
erzielen,  wurde  1  Liter  Vsoooi  Silbernitrat  enthaltenden  Wassers  mit  1  cc  1%  Ammoniak- 
lösung und  5  cc  Kalkwasser  versetzt.  Wenn  man  einen  Liter  einer  Lösung  von  Vi  000000  Silber- 
nitrat auf  nur  wenige  S2nro(iyra-Ze\lea  12  Stunden  wirken  lässt,  so  erhält  man  immer  noch 
Schwärzung  und  selbst  Lösungen  mit  Vi  000000  Silbergehalt  geben  noch  eine  schwache  Reaction. 
Sonst  reagirten  sehr  deutlich  mit  Lösung  A  Zygnema  cruciatum,  Vaucheria,  Clado- 
phora,  ferner  Blattstielhaare  von  AlsopMla  aiistralis,  weniger  gut  Staubfadenhaare  von 
Traäescantia,  Kelchhaare  von  Primula,  Äjuga  u.  s.  w.,  Pollenkörner  von  Bammculus  und 
Tulipa,  Sporen  von  Gymnogramme.  Keimlingswurzeln  von  Heliantlms  wurden  geschwärzt, 
nicht  dagegen  solche  von  Zea  und  Pisum,  auch  gelang  die  Reaction  an  den  Schnittflächen 
von  Salix-,  Cornus-  und  S^/rm^a- Zweigen  und  an  Blättern  von  Vallisneria.  Sphaeroplea- 
fäden  zeigten  keine  Schwärzung,  sondern  wurden  beim  Einbringen  in  die  Lösung  desorganisirt, 
ebenso  blieb  die  Reaction  aus  bei  den  Copulationsfortsätzen  von  Spirogyra,  sobald  die 
letzteren  paarweise  verbunden  waren,  einzeln  gebliebene  Fortsätze  zeigten  starke  Schwärzung. 
Auffallend  ist  dabei  die  von  den  Verf.  mit  Osmiumsäure  erwiesene  Thatsache,  dass  der 
Fettgehalt  vor  der  Copulation  zunimmt  und  dann  bei  den  in  Verbindung  getretenen  Zellen 
fast  verschwindet,  während  doch  die  Zygosporen  wieder  viel  Fett  enthalten.  Die  Verf. 
schliessen  aus  dem  Verhalten  der  copulirenden  Spirogyra ,  dass  durch  fein  eingelagertes 
Fett  die  Resistenz  des  Plasmas  gegen  die  Silberlösung  erhöht  und  dadurch  die  Schwärzung 
vor  dem  Absterben  der  Zelle  ermöglicht  wird.  Es  stimmt  damit  überein,  dass  Sphäroplea 
äusserst  fettarm  ist.  Keine  Reduction  zeigten  ferner  Oedogonium,  Oscillaria,  Batrachosper- 
mum,  Nostoc  und  verschiedene  Bacillarieen;  vielfach  mag  hier  die  Schleimhülle  der  Algen  das 
Eindringen  des  Reagenz  verhindert  haben.  Auch  mit  Pilzen  Hess  sich  nur  ausnahmsweise 
eine  Reduction  erreichen. 

Mit  dem  Satz,  dass  nur  lebendes  Plasma  die  Fähigkeit  der  Reduction  haben  soll, 
ist  nicht  ganz  vereinbar  die  Angabe  der  Verf.,  dass  auch  Spirogyiiea-Fäden,  deren 
Plasmaschlauch  klumpig  zusammengefallen  war,  oder  die  12  Stunden  über  Schwefelsäure 
getrocknet  waren,  noch  stellenweise  Silber  abschieden.  Nicht  mehr  geschah  letzteres  an 
Spirogyra,  die  auf  CO"  erwärmt,  oder  durch  Aetherdunst,  absoluten  Alkohol,  Säuren,  10% 
Ammoniaklösung,  1  ^/^  Carbollösung  u.  s.  w.  getödtet  waren.  Gegen  schwache  Alkalilösungen, 
Metallgifte  und  Alkaloide  zeigten  die  Zellen  grosse  Widerstandsfähigkeit. 


Allgemeines.    Protoplasma.    Zellkern.    Zellbildung.  389 

Analoge  .aber  minder  deutliche  Reactionen  wurden  auch  mit  alkalischen  Platina-, 
Quecksilber-  und  Goldlösuugen  erhalten. 

27.  Klebs.    Plasmastäbchen  von  Phylloblum  and  Scotlnosphaera.    (No.  30.) 

In  den  kleinen  Dauerzellen  von  Pli.  dimorphum  sondert  sich,  wenn  dieselben  iu 
Wasser  gelegt  werden,  nach  24  Stunden  das  grüne  Protoplasma  in  zarte,  kurz  cylindrische 
oder  schwach  keilförmige,  radial  gerichtete  Stäbchen  :  vor  der  Zoosporenbilduug  verschwindet 
diese  Souderung  wieder.  Ebensolche  Stäbchen  kommen,  nur  grösser  und  breiter,  bei  Scotino- 
sphacra  paradoxa  vor.  Vor  der  Zoosporenbildung  werden  hier  die  Stäbchen  dunkelblaugrün, 
sie  rücken  einander  näher  und  verschmelzen  unter  Contraction,  wo  sie  sich  berühren.  Diese 
Verschmelzungen  gehen  dann  immer  weiter,  bis  eine  einzige  dunkelblaugrüne  Kugel  gebildet 
ist,  die  sich  darauf  wiederholt  durch  Einschnürung  theilt.  Bei  Chlor ochytrium  Lemnae 
bildet  das  grüne  Protoplasma  ein  eigeuthümliches  Netzwerk. 

28.  Pfefifer.    Plasmabewegung.    (No.  57.    II.  Theil,  S.  359.) 

29.  Klebs.    Plasmabewegung.    (No.  31.) 

Zusammenfassende  Darstellungen  der  Bewegungserscheinungen  des  Protoplasmas. 

30.  Russow.    Plasmabewegung  im  Coniferenholz.    (No.  G8.) 

Im  Holz  von  Pinus  silvestris  Hess  sich  im  August  au  Radialschnitten,  die  in 
Wasser  lagen,  in  70  Trachei'den,  vom  Cambium  an  gerechnet,  schöne  rotirende  Plasma- 
bewegung wahrnehmen;  noch  lebhafter  war  dieselbe  in  den  Markstrahlzellen,  wo  sie  Ueber- 
gänge  zur  Circulation  zeigte  und  nach  36  Stunden  noch  nicht  erloschen  war.  In  den  Jung- 
bastzellen war  Bewegung  bis  zum  Auftreten  der  Callusplatten  nachzuweisen,  auch  fehlte 
dieselbe  nicht  in  den  Bastparenchymzellen  und  in  den  Parenchymzellen,  welche  die  Harz- 
gänge des  Holzes  umgeben.  Mitte  September,  wo  die  zellbildeude  Thätigkeit  des  Cambiums 
aufgehört  hatte,  zeigten  nur  noch  die  Markstrahlzellen  Bewegung.  Aehnliche  Erscheinungen 
wurden  auch  an  Äbies  excelsa,  Popidus  tremula,  P.  nigra  und  P.  laurifolia  beobachtet. 

31.  Baillon.    Plasmabewegung  bei  Ficoiden.    (No.  5.) 

Namentlich  die  Haare  am  Grunde  der  Staubfäden  seien  schöne  Objecto  für  Beob- 
achtung der  Circulationsströmung:  man  sehe  deutlich,  dass  die  Mikrosomen  innerhalb 
geschlossener  Plasmaschläuche  fortgetrieben  werden.  Ebenso  sei  die  Entstehung  von  Pseudo- 
podien aus  dem  Wandbeleg  leicht  zu  zeigen. 

32.  Dehnecke.    Einfluss  der  Präparation  auf  die  Plasmabewegung.    (No.  10.) 

In  mittelalten  Zellen  der  die  Bastbündel  äusserlich  begleitenden  stärkereichen  Zell- 
schicht liegt  bei  Impatiens  der  Zellkern  und  das  meiste  Chlorophyll  auf  der  nach  unten 
gekehrten  Wand  in  einer  grösseren  Plasmaansammlung.  Macht  man  Längsschnitte  für  die 
mikroskopische  Beobachtung,  so  sieht  man  zunächst  gar  keine  Bewegung:  nach  5— 10  Minuten 
tritt  solche  ein,  die  Chloropbyllkörner  und  der  Kern  rücken  auf  die  jetzt  abwärts  liegende 
Wand  der  Zelle  herüber,  ausserdem  ist  nur  feine  Körnerströmung  im  Wandbeleg  („Eigen- 
bewegung des  Plasmaschlauchs")  vorhanden.  Diese  letztere  Strömung  betrachtete  Verf.  — 
ohne  weiteren  Beweis  —  als  die  auch  iu  der  unverletzten  Pflanze  vorhandene  normale.  Nach 
wenigen  Stunden,  spätestens  am  folgenden  Tage,  bilden  sich  dann  Plasmabänder  in  immer 
grösserer  Zahl  aus,  in  denen  lebhafte  Circulationsströmung  (abnorme  Bewegung  nach  Dehnecke) 
noch  längere  Zeit  andauert.  In  den  Bändern  werden  dabei  die  Chlorophyllkörper  oft  lang  aus- 
gezogen, wobei  die  Stärkeeinschlüsse  frei  werden  können.  Aehnliche  Circulationsströmungen 
zeigen  aufthauende  gefrorene  Zellen. 

33.  Pringsheim.    Plasma  der  Spirogyren.    (No.  60.) 

Die  Plasmastränge,  welche  vom  Centralplasma  ausgehen,  verlaufen  nicht  in  die 
wandständige  Plasmaschicht,  sondern  setzen  sich  vielmehr  an  die  Innenfläche  der  Chlorophyll- 
bänder an  und  münden  hier  typisch  und  regelmässig  in  einen  Amylumherd,  in  dessen  Peri- 
pherie sie  als  cylindrische  Schläuche  sich  ausbreiten.  Wo  ein  Plasmastrang  mündet,  ohne 
dass  ein  Amylumherd  vorhanden  wäre,  ist  ein  solcher  in  Bildung  begriffen.  Mit  der  Ver- 
mehrung der  Amylumherde  durch  Theilung  geht  eine  Gabelspaltung  der  Plasmastränge 
Hand  in  Hand,  wo  sie  vorausgeht,  entsteht  ein  neuer  Amylumherd  neben  dem  alten. 
84.  Fringsheim.    Veränderungen  des  Plasmas  durch  Lichteinfluss.    (No.  60.) 

In  sehr  intensiv  beleuchteten  Sinrogyra-Fäden  (vgl.  Ref.  No.  15)  erlischt  bei  Gegenwart 


390  Anatomie.  Mori)liologie  der  Phauerogamen.  —  Morpholog.  u.  Physiolog.  d.  Zelle. 

von  Sauerstoff  die  Plasmaströmung,  die  vom  Centralplasma  ausgehenden  Stränge  contrahiren 
sich  und  zerreissen;  ein  Theil  ihrer  Substanz  tritt  in  das  erstere  über,  welches  zu  einer 
grossen,  von  einer  deutlichen,  meist  doppelt  contourirten  Membran  umgebenen  Blase  anschwillt. 
In  den  Plasmasträugen  treten  dabei  bestimmt  begrenzte  bläschenartige  Bildungen  auf,  die  der 
Verf.  Plasmaknoten  nennt  und  die  in  der  nicht  insolirten  Zelle  nur  spurenweise  bemerkbar 
sind.  Sie  bleiben  nach  dem  Zerreissen  der  Stränge  an  der  Peripherie  der  grossen  centralen 
Blase  zurück.  Der  Zellkern  wird  oft  körnig  und  nimmt  eine  röthliche  Farbe  an.  Bei 
minder  kräftigen  Zellen  von  Nitella  wird  die  Bewegung  an  der  sehr  intensiv  beleuchteten 
Stelle  sistirt  und  es  sammelt  sich  an  ihr  das  Plasma  unregelmässig  an,  die  Hautschicht  löst 
sich  nach  und  nach  ab  und  die  Zelle  stirbt,  während  kräftigere  Zellen  noch  nach  völliger 
Entfärbung  der  vom  Sonnenlicht  getroffenen  Chlorophyllköruer  unbeschädigt  fortleben 
können.  Bei  rechtzeitiger  Unterbrechung  des  Versuchs  fallen  oft  halb  oder  nahezu  ganz 
entfärbte  Chlorophyllkörner  aus  der  Hautschicht  heraus  und  gerathen  in  die  Plasmaströmuug, 
in  der  sie  dann  circuliren,  ohne  sich  weiter  zu  verändern.  Die  vom  Licht  getroffene  Stelle 
des  Plasmaschlauchs  erscheint  endlich  völlig  nackt  und  können  derartige  Zellen  noch  Monate 
lang  weiter  leben.  Bisweilen  entstehen  auch  in  der  Nitella-ZeWe  zwei  durch  die  belichtete 
Stelle  getrennte,  in  sich  geschlossene  Kreisströmungen,  Bei  den  Staubfädenhaaren  von 
Traclescantia  tritt  die  Lichtstarre,  d.  h.  die  Sistirung  der  Plasmaströmung  schon  vor  der 
Zerstörung  des  gelösten  blauen  Farbstoffs  ein;  wenn  dieser  violett  wird,  ist  das  Plasma 
schon  getödtet.  Die  Fäden  reissen  dabei  vielfach  durch  und  werden  starr.  Im  blauen, 
grünen  und  gelben  Sonnenbild  treten  diese  Veränderungen  langsamer  ein;  in  dem  rothen 
Sonnenbild,  welches  entsteht,  wenn  als  absorbirendes  Medium  eine  Lösung  von  Jod  in  Schwefel- 
kohlenstoff gewählt  wird,  bleibt  sie  vielfach  ganz  aus,  obwohl  die  Wärmewirkung  hier  eine 
besonders  intensive  ist.  Jedoch  sterben  die  sehr  empfindlichen  Zellen  von  Mesocarpiis 
Scolaris  auch  im  rothen  Sonnenbilde  in  2—3  Minuten  ab,  ohne  dass  der  Chlorophyllfarbstoff 
derselben  leidet.  In  Wasserstoff,  einem  Gemenge  von  Wasserstoff  und  Kohlensäure  u.  s.  w. 
können  Spirogyra-  und  Nitella -Zellen  20  Minuten  lang  dem  intensiven  Licht  jeder  Farbe 
ausgesetzt  werden,  ohne  ihre  normale  Beschaffenheit  und  die  Fähigkeit  zu  wochenlangem 
Weiterleben  einzubüssen. 

Der  Turgor  der  intensiv  beleuchteten  Zellen  verschwindet;  es  geht  dies  aus  der 
Wölbung  der  Scheidewände  zwischen  insolirten  und  nicht  insolirten  Zellen  mit  Sicherheit 
hervor.  Man  darf  also  wohl  annehmen,  dass  der  Plasmaschlauch  unter  diesem  Einfluss 
durchlässiger  wird :  derselbe  lässt  auch  nach  der  Insolation  eine  wässrige  Lösung  von  Anilinblau 
zu  den  sich  nun  lebhaft  bläuenden  entfärbten  Chlorophyllbändern  hindurchtreten.  Auch 
gelingt  an  den  entfärbten  insolirten  Zellen  keine  Plasmolyse  mehr.  Ferner  ziehen  sich  bei 
Nitella  die  grün  gebliebenen  Theile  des  Plasmaschlauchs  beim  Absterben  von  der  Wand 
zurück,  nicht  aber  die  entfärbten.  In  manchen  Spirogyra-Zelleü  lässt  sich  nach  der  Be- 
lichtung eine  Abnahme  der  im  Plasma  eingebetteten,  mit  Jod  sich  vorzugsweise  braun 
färbenden  Körnchen  constatiren. 

Aus  der  Anhäufung  des  strömenden  Plasmas  an  den  intensiv  beleuchteten  Stellen 
schliesst  Pr. ,  dass  das  Protoplasma  hier  unwegsamer  werde,  und  verbindet  damit  die  Auf- 
fassung, dass,  wenn  in  anderen  Fällen  sich  das  Plasma  an  massig  beleuchteten  Stellen 
ansammelt,  dies  wohl  auch  eher  auf  eine  Verlangsamung  der  Bewegung,  als  auf  eine  speci- 
fische  Anziehung  des  Lichts  für  das  strömende  Plasma  zurückzuführen  sein  möchte. 
35.  Pringsheim.  Wärme-  oDd  Lichtwirkungen  auf  hautumhüllte  Zellen  und  Schwärmsporen. 
(No.  61.) 

Die  Temperatur,  welche  Zellen  noch  10—15  Minuten  zu  ertragen  vermögen,  variirt 
je  nach  der  Pflanze  von  unter  40"  bis  42°  C.  Der  Wärmetod  der  Zelle  ist  unabhängig  von 
der  Gegenwart  von  Sauerstoff,  also  kein  Verbrennungsvorgang:  er  verändert  die  Färbung 
der  Chlorophyllkörper  nicht,  wenn  die  Temperatur  nicht  sehr  hoch  war.  In  letzterem  Fall 
werden  aber  die  Chlorophyllkörner  nicht  farblos,  sondern  braun.  Der  Lichttod  der  Zellen 
bei  Gegenwart  von  Sauerstoff  erfolgt  durch  die  photochemische  Wirkung  auf  das  farblose 
Plasma.  Wenn  man  kurze  Nitella-Zellen,  die  ganz  im  Sonnenbilde  liegend  auch  im  grünen 
und  blauen  Licht  in  wenigen  Minuten   absterben,  nur   1—1  Va  Minuten  dieser  Insolation 


Allgemeines.    Protoplasma.    Zellkern.    Zellbilduug.  3()1 

aussetzt,  so  bilden  sich  uuregelmässige  Plasmaausammlungen  in  Folge  von  Störung  der 
Plasmabewegung,  doch  kehrt  bei  rechtzeitiger  Unterbrechung  der  Insolation  die  Bewegung 
wieder  und  die  Zelle  lässt  kurz  nach  dem  Versuch  keine  eiugreifeuden  Veränderungen 
erkennen.  Nach  einiger  Zeit  zeigt  sich  aber,  dass  die  Unregelmässigkeiten  der  Bewegung 
sich  eher  vermehrt  als  ausgeglichen  haben  und  die  Chlorophyllkörner  in  Unordnung  gerathen 
sind.  Jedoch  finden  sich  diese  Veränderungen  nur  an  der  unteren,  der  Linse  zugewendeten 
Seite  der  Zelle,  die  obere  ist  unbeschädigt  und  kann  sich  die  Zelle  in  diesem  Zustand  noch 
lauge  erhalten.  Wenn  bei  kurzer  Insolation  längerer  Zellen  au  den  vom  Lichte  getroffenen 
Stellen  an  den  sonst  nackten  Stelleu  einzelne  Chlorophyllkörner  übrig  bleiben,  so  sind  diese 
später  theilungsfähig,  die  Tochterköruer  ordnen  sich  aber  nicht  mehr  in  regelmässige  Rcilien. 
Der  Verf.  betont  besonders,  dass  das  farblose  Plasma  nach  der  Gesammtheit  seiner  Versuche 
die  leuchtenden  Strahlen  des  Lichts  stark  absorbirt,  und  dass  hierauf  die  photochemische 
Wirkung  des  Lichts  auf  die  Pflanzen  beruht. 

Im  Kohlensäurestrom  hört  die  Plasmabewegung  auf,  sie  kommt  aber  wieder  in  Gang, 
wenn  die  Kohlensäure  durch  ein  indifferentes  Gas,  z.  B.  durch  Wasserstoff  ersetzt  wird. 
Die  Starre  ist  somit  hier  nicht  auf  Mangel  an  Sauerstoff  zurückzuführen.  Längere,  aber 
nicht  bis  zum  Tode  der  Zelle  gesteigerte  Kohlensäureeinwirkung  veranlasst  die  Bildung 
eigenthümlicher  isolirter  rundlicher  Plasmaballen,  die  vom  strömenden  Plasma  fortbewegt 
werden,  ohne  sich  mit  ihm  zu  vereinigen.  Kohlensäurestarre  und  -tod  treten  im  intensiven 
Licht  schneller  ein  als  im  Finstern;  die  Chlorophyllkörper  werden  dabei  nicht  verändert. 
Eine  in  einem  Gemisch  von  Wasserstoff  und  Kohlensäure  längere  Zeit  insolirte  Zelle  bleibt, 
wenn  die  Temperatur  nicht  zu  hoch  steigt,  lebendig;  nachher  in  eine  Lösung  von  doppelt- 
kohlensaurem Kalk  gebracht,  schlägt  sie  im  Licht,  nicht  im  Finstern  krystallinischen  kohlen- 
sauren Kalk  auf  sich  nieder,  indem  sie  der  Flüssigkeit  Kohlensäure  zur  Assimilation 
entzieht.  Wo  in  dem  genannten  Gemenge  schädliche  Wirkungen  ohne  zu  hohe  Erwärmung 
eintreten,  ist  Pr.  geneigt,  dieselben  auf  Sauerstoffbildung  seitens  der  Pflanze  zurückzuführen. 
Den  Einfluss,  welchen  das  Licht  auf  die  Plasmaströmungeu  und  die  Bewegungen  der  Schwärm- 
sporen ausübt,  hält  Pr.  für  verursacht  durch  die  Intensitätsänderungeu  der  Gasabsorption 
und  Gasdiffussion  durch  das  Licht.  Speciell  für  die  Schwärmsporen  wird  ausführlicher  dar- 
gelegt, dass  eine  continuirliche  Bewegung  in  der  Längsachse  nur  möglich  ist,  wenn  diejenigen 
Kräfte,  welche  an  den  zur  Kotationsaxe  symmetrisch  gelegenen  Flächeneleraenten  wirksam 
sind,  gleich  gross  sind.  Wenn  dann  die  Resultirende  an  der  einen,  stärker  beleuchteten 
Hälfte  eine  andere  ist,  als  an  der  anderen  schwächer  beleuchteten,  so  wird  eine  Bewegung 
in  der  Richtung  des  einfallenden  Strahls  eintreten  und  hat  die  Schwärmspore  dann  gleich- 
zeitig die  für  die  erstere  Bedingung  nothweudige  Lage.  Sobald  einseitige  Beleuchtung  in 
nicht  der  Sporenaxe  paralleler  Richtung  eintritt,  muss  die  Zoospore,  da  nun  die  gleichmässige 
Vertheilung  der  wirkenden  Kräfte  aufhört,  eine  Wendung  machen  und  kommt  erst  wieder 
in  constante  Bahn,  wenn,  nach  Einstellung  der  Axe  parallel  den  Lichtstrahlen,  sämmtliche 
symmetrisch  gelegene  Punkte  der  Oberfläche  gleich  stark  vom  Lichte  getroffen  werden. 
S6.  Macfarlane.    Bau  und  TbeiluDg  der  Zellen.    (Ko.  43.) 

Im  Nucleolus  zahlreicher  namentlich  angeführter  Pflanzen  findet  der  Verf.  einen 
besonders  nach  Behandlung  mit  einer  Lösung  von  ^4%  Eosin  in  Methylalkohol  deutlichen 
Körper,  den  er  Nucleolonucleus  nennt.  Bei  der  Zelltheiluug  soll  sich  zuerst  dieser  letztere, 
dann  der  Nucleolus  durch  Einschnürung  theilen.  Die  weiteren  Mittheilungen  über  Zell- 
theilung  bei  Ornühogalum  pyramidale,  Scilla  bifolia,  Equisetum  limosum  enthalten  wenig 
Neues.  Sehr  ausführlich  wird  die  Zelltheilung  von  Spirogyra  nitida  beschrieben :  um  3  Uhr 
Morgens  gesammelte  Spirogyra  gab  die  besten  Präparate.  Die  Theilung  wird  eingeleitet 
durch  Ansammlung  von  Plasma  an  den  beiden  den  Zellenden  zugekehrten  Seiten  des  Zell- 
kerns. Der  Nucleolus  soll  dann  diesen  Anhäufungen  gegenüber  Ausstülpungen  treiben, 
gleichzeitig  theilt  sich  nach  dem  Verf.  der  Nucleolonucleus.  Der  Nucleolus  wächst  dann 
unter  Annahme  seiner  früheren  Gestalt  erheblich.  Dann  soll  die  Substanz  des  Kerns  z.  Th. 
an  dessen  Polen  durch  die  Kernmembran  hindurch  austreten  und  die  letztere  sich  auflösen. 
Der  Nucleolus,  der  immer  noch  in  der  Mitte  liegt,  wird  durch  Fäden  mit  den  polaren  An- 
häufungen verbunden  und  so  die  „Kerntonne"  gebildet.    Nun  erst  theilt  sich  der  Nucleolus, 


392  Anatomie.  Morphologie  der  Phanerogameii.  —  Morpholog.  u.  Physiolog.  d.  Zelle. 

seine  Hälften  rücken  aus  einander  und  dringen  unter  Verlängerung  der  „Kerntonne"  in  die 
polaren  Massen  ein,  die  nun  Membran  bilden  und  dadurch  zu  fertigen  Tochterkernen  werden. 
Die  Zellplatte  wird  innerhalb  einer  doppelten  Körnchenschicht  gebildet,  die  Wandbildung 
schreitet  von  aussen  nach  innen  fort. 

37.  Flemming.    üeber  Karyokinese  und  Kernbau.    (No.  18.) 

Der  Verf.  giebt  Abbildungen  der  achromatischen  Fadenspindel,  wie  sie  vom  Pol  her 
betrachtet  erscheint.  Er  fand  ferner  an  jedem  Pol  ein  mattglänzendes,  nicht  färbbares 
Körperchen,  Die  Umbiegungen  der  Fadenschleifen  liegen  vielfach  deutlich  in  Berührung 
mit  je  einem  der  achromatischen  Fäden,  an  denen  sie  wohl  auch  später  entlang  gleiten. 
Die  Zahl  der  Fadenschleifen  scheint  bisweilen  constant  zu  sein.  Fl.  hält  es  für  möglich, 
dass  die  eigentliche  „Zwischensubstaiiz"  des  Kerns  wirklich  achromatisch  ist  und  dass  der 
Farbenschimmer,  den  sie  zeigen  kann,  nur  von  feineren  Bälkchen  des  Gerüstes  herrührt. 
In  der  Kernwand  findet  Fl.  vielfach  abgeplattete  intensiv  gefärbte  Portionen  der  chroma- 
tischen Substanz  des  Kerns,  zwischen  welcher  ziemlich  gleichmässig  vertheilte  Lücken  liegen. 
Ob  in  diesen  eine  besondere  achromatische  Wandschicht  vorhanden  ist,  lässt  Fl.  unentschieden. 
Schliesslich  möchte  Ref.  noch  auf  das  in  Taf.  IV  gegebene  allgemeine  Schema  der  Kern- 
theilung  aufmerksam  machen. 

38.  Flemming.    Eerntheilung  im  Wandbeleg  des  Embryosacks  von  Lilium  und  anderen 

Pflanzen.    (No.  18.) 

Fl.  gelang  es,  au  Soltwedel'schen  Präparaten  von  Lilium  croceum  nach  neuer  Kern- 
färbung folgende  Unterschiede  gegenüber  Strasburger's  Abbildungen  zu  constatiren:  1.  Es 
sind  viel  mehr  chromatische  Fäden  vorhanden;  2.  dieselben  sind  überall  gleich  dick  und 
zeigen  nicht  die  von  Str.  gezeichneten  Anschwellungen  und  Zuspitzungen ;  3.  die  zusammen- 
hängende Platte  in  der  Aequatorialebene,  die  Str.  zeichnet,  ist  nicht  vorhanden;  4.  Ver- 
bindungen der  Tochterportionen  des  Fadengerüstes  durch  schlanke  Zuspitzung  der  Fäden, 
wie  es  Str.  vielfach  darstellt,  kommen  nicht  vor,  ebensowenig  kolbige  Anschwellungen  u.  s.  w. 
Fl.  schliesst  daraus,  dass  Str.  entweder  stark  entstellte  und  verzerrte  Objecte  untersucht, 
oder  aber  seine  Präparate  wegen  mangelhafter  Kernfärbung  und  Beleuchtung  missverstanden 
habe.  Fl.  hält  daran  fest,  dass  die  Kerntheilung  in  pflanzlichen  Geweben  sich  dem  von  ihm 
gegebenen  Schema  anschliesse,  was  freilich  nicht  anginge,  wenn  Str.'s  Bilder  richtig  wären. 
Im  Allgemeinen  hebt  Fl.  hervor,  dass  im  letzteren  Fall  überhaupt  eine  einheitliche  Auf- 
fassung der  Kerntheilungen  unmöglich  wäre,  und  hält  sich  zu  starken  Zweifeln  gegenüber 
Str.  Abbildungen  berechtigt,  da  derselbe  sicher  die  Vorgänge  bei  Lilium  croceum  und 
thierischen  Eiern  unrichtig  wiedergegeben  habe.  Speciell  wendet  sich  Fl.  gegen  die  von 
Str.  angenommene  „äquatoriale  Spaltung  der  Kernplatte":  im  Gegentheil  sei  schon  vorher 
in  der  „Sternform"  die  Fadenmasse  in  Schleifen  von  gleicher  Länge  segmentirt,  welche  sich 
in  der  Phase  von  Str.  „Kernplatte"  nur  zu  zwei  Hälften  umordnen:  auch  die  von  Str.  an- 
genommene Längsspaltung  der  Fäden  im  Aequatorialplattenstadium  ist  nach  Fl.  nicht  haltbar, 
da  sie  bereits  in  den  Knäuelformen  beginnt  und  während  der  Steruform  andauert.  Fl.  hält 
ferner  daran  fest,  dass  die  Sternform,  d.  h.  eine  zu  einem  bestimmten  Centrum  radiale  An- 
ordnung der  chromatischen  Elemente  von  den  Tochterkernen  in  allen  bekannten  Fällen 
durchgemacht  werde. 

Schliesslich  kritisirt  der  Verf.  noch  die  16  Sätze,  in  welchen  Str.  in  der  dritten 
Auflage  seiner  „Zelltheilung"  seine  Ansichten  zusammeugefasst  hat.  Er  betont,  dass  in 
mehreren  dieser  Sätze  Str.  seine  frühere  Auffassung  verlassen  und  sich  der  P'lemming'schen 
angeschlossen  hat.  Hinsichtlich  des  vierten  Satzes,  nach  welchem  die  Spindelfasern  aus  ein- 
dringendem Zellprotoplasma  bestehen  sollen,  bemerkt  Fl.,  dass  er  denselben  nicht  für  bewiesen 
halten  könne,  wenn  auch  Manches  zu  Gunsten  dieser  Hypothese  spreche.  In  Betreff  der 
Sätze  2  und  3,  nach  welchen  das  Zellplasma  die  Veränderungen  in  den  Zellkernen  anregen 
soll,  ist  Fl.  der  Ansicht,  dass  vor  der  Hand  nur  behauptet  werden  dürfe,  was  er  schon 
früher  ausgesprochen,  nämlich,  dass  die  nächsten  Ursachen,  welche  einen  Kern  zur  Theilungs- 
metamorphose  veranlassen,  nicht  oder  nicht  allein  in  ihm  selbst  wirken,  sondern  zugleich 
durch  die  ganze  Substanz  der  Zelle  hindurch  thätig  sind,  in  welcher  er  liegt,  weiteres  scheint 
Fl.  unbewiesen. 


Allgemeines.    Protoi)lasma.    Zellkern.    Zellbildung.  393 

39.  Pfltzner.   Der  feinere  Bau  der  fadenförmigen  Differenzirangen  des  Zellkerns.  (No.  58.) 

Verf.  findet  an  Kernen  der  Salamanderlarveu  die  cbroraatischen  Fäden  aus  einzelnen 
sich  nahezu  berührenden  „Chromatinkugeln"  zusammengesetzt,  welche  meistens  eine  rosen- 
krauzartige  Reihe  darstellen,  nach  der  Längsspaltung  der  Fäden  aber  auch  in  zwei  parallelen 
Reihen  vorkommen  können.  Die  Erscheinung  ist  nur  an  wagrecht  durch  das  Gesichtsfeld 
verlaufenden  Fadenstücken,  die  möglichst  frei  von  anderen  chromatisclicn  Elementen  liegen, 
deutlich  wahrzunehmen.  Im  Allgemeinen  bestreitet  Pf.  das  Vorhandensein  einer  besonderen 
Kernmembran  und  die  Tingirbarkeit  des  eigentlichen  Kernsaftes.  Die  Nucleolen  verschwinden 
nach  Pf.  bei  der  Kerutheilung,  ohne  mit  dem  Kerugerüst  in  Verbindung  getreten  zu  sein. 
Der  Verf.  deutet  endlich  die  Chromatinkugeln  als  Moleküle,  deren  Anziehung  und  Abstossung 
die  Form  der  Kerngerüste  bedingen  soll. 

40.  Blocbmann.    Bemerkungen  za  vorigem  Aufsatz.    (No.  6.) 

Der  Verf.  sucht  nachzuweisen ,  dass  Pfitzner's  Deutung  der  Chromatinkugeln  als 
Moleküle  unhaltbar,  mit  den  Vorstellungen,  welche  Chemie  und  Physik  über  das  Wesen 
der  Moleküle  ergeben  haben,  unvereinbar  sei,  wobei  namentlich  das  von  Pf.  angenommene 
Wachsthum  seiner  „Moleküle**  hervorgehoben  wird.  Ausserdem  spricht  Bl.  den  achromatischen 
Fäden,  welche  Pf.  für  etwas  ganz  Nebensächliches  erklärt,  eine  höhere  Bedeutung  zu,  da 
nur  mit  dieser  Auffassung  ihr  regelmässiges  Auftreten  harmonire. 

41.  Soltwedel.    Endospermbildung.    (No.  77.) 

Die  an  Alkoholniaterial  ausgeführten  Untersuchungen  beziehen  sich  zunächst  auf 
einige  Fälle  mit  Wandbildung  nach  jeder  Kerutheilung  (Lamium  alhum,  Veronica  Bux- 
baumii,  Loasa  tricolor,  Scrophularia  vernalis,  Pediciäaris  silvaticaj;  die  später  leer 
erscheinenden  Theile  des  Embryosacks  sind  hier  grosse  Endospermzellen ,  die  sich  nicht 
weiter  theilen ;  in  den  Aussackungen  des  Embryosacks  fand  S.  vielfach  mehrere  freie  Kerne, 
wie  sie  auch  in  jenen  grossen  Zellen  vorkommen.  Was  die  Formen  mit  freier  Zelltheilung 
im  Sinne  Strasburger's  betrifft,  wo  also  die  Wandbildung  erst  später  erfolgt,  so  sah  S.  bei 
Lysimackia  Ephemerum  und  Lilium  Martagon  den  secundären  Embryosackkern  in  Theilung, 
bei  Eyacinthus  cüiatus  in  Vorbereitung  dazu,  bei  Leucojum  aestivum  die  vier  ersten  Endo- 
spermkerne  in  Theilung.  In  anatropen  Samenknospen  beginnen  die  weiteren  Kerutheiluugen 
meistens  in  der  Gegend  der  Mikropyle,  bei  den  atropen  Samenknospen  von  Pohjgonum 
Bistorta  schritt  die  Theilung  nach  der  Mikropyle  hin,  bei  denen  von  Urtica  pünlifera  in 
entgegengesetzter  Richtung  vor.  Freie  sphärische  Zellen  wurden  im  Embryosack  nirgends 
gefunden.  Für  die  Darstellung  der  Kerntheilung  im  Einzelnen  unterscheidet  S.  die  primi- 
tive Spindel,  die  einplattige  Spindel  (Strassburger's  Kernspindel),  die  zweiplattige  Spindel 
nach  „Theilung  der  Kernplatte"  und  die  kernplatteulose  Spindel  nach  Bildung  der  Tochter- 
kerne an  den  beiden  Polen.  Die  Abbildungen  des  Verf.  entsprechen  sehr  den  von  Stras- 
burger in  analogen  Fällen  gegebenen.  Bei  Iris  sibirica  findet  S.  eine  Kernplatte  aus  groben 
Körnern,  die  sich  in  je  zwei  Theile  sondern  und  an  den  Spindelfasern  den  Polen  zuwandern, 
wo  sie  zu  homogenen  Massen,  den  Tochterkernen,  verschmelzen.  Die  Zellplatte  besteht  aus 
deutlichen,  mit  Boraxcarmin  nicht  färbbaren  Körnchen ,  die  aber  wieder  verschwinden.  In 
den  homogenen  Kernen  entstehen  Vacuolen,  wodurch  eine  Kernwand  abgehoben  und  die 
homogene  Masse  in  zahlreiche  durch  Kernsaft  getrennte  Körner  zerlegt  wird.  Nachdem 
dann  der  Kern  grösser  geworden  ist,  verschmelzen  die  Körner  zu  Fäden,  welche  dann  die 
primitive,  nur  aus  Chromatinfäden  gebildete  Spindel  geben.  Die  Spindelfasern  ti'eten  nach 
S.  erst  auf,  wenn  sich  die  Kernsubstanz  im  Aequator  wieder  zu  Körnern  gesammelt  hat. 
Dieser  Fall  würde  somit,  wenn  er  richtig  beschrieben  ist,  von  Flemming's  Auffassung  stark 
abweichen.  Auch  bei  Arten  von  Asparagiis ,  Euphorbia,  Chelidonium ,  Eeseda,  Viola  und 
Oxalis  besteht  nach  S.  die  Kernplatte  aus  getrennten  Körnchen,  an  welche  die  Spindel- 
fasern ansetzen.  Bei  Leucojum  aestivum  soll  die  Kernplatte  bald  kurze  Stäbchen,  bald  in 
einander  geschlängelte  Fäden  enthalten.  Eng  an  einander  gelagerte  Stäbchen,  deren  Verlauf 
nicht  genau  zu  verfolgen  ist  und  die  sich  später  quertheilen,  giebt  S.  auch  bei  Lilium 
croceum  an;  ein  Vergleich  seiner  Abbildungen  mit  den  von  Flemming  an  Soltwedel's  eigenen 
Präparaten  von  derselben  Pflanze  gewonnenen  Bildern  (Beiträge  III,  Taf,  III,  fig.  2  a.— g.), 
welche  in  der  „Kernplatte"  die  schönsten  Schleifen  zeigen,  ruft  aber  starke  Zweifel  hervor, 


394  Anatomie.  Morphologie  der  Phauerogamen.  —  Morpholog.  u.  Physiolog.  d.  Zelle. 

ob  nicht  sämmtliche  Figuren  Soltwedel's ,  wie  es  Fr.  von  denen  Strasburger's  behauptet, 
nur  ungenügend  fixirte,  mangelhaft  gefärbte  oder  sonst  nicht  correcte  Darstellungen  sind. 
Namentlich  auffallend  ist  der  Unterschied  zwischen  den  feinen  Fadennetzen  der  Tochterkerne, 
wie  sie  Fl.  zeichnet,  und  den  „homogenen  Körpern",  welche  S.  auch  hier  nach  der  Theilung 
aus  den  chromatischen  Elementen  entstehen  lässt.  Kernplatten  aus  langen  Stäbchen  fand 
S.  weiter  noch  bei  Arten  von  Lilkim,  Fritülaria  und  IJyacinthus,  Mittelformen  mit  kurzen 
Stäbchen  bei  Seeale,  Bulhocodiiim,  CzacMa,  Polygonatiim  und  Agrimonia.  Bei  Galanthus 
soll  eine  ununterbrochene  Masse  mit  Fortsätzen  nach  den  Polen  die  Kernplatte  bilden, 
ebenso  bei  Leucojum  vernum,  Tulipa,  Vicia,  Pisum.  Eine  ganz  homogene  Platte  wird  bei 
Hemerocallis,  Urtica,  Conjdalis,  Cynoglossum  angegeben.  Auch  dreipolige  Spindeln  wurden 
gelegentlich  gesehen  (S.  361). 

Im  Allgemeinen  hält  der  Verf.  die  Kernkörperchen  für  gleichwerthig  mit  der  übrigen 
chromatischen  Substanz  und  desshalb  sogar  den  Ausdruck  für  überflüssig:  die  Kernmembran 
erscheint  ihm  als  ein  Differenzirungsproduct  des  umgebenden  Protoplasmas,  die  Spindelfasern 
möchte  er  als  Schläuche  betrachten,  die  aus  dem  umgebenden  Plasma  stammen  und  in 
denen  sich  die  chromatische  Substanz  bewegt.  Bisweilen  sah  S.  neben  weit  vorgeschrittenen 
Theiluugsfiguren  nicht  tingirbare  Häutchen,  die  er  als  abgeworfene  Membranen  der  Mutter- 
kerne deuten  möchte. 

Schliesslich  wird  noch  die  nachträgliche  Verschmelzung  mehrerer  Endospermkerne 
und  die  Bildung  eigenthümlicher  verschmelzender  Doppelspindeln  beschrieben. 

42.  Guignard.   Bildung  des  Embryoträgers  und  des  Endosperms  der  Leguminosen.   (No.  22.) 

Die  Entstehung  des  Embryosackkerns  dui'ch  Verschmelzung  der  beiden  bei  Bildung 
des  Eiapparates  und  der  Antipoden  übrig  gebliebenen  Kerne  wird  bei  Äcacia  Farnesiana  u.  a., 
der  Beginn  der  Endospermbildung  durch  Theilung  des  so  entstandenen  Kerns  bei  Vicia 
lathyroides  bestätigt,  wo  diese  Theilung  erst  verhältnissmässig  spät  vor  sich  geht.  Auch 
das  Fortschreiten  der  Endospermbildung  von  der  Mikropyle  zur  Chalaza  wurde  mehrfach 
beobachtet  (vgl.  S.  44,  48).  In  demjenigen  Theil  des  Embryosacks,  welchem  der  letztere 
zugewandt  ist,  bleiben  hypertrophische  Endospermkerne  übrig,  um  welche  sich  keine  Zell- 
wände bilden,  die  aber  später  unvollständige  Fragmentationen,  auch  Verschmelzungen  zeigen 
(S.  45).  Ferner  sind  einige  Abbildungen  über  die  Endospermtheilung  bei  Gymnocladus 
canadensis,  Ürohiis  angnstifoUus ,  ünonis  arragonensis,  0.  geminitlora,  Lupinus  poly- 
phylUis,  L.  luteus  und  Soja  hispida,  sowie  über  die  Kerntheilungen  in  den  Embryo- 
trägern von  Orobus  angustifolius,  0.  aureus,  Pisum  sativum,  Galega  Orientalis  gegeben. 
In  diesen  letzteren  kommt  bei  den  Vicieen  sowohl  normale  indirecte  Kerntheilung  mit  körniger 
Keruplatte,  als  auch  Fragmentation  vor.  Ein  besonders  günstiges  Object  sind  die  Lupinus- 
Arten,  bei  welchen  auch  die  Bildung  von  Cellulose  zwischen  den  Kernen  bereits  vor  Voll- 
endung der  Scheidewand  nachweisbar  ist.  In  der  Mitte  des  Embryosackes  entstehen  hier 
zahlreiche  Plasmabäuder  mit  eingelagerten  Kernen,  um  welche  sich  aber  keine  Zellwände 
bilden,  vielmehr  geht  die  Endospermbildung  von  der  Wandung  des  Embryosacks  aus,  während 
diese  Kerne  resorbirt  werden  (S.  116), 

43.  Mellink.    Endospermbildung  bei  Adonis.    (No.  44.) 

Die  Kerntheilung  erfolgt  sehr  gleichzeitig  im  ganzen  Embryosack;  einmal  wurden 
56  Kerne  gezählt,  alle  in  Theilung  begriffen,  und  zwar  gegen  die  Mikropyle  hier  in  etwas 
vorgeschritteneren  Stadien,  als  nahe  der  Chalaza.  Die  sonstigen  Angaben  stimmen  sehr 
mit  denen  von  Strasburger  bei  Myosurus  überein. 

44.  Tangl.    Kern-  und  Zelltheilang  der  Pollenmutterzellen  von  Hemerocallis.    (No.  80.) 

Die  primären  Kerne  werden  vor  der  Theilung  regressiv  zu  einer  homogenen,  fast 
nur  aus  Kernsubstanz  bestehenden  membranlosen  und  muthmasslich  amöboiden  Kernform 
umgewandelt,  wobei  die  Nucleolen  in  manchen  Fällen  in  das  Protoplasma  ausgestossen  und 
resorbirt  werden.  Die  homogenen  Mutterkerne  zerfallen  direct,  ohne  fädige  Zwischenstadien, 
in  die  länglich  runden  Elemente  der  Kernplatte.  Aus  den  anfangs  homogenen  Tochterkernen 
gehen  höher  differenzirte,  scheibenförmig  abgeflachte,  unregelmässig  contourirte  Kerne  hervor, 
die  kurz  vor  ihrer  Theilung  wieder  homogen  werden.  Die  Specialmutterzellen  liegen  in 
einer  Ebene  oder  bilden  bilaterale,  durch  drei  Scheidewände  entstehende  Tetraden,  letzteres, 


AUgemeiues.    Protoplasma,    Zellkeru.    Zellbildung.  395 

wenn  die  vier  Kerne  nach  Jen  Ecken   eines  Tetraeders  lagen.     Gelegentlich  kommen  nach- 
trägliche Theiliingen  einzelner  Specialuiutterzellea  vor. 

45.  Lalewski.    Theilung  der  Pollenmutterzellen  von  Liliaceen.    (No.  36.) 

Die  Untersuchung  wurde  wesentlich  an  dem  herausgedrückten  Inhalt  quer  durch- 
schnittener Staubbeutel  von  Lüium  candidum  und  Alliiim  Moli/  gemacht,  nachdem  derselbe 
14—20  Stunden  mit  1  %  durch  Methylgrün  schwach  gefärbter  Essigsäure  in  Berührung 
gewesen  war.  Der  Verf.  findet  au  den  Kernen  von  L.  candidum  eine  feine  Cellulosemembran 
und  ein  mit  Methylgrün  nicht  färbbares  Kerukörperchen.  Die  Nuclciusubstauz  nimmt  bald 
die  Form  wurmartiger  Stäbchen  an,  die  Kernmembrau  löst  sich  auf,  die  ersteren  strecken 
sich  gerade  und  stellen  sich  senkrecht  zur  Theilungsebeue,  sich  verjüngend  und  streckend 
verschmelzen  sie  dann  an  den  Polen.  Der  Verf.  hält  dabei  diese  chromatischen  Elemente 
für  Schläuche,  deren  zarte  Wandung  aus  Zellstoff  besteht  und  deren  Inhalt  dichtes  Plasma 
ist:  die  Kernspindel  kommt  dann  nach  seiner  Vorstellung  dadurch  zu  Stande,  dass  der  Inhalt 
der  Schläuche  sich  nach  der  Aequatorialebene  zurückzieht ,  während  die  entleerten  Enden 
au  den  Polen  sich  vereinigen.  So  erkläre  es  sich ,  dass  die  Zahl  der  Kernplattenelemente 
gleich  sei  der  Zahl  der  Spindelfasern.  Wo  mehr  Spindelfasern  erscheinen,  bilden  sich  nach 
L.  die  überzähligen  aus  ganz  kleinen  Kernstäbchen,  deren  ganze  Substanz  für  die  Spindel- 
faser verbraucht  wird.  Die  Spaltung  der  Kernplatte  geschieht  seltener  durch  Einschnürung 
der  Schläuche,  häufiger  in  der  Weise,  dass  das  dichte  tingirbare  Plasma  wieder  innerhalb 
der  Schläuche  nach  den  Polen  wandert,  wobei  wieder  langgestreckte  Kernelemeute  entstehen: 
je  zwei  davon  verschmelzen  zu  F- ähnlichen  Schleifen.  Jetzt  wandert  das  Kernkörperchen 
nach  der  Mitte  der  Zelle,  zerfällt  in  kleinere  Stücke  und  giebt  mit  eindringendem  Zell- 
plasma das  Material  zur  Bildung  der  Zellplatte.  Die  Membran  entsteht  als  Ring,  der  rasch 
sich  vollkommen  schliesst. 

46.  Treab.    Theilung  der  Pollenmutterzellen  von  Zamia.    (No.  84.) 

Kurze  Darstellung  der  Kern-  und  Zelitheilung;  das  Object  ist  wegen  grossen  Reich- 
thums  au  Stärkeköruern  ungünstig. 

47.  Johow.    Kerne  und  Kerntheilung  bei  Chara  foetida.    (No.  28.) 

Die  theilungsfähigen  Zellen,  deren  Plasma  noch  keine  grösseren  Safträume  und  keine 
Bewegung  zeigt,  haben  grosse,  nach  Härtung  mit  Pikrinsäure  und  Färbung  mit  Hämatoxylin 
mit  einer  scharfen,  dunklen,  der  Kernmembrau  entprechenden  Linie  begrenzte  Kerne.  Die  Grund- 
substanz derselben  ist  homogen  oder  fein  punktirt,  matt,  von  opalisirendem  Glänze,  ihr  sind 
die  chromatischen  Elemente  eingebettet.  Dieselben  beschränken  sich  nach  J.  bisweilen  auf 
einen  einzigen  grossen  Nucleolus ,  in  anderen  Fällen  sind  mehrere  Kernkörperchen  von  ver- 
schiedenen Grössen  vorhanden,  solid  oder  von  vacuolenartigen  Hohlräumen  durchsetzt.  Aehulich 
verhalten  sich  die  an  den  Enden  der  Rhizo'iden  liegenden  Kerne,  welche  fast  immer  nur  einen 
Nucleolus  führen,  der  bei  schwacher  Tinction  fleckig-netzartige  Zeichnungen  erkennen  lässt. 

Die  Kerntheilung  ist  nach  J.  sehr  abweichend.  Die  Kernwand  verschwindet,  die 
Chromatinkörper  vertheilen  sich  durch  den  ganzen  Raum  der  Zelle,  wobei  ihre  Zahl  in 
einer  nicht  genau  festgestellten  Weise,  vielleicht  durch  Zerfall  zunimmt.  Darauf  treten  die 
Chromatinkörper  zu  zwei  Gruppen  zusammen,  welche  die  Stellen  der  künftigen  Tochterkerue 
einnehmen,  und  zerfallen  in  kleine,  aber  immer  stark  färbbare  Körnchen,  vermuthlich  durch 
Verdichtung  der  Substanz  der  Chromatinkörper  an  gewissen  Stellen  und  Abgabe  der 
bleibenden  Reste  an  das  Plasma.  Nach  der  Bildung  jener  „Krümel"  zeigt  nämlich  das  sie 
einschliessende  Plasma  grössere  Tinctionsfähigkeit,  ist  auch  homogener  und  stärker  licht- 
brechend geworden.  Nun  vereinigen  sich  die  Körnchen  wieder  zu  grösseren  Chromatinmassen, 
deren  Vacuolen  vielleicht  bei  dem  Verkleben  der  kleineren  Massen  sich  bilden;  die  Umrisse 
der  Tochterkerne  treten  deutlicher  hervor,  sie  sind  bisweilen  buchtig  begrenzt  oder  selbst 
bisquitförmig.  Achromatische  Fasern  wurden  nicht  bemerkt,  wohl  aber  zuweilen  eine  äusserst 
zarte  streifige  Differenzirung  zwischen  den  Tochterkeruen,  parallel  zur  Axe  der  Zelle.  Die 
Zellplatte  erscheint  als  eine  Doppelreihe  zahlreicher,  winziger  Körnchen,  welche  die  Zelle 
ganz  durchsetzt:  bei  den  Rhizoiden  entsteht  sie  erst  nach  völliger  Ausbildung  der  Tochter- 
kerne, die  schon  etwas  von  einander  entfernt  liegen,  ohne  dass  irgend  Streifungen  oder  Ver- 
bindungsfäden nachweisbar  wären. 


396  Anatomie.  Morphologie  der  Phaneroganien.  —  Morpholog.  u.  Physiolog.  d.  Zelle. 

lu  den  flachbleibenden  Knotenzellen  verändern  sich  die  Zellkerne  nicht  weiter:  in 
den  Kernen  der  langen  luternodien  treten  dagegen  ausser  den  Chromatinkörnern  auch 
Stäbchen,  gebogene  und  verzweigte  Schlingen  u.  s.  w.  aus  derselben  Substanz  auf.  Ferner 
vermehren  sich  hier  die  Kerne  durch  wiederholte  Einschnürung,  in  welcher  Hinsicht  die 
Angaben  von  Schmitz  bestätigt,  durch  einzelne  Details  erweitert  und  durch  zahlreiche 
Abbildungen  erläutert  werden,  denen  sich  weitere  Figuren  über  ähnliche  Erscheinungen  bei 
einigen  Phanerogamen  anschliessen.  Schliesslich  erörtert  der  Verf.  noch  die  Frage,  ob  die 
Fragmentation  nur  als  eine  senile  Erscheinung  im  Zellenleben  zu  betrachten  sei  oder  nicht, 
und  verneint  dieselbe  wegen  der  Uebergänge  zwischen  den  normalen  Theilungsvorgängen 
und  der  späteren  Fragmentation  bei  Ohara. 

48.  Prillieux.   Hypertrophie  und  Vermehrung  der  Kerne  in  hypertrophischen  Pflanzenzellen. 

(No.  59.) 

Bei  Pflanzen,  welche  in  einem  an  Wärme  die  umgebende  Luft  übertreffenden  Boden 
wachsen,  konnte  P.  hypertrophische  Zellen  des  Stamminnern  erziehen.  lu  diesen,  sowie  in 
den  Zellen  der  durch  die  Blutlaus  verursachten  Geschwülste  der  Apfelbäume  kommen  zahl- 
reiche Kerne  vor,  die  durch  Fragmentation  entstehen,  indem  zwischen  zwei  grossen  Nucleolen 
eine  Plasmawand  sich  bildet,  die  den  Kern  durchsetzt,  worauf  die  beiden  Hälften  anschwellen 
und  sich  trennen,  nachdem  sie  eine  Zeit  lang  noch  zusammen  einen  bisquit-  oder  nieren- 
förmigen  Kern  gebildet  haben.  Häufig  unterbleibt  auch  die  Trennung  ganz.  Verf.  schliesst 
mit  einigen  Bemerkungen  über  die  Kernmembran. 

49.  Schaarschmidt.    Eerntheilung  von  Nostoc.    (No.  70.) 

Der  nur  0.5—0.6  [i  messende  Kern  liegt  in  ruhenden  Zellen  gewöhnlich  den  Scheide- 
wänden an:  vor  der  Zelltheilung  rückt  er  in  die  Mitte  der  verlängerten  Zellen  in  die 
farblose  Zone,  die  sich  daselbst  gebildet  hat,  und  theilt  sich  durch  Einschnürung. 

50.  Strasburger.    Ringförmige  Zelltheilung.    (No.  78.) 

Kurze  Darstellung  des  Zusammenhangs  des  Verlaufes  der  Verbindungsfäden  der 
Tochterkerne  einerseits  und  der  gebogenen,  U-förmigen  bis  endlich  kreisförmigen  Gestalt 
der  Scheidewand  andrerseits.  Es  geht  der  Entstehung  derselben  eine  Ansammlung  des 
Plasma  vorzugsweise  um  einen,  auf  der  coucaven  Seite  der  späteren  Scheidewand  gelegenen 
Kern  voraus. 

51.  Hilburg.    Turgor  der  Zellen  der  Bohnengelenke.    (No.  26.) 

Die  genannten  Zellen  zeigen  in  Wasser  und  schwache  Salzlösungen  gelegt  nicht, 
wie  man  erwarten  sollte,  Steigerung,  sondern  Verminderung  des  Turgors. 

52.  Kienitz-Gerloff.    üeber  Wachsthum  und  Zelltheilung  etc.    (No.  29.) 

Der  erste  Abschnitt  dieses  Aufsatzes  enthält  eine  Vertheidiguug  des  Hofmeister'scheu 
Satzes,  dass  die  theileude  Wand  senkrecht  steht  zur  Richtung  des  stärksten  vorausgegangenen 
Wachsthums  der  Zelle.  Es  werden  namentlich  Cladophora,  Diciyota,  zweischneidige 
Scheitelzellen  (Embryo  von  Ceratodon),  Salvinia  besprochen. 

53.  Westermaier.    Wachsthumsintensität  der  Scheitelzelle.    (No.  89.) 

Nach  einer  Darstellung  der  jetzt  viel  erörterten  Frage,  ob  die  Form  der  Vegetations- 
punkte mehr  von  der  Theilungsfolge  der  Zellen  abhänge  oder  umgekehrt,  wobei  auch 
Schwendener's  Ansicht  über  diesen  Gegenstand  nach  neuerlichen  Mittheilungen  wiedergegeben 
wird,  untersucht  der  Verf.  speciell  die  Wachsthumsintensität  der  Scheitelzelle  im  Vergleich  zu 
derjenigen  der  älteren  Segmente  und  findet,  dass  das  Maximum  der  Volumenzunahrae  innerhalb 
der  Scheitelregion  entweder  in  der  Scheitelzelle  selber  oder  in  den  jüngsten  Segmenten  liegt. 
Wenn  man  nur  die  Scheitelzelle  und  die  vier  jüngsten  Segmente  in  Betracht  zieht,  ist  die 
Volumenzuuahme  der  Scheitelzelle  niemals  die  kleinste.  Das  Gesammtwachsthum  fasst  der 
Verf.  auf  als  Function  zweier  Variabein,  der  äusseren  Form  des  Organs  und  des  Zell- 
iudividuums,  wobei  mechanische  Einflüsse  die  endgültige  Anordnung  der  Zellen  mit  bedingen 
können. 

54.  Kny,    Wachsthum  von  Pilzmycel  und  Pollenschläuchen,    (No.  34.) 

55.  Tomaschek,    Wachsthum  der  Pollenschläuche,    (No.  82.) 

56.  Darwin,    Circumnutation  von  Phycomyces,    (No.  9.) 


Inhaltskörper  der  Zelle.  397 

57.  Elfving,    Wachstham  von  Phycomyces,    (No.  91.) 

58.  Wortmann,    Hydrotropismus  von  Phycomyces,    (No.  19.) 

behandeln  sämmtlich  das  Wacbsthum  einzelliger  Organe  unter  dem  Einfluss  äusserer 
Kräfte.    Genaueres  vgl.  im  Abschnitt  über  physikalische  Physiologie. 

3.  Inhaltskörper  der  Zelle. 

59.  Pringsheim.    Chlorophyllkörper  und  Hypochlorin,    (No.  GO.) 

Weitere,  durch  zahlreiche  Abbildungen  erläuterte  Ausführungen  der  im  Jahrcsber. 
1879,  I,  S.  9  besprochenen  Aufsätze.  Die  sämmtlichen  Chlorophyllkörper  bestehen,  wie 
namentlich  Behandlung  mit  1  vol.  Eisessig  auf  2  vol.  Wasser  hervortreten  lässt,  aus  einem 
balkenartigen,  nach  aussen  mit  durchbrochener  Hülle  abschliessenden  Gerüst  oder  Gitter- 
werk von  dichterer  Substanz,  dessen  Zwischenräume  oder  Maschen  von  dem  halbflüssigen 
oder  flüssigen  Träger  des  Farbstoffs  erfüllt  sind.  Dafür,  dass  das  Hypochlorin  ein  selbst- 
ständiger Körper,  kein  Derivat  des  Chlorophylls  sei,  wird  namentlich  angeführt,  dass  nicht 
sämmtliche  Chloi'ophyllkörper  eines  mit  Salzsäure  behandelten  Gewebes  die  cliarakteristischen 
rostfarbigen  Nadeln  ausscheiden.  Verf.  schliesst  daraus,  dass  das  Hypochlorin  einem  regel- 
mässigen Verbrauch  unterliegt.  Ausserdem  erscheinen  die  Hypochlorinbildungeu  bei  Spiro- 
gyra  u.  s.  w.  vorzugsweise  an  bestimmten  Stelleu,  nämlich  an  der  Peripherie  der  Amylum- 
herde  und  zwar  schon  ehe  diese  letzteren  Stärke  führen.  Bei  mechanischem  Druck  oder 
Erwärmung  auf  30—40"  treten  bei  Sp.  procera  und  anderen  grossen  Arten  an  den  Rand- 
ausbuchtungen der  grünen  Bänder  und  neben  den  Amylumherden  grosse  vacuolenartige 
Räume  auf,  die  mit  einer  stark  lichtbrechenden  Substanz  gefüllt  sind.  Gelegentlich  bilden 
sich  diese  Vacuolen  auch  spontan.  Bei  stärkerer  Erwärmung,  überhaupt  bedeutenderen  Ein- 
griffen verschwinden  dieselben  und  wird  Verf.  in  der  Annahme,  dass  aus  ihrem  Inhalt  das 
Hypochlorin  entstehe,  dadurch  bestärkt,  dass  an  erwärmten  grünen  Geweben,  in  denen, 
wenn  die  Temperatur  hoch  genug  war,  der  Inhalt  der  Vacuole  verschwindet  und  sich  im 
Protoplasma  vertheilt,  auch  die  Hypochlorinbildung  durch  Salzsäure  nicht  hervorgerufen 
werden  kann,  wofür  mehrere  Beispiele  genauer  beschrieben  werden.  Auch  kranke,  aber 
noch  grüne  Spirogyren  u.  s.  w.  zeigen  die  Hypochlorinreaction  nicht. 

Der  Verf.  giebt  dann  zahlreiche  Darstellungen  der  durch  intensives  Licht  bei 
Gegenwart  von  Sauerstoff  entfärbten  Chlorophyllkörner  (vgl.  Ref.  No.  15).  Die  Entfärbung 
kann  schon  nach  1^2—2  Minuten  (Mesocarpus)  vollendet  sein.  Bei  besonders  kräftigen, 
langen  Zellen  von  Nitella  kann  sie  eintreten,  ohne  dass  diese  sonst  erkennbare  Störungen 
erleidet,  es  können  aber  auch  die  Chlorophyllkörner  ausserhalb  der  belichteten  Stelle  die 
Quellungserscheinungen  zeigen,  welche  sonst  der  Zerstörung  derselben  vorausgehen,  und  der 
Tod  der  Zelle  vor  der  Entfärbung  der  nicht  aufquellenden,  beleuchteten  Chlorophyllkörner 
eintreten.  Wurden  die  letzteren  halb  entfärbt  und  lebt  die  Zelle  noch  einige  Wochen 
weiter,  so  wird  die  Entfärbung  der  betroffenen  Chlorophyllkörper  vollstänJig,  ohne  dass 
dieselben  jedoch  ihre  Form  verändern;  die  Fähigkeit,  von  neuem  Chlorophyll  zu  bilden, 
haben  sie  nicht.  Im  üebrigen  sind  alle  durch  das  Licht  entfärbten  Chlorophyllkörper  viel 
resistenter,  als  die  normalen;  sie  haben  durch  die  Einwirkung  des  Lichtes  ihre  Quellungs- 
fähigkeit verloren.  Dunkelrothes  Licht,  wie  es  eine  Lösung  von  Jod  in  Schwefelkohlenstoff 
durchlässt,  entfärbt  unter  keinen  Umständen  die  Chlorophyllkörper,  bei  Mesocarpus  kann 
in  rothem  Lichte  die  Zelle  absterben,  ohne  dass  die  Chlorophyllplatte  irgend  entfärbt  wird. 
Was  aus  dem  bei  der  Entfärbung  zerstörten  Chlorophyllfarbstoff  wird,  ist  noch  zweifelhaft. 

Von  sonstigen  Farbstoffen  wurden  im  intensiven  Licht  zersetzt  die  stahlblauen  der 
Phycochromaceen,  der  braune  Farbstoff  der  Bacillarieen,  Phaeosporeen  und  Fucaceen  und 
der  rothe  der  Florideen,  ferner  der  gelbrothe  der  Blüthen  von  Calendula;  nicht  verändert 
wurden  die  rothe  Färbung  vieler  Algenoosporen,  die  gelbrothe  der  Nebenkrone  von  Narcissus 
poeticus  und  manche  blaue  Blüthenfarbstoffe. 

Ausser  Stärke  und  Fetten  fand  Pr.  in  den  Chlorophyllkörpern  noch  weitere  Ein- 
schlüsse, so  bei  Mesocarpus  scalaris  glänzende  in  Alkohol  und  Aether  verschwindende 
Tropfen,  die  aus  einer  von  resistenter   Hülle    umgebenen   Gerbstofflösung  bestehen.     Alle 


398  Anatomie.  Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Morpholog.  u.  Physiolog,  d.  Zelle. 

diese  Einschlüsse  werden  durch  intensives  Licht  nicht  afficirt,  auch  wird  mit  der  Zerstörung 
des  Chlorophyllfarbstoffs  keine  Stärke  gebildet,  dagegen  lässt  sich  Hypochlorin  an  den  von 
intensivem  Lichte  getroffenen  Stelleu  der  Zellen  nicht  mehr  nachweisen.  Diese  Veränderung 
geht  der  Zerstörung  des  Chlorophylls  noch  voraus. 

60.  Schaarschmidt.    Theilung  der  Chlorophyilkörper.    Hypochlorin.    (No.  70.) 

Der  Verf.  hält  daran  fest,  dass  die  Chlorophyllkörner  ausser  durch  Einschnürung 
sich  auch  unter  Fadenbildung  ähnlich  wie  die  Zellkerne  theilen  können.  Er  fand  nach 
Salzsäureeinwirkung  Hypochlorin  auch  bei  Nostoc,  Microcoleus,  Merismopoedia ,  Oscillaria 
und  zahlreichen  Bacillariaceen  (Synedra  ülna  [besonders  günstig],  S.  splendens,  üymato- 
pleura  Solea,  Himantidium  pectinale,  Pinnularia  viridis,  P.  radiosa  u.  A.)  in  Gestalt  aus- 
tretender bräunlicher  Massen. 

61.  d'Arbaumont.    Chlorophyllbildung  im  Dunkeln  und  Entstehung  von  Farbstoffkörpern. 
(No.  2.) 

Im  Innern  sehr  grosser  Früchte  von  Cucurbita  maxima  fand  d'A.  lebhaft  grüne 
Chlorophyllkörner  z.  Th.  auch  in  Theilung.  Später  wandeln  dieselben  sich  in  gelbe  Farb- 
stoft'körper  um. 

62.  Schimper.    Wachsthum  der  Stärkekörner.    (No.  73.) 

Stärkekörner,  welche  durch  beginnende  Auflösung  unregelmässig  gelappt  geworden 
sind,  während  die  Pflanzentheile  noch  in  lebhaftem  Wachsthum  waren,  können,  wenn  das 
letztere  nachlässt,  doch  noch  weiteren  Zuwachs  erhalten.  Derselbe  findet  dann  nicht  im 
Innern  des  Kornes  statt,  sondern  bildet  eine  zunächst  dünne,  allmählich  dicker  werdende 
glänzende  Schicht  um  das  corrodirte  Korn  herum.  Die  Unebenheiten  der  Körner  werden 
dabei  vielfach  ausgeglichen,  doch  bleibt  auch  in  den  fertigen  Körnern  der  corrodirte  Kern 
sichtbar.  Beobachtet  wurde  diese  Erscheinung  in  den  unreifen  Cotyledonen  von  DoUchos 
Labiah,  Vicia  Faba,  PJiaseolus,  im  Markparenchym  von  Cereiis  speciosissimus.  Seh.  folgert 
daraus,  dass  das  Wachsthum  der  Stärkekörner  durch  Apposition  geschehe ,  und  führt  zur 
Unterstützung  dieses  Satzes  weiter  an  die  Stärkekörner  von  Dicßenbachia  Seguine,  welche 
im  Coutact  mit  einem  zweiten  Chlorophyllkorn  ein  neues,  dem  primären  aufgesetztes 
Schichtensystem  erhalten.  Der  Verf.  versucht  dann  weiter  die  Argumente,  welche  Nägeli 
für  das  Wachsthum  der  Stärkekörner  durch  Intussusception  angeführt  hat,  zu  widerlegen. 
Da  durch  Druck  nach  dem  Verf.  nur  radiale  Risse,  nie  tangentiale  auftreten,  so  nimmt  der- 
selbe zunächst  an,  dass  die  Cohäsion  der  Stärkekörner  in  tangentialer  Richtung  sehr  gering, 
in  radialer  dagegen  sehr  gross  sei,  während  die  Dehnbarkeit  sich  umgekehrt  verhält.  Da 
ferner  Stärkekörner  durch  Druck  nicht  blos  abgeplattet  werden  und  Spalten  bilden,  sondern 
auch  gallertartig  aufquellen,  so  schliesst  Seh.,  dass  überhaupt  mechanische  Eingriffe  im 
Stande  sind,  in  den  wasserarmen  Theilen  des  Stärkekorns  deu  grösseren  Wassergehalt  und 
die  schwächere  Lichtbrechung  zu  verursachen,  welche  sonst  für  die  wasserreichen  Theile 
charakteristisch  sind.  Verf.  sucht  dann  nachzuweisen,  dass  bei  dem  Wachsthum  der  Körner 
in  Folge  der  stärkeren  Einlagerung  von  Wasser  parallel  den  Schichten  im  Vergleich  mit 
der  dazu  senkrechten  Richtung  Spannungen  entstehen  müssen,  welche  darnach  streben,  die 
Schichten  von  einander  zu  trennen.  Da  letzteres  nicht  möglich  ist,  so  soll  die  erlittene 
Dehnung  Aufquellen  der  gedehnten  Substanz  bewirken  und  dadurch  die  Diiferenzirung  einer 
äusseren  dichten  und  einer  inneren  weichen,  wasserreichen  Schicht  zu  Stande  kommen.  In 
dieser  Art  glaubt  Seh.  die  Entstehung  des  sogenannten  Kerns  und  der  weichen  concentrischen 
Schichten  mechanisch  erklären  zu  können.  Er  denkt  sich  dabei,  dass  nach  Bildung  des 
Kerns  durch  Auflagerung  neuer  Substanz  die  Spannung  der  äusseren  Schicht  wieder  zunimmt, 
wodurch  die  letztere  wieder  in  zwei  dichtere  und  eine  mittlere  aufgequollene  Lage  zerlegt 
wird.  Auch  die  in  frischen  Stärkekörnern  vorkommenden  Radialspalten  fübrt  Seh.  auf  die 
von  deu  äusseren  Theilen  auf  die  inneren  ausgeübte  Dehnung  zurück,  daher  denn  auch  die 
Spalten  sich  beim  Eintrocknen  verkleinerten,  während  quellungserregende  Substanzen  eine 
weitere  Bildung  wasserreicher  Schichten  und  Vergrösserung  der  vorhandenen  oder  Ent- 
stehung neuer  Spalten  veranlassen.  Der  Verf.  weist  dann  ferner  darauf  hin,  das  die  Lage 
der  Stärkekörner  zu  den  Stärkebildnern  vollkommen  vereinbar  sei  mit  der  Annahme,  dass  von 
den  letzteren  her  eine  Apposition  stattfinde.    Ausführlicher  werden  dann  noch  die  halb  und 


lühaltskörper  der  Zelle.  399 

ganz  zusammengesetzten  Stärkekörner  besprochen,  bei  welchen  bekanntlich  Nägeli  aus  der 
mit  dem  Wachsthum  zunehmenden  Entfernung  ihrer  Kerne,  überhaupt  dem  in  der  Richtung 
der  Verbindungslinie  der  Kerne  stärksten  Wachsthum  die  Unzulässigkeit  der  Apposition 
gefolgert  hat.  Im  Rhizom  von  Canna  findet  Seh.  das  stärkste  Wachsthum  der  halbzusammen- 
gesetzten Körner  im  Gegensatz  zu  Nägeli's  Angabe  senkrecht  zur  Verbindungslinie  der 
Kerne.  Die  hier  vorkommenden  Körner  mit  zwei  weit  von  einander  entfernten  Kernen  sind 
nach  Seh.  durch  Verwachsung  zweier  ursprünglich  freier  Körner  gebildet  und  soll  dasselbe 
auch  bei  den  Kartoffelknollen  und  beim  Rhizom  von  Iris  ftorentina  gelten.  Schliesslicb 
gelangt  der  Verf.  zu  dem  Resultat,  dass  die  Stärkekörner  als  aus  Krystalloideu  zusammen- 
gesetzte Sphärokrystalle  zu  betrachten  seien,  deren  Doppelbrechung  auf  die  Spaunungs- 
verhältnisse  zurückzuführen  sei. 
63.  Rägeli.    Wachsthum  der  Stärkekörner.    (No.  49.) 

Der  Verf.  bestreitet  zunächst  den  Satz  von  Schimper,  dass  gedrückte  Stärkekörner  nur 
radiale  Spalten  bilden,  die  tangentialen  seien  ebenfalls  vorhanden,  aber  der  Natur  der  Sache 
nach  nicht  sichtbar,  einmal  ihrer  Lage  wegen,  andererseits  weil  sie  in  den  weichen  Schichten 
verlaufen  und  von  diesen  ihrer  Lichtbrechung  nach  nicht  unterschieden  werden  können. 
Der  Schluss,  den  Scbimper  über  Cohäsion  und  Dehnbarkeit  der  Substanz  ziehe,  sei  also 
nicht  solid  begründet.  Seh.  vermische  ferner  die  natürliche  Imbibition  der  Stärkeköruer  mit 
der  wohl  durch  Zerfallen  der  Micellen  in  kleinere  zu  Stande  kommenden,  schliesslich  zur 
Kleisterbildung  führenden  Aufquellung,  er  betrachte  geradezu  die  wasserreichen  Schichten 
des  Stärkekerns  sowie  dessen  Kern  als  eine  kleisterartige  Masse,  während  Nägeli  in  den- 
selben dieselbe  regelmässige  Anordnung,  wie  in  den  dichtereu  Lagen,  nur  mit  grösserem 
Wassergebalt  annimmt.  Der  Unterschied  trete  in  dem  verschiedenen  Verhalten  der  weichen 
Schichten  und  des  Kleisters  zum  polarisirten  Liebt  und  zu  gewissen  Farbstoffen  deutlich 
hervor,  welche  letztere  in  zerschnittene,  aber  nicht  desorganisirte  Körner  nicht  eindringen, 
während  aufgequollene  Stärke  gefärbt  wird.  Die  letztere,  von  W.  Nägeli  (Beiträge  zur 
näheren  Kenntuiss  der  Stärkegruppe)  beobachtete  Thatsache  hat  der  Verf.  weiter  verfolgt 
und  gefunden,  dass  Anilinviolett,  Anilinroth,  Anilingelb  und  Anilinbraun  in  Wasser  gelöst 
sowohl  die  unveränderten,  als  die  aufgequollenen  Stärkekörner  färben,  dass  aber  aus  den 
natürlichen  Körnern  die  Färbung  durch  mehr  oder  weniger  verdünntes  Glyceriu,  auch  wenn 
es  die  nämliche  Anilinfarbe  gelöst  enthält,  vollständig  ausgezogen  wird,  während  sie  in  den 
aufgequollenen  sich  abgeschwächt  erhält.  In  mehr  oder  weniger  verdünntem  Glycerin,  iu 
welchem  Auilinviolett  oder  -roth  gelöst  ist,  bleiben  die  natürlichen  Körner  ungefärbt,  die 
aufgequollenen  färben  sich  schwach:  denselben  Unterschied  zeigen  sie  in  ihrem  Verhalten 
zu  wässerigen  Lösungen  von  Anilinblau  und  Auilinschwarz.  Versetzt  man  dagegen  erstere 
Lösung  mit  verdünnter  Salzsäure  oder  Salpetersäure,  so  färben  sich  beide  Arten  von  Stärke- 
körnern intensiv.  Daraus  folgt  einmal,  dass  Farbstofflösung  in  die  Stärkesubstanz  ein- 
dringen kann,  dass  sie  aber  nicht  immer  und  je  nach  Umständen  in  verschiedener  Menge 
eingelagert  wird.  Es  hängt  das  ab  L  von  der  Verwandtschaft  des  Farbstoffs  zur  Stärke, 
2.  von  der  besonderen  Micellarconstitution  der  letzteren.  Wie  sehr  die  Färbbarkeit  von 
letzterer  abhängt,  zeigen  z.  B.  auch  Zellmembranen  von  Algen  fSpirogyra,  Zyc/nema, 
Cladoiihora),  welche  nach  dem  Einlegen  in  Farbstoflflösungen  zuerst  die  Membran  gefärbt, 
den  Inhalt  ungefärbt  zeigen  (lebender  Zustand  der  Membran),  dann  die  erstere  ungefärbt 
und  den  Inhalt  gefärbt  (natürlich  todter  Zustand  der  Membran),  endlich  beide  gefärbt 
(aufgequollener  Zustand  der  Membran):  Nägeli  vergleicht  dabei  den  normalen  Zustand  der 
Stärkekörner  mit  dem  zweiten,  dem  natürlich  todten  der  Membranen. 

Der  Verf.  bestreitet  dann  weiter  den  Schimper'schen  Satz,  dass  ein  einfacher  Zug, 
wie  er  beim  Wachsthum  der  Stärkekörner  auch  nach  Nägeli  stattfindet,  eine  Aufquellung 
gewisser  Schichten  veranlassen  könne,  er  könne  höchstens  eine  Zerreissung  veranlassen,  wenn 
ihm  nicht  durch  Einlagerung  neuer  Substanz  Genüge  geleistet  werde,  wie  es  die  Indussusceptions- 
theorie  annimmt.  Auch  der  Satz,  dass  parallel  den  Schichten  mehr  Wasser  eingelagert 
würde,  als  in  Richtung  senkrecht  dazu,  sei  wenigstens  nicht  allgemein  gültig;  so  trete  beim 
Beginn  der  künstlichen  Quellung  das  Gegeutheil  ein.  Ausserdem  könne  aus  der  Wasserein- 
lagerung an  sich,  aus  der  Richtung  der  beim  Austrocknen  entstehenden  Spalten  kein  Schluss 


400  Anatomie.  Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Morpholog.  u.  Physiolog.  d.  Zelle. 

auf  die  Spaunungsverhältuisse  des  uormalen  nicht  ausgetrockneten  Kerns  gezogen  werden, 
da  auch  bei  stärkerer  Wassereinlagerung  in  tangentialer  Richtung  gar  keine,  oder  eine  der 
Vorstellung  Schimpers  entgegengesetzte  Spannung  denkbar  ist.  Die  thatsächlich  vorhandene 
Spannung,  welche  in  jeder  Micellarschicht  gegen  die  nächst  innere  positiv,  gegen  die  nächst 
äussere  negativ  ist,  könne  wohl  durch  Intussusception  zu  Stande  kommen,  ihr  Entstehen 
durch  Apposition  aber  habe  Seh.  nicht  erklärt,  da  seine  Voraussetzung,  es  lagere  sich 
zunächst  eine  trockene  oder  sehr  wasserarme  Stärkeschicht  auf,  die  erst  nachher  nach 
Bedürfniss  Wasser  imbibire  einmal  eine  unmögliche,  molecular  physiologisch  unmotivirbare  sei 
und  zweitens  gar  nicht  die  Wirkung  einer  inneren  Spannung  haben  würde,  da  mit  geringerem 
Widerstand  eine  Ausdehnung  der  Wasser  aufnehmenden  Schicht  nach  aussen  unter  Ver- 
schiebung ihrer  Theilchen  stattfinden  könnte.  Weiter  sei  durch  die  Appositionstheorie 
die  Thatsache  nicht  zu  erklären,  dass  die  äusserste  Schicht  grosser  wie  kleiner  Körner  ein 
vom  Uebrigen  abweichendes  Verhalten  insofern  zeigt,  als  sie  sich  mit  Jod  gar  nicht  oder 
schwach  rothviolett  färbt,  und  ebenso  gewissen  Säuren  widersteht,  welche  die  innere  Masse  lösen. 
Nägeli  hält  ferner  fest  an  dem  Vorkommen  ächter,  d.  h.  durch  Theilung  eines  ursprünglich  ein- 
fachen Korns  entstandener  ganz  zusammengesetzter  Stärkekörner.  Dass  die  „Stärkebildner"  die 
Ernährer  seien,  welche  das  Material  für  den  Aufbau  der  Stärkekörner  liefern,  hält  N.  für  sehr 
unwahrscheinlich,  da  man  nicht  wohl  annehmen  könne,  dass  die  Glycose-  oder  Maltoselösung, 
welche  das  Baumaterial  für  die  Stärkekörner  darstellt,  sich  zunächst  im  Stärkebildner  ansammelt 
welcher  ausserdem  das  Korn  oft  nur  an  einer  winzigen  Stelle  berührt.  Seh.  setzt  voraus,  dass 
die  Nährlösung  sich  innerhalb  einer  gallertigen  Substanz,  die  das  Stärkekorn  umgiebt,  durch 
Capellarität  auf  der  Oberfläche  des  letzteren  ausbreite.  N.  stellt  dem  entgegen,  dass  es  für 
Beurtheilung  dieser  Verhältnisse  auf  Capillarität  gar  nicht  ankommt,  sondern  nur  auf  die 
Anziehung  zwischen  Stärke  und  Plasmasubstanz  und  zwischen  beiden  Substanzen  und  Wasser. 
Nach  diesen  Molecularkräften  könne  aber  von  einer  besonderen  zwischen  Plasma  und  Korn 
eingeschalteten  Flüssigkeitsschicht  keine  Rede  sein.  Da  Stärkekörner,  die  frei  in  Zucker- 
lösung liegen,  nicht  wachsen,  so  können  die  Stärkemicellen  die  Umwandlung  von  Glycose 
in  Stärke  nicht  vollziehen,  es  rauss  vielmehr  das  Plasma  mitwirken,  wozu  vielleicht  der 
Stärkebildner  besonders  befähigt  sein  könnte ,  ohne  jedoch  dess wegen  Gestalt  und  Bau  des 
Stärkekorns  specifisch  zu  bedingen,  N.  macht  dabei  besonders  darauf  aufmerksam,  dass 
nach  Sch's.  eigenen  Abbildungen  Körner  von  gleicher  Gestalt  ganz  ungleich  gestaltete  Bildner 
besitzen  und  umgekehrt.  Endlich  ist  für  N.  die  Umhüllung  corrodirter  Stärkekörner  mit 
einer  neuen  Lage  kein  Beweis  für  Wachsthum  derselben  durch  Apposition,  vielmehr  eine 
der  doppelten  Membranbildung  um  eine  Plasmamasse  vergleichbare  Neubildung,  in  der  selber 
das  weitere  Wachsthum  durch  Intursusception  erfolgen  kann.  Schliesslich  betont  N,  noch, 
dass  Schimper's  Auffassung  der  Stärkekörner  als  Sphärokrystalle  mit  den  Vorstellungen, 
welche  derselbe  im  ersten  Theil  seiner  Abhandlung  über  deren  Micellarstructur  entwickelt 
hat,  unvereinbar  ist. 
G4.  Meyer.    Structur  der  Stärkekörner.    (No.  46.) 

Der  Verf.  erklärt  ebenfalls  Schimper's  Theorie  der  Dififerenzirung  der  Körner  für 
ganz  unhaltbar,  acceptirt  dagegen  deren  Deutung  als  Sphärokrystalloide  eines  Koblenhydrats. 
M.  findet,  dass  durch  Wechsel  der  äusseren  Bedingungen  z.  B.  der  Temperatur  sich  aus 
Zuckerlösungen  Sphärokrystalle  erhalten  lassen,  die  aus  concentrischen  Schichten  aufgebaut 
sind,  deren  verschiedene  Lagen  auch  ungleiche  Löslichkeit  zeigen,  der  Kern  des  Sphäro- 
krystalls  ist  meist  weniger  dicht,  als  die  benachbarte  Schicht.  Dass  die  Dichtigkeit  der 
Stärkekörncr  centripetal  abnehme,  versucht  der  Verf.  durch  die  Einwirkung  der  in  den  Zellen 
vorhandenen  stärkelösenden  Fermente  zu  erklären,  welche  die  Körner  durchdringen  und  ihren 
ältesten,  inneren  Theil  am  längsten  anzugreifen  Zeit  hatten.  „So  bleibt  also  immer  die 
jüngste,  äusserste  Schicht  die  dichteste,  die  successive  tiefer  liegenden  Schichten  werden 
gemäss  ihrem  Alter  weniger  dicht  sein."  Der  Verf.  glaubt  so  auf  Grund  der  Deutung  des 
Stärkekorns  als  Sphaerokrystall  alle  Structurverhältnisse  desselben  erklären  zu  können. 
Ausserdem  nimmt  M.  die  Entstehung  kräftigerer,  secundärer  Schichtung  an,  die  dadurch  zu 
Stande  kommt,  dass  durch  Fermentwirkuug  von  aussen  die  äussersten  Theile  des  Stärke- 
korns minder  diclit  werden,  worauf  eine  Neubildung  einer  äusseren  dichten  Lage,  wie  in 


lubaltskörper  der  Zelle.  401 

den  von  Schimper  beschriebenen  Fällen,  dazu  kommt.  Specieller  werden  diese  Voratellungeu 
an  den  Jr/ö-Rhizorneu  erläutert.  Es  wird  hier  hervorgelioben,  dass  die  Schiebten  an  älteren 
Rbizomstücken  oft  deutlicher  sind,  als  an  jüngeren,  die  jedoch  schon  ganz  ausgewachsene 
Stärkeköruer  enthalten.  Verf.  hält  Nägelis  Theorie  für  nicht  ausreichend  zur  Erklärung 
dieser  Erscheinung,  die  er  auf  Lösung  durch  Fermentwirkung  zurückführt.  Die  Stärke- 
bildner sind  auch  an  10  Jahre  alten  Rhizomstückeu,  auch  wenn  die  Stärke  völlig  gelöst  ist, 
vollständig  intact ;  sie  sitzen  in  solchen  älteren  Geweben  oft  den  Stärkekörnern  quer  oder 
seitlich  an  und  ist  gerade  die  Berührungsstelle  oft  corrodirt,  so  dass  die  Stärkebildner  auch 
die  Fähigkeit,  Stärke  zu  löseu,  besitzen  müssen.  Der  Verf.  beschreibt  dann  weiter  ver- 
schiedene Formen  der  Anlagerung  neuer  Stärkesubstanz  und  schliesst  mit  dem  Satze,  dass 
die  sämmtlichen  bei  Iris  beobachteten  Erscheinungen  nur  unter  der  Annahme  einfach 
erklärbar  seien,  dass  die  Stärkekörner  durch  Apposition  von  Substanz  wachsen. 

65.  Klebs.    Inhaltskörper  niederer  Algen  und  Pilze.    (No.  30.) 

In  Fhyllohiuin  dimorphum  kommen  grosse  Tropfen  eines  orangefarbigen  Oels  (Hae- 
matochroni)  vor,  die  mit  starken  Säuren,  namentlich  Salpetersäure  zuerst  tief  himmelblau 
und  dann  farblos  werden.  Jodlösung,  ebenso  Eisenchlorid  färbt  es  dunkelblaugrün,  Osraium- 
säure  dunkelbraun,  Chromaäure  entfärbt  es,  Kali,  Ammoniak,  Salzsäure,  Pikrinsäure,  Essig- 
säure bewirken  keine  Veränderung.  Vermuthlich  ist  derselbe  Körper  bei  Chroolepus  die 
Ursache  der  bekannten  rothen  Färbung  und  wohl  auch  identisch  mit  dem  gelben  Oel  der 
üredineen,  den  rothen  „Augenpunkten"  bei  Volvocineen  u.  s.  w.  Alle  diese  Substanzen 
werden  mit  Jod  blau. 

Ferner  wurden  bei  Phyllöbium  zarte,  rundliche,  flache  Körperchen  von  weisser  bis 
schwach  bläulicher  Farbe  gefunden,  die  in  Wasser  sofort  eine  radiale  Streifung  zeigen,  die 
von  einem  dichteren,  mittleren  Kern  ausgeht.  Jod  und  Chlorzinkjod  färben  sie  gelb,  Säuren 
und  Alkalien  bewirken  Quellung.  Die  auch  gruppenweise  vorkommenden  Körperchen  sind 
unlöslich  in  Essigsäure  und  Kali,  färben  sich  nicht  mit  Millon's  Reagenz  und  lösen  sich 
unter  starker  Quellung  in  concentrirter  Schwefelsäure.  Sie  scheinen  organisch,  aber  nicht 
proteinartig  zu  sein. 

66.  Rostaflnski,    Rother  Farbstoff  der  Chlorophyceen    (No.  68.) 

findet  ebenfalls,  dass  der  rothe  Farbstoff  der  Sporen  vieler  Chlorophyceen  mit 
Schwefelsäure  dunkelblau  wird,  welche  Färbung  beim  Erwärmen  nach  vorhergehender  Roth- 
färbung verschwindet.  Dieselbe  Reaction  besitzt  das  Chrysochiuon  CigHjoOj.  R.  verglich 
nun  das  Spectrum  desselben  mit  demjenigen  von  TrentepoliUa  aurea.  Behandlung  mit 
immer  wieder  erneuertem  kalten  Alkohol  zog  hier  einen  gelben  Farbstoff  aus,  der  mit 
Salpetersäure  spangrün  wird  und  mit  dem  Xanthiu  gelber  Blüthen  (Cheiranthus  Cheiri) 
identisch  zu  sein  scheint.  Hier  wie  bei  TrentepoliUa  bleiben  aber  Reste  eines  rothen,  in 
heissem  Alkohol  und  in  Chloroform  leicht  löslichen  Farbstoffs  zurück,  welches  mit  Schwefel- 
säure blau  wird  und  ähnliche  Absorption  zeigt,  wie  das  Chrysochinon,  ausserdem  aber  noch 
das  Chlorophyllband  zwischen  B  und  C  erkennen  lässt.  Derselbe  rothe  Farbstoff  ist  wohl 
auch  in  üredineen,  Püobolus,  in  den  Stengeln  der  Orobaucheen,  rothen  Früchten  und  den 
bisweilen  sich  roth  färbenden  Blättern  von  Selaginellen  und  Coniferen  vorhanden.  Da  der 
aus  Tr.  Jolithus  ausgezogene  Farbstoff  im  Licht  ergrünt,  so  betrachtet  ihn  R.  als  ein 
Reductionsproduct  des  Chlorophylls  und  nennt  ihn  Chlororufin.  Vielleicht  ist  Millardet's 
Solanorubin  derselbe  Körper. 

67.  Klein.    Krystalloide  der  Meeresalgen.    (No.  32.) 

Mit  Abbildungen  versehene  abschliessende  Darstellung  der  vom  Verf.  an  ver- 
schiedenen Orten  veröffentlichten  Beobachtungen  (vgl.  Jahresber.  1877,  S.  308,  1879,  S.  11, 
1880,  S.  30).  Die  Krystalloide  fanden  sich  bei  20  Arten  aus  den  Gattungen  Äcetabularia, 
Bornetia,  Bryopsis,  Callühamnion,  Ceramium,  Cladoplwra,  üodium,  Dasycladus,  Gongro- 
ceras,  Griffithia,  Laurencia  und  Polysiphonia. 

68.  Klein.    Krystalloide  von  Pingoicola  und  ütricularia.    (No.  38.) 

Weitere  Ausführung  der  im  Jahresber.  1880,  S.  30  erwähnten  Mittheilung. 

69.  Höhnel.    Inhaltskörper  der  Drusen  u.  s.  w.    (No.  26,  S.  585  ff.,  592,  597.) 

Bei  Ardisia  wurde  als  Drüseninhalt  eine  aus  unregelmä^sigeu  Stäbchen  und  Körnchen 

Botauiacber  Jahresbericht  IX  (1881J  1.  Abth.  26 


402  Anatomie.  Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Morpholog.  u.  Physiolog.  d.  Zelle. 

bestehende  Masse  mit  den  Reactionen  der  Eiweisskörper  gefunden,  ferner  hochrothe  Sphäro- 
krystalle,  die  in  verdünnter  Chromsäure,  Alkohol  und  Aether  löslich  und  von  einer  eigenen 
rothbraunen  Wandung  umschlossen  sind.  Diese  Krystalle  entstehen  in  verschiedenen  Zellen 
und  verwachsen  dann,  v^orauf  die  eingeschlosseneu  Zellmembranen  aufgelöst  werden,  während 
aus  den  peripherischen  die  rothbraune  Wandung  hervorgeht.  Die  hochrothe  Substanz 
kommt  auch  in  den  Parenchymzellen  als  Einzelkrystall  vor.  In  den  Schleimschläuchen  der 
Rinde  von  Äbies  pectinata  u,  s.  w.  finden  sich  Krystalloide,  welche  Farbstoffe  aufspeichern 
und  sonstige  Eigenschaften  der  Eiweissstoffe  zeigen,  aber  auch  von  stärker  wirkenden 
Reagentien  nicht  gelöst  werden.  Sehr  grosse  Gerbstoff  führende  Schläuche  fanden  sich  in 
den  Blättern  von  Mesemhryantliemum  und  Aeonium,  eigenthümliche  spulenförmige  Krystall- 
drusen  im  Weich  hast  von  Periploca  graeca,  ungewöhnlich  grosse  Kalkoxalatkrystalle  bei 
Oxalis  gigantea,  schöne  Zwillingskrystalle  in  den  Eucalyptus -B,indien,  in  die  Membran 
eingewachsene  Krystalle  im  Rindenparenchym  von  Mimosa  deciirrens. 

70.  d'Arbaamont.    Tannin,  Sphärokrystalle  a.  and.  Inhaltskörper  der  Ampelideen.  (No.  2.) 

Ausser  verschiedenen  Modificationen  des  Tannins  in  Lösung  und  in  umhüllten  Tropfen 
beschreibt  der  Verf.  bei  einigen  Ampelideen,  die  keine  oder  nur  sehr  wenig  Stärke  führen, 
eigenthümliche  kugelige  oder  mit  rundlichen  Erhabenheiten  besetzte  stark  lichtbrechende 
Körper,  deren  Substanz  im  Saft  der  Zellen  gleichfalls  vorhanden  sein  muss,  da  Stengelstücke 
in  Alkohol  gelegt  nach  einiger  Zeit  viel  mehr  solche  Körper  zeigen,  als  vor  dem  Einlegen 
vorhanden  waren.  Dieselben  zeigen  auch  innere  Vacuolen,  erreichen  einen  Durchmesser 
von  0.013  mm,  sind  in  kaltem  Wasser  sehr  langsam  löslich  und  werden  vom  Verf.  als  Cissose 
bezeichnet.  Ausserdem  treten  bei  gleicher  Behandlung  Sphärokrystalle  mit  zahlreichen 
vortretenden  Nadeln  auf,  welche  vielleicht  aus  derselben  Substanz  bestehen.  Bei  ver- 
schiedenen Ampelideen,  z.  B.  Ampelopsis  hederacea  erhalten  sich  die  Raphiden  aus  Kalk- 
oxalat  in  der  Rinde  dauernd,  während  sie  im  Mark  am  Ende  der  ersten  Vegetationsperiode 
ganz  oder  bis  auf  Spuren  verschwinden. 

71.  Kraus.    Sphärokrystalle  bei  Ptelea  trifoliata,  Coniam  macalatum  und  Aethasa  Cyna- 
pium.    (No.  36.) 

Bei  den  genannten  Pflanzen  finden  sich,  wie  bei  Coccuhis,  nur  in  der  Epidermis 
Sphärokrystalle  vor,  wenn  die  Gewebe  in  Glycerin  oder  Alkohol  gelegen  haben.  Es  sind 
zumeist  der  Wand  ansitzende  Halbkugeln  von  deutlich  strahligem  Gefüge.  In  ihren  Reac- 
tionen stimmen  sie  mit  den  analogen  Gebilden  von  Cocculus  überein.  Bei  Ptelea  sind  die 
Sphärokrystalle  auf  die  Blattepidermis  beschränkt. 

72.  Schaarschmidt.   Spliärokrystalle  bei  ürticaceen,  Rutaceen,  Eapliorbiaceen  and  Palmen. 
(No.  72,  nicht  zugänglich.) 

73.  Szabo.    Krystalle  bei  Canna.    (No.  79.) 

Die  Sphärokrystalle,  die  sich  in  den  Gummigängen  von  Canna-Rhizomen  ausscheiden, 
die  einige  Tage  in  Alkohol  gelegen  haben,  bestehen  aus  oxalsaurem  Kalk.  Lässt  man  zer- 
schnittene Rhizome  an  der  Luft  liegen,  so  entstehen  ausserdem  auch  körnige,  tafel-  oder 
octaederähnliche  Einzelkrystalle  sowie  dendritische  Bildungen. 

74.  Demeter.    Rosanoff'sche  Krystalldrusen  bei  ürticaceen.    (No.  11.) 

Die  Pflanzen,  bei  welchen  membranumhüllte  Krystalldrusen  gefunden  wurden,  sind 
Debregeasia  dicliotoma,  Boehmeria  celehica,  B.  biloba,  B.  japonica,  Leucosyce  candidissima, 
Memorialis  hirta  und  Elatostema  eurhynchum ,  am  schönsten  sind  sie  bei  den  beiden  erst- 
genannten Arten  im  Mark  entwickelt.  Die  meist  verholzten  Cellulosebalken ,  an  welchen 
die  umhüllten  Drusen  befestigt  sind,  kommen  auch  hohl  und  auch  ohne  Drusen  vor. 

75.  Higley.    Kalksalzkrystalle.    (No.  15.) 

Der  Verf.  widerspricht  der  Annahme,  dass  nur  oxalsaurer  Kalk  in  Krystallform  in 
den  Pflanzen  vorkomme.  Mittelst  des  im  Ref.  No.  16  beschriebenen  Verfahrens  erkannte 
er  die  Raphiden  bei  mehreren  Aroideen  (Arisaema  tripJiyllutn.  Dracontium,  Symplocarpus 
foetidus),  Ampelideen  CVitis  cordifolia,  V.  aestivalis,  V.  vinifera,  Ampelopsis  hederacea), 
bei  Cirsium  arvense,  C.  lanceolatum,  C.  muticum,  Cynthia  virginica,  als  aus  phosphorsaurem 
Kalk  bestehend.  Kubische  Krystalle  (wohl  nur  würfelähnliche  Rhomboeder.  Ref.)  von  kohlen- 
saurem Kalk  fand  sich  bei  Cynthia  virginica,  Lappa  major,  Tanacetum  vulgare,  Drusen 


Inhaltskörper  der  Zelle.  403 

aus  weinsaurem  Kalk  bei  alten  Stämmen  und  Beeren  der  genannten  Ampelideen.  Es  scheint 
dem  Verf.,  dass  die  Raphiden  überhaupt  phosphorsaurer,  die  Nadeln  oder  Krystallprismen 
oxalsaurer  und  die  kubischen  (?)  Krystalle  kohlensaurer  Kalk  sind,  während  die  Drusen 
(Sphaeraphiden)  aus  verschiedeneu  Kalksalzen  bestehen  können. 

76.  De  Vries    Kalkablagerungen    (No.  86.) 

giebt  eine  Uebersicht  über  das  Vorkommen  des  Oxalsäuren  und  kohlensauren  Kalks 
im  Pflanzenreich  und  in  den  einzelnen  Geweben.  Bei  Algen  liegt  nach  De  Vries  nur  eine 
ältere  und  zweifelhafte  Angahe  (Spirogyra)  vor;  auch  die  Angabe,  dass  bei  Hydrurus  und 
ühaetophora  ausserhalb  der  Zellen  Kalkoxalat  sich  finde,  sei  sehr  zweifelhaft.  Ferner 
scheint  das  letztere  den  Flechten  mit  Ausnahme  der  Krustenflechten,  den  Moosen,  Schachtel- 
halmen und  den  meisten  Farnen  zu  fehlen,  ebenso,  abgesehen  von  den  Blüthentheilen,  den 
meisten  Gräsern  und  Potameen,  weiter  einzelnen  Solanaceen,  Liliaceen.  Bei  Zea  Mays 
konnte  der  Verf.  trotz  längeren  Suchens  nirgends  Kalkoxalatkrystalle  finden. 

Hinsichtlich  der  Entstehung  der  Krystalle  wird  besonders  betont,  dass  überschüssige 
Oxalsäure,  die  vielfach  im  Zellsaft  vorkommt,  sowie  Magnesiumsalze  die  Löslichkeit  des 
Oxalsäuren  Kalks  in  Wasser  erhöhen.  Im  Ganzen  wird  die  Abscheidung  des  letztern  vom 
Verf.  als  ein  Mittel  betrachtet  übermässige  Kalkmengen  aus  den  Geweben  zu  entfernen, 
wesshalb  auch  die  Orte  der  Ablagerung  derartig  sind,  dass  dieser  Auswurfstofif,  wie 
abgeschiedene  feste  Kieselsäure,  dem  Stoffwechsel  möglichst  entzogen  wird  und  den  letzteren 
nicht  beeinträchtigen  kann, 

77.  Molisch.    Kohlensaurer  Kalk  Im  Holz.    (No.  48.) 

Im  Kernholz  und  an  solchen  Stellen  des  Splints,  die  Verfärbung,  überhaupt  eine 
dem  Kernholz  analoge  Beschaffenheit  besitzen,  kommt  häufig  krystallinischer  kohlensaurer 
Kalk  vor,  der  die  Gefässe,  Tracheiden,  Libriform-,  Parenchym-  und  Markstrahlzellen  bisweilen 
ganz  erfüllt:  dieselbe  Erscheinung  tritt  auch  in  den  Markzellen  auf.  Nach  genauerer  Unter- 
suchung dieser  Verhältnisse  bei  Ulmus  campestris ,  U.  viontana,  Celtis  orientalis,  C.  occi- 
dentalis,  Sorbus  torminalis,  Pirus  microcarpus,  Fagus  süvatica,  Acer  rubrum,  A.  illyricum, 
A.  Pseiidoplatanus,  A.  campestre.  A.  Negundo,  Cornus  sangiiinea,  C.  mas,  Zygophyllum 
arboreuvi,  Populus  alba,  Salix  amygdalina ,  Betula  alba  findet  der  Verf.,  dass  der  Kalk 
sich  zunächst  als  dünne  Schicht  auf  den  Membranen  ablagert  und  erst  allmählich  das 
Lumen  ganz  erfüllt ;  er  führt  die  Erscheinung  darauf  zurück,  dass  bei  der  geringen  Leitungs- 
fähigkeit des  Kernholzes  u.  s.  w.  die  Lösung,  welche  in  Folge  ihres  Gehalts  an  Kohlensäure 
den  kohlensauren  Kalk  gelöst  enthält  nur  sehr  langsam  fortschreiten  kann;  durch  Temperatur- 
erhöhung kann  dann  der  Gehalt  der  Lösung  an  Kohlensäure  sich  vermindern,  worauf  der 
kohlensaure  Kalk  sich  krystalliuisch  abscheiden  muss. 

78.  Warming.    Kieselkörper  bei  Podostemonaceen.    (No.  88,  89.) 

79.  Carlo.    Kieselkörper  bei  Tristicha.    (No.  8.) 

In  allen  von  Warming  untersuchten  Podostemonaceen  kommen  im  Innern  der  Zellen 
Kieselkörper  vor,  deren  Bildung  in  der  Mitte  der  Zelle  zu  beginnen  scheint  und  dann  weiter 
nach  aussen  fortschreitet,  bis  die  letztere  nahezu  ausgefüllt  ist.  Das  Innere  der  Kiesel- 
körper ist  im  Allgemeinen  sehr  porös,  oft  auch  von  einem  grösseren  Hohlraum  eingenommen, 
der  peripherische  Theil  dagegen  ist  homogen.  Die  Concretionen  finden  sich  namentlich  in 
der  Epidermis  und  den  benachbarten  Schichten ,  ausserdem  in  der  Nähe  der  Gefässbündel 
und  dienen  wohl  zur  Festigung  der  sonst  sehr  zarten  Pflanzen. 

Carlo  beschreibt  specieller  die  analogen  Kieselkörper  von  Tristicha  hypnoides.  Die- 
selben kommen  hier  nur  in  dem  kriechenden  „Thallus",  nicht  in  den  Blüthen  tragenden 
Stämmchen  vor,  sind  ähnlich  gebaut,  wie  es  Warming  beschreibt,  und  doppeltlichtbrechend: 
ihre  Oberfläche  zeigt  mancherlei  Unebenheiten,  Ring-  und  Spiralleisten. 

Die  Blätter  von  Tristicha  besitzen,  wo  sie  dem  Stamm  ansitzen,  in  ihren  Parenchym- 
zellen  noch  einzelne  Kieselkörper:  ausserdem  ist  aber  die  Ober-  und  Unterseite  des  Blattes 
reich  an  verschiedenartig  geformten,  anscheinend  der  Membran  selbst  eingelagerten  Kiesel- 
bildungen, die  mit  ihrem  Mittelpunkt  stets  zwischen  zwei  oder  mehreren  Blattzellen  liegen. 
Die  Entwickelungsgeschichte  des  Blattes  lehrt,  dass  auch  diese  Kieselkörper  ursprünglich  im 
Innern  kleiner  Zellen  entstehen.   Die  Auswüchse  der  sternförmigen  Concretionen  bilden  sich 

26* 


404  Anatomie.  Morphologie  der  Plianerogamen.      Morpholog.  u.  Pbysiolog.  d.  Zelle. 

nachträglich  an  zuerst  glatten  halbmondförmigen  Kieselbildungen.  Cario  fand  auch  Chloro- 
phyllkörner in  den  die  Kieselkörper  enthaltenden  Zellen,  was  Warming  nach  seinen  Beob- 
achtungen bezweifelt. 

80.  Licopoli.    Kieselkörper  bei  Chamaerops    (No.  37.) 

beschreibt  die  bekannten  Kieseleinschlüsse  in  der  Umgebung  der  Palmenbastzellen 
bei  Chamaerops  humilis. 

81.  Schwarz.    Flechtensäuren.    (No.  76.) 

Die  krystallinischen  Chrysophansäurekörncheu  von  Physcia  parietina  u.  s.  w.  kommen 
nicht,  wie  Borscow  behauptete,  in  den  Zellen,  sondern  gemäss  Schwendeuer's  Angaben  auf 
der  Aussenfläche  der  Membranen  vor. 

4.  Zellmembran. 

82.  Wiesner.    Wachsthum  der  Zellmembran.    (No.  90.) 

Das  Wachsthum  der  Membran  ist  nach  dem  Verf.  durch  Intussusception  allein 
nicht  zu  erklären,  doch  ist  letztere  auch  nicht  ganz  auszuschliessen. 

83.  Geddes.    Zellwand  von  Chlamydomyxa.    (No.  20.) 

Die  Art  der  Schichtung  der  Membran,  sowie  das  Vorkommen  von  Zellwaudwarzen, 
welche  rothes  Pigment  einschliessen,  lassen  den  Verf.  hier  Wachsthum  der  Membran  durch 
Apposition  vermuthen. 

84.  Pringsheim.    Einfilass  intensiven  Lichts  auf  die  Zellmembranen.    (No.  61.) 

Ausser  geringeren  Quellungserscheiuungen,  die  an  zarteren  Spirogyra -F&den  im 
concentrirten  Sonnenlicht  beobachtet  wurden,  sah  Pr.  namentlich,  dass  die  Fäden  an  den 
Zellgrenzen  einknickten  und  dann  in  ihre  einzelnen  Zellen  zerfielen.  Gleichzeitig  schien 
auch  eine  Drehung  der  Fäden  zu  erfolgen. 

85.  Schaarschmidt.    Theilung  von  Closteriam.    (No.  69.) 

Die  secundäreu  Nähte  mancher  Closterium- Arten,  d.  h.  Ringzeichnungen  zwischen 
der  Mittelsutur  und  den  Enden  der  Zelle,  entstehen  durch  ähnliche  rasche  Ausdehnung 
plastischer  Zellhaut,  wie  die  bekannten  Ringe  von  üedogonium. 

86.  Ambronn.    Collenchym.    (No.  l.) 

Die  Wandungen  aller  vom  Verf.  untersuchten  Collenchymzellen  werden  mit  Chlor- 
zinkjod oder  Jod  und  Schwefelsäure  hellblau,  Salzsäure  und  Phloroglucin  bewirken  keine 
Färbung.  Die  in  vielen  Lehrbüchern  behauptete  starke  Quellbarkeit  der  Collenchymmembranen 
in  Wasser  ist  nicht  vorhanden;  in  ihrer  Festigkeit  stehen  dagegen  die  letzteren  den  speci- 
fischen  Bastzellen  kaum  nach. 

87.  Giltay,    Collenchym    (No.  21.) 

betont  den  Gesichtspunkt,  dass  die  Collenchymzellen  fast  niemals  Chlorophyll 
enthalten,  somit  nicht  assimiliren  und  gerade  desswegen  jede  directe  Communication  mit  den 
Intercellularen  entbehren  können.  So  erkläre  sich  das  Schwinden  der  letzteren  und  die 
colossale  Verdickung  der  Ecken,  während  in  den  Flächen  durch  Poren  für  die  Verbindung 
von  Zelle  zu  Zelle  gesorgt  sei.  Diese  Poren  sind  dann  bisweilen  (Äiicuba  japonica,  Hex 
PeradoJ  sogar  sehr  gross,  meistens  jedoch  klein  und  wenig  zahlreich. 

88.  Niggl.    Vorkommen  verholzter  Membran.    (No.  49.) 

Mit  der  S.  386  beschriebenen  Indolreaction  gelang  es  dem  Verf.  unter  zahlreichen 
untersuchten  Algen  nur  in  den  Warzen  von  Cosmarium  Botrytis  und  C.  speciosiim  Ver- 
holzung nachzuweisen.  Von  Pilzen  wurde  Polyporus  fomentarius  schwach,  Ochrolechia 
pallescens,  Trametes  suaveolens  deutlich  roth  gefärbt ;  ebenso  verhielten  sich  Medullär-  und 
Corticalschicht  bei  mehreren  Cladouien,  Lnbricaria  physodes  und  Stida  piilmonacea.  Die 
Reaction  trat  ferner  bei  Epidermiszellen  nur  ein  bei  Cinnamomum  CuUlatvan,  Cycas,  Ahies 
und  Pinus,  die  Cuticula  blieb  stets  ungefärbt,  die  Cuticularschichten  wurden  nur  bei  Hoya 
carnosa  und  Euscus  aculeatus  schwach  geröthet,  ausschliesslich  ihr  innerster  Theil  bei 
Nerium  Oleander,  Hex  Aquifolium  und  Agave  americana.  Die  Spaltöffuungsschliesszellen 
Bind  verholzt  bei  Abies,  Pinus,  Taxus,  Cycas.  Viele  stark  verdickte  derbe  Haare  von 
Boragineen,  Urticaceen  u.  a.  zeigen  keine  Spur  von  Rothfärbung;  deutlich  ist  die  letztere 
bei  den  Blatthaaren  von  Tilia  parvifolia  und  einigen  Hieracien  und  Stengelhaareu  von  Fra' 


Zellmembran.  405 

garia,  Etq)atoriim,  Stachys.  Auch  die  Pappushaare  verhielten  sich,  selbst  in  derselben 
Gattung  (HieraciumJ  verschieden.  Die  Suberinlamellen  werden  nicht  gefärbt,  wohl  aber  die 
Mittellamelle  alter  Korkzellen  (Kork  der  Kartoffflknollen  und  der  Rhizorae  monokotyler 
Pflanzen,  von  Betula)  Sorhus,  Acer,  Tilia,  Cinehona).  Collenchym  wird  nicht  gefärbt,  ausser 
bei  Sapindus  laurifolius;  im  Ilypoderma  wurde  bei  Cycas  Rothfärbung  nachgewiesen,  ebenso 
in  den  hypodermalen  Faserzellen  bei  Abies,  Pinus,  Taxus,  wo  aber  bisweilen  nur  die  Grenz- 
lamelle deutlich  roth  wird,  während  die  mittlere  Schicht  kaum,  die  innerste  gar  nicht 
gcröthet  wird.  Auch  das  Pallisadenparenchym  und  Schwammparenchym  von  Cycas  sind 
verholzt;  bei  Abies  excelsa  wurde  in  letzterem  nur  die  mittlere  und  äussere  Schicht  gefärbt. 
Häufig  zeigte  sich  das  Markgewebe  ganz  oder  in  einzelnen  Zellen  verholzt.  Im  Holz  ver- 
holzt die  innerste  Schicht  später  als  die  sogenannte  primäre  und  secundäre;  hei  Astragalua, 
Caragana,  Cytisus,  Eobinia  ist  sie  gallertartig  und  bleibt  farblos.  Die  Markstrahlzellen 
blieben  nur  bei  Aristolochia  Siplw  ungefärbt.  In  der  Schutzscheide  färbt  sich  vielfach  nur 
der  von  Caspary  aufgefundene  dunklere  Fleck,  beziehungsweise  das  demselben  entsprechende 
Band,  welches  aus  zwei  seitlichen  verkorkten  (ungefärbten)  und  einer  tiefroth  gefärbten 
verholzten  Mittellamelle  besteht  (Botrychium,  Eqiiisetum,  Tradescantia ,  PolygonatumJ. 
In  anderen  Fällen  erstreckt  sich  die  eben  besprochene  Structur  auf  die  ganze  Radialwand 
(Smilax,  Busens,  Iris,  Epipactis,  Asparagus) ,  oder  greift  selbst  auf  die  Tangentialwände 
über.  Die  spätere  Verdickungsschicht  der  Schutzscheidezellen  wurde  nur  bei  Ruscus 
aculeatus,  Festuca  gigantea,  Melica  altissima,  Poa  pratensis  deutlich  roth,  bei  letzterer 
Pflanze  verhalten  sich  ebenso  die  äussern,  die  Endodermis  verstärkenden  Zellen.  Prachtvoll 
roth  färben  sich  weiter  die  untersuchten  Steinzellen,  die  Bastfasern  von  Cinehona,  Sapindus, 
Vitis.  In  anderen  Fällen  (Acer,  Aesculus,  Cinnamomum,  Glycyrrhiza,  Carragana,  Robinia, 
Syringa,  AstragalusJ  röthen  sich  nur  die  äusseren  Schichten  der  Bastzellen;  dieselben 
blieben  ganz  farblos  bei  Nerium,  Morus,  Cannabis,  Linum,  Hoya,  Hibiscus.  Tiefroth 
wurden  endlich  die  Faserzellen  einiger  Samen  und  Endocarpien,  während  die  verzweigten 
Fasern  im  Gewebe  von  Prunus,  Araucaria,  Ternstroemiaceen,  Boronieen  und  Magnoliaceen 
sich  verschieden  verhalten. 

Am  frühesten  verholzen  Tracheen  und  Tracheiden ;  niemals  zeigten  die  Siebröhren- 
wände Rothfärbung  mit  Indol.  Der  Verf.  deutet  die  Verholzung  als  eine  chemische  Um- 
änderung der  Cellulosemolecüle,  nicht  als  eine  Einlagerung  von  abweichender  Substanz. 

89.  Niggl.    Verholzang  der  Zellmembran.    (No.  50.) 

Der  Satz,  dass  die  Verholzung  eine  Degradation  der  Cellulose,  nicht  eine  Infiltration 
derselben  sei,  wird  hier  weiter  ausgeführt  und  namentlich  damit  unterstützt,  dass  während  der 
Verholzung  die  Zellen  oft  kein  Plasma  mehr  führen,  von  welchem  die  Infiltration  ausgehen 
könnte.  Es  wird  weiter  die  Auffassung  verholzter  Membranen  vom  Standpunkte  der 
Nägeli'schen  Micellartheorie  erörtert,  mit  welcher  auch  nur  der  Gedanke  einer  chemischen 
Umwandlung  der  Micellen  vereinbar  sei. 

90.  Richter.    Pilzzellnlose.    (No.  67.) 

Dem  Verf.  gelang  es  zunächst  auch  an  den  Membranen  junger  Meristeme  Blau- 
färbung durch  Chlorzinkjod  u.  s.  w.  zu  erreichen,  wenn  dieselben  zuvor  mit  Salzsäure  oder 
Kalilauge  (nicht  mit  Essigsäure)  behandelt,  oder  einem  kurzen  Fäulnissprocess  ausgesetzt 
oder  auch  nur  stark  gequetscht  wurden.  Stücke  von  Agaricus  campestris,  Mutterkörnern, 
Polyporus,  welche  längere  Zeit  in  Kali  gelegen  hatten,  zeigten  schliessHch  Blau-  oder  Violett- 
färbung mit  Chlorzinkjod,  ebenso  Stücke  von  Daedalea  quercina  nach  längerem  Kochen 
mit  Schulze'scher  Flüssigkeit.  Die  Resistenz  der  Cellulose  war  hier  überraschend.  Bei 
Mucor  wurde  ein  sicheres  Resultat  nicht  erhalten,  wohl  aber  bei  den  Hyphen  von  Cladonia 
nach  wochenlangem  Liegen  in  Kalilauge. 

Mit  Phloroglucin  liess  sich  nirgends  eine  Verholzung  in  den  Membranen  der  Pilze 
nachweisen,  dagegen  verhielt  sich  das  Gewebe  von  Daedalea  sehr  ähnlich  wie  gewöhnlicher 
Flaschenkork. 

91.  Janczewskl.    Siebröhren.    (No.  28.) 

Die  angeführte  zweite  Abhandlung  beschäftigt  sich  mit  den  Siebröhren  der  Gefäss- 
kryptogamen  und  werden  genaue  Angaben  über  den  Bau  und  die  mikrochemischen  Eigen- 


406  Anatomie.  Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Morpholog.  u.  Physiolog.  d,  Zelle. 

Schäften  der  Membranen  und  der  Siebplatteu  gemacht:  in  letzteren  sind  die  Kanäle  durch 
Callusmassen  dauernd  geschlossen,  welche  die  Endflächen  wie  aus  ^zahlreichen  verklebten 
und  planlos  durch  einander  geworfeneu  Stäbchen  zusammengesetzt  erscheinen  lassen.  Die 
dritte  und  vierte  Abhandlung  betrifft  die  Siebröhren  der  Angiospermen.  Die  Entwickelung 
beginnt  hier  mit  der  Entstehung  symmetrischer  Calluswarzen  auf  beiden  Seiten  der  künftigen 
Siebplatte:  bei  Phragmites  communis  und  Ti/pha  latifoUa  sind  diese  Warzen  anfangs  reine 
Cellulose  und  wandeln  sich  erst  später  in  Callus  um.  Die  Warzen  verschmelzen  dann  zu 
einer  continuirlichen  Callusschicht,  iu  der  an  der  Stelle,  welche  früher  die  Warzen  einnahmen, 
Perforationen  sich  bilden.  In  älteren  Siebröhren  der  Dikotyledonen  geht  dann  nach  wenigen 
Monaten  bis  mehreren  Jahren  der  Inhalt  verloren  und  wird  die  Siebplatte  wieder  mit  einer 
homogenen  Callusmasse  bedeckt ,  endlich  wird  letztere  wieder  gelöst,  so  dass  nur  das  Cellu- 
losegerüst  der  Platte  übrig  bleibt;  der  Inhalt  ist  aber  in  diesem  Stadium  längst  nicht  mehr 
vorhanden,  so  dass  in  solchen  „passiven  Siebröhren"  höchstens  wässerige  Flüssigkeit  bewegt 
werden  kann.  Wo  die  Siebröhren  mehrere  Jahre  activ  bleiben  (Vitis  vinifera),  werden  die 
Platten  im  Herbst  durch  Callusmasse  geschlossen,  die  im  Frühjahr  wieder  resorbirt  wird. 
Dieselbe  Erscheinung  wurde  auch  bei  Phragmites,  Typha  und  Sparganium  ramosum  nach- 
gewiesen, während  bei  Chamaedorea  Karwinshiana  stets  die  Communication  erhalten  bleibt. 
Während  der  Desorganisation  erscheint  die  Callusmasse  bisweilen  gestreift,  wie  aus  stärker 
und  schwächer  lichtbrechenden  Stäbchen  zusammengesetzt,  von  welchen  die  letzteren  zuerst 
verschwinden  (Phragmites). 

92.  Russow.    Callusplatten  der  Siebröhren.    (No.  68.) 

Die  grossen  Calluspolster  von  Ahies  Pichta  erscheinen  wie  aus  Nadeln  zusammen- 
gesetzt, die  an  der  Peripherie  des  Polsters  deutlich  hervorragen;  Tangentialschnitte  zeigen 
radiirende  dunkle  scharfe  Linien.  Ferner  sind  diese  Polster  im  Gegensatz  zu  den  sonst 
untersuchten  schwach  doppelbrechend.  Bei  Äbies  excelsa  und  Larix  sibiriea  ist  die  Callus- 
masse im  April  theilweise  in  Wasser  löslich,  im  November  resistenter.  Die  Callusplatten 
wurden  an  150  Phanerogamen  iu  Stamm,  Wurzel  und  Blatt  nachgewiesen,  bei  Gefässkryp- 
togamen  nur  bei  Älsophila  australis,  Balantiuum  antarcticum,  Osmunda  regalis  und  Equi- 
setum  arvense,  und  zwar  sowohl  an  Siebplatten  der  Querwände  als  der  Längs  wände,  Schleim- 
Btränge  fanden  sich  nur  bei  Equisetum.  Bei  den  Holzpflanzen  sind  Callusplatten  nur  in 
den  jüngeren  und  jüngsten  Theilen  der  lebensthätigen  Rinde  zu  finden,  und  ist  Verf.  der 
Ansicht,  dass  die  specifische  Function  der  Siebröhren  nur  so  lange  dauert,  als  eben  Callus 
vorhanden  ist.    Die  zeitweilige  Auflösung  des  letzteren  wurde  bestätigt, 

93.  Mikosch.    Entstehung  and  Baa  des  Hoftüpfels.    (No.  46.) 

Nach  einer  ziemlich  ausführlichen  historischen  Darstellung  der  über  die  behöften 
Poren  vorliegenden  Untersuchungen  bespricht  Verf.  zunächst  den  Bau  der  Zellmembranen 
des  Holzes  mit  Bezug  auf  die  abweichenden  Ansichten  von  Dippel,  Sanio  u.  s.  w.  M.  findet, 
dass  die  Zwischenmasse  —  entgegen  Dippel's  Angabe  —  mit  Chlorzinkjod  schwach  blau 
gefärbt  werden  kann,  somit  Cellulose  ist,  er  wendet  sich  ferner  gegen  die  Deutung  der  Zwischen- 
masse als  Rest  cambialer  Zellhüllen.  Die  Radialwände  sind  nach  dem  Verf.  anfangs  durchaus 
einfach,  während  ihres  Dickenwachsthums  differenziren  sie  die  mittlere  weiche,  gegen  das 
Zelllumen  hin  allmählig  in  feste  Membran  übergehende  Schicht.  Erst  unmittelbar  ehe  die 
Cambialzelle  zur  Holz-  oder  Bastzelle  wird,  diff"erenzirt  sich  in  der  dichten  Partie  der  primären 
Wand  hart  an  der  Grenze  des  Plasmaschlauchs  eine  homogene,  nun  mit  Chlorzinkjod  tief 
blau  werdende  Lage,  welche  Sanio's  tertiärer  Membran,  Schacht's  Inuenhaut  der  Zelle 
entspricht.  Während  oder  nach  der  Bildung  der  Innenhaut  erscheint  in  der  Mitte  der 
Primärwand  eine  körnige  oder  continuirliche ,  schon  jung  gegen  Schwefelsäure  ziemlich 
resistente  Schicht,  welche  anfangs  mit  Chlorzinkjod  blau,  bald  aber  mit  Phlorogluciu 
und  Salzsäure  roth  wird,  die  Anlage  der  späteren  Mittellamelle.  Bisweilen  erscheint  die 
letztere  auch  doppelt  und  von  einem  schmalen  Band  von  Zwischeusubstanz  durchsetzt,  wie 
es  Dippel  allgemein  annimmt.  In  der  letzteren  wird  dann  später  doch  eine  unpaare  gemein- 
same Schicht  differenzirt.  In  der  Schicht  zwischen  Mittellamelle  und  Innenhaut  geht  dann 
nach  M,  die  Differenzirung  der  secundären  Verdickungslage  Sanio's  unter  Wasserverlust  und 
Dickeuabnahme  der  Schicht  vor  sich. 


Zellmembran.  407 

Im  Beginn  der  Cambialtliätigkeit  erscheinen  die  noch  homogenen  jungen  Radial- 
wände stellenweise  eingeschnürt  in  Folge  des  Vorhandenseins  einfacher  schüsseiförmiger 
Poren,  die  sich  bald  durch  FLächenwachsthum  vergrossern.  An  den  dünnen  Stellen  sind  die 
beiden  Innenschichten  einander  sehr  genähert,  sonst  durch  die  Zwischensubstanz  deutlich 
geschieden.  Dann  soll  durch  Dickenwachsthum  wieder  eine  Entfernung  der  beiden  Innen- 
schichten eintreten,  so  dass  eine  linsenförmige  Cellulosescheibe  entsteht,  die  später  eine 
körnige  oder  streifige  Structur  erhält,  indem  sie  in  Körnchen  zerfällt,  welche  einer  homo- 
genen Grundsubstanz  eingebettet  sind.  An  der  Grenze  der  Cellulosescheibe  erfolgt  die  Hof- 
bildung —  aus  den  Körnchen  soll  auf  der  Oberfläche  der  ersteren  ein  continuirliches  Häutchen 
entstehen,  das  den  Hof  innen  auskleidet  und  die  Fortsetzung  der  Innenhaut  der  übrigen 
Zelle  darstellt.  Die  Mittellamelle  durchsetzt  bei  ihrer  Entstehung  bald  die  Mitte  des 
„Linsenkörpers",  bald  „neigt  sie  sich  nach  einer  Seite"  und  verschmilzt  mit  einer  Innenhaut, 
wodurch  der  eine  Porencanal  dauernd  geschlossen  wird.  An  die  Stelle  der  weichen  Substanz 
des  Linsenkörpers,  die  resorbirt  wird,  soll  dann  schliesslich  Luft  treten  und  so  die  linsen- 
förmige Höhlung  des  Hofs  entstehen.  Diese  Angaben,  welche  durch  zahlreiche  Abbildungen 
erläutert  werden,  weichen  so  weit  von  allen  bisher  gegebenen  ab,  dass  sie  jedenfalls  mit 
Vorsicht  aufzunehmen  sind  —  vgl.  übrigens  das  folgende  Referat. 
94.  Russow.    Entstehung  der  Hoftüpfel  bei  den  Abietineen.    (No.  67.) 

Während  Sauio  (vgl.  Jahresber.  1873,  S.  180  u.  f.  J.)  angab,  die  Radialwände  des  Cam- 
biums  der  Abietineen  seien  glatt,  findet  Russow  an  Schnitten,  sowie  an  Macerationspräparaten 
(mit  1— 20/0  Kalilauge)  auch  in  jüngsten  Stadien  rundliche,  flache  Poren,  die  namentlich 
nach  Färbung  der  Membran  deutlich  hervortreten.  Aus  diesen  Poren  gehen  einerseits  die 
behöften  Poren  des  Holzes,  andererseits  die  Siebplatten  hervor.  Die  Poren  vergrossern  sich 
zunächst  durch  Wachsthum,  dann  nimmt  man  auf  ihnen  einen  kreisrunden,  zart  contourirten 
Fleck  (torus)  wahr,  dessen  Durchmesser  grösser  ist  als  der  Radius  des  „Primordialtüpfels", 
und  der  bisweilen  links,  rechts  Qder  beiderseits  von  einem  scharfen  Doppelcontour  begrenzt 
ist.  Darauf  erscheint  der  Hof  als  deutlicher,  scharfer  Doppelring,  welcher  bis  zur  Vollendung 
des  ersteren  sichtbar  bleibt;  innerhalb  des  Doppelrings  tritt  der  allmählig  enger  werdende 
einfache  Ring  auf,  welcher  bald  den  kreisrunden  Fleck  erreicht  und  über  diesem  fort- 
schreitend schliesslich  der  definitiven  Breite  des  Porenkanals  entspricht.  Der  oben  erwähnte 
Doppelcontour  am  „Torus"  beruht  auf  einer  ^-förmigen  Knickung  der  Porenmembran, 
wodurch  die  verdickte  Stelle,  der  Torus,  in  das  Lumen  einer  Tracheide  hineingeschoben 
wird.  Der  Verf.  führt  diese  Erscheinung  auf  die  durch  das  Anschneiden  der  Zellen  erfolgende 
Aufhebung  des  Turgors  zurück.  In  älteren  Stadien  ist  die  ^-förmige  Knickung  nicht  mehr 
zu  finden. 

Die  Membran  der  jungen  Holzzellen  besteht  Anfangs  aus  einer  dicken,  mittleren, 
weichen  „Zwischensubstanz"  und  zwei  sehr  dünnen,  die  erstere  begrenzenden  „Innenschichten". 
Mittelst  Anwendung  von  recht  couceutrirtem  Jodjodkalium  und  starker  Schwefelsäure  (2  Theile 
Säure  auf  1  Theil  Wasser)  gelang  es  dem  Verf.,  an  radialen  wie  tangentialen  jungen  Wänden 
die  farblose,  stark  gequollene  Zwischensubstanz  beiderseits  von  einer  rein  blauen  Linie  ein- 
gefasst  zu  sehen,  welche  den  Innenschichten  entsprechen.  Der  Torus  erscheint  als  dicker, 
blauer  Strich,  während  die  übrige  Membran  des  „Primordialtüpfels"  nur  eine  sehr  feine, 
blaue  Linie  darstellt,  deren  Dicke  wohl  durch  Resorption  abgenommen  hat.  Zuerst  in  den 
Zellecken,  dann  auch  auf  ihren  Flächen  zeigen  etwas  ältere  Stadien  eine  Differenzirung  der 
blauen  Linien  in  einen  inneren  und  äusseren  tiefer  gefärbten  Saum  und  eine  mittlere  hellere 
Lage.  Weiter  wird  in  den  Zellecken  die  Zwischensubstanz  gelblich;  aus  ihr  geht  die 
Mittellamelle  hervor,  in  der  sich  noch  in  den  „Zwickeln"  eine  innere,  tiefer  gelbe  Masse 
differenziren  kann.  An  Schnitten,  die  mit  Alkohol  behandelt  sind,  kann  man  die  dichtere 
Zwischensubstanz  mit  Chlorzinkjod  violett  färben,  so  dass  sie  ebenfalls  aus  Cellulose 
besteht.  Nach  R.  ist  eine  Entstehung  der  sogenannten  secundären  Verdickungsschicht  durch 
Apposition  ausgeschlossen ;  sie  bildet  sich  durch  Differenzirung  aus  der  blauen  Innenschicht. 
Die  sogenannte  tertiäre  Schicht  wird  erst  differenzirt,  nachdem  die  Verdickung  der  Holz- 
zellen fast  beendigt  ist.  Die  Hofmembran,  welche  nach  R.  vielleicht  wie  eine  Scheidewand  von 
Plasma  ausgeschieden  wird,  besteht  gleich  nach  ihrer  Anlage  ebenfalls  aus  einer  fast  färb- 


408         Anatomie.    Morphologie  der  Phanerogamcn.  —  Morphologie  der  Gewebe. 

loRen  mittleren  und  zwei  äusseren  blauen  Schichten,  Hinsichtlich  der  ursprünglich  homogen 
blau  werdenden  Tangentialwände  im  Cambium  nimmt  der  Verf.  an,  dass  sie  sich  später  in 
Zwischensubstanz  und  Innenschichten  differenziren.  Die  geringere  Zahl  der  behöften  Poren 
im  Herbstholz  beruht  darauf,  dass  hier  viele  Primordialtüpfel  nicht  zur  Entwickelung 
gelangen.  Die  Differenzen  zwischen  Frühjahrs-  und  Herbstholz  glaubt  Verf.  ausser  auf  die 
Verschiedenheit  des  Rindendrucks  in  erster  Linie  auf  Differenzen  im  Turgor  der  Jungholz- 
zellen zurückführen  zu  müssen,  welche  bald  mehr  bald  weniger  stark  wasseranziehende 
Substanzen  enthalten. 

95.  d'Arbanmont.    Gefächerte  Bastzellen  von  Ampelopsis  n.  s.  w.    (No.  2.) 

In  den  genannten  Zellen,  deren  Membranen  ausser  der  primären  zwei  sehr  distincte 
Verdickungsschichten  besitzen,  werden  Poren  beschrieben,  welche  z.  Th.  beide,  z.  Th.  nur 
die  innere  Schicht  durchsetzen.  * 

96.  Bachmann.    Samenschalen  der  Scrophalariaceen    (No.  4.) 

beschreibt  mehrfach  eigenthümliche  Verdickungsformen  der  Zellmembranen  der 
Testa;  besonders  wäre  auf  Buttnera  (Fig.  57)  und  Pedicularis  (Fig.  81)  hinzuweisen. 

97.  Trecnl.    Spiralzellen  bei  Crinnm.    (No.  83,  84.) 

In  den  Blüthen  von  Crinum  americanum,  taitense  und  africanum  finden  sich  sehr 
lange  spiralig  verdickte  Zellen  einzeln  oder  zu  Gruppen  verbunden.  Die  längste  gemessene, 
durch  Maceration  isolirte  Zelle  hatte  eine  Länge  von  13.4  mm  bei  0.025  mm  Durchmesser. 
Zellen  von  5— 7  mm  Länge  sind  ganz  gewöhnlich.  Die  längste  zum  Vergleich  gemessene 
Bastfaser  derselben  Pflanzen  mass  6.8  mm. 

98.  Vesqae.    Faserzellen  bei  Acanthaceen.    (No.  86.) 

Im  Stamm  und  Blattstiel  von  Cyrtanthera  catalpifolia,  Meninia  turgida,  Adhatoda 
ventricosa  und  Fittonia  finden  sich  im  Weichbast  Zellen,  welche  den  vom  Ref.  beschriebenen 
Faserzellen  von  Aerides  ähnlich  nur  kleiner  sind.  Ausserdem  aber  zeigen  hier  die  Fasern 
eine  Höhlung  und  sind  in  eine  gallertige  Masse  eingebettet,  so  dass  Verf.  sich  der  Ansicht 
zuneigt,  es  seien  wirkliche  Zellen,  um  welche  die  Membran  der  Mutterzelle  sich  erhalten  habe. 

99.  Yesqae.    Schleimzellen  der  Samenschale  von  Aethionema.    (No.  86.) 

Die  Samenschale  besteht  aus  kleineren,  mit  Wasser  nicht  aufquellenden,  und  grösseren, 
haarartig  vortretenden,  in  bekannter  Weise  quellungsfähigen  Zellen.  Die  Verdickung  der 
Membran  beginnt  an  ihrer  Spitze  und  stellt  eine  Calotte  dar,  an  der  ein  Cylinder  sich  nach 
innen  erstreckt;  namentlich  dieser  letztere  quillt  an  reifen  Samen  ausserordentlich  stark, 
so  dass  dieselben  mit  cylindrischen,  dicken  Anhängen  verschiedener  Länge  sich  bedecken. 
100.  Penzig.    Cystolithen.    (No.  55.) 

In  den  Blättern  und  Bracteen  von  Momordica  Charantia,  M.  echinata  (nicht  von 
M.  Huberi  und  Ecbalium  Elaterium)  finden  sich  in  der  unteren  Epidermis  sehr  eigenthüm- 
liche Cystolithen,  welche  der  Seitenwand  stark  einwärts  gewachsener,  grosser  Oberhautzellen 
ansitzen,  und  zwar  niemals  einzeln,  sondern  in  Gruppen  von  zweien  oder  mehreren,  deren 
Stiele  dann  mit  der  Basis  zusammenstossen.  Es  entstehen  so  fast  traubenartige  Gruppen, 
deren  Oberfläche  warzig  und  deren  Substanz  mit  kohlensaurem  Kalk  imprägnirt  ist.  Das 
durch  Essigsäure  von  letzterem  befreite  Zellstoffgerüst  wird  mit  Chlorzinkjod  gelb,  nach 
vorheriger  Behandlung  mit  Kalilauge  aber  dunkelviolett.  Schwefelsaures  Anilin  bewirkt 
keine  Gelbfärbung, 


B.  Morphologie  der  Oewebe. 

Keferent:  E.  Loew. 
Verzeichniss  der  besprochenen  Arbeiten. 

1.  Ambronn,  H,    Ueber  die  Entwickelung  und  die  mechanischen  Eigenschaften  des  Collen- 

chyms.    Pringsh.  Jahrb,  für  wissenschaftl.  Bot.    Bd.  XII  (1881).  —  Mit  6  Tafeln. 
(Ref.  No.  3.) 

2.  Cario,  R.    Anatomische  Untersuchung  von  Tristicha  hypnoides  Spreng.    Bot.  Zeitung 

1881,  No,  2-5,    (Ref,  No.  24.) 


Verzcichniss  der  besprochenen  Arbeiten.  409 

3.  D'Arbaumont,  M.     La  tige  des  Anipelidees.  —  Ann.  d.  scieuc.  nat.  VI.  Ser,  T.  XL, 

p.  186-255.    (Ref.  No.  20.) 

4.  Demeter,  K.    Rosanofffele  Kristalycsoportok  az  Urticaccakban.    Magyar  Növenytani 

Lapok.   V,  p.  32—37.    Klausenburg,  188L     (Ungar.)    (Ref.  No.  25.) 

5.  —  Az  Urticaccäk  szövetlanälioz  külinös  tekintettel  a  Boehmeria  bilobära.    Klausenburg, 

188L    43  Seiten.    Mit  2  Taf.     (Ungar.)     (Ref.  No.  25.) 

6.  Engler,  A.    Ueber  die  morphologischen  Verhältnisse  und  die  geographische  Verbreitung 

der  Gattung  Rhus  und  der  mit  ihr  verwandten  Anacardiaceen.  Bot.  Jahrb.  Herausgeg. 
V.  Engler.    Bd.  I,  Heft  4  (1881),  S.  365-426.    (Ref.  No.  21.) 

7.  Gardener,  W.    Th  Development  of  Water-Glands  in  the  Leaf  of  Saxifraga  crustata. 

Quart.  Journ.  of  Microsc.  Scienc.     Vol.  XXL  (N.  S.)  p.  407—414.    (Ref.  No.  17.) 

8.  Gerard,  R.    Recherches  sur  le  passage  de  la  racine  ä  la  tige.    Ann.   d.  scienc.  nat. 

VL  Ser.     T.  XI,  p.  279-430.     (Ref.  No.  27.) 

9.  Giltay,  E.     Sur  le  collenchyme.     Arch.  Neerland.     T.  XVIL     (Extr.)     (Ref.  No.  5.) 

10.  —  Einiges  über  das  Collenchym.    Bot.  Zeit.  1881,  S.  153—159.    (Ref.  No.  4.) 

11.  Haberlandt,  G.     Ueber  Scheitelzellwachsthum  bei  den  Phanerogamen.     Mittheil,  des 

Naturw.  Ver.  f.  Steiermark.    Jahrg.  1880.     (Sep.     Graz,  1881.)     (Ref.  No.  34.) 

12.  —  Vergleichende  Anatomie  des  assimilatorischen  Gewebesystems  der  Pflanzen.    Pringsh. 

Jahrb.  f.  wissensch.  Bot.     Bd.  XIII,  Heft  1.     (1881.)    Mit  6  Taf.    (Ref.  No.  1.) 

13.  Jäkö,  J.    Adatok  a  Stapelia  variegata  es  S.  trifida  stomäinak  fejlödesihez.    Magyar 

Növenytani  Lapok.    V.  p.  156  ff.    Klausenburg,  1881.     (Ref.  No.  15.) 

14.  Janczewski,  E.  de.    Etudes  comparees  sur  les  tubes  cribreux.    Extr.  des  Mem.  d.  la 

Soc.  des  Scienc.  nat.  et  math.  de  Cherbourg.    T.  XXIII.    Cherbourg,  1881.    (Ref. 
No.  11.) 

15.  Kny,  L.    Ueber  einige  Abweichungen  im  Bau  des  Leitbündels  der  Mouocotyledonen. 

Verhandlungen  des  Bot.  Ver.  der  Prov.  Brandenburg.    XXIII  (1881),  S.  94—109. 
(Ref.  No.  31.) 

16.  Kreuz,  J.    Entwickelung  der  Lenticellen  an  beschatteten  Zweigen  von  Ampelopsis 

hederacea  Mch.     (Sitzungsb.  d.  K.  Akad.  d.  W^issensch.  zu  Wien.    I.  Abth.  (1881), 
S.  228-236.    Mit  1  Taf.     (Ref.  No.  18.) 

17.  Licopoli,  G.    Ricerche  anatomiche  e  microchimiche   sulla  Chamaerops  humilis  L.  ed 

altre  palme.  Atti  delP  Acad.  di  Sc.  Fis.  e  Mat.  di  Napoli.  Vol.  IX.  Napoli  1881. 
(Ref  No.  26.) 

18.  Lotar,  H.  A.    Essai  sur  l'anatomie  comparee  des  organes  vegetatifs  et  des  teguments 

seminaux  des  Cucurbitacees.    Lille  (L.  Danel)  1881.    (Ref.  22.) 

19.  Michalowski,  J.    Beitrag  zur  Anatomie   und  Entwickelungsgeschichte   von  Papaver 

somniferum  L.    Inaug.-Dissert.     Grätz  1881.     (Ref.  No.  23.) 

20.  Olivier,  L.    Recherches  sur  l'appareil  tegumentaire  des  racines.    Ann.  d.  scienc.  nat. 

VL  Ser.    T.  XI,  p.  5-133.     (Ref.  28.) 

21.  Pariatore,  F.    Tavole  per  una  anatomia   delle  plante  aquatiche.    (Opera  postuma 

incompiuta).    Florenz  1881.    9  Taf.    (Ref.  No.  35.) 

22.  Pick,  H.    Beiträge  zur  Kenntniss  des  assimilirenden  Gewebes  armlaubiger  Pflanzen. 

Inaug.-Dissert.    Bonn,  1881.    (Ref.  No.  2.) 

23.  Russow,  E.    Ueber  die  Entwickelung  des  Hoftüpfels,  der  Membran  der  Holzzellen  und 

des  Jahresringes  bei  den  Abietineen,  in  erster  Linie  von  Pinus  sylvestris.  Sitzungs- 
berichte der  Dorpater  Naturf.  Gesellsch.  v.  24.  Sept.  1881.  In:  Neue  Dörpt'sche 
Zeitung  1881.     (Ref.  No.  9.) 

24.  —  Ueber  die  Verbreitung  der  Callusplatten  bei  den  Gefässpflanzen.    Sitzungsber.  d. 

Dorpat.  Naturf.  Gesellsch.    Jahrg.  1881,  S.  63-80.    (Ref.  No.  10.) 

25.  Rützou,  S.     Om  Axeknüder.    Botanisk  Tidskrift.    Kjöbenhavn.    Bd.  12,  p.  248— 263. 

Mit  4  Taf.    (Ref.  No.  8.) 

26.  Schweudener,  S.    Ueber  Bau  und  Mechanik  der  Spaltöffnungen.    Monatsb.  d.  Kgl. 

Akad.  d.  Wiss.  zu  Berlin.  Juli  1881.  Sitzungsb.  d.  Bot.  Ver.  d.  Prov.  Branden- 
bürg.    XXHI  (1881),  p.  72-74.    (Ref.  No.  16.) 


410        Anatomie.    Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Morphologie  der  Gewebe. 

27.  Scott,  D.  H.    Zur  Eütwickelungsgeschichte  der  gegliederten  Milchröhren  der  Pflanzen. 

Inaug.-Diss.     Würzburg,  1881.    (Ref.  No.  12.) 

28.  Szabö,  F.    A  Carludovica  es  a  Cauna  guinmi  jaratairöl.    Ertekezesek  a  termeszelludo- 

raänysk  köreböl.    Budapest.     Bd.  XI,  No.  X.     (Ungar.)    (Ref.  No.  13.) 

29.  Tschirch,  A.    Der  anatomische  Bau  des  Blattes  von  Kingia  australis.    Verb.  d.  Bot. 

Ver.  d.  Prov.  Braudenb.  XXIII  (1881),  S.  1-16.    (Ref.  No.  29.) 

30.  ~  lieber  die  Anatomie  und  den  EinroUungsmechanismus  einiger  Grasblätter.    Sitzungsb. 

d.  Bot.  Ver.  d.  Prov.  Brandenb.    XXIII  (1881),  S.  63-65.     (Ref.  No.  30.) 

31.  —  lieber  einige  Fälle  von  Phloemspaltung  im  Leitbündel  der  Gräser.    Sitzungsber.  d. 

Bot.  Ver.  d.  Prov.  Brandenb.    XXIII  (1881),  S.  65-66.     (Ref.  No.  32.) 

32.  —  [lebor  einige  Beziehungen  des  anatomischen  Baues  der  Assimilationsorgane  zu  Klima 

und  Standort  mit  specieller  Berücksichtigung  des  Spaltöffnungsapparats.    Linnaea. 
(Neue  Folge.)    Bd.  IX,  Heft  3  u.  4.    (Ref.  No.  14.) 

33.  Westermaier,  M.    Beiträge  zur  Kenntniss  des  mechanischen  Gewebesystems.   Monatsb. 

d.  Kgl.  Akad.  d.  Wiss.  zu  Berlin.    (Jan.)  1881,  S.  61-78.    Mit  2  Taf.  (Ref.No.7.) 

34.  —  Beiträge   zur   vergleichenden   Anatomie   der   Pflanzen.     Monatsb.  d.  Kgl.  Akad.  d. 

Wiss.  z,  Berlin,  1881,  p.  1050—1070.    Mit  1  Taf.     (Ref.  No.  6  u.  33.) 

35.  —  und  Ambronn,  H.    Beziehungen  zwischen  Lebensweise  und  Structur  der  Schling- 

und  Kletterpflanzen.    Flora  1881.    (Sep.)    (Ref.  No.  19.) 

36.  Wiesner,  J.    Elemente  der  Anatomie  und  Physiologie  der  Pflanzen.   Wien.  (A. Holder.) 

1881.    (Ref.  No.  34.) 

I.  Gewebearten. 

Parenchym  (assimilirendes  Gewebe),  Collenchym,  Mechanisches  Gewebe 
im  Allgemeinen,  Elementarorgane  des  Holzes,  Siebröhren,  Milchsaft- 
röhren, Secretbehälter. 

Parenchym  (assimilirendes  Gewebe). 
1.  G.  Haberlandt.    Vergleichende  Anatomie  des  assimilatorischen  Gewebesystems  der 
Pflanzen.    (No.  12.) 

Die  Beziehungen  des  anatomischen  Baues  und  der  Anordnung  der  chlorophyllführendeu 
Pflanzengewebe  zum  Assimilationsprocesse  sind  bisher  kaum  beachtet  worden.  Es  versprach 
daher  eine  in  dieser  Richtung  von  dem  Boden  der  Anschauungen  Schwendener's  aus  unter- 
nommene Untersuchung  dankenswerthe  Resultate  zu  liefern,  wie  solche  denn  auch  in  vor- 
liegender Arbeit  in  Fülle  zu  Tage  treten. 

Als  Assimilationsgewebe  betrachtet  Verf.  die  Gesammtheit  der  Zellen,  welche  ächte 
Chlorophyllkölner  führen  und  denen  die  Assimilation  (d.  h.  die  Erzeugung  organischer 
Substanz  aus  den  Elementen  der  Kohlensäure  und  des  Wassers)  als  Hauptfunction  zu- 
kommt. Zunächst  werden  die  assimilirenden  Zellen  (in  Capit.  2)  morphologisch  geschildert 
und  unter  ihnen  1.  gestreckte  Zellen  von  schlauchförmiger  oder  cylindrischer,  selten  pris- 
matischer Gestalt  (in  den  grünen  Laubblättern  der  meisten  Pflanzen);  2.  tafelförmig- 
polyedrische  Zellen  mit  oder  ohne  Wandeinfaltungen  (bei  Coniferen  und  Gräsern); 
3.  isodiametrische  Zellen;  4.  Schwammparenchymzellen  von  sternförmiger  Gestalt 
unterschieden.  Stellen  sich  die  gestreckten  Zellen  senkrecht  zur  Oberfläche  des  Assimilations- 
organs, so  werden  sie  bekanntlich  als  Pallisadenzellen  bezeichnet,  als  deren  besondere 
Formen  die  Armpallisadenzelleu  (vgl.  das  Referat  über  eine  vorläufige  Notiz  des  Verf. 
in  Jahresb.  1880,  p.  38)  und  die  Trichterzellen  mit  ungleich  weiten  oberen  und  unteren 
Enden  erscheinen.  Die  zarten  Wandungen  der  assimilirenden  Zellen  sind  nur  zuweilen  mit 
einfachen  Tüpfeln  versehen  (wie  im  rundzelligen  Chlorophyllparenchym  von  Succulenten,  im 
Mesophyll  der  Cycadeenfiedern  nach  Kraus  und  im  grünen  Parenchym  der  blattähnlichen 
Zweige  von  Buscus  hypoglossum).  Partielle  längsfaserförmige  Wand  verdickungen  kommen 
an  den  Pallisadenzellwänden  der  C^/cas-Blättcr,  leistenförmige  Wandverdickungen  bei  Farnen, 
sowie  bei  Cedrus-  und  PiMMS-Arten  vor. 


Gewebearten.  —  Parenchym  (assimilirendes  Gewebe).  411 

Um  ciu  Mass  für  die  Assimilationseiicrgie  der  verscliiedeiien  Chlorophyllzclleu  zn 
erhalten,  bestimmte  Ilaberlaudt  die  durchschnittliche  Auzahl  der  Chlorophyllkörner  in  den 
betreffenden  Zellen  und  multiplicirte  sie  mit  der  Zahl  der  auf  die  Blattoberflächeneinheit 
(n^nni)  kommenden  Zellen.  Daraus  liess  sich  dns  procentische  Vorhältniss  der  Chlorophyll- 
körnerzahl einer  bestimmten  Gewebeart  zu  der  Gesammtmenge  des  Chlorophylls  in  dem 
betreffenden  Blatte  überhaupt  berechnen.    So  fand  er 

Die  Anzahl  der  Chlorophyllköruer  ausgedrückt  in  Proceuten 

der  Gesammtmcnsre 


im  Pallisaden- 

im  Schwamm 

gewebe 

parenchym 

Fragaria  elatior  ,    . 

.    86 

14 

Bieinus  communis    . 

.    82 

18 

Brassica  Eapa     .    . 

.    80 

20 

Tropaeohim  mojus  . 

.     77 

23 

Heliantlius  annuus  . 

.    73 

27 

Phaseolus  mulüflorus 

.     .     69 

31 

Aus  diesem  Verhältniss  des  Chlorophyllgehalts  in  beiden  genannten  Geweben  schliesst 
Verf.,  dass  die  Pallisadenzellen  als  die  specifisch  assimilatorischen  Zellen 
des  normal  gebauten  Laubblattes  zu  gelten  haben.  Man  darf  dies  umsomehr 
annehmen,  als  die  von  C.  A.  Weber  für  verschiedene  Pflanzen  bei  Insolatiousculturen 
gefundenen  Trockengewichtszunahmen  (d.  h.  Assimilationsleistungen  einer  qm  Blattfläche 
in  10  Stunden)  dem  Chlorophyllkörnergehalt  in  den  Blättern  derselben  Pflanze  ungefähr  pro- 
portional sind.     Es  betrug  nämlich  relativ: 

Die  specielle  Assimilatioasenergie         Die  Menge  der  Chlorophyll- 
nach  Weber  (die  von  Tropaeoluin        körner  (die  von  Tropaeolum 
—  100  gesetzt)  r=  100  gesetzt) 

Tropaeolum  majus     ....    100  100 

Phaseolus  mulüflorus     ...      72  64 

Bieinus  communis      ....     118.5  129 

Helianthus  annuus     ....     124,5  122 

Um  nun  die  morphologischen  Besonderheiten  der  specifisch  assimilatorischen  Zellen, 
d.  h.  der  Pallisadenzellen  aus  ihrer  physiologischen  Function  zu  erklären,  musste  ähnlich 
wie  bei  den  Betrachtungen  Schwendener's  über  das  mechanische  Princip  im  anatomischen 
Aufbau  der  Mouocotyleu  von  gewissen  Coustructiousprincipien  ausgegangen  werden. 
Als  solche  betrachtet  und  begründet  Verf.  die  beiden  folgenden:  1)  Die  Einschaltung  von 
Zellwänden  und  Membraufalten  zum  Zweck  der  Oberflächenvergrösserung.  2)  Die 
Ableitung  der  Assimilationsproducte  auf  möglichst  kurzem  Wege.  Das  erstere  Princip  findet 
sich  typisch  in  den  sogenannten  Armpallisadenzellen  realisirt,  wie  sie  vom  Verf.  bereits 
früher  (s.  Jahresb.  1880,  S.  38)  aus  dem  Blatte  von  Sambucus  nigra,  von  verschiedenen 
Ranunculaceen ,  Gramineen,  Coniferen  und  Farnen  beschrieben  worden  sind.  Das  zweite 
Princip  zeigt  sich  darin,  dass  „die  vom  Princip  der  Oberflächenvergrösserung  geforderten 
Falten  und  Wände  parallel  zu  der  vom  Princip  der  möglichst  raschen  Abfuhr  vor- 
gezeichneten Richtung  eingeschaltet  werden".  Daraus  erklären  sich  dann  die  gestreckten 
Formen  der  Assimilationszellen  und  ihre  jeweilige  Orieutirung.  Die  radialen  Falten  und 
Längswände  der  Pallisadengewebe  lassen  sich  nach  der  Anschauung  des  Verf.  mit  Dämmen 
vergleichen,  welche  in  den  von  Zelle  zu  Zelle  laufenden  Diffusionsstrom  zu  dessen  Regulirung 
eingebaut  sind.  Auch  die  besonders  dem  Schwammparenchym  und  den  Trichterzellgeweben 
eingefügten  Lufträume  bilden  für  den  Diffusionsstrom  uuübersteigliche  Hindernisse,  der  dann 
nur  den  Weg  durch  die  schmalen  Berührungsstellen  der  Zellarme  zu  nehmen  vermag. 

Die  verschiedenen  Erscheinungsformen  des  Assimilationsgewebes  werden  im  Haupttheil 
der  Arbeit  mit  Rücksicht  auf  die  oben  erwähnten  Bauprincipien  in  folgende  Uutersysteme 
und  Typen  gebracht: 

I.  System,    Das  Assimilationsgewebe  dient  zugleich  als  Ableitungsgewebe. 

1.  Typus.    Die  assimilireuden  Zellen  sind  in  der  Leitungsrichtung  nicht  gestreckt. 
(Blätter  von  Jungermannia-Atten.) 


412        Anatomie.    Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Morphologie  der  Gewebe. 

2.  Typus.  Die  assimilirenden  Zellen  sind  in  der  Leitungsrichtung  deutlich  gestreckt. 
(Blätter  der  Laubmoose,  Blatt  von  Elodea  canadensis,  Gälanthus  nivalis^  Zyga- 
denus  glaberrimus,  Sempervivum- Arten.) 

IL  System.    Es  ist  ein  Assimilations-  und  ein  Ableitungsgewebe  vorhanden.    Die  Assi- 
milationsproducte  wandern  aus  dem  ersteren  direct  in  das  letztere. 

3.  Typus.  Das  Assimilationsgewebe  besteht  aus  quergestreckten,  zur  Blattoberfläche 
parallel  gelagerten  Zellen.  Dieselben  stehen  senkrecht  auf  dem  längsverlaufenden 
AbleituDgsgewebe,  welches  sich  an  die  Gefässbündel  anlehnt  und  dieselben  häufig 
in  Form  von  Parenchymscheiden  umkleidet.  (Blätter  von  Gladiolus,  Tritonia  und 
Iris  germanica.') 

4.  Typus.  Die  assimilirenden  Zellen  sind  grösstentheils  gestreckt;  doch  zeigt  ihre 
Orientirung  keine  bestimmte  und  constante  Beziehung  zur  Oberfläche  des  Organs. 
Sie  ordnen  sich  vielmehr  radienförmig  um  die  Gefässbündel  herum  an.  Das 
Ableitungsgewebe  tritt  innerhalb  einer  zarten  Prosenchymscheide  auf,  besteht  aus 
läiigsgestreckten  chlorophyllführenden  Zellen  und  umgiebt  auf  dem  Querschnitte 
kränz-  oder  halbmondförmig  das  Gefässbündel.  {Cyperus  longus,  pannonicus, 
laevigatus  u.  a.) 

5.  Typus.  Die  Zellen  des  Assimilationsgewebes  sind  gestreckt  und  bilden  ein  Palli- 
sadengewebe.  Das  Ableitungsgewebe  breitet  sich  unter  demselben  aus  und  zeigt 
keine  Beziehungen  zu  den  Gefässbündeln.  (SelagineUa  apus,  S.  apoda,  Equisetum 
paluslre,  Ällium  coeriiJeum,  AspJiodelus  Villarsü,  Ornithogalum  umbellatum,  Acacia 
paradoxa.) 

6.  Typus.  Die  gestreckten  Assimilationszellen  bilden  ein  Pallisadengewebe.  Das 
Ableitungsgewebe  erscheint  als  gemeinschaftliche  Parenchymscheide,  entweder  rings 
um  die  Gefässbündel  oder,  falls  ein  Bastring  vorhanden,  an  dessen  Aussenseite. 
Zuweilen  wird  die  Parenchymscheide  durch  parenchymatische  Zellen  von  gleicher 
Ausbildung  wie  die  Scheidezellen  verstärkt.  (Asparagus  officinalis,  Spartium 
junceum,  Tunica  Saxifraga.) 

7.  Typus.  Das  Assimilationsgewebe  bildet  Querlamellen  und  besteht  aus  tafelförmigen 
Zellen  mit  Wandeinfaltungen,  welche  unter  der  Epidermis  senkrecht  zur  Oberfläche 
des  Organs  gestellt  sind,  sonst  aber  eine  ganz  unregelmässige  Orientirung  zeigen. 
Das  Ableitungsgewebe  erscheint  als  Parenchymscheide.    (Piwits-Arten.) 

8.  Typus.  Das  Assimilationsgewebe  besteht  meist  aus  gestreckten  Zellen,  welche  sich 
zu  mehr  oder  weniger  deutlichen  Curven  anordnen.  Diese  Curven  sind  einesthcils 
senkrecht  zur  Oberfläche  des  Organs  orientirt,  wodurch  eine  Pallisadeuschicht  zu 
Stande  kommt,  anderseits  treifen  sie  rechtwinklig  auf  das  centrale  Ableitungsgewebe, 
welches  wie  beim  vorigen  Typus  die  Gefässbündel  umscheidet.  Dieser  Typus  bildet 
bereits  den  Uebergang  zum  nächstfolgenden  System.  (Ahies-kriQu,  Thuja  plicata, 
Cryptomeria  elegans.) 

in.  System.  Ausser  dem  Assimilations-  und  dem  Ableitungsgewebe  ist  noch  ein  besonderes 
Zuleitungsgewebe  vorhanden,  in  welches  die  Hauptmenge  der  producirten  Steife  aus 
den  assimilirenden  Zellen  direct  übertritt;  von  hier  aus  erfolgt  dann  erst  die  Zuleitung 
in  das  eigentliche  Ableitungsgewebe. 

9.  Typus.  Das  Assimilationsgewebe  besteht  gewöhnlich  aus  Pallisadenzellen.  Das 
Ableitungsgewebe  begleitet  meistens  in  Form  von  Parenchymscheiden  die  parallel 
verlaufenden  Gefässbündel.  Das  Zuleitungsgewebe  besteht  aus  quergestreckten 
chlorophyllführenden  Zellen.  (Viele  Gräser  wie  Calamagrostis^  Stipa,  ferner  Cyperus 
alternifoUus,  Iris  aurea,  I.  halophila,  Cycadeen,  Taxus  haccata.) 

10.  Typus.  Das  Assimilationsgewebe  besteht  gewöhnlich  aus  Pallisadenzellen.  Das 
Ableitungsgewebe  begleitet  in  Form  von  Parenchymscheiden  oder  als  Nerveu- 
parenchym  die  netzförmig  verzweigten  oder  anastomosirenden  Gefässbündel.  Das 
Zuleitungsgewebe  besteht  aus  den  mehrarmigen  Zellen  des  Schwammparenchyms. 
Dieser  bei  den  meisten  Dicotyleu  und  echten  Farnen  verbreitete  Typus  zeigt  sich 
z.  B.  im  Laubblalt  von  Ficus  elastica   sehr  schön  entwickelt.    Die  Vermittelung 


Gewebearten.  —  Pareiichym  (assimilirendes  Gewebe).  413 

zwiscbeu  der  eigentliclien  Pallisadenschicht  und  dem  Zuleitungsgewebe,  d.  h.  den 
Scbwammparenchymzellen  wird  bisweilen  (z.  B.  bei  Ficus  elastica,  Juglans  regia, 
Vulmonaria  officinalis,  Eleagniis  angustifolia,  Eranthis  liiemalis)  durch  eigen- 
thümlicbe  Sammelzellen  besorgt,  au  deren  Kopfe  2  —  6  Pallisadenzellen  büschelartig 
zusammentreten,  um  ihre  Assimilationsproducte  in  die  genannte  Zelle  übertreten  zu 
lassen.    Ausser  der  Function  der  Stoffzuleitung  kommen  dem   Schwammgewebe 
nebenbei  noch  die  der  Transpiration  und  Assimilation  zu. 
Nach   eingehender   Charakteristik    obiger    10   durch    Uebergänge    mannigfach  ver- 
bundener Typen  wendet  sich  Verf.  in  dem  nächsten  Abschnitt  zu  den  Beziehungen  des  Assi- 
milatiousgewebes  zur  Intensität  und  Richtung  des  einfallenden  Lichtes,   bespricht  dann  die 
Durchlüftungseinrichtungen  und  Festigkeitsverhältnisse  des  Assimilatioussystems ,  giebt  (in 
Cap.  7)  einige  Andeutungen  über  local-assimilatorische  Zellen  und  Gewebe  —  z.  B.  in  den 
Drüsenhaareu  von  Silene  viscosa,  den  Drüsen  von  Dictamnus  Fraxinella,  den  Brennhaaren 
von  Urtica  dioiea,  sowie  in  den  Schliesszellen  der  meisten  Spaltöffnungen  —  und  entwirft 
im  folgenden  Abschnitt   eine  kurze  Entwickelungsgeschichte   des  assimilirenden  Gewebes. 
Dasselbe  geht  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  aus  dem  Grundparenchym  hervor,  kann  jedoch 
auch  aus   echtem  Cambium  (so  die  aus  chlorophyllführendem  Pareuchym  gebildete  Gefäss- 
büudelscheide  von  üyperus  pannonicus)  und  aus  der  Epidermis  (so  die  epidermoidal  gestellten 
Armpallisadenzellen  von  Dedynochlaena  sinuosa,  Adiantum  trapeziforme  und  Selaginella- 
Arten)  sich  bilden.    Als  Beispiel  für  die  Art  der  Anlage  und  Weiterdifferenzirung  des  Palli- 
sadengewebes  wird  die  Entwickelungsgeschichte  desselben  in  den  Blättern  von  Ficus  elastica, 
Caragana  frutescens  und  Samhucus  nigra  speciell  geschildert.    Ein  Schlusscapitel  fasst  die 
Resultate  der  gedankenreichen  Arbeit  zusammen  und  enthält  grundlegende  Bemerkungen 
über   die  Abgrenzung  und  die  Nebeufuuctionen   des  Assimilationssystems,  sowie  über  die 
physiologische   Bedeutung  der  parenchymatisehen   Gefässbündelscheiden   und   den  Bau   des 
Assimilationssystems  innerhalb  der  systematischen  Hauptgruppen  des  Pflanzenreichs. 
2.  H.  Pick.    Beiträge  zur  Eenntniss  des  assimilireadea  Gewebes  armlaabiger  Pflanzen. 
(No.  22.} 

Verf.  beschreibt  in  dem  ersten  Theil  dieser  Dissertation  den  Bau  armlaubiger  oder 
unbelaubter  Pflanzen  wie  Casuarina,  Epliedra,  Spartium,  desgleichen  von  Pflanzen  mit  blatt- 
artig flachem  Stengel  wie  Cytisus  sagittalis,  Lathyrus  silvestris,  Carmicliaelia  australis,  Bossiaea, 
CliantJiKS  puniceus,  Mühlenbeclcia  platyclados,  Ruscus,  Phyllanthus,  der  Zweignadeln  von 
Äsparagus,  der  Stacheln  von  Colletia,  der  Phyllodien  von  Acacia  und  der  Blattstiele  von 
Buhus  australis.    Die  Stengelrinde  der  meisten  armlaubigen  Pflanzen  zeichnet  sich  durch 
stark  entwickeltes  Pallisadenparenchym  mit  zahlreichen  Intercellularräumen,  ihre  Epidermis 
durch  ebenfalls  reichliche  Zahl  der  Storaata  aus,   während  innerhalb   des  mechanischen 
Gewebesystems  das  Fehlen  des  CoUeuchyms  und  das  Vorwalten  hypodermaler  Sclerenchym- 
stränge  constatirbar  ist.    In  dem  zweiten  Abschnitt  der  Arbeit  wird  vergleichsweise  eine 
Reihe  reichlicher  belaubter  Pflanzen  herbeigezogen  und  unter  ihnen  je  nach  dem  verschiedenen 
Verhalten  des  Pallisadenparenchyms  sowie  der  Sclerenchym-  und  CoUenchymstränge  mehrere 
Categorien  unterschieden.    Hieran  schliessen  sich  im  dritten  Abschnitt  physiologische  Be- 
trachtungen   und  Versuche.     Da  nach  den  Darlegungen   Stahl's   die   Pallisadenzellen   in 
Beziehung  zur  Lichtintensität  stehen,  so  erscheint  es  auch  für  armlaubige  Pflanzen  leicht 
erklärlich,  dass  die  gesteigerte  Assimilation  ihrer  Stengelrinde  sich  dem  Lichteinfluss  durch 
Entwickelung   von   Pallisadenparenchym   accomodirt.     In  der  hiermit   parallel   gehenden 
Bevorzugung  des  Sclerenchyms  vor  dem  CoUenchym  sieht  Verf.  nicht  bloss  eine  mechanisch 
bedeutsame  Einrichtung,  sondern  auch  eine  Massregel,  durch  welche  für  das  hier  sehr  noth- 
wendige  Chlorophyllparenchym  hinreichender  Raum  geschaffen  wird.    Die  zahlreichen  Spalt- 
öffnungen und  Intercellularräume  sprechen   ebenfalls  für  einen  lebhaften  Gasaustausch  in 
der  Stengelrinde  der  armlaubigen  Pflanzen.   Directe  Versuche  mit  abgeschnittenen  Zweigen, 
die  unter  Wasser  einer  mehrstündigen  Insolation  ausgesetzt  wurden,  ergaben  dementsprechend, 
dass  armlaubige  Stengel  mit  Palhsadenparenchym ,    sowie  zahlreichen  Spaltöffnungen  und 
Intercellularräumen  in  viel  stärkerem  Grade  assimiliren  als  blattlos  gemachte  Stengel  reich- 
belaubter Pflanzen.    Am  stärksten  zeigte  sich  die  Assimilation  bei  Casuarina  eoocelsu  und 


414        Anatomie.    Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Morphologie  der  Gewebe. 

Spartium  monospermum ,  deren  Zweige  nach  dreistündiger  direkter  Besonnung  ein  Luft- 
quantum von  1,6  resp.  2,3  ccm  pro  D  cm  Stengeloberfläche  ausgeschieden  hatten;  die  Stengel 
führten  in  diesem  Falle  pro  Q  mm  300  resp.  360  Stomata.  JNach  einigen  weiteren  Beob- 
achtungen des  Verf.  scheint  es,  dass  in  armlaubigen  Pflanzen  die  Reservestärke  schneller 
—  schon  nach  2—3  Tagen  —  bei  Verdunkelung  verschwindet,  als  dies  bei  reichblätterigen 
Pflanzen  geschieht,  bei  denen  sie  noch  nach  8-  14tägiger  Verdunkelung  nachzuweisen  war. 

CoUenchym. 

3.  H.  Ambronn.  üeber  die  Entwickelangsgescbichte  und  die  mechanischen  Eigenschaften 
des  CoUenchyms.    (No.  1.) 

Ueber  einige  Resultate  dieser  Untersuchung  wurde  bereits  im  Jahresbericht  für  1880 
(S.  39)  referirt.  Hier  tragen  wir  nur  das  Resume  nach,  mit  welchem  Verf.  die  obige  aus- 
führliche Publikation  abschliesst.  Zunächst  wird  das  schon  von  Haberlandt  gefundene 
Resultat  bestätigt,  dass  „ebenso  wie  der  Bast  auch  das  CoUenchym  keine  entwickelungs- 
geschichtliche  Einheit  darstelle,  sondern  so  verschiedenen  Ursprungs  sei  wie  nur  möglich. 
Als  weiteres  wichtiges  Ergebniss  ist  anzuführen,  dass  auch  beim  CoUenchym  genau  ebenso 
wie  beim  Bast,  was  übrigens  auch  Schwendener  schon  für  das  Stereom  im  Allgemeinen 
nachgewiesen  hatte,  die  Gruppirung  und  Anordnung  der  Zellen  zunächst  nur  nach  mechanischen 
und  nicht  nach  morphologischen  Gesetzen  stattfindet  und  dass  wenn  bestimmte  Beziehungen 
zwischen  CoUenchym  und  Mestom  vorhanden  sind,  diese  Verhältnisse  in  der  Entwickelungs- 
geschichte  ihre  Erklärung  finden.  Derartige  Beziehungen  bestehen  erstens  bei  denjenigen 
Pflanzen,  in  welchen  die  Anlage  des  CoUenchyms  und  des  Mestoms  eine  einheitliche  ist, 
zweitens  in  den  Fällen,  wo  durch  Bildung  der  Gefässbündel  an  der  Peripherie  nach  aussen 
vorspringende  Leisten  oder  Kanten  entstehen,  in  denen  sich  dann  die  CoUenchymgruppen 
in  Folge  ihres  centrifugalen  Bestehens  entwickeln.  Für  den  ersten  Typus  sind  als  Beispiele 
beschrieben  worden:  Colocasia  esculenta,  ferner  eine  grössere  Anzahl  von  Umbelliferen  und 
Pipereen.  Sowohl  bei  Colocasia  esculenta  als  auch  bei  jenen  Umbelliferen  und  Pipereen 
kann  man  im  älteren  Zustande  betreffs  der  Anordnung  eine  bestimmte  Beziehung  zwischen 
den  CoUenchymsträngen  und  einem  Theile  der  Gefässbündel  erkennen.  Jedes  Collenchym- 
bündel  der  gesammten  Pflanzen  ist  mit  je  einem  Mestombündel  genau  in  denselben  Radius 
gestellt.  Diese  stets  vorhandene  radiale  Opposition  findet  ihre  Erkläung,  wie  wir  gesehen 
haben,  durch  die  Entwickelungsgeschichte,  indem  ursprünglich  die  einzelnen  CoUenchym-  und 
Mestompartien  je  einen  homogenen  Cambiumstrang  bilden.  Dass  ein  derartiger  entwickelungs- 
geschichtlicher  Zusammenhang  bestehe,  war  schon  von  vornherein  ziemlich  wahrscheinlich, 
da  eine  solche  regelmässig  vorhandene  Beziehung,  wenigstens  in  stielrunden  Stämmen 
und  Blattstielen,  kaum  anders  erklärt  werden  konnte,  falls  man  nicht  vom  idealistischen 
Standpunkte  aus  annehmen  wollte,  dass  die  Anordnung  der  Gewebe  z.  B.  in  den  Stengeln 
der  Umbelliferen  nach  einem  der  Pflanze  vorgezeichnetea  Bauplan  erfolge". 

„Die  Trennung  der  ursprünglich  homogenen  Cambiumbündel  geschieht  regelmässig 
dadurch,  dass  in  denselben  eine  Schicht  Epenparenchym  gebildet  wird,  durch  welche  das 
Bündel  in  eine  nach  der  Peripherie  zu  und  eine  nach  innen  gelegene  Partie  zerfällt;  aus 
der  ersteren  geht  stets  das  CoUenchym,  aus  letzterer  dagegen  das  Gefässbündel  hervor.  Bei 
Colocasia  esculenta  findet  jedoch  nicht  in  allen  Cambiumbündeln,  aus  denen  später  CoUenchym 
entsteht,  eine  derartige  Trennung  statt,  sondern  blos  in  den  am  weitesten  nach  innen  liegenden. 
Bei  denen  dagegen,  welche  näher  an  der  Peripherie  ihren  Platz  haben,  bleiben  auch  im 
fertigen  Zustande  CoUenchym  und  Mestom  stets  vereinigt.  In  den  der  Epidermis  zunächst 
gelegenen  ist  das  Mestombündel  jedoch  nur  in  Gestalt  einiger  cambiformartiger  Zellen 
an  der  Innenseite  des  CoUenchyms  entwickelt;  man  kann  desshalb  hier  nicht  von  einem 
Gefässbündel  sprechen.  Bei  Umbelliferen  und  Pipereen  findet  dagegen  eine  Trennung  zwischen 
CoUenchym  und  Mestom  stets  und  gewöhnlich  schon  sehr  früh  statt,  so  dass  man  nur  in 
ganz  jugendlichen  Stadien  homogene  Cambiumbündel  beobachten  kann." 

„Für  den  zweiten  Typus,  bei  welchem  die  radiale  Opposition  von  CoUenchym  und 
Mestom  dadurch  hervorgerufen  wird,  dass  sich  das  erstere  in  den  durch  die  Gefässbündel- 
bilduug   entstandenen  vorspringenden  Leisten  oder  Kauten  entwickelt,   sind  als  Beispiele 


Gewebearten.  —  Collenchym.  415 

anzuführen  Clematis  Vitalba,  Aristolochia  ülematitis,  ferner  die  kleineren  Collenchymbündel 
bei  Leonurus  Cardiaca.  Von  einer  einheitlichen  Anlage  des  CoUenchyms  und  Mestoms  kann 
bei  dieser  Art  der  Entstehung  selbstverständlich  nicht  die  Rede  sein  und  die  Erklärung  der 
radialen  Opposition  beider  Gewebe  ist  jedenfalls  in  dem  ceutrifugalen  Bestreben  des  CoUenchyms 
zu  suchen.  Die  Entstehung  der  grösseren  Collenchymstränge  im  Stamme  von  Leonurus 
Cardiaca  verhält  sich  in  einigen  wesentlichen  Punkten  abweichend  von  den  bereits  erwähnten 
beiden  Typen.  Es  ist  zwar  eine  radiale  Opposition  zwischen  Collenchym  und  Mestom  nicht 
vorhanden,  aber  das  Bildungsgewebe  des  ersteren  steht  in  jugendlichen  Stadien  mit  dem 
Meristemringe  in  ununterbrochenem  Zusammenhange,  welcher  erst  nach  Bildung  der  Cambium- 
stränge  für  die  ersten  Gefässbündel  aufgehoben  wird.  Es  entsteht  jedoch  keines  dieser  ersten 
Gefässbündel  in  demselben  Radius,  in  welchem  einer  der  betreffenden  Collenchymstränge  liegt, 
und  es  ist  desshalb  später,  wie  schon  erwähnt,  eine  radiale  Opposition  der  beiden  Gewebe- 
partien nicht  vorhanden.  In  den  Fällen,  wo  weder  ein  Zusammenhang  in  der  Anlage  noch 
später  irgend  eine  Beziehung  in  der  Anordnung  zwischen  CoUenchymsträngen  und  Mestom 
vorhanden  ist,  findet  die  Entwickelung  des  ersteren  in  den  unabhängig  von  der  Gefässbündel- 
bildung  entstandenen  vorspringenden  Leisten  und  Kanten  statt.  Hierher  gehören  von  den 
beschriebenen  Pflanzen  Salvia  officinalis  und  Clienopodmm  anthelminthicum,  bei  beiden  sind 
die  vorspringenden  Leisten  eine  Folge  der  jüngsten  Blattanlagen,  In  den  Beziehungen  zwischen 
den  Collenchymringen  und  den  Gefässbündeln  müssen  wir  auch  hier  2  Typen  unterscheiden: 
entweder  ist  ursprünglich  zwischen  Collenchymring  und  einem  Theile  der  Gefässbündel  ein 
bestimmter  Zusammenhang  vorhanden,  oder  der  erstere  entwickelt  sich  vollständig  unabhängig 
von  dem  Mestom.  Für  den  ersteren  Fall  ist  bisher  nur  ein  Beispiel  bekannt,  nämlich  Philo- 
dejjdroneximiwm,  jedenfalls  verhält  sich  jedoch  eine  grössere  Anzahl  verwandter  Philodendron- 
Arten  ähnlich.  Wir  sehen  hier,  dass  sowohl  Collenchymring  als  auch  die  peripherischen 
Gefässbündel  aus  einem  Folgemeristem  hervorgehen,  das  der  einzigen  subepidermalen  Schicht 
seinen  Ursprung  verdankt.  Später  ist  in  der  Anordnung  des  Collenchymringes  und  jeuer 
Gefässbündel  nur  insofern  eine  Beziehung  vorhanden,  dass  die  letzteren  viel  näher  an  dem 
Collenchymringe  als  an  den  inneren  Leitbündeln  liegen.  Betreffs  der  übrigen  Collenchym- 
ringe,  deren  Entwickelung  vollständig  unabhängig  vom  Mestom  vor  sich  geht,  und  die  in  Folge 
dessen  später  auch  gar  keine  Beziehungen  zu  den  Gefässbündeln  haben,  ist  nur  wenig  zu 
sagen.  Sie  liegen  stets,  wenigstens  in  den  Pflanzen,  die  ich  untersuchte,  direct  unter  der 
Epidermis  und  sind  entweder  continuirlich  oder  von  Spaltöffnungen,  welche  in  Inseln  oder 
Längsreihen  liegen,  unterbrochen.  Das  letztere  ist  der  Fall  bei  Tradescantia,  wo  eigentlich 
vollkommen  isolirte  Stränge  vorhanden  sind,  deren  Anlage  aber  in  einem  ununterbrochenen 
Ringe  erfolgt,  und  die  in  Folge  dessen  auch  eben  zu  den  Collenchymringen  zu  rechnen  sind." 
„Nur  auf  einen  Fall  ist  besonders  aufmerksam  zu  machen,  nämlich  auf  Peperomia  latifolia, 
wo  die  Epidermis  sich  an  der  Bildung  des  Collenchymringes  betheiligt,  indem  in  den  Zellen 
derselben  successive  tangentiale  Wände  auftreten,  so  dass  nach  und  nach  5—6  Zellschichten 
an  der  Peripherie  des  Stammes  liegen,  die  aus  der  ursprünglich  einfachen  Epidermis  hervor- 
gegangen sind.  Die  Elemente  dieser  Zellschichten  verdicken  sich  sehr  bald  coUenchymatisch 
und  so  kommt  es,  dass  später,  da  vor  jenen  Theilungen  der  Epidermis  bereits  ein  subepidermaler 
Collenchymring  vorhanden  ist,  eine  7— 8 schichtige  Collenchymlage  an  der  Peripherie  des 
Stammes  sich  findet,  in  welcher  der  nach  aussen  liegende  Theil  entwickelungsgeschichtlich 
der  Epidermis,  der  nach  innen  liegende  dagegen  der  Rinde  angehört." 

„Die  CoUenchymzellen  haben  in  der  Regel  einen  prosenchymatischen  Charakter. 
Sie  sind  ziemlich  lang,  oft  bis  2  mm  und  darüber,  zeigen  sehr  häufig  nachträgliche  Fächerung 
durch  zarte  Querwände  und  sind  stets  mit  Saft  erfüllt,  führen  jedoch  wenig  oder  gar  kein 
Chlorophyll.  Auf  den  Längswänden  besitzen  die  CoUenchymzellen  meistentheils  longitudinal 
spaltenförmige  Poren.  Hiervon  zu  unterscheiden  sind  diejenigen  CoUenchymzellen,  welche  einen 
mehr  parenchymatischen  Charakter  haben  und  meistentheils  durch  nachträgliche  collen- 
chymatische  Verdickung  von  Parenchymzellen  entstanden  sind.  Die  Zellwandungeri  des 
Collenchyms  färben  sich  stets  mit  Chlorzinkjodlösung  hellblau,  bleiben  aber  ungefärbt  bei 
Einwirkung  von  Phoroglucin  und  Salzsäure.  Die  Quellbarkeit  derselben  in  Wasser  ist  keine 
so  starke,  wie  bis  jetzt  allgemein  angenommen  wurde,  sie  ist  vielmehr,  bei  den  specifisch 


416        Anatomie.    Morphologie  der  Phanerogamen,  —  Morphologie  der  Gewebe. 

mechanischen  Collenchymzellen  wenigstens,  eine  ziemlich  unbedeutende;  denn  die  Verkürzungen, 
welche  dieselben  bei  Anwendung  von  wasserentziehenden  Mitteln  erfahren,  betragen  selten 
mehr  als  V2  %  ^^^  ganzen  Länge.  Die  Elemente  der  Bildungsgewebe,  aus  denen  sich  später 
die  Collenchyrngruppen  entwickeln,  sind  theils  cambial,  theils  merismatisch  zu  nennen.  Doch 
kommt  es  auch  sehr  oft  vor,  dass  ein  eigentliches  Bildungsgewebe  gar  nicht  vorhanden  ist 
und  dass  die  collenchymatischen  Verdickungen  erst  nachträglich  an  Parenchymzelleu  der 
Rinde  stattfinden.  Eine  Trennung  des  Collenchyms  in  Unterabtheilungen  auf  Grund  dieser 
Verschiedenheit  in  der  Entstehuug  dürfte  jedoch  ohne  vorhergehende  Kenutniss  der  Ver- 
schiedenheiten in  der  Function  nicht  berechtigt  sein." 

„Die  Elemente  der  untersuchten  Collenchyrngruppen  sind  als  specifisch  mechanische 
Zellen  zu  betrachten.  Sie  stehen  in  Betrefi"  ihrer  absoluten  Festigkeit  den  echten  Bastzellen 
nur  wenig  nach.  Doch  sind  sie  von  diesen  in  einem  sehr  wesentlichen  Punkte  verschieden. 
Während  nämlich  bei  den  Bastzellen  die  Elasticitätsgrenze  mit  der  absoluten  Festigkeit 
ungefähr  zusammenfällt,  wird  beim  Collenchym  die  erstere  schon  bei  verhältuissmässig  geringer 
Belastung  überschritten,  die  letztere  erst  dann,  wenn  diese  Belastung  um  das  4— öfache 
verstärkt  worden  ist.  Da  nun  durch  die  Spannung,  welche  das  Collenchym  in  jungen 
turgescenten  Internodien  und  Blattstielen  erfährt,  zwar  eine  bleibende  Verlängerung,  nicht 
aber  ein  Zerreissen  desselben  herbeigeführt  wird,  so  ist  klar,  dass  dieses  Gewebe  in  Folge 
seiner  grossen  absoluten  Festigkeit  dem  intcrcalaren  Aufbauen  jener  Pflanzentheile  die  nöthige 
Stütze  gewähren  kann,  ohne  jedoch  dem  Längenwachsthum  derselben  hinderlich  zu  sein,  Dass 
das  eigene  Läugenwachsthum  des  Collenchyms  eine  Folge  jener  durch  den  Turgor  der  übrigen 
Gewebepartien  hervorgerufenen  Ausdehnung  ist,  kann  wohl  kaum  bezweifelt  werden.  Ob 
aber  die  durch  das  Ueberschreiten  der  Elasticitätsgrenze  hervorgerufene  bleibende  Verlängerung 
der  Collenchympartien  eine  bestimmte  Rolle  dabei  spielt,  muss  bei  unserer  jetzigen  noch 
sehr  lückenhaften  Kenutniss  der  "Wachsthumsvorgänge  in  den  Zellwandungen  dahin  gestellt 
bleiben." 

In  den  Kreis  seiner  Untersuchung  hat  Verf.  folgende  Pflanzen  gezogen :  Colocasia 
esculenta*,  FoenicuUtm  offlcinale* ,  Chaerophyllum  hulbosum*,  Ligusticum  Levisticum*, 
Melanoselinum  decipiens,  Petroselinum  sativum,  Eryngium  carnpestre*,  Piper  spurium*, 
EnTcea  speciosa*,  Cubeba  officinalis*,  Ärthante  BolUnsonii*,  Leonurus  Cardiaea,  Salvia 
officinalis*,  Clematis  Vitalha*,  Ghenopodium  antlielminticum* ,  Tradescantia  Sellowi*,  Philo- 
dendron  eximium*,  Volkameria  inermis*,  Tournefortia  heliotropioides* ,  Hedera  Helix  und 
Peperomia  latifolia*.  Von  den  mit  *  bezeichneten  Pflanzen  sind  Collenchymstränge  (meist 
im  Querschnitt)  abgebildet. 
4.  E.  Giltay.    Einiges  über  das  Collenchym.    (No.  10.) 

Diese  vorläufige  Notiz  über  eine  von  der  Utrechter  Universität  gekrönte  Preisschrift 
beschäftigt  sich  vorzugsweise  mit  den  mechanischen  Eigenschaften   des  Collenchyms,  wobei 
das  Werk  Schwendener's  über  das  mechanische  Princip  etc.  als  Ausgangspunkt  dient.    Die 
schon  von  letzterem  Forscher   hervorgehobene  Rivalität  zwischen  mechanischem   und  assi- 
milirendem  Gewebe  tritt  auch   beim  Collenchym  hervor,   indem  dieses  „nicht  nur  wie  das 
Sclerenchym  als  Ganzes  Streit  mit  dem  assimilirenden  Gewebe  führt,  indem  es  dieses  zurück- 
drängt oder  selbst  weichen  muss,  seine  Zellen  werden  so  zu  sagen  auch  vom  Chlorophyll 
selbst  bekämpft,  indem  dieses  in  die  Collenchymzellen  hineinzudringen  bestrebt  ist  und  sie 
auf  diejenige  Zellform  zurückführen  will,  welche  der  Ausübung  seiner  Function  am  besten 
angemessen  ist,  d.  h.  auf  die  unverdickte  an  Intercellularräume  grenzende  parenchymatische 
Zelle".    Dafür  werden  verschiedene  neue  Beispiele  namhaft  gemacht.    Auch  die  Durch- 
brechung der  peripherischen  Collenchymplatten  und  Hohlcylinder  durch  nicht  collenchymatisch 
verdickte,  oft  chlorophyllführende  Zellen  erscheint  dem  Verf.  bemerkenswerth.  Der  mechanische 
Bau  des  Blattmittelnerven  mit  einer  obern,  auf  Zugfestigkeit  construirten  Gurtung  und  einer 
untern,  auf  Druckfestigkeit  berechneten  spricht   sich  deutlich  auch  in   der  Anordnung  des 
Collenchyms  aus.    Verf.  wendet  sich  dann  zu  der  bereits  von  Schwendener  hervorgehobenen 
Bedeutung   des   Collenchyms  als  Festigkeitsgerüstes  für  wachsende  Pflanzentheile,   wofür 
gleichfalls  einige  neue  Beispiele  beigebracht  werden.    Schliesslich  hebt  Verf.  hervor,  dass 
„die  Streckungsfähigkeit,  die  Lebensfähigkeit  (des  Collenchyms)  überhaupt,  einer  sehr  freien 


Gewebearten.  —  Colleuchym.  417 

Commuuication  bedarf,  welche  sie  bei  Zellen  mit  glcichmässig   collenchymatisck  verdickter 

Wand  umgiebt  in  der  ungeheuren  Grösse  der  Tüpfel  (z.  B.  Hex  Perado,  Aucuha  japonica) 

und  beim  typischen  Collenchym  eben   dadurch,   dass  die  Wände  nur  an  denjenigen  Stelleu 

verdickt  sind,   welche   doch  durch  die  öfters  auftretenden  lutercellularräume  für  die  Com- 

municatiou  die  geringste  Bedeutung  haben,  d.  h.  in  den  Zellecken.    Hierdurch  ist  zwar  die 

Verbindung   mit    dem   Durchlüftuugsapparat    aufgehoben    und    dadurch    die    assimilirende 

Thätigkeit  der  Zellen  sehr  verringert  oder  sogar  völlig  verschwunden,  aber  die  verdickten 

Eckstellen,  durch   die   übrigen  Wunde   der   turgesceuteu  Zellen   fest  verbunden,   verleihen 

diesem  einen  hohen  mechanischen  Werth,  indem  doch  noch  durch  die  uuverdickten  Wand- 

theile  eine  sehr  freie  Verbindung  vorhanden  ist".    Kürzer  gesagt,  eine  der  Haupteigenschaften 

des  Collenchyms  besteht  darin,  dass  seine  Zellen  „eine  starke  Wandverdickung  besitzen  und 

doch  gegenseitig  in  sehr  freier  Verbindung  stehen". 

5.  E.  Giltay.    üeber  das  Collenchym.    (No.  9.) 

Diese  Arbeit  ist  ein  Auszug  aus  einer  grösseren  zu  Leydeu  erschienenen  Inaugural- 

schrift  des  Verf.    Sie  beschäftigt  sich  zunächst  mit  den  speciell  histologischen  Eigenthüm- 

lichkeiten  der  CoUeuchymzellen  und  geht  dann  auf  die  mechanische  Bedeutung  derselben  ein. 

Der  die  Collenchymzellen  auszeichnende  Glanz  bildet  den  ersten  Gegenstand  der  Discussion. 

Aus   optischen   Herleituugeu   folgt,  dass  bei  Einstellung   auf  die  Oberseite  des  betreffenden 

Präparats  nur  dann  die  Intensität  der  aus  der  brechenden  Zellwand  austretenden  Lichtstrahlen 

grösser  als  die   des   „freien",   d.   h.   nicht   durch    das   Präparat  beeinflussten   Theiles  des 

Gesichtsfeldes  sein  kanu,  wenn  der  Brechungsindex  der  Wand  grösser  als  der  des  umgebenden 

Mediums  ist.    Die  mathematische  Bedingung  dafür  wird  ausgedrückt  durch  die  Ungleichheit : 

nno  .    « sin  a  ^  .      w    ^  ^^„  .    n  cos  a 

90"  —  arc  sin >  arc  sin  —  ">  90"  —  arc  sm 

«1  rix  «1 

wenn  n  und  n^  die  Brechungsindices  des  umgebenden  Mittels  und  der  Zellsubstanz,  a  den 
Grenzwinkel  bedeuten,  unter  welchem  die  Lichtstrahlen  die  Zellwand  treffen.  Bei  Ein- 
stellung auf  die  Unterseite  des  Präparats  tritt  eiu  entgegengesetzter  Effect  ein;  die  Licht- 
intensität der  Zellwand  kann  dann  nur  die  des  freien  Gesichtsfeldes  erreichen,  und  zwar 
geschieht  dies  nur  in  dem  centralen  Theil  der  Zellwand,  während  sie  sich  nach  den  Rändern 
mehr  und  mehr  verringern  muss.  Ein  solches  an  den  Zellwandgrenzen  verdunkeltes  Bild 
erhält  man  in  der  That  von  einem  in  Glycerin  eingelegten  Präparat  bei  Einstellung  auf  die 
Unterseite  des  Collenchymzelleuquerschnitts.  Der  in  Rede  stehende  Glanz  ist  somit  keine 
specifische  Eigenschaft  des  Collenchyms. 

Ein  zweiter  Punkt  der  Erörterung  betrifft  die  Mittellamelle  der  Colleuchymzellwand. 
Mit  Dippel  nimmt  Verf.  eine  Zusammensetzung  derselben  aus  zwei  primären  Zellwäuden 
und  „Intercellularsubstauz"  („mittlere  Theilplatte''  Dippels)  an.  Die  deutliche  und  glänzende 
Umgreuzungslamelle  der  durch  Chromsäure  macerirten  Collenchymzellen  betrachtet  er  als 
Rest  der  Mittellamelle;  auch  beobachtete  er  an  schwach  collencbymatösen ,  chlorophyll- 
führenden Zellen  au  den  einen  Intercellularraum  begrenzenden  Wandstücken  eine  Spaltung 
der  Mittellamelle,  welche  dadurch  zu  Stande  kommen  soll,  dass  die  Intercellularsubstauz 
aufgelöst  wird  und  die  beiden  primären  Zellbäute  übrig  bleiben. 

Secundärtheilung  von  Collenchymzellen  wurde  nicht  selten,  besonders  schön  bei 
Iledera  Uelix,  beobachtet,  die  Tochterzellen  wurden  dabei  von  der  Mutterzellhaut  in  ähn- 
licher Weise  wie  bei  Algen  eingeschachtelt.  In  Bezug  auf  die  früher  behauptete,  aber  von 
Ambronn  (s.  o.)  bestrittene  starke  Quellbarkeit  der  Collenchymzellen  fand  Verf.  in  Wider- 
spruch mit  letzterem  eine  Verkürzung  des  Radialdurchmessers  bei  Einlegung  in  Alkohol  von 
95  und  30  %,  Chlorcalciumlösung  und  Glycerin.  Sie  betrug  z.  B.  bei  Foeniculum  vulgare 
in  95procent.  Alkohol  11—14%,  bei  Dipsacus  ferox  unter  gleichen  Umständen  22  "/o?  l>ei 
Achillea  ßipendida  32  %  etc.  Das  Collenchym  aus  jungen  Internodien  von  Bubia  tinctorum 
verkürzte  sich  um  23%,  das  von  erwachseneu  nur  um  7— 9%.  Das  Collenchym  jugend-, 
lieber  Stadien  ist  demnach  wasserreicher,  wie  schon  Schieiden  hervorhob.  Verf.  hält  es 
schliesslich  nicht  für  unwahrscheinlich,  dass  die  Quellbarkeit  des  Collenchyms  nicht  grösser 
sei  als  die  dünner  Parenchymzellwände,  nur  erscheine  die  Volumvergrösserung  bei  dicker 
Zellwand  viel  auffallender  als  bei  dünner. 

Botauiächer  JaUresbericbt  IX  (1881)   1.  Abtb.  27 


418        Anatomie.    Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Morphologie  der  Gewebe. 

Der  Inhalt  typischer  Collenchymzellen  besteht  nie  in  Chlorophyll;  tritt  dieses  dennoch 
auf,  so  verändern  sich  die  Collenchymzellen  in  bemerkenswerther  Weise,  indem  ihre  Wände 
dünn  werden  und  Intercellularräume  freilassen  (so  im  CoUenchym  des  Blattstiels  von  Fittonia 
argyronem-a,  Ficus  spec).  —  Aie  Abhandlung  beschäftigt  sich  im  übrigen  mit  den  mecha- 
nischen Eigenschaften  des  Collenchyms  unter  den  bereits  in  Ref.  No.  4  angedeuteten 
Gesichtspunkten. 

Mechanisches  Gewehe  im  Allgemeinen. 

6.  Westermaier.  Die  Ausbildung  des  mechanischen  Gewebesystems  als  Familiencharakter. 
(No.  34.) 

Die  Untersuchungsergebnisse  Kamienski's  (1879),  nach  welchen  bei  den  Primulaceen 
den  anatomischen  Verhältnissen  als  Familiencharakter  kein  besonderer  Werth  beigelegt 
werden  kann,  veranlassten  den  oben  genannten  Forscher,  die  Primulaceen  von  Neuem  nach 
dieser  Richtung  zu  prüfen,  und  zwar  von  einem  Standpunkte  aus,  der  sich  auf  die  Ver- 
gleichung  wirklich  bekannter  Gewebe  stützt.  Unter  letzteren  werden  diejenigen  Gewebe- 
systeme verstanden,  welche  bisher  von  der  Schule  Schwendener's  physiologisch  „gedeutet" 
worden  sind,  besonders  also  das  mechanische  System.  Nach  Ansicht  des  Verf.  fällt  mau 
nämlich  bei  fehlender  Kenntniss  von  der  Function  eines  Gewebes  unrettbar  der  Gefahr 
anheim,  „Unvergleichbares  zu  vergleichen".  Kamienski  hat  von  diesem  Standpunkt  aus  den 
Fehler  begangen ,  seine  fünf  Primulaceentypeu ,  vor  allen  den  ersten  (Typus  der  Primula 
sinensis)  und  fünften  (Typus  der  Hottonia  palustris)  auf  anatomische  Eigenthümlichkeiten 
zu  gründen,  welche  physiologische  Ursachen  haben  und  daher  für  die  Auf- 
stellung systematischer  Typen  nicht  verwerthbar  erscheinen.  Bei  Primula 
sinensis  nämlich  besitzt  der  unter  der  Blattrosette  stehende  Stammtheil  einen  mechanisch 
wirksamen  peripherischen  Gefässbündelcylinder,  weil  dieser  Theil  oberirdisch  und  aufrecht 
ist  und  demnach  auch  stärkere  Ansprüche  an  seine  Biegungsfestigkeit  gestellt  werden 
als  an  die  unterirdischen  Stämme  bei  den  Vertretern  des  zweiten,  dritten  und  vierten 
Typus  (Primula  Auricula,  elatior  und  farinosa),  welche  dementsprechend  mehr  auf  Zug- 
festigkeit construirt  sind  und  entweder  über  den  ganzen  Querschnitt  zerstreute  Bündel 
(Primula  Auricula)  oder  Annäherung  der  Bündel  gegen  das  Centrum  hin  zeigen  (Primula 
elatior  und  farinosa).  Der  untergetauchte  Stammtheil  von  Hottonia  palustris,  welche  Pflanze 
bei  Kamienski  einen  fünften,  ganz  isolirten  Typus  bildet,  zeigt  ferner  die  normale  Structur 
typischer  Wasserpflanzen  und  ist  dem  Stengel  der  landbewohnenden  Primulaceen  physiologisch 
nicht  gleichwerthig ,  darf  daher  auch  anatomisch  mit  letzteren  nicht  verglichen  werden,  wie 
es  Kamienski  that.  —  Verf.  meint  nun,  dass  eine  Vergleichung  der  Art  und  Weise,  wie 
innerhalb  des  Formenkreises  der  Primulaceen  dem  physiologischen  Ansprüche  auf  Biegungs- 
festigkeit genügt  wird,  am  besten  darüber  Auskunft  geben  müsse,  ob  innerhalb  dieser  Familie 
ein  einheitlicher  anatomischer  Grundzug  ausgeprägt  sei.  Als  eine  häufig  verwendete  biegungs- 
feste Construction  erscheint  der  Bastring,  dessen  Auftreten  bei  den  verschiedenen  Gattungen 
der  Primulaceen  durch  folgende  Tabelle  veranschaulicht  wird: 

I.  II. 

Organe  mit  unbedingten  Ansprüchen  auf  Bie-     Organe  mit  irgendwie  modificirten  Ansprüchen 
gungsfestigkeit.  auf  Biegungsfestigkeit. 

a)  Mit  Bastring.  a)  Mit  Bastring, 

Blüthenstiel  Blüthenstiel 

von  AsteroUnum  stellatum,  Gortusa  Mat-  von  Lysimachia  nemorum,  Anagallis  ar- 

thioli.  vensis,  caerulea. 

Blüthenschaft  Blüthenschaft 

der  untersuchten  Primula-  und  Anärosace-  von  Soldanella  aljnna. 

Arten,  von  Bodecatheon  spec,  Hottonia 
palustris,  Soldanella  montana,  Bryo- 
carpum  paradoxum,  Cortusa  Matthioli. 


Gewebearten.  —  Mechanisches  Gewebe  im  Allgemeinen.  419 

I.  11. 

Laubaxe  Laubaxe 

von  Trientälis  europaea,  Lysimachia  vul-  von  Glaux  maritima    Centunculus  mini- 

garis,  ciliata,  pimctata,  thyrsiflora,  Samo-  mus. 

Ins  Vdlerandi,  Coris  monspeliensis. 

b)  Ohne  Bastring.  b)  Ohne  Bastring. 

Keine  Beispiele  bekannt.  Blüthenstiel 

von  Lysimachia  Nummnlaria. 
Blüthenschaft 

von  Cyclamen  europaeum. 
Laubaxe 

von  Gregoria  Vitaliana,  Lysimachia  Num- 
7nularia,  nemorum,  Anagallis  arvensis, 
coerulea,  Dionysia  revoluta,  Asterolinum 
stellatum. 
Hieraus  wird  der  Schluss  gezogen,  dass  „das  Vorkommen  eines  Bastringes  mit  innen- 
seitig angelegten  Mestombündeln  in  den  vergleichbaren  Organen  der  Glieder  dieser  Familie 
als  ein  anatomischer  Familiencharakter  zu  bezeichnen  ist".    Das  Fehlen  des  Bastrings  in 
den  unter  IIb.  aufgeführten  Fällen  ist  auf  besondere  Ursachen  zurückzuführen,  wie  bei  dem 
Blüthenschaft  von  Cyclamen  auf  die  Tendenz  desselben  zu  Einrollung,  bei  den  Laubaxen 
von  Lysimachia  Nummularia,  L.  nemorum,  Anagallis  arvensis  und  coerulea  auf  mehr  oder 
weniger  starken  Geotropismus  u.  s.  w.    Ref.  kann  die  Bemerkung  nicht  unterdrücken,  dass 
consequenterweise  nach  der  Anschauung  des  Verf.  der  ßastring  selbst  nicht  als  anatomisch- 
systematisches Familienmerkmal  der  Primulaceen  verwendet  werden  darf,  weil  sein  Auftreten 
oder  Fehlen  ja  von  physiologischen  Ursachen  abhängig  gedacht  wird. 
7.   Westermaier.    Beiträge  zur  Kenntniss  des  mechanischen  Gewebesystems.    (No.  33.) 
Die  Abhandlung   theilt  einige  Fälle  mit,  in  denen  aus  der  anatomischen  Structur 
eines  Organs  seine  physiologische  Bedeutung  sehr  anschaulich  erschlossen  werden  kann.    Ein 
solcher  Fall  liegt  zunächst  in  der  häutigen  Scheide  unterhalb  des  Blüthenköpfchens  von 
Armeria  vulgaris  vor,  welche  aus  abwärts  gerichteten  Fortsätzen  der  äusseren  Involucral- 
blätter  besteht  und  anatomisch  durch  eine  deutliche  Ringlage  mechanischer  Zellen  (Bastzellen) 
charakterisirt  wird.    Die  Scheide  stellt  so   einen  biegungsfesten   Hohlcylinder  dar,  welcher 
den  intercalar  wachsenden  und  somit  schwächsten  Theil  der  eingeschlossenen  Inflorescenzaxe 
zu  schützen  hat.    Die  Epidermiszellen  sind  nämlich  dicht  unter  dem  Blüthenköpfchen  noch 
in  lebhafter  Theilung  begriffen   und   ihre   Spaltöffnungen  zeigen   sich  eben  erst  angelegt, 
während  sie  an  den  übrigen  Theilen  der  Axe  in  der  Entwickelung  schon  viel  weiter  fort- 
geschritten sind.    Auch  zeigt  ein  einfacher  Zerreissungsversuch,  dass  die  am  wenigsten  feste 
Stelle  des  Blüthenschafts  sich  innerhalb  der  Scheide,  und  zwar  in  der  dem  Köpfchen  zunächst 
liegenden  Region  befindet.    Würde  nun  die  Scheide  erst   an  dem   ausgewachsenen  Schafte 
zur  Entwickelung  kommen,  so  würde  ihre  Deutung  als  Schutzorgan  der  Axe  allerdings  hin- 
fällig sein.    Sie  ist  jedoch  schon  zu  einer  Zeit  völlig  ausgebildet,  in  welcher  der  noch  sehr 
kurze  und  zwischen  den  Blättern  versteckte  Schaft  sein  Längenwachsthum  eben  beginnt. 
Während  des  letzteren  übt  die  Involucralscheide  ihre  Function  aus  und  vertrocknet  erst  an 
der  blühenden  oder  Frucht  tragenden  Pflanze.    Es  liegt  hier  somit  ein  Organ  von  ähnlicher 
Function  vor,  wie  es  die  interkalar  wachsenden  Internodien  der  Gramineen  und  Equisetum- 
Arten  besitzen,  nur  befindet  sich  dasselbe  bei  Armeria  nicht  an  der  Basis  des  Internodiums, 
sondern  an  dessen  Spitze. 

In  einer  anderen  Reihe  von  Fällen  wird  ein  in  seiner  oberen  Region  wachsendes 
Organ  dadurch  gegen  Einknicken  geschützt,  dass  die  mechanischen  Elemente  desselben  eine 
mehr  peripherische  Lage  annehmen  und  gleichzeitig  der  Organdiirchmesser  vergrössert  wird. 
In  exquisiter  Form  wird  dies  von  den  Blüthenschäften  einiger  Compositen  (Arnpseris 
minima,  Hedypnois  ttibaeformis  und  Leontodon  autumnale)  verwirklicht,  deren  Durchmesser 
unmittelbar  unter  der  Inflorescenz  eine  auffallende  Anschwellung  aufweist.  Anatomisch 
unterscheiden  sich  diese  verdickten  Partien  durch  schwach  collenchymatisch  verdickte 

27* 


420        Auatomie.    Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Morphologie  der  Gewebe. 

Zellen  ihres  Gewebes  von  den  als  Bastzellen  entwickelten  mechanischen  Elementen  des  übrigen 
Schaftes,  eine  Structur,  welche  übrigens  nur  während  der  Wachsthumsperiode  des  Schaftes 
Platz  greift. 

Eine  dritte  Keihe  von  Structureigenthümlickeiten  besteht  in  Einrichtungen  zur 
Erhaltung  der  Querschnittsform  biegungsfester  Organe.  Dieselben  bestehen  bekanntlich  in 
der  Verbindung  von  Trägern  (Bastbündeln  etc.)  oder  Trägereiemeuten  (Bastzellen  etc.)  durch 
mechanisches  Gewebe  iu  tangentialer  Richtung.  Werden  diese  Verbände  nun  in  irgend  welcher 
Weise,  z.  ß.  durch  luftführendes  Gewebe  unterbrochen,  so  wird  dadurch  die  Biegungsfestigkeit 
der  betreffenden  Pflanzentheile  wesentlich  gefährdet  und  es  werden  Schutzeinrichtungen  nöthig. 
Einen  solchen  Fall  bietet  der  dreikantige  Halm  von  Eriophorum  alpinum  dar,  in  welchem 
eine  Schwächung  des  tangentialen  Verbandes  der  Träger  dadurch  herbeigeführt  wird,  dass 
die  Athemhöhlen  mehrerer,  senkrecht  übereinanderliegender  Spaltöffnungen  zu  einem  halb- 
cylindrischen  Kanal  zusammenfiiessen ;  je  zwei  solcher  Athemkanäle  liegen  auf  jeder  Seiten- 
fläche des  dreikantigen  Halmes.  Die  nothwendige  mechanische  Festigkeit  wird  hier  dadurch 
erreicht,  dass  sowohl  die  Aussenwände  der  Epidermiszellen  als  auch  die  äussern  Zell  Wan- 
dungen im  Umkreis  des  Athemkanals  sich  stark  verdicken.  Die  so  entstehenden  festen  Halb- 
rinnen werden  ferner  durch  eine  den  Athemkanal  seitlich  begrenzende  stark  verdickte  Radial- 
wand einer  Epidermiszelle  an  die  starre  Oberhaut  gleichsam  „angenagelt".  Auf  diese  Weise 
wird  trotz  der  Lücken  im  Gewebeverbande  die  Festigkeit  des  Halms  erhalten.  Dem  Zwecke 
der  Luftcirculation  in  der  Gegend  der  festen  Athemrinnen  dienen  kleine  Intercellularräume 
zwischen  den  Zellen.  Ausserdem  besitzen  die  Epidermiszellen  unmittelbar  über  den  Bast- 
belegen der  Bündel  stellenweise  ebenfalls  eine  verdickte  Radialwand,  um  eine  weitere  feste 
Verbindung  zwischen  Bastrippe  und  der  starren  äussern  Epidermiswandung  herzustellen. 
Bei  Scirpus  caespitosus  fliessen  die  Athemhöhlen  nicht  in  verticaler,  sondern  in  horizon- 
taler Richtung  zusammen,  dabei  bleiben  die  mechanischen  Ausrüstungen  im  Wesentlichen 
die  gleichen  wie  bei  Eriophorum  alpinum.  Abweichender  gestalten  sich  die  Structurver- 
hältnisse  im  Umkreis  der  Luftgänge  von  Eriophorum  angustifolium  und  vaginatum,  doch 
tritt  auch  bei  diesem  das  gleiche  Princip  für  die  Erhaltung  der  Querschnittsform  hervor, 
8,  S.  Rützou.    lieber  Axenknoten.    (No.  25.) 

Bei  gewissen  Pflanzen  schrumpfen  begrenzte  Theile  des  Stengels  beim  Trocknen 
stärker  als  andere,  so  z.  B.  bei  Galeopsis  Tetrahit.  Bei  dieser  Pflanze  ist  das  Internodium 
in  seinem  obersten  Theile  stark  geschwollen  und  wenn  die  Pflanze  getrocknet  wird,  schrumpft 
die  geschwollene  Partie  stärker  als  der  übrige  Stengel.  Biegt  man  ein  solches  Stengelstück, 
so  wird  der  geschwollene  Theil  die  stärkste  Biegung  ertragen  können  und  ein  Bruch  an  diesem 
Orte,  dem  „Axenknoten",  wird  eine  glatte  Bruchfläche  geben,  während  der  übrige  Theil 
der  Axe,  der  Kürze  halber  „Stengel"  zu  nennen,  einen  etwas  zersplitterten  Bruch  geben 
wird.  Um  den  Grund  zu  der  grösseren  Biegsamkeit  in  dem  Axenknoten  auszutinden,  hat 
Verf.  eine  Reihe  Pflanzen  aus  verschiedeneu  Familien  anatomisch  untersucht.  Dieselben 
sind  folgendermassen  zusammengestellt: 

A.  Ohne  CoUenchym  im  Stengel,  a.  Mit  Sclerenchymring  in  der  Rinde:  Dianthus 
aridus  und  Geranium  Bohertianum ;  bei  diesem  ist  das  Gewebe  im  Axenknoten  coUenchy- 
matisch  und  ohne  oder  mit  schwacher  Entwickelung  der  Sclerenchymscheide.  b.  Ohne  Scleren- 
chymring; Slimulus  luteus.  Im  „Stengel"  sind  die  Epidermiszellen  einwärts  verdickt,  das 
Innere  des  Markes  ist  hohl.  Im  Axenknoten,  der  oben-  und  unterhalb  des  Nodus  sich 
befindet,  sind  die  Oberhautzellen  glatt-  und  dünnwandig,  die  Rindenzellen  getheilt  und  collen- 
chymatisch  verdickt,  die  Markzellen  gross  und  dünnwandig  und  füllen  ganz  den  Raum  inner- 
halb der  Gefässbündel:  Stellaria  nemorum.  Der  Axenknoten  liegt  oberhalb  des  Nodus. 
Seine  Rinde  ist  doppelt  so  mächtig  als  diejenige  des  „Stengels".  B.  Mit  CoUenchym  im 
„Stengel",  a.  Das  CoUenchym  in  Gruppen  Polygonum  aviculare.  An  den  Rippen  des  Stengels 
'finden  sich  Sclerenchymbündel  von  Epidermis  gedeckt,  im  Axenknoten  findet  sich  an  den  ent- 
sprechenden Stellen  CoUenchym.  b.  Mit  CoUenchym  im  Umkreis  des  ganzen  „Stengels".  Unter 
dieser'  Kategorie  wird  eine  grössere  Reihe  Formen,  unter  andern  viele  Acanthaceen  beschrieben. 

Die  erwähnten  Pflanzen  besitzen  sämmtlich  einige  Interuodien,  die  im  Baue  von 
dem  übrigen  Theile  abweichen.    Die  Lage  ist  verschieden  —  iu  der  Regel  dicht  über  oder 


Gewebearten.  -   Elementarorgane  des  Holzes.  421 

unter  nodus,  —  aber  constant  für  die  Species.  Genannte  Abweichung  besteht  in  dem 
Mangel  dieser  Partie  von  Sclerenchym,  Bastfasern  und  überhaupt  verdickten  Zellen  saninit 
einer  besonderen  Entwickeluug  des  Collenchyms;  sie  scheint  der  jüngste  Theil  des  Inter- 
nodiums zu  sein,  den  unterirdischen  Stengeln  gehen  sie  ab.  —  Einige  Bemerkungen  über  die 
physiologische  Verwerthung  der  Thatsachen  schliessen  die  Abhandlung. 

0.  G.  Petersen. 

Elementarorgane  des  Holzes. 

9.  E.  Russow.  Ueber  die  Entwickelung  des  Hoftüpfels,  der  Membran  der  Holzzellen  und 
des  Jahresringes  bei  den  Abietineen.    (No.  23.) 

Verf.  bestätigt  in  Bezug  auf  die  Entwickelungsgeschichte  der  Hoftüpfel  von  Pinus 
silvestris  im  Allgemeinen  die  von  Sanio  (Priugsheim's  Jahrb.  f.  wissensch.  Bot.  Bd.  IX,  1873, 
S.  50-126)  gegebene  Darstellung,  ergänzt  dieselbe  jedoch  in  mehrfacher  Hinsicht.  Als  ein 
bisher  übersehenes  Moment  ist  zunächst  eine  eigenthüraliche  Einfaltung  der  Primordial- 
tüpfelmembran  in  der  Querschnittsansicht  hervorzuheben,  welche  als  „zetaförmige  Knickung" 
bezeichnet  wird.  Dieselbe  tritt  auf  dem  Querschnitt  besonders  an  den  zu  Anfang  der 
Vegetationsperiode  gebildeten  Zellen  da  auf,  wo  die  stärkste  Streckung  der  Radialwände 
der  Jungholzzellen  stattgefunden  hat ;  der  mittlere  verdickte  Theil  der  Primordialtüpfelwand 
—  Torus  nennt  ihn  der  Verf.  —  erscheint  dabei  stark  in  das  Lumen  der  benachbarten 
Tracheide  hinein  verschoben,  während  der  verdünnte  peripherische  Theil  der  Tüpfelmembran 
eine  scharfe,  bisweilen  rechtwinklige  Einknickung  erleidet.  Der  Durchschnitt  der  Tüpfel- 
membrau  gleicht  in  diesem  Zustande  einem  Bügel  oder  einem  Zeta,  Auch  auf  Tangential- 
und  Radialschnitten  giebt  diese  „zetaförmige  Knickung"  zu  einigen  bisher  übersehenen  Er- 
scheinungen Veranlassung.  Sie  ist  im  Beginn  der  Vegetationsperiode  am  auffallendsten,  tritt 
im  Sommer  nur  noch  am  sehr  rasch  wachsen  den  Holze  auf  und  ist  in  der  Region,  in  welcher 
die  sog.  secundäre  Verdickungsschicht  gefunden  wird,  nicht  mehr  wahrnehmbar.  Die  Ursache 
der  Knickung  findet  Russow  in  einer  starken  elastischen,  durch  den  Zellturgor  herbeigeführten 
Spannung  der  Radialwäude,  welche  durch  das  Anschneiden  der  Zellen  ausgelöst  wird  und 
sich  dann  in  einer  Verkürzung  der  gesammten  Radialwand  äussert,  während  der  peripherische 
Theil  der  Tüpfelmembran  nicht  elastisch  gespannt  ist  und  sich  daher  faltig  einbiegen  muss. 

Verf.  constatirte  ferner  die  von  Veiten  in  Cambiumzellen  aufgefundene  Plasmarotation 
sowohl  in  jungen  Markstrahlzellen  als  in  Jungholz-  und  Jungbastzellen ;  in  letzteren  erlischt 
sie  mit  der  Bildung  der  callösen  Platten,  in  ersteren  mit  dem  Auftreten  der  sog.  secundären 
Verdickungsschicht.  Auch  in  den  Parenchymzellen  in  der  Umgebung  der  Harzkanäle  und 
im  Bastpareuchym  Hess  sich  die  Bewegung  nachweisen ;  sie  trat  beim  Einlegen  der  Schnitte 
in  destillirtes  Wasser  oder  Brunnenwasser  oft  in  grosser  Deutlichkeit  ein  und  hielt  (in  den 
Markstrahlzellen)  bisweilen  36  Stunden  hindurch  an. 

Die  Frage  nach  der  Schichteudifferenziruug  der  Holzzellmembran,  über  welche  eine 
Einigung  der  Ansichten  zwischen  Dippel  und  Sanio  bisher  nicht  erreicht  ist,  beantwortete 
Verf.  zu  Ungunsten  der  Sanio'schen  Appositionstheorie.  Mit  massig  verdünnter  Schwefelsäure 
(2  Theile  Schwefelsäure  und  1  Theil  Wasser)  und  concentrirter  Jodjodkaliumlösung  gelang 
ihm  unter  günstigen  Umständen  der  Nachweis,  dass  sowohl  die  radialen  als  die  tangentialen 
Wände  sämmtlicher  Jungbast-  und  Jungholzzellen  mit  Ausnahme  der  eben  neugebildeten  jüngsten 
cambialeu  Tangential  Wandungen  eine  Differenzirung  in  drei  Schichten,  nämlich  einer  mittleren 
farblosen  (Zwischensubstanz)  Schicht  und  zwei  lateralen,  sich  blau  tingirenden  Innenschichten 
erkennen  lassen.  Die  Zwischensubstanz  zieht  sich  auch  über  die  Primordialtüpfelmembran  fort. 
In  dem  Zustande,  in  welchem  letztere  bereits  den  „Torus"  (s.  oben)  in  der  Mitte  und  die  Ver- 
dünnung nach  der  Peripherie  zu  zeigt,  quillt  sie  bis  zur  Dicke  der  tüpfelfreien  Wandstelle 
auf;  ihre  „Zwischensubstanz"  wird  jedoch  nur  von  einer  kaum  messbaren,  dünnen,  blauen, 
scharfen  Linie  gegen  das  Zelllumen  hin  begrenzt,  während  an  der  Stelle  des  Torus  ein  dicker 
kurzer  blauer  Strich  erscheint.  Nach  Angabe  des  Verf. 's  scheinen  die  beschriebenen  Re- 
actionen  nur  unter  ganz  besonderen  Umständen  einzutreten;  selbst  der  Wassergehalt  der  Luft 
im  Arbeitslocal ,  die  Dicke  des  Glasstabes,  mit  welcher  der  Säuretropfen  an  den  Rand  des 
Deckglases  gebracht  wird,  und  dergleichen  soll  von  Einfluss  sein.    Da  die  sog.  secundäre 


422        Anatomie.    Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Morphologie  der  Gewebe. 

Verdickungsschicht  direct  aus  den  beschriebenen,  sich  blau  färbenden  Innenschichten  her- 
vorgeht, so  ist  die  Annahme  einer  Entstehung  derselben  durch  Apposition  ausgeschlossen.  Das 
Farblosbleiben  der  „Zwischensubstanz"  erklärt  Verf.  aus  dem  höheren  Wassergehalt  derselben 
der  Annahme  einer  Diflferenziruug  der  ursprünglichen  Theilungswand  in  drei  Schichten  schon 
bei  der  ersten  Entstehung  kann  er  nicht  beipflichten,  sondern  er  denkt  sich  dieselbe  als 
eine  einheitliche  Membran,  die  sich  nachträglich  in  eine  mittlere  wasserreichere  und  zwei 
dichtere  wasserärmere  spaltet.  Die  besonders  im  Herbstholz  oft  sehr  auffallende  und  sich 
hier  oft  von  der  secundären  lostrennende  sog.  tertiäre  Verdickungsschicht  entsteht  ebenso- 
wenig durch  Apposition  wie  die  secundäre. 

Der  Schluss  der  Abhandlung  Russow's  wendet  sich  der  Frage  nach  der  Ursache  der 
Jahresringbildung  zu,  soweit  diese  auf  einer  radialen  Verkürzung  und  stärkeren  Verdickung 
der  Herbst holzzellen  beruht.  Den  bekannten  Versuchen  von  de  Vries,  der  den  Einfluss 
des  gesteigerten  oder  verminderten  Rindendrucks  auf  die  Structur  des  Holzes  nachwies,  sucht 
Verf.  eine  andere  Deutung  unterzulegen.  Zunächst  will  ihm  nicht  einleuchten,  warum  der 
sich  gegen  den  Herbst  zu  steigernde  Rindendruck  nicht  ebenso  auf  die  Elemente  der  Rinde 
als  des  Holzes  im  letzten  Jahreszuwachs  wirken  soll ;  man  sollte  erwarten,  dass  der  radiale 
Durchmesser  der  Siebröhren  z.  B.  in  demselben  Verhältniss  \yie  der  der  Herbstholzzellen 
abnehmen  müsste,  was  jedoch  keineswegs  der  Fall  ist.  Auch  nimmt  der  radiale  Durchmesser 
der  Holzzellen  nicht  stetig,  sondern  sprungweise  ab,  und  zwar  mit  plötzlichem  Sinken  am 
Schluss  der  Vegetationsperiode.  Meist  sind  nur  2—5  Zelllagen  des  Herbstholzes  stark  radial 
abgeplattet.  Auch  giebt  es  Holzgewächse,  wie  Cytisus  elongatus,  bei  denen  die  Ringgrenze 
durch  das  zahlreichere  Auftreten  weitlichtiger  Gefässe  ohne  Radialverkürzung  der  Holzzellen 
hervorgerufen  wird.  Alle  diese  Gründe  scheinen  dem  Verf.  dafür  zu  sprechen,  dass  in  dem 
Inhalt  der  sich  entwickelnden  Holzzellen  selbst  die  Zu-  und  Abnahme  einer  Wasser  stark 
anziehenden  Substanz  in  den  verschiedenen  Stadien  der  Vegetationsperiode  einen  verschiedenen 
Zellturgor  und  damit  einen  verschiedenen  Radialdurchmesser  der  Holzzellen  veranlasst. 
Dafür  spricht  u.  a.  auch  die  Erscheinung  der  „zetaförmigen  Knickung"  der  Tüpfelmembran, 
welche  im  Frühling  am  intensivsten  auftritt,  zum  Sommer  hin  abnimmt  und  schliesslich  ganz 
schwindet,  und  welche  das  Vorhandensein  eines  starken  Zellturgors  im  Frühjahr  höchst 
wahrscheinlich  macht.  Auch  zeichnen  sich  die  Herbstholzzellen  durch  dickere  Begrenzung 
des  Plasmainhalts  und  durch  substanzarme  Verdickungsschichten  vor  den  gleichnamigen 
Theilen  der  Frühlingszellen  aus.  Während  nun  im  Holze  der  Zellturgor  im  Laufe  der 
Vegetationsperiode  abnimmt,  bleibt  er  in  der  Rinde  ungefähr  derselbe,  da  nachweislich  eine 
nennenswerthe  Abnahme  im  Radialdurchmesser  der  letztgebildeten  Siebröhren  nicht  statt- 
findet. Auch  die  Versuche  von  de  Vries  selbst  sucht  Verf.  zu  Gunsten  seiner  eigenen  Ansicht 
zu  interpretiren  und  findet  z.  B.  in  dem  Auftreten  stark  tangential  gestreckter  oder  radial 
verkürzter  Holzelemente  bei  vermindertem  Rindendruck  im  Herbst,  wie  dies  einzelne  Ab- 
bildungen in  der  Arbeit  von  de  Vries  erkennen  lassen,  einen  Beweis  für  die  starke  Abnahme 
des  Zellturgors  am  Ende  der  Vegetationsperiode. 

Siebröhren. 

10.  E.  Russow.  lieber  die  Verbreitung  der  Callasplatten  bei  den  Gefässpflanzen.  (No.  24.) 
Verf.  fand  in  der  wässerigen  Lösung  von  Anihnblau,  welche  bereits  durch  Wilhelm 
bei  Gelegenheit  der  Untersuchung  des  Siebröhrenapparats  von  Vüis  vinifera  als  Färbe- 
reagenz Anwendung  gefunden  hat,  ein  trefi'liches  Mittel,  die  Callusbelege  der  Siebplatten 
und  Siebfelder  dauernd  zu  färben  und  ihre  Anwesenheit  im  Gewebe  überhaupt  zu  con- 
statiren.  In  den  durch  Anilinblau  gefärbten  Schnitten  wird  nämlich  durch  Wasser  und 
Glycerin  der  Farbstoff  aus  den  Zellwänden  völlig  extrahirt,  während  die  Callusbelege  den- 
selben Wochen-  und  monatelang  festhalten.  Mittelst  dieser  Reaction  konnten  die  Callusbelege 
der  Siebröhren  bei  einer  grossen  Zahl  von  Pflanzen  (c.  150)  aus  den  verschiedensten  Familien 
—  sowohl  Gymnospermen  als  Mono-  und  Dicotylen  —  nachgewiesen  werden.  Unter  den 
Gefässkryptogamen  fanden  sich  Callusbelege  bisher  nur  im  Stamme  von  Alsophüa  australis, 
im  Blattstiel  von  Balantium  antarcticum  und  Osmunda  regalis,  sowie  im  Stengel  und  der 
Blattscheide  fertiler  Sprosse  von  Equisetum  arvense.    Bei  den  Gymnospermen,  von  denen 


Gewebearten.  —  Siebrölireu.    Milchsaftröhvcn.  423 

Callusgebilde  bisher  nur  in  ganz  vereinzelten  Fällen  bekannt  waren,  sind  sie  nach  Russow 
allgemein  verbreitet.  Als  wesentliches  Resultat  der  Untersuchung  ergab  sich,  dass  die 
Callusbelege  in  der  secundären  Rinde  nur  innerhalb  des  letzten  Jahreszuwachses,  bisweilen 
auch  noch  im  vorletzten  Zuwachsringe  anzutreffen  sind  und  überhaupt  nur  in  der  dem 
Cambium  nächsten  Region  der  Rinde  vorkommen.  Wahrscheinlich  ist  es  ferner,  dass  die 
specifische  Function  der  Siebröhren  mit  der  Callusbildung  beginnt  und  nur  so  lange  an- 
dauert, als  Callusgebilde  vorhanden  sind.  Die  Untersuchungen  wurden  vorzugsweise  während 
der  Winterruhe  der  betreffenden  Pflanzen  angestellt.  In  Uebereinstimmuug  mit  de  Bary 
und  Wilhelm  fand  Verf.  die  Cullusmassen  gegen  Ende  der  Vegetationsperiode  in  Zunahme, 
bei  Wiedereintritt  des  Wachsthums  theilweise  in  Auflösung  begriffen,  und  zwar  in  der 
Weise,  dass  zuerst  die  Siebporen  wegsara  wurden.  Die  Schleimstränge  waren  zur  Zeit  der 
Ruheperiode  meist  nicht  vorhanden  oder  spärlich,  traten  aber  mit  dem  Wegsamwerdeu  der 
Siebplatten  stets  auf.  Auch  zeigte  sich,  dass  die  bisher  nur  vereinzelt  aufgefundenen  eigen- 
thümlichen  Tochterzellen  der  Siebröhren,  die  sogenannten  Geleitzellen,  in  der  secundären 
Rinde  eine  sehr  grosse,  vielleicht  allgemeine  Verbreitung  haben. 

11.  E.  de  Janczewski.    Vergleichende  Studien  über  Siebröhren.    (No.  14.) 

Die  Abhandlung  beschreibt  in  vier  gesonderten  Abschnitten  die  Siebröhren  der 
Gefässkryptogamen  —  Ophioglosseeu ,  Lycopodiaceen,  Equisetaceen,  Marsilea,  Salvinia, 
Selaginella  und  Isoetes  — ,  der  Gymnospermen,  speciell  von  Pinus  siloestris,  der  Monocotylen 
(speciell  Phragmües  und  Typha)  und  der  Dicotylen  (Aristoloclüa  Sipho,  Tilia  imrvifolia 
und  Vitis  viniferaj.  Bei  allen  Gefässkryptogamen  fand  Verf.  die  Poren  der  Siebfelder  stets 
geschlossen  und  die  Membran  derselben  homogen,  nur  bei  Pteris  aqiiilina  wird  letztere  nach 
ihm  von  „callösen  Cylindern"  durchsetzt.  Die  Siebröhreu  erscheinen  überhaupt  bei  der 
genannten  Pflanzengruppe  in  ihrer  einfachsten  Form  und  verhalten  sich  zu  allen  Jahreszeiten 
gleich;  sie  werden  hier  nur  von  einem  plasmatischen  Wandbeleg  ausgekleidet,  dessen  Protein- 
körner sich  besonders  an  den  Siebstellen  stark  anhäufen.  Bei  den  Gymnospermen  machen 
die  Siebröhren  zwei  verschiedene  Perioden  durch,  während  der  ersteren  tritt  in  der  jungen 
Siebplatte  Callussubstanz  auf,  welche  die  Sieblöcher  überzieht  und  die  Siebröhren  denen 
von  Pteris  ähnlich  erscheinen  lässt;  in  der  zweiten  Periode  verschwinden  mit  dem  Plasma 
zugleich  die  Callusbelege  und  die  benachbarten  Röhrenelemente  treten  in  offene  Com- 
munication.  Bei  den  Dicotylen  treten  sogar  vier  verschiedene  Epochen  in  der  Entwickelung 
der  Siebröhren  auf.  Hier  entwickelt  sich  die  einzelne  Siebröhre  auch  nicht  wie  bei  den 
Gymnospermen  direct  aus  einer  Cambiumzelle ,  sondern  letztere  theilt  sich  durch  eine 
Tangentialwaud  in  zwei  Zellen,  von  denen  die  eine  zur  Siebröhre,  die  andere  zur  Mutter- 
zelle vom  Bastparenchym  oder  von  Geleitzellen  wird.  Zunächst  bekleiden  sich  die  seitlichen 
Siebfelder  und  Horizontal querwände  mit  Callus  und  stellen  eigentliche  Siebplatten  mit  zartem 
Cellulosegerüst  und  callöser  Umhüllung  her.  Dieser  vom  Verf.  als  „activ"  bezeichnete 
Zustand  tritt  bei  den  verschiedenen  Dicotylen  in  verschiedener  Zeitdauer  auf;  so  bleiben 
u.  a.  die  Siebröhren  von  AristolocMa  Siplio,  Tilia,  Bosa  und  Fagiis  in  den  verschiedenen 
Jahreszeiten  unverändert,  während  sie  bei  Vitis  und  Tecoma  ihre  Poren  vor  Anfang  des 
Winters  schliessen  und  im  Frühjahr  wieder  öffnen.  In  einer  dritten ,  meist  nur  kurzen 
Uebergangszeit  verlieren  dann  die  Siebröhren  allmählig  ihren  Inhalt  und  die  Poren  öffnen 
sich,  indem  sich  die  Callussubstanz  vollkommen  auflöst.  Der  „passive"  vierte  Zustand 
endlich  ist  derjenige,  in  welchem  die  functionslos  gewordenen  Siebröhren  nur  noch  callus- 
freie,  aus  einem  zarten  Ceilulosenetz  bestehende  Siebplatten  aufweisen.  Die  Siebröhren  der 
Monocotylen  verhalten  sich  nach  Janczewski  denen  der  Dicotylen  im  Allgemeinen  ähnlich, 
nur  dauert  die  Activität  derselben  meist  so  lange  als  die  Lebensdauer  der  sie  enthaltenden 
Pflanzentheile.  —  In  Bezug  auf  die  speciellen  Structurverhältnisse  der  Siebröhren  muss  auf 
die  Originalarbeit  verwiesen  werden,  da  hier  ohne  Weitläufigkeiten  sich  kein  Auszug  der 
Resultate  geben  lässt. 

Milchsaftröhren. 

12.  D.  H.  Scott.    Zar  Entwickelangsgeschichte  der  gegliederten  Milchröhren  der  Pflanzen. 

(No.  27.) 

Nach  einer  kritischen  Würdigung  der  Vorarbeiten  von  Moldeuhawer,  Unger,  Mohl, 


424        Anatomie,    Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Morphologie  der  Gewebe. 

Schacht,  Hartig,  Vogl,  Hanstein,  Dippel,  Trecul,  David,  Schmalhausen,  de  Bary  und  Faivre 
über  den  lange  Zeit  controversen  Gegenstand  wendet  sich  Verf.  zu  eigenen  Beobachtungen, 
welche  sich  vorzugsweise  mit  Milchsaftgefässen  des  Embryo  und  der  Keimpflanze  von  Trago- 
pogon  eriospenmis  und  Scorzonera  hispanica  beschäftigen.  Die  bezüglich  der  gegliederten 
Milchröhren  durch  Schmalhausen  erhaltenen  Resultate  finden  durchweg  Bestätigung.  In  der 
Keimwurzel  von  Tragopogon  verlaufen  bekanntlich  zwei  Systeme  von  Milchsaftgefässen :  ein 
axiles,  dem  Phoemtheil  des  diarchen  Gefässcylinders  angehöriges,  und  ein  im  Rindenparenchym 
verlaufendes  hypodermales.  Beide  sind  in  der  Cotyledonarscheide  durch  querverlaufende  Aeste 
verbunden.  Besondere  Aufmerksamkeit  hat  Verf.  den  hypodermalen  Milchgefässen  zugewandt, 
da  dieselben  schon  im  Embryo  in  der  Regel  angelegt  erscheinen.  Die  betreifenden  Zellen 
desselben  bilden  Längsreihen,  welche  duich  Tangentialtheilung  der  zweituntersten  Zellschicht 
unter  der  Epidermis  entstehen.  An  Samen,  die  ca.  24  Stunden  in  der  Erde  gelegen  hatten, 
zeigte  sich  der  Inhalt  dieser  hypodermalen  Zellenzüge  insofern  deutlich  von  dem  der  Nachbar- 
zellen verschieden,  als  in  ihm  die  sonst  überall  verbreiteten  Aleuronköruer  völlig  fehlten. 
In  Keimlingen  mit  3 — 4  mm  langer  Wurzel  waren  die  zu  Milchsaftröhren  bestimmten  Zellen 
deutlich  zu  erkennen,  sie  führen  bereits  Milchsaft  und  es  Hess  sich  constaüren,  dass  ihre 
Querwände  wenigstens  in  der  Mitte  durchbohrt  waren.  Das  dem  axilen  Gefäss- 
cylinder  angehörige  Milchsaftsystem  ist  während  dieser  Zeit  noch  unentwickelt.  In  den 
Cotyledonen  bilden  die  Milchsaftzellenzüge  bereits  ein  complicirtes  Netzwerk,  indem  die 
Verbindungen  zwischen  entfernteren  Hauptsträngen  durch  querverlaufende  Reihen  von  später 
verschmelzenden  Zellen  hergestellt  werden.  In  Keimpflanzen  mit  ca.  6  mm  langer  Wurzel 
endlich  findet  man  alle  Entwickelungsstadien  nebeneinander.  Die  hypodermalen  Milchsaft- 
gefässe  sind  in  diesem  Stadium  nahezu  fertig  und  die  Zellquellwände  bis  auf  schwer  erkennbare 
Reste  resorbirt,  in  den  Milchsaftgefässen  des  axilen  Cylinders  beginnt  dagegen  erst  die 
Resorption  der  Querwände.  Das  hypokotyle  Glied  verhält  sich  der  Wurzel  ähnlich,  nur 
sind  hier  die  Milchsaftgefässe  der  Fibrovasalstränge  schon  weiter  vorgeschritten,  indem  die 
Zellquerwände  resorbirt  und  auch  in  den  Seitenwandungeu  grössere  Löcher  vorhanden  sind.  In 
den  Cotyledonen  geht  die  Resorption  der  Wände  sehr  langsam  vor  sich.  Bei  der  Verschmelzung 
quellen  die  betreffenden  Wandstücke  etwas  auf,  dann  entsteht  durch  Auflösung  eine  zuerst 
sehr  kleine,  allmählich  sich  vergrössernde  Perforation  und  damit  treten  die  Zellinhalte  in 
Verbindung.  Bei  Scorzonera  (nicht  aber  bei  Tragopogon)  bilden  die  Milchsaftgefässe  auch 
seitliche,  den  Copulationsarmen  der  Conjugaten  ähnliche  Ausstülpungen,  durch  welche  die 
seitliche  Verschmelzung  zweier  benachbarten  Gefässe  vermittelt  wird.  Von  den  kurzen 
Bemerkungen,  welche  Verf.  den  Milchsaftgefässen  in  der  secundären  Rinde  älterer  Pflanzen  von 
Scorzonera,  Taraxacum  und  Clielidonium  majus  widmet,  erscheint  die  Angabe  bemerkens- 
werth,  dass  bei  letztgenannter  Pflanze  bis  in  die  ältesten  Stadien  die  zu  Milchsaftröhren 
verschmolzenen  Zellen  ihren  Zellkern  conserviren,  der  durch  Hämatoxylin  deutlich  gemacht 
werden  kann,  und  dass  entgegen  der  Ansicht  Hanstein's  Milchsaftgefässe  auch  im  Holzkörper 
der  Wurzel  von  Clielidonium  vorkommen.  Unmittelbare  Berührung  zwischen  Milchsaft- 
gefässen und  Tracheen  wurde  nur  in  äusserst  seltenen  Fällen  beobachtet, 

Secretbeh  älter. 
13.  F.  Szabö.    Gummigänge  bei  Carludovica  und  Canna.    (No.  28.) 

Carludovica  palmata  R.  Pav.  Durch  den  Blattstiel  dieser  Pflanze  erstrecken  sich 
ziemlich  weite  Gummigänge.  Sie  sind  im  Grundgewebe  zwischen  den  Gefässbüudeln  zerstreut 
und  ziehen  sich  von  der  Basis  des  Blattstieles  bis  hinauf  zu  den  Hauptadern  in  die  Blatt- 
lamina.  Ihre  Anordnung  ist  übrigens  ganz  unregelmässig,  oben  und  unten  endigen  sie  blind, 
unten  reichen  sie  bis  zur  letzten  Zellreihe  des  Blattstieles,  in  das  Gewebe  des  kurzen  Stammes 
reicht  aber  keiner.  Von  hier  an  gehen  sie  parallel  mit  den  Gefässbündeln ;  der  Zahl  nach 
kommen  2—3,  aber  auch  8—10  in  je  einem  Blattstiel  vor.  Bevor  sie  in  die  Lamina  gelangen, 
stossen  sie  stellenweise  zusammen,  münden  in  einander  und  verändern  so  ihre  ursprüngliche 
Zahl  (Fig.  2).  Diese  verschmolzenen  Gänge  gehen  dann  mit  den  Hauptadern  soweit  in  die 
Lamina,  bis  jene  sich  nicht  verdünnen.  Ein  solcher  Gummigang  ist  nichts  anderes  als  eine 
von  zerfallenden  Zellen  umgebene  Höhlung,  deren  Inhalt  von  Gummi  erfüllt  wird.  Die 
verschiedenen  Uebergänge  des  Zerfalls  kann  man  beobachten.    Anatomisch  sind  die  Carlu- 


Hautgewebe.  —  Hautgewebe  im  Allgemoinen,  Spaltöffnungen.  425 

doviceen  den  Palmen  sehr  ähnlich.  Im  losen  Parenchyra  findet  man  Piaphidenbündel  von 
zweierlei  Gestalt,  nämlich  sehr  kleine  und  selir  grosse.  Letztere  zeigen  im  Querschnitt,  dass 
sie  viereckig  sind  (Fig.  3  bei  a.).  Die  Bildung  der  Gummigänge  fällt  nicht  in  diesellie  Zeit 
mit  der  Ausscheidung  der  Gewebe,  sondern  tritt  immer  später  ein;  die  Gefässbündel  sind 
oft  schon  vollständig  entwickelt,  als  die  Giimmigänge  erst  in  ihrer  Entstehung  begriffen 
sind.  Sie  unterscheiden  sich  schon  anfangs  durch  ihren  dichteren  Inhalt  von  den  übrigen 
Zellen  des  Grundgewebes;  auch  sind  ibre  Zellen  kleiner,  durch  eine  Querwand  getrennt, 
aber  ohne  Intercellnlarraum.  Die  Zelltheilung  dauert  so  lange  (Fig.  1),  bis  meist  20-30 
Zellen  zu  Stande  gekommen  sind;  dann  desorgauisiren  die  in  der  Mitte  stehenden,  was  damit 
eingeleitet  wird,  dass  1—2  Zellwände  sich  immer  mehr  verdünnen,  bis  sie  endlich  ganz 
verschwinden.  Schliesslich  desorgauisiren  noch  die  Zellen  des  Epitheliums,  der  Inhalt  der 
Gänge  trocknet  ein  und  bildet  an  der  Wand  desselben  einen  braunen  Ueberzug  (Fig.  3  bei  b.), 
Gummigäuge  fand  der  Verf.  noch  hei  Carhtdo vi ca  Mauritiana  und  C.  rotundifolia;  dagegen 
nicht  bei  den  Palmen  und  bei  zahlreichen  Arten  von  Fret/einetia  und  Panämitis. 

Canna  indica  L.  Die  Gumraigänge  in  den  Rhizomen  dieser  Pflanze  sind  wohl  schon 
längst  bekannt,  aber  ihre  Entwickelung  wurde  noch  nicht  studirt.  Vertical  auf  die  Vegetations- 
richtung des  Rhizoms  geführte  Schnitte  zeigen  nun,  dass  ein  Theil  der  Gummigänge  die  Richtung 
der  mit  der  Oberfläche  parallel  gehenden  Bündel  verfolgt,  aber  auch  dass  die  Aeste  dieser  Gänge; 
nach  jeder  Richtung  hin  das  Rhizom  durchkreuzen.  Zwischen  den  Gefässbündeln,  nahe  zum 
Rindengewebe,  ist  die  Anordnung  gewöhnlich  regelmässig,  insofern  als  zwischen  zwei  Bündeln 
immer  ein,  höchstens  zwei  Gänge  vorkommen.  Aber  sie  verzweigen  sich  und  bilden  nicht 
selten  Anastomosen.  In  die  Adventivwurzeln  und  Knospen  senden  sie  aber  keine  Aeste; 
ihre  Weite  bleibt  sich  im  ganzen  Rhizom  gleich,  nur  beim  Ausgangspunkte  der  Wurzeln 
erweitern  sie  sich;  gegen  die  Vegetationsspitze  zu  aber  verengern  sie  sich  plötzlich;  ein  Theil 
endigt  blind,  ein  anderer  geht  bis  zum  jungen  Gewebe  der  Knospe,  wo  sich  ihre  Entstehung 
auch  am  sichersten  auffinden  lässt.  Der  Entstehungsort  der  Gummigänge  ist  immer  in  der 
Nähe  der  Vegetations spitze  und  stimmt  ihre  Entwickelung  vollkommen  mit  der  bei  Carludovica 
beschriebenen  überein. 

An  einigen  mehrere  Tage  hindurch  in  Alkohol  gelegenen  Rhizomstücken  erscheinen 
an  den  Schnitten  ausser  dem  durch  den  Alkohol  niedergeschlagenen  Gummi  kleine  sphärische 
Körperchen,  um  welche  in  der  Masse  des  Gummis  sehr  kleine  Körnchen  eingebettet  waren. 
Diese  sphärischen  Körper  erweisen  sich  als  Sphärokrystalle  (Fig.  5,  b.)  die  aus  oxalsaurem 
Kalk  gebildet  waren.  Es  wurde  dies  durch  die  Anwendung  von  Sanio's  Reaction  bewiesen. 
Aus  ferneren  Untersuchungen  ging  hervor,  dass  solche  Krystallkugeln  auch  dann  in  den 
Gängen  entstehen,  wenn  man  das  aufgeschnittene  Rhizom  einige  Stunden  hindurch  an  der 
Luft  stehen  lässt.  Dann  aber  bilden  sich  ausser  ihnen  noch  anders  gestaltete  Krystalle. 
Die  Camia- Arten  überhaupt  sind  reich  an  oxalsaurem  Kalk.  Die  durch  Eintrocknung 
entstandenen  Krystalle  sind  halbkugelförmig  (Fig.  6);  die  an  zweiter  Stelle  erwähnten  und 
ebenfalls  von  der  Wand  des  Ganges  gegen  das  Innere  desselben  reichenden  sind  einem 
zerschlitzten  Blatte  ähnlich  (Fig.  4,  7)  und  werden  vom  Verf.  Dendriten  genannt.  In  ihrem 
chemischen  Verhalten  stimmen  sie  ganz  mit  den  Sphärokrystallen  überein.  Ausser  diesen 
beiden  Formen  des  Oxalsäuren  Kalkes  ist  der  Gummi  oft  noch  mit  körnigen,  tafel-  oder 
oktaederförmigen  Mikrokrystallen  erfüllt.  Mit  Sanio  übereinstimmend  kann  der  Verf.  versichern, 
dass  Kalilauge  auf  die  Sphaerokrystalle  einwirkt;  aber  auch  Alkohol  verändert  nach  mehr- 
wöchentlicher Einwirkung  ihre  radiale  Structur  und  die  zurückgebliebene  amorphe  Substanz 
gleicht  den  kleinen  Körnern  des  arabischen  Gummis.  Der  Verf.  gedenkt  noch  der  Ansichten 
von  Sonchay,  Lenssen,  Holzner,  Vesque,  Frank,  Zacharias  und  meint  schliesslich,  dass  der 
Gummi,  welcher  ein  Zerfallproduct  der  plasmareichen  Zellen  ist,  im  Grossen  die  Form  der 
durch  Wasserentziehung  entstandenen  Krystalle  beeinflusst.  Staub. 

II.  Hautgewebe. 

Hautgewebe  im  Allgemeinen,  Spaltöffnungen,  Lenticellen, 
14.  A.  Tchircb.    Beziehangen  des  anatomiscben  Baues  der  Ässimilationsorgane  zu  Klima 
und  Standort,  mit  specieller  Berücksichtigung  des  Spaltöffnungsapparats.    (No.  32.) 


426        Anatomie.    Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Morphologie  der  Gewebe. 

Verf.  hat  seine  Studien  über  Spaltöifnuugeu  (s.  Jahresber.  1880,  S,  47)  fortgesetzt 
und  stellt  nun  auf  erweiterter  Grundlage  folgpndes  System  der  Spaltöffnungsapparate  auf: 
I.  Die  Spaltöffnungen  münden  direct  oder  mittelst  der  Wallöffnung  in  das  umgebende  Medium. 
A.  Die   Atbcmhöhle   besitzt   keine   besonderen   Schutzeinrichtungen    (Haare,   Ijängs- 
rinnen  etc.). 

I.  Stomata  in  der  Höhe  der  Epidermis  oder  über  diese  emporgehoben,  die  Neben- 
zellen betheiligen  sich  an  der  Bildung  des  Spaltöffnungsapparates  nicht:  Unver- 
tiefte  Spaltöffnungen. 

1.  Cuticularleiste  (äussere)  wenig  entwickelt;  Stomata  über  die  Epidermis  empor- 
gehoben.   Typus  1:  Farne,  Pomaderis  phylicifoUa. 

2.  Stomata  im  Niveau  der  Epidermis. 

a)  Cuticularleiste  wenig  entwickelt.     Typus  2:  Quereus  pedunciilata. 

b)  Cuticularleiste  stark  entwickelt.    Typus  3:  Grevillea  Hillii. 

c)  Cuticularleiste  sehr  stark  entwickelt  und  emporgezogen.    Typus  4:  Leuca- 
dendr on  decorum. 

d)  Cuticularleiste  emporgezogen,  in  Folge  dessen  der  Vorhof  mehr  oder  weniger 
vertieft.    Typus  5:  Eucalyptus  dumos.  u.  and. 

n.  Stomata  unter  das  Niveau  der  Epidermis  gedrückt,  die  Nebenzellen  betheiligen 
sich  an  der  Bildung  des  Spaltöffnungsapparates :   Vertiefte  Spaltöffnungen. 

1.  Die  Cuticularleiste  einer  oder  mehrerer  Nebenzellen  wölbt  sich  nach  aussen 
bogenförmig  vor,  die  äussere  Athemhöhle  bildet  ein  Hohlkugelsegment: 
Schalenvertiefung.     Typus  6:  Äraucaria  hrasiliensis,  Olea  europaea. 

2.  Die  Einsenkuug  wird  tiefer,  die  Wandungen  der  äusseren  Athemhöhle  bilden 
einen  Hohlcylinder:  Cylindervertiefung.  Typus  7:  Pimelea  decussata, 
Stirlingia  teretifolia. 

3.  Die  Wallöffnung  ist  eng,  die  äussere  Athemhöhle  innen  erweitert  und  bildet 
einen  Krug.  Derselbe  kann  gebildet  sein  durch  eine  M^eitere  Vorwölbung  der 
Nebenzellen:  Weiterentwickelung  der  Schalenvertiefuug  (Krugvertiefung  bei 
dünnwandiger  Epidermis)  oder  durch  wallartig  über  die  Epidermis  nach  innen 
vorspringende  ganze  Epidermiszellen  oder  deren  Wandverdickung  —  Krug- 
vertiefung bei  dickwandiger  Epidermis.    Krugvertiefung. 

a)  Der  Krug  ist  aussen  nicht  verschlossen.    Typus  8. 

b)  Der  Krug  ist  durch  eine  von  beiden  Seiten  übereinandergreifende  Membran 
(Aussenschicht)  verschlossen.    Typus  9:    Bestio  diffusiis  nach  Pfitzer. 

4.  In  der  Höhe  der  Epidermis  liegende  Zellen  senden  stark  cuticularisirte  Wand- 
fortsätze über  die  äussere  Athemhöhle.  Dieselben  überragen  die  Epidermis 
meist  umgekehrt  trichterartig  und  bilden  eine  Ringleiste:  Trichterver- 
tiefung.   Typus  10:  Hakea  suaveolens. 

Der  Trichter  ist  ein  doppelter.    Typus  11:    Hahea  cyclocarpa. 
NB.  An   den  Schliesszellen  der  vertieften  Spaltöffnungen  können  selbstver- 
ständlich alle  unter  Typus  2-5  aufgeführten  Verhältnisse  ausser  der  Ver- 
tiefung noch  auftreten. 
B.  Die  Athemhöhle  besitzt  besondere  Schutzeinrichtungen. 

1.  Die  grosse  Athemhöhle  ist  mit  stark  cuticularisirten  Zellen  ausgekleidet.  Typus  12 : 
Megia  nitda. 

2.  Die  kleine  Athemhöhle  ist  durch  mechanische  Zellen  zum  Theil  verschlossen. 
Typus  13:    Kingia  australis,  Xantorrlioea  hastilis. 

II.  Die  Spaltöffnungen  münden  nicht  direct  oder  mittelst  der  Wallöffnung  in  das  umgebende 
Medium. 

1.  Die  Stomata  liegen  in  mit  Haaren  ausgekleideten  Krügen.    Typus  14:    Banksia. 

2.  Die  Stomata  liegen  in  mehr  oder  weniger  contractilen  Längsrinnen  (vorwiegend  oder 
ausschliesslich  an  den  Böschungen),  die  ebenfalls  meist  mit  Haaren  (Casuarina, 
Exocarpus)  oder  doch  wenigstens  Ausstülpungen  der  Epidermiszellen  ausgekleidet 
sind  (Callitris  PreissüJ.    Typus  15:    Casuarina,  CalUtris  Preissü. 


Hautgewebe.  -  Hautgewebe  im  Allgemeinen,  Spaltöffnungen.  427 

3.  Die  Stomata  liegen  auf  der  Unterseite  einrollbarer  Blätter. 

a)  Von  Haaren  unbedeckt,     'i'ypus  IG. 

b)  Von  einem  Ilaarfilz  bedeckt.    Typus  17:    Correa  speciosa. 

4.  Die  Storaata  liegen  auf  der  Oberseite  einrollbarer  Blätter  in  besonderen  mit  Haaren 
ausgekleideten  Längsriuueu.    Typus  18:     Stlpa  pcnnata. 

Da  die  Verdunstungsgrösse  des  Blattes  und  mit  ihm  das  Wasserbedürfniss  der  Pflanze 
sich  steigern  muss,  wenn  der  Bau  des  Spaltöffnungsapparats  die  Communication  mit  der 
Atmosphäre  erleichtert,  sowie  umgekeht  sinken  rauss,  wenn  derselbe  gegen  Verdunstung 
geschützt  ist,  so  liegt  die  Frage  nahe,  ob  der  Bau  der  Spaltöffnungen  bei  verschiedenen 
Pflanzen  Beziehungen  zu  den  Regen-  und  Feuchtigkeitsverhältnissen  ihres  heimathlichen 
Standorts  erkennen  lässt.  Diese  Beziehungen  bilden  den  Hauptgegenstand  vorliegender  Ab- 
handlung; nebenher  werden  die  Schutzmittel  der  Pflanze  gegen  zu  grossen  Wasserverlust 
überhaupt,  wie  die  starke  Cuticularisirung  der  Epidermiswandungen ,  die  Wachsüberzüge 
(z.  B.  von  Eucalyptus  -  Arten,  deren  Verdunstungsgrösse  an  verschieden  bereiften  Blättern 
vom  Verf.  durch  besondere  Versuche  ermittelt  wurde),  die  Haarbildungen,  die  Beschränkung 
der  Lufträume  im  Blattmerenchym,  die  salz-  oder  schleimreiche  Beschaffenheit  des  Zellsaftes 
bei  Halophyten  und  Succulenten;  die  Verticalstellung  der  Blätter  und  Phyllodien  (besonders 
bei  Gewächsen  Australiens),  sowie  endlich  die  durch  „Strebezelleu"  und  „Strebewände" 
geförderte  feste  Structur  der  Assimilationsorgane  mehr  oder  weniger  eingehend  besprochen. 
Speciell  zu  den  Beziehnungen  zwischen  dem  Bau  der  Spaltöffnungen  und  den  Feuchtigkeits- 
bedürfnisseu  der  Pflanze  übergehend  wird  betont,  dass  diese  bei  einer  blossen  statistischen 
Vergleichung  der  Stomatazahl  pro  Flächeneinheit  des  Blattes,  wie  sie  mehrfach  angestellt 
worden  ist,  nicht  klar  hervortreten;  höchstens  darf  man  den  Satz  festhalten,  dass  mit  der 
wachsenden  Trockenheit  des  Standorts  die  Zahl  der  Spaltöffnungen  abnimmt.  Die  An- 
ordnung der  Spaltöffnungen  bei  sich  einrollenden  Blättern,  ihre  Localisirung  auf  Längs- 
rinnen bei  Steppengräsern  (Spinifex)  und  bei  Pflanzen  mit  cylindrischen  Assimilationsorgauen, 
deren  mit  Haaren  ausgekleidete  Rinnen  am  Boden  ein  auffallend  dünnwandiges,  einfaltbares 
Gewebe  („elastisches  Gelenkpolster")  unterhalb  der  Epidermis  besitzen  und  bei  Feuchtigkeits- 
wechsel sich  zu  öffnen  oder  zu  schliessen  vermögen,  sowie  die  Anordnung  der  Stomata  ia 
Krügen  (bei  Nerium,  Dryandra  und  Banksia)  werden  als  besonders  geeignete  Mittel  zur 
„Schaffung  eines  windstillen  Raumes''  über  den  Luftspalten,  d.  h.  zur  Verminderung  der 
Transspirationsgrösse  hervorgehoben. 

Angesichts  dieser  zum  Theil  bereits  bekannter  Beziehungen  unternimmt  Verf.  nun 
den  Nachweis,  dass  bei  den  Pflanzen  von  7  pflanzengeographischen,  besonders  durch  die  in 
ihnen  herrschende  Regenvertheilung  charakterisirten  „Zonen"  (d.  h.  Florengebieteu)  — 
nämlich:  1.  der  tropischen  Zone  „mit  Regen  zu  allen  Jahreszeiten";  2.  den  nördlichen  Wald- 
gebieten; 3.  der  Mediterranzone;  4.  dem  Sudan;  5.  der  Steppenzone;  6.  Australien;  7.  der 
Sahara  —  „die  Ausbildung  der  Schutzmittel  (gegen  zu  grossen  Wasserverlust)  in  directera 
Verhältniss  zur  Trockenheit  steht".  Ein  Auszug  dieses  Abschnittes  erscheint  unthunlich. 
In  einem  Schlusscapitel  werden  dann  an  einer  besonderen  Flora,  der  Australiens,  die  speciellen 
Beziehungen  aufgewiesen,  die  zwischen  dem  Standort  der  Pflanzen  und  dem  anatomischen 
Bau  ihrer  Assimilationsorgane  unter  besonderer  Berücksichtigung  der  Spaltöffnungen  bestehen. 
Zu  diesem  Zweck  werden  die  Farnschluchten,  Flussufer,  Wälder,  Graslandschaften,  Salz- 
steppen, Scrubs  und  Steppen  Australiens  in  ihren  wichtigsten  Vegetationsformen  und  nach 
ihrem  Localcharakter  kurz  geschildert  und  dann  ein  Verzeichniss  von  Pflanzen  mitgetheilt, 
in  welchem  einerseits  die  anatomischen  Schutzeinrichtungen  gegen  Transspirationsverlust, 
andrerseits  die  speciellen  Standortsverhältnisse  derselben  Pflanzen  nach  den  Angaben  von 
R.  Brown,  Bentham,  Leichhardt,  Ferd.  v.  Müller  u.  a.  einander  gegenübergestellt  sind.  Das 
Verzeichniss  umfasst  folgende  21  Kategorien: 

1.  Pflanzen,  deren  Athemhöhlen  Schutzeinrichtungen  besitzen  (Elegia  nuda,  Restio 
tectorum,  Kingia  2  Spec,  Xantorrlioea).  2.  Pflanzen  mit  trichterförmig  vertieften  Spalt- 
öffnungen. Typus  10.  (Hakea  8  Spec,  Cycas  revoliita,  Ficus  australis.J  3.  Pflanzen  mit 
doppelttrichterförmig  vertieften  Spaltöffnungen.  Typus  11.  (Haliea  cydocarpa.)  4.  Pflanzen 
mit  krugförmig  vertieften  Spaltöffnungen.    Typus  8.    {Franklandia  fucifolia,  Frenclla  rhom- 


428         Anatomie.    Morphologie  dei*  Phanerogamen.  —  Morphologie  der  Gewebe. 

hoidea,  Callitris  Ventenati,  Arauearia  Cimninrfhami ,   Dacrydium  cupressioides ,  Callitris 
australis,  JDammara  laurifoUa,  Zamea  spec,  Dioon  edule,  Aloe  2  Spec,  Marsilea  macra, 
Ficus  splendens,  Laurus  Campliora,  Stypandra  frutescens,  Aotus  gracillima,  Sphaerolohium 
2  Spec.)     5.  Pflanzen  mit  krugförmiger  Vertiefung  der  Spaltöffnungen,  über  deren  Krüge 
eine  Cellulosehaut  gebreitet.    (Eestio  microstachys  und  diffusiis.)    6.  Pflanzen,  deren  Spalt- 
öffnungsvorhof vertieft  ist,   die  Schliesszellen   besitzen   meist   ein   spaltenförmiges  Lumen. 
{PetropMla  rigida,   Protect  2  Spec,   BJwpala  brasiliensis,  Aiilax  timbellat.,  Agastachys 
odorata,  Metrosideros  polymorphus ,    Melaleuca  uncinata,   Kunzea  decussata,  Eucalyptus 
4  Spec,  Calotlinmnus  tortilosa,   Acacia   3  Spec.)     7.  Pflanzen   mit   doppeltcylindrisch  ver- 
tieften Spaltöffnungen.    (  WelivitscJda  mirabüis.)    8.  Pflanzen  mit  schalig-cylindrisch-vertieften 
Spaltöffnungen:   die   kryptoporen  Equiseten.     9.  Pflanzen  mit    cyliudrisch   vertieften  Spalt- 
öffnungen.    Typus  7.     (Stirlingia  teretifolia,  Actinostrobus  pyramidalis,    Marsilea  Druni- 
mondii,  Microzamea  cylindrica,  Laurus  nobilis,  Exocarpus  ovata,  Pimelea  decussata,  die 
phaneroporen  Equisetum-Arteu,  Eriostemon  myoporoides.J     10.  Pflanzen  mit  schalenförmig 
vertieften  Spaltöffnungen.     Typus  6.     (Marsilea  hirsuta,  Arauearia  2  Spec,  Podocarpus 
Dacrydium,   Dacrydium  elatum,   Ficus  africanus,    Olea  europaea,   Fugosia  hakeaefoUa, 
LeclienauUia  laricina,  Sterculia  2  Spec,  Iris  pumila,  Buta  graveolens,  Pandanus  Linnaei, 
Areca  saccharifera,  Acacia  4  Spec,  Templetonia  glauca.)    11.  Pflanzen  mit  schwach  ein- 
gesenkten   Spaltöffnungen.      (Stirlingia   paniculata,    Synaphea    decorticans,    Ghamaerops 
liumilis,  Phoenix  dactylifera.)    12.  Pflanzen   mit  stark   entwickelter   und   emporgezogener 
Cuticularleiste.     Typus  4.     (Isopogon  formosus,  Cenarrlienes  nitida,  Beaufnrtia  decussata, 
Melaleuca  scpiarrosa,   Persoonia  falcata,   Eucalyptus  4  Spec,   Olea  odorata,    Westringia 
longifolia,  Hex  aqiiifolium,  Coelebogyne  ilicifolia,  Leucopogon  Cunninghami,  Acacia  2  Spec, 
Viminaria  denudata.)    13.  Pflanzen  mit  entwickelter  Cuticularleiste.    (Grevillea  Rillii  und 
robusta,  Leucadendron  2  Spec,  Stenocarpus  salignus,  Splienotoma  gracilis,  Epidendron 
floribundum ,  Boronia  2  Spec,  Acacia  reclinata,  Isopogon  anemonifol. ,  Melaleuca  aracli- 
noidea,  Eucalyptus  3  Spec,  Dicksonia  antarctica,  Epacris  3  Spec,   Gaultheria  hispida, 
Quercus  calliprinos,  Ficus  costaricense  und  scandens.,  Camellia  japonica,  Prunus  Lauro- 
cerasus,  Fugosia  hakeaefoUa,  Pittosporum  revolutum,  Hymenospermum  flavum,  Xylophylla 
elongata,  Crowea  säligna,  Acacia  acinacea,  Magnolia  grandiflora,  Calophorus  flexuosus, 
Bestio  crispatus,  Ilyacinthus  Orientalis,  Orchis  latifolia.)    14.  Pflanzen  mit  schwach  ent- 
wickelter Cuticularleiste.    (Grevillea  rosmarinifolia,  Trichiniuvi  roseutn,  Scaevola  laevigata, 
Quercus  pedunculata,   Ficus  3  Spec,   Lactuca  Scariola,   Silene  inßata,  Seduni  spurium, 
Tradescanlia  zebrina,   Brachychiton   Delabechii,   Livistona   australis,   Acer  platanoides, 
Indigofera  australis.)    15.  Pflanze  mit  über  die  Epidermis  emporgehobenen  Spaltöffnungen. 
Typus  1.     (Blechmim    horeale,   Asplenium  furcatum,   Aneimia  2  Spec,    Pteris  cretica.) 
16.  Pflanzen,  deren  Spaltöffnungen  in  mit  Haaren  ausgekleideten  Krügen  liegen.    (Banksia 
3  Spec,  Bryandra  floribunda,  Nerium  Oleander.)    17.  Pflanzen,  deren  Spaltöffnungen  auf 
dem  Grunde    von  Längsfurchen   in  Reihen   liegen.    Unterabtheilung   von  Typus  8.     (Calo- 
phorus clongatus,  Bestio  fasciculatus.)    18.  Pflanzen,  deren  Stomata  an  cylindrischen  Organen 
an  den  Böschungen  von  mit  Haaren  ausgekleideten  Längsrinnen  liegen.    Typus  15.    (Gupressus 
spec.  austr.,    Callitris  Preissü,   Casuarina  5  Spec,  Leptomeria  spec   austr.,  Exocarpus 
3  Spec,  Erica  Wihnoriana,  Grevillea  Theleinanniana.)     19.  Pflanzen,  deren  Stomata  auf 
der  Oberseite  einrollbarer  Blätter  in  verschliessbaren  Längsrinnen   liegen.    (Stipa  3  Spec, 
Spinifcx  longifolius,   Aristida  pungens.)    20.  Pflanzen,   deren  Stomata  auf  der  Unterseite 
eiuroUbarer  Blätter,  die  meist  mit  Haaren  besetzt  sind,  liegen.     Typus  16  und  17,    (Erica 
pellucina,  Cyathodes  oxycedrus,  Guichinotia  ledifolia,  Thomasia  2  Spec,  Pomadcris  phylici- 
folia,  Correa  speciosa,  Aotus  gracillima,  Pultenaca  prostrata.)    21.  Pflanzen,  deren  Spalt- 
öffnungen auf  der  Unterseite  nicht  einrollbarer  Blätter  unter  einer  dichten  Wolle  gestielter 
Sternhaare  liegen.     (Correa  Backhouseana.) 

Wie  ersichtlich,  enthält  das  Verzeichniss  ausser  australischen  auch  Pflanzen  ver- 
schiedenster anderweitiger  Provenienz;  angehängt  sind  noch  einige  Halophyten  und  Succu- 
lenteu  (ohne  anatomische  Angaben).  —  Im  Schlusswort  plaidirt  Verf.  dafür,  die  Vegetations- 
formen auf  Grund  morphologisch-anatomischer  Betrachtungsweise  neu  zu  umgrenzen. 


Hautgewebe.  —  Hautgewebe  im  Allgemeinen,  Spaltöffnungen.  429 

15.  J.  Jäkö.    Beiträge  zur  Entwickelung  der  Spaltöffnungen  von  Stapelia  variegata  und 
S.  trifida.    (No.  13.) 

Die  Entwickelung  der  Spaltöffnungen  von  Stapelia  trifida  und  S.  variegata  lässt 
sich  am  besten  in  der  meristematiscben,  aus  der  Umgebung  des  Vegetationskegels  entnommenen 
Epidermis  verfolgen.  Sie  besitzen  eine  zienilicb  complicirte  Structur.  Sie  sind  von  einer 
Gruppe  mehr  weniger  umgestalteter  Epidermiszellen  umgeben,  die  im  Vereine  mit  der  Spalt- 
öffnung auf  der  Epidermis  je  einen  separirten  Zellencomplex  bilden.  Gewöhnlich  ist  jede 
Spaltöffnung  unmittelbar  von  vier  halbmondförmigen  Epidermiszellen  umgeben,  an  die  sich 
secundäre,  tertiäre,  selbst  quaternärc  Randzellen  anschliessen.  An  älteren  Stengeln  besitzen 
die  Spaltöffnungen  oft  noch  zahlreichere  Nebenzellen.  An  der  jungen  Epidermis  leitet  eine 
Zelle  die  Bildung  der  Spaltöffnung  und  ihrer  Begleitzellen  ein.  Dieselbe  theilt  sich;  die 
grössere,  die  Mutterzelle,  verwandelt  sich  zur  Epidermiszelle;  die  kleinere,  die  Tochterzelle, 
theilt  sich  nochmals,  und  zwar  parallel  mit  der  früheren  Theilungsrichtung.  Eine  dieser  so 
entstandeneu  Zellen  wird  zur  Initialzelle  der  Spaltöffnung,  während  die  übrige  neben  ihr 
zurück  bleibt.  Erstere  theilt  sich  nun  durch  eine  Längswand  in  die  beiden  schmalen 
Scbliesszellen,  die  alsbald  in  ihrer  Mittellinie  die  ovale  Spaltöffnung  erkennen  lassen.  Darnach 
findet  man  gewöhnlich  an  der  Peripherie  der  Spaltöffnung  4  Zellen,  von  denen  zwei  —  rechts 
und  links  —  mit  den  zwei  Scbliesszellen,  zwei  aber  —  oben  und  unten  —  mit  den  Polen 
der  Spaltöffnung  zusammenhängen;  ihre  kürzeren  Scheidewände  gehen  aber  von  den  End- 
punkten der  Theiluugswand  der  Scbliesszellen  von  den  Polen  der  Spaltöffnung  aus.  Manchmal 
aber  drehen  sich  diese  vier  Zellen  um  das  Centrum  der  Spaltöffnung  um  beiläufig  90  Grade. 
In  seltenen  Fällen  findet  man  nur  drei  solche  Randzellen.  Diese  vier  Raudzellen  werden 
durch  mit  der  Spaltöffnung  parallel  laufende  Längswände  in  Segmente  getheilt,  welche  die 
Scbliesszellen  in  der  Form  von  gekrümmten  rechtwinkligen  Vierecken  von  allen  Seiten 
umgeben.  Gewöhnlich  treten  zuerst  die  neben  den  Scbliesszellen  liegenden  Nebenzellen  auf 
und  erst  dann  die  an  den  Polen  liegenden.  Der  ganze  Eutwickelungsgang  gleicht  in  Vielem 
dem  von  Strassburger  an  Commelina  communis  (Jahrb.  f.  wiss.  Bot.  V,  1867)  dargestellten. 
An  der  Bildung  der  Spaltöffnungen  von  Stapelia  betheiligen  sich  daher  mehrere  Epidermis- 
zellen; eine  jede  der  die  Initialmutterzelle  umgebenden  Epidermiszellen  verfällt  durch  Theilung 
in  viele  Zellen,  welche  zusammen  den  Nebencomplex  der  Spaltöffnung  bilden  und  sich  von 
den  normalen  Epidermiszellen  sehr  scharf  absondern.  Die  Spaltöffnung  von  Stapelia  wäre 
daher  als  viel  höher  differenzirte  der  von  Commelina  communis  gegenüberzustellen.  —  Der 
Verf.  betrachtete  an  St.  trifida  auch  die  Bildung  der  Zwillingsstomata,  die  der  von  Pfitzer 
bei  den  Gramineen  und  Dracaenen  beschriebenen  (Jahrb.  f.  wiss.  Bot.  VII,  S.  532)  entsprach. 

Staub. 

16.  S.  Schwendener.    Ueber  Bau  und  Mechanik  der  Spaltöffnungen.    (No.  26.) 

Der  erste  Abschnitt  dieser  für  die  mechanische  Deutung  des  Spaltöffnungsapparats 
fundamentalen  Abhandlung  beschäftigt  sich  mit  den  anatomischen,  mit  der  Function  in 
Beziehung  stehenden  Einrichtungen.  Für  die  Beweglichkeit  der  Scbliesszellen  bedeutungs- 
voll ist  zunächst  eine  rechts  und  links  von  ihnen  liegende  verdünnte  Stelle  der  äussern 
Epidermiswandung,  welche  als  „Hautgelenk  der  Spaltöffnung"  bezeichnet  werden  kann. 
Dieselbe  erscheint  bald  als  eine  schmale  Rinne  in  der  dicken  Aussenwand,  bald  als  breitere 
Membranlamelle  von  gleichmässiger  Dicke.  Eine  zweite  Eigenthümlichkeit  der  Scbliesszellen 
besteht  darin,  dass  ihre  Wandimgen  sowohl  auf  der  Rückenseite  als  auch  auf  der  Bauch- 
seite einen  schmäleren  oder  breitereu  Membranstreifen  unverdickt  lassen.  Auf  der  Rücken- 
seite besteht  die  dünne  Wand  meist  nur  aus  Cellulose,  während  die  übrigen  Wände  mehr 
oder  weniger  cuticularisirt  sind,  weil  durch  die  nicht  cuticularisirte  Wand  der  diosmotische 
Verkehr  mit  den  benachbarten  Epidermiszellen  zu  erfolgen  hat.  Da  die  Bauchwand  dagegen 
fast  immer  von  einer  Cuticula  bekleidet  wird,  so  kann  eine  Zartheit  dieser  Wand  nur  eine 
mechanische,  nicht  eine  ernährungsphysiologische  Bedeutung  haben.  Meist  sind  die  Ver- 
dickungsleisten  auf  der  Bauch  wand  der  Scbliesszellen  angebracht;  wird  nun  der  Turgor  in 
letzteren  erhöht,  so  muss  eine  Verlängerung  der  dünnwandigeren  Rückseite  und  eine  ent- 
sprechende Krümmung  der  Scbliesszellen,  d.  h.  Erweiterung  der  luftführeuden  Spalte  eintreten. 
In  anderen  Fällen  (besonders  bei  manchen  Phyllodien  und  immergrünen  Blättern)  haben  die 


430        Anatomie.    Morphologie  der  Phanerogatnen.  —  Morphologie  der  Gewebe. 

Schliesszellen  spaltenförmig  verengte  Lumina  und  halbcylindrische,  oft  durch  starke  Cuticular- 
leisten  ausgezeichnete  Verdickungsstreifen.  Derartige  Schliesszelleu  können  sich  nur  dann 
krümmen,  wenn  sie  von  den  ober-  und  unterseits  angrenzenden  Epidermiszellen  einen  Gegen- 
druck erfahren  und  nach  Art  einer  überlasteten  Säule  seitlich  zum  Ausbiegen  gezwungen 
werden.  Zwischen  beiden  Formen  giebt  es  zahlreiche  Uebergänge.  Die  in  den  übrigen 
Capiteln  der  Abhandlung  über  das  Oeffnen  und  Schliessen  der  Spalten,  über  die  mechanische 
Bedeutung  der  einzelnen  Theile  der  Spaltöffnung,  über  den  Einfluss  äusserer  Agentien  auf 
den  Turgor  der  Schliesszelleu  mitgetheilten  Beobachtungen,  Versuche  und  Erörterungen 
sind  wesentlich  physiologischer  Natur. 

17.  W.  Gardener.    Entwickelang  der  Wasserporen,  Wasserdrüsen  and  Ealkauflagerangen 
am  Blatte  von  Saxifraga  crustata.    (No.  7.) 

Die  Entstehung  der  bekannten  Kalkauflagerungen  an  den  Blattkerben  von  Saxifraga 
crustata  war  bisher  nicht  genauer  untersucht.  Au  einem  durchsichtig  gemachten  Blatte 
sieht  man  die  nach  den  einzelnen  Blattkerben  laufenden  Gefässbündelendigungen  in  eine 
Verbreiterung  auslaufen,  welche  unmittelbar  unter  dem  kalkaussondernden  Grübchen  liegt. 
Die  erwähnte  Verbreiterung  nennt  Verf.  „Wasserdrüse";  nach  de  Bary's  Terminologie  müsste 
sie  als  Epithem  bezeichnet  werden.  Ihre  Entwickelungsgeschichte,  mit  der  auch  die  des  mit 
ihr  verbundenen  Wasserpoius  zusammenhängt,  ist  folgende.  Sobald  die  Differenzirung  des 
Procambiumstranges  im  Blatt  stattgefunden  hat,  theilt  sich  auch  das  Meristem  an  der  Spitze 
derselben  (an  der  Stelle  der  Blattgrübchen)  und  erzeugt  ein  engmaschiges  Zellgewebe  mit 
zarten  Zellwänden  und  ziemlich  grossen  Zellkernen.  Gewisse  mittlere  Zellen  strecken  sich, 
werden  spindelförmig,  verdicken  sich  netzförmig  und  constituiren  einen  Zellstrang,  der  als 
directe  Fortsetzung  des  Gefässbündelstranges  sich  darstellt,  indem  sowohl  die  Spiraltrache'iden 
der  letzteren  allmählig  in  die  Netzzellen  übergehen  als  auch  die  Bündelscheide  (Endodermis) 
in  die  beiden  äussersten  Zellschichten  der  „Wasserdrüse"  ausläuft;  nach  oben  grenzt  letztere 
unmittelbar  an  die  Blattepidermis.  Letztere  bildet  über  jeder  Drüse  1  oder  2,  selten  3 
Wasserporen,  indem  sich  zunächst  eine  Dermatogenzelle  vergrössert  und  sich  in  zwei  gleich- 
werthige  Zellen  theilt,  zwischen  denen  der  Wasserspalt  auftritt.  Bemerkenswerth  erscheint 
es,  dass  bei  Saxifraga  crustata,  sowie  auch  bei  Crassula  coccinea  die  Wasserspalten  stets 
früher  auftreten  als  die  eigentlichen  Stomata  und  auch  in  der  Entwickelung  sich  von  letztern 
unterscheiden,  indem  hier  durch  Theilung  der  Dermatogenzelle  zunächst  eine  Spaltöffnungs- 
mutterzelle neben  einer  gewöhnlichen  Epidermiszelle  erzeugt  wird.  Auch  kugelförmige 
„Drüsenhaare"  entstehen  aus  einigen  Dermatogenzellen  am  obern  Rande  der  Wasserdrüse. 
In  fertigem  Zustande  besteht  diese  aus  polygonalen,  interstitienfreien ,  dünnwandigen,  mit 
Plasma  erfüllten  Zellen  und  bildet  einen  ungefähr  birnfömigen,  dem  Blattmesophyll  eingesenkten 
Gewebekörper,  der  nach  unten  zu  stielförmig  in  eine  Gefässbündelendigung  ausläuft;  umgeben 
wird  dieselbe  von  einer  continuirlichen,  mit  der  Endodermis  des  Stranges  zusammenhängenden 
Zellschicht.  Die  Tropfenausscheiduug  durch  den  Wasserspalt  findet  hauptsächlich  Nachts 
bei  schwächerer  Transspiration  statt ;  zunächst  füllt  sich  das  Grübchen  über  den  Blattkerben 
mit  Wasser,  letzteres  läuft  zuletzt  über  und  strebt  dem  Blattrande  zu,  verdunstet  hier  und 
hinterlässt  eine  Spur  von  kohlensaurem  Kalk,  welcher  vorzugsweise  von  den  erwähnten 
Haaren  festgehalten  wird.  Indem  sich  der  Vorgang  wiederholt,  entstehen  die  bekannten 
Kalkschüppchen ,  die  bisweilen  auch  die  Grübchen  selbst  völlig  ausfüllen  und  damit  den 
Wasserporus  selbst  functionslos  machen.  Man  kann  diese  Vorgänge  sehr  deutlich  an  Pflanzen 
beobachten,  die  unter  Glasglocken  vegetiren;  wenn  die  Luft  unter  der  Glocke  mit  Wasser- 
dampf gesättigt  ist,  wird  die  Transspiration  verringert  und  an  den  Blattkerben  treten  Wasser- 
tropfen aus;  nach  Entfernung  der  Glocke  verdunstet  das  Wasser  stärker  und  der  Kalknieder- 
schlag erscheint  am  Rande  der  Grübchen.  —  Ein  vergleichender  Blick  auf  ähnliche 
wassersecernirende  Drüsen  und  Wasserporen  der  Crassulaceen  und  anderer  Pflanzen  beschliesst 
die  von  genau  gezeichneten  Figuren  begleitete  Abhandlung. 

Lenticellen. 

18.  Kreuz.  Entwickelung  der  Lenticellen  an  beschatteten  Zweigen  von  Ämpelopsis  hederacea. 

(No.  16.) 


Fibrovasalstränge  und  Grumlgewcbe.  —  Bau  des  Stammos.  43 1 

Verf.  beschreibt  die  bereits  mehrfach  untersuchten  Perlblasen  und  die  schon  von 
d'Arbaumont  (Bull.  d.  1.  Soc.  Bot.  d.  France,  T.  24,  p.  18—20,  48-6G)  genauer  studirte 
Lenticellenbildung  obengenannter  Pflanze. 

III.  Fibrovasalstränge  und  Grundgewebe. 

Bau  des  Stammes,  der  Wurzel,  des  Blattes  etc.   Structur  der  Fibro- 
vasalstränge. 

19.  Westermaier  und  Ambronn.  Beziehungen  zwischen  Lebensweise  und  Structur  der 
Kletterpflanzen.    (No.  35.) 

Die  Frage,  ob  „mit  der  Verschiedenheit  der  Lebensweise  der  Schling-  und  Kletter- 
pflanzlen  gegenüber  der  Lebensweise  anderer  Gewächse  auch  die  Verschiedenheit  ihres  Baues 
parallel  geht,  und  welche  anatomischen  Thatsachen  diesen  Parallelismus  zur  Anschauung 
bringen",  beantworten  die  Verf.  obiger  Abhandlung  durch  folgenden  Schlusspassus:  „Das 
vergleichende  anatomische  Studium  der  Schling-  und  Kletterpflanzen  zeigt,  dass  es  trotz  der 
Verschiedenheit  der  Structureigenthümlichkeiten  dieser  Gewächse  an  gemeinsamen  anato- 
mischen Zügen  nicht  fehlt.  Das  Gemeinsame  stellt  sich  jedoch  nur  bei  einer  physiologisch 
anatomischen  Betrachtungsweise  heraus.  Diese  Betrachtungsweise  ermöglicht  es  sogar,  eine 
Reihe  sogenannter  abnormer  Wachsthumstypen  unsermVerständniss  näher  zu  bringen 
oder  physiologisch  zu  deuten."  Die  schon  von  Crüger  hervorgehobene  Thatsache,  dass 
die  Gefässe  der  Schling-  und  Klettergewächse  auffallend  weite  Lumina  (von  100—350  Mikrom. 
Durchmesser)  besitzen,  wird  auf  das  Princip  zurückgeführt,  dass  es  bei  Leitung  von  Luft 
oder  Wasser  in  offenen  Bahnen  zur  Erzielung  schnellerer  Fortbewegung  darauf  ankomme, 
„die  Adhäsion  an  den  Wänden  der  Kanäle  möglichst  zu  verringern",  was  natürlich  durch 
Vergrösserung  des  Bahnquerschnitts  am  besten  erreicht  wird.  Ausnahmen  wie  die  engen 
Gefässe  von  Hedera  Helix  und  Hoya  carnosa  erklären  sich  aus  dem  langsamen  Wachsthum 
ihrer  Triebe  im  Vergleich  zu  andern  Kletterpflanzen.  Die  eiweissleitenden  Elemente  (Sieb- 
röhren) sind  ferner  bei  den  Schling-  und  Kletterpflanzen  derartig  entwickelt  (z.  B.  bei  Cucurbita 
Pepo,  Lagenaria  vulgaris,  Vitis  vinifera,  üalamiis  Botang  u.  a.),  dass  der  Gedanke  einer 
besondern  physiologischen  Bedeutung  der  Siebröhren  für  solche  Gewächse  nahe  liegt.  „Hydro- 
statische Druckdiflerenzen  und  mechanische  Ursachen  haben  innerhalb  der  Siebröhren  eine 
Bewegung  der  in  ihnen  enthaltenen  Massen  zur  Folge";  es  müssen  daher  Einrichtungen  vor- 
handen sei,  welche  das  Collabiren  der  Siebröhrenwandungen  verhindern  und  als  rinnenförmige, 
aus  mechanischen  Zellen  gebildete  Belege  der  Phloemstränge  längst  bekannt  sind.  Bei  den 
Schling-  und  Kletterpflanzen  handelt  es  sich  aber  um  Leitung  der  eiweissartigen  Stoffe  auf 
weitere  Entfernungen  hin  als  bei  andern  Gewächsen,  daher  müssen  bei  jenen  auch  die 
erwähnten  Druckdifferenzen  grösser  und  die  Schutzeinrichtungen  gegen  das  Collabiren  der 
Wandungen  stärker  werden.  In  der  Gewebeanordnung  der  Schling-  und  Kletterpflanzen 
spricht  sich  demzufolge  das  Bestreben  aus,  die  Siebelemente  in  eine  möglichst  geschützte 
Lage  zwischen  Xylempartien  zu  bringen.  Hieraus  erklärt  sich  der  Bau  sowohl  der  Sapin- 
daceenstämme  mit  centralen  und  mehreren  peripherischen  Holzkörpern  oder  mit  successiven 
ring-  oder  bandartigen  Zuwachszonen  als  auch  der  von  Bignoniaceen ,  Apocyueen,  Ascle- 
piadeen  mit  lokalisirten  Anhäufungen  von  Phloemelementen  an  beiden  Seiten  des  Cambium- 
ringes  als  endlich  auch  der  von  schlingenden  und  kletternden  Menispermeen,  Dilleniaceen, 
Leguminosen,  Polygaleen  und  von  Gnetum  scandens.  Dass  auch  bei  nicht  windenden  oder 
kletternden  Pflanzen  gleiche  Structurverhältnisse  vorkommen,  erklären  die  Verf.  daraus,  dass 
wahrscheinlich  auch  an  die  Organe  dieser  Pflanzen  „gesteigerte  Leitungsansprüche"  gestellt 
werden.  Auch  die  von  Kny  (s.  Ref.  No.  31)  genau  untersuchte  Trennung  des  Phloemtheils 
der  Bündel  bei  Calanius  Eotang,  Dioscorea  Batatas  etc.  unterwerfen  sie  der  gleichen  Deutung, 
obgleich  Kny  gezeigt  hat,  dass  die  Erscheinung  bei  sehr  vielen  Palmen  vorkommt,  die  weder 
klettern  noch  schlingen. 

Das  mit  der  Leitung  der  Kohlehydrate  betraute  System  der  Schling-  und  Kletter- 
pflanzen (Markstrahlen  und  Holzparenchym)  zeigt  insofern  bei  diesen  eine  eigenartige  Aus- 
bildung, als  die  Markstrahlen  in  der  Längsrichtung  sich  bedeutend  mehr  ausdehnen  als  bei 


432        Anatomie.    Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Morphologie  der  Gewebe. 

aufrecht  wachsenden  Pflanzen.  Dadurch  wird  der  Xylemkörper  in  eine  Anzahl  von  Lamellen 
getheilt,  zwischen  denen  die  Leitung  auf  weitere  Strecken  hin  schneller  erfolgen  kann  als  in 
den  gewöhnlichen  schmalen  Holzparenchymstreifen.  Die  mächtigere  Entwickelung  des  Holz- 
parenchyms  ist  auf  das  hei  Schling-  und  Kletterpflanzen  geringere  Bedürfniss  nach  Biegungs- 
festigkeit zurückzuführen.  Dass  die  Stengel  letzterer  wesentlich  auf  Zug  in  Anspruch 
genommen  werden,  macht  es  uns  „erklärlich",  warum  sie  geringen  Durchmesser  und  volles 
Mark  besitzen.  Auch  der  Ring  mechanischer  Zellen  au  der  Innenseite  des  pei'ipherischen 
Gefässbüudelkreises  mancher  Piperaceen,  die  centralen  mit  starken  ßaststrängeu  versehenen 
Leitbündel  von  Carhidovica  und  Calavius  Botany  sowie  die  nachträgliche  Xylembildung  an 
der  Innenseite  des  Holzriugs  von  Tecoma  radicans  werden  durch  mechanische  Baupriucipien 
„unserm  Verständniss  näher  gebracht". 
20.  D'Arbaumont.    Stengelstructur  der  Ämpelideen.    (No.  3.) 

Diese  Monographie  basirt  auf  der  ünteisuchung  von  85  Ampelideen-Arten,  von  denen 
folgende  in   lebendem   Zustande    dem  Verf.   zu  Gebote  standen:     Vüis  vinifera  nebst  den 
Varietäten  laciniosa  und  purpurea,   V.  canescens,  cebennensis,  amurensis,  labrusca,  riparia, 
virginiana,  vulpina,  rupestris,  moiiticola,  Cissus  orientalis,  C.  striata,  heterophylla,  inaequi- 
latera,  bipinnata,  aconitifolia ,  serjaniaefolia,  liypolcuca,  tuberculata,  discolor,  antarctica, 
Ampelopsis  quinquef'olia,  dissecta,  pubescens,  rotmidifolia,  hederaefolia  und  Leea  parallela. 
Der  Bau  der  Primärrinde   (nebst  Epidermis   und  Anhängen,  Kork,   Collenchym  etc.),    des 
Markes,  der  Bau   und   das  Dickeuwachsthum   des  Gefässbündelcylinders,   die   histologische 
Zusammensetzung  des  Holzkörpers  (VVeichbast,  Bastfasern,  Libriform,  Tracheiden,  Holz- 
pareuchym)  werden  in  je  einem  besonderen  Capitel  besprochen.    Ein  Schlussabschnitt  fasst 
die  aufgefundenen  Besonderheiten  des  Stengelbaues  mit  folgender  üebersicht  zusammen: 
Erste  Gruppe.    Die  Phellogenschicht  liegt  innerhalb  des  Bastes. 
Section  1.    Aechte  Vitis-Arten.    Die  dünnwandigen  Bastfasern  bilden  massige  Bündel, 
die  sich  riemenartig  zugleich  mit  der  Primärrinde  ablösen  und  mit  derselben  vereint 
bleiben.    Secundäre  Bastfasern  werden  gebildet;  der  Gefässcyliuder  verholzt  gänzlich, 
die  Libriformzellen  sind  getüpfelt,  die  Markzellen  mehr  oder  weniger  dickwandig,  das 
Mark  ist  heterogen  (im  Sinne  von  A.  Gris),  die  Gefässe  haben  (mit  Ausnahme  von   V. 
parvifolia'}  streifentörmige  Waudverdickuugen.    Hierher  gehören:   Vitis  vinifera,  laci- 
niosa, purpurea,  canescens,  silvestris,  labrusca,  vulpina,  monticola,  riparia,  virginiana, 
flexuosa,  amurensis,  cebennensis,  aestivalis,  coriacea  und  parvifolia. 
Zweite  Gruppe.    Die  Phellogenschicht  liegt  unter  der  Epidermis. 

Section  1.  Arten  von  Leea.  —  Die  massig  verdickten  Bastfasern  bilden  ebenfalls  massige 
Bündel,  die  dem  Weichbaste  in  geringem  Grade  anhaften.  Der  Gefässcyliuder  verholzt 
gänzlich;  die  Libriformfasern  (Holzzellen)  haben  glatte  oder  schwachpunktirte,  die  Mark- 
zellen leicht  verdickte  Wandungen.  Das  homogene  Mark  verkümmert  in  der  Regel.  Hier- 
her gehören :  Leea  parallela,  robusta,  staphylea,  sambucina,  hirsuta,  aculeata,  hirta. 
Section  2.  Einige  Arten  von  Vitis  und  Cissus.  —  Die  Bastfasern  sind  dickwandig,  der 
Gefässcylinder  verholzt  fast  immer  gänzlich,  die  Libriformzellen  sind  getüpfelt,  die 
Gefässe  haben  niemals  streifenförmige  Wandverdickungen. 
I.  Markzellen  mit  etwas  verdickten  Wandungen. 

A.  Mit  homogenem   Mark:     Cissus  capensis,   cantoniensis ,   striata,   antarctica, 
Orientalis,  inaequilatera. 

B,  Mit  heterogenem  Mark:     C.  bipinnata. 

II.  Markzellen  dünnwandig.    Die  Zellen  der  Markkrone  (Markscheide)  mit  mehr  oder 
weniger  verdickten  Wandungen. 

A.  Verdickte  Raphidenzellen  liegen  im  Mark:     Vitis  indica,  glandulosa,   Cissus 
polytliyrsa. 

B.  Ohne  verdickte  Raphidenzellen. 

a)  Mit  heterogenem  Mark:     Cissus  aconitifolia,  heterophylla. 

b)  Mit  homogenem  Mark:  Vitis  erythrodes,  tomentosa,  bipinnata,  brevipedun- 
culata,  persica,  rupestris,  lanata,  Cissus  aculeata,  vitifulia,  thyrsiflora, 
ferruginea,  himalayana,  elegans,  serjaniaefolia,  Fterisanthes  cissoides. 


Fibrovaaalstränge  und  Gruudgewebe.  —  Bau  des  Stammes.  433 

Section  3.  Arten  von  Ampelopsis.  —  Bastfasern  dickwandig,  die  Wandungen  mehr 
oder  weniger  perlschnurförmig  verdickt,  der  Gefässcyliuder  gänzlich  verholzt,  die 
Libriformzellen  getüpfelt,  das  Mark  homogen. 

I.  Markzellen    dünnwandig:     Ampelopsis   tricuspidata ^    quinquefdlia .,    pubeseens 
rotundifoUa. 

II.  Markzellen  dickwandig:    Ä.  hederaefolia,  dissecta. 

Section  4.  Einige  Arten  von  Vitis  und  Cissus.  —  Bastfasern  mehr  oder  weniger  dick- 
wandig, die  Zellen  der  Markkrone  verholzen  nicht,  Libriformfasern  getüpfelt,  die 
Gefässe  haben  nicht  selten  Tüpfel  mit  dicht  netzartiger  Anordnung,  das  Mark  homogen 
und  meist  dünnwandig. 

I.  Die  Markstrahlen  und  die  Bündel  im  Umkreis  der  Markkrone  verholzen  gänzlich: 
Cissiis  glauca,  adnata,  vitiginea,  angulata,  Vitis  heterophylla. 

II.  Die  Bündel  verholzen  vollständig,  die  Markstrahlen  dagegen  sehr  unvollständig 
im  Umkreis  einer  mit  dickwandigen  Elementen  mehr  oder  weniger  versehenen 
Zone. 

A.  Verdickte  Zellen  im  Mark:     Cissus  papulosa  und  compressa. 

B.  Ohne  solche  Zellen :   Vitis  pallida,  Cissus  japonica,  carnosa,  riifescens,  nodosa, 
lüHceolata  und  populnea. 

III.  Die  Markstrahlen  bleiben  im  Umkreis  einer  mit  verdickten  und  verholzten  Ele- 
menten versehene  Zone  unverholzt. 

A.  Die   Elemente   der  Fibrovasalbündel  verholzen  vollständig:     Vitis  cordata, 
Cissus  Schimperi,  geniculata  und  palmata. 

B.  Zwischen    die    Elemente    der    Fibrovasalbündel    mengt    sich    unverholztes 
Parenchym. 

a)  Markzellen  dünnwandig:    Cissus  discolor,  rcpens,  pedata,  pergamacea, 
Mappia  und  adenocaulis. 

b)  Markzellen  etwas  dickwandiger:    C.  hypoleuca  und  C.  tiiberculata. 

IV.  Die    Vasal-    oder   Fibrovasalbündel    liegen    in   einem   moorigen   dünnwandigen 
Parenchym. 

Cissus  vitifölia  (oder  mollis),  C.  quadr angularis. 
21.  A.  Engler.    Stammbau  der  Anacardiaceen.    (No.  6.) 

Die  im  Schriftenverzeichniss  näher  bezeichnete  Abhandlung  Engler's  berücksichtigt 
auch  die  anatomischen  Verhältnisse  in  den  vegetativen  Organen  der  Anacardiaceen.  lu  einer 
vergleichenden  Uebersicht  finden  sich  die  wichtigeren  Structureigenthümlichkeiten  von  Rinde, 
Holz  und  Mark  folgender  Pflanzen  zusammengestellt:  Haplorhus  penwiana  Engl.,  Pistacia 
Lentiscus  L.,  P.  Terebinthus  L. ,  Cotinus  Coggygria  Scop. ,  Botryceras  laurimcm  Willd., 
Loxostylis  alata  Scop.,  Protorhus  oblongifolia  Engl.,  Anaphrenium  dispar.  E.  M.  und  A. 
argenteum  E.  M.,  Campnosperma  seylanicum  Thw.,  C.  gummiferum  March.,  Faguetia  faleata 
March.,  Lithraea  molleoides  Engl.,  Schinus  molle  L.,  Ehogosphaera  rhodanthema  Engl. 
Comocladia  ilieifolia  Sw. ,  Metopium  Oxymetopium  Engl.,  Ehus  Toxicodendron  L.,  Rh. 
glabra  L.,  lucida  L.,  abyssinica  Höchst.,  viticifolia  F.  Müll,  u,  ferruginea  Teysm.  et  Binnd., 
Pseudosmodingium  perniciosum  Engl.,  Astronium  Urundeuva  Engl.,  A.  concinnum  Schott., 
Loxopterygium  GrisebacTiii  Hier,  et  Lor.,  Schinopsis  Lorentzü  Engl.,  Thyrsodium  ScJioni- 
burglcianum  Benth.,  Sorindeia  madagascariensis  P.  Th. ,  Pentaspadon  Motleyi  Hook,  f., 
Microstemon  velutinus  Engl.,  Eiiroschinus  falcatus  Hook  f.  Als  allgemeines  Ergebuiss 
lässt  sich  anführen,  dass  die  untersuchten  Anacardiaceen  auch  anatomische  Verwandtschaft 
zeigen,  indem  sie  gleichartig  gebaute  Harzgänge  und  im  Phloem  lange  Gerbstoffschläuche 
besitzen;  letztere  fehlen  nur  bei  Pseudosmodingium.  perniciosum  Engl.,  bei  welchem  Gerbstoff 
im  dünnwandigen  Parenchym  der  Rinde  und  in  Zellreihen  des  Markes  vorkommt.  Das 
Parenchym  fast  aller  untersuchten  Gattungen  zeichnet  sich  ausserdem  durch  reichliche  Kalk- 
oxalatablagerung  aus.  Markständige  Harzgänge  kommen  nur  bei  den  tropischen  Gattungen  vor, 
während  sie  bei  fast  allen  extratropischen  fehlen.  Verf.  untersuchte  auch  speciell  die  Arten 
der  Gattungen  Bhus  und  fand  hier  das  Gleiche ;  selbst  2  Arten  derselben  Section  (Gerontogeae) 
wie  Ulms  lucida  vom  Cap  und  Bhus  abyssinica  verhalten  sich  in  dieser  Beziehung  verschieden. 

Botanischer  Jahresbericht  IX  (1881)  1.  Äbth.  28 


434        Anatomie.    Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Morphologie  der  Gewebe. 

22.  H.  A.  Lotar.    Anatomie  der  vegetativen  Organe  einiger  Cucurbitaceen.    (No.  18.) 

Die  anatomische  Structur  der  hypokotylen  Axe,  des  Stengels,  des  Blattes,  der  Ranke 
und  der  Wurzel  von  Luffa  cylindrica,  Cucurbita  fepo^  Cucumis  melo,  Sicyos  angulatus, 
Momordica  cJiarentia,  Äbohra  viridiflora,  Tlüadiantlia  dubia,  BJiyncliocarpa  dissecta, 
Coccinea  indica,  Bryonia  dioica,  CycJanthera  peäata,  Citriülus  vulgaris,  Lagenaria  vulgaris, 
und  Ecbalium  elaterium  wird  in  obiger  Arbeit  ausführlich  behandelt.  Besondere  Aufmerk- 
samkeit widmete  Verf.  vor  allem  dem  verwickelten  Gefässbündelverlauf  genannter  Cucurbitaceen 
und  erläuterte  denselben  durch  eine  Anzahl  schematischer  Figuren.  (Auf  einen  pharma- 
kologischen Abschnitt,  der  die  Darstellung  und  die  Wirkungsweise  des  Bryonins  bespricht, 
folgt  ein  Schlusskapitel  über  den  Bau  der  Samenschale,  welcher  bereits  von  anderen  Autoren, 
wie  z.  B.  von  Höhnel  eingehend  untersucht  worden  ist.) 

23.  Michaloswkl.   Beiträge  zur  Anatomie  und  Entwickelungsgeschiclite  von  Pavaver  somni- 
ferum.   (No.  19.) 

Diese  Dissertation  beschäftigt  sich  vorzugsweise  mit  der  Anatomie  des  reifen  Samens 
und  der  Keimpflanze.  Hervorzuheben  ist,  dass  Verf.  verschiedene  Angaben  Flahault's  über 
die  Wurzelspitze  obiger  Pflanze  berichtigt  und  dass  er  dieser  letzteren  ein  Dermokolyptrogen 
im  Sinne  Eriksons  vindicirt.  Auch  der  Secundärzuwachs  der  Wurzel  und  der  hypokotylen 
Axe  wird  genau  beschrieben.  Verf.  vermuthet,  dass  die  Milchsaftgefässe  erst  während  des 
Secundärzuwachses  der  Wurzel  innerhalb  des  Pericambium  derselben  angelegt  werden,  da  es 
ihm  unmöglich  war,  bestimmte  Zellen  des  reifen  Embryo  sicher  als  künftige  Milchsaftgefässe 
anzusprechen.  Das  mehrfach  coustatirte  Vorkommen  von  Milchsaft  in  Tracheen  der  Wurzel 
von  älteren  Pflanzen  wird  vermuthungsweise  auf  den  negativen  Luftdruck  innerhalb  der 
Gefässe  zurückgeführt,  indem  derselbe  Risse  in  der  Membran  der  Milchsaftgefässe  und  damit 
ein  Einströmen  von  Milchsaft  in  die  Tracheen  veranlassen  soll. 

24.  R.  Cario.    Anatomische  Untersuchung  von  Tristicha  hypnoides  Spreng.    (No.  2.) 

Das  Material  für  die  Untersuchung  obiger  interessanten  Podostemonee  wurde  vom 
Verf.  an  der  Westküste  Guatemalas  gesammelt.  Die  zarten,  sehr  kleinen  moosähnlichen 
Pflänzchen  bestehen  aus  einem  niederliegenden,  blattlosen,  wurzelhaartragenden  Thallus, 
an  dessen  beiden  Seiten  oberwärts  büschelförmig  angeordnete  Laubsprosse  stehen.  Verf. 
beschreibt  eingehend  den  Bau  und  die  Entwickelung  des  Thallus  und  der  Laubsprosse,  sowie 
auch  die  BUithe. 

Der  fadenförmige  dorsiventral  gebaute  Thallus  besteht  aus  einer  spaltöffnungsfreien 
Epidermis,  einem  Grundgewebe  mit  schwach  gestreckten,  weitlumigeu  Zellen  und  einem 
centralen,  zarten  Gefässbündel,  das  zwei  symmetrisch  zu  beiden  Seiten  liegende  kleine  Spiral- 
gefässgrui)pen  und  im  Uebrigen  dünnwandige,  lang  gestreckte,  mit  körnigen  Quer-  und  Längs- 
wänden versehene  Zellen  (Siebröhren)  nebst  deutlichen  Geleitzellen  aufweist.  Die  Epidermis 
der  Thallusoberseite  (Rückenseite)  führt  Chlorophyll,  während  die  Zellen  der  Bauchseite 
desselben  entbehren,  aber  oft  zu  einzelligen,  cylindrischen  Wurzelhaaren  auswachsen.  Die 
chlorophyllfreien  Zellen  des  Grundgewebes  enthalten  besonders  in  der  Umgebung  des  Gefäss- 
bündels  zahlreiche  Stärkekörner.  Der  Inhalt  von  Epidermis  und  Grundgewebe  zeichnet  sich 
ausserdem  durch  merkwürdige,  bisher  nicht  beschriebene  Ablagerungen  von  Kieselsäure  aus. 
Dieselben  erscheinen  als  stark  lichtbrechende,  spröde,  durch  Glühen  unzerstörbare,  im  Innern 
durch  Bläschen  getrübte  Körper  von  cylindrischer,  spindelförmiger  oder  unregelmässiger 
Gestalt,  die  ausserdem  ring-  oder  spiralförmige  Leisten,  zapfenförmige  Vorsprünge  und  ver- 
schiedengestaltete Aushöhlungen  erkennen  lassen.  Die  Zellmembran  schmiegt  sich  ihnen  so 
dicht  an,  dass  auf  ihr  nach  Auflösung  des  Kieselkörpers  durch  Fluorwasserstoffsäure  ein 
genauer  Abdruck  desselben  zurückbleibt.  Die  Zellhaut  selbst  bleibt  immer  unverkieselt  und 
steht  in  keiner  organischen  Verbindung  mit  den  Kieselkörpern.  Auch  die  Vertheilung  der 
letzteren  im  Gewebe  ist  merkwürdig;  am  reichlichsten  damit  erfüllt  zeigt  sich  in  der  Regel 
eine  Schicht  von  der  dritten  bis  sechsten  Parenchyralage  des  Grundgewebes;  ausserdem 
kommen  aber  auch  in  den  subepidermaleu  Schichten  und  in  der  Epidermis  Kieselausscheidungen 
vor,  in  letzterer  besonders  an  den  Flanken,  so  dass  hier  „der  Thallus  von  einer  zusammen- 
hängenden Kieseldecke  gepanzert  erscheint". 

Der  Scheitel  des  geschilderten  Thallus  entbehrt  der  Differenzirung  in  Periblem  und 


Fibrovasalstränge  und  Grundgewebe.  —  Bau  des  Stammes.  435 

Plerom,  sein  Binuengewebe  lässt  einen  confocalcn  Verlauf  der  Periclinen  erkennen  und  wird 
von  grosszelbgeu  Dermatogenzellen  umgeben.  Letztere  scheiden  dicht  unter  dem  Vegetations- 
scheitel kleine  äussere  Zcllcheu  durch  Theilung  ab ,  die  jedoch  später  wieder  verschwinden 
und  stets  nur  auf  der  Rückenseite  auftreten.  Die  Thalluszweige  werden  endogen  in  der 
Nähe  des  Gefässbündels  angelegt  und  brechen  aus  den  Flanken  des  Thallus  hervor.  Eine 
eigenthünilichc,  häufig  eintretende  Regeneration  der  Thallusspitzen  besteht  darin,  dass  aus 
dem  Gefässbündel  oder  auch  dessen  Umgebung  dicht  unter  dem  abgestorbenen  Ende  ein 
Folgemeristem  auftritt,  welches  einen  neuen,  später  das  darüberliegende,  verschrumpfende 
Gewebe  durchbrechenden  Thallusscb eitel  coustituirt.  Blätter  werden  von  dem  Thallus  nicht 
erzeugt.  Die  dreizeilig  beblätterten  10 -15  mm  langen  Laubsprosse  tragen  eine  mediane 
Reihe  von  „Rückeublättern"  mit  bogenförmiger  Insertion sstelle  und  zwei  divergenten  Reihen 
von  „Bauchblättern"  mit  geradliniger  Basis.  Der  im  Querschnitt  elliptische  Stengel  besitzt 
deutliche  Dorsiventralität  und  im  Allgemeinen  auch  denselben  Bau  wie  der  Thallus,  nur 
fehlen  ihm  die  Kieselzelien  und  in  seinem  sehr  reducirten  Gefässbündel  verschwinden  die 
Spiralgefässe  sehr  früh,  um  einem  Luftraum  Platz  zu  machen.  Noch  einfacher  sind  die 
Blätter  gebaut,  indem  sie  aus  einer  einschichtigen,  am  Rande  gezähnelten  Lamina  und 
einem  wenigschichtigen,  die  Blattspitze  nicht  erreichenden  Mediaustrang  (Mitteluerven)  mit 
umgebenden  weiteren  und  engeren  centralen  Zellen  bestehen;  letztere  bilden  das  rudimentäre 
Blattgefässbündel,  das  sich  im  Stengelgewebe  auf  dem  kürzesten  Wege  an  das  Stengelbündel 
anlegt.  Auf  der  Ober-  und  Unterseite  der  Blätter  lagern  meist  über  den  Grenzkanten 
benachbarter  Blattzellen  zahlreihe  Kieselkörperchen  (s.  o.),  welche  der  Zellmembran  ein- 
gebettet zu  sein  scheinen,  aber  wie  aus  der  Entwickelungsgeschichte  hervorgeht,  in  besonderen 
kleinen,  dreiseitigen,  von  ihnen  später  ganz  ausgefüllten  Zellchen  entstehen. 

Der  abgestumpfte  Vegetatiouskegel  des  Laubsprosses  trägt  zwischen  den  Blattanlageu 
grosse,  keulenförmige,  rasch  verschrumpfende  Haare  und  setzt  sich  aus  grosszelligem  Derma- 
togen  und  Binnengewebe  ohne  unterschiedenes  Plerom  und  Periblem  zusammen;  das  innere 
Gewebe  gipfelt  in  einer  dreieckigen  Zelle,  Die  Blattlamina  hat  einen  rein  epidermatischen 
Ursprung:  drei  grosse,  zur  Stammrichtung  quergestellte  Dermatogenzellen  bilden  die  Scheitel- 
kante des  sich  vorwölbenden  Blatthöckers,  an  dessen  Constituirung  einige  in  der  Längs- 
richtung des  Organs  anstossende  Dermatogenzellen  und  eine  Binnenzelle  theiluehmen.  Die 
drei  scheitelständigen  Dermatogenzellen  theilen  sich  durch  Querwände,  indem  jedesmal  die 
obere  Tochterzelle  die  Theilung  fortsetzt;  ausserdem  wird  durch  Radialtheilungen  die  Zahl 
der  Randzellen  entsprechend  vermehrt.  So  entsteht  eine  einschichtige  Blattfläche,  welche 
den  mittleren  Tbeil  des  Blatthöckers  flossenartig  umgiebt;  aus  letzterem  bildet  sich  dann 
durch  räumlich  verschieden  angeordnete  Theilungen  die  Mittelrippe  und  das  rudimentäre 
Gefässbündel.  Das  spätere  Wachsthum  des  Blattes  erfolgt  basipetal.  In  den  Randzellen 
entstehen  durch  Wände,  welche  senkrecht  zur  ßlattoberfläche  orientirt  sind  und  von  ihrer 
Mutterzelle  ein  scheitelsichtiges  dreieckiges  Stück  abschneiden,  die  schon  oben  erwähnten 
Kieselzellchen,  welche  sich  in  Form  eines  Blattzahnes  hervorwölben  und  einen  Kieselkörper 
ausscheiden;  es  geschieht  dies  zuerst  an  der  Spitze  der  Blattunterseite,  später  an  der  Ober- 
seite, und  zwar  an  den  Blättern  des  vierten  oder  fünften  Blattumgangs  vom  Stammscheitel  aus 
gerechnet.    Eine  mechanische  Function  der  Kieselbildung  hält  Verf.  für  mindestens  zweifelhaft. 

Wie  die  Thalluszweige,  so  werden  auch  die  Laubsprosse  endogen  an  den  Flanken 
des  ausgebildeten  Thallus  angelegt.  Etwa  zwei  Zelllagen  unter  der  Epidermis  tritt  ein  Folge- 
meristem auf,  das  die  darüberliegende  Gewebeschicht  als  schiefer  Kegel  sprengt;  zuerst  werden 
die  beiden  Bauchblätter  etwas  über  der  Kegelbasis,  dann  das  Rtickenblatt  beim  Durch- 
brechen des  Sprosses  direct  an  dem  Kegelgruude  angelegt.  Das  unterhalb  des  ersten  Bauch- 
blattes belegene  basale  Stammstück  beginnt  dann  stark  zu  wachsen  und  bringt  den  Spross 
in  eine  schwach  aufsteigende  Stellung.  Erst  nach  Anlage  mehrerer  Blattumgänge  beginnt 
die  Differenzirung  des  Gefässbündels,  dessen  Spiralgefässe  sich  in  der  Richtung  von  der 
Sprossbasis  zum  Thallusbündel  zu  ausbilden  und  sich  an  dieses  anlegen.  Die  Verzweigung 
der  Sprosse  ist  axillär  und  tritt  nur  an  den  unteren  Sprossblättern  der  Bauchseite  ein.  — 
Die  weitere  Sprossfolge  und  der  Bau  der  Blüthe  gehören  nicht  in  den  Kreis  dieser 
Referatabtheilung. 

28* 


43G        Anatomie.    Morphologie  der  Phauerogamen,  —  Morphologie  der  Gewebe. 

25.  K.  Demeter.    Beiträge  zur  Histologie  der  ürtioaceen.    (No.  4  und  5.) 

D.  giebt  hiermit  Beiträge  zur  Histologie  der  Urticaceen.  Speciell  untersuchte  er 
Boelimeria  biloba,  und  zwar  die  Axentheile  der  Laubblattregion. 

A.  Hautsystem,  a)  Epidermis.  Die  Diiferenzirung  der  Gewebe  zeigt  deutlich 
den  Typus  der  Dicotyledonen.  Die  vieleckigen  Zellen  der  Epidermis  enthalten  kein  Chlorophyll 
und  keine  Stärke,  in  desto  grösserer  Menge  aber  Gerbsäure.  Von  Trichomen  erwähnt  der 
Verf.  1.  an  den  jüngsten  Enden  des  Stengels  kopfige  Haare  mit  einzelligem  Stiele  und  vier- 
zelligem  Köpfchen;  2.  an  jüngeren  Stengeln  in  vorherrschender  Anzahl  einzellige,  an  ihren 
Enden  hakig  gekrümmte,  an  ihrer  Basis  ein  wenig  eingeschnürte,  mehr  weniger  dickwandige 
Haare,  zwischen  welchen  zerstreut  3.  mächtigere,  längere,  kegelförmige,  schwach  gebogene, 
luftführende  Haare  vorkommen.  Dieselben  sind  aber  hinfällig,  so  dass  an  älteren  Stengeln 
sich  nur  die  unter  2.  erwähnten  Haare  erhalten,  die  aber  später  ebenfalls,  abfallen  und 
als  ihre  Merkzeichen  bleiben  nur  die  gewölbten  Zellenpolster  zurück,  b)  Hypoderm.  Die 
Epidermis  ist  von  kurzer  Dauer.  Ihren  Platz  nimmt  bald  Periderm  (im  Sinne  de  Bary's) 
ein,  welches  um  den  Stengel  einen  zusammenhängenden  Korkring  bildet.  Die  Initialen 
liegen  in  der  unmittelbar  unter  der  Epidermis  liegenden  Collenchymzellenschicht.  Die  Kork- 
bildung schreitet  aber  nur  langsam  vor.  Mit  der  Bildung  des  Periderm  ist  auch  hier  die 
Bildung  von  Lenticellen  eng  verknüpft.  Unmittelbar  unter  dem  Periderm  liegt  reich  ent- 
wickeltes Collenchym,  welches  aber  immer,  wie  der  Verf.  an  sämmtlich  von  ihm  untersuchten 
Arten  fand,  parenchymatisch  bleibt. 

B.  Gefässbündelsystem.  Die  in  einem  Kreis  angeordneten  collateralen  offenen 
Gefässbündel  treten  mit  ihrem  Gefässtheile  keilförmig  in  das  Markparenchym  vor;  ihr 
Siebtheil  wird  von  aussen  von  der  dem  Verlauf  der  Bündel  folgenden  Bündelscheide  der 
Sclerenchymfasern  begrenzt,  a)  Sclerenchymfasern  (Bastfasern).  Die  aus  ihnen 
bestehenden  Schichten  bilden  keinen  geschlossenen  Ring  um  die  Zone  der  Gefässbündel, 
sondern  mehr  oder  weniger  dicke  Fasermassen  auf  der  äusseren  Seite  des  Siebtheiles  der 
einzelnen  Gefässbündel. 

Die  Urticaceen  sind  mit  Ausnahme  von  Elatostemma  reich  an  Bastfasern ;  bei  letzterer 
sind  sie  durch  beträchtlich  dickwandiges  Parenchym  ersetzt.  Die  von  Weddel  nicht  genau 
untersuchten  Bastfasern  unterscheiden  sich  im  Querschnitt  des  Stengels  von  den  Nachbar- 
zcllen  schon  durch  ihre  Grösse  und  stark  lichtbrechende  Fähigkeit  ihrer  Wände.  Die  dies- 
jährigen Bastfasern  von  Boehmeria  biloba  sind  gewöhnlich  1.5 — 2  cm  lang  und  0.03  mm  breit. 
In  ihrer  Wand  sind  drei  verschiedene  concentrische  Schichtensysteme  zu  unterscheiden: 
die  äusserste  dichte  Grenzschichte,  die  dunklere  mittlere  und  endlich  die  innerste  hellere 
Schichte.  An  dieser  Wand  sind  zwei  sich  kreuzende  Streifensysteme  zu  sehen.  Mit  dem 
gekreuzten  Nicol  überzeugt  man  sich,  dass  die  Wand  der  Bastfasern  nach  gewisser  Zeit 
mehr  oder  weniger  verholzt.  In  den  jüngeren  Fasern  findet  man  bald  zusammengeschrumpften 
körnigen  Inhalt  (T.  II,  Fig.  1,  5.  Kl.),  bald  sehr  oft  kleine  durch  Jod  sich  blau  färbende 
Körner  (daher  wahrscheinlich  Stärkekörner);  dagegen  ist  in  den  älteren  Bastfasern  irgend 
ein  geformter  Inhalt  nicht  nachzuweisen,  b)  Siebtheil  (de  Bary)  Weichbast  (Nägeli). 
Denselben  konnte  der  Verf.  nur  bei  Boelimeria  biloba  untersuchen.  Im  Querschnitte  zeigt 
derselbe  zwischen  seinen  weiteren  dünnwandigen  Elementen  zahlreiche  Gruppen  von  viel 
engeren,  aber  ebenfalls  dünnwandigen  Elementen,  welche  Gruppen  durch  ihre  Grösse  und 
Anordnung  ihrer  Zellen  so  erscheinen,  wie  die  durch  Längstheilung  entstandenen  Tochter- 
zelleu  der  weiteren  Elemente.  Letztere  bestehen  theils  aus  gewöhnlichen  Bastpareuchymzellen, 
theils  abwechselnd  aus  Krystallschläuchen  und  Gerbsäureschläuchen;  die  engeren  Elemente 
dagegen  sind  Baströhren  vermengt  mit  ihren  „Begleitezellen"  und  engen  Cambiformzellen. 
Letztere  sind  dünnwandige,  lauggestreckte,  prismaartige,  enge  Zellen,  welche  mit  den  Bast- 
röhren parallel  herablaufende  Längsreihen  bilden  und  gewöhnlich  kürzer  sind  als  die  Glieder 
der  Baströhren.'  Mit  Häraatoxylin  gefärbt  zeigen  sie  einen  sehr  schönen,  grossen,  linsen- 
förmigen Kern.  An  den  die  gleichnamigen  Elemente  begrenzenden  Seitenwänden  sah  der 
Verf.  oft  correspondirende  Tüpfel.  Aehnlich  gestaltet  sind  die  Zellen  des  Bastparenchyms, 
aber  etwas  dickwandiger,  mehr  oder  weniger  weiter,  hie  und  da  enthalten  sie  Stärkekörner 
und  einzelne  auch  Gerbsäure.   Letztere  ist  auch  in  einzelnen  Cambiformzellen  nachweisbar. 


FibrovasalsträQge  uud  Gruudgewebe.  —  Bau  des  Stammes.  437 

Die  Siebröhren  von  Boehmeria  biloba  sind  gestreckte,  mehr  weniger  cylindriscbe 
Zellen,  welche  zu  mehreren  mit  einander  vereinigt  in  ununterbrochenen  Längsreihen  hinab- 
laufende Bündel  bilden  (T.  II,  Fig.  1  er.).  In  diesjährigen  Stengeln  haben  die  grössten 
und  am  besten  entwickelten  eine  Länge  von  0.079— 0.082mm  bei  einer  Breite  von  7-8[i. 
Ihre  Seitenwände  sind  weiche,  farblose  Cellulosehäute,  an  denen  der  Verf.  keine  Tüpfel 
finden  konnte.  Die  Siebplatten  zeigen  einen  geringen  Grad  von  Ausbildung ;  in  vielen  Fällen 
könnte  man  sie  für  einfache  Scheidewände  halten.  Meist  aber  erreicht  die  callöse  Ver- 
dickung jenen  Grad,  dass  sie  sich  durch  ihre  lichtbrechende  Fähigkeit  und  durch  das 
Gelbfärben  mit  Jod  verräth.  Oft  aber  sieht  mau  an  in  Wasser  gelegten  frischen  Längs- 
schnitten au  den  Gliedenden  in  der  Richtung  der  Scheidewände  die  eigeuthümliche  keulen- 
förmige Anschwellung  und  ohne  Anwendung  eines  Reagenz  durch  die  durchsichtige  leichte 
Callusmasse  hindurch  die  Verbindungsfäden  des  im  übrigen  wasserhellen  Inhaltes  in  der 
Form  dunkler  Fäden  (T.  II.  3j.  Die  Begleitzellen  erscheinen  manchmal  so  als  wie  die 
aus  dem  Lumen  der  Röhrenglieder  durch  eine  dünne  Scheidewand  getrennten  Längsfächer; 
sie  sind  kürzer  als  die  Siebröhreuglieder,  enger,  spindelförmig  mit  abgerundeten  Enden  und 
dichtem  körnigen  Inhalt.  An  den  inzwischen  liegenden  Wandtheilen  sah  Verf.  keine  Tüpfel. 
Der  für  die  Siebröhren  charakteristische  Inhalt  lässt  hier  die  sonst  nicht  erkennbaren 
Siebröhren  unzweifelhaft  als  solche  erkennen,  ß.  Krystallschläuche.  Mit  Ausnahme 
von  Memonalis,  bei  welcher  der  Verf.  nicht  in  einem  einzigen  Gewebe  des  Stengels  krystal- 
linische  Gebilde  fand,  enthält  der  Siebtheil  der  übrigen  Arten  in  grosser  Menge  Krystall- 
schläuche. Dieselben  bilden  im  Querschnitte  einen  Ring,  der  nur  durch  die  Markstrahlen 
iTirterbrochen  wird;  in  jedem  einzelnen  Basttheil  aber  treten  sie  zerstreut  auf,  Sie  bilden 
daher  im  Längsschnitt  neben  und  zwischen  den  Baströhren  mit  diesen  i)arallel  und  vertical 
verlaufende  Bündel  und  ihr  isodiametrischer  Inuenraum  ist  von  Krystallgruppen  ausgefüllt. 
(T.  III,  Fig.  1  er.).  Letztere  bestehen  aus  Kalkoxalat.  Die  Querwände  sind  stets  vorhanden, 
y.  Gerbsäureschläuche.  Bei  Befolgung  von  Sanio's  Verfahren  fand  der  Verf.,  dass  die 
Zellen  der  Epidermis,  das  Periderm,  einzelne  Zellen  des  Collenchyms,  des  Rindenpareuchyms, 
des  Bastparenchyms,  einzelne  Cambiformzelleu,  die  Holzparenchymzellen,  Markstrahlen  und 
einzelne  Zellen  des  Markes  Gerbsäure  enthalten.  Eigentliche  Gerbsäureschläuche  im  Sinne 
de  Bary's  kommen  im  Basttheil  als  Begleiter  der  Baströhren  und  Krystallschläuche  (T.  II, 
Fig.  1,  ut),  ausserdem  im  Mark  in  der  Nähe  der  Gefässbündel ;  ausserdem  noch  zerstreut 
kürzere  Gerbsäureschläuche  vor.  Die  herauspräparirten  Schläuche  sind  beiläufig  so  dick 
wie  die  Bastparenchymzellen  (Breitendurchmesser  9— 12/lj.),  aber  gewöhnlich  von  grösserer, 
doch  schwankender  Länge,  im  Mittel  0.225  mm.  Die  Scheidewände  zwischen  den  einzelneu 
Schläuchen  sind  sehr  fein,  aber  immer  deutlich  erkennbar,  ohne  Tüpfel  und  Oeffnungen. 
Stärke  konnte  der  Verf.  in  ihnen  selbst  nach  den  sorgfältigsten  mikrochemischen  Reactioneu 
nicht  aulfinden.  Diese  Gerbsäureschläuche  sind  bei  Boehmeria  biloba  in  jeder  Jahreszeit 
und  in  allen  Axenth eilen  jeden  Alters  zu  finden,  c)  Gefässtheil  (de  Bary)  Xylem 
(Nägeli).  Der  Gefässtheil  des  Gefässbündels  keilt  sich  im  Querschnitte  mit  stumpf- 
winkeliger Kante  in  das  Markparenchym  ein.  Die  Zellen  des  Cambiums  zeigen  die  von 
Veiten  (Bot.  Ztg.  XXXIII,  311)  beschriebene  typische  Form.  1.  Tracheen.  Die  trachealeu 
Elemente  sind  nur  durch  Gefässe  vertreten.  Die  ältesten  Elemente  bestehen  aus  engeren 
und  weiteren  Spiral-  und  Ringgefässen.  Diese  Elemente  verlaufen  neben  einander  in  radialen 
Reihen  und  kommen  in  jedem  Gefässbündel  gewöhnlich  mehrere  (4,  5,  G)  solche  Gefässreiheu 
vor,  welche  aber  von  einander  durch  sich  dazwischen  drängende  engere  Zellen  des  Mark- 
parenchyms  getrennt  sind,  so  dass  sie  nur  gegen  den  Basttheil  zu  an  andere  Gefässe  und 
die  übrigen  Elemente  des  Holzkörpers  anstossen.  Auf  sie  folgen  die  weitesten  Gefässe  des 
Hülzkörpers,  die  eine  spiralige  Verdickung  zeigen;  nur  die  in  nächster  Nachbarschaft  der 
Spiralgefässe  stehenden  sind  oft  mit  netzförmigen  Verdickungsfasern  versehen,  gleichsam  den 
Uebergang  zu  den  übrigen,  sämmtlich  getüpfelten  Gefässen  bildend.  Letztere  sind  kurz- 
gliederig.  Die  Länge  der  Glieder  schwankt  bei  Boehmeria  biloba  zwischen  1.70—2.24  mm. 
Die  Scheidewände  stehen  mehr  oder  weniger  wagrecht  oder  etwas  schief  und  sind  immer  von 
einer  runden  oder  eiförmigen  Oeffnung  durchbrochen,  von  der  ursprünglichen  Scheidewand 
ist  nur   ein  schmaler  Rand  zu  sehen.    Die  wenig  entwickelte  Gefässwand  verholzt  früh- 


438        Anatomie.    Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Morphologie  der  Gewebe, 

zeitig.  Die  getüpfelten  Gefässe  zeigen  theils  behöfte,  theils  unbehöfte  Tüpfel.  Der  Tüpfel- 
raura  ist  einer  plauconvexen  Linse  ähnlich;  in  älteren  Stengeln  ist  der  Canal  gestreckt  und 
verbreitert  sich  nach  aussen  zu  plötzlich  zum  Tüpfelraume  wie  beim  Herbstholz  von  Pinus. 
Die  innere  Oeffnung  des  Tüpfelraumes  bildet  von  oben  betrachtet  innerhalb  der  Kreislinie 
des  Hofes  keinen  Kreis,  sondern  eine  schief  stehende  „Spalte",  was  aber  durchgehends  zu 
den  selteneren  Erscheinungen  gehört.  Die  Spalte  verändert  in  älteren  Gefässen  so  sehr  ihre 
Richtung,  dass  sie  von  oben  betrachtet  in  der  Gestalt  von  zwei  sich  kreuzenden  Spalten 
erscheint.  2.  Sclerenchym fasern  (Holzfasern).  Diese  bilden  die  Grundmasse  des 
Holzkörpers,  in  welchen  die  übrigen  Holztheile  gleichsam  zerstreut  sind.  Sie  sind  zugleich 
die  längsten  Elemente  des  Holzkörpers.  Ihre  mittlere  Länge  beträgt  bei  Boehmcria  biloba 
im  einjährigen  Stengel  0.276  mm.  Sie  sind  mit  sehr  kleinen  und  wenigen  Tüpfeln  versehen, 
bei  denen  sich  nicht  unterscheiden  liess,  ob  sie  behöft  sind.  Ihr  Inhalt  mag  nach  ihrem 
neutralen  Verhalten,  den  Reagenzien  gegenüber  zu  schliessen,  Wasser  sein.  Im  frischen 
Längsschnitt  sind  sie  manchmal,  wenigstens  zum  Theil,  mit  Luft  erfüllt.  3.  Holzzellen. 
cc.  Faser  Zellen.  Es  sind  dieselben  die  echten  Faserzellen  de  Bary's;  bei  Boehmcria  celebica 
sah  der  Verf.  auch  gekammerte  Faserzellen,  ebenso  de  Bary's  „Ersatzfasern",  ß.  Paren- 
chymzellen.  Das  „ Bündel parenchym"  spielt  eine  untergeordnete  Rolle.  Seine  Zellen 
erscheinen  weist  nur  in  der  unmittelbaren  Nähe  der  Gefässe;  um  die  Netz-  und  Tüpfelgefässe 
bilden  sie  eine  einfache  Schicht,  indem  sie  dieselben  ganz  oder  zum  Theile  scheidenartig 
umgeben. 

C.  Grundgewebe.  Die  Zellen  des  lockeren  Rindenparenchyms  sind  mehr  oder 
weniger  cylindrisch  oder  polygonal,  dünnwandig,  enthalten  Stärke  und  in  jüngeren  Aesffen 
Chlorophyllkörner.  Ihr  Lumen  verkleinert  sich  gegen  das  Centrum  des  Stengels  zu  immer 
mehr,  die  englumigen  Zellen  enthalten  hie  und  da  sie  gänzlich  ausfüllende  Kalkoxalat- 
krystallmengen.  b)  Mark  strahlen.  Die  Höhe  derselben  ist  beträchtlich,  vielleicht  mit 
den  Stengelinternodien  gleich.  Ihre  Zellen  sind  nicht  von  reinem  merenchymatischen  Typus, 
sondern  prosenchymatisch  und  erinnern,  wie  die  obenerwähnten  Faserzelleu  an  die  Form  der 
Cambiumzellen,  Ihre  Form  ist  zwar  auf  das  typische  geradwinkelige  Prisma  der  Markstrahl- 
zellen zurückführbar,  weicht  aber  dennoch  darin  ab,  dass  die  sich  aneinander  lückenlos 
anschliessenden  Zellen  sich  an  ihren  Enden  mit  ihren  Wänden  mehr  oder  weniger  dach- 
artig zusammenneigen.  Auch  dies  macht  sie  interessant,  dass  ihr  verticaler  Durchmesser 
der  grössere  ist.  Die  Wände  der  in  der  Holzzone  der  Gefässbüudel  stehenden  Markstrahlen- 
zellen sind  verhältnissmässig  dicker  und  mit  runden  einfachen  Tüpfeln  versehen;  nach  einiger 
Zeit  verholzen  sie.  Der  Verf.  glaubt  in  diesen  Markstrahlen  den  Uebergang  zu  jenen  An- 
nahmefällen zu  finden,  in  welchen  man  Markstrnhlen  nicht  unterscheiden  kann;  wie  es 
Hartig  bei  Ephedra  moiwstachya,  Regnault  bei  einigen  Crassulaceen  und  Caryophyllaceen 
nachgewiesen  haben,  c.  Mark.  Dasselbe  bildet  einen  ziemlich  dicken  Gewebecyliuder 
innerhalb  des  Gefässbündelringes.  Seine  hinsichtlich  ihrer  Grösse,  Form  und  Inhalt  ver- 
schiedenen Zellen  stimmen  zum  grossen  Theile  darin  übererein,  dass  ihre  Wand  mit  der 
Zeit  verholzt,  eine  beträchtliche  Dicke  erreicht  und  eiförmig -einfache  Tüpfel  erhält;  darin 
aber  kommen  alle  überein,  dass  sie  pareuchymatisch  sind. 

Das  Mark  der  vom  Verf.  untersuchten  Urticaceen  ist  ein  heterogenes  (nach  der 
Nomcnclatur  von  Gris);  es  besteht  aus  leeren  und  aus  activen  Zellen,  welche  gruppenweise  so 
vertheilt  sind,  dass  den  Centraltheil  des  Markes  grössteutheils  leere,  luftführeude  Zellen 
bilden.  In  den  activen  Zellen  kommen  Stärkekörner,  hie  und  da  Gerbsäure  oder  Krystall- 
gruppen  vor.  Die  letzteren  bestehen  aus  Kalkoxalat  und  sind  gewöhnliche  Kalkoxalat- 
gruppen  oder  gestielte,  sogenannte  Rosanoff'sche  Krystallgruppen.  In  der  Markkroue  und 
im  Innern  des  Markes  kommen  die  schon  öfters  erwähnten  Gerbsäureschläuche  vor.  L  Gerb- 
säur es  chläu  che.  An  dem  in  Kaliumbichromatlösuug  getränkten  Längsschnitt  eines  jungen 
Aststückes  erscheinen  dieselben  sehen  dem  freien  Auge  in  der  Form  feiner,  dunkelbrauner 
Längsstreifen.  Sie  bestehen  aber  nicht  aus  milchgefässartig  zusammengeschmolzenen  Gliedern, 
sondern  sind  eigentlich  einzelne  abgesonderte  Markzellen,  welche  länger  als  die  übrigen, 
manchmal  zweimal,  selbst  dreimal  so  lange  cylindrische  Röhren  bilden.  Diese  Röhren  stehen 
zu  4—5  in  einer  Reihe  über  einander.    Ihre  Wand  fällt  durch  ihre  besondere  Dünnheit  auf, 


Fibrovasalstränge  und  Grundgewebc.  —  Bau  des  Stammes.  439 

was  übrigens  der  allgemeiüe  Charakter  der  Schlaucbbildungen  ist.  Die  borizoutal  stcheuden 
Scheidewände  der  einzelnen  Glieder  sind  ebenfalls  sehr  fein,  aber  dennoch  deutlich  wahr- 
nehmbar (t.  II,  4).  In  älteren  Stengeln  fuugireu  sie  als  Gerbsäurebehälter.  In  diesjährigen 
Stengeln  ist  die  mittlere  Länge  der  Glieder  0,396  mm,  ihre  mittlere  Breite  0,021mm.  Die 
Länge  der  benachbarten  langen  Markzellen  beträgt  um  ein  Drittel,  selbst  ein  und  ein  halbmal 
mehr;  ihre  Breite  aber  stimmt  gewöhnlich  mit  der  der  Schlauchglieder  überein.  2.  Rosa- 
noff'sche  Kry Stallgruppen  fand  der  Verf.  in  ihrer  typischen  Ausbildung  bei  Boehmcria 
celebica  und  Dabregeasia  dichotoma.  Sie  hängen  meist  frei  im  Innern  der  Zelle  und  stehen 
nur  mit  Hilfe  der  Celluloseleisteu  mit  der  Wand  der  Zelle  in  Verbindung  (t.  I).  Der  Verf. 
hält  es  für  zweifellos,  dass  zwischen  den  Krystallen  und  ihren  Suspensorien  ein  inniges 
genetisches  Band  bestehe;  er  hält  es  daher  für  wichtig  und  nothwendig,  auf  jenen  bisher 
ungelösten  Punkt,  den  Rosanoff  nur  flüchtig  berührte,  aufmerksam  zu  machen,  dass  die 
Celluloseleisten  in  den  Zellen  auch  für  sich  allein,  d.  h.  ohne  Krystalle  vorkommen,  und 
zwar  in  der  Nachbarschaft  solcher  Zellen,  welche  mit  Celluloseleisten  versehene  Krystall- 
gruppen  enthalten.  Besonders  bei  den  früher  erwähnten  beiden  Pflanzen  sind  solche  krystall- 
lose  Leisten  zu  finden,  welche  am  Längsschnitte  der  Länge  nach  mehrere  (10,  selbst  12) 
Zellen  hinablaufen  und  so  erscheinen ,  als  wenn  sie ,  die  Zellwand  durchbohrend ,  sich 
unmittelbar  fortsetzen  würden  (t.  I,  1).  Auf  den  ersten  Blick  erscheinen  sie  wohl  wie  ein- 
fache Zellwaudverdickuugsformen ,  aber  die  genauere  Untersuchung  schliesst  jeden  Zweifel 
darüber  aus,  dass  sie  in  Wirklichkeit  im  Innern  der  Zelle  sind  und  nur  mit  ihren  beiden 
Enden  sich  an  der  Zellwand  anheften.  Andrerseits  sind  sie  in  ihrem  ganzen  Verlaufe  so 
wohlerhalteu,  glatt,  dass  es  unmöglich  ist,  anzunehmen,  ihre  Krystallgruppen  seien  möglicher- 
weise von  ihnen  abgerissen  oder  abgeschnitten  worden.  Würde  man  aber  annehmen,  dass 
sich  die  Krystallgruppen  erst  später  darauflegen,  wie  entstünden  dann  voi'her  die  Cellulose- 
leisten? Staub. 

26.  G.  Licopoli.    ADatomiscbe  and  mikrochemische  Untersachang  von  Chamaerops  hamilis 
and  andern  Palmen.    (No.  17.) 

Verf.  fasst  die  Resultate  seiner  vergleichend  anatomischen  und  mikrochemischen 
Studien  über  die  Structur  einiger  Palmen,  besonders  von  Chamaerops  humilis  L.,  zusammen, 
wie  folgt: 

1.  Für  die  Früchte  und  für  die  Vegetationsorgane  der  Palmen  ist  charakteristisch 
die  Gegenwart  von  Kieselsäure,  die  sich  unter  Form  von  Sterndruseu  (?  Ref.)  in  Reihen 
eigens  organisirter  Zellen  vorfindet.  Die  krystallführeudeu  Zellreiheu  begleiten  die  Gefäss- 
bündel  vornehmlich  an  deren  Aussenseite  (gehören  also  wohl  dem  Basttheile  an.)  Verf. 
hält  diese  rosenkranzförmigen  Zellreihen  für  ganz  besonders  bezeichnend  für  die  Palmen 
und  glaubt,  dass  dieselben  für  Erkennung  versteinerter  Palmhölzer  sehr  wichtig  seien. 

2.  In  der  Frucht  der  Palmen  finden  wir  alle  Gewebsarteu  wieder,  die  sich  auch  am 
Bau  der  Vegetationsorgane  betheiligen.  Während  die  oberirdischen  Theile  der  Pflanze  so 
einen  ganz  einheitlichen  Aufbau  zeigen,  weichen  die  Wurzeln  ziemlich  bedeutend  von  diesem 
Typus  ab.  —  Das  Sclerenchym,  welches  im  Endocarp  mancher  Palmen  eine  ausserordentlich 
starke  Entwickelung  zeigt,  findet  sich  bei  vielen  Arten  mit  Drupa  wieder,  und  ist  auch  auf 
der  Oberseite  der  Laubblätter  vielfach  ausgebildet. 

3.  Das  in  den  Palmen  ziemlich  reichlich  vertretene  Tannin  wird  in  eigenen  Zellen 
ausgebildet,  die  in  den  Vegetationsorganen  nur  zerstreut  auftreten,  in  der  Frucht  dagegen 
ganze  Zonen  bilden. 

4.  Ausser  dem  Tannin  finden  wir  in  der  Frucht  Zucker,  aromatische  Substanzen, 
und  einen  Farbstoff;  Verf.  glaubt,  dass  alle  diese  Stoffe  in  genetischem  Zusammenhange 
stehen.  —  Er  betont  zum  Schluss  die  Arbeitstheilung  in  der  Physiologie  der  Gewebe,  rück- 
sichtlich der  Vertheilung  der  Sterndrusen  und  des  Tannins  —  doch  ist  aus  der  ganzen, 
wenig  klaren  Darstellung  wenig  Brauchbares  zu  entnehmen.  Die  mikrochemischen  Beob- 
achtungen des  Verf.  sind  mit  grosser  Vorsicht  anzunehmen.  0.  Penzig  (Padua), 

27.  R.  Gerard.    Die  üebergangsregion  zwischen  Wurzel  und  Stengel.    (No.  8.) 

Da  die  bisherigen  Arbeiten  über  diesen  Gegenstand,  zumal  die  neuern  van  Tieghems, 
Dodels  imd  des  Frl.  Goldsmith  sich  auf  dicotyle  Pflanzen  beschränkten,  ergänzte  Verf.  vor 


440        Anatomie.    Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Morphologie  der  Gewebe. 

Allem  diese  Lücke ,  indem  er  seine  Untersuchungen  auch  auf  Monocotylen ,  Gymnospermen 
und  Gefässkryptogamen  ausdehnte  und  ausserdem  eine  viel  grössere  Zahl  von  Dicotylen 
berücksichtigte  als  seine  Vorgänger.  Im  ersten  Hauptabschnitt  werden  die  anatomischen 
Unterschiede  zwischen  Wurzel  und  Primärstengel  der  Phanerogamen  einander  gegenüber- 
gestellt, um  daran  sogleich  die  allgemeinen  Untersuchungsergebnisse  über  den  Structur- 
wechsel  in  der  Uebergangsregion  zwischen  beiden  Organen  zu  knüpfen ;  der  zweite  Haupttheil 
bringt  die  Specialdarlegungen  für  eine  grosse  Zahl  von  Pflanzen  (ca.  100  Spec);  der  dritte 
beschäftigt  sich  mit  den  Gefässkryptogamen. 

Bei  den  Phanerogamen  zeigt  die  hypocotyle  Axe  im  Allgemeinen  insofern  einen 
gleichartigen  Charakter,  als  ihr  unterer  matt  erscheinender  Theil  von  einer  „absorbirenden" 
Epidermis  bedeckt  ist  (Würzelchen,  Keimwurzel),  während  der  obere  glatte  und  glänzende 
Theil  (Keimstengel)  von  einer  Schutzepidermis  überzogen  wird;  jedoch  kann  der  obere  (bei 
vielen  Monocotylen)  fehlen.  Der  Uebergang  zwischen  beiden  Theilen  kann  sich  auf  ver- 
schiedene Weise  vollziehen,  indem  entweder  der  Durchmesser  der  Wurzel  von  ihrer  Spitze 
zur  Basis  allmählich  zunimmt  und  schliesslich  dem  Stengeldurchmesser  gleichkommt,  (der 
einfachste  und  am  meisten  verbreitete  Fall)  oder  indem  die  Wurzel  grösstentheils  dünn  bleibt, 
plötzlich  aber  wenige  Millimeter  über  ihrer  Basis  zur  Dicke  des  Stengels  anschwillt  (Datura, 
Impatiens)  oder  indem  die  Wurzel  in  ihrem  untern  Theil  dünn  bleibt,  in  ihrem  oberen  4 
oder  5  mal  dicker  wird  (Phaseolus,  Ricinus,  Cucumis)  oder  endlich  bei  Mangel  eines  Keim- 
stengels, indem  sich  die  Cotyledonen  einer  basalen  Anschwellung  der  Radicula  (d.  h.  einem 
gestauchten  Stammtheil  — Ref.)  inseriren.  Ein  Wurzelhals^)  als  eine  geometrische 
Grenzebene  zwischen  Stengel  und  Wurzel  existirt  nicht;  vielmehr  ist  derselbe 
eine  mehr  oder  weniger  ausgedehnte  Region,  in  welcher  der  Structurübergang  zwischen  dem 
typischen  Bau  der  Wurzel  zu  dem  des  Stengels  stattfindet;  die  Aenderung  der  Epidermis 
erscheint  nur  als  einzelnes  Moment  dieses  Uebergangs.  In  ihren  weitesten  Grenzen  aufgefasst 
beginnt  die  Uebergangsregion  bisweilen  in  der  Wurzelbasis  und  endet  erst  im  dritten  oder 
vierten  Stengelinternodium ;  Fälle,  in  denen  sie  über  die  Keimblätter  hinausgreift,  sind  übrigens 
selten.  Sie  beginnt  immer  in  der  Wurzel,  wenn  letztere  an  ihrer  Basis  stark  angeschwollen 
ist.  Bei  Abwesenheit  eines  Keimstengels  liegt  sie  in  der  basalen  Wurzelanschwellung  und 
einem  Theile  der  Wurzel  selbst.  Eine  gewisse  Beziehung  lässt  sich  zwischen  der  Grösse  der 
Keimpflanze  und  der  Ausdehnung  der  Uebergangsregion  nachweisen.  Bei  geringem  Volumen 
der  Pflanze  tritt  nämlich  die  Stengelstructur  schon  an  der  Basis  des  ersten  Internodiums 
oberhalb  der  Cotyledonen  zu  Tage  (Baphanus,  Impatiens);  bei  einem  solchen  plötzlichen 
Sprunge  treten  dann  die  Elemente  mit  Wurzelstructur  direct  in  die  Keimblättter  aus,  ohne 
Uebergangsstadien  zum  Stengelbau  anzunehmen.  Bei  massiger  entwickelten  Keimpflanzen 
begegnet  man  der  Stengelstructur  nur  in  einem  Theile  des  Keimstengels  (Cucurbita,  Acer). 
Die  Uebergangsregion  kann  sich  auch  ganz  auf  die  Wurzelbasis  beschränken;  der  Wechsel  in 
der  Epidermisbekleidung  tritt  dann  als  letztes  Criterium  des  Uebergangs  hervor.  Bei  Gewächsen 
ohne  Keimstengel  schrumpft  die  Uebergangsregion  fast  zu  einer  Ebene  zusammen  fCanna),  über- 
haupt findet  sich  ein  so  schroffer  Uebergang  zwischen  Stengel  und  Wurzel  nur  bei  Monocotylen. 

In  anatomischer  Beziehung  verhält  sich  innerhalb  der  Uebergangsregion  jedes  Element 
unabhängig  von  andern,  während  das  eine  den  Uebergang  von  Wurzel  in  Stengelstructur 
bereits  beendet  hat,  beginnt  ein  zweites  eben  erst  damit.  Die  hierbei  eingehaltene  Reihenfolge 
lässt  sich  unter  kein  allgemeines  Gesetz  bringen,  indem  es  kaum  zwei  Pflanzen  giebt,  bei 
welchen  der  anatomische  Uebergang  sich  genau  in  derselben  Weise  vollzieht.  Das  Hautgewebe 
(Epidermis)  der  Wurzel  mit  wurzelhaartragenden  Zellen  verliert  zunächst  die  Haare  und 
bekleidet  sich  stengelwärts  mit  einer  allmählich  stärker  werdenden  Cuticula.  Die  Epidermis- 
zellen  verflachen  sich,  verlängern  sich  in  tangentialer  Richtung  und  wachsen  zur  Grösse  der 
darunter  liegenden  Elemente  an,  so  dass  ihre  Zahl,  die  anfangs  doppelt  so  gross  als  die 
der  subepidermalen  Zellen  war,  zuletzt  um  die  Hälfte  abnimmt.  Die  Zunahme  des  Radial- 
durchmessers erfolgt  regellos,  ebenso  das  frühere  oder  spätere  Auftreten  der  Stomata  und 


1)  Der  Ausdruck  Wurzelhals  (coUet)  für   die  in  Rede  stehende  Uehergangsregion  erscheint  dem   Ref. 
owohl  Teraltet  als  unglücklich  gewählt,  da  diese  Partie  keineswegs  als  Theil  der  Wurzel  gelten  kann;  in  obigem 
Referat  wurde  der  Ausdruek  „coUet"  daher  durch  Uebergangsregion  wiedergegeben. 


FibrovasalsträDge  und  Grundgewebe.  —  Bau  des  Stammes.  441 

der  inneren  Drüsen  (z.  B.  bei  Citrus  Äurantium),  welche  der  eigentlichen  Wurzel  fehlen. 
Die  Veränderungen  der  subepidermalen  Schicht  („membrane  epidermoidale")  gohen  denen  der 
Epidermis  selbst  parallel;  ihre  Zellen  runden  sich  ab  und  verringern  ihr  Volumen;  die  ihnen 
innerhalb  der  Wurzel  eigenthümliche  Verkorkuug  wird  bei  dem  Auftreten  einer  Cuticula 
in  der  Epidermis  sofort  sistirt;  bisweilen  verwandeln  sie  sich  sofort  in  Collenchym.  Das 
Rindenparenchym  verringert  in  der  üebergangsregion  langsam  seineu  Durchmesser.  In  manchen 
Fällen  (Castanea  vescaj  wird  es  in  dem  unteren  Theil  des  Keimstcngels  zugleich  mit  dem 
Parenchymmantel  der  Wurzel  abgeworfen.  Die  Schutzscheide  erscheint  in  der  Keimstengelbasis 
ebenso  deutlich  ausgebildet  wie  in  der  Wurzel,  ihre  Zellen  runden  in  der  Üebergangsregion 
ihre  Ecken  ab,  verlieren  ihre  Wellung  und  erfüllen  sich  mit  Amylum,  um  im  Stengel  als 
stärkeführende  Schicht  (Stärkescheide)  zu  functioniren.  Aehnlich  verhalten  sich  die  Ueber- 
gangsstadien  des  Pericambium  (der  „rhizogencn  Schicht");  in  der  Form  ändern  sich  jedoch 
die  Zellen  derselben  anfänglich  wenig  und  bleiben  längere  Zeit  polyedrisch,  dann  werden  sie 
rundUch;  ihre  Zahl  bleibt  in  manchen  Fällen  erhalten  (Ervum  Uns,  Bipsacus),  die  vor  den 
Bastgruppen  (Phloem.)  liegenden  verringern  nur  ihren  Durchmesser.  In  der  Regel  aber 
vermindert  das  Pericambium  stengelwärts  die  Zahl  seiner  Zellen;  stets  verschwinden  in  diesem 
Fall  die  kleinen  dem  Bast  gegenüber  liegenden  Zellen,  bisweilen  nur  die  in  der  Mediaue 
jeder  Bastgruppe  liegenden,  in  andern  Fällen  sämmtliche  Zellen.  Entwickelungsgeschichtlich 
verliert  das  Pericambium  die  Fähigkeit,  gegenüber  den  Gefässbündeln  Cambium  zu  erzeugen, 
sobald  die  Bündel  einen  gewissen  Abstand  vom  Mark  genommen  haben;  an  seiner  Stelle 
übernimmt  das  eingeschaltete  Zwischengewebe  die  cambiale  Zellerzeugung.  Die  durch  letztere 
hevorgerufene  Bildung  von  Kork  und  secundärem  Rindengewebe  erlischt  allmählich,  hört 
aber  bereits  vor  der  Insertionsstelle  der  Cotyledonen  auf.  Hieraus  erklärt  sich  die  in  manchen 
Fällen  eintretende  Abwerfung  des  Rindengewebes  an  einem  Theile  des  Keimstengels.  In  die 
Cotyledonen  treten  Endodermis  und  Pericambium  in  modificirtem  Zustande  zugleich  mit 
den  Leitbündeln  über.  Das  Zwischengewebe  („tissu  conjuuctif")  giebt  dem  Centralcylinder, 
in  dessen  Mitte  es  sich  entwickelt,  denjenigen  Durchmesser,  welchen  derselbe  im  Stengel 
hat;  indem  es  sich  zwischen  die  Bündel  einschaltet,  bildet  es  die  primären  Markstrahlen 
und  füllt  die  Lücken  aus,  welche  bei  der  Ortsveränderung  der  Bündel  frei  bleiben;  seine 
Rolle  ist  dabei  vollkommen  passiv  und  kann  nur  in  figürlichem  Sinne  als  activ  betrachtet 
werden.  Es  tritt  nur  bei  vollständigem  Uebergang  der  Bündel  von  centripetaler  zu  centri- 
fugaler  Orientirung  im  Centrum  des  Centralcylinders  und  an  seiner  Peripherie  auf;  wenn 
es  sich  an  der  Aussenseite  nicht  entwickelt,  bleiben  die  Bündel  ceutripetal  (Eaphanns,  Datura 
StramoniumJ,  auch  wenn  Mark  gebildet  wird;  die  hypocotyle  Axe  besitzt  in  diesem  Fall 
nirgends  Stengelstructur.  Auf  die  Anordnung  der  Elemente  im  ersten  Stengelinternodium 
haben  diese  Verhältnisse  keinen  Einfluss.  Das  Zwischengewebe  tritt  zuerst  bald  in  der  Mitte, 
bald  au  der  Peripherie  des  Centralcylinders  auf,  und  zwar  geschieht  beides  in  verschiedenem 
Niveau  der  Keimaxe;  auch  kann  es  in  letzterer  mehr  oder  weniger  ausgedehnt  auftreten 
und  sich  von  seinen  beiden  Urspruugsstellen  her  zu  einem  zusammenhängenden  Gewebe 
heranbilden  oder  zwei  getrennt  bleibende  Gewebepartien  constituiren  (Nigella  damascena, 
iHimaria  grandifloraj;  in  ersterem  Falle  tritt  dann  ein  Markstrahl  an  Stelle  einer  vorher 
in  der  Wurzel  vorhandenen  Gefässgruppe  (Acer  campestrej.  Die  Leitbündel  der  hypocotylen 
Axe  bilden  einfache  Stränge,  seitliche  Verbindung  findet  nur  zwischen  dem  Bündelsystera 
des  ersten  Internodiums  und  dem  der  Cotyledonen  statt,  nachdem  das  Wurzelsystem  in  das 
der  Keimblätter  übergetreten  ist. 

Am  mannichfaltigsten  verändern  sich  die  Gefässbündel  (Xylemplatten)  in  der  üeber- 
gangsregion.   Der  Wechsel  tritt  in  folgender  Reihenfolge  ein: 

L  Vermehrung  in  der  Zahl  der  Bündelelemente  und  Ausgleichung  ihres  Durchmessers. 
(Besonders  auffallend  erscheint  dies  bei  Monocotylen,  bei  denen  der  Durchmesser  der  inneren  Ge- 
fässe  in  der  Wurzel  beträchtlich  den  der  äusseren  Tracheen  übertrifft;  diese  Pflanzen,  z.  B. 
Triglochin  palustre,  verlieren  dadurch  ihre  specielle  Wurzelstructur  u.  nähern  sich  den  Dicotylen.) 

2.  Mehrfache  Reihenbildung  der  Elemente,  welche  an  tieferem  Niveau  der  Axe  ein- 
reihig auftreten ;  ihre  Vereinigung  wird  eine  compactere,  sofern  die  Gefässelemente  der  Wurzel 
bereits  mehrreihig  auftreten. 


442        Anatomie.    Morphologie  der  Phauerogamen.  —  Morphologie  der  Gewebe. 

3.  Longitudinaltheilung,  durch  welche  2  centripetale  Bündel  entstehen. 

4.  Ueberlagerung  der  Gefässgruppen  und  benachbarter  Bastgruppen.     (Bildung  von 
Fibrovasalbündeln.) 

5.  Uebergang  der  centripetalen  Orieutirung  des  Holzes  (Xylem)  zu  einer  secantialen  (s.u.). 

6.  Uebergang  der  secantialen  Orientirung  zur  centrifugaleu. 

Die  zweite  Entwickelungsphase  erfordert  das  Auftreten  eines  der  beiden  Zwischen- 
gewebe (Markstrahlen  oder  Mark),  die  dritte  das  des  inneren  Zwischengewebe,  nach  der  vierten 
ist  das  äussere  Zwischengewebe  durchaus  nothwendig.  Wenn  die  eine  oder  die  andere  dieser 
Bedingungen  nicht  verwirklicht  ist,  so  bleibt  die  Umkehrung  der  Gefässbündel  stehen.  Die 
erste  der  obengenannten  Phasen  bedarf  keiner  weitern  Erörterung;  da  die  zweite,  wie  schon 
gesagt,  an  das  Auftreten  eines  der  beiden  Zwischengewebe  geknüpft  ist,  so  werden  in  dem 
Falle,  wo  nur  Markstrahlen  oder  nur  Mark  gebildet  werden,  die  Bündel  gegen  das  Organ- 
centrum oder  gegen  die  Peripherie  geschoben  und  ihre  Elemente  dadurch  zu  seitlicher  Aus- 
breitung gezwungen,  im  andern  Falle  (bei  gleichzeitigem  Auftreten  von  Mark  und  Markstrahlen) 
ist  das  Resultat  das  nämliche,  aber  die  Bündel  werden  von  zwei  Seiten  gleichzeitig  zusammen- 
gedrückt. In  der  dritten  Eutwickelungsperiode  schiebt  sich  das  Zwischengewebe  auch  in  den 
mittleren  Theil  der  Gefässgruppen  ein  und  theilt  sie  der  Länge  nach  in  zwei  Halbbündel; 
die  Theilung  kann  dabei  total  oder  partiell  sein,  in  ersterem  Fall  nimmt  dann  ein  Mark- 
strahl die  Stelle  des  frühereu  centripetalen  Bündels  der  Wurzel  ein  (Dipsacus,  Acer,  Althaea), 
im  zweiten  Fall  bleiben  die  Primordialgefässe  intact  und  das  übrige  Bündel  spaltet  sich  in 
2  oder  3  mehr  oder  weniger  getrennte  Gruppen.  Während  der  vierten  Periode  entfernen 
sich  die  Halbbündel  seitlich  von  einander  und  stellen  sich  den  nächstbenachbarten  Bastbündeln 
gegenüber.  Wenn  die  Primordialgefässe  sich  noch  wenig  oder  gar  nicht  von  der  rhizogenen 
Schicht  entfernt  haben,  legt  sich  der  tiefere  Theil  der  Bündel  allein  vor  die  Bastelemente, 
die  Halbbündel  sind  in  diesem  Fall  einander  zugeneigt,  indem  sie  eine  Art  von  V  bilden.  In 
der  fünften  Phase  stellen  sich  die  Gefässbündel  (Xylemgruppe)  völlig  dem  Bast  (Phloem) 
gegenüber;  ihre  platteuförmige  Queransicht  wird  oft  keilförmig,  die  breitere  Basis  lehnt  gegen 
den  Bast,  die  von  den  Primordialgefässen  gebildete  Spitze  liegt  nach  innen.  Die  Hauptaxe 
der  Bündel  in  diesem  Zustande  steht  senkrecht  zu  dem  Radius,  welcher  die  ursprüngliche 
Lage  der  Wurzelbündel  bezeichnet,  eine  Anordnung,  die  vom  Verf.  secantial  (s.  o.)  genannt 
wird.  Bisweilen  können  die  vier  zuletzt  genannten  Phasen  gleichzeitig  eintreten  und  der 
Uebergang  von  der  centripetalen  zur  secantiellen  Anordnung  ist  dann  ein  directer 
(Fumaria  grandiflora).  Selten  kommt  die  sechste  und  letzte  Entwickelungsphase  allein 
durch  Ortsverschiebung  des  Holztheils  (Xylems)  zu  Stande,  in  diesem  Falle  dreht  sich  dieser 
Gewebetheil  (figürlich  gesprochen)  um  den  Bast  wie  eine  Thür  um  ihre  Angel  und  stellt 
sich  in  die  Verlängerung  des  Radius,  der  durch  den  Mittelpunkt  des  Bastes  gezogen  gedacht 
wird.  Alle  andern  Stellungsäuderungen  der  Bündel  beruhen  auf  Zurückweichen,  Zusammen- 
drängen, Uebereinanderlagerung  u.  s.  w.  Die  erwähnte  Drehung  erfordert  viel  Raum  und 
daher  auch  einen  starken  Gewebeaufwand.  Am  häufigsten  dreht  sich  daher  das  Fibrovasal- 
büudel  einfach  um  sich  selbst,  um  die  neue  Orieutirung  hervorzubringen.  Endlich  kann 
letztere  auch  durch  Verschmelzung  zweier  benachbarter  Fibrovasalbündel  auf  schnellst  mögliche 
Weise  zu  Stande  kommen.  Die  beiden  Bündel  entlehnen  dann  entweder  ihren  Holztheil 
(Xylem)  von  derselben  Wurzelgefässgruppe,  in  welchem  Fall  die  Vereinigung  eine  dauernde 
ist,  oder  es  gelangt  zwischen  zwei  benachbarten  Gefässgruppen  ein  intermediäres  Bastbündel 
zur  Ausbildung;  in  letzterem  Falle  dauert  die  Vereinigung  meist  nur  kürzere  Zeit  und  wird 
später  (d.  h.  in  einem  höheren  Niveau  der  Axe)  wieder  aufgehoben,  indem  die  beiden 
ursprünglichen  Bündel  wieder  auftreten.  Die  Gefässbündel  ein-  und  derselben  Pflanze 
verhalten  sich  in  allen  diesen  Beziehungen  nicht  gleich,  indem  die  einen  schneller  in  der 
Structuränderung  vorwärts  schreiten  als  die  anderen.  Wenn  die  Axe  mehr  als  zwei  Gefäss- 
bündel enthält,  so  sind  die  zum  Austritt  in  die  Mediane  der  Kotyledonen  bestimmten  immer 
deutlich  gegen  die  übrigen  zurück.  Die  Bündel  brauchen  auch  nur  einen  Theil  der 
beschriebenen  Veränderungen  vor  ihrem  Uebertritt  in  die  Keimblätter  durchzumachen,  der 
Keimstengel  besitzt  dann  in  keinem  Punkte  Stengelstructur  (Impatiena). 

Bei  den  Dicotylen  ist  die  Ueberlagerung  von  Bast  und  Holz  immer  eine  mittelbare, 


Fibrovasalstränge  uud  Grundgewebe.  —  Bau  des  Stammes.  443 

imlem  sie  durch  eine  oder  mehrere  Zelh-eihen  des  Zwischengewebes  vermittelt  wird,  die 
später  zu  Camlnumzcllen  werden  und  die  Fortsetzung  des  innerhalb  der  Bastgruppen  der 
Wurzel  gelegenen  Cambiums  bilden.  Das  Cambium  des  Keimstcngels,  welches  sich  in  dem 
grössern  Theile  dieses  Orgaus  gäuzlich  aus  dem  Zwischengewebe  bildet,  nimmt  somit  eine 
Mittelstellung  zwischen  dem  cambialen  Bildungsgewebe  der  Wurzel,  das  theils  aus  dem  Peri- 
cambium  theils  aus  dem  Zwischengewebe  hiTvorgeht,  und  dem  des  Stengels  ein,  in  welchem 
es  sich  theils  aus  dem  Procambium,  theils  aus  dem  Zwischeiigewebe  entwickelt. 

Das  primäre  Holz  (Xylcm)  zeigt  sich  in  der  Wurzel  in  allen  Fällen  deutlicher 
differenzirt  als  im  Stengel,  während  sich  das  Phloem  umgekehrt  verhält.  Die  PhlocJinbündel 
(Bast)  verhalten  sich  weniger  complicirt  wie  die  Xylemstränge;  in  der  Uebergangsregion 
vermehren  sie  die  Zahl  ihrer  Elemente  ebenfalls,  verlaufen  längere  Zeit  längs  des  Pericam- 
biums  und  nähern  sich  schliesslich  dem  Xylem,  wodurch  die  Ueberlagerung  erleichtert  wird. 
Meist  kommen  sich  beide  Elemente  auf  die  Hälfte  des  Weges  entgegen;  es  kann  aber  auch 
das  eine  oder  andere  Element  allein  die  Näherung  bewirken :  so  das  Xylem,  wenn  zahlreiche 
und  dichtgedrängte  Bündel  vorhanden  sind,  welche  eine  Verschiebung  des  Phloems  nicht 
zulassen.  Eine  ausschliessliche  Verschiebung  des  letzteren  ist  selten  (Medicago,  Lathyrus, 
ErvumJ.  Bei  diarchen  Wurzelbündebi  theilen  sich  die  Phloemstränge  in  radialer  Kichtung 
meist  in  drei  Theile,  die  beiden  Seitenbündel  nehmen  dann  jedes  ein  Xylemhalbbündel  auf 
und  die  Hypocotyledonaraxe  enthält  dann  typisch  die  doppelte  Zahl  von  Fibrovasalbündelu 
wie  die  Wurzel.  Das  Medianbündel  tritt  in  das  erste  Stengelinternodium  über,  verwandelt 
sich  in  Procambium  und  legt  bereits  im  Keimstengel  centrifugales  Xylem  an;  daher  haben 
die  Fibrovasalstränge  des  ersten  Stengelinternodiums  bereits  immer  den  Bau  von  Stengel- 
bündeln. Bisweilen  tbeilt  sich  aber  der  Phloemstrang  nur  .in  zwei  Schenkel,  und  in  diesem 
Fall  bewirkt  eine  nochmalige  Theilung  in  der  Nähe  der  Cotyledouen  die  Bildung  von  zwei 
Mediansträngen,  die  getrennt  verlaufen  oder  auch  sich  wieder  vereinigen  können.  Dieselben 
sind  procambial,  treten  in  das  erste  Steugelinternodium  ein  und  verhalten  sich  im  Uebrigen 
den  vorhergehenden  gleich.  Wenn  die  Axe  eine  grosse  Zahl  von  Bündeln  führt,  von  denen 
ein  Theil  in  die  Cotyledonen  austritt,  während  die  übrigen  das  erste  Stengelinternodium 
durchziehen,  können  die  Phloembündel  getheilt  bleiben  und  die  einander  opponirten  Xylem- 
stränge verschmelzen  dann.  Im  verwickeltsten  Falle  theilt  sich  jeder  Phloemstrang  in  fünf 
Bündel,  die  Wurzel  hat  dabei  diarchen  Bau  und  die  Cotyledonen  haben  Seitennerven  (Ea- 
phanusj;  das  Phloem  theilt  sich  dann  von  Neuem,  um  an  der  Bildung  der  letzteren  theil- 
zunehmen,  und  führt  die  gegenüberliegende  Xylemgruppe  mit  sich  fort. 

Im  Allgemeinen  verhalten  sich  die  Gefässbündel  in  ihrem  Verlauf  sehr  ungleich. 
Wenn  die  Wurzel  eine  ungerade  Zahl  derselben  enthält,  überschreitet  ein  Theil  derselben 
in  der  Regel  die  Cotyledonen.  Bei  Zweizahl  der  Wurzelstränge  treten  dieselben  gänzlich 
in  die  Keimblätter  ein;  nur  ausnahmsweise  (Dipsacus  laciniatus)  tritt  in  diesem  Fall  ihr 
Mediantheil  in  das  erste  Stengelinternodium  über.  Wenn  die  Wurzel  polyarchen  Bau  hat, 
werden  die  Fälle  sehr  mannigfach;  bald  begeben  sich  die  Bündel  sämmtlich  in  die  Cotyle- 
donen, bald  nur  ein  Theil  derselben;  dasselbe  kommt  auch  bei  tetrarchem  Bau  vor  (Troixie- 
olum  majusj;  endlich  kann  auch  ein  Xylembündel  theilweise  in  die  Cotyledouen,  theilweise 
in  das  erste  Stengelinternodium  eintreten  und  dort  völlig  unabhängig  vom  Phloem  bleiben 
(Ervum  Uns).  Die  Anastomosen  der  Fibrovasalstränge  verundeutlichen  übrigens  den  typischen 
Bau  des  Keimstengels,  indem  sie  die  Bündelzahl  verringern  und  auch  einen  Theil  der  Mark- 
strahlen verschwinden  lassen.  Die  übrig  bleibenden  Markstrahlen  entsprechen  bald  der 
Mitte  der  Wurzelphloemstränge,  bald  den  ehemaligen  Xylemplatten.  Es  ist  demnach  nicht 
richtig,  als  charakteristisch  für  den  Keimstengel  hervorzuheben,  dass  er  einen  Markstrahl 
da  hat,  wo  die  Wurzel  ein  Gefässbündel  besass. 

Die  Bündel  des  ersten  Stengelinternodiums,  welche  bei  den  Dicotyledonen  auf  der- 
selben Stelle  stehen  bleiben,  nähern  sich  bei  vielen  Monocotylen  dem  Centrum.  Bei  diesen 
Pflanzen,  deren  Internodien  meist  kurz  sind,  sieht  man  am  Gipfel  des  Keimstengels  durch 
Theilung  die  Leitbündel  mehrerer  Blätter  entstehen;  sie  stellen  sich  mehr  und  mehr  nach 
innen  gemäss  der  Reihenfolge,  in  welcher  das  Blattorgan  hervortritt,  für  welches  sie  bestimmt 
sind.    Hieraus  erklärt  sich  Verf.  den  Stammbau  der  Monocotylen  und  den  gebogenen  Verlauf 


444        Anatomie.    Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Morphologie  der  Gewebe. 

ihrer  Fibrovasalstränge ;  je  nachdem  der  Austritt  älterer  Blätter  stattfindet,  nähern  sich  die 
jüngeren  Reihen  dieser  Bündel  der  Stengelperipherie,  um  an  dieselbe  zu  gelangen,  wenn  das 
zugehörige  Blattorgan  heraustritt.  Von  der  Peripherie  ausgehend,  kehren  sie  zu  derselben 
zurück,  nachdem  sie  ein  Stück  des  Stamminnern  durchzogen  haben;  die  beschriebene  Curve 
hat  je  nach  Länge  der  Internodien  eine  stärkere  oder  schwächere  Krümmung  und  der  Diver- 
genzwinkel zweier  aufeinanderfolgender  Blätter  lenkt  sie  aus  der  Ebene  ab. 

Im  speciellen  Theil  der  Arbeit  Gerard's  kommt  die  Uebergangsregion  zwischen 
Wurzel  und  Stengel  von  Pflanzen  folgender  Familien  zur  Erörterung:  Ranunculaceen,  Cruci- 
feren,  Resedaceen,  Violaceen,  Caryophyllaceen,  Linaceen,  Malvaceen,  Gerauiaceen,  Tropaeo- 
laceen,  Aurantiaceen ,  Aceraceen,  Sapindaceen,  Rutaceen,  Zantboxylaceen,  Celastrinaceen, 
Leguminosen,  Rosaceen,  Cucurbitaceen,  Oenothereen,  Umbelliferen,  Caprifoliaceen,  Rubiaceen, 
Valerianaceen,  Dipsaceen,  Compositen,  Campanulaceen,  Convolvulaceen,  Polemoniaceen,  Hydro- 
phyllaceen,  Borragineeu,  Solaneen,  Scj'ophulariaceen,  Labiaten,  Primulaceen,  Plantaginaceen, 
Nyctaginaceen,  Amarantaceen,  Chenopodiaceen,  Phytolaccaceen,  Polygoneen,  Urticeen,  Moreen, 
Cannabineen,  Amentaceen,  Coniferen,  Alismaceen,  Juncaceen,  Liliaceen,  Commelynaceen, 
Amaryllidaceen ,  Irideen,  Gramineen,  Palmen,  Amomaceen.  Von  Gefässkryptogamen,  deren 
Uebergangsregion  sehr  vereinfacht  erscheint,  wurden  nur  eine  Lycopodiacee  (Selaginella 
denticulataj  und  zwei  Farne  (Asplenium  striatiim  und  Adiantum  acuneatumj  berücksichtigt. 

Bau  der  Wurzel. 

28.  L.  Olivier.    Die  Schutzgewebe  der  Wurzel.    (No.  20.) 

Verf.  bringt  in  dieser  Arbeit  die  ausführlichen  Belege  zu  einer  schon  früher  ver- 
öffentlichten kürzereu  Mittheilung  (Jahresb.  1880,  S.  58—60).  Da  über  letztere  bereits 
eingehend  berichtet  wurde,  beschränkt  sich  Ref.  hier  auf  die  Aufzählung  derjenigen  Pflanzen, 
deren  Wurzeln  im  Quer-  oder  Längsschnitt  vom  Verf.  abgebildet  worden  sind.  Es  sind  dies : 
Pontederia  crassipes,  Phüodendron  Houlletianum,  PJioenix  dactylifera ,  Pandanus  hetero- 
pliyllus,  Epidcndron  crassifolium ,  Scindapsiis  pertusus,  Imantophyllum  miniutum,  Agave 
glauca,  Vanilla  planifölia,  Calla  palustris,  Anihurium  nitidum,  Typha  latifolia,  Baphido- 
phora  pinnata,  Smilax  excelsa,  Marsilea  quadrifoUa,  Caryota  urens,  Equisetum  Telmateja, 
Lilium  superhum,  Smilax  Sarsaparilla,  Oporantlms  luteus^  Iris  squalens ,  I.  germanica, 
Asphodelus  albus,  Monster a  repens,  Phalangium  Immile,  Asparagus  officinalis,  Strelitzia 
angusta,  Pandanus  stenophyllus,  Dracaena  Draco,  Taxus  haccata,  Sequoia  sempervirens, 
Pinus  halepensis,  Fraxinus  excelsior,  Pelargonium  zonale,  Villarsia  nymphoides,  Ligustrum 
ovalifolium,  Fdba  vtdgaris,  Ecliinops  exaltatus,  Buyschia  Souroiihea,  Taraxacum  dcns 
leonis ,  Opuntia  glauca,  Samhucus  villosa,  Ihalictrum  lucidum,  Eanuncidus  sceleratus, 
Potentilla  anserina,  Archangelica  officinalis. 

Ban  des  Blattes. 

29.  A.  Tschirch.    Der  anatomische  Bau  des  Blattes  von  Kingia  australis.    (No.  29.) 

Der  Bau  des  genannten,  durch  seine  Grösse  (ca.  2  m)  ausgezeichneten  Blattes  entspricht 
durchaus  den  an  dasselbe  gestellten  mechanischen  Ansprüchen.  Als  biegungs feste  Con- 
structionen  treten  im  Innern  des  „Markes"  aus  Bastzellen  (Steroiden)  gebildete  1- Träger 
auf,  welche  die  Ober-  und  Unterseite  des  Blattes  miteinander  verbinden;  die  Zahl  dieser 
Träger  nimmt  von  der  Blattspitze  nach  der  Insertionsstelle  zu  (in  einem  einzelneu  Falle  von 
8  bis  15).  Die  Gefässbündel  nehmen  die  neutrale  spannungslose  Axe  in  der  Mitte  der  Träger 
ein.  Die  auf  Druckfestigkeit  berechneten  Vorkehrungen  des  Z^^m^/ta-Blattes  sind  doppelter 
Art:  zunächst  ein  contiuuirlicher  subepidermaler  Bastbeleg,  der  nur  der  Aussteifung  der 
Epidermis  dient  und  zur  Erhaltung  der  Querschnittsform  beiträgt,  und  ferner  ein  „System 
von  Strebepfeilern",  welche  aus  prosenchymatisch  zugespitzten,  kurzen,  dickwandigen,  gross- 
porigen Elementen  bestehen  und  continuirliche,  senkrecht  zur  Längsaxenrichtung  des  Blattes 
gestellte  Versteifungsleisten  bilden.  In  Parallele  zu  bringen  sind  diese  Strebewände  mit  den 
häufig  fussförmig  am  Ende  erweiterten  „Strebezellen"  von  Halcea,  Eestio,  Isopogon  u.  a. ; 
nur  stehen  letztere  isolirt  im  Gewebe  und  hängen  in  der  Längsrichtung  nicht  zusammen 
wie  die  Elemente  der  Strebewände  von  Kingia.    Durch   letztere  wird  das  zartwandige 


Fibrovasalstränge  uud  Grundgewebe.  -  Structur  der  Fibrovasalstränge.         445 

Assimilationsparenchym  (Pallisadengewebe)  in  eioe  Reihe  allseitig  geschlossener  Kammern 
abgetheilt  und  auf  diese  Weise  sowohl  den  Ansprüchen  an  eine  möglichst  druckfeste  Construction 
genügt  als  auch  gegen  die  in  der  Heimath  der  Pflanze  besonders  naheliegende  Gefahr  des 
Austrocknens  dem  zarten  chlorophyllführenden  Gewebe  Schutz  gewährt.  Aehnliche  Kammer- 
bildungen finden  sich  u.  a.  bei  Xantliorrhoea  liastilis;  die  Wände  bestehen  bei  letzterer  Pflanze 
aber  aus  T-Trägern,  deren  Zellen  in  der  Längsrichtung  des  Organs  (nicht  wie  bei  Kingia 
radial)  gestreckt  sind  und  die  Kammern  laufen  ohne  Querfäcl>erung  durch  die  ganze  Länge 
des  Organs.  Den  Assimilationszellen  (Pallisadeuzellen)  des  ivi/t^yja-Blattes  stellenweise  eigen- 
thümlich  sind  höckerförmige  Erhebungen  (2  bis  3  Längsreihen  auf  jeder  Zelle),  welche 
entweder  in  die  Thäler  zwischen  zwei  Höcker  der  Nachbarzellen  hineinpassen  oder  frei  in 
einen  "Intercellularrauni  hineinragen;  um  andere  Assimilatiouszellen  laufen  gürtelförmige 
Durchlüftungskanäle.  Das  Hautgewebe  besteht  aus  farblosen  Zellen  mit  nicht  erheblich 
cuticularisirten  Aussenwänden.  Die  Spaltöffnungen  liegen  über  jeder  (durch  mechanisches 
Gewebe  abgegrenzten)  Kammer  einzeln  oder  zu  mehreren  und  die  unter  der  Spaltöffnung 
liegende  Athemhöhle  beherbergt  eine  eigenthümliche  Schutzvorrichtung  gegen  zu  starke 
Wasserabgabe.  Sie  wird  nämlich  durch  eine  vielfach  gewundene,  wulstartig  aufgetriebene, 
mit  unregelmässigen  Höckern  und  rundlichen  Auswüchsen  versehene  Zelle  gegen  das  Pallisaden- 
gewebe  abgeschlossen,  welche  seitlich  mit  der  subepidermalen  Bastschicht  in  Verbindung 
steht  und  die  Wasserdampfexhalation  zwar  nicht  völlig  verhindert,  aber  doch  erschwert.  Auch 
bei  Xantliorrhoea  findet  sich  Aehnliches,  indem  die  im  Umkreis  der  kleinen  Athemhöhle 
liegenden  Bastzellen  breite,  zapfenartig  vorragende  Fortsätze  in  jene  hinein  entsenden  und 
dadurch  die  Communication  mit  dem  Durchlüftungssystem  des  Pallisadengewebes  erschweren. 

30.  A.  Tschirch.   lieber  die  Anatomie  and  den  Einrollongsmechanismus  einiger  Grasblätter. 
(No.  80.) 

Das  bekannte  Einrollen  (Stipa  altaica)  oder  Zusammenfalten  der  mit  Längsleisten 
und  Furchen  versehenen  Blattlamina  (Triodia  pungejisj  an  Gräsern  trockener  Standorte 
wird  nach  dieser  vorläufigen  Notiz  durch  verschiedene  mechanische  Ursachen  bedingt,  nämlich 
in  einigen  Fällen  (Oryza  dandestina)  durch  Aenderungen  in  den  Turgescenzverhältuissen 
der  Zellen,  in  anderen  (MacrocMoa  tenacissimaj  durch  eine  verschiedene  Quellungsfähigkeit 
in  den  Membranen  bestimmter  Zellschichten.  In  letzterem,  auch  an  den  abgestorbenen 
Blättern  constatirbaren  Falle  liegt  auf  der  morphologischen  Blattunterseite  ein  continuirlicher 
oder  unterbrochener  Bastzellenstreifen,  dessen  innere  Schichten  stärker  quellbar  sind  als  die 
äusseren  und  daher  bei  starker  Wasserzufuhr  ein  Ausbreiten  des  Blattes,  bei  Austrocknung 
ein  Zusammenfalten  oder  Einrollen  bedingen.  Die  Frage,  durch  welche  anatomischen  Ver- 
hältnisse das  Einrollen  ohne  Quetschung  lebensthätiger  Chlorophyllzellen  ermöglicht  ist, 
erledigt  sich  dadurch,  dass  die  die  ganze  Blattlänge  besetzenden  prismenförmigen  Längsleisten 
im  Stande  sind,  ihre  Gipfel  beim  Einrollen  zu  nähern,  beim  Aufrollen  zu  entfernen  und  dass 
ferner  die  am  Boden  der  Längsrinnen  gelegeneu  „Gelenk zellen"  (mit  farblosem  Zellsaft 
erfüllte,  dünnwandige  Zellen,  von  Duval-Jouve  als  cellules  bulliformss  beschrieben),  das 
benachbarte  chlorophyllführende  Parenchym  vor  Zerrung  und  Quetschung  bewahren. 

Structur  der  Fibrovasalstränge. 

31.  Kny.    Abweichungen  im  Baa  des  Leitbündels  der  Monocotylen.    (No.  15.) 

Die  bereits  von  Mohl,  Karsten,  Schacht,  Dippel,  de  Bary  und  Russow  in  einzelnen 
Fällen  aufgefundene  Anomalie  im  Leitbündelbau  der  Palmen  —  nämlich  das  Auftreten  zweier, 
durch  eine  Fortsetzung  der  äusseren  Sclerenchymsclieide  getrennter  Phloemgruppen  an  Stelle 
des  medianen  Weichbaststreifeus  —  constatirte  Kny  bei  einer  grossen  Anzahl  von  Palmen 
(30  Arten).  In  der  Regel  wird  das  Phloem  durch  den  Sclerenchymfortsatz ,  der  z.  B.  bei 
den  Calamus-Arten  20  und  mehr  Zellen  breit  sein  kann,  in  zwei,  symmetrisch  zur  Mediane 
des  Bündels  liegende  Gruppen  getheilt;  in  andern  Fällen,  wie  im  Blattstiel  von  RapMs 
flahelliformis  L.,  wird  eine  Dreitheilung  des  Bündels  zur  Regel,  auch  eine  Viertheilung  kommt 
bei  derselben  Pflanze  und  bei  Calyptrogene  glauca  Oerst.  vor.  Mechanische  Elemente  können 
ferner  nicht  bloss  von  der  Aussenseite  des  Weichbasts,  sondern  auch  vom  Xylem  aus  in 
jenen  eindringen  und  so  eine  Zweitheilung  des  Bündels  bewirken,  wie  bei  Pitcairnia  dasy- 


446        Anatomie.    Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Morphologie  der  Gewebe. 

lirioides,  Bromelia-  und  Hecht ia- Arten,  sowie  Cordyline  Veitchii  und  (7.  australis  Endl. 
Bei  Pandanus  wird  das  letzte  grosse  Gefäss  des  Holztheiles  oder  eine  kleine  Gefässgruppe 
durch  einen  Sclerenchymgürtel,  dem  die  Weichbastelemente  gruppenweise  eingestreut  sind, 
derartig  umgeben,  dass  es  von  dem  übrigen  Theil  des  Xylems  völlig  getrennt  erscheint.  Bei 
den  Ophiopogon-Arten  ist  der  Weichbast  auf  vereinzelte  oder  in  kleinen  Gruppen  zusammen- 
liegende Zellen  reducirt,  welche  in  dem  stark  entwickelten  Sclerenchymkörper  zerstreut 
liegen.  Bei  den  Dioscoraceen  z.  B.  in  beblätterten  Internodien  von  l'estiidinaria  elepJian- 
tipes  Herit.,  kommt  auch  eine  Spaltung  des  Phloems  in  zwei,  oder  bei  einigen  Dioscorca- 
Arten  in  drei  radial  hintereinanderliegenden  Gruppen  vor.  Am  weitesten  geht  diese  Zer- 
klüftung des  Weichbastes  bei  Dioscorea  Batatas,  deren  grössere  Leitbündel  in  kräftigen 
Sprossen  vier  auf  die  Ecken  eines  Rechteckes  oder  Trapezes  vertheilte  Phloemgruppen  auf- 
weisen, bei  andern  Bündeln  kann  die  Spaltung  im  inneru  Theil  des  Phloems  unterbleiben 
oder  aber  in  der  äusseren  Partie  noch  weiter  gehen,  so  dass  3—5  kleine  inselartige  Weich- 
bastgruppen auftreten. 

Eine  Erklärung  für  diese  verschiedenartigen  Spaltungen  des  im  normalen  Bündel 
ungetheilten  Phloems  findet  Verf.  darin,  dass  durch  die  Einschiebung  der  Sclerenchymplatte 
in  die  Leitbündel  das  Organ  widerstandsfähiger  gegen  seitlich  wirkende  Kräfte  gemacht  und 
gleichzeitig  die  zartwandigen  Weichbastelemente  geschützt  werden  sollen.  Daher  findet  diese 
Theilung  des  Weichbastes  vorzugsweise  in  der  unteren  und  mittleren  Partie  des  Blattstiels 
statt,  während  sie  nach  oben,  wo  der  Blattstiel  geschmeidiger  bleiben  muss,  um  bei  stürmischem 
Wetter  ein  Ausweichen  der  Spreite  zu  ermöglichen,  allmählig  immer  seltener  eintritt;  in  der 
Blattspreite  selbst,  von  der  man  eine  von  der  Basis  zur  Spitze  abnehmende  Biegungsfestigkeit 
annehmen  kann ,  nimmt  in  acropetaler  Richtung  sowohl  die  Breite  der  trennenden  Scleren- 
chymplatten  als  auch  die  Zahl  der  zweigetheilten  Bündel  mehr  und  mehr  ab,  wie  an  Be- 
obachtungen an  Chamaerops  humilis,  Baphis  flahelUfera  und  Dasylirion  acrotrichum 
speciell  gezeigt  wird. 

32.  A.  Tschircb.    Ueber  einige  Fälle  von  Phloemspaltung  im  Leitbündel  der  Gräser. 
(No.  31.) 

Den  von  Kny  beschriebenen  (s.  Ref.  No.  31)  Fällen  dieses  anatomischen  Vorkommens 
reiht  Verf.  zwei  gleiche  Fälle  {Leitbündel  im  Blatt  von  Triodia  pungcns  und  Macrochloa 
tenacissima)  an. 

33.  Westermaier.    Die  markständigen  Pbloembündel  der  Campanula-Ärten.    (No.  34.) 

Den  normalen  Gefässbündelring  mit  äusserem  Phloem  und  innerem  Xylem  besitzen 
folgende  Campanida- Arten:  C.  alata,  americana,  alpina,  diver gens,  punctata,  involucrata, 
uniflora,  heterodoxon,  mediuvi,  spicata,  Steveni,  stricta,  Ungidata,  thyrsoidea,  peregrina, 
Zoysii,  tenuifolia,  trachelioides ,  stenopliylla,  suaveolens,  spatliidata,  sihirica,  rotundifolia, 
rapuncidoides ,  piisilla,  persicifolia ,  patula,  lobelioides,  Lorcy,  ambigua,  aurea,  harhata, 
caespitosa,  carpathica,  coronopifolia ,  crenata,  elongata,  gummifera,  incisa,  Bapuncidus. 
Dagegen  entwickeln  auch  innere  markständige  Pbloembündel  folgende:  C.  glomerata,  hono- 
niensis,  Cervicaria,  calcitrapa,  Traclielium,  pyramidalis,  interrupta,  macrantha,  ruthenica, 
rhombo'idea ,  midtiflora,  crispa,  petraea,  pendula.  Die  inneren  Bündel  bestehen  nur  ans 
Phloem  oder  werden  in  verschiedenem  Grade  der  Reichlichkeit  von  Xylem  begleitet.  Verf. 
führt  diese  Anomalie  tbeils  auf  ernährungsphysiologische,  theils  auf  mechaiirsche  Ursachen 
zurück:  die  Anlage  innerer  Xylerapartien  deutet  auf  mechanische  Verstärkung  des  äusseren 
Holzringes,  die  von  ebensolchen  Phloembündeln  auf  erhöhtes  Leitungsbedürfniss.  Unter  den 
abnormen  Campanula-Arten  steht  nun  C.  glomerata  mit  überwiegendem  inneren  Xylem  auf 
der  einen  Seite,  während  C.  mnltißora  W.  et  K.  mit  xylemarmen  Phloembündeln  auf  der  andern 
Seite  einer  beide  Extreme  mit  einander  verbindenden  Reihe  steht.  Die  mechanische  Be- 
deutung der  Innern  Xylemstränge  von  C.  glomerata  geht  daraus  hervor,  dass  dieselben  mit 
den  Stellen,  an  welchen  der  äussere  Holzcylinder  die  schwächsten  Wandungen  besitzt,  auf 
gleichem  Radius  liegen  und  dabei  als  „innere  Gurtungen"  entsprechend  dem  doppelten 
mechanischen  Ringe  mancher  Monocotylen  zu  betrachten  sind.  Die  ernährungsphysiologische 
Rolle  der  inneren  Pbloembündel  erhellt  besonders  aus  ihrem  Auftreten  bei  der  sehr  reich- 
blüthigen  C.  midiiflora,  bei  welcher  sie  im  Markgewebe  unregelmässig  zerstreut  stehen  und 


Gewebebildung.  447 

fast  nur  aus  zartwandigen  Elementen  sich  zusammensetzen.  Gerechtfertigt  wird  die  Annahme 
eines  gesteigerten  Leitungshodüi'fnisses  dadurch,  dass  die  zahlreichen  dicht  gedrängten  Blüthen 
auch  eine  reichlichere,  gleichzeitige  Samenbildung  im  Gefolge  haben  müssen.  Da  endlich 
die  mechanischen  Ansprüche  auf  ßiegungsfestigkeit  mit  zunehmender  Stammhöhe  sich  steigern, 
so  formulirt  Verf.  folgende,  aus  seinen  Untersuchungen  der  obengenannten  Campamila-Arten 
abstrahirte  Regel  über  das  Auftreten  der  in  Rede  stehenden  Anomalie.  „Das  Vorkommen 
innerer  Stränge  ist  nie  zu  beobachten  bei  jenen  Arten  der  Gattung  Camjmmda,  welche 
bei  geringer  Höhe  entschieden  armblüthig  sind.  Denjenigen  Arten,  welche  die 
genannte  anatomische  Eigenthümlichkeit  besitzen,  kommt  das  Merkmal  eines  grösseren 
Blüthenreichthums,  und  zwar  einander  meist  gruppenweise  genäherter  Blüthen  zu,  sowie 
ausserdem  oft  eine  beträchtliche  Höhe." 

lY.  Gewebebildung. 

34.  6.  Haberlandt.    Ueber  Scheitelzellwachsthum  bei  den  Phanerogamen.    (No.  11.) 

Verf.  erweitert  den  Begriff  Scheitelzelle  dahin,  dass  auch  mitten  im  Gewebe  liegende 
Initialzellen  unter  denselben  subsumirt  werden,  und  richtet  dementsprechend  seine  Unter- 
suchungen nicht  blos  auf  Vegetationspunkte,  sondern  auf  Gewebecomplexe  aller  Art,  sofern 
nur  ihr  „Wachsthum"  nach  den  „Gesetzen  des  Scheitelwachsthums"  vor  sich  geht.  In  jungen 
Riudenparenchymzellen  von  üyUsiis  Laburnum  sah  er  bisweilen  schief  gestellte  und  alter- 
nirende  Theilungswände  auftreten,  so  dass  die  zuletzt  gebildete  Zelle  das  Aussehen  einer 
zweischneidigen  Scheitelzelle  annahm.  Obgleich  dies  nach  Meinung  des  Verf.  durch  „passives", 
von  zufälligen  Ursachen  abhängiges  Wachsthum  hervorgerufen  wird,  so  vindicirt  er  trotzdem 
der  in  Rede  stehenden  Zellreihe  ein  Wachsthum  mittelst  einer  zweischneidigen  Scheitelzelle. 
Auch  an  den  keulenförmigen  Enden  der  Trichomzellen  von  Begonia  Rex  beobachtete  er  die 
gleiche  Alternation  schiefgestellter  Theilungswände.  Da  er  ferner  fand,  dass  bei  Mercurialis 
und  den  Crassulaceen  die  beiden  Schliesszellen  des  Spaltöffnungsapparats  aus  ihrer  Mutter- 
zelle nicht  durch  eine  gerade  Theilungswand  hervorgehen,  sondern  die  neu  auftretende  Wand 
gleich  der  vorausgehenden  gebogen  ist  und  ihre  concave  Seite  der  Zweitältesten  Wand  ebenso 
zukehrt  wie  diese  letztere  der  erstgebildeten,  so  leitet  er  hieraus  eine  Ungleich werthigkeit 
der  Schliesszellen  ab  und  betrachtet  die  eine  als  zweischneidige  Scheitelzelle,  die  andere 
als  deren  jüngstes  Segment.  Zelltheilungen,  durch  welche  die  subepidermalen  Bastbündel  im 
Blatt  von  Typlia  latifolia  aus  einer  einzigen  sich  schief  theilenden  Meristemzelle  hervor- 
gehen werden  auf  ein  „Scheitelwachsthum  in  radialer  Richtung"  zurückgeführt.  Da  ferner 
nach  Beobachtungen  des  Verf.  das  Gewebe  des  Mittelnerven  im  Blatt  von  Elodea  canaäensis 
auf  eine  einzige  Peribleminitiale  zurückführbar  erscheint,  welche  entweder  durch  wiederholte 
Quertheilung  zunächst  eine  einfache  Zellreihe  ausbildet  oder  sich  durch  alternirend  rechts 
und  links  geneigte  Wände  theilt,  so  liefert  der  letztere  Fall  ein  weiteres  Beispiel  für  das 
Wachsthum  mittelst  einer  zweischneidigen  Scheitelzelle.  Am  instructivsten  für  das  Scheitel- 
zellwachsthum im  Sinne  des  Verf.  erscheinen  die  Zelltheilungen,  welche  er  bei  Anlage  der  Laub- 
blätter und  des  Axillarsprosses  am  Stammscheitel  von  Ceratophyllum  demersum  auffand. 
Dermatogen,  Periblem  und  Plerom  bind  hier  scharf  gesondert  und  laufen  in  je  eine  einzige 
Initialzelle  aus.  Auf  radialen  Längsschnitten  des  Stammscheitels  sieht  man,  dass  der  die 
Axillarsprossbildung  einleitende  Höcker  durch  radiale  Verlängerung  einer  Zellgruppe  inner- 
halb der  zweiten  Periblemzelllage  des  Mutterscheitels  zu  Staude  kommt,  und  dass  die  erste 
Theilung  in  der  genau  unter  dem  Scheitel  des  Höckers  gelegenen  Periblemzelle  als  schiefe 
Wand  auftritt,  der  später  alteruirende,  nach  rechts  und  links  geneige  Theilungswände 
folgen.  Auf  diese  Weise  wird  die  Pieromanlage  des  jungen  Seitensprosses  gebildet,  dessen 
einschichtiges  Periblem  ebenfalls  mit  einer  sich  meist  nach  vier  Richtungen  theilenden 
Initialzelle  (Scheitelzelle)  und  dessen  Dermatogen  mittelst  einer  vier-  oder  dreiseitigen  Scheitel- 
zelle wächst;  die  drei  „Scheitelzellen"  liegen  hier  direct  übereinander.  Später  wird  dieser 
einfache  Bau  verundeutlicht,  indem  das  Scheitelwachsthum  zuerst  im  Plerom,  dann  im  Periblem 
und  zuletzt  im  Dermatogen  aufhört.  Während  der  Axillarspross  aus  3  Scheitelzellen  hervorgeht, 
treten  bei  der  Anlage  der  Gabelblätter  nur  deren  zwei  auf.  Verf.  hebt  ausdrücklich  die 
Analogie  dieser  Theilungen  mit  denen  bei  Anlage  phanerogamer  Nebenwurzeln  hervor  und 


448        Anatomie.    Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Morphologie  der  Gewebe. 

glaubt  in  denselben  eine  Zwischenstufe  gefunden  zu  haben,  welche  den  Uebergang  von  einem 
einheitlichen  Scheitel  zu  gesonderten  Meristemen  verständlich  macht.  „Denkt  man  sich  — 
so  lautet  der  Gedankengang  des  Verf.'s  —  die  dreiseitige  Scheitelzelle  eines  Farnstammes 
durch  zwei  Querwände  in  drei  übereinander  befindliche  Etagen  getheilt,  von  welchen  jede 
selbständig  weiter  wächst  und  im  Sinne  der  ursprünglich  einheitlichen  Scheitelzelle  Segmente 
bildet,  so  folgt  daraus  der  für  die  Seitensprossanlagcn  constatirte  Bau  des  Scheitels.  Denken 
wir  uns  dagegen  die  Scheitelzelle  bloss  in  zwei  Etagen  getheilt,  so  ist  der  an  den  jungen 
Gabelzweigen  der  Laubblätter  constatirte  Bau  des  Vegetationspunktes  die  Folge." 


Y.  Anhang. 


34.  J.  Wiesner.    Elemente  der  Anatomie  and  Physiologie  der  Pflanzen.  Wien.  (A.  Holder.) 
1881.     (No.  36.) 

Wie  schon  der  Titel  andeutet,  beabsichtigt  Verf.  in  obigem  Werke  einen  elementaren 
Leitfaden  der  Pflanzenanatomie  und  Physiologie  vorzugsweise  seinen  eigenen  Zuhörern  dar- 
zubieten, welcher  in  einfacher  Form  den  Anfänger  in  die  Wissenschaft  einführen  soll,  ohne 
ihn  durch  die  Discussion  von  Streitfragen  zu  verwirren.  Auf  eine  kurze,  die  verschiedenen 
botanischen  Theildiscipliuen  kennzeichnende  Einleitung  folgt  zunächst  ein  Abriss  der  Ana- 
tomie, der  in  drei  Hauptabschnitten  das  Wisseuswertheste  über  die  Pflanzenzelle,  die  Gewebe 
und  den  Bau  der  Vegetationsorgane  (Blatt,  Stamm,  Wurzel)  mittlieilt;  die  Anatomie  von 
Holz  und  Rinde  wurde  einem  Anhange  zugewiesen,  in  welchem  auch  „Betrachtungen  über 
die  Arten  der  Gewebe"  angereiht  sind;  hier  finden  die  Anschauungen  Schwendener's  kurze 
Erwähnting.  Der  zweite  Hauptabschnitt  des  Buches  behandelt  in  prägnanter  Kürze  den 
Chemismus  der  lebenden  Pflanze,  die  Stoffbewegung,  das  Wachsthum,  die  Abhängigkeit  der 
Vegetationsprocesse  von  äusseren  Kräften  und  die  Bewegungserscheinungen.  Eine  Reihe  von 
Noten  giebt  wichtige  Litteraturnachweise ;  auch  veranschaulichen  die  ca.  100  Holzschnitte 
mancherlei  anatomisches  Detail. 

35.  F.  Pariatore.    Tafeln  zur  Anatomie  der  Wasserpflanzen.    (No.  21.) 

Die  neun  Tafeln,  zu  welchen  der  Text  einfach  die  Figurenerklärung  giebt,  enthalten 
die  Zeichnungen  von  Längs-  und  Querschnitten  der  Stengel-  und  Blattorgane  einer  grossen 
Anzahl  von  Wasserpflanzen  oder  Sumpfpflanzen,  deren  Namen  hier  folgen:  Älisma  par- 
nassifolium,  A.  Plantag o  (i.  aquatica),  A.  ranunculoides,  Aponogeton  distachyon,  Butomus 
nmbellatus ,  CalUtriche  hamulata,  G.  stagnalis,  CaiiUnia  alagnensis,  C.  fragiUs,  Cerato- 
phyllum  demersum,  Damasonium  stellatum,  Elatine  hexandra,  Elodea  canadensis,  Equi- 
setum  maximum,  E.  spec,  Euryale  ferox,  Gratiola  officinalis,  Heleoeharis  multicaulis, 
Helosciadimn  nodiflorum,  Hippuris  vulgaris,  Hottonia  palustris,  Hydrocliaris  Morsus 
Banae,  Hydrocotyle  natans,  Hypericttm  Elodes,  Isnardia  palustris,  Isoetes  Malinverniana, 
I.  setacea,  Jussieua  grandiflora,  Limnocharis  Humboldtii,  L.  Plumieri,  Marsilia  quadri- 
foliata,  Menyantlies  trifoliata,  Musa  Ensete,  M.  paradisiaca,  Myriopliyllmn  spicatum,  M. 
verticillatuni ,  Najas  major,  Nastiirtium  ampliibium ,  Nelumbium  luteum,  N.  speciosum, 
Nuphar  luteum,  Nympliaea  alba,  N.  caerulea,  N.  Devoniana,  N.  rubra,  N.  stellata,  Ouvi- 
randra  fenestralis,  Pilularia  globulifera,  Pistia  Stratiotes,  Polygontim  ampliibium,  Ponte- 
deria  cordata,  P.  crassipes,  Potamogeton  crispus,  P.  lucens,  P.  natans,  P.  pectinatus, 
Eanunculus  aquatilis,  B.  Flammula,  Bavenala  madagascariensis,  BhyncJwspora  alba, 
Biippia  maritima,  Salvinia  natans,  Sparganium  natans,  Sp.  ramosum,  Stratiotes  aloides, 
Thalia  dealbata,  Trapa  natans,  T.  verbanensis ,  Utricularia  vulgaris,  Vallisneria  spiralis, 
Victoria  regia,  Villarsia  parnassifolia,  Zannichellia  palustris,  Z.  sp.,  Zostera  nana. 

Die  Tafeln  hatte  der  verstorbene  Professor  Pariatore  in  der  Absicht  herstellen 
lassen,  eine  vergleichende  Anatomie  der  Wasserpflanzen  zu  schreiben.  Der  Tod  verhinderte 
die  Ausführung  des  Planes  und  die  Tafeln  sind  von  dem  Istituto  Superiore  in  Florenz, 
unter  der  Leitung  T.  Caruels,  herausgegeben  worden.  0.  Pen  zig  (Padua). 


Allgemeine  Morphologie  der  Phanerogamen.  449 

C.  Allgemeine  Morphologie  der  Plianerogameii, 

Referent:  A.  Peter. 
Verzeichniss  der  Arbeiten. 

1.  Abhandlungen  der  Senckeubergischea  Naturforschenden  Gesellschaft, 

Band  XII,  Frankfurt  a./M.  1881;  enthält: 
Hansen.     Vergleichende  Untersuchungen  über  Adventivbildungen.    (Ref,  No.  13.) 

2.  Acta  horti  Petropolitani,  VII,  2,  1881;  enthält: 

Friedrich.  Ueber  eine  Eigenthümlichkeit  der  Luftwurzeln  von  Acantorrhiza  aculeata 
Wendl.     (Ref.  No.  82.) 

3.  Acta  Universitatis  Lundensis,  tom.  XVI,  1879/80,  Lund  1880/81;  enthält: 

Jöusson.    Om  embrj'osäckens  utvcckling  hos  Angiospermerna.     (Ref.  No.  119.) 

4.  Annales  des  Sciences  naturelles-^  6«  serie,  Botanique  tome  XI,  Paris  1881;  enthält: 

Gerard.    Recherches  sur  le  passage  de  la  racine  ä  la  tige.     (Ref.  No.  7.) 

5.  Annales  du  Jardin  botanique  de  Buitenzorg  II,  1,  Leide  1881;  enthält: 

Treub.    Recherches  sur  les  Cycadees.    (Ref.  No.  111,  113.) 

—  Observations  sur  les  Loranthacees.    (Ref.  No.  114.) 

6.  Annuario  della  R.  TJniversitä  di  Genova,  1881;  enthält: 

Delpino.    II  Materialismo  nella  scienza.    (Ref.  No.  45.) 

7.  Annuario  Scientifico  Italiano  XVII,  1880;  enthält: 

Delpino.    Rivista  botanica  dell'  anno  1880.    (Ref.  No.  47.) 

8.  Archiv  der  Pharmacie,  6.  Reihe,  XVI.  Band,  1881;  enthält: 

Flückiger  und  Meyer.    Ueber  Frucht  und  Samen  von   Strychnos  Ignatii.    (Ref. 

No.  133.) 
A.  Meyer.    Ueber  Smilax  China  L.  und  über  die  Sarsaparillawurzeln.  (Ref.  No.  69.) 

—  Ueber  die  Rhizome  der  officinellen  Zingiberaceen.    (Ref.  No.  08.) 

—  Ueber  Aconitum  Napellus  und  seine  wichtigsten  nächsten   Verwandten.     (Ref. 
No.  6.) 

Schaer,    Ueber  Cortex  Quebracho.    (Ref.  No.  17.) 

9.  Archives  des  Sciences  physiques  et  naturelles,  3^  periode,  tome  V,  Geneve 

1881;  enthält: 
C.  de  Candolle.    Cousiderations  sur  l'etude  de  la  phyllotaxie,    (Ref.  No.  88.) 

10.  Association  fran^aise   pour  l'avancement  des  sciences,  congres  de  Reims 

1880;  enthält: 
Mer.    Des  modifications  de  structure  et  de  forme  qu'eprouvent  les  racines  suivant  les 
milieux  oü  elles  vegetent.    (Ref.  No.  83.) 

—  De  la  Constitution  et  des  fonctions  des  poils  radicaux.    (Ref.  No.  101.) 

11.  Baillon.    Errorum  Decaisnearum  cent.  VI.     (Ref.  No.  31.) 

12.  —  Notions  elementaires  de  Botanique.    (Ref.  No.  30.) 

13.  Bayer.    Blüthenstandtafeln.    (Ref.  No.  74.) 

14.  Biedermauu's  Centralblatt  für  Agriculturchemie,  11.  Jahrg.,  1882;  enthält: 

Lebl.    Interne  Vegetation  der  Kartoffel.    (Ref.  No.  55.) 

15.  The  Botanical  Gazette  VI,  1881;  enthält: 

Arthur.     Various  forms  of  Trichomes  of  Echinocystis  lobata.    (Ref.  No.  102.) 
Bailey.    Rootstocks  of  Convolvulus  sepium.    (Ref,  No.  77.) 
Trelease.    The  foliar  nectar  glands  of  Populus.    (Ref.  No.  94.) 

16.  Botanisches  Centralblatt  V— VIII,  1881;  enthält: 

Lersch.    Verhalten  der  Blattstelluug  zum  goldenen  Schnitt.    (Ref.  No.  87.) 
Holzner.    Verhalten  der  Blattstellung  zum  goldenen  Schnitt.    (Ref.  No.  86.)  • 
Eggers.    Vermehrungsweise  von  Oncidium  Lemonianum  Lindl.  und  Pancratium  cari- 
boeum  L.    (Ref.  No,  14,) 

Botauischer  Jahresbericht  IX  (1881)  1,  Abtb,  29 


450  Anatomie.  Morphologie  der  Phanerogatnen.  —  Allgem.  Morphol.  d.  Phanerogamen. 

V.  Heldreicb.    Beobachtungen  von  Dr.  J.  Schmidt  über  die  Keimung  von  Phoenix 
dactylifera  L.    (Ref.  No.  50.) 

17.  Botanische  Zeitung,  39.  Jahrgang  1881;  enthält: 

Goebel.    Blattentwickelung  von  Iris.    (Ref.  No.  98.) 

Jäger,    lieber  die  Structur  des  Endosperms  von  Coffea  arabica.    (Ref.  No.  122.) 
Kamienski.     Die  Vegetationsorgane  von  Monotropa  Hypopitys  L.    (Ref.  No.  18.) 
Tscher ning.     Die  Keimpflanze  der  Cucurbitaceae.     (Ref.  No.  51.) 

18.  Botanisk  Tidsskrift  XII,  Kjöbenhavn  1881;  enthält: 

Rützou.     Om  Axeknuder.     (Ref.  No.  75.) 

19.  Bulletin  de  la  Society  botanique  de  France  XXVIII,  Paris  1881;  enthält: 

Duchartre.    Note  sur  des  feuilles  ramiferes  de  chou.     (Ref.  No.  15.) 

Fournier.    Frucht  von  Tulipa.    (Ref.  No.  134.) 

Guignard.    Sur  la  polyembryonie  chez  quelques  Mimosees.     (Ref.  No.  116.) 

—  Sur  l'origine  du  sac  embryonaire  et  le  röle  des  antipodes.    (Ref.  No.  118.) 

—  Note  sur  l'embryogenie  du  genre  Lupinus.     (Ref.  No.  117.) 

20.  Bulletin  de  la  Societe  botanique  de  Genöve  1879/80,  Geneve  1881;  enthält: 

Calloni.    Le  corme  de  Ranunculus  bulbosus.     (Ref.  No.  76.) 

21.  Bulletin  de  la  Societe  botanique  et  horticulture  de  Provence,  2^  annee, 

1880;  enthält: 
Heckel.    Multiplication  et  petalodie  starainales  du  Viburnum  Tinus  L.  (Ref.  No.  112.) 

22.  Bulletin  de  la  Societe  royale  de  botanique   de  Belgique,  tome  XX,  1881; 

enthält: 
Gravis.    Les  fascies  souterraines  des  Spirees.    (Ref.  No.  67.) 

23.  Bulletin  mensuel  de  la  Societe  Linnenne  de  Paris  1881;  enthält: 

Baillon.    La  Symmetrie  des  fleurs  doubles  du  Platycodon,    (Ref.  No.  108.) 

—  Le  fruit  des  Osteospermum.     (Ref.  No.  136.) 

—  Sur  l'entrainement  des  petales  dans  le  plan  horizontal.     (Ref.  No.  107.) 

—  La  gamopetalie  et  les  fleurs  doubles,    (Ref.  No.  109.) 

24.  Camerano  e  Lessona.   Primi  elementi  della  Botanica  ad  uso  dei  Ginnasi.   (Ref.  No.  48.) 

25.  C.  de  C  and  olle.     Considerations  sur  l'etude  de  la  phyllotaxie.     (Ref.  No.  89.) 

26.  Comptes  rendus  des  seances  de  l'Academie  des  Sciences,  tome  XGIII,  Paris 

1881;  enthält: 
Trecul.    La  ramification  dans  les  vegetaux  est-elle  partout  et  toujours  acropfete? 
(Ref.  No.  70.) 

27.  Comptes  rendus  des  seances  de  la  Societe  royale  de  Botanique  de  Belgique, 

XIX,  1880;  enthält: 
Gravis.    Note  sur  une  fascie  des  tiges  souterraines  du  Spiraea  salicifolia  L.    (Ref. 
No.  65.) 

28.  Comptes  rendus  des  seances  de  la  Societ4  royale  de  Botanique  de  Belgique, 

1881;  enthält: 
Gravis.    Les  fascies  souterraines  des  Spirees.    (Ref.  No.  66.) 

29.  Compte  rendu  des  travaux  de  la  Societe  helvetique  des  Sciences  naturelles 

ä  Aarau  1881;  enthält: 
Schnetzler.    Sur  la  Vegetation  du  Lathraea  squamaria.    (Ref.  No.  16.) 

30.  Crepin.    Manuel  de  la  Flore  de  Belgique,  4.  edition.     (Ref.  No.  32.) 

31.  Delafosse.    Nociones  elementales  de  historia  natural,  Botanica.    (Ref.  No.  28.) 

32.  Downing.    Fruits  and  Fruit  Trees  of  America.    (Ref.  No.  135.) 

33.  Flora,  64.  Jahrgang,  Regensburg  1881;  enthält: 

Celakovsky.    Neue  Beiträge  zum  Verstäudniss  der  Borragineenwickel.   (Ref.  No.  60.) 
Nörner.    Beitrag  zur  Embryoentwickelung  der  Gramineen.    (Ref.  No.  124.) 
Velenovsky.    Ueber  die  vergrünten  Eichen  von  Alliaria  officinalis  Andrz.    (Ref. 
No.  115.) 

34.  Franke.    Beiträge  zur  Kenntniss  der  Wurzel  Verwachsungen.    (Ref.  No.  80.) 


Verzeichniss  der  Arbeiten.  451 

35.  The  Gardeners'  Chronicle  XV,  1881;  enthält: 

Syme.    Entada  scandens.    (Ref.  No.  62.) 

36.  Gervais.  Cours  elementaire  d'histoire  naturelle  II.  Botanique  et  Geologie.  (Ref.  No.  27. 

37.  He  ekel.   Recherches  de  raorphologie,  teratologie  et  teratogenie  vegetales.    {Ref.  No.  24.) 

38.  Henderson.    Haudbook  of  Plauts.    (Ref.  No.  26.) 

39.  Jahrbuch   des   botanischen   Gartens  und  des   botanischen  Museums  zu 

Berlin  I,  1881;  enthält: 
Äscherson.    Subflorale  Axen  als  Flugapparate.    (Ref.  No.  79.) 
Eich  1er.    lieber  einige  Inflorescenzbulbillen.    (Ref.  No.  11.) 

—  Ueber  Beisprosse  ungleicher  Qualität.    (Ref.  No.  78.) 

—  Zum  Verständniss  der  Weinrebe.    (Ref.  No.  71.) 

—  Ueber  die  Schlaucbblätter  von  Cephalotus  follicularis.    (Ref.  No.  99.) 

40.  Jenaische  Zeitschrift  für  Naturwissenschaften,  Band  XIV,  1880;  enthält: 

Dalmer.  Ueber  die  Leitung  der  Pollenschläuche  bei  den  Angiospermen.  (Ref.  No.  110.) 

41.  Dasselbe,  Band  XV,  Jena  1881/82;  enthält: 

Stahl.    Ueber  sogenannte  Compasspflanzen.    (Ref.  No.  91,  92.) 
Soltwedel.     Freie  Zellbildung  im  Embryosack   der  Angiospermen  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  hierbei  stattfindenen  Vorgänge  der  Kerntheilung.  (Ref.  No.  121.) 

42.  Illustration  horticole,  4«  serie,  tome  XXVIII,  Gand  1881;  enthält: 

G.  D.    Bouturage  des  plantes  par  les  racines,  les  tiges,  les  feuilles  et  meme  les  fruits. 
(Ref.  No.  12.) 

43.  Journal  of  Botany,  new  series,  vol.  X,  1881;  enthält: 

Vines.    The  history  of  the  scorpioid  cyme.    (Ref.  No.  61.) 

Dick  so  n.    On  the  morphology  of  the  Pitcher  of  Cephalotus  follicularis.   (Ref.  No.  100.) 

44.  Journal  of  the  Linnean  Society  of  London,  XIX,  1881/82;  enthält: 

Masters.     Note  on  the  foliation  and  ramification  of  Buddleia  auriculata.    (Ref. 
No.  58,  90.) 

45.  Kous.    Grundzüge  der  Botanik,    (Ref.  No.  43.) 

46.  Kosmos  V,  Stuttgart  1881;  enthält: 

Potonie.    Ueber  das  Verhältniss  der  Morphologie  zur  Physiologie.    (Ref.  No.  1.) 

47.  Kräpelin.   Leitfaden  für  den  botanischen  Unterricht  an  mittleren  und  höheren  Schulen, 

2.  Aufl.    (Ref.  No.  36.) 

48.  Lebl's  Illustrirte  Gartenzeitung  XXV,  Stuttgart  1881 ;  enthält: 

Teich  er  t.    Die  Veredelung  des  Nadelholzes.    (Ref.  No.  53.) 

49.  Lenz.    Das  Pflanzenreich,  5.  Auflage,  von  0.  Burbach.    (Ref.  No,  20.) 

50.  Liebe.    Elemente  der  Morphologie,  3.  Auflage.    (Ref.  No.  4.) 

51.  Lubarsch.    Tafeln  zur  Blüthenkunde.    (Ref.  No.  104.) 

52.  L  ü  b  e  n.  Die  Hauptformen  der  äusseren  Pflanzeuorgane  in  stark  vergrösser ten  Abbildungen. 

(Ref.  No,  41.) 

53.  Luerssen.    Grundzüge  der  Botanik,  3.  Auflage.    (Ref.  No.  23.) 

54.  Martins  et  Eichler.    Flora  Brasiliensis  III,  2,  1881;  enthält: 

Drude.    Palmae.    (Ref.  No,  63,  96,  105.) 

55.  Meddelanden  of  Societas  pro  Fauna  et  Flora  Fennica,  1881;  enthält: 

Lindberg.    Ueber  die  Inflorescenz  der  Gramineen.    (Ref.  No.  59.) 

56.  Mellinck.    Over  de  ontwikkeling  van  den  kiemzak  by  Angiospermen.    (Ref.  No.  120.) 

57.  Mittheilungen    des    Naturwissenschaftlichen  Vereines   für    Steiermark, 

Jahrgang  1880,  Graz  1881;  enthält: 
Haberland t.    Ueber  Schutzeinrichtungen  der  Pflanzen.    (Ref.  No.  8.) 

58.  Moller.    Om  Planternes  Grundformer  och  deres  Forvandling.    (Ref.  No.  40.) 
58a.  Le  Monnier.    Cours  elementaire  de  Botanique.    (Ref.  No.  42.) 

59.  E.  Müller.    Flore  pittoresque.    (Ref.  No.  19.) 

60.  Nederlandsch  kruidkundig  Archief,  2»  serie,  3e  deel,  Nymegen  1881;  enthält: 

Mellinck.    Over  de  endosperm-vorming  by  Adonis  aestivalis  L.    (Ref.  No.  123.) 

29* 


452  Anatomie.  Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Allgem.  Morphol.  d.  Phanerogamen. 

61.  Nova  Acta  der  k.  Leopoldina-Carolina-Deutschen-Akademie  der  Natur- 

forscher, Band  XLIII,  Halle  1881;  enthält: 

Bach  mann.  Darstellung  der  Eotwickelungsgeschichte  und  des  Baues  der  Samen- 
schalen der  Scrophularineen.     (Ref.  No.  132.) 

Beyse.  Untersuchungen  über  den  anatomischen  Bau  und  das  mechanische  Princip 
im  Aufbau  einiger  Arten  der  Gattung  Impatiens.     (Ref.  No.  22.) 

62.  Oesterreichische  Botanische  Zeitschrift  XXXI,  Wien  1881;  enthält: 

V.  Borbäs.    Pflanzen  mit  ausnahmsweise  quirlständigen  Blättern.     (Ref.  No.  85.) 
Hanauseck.     Ueber  die  Frucht  von  Euchlaena  luxurians  Dur.  et  Aschs.     (Ref. 

No.  131.) 
V.  Höhnel.    Bemerkungen  über  den  Arillus  von  Ravenala.    (Ref.  No.  130.) 

63.  Oudemans.    Eerste  beginseleu  der  Plantenkunde,  3.  druk.    (Ref.  No.  39.) 

64.  Pfitzer.    Grundzüge  einer  vergleichenden  Morphologie  der  Orchideen.    (Ref.  No.  3.) 

65.  The  Pharmaceutical  Journal  1881;  enthält: 

Flückiger  et  Meyer.    Notes  on  the  fruit  of  Strychnos  Ignatia.    (Ref.  No.  128.) 

66.  Pomologische  Monatshefte  von  Lucas,  7.  Jahrgang  1881;  enthält: 

E.  M.  Ueber  die  Stellung  der  fruchtbaren  Triebe  und  der  Trauben  bei  verschiedenen 
Rebsorten.    (Ref.  No.  72.) 

67.  Prantl.    Lehrbuch  der  Botanik  für  mittlere  und  höhere  Lehranstalten,  4.  Auflage. 

(Ref.  No.  38.) 

68.  Pringsheim's  Jahrbücher  für  wissenschaftliche  Botanik  XH,  Berlin  1881; 

enthält: 
Westermaier.    Ueber  die  Wachsthumsintensität  der  Scheitelzelle  und  der  jüngsten 
Segmente.    (Ref.  No.  2.) 

69.  Proceedings  of  the   Royal  Institution  of  Great  Britain,  vol.  IX,  London 

1881/82;  enthält: 
Lubbock.    Fruits  and  Seeds.    (Ref.  No.  126.) 

70.  Processeu-Verbaal  van  de  gewone  Vergaderingen  der  k.  Akademie  van 

Wetenschappen,  Afdeeling  Naturkunde,  1881/82;  enthält: 
Treub.    Ueber  die  Samen  der  Burmanniaceen.    (Ref.  No.  129.) 

71.  La  Provence  agricole,  1881;  enthält: 

Heckel.    Les  oranges  monstrueuses.    (Ref.  No.  127.) 

72.  The  Quarterly  Journal  of  Microscopical  Science,  vol.  XXI,  new  series,  1881; 

enthält : 
Bower.    On  the  further  development  of  Welwitschia  mirabilis.    (Ref.  No.  21.) 

73.  Repertoire  de  Pharmacia  IX,  37.  Jahrgang  1881;  enthält: 

N.  N.    Ueber  eine  oberirdische  Knollen  tragende  Rebe  aus  Brasilien.    (Ref.  No.  73.) 

74.  Reu  SS.     Pflanzenblätter   in   Naturdruck  mit   der   botanischen   Kunstsprache  für   die 

Blattform,  3.  Auflage.    (Ref.  No.  93.) 

75.  Rivista  di  Filosofia  scientifica  I,  1,  Milano  1881;  enthält: 

Delpino,    Fondameuti  di  Biologia  vegetale.    (Ref.  No.  49.) 

76.  Sitzungsberichte   der   k.  Böhmischen  Gesellschaft  der  Wissenschaften, 

Prag  1881;  enthält: 
Celakovsky.    Ueber  eine  Art  extraaxillärer  Sprosse  am  Rhizom  gewisser  Caricea. 
(Ref.  No.  56.) 

—  Ueber  Ceratocephalus  und  Myosurus  als  Beleg  für  die  Prosenthesenlehre.    (Ref. 
No.  106.) 

—  Ueber  eine  eigenthümliche  Art  des  Perennirens  der  Stellaria  holostea  und  anderer 
Alsineen.    (Ref.  No.  57.) 

77.  Sitzungsberichte   des    Botanischen    Vereins    der    Provinz    Brandenburg 

Band  XXIII,  Berlin  1882;  enthält: 
Ascherson.    Asteriscus  pygmaeus.    (Ref.  No.  10.) 
Magnus.    Pfropf  hybride  der  Kartoffel.    (Ref.  No.  54.) 

—  Ueber  Excreacenzen  auf  Blättern.    (Ref.  No.  97.) 


Verzeichniss  der  Arbeiten,  453 

Urban.    Ueber  die  Lage  der  Radicula  in  den  Samen  einiger  Trigonella-  und  Meli- 
lotus-Arten.    (Ref.  No.  125.) 

78.  Sitzungsberichte    der   Naturforscher-Gesellschaft   bei    der    Universität 

Dorpat,  VI,  1881;  enthält: 
Russow.    Ueber  den  anatomischen  Bau  der  Laubsprosse  der  Coriarieeu.    (Ref.  No.  64.) 

79.  Sitzungsberichte  des  Tanäregylet  Közlönye  1880J81 ;  enthält: 

Schuch.    Pflanzen  mit  quirlständigen  Blättern,   deren  Blattstellung  in   der  Regel 
gegenständig  ist.    (Ref.  No.  84.) 

80.  Sörensen.     Planterigets  Naturhistorie,  4.  udg.     (Ref.  No.  37.) 

81.  Lo  Spallanzani,  ser.  2.,  anno  X,  Modena  1881;  enthält: 

Pirotta.    SuU'  indirizzo  e  progresso  degli  studi  botanici  nell'  epoca  attuale.    (Ref. 
No.  46.) 

82.  Tagblatt  der  54.  Versammlung  deutscher  Naturforscher  und  Aerzte  in 

Salzburg  1881;  enthält: 
Hildebrand.    Verbreitungsmittel  und  Fruchtschutz.    (Ref.  No.  9.) 

83.  Termeszettudomänyi  Közlöny,  Budapest  1881;  enthält: 

V.  Borbäs.     Verzweigungen  gewöhnlich  unverzweigter  Pflanzentheile.     (Ref.  No.  5.) 

84.  van  Tieghem.    Traite  de  Botanique.    (Ref.  No.  35.) 

85.  Unonius.    Lärobok  i  Botanik,  delen  II.    (Ref.  No.  33.) 

86.  Verhandlungen    der    Königlich    Böhmischen    Gesellschaft    der    Wissen- 

schaften zu  Prag  1881;  enthält: 
Celakovsky.    Ueber  die  Stellung  des  Kelches  der  Borragineen  zu  seinem  Deckblatt. 
(Ref.  No.  60,  103.) 

87.  Verhandlungen  des  Botanischen  Vereins  der  Provinz  Brandenburg,  22. 

Jahrgang  1880,  Berlin  1881;  enthält  (vgl.  Botan.  Jahresbericht  VIII  [1880],  Ab- 
theilung 1;  Allgemeine  Mort)hologie.  Ref.  No.  30,  31,  42,  48,  68,  69,  71,  100, 
133,  137,  158.) 

Ben  da.    Monstrosität  von  Picea  excelsa. 

Eich  1er.    Blattstellung  von  Liriodendron. 

Koehne.    Auflösung  von  Blattpaaren  bei  Lagerstroemia,  Lythrum  und  Heimia. 

Magnus.    Monströse  Stöcke  von  Berter oa  incana. 
—  Verwachsung  nicht  ganz  junger  Organe. 

Potonie.    Ersatz  erfrorener  Frühlingssprosse. 

Schwende ner.    Wechsel  der  Blattstellungen  an  Keimpflanzen  von  Pinus. 

Treischel.    Vorzeitige  Keimung. 

Westermaier.    Wachsthumsintensität  der  Scheitelzelle  und  der  jüngsten  Segmente. 

Winkler.    Hypocotyle  Sprosse  bei  Linaria  und  Verwachsung  der  Keimblätter. 

88.  Videnskabelige  Selskabs  Skrifter,  6,  Reihe,  II.  Band,  Kopenhagen  1881 ;  enthält: 

Warming.    Familien  Podostemaceae.    (Ref.  No.  44,  52,  81,  95.) 

89.  W ebnen.    Bau,  Leben  und  Nahruugsstoffe  der  Culturpflanzen.    (Ref.  No.  29.) 

90.  Wiener  Landwirthschaftliche  Zeitung,  31.  Jahrgang  1881;  enthält: 

Lebl.    Interne  Vegetation  der  Kartoffel.    (Ref.  No.  55.) 

91.  Youmans.    Anfangsgründe  der  allgemeinen  Botanik,  2.  Auflage.    (Ref.  No.  34.) 

92.  Zettnow.    Pflanzenbeschreibungen  für  den  Schulunterricht.    (Ref.  No.  25.) 

Vgl.  auch  specielle  Morphologie.  (Botan.  Jahresber.  1881,  Abth.  II.  Referate 
No.  39,  42,  53,  143,  146,  147,  152,  188,  313,  334,  392,  404,  417,  440,  449,  486, 
511,  526,  553,  555,  719.) 

I.  Allgemeines. 

1.  H.  Potonie.    üeber  das  Verhältniss  der  Morphologie  zur  Physiologie.    (Kosmos  V, 
Stuttgart  1881,  S.  95—100.) 

Verf.  stellt  sich  die  Frage,  ob  die  Morphologie  von  der  Physiologie  geschieden 
werden  müsse,  oder  ob  die  erstere  als  besondere  Wissenschaft  aufzugeben  sei,  und  findet, 


454  Anatomie.  Morphologie  der  Phanerogameu.  —  Allgem.  Morphol.  d,  Phanerogamen. 

dass  hauptsächlich  4  Erscheinuugsgruppen  der  Morphologie  verbleiben  müssen:  die  rudi- 
mentären und  abortirten  Organe,  der  Functionswechsel  der  Organe,  die  Homologien  und  die 
Entwickelungsgeschichte. 

2.  IH.  Westermaier.  Ueber  die  Wachsthnrnsintensität  der  Scheitelzelle  und  der  jüngsten 
Segmente.  (Separatabdruck  aus  Priugsheim's  Jahrbüchern  für  wissenschaftliche  Botanik 
XII.     Berlin  1881,  8°,  38  Seiten,  1  Tafel.) 

Vgl.  Botan.  Jahresbericht  VIII,  1880,  Abth.  I,  S.  86,  87. 

3.  E.  Pfitzer.  Grandzüge  einer  vergleichenden  Morphologie  der  Orchideen.  Heidelberg 
1881,  Fol. 

Nicht  gesehen. 

4.  Th.  Liebe.  Die  Elemente  der  Morphologie.  Ein  Hilfsbuch  für  den  Unterricht  in  der 
Botanik,  3.  Auflage,  Berlin  1881,  8",  62  Seiten,  zahlreiche  Holzschnitte,  1  Tafel. 

Der  kurze  Leitfaden  zerfällt  neben  einer  Einleitung,  welche  sich  über  den  Begriff 
der  Pflanze,  die  Aufgaben  der  Botanik,  speciell  der  Morphologie  und  über  den  Unterschied 
von  Axen-  und  Anhangsorganen  verbreitet,  in  3  Abschnitte:  1.  Anhangsorgaue,  2.  Axenorgane 
und  3.  Verhältniss  beider  zu  einander.  —  Die  beiden  ersten  Abschnitte  behandeln  Blatt, 
Blüthe,  Wurzel  und  Stengel,  der  letzte  die  Blattstellung,  Einfügung  der  Blüthenblätter, 
die  Verzweigung  und  Blüthenstände;  ein  Schlusskapitel  bildet  die  Lebensdauer  der  Pflanzen. 

Die  Darstellung  ist  klar,  die  Holzschnitte  sind  correct. 

5.  V.  V.  Borbäs.  Verzweigungen  gewöhnlich  unverzweigter  Pflanzentheile.  (Termeszettu- 
domänyi  Közlöny,  Budapest  1881,  No.  141.) 

Bromus  inollis  L.  mit  gegabeltem  Halm,  so  dass  der  eine  Ast  eine  normale  Rispe 
trug,  deren  unterste  Zweige  jedoch  von  grünen,  aber  scheidelosen  und  nicht  mit  Ligula 
versehenen  Blättern  gestützt  werden,  während  der  andere  Ast  einige  Laubblätter  trug  und 
dann  erst  in  eine  Rispe  ausging. 

Arum  maculatuni  wurde  mit  doppelter  Spatha  beobachtet,  die  obere  über  die  untere 
auf  einem  52  mm  langen  Stiel  emporgehoben. 

Linaria  spuria  L.  und  L.  Elatine  kommen  zuweilen  mit  Aesten  vor,  welche  wie 
die  Hauptaxe  verzweigt  sind,  aber  an  Stelle  eines  einfachen  Blüthenstieles  stehen. 

ÄlUum  spJiaerocephalum  L.  var.  descendens  zeigte  eine  z.  Th.  bulbillentragende 
Dolde,  aus  welcher  einzelne  wenigblüthige  Döldchen  mit  gefärbter  Spatha  sich  erhoben. 

Beseda  hitea  L.  fand  Verf.  vergrünt  und  mit  rispigem  Blüthenstände. 

Dräba  nemorosa  L.  wurde  mit  geöffneten  Carpellen  gefunden,  aus  denen  sich  Dolden- 
trauben erhoben.  Hier  waren  Andeutungen  dafür  vorhanden,  dass  die  Frucht  der  Cruciferen 
zuweilen  aus  4  Carpellen  gebildet  wird.  So  fand  sich  auch  bei  Berteroa  incana  var.  compressa 
eine  viercarpellige  Frucht  mit  vierlappiger  Narbe. 

6.  A.  Meyer.  Beiträge  zur  Eenntniss  pharmaceutisch  wichtiger  Gewächse:  III.  Ueber 
Aconitum  Napellus  L.  und  seine  wichtigsten  nächsten  Verwandten.  (Archiv  der 
Pharmacie,  6.  Reihe,  16.  Band  (219),  1881,  S.  171-187,  241-276.) 

Der  Aufsatz  enthält  eine  Zusammenstellung  der  Merkmale  von  Aconitum  Lycoctonum 
L.,  A.  Anthora  L. ,  A.  Napellus  L. ,  A.  paniculatum  Lam.,  A.  variegatum  L.,  A.  Stoer- 
heanum  Rchb.,  A.  ferox  Wallich,  A.  uncinatum  L.,  A.  Fisclieri  Reich,  und  A.  heteropliyllum 
Wallich.,  zum  Theil  durch  Holzschnitte  erläutert.  Auf  die  pharmakognistische  und  anatomische 
Seite  desselben  wird  an  anderer  Stelle  des  Jahresberichtes  eingegangen.  —  Ueber  Aconitum 
Napellus  theilt  Verf.  biologische  und  morphologische  Einzelheiten  mit,  welche  sich  auf  Keimung 
und  Keimling,  Verhalten  der  jungen  Pflanze  in  den  ersten  Lebensjahren  und  auf  die  Knollen- 
bildung beziehen.  Letztere  erfolgt  durch  Verdickung  der  Knospenaxe  und  der  Adveutivwurzel 
von  1—2  Knospen,  welche  in  der  Achsel  der  überwinterten  alternirenden  äussersten  Scheiden- 
oder Laubblätter  der  Terminalknospe  gebildet  werden.  Auf  die  Knollen  anderer  Arten 
geht  Verf.  nur  kurz  ein. 

7.  R.  Gerard.  Recherches  sur  le  passage  de  la  racine  ä  la  tige.  (Annales  des  Sciences 
naturelles,  6.  serie,  Botanique  tome  XI,  Paris  1881,  p.  279—430,  tab.  15—19.) 

Ausschliesslich  anatomischen  Inhaltes,  daher  bei  dem  betreffenden  Referat  zu  suchen. 


Allgemeines.  455 

8.  G.  Haberlandt.  üeber  Schutzeinrichtungen  der  Pflanzen.  (Mittheilungen  des  Natur- 
wissenschaftlichen Vereins  für  Steiermark,  Jahrgang  1880,  Graz  1881,  Sitzungsberichte 
S.  XLV-XLVIII.) 

Kurze  Besprechung  der  den  Pflanzen  zu  Gebote  stehenden  Schutzvorrichtungen  gegen 
zu  hohe  Wärme-  und  Kältegrade,  gegen  die  Angriffe  der  Thierwelt,  gegen  zu  starkes  Licht, 
Austrocknung  und  mechanische  Verletzungen. 

9.  Hildebrand.  Verbreitungsmittel  und  Fruchtschutz.  (Tageblatt  der  54.  Versammlung 
deutscher  Naturforscher  und  Aerzte  in  Salzburg  1881,  S.  74—75.) 

Die  Blüthenstände  von  Aponogeton  distachyiim  gehen  nach  der  Befruchtung  unter 
Wasser,  wo  die  Früchte  reifen.  Dann  spaltet  sich  jede  von  unten  her  in  mehrere  Zipfel, 
die  Samen  werden  frei  und  treten  vermöge  eines  sie  umgebenden  subepidermalen  lufthaltigen 
Parenchyms  an  die  Oberfläche  des  Wassers,  wo  sie  weiter  getrieben  werden.  Später  löst 
sich  die  Haut  ab  und  der  zu  Boden  sinkende  Embryo  keimt  sofort. 

Bei  Centaurea  macrocephala  falleu  nach  dem  Blühen  die  Blumenkroneu  nicht  ab, 
sondern  sie  bilden  über  den  Früchten  ein  regensicheres  Dach.  Dieses  ist  nothwendig,  weil 
das  Receptaculum  coucav  ist  und  bei  nassem  Wetter  sich  Wasser  darin  ansammeln  könnte. 
Bei  der  Reife  wird  das  Dach  emporgehoben  und  abgeworfen,  so  dass  die  Früchte  frei  liegen 
und  verweht  werden  können. 

10.  P.  Ascherson    (Sitzungsberichte   des  Botanischen  Vereines  der  Provinz  Brandenburg, 
Jahrgang  1881,  Band  XXIII,  Berlin  1882,  S.  44-46.) 

besprach  Asteriscus pygmaeus  Coss.  et  Dur.,  welches  seine  hygroskopische  Eigenschaft, 
beim  Nasswerden  die  trocken  festgeschlosseuen  Blätter  der  Blüthenhülle  innerhalb  10  Minuten 
zu  öffnen,  in  gleiche  Reihe  mit  Anastatica  hierochimtica  stellt.  Beide  verhalten  sich  umgekehrt 
wie  Carlina  acaulis,  dessen  Kopf  bei  Befeuchtung  sich  schliesst;  erstere  halten  ihre  Früchte 
während  trockener  Zeit  fest,  um  sie  bei  nassem  Wetter  zu  entlassen.  Carlina  schützt  sich 
mittelst  des  Schliessens  vor  dem  Verderben  des  Pollens  durch  Regen. 

11.  A.  W.  Eichler.    üeber  einige  Inflorescenzbulbillen.   (Jahrbuch  des  k.  botanischen  Gartens 
und  des  botanischen  Museums  zu  Berlin  I,  1881,  S.  171—177,  tab.  4.) 

Verf.  unterscheidet  3  Categorien  solcher  Bulbillen  und  bespricht  dieselben  einzeln. 

1.  Die  Bulbillen  bestehen  ihrer  Hauptmasse  nach  aus  Niederblätteru. 
—  Dazu  gehören  die  an  Stelle  von  Blütheu  auftretenden  Zwiebelchen  der  Inflorescenz  bei 
Allium  vineale,  earinatum,  oleraceum  etc.,  die  ebenso  oder  als  Beiknospen  der  Blüthen 
vorhandenen  bei  Gagea  Liottardi,  G.  arvensis,  Liliiim  bidbiferum,  Dcntaria  hnlbifera, 
Arten  von  Saxifraga  und  Begonia,  etc.  —  Bei  Fourcroya  undulata  wird  die  Blüthenbilduug 
durch  die  Bulbillen  vollständig  unterdrückt,  bei  F.  Boezlü  bleiben  beide  neben  einander 
bestehen.  Hier  bilden  die  Pedicelli  an  den  Rispenzweigen  2— 3  gliederige  sitzende  Schraubein, 
deren  erste  Auszweigungen  steril  oder  fertil  sind,  während  die  Spitze  zur  Bulbille  sich 
umbildet.  Bei  F.  undulata  kommen  in  den  Achseln  der  äussersten  Bulbillenschuppen  noch 
secundäre  Bulbillen  vor.  Es  ist  dies  der  einzige  bisher  bekannte  Fall,  dass  in  cymöser 
Inflorescenz  nach  Blüthenbildung  an  den  ersten  Auszweigungen  dieselbe  mit  einer  vegetativen 
Bildung  endigt.  —  Fourcroya  gigantea  verhält  sich  anders ;  hier  sitzen  die  Bulbillen  in  den 
Achseln  der  Deckblätter  des  unteren  Theiles  der  Inflorescenzäste,  während  im  oberen  Theil 
derselben  Einzelblüthen  in  den  Achseln  der  Bracteen  gebildet  werden.  Bei  Allium  sowohl 
wie  bei  J^ourcroya  gigantea,  und  besonders  bei  Agave  vivipara,  sobolifera  etc.  wachsen  die 
Bulbillen  oft  schon  in  der  Rispe  zu  kleinen  Pflanzen  aus. 

2.  Die  Bulbillen  bestehen  ihrer  Hauptsache  nach  aus  einem  Stengel, 
sind  also  Knöllchen.  Dazu  gehört  Polygonum  viviparum,  bei  welchem  sich  derartige  Bulbillen 
im  unteren  Theil  der  Aehre  finden.  Dieselben  bestehen  aus  einem  Stengeltheil,  an  dessen 
Spitze  eine  Blattknospe  steht.  Das  unterste  Blatt  der  letzteren  ist  eine  spreitenlose  ochrea, 
die  folgenden  sind  vollkommene  Blätter.  Aehnlich  sollen  sich  auch  P.  bulbiferum  Royle, 
Dioscorea  Batatas  Decne.,  D.  bulbifera  L.  und  B.  triphylla  L.  verhalten. 

3.  Die  Bulbillen  bestehen  der  Hauptmassenach  aus  einer  Wurzel.  —  Nur 
bekannt  bei  Globba,  wo  am  unteren  Theil  des  Blüthenstandes  in  den  Achseln  der  Bracteen 
sich  Knöllchen  entwickeln,  die  im  Botanical  Magazine  tab.  6298  als  unvollkommene  Ovarien 


456  Anatomie.  Morphologie  der  Phanerogamen.  —  AUgem.  Morphol.  d.  Phanerogamen. 

ohne  Perianth  bezeichnet  worden  sind.  Sie  entstehen  als  Laubkuospe,  welche  eine  Wurzel 
bildet,  die  so  mächtig  wird,  dass  die  im  Wachsthum  stehenbleibende  Knospe  zur  Seite 
gedrängt  erscheint.  Zuerst  ist  eine  Wurzelhaube  vorhanden,  dann  bildet  sich  eine  schwammig- 
korkige  Rinde,  welche  in  zahlreichen  Protuberanzen  hervortritt. 

Ferner  gelangen  einige  Fälle  zur  Besprechung,  in  welchen  die  Bulbille  schon  in 
der  Inflorescenz  der  Pflanze  auswächst.  Am  bekanntesten  sind  Poa  hulbosa  und  P.  älpina, 
bei  denen  entweder  Darchwachsung  der  Aehrchen,  oder  seitliche  Sprossung  an  den  letzteren 
stattfindet.  Auch  bei  Juncus  snpinns  kommt  ähnliche  Durchwachsung  vor,  bei  /.  pelo- 
earpus  dagegen  Bulbillen.  Andere  hiehergehörige  Pflanzen  sind  Scirpus  radicans,  Isolepis 
prolifera,  I.  inclinata  Del.,  Alisma  natans,  Marica  longifolia,  Paepalanthns  sect.  Stephano- 
phyllum,  Chlorophytum  Sternher gianum,  die  Ananas  etc.  Entweder  bilden  sich  die  Sprosse 
an  Stelle  von  Einzelblüthen  (Alisma,  Chlorophytum.,  Paepalantlms)  oder  es  verlauben  oder 
durchwachsen  ganze  Aehrchen  (Cyperaceen)  oder  die  ganze  Inflorescenz  (Scirpus  radicans). 
Heleocharis  vivipara  hat  secundäre  Köpfchen  an  Stelle  von  Blüthen.  Bei  Cyperus  alterni- 
folius  L.  werden  in  den  Achseln  der  zusammengeschobenen  Blätter  spitze,  weisse  Knospen 
gebildet,  die  rechts  und  links  von  je  einem  Knötchen  (abortiven  Beiknospen)  begleitet  sind. 
Die  Hauptknospe  besteht  aus  dem  schwammigen,  geschlossenen  Vorblatt  einer  im  Innern 
verborgenen,  aus  Inflorescenz  und  Laubspross  bestehenden  Knospe. 

12.  6.  D.  Bouturage  des  plantes  par  les  racines,  les  tiges,  les  fenilles  et  meme  les  fraits. 
(Illustration  horticole,  4e  serie,  tome  XXVIII,  Gand  1881,  p,  40—42.) 

Bespricht  die  Bildung  von  Knospen  auf  den  verschiedenen  Pflauzentheilen  und  die 
Möglichkeit  der  Vermehrung  durch  Stecklingte.     Es  können  dazu  verwendet  werden 

Wurzelstücke:  Aralia  papyrifera.,  Bocconia  friitescens,  Wigandia  caracasana, 
Isotypus  rosaeflorus,  Gunnera  manicata,  Acanthus  mollis,  Ailanthus  glandulosa. 

Rhizomstücke:  Rosen,  Syringa,  Bambus,  Alocasia,  üolocasia,  Xanthosoma, 
Maranta,  Dichorizandra, 

Tur Ionen:  Dracaena,  Cordyline,  Yucca. 

Stammstücke:  Dracaena,  Astrapaea,  Cycas,  Poi7isettia, Dieffenbachia,  Saccharum, 
Spathodea,  Maclura;  —  durch  blattlose  Zweige  die  Gehölze  mit  abfallendem  Laub. 

Augen:  Solanum  tuberosum,  Arracacha  esculenta,  Caladium,  Dioscorea,  Vitis, 
Ficus  elastica. 

Schuppen  von  Zwiebeln  oder  Rhizomen:  Gesncria,  Lilium,  Tydaea. 

Knospen  auf  Blättern:  Asplenium  bulbiferum,  Chrysodium  bidbiferum. 

Bulbillen  der  Blüthenstengel:  Agave,  Fourcroya. 

Blattartige  Zweige:  Xylophylla,  Phyllanthus. 

Blätter:  Franciscea  Lindeni,  Ardisia  hymenandra,  Bredia  Jiirsuta,  Croton 
pictum,  Biophytum  sensitivum,  Gcphaelis  Ipecacuanha,  Gymnostacjiyum ,  Eranthemum, 
Fittonia,  Tacca.  (Manche  Blätter  bleiben  mehrere  Jahre  am  Leben,  ohne  jedoch  Knospen 
zu  erzeugen:  Ficus  elastica,  Fucalyptus  gigantca,  Hip>püphyllanthus  Lindeni'). 

Blattstücke:  Gloxinia,  Begonia,  Gesncria,  Phylligathis. 

Blättcheu:  Carolinea  insignis,  Spathodea  laevis,  Guarea  Liboniana,  Cicca  disticha, 

Früchte:  üpuntia  coccinellifera  bildete  am  Grunde  einer  Frucht  ohne  Substrat 
mehrere  Sprosse  mit  je  mehreren  Gliedern  und  von  0,5  m  Höhe. 

13.  A.  Hansen.  Vergleichende  Untersachungen  über  Adventivbildangen  bei  den«Pflanzen. 
(Abhandl.  der  Senckenbergischen  Naturforschenden  Gesellschaft,  B.  XII,  Frankfurt  a./M. 
1881,  40,  49  Seiten,  9  Tafeln.) 

■  ,  Einer  historischen  Uebersicht  der  bisherigen  Angaben  über  adventive  Bildungen  folgt 
die  Darstellung  der  Untersuchungen  des  Verf.  an  Adveutivbildungen  bei  Cardamine  pratensis, 
Nasturtium  officinale,  N.  silvestre  und  Atherurus  ternatus,  sowie  der  schlafenden  Augen 
von  Gleditschia  sinensis  und  der  Adveutivbildungen  an  Stecklingen  von  Achimenes  grandis 
und  Begonia  Hex,  —  Zunächst  bespricht  Verf.  die  natürlichen  Adventivbildungen  (der  erst- 
genannten Gruppe),  indem  er  dabei  den  Ort  der  Sprosse  und  Wurzeln,  die  Entwickelung 
der  Sprosse,  Wurzeln  und  Nebenwurzeln  auseinander  hält,  und  gelangt  dabei  zu  folgenden 
Resultaten,  die  wir  auszugsweise  mittheilen  wollen. 


Allgemeines.  457 

Die  Adventivbildungen  der  Cardamine  pratensis,  sowie  der  NasüirUum- A.rten  zählen 
zu  denjenigeu,  welche  regelmässig  unter  den  natürlich  gegebenen  Bedingungen  an  der  Pflanze 
auftreten;  sie  sind  für  dieselben  ein  typisches  Merkmal.  In  ihrem  Bau  weichen  Sprosse 
und  Wurzeln  nicht  von  dem  der  übrigen  bekannten  Formen,  welche  als  normale  bezeichnet 
werden,  ab.  Eine  Abweichung  findet  nur  statt  in  Bezug  auf  den  Ort  und  theilweise  auf 
die  Art  und  Weise  ihrer  Entstehung.  In  ihrer  weiteren  Lebenszeit  verhalten  sich  die 
Wurzeln  ganz  normal,  die  Sprosse  gleichen  den  aus  dem  Embryo  entstandenen.  Bei  Car- 
daminc  zeigen  die  adventiven  Sprosse  aucli  immer  die  einfachere  Blattform,  welche  die  ersten 
Blätter  der  aus  Samen  erzogenen  besitzen;  auch  die  normalen  Achselsprosse  beginnen  mit 
dieser  einfachen  Blattform. 

Es  folgt  die  Besprechung  der  schlafenden  Augen  von  Symplioricarpiis  racemosa  und 
Gleditschia  triacantha,  und  der  Adventivbildungen  an  Stecklingen  von  Begonia  Bex,  Äclii- 
inenes  grandis  und  Peperomia  magnoUaefolia,  worauf  Verf.  seine  Resultate  zusammenstellt, 
■  denen  Folgendes  zu  entnehmen  ist.  Wenn  die  als  normale  Bildungen  anzusehenden  schlafenden 
Augen  der  Holzpflanzen  von  den  Adventivbildungen  getrennt  werden,  so  scheiden  sich  die 
letzteren  in  zwei  Gruppen.  Die  einen  sind  die  in  der  Natur  regelmässig  auftretenden,  die 
anderen  werden  erst  durch  künstliche  Bedingungen  hervorgerufen.  Zur  zweiten  Gruppe 
gehören  die  Sprosse  und  Wurzeln  an  Stecklingen.  Morphologisch  und  anatomisch  sind  die 
Adventivbildungen  den  normalen  gleichwerthig.  Aufbau,  Wachsthum  und  Zelltheilungen 
sind  hier  und  dort  die  nämlichen.  Auch  die  exogene  Entstehung  der  Sprosse  und  die  endogene 
der  Wurzeln  theilen  die  adventiven  mit  den  normalen.  Ein  durchgreifender  Unterschied 
tritt  nur  in  Bezug  auf  Art  und  Weise  und  den  Ort  der  Entwickelung  hervor.  Die  normalen 
Bildungen  entstehen  an  einem  bestimmten  Ort,  die  adventiven  können  bald  auf  dem  Blatt, 
am  Internodium  oder  an  der  Wurzel  auftreten.  Bei  den  natürlich  entstandenen  Adventiv- 
bildungen ist  der  Ort  für  die  betrefi"ende  Species  zwar  auch  ein  constanter,  aber  dieser 
Ort  ist  immer  ein  anderer,  als  der  des  gleichnamigen  normalen  Gliedes.  Die  adventive 
Wurzel  entspringt  aus  einer  Blattachsel,  aus  einem  Blatt  oder  aus  dem  Internodium.  Bei 
der  künstlich  erzeugten  Adventivbildung  ist  der  Ort  der  Bildung  nicht  constant.  Er  ist 
abhängig  von  den  äusseren  Bedingungen  und  kann  durch  Regulirung  derselben  annähernd 
willkürlich  bestimmt  werden.  Die  normale  Bildung  geht  stets  aus  einem  Meristem  hervor, 
die  adventive  aber  nicht  direct  aus  einem  solchen,  sondern  aus  Dauergewebe  jeglicher  Form, 
oder  aus  einem  neu  gebildeten  Callusgewebe ,  welches  seinerseits  erst  ein  Meristem  und  aus 
diesem  die  Adventivbildung  erzeugt. 

Den  Schluss  bilden  allgemeine  Bemerkungen  über  den  Callus  an  Stecklingen.  Als 
Callus  bezeichnet  Verf.  die  Gesammtheit  secuudären  Gewebes,  welches  nach  der  Verletzung 
eines  Pflanzeutheiles  aus  dem  vorhandenen  Gewebecomplex  hervorgeht.  Die  Callusbildung 
umfasst  alle  Veränderungen,  welche  nach  Anlegung  der  Schnittfläche  durch  Wachsthums- 
erscheinungen  an  diesem  Ort  hervorgerufen  werden.  Zum  Aufbau  des  Callus  könneu  alle 
Elemente  der  vorhandenen  Gewebeformen  mitwirken,  welche  noch  fortbildungsfähig  sind. 
Derselbe  ist  kein  rein  pathologisches  Gewebe,  auch  kein  Schutzgewebe,  sondern  ein  fort- 
bildungsfähiges Gewebe  eigener  Art,  aus  welchem  sich  organbildende  Meristeme,  die  zum 
normalen  Typus  zurückleiten,  differenziren  können. 

14.  Eggers.    Vermehrangsweise  von  Oncidiam  Lemonianum  Lindl.  und  Fancratium  cari- 
boeum  L     (Botanisches  Centralblatt  VIII,  1881,  S.  122-123.) 

Oncidium  Lemonianum,  eine-  kleine  Orchidee  von  St,  Thomas,  blüht  zwar  jedes 
Jahr,  erzeugt  aber  keine  Früchte;  dagegen  werden  in  der  Achsel  von  2—3  nicht  blüthen- 
stützenden  Bracteen  vegetative  Knospen  entwickelt,  welche  in  kurzer  Zeit  Blätter  und  Luft- 
wurzeln tragen.  Diese  jungen  Pflanzen  befestigen  sich  an  einem  nahen  Ast  und  wachsen 
hier  weiter,  indem  sie  noch  lange  mit  dem  Mutterstock  in  Verbindung  bleiben  und  so  ganze 
Colonien  um  denselben  bilden. 

Fancratium  cariboeum  ist  eine  Araaryllidee,  welche  zwar  Samen  trägt,  aber  gewöhnlich 
die  Ovarien  zu  über  1  Zoll  laugen  glatten  grünen  Brutknospen  ausbildet,  welche  abfallen 
und  unter  Blatt-  und  Wurzelbildung  wie  die  Bulbillen  der  Fourcroya,  zu  jungen  Pflanzen 
auswachsen.    Ausserdem  erzeugt  die  Hauptzwiebel  auch  junge  Zwiebeln  in  gewöhnlicher 


458  Anatomie.  Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Allgem.  Morphol.  d.  Phanerogamen. 

Weise,  so  dass  sich  diese  Pflanze  auf  geschlechtlichem  und  doppeltem  ungeschlechtlichem  Wege 
vermehrt. 

15.   P.  Duchartre.   Note  sar  des  feailles  ramiferes  de  choa.  (Bulletin  de  la  Societe  botanique 
de  Frauce  XXVIII,  Paris  1881,  p.  256-264.) 

Verf.  beschreibt  Blätter  des  Kohls,  an  deren  Mittelrippe  sich  mehrere  bis  125cm 
lange,  zuweilen  wieder  verzweigte  Aeste  erhoben;  die  Blätter  dieser  abnormalen  Zweige 
waren  herablaufend  und  die  herablaufenden  Streifen  eines  und  desselben  Blattes  vielfach 
uutei'einander  verwachsen.  Nach  einer  vergleichend  anatomischen  Betrachtung  der  Blätter 
einiger  Kohlsorten  werden  die  bisher  beobachteten  Fälle  von  Blattorganen  aufgezählt,  welche 
Aeste  trugen,  die  an  Ort  und  Stelle  sich  weiter  entwickelten,  ohne  sich  von  dem  Mutterorgane 
zu  trennen  und  eine  selbständige  Ausbildung  zu  nehmen.  Es  giebt  deren  nur  wenige: 
Chelidonimn  tnajus  var.  laciniatum  (BernhardiJ,  Levisticum  officinale  (A.  Braun),  Episcia 
hicolor  (The  Gardener's  Chrouicle  185B  und  Masters  Vegetable  Teratology  p.  171,  fig.  82), 
Solanum  Lysopersicum  (Duchartre)  und  der  vorliegende  Fall  bei  Brassica  oleracea.  Nach 
des  Verf.  Ansicht  ist  das  Princip  der  Morphologie,  nach  welchem  Axen  niemals  aus  Anhangs- 
organen hervorgehen  können,  zu  modificiren.  Auf  Grund  der  erwähnten  Vorkommnisse  und 
der  Untersuchungen  Casim.  de  Candolle's  (Theorie  de  la  feuille  1868)  und  Hielscher's 
(Streptocarpus  1878)  könne  man  sich  folgendermassen  ausdrücken.  In  einem  Blattorgan 
finden  sich  zwei  Partien  vereinigt:  eine  axile,  welche  sich  aus  den  Gefässbündeln  zusammensetzt, 
die  aus  denen  der  Axe  kommen  und  deren  Eigenthümlichkeiten  bewahren,  —  und  eine 
appendiculäre,  welche  von  dem  zwischen  den  Gefässbündeln  gelegenen  Parenchym  gebildet 
wird.  Die  axile  Partie  verhält  sich  so,  als  wenn  sie  für  sich  allein  bestände,  und  kann 
Aeste  producireu;  dadurch  werden  die  zweigtragenden  Blätter  erklärt.  Anderseits  aber 
giebt  es  Fälle,  in  welchen  Knospen  aus  rein  parenchymatischem  Gewebe  entspringen,  wie 
dies  u.  a.  von  Carriere  mittelst  Stücken  von  Kartoffelkuollen  experimentell  nachgewiesen 
wurde,  die  keine  Gefässe  enthielten  und  dennoch  Schössliuge  trieben.  Demnach  ist  anzunehmen, 
dass  der  Entstehungsort  einer  jeden  Axe  eine  kleine  Gruppe  von  Zellen  oder  selbst  eine 
einzige  Zelle  sei,  welche  mit  einer  den  Nachbarzellen  überlegenen  Lebens-  und  Vermehrungs- 
energie ausgestattet  ist  und  einen  Entwickelungsherd  darstellt,  welcher  durch  Modification 
seiner  anatomischen  Elemente  schliesslich  Axenorgane  selbst  an  Orten  bildet,  die  für  die 
Erzeugung  solcher  Gebilde  nicht  bestimmt  zu  sein  scheinen.  Dieser  erste  Ausgangspunkt 
von  Neubildungen  ist  ein  innerer  für  axile  Bildungen,  ein  oberflächlicher  für  Blattorgane. 

16.  Schnetzler.  Sur  la  Vegetation  du  Lathraea  squamaria.  (Archives  des  sciences  physiques 
et  naturelles :  Conipte  reudu  de  travaux  de  la  Societe  helvetique  des  Sciences  naturelles 
ä  Aarau  1881,  Geneve  1881,  p.  80.) 

Lathraea  squamaria  kann  auf  Grund  ihres  Chlorophyllgehaltes  von  einer  Nähr- 
pflanze unabhängig  vegetiren,  in  anderen  Fällen  aber  wahrer  Parasit  sein. 

17.  E.  Schaer.  Ueber  Cortex  Oluebracho.  (Archiv  der  Pharmacie,  3.  Reihe,  15.  Band  (218), 
1881,  p.  81-99.) 

Ausführliches  Referat  über  Hansen's  Arbeit  (s.  Jahresber.  1880,  Abth.  I,  S.  99.) 

18.  Fr.  Kamienski.  Die  Vegetationsorgane  von  Monotropa  Hypopitys  L.  Vorläufige  Mit- 
theilung.   (Botanische  Zeitung  39.  Jahrgang  1881,  S.  457—461.) 

Monotropa  Hypopitys  hat  stark  verzweigte,  nach  allen  Richtungen  bis  V2  ^  Tiefe 
sich  verbreitende  V^urzeln.  Die  Spitze  derselben  ist  mit  einer  wenig  entwickelten  Wurzel- 
haube bedeckt.  Periblem  und  Plerom  haben  gemeinsame  Initialen,  zwischen  beiden  existirt 
eine  scharfe  Grenze.  Oberhaut  und  Rinde  bestehen  aus  dünnwandigen  Zellen,  die  Schutz- 
scheide ist  schwach  ausgebildet.  Der  Gefässbündelcylinder  ist  gewöhnlich  triarchisch,  der 
Holztheil  enthält  Tracheiden,  die  einen  Uebergang  vom  Ring-  zum  Schraubentypus  darstellen, 
aber  keine  Gefässe,  Auch  sind  nur  wenige  und  ebenfalls  geschlossene  Siebröhren  vorhanden. 
Die  reiche  Verzweigung  der  Wurzel  erfolgt  durch  Bildung  von  Nebenwurzeln  aus  dem 
Pericambium,  welche  die  äusseren  Gewebe  durchbohren.  Ausserdem  werden  Adventivknospen 
vom  Pericambium  aus  gebildet,  meist  neben  den  älteren  Nebeuwurzeln ;  dieselben  erzeugen 
früh  einige  erste  Blätter,  die  erst  nach  dem  Hervorbrechen  der  Knospe  aus  dem  Mutterstock 
auswachsen.    Sie  wachsen  sehr  langsam  und  gelangen  erst  im  folgenden  Jahr  zur  Blüthe. 


AUgemeiues.  459 

Der  Stengel  hat  einen  ähnlichen  Bau  wie  Primula  sinensis,  eine  Abgrenzung  von 
Periblem  und  Plerom  existirt  nicht.  Die  Gefässbündcl  bilden  fast  einen  geschlossenen 
Ring.  Im  Ilolztheil  derselben  finden  sich  RiLgtracheiden  mit  Uebergäugcn  zu  Spiralformen 
und  dünnwandige  Holzzellen.  Auch  hier  sind  die  Siebplatten  nicht  durchbrochen.  Die 
Blattspurbündel  (gewöhnlich  3)  treten  in  den  Stengel  ein,  vereinigen  sich  zu  zwei  und 
endlich  zu  einem  Bündel,  verlaufen  nach  unten  eine  nicht  bestimmte  Zahl  von  luternodien 
und  gabeln  sich  in  zwei  SchenKSl,  zwischen  denen  eine  der  unteren  Blattspuren  durchgeht, 
oder  die  sich  an  das  rechts  und  links  daneben  verlaufende  Bündel  anlegen.  Die  Epidermis 
besitzt  keine  Spaltöffnungen. 

Die  Pflanze  ist  kein  Parasit,  sondern  Saprophyt.  Sie  hat  keine  Haustorieu,  entgegen 
der  Angabe  Drude's.  Was  Letzterer  als  Verbindung  mit  Wurzeln  von  Picea  excelsa  nahm, 
sind  durch  einen  Parasiten  veranlasste  Missbildungen,  welche  den  Mo)Wt)-opa -Wurzeln 
äusserlich  ähnlich  sehen.  Alle  Monotropa -^Yurze\a  werden  von  einem  Pilzgeflecht  dicht 
und  dick  überzogen,  welches  in  gleichem  Schritt  mit  der  Wurzel  wächst  und  nur  einige 
wenige  zerstörte  Zellen  der  Wurzelhaube  freilässt.  Dieser  Pilz  wuchert  nur  auf  der  Ober- 
fläche der  Wurzel,  ohne  in  das  Innere  derselben  einzudringen.  Der  Pilz  vermittelt  die 
Nahrungsaufnahme  aus  dem  Boden  für  die  Monotropa;  wie  aber  dies  geschieht,  kann  Verf. 
nicht  angeben. 

19.  E.  Müller.     Flore  pittoresque.     Croquis   d'apres  nature.     Liege  1881,  fol.  avec  24 
planches. 

Nicht  gesehen. 

20.  H.  0.  Lenz.    Das  Pflanzenreich.    5.  Auflage,  bearbeitet  von  0.  Burbach,    Des  4.  Bandes 
2.  Abtheilung  der  „Gemeinnützigen  Naturgeschichte  von  H.  0.  Lenz".    Gotha  1881.  8°. 

Gegenüber  den  früheren  Auflagen  ist  insofern  eine  Umgestaltung  des  Inhaltes  ein- 
getreten, als  innerhalb  der  Linne'schen  Klassen  und  Ordnungen  des  systematischen  Theiles 
die  Gattungen  möglichst  ihrer  familienweisen  Zusammengehörigkeit  nach  aufgezählt  werden. 
Die  Diagnosen  wurden  mit  Hilfe  neuerer  Lehrbücher  vervollständigt.  —  Vorausgeschickt  ist 
eine  organographische  Einleitung  von  ca.  60  Seiten,  welcher  sich  auch  kurze  Besprechungen 
der  wichtigsten  morphologischen,  physiologischen  und  systematischen  Verhältnisse  anschliessen. 
Auf  den  beigefügten  Tafeln  5—8  werden  Fruchtformen  und  anatomische  Einzelheiten  von 
Phanerogamen  und  Pilze  abgebildet. 

21.  F.  0.  Bower.    On  the  further  development  of  Welwitschia  mirabilis.   (The  Quarterly 
Journal  of  Microscopical  Science  vol.  XXI,  new  series,  1881,  p.  571—596,  tab.  32,  33.) 

Die  Cotyledonen  vertrocknen  und  fallen  ab,  das  Blattpaar  der  entwickelten  Pflanze 
ist  das  erste  der  Plumula.  Die  Krone  der  Pflanze  leitet  sich  ganz  und  gar  von  der  fort- 
gesetzten Entfaltung  zweier  I^appen  (Axillarknospen)  ab,  welche  in  den  Achseln  der  Coty- 
ledonen entspringen.  Die  Spitze  der  Axe  bleibt  rudimentär.  Die  fertilen  Zweige  entwickeln 
sich  adventiv  und  exogen.  Ihr  Gefässbündelsystem  ist  direct  mit  dem  Bündelnetzwerk  ver- 
bunden, welches  sich  unter  der  Oberfläche  der  Blattgrube  verzweigt.  Zwischen  den  succes- 
siven  Kreisen  peripherischer  Bündel  des  Stammes  und  denjenigen  der  fertilen  Zweige  ist 
kein  directer  Zusammenhang,  obschon  beide  wahrscheinlich  den  nämlichen  Ursachen  ihre 
reihenweise  Entwickeluug  verdanken,  nämlich  abwechselnden  Perioden  von  Thätigkeit  und 
Ruhe  der  Pflanze.  —  Der  Hauptsache  nach  ist  die  Arbeit  anatomisch. 

Das  wichtigste  in  morphologischer  Hinsicht  bringt  ein  Postscriptum,  ,in  welchem 
Verf.  die  von  Naudin  an  Sämlingen  der  Webvitschia  mirabilis  erhaltenen  Resultate  mit 
den  seinigen  vergleicht  (siehe  Gardener's  Chronicle  XVI,  1881).  Der  Verf.  fand  bei  allen 
seinen  Pflanzen  constant 

1.  zwei  Cotyledonen, 

2.  zwei   mit   denselben    decussirte   Plumularblätter    von    anscheinend   unbegrenztem 
Wachsthum, 

3.  zwei  Gebilde,  welche  zwischen  diesen  erscheinen  und  als  Achselsprosse  der  CotylC' 
denen  zu  betrachten  sind, 

4.  den  Spitzenkegel  der  ganzen  Pflanze,  welcher  sich  nicht  weiter  entwickelt. 


460  Anatomie.  Moiphologie  der  Phanerogamen.  —  Allgem.  Morphol.  d.  Phanerogamen. 

Dagegen  giebt  Naudin  1.  c.  an: 

1.  zwei  Cotyledonen, 

2.  zwei  kleine  mit  denselben  decussirte  Plumularblätter, 

3.  einen  ungefähr  2  Linien  langen  Stamm,  welcher  trägt 

a)  eine  fast  unmerkliche  Bracteole, 

b)  ein  wirkliches  Ulatt, 

c)  zwei  weitere  Blätter,  welche  zwar  alternirend,  aber  so  nahe  bei  einander  stehen, 
dass  sie  opponirt  erscheinen  und  das  Tigellum  abzuschliessen  scheinen. 

Verf.  schliesst  daraus,  dass  die  Pflanze  sich  bezüglich  der  Entwickelung  ihrer  An- 
haugsorgane  verschieden  verhalten  kann.  Entweder  bildet  sie  zwei  grosse  Laubblätter  und 
die  Axe  bleibt  im  übrigen  rudimentär,  —  oder  sie  erzeugt  zwei  kleine  Laubblättchen,  aber 
die  Axe  wächst  noch  weiter  und  bildet  mehr  seitliche  Glieder.  Für  die  von  Naudin  als 
abgeplattete  Zweige  angesehenen  beiden  Organe  hält  Verf.  die  Blattnatur  aufrecht. 

22.  G.  Beyse.  Untersuchungen  über  den  anatomischen  Bau  und  das  mechanische  Frincip 
im  Aufbau  einiger  Arten  der  Gattung  Impatiens.  (Nova  Acta  der  Kais.  Leop.-Carol.- 
Deutschen  Akademie  der  Naturforscher,  Band  XLIII,  No.  2,  Halle  1881,  S.  181—243, 
tab.  5-8.) 

Eingehende  Beschreibung  des  anatomischen  Baues  von  Impatiens  parviflora  DC, 
J.  Balsamina  L.  und  J.  Nolitangere  L.,  über  welche  an  anderer  Stelle  referirt  wird.  Hervor- 
zuheben ist  die  Darstellung  der  Gefässbündelvertheilung  im  Zusammenhang  mit  der  An- 
ordnung der  seitlichen  Ausgliederungen. 

23.  Chr.  Luerssen.  Grundzüge  der  Botanik.  3.  Auflage.  Leipzig  1881.  gr.  8«.  Mit  228 
Holzschnitten. 

Nicht  gesehen. 

24.  E.  Heckel.  Recherches  de  morphologie,  teratologie  et  teratogenie  vegetales.  Marseille 
1881.    8". 

Nicht  gesehen. 

25.  E.  Zettnow.    Pflanzenbeschreibungen  für  den  Schulunterricht.    Berlin  1881.    8°. 

Nicht  gesehen. 

26.  P.  Henderson.    Handbook  of  Plauts.    New  York  1881.    S».    411  Seiten. 

Nicht  gesehen. 

27.  P.  Gervais.  Cours  elementaire  d'histoire  naturelle  II.  Botanique  et  Geologie.  Paris 
1881.     12».    305  Seiten  mit  P'iguren. 

Angezeigt  in  Botan.  Zeitung  1881,  S.  342. 

28.  G.  Delafosse.  Nociones  elementales  de  historia  natural:  Botanica.  3a  edicion.  Paris 
1881.     18».    315  pp.,  con  154  grabados. 

Nicht  gesehen. 

29.  Wehnen.    Bau,  Leben  und  NahrungsstofFe  der  Culturpflanzen.    Berlin  1881.    8". 

Nicht  gesehen. 

30.  H.  Baillon.  Notions  elementaires  de  Botanique.  Paris  1881.  12".  292  Seiten  mit 
410  Figuren. 

Nicht  gesehen. 

31.  H.  Baillon.  Errorum  Decaisnearum  graviorum  vel  minus  cognitorum  centuria  VI. 
Paris  1881.    8".    Seite  81—96. 

Nicht  gesehen. 

32.  Fr.  Crepin.    Manuel  de  la  Flore  de  Belgique.    4e  edition,    Bruxelles  1882.    12". 

Nicht  gesehen. 

33.  J.  W.  ünonius.  Lärobok  i  Botanik.  Delen  H  med  203  i  texten  intryckta  bilder. 
Helsingfors  1881.    178  Seiten  8». 

Nicht  gesehen ;  nach  Knabe  für  den  Unterricht  an  höheren  Lehranstalten  bestimmt, 
behandelt  die  Systematik  nach  dem  System  von  Fries  unter  Berücksichtigung  der  wichtigsten 
Familien,  ferner  die  Anatomie,  Physiologie  und  die  Fortpflanzung. 

34.  E.  A.  Toumans.    Anfangsgründe  der  allgemeinen  Botanik.    Berlin  1881.    8°.    2  Aufl. 

Nicht  gesehen. 


Allgemeines.  461 

35.  Ph.  Van  Tleghem.    Traite  de  Botanique,  fasc.  1-3.    Paris  1881.    Seite  1-480.    8". 

Nicht  gesehen. 

36.  K.  Eräpelin.  Leitfaden  für  den  botanischen  Unterricht  an  mittleren  und  höheren 
Schalen.    2.  Auflage.    Leipzig  1880.    8". 

In  der  Botan.  Zeitung  1881  angezeigt. 

37.  H.  L.  Sörensen.    Planterigets  Naturhistorie.    4.  Udg.    Christiania  1881.    8".    88  S. 

Nicht  gesehen. 

38.  K.  Prantl.  Lehrbuch  der  Botanik  für  mittlere  und  höhere  Lehranstalten.  4.  Auflage. 
Leipzig  1881.    8". 

Nicht  gesehen. 

39.  J.  A.  Oudemans.  Berste  beginselen  der  Plantenkunde.  3.  druk.  Zaltbommel  1881. 
80.    282  Seiten  mit  424  Holzschnitten. 

Nicht  gesehen. 

40.  S.  Moller.  Om  Planternes  Grundformer  och  deres  Forvandling.  Christiania  1881.  8". 
29  Seiten  mit  Karten. 

Vom  Ref.  nicht  gesehen, 

41.  A.  Lüben.  Die  Hauptformen  der  äusseren  Pflanzenorgane  in  stark  vergrösserteu  Ab- 
bildungen (Wandtafelbildern)  auf  schwarzem  Grunde.  2.  Auflage.  Leipzig  1881.  8". 
15  Tafeln  mit  Text. 

Nicht  gesehen. 

42.  E.  Le  Monnier.    Cours  elementaire  de  Botanique.    Paris  1881,  12",  mit  251  Figuren. 

Nicht  gesehen. 

43.  G.  Koös.  Grundzüge  der  Botanik.  Budapest  1880.  118  Seiten,  mit  Abbildungen,  8". 
(Ungarisch.) 

Nicht  gesehen. 

44.  Eug.  Warming.  Familien  Podostemaceae.  I.  Vegetationsorganerne  hos  Podostemon 
Ceratophyllum  Michx.,  Mniopsis  Weddeliana  Tul.  og  Mniopsis  Glazioviana  Warmg. 
M.  6  Tavler.  (Vidensk.  Selskabs  Skrifter  G'«*  Räkke,  naturvideuskab.  og  mathem.  Afd.  IL  1. 
Kjobenhavn  1881.) 

Verf.  hat  sich  eine  eingehende  und  dem  derzeitigen  Standpunkte  der  Wissenschaft 
entsprechende  Bearbeitung  genannter  Familie  vorgenommen,  da  aber  das  seltene  und  werth- 
volle  Material  langsam  und  unsystematisch  eingeht,  hat  er  es  vorgezogen,  seine  Beobachtungen 
allmählich  zu  publiciren,  je  nachdem  relativ  abgeschlossene  Beobachtungsreihen  vorliegen. 
Ausser  den  drei  in  der  Ueberschrift  genannten  Pflanzen  hat  Verf.  noch  Mniopsis  scaluri' 
ginum  untersucht,  aber  nur  nach  getrockneten  Pflanzen  und  daher  unvollständig.  Der 
anatomische  und  morphologische  Bau  dieser  Pflanzen  ist  in  den  Hauptzügen  ganz  eins,  sie 
werden  daher  unter  einem  behandelt.  Als  durchgreifende  anatomische  Eigenthümlichkeiten 
hebt  Verf.  das  folgende  hervor: 

1.  Spaltöffnungen  fehlen  ganz. 

2.  Die  Oberhautzellen  sind  mehr  oder  weniger  polygonal.    Cuticula  ist  schwach, 
o.  Das  Grundgewebe  besteht  grössteu  Theils  aus  Pareuchymzellen,  die  gewöhnlich 

in  der  Richtung  der  Längenaxe  des  Organs  etwas  langgestreckt  sind,   besonders  je   näher 
sie  den  Gefässbündeln  liegen.    Die  Wände  derselben  sind  am  öftesten  etwas  collenchymatisch. 

4.  Intercellulargänge  fehlen  oder  sind  äusserst  unbedeutend. 

5.  Alle  Zell  wände  sind  aus  reiner  Cellulose,  die  Tracheiden  imXylem  ausgenommen, 
die  schwach  verholzt  sind. 

6.  Stärke  findet  sich  in  Menge  im  Grundgewebe  der  Wurzel  und  des  Stengels, 
weniger  und  kleiner  in  den  Blättern.  Die  Körner  sind  einzeln  oder  zusammengesetzt  ohne 
deutliche  Schichtung.  Sie  fanden  sich  oft  in  einer  erstarrten  Protoplasmamasse  eingelagert, 
in  der  sie,  wenn  herausgefallen,  Löcher  hinterliessen. 

7.  Kieselausscheiduugen  in  den  Zellen  werden  in  allen  Organen  der  Pflanze 
in  Menge  angetrofl'en.  Hierüber  ist  andernorts  berichtet.  Verf.  hat  in  den  kieselführenden 
Zellen  niemals  Chlorophyllkörner  gefunden. 

Alle  die  erwähnten  Arten  haben  einen  über  das  Substrat  kriechenden,  rhizomähn- 


462  Anatomie.  Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Allgem.  Morphol.  d.  Phanerogamen. 

liehen  aber  blattlosen  Körper,  der  sich  als  eine  Wurzel  erwiesen  hat,  und  aus  dem  die 
laubblattti-agenden  und  blühenden  Sprosse  sich  entwickeln.  Die  Wurzeln  sind  vollständig 
plagiotrop  und  ausgeprägt  dorsiventral  mit  einer  flacheren  Bauchseite  und  einer  gewölbten 
Rückeuseite;  sowohl  die  Sprosse  als  die  Wurzelzweige  entspringen  aus  den  Flanken.  Die 
Form  des  Centralcylinders  ist  wie  die  der  ganzen  Wurzel ;  sein  anatomischer  Bau  wird  ein- 
gehend geschildert.  Die  Wurzelspitze  ist  von  einer  Wurzelhaube  gedeckt,  die  eine  schiefe 
Stellung  hat,  indem  sie  an  der  Bauchseite  kürzer  ist.  Eine  Wurzelregeneration  findet  sehr 
oft  statt.  Wurzelzweige  entstehen  endogen,  aber  ohne  bestimmte  Ordnung.  Die  Wurzel  ist 
an  die  Unterlage  befestigt  theils  durch  Wurzelhaare,  theils  durch  einige  eigenthümliche 
vom  Verf.  Ilapteren  genannte  Organe,  die  mit  den  Wurzeln  einige  Aehnlichkeit  haben, 
aber  in  mehreren  Verhältnissen  von  denselben  abweichen,  u.  a.  dadurch,  dass  sie  exogenen 
Ursprungs  sind  und  sich  exogen  verzweigen.  Die  Wurzel  spielt  dieselbe  Rolle  bei  diesen 
Pflanzen,  wie  das  Rhizom  bei  vielen  mehrjährigen  Kräutern;  aus  ihr  entspringen  die  Sprosse. 
Die  Wurzelsprosse  entstehen  gewöhnlich  paarweise  und  immer  endogen;  sie  sind 
stark  dorsiventral.  Die  Blattstellung  ist  Va-  Die  Blattformationen  sind  zwei,  Niederblätter 
und  Laubblätter;  diese  mit  breit  scheidenförmigem,  halb  umfassendem  Basaltheile  und  fieder- 
spaltiger  Lamina,  deren  Abschnitte  acropetal  angelegt  werden.  Die  normale  Verzweigung 
der  Sprosse  geschieht  auf  eine  vom  gewöhnlichen  bei  den  Blüthenpflanzen  sehr  abweichende 
Weise.  Die  Knospen  stehen  nämlich  nicht  in  der  Mediane  der  Blaltachseln,  sondern  an  der 
Basis  des  notoscopen  Randes  der  Blätter  und  ausserhalb  der  Stipula,  von  der  sie  umfasst 
werden,  aber  dafür  wird  eine  äussere  Stipula  gebildet.  Echte  Achselknospen  im  Median- 
plane des  Blattes  und  innerhalb  der  inneren  Stipel  gestellt  sind  nur  in  einem  einzigen  Falle 
bei  Podostemon  Ceratoi^hyllum  beobachtet.  Die  Abhandlung  schliesst  mit  einer  Schilderung 
des  anatomischen  Baues  des  Stengels  und  der  Blätter.    (Siehe  ferner  Ref.  No.  52,  81,  95.) 

0.  G.  Petersen. 

45.  F.  Delpino.    II  Materialismo  nella  scienza.    Discorso  inaugurale  dell'  anno  scolastico 
1880/1881.     (Aunuario  della  R.  Universitä  di  Genova  1881.) 

Nach  Anschauung  des  Verf.  lassen  sich  die  meisten  Phänomene  der  Physiologie  und 
Biologie  in  der  Pflanzenwelt  weit  besser  durch  Annahme  einer  Art  Intelligenz  und  eines 
„freien  Willens"  der  Vegetabilien  erklären,  als  durch  die  modernen  monistisch-materialistischen 
Erkläruugsweisen. 

Verf.  wendet  sich  in  dieser  Eröffnungsrede  mit  Heftigkeit  gegen  diese  von  vielen 
neueren  Forschern  verfolgte  Richtung,  und  sucht  durch  philosophische  und  satyrische  Gründe 
die  Thatsachen  zu  widerlegen,  die  jener  Anschauung  zu  Grunde  liegen.  Auf  die  zahlreichen 
Einzelheiten,  welche  Verf.  für  seine  Anschauung  und  gegen  die  der  modernen  Schule  vor- 
bringt, kann  hier  nicht  eingegangen  werden  —  thatsächlich  wird  nichts  Neues  erbracht, 
wohl  aber  wird  manches  Alte  falsch  gedeutet.  0.  Penzig. 

46.  R.  Pirotta.    Suir  indirizzo  e  progresso  degli  stodi  botanici  nell'  epoca  attaale.   (Lo 
Spallanzani,  Ser.  II,  Anno  X,  1881,  fasc.  2—3.    Modena  1881,  5  p.,  8".) 

Antrittsvorlesung  des  Professor  Pirotta  an  der  Universität  Modena:  Auseinander- 
setzung des  heutigen  Standpunktes  der  botanischen  Wissenschaft  und  der  Richtung  der 
modernen  Schule.  Verf.  geht  namentlich  auf  die  Veränderungen  ein,  welche  die  vergleichende 
Anatomie  und  Morphologie  in  der  letzten  Zeit  erfahren  haben,  und  bespricht  die  Principieu 
des  mechanischen  Aufbaues  der  Pflanzen.  Auch  der  wichtigen  Entdeckungen  auf  dem  Gebiete 
der  Embryologie  und  Befruchtungslehre  wird  gedacht  und  die  daraus  erhellenden  Conse- 
quenzen  gezogen;  schliesslich  wird  die  Biologie  als  ein  selbständiger  Zweig  der  Botanik 
dargestellt  und  die  letzten  überraschenden  Funde  auf  diesem  Gebiet  (Symbiose,  Dichogamie, 
carnivore  Pflanzen)  geschildert.  Alle  Zweige  der  neueren  Botanik  stimmen  darin  überein, 
die  mannigfachen  Lebenserscheinungeu  der  Pflanzen  (wie  überhaupt  aller  Organismen)  auf 
wenige,  mechanisch-physische  Vorgänge  zurückzuführen.  0.  Penzig  (Padua). 

47.  F.  Delpino.    Rivista  botanica  dell'  anno  1880.    (Annuario  Scientifico  Italiano,  XVII, 
1880.    Milano  1881,  100  p.  in  8".) 

Wie  alljährlich,  bespricht  Verf.  auch  für  1880  die  wichtigsten  in  diesem  Jahre 
erschienenen  Arbeiten  auf  dem  Gesammtgebiet  der  Botanik;  Morphologie  und  Biologie  sind 


Allgemeines.  4ß3 

am  eingehendsten  berücksichtigt.  Von  Originalzusätzen  finden  wir  nur  eine  Anzahl  An- 
merkungen, welche  Verf.  zu  den  Angaben  F.  Mueller's  (Weitere  Beobachtungen  über  die 
Befruchtung  der  Blumen  durch  Insecten,  II.  Theil,  1880)  über  entomophile  Pflanzen  macht 
und  welche  manches  Neue  enthalten.  Doch  kann  auf  die  Einzelheiten  hier  nicht  eingegangen 
werden.  0.  Pen  zig. 

48.  L  Camerano  e  M.  Lessona.  Primi  elementi  della  Botanica  ad  uso  dei  Ginnasi.  — 
(Primo  studio  delle  piante,  per  il  terzo  anno  dol  ginnasio.  Milano  1881,  XII  und  18G  p. 
in  8",  mit  150  Holzschnitten.) 

Ein  Leitfaden  zur  Einführung  in  das  Studium  der  Botanik  auf  dem  Gymnasium, 
nach  Vorschrift  des  vom  Kgl.  Italien.  Unterrichtsministerium  herausgegebenen  Programmes. 

Das  Werk  zerfällt  in  62  Capitel,  von  denen  die  ersten  59  die  Organographie  und 
Beschreibung  einer  grossen  Anzahl  von  gemeineren  Pflanzen  behandeln.  Die  so  im  Text 
zerstreut  vorgetragenen  Thatsachen  werden  in  Cap.  60  „lieber  die  verschiedenen  Theile  der 
Pflanzen"  systematisch  zusammengestellt;  Cap.  61  bespricht  die  Classificationen,  i.  e.  die 
Systematik,  und  Cap.  62  giebt  eine  Anleitung  zum  wissenschaftlichen  Studium  und  zum 
Sammeln  der  Pflanzen. 

Die  Behandlung  lässt  mehrfach  zu  wünschen  übrig  und  ist  nicht  überall  dem  heutigen 
Stande  der  Wissenschaft  gerecht;  viele  kleine  Irrthümer  stören;  von  Anatomie  und  Biologie 
der  Pflanzen  ist  kaum  die  Rede. 

Ein  Fehler  ist  der  gänzliche  Mangel  der  lateinischen  Pflanzennamen,  die  italienischen 
Volksnamen  sind  nicht  für  alle  Provinzen  gemein  und  geben,  wie  anderwärts,  viel  Anlass 
zu  Verwirrung. 

Die  Holzschnitte  sind  meist  Copien  aus  anderen  Werken;  die  wenigen  Original- 
zeichnungen schlecht  ausgeführt.  0.  Pen  zig  (Padua). 

49.  F.  Delpino.  Fondamenti  di  Biologia  vegetale.  (I.  Prolegomeni.  Rivista  di  Filosofia 
I,  1,  1881.    Milano  1881.    24  p.  in  8".) 

Wie  schon  in  mehreren  Arbeiten  früheren  Datums,  so  auch  in  dieser  dringt  Verf. 
darauf,  dass  die  „Biologie"  als  ein  eigener  selbständiger  Zweig  der  Botanik  behandelt  werde, 
wie  ihr  schon  längst  ein  autonomer  Platz  in  den  zoologischen  Studien  angewiesen  ist.  Der 
erste  Theil  der  Arbeit  enthält  mehr  Philosophie,  als  Botanik :  er  ist  der  Umschreibung  und 
Charakterisirung  des  neuen  Studiums  gewidmet,  Verf.  geht  von  dem  Begrifi'  aus,  dass  alle 
Organismen,  die  einfachsten  wie  die  complicirtesten,  in  ihrer  Organisation  ein  Centrum  und 
eine  Peripherie  zeigen.  In  den  zusammengesetzteren  Organismen,  wie  die  höheren  Pflanzen 
sind,  habe  sogar  jedes  Organ,  jedes  (morphologische)  Individuum,  wie  z.  B,  jeder  Spross, 
jede  Blüthe,  jede  Knospe,  ihr  Centrum,  In  den  Lebensfunctionen  nun  lassen  sich  nach 
Delpino  zweierlei  Categorien  unterscheiden,  nämlich  Functionen,  welche  sich  auf  das  centrale 
System  der  Organismen  beziehen,  und  solche,  welche  das  peripherische  System  berühren: 
während  die  ersteren  Functionen  unter  das  Reich  der  reinen  Physiologie  fallen,  würden  die 
letzteren  gerade  das  Object  der  „Biologie"  bilden. 

Von  den  fünf  allen  Organismen  gemeinsamen  Functionen,  d,  h.  Ernährung,  Circulation, 
Erneuerung  der  Gewebstheile ,  Fortpflanzung  und  sexuelle  Functionen  sind  einzelne  ganz 
dem  inneren,  „centralen"  Leben  angehörig  —  so  die  Circulation,  die  Erneuerung  der  Gewebs- 
theile, und  fallen  desshalb  dem  Studium  der  Physiologie  zu:  andere  müssen  zu  den  Erscheinungen 
des  äusseren,  peripherischen  Lebens  gerechnet  werden,  und  bilden  daher  Studienobjecte  der 
Biologie.  Zu  diesen  letzteren  gehören  natürlich  vor  Allem  die  Erscheinungen,  welche  sich 
auf  die  Beziehungen  der  Pflanze  zur  Aussenwelt  beziehen  —  Bewegungserscheinungen,  Schutz 
gegen  Feinde  etc.  etc. 

Da  gerade  die  Einflüsse  der  Aussenwelt  auf  die  Ausbildung  der  Organismen  eine 
hohe  Wichtigkeit  haben,  ist  das  Studium  der  Biologie  für  die  Morphologie  und  für  die 
Transformationslehre  von  grosser  Bedeutung. 

Aus  demselben  Grunde  aber,  weil  eben  die  morphologischen  Verhältnisse  mehr  von 
den  äusseren  Bedingungen  beeinflusst  werden,  als  die  anatomisch- physiologischen  {?  Ref.), 
und  daher  mehr  der  Variabilität  unterworfen  sind,  dürfen  sie  nicht  als  Basis  für  die 
systematische  Eintheilung  genommen  werden;  höchstens  für  Unterscheidung  der  kleineren 


464  Anatomie.  Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Allgem.  Morphol.  d.  Phanerogamen. 

Gruppen  (Art,  Gattung,  Tribus,  Familie)  hält  Delpino  die  morphologische  Differenzirung 
für  verwendbar.  Er  nimmt  auch  für  die  Pflanzen,  wie  für  die  Thiere,  eine  Art  psychologische 
Thätigkeit  in  Anspruch,  welche  eben  die  Aeusserungen  der  biologischen  Functionen  hervorruft. 

Die  Applicatiouen  der  Biologie  seien  vielseitig,  und  je  nach  den  verschiedenen 
Gesichtspunkten,  die  man  im  Auge  hat,  könne  man  sie  auf  verschiedene  Weise  studiren. 
So  existire  eine  „Biologische  Phytographie"  —  das  Studium  der  Pflanzenverbreitung  auf 
Grund  der  biologischen  Eigeuthüuilichkeiten  jeder  Art,  eine  „Biologische  Morphologie", 
welche  die  Anpassung  verschiedener  Organe  zu  analogem  Zweck  studirt  u.  s.  w. 

In  diesen  Prolegomena  giebt  Verf.  ein  allgemeines  Schema,  nach  dem  man  die 
einzelnen  biologischen  Functionen  studiren  kann  und  das  wir  hier  wiedergeben. 

A.  Biologische  Funktionen,  welche  der  Ernährung  untergeordnet  sind. 

a)  Aufnahme  der  Rohmaterialien. 

1.  Stellung,  Figur  und  andere  äussere  Charaktere  in  Beziehung  zu  dem  Substrat 
(Boden  und  Wasser). 

b)  Verarbeitung  der  Kohlenhydrate. 

2.  Stellung,  Gestalt  und  äussere  Charaktere  der  Blätter,  der  Phyllodien  und  der 
Phyllocladien. 

c)  Secunudäre  oder  usurpirte  Nahrungsaufnahme. 

3.  Organe  und  Apparate  der  fleischfressenden  Pflanzen,  der  Parasiten,  der  Saprophyten ; 
ächter  Parasitismus;  Symbiose  (parasitismo  gregario?) 

d)  Entwickelung  von  Haftorganen. 

4.  Haftorgane,  windende  Stengel  etc.,  Ranken,  Haftwurzeln;  Schwimmapparate, 
Lückengewebe,  Epiphytismus. 

e)  Schutz-  und  Wehrvorrichtungen. 

5.  Schutz  gegen  allgemeine  äussere  Einflüsse,  Scheiden,  Nebenblätter,  Bracteen, 
Schuppen,  Hüllen,  Epidermis,  Haare,  Kork,,Borke,  Schleimzotten,  Harzausscheidung, 
Wachsdecken;  Pflanzeuschlaf. 

G.  Wehrvorrichtungen  gegen  Thiere:  Stacheln,  Dornen,  Brennhaare,  Milchsaft, 
giftige  Säfte,  einfache  und  zusammengesetzte  Haare,  Filz,  Klebhaare,  Secrezioneu, 
Saftmale,  andere  ameiseulockende  Vorrichtungen. 

B.  Biologische  Functionen,  welche  der  Befruchtung  untergeordnet  sind. 

a.  Vorrichtungen  zur  Kreuzbefruchtung  (Dichogamie). 

1.  Hydrophile  Pflanzen. 

2.  Anemophile  Pflanzen. 

3.  Zoidiophile  Pflanzen. 

b.  Vorrichtungen  zur  Selbstbefruchtung  (Autogamie). 

4.  Kleitostogame  und  homogame  Pflanzen. 

C.  Biologische  Functionen,  welche  der  Dissemination  untergeordnet  sind. 

1.  Autodynamische  Aussäungsvorrichtungen. 

2.  Aussäung  durch  Hülfe  des  Windes. 

3.  Desgleichen  durch  Vermittelung  von  Thieren. 

4.  Desgleichen  mittelst  des  Wassers.  0.  Pen  zig. 

2.  KeimTing. 

50.  Th.  V.  Heldreich.    Beobachtungen  von  Dr.  J.  F.  Jul.  Schmidt  über  den  Hergang  der 
Keimung  von  Phoenix  dactylifera  L.    (Botan.  Ceutralblatt  VHI,  1881,  S.  380,  tab.  1.) 

Lithographien  zweier  Keimpflänzchen  von  Phoenix  dactylifera  mit  Erklärung. 

51.  F.  A.  Tscherning.    Die  Keimpflanze  der  Cucurbitaceen.    (Botanische  Zeitung,  39.  Jahrg., 
1881,  S.  399-400.) 

Das  von  Flahault  1877  beschriebene,  auch  von  Darwin  in  seinem  Werke  über  das 
Bewegungsvermögeu  der  Pflanzen  besprochene  Organ  der  Keimlinge  von  Cucurbitaceen, 
mittelst  dessen  die  Entfaltung  derselben  befördert  wird,  hat  Verf.  schon  1872  in  seiner  zu 
Tübingen  erschienenen  Inaugeraldissertation  beschrieben  und  wahrt  sich  hier  bezüglich  der 
Beobachtung  desselben  die  Priorität. 


Caulome;  Verzweigung.  465 

3.  Caulome;  Verzweigung. 

52.  E.  Warming.    Familien  Podostemaceae.    (Siehe  Ref.  No.  44.) 

An  den  Seiten  der  Wurzeln  entspringen  Ausläufer,  welche  paarweise  stehen  und 
in  acropetaler  Reihenfolge  oder  zuweilen  zu  mehreren  Paaren  gleichzeitig  erscheinen.  Sie 
sind  endogenen  Ursprungs,  dorsiventral,  aber  nicht  in  so  ausgeprägter  Weise  wie  bei  Castelnavia 
oder  Marathriim,  beblättert,  die  ersten  Blätter  sind  2  Schuppen,  die  folgenden  Laubblätter. 
Dieselben  sind  auf  den  Seiten  der  Sprosse  in  Va" Stellung  angeordnet,  das  erste  Blatt  steht 
auf  der  basiskopen  Seite. 

Der  Stengel  hat  keine  Spitze,  da  das  jüngste  Blatt  fast  terminal  ist  und  zwischen 
den  beiden  nächstälteren  entsteht.  Die  Seitensprosse  drehen  sich  so,  dass  ihre  Dorsalseite 
fast  in  dieselbe  Lage  kommt  wie  der  Mutterspross.  Zuweilen  findet  sich  dichotomische 
Verzweigung  und  das  dithecische  Blatt  steht  dann  in  der  Gabelung.  Sympodien  sind  Regel, 
Monopodien  selten.  Die  Seitenzweige  können  1—3  Blätter  tragen,  bevor  sie  blühen.  Wahre 
Achseltriebe  wurden  nur  einmal  beobachtet. 

53.  0.  Teichert.    Die  Veredelung  des  Nadelholzes.    (Lebl's  Illustrirte  Gartenzeitung  XXV, 
Stuttgart  1881,  S.  35-36.) 

Die  Coniferen  können  leicht  veredelt  werden;  dies  geschieht  durch  Pfropfen  von 
krautigen  Trieben  auf  krautige  im  Mai,  oder  durch  Pfropfen  in  den  Spalt,  besser  durch 
Anspitzen  und  Accrochiren  im  August.  Zu  Unterlagen  nimmt  man  dem  Edelreis  möglichst 
ähnliche  Arten,  bei  den  Abietineen  solche  mit  gleicher  Nadelzahl  oder  gleicher  Nadelstellung. 
Auf  Piniis  silvestris  L.  kann  man  alle,  auch  die  mexicanischen  PiwMS- Arten  veredeln,  am 
besten  aber  die  zwei-  und  dreinadeligen;  für  die  der  P,  austriaca  Höss.  und  P.  Laricio 
Poir.  ähnlichen  verwendet  man  diese  Arten  mit  Vortheil,  für  die  fünfnadeligen  dient  P. 
Strobus  L.  oder  besser  P.  Cembra  L.  als  Unterlage.  Für  die  Cedern  nimmt  man  ebenfalls 
P.  silvestris  als  Wildling,  besser  jedoch  Larix  europaea  DC,  auf  welche  man  auch  andere 
Larix  veredelt.  Alle  Äbies- Arten  setzt  man  auf  Abies  pectinata  DC,  die  Tsuga- Artea 
ebenfalls  auf  diese  oder  auf  Tsuga  canadensis  Endl.;  Picea  excelsa  Link  dient  als  Unter- 
lage für  alle  Pzcea-Arten,  wird  aber  besser  für  die  der  P.  alba  Link  und  P.  nigra  L.  ähn- 
licheren Species  durch  diese  ersetzt.  Für  Araucarien  nimmt  man  A.  brasiliensis  A.  Rieh, 
oder  die  Wurzeln  von  A.  imbricata.  Dammara  werden  auch  auf  Wurzeln  veredelt;  die 
Taxineen  auf  Taxus  baccata  L.,  die  Cupressineen  und  Junipereen  alle  auf  Thuja,  doch 
nimmt  man  mit  Vorliebe  Juniperus  virginiana  L.  für  alle  feineren  Junipereen:  Biota 
orientalis  Eudl.  für  deren  Spielarten;  Thuja  occidentalis  L.  für  Thuja;  Biota  und  Cupressus 
für  Thuiopsis  und  Fresnellia;  Biota,  Thuja,  Thuiopsis  borealis  Hort,  und  Cupressus  Law- 
soni  für  Libocedrus  und  Chamaecyparis;  Taxodium  distichum  Rieh,  für  die  Taxodien  und 
Glyptostrobus ;  Cryptomeria  japonica  Don  für  deren  Spielarten  und  Athrotaxis;  Juniperus 
virginiana  L,  für  Wellingtonia  gigantea  Ldl.;  Dacrydium  cupressinum  Sol.  für  die  Dacrydien. 

54.  P.  Magnus  (Verhandlungen  des  Botan,  Vereins  der  Prov.  Brandenburg,  23.  Jahrg.  1881, 
Berlin  1882,  p.  XXXI-XXXII) 

bespricht  eine  Pfropfhybride  der  Kartoffel,  welche  von  Hofgärtner  Reuter 
seit  1874  durch  Knollen  alljährlich  vermehrt  wurde  und  constant  geblieben  ist. 

55.  M.  Lebl.  Interne  Vegetation  der  Kartoffel.  (Wiener  Landw.  Zeitg.,  31.  Jahrg.  1881, 
No.  33,  S.  249.    Biedermann's  Centralbl.  f.  Agriculturchemie  etc.,  11.  Jahrg.  1882,  S.  67.) 

Theilt  eine  wiederholt  gemachte  Beobachtung  des  Franzosen  Lacharme  mit,  derzu- 
folge  Kartoffeln,  welche  in  einem  kühlen,  trockenen  Keller  aufbewahrt  und  deren  Keime 
beständig  entfernt  wurden,  sich  im  September  der  Länge  nach  spalteten,  worauf  aus  ihrem 
Innern  kleine  KnöUchen  hervorkamen,  die  zur  Wallnussgrösse  heranwuchsen. 

K.  Wilhelm. 

56.  L.  Celakovsky.  Morphologische  Beobachtungen  1.  lieber  eine  Art  extraaxillärer  Sprosse 
am  Rhizome  gewisser  Carices.  (Sitzungsberichte  der  K.  Böhmischen  Gesellschaft  der 
Wissenschaften,  Prag  1881,  mit  Tafel.) 

Die  kriechenden  Rhizome  von  Carex  arenaria  L.,  C.  ligerica  Gay,  C.  brizoides  L., 
C.  Schreberi  Schrank,  C.  curvata  Knaf,  C.  divisa  Host  zeigen  extraaxilläre  Sprosse,  welche 

Botanischer  Jahresbericht  IX  (1881)  1.  Abth.  30 


466  Anatomie.  Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Allgem.  Morphol.  d.  Phanerogamen. 

auf  der  Oberseite  des  Rhizoms  dicht  unter  den  Niederblättern  in  der  Verlängerung  der 
Mediane  derselben  entspringen.  Aus  diesen  Niederblattknospen  entwickeln  sich  später  die 
blühenden  Stengel.  Bei  Carex  arenaria  und  Schreberi  stehen  die  Niederblätter  des  Rhizoms 
zweizeilig  auf  dessen  Ober-  und  Unterseite  und  regelmässig  unter  jedem  vierten  Blatt 
befindet  sich  eine  der  extraaxillären  Knospen.  Eine  solche  besteht  aus  einem  normal  nach 
hinten  fallenden  Niederblatt,  in  dessen  Achsel  eine  Knospe  steht,  und  aus  weiteren  damit 
spiralig  abwechselnden  Schuppen,  welche  steril  bleiben.  In  der  Achsel  der  ersten  Schuppe 
des  letztgenannten  Achselsprosses  befindet  sich  wiederum  eine  Axillarknospe.  Es  besteht 
demnach  das  Rhizom  jener  Carex -Arten  aus  sympodial  verbundenen  Stücken,  bei  welchen 
das  oberste  gestreckte  Internodium  jedes  Stückes  mit  dem  untersten  Internodium  des  nächst- 
oberen Stückes  congenital  verbunden  bleibt.  Ob  hier  Dichotomie  stattfindet,  oder  ob  der 
das  Rhizom  fortsetzende  Seitentrieb  die  Endknospe  zur  Seite  schiebt,  konnte  Verf.  nicht 
erfahren.  Thatsächlich  ist  auch  die  gemeinsame  Emporhebung  von  Terminal-  und  Achseltrieb 
bei  den  extraaxillären  Knospen  auf  kurzem  Internodium  zu  beobachten. 
'57.  L.  Celakovsky.  Morphologische  Beobachtangen.  4.  Ueber  eine  eigenthümliche  Art 
des  Perennirens  der  Stellaria  holostea  und  anderer  Alsineen.  (Sitzungsberichte  der 
K.  Böhmischen  Gesellschaft  der  Wissenschaften,  Prag  1881,  mit  Abbildungen.) 

Stellaria  holostea  überwintert  ausser  mittelst  Rhizomknospen  auch  durch  Achseltriebe 
am  scheinbar  todten  vorjährigen  Stengel,  der  indessen  im  Innern  einen  saftigen,  grünen, 
axilen  Cy linder  enthält,  durch  welchen  die  Ernährung  besorgt  wird.  Die  Rinde  ist  dabei 
vollständig  von  diesem  Centralcylinder  abgetrennt,  was  durch  deren  grosslumige  innere  Zellen 
erleichtert  wird.  —  Bei  Cerastium  triviale  findet  eine  ähnliche  Entstehung  neuer  Triebe 
aus  scheinbar  abgestorbenen  vorjährigen  Stengeln  statt. 

58.  M.  T.  Masters.   Note  on  the  Foliation  and  Ramiflcation  of  Buddleia  anricnlata.   (Journal 
of  the  Linnean  Society  XIX,  London  1881/82,  p.  201—204.) 

JBuddleia  anriculata  Benth.  hat  gelegenthch  in  einer  ßlattachsel  nicht  nur  eine, 
sondern  bis  drei  über  einander  stehende  Achselsprosse,  von  denen  der  oberste,  an  der  Axe 
emporgehobene,  der  älteste  und  kräftigste  ist  und  sich  auch  gewöhnlich  allein  zu  einem  Ast 
entwickelt.  Aehnlich  verhält  es  sich  bei  B.  eurviflora,  asiatica,  macrostachya  und  in  der 
Inflorescenz  von  B.  Colvillei;  bei  B.  glohosa  wächst  manchmal  mehr  als  eine  Achselknospe 
in  einen  Ast  aus.  Ueber  andere  Fälle  vielfacher  Knospen  vgl.  Guillard  in  BuUet.  de  la 
Soc.  botan.  de  France  IV  (1857),  p.  937  und  Bourgeois  et  Damaskino  1.  c.  V  (1858),  p.  598. 

59.  Lindberg,    üeber  die  Inflorescenz  der  Gramineen.    (Meddelanden  of  Societas  pro  Fauna 
et  Flora  Fennica  1881.    Helsingfors.) 

Der  Blüthenstand  der  Gramineen  ist  nicht  centripetal.  Daher  muss  man  für  centri- 
petale  Aehren  (Plantago,  Muscari,  TriglochinJ  eine  neue  Benennung:  Blütheustange,  pertica, 
wählen.  —  Bezüglich  der  Spelzen  ist  Verf.  der  Ansicht,  dass  die  Deckspelzen  als  Decke  des 
ganzen  Aehrchens  zu  betrachten  sind,  die  Deckblätter  der  Blüthen  dagegen  als  besondere 
Blüthendecke  und  die  Klappen  als  Kelchblätter.  Namentlich  ist  das  äussere  Deckblatt  ein 
umgewandeltes  Blatt,  wie  durch  einen  monströsen  Alopecurus  pratensis  bewiesen  wird,  bei 
welchem  sich  die  äusseren  Deckblätter  in  gewöhnliche  Laubblätter,  aber  mit  dem  normalen 
borstenartigen  Fortsatz,  verwandelt  hatten. 

60.  L.  Celakovsky.     Nene  Beiträge  zum  Verständniss  der  Borragineenwickel.    (Flora, 
64.  Jahrg.,  Regensburg  1881,  S.  465—478,  481-491.) 

Zerfällt  in  3  Abschnitte. 

1.  Ueber  den  Anschluss  des  Kelches  an  das  Vorblatt.  Durch  neue  ein- 
gehende Untersuchungen  der  Borragineenwickel  an  Asperugo  procumbens  und  Omphalodes 
scorpioides  findet  Verf.  nicht  nur  die  Wickeltheorie  bestätigt,  sondern  auch  die  bisherige 
Annahme  von  zwei  Vorblättern  jeder  Blüthenaxe  der  Wickel  als  unrichtig  erwiesen.  —  Es 
kommen  zwei  Modificationen  der  Hauptwickel  vor,  welche  auf  der  beigegebenen  Tafel  dia- 
grammatisch dargestellt  werden.  Bei  der  einen  fällt  das  Vorblatt  des  ersten  achselständigen 
Blüthensprosses  zum  anodischen  Rande  des  obersten  Stengelblattes  als  ersten  Deckblattes 
hin,  und  alle  Bracteen  der  Wickel  mit  Einschluss  des  obersten  Stengel blattes  berühren  mit 
ihrem  kathodischen  Rande  die  Dorsalseite,  reichen  dagegen  mit  ihrem  anodischen  Rande  auf 


Caulome;  Verzweigung.  4ß7 

die  Ventralseite  der  Wickel  herab.  Dabei  ist  zugleich  die  erste  achselständige  Blüthe 
antidrom  zur  Terminalblüthe  des  Stengels.  —  Bei  der  zweiten  häufigeren  Modificatiou  fällt 
die  zweite  Bractee  der  Hauptwickel  nach  links  vom  Tragblatt,  also  nach  dessen  kathodischer 
Seite,  und  der  Kelch  der  auf  die  Terminalblüthe  folgenden  Blüthe  ist  mit  jener  homodrom. 
In  beiden  Fällen  aber  sind  die  folgenden  Bracteen  nach  dem  Gesetz  der  Wickel  in  bestimmter 
Stellung  fixirt  und  die  folgenden  Blüthen  stets  antidrom.  Dies  rührt  daher,  dass  die  erste 
Blüthe  eben  eine  Terminalblüthe  des  ganzen  Stengels  ist  und  kein  Deckblatt  hat.  Die 
zweite  Blüthe  ist  also  nicht  gebunden  bezüglich  eines  bestimmten  Ortes  ihres  Vorblattes, 
während  von  nun  an  die  dritte  und  alle  folgenden  Blüthen  sich  nach  den  vorausgegangenen 
richten.  Die  beiden  ersten  Blüthen  der  Terminalwickel  der  Borragineen  können  also  sowohl 
antidrom  als  homodrom  sein. 

Eine  eingehende  Besprechung  erfährt  die  Wydler'sche  Annahme  zweier  Vorblätter 
jedes  Wickelsprosses  und  der  Nachweis  der  Unzulässigkeit  derselben,  Verf.  zeigt,  dass  die 
Blüthe  der  Borragineen  bei  Anwesenheit  zweier  Vorblätter  hintumläufig,  bei  nur  einem  Vor- 
blatt vornumläufig  ist  und  verlangt,  dass  man  nicht  nur  die  Blüthe  in  ihrem  Anschluss  an 
das  nächste  Vorblatt,  sondern  auch  den  ganzen  Blüthenspross  sammt  Vorblättern  seinem 
Anfange  nach  als  vorn-  oder  hintumläufig  unterscheiden  solle.  Nach  Erörterung  der  Kelch- 
stellung unter  Berücksichtigung  des  ümstandes,  dass  jeder  Tochterspross  schon  bei  der 
Anlage  mächtiger  ist  als  der  Hauptspross  und  dass  deswegen  das  Deckblatt  aus  der  Mediane 
vom  Vorblatt  weg  verschoben  erscheint,  ergiebt  sich  als  nunmehr  völlig  feststehender  Satz, 
dass  die  Borragineen-Blüthe  in  der  Wickel  die  Kelchstellung  einer  vornumläufigen  Blüthe 
mit  nur  einem  seitlichen  Vorblatt,  an  welches  das  erste  Kelchblatt  mit  ^s  anschliesst,  besitzt. 

Nach  einem  Excurse  über  die  entwickelungsgeschichtliche  und  die  vergleichende 
Richtung  der  Morphologie  theilt  Verf.  noch  Einzelnheiten  über  die  Kronendeckung  von 
Äsperugo  mit,  welche  gewissen  Schwankungen  unterliegt,  denn  es  kommen  quincunciale  und 
cochleare,  aufsteigend  rechtsgedrehte  Lagen  vor. 

2.  üeber  Omphalodes  scorpioides  Schrank.  Hier  giebt  Verf.  eine  Dar- 
stellung der  Verzweigungsweise,  durch  welche  namentlich  unter  Berücksichtigung  einiger 
abgebildeter  seltener  Fälle  die  Dorsiventraltheorie  zurückgewiesen  und  der  Wickel  zu  ihrem 
alten  Recht  verhelfen  wird.  Auf  Einzelheiten  kann  ohne  Weitläufigkeit  nicht  gut  ein- 
gegangen werden. 

3.  Vergleichung  der  Borragineen-Wickel  mit  der  Wickel  der  Crassu- 
laceen.  Sowohl  der  fertige  Zustand  wie  die  Entwickelung  dieser  Inflorescenzen  stimmen 
mit  einander  überein,  doch  wird  bei  Echeveria  das  jeweilige  Deckblatt  viel  früher  angelegt 
als  bei  den  Borragineen,  wo  es  entweder  verspätet  oder  gar  nicht  zur  Anlage  kommt. 

61.  S.  H.  Vines.    The  history  of  the  scorpioid  cyme.     (Journal  of  Botany,  new  series 
vol.  X,  1881,  p.  3-9,  fig.  1-2.) 

Verf.  zählt  die  Erklärungen  der  „scorpioiden  Cyma",  welche  dieselbe  bei  den  Autoren 
gefunden  hat,  auf,  und  berücksichtigt  A.  P.  de  Candolle  (Organographie  vegetale  I,  1827, 
p.  414),  K.  Schimper  (Flora  1835,  p.  189),  Bravais  (Annales  des  Sciences  naturelles  1837), 
Bayer  (Elements  de  Botanique  1857),  Le  Maout  et  Decaisne  (Traite  General  1868),  Duchartre 
(Clements  de  Botanique  1877),  Hofmeister  (Allgemeine  Morphologie  1868,  S.  435),  Sachs 
(Lehrbuch  1874,  S.  574),  Eichler  (Blüthendiagramme  I,  1875,  S.  34),  Bentley  (Manual  of 
Botany  1873,  p.  200),  Balfour  (Manual  1875,  p.  185),  Masters  (Henfrey's  Elementary  Course, 
letzte  Ausgabe,  p.  83)  und  Henslow  (Transactions  of  the  Linnean  Society  of  London  1880; 
siehe  Bot.  Jahresbericht  für  1880).  Es  zeigt  sich,  dass  der  Ausdruck  „cime  scorpioide'' 
De  Candolle's  von  diesem  und  Decaisne  für  alle  einseitigen  cymösen  Blüthenstäude  gebraucht 
wird,  von  allen  anderen  Autoren  aber  nur  für  eine  besondere  Form  derselben,  für  die  Wickel. 
Verf.  verlangt,  dass  in  Zukunft  stets  angegeben  werde,  ob  die  cime  helicoide  oder  die  cime 
scorpioide  gemeint  sei,  und  fragt  sich,  ob  die  Theorie  dieser  Inflorescenzen  auch  mit  der 
Wirklichkeit  übereinstimme?  Henslow  habe  gezeigt,  dass  diese  Inflorescenzen  nicht  immer 
Sympodien,  sondern  oft  Monopodien  seien,  doch  sei  die  Erklärung  zu  theoretisch  und  passe 
nicht  auf  alle  Fälle.  Der  einzige  Weg,  Fragen  dieser  Art  zu  entscheiden,  sei  die  Verfolgung 
der  Entwickelungsgeschichte,  und  diese  lehre  folgendes.   Kaufmann  fand,  dass  die  Inflorescenz 

30* 


468  Anatomie.  Morphologie  der  Phanerogamen.  —  AUgem.  Morphol.  d.  Phanerogamen. 

von  Symphytum  peregrinwn,  Myosotis  palustris,  Anchusa  officinalis  etc.  durch  wiederholte 
Dichotomie  einer  Axillarknospe  zu  Stande  komme;  dies  wurde  von  Warming,  Pedersen  und 
Kraus  bestätigt,  soweit  es  Inflorescenzen  mit  Bracteen  betrifft.  Dagegen  sind  nackte  Cymen 
wie  bei  Myosotis  und  Hcliotropium  Monopodien  mit  abgeplattetem  Vegetationspunkt,  welcher 
zwei  Reihen  von  Blüthenanlagen  auf  seiner  dorsalen  Fläche  trägt.  Die  neueren  Unter- 
suchungen von  Goebel  (Arbeiten  d.  Bot.  Inst,  in  Würzburg  II,  1880)  bestätigen  diese  An- 
sieht  und  dehnen  dieselbe  auch  auf  andere  Borragineen,  Hyoscyamus  niger  und  Klugia 
Notoniana  aus.  —  Demnach  sei  Schleiden's  Ausspruch,  dass  die  „Cyme  scorpioide"  nur 
eine  Fiction  sei,  erwiesen,  und  diese  Infloresceuz  müsse  eine  „einseitige  Traube"  genannt 
werden.  Die  sympodialen  Zweigsysteme  müssten  so  lange  mit  Zweifel  angesehen  werden, 
als  nicht  die  Entwickelungsgeschichte  Klarheit  darüber  verbreitet  habe.  Nur  dadurch  werde 
man  die  Wissenschaft  aus  den  Netzen  der  Naturphilosophie  befreien,  welche  so  lange  die 
Fortschritte  derselben  gehemmt  hätten. 

62.  G.  Syme.     Entada  SCandCDS.     (The  Gardeners'  Chronicle  XV,  1881,  p.  430,  fig.  82.) 

Der  über  150  Yards  lang  werdende  windende  Stamm  dieses  Schlingstrauches  zeigt 
ein  ausserordentlich  excentrisches  Wachsthum  seines  Holzkörpers,  so  dass  das  Mark  an  der 
äusseren  Seite  der  Windungen  in  einem  scharf  vorspringenden  Kiel  des  Stammes  enthalten 
ist.    Eine  Abbildung  ist  der  Besprechung  beigefügt. 

63.  0.  Drude.    Palmae  in  Flora  Brasiliensis  III,  2,  fasc.  LXXXV  et  LXXXVI,  p.  251—584, 
tab.  61—134. 

Der  Familiencharakteristik  folgt  eine  organographische  Auseinandersetzung  mit  den 
Capiteln  Stamm,  Blatt,  Spadix,  Blüthe  und  Frucht.  Jedes  derselben  enthält  eine  übersicht- 
liche Zusammenstellung  der  morphologischen  Vorkommnisse  innerhalb  des  betreffenden 
Orgaubegriffes,  und  einen  darauf  sich  stützenden  Gattungsschlüssel,  welche  hier  folgen  mögen: 

Caudex. 
I.  Palmae  acaules. 

Aculei  in  foliis  et  spadicibus:    Astrocaryi  spec.  nonnull.;  Bactridis  spec.  rarae. 
Inermes;  foliis  aequaliter  pinnatisectis  segmentis  angustis:    Diplothemü ,  Attaleae, 

Maximilianeae  et  Orbigniae,  rarius  Coci  species;  Barcella. 
Inermes,  foliis  inaequaliter  pinnatisectis  segmentis  latis:    Geonomae  species. 

II.  Caudex  arundinaceus. 

Folia  disticha  caudicem  longe  investientia:    Desmoncus. 
Folia  undique  patentia,  flabellinervia:    Lepidocaryum. 
Folia  undique  patentia,  pinnatinervia. 
Caudex  saepe  aculeatus,  vaginis  aculeatis  (raro  laevibus)  superne  obtectus:  Bactris 

(spec.  pluriraae). 
Caudex  et  vaginae  inermes. 
Segmenta  angusta,  recta:    Coci  et  Glasiovae  spec. 

Segmenta  latiora  plerumque  falcata:     Geonoma  (plurimae  spec),  Hyospathe. 
Morenia,  Chamaedorea,  Kunthia. 

III.  Caudex  cicatricosus ,  diametro  magna,  medulla  ampla  molli,  plerumque  depressus  et 

crassus. 

Folia  pinnatisecta,  segmentis  angustis:    Baphia. 

Folia  palmata:    Orophana. 

Folia  bifida  vel  irregulariter  lacerata:    Manicaria. 

IV.  Caudex  cicatricosus  (diametro  tenuiore)  vel  columnaris,  ligno  duro  et  medulla  minore, 

plerumque  altior. 

1.  Aculeatus,  aut  inermis  sed  folia  (vaginae  I)  aculeata. 

Folia  palmata:    Mauritiae  sect.  Diplorhipis,  Orophoma  sübinermis. 
Folia  pinnatisecta:    Bactris  (spec.  majores),  Ästrocaryum,  Martinezia,  Gui- 
lielma,  Acrocomia. 

2.  Caudex    petiolorum  basibus    persistentibus    gibboso-spinescens;    folia    palmata 

radiantia :    Copernicia. 


Caulome;  Verzweigung.  469 

3.  Caudex   radicellis   adventivis   indurescentibus   spinosus;   folia   palmata  bisecta: 

Acantorrhiza. 

4.  Caudex,  vaginae  et  segmeuta  laevia. 

Caudicos  radicibus  validissimis  adventivis  aculeolatis  suffulti  usque  supra  solum 

suspensi:    Iriartea  (excl.  spec.  aliis). 
Kadicelli  in  soll  superficie  oriundae  et  affixae. 
Caudex  procerus,  medulla  moUi  farinosa. 
Folia  palmata:     Mauritiae  sect.  Moriche. 
Folia  pinnatisecta ,   segmentis  deltoideis  vel   trapezoideis  eroso-dentatis: 

Iriartea,  Catoblastus. 
Folia  pinnatisecta,  segmentis  lineari-lanceolatis  integerrimis :    Cocoineae 
et  Arecineae  nonnullae,  vide  sub  seq. 
Caudex  depressus  vel  speciosus,  medulla  intus  tenuiore. 
Petioli  apex  segmentis  abortivis  spinescens:    Elaeis. 
Segmenta  linearia  elongata  aequalia:  Diplothemium,  Cocos  (spec.  multae), 

Attalea,  Orbignia,  Maximiliana,  Barcella. 
Segmenta  lineari-lauceolata  vel   lanceolata  saepe  confluentia  ad  apicem 

falcata:    Geonoma  (spec.  majores),  Leopoldinia,  Calyptronoma. 
Segmenta  eroso-dentata:    Catoblastus. 
Folia  flabellata:     Trithrinax. 
Caudex  excelsus  vel  procerus,  medulla  duriore:  Maximilianea,  Cocos  (spec. 
majores),  Attalea.  —  Oenocarpus,  Euterpe,  Jessenia. 

64.  Rnssow.  Ueber  den  anatomischen  Baa  der  Lanbsprosse  der  Coriarieen.  (Sitzungsber. 
der  Naturforscher-Gesellschaft  bei  der  Universität  Dorpat  von  G.  üragendorf,  Band  VI, 
Heft  1,  1881;  Dorpat  1882,  S.  87—94.) 

Maxim owicz  hatte  gefunden,  dass  die  altweltlichen  Arten  der  Gattung  Coriaria  von 
den  amerikanischen  streng  geschieden  sind,  indem  die  ersteren  ihre  Blüthenstände  an  den 
vorjährigen  Zweigen,  die  letzteren  an  den  diesjährigen  entwickeln.  Die  Frage,  ob  auch  in 
anatomischer  Hinsicht  ein  solcher  durchgreifender  Unterschied  vorhanden  sei,  wird  vom  Verf. 
bejaht,  denn  Coriaria  myrtifolia  L.,  japonica  Gray,  sinica  Maxim,  und  nepalensis  Willd. 
besitzen  Zwischenbündel  im  Stamm,  C.  microphylla  Poir.,  riiscifolia  L.  und  sarmentosa  Forst, 
dagegen  keine,  auch  finden  sich  Verschiedenheiten  im  Bau  der  primären  Markstrahlen. 
Dagegen  erlaubt  die  anatomische  Structur  der  Coriarieae  keinen  Schluss  auf  die  etwaige 
Verwandtschaft  dieser  Familie  mit  denjenigen  anderen  Familien,  welchen  sie  von  verschiedenen 
Autoren  nahe  geglaubt  wurden.  Nur  mit  den  Phytolaccaceae  Bivinieae  finden  vielleicht 
Beziehungen  statt. 

65.  A.  Gravis.  Note  snr  ane  fascie  des  tiges  souterraines  da  Spiraea  salicifolia  L. 
(Comptes  rendus  des  seances  de  la  Societe  royale  de  Botanique  de  Belgique,  tome  XIX, 
1880,  p.  68.) 

Besprechung  einer  Fasciation  des  unterirdischen  Stammes  von  Spiraea  salicifolia  L. 

66.  A.  Gravis.  Les  fascies  souterraines  des  Spirees.  (Comptes  rendus  des  seances  de  la 
Societe  royale  de  Botanique  de  Belgique  1881,  p.  31—36.) 

Die  unterirdischen  Axen  von  Spiraea  sorbifolia  L.  sind  zum  Theil  Rhizome,  wie 
aus  dem  Vorhandensein  einer  Endknospe,  von  Schuppenblättern  und  aus  der  anatomischen 
Structur  hervorgeht;  an  denselben  kommen  zuweilen  Fasciationen  vor.  Caspary  beschrieb 
in  den  Schriften  der  Physicalisch-Oeconomischen  Gesellschaft  zu  Königsberg  in  Pr.  1878 
S.  149  eine  gebänderte  Wurzel  von  Sp.  sorbifolia.  Verf.  ist  indessen  geneigt;  auch  in 
diesem  Fall  die  Stammnatur  des  in  Rede  stehenden  Organes  als  wahrscheinlich  anzunehmen. 

67.  A.  Gravis.  Les  fascies  soaterraines  des  Spirees.  (Bulletin  de  la  Society  royale  de 
botanique  de  Belgique,  tome  XX,  1881,  p.  bO— 35.) 

Die  vom  Verf.  früher  als  zu  Spiraea  salicifolia  L.  gehörig  beschriebene  Fasciation 
unterirdischer  Theile  stammt  von  Sp.  sorbifolia  L.  ß.  alpina  DC.  Trotz  der  Angaben 
Caspary's  glaubt  Verf.,  dass  es  sich  um  unterirdische  Axen,  nicht  um  Wurzeln  handelt,  dies 
auf  Grund  anatomischen  Befundes. 


470  Anatomie.  Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Allgem,  Morphol.  d.  Phaaerogamen. 

68.  A.  Meyer.  Beiträge  zur  Eenntniss  pharmaceutisch  wic^itiger  Gewächse:  2.  Ueber 
die  Rhizome  der  officinellen  Zingiberaceen ,  Curcuma  longa  L,  C.  Zedoaria  Roscoe, 
Zingiber  officinale  Roscoe,  Alpinia  officinarum  Hance.  (Archiv  der  Pharmacie  6.  Reihe, 
15.  Band,  1881  [218],  S.  401—429.) 

Beginnt  mit  einer  kurzen  Besprechung  des  Blüthenaufbaues  der  Zingiberaceen  und 
geht  dann  zu  derjenigen  der  Rhizome  über.  —  Curcuma  longa  L.  bildet  in  jeder  Achsel 
der  zweizeilig  stehenden  Scheidenblätter  der  RhizomknoUe  eine  Knospe,  deren  erstes  Blatt 
der  Knolle  adossirt  ist.  Diese  Knospen  entwickeln  sich  zwar  acropetal,  doch  wachsen  die 
mittleren  schneller  als  die  oberen  und  unteren;  alle  dringen  senkrecht  in  die  Erde,  ebenso 
ihre  auf  der  Unterseite  der  Primäräste  geförderten  Nebenzweige,  Nach  einigen  Monaten 
wächst  die  Terminalknospe  in  einen  schlanken  Stengel  aus,  der  sich  schon  mit  seinen  ersten 
Internodien  aufwärts  wendet  und  senkrecht  über  die  Erdoberfläche  emporwächst.  Sobald 
die  ersten  Blätter  den  Boden  überragen,  schwillt  die  unterirdische  Axe  der  Laubknospe 
an  und  bildet  eine  stärkeführende  Knolle.  Auch  die  Wurzeln  schwellen  entweder  ihrer 
ganzen  Masse  nach  (bei  kleinen  Pflanzen)  oder  nur  auf  eine  kürzere  Strecke  knollenförmig 
an  und  werden  zu  Reservestoffbehältern. 

Curcuma  Zedoaria  Roscoe  verhält  sich  in  morphologischer  Hinsicht  der  vorigen 
sehr  ähnlich,  nur  hat  sie  reichliche  Nebenwurzelbildung  an  den  ziemlich  dicken  Haupt- 
wurzeln; kaum  verschieden  wohl  auch  Curcuma  aromatica  Salisb.,  C.  angustifoUa  Roxb., 
C.  cordata  Wallich,  C.  leiicorrliiza  Roxb.  und  Zingiber  Cassumuna  Roxb. 

Bei  Zingiber  officinale  ist  das  Rhizom  ein  schraubelartig  entwickeltes  Sympodium, 
dessen  Glieder  eine  wechselnde  Zahl  von  Internodien  aufweisen.  Die  Rhizomzweige  steigen 
schief  aufwärts  und  wachsen,  ohne  sich  zu  verdicken,  in  Laubtriebe  aus.  Die  Mediane  aller 
Blätter  und  daher  auch  Sprosse  fällt  in  eine  Ebene. 

Alpinia  officinarum.  Hance  war  dem  Verf.  im  lebenden  Zustande  nicht  zugänglich, 
aber  Elettaria  Cardamomum  verhält  sich  derselben  morphologisch  sehr  ähnlich.  Bei  dieser 
Pflanze  bildet  ein  primärer  Seitenspross  des  Rhizomes  zunächst  eine  Anzahl  steriler  Scheiden- 
blätter an  4—7  kurzen  Internodien,  dann  mit  der  Krümmung  nach  aufwärts  Knospen  in 
den  Achseln  von  5  —  6  Scheidenblättern.  Von  diesen  Knospen  sind  zwei  mittlere  gefördert 
und  können  sich  in  ähnlicher  Weise  weiter  verzweigen;  sie  selbst  bleiben  steril  und  bilden 
nur  Laubblätter.  Das  erste  Blatt  jedes  Seitensprosses  ist  der  Abstammungsaxe  adossirt, 
die  Blätter  stehen  zweizeilig,  aber  schon  in  der  Knospe  weicht  das  3.  bis  6.  von  dieser 
Stellung  etwas  ab  und  endlich  wird  die  Drehung  des  Stengels,  welche  dieses  Verhalten 
bedingt,  so  stark,  dass  schon  an  den  aufwärts  wachsenden  oberirdischen  Theilen  eines  Seiten- 
sprosses die  Mediane  der  Blätter  ungefähr  rechtwinkelig  zur  Mediane  des  Muttersprosses 
steht.  Die  Blüthenzweige  entspringen  aus  den  Achseln  der  oberen  Scheidenblätter.  Aehnlich 
verhalten  sich  auch  Amomum  xanthioides  Wallich,  A.  suhulatum  Roxb.  und  Alpinia  lingui- 
formis  Roxb. 

69.  A.  Meyer.  Beiträge  zur  Eenntniss  pharmaceatisch  wichtiger  Gewächse:  1.  Ueber 
Smilax  China  L.  und  über  die  Sarsaparillwurzeln.  (Archiv  der  Pharmacie,  3.  Reihe, 
15.  Band  [218],  1881,  S.  272-291.) 

In  dieser  Arbeit  werden  neben  den  vom  pharmaceutischen  Standpunkte  wichtigen 
Verhältnissen  der  officinellen  Smilax-Avien  auch  die  morphologischen  Merkmale  der  unter- 
irdischen Theile  derselden  besprochen  und  durch  Holzschnitte  erläutert.  Es  können  zwei 
Typen  unterschieden  werden.  Beim  ersten  (Smilax  asperaj  ist  das  Rhizom  ein  verzweigtes 
Monopodium  mit  nicht  knollig  verdickten  Internodien,  die  hin  und  wieder  verkürzt  erscheinen; 
beim  zweiten  (Smilax  lanceaefolia?,  scylanica?,  ovalifolia,  JPseudo-Cliina?)  ein  wickelartig 
gebautes  Sympodium,  dessen  untere  oder  alle  Internodien  anschwellen  und  Reservestoffbehälter 
bilden;  bei  Smilax  lona-nox  L,  und  S.  China  wachsen  die  stark  verdickten  Sprossglieder 
wirr  durch  einander,  und  es  findet  hier  wohl  unregelmässige  Entwickelungsfolge  der  Knospen 
statt,  ausserdem  findet  sich  noch  Vermehrung  durch  Ausläufer,  welche  sich  ähnlich  verhalten 
wie  das  Rhizom  des  ersten  Typus,  aber  auch  Knollen  bilden  können. 

Letzteres  tritt  namentlich  bei  Sm.  China  auf,  wo  die  Internodien  der  Ausläufer 
so   ang  sind  wie  an  den  oberirdischen  Axen  (5—10  cm)  und  ein  umfassendes  Scheidenblatt 


Caulome;  Verzweigung.  47 1 

tragen,  in  dessen  Achsel  eine  Knospe  steht.  Diese  Knospen  können  sich  zu  Laub-  oder 
Khizomsprossen  entwickeln ;  erstere  bleiben  schlank,  letztere  verdicken  sich  in  ihren  unteren 
Internodien  bedeutend  in  acropetaler  Folge,  so  dass  Knollen  entstehen, 

70.  A.  Trecal.  La  ramiflcation  dans  les  vegetaux  est-elle  partoat  et  tonjours  acropete? 
(Comptcs  reudus  des  seauces  de  l'Academie  des  Sciences,  tome  XCIII,  Paris  1881, 
p.  1109—1115.) 

Verf.  bespricht  von  neuem  die  Frage,  ob  die  Anlage  seitlicher  Organe  oder  Theile 
in  acropetaler  oder  basipetaler  Richtung  erfolgt,  und  bringt  wieder  Beispiele  für  das  Vor- 
kommen beider  Richtungen  bei.  Namentlich  wendet  sich  Verf.  gegen  die  von  Sachs  in  dessen 
Lehrbuch  vertretene  Ansicht,  dass  zusammengesetzte  Blätter  zum  acropetalen  Typus  gehören, 
wobei  S.  sich  auf  die  bei  Helleborus,  Amorphophalliis  etc.  stattfindende  Entstehungsfolge 
stützt.  Bei  Cej)lialana  werden  die  Blättchen,  wie  aus  Messungen  hervorgeht,  von  oben  nach 
unten  angelegt.  Die  Vergleich ung  zusammengesetzter  Blätter  mit  einer  Wickel  ist  unstatthaft, 
wenn  alle  Blättchen  von  dem  nämlichen  Punkt  ausgehen.  Auch  der  parallele  Verlauf  der 
Gefässbündel  in  dem  gemeinschaftlichen  Blattstiel  ist  ein  Argument  dagegen,  ebenso  die 
Art  und  Weise  des  Ansatzes  derselben  an  einander  bei  manchen  Blättern. 

Eine  nähere  Besprechung  findet  ferner  die  Entstehungsfolge  der  ersten  Gefässe  in 
den  Blättern  von  Ceplialaria  leucantha  und  Potentüla  pensylvanica,  so  dass  Verf.  sich 
bezüglich  der  letztgenannten  Pflanze  vor  folgendem  Resultat  sieht: 

„Das  Blatt  ist  also  fünfmal  basipetal,  1.  durch  die  Entstehung  der  Blättcheu, 
2.  durch  diejenige  der  Zähne,  3.  durch  das  Auftreten  der  Gefässe  in  den  Mitteluerven  der 
Blättchen,  4.  durch  dasjenige  der  secundären  oder  Fiedernerven,  5.  durch  dasjenige  der 
Seitenuerven  der  Zähne. 

Da  es  Blätter  und  Blättchen  giebt,  bei  welchen  die  Zähne  oder  die  Gefässe  ihrer  Fieder- 
nerven von  oben  nach  unten  angelegt  werden,  so  ist  es  klar,  dass  die  basipetale  Entstehung 
von  der  wickelartigen  Zusammensetzung  unabhängig  ist.  Demnach  ist  die  Verzweigung  nicht 
überall  und  nicht  immer  acropetal,  dies  zeigt  auch  die  Anlage  der  Blättcheu  selbst." 

71.  A.  W,  Eichler.    Zum  Verständniss  der  Weinrebe.    (Jahrbuch  des  botanischen  Gartens 
und  des  botanischen  Museums  zu  Berlin.  I,  1881,  S.  188—192,  tab.  5.) 

Die  vom  Verf.  in  dessen  „Blüthendiagrammen"  vertretene  Ansicht,  dass  der  Aufbau 
von  Vitis  vinifera  sympodial  sei,  stützte  sich  wesentlich  auch  auf  einige  Exemplare  in  der 
Sammlung  von  A.  Braun,  bei  welchen  die  stark  entwickelte  Ranke  den  Sympodialspross 
mehr  oder  minder  zur  Seite  gedrängt  hat.  Diese  Belagexemplare  werden  iu  vorstehend 
genanntem  Aufsatze  abgebildet  und  besprochen.  Es  ergiebt  sich  aus  denselben  mit  Evidenz 
die  Sympodialuatur  der  Weinrebe,  wenn  auch  die  Eutwickelungsgeschichte  —  oder  das 
Aussehen  von  Jugendzuständen  —  dagegen  zu  sprechen  scheint. 

Anschliessend  wird  der  Aufbau  von  JEccremocarpus  scaber  (Biguoniaceae)  erörtert, 
welcher  mit  demjenigen  von  Vitis  ziemlich  übereinstimmt. 

72.  E.  M.    lieber  die  Stellang  der  fruchtbaren  Triebe  und  der  Trauben  bei  verschiedenen 
Rebsorten.    (Pomologische  Monatshefte  von  E.  Lucas,  7.  Jahrgang  1881,  S.  118—120.) 

Angabe  der  Sorten  von  Vitis  vinifera,  bei  denen  fruchtbare  Triebe  am  1. — 4,  Knoten 
erzeugt  werden  und  bei  denen  die  unterste  Traube  dem  3.-6.  Blatt  gegenüber  steht. 

73.  N.  N.    Ueber  eine  oberirdische  Knollen  tragende,  aus  Brasilien  stammende  Rebe. 
(Repertoire  de  Pharmacie,  37.  Jahrg.  1881,  9.  Band  No.  1.) 

Nicht  gesehen. 

74.  F.  Bayer.    Blüthenstand.    Inflorescentia.    (Zwei  schematische  Tafeln  für  Mittelschulen, 
Lehrerbildungsanstalten  und  Bürgerschulen.    Tabor  1881.    Fol.,  chromolithogr.) 

Nicht  gesehen. 

75.  L.  Rützou.  Om  Axeknuder  (lieber  Axenknoten).  (Botanisk  Tidsskrift  XII,  1881.  [Dänisch.] 
14  Seiten,  4  Tafeln.) 

Nicht  gesehen. 

76.  S.  Calloni.    Le  corme  da  Rananculus  bulbosas.    (Bulletin  de  la  Societe  botanique  de 
Geneve  1879/80,  Geneve  1881.) 

Dem  Ref.  nicht  zugänglich. 


472  Anatomie.  Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Allgem.  Morphol.  d.  Phanerogamen, 

77.  W.  W.  BaJley.    Rootstocks  of  Convolvulas  sepium.    (The  Botanical  Gazette  VI,  1881, 
p.  266.) 

Der  Wurzelstock  der  genannten  Pflanze  ist  rosenkranzförmig. 

78.  A.  W.  Eichler.    lieber  Beisprosse  ungleicher  Claalität.    (Jahrbuch  des  k.  botanischen 
Gartens  und  des  botanischen  Museums  zu  Berlin  I,  1881,  S.  178—187.) 

I.  Sprosse  sämmtlich  vegetativ:  der  eine  bildet  sich  zu  einem  Dorn  oder 
einer  Ranke  um,  der  andere  wächst  unbegrenzt  weiter.  Hierher  gehören  Ulex,  die  dorn- 
bildenden Genisteen,  Gledüschia,  Colletia,  Bougainvülea,  Duranta,  Passiflora,  welche  im 
einzelnen  durchgesprochen  werden.  —  Bei  Ulex  europaeus  wird  der  in  der  Achsel  dornartiger 
Blätter  stehende  Hauptspross  zu  einem  verzweigten  Dorn  umgebildet,  ein  serial  unterhalb 
desselben  befindlicher  Beispross  aber  ist  unbegrenzt  und  für  das  folgende  Jahr  bestimmt; 
beide  verhalten  sich  bezüglich  Beblätterung  und  Verzweigung  verschieden,  Blüthensprosse 
werden  meist  als  secundäre  Verästelungen  der  Dornzweige  gebildet.  —  Aehnlich  ist  es  bei 
den  dornbildenden  Arten  von  Genista,  G.  anglica,  germanica,  hispanica  L.,  triacantha  Brot. 

—  Colletia  bildet  verdornte  Hauptsprosse  und  serial-unterständige  Beisprosse,  welche  theils 
nur  Blüthen  tragen,  theils  sich  über  dieselben  noch  fortsetzen  und  dann  ebenfalls  zu  Dornen 
werden.  ~  Bei  GleditscMa  stehen  in  der  Blattachsel  3—5  Knospen  serial  über  einander, 
von  denen  der  stärkste  oberste  zum  Dorn  wird,  die  unteren  zu  Laubsprossen,  die  sich  erst 
im  folgenden  Jahr  entfalten.  —  Duranta  Plmnieri  L.  hat  Dornen,  welche  im  vegetativen 
Theil  der  Pflanze  einfach  sind,  in  der  Blüthenregion  zu  Inflorescenzen  sich  strecken,  wobei 
alle  Uebergänge  vorkommen.  —  Genau  ebenso  verhält  sich  Bougainvillea.  —  Bei  Pisonia 
aculeata  L.  und  Crataegus  sind  keine  collateralen  Beisprosse  vorhanden,  sondern  verzweigte 
Achselsprosse,  welche  den  Anschein  collateraler  Knospen  erwecken.  —  Passiflora  hat  über 
den  normalen  zu  Ranken  umgewandelten  Achselsprossen  laubtragende  Beisprosse,  die  bei 
P.  glauca  Jacq.,  vialiformis  L.,  rubra  L.  u.  A.  nur  einzeln,  bei  P.  holosericea  L.,  incarnata 
L.,  edulis  Bot.  Mag.  und  Disemma  Herbertiana  DC.  in  Zweizahl  neben  einander  vorkommen. 

—  An  dieser  Stelle  macht  Verf.  Excurse  auf  die  Phyllocladien  und  die  Verzweigung  der 
Weinrebe. 

II.  Sprosse  gemischt,  theils  vegetativ,  theils  blühend.  Hier  sind  3  Fälle 
zu  unterscheiden: 

a.  Blühende  Sprosse  oberhalb  der  vegetativen,  so  häufig  hei  Äristolochia 
Clematitis  und  anderen  Arten,  Tetragonia,  Peplis  Portula,  Calystegia  sepium,  Linaria  minor, 
Calycanthus  floridus,  Atropa,  Physalis,  Batura  und  anderen  einzelblüthigen  Solanaceen 
Compositae,  Papilionaceae,  Labiatae. 

b.  Blüthensprosse  unterhalb  der  vegetativen  kommen  bei  den  Arten  von 
Viola  als  seltener  Fall  vor;  ferner  bei  Jussiaea  repens,  Linaria  triornithophora  Willd., 
Aristolochia  Siplio;  Inflorescenzen  unter  vegetativen  Sprossen  bei  Lonicera  alpigena,  L. 
caerulea,  L.  tatarica  etc.,  Juglans  regia  ^\  bei  Brunnicliia  cirrhosa  Gärtn.  geht  der  vegetative 
Spross  nach  wenigen  Laubblättern  in  eine  Ranke  aus,  ebenso  meist  auch  die  darunterstehende 
Inflorescenz,  es  können  aber  auch  beide  Sprosse  Inflorescenzen  sein.  —  Thelygonum  Cynocrambe 
L.  wächst  im  oberen  Theile  sympodial  und  hat  in  den  Blattachseln  noch  kleine  weibhche 
Inflorescenzen  als  unterständige  Beisprosse;  bei  Ätriplex  ist  der  Wuchs  monopodial  und  in 
den  Achseln  stehen  unter  den  gewöhnlichen  Zweigen  noch  1  —  mehrere  $  Blüthen  als  Beisprosse. 

c.  Blüthen-  und  vegetative  Sprosse  collateral  bei  Hydrilla  verticillata 
(Einzelblüthe  und  Laubspross),  Cicer  arietinum  (ebenso,  selten),  Pisum  maritimiim  (Traube 
und  Laubspross),  Arten  von  Medicago  (M.  arborea,  lupulina,  arabicaj,  Hermannia  denudata. 

—  Die  bei  Tilia  und  Urticaceen  angegebenen  Fälle  sind  irrthümlich  gedeutet. 

III.  Sprosse  sämmtlichblühend.  Entweder  ist  der  eine  Spross  ein  Blüthenstand, 
der  andere  eine  Einzelblüthe  (manche  Gentianeen,  Stoertia,  Hypericum,  Capparis  cynophal- 
lophora  L.,  Buncliosia  argentea  DC,  wo  die  Einzelblüthe  unten  steht,  —  Buclmera  oppositi- 
fölia  Hort.,  wo  sie  oben  ist;  hieher  ferner  auch  Verbascum,  Lythrum  Salicaria,  Gentiana 
lutea,  Gesnera  barbata)  —  oder  der  eine  männlich,  der  andere  weiblich  (Phoradendron  ^  oben, 
Gnetum  sj  oben,  Ätriplex  ?  unten). 


Wurzel.  473 

79.  P.  Ascherson.    Subflorale  Axen  als  Flugapparate.    (Jahrbuch  des  botanischen  Gartens 
und  botanischen  Museums  zu  Berlin,  I,  1881,  S.  318—336,  tab.  VI.) 

Schilderung  von  Flugeinrichtungen,  welche  mit  Hilfe  von  subfloralen  Axen  hergestellt 
werden. 

Stupa  elegantissima  Labill,  besitzt  stark  behaarte  Rispeuäste,  mittelst  deren  die 
brüchigen  Theile  der  Infloresceuz  leicht  vom  "Winde  entführt  werden  können.  Die  Bohr- 
apparate  zum  Eingraben  der  Früchte,  welche  sich  bei  Stupa  finden,  geben  dem  Verf.  Ver- 
anlassung, auf  die  Analogien  mit  denjenigen  der  Geraniaceen  näher  einzugehen.  Ferner 
werden  die  Einrichtungen  bei  Aristida  besprochen,  welche  zur  Verbreitung  dienen. 

Eine  andere  Ausrüstung  zur  Flugfähigkeit  besteht  in  grossen,  mit  Luft  gefüllten 
Hohlräumen  der  subfloralen  Axen.  Dieselbe  zeigt  sich  au  Ptcrantims  dichotomtts  Forsk., 
Calligonum  comosum  L'Herit,  Valerianella  echinata  DC,  den  Compositen  mit  aufgeblasenem 
Köpfchenstiel  (Cenia  turbinata  Pers.,  Tragopogon  porrifolius  L.,  T.  major  Jacq.,  Ärnoseris 
minima  Lk.,  Cichorium  divaricatiim  Schousb.,  Geropogon  glaber  L.,  Hedypnois  üibaeformis 
Ten.,  Eyoseris  scdbra  L  ). 

Endlich  giebt  es  mit  Flügeln  versehene  Axen  unter  den  Blüthen,  wofür  Statice- 
und  Polygonum-Arten,  Podopterus,  Brunnichia  (mit  einer  neuen,  von  Ascherson  entdeckten 
und  hier  zuerst  beschriebenen  Art  B.  erecta  vom  Gabon)  Beispiele  liefern.  Verf.  betont 
wiederholt,  dass  selbst  bei  nahe  verwandten  Arten  der  gleiche  Effect  durch  sehr  verschiedene 
Mittel  hervorgebracht  wird. 

4.  Wurzel. 

80.  M.  Franke.   Beiträge  znr  Kenntniss  der  Wurzelverwachsungen.   Inaugural-Dissertation. 
Breslau  1881,  8°,  36  Seiten. 

Nach  kurzer  Uebersicht  der  Literatur  werden  besprochen: 

1.  Congenitale  Wurzelverwachsung  bei  Tecoma  radieans  Juss.  mit  den  Capiteln:  Anatomie 
des  Stammes,  endogenes  Gefässbündelsystem,  Stärkeschicht,  Entstehung  und  Anatomie 
der  Luftwurzeln,  Verwachsung  der  Luftwurzeln,  Trennung  der  Luftwurzeln. 

2.  Verwachsung  von  Wurzeln  mit  entwickelungsfähiger  Epidermis  bei  Hedera  Helix  L. 
und  Hoya  carnosa  R.Br. 

3.  Verwachsung  von  Wurzeln,  bei  denen  Borkenbildung  eingetreten  ist,  wobei  Göppert's 
Ansicht  über  die  Art  und  Weise  der  Verwachsung,  Seidel's  Untersuchungen  und 
eigene  Untersuchungen  des  Verf.  zur  Besprechung  gelangen. 

Die  Resultate  der  eigenen  Beobachtungen  sind  der  Hauptsache  nach  etwa  folgende. 
Man  kann  unterscheiden  zwischen 

a.  congenitaler  Verwachsung; 

b.  Verwachsung  von  Pflanzentheilen  mit  entwickelungsfähiger  Epidermis; 

c.  Verwachsung  von  Theilen  mit  peridermatischer  Borkenbildung. 

Die  beiden  ersteren  sind  nur  Rindenverwachsungen,  die  letztgenannte  aber  ist  eine 
vollkommene  Holzverwachsuug,  durch  welche  die  gegenseitige  Ernährung  der  verwachsenen 
Theile  möglich  wird.  Cougenitale  Verwachsung  wird  an  den  Luftwurzeln  derselben  Reihe 
von  Tecoma  radieans  beobachtet.  Die  Adventivwurzeln  dieser  Pflanze  brechen  in  vier  Bündeln 
an  bestimmten  Stellen  hervor,  je  zwei  Bündel  an  der  Vorder-  und  Hinterseite  des  Stengels 
unterhalb  der  Blattbasis,  von  wo  aus  sie  in  basifugaler  Richtung  sich  entwickeln.  Die 
Wurzeln  einer  Längsreihe  haben  ihren  Ursprung  in  einer  gemeinsamen,  theilungsfähigen, 
rhizogenen  Längszone  des  Interfascicularcambiums,  in  welcher  später  Vegetationspunkte  auf- 
treten, die  sich  selbständig  zu  Wurzeln  weiter  entwickeln,  Sie  haben  stets  getrennte  Plerom- 
cylinder,  aber  ein  gemeinsames  Periblem  und  Dermatogen.  Auch  nachträgliche  Verwachsungen 
der  Wurzeln  benachbarter,  durch  Hartbastbündel  getrennter  Reihen  finden  statt,  so  dass 
sämmtliche  Wurzeln  eines  Bündels  im  Stamme  und  noch  ca.  0.5  mm  ausserhalb  desselben 
durch  Rindenverwachsung  verbunden  sind.  Von  hier  ab  trennen  sich  die  Luftwurzeln  von 
einander.  Die  Trennung  erfolgt  von  aussen  nach  innen,  zuerst  weichen  die  Wurzelreihen 
von  einander,  dann  die  einzelnen  Wurzeln. 

Bei  der  zweiten  Art  der  Verwachsung  verlängern  sich,  wenn  zwei  Luftwurzeln  sich 


474  Anatomie.  Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Allgem,  Morphol.  d.  Phanerogamen. 

nähern,  die  Oberhautzellen  zu  Papillen,  stossen  auf  einander,  platten  sich  ab,  werden  durch 
ihre  Zellmembraueu  zusammeugeklebt  und  verwachsen  mit  einander.  Nun  treten  tangentiale 
und  radiale  Theilungen  ein,  so  dass  ein  die  Wurzeln  verbindendes  Scheinparenchym  entsteht. 
Um  die  Vereinigung  von  Pflanzentheilen  zu  ermöglichen,  müssen  drei  Bedingungen  erfüllt 
sein:  die  betreffenden  Theile  müssen  auf  eiuander  drücken,  sie  müssen  zu  Pflanzen  der 
gleichen  Art  gehören,  und  die  Gewebe  der  Contactstellen  müssen  noch  theilungsfähig  sein. 
Bei  der  Holzverwachsung  (der  Rothbuche)  werden  zuerst  die  Borken-  und  Rinden- 
schichteu  au  der  Berührungsfläche  durch  den  Druck  theilweise  nach  aussen  gedräugt,  bis 
die  Cambiumzonen  auf  einander  stossen,  sich  vereinigen  und  gemeinsame  Jahresringe  bilden. 
Ein  anderer  Theil  der  Borke  und  Rinde  wird  zwischen  den  Wurzeln  eingeschlossen  und 
verrottet.  Die  Markstrahlen  breiten  sich  an  der  Coutactstelle  fächerartig  aus  und  bilden 
durch  Theilungen  nach  allen  Richtungen  ein  intermediäres  Meristem,  welches  sich  endlich 
mit  dem  gleichen  Gewebe  der  Nachbarwurzel  vereinigt.  In  Folge  des  gegenseitigen  Druckes, 
welchen  das  Dicken wachsthum  sich  vereinigender  Wurzeln  veranlasst,  erleiden  Jahresringe 
und  Markstrahlen  mannigfache  Richtungsänderungen. 

81.  E.  Warming.    Familien-Podostemaceae.    (Siehe  Ref.  No.  44.) 

Die  plagiotropen,  nach  allen  Richtungen  kriechenden  Wurzeln  sind  dorsiventral ;  ihr 
Centralcylinder  liegt  der  Unterseite  näher  und  besteht  bei  Mniopsis  WeddelUana  in  den 
kleinen  Wurzeln  nur  aus  Weichbast,  bei  allen  andern  aus  Weichbast  und  zwei  Xylemgruppen. 
Alle  haben  eine  Haube,  doch  ist  dieselbe  auf  der  der  Unterlage  zugekehrten  Seite  weniger 
oder  gar  nicht  entwickelt,  oder  sie  ist  nur  ein  nageiförmiges  Anhängsel  der  Oberseite,  oder 
sie  mangelt  völlig,  wie  bei  Tristicha  und  Castelnavia.  Eine  Grenze  zwischen  Periblem  und 
Plerom  lässt  sich  nicht  ziehen,  die  Wurzelhaube  scheint  aus  dem  gleichen  Meristem  mit  der 
Epidermis  hervorzugehen.  Wenn  eine  Wurzel  zerrissen  wird,  so  bilden  sich  an  der  Bruch- 
fläche neue  Wurzeln,  die  zuweilen  dichotomlsch  erscheinen.  Neue  Wurzeln  entstehen  an 
den  Seiten  der  älteren  endogen,  Wurzeln  können  auch  Stengel  entwickeln.  Auf  dem 
Substrat  sind  die  Wurzeln  auf  doppelte  Weise  befestigt,  erstens  durch  dickwandige  Wurzel- 
haare, welche  ein  klebriges  Secret  ausscheiden,  und  zweitens  durch  eigenthümliche  Haftorgane, 
welche  vom  Verf.  Hapteren  genannt  werden.  Die  letzteren  stehen  unter  den  Wurzelsprossen, 
sind  manchmal  verzweigt,  können  auch  Wurzelhaare  tragen,  entstehen  und  verzweigen  sich 
exogen,  haben  einen  völlig  nackten  Vegetationspunkt,  werden  nur  aus  Parenchym  gebildet 
und  verbreitern  sich  an  der  Spitze,  um  sich  dem  Substrat  anzulegen.  In  ihrer  Epidermis 
ist  zuweilen  Kieselsäure  abgelagert.  Verf.  betrachtet  sie  als  emergenzartig  erscheinende 
Bildungen,  welche  sich  phylogenetisch  von  Wurzeln  herleiten,  und  führt  dafür  an:  1.  ihr 
apicales  Wachsthum,  2.  ihre  Stellung  an  den  Wurzeln,  3.  die  Fähigkeit,  sich  zu  regeneriren, 
und  4.  die  Bildung  von  Wurzelhaaren.  (Wurzelhaare  finden  sich  aber  auch  auf  dem  Thallus 
und  den  Proembryonen  der  Kryptogamen,  auf  Callusbildungen ,  auf  grossen  Rhizomen  und 
dem  Proembryo  einiger  Gramineen.)  Als  umgebildete  Wurzeln  sieht  Verf.  auch  die  intra- 
corticalen  Bildungen  bei  Viscum  und  anderen  Parasiten  an.  Hapteren  können  sich  auch 
an  Stengeln  entwickeln,  doch  ist  in  diesem  Falle  ihr  exogener  Ursprung  nicht  festgestellt. 

82.  K.  Friedrich.  Ueber  eine  Eigenthümlichkeit  der  Luftwurzeln  von  Acanthorriza  acnleata 
Wendl.    (Acta  horti  Petropolitani  tomus  VII,  fasc.  2,  1881,  p.  533-540.) 

Die  oft  verzweigten,  sehr  harten  und  spitzen  Dornen  dieser  Palme,  welche  am  Grunde 
der  Blätter  hervortreten,  sind  umgewandelte  Luftwurzeln,  denen  dabei  die  Wurzelhaube 
verloren  geht.    Verf.  beschreibt  die  anatomische  Structur  vor  und  nach  der  Verholzung. 

83.  E.  Mar.  Des  modifications  de  structure  et  de  forme  qu'eprouvent  les  racines  snivant 
les  milieux  ou  elles  vegetent.  (Association  frangaise  pour  l'avancement  des  sciences, 
congres  de  Reims  1880.) 

Verf.  findet  bezüglich  der  Entwickelung  und  Structur  der  Wurzeln  folgende  Regeln. 
Je  schwächer  die  Verlängerung  der  Wurzel,  desto  dicker,  krummer,  reicher  an  Seitenwurzeln 
und  Wurzelhaaren  ist  dieselbe.  Bei  schneller  Entwickelung  der  Wurzel  (in  Anwesenheit 
von  viel  Wasser)  enthält  letztere  nur  in  der  Wurzelhaube  Stärke;  in  feuchter  Luft  dagegeü 
findet  sich  Stärke  auch  in  verschiedenen  anderen  Geweben  bis  einige  Millimeter  von  der 
Spitze.    Die  Bildung  von  Würzelchen  wird  durch  verlangsamtes  Wachsthum  der  Haupt- 


Blatt.  475 

wurzeln  begünstigt.  Je  sclinoller  die  Wurzel  wächst,  desto  mehr  ist  sie  senkrecht.  In 
feuchter  Luft  findet  die  Verlängerung  langsam  statt;  auf  der  Erdoberfläche  keimende  Samen 
wurzeln  schwerer  als  solche,  die  von  einer  dünnen  Erdschicht  bedeckt  werden.  (Nach: 
Bulletin  de  la  Society  botanique  de  France  XXVIII,  Revue  bibliographique.) 

5.  Blatt. 

84.  J.  Schach.    Örvöslevelü  növeny  peldänysk,  melyeknek  levelalläsa  rendesen  ätellenes ; 
Pflanzen  mit  quirlständigen  Blättern,  deren  Blattstellung  in  der  Regel  gegenständig  ist. 

(Sitzungsberichte  des  Tanäregylet  Közlönye  1880/81,  S.  331.) 

Fraxinus  Ornus,  Acer  Pseudoplatamis,  Ä.  Negundo,  Sambuciis  nigra  und  Lonicera 
sp.  kommen  mit  quirligen  Blättern  vor.  Die  Zweige  gehörten  solchen  Pflanzen  an,  welche 
stark  beschnitten  waren,  zum  Theil  waren  sie  Wassertriebe.  Auch  in  den  folgenden  Jahren 
bildet  die  Endknospe  der  quirlblättrigeu  Sprosse  Blattquirle,  die  Seitenknospen  dagegen 
gegenständige  Blätter. 

Asclepias  syriaca  hat  unten  gegenständige,  nach  oben  quirlige  Blätter.  Hier  findet 
man  häufig  zweispitzige  Blätter,  welche  wohl  aus  der  Verwachsung  zweier  Blätter  hervor- 
gegangen sind. 

Bei  Ptelea  trifoliata  werden  zweispitzige  Blätter  und  Verdoppelung  der  Spitzen- 
blättchen  beobachtet. 

85.  V.  V.  Borbas.    Pflanzen  mit  ausnahmsweise  quirlständigen  Blättern.  (Oesterreichische 
botanische  Zeitschrift  XXXI,  Wien  1881,  S.  144-145.) 

Als  solche  werden  genannt:  Syringa  persica  mit  3 gliederigen  Quirlen,  Lamium 
album  4  gliederig,  Vincetoxicum  officinale  ya.r.  laxum  3  gliederig,  Cornus  sanguinea  3  gliederig, 
Mentha  aqitatica  4 gliederig,  Euphorbia  lucida  var.  salicifolia  3 gliederig,  Hieracium 
prenanthoides  2  gliederig,  Anagdllis  coeridea  und  A.  linifoUa  3  gliederig,  mehrere  Epilobium- 
Formen,  Lythrum  Salicaria  3  gliederig,  Mentha  silvestris  y&r.  stenantha  4  gliederig,  Hieracium 
vulgatum  2— 3  gliederig ^),  Bosa  gallica  var.  denticidata  5  gliederig. 

86.  G.  Holzner.    Verhalten  der  Blattstellung  zum  goldenen  Schnitt.    (Botanisches  Central- 
blatt  VI,  1881,  S.  101—102.) 

Weist  nach,  dass  zwischen  den  Divergenzen  der  Blattstellung  und  den  Näherungs- 
werthen  für  das  grössere  Stück  einer  nach  dem  goldenen  Schnitt  getheilten  Linie  völlige 
Uebereinstimmung  herrscht. 

87.  B.  M.  Lersch.    Verhalten  der  Blattstellung  zum  goldenen  Schnitt.    (Botan.  Central- 
blatt  V,  1881,  S.  154,  155.) 

Verf.  macht  darauf  aufmerksam,  dass  in  der  Divergenzreihe  ^2?  ^/s»  ^/s»  Vs  6*^.  das 
Glied  89/i44  dem  Verhältniss  1:1.61798,  in  der  Reihe  V2,  Vs,  %,  ^Is  etc.  das  Glied  ^^^^ 
dem  Verhältniss  1 : 2.618  entspricht,  und  dass  damit  das  Verhältniss  des  goldenen  Schnittes 
=  1  : 1.618034  oder  1 : 2.618034  gut  übereinstimmt. 

88.  C.  de  Candolle.    Considerations  sur  l'etude  de  la  phyllotaxie.  (Archives  des  Sciences 
physiques  et  naturelles,  3e  periode,  tome  V,  Geneve  1881,  p.  260—396,  1  Tafel.) 

Zerfällt  in  4  Abschnitte:  Historische  Uebersicht,  Geometrische  Bedingungen, 
Deutung  der  in  der  Natur  beobachteten  Fälle,  Beweis  eines  auf  S.  368  ausgesprochenen  Satzes. 

Historische  Uebersicht.  Die  morphologischen  Ursachen  der  regelmässigen 
Blattstellungen  sind  noch  dunkel,  „weil  man  nicht  immer  genügend  unterschieden  hat  zwischen 
der  Untersuchung  der  morphologischen  Gesetze  und  der  Bestimmung  der  rein  geometrischen 
Bedingungen  des  Problems.  Die  letzteren,  welche  ihre  Anwendung  sowohl  auf  mathematische, 
über  eine  gegebene  Oberfläche  symmetrisch  vertheilte  Punkte  wie  auf  Vegetationsorgane 
finden  würden,  müssen  sich  nothwendigerweise  in  der  Stellung  der  letzteren  verwirklicht 
zeigen,  ohne  jedoch  deswegen  morphologische  Gesetze  darzustellen".  Dieser  schon  1865 
vom  Verf.  ausgesprochene  Gedanke  wird  in  vorliegender  Abhandlung  weiter  ausgeführt. 
Zunächst  bespricht  Verf.  die  Ansichten  und  Theorien  der  Blattstellung,  welche  von  Bonnet 


*)  Bei  Hieracien  kommen  aus  nahm  g-weise  Quirlstellungen  durchaus  nicht  selten  vor;   dieselben  worden 
in  den  Culturen  des  Münchener  Gartens  alljährlich  beobachtet.    Bef, 


476  Anatomie.  Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Allgem.  Morphol.  d.  Phanerogamen. 

(1754)  ab  durch  Palisot  de  Beauvois,  A.  P,  de  Candolle,  Schimper  und  A.  Braun,  Dutrochet, 
Gebrüder  Bravais,  Naumann,  Hofmeister,  Sachs,  Wiesner,  Heuslow  und  Airy  vertreten  wurden, 
und  theilt  dieselben  in  3  Categorien.  Die  ältesten  Autoren  von  Bonnet  bis  Naumann  haben 
die  allgemeinen  Gesetze  der  Blattstellung  kennen  gelehrt  und  dieselben  durch  mathematische 
Formeln  ausgedrückt.  —  Hofmeister  hat  sich  besonders  damit  beschäftigt,  diese  Gesetze  auf 
die  anatomischen  Bedingungen  anzuwenden,  welche  die  Bildung  der  Organe  beherrschen.  — 
Die  neueren  Autoren  wurden  durch  die  Ideen  der  Entwickelungslehre  dazu  angeregt,  die 
Art  und  Weise  zu  ergründen,  wie  im  Laufe  der  Zeit  die  verschiedenen  Blattstellungen 
entstanden  sind. 

Eine  eingehendere  Besprechung  erfährt  die  Blattstellungstheorie  Schwendeners,  doch 
findet  Verf.  keinen  directen  Nachweis  von  der  Existenz  gegenseitigen  Druckes  der  Organe, 
auf  welcher  diese  Theorie  beruht.  „Die  Verschiedenheiten  der  Stellung  seitlicher  Organe 
können  leicht  erklärt  werden,  ohne  mechanische  Wirkungen  anzunehmen  und  indem  man 
einfach  auf  die  Beziehungen  zwischen  Länge  und  Dicke  der  Axe  wie  auf  die  Veränderungen 
derselben  während  der  Entwickelung  der  Organe  achtet." 

Geometrische  Bedingungen.  Hier  untersucht  Verf.  die  geometrischen  Bezie- 
hungen, welche  zwischen  einfachen  mathematischen  Punkten  existiren,  welche  symmetrisch 
über  eine  Rotationsfläche  vertheilt  sind. 

Deutung  der  natürlichen  Vorkommnisse.  Die  im  vorhergehenden  Kapitel 
gefundenen  theoretischen  Gesetze  finden  ihre  Anwendung  auf  die  in  der  Natur  beobachteten 
Stellungen,  wenn  man  die  vorkommenden  Flächen  als  mathematische  Rotationsflächen  gelten 
lässt.  Dies  nachzuweisen  ist  der  Zweck  des  Kapitels,  an  dessen  Schluss  der  Verf.  u.  A. 
folgende  Sätze  ausspricht: 

Die  Phyllotaxie  beruht  zugleich  auf  dem  Begriff  der  constanten  Divergenzen  und 
auf  demjenigen  der  zwischen  dem  Längen-  und  Trausversalwachsthum  der  Merithallien 
bestehenden  Beziehungen.  Unter  allen  Werthen,  welche  man  der  fundamentalen  Divergenz 
beilegen  könnte,  sind  diejenigen,  welche  mit  den  anatomischen  Verhältnissen  und  der  Bildungs- 
weise der  Organe  übereinstimmen,  die  einzigen,  welche  auch  gewöhnlich  in  der  Natur  ange- 
troffen werden. 

Kapitel  4  enthält  die  weitere  Ausführung  einiger  vom  Verf.  früher  ausgesprochener 
Sätze,  auf  welche  hier  nicht  näher  eingegangen  werden  kann,  ohne  zu  weitläufig  zu  werden. 

89.  C.  de  Candolle.    Considerations  sur  l'etude  de  la  phyllotaxie.    (Geneve,  Bäle,  Lyon 
1881.     8".    78  Seiten,  2  lithographische  Tafeln.) 

Vom  gleichen  Inhalt  wie  die  im  vorigen  Referat  besprochene  Arbeit,  unter  Hinzu- 
fügung  einiger  Zusätze  und  Figuren. 

90.  M.  T.  Masters.    Note  on  the  Foliation  and  Ramification  of  Baddleia  anricolata.  (Journal 
of  the  Linnean  Society  XIX,  London  1881/82,  p.  201—204.) 

Die  Nebenblattverhältnisse  der  Loganiaeeae  werden  von  den  verschiedenen  Autoren 
in  etwas  abweichender  Weise  aufgefasst,  ohne  dass  man  sich  über  das  wahre  Verhalten 
bisher  klar  gemacht  hätte.  Dies  rührt  nach  des  Verf.  Ansicht  daher,  dass  die  beschreibenden 
Botaniker  mehr  bestrebt  gewesen  sind,  „Charaktere"  zu  finden  als  die  morphologische  Be- 
deutung derselben  festzustellen.  Da  die  Stipulae  zur  systematischen  Unterscheidung  benutzt 
werden,  so  ist  die  Ergründung  ihrer  Natur  eine  Nothwendigkeit ;  Masters  untersuchte  aus 
diesem  Grunde  junge  Knospen  von  Buddleia  auriculata  Benth.  und  fand,  dass  bei  dieser 
zwischen  den  decussirten  Blattpaaren  jederseits  mit  einem  ohrförmigen  blattartigen  zurück- 
geschlageneu Anhängsel  versehenen  Pflanze  in  den  jüngsten  beobachteten  Stadien  neben  dem 
Vegetationspunkt  der  Axe  nur  zwei  Blatthöcker  wahrnehmbar  sind,  welche  sich  an  ihrem 
basalen  Theil  später  nicht  von  einander  sondern,  vielmehr  verbunden  bleiben  und  eine  Blatt- 
scheide um  die  Axe  bilden,  welche  der  Kelch-  oder  Kronröhre  gewisser  Blüthen  analog  ist. 
Bei  Buddleia  glohosa  werden  ausser  den  beiden  genannten  Blatthöckern  keine  weiteren 
gebildet,  bei  B.  auriculata  dagegen  folgen  denselben  sehr  bald  auf  dem  Rande  der  Blatt- 
scheide zwei  andere  nach  vorn  und  hinten  zwischen  den  Basaltheilen  der  früheren  Blatt- 
höcker. So  bilden  hier  die  vier  Höcker  einen  Quirl,  obwohl  sie  nicht  gleichzeitig  entwickelt 
werden,  die  sogenannten  „Ohren"  sind  also  in  der  Entwickelung  zurückgebliebene  Quirl- 


Blatt.  477 

blätter.  Dadurch  wird  die  vermuthete  Beziehung  der  Loganiaceae  zu  den  Eiibiaceae  bestätigt. 
Die  Unterdrückung  eines  Thcils  der  Blätter  eines  Quirls  kann  als  ein  Mittel  betrachtet 
werden,  um  das  Ueberschatten  der  unteren  Blätter  durch  die  oberen  zu  vermeiden. 

91.  Stahl,  üeber  sogenannte  Compasspflanzen.  (Jenaische  Zeitschrift  für  Naturwissen- 
schaft, herausgegeben  von  der  Mediciu.  Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft  zu  Jena, 
Bd.  XV,  Jena  1881/82,  Sitzungsberichte  p.  35.) 

Silphium  laciniatum  stellt  seine  Blätter  senkrecht,  so  d;iss  deren  Flächen  nach 
Osten  und  Westen  gerichtet  sind;  ebenso  verhält  sich  unter  den  einheimischen  Pflanzen 
Lactuca  Scariola.  Durch  Culturversuche  stellte  Verf.  fest,  dass  diese  Mcridianstellung  der 
Blätter  durch  das  directe  Sonnenlicht  bewirkt  wird,  indem  die  einen  Blätter  sich  senkrecht 
zur  aufgehenden  Sonne,  die  andern  ebenso  zur  untergehenden  sich  richten.  Unter  Ausschluss 
des  Sonnenlichtes  und  bei  einseitiger  Beleuchtung  bleiben  die  Blätter  von  Lactuca  senkrecht 
zum  einfallenden  Licht. 

92.  Stahl.  Dieselbe  Arbeit  in  den  Abhandlungen  der  Jenaischen  Zeitschrift  für  Natur- 
wissenschaft XV,  1881/82,  p.  381—389,  tab.  19  ausführlich  mitgetheilt. 

93.  G.  Ch.  Renss.  Pflanzenblätter  in  Naturdrock  mit  der  botanischen  Kunstsprache  für 
die  Blattform.  (Eine  illustrirte  Monographie  des  Blattes.  3.  Auflage.  Stuttgart  1881. 
8",  mit  Atlas  in  Fol. 

Nicht  gesehen. 

94.  W.  Trelease.    The  foliar  nectar  glands  of  Popnlas.    (The  Botanical  Gazette  VI,  1881, 

p.  284-290.) 

Die  Blattstieldrüsen  der  Populus-Arten  sondern  Nectar  ab.  Sie  liegen  an  der  Ueber- 
gangsstelle  des  Blattstieles  in  die  Spreite  oder  sie  gehen  auch  auf  die  Basis  der  letztern 
selbst  über;  in  Bau  und  Ausehen  schliessen  sie  sich  an  die  Blattzahndrüsen  enge  an.  Zu- 
weilen sind  sie  tief  2 lappig.  Der  Zuckersaft  entsteht  wahrscheinlich  aus  der  Stärke,  mit 
welcher  das  der  Drüse  zunächst  liegende  Gewebe  erfüllt  ist.  Diese  Drüsen  finden  sich  bei 
Populus  nicht  auf  allen  Blättern,  sondern  gewöhnlich  nur  auf  den  ersten  Frühlingsblättern 
des  Zweiges.  Sie  wurden  beobachtet  am  Spreitengrunde  bei  P.  halsamifera ,  candicans, 
cüiata,  euphratica  (nur  auf  den  breiten  Blättern,  nicht  auf  den  schmalen),  grandidentata, 
heteroplußla ,  momUfera,  angulata,  pruinosa,  Sieboldü,  suaveolens,  treniula,  tremuloides, 
triehocarpa;  nur  auf  den  Blattzähnen  bei  P.  alba,  angustifolia,  FremonUi  (selten),  nigra; 
sie  fehlen  bei  P.  nigra  var.  dilatata  und  P.  tomentosa.  Demnach  finden  sich  Petiolardrüsen 
bei  den  meisten  untersuchten  Arten  und  bei  denjenigen,  wo  sie  bisher  nicht  gefunden  wurden, 
mögen  sie  zu  anderer  Zeit  wohl  noch  auftreten,  denn  bei  einer  P.  tremula  pendula  fehlten 
sie  im  Mai  vollständig,  waren  aber  später  in  Menge  vorhanden.  Nach  einem  kurzen 
geschichtlichen  Rückblick  auf  die  Notizen  über  die  in  Rede  stehenden  Drüsen  giebt  Verf. 
eine  Darstellung  der  Entwickelung  derselben  und  bespricht  im  Anschluss  an  eine  Aufzählung 
der  auf  den  Drüsen  beobachteten  nectarsuchenden  Insecten  die  wahrscheinliche  Function  der 
ersteren.  Sie  dienen  der  Pflanze  indirect  zur  Abwehr  von  Feinden;  denn  die  Ameisen,  welche 
zunächst  durch  die  Petiolardrüsen  angezogen  werden,  schützen  die  Pflanze  vor  Raupen  und 
grösseren  Thieren  durch  ihre  stets  rege  Angriffslust  so  lauge,  bis  die  jungen  zarten  Blätter 
eine  lederartige  Beschaffenheit  angenommen  haben. 

95.  E.  Warming.    Familien  Podostemaceae.    (Siehe  Ref.  No.  44.) 

Die  Laubblätter  sind  fiedertheilig,  die  Theilungen  variiren  stark  nach  der  Localität. 
Sie  haben  eine  intrapetiolare  Stipula,  bei  Mniopsis  nur  Halbstipelu  auf  der  notoscopen  Seite 
der  Blattbasis,  welche  als  selbständiges  Blatt  betrachtet  worden  ist  (Weddell,  DecandoUe). 
Die  Theilungen  der  Blattspreite  entstehen  in  acropetaler  Reihenfolge,  zuweilen  so  dicht  am 
Gipfel  der  Haupttheilung,  dass  der  Anschein  von  Dichotomie  erzeugt  wird;  in  der  Knospeu- 
lage  haben  sie  oberschlächtige  Deckung.  Die  unterste  Theilung  1.  Ordnung  jedes  Blattes 
entsteht  meist  auf  dem  notoscopen  Blattrande.  Die  Seiteusprosse  stehen  nicht  genau  in 
den  Blattachseln,  sondern  am  Grunde  des  notoscopen  Blattrandes,  und  sie  sind  von  einer 
besonderen  Stipula  bedeckt,  so  dass  Blätter  mit  zwei  Stipeln,  einer  äusseren  und  einer  inneren, 
resultiren,  für  welche  Verf.  den  Namen  dithecische  Blätter  vorschlägt. 


478  Anatomie.  Morphologie  der  Phanerogamen.  —  AUgem.  Morphol.  d.  Phanerogamen. 

96.  0.  Drude.    Palmae  in  Flora  Brasiliensis.    (Siehe  Ref.  No.  63.) 

Folium. 
A.  Folia  pinnatinervia:    Trib.  BapMeae,  Cocoineae,  Areceae,  Geonomeae,  Hyophorbeae 
et  Iriarteae  omnes. 

a.  Lamina  impari-aequaliter  piiinatisecta ,  segmento  apicali  saepe  bifido;  in  segmentis 
deltoideis  eroso-dentatis  nervi  I.  radiantes:  Iriarteae  omnes:    Iriartea,  Catoblastus. 

b.  Lamina  ad  apicem  bipartita,  segmento  terminali  destituta.  In  segmentis  medianus 
reliquis  nervis  validier,  aut  plures  nervi  I.  sup,  et  inf.  inter  se  parallel!  versus  apicem 
segmentorum  arcuate  currentes. 

a.  Lamina  bifida,  furca  utraque  multinervi  inter  nervös  L  sup.  et  inf.  plicata,  acuta: 
Cocoineae,  Geonomeae,  Hyopliorheae,  omnium  species  paucae, 

1.  Folia  ampla,  lamina  aequaliter  dentata  denique  lacerata:    Manicaria. 

2,  Folia  minora,  lamina  vix  vel  edentata, 

pilosa  vel  secus  margines  ciliata,  vagina  petiolisque  aculeatis:    Bactris  (spec. 

paucae) ; 
glabra  (i.  e.  neque  aculeata  nee  setosa  nee  ciliata). 
Petiolus  et  costa,  saepe  etiam  nervorum  superficies  tomento  dense  appresso 

floccoso  ferruginea:    Geonoma  (spec.  rariores). 
Omnino  laevis,  viridis:    Morenia  spec. 
ß.  Lamina  inaequaliter  piunatisecta,  segmentis  vario  nervorum  J.  numero  instructis 
inter  nervös  plicatis:     Cocoineae,  Geonomeae,  Hyophorbeae. 

1.  Segmenta  aculeis  vel  setis  (quandoque  raris   aut  minimis)   secus  margines  et 
versus  apicem,  rarius  ad  nervös  et  in  facie  inferiore  vel  superiore  obtecta. 
Folia  minora,  gracilia:    Bactris  (spec.  multae). 

Folia  magna  firma,  costa  valide  aculeata:    Astrocaryum. 

2.  Segmenta  glabra  (neque  aculeata  nee  setosa  nee  ciliata). 

Petiolus  et  costa,  saepe  etiam  nervi  tomento  dense  appresso  floccoso  ferru- 
ginea:   Geonoma  (spec.  plurimae),  Calyptronoma. 
Omnino  laevis  et  viridis:  HyospatJie,  Morenia  (spec),  Chamaedorea  (spec). 
y.  Lamina  aequaliter  piunatisecta,  segmentis  mediano  solitario  (nervo  I.  sup.)  in- 
structis reduplicatis:  Baphieae,  Cocoineae,  Arecineae,  Geonomeae,  Hyopliorheae. 

1.  Segmenta  ima  in  spinas  mutata,  itaque  petiolus  serrato-spinosus:    Elaeis. 

2.  Costa  supra  segmenta  recta  lanceolato-elliptica  utrinque  acuta  in  flagellum 
segmentis  abortivis  spinescentibus  elongata:    Desmoncus. 

3.  Costa  iüter  segmenta  suprema  angustiora  desinensj  Spinae  nullae, 

Segmenta  aculeis  vel  setis   (quandoque  raris  vel  minimis)  secus  margines, 
nervös,  vel  in  facie  inferiore  obtecta.    (Caudex  saepe  aculeatus.) 
Segmenta  deltoidea  eroso-dentata ,  caudata:    Bactris  (caryotifolia) ,  Mar- 

tinesia. 
Segmenta  lanceolata  vel  linearia,  acuta  vel  acuminata. 
Costa  laevis;   folia  magna  segmentis  longis  secus  margines  aculeatis: 

Bapliia. 
Costa  aculeata;  segmenta  plerumque  per  acervos  consociata:    Bactris 
(spec.  multae),  Astrocaryum  (spec),   Guilielma,  Acrocomia  (in  A. 
glaucophylla  segmenta  setis  carent,  sed  costa  aculeata  I). 
Segmenta  glabra  (i.  e.  neque  aculeata  neque  setosa  neque  ciliata).    (Caudex 
inermis.) 

Segmenta  late  lanceolata,  falcato- acuminata,  ad  basin  callosam  vix  redu- 
plicata,  nervis  IL  pluribus  medianum  crassitie  fere  aequantes:  Morenia 
(spec),  Kunthia,  Chamaedorea  (spec),  Leopoldinia. 
Segmenta  late  lanceolata  breviter  acuminata  acumine  recto,  conspicue  re- 
aut  conduplicata,  nervo  mediano  reliquos  crassitie  superante:  Oenocarpus 
(spec),  Jessenia, 


Blatt. 


479 


Segmenta  anguste  lanceolata  acumiuata  parum  reduplicata,  nervo  mediano 
reliquos  crassitie  superantc,  saepius  aeque  ac  costa  subtiis  tomento 
appresso  ferrugineo:  Geonoma  (spec,  paucae),  Leopoldinia. 
Segmenta  lincari- lanceolata  saepe  longissima,  acuminata,  ad  insertionem 
suam  conduplicata,  nervo  mediano  crasso  laevi  vel  rarius  appresse- 
tomentoso. 
Segmenta  concinna:  Maximüianea,  Ättalea,  Barcella,  Orhignia,  Biplo- 

ihemium  (spec.  paucae),  Cocos  (spec.  multae). 
Segmenta  ad  acervos  plurium   cousociata  et  varie  ad  costam  inserta: 
Diplothemium  (spec.  plures).  Cocos  (spec.  plurimae),  Orhignia  (spec), 
Attdlea  (spec.  rarissimae). 
B.  Folia  palmatinervia :    Mauriüeae,  Sahaleae. 

a.  Lamina  palmato-flabelliformis ,  seil,  in  lacinias  aequales  brevius  longiusve  incisa. 
a.  Laciniae  reduplicatae,  nervo  I.  sup.  mediano:     Mauriticae. 

1.  Segmenta  aculeata  vel  iuermia:    Mauritia. 

2.  Segmenta  inermia:    Orophoma. 

3.  Segmenta  aculeata:    Lepiäocarymn  (spec.  paucae). 
ß.  Laciniae  induplicatae,  nervo  I.  inf.  mediano:     Sahaleae. 

1.  Vagina  in  spinarum  rete  dissoluta;  petiolus  laevis:     Trithrinax. 

2.  Vagina  inermis;  petiolus  spinoso-serratus:    Copernicia. 

3.  Vagina  inermis;  petiolus  laevis;  lamina  mediano-bisecta:    Acantliorrhiza. 

b.  Lamina  digitato-flabelliformis,  seil,  in  segmenta  inaequalia  nervorum  I.  vario  numero 
praedita  et  inter  nervös  I.  plicata  usque  ad  costam  incisa. 

a.  Segmenta  reduplicata,  seil,  nervis  I.  sup.  in  apicem  segmentorum  eorumque  dentium 

excurrentibus :    Mauriüeae. 

Laminae  bisectae  margo  posticus  et  anticus  aculeatus:    Lepiäocaryum  (spec. 
multae), 
ß.  Segmenta  induplicata,  seil,  nervis  L  sup.  in  (sinum)  segmentorum  dentiumque 

excurrentibus:    Sahaleae.    (Acantliorrhizae  spec.  extrabrasilienses.J 

97.  P.  Magnus.    Ueber  Excrescenzen  auf  Blättern.   (Sitzungsberichte  des  Bot.  Vereins  der 
Provinz  Brandenburg,  Jahrg.  1881,  BJ.  XXIII,  Berlin  1882,  S.  46-47.) 

Bei  der  Gesneracee  Eechsteineria  allagophylla  Rgl.  fanden  sieb  auf  dem  Mittelnerv 
der  Blattoberseite  über  der  Basis  der  Spreite  Excrescenzen,  die  der  ganzen  Länge  nach  der 
Mittelrippe  angeheftet  waren  und  mit  ihrer  Oberseite  der  Blattunterseite  entsprachen. 
Aehnliches  kommt  bei  Gesnera  (spicata?)  (Wydler)  und  Brassica  oleracea  L.  vor  (Magnus). 
—  Bei  Gesnera  splendens  van  Houtte  dagegen  kommen  Excrescenzen  stets  auf  der  Unter- 
seite des  Blattes  zwischen  zwei  Seitennerven  vor,  ebenso  bei  ÄristolocMa  Sipho  L'Her.  und 
Spiraea  salicifolia.  —  Die  Auswüchse  auf  der  Corolle  von  Gloxinia  speciosa  Ker  stehen 
auf  dem  Kücken  der  Mediane. 

98.  Goebel.    Blattentwickelung  von  Iris.    (Botan.  Zeitung,  39.  Jahrg.  1881,  S.  96-97.) 

Trecul  (Comptes  rendus  des  seances  de  l'Academie  des  Sciences,  tome  XC,  1880, 
Paris  p.  1047:  siehe  Jahresbericht  VIII,  1880,  Abth.  I,  S.  119)  ist  der  Ansicht,  dass  bei 
Iris  die  Blattscheide  der  Lamina  in  ihrer  Entwickelung  vorangehe.  Zuerst  bilde  sich  ein 
die  Axe  umfassender  Wulst,  der  sich  erhöhe,  auf  der  Rückenseite  hauptsächlich  wachse 
und  dadurch  bald  eine  Art  Kappe  bilde.  Dann  erscheine  auf  letzterer  die  Spreite,  welche 
zuerst  von  unten  nach  oben,  bald  jedoch  in  basipetaler  Richtung  wachse.  —  Verf.  hat  an 
Iris  variegata  diese  Frage  seinerseits  untersucht  und  ist  zu  einem  andern  Resultat  gekommen. 
Als  erste  Anlage  des  Blattes  tritt  ein  stengelumfassender  Höcker  auf,  der  wie  eine  gewöhnliche 
Blattanlage  wächst.  Bald  aber  wird  das  Längenwachsthum  sehr  verlangsamt,  während  starkes 
Flächenwachsthum  eintritt,  so  dass  die  Blattanlage  kapuzenförmig  wird.  Etwa  auf  der  Mitte 
derselben  ist  das  Wachsthum  am  stärksten,  hier  wird  eine  Hervorstülpung  als  Anlage  'der 
schwertförmigen  Lamina  erzeugt.  Letztere  tritt  bald  in  die  terminale  Stellung.  Es  ist  also 
nicht  zuerst  die  Scheide  vorhanden,  sondern  ein  Primordialblatt,  an  welchem  eine  Scheidung 
in  Oberblatt  und  Blattgrund  noch  nicht  stattgefunden  hat.    Die  Lamina  ist  keine  Neubildung, 


480  Anatomie.  Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Allgem.  Morphol.  d.  Phanerogamen, 

sondern  das  Product  eines  Wachsthumsprocesses  des  Primordialblattes,  und  die  gesammte 
Blattent Wickelung  weicht  von  der  bekannten  Regel  nicht  ab. 

99.  A.  W.  Eichler.  Oeber  die  Schlauchblätter  von  Cephalotas  follicularis  Labill.  (Jahrbuch 
des  botanischen  Gartens  und  des  botanischen  Museums  zu  Berlin  I,  1881,  S.  193—197, 
mit  Holzschnitten.) 

Erweiterte,  mit  Figuren  versehene  Darstellung  einer  Untersuchung,  über  welche 
schon  im  Botan.  Jahresbericht  VIII,  1880,  Abtheilung  I,  S.  117  referirt  wurde. 

100.  A.  Dicksen.    On  the  morphologie  of  the  pitcher  of  Gephalotus  follicularis.    (Journal 
of  Botany,  new  series  vol.  X,  1881,  p.  129  sqq.,  tab.  219,  220.) 

Auf  Grund  von  Rückbildungen  von  4  Blättern  des  Gephalotus  follicularis  gelangt 
Verf.  zu  folgenden  Schlüssen: 

Der  Schlauch  resultirt  aus  einer  schubförmigen  Taschenbildung  der  Blattspreite  auf 
der  Oberseite.  Die  Spitze  des  Blattes  liegt  auf  der  von  der  Axe  am  weitesten  entfernten 
Seite  und  wird  wahrscheinlich  von  der  Spitze  des  dorsalen  Mittelflügels  dargestellt.  Der 
Deckel  ist  ein  Auswuchs  der  Blattoberseite. 

6.  Trichom. 

101.  E.  Mer.   De  la  Constitution  et  des  fonctions  des  poils  radicaux.   (Association  fran^aise 
pour  l'avancement  des  sciences,  congres  de  Reims  1880.) 

Die  Wurzelhaare  werden  von  dem  Centrum  der  Vorderwand  der  Epidermiszellen 
aus  gebildet,  das  Protoplasma  dieser  Zellen  wandert  fast  vollständig  nebst  dem  Zellkern  in 
das  Haar.  Verf.  betrachtet  die  Wurzelhaare  demnach  als  Abkömmlinge  oder  Tochterzellen 
der  Oberhautzellen,  welche  den  ganzen  Inhalt  ihrer  Mutterzellen  in  sich  aufnehmen,  jedoch 
von  denselben  nicht  durch  Scheidewände  abgeschlossen  werden.  —  In  feuchter  Luft  entwickeln 
sich  die  Wurzelhaare  am  stärksten;  durch  Mittel,  welche  das  Wachsthum  der  Wurzeln 
verlangsamen,  wird  dasjenige  der  Haare  begünstigt.  (Nach:  Bulletin  de  la  Societe  botan. 
de  France  XXVIII,  Revue  bibliogr.) 

102.  J.  C.  Arthur.  Various  forms  of  Trichomes  of  Echinocystis  lobata.  (The  Botanical 
Gazette  VI,  1881,  p.  180-183,  tab.  1.) 

Echinocystis  lobata  Torr,  et  Gray,  obwohl  nahezu  kahl  erscheinend,  bestizt  dennoch 
eine  ziemliche  Mannigfaltigkeit  von  Haarformen,  welche  Verf.  auf  der  beigegebenen  Tafel 
abbildet.  Dieselben  sind  theils  einfache  einreihige  Haare,  theils  kopfige,  welche  zu  Drüsen- 
haaren ausgebildet  sein  können.  Die  fadenförmigen  Haare  entspringen  aus  einem  Collenchym- 
gewebe,  die  kopfigen  aus  chlorophyllhaltigem  hypodermalem  Gewebe ;  die  ersteren  stehen  an 
vorspringenden  Theilen  ohne  Spaltöfi"nungen,  die  letzteren  aus  Flächen  mit  solchen. 

7.  Anordnung  der  Blüthentlieile  im  Allgemeinen. 

103.  L.  Celakovsky.   Ueber  die  Stellung  des  Kelches  der  Borragineen  zu  seinem  Deckblatt. 

(Verhandlungen  der  K.  Böhmischen  Gesellschaft  der  Wissenschaften  zu  Prag  1881. 
[Czechisch.]    Siehe  Ref.  No.  103.) 

104.  0.  Lubarsch.  Tafeln  zur  Blüthenkunde.  Eine  Sammlung  von  Diagrammen  und  Längs- 
schnitten der  wichtigsten  Blüthentypen,  2  Hefte.    Berlin  1881.    8". 

Nicht  gesehen. 

105.  0.  Drude.    Palmae  in  Flora  Brasiliensis.    (Siehe  Ref.  No.  63.) 

Spadix. 
A.  Spathae  3—  oo  incompletae. 

a.  Rami  distichi  spathellis  instructi.  Flores  amenti  vel  cincinni  instar  congesti,  J*  et  9 
in  distinctis  spadicibus;  Spadix  duplicatim  ramosus  ramis  II  contractis:  Maiiritia, 
Orophoma,  Lepidocaryum. 

b.  Rami  distichi  spathellis  instructi  pluries  ramificati. 

Flores  distichi  in  iisdem  ramulis  inferne  Q  superne  (■^:  Baphia. 

c.  Rami  undique  patentes  spathellati,  spadice  paniculato;  flores  ^:  Copernicia. 

d.  Rami  undique  patentes  nudi  vel  bracteolati.   Flores  ^:  Trithrinax,  Acanthorrhim. 

e.  Rami  undique  patentes  bracteolati  vel  nudi.    Flores  (-f  ^  ^. 


Anordnung  der  Blütheutheile  im  Allgemeinen.  481 

Glomeruli  trifiori  ad  basin  vel  mediam  partem  ramulorum;    flores   supremi   (-j^; 

Iriartea,  Ilyospathe. 
Flores  pj^  et  Q  iu  distinctis  spadicibus:  Chamaedorea,  Morenia,  Kimthia,  Catoblastus. 
B.  Spathae  2  flores  ante  authesin  involventes.    Spadix  simpliciter  ramosus  (raro  simplex 
vel  paniculatus),  ramis  spathellis  destitutis,  saepe  bracteolatis. 

a.  Spathae  2  completae  laeves  anthcsi  delabentes  et  spadicem  denudantes;  glomeruli 
triflori  usque  versus  apicem  ramorum,  floribus  in  scrobiculis  sessilibus:  Euterpe, 
Oenocarpus,  Jcssenia. 

b.  Spatha  inferior  incompleta  vel  fere  evanida,  superior  completa  longitudinaliter 
dehiscens  et  supra  rhacbin  per  anthesin  persistens, 

aculeata  vel  setosa  vel  laua  densa  villosa. 

Flores  Q  intermixti  inter  plures  q^  vel  ubique   in   glomerulis   trifloris  sessiles; 

rami  scrobiculati:  Bactris,  Guilielma,  Desmoncus,  Martinezia. 
Flores  Q  in  scrobiculis  inflexis  ad  ramorum  basin,  ^  foveis  profundis  immersi: 
Astrocaryum,  Acrocomia. 
inermis  et  glabra,  rarius  tomento  quodam  adspersa.   (^Desnionci  et  Bactridis  species 
paucae  supra  inquirendae  sunt ;  harum  spadix  teuer  distiche  ramosus  vel  simplex 
vel  in  ramos  paucos  fastigiatos  divisus.) 
Rhachis  indivisa  dense  scrobiculata  inferne  glomerulos  trifloros  superne  flores  (-^ 

proferens:  Diplothemium,  Coci  spec.  paucae. 
Rhachis  simpliciter  ramosa. 

Rami  graciles  flexuosi  scrobiculati;  glomeruli  trifiori  in  parte  basali,  apex  ^f: 

Cocos  (spec.  plurimae),  Glasiova. 
Spadices  unisexuales  vel  floribus  (^  nonnuUis  flores  Q  paucos  magnos  stipantibus 
androgyni,  utriusque  sexus  difformes. 
Flores  (-^  in  spadice  masculo  secundi;  Ättalea,  Orhignia. 
Flores  in  scrobiculis  ramorum  undique  spectantes :  Maximiliana. 
Flores  ^-f  in  spadice  Q  nulli,  in  masculo  ramis  profunde  immersi,  solitarii 
in  foveis  carnosis:  Elaeis. 
Flores  (-^  bini  foveis  ramorum  incrassatorum  immersi;  flores  Q  pauci  ad  basiu 

ramorum  superne  masculorum  sessiles:  Barcella. 
Flores  (-^  solitarii  foveis  ramorum  immersi ;  flores  Q  pauci  ad  basin  ramorum 
flexuoso-adscendentium  scrobiculati :  Manicaria. 

c.  Spathae  2  (rarius  tertia  rudimentaria)  anthesi  floribus  breviores  et  pedunculo  cum 
rhachi  elongata  prorumpente  superatae,  delabentes  vel  marcescentes,  inermes,  interdum 
inter  folii  vaginam  occultatae.  Flores  foveis  immersi.  Spadix  simplex  vel  2— 3-ramosus 
vel  paniculatim  divisus :  Geonoyna,  Calyptronoma,  Leopoldinia  (in  hac  spathae  intra 
vaginas  foliorum  absconditae,  breves.) 

Flores  et  fructus. 

A.  Germen  in  stipite  brevi  ellipsoideum  in  Stigmata  3  acuta  excurrens  triloculare  extus 
squamis  desuper  imbricatis  obtectum;  ovula  3  inversa  iu  funiculo  erecta  ab  endocarpio 
libera.  Bacca  loricata  monosperma.  Flores  (-^  coriacei,  calyce  gamosepalo,  corolla  e 
basi  connata  tripetala  valvata  calycem  superante. 

Eaphia:  Corolla  C  cylindrico-tubulosa  trideutata;  cor.  q^  obliqua  tripartita,  filamenta 

superne  libera  antheris  maguis. 
Mauritia:  Corolla  Q  trifida,  cum  androecei  sterilis  tubo  connata;  cor.  ^  recta  tripartita, 

antheris  maguis. 
Orophoma:  Corolla  Q ;  cor.  ^-^  recta  e  stipite  longo  trifida;  antherae  magnae, 

filamenta  petalis  adnatae, 
Lepidocaryiim:  Corolla  Q   trifida  basi   campanulata,  androeceo  sterili   fertili  simili 

campanulato;  cor.  ^  recta  tripartita,  antheris  minutis. 

B.  Germinis  epidermis  squamulis  imbricatis  et  fructus  squamarum  lorica  destituta;  ovula  3 
(rarissime  4—6)  ab  axi  communi  aversa,  vel  Ovulum  solitarium  micropyle  extus  versus 
basin  spectante. 

Botanischer  Jahresbericht  IX  (1881)    1.  Abth.  31 


482   Anatomie.  Morphologie  der  Phanerogamon.  —  Allgem.  Morphol.  d.  Phanerogamen. 

Flores  diclines,  Q  staminodiis  nuUis  vel  parvis  dentiformibus  vel  rarius  in  urceolum 
magnum  sexdentatum  connatis. 

Germeu  subglobosum  sessile  stigmatibus  brevibus  tribus  apiculatum,  uniloculare, 
univovulatum ,  ovulo  cum  endocarpio  sutiu'a  rhapheos  late  cohaerente  et  innato. 
Bacca  syncarpa  monosperma  testa  seminis  laevi  rhapheos  sulco  ejusque  ramis 
uotata.  Floris  Q  calyx  et  corolla  calyce  multo  longiore  imbricato-convolutiva 
staminodiis  brevissimis  vel  0.  Fl,  (^  calyx  triüdus  quam  corolla  tripetala  valvata 
multo  brevior,  germinodium  0  vel  breve. 

Euterjpe:  Calyx  Q  et  ^-f  triphyllus;  stamina  6;  ovuli  anatropi  micropyle  basilaris; 
bacca  globosa  stigmatum  residuis  obliquis,  embryo  lateralis  in  albumine  ruminato. 
Oenocarpus:  Calyx  q^  gamosepalus;  stamina  6;  ovuli  anatropi  micropyle  basilaris; 
bacca  ovoidea  stigmatum  residuis  subcentricis;  embryo  basilaris  in  albumine 
radiato  aequabili  vel  ruminato. 
Jessenia:  Calyx  Q  et  (-j^  triphyllus;  stamina  12—20;  ovuli  hemianatropi  micro- 
pyle oblique  basilaris;  bacca  ovoidea  v.  globosa  centrica;  embryo  basilaris  in 
albumine  ruminato. 
Germen  subglobosum  vel  ovoideum  saepe  maximum  late  sessile,  stigmatibus  3  api- 
culatum (rarissime  4— 6-merum3,  in  ima  basi  triloculare  triovulatum,  ovulis  loculos 
minutos  omnino  fere  explentibus  axi  profunde  immersis  et  parum  ex  ea  promi- 
nentibus    depressis    vel    ovoideis    funiculo    omnino    destitutis.     Drupa   syncarpa 
monopyrena  monosperma  (rarius  2— 6-sperma),  seminibus  cum  putamiue  ubique 
connatis  hilo  et  rhaphe  distincta  orbatis. 

Floris  Q  calyx  et  corolla   sympetala   triloba   vel  tridentata;  Fl.  ^  petala  disco 
staminifero  ad  basin  cohaerentia  valvata  calycera  brevem  trifidum  vel  tripar- 
titum  longe  excedentia.    Radicula  in  semiue  supera  (supra  medium  vel  prope 
verticem  sita). 
Desmoncus:  Flores  (-f  petalis  cuspidatis  quam  ^  majores;  Stigmata  parva  vix 

anthesi  emergentia. 
Bactris:  Flores  q^  petalis  acutis  Q  aequilongi  vel  majores;  Stigmata  late  sessilia 

obtusa  cum  germinis  vertice  e  corolla  emergentia. 
Guilielma:   Flores  q^  petalis  vix  acutis  ventricosi  quam  Q  minores;  Stigmata 

latissima  concava. 
Astrocaryum:  Flores  (-f  quam  Q  minores;  germen  e  corolla  emersum  in  stylum 
elougatum  stigmatibus  longis  radiantibus. 
Floris  Q  corolla  triphylla  imbricata  vel  convoluto-imbricata. 

Floris  (^  petala  disco  carnoso  brevi  vel  uullo  parum  ad  imam  basin  conjuncta 
valvata  calycem  brevem  (rarius  coroUae  aequilongum)  trifidum  vel  tripartitum 
longe  excedentia. 
Acrocomia:  Radicula  horizontalis.  Calyx  ^  parvus;  corolla  imbricata;  germen 

stylo  longo  emersum. 
Martinesia:  Radicula  horizontalis.    Calyx  Q  parvus;  corolla  trifida  laciniis 

valvatis;  Stylus  0. 
Glaziova:  Radicula  infera;  Calyx  Q  corollam  includens  convolutus;  androe- 

ceura  sterile  0;  Stigmata  erecta  conniventia.    Putamen  tenue. 
Cocos:  Radicula  infera.    Calyx  Q  corollam  includens  convolutus;  androeceum 

sterile  0;  Stigmata  erecta  conniventia;  putaraen  crassum. 
Diplotliemium :  Radicula  infera.  Calyx  Q  corollam  includens  convolutus ;  androe- 
ceum sterile  0;  Stigmata  erecta  connata.  —  Sepala  (^  corollae  aequilonga. 
Attalea:  Radicula  infera;  Calyx  Q  corolla  minor  imbi'icatus;    androeceum 
sterile  cupuliforme ;  Stylus  emersus  stigmatibus  radiatis.  Floris  (^  antherae 
lineares  erectae,  longae. 
Orhignia:  Radicula  infera.   Calyx  Q  corollam  subaequans  imbricatus;  androe- 
ceum sterile  cupuliforme;  Stylus  brevis  stigmatibus  radiatis.    Floris   (j^ 
,  antherae  spiraliter  contortae,  parvae. 


Anordnung  der  Blüthentheile  im  Allgemeinen.  433 

Maximiliana:  Radicula  infera.  Calyx  Q  corollam  subaequans  imbricatus; 
androeceum  sterile  cupuliforme;  Stylus  emersus  stigmatibus  radialis.  Floris 
(^  antherae  lineares. 

(Sect.  Eu— Maximiliana:  Stamina  longe  exserta), 
(Sect.  Scheelea:  Petala  (-^  crasse  subulata;  stamina  inclusa.) 
Floris  Q  calyx  corollam  paulo  superans  aeque  atque  haec  triphyllus  imbricato- 
convolutivus.  Floris  (-^  petala  calyce  vix  longiora  late  valvata  androeceum 
monadelphum  turbinato-campanulatum  in  stamina  6  excurrens  includentia. 
Radicula  supera  prope  verticem  putamiuis  mouospermi  e  carpellis  3  connati. 
JElaeis:  Androecei  q^  tubus  campanulatus.    Floris  Q  Stylus  brovis.    Putamiuis 

foramina  subapicalia. 
Bareella:  Androecei  q^  tubus  brevior.    Floris  Q  Stylus  longe  exsertus.    Puta- 
miuis foramina  horizontalia  in  medio  sita. 
Flores  Q  et  ^-^  uti  antecedentes.    Drupa  1— 3-cocca   e  carpellis  1  —  3  apocarpis 
1— 3  pyreua,  pyrena  infera  foramen  supra  radiculam  inferam  evolvente;  peri- 
carpium  gibberosum:  Manicaria.  ^ 

Germen  subglobosum  sessile  stigmatibus  3  brevibus  apiculatum  vel  rarius  stylo 
elongato  stigmatifero  instructum,  triloculare  triovulatum,  ovulis  loculos  parvos 
supra  basin  germinis  ortos  vix  expleutibus  axi  insideutibus  in  funiculo  crasso 
erectis  bemiauatropis  vel  horizoutaliter  patentibus  bemitropis.  Bacca  apocarpa 
monosperma  solitaria,  rarius  2 — 3  in  fructum  excrescentes  apocarpae;  seminis 
testa  laevis  vel  rhapbe  ejusque  ramis  reticulatim  notata. 

Floris  ^  calyx  et  corolla  imbricata  subaequilonga;  staminodiorum  urceolus  in- 
flatus;  Stylus  elongatus  trisulcatus;  Ovula  erecta  bemianatropa.  Floris  pf  calyx 
et  corolla  subaequilonga  imbricata ;  androecei  tubus  magnus  stamina  6  evolvens : 
Calyptronoma. 
Floris  Q  calyx  quam  corolla  aeque  imbricata  vel  imbricato-convolutiva  multo 
brevior;  Stylus  brevissimus  vel  0,  Stigmata  3  sessilia;  ovula  horizoutaliter  pa- 
tentia  vel  erecta.  Floris  (-f  calyx  imbricatus  brevis  annuliformis ;  corolla  tri- 
petala  valvata  calycem  excedens. 

Leopoldinia:  Monoeca;  floris  (-f  germinodium  crasse  columnare  obtusum  inter 
stamina  6  distincta;   sepala  q^  late  cor  data;   bacca  lignescens  resupinata 
mesocarpio  incrassato  lignoso-fibroso;  embryo  basilaris. 
Hyospathe :  Monoeca ;  germinodium  floris  (-f  minutum  quam  stamina  6  distincta 
multo  minus;  calyx  ^-f  cupularis  trifidus;  bacca  cylindracea  acuta  resupinata 
moUis;  embryo  lateraliter  basilaris. 
Morenia:  Dioeca;  germinodium  columnare  stamina  6  infra  conjuncta  aequans; 
calyx  f-^  cupularis  tridentatus,  petala  libera,  expansa;  bacca  ellipsoidea 
mollis  semiresupinata ;  embryo  dorsalis. 
Chamaedorea:   Dioeca;  floris  (-^  germinodium  columnare  magnum  staminibus 
6  distinctis  aequilongum ;  calyx  ^^  cupularis,  petala  apice  cohaerentia ;  bacca 
globosa  vel  ovoidea  mollis  resupinata;  embryo  lateralis  vel  basilaris. 
Kunthia:  Monoeca  in   distinctis   spadicibus;   germinodium  fl.   ^  columnare 

stamina  6  aequans;  bacca  globosa  mollis;  embrj'o  basilaris. 
Iriartea:  Monoeca;  floris  (-f  germinodium  inter  stamina  6- c»  obsoletum;  calyx 
Q^  brevissimus  triphyllus;  bacca  globosa  vel  ellipsoidea  mollis  paulum  excen- 
trica  vel  resupinata;  embryonis  situs  varians. 
Germen  ovariorum  2  abortu  ex   ovario  solitario  formatum,  saepe   cum  rudimentis 
duobus  prope  basin  insidentibus,  uniovulatum   ovulo  in  fundo  lateraliter  erecto 
funiculo  insidente  hemianatropo.    Bacca  apocarpa  monosperma  seminis  testa'  laevi 
rhaphe  sola  aut  etiam  rhapheos  ramis  notata. 

Geonoma:   Floris  (~f  androeceum  monadelphum    tubulosum;    fl.   Q   staminodia 
urceolum  magnum  formantia;  Stylus  longus;  albumen  aequabile. 

31* 


484  Auatomie.  Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Allgem.  Morphol.  d,  Phanerogamen. 

Catoblastus:  Floris  (j^  stamina  6—12   distincta;  floris  Q  staminodia  aut  0  aut 

filiforuiia;  Stylus  crassus;  albumen  rumiuatum. 
{Ceroxylon,  genus  extrabrasiliense:  floris  (-f  stamina  12  ad  plura  in  discum  con- 
nata;  fl.  Q  staminodia  in  patellam  germen  cingentera  connata  staminibus  similia; 
Stylus  longus  crassus;  albumen  aequabile.) 
Flores  monoclines  v.  polygami,  floribus  aut  rite  hermapbroditis  utrumque  sexum  fer- 
tilem  evolventibus,  aut  in  spadicibus  distinctis  aut  antheras  aut  ovula  rite  gignen- 
tibus  et  simul  alterius  sexus  organa  effoeta  fertilia  aemulantia  iisque  simillima  pro- 
ferentibus    iis   sexus   diversi    tarnen    perianthium   aeque   constitutum   praebentibus. 
Ovaria  3  apocarpa  et  plane  distincta  vel  mutua  pressione  in  urceolo  perianthii  cobae- 
rentia  et  stylo  commuui  instructa,   singula  ovulo  solitario  in  funiculo  crasso  brevi 
erecto  hemianatropo  instructa. 
Ovaria  inter  se  stylo  communi  conjuncta.    Calyx  cupularis   et  corolla  campanulata, 

androeceo  urceolato,  urceolo  tubo  corollae  inserto  stamiuifero:  Copernicia. 
Ovaria  omnino  apocarpa  in  stylos  elongatos  plane  distiuctos  seusim  attenuata.    Corolla 
tripetala  praefloratione  imbricata.    Stamina  libera  et  distincta. 
Trithrinax :   Monoclinis;  calyx  cupularis  quam  corolla  multo  brevior;  stamina  6 

in  annulum  confluentia. 
Acanthorrhiza:  Polygama;  calyx  usque  ad  basin  fere  tripartitus  corollam  late  val- 
vatamincludens;  stamina  3  cum  petalis  alterna,  filamentis  per  vernationem  inflexis. 

106.  L.  Celakovsky.  Morphologische  Beobachtungen  2.  lieber  Ceratocephalus  und  Myosurus 
als  Beleg  für  die  Prosenthesenlehre.  (Sitzungsberichte  der  Königlich  Böhmischen 
Gesellschaft  der  Wissenschaften,  Prag  1881,  mit  Abbildungen.) 

Verf.  beobachtete  bei  Ceratocephalus  orthoceras  DC.  und  Myosurus  minimus  L. 
statt  der  5  Blumenblätter  und  5—15  Staubgefässe  auch  Blüthen  mit  2—4  Blumenblättern 
und  5—6  Staubblättern,  die  in  3  mit  einander  alternirenden  Quirlen  stehen.  Dabei  zeigt 
sich,  dass  die  Blumenblätter  immer  die  Stellung  einnehmen,  welche  ihnen  nach  der  Braun'schen 
Prosenthesenlehre  zukommt.  Wenn  2  Blumenblätter  vorhanden  sind,  so  fallen  dieselben 
zwischen  Kelchblatt  1  und  3,  resp.  2  und  4,  wenn  3  vorhanden  sind,  das  dritte  zwischen 
Kelchblatt  3  und  5,  bei  4  Petalen  das  vierte  zwischen  1  und  4.  Die  Blumenblätter  stehen 
also  nach  der  Divergenz  ^s?  zwischen  dem  letzten  Kelchblatt  und  dem  äussersten  Blumen- 

2—1/2, 
blatt  aber  beträgt  die  Divergenz    — ^ —  die  Prosenthese  also  —  V2-    Die  Staubgefässe  sind 

immer  in  derjenigen  Zahl  alteruisepal,  als  Lücken  durch  die  Unvollzähligkeit  der  Petala 
gelassen  werden;  alle  übrigen  stehen  epipetal,  und  zwar  unter  Auschluss  mittelst  der  oben 
genannten  Divergenz  nebst  Prosenthese.  Diese  Fälle  beweisen,  „dass  die  mit  einander  gleich 
Quirlen  alternirenden  Blüthenkreise  zusammen  eine  fortlaufende,  nach  jedem  Cyclus  eine 
(nach  kurzem  Wege  negative)  Prosenthese  erhaltende  Spirale  bilden.  Es  bildet  also  die 
Alternation  der  Blattkreise  nur  einen  besonderen  Fall  der  Spiralstelluug  und  tritt  selbst 
wieder  in  zwei  Abänderungen  auf:  zunächst  folgen  die  einzelnen  Glieder  des  Kreises  noch 
in  der  spiraligen  Reihenfolge  auf  einander,  dann  aber  erscheinen  sie  gleichzeitig." 

107.  H.  Baillon.  Sur  l'entrainement  des  petales  dans  le  plan  horizontal.  (Bulletin  mensuel 
de  la  Societe  Linneenne  de  Paris  1881,  p.  300—301.) 

Die  Cucuibitaceeu  haben  5  Stamina,  von  denen  2  und  2  derart  verbunden  sind,  dass 
jedes  dieser  Paare  oppositipetal  wird,  während  das  einzelne  fünfte  episepal  bleibt.  Verf. 
findet,  dass  die  Blumenblätter  mancher  Blüthen  von  Gurania  sich  ähnlich  verhalten.  Auch 
hier  sind  dieselben  paarweise  genähert  und  sogar  am  Grunde  etwas  zusammenhängend,  das 
fünfte  alternirt  mit  zwei  Sepalen,  die  gepaarten  stehen  über  je  einem  Kelchzipfel. 

108.  H.  Baillon.  La  Symmetrie  des  fleurs  doubles  du  Platycodon.  (Bulletin  mensuel  de 
la  Societe  Linneenne  de  Paris  1881,  p.  29G.) 

In  der  normalen  Blüthe  alterniren  die  4  Blüthenkreise,  in  der  doppelten  ebenso. 
Bei  letzterer  ist  ein  Kronquirl  eingeschoben,  welcher  sowohl  mit  der  normalen  CoroUe  wie 
mit  den  Staubgefässcn  alternirt.  Demnach  ist  in  der  doppelten  Blüthe  die  Folge  der  Blüthen- 
kreise ganz  verändert. 


Androeceum.  485 

109.  H.  Baillon.    La  gamopetalie  et  les  fleurs  doubles.    (Bulletin  meusuel  de  la  Societe 
Linueenno  de  Paris  1881,  p.  284—285.) 

Verf.  sucht  die  Angabo  zu  widerlegen,  dass  die  gamopetalen  Bliithen  weniger  leicht 
gefüllt  werden  als  die  choripetalen  und  führt  folgende  Beispiele  dafür  an:  Convolvulus, 
Cahjstegia  jyuhescens,  Datura,  Petunia,  Jasminum  Sambac,  Serissa  foetida,  Gardenia 
florida,  Azalea,  Primula  acauUs,  P.  Aurictda,  Camimnula  Medium,  G.  persicifoUa  etc., 
Lobelia,  Syringa,  Vinca,  Nerium,  Clerodendron ;  Hyacintims,  Narcissus;  Uibiscus  syriacus, 
Althaea  rosea.  —  Diejenigen  Gamopetalen,  welche  wenig  Staubgefässe  haben,  werden  weniger 
leicht  gefüllt  als  die  vielmännigcn ,  ebenso  verhält  es  sich  auch  mit  den  Choripetalen.  Zu 
den  seltensten  Fällen  doppelter  Blumenkroneu  gehören  Angehörige  der  Labiatae,  Scroj)hu- 
larineae,  Bignoniaceae^  Acanthaceae,  Papilionaceae. 

8.  Androeceum, 

110.  M.  Dalmer.    Ueber  die  Leitung  der  Pollenschläucbe  bei  den  Angiospermen.    (Jenaische 
Zeitschrift  für  Naturwissenschaften,  Band  XIV,  1880,  39  Seiten,  3  Tafeln.) 

Das  Wachsthum  des  auf  der  Narbe  entstandenen  Pollenschlauches  nach  dem  Innern 
des  Fruchtknotens  findet  längs  eines  Leitungsgewebes  statt,  welches  eine  schleimige  Abson- 
derung erzeugt  und  in  dieser  auch  zugleich  die  Nährstoffe  für  den  Pollenschlauch  darbietet. 
Das  Leitgewebe  zeigt  in  denjenigen  Fällen,  wo  kein  Griffelkanal  vorhanden  ist,  die  äusseren 
Zellwände  verschleimt;  wo  ein  Griffelkanal  existirt,  sondern  die  denselben  auskleidenden 
Zellen  Schleim  ab.  Bei  mehrfächerigem  Fruchtknoten  theilt  sich  entweder  der  im  Griffel 
einfache  Kanal  in  eben  so  viele  Kanäle  als  Fächer  fLiliaceae,  BiciuusJ  oder  es  hat  jedes 
Fach  seinen  eigenen  Griffelkanal  (Acorus).  Im  Fruchtknoten  selbst  findet  sich  dort,  wo 
die  Micropyle  der  Basis  des  Griffels  dicht  genähert  ist  CPolygonum,  Daphne),  kein  Leitungs- 
gewebe, ist  aber  die  erstere  weiter  entfernt,  so  sind  entweder  bestimmte  Stellen  des  Frucht- 
blattes oder  auch  der  Funiculus  bis  zur  Samenknospe  oder  bis  zu  den  Integumenträudern 
secernirend,  so  dass  zugleich  zur  Festhaltung  der  Pollenschläuche,  zu  ihrer  Ernährung  und 
Lenkung  Möglichkeit  geboten  wird.  Das  Leitgewebe  bildet  überall,  wo  Raum  vorhanden 
ist,  Ausstülpungen  seiner  Zellen,  die  sich  als  niedrige  Papillen  bis  zu  verlängerten  Haaren 
darstellen. 

111.  M.  Treub.    Recherches  sur  les  Cycadees.   (Annales  du  Jardin  botanique  de  Buitenzorg, 
vol.  II,  1,  Leiden  1881,  p.  32—53,  tab.  1—7.) 

Die  Kenntnisse,  welche  man  über  die  Entwickelung  der  Ovula  und  Pollensäcke  bei 
den  Cycadeen  hat,  sind  trotz  der  Untersuchungen  A.  Braun's  und  Warmiug's  noch  zu 
unvollständig,  um  die  Beziehungen  dieser  eigenthümlichen  Gewächse  zu  den  Gcfässkryptogamen 
in  das  rechte  Licht  zu  stellen.  Hauptsächlich  ist  es  die  Schwierigkeit  der  Beschaffung 
ausreichenden  Materials  in  Europa,  welche  bisher  umfassendere  Studien  verhindert  hat. 
Aber  auch  in  Java,  wo  Verf.  sofort  nach  seinem  Amtsantritt  sein  Augenmerk  auf  die  Cycadeen 
lenkte,  ist  es  nicht  so  leicht,  das  nothwendige  Material  zu  erhalten,  so  dass  es  demselben 
nur  gelungen  ist,  bisher  für  Zamia  muricata  Willd.  die  Entwickelung  der  Pollensäcke  und 
für  eine  andere  Species.,  Ceratozamia  longifolia  Miq.,  diejenige  des  Embryosackes  und  des 
Ovulums  zu  Studiren.  Die  von  7  Tafeln  begleitete  Arbeit  zerfällt  demgemäss  in  zwei 
Abschnitte,  aus  denen  folgendes  hervorgehoben  sein  mag.  Die  jüngsten  beobachteten  Schuppen 
haben  an  jeder  Seite  einen  schwachen  Auswuchs,  auf  dessen  Unterseite  eine  kleine  Protu- 
beranz  zu  bemerken  ist,  welche  nahe  dem  mittleren  erhabenen  Theil  der  Schuppe  steht; 
später  werden  die  Auswüchse  zu  wirklichen  Lappen,  indem  das  Zellgewebe  des  Randes 
und  des  unteren  Theiles  meristematisch  bleibt.  In  demselben  Grade  wie  diese  Lappen  sich 
vergrössern,  erscheinen  auf  denselben  abwechselnd  näher  und  ferner  der  Blüthenaxe  neue 
Protuberanzen  bis  zur  Zahl  6.  Jede  derselben  entsteht  zuerst  durch  radiale  Streckung  und 
Theilung  von  subepidermalen  Zellen.  Warming  nennt  sie  Receptacula.  In  jedem  derselben 
bilden  sich  zwei  Pollensäcke  aus  wenigen  unter  der  Oberhaut  liegenden  Zellen,  auf  beiden 
Seiten  des  Receptaculus  nahe  dem  Gipfel  desselben.  Das  Innere  der  jungen  Pollensäcke 
gestaltet  sich  nun,  indem  die  Zellen  sich  daselbst  vermehren  und  vergrössern,  zu  Polleu- 
mutterzellen, während  über   denselben  bis  zur  Oberfläche  hin  kleinere  mehr  abgeplattete 


486  Anatomie.  Morphologie  der  Phaiierogamen.  —  AUgem.  Morphol.  d.  Phanerogamen, 

Zellen  liegen.  Endlich  wird  das  Innere  des  Pollensackes  von  einer  grossen  centralen  Masse 
eingenommen,  die  von  einigen  Grenzzellschichten  umschlossen  wird.  Die  letzteren  scheinen 
von  den  Primordialen  der  Pollenmutterzellen  abzustammen,  nicht  von  dem  umt^ebenden 
Gewebe.  Die  Entwickelung  der  Pollensäcke  hat  demnach  zahlreiche  Analogien  mit  der 
Sporangienbildung,  anderseits  auch  mit  der  Entstehung  der  Pollensäcke  bei  den  Angiospermen. 
—  Die  Pollenmutterzellen  theilen  sich  übers  Kreuz  in  4  Zellen,  deren  jede  ein  Pollenkorn 
ausbildet.  Verf.  befindet  sich  hier  im  Widerspruch  mit  den  Resultaten  Juranyi's  und  erörtert 
die  Art  und  Weise,  wie  sich  das  Polleukorn  mit  einer  Membran  umgiebt.  Darnach  bildet 
sich  keine  eigene  Membran  um  dasselbe,  sondern  die  innerste  Schicht  der  die  Pollenmutter- 
zelle in  4  Tochterzellen  theilenden  Wände  verbleibt  dem  Pollenkorn  als  Membran,  indem 
sie  sich  von  den  übrigen  Schichten  ablöst.  Dies  wurde  gesehen,  wenn  eine  Färbung  durch 
Methylgrün  angewendet  wurde,  die  nur  die  genannte  innerste  Schicht  ergriff,  nicht  aber 
auch  die  äusseren.  Was  von  den  Wänden  innerhalb  der  Pollenmutterzelle  zwischen  den 
Pollenkörnern  noch  restirt,  wird  resorbirt. 

112.  E.  Heckel.  Multiplication  et  petalodie  staminales  du  Viburnom  Tinos  L.,  conditions 
de  formatiOD  de  cette  monstraosite.  (Bulletin  de  la  Societe  botanique  et  horticulture 
de  Provence,  2.  annee,  1880.) 

Nicht  gesehen. 

9.  Gynaeceum. 

113.  M.  Treub.  Recherches  sur  les  Cycadees.  (Aunales  du  Jardin  botanique  de  Buitenzorg 
II,  1,  Leide  1881,  p.  32-53,  tab.  1—7.     Vgl.  Ref.  111,  S.  485.) 

Der  zweite  Theil  der  Untersuchungen  des  Verf.  bezieht  sich  auf  die  Entwickelungs- 
geschichte  des  Ovulums  und  des  Embryosackes  bei  Ceratozamia  longifolia  Miq.  Auf  Quer- 
schnitten sehr  junger  weiblicher  Zapfen  zeigen  sich  die  Schuppen  als  kleine,  zuerst  sitzende, 
dann  kurzgestielte  Protuberanzen,  die  sich  später  jederseits  etwas  verbreitern  und  so  fast 
gelappt  erscheinen.  In  diesen  Lappen  unterscheidet  man  in  einem  etwas  späteren  Stadium 
eine  unter  der  Epidermis  liegende,  halbkreisförmig  mehr  oder  minder  deutlich  begrenzte 
Zellenpartie,  deren  Elemente  sich  vergrössern  und  vermehren,  während  das  umgebende 
Gewebe  aus  plattgedrückten  Zellen  besteht.  Während  sich  nun  die  unmittelbar  unter  der 
Oberhaut  liegenden  Zellen  strecken  und  theilen,  so  dass  eine  über  die  Oberfläche  des  Mutter- 
organs hinaustretende  Höckerbildung  eintritt,  differenzirt  sich  im  Innern  des  genannten 
Gewebecomplexes,  unter  den  „Primordialzellen"  des  Verf.,  eine  mittlere  zu  besonderer  Grösse, 
sie  ist  die  Mutterzelle  des  Embryosackes.  Die  Abgrenzung  der  die  Primordialzellen  bildenden 
Gewebemasse  kann  man  bereits  deutlich  erkennen,  bevor  noch  auf  der  Oberfläche  des 
Fruchtblattes  irgend  eine  Veränderung  der  ursprünglichen  Verhältnisse  wahrnehmbar  wird. 
Mit  dem  Erheben  des  die  innere  Zellgruppe  überragenden  Höckers  über  die  Oberfläche  geht 
gleichzeitig  eine  ringförmig  um  denselben  sich  emporhebende  Wulstbildung  vor  sich;  ersterer 
wird  der  Nucleus,  letztere  erzeugt  das  Integument.  Die  Mutterzelle  des  Embryosackes  theilt 
sich  durch  Querwände  in  3  Zellen,  von  denen  die  unterste  zum  Embryosack  wird,  die  beiden 
andern  später  durch  Resorption  verschwinden.  Die  Wände  des  Embryosackes  sowie  der 
denselben  umgebenden  Zellen  werden  derart  durchsichtig,  dass  ihre  Protoplasmamassen  in 
einer  Masse  zu  schwimmen  scheinen,  die  das  Innere  des  Complexes  der  Primordialzellen 
ausfüllt.  Verf.  fasst  das  bisher  Gesagte  und  die  weiteren  Veränderungen  des  Embryosackes 
in  folgender  Weise  zusammen,  indem  er  Vergleiche  mit  den  Gefässkryptogamen  anstellt  und 
weitere  Schlüsse  zieht: 

Jede  Schuppe  des  weiblichen  Zapfens  von  Ceratozamia  longifolia  trägt  zwei  sporangium- 
führende  Lappen,  von  denen  jeder  ein  Macrosporangium  erzeugt.  Man  unterscheidet  das 
letztere  im  Innern  des  Lappens,  bevor  noch  irgend  eine  Differenzirung  äusserlich  erkennbar 
ist.  In  jedem  Macrosporangium  erkennt  man  später  die  drei  folgenden  Partien :  die  Primordial- 
zellen im  Innern,  eine  äussere  und  eine  innere  mehrlagige  Wandschicht.  Die  Mutterzelle  der 
Macrospore  theilt  sich  nicht  mehr  wie  bei  den  Kryptogamen,  sie  erzeugt  die  einzige  Macrospore 
in  der  nämlichen  Weise  wie  sich  im  allgemeinen  der  Embryosack  bildet.  Kurze  Zeit,  nachdem 
das  Macrosporangium  angelegt  worden  ist,  bildet  der  dasselbe  umschliessende  Lappen  des 


Gytiaeceum.  487 

Fruchtblattes  an  seinem  der  Blüthenaxe  zugekehrten  Gipfel  zwei  neue  Gebilde:  den  Nucleus 
und  das  Integument.  Der  erstere  nimmt  seinen  Ursprung  aus  einer  oder  zwei  subepidermalen 
Zellschichtcu  des  Sporangiums ,  das  Integument  erbebt  sich  rund  um  denselben.  Wenn 
Ceratozamia  longifölia  für  diese  Verhältnisse  als  typisch  unter  den  Cycadeen  angesehen 
werden  darf,  so  stimmt  das  Macrosporangium  der  letzteren  vollkommen  mit  der  Bildung 
eines  Sporangiums  von  Oplüorjlossum  überein;  Nucleus  und  Integument  sind  jedoch  neue 
Bildungen,  welche  bei  den  Kryptogaraen  keine  Analogien  finden. 

Verf.  befindet  sich  nicht  in  Uebereinstimraung  mit  Warming  und  Strasburger,  nach 
welchen  der  Nucleus  bei  den  Cycadeen  in  den  Lappen  des  Carpells  eingesenkt  ist,  so  dass 
das  vom  Verf.  Nucleus  genannte  Organ  nur  der  obere  freie  Theil  des  wahren  Nucleus  wäre. 
Die  Cycadeen  sind  die  ältesten  Phanerogamen ,  daher  sollte  man  von  ihnen  ausgehen,  um 
das  Ovulum  der  Angiospermen  zu  erklären,  anstatt  den  umgekehrten  Weg  einzuschlagen. 
Wenn  die  Homologie  zwischen  dem  Sporaugium  von  Ojahioglossum  und  dem  Macrosporangium 
der  Ceratozamia  zweifellos  ist,  so  würde  es  sich  nur  darum  handeln,  sich  den  Uebergang 
von  einem  sporangiumführenden  Lappen,  der  Nucleus  und  Integument  trägt,  wie  bei  den 
Cycadeen,  zum  Ovulum  der  Angiospermen  vorzustellen.  Es  könnte  allmählich  die  Bildung 
des  Nucleus  und  Integumentes  der  Erzeugung  des  Macrosporaugiums  vorausgeeilt  sein,  während 
zu  gleicher  Zeit  die  Macrosporen -Mutterzellen  in  den  Nucleus  emporgerückt  wären.  So 
•wäre  der  Sporangiumlappen  auf  den  Ovularhöcker  der  Angiospermen  reducirt  worden,  und 
die  einzige  Mutterzelle  der  Macrospore  wäre  schliesslich  aus  der  subepidermalen  Zellschicht 
des  Nucleus  hervorgegangen.  Dabei  darf  man  aber  nicht  vergessen,  dass  eine  directe  Ver- 
bindung der  Angiospermen  und  Gefässkryptogamen  mittelst  der  Gymnospermen  wenig  wahr- 
scheinlich ist.  Uebergangsstufen  existiren  in  der  Entwickelung  des  Ovulums  zwischen 
Abietineen  und  Cycadeen,  und  zu  den  Gnetaceen  durch  Vermittelung  von  Thuja  occidentalis, 
Taxus  baccata  und  Gingko  biloba;  und  die  Entwickelung  des  Embryosackes  geschieht  bei 
den  Gnetaceen  fast  wie  bei  den  Angiospermen. 

114.   M.  Treub.    Observations  sur  les  Loranthacees.    (Annales  du  Jardin  botanique  de 
Buitenzorg  II,  1,  Leide  1881,  p.  54—76,  tab.  8—15.) 

Obwohl  schon  viele  Beobachter  dieser  interessanten  Familie  ihr  Augenmerk  zugewendet 
haben,  sind  namentlich  diejenigen  Modificatioueu,  welche  hier  die  Sexualorgane  den  andern 
Angiospermen  gegenüber  erlitten  haben,  doch  noch  nicht  genügend  bekannt.  Verf.  hat  bei 
seinem  Aufenthalt  in  den  Tropen  Gelegenheit,  ein  beliebig  grosses  Untersuchungsmaterial 
herbeizuziehen,  und  giebt  in  der  vorliegenden  Arbeit  die  Geschichte  der  Entwickelung  des 
Keimsackes  und  des  Embryos  von  Loranthus  s2jhaerocarpus  BI.  —  Zwischen  den  noch 
sehr  jungen  Carpellanlagen  erhebt  sich  eine  kleine  centrale  halbkugelige  Warze,  deren 
oberste  Zellen  sich  vergrösseru.  Die  Carpelle  schliessen  durch  Zusammenneigung  eine  kleine 
Höhlung  ein,  in  welche  diese  Warze  hineinragt;  letztere  ist  mit  ersteren  derart  verbunden, 
dass  nur  3—4  Canäle  übrig  bleiben,  und  endlich  legen  sich  die  Gewebe  der  centralen  Warze 
und  die  der  Carpelle  derartig  eng  aneinander,  dass  die  Grenze  völlig  verschwindet  und 
um  so  weniger  erkannt  werden  kann,  als  die  Zellen  beider  Organe  oft  Reihen  bilden,  die 
sich  continuirlich  durch  beide  fortsetzen.  Noch  bevor  die  Fruchtknotenhöhlung  völlig 
verschwunden  ist,  zeichnen  sich  in  den  freien  Lappen  der  Mittelwarze  einige  subepidermale 
Zellen  durch  besondere  Grösse  aus.  Diese  Zellen  nehmen  bald  eine  fast  senkrechte  Stellung 
ein  und  theilen  sich  durch  2  Querwände  schnell  nach  einander  in  je  3  über  einander  liegende 
Zellen.  Da  die  Zahl  der  ursprünglichen  grossen  Zellen  4—5  beträgt,  so  hat  mau  jetzt  eben 
so  viele  kurze  Reihen  von  Zellen;  aber  nur  in  einer  einzigen  derselben  entwickelt  sich  die 
oberste  Tochterzelle  weiter,  alle  übrigen  werden  resorbirt:  jene  wird  ein  Embryosack,  dessen 
Anticlinen  verschwinden.  Dieser  Vorgang  findet  in  jedem  Segment  der  ursprünglichen  centralen 
Warze  statt,  so  dass  später  in  einem  Fruchtknoten  so  viele  Embryosäcke  vorhanden  sind, 
als  es  Carpelle  giebt.  Um  die  Embryosäcke  entsteht  eine  Scheide  von  stärkeführenden  Zellen, 
die  sich  aufwärts  zu  einem  ebensolchen  Strang  zusammenschliessen.  Im  unteren  Theile  des 
Fruchtknotens  bildet  sich  zu  gleicher  Zeit  das  Gewebe  zu  einer  unten  geschlossenen,  oben 
offenen  Scheide  collenchymatischer  Zellen  aus,  die  Embryosäcke  verlängern  sich  sowohl  nach 
oben  wie  auch  nach  unten  und  legen  sich  unten  der  Collenchymscheide  enge  an,  während 


488  Anatomie.  Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Allgem.  Morphol.  d.  Phanerogamen. 

sie  aufwärts  genau  dem  Strange  stärkeführender  Zellen  folgen,  in  dessen  Innern  sie  empor- 
wachsen, bis  sie  zur  Basis  des  Griffels  gelangen  und  sich  dort  etwas  erweitern.  Demnach 
verlängert  sich  jeder  Embryosack  nach  beiden  Richtungen  weit  über  das  Gebiet  der  ursprüng- 
lichen Centralwarze  hinaus  und  wird  in  seiner  Richtung  durch  den  beschriebenen  Strang 
und  die  Collenchymscheide  bestimmt.  In  demselben  theilt  sich  der  Zellkern,  einer  der  jungen 
Kerne  steigt  bis  zur  Spitze  des  Keimsackes  empor  und  theilt  sich  abermals ;  weitere  Theilungen 
konnte  Verf.  nicht  bemerken.  —  Es  handelt  sich  um  die  morphologische  Bedeutung  der 
centralen  Warze,  welche  von  Griffith  als  Placenta  mit  mehreren  rudimentären  Samenknospen 
aufgefasst,  von  Hofmeister  jedoch  als  ein  von  Integumentcn  freier  Samenknospenkern  betrachtet 
wurde,  in  welchem  sich  mehrere  Keimsäcke  ausbilden  und  dessen  Chalaza  von  der  CoUenchym- 
schicht  dargestellt  wird.  Verf.  ist  der  Ansicht,  dass  der  centrale  Theil  der  Warze  placentarer 
Natur  und  dass  die  3—4  freien  Segmente  desselben  rudimentäre  Samenknospen  seien.  Eine 
Stütze  dieser  Ansicht  liefern  die  Santalaceen ;  bei  Thesium  sind  die  Samenknospen  nahe  dem 
Gipfel  der  Placentarsäule  iuserirt,  bei  Santalum  entspringen  die  integumentlosen  Samenknospen 
an  der  Basis  der  Placenta,  bei  Osyris  endlich  liegen  die  Verhältnisse  so,  dass  man  sich  die 
rudimentären  Samenknospen  nur  noch  mehr  reducirt  zu  denken  hat,  um  zu  denjenigen  von 
Loranthus  zu  gelangen.  Bei  den  Santalaceen  verlängern  sich  auch  die  Keimsäcke  in  derselben 
Weise  wie  bei  den  Loranthaceen ,  so  dass  also  Santalum  die  einfachen  Samenknospen  der 
letzteren  mit  der  gewöhnlichen  Form  verbindet. 

Jeder  Keimsack  bildet  einen  Embryo,  Die  erste  Theilung  der  Keimzelle  ist  eine 
Längswand;  bei  den  dann  erfolgenden  Quertheilungen  jeder  Hälfte  stehen  die  entsprechenden 
Wände  auf  genau  gleicher  Höhe.  Die  unteren  so  entstandenen  Zellen  theilen  sich  von  Zeit 
zu  Zeit,  die  oberen  verlängern  sich  ausserordentlich,  während  zugleich  im  unteren  Theil 
des  Keimsackes  die  ersten  Eudospermzellen  gebildet  werden.  Der  durch  die  Verlängerung 
der  oberen  Zellen  abwärts  gedrängte  Proembryo  durchbricht  die  Eudospermzellen,  indem 
die  ersteren  sigh  gleichzeitig  drehen,  und  es  erscheint  endlich  der  Embryo  an  einem  Doppel- 
faden, seinem  Suspensor,  befestigt.  Nachdem  derselbe  in  die  Collenchymscheide  hinabgerückt 
ist,  vermehrt  er  seine  Zellen  in  der  Weise,  dass  an  seinem  Cotyledonarende  kleine,  am 
entgegengesetzten  Ende  grosse  Zellen  liegen.  Der  Suspensor  wird  zusammengerollt  und 
zwischen  Embryo  und  Endosperm  verdrückt.  Griffith  war  der  Meinung,  dass,  da  man  in 
der  Loranthusfrucht  fast  stets  nur  einen  Keimling  antrifft,  derselbe  aus  einer  Verschmelzung 
mehrerer  Embryonen  resultire;  Verf.  hat  aber  die  Ueberzeugung  gewonnen,  dass  dies 
keineswegs  der  Fall  ist.  Es  war  weder  jemals  eine  Verschmelzung  noch  eine  Anheftung 
mehrerer  Keimlinge  zu  beobachten,  dagegen  zeigten  sich  öfters  abortirte  Embryonen,  die 
noch  an  einer  kleinen  Endospermmasse  befestigt  waren.  Während  nun  der  Embryo  sich 
in  der  Collenchymscheide  vergrössert,  vermehrt  sich  gleichzeitig  das  Endosperm  bedeutend 
durch  rasche  Theilung  seiner  unteren  und  peripherischen  Zellen,  die  lange  meristematisch 
bleiben.  Dies  sowohl  wie  das  Wachsthum  des  Embryo  bewirken  endlich  eine  Berührung 
desselben  mit  dem  Endosperm;  was  vom  Suspensor  noch  übrig  war,  wird  zusammengedrückt 
und  verschwindet;  das  obere  (Wurzel-)  Ende  des  Embryo  dringt  in  das  Endosperm  ein, 
indem  es  dessen  Zellen  zerstört,  und  gleichzeitig  zieht  der  Embryo  sich  aus  der  Collenchym- 
scheide nach  aufwärts  zurück.  Dies  setzt  sich  derartig  fort,  bis  der  Embryo  vollständig 
aus  der  Scheide  verschwunden  und  in  dem  Endosperm  eingeschlossen  ist,  in  welchem  er 
nunmehr  verbleibt.  Verf.  glaubt,  dass  dieses  Emporsteigen  zuerst  durch  das  Wachsthum 
des  Embryos  und  den  Widerstand  der  Collenchymscheide  bewirkt,  später  durch  den  Druck 
der  unteren  Endospermlappeu  begünstigt,  aber  wesentlich  durch  eine  autonome  Neigung  des 
Embryos  zum  Aufwärtsrücken  veranlasst  werde.  Verf.  schliesst  seine  Arbeit,  indem  er 
seine  Resultate  mit  den  von  Hofmeister  bei  L.  europaeus,  von  Griffith  bei  L.  globosus 
gefundenen  vergleicht;  erstere  haben  weniger,  letztere  mehr  Uebereinstimmung  mit  L. 
spliaerocarpus. 

115.  J.  Velenovsky.    üeber  die  vergrünten  Eichen  von  Alliaria  offlcinalis  Ändrz.    (Flora, 
64.  Jahrgang  1881,  S.  33-45,  tab.  1.) 

Bietet  theils  Bestätigungen  der  von  Celakovsky  (Botan.  Zeitung  1875)  mitgetheilten 
Beobachtungen,  theils  Ergänzung  derselben  durch  Zwischenstufen.    Es  geht  daraus  hervor, 


Embryobildung.  489 

dass  das  Eichen  die  Metamorphose  eines  Blättchens,  eines  Abschnittes  des  Carpells,  nebst 
dem  Metablastem  (Nucellus)  darstellt.  Das  innere  Integument  ist  von  dem  mittleren  Thcil 
und  dem  Mittellappen  des  Ovularblättchens  gebildet.  Der  Nucleus  ist  ein  Auswuchs  aus 
der  Oberseite  des  Ovularblättchens,  mithin  aus  der  Innenseite  des  inneren  Integumentes, 
welches  freilich  im  normalen  Eichen  den  Grund  des  Integumentbechers  einnimmt.  Die  aus 
den  beiden  verschmolzenen  Seitenlappen  des  Ovularblättchens  gebildete  Funicularspreite  ist 
eine  nur  in  der  Verlaubung  auftretende  Uebergangsbildung  in  das  vegetative  Blättchen;  aus 
diesem  Theil  des  Ovularblättchens  geht  das  äussere  Integument  hervor.  Der  Funicularstrang 
endlich  ist  der  untere  stielartig  verschmälerte  Theil  des  Ovularblättchens. 

10.  Embryobildung. 

116.  L  Guignard.    Sar  la  polyembryonie  chez  quelques  Mimosees.   (Bulletin  de  la  Societe 
botanique  de  France,  tome  XXVIII,  Paris  1881,  p.  177—179.) 

Bei  einigen  Gattungen  der  Mimoseae  scheint  die  sonst  seltene  Polyembryonie  sehr 
häufig  vorzukommen.  Verf.  fand  bei  SchranJcia  uncinata  im  reifen  Samen  einen  mit  der 
Wurzelhaube  verwachseneu,  nach  unten  abgerundeten,  nach  oben  mehrlappigen  Körper  als 
Anhängsel  des  Embryos.  In  anderen  Fällen  fanden  sich  3  Cotyledonen,  in  noch  anderen 
4  Cotyledonen  an  einem  Embryo  mit  2  bis  fast  zur  Haube  verwachsenen  hypocotylen  Axen. 
Bei  der  Keimung  zeigt  es  sich,  dass  das  Anhängsel  der  Wurzelhaube  als  Reservestoffbehälter 
dient  und  demgemäss  nach  Verbrauch  seines  Stärkeinhaltes  zu  Grunde  geht.  —  Mimosa 
Denhartii  besitzt  oft  2 — 3  Embryonen,  von  denen  einer  gewöhnlich  stärker  wächst  als  die 
anderen.  Verf.  glaubt,  dass  in  allen  diesen  Fällen  auch  die  beiden  Synergiden  sich  zu 
Embryonen  entwickelt  haben,  und  dabei  theils  bis  zur  völligen  Ausbildung  gelangt,  theils 
rudimentär  geblieben  sind,  so  dass  auch  der  Wurzelhaubenauswuchs  als  ein  solcher  rudi- 
mentärer Embryo  aufzufassen  ist. 

117.  L.  Guignard.    Note  sur  l'embryogenie  du  genre  Lapinus.     (Bulletin  de  la  Societe 
botanique  de  France  XXVIII,  Paris  1881,  p.  231—285.) 

Die  Resultate  Hegelmaier's  bei  Lupinus  veranlassen  den  Verf.,  der  sich  mit  der 
Embryogenie  der  Leguminosen  beschäftigte,  zur  Darlegung  der  von  ihm  beobachteten  Ver- 
hältnisse. 

Bezüglich  der  Integumente  der  Samenknospe  unterscheidet  man  zwei  Gruppen  von 
Species;  nur  ein  Integument  haben  L.  miitahilis  Sweet,  L.  Cruikshankii  Hook.,  L.  poly- 
phißlus  Dougl.,  L.  macrophyllus  Benth.,  L.  variiis  Gaertn.,  L.  nanus  Dougl.,  L.  Hartwegii 
Bot.  Reg.,  L.  succulentus  Dougl.,  zwei  Integumente  besitzen  L.  luteus  L.,  L.  angustifolius 
L.,  L.  hirsutus  L.,  L.  pilosus  L.,  L.  subcarnosus  Benth.,  L.  albus  L.  Mit  diesen  Gruppen 
gehen  die  embryogenetischen  Vorgänge  in  beachtenswerther  Weise  parallel.  —  Bei  L.  pohj- 
phyllus  finden  ganz  normale  Verhältnisse  statt.  An  der  Spitze  des  Embryosackes  liegen 
die  beiden  Synergiden  und  in  ihrer  Nähe  seitlich,  etwas  tiefer  hinabsteigend,  die  Eizelle; 
der  secundäre  Kern  des  Keimsackes  und  die  Antipoden  liegen  am  gewöhnlichen  Platz.  Nach 
der  Befruchtung  verschwinden  die  Synergiden  und  die  Eizelle  entwickelt  sich  zu  einem  aus 
4  Zellpaaren  bestehenden  Proembryo,  deren  letzte  den  eigentlichen  Embryo  darstellt,  während 
die  anderen  3  den  Suspensor  bilden.  Die  Zellen  des  letzteren  weichen  auseinander  und 
gehen  an  die  Wand  des  Embryosackes,  ebenso  der  Embryo,  wobei  verschiedenartige  Lagerungs- 
verhältnisse Platz  greifen.  Länge  und  Zeilenzahl  des  Suspensors  wechselt  bei  den  einzelnen 
Species,  immer  jedoch  tritt  bis  zu  einem  gewissen  Grade  Dislocation  der  Zellen  desselben 
ein.  Demnach  hätte  Hegelmaier  einen  nach  der  Befruchtung  eintretenden  Vorgang  als  einen 
derselben  vorausgehenden  eigenartigen  Act  betrachtet.  Die  von  ihm  beobachteten  Kugeln 
sieht  Guignard  für  Anhäufungen  von  Zellen  des  oberen  Theils  des  Suspensors  an,  die  sich 
früh  wiederholt  getheilt  hätten.  —  Bei  den  Arten  mit  2  lutegumenten  ist  der  Vorgang 
ebenfalls  demjenigen  bei  den  anderen  Leguminosen  ähnlich.  Der  Suspensor  ist  sehr  lang, 
wächst  ungemein  schnell  und  der  Embryo  wird  gegen  die  Chalaza  hingeführt,  öfters  auch 
wieder  gegen  die  Micropyle  zurückgeleitet;  der  Suspensor  legt  sich  in  der  Mediane  'der 
Wand  des  Embryosackes  an  und  seine  Zellen  trennen  sich  nicht  von  einander.  Die  Zahl 
der  letzteren  beträgt  bei  L.  hirsutus,  angustifolius  und  luteus  10  —  12,  bei  L.  pilosus  mehr 


490  Anatomie.  Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Allgem.  Moiphol.  d.  Phanerogamen. 

als  30,  Das  Albumen  bildet  sich  um  den  Embryo  und  erfüllt  bald  den  ganzen  oberen  Theil 
der  Höhle  des  Keimsackes.  Bevor  die  ersten  Theilungeu  eintreten,  findet  man  zahlreiche 
wiederholte  Kerntheilungen,  bis  die  Kerne  der  genannten  Region  in  kurzer  Entfernung  von 
einander  liegen ;  dann  werden  Kernplatten  und  Zellwände  gebildet  und  das  Plasma  zieht  sich 
um  die  Zellkerne  zusammen. 

118.  L.  Guignard.    Sur  rorigine  da  sac  embryonnaire  et  le  röle  des  antipodes.   (Bulletin 
de  la  Societe  botanique  de  France,  tome  XXVIII,  Paris  1881,  p.  197-201.) 

Nach  eiuer  kurzen  Uebersicht  der  bisherigen  Ansichten  über  die  Entstehung  des 
Embryosackes,  namentlich  derjenigen  von  Warming  und  Vesque,  theilt  Verf.  eigene  Beob- 
achtungen mit,  welche  an  Compositen,  Rauunculaceen,  ßibesiaceen,  Saxifrageen  und  besonders 
an  Leguminosen  gemacht  wurden.  —  Bei  Äcacia  retinodes  bemerkt  man  an  der  Spitze  des 
Samenknospenkernes  unter  der  Epidermis  eine  grössere  Zelle,  welche  sich  durch  eine 
Querwand  in  zwei  über  einander  liegende  theilt:  eine  apicale  und  eine  subapicale.  Die 
letztere  ist  die  von  Warming  als  Urmutterzelle  des  Embryosackes  bezeichnete.  Aus  der 
apicalen  Zelle  wird  gewöhnlich  ein  Gewebe  von  drei  Lagen  abgeplatteter  Zellen,  die  sub- 
apicale theilt  sich  in  basipetaler  Richtung  in  drei  Zellen,  von  denen  die  letzte  sich  ver- 
grössert  und  die  Mutterzelle  des  Embryosackes  wird,  während  die  beiden  oberen  resorbirt 
werden.  Der  junge  Embryosack  füllt  sich  mit  Stärkekörnern,  welche  später  mit  der  Bildung 
von  acht  Kernen  verschwinden,  die  die  Synergiden,  die  Oosphäre,  die  Antipoden  und  die 
beiden  zum  secundären  Zellkern  des  Embryosackes  verschmelzenden  Kerne  liefern.  —  Andere 
Leguminosen  verhalten  sich  abweichend,  so  die  Caesalpinieae,  bei  welchen  die  apicale  Zelle 
ein  noch  lange  nach  der  Befruchtung  dauerndes  Gewebe  bildet,  während  die  subapicale  sich 
in  3—4  Zellen  theilt,  von  denen  immer  die  unterste  zum  Embryosack  wird,  die  andern 
durch  Resorption  verschwinden.  Bei  Cassia  entsteht  aus  der  apicalen  Zelle  ein  Gewebe 
von  geringerem  Umfange  und  die  subapicale  wird,  ohne  sich  erst  zu  theilen,  direct  zum 
Embryosack.  In  der  Regel  aber  ist  das  Gewebe  der  Spitzenzelle  auf  wenige  Zellen  beschränkt 
und  verschwindet  noch  vor  der  Befruchtung  vollständig;  die  subapicale  Zelle  theilt  sich  in 
vier  (Chorozcma,  Psoralea,  Colutea)  oder  häufiger  nur  in  drei  über  einander  liegende  Zellen. 
In  dieser  Beziehung  finden  nicht  nur  innerhalb  desselben  Tribus,  sondern  sogar  innerhalb 
der  gleichen  Gattung  Verschiedenheiten  statt,  so  bei  Cytisus.  Bei  Medicago,  Melilotus  und 
Cicer  theilt  sich  die  apicale  Zelle  nur  in  zwei  Tochterzellen,  die  subapicale  bleibt  ungetheilt 
und  wird  sofort  zum  Embryosack;  bei  den  echten  Vicieen  theilt  sich  die  apicale  in  drei, 
die  subapicale  in  zwei  Zellen  oder  gar  nicht,  und  stets  wird  die  äusserste  ohne  jede 
Fusion  von  zwei  Nachbarzellen  (Vesque)  zum  Embryosack. 

Bei  allen  Leguminosen  bilden  sich  im  Embryosack  die  Synergiden,  die  Eizelle,  die 
Antipoden  und  der  secundäre  Kern  in  bekannter  Weise,  die  Antipoden  verschwinden  mit 
dem  benachbarten  Gewebe  des  Knospenkerns  noch  vor  der  Befruchtung,  sie  haben  also  eine 
Aufgabe,  welche  binnen  kurzer  Zeit  nach  ihrer  Entstehung  erfüllt  ist;  Anticlinen  giebt  es 
nicht  wie  bei  den  allermeisten  Angiospermen.  Die  in  den  oberen  zwei  Tochterzellen  der 
subapicalen  Zelle,  welche  bei  Cercis  zwischen  der  Mutterzelle  des  Embryosackes  und  dem 
apicalen  Gewebe  liegen,  vorkommenden  zwei  Zellkerne  lassen  sich  nicht  so  auffassen,  dass 
ihre  Zellen  den  Specialmutterzellen  des  Pollen  zu  vergleichen  wären,  weil  ihre  Scheide- 
wände niemals  resorbirt  werden:  sie  deuten  nur  auf  eine  Neigung  hin,  die  aus  der 
subapicalen  Zelle  resultirenden  Tochterzellen  bis  zu  einem  gewissen  Grade  aequivalent  zu 
machen. 

Bei  mehreren  Rauunculaceen  kommen  Antipoden  mit  mehreren  Zellkernen  vor  (leicht 
zu  Studiren  bei  Clematis  und  Hepatica).  Jede  der  drei  Antipoden  besitzt  zuerst  einen  Kern 
mit  einem  einzigen  Nucleolus,  aus  welchem  dann  zwei  und  vier  Kernchen  hervorgehen,  ohne 
dass  die  einzelnen  sich  von  einander  trennen.  Endlich  ist  der  primäre  Kern  von  Kern- 
körperchen  erfüllt;  diese  Erscheinung  kann  man  entweder  als  das  Ueberbleibsel  eines  Organes 
oder  als  ein  reducirtcs  Prothallium  betrachten. 

119.  B.  Jönsson.    Om  embryosäckens  utveckling  hos  Angiospermerna.   (Acta  Universitatis 
Lundensis,  tom.  XVI,  1879-80,  Lund  1879-1881,  p.  1-  86,  8  Tafeln.) 

Nicht  gesehen. 


EmbryobilduDg.  491 

120.  J.  F.  A-  Melli&k.  Over  de  ontwikkeling  van  den  kiemzak  by  Angiospermen.  Leideu 
1880.    73  Seiten,  2  Kupfertafelu, 

Nicht  gesehen. 

121.  F.  Soltwedel.  Freie  Zellbildung  im  Embryosack  der  Angiospermen,  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  hierbei  stattfindenden  Vorgänge  der  Kerntheilung.  (Jenaiscbe 
Zeitschrift  für  Naturwissenschaft,  Band  XV,  Jena  1881/82,  p.  341-380,  tab.  16-18.) 

Ueber  diese  Arbeit  wird  an  anderer  Stelle  des  „Jahresberichtes"  referirt;  hier  seien 
nur  die  Resultate  derjenigen  Untersuchungen  mitgetheilt,  welche  sich  auf  die  Zellbilduug 
im  Embryosack  beziehen:  „Alle  freien  Kerne,  die  nach  der  Befruchtung  im  Embryosack 
der  Angiospermen  auftreten,  stammen  vom  secundären  Embryosackkern  ab;  eine  freie  Ent- 
stehung von  Zellkernen  findet  nicht  statt.  Ob  aber  das  secundäre  Eudospcrm  durch  Theilung 
einer  Mutterzelle  gebildet  wird,  oder  ob  in  dieser  Mutterzelle  zuerst  nur  Kerntheilungen 
stattfinden  und  später  um  die  freien  Kerne  Zellwände  auftreten,  scheint  nur  von  der  Grösse 
dieser  Zelle  abzuhängen.  Im  Allgemeinen  finden  wir,  dass  das  secundäre  Endosperm  in 
grossen  Embryosäcken  durch  freie  Zellbildung,  in  kleineren  dagegen  durch  Zelltheilung  ent- 
steht. Nun  kann  es  auch  vorkommen,  dass  in  ein-  und  demselben  Embryosack,  wie  z.  B. 
bei  Lamium  album,  in  dem  einen  schmaleren  Ende  Zelltheilung,  im  anderen  weiteren  Ende 
dagegen  nur  Kerntheiluug  stattfindet.  Während  aber  bei  Lamium  die  freien  Kerne  früh- 
zeitig resorbirt  werden,  können  nach  Hofmeister  um  die  freien  Kerne  im  oberen  Ende  des 
Embryosackes  von  Prostanthera  violacea  auch  Zellwände  gebildet  werden.  Diese  Thatsache 
aber,  dass  bei  einzelnen  Pflanzen  das  secundäre  Endosperm  zum  Theil  durch  freie  Zell- 
bildung, zum  Theil  durch  Zelltheilung  gebildet  wird,  wie  ferner  der  Umstand,  dass  bei  den 
Pflanzen,  deren  secundäres  Endosperm  durch  freie  Zellbildung  entsteht,  die  Kerne  nicht  frei 
entstehen,  sondern  durch  Theilung  aus  einander  hervorgehen,  und  dass  bei  vielen  Pflanzen 
nach  jeder  freien  Kerntheilung  eine  transitorische  Zellplatte  gebildet  wird,  lassen  die  beiden 
Entwickelungsweiseu  des  secundären  Endosperms  als  nicht  wesentlich  verschieden  von  einander 
erscheinen.  Daraus  ergiebt  sich  aber,  dass  mau  aus  der  verschiedenen  Entstehungsart  des 
Endosperms  keine  sicheren  Schlüsse  auf  die  Verwandtschaftsbeziehungen  der  einzelnen 
Familien  ziehen  kann." 

Verf.  unterscheidet  zwei  Arten  von  Endosperm :  primäres  und  secundäres.  Ersteres 
entsteht  vor  der  Befruchtung  im  Embryosack  der  Phanerogamen  durch  freie  Zellbildung; 
es  besteht  aus  sieben  Zellen:  den  drei  Zellen  des  Eiapparates,  den  drei  Gegenfüsslerinnen 
und  einer  aus  der  Verschmelzung  von  zwei  freien  Kernen  hervorgegangenen  mittleren  Zelle 
mit  dem  secundären  Embryosackkern.  Aus  dieser  Zelle  allein  geht  das  secundäre  Endosperm 
nach  der  erfolgten  Befruchtung  der  Eizelle  hervor. 

122.  0.  Jäger.  Notiz  über  die  Stroctur  des  Endosperms  von  Coffea  arabica.  (Botanische 
Zeitung,  39.  Jahrg.,  1881,  p.  336-339.) 

Der  Embryo  liegt,  mit  dem  Stammtheil  der  Micropyle  zugekehrt,  in  einer  das 
ganze  Endosperm  parallel  der  Innenfläche  durchziehenden  dunkeln  Mittelschicht,  welche 
aus  zerfallenden  Zellen  besteht,  die  sich  im  Gegensatz  zu  den  umgebenden  unregelmässig 
gestalteten  Endospermzellen  durch  tangentiale  Streckung  auszeichnen.  Eine  ähnliche  Spalte 
kommt  auch  im  Samen  von  StrycJmos  nux  vomica  vor ;  ob  beide  gleichen  Ursprunges  sind, 
muss  die  Entwickeluugsgeschichte  lehren.  Die  physiologische  Bedeutung  des  angegebenen 
Verhaltens  von  Coffea  findet  Verf.  darin,  dass  dem  Embryo  durch  die  Capillarwirkung  der 
Lücken  des  denselben  zunächst  umgebenden  Gewebes  die  zu  seiner  Entwickelung  nöthigen 
Stoffe  auch  aus  den  entfernteren  Theilen  des  Endosperms  schon  früh  zugeführt  werden  können. 

123.  J.  F.  A.  Mellink.  Over  de  endospermvorming  by  Adonis  aestivalis  L.  Ueber  die 
Endospermbildung  bei  Adonis  aestivalis.  (Nederlandsch  Kruidkundig  Archief,  2e  serie, 
3e  deel,  3^  stuk,  Nymegen  1881,  p,  273—276.) 

Nachdem  Strasburger  aus  seinen  Untersuchungen  den  Schluss  gezogen  hatte,  dass 
das  Endosperm  nur  auf  zwei  Weisen  gebildet  wird,  durch  Theilung  des  Keimsackes,  .oder 
dui'ch  wiederholte  Theilung  des  Embryosackkerns  und  nachherige  freie  Zejlbildung  um 
die  daraus  hervorgegangenen  Kerne,  suchte  Darapsky  darzuthun,  dass  bei  Hyacinthus  ciliatus 
M.  die  Kerne  des  Endosperms  frei  im  Plasma  des  Embryosacks  entstehen. 


492  Anatomie.  Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Allgem.  Morphol.  d.  Phanerogamen. 

Dieser  Widerspruch  veranlasste  den  Verf.,  die  Endospermbildung  bei  Adonis  aestivalis 
zu  verfolgen.  Obgleich  es  ihm  nicht  gelang,  den  Embryosackkern  selbst  in  Theilung  auf- 
zufinden, so  gelaug  es  ihm  doch  bei  einem  Keimsacke,  sämmtliche  Kerne  (56)  in  Theilungs- 
stadien  zu  sehen;  am  Micropylende  waren  die  Tochterkerne  bereits  gebildet,  nach  dem 
Chalazaende  hin  waren  die  Stadien  immer  weniger  weit  fortgeschritten,  au  der  Basis  hatten 
sie  keine  scharfen  Umrisse  mehr  und  zeigten  die  charakteristischen  Streifen.  Die  Bildung 
der  ersten  Schicht  der  Endospermzellen  verläuft  ferner  ganz  in  der  von  Strasburger  be- 
schriebenen Weise.  .  Giltay. 

124.  C.  Nörner.  Beitrag  zur  Embryoentwickelung  der  Gramineen.  (Flora,  64.  Jahrgang, 
Regensburg  1881,  S.  241-251,  256-266,  273—284,  tab.  2—5.) 

Nach  einer  kurzen  historischeu  Uebersicht  seines  Forschungsgebietes  und  Angabe 
der  Präparirmethode  bespricht  Verf.  seine  Untersuchungen  der  Embryoentwickelung  bei 
Hordeum  vulgare,  Triticum  vulgare,  Seeale  cereale  und  Avena  sativa  und  giebt  seine 
Resultate  in  einer  vergleichenden  Zusammenstellung  am  Schlüsse,  welcher  hier  folgendes 
entnommen  sein  mag. 

Das  befruchtete  Ei  gliedert  sich  durch  zwei  schnell  auf  einander  folgende  Wände 
in  3  Segmeute,  nach  deren  Lage  man  3  Entwickeluugstypen  unterscheiden  kann. 

I.  Die  beiden  Segmentwände,  welche  in  basipetaler  Reihenfolge  auftreten,  sind  einander 
parallel.  —  Dadurch  findet  sich  Verf.  in  Widerspruch  mit  Hegelmaier,  welcher  4—6,  meist 
5  Segmente  als  Ausgangspunkt  annimmt. 

IL  Die  zweite  Segmentwand  ist  nicht  parallel  zur  ersten,  sondern  scheidet  dieselbe 
unter  einem  spitzen  Winkel. 

in.  Die  erste  Segmentwaud  verläuft  schief  zur  Längsaxe  des  Embryo,  die  zweite 
Wand  setzt  sich  unter  spitzem  Winkel  an  die  erste  an. 

Die  weitere  Entwickelung  des  Embryo  erfolgt  bei  Typus  I  durch  Auftreten  einer 
Längswand  (Transversalwand),  welcher  eine  ebensolche  unter  rechtem  Winkel  folgt  (Median- 
wand). Dadurch  tritt  Theilung  in  Kugelquadranten  ein.  Nun  erfolgt  eine  Aequatorialwand, 
durch  welche  das  obere  Segment  des  Embryo  in  Octanten  zerlegt  wird.  Es  treten  dann 
Nebenwände  unter  mannigfachen  Modificationen  auf,  welche  sich  annähernd  parallel  zur 
Transversalwand  stellen  und  4  Schaleuzellen  abschneiden,  während  im  Innern  4  handartige 
Zellen  übrig  bleiben,  die  den  Scheitel  einnehmen.  —  Typus  II  und  III  folgen  diesem  Schema, 
soweit  es  ihre  Zellbilduugen  im  oberen  Segment  gestatten. 

In  den  beiden  unteren  Stockwerken  des  Embryo  tritt  ebenfalls  zunächst  eine  longi- 
tudinale  Wand  auf,  doch  kann  dieselbe  im  untern  Stockwerk  auch  als  Querwand  erfolgen; 
darauf  beginnen  Quertheilungen. 

Durch  das  Auftreten  pericliner  Wände,  welche  die  Quadrantenzellen  in  Schalenzellen 
und  in  Kugelquadrautenzellen  zweiter  Ordnung  theilen,  wird  das  Dermatogen  abgegliedert. 
Die  Bildung  desselben  erfolgt  erst  nach  zahlreichen  anderweitigen  Theilungen;  im  hypo- 
cotylen  Theil  lässt  sich  dieselbe  wegen  der  regellosen  Theilungen  nicht  verfolgen.  Am 
Dermatogen  betheiligen  sich  die  beiden  oberen  Segmente,  das  untere  Segment  bildet  die 
Hypophyse. 

Weitere  Zelltheilungen  erfolgen  nach  allen  Richtungen  unter  Anpassung  an  die 
bestehenden  räumlichen  Verhältnisse.  Eine  Scheidung  von  Periblem  und  Plerom  ist  eben 
so  wenig  festzustellen  wie  das  Auftreten  einer  Scheitelzelle.  Der  Vegetationspunkt  der 
jugendlichen  Stammknospe  wird  im  oberen  Segment  angelegt.  Die  Cotyledonarscheide  setzt 
sich  bis  zur  Grenze  zwischen  Segment  I  und  II  fort. 

125.  J.  Urban.  lieber  die  Lage  der  Radicula  in  den  Samen  einiger  Trigonella-  und  Melilotus- 
Arten.  (Sitzungsberichte  des  Bot.  Vereins  der  Provinz  Brandenburg  XXIII,  Jahrg.  1881, 
Berlin  1882,  S.  71-72.) 

Die  bisher  als  durchgehend  angenoumiene  pleurorrhize  Lage  der  Cotyledonen  der 
Papilionaceeu  erleidet  bei  den  genannten  Gattungen  eine  Ausnahme.  Hier  hat  dieser  Charakter 
zum  Theil  nicht  einmal  specifischen  Werth.  Trigonella  Sprunneriana  Boiss.  und  verwandte 
Arten  haben  in  allen  Samen  einen  notorrhizen  Embryo,  während  andere  Arten  einen  pleuror- 
rhizcn  besitzen.  —  Anders  bei  Melilotus.  Bei  unsern  einheimischen  Arten  liegt  das  Würzelchen 


Früchte  und  Samen.  493 

der  Keimblattspalte  an,  bei  anderen  Species  hängt  die  Lage  desselben  davon  ab,  ob  die  Hülse 
1  oder  2  Samen  enthält.  Bei  M.  neapolüana  Ten.  und  M.  elegans  Salzm.  ist  in  einsamigen 
P>nchten  der  Embryo  vollständig  notorrhiz,  in  zweisamigen  dagegen  liegt  das  Würzelchen 
nur  dem  einen  Keimblatt  an  gegen  dessen  Rand  hin:  ein  Verhalten,  welches  wohl  durch 
den  gegenseitigen  Druck  der  beiden  fast  in  gleicher  Höhe  stehenden  Samen  bedingt  wird. 
—  M.  italica  Desr.  und  M.  snlcata  Desf.  zeigen  in  einsamigen  Hülsen  die  Radicula  der 
einen  Keimblattspalte  mehr  genähert,  in  zweisamigen  ist  der  Embryo  fast  pleurorrhiz.  M. 
macrocarpa  Coss.  et  Dur.  verhält  sich  ebenso,  doch  giebt  es  hier  auch  in  einsamigen  Früchten 
alle  Uebergänge  von  fast  pleurorrhizem  zu  fast  notorrhizem  Embryo.  —  Noch  anders  zeigte 
sich  31.  speciosa  Dur.  und  andere  Arten. 

11.  Früchte  and  Samen. 

126.  J.  Labbock.  Fralts  and  Seeds.  (Proceedings  of  the  Royal  Institution  of  Great  Britain, 
vol  IX,  London  1881/82,  p.  519,  595-628,  mit  zahlreichen  Holzschnitten.) 

Bespricht  Bestäubungs-  und  Aussäungseinrichtungen,  Frucht-  und  Samenformen  und 
einige  Fälle  von  Mimicry  an  solchen.  Die  Abbildungen  sind  meist  flüchtig,  zum  Theil 
unrichtig  gezeichnet,  auch  hätte  die  längst  berichtigte  Meinung,  welche  bei  Vallisneria  die 
losgerissenen  männlichen  Blüthen  für  Pollenkörner  ansieht ,  nicht  wieder  als  Wahrheit  auf- 
getischt werden  sollen. 

127.  E.  Heckel.    Les  oranges  monstrueuses.    (La  Provence  agricole,  1881.    Juni-Nummer.) 

Verf.  theilt  ein  Verfahren  mit,  um  Oraugenfrüchte  zu  erhalten,  welche  z.  Tb.  die 
Eigenschaften  der  Citrone  besitzen.  Zu  diesem  Zweck  werden  Knospen  der  verschiedenen 
Citrus- Arten  (C.  Äurantium,  G.  Limonium)  kreisförmig  auf  den  Stamm  eines  beliebigen 
Citrus  gepfropft,  in  der  Weise,  dass  je  zwei  verschiedene  Knospen  möglichst  nahe  bei  ein- 
ander zu  stehen  kommen.  Sobald  die  Veredelung  gelungen  ist,  schneidet  man  die  Unter- 
lage über  den  Knospen  ab,  welche  sich  nun  zu  Zweigen  mit  den  gewünschten  Früchten 
entwickeln.    Blätter  und  Blüthen  sind  vollkommene  Mittelbildungen. 

(Revue  bibliogr.  du  Bull,  de  la  Soc.  bot.  de  France  1881,  p.  116-117.) 

128.  Flückiger  et  A.  Meyer.  Notes  on  the  fruit  of  Strychnos  Ignatia.  (The  pharmaceu- 
tical  Journal  1881.) 

Die  Ignatiusbohne  wird  bibliographisch  und  histologisch  besprochen;  sie  wurde  zuerst 
durch  Kamel  an  Ray  und  Petiver  geschickt.  —  Die  Frucht  ist  einfächerig  durch  Bildung 
einer  pulpösen  Masse.    Die  Pflanze  kommt  einzig  auf  der  Insel  Samar  (Philippinen)  vor. 

129.  Treub.  üeber  die  Samen  der  Bormanniaceen.  (Processen- Verbaal  van  de  gewone 
Vergaderingen  der  K.  Akademie  van  Wetenschappen,  Afdeeling  Naturkunde,  1881—82, 
No.  10,  S.  6.) 

Durch  die  Untersuchung  der  Samen  von  Gonyanthes  Candida  und  Burmannia  javanica 
hat  Verf.  feststellen  können,  dass  diese  Burmanniaceen  ein  sehr  deutliches  Endosperm  besitzen 
entgegen  der  bisherigen  Annahme.  Was  man  für  den  Embryo  hielt,  if^t  eben  das  Endosperm, 
und  der  wirkliche  Embryo  ist  äusserst  klein,  selbst  von  einem  geübten  Präparator  nur  schwer 
aufzufinden.  Der  Bau  der  Burmanniaceen-Samen  schliesst  sich  mehr  an  die  Taccaceen  als 
an  die  Orchideen  an. 

130.  R.  V.  Höhnel.  Bemerkungen  über  den  AriUus  von  Ravenala.  (Oesterr.  Botan.  Zeit- 
schrift XXXI,  Wien  1881,  S.  386-387.) 

Bavenala  Madagascariensis  hat  einen  himmelblauen  Arillus,  aus  welchem  Fett 
gewonnen  wird,  das  einzige  bekannte  derartige  Beispiel.  —  Die  mit  kaum  verdickten  Wänden 
versehenen  Zellen  desselben  schliessen  ein  seiner  ganzen  Masse  nach  blau  gefärbtes  Plasma 
ein,  welches  viel  Oeltropfen  enthält,  in  denen  der  Farbstoff  ebenfalls  gelöst  ist.  Durch 
Alkalien  wird  letzterer  grün  bis  gelb,  durch  Säuren  entfärbt  er  sich.  Nach  Veränderung 
mittelst  Alkalien  wird  die  Farbe  durch  Säuren  wieder  hergestellt.  In  Wasser  ist  er  unlöslich, 
in  Oel,  Aether  und  Alkohol  dagegen  wird  er  gelöst.  Dieser  Farbstoff  ist  demnach  sowohl 
vom  Anthocyau,  wie  von  allen  in  der  Pflanze  fertig  vorkommenden  Farbstoffen  verschieden. 

131.  T.  F.  Hanausek.  Ueber  die  Frucht  von  Euchlaena  luxurians  Dur.  et  Aschs.  (Oester- 
reichische  Botanische  Zeitschrift  XXXI,  Wien  1881,  S.  173—177.) 


494  Anatomie.  Morphologie  der  Phanerogamen.  —  Allgem.  Morphol.  d.  Phanerogatnen. 

Einer  kurzen  historischen  Recapitulation  der  Litteratur  über  Euchlaena  luxurians 
Dur.  et  Aschs.  (=  Beana  luxurians  Durieu)  folgt  die  von  Ascherson  mitgetheilte  Beschreibung 
der  Fräcbte  von  E.  mexicana  Schrad.,  mit  welcher  diejenigen  der  E.  luxurians  sehr  über- 
einstimmen. —  Ob  die  unter  der  äusseren  Gluma  sich  findenden  „Häutchen"  als  Spelzen 
anzusehen  sind,  lässt  Verf.  unentschieden.  —  Weitere  Angaben  finden  sich  über  den 
anatomischen  Bau  des  die  Frucht  einschliessenden  Axenstückes,  der  äusseren  Gluma  und 
des'  Samens. 

132.  E.  T.  Bachmann.  Darstellung  der  Entwickelungsgeschichte  und  des  Baaes  der  Samen- 
schalen der  Scrophularineen.  (Nova  Acta  der  k.  Leopoldina -Carolina -Deutschen 
Akademie  der  Naturforscher,  Band  XLIII,  Halle  1881,  4",  179  Seiten,  4  Tafeln.) 

Wird  von  einer  historischen  Uebersicht  der  bisherigen  Forschungen  auf  dem  Gebiete 
der  Samenschalen  eingeleitet;  dieser  folgen  die  Darstellungen  der  Entwickelung  derselben 
bei  folgenden  Scrophulariaceen :  Scroi)hularia  samhucifolia  L. ,  Ehrharti  Stev, ,  lueida  L., 
peregrina  L.,  vernalis  L. ,  argiita  Soland.,  nodosa  L. ,  Balbisii^  laciniata  W.K. ,  alpestris 
Gaz.,  canina  L. ;  Verbascum  plioeniceum  h.,  iMomoides  L.,  Blattaria  L. ,  Thapsus  L.,  vir- 
gatum,  rigidum,  pulverulentum;  Älonsoa  Warscewiczü  Rgl. ,  A.  incisifdlia  R.  et  P.,  A. 
grandiflora,  A.  caulialata  R.  et  P.  und  A.  linifolia;  Calceolaria  chelidonoides  H.  Bonpl.; 
Nemesia  floribimda  Dougl.,  chamaedrifoliaY ent.  und  versicolor  E.  May.;  Diascia  violacea; 
Anarrhinum  bellidifoUtim  Desf.;  Linaria  minor  Desf.,  littoralis  Willd.,  praetermissa  Delastr., 
origanifolia  DC,  persica  Chav.,  Cymbalaria  L.,  pilosa  DC,  spuria  Mill.,  versicolor  Moench., 
Salzmanni  Boiss.,  minutiflora  Meyer,  gemslaefolia  Mill.,  triphylla  Mill.,  striata  DC,  vul- 
garis Mill.,  arenaria  DC. ,  lusitanica  Hofi"msg.  et  Link.,  caesia  DC,  saxatilis  Hoffmsg.  et 
Link.;  Lopliospermum  scandens  Don.;  Maurandia  Barclayana  Lindl.,  antirrhiniflora  Willd,; 
Antirrhimwi  Asarina  L.,  majus  L. ,  sempervirens  Lapeyr.,  Orontium  L.;  Schizanthiis  pin- 
natus;  Broivallia  demissa  L.,  alata  und  viscosa;  Digitalis  purpurea  L.,  Uitea  L.,  lanata 
Ehrh.,  ferruginea  L.;  Pentstemon  barbatus  Cav.,  Colvilli,  procerus  Grab.,  Digitalis  L., 
pubescens  Soland.,  venustum  W.,  laevigatus,  ovattis  Dougl.;  Mazus  rugosus  Lour.;  Linden- 
her gia  riideralis  Yah\;  Mimulus  luteush.,  cardinalis,  FilingüRgl.,  floribundiis,  moscliatus; 
Leucocarpus  alatiis;  Herpestes  chrysantha;  Chaenostoma  foetidum;  Lyperia  violacea  Bentb. ; 
Buchnera  americana  L.;  Buddleia  Lindleyana  Fortun.;  Veronica  hederaefolia  L.,  polita 
Fries,  triphyllos  L.,  arvensis  L.  und  zahlreiche  andere  Arten;  Bhinanthus  minor  Ehrh.; 
Pedicularis  verticillata  L.  und  mehrere  andere  Arten;  EiipJirasia  Odontites  L. 

Jeder  Unterfamilie  ist  eine  Uebersicht  der  Resultate  beigefügt  und  zum  Schluss  wird 
eine  vergleichende  Zusammenstellung  aller  Ergebnisse  mitgetbeilt,  aus  welcher  wir  folgende 
Hauptsätze  entnehmen. 

Die  microskopische  Beschafi'enheit  der  Samenschale  ist  für  die  Systematik  nur  von 
bedingtem  Werth.  Einerseits  haben  näher  verwandte  Arten  gleichen  Bau  der  Samenschale, 
anderseits  unterscheiden  sieb  systematisch  entferntere  Arten  durch  denselben  gar  nicht  oder 
nur  in  geringem  Grade.  Wenn  sich  die  nahe  "Verwandtschaft  der  Papilionaceen,  Mimoseen 
und  Caesalpinieen  auch  im  Bau  der  Samenschale  kundthut,  so  ist  das  bei  den  nahe  verwandten 
Scrophularineen  und  Solaneen  nicht  der  Fall.  Fast  bei  jedem  Samen,  gleichviel  aus  welcher 
Familie  er  stammt,  ist  ein  Theil  des  ehemaligen  Gewebes  des  Integumentes  zu  einer  dünnen 
Lamelle  zusammengepresst  oder  resorbirt.  Diesem  Process  gehen  Degenerationserscheinungen 
voraus.  Der  Strandmark'sche  Satz,  dass  Samen,  denen  die  Schutzschicht  der  Testa  fehlt, 
durch  eine  ungewöhnlich  feste  Consistenz  des  Eiweisses  oder  des  Embryos  ausgezeichnet  sind, 
findet  auch  auf  die  Scrophularineen  Anwendung  {Mimulus,  Mazus,  Lindenbergia  etc.),  jedoch 
mit  der  Einschränkung,  dass  manchmal  auch  harte  Testa  und  festes  Albumen  vereinigt  sein 
können  (Pedicularis).  Die  platte  Form  der  Samen  von  Linaria  ist  ein  Erzeugniss  des  Zwischen- 
gewebes des  Integumentes,  diejenige  der  Veronica- Samen  dagegen  beruht  auf  einseitigen 
Wachsthumserscheinungen  innerhalb  des  Endosperms.  Die  Veronica-Samen  sind  vom  Rücken 
und  Bauch  her  zusammengedrückt,  die  Linaria-SamGU  aber  von  rechts  und  links,  wenn  die 
Seite  der  Raphe  die  Bauchseite  genannt  wird.  Bei  Linaria  versicolor  und  Schizanthus 
pinnatus  werden  die  Höcker  und  Rippen  des  Samens  von  dem  Zwischengewebe  des  Integumentes 
unter  Betheiligung  der  Epidermis  gebildet,  bei  den  Verbasceen  und  Manuleen  aber  vom 


Beziehungen  zwischen  Pflanzen  und  Thieren.  495 

Endosperm  unter  Betheiligung  der  innersten  Schicht  des  Integumentos.  Das  Eiweiss  ist  im 
reifen  Zustande  bei  allen  entsprechend  höckerig,  so  dass  mau  von  vornherein  nicht  wissen 
kann,  von  wo  die  Hügelbildung  ausgegangen  ist.  Aus  der  Entwickelungsgeschichte  ergiebt 
sich  der  wohl  auch  sonst  giltige  Satz,  dass  überall,  wo  ein  höckeriges  Endosperm  bei 
Scrophularineen  vorkommt  und  die  innerste  Schicht  des  Integumentes  als  Schutzschicht 
fungirt,  die  Höckerbildung  vom  Eiweiss  ausgegangen  ist,  in  Fällen  dagegen,  wo  die  Epidermis 
die  Schutzschicht  bildet,  die  Höckerbildung  von  dem  subepidermalen  Gewebe  des  Endosperms 
herstammt. 

133.  F.  A.  Flückiger  und  A.  Meyer,    üeber  Frucht  und  Samen  von  Strychnos  Ignatii. 
(Archiv  der  Pharmacie.    6.  Keihe,  IG.  Bd.  [219],  1881,  S.  401-415.) 

Von  der  bisher  unbekannten  Stammpflanze  der  Ignatius-Bohnen  erhielten  die  Verff. 
einige  Früchte,  welche  durch  kuglige  Gestalt  und  nur  10—12  Samen  von  der  Abbildung 
bei  Ray  und  Petiver  abweichen.  Die  Frucht  ist  zweifelsohne  2  fächerig  angelegt  wie  bei 
anderen  Logauiaceen,  doch  wird  die  Scheidewand  fleischig  und  dadurch  undeutlich.  Durch 
Druck  werden  die  ursprünglich  gleichmässig  gewölbten  Samen  unregelmässig  kantig.  Der 
Embryo  liegt  mit  seinem  Würzelchen  an  einem  Ende  des  Samens  im  Endosperm,  mit  den 
Cotyledonen  in  einer  Spalte  desselben.  Die  Samenschale  ist  sehr  dünn  und  mit  glänzenden 
Haaren  bedeckt,  das  Endosperm  hornartig.  Die  Epidermis  der  Ignatia-Frncht  besteht  aus 
einer  einfachen  Schicht  nach  aussen  stark  verdickter  Zellen  und  darauf  folgenden  ca.  6 
Reihen  dünnwandigen  Parenchyms.  Die  eigentliche  Fruchtschale  hat  eine  gefelderte  Ober- 
fläche, entsprechend  den  zu  dichten  kurzen  Prismen  zusammengedrängten  Gruppen  von 
Steinzellen,  die  einigermassen  strahlig  angeordnet  sind.  Das  Fruchtmus  besteht  in  den 
äusseren  Schichten  aus  kugligen,  in  den  inneren  aus  radial  gedehnten  Zellen,  um  die  Samen 
aus  kleinzeUigem  Gewebe.  Auf  der  Samenschale  stehen  cylindrische  1  zellige  Haare  mit 
Verdickungsstreifen  der  Länge  nach.  Das  Endosperm  zeigt  aussen  eine  Lage  pallisaden- 
artiger  Zellen,  innen  polyedrische  stark  verdickte  Zellen.  Aehnlich  ist  der  Samenbau  auch 
bei  Strychnos  nux  vomica  und  S.  potatorum,  auch  bei  S.  innocua. 

134.  E.  Fournier 

giebt  im  Bulletin  de  la  Societe  botanique  de  France,  tome  XXVHI,  1881,  p.  193 
eine  Notiz  über  eine  aus  zwei  am  Grunde  verwachseneu  Fruchtknoten  gebildete  Frucht  von 
Tulipa. 

135.  Ch.  Downing.    Fruits  and  Fruit  Trees  of  America.    (With  3  appendices.   New  York 
1881.    8»,  with  25  illust.) 

Nicht  gesehen. 

136.  H.  Baillon.    Le  fruit  des  Osteospermum.    (Bulletin  mensuel  de  la  Societe  Linueenne 
de  Paris  1881,  p.  293.) 

Die  bisher  als  Achaeue  beschriebene  Frucht  von  Osteospermum  ist  eine  Drupa  mit 
dünnem  Sarcocarpium.  Die  aussen  vollständig  glatte  Frucht  entfernt  sich  in  ihrem  Aussehen 
sehr  von  dem  gewöhnlichen  Verhalten  der  Compositae,  so  dass  man  deren  Zugehörigkeit 
nicht  erkennen  würde,  wenn  man  sie  nicht  kennte. 


ü.  Befruchtungs-  und  Aussäung  seinrichtungen. 
Beziehungen  zwischen  Pflanzen  und  Thieren. 

Eefeieut:  H.  Müller- Lippstadt. 

Alphal}etisclies  Yerzeichuiss  der  Tbesprochenen  Arbeiten  (aus  den  Jahren 

1881  und  1882.) 

1.  Allen,  Grant.    The'colours  of  flowers  as  illustrated  by  the  british  flora.    (Nature 

Vol.  XXVI,  p.  299-304,  323-326,  346-350,  371-375,  1882.)     (Ref.  No.  15.) 

2.  —  The  colours  of  flowers.    London  1882.    (Ref.  No.  15.) 


496  Anatomie.  Morph,  der  Phauerog.  —  Befruchtungs-  und  Aussäungseinrichtungen. 

3.  Arcangeli,  G.    Sulla  caprificazione  e  sopra  un  caso  di  sviluppo  anomale  nei  fiori  del 

Ficus  stipulata  Thunb.    (Processi  verb.  della  Soc.  Tose,  di  Sc.  nat.  1882,  Nov.  2. 

3  Seiten,  S».  -  Pisa  1882.)     (Ref.  No.  29.) 

4.  Ascherson,  P.    Asteriscus  pygmaeus.    (Sitzungsber.  des  Bot.  Ver.  d.  Prov.  Brandenburg 

XXIII,  S.  36,  37;  29.  April  1881.)    (Ref.  No.  47.) 

5.  Bailey,  W.  W.    Note  on  Torenia  asiatica.    (Bull.  Torrey  Bot.  Club.  Vol.  IX,  p.  50-52, 

4  figs;  April  1882.)    (Ref.  No.  40.) 

6.  Baillon,  H.    Dissemiuation  des  graines  de  Tamus  communis.    (Bull.  mens.  Soc.  Linn, 

de  Paris;  No.  42,  1882,  p.  334.)    Dem  Referenten  nicht  zugänglich. 

7.  —  Impatiens  Humblotiana.    (Nach  Delpino,  Rivista  botanica  dell'  anno  1881,  p.  37; 

ohne  Angabe  der  Quelle.)    (Ref.  No.  38.) 

8.  Behrens,  W.  J.    Der  Schuppenwurz ,  Lathraea   squamaria.     (Method.  Lehrbuch  der 

Allgem.  Botanik,  II.  Auil.,  S.  201-203.)     (Ref.  No.  39.) 

9.  Beissner,  L.     Ungeschlechtliche   Fortpflanzung  wild  wachsender,   gefüllt   blühender 

Pflanzen.    (Regel's  Gartenflora  1881,  Febr.,  S.  51,  52.)    (Ref.  No.  7.) 

10.  Bennett,  A.  W.    On  the  colour  of  spring-flowers.    (The  Gardeuers'  Chronicle  1881. 

No.  408,  p.  365,  366.)     (Ref.  No.  11.) 

11.  Buchenau,    Franz.      Bildungsabweichuugen    der    Blüthe    von    Tropaeolum    majus. 

Phylogenetische   Bemerkungen.    (Abhandl.   des  Naturw.  Vereins  zu  Bremen  1878, 
S.  631-633.)     (Ref.  No.  4.) 

12.  Costerus,   J.  C.    Seasonal  order  in  colours   of  flowers.     (Nature  Vol.  XXV,   p.  481, 

482.    Match  23,  1882.)     (Ref.  No.  9.) 

13.  Dewitz,  H.     Wie   ist  es  den  Stubenfliegen  und  vielen   anderen  Insecten  möglich,  an 

senkrechten  Glaswänden  emporzulaufen?    (Sitzungsber.  der  Gesellsch.  Naturforsch. 
Freunde  in  Berlin,  1882,  No.  1.)     (Ref.  No.  55.) 

14.  —  Weitere  Mittheilung  über  den  Kletterapparat  der  Insecten.    (Daselbst  1882,  No.  7.) 

(Ref.  No.  55.) 

15.  Dodel-Port,  Arnold.    Ein  directer  Beweis  von  der  Concurrenz  der  Blumen  um  die 

Gunst  der  sie  besuchenden  Insecten.    (Kosmos,  Bd.  XI,  S.  294,  295;   Juli  1882.) 
(Ref.  No.  5.) 

16.  —  Die  Liebe  der  Blumen.    Physiologie  der  Blüthe.    (lUustrirtes  Pflanzenleben,  herausg. 

von  Dr.  Arnold  Dodel-Port,  Lief.  6./7.,  Zürich  1882.)     (Ref.  No.  42.) 

17.  Dufour.    Existence  de  tensions  chez  certaines  fleurs.    (Etüde  d'Anatomie  et  de  Physio- 

logie vegetales,  dissertatiou  inaugurale;  pp.  42—46,  Lausanne  1882.)    (Ref.  No.  6.) 

18.  Focke,  W.  0.    Die  Verbreitungsmittel  der  Hutpilze.     (Abhandl.  d.  Naturw.  Ver.  zu 

Bremen,  Bd.  VIII.)     (Ref.  No.  46.) 

19.  Foerste,  Aug.  F.    Pastinaca  sativa  proterandrous.    (Bot.  Gazette  Vol.  VII,  p,  24. 

Febr.  1882.)    (Ref.  No.  36.) 

20.  Forbes,  Henry  C.    Two  kinds  of  stamens  with  different  functions  in  the  same  flower, 

(Nature  Vol.  XXVI,  p.  386;  Aug.  24,  1882.)    (Ref.  No.  31.) 

21.  Heimerl,  Anton.    Ueber  die  Beziehungen  zwischen  den  Blumen  und  Insecten.    (Wiener 

Illustrirte  Garten -Zeitung,  Jan.  1881,   S.  1—3,   49—54.)    Ein  Vortrag  über  das 
genannte  Thema,  der  nichts  Neues  bietet.    Ref. 

22.  Ilieronymus.    Ueber   Caesalpinia   Gilliesii.     (59.  Jahresber.  der  Schles.  Gesellschaft 

für  vaterl.  Cultur,  für  1881,  S.  284.)    (Ref.  No.  17.) 

23.  Hildebrand,  F.     Die   Blüthenstände  von   Echinaea  purpurea.    (Tagebl.   d.  Naturf. 

Vers,  in  Salzburg  1881,  S.  74.)    (Ref.  No.  12.) 

24.  —  Androgyne  Blüthenstände  bei  Betula  alba.     (Daselbst  S.  74.)    (Ref.  No.  18.) 

25.  —  Fruchtscbutz  bei  Ceiitaurea  macrocephala.     (Daselbst  S.  74.)    (Ref.  No.  48.) 

26.  Kraus,  G.    Ueber  die  Blütheu wärme   bei  Arum   italicum.     (Abhandl.  d.  Naturf.  Ges. 

Halle,  Bd.  XVI,  1882;  Kosmos  Bd.  XII,  S.  225,  226.)    (Ref.  No.  33.) 

27.  Krause,  Ernst.    Ein  Schmetterling,  der  einen  Kolibri  nachahmt.    (Kosmos  Bd.  XII, 

S.  140-143,  Nov.  1882.)     (Ref.  No.  53.) 


Beziehungen  zwischen  Pflanzen  und  Thieren.  497 

28.  Landois,  H.     Die  Degeneration  der  Pyramidenpappeln   und  Weinreben.     (Zehnter 

Jahresber.  des  Westf.  Prov.-Ver.  für  1881,  S.  <J0-93.    Münster  1882.    (Ref.  No.  8.) 

29.  Lubbock,  Sir  John.    Ants,  Bees  and  Wasps.    London  1882.     (Ref.  No.  13.) 

30.  Ludwig,  Dr.  F.     Ueber  eine  der  Schneckenbefruchtung  angepasste  Blütheneinrichtung. 

(Kosmos,  Bd.  XI.  S.  347-351,  Aug.  18S2.>     (Ref.  No.  33.) 

31.  Magnus,  P.     Hygroskopische  Hüllblätter  als  Schutzmittel  von  Blüthen   und   Samen. 

(Kosmos,  Bd.  X,  S.  371-373,  Febr.  1882.)  Ein  Bericht  über  E.  Räthay's  Arbeit 
„Ueber  Austrocknungs  -  und  Imbibitionserscheinungen  der  Cynareeninvolucren." 
(Bot.  Jahresber.  für  1880.)     (Ref.  No.  104.) 

32.  Marchesetti,  C.    Le  nozze  dei  fiori.    (Aus  dem  Journal  „Mente  e  Cuore".    Trieste 

1881,  19  p.  in  80.)    (Ref.  No.  2.) 

33.  Mayer,  P.    Zur  Naturgeschichte  der   Feigeuinsecten.    (Mittheil,  aus  d.  Zool.  Station 

in  Neapel,  m.  Bd.,  4.  Heft,  S.  551-590,  1882.)     (Ref.  No.  28.) 

34.  Meehan,  Thos.     Fruiting  of  Ginkgo  biloba.     (Proc.  Ac.  Nat.  Sc.  Philadelphia  1882 

Part.  I,  p.  9—10.)    (Ref.  No.  20.) 

35.  —  Motility   in   the   flower  of  Draba  verna.     (Americ.  Naturalist,  Vol.  XVI,   p.  320, 

Apr.  1882.)    (Ref.  No.  41.) 

36.  —  Sexual  characters  in  Cephalotaxus.    (Proc.  Acad.  Nat.  Sc,  Philadelphia  Part.  III, 

Oct.-Dec.  1882,  p.  252.)    (Ref.  No.  19.) 

37.  Mereschkowsky,     Der   Farbensinn    der  niederen   Crustaceen.     (Kosmos,    Bd.   XII, 

S.  67,  68,  Oct.  1882,  nach  Lanessan,  Revue  Internat,  des  sciences  biolog;  aus  den 
Sitzungsber.  der  Pariser  Akad.  vom  26.  Dec.  1881.)     (Ref.  No.  56.) 

38.  Moore,  S.  Le  M.    Mr.  Darwins'  doctrine  of  cleistogamy.    (Trimens' Journal  of  Botany 

1881,  p.  84,  New  Ser.,  Vol.  X,  No.  219.)     (Ref.  No.  25.) 

39.  Morien,   Edouard.    Fecondation  du  Tillaudsia  Lindeni.    (La  Belgique  horticole  1881, 

p.  72.)     (Ref.  No.  34.) 

40.  Müller,  Fritz.     Caprificus  und  Feigenbaum.     (Kosmos,  Bd.  XI,  S.  342— 346,  August 

1882.)    (Ref.  No.  29.) 

41.  —  „Dr.  Paul  Mayer.    Zur  Naturgeschichte  der  Feigeuinsecten."    (Kosmos,  Bd.  XII, 

S.  310-314.)    (Ref.  No.  28.) 

42.  —  Two  kinds  of  stamens  with  different  functions  in  the  same  flower.    (Nature,  Vol. 

XXVII,  p.  364,  Febr.  15,  1883).    (Ref.  No.  31.) 

43.  Müller,  Herrmann.    Weitere  Beobachtungen  über  Befruchtung   der  Blumen  durch 

Insecten,  III.    (Verhdl.  des  Naturh.  Ver.  der  Preuss.  Rheinlande  u.  Westf.,  39.  Jahrg. 

1882,  S.  1-104.)     (Ref.  No.  44.) 

44.  —  Polymorphism  of  the  flower-heads  of  Centaurea  Jacea.   (Nature,  Vol.  XXV,  p.  241, 

Jan.  12,  1882.)    (Ref.  No.  23.) 

45.  —  Die  Vielgestaltigkeit  der  Blumenköpfe  von  Centaurea  Jacea.     (Kosmos,    Bd.   X, 

S.  334-344,  Febr.  1882.)     (Ref.  No.  23.) 

46.  —  Two  kinds  of  stamens  with  different  functions  in  the  same  flower.     (Nature,  Vol. 

XXVII,  p.  30,  Nov.  9,  1882.)     (Ref.  No.  31.) 

47.  —  Die  Stellung  der  Honigbiene  in  der  Blumenwelt.     1.  Windblüthen.     (Bienenzeitung 

38.  Jahrg.,  Nov.  2,  1882.)     2.  Pollenblumeu.    (Das.  No.  10,  1882.)     (Ref.  No.  1.) 

48.  —  „Sir  John  Lubbock's  Untersuchungen  über  Ameisen,  Bienen  und  Wespen."    (Kosmos, 

Bd.  XI,  S.  414-429,  Sept.  1882.)     (Ref.  No.  13.) 

49.  —  Versuche  über  die  Farbenliebhaberei  der  Honigbiene.    (Kosmos,  Bd.  XII,  S.  273—299, 

Jan.  1883.)    (Ref.  No.  14.) 

50.  —  Geschichte  der  Erklärungsversuche  in  Bezug  auf  die   biologische  Bedeutung  der 

Blumenfarben.    (Kosmos,  Bd.  XII,  S.  117-137,  Nov.  1882.)     (Ref.  No.  16.) 

51.  —  Die  biologische  Bedeutung  der  Blumenfarben.    (Biolog.  Centralbl.  Bd.  HI,  No.  4 

15.  April  1883.)    (Ref.  No.  15.) 

52.  Parona,  C.    II  Fisianto,  le  farfalle  e  le  api.   (Milano  1882,  8»,  4  pp.)    (Ref.  No.  52.) 

53.  Plowright,  Charles  B.    Ueber  Mimicry  bei  Pilzen,    (Kosmos,  Bd.  XI,  S.  453— 456, 

Sept.  1882.    Aus  „Grevillea"  vom  7.  Juli  1881.)    (Ref.  No.  50.) 

Botaniseber  Jahresbericht  JX  (1881)  1.  Abtb.  ^2 


498  Anatomie.  Morph,  der  Phanerog.  —  Befruchtungs-  und  Aussäungseinrichtungen. 

54.  R an som,  Arthur.    The  fertilisation  of  the  speedwell.   (Natura,  Vol.  XXVII,  p.  149, 

Dec.  14,  1882,  p.  223,  Jan.  4,  1883.)     (Ref.  No.  35.) 

55.  Räthay,  Emerich.    Untersuchungen  über  die  Spermogonien  der  Rostpilze.    (Separat- 

abdruck aus  der  Denkschrift  der  Kaiserl.  Akad.  der  Wissensch.  zu  Wien,  Mathem.- 
Naturw.  Classe,  Bd.  46,  51  S.,  1882.)     (Ref.  No.  51.) 

56.  Riley,  C.  V.    Utilisation  of  ants  in  horticulture.   (Nature,  Vol.  XXVI,  p.  126,  June  8, 

1882.)    (Ref.  No.  54.) 

57.  —  Die  Ameisen  als  Beschützer  von  Gartenbäumen.    (Kosmos,  Bd.  XI,  S.  459,  460, 

Sept.  1882.)    (Ref.  No.  54.) 

58.  Rosenthal,  A.  C,  und  Joseph  Bermann.    Neue  thiertödtende  Pflanzen.    (Wiener 

illustrirte  Gartenzeitung  6.  Jahrg.,  1881,  S.  57—59.)    (Ref.  No.  49.) 

59.  Rogers,  J.  Innes.    Colours  of  low  growing  wood  flowers.    (Nature,  Vol.  XXV,  p.  554, 

April  13,  1882.)     (Ref.  No.  10.) 

60.  Solms-Laubach,  H.  Graf  zu.    Die  Herkunft,  Domestication  und  Verbreitung  des 

gewöhnlichen  Feigenbaums  (Fius  Carica  L.)    (Abhdl.  der  Kgl.  Ges.  d.  Wissensch. 
zu  Göttingen,  28.  Bd.,  1882.)    (Ref.  No.  26.) 

61.  —  lieber  das  Vorkommen  cleistogamer  Blüthen  in  der  Familie  der   Pontederaceae. 
•     (Bot.  Ztg.  41.  Jahrg.,  4.  Mai  1883,  S.  301—304.    Aus  den  Göttinger  Nachrichten, 

Juni  1882.)    (Ref.  No.  24.) 

62.  Stabley,  A.  Mackenzie.    The  fertilisation  of  the  common  speedwell.    (Nature,  Vol. 

XXIII,  p.  127,  Dec.  7,  1882,  p.  174,  Dec.  21,  1882.)    (Ref.  No.  35.) 

63.  Taylor,  J.  E.    The  origin  of  our  vernal  flora.    (Nature,  Vol.  XXVII,  p.  7,  Nov.  2, 

1882.)    (Ref.  No.  3.) 

64.  Todd,  J.  E.    On  the  flowers  of  Solanum  rostratum  and  Cassia  Chamaecrista.    (Americ. 

Naturalist,  Apr.  1882,  p.  281—287.)    (Ref.  No.  30.) 

65.  Treleäse,  William.    The  heterogony  of  Oxalis  violacea.    (Americ.  Naturalist,  Jan. 

1882,  p.  13-19.)     (Ref.  No.  22.) 

66.  —  Proterandry  of  Pastinaca.  (Bot.  Gazette,  Vol.  VII,  p.  26,  27,  Mai  1882.)  (Ref.  No.  36.) 

67.  —  On  the  structures  which  favor  crossfertilization   in  several  plants.     (Proc.    of  the 

Boston  Soc.  of  Nat.  Hist,  Vol.  XXI,  March  15,  1882,  pp.  410—440,  Plate  6-8.) 
(Ref.  No.  43.) 

68.  Trop,  J.    Proterandry  in  Adaryllis  reginae.    (Bot.  Gazette,  Vol.  VII,  p.  42,  Apr.  1882.) 

(Ref.  No.  37.) 

69.  Vonhausen,  W.    Bei  welchen  Winden  fliegen  die  Fichten-,  Kiefern-  und  Lärchen- 

samen ab?    (Allgem.  Forst- und  Jagd-Ztg.,  57.  Jahrg.  1881,  S.  431.)    (Ref.  No.  45.) 

70.  Wittmack,  L.    Ueber  eine  Eigenthümlichkeit  der  Blüthen  von  Hordeum  bulbosura  L. 

(Sitzungsber.  der  Ges.  naturf.  Freunde,  Berlin  1882,  S.  96,  97.)    (Ref.  No.  21.) 


L  Allgemeines. 

1.  Hermann  Müller.    Die  Stellang  der  Honigbiene  in  der  Blumenwelt.  1.  2.  (No.  47.) 

In  einer  Reihe  von  Aufsätzen,  von  denen  hier  die  beiden  ersten  vorliegen,  will 
der  Verf.  die  wichtigsten  unserer  Blumen  Revue  passiren  lassen,  um  zu  zeigen,  welche 
Gesellschaft  anderer  lusecten  auf  jeder  derselben  unserer  Honigbiene  Concurrenz  macht 
und  welches  besondere  Verhalten  die  Honigbiene  auf  jeder  Blumenart  zeigt. 

1,  Windblütheu,  die  den  gemeinsamen  Ausgangspunkt  der  Blumen  bilden,  werden 
gelegentlich  von  pollenfressenden  Käfern  und  Fliegen  und  von  pollensammelnden  Bienen 
aufgesucht.  Von  letzteren  wurde  die  Honigbiene  insbesondere  an  Corylus,  Populus,  Carex 
und  Flantago -Arten  Pollen  sammelnd  beobachtet. 

2.  Pollenblumeu  sind  meist  weiss  oder  gelb,  selten  roth,  violett  oder  blau.  An 
fast  allen  sucht  die  Honigbiene  Pollenausbeute,  nur  von  wenigen  scheint  sie  durch  widrigen 
Duft  (Sambucus  nigra),  oder  starken  Zudrang  anderer  Insekten  (Sxnraea  Ulmaria,  Aruncus 
fiUpendulaJ  zurückgehalten  zu   werden.    An  weissen  Pollenblumen  (Clematis,  Anemone, 


Beziehungen  zwischen  Pflanzen  und  Thieren.  499 

Solanum)  concurriren  pollenfressende  Käfer  und  Fliegen  und  pollensammelnde  Bienen,  an 
gelben  (Uyiiericum,  Helianthemtim  etc.)  ausserdem  selbst  Falter.  Violette  und  blaue  Pollen- 
blumen üben  auf  die  ausgebildetsten  Blumengäste,  langrüsselige  Schwebfliegen,  Bienen  und 
selbst  Falter)  besondere  Anziehung,  wie  z.  B.  Solanum  Dulcamara,  Verbascum  plioeniceum, 
Hepatica. 

2.  C.  Marchesetti.    Befruchtung  der  Blumen.    (No.  32.) 

Ein  eleganter,  in  populäre  Form  gekleideter  Vortrag  über  Bestäubung  und  Befruch- 
tung der  Pflanzen,  sowie  über  den  morphologischen  Aufbau  der  Blüthe,  au  Hand  der  neuesten 
Forschungen.  0.  Penzig. 

3.  J.  E.  Taylor.    Der  Ursprung  unserer  Frühlingsflora.    (No.  63.) 

Der  Verf.  weist  darauf  hin,  dass  unsere  ersten  Frühlingspflanzen  grösstenlheils 
Gattungen  angehören,  die  im  hohen  Norden  und  auf  den  Alpen  besonders  häufig  sind 
{Potent illa,  Stellaria,  Saxifraga,  Chrysosplenium,  Draba,  Banuneiilus,  Cardamine,  J.Zsmeetc.), 
dass  manche  von  ihnen  strenge  Kälte  ertragen  und  Blätter  überhaupt  oder  hauptsächlich 
erst  nach  dem  Verblühen  entwickeln.  Er  ist  desshalb  der  Meinung,  dass  diese  Frühblüher 
desselben  Ursprungs  sind  wie  die  alpinen  und  nordischen  Pflanzen  und  ihre  Gewohnheiten 
aus  einer  Zeit  erhalten  habeu,  wo  sie  unter  rauheren  klimatischen  Bedingungen  lebten. 

4.  Buchenau.  Phylogenetische  Bemerkungen  in  Bezug  auf  die  Blüthenform  von  Tropaeolum 
majus.    (No,  11.) 

Aus  den  mannigfaltigsten  Bildungsabweichungen,  die  er  an  Blüthen  von  Tropaeolum 
majus  beobachtete,  hebt  der  Verf.  folgende  Thatsacheu  als  für  die  Entstehungsgeschichte 
dieser  Blüthen  bedeutungsvoll  hervor.  Die  Stellung  der  dem  Insectenbesuche  angepassten 
Theile  im  Räume  ist  diejenige  Eigenthümlichkeit,  welche  unter  allen  Fällen  am  hartnäckigsten 
festgehalten  wird.  Niemals  sah  Verf.  eine  Blüthe,  deren  gefranste  Kronblätter  oben  im 
Räume  gelegen  hätten,  deren  Staubblätter  also  auch  vor  dem  Bestäuben  nach  oben  gekrümmt 
gewesen  wären,  stets  nahmen  die  mit  Saftmalen  versehenen  Kronblätter  die  oberen  Partien 
der  Blüthe  ein.  Ebenso  liegt  der  Hauptsporn  stets  in  der  oberen  Partie;  diese  Lage  hält  er 
weit  hartnäckiger  fest,  als  seine  Beziehung  zu  Kelchblatt  2  und  den  beiden  benachbarten  Petalen. 

Als  älteste  Stammform  der  Tropaeolum-BlüÜie.  haben  wir  uus  wohl  eine  actinomorphe 
Blüthe  mit  10  Staubblättern  und  mit  mehr  oder  weniger  senkrechter  Axe  zu  denken. 
Mit  der  mehr  und  mehr  eintretenden  wagrechten  Stellung  derselben  musste  die  Zygomorphie 
angefangen.  Von  den  nun  beginnenden  tiefgreifenden  Umgestaltungen  ergeben  die  Bildung  des 
Sporns  und  das  Auftreten  der  Saftmale  die  eine,  die  Bildung  der  Fransen  und  die  Bewegungs- 
erscheinungeu  der  Staubblätter  die  andere  Gruppe  von  untrennbar  vereinigten  Anpassungen, 
Es  lässt  sich  annehmen,  „dass  entweder  alle  diese  Umwandlungen  gleichzeitig  geschahen, 
oder  wenn  dies  nicht  der  Fall  war,  dass  die  Ausbildung  des  Spornes  und  der  Saftmale  das 
Primäre  war;  denn  erst,  nachdem  hierdurch  die  Anlockung  der  lusecten  gesichert  war, 
konnte  die  wunderbar  verwickelte  und  so  sicher  wirkende  Combination  der  abwehrenden 
Fransen  und  der  gesetzmässig  aufsteigenden  Staubblätter  von  Bedeutung  für  das  Leben  und 
die  Existenz  der  Pflanze  werden. 

5.  Prof.  Dr.  A.  Dodel-Port.    Ein  directer  Beweis  von  der  Concurrenz  der  Blumen  am  die 
Gunst  der  sie  besuchenden  Insecten,    (No.  15.) 

Im  botanischen  Garten  zu  Zürich  wurden  von  Mitte  Juli  bis  Mitte  August  die 
Blüthen  zweier  Beete  von  Fhaseolus  coccineus  L,  von  Insecten  nicht  besucht  gesehen  und 
setzten,  mit  Ausnahme  einer  einzigen,  keine  Bohnen  an,  während  gleichzeitig  Bienen, 
Hummeln  etc.  auf  unmittelbar  benachbarten  Blumen  von  Cerinthe  major,  Centaurea  Cyanus 
u.  a.  sich  umhertrieben.  Von  Mitte  August  an  gingen  die  benachbarten  Blumenbeete  mehr 
und  mehr  ein,  und  nun  wurden  die  Feuerbohnen  besucht  und  setzten  häufig  Frucht  an. 

6.  Jean  Dufour.    Das  Vorkommen  von  Spannungen  bei  gewissen  Blumen.    (No.  17.) 

In  den  Blüthen  von  Borago  officinalis  haben  die  Kelchblätter  eine  elastische 
Spannung,  die  sie  aufgerichtet  zu  halten,  also  die  Blüthe  zu  schhessen  strebt  (Hyponastie— 
negative  Spannung),  die  Blumenblätter  dagegen  suchen  sich  nach  Art  der  CoroUa  von 
Cyclamen  zurückzuschlagen  (Epinastie — positive  Spannung)  und  überwinden  beim  Aufblühen 
die  entgegengesetzte  Spannung  der  Kelchblätter.    Sie  werden  dabei  oft  von  den  Honigbienen 

32* 


500  Anatomie.  Morph,  der  Phanerog.  —  Befruchtungs-  und  Aussäungseinrichtungen. 

unterstützt,  die  nicht  selten  auch  Knospen  gewaltsam  öffnen  und  so  häufige  Besucher  sind,  dass 
Verf.  eine  und  dieselbe  5ora^o-Blüthe  in  10  Minuten  von  12  Bienen  besucht  sah.  Denselben 
Antagonismus  zwischen  der  Spannung  des  Kelches  und  der  Blumenkrone  fand  der  Verf. 
bei  Oxalis,  Linum,  Lysiniachia,  Veronica  und  anderen  Blumen,  deren  Kelch  sich  nach 
dem  Verblühen  als  Schutzhülle  der  Frucht  schliesst. 

Dass  auch  die  verschiedenen  Theile  einer  und  derselben  Corolla  oft  auseinander- 
strebende Spannungen  haben,  zeigte  der  Verf.  an  Längsschnitten  zuvor  in's  Wasser  gelegter 
Corollen  von  Alliuin  Moly,  Hemer ocallis  flava,  Lonicera  Ledehoiiri  und  Eclmim  vulgare, 
sowie  an  Querschnitten  von  Lonicera  Ledebouri,  Tropaeolum  majus,  Antirrhinum  majus 
und  Linaria. 

n.  üngesclileclitliche  Fortpflanzung,  Selbstbefruchtung, 

Kreuzung. 

7.  L  Beissner.     Ungeschlechtliche  Fortpflanzung  wildwachsender,   gefüllt  blühender 
Pflanzen.    (No.  9.) 

Während  bei  der  normalen  Cardamine  pratensis  nach  der  Samenreife  die  Stengel 
bald  bis  auf  den  Boden  absterben,  erhalten  sich  dieselben  bei  der  gefüllt  blühenden  Form, 
zumal  an  üppigen  cultivirten  Exemplaren  noch  lange  nach  dem  Verblühen  und  bilden  fast 
an  jeder  Spitze  der  aufrechten,  unfruchtbaren  Blüthenstände  und  ebenso  in  allen  Blattwinkeln 
des  Blüthenstengels  Knospen,  welche  mit  Luftwurzeln  versehen,  vollständig  entwickelte 
Pflanzen  darstellen.  Später  legt  sich  meist  dieser  ganze,  mit  jungen  Pflanzen  besetzte  Blüthen- 
schaft  zur  Erde,  wo  dann  in  feuchtem  Grunde  die  jungen  Pflanzen  bald  einwurzeln. 

8.  H.  Landois.    Die  Degeneration  der  Pyramiden-Pappeln  und  Weinreben.    (No.  28.) 

Die  in  Deutschland  vielfach  beobachtete  Erscheinung,  dass  die  Pyramiden -Pappel 
kränkelt  oder  abstirbt,  schreibt  der  Verf.  vermuthungsweise  dem  Mangel  einer  Kreuzung, 
d.  h.  dem  Umstände  zu,  dass  sie  seit  ihrer  zu  Anfang  vorigen  Jahrhunderts  stattgefunden en 
Einführung  in  Deutschland  immer  nur  durch  Stecklinge  vermehrt  worden  ist,  ebenso  die 
Degeneration  der  Weinreben,  die  sich  darin  ausspreche,  dass  sie  dem  Angriffe  der  Reblaus 
nicht  mehr  widerstehen. 

III.  Blumenfarben. 

9.  J.  C.  Costerus.    ,, Seasonal  order  in  colours  of  flowers".    (No  12.) 

Während  man  nach  dem  vorstehenden  Titel  einen  über  die  Reihenfolge  der  Blumen- 
farben in  den  auf  einander  folgenden  Jahreszeiten  handelnden  Aufsatz  erwarten  sollte, 
behandelt  derselbe  einen  Gegenstand,  welcher  mit  dem  Titel  in  keiner  dem  Ref.  erkennbaren 
Beziehung  steht.  Verf.  stellte  nämlich  an  Blüthen  von  Äucuba  japonica,  Crocus  vernus 
Hyacinthus  und  Adyanthes,  sowie  an  Früchten  der  Kartoffel  einige  Versuche  über  die 
Entwickelung  der  Blumenfarben  im  Dunkeln  und  am  Lichte  an,  ähnlich  wie  Askenasy  (Bot. 
Zeit.  1876,  No.  1),  jedoch  bei  der  Hyacinthe  mit  der  Abänderung,  dass  er  an  einer  nur 
zwei  Knospen  tragenden  Hyacinthe  die  eine  Knospe  mit  dickem,  undurchsichtigem  Papier 
umwickelte,  während  er  die  andere  unbedeckt  dem  Einflüsse  des  Sonnenscheins  ausgesetzt 
Hess.  Er  leitet  aus  den  Ergebnissen  seiner  Versuche  den  Satz  ab,  dass  diejenigen  Organe, 
welche  in  sehr  unentwickeltem  Zustande  ins  Dunkle  gesetzt  werden,  so  dass  sie  sich  dort 
noch  sehr  vergrössern  müssen,  eine  starke  Entfärbung  erleiden,  wogegen  diejenigen  Theile, 
welche  in  einem  fortgeschritteneren  Wachsthumszustande  dem  Lichte  entzogen  werden, 
weniger  und  in  manchen  Fällen  fast  gar  keine  Farbe  verlieren. 

Er  schliesst  daraus,  dass  Licht  nothwendig  ist,  nicht  sowohl  um  die  färbende  Substanz 
selbst  zu  bilden,  als  einen  Stoff  (Chromogen),  der  leicht  in  den  Farbstoff  übergehen  kann. 
10.  J.  Innes  Rogers.    Farben  niedrig  wachsender  Waldblumen.    (No.  59.) 

Verf.  findet,  dass  niedrig  wachsende  Waldblumen  weiss,  hellgelb  oder  hellblau,  selten 
und  nur,  wenn  sie  sich  durch  Duft  bemerkbar  machen,  purpurn,  niemals  roth  sind.  Er  findet 
diese  Farben  als  die  unter  den  gegebenen  Bedingungen  wirksamsten  und  ergeht  sich  in  Ver- 
muthungen  darüber,  wie  sie  in  dem  einen  oder  anderen  Falle  durch  Naturauslese  zur  Aus- 
prägung gelangt  sein  mögen. 


Beziehungen  zwischen  Pflanzen  und  Thicren.  5qj 

11.  A.  W.  Bennett,    üeber  die  Farben  der  Frühlingsblumen.    (No.  10.) 

Unter  64  Frühlingsblumen  Englands  finden  sich  nach  dem  Verf.  26  weisse,  9  grüne, 
13  gelbe,  5  rothe  (red  or  pink)  und  11  blaue  oder  violette,  unter  50  Frühlingsblumeu  der 
Schweiz  dagegen  18  weisse,  1  grüne,  10  rothe  und  8  blaue  oder  violette  (also  wohl  13  gelbe? 
Ref.).  Verf.  glaubt  diese  Differenz  der  intensiveren  Lichtwirkung,  welcher  die  Frühlings- 
blumen der  Schweiz  ausgesetzt  seien,  zuschreiben  zu  dürfen. 

12.  F.  Hildebrand.    Die  Blüthenstände  von  Echinaea  purparea.    (Ko.  23.) 

Die  Blumeukronen  der  geschlechtslosen  Raudblüthcn  sind  leuchtend  roth  gefärbt. 
Das  orangerothe  Aussehen  der  Scheibe  aber  wird  durch  die  gelb  bis  leuchtend  orange 
gefärbten,  starren,  weit  hervorstehenden  Spreublätter  hervorgebracht  —  ein  Beispiel,  dass 
auch  Spreublätter  zur  Augenfälligmachung  einer  Blumengesellschaft  beitragen. 

13.  Sir  John  Lubbock.   Bienen,  Wespen  und  Ameisen.   (No.  29.)    H.  Müller.   Besprechung 
dieses  Werkes.    (No.  48.) 

Der  grösste  Theil  dieses  Werkes  ist  ein  Wiederabdruck  früher  bereits  veröffentlichter 
Beobachtungen.    Hier  erwähnt  zu  werden  verdienen  blos  Lubbock's  neuere  Untersuchungen 
über  den  Farbensinn  der  Honigbiene.    Um   zu   entscheiden,   ob   und   in  welchem  Grade  die 
Honigbiene    eine  Farbe  vor  der   anderen   bevorzuge,   nahm   der  Verf.  Objectgläser  für  das 
Mikroskop,  3  Zoll  lang,    1  Zoll  breit,   beklebte  sie  beziehungsweise  mit  blauem,  grünem, 
orangefarbenem,  rothem,  weissem  und  gelbem  Papier,  legte  sie  dann  auf  einem  offenen  Platz 
in  eine  Reihe  und  legte  auf  jedes  ein  zweites  Glasplättchen  mit  einem  Tropfen  Honig,  mit 
ihnen  legte  er  ein  blosses  Glasplättchen  mit  einem  eben   solchen  Houigtropfen  aus.    Eine 
gezeichnete  Biene,  die  vorher  gewöhnt  worden  war,  an  diese  Stelle  nach  Honig  zu  kommen, 
wurde  dann,  wenn  sie  zurückgekehrt  war  und  etwa  ^4  Minute  gesaugt  hatte,  durch  Weg- 
nehmen des  Honigs,  an  dem  sie  saugte,  veranlasst,  zu  einem  anderen  Plättchen  zu  fliegen; 
auch  dieses  wurde  nach  gleicher  Frist  wieder  weggenommen,  so  dass  sie  nun  zu  einem  dritten 
flog  u.  s.  f.    Auf  diese  Weise  wurde  die  Biene  veranlasst,  der  Reihe  nach  alle  7  Platten  zu 
besuchen,  bevor  sie  ins  Nest  zurückkehrte.    Wenn  sie  in's  Nest  gegangen  war,  vertauschte 
Lubbock  alle  oberen  mit  Honig  versehenen  und  ebenso  die  unteren  Glasplatten,  liess  dann 
die  Biene  von  neuem  alle  Platten  besuchen  und  notirte  bei  jeder  Runde,  welche  die  Biene 
machte,  die  nach  einander  von  ihr  besuchten  7  Platten  mit  den  Ziffern  1—7.    Er  wieder- 
holte das  Aufzeichnen  solcher  Runden  zu  neun  verschiedenen  Zeiten,  im  Ganzen  hundertmal, 
und  schliesst  dann,  dass  jede  Farbe  von  der  Honigbiene  um  so  mehr  bevorzugt  werde,  eine 
je  kleinere  Gesammtsumme  sich  aus  den  für  sie  aufgezeichneten  Ziffern  ergiebt.    Es  ergab 
sich  aber  als  Gesammtsumme  für:  Blau  275,  Weiss  349,  Gelb  405,  Roth  413,   Grün  427, 
Orange  440,  blosse  Glasplatte  491,  woraus  Lubbock  folgert,  dass  die  Honigbiene  Blau  vor 
allen  anderen  Farben  bevorzugt.    Er  fügt  hinzu,  er  sei  auf  dieses  Ergebniss  keineswegs  vor- 
bereitet gewesen;  denn  Müller  behaupte  in  seinen  „Alpeublumen",  dass  die  Bienen  mehr  von 
Gelb  als  von  Weiss  angezogen  werden. 

H.  Müller  weist  die  Irrthümlichkeit  der  letzten  Angabe  Lubbock's  nach  und  zeigt, 
dass  die  Ergebnisse  der  neun  Versuchsreihen,  aus  denen  Lubbock  nur  die  Vorliebe  der 
Honigbiene  für  Blau  als  Gesammtresultat  mitgetheilt  hat,  mit  einander  in  so  unvereinbarem 
Widerspruch  stehen,  dass  ihnen  irgend  welcher  Werth  kaum  beizulegen  ist.  Um  den  Grund 
dieses  Scheiterns  der  L.'schen  Versuche  zu  ermitteln,  wiederholte  H.  M.  dieselben  in  um- 
fassender Weise  mit  genauer  Aufzeichnung  aller  vielleicht  einen  Einfluss  übenden  Einzelheiten 
und  mit  zweckmässiger  Abänderung  der  Bedingungen,  und  erkannte  so  die  von  Lubbock 
angewandte  Untersuchungsmethode  als  nicht  nur  in  der  Ausführung  niisslungen,  sondern 
auch  im  Principe  verfehlt,  letzteres  vor  Allem  deshalb,  weil  sie  auf  der  irrigen  Voraus- 
setzung beruht,  dass  die  anfliegende  Honigbiene  zwischen  allen  7  Platten  eine  Auswahl  treffe 
und  dass  sie,  von  dem  Honig  der  einen  Platte  verdrängt,  wieder  zwischen  den  noch  übrigen 
wähle;  wogegen  ausH.  Müller's  Versuchen  hervorgeht,  dass  das  erstere  nur  in  sehr  beschränktem 
Grade,  das  letztere  ganz  und  gar  nicht  der  Fall  ist.  Beim  Anfluge  an  den  Futterplatz  lä^st 
sich  vielmehr  die  Honigbiene  sehr  durch  die  Gewöhnung  au  eine  bestimmte  Anflugsstelle 
leiten,  und  wenn  sie  mitten  aus  ihrem  Honiggenuss  von  einer  Platte  aufgestört  wird,  setzt 
sie  sich  in  der  Regel  ebne  Wahl  auf  die  nächstliegende  Platte  rechts  oder  links.    Bei 


502  Anatomie.  Morph,  der  Phanerog.   —   Befruchtungs-  und  Aussäungseiurichtungen. 

240  Plattenwechseln,   die  H.  M.  beobachtete,   fand  dies  in  86  Procent  der   beobachteten 

Fälle  statt. 

14.  Hermann  Müller.    Versache  über  die  Farbenliebhaberei  der  Honigbiene.    (No.  49.) 

Nach  kurzer  Andeutung  der  Wichtigkeit,  welche  eine  genaue  experimentelle  Fest- 
stellung der  Farbenliebhaberei  der  hauptsächlichsten  Blumengäste  für  die  feste  Begründung 
der  Blumentheorie  haben  würde,  entwickelt  Verf.: 

I.  Die  Grundzüge  der  anzuwendenden  Versuchsmethode. 

Um  die  bei  der  Wiederholung  der  Lubbock'schen  Versuche  erkannten  Fehler  der 
Methode  zu  vermeiden,  trifft  der  Verf.  folgende  Abänderungen  derselben:  1.  Statt  einer 
grösseren  Zahl  legt  er  jedesmal  nur  zwei  mit  Honig  versehene  Platten  von  verschiedener  Farbe 
neben  einander.  2.  Um  die  individuellen  Verschiedenheiten  des  Farbensinnes  erkennen  und 
im  Gesammturtheil  berücksichtigen  zu  können,  lässt  er  jedesmal  eine  Mehrzahl  gezeichneter 
Bienen  zwischen  denselben  beiden  Platten  wählen.  3.  Auf  der  gewählten  Platte  lässt  er 
jedesmal  die  Biene  ungestört  zu  Ende  saugen.  4,  Erst  wenn  zwischen  denselben  beiden 
Platten  etwa  100  Mal  gewählt  worden  ist,  wird  die  Versuchsreihe  geschlossen  und  das  Er- 
gebniss  gezogen.  5.  Statt  unbestimmter  rother,  blauer,  gelber  etc.  Farben  wendet  er  zum 
Bekleben  der  Glasplatten  die  Blumenblätter  bestimmt  gefärbter  Blumen  an,  indem  er  eine 
Mitwirkung  des  Duftes  derselben  durch  Ueberdecken  einer  Glasplatte  und  Verkleben  des 
offenen  Spaltes  zwischen  beiden  Platten  ausschliesst ,  und  ermöglicht  so  eine  directe  An- 
wendung der  gewonnenen  Ergebnisse  auf  die  Blumenwelt.  Endlich  ermittelt  er,  soweit  als 
möglich,  um  sich  vor  übereilten  Schlüssen  zu  bewahren: 

II.  Die  besonderen  Charaktereigenthümlichkeiten  der  Honigbiene  und 
diejenigen  Nebenumstände,  welche  auf  ihr  Verhalten  bei  der  Auswahl  der 
Platten  mitwirken  können:  . 

a)  Ihre  Scheuheit  und  geringe  Findigkeit  in  ungewohnten  Lebenslagen,  b)  Der  für 
die  Biene  allgewaltige  Honigempfindungstrieb  überwindet  ihre  Scheuheit  und  ihren  Freiheits- 
drang, c)  Durch  stufenweises  Weiterrücken  der  honigtragenden  Platten  lernt  die  Biene  die- 
selben auch  in  grösserer  Entfernung  augenblicklich  auffinden.  Rascher  lernt  sie  dasselbe 
unter  Führung  von  Kameraden,  d)  Sobald  die  Honigbiene  sich  einmal  gewöhnt  hat,  von 
fern  liegenden  Glasplatten  Honig  zu  ernten,  lernt  sie  weiter  als  das  erstemal,  dieselben  an 
einer  anderen  entfernten  Stelle  aufzufinden;  sie  betrachtet  den  stets  hinter  den  Platten 
stehenden  Beobachter  als  mit  ihrer  Honigernte  im  Zusammenhange  stehend  und  fliegt  zu 
ihm,  wenn  sie  an  der  gesuchten  Stelle  den  Honig  nicht  findet,  e)  Die  Scheuheit  und  geringe 
Findigkeit  der  Honigbiene  in  ungewohnten  Lebenslagen  steht  in  bemerkeuswerthem  Gegen- 
satze zu  ihrem  rasch  entschlossenen  Vorgehen  und  zu  ihrer  Findigkeit  an  Blumen,  f)  An 
Blumen,  die  ihnen  nicht  speciell  augepasst  sind,  benehmen  sich  verschiedene  Individuen 
der  Honigbiene  oft  wesentlich  verschieden,  g)  Auch  in  ihrer  Farbenliebhaberei  zeigen 
verschiedene  Honigbienen  eine  grosse  individuelle  Verschiedenheit.  Um  zu  entscheiden, 
welche  von  zwei  Farben  vor  der  anderen  von  der  Honigbiene  im  Ganzen  bevorzugt  wird,  ist 
daher  jedesmal  eine  Mehrzahl  von  Honigbienen  als  Zeugen  zu  vernehmen,  h)  Wie  in  der 
Richtung  ihrer  Farbeuliebhaberei,  so  sind  auch  in  der  Festigkeit  der  Ausprägung  derselben 
verschiedene  Individuen  der  Honigbiene  oft  wesentlich  verschieden,  i)  Die  individuelle  Ver- 
schiedenheit der  Farbenliebhaberei  der  Honigbiene  ist  einerseits  durch  die  verschiedenen 
vorhergegangenen  persönlichen  Erfahrungen  der  einzelnen  Bienen,  andererseits  durch  die 
ursprüngliche  Verschiedenheit  des  ihnen  angeborenen  Farbensinnes  bedingt,  k)  Das  Ver- 
halten der  Biene  beim  Aufsuchen  und  Ausbeuten  des  ihr  dargebotenen  Honigs  ist  in  hohem 
Grade  von  der  Witterung  abhängig. 

III.  Die  wichtigsten  Ergebnisse,  die  sich  aus  den  bis  jetzt  angestellten  40 
Versuchsreihen  mit  gegen  4000  einzelnen  Besuchen  gezeichneter  Bienen  ableiten  lassen,  sind, 
summarisch  angegeben,  folgende: 

A.  Vergleich  von  Bienenblumenfarben  mit  brennenden  Blumenfarben 

(Colori  fulgenti  Delpino's). 
(a)  So  oft  eine  brennende  Farbe  neben  einer  Bienenblumenfarbe  zum  Vergleich  auslag, 


Beziehungen  zwischen  Pflanzen  und  Thieren.  503 

wurde,  wie  nach  der  Blumenzüchtungstheorie  erwartet  werden  muss,  letztere  viel  häufiger 
besucht  als  erstere,  imd  zwar  in  folgemlem  Verhältniss: 

1.  Brennend  Gelb  (Banunculus  acris):  Honiggelb  (Biermlla  canaäensisj  =  48:78. 

2.  Brennend  Gelb  (Banunculus  acris):  Weiss  (Convolvulus  scpiumj  =  21:48. 

3.  Brennend  Orange  (Calendula  offic.J:  Rosa  (Centifolie)  =  22:71. 

4.  Brennend  Orange  (Eschscholtzia  eroceaj :  Rosa  (Centifolie)  =  26 :  77. 

5.  Feuerroth  (Tropaeolum  majusj :  Violett  (Viola  tricolor*)  =  29:80. 

6.  Scharlach  (Papaver  Blioeas):  Rosa  (Centifolie)  =  9:55. 

7.  Scharlach  (üanna):  Rosa  (Centifolie)  =  34:72. 

8.  Scharlach  (PelargonimnJ:  Rosa  (Centifolie)  =  35:66. 

9.  Scharlach  (Papaver  Bhoeas):  Nelkenroth  (Dianthus  Armeria)  =  34:69. 

10.  Scharlach  (Papaver  Bhoeas):  Blau  (Centaurea  Cyanus)  =  13:78. 

B.  Vergleich  von  Bienenblumenfarben  unter  sich. 

(b)  Von  allen  Bienenblumenfarben  ist  grelles  Gelb  der  Honigbiene  am  wenigsten 
angenehm.    Belege: 

11.  Goldgelb  (unteres  Blumenblatt  einer  grossblumigen  wilden  V.  tricolor):  Gelblich- 
weiss  (obere  Blb.  derselben)  =  35  :  68. 

12.  Gelb  (Helianthus  annuiis  Randbl.) :  Nelkenroth  (Silene  Armeria)  =  27 :  74. 

13.  Gelb  (Potentilla  anserina) :  Purpur  (Trifol.  prat.)  =  42 :  62. 

14.  Gelb  (Oenothera  glauca):  Indigblau  (Aconit.  Nap.)  =  28:56. 

15.  Chromgelb:  Kobaltblau  =  11:40. 

16.  Goldgelb  (unteres  Blb.  einer  grossbl.  wilden  Viola  tricolor):   Violett  (obere  Blb. 
einer  anderen)  =  24  :  78. 

(c)  Gelblichweiss  und  Weiss  werden  von  der  Honigbiene  mindestens  eben  so  gern 
oder  sogar  noch  lieber  besucht  als  manche  Schattirungen  von  Purpur,  aber  weniger  gern  als 
Blau  oder  Violett.    Belege: 

17.  Gelblichweiss  (Lamium  album):  Purpur  (L.  maculat.)  =  52:49. 

18.  Weiss  (Lathyrus  odoratus):  Dunkelpurpur  (andere  Var.)  =  70:53. 

19.  Gelblichweiss  {Viola  tricolor  jung):  Blau  (dasselbe  älter)  =  18:25. 

20.  Gelblichweiss  ( Viola  tricolor  jung) :  Blau  (dasselbe  älter)  =  28 :  34. 

21.  Gelblichweiss  (Viola  tricolor  iuüg):  Violett  (dasselbe  alt)  =  11:24. 

22.  Weiss  (Reichspapier):  Himmelblau  (Borago  off.)  =  36:64. 

Ausserdem  No.  11. 

(d)  Blau  wird  von  der  Honigbiene  dem  Roth  der  Bienenblumen,  je  nach  den  zum 
Vergleich  kommenden  Schattirungen,  entweder  vorgezogen  oder  gleichgesetzt.    Belege: 


23.  Violettblau  (Geran.  prat.) 

24.  Himmelblau  (Borago  off.) 

25.  Himmelblau  (Borago  off.) 


Schmutzigdunkelpurpur  (Symphyt.  off.)  =  61 :  33. 
Hellpurpur  (Geran.  sang.)  ==  45 :  36. 
Rosa  (Centifolie)  =  48 :  48. 

26.  Himmelblau  {Echium  vulg.  alte  Bl.):  Rosa  {EcMum  vulg.  junge  Bl.)  =  57:54. 

27.  Kornblumenblau  (Cent.  Cyanus):  Purpur  (Rosa)  =  52:52. 

28.  Sanftveilchenblau   {Lathyrus   odoratus,    Flügel):    Dunkelpurpur   (desgl.   Fahne) 
=  59 :  59. 

(e)  Ein  reines  gesättigtes  Blau  übertrifft  in  seiner  Wirkung  auf  die  Honigbiene  auch 
Violett.    Belege: 

29.  Himmelblau  (Borago  off.):  Violett  (Viola  tricolor*)  =  57:50. 

30.  Blau  mit  durchschimmerndem  Gelblichweiss  ('Fiok  tncoZor*;;  Violett  (desgl.  älter) 
=  37 :  40. 

31.  Gesättigteres  Blau  (V.  tricolor*):  Violett  (desgl.  älter)  =  50:35. 

32.  Gesättigteres  Blau  (V.  tricolor*):  Violett  (desgl.  älter)  =  81:67. 

(f)  Violett  übertrifft  in  seiner  Wii'kung  auf  die  Bienen  alle  zum  Vergleich  benutzten 
Blumenfarben  mit  Ausnahme  von  Blau.    Belege:  No.  16,  21,  29,  30,  31,  32;  ausserdefn: 

33.  Violett  (V.  tricolor*):  Purpur  (Rose)  =  53:37. 


<=)  Die  oberen  Blumenblätter  groseblumiger  wilder  Stiefmütterchen. 


504  Anatomie.  Morph,  der  Phanerog.  —  Befruchtungs-  und  Aussäungseinrichtungen. 

g.  Das  Roth  der  Bienenbhimen  ist  in  allen  seinen  Abstufungen  nur  dem  Gelb  stets 
tiberlegen ;  von  allen  anderen  zum  Vergleich  benutzten  Bieneublumenfarben  wird  es  in  seiner 
Wirkung  auf  die  Bienen  in  gewissen  Nuancen  erreicht  oder  übertroffen.  Belege:  No.  12,  13, 
23,  24,  25,  26,  27,  28,  33. 

C.  Vergleich  von  brennenden  Blumenfarben  unter  sich. 

Brennend  Gelb  ist  den  Bienen  weniger  unsympathisch  als  Breunendorange  und 
Scharlach.    Belege: 

34.  Brennend  Orange  (Calendula  off.):  Brennendgelb  (Hyxnric.  elatumj  =  31:42. 

35.  Scharlach  (Glaucium  eorniculat.,  Papaver  BhoeasJ:  Brennendgelb  (^Banunculus 
acrisj  =  29:50. 

D.  Vergleich  von  Bieneublumenfarben  und  von  brennenden  Blumenfarben 
mit  dem  Grün  der  Blätter  (von  Ampelopsis  hederaceä). 

36.  Rosa  (Centifolie):  Grün  =  75:33. 

37.  Scharlach  (Papaver  Blioeas) :  Grün  —■  40 :  45. 

38.  Brennendorange  (Calendula  off.):  Grün  =  46 :  57. 

15.   Grant  Allen.    Die  Blumenfarben  erläutert  an  der  britischen  Flora.    (No.  1,  2.) 

Das  allgemeine  Gesetz  der  fortschreitenden  Umwandlung  der  Blumen- 
farben. Die  ursprünglichsten  Blüthenpflanzen ,  die  Gymnospermen,  besitzen  nur  einerseits 
Blätter,  andererseits  Staubgefässe  und  Samenknöspchen,  aber  keine  Kelchblätter.  Es  können 
also  die  Staubgefässe  der  höheren  Blüthenpflanzen  nicht,  wie  mau  nach  der  Wolff-Göthe'schen 
Metamorphosenlehre  anzunehmen  versucht  sein  könnte,  aus  Blumenblättern  hervorgegangen 
sein.  Vielmehr  werde  man  annehmen  müssen,  dass  bei  der  Umwandlung  von  Windblüthen 
in  Insectenblüthen  der  äusserste  Kreis  der  Staubgefässe  sich,  in  Anpassung  an  den  Dienst 
der  Insectenanlockung,  verflocht,  verbreitert  und  die  Pollenproduction  aufgegeben,  die 
ursprüngliche  gelbe  Farbe  aber  beibehaltten  habe  und  dass  auf  diese  Weise  die  ersten 
Blumenblätter  entstanden  seien.  Alle  Blumenblätter  müssen  also  ursprünglich  gelb  gewesen 
sein.  Vom  Gelb  aus  sei  dann  die  Entwickelung  der  Blumenfarben  in  der  bestimmten  Reihen- 
folge: Weiss,  Roth,  Purpur,  Violett  und  Blau  fortgeschritten,  und  zwar  sei  die  Weiterent- 
wickelung der  Farbe  durch  die  Weiterentwickelung  der  Form  der  Blumen  bedingt  gewesen 
und  habe  mit  derselben  gleichen  Schritt  gehalten.  In  demselben  Maasse  als  irgend  welche 
Blumenformen  sich  mehr  specialisirt  und  abgeändert  haben,  sei  gleichzeitig  auch  ihre  Farbe 
in  der  bestimmten  Reihenfolge :  Gelb,  Weiss,  Roth,  Purpur  und  Blau  weiter  fortgeschritten 
und  in  gleichem  Maasse  haben  die  den  Honig  dieser  Blumen  saugenden  Insecten  die  sich  neu 
entwickelnden  J'arben  unterscheiden  gelernt.  Das  Endergebniss  der  nach  diesem  einfachen 
und  allgemeinen  Gesetze  fortschreitenden  Umwandlung  sei  der  jetzige  Zustand  der  Blumen- 
farben: die  gewöhnlichen,  nicht  specialisirten  Blumen,  die  von  dem  kleinen  Insectenausschuss 
(Small  insect  riff-raff)  abhängen,  seien  gelb  oder  weiss  geblieben;  die  etwas  höhere  Insecten 
erfordernden  Blumen  seien  nelkenroth  (pink)  oder  roth  (red)  geworden;  die  auf  Bienen  oder 
Schmetterlinge  angewiesenen  seien  meistentheils  zu  Purpur  und  Blau  übergegangen.  Der 
Beweis  für  die  Richtigkeit  dieses  allgemeinen  Umwandlungsgesetzes  werde  einestheils  von 
denjenigen  Blumen  geliefert,  welche  im  Laufe  ihrer  individuellen  Entwickelung  verschiedene 
Farben  annehmen,  andererseits  und  hauptsächlich  durch  die  Thatsache,  dass  in  den  ver- 
schiedensten Pflanzenfamilien  und  Gattungen  einfache,  ursprüngliche  Blumenformen  in  der 
Regel  weiss  oder  gelb,  höher  specialisirte  meist  roth,  violett  oder  blau  sind. 

Dass  die  weisse  Blumenfarbe  sich  erst  aus  der  gelben  entwickelt  habe,  lasse  sich 
bei  verschiedenen  Blumen  aus  verschiedenen  Erscheinungen  erkennen.  Oft  seien  weisse 
Blumen  grösser  als  nah  verwandte  gelbe.  Unter  den  Rosaceen  seien  z.  B.  in  der  Potentüla- 
gruppe  „fast  alle  Arten"  gelbblumig,  in  der  Ruhus-Gvu])Yie  dagegen,  die  viel  grössere  Blüthen 
habe,  weissblumig.  Von  den  Cruciferen  seien  zwar  gerade  die  kleinblüthigsten  zum  grossen 
Theile  von  weisser  Blumenfarbe  {Capsella  bursa  pastoris,  Cochlearia  officinalis  etc.),  viel 
grossblüthigere  dagegen  von  gelber  {Brassica,  Erysimum  etc.),  aber  die  ersteren  seien  offenbar 
entartete  Gartenunkräuter  (degenerated  weeds  of  cultivatiou) ! 

In  anderen  Fällen  gehe  von  nächstverwandten  grossblumigen  Arten  die  höchst  ent- 
wickelte beim   Verwelken  aus  Gelb  in  Weiss  über  und  es  lasse  sich  als  allgemeiner  Satz 


Beziehungen  zwischen  Pflanzen  und  Thieren.  505 

aufstellen,  dass  die  Farben  welkender  Blumenblätter  weniger  spccialisirter  Blüthen  oft  den 
normalen  Blumenfarben  höher  specialisirter  Blüthen  entsprechen.  So  sei  z.  B.  Ranuncuhis 
Ficaria  mit  seinen  nur  3  Kelchblättern  und  8—9  Blumenblättern  offenbar  höher  specialisirt 
als  B.  acris,  huTbosus  und  repens  und  seine  Blumenblätter  werden  beim  Welken  weiss, 
während  die  drei  anderen  genannten  Arten  gelb  bleiben. 

In  zahlreichen  Fällen  ergebe  sich  der  Ursprung  der  weissen  Blumenfarbe  aus  der 
gelben  daraus,  dass  übrigens  weisse  Blumenblätter  an  der  Basis  gelb  gefärbt  sind,  wie  z.  B. 
Banunculus  aquatilis  und  hederaceus.  Denn  es  sei  ein  Gesetz,  „dass  neue  F'arben  in  der 
Regel  am  Rande  erscheinen,  während  die  Basis  der  Blumenblätter  ihre  ursprüngliche  Farbe 
zurückhält",  und  dieses  Gesetz  werde  in  diesen  beiden  Hahnenfussarten  in  überraschender 
Weise  veranschaulicht. 

Buntfärbung  und  Rückschritt  (variegation  and  retrogression).  Unter  Bunt- 
färbung begreift  der  Verf.  ohne  Unteischied  sowohl  die  seit  Sprengel  als  Saftmale  gedeuteten 
Streifen  und  Flecken,  als  die  aus  mehreren  Farben  zusammengesetzten  Blumenfärbungen, 
wie  sie  viele  vom  Ref.  als  Bienenblumen  aufgefasste  Blumenformen  darbieten.  Zur  Erklärung 
der  Buntfärbung  citirt  er  nur  eine  Bemerkung  seines  Landsmannes  Wallace:  „Ueberall 
in  der  Natur  erscheinen  farbige  Flecken  und  Augen  nur  an  den  am  höchsten  modificirten 
Theilen."  Wie  sich  aber  die  Erscheinung  der  Buntfärbung  seinem  „Allgemeinen  Gesetze 
der  fortschreitenden  Umwandlung  der  Blumenfarben"  unterordnet,  darüber  macht  Grant  Allen 
nirgends  eine  bestimmte  Angabe.  Der  ganze  diesen  Gegenstand  betreffende  Abschnitt  seiner 
Arbeit  ist  daher  dem  Ref.  unverständlich  geblieben. 

In  Bezug  auf  Rückschritt  der  Blumen  färben  äussert  der  Verf.  etwa  Folffendes: 
Ursprünglich  gelbe  Blumen  zeigen  im  Naturzustande  wenig  Neigung  zu  variiren.  Einige 
weisse  Blumen  zeigen  entschiedene  Neigung  gelegentlich  zu  Gelb  zurückzukehren.  Rothe 
Blumen  kehren  sehr  gewöhnlich  zu  Weiss  zurück.  Blaue  Blumen  erzeugen  fast  immer  in 
grosser  Zahl  rothe  und  weisse  Varietäten  im  Naturzustande,  gehen  aber  sehr  selten  bis  zu 
Gelb  zurück. 

Es  gebe  also  einen  Rückschritt  in  der  Entwickelung  der  Blumenfarben,  und  alle 
diejenigen  hochspecialisirten  Blumen,  die  nicht  in  das  nach  dem  Verf.  ihnen  zukommende 
Blau  oder  wenigstens  Purpur  gekleidet  sind,  wie  z.  B.  Lyclmis  vespertina,  Oenothera  hiennis, 
Galeohdolon  luteum,  Lamimn  album,  Lnpatiens  Nolitangere,  Mimuhis  Intens,  alle  gelb-  und 
alle  weissblüthigen  Compositen  und  Stellaten  seien  als  Farbenrückschrittler  zu  betrachten. 

Degeneration. 

Dieser  Abschnitt  gipfelt  in  dem  aus  der  ursprünglichen  Gelbfarbigkeit  aller  Blumen 
abgeleiteten  Schlüsse,  dass  alle  grünen  Angiospermenblüthen  ohne  Ausnahme  —  auch  alle 
perigonloseu  Windblüthen  einbegriffen  —  die  degenerirten  Nachkommen  blauer,  rother, 
weisser  oder  gelber  Blumen  sein  müssen.  Da  alle  Blumen  gelb  gewesen  sind,  schliesst  Grant 
Allen,  so  müssen  grüne  Blumenblätter  heruntergekommene  (degraded)  oder  wenigstens  entartete 
Typen  sein,  und  wo  irgend  welche  Blüthe  ein  Rudiment  einer  Blüthenhülle  in  irgend  einer 
Form  besitze,  müsse  sie  von  gefärbten  insectenblüthigeu  Vorfahren  abstammen.  So  ergiebt 
sich  ihm,  dass  die  windblüthigen  Compositen,  Xanthium,  Adoxa,  Hcdera,  Chrysosplenium, 
grünblüthige  Orchideen,  Helleborus  viridis,  Plantago,  Älchemilla,  Poterium,  Euphorbia, 
die  Paronychieen  und  Chenopodiaceen,  Urticaceen,  Aroideen,  Gramineen,  Cyperaceen,  Junca- 
ceen  und  selbst  die  kätzchentragenden  Bäume  degenerirte  lusectenblüthler  sein  müssen. 


Den  Werth  dieser  Grant  Allen'schen  Aufstellungen  hat  Ref.  in  demjenigen  Aufsatze 
beleuchtet,  auf  welchen  das  nächst  folgende  Referat  sich  bezieht. 
16.  Hermann  Müller.    Die  biologische  Bedeutung  der  Blumenfarben.    (No.  50,  51.) 

Christian  Konr.  Sprengel  erkannte  zuerst,  dass  aus  Flecken,  Linien  oder  Figuren 
eiuer  anderen  Farbe  bestehende  Zeichnungen  der  Blumenkrone  sich  jederzeit  da  befinden, 
wo  die  Insecten  hineinkriechen  müssen,  wenn  sie  zum  Honig  gelangen  wollen,  und  deutete 
sie  deshalb  als  Wegweiser  der  Insecten,  wenn  sie  an  eiuer  Blume  nach  Honig  suchen,  als 
„Saftmale",  die  bunten  Farben  der  ganzen  Blumenkronen  als  Kennzeichen,  welche  den  ihrer 
Nahrung  wegen  umherfliegenden  Insecten  die  Honig- (oder  Pollen-) behältnisse  von  weitem 


506  Anatomie.  Morph,  der  Phanerog.  —  Befruchtungs-  und  Aussäungseinrichtungen. 

verrathen.  Er  erkannte,  dass  denselben  Dienst  auch  andere  Blüthentheile,  wie  z.  B.  der 
Kelch  oder  Bracteen  durch  eine  vom  Grün  der  Blätter  abstechende  Farbe  leisten  können, 
dass  Nachtblumen,  die  sich  nicht  durch  starken  Duft  bemerkbar  machen,  regelmässig  durch 
helle  Farbe  in  die  Augen  fallen,  eines  Saftmales  aber,  da  es  ihnen  nutzlos  sein  würde, 
allgemein  entbehren. 

In  die  besondere  Bedeutung  bestimmter  Bluraenfarben  eröffnete  zuerst  Delpino  einen 
Einblick.  Wie  er  zeigte,  sind  leuchtende  Farben  (z.  B.  die  als  splendens,  fulgens,  coccinea, 
cardinalis  benannten  Fuchsia,  Lobelia,  Canna  und  Salvia- Arten)  besonders  an  Kolihri- 
blumen,  fahle  und  schmutzig  braune  Farben  besonders  an  Aas-  und  Kothfliegenblumen 
(z.  B.  Stapelia,  Arum,  Äristolochia  -  Arten)  zu  finden,  sind  Blumen,  an  deren  Befruchtung 
andere  Dipteren  einen  hervorragenden  Antheil  nehmen,  besonders  häufig  von  grünlich-gelber 
Farbe  (wie  z.  B.  Hedera,  Mlius,  Bhamnus,  Buxus),  und  werden  die  stahlblauen  Eryngium- 
Arten  (amethystinum,  coeruleumj  mit  besonderer  Vorliebe  von  einigen  Grabwespenarten  der 
Gattung  Scolia  besucht. 

Auch  die  biologische  Bedeutung  des  Farbenwechsels  von  Bibes  aureum  u.  a.  wurde 
zuerst  von  Delpino  in's  Auge  gefasst;  er  erkannte,  dass  die  kreuzungsvermittelnden  Bienen 
nur  die  noch  ganz  gelb  gefärbten  Blüthen  dieser  Bibes- Art  besuchen,  dass  ihnen  also  der 
Farbenwechsel  die  keine  Ausbeute  mehr  gewährenden  und  der  Befruchtung  nicht  mehr 
bedürftigen  Blumen  bemerkbar  macht.  An  einer  farbenwechselnden,  erst  gelb,  dann  orange, 
dann  rosa  gefärbten,  von  Tagfaltern  befruchteten  Lantana  fand  dann  Fritz  Müller  nicht 
nur  dasselbe  bestätigt,  sondern  er  erkannte  zugleich,  dass  ein  weiterer  Vortheil  dieses  Farben- 
wechsels in  der  gesteigerten  Bemerkbarmachung  der  ganzen  Blumengesellschaft  liegt. 

Die  stufenweise  Entwickeluug  der  Blumenfarhen  zu  ermitteln,  wurde  von  zwei  weit 
verschiedenen  Standpunkten  aus  gleichzeitig  von  F.  Hildebrand  und  H.  Müller  versucht. 
F.  Hildebrand  (Bot.  Jahresber.  1879,  Ref.  No.  20)  verglich  die  Farbenabänderungen,  welche 
die  in  unseren  Gärten  cultivirten  und  bei  uns  wild  wachsenden  Blumen  darbieten,  und  stellte 
die  bis  jetzt  vorliegenden  anatomischen  und  physikalisch -chemischen  Untersuchungen  der 
Blumeufarben  zusammen;  er  gelangte  so  zu  dem  Ergebniss,  dass  Blau  bei  den  Blumen  stets 
das  letzte  Glied  einer  Reihe  vorhergegangener  Farbenumwandlungen,  meist  aus  dem  ursprüng- 
lichen Grün  zunächst  das  Gelb  und  Weiss  der  Blumen  hervorgegangen  sei;  dass  das  Blau 
der  Blumen  stets  das  letzte  Glied  einer  Reihe  vorhergegangener  Umwandlungen,  meist  aus 
Weiss  durch  Roth  und  Violett  sei,  dass  neben  dieser  gewöhnlichsten  Reihe  aber  auch 
noch  wesentlich  andere  Umwandlungen  der  Blumenfarben  vorkommen. 

H.  Müller  versuchte  nachzuweisen,  dass  alle  diejenigen  Eigenthümlichkeiten  der  Blumen, 
welche  unmittelbar  nur  den  Insecten  und  erst  mittelbar,  durch  deren  Kreuzungsvermittlung, 
auch  den  Pflanzen  selbst  zu  gut  kommen,  wie  z.  B.  Farbe,  Duft,  Honigabsonderung  etc.,  in 
derselben  Weise  durch  die  Blumenauswahl  der  Insecten  zur  Ausprägung  gelangt  sind,  wie 
die  Grösse  und  Farbenpracht  unserer  Gartenblumen  durch  die  Blumenzüchtung  des  Menschen 
(vgl.:  Die  Insecten  als  unbewusste  Blumenzüchter,  Kosmos  Bd.  III;  Bot.  Jahresber.  1878, 
Ref.  No  6).  Dem  entsprechend  erklärte  er  die  Entstehung  der  eigenthümlichen  Farben, 
Düfte  und  Formen  der  hauptsächlich  von  Fliegen,  Faltern,  Wespen,  Bienen  etc.  befruchteten 
Blumen  aus  den  eigenthümlichen  Neigungen,  Bedürfnissen  und  Gewohnheiten  dieser  Insecten. 

Durch  einen  Vergleich  der  Farben  und  des  Insectenbesuchs  ursprünglicher,  einfacher, 
mit  denen  stufenweise  mehr  und  mehr  specialisirten  Blumenformen  (vgl.  „Alpenblumen", 
Rückblicke  über  die  wichtigsten  Familien,  und  S.  530—532,  Bot.  Jahresber.  1879,  Ref.  No.  8) 
gelangte  H.  Müller  zu  dem  Ergebniss,  dass  die  unausgeprägtesten  Blumengäste  —  abgesehen 
von  Fäulnissstoüe  liebenden  Dipteren  —  von  weisser  oder  gelber  Farbe  am  stärksten  angelockt 
werden,  dass  dagegen  alle  langrüsseligen  Blumengäste  sich  rothe,  violette  und  blaue  Blumen- 
farben gezüchtet  haben,  theils  ausschliesslich  solche,  theils  (die  staatenbildenden  Bienen) 
unter  einer  bunten  Mannigfaltigkeit  der  verschiedensten  Farben,  die  ihnen  als  Unter- 
scheidungszeichen ähnlicher  Blumenformen  dienen,  vorwiegend  solche. 

Zum  Schluss  der  Arbeit  wird  Grant  Allen's  im  vorhergehenden  Referat  besprochene 
Arbeit  einer  eingehenderen  Beurtheilung  unterworfen.  Es  wird  gezeigt,  dass  seine  Annahme, 
die  Blumenblätter  müssten  aus  Staubgefässen  hervorgegangen  und  deshalb  ursprünglich  gelb 


Beziehungen  zwisclieu  Pflanzen  und  Thieren.  507 

gewesen  sein,  der  Begründung  crmangelt,  da  es  mindestens  eben  so  gut  denkbar  ist,  dass 
sich  Blüthenhüllcn  zuerst  als  Schutzhüllen  der  Befruchtungsorgane  ausgebildet  haben  und 
als  solche  von  grüuer  Farbe  gewesen  sind.  Es  wird  gezeigt,  dass  Grant  Allen's  „Allgemeines 
Gesetz"  nur  die  Karrikatur  von  Forschungsergebnissen  ist,  die  Graut  Allen  ohne  Nennung 
der  Quellen  entlehnt,  ihrer  nothwendigen  Beschränkungen  entkleidet  und  bis  zur  hand- 
greiflichsten Unrichtigkeit  verallgemeinert  hat,  dass  dasselbe  ebenso  von  fast  allen  seinen 
allgemeinen  Aufstellungen  gilt. 

IV.  Schutzmittel  der  Blütlien. 

17.  Hieronymus.    üeber  Caesalpinia  Gilliesii.    (No.  22.) 

Prof.  Hieronymus  in  Cordova  (Argentinien)  berichtet  brieflich  über  folgende  Ent- 
deckung, die  er  kürzlich  an  Caesalpinia  Gilliesii  (=  Poinciana  Hook,  in  Bot.  Mise.  1,  t.  3,  4) 
gemacht  hat.  An  der  Infiorescenz  und  den  Blüthenstielen ,  weniger  auch  an  den  Kelchen 
befinden  sich  Drüsen,  die  einen  kleberigen,  zugleich  giftigen  Stoff  absondern.  Kleinere 
Insecten  bleiben  direct  an  den  Stengeltheilen  kleben  und  sind  in  kurzer  Zeit  todt.  Relativ 
grössere,  z.  B.  Stubenfiiegon ,  mit  denen  Verf.  zu  Hause  operirte,  wurden,  nachdem  sie  an 
den  Drüsen,  von  welchen  sie  sich  übrigens  bequem  losziehen  können,  geleckt  haben,  krank, 
putzten  sich  Vorder-  und  Hinterbeine  und  waren  nach  IV2  bis  2  Stunden  todt.  Erkrankte 
fliegen  beim  Anrühren  im  Kreise.  Es  scheint  also  halbseitige  Lähmung  einzutreten.  In 
Fleisch  und  Eiweis  drücken  sich  die  Drüsen  im  Verlauf  von  2  Tagen  tief  ein.  Verf.  ver- 
muthet,  da  diese  Drüsen  an  der  Infloresceuz  und  den  Blüthenstielen  sich  finden,  dass  die 
Pflanze  die  festgehaltenen  und  vergifteten  Thiere  verdaut  und  den  gewonnenen  Stickstoff  zum 
Zwecke  des  Samenreifens  verwendet. 

(Ihre  Stellung  au  den  Zugängen  zu  den  Blüthen  lägst  wohl  vielmehr  darauf  schliessen, 
dass  sie  diese  gegen  unberufene  Gäste  schützen.    Ref.) 

Siehe  ferner  Ref.  No.  49. 

V.  Verschiedene  ßlüthenformen  hei  Pflanzen  derselben  Art. 

18.  F.  Hildebrand.    Androgyne  Blüthenstände  bei  Betula  alba.    (No.  24.) 

An  einem  Baume  von  Betula  alba  im  alten  bot.  Garten  zu  Freiburg  zeigte  sich 
1881  die  überwiegende  Mehrzahl  der  sonst  rein  weiblichen  Kätzchen  androgyn;  nur  die 
untere  Hälfte  derselben  trug  weibliche  Blüthen,  die  obere,  dadurch  verdickt  erscheinende 
Hälfte  war  von  normal  gebildeten  männlichen  Blüthen  zusammengesetzt. 

19.  Thomas  Meeban.    Geschlecbtseigenthümlichkeiten  bei  Cephalotaxus.    (No.  36b.} 

Ein  Exemplar  von  Cephalotaxus  Fortunei  aus  China,  das  Jahre  lang  nur  männliche 
Blüthen  hervorgebracht  hatte,  erzeugte  1882  reichlich  Früchte  und  zeigt  dadurch  eiuerseits, 
dass  die  Gattung  nicht  rein  diöcisch  ist,  andererseits,  dass  an  Bäumen,  die  lange  Zeit  nur 
die  Blüthen  des  einen  Geschlechts  getragen  haben,  auch  die  des  anderen  entstehen  können. 

Köhne  (Berlin). 

20.  Ths.  Meehan.    Das  Fruchten  von  Ginkgo  biloba.    (No.  34.) 

Verf.  sah  von  der  sonst  als  diöcisch  betrachteten  Gincßo  biloba  ein  ganz  vereinzelt 
angepflanztes  Exemplar  Früchte  tragen  und  bemerkt  dazu,  der  Fall,  dass  diöcische  Bäume 
gelegentlich  monöcisch  werden,  komme  öfter  vor,  z.  B.  auch  bei  Acer  dasycarpum  und 
Juniperus  virginiana.  Ebenso  komme  es  (z.  B.  bei  Rubiaceen)  vor,  dass  bei  heterostyl 
dimorphen  Pflanzen  beiderlei  Blüthen  an  demselben  Stocke  erscheinen. 

In  der  folgenden  Debatte  wird  gegen  Meehan's  Annahme  geltend  gemacht,  dass 
seinem  Exemplar  von  Ginkgo  doch  vielleicht  Pollen  entfernt  stehender  Stämme  zugeführt  sei. 

21.  L.  Wittmack.    Ueber  eine  Eigenthümlichkeit  der  Blüthen  von  Hordeum  bulbosum  L. 
(No.  70.) 

Linne  schrieb  dieser  Art  2  fertile  Aehrchen  an  jedem  Knoten  der  Aehrenspdndel 
zu,  ebenso  Kunth,  In  Wirklichkeit  sind  aber  die  seitlichen  Aehrchen  männlich,  wenn  sie 
auch  einen  kleinen  Fruchtknoten  mit  rudimentären  Narben  besitzen.  Die  Mittelblütheu 
öffnen  sich  vor  den  seitlichen,  „können  demnach  nicht  von  diesen  ausgesprochen  männlichei^ 


508  Anatomie.  Morph,  der  Phanerog.  —  Befruchtiings-  und  Aussäungseiurichtungen. 

befruchtet  werden"^).  Der  eigene  Pollen  der  Mittelblüthen  scheint  unwirksam  zu  sein.  Die 
Pflanze  hat  in  den  letzten  2  Jahren  in  Berlin  keinen  Samen  getragen  und  vermehrt  sich 
durch  die  knolligen  untersten  Stengelglieder. 

B.  bulbosmn  bietet  ein  gutes  Beispiel  für  den  Uebergang  von  6zeiligen  Gersten  in 
2zeilige  dar. 

H.  vulgare  und  distichum,  deren  Mittelblüthen  nach  Delpino  sich  nie  öfifnen  sollen, 
fand  der  Verf.  häufig  früh  morgens  mit  offenen  Mittelblüthen.     Ha  ekel  (St.  Polten). 

22.  W.  Trelease.    Dimorphe  Heterostylie  von  Oxalis  violacea.    (No.  65.) 

Von  der  Gattung  Oxalis  sind  bekanntlich  zahlreiche  Arten  als  trimorph  heterostyl, 
mehrere  als  homostyl  nachgewiesen,  auch  hat  Hildebrand  bei  seiner  Revision  verschiedener 
grosser  Herbarien  von  51  Oa;afe-Arten  nur  je  zwei  in  Bezug  auf  Griffel-  und  Staubgefässlänge 
verschiedene  Formen  vorgefunden  (Monatsber.  der  Academie  der  Wiss.  zu  Berlin.  1866; 
H.  Müller,  Befruchtung  S.  169);  eine  dimorph  heterostyle  Oxalis-Art  war  aber  bis  jetzt 
noch  nicht  bekannt,  Fritz  Müller  hat  zwar  in  Santa  Catharina  zahlreiche,  in  ihren 
Befruchtungsorganen  sehr  variable,  sterile  Exemplare  einer  Oxalis-Art  beobachtet,  die  er 
anfänglich  für  heterostyl  hielt.  Nach  Ch.  Darwin's  Beschreibung  der  illegitimen  Nachkommen 
verschiedener  ungleichgriffliger  Species  musste  er  aber  in  diesen  Pflanzen  vielmehr  „die 
variabeln  und  unfruchtbaren  Nachkommen  einer  einzelnen  Form  irgend  einer  trimorphen 
Species  vermuthen"  (Ch.  Darwin,  Die  verschiedenen  Blüthenformen  bei  Pflanzen  derselben 
Art.  Deutsche  Ausgabe.  S.  157.)  Es  ist  deshalb  sehr  bemerkenswerth ,  dass  die  in  dem 
obengenannten  Aufsatze  mitgetheilten  Thatsachen  die  dimorphe  Heterostylie  der  bei 
Madison,  Wis. ,  vom  Verf.  in  grosser  Zahl  beobachteten  Oxalis  violacea  wenigstens  sehr 
wahrscheinlich  machen.  Von  ihren  beiden,  in  ungefähr  gleicher  Menge  auftretenden  Formen 
hat  nämlich  die  eine  einen  Satz  langer  Griffel  und  zwei  an  Länge  nicht  so  sehr  verschiedene 
Sätze  kurzer  Staubgefässe,  die  andere  einen  Satz  kurzer  Griffel,  von  etwa  der  mittleren  Länge 
der  Staubgefässe  der  langgriff ligen  Form,  und  zwei  an  Länge  nicht  so  sehr  verschiedene 
Sätze  langer  Staubgefässe,  deren  mittlerer  Länge  wiederum  die  Griffel  der  langgrifiligen 
Form  an  Länge  ungefähr  gleich  kommen.  Das  ist  das  Endergebniss  sorgfältiger  Messung 
von  51  langgriffligen  und  30  kurzgriffligen  Blüthen.  Die  Pollenkörner  beider  Sätze  von 
Staubgefässen  derselben  Blüthenform  sind  unter  sich  an  Grösse'gleich  (nach  je  drei  Messungen), 
die  der  kurzgriffligen  Form  aber  grösser  als  die  der  langgriffligen  (im  Verhältniss  der 
Durchmesser  von  50  :  44).  Beide  Formen  werden  von  verschiedenen  Bieneparten  besucht 
und  tragen  nicht  selten  gute  Samenkapseln.  Zur  sicheren  Feststellung  der  durch  alle  diese 
Thatsachen  sehr  wahrscheinlichen  dimorphen  Heterostylie  wäre  indess  die  Ausführung  und 
vergleichende  Beobachtung  der  legitimen  und  illegitimen  Kreuzungen  erforderlich,  um  so 
mehr  als  Hi Idebrand  unter  den  Herbariumexemplaren  von  Oxalis  violacea  acht  lang- 
grifflige,  drei  kurzgrifflige  und  ein  mittelgrift'liges  gefunden  zu  haben  angiebt. 

Hermann  Müller. 

23.  Hermann  Müller.   Die  Vielgestaltigkeit  der  Blumenköpfe  von  Centaurea  Jacea.  (No.  45.) 

Verf.  fand  bei  Lippstadt  Centaurea  Jacea  vorwiegend  mit  Köpfchen,  die  lauter 
unter  sich  gleiche  Rand-  und  Scheibejiblüthen  enthielten  und  der  von  ihm  (Befruchtung  der 
Blumen  S.  382—384)  gegebeneu  Beschreibung  entsprachen.  Diese  Form  betrachtet  er, 
da  sie  mit  der  Mehrzahl  der  Cynareen  im  Wesentlichen  übereinstimmt,  als  Stammform  der 
Centaurea  Cyanus.  Von  dieser  Stammform  aus  führt  eine  stetige  Reihe  von  Abstufungen 
einerseits  zu  viel  augenfälligeren  rein  männlichen,  andererseits  zu  viel  unscheinbareren  rein 
weiblichen  Köpfen. 

In  der  einen  Reihe  von  Abstufungen  werden  die  Raudblüthen  immer  grösser,  biegen 
sich  immer  stärker  nach  aussen  und  lassen  gleichzeitig  ihre  Befruchtungsorgane  und  Neclarien 
immer  mehr,  bis  endlich  zu  völhgem  Schwunde,  verkümmern,  während  zugleich  ihre  Glöckchen- 
form  verloren  geht  und  ihre  Farbe  blasser  wird.  Endlich  ergreift  die  Umwandlung  auch 
die  Scheibenblüthen :  die  Griffeläste  derselben  thun  sich  nicht  mehr  auseinander  und  ver- 
wachsen von  unten  her ;  der  Griffel  dient  nur  noch  als  Fegestange ;  die  Blüthen  sind  zu  rein 


')  In  ähnlichen  Fällen  pflegt  die  Befnicbtung  zwischen  verschiedenen  Aehren  desselben  Stockes,  die  ja 
in  ihrer  Entwickelung  nicht  ganz  gleichzeitig  sind,  stattzufinden.    Bef, 


Beziehungen  zwischen  Pflanzen  und  Thieren.  509 

männlichen  geworden.    Die  äussersten  Glieder  dieser  Umwandlungsreihe  stellen  Köpfchen 
von  55  mm  Durchmesser  mit  rother  Scheibe  und  weissem  Strahlenkranze  dar. 

In  der  anderen  Reihe  von  Abstufungen  werden,  vom  Rande  her  nach  innen  fort- 
schreitend, erst  einzelne,  dann  immer  zahlreichere,  schliesslich  sämmtliche  Blüthen  der  Stamm- 
form kleinblumiger,  dunkler  gefärbt  und  durch  Verkümmern  der  Anthercn  weiblich:  die 
rein  weiblichen  Köpfchen  haben  oft  kaum  15  mm  Durchmesser.  Sie  dienen  aber  einer  neuen 
Umwandlungsrichtuug  als  Ausgangspunkt,  indem  sie  dadurch  eine  erhöhte,  selbst  über  die 
Stammform  hinaus  gehende  Augenfälligkeit  wiedererlangen,  dass  auch  ihre  Raudblütheu 
geschlechtslos  und  strahlend  werden.  Der  Durchmesser  eines  rein  weiblichen  Köpfchens 
mit  strahlenden  Randblütheu  beträgt  bis  33  mm,  gegen  20—30  bei  der  Stammform. 

Aus  den  angedeuteten  Umwandlungen  lässt  sich  folgende  Uebersicht  der  ver- 
schiedenen Arten  von  Geschlechtervertheilung  in  den  Blüthenköpfen  ver- 
schiedener Stöcke  von  Centaurea  Jacea  ableiten: 

Stammform. 
Alle  Blüthen  des  Köpfchens  zweigeschlechtig. 


b. 

Uebergang  zur  Männlichkeit. 

b.i  (Erste  Stufe.)  Randblüthen  vergrössert, 
strahlend,  weiblich,  innere  zweigeschlechtig 
von  ursprünglicher  Form. 

b.2  (Zweite  Stufe.)  Randblüthen  stärker 
vergrössert,  strahlend,  geschlechtslos,  innere 
zweigeschlechtig,  von  ursprünglicher  Form. 

b.3  (Dritte  Stufe.)  Randblüthen  noch 
stärker  vergrössert  (oft  weiss),  strahlend,  ge- 
schlechtslos, innere  männlich. 


a. 
Uebergang  zur  Weiblichkeit, 
a.^  (Erste  Stufe.)    Aeussere  Blüthen  ver- 
kleinert,  weiblich,    immer   zweigeschlechtig, 
von  ursprünglicher  Form. 

a.2  (Zweite  Stufe.)  Alle  Blüthen  verklei- 
nert, weiblich. 

a.3  (Dritte  Stufe.)  Randblütheu  wieder 
vergrössert,  strahlend,  geschlechtslos,  Schei- 
benblüthen  verkleinert,  weiblich. 

24.  H.  Graf  za  Solms-Lanbach.   Deber  das  Vorkommen  kleistogamer  Blüthen  in  der  Familie 
der  Pontederaceen.    (No.  61.) 

Die  einzige  bisherige  Angabe  über  das  Vorkommen  kleistogamer  Blüthen  in  dieser 
Familie  bezog  sich  auf  eine  afrikanische  Pflanze,  die  von  Kirk  (Journ.  Proc.  Linn.  Soc. 
Vol.  111,  p.  147)  als  Monochoria  vaginalis  bezeichnet  wurde.  Verf.  untersuchte  in  London 
die  dieser  Angabe  zu  Grunde  liegenden  Originalexemplare  und  fand,  dass  sie  unrichtig 
bestimmt  sind  und  vielmehr  zu  Heteranthera  Kotscliyana  Fzl.  gehören.  Nur  die  Gattung 
Heteranthera  enthält,  soweit  bis  jetzt  bekannt,  unter  allen  Pontederaceen  kleistogame 
Blüthen,  und  zwar  bei  folgenden  Arten:  H.  rem/ormis  (Südbrasilien)  neigt  zur  Kleistogamie; 
gewisse  Inflorescenzen  sonst  normalen  Baues  öffnen  ihre  Blüthen  nicht  und  erzeugen  doch 
Früchte;  Fritz  Müller  traf  dergleichen  Inflorescenzen  an  bestimmten,  durch  bläulich 
angelaufene  Blüthen  kenntlichen  Individuen  häufig  an.  H.  spicata  (Cuba)  hat  langgestreckte 
Aehren,  mit  zahlreichen  Blüthen  besetzt,  von  denen  die  untersten  1  —  5  kleistogam,  die  anderen 
normal  sind.  In  den  kleistogamen  Blüthen  treten  die  Pollenschläuche  direct  zur  Narbe  über, 
die  aus  ihnen  hervorgehende  Kapsel  ist  etwa  l^o  mal  so  lang  als  die  der  chasmogamen;  ein 
Unterschied  der  Samengrösse  ist  nicht  vorhanden.  H.  callaefolia  (Senegambien),  hier  trägt 
jede  Inflorescenz  nur  eine  kleistogame  Blüthe,  die  in  der  Spatha  stecken  bleibt  und  den 
übrigen,  von  denen  sie  durch  ein  langes  Internodium  getrennt  ist,  in  der  Ent Wickelung  weit 
vorauseilt.  H.  Potamogeton  n.  sp.  (Senegambien)  trägt  zweierlei  Blüthenstände :  1.  Aehren, 
denen  anderer  Arten  ähnlich  oberwärts  mit  normalen,  unten  mit  kleistogamen  Blüthen 
besetzt,  2.  Aehren,  die  nur  eine  einzige  kleistogame  Blüthe  erzeugen,  die  in  der  Scheide 
des  obersten  Laubblattes  stecken  bleibt  und  sich  zu  einer  kolossalen  Kapsel  mit  zahlreichen 
Samenkörnern  entwickelt.  H.  Kotscliyana  Fenzl.  (tropisches  Afrika),  Blüthenvert'heilung 
dieselbe,  aber  die  Aehren  der  ersteren  Art  unten  nur  eine  einzige  kleistogame  Blüthe 
tragend.  Bei  den  beiden  letztgenannten  Arten  besitzen  die  kleistogamen  Blüthen  nur  ein 
Staubgefäss. 


510  Anatomie.  Morph,  der  Phanerog.  —  Befruchtungs-  und  Aussäungseinrichtungen. 

25.  S.  Le  M.  Moore.    Darwin's  Lehre  von  der  Kleistogamie.    (No.  38.) 

Darwin  betrachtet  bekanntlich  die  Kleistogamie  als  eine  Anpassung  gewisser  Insecten- 
blüthler  an  den  Nothstand  des  Ausbleibens  der  Kreuzungsvermittler  unter  ungünstigen  Um- 
ständen, z.  B.  in  zu  früher  und  zu  später  Jahreszeit. 

(Forms  of  flowers  p.  343.)  Verf.  beobachtete  im  Spätherbst  an  einer  Pflanze,  die 
er  als  „vegetable  marrow"  bezeichnet,  ausser  Blüthen  gewöhnlicher  Grösse  auch  eine,  die 
etwa  2^2  iiial  kleiner  war,  sowie  einige  zwischen  beiden  stehende,  und  schliesst  aus  der 
Thatsache,  dass  in  diesem  Falle  keine  Kleistogamie,  sondern  eine  Verkleinerung  der  Blüthen 
eingetreten  ist,  Darwin's  Auffassung  der  Ursache  der  Kleistogamie  müsse  falsch  sein.  Seine 
Schlussfolgerung  ist  iudess  dem  Ref.  ebenso  unverständlich  als  der  obige  Pflanzenname.  Sie 
schliesst  mit  dem  Satze:  „Ich  glaube  also,  dass  Kleistogamie  verursacht  wird  durch  die 
physiologische  Bedingung  grosser  Fruchtbarkeit  ohne  Kreuzung  und  die  gleichzeitig  statt- 
findende morphologische  Bedingung  der  Keimung  des  Polleus,  während  er  noch  im  Staub- 
beutel ist,  oder  wenigstens  vor  der  Entfaltung  der  Blüthenhülle." 

YI.  Sonstige  Bestäubungseinrichtungen. 

26.  Hermann  Graf  zu  Solms-Laubacb.    Die  Herkunft,  Domestikation  und  Verbreitung  des 
gewöhnlichen  Feigenbaumes  (Ficus  carica  L).    (No.  60.) 

Die  Hauptaufgabe  dieser  Arbeit  ist  zwar  eine  culturgeschichtliche ,  doch  behandelt 
sie  auch  einen  ganz  besonders  anziehenden  botanischen  Gegenstand:  die  Wechselbeziehungen 
zwischen  den  Feigen  und  den  kleinen  Wespen,  welche  ihre  Kreuzung  vermitteln,  Wechsel- 
beziehungen, die  zwar,  wie  der  uralte  Gebrauch  der  Caprification  beweist,  früher  als  irgend 
welche  anderen,  sogar  schon  im  Alterthume,  genaue  Beachtung  gefunden  haben,  aber  trotzdem 
bis  heute  noch  manches  Räthselhafte  darbieten.  Gerade  in  Bezug  auf  diese  Seite  seiner 
Aufgabe  hat  nun  der  Verf.  nicht  nur,  wie  für  sein  Thema  überhaupt,  die  gesammte  Literatur 
gründlich  durchmustert  und  die  ermittelten  Thatsachen  und  versuchten  Erklärungen  gesichtet 
zusammengestellt,  sondern  auch  an  Ort  und  Stelle  (bei  Neapel)  selbst  eingehende  Beob- 
achtungen durchgeführt,  die  manchen  bisher  dunklen  Punkt  aufhellen,  so  dass  es  wohl  der 
Mühe  verlohnen  möchte,  auf  Grund  seines  Werkes  den  jetzigen  Stand  der  Feigenbefruchtungs- 
und  Caprificationsfrage  hier  zu  skizziren. 

Der  wilde  Feigenbaum,  der  sogenannte  Caprificus,  bringt  in  der  Regel  jährlich 
dreimal  Früchte  hervor,  die  bei  Neapel  1)  im  April,  2)  im  Juni  und  3)  im  August  bis 
September  reifen  und  als  1)  „mamme",  2)  „profichi"  und  3)  „mammoni"  bezeichnet  werden. 
Wenn  die  eine  Fruchtgeneration  reift,  sind  an  demselben  Baume  bereits  wieder  die  jungen 
der  Befruchtung  harrenden  Blüthenstände  der  nächstfolgenden  Generation  vorhanden.  So 
tragen  also  z.  B.  im  April  die  Bäume  reifende  Feigen  (mamme),  die  im  August  oder  September 
des  vorhergehenden  Jahres  geblüht  und  dann  überwintert  haben,  und  gleichzeitig  junge,  im 
ersten  Blüthenstadium  befindliche  Feigen,  die  im  folgenden  Juni  (als  profichi)  reifen  werden. 
Das  erste  Blüthenstadium  aller  Feigen  ist  rein  weiblich;  die  weiblichen  Blüthen  bedecken 
den  grössten  Theil  der  inneren  Fläche  der  jungen  Feige,  und  die  schwarzen  geflügelten 
Weibchen  der  Feigeuwespe  (Blastophaga  grossorum  Grav.  =  Cynips  psenes  L. ,  Familie 
Chalcididae),  die  sich  um  diese  Zeit  (neben  flügellosen  gelben  Männchen  und  mit  langem  Lege- 
stachel versehenen  rostrothen  Schlupfwespen)  in  den  reifenden  Feigen  in  grosser  Menge  vor- 
finden, drängen  sich  jetzt  pollenbehaftet  aus  dem  „Auge"  (ostiolum)  derselben  heraus,  suchen 
junge  Feigen  auf,  dringen  mit  grosser  Anstrengung  durch  deren  Auge  in  dieselben  hinein  (wobei 
sie  meist  ihre  Flügel  zwischen  den  fest  aneinanderschliessenden  Schuppeublättern  des  Auges 
zurücklassen),  bestäuben  in  demselben  die  Narben  und  belegen  zahlreiche  junge  Frucht- 
knoten mit  ihren  Eiern,  indem  sie  jedesmal  den  Griffel  der  Länge  nach  durchbohren  und 
durch  den  Bohrkanal  ein  Ei  an  eine  bestimmte  Stelle  zwischen  Knospenkern  und  Knospen- 
hülle in  das  Samenknöspchen  hineinschieben;  dann  gehen  sie  in  derselben  Feige,  der  sie  ihre 
Nachkommenschaft  anvertraut  haben,  zu  Grunde.  Die  von  ihnen  angestochenen  Blüthen 
schwellen  in  Folge  des  Stichreizes  gleich  Pflanzeugallen  rasch  an,  und  während  sich  dann 
in  ihrem  Ovarium  statt  des  pflanzlichen  ein  thierisches  Embryo  bildet  und  zur  Wespe  wird, 


Beziehungen  zwischen  Pflanzen  und  Thiereu.  511 

entwickehi  sich  gleichzeitig  m  nicht  angestochenen  weiblichen  Blüthen  die  Samen,  auf  denen  die 
geschlechtliche  Fortpflanzung  der  Feigenbäume  beruht,  zur  Reife. 

Die  kreuzuugsvermittelude  Wespe  ist  aber  vielmal  fruchtbarer  als  der  Feigenbaum ; 
denn  in  den  beiden  ersten  Fruchtgeuerationen  des  letzteren,  in  den  „niamme"  und  „profichi", 
entwickeln  sich  auch  die  unaugebührt  gebliebeueu  weiblichen  Blüthen  nicht  weiter,  sondern 
verkümmern  bald  ganz  und  gar,  nur  in  den  „mammoni"  kommen  vereinzelte  Samen  zur 
Entwickelung;  wogegen  eine  neue  Wespeugoneration  mit  jeder  neuen  Feigengeneration  ins 
Leben  tritt. 

Erst  kurz  vor  dem  Reifen  der  Feigen  bedeckt  sich  in  der  Nähe  des  Auges  eine 
mehr  oder  minder  breite  Zone  ihrer  Innenwand  mit  männlichen  Blüthen;  am  zahlreichsten 
sind  dieselben  bei  den  „proüchi",  nur  vereinzelt  oder  (meist)  gänzlich  fehlend  bei  den 
„mamme".  Gleichzeitig  mit  dem  Auskriechen  der  Wespen  springen  die  Antheren  der  männ- 
lichen Blüthen  auf  und  entlassen  ihren  weisslichen  Polleu,  so  dass  die  neu  ausgekrochenen 
Wespenweibchen  dicht  mit  demselben  bepudert  werden,  bevor  sie  die  Feigen,  in  denen  sie 
sich  entwickelt  haben  und  befruchtet  worden  sind,  verlassen,  um  junge  Feigen  aufzusuchen 
und  mit  ihren  Eiern  zu  belegen.  (Erst  nach  dem  Ausschwärmen  der  Wespen  tritt  wohl 
die  volle  Reife  der  Feigen  ein?  Denn  wenn  dieselben  schon  vor  dem  Ausschwärmen  der 
Wespen  Vögel  oder  andere  der  Ausbreitung  der  Samen  dienende  Thiere  anlockten,  so  würden 
mit  den  Feigen  auch  die  Befruchter  verzehrt  werden.    Ref.) 

Beim  zahmen  Feigenbaum  haben  sich  durch  den  Anbau  die  Blüthen  derart  ver- 
ändert, dass  die  soeben  beschriebene  natürliche  Befruchtung  bei  ihnen  unmöglich  ist.  In 
seinen  weiblichen  Blüthen  sind  nämlich  die  Fruchtknoten  so  umgewandelt,  dass  die  Feigen- 
wespe ihre  Eier  in  denselben  entweder  gar  nicht  oder  doch  nicht  in  normaler  Weise  abzu- 
legen vermag,  und  männliche  Blüthen  kommen  in  den  zahmen  Feigen  überhaupt  nur  sehr 
ausnahmsweise  und  dann  stets  in  monströser  Beschaffenheit  zur  Entwickelung.  Es  fehlt  also 
den  zahmen  Feigen  zur  Befruchtung  sowohl  an  Blüthenstaub  als  an  den  natüi'lichen  üeber- 
trageru  desselben.  Diese  Erfahrung  hat  schon  in  uralten  Zeiten  zur  Caprificatiou  der 
zahmen  Feigen  geführt,  die  bekanntlich  darin  besteht,  dass  man  reifende  wilde  Feigen 
(Caimficus)  an  den  zahmen  Feigenbäumen  aufhängt,  wenn  das  Auge  der  jungen  Feigen  offen, 
die  Narben  ihrer  weiblichen  Blüthen  also  empfängnissfähig  sind.  Die  aus  den  wilden  Feigen 
ausschwärmenden  Feigenwespen  dringen  dann  in  die  jungen  zahmen  Feigen  ein,  befruchten 
sie  und  bewirken  dadurch  wahrscheinlich,  dass  sie  nicht  so  leicht  unreif  abfallen  und  früher 
reifen.  Doch  hält  es  der  Verf.  nach  allen  vorliegenden  Angaben  für  möglich,  dass  die  zahme 
Feige  durch  den  andauernden  Anbau,  wenigstens  in  manchen  ihren  Rassen,  sich  so  verändert 
hat,  dass  sie  ihre  Früchte  jetzt  ebensogut  auch  ohne  Caprificatiou  zur  Reife  bringt.  Ob  sie  nicht 
auch  ohne  Befruchtung  (parthenogenetisch)  gute  Samen  erzeugen  kann,  ist  ihm  ebenfalls 
noch  zweifelhaft. 

Soweit  die  für  die  Wechselbeziehungen  zwischen  Blumen  und  Insecten  wichtigen 
vier  ersten  Abschnitte:  I.  Einleitung  (S.  1—5).  II.  Der  Feigenbaum  (S.  5—19).  III.  Die 
die  Früchte  des  Caprificus  bewohnenden  Insecten  (S.  19—23).  IV.  Die  Caprificatiou 
(S.  23—45).  Die  folgenden  Abschnitte  sind  von  hervorragend  pflanzen-  und  culturgeschicht- 
lichem  Interesse;  sie  betreuen:  V.  Die  geographische  Verbreitung  der  Feigencultur  und 
der  Caprification  (S.  45—63).  VI.  Die  Herkunft  und  Verbreitung  des  i'YcMS-6'arica-Stammes 
(S.  63—73).  VII.-  Die  Entstehung  und  Herkunft  der  domestizirteu  Rassen  (S.  73-97) 
und  geben  in  Bezug  auf  diese  Gegenstände  eine  anscheinend  erschöpfende  Behandlung  des 
vorliegenden  Thatbestandes  und  der  Literatur.  In  dem  Schlussabschnitte  (VIII.  Die  Syko- 
more,  S.  97—106)  endlich  werden  die  in  Bezug  auf  den  gewöhnlichen  Feigenbaum  so 
gründlich  erörterten  Verhältnisse  auch  bezüglich  der  im  ägyptischen  Nilthale  „heute  wie 
schon  vor  2000  Jahren  als  häufigster  Fruchtbaum"  cultivirten  Sykomore  kurz  besprochen, 
nicht  sowohl  um  irgend  ein  abschliessendes  ürtheil  zu  geben,  als  vielmehr  um  künftigen 
Forschern  die  Richtung  der  anzustellenden  Untersuchungen  anzudeuten.  Ein  eingehender 
Bericht  über  diese  für  den  Botaniker,  den  Darwinisten,  den  Culturhistoriker  gleich  lehr- 
reiche und  anregehende  Abhandlung  aus  der  Feder  Fritz  MüUer's  findet  sich  im  Kosmos 
Bd.  XI,  S.  306-316. 


512  Anatomie.  Morph,  der  Phaiierog.  —  BefrucLtungs-  und  Aussäungseinrichtungen. 

27.  Fritz  Müller.    Caprificus  und  Feigenbaum.    (No.  400 

In  der  Feigen-Arbeit  H.'s,  Grafen  zu  Solms-Laubach,  über  welche  im  vorhergehenden 
Referat  berichtet  worden  ist,  wurden  Caprificus  und  Feigenbaum  als  zwei  verschiedene  Rassen 
betrachtet,  deren  letztere  in  Folge  des  Anbaues  aus  der  ersteren  hervorgegangen  sei.  Der 
Verf.  des  vorliegenden  Aufsatzes  sucht  dagegen  aus  den  Ergebnissen  derselben  Arbeit  und 
aus  umfassenden  eigenen  Beobachtungen  an  wilden  Feigenarten  Südbrasiliens  die  Ansicht 
zu  begründen,  dass  Caprificus  und  Feigenbaum  zwei  verschiedene,  wie  schon  Linne  wollte, 
als  Mann  und  Weib  zusammengehörige  Formen  darstellen,  die  nicht  auseinander,  sondern  mit 
und  nebeneinander,  und  zwar  vor  jedem  Anbau,  durch  Naturauslese  sich  entwickelt  haben. 

Gegen  die  Annahme,  dass  der  Caprificus  eine  für  sich  bestehende  wilde  Art  sein 
könne,  spricht  sowohl  sein  unglaublich  geringer  Samenertrag  (zwei  Generationen  ganz  steril, 
in  der  dritten  noch  nicht  einmal  ein  Samen  auf  zwei  Feigen),  als  die  Unwahrscheinlichkeit 
seiner  Kreuzung  (die  allein  samentragenden  „Mammoni"  werden  von  den  Feigenwespen  der 
„Profichi"  desselben  Baumes  wahrscheinlich  meist  ganz  in  Beschlag  genommen),  als  endlich 
sein  gänzlicher  Maugel  an  Ausrüstung  zur  Verbreitung  der  Samen  (die  Früchte  des  Caprificus 
bleiben  bis  zur,  Reife  milchend  und  hart  und  vertrocknen  dann  am  Baume  oder  fallen  unter 
demselben  nieder),  wogegen  alle  (10)  vom  Verf.  beobachteten  wilden  Feigenarten  regelmässig 
Kreuzung  erfahren,  reichlich  Samen  produciren  und  in  Menge  Vögel  (Papageien)  anlocken, 
welche  dieselben  verbreiten. 

Unwahrscheinlich  ist  es  ferner,  dass  der  Feigenbaum  als  Culturrasse  des  Caprificus 
durch  willkürliche  Auslese  des  Menschen,  mit  der  Grösse,  Saftigkeit  und  dem  Zuckergehalt 
seiner  Früchte  zugleich  auch  deren  Samenreichthum  hätte  steigern  sollen;  es  würde  das  zu 
allen  sonstigen  Erfahrungen,  wie  sie  bei  Ananas,  Banane,  Brotfrucht,  Citrone,  Orange  etc. 
vorliegen,  in  grellem  Gegensatze  stehen. 

Als  Mann  und  Weib  zusammengehörig,  stellen  dagegen  Caprificus  und  Feigenbaum 
eine  in  Bezug  auf  Kreuzung,  Samenertrag  und  Ausbreitung  der  Samen  vortrefflich  ausgerüstete 
Art  dar,  die  nichts  Befremdliches  mehr  an  sich  hat  und  von  der  man  begreift,  wie  sie  eine 
so  weite  Ausbreitung  erlangen  konnte. 

Ihre  Kreuzung  ist  völlig  gesichert;  denn  der  Caprificus  ist  durch  die  völlige  Sterilität 
zweier  Blüthengenerationen  und  den  ungemein  dürftigen  Sameuertrag  der  dritten  fast  rein 
männlich,  der  Feigenbaum  durch  das  Fehlen  der  männlichen  Blüthen  ganz  rein  weiblich 
und  ein  Schwärm  von  Feigenwespen  entsteigt  den  „Profichi"  des  ersteren,  nimmt  den  in 
denselben  Feigen  in  reichster  Menge  gleichzeitig  gereiften  Blüthenstaub  mit  sich  und  über- 
trägt ihn,  nicht  nur  in  die  fast  sterilen  „Mammoni"  des  Caprificus,  sondern  auch  in  die 
gleichzeitig  sich  öffnenden  Feigen  („pedagnuoli")  des  Feigenbaumes.  Diese  bringen  reichliche 
Samen  hervor  und  entwickeln  sich  dann  zu  fleischigen  wohlschmeckenden  Früchten,  welche 
die  als  Verbreiter  der  Samen  dienenden  Vögel  anlocken. 

Als  nützlich,  also  durch  Naturauslese  erklärlich,  lassen  sich  nun  auch  manche  mehr 
untergeordnet  erscheinende  Eigenthümlichkeiten  der  beiderlei  Bäume  erklären,  so  z,  B.  die 
Sicherung  der  weiblichen  Blüthen  des  Feigenbaumes  gegen  den  Stich  der  Feigenwespen  (die 
ja,  in  diesen  sich  entwickelnd,  für  die  Kreuzung  nutzlos  und  durch  Verminderung  der 
Samenzahl  sogar  direct  schädlich  sein  würden),  in  den  „Mamme"  das  gänzliche  Fehlen  der 
männlichen  Blüthen  (welche  die  Bildung  von  Samen  in  den  „Profichi"  veranlassen  könnten, 
damit  die  Zahl  der  in  diesen  sich  entwickelnden  Kreuzungsvermittler  beschränken,  also 
schädlich  sein  würden)  u.  s.  w. 

Auch  die  Thatsache,  dass  mau  bei  Aussaat  von  P'eigensamen,  der  ja  nur  durch 
Capn/?CMS- Pollen  erzeugt  werden  kann,  theils  Caprificus-,  theils  Feigenindividuen,  niemals 
Zwischenformen  erhält,  spricht  dafür,  dass  beide  zusammengehörige  Formen,  nicht  aber  ver- 
schiedene Rassen  sind. 

28.  Dr.  Paul  Mayer  und  Fritz  Müller.    Zur  Naturgeschichte  der  Feigeninsecten.    (No.  33 
und  44.) 

Blastophaga  grossorum  Gov. ,  die  Kreuzungsvermittlerin  der  gewöhnlichen  Feige, 
gehört  zur  Familie  der  Chalcidier,  zur  Uuterfamilie  der  Agaoniden  und  ist  in  beiden  Ge- 
schlechtern etwa  2mm  lang.    Die  Weibchen  sind  schwarz,  geflügelt,  mit  wohlentwickelten 


Beziehungen  zwischen  Pflanzen  und  Thieren.  513 

Mundtheilen,  an  den  Mandibeln  mit  einem  eigenthümlichen,  schräg  nach  hinten  gerichteten, 
mit  Sägezähnen  bewaffneten  Fortsatz  (Mandibelsäge).  Die  Männchen  sind  gelbbraun,  flügellos, 
mit  äusserst  stark  entwickelter  und  mit  gleich  kräftigen  Beinen  versehener  Vorderbrust  und 
weichem  Hinterleib,  dessen  Glieder  fernrohrartig  aus-  und  eingeschoben  werden  können,  mit 
mächtigen  dreizähnigeu  Mandibeln,  ohne  Säge  uud  übrigens  verkümmerten  Mundtheilen 
In  den  der  Keife  nahen  Feigen  zernagen  zuerst  die  Männchen  die  hornige  Schale  des 
Früchtchens,  in  dem  sie  sich  entwickelt  haben,  und  gelangen  so  in  den  Hohlraum  der  Feige, 
wo  sie  unbehilflich  umher  kriechen.  Sie  nagen  in  die  Früchtchen,  in  denen  Feigen  ein- 
geschlossen sind,  ein  Loch,  führen  durch  dasselbe  den  Hinterleib  ein,  vollziehen  die  Begattung 
und  gehen  dann,  ohne  die  Feige  zu  verlassen,  zu  Grunde.  Nun  schlüpfen  auch  die  Weibchen 
aus,  gelangen  nach  einiger  Zeit,  mit  Blüthenstaub  bepudert,  durch  das  Auge  der  Feige  iu's 
Freie,  um  in  die  zu  ihrer  Aufnahme  bereiten  jungen  Feigen  der  folgenden  Generation  ein- 
zuwandern. 

Nicht  alle  Bäume  reifen  ihre  Früchte  und  entlassen  ihre  Insecten  zu  gleicher  Zeit 
und  an  einem  uud  demselben  Baume  sind  zur  Reifezeit  der  „Profichi"  oft  die  „Mammoni" 
noch  gar  nicht  sichtbar.  Es  werden  daher  die  Mammoni  eines  frühreifen  von  den  „Profichi" 
eines  spätreifen  Baumes  mit  Insecten  versorgt.  Der  Spätling  selbst  mag  dann  wohl  leer 
ausgehen,  es  sei  denn,  er  bringe  seine  „Mammoni"  so  spät  hervor,  dass  sie  von  den  Insecten, 
welche  Anfang  September  at^sschlüpfen ,  belegt  werden  können.  Jedenfalls  giebt  es  neben 
den  Bäumen,  welche  drei  Feigeugenerationen  im  Laufe  eines  Jahres  erzeugen,  auch  solche, 
welche  im  Frühjahr  keine  „Profichi",  dafür  aber  im  Sommer  sehr  früh  schon  „Mammoni" 
tragen,  und  auch  solche,  bei  welchen  unter  gänzlichem  Ausfalle  der  „Mammoni"  auf  die 
späten  „Profichi"  des  Frühsommers  im  Herbste  direct  die  überwinternden  „Mamme"  folgen. 

Neben  Blastophaga  haust  in  der  Feige  eine  zweite  Wespenart,  zu  derselben  Abtheiluug 
der  Chalcidier  (Agaoniden)  gehörig;  für  diese  ist  der  von  Carolini  ihr  irrthümlich  beigelegte 
Namen  Ichneumon  (ficarius)  vorläufig  beibehalten  worden.  Das  Weibchen  derselben  ist 
durch  gelbrothe  Farbe,  schlankeren,  grösseren  Körper  und  besonders  durch  einen  Legestachel 
von  mehr  als  doppelter  Körperlänge  von  Blastophaga  auf  den  ersten  Blick  zu  unterscheiden. 
Die  Männchen  sind  gleichfalls  gelbroth,  mit  wohlentwickelten  Mundtheilen,  colossalen  drei- 
zähnigeu Kiefern,  bis  auf  den  Vorderrand  verkümmerten  Flügeln  und  sehr  kleinem  Hinterleib. 
Wie  bei  Blastophaga  wird  das  Weibchen  vom  Männchen  schon  im  Fruchtknoten  begattet. 
Welche  Rolle  es  im  Haushalt  der  Feigen  spielt,  ob  es  in  die  jungen  Feigen  eindringt  oder 
nur  seinen  langen  Legestachel  einführt  und  ob  es  sich  von  den  Larven  der  Blastophaga  oder 
von  den  Säften  der  Feige  nährt,  lässt  P.  Mayer  unentschieden.  Fritz  Müller  hat  bgi  ver- 
schiedenen wilden  Feigenarten  unendlich  oft  von  Blastophaga,  niemals  von  „Ichneumon" 
lebende  Weibchen  in  den  jungen,  todte  in  unreifen  Feigen  getroffen  und  entscheidet  sich 
deshalb  um  so  mehr  für  die  Annahme  der  Eiablage  von  aussen,  als  für  diese  der  Legestachel 
unentbehrlich,  während  er  dem  Weibchen,  wenn  es  in  die  Feige  hineinkröche,  überflüssig 
und  unbequem  sein  müsste.  Ferner  hat  F.  M.  wiederholt  Feigen,  die  keine  Leichen  von 
Blastophaga  enthielten,  ausschliesslich  von  „Ichneumon"  bewohnt  gefunden  und  damit  fest- 
gestellt, dass  er  auch  ohne  Blastophaga  leben  kann,  also  nicht  deren  Schmarotzer  ist.  In 
Bezug  auf  die  Bedeutung  der  „Ichneumon"  für  die  Feigen  vermuthet  F.  M.,  dass  sie  die 
Bestäubung  solcher  Bäume  vermitteln,  die  in  grösserer  Entfernung  von  ihren  Artgenossen 
wachsen;  denn  die  „Ichneumon"  erscheinen  ihm  stets  weit  flugfähiger  als  die  gleichzeitig  aus- 
schwärmenden Blastophaga,  und  bei  mehreren  brasilianischen  Feigenarteu  sind  die  Weibchen 
des  „Ichneumon"  prachtvoll  metallisch  gefärbt,  was  auf  einen  längeren  Aufenthalt  ausserhalb 
der  Feigen  hinweist. 


Die  Sycomore,  von  der  P.  M.  frische  Fruchtstände  mit  lebenden  Insecten  durch 
Dr.  Schweinfurth  aus  Cairo  erhielt,  ist  von  einer  anderen  ebenfalls  zu  den  Agaoniden 
gehörigen  Wespe,  Sycophaga  Sycomori  Hasselquist,  bewohnt.  Auch  bei  dieser  ist  das  schwarze 
Weibchen  geflügelt,  das  gelbe  Männchen  flügellos;  die  Begattung  und  die  Erlösung  des 
Weibchens  aus  seinem  Gefänguiss  gehen  genau  so  vor  sich  wie  bei  Blastophaga;  iudessen 
verlassen  die  Weibchen  die  Feige  nicht  durch  das  Auge,  sondern  durch  in  der  Nähe  desselben 

Botaniacfaer  Jahresbericbt  IX  (1882)  I.  Äbth.  gy 


514  Anatomie.  Morph,  der  Phanerog.  —  Befruchtuugs-  und  Aussäungseinrichtungen. 

ausgefressene  Löcher.  Das  Männchen  ist  besonders  merkwürdig  durch  ein  Paar  seitlich 
abstehender  sehr  langer  Fortsätze  des  ausserordentlich  dehnbaren  Hinterleibs,  die  zum  zeit- 
weiligen Verschlusse  der  (im  sechsten  Hinterleibsringe  gelegenen)  Luftlöcher  zu  dienen 
scheinen,  welche  sonst  offenbar  von  einer  klebrigen,  braunrothen,  das  Innere  der  Sycomore 
erfüllenden  Masse  angefüllt  werden  würden. 

Ausser  den  genannten  Wespen  finden  sich  in  Feigen  und  Sycomoren  noch  Faden- 
würmer, die  zwischen  den  Früchtchen  leben  und  den  Blastophaga-Weibcheu  zwischen  die 
Hinterleibsschienen  kriechen,  um  sich  von  alten  Feigen  zu  jungen  tragen  zu  lassen.  Eine 
Bedeutung  für  die  Feige  scheinen  sie  aber  nicht  zu  haben. 

In  den  trockenen  Feigen  von  etwa  30  verschiedenen  asiatischen  und  afrikanischen 
Arten  fand  P.  M.  ausser  den  in  der  gewöhnlichen  Feige  und  der  Sycomore  vorkommenden 
Wespen  noch  verschiedene  andere  Arten  derselben  drei  Gattungen;  nicht  selten  waren 
gleichzeitig  zwei  Gattungen  vertreten  und  bei  einer  unbestimmten  Feigenart  aus  Liberia 
wurden  neben  Blastophaga  und  Sycophaga  einige  vielleicht  mit  dem  „Ichneumon"  zu  derselben 
Gattung  gehörige  Weibchen  gefunden. 

Während  in  den  Feigen  und  Sycomoren  der  alten  Welt,  soweit  bekannt,  die  Anzahl 
der  Wespenarten  nur  eine  sehr  beschränkte  ist,  setzt  sie  in  den  brasilianischen  Feigen 
geradezu  in  Erstaunen.  Den  Feigen  einer  einzigen  Art,  die  noch  dazu  alle  von  demselben 
Baume  stammten,  wurden  von  Fritz  Müller  etwa  10  verschiedene  Arten  von  Männchen 
entnommen.  Dabei  geht  einerseits  die  durch  das  Leben  in  der  Feige  bedingte  Umwandlung 
noch  weiter  als  in  der  alten  Welt:  so  giebt  es  völlig  mundlose  Männchen  und  andere, 
deren  Mittelbeine  völlig  verkümmert  sind.  Andererseits  kommen  Arten  vor,  bei  denen  noch 
beide  Geschlechter  wohl  entwickelte  Flügel  und  Mundtheile  besitzen.  Ueber  die  Lebens- 
weise dieses  bunten  Gewimmels  von  Feigenwespen  wurde  bis  jetzt,  Blastophaga  und  „Ich- 
neumon" ausgenommen,  nichts  ermittelt.  Die  wichtigste  Beobachtung,  welche  F.  M.  an 
Blastophaga  gemacht  hat,  ist  mit  seinen  eigenen  Worten  wiedergegeben,  folgende:  „In  einer 
einzigen  Feige  von  Ficus  VII  (unter  mehr  als  300)  fand  ich  ausschliesslich  Männchen  von 
Blastophaga,  und  zwar  war  der  ganze  innere  Hohlraum  damit  vollgepfropft,  während  sie 
sonst  bei  dieser  Art  vielmal  seltener  waren  als  die  Weibchen.  Die  Feige  war  noch 
unversehrt,  also  noch  keine  Wespe  ausgeflogen  —  und  es  waren  keine  wespenhaltigen 
Früchtchen  mehr  vorhanden.  Dieser  Fund  scheint  mir  kaum  anders  zu  erklären,  als  durch 
die  Annahme,  dass  wie  bei  Apis  unbefruchtete  Eier  Männchen  liefern.  Bei  der  grossen 
Ueberzahl  der  Weibchen  konnte  leicht  das  eine  oder  andere  unbefruchtet  bleiben,  und 
drang  ein  solches  ohne  Begleiter  in  eine  junge  Feige^),  so  musste  diese  statt  eines  Harems 
zu  einem  Kloster  in  unfreiwilligem  Cölibat  lebender  Mönche  werden."  —  Die  oben  erwähnten 
Fadenwürraer  wurden  auch  in  verschiedenen  brasilianischen  Feigen  gefunden. 

29.  G.  Areangeli.    Ueber  die  Caprification  und  über  einen  Fall  abnormer  Entwickelang 
in  den  Blüthen  der  Ficus  stipulata.    (No.  3.) 

Verf.  fand  bei  Pisa  zwar  viele  Varietäten  des  Caprificus  beständig  steril;  einige 
(Fico  biancolino)  aber  auch  mit  reifen  Samen. 

In  den  Feigen  einer  Ficus  stipulata  Thunb.  im  botanischen  Garten  zu  Pisa  traten 
an  Stelle  der  normalen  männlichen  Blüthen  andere  auf  mit  verbildetem  Pistill  ohne  Staub- 
gefässe  oder  in  selteneren  Fällen  mit  rudimentär  ausgebildeten.  Verf.  glaubt  aus  einer  ähn- 
lichen, aber  vollständigeren  Umbildung  der  männlichen  Blüthen  des  Caprificus  die  Entstehung 
der  rein  weiblichen  Feigen  erklären  zu  können. 

30.  Todd,  Prof.  J.  E.    Ueber  die  Blüthen  von  Solanum  rostratum  und  Cassia  Chamaecrista- 
(No.  64.) 

Die  beiden  genannten  Pflanzen  bieten  einen  ganz  eigenthümlichen ,  hier  vom  Verf. 
zum  ersten  mal  ans  Licht  gezogenen  Bestäubungsmechanismus  dar.  Bei  beiden  ist  die 
Blüthe  nach  der  Seite  gerichtet,  mit  in  eine  fast  senkrechte  Ebene  ausgebreiteten  Blumen- 
blättern, der  Griffel  laug,  schräg  abwärts  gerichtet,  mit  nach  vorn  und  oben  gebogenem  Ende, 
in  manchen  Blüthen  von  der  Blüthenachse  aus  nach  hnks,  in  andern  nach  rechts  gekehrt, 


')  E»  ist  bei  dieser  Art  Regel,  dasa  nur  ein  Blastophaga- Weibchen  io  jede  ITeige  eindringt;  selten  finden 
«ich  iwei,  äusserst  selten  mehr.  F.  M. 


Beziehungen  zwischen  Pflanzen  und  Thicren.  515 

so  dass  man  rechts-  und  linksgriffelige  Blüthen  unterscheiden  kann.  Die  der  Befruchtung 
dienenden  Antheren  sind  jedesmal  nach  der  entgegengesetzten  Seite  gekehrt  als  der  Griffel 
und  die  den  Pollen  sammelnden  Hummeln  behaften,  indem  sie  von  Blüthe  zu  Blüthc  fliegen, 
bald  den  rechten,  bald  den  linken  Theil  ihrer  Unterseite  mit  Pollen  und  berühren  jedesmal 
mit  dem  entgegengesetzten  Theil  ihrer  Unterseite  die  Narbe. 

Bei  Solanum  rostratmn  haben  4  Staubgefässe  die  bei  Solanum  gewöhnliche  Gestalt 
und  Beschaffenheit,  nur  beim  fünften  ist  die  Anthere  eben  so  verlängert  und  gebogen  wie 
der  Griffel,  dient  ebenso  wie  dieser  der  anfliegenden  Hummel  als  Stütze  und  behaftet  sie 
mit  dem  die  Kreuzung  bewirkenden  Pollen,  denn  die  lange  Anthere  ist  merklich  elastisch; 
wenn  sie  angestossen  wird,  fliegt  etwas  Pollen  aus  ihrer  Spitze.  Der  Pollen  der  4  andern 
Staubgefässe  dient  der  kreuzuugsvermittelnden  Hummel  als  Ausbeute.  Die  Blüthen  sind  in 
einfache  bracteenlose  Trauben  geordnet  und  der  Griffel  ist  in  jeder  Blüthe  nach  der 
Seite  der  Blüthenstandsaxe  hin  gebogen.  Die  gleichzeitig  geöffneten  Blüthen  desselben 
Zweigs  sind  entweder  alle  rechts-  oder  alle  linksgriffelig ;  jede  grössere  Pflanze  hat  aber 
rechts-  und  linksgriffelige  Pflanzen  in  ungefähr  gleicher  Zahl. 

Bei  Cassia  chamaecrista  ist  der  Stempel  ebenso  Csichelförmig)  gestaltet  und  gestellt 
und  nach  einer  Seite  gerichtet;  das  an  der  entgegengesetzten  Seite  stehende  Blumenblatt 
ist  einwärts  gebogen;  nach  ihm  hin  sind  die  meisten  der  7  Staubgefässe  gerichtet,  deren 
lange  starre  Antheren  an  der  Spitze  mit  einem  Loch  sich  öffnen.  Wenn  eine  hesuchenda 
Hummel  Pollen  sammelt,  fallen  vermuthlich  Pollenkörner  auf  das  einwärts  gebogene  Blumen- 
blatt und  heften  sich  solchen  Körpertheilen  der  Hummel  an,  die  in  einer  Blüthe  mit  entgegen- 
gesetzter Griffelrichtung  die  Narbe  streifen. 

Zum  Schlüsse  weist  der  Verf.  auf  einige  andere  Solanum-  und  Cassia -Arten  hin, 
die  in  ihren  Blüthen  Annäherungen  an  den  hier  geschilderten  Bestäubungsmechanismus  zeigen. 

31.  Forbes,  Hermann  Müller,  Fritz  IBüller.   Verschieden  gefärbte  Staabgefässe  in  derselben 
Blüthe.    (No.  20,  42,  46.) 

Mit  Bezugnahme  auf  Fritz  Müller's  Beobachtung  an  Heeria  (Bot.  Jahresber.  für 
1880,  Ref.  No.  88)  giebt  Forbes  an,  dass  er  an  mehreren  Melastoma- Arten,  deren  Staub- 
gefässe in  jeder  Beziehung  denen  der  beschriebenen  Heeria  entsprechen,  grosse  Bienen,  wie 
Xylocopa  und  Bombus  in  Thätigkeit  sah,  und  beschreibt  deren  Verhalten.  Sie  fliegen  auf 
die  von  den  kurzen  Staubgefässen  dargebotene  gelbe  Plattform  zu,  vielleicht  weil  sie  die 
dem  Hintergrund  (der  Corollen)  gleichfarbigen  laugen  Staubgefässe  nebst  Stengel  nicht  sehen, 
bekommen  dabei  regelmässig  das  Pistill  zwischen  ihre  Beine,  indem  ihre  Füsse  an  der  Gabel 
des  Counectivs  Halt  finden.  Die  unmittelbare  Folge  davon  ist,  dass  sie  die  gesammten  langen 
Staubgefässe  zu  einem  Bündel  vereinigen  und  ihre  Antheren  nach  unten  und  vom  Körper 
der  besuchenden  Biene  wegdrücken,  während  der  Griffel  mit  ihrer  Bauchseite  in  beständiger 
Berührung  bleibt.  In  dem  Augenblicke,  wo  die  Biene  abfliegt,  stossen  die  Krallen  der 
Bienenfüsse  an  die  Couuectivgabel,  heben  dadurch  die  Antheren  der  langen  Staubgefässe 
und  bringen  so  die  Spitzen  des  vereinigten  Bündels  mit  ihren  Seiten  und  ihrem  Hinterleib 
in  Berührung. 

Der  Pollen  der  kurzen  Staubgefässe  ist  gross  und  dreihörnig,  der  der  langen  viel 
kleiner  und  mehr  oval,  nur  der  letztere  schien  fruchtbar  zu  sein. 

H.  Müller  weist  nach,  dass  der  Heeria  ganz  analoge  Blüthenmechanismen  auch  in 
der  Familie  der  Commelynaceeu  vorkommen,  überdies  verschiedene  Abstufungen  darbieten. 

Bei  Tradescantia  virginica  L.  sind  bekanntlich  die  Blüthen  nach  oben  gerichtet, 
regelmässig,  alle  Staubfäden  gleichmässig  mit  gegliederten  Haaren  versehen,  die  den  pollen- 
sammelnden Bienen  zum  Festklammern  dienen. 

Bei  Tinnantia  undata  Schlecht,  (nach  Dr.  T.  ürban's  Bestimmung)  stehen  die 
Blüthen  seitwärts.  Kelch-  und  Blumenblätter  sind  noch  fast  regelmässig:  letztere  sind  breit, 
blasspurpurn,  in  eine  senkrechte  Ebene  ausgebreitet,  aus  deren  Mitte  3  kurze  Staubgefässe 
gerade  hervorstehen,  die  durch  goldgelbe  Antheren,  an  ihrer  Oberfläche  dargebotenen  gold- 
gelben Pollen  und  einen  lebhaft  gelben  Strahlenkranz  unter  der  Spitze  jedes  der  3  Staubfäden 
stark  in  die  Augen  fallen.    Drei  viel  längere  Staubgefässe  sind  ebenso  wie  der  sie  etwas 

33* 


516  Anatomie.  Morph,  der  Phanerog.  —  Befruchtungs-  und  Aussäuugseinrichtungen. 

überragende  Griffel  schräg  nach  unten  und  vorn  gerichtet,  nur  am  Ende  aufwärts  gebogen, 
durch  Gleichfarbigkeit  mit  dem  ihren  Hintergrund  bildenden  unteren  Blumenblatte  unsichtbar; 
auch  ihre  bläulichen  Antheren  mit  gelblichem  Pollen  fallen  nur  sehr  wenig  in  die  Augen. 
Pollensammelnde  Besucher  von  passender  Grösse  nehmen,  wie  an  der  Honigbiene  constatirt 
wurde,  auf  dem  Griffel  und  den  unteren  Staubgefässen  Platz,  bringen,  indem  sie  die  augen- 
fälligen Antheren  ausbeuten,  erst  die  Narbe,  dann  die  unteren  Antheren  mit  der  Unterseite 
ihres  Hinterleibs  in  Berührung  und  bewirken  so  regelmässig  Kreuzung  getrennter  Blüthen. 
Hier  ist  also,  ganz  eben  so  wie  bei  Heeria,  eine  Arbeitstheilung  der  Staubgefässe  eingetreten, 
derart,  dass  die  eine  Hälfte  derselben  den  Kreuzungsvermittlern  in  die  Augen  fällt  und 
Pollen  zur  Ausbeute  darbietet,  die  andere  dagegen  ihnen  eine  Standfläche  bietet  und  den 
zur  Befruchtung  dienenden  Pollen  anheftet.  Auch  hier  sind  die  Pollenkörner  der  beiderlei 
Staubgefässe  an  Grösse  verschieden,  aber  im  Gegensatz  zu  Melastoma  sind  hier  die  Pollen- 
körner der  kurzen  Staubgefässe  kleiner  als  die  der  langen  und  beiderlei  Pollenkörner  sind 
noch  zur  Befruchtung  tauglich. 

Commelyna  coelestis  Willd.  hat  denselben  Blüthenmechanismus,  ist  aber  in  der 
Differenzirung  der  Blüthentheile  noch  einen  Schritt  weiter  gegangen.  Ihr  oberes  Kelchblatt 
ist  merklich  kleiner,  ihr  unteres  Blumenblatt  merklich  grösser  als  die  beiden  anderen;  ihre 
3  oberen  Antheren  haben  sich  in  sich  selbst  differenzirt;  zwei  kleine  seitliche  Theile  eines 
jeden  erzeugen  etwas  Pollen  und  vier  weit  grössere,  ins  Kreuz  gestellte  rundliche  Lappen 
eines  jeden  locken  durch  ihre  lebhafte  gelbe  Farbe,  die  mit  dem  Blau  der  Corolla  auf- 
fallend contrastirt,  Besucher  an.  Die  Gliederhaare  der  Staubfäden  haben  so  nicht  nur  ihre 
ursprüngliche  Function,  den  Kreuzungsvermittlern  zum  Festhalten  zu  dienen,  sondern  auch 
ihre  spätere  Function,  dieselben  anzulocken,  an  andere  Theile  abgegeben,  und  sind  als 
nun  ganz  überflüssig  völlig  verschwunden.  Die  mittlere  der  3  unteren  Antheren,  welche  bei 
Tinnantia  undata  ziemlich  nutzlos  ist,  da  sie  hinter  dem  Griffel  liegt,  hat  sich  hier  auf- 
gerichtet, ist  weit  grösser  geworden  als  die  beiden  seitlichen  und  daher  sehr  nützlich.  Die 
PoUenproduction  der  oberen  Antheren  scheint  im  Verschwinden  begriffen ;  ihre  Pollenkörner 
sind  nicht  nur  wenig  zahlreich,  sondern  auch  an  Grösse  sehr  variabel. 

{Tinnantia  undata  und  Commelyna  coelestia^sind.  durch  Abbildungen  erläutert.) 
Fritz  Müller  fügt  zu  den  erwähnten  Melastomaceen  und  Commelynaceen  noch  die  Gattungen 
Mollia  (Tiliaceae),  Lagerstroemia  (Lytliraceae)  und  Heteranthera  (Pontederaceae)  als 
zweierlei  verschieden  gefärbte  Antheren  in  derselben  Blüthe  enthaltend.  Bei  Mollia  haben 
nach  Darwin  (Forms  of  flowers  p.  168)  die  längeren  Staubgefässe  der  5  äusseren  Gruppen 
grünen,  die  kürzeren  der  5  inneren  Gruppen  gelben  Pollen;  die  Narbe  steht  dicht  unter 
den  obersten  Antheren.  Bei  einer  Lagerstroemia  in  Fritz  Müller's  Garten  haben  die  6 
äusseren  Staubgefässe  grünen  Pollen  und  sind  viel  länger  als  die  zahlreichen  inneren,  welche 
glänzend  gelben  Pollen  haben.  Das  Stigma  steht  in  gleichem  Niveau  mit  den  äusseren 
Antheren.  F.  Müller  sah  wiederholt  Bienen  um  die  inneren  Antheren  fliegen  und  Pollen 
von  ihnen  sammeln,  ohne  dass  sie  die  äusseren  bemerkten. 

Bei  Heteranthera  reniformis  ist  ein  langes  Staubgefäss  (des  äussern  Quirls)  mit 
blassblauem  und  zwei  kurze  Staubgefässe  (des  inneren  Quirls)  mit  glänzend  gelbem  Pollen. 
Die  Narbe  steht  in  der  Regel  in  gleichem  Niveau  mit  der  Anthere  des  langen  Staubgefässes. 
Wenn  die  weisse  Blüthe  sich  öffnet,  divergiren  Stempel  und  langes  Staubgefäss,  indem  der 
Griffel  fast  ausnahmslos  sich  rechts,  das  Staubgefäss  sich  links  biegt.  Beim  Verwelken 
der  Blüthe  nähern  sie  sich  einander  wieder,  so  dass  die  Narbe  vom  Pollen  des  längeren 
Staubgefässes  befruchtet  werden  kann.  Besuchende  Insecten  werden  dagegen  weit  mehr 
zu  den  gelben  Antheren  der  beiden  kurzen  Staubgefässe  gelockt ,  da  sie  dicht  an  einem 
violett  umsäumten  gelben  Fleck  an  der  Basis  des  oberen  Blumenblattes  stehen.  In  allen 
angeführten  Fällen  dienen  die  längeren  Staubgefässe  der  Befruchtung,  die  kürzeren  der 
Anlockung  und  Beköstigung  der  Insecten;  letztere  mögen  daher  leicht  degeneriren.  F.  Müller 
befruchtete  einige  Blütheu  seiner  selbststerilen  Lagerstroemia  mit  grünem,  andere  mit  gelbem 
Pollen  einer  verschiedenen  Abart  (oder  Art?)  aus  anderen  Gärten;  beide  brachten  Früchte 
mit  anscheinend  gutem  Samen;  aber  nur  einige  der  vom  grünen  Pollen  keimten. 

Auch  bei  Lythrum  Salicaria  mag  die  grünliche  Farbe  der  langen  Staubgefässe 


Beziehungen  zwischen  Pflanzen  und  Thieren.  517 

dieselben  weniger  bemerkbar  machen  und  gegen  die  Angriffe  pollenfressender  Tnsecten  schützen, 
denen  sie  wegen  ihres  freien  Hervorragens  am  meisten  ausgesetzt  sein  würden. 

Auch  ohne  verschieden  gefärbt  zu  sein,  können  sich  die  Staubgefässe  einer  Blüthe 
in  derselben  Weise  in  zweierlei  Dienste  theilen,  wie  F.  Müller  an  einer  Cassia-Art  beobachtete 
und  Prof.  J.  E.  Todd  von  Tabor  (Java)  von  Solanum  roatratum  beschiieben  hat. 

32.  Dr.  F.  Ludwig.   Oeber  eine  der  Schneckenbefruchtong  angepasste  Blütheneinrichtung. 
(No.  30.) 

Wird  im  nächsten  Jahrgange  zugleich  mit  der  inzwischen  erschienenen  Arbeit  F. 
Warming's  „Die  Bestäubung  von  Philoderulrum  bijnnnatifidnm  Schott"  besprochen  werden. 

33.  Gr.  Kraus,    üeber  die  Blüthenwärme  bei  Arum  italicum.    (No.  26.) 

Wie  bei  dem  nach  Ludwig's  Darstellung  der  Befruchtung  durch  Schnecken  ange- 
passten  Philodendrum  hipinnatifidum ,  so  findet  nach  den  Beobachtungen  des  Verf.  auch 
bei  Arum  italicum,  dessen  Anpassung  an  kleine  Dipteren  Delpino  (Ult.  oss.  I.  p.  17 — 21) 
trefflich  geschildert  hat,  die  Wärmeentwickelung  während  des  ersten,  weiblichen  Zustandes 
des  Blüthenkolbens  statt  und  lockt  gleichzeitig  dem  eigenthümlichen  sich  entwickelnden 
Duft,  den  Delpino  als  durchdringend  und  stark  urinartig,  der  Verf.  als  weinartig  bezeichnet, 
die  kleinen  Kreuzungsvermittler  in  den  Blüthenkessel.  Die  Erwärmung  tritt  oben  an  der 
als  Leitstange  der  kleinen  Mücken  erscheinenden  sterilen  Keule  des  Kolbens  zuerst  ein  und 
erscheint  bald  darauf  auch  unten.  Der  grösste  beobachtete  Wärmeüberschuss  des  Kolbens 
über  die  Lufttemperatur  betrug  27.7*'  C.  So  zeigten  am  28.  März  (an  den  vom  Verf.  bei 
Rom  beobachteten  Exemplaren)  bei  16'^  Lufttemperatur  4  Kolben  43.7'' C,  4  andere  Kolben 
40.7"  C.    Die  übrigen  Beobachtungen  des  Verf.  bestätigen   lediglich  die  Angaben  Delpino's. 

34.  Edouard  Morren.    Befruchtung  der  Tillandsia  Lindeni.    (No.  39.) 

Die  Blumenkronenröhre,  in  welcher  die  Befruchtuugsorgane  eingeschlossen  liegen, 
ist  nicht  nur  an  sich  eng,  sondern  noch  überdies  stark  eingeschnürt  durch  Brakteen,  die 
sich  dicht  an  die  Röhre  anlegen.  Verf.  sah  nun  bei  M.  Albert  Truffauth,  einem  Gärtner 
zu  Versailles,  dass  derselbe  zur  Zeit  der  Entfaltung  der  Blumen  durch  vorsichtiges  Entfernen 
der  Brakteen  die  Blumenkronenröhre  frei  legte,  aufriss  und  dadurch  bewirkte,  dass  eine 
Menge  Pollen  auf  die  Narbe  fiel.  Einige  Tage  nach  dieser  Operation  schwillt  das  Ovarium 
an,  was  sonst  nicht  erfolgt.  Verf.  empfiehlt  deshalb  dieses  Verfahren,  um  von  Tillandsia 
Lindeni  Samen  zu  erzielen.  (Mehr  Aussicht  auf  Erfolg  würde  natürlich  Bestäubung  mit 
Pollen  getrennter  Stöcke  bieten.    Ref.) 

35.  A.  Mackenzie,  Stapley  und  Arthur  Ransom.    lieber  die  Befruchtung  von  Veronica 
officinalis.    (No.  62  u.  54.) 

Stapley  bezeichnet  die  Blüthen  von  Veronica  officinalis  als  proterandrisch.  Er  sah 
eine  grosse  Fliege  in  der  Weise  die  Befruchtung  bewirken,  dass  sie,  indem  sie  Halt  suchte, 
mit  ihren  Vorderfüssen  die  Staubfäden  erfasste  und  zusammenschlug,  so  dass  sie  sich  gerade 
unter  dem  Griffel  begegneten  und  die  Vorderseite  des  Kopfes  bestäubten.  Ransom  weist 
darauf  hin,  dass  H.  Müller  an  Veronica  Chamaedrys  Aehnliches  beobachtet  hat,  aber 
an  kleinen  Schwebfliegen,  die  der  Grösse  der  Blüthe  gerade  entsprechen,  und  vermuthet, 
dass  Stapley  Veronica  officinalis  mit  V.  Chamaedrys  verwechselt  haben  möge.  Stapley 
erwidert,  dass  er  nicht  nur  V.  officinalis,  sondern  auch  F.  Chamaedrys  und  Beccabimga 
als  in  derselben  Weise  befruchtet  notirt  habe. 

36.  A.  J.  Foerste,  W.  Treiease.    Proterandrie  von  Pastinaca  sativa.    (No.  19.) 

A.  J.  Foerste  ist  der  Meinung,  die  Umbelliferen  seien  in  der  Regel  proterogyn  und 
beschreibt  als  eine  überraschende  Ausnahme  ganz  richtig  die  proterandrische  Blüthen- 
entwickelung  von  Pastinaca  sativa.  W.  Treiease  berichtigt  Foerste's  Irrthum,  indem  er 
darauf  hinweist,  dass  im  Gegentheil  die  Umbelliferen  in  der  Regel  proterandrisch  sind,  dass 
aber  Hydrocotyle,  wie  von  H.  Müller  gezeigt,  durch  beschleunigte  Entwickelung  der  Stengel 
homogam  sind.  (Nach  W.  Treiease  sind  die  Umbelliferen:  Erigenia,  Thaspium  aureum 
und  Sanicula  murilandica  wirklich  proterogyn.)  W.  Treiease. 

37.  J.  Troop.    Proterandrie  bei  Amaryllis  reginae.    (No.  68.) 

Verf.  bemerkt,  dass  die  Reife  der  Antheren  derjenigen  der  Narbe  etwa  24  Stunden 
vorauseilt,  dass  die  männlichen  und  weiblichen  Befruchtungsorgane  nach  einander  dieselbe 


518  Anatomie.  Morph,  der  Phauerog.  —  Befiuchtungs-  und  Aussäungseinrichtungen. 

Stelle  einnehmen  und  dass  die  Blüthen  wahrscheinlich  durch  irgend  eine  langrüsselige  Motte 
befruchtet  werden.  W.  Trelease. 

88.  H.  Baillon.    Impatiens  Hamblotiana.    (No.  7.) 

Die  Blüthen  dieser  auf  Madagascar  einheimischen  Art  sind  Vogelblumen.  Sie  sind  von 
glänzender  Purpurfarbe,  mit  schwach  entwickeltem  Saum  und  langem,  gekrümmtem,  sack- 
förmigem Sporn.  Der  in  demselben  sich  sammelnde  Nectar  bildet  die  gewöhnliche  Nahrung 
einer  kleinen  Souimanga  (Honigvogel  aus  der  Familie  der  Nectariniden) ,  welche  an  den 
besagten  Blüthen  saugt,  ohne  sich  zu  setzen. 

39.  W.  J.  Behrens.    Lathraea  Squamaria.    (No.  8.) 

In  dem  mehrfach  erweiterten,  die  Blumen  und  Insecten  behandelnden  Abschnitte 
der  zweiten  Auflage  seines  botanischen  Lehrbuchs  erörtert  der  Verf.  auch  zum  ersten  Male 
die  Blüthe  von  Lathraea  Squamaria.  Sie  ist  proterogyn ,  hat  eine  Bestreuungseinrichtung 
mit  wie  bei  Mhinanthus  erista  galli  (H.  Müller,  Befruchtung,  S.  294)  zusammenliegenden 
Antheren  und  ist  wie  dieser  der  Kreuzungsvermittluug  der  Hummeln  angepasst.  Führen 
diese  ihren  Rüssel  in  der  rinnenförmigen  Höhlung  der  Unterlippe  ein,  um  den  von  der 
Unterlage  des  Fruchtknotens  abgesouderteff  Honig  zu  saugen,  so  stossen  sie  in  älteren 
Blüthen  an  die  kurzen  spitzen  Anhänge  der  Antheren,  öffnen  dadurch  die  Antherentaschen 
und  bestreuen  sich  mit  pulverigem  Pollen,  den  sie  in  jüngeren  Blüthen  an  der  die  Antheren 
überragenden  Narbe  absetzen. 

40.  W.^W.  Bailey.    Torenia  asiatica.    (No.  5.) 

Die  didynamischen  Antheren  von  Torenia  asiatica  haften  paarweise  zusammen 
(Delpino,  Ult.  oss.  II,  2,  p.  137).  Jeder  Staubfaden  des  längeren  Paares  trägt  einen  faden- 
förmigen Anhang,  der  nach  vorn  und  schwach  nach  innen  gerichtet  ist.  Ein  Druck  auf 
diese,  auf  einen  oder  besser  auf  beide  zugleich,  biegt  augenblicklich  den  von  den  Staubfäden 
gebildeten  Bogen  nach  unten;  nach  Aufhören  des  Druckes  kehrt  derselbe  sofort  in  seine 
normale  Lage  zurück.  Dadurch  werden  vermuthlich  die  Antheren  auf  den  Rücken  eines 
besuchenden  Insectes,  wie  z.  B.  einer  grossen  Biene,  hinabgebracht.  Die  Blüthen  sind  ver- 
muthlich proterandrisch ,  da  die  Narbenlappeu  sich  nicht  früher  von  einander  trennen,  als 
wenigstens  den  zweiten  Tag  nach  dem  Aulblühen.  (Die  Reizbarkeit  der  Narbe  wird  nicht 
erwähnt,  obwohl  sie  für  diese  Art  bekannt  ist.    Ref.)  Trelease. 

4L  Ths.  Meehan.    „Motility  in  the  flowers  of  Draba  verna."    (No.  35.) 

In  früher  Jahreszeit  öffnen  sich  die  Blüthen  von  Draha  verna  etwa  9  Uhr  Vor- 
mittags und  schliessen  sich  etwa  2  Uhr  Nachmittags.  Bei  der  geringsten  Bewölktheit  aber 
breiten  sich  die  Blumenblätter  nicht  aus.  Nach  bewölktem  Wetter  breiteten  sie  sich  aus, 
sobald  zwischen  9  und  2  Uhr  der  mindeste  Sonnenschein  durchbrach.  „Eines  Tages  hatten 
wir  einen  schweren  Gewitterschauer.  Der  folgende  Tag  war  ganz  wolkig,  aber  sonderbarer 
Weise  entfalteten  sie  sich  während  dieses  feuchtwarmen  wolkigen  Tages  eben  so  gut  wie 
bei  dem  vorhergehenden  Sonnenschein!  Sie  scheinen  sich  seitdem  jeden  Tag  zu  entfalten, 
mag  Sonnenschein  sein  oder  nicht;  durch  alle  diese  Wechsel  hindurch  schliessen  sie  sich 
bis  heute  regelmässig  etwa  2  Uhr."  Woraus  Meehan  schliesst:  „es  ist  nicht  das  Licht, 
sondern  die  Fähigkeit,  es  zu  benutzen,  welches  das  periodische  Oeffnen  der  Blüthen  ver- 
ursacht". W.  Trelease. 
42.  Dr.  Arnold  Dodel-Port.  Die  Liebe  der  Biamen.  (Physiologie  der  Blüthe.)  Fortsetzung. 
(No.  16.) 

Die  in  Lief.  4/5  des  „Ulustrirten  Pflanzenlebens"  erörterten  15  Blumenarten  sind 
bereits  im  vorigen  Jahrgange  des  Bot.  Jahresberichts  aufgezählt,  mit  kurzer  Andeutung 
der  vorkommenden  neuen  Beobachtungen  und  Erklärungen.  In  Lief.  6,  7  desselben  Werkes 
werden  weiter  folgende  Blumen  ausführlich  abgehandelt  und  durch  Abbildungen  erläutert. 
16.  Cydonia  vulgaris  Pers.  Die  Blüthen  sind,  wie  bei  Pirus  communis  und  P.  malus, 
Crataegus  Oxyacantha,  Sorhus  aucuparia  und  Cotoneaster  vulgaris  proterogyn.  Durch  die 
zurückgeschlagenen,  unterseits  drüsenhaarigen  Kelchblätter  werden  kleine  aufkriechende 
Insecten  abgehalten,  ebenso  durch  einen  Bart  langer  einzelliger  Haare  an  der  Basis  der 
Blumenblätter.  Honig  wird  von  einem  ringförmigen  Wulst  um  die  Griffelbasis  herum 
abgesondert  und  durch  die  Behaarung  der  5  Griffel  im  Verein  mit  den  einwärts  gebogenen 


Beziehiingeu  zwischen  Pflanzen  und  Thiercn,  519 

Basaltheilen  der  Staubfäden  gegen  kleinere  unberufene  Gäste  geschützt.  Als  hauptsächliche 
Befruchter  erwiesen  sich  Bienen  und  Hummeln.  Die  Möglichkeit  spontaner  Selbstbefruchtung 
erscheint  nicht  ausgeschlossen.  17.  Centaurea  Cyanus,  18.  Die  Saxifraga-Arten^  insbesondere 
die  proterandrische  S.  aizoides  und  die  proterogyne  S.  Secßuieri,  19.  Parnassia  palustris, 
20.  Berberis  vulgaris,  21.  Geranium  silvaticum,  22.  Pingiiicula  vulgaris  und  P.  alpina. 

Der  folgende  und  letzte  den  Blumen  gewidmete  Abschnitt  bespricht  der  Reihe  nach 
Kelch,  Krone,  Androeceum  und  Gynaeceum  nebst  ihren  ursprünglichen  und  secundären  Func- 
tionen, sowie  die  Hongdrüsen  und  Honigbehälter,  wobei  Gaston  Bonnier's  Auslassungen  über 
die  Bedeutung  des  Nectar's  bekämpft  werden.  Den  Schluss  bildet  eine  Wiedergabe  des  Haupt- 
inhalts der  Kerner'scheu  Arbeit:  „Die  Schutzmittel  der  Blüthen  gegen  unberufene  Gäste". 
43.  William  Trelease.    Die  Kreuznngseinrichtungen  bei  einigen  Pflanzen.    (No.  67.) 

Lemna  minor.  Die  Entwickelung  der  Befruchtungsorgane  fand  der  Verf.  an  seinen 
Exemplaren,  die  er  im  Zimmer  beobachtete,  übereinstimmend  mit  Hegelmaier  proterogynisch 
(während  F.  Ludwig  dieselbe  Pflanze  bei  Greiz  stets  proterandrisch  beobachtete).  Die 
Narbe  wird,  nach  des  Verf.s  Beobachtung,  als  feucht-werdende  Vertiefung  am  Ende  des  Griffels 
in  der  Regel  etwa  3  Tage  vor  dem  Aufspringen  der  ersten  Anthere  empfängnissfähig;  erst 
eine  halbe  Woche  nach  der  ersten  reift  die  zweite  Anthere.  Bisweilen,  jedoch  nur  aus- 
nahmsweise, ist  eine  Entwickelungshemmung  des  Griffels  oder  der  ersten  Anthere  zu  bemerken ; 
gewöhnlich  dagegen  bleibt  die  zweite  Anthere  kürzer  als  die  erste,  sehr  häufig  entwickelt 
sie  sich  nur  unvollkommen  und  bietet  so  eine  Annäherung  an  die  monandrische  Wolffia  dar. 

Die  Blüthentheile  werden  übereinstimmend  mit  Ludwig  (Kosmos  Bd.  X,  S.  7  ff.) 
beschrieben,  aber  anders  gedeutet.  Verf.  glaubt  nämlich  durch  Wind  oder  andere  Ursachen 
herbeigeführte  oberflächliche  Strömungen  des  Wassers  in  Anspruch  nehmen  zu  müssen,  um 
die  Pflänzchen  zusammenzuhäufen  und  Narben  mit  Antheren  in  Berührung  zu  bringen. 
Ludwigs  wenige  Monate  früher  (Oct.  81)  veröffentlichter  Nachweis,  dass  über  die  Wasser- 
linsendecke laufende  Käfer  als  Kreuzungsvermittler  dienen,  ist  ihm  unbekannt  geblieben. 
Was  Hegelmaier,  Roper,  Eugelmann  und  Gilman  auf  die  Befruchtung  der  Lemnaceen 
Bezügliches  gesagt  haben,  stellt  der  Verf.  übersichtlich  zusammen. 

Proteaceae.  Delpino  (ült,  osserv.  I,  pp.  180—185)  unterscheidet  bekanntlich  in  der 
Proteaceenblüthe  drei  Entwickelungsstadien:  Im  ersten  Stadium  springen  innerhalb  der  von 
den  zusammenhaftenden,  löffeiförmigen  Perigonzipfeln  gebildeten  Kapsel  die  Antheren  auf 
und  lagern  ihren  Pollen  auf  der  Griffelscheibe  ab;  im  zweiten  Stadium  sprengt  der  wachsende 
Griffel  das  Perigon  in  seine  4  Zipfel  auseinander,  streckt  sich  und  bietet  auf  seiner  scheiben- 
förmigen Endfläche  den  Polleu  dar,  so  dass  er  sich  honigsaugenden  Gästen  anheften  muss. 
Im  dritten  Stadium,  welches  Delpino  nicht  beobachten  konnte,  sollte  sich  sodann  nach  seiner 
Vermuthung  auf  der  Griffelscheibe  die  Narbe  entwickeln  und  pollenbehaftete  Houigsauger 
streifen.  Diese  Angaben  werden  vom  Verf.,  der  die  Australier  Hakea  nodosa  und  Grevillea 
Thelemanniatia  nach  Gartenexemplaren  untersuchte,  durchaus  bestätigt  und  nach  zwei 
Richtungen  hin  vervollständigt.  Er  zeigt  nämlich,  dass  sich  das  Iva  zweiten  Stadium  auf 
der  Griffelscheibe  sichtbare  Wärzchen  später  zu  einer  weit  geöffneten,  mit  langen  Papillen 
ausgekleideten  Narbeuhöhle  entwickelt,  und  weist  nach,  dass  der  von  der  Unterlage  des 
Fruchtknotens  abgesonderte  Honig  bei  Grevillea  Thelemamiiana,  von  den  an  der  Basis  ver- 
schmolzenen Perigonblättern  umschlossen,  nur  einen  engen  Zugang  hat.  Hieraus  und  aus 
der  schön  rothen  Farbe  der  Blüthen  glaubt  der  Verf.  auf  Tagfalter  als  Kreuzungsvermittler 
schliessen  zu  müssen.  Doch  weist  der  von  ihm  ebenfalls  hervorgehobene  Mangel  einer 
Anflugfläche  wohl  mit  Bestimmtheit  auf  freischwobend  saugende  Besucher,  also  vereint  mit 
der  lebhaften  Farbe  und  den  Dimensionen  der  Blüthe  auf  honigsaugende  Vögel  als  Befruchter 
hin.  Spontane  Selbstbestäubung  tritt  nicht  ein,  künstliche  Selbstbestäubung  erwies  sich  als 
durchaus  unwirksam.  Bestäubung  mit  Pollen  anderer  Blüthen  desselben  Stockes  hatte 
Anschwellen  der  Ovarien  zur  Folge. 

Was  Henschel,  Treviranus,  Delpino,  Hildebrand,  Bentham  und  Kerner  über  Protea- 
ceenbefruchtuug  gesagt  haben,  wird,  einschliesslich  der  Kerner'schen  Känguruhtheorie,  über- 
sichtlich zusammengestellt. 

Eutaceae.    Diosma  ericoides  (S.- Afrika).    Die  weissen  Blumenglöckchen  von  nur 


520  Anatomie.  Morph,  der  Phanerog.  —   Befruchtungs-  und  Aussäungseinrichtungen. 

etwa  2^/2  mm  Länge  umschliesseu  fünf  mit  den  Corollenzipfeln  abwechselnde  Antheren  und 
einen  centralen  Stempel,  dessen  fleischige  Unterlage  ein  napfförmiges  Neetarium  bildet.  Die 
Entwickelung  ist  ausgeprägt  proterandrisch.  Zuerst  entwickeln  sich,  langsam  eines  nach 
dem  anderen,  die  fünf  Staubgefässe  zur  Reife,  und  jedes  stellt,  wenn  es  an  die  Reihe  kommt, 
seine  aufspringende  Authere  in  die  Axe  der  Blüthen,  etwas  unterhalb  des  Eingangs,  und 
biegt  sich  nach  dem  Ausstäuben  wieder  nach  auswärts;  dann  erst  streckt  sich  der  Stempel 
und  bietet  seine  knopfförmige,  nun  empfängnissfähige  Narbe  eindringenden  Insecten  an  der- 
selben Stelle  dar,  wo  sich  in  jüngeren  Blüthen  ein  pollenbedecktes  Staubgefäss  befindet. 
Verf.  vermuthet  Bienen  als  Kreuzungsvermittler,  ohne  zu  sagen,  warum  nicht  auch  andere 
Insecten  mit  einige  Millimeter  langem  Rüssel  als  solche  dienen  sollten. 

Ericaceae.  Erica  Wihnosei?  (S.- Afrika).  Die  Blumen  bilden  etwa  2  cm  lange 
Röhren  mit  4 lappigem  Saum;  sie  sind  an  der  Basis  nelkenroth,  gegen  die  weisse  Mündung 
hin  allmählig  blasser,  nach  des  Verf.  Vermuthung  honigsaugenden  Vögeln  (Nectarinien) 
angepasst.  Eine  hypogynische  Scheibe  sondert  reichlich  Honig  ab.  Die  acht  unter  der- 
selben entspringenden  Staubgefässe  erstrecken  sich  bis  in  die  Nähe  des  Blütheneingangs 
und  legen  hier  ihre  Antheren  zu  einer  das  Griffelende  umschliessenden  Röhre  zusammen, 
welche  von  der  Narbe  etwas  überragt  wird.  Durch  den  eindringenden  Besucher  (den  Rüssel 
oder  Kopf  des  Houigvogels)  auseinandergedrängt,  lassen  die  Antheren  aus  ihren  bis  dahin 
aneinanderschliessenden  OefFnungen  Pollen  fallen,  der  vom  Besucher  in  der  nächst  besuchten 
Blüthe  an  die  Narbe  abgesetzt  wird.  (Andere  Erica- Arten  des  Caps  scheinen  in  gleicher 
"Weise  der  Befruchtung  durch  Honigvögel,  andere  der  durch  Bienen,  noch  andere  der  durch 
Schmetterlinge  angepasst.) 

Labiatae.  Die  dem  tropischen  Amerika  angehörigen  Salbei-Arten  Salvia  gesneriae- 
folia  und  Heerii  werden  beschrieben  und  als  den  Kolibris  angepasst  nachzuweisen  gesucht. 
S.  gesneriaefolia  hat  brennend  scharlachrothe,  sehr  honigreiche,  dicht  drüsig  behaarte  Blüthen, 
die  vom  Eingang  bis  zum  honigführenden  Grunde  etwa  35  mm  lang  und  deshalb  wohl 
Bienen  auf  normalem  Wege  unzugänghch  sind,  obgleich  die  nicht  reducirte  Unterlippe  einen 
Anflugplatz  darbietet.  Schmetterlinge  sind  durch  den  dichten  Verschluss  der  Blüthe  mittelst 
der  verbreiterten  sterilen  Antherenhälften  ausgeschlossen.  Der  Griffel  ragt  wenig  hervor, 
die  Antheren  sind  eingeschlossen  und  werden  durch  den  gewöhnlichen  Hebelmechanismus 
herausgedreht.  Bei  S.  Heerii,  deren  Blumenfarbe  nicht  angegeben  ist,  hat  die  Blumenröhre 
nur  wenig  über  20mm  Röhrenlänge;  sie  ist  ebenfalls  sehr  honigreich  und  durch  ihre  ver- 
kleinerte Unterlippe  für  langrüsselige  Bienen  wenig  geeignet,  Kolibris  dagegen  entsprechend. 
Der  sonst  bei  Salvia-Arten  übliche  Schlagbaummechanisnius  kommt  hier  nicht  in  Anwendung, 
denn  die  fruchtbaren  Antherenhälften  stehen,  vom  Griffelende  noch  überragt,  offen  aus  dem 
Ende  der  Oberlippe  hervor,  während  die  als  schmale  Platten  aneinanderliegenden  sterilen 
Autherenenden  tief  in  die  Blumenrohre  hineinreichen.  Sie  bilden  einen  unvollkommenen 
Verschluss  derselben  und  mögen  wohl  Faltern  den  Zutritt  zum  Honig  und  Mitbetheiligung 
an  der  Kreuzungsvermittlung  gestatten. 

Die  australische  Labiate  Westringia  rosmariniformis  ist  dadurch  merkwürdig,  dass 
zwei  ihrer  Staubgefässe  steril  und  in  zwei  ankeriörmige  Stützen  umgewandelt  sind,  die  sich 
an  die  parallelen  Seiteuränder  des  Mittellappens  der  dreilappigen  Unterlippe  legen  und  den 
besuchenden  Bienen  wahrscheinlich  vortreffliche  Dienste  leisten,  um  sich  mit  den  Krallen 
ihrer  Beine  daran  festzuhalten.  Im  Uebrigen  bieten  die,  wie  bei  vielen  Labiaten  pro- 
terandrischen  und  erst  die  entwickelten  Antheren,  dann  die  entwickelte  Narbe  nach  vorn 
und  unten  biegenden  Blüthen  nichts  Besonderes  dar. 

Acantlmceae.  Cystacantlms  turgidus  (Cochin- China).  Die  grösstentheils  bläulich- 
weisse  Blumenröhre  besteht  aus  einem  engen  aufsteigenden  Basalstück,  welches  das  Ovarium 
und  die  als  Neetarium  dienende  dickfleischige  Unterlage  umschliesst  und  als  Safthalter  dient 
und  aus  einem  wagrecht  umgebogenen,  glockigen,  unten  etwas  ausgesackten  Theil,  der  so 
weit  ist,  dass  er  eine  Hummel  ganz  in  sich  aufzunehmen  vermag.  Von  den  Staubgefässen 
sind  zwei  zu  kurzen  Filamentästen  verkümmert,  ebenso  wie  die  Basalstücke  der  fertilen 
Staubgefässe  behaart  und  mit  diesen  zusammen  als  Saftdecke  dar.  Die  beiden  fertilen 
Antheren  liegen  zu  Anfang  der  Blüthezeit  nahe  dem  Blütheneingang  dicht  nebeneinander 


Beziehungen  zwischen  Pflanzen  und  Thieren.  521 

unter  der  oberen  Wand  der  Corolla.  Später  biegen  sie  sich  verwelkt  zur  Seite  und  die 
erapfängnissfähige  Narbe  tritt  an  ihre  Stelle. 

Goldfussia  isopliylla  (India).  Die  vermuthlich  grösseren  Bienen  angepassten  Blüthen 
sind  merkwürdig  durch  die  Reizbarkeit  des  Griffelcndes,  welche  bei  G.  anisophylln  schon 
von  Ch.  Morren  beobachtet  und  genauer  studirt,  aber  als  der  Selbstbefruchtung  dienend 
gedeutet  wurde.  Die  mit  ihrem  engen,  als  Safthalter  dienenden  Basalstück  schräg  aufwärts 
gerichtete  Blumenröhre  biegt  sich  am  Ende  desselben  in  wagrechte  Richtung  um  und  erweitert 
sich  nach  aussen  immer  stärker  trichterförmig.  Staubgefässe  und  Trichter  liegen  mit  auf- 
wärts gebogenen  Enden  auf  der  Bodenfläche  des  Trichters,  der  Griffel  die  Antheren  über- 
ragend. Ein  in  die  Blüthe  dringendes  Iiisect  rauss  also  zuerst  die  als  Narbe  fungirende 
Griffelspitze,  dann  die  poUeubedeckten  Antheren  streifen,  und  würde  daher,  wenn  es  beim 
Rückzug  aus  der  Blüthe  die  Griffelspitze  abermals  streifte,  Selbstbestäubung  bewirken.  Dies 
wird  aber  dadurch  unmöglich  gemacht,  dass  sich  die  Griffelspitze,  sobald  sie  berührt  worden 
ist,  im  Verlauf  von  etwa  3  Secunden  nach  unten  biegt,  um  sich  erst  nach  20—30  Minuten 
wieder  zu  erheben. 

44.   Hermann  Müller.     Weitere  Beobachtungen  über  Befruchtung  der  Blumen  durch  In- 
secten  III.    (No.  43.) 

Von  folgenden  Blumen  werden  nur  beobachtete  Besucher  mitgetheilt. 
(Von  den  mit  f  bezeichneten  zum  erstenraale  überhaupt,  oder  wenigstens  aus  dem  Tieflande.) 

Convolvulus  arvensis  L.:  2  Käfer,  3  Fliegen,  8  Hautflügler,  davon  6  Bienen,  4  Tag- 
falter, Thrips.  C.  sepium  L.:  1  Käfer,  2  Fliegen,  5  Bienen,  Thrips.  —  fPhacelia  tana- 
cetifolia  Benth. :  3  Käfer,  Rhingia,  4  meist  langrüsselige  Bienen.  —  EcMum  vulgare  L.: 
3  Fliegen,  6  Bienen,  4  Tagfalter.  —  Borago  officinalis  L.:  4  Bienen  (1  Wespe),  1  Nacht- 
falter sgd.  —  Symphytum  officinale  L. :  3  Bienen  sgd.  —  Anchusa  officinalis  L.:  9  Bienen 
sgd.  —  Litliospermum  arvense  L.:  2  Bienen,  2  Schwebfliegen,  1  Tagfalter,  —  Pulmonaria 
officinalis  L. :  3  Bienen  sgd.  und  Pfd.  —  Myosotis  silvatica  Hoffm. :  3  Käfer ,  10  Fliegen, 
5  Bienen,  1  Tagfalter,  alle  sgd.     M.  intermedia  Link.:  5  Fliegen,  3  Bienen,  3  Tagfalter. 

—  fEcJiinospermum  Lappiäa  Lehm.:  2  Fliegen,  1  Biene,  1  Grabwespe.  —  Lycium  har- 
harum  L. :  1  Schwebfliege  Psd.,  7  Bienen,  1  Hummel  sgd.  und  Psd.  —  Verhascum.  nigrum 
L. :  1  Halictus  $  sgd.  V.  Lychnitis  L. :  4  Käfer,  1  Fliege  Pfd.,  1  Wanze,  2  Halictus  Psd. 
Linaria  Cymbalaria  Mitt. :  1  Schwebfliege,  5  Bienen  sgd.,  1  Tagfalter  sgd.  —  Antirrhimim 
majus  L.:  3  mittelgrosse  Bienen,  ganz  in  die  Blüthe  kriechend.  —  Scrophularia  nodosa  L.: 

2  Bienen,  1  Wespe  sgd.  —  Veronica  Chamaedrysli.:  1  Käfer,  4  Fliegen,  12  Bienen.  fV. 
Anagallis  L.:  4  Fliegen  (1  Ameise).  F.  Bcccabunqa  L.:  1  Schwebfliege  sgd.  V.  spicata 
L, :  1  Falter,  3  Bienen  (Xylocopa).  V.  liederaefolia  L. :  1  Käfer,  2  Bienen  sgd.  f  V.  opaca 
Fries:  Osmia  rufa  L.  ^  fV.  arvensis  L.:  5  kurzrüsselige  Bienen  (Sphecodes,  Andreua, 
Halictus).    fV.  triphyllos  L.:    2  Bienen    (Andrena,   Apis).    —  Euplirasia  officinalis  L.: 

1  kleiner  Halictus,  ganz  in  die  Blüthe  kriechend.  —  Melampyrnm  pratenseh.:  auch  Bombus 
lapid.  durch  Einbruch  sgd,  —  Euphrasia  officinalis  L.:  1  kleiner  Halictus,  ganz  in  die  Blüthen 
kriechend.        flcucrium  Botrys  L.:  2  Bienen  (Anthidium- Arten!).  —  Ajuga  reptans  L.: 

3  langrüsselige  Fliegen,  6  Bienen,  3  Falter  sgd.  —  Ballota  nigra  L.:  2  langrüsselige  Fliegen, 
9  Bienen  sgd.  —  Lamiuin  album  L.:    3   langrüsselige    Bienen   sgd.     L.   maculatum   L.: 

2  Anthophora  sgd.,  Apis  Psd.,  Halictus  vergeblich.  L.  purpureum  L.:  1  Wanze  vergeblich, 
7  Bienen,   1   Falter  sgd.  —  fLeonurus  Cardiaca   L.:   die  Honigbiene    und  3  Hummeln. 

—  Galeobdolon  luteum  L.:  Rhingia,  Anthophora,  Xylocopa  sgd.  —  Galeopsis  Tetraliit  L.: 

1  Hummel,  1  Tagfalter  sgd.  G.  ochroleuca  Lam.:  1  Hummel  sgd.,  1  kleine  Biene  ver- 
geblich.    G.  Ladanum  L.:   1  Bombylius  sgd.,  1   Tagfalter  sgd.   —  Stachys  palustris  L.: 

2  langrüsselige  Bienen  sgd.  —  Betonica  officinalis  L.:  8  langrüsselige  Bienen,  4  Falter  sgd. 

—  Frunella  vulgaris  L.:  2  Halictus  Psd.,  2  Falter  sgd.    fP.  grandifiora  Jacq.:  3  Hummeln, 

2  sonstige  Bienen,  5  Falter.  —  Glechoma  hederacea  L, :  1  Tagfalter  sgd.  —  Salvia  pratensis 
L.:  2  langrüsselige  Fliegen,  12  Bienen  sgd.  S.  officinalis  L.:  1  Schwebfliege  Pfd.,  11  Hummeln 
und  Bienen  sgd.    S.  silvestris  L,:  2  Tagfalter  sgd,  ohne  zu  bestäuben,    fS.  verticillata  L,: 

3  Hummeln,  15  sonstige  Bienen,  —  fSatureja  Jwrtensis  L.:  die  Honigbiene,  2  Fliegen,  1  Falter. 

—  Thymus  Serpyllum  L. :  Iß  Fliegen,  meist  sgd.,  10  Bienen  sgd.  und  Psd.,  Schlupfwespen  sgd,, 


522  Anatomie.  Morph,  der  Phanerog.  —  Befruchtungs-  und  Aussäungseinrichtuugen. 

2  Grabwespen  sgd.,  14  Falter  sgd.  —  Origanum  vulgare  L. :  12  langrüsselige  Fliegen,  9  Bienen, 

4  Falter  sgd.  —  MentJia  aqticäica  L. :  1  Käfer,  5  Fliegen  sgd.,  1  Honigbiene  sgd.,  1  Falter  sgd., 

1  Netzflügler  CPanorpa)  sgd.  —  Erythraea  Centaiirium  L.:  l  Fliege  sgd.,  3  Gräbbienen  Psd., 

5  Falter  sgd.  —  Asclepias  syriaca  L.:  1  Fliege,  2  Bienen,  3  Falter  und  Panorpa  sgd.  — 
Vinca  minor  L.:  4  langrüsselige  Bienen  sgd.  —  Syringa  vulgaris  L.:  1  Falter  sgd.  — 
Ligustrum  vulgare  L.:  4  Käfer,  2  Fliegen  sgd.,  2  Bienen  und  7  Falter  sgd.  -  Plantago 
media  L.:  2  Käfer,  4  Schwebfliegen  Pfd.,  1  Falter.  —  Primula  elatior  Jacq. :  zu  den 
regelmässigen  Besuchern  der  Blumen  gehört  der  ihnen  gleichfarbige  Citronenfalter  (Rhodocera 
rhamni).  fPr.  officinalis  Jacq,:  eigentliche  Kreuzungsvermittler:  langrüsselige  Bienen 
(Bombus,  Anthophora);  sonstige  Besucher:  Andrena  und  Halictus  Psd.,  Bombylius  sgd., 
Meligethes  Pfd.  —  Lysimachia  vulgaris  L.:  1  Schwebfliege  Pfd.,  1  Biene  Psd.  —  Hottonia 
palustris  L. :  5  Fliegen  sgd.  —  Erica  tetralix:  Rhingia  sgd.,  Thrips.  —  Calluna  vulgaris 
Salisb.:  2  Fliegen,  3  Bienen,  1  Falter,  alle  sgd.  —   Vaccinium  uliginosum  L.:  2  Fliegen, 

3  Bienen  sgd.  —  fGalium  silvaticum  L.:   3  Käfer,  2  Fliegen.     G.  Möllugo  L. :  1  Käfer, 

2  Fliegen.  G.  boreale  L. :  4  Käfer,  1  Fliege,  2  kurzrüsselige  Bienen,  1  Blattwespe,  1  Motte. 
G.  verum  L. :  2  Käfer,  2  Fliegen,  2  kurzrüsselige  Bienen,  1  Goldwespe,  2  Falter.  —  Asperula 
cynanchica  L.:  4  Käfer,  6  Fliegen,   2  Falter.  —  Galium  verum  L.:  2  Käfer,  2  Fliegen, 

3  Hautflügler,  2  Falter.  G.  boreale  L.:  4  Käfer,  1  Fliege,  3  Hautflügler,  1  Falter.  — 
Asperula  odorata  L.:  4  Käfer,  4  Fliegen,  1  Biene,  1  Falter.  —  Symphoricarpus  racemosus 
Mchx.:  1  Fliege,  1  Biene,  1  Wespe  sgd.  —  Viburnum  Opulus  L.:  5  Käfer,  1  Fliege.  — 
Sambucus  nigra  L. :  3  Käfer,  1  Blattwespe.  Samb.  Ebulus  L.:  2  Fliegen.  —  Dipsacus 
silvestris  Mill.:  1  Fliege,  6  Bienen,  alle  sgd.  —  Scabiosa  arvensis  L.:  1  Käfer,  2  Fliegen, 
14  Hautflügler,  davon  11  Bienen  sgd.  und  Psd.,  8  Falter  sgd.  Sc.  succisa  L.:  1  Fliege, 
1  Biene  sgd.  —  Campanula  Traclielium  L.,  rotundifolia  L.,  ranunculoides  L.,  bononiensis 
L.,  patula  L.,  persicifolia  L. :  einzelne  Käfer  und  Fliegen,  zahlreiche  Bienen.  fC.  glomerata 
L.:  5  Bienen.  —  fPhyteuma  spicatum  L. :  4  Käfer  und  die  Honigbiene.  fPh.  nigrum 
Schmidt:  Rhingia  und  4  Grabbienen  (Andrena,  Halictus).  —  Jasione  montana  L.:  1  Käfer, 
8  Fliegen,  8  Hautflügler,  darunter  6  Bienen,  2  Falter. 

Compositae. 
Echinops  sphaerocepJialus  L. :  7  Bienen  sgd.  Carlina  vulgaris  L.:  2  Bienen  sgd. 
Centaurea  Jacca  L. :  3  langrüsselige  Fliegen,  1  kurzrüsselige  Pfd,  8  Bienen  sgd.  und  Psd.,  1 
Grabwespe  sgd.,  1  Falter  sgd.  C.  Scabiosa  L.:  2  Fliegen  sgd.,  3  Bienen  sgd.  und  Psd.,  2  Falter 
sgd.  G.  Cyanus  L.:  2  Schwebfliegen  Pfd.,  4  Bienen,  meist  sgd.:  2  Falter  sgd.  Onopordon 
Acanthiumh.:  1  Wanze  sgd.,  9  Bienen,  meist  sgd.,  2  Falter  sgd.  fSilybum  Marianum  Gaertn.: 
7  Bienen,  meist  sgd.  Cirsium  arvense  L.:  10  Käfer,  6  Fliegen,  7  Hautflügler,  6  Bienen, 
Grabwespeu,  Wespen,  5  Falter.  C.  lanceolatum  L. :  1  langrüsselige  Fliege  sgd.,  6  Bienen 
(meist  Halictus  Psd.},  1  Tagfalter  sgd.  C.  palustre  Scop. :  7  Fliegen  sgd.  und  Pfd.,  5  Bienen 
sgd.,  1  Grabwcspo  vergeblich,  5  Falter  sgd.,  Carduus  crispus  L.;  3  Fliegen  sgd.,  10  Bienen 
sgd.,  6  Falter  sgd.  C.  acanthoides  L.:  1  Käfer,  1  Wanze,  1  Falter.  C.  nutans  L.:  2 
Schwebfliegen  Pfd.,  7  Bienen  sgd.  und  Psd.,  4  Falter  sgd.  Lapxm  minor  DC:  2  Bienen 
und  1  Grabwespe  sgd.  Achillea  Millefolium  L.  und  Ptarmica  L.:  15  Käfer,  11  Fliegen, 
10  Hautflügler,  7  Falter.  Chrysanthemum  leueanthemum:  4  Käfer.  2  Fliegen,  3  Falter. 
Chr.  corymbosum  L.:  9  Käfer,  4  Fliegen,  1  Wanze  sgd.,  5  Hautflügler,  3  Falter.  Tanacetum 
vidgare  L.:  2  Käfer,  1  Schwebfliege  Pfd.,  6  Bienen,  Wespen,  Ameisen,  3  Falter,  2  Netz- 
flügler. Arnica  montana  L.:  1  Fliege,  2  Hummeln,  4  Falter.  Senecio  Jacobaea  L.:  6  Fliegen, 
6  Bienen  (Andrena  Halictus,  Nomada:  1  Falter.  fS.  vulgaris  L.:  eine  Schwebfliege  sgd. 
und  Pfd,  1  Wanze  sgd.,  2  Bienen  Psd.,  sgd.  S.  nemorensis  L..  7  Fliegen,  7  Bienen,  1 
Wespe,  1  Falter,  fimda  Helenium  L. :  2  Fliegen,  12  Bienen,  Psd.  und  sgd.  fJ.  britannica  L. : 

1  Schwebfliege  Pfd.,  3  Bienen  sgd.  und  Psd.  Solidago  canadensis  L.:  1  Käfer,  10  Fliegen, 
6  unausgeprägtere  Bienen,  Grabwespen  und  Ameisen.    Bellis  perennis  L. :  1  Käfer,  2  Fliegen, 

2  Grabbienen  (Andrena,  Halictus),  2  Falter.  fPctasitcs  officinalis  Moench:  1  Fliege  und 
die  Honigbiene,  Hieracium  umbellatum  h. :  1  Käfer,  2  Fliegen,  3  Bienen  (Sphecodes,  Halictus), 

3  Falter.  H.  pilosella  L.:  2  Käfer,  1  Fliege,  10  Bienen  (hauptsächlich  Prosopis,  Sphecodes, 
Andrena,  Halictus),  1  Falter.   Crepis  biennis  L.:  1  Käfer,  1  Fliege,  7  Bienen  (meist  Halictus), 


Bezieliuugea  zwischen  Pflauzcn  und  Thieren.  523 

1  Blattwespe,  6  Falter.  C.  virens  Vill.:  1  Fliege,  9  Bienen,  1  Falter.  fC.pnlndosa  Vill,:  6 
Bienen.  Prenanthcs  murälis  L.:  1  Fliege,  1  llalictus.  fSonchus  asper  Vill.:  7  Bienen. 
Cichorium  Intybus  L. :  9  Bienen.  Taraxacum  officinale  L.:  4  Käfer,  4  P'liegeu,  9  Bienen, 
4  sonstige  Hautflüglcr,  Thrips. 


Von  folgenden  Blumen  werden  der  Bestäubungsmecbanismus  oder 
sonstige  biologische  Eigenthümlicbkeiten  besprochen.  (Die  mit  *  bezeichneten 
Arten  sind  durch  Abbildungen  erläutert.) 

Cassia  multijuga  (Caesalpiniaceeu).  An  den  Blüthenstielen  sitzen  Membracidenlarven, 
deren  Honigtröpfchen  von  stachellosen  Honigbienen  ausgebeutet  werden.  Die  Blumen  werden 
von  Bienen  (Xylocopa,  Centris)  besucht. 

Inga  (MimosaceenJ  bietet  eine  ungemein  hochgradige  Variabilität,  besonders  der 
Blüthen  dar. 

Cusctita  Epithymum  L*  Blüthen  homogam;  Honig  im  Grunde  des  kugeligen 
Glöckchens,  von  der  Basis  des  Fruchtknotens  abgesondert,  durch  blattförmige  gefranste 
Anhänge  der  Blumenkroue  geschützt,  von  Grabwespen  aufgesucht. 

Polemonium  coeruleum  L.  Im  Garten  an  manchen  Stöcken  neben  proterandrischen 
Zwitterblüthen  kleinere  rein  weibhche  Blüthen;  Besucher:  1  Käfer,  6  Bienen. 

Cerinthe  minor  L*  stimmt  im  Ganzen  mit  G.  dlpina  (H.  M.  Alpenblumen  S.  264) 
überein.  Als  Eingangsöffnungen  für  die  Bienenrüssel  dienen  aber  hier  die  5  Spalten  zwischen 
den  freien  Enden  der  Blumenblätter,  als  Stützen  zum  Festklammern  der  ßienenkrallen  die 
sich  einwärtskrümmenden  Ränder  der  Blumenblätter.  C.  alpina  ist  nur  Hummeln,  C.  minor 
auch  der  Honigbiene  zugänglich.  Die  G.  minor  besuchenden  Bienen  müssen  von  unten  an 
der  Corolla  hängend  die  Filamente  der  um  den  Griffel  herum  zu  einem  Kegel  zusammen- 
schliessenden  Antheren  auseinderzwäugen,  um  zum  Honig  zu  gelangen.  Dadurch  öffnen  sie 
den  Antherenkegel  und  bestreuen  ihre  Unterseite  mit  Pollen.  In  der  nächstbesuchten  Blüthe 
streifen  sie  mit  der  bestäubten  Unterseite  die  aus  der  Corolla  hervorragende  Narbe.  Sowohl 
Hummeln  als  Bienen  hängen  während  des  Saugens  gerade  von  unten  am  Glöckchen  und 
müssen  daher  dasselbe  fliegend  verlassen,  um  ein  neues  aufzusuchen.  Dadurch  wird  bewirkt, 
dass  sie  nach  dem  Besuche  jeder  Blume  einen  neuen  Blüthenstand  besuchen,  also  immerfort 
getrennte  Stöcke  oder  wenigstens  Blüthenstände  mit  einander  kreuzen. 

Myosotis  vcrsicolor  Sm.  Die  Blumenkrone  öffnet  sich  im  unausgewachsenen,  noch 
gelb  gefärbten  Zustand,  während  Narbe  und  Staubgefässe  bereits  functionsfähig  sind  und 
erstere  die  letzteren  überragt,  so  dass  besuchende  Insecten  jetzt  Kreuzung  bewirken..  Später 
werden  durch  die  weiter  wachsende  und  sich  blau  färbende  Blumenkroue  die  ihr  ansitzenden 
Antheren  an  der  Narbe  vorbei,  wodurch  diese  mit  Polleu  behaftet  und  bei  ausgebliebenem 
Insectenbesuch  Selbstbestäubung  gesichert  wird.  Als  Besucher  wurden  2  Schwebfliegen  und 
3  Bienen  beobachtet.  Myosostis  hispida  Schlechtend.  Durch  die  nach  oben  convergireuden 
Counectivanhänge  wird  bewirkt,  dass  der  eindringende  Insectenrüssel  in  der  Richtung  der 
Blütheuaxe  weiter  geht  und  beim  Eindringen  sicher  die  Narbe,  erst  beim  Zurückgehen  die 
Antheren  streift.    Sonst  Alles  wie  bei  AI.  intermedia  Link. 

Cynoylossum  officinale  L.  Die  taschenartigen  Aussackungen,  welche  den  Blüthen- 
eingang  umgeben,  gleichen  denen  von  ÄncJiusa,  lassen  aber  noch  eine  1  mm  weite  Oeffnung, 
■wie  bei  3Iyosotis.  Auch  in  Bezug  auf  die  Tiefe  der  Honigbergung  (3  mm)  steht  Cijno- 
glossum  zwischen  diesen  beiden.    Besucher:  3  Bienen,  1  Falter,  Thrips. 

Solanum  Diilcamara  L.  Die  grünen,  weissumsäumten  knopfförmigen  Höcker,  welche 
paarweise  auf  der  Basis  der  zurückgeschlagenen  Blumenblätter  stehen,  sehen  wie  benetzt 
aus  und  sind  als  Scheinnectarien  zu  betrachten,  da  bisweilen  Fliegen  erst  diese  Höcker  und 
den  Blüthengrund,  dann  die  Narbe  und  die  Pollen  liefernde  Spitze  des  Antherenkegels  mit 
ihren  Rüsselklappen  betupfen  und  durch  Wiederholung  dieser  Thätigkeit  auf  verschiedenen 
Blüthen  kreuzungsvermittelnd  wirken. 

Solanum  nigrum  h*  wird  ebenso  wie  S.  Dulcamara  nicht  blos  von  Pollen  sammeln- 
den Bienen,  sondern  auch  von  Pollen  fressenden  Schwebfliegen  besucht  und  gekreuzt. 

Atropa  Belladonna  L.*  ist  eine  Hummelblume  von  schmutzig -braunroth er  Farbe, 


524  Anatomie.  Morph,  der  Phanerog.  —  Befruchtungs-  uud  Aussäuugscinrichtungen. 

deren  im  Grunde  der  Blumenglocke  beherbergter  Houig  durch  einen  vom  untersten  Theile 
der  Staubfäden  und  der  Blumeiikrone  ausgehenden  Haarverschluss  gegen  Regen  und  den 
Zutritt  von  Fliegen  geschützt  ist.  Proterogynie  und  Hervorragen  der  Narbe  über  die  An- 
theren  begünstigen  bei  eintretendem  Hummelbesuche  Fremdbestäubung.  Als  Besucher  wurden 
ausser  Thrips  nur  (9)  Hummeln  uud  Bienen  beobachtet. 

Verhascmn  Lychnitis  L.  ist,  wie  die  Verhascum-kviQn  überhaupt,  nach  Delpino's 
plausibler  Deutung  Pollen  sammelnden  Bienen  angepasst,  denen  die  Staubfadenhaare  zum 
Festhalten  während  der  hastigen  Abstreifung  des  Pollens  dienen,  wird  aber  auch  von  pollen- 
fressenden Fliegen  besucht  und  gekreuzt.  Seine  Blumenblätter  schlagen  sich  unmittelbar 
so  weit  nach  hinten  zurück,  dass  das  verlängerte  innere  Blumenblatt  als  Anflugfläche  un- 
brauchbar wird.  Die  bei  Verbasciim  nigriim  vorhandenen  Honigtröpfchen  fehlen  hier.  Als 
Besucher  wurden  ausser  einigen  für  die  Blütheu  nutzlosen  Käfern  und  einer  Wanze  2  pollen- 
sammelnde Halictus  und  eine  pollenfressende  Fliege  (Anthomyia)  beobachtet. 

Linaria  minor  Desf.*  stimmt  im  Blüthenbau  mit  L.  vulgaris  und  alpina  überein, 
ist  aber  so  klein  und  unscheinbar,  dass  ihr  gewiss  nur  ausnahmsweise  Insectenbesuch  zu 
Theil  wird.  Dafür  befruchtet  sie  sich  regelmässig  selbst,  indem  kurze  Zeit  nach  Entfaltung 
der  Blüthe  der  aus  den  Antheren  der  längeren  Staubgefässe  quellende  Pollen  die  gleich- 
zeitig entwickelte  Narbe  bedeckt.  Sie  ist  wohl  als  heruntergekommener  Abkömmling  erfolg- 
reicherer Bienenblumen  zu  betrachten. 

Scroplmlaria  aquatica  L.  Im  wesentlichen  mit  S.  nodosa  übereinstimmend  und 
wie  diese  hauptsächlich  von  Wespen,  spärlich  von  Bienen  besucht. 

Veronica  latifolia  L.  (in  der  vorliegenden  Arbeit  irrthümlich  als  V.  montana  L. 
bezeichnet)  stimmt  im  Bestäubungsmechanismus  mit  V.  Chamaedrys  überein,  lockt  aber  in 
Folge  seiner  grösseren  Augenfälligkeit  reichlicheren  Insectenbesuch  an  sich.  Es  wurden 
in  kurzer  Zeit  4  Fliegen,  13  Bienen,  2  Grabwespen  beobachtet. 

Veronica  agrestis  L.*  hat  in  viel  unausgeprägterem  Zustande  den  Blüthenmecha- 
nismus  von  Chamaedrys,  wird  aber  in  Folge  seiner  Unscheinbarkeit  viel  spärlicher  von 
Insecten  besucht  und  es  bleibt  erst  noch  durch  weitere  Beobachtungen  festzustellen,  ob  hier 
die  Drehbarkeit  der  Staubgefässe  überhaupt  in  Anwendung  kommt  oder  nur  als  nutzloses 
Erbtheil  fortbesteht.    Besucher:  1  Fliege  sgd.,  3  Bienen  sgd.  u.  Psd. 

Melampyrum  arvense  L.  Die  durch  ihre  verwaschen  purpurrothen  Deckblätter  sehr 
augenfälligen  Blüthenstände  locken  an  offenen  sonnigen  Standorten  zahlreiche  nutzlose 
Gäste  an.  Die  21—22  mm  langen  Blumenröhren  gestatten  aber  nur  unserer  langrüsseligsten 
Hummel  (Bombus  hortorum)  den  Zutritt  zum  Honig. 

Melampyrum  nemorosum  L.  hat  in  der  Regel  ebenso  augenfällige  Blüthenstände, 
wenn  nämlich  ihre  Blüthendeckblätter  blau  sind,  diese  kommen  aber  auch  weiss  und  grün 
vor.  Blumenrähre  18— 20  mm  laug.  Bombus  hortorum  ebenfalls  der  einzige  Kreuzungs- 
vermittler. Andere  Hummeln  erbeuten  den  Honig  durch  Einbruch.  Die  Blumen  bieten 
dieselbe  Art  von  Farbenwechsel  dar  wie  Bibes  aureum,  indem  das  Goldgelb  des  vorderen 
Theils  der  Corolla  später  bräunlich  orangegelb  wird.  Bei  ausbleibendem  Insectenbesuche 
bestäuben  M.  arvense  uud  nemorosum  sich  selbst,  in  derselben  Weise  wie  M.  pratense. 

Melampyrum  cristatum  L.*  hat  erheblich  kürzere  Blumenröhren  und  wird  schon 
von  Hummeln  mit  12— 14  mm  langem  Rüssel  (z.  B.  Bombus  lapidarius  L.  $)  ausgebeutet 
und  gekreuzt.  Im  Bestäubungsmechanismus  stimmen  M.  arvense,  nemorosum  und  cristatum 
mit  pratense  überein.  Das  viel  kleinblumigere  3Iela77ijpyrum  sylvaticum*  hat  dagegen  ver- 
einfachten Blüthenbau  ohne  Bcstreuungseinrichtung.  Ein  in  den  Blüthencingängen  ein- 
dringender Insectenrüssel  streift  jedesmal  zuerst  die  Narbe,  dann  die  mit  klebrigem  Pollen 
bedeckte  Seite  der  Antheren  und  bewirkt  so  Kreuzung.  Selbstbestäubung  bei  ausbleibendem 
Insectenbesuche  wie  bei  M.  pratense. 

Verbena  officinalis  L.*  Die  Blumen  sind  mit  ihrer  3  mm  langen  auswärts  gebogenen 
Röhre,  die  im  Eingänge  durch  einen  Ring  convergirender  Haare  gegen  Fliegen  geschützt  ist, 
und  mit  ihrem  violett  blauen  Saum  kleinen  Bienen  angepasst  und  wurden  von  4  Halictus- 
Arten  besucht  gefunden.  Der  eindringende  Rüssel  dreht  die  Antheren  mit  ihren  pollen- 
behafteten Seiten  nach  innen  und  streift  dann  die  Narbe;  erst  beim  Zurückziehen  behaftet 


Beziehungen  zwischen  Pflanzen  und  Thieren.  525 

er  sich  mit  Pollen.  Die  beiden  tiefer  stehenden  Antheren  behaften  bei  ausbleibendem 
Insectenbesuch  die  Narbe  mit  Polleu. 

Teucrium  Scorodonia  L.  Der  Vortheil  der  einerseitswendigen  Blütheustände  besteht 
darin,  dass  die  Bienen  an  ihnen  regelmässig  von  unten  aufwärts  gehen,  ohne  eine  Blüthe  zu 
überspringen.    Weitere  Besucher    6  Hummeln  und  Bienen. 

Teucrium  Scordium  L.  Blumenröhre  nur  4  mm  lang;  der  Honig  daher  auch  der 
Honigbiene  zugänglich.  Blüthenentwickelung  ausgeprägt  proterandrisch  wie  bei  T.  Scoro- 
donia. Die  Staubgefässe  biegen  sich  aber  weniger  weit  zurück  und  ermöglichen  spontane 
Selbstbestäubung  durch  heiabfallenden  Polleu.  Besucher:  Honigbiene  und  Saropoda 
bimaculata. 

Lamium  amplexicatäe  L.  Schwach  proterandrisch  oder  homogam,  mit  spontaner 
Selbstbestäubung.    Besucher:  Bienen  (Anthrophora,  Melecta). 

Stachys  recta  L.*  Honigreiche  Bienenblume  mit  Saftdecke,  Wetterdach.  Saftmal, 
bequemer  Standfläche  uud  Rüsselführung,  ausgeprägt  proterandrisch.  Besucher:  Honigbiene 
und  Megachile. 

Marrubium  vulgare  L.  stimmt  in  den  Dimensionen  der  Blüthe  und  der  ganzen 
Bestäubungseinrichtung  mit  Verbena  off.  übei'ein,  nur  liegt  die  Saftdecke  tiefer  unten  in 
der  Blumenröhre,  unterhalb  der  Narbe.    Besucher  hauptsächlich  Bienen  (5  Arten). 

Melittis  Melissophyllum  L.  hat,  im  Gegensätze  zu  Gaston  Bonnier's  Angabe,  wohl- 
entwickelte Nectarien,  sondert  reichlich  Honig  ab  und  wird  von  Bombus  hortorum  L.  eifrig 
und  andauernd  besucht. 

Nepeta  nuda  L.*  Honigreiche,  stark  duftende  Bienenblume  mit  Saftmal,  bequemer 
Standfläche  und  Rüsselführung,  mit  einer  Oberlippe,  die  Narbe  und  Antheren  in  der  die 
Kreuzung  durch  besuchende  Bienen  sichernden  Lage  hält,  aber  nicht  schützend  überdeckt, 
ohne  besondere  Saftdecke,  aber  durch  Haare  im  Blütheneingange  uud  auf  der  Unterlippe 
gegen  Regen  geschützt,  erst  die  Staubbeutel,  später  den  unteren  Griffelast  der  Berührung 
besuchender  Bienen  darbietend  und  dadurch  Kreuzung  sichernd,  durch  Weiterwachsen  des 
Griffels  über  die  Antheren  hinaus  spontane  Selbstbestäubung  ausschliessend.  Besucher 
hauptsächlich  (7  Arten  von)  Bienen. 

Monarda  didyma  L.  Der  Kreuzung  durch  Falter  angepasst  (Bot.  Jahresber.  1878, 
Ref.  No,  4),  von  einem  Nachtfalter,  Plusia  gamma,  besucht. 

Lavandula  vera  L.  Königreich,  in  der  Mitte  der  Blumenröhre  mit  einem  als 
Saftdecke  dienenden  Haarring.  Befruchtungsorgane  in  der  Blumenröhre  eingeschlossen,  an 
deren  unterer  Seite  liegend,  protrandrisch.  Der  Griffel  im  ersten  (J')  Stadium  nur  bis  zur 
Saftdecke  reichend,  während  die  beiden  Staubgefässe  ausserhalb  derselben  liegen.  Später 
streckt  sich  der  Griffel  bis  zu  den  unteren  Antheren  und  behaftet  sich,  wenn  Insectenbesuch 
ausgeblieben  ist,  mit  deren  Pollen.  Der  aromatisch  duftende  Honig  wird  trotz  der  Kleinheit 
der  Blüthen  von  zahlreichen  Faltern  und  von  einem  ausgewählten  Kreise  von  Bienen,  denen 
es  weniger  auf  die  Quantität  als  auf  die  Qualität  der  Houigausbeute  ankommt,  d.  h.  von 
Kukuksbienen  und  von  Männchen  selbstsammelnder,  begierig  aufgesucht. 

Syrinya  persica  L.  hat  bisweilen  in  demselben  Blüthenstaude  grosshüllige ,  zwei- 
geschlechtige  homogame  und  kleinhüllige  rein  weibliche  Blüthen  mit  verkümmerten  Antheren. 

Forsythia  viridissima  Lindl.  Homogam,  meist  langgriffelig,  bisweilen  aber  auch 
an  demselben  Stocke  mit  kurzem,  mit  den  Antheren  uumittelbar  in  Berührung  kommendem 
Griffel.    Als  Besucher  2  Bienen  beobachtet. 

Trientalis  europaea  L.  ist  proterogyn ,  bietet  aber  beim  Abblühen  die  Möglichkeit 
spontaner  Selbstbestäubung  dar,  sondert  keinen  freien  Honig  ab;  die  den  Fruchtknoten  um- 
schliessende  Basis  der  Blumeukroue  ist  aber  fleischig  verdickt  und  im  Innern  saftreich.  Als 
Besucher  nur  Meligethes  beobachtet. 

Vaccinium  Oxycoccos  L.  Der  Honig  der  nach  unten  gerichteten  Blumen  kann  von 
den  als  Kreuzungsvermittler  dienenden  Bienen  nur  ausgebeutet  werden,  indem  sie  von  unten 
an  der  Blüthe  hängend  zuerst  mit  dem  Kopfe  die  hervorragende  Narbe  berühren,  dann  den 
Rüssel  zwischen  dem  Griffel  und  den  ihn  kegelförmig  umschliessenden  Antheren  einführen, 


526  Anatomie.  Morph,  der  Phanerog.  —  Befruchtungs-  und  Aussäungseiurichtungen. 

aus  deren  nach  unten  geöffiieten  Röhren  ihr  Kopf  dahei  mit  Pollen  bestreut  wird.  Dadurch 
ist  bei  eintretendem  Bienenbesuch  Kreuzung  gesichert. 

Gdlium  saxatile  L.  und  das  honigreiche  G.  tricorne  With.  in  Folge  der  Unschein- 
barkeit der  Blüthen  nur  sehr  spärlich  besucht,  das  letztere  homogam  mit  spontaner  Selbst- 
bestäubung. 

Sherardia  arvensis  L.*  mit  grossblumigeren  proterandrischen  Zwitterblüthen  und 
kleinblumigeren  rein  weiblichen. 

Asperula  tinctoria  L*  Blüthen  homogam,  mit  schliesslich  erfolgender  spontaner 
Selbsbestäubung,  nicht  selten  dreizählig,  von  Fliegen,  Schlupfwespen  und  Faltern  besucht, 

Weigelia  rosea  Lindl.  ist  der  Kreuzung  durch  mittelgrosse  Bienen  von  der  Grösse 
der  Osmia  rufa  L.  $  (der  häufigsten  Besucherin)  angepasst,  die,  in  die  homogamen  Blüthen 
dringend,  zuerst  die  hervorragende  Narbe,  dann  die  im  Blütheneiugange  stehenden  pollen- 
behafteten Antheren  streift.  Die  Blüthen  haben  dieselbe  Art  von  Farbenwechsel  wie  Bibes 
aureum. 

Lonicera  Periclymenum  L.  Ein  unter  einer  Dachtraufe  wachsender  Stock  bot  in 
seinen  Blüthen  Rückbildungen  von  25  bis  nur  4 — 6  mm  langen  Blumenröhren  dar. 

Anthemis  tinctoria  L.  Blütheneinrichtung  im  Wesentlichen  wie  bei  Chrysanthemum 
leucanthemum.  Weitere  Besucher:  5  Käfer,  5  Fliegen,  1  Wanze,  5  meist  kurzrüsselige 
Bienen,  1  Blattwespe,  1  Wespe,  6  Falter. 

Bideiis  cerntia  L.*  Das  letzte  Drittel  jedes  der  beiden  Grilfeläste  ist  mit  einer 
kegelförmigen  Fegebürste  ausgerüstet;  die  beiden  unteren  Drittel  sind  auf  der  Innenseite 
mit  Narbenpapillen  bekleidet,  am  Rande  spontaner  Selbstbestäubung  zugänglich.  Die  Aus- 
säungseinrichtung  (widerhakige  Kelchzähne)  ist  schon  während  der  ßlüthezeit  entwickelt. 
Als  Besucher  wurde  die  Honigbiene  beobachtet. 

Inula  hirta  L.  und  Prenanthes  purpurea  L.  Die  näher  beschriebene  Blüthen- 
einrichtung beider  bietet  nichts  besonders  Merkwürdiges  dar.  Die  erstere  wurde  von  1  Käfer, 
2  Fliegen,  5  Bienen,  1  Blattwespe.  3  Faltern,  die  letztere  von  1  Käfer,  1  Fliege,  2  Bienen 
besucht  gefunden. 

Valerianella  olitoria  Mnch.*  Die  einzeln  sehr  unscheinbaren  Blüthchen  fallen  nur 
durch  ihre  Vereinigung  zu  einer  Scheindolde  iu  die  Augen  und  werden  trotz  der  Winzig- 
keit ihrer  Honigtröpfchen  unter  günstigen  Umständen  von  zahlreichen  lusecten  (4  Käfern, 
16  Fliegen,  2  Mücken,  1  Wanze,  11  Bienen,  2  Faltern)  besucht.  Sie  sind  homogam  nnd 
bestäuben  sich  bei  ausbleibendem  Jnsectenbesuch  regelmässig  selbst. 

YII.  Aussäungsemrichtungen  und  Fruchtschutz. 

45.  W.  VoQhausen.   Bei  welchen  Winden  fliegen  die  Fichten-,  Kiefern-  und  Lärchensamen 

ab?    (No.  69.) 

Das  Abfliegen  geschieht  vorwiegend  bei  östlichen  Winden,  kann  aber  auch  bei  süd- 
lichen und  südwestlichen  Winden  stattfinden  unter  Verhältnissen,  welche  der  Verf.  näher 
auseinandersetzt.  K.  Wilhelm, 

46,  W.  0.  Focke.    Die  Verhreitungsmittel  der  Hutpilze.    (No.  18.) 

Bei  der  geringen  Fallhöhe  der  Hutpilzsporen  von  der  Unterseite  des  Hutes  bis  zum 
Boden  ist  selbst  an  offenen  Stellen  der  Wirkung  des  Windes  zum  Verbreiten  derselben  ein 
geringer  Spielraum  gegeben,  besonders  wenn,  wie  es  auf  Viehweiden  und  sonst  oft  der  Fall 
ist,  rings  umher  Grashalme  und  Kräuter  wachsen.  Verf.  vermuthet  deshalb,  dass  vielleicht 
weidendes  Vieh  als  Ausbreiter  der  Sporen  solcher  Hutpilze  dient,  indem  es  mit  Pilzsporen 
behaftete  Gräser  verzehrt  und  mit  dem  Koth  an  einer  anderen  Stelle  wieder  aussät,  so  dem 
Mycelium  zugleich  einen  gedeihlichen  Boden  für  seine  Entwickelung  bereitend.  Auch  die 
indirecte  Verbreitung  der  Pilzsporen,  welche  weidendes  Vieh  bewirken  kann,  wenn  es  einen 
Bovist  zertritt,  oder  einen  Hutpilz  umwirft,  hält  der  Verf.  für  bemerkenswerth.  Für  die 
im  Walde  wachsenden  Hutpilze  vermuthet  er  Sporenverbreitung  durch  Käfer,  die  von  der 
Farbe  der  Pilze  angelockt  werden.  Betreffs  der  Fhallus- Arten  theilt  er  die  sich  unmittelbar 
aufdrängende  und  schon  oft  ausgesprochene  Ansicht,  dass  die  massenhaft  angelockten  Fliegen 
ihre  Sporen  verbreiten. 


Beziehungen  zwischen  Pflanzen  und  Thiereii.  527 

47.  P.  AschersoD.    Asteriscns  pygmaeus.    (No.  4.) 

Wie  bei  der  bekannten  Jerichorose,  Änastatica  hieroehuntica  (GruciferaeJ,  so  bleiben 
auch  bei  Asteriscus  pijgmaeus  Coss.  und  Dur.  (Compositae) ,  der  mit  jener  denselben  Ver- 
breitungsbezirk hat,  die  Samen  resp.  die  Früchte  bei  Trockenheit  fest  eingeschlossen  und 
werden  nur  nach  Einwirkung  von  Feuchtigkeit,  also  zu  einer  Zeit,  wenn  die  äusseren 
Bedingungen  wenigstens  die  Keimung  ermöglichen,  ausgestreut.  Bei  Änastatica  bleiben  im 
trockenen  Zustande  die  Samen  niclit  nur  in  dem  (nur  bei  Feuchtigkeit  aufspringenden) 
Perikarp  eingeschlossen,  sondern  die  Früchte  noch  durch  die  Einkrümmung  der  holzigen 
Zweige  vollkommen  verborgen.  Bei  Asteriscus  werden  die  Früchte  im  trockenen  Zustande 
nur  von  dem  geschlosseneu  Köpfchen  festgehalten.  Taucht  man  dasselbe  in  Wasser,  so  sieht 
man  binnen  10  Minuten  die  fest  zusammengeschlosseneu  Blätter  der  Körbchenhülle  sich 
sternförmig  nahezu  horizontal  ausbreiten.  Diese  hygroskopische  Eigenschaft,  welche  der 
Aussäung  zu  passender  Zeit  dient,  ist  gerade  entgegengesetzt  derjenigen  der  Köpfchen  von 
Carlina  acaulis,  die  sich  bei  schönem  Wetter  öffnen  und  so  die  Kreuzungsvermittler  zu 
passender  Zeit  anlocken,  bei  Regen  dagegen  zum  Schutze  der  Blütheu  schliessen. 

48.  F.  Hildebrand.    Fruchtschutz  bei  Gentaarea  macrocephala.    (No.  25.) 

Nach  dem  Blühen  fallen  hier  die  Blumenkronen  nicht  ab,  souderu  bilden  ein  dichtes, 
keine  Feuchtigkeit  durchlassendes  Dach  über  den  reifenden  Früchten.  Dieses  Dach  ist  nöthig, 
weil  das  Involucrum  einen  sehr  erhabenen  Rand  hat,  so  dass  die  Früchte  in  der  Tiefe  einer 
Schale  liegen,  welche  bei  Regen  sich  leicht  mit  Wasser  füllen  könnte.  Beim  Reifen  erheben 
sich  die  mit  borstigem  Pappus  verseheneu  Achänien  zwischen  den  Borsten  des  Recepta- 
culums  und  heben  so  das  Regendach  entweder  mutzen-  oder  kapuzenfürmig  in  die  Höhe; 
leicht  fällt  dieses  nun  herunter,  und  die  Achänien,  welche  nunmehr  keines  Schutzes  bedürfen, 
liegen  offen  in  dem  Grunde  des  Involucralbechers,  aus  dem  sie  vom  Winde  herausgeweht 
werden  können.    Sie  treten  nicht  alle  auf  einmal,  sondern  nach  und  nach  hervor. 

Vin.  Sonstige  Beziehungen  zwischen  Pflanzen  und  Thieren. 

49.  A.  C  Rosenthal  und  Jos.  Bermann.    Neue  thiertödtende  Pflanzen.    (No.  58.) 

Als  solche  werden  aufgeführt :  Mentzelia  ornata  Torrey  und  Grey  (Loasaceae),  die 
am  oberen  Theile  des  Blüthenstieles  zwei  Arten  von  Haaren  trägt,  weiche,  mit  Drüsen- 
knöpfchen  versehene,  welche  eine  die  Fliegen  anlockende  Substanz  absondern,  und  starr,  an 
der  Spitze  mit  4  —  5  Widerhaken  versehene  Borsten,  welche  die  au  den  Drüsenhaaren 
saugenden  Fliegen,  kleine  Käfer  u.  s.  w.  fangen  und  festhalten. 

Gronovia  scandens  L.  (Loasaceae) ,  deren  starre  Stengelhaare  an  ihrem  Ende  in 
zwei  sehr  spitzige  Widerhaken  ausgehen,  mittelst  deren  sie  an  anderen  Pflanzen  in  die  Höhe 
klettert.  Wenn  sie  keinen  Halt  findet,  so  kriecht  sie  auf  der  Erde  entlang  und  wird  für 
kleine  Eidechsen  verhängnissvoll,  indem  die  Widerhaken  sich  an  Hautschuppen  festhaken. 
Binnen  24  Stunden  wurden  sieben  5—12  cm  lauge  Eidechsen  beobachtet,  die  in  dieser  Weise 
getödtet  waren.  Tritovia  (Liliaceae)  tödtet  Bienen  (Bot.  Jahresber.  18V7,  S.  754,  Ref.  No.  42). 
Hoya  caniosa  Br.  (AsclepiadeaeJ  soll  durch  ihren  Honig  die  Bienen  in  kurzer  Zeit  tödten, 

50.  Charles  B.  Plowright.    lieber  Mimicry  bei  Pilzen.    (No.  53.) 

Viele  Pilze,  namentlich  Hymeuomyceten  von  braunen,  gelblichen,  grauen  und  schwärz- 
lichen Färbungen  ähneln  den  dunkleren  Schattenfarben  des  Bodens,  wogegen  lebhaft  gefärbte 
Agaricus-Avten  sich  sehr  bemerkbar  machen,  wodurch  sie  vielleicht  (nach  G.  Smith's  Vei-- 
muthung)  ihrer  Verbreitung  dienende  Insecteu  anlocken.  Agaricus  oäonis  scheint  sich  im 
Grase  verstecken  zu  wollen  und  riecht  zugleich  wie  frisch  gemähtes  Heu.  Die  Fhalliis- 
Arten  locken  durch  ihren  Leichengeruch  Aas-  und  Kothfliegen,  vermuthlich  als  Verbreiter 
ihrer  Sporen,  an  sich.  Als  Nachahmung  höherer  Pflauzeu  darbietend  wird  betrachtet: 
der  Fliegenpilz  =  Balanophora  involncrata,  der  junge  Hut  von  Hygroi)liorus  calyptrae- 
formis  =  einer  unentfalteten  Artischoke,  Hydmcm  coralloides  =  Blumenkohl  (von  Mimicry 
kann  da  doch  unmöglich  die  Rede  sein!  Ref.),  Tremella  moriformis  Berk.  =  Maulbeere, 
Licea  fragiformis  =  Erdbeere.  Thierähnlichkeiten  sollen  darbieten:  Phallus  und 
Cynopliallus ,  wie  ihr  Name  andeutet,  Clathrus  cancellatus  Mich.  =  Eingeweiden,  diesen 
auch    im  Geruch  ähnlich  und  von  zahllosen  Fliegen  besucht  etc.     Aehnlichkeit  mit 


528  Anatomie,  Morph,  der  Phanerog.  —  Befruchtungs-  und  Aussäungseiurichtungen. 

thierischen  Auswurfstoffen:  Aethalium  septicum  Fr.,  Eeticularia  maxima  Fr., 
Spumaria  alba  =  thierischen  Exkrementen;  Lindbladia  effusa  Fr.  =  frischem  Kuhdünger 
und  wie  dieser  zweien  Stilba-Arteu  (St.  globosum  und  St.  fimetariumj  als  Unterlage  dienend. 
Pilzgerüche:  Unterirdisch  wachsende  Pilze,  wie  die  Trüffeln,  ziehen  nur  durch  ihren 
Duft  die  Insecten,  Nager  und  Schweine  an,  die  vermuthlich  ihre  Sporen  verbreiten.  Auch 
die  oberirdischen  Pilze  verbreiten  bekanntlich  zum  Theil  Gerüche,  die  oft  auffallend  anderen 
Gerüchen  gleichen,  wie  hier  an  zahlreichen  Beispielen  im  Einzelnen  augegeben  wird. 

Endlich  werden  noch  zahlreiche  Beispiele  für  die  an  Ägaricus  caesareus  und  mus- 
earius,  Cantharellus  cibarius  und  aurantius  wohl  am  meisten  bekannte  Erscheinung  gegeben^ 
dass  ein  essbarer  und  ein  giftiger  Pilz  sich  täuschend  ähnlich  sehen. 

Verf.  hält  die  meisten  der  von  ihm  angeführten  Aehnlichkeiten  für  Insecten  an- 
lockende Nachahmungen,  durch  welche  Befruchtung  oder  Sporenverbreituug  begünstigt  werde. 
51.  Emerich  Räthay.    Uatersuchungen  über  die  Spermogonien  der  Rostpilze.    (No.  55.) 

Die  vorliegende  Arbeit  eröffnet  uns  den  Blick  auf  eine  völlig  neue  Art  von  Wechsel- 
beziehungen zwischen  Thieren  und  Pflanzen  und  fesselt  in  hervorragendem  Grade  unsere 
Aufmerksamkeit. 

Dem  Verf.  fiel  es  auf,  „dass  den  auf  den  oberseits  orangegefleckten,  von  Gymno- 
sporangium  juniperinum  befallenen  Blättern  einiger  Sträucher  von  Sorbus  Aria  zahlreiche 
Ameisen  zuwanderten,  welche  sich  auf  den  bezeichneten  Blättern  bei  kleinen,  über  den  reifen 
Spermogonien  des  Gymnosporangiwn  juniperinum  haftenden  Tröpfchen  aufhielten,  um  von 
ihnen  zu  naschen".  Dies  führte  ihn  auf  den  Gedanken,  dass  überhaupt  die  Sporangien  der 
Rostpilze,  ähnlich  den  Blumen,  durch  Farbe,  Form  und  Geruch  Insecten  auffallen  und  durch 
Zucker-  und  stickstoffhaltige  Nahrung  (Spermatien)  zu  wiederholten  Besuchen  veranlassen 
mögen,  dass  sie  daher  wohl  nicht  nur  bei  nassem,  sondern  auch  bei  trockenem  Wetter  ihren 
Inhalt  entleeren.  Durch  die  hierauf  bezüglichen  Beobachtungen,  welche  er  4  Jahre  hindurch 
fortsetzte,  wurden  seine  vorläufigen  Vermuthungen  in  grossem  Umfange  bestätigt.  Bei  allen 
21  ßostpilzen,  die  er  untersuchte,  fallen  die  Theile  der  Wirthpflanzen,  aus  denen  die  Spermo- 
gonien hervorbrechen,  bis  in  grosse  Entfernung  auf,  bei  denjenigen,  die  ein  einjähriges  und 
wenig  umfangreiches  Mycelium  besitzen,  durch  lebhaft  gelbe  oder  Orangefarbe  der  Aecidium- 
flecke,  bei  denen  mit  zwei  oder  mehrjährigem  iVIycelium  durch  das  eigenthümliche  Aussehen 
der  ganzen  Sprosse,  welches  ausser  der  Farbe  der  Spermogonien  oft  durch  abnormes 
Wachsthum  der  Blätter  und  Internodien  bedingt  ist,  —  und  durch  süssen  Duft,  der  deu 
Spermogonien  entströmt.  Bei  allen  21  untersuchten  ßostpilzen  besitzt  der  entleerte  Inhalt 
der  Spermogonien,  mag  er  uns  geschmacklos,  schwach  oder  intensiv  süss  erscheinen,  die 
Fähigkeit,  Fehling'sche  Lösung  bei  gewöhnlicher  Temperatur  oder  in  der  Wärme  in  kleineren 
oder  grösseren  Quantitäten  zu  reduciren,  was  auf  seinen  Zuckergehalt  hinweist.  Bei  20  von 
den  21  untersuchten  Rostpilzeu  (Ausnahme;  Caeoma  auf  Foteriiim  Sanguisorba  mit  para- 
physenlosen  Spermogonien)  werden  die  entleerten  Spermogonieninhalte  durch  den  Paraphysen- 
kranz  der  Spermogonien  an  den  Orten  festgehalten,  wo  sie  den  Insecten  auffallen  müssen. 
Bei  14  von  den  21  ßostpilzen  wurde  vom  Verf  durch  directe  Beobachtung  constatirt,  dass 
sich  bei  ihrem  entleerten  Spermogonieninhalte  mehr  oder  weniger  zahlreiche  Insecten  zum 
Genüsse  einfinden.  Verf.  beobachtete  als  Besucher  der  Spermogonieninhalte  nicht  weniger 
als  lo5  verschiedene  Insectenarten  (31  Käfer,  32  Hymenoptereu,  64  Dipteren,  8  Hemipteren), 
und  indem  er  ausserdem  mit  gleicher  Sorgfalt  die  (29)  Besucher  des  Sphaceliasecretes  des 
Mutterkorns,  extrafloralen  Nectars  ^85),  ausgeflossenen  Traubensaftes  (14)  und  des  Blattlaus- 
secretes  (52  Arten)  ins  Auge  fasste,  konnte  er  feststellen,  dass  die  Besucher  aller  dieser  sich 
offen  darbietenden  Pflanzensäfte  grossentheils  dieselben  kurzrüssehgen  Insectenarten  sind, 
welche  Verf.  in  seinem  Buche  „Befruchtung  der  Blumen"  als  auch  flachen  und  unbedeckten 
Blumenhonig  aufsaugend,  nachgewiesen  hat.  Es  gelang  ihm  ferner  festzustellen,  dass  die 
Spermogonien  der  Kostpilze  ihren  Inhalt  nicht  blos  während  des  Kegens,  sondern  auch  nach 
demselben  und  selbst  an  sehr  heissen  und  trockenen  Tagen  austreten  lassen,  und  dass  sie 
die  zur  Verflüssigung  ihres  gallertartigen  Inhaltes  nöthige  Flüssigkeit  ganz  allmählich  selbst 
ausscheiden,  indem  die  hervorgetretene  zuckerhaltige  Gallerte  osmotisch  saugend  wirkt. 

Es  dürfte  hiernach  wohl  kaum  einem  Zweifel  unterliegen,  dass  wir  es  in  den  vom 


Beziehungen  zwischen  Pflanzen  und  Thiereu.  529 

Verf.  festgestellten  Erscheinungen  mit  einer  für  die  Rostpilze  wie  für  die  besuchenden 
Insecten  nützlichen  gegenseitigen  Anpassung  beider  zu  thun  haben,  wenn  auch  der  Vortheil, 
welchen  dieses  Wechselverhältniss  der  Pflanze  bringt,  noch  so  lange  räthselhaft  bleiben  muss, 
als  die  physiologische  Bedeutung  der  Spcrmatien  nicht  erkannt  ist. 

52.  C.  Parona.    Physianthus,  Schmetterlinge  und  Bienen.    (No.  52.) 

Wie  im  Bot.  Jahresbericht  für  1879  (S.  140)  berichtet  wurde,  werden  nach  Be- 
obachteru  der  Vereinigten  Staaten  von  den  Blüthen  von  Physianthus  albens  fAsclepiadeaeJ 
nicht  selten  Nachtschmetterlinge  gefangen  und  festgehalten,  bis  sie  sich  zu  Tode  gezappelt 
haben,  und  machte  ein  übrigens  unbekannter  Beobachter  dem  Prof.  Packard  die  Mittheilung, 
er  habe  mit  eigenen  Augen  gesehen,  dass  mehrere  Honigbienen  auf  die  sich  abzappelnden 
Falter  niederschössen,  sie  immer  von  Neuem  stachen,  bis  sie  todt  waren,  und  dann  die 
Körper  der  Gefangenen  aufrissen  und  die  weichen  inneren  Theile  verzehrten,  Verf.  zog 
nun,  um  dieser  wunderlichen  Beobachtung  auf  den  Grund  zu  kommen,  im  botanischen  Garten 
zu  Cagliari  Physianthus  albens;  es  wurden  gegen  100  Falter  (Plusia  Chrysitis  und  gamma, 
Deilephila  euphorbiae,  Picris  brassicae,  besonders  aber  Kleinschmetterlinge)  von  seinen 
Blüthen  gefangen,  aber  nur  eine  kleine  Spinne  sah  er  die  kleinen  der  gefangenen  Falterarten 
anfallen  und  aussaugen  und  zwei  Larven  der  Gottesanbeterin  (Mantis  religiosa)  schienen 
ihm  des  gleichen  Raubes  verdächtig.  Von  den  schon  vorher  vielfach  angezweifelten  Raub- 
aufällen  der  Honigbiene  sah  auch  er  keine  Spur. 

53.  Dr.  E.  Krause.    Ein  Schmetterling,  der  einen  Kolibri  nachahmt.    (No.  27.) 

Verf.  weist  auf  die  namentlich  von  Fritz  Müller  und  Bates  hervorgehobene  That- 
sache  hin,  dass  gewisse  Macroglossa- Arten  gewissen  Kolibris,  mtt  denen  sie  an  denselben 
Blumen  getroffen  werden,  in  Gestalt,  Farbe  und  Flugweise  zum  Verwechseln  ähnlich  sehen, 
wirft  die  Frage  auf:  „haben  wir  hier  einen  Fall  achter  Mimicry  vor  uns,  zieht  die  Macro- 
glossa wirklich  Nutzen  aus  ihrer  Aehnlichkeit  mit  einem  Kolibri?"  und  stellt  die  dawider 
und  dafür  sprechenden  Gründe  neben  einander.  Einerseits  sind  unstreitig  manche  gemeinsame 
Eigenthümlichkeiten  der  Macroglossen  und  Kolibris  durch  ihre  Anpassung  an  die  gleiche 
Lebensweise,  tiefen  Blumenhonig  schwebend  zu  saugen,  bedingt.  Andererseits  weist  der 
Verf.  auf  die  Schutzbedürftigkeit  anderer  Macroglossen  (die  Hummelschwärmer)  und  der 
Sesien  hin,  die  sich  in  ihrer  Aehnlichkeit  mit  wegen  ihres  Stachels  gefürchteten  Hautflüglern 
kundgiebt  und  die  auch  für  die  kolibriähnlichen  Macroglossen  eine  gleiche  Schutzbedürftigkeit 
wahrscheinlich  mache.  Durch  täuschende  Aenlichkeit  mit  den  Kolibris,  die  nach  den  An- 
gaben der  verschiedensten  Beobachter  frei  von  Verfolgern  seien,  werde  nun  den  Macroglossen 
der  nöthige  Schutz  gewährt,  nicht  nur  gegen  Raubvögel,  sondern  auch  gegen  Kolibris  selbst, 
die  sie  aus  Brodneid  von  den  Blüthen  zu  verjagen  suchen. 

54.  C.  V.  Riley.    Die  Ameisen  als  Beschützer  der  Gartenbäume.    (No.  56.  57.) 

Nach  einer  Mittheilung  Dr.  Mac  Gowan's  in  Han  Chow,  Provinz  Hainan,  China, 
werden  in  mehreren  Theilen  der  Provinz  Kanton  Ameisen  benutzt,  um  die  Orangenbäume 
von  bestimmten  sie  schädigenden  Würmern  zu  befreien.  Die  Hügelbewohuer  suchen  die 
beutelförmigeu,  von  den  Zweigen  verschiedener  Bäume  herabhangenden  Nester  einer  rothen 
nnd  einer  gelben  Ameisenart  auf,  stülpen  Thierblasen,  die  sie  auf  der  Innenseite  mit 
Speck  als  Köder  bestrichen  haben,  über  deren  Eingänge  und  bringen  diese  Blasen,  nachdem 
die  Ameisen  hineingekrochen  sind,  den  Besitzern  der  Orangerien  zu  Verkauf.  Man  setzt 
die  Ameisen  auf  die  oberen  Zweige  der  Orangebäume  und  verbindet  die  verschiedenen 
Bäume  durch  Bambusstäbe,  wodurch  man  den  Ameisen  leichten  Zutritt  zu  allen  gewährt. 
Dieses  Mittel  ist  mindestens  seit  1640,  wahrscheinlich  schon  viel  länger  in  beständigem 
Gebrauch. 


55.  H.  Dewitz.    Wie  ist  es  Insecten  möglich,  an  senkrechten  Wänden  emporzulaufen? 

(No.  13,  14.) 

Verf.  liefert  durch  sorgfältige  mikroskopische  Untersuchung  den  interessanten  Nach- 
weis, dass  die  Stubenfliege  nicht,  wie  man  vielfach  glaubte,  durch  Ausaugen  mittelst  der 
sogenannten  Haftklappen  an  senkrechten  Glaswänden  sich  festhaftet,  sondern,  wie  zuerst 
Blackwall  behauptete,  mittels  eines  Klebstoffes,  der  aus  den  Spitzen  der  Härchen  der  Haft- 

Botauischer  Jabresbericlit  IX  (1882)  1.  Abth.  34 


530     Anatomie.    Morph,  der  Phanerog.  —  Variationen  und  Bildungsabweichungen. 

läppen  in  glashellen  Tröpfchen  hervortritt  und  der  jedenfalls  in  den  Hautdrüsen  abgesondert 
wird,  welche  Leydig  gerade  in  den  Hautlappen  in  zahlreicher  Menge  aufgefunden  hat.  Auch 
viele  andere  Insecten  und  Insectenlarven  nehmen,  nach  des  Verf.s  Ansicht,  einen  Klebstoff 
bei  ihrer  Fortbewegung  zu  Hilfe.  „Unzählige  Insectenarten",  schliesst  der  Verf.,  „wären  ohne 
den  Klebstoff  nicht  im  Stande,  an  Sträuchen  und  Blumen  emporzuklimmen  und  von  einer 
Blüthe  zur  andern  zu  wandern  oder  in  einer  Blüthe  umherzukriechen  und  so  die  Befruchtung 
zu  vollziehen." 

Im  zweiten  Aufsatze  giebt  Verf.  über  den  feineren  Bau  des  Klelterapparates  der 
Insecten  Auskunft.  Die  bei  Telephorus  dispar  in  der  Chitinhaut  der  Sohle  steckenden 
Härchen  sind  der  Länge  nach  von  einem  Kanal  durchzogen,  in  dessen  unteres  Ende  je 
eine  mit  klebrigem  Schleim  sich  füllende,  flaschenförmige,  einzellige  Hautdrüse  mündet. 
An  jede  der  Drüsen  tritt  ein  sehr  feiner  Nervenast  heran.  Der  Verf.  sagt:  „Ebenso  beruht 
nach  meiner  Ueberzeugung  das  Festkleben  an  den  Sammelhaaren  oder  an  den  Hinterschienen 
der  Bienen  lediglich  auf  Abscheidung  eines  klebrigen  Schleimes,  welcher  aus  den  Haaren 
und  aus  Poren  der  Schienen  hervordringt." 

(Die  Bedeutung  aufkriechender  Insecten  für  die  Befruchtung  der  Blumen  ist  vom 
Verf.  bedeutend  überschätzt.    Seine  Ansicht  von  der  Wirkung  des  Pollensammelapparates 
der  Bienen  schwebt  völlig  in  der  Luft.    Uebrigens  sind  seine  Untersuchungen  auch  für  die 
Kenntniss  blumenbesuchender  Insecten  von  grossem  Interesse.    Ref.) 
56.  Mereschkowsky.    Der  Farbensinn  der  niederen  Grastaceen.    (No.  37.) 

Um  über  den  Ursprung  des  Farbensinnes  der  Bienen  und  anderer  Blumenbefruchter 
zu  einem  begründeten  UAheile  zu  gelangen,  wird  es  nöthig  sein,  auch  die  Untersuchungen 
über  den  Farbensinn  niederer  Thiere  im  Auge  zu  behalten.  Mereschkowsky's  Untersuchungen 
erstreckten  sich  auf  Cirripeden-Larven  (Baianus)  und  marine  Copepoden  (Dias  longicemis). 
Er  constatirte  übereinstimmend  mit  den  Erfahrungen  Paul  Bert's  an  Daphniden,  dass  die 
genannten  Thiere  auf  jede  Farbennüance  ebenso  reagiren  wie  auf  weisses  Licht,  dass  also 
bei  ihnen  keinerlei  Blindheit  für  einzelne  Farben  vorkommt.  Er  folgert  aber  ferner  aus 
seinen  Versuchen ,  dass  weisses  Licht  vor  farbigem ,  jede  hellere  Farbe  vor  jeder  dunklern 
bevorzugt  wird,  dass  dagegen  verschiedene  Farben,  wenn  sie  nur  im  Helligkeitsgrade  über- 
einstimmen, gleich  stark  aufgesucht  werden,  dass  also  diese  niedern  Kruster  ausschliesslich 
von  der  Quantität  und  gar  nicht  von  der  Qualität  des  Lichtes  afficirt  werden. 

Diese  Ergebnisse  stehen  in  bemerkenswerthem  Gegensatze  zu  Prof.  A.  Weismann's 
auf  ganz  anderem  Wege  gewonnenem  Schlüsse,  dass  die  bei  manchen  Daphniden  vorkommenden 
bunten  Färbungen  als  durch  geschlechtlich  erworbene  Schmuckfarben  zu  betrachten  seien, 
was  offenbar  schon  für  diese  niederen  Thiere  einen  ausgebildeten  Farbensinn  voraussetzt. 
(Vgl.  Aug.  Weismann  „Ueber  die  Schmuckfarben  der  Daphnoiden",  Zeitschr.  für  Wigsen- 
»chaftl.  Zoologie  XXX,  Suppl.  I.) 


E.  Yariationen  und  Bildungsabweiclmngen. 

Referent:  J.  Peyritsch. 
Verzeichniss  der  besprochenen  Arbeiten. 

1.  Abnormal  Cone  of  Araucaria  excelsa.    (Ref.  S.  546.) 

2.  Abnormal  Pears.    (Ref.  S.  562.) 

3.  Ansorge.    Schlesische  Nova.    (Ref.  S.  589.) 

4.  Anthurium  Scherzerianum.    (Ref.  S.  546.) 

5.  Anthurium  Scherzerianum.    (Ref.  S.  546.) 

6.  Ascherson,  P.    Fasciirter  Blüthenstengel  von  Asphodelus  fistulosus.    (Ref.  S.  543.) 

7.  A  study  of  Double-flowered  Chinese  Primroses.    (Ref.  S.  558.) 

8.  ß,    Eigenthümliche  Verwachsung  zweier  Sämlinge.    (Ref.  S.  543.) 

9.  Bachinger,  Isidor.    Abnormität  von  Galanthus  nivalis.    (Ref.  S.  548.) 
10.  Bader.    Monstruosite  de  Trifolium  repens.    (Ref.  S.  553.) 


Verzeicbniss  der  besprochenen  Arbeiten.  53 1  , 

11.  Bail.    Vortrag.    (Ref.  S.  540.) 

12.  Bailey,  W.  Whitman.    A  double  Epigaea  repens.    (Ref.  S.  557.)  ■ 

13.  —  Fasciation.    (Rdf.  S.  543.)  ^ 

14.  —  Virescenz  in  Leontodou.    (Ref.  S.  553.)  j 

15.  Baillon,  H.    La  garaopetalie  et  les  äeurs  doubles.    (Ref.  S.  556.)  1 

16.  —  La  symetrie  des  fieurs  doubles  du  Platycodon.    (Ref.  S.  557.)  ; 

17.  —  Sur  les  Composees  ä  gynecee  complet.    (Ref.  S.  556.)  ; 

18.  Begonia  Davisii  var.  superba  fl.  pl.    (Ref.  S.  558.)  ' 

19.  Beissner,   L.     Ungeschlechtliche   Fortpflanzung   wild   wachsender  gefüllt   blühender  | 

Pflanzen.    ((Ref.  S.  558.)  ! 

20.  -   Verschiedene  Bemerkungen  über  Coniferen.    (Ref.  S.  541.) 

21.  Bonnet  et  Cardot.    Note  sur  une  anomalie  du  Leucanthemum  vulgare.  (Ref.  S.  550.)  "i 

22.  Borbas,  V.    Abnormitäten.    (Ref.  S.  538.)  ' 

23.  —  Abnormes  Colchicum  autumnale.     (Ref.  S.  549.)  I 

24.  —  Agatlan  növenyreszek  kiveteles  clägazau  säröl.     (Ref.  S.  542.)  ' 

25.  —  Der  vergrünte  Rittersporn  als  morphologischer  Wegweiser.     (Ref.  S.  533.)  j 

26.  —  Die  Pflanzenteratologie  in  der  Mittelschule.    (Ref.  S.  539.) 

27.  —  Pflanzeuabnormitäten.     (Ref.  S.  540.)  ■ 

28.  —  Pflanzenanomalien.    (Ref.  S.  540.)  [ 

29.  —  Pflanzen  mit  ausnahmsweise  quirlständigen  Blättern.    (Ref.  S.  544.)  j 

30.  —  Pelorie  bei  Delphinium  Consolida.     (Ref.  S.  551.)  ] 

31.  —  Verzweigung  gewöhnlich  unverzweigter  Pflanzentheile.    (Ref.  S.  542.)  i 

32.  —  Von  der  Zwilliugsfrucht.    (Ref.  S.  540.)                            ^  ] 

33.  Bouvardia  Alfred  Neuner,    (Ref.  S.  557.)  i 

34.  -  (Ref.  S.  557.)  \ 

35.  Britton,  N.  L.    Peculiarly-lobed  leaves  in  Quercus  alba  L,    (Ref.  S.  544.)  i 

36.  Calloni,  Silvio.     Chorise  ou  polyphyllie  uni-radiale   et   coUaterale  dans   la  fleur  ■ 

d'Erythrouium  dans  canis.    (Ref.  S.  556.)  ' 

37.  —  Pistillodie  des  etamines  dans  la  fleur  de  Persica  vulgaris  Müll.    (Ref.  S.  559.)  j 

38.  Celosia  cristata.    (Ref.  S.  543.) 

39.  Chrysanthemum  inodorum.     (Ref.  S.  550.) 

40.  Clarckia  elegaus.    (Ref.  S.  558.)  j 

41.  Cornelius.    Androgyner  Blüthenstand  von  Zea  Mays.    (Ref.  S.  546.)  j 

42.  Cugini.    Sul  mal  nero  della  vite.     (Ref.  S.  551.)  ! 

43.  Cyclamen  Atkinsi.    (Ref.  S.  550.)  " 

44.  Daffodils.     (Ref.  S.  546.)  \ 

45.  Dianthus  chinensis  L.     (Ref.  S.  559.)                               '  ' 

46.  Dianthus  chinensis  L.  var.  Darleri.    (Ref.  S.  559.)  , 

47.  Dickson,  Alexander.    On  the  morphology  of  the  pitcher  of  Cephalotus  follicularis.  : 

(Ref.  S.  545.)  ' 

48.  Double  Cineraria.    (Ref.  S.  557.)  I 

49.  —  Flowers.     (Ref.  S.  547.)  : 

50.  -  Flowered  Apple.    (Ref.  S.  559.)  '    i 

51.  —  Ladies  Smock.    (Ref.  S.  558.)  ; 

52.  —  Lapageria.    (Ref.  S.  557.)  i 

53.  —  Lychnis.    (Ref.  S.  558.)  j 

54.  —  Paeouies.    (Ref.  S.  559.)  \ 

55.  —  Pelargonium  in  Small  Pits.    (Ref.  S.  559.) 

56.  —  Primroses.    (Ref.  S.  558.)  ' 

57.  Double  Stocks.    (Ref.  S.  557.)  •  ; 

58.  Duchartre,  P.    Note  sur  des  feuilles  ramiferes  de  Chou.    (Ref.  S.  555.  i 

59.  —  Observations  sur  des  fleurs  doubles  des  Begonius  tubereux.    (Ref.  S.  548.)  • 

60.  —  Prolifications  de  Ceräsier.    (Ref.  S.  561.)  j 

61.  —  Sur  une  fleur  monstreuse  de  Cheiranthus  Cheiri.    (Ref.  S.  556.)  | 

34*  : 


532     Anatomie.    Morph,  der  Phanerog.  —  Variationen  und  Bildungaabweicliungen. 

62.  Durand,  L.    Sur  des  petales  surnumeraires  de  Petunia.    (Ref.  S.  557.) 

63.  Dutailly,  G.    Sur  une  monstruosite  du  Bryonia  dioica.    (Ref.  S.  545.) 

64.  Eichler,  A.  W.    lieber  die  weiblichen  Blüthen  der  Coniferen.    (Ref.  S.  547.) 

65.  —  Zum  Verständüiss  der  Weinrebe.    (Ref.  S.  545.) 

66.  Epigaea  repens  with  double  Flowers.    (Ref.  S.  557.) 

67.  Erica  vulgaris  alba  nana.    (Ref.  S.  542.) 

68.  Gaillardia  picta  var.  Lorenzi.    (Ref.  S.  550.) 

69.  —  var.  Lorenziana.    (Ref.  S.  550.) 

70.  Gerard.    Abnormal  Fuchsia.    (Ref.  S.  544.) 

71.  Gibbs,  J.    Note  on  abnormal  form  of  Cardamine  pratensis  L.    (Ref.  S.  558.) 

72.  Grapes  within  Grapes.    (Ref.  S.  562.) 

73.  Gravis,  A.    Les  fascies  souterraines  des  Spirees.    (Ref.  S.  543.) 

74.  Guigar d,  L.    Sur  polyembryonie  chez  le  quelques  Mimosäes.    (Ref.  S.  562.) 

75.  Hackel.    Zwei  Bildungsabweichungen  am  Pistill  von  Gräsern.    (Ref.  S.  547.) 

76.  Heckel,  Ed.    Du  pilosisme  deformant  dans  quelques  vegetaux.    (Ref.  S.  561.) 

77.  Hinricher.    Beiträge  zur  Pflanzenteratologie.    (Ref.  S.  586.) 

78.  Helianthus  annuus  var.  californica.    (Ref.  S.  542.) 

79.  Henslow,  G.    On  a  proliferous  condition  of  Verbascum  nigrum  L.    (Ref.  S.  561.) 

80.  Heteromorphous  Appel-Tree.  .  (Ref.  S.  562.) 

81.  Hildebrand,  Fr.    Umwandlung  der  Blüthenblätter   in  Staubgefässe  bei   Cardamine 

pratensis  L.    (Ref.  S.  559.) 

82.  Hlawa.    Herbstblüthen  in  Croatien.    (Ref.  S.  561.) 

83.  Hollick.    Abnormal  forms.    (Ref.  S.  539.) 

84.  Hose  in  hose  Polyanthus.    (Ref.  S.  558.) 

85.  Jacobasch.    Bemerkenswerthe  Pflanzen.    (Ref.  S.  538.) 

86.  Kopfsalat,  le  Pellisier.    (Ref.  S.  545.) 

87.  Leimbach,    ünregelmässige  Blüthen  von  Leucojum  vernum.    (Ref.  S.  548.) 

88.  Le  Monnier.    Duplication  de  la  corolle  de  la  pensee.    (Ref.  S.  558.) 

89.  Lemoine.    New  Double  Lilac.    (Ref.  S.  557.) 

90.  Magnus,  P.    Apium  graveolens  mit  sehr  zertheilten  Blättern.    (Ref.  S.  544.) 

91.  —  Blattexcrescenzen  von  Rehsteineria  allagophylla  (Mart.)  Regel.    (Ref.  S.  544.) 

92.  —  Dahlia  variabilis  fl.  viridi.    (Ref.  S.  547.) 

93.  —  Niedrige  unverzweigte  Form  von  Impatiens  glandulifera.    (Ref.  S.  542.) 

94.  —  Quercus  pedunculata  mit  sehr  lang  gestielten  Inflorescenz.en    (Ref.  S.  547.) 

95.  Malformed  Iris.    (Ref.  S.  549.) 

96.  Malformed  Sarracenia.    (Ref.  S.  556.) 

97.  Massalongo,  C.    Mostruosita  osservata  nel  fiore  pistillifero  del  Rumex  arifolius  L. 

(Ref.  S.  552.) 

98.  Melicamp,  S.  H.    Ilex  opaca  with  entire  Leaves.    (Ref.  S.  544.) 

99.  Melsheimer.    Pflanzenmonstrositäten.    (Ref.  S.  539.) 

100.  Monster  Cowliflowers.    (Ref.  S.  547.) 

101.  Monstrous  Foxglove.    (Ref.  S.  550.) 

102.  Morel   Viviand.      Note  sur  quelques    cas   teratologique   de   1' Anemone  coronaria 

(Ref.  S.  551.) 

103.  Müller,  F.    Verirrte  Blätter.    (Ref.  S.  544.) 

104.  Multiple  Cones.    (Ref.  S.  546.) 

105.  Myosotis  silvatica  Hoffm.  var.  elegantisima.    (Ref.  S.  542.) 

106.  Narcissus.    (Ref.  S.  546.) 

107.  Narcissus  tridymus.    (Ref.  S.  546.) 

108.  Nigella  damascena.    (Ref.  S.  559.) 

109.  Petunia  violacea.    (Ref.  S.  542.) 

110.  Pinus  Laricio  pygmaea.    (Ref.  S.  541.) 

111.  Pinus  sylvestris  globosa.    (Ref.  S.  541.) 

112.  Poinsettia  pulcherrima  major.    (Ref.  S.  547.) 


Allgemeine  Vorbemerkungen,  533 

113.  Poinsettia  pulcherrima  plenissima.    (Ref.  S.  547.) 

114.  Polyanthus.     (Ref.  S.  549.) 

115.  Proliferous  double  Mignonette.    (Ref.  S.  560.) 

116.  Prolification  in  Foxylove.    (Ref.  S.  560.) 

117.  Ranunculus  aconitifolius  fl.  pl.    (Ref.  S.  559.) 

118.  Rapin.    Carlina  acaulis  var.  pleiocephala.    (Ref.  S.  547.) 

119.  Ravenel,  H.  W.    Abnormal  Habit  of  Asclepias  amplexicaulis.    (Ref.  S.  542.) 

120.  Rabus  rosaefolius  coronatus.    (Ref.  S.  559.) 

121.  Sarracenia.    (Ref.  S.  545.) 

122.  Saxifraga  virginiensis  fl.  pl.     (Ref.  S.  558.) 

123.  Schlechtendal,  H.  K.    Pflanzenmissbildungen.     Die  Vergrünung  der  Blätter   von 

Daucus  Carola  L.    (Ref.  S.  552.) 

124.  Schlögl,  Ludwig.    Abnormität  von  Taraxacum  dens  leonis  und  Ranunculus  acris. 

(Ref.  S.  541.) 

125.  —  Fasciation  von  Taraxacum.    (Ref.  S.  543.) 

126.  Schrenk,  J.    A  Silene  with  pentamerous  Ovary.    (Ref.  S.  556.) 

127.  Schuch,  J.    Pflanzenabnormitäten.    (Ref.  S.  543.) 

128.  Seadless  Pears.    (Ref.  S.  562.) 

129.  Silene  pendula  L.  var.  compacta.    (Ref.  S.  542.) 

130.  Specimens  exhibited.    (Ref.  S.  543.) 

131.  Spring  flowering  Form  of  Colchicum  autumnale.    (Ref.  S.  561.) 

132.  Stenzel.    Pedicularis  silvatica  mit  endständiger  Blüthe.    (Ref.  S.  550.) 

133.  —  Ueber  doppelte  Blumenkronen  bei  Linaria  vulgaris.    (Ref.  S.  550.) 

134.  S uringar,  W.  S.  K.    Stasiastische  dimerie.    (Ref.  S.  548.) 

135.  Tagetes  signata  pumila.    (Ref.  S.  542.) 

136.  The  double  Petunia.    (Ref.  S.  557.) 

137.  Thomas.    Teratologische  und  pathologische  Mittheilungen.    (Ref.  S.  540.) 

138.  Tripel,  M.  F.    Deux  tulipes  monstreuses.    (Ref.  S.  556.) 

139.  Urban,  Ign.    Flora  von  Gross-Lichterfelde  und  Umgebung.    (Ref.  S.  538.) 

140.  Velenosky,  J.    Ueber  die  vergrünten  Eichen  von  Alliaria  officinalis  Andrz.    (Ref. 

S.  556.) 

141.  Webb,  E.    Proliferous  inflorescence  of  Rubus  idaeus  L.    (Ref.  S.  561.) 

142.  Welt  er.    Mondstrouosite  des  fruits  de  Capsicum  annuum.    (Ref.  S.  562.) 

143.  What  is  a  Fruit.    (Ref.  S.  562.) 

144.  Wittmack.    Eine  Kartoffelstaude  mit  oberirdischen  Knollen.    (Ref.  S.  543.) 

145.  —  Ueber  Zwillingsfrüchte.    (Ref.  S.  361.) 

146.  Ziegler,  Julius.    Vergrünte  Blüthen  von  Tropaeolum  majus.    (Ref.  S.  555.) 

I.  Allgemeine  Vorbemerkungen. 

Die  Variationen  und  Bildungsabweichungen  erscheinen  in  den  Berichten  nicht 
gesondert  aufgeführt,  es  wurden  erstere  unter  letztere,  die  an  Zahl  vorherrschen,  wie  es 
dem  Ref.  gerade  passend  erschien,  vertheilt.  Abweichungen  vom  normalen  Typus  mehr 
geringfügiger  Natur  oder  solche,  welche  man  wohl  nicht  als  Monstrositäten  bezeichnet,  sind 
unter  den  Nummern  (16—25,  38,  39,  41,  58,  61—64)  zu  finden;  es  sind  dies  Zwergformen 
(16—25),  Formen  mit  hängenden  Zweigen  (16),  mit  abweichend  gestalteten  Blättern  (38,  39, 
41)  und  dergleichen.  Die  Variationen  in  der  Färbung  hat  Ref.  im  Verzeichniss  ausgelassen, 
die  meisten  derselben  werden  in  den  überaus  zahlreichen  Gartenjournalen  angetroffen,  von 
diesen  standen  dem  Ref.  nur  ein  paar  zur  Verfügung.  Die  wichtigeren  Anomalien  in  dieser 
Richtung,  zumal  solche,  welche  von  den  Gärtnern  in  Regel's  Gartenflora  1881  und  Gardeners' 
Chronicle  1881  als  Neuheiten  gepriesen  wurden,  sind  mit  einigen  andern  in  der  Fussnote 
aufgeführt.  ^) 

')  Vgl.  Regel  Gartenflora  1881  über  Clarkia  pulchella  Pursh.  var.  hicolor,  Gll'iu  bicolor  Bth.  var.  fl. 
piolaceis  (p.  132—133,  Holzschnitt),  Funkia  ovata  Sprgl,  yar.  marginata  (1.  c.  p.  23  mit  Holzschnitt).    Daselbst  die 


534     Anatomie.    Morph,  der  Phanerog.  —   Variationen  und  Bildungsabweichungen. 

Wie  in  allen  vorhergehenden  Jahren  beherrscht  die  Notiz  das  Terrain,  sie  ist  in 
der  Anzahl  überwiegend,  sei  es,  dass  die  ganze  Veröffentlichung  des  Fundes  oft  nur  einige 
Zeilen  in  Anspruch  nimmt,  oder  die  Publication  ist  wohl  umfangreicher,  sie  ist  aber  aus 
Notizen  und  Notizchen  zusammengesetzt  und  nicht  genug  an  dem,  unbedeutenden  Funde,  welche 
ein  einigermassen  Erfahrener  in  einem  Dutzend  auf  der  nächst  besten  Excursion,  wenn  er 
einen  Werth  darauf  legt,  findet,  wurden  von  dem  einen  oder  andern  Autor  auch  wiederholt 
zum  Druck  gebracht.  P^igenthümlichen  Ansichten  begegnet  man  bisweilen.  Ein  Autor, 
fürwahr  ein  teratologischer  Heisssporn,  von  dem  sich  noch  vieles  erwarten  lässt,  geht  so 
weit,  das  Sammeln  von  Monstrositäten  als  Bildungs-  beziehungsweise  Erziehungsmittel  für 
Besucher  der  Mittelschule  zu  preisen. 

Durch  wissenschaftliche  Behandlung  des  Gegenstandes  gegenüber  einer  grossen 
Anzahl  von  Veröffentlichungen  ist  nennenswerth  die  Arbeit  Heiniicher's  (2),  sie  ist  auch 
die  umfangreichste.  Es  ist  selbstverständlich,  dass  sich  unter  der  Menge  des  Gebotenen 
auch  sonst  noch  interessante  Fälle  vorfinden,  die  entsprechend  verwerthet  wurden.  Solche 
haben  Dicksou,  Eichler,  Dutailly,  Magnus,  Hackel,  Calloui  und  Andere  publicirt. 
Mit  Ausnahme  einiger  von  den  vier  zuerst  genannten  Autoren  publicirten  Fälle  sind  die 
Mehrzahl  der  Bilduugsabweichungen  der  Vegetationsorgane  ohne  besonderes  morphologisches 
Interesse.  Die  Fälle  von  D  i  c  k  s  o  n  (47)  sind  Abnormitäten  von  normal  kannenförmig  gestalteten 
Blättern,  welche  stufenweise  Uebergänge  zu  flachen  Blättern  erkennen  Hessen;  sie  sind  werth  voll 
für  die  morphologische  Betrachtung  der  ascidienförmig  gestalteten  Blattorgane;  Magnus  (44) 
giebt  durch  Veröffentlichung  eines  entsprechenden  Falles  einen  weiteren  Beitrag  zur  Lehre 
von  den  Ueberspreitungen  der  Blätter;  die  Fälle  von  Dutailly  (46)  und  Eich  1er  (49) 
betreffen  Abnormitäten  von  Ranken  einer  Cucurbitacee  und  von  Vitis.  In  beiden  Fällen 
wird  auf  die  oft  erörterte  morphologische  Deutung  der  erwähnten  Organe  neuerdings  ein- 
gegangen, wobei  Dutailly  zum  Schlüsse  kommt,  die  Ranke  der  Cucurbitaceen  habe  Spross- 
natur, und  Eichler  weitere  Gründe  für  die  Sympodiumnatur  des  beblätterten  Sprosses  von 
Vitis  beibringt.  Die  Anomalien  der  Inflorescenz,  und  zwar  sowohl  der  Axe  der  Inflorescenz 
wie  der  Hochblätter,  bieten  nichts  Neues,  es  handelt  sich  um  wiederholt  schon  früher  mit- 
getheilte  Fälle.  Die  Blüthenanomalien  sind  an  Anzahl  gegenüber  jenen  der  Vegetations- 
organe überwiegend,  und  unter  diesen  wieder  die  Fälle  von  Petalodie  der  Stamiuen  (2,  82, 
88,  96—128,  132,  135).  Die  Mittheilungen  darüber  von  dem  verschiedensten  Charakter.  An 
diese  reihen  sich  hinsichtlich  der  Anzahl  der  Fälle  die  Vergrünungen  (2,  3,  5,  7,  84-90» 
133,  134),  darunter  ein  paar  seltene  Fälle  complicirt  mit  Ecblastesis  (134) ,  dann  die  Meta- 
schematismen  (2,  9,  67—69,  71,  93,  96).  Ueber  Pelorieu  finden  sich  vier  Mittheilungen  vor 
(13,  74,  81,88),  Durch  Seltenheit  des  Vorkommens  bemerkenswerth  ein  von  Calloni  (130) 
gebrachter  Fall  von  Pistillodie  der  Stamineen  an  einer  Rosacee,  und  ein  von  Hildebrand  (129) 
beschriebener  Fall  von  Staminodie  der  Petalen  einer  Crucifere.  Von  morphologischem 
Interesse  sind  die  Beobachtungen  Urban's  (1)  an  einer  Carex- Art,  welcher  Schläuche  in 
männlichen  Aehren  auffand,  ferner  ein  von  Hackel  (66)  beobachteter  Fall  an  einer  Mais- 
pflanze, aus  dem  erschlossen  wird,  dass  das  Pistill  der  Gramineen -Blüthe  eingliedrig  sei, 
ferner  zahlreiche  verschiedene  Fälle,  die  sich  in  Heinricher's  (2)  oben  citirter  Abhandlung 
finden.  Unter  den  von  Borbäs  gebrachten  Fällen  mag  noch  der  Fall  von  Vergrünung  und 
Pelorienbildung  an  Delphinium  hier  genannt  werden.    Ein  Vertreter  (90)  der  ßlatttheorie 


Bemerkung,  dass  die  buutblätterigen  Formen  der  Finikiu  Producte  japanesischer  Gärtnerkunst  seien.  In  Gardeners' 
Chronicle  1881,  Part  I,  über  Varieiinted  Heracleum  (1.  c.  p.  701)  (Blätter  gigantisch,  2—3  Fuss  lang,  gescheckt),  Hcdeva 
Helix  marlarensis  iHcrieiiata  (1.  c.  p.  118  mit  Holzschnitt),  Volerinyia  Phu  aurea  (1.  c.  p.  466),  Pltormitim  tt'iiax 
(1.  c.  p.  210  subtitulo:  Variogatod  Plauts),  ProVfiroun  Kohlralii  (1.  c.  p.  341),  wo  die  Farbenvarietäten  des  Kraus- 
kohles beschrieben  werden.  ,  In  Gardeners'  Chronicle  1881,  Part.  II,  über  Verbnscuiii  nhjrnm  var.  albuiii  and 
otliers  (1.  c.  p.  246,  Erwähnung  von  weissblühendem  V.  niyriim  und  Blattaria);  über  Doublewhite  Zonal  Pflni-fiouhim 
candidhsimiun  pleniun  (1,  c.  p.  342,  die  weisse  Farbe  dunkelt  nicht  nach),  Catiilpa  syriitgaefulia  aurea  (1.  c.  p.  374), 
hilium  aurntinti  rulirum  luttatinn  (1.  c.  p.  374,  Blüthe  11  Zoll  im  Durchmesser),  ferner  in  beiden  Jahrgängen  über 
betreffende  Anomalien  von  Arer-Aiteo.  Im  58.  Jahrb.  der  schles.  Gesellsch.  f.  vaterl.  Cultur  1880,  Breslau  1881, 
eine  Zusammenstellung  von  M.  Scholtz  über  Variationen  in  der  Färbung  der  Blätter  bei  Erouijmu.s  japonicns. 
Im  Bull,  of  the  Torrey  Bot.  Club.  Vol.  VIII  ein  Artikel  von  Britton  über  White -jruiled  MHrheUa  repetis 
(1.  c.  p.  111)  und  von  G.  M.  Wilber  über  A  whitefriiited  Btachberry  (1.  c.  p,  129).  In  Compt.  rend.  de  la  seance 
du  15.  Mars  1881  eine  Farbenvariation  an  Veilchen  betreffend.  Mittheilung  von  Viviand  Morel  unter  dem  Titel 
„ü  Q  deformation  gnr  dei  fleurs  des  Violett  e»". 


Specielle  Referate.  535 

in  der  Ovularfrage  schrieb  wieder  über  Ovularverbildungen  der  ÄlUaria  ganz  im  Sinne 
Celakovsky's.  Von  Fruchtanomalien  (11,  139—144)  sind  die  interessantesten,  obwohl  sie 
eigentlich  nichts  Neues  bieten,  die  von  Birnen.  Einige  biologische  Anomalien,  nämlich  das 
Blühen  zu  ungewöhnlicher  Zeit  und  vorzeitiges  Keimen  der  Samen  in  der  Frucht,  finden 
sich  ebenfalls,  ohne  dass  sie  besonders  hervorgehoben  zu  werden  verdienen.  Ref.  hat  in 
dieser  Hinsicht  nur  ein  paar  exquisite  Fälle  herausgehoben. 

Leider  musste  Ref.  bei  mehreren  Aufsätzen  die  Bemerkung  beifügen,  dass  er  sie 
nicht  gesehen  hat;  bezüglich  einiger  Origiualarbeiten ,  die  nicht  zu  Gebote  standen,  wurde 
das  Referat  im  Botanischen  Centralblatt  benützt.  Ausgeschlossen  wurden  alle  Bildungs- 
abweichungen, welche  von  den  Autoren  als  Zoocecidien  bezeichnet  werden. 

II.  Specielle  Referate* 

1.  Ign.  ürban.   Flora  von  Gross-Lichterfelde  und  Umgebung.    (Abhandl.  d.  Botan.  Vereins 
der  Provinz  Brandenburg  XXII,  Berlin  1880.) 

Die  Abhandlung  enthält  an  zahlreichen  Stellen  Mittheilungen  über  Variationen  und 
Bildungsabweichungen  der  von  ihm  in  der  Flora  aufgefundenen  Pflanzen.  Diese  sind:  Eine 
Form  von  Papaver  argemone  mit  borstenloser  Kapsel  und  kahlen  Sepalen.  Die  Pflanze 
wuchs  in  der  Nähe  von  P.  duhium.  Papaver  Bhoeas  mit  am  Grunde  verschmälerter  Kapsel. 
Eine  Zwergform  von  Papaver  duhium  mit  nur  einer  Blüthe,  deren  Narbe  4—6  Narben- 
strahlen besass.  Myriopliyllum  verticillatmn  in  rein  weiblichen  Exemplaren.  Die  Aehrchen- 
axen  trugen  12  Blüthenquirle  und  wuchsen  dann  negativ  weiter.  In  der  Achsel  der  Laub- 
blätter der  Spindel  keine  Blüthen.  Die  Früchte,  welche  sich  aus  den  weiblichen  Blüthen 
entwickelten,  anscheinend  normal,  doch  nicht  in  einzelne  Theile  zerfallend,  sondern  als  Ganzes 
abfallend.  Anthemis  Cotiila:  Eine  Form  mit  weiblichen  Strahlblütheu.  Veronica  Toiirne- 
fortü  Gmel.  {V.  BuxbaumüJ:  Blüthen  mit  3—4  Carpiden.  War  das  Gynaeceum  3gliedrig, 
so  standen  1  Fach  hinten,  2  vorne  und  letztere  fielen  über  die  normal  fehlenden  Staminen. 
Veronica  agrestis:  Blüthen  mit  5  Sepalen.  Anagallis  phoenicea  und  coerülea:  Die  violetten 
Corollen  der  erstgenannten  Varietät  waren  aussen  mehr  röthlich,  innen  bläulich  tingirt,  die 
der  zweiten  Varietät  waren  tiefblau,  am  Grunde  aber  purpurn  und  am  Rand  dicht  drüsig 
gewimpert.  Juncus  capitatus:  Spirre  stärker  verzweigt,  unter  dem  endständigeu  Köpfchen 
3—6  seitliche  gestielte  Köpfchen  vorhanden.  Farbenvariationen  der  Blüthen  von  OrcJiis 
Morio.  Carex  disticha:  Obere  und  untere  Aehrchen  an  der  Spitze  männlich,  sonst  weiblich, 
die  mittleren  männlich.  Carex  gracilis:  1.  Fast  rein  männliche  Exemplare,  nur  bei  den 
unteren  Aehrchen  kamen  Schläuche  mit  weiblichen  Blüthen  zu  unterst  vor.  2.  Exemplare 
mit  Staubblätter  tragenden  Schläuchen.  Bei  dieser  Form  waren  auch  die  vegetativen 
Theile  etwas  abweichend,  Stengel  schlanker  als  normal,  Laubblätter  7—9  mm  breit,  unterstes 
Tragblatt  an  der  Basis  gewöhnlich  nicht  scheidig.  Die  1—2  obersten  Aehrchen  normal, 
häufig  weit  von  einander  entfernt,  die  unteren  3  Aehrchen  um  das  Doppelte  schmäler  als 
normale  und  auch  länger,  8—15,  gewöhnlich  10cm  lg.,  gestielt,  am  Grunde  lockerblüthig, 
an  der  Spitze  (normal)  männUch.  Die  3  unteren  Aehrchen  führten  Schläuche  ohne  Früchte, 
dafür  waren  je  3  Staubblätter  vorhanden,  Schläuche  fast  so  dick  als  lang,  an  der  Spitze  ein- 
gedrückt, in  kleine,  braune,  gefärbte  Zähnchen  auslaufend.  Anthereu  aus  dem  Schlauche 
meist  hervorragend.  Uebergänge  zur  gewöhnlichen  Form  mit  Früchten  beobachtete  er 
ebenfalls.  Die  Stellung  der  Antheren  entsprach  der  der  Narben  in  weiblichen  Blüthen. 
Diese  Stellung  spreche  für  die  Ansicht,  dass  die  Careo;- Blüthen  durch  verschiedene  Meta- 
morphose homologer  Glieder  diclin  werden,  nicht  aber  durch  Abort.  Carex  panicea  mit 
8—4  weiblichen  Aehrchen,  das  oberste  davon  an  der  Spitze  oft  männlich,  die  unteren  mit 
secundären  Aehrchen  aus  den  Schläuchen.  Carex  rostrata:  Weibliche  Aehren  an  der  Spitze 
männlich.  Secundäre  Aehrchen  aus  den  unteren  Schläuchen  der  weiblichen  Aehrchen  an 
Exemplaren  von  einem  anderen  Standort.  Cai-ex  spadicea:  Endständiges  Aehrchen,  oben 
weiblich.  Carex  Kochiana  DC.  hält  U.  für  eine  monströse  Form  der  G.  spadicea.  'Das 
Endährchen  an  der  Spitze  oder  obere  Hälfte  weiblich,  auch  an  der  Basis  nicht  selten  ver- 
einzelte Schläuche.  Carex  hirta  mit  secundären  Aehrchen  aus  den  unteren  Schläuchen  der 
unteren  Aehrchen.    Formae  polystachiae  an  Equisetum  arvense  und  palustre. 


536     Anatomie.    Morph,  der  Phanerog.  —  Variationen  und  Bildungsabweichungen. 

2.  E.  Heinricher.  Beiträge  zur  Pflanzenteratologie.  (Sitzungsber.  der  k.  Acad.  der  Wissensch. 
I.  Abth.  Novemberbeft  1881.    Separatabdruck  S.  1—83  mit  6  Tafeln.) 

In  der  Einleitung,  welche  er  den  speci eilen  Untersuchungen  voranschickt,  spricht 
er  sich  über  den  niederen  Stand  der  Teratologie  aus  und  erörtert  den  Werth  von  Bildungs- 
abweichungen für  die  Morphologie.  Er  sucht  die  Mitte  einzuhalten  zwischen  zwei  Extremen, 
von  denen  das  eine  sich  in  der  Ueberschätzung,  das  andere  in  der  Unterschätzung  abnormer 
Bildungen  für  die  Entscheidung  morphologischer  P'ragen  ergeht,  er  ist  der  Ansicht,  dass  in 
manchen  Fällen  die  Erkenutniss  der  natürlichen  Verwandtschaft  der  Gewächse  durch  das 
Studium  von  Abnormitäten  gefördert  werden  kann.  Die  speciellen  Untersuchungen  werden 
in  11  Abschnitte  getheilt.  Die  Literatur  wird  gebührend  berücksichtigt.  Besonderes  Augenmerk 
widmet  er  Reihen  von  Umwandlungen  eines  Organs  in  ein  anderes,  indem  er  sowohl  die 
successive  Aenderung  der  Form  als  der  anatomischen  Structur  genau  schildert.  Es  macht 
sich  das  Bestreben  kund,  Fälle  von  abnormer  Stellung  und  Zahl  von  Blattgebilden  nach 
den  von  Schwendener  in  die  Wissenschaft  eingeführten  Principien  der  mechanischen  Blatt- 
stellungslehre möglichst  naturgemäss  zu  erklären.  Es  wird  so  viel  Detail  gebracht,  dass 
nur  die  Hervorhebung  des  Wichtigsten  hier  Platz  finden  kann.  Seine  speciellen  Unter- 
suchungen betreffen: 

Abnorme  Blüthen  von  Digitalis  purpurea.  Die  Verbildungen  nehmen  gegen 
die  Spitze  im  Allgemeinen  ab,  sie  entstanden  zur  Zeit  der  ersten  Anlage  der  Blüthen. 
Hervorzuheben  das  Vorkommen  überzähliger  sepaloider  Blättchen  ohne  fixe  Stellung,  bisweilen 
als  2.  Kreis,  deren  Deutung  bleibt  zweifelhaft.  Die  Krone  zeigt  verschiedene  Unregel- 
mässigkeiten der  Ausbildung.  Staminen  häufig  deformirt,  selbst  die,  welche  ihre  Natur 
beibehalten  haben,  zeigen  Unregelmässigkeiten  der  Ausbildung.  Häufig  mehr  oder  minder 
vollständige  oder  unvollständige  Pistillodie  der  Staminen,  Anwachsung  der  Staminen  an  die 
Carpiden,  wodurch  eigenthümliche  Monstra  hervorgehen.  Vermehrung  der  Zahl  der  Frucht- 
knotenfächer, bedingt  durch  Theilnahme  deformirter  Staminen.  Ovula  an  petaloiden  Lappen. 
Genaue  Beschreibungen  der  Deformation  verschiedener  Blüthen,  darunter  befinden  sich  solche, 
welche  tiefer  und  höher  an  der  Inflorescenzaxe  stehen.  Eingehend  werden  geschildert  die 
Staminen  in  ihrer  Umbildung  zu  carpidartigen  Organen  nach  den  verschiedenen  Stufen  der 
Umbildung.  Anführung  von  Fällen  von  Pistillodie,  die  sich  in  der  Literatur  vorfinden. 
Die  Umbildungen  der  Ovula  werden  einer  Besprechung  unterzogen. 

Bildungsabweichuugen  an  Blüthen  von  Aquilegia  vulgaris.  Umwandlung 
der  Staubblätter  in  gespornte  Petalen  fand  auf  einem  Stocke  statt.  Die  Untersuchungen 
führten  ihn  zu  dem  Resultat,  dass  die  Auffassung  von  de  Candolle  und  Masters,  der  zufolge 
der  Sporn  aus  jenem  Staubblatttheil  hervorgehen  soll,  der  die  Pollensäcke  trägt,  unrichtig 
ist.  Nach  H.  wird  der  Hanpttheil  des  Sporns  in  Folge  eines  eigenthümlichen  Wachsthums 
des  Connectivs  gebildet.  Au  der  Bildung  eines  kleinen  Theils  des  Sporns,  nämlich  des  hinteren 
Randes  desselben  betheiligt  sich  ein  spitzer  Zipfel,  der  sich  auch  an  normalen  Staminen 
findet.  Das  Filament  verkürzt  und  verbreitert  sich.  Es  werden  die  Abnormitäten  zweier 
anderer  Stöcke  beschrieben.  Er  fand  auf  einem  eine  Blüthe,  deren  Sepalen-  und  Petalenkreis 
Sgliedrig  war.  Bei  einem  zweiten  Stocke  fand  Neigung  zur  Diclinie  statt,  indem  die  Staminen 
nicht  zur  Ausbildung  kamen,  statt  derselben  kleine  kahn-  oder  löfi'elförmige  Schüppchen 
auftraten.     An  diesen  Blüthen  zeigten  sich  2  Fünferkreise  von  Carpiden. 

Vergraute  Blüthen  von  Delphinium  intermedium.  Blüthen  ohne  Sporne, 
Sepalen  vergrössert,  grüne  Blättchen  darstellend,  Petalen  gleich  oder  die  mittleren  grösser. 
Staminen  30  in  Anzahl,  am  wenigsten  verändert.  In  der  Thekawandung  fehlt  in  den  ent- 
sprechenden Zellen  die  fibröse  Verdickung.  Statt  der  Carpiden  4—5  Blättchen  mit  vertiefter 
ausgehöhlter  Basis.    In  anderen  Inflorescenzen  hoher  Grad  der  Verbildung  mit  Ecblasteris. 

Hemmungsbildungen  der  Anemone  pratensis.  Hochblätter  vermehrt  (bis  30). 
Blüthen  gefüllt  durch  Chorisis  und  Petalodie  der  Staminen,  die  veränderten  Staminen  ungetheilt, 
die  äusseren  Carpiden  ohne  Ovula,  die  nächst  folgenden  mit  Ovulum.  Zwischen  dem  Involucrum 
und  den  Blüthenblättern  ein  luternodiura  von  4  mm.  Einige  Male  sah  H.  zwei  Hochblatt- 
krausen. 

Metaschematische  Blüthe  von  Aconitum  Lycoctonum.    Die  Sepalen  mit 


Specielle  Referate.  537 

Neigung  zur  Haubenbildung.  Verschiebung  des  5.  Sepalum  in  den  inneren  Kreis.  Der  Fall 
betraf  seitliche  Blüthcn.    Er  spricht  für  die  Schwondener'sche  Bhittstellungslehro. 

Metaschematische  Irisblütheu.  Irisaurea:  Eine  vollkommen  tetramere  Blütho, 
eine  mit  Ausnahme  des  Sgliedrigen  Staminalkreises  tetramere  Bliithe,  eine  pentamer  ausgebildete 
Blüthc,  bei  welcher  ein  Sepalum  seitlich  dedoublirt  war,  und  eine  andere  pentamere  Blütlie, 
wo  aber  ein  Stamen  als  Staminodium  ausgebildet  war,  wurden  beobachtet.  Iris  Monnierii: 
Blüthe  tetramer.  Tris  germanica:  Die  ersten  3  Kreise  trimer,  4  Narben,  eine  davon  stellt 
ein  Glied  des  inneren  Staubblattkreises  dar,  Fruchtknoten  3  fächerig.  Iris  pallida:  In  einer 
Blüthe  alle  Kreise  4gliedrig  mit  Ausnahme  des  Petalenkreises,  der  durch  1  Glied  nur  ersetzt 
war.  Sie  bestand  aus  8  einander  opponirten  Kreisen.  Eine  Blüthe  war  trimer  gebaut  und 
bestand  aus  3  einander  opponirten  Kreisen,  in  beiden  Fällen  von  je  einem  Petalum,  respective 
2  Gliedern  (1  Petalum  und  1  Stamen)  abgesehen.  Ein  Glied  des  inneren  Staubblattkreises 
war  ein  Staminodium.  In  einer  Blüthe  Sepalen,  Petalen,  Staminen  des  äusseren  Kreises 
in  Einzahl,  2  gut  entwickelte  Glieder  des  inneren  Staminalkreises,  5  Narben,  jede  ein  Staubblatt 
deckend,  ein  äusserer  Kreis  opponirt  dem  äusseren  Kreis  der  Staminen,  2  im  inneren  Kreis 
gestellte  opponiren  den  2  Staminen  des  inneren  Kreises. 

Blüthe  von  Aconitum  mit  nur  einem  Honigbehälter.  Der  Kelch  ist  normal 
gebildet.  Der  zweite  Sporn  fehlt  ganz  und  ist  als  Rudiment  mit  einem  Sepalum,  dem  hinteren 
(entwickelungsgeschichtlich  letztem  des  Quincunx),  verwachsen,  das  sich  als  dessen  Schwiele 
oder  wulstiger  Rand  mit  schwacher  Ausbuchtung  zu  erkennen  giebt.  Die  Missbildung  dürfte 
durcli  Vorauseilen  des  einen  Petalum  und  dadurch  bedingte  Zurücksetzung  des  anderen 
entstanden  sein. 

Metaschematische  Blütben  von  Delphinium  Consolida.  Anführung  der 
Ansichten  über  die  Deutung  der  einspornigen  Blüthen.  Die  von  H.  untersuchten  Blüthen 
hatten  normalen  Kelch  mit  Bildung  des  gewöhnlichen  Sporns.  In  dem  Petalen  zeigte  sich 
das  Streben  nach  Actiu'omorphie,  indem  bis  3  Petalen  mit  ziemlich  entwickelten  Spornen 
vorgefunden  wurden.  Erläuterung  der  Modificationen  in  der  Umbildung  voq  ungespornten 
zu  gespornten  Petalen.  Nach  H.  repräsentirt  das  gespornte  Petalum  ein  einfaches.  Er 
folgert  dies  aus  der  Uebereinstimmung  in  Form  des  normalen  spornartigen  P.  mit  der  der 
überzähligen,  sowie  aus  dem  anatomischen  Bau  und  dem  Verlauf  der  Längsnerven.  Eiu 
Argument  dafür  ist  ferner  das  Stellungsverhältniss  der  in  den  Blüthen  vorgefundenen  Petalen, 
das  dem  Divergenzwinkel  %  entspricht.  Er  hält  den  Typus  der  Gruppe  der  Consolida 
(1  Petalum,  Staubbätter  in  Füuferzeilen)  als  einen  von  der  Gruppe  DelpJiinellum  abgeleiteten 
und  erklärt  das  gelegentliche  Erscheinen  von  8  Staubblattreihen  und  vermehrten  Petalen 
als  eine  Rückschlagsbildung.  Abweichende  Fälle,  wie  deren  scheinbares  Alterniren  der 
Petalen  mit  den  Sepalen  dürften  aus  mechanischen  Gründen  entstanden  sein.  Die  Rossmann'- 
schen  Fälle  werden  einer  Besprechung  unterzogen  und  anders  gedeutet. 

Vergrüute  Blüthen  von  Hyoscyamus  orientalis.  Blüthen  reich  gefüllt.  Nach 
einem  scheinbar  6gliedrigen  Cyclus  folgen  successive  an  Grösse  abnehmend  30  ähnliche  Blättchen, 
dann  kommen  solche  mit  Thekenrudimeuten  (mit  5—6  Theken),  keine  Carpiden,  dafür  isolirte 
Blättchen,  50  in  Anzahl,  die  an  Grösse  abnehmen.  Die  Staubblattrudimente  werden  näher  unter- 
sucht. Es  handelte  sich  darum,  die  Folge  zu  ermitteln,  in  welcher  die  Staubfächer  eingezogen 
werden  und  wie  die  charakteristischen  Gewebe  schwinden,  so  wie  um  die  Form  der  rück- 
gebildeten Antheren.  Er  fand,  dass  das  Filament  sich  allmählig  verbreitert  und  in  den 
Antherentheil  übergeht.  Die  Anthere  gewinnt  an  Breite.  Sind  alle  4  Loculamente  vorhanden, 
so  liegen  sie  auf  der  Oberseite,  die  Rückbildung  beginnt  von  unten  nach  oben  oder  gleich- 
zeitig von  oben  nach  der  Mitte.  An  Stelle  der  Loculamente  treten  einfache  Emergenzen ,  die 
zunächst  auch  eine  Höhlung  enthalten,  endlich  fehlt  die  Höhlenbildung,  die  Emergenz  besteht 
aus  schwammigem  Parenchym.  Oefters  fanden  sich  vor  fibröse  Zellen,  die  schliesslich  auch 
ausbleiben.    Die  äusseren  Loculamente  bleiben  länger  erhalten  als  die  inneren, 

Dimere  Blüthe  von  Lilium  Martagon.  Sie  war  die  höchste  unter  der  Gipfel- 
blüthe,  ihr  Stiel  war  mit  der  Inflorescenzachse  verwachsen,  die  beiden  obersten  Blüthen 
schienen  einen  gemeinschaftlichen  Stiel  zu  besitzen.  Als  Ursache  der  Dimerie  sieht  H.  den 
Druck  an,  welchen  der  Blüthenstiel  der  Gipfelblüthe  in  Folge  der  Verwachsung  mit  dem 


538     Anatomie.    Morph,  der  Phanerog.  —  Variationen  und  Bildungsabweichungen. 

Blüthenstiel  der  dimeren  Blüthe  auf  die  Anlagehöcker  der  letzteren  Blüthe  ausgeübt  hat. 
Der  Anlagehöcker  wurde  dadurch  abgeplattet  und  der  Querschnitt  zur  Anlage  trimerer 
Kreise  zu  klein. 

lieber  vergrünte  Blüthen  bei  Torilis  Anthriscus  Gmeliu  fil.  und  die 
Bedeutung  der  doppelspreitig  vergrünten  Staubblätter.  Im  Eingänge  werden  die 
von  den  Autoreu  beobachteten  Palle  von  Vorkommen  doppelspreitiger  Antheren  besprochen,  dann 
schildert  er  den  Befund  bei  den  von  ihm  untersuchten  vergrünten  Blüthen.  In  denselben 
die  Kelchblätter  vergrössert,  die  Fetalen  verkehrt  herzförmig,  behaart,  vergrünt  oder  in 
in  einer  weiter  gediehenen  Stufe  mehr  laubartig,  verkehrt  eiförmig.  Staubblätter  der  höheren 
Dolden  im  Allgemeinen  mehr  vergrüut  als  in  den  unteren.  Carpiden  stets  vergrünt,  ungetheilt, 
ohne  Samenknospen,  kein  Fruchtknoten.  Ausser  pentameren  fanden  sich  auch  tetramere  Blüthen 
vor.  Die  Uebergangsstufen  von  vergrüuten  Stamineu  zu  normalen  werden  eingehend  beschrieben. 
Das  eine  Extrem  bildeten  flache  einspreitige  3  lappige,  einem  Laubblatte  am  meisten  gleichende 
Blätter,  deren  Rand  aufgedunsen  und  mit  einem  Nerven  versehen  war.  Daran  schlössen  sich 
Formen  mit  in  der  Mitte  scharf  abgesetztem  Randwulste.  Weiter  fand  er  Staminen,  wo  die 
ßlattspreite  ein  einfaches  eiförmiges  zugespitztes  Blättchen  in  der  Mittellinie  trug,  Fälle 
mit  grösserer  secundärer  Spreite  und  so  fort.  Es  schliessen  sich  dann  Formen  an,  wo  die 
secundäre  Spreite  als  einfaches  Läppchen  bis  an  die  Spitze  der  unteren  Spreite  reicht  und 
der  Rand  der  vorderen  Spreite  in  den  der  hinteren  übergeht.  Wulstähnliche  Gestaltung  der 
4  Flügel  in  weiterer  P'olge.  Endlich  tritt  die  Anthereuform  auf.  Eine  Lage  langgestreckter 
Zellen  mit  derben  Wandungen  erscheint  als  Aequivalent  der  fibrösen  Zellen  (in  normalen 
Antheren).  Fälle  mit  deutlich  entwickelten  Theken.  Als  zweites  Extrem  erscheinen  dann  normale 
Antheren.  Vergleichend  werden  Fälle  von  Emersioneu  au  Laubblättern  und  Fetalen  besprochen. 
H.  betrachtet  die  Ueberspreituug  an  vergrünten  Antheren  für  Bildungen,  welche  die  mittleren 
Loculamente  vertreten,  doch  hat  man  sich  in  solchen  deformirten  Staminen  nicht  das  Urblatt 
eines  Stamens  vorzustellen,  aus  welcher  eine  Anthera  didyma  einst  entstanden  sei.  Fälle 
von  Ueberspreitungen  sind  nach  IL  nur  solche  unvollständiger  Vergrünung,  der  pathologische 
Process  machte  sich  geltend  zu  einer  Zeit,  wo  in  den  Staubblättern  die  Pollensäcke  in  Bildung 
begriffen  waren.  Dasselbe  gelte  für  doppelspreitige  Fetalen,  die  durch  petaloide  Verwandlung 
von  Staubgefässen  entstanden  seien.  H.  sieht  in  den  Antherenloculamenten  nicht  Bildungs- 
producte  ganzer  Blattspreiten,  sondern  einfache  Emergenzen,  die  er  homolog  einer  ganzen 
Eichenreihe  ansieht.  In  diesem  Sinne  seien  bedeutungsvolle  von  Eugler  au  Sempervivum 
teetortmi  beobachtete  Mittelformen  zwischen  Stamen  und  Carpiden,  wo  ein  und  dasselbe 
Gebilde  an  der  Spitze  4  Folienfächer  und  unten  beiderseits  je  2,  Eichen  tragende  Lamellen 
trug.  Auf  vorgerückteren  Stufen  verschwanden  die  Foliensäcke,  an  ihren  Stellen  traten  4 
mit  Eichen  besetzte  Flügelleisten  auf. 

3.  Jacobasch.    Bemerkenswerthe   Pflanzen.     (Botan.   Verein  der  Provinz  Brandenburg. 
Sitzung  vom  30.  September  1881,  S.  56.) 

Unter  anderen  Funden  werden  erwähnt  ein  Senecio  Jacobaea  mit  fast  weissem  Strahl, 
vergrüute  Matricaria  inodora,  deren  Blüthenkörbchen  von  sehr  ausgebildeten  dichtschopfig 
stehenden  Laubblättern  von  gelbgrüuer  Färbung  umgeben  waren,  Campanula  rapunculoides 
mit  graugrünen  gekräuselten  Blättern  und  allen  Stadien  der  Vergrünung,  einige  Blüthen 
mit  entwickelter  Blumenkrone  audere  mit  fehlender  Corolle  und  ins  Freie  ragenden  Staminen 
und  Carpiden,  wieder  andere  hatten  einen  bis  auf  die  Basis  getheilten  Kelch  mit  lineal 
pfriemlichen  Zipfeln;  in  einem  weiter  gediehenen  Zustande  der  Veränderung  drängte 
sich  aus  dem  Kelch  ein  Knäuel  graugrüner  krauser  Blättchen  hervor,  endlich  zeigte  sich 
statt  der  Blüthe  ein  beblätterter  Zweig  besetzt  mit  solchen  krausen  Köpfchen,  wodurch  die 
Pflanze  rispenartig  verzweigt  erschien.  Diese  Vorbildungen  bei  Campanula  rapunculoides 
wurden,  was  aber  J.  nicht  bemerkte,  von  einem  Phytoptus  verursacht. 

4.  Borbäs.    Abnormitäten.    (Oesterreich.  Bot.  Zeitschrift  1881,  S.  272.) 

In  einer  Correspondeuz  erwähnt  B.,  dass  er  Sgliedrige  Laubblätterwirtel  an  Inula 
salicina,  Boripa  amphibia  und  Dianthus  pungens  Gren.  et  Godr.  var.  heterolepis  Borb.  und 
Dianthus  Bequieni  gesehen.  An  letzterer  Species  war  die  Blattscheide  offen,  zwei  Blätter 
des  3gliedrigen  Wirteis  gleich  gross,  das  dritte  zweimal  kürzer.    An    Valeriana  officinalis 


Specielle  Referate.  539 

beobachtete  er  öfters  wechselständige  Blätter,  desgleichen  an  Veronica  splcata  vur.  uUerni- 
folia.  Au  monströsen  GalantJms-Blüihen  war6n  zwei  untere  Perigonblätter  des  inneren  Kreises 
an  die  abwärts  gekehrte  Seite  in  der  Form  genähert  den  äusseren  Perigonblättern,  das  vor 
dem  dritten  Perigonblatt  des  inneren  Kreises  stehende  Stamin  war  verdickt,  an  der  Basis  der 
linken  Seite  mit  einem  weissen  Anhängsel  versehen.  An  der  Basis  dieses  Anhängsels  ein 
Fortsatz.  Ein  anderes  Staubgefäss,  das  vor  dem  unteren  iPerigonblatte  des  äusseren  Kreisens 
stand,  stellte  ein  halbes  Stamen  und  ein  halbes  Perigonblatt  des  inneren  Kreises  dar;  vor 
demselben  ein  kleines  Anhängsel.  Diese  Blüthe  war  hinsichtlich  des  Perigons  zygomorph 
ausgebildet,  hinsichtlich  des  Androeceums  aber  uuregelmässig,  sie  besass  vier  normal  ausgebil- 
dete Staminen.  Auch  fand  er  ausser  anderen  Anomalien  bei  Galanthus  eine  Blüthe,  wo  alle 
Perigonblätter  die  Form  der  Blätter  des  inneren  Kreises  angenommen  hatten,  jedoch  waren 
sie  mehr  verlängert. 

5.  Melsheimer.  Pflanzenmoostrositäten.  (Verhandlungen  d.  Naturhistorischen  Vereins  d. 
preuss.  Rheinlande  und  Westfalens.     38.  Jahrg.  II.  Hälfte.    Bonn  1881.    Cor.-Bl.  S.  175.) 

Beobachtete  Abnormitäten  bei  Trifolium  repens,  Campanula  rapunculoides ,  Silene 
inflata  und  Allium  üepa.  Trifolium  repens:  Blüthenstielcheu  verlängert,  bis  9  mm  lang, 
Kelchröhre  ebenfalls  verlängert,  Kelchzähne  blattartig  verbreitet,  die  zwei  oberen  verkehrt 
länglich  herzförmig,  5  mm  lang,  3  mm  breit,  beiderseits  4 -7  zähnig,  Fahne,  Flügel  und  Kiel 
klein,  eiförmig,  vergrünt,  Staubgefässe  verkümmert.  Campanula  rapunculoides:  Abnormität  in 
zwei  Formen  auftretend.  Blumenkrone  fehlend,  Staubgefäss  5  mm  lang,  2  mm  breit,  den  Sepalen 
gleichend,  Pistill  2  mm  dick,  in  5—7  schneckenförmig  zurückgewuudene  5  mm  lange,  unten 
V2  mm  breite  Zipfel  auslaufend.  Bei  der  zweiten  Form  bildete  die  Blüthe  eine  Rosette  von 
12—18  lanzettlichen  grünen,  5mm  langen,  in  der  Mitte  1.5mm  breiten  borstlich  behaarten 
Blättern.    (Beide  Abnormitäten  ohne  Zweifel  durch  Phytoptus  veranlasst.    Ref.) 

Silene  inflata.  Kleinere  Kelche  bis  zur  Basis,  grössere  bis  zur  Mitte  gespalten  sammt 
der  Blumenkrone  und  den  Staubgefässen  vergrünt.  Mediane  Prolificationen  sah  hier  M. 
ebenfalls. 

Alliutn  Cepa:  Sprossung  der  Zwiebel  während  des  Winters.  Das  Gebilde  gewährt  in 
frischem  Zustande  den  Anblick  von  „vier  übereinander  gestellten  weissen  Lilien",  indem  durch 
die  Sprossung  die  ringförmigen  Gefässschichten  auseinander  gerissen  und  in  ungleichen  Inter- 
nodien  um  die  Spindel  gestellt  wurden. 

6.  Ansorge.  Schlesische  Nova.  (58.  Jahresbericht  d.  Schlesisch.  Gesellschaft  f.  vaterlän- 
dische Cultur  1880.    Breslau  1881,  S.  186-188.) 

Sammelte  einen  Scirpus  lacustris  mit  zusammengezogene  Spirve,  eine  Farsetia  incana 
mit  schwach  fasciirtem  Stengel.  Coronilla  varia  mit  Durchwaichsung  der  Dolde,  ein  Taraxacum 
officinale ,  an  dessen  Schaft  5  mm  unter  dem  Kopfe  ein  zweiter  Schaft  mit  entwickeltem 
Kopfe  entsprang,  ein  Hieracium  Pilosella,  bei  dem  zwei  Schäfte  vom  Grunde  bis  zu  den 
Köpfen  verwachsen  waren,  eine  proliferirende  Form  von  Scahiosa  ochroleuca.  Auf  S.  159 
der  genannten  Gesellschaftsschrift  wird  bemerkt,  dass  er  zwei  Fuchsienblüthen  mit  eigenthüm- 
lichen  löffelartigen  Auswüchsen  vorlegte. 

7.  HoUick.  Abnormal  forms.  (Bull,  of  the  Torrey  Bot.  Club.  Vol.  VIH  No.  5.  [May  1881, 
p.  66.]     Abdruck  des  Sitzungsberichtes  im  Bot.  Centralblatt,  Bd.  VII,  p.  93.) 

Ihalictrum  anemonoides  mit  grünen  Sepalen,  Narcissus  pocticus  mit  theilweiser 
Staminodie  der  Perigonialblätter,  Carya  porctna  mit  gedrehten  Früchten,  Castanea  vesca  var. 
americana  mit  Früchten  länger  als  im  normalen  Zustande  und  mit  dichtem  P'ilze  bedeckt, 
Lysimacliia  grandiflora  mit  3-,  5-,  6  gliedrigen  Laubblattwirteln  und  mit  alternirenden  Blättern. 
In  demselben  Sitzungsberichte  wird  angeführt,  dass  Herr  Bicknell  Botrychium  maticariaefolium 
fand,  wo  sich  Sporangien  auch  auf  den  sonst  sterilen  Segmenten  zeigten  und  wo  die  fertilen 
Abschnitte  eigenthümlich  verzweigt  waren. 

8.  V.  Borbäs.  A  növenyteratologia  a  Rözepiskoläban.  Die  Pflaozen-Teratologie  in  der 
Mittelschale.  (Ar  orvz.  Röcept.  tauüregyesület  Könlonge.  XIV.  Jahrg.  Budapest  1881, 
p.  567-574  [Ungarisch].} 

B.  plaidirt  in  diesem  Aufsatze  dafür,  dass  die  Jugend  der  Mittelschule  für  die 
teratologischen  Erscheinungen  interessirt  gemacht  werde,    Er  zeigt  zugleich  vor:  Primulq 


540     Anatomie.    Morph,  der  Phanerog.  —  Variationen  und  Bildungsabweichungen. 

inflata  mit  dreispaltigem  Fruchtknoten  und  infolgedessen  mit  drei  Griffeln,  an  einem  der 
letzteren  die  Narbe;  überhaupt  beobachtete  er,  dass  die  Zahl  der  Zähne,  mit  denen  sich 
die  reife  Kapsel  der  Primulaceen  öffnet,  sehr  variirt;  ferner  eine  hexamere  Primula  inflata. 

—  Galanthus  nivalis:  zwei  Perigonblätter  des  inneren  Kreises  nähern  sich  der  Gestalt  der 
Perigonblätter  des  äusseren  Kreises ;  ferner  die  äusseren  von  der  Gestalt  der  inneren  u.  s.  w. 

—  Gartentulpe  mit  kegelförmiger  Blüthenaxe,  kleinen  sterilen  Fruchtknoten  und  8  Staub- 
blättern. —  Braba  lasiocarpa  und  Capsella  Bursa  pastoris :  Blüthentraube  durch  ein  Blatt 
unterbrochen.  —  Bei  Eptlobium,  Veronica  und  Syringa  vulgaris  veränderliche  Battstellung. 
Lamium  alhum:  Stengelinternodien  mit  16  Kanten  u.  s.  w.  An  einem  Aestchen  von  Corylus 
Avellana  sind  15  Kätzchen  in  eine  Gruppe  zusammenzogen;  eigentlich  bilden  sie  fünf  drei- 
gliederige  Kreise.  Staub. 

9.   Thomas.    Teratologische  und  pathologische  Mittheilungen.   (Irmischia  1881,  S.  36—37, 
Separatabdruck.) 

Caruel  hatte  eine  Zusammenstellung  jener  Species  gegeben,  welche  auf  teratologische 
oder  pathologische  Befunde  irrthümlich  gegründet  wurden.    (Siehe  Just  Jahresber.  VIII, 

I.  Abth.,  S.  209.)  Diesem  Verzeichniss  fügt  Th.  noch  2  andere  bei  Caruel  nicht  erwähnte 
Arten  hinzu.  Es  sind  dies  Convallaria  bracteata  Thm.,  die  nichts  anders  ist  als  ein  Pohj- 
gonatum  muUiflorum,  deren  Blüthenstiele  als  1—2  Blätter  tragende  Aestchen  ausgebildet 
sind,  und  Vaucheria  saccuUfera  Ktz.,  die  nach  Magnus  eine  F.  geminata  darstellt,  die  mit 
durch  ein  Räderthier  verursachten  Gallen  behaftet  ist.  Schliesslich  erwähnt  Th.  noch  eine 
Zwangsdrehung,  welche  er  an  Valeriana  officinalis  beobachtet  hat. 

10.  V.  Borbäs.  Az  ikergyomöhsröl.  Von  der  Zwillingsfracht.  (Orsz,  közept.  tamareygesulet 
Közlönye,  XIV.  Jahrg.,  Budapest  1881,  p.  286-292.  Földmivelese  Erdekeink,  IX.  Jahrg., 
Budapest  1881,  p.  99—100  [Ungarisch].) 

Nach  einer  Einleitung,  in  der  der  Verf.  die  verschiedenen  Ansichten  über  das 
Syncarpium  darlegt,  bespricht  er  einzelne  von  ihm  beobachtete  Fälle.  Bei  Fragaria  vesca 
(aus  Slavonien)  trug  ein  Stiel  zwei  Früchte,  die  von  einem  gemeinsamen  doppelzähligen 
Kelch  umgeben  waren.  —  Doppelfrucht  bei  Carex  riparia,  wovon  aber  eine  steril.  — 
Doppelter  Lederapfel.  —  Hyoscyamus  niger  mit  zwei  vollständigen  aber  kleinen  Früchten 
in  gemeinsamem  Kelch.  —  Zwillingsblüthenstände  bei  Typha  latifölia  (Nagy  Enysd);  ebenso 
bei  T.  SJmttleworthii ,  aber  der  Stiel  war  gespalten,  ebenso  bei  Ällium  vineale  (Bireser 
Comitat).  Die  Nebenzwiebeln  dieser  Pflanze  begannen  am  getrockneten  Exemplare  zu  keimen; 
ferner  Allium  Scorodoprasum.  —  Bei  Viola  elatior  war  das  eine  Nebenblatt  mit  seinem 
unteren  Drittel  an  den  Blattstiel  gewachsen;  ebenso  beide  Nebenblätter  bei  Viola  pumila 
Chaix  f.  suhserrata,  die  selbst  mit  der  Blattfläche  zusammenwuchsen.  Staub. 

II.  V.  Borbäs.  Abnormitäten.  (Sitzungsb.  im  Termeszettudomäuyi  Közlöny,  XIII.  Bd., 
Budapest  1881,  p.  227  [Ungarisch].) 

Verf.  zeigt  Bliithensprossung  bei  Linaria  vulgaris;  Apophysis  bei  Cytisus  nigricans, 
Veronica  orchidea,  Genista  elatior,  Picris  hierucioides  und  Galanthus  nivalis  in  drei  Stadien 
der  Umwandlung.  Staub. 

12.  V.  Borbäs.    Fflanzenanomalien.    (Sitzungsb.  im  Termeszettud.  Közlöny.  Budapest  1881, 

XIII.  Bd.,  p.  478  [Ungarisch].) 

B.  zeigt  vor  Pelargonium  und  Martynia  mit  drei  Cotyledonen;  den  männlichen 
Blüthenstaud  von  Zea  Mays  L.  mit  einem  kleinen  weisslichen  Blüthenkolben;  ferner  viel- 
kolbigen  Mais.  Staub. 

13.  Bail.  Vortrag.  (Bericht  über  die  4.  Versammlung  des  Westpr,  Botanisch  -  Zoolog. 
Vereins  zu  Elbing.  Sitzung  am  7.  Juni  1881.  Schrift,  d.  Naturf.  Ges,  zu  Danzig,  n.  F., 
Bd.  V,  Heft  3,  S.  8  -9.) 

Beschreibt  im  Anhange  eine  monströse  Form  von  Papaver  BJioeas  und  eine  Pelorie 
von  einer  Hybride  der  Calceolaria  crenatiflora  Cav.  und  C.  hybrida  fruticosa  f.  subfruticosa 
Jiortorum. 

Papaver  BJioeas  trug  fast  an  jedem  Aste  1—2  Nebenköpfchen;  die  verschrumpften 
Kelchblätter  der  Hauptblume  ausserhalb  der  kleineren  Köpfe  meist  erhalten.  In  einer 
geschlossenen  Knospe  fand  sich  in  den  Achseln  beider  Sepalen  je  eine  vollständige  Knospe 


Specielle  Referate.  54 1 

vor.  Die  kleinen  Köpfchen  waren  daruacb  Axillarproducte  der  Sepalen.  Das  Exemplar  der 
Calceolaria  besass  mehr  als  100  Blütheu.  Unter  diesen  fanden  sich  alle  Uebergänge  vor 
von  normalen  Blüthen  bis  zu  den  ganz  regelmässig  ausgebildeten,  welche  eine  elliptische^ 
beiderseits  röhrenförmig  verengte  Corolle  enthielten.  Staubgefässe  fehlten  in  letzterer,  des- 
gleichen meist  in  Uebergangsformen.  B.  schildert  näher  die  Anfänge  der  Umbildung  und 
bemerkt,  dass  den  vorliegenden  ähnlicher  Pelorien  an  Calceolaria  rugosa  und  crcnatiflora 
früher  beobachtet  wurden. 

14.  Ludwig  Schlögl.     Abnormität  von  Taraxacum   deos  leonis  und  Rannnculus  acris. 
(Oesterr.  Bot.  Zeitschrift  1881,  S.  239.) 

Der  Schaft  eines  abgeblühten  Köpfchens  von  Taraxacum  trug  ein  4.5  cm  langes 
und  2.5  cm  breites,  tief  eingebuchtetes  Laubblatt.  2  cm  über  der  Insertion  dieses  Laubblattes 
entsprang  ein  Köpfchen  mit  entfalteten  Blüthen.  Das  Exemplar  von  Banunculus  acris 
hatte  einen  bis  auf  17  mm  verbreiterten  Stengel,  der  sich  in  einer  Höhe  von  27  cm  verästelte 
und  daselbst  mit  kurz  gestielten  kleinen  Blüthen  und  kleinen  Blättern  besetzt  war. 

15.  L.  Beissner.    Verschiedene  Bemerkungen  über  Coniferen.    (Regel's  Gartenüora  1881, 
S.  299-303.) 

Zuerst  wird  hervorgehoben,  dass  bei  Cupressineen  seitliche  Triebe  der  ersten  Ent- 
wickelung,  welche  bekanntlich  mit  linienförmigen  Blättern  besetzt  sind,  sich  als  Stecklinge 
leichter  bewurzeln,  als  ausgebildete  Zweige  mit  schuppenförmigen  Blättern.  Dies  gelte  auch 
nach  Hochstetter  für  Pflanzen,  die  sonst  aus  Stecklingen  schwer  zu  ziehen  sind.  Retino- 
sporen  lassen  sich  leicht  aus  Stecklingen  erziehen,  sie  stammen  nach  B.  von  Chamaecyparis, 
TJmja  und  Biota  ab.  Biota  Orientalis  maldensis,  welche  die  Merkmale  einer  jugendlichen 
Form  hat,  und  B.  orientalis  decussata  kann  man  leichter  durch  Stecklinge  fortpflanzen 
als  die  gewöhnlichen  Biota.  Cryptomeria  elegans  eine  jugendliche  Stecklingspflanze,  mithin 
Gartenzwergform  von  G.  japonica.  Cryptotneria  japonica  pygmaea,  pungens  in  Japan 
beliebte  Monstrositäten.  Thvjopsis  laetovirens  jugendliche  Stecklingspflanze  von  Th.  dola- 
brata.  —  Aussaaten  von  Biota  orientalis  compacta  geben  zum  grössten  Theil  Pflanzen,  die 
den  rundlichen  buschigen  Habitus  bewahren.  Bei  Aussaaten  vererbt  sich  leichter  der  Habitus 
als  die  Färbung.  So  beispielsweise  bei  Biota  orientalis  aurea.  Thvjopsis  occidentalis 
Wareana  pflanzt  sich  oft  erst  durch  Samen  fort.  Thujopsis  occidentalis  fastigiata  liefert 
bei  Aussaaten  ziemlich  günstige  Erfolge.  Bei  Cupressus  torulosa  glauca,  viridis  t.  Corneyana, 
welche  lange  hängende  Zweige  besitzt,  C.  t.  majolica,  eine  stark  zwergige  Form,  könne 
auf  „echte  Fortpflanzung"  nicht  gerechnet  werden.  Cupressus  pendula  l'Herit.,  Coidteri 
Forh,  Benthami  Endl.  bewahren  oft  ihre  Eigeuthümlichkeiten  bei  Aussaaten,  gehen  aber  auch 
oft  in  einander  über.  —  Glyptostrobus  heterophyllus  Endl.  {Taxodium  sinense  Forb.)  sei 
eine  Zwergform  von  Taxodium  distichum  Rieh.  Diese  Pflanze  geht  in  T.  sinense  über. 
Von  Taxodium  distichum  seien  Formen  mit  verlängerten  Zweigen  (T.  d.  denudatum),  mit 
hängenden  Zweigen  (T.  d.  intermedium)  erzogen  worden.  Taxodium  sinense  Sweet  und 
T.  sinense  pendulum  seien  Aussaaten  vor  vielen  Jahren  entstandener  Zwergformen  von  T, 
distichum.  Bei  guter  Cultur  gehe  (in  Angers  beobachtete)  T.  sinense  in  die  Höhe  und 
gleiche  T.  distichum,  andere  Pflanzen  gehen  in  Glyptostrobus  heterophyllus  über.  Auch 
von  Sciadopytis  verticillata  kenne  man  Zwergformen.  Verf.  erwähnt,  dass  Tsuga  Sieboldi, 
T.  Sieboldi  nana  japanische  Gartenzwergformen  von  T.  canadensis  seien,  auch  in  Europa 
seien  Zwergformen  von  T.  canadensis  erzogen  worden.  —  Thujopsis  Standishi  Grd.  sei 
nichts  anderes  als  Thuja  Menziesii  Dougl.  Er  stimmt  aber  Carriere  nicht  bei,  nach  welchem 
Tliuja  plicata  Donn  und  Th.  Menziesii  Dougl.  nur  Formen  der  Th.  occidentalis  seien. 

16.  Pinus  Laricio  pygmaea.    (The  Gardeners'  Chronicle  1881,  Part  I,  p.  51.) 

Die  in  New  Gardens  gezogenen  Exemplare  bildeten  einen  compacten  dichten  Busch 
von  5  Fuss  Höhe,  mit  viel  kürzeren  Blättern  als  im  normalen  Zustande.  Zwergformen  dieser 
Art  erreichen  bisweilen  nur  die  Höhe  von  3—4  Fuss  wie  in  Knight  und  Perrys  „Synopsis 
of  the  Coniferons  Grown  in  Great  Britain"  angegeben  ist. 

17.  Pinus  sylvestris  globosa.    (The  Gardeners'  Chronicle  1831,  Part  I,  p.  50.) 

Ein  runder  compacter  Busch  mit  Blättern,  welche  nur  halb  so  lang  sind  als  bei 
der  normalen  Form. 


542     Anatomie.    Morph,  der  Phanerog.  —  Variationen  und  Bildungsabweichungen. 

18.  P.  Magnns.    Niedrige  nnverzweigte  Form  von  Impatiens  glandnlifera  Royle.    (Ver- 
handlungen des  Bot.  Vereins  der  Provinz  Brandenburg.    29.  October  1881,  S.  XXX.) 

Auf  der  Pfaueninsel  säet  sich  J.  glandulifera  jährlich  massenhaft  an.  Hofgärtner 
Reuter  beobachtete  daselbst  ein  Exemplar  mit  1^2  Fuss  langer  Hauptaxe,  nahe  über  einander 
stehenden  Blattpaaren  und  kurz  gestielten  Blüthenständen,  Das  Exemplar  ähnlich  einer 
Impatiens  Balsamina.    Bei  der  Aussaat  erwies  sich  diese  Zwergform  völlig  constant. 

19.  Helianthos  annuus  var.  californica.    (Regeis'  Gartenflora  1881,  p.  312  mit  Holzschnitt.) 

Von  der  schon  im  letzten  Jahrhundert  in  Europa  häufig  kultivirten  Pflanze  hat  man 
in  neuerer  Zeit  eine  Menge  verschiedener  Formen  erzogen,  Bemerkenswerth  var.  macrophylla 
gigantea,  welche  im  warmen  Klima  bis  15  Fuss  hoch  werden  soll,  und  var.  nana,  die  nur 
3  Fuss  hoch  wird.  Es  giebt  Abarten  mit  Fol.  aureo-variegatis  mit  röhrigen  verlängerten, 
mit  bandförmigen  Seitenblumen.  Die  var.  globosa  fistulosa  erzogen  von  Haage  und  Schmidt 
soll  die  schönste  sein.  Bei  dieser  alle  Blüthen  lang  und  röhrig.  Bei  der  var.  californica 
sind  alle  Blüthen  bandförmig. 

20.  Erica  valgaris  alba  nana.    (The  Gardeners'  Chronicle  1881,  Part  H,  p.  242.) 

Eine  bei  Chiswick  im  wilden  Zustande  aufgefundene  Zwergform.  Es  giebt  auch 
Formen  mit  gelben  Blättern,  „vulgaris  aurea". 

21.  Petunia  violacea.    (Regel's  Gartenflora  1881,  S.  183,  Holzschn.j 

Der  Bastard  zwischen  Petunia  nyctaginiflora  Lindl.  und  Salpiglossis  integrifolia 
Hook,  ist  die  Stammform  der  unter  dem  Namen  Petunia  hybrida  in  Gärten  cultivirten  Petunia. 
Haage  und  Schmidt  in  Erfurt  haben  eine  Zwergform  davon  unter  dem  Namen  „P.  hybrida 
compacta  nana  multiflora"  gezogen. 

22.  Myosotis  sylvatica  Hoffm.  var.  elegantissima.    (Regel's  Gartenflora  1881,  S,  2—3. 
Taf.  1033.) 

Eine  von  Haage  und  Schmidt  gezogene  Form  von  dichtem  buschigem  Wuchs,  mit 
schön  himmelblauen  Blumen  und  weissem  Auge  oder  auch  blassrosarothen  und  weissen  Blumen. 
In  der  Cultur  2 jährig,  auf  den  Alpen  perennirend.  Sie  bleiben  bei  der  Aussaat  ziemlich 
constant,  vorausgesetzt,  dass  sie  nicht  zwischen  anderen  Abarten  stehen;  am  constantesten 
die  niedrig  bleibende  Form  mit  azurblauen  Blumen. 

23.  Silene  pendula  L.  var.  compacta.    (Regel's  Gartenflora  1881,  S.  154,  Holzschnitt.) 

Eine  einfach  blühende  Form  mit  dichtem  Wüchse. 

24.  Tagetes  signata  pnmila.    (Regel's  Gartenflora  1881,  S.  182,  1  Holzschnitt.) 

Eine  V2— ^/i  Fuss  hohe  Zwergform  von  dichtem  Wuchs,  zur  Blüthezeit  bedeckt  mit 
dicht  stehendem  goldgelben  Capitulis.  Die  Stammart  erreicht  2—3  Fuss  Höhe  und  bildet 
dichte  Büsche. 

25.  H.  W.  Ravenel.    Abnormal  Habit  of  Asclepias  amplexicaalis.    (Bull.  Torrey  bot.  Club. 
Vol.  VIII,  1881,  No.  8,  p.  87-88.) 

Nicht  gesehen. 

26.  V.  Borbäs.    Agatlan  növenyreszek  kiveteles  elägazäs  äröl.    (Termeszettud.  Közlöny. 
Budapest  1881.    XIII.  Bd.,  p.  223—225  Lüngarisch].) 

27.  V.  V.  Borbäs.    Verzweigung  gewöhnlich  anverzweigter  Pflanzentheile.    (üebersetzung 
des  zuvor  angeführten  ungarisch  geschriebenen  Aufsatzes  in  Bot.  Ztg.  1881,  Cp.  450—453.) 

Beschreibt  einen  seltenen  Fall  von  Verzweigung  des  Halms  einer  Graminee,  nämlich 
von  Bromus  moUis.  In  der  Nähe  des  dritten  Internodiums,  von  der  Basis  an  gerechnet, 
fand  Gabelspaltung  statt,  wovon  der  eine  Ast  in  eine  Rispe  endigte  und  nach  B.  die  Ver- 
längerung der  Hauptaxe  darstellte,  der  andere  war  ein  Laubspross.  Der  rispentragende 
Gabelast  trug  1  mm  ober  der  Gabelung  ein  scheidenloses  Blatt  ohne  Ligula,  die  untere  Partie 
desselben  von  starker  Consistenz,  der  obere  Theil  mit  zwei  grünen  Seiten  und  weisslicher, 
membranöser  Mitte.  Auf  dieses  Blatt  kam  ein  normales  Blatt  mit  Scheide,  das  folgende 
letzte  Stengelglied  trug  die  Rispe.  An  der  Ursprungsstelle  der  zwei  untersten  Rispenäste 
ein  11  — 12  mm  langes  Blatt  befindlich,  ohne  Scheide  und  Ligula,  an  der  Basis  ausgebreitet. 
An  der  oberen  Verzweigung  der  Rispe  an  zwei  Stellen  je  ein  Schüppchen  an  der  Basis  de8 
Astes.  Die  anderen  Fälle  waren:  Änthoxanthum  odoratum  mit  einer  an  die  von  Dactylis 
glomerata  erinnernden  Inflorescenz,  die  aus  drei  ährenförmig  zusammengezogenen  Rispen 


Specielle  Referate.  543 

bestand.  Am  untersten  Rispenast  25  mm  abwärts  ein  abnormer  Knoten  und  daselbst  ein 
1  mm  breites  Häutchen  bemerkbar,  das  entlang  der  ganzen  Länge  des  Internodiums  aufwärts 
als  einseitiger  Flügel  sieb  fortsetzte.  Linaria  simria  forma  ramiflora  hatte  verzweigte 
untere  Blüthenstiele,  welche  2—6  Blüthen  trugen.  Desgleichen  beobachtete  er  auch  bei 
Linaria  Elatine.  AUiwn  sjihaerocephalnm  var.  dcscendens  in  einer  in  der  Uml)ella  Bul- 
billen  tragenden  Form.  Eeseda  lutea  mit  Blüthenantholysen.  Bei  Draha  nemorosa  beob- 
achtete er  mediane  Diaphyse,  der  durchgewachsene  Spross  bildete  einen  Corymbus,  die  Basis 
der  Traubenaxe  war  fasciirt.  An  einem  Spross  derselben  Species  und  der  Draba  lasiocarpa 
und  Capsella  bursa  pastoris  die  Tragblätter  von  einigen  Blüthen  entwickelt.  Fälle  von 
4gliedrigem  Carpidceiiwirtel  sah  er  einmal  an  der  genannten  Draba  und  Berter oa  incana. 
Das  folgende  kürzer  gefasste  Referat  handelt  von  demselben  aber  in  ungarischer  Sprache 
geschriebenen  Aufsatz. 

28.  P.  ÄschersoD.  Fasciirter  Blütbenstengel  von  Äsphodelas  fistolosns  L.  (Sitzungsber. 
d.  Gesellsch.  Naturforsch.  Freunde  zu  Berlin  vom  15.  Febr.  1881,  S.  32.) 

Kurze  Notiz.    Die  Fasciation  wurde  von  Tb.  v.  Heldreich  aus  Athen  übersandt. 

29.  Bailey,  W.  Whitman.  Fasciation.  (Bull.  Torrey  bot.  Club.  Vol.  VHI.  I88I.  No.  8, 
p.  93.    Referat  in  Bot.  Centralbl.  Bd.  IX,  S.  274.) 

Fasciationen  von  Leitca^ühemnm  vulgare  und  BudbecTcia  liirta  wurden  beobachtet. 

30.  Celosia  cristata  var.  pyramidalis  and  var.  pnmila  (C.  plomosa  Hort.).  (Regel's  Garten- 
flora 1881,  S.  57  und  60  mit  2  Holzschnitten.) 

Celosia  cristata  var.  pyramidalis  ist  die  wildwachsende  Form ;  die  Fasciation  dürfte 
ursprünglich  in  den  Gärten  Chinas  erzeugt  worden  sein.  Die  zweiterwähnte  Form  zeichnet 
sich  durch  niedrigen  Wuchs  und  breite  grosse  Kämme  aus  von  bald  wechselnd  rother  oder 
gelber  oder  roth  und  gelber  Färbung. 

31.  Ludwig  Schlögl.    Fasciation  von  Taraxacum.    (Oesterr.  Bot.  Zeitschr.  1881,  S.  205.) 

Ein  dicker  fasciirter  Ast  trug  8  vollkommen  entwickelte  und  von  einander  getrennte 
Köpfchen.    Ausser  diesen  besass  das  Exemplar  noch  36  Schäfte. 

32.  A.  Gravis.  Les  fascies  souterraines  des  Spirees.  (Compt.  rend.  des  seanc.  de  la  Soc. 
roy.  de  Botanique  de  Belgique.  XX.  1881,  p.  30—35.  Referat  darüber  in  Bot.  Central- 
blatt  Bd.  XI  [1882]  S.  176.) 

Nachdem  Verf.  früher  einmal  eine  Fasciation  des  unterirdischen  Stammes  einer 
Spiraea  sorbifolia,  die  er  aber  irrthümlich  in  dem  Aufsatze  als  Sp.  salicifolia  bezeichnete, 
beschrieben,  untersuchte  er,  angeregt  durch  einen  von  Caspary  in  den  Schriften  der  Phys. 
Oekon.  Ges.  zu  Königsberg,  Jahrg.  1878  publicirten  Aufsatz:  Eine  gebänderte  Wurzel 
der  Spiraea  sorbifolia,  ob  das  von  ihm  als  Rhizom  aufgefasste  Gebilde  nicht  vielleicht  doch 
eine  Wurzel  sei.  Da  er  an  der  Verbänderung  Knospen  und  regelmässig  angeordnete  Achsel- 
knospen vorfand,  so  war  die  gegebene  Deutung  der  Missbildung  eine  richtige. 

(Entnommen  dem  Centralblatt.) 

33.  Wittmack.  Eine  Kartoffelstaude  mit  oberirdischen  Knollen.  (Monatschr.  des  Vereins 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  den  preuss.  Staaten,  1881,  S.  530.) 

Nicht  gesehen. 

34.  B.   Eigenthümliche  Verwachsung  zweier  Sämlinge.    (Regel's  Gartenflora  1881,  p.  366.) 

Zwei  Keimpflanzen  waren  von  der  Wurzel  anfangend  spiralförmig  um  einander 
gedreht.     Verf.  fragt,  auf  welche  Weise  die  innige  Verschlingung  entstanden  sein  mochte. 

35.  Specimens  exhibited.  (Bull,  of  the  Torrey  Bot.  Club.  Vol.  VIII,  p.  108.)  Ref.  darüber 
in  Bot.  Centralblatt,  Bd.  VIII  (1881),  S.  91. 

Clematis  ochroleuca  mit  3— Slappigen  Blättern,  Pogonia  verticillata  mit  einem 
solitär  stehenden  Blatte  wurden  von  Herrn  Britton  vorgezeigt.  Herr  Hollick  fand  eine  Keim- 
pflanze der  Fagus  ferruginea  mit  3  Cotyledonen.  (Entnommen  dem  Centralblatt.) 

36.  J.  Schach.  Pflanzen-Abnormitäten.  (Az  orsz.  Közept.  tanäregylet  Közlönye.  XIV.  Jahrg. 
Budapest  1881,  p.  331  [Ungarisch].)  Ref.  darüber  in  Skofitz  Oesterr.  Bot.  Zeitschrift, 
1881,  p.  97. 

Seh.  fand  an  Zweigen  von  Fraxinus  OrnuSj  Acer  Pseudoplatanus ,  A.  negundo, 
Sambucus  nigra  und  Lonicera  wirtelige  Blattstellung.    Diese  Zweige  waren  theiU  Wasser^ 


544     Anatomie.    Morph,  der  Phanerog.  —  Variationen  und  Bildungsabweichungen. 

triebe,  theils  solche  Triebe,  die  aus  den  unversehrten  Knospen  der  stark  beschnittenen  oder 
gebrochenen  Pflanzen  entsprangen.  Die  Endknospe  dieser  wirtelblätterigen  Triebe  ent- 
wickelte nach  den  bisherigen  Beobachtungen  des  Verf.'s  ebenfalls  wirtelblätterige  Triebe; 
die  Seitenknospen  dagegen  solche,  an  -welchen  die  Blätter  normal  gegenständig  sind.  Bei 
Asdepias  syriaca  sind  die  Blätter  unten  opponirt,  oben  aber  oft  wirtlig.  Dort  findet  man 
oft  auch  zweispitzige  Blätter,  die  aus  dem  Zusammenwachsen  zweier  Wirtelblätter  hervor- 
gingen. Bei  Ptelea  fand  der  Verf.  ein  Blatt,  dessen  Stiel  an  seinem  oberen  Ende  zweitheilig 
war  und  an  einem  jeden  dieser  Theile  2mal  3  Blättchen  trug;  an  einem  anderen  Blatte, 
dessen  Stiel  zwar  uugetheilt  geblieben,  waren  ebenfalls  2mal  3  Blättchen  zu  finden;  bei 
anderen  Blättern  war  das  mittlere  Blättchen  zweispitzig;  endlich  bei  einem  anderen  war 
es  gedoppelt. 

37.  Vinc.  V.  Borbäs.     Pflanzen  mit  ansnahmsweise  quirlständigen  Blättern.     (Oesterr. 
Bot.  Zeitschrift,  1881,  S.  154-145.) 

Die  Fälle  betrafen  Syringa  jiersica  (die  untersten  Blätter  aufgelöst,  3gliedrige  Schein- 
wirtel  bildend  dann  folgten  echte  ogliedrige  Wirtel),  Lamiuni  album  (1  Laubblattwirtel 
4gliedrig,  1  Internodium  mit  8  stärkeren  und  8  schwächeren  Kanten),  Vincetoxicum  officinale 
var.  laxum  (zwei  ogliedrige  Blattwirtel  durch  ein  kurzes  Internodium  getrennt,  bei  beiden 
Wirtein  ist  ein  extraaxillärer  Zweig),  Cornus  sanguinea  (Wirtel  Sgliedrig),  Mentha  aquatica 
(fasciirte  Stengel  mit  4gliedrigen  Blatt-  und  Astwirteln),  Euphorhia  lucida  (ein  3gliedriger 
Laubblattwirtel) ,  Hieracium  prenanthoides  (mit  gegenständigen  Blättern  an  2  Interuodien), 
Anagallis  coemlea  und  linifolia  (ogliedrige  Blattwirtel  mit  2gliedrigen  gemischt),  desgleichen 
an  EpiloMum,  Mentha  süvestris  var.  stenantha  (Blätter  au  7  Knoten  einen  4gliedrigen  Wirtel 
bildend,  Internodien  achtseitig,  gefurcht,  Mark  grösser  als  bei  normalen  Pflanzen,  Holz 
schwächer,  der  Stengel  gabelt  sich  oben  und  bildet  zwei  gleich  starke  Aeste,  Hieracium 
vulgatutn  (ein  2-  und  ein  3gliedriger  Laubblattwirtel,  2  Blattstiele  in  halber  Länge  ver- 
wachsen), Bosa  collina  var.  denticulata  (ein  5gliedriger  Blattwirtel,  2  Nebenblätter  der 
Länge  nach  mit  einander  verwachsen). 

38.  Kopfsalat,  le  Pellisier.    (Regel  Gartenflora  1880,  p.  377,  mit  Holzschnitt.) 

Eine  von  Haage  und  Schmidt  gezogene,  an  kleinere  Endividien  erinnernde  Sorte, 
mit  festen,  zarten  Köpfen,  tief  ausgezackten,  gefransten  Blättern. 

39.  J.  H.  Melicamp.   Hex  opaca  with  entire  Leaves.    (Bull,  of  the  Torrey  Club.  Vol.  VIII, 
p.  112-113.) 

Nicht  gesehen. 

40.  N.  L.  ßritton.    Peculiarly  ■  lobed  leaves  in  ttuercus  alba  L.    (Bull,  of  the  Torrey  Bot. 
Club.  Vol.  VIII,  1881,  No.  11,  p.  126.) 

Nicht  gesehen. 

41.  P.  Magnus.    Apium  graveolens  mit  sehr  zertheilten  Blättern.    (Verhandlungen  des 
Bot.  Vereins  der  Provinz  Brandenburg,  29.  October  1881,  p.  XXX.) 

Die  genannte  Form  erhielt  Hofgärtner  Reuter  1879  unter  einer  Aussaat,  im  Herbst 
1880  wurden  reichliche  Samen  von  ihr  geerntet.  Letztere  im  Frühling  1881  ausgesäet, 
ergaben  wieder  dieselben  eigenthümlichen  Formen.  Es  sei  Aussicht  vorhanden,  die  Form 
constant  zu  fixiren. 

42.  Fritz  Müller.    Verirrte  Blätter.    (Kosmos  V,  1881,  Heft  2,  p.  141,  142.) 

Nicht  gesehen. 

43.  Gerard.   Abnormal  Fuchsia.    (Bull,  of  the  Torrey  Bot.  Club  Vol.  VIII,  No.  5  [May  1881 J, 
p.  60.)    Abdruck  des  Sitzungsberichts  im  Bot.  Centralblatt  Bd.  VII  (1881),  S.  93. 

Au  einem  Exemplar  einer  nicht  näher  bezeichneten  Fuchsia  waren  die  Blätter 
mit  ihren  Stielen  und  Rändern  mit  einander  verwachsen, 

44.  B.  Magnus.    Blattexcrescenzen  von  Rehsteineria  allagopbylla  (Mart.)  Regel.    (Bot. 
Verein  der  Provinz  Brandenburg.     Sitzung  vom  24.  Juni  1881,  S.  46—47.) 

Die  Blätter  trugen  die  Excrescenzen  auf  ihrer  Oberseite.  Sie  entspringen  von  der 
Mittelrippe,  sind  derselben  der  ganzen  Länge  nach  angeheftet,  die  der  Blattseite  zugewendete 
Seite  der  Excrescenz  verhält  sich  der  angrenzenden  Blattfläche  gleich,  die  Unterseite  der 
Excrescenz  war  der  Axe  nach  innen  zugewendet.    Bei  einem  von  Wydler  in  der  Flora  1852 


Specielle  Referate.  545 

beschriebenen  Fall  einer  Gesnera  befand  sich  die  Excrescenz  auf  der  Oberseite  des  Blattes 
an  der  Basis  der  Mittelrippe,  bei  Behsteineria  von  der  Basis  mehr  entfernt  und  der  Ober- 
seite frei  aufsitzend.  An  den  Blättern  von  Gesnera  splendens  fanden  sich  aber  die  Excres- 
ceuzeu  auf  der  Unterseite  des  Blattes  mitten  zwischen  zwei  Seitennerven  vor,  ähnlich  wie 
bei  Äristolochia  Siplio  und  Spiraea  salicifolia.  Bei  Gloxinia  speciosa  Ker.  trat  die  Excrescenz 
auf  der  Rückseite  der  Corollen  auf.  Die  Verschiedenheit  des  Auftretens  der  Excrescenzen 
auf  den  Blättern  von  Pflanzen,  die  derselben  Familie,  wohin  die  genannten  Arten  mit  Aus- 
nahme von  Äristolochia  und  Spiraea  gehören,  scheint  dem  Vortragenden  bemerkenswerth 
zu  sein. 

45.  P.  Duchartre.  Note  sar  des  feailles  ramiferes  de  Chou.  (Bull.  Sog.  bot.  de  France. 
XXVIII,  1881.     Compt.  rend.  p.  256-264.) 

Wird  im  nächsten  Jahresbericht  gebracht. 

46.  G.  Dutailly.  Sur  une  monstraosite  du  Bryonia  dioica.  (Ann.  Soc.  bot.  Lyon.  Annee  VIII, 
1879-80,  Lyon  1881,  Mem.  p.  207—208.) 

Bekanntlich  finden  sich  bei  Bryonia  dioica  am  Grunde  der  Laubblätter  eine  extra- 
axilläre, unverzweigte  Rauke  und  in  der  Blattachsel  eine  Blüthe  und  ein  beblätterter  Spross 
vor.  Im  vorgefundenen  Falle  traf  er  eine  überzählige  Ranke  in  der  ßlattachsel  an,  die 
genau  dieselbe  Stellung  einnahm,  wie  sonst  der  beblätterte  Spross.  Die  überzählige  Ranke 
war  aber  nicht  unverzweigt,  sondern  sie  trug  ihrer  halben  Länge  nach  Blüthen  und  rudi- 
mentäre Bracteen.  Diesem  Funde  entsprechend,  hält  D.  die  Ranke  nicht  für  ein  extra- 
axilläres Blattgebilde,  sondern  vielmehr  für  einen  metamorphosirteu  Zweig.  Normal  gehören 
die  Ranke  als  metamorph osirter  Zweig,  die  Blüthe  und  der  beblätterte  Spross  zu  einem  und 
demselben  Sprosssystem,  die  in  spiraliger  Aufeinanderfolge  augeordnet  sind. 

47.  Alexander  Dickson.  On  the  morphology  of  tbe  pitcber  of  Cephalotas  follicularis. 
(Journal  of  Botany  1881,  p.  129—135,  mit  2  Tafeln.  -—  The  Gardeners'  Chronicle  1881, 
Part.  I,  p.  373.)    Referat  darüber  im  Botan.  Centralblatt,  Bd.  VI,  S.  367. 

In  einem  Vortrage,  den  er  in  der  British  Association  zu  Plymouth  gehalten  und  der 
im  Journal  of  Botany,  Januarheft  1878,  publicirt  worden  ist,  sprach  sich  D.  über  die  mor- 
phologische Deutung  der  Kannen  von  Cephalotus  follicularis  aus  und  erörterte  den  Unter- 
schied hinsichtlich  der  Stellung  des  Deckels  bei  Cephalotus  follicularis  einerseits  und  bei 
Sarracenia  und  Nepenthes  andererseits.  Der  Deckel  steht  nämlich  bei  Cephalotus  der  Ab- 
stammungsaxe  des  Blattes  zugewandt,  bei  den  beiden  anderen  abgewendet,  den  Deckel  hält 
er  bei  Cephalotus  für  die  Spitze  des  Blattes.  Von  Herrn  R.  Lindsai  wurde  er  auf  Abnormi- 
täten von  Kannen  bei  Cephalotus  aufmerksam  gemacht,  die  verschiedene  Mittelformen  zwischen 
flachen  Blättern  und  Kannen  darstellten,  welche  ihn  dazu  führten,  die  gegebene  Deutung 
des  Kannendeckels  zu  modificiren.  Aus  der  Vergleichung  von  vier  abnormen  Fällen,  die 
genau  beschrieben  und  abgebildet  werden,  ergab  sich  nun,  dass  die  Kanne  in  Folge  einer 
sackförmigen  Vertiefung  des  Blattes  entsteht  und  dass  die  Blattspitze  nicht  im  Deckel, 
sondern  am  Rande  der  Schlauchmündung  sich  befindet  und  wahrscheinlich  die  Spitze  des 
mittleren  dorsalen  Flügels  sei,  der  Deckel  selbst  ist  nur  ein  Auswuchs  der  Blattoberseite. 
Einschlägige  Fälle,  die  Masters  in  seiner  Veg.  Teratology  anführt,  werden  besprochen  und 
Hooker's  Ansichten  über  die  Deutung  der  Kannen  von  Nepenthes  einer  Discussion  unter- 
zogen. Schliesslich  macht  er  aufmerksam  auf  Ascidien  bei  Croton;  bei  diesen  wird  die 
Ascidie  von  dem  über  die  Blattspreite  sehr  verlängerten  Mittelnerv  getragen.  Die  Gebilde 
erinnern  an  die  Blätter  von  Nepenthes  phyllamphora  und  Bajah.  Zwei  monströse  Kannen 
von  Croton  werden  auf  einer  zweiten  Tafel  abgebildet.  Gardeners'  Chronicle  enthält  den 
Vortrag,  den  D.  über  diese  Bildungen  in  der  Edinburger  Botanical  Soc,  gehalten  hat. 

48.  Sarracenia.     (The  Gardeners'  Chronicle,  1881,  Part.  I,  p.  799.) 

Es  wird  vermuthet,  dass  bei  Sarracenia  die  abnorme  Entwickelung  von  nicht  kannen- 
förmig  gestalteten  Blättern  auf  Mangel  an  Insolation  beruhe. 

49.  A.  W.  Eichler.    Zum  Verständniss  der  Weinrebe.    (Jahrbuch  des  kgl.  botan.  Gartens 
zu  Berlin,  Bd.  I.    Berlin  1881,  S.  188-192,  mit  einer  Tafel.) 

In  seinen  Blüthendiagrammen  berief  sich  Eichler  auf  Abnormitäten  von   Vitis  im 
Besitze  von  A.  Braun,  welche  der  Sympodialtheorie  des  Weinstockes  zur  Stütze  dienen  sollen. 

Botanischer  Jahresbericht  IX  (1881)  1.  Äbth,  y5 


546     Anatomie.    Morph,  der  Phanerog.  —  Variationen  und  Bildungsabweichungeu. 

Diese  Exemplare  werden  nun  genauer  beschrieben  und  abgebildet.  Die  Braun'sche  Theorie 
nimmt  an,  dass  durch  energisches  Wachsthum  und  Förderung  des  Axillarsprosses  die  Ranke 
auf  die  Seite  geworfen,  congenital  übergipfelt  werde.  Würde  nun  ein  Nachlassen  solcher 
Förderung  und  keine  Uebergipfelung  erfolgen,  so  würde  der  Primärspross,  d.  i.  die  Ranke, 
stärker  gefördert  und  der  Achselspross  vom  Primärspross  übergipfelt  werden.  Letzteres 
Balancement  zeigen  die  abnormen  Fälle,  die  durch  3  Figuren  erläutert  werden.  In  Figur  1 
die  Ranke  grösser  und  kräftiger  als  normal,  sie  hat  sich,  statt  einmal,  dreimal  verzweigt 
in  sympodialer  Form,  das  sonst  schuppenförmige  Blatt  an  der  ersten  Auszweigung  wird 
laubig  entwickelt,  die  Ranke  hat  sich  steiler  aufgerichtet,  der  Sympodialspross  mehr  zurück- 
gedrängt, die  Ranke  bildete  mit  letzterem  eine  Gabel.  Bei  Figur  2  sieht  man  die  Ranke 
mehr  gefördert,  von  der  Beschaffenheit  einer  gewöhnlichen  Rebe  mit  lauter  laubigen  Blättern, 
denen  mit  üeberspringung  jedesmal  des  dritten  Blattes  Gabelranken  gegenüber  stehen. 
Knospe  fortwachsend  am  Gipfel.  Fig.  3  ähnelt  der  Figur  1,  der  Sympodialzweig  in  axilläre 
Stellung  zurückgeworfen ,  die  Ranke  bildet  die  Fortsetzung  des  unteren  Theils  der  Rebe, 
In  Anbetracht  der  Figur  2  und  der  Uebergänge  Fig.  1  und  3  kann  man  sich  der  Ueberzeugung 
nicht  verschliessen,  dass  die  zur  Rebe  verwandelte  Ranke  ebenso  ein  Sympodium  darstellt, 
wie  die  Ranken  der  Figur  1  und  3.  Dieselbe  Deutung  gelte  nothwendig  auch  für  die  gewöhn- 
liche Rebe.  Die  Theorie,  welche  in  der  Rebe  ein  Monopodium  und  nur  in  der  Ranke  ein 
Sympodium  sieht,  würde  für  diese  Sprosse  eine  differente  Bildungsweise  statuiren.  E.  bespricht 
noch  den  Wuchs  von  Eccremocarpiis  scaber,  der  mit  dem  des  Weinstocks  manches  üeberein- 
stimmende  zeigt. 

50.  Multiple  Cones.    (The  Gardeners'  Ghronicle  1881,  Part.  I,  p.  151,  Holzschn.    Fig.  28.) 

96  Zapfen  standen  auf  einem  Spross  eines  25—30  Fuss  hohen  Baumes  von  Pinus 
süvestris  (Scotish  Fir)  dicht  gedrängt  und  bildeten  zusammen  eine  rundliche,  19  Zoll  im 
Umfang  messende  Anhäufung.  87  Zapfen  waren  gut  entwickelt  und  gleich  gross.  Der 
Herausgeber  der  Zeitung  bemerkt  hierzu,  dass  man  schon  227  Zapfen,  zu  einer  Masse 
gehäuft,  beobachtet  hat. 

51.  Abnormal  Cone  of  Araacaria  excelsa.    (The  Gardeners'  Ghronicle,  1881,  Part.  I,  p.  212.) 

Die  Schuppen  eines  sonst  die  normale  Grösse  erreichenden  Zapfens,  die  der  Ein- 
sender der  Notiz  aus  Madeira  erhielt,  waren  ohne  Samen  und  flügellos.  An  der  Stelle  der 
Rachis  desselben  fand  sich  ein  innerer  2=^/4  Zoll  langer  Zapfen  vor,  mit  normal  geformten 
Schuppen  und  Samen. 

52.  Anthurium  Scherzerianum.    (The  Gardeners'  Ghronicle,  1881,  Part.  II,  p.  599.) 

Ein  Spadix  mit  2  Spathen,  eine  davon  normal  ausgebildet,  die  andere  in  Form  eines 
grossen  scharlachrothen  Blattes  mit  einer  den  Laubblättern  entsprechenden  Nervation. 

53.  Anthurium  Scherzerianum.    (The  Gardeners'  Ghronicle,  1881,  Part  I,  p.  179.) 

Der  Spadix  einer  weissen  Farbenvarietät  war  besetzt  mit  löffeiförmig  gestalteten 
kleinen  Bracteen. 

54.  Narcissus.    (The  Gardeners'  Ghronicle  1881.  Part  I,  p.  640.) 

Sitzungsbericht  der  Royal  Horticultur  Soc.  Ref.  Henslow  demonstrirt  ein  Exemplar 
von  Narcissus  incomimrabüis  fl.  pl.,  bei  welchem  die  Spatha,  statt  sich  auf  einer  Seite  zu 
spalten,  sich  peripher  abtrennte,  so  dass  ein  Theil  von  ihr  in  Form  eines  Tubus  zurückblieb, 

55.  Narcissus  tridymus.     (The  Gard.  Chron.  1881,  Part  I,  p.  603.     Holzschnitt.    Fig.  112.) 

Eine  cultivirte  Form  von  Narcissus  Pseudonarcissus  trug  innerhalb  der  Spatha  drei 
Blüthen  statt  einer.  Die  Corona  schmäler  und  länger  als  in  „reinen  Daffodils",  die  Staminen 
stehen  in  einer  Reibe  und  entspringen  nahe  der  Basis  der  Corona,  In  der  Färbung  verhält 
sie  sich  wie  der  wildwachsende  N.  Pseudonarcissus. 

56.  Daffodils.    (The  Gardeners'  Ghronicle  1881,  Part  I,  p.  632.) 

Ein  in  Leyden  aufgezogenes  Exemplar  von  Narcissus  hicdlor  war  innerhalb  der 
Spatha  mit  drei  Blüthen  versehen,  zwei  Blüthen  waren  miteinander  verwachsen. 

57.  Cornelius.  Ändrogyner  Blüthenstand  von  Zea  Mais.  (Verhandlungen  des  Natur- 
historischen Vereins  d.  Prenss.  Rheinlande  und  Westfalens.  38.  Jahrg.,  II.  Hälfte.  Bonn 
1881.    Corr.-Bl.  S.  172.) 

C.  erhielt  die  Monstrosität  von  Frau  Wiscott  in  Dortmund. 


Specielle  Referate.  547 

58.  P.  Magnus.    Qaercus  peduncolata  mit  sehr  lang  gestielten  Inflorescenzen.    (Verhand- 
lungen d.  Bot.  Vereins  der  Provinz  Brandenburg  am  29.  October  1881,  p.  XXX.) 

Die  in  der  Aufschrift  genannte  Variation  wird  als  eine  bcmcrkenswerthe  hingestellt. 

59.  P.  Magnos.    Dahlia  variabilis  fl.  viridi.    (Verhandlungen  des  Bot,  Vereins  der  Provinz 
Brandenburg.     29.  October  1881,  p.  XXXI.) 

Köpfe  bedeckt  mit  grünen,  Involucralblättern  gleichenden  BLättern,  deren  Blattachsel 
steril  ist,  Axe  der  Capitula  höher  und  dicker  als  im  normalen  Zustande,  Scheitel  derselben 
öfters  im  Centrum  verdickt.  Bisweilen  treten  Rückschläge  zur  normalen  Form  auf,  indem 
die  Blättchen  Blüthen  in  den  Achseln  tragen.  Auf  dreierlei  Weise  werden  bei  Compositen 
grüne  Köpfe  gebildet,  nämlich  durch  Vergrünung  der  Blüthen,  durch  Bildung  von  Hüll- 
blättchen wie  bei  Dahlia,  und  durch  Verharren  der  successiven  Axen  in  dem  Stadium  der 
Köpfchenbildung,  welch'  letzteren  Fall  M.  bei  Pericallis  cruenta,  Änthemis  arvensis  und 
Erigeron  acer  beobachtet  hat. 

60.  Double  Cineraria.    (The  Gardeners'  Chrouicle  1881,  Part  I,  p.  338.) 

Die  grössteu  Capitula  hatten  zwei  Zoll  im  Durchmesser,  andere  erreichten  1^/4  Zoll. 
Sie  bildeten  runde  Köpfe  mit  regelmässigen  purpurnen  Blüthen. 

61.  Poinsettia  pulcherrima  plenissima.    (The  Gardeners'  Chronicle  1881,  Part  I,  p.  21.) 

Der  Durchmesser  der  Inflorescenz  betrug  19  Zoll;  gefärbte  Blätter  fanden  sich  an 
den  Exemplaren  in  einer  Anzahl  von  55  vor. 

62.  Poinsettia  pulcherrima  major.    (The  Gardeners'  Chronicle  1881,  Part  II,  p.  697.) 

An  mehreren  kleinen  zwergartigen  Exemplaren  erreichen  die  „Köpfe"  einen  Durch- 
messer von  1  Fuss,  auch  wurden  solche  beobachtet,  deren  Durchmesser  15  Zoll  betrug. 

63.  Monster  Cowliflowers.    (The  Gardeners'  Chronicle  1881,  Part  I,  p.  789.) 

Drei  Exemplare  von  Blumenkohl  wogen  zusammen  80  Pfund  (Ib.). 

64.  Rapin.  Carlina  acaulis  var.  pleiocephala.  (Bull,  de  travano  de  la  Soc.  Botanique  de 
Geneve  1879-80,  Geneve  1881,  p.  39.) 

Sammelte  eine  Pflanze,  welche  in  der  in  der  Aufschrift  genannten  Variation  auftrat. 

65.  A.  W.  Eichler.  üeber  die  weiblichen  Blüthen  der  Coniferen.  (Monatsbericht  der 
Königl.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin  vom  November  1881.  Separatabdruck 
Berlin  1881.) 

Ref.  entnimmt  der  Abhandlung  hier  nur  die  Bemerkungen  Eichler's  über  die  bekannten 
von  Stenzel  beobachteten  Zapfenverbildungen,  aus  der  hervorzugehen  schien,  dass  die  Frucht- 
schuppe aus  den  ersten  2—3  Blättern  eines  (sonst  unterdrückten)  Sprosses  gebildet  wurde, 
indem  die  Fruchtschuppe  in  die  ersten  2—3  Blätter  einer  Knospe  scheinbar  aufgelöst  war. 
Die  nämlichen  Verbildungen  werden  auch  von  Strasburger  in  seinem  Werke  über  die  Augio- 
permen  und  Gymnospermen  besprochen.  E.  hält  die  von  Strasburger  gegebene  Deutung,  der 
in  den  Missbilduugen  nur  den  Ausdruck  des  Ankämpfens  reproductiver  Anlagen  gegen 
vegetative  sieht,  woraus  eine  Mittelform  zwischen  beiden  resultirt,  für  eine  gezwungene  und 
giebt  eine  andere  Deutung.  Die  in  den  Vorbemerkungen  zu  dem  zweiten  Theile  der  Blüthen- 
diagramme  gegebene  zieht  er  zurück  und  erklärt  die  Knospe  für  eine  Neubildung  in  der 
Achsel  der  Fruchtschuppe.  Die  Fruchtschuppe  ist  ihm  ein  Auswuchs  der  Deckschuppe. 
Durch  den  Druck,  welchen  die  Knospe  auf  die  Fruchtschuppe  ausübt,  wird  es  erklärlich, 
warum  sie  in  Lappen  getheilt  erscheint.  Verwandelt  sich  die  Deckschuppe  in  ein  Staubblatt, 
was  auch  mitunter  beobachtet  wurde,  so  kann  die  Innenschuppe  auch  noch  vorhanden  sein. 
Dies  sei  seiner  Ansicht  günstig,  da,  zweifelhafte  Fälle  abgerechnet,  ein  Spross  in  der  Achsel 
eines  Staubblattes  wohl  kaum  je  beobachtet  wurde.  Eichler  hat  den  Sachverhalt  bei  den 
betreffenden  Abnormitäten  1882  im  Einzelnen  weiter  ausgeführt. 

66.  E.  Hackel.    Zwei  Bildungsabweichungen  am  Pistill  von  Gräsern.    (Uhlworm  Botan. 
Centralblatt,  Bd.  VIII,  S.  153—157.) 

Setzt  im  Eingange  die  verschiedenen  Ansichten,  welche  betreffs  der  morphologischen 
Deutung  der  Gramineenblüthe  und  insbesondere  des  Gynaeceums  derselben  geäussert  worden 
sind,  auseinander  und  beschreibt  dann  zwei  Bildungsabweichungen,  welche  auf  die  Frage 
der  Deutung  des  Pistills,  nämlich  ob  es  ein-  oder  mehrgliedrig  sei,  ein  Licht  werfen.  Die 
eine  Abnormität  betrifft  Zea-Mays.    Der  weibliche  Kolben  6  cm  lang,  in  der  oberen  Hälfte 

35* 


548     Anatomie.    Morph,  der  Pbanerog.  —  Variationen  und  Bildungsabweichungen. 

normal,  im  unteren  Theil  an  Stelle  der  Aehrchen  je  ein  8— 15cm  langer  Schlauch,  nach 
aufwärts  sich  verjüngend  und  in  einen  Faden  von  15 -20 cm  Länge  verlaufend,  befindlich. 
Jeden  Schlauch  umgaben  6  Spelzen,  diese  im  Vergleich  zu  normalen  sehr  vergrössert, 
1 — 2— 3  cm  lang,  innerhalb  der  innersten  zwei  kleine  keilförmige  Lodiculae  erkenntlich.  Der 
Schlauch  konnte  nur  das  Pistill  sein  und  der  Faden,  in  den  er  auslief,  der  Griffel  desselben, 
Letzterer  zeigte  die  Verwachsung  von  zwei  Schenkeln,  in  einem  Falle  die  beiden  Schenkel  bis 
auf  die  Basis  gespalten.  In  die  Höhlung  der  Basis  ragte  ein  3  mm  langes  Achsengebilde, 
die  Fortsetzung  der  Blüthenaxe,  hinein;  letzteres  der  Vorderseite  des  Ovars  angewachsen, 
auf  der  hinteren  Seite  trägt  es  ein  mit  breiter  umfassender  Basis  inserirtes  zweites,  dem 
äusseren  Schlauch  ähnliches,  aber  nicht  mit  Griffelbildung  versehenes  Gebilde.  In  dem 
zweiten  Schlauch  häufig  ein  dritter  kleinerer  Schlauch  eingeschaltet.  Kein  Ovulum.  Die 
Schläuche  waren  an  der  Axe  distich  angeordnet.  Die  zweizeilige  Uebereinanderstellung  der 
Schläuche  sprach  für  die  Auffassung,  dass  jeder  derselben  ein  Blatt  mit  umfassender  Basis 
und  verwachsenen  Rändern  darstelle.  Es  wäre  demnach  auch  das  normale  Pistill  des 
Mays  als  eingliedrig  aufzufassen.  Die  zweite  Bildungsabweichuug  beobachtete  H.  an  einem 
seit  3  Jahren  cultivirten  Exemplar  der  Hierochloa  australis.  Alljährlich  fand  er  bei  mehr 
als  der  Hälfte  der  in  ihnen  befindlichen  Zwitterblüthen  mit  3  Narben  versehene  Pistille, 
bisweilen  selbst  scheinbar  4  narbige.  Die  dritte  Narbe  in  verschiedenen  Graden  der  Aus- 
bildung vorkommend.  Das  Vorkommen  von  4  Narben  beruht  auf  Spaltung  einer  der  beiden 
seithchen  Narben.  Kunth  hat  bei  Briza  media  einen  analogen  Fall  von  Vermehrung  der 
Narben  beobachtet  und  auf  Grundlage  derartiger  Funde  auf  die  Dreigliedrigkeit  des  Pistills 
geschlossen.  Nach  H.  wird  jedoch  das  Pistill  aller  Gräser  aus  einem  Carpell  gebildet,  die 
Seitentheile  wachsen  zu  den  beiden  Narbeu  aus,  der  Mitteltheil  wird  gewöhnlich  unterdrückt, 
bei  den  Bambuseeu  und  in  dem  Falle  bei  Hierochloa  entwickle  es  sich  gelegentlich  zur 
dritten  Narbe,  die  dann  unten  stehe.  Durch  diese  Annahme  werden  Schwierigkeiten  behoben, 
die  sich  ergeben,  wenn  man  das  Pistill  3gliedrig  hält.  Die  Tendenz  zur  Förderung  der 
Seitentheile  eines  Blattes  unter  gleichzeitigem  Zurückbleiben  des  Mittelstückes,  wie  es  am 
Gynaeceum  der  Grasblüthe  sich  zeigt,  finde  nach  H.  ihre  Analogie  in  der  Entwickelung  der 
Lodiculae,  die  nach  ihm  nur  ein  einziges  Blattgebilde  mit  geförderten  Seitentheilen  sind. 

67.  Isidor  Bachinger.  Abnormität  von  Galanthus  nivalis.  (Oesterr.  Bot.  Zeitschrift  1881, 
S.  134.) 

Blüthe  in  allen  Kreisen  4gliedrig. 

68.  Leimbach.  Unregelmässige  Blüthen  von  Leucojum  vernum.  (Oesterr.  Bot.  Zeitschrift 
1881,  S.  205.) 

Unter  250  untersuchten  Blüthen  zeigten  sich  10  abnorm  ausgebildet.  Bei  3  Blüthen 
Perigon  6-,  Androeceum  7-,  Gynaeceum  3 zählig;  eine  Blüthe  besass  ein  7 zähliges  Perigou 
und  Androeceum,  3  Carpiden;  eine  andere  Blüthe  hatte  ein  8 zähliges  Perigon  (ein  Perigon- 
blatt  unvollkommen),  7  Staminen  und  3  Carpiden;  eine  Blüthe  mit  8 zähligem  Perigon, 
8  Staminen,  3  Carpiden  versehen;  2  Blüthen  waren  in  allen  Kreisen  4gliedrig,  und  2  Blüthen 
besassen  10  gut  entwickelte  Perigonblätter,  10  ausgebildete  Staminen,  2  getrennte  gut  aus- 
gebildete Griffel  und  Narben,  der  Fruchtknoten  war  vergrössert,  seitlich  zusammengedrückt, 
die  Spatha  in  beiden  Fällen  bis  zur  Hälfte  gespalten. 

69.  W.  F.  R.  Saringar.  Stasiastische  dimerie  (tweetally  hed  door  storing),  Monstruositeit 
eener  bloem  van  Cypripedium  venustum  Wall,  (Uitgegeven  door  de  koninkl.  Akad, 
van  Wetenschappen  te  Amsterdam.    Amsterdam,  Johannes  Müller,  1881,  9  S.,  1  Taf.) 

In  dieser  Arbeit  beschreibt  Verf.  eine  Bildungsabweichung  der  Blume  von  Cypri- 
pedium venustum,  vergleicht  sie  dann  mit  mehr  oder  weniger  ähnlichen  schon  beobachteten 
Fällen,  bespricht  die  für  diese  gegebene  Erklärung  und  giebt  dann  seine  eigene  Meinung 
bezüglich  der  Momente,  welche  diese  Abweichung  verursachten. 

Die  Abweichungen  waren  die  folgenden: 

1.  Dem  normalen  Deckblatt  gegenüber  befand  sich  ein  zweites,  etwas  höher  inserirtes, 

2.  Statt  der  zwei  median  gestellten  Kelchblätter,  deren  vorderes  einfach,  deren 
hinteres  aus  zwei  verwachsenen  Blättern  besteht,  sind  zwei  laterale,  etwas  nach  hinten  con^ 
vergireude  Kelchblätter  vorhanden. 


Specielle  Referate,  ,  549 

3.  Statt  zweier  lateraler  Blumenblätter  wird  nur  eines,  dem  Labellum  gegenüber 
gefunden. 

4.  Das  sterile  Laubblatt  fehlt. 

5.  Der  Fruchtknoten,  welcher  keinerlei  Drehung  aufweist,  besteht  aus  zwei  Carpellen 
mit  zwei  Medianplacenten. 

Verf.  erörtert  zunächst,  dass  keiner  der  bis  daher  von  Freyhold  und  Morren  beob- 
achteten Fälle  genügend  Aufklärung  über  diese  Abweichung  gebe. 

Seiner  Meinung  nach  müsse  das  sub  1  erwähnte  neue  Deckblatt  als  die  mechanische 
Ursache  der  ganzen  Abweichung  betrachtet  werden.  Durch  seine  Entwickelung  würde,  falls 
die  Blume  sich  normal  entwickelt  hätte,  das  hintere  aus  zwei  Blättern  verschmolzene  Kelch- 
blatt an  derselben  Seite  der  Axe  direct  dem  intercalirten  Blatte  nachfolgen.  Diesem  wird 
vergebeugt,  indem  das  intercalirte  Blatt  das  in  normalen  Fällen  zusammengesetzte  Blatt  in 
seine  Bestandtheile  spaltet  und  diese  nach  ihrer  ursprünglichen  Lage  zurückdrängt.  In 
derselben  Weise  werden  auch  typisch  einfache  Organe,  wie  die  Vorblätter  der  Gramineen, 
Irideen  u.  a.  unter  dem  Einfluss  der  nächststehenden  Axe  zweikielig  und  sogar  ganz  gespaltet. 

Nimmt  man  an,  dass  die  Kelchblätter  die  ursprünglichen  Bestandtheile  des  hinteren 
Kelchblattes  der  normalen  Blume  vorstellen,  dann  erscheint  der  Abort  des  vorderen  Kelch- 
blattes wegen  ihrer  starken  Breitentwickelung  selbstverständlich. 

Hinsichtlich  der  Blumenkrone  liegen  zwei  Möglichkeiten  vor.  Entweder  haben  die 
beiden  Kelchblätter,  welche  in  der  normalen  Blume  gerade  über  die  Stelle  fallen,  wo  sonst 
die  zwei  Blumenblätter  auftreten,  diese  letzteren  soweit  zurückgedrängt,  dass  sie  nach  Ver- 
schmelzung das  in  der  Medianebene  gefundene  blumenblattartige  Organ  bildeten;  oder,  wegen 
obengenannten  Druckes  sind  sie  ganz  abortirt  und  stellt  das  mediane  Blatt  das  heran- 
gewachsene Staminodium  vor.  Diese  letztere  Ansicht  erscheint  dem  Verf.  als  die  wahr- 
scheinlichere, auch  wegen  der  äusseren  Gestalt  der  genannten  Bildung. 

Die  Annäherung  der  beiden  fruchtbaren  Stamina  erklärt  sich  aus  dem  Wegfall  des 
Stieles,  indem  diese  Annäherung  wieder  den  Abort  des  darüber  gestellten  Fruchtblattes  zur 
Folge  hatte. 

Der  Fruchtknoten  selbst,  obgleich  bicarpellar,  zeigte  deutlich  genug,  dass  keine  typische 
Dimerie  vorlag.  Denn  einmal  bilden  die  Medianschnitte  einen  Winkel  von  120",  und  ander- 
seits wäre  bei  Dimerie  eine  andere  Stellung  der  Fruchtblätter  zu  erwarten,  nämlich  senk- 
recht zu  den  zwei  vorhandenen  Staubblättern  und  nicht  parallel  wie  hier  der  Fall  war. 

Die  ganze  Abweichung  lässt  sich  also  durch  die  correlativen  Wirkungen  erklären, 
welche  in  einem  System  von  Organen  von  einem  neu  hinzugekommenen,  störenden  Organe 
hervorgerufen  werden.  Verf.  hat  dergleichen  störende  Einflüsse  mit  dem  Namen  Stasiastie 
belegt,  so  dass  dieser  specielle  Fall  eine  stasiastische  Dimerie  wäre. 

Betrachtungen  über  die  Ursachen  der  äusserlich  ähnlichen  Ausbildung  der  normalen 
und  abnormalen  Blume  über  den  möglichen  Grund  der  Verschmelzung  der  beiden  hinteren 
Kelchblätter  in  normalen  Fällen  und  über  die  Natur  des  hinzugekommenen  neuen  Blattes 
bilden  den  Schluss  der  Abhandlung.  Hinsichtlich  des  letzteren  Punktes  sei  noch  erwähnt, 
dass  Verf.  es  als  ein  zweites  Deckblatt  der  bei  Cijpripedhim  in  normalen  Fällen  und  auch 
hier  nicht  weiter  ausgebildeten  Hauptaxe  betrachtet.  Dieses  Blatt  trägt  hier  keine  Blume 
in  ihrer  Achsel.  In  seltenen  Fällen  wurden  bei  Cypripedium  venustmn  zwei  ausgebildete 
Blumen  wahrgenommen.  Giltay. 

70.  Malformed  Iris.    (The  Gardeners'  Chronicle  1881,  Part  II,  p.  23.) 

Bei  einer  Blüthe  von  Xixihion  vulgare  war  das  Perigon  und  der  Griflel  in  der  Ent- 
wickelung zurückgeblieben,  das  Ovar  aber  gut  entwickelt. 

71.  Borbäs.    Abnormes  Colchicum  aatomnale.    (Oesterr.  Bot.  Zeitschr.  1881,  S.  411.) 

Eines  Exemplars  mit  2  metaschematischen  Blüthen  wird  Erwähnung  gethan.  Die 
eine  davon  hatte  ein  7gliedriges  Perigon,  die  andere  ein  9gliedriges.  Letztere  Blüthe  war 
4  griffelig.    Auch  beobachtete  B.  bei  Pulsatilla  grandis  eine  Blüthe  mit  9  Sepalen. 

72.  Polyanthus.    (The  Gardeners'  Chronicle  1881,  Part  I,  p.  799.) 

Sitzungsbericht  der  Royal  Horticultur  Soc.  Primeln  mit  blattartig  verbreiterten 
Sepalen  in  Irland  unter  dem  Namen  „Jack-in-the^Green"  keine  Seltenheit. 


550     Anatomie.  ^  Morph,  der  Phanerog.  —  Variationen  und  Bildungsabweichungen. 

73.  Cyclamen  Ätkinsi.     (The  Gardeners'  Chrouicle  1881,  Part  11,  p.  637.) 

Sitzungsbericht  der  Royal  Horticultur  Soc.  Herr  Boscawen  sendete  eine  Blüthe, 
deren  Sepalen  laubblattartig  ausgebildet  waren, 

74.  Stenzel.    Pedicularis  silvatica  mit  endständiger  Blüthe.    (58.  Jahresbericht  der  Schles. 
Gesellschaft  f.  vaterländische  Cultur  1880.    Berlin  1881.    S.  140.) 

Das  Exemplar  wurde  uuweit  der  Baberhäuser  im  Riesengebirge  aufgefunden.  Der 
Kelch  der  endständigen  Blüthe  mit  6  Zipfeln.  Die  Corolle  hatte  2  flache  rundliche  rosafarbene 
Abschnitte  von  der  Form  der  gewöhnlichen  Unterlippe  auf  der  einen  Seite  und  2  ebenso 
beschaffene  auf  der  gegenüberliegenden,  zwischen  diesen  standen  jederseits  2  lauzettliche 
aufrechte,  nach  innen  etwas  eingerollte  Abschnitte,  Staubgelässe  waren  6  vorhanden,  sie 
standen  vor  den  Kelchzipfeln,  P'ruchtknoten  2 fächerig,  Fächer  vor  den  beiden  aufrechten 
Abschnitten  der  Corolle  stehend.  Diese  Blüthe  fasst  St.  nicht  als  rein  pelorisch  auf, 
sondern  sie  sei  aus  einer  Verschmelzung  der  beiden  obersten  seitlichen  Blüthen  bei  gänzlichem 
Fehlschlagen  der  Stengelspitze  entstanden. 

75.  Edw.  Bonnet  et  J.  Cardol.    Note  sur  une  anomalie  de  Leucanthemum  vulgare  Lam. 

(Bull.  Soc.  bot.  de  France,  Tom.  XXVIII,  1881,  p.  196-197.    Referat  darüber  in  Botan. 

Centralblatt,  Bd.  IX,  p.  392.) 

Capiütlum  mit  röhrenförmigen,  zwitterigen  Randblüthen,  Blumenkrone  5 zähnig, 
häufig  2  lippig,  die  untere  Lippe  3  zähnig.  Das  Exemplar  wurde  wildwachsend  aufgefunden 
und  dann  in  den  Garten  übersetzt.  (Entnommen  dem  Centralblatt.) 

76.  Gaillardia  picta  var.  Lorenziana.    (The  Gardeners'  Chronicle  1881,  Part.  II,  p.  345, 
Holzschn.  Fig.  68.) 

Besprechung  und  Abbildung  der  von  Herrn  Lorenz  in  Erfurt  gezogenen  Form.  Die 
Pflanze  zeigte  in  den  Culturen  seit  8—10  Jahren  eine  Neigung  zur  Variation  beonders 
hinsichtlich  der  Form  der  Corolle,  bis  es  ihm  gelang,  die  Varietät  mit  den  regelmässigen 
vergrösserten  Corollen  zu  ziehen. 

77.  Gaillardia  picta  var.  Lorenzi.    (Regel  Gartenflora  1881,  S.  378  mit  Holzschnitt.) 

Ein  Fall  sogenannter  Füllung,  Scheibenblüthen  in  mit  4— ötheiligem  Saume  versehene 
Röhrenblüthen  umgewandelt,  Capitulum  vergrössert,  9  cm  im  Querdurchmesser,  Von  dieser 
Form  hat  Herr  Ch,  Lorenz  1882  in  Erfurt  6  verschiedene  Farbeuvarietäteu  in  Handel  gebracht. 

78.  Chrysanthemum  inodorum  fl.  pl.    (Regel's  Gartenflora  1881,  p.  261,  Taf.  1055.) 

Die  Notiz  enthält  Bemerkungen  über  das  einzuschlagende  Cultur  verfahren. 

79.  Monstrous  Foxglove.    (The  Gardener's  Chronicle,  1881,  Part.  II,  p.  86.) 

Sitzungsbericht  der  Royal  Horticultur  Soc,  Rev.  Henslow  bespricht  Blüthen  von 
Digitalis,  bei  welchen  die  Corolle  in  lineare  Zipfel  gespalten  war;  einige  der  letzteren  in 
Stamineu  umgewandelt. 

80.  Stenzel.    Ueber  doppelte  Blumenkronen  bei  Linaria  vulgaris.    (58.  Jahresbericht  der 
Schles.  Gesellschaft  f.  vaterländische  Cultur  1880,  Breslau  1881,  S.  157-159.) 

Fand  bei  Breslau  an  den  Blumenkronen  zahlreicher,  im  Ganzen  regelmässig  entwickelter 
Stauden  Anhängsel  in  Form  von  flachen,  schmalen,  fast  fadenförmigen,  dem  Grunde  der 
Corolle  aufsitzenden  Blättchen,  Zumeist  trat  je  eines  rechts  und  links  alternirend  mit  den 
Kelchlappen  auf,  sie  waren  blassgelb,  zart,  kahl,  an  der  der  Corolle  zugewendeten  Seite 
hohl,  mit  gewölbter  orangefarbener,  mit  Härchen  dicht  besetzten  Ausseuseite,  ähnlich  der 
Innenfläche  des  Gaumens.  Die  Blättchen  waren  nach  aussen  und  unten  gebogen,  bisweilen 
so  lang,  dass  sie  die  Aussenwand  der  Unterlippe  erreichten.  An  einer  Blüthe  fand  St.  ein 
kurzes,  lanzettliches,  hellgelbes,  kahles  Blättchen,  einmal  fand  sich  ein  Kranz  von  5  borsten- 
förmigen  kurzen  weissen  Anhängseln  vor.  Häufig  waren  die  Anhängsel  der  Röhre  mehr 
oder  minder  hoch  angewachsen  und  die  ihnen  zunächst  stehenden  Staminen  ebenfalls  gleich 
hoch  der  Blumenkrone  adhaerent.  Sonst  zeigten  die  Blüthen  keine  Abweichung  von  der 
gewöhnlichen  Form. 

Auf  einem  anderen  Standorte,  nämlich  einem  steinigen  Brachfelde  beobachtete  er 
zahlreiche  Stauden,  an  deren  dicht  gedrängten  kurzen  Blüthentrauben  sich  mit  einem  kürzeren 
Sporne  als  im  normalen  Zustande  versehene  Blüthen  mit  offenem  Rachen  vorfanden.  Mehreren 


Specielle  Referate.  55  j 

oder  allen  Stamiuen  sasseii  sclimale  liuealischc  oder  lineal-lanzettlicLe  Blattcheu  auf,  bald 
au  dem  Grunde,  bald  höher  hinauf  dem  Filamente  angewachsen.  Zwei  Blättchen  an  den 
kurzen,  neben  der  Oberlippe  stehenden  Stamiuen  blassgelb,  zart,  kahl,  von  der  Textur  der 
Kronröhre  und  Oberlippe,  die  den  langen  Staminen  angewachsenen  Anhängsel,  welche  sich 
bald  in  der  Einzahl  oder  zu  2,  3  oder  4  vorfanden,  in  der  unteren  Hälfte  blassgelb  zart, 
nach  oben  aber  gegen  das  Innere  der  Blüthe  flach  vorgewölbt,  orangefarben  mit  feinen 
abstehenden  Härchen  dicht  besetzt.  Diese  waren  der  Unterlippe  in  der  Textur  ähnlich.  Diese 
Anhängsel  hält  St.  trotz  ihres  Zusammenhanges  mit  den  Filamenten  für  den  Anfang  zur 
Bildung  einer  zweiten  inneren  Plnmenkrone,  entstanden  durch  Spaltung  der  eigentlichen 
Corolle,  wofür  die  Textur  der  Anhängsel  spreche,  indem  die  Abschnitte  der  eigentlichen  Corolle 
und  die  entsprechenden  Anhängsel  einander  die  gleichartigen  Flächen  zudecken,  was  bei 
Ueberspreitungen  zu  beobachten  sei.  Aehnliches  hat  St.  auch  früher  schon  beobachtet. 
81.  Vincenz  v.  Borbäs.  Pelorie  bei  Delphinium  Consolida.  (Oesterr.  Bot.  Zeitschrift  1881, 
S.  282.) 

Bei  einem  am  10.  August  1881  in  einem  Stoppelfelde  bei  Vesgbö  aufgefundenen 
Exemplar  waren  einige  Blüthen  abnorm.  Eine  davon  war  fast  actinomorph  ausgebildet, 
indem  die  drei  äusseren  Sepalen  gleich  lange  Sporne  von  der  Grösse  des  Sporns  der  normalen 
Blüthe  besassen.  Diesen  Sepalen  superponirt  standen  ebensoviele  (3)  mit  breiten  Flügel- 
lappen versehene  Fetalen,  deren  Sporne  in  jenen  der  Sepalen  steckten.  Diese  drei  Fetalen 
glichen  dem  einzigen  Blumenblatt  der  normalen  Blüthe,  nur  eines  davon  zeigte  eine  geringe 
Abweichung.  Die  übrigen  Blüthentheile  der  Felorie  stimmten  mit  denen  normaler  Blüthen 
übereiu.  Dieser  Fall  spricht  nach  ihm  für  die  Ansicht  A.  Braun's,  derzufolge  das  bei 
I>.  Consolida  einzig  vorhandene  Fetal  um  nicht  als  zwei  verwachsene  mit  den  Sepalen  alter- 
nirende  Fetalen  zu  erklären  seien.  Bei  einer  anderen  Blüthe  hatten  2  Sepalen  und  2  Fetalen 
gleich  lange  Sporne;  ausser  den  zwei  gespornten  Sepalen  besass  die  Blüthe  noch  vier 
andere  Sepalen.  An  Delphinium  Consolida  hat  er  bisher  nur  4  Blüthen  beobachtet,  welche 
mit  6  Sepalen  versehen  waren,  bei  D.  Orientale  sah  er  eine  Blüthe  mit  derselben  Anzahl 
von  Sepalen.  Das  sechste  Sepalum  fand  sich  vor  zwischen  S.  1  und  S.  3.  Besass  die  Blüthe 
6  Fetalen,  so  waren  fünf  den  Sepalen  superponirt,  das  P.  6  fand  sich  zwischen  S.  1  und  S.  3, 
beziehungsweise  zwischen  F.  1  und  F.  3  vor.  B.  lässt  es  dahin  gestellt,  ob,  nach  den  beschrie- 
benen Fällen  zu  schliessen,  der  innere  Sepalenkreis  in  dem  theoretischen  Diagramm  3gliederig 
zu  ergänzen  sei.  Schliesslich  macht  er  auf  seine  in  der  ungarischen  Akademie  erscheinende 
Arbeit  über  Blüthenanomalien  monopetaler  Delphinien  aufmerksam.  Man  vergleiche  das 
Ref.  No.  88. 

82.  ViviaDd  Morel.  Note  sur  quelques  cas  teratologiques  de  rAnemone  Goronaria.  (Aunal. 
de  la  Soc.  Botanique  de  Lyon.  VHI  Aunee  1879—1880.  Notes  et  Memoires.  Lyon 
1881,  p.  205-206.) 

Verf.  sagt,  wenn  man  öfters  das  Auftreten  teratologischer  Bildungen  nach  vorher- 
gegangenen meteorologischen  Ferturbationen  beobachtet  hat,  wird  man  eine  directe  Beziehung 
zwischen  beiden  Erscheinungen  zugeben  müssen.  So  sind  in  Folge  wiederholten  Einflusses 
der  Kälte  während  des  strengen  Winters  1879/80  an  Anemone  coronaria  Bildungsabweichuugeu 
entstanden.  Er  beobachtete  sie  im  ersten  Frühling  an  4  Exemplaren.  Die  Anomalien 
bestanden  in  partieller  Atrophie  des  Blüthenstiels,  in  einer  Torsion  desselben,  Lagever- 
änderung der  Blüthe,  beginnender  Frolification,  Umwandlung  der  Stamiuen  in  Blätter, 
partieller  oder  totaler  Vercscenz  der  Corolle,  Deformation  der  Fetalen,  Vermehrung  der 
Anzahl  der  Fetalen,  Deplacement  des  Involucrums.  Doch  hat  er  auch  gut  entwickelte 
Exemplare  gesehen,  die  von  der  Kälte  keinen  Schaden  gelitten.  Wie  bei  Thieren,  so  giebt 
es  auch  bei  Fflanzen  kräftige  und  schwache  Constitutionen. 

83.  G.  Cugini.    Sul  mal  nero  della  vite.    Bologna  1881,    25  p.,  8^,  mit  3  lith.  Tafeln. 

An  den  vom  Mal  nero  heimgesuchten  Weinstöcken  Süditaliens  treten  häufig  Abnor- 
mitäten in  der  Blüthenbildung  auf,  die  vom  Verf.  am  Schluss  dieser  Brochure  beschrieben 
und  in  Taf.  HI  abgebildet  werden.  Es  sind  Fetalomanie,  Vergrünung  und  Frolification, 
welche  die  Blüthen  in  verschiedener  Weise  deformiren.  Die  verbildeten  Blüthen  erinnern 
z.  Th.  sehr  an  die  von  Flanchon  s.  Z.  beschriebenen  „Avalidouires".  0.  Fenzig. 


552      Anatomie.    Morph,  der  Phanerog.  —  Variationen  und  Bildungsabweichungen. 

84.  C.  Massalongo.  Mostrnositä  osservate  nel  fiore  pistillifero  del  Ramex  arifolius  L. 
(Nuovo  Giern.  Bot.  Ital.  XIII,  3,  p.  229—234.)    Firenze  1881.    Mit  1  lith.  Tafel. 

Die  vom  Verf.  in  den  Friauler  Alpen  beobachtete  Monstruosität  der  weiblichen 
Blüthen  von  Eumcx  arifolius  L.  ähneln  im  Ganzen  sehr  den  schon  von  Strassburger 
(Angiosp.  und  Gymnosp.)  illustrirten  Formen,  weichen  aber  im  Detail  etwas  davon  ab. 
Abgesehen  von  der  Vergrünung  der  drei  inneren  Perigonzipfel  ist  besonders  das  Verhalten 
des  Ovars  bemerkenswerth.  Dasselbe  verlaubt  ebenfalls,  verlängert  sich  zu  einem  lang 
keulenförmigen  Körper:  die  Narben  finden  sich  nicht  mehr  terminal,  sondern  etwas  unter 
der  Ovarspitze  inserirt.  In  einem  Falle  waren  die  Narben  nicht,  wie  normal,  pinselförmig, 
sondern  trichterförmig,  mit  kraus  gewelltem  Rande,  gerade  wie  bei  Blieum.  In  einzelnen 
Fällen  öffnete  sich  das  Ovar  an  der  Spitze:  zu  vollkommener  Trennung  der  Carpiden  kam 
es  jedoch  nirgends.  —  Das  Ovulum  war  in  den  meisten  Fällen  atrophisirt,  welk;  in  anderen 
Fällen  Hessen  sich  eigenthümliche  Veränderungen  unterscheiden,  die  Verf.  in  vier  diverse 
Typen  theilt: 

1.  Primine  und  Secondine  sind  zu  kleinen,  Stoma-  und  gefässbündelführenden 
Blättchen  umgewandelt;  die  Secondine  ist  in  allen  Theilen  weit  schwächer  entwickelt.  Der 
Nucellus  ist  unterdrückt,  oder  ragt  als  kleiner  Zapfen,  in  Verlängerung  der  Axe,  vor :  dieses 
Zäpfchen  trägt  eine  oder  mehrere  kleine  Schuppen.  —  Manchmal  ist  auch  der  Funiculus 
verlängert  und  hohl:  im  Innern  desselben  erhebt  sich  noch  ein  cylindrisches ,  räthselhaftes, 
mit  einer  Schuppe  endendes  Gebilde. 

2.  Das  Ovar  ist  an  der  Spitze  geöffnet;  das  Ovulum  durch  starke  Verlängerung  des 
(hohlen)  Funiculus  in  die  Höhe  getragen.  Die  Primine  sehr  stark  entwickelt  und  verlaubt, 
die  Secundine  als  schwache,  kelchförmige  Erhebung  am  Ausgangspunkte  der  Primine,  mit 
dem  couisch  zugespitzten  Nucellus  im  Grunde  des  Kelches. 

3.  In  einem  oben  geöffneten  Ovar  findet  sich  das  Ovulum  wenig  ausgewachsen:  an 
der  Basis  des  Funiculus,  unterhalb  der  Insertion  der  Primine,  findet  sich  eine  scheiden- 
förmig  umschliessende  Schuppe. 

4.  Ein  ganz  abnormes  Ovulum,  das  in  zahlreiche,  unregelmässige  Lacinien  getheilt 
ist,  deren  eine  (die  grösste)  an  der  Spitze  einen  griffeiförmigen,  mit  Narbenpapillen  ver- 
sehenen Anhang  trägt.  Auch  hier  ist  der  Funiculus  hohl:  der  Nucellus  entspringt  inmitten 
der  Lacinien  und  trägt  an  der  Spitze  einen  durch  eine  Ringfurche  getrennten  Anhang. 

Der  Verfasser  ist  geneigt,  aus  den  beobachteten  Thatsachen  auf  die  Knospennatur 
des  Ovulums  zu  schhessen:  der  Funiculus  ist  axil  und  trägt,  als  Appendiculärorgan ,  die 
Primine,  an  welcher  sich  durch  Dedoublement  die  Secundine  bildet.  Der  Nucellus  ist  die 
nackt  endende,  aber  in  den  Monstruositäten  bisweilen  mit  Schuppen  besetzte  Spitze  der 
Blüthenaxe. 

Die  Höhlung  des  Funiculus,  das  Auftreten  einer  Neubildung  in  demselben,  die 
narbenförmige  Ausbildung  eines  Integumentallappens  entziehen  sich  dem  Urtheil  des  Verfassers. 

0.  Peuzig  (Padua). 

85.  H.  R.  Schlechtendal.  Pflanzenmissbildongen:  Die  Tergrünang  der  Rlütben  von  Daacas 
Carola  L.  (Jahresbericht  d.  Vereins  f.  Naturkunde  zu  Zwickau,  1880.  Leipzig  1881, 
S.  70—72,  mit  Abbildungen.) 

In  einem  im  fünften  Jahresbericht  des  Annaberg-Buchholzer  Vereins  für  Naturkunde 
1880  publicirten  Aufsatze,  betitelt  „Kleine  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Verbreitung  der 
Milbengallen  in  Sachsen,  kommt  Seh.  auf  die  oben  genannte  Art  zu  sprechen  und  hält  die 
an  derselben  zuweilen  vorkommenden  Blüthenvergrünungen  als  durch  Phytoptus  veranlasst, 
obwohl  er  die  Anwesenheit  der  Milben  nicht  constatiren  konnte,  doch  weisen  andere  Forscher 
für  Orlaya  grandiflora,  Torilis  Anthriscus,  Trinia  vulgaris  und  Daums  Carota  nach,  dass 
Blüthenvergrünungen  durch  Gallmilben  verursacht  werden.  Er  lässt  es  dahingestellt,  ob  die 
von  ihm  abgebildeten  Monstrositäten  als  reine  teratologische  Bildungen  anzusehen  seien,  ob 
die  Ursache  in  der  Pflanze  selbst  liegt  oder  in  dem  Standorte,  oder  in  dem  etwa  von 
Thieren  verursachten  Reize.  Bei  einigen  mag  der  Standort  nicht  ohne  Einfluss  gewesen 
sein,  indem  in  Folge  dessen  spärliche  Ernährung  stattgefunden  habe.  Dies  betraf  nach 
seiner  Meinung  insbesondere  solche  Fälle  von  Yerbildungen,  wo  die  Involucralblätter  an 


Speciclle  Referate.  553 

den  Nebendolden  stark  entwickelt  waren,  während  die  Blüthen  unausgebiklet  blieben.  In 
anderen  Fällen  war  das  i'istill  ausgewachsen,  die  Blüthenaxe  wuchs  durch  und  trug  secundäre 
Inflorescenzen.  Am  häufigsten  waren  die  Fälle,  wo  das  Pistill  ungemein  verlängert  und 
sehr  dünn  war,  dabei  waren  die  übrigen  Blüthentheile  normal.  Die  Blüthen  an  den  secundären 
Döldchen  bald  mit  unterständigem,  bald  mit  oberständigem  Ovar.  Bei  den  vergrünten  Fetalen 
war  ein  grüner  verbreiterter  Mittelstreifen  vorhanden,  die  Fetalen  dann  sehr  verlängert. 
Auftreten  von  3  Carpidien  statt  2  wurde  auch  beobachtet. 

86.  Bailey,  W.  Whitman.  Virescenz  in  Leontodon.  (Bull,  of  the  Torrey  Bot.  Club.  Vol. 
VIII,  1881,  No.  11,  p.  128).  —  Referat  darüber  in  Bot.  Centralbl.  Bd.  IX,  S.  392.) 

Nicht  gesehen.  Nach  dem  citirten  Referate  betraf  die  Virescenz  Leontodon  autiimnale. 
Die  Corolle  grün,  statt  des  Fappus  zahlreiche  blattartige  zerschlitzte  grüne  Lacinien,  der 
Griffel  dick,  flach.    Auch  die  Ovula  verändert. 

87.  Bader.  Monstruosite  de  Trifolium  repens.  (Verhandlungen  der  Schweizerischen  natur- 
forschendeu  Gesellschaft  in  Brieg.  63.  Jahresversammlung.  Jahresbericht  1879/80. 
Lausanne  1881,  S.  35.) 

Zeigt  eine  Monstrosität  der  genannten  Species  vor,  wobei  Herr  Favre  bemerkt,  dass 
Monstrositäten  von  Trifolkim  repens  bei  Bas-Valais,  Vouvry,  Couuettes,  Port  Valais  u.  a.  0. 
häufig  zu  finden  seien.  (Wahrscheinlich  handelt  es  sich  hier  um  Fälle  von  Phyllodie  der 
Sepalen  und  des  Carpids.    Ref.) 

88.  T.  Borbäs.  Az  elzödült  azarkaläb  mint  morphologini  ütmatatö.  Der  vergrünte 
Rittersporn  als  morphologischer  Wegweiser.  (Ertekezerek  a  termesnettudimönyok 
köreböl,  herausg.  v.  d.  Ung.  Akademie  d.  Wiss.  Budapest  1881.  Bd.  XI,  No.  XVI, 
46  p.  m.  1  Tfl.  [Ungarisch].  Ref.  darüber  in  Skositz,  Oesterreich.  Bot.  Zeitschrift, 
1881,  S.  407.) 

In  der  Blüthe  von  DelpMnium  Consolida  bildet  das  „Nectarium"  der  älteren 
Systematiker  einen  strittigen  Punkt,  zu  dem  der  Verf.  durch  die  von  ihm  beobachteten 
Vergrünungs-  und  anderen  anomalen  Fälle  seinen  Beitrag  geben  will.  B.  fand  vergrünte 
Blüthen  von  Delphinium  Consolida.  Die  Vergrünung  beginnt  damit,  dass  der  untere  Theil 
der  Kelchblätter  oder  höchstens  auch  die  Hauptader  in  geringerem,  grösserem  Maasse  grüne 
Farbe  annimmt,  wodurch  die  Blüthe  zweifarbig  wird,  indem  die  blaue  Farbe  des  oberen 
Theiles  sich  nicht  ändert.  Diese  blaue  Färbung  nimmt  aber  stufenweise  ab,  bis  zuletzt  die 
Kelchblätter  ganz  grün  sind.  Letztere  sind  von  aufliegenden  Härchen  gräulich  und  ver- 
schmälern sich  gegen  ihre  Basis  zu  rasch.  Auch  der  Sporn  verkürzt  sich ;  mit  dem  Wegfall 
des  letzteren  erscheint  die  Blüthe  actinomorph.  Das  Verschwinden  des  Sporns  bringt  der 
Verf.  mit  dem  Vergrünen  insofern  in  Verbindung,  als  nach  diesem  Process  die  Blüthentheile 
ihrem  Berufe  nicht  mehr  entsprechen  können  und  so  auch  des  Spornes  nicht  mehr  benöthigen. 
In  sämmtlichen  vergrünten  Blüthen,  auch  in  den  kleinen  vergrüuten  Knospen  fand  B.  immer 
nur  ein  dem  Kelch  blatte  supcrpouirtes  Blumenblatt.  In  vollständig  vergrünten  Blüthen 
fehlt  der  zweite  Seitenlappen  des  Blumenblattes.  B.  sah  aber  die  Platte  desselben  in  ihrer 
Mitte  eingeengt  und  zu  beiden  Seiten  je  ein  halbmondförmiges  grünes  blattartiges  Gebilde; 
ist  sich  aber  dessen  nicht  sicher,  ob  man  damit  nicht  die  Seitenlappen  des  Blumenblattes 
in  Verbindung  bringen  könnte.  In  sehr  grünen  Blüthen  ist  das  Blumenblatt  gestielt, 
ungespornt,  von  den  Kelchblättern  kaum  verschieden,  flaumig  u.  s.  w.  Die  Staubgefässe 
sind  grünlich  und  mit  ihren  flachen  Anthereu  zerstreut  haarig.  Blumenstaub  fehlt  u.  s.  w. 
Das  Pistill  erhebt  sich  aus  der  Blüthe  mit  einem  Gynophorum,  flaumig,  an  der  Naht 
des  Stempels  ist  der  Flaum  am  dichtesten.  Das  hier  (im  Ref.  nur  kurz)  beschriebene  mon- 
ströse Exemplar  verbindet  so  Delphinium  Consolida  mit  D.  divaricatum  Led. ,  welches 
sich  von  ersterem  hauptsächlich  durch  seine  flaumige  Frucht  unterscheidet,  und  macht  ihren 
specifischen  Unterschied  schwankend.  Ist  die  Ansicht  Wiegand's  richtig,  dass  die  ver- 
schiedenen Pflanzenformen  auf  dieselbe  Weise  entstehen,  wie  die  Monstrositäten,  nur- dass 
sie  constant  werden,  so  ist  die  Entstehung  von  D.  divaricatum  aus  der  besprochenen  Ver- 
grünung auch  erklärlich.  Es  ist  aber  auch  anzunehmen,  dass  beide  Arten  aus  einer  flaumige 
Früchte  besitzenden  Urstammart  ausgingen,  zu  welcher  mehrere  Blüthen  von  D.  Consolida 
in  Folge  rauher  Witterung  zurückschlugen. 


554     Anatomie.    Morph,  der  Phanerog.  —  Variationen  und  Bildungsabweichungen. 

Im  Uebiigen  zeigt  überhaupt  das  Flaumigwerdeu  des  Pistills  beim  Rittersporn  einen 
bedeutenden  Rückfall  zu  den  Vegetationsorganen  an,  was  um  so  weniger  auffallend  ist, 
nachdem  der  Kelch  des  Rittersporns  gewöhnlich  behaart  zu  sein  pflegt.  Das  Erscheinen 
der  Frucht  auf  einem  Carpophor  ist  aber  auch  ein  Beweis  davon,  dass  Delpliinium  mit 
Pflanzen  anderer  Ordnung  in  einiger  Verwandtschaft  steht ;  trotzdem  man  es  in  die  Ordnung 
der  Polycaipeen  hinein  zwängte.  Die  Bauchnaht  des  gestielten  Stempels  steht  manchmal 
gegen  die  Spitze  zu  oder  seiner  ganzen  Länge  nach  offen.  Aus  einem  solchen  offenen  Stempel 
hingen  grüne  Zipfel  heraus,  die  dem  Rande  des  Blattes,  vom  Orte  der  Eichen,  entsprangen. 
Diese  sind  zu  Blättern  umgewandelt,  welche,  wenn  man  sie  ausgebreitet  denkt,  ganz  die  Form 
der  Blätter  des  Rittersporns  in  Erinnerung  bringen.  Der  Griff('l  des  vergrünten  Stempels 
endigt  gewöhnlich  in  zwei  Lappen,  die  oft  in's  violette  spielen;  oft  aber  breitet  sich  der 
Griffel  selbst  aus,  wodurch  auch  das  Läppchen  grüner  wird,  und  scheint  es  in  diesem  Falle, 
dass  nicht  bloss  die  Mittelrippe  des  Fruchtblattes  den  Griffel  bildet,  sondern  im  Vereine 
mit  dem  Blattrande,  was  D.  Consolida  mit  den  Rhoeadineen  in  Verwandtschaft  bringen 
würde,  bei  denen  die  Narbe  aus  der  Verlängerung  der  Blattränder  entsteht.  Auch  die  ver- 
kümmerten Eichen  sind  flaumig  und  von  den  die  entwickelten  Samen  zierenden  Schuppen 
ist  keine  Spur  zu  sehen.  Auch  dies  beweist,  dass  die  Pflanzenschuppen  nur  modificirte 
Haare  sind. 

Es  kommen  aber  auch  Exemplare  mit  nur  halb  vergrünten  Blüthen  vor,  bei  welchen 
nur  der  Stempel  gestielt  und  flaumig  ist.  Die  provisorischeu  Theile  der  Blüthe  konnten 
sich  hier  an  heiteren  Tagen  noch  vollständig  entwickeln,  aber  die  schwachen  Früchte,  die 
längerer  Zeit  bedürfen,  wurden  daran  von  der  eintretenden  rauhen  Witterung  gestört  und 
so  gezwungen,  sich  auf  vegetative  Weise  weiter  zu  entwickeln,  d.  h.  zu  vergrünen. 

B.  beruft  sich  nun  auf  andere  Fälle,  wo  in  Folge  der  Vergrünung  normal  vereinigter 
Theile  eine  Trennung  eintrat,  um  zu  beweisen,  dass  bei  Delpliinium  das  angeblich  eine 
aus  mehreren  verschmolzene  Blumenblatt  sich  nicht  theilt  und  daher  schon  ursprünglich  so 
angelegt  sein  muss  und  schliesst  sich  so  der  Ansicht  A.  Braun's  hinsichtlich  der  Blüthen- 
bildung  dieser  Pflanze  an. 

Bezüglich  der  Umgestaltujig  der  Blüthen  der  Ritterspornarten  kennt  B.  noch  mehrere 
Fälle.  Er  fand  Blüthen  mit  mehreren  Blumenblättern  (4-6)  u.  s.  w.  Dass  er  einzelne 
Blumenblätter  verschmolzen  fand,  zeigt  ihm  wohl,  dass  die  Blumenblätter  eine  Neigung 
zum  Zusammenwachsen  zeigen,  aber  sie  verschmolzen  immer  zu  vollständig  zweiseitig  lappigen 
Blumenblättern,  immer  nahmen  sie  den  Typus  des  unpaarigen  normalen  an.  —  An  D. 
Orientale  fand  B.  Staminodien,  die  er,  nachdem  sie  auf  die  Kelchblätter  folgten,  als  Blumen- 
blättern betrachtet.  —  Das  Carpophorum  ist  bei  den  Pflanzen  keine  gewöhnliche  Bildung, 
aber  um  so  öfter  bei  chlorotischen  Erscheinungen  zu  finden,  sowohl  bei  den  Sympetalen 
wie  bei  den  Choripetalen,  B.  beschreibt  einige  solcher  von  ihm  beobachteter  Fälle  näher, 
so  bei  Plcmtago  major,  Veronicu  Anagallis,  V.  anagalloidcs ,  Verbascum  blattariforme, 
Erysimum  canescens,  Camelina  sylvestris  (vergrünt,  aber  hier  kann  die  Ursache  der  Ver- 
grünung nicht  die  rauhe  Witterung  gewesen  sein),  Capsella  Bursa  pastoris,  Cardamine 
Matthioli,  Eoripa  Kerneri  (welche  übrigens  normal  ein  Carpophor  besitzt),  Bunias  oricntalis, 
Reseda  lutea.  Den  normalen  Mangel  des  Carpophors  schreibt  B.  Zweckmässigkeitsgründen 
zu;  die  mit  Samen  beschwerte  Frucht  gewinnt  dadurch  an  Halt  und  entwickelt  sich  am 
Grunde  der  Blüthe.  Bei  der  Vergrünung  entwickeln  die  Fruchtblätter  keine  Samen; 
sie  sind  daher  nicht  belastet  und  so  mag  sich  bei  ihnen  das  Carpophorum  entwickeln  können. 
—  Vergrünte  Anagallis  mit  vierzipfligem  Kelch;  der  eine  Zipfel  ist  aber  zweispitzig 
und  zweiaderig,  daher  er  aus  der  Zusammenwachsung  zweier  entstand.  Nachdem  die  Staub- 
gefässe  sich  von  den  Blumenblättern  vollständig  absondern,  so  ist  Verf.  mit  Eichler  der 
Ansicht,  dass  die  Blüthe  \on  Anagallis  nicht  dreiquirlig,  sondern  tetracyclisch  sei.  —  Ver- 
grüntes  Verbascum  phlomoides  in  Scrofularia-Gestalt.  An  nach  der  Fruchtreife 
neu  entwickelten  Trieben  fand  B,  besonders  gestaltete  Blüthen.  Der  fünfschnittige  Kelch 
war  meistens  verlaubt,  grüner,  im  Ganzen  den  Laubblättern  nahestehend.  Die  Form 
der  Petala  war  nicht  die  normale  flachtrichterige,  sondern  die  von  Scrofularia  nodosa; 
nämlich  der  untere  Theil  der  aussen  flaumigen  Cerella  gleichsam  napfförmig  oder  cylindrisch ; 


Specielle  Referate.  555 

ihr  oberer  Theil  aber  fünflappi^;  die  jüngereu  Lappen  zusammengeneigt  wie  hei  Sero fnlaria. 
Die  Aehnlichkeit  wurde  auch  ilurch  die  ins  dunkle  Violett  gehende  Farbe  gehoben.  Bei 
einigen  war  der  Rand  schwarz  gefleckt.  Staubfäden  vier,  an  die  Röhre  der  C'oroUe 
gewachsen;  ihr  Faden  schwach  flaumig.  In  den  fünfmänuigen  Bliithen  war  der  eine 
Staubfaden  um  vieles  kürzer.  —  Pelorie  bei  Deiphiuium  Consolida.  —  Die  Bliithe 
besass  5  Sepala,  die  3  äusseren  mit  normalem  Sporn  nur  hinsichtlich  der  Länge  etwas 
verschieden;  vor  jedem  steht  je  ein  normales  Blumenblatt  mit  vollständiger  Super- 
position.  Das  zwischen  die  beiden  inneren  uiigespornteu  Kelchblätter  fallende  Kelchblatt 
(So)  musste  er  als  oberstes  annehmen ,  was  übrigens  der  auch  um  etwas  weniger  grössere 
Sporn  andeutet.  An  dem  Mittellappeu  des  diesem  S,,  sowie  au  dem  dem  S,  voraustehenden 
Blumenblatt  war  der  gewohnte  Einschnitt  zu  finden ;  an  dem  dem  Sg  suponirten  aber  nicht. 
Die  Ränder  der  Blumenblätter  waren  nicht  mit  einander  verschmolzen.  Dieser  Fall  uuter- 
stützt  auch  Eich  1er  gegenüber  die  Superposition  der  Blumenblätter.  In  dieser  Blüthe  steht 
noch  vor  Pj  ein  an  der  Basis  verbreiteter  Staubfaden,  der  an  seiner  Spitze  eine  halbe 
Anthere  trägt;  seine  andere  Hälfte  beginnt  sich  blumenblattartig  auszubreiten  und  gegen 
die  Anthere  zu  zu  krümmen.  Die  Befruchtuugsorgane  sind. normal.  Die  zum  Blumenblatt 
sich  umgestaltende  Anthere,  der  ungetheilte  Mittellappeu  von  P3  und  die  einigermassen 
abweichende  Länge  der  drei  Sporne  lässt  die  Blüthe  nicht  vollständig  actiuomorph  erscheinen ; 
aber  diese  wenigen  Abweichungen  abgerechnet,  hauptsächlich  nach  den  äusseren  beurtheilt, 
ist  sie  zu  den  Pelorieu  zu  stellen.  B.  erwähnt  noch  eine  zweispornige  und  eine  ungespornte 
Blüthe.  —  D.  Aiacis  mit  gefüllten  Blüthe n.  Auch  diese  bewiesen  die  superponirte 
Stellung  der  Blumenblätter.  —  Fortschreitende  Umgestaltung  der  Staubgefässe. 
In  mehreren  gefüllten  Blüthen  von  V.  Aiacis  fand  B.  vier  Stempel.  In  diesen  pleiogynen 
Blüthen  sind  ausser  den  1-3  normalen  Stempeln  2—3  kleinere  gestielte;  ihr  Stiel  ist  nichts 
anderes,  als  die  bekannte  Verbreiterung  des  unteren  Theiles  der  Staubfäden.  Die  Antheren 
waren  zu  einfächerigeu  flaumigen  Fruchtknoten  umgewandelt ,  die  an  ihrer  Spitze  eine  zwei- 
lappige Narbe  tragen,  in  ihrem  Innern  aber  an  der  Bauchnaht  die  Eichen.  In  der  Blüthe 
ist  eine  ganze  Reihe  dieser  Umgestaltungen  zu  sehen  u.  s.  v/.  —  Zweispornige  Blumen- 
blätter.   Aus  dem  ofleuen  Kelchblattsporn  ragten  die  Sporne  der  Blumenblätter  hervor. 

Staub. 
89.   Julius  Ziegler.    Vergrünte  Blüthen  von  Tropaeolum  majus.    (Bericht  der  Senken- 
bergischen  naturforscheuden  Gesellschaft  für   1880^81,  Frankfurt  a.  M.,  S.   128-129 
nebst  2  Tafeln  in  Farbendruck.) 

Die  Verbildungen  zeigten  sich  an  5  Stöcken,  welche  in  einem  Garten  an  zwei  ver- 
schiedenen Stellen  cultivirt  wurden,  von  Mitte  September  1880  an,  während  an  den  Exemplaren 
vorher  normale  Blüthen  entwickelt  wurden.  Die  Anzahl  der  Abnormitäten  wird  auf  200 
geschätzt.  Minder  weit  gediehene  Vorbildungen  waren  solche,  wo  der  Fruchtknoten  stark 
aufgetrieben  war  und  derselbe  mit  dem  Griffel  hervortrat,  weiter  kamen  solche  Fälle  vor, 
wo  die  Farbe  der  Petalen  unrein  wurde,  bis  sie  schliesslich  in  Grün  überging.  Der  Kelch- 
sporn wurde  immer  kürzer  und  verschwand  endlich  ganz,  die  Kelchzipfel  nahmen  hingegen 
an  Länge  zu  und  verwandelten  sich  in  Laubblätter.  Statt  der  normalen  lebhaft  gelben, 
rothen  oder  braunen  Petalen  traten  in  exquisiten  Fällen  vollständig  grüne,  bis  11  cm  lange, 
gestielte,  schildförmige  Laubblätter  auf.  Die  den  beiden  oberen  Petalen  entsprechenden 
Gebilde  stellen  eine  Verschiedenheit  von  den  drei  untereu  dar.  Die  Fransen  gingen  bei  letzteren 
in  Zipfel  über  und  das  Blatt  erschien  leierförmig.  Die  Staubgefässe  erschienen  (wie  gewöhnlich, 
Ref.)  am  wenigsten  verändert.  Gegen  das  Ende  der  Zweige  zeigten  sich  verkümmerte  Gebilde, 
die  kaum  Ueberreste  der  Blumenblätter  und  des  Griffels  enthielten,  aber  oft  noch  mit  Staub- 
gefässen  versehen  waren,  welche  dann  von  einem  gleichzipfeligen  sporenlosen  Kelche  oder 
fünf  Blättchen  umgeben  waren.  lu  den  am  weitesten  gediehenen  Fällen  der  Verbildung 
fanden  sich  statt  des  Fruchtknotens  drei  gestielte,  auf  einem  Stiele  vereinigte  kleine  JJlatt- 
gebilde  vor,  die  noch  Andentungen  einer  Narbe  besassen.  Es  kamen  auch  schildförmig 
ausgebildete  Carpiden  vor.  Im  Vereinigungspunkt  der  blattartigen  Carpiden  meist  noch  die 
Ovula  kenntlich.  Auch  an  den  nur  wenig  veränderten  Blüthen  schlagen  die  Früchte  fehl, 
die  aus  normalen  Früchten  gezogenen  Samen  ergaben  (bis  October  1881)  normale  Pflanzen, 


556      Anatomie.    Morph,  der  Phanerog.  —  Variationen  und  Bildungsabweichungen, 

Nach  Ziegler  war  die  Ursache  des  Auftretens  der  abnormen  Bildungen  wahr- 
scheinlich in  dem  gleichzeitigen  feuchtkühlen  und  trüben  Wetter  zu  suchen,  allerdings  wäre 
die  Möglichkeit  vorhanden,  dass  das  Einstutzen  der  Triebe  die  Abnormitäten  veranlasst  habe. 
Wäre  die  in  Frankfurt  damals  herrschende  Witterung  wirklich  die  Ursache  des  Auftretens 
der  Verbildungen  gewesen,  so  wären  ähnliche  Erscheinungen  an  Tropaeolum  majus  gewiss 
in  anderen  Gärten  aufgetreten.  Dies  war  aber  nach  einer  ausdrücklichen  Bemerkung  Ziegler's 
nicht  der  Fall. 

90.  J.  Velenovsky.  lieber  die  vergrünten  Eichen  von  Alliaria  officinalis  Andrz.  (Flora 
1881,  S.  33-  45.    Mit  einer  Tafel.) 

V.  fand  im  Prager  botanischen  Garten  die  in  der  Aufschrift  genannte  Pflanze  im 
vergrünten  Zustande  zahlreich  vor.  Die  vergrünten  Blüthen  werden  nun  in  der  Reihenfolge, 
wie  sie  sich  an  den  ganzen  Trauben  zeigten,  besprochen,  die  Oolysen,  über  welche  nichts 
Neues  vorgebracht  wird,  eingehend  beschrieben  und  lediglich  nur  die  Beobachtungen 
Celakovsky's  an  der  nämlichen  Pflanze  bestätigt.  V.  tritt  auch  vollinhaltlich  Celakovsky  bei 
in  der  morphologischen  Deutung  der  Ovula,  ebenso  wie  Celakosky  hält  auch  er  die  Ver- 
laubungen  der  Ovula  für  ein  sehr  werthvolles  und  verlässliches  Material  für  die  morphologische 
Erkenntniss  der  Ovula. 

91.  L.  Durand.  Sur  une  fleur  monstrease  de  Cheiranthas  Cheiri.  (Bull,  period.  Soc.  Linn. 
de  Paris  1881,  No.  39,  p.  308.) 

Nicht  gesehen. 

92.  Malformod  Sarracenia.    (The  Gardeners'  Chronicle,  1881,  Part.  I,  p.  510.) 

Eine  Blüthe  von  Sarracenia  ßava  hatte  überzählige  Griffel,  welche  in  Form  von 
schmalen  Zipfeln  die  normal  stark  verbreiterte  Narbe  überragten. 

93.  H.  Baillon.  Sur  les  Composees  ä  gynecee  complet.  (Bull.  mens.  soc.  Linn.  de  Paris 
1881,  No.  35,  Seauce  du  2  fevr.,  p.  277-278.  Beferat  darüber  in  Uhlworm  Botan. 
Centralblatt,  Bd.  VIII,  [1881],  p.  271.) 

Fand  an  mehreren  cultivirten  Vernonien  und  besonders  an  Eupatorieen  3,  4  bis  5 
Narbenschenkel  in  jeder  Blüthe.  Wenn  ihrer  5  vorhanden,  so  waren  sie  den  CoroUenlappen 
superponirt.     Ovar  und  Ovulum  unverändert.  (Entnommen  dem  Centralblatt.) 

94.  Joseph  Schrenk.    A  Silene  with  pentamerous  Ovary.    (Bull.  Torry  Bot.  Club  VIII, 

1881,  No.  3,  p.  32-36.) 
Nicht  gesehen. 

95.  Silvio  Calloni.  Chorise  oa  polyphyllie  uni-radiale  et  collaterale  dans  la  flear  d'Ery- 
thronium  dans  canis  L.  (Bull,  des  travaux  de  la  Soc.  Botan.  de  Geneve,  1879—80, 
Geneve  1881,  p.  109-114,  PI.  I,  Fig.  VII,  XVII.) 

Der  Befund,  welcher  der  Beschreibung  des  durch  die  Aufschrift  ausgedrückten  Ver- 
bildungsmodus  zu  Grunde  liegt,  ist  folgender.  Der  Schaft  längs  seiner  ganzen  Länge  auf 
einer  Seite  mehr  entwickelt,  dessen  Querschnitt  eiförmig  statt  rund,  Blätter  grösser  als 
gewöhnlich,  Kelchblätter  normal,  2  Petalen  normal,  das  dritte  grösser  mit  doppeltem  Mitttelnerv, 
Nectarium  6 lappig,  statt  normal  4 lappig,  Kelch  und  CoroUe  normal  gefärbt.  Staubblätter 
des  äusseren  Wirteis  normal ,  zwei  des  inneren  normal ,  statt  des  dritten  ein  Paar  gut 
entwickelter  Staubgefässe,  das  über  das  vergrösserte  Petalum  fällt.  Vom  Gynäceum  2  Carpiden 
normal,  das  dritte  dedoublirt,  Fruchtknoten  4 fächerig,  zwei  Fächer  zweien  Staubgefässen  des 
äussern  Wirteis  gegenüber  stehend,  ein  Fach  fällt  der  Mediane  des  Doppelstaubgefässes  gegen- 
über und  das  vierte  Fach  fällt,  wie  das  Diagramm  zeigt,  zwischen  das  dedoubl.  Staubgefäss 
und  das  nächst  benachbarte,  Griffel  1,  röhrig,  4  kantig,  Narben  4  getrennt. 

96.  M.  F.  Tripel.    Deux  tulipes  monstreuses.    (Bull,  de  la  Soc.  des  sc.  naturell  de  Neuchatel, 
Tom.  XII,  Neuchatel  1881,  p.  328.) 

Jede  der  beiden  Tulpen  besass  50  Perigonialblätter  und  mehr,  Staubgefässe  fanden 
sich  zu  12—15  vor  und  die  Carpiden  waren  vervielfältigt.  Die  Monstrosität  entstand  durch 
Verwachsung  mehrerer  Blüthen. 

97.  H.  Baillon.  La  gapiopetalie  et  les  fleurs  doubles.  (Bull.  mens.  soc.  Linn.  de  Paris 
1881,  No.  36,  Seance  du  6  avr.,  p.  284-285.  Referat  darüber  in  Uhlworm  Botan. 
Centralblatt,  Bd.  VII,  S.  370.) 


Spccielle  Referate.  557 

Ref.  hat  leider  den  Origiiialaufsatz  nicht  gesehen.  Es  sei  daher  das  Folgende  dem  citirten 
Referate  im  Centralblatt  entnommen.  Neuere  Autoren  haben  ausgesprochen,  dass  polypctale 
Blüthen  leichter  neigen  zur  Füllung  als  gamopetale.  Dies  sei  aber  ein  Irrthum.  B.  verweist 
dabei  auf  die  gefüllten  Petunien,  Datura,  Serissa  foetida,  Samhac,  Gardinia  florida,  Azaleen, 
Priinula  (P.  acaulis,  Auricula),  Cam2:)anula-  Arten,  Lobelia,  Syringa,  Vinca,  Nerium  und 
ClcrodendroH.  Es  wären  zu  erwähnen  Althaea  rosca  und  Ilihiscus  syrincus,  deren  Blüthen 
eigentlich  nicht  dialypetal  sind.  Auch  gamopetale  monocotyledone  Blüthen  wie  Ilyacinthus, 
Polianthes  tuherosa  und  Narcissus  seien  anzuführen.  Selten  seien  Füllungen  bei  Labiaten, 
Scrophularineen,  Bignoniaceen  und  Acanthacecn,  ferner  seltener  bei  solclieu  Dicotylen,  deren 
Blüthen  wenig  zahlreiche  Stamiuen  besitzen  im  Vergleich  zu  solchen,  die  mit  zahlreichen 
Staubblättern  versehen  sind.  Beispiele  dafür  bieten  die  Rosaceen  verglichen  mit  den 
Papilionaceen.  (Die  im  Centralblatt  angeführte  Bemerkung,  wonach  nach  B.  die  Blüthen 
bei  Papilionaceen  sich  nicht  füllen  sollen,  ist  jedoch  unrichtig.  Ref)  Die  Zygomorphie 
sei  nicht  der  Grund  der  leichteren  Füllung.  Pelargonium  fülle  sich  leichter  als  Linum, 
Oxalis  und  Geranium,  Viola  odorata  leichter  als  die  Violaceen  mit  regelmässiger  Corolle. 

98.  Double  Stocks.     (The  Gardeners'  Chronicle  1881,  Part  I,  p.  105-106.) 

Giebt  Anweisungen  über  die  Auswahl  der  Samen  und  die  Cultur  der  Pflanzen, 
welche  reichlich  gefüllte  Blüthen  hervorbringen  sollen. 

99.  Double  Lapageria.     (The  Gardeners'  Chron.  1881,  Part  II,  p.  440,  Holzschn.  Fig.  83.") 

Ein  Exemplar  von  Lapageria  rosea  entwickelte  ausser  normalen  einfachen  Blüthen 
eine  gefüllte  mit  einer  doppelten  Reihe  von  Segmenten  (Petalen)  und  Petalodie  einiger 
Staminen.    Der  Längsdurchmesser  der  Blüthe  betrug  3^2  Zoll,  der  Querdurchmesser  3  Zoll. 

100.  Bouvardia  Alfred  Neuner.    (Regel's  Gartenflora  1881,  S.  114—117,  Holzschnitt.) 

Eine  weissblumige,  gefüllt  blühende  Form  von  Bouvardia  jasminoides ,  gezogen 
von  Narg  und  Neuner  in  Louisville,  und  wahrscheinlich  hybriden  Ursprungs. 

101.  Bouvardia  Alfred  Neuner.    (The  Gardeners'  Chronicle  1881,  Part  II,  p.  726.) 

Eine  neue  Varietät  mit  gefüllten  Blüthen,  1881  zuerst  in  Blüthe  gesehen. 

102.  H.  Baillon.    La  symetrie  des  fleurs  doubles  du  Platycodon.    (Bull.  mens.  Soc.  Liun, 
de  Paris,  1881,  No.  37,  p.  296.    Referat  darüber  in  Bot.  Centralbl.  Bd.  IX,  S.  190.) 

Bei  gefüllten  Blüthen  mit  zweiter  innerer  Corolle  werden  die  Stellungsverhältnisse 
in  derselben  derart  umgeändert,  dass  die  Carpiden  über  die  Staubblätter  fallen,  während  sie 
normal  den  Petalen  superponirt  sind. 

103.  Epigaea  repens  with  double  Flowers.    (The  Garden.  Chronicle  1881,  Part  II,  p.  310.) 

Die  Missbildung  wurde  von  Miss  L.  Mann  in  Rhode  Island  aufgefunden.  Das 
Bemerkenswerthe  war,  dass  die  Blüthen  3  gut  ausgebildete  CoroUen  besassen,  welche 
ineinander  steckten ,  wie  bei  Datura ,  die  Staubgefässe  fehlten  oder  waren  höchstens  durch 
ein  oder  mehrere  kapuzenförmige  (kordlise)  Anhängsel  der  Corolle  vertreten. 

104.  Bailey,  W.  Whitmau.    A  double  Epigaea  repens.    (The  Bot.  Gaz.    Vol.  VI.,  1881, 
No.  7,  p.  238.) 

Nicht  gesehen. 

105.  Lemoines  New  Double  Lilac.    (The  Gardeners'  Chronicle  1881,  Part  I,  p.  368,  Holz- 
schnitt, Fig.  71.) 

Abbildung  einer  schön  gefüllten  l'orm,  welche  von  Herrn  Lemoine  zuerst  gezogen 
wurde.  Nach  der  Abbildung  zu  schliessen,  sind  die  Blüthen  mit  2  überzähligen  Corollen 
versehen,  welche  der  normalen  Corolle  superponirt  sind. 

106.  Double  Flowers.     (The  Gardeners'  Chronicle  1881,  Part  I,  p.  540.) 

Bemerkungen  über  den  Rückschlag  gefüllt  blühender  Primelsorten  in  die  ungefüllten 
Formen. 

107.  The  double  Pettinia.    (The  Garden.  Chron.  1881,  Part  I,  p.  77,  116,  Holzschn.  Fig.  14.) 

Die  Artikel  bringen  Anweisungen  über  die  Cultur  der  gefüllten  Formen.  Abgebildet 
wird  eine  Form,  deren  gefüllte  Blüthen  ausserordentliche  Grösse  und  Farbenpracht  hatten, 

108.  L.  Durand.  Sur  des  petales  sur  numeraires  de  Petunia,  resultant  d'une  transformation 
du  connectif,    (Bull,  period.  Soc.  Linn,  de  Paris  1881,  No.  38,  p.  303.) 

Nicht  gesehen. 


558      Anatomie.    Morph,  der  Phanerog.  —  Variationen  und  Bildungsabweichungen. 

109.  Hose  in  Hose  Polyanthus.    (The  Gardeners'  Chronicle  1881,  Part  I,  p.  667.) 

Besprechung  verschiedener  Formen  der  genannten  Abart. 

110.  Double  Primroses.    (The  Gardeners'  Chronicle  1881,  Part  I,  p.  632.) 

Gelbe  Primeln  wurden  in  Cornwall  in  gefüllt  blühendem  Zustande  aufgefunden. 
Einige  der  Blüthen  hatten  2  Zoll  Durchmesser. 

111.  A  study  of  Double -flowered  Chinese  Primroses.  (The  Gardeners'  Chronicle  1881, 
Part  I,  p.  78.) 

Der  Artikel  handelt  über  den  blumistischen  Werth  der  Farbenvarietäten  gefüllter 
Primeln. 

112.  Double  Lychois.     (The  Gardeners'  Chronicle  1881,  Part  I,  p.  275.) 

Bemerkungen  über  die  Cultur  der  gefüllten  Formen  von  Lychnis  chalcedonica. 

113.  Le  Monnier.  Duplication  de  la  coroUe  de  la  pensee.  (Bull,  de  la  Soc  des  Sc.  de 
Nancy.     13  Annee.     1880.     Paris  1881,  p.  25.) 

Gefüllte  Blüthen  von  Viola  tricolor  sind  bis  jetzt  noch  eine  Seltenheit.  Er  erhielt 
sie  von  einem  Cultivateur,  welcher  die  Exemplare  zur  Ausstellung  der  Soc.  centrale  d'horti- 
culture  gesendet  hat.  Bei  der  Untersuchung  zeigte  es  sich,  dass  die  Anzahl  der  Staminen 
nicht  vermehrt  war  —  sie  waren  in  der  normalen  Anzahl  vorhanden  -  und  dass  die  Füllung 
auf  Dedoublement  der  Petalen,  oder  wie  Verf.  sich  ausdrückt,  auf  Proliferation  derselben 
beruhte.  Es  glichen  wenigstens  theilweise  die  Petalen  der  gefüllten  Blüthen  den  ent- 
sprechenden der  einfachen,  während  sich  das  Androeceum  an  der  Füllung  nicht  betheiligte. 

114.  Clarkia  elegans  Dougl.  var.  purple  King.  (Regel's  Gartenflora  1881,  S.  219;  Holz- 
schnitt S.  220.) 

Eine  der  vielen  Gartenvarietäten  der  genannten  Art  mit  gefüllten  purpurrothen 
Blüthen. 

115.  Begonia  Davisii  var.  superba  fl.  pl.    (The  Gardeners'  Chronicle  1881,  Part  I,  p.  669.) 

Der  Durchmesser  der  Blüthe  betrug  2^2  Zoll,  die  Färbung  ein  prächtiges  Carmoisin- 
roth.     Die  Pflanze  wurde  von  Herrn  Lemoine  in  Nancy  gezogen. 

110.  P.  Duchartre.  Observations  sur  les  fleurs  doubles  des  Begonias  tubereux.  (Joum. 
de  la  soc.  centr.  d'horticulture  de  France  Ser,  III,  T.  II,  1880,  p.  434—450,  mit  Holz- 
schnitten p.  444.) 

Nicht  gesehen.  Wahrscheinlich  werden  die  nämlichen  Abnormitäten  geschildert, 
über  welche  in  Just,  Jahresber.  VIII  (1880),  1.  Abth.  S.  229  berichtet  worden  ist. 

117.  Saxifraga  virginiensis  fl.  pl.    (The  Gardeners'  Chronicle  1881,  Part  I,  p.  602.) 

Die  gefüllt  blühende  Form  in  blumistischer  Hinsicht  vorzuziehen  der  einfachen. 
Sie  ist  grösser,  stärker  als  die  normale  Pflanze.  Dasselbe  gilt  auch  für  die  gefüllt  blühende 
Form  der  Saxifraga  granulata. 

118.  L.  Beissner.  Ungeschlechtliche  Fortpflanzung  wild  wachsender,  gefüllt  blühender 
Pflanzen.    (Regel's  Gartenflora  1881,  S.  51-52.) 

Seine  Beobachtungen  betrafen  Cardamine  pratensis,  bei  welcher  Art  er  wildwachsende 
Exemplare  gesehen,  wo  jede  Blüthe  stark  gefüllt  war  ohne  jedweden  Fruchtansatz.  Die 
gefüllt  blühende  Form  besitzt  länger  sich  erhaltende  Stengel  als  die  Pflanze  im  normalen 
Zustande,  an  der  Spitze  der  unfruchtbaren  lUüthenstände  sah  er  Knospen,  die  Luftwurzeln 
entwickelten,  desgleichen  fand  er  in  den  Blattwinkeln  des  Stengels  solche  Knospen.  Blüthen- 
stände,  welche  mit  derartigen  Knospen  besetzt  waren,  legten  sich  später  zur  Erde,  wo  sich 
dann  die  jungen  Pflanzen  bewurzelten.  B.  fragt,  ob  an  anderen  gefüllt  blühenden  Pflanzen 
ähnliche  Erscheinungen  beobachtet  wurden. 

119.  J.  Gibbs.  Note  on  a  abnormal  form  of  Cardamine  pratensis.  (Trans,  of  the  Epping 
Forest  and  County  of  Essex  Naturalists  Field  Club.    Deccmber  1880.) 

Nicht  gesehen. 

120.  Double  Ladies  Smock.    (The  Gardeners'  Chronicle  1881.  Part  I,  p.  638.) 

Cardamine  pratensis  bemcrkenswerth,  da  sie  im  wilden  Zustande  häufig  mit  gefüllten 
Blüthen  angetroffen  wird.  An  manchen  Stellen  findet  sie  sich  in  grosser  Menge  vor  und 
fast  alle  Blüthen  gefüllt.    Die  Füllung  nach  Art  der  hose  in  hose  Polyanthus  mit  3—4  in 


Specielle  Referate.  559 

einander   geschachtelten   Blüthen.    Die  Pflanze  lässt  sich  leicht  fortpflanzen,    wenn    man 
Blätter  auf  feuchten  Sand  legt,  indem  dann  an  den  Rändern  Knospen  sich  ausbilden. 

121.  Ranuncalas  aconitifolius  fl.  pl.    (The  Gardeners'  Chronicle  1881,  Part  I,  p.  665.) 

Kurze  Notiz  über  die  Cultur  und  den  blumistischen  Werth  dieser  Pflanze. 

122.  Dianthus  chinensis  L.  var.  Darleri.    (Regel's  Gartentiora  1881,  S.  215.) 

Eine  seit  20  Jahren  in  Petersburg  cultivirte  Form  von  B.  chinensis  mit  wohlriechenden 
dicht  gefüllten  Blüthen,  deren  Vermehrung  nur  durch  Stecklinge  möglich  ist.  Regel  meint, 
dass  der  höchst  angenehme  Geruch  auf  hybriden  Ursprung  deutet. 

123.  Dianthus  chinensis  L.    (Regel's  Gartenflora  1881,  S.  118—120,  mit  Holzschnitt.) 

Bespricht  und  bildet  ab  cultivirte  Formen  von  zwei  DiantJius- Arten.  Von  D. 
chinensis  wird  bemerkt,  dass  schon  Noisette  zu  Anfang  der  zwanziger  Jahre  dieses  Jahr- 
hunderts ihn  im  gefüllt  blühenden  Zustande  bereits  kannte,  das  erste  Auftreten  der  gefüllten 
Blüthen  sei  unbekannt.  Später  wurde  gezogen  Dianthus  chinensis  Hedwigii,  eine  einfach 
blühende  grosse  blumige  Form  mit  vorn  gezähnten,  eine  andere  mit  vorn  fransenförmig 
geschlitzten  Petalen;  diesen  folgten  gefüllt -blüthige  Formen.  Durch  Baslardirung  von  Z>. 
chinensis  mit  pliimarius  erhielt  man  zahlreiche  Variationen  mit  theils  einfachen,  theils  schön 
gefüllten  Blüthen  mit  geschlitzten  und  mit  gezähnten  Petalen. 

124.  Nigella  damascena  L.    (Regel's  Gartenflora  1881,  S.  247,  mit  Holzschnitt.) 

Abbildung  einer  niedlichen  Form  mit  gefüllten  Blüthen. 

125.  Double  Paeonies.     (The  Gardeners'  Chronicle  1881,  Part  I,  p.  799.) 

Sitzungsbericht  der  Royal  Horticultur  Soc.  Rev.  Henslow  besprach  verschiedene 
Modi  der  Füllung  bei  Paeonien.  Bei  einer  Form  war  die  Carpelle  vertreten  durch  einen 
Büschel  von  grossen,  aufrecht  stehenden  Petalen,  die  Staminen  aber  durch  kleinere,  gelblich 
gefärbte  Petalen,  die  wahre  Cor  olle  hatte  vermehrte  Blumenblätter,  bei  einer  anderen  bestand 
der  Petalen  -  und  Androeceumkreis  aus  mehreren  Wirtein ,  und  bei  einer  dritten  bildete  die 
Blüthe  eine  rundliche  Masse  von  Petalen,  Staminen  und  Carpiden  waren  nicht  unterscheidbar. 

126.  Double  Pelargoniums  in  Small  Pots.    (The  Gardeners'  Chronicle  1881,  Part  H,  p.  374.) 

Handelt  über  die  Cultur  gefülltblühender  Pelargoniumsorten. 

127.  Rubus  rosaefolias  coronatus.    (The  Gardeners'  Chronicle  1881,  Part  II,  p.  663.) 

Ein  schöner  Rubus  mit  weissen,  grossen,  gefüllten  Blüthen  vom  Habitus  einer 
BanTcsia-^ose. 

128.  Double-flowered  Apple.     (The  Gardeners'  Chronicle  1881,  Part  I,  p.  728.) 

Die  Blumenblätter  waren  beträchtlich  vermehrt,  die  scheibenförmige  Ausbreitung  des 
Blüthenbodens  fehlend,  Kelchsegmente  jedoch  vorhanden.   Die  Form  von  ornamentalem  Werth. 

129.  Friedrich  Hildebrand.  Umwandlang  der  Blüthenblätter  in  Staubgefässe  bei  Cardamine 
pratensis.     (Botan.  Centralblatt  Bd.  VI,  1881,  No.  7  [Jahrgang  IL],  S.  243—245.) 

Staubgefässe  wandeln  sich  in  der  Cultur  häufig  in  Petalen  um,  der  umgekehrte  Fall 
ist  weit  seltener.  Bei  Cardamine  pratensis  hat  H.  beide  Fälle  beobachtet,  nämlich  starke 
Füllung  der  Blüthen  mit  Ersetzung  der  Staminen  durch  Petalen  und  Vermehrung  der  letzteren 
und  anderseits  einen  Fall  von  Staminodie  der  Petalen.  Letzteren  fand  er  bei  Freiburg  i.  B. 
im  Freien  auf.  Die  Blüthen  der  Pflanze  hatten  ein  unscheinbares  Ansehen,  was  aber  eben 
durch  Ersetzung  der  Petalen  durch  Staminen  bedingt  war.  Die  Länge  der  Staminen  hielt 
die  Mitte  zwischen  den  kürzeren  und  längeren.  Die  Filamente  der  normalen  Staminen  hatten 
an  der  Basis  ihr  Nectarium ;  den  abnormen  fehlte  dasselbe,  nur  wenige  Pollenkörner  waren 
bei  diesen  gut  ausgeführt.  Die  Blüthen  fand  er  proterogyn.  Der  Fruchtknoten  habe  sich  gut 
entwickelt,  bei  den  unteren  Blüthen  begann  bereits  die  Fruchtbildung.  Das  Exemplar  wird 
weiter  beobachtet. 

130.  Silvio  Calloni.  Pistillodie  des  etamines  dans  la  fleur  de  Persica  vulgaris  Mill.  (Bull, 
des  travaux  de  la  Soc.  Botanique  de  Geneve  1879/80.  Geneve  1881^  p.  97—108.  PI. 
I.  Fig.  I— VI.) 

Anomalien  zeigten  sich  an  allen  Blüthen  durch  einen  Zeitraum  von  15  Jahren.  Die 
Blüthezeit  trat  später  ein  und  verlängerte  sich,  die  Blätter  erscheinen  gleichzeitig  mit  den 
Blüthen  und  werden  etwas  breiter  und  länger  und  tiefer  grün  als  im  normalen  Zustande. 
Der  Stamm  erreichte  ungefähr  eine  Höhe  von  3  Meter.    Der  Beginn  der  Blüthezeit  trat  April 


560     Anatomie.  .  Morph,  der  Phanerog.  —  Variationen  und  Bildungsab weichungen, 

bis  Mai  ein,  die  Mitte  fiel  auf  Mai  und  Juni  und  das  Ende  auf  Juni  und  Juli.  Es  wurden 
im  Ganzen  30  Blüthen  untersucht  und  je  füuf,  die  sich  in  der  Anthere  befanden  zu  Beginn, 
Mitte  und  Ende  der  Blüthezeit  und  je  fünf  Bliitheuknospeu  im  Februar,  Mai,  Mai-April 
und  April.  Der  Kelch  war  persistent  (normal  abfallend),  einige  Male  vierlappig,  Zipfel 
grün,  purpurn  gefleckt,  in  einem  Fall  war  der  Kelch  auf  eine  Cupula  reducirt.  Die  Corolle 
persistent  fünf  selten  vierblättrig,  Fetalen  an  der  Basis  grün  von  dunkel  purpurnen  Längs- 
nerven durchzogen.  In  einer  Blüthe  fehlte  die  Corolle.  Staubgefässe  fehlten  stets,  sie  waren 
vertreten  durch  verschieden  gestaltete  Carpiden,  welche  als  Pistille  mehr  oder  minder  voll- 
ständig oder  unvollständig  ausgebildet  waren.  Die  Zahl  der  Pistille  mit  complet  ausgebil- 
detem Ovarium  stand  in  einer  directen  Beziehung  zum  Alter  der  Blüthe,  Von  fünf  im 
Juni-Juli  untersuchten  Blüthen  fanden  sich  30  Pistille  mit  geschlossenem  2eiigem  Ovarium  vor, 
sie  waren  in  5  fünfzähligen  Wirtein  inserirt,  Griffel  und  Stigma  complet.  Von  fünf  Blüthen, 
welche  Mai -Juni  untersucht  wurden,  hatten  bei  drei  die  Pistille  des  äussern  Verticillus 
incomplete  Ovarien,  statt  geschlossen  zu  sein,  zeigten  sie  eine  rhomboidale  Oeffnung  und  an 
deren  Rändern  zwei  auf  den  Nucellus  reducirte  Ovula,  in  den  zwei  anderen  untersuchten 
Blüthen  waren  die  Ovarien  in  den  äusseren  drei  Verticillen  incomplet.  Die  Grösse  der 
Apertur  verminderte  sich  von  der  Peripherie  gegen  das  Centrum.  Bei  fünf  im  April  und 
Mai  untersuchten  Blüthen  war  der  äussere  Wirtel  der  Staminen  ersetzt  durch  fünf  weissliche 
kahle  corolliuische  Blättchen.  Es  fanden  sich  25  Ovarien  vor,  die  peripherischen  incomplet, 
die  centralen  vollständig.  Aus  diesen  aus  dem  Aufsatze  heraus  gehobenen  Beispielen  ergiebt 
sich,  dass  die  Zahl  der  incompleten  Pistillen  in  verkehrtem  Verhältniss  stand  zum  Alter  der 
Blüthe,  die  Grösse  der  Apertus  der  nicht  geschlossenen  Ovariums  aber  in  einem  verkehrten 
Verhältniss  zum  Alter  der  Blüthe  und  Orientirung  in  Hinsicht  auf  das  Centrum  der  Blüthe, 
Im  Centrum  der  Blüthe  traf  er  ein  vollständiges  einfächeriges,  2eiiges  normal  gebautes 
Pistill  vor.  Bei  allen  Pistillen  waren  Griffel  und  Narbe  normal.  Nur  in  einem  einzigen 
Falle  war  ein  einziges  Ovarium  vorhanden,  das  eine  verholzten  discus  war.  Das  centrale 
Ovarium  war  stets  am  meisten  entwickelt,  das  peripherische  kleiner.  Der  Kelch,  die 
Corolle,  die  pistillähnlichen  Blättchen,  incompleten  und  completen  Ovarien  waren  wirtelig 
gestellt,  die  Wh-tel  ögliedrig  und  alteruirten  mit  einander.  Im  Durchschnitt  fanden 
sich  9  Verticillen  vor,  den  1.  Wirtel  bildete  der  Kelch,  den  2.  die  Corolle,  den  3,  kahle 
fleischige  kleine  Blättchen,  den  4.  kleine  fleischige  behaarte  Blätter  oder  rudimentäre  Carpiden, 
den  5.  an  der  Inenseite  weit  offene  Pistille,  den  6.  wenig  geöffnete  Pistille,  den  7.  complete 
Ovarien ,  den  8.  ein  zweiter  Wirtel  von  complet  ausgebildeten  Ovarien  und  9,  innen  stand 
das  normale  Pistill. 

Die  Verbildungen  waren,  um  sie  mit  den  von  Masters  in  die  Teratologie  eingeführten 
Terminis  zu  bezeichnen,  Fälle  von  Stasyniorpliie  (langsame  Entwickelung  der  Blüthen 
und  gleichzeitiges  Erscheinen  der  Blätter  mit  den  Blüthen),  mehr  oder  minder  complete 
Fistülodie  der  Staminen,  von  MeiopJiyllie  (geringere  Anzahl  der  Kelchlappen  und  Blumen- 
blätter als  normal),  Meiotaxie  (durch  Unterdrückung  des  Kelchs,  der  Fetalen),  Hyper- 
trophie der  Blätter  der  Blüthen,  Atrophie  (durch  Unterdrückung  der  Kelchlappen), 

Fälle  completer  Fistillodie  zahlreicher  Staubblätter  einer  Blüthe  gehören  zu  den 
Seltenheiten,  C,  citirt  ähnliche  Fälle,  die  Moquin-Tandon  und  CIos  anführen.  Der  Autor 
ergeht  sich  in  weitern  Abschnitten  der  Abhandlung  in  breiterer  Ausführung  und  Wieder- 
holung der  im  Referate  angegebenen  allgemeinen  Sätze  und  erklärt  schliesslich  das  Auftreten 
der  Anomalie  an  seiner  Persica  als  eine  individuelle  nicht  vererbbare  Eigenthümlichkeit, 
Die  Mutterpflanze,  von  welcher  das  Exemplar  abstammte,  zeigte  sich  normal  und  die  Pistille 
der  abnormen  Blüthen  waren  alle  steril. 

131.  Prolification  in  Foxglove.    (The  Gardeners'  Chronicle  1881,  Part  I,  p.  341.) 

Sitzungsbericht  der  Royal  Horticult.  Soc.  Mastors  zeigte  ein  Exemplar  eines 
Fingerhuts  mit  medianer  Prolification  der  Blüthe,  Die  Corolle  derselben  bewahrte  ihre  Unregel- 
mässigkeit, während  bei  derartigen  Missbildungen  dieselbe  gewöhnlich  regelmässige  Form  erhält. 

132.  Proliferous  Double  Mignonette.    (The  Gardeners'  Chronicle  1881,  Part  II,  p.  182.) 

Die  Abnormität  zeigte  sich  an  einer  wohlriechenden  prämiirten  Keseda.  Der  Blüthen- 
Stand  dick  verzweigt,  Fuss  lang,  eine  Rispe  darstellend,   ein  Zweig  entspringt  aus  dem 


Specielle  Referate.  ^qi 

Centrum  der  Blütlie  oder  bisweilen  zwei,  sie  nehmen  die  Stelle  des  Pistills  ein.  In  einem 
nicht  so  weit  entwickelten  Zustande  glich  das  Exemplar  mehr  einer  gewöhnlichen  Eeseda, 
nur  erschienen  die  Bliithen  gefüllt,  indem  sie  kleine  Ballen  geschlitzter  Fetalen  darstellten. 

133.  E.  A.  Webb-  Proliferoas  inflorescence  of  Rubus  idaeus  L.  (Journ.  of  Botany.  New 
Ser.  X  [1881],  p.  31.)  Referat  darüber  in  Botan.  Centralblatt  Bd.  V  (1881),  S.  331. 
Sitzungsbericht  der  Linn.  Soc.  (Sitzung  vom  4,  November  1880). 

Statt  der  Blütheu  traten  verlängerte  Sprossen  auf,  welche  dicht  besetzt  waren  mit 
kleinen,  behaarten  Bracteen.    Die  Spitzen  der  Sprossen  waren  fasciirt. 

134.  G.  Henslow.  On  a  proliferous  condition  of  Verbascnm  nigrum  L.  (Journ.  of  the 
Linn.  Soc.  Vol.  XVIII,  No.  112,  June  3,  p.  455-458,  pl.  16-17.  Journ.  of  Botany  X 
[1881],  No.  217,  p.  32.)    Referat  darüber  im  Bot.  Centralblatt  Bd.  VII,  S.  144. 

Die  Originalabbaodlung  steht  dem  Ref.  nicht  zu  Gebote.  Das  Journal  of  Botany 
enthält  den  Sitzungsbericht  der  Linn.  Soc  ,  Sitzung  vom  18.  November  1881.  Die  Monstrosität, 
welche  H.  von  Marshall  aus  Elg  erhielt,  glich  im  äusseren  Ansehen  einer  von  Baillon  im 
dritten  Bande  der  Adausonia  beschriebenen  Deformation  von  LysimacMa  Ephenierum.  Der 
obere  Theil  der  Inflorescenz  war  mehr  ausgebreitet  als  normal.  Laubsprosse  entsprangen 
daselbst  aus  dem  Centrum  der  Blüthen.  In  dem  oberen  Theile  hatten  die  Blüthen  grosse 
Ovarien,  die  Entwickelung  der  mediären  Sprossung  in  solchen  Blüthen  behindert.  Die  Sepalen 
waren  in  allen  Fällen  frei,  die  Corolla  gamopetal  und  meist  kleiner  als  in  normalen  Blüthen, 
gelb  oder  grünlich.  Die  Staminen  von  der  Corolle  getrennt,  mit  kleinen,  atrophischen  oder 
abortirenden  Antheren.  Fruchtknoten  geschlossen  oder  an  der  Spitze  geöffnet,  mitunter  die 
beiden  Carpiden  frei ,  schmale  Blättchen  darstellend.  Es  handelt  sich  um  dieselbe  Mon- 
struosität,  welche  in  Just  Jahresbericht  VIII  (1880),  I.  Abth.,  S,  223  bereits  erwähnt  worden  ist. 

135.  P.  Duchartre.  Prollfication  de  Gerisier.  (Journ.  de  la  Soc.  nationale  et  centr. 
d'Horticult.  de  France.  Ser.  III,  Tom.  I,  1881,  p.  502.)  Referat  darüber  im  Botan. 
Centralblatt,  Bd.  IX,  S.  392. 

Blüthen  gefüllt  prolif erirend ,  die  Mittelsprossung  erreicht  IG—IS  cm  Länge  und 
trägt  fertile  Blüthen.     Pistille  der  Mutterblüthe  in  Laubblätter  umgewandelt. 

(Entnommen  dem  Centralblatt.) 

136.  Ed.  Heckel.  Du  pilosisme  deformant  dans  quelques  vegetaux.  (Compt.  rend.  des 
seances  de  l'Acad.  d.  sc.  de  Paris,  T.  XCI,  p.  349.)  Referat  darüber  in  Bot.  Centralblatt 
Bd.  V,  S.  145.) 

Ref.  hat  den  Originalaufsatz  nicht  gesehen.  Das  Folgende  ist  dem  Centralblatt 
entnommen.  An  Lilium  Martagon  und  der  Genista  aspalathoides  Law.  hat  H.  eine  hoch- 
gradige, abnorme  Entwickelung  von  Haaren  angetroffen.  Lilium  Martagon  war  fast  zwerghaft, 
die  Ränder  der  Blätter  mit  Haaren  besetzt,  Zellen  des  Perigons  dem  unbewaffneten  Auge 
sichtbar,  Genitahen  abortirt.  Bei  der  Genista  kamen  dreierlei  Blüthen  vor,  normale,  aber 
etwas  kleinere,  stärker  behaarte  und  sehr  kleine  cleistogamische,  deren  Blüthentheile  mit 
Ausnahme  der  Staminen  stark  behaart  waren,  und  Gebilde,  wo  die  Blüthe  ersetzt  war  durch 
kleine  Ballen  dicht  verfilzter  Haare.  Genista  Lohelii  DC.  wurde  auf  eine  solche  Defor- 
mation gegründet. 

137.  Spring-flowering  Form  of  Colchicum  autumnale.    (Journ.  of  Botany  1881,  p.  175.) 

Verweisend  auf  seine  früheren  Mittheilungen  über  Frühlingsblüthen  an  Colchicum 
(siehe  Just  Jahresbericht  VIII,  I.  Abth.  [1880],  S.  235)  bemerkt  Herr  Jos.  W.  White,  dass 
er  in  diesem  Frühling  kein  einziges  blühendes  Exemplar  gesehen  hat.  Die  Herbstfröste  von 
1879  hatten  im  darauf  folgenden  Jahre  keinen  Einfluss  mehr. 

138.  Hlava  Herbstblüthen  in  Croatien.  (Centralblatt  für  das  gesammte  Forstwesen  1881 
S.  489.     Referat  darüber  im  Botan.  Centralblatt  Bd.  IX  [1882J,  S.  58.) 

Syringa  vulgaris  blühte  am  11.  October  zum  zweiten  Male. 

139.  Wittmack.  lieber  Zwillingsfrüchte.  (Monatsschrift  des  Vereins  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues  in  den  Königl.  Preuss.  Staaten.  Mai-Heft  1881.  Separatabdruck  S.  1—3 
mit  4  Fig.  in  Holzschnitt.) 

Im  Eingange  des  Artikels  hebt  W.  das  Verdienst  von  Masters  hervor,  aufmerksam 
gemacht  zu  haben,  dass  bereits  Shakespeare  Doppelkirschen  gekannt  habe,  und  hält  diese 

Botanischer  Jahresbericht  IX  (1881)  1.  Abth.  36 


> 


562     Anatomie.    Morph,  der  Phanerog.  —  Variationen  und  Bildungsabweichungen. 

Beobachtung  von  Shakespeare  für  einen  der  ältesten  Belege  für  diese  Monstrosität.  Die  an 
einer  Melone  und  Phaseolus  vulgaris  von  ihm  beobachteten  Doppelfrüchte  scheinen  ihm 
ein  Interesse  zu  bieten,  da  solche  an  diesen  Pflanzen  seltener  als  etwa  an  Kirschen  und 
Aepfeln  auftreten.  Der  Stiel  der  Zwillingsmelone  war  einfach,  beide  Früchte  vollkommen 
ausgebildet,  die  Verwachsungsstelle  zwei  Drittel  der  ganzen  Länge  einnehm.end,  äusserlich 
durch  eine  tiefe  Furche  kenntlich.  Die  Doppelfrucht,  welche  aus  zwei  Fruchtknoten  in  einer 
Blüthe  hervorging,  war  27  cm  breit,  I8V2  cm  hoch,  13  cm  dick,  8^4  kg  schwer.  Aus  Samen 
dieser  Zwillingsmelone  wurden  zum  Theil  wieder  Zwillingsmelonen  gewonnen.  Die  Zwillings- 
bohne hatte  einen  einfachen  Stiel,  der  Kelch  derselben  einfach,  die  beiden  Früchte  bis  auf 
zwei  Drittel  der  Länge  verwachsen.  Bis  zur  Mitte  so  breit  wie  eine  normale  Bohne,  mit 
durchgehendem  Kiel  versehen,  im  oberen  Drittel  frei,  einander  genähert.  Die  eine  Hälfte 
der  Doppelfrucht  aufgeblasen  und  viereckig,  die  Rindennaht  dieser  Hälfte  tief  eingefaltet, 
sie  enthält  zwei  Samen,  die  andere  Hälfte  nur  einen.  Der  Doppelfrucht  lag  die  Verdoppelung 
des  Fruchtknotens  einer  Blüthe  zu  Grunde. 

140.  Heteromorphoos  Apple  Tree.    (The  Florist  and  Pomologist  1881,  No.  47,  p.  166  mit 
Holzschnitt.) 

Nicht  gesehen. 

141.  What  is  a  Fruit?    (The  Gardeners'  Chronicle  1881,  Part  H,  p,  683—684.) 

Der  Artikel  gipfelt  in  dem  Satze,  dass  der  fleischige  Theil  der  Apfelfrucht  nicht 
die  eigentliche  Frucht,  sondern  eine  Erweiterung  des  Blüthenstiels  sei,  während  die  eigentliche 
Frucht  das  pergamentartige,  die  Samen  enthaltende  Gehäuse  darstellt.  Es  wird  unter  anderem 
bemerkt,  dass  „Biskops  Thum  Pear"  ausser  normal  ausgebildeten  Birnenfrüchten  auch 
cylindrische  fleischige  Scheinfrüchte  hervorbringt,  denen  das  früher  erwähnte  Gehäuse  fehlt. 

142.  Abnormal  Pears.     (The  Gardeners'  Chronicle  1S81,  Part  I,  p.  41,  Holzschnitt  Fig.  7.) 

Die  instructive  Abbildung  stellt  einen  gebogenen  Zweig  dar,  welcher  auf  seiner 
Oberseite  eine  längere  Strecke  hindurch  bedeckt  ist  von  einer  gelappten  fleischigen  Masse, 
auch  einige  Blattstiele  sind  an  der  Basis  stark  angeschwollen.  Die  untere  Parthie  normal. 
Das  Exemplar  wurde  von  Herrn  Andre  aus  Paris  eingesendet. 

143.  Seadless  Pears.    (The  Gardeners'  Chronicle  1881,  Part  H,  p.  637.) 

Sitzungsbericht  der  Royal  Horticultur  Soc.  Max  Burbidge  sendete  aus  Dublin  Herrn 
Masters  Birnen  ohne  Kerngehäuse  und  ohne  Samen,  welche  eine  nahezu  cylindrische  Form 
besassen,  sich  länger  aufbewahren  Hessen  als  normale  Birnen,  auch  schmeckten  sie  besser. 
Der  Baum,  von  dem  sie  stammten,  brachte  zahlreiche  derartige  Gebilde  hervor. 

144.  Grapes  Within  Grapes.    (The  Gardeners'  Chronicle  1881,  Part  II,  p.  507.    Holzschnitt. 
Fig.  96.) 

Eine  Abbildung  und  kurze  Besprechung  von  proleferirenden  Beeren  der  Vitis  vinifera. 
An  der  Stelle  der  Samen  eine  zweite  Beere,  letztere  zur  Hälfte  aus  der  äusseren  hervor- 
ragend. Diese  Missbildung  dürfte  auf  Prolification  beruhen.  Die  Beeren  stammten  von  der 
„Barbarossa"  Varietät,  bei  welcher  dieselbe  Erscheinung  öfters  beobachtet  wurde. 

145.  Welter.    Monstruosite  des  fruits  de  Capsicam  annuam.    {Bull,  des  travaux  de  la  Soc. 
Botanique  de  Geneve  1879-80.    Geneve  1881,  p.  39.) 

Eine  physiologische  Anomalie  bestehend  im  Auskeimen  mehrerer  Samen  in  einer  Kapsel. 

146.  L.  Guigard.   Sur  le  polyembryonie  chez  quelques  Mimosees.   (Bull.  Soc.  Bot.  de  France. 
Tom.  XXVIII 1881,  p.  177—179.)    Referat  darüber  in  Bot.  Centralblatt.    Bd.  IX,  p.  228. 

Vorkommen  von  vier  Cotyledonen  an  verwachsenen  Keimpflanzen  von  Schranckia 
uncinata.  Bei  Verwachsungen  erscheint  die  eine  Keimpflanze  oft  sehr  rcducirt,  so  dass  sie 
mehr  einem  Appendix  der  anderen  Keimpflanze  gleich  sieht,  welcher  nur  mehr  als  Reserve- 
stoffbehälter funkitonirt.  Auch  an  Mimosa  Denhartü  fanden  sich  im  Samen  2—3  Embryonen 
vor,  von  denen  nur  der  eine  mehr  entwickelt  war.         (Entnommen  dem  Centralblatt.) 


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