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http://www.archive.org/details/kantsgesammeltes151imma
Hanfs
Banir xv
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Berlin unl» Xeipjtö 1923
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Berlin untr XEipjig 1923
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U.lS
Vorwort.
Band XV ist an Umfang fast doppelt so stark geworden, als auf
Grund einer Schätzung meines Ms. durch einen Druckerei-Factor
anzunehmen war. Er musste deshalb in zwei Hälften zerlegt
werden; doch geht die Seitenzählung durch, bei Citaten bedarf es
also nur der Angabe von Band- und Seitenzahl.
Der grössere Theil des Bandes bringt bisher unveröffentlichtes
Material: dazu gehören vor allem die Collegentwürfe aus den 70er
und 80 er Jahren auf S. 655—899 und — abgesehn von wenigen
Ausnahmen — die ästhetischen Reflexionen auf S. 265 — 440. Zu den
letzteren wird in Bd. XVI noch eine Reihe verwandter Reflexionen
aus dem Handexemplar von Meiers „Auszug aus der Vernunftlehre''
treten. So fällt hellstes Licht auf ein Gebiet, das bisher fast ganz
im Dunkel lag: das neue Material giebt uns die wichtigsten Auf-
schlüsse über das Werden von Kants ästhetischen Ansichten.
Ihre Entwicklung beabsichtige ich in einer Schrift: „Kant als
Ästhetiker" darzustellen. Sie wird als das erste Heft einer Serie:
„Studien zu Kants Entwicklungsgeschichte" zugleich mit Band XVT,
voraussichtlich noch im Lauf dieses Jahres, erscheinen. Diese
„Studien" werden sich zu den weiteren Bänden des handschrift-
lichen Nachlasses ähnlich verhalten, wie meine Schrift „Kants An-
sichten über Geschichte und Bau der Erde" (1911) und das in Aus-
sicht gestellte Werk „Kant als Naturwissenschaftler" zu Band XIV:
sie wollen das neu zugänglich gemachte Material (zusammen mit
dem schon früher bekannten) wissenschafthch verarbeiten, und.
indem sie die Entwicklung der jeweilig in Frage kommenden An-
f^AR 1 9 B68
YI Vorwort.
schanungen Kants darstellen und psychologisch begreiflich machen,
erbringen sie den Nachweis, dass die zunächst auf Grund von
Stellungs- und handschriftlichen Indicien getroffene chronologische
Anordnung der Reflexionen zugleich die sachlich gerechtfertigte ist.
So bilden diese Hefte der „Studien" eine wesentliche Ergänzung zu
den Bänden der Ausgabe und leisten eine Arbeit, die, wenigstens
zum Theil, der Ausgabe selbst hätte zufallen müssen, wäre es mit
Rücksicht auf ihren Umfang möglich gewesen.
Seine ästhetischen Reflexionen in Baumgartens Metaphysica
scheint Kant Ende der 70 er Jahre oder später in zusammenhängender
Weise einer genaueren Durchsicht unterzogen zu haben. Das be-
zeugen häufige Unterstreichungen (alle mit ein und derselben blass-
rothen Tinte ausgeführt), die sich auf den Seiten 219'— 249', 289',
292/3, 298'— 310', 407' von der Phase x (vielleicht schon -q oder i) bis
zur Phase o hinziehen. Dieselbe Tinte wie jene Unterstreichungen
zeigen auch die s-Zusätze in 5037.8, öOßu.
Sehr lehrreich ist ein Vergleich der CoUegent würfe (S. 655 ff.)
mit Collegnachschriften, die auf Vorlesungen zurückgehn, in denen
jene Zettel von Kant als „Collegheft" benutzt wurden. Auch hier
bestätigt sich durchaus, was ich schon in meinen „Untersuchungen
zu Kants physischer Geographie" 1911 S. 33ff., 65ff. feststellte:
dass Kant frei vortrug, dass er seine Collegzettel nicht ablas (wozu
sie sich meistens auch gar nicht eigneten), sondern ihren Ge-
dankeninhalt jedesmal im Augenblick wieder neu formte, dass
deshalb von irgendwie wörtlichen Wiederholungen in verschiedenen
Jahren gar nicht die Rede sein kann, dass vielmehr die Colleghefte,
die wörtliche Übereinstimmungen bieten, entweder von einander oder
von einem dritten abgeschrieben sind. Eine genauere Untersuchung
der Anthropologie-Hefte nach Art derjenigen, die ich für die Hefte
der physischen Geographie durchgeftihrt habe, wird, wie mir auf
Grund meiner Kenntniss fast aller Anthropologie-Hefte nicht zweifel-
haft ist, zu dem Ergebniss führen, dass auch bei den letzteren die
Compilirthätigkeit gewerbsmässiger Abschreiber eine sehr grosse
Rolle gespielt hat. Wiederholungen, wie sie sich z. B. in Starkes
„Menschenkunde" S. 308 f. und 313 f. (über eine etwaige Naturanlage
Vorwort. yH
zu Affecten), S. 324 f. und 329 f. (über den Affect der Scham) finden,
lassen sich auch kaum auf andere Weise erklären.
Über die in den Anmerkungen zu Band XV benutzten Anthro-
pologie-Hefte giebt folgende Übersicht nähere Mittheilungen; die
Stichworte, mit denen die Hefte gewöhnlich citirt sind, lasse ich
gesperrt drucken.
1) Berliner Königliche Bibliothek. Sammelband: Ms. germ. Quart
400. Die Anthropologie umfasst 840 Seiten.
2) CollegiumAnthropologicum oder Vorlesungen über den Menschen
von I. Kant gesammlet von Theod. Friedr. Brauer, d. 13. Oct.
incept. 1779. Finis 13. Febr. 1780. 4^. 206 Seiten. Besitzer:
Erich Prieger (Bonn),
3)üeber Anthropologie. Bus o lt. 4^ 143 Seiten. Besitzer:
Königliche Bibliothek Berlin. Ms. germ. 1295.
4) Anthropologie akademischer Vortrag des Herrn Professor Kant
in Königsberg, für Georg Ludw. Co Hins aus Riga 1786. 4*^.
205 Seiten. Besitzer: Rigaer Stadtbibliothek.
5) Die Anthropologie von HErm Professor Immanuel Kant. 1785
d. I.August. Mrongov. 4^. 132 (Doppel-) Blätter. B1.132: „Finis
dsn 31. Oct." Danziger Stadt-Bibliothek Ms. 2217.
6) Anthropologie bei Herrn Professor Kant im Winterhalbenjahr
1792/3. (Elsner.) 4^^. 55 Blätter. Besitzer: Universitäts-
Bibliothek zu Königsbei^. Ms. 2579. Ans Reickes Nachlass.
7) Anthropologie (Nachschrift von C. T. Flott well) aus Reickes
Nachlass. 4«. Theü I. 289 Seiten. Theil ü. 185 Seiten
(beide Theile ohne Seitenzählung). Besitzer: Universitäts-
Bibliothek zu Königsberg. Ms. 2576.
8) Vorlesung über die Anthropologie von Herrn Professor Kant.
Königsberg, d. 12. October 1791 bis d. 10. Maertz 1792. (Gott-
hold'sehe BibUothek.) 4^. Bd. I: 412, Bd. E: 315 Seiten. Be-
sitzer: Universitäts-Bibliothek zu Königsberg. Ms. Üb. 1. (G.)
9) I. Kants Vorlesungen über die Anthropologie im Winter 1792.
4°. 113 Bl. Besitzer: Königsberger Universitäts-Bibliothek.
Ms. 1730.
Vin Vorwort.
10) Kants Anthropologie von Matuszewski. v. 12. Octb. 91 bis
10. Maerz92. 4^. 578 Seiten. Königsberger Stadt-Biblio-
thek Ms. S 123. Geschenk A. Wardas.
11) Anthropologie (ohne Titel). 4°. 284 Seiten. Besitzer: Bibliothek
der Ostpreussischen Regierung.
12) Kants Vorlesungen über die Anthropologie. 4^. 352 Seiten.
Besitzer: Bibliothek der Städtischen Oberrealschule, Halle a/S
(Pa r 0 w ' sehe Bibliothek).
13) Vorlesungen über die Naturerkenntniss des Menschen. Von
Herrn Professor Kant. Königsberg im 8br 1772. Philippi.
98 numerirte Blätter und viel unnumerirte, unbeschriebene.
Besitzer: Königliche Bibliothek Berlin. Ms. Germ. Quart
1308.
14) Kants Vorlesungen über die Anthropologie oder Kenntnis des
Menschen. Königsberg 1780 bis 1781 im Winterhalben Jahr.
Friedr. Wilh. Pohl aus Marienburg. 4^. 312 Seiten. Besitzer:
Universitäts-Bibliothek zu Köoigsberg. Ms. 2023.
15) Anthropologie von Herrn Professor Kant vorgetragen nach Baum-
gartens empirischer Psychologie, nachgeschrieben von Christ.
Friedr. Puttlich. Königsberg, imDecember des 1784^**" Jahres.
4*^. 326 Seiten. Besitzer: Universitäts-Bibliothek zu Königsberg.
Ms. 2577. Aus Reickes Nachlass.
16) Anthropologiam Philosoph. Prof. Ord. Kant in Semestri hiberno
1793—1794 proposuit. Joh. Ephr. Reichel. 4^. 147 Seiten.
Besitzer: Frau Professor Glogau.
17) Fragment eines Collegii des Herren Professor Kant über die
Anthropologie. 4°. 50 Blätter. Besitzer : Universitäts-Bibliothek
zu Königsberg. Ms. 2580. Aus Reickes Nachlass.
18) Kants anthropologische Vorlesungen Nov. 1789. Am Schluss:
den 8. Febr. 1790. 4^. 163 Seiten. Besitzer: Universitäts-
Bibliothek zu Königsberg. Ms. 2578. Aus Reickes Nachlass.
19) I. Kants Menschenkunde oder philosophische Anthropologie.
Herausgegeben von Fr. Ch. Starke. Neue Ausgabe. 1838.
8°. 374 Seiten.
Vorwort. IX
Für den Neudruck der §§. 504 — 699 von Baumgartens Meta-
physica (S. 5 — 54) hat Herr Professor Dr. E. Thomas den Text nach
den Grundsätzen gestaltet, die in der Akademie-Ausgabe für Kants
eigne Schriften maassgebend sind. Zu Grunde gelegt ist die von Kant
selbst benutzte 4. Ausgabe von 1757 (= A*); zur Controlle heran-
gezogen ist ausserdem die 2. Ausgabe von 1743 {= A^).
Die in der Ausgabe sonst übliche Orthographie ist auch für
Baumgartens Text (den lateinischen wie die deutschen Übersetzungen)
durchgeführt. Schreibungen wie „quum, caussa, caeteri, caeteroquin,
effraenis, foetus, foecundus, moeror, moestitia, solicitatio, promtus,
sumtus, adventitius" sind demgemäss modernisirt.
Die ursprüngliche reichliche Interpunction hat Herr Thomas
nach Möglichkeit bewahrt, im einzelnen aber verbessert und ausge-
glichen.
Ich füge ein Verzeichniss der Stellen bei, in denen der Text
von A^ verlassen werden musste, sammt einigen Verbesserungsvor-
schlägen von Herrn Professor Thomas. Interpunctionsänderungen
sind im allgemeinen nicht berücksichtigt.
631 PRO POSITU] A2 PROPOSITU || 938 POSITIVA] A2 POSITITIVA || 1438
■542] A^ 543 \\ 1520 hmc] A^ hine \\ 1530 repraesentationes falsae, a] Thomas
repraesentationes, falsae a (A^ ohne Interpunction) || I826 scotomia] A^, A*;
sollte scotoma heissen (Thomas). || 20i5 357] Thomas 257 A2, A* || 2842 597]
A-' 697 II 2916 349] Thomas 350 A2, A* || 2927 606] A2 607 \\ 38i9 pro situ]
A2, A* ^;ro positu ? so schreibt Baumgarten sonst in dieser bei ihm häufigen
Wendung, und nach §. 85 und 284 — cf. auch §. 509 — macht er zwischen
positus und situs einen Unterschied (Thomas). || 44i9 utilia] danach ist zu
erwarten et (oder vel) inutilia (oder noxia, oder inutilia und noxia verbunden),
cf. §. .336 (Thomas). || 458 658] A^ 618 \\ 46ii 620] Thomas 619 A2, A* || 47i9.20
220] Thomas 222 A2, A* || 48i8 Die Anmerkung zu §. 674 steht irrthümiich
unter §. 675. || 4823 OMNINO***] Thomas ***ommno || 4939 529] A2 9 || 51i
PUSILLANIMITAS] A2 PUSILLA NIMITAS || 51i2 CURIOSITAS] A2 CURIO-
SITOS II 5125 641] A2 941 \\ 5326 iiulicat] A2 indicat \\ 5327 decernit] so auch
A2; nach dem vorhergehenden Verbum decernat und den folgenden habeat und
comparet erwartet man hier decernat (Thomas).
Zu wärmstem Dank bin ich meinem verehrten Collegen Herrn
Prof. Dr. G. Gundermann verpflichtet, der seine reiche paläo-
graphische Erfahrung bereitwiüigst in den Dienst der Ausgabe
X Vorwort.
stellte. Zu wiederholten Malen durfte ich in theilweise stunden-
langen Sitzungen schwierige Manuscript-Stellen mit ihm besprechen.
Worte, die von ihm enträthselt wurden, sind in den Anmerkungen
als solche gekennzeichnet.
Tübingen, den 11. Februar 1913.
Erich Adickes.
Inhaltsübersicht des Bandes.
Vorwort V— X
Inhaltsübersicht XI— XIV
Erste Hälfte 1—493
Erläaternngen zur Psychologia empirlca in A. 6. Baomgartens
Metaphysica 3 — 64
Reflexionen zur Antiiropologie 65 — 654
Über Aufgabe und Eintheilung der Anthropologie .... 57
Erster Theil. Anthropologische Didaktik . . . 58—493
Erstes Buch. Vom Erkenntnissvermögen 58 — 233
Vom Bewusstsein seiner selbst 58
Von dem willkürlichen Bewusstsein seiner Vorstellungen 58—63
Von dem Beobachten seiner selbst 63 — 64
Von den Vorstellungen, die wir haben, ohne uns ihrer
bewusst zu sein 64 — 66
Von der Deutlichkeit und Undeutlichkeit im Bewusstsein
seiner Vorstellungen 66—77
Von der Sinnlichkeit im Gegensatz mit dem Verstände . 77 — 91
Apologie für die Sinnlichkeit. — Von dem künstlichen
Spiel mit dem Sinnenschein. — Von dem erlaubten
moralischen Schein 91 — 96
Vom Können in Ansehung des Erkenntnissvermögens
überhaupt 96—99
Von den fünf Sinnen. — Vom inneren Sinn 99 — 114
Von den Ursachen der Vennehrung oder Verminderung
der Sinnenempfindungen dem Grade nach 114 — 119
Von der Hemmung, Schwächung und dem gänzlichen
Verlust des Sinnenvermögens 120—121
Von der Einbüdungskraft 121—138
Von dem sinnlichen Dichtungsvermögen nach seinen ver-
schiedenen Arten 138—145
Von dem Vermögen der Vergegenwärtigung des Ver-
gangenen und Künftigen durch die Einbildungskraft 145 — 157
Xn Inhaltsübersicht.
A. Vom Gedächtniss 146—150
B. Von dem Vorhersehungsverraögen. — C. Von der
Wahrsagergabe . 150—157
Von der unwillkürlichen Dichtung im gesunden Zustande,
d. i. vom Traume 157 — 159
Von dem Bezeichnungsvermögen (Facultas signatrix). . 159—160
Vom Erkenntnissvermögen, so fern es auf Verstand ge-
gründet wird. — Eintheilung 160—161
AnthropologischeVergleichung'der drei oberen Erkenntniss-
vermögen mit einander 161 — 189
Von dem productiven Witze 189—206
Von den Schwächen und Krankheiten der Seele in An-
sehung ihres Erkenntnissvermögens 206 — 231
A. Allgemeine Eintheilung. — C. Von den Gemüths-
krankheiten 210 — 219
B. Von den Gemüthsschwächen im Erkenntnissvermögen 219 — 231
Von den Talenten im Erkenntnissvermögen 232 — 233
Zweites Buch. Das Gefühl der Lust und Unlust . . . 234—444
Eintheilung 236—242
Von der sinnlichen Lust 242—440
A. Vom Gefühl für das Angenehme oder der sinnlichen
Lust in der Empfindung eines Gegenstandes . . 242 — 265
B. Vom Gefühl für das Schöne, d. i. der theils sinn-
lichen, theüs intellectuellen Lust in der reflectirten
Anschauung, oder dem Geschmack. — Von der
Originalität des Erkenntnissvermögens oder dem
Genie 265—440
Von der Üppigkeit 440 — 444
Drittes Buch. Vom Begehrungsvermögen 445—493
Von den Affecten insbesondere 472 — 481
Von der Furchtsamkeit und der Tapferkeit .... 478 — 481
Von den Affecten, durch welche die Natur die Gesund-
heit mechanisch befördert 481
Von den Leidenschaften ..... 481—491
Von der Neigung zum Vermögen, Einfluss überhaupt
auf andere Menschen zu haben 484 — 491
a. Ehrsucht 484—490
b. Herrschsucht 490
c. Habsucht 491
Von dem höchsten physischen Gut 491 — 492
Von dem höchsten moralisch-physischen Gut .... 493
Inhaltsübersicht. XIII
Zweite Hälfte 494—982
Zweiter Theil. Die anthropologische Charakteristik 494—654
Eintheilung 494—495
A. Der Charakter der Person 496 — 555
Allgemeines 496—505
I. Von dem NatureU 505-506
II. Vom Temperament 506—511
III. Vom Charakter als der Denkungsart . . . . 511 — 546
Von der Physiognomik 547 — 555
B. Der Charakter des Geschlechts 555—584
C. Der Charakter des Volks 584—598
D. Der Charakter der Rasse 598—602
E. Der Charakter der Gattung 602—652
F. Der Charakter des Alters 652—654
Entwürfe zu dem Colleg über Anthropologie aus den 70 er
und 80er Jahren 655—899
Collegentwürfe aus den 70er Jahren 657 — 798
L Bl. Ha 18. 34. 42 657—690
Ha 55 690—694
E 78 695-699
Ha 46 699—706
K 12 706—716
Ha 43 , 717—726
Ha 36 726—729
M9 729—735
Ha 33 735-742
Ha 12 742—750
M 8 750—754
Ha 17 754—755
Ha 26 756—758
Ha 49 758—762
ReickeXc6 763—765
Ha 31 766—774
Ha 29 774—781
Ha 51 781—785
Ha 57 785—788
F 10 788^793
Ha 27 793—798
Collegentwürfe aus den 80er Jahren 799—899
LBl. Essen-Königsberg 1 799-801
Ha 20 801-805
Ha 24 805—809
XIV Inhaltsübersicht.
K 13 809—812
KU 812—815
Ha 21 816—819
Ha 19 820—822
Haö4 823—826
Ha 26 826—829
Ha 48 830—833
Ha 44 834—838
Ha 38 838—843
Ha 40 843—846
Ha 4 846—859
Ha 14 860—864
Berliner Königliche Bibliothek Nr. 15 864—867
Ha 56 867—874
Ha 50 874—875
Ha 53. 52 875—884
Reicke Xc4 885—892
Ha 32 892—894
Stern 894—896
Ha 23 896—899
Erster Anhang. Entwurf zu einer Opponenten-Rede . . 901 — 936
Zweiter Anhang. Medicin 937—980
Berichtigungen und Nachträge 981 — 982
Banb XV
I. f älpB
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Äaitt'8 Srfjriftftt. .^Mnbiitviftriitet ^acfel.iii. It.
ßrläuterunften
aur
Psychologia empirica
m
31. ®. SSaumgarten«
Metaphysica.
111, rjf x--^n-(f n M382c. Zu §. 5 12 „pro positu corporis'':
(f animae in corpore vel (' corporis) per corpus in universo)
pro statu corporis vel interno vel externo
(* et constitutione)
5 1 Das Blatt .IZ-'/S'^c — d steht (tu fakclicr Stelle; die rkhtiye int zwischen M 17(1
und M 177. — Der viere s-Zusatz beginnt l/ljcr dem letzten Btuh-stahen von statu
tüid erstreckt sich etwas über externo hinaus; er soll wohl die Worte corporis — ex-
terne ersetzen. Der g-Zusatz zu diesem s-Zusatz frorporisj steht über per corpus,
ein Bogen weist ihm eine Stelle zwischen vel und per an. Entweder soll er an
lu Stelle der (nicht durchstrichenen!) Worte per corpus treten oder zu den beiden im
S-Zusatz erwähnten Fällen (1. Status animae in corpore, 2. status animae per
corpus in universoj noch einen dritten hinzufügen., der im ursprünglichen Text als
Status corporis internus und im unteren s-Zusatz als constitutio sc. corporis be-
zeichnet ist. War letzteres Kants Absicht, so hat er sie nur angedeutet; denn nach
15 corporis fehlt das nöthige zweite vel, und wenn es auch vorhanden wäre, würde doch
der Zusatz corporis den Zusammenhang des s-Zusatzes ganz zerreissen und die Be-
ziehung von in universo auf statu animae unmöglich machen. — Die s-Zusätze
scheinen mit anderer Feder und Tinte geschrieben zu sein, möglicherweise bald nach
der ursprünglichen Zeile; spätestens stammen sie aus Phase tp.
20 PSYCHOLOGIA EMPIRICA.
SECTIO I.
EXSISTENTIA ANIMAE.
§. 504.
Si quid in ente est, quod sibi alicuius potest esse conscium, illud est
25 ANiMA.*) In me exsistit, §. 55, quod sibi alicuius potest esse conscium, §. 57.
Ergo in me exsistit aniina (ego anima exsisto).
*) eine Seele.
6 iöaumgartenä Psycbologia empirica. §. 505—517.
§. 505.
Cogito, mutatur anima mea, §. 125, 504. Ergo cogitationes sunt accidentia
animae meae, §. 210, quarum aliquae saltim rationem sufficientem habent in
anima mea, §. 21. Ergo anima mea est vis, § 197.
§. 506. 5
Cogitationes sunt repraesentationes. Ergo anima mea est vis repraesen-
tativa, §. 505.
§. 507.
Cogitat anima mea saltim quasdam partes huius universi, §. 354. Ergo
ani-[175]ma mea est vis repraesentativa huius universi, saltim partialiter, §. 155. lo
§. 508.
Cogito quaedam corpora huius universi eorumque mutationes, huius pau-
ciores, illius plures, unius plurimas, et ultimum quidem pars mei est, §. 155,
hinc CORPUS mbum*) est, cuius mutationes plures cogito, quam ullius alius corporis.
*) mein Leib. is
§. 509.
Corpus meum habet determinatum in hoc mundo positum, §. 85, locum,
aetatem, §. 281, situm, §. 284,
§. 510.
Quaedam distincte, quaedam confuse cogito. Confuse aliquid cogitans eins 20
notas non distinguit, repraesentat tarnen, seu percipit. Nam si notas confuse
repraesentati distingueret, quae confuse repraesentat, distincte cogitaret; si prorsus
non perciperet notas confuse cogitati, per eas confuse perceptum non distinguere
valeret ab aliis. Ergo confuse quid cogitans quaedam obscure repraesentat.
[176] §.511. 25
Sunt in anima perceptiones obscurae, §. 510. Hamm complexus fundus
ANIMAE*) dicitur.
*') der Grund der Seele.
§. 512.
Ex positu corporis mei in hoc universo cognosci potest, cur haec obscurius, so
illa clarius, alia distinctius percipiam, §. 306, 509, i. e. repbaesento pro positü
CORPORIS*) mei in hoc universo.
*) meine Vorstellungen richten sich nach der Stelle meines Leibes.
§. 513.
Auima inea est vis, § 505, repraesentativa, § 506, universi, §. 507, pro 35
positu corporis sui, §. 512.
§. 514.
Totum repraesentationum in anima cerceptio totalis*) est, eiusque partes
PERCEPTIONES PARTIALES '"*), ct harum quidem obscurarum complexus campus
oBscüRiTATis***) (tcnebrarum), qui est fundus animae, §. 511, complexus clara- 4o
rum CAMPUS claritatis***') (lucis) est, [177] comprehendens cami-os conflsionis,
(Srliluterungen Äant§. 9ir. 112 (33anb XV). 7
112, L,. M 179. Zu§.517 „Perceptiones — praegnantes'' (Z.38/9):
bismilla. adanilla.
1 Man vyl. die Parowsvhe Anthropologie-Nachschrift S. 21: „Die Araber haben
sehr kurze Gebete vor und nach dem Essen. Vor dem Essen beten sie: bis mala —
5 DIU IINCTIONIS *****), ADAEQUATIONIS 6. C.
*) die ganze Vorstellung. **) jener Theile. *"*) das Feld der Dunkelheit.
****) das Feld des Lichtes. *****) die Felder der Verwirrung, der Deut-
lichkeit, u. s. w.
§. 515.
10 Cognitio vera est realitas, §. 12, 36, cuius oppositum cognitio nulla s. de-
fectus cognitionis, ignorantia*), et cognitio apparens s. error**) sunt negationes,
§. 81, 36. Cogoitio minima est unici minimi minime vera, §. 161. Ergo quo
plurium, quo maiorum, quo verlor est, hoc maior est, §. 160, donec sit maxima
pluriraorum maximorum verissima. Gradus cognitionis, quo plura cognoscit, est
15 eins uBERTAs***) (copia, extensio, divitiae, vastitas), quo pauciora, angüstia ****)-
quo maiora, est dignitas *****) (nobilitas, magnitudo, gravitas, maiestas), quo
minora, vilitas ******) (exilitas, levitas). Quo veriora, quo maiori ordine coniungit
cognitio, hoc verlor, §. 184, hinc maior est. Cognitio veriora sistens EXAcxAa-)
(exasciata) est, minus vera exhibens crassa''). Maior in cognitione ordo s. methodus
20 est COGNITIONIS MBTHODicüM [178] (acToamaticum, disciplinale), minor tumültüa-
riümc). Cognitio eiusque repraesentationes in anima mea sunt vel minores, vel
maiores, §. 214, iisque, qua rationes sunt, argumenta latius dicta, vis et effi-
caeia tribuitur, §. 197. Nulla cognitio est totaliter sterilis, §. 23, cognitio tarnen
maioris efficaciae, s. roboris, est poRTioRd), minoris, quae imuecillitas, debiliorp)
25 (inbellis, iners). Repraesentationes debiliores ortae statum animae minus, for-
tiores magis mutant, §. 208, 214.
*) Unwissenheit. **) Irrthum. ***) Weite, Verbreitung, Ausdehnung, Vorrath,
Reichthum der Erkeautniss. *"***) enge Einschränkung, Armuth, Dürftigkeit
der Erkenntniss. *****) Grüsse, Werth, Würde, Wichtigkeit. ******) Gering-
ao schätzigkeit. a) genau, b) grob, c) ein Gemenge, d) stärker, t) schwächer.
§. 516.
Perceptiones cum partiali aliqua partes eiusdem totalis sociae*) vocantur,
sociarum perceptionum fortissiina regnat**) (douiiuatur in anima).
*) vergesellschaftete Vorstellungen. **) die herrschende.
'^ '^^^•'^ ^•■''^■
Quo plures notas perceptio complectitur, hoc est fortior, §. 23, 515. Hinc
obsoura perceptio plures notas comprehendens, quam clara, est eadem fortior,
confusa plures notas comprehendens, quam distincta, est cadem fortior. Per-
ceptiones plures in se contineutes 1'rae<;nanti;s*) vocantur. Ergo perceptiones
SaumgartcnS Psychologla empirica. §. 517—525.
Nach, ^^significatus praegnantis^^ in §.517 (Z.2H) schiebt Kant ein:
perceptionibus commoventibus
113, v-W? ß—lf f M 179. Zu§. 518 „obscume":
de repraesentationibus obscuris et statu animae in iis.
Gott segne es — und nach dem Essen: adi mala — Gutt sey gedankt.'''' Wörtlich 5
ebenso in der Brauerschen Anthropologie- Nachschrift S. 9. Kants Notiz geht ver-
muthlich auf Th. Shaw zurück, dessen ßeisebeschreibung 1765 in 4° deutsch erschien
unter dem Titel: „Herrn Thomas Shaws Reisen oder Anmerkungen verschiedene Theile
der Barbarei/ und der Levante betreffend. Nach der zweiten engländischen Ausgabe
ins Deutsche übersetzt.'''' In der „Naturgeschichte der Barbarei/ oder Physische und 10
vermischte Anmerkungen über die beyden Königreiche Algier und Tunis'''' (S. 117 ff.)
heisst es daselbst (Cap. III. Abschnitts. S. 203) von den Arabern der Barbarey:
„Wenn sie sich zu der Mahlzeit niedersetzen, oder wenn sie zu andern Zeiten essen
und trinken; wenn sie ihre täglichen Geschaffte anfangen, so sagen sie allzeit das Wort
Bismilla, (d. i. in dem Namen Gottes.) Mit eben dem Ernste und gleicher 15
Ehrerbiethung sjjrechen sie das Wort Alhandillah, d. i. Gott sey gelobt, aus,
wenn sie sich gesättiget haben, oder wenn ihre Geschaffte glücklich von statten gegangen
sind.'''' Zu „Bismilla'''' sagt eine Anmerkung: „Bismallah [siel] ist mit dem jüdischen
n^Xi <^' *• bxn iJ^DH"' Di<i wenn Gott will, oder wenn der Herr will, 1. Cor. IV, 19.
1. Pet. III, 17. einerley.'''' Herrn Prof. M. Lidzbarski-Greifswald verdanke ich den '^^
Hinweis auf E. W. Lane: Sitten und Gebräuche der heutigen Egypter (Aus dem
Englischen übersetzt von J. Th. Zenker. 185ß) /2 S. 153: „Ehe man zu essen
anfängt, spricht man ,Bi-smi-llah^ (im Namen Gottes)'''', S. 156 : „.Jedermann sagt, sobald
er mit essen fertig: ,El — hamdu li-lldh'' (Lob sei Gott).'''' Die Verstümmelung des
zweiten Wortes in 7^ würde sich durch die Annahme erklären lassen, dass Kant 25
es aus dem Gedächtnis? niedergeschrieben hat.
praegnantes fortiores sunt. Hinc ideae habent magnum robur, §. 148. Termini
significatus praegnantis sunt emphatici**) (emphases). Horum scientia empha-
SEOLOGiA est. Noininum propriorum non parva vis est.
*) yielsagende Vorstellungen. **) ein Nachdruck. 30
§. 518.
Status animae, in quo perceptiones dominantes obscurae sunt, est regncm
TENEBRARUM*), iu quo clarac regnant, reomum ll'Cis**) est.
♦) das Reich der Finsterniss. **) das Reich des Lichtes in der Seele.
(Sdäutermtgen Äontä. 9Rr. 11-2-113 («Bonb XV).
SECTIO II.
FACULTAS COGNOSCITIVA INFERIOR.
§.519.
Anima mea cognoscit quaedam, §. 506. [180] Ergo habet facultatüm
5 cooNosciTivAM*), i. e. quaedaiTi cognoscendi, §, 57, 216, (intellectum latius dictum,
cf. §. 402).
*) Vermögen zu erkennen.
§. 520.
Anima mea quaedam cognoscit obscure, quaedam confuse cognoscit, §. 510,
10 iam, ceteris paribus, percipiens rem, eamque diversam ab aliis, plus percipit,
quam percipiens rem, sed non distinguens, §. 67. Ergo, ceteris paribus, cognitio
clara maior est, quam obscura, §. 515. Hinc obscuritas minor, claritas maior
cognitionis gradus est, §. 160, 246, et eandem ob rationem confusio minor s.
inferior, distinctio maior s. superior. Unde facultas obscure confuseque seu
15 indistincte aliquid cognoscendi cognoscitiva inferior*) est. Ergo anima mea
habet facultatem cognoscitivam inferiorem, §. 57, 216.
*) das untere Vermögen zu erkennen.
§. 521.
Repraesentatio non distincta sensitiva*) vocatur. Ergo vis aniraae meae
20 repraesentat per facultatem [181] inferiorem perceptiones sensitivas, §. 520, 513.
*) eine sinnliche Vorstellung.
§. 522.
Repraesento mihi quaedam ita, ut aliqui eorura characteres clari sint, aliqui
obscuri. Eiusmodi perceptio, qua notas ciaras, distincta est, qua obscuras, sensi-
25 tiva, §. 521. Hinc est distincta, cui aliquid admixtum est confusionis et obscuri-
tatis, et sensitiva, cui aliquid distinctionis inest. Haec ex parte sequiori for-
matur per facultatem cognoscitivam inferiorem, §. 520.
§. 523.
Notae repraesentationis sunt vel mediatae vel immediatae, §. 67, 27. Hae
30 tantum respiciuntur in diiudicatione claritatis in aliqua perceptione.
§. 524.
Notae perceptionis sunt vel sufficientes, vel insufficientes, §. 21, 67, vel
absolute necessariae, §. 106, 107, vel in se contingentes, §. 108, vel absolute
immutabiles et constantes, §. 132, vel in se variabiles seu mutabiles, §. 133,
35 quarum priores notae nonnunquam per eminentiam dicuntur solae.
[182] §. 525.
Notae repraesentationis sunt vel negativae, vel reales, §. 135. Quae priores
habet perceptio, negativa*), quae posteriores, perceptio positiva**) vocatur.
Perceptiones negativae vel essent totaliter***) tales, quarum singulae notae
10 53amn9arteiisi Psychologia empirica. §. 525—530.
114. fif t—vf M 184. Z wischeil §. 529 und 530, zu M §. 530:
Unterfc^ieb be§ obiectiöen unb fubiediüen.
negativae essent, quibus nihil perciperetur, §. 136, vel partialiter **"**) tales
sunt, quarum aliquae notae negativae sunt, aut vere, aut apparenter, §. 12.
*) verneinende. **) bejahende. ***) völlig verneinende. *■•**) zum Theil 5
verneinende Vorstellungen.
§. 526.
Notarum aliae aliis fecundiores sunt et graviore», §. 166, utrumque suffi-
cientes insufficientibus, §. 169, 524.
§. 527. 10
Facile"') est, ad quod actuandum paucae vires necessariae sunt, ad quod
raaiores requiruntur vires, est difficile **). Eine facile certo subiegto***) est,
ad quod actuandum exigua pars virium, quibus illud pollet, necessaria est;
CERTO sDBiECTo DIFFICILE ****), ad quod actuandum ma-[183]gna pars virium,
quibus substantia ista pollet, requiritur. Ergo facilitas et difficultas admittunt 15
gradus, §. 246.
*) leicht. **) schwer. ***) diesem oder jenem leicht. ****) diesem oder
jenem schwer.
§. 528.
Minime clara est perceptio, cuius notae tantum sufficiunt ad eandem ab 20
unico diversissimo difficillime distinguendam, §. 161. A quo pluribus ergo, a
quo magis iisdem, quo facilius perceptionem distinguere valeo, hoc est mihi
clarior, §. 160, donec sit mihi clarissima, quam ab Omnibus, etiam maxime iisdem,
facillime valeo distinguere, §. 161. Minime obscura est repraesentatio, cuius
notae ad eam ab unico tantum maxime eodem facillime distinguendam non 25
sufficiunt, §.161. A quo pluribus ergo, a quo magis diversis, quo maiori vi
adhibita perceptio tamen non potest distingui, hoc maior est eius obscuritas,
donec mihi sit obscurissima, quae a nullis, etiam maxime diversis, omni vi mea
adhibita distingui potest, §. 161.
§. 529. 30
Quod aliis clarius percipio, attendo*), quod aliis obscurius, abstraho au
Eo**)- Ergo habeo facultatem attendendi et abstrahendi, §. 216, sed finita«,
§. 354, hinc in certo tantum non maximo [184] gradu utrasque, §. 248. Quo plus
quantitati finitae demitur, hoc minus est residuum. Ergo quo magis attendo
uui rei, hoc minus possum atteudere aliis: ergo perceptio fortior attentionem 33
admodum occupans obscurat debiliorem, seu facit a debiliori abstrahere, §. 528, 515.
*) daran gedenke ich, darauf habe oder ^^ebe ich acht. *•■) das lasse ich
aus der Acht, das werfe ich in Gedanken weg, das verdunkle ich mir, das
entziehe ich meinen fiedanken.
ednutcnmgen ^anti. 3lv. 114—119 (<öaub XV). H
HS. a- tl>. M 184. Zu §. 530 Satz 1 :
begleitete 25or[teflung.
116. (xf T — v? M 184. Zu §.530 „perceptio primaria — ad-
haerens'' (Z. 29—30):
Subiective vel obiective primaria aut adhaerens» (* 2)a§ erftere
wirb gemeiniglid^ üerftanben.) 2Ba» obiective bie ^auptDorftetlung i[t
(lüie ber ©egenftanb üorgefteQt werben foU), i[t subiective nur bie
3flebenüor[te[lung, unb umgete^rt.
117. a—tp. M 184'. Zu §.530:
(Sinem SluSbruf abtjaerirenbe 31ebenbegri[fe.
118. (ff 10 f M184'. Zu §.530:
£)aö bunfel ab^aerirenbe ju entraicfeln.
119. q)f 0}^ M 184'. Zu §.530:
'^\i){ principale unb accessorium {^ lüo einerlei) 5lrt be§ objiectS i[t),
15 foiibern primarium et secundarium (adhaerens), wo [ie üerjd^iebener 2lrt
[inb. — Parerga. e. g. ©olbener iRal^me, Arabesqve.
{^ joUen vehicula ber perceptio primaria fe^n.)
5 aut ad; Kant ist vielleicht unterbrochen worden und hat nachher verc/essen,
das Wort zu Ende zu schreiben: das gewöhnliche Abkiirziunjxzeichen fehlt. Vor dem
i'O s-Zusatz ((fi? ojf) ein Zeichen, dem kein zweites entspricht; doch kann die Beziehung
kaum einem Zweifel unterliegen.
10 öinem? Sinen? (5tn?
11—12 Nr. 118 ist vielleicht an das Ende von Nr. 119 zu stellen.
17 Der g-Zusutz steht über den Worten jum — S3ort^eil (12i—2), unter den
25 Worten Parerga — Arabesijve.
§. 530.
Percki'tio praeter notas, quas maxiine in eius notis attendo, alias etiam
minus ciaras coutinens est comi-lexa-'). Cogitationis comflüxae notarum ille
coraplexus, quem in notis maxime attendo, i'erckitio hrimakia**), complexus
.10 notarum minus clararum pkrceptio (secundaria) adhaerens***) dicilur. Hinc
12 Sauiiiönrtoiiö Psyohologia eiiipirica. §. 530—535.
2)ie inelobie ift adliaerens jum Siebe unb fan bem ^^n^alt Slbbrud)
ober 58ort()eil fd)affen. — SRebenbegrif üon ®n[jen!)auern, vaudeville. —
(äineni @rof?eu ^?ann Qbt)aerirt bie SiBorlteüung eine§ Sangen ^JJ^inneS. —
^^latte — SQct)erlicl)e ^Jdiöbriife. Unanftdnbige.
120. a—xp. MlSo. Zu§.ö31 „perspicuitas'' (Z.24J.
^eütgfeit, Ud)tüoa.
121. ff? «)? M 1S6'. 2kl demselben Terminus,
^äk ^Begriffe. Sic^tDoü.
122. o—ip. M 1H5. Zu §. 5Sl „resolcens'' (Z. 29):
conjuijgens, bünbig. lo
3 Vyl. Nr. lOß.
4 3lu^bvüfe/ Sluöbruf?
perceptio complexa est totura perceptionis primariae et adhaerentis, §. 155.
*) eine gehäufte. **") die Haupt- ***) Neben -Vorstellung.
§. 531. ,5
Pone duas cogitationes ciaras triam notarum, sed sint in una clarae, quae
iu altera obscurae sunt, prior erit clarior, §. [185] 528. Ergo claritas perceptionis
augetur claritate notarum per distinctionem, adaequationera e. c. Pone duas
cogitationes ciaras notarum aequaliter clararum, quarum tres sint in una, sex
sint in altera: posterior erit clarior, §. 528. Ergo multitudine notarum augetur -O
claritas, §. 162. Claritas claritate notarum maior intensive»), multitudine notarum
EXTENSIVE MAiont>) dlci potcst. Exteusive clarior perceptio est vividac). Vividitas
coGiTATioNUM et oRATioNis NiTORd) (spleudor) est, cuius oppositura est stcciTAse)
(spinosum cogitandi dicendique genus). Utraque claritas est PERSPicoiTAsf). Hinc
perspicuitas vel est vivida, vel inteliectualis, vel utraque. Perceptio, cuius vis ^^
se exserit in veritate alterius jierceptionis cognoscenda, et vis eils est probansS),
cuius vis alteram claram reddit, et vis eius est EXPLicANsh) (declarans), cuius
vis alteram vividam reddit, et vis eius est illustransi) (pingens), quae alteram
distinctam, et vis eios est resolvens^) (evolvens). Conscientia veritatis est
cERTiTUDol) (subiective spectata, cf. §. 93). Certitudo sensitiva est persuasio d")^ 3o
inteliectualis convictio"). Cogitans rem et veritatem eias, ceteris paribus, plura
Erläuterungen Äant.^. 91r. lli»-122 (Sanb XV). 13
[186] cogitat, quam cogitaus rem tantum. Hiuc cogitatio et cognitio certa, celeris
paribus, maior est incertao), quae non est certa, §. 515. Cognitio iusto incertior
est slperficiariaP), adeo certa, ac requiritur, est solidaQ). Quo darior, quo
vividior, quo distinctior, quo certior cognitio est, hoc maior est. Perceptio
5 certitudinem alterius habens pro corollario et vis eius est vel persuasoria''), vel
cosviNCENss). Certa perspicuitas est EvioENTiAt)-
») ein schärferes, strengeres, b) ein verbreiteteres Licht, c) eine lebhafte
Vorstellung, d) das schimmernde der Erkenntniss und Rede, e) das trockne.
0 die Fasslichkeit, Verständlichkeit. 6) die beweist, wahrmacht. t>) die
13 entdeckt, anzeigt, woraus erhellt, i) die erläutert, aufhellt, k) die auf-
schliesst, auseinandersetzt, entwickelt. J) Gewissheit. f) Überredung.
") Überzeugung, Überführung. °) ungewisse Erkenntniss und Gedanken.
P) seichte, unsichre, q) sichre, gründliche Kenntniss. r) von überredender.
s) von überzeugender Kraft und Wirksamkeit, t) das völlig ausgemachte.
15 §• 532.
Tarn intensive, quam extensive clarior possunt esse sensitivae, §. 522, 531,
et tunc [187] vividior est perfectior, quam minus vivida, §. 531, 185. Potest
vividior intensive clariore ipsaque distincta perceptione fortior es?e, §. 517, 531.
§. 533.
20 Scientia sensitive cognoscendi et proponendi est aesthetica''') (logica facul-
tatis cognoscitivae inferioris, philosophia gratiarum et musarum, gnoseologia
inferior, ars pulcre cogitandi, ars analogi rationis).
*) die Wissenschaft des Schönen.
SECTIO III.
£5 SENSUS,
§. 534.
Cogito statum meum praesentem. Ergo repraesento statum meum prae-
sentem, i. c. sentio*). Repraesentationes status mei praesentis seu sensationes**)
(apparitiones) sunt repraesentationes Status mundi praesentis, §. 369. Ergo sen-
.•;i) satio mca actuatur per vim animae repraesentativam pro positu corporis mei,
§. 513.
*) ich empfinde. **) Empfindungen.
[188] §. 535.
Ilabeo facultatera sentiendi, §. 534, 216, i. e. sensum*). Sensüs repraesentat
35 vel statum animae meae, intern is**), vel statum corpori.-? mei, externcs***),
§. 508. Hinc sessatio est vel intkrna****) per sensum internum (conscieutia
strictius dicta), vel externa*****), sensu externo actuata, §. 534.
*) der Sinn. **) der innre. *"*) die äussre Sinnen. •***) eine innre.
*■'■''■■■**) eine äussre Empfindung.
14 SöaumQQXtenS Psychologia empirica. §. 536 — 546.
§. 536.
Partes corporis, quanim convenienti motui sensatio externa coexsistit,
sunt AESTHETERiA*) (ofgana sensuum). Per ea habeo facultatem sentiendi 1) quod-
vis corpus contingens meum, tactum**), 2) lucem, visum***), 3) sonurn, audi-
TüM ****), 4) effluvia corporum in nasum adscendentia, olkactüm *****) 5) resoluta 5
per iniernas oris partes salia, gustl'm ******■').
*) Werkzeuge der Sinnen. •''■•=) Gefühl. **■") Gesicht. *-*'') Gehör.
****-) Geruch. "••-■■***) Geschmack.
§. 537.
Quo magis movetur convenienter organon sensuum, hoc fortior, hoc clarior lo
est [189] sensatio, quo minus, hoc debilior, hoc obscurior est sensatio externa, §.513,
512. Locus, in quo constituta tam convenienter adhuc movere organon sensus
possunt, ut clare sentiantur, est sphäera seksationis *)• In sphaera sensationis
locus convenientissimus punctum sensationis est**).
•) eines jeden Empfindungs-Kreis. **) eines jeden Empfindungs-Punkt. 15
§. 538.
Quo minora, quo remotiora a puncto sensationis sunt sentienda, hoc ob-
scurior, hoc debilior est ipsorum sensatio, quae hoc est fortior, hoc clarior, quo
propiora puncto sensationis sunt, quo maiora sentienda, §. 537, 288.
§. 539. 20
Sensus minimus esset, qui unicum maximum proxime convenientissimeque
praesens in minimo gradu veritatis, lucis et certitudinis repraesentaret, §. 531,
538. Hinc quo plura, quo minora, quo remotiora, quo minus convenienter
moventia organon, quo verius, clarius, certius repraesentat, hoc maior est,
§.219, 535. 23
§. 540.
Sensüs maior acltts*), minor hebes**) dicitur. Quo aptiora ad mo-[190]tum
convenientem Organa sensuum aut sunt, aut redduntur, hoc aut est acutior, aut
magis acuitur sensus extemus. Quo ineptiora aut sunt, aut redduntur Organa
sensoria, hoc hebetior aut est, aut magis hebescit sensus extemus, §. 537, 539. 30
*) scharfe. **) stumpfe Sinnen.
§. 541.
Lex sensationis est: Ut sibi succedunt Status mundi et Status mei, sie sequantur
se invicem repraesentationes eorum praesentium, §. 534. Hinc regula sensationis
internae: Ut sibi succedunt status animae meae, sie se sequantur invicein repraesen- 35
tationes eorundem praesentium; et regula sensationis externae: Ut sibi succedunt
Status corporis mei, sie se sequantur invicem repraesentationes eorundem praesentium.
§. 542.
Sensationum magnum prae aliis singulis perceptionibus robur est, §. 512,
517. Hinc sensationes alias singulas obscurant, §. 529. Possunt tamen aliae 40
öaumgarteiiiS Psychologia empirica. §. 536 — 546. 15
plures simul sumptae fortiores fieri una vel altera, praesertim debiliore, sensatione,
eamque vicissim obscurare, multo magis uua sensatio potest obscurari per alteram
fortiorem [191] aut plures alias singulas debiliores, simul sumptas tarnen
fortiores, §. 529, 517.
5 §. 543.
Facilior fit sensatio externa 1) organi bene praeparati, §. 536, 2) spbaerae
sensationis, immo, 3) quantum fieri potest, puncto, §. 537, 4) corpus ad excitandiun
modo convenienti motum in organo aptiiis et qualitate, §. 536, et .5) quantitate,
§. 538, si admoveatur, 6) non sensationes solum fortiores heterogeneae, sed et
10 7) debiliores non nihil quidem singulae, at plures, immo 8) pereeptiones etiara
aliae admodum heterogeneae si impediantur, §. 542. Impeditur sensatio externa
1) organon sensorium impediendo, ne modo convenienti moveatur, 2) saltim
praestando, ut minus moveatur, §. 537, 3) sensibile removendo, 4) imminuendo,
5) prorsus impediendo, ne praesens fiat, 6) sensationem fortiorem excitando,
15 7) per plures sensationes, aut 8) plures pereeptiones alias ita digpertiendo
attentionem, ut, singulae licet debiliores, tarnen simul sumptae obscurent sensa-
tionem iinpediendam, §. 542, 221.
§. 544.
Cum sensus singularia huius mundi, hinc omniraode determinata, reprae-
20 sen-[192]tent, §. 535, 148, ut talia, hinc in universali nexu, §. 357, nexus autem,
praesertim relativi, repraesentari nequeant sine connexorum utroque, §. 14, 37,
in omni sensatione connexa cum senso, s. eo, qnod sentitur, singula repraesen-
tantur, at non clare, hinc obscure maximam partem plerumqne. Ergo in omni
sensatione est aliquid obscuri, hinc in sensatione etiam distincta semper aliquid
25 admixtum est confusionis. Unde omnis sensatio est sensitiva perceptio formanda
per facuUatem cognoscitivam inferiorem, §. 522. Cumque experientia*) sit cognitio
sensu clara, aesthetica comparandae et proponendae experientiae est empirica.
*) Erfahrung.
§. 545.
30 Fallaciae sensüüm*) sunt repraesentationes falsae, a sensibus dependentes,
eaeque vel sensationes ipsae, vel ratiocinia, quorum praemissa est sensatio, vel
pereeptiones pro sensationibus per vitium subreptionis habitae, §. 30, 35.
*) Betrag der Sinne.
§. 546.
35 Sensationes ipsae cum repraesentent statum corporis, vel animae, vel
utrius-[iy3]que praesentem, §. 535, tam interaae, quam externae percipiunt actualia,
§. 205, 298, hinc et possibilia, §. 57, et quidem huius mundi, §. 377, sunt ergo
vcrissimae totius mundi, §. 184, nee ulla earum est fallacia sensuum, §. 545.
Quodsi ergo fallacia sensuum sit ratiocinium, vitium eius aut latet in forma, aut
40 in altera praemissa; si sit alius generis perceptio per vitium subreptionis pro
sensatione habita, duplex error est per praecipitantiam iudicantis ortus, facile
tamen reducendus ad casum secundum, §. 545.
16 33aumgarten^ Psychologia empirica. §. 547—552.
123, a — ip. M 195. Am oberen Rande, wohl zu der Columnen-
Überschrift ,,Sensus^^:
SSoin Innern @inn
124. x—\p. M 195'. Zu §. 550 ,,quantum^^ (i72i) fügt Kant
hinzu : ^
qvoad qvalitatem
ß qvad
§. .^47.
Praestigiae *) sunt artificia falleiidorum sensuum; si oriuntur ex iis fallaciae
sensuum, sunt ekkicaces**), si minus, sunt inefficaces***). Quo quis ergo lo
pluribus praeiudiciis cum sensationihus terminum communem habentibus laborat,
quo minus sibi cavet a vitio subreptionis, hoc plures apud ipsura praestigiae
possunt esse efficaces, §. 545. Apud liberum a praeiudiciis et vitiis subreptionis
Omnibus omnes praestigiae inefficaces forent, §. 546.
*) Blendwerk der Sinne. **) kräftig. **") unkräftig. 15
[194] §. 548.
Propositiones: Quicquid non experior, seu clare senlio, §, 544, non exsiaiit, s.
PRAEiUDiciUM Thomisticum*), Eut est impossibUe ; quicquid repraesentationi altert
(partialiter) idem est, est ipsa ilia perceptio; quae coexsistunt, vel succedunt sibi
inviceiti, eorum unum in alterum realiter inßuit, s. sophisma: post hoc, ergo propter 2ü
hoc, sunt aptae fallaciis sensuum propositiones maiores, §. 546, hinc et praestigiis
efficacibus, §. 547.
*) das Vorurtheil des Thomas.
§. 549.
Quam ob causam debiliorem obscurat fortior perceptio diversa, §. 529, ob 25
eandem debiliores diversae fortiorem illustrant, §.531. Hinc debiliori alicuius
obiecti perceplioni succedens clara fortior diversa eo ipso, quod nova est, in
campo clararuin perceptionum, magis appercipitur, §. 529. Ergo clara sensatio
fortior succedens diversae debiliori per ipsam novitatem illustratur, §. 542,
584. Hinc opposita debiliora rem illustrant, §. 81, 531. Opposita iuria se posita so
magis elucescunt.
[195] §. 550.
Si sensatio, quantum observatur, prorsus eadem contineatur in pluribus
perceptionibus totalibus imraediate se excipientibus, in prima habet Incem novi-
tatis, §. 549. Haec ipsi deest in sequenti ex parte, raagis in tertia, et sie porro. an
Hinc, nisi nlinude illustretur, mimis clara fiet in secunda perceptione totali,
erläutctungeu ^aiitö. 9ir. 123— 127 (JBonb XV). 17
125. vf x^ff fiff Mm'. Zum Anfang von §. 552:
iDer ©djlaf (' innerlid)) unb bie Jrunten^eit (« au6e>:lid)e Urfad)e)
im ©efiuibcn ßiiftanbe.
2)ie £){)uma(l)t unb ber 'lob im franfen. '^m leiteten bncht ab.
s Nachträglich., zur Zeit der beiden s- Zusätze (i — yj, ist über der
Reß. noch hinzugesetzt :
2)ie Urfac^ ift im Körper ober ber (Seele (burd) affect ober ^Xad^)--
ftnnen). ^_^
126. r^f xf Xf (ff M 195. Zu §. 662 „sui compos'' (Z. 2H):
i'> 2)er 2ßiÜfüt)r nic^t unterraorfen.
127. v'? n^r? M 196. Za§.662,,extraserapitur''(Z.S0):
betäubt.
Zu denselbe7i Worten :
in uinüiQfüt)rlid)e {)etti9e i3cii)ec\ungen oerfe^t, Slu^er fid); jene'? ;[t
Df)nmQd)t, biefeä Lift] 2Butt).
10 / 'iftie Bciiierktuiy .stflit iirliiii cltii WUrteii: „extra se rupitur^\ ist aber, (äs
Nr. 127 yesvhrieben u-iinle, mit der Zeile, in der die Worte „siii conqjos'''' steh/i, durch
einen Stric/i verbunden. Ziiy/ei<h wurde, wie es seheint, das lllc^t (durch ein oft
gebrauchtes Siyel vertreten) deutlieher gemaclit oder (unu-ahrscheinlicherl) durclistrichen.
'-■0 adhiic minus clara in tertia, seinper succedens taii, quae eain magis obsouret,
§.529. Ergo sensationes diu, quantnni observari potest, eaedem obscn-
rantnr ipso tempore, §. 53S).
§. .^51.
Sensationes in aequali robore non durant, §. i)50. Ergo si fnenint, (piae
25 esse possuiit, foitissimae, remittnutur, §. 247.
§. .552.
Vifiii.o '■'■'), dnin externe clare sentio, dum sie sentire incipio, evigik^'--'). .Si
consnetiim in sano sensationes singulae ciaritatis gradum liahent, sii comi-os ''•"'■■•■')
vocatur. Si quaedam ex iis apud aliquem tarn vividae tiant, nt notabiiiter
30 obscurent reliquas, i;\rRA su rai'itlr *•''**) (sui obliviscitnr, non est apud se).
Status seusationibus internis extra se rapti est [196] ecstasis •'■■'■' ■'"'■'■') (visio, mota
mens, mentis excessus).
'0 ich wache. '■'•'0 ich erwache. ■''**) so sagt man, er sei bei sich selbst,
seiner mächtig *<^.-) «o kommt er von sich, so wird er ausser sich ge-
3."i gesetzt. *-**>•••) eine Entzücliung.
<!.iiit'^' 2cbrifteii. ^pniiCfcbiirtliifi'v •i(\i*lmV 11. 2
18 öaumgartenä Psychologia empirica. §. 553—558.
128. ^if vf —x^"i M 195. Zu de7iselben Worten:
nic^t htt) ftd) felbft (" )^er[treut) (in Slnfe^ung ber ©mpfinbungen).
fetner nid^t madjtig (in Slnfe^ung be§ affect«§). (* 2)er ßorn mac^t o!^n=
mad^tig, oft unbänbig.)
129. n f o—v ? M 195. Zu denselben Worten :
tramontana (* Sirocco) bebeutet: 2{u§ ber ?5'a[fung gefe|t. Slufjer
ftd). 3Rid)t bei) [id) felb[t. 33etüubt. [entäüft] öer^üft. ^ benebelt)
C perple;r) (* üerblüfft)
130. l—(p. M 196. Zu§.552,,ecstasis''(173iJ:
(äin ®rab geblofigfeit.
131. V? ipf M 196. Zu demselben Wort:
burc^ angene'^me ^mpfinbungen, burc^ unangene'^me betäubt.
132. X—<f. M 196. Zu §. 553 Anfang:
2Jian mufe feine ©nt^ufungen 3U erregen fuc^en.
3 s-Zusatz: rf (ff wff 15
6 Zu Tramontana und Sirocco vgl. VII I6G22—20, 34—36-, 17017., soioie die
Lesarten zu 16634—36 und 17632. \\ 6— S s-Zusätze: j—\p.
§. 553.
Ecstasis animae naturalis erit per uaturam ipsius actuata, § 552, 470, per
ipsius naturam non actuata praeternaturalis animae erit, §. 474, quae si per 20
naturam universam non actuetur, supernaturalis erit, §. 474. Ecstases miraculosae
sunt possibiles, §. 475, 552, etiam hypothetice, §. 482—500.
§. 554.
Si claritatis gradus in sensationibus vigilantis notabiliter remittitur ob vapores
in cerebrum adscendentes ex potu, inebriatur seu fit ebrius*); si ex morbo 25
fiat idem, Status ille vertigo**) dicitur, vel simplex, vel tenebrosa, seu scotomia.
*) trunken. **) Schwindel.
erläuterungen ^anti. dir. 128-135 (Öuiib XV). 19
133. X—(p. M 197. Zu §. 556 Anfang:
2eben |öiel ober
mact)en | lang
Sob
5 ©c^laf
20
25
134. l — cp. M 197. Zu §. 556 „deliquium animi^^:
Beiber beit D^nmac^ten, ÜJfänner bem ©ci^iüiubel.
13S. l—(f. M 198. Zu §. 558 „pharUasian^^:
UnröiHfü^rltci^.
§. 555.
Si clarae sensationes externae cessant, vel motus corporis vitales, quantum
observatur, fere iidem manent, et dormi-[197]to*) (obdoriuio), vel hi etiam
notabilius remittuntur, et deliqiudm animi patior**).
*) einschlafen. **) in Ohnmacht fallen.
§. 556.
Status obscurarum sensationum externarum, in quo motus corporis vitales,
quantum observatur, fere iidem manent, qui sunt in statu vigiliarum, somnüs*)
est, in eoque constitutus dormit**); in quo et bi notabilius remittuntur, est
DELiQuiüM ANIMI***) (syncope, lipothymia, lipopsychia, ecthlipsis); in quo prorsus
cessabunt, mors****) erit. Ergo somnus, syncope et mors sunt sibi admodum
similes, §. 265.
*) Schlaf. **) schlafen. ***) Ohnmacht. ****) Tod.
SECTIO IUI.
PHANTASIÄ.
§. 557.
Conscius sum Status mei, hinc Status mundi, praeteriti, §. 369. Repraesen-
tatio Status mundi praeteriti, hinc status mei praeteriti, §.369, est Phantasma *)
(imaginatio, visum, visio). Ergo phan-[198]tasmata formo, seu imaginor, idque
p«r vim aniraae repraesentativam universi pro positu corporis mei, §. 513.
*) eine Einbildung.
§. 558.
Habeo facultatem imaginandi seu phantasian, §. 557, 216. Cumque imagi-
nationes meae sint perceptiones rerura, quae olim praesentes fueruut, §. 557,
298, sunt sensorum, dum imaginor, absentium, §. 223.
2*
20 SautngarleiüS Psychologia empiiica. §. .")59— 57U.
§. 559.
Prodccitik (evolvitur) PERCErno*), quae fit in anima minus obscura, i(uae
fit obsourior, involvitl'r**), quae involuta olim producitur, reprodlcitur***)
(recurrit). lam imatfinationibus producuntur sensa, §. 558, hinc olira producta,
§. 542, post involuta, §. 551. Ergo phantasia perceptiones reproducuntur, et &
nihil est in phantasia, quod non ante fuerit in sensu, §. 558, 534.
*) eine Vorstellung wii-d hervorgebracht. *■•') verdunkelt. ***) wieder
hervorgebracht, erneuert.
§. 560.
Motus cerel)ri, coexsistentes animae repraesentatiouibus successivis, ideab lO
[199] MATEiuALEs vocantur. Hinc ideae materiales sunt in corpore sentientis
vel imaginantis animae, §. 503.
§. 5G1.
Imaginatio et sensatio sunt singularium, §. 559, 534, hinc in universali
nexu constitutorum, §.357. Unde lex imaginationis : percepta idea pariiali lecun-ii '^
eius totalis, §. 306, 514, Haec propositio etiam associalio ideanim dicitur.
§. 562.
Cum repraesentem, hinc et iraaginer, §. 557, pro positu corporis mei, §. 512,
e:i vero, quae externe sentio, propiora sint corpori, quam quae imaginor, §. 535.
558: patet, cur his illa possint clariora et fortiora esse, §. 538. Immo duui -o
sensationes imaginationibus coexsistentes eas adhuc obscurant, §. 542, nihil tum
clare imaginor, quam sensi, ita tarnen, ut gradus claritatis in imaginatione a
gradu claritatis in sensatione dependeant, §. 501.
§. 563.
Quae saepius sensi, saepius reproduxi, sunt partes plurium idearum totaliura, 2.">
quam quae rarius, §. 514. Ergo illorum phantasmata in maiori nexu, §. 561,
cum pluribus notis adhaerentibus percipiuntur, [200] quam horum, §. 530, hinc
his sunt extensive clariora, seu raagis vivida, §.531. Quae rarius sensi, rarius
reproduxi, ob ratiouem oppositorum oppositam, §. 81, si sentiuntur, habent
maiorem novitatis lucem, quam quae saepius, §. 549. Ergo sensationes rarius :io
sensorum et reproduetorum sunt, ceteris paribus, niagis vividae, quam saepius
sensorum et reproduetorum, §.531.
§. 5G4.
Sicut sensatio imaginationes obscurat, sie ob eandem rationem imaginatio
recentioris fortior obscurat antiquioris imaginationem debiliorem, §. 562, hinc ^j
aeque clare sensorum, nisi aiiunde impediar, recentius clarius imaginor.
§. 5G5.
Phantasia minima esset, quae unicum fortissime sensum, §. 562, saepissime
reproductum, §. 563, et receutissime, §. 564, cum maxime debilihus et autece-
dentibus et sociis perceptionibus heterogeneis, §. 529, tamen obscuri.ssiine reprae- '"'
sentaret. Ergo quo plura, quo debilius sensa, (pio rarius reproducta, post quo
©rläuteningeii iUintc«. ')h- 13(; (iUn^ XV). 21
JS6. X~(f). M2()L Zu §. 568 Anfang:
3)urd) 3eicl)nen ober ©efc^reiben beffen, waö man cjefe^n.
loügius tempus, quo fortioribus cum perceptionibus socils et antecedentibus, quo
verius. clarius, certius reproducere polest, hoc maior est, §. 219.
5 [-201] §. 566.
Quo hebetior, aut acutior est sensus, a quo sensain rem imaginor, hoc
obscurior, aut clarior esse potest eius rei imaginatio, §. 562, 540.
§. 567.
Imaginationes a sensationibus distiiiguo 1) gradu celeritatis, §. 562, 2) Status,
10 quem sistunt, praeteriti et praesentis, quem seusationes sistunt, impossibili co-
exsistentia, §. 298. Ilinc si imaginationes fortiores et debiliores sensationes sint,
quantum observatur, claritate aequales, tarnen restat discrimen alterum, circum-
stantiarum diversitas, §. 323. Ex quibus ubi patet arabas pereeptiones non esse
.sensationes, illaoi pro sensatione habeo, in qua maximam compossibilitatem et
lö nexum cum sensationibus sociis, imaginationibus, praesertim proxime praeviis,
et futurorum, praesertim iustantium, perceptionibus clare percipio, §. 544. Ergo
alteram non esse Sensationen! clare cognoseo, §. 88, 67.
§.568.
Facilior tit imaginatio, §. 527, 1) si imagiiiandum clarius sensum est, §. 562,
20 2) saepius reproductura, §. 563, 3) per intervalla debiliorum repraesentationum,
ut [202] seiiiper habuerit lucem novitatis, §. 549,4) non ita pridem, §. 564, 5j debi-
liores sequatur, et G) comitetur pereeptiones lieterogenea.s, §. 516, 549, hinc aut
nullas, aut non admodum ciaras sensationes heterogeneas, § 562, 7) sequatur
autem aut comitetur repraesentationes, quae sociae imaginandi saepius fuerunt,
-'5 §.561.
§. 569.
Impeditur imaginatio 1) im])edien(lo parum aut prorsus non imaginandi
sensationem, secundum §. 543, et 2) reproductionem, praesertim 3) interruptam
debilioribus perceptionibus, quia ipsa continuatio non interrupta obscurat, §. 550,
üu 4) ipsa reproductionis mora, dum Interim muita vividius cogitantur, §. 564, 5) si
fortiores pereeptiones sequatur, aut 6) comitetur heterogeneas, hinc tales sen-
sationes, aut imaginationes, aut pereeptiones, vel singulas, vel simul sumptas,
§. 542, quaeque 7) parum aut prorsus non imaginando nunquam aut rarius sociae
fuerunt, §. 561, 221.
30 §. 570.
Cum in omni sensatione sit aliquid obscuri, §. .544, et imaginatio semper
Sit sensatione eiusdem minus clara, §. 562, imaginationi etiara distinctae multuin
22 23aumgartenS Psycbologia empirica. §. 570—578.
137, v^xf ^ff M 203. Zu der Überschrift von Sectio V „ Perspi-
cacia'"'' :
'^m Äenntni^ ber ÜJ^annigfaltigfeit: Unterfd^eibung; ju ber (5inl)eit:
Überein[timmungen.
138, t;f (U?? M203. Zu §.512 Anfang, am Rand rechts neben 5
Satz 3:
@int)eit ber SSergleid)ung xmb bie ber Sßerfnüpfung. Sediere i[i ent-
meber logifd^ ober real.
inerit [203] confusionis, et omnis imaginatio est sensitiva, §. 522, forraanda per
facultatem cognoscitivam inferiorem, §. 520. Scientia imaginando cogitandi 10
et ita cogitata proponendi est aesthetica phantasiae.
§• 571.
Pliantasia si repraesentet totaliter eadem, quae sensi, imaginationes verae
unt, §. 54R, 38, nee vana phantasmata*) seu imaginationes falsae, licet non
aequali totaliter claritate percipiantur, §. 558, 562. Habitus vana phantasmata 10
formandi est phantasia kffrenis**), subacta***) contra habitus vere imaginandi.
'■') leere Einbildungen. **) eine ausschweifende. ***) eine wohlgeoidnete
Einbildungskraft.
SECTIO V.
PERSPICACIA. 20
§. 572.
Identitates diversitatesque rerum percipio. Ergo habeo facultatem identitates
diversitatesque rerum percipiendi, §. 216. Prior facultas esset minima, si ad
duorum tantum fortissime perceptorum, maxime eorundem, unicam minimam
identitatem, inter maxime debiles socias et antecedentes perceptiones heterogeneas, 25
debilissime repraesentan-[204]das sufficeret. Ergo quo p]urium,quo minus notorum,
quo magis diversorum, quo plures, quo maiores identitates, hinc congruentias,
aequalitates, ergo et aequalitates rationum s. proportiOiNes*), similitudines, quo
fortiores inter socias et antecedentes perceptiones heterogeneas, quo clarius per-
cipit, hoc maior est, §. 219. Habitus identitates rerum observandi est ingenium so
STRICTIUS DICTUM*'").
*) Vergleichungen der Grössen. **) Witz in engrer Bedeutung.
§. 573.
Facultas diversitates rerum percipiendi minima esset, quae duorum tantum,
fortissime perceptorum, maxime diversorum, unicam minimam diversitatem, inter 35
erliiuterungeu tantä. 9Jr. 137—138 (öonb XV). 23
maxime debiles antecedentes et socias perceptiones heterogeneas, remississime
perciperet. Ergo quo plurium, quo minus notorum, quo magis eorundem, quo plures,
quo maiores diversitates, hinc discongruentias, inaequalitates, ergo et inaequalitates
rationum s. disproportiones*), dissimilitudines, quo fortiores inter antecedentes
6 et socias heterogeneas perceptiones, quo fortius repraesentat, hoc maior est,
§. 219. Habitus diversitates rerum observandi acumen**) est. Acutum ingenium
est PERSPICACIA***).
*) Ungleichheit der Verhältnisse. **) Scharfsinnigkeit. **''') eine artige
oder feine Einsicht.
10 P05J §. 574.
Facultatis identitates rerum perspiciendi, hinc ingenii, §.572, haecestlex:
Repraesentata nota tou A, nt nota tou B^ repraesentantur A et B, ut eadem, §. 38.
Facultatis diversitates rerum percipiendi, hinc acuminis, §. 573, haec est lex:
Repraesentata nota xoi) A, ut repugnante Ttu B, A et B perciyiuntur, ut diversa, §. 38.
§.575.
Identitates diversitatesque rerum, vel distincte percipio, vel sensitive, §. 521.
Hinc facultates identitates diversitatesque percipiendi, adeoque ingenium, acumen
et perspicacia, §. 572, 573, vel sensitiva sunt, vel intellectualia, §. 402. Aesthetica
PERSPicAciAE est aestheticcs pars de ingeniöse et acute cogitando et proponendo.
20 §• ^'^'^'^
Cum omnia in hoc mundo sint partim eadem, partim diversa, §. 265, 269,
repraesentationes identitatum diversitatumque in iisdem, hinc et ingenii (fetus)
Lusfs*), i. e. cogitationes ab ingenio dependentes, et sübtilitates**), cogitationes
ab acumine dependentes, actuantur per vim animae repraesentativam uni-[206]versi,
25 §. 513. Lusus iNGENi! fajsi eins illüsiones***), et falsae sübtilitates inanes argu-
TATioNES****) vocantur.
*) Spiele des Witzes. **) Scharfsinnige Gedanken. ***) Betrug des Witzes.
****) Spitzfindigkeiten, leere Grübeleien.
§. 577.
30 Facultatum animae maiores gradus cum sint habitus, §. 219, et crebra
repetitio actionum homogenearum, seu qua diflFerentiam specificam similium, sit
EXERCiTitM *) : exercitio augentur animae habitus, §. 162. Habitus animae non
dependentes ab exercitio, naturales tamen, connati**) (dispositiones naturales),
dependentes ab exercitio acquisiti***), supernaturales infusi ****), facultatum
35 cognoscitivarum habitus theoretici vocantur.
*) Übung. **) angeborne. ***) erworbene. **''''■') göttliche Fertigkeiten
der Seele.
§. 578.
Acumen et ingenium strictius sumptum, hinc perspicacia, §. 572, 573, sunt
habitus theoretici, §. 577, 519, quo maiores sunt connati, hoc facilius augentur
40 exercitio, §. 577, 527. Idem valet de habitu sentiendi et im.<jginandi, §. 535, 558,
24 Soumgavleu'? Psychologia empirica. §. 578—588.
In quo notabilior ingenii defectus, sTi'PiDiM*) [201] (pingiie ingenium), acurainis,
oBTi'scM CAPUT**) cst. Id quo notabilioT utriusque defeclus, est homo bt.iteu.s *'"*).
Omnis error, cum falsum rum vero pro eodem habeat, §. 515, est illusio facul-
tatis identitates rerum percipiendi, §. 576, 572, acumine impediendus, §. 573.
221. Hinc errores sunt occasio subtilitatum, §. 576, 323. 5
*) ein diuniner. **) ein stumpfer Kopf. ***•) ein abgeschmackter Mensch.
SECTIO VI.
MEMORIA.
§. 579.
Reproductam repraesentationera percipio eandem, quam olira produxeram, lo
§. 672, 559, i. e. kecognosco*) (recordor). Ergo habeo facultatera reproductas
fterceptiones recognoscendi seu mkmoriam, §. 216, eamque vel sensitivam, ve)
inteJlectualem, §. 575.
*) leb erkenne etwas wieder. **) (ledächtuiss.
§• 580. 15
Lex memoriae est: Repraesentatis pluribun perceptiombus successicis, usqui: ad
praesentem^ partialem communem habentibus, partialis communis repraesenlalur, ut
contenta in antevedente et sequente, §. 572, adeoque [208] memoria actuatur
per vun animae repraesentativam universi, §. 557, 576.
§. 581. 20
Qiiap ita percipiuntur, ut facilius olim recognosci possint, memokiae mando*).
llinc quae saepius clariusque reproducuntur, secundum §. 537, 538, 549, 568,
attendendo ad identitates diversitatesque singularum perceptionum, §. 580, alte
memoriae mandautur, §. 527.
*) in das Gedächtniss fassen. 25
§. 582.
Si perceptio recurrit, eam aut valeo clare recognoscere, tunc obiectum eius
MEMORIA TENERE*) dicor, aut uon possum, §. 1(), et obiecti illius oblitls sum **).
Hinc impotentia reproductam perceptionem recognoscendi est oblivio. Per quod
memini, cuius oblitus eram, id mihi aliquid in memoriam revocat***). Per so
ideas socias mihi aliquid in memoriam revoco, i. e. reminis( or****). Ergo
habeo facultatem reminiscendi, seu reminiscentiam "■'****), §. 216.
*) etwas noch im Gedächtniss. **) vergessen haben. ***) Vergessenheit.
****) das Andenken von etwas erneuern. *****) ich entsinne mich, das
Vermögen sich worauf wieder zu besinnen. 35
[209] §. 583.
Reminiscentia est memoria, §. 582, 579, haue regtilam sequens: reproduciae
mediantibus ideis socüs perceptionis memini, §. 580, 516. Reminiscentia per ideas
Saumgorten^ Psychologia empirica. §. 578 — 588. 25
loci socias recordata est memoria localis*), per ideas aetatis socias, est syn-
CHRONISMIS**).
*) das Andenken des Ortes. **) die Erinneruiiir des Gleichzeitigen.
§. 584.
5 Memoria minima esset, quae unicum minimuin iiitenlissime, saepissime,
recentissime reproductum, maxime debiles inter perceptiones antecedentes et
socias heterogeneas remississime recognosceret. Quo ergo plura, quo maiora,
quo remissius, quo rarius reproducta, post quo lougius tempus heterogeneis for-
tissimis perceptionibus transactum, §. 564, quo fortiores inter antecedentes et
10 socias perceptiones heterogeneas, quo intentius recognoscit, hoc maior est, §. 219.
§. 585.
Memoria maior bona et felix*) dicitur, et qualenus plura et magna re-
cognoscere potest, diffusa**) (dives, vasta), quatenus remissius etiam reproductum,
inter sat fortes repraesentationes socias et antecedeiites heterogeneas, firma***),
15 qua-[210]tenus recognoscere potest post longius temporis intervallum satis fortibus
perceptionibus heterogeneis occupatum, tenax^), quatenus rarius reproductum,
cAPAxl'), quatenus intentius quaedam recognoscere valet, vegetac), quatenus
parum opus est, ut reminiscatur, prompta^) dicitur.
*) ein gutes und glückliches. **) weitläuftiges. *'^*) festes und zuver-
20 lässiges, a,) dauerhaftes. t>) fähiges, c) frisches, d) fertiges Gedächtniss.
§. 586.
Insignis bonae meraoriae defectus est obliviositas"^). Error ex memoria
dependens lapshs memoriae**) dicitur. lam memoria potest perceptionem ante-
cedentem in eo gradu eandem sistere cum sequente, in quo tamen non est
25 eadem. Ergo memoria est labilis, i.e. cui lapsus sunt possibiles. Memoria
non admodum labilis est fida***). lugeniosis non est admodum fida me-
moria, §. 576, sed acumine augetur eius fidelitas, §. 573.
*) Vergesslichkeit. **) ein Irrthum des Gedächtnisses. ***) treu.
§. 587.
■M, Complexus regularum perficiendae memoriae est ars mnemonica. Mne-[211]
monica memoriae sensitivae, §. 579, est pars aestheticae, §. 533, regulas
extendendae, confirmandae, conservandae, excitandae, capacioris fideliorisque
reddeudae memoriae praescribens, §. 586, 585.
§. 588.
35 Si Phantasma antecedens cum sequente sensalione vel imaginatione in eo
gradu pro eodem habetur, in quo non est idem, orietur vanum phantasma, §. 571,
per lapsum memoriae, §. 586, ex fönte errorum, §. 578, quod si per eandem genesin,
§. 586, 578, pro sensatione habeatur, §. 548, orietur fallacia seusuuni, §. 546, 545.
26 93aumgarten§ Psychologia empirica. §. 589 —597.
139» 1.1 f v^ M 2i3. Am Rand rechts neben §. 692 ,,praescin-
det — Maior'''' (272—3), Beziehung ungewiss:
SSerebfamfeit. SBo^lreben^eit. @tiL
140. cpf ojff M213. Zu§.592 ,,exorhitam'' (21i).
in Slnfe^ung ber ©ebanfen ©röfee. SSerairrt
in 2lnfet)ung ber 3Ser[tdnbli^feit @(^aal
5 35ertt)irrt? Rechts von dem Wort war nur noch Platz für ein Vencfusunt/.'i-
zeichen, das vor in (Z. 6) wiederkehrt. VieUeicht gehört das Wort zu in — 35fr=
ftönblic^feit. Zu K<(uts Interpunction setze ich absichtlich nichts hinzu.
SECTIO VII. 10
FACULTAS FINGENDI.
§. 589.
Combinando phantasmata et praescindendo*), i. e. attendendo ad partem
alicuius perceptionis tantum, fingo**). Ergo habeo facullatem fingendi, §. 216,
poETicAM. Combinatio cum sit repraesentatio pluriura, iit unius, hinc facultate 15
identitates rerum percipiendi actuetur, §. 572, 155, facultas fingendi per vim
animae repraesentativam universi actuatur, §. 557, 576.
*) durch Trennen und Absondern. **) dichte ich.
[212] §. 590.
Facultatis fingendi haec est regula: Phantasmat.um partes percipiuntur, ut unum 20
totum, §. 589. Perceptiones hinc ortae fictiones*) (figmenta), eaeque falsae cni-
MAERAE dicuntur, vana phantasmata, §. 571.
*) etwas erdichtetes.
§. 591.
Pone combinari insociabilia, §. 589, aut praescindi fingendo, quibiis sublatis '.'5
tollitur imaginandum, ut essentialia, essentiam, §. 63, attributa, §. 64, aut tolli a
fingendo oranes modos, omnes relationes, aut aliquos modos, aliquas relationes,
ad actuale et Individuum constituendum necessariis aliis non substitutis, reprae-
sentari tarnen fingendum, ut individuum et actuale, §. 54, 148, orientur in his
casibus singulis chimaerae, §. 590, per illusiouem facultatis identitates rerum no
percipiendi, §. 576, 578, adeoque vana phantasmata, §. 590, lapsu memoriae per
apparentem recognitionem admodum corroboranda, §. 588, 515.
§. 592.
Facultas fingendi minima esset, quae duo minima tantum fortissima phantas-
mata remississime combinaret, aut unicam unius maximi[213] phantasmatis partem 35
minimam levissime praescinderet, §. 530, 589. Ergo quo plura, quo maiora, quo
(ÄvUiulerungen Äaiitö. "Oh. 13U— 140 (JBoiib XV). 27
minus fortia combinabit, quo plures, quo maiores, quo plurium, quo minorum
phantasmatum partes, quo magis praescindet, quo magis utrumque facit, quoque
fortius, hoc maior est, §. 219, 590. Maior facultas fingendi fertilis*) (fecunda),
ad chimaeras proclivis kxorbitans**) (extravagans, rhapsodica), ab iis cavens
5 ARciuTECTONicA***) dlcI potest. Aesthktica mythica cst aesthetices pars de
fictionibus excogitandis et proponendis.
*) eine fruchtbare. **) unbändige. ***) wohlgeordnete Gabe zu dichten.
§. 593.
l)ormiens si clare imaginor, somnio *). Imaginationes somniantis sunt somnia
10 srBiEcTivi; süMPTA**), cf. §. 91, vel Vera, §. 571, vel fallacia, §. 588, 591, vel per
naturam animae actuata, secundura §. 561, 574, 580, 583, 590, naturalia, §. 470,
vel non naturalia animae, quae sunt ipsi praeternaturalia. Haec si per naturam
universam non actuantur, erunt supernaturalia, §. 474.
*; träumen. '**) ein Traum in der Seele.
15 [214] §. 594.
Dormientis phantasia magis effrenis, §. 571, et facultas fingendi exorbi-
tantior, quam vigilantis, §. 592, non obscuratas t'ortioribus sensationibus vividiores
imaginationes et fictiones producunt, §. 549. Quorum somnia comitari solent
observabiliores motus corporis externi sensationum similium in vigilantibus comites,
20 sunt NocTAMBüLi*). Qui vero vigilantes quasdam imaginationes pro sensationibus
habere solent, phantastae (visionarii, fanatici), qui eas prorsus cum sensationibus
confundunt, sunt deliri, ut ädeo delirium**) sit Status vigilantis imaginationes
pro sensationibus, sensationes pro imaginationibus habitualiter habentis.
*) Nachtwandler. **) verrückte Leute.
25 SECTIO VIII.
PRAEVISIO.
§. 595.
Conscius sum status mei, hinc Status mundi, futuri, §. 369. Repraesentatio
Status mundi, hinc Status mei, futuri est praevisio*). Praevideo, hinc habeo
30 facultatem praevidendi, §. 216, actuandam [215] per vim animae repraesentativara
universi pro positu corporis mei, §. 513.
*) die Vorhersehung, das Vorhersehen, Vorausberaerken.
§. 596.
Lex praevisionis est: Percepta sensatione et imaginatione communem partiellem
35 perceptionem habentibus, prodit perceptio totalis futuri Status, in quo partes sensationis
imagitmtionisque diversae coniungentur, i. e. Ex praesenti impraegnato per praeteritum
nascitur futurum.
§. 597.
Cum repraesentem, hinc et praevideam, §. 595, pro positu corporis mei,
40 §. 512, ea vero, (piae externe sentio, propiora sint corpori, quam quae praevideo,
28 33üumgortenS Psychologia einpirica. §. ölJ*- GU6.
olira demum sensurus, §. 535, 595, patet, cur his illa possint clariora et fortiora
esse, §. 52;t. Quia hinc sensationes praevisionihus coexsistentes ens adhuc ob-
sciirant, §. 542, nihil tarn clare praevideo, quam seusurus sum, sed ita tameu,
ut gradiis claritatis in praevisione a gradu claritatis in futura sensatione depen-
deat, §. 596.
§. 598.
Quae saepiiis sensi, saepius imaginatus sum, clarius praevideo, quam quae
ra-[216]riu.s, §.5r<3, 596. Imaginationes iam'sensa, id est fortissime percepta, sistuut,
§. .542, 558. Iliiic fortiores etiam hae praevisionihus nondum fortissime percepta
sistentibus, §. 597, eas una cum sensationibus gnaviter obscurant, §. 529. Cumque lu
praevisio propius instantis possit esse clarior praevisione remotius instantis,
§. 597, obscurabit in eo casu etiam praevisio propioris praevisionem remotioris,
remotiorisque obsruritas propioris illustrabit praevisionem, §. 549. Ergo aeque
clare sentiendorura propius instans clarius praevideo, quam remotius, §. 549.
§. 599. 15
Facultas praevidendi minima esset, quae unicum fortissime proximeque
sentiendum, §. 597, 598, saepissime sensuui et imaginando reproductum, maxime
debiles inter perceptiones socias et praevias heterogeneas, tamen remississime
repraesentaret, §. 595. Ergo quo remissius sentieuda, quo niagis remota, quo
rarius sensa, aut imaginando reproducta, quo fortiores inter perceptiones praevias i'c
et socias, quo tortius repraesentat, hoc maior est praevidendi facultas, §. 219,
§. 60U.
Quo hebetior aut acutior sensus, a quo ex parte iam sensum praevideo,
quo mi-[217]nor aut maior praevisuri phantasia, §. 565, hoc obscuriur aut clarior
erit praevisio, §. 596. -ö
§. 601.
Praevisiones a sensationibus imaginationibusque distinguo 1) gradu claritatis,
quo et sensationibus et imaginationibus cedunt, §. 597, 598, 2) impossibili co-
exsistentia cum statibus praeteritis et praesente. Quod si praevisio fortior et
imaginatio aut etiam sensatio debilior sint claritatis, quantum observatur, aequalis, :iO
tamen charactere secundo distingui possunt, §. 67. Ex circumstantiis enim si
cognosco, quae non sint sensationes, secundum §. 567, eam nee imaginationem
esse clare cognosco, §. 38, 67, quae cum imaginationibus sociis, praeviis et se-
(|uentibus, etiam sensationibus, inconnexa deprehenditur, §. 557, 357, quaeque
simul sentiri non potuerit, §. 377. Sj
§. 602.
Facilitatur praevisio, §. 527, si praevidendum 1) clarius sentiendum est,
§. 597, 2) magna ex parte iam sensum 3) et reproductum est imaginando, §. 598,
4) praevisum iam saepius, §. 563, idfjue 5) per intervalla debiliorum perceptionum,
ut semper habuerit lucem novitatis, §. 549, 6) non ita multo post sentiendum, -lo
§. 598, [218] 7) debiliores praevias et socias perceptiones habeat heterogeneas, hinc
taies aut uullas, aut non admodum ciaras sensationes et imaginationes, §. 597,
JÖamngartciiä Psychologia empirica. §. 597 — (aOG. 29
öi)8, 8) at fortiores sequatur et comifetur tarn imaginationes, quam sensalioues,
quae cum praevideudo partiales perceptiones commuues habent, §. öitfi, ö97.
§. 603.
Iinpeditur praevisio, si 1) impediatur praevideudi futura sensatio, secundum
5 §. 543, 2) sensatio magna ex parte cum praevidendo eorundem praesens, 3) eorun-
dem imaginatio, secundum §. 569, 4) praevisiones impediantur primae, praesertim
5) inten-uptae debilioribus perceptionibus, qiiia eas ipsa continuatio obscurat,
§. 550, 6) procrastiiietur praevidendura, §. 598, 7) fortiores praevias et socias
liaheat lieterogeneas imaginationes sensationesque, 8) at tales debiliores, quae
10 cum praevidendo perceptionem communem habent, §. 602, 2'21.
§. 604.
Cum in omni sensatione, §. 544, et imaginatione sit aliquid obscuri, §. 570,
et praevisio sit minus clara quam eiusdem sensatio et imaginatio, §. 597, 598,
praevisioni etiam distinetac multumad-[2l9]mixtum est confusionis et obscuritatis,et
15 omnis mea praevisio est sensitiva, §. 522, actuanda per facultatem cognoscitivam
inferiorem, §. 520, cuius cognilionem et jiropositionem dirigens mantica, §. 349,
est ])ars aesthetices, §. 5.'13.
§. G05.
Si praevideantur totaliter eadein cum sentiendis, praevisiones sunt veraces
2u seu PRAESENsioNEs*), ücet nou eodem modo, aeqnali cum sensatiouibus claritate,
percipiantur, §. 597. Si sentiatur praesensum, implktlr prakvisio**). Praevisio
non implenda kallax*-*) est, fons errorum practicorum, §. 578.
*) Vorhererapfindungen. ""'■■■■') das Yorherbemerkte trifft ein, die Vorher-
seliuug wird erfüllt. ***) das betn'iuliclie Vorhersehu.
2.-, SECTIO Villi.
JUDICIUM.
§. 606.
Perfectionem imperfeclionemque rerum percipio, i.e. diiidko*). Rrgo haben
facultatem diiudicandi, §. 216. Haec minima esset unici minimi fortissime percepti
'3 unicam miniraam perfectionem imperfectionemve, maxime debiles inter perceptiones
lietero-[220]geneas praevias et socias, remississime repraesentans. Quo ergo
plurium, quo maiorum, quo remissius etiam perceptorura, quo plures, quo maiores
perfectiones imperfectionesve, quo fortiores inter socias et praevias heterogeneas
perceptiones, quo fortius facultas diiudicandi repraesentat, hoc maior est, §. 219.
Cj Habitus res diiudicandi est iidiciim**), idque de praevisis i'hauk lm, de aliis
TiiHORKiici \i vocatur, et quatenus obscurius etiam perceptorum plures tarnen
perfectiones imperfeotiouesve detegit, est penetrans***).
*) ich beurtheile. **) das Vermögen zu beurtlieilen. '*") durch-
dringend.
30 iöaumgartenä Psychologia empirica. §. üU7— 616.
§. 607.
Lex facultatis diiudicandi est: perceptis rei variis aut consentientibus, aut
dissentientibus, eius aut per/ectiu, aut mper/ectio percipüur, §.94, \2l. Quod cum
fiat vel distincte, vel iadistincte, facultas diiudicandi, hinc et iudicium, §. 606,
erunt vel sensitiva, vel intellectualia, §. 402, 521. Judicium sensitivum est gustus 5
siGNiFicATU LATioRi*) (sapoF, palatuiD, iiasus). Critica latissime dicta est ars
diiudicandi. Hinc ars formandi gustum, s. de sensitive diiudicando et iudicium
suum proponendo est aesthetica critica, §. 533. ludicio intellectuali gaudens
est [221] CRITICÜS SIGNIFICATU LATIORI, Unde CRITICA SIGNIFICATU GENERALI eSt
scientia regularum de perfectione vel imperfectione distincte iudicandi. lo
*) der Geschmack in weitrer Bedeutung.
§. 608.
Gustus siguificatu latiori de sensualibcs*), i. e. quae sentiuntur, est iddicidm
SENSUüM**), et Uli organo sensorio tribuitur, per quod diiudicandum sentitur.
Hinc datur iudicium oculorum, aurium e. c. Tam hoc, quam omnis facultas i5
diiudicandi actuatur per vim animae repraesentativam universi, §. 518, cum omnia
in hoc mundo sint partim perfecta, partim imperfecta, §. 250, 354. Diiudicationes
falsae sunt iudicii eclipses***). Facultas diiudicandi ad eclipses prona iudicium
PRAEOEPsa) dicitur. Talis gustus corruptus^) est. Habitus ab eclipsibus iudicii
cavendi est eius maturitasc). Talis gustus est sapor non puBLicusd) (puriur, 2o
eruditus), minoribus etiam congruentiis discongnientiisque detegendis in diiudi-
cando perspicax DELicATuse). Eclipses iudicii sensuum sunt eoruiidem fallaciae,
§. 545.
*) Von dem, das man empfindet. **) das ürtheil der Sinne. ***) Fehltritte
der Beurthei-[222]lungs-Kraft. ») eine vorschnelle, übereilige Beurtheilungs- 25
Kraft, oder allzugeschwinde, t") ein verderbter Geschmack, c) das Reife
der Beurtheilungs-Kraft. d) ein ungemeiner. ^) feiner, zarter Geschmack.
§. 609.
Quo maior memoria, §. 579, reminiscentia, §. 582, facultas fingendi, §. 589,
praevisionis habitus, §. 595, et iudicium sunt connata, hoc facilius augentur 30
exercitiis, §. 577, 606.
SECTIO X.
PRAESAGITIO.
§. 610.
Qui praevisam perceptionem repraesentat, ut eandem, quam olim percipiet, 35
PRAESAGiT*), ergo habet facultatem praesagiendi, seu significatu latiori prae-
sAGiTiosEM **). Perceptiones per praesagitionem eiusmodi actuatae sunt prae-
8A01A LATIU8 DICTA***), vel sensitiva, vel intellectualia, §. 402, 521. Praesagia
33aumgartenS Psychologia empirica. §, 607—616. 31
STRicTiLs DiCTA et pRAESAGiTio****) suiit scusitiva taiitum. Sensitiva praesagia
sunt obiectum mautices aestheticae, §. 604.
*) ich erwarte etwas. **) das Vermögen etwas zu erwarten. ***) über-
haupt. *■■**) Ahndungen und das Vermögen sich etwas ahnden zu lassen.
5 [223] §. 611.
Lex praesagitionis haec est : S> in praesenlis perceptionis successivis perceptio-
nibus repraesentantur quuedaiii parlialem communem cum antecedenlibus habentes, haec
partialis communis repraesentaftir^ ul contenta in antecedente et sequenle, §. .572. Ergo
ut se habet memoria ad imaginationem, sie se habet praesagitio ad praevisionem,
10 §. 579, 610.
§.612.
Praesagitio sensitiva est exspectatio casiium similidm*), cuius haec est
regula: Aut sentio, aul imaginär, aut praevideo A, quod cum alio praeviso B multa
habet communia, hinc B repraesento ut idem futurum cum A, §. 611. Cui per ideas
ij praevisi socias praesagit auimus, quae ante non praesagiebat, praesumit**), hinc
facultatem habet praesumendi, §. 216, quae se habebit ad praesagitionem, ut
rerainiscentia ad memoriam, §. 582, 610.
*) die Erwartung ähnlicher Fälle. ■*) Vorhervermuthen.
§. 613.
20 Praesumendi facultas est praesagitio hanc regulam sequens: Praevisam
mediantibus ideis sociis perceptionem praesagit animus.
[224] §. 614.
Praesagitio minima esset, quae unicum, minimum, fortissime, saepissime
praevisum, proxime instans, maxime debiles inter perceptiones praevias et socias
25 heterogeneas, remississime tarnen perciperet, §. 610, 611.
§. 615.
Quo plura, quo maiora, quo rarius, quo remissiua praevidenda, quo longius
ante tempus fortissimis perceptionibus aliis transigendum, §. 564, quo fortiores
inter praevias et socias heterogeneas, quo fortius percipit praesagitio, hoc maior
30 est, §. 219, hoc minus opus habet praesumptionibus, §. 613.
§. 616.
Notabilis praesagiendi habitus est facultas divinatrix*), vel naturalis aut
connata, aut acquisita, vel iufusa, §. 577. Postrema est donüm propheticüm**).
Praesagium ex facultate divinatrice est divinatio***), haec ex dono prophetico
35 est vATiciNiüM****) (prophetia).
*) das Vermögen wahr zu sagen. **) die Gabe der Weissagung. ***) das
Wahrsagen oder die Voranzeige. ■***) die Weissagung.
32 58aum(?artens Psychologia empirica. §.617—622.
§■ 617.
A praesagitioue pendentes errores sunt vana praksaoia*), fallaces prae-
visioues [225] cum veracibus per illusionem facultatis identitates rerum percipiendi
coufusae, §". 57!^, 605. Si qua mihi sunt praesagia, exspectationes casuum similium,
§. 612, praesumptiones, §. 613, actuautur per viin animae repraesentativara uni- 5
versi, §. 595, 576.
*) leere Erwartungen und Ahndungen.
§. 618.
Si praevisum cum antecedente aliqüo senso, aut phantasmate, aut praeviso
alio habeatur pro eodem in eo gradu, in quo non est, orietur fallax praevisio, jq
§. 605, per vanum praesagium, §. 617, 576.
SECTIO XI.
FACULTAS CHARACTERISTICA.
§. 619.
Signa cum signatis una percipio; ergo habeo facultatem signa cum signatis 15
repraesentando couiungendi, quae facultas charactekistka'') dici potest, §. 216.
Cumque sit in hoc mundo nexus significativus, §. 358, facultatis characteristicae
perceptiones actuantur per vim animae repraesentativam universi, §. 513. Nexus
significativus vel distincte, vel indistincte cognoscitur, hinc facultas characteristica
vel seiisitiva erit, §.521, vel iiitellectualis, §.402. 'ai
*) das Vermögen der Zeichen-Kunde.
[226] §. 620.
Si Signum et signatum percipiendo coniungitur, et maior est signi, quam
signati perceptio, cognitio talis symuolica dicitur, si maior signati repraesentatio,
quam signi, cognitio erit intlitiva") (intuitus). In utraque cognitione facultatis 25
characteristicae haec est lex: Perceptionum sociarum una fit medium cognoscendae
exsislentiae alterius, §. 347.
*) ein anschauendes Erkenutniss.
§. G21.
Porie per illusionem facultatis idontitates rerum cognosceudi halicri pro ?,o
signo, quod non est, pro sigtiato, quod non est, §. 576, cognitio falsa syinbolica
et intuitiva orietur, §. 620, Pone eodem modo haberi quid pro prognostico, quod
non est, nascentur fallaces praevisiones apparentibus praesagiis praesumptioni-
busque multum corroboraudae, §. 605, 515.
§. 622. 35
Facultas characteristica minima esset, quae unicum miuimumsignumcum unico
minimo signato, maxiine debiles inter praevias perceptiones et sorias heterogeneas
erlöiiteiunQen ^üiüß. Vh: 141—143 (öanb XV). 33
141. X — fi). M 227. Am Rand rechts oben neben §. 622 ^^hetero-
geneas — facultas'-'' (Z. 19) :
Mama unb Mumum.
142. y- — io. M 227. In §. 622 über ^,aesthetica characteristica'-''
5 (Z. 21) :
£u[t felbft ju f:pred^en.
143. ^i? vf M 227. Zu §. 622, am Rande rechts neben Satz 3
und 4 (Z. 20—23) :
3Som fpredjen unb *jpred)füc^ti(5eu Seuten. 33om iiid)t§ t^un ber*
10 felbeu. 2)er feine 2Borten ®nt mad)en fan. ®efeUfd)Qft.
* (*■ ®efprä(J)ic5, rebfeelig.)
3 Mumum ? Maman ?
9 feine? feinen? fein? |1 SBorten (schwach declinirt)? SBorte?? || ®ut? Tm
Anfang ein ® oder d, (5^, Dt), 3i 3; "'" Schluss ein t oder b, I, b; in der Mitte
15 1 — 2, kaum 3 Buchstaben, darüber ein u-Haken. || ma<i^en? mahnen? magen??
naiven?? nel)men?? ®ut machen = ®ut setzen? \\ 10 s-Zusatz: i—if.
remississime coniungeret. Ergo quo plura, quo maiora signa cum quo pluribus,
quo maioribus signatis, quo fortiores inter socias et praevias perceptio-[227]nes
heterogeneas, quo fortius coniungit facultas characteristica, hoc maior est,
20 §• 219. Scientia sensitivae cognitionis circa signa occupatae et propositionis
eiusmodi est aesthetica characteristica, tarn heuristica, quam hermeneutica,
§. 349. Characteristica orationis est philologia (grammatica iatius dicta), eaque
docens pluribus Unguis particularibus communia iniversalis. Philologia docens
regulas I) generales in omni oratione observandas, qua vocabula eorumque
25 1) partes, est orthographia latius dicta, 2) flexionera, est etymologia (analogia),
3) nexum s. constructionem, est syntaxis, 4) quantitatem, prosodia. Complexus
harum 4) disciplinarum est grammatica (strictius dicta). 5) significatum, est
LEXICA (lexicographia), 6) scriptionein, est graphice. II) speciales, e. g. eloques-
TiAE*) s. perfectionis in oratione sensitiva, eiusque 1) generatim spectatae, est
30 oKATORiA**), 2) speciatim, vel solutae, est rhetorica, vel ligatae, est poetica.
Hae disciplinae cum suis singulae filiabus quatenus demonstrant regulas pluribus
liuguis particularibus communes, universales'***) sunt.
*) der Beredsamkeit. **) die Kunst wohl zu sprechen. *'■') die allge-
meinen, z. B. Redekunst, Dichtkunst u. s. w.
.«ant'Ä ecbrifteit. ^,inbict)riftli(l)iv *)i,id)I'i§. II. 3
34 SBaumgartenS Psychologia empirica. §. 623 — 632.
144. fi—(pf loff M. 228. Zu §. 623 Anfang:
5Som6(!^lQ[en unb2ßQ(!^en. 2:rQum. 2)eutung. SBa^nfinn. ^^nbung.
145. £? ri i X— 9? ? f M 228 '. Zu M §. 625 „abstraheridi, abstrac-
tionevt' (Z. 22—23):
Abstrahendo demultisparum, Concretecogitando de paucis multum &
cognosco.
146. IX— X- M229. Zu§.626 .ßberlegung'':
5liic^t Unterfuc^ung.
[228] §.623.
Dum dormientis sensationes externae non sint clarae, §. 556, somnus lo
debiliorum etiam phantasmatum erit ad sensitive praevidendum aptior, quam
Status vigilantis, §. 598, 539. Complexus regularura ex insomniorum praevisio-
nibus piaesagiendi est onirocritica.
SECTIO XII.
INTELLECTÜS. is
§. 624.
Anima mea cognoscit quaedam distincte, §. 522, facultas distincte quid
cognoscendi est facultas cognoscitiva superior*) (mens), intellectus, §. 402,
mihi conveniens, §. 216.
*) das obere Erkenntniss -Vermögen. 20
§. 625.
Cum habeara facultatem attendendi, attentionem*), abstrahendi, abstractio-
NEM**), §. 529, et praesciudendi seu abstrahendi partem a toto, §. 589, eaeque
se exserant in sensationibus, imaginationibus, praevisionibus, e. c, prout obiecta
earum ad corpus meum se habeant, §. 538, 600, actuantur per vim animae re- 25
praesen-[229]tativam universi pro positu corporis, §. 513.
*) das Vermögen der Aufmerksamkeit, oder auf etwas zu achten. **) der
Absonderung, oder sich etwas aus den Gedanken zu schlagen.
§. 626.
Attentio in totius perceptionis partes successive directa est reflexio"). 30
Attentio aü totam perceptionem post reflexionem est comparatio**). Reflecto.
Comparo. Ergo habeo facultatem reflectendi comparandique, §. 216, actuandas
per vim animae repraesentativam universi pro positu corporis, §. 625.
*) Überlegung. **) Vergleichung, das Zusammenhalten.
etläuterungen tantä. Sir. 144—146 (Sanb XV). 35
§. 627.
Lex attentionis est: Quorum plures, quorum minus ohscuras notas percipio,
quam aliorum, ea clarius aliis percipio, §. 528. Hinc regiila reflexionis est: Cuius
partis in petceptione totius plures minus obscuras notas percipio, ad eam prae reliquis
5 attendo, §. 626, et regula comparationis haec est: Reflectendo ad partes totius per-
ceptionis plures et clariores notas eius percipiens ad eam postea mayis attendo, §. 529,
[230] §. 628.
Attentio minima esset, quae unicara miniraam perceptionem obscurissimis
reliquis unico tantum gradu clariorem redderet. Hinc quo plures, quo maiores
10 perceptiones, quo clarioribus, quo clariores reddit, hoc maior est attentio, §. 219.
Habitus plura appercipiendi est attentionis extensio*), admodum clarius clario-
ribus etiam quaedam appercipiendi habitus est attentionis intensio**). Habitus
per longius tempus eidem attendendi est attentionis protensio***).
*) die Erweiterung, Verbreitung oder Ausdehnung. **) die Anstrengung.
15 ***) das Anhalten der Aufmerksamkeit.
§. 629.
Lex abstractionis haec est: Quorum pauoiores, quorum minus ciaras notas per-
cipio, quam sunt aliorum notae, aliis obscurius repraesentantur, §. 528. Hinc prae-
scindendi haec est regula: Cuius partis in perceptione totius pauciores minusque
20 clarae sunt notae, quam aliarum, haec aliis obscurius percipitur, §. 6*25.
§. 630.
Abstractio minima esset, quae unicam minimam perceptionem clarissimis
reliquis unico tantum gradu obscuriorem redderet. Hinc [231] quo plures, quo
maiores perceptiones, quo obscurioribus, quo obscuriores reddit abstractio, hoc
25 maior est, §. 219.
§. 631.
Intell actus mei haec lex est: Si comparans a non comparatis abstraho, residuum
est distincte pereeptum, §. 627. Cumque finitus sit intellectus meus, §. 248, haec
lex est lex intellectus finiti, qui attendendo, reflectendo, comparando, abstrahendo
30 praescindendoque actuatur per vim animae repraesentativam universi, § 625, 626.
§. 632.
Repraesentatio rei per intellectum est eius conceptio*). Hinc concbptibile *'•)
est, cuius distincta formari potest perceptio, idque in se***), quod in se spectatum
distincte concipi potest. lara in omni possibili sunt essentia et aifectiones, §. 53,
35 43, non totaliter eaedem, §. 267, 41, quae adeo a se invicem distingui possunt,
§. 67. Ergo in omni possibili sunt notae, §. 67, quae clare cognosci possunt,
hinc omne possibile est in se conceptibile.
*) das Verstehn oder Verständniss einer Sache. **) verständlich, begreif-
lich. ***) in und an sich selbst.
3»
36 iBaumgartcnä Psychologia empirica. §. 633—640.
14:7» V. M 233. Zu den letzten beiden Sätzen von § 637:
©in fetter, rid^tiger, ausgebreiteter, griinblid)er23er[tdnb (unter|d)ieb
üom grüblerijc^cn).
§. 633.
Inconceptibile in se *) (absolute) esset, cuius in se spectati distincta perceptio 5
[232] involveret. Hoc est solum nihilum, §. 632, 7. At conceptibile relative
TALE**) est, ad quod distincte cognoscendum dati alicuius intellectus vires suffi-
ciunt, et ad quod intelligendum dati alicuius Spiritus vires non sufficiunt, est
relative inconceptibile***) (supra datum intellectum positum). Hinc multa in
se probe conceptibilia, §. 632, possuiit esse supra meura intellectum posita, §. 631. lo
*) an sich selbst unverständlich und unbegreiflich. **) diesem oder jenem
begreiflich und verständlich. "**) diesem oder jenem unverständlich und
unbegreiflich.
§. 634.
Cum distinctio sit rei notarumque rei claritas, potest per multitudinem et 15
claritatem notarum tarn intensivam, quam extensivam augeri, §. .531. Quae plures
vividioresque notas habet, quam aliae distinctae, erit perceptio extensive di-
STiNCTioR*), quae intensive clariores notas habet, quam aliae distinctae, erit
(intensive distinctior) purior**).
•) eine Vorstellung von verbreiteter Deutlichkeit. **) eine reinere Vor- 20
Stellung.
§. 635.
Quo magis ad rem attendo reflectens et comparans, hoc fit eins intellectio
ex-[233]tensive distinctior, §. 634, 631. Quo magis ad intellecti notas iterum
attendo reflectens et comparans, quoque magis a non comparatis abstraho, hoc 2:1
intellectio producitur purior, §. 634, .559.
§. 636.
Quo minus ad rem attendo, aut satis attendens etiam minus tarnen reflecto,
aut satis etiam reflectens minus tarnen comparo, hoc fit eius intellectio minus
extensive distincta. Quo minus eosdem actus in intellecti notis repeto, quo minus 30
a non comparatis abstraho, hoc manet perceptio distincta impurior, §. 634, 631.
§. 637.
Intellectus minimus esset, qui non nisi unici miuimi paucissimas notas
minime ciaras, maxime debiles inter perceptiones praevias et socias heterogeneas,
distiügueret. Quo ergo plurium, quo maiorura, quo plures, quo clariores notas, 35
quo fortiores inter praevias et socias heterogeneas distinguit intellectus, hoc
maior est, §. 219. Perfectio intellectus notas intensive distinctas formandi est
pROFUNDiTAs*), ct maJor profunditas puritas**). Perfectio eiusdem notas extensive
distinctas formandi est intellectus pulcritudo***).
*) ein tiefer. **) ein reiner. ***) ein schöner Verstand. -lo
erfäuterungen ÄantS. SRr. 147— 148 (Sanb XV). 37
148. 0 rjf -n^f M235'. Gegenüber vom Schluss des §.639 stehn,
ohne dass eine Beziehung aufzufinden wäre, die Worte:
2)aS regtment be§ 3Ser[tanbe§,
[234] §. G38.
5 Si attentio ad certum oblectum minuitur, dum perceptionibus sociis pluribus
heterogeneis attendo, distrahor*). Hinc ipsae sensationes distractione obscurantur,
§. 543, et omnis attentio ad certum obiectum distractione impeditur, §. 221. Ab-
stractio animi distracti a perceptionibus heterogeneis pluribus, qua attentio ad
certum obiectum augetur, est animi collectio**). Hinc animi coUectio, adeoque
10 abstractio est impedimentum distractionis, §. 221. lam impedimentum impedi-
menti est medium ad finem, §. 342. Hinc animi collectio, adeoque abstractio
promovebit attentionem, qnod patet etiam ex §. 549. Attentio promovebit ab-
stractionem, hinc et collectionem animi, §. 529.
*) Zerstreuung. **) Sammlung des Gemüthes.
15 §. 639.
Per intellectum distinctas perceptiones actuans eodem utitur, §. 338. Habitus
utendi intellectu csus intellectls *) dicitur, qui in me habitus acquisitus, §. 577.
Cui usus intellectus nondum acquisitus est, quantus ad loquendum requiritur,
est INFANS**), cui nondum tantus, quantus ad negotia vitae communis graviora
20 plerumque requiritur, natüraliter [235] minorennis, ut naturaliter maiorennis est,
cui tantus intellectus usus acquisitus est, quantus ad negotia vitae communis graviora
plerumque requiritur. Cui notabiliter minor intellectus usus est, quam plerisque
aetate aequalibus, simplex significatü malo***). In quibus nullus aut fere nullus
intellectus usus observatur in ea aetate, in qua solet esse probe observabilis,
25 sunt MENTE CAPTI ****).
*) der Gebrauch des Verstandes. * ') ein Kind. "**) einfältig in schlechter
Bedeutung. ****) die nie zu, oder von Sinnen und Verstand gekommen.
SECTIO XIII.
RATIO.
30 §. 640.
Nexum quorundam confuse, quorundam distincte percipio. Ergo habeo
intellectum nexum rerum perspicientem, §. 402, 216, i. e. bationem*), et facultates
nexus confusius cognoscentes, quales 1) inferior facultas identitates rerum cogno-
scendi, §. 572, 279, quo Ingenium sensitivum, §. 575, 2) inferior facultas diversi-
35 tates rerum cognoscendi, §. 572, 279, quo acumen sensitivum pertinet, §. 575,
3) memoria sensitiva, §. 579, 306, 4) facultas fingendi, §. 589, 5) faciiltas diiu-
dicandi, [236] §.606, 94, quo iudicium sensitivum, §. 607, et sensuum, §. 608, 6) ex-
38 aSaumgarienä Psychologia empirica. §, 640—649.
149. o—ip. M236'. Zu §.640:
Analogen intellectus: 3Serfni"ipfung ber tbcen ot)ne 23ctt)u[ijel}n.
Analogen rationis: SSerfnüpfung ber ibeen o^nc S3ett)u[t|ei)n il)re§
©runbcS,
spectatio casuum similium, §. 610, 612, 7) facultas characteristica sensitiva, §. 619,
347. Hae omues, quatenus in repraesentando rerum nexu rationi similes sunt,
constituunt analogon rationis**), §. 70, complexum facultatum animae nexura
confuse repraesentantium.
*) die Vernunft. **) das der Vernunft ähnliche.
§. 641.
Facultas distincte identitates diversitatesque rerum perspiciendi, §. 572, 579,
hinc ingenium et acumen intellectuale, §. 575, memoria intellectualis, seu per-
soNALiTAs, §. 579, 306, facultas distincte diiudicandi, §. 606, 94, quo iudicium
intellectuale pertinet, §. 607, praesagitio intellectualis, seu Providentia*) (pro-
spicientia), §. 610, facultas characteristica intellectualis, §. 619, est ratio, §. 640.
*) Vorsicht.
§. 642.
Cum omnia in hoc mundo sint in universali nexu, §. 356 — 858, ratio actuatur
per vim auimae repraesentativam universi pro situ corporis, §. 631, et hac quidem
lege: Si in Aclare cognosco C, aliquid, ex quo clare [237] cognoscam, cur sit aliquid
clare cognoscendum in B, A et B concipio conneaa, §. 14, 632.
§. 643.
Quod uUa ratione cognosci potest, rationabile*) dicitur, quod nulla, irratio-
nabile**) (contra ratioHem). lam omne possibiie est dupliciter rationale et
connexum, §. 24. Tarn eius ratio, quam rationatum, cum nexu inter utrumque
sunt conceptibilia in se, §. 632, 14. Ergo omne possibiie est rationabile. Omne
irrationabile, quicquid contra rationem est, est impossibile, §. 7, 8.
*) vernünftig. **) unvernünftig.
§. 644.
Ad cuius nexum intelligendum datae alicuius rationis vires non sufficiunt,
est EXTRA datae rationis sphaeram*) positum (nunc infra, nunc supra datam
rationem, nunc neutrum, tarnen extra eiusdem horizontem). Cuius ergo ratio
limitata est, ut mea, §. 631, ü40, illius extra sphaeram rationis possunt esse
posita multa rationabilia, §. 643.
*) von diesem oder jenem nicht vernünftig einzusehn.
§. 645.
Ratio minima esset intellectus minimus unici miniraum nexum perspiciens.
Quo ergo [238] maior intellectus, quo maiorem, quo plurium nexum perspicit, hoc
maior est ratio, §. 219. Habitus maiorem rerum nexum perspiciendi est solidi-
30
(Srläuterungen ÄantS. SRr. 149 (Söanb XV). 39
TAs*), plurium rerum nexum perspiciendi habitus est sagacitas rationis**).
Hinc et ratio est vel purior, vel impurior, §. iiSl.
*) eine gründliche. **) erfindsame Vernunft.
§. 646.
5 Perceptiones rationis sunt ratiocinia*), quae si vera fuerint, sana**), si
falsa, coRRi'PTA RATIO***) dicitur. Complexus verorum ratiociniorum dicitur ratio
oBiECTivE suMPTA*), contradistiucta rationi subiective sumptae, §. 640 definitae.
üsns RATIONIS**) est habitus ratione utendi, qui in me acquisitus, §. 577. Intensio
eins est cultura rationis***). Hinc omnis veritatis philosophica cognitio colit
10 rationem, §. 577. Falsa regula syllogistica admodum eandem corrumpit.
*) Vernunft-Schlüsse; Beweise des Verstandes. **) eine gesunde. ***) eine
verderbte Vernunft.
*) die Vernunft vor ihren wahren Gegenstand gesetzt. **) der Gebrauch
*^^'") die Bearbeitung der Vernunft.
15 §. 647.
Errores analogi rationis rationi corruptae qui tribuit, §. 640, 646, illudil
illi fa-[239]cultas identitates rerum cognoscendi ex defectu acuminis, §. 576. At
possunt tarnen errores eiusmodi rationem corrumpere, si fiant praemissae, §. 646.
§. 648.
20 Cum omnis facultas cognoscitiva in me sit limitata, hinc certum et deter-
minabilem limitem habeat, §. 248, 354, facultates animae cognoscitivae inter se
comparatae admittunt inter se rationem aliquam et proportionem determinatam,
§. 572, qua una altera vel maior, vel minor est, §. 160. Determinata facultatum
cognoscitivarum proportio inter se in aliquo est ingenium eius latids dictum*).
25 Ingenium, cui multi habitus insunt, vegetum**), cui pauci vel nulli, tardum***)
est, quod ex tardo mutatur in vegetum, excitatur*), quod ex vegeto in tardum,
TORPEsciT**). Quae facultas reliquis maior est in ingenio latius dicto, subiecto,
cuius ingenium latius dictum attenditur, nomen dat. Hinc patet, qui sint inge-
NIOSI, ACUTI, MEMORIOSI, PROVIDI, lüDICIOSI, INTELLIGENTES, RATIONABILE8 SENSU EMI-
30 NESTIORI ***), e. C.
■■•) Kopf, Gemüths-Fähigkeit. **) munter. ***) langsam.
*) Wird aufgeweckt. **) Wird stumpf, eingeschläfert. ***) Witzig, scharf-
sinnig, von gutem Gedächtniss, guter Vorsicht, Beurtheilungs-Kraft, ver-
ständig, vernünftig in ausnehmender Bedeutung.
35 [240] §. 649.
Quia facultates cognoscitivae in certa proportione se ad se mutuo referentes
ad certum cognoscendorum genus aptiores sunt aliis, §. 648, illud ingenium latius
dictum, quod ad certum cognoscendorum genus aptius aliis est, ab illo cogno-
scendorum genere nomen accipit. Hinc patet, quae sint ingenia empirica, histo-
40 SSaiimgarteJiS Psychologia empirica. §. G49— 655.
KICA, POETICA, DIVINATORIA, CRITICA, PHIL080PHICA, MATHEMATICA, MECHAKICA, MCSICA,
e. c. Quae ad omnia cognoscendorum genera notabiliter aptiora sunt ingenfa
latius sumpta multis aliis, universalia*), et quatenus gradu plerarumque facul-
tatum cognoscitivarum multum multa alia excedunt, superiora**) nuncupantur.
*) allgemeine. **) höhere Geister oder Genies. 5
§. 650.
CoNSüBTüDO ■") est habitus necessitatem attentionis in certis actionibus mi-
nuens. larn omnis habitus acquisitus theoreticus mutat ingenium latius sumptum,
§. 577, 648. Hinc exercitiis et consuetudine multum mutari, mutari saepius
potest ingenium latius dictum, vel excitari, vel torpescere, §. 648. Hinc patet, lo
qui possit quis ex ingenioso iudiciosus fieri, e. c, [241] qui possit ex ingenio
poetico fieri philosophieum, e. c, §. 649.
*) Gewohnheit.
SECTIO XIIII.
INDIFFERENTIA. ^5
§. 651.
Per facultatem diiudicandi alicuius vel perfectionem, vel imperfectionem
percipio, §. 606. Perfectionem imperfectionemve vel symbolice, vel intuitive
cognosco, §. 620. Hinc obiecti alicuius aut perfectionem intueor, et plaget*),
aut imperfectionem, et displicet**), aut nee perfectionem eins, nee imperfectionem 20
intueor, i. e. nee placet, nee displicet, et (sum erga illud indifferens) est mihi
1NDIFFEREN8***). Quod placet, intueor ut bonum, sub ratione boni, §. 100, quod
displicet, intueor ut malum, sub ratione mali, §. 146. Indiiferens mihi nee
ut bonum, nee ut malum, nee sub ratione boni, nee sub ratione mali intueor,
§. 100, 146. 25
■"■) gefällt. **) raissfällt mir. *■■■•) es ist mir gleichgültig, ich bin dagegen
gleichgültig.
§. 652.
In mihi indifferenti a^^t nullam omniuo perfectionem imperfectionemve intueor,
et est MIHI PLENARIE INDIFFERENS*), [242] aut uec certam et determinatam tantum 30
perfectionem ineodera intueor, nee oppositum eins, et est respectu illius perfectionis
MIHI RESPECTivE INDIFFERENS**). losGTüM MIHI***) cst, quod uon rcpraeseuto.
Unde ignoti nullam omnino perfectionem imperfectionemve intueor, §. 651. Ergo
ignotum mihi est plenarie indifferens, nee placet, nee displicet. Partialiter mihi
ignotum est mihi respective ad perfectiones incognitarum partium indifferens. 35
Quod tantum symbolice appercipio, si vel maxime symbolice mihi eius conscius
sim, ut boni, vel mali, non clare intueor tarnen, ut tale, §. 620, hinc nee placet,
nee displicet mihi, sed est indifferens, §. 651, quatenus observatur.
*) gänzlich. *") gewisser Maassen mir gleichgültig. ***) das mir un-
bekannte. 40
Erläuterungen tawtä. 5ftr. 150 (öonb XV). 41
130. (ff C—o?f M 242. Zu §.653 „Animus indifferens
totaliter^^ :
ber gar feine 28at)l l^at, fan (^lei(^B)ot)l nid)t ganj unempfinblic^
jc^n* 2lber er fan nur nid)t urt^eilen.
5 §. 653.
Animos jndifferens totaliter*) esset, in cuius perceptione totali omnino
nihil placens, nihil displicens contineretur. Partialiter iNmFFERENs**) est, qui
partiales perceptiones sibi vel plenarie, vel respective indifferentes habet Ergo
cui vel unicum minime placet, vel displicet, non est totaliter indifferens. Cui
10 non omnes ipsius perceptiones partiales respectu omnium perfectionum possi-
biliuiQ [243] aut placent, aut displicent, est partialiter indifferens.
*) ein gänzlich. **) ein zum Tbeil gleichgültig Geniüth.
§. 654.
SrBiECTivE (indifferens) adiaphoron*) dicitur, quod certa et determinata vis
15 repraesentativa nee ut bonum, nee ut malum intuetur, qualia mihi ignota et
symbolice tan tum clare cognita, §. 652. Obiective adiaphoron**) est, quod nee
est bonum, nee malum, idque iterum vel absolute esset indifferens***), quod
nullam omnino perfectionem imperfectionemque poneret, et est non ens, §. 100,
vel RESPECTrvB*), quod ad certam perfectionem aut eius oppositum nihil eonfert.
20 Tale non datur in mundo optimo, §. 441. Ergo rem intuitus, ut est, erga nullam
rem est absolute indifferens, §. 651.
*) diesem oder jenem. **) an sich selbst. ***) schlechterdings, a) iu
gewisser Absicht gleichgültig.
SECTIO XV.
25 VOLUPTAS ET TAEDIÜM.
§. 655.
Status animae ex intmtu perfectionis est (complacentia) voluptas*), ex
intui-[244]tu imperfectionis est taedium**) (displicentia). Hinc statüs indipferen-
TiAE***)est Status animae nee taedium, nee voluptatem sentientis. Voluptas et
30 taedium ex vero intuitu vERAa), ex falso apparentia^) dicuntur. Hinc intuitus
perfectionis et bonorum, ut talium, voluptatem, verorum veram, apparentium
apparentem, intuitus imperfectionis et malorum, ut talium, taedium, verorum
verum, apparentium apparens producit, §. 12.
*) Lust, Gefallen, Vergnügen. **) Unlust, Missfallen, Missvergnügen.
35 ***) der Stand der Gleichgültigkeit, a) virahre. b) Schein-Lust, scheinende
Unlust.
42 iöaumgartenä Psychologia empirica. §. 656—660.
161, V — (//. M 243. Oben am Rand:
Ic^nafljc^, aber nid^t pofeirlic^.
1S2. CO f (pf M24Ö. Zu§.667 ,,ohscurat'' (Z.28):
2)Q^er gemäfeigte bie beften fei^n; benn bie [tar!en betäuben ober be»
raufc^en unb ^interlaffen |d^ü)äd)e, (' ßule^t niufe ein 3fteid)er tüte ein
Strmer leben. ®enoffene 33eluftigung mac^t bie stille traurig.) (Seltene
SSergnügen. ®ute 2Ra^l^eit. @ie bejc^aftigen ben SSorjc^maf, ober ftnb
im ®cnufe trüglic^. Unerroartete.
2 Die Beziehung dieser Worte ist unklar. Sie werden wohl in den Zusammen-
hang einer ließ, gehören, die auf einer der ausgerissenen Seiten stand (M24^i/4: und 10
irahrschetnlich auch ein Durchschussblatt fehlen). Auf den Schluss von §. 656 kann
die Bemerkung sich auf keinen Fall beziehen. \\ 4 gemäßigte aus mä§tge
§. 656.
VoLUPTAs vel TAEDiLM cx intuitii simplicis perfectionis imperfectionisve
SIMPLEX*), coMPosiTA**) sunt ex intuitu eompositae perfectionis imperfectionisve 15
orta, ex intuitu sensitivo sensitiva***), ex sensuali voluptas taediumve sen-
süHMa), ex distincto RAxioNAUAb) (intellectualia) sunt, §. 521, 640. In perceptione
totali non totaliter indifferentis aut fortiora sunt placentia non placentibus, et
Status ille praedominium voluptatisc) est, aut fortiora sunt displicentia non
displicentibus, et Status ille praedomi-[245]num xAEDiid) est, aut placentibus 20
non placentia, displicentibus non displicentia aequalia essent robore, et esset
ille STATUS TOTALIS AEQUILIBRIie), §. 516, cf. §. 661.
*) ein einfaches. **) zusammengesetztes. ***) sinnliches Vergnügen und
Missvergnügen. ») der Sinne, b) des Verstandes, c) Übergewicht des
Vergnügens. d) des Missvergnügens. ^) Stand des gänzlichen Gleich- -'j
gewichts.
§. 657.
Voluptas fortior obscurat debiliores voluptates et taedia heterogenea
praevia et socia. Taedium fortius obscurat debiliora taedia heterogenea praevia et
socia cum eiusmodi voluptatibus, §. 529. Hinc in praedominio voluptatis praegressa 30
et socia taedia, in praedominio taedii praegressae sociaeque voluptates obscu-
rantur, §. 656. Debilior voluptas illustrat voluptates fortiores praegressas et
socias heterogeneas cum eiusmodi taediis. Debilius taedium illustrat taedium
fortius praegressum et socium heterogeneum cum eiusmodi voluptatibus,
§. 549. S5
erläuterungen Äütitö. 9k. 151 — 154 (Söcinb XV). 43
153. V — ip. M 246. Über „grahim^^ am Schltiss von §. 668:
labenb*
Rechts vom Schlusswort des §. 658, über den Anmerkungen:
dolce piqvante.
1S4. C M'246'. EI 327. Zu §. 659 Satz 1:
2)afe ic^ etrcaS ®ute§ nic^t Ijobe, raa§ id^ ^abe befi|en fönnen,
f(i)mer^t lange ni(J)t fo fel)r, al§ bafe id) etroaö nid)t me^r beft^e, maö id)
gehabt ^abe.
35
§. 658.
Minima voluptas et taedium sunt Status, qui oriimtur ex minimo, i. e.
rainime vero, claro, certo, §. 531, 620, qui potest esse, intui-[246]tu unicae minimae
perfectionis imperfectionisve, praeviis et sociis heterogeneis voluptatibus taediisque
plurimum fortioribus, §. 651, 161. Quo ergo maiore, i. e. veriore, vel vividiore,
vel distinctiore, clariore, certiore, §. 531, ex intuitu quo plurium, quo inaiorum
perfectionum imperfectionumye, quo debiliores inter praevias sociasque voluptates
heterogeneas et taedia eiusmodi voluptates et taedia nascentur, hoc erunt
maiora, §. 160, 657. Voluptatis causa delectat*}. Voluptatem augens iucundum**)
(commodum), minuens incommodüm***) (ingratum), taedium augens MOLEsxüMa),
minuens gratumI») erit.
*) ergötzt. **) bequem, belustigend, angenehm. ***) unangenehm, a) be-
schwerlich, b) erquiekend, nicht unangenehm.
§. 659.
Cum praesentium clarior, §. 542, verior, certior, §. 546, hinc maior, §. 531,
Sit intuitus, voluptates et taedia ex praesentibus possunt esse maiora, quam ex
praeteritis et futuris, §. 658. Quorum si tarnen aliquid, ut multo maiores, multo
plures perfectiones imperfectionesve continens repraesentatur, aut si animus per
plura in praeteritis futurisque placentia et displicentia distrahitur, ex Ulis
voluptas et taedium possunt fortiora fieri, quam ex [247] praesenti, §. 658, 543.
Voluptas taediumve, quo excepto animus est paene indifferens, aut in totali
aequilibrio, clarius sentiuntur, §. 658, 653.
§. 660.
Mihi bona*) sunt, quibus positis in me ponitur realitas, mihi mala**), quibus
positis in me ponitur negatio latius sumpta. Cumque mei corporisque mei et
utriusque status magis, i. e. verius, clarius, certius, §. 531, sim conscius, quam
multarum aliarum rerum, §. 508, patet, cur ea, quae intueor, ut mihi bona, vel
44 Soumgattenä Psycholoiga empirica.§. 660—665.
155. v'f ^f (f? M 247. Zu §. 661 ,,pura voluptas'' (Z. 24):
ein reinem SSergnügen, bem man jtd) gänjlic^ überldfet («' wobei)
man ftd) nid)t§ üorttiirft). (5in [oer] afficirteS ober befc^roerteö, meldjeS
mit einem 2lbjug üerbunben i[t. D^ne SSeforgniö ftc^ freuen.
156, fif vf M 248. Am Rand links neben §. 661 „dulce tae-
dium — bittre Lust'' (Z. 28—34) :
2lu§ oerfd^iebenen ©rünben, beren bod^ bie einen bie folie ber anbern
ftnb. @ie muffen aber boc^ [gleicher] nid)t contrabictorifd) entgcgengefc^t
fet)n, e. g. Safter unb tugenb. @S ift eine gehemmte unb übcrmiegenbe
^raft
157, vf fiff M248. Zu §.661. Unter der letzten Silbe von
„Alisscergnügen" und unter „b) eine bittre'^:
feine ©pipüberei). Einrichtung.
5 Die Beß. ist der Länge nach einmal durchstrichen. \\ 7 bttttlf bflÖOn? ||
7—8 anbcm ift ^^
mihi mala, voluptates et taedia producant maiora, quam multa alia, licet haec
vel meliora, vel peiora iudicem, §. 658. In bonis malisque mihi quaedam
exsistunt extra me, quaedam minus, haec sunt mihi bona et mala (interna)
DOMESTicA***), illa (externa) adventicia^), mihi utilia, §.336. Domestica possunt
magis placere et displicere adventiciis, §. 658. 2o
*) mir gut. **) mir böse, ***) innre, einheimische. *) äussre, fremde,
von aussen kommende.
§. 661.
Si quid tantum, ut bonum intueor, inde oritur pura voldptas*), si quid
tantum, ut mahim, inde oritur merlm [248] taedium**), si quid, ut bonum malumque 25
simul et aequaliter, inde oritur status aequilibrii partialis***), cf. §. 656, re-
spectu illius obiecti. Si quid, ut bonum malumque simul, sed inaequaliter, aut
erit intüitus obiecti, ut boni, maior, et orietur dulce taedium*), aut erit intuitus
obiecti, ut mali, maior, et orietur amara voLUPTAsb). lam omne finitum partim
bonum, partim malum, §. 264. Ergo si finitum intuear, ut est, nulla ex eo mera 30
voluptas, nullum merum taedium, omnia finita placebunt displicebuntque partia-
liter, §. 651, 654.
*) ein reines Vergnügen. • •■) nichts, als Unlust. ***) der Zustand einiges
Gleichgewichtes. ») ein süsses Miss vergnügen, b) eine bittre Lust.
erläutcrungcn Äontä. yix. 155—158 (iJanb XV). 45
158. X— /z f § f n—o ff rjff M 249. Zu §. 663 Avfang:
e§ giebt eine uno)iÜfül)rlic^e 23e[trebung, feine SSorfteßungen ju
üerdnbern ober ju öerldngern.
§. 662.
5 Perfectio phaenomenon, s. gustui latius dicto observabilis, est pulcritudo*),
imperfectio phaenomenou, seu gustui latius dicto observabilis, est deformitas**).
Hinc pulcrum, ut tale, intuentem delectat, §. 658, deforme, ut tale, intuenti
molestum est, §. 658. Mutato intuitu mutatur voluptas et taedium, §. 326, 328.
lam omnis meus intuitus est in se mutabilis, §. 257. Ergo omnis mea voluptas,
10 orane taedium est in se mutabile. [249] Quae tarnen plerisque difficilius mutanda,
(durabilia) constantia***) dicuntur, quae constantibus facilius mutanda sunt
voLUPTATES et TAEDiA, TRANsiTORiAa) (brcvia, fluxa) sunt.
*) Schönheit. **) Hässlichkeit. ***) beständige, dauerhafte. »■) flüchtige,
vergängliche.
15 SECTIO XVI.
FACULTAS APPETITIVA.
§. 663.
Si conor seu nitor aliquam perceptionem producere, i. e. si vim animae
raeae seu me determino ad certam perceptionem producendam, appeto*). Cuius
20 oppositum appeto, illud aversor**). Ergo habeo faciltatem appetendi et aver-
sandi, §.216, i.e. appetitivam***) (voluntatem latius dictam, cf. §.690). Ipsi
conatus, seu nisus, seu determinationes virium mearum meae, sunt appatentis
APPETiTiosEsa) (appetitus) et aversantis AVERSAxioNEsb).
*; so begehre ich. **) davon bin ich abgeneigt. '■'**) das Vermögen zu
25 begehren, a) Begierden, b) Abneigungen.
§. (;('.4.
Quae appeto, 1) praevideo coutiueuda in futuris perceptionum mearum tota-
liura [250] seriebus, 2) praesagio exstitura vi mea ad eadem determinata, 3) placent.
Quae prorsus non praevideo, hinc ignota, §. 652, 595, quae prorsus non prae-
30 sagio ulla vi mea exstitura, quae prorsus non placent, hinc plenarie mihi in-
differentia, §. 652, non appeto. Quae aversor, 1) praevideo, 2) praesagio certo
nisu meo impedienda, 3) displicent. Quae prorsus non praevideo, hinc ignota,
quae nullo nisu meo impedienda praesagio, quae prorsus non displicent, non
aversor, hinc mihi plenarie indifferentia non aversor, §. 652.
35 §• 665.
Lex facultatis appetitivae haec est: Quae placentia praevidens exstitura nisu
meo praesagio, nitor producere. Quae dispticentia praevidens impedienda nisu meo
praesayio, eorum oppu.-<iia appeto, §. 664, 663. Hinc multa bona et mala, sub ratione
46 Saumgarteiiä Psychologia empirica. §. 665—673.
boni, possurn appetere. Multa mala et bona, sub ratione mali, possum aversari,
§. 651.
§. 666.
Multa bona possum non appetere, 1) ignota, 2) mihi plenarie indifferentia,
3) per errorem displicentia, 4) placentia etiam, sed prorsus non prae\isa, 5) prae- ri
Visa etiam, sed quae uilo nisu meo exstitu-[251]ra prorsus non praesagio. Multa
mala possum non aversari, 1) ignota, 2) mihi plenarie indifferentia, 3) per
errorem placentia, 4) displicentia etiam, sed prorsus non praevisa, 5) praevisa
etiam, sed quae nullo nisu meo impedienda praesagio, §. 664, 665.
§. 667. 10
Cum intuitus, §. 620, diiudicationes, §. 608, hinc voluptas et taedium,
§. 655, praevisiones, §. 595, et praesagia, §. 610, actuentur per vim animae re-
praesentativam universi pro positu corporis mei, et per haec actuetur appetitus
et aversatio, actuabuntur per vim animae repraesentativam universi pro positu
corporis mei, §. 513, 317. 15
§. 668.
Quo minores maioresque facultates cognoscitivae ad appetendum aversan-
dumque requisitae, §. 667, hoc minor vel maior facultas appetendi vel aversandi
easdem sequens, seu per eas determinata, §. 331.
§. 669. a-)
Appetens et aversatus intendit productionem alicuius perceptionis, §. 341,
663, hinc perceptiones intentionis eiusmodi rationem continentes causae impulsivae
[252] sunt appetitionis aversationisque, unde elateres animi*) vocantur, §. 342.
CoGNiTio, quatenus elateres animi continet, movens**) (afficiens, tangens, ardens,
pragmatica, practica et viva latius), quatenus minus, iners***) (theoreticaet mortua 25
latius), et haec ceteroquin satis perfecta, §.515, 531, specclatio*) (speculativa,
vana, cassa) dicitur. Hinc cognitio symbolica, qua talis, est notabiliter iners,
§. 652, sola intuitiva movens, §. 652. Hinc in statu totalis iudifferentiae per-
ceptio totalis esset iners, §. 653, at in statu purae voluptatis, meri taedii, aut
alterutrius praedominantis perceptio totalis est movens, §. 656, 661. Cognitio, 3u
quae vim motricem habet, ceteris paribus, maior est inerti, etiam speculatione,
§. 515. Ergo quo vaslior, quo nobilior, quo verlor, quo clarior, hinc vividior
vel distinctior, quo certior, quo ardentior cognitio est, hoc maior est, §. 515, 531.
*) Triebfedern des Gemüths. **) eine rührende, bewegende, thätige, wirk-
same Kenntniss. ***) eine kalte, leblose Kenntniss. 35
*) ein untaugliches Hirngebäude.
§. 670.
Status aequilibrii respectu certi obiecti est Status, ubi placet illud et displicet
aequaliter, §. 661. Hinc in statu talis aequi-[253]librii aequales percipimitur
ad appetendum aliquid et aversandum elateres, §. 669. In statu aequilibrii si 40
SBaumgattenS Psychologia empirica. §. 665—673. 47
cognitio movens ad appetendum certum obiectuin totaliter aequalis esset Cognition!
moventi ad idem aversandum, Status inde oriuudus esset status perfecti aequi-
LiBRii*). In statu aequilibrii praevisum appeto, pro ratione boni, quantum
placet, §. 331, et aversor, pro ratione mall, quantum displicet, §. 667, et nunc
5 quidem non solum, quantum in se placet, displicetve, sed etiam quantum in
circumstantiis, in quibus praevidetur futurum, §. 664, quantum sub intuitu virium,
quantas illi praestando vel impediendo requiri praesagit animus, §. 665, adhuc
placet, displicetve, §. 669. lam placet et displicet aequaliter. Ergo tunc appeto
et aversor idem aequaliter.
10 *) der Stand des völligen Gleichgewichts.
§. 671.
Cum una perceptio facilius, quam altera, producatur, §. 527, non quovis
appetitu quaevis perceptio actuatur. sed ad quamlibet certus virium animae gradus
requiritur, §. 331. Si tanta fuerit appetitio vel aversatio, quantam obiecti eius
15 aut illi oppositi productio requirit, sunt efficientes*). Si tantae non fuerint, sunt
iNEFFiciENTEs**). Si tantac [254] fuerint, quantas ad productionem obiecti earundem
aut illi oppositi requiri praesagit appetens vel aversatus, plenae'***) sunt, si
minores, misüs plenae*). Cognitio movens appetitiones aversationesve efficientes
et VIS EiLis MOTRix, §. 220, est viva**) (strictius, cf. §. 669, incendens, sufficiens
20 ad agendum). ConNixio et vis eius motrix, §. 220, appetitionum aversationumve
inefiicientium est mortca***) (strictius, cf. §. 669, insufficiens ad agendum, solli-
citatio). Cognitio movens appetitiones aversationesve plenas et vis eius est
coMPLETE MOVENS*), ffiOveus tautum minus plenas est tncomplete movens**).
Cognitio Viva, ceteris paribus, maior est mortua, incomplete movens minor com-
23 plete movente, §. 669.
*) Wirkende. **) ohne Wirkung. ***) völlig.
*) noch nicht völlig. **) die Erkenntniss und ihre bewegende Kraft ist
lebendig. • ***) todt, und höchstens in blossen Reizungen, oder Rührungen
bestehend.
30 *) vollständig. **) unvollständig bewegend.
§. 672.
Cum vano praesagio queam certum appetitionis aversationisve gradum pro
sufficienti ad obiectum aut eius oppositum producendum habere, qui tarnen non
[255] est sufficiens, §. 617, appetitiones aversationesque meae plenae tarnen
33 possunt inefficientes esse, et eandem ob rationem, dum maiores requiri
appetitiones aversationesve praesagio, quam quae sufficiunt, possunt minus plenae
efficientes esse, §. 671.
§. 673.
In statu aequilibrii post praevisionem et praesagium appetitus aequalis
40 est aversationi, §. 670. Ergo plena aversatioue esset et plena appetitio eiusdem,
§. 671, simalque appetitio minus plena, dum plena esset aversatio eiusdem, et
48 33aumgartenS Psycliologia empirica. §. 673—680.
aversatio minus plena, dum plena esset appetitio eiusdem, §. 81, 671. Ergo si
in statu aequilibrii appeterem aut aversarer plene, idem appeterem vel aversarer
minus plene, quod impossibile, §. 7. Ergo in statu aequilibrii, vel totalis, vel
partialis, § 656, 661, vel perfecti, vel minus talis, §. 670, post praevisionem et
praesagium, nee plene appeto, nee aversor. Quodsi itaque plene appeto vel
aversor, non sum in statu aequilibrii post praevisionem et praesagium actuandi
obiecti et oppositi eius, §. 671.
§. 674.
Si quid praevisum, determinato nisu meo exstiturum vel impediendum prae-
sagiens, ut bonum malumque simul intueor, [256] sed aut praedominante voluptate,
aut taedio, status animi inde ortus statls superpondii*) dieitur. In statu super-
pondii inaequales pereipiuntur ad appetendum et aversandum elateres, §. 669.
Ergo tantum fortior est appetitio aversatione in statu superpondii, aut aversatio
appetitione, quantum voluptas taedio, aut taedium voluptati praedominatui-,
§. 331, 665, quae voluptas taediumve tum ex obi«cto in se, tum in circumstantiis
futuris spectato, et quidem sub intuitu virium illi praestando vel impediendo
impendendarum colliguntur, §. 670.
*) der Stand des Übergewichts.
§675.
Appetitiones et aversationes efficaces*) dicuntur 1) seriae, i. e. non
simulatae, tunc inbfficaces**) sunt simulatae, 2) non simulatae et seriae, qua-
tenus rationes sunt, quatenus consectaria habent, et aliquid ab iis dependet,
§. 197, tunc iNEFFicACEs OMNiNO***) forcut totaliter steriles, uullae, §. 23.
Sunt autem efficaciae a) minoris minus plenae et ineffieientes, §.671, b) maioris
plenae, etiamsi sint ineffieientes, §. 672, respectu quarum minus plenae non-
nunquara inefticaces comparative dieuntur, sieut ip^ae, ineffieientes si sint, respectu
effieientiuni ineffieaces voeantur, c) maximae efficientes, quarum [257] respectu
et minus plenae et ineffieientes nonnunquam inefficaees comparative voeantur,
§. 671. In statu indifferentiae prorsus non appeto, nee aversor, §. 664, 665, ergo
nee efficaeiter ullo significatu. In statu aequilibrii superstitis post praevisionem
et praesagium obiecti et eidem oppositi non appeto, non aversor eo gradu, quem
medium numeravimus, efficaeiter, §. 673. Hie gradus efficaciae in appetitionibus
aversatio nibusque vel puram voluptatem, vel merum taedium requiret, vel statum
superpondii, §. 661, 674.
*) Begierden und Abneigungen sind wirksam und ernstlich, es ist uns
damit ein Ernst. **) angenommene, vorgegebene. ***) gar nichts heissende,
mit denen es gar nichts zu sagen hätte, völlig unwirksam.
SECTIO XVTl.
FACULTAS APPETITIVA INFERIOR.
§ 676.
Cum FACULTAS APPETITIVA cognoscitivam sequatur, §. 665, 668, eam sequetur
aut inferiorem, et est inferior*), §. 520, aut superiorem, §. 62-1. Quaedam
4ü
SBaitmgartene! Psychologia empirica. §. 673—680. 49
appeto et aversor sensitive repraesentata, §.521. Ergo habeo facuitatem appeti-
tivam [258] inferiorem, §. 216. Appetitiones aversationesque per iilam actuatae
sunt sENsmvAE**), uascentes ex vi animae repraesentativa universi pro positu
corporis, §. 667. Illarum facultas concupiscibilis***), harum irascibilis»), et
5 cum facultate cognoscitiva inferiore nonnunquam caroI') dicitur.
*) das untre Vermögen zu begehren. **) sinnliclie Begierden und Ab-
neigungen. ***) das Vermögen sinnlicher Begierden. ») das Vermögen siün-
licher Abneigungen, b) das Fleisch.
§• 677.
10 Appetitus aversationesque sensitivae vel oriuntur ex repraesentationibus
obscuris, vel ex confusis, §. 676, 520. Utraeque, quaifnus appetendi aversan-
dique causae impulsivae sunt, sunt stimuli*), §. 669. Fortior appetitus ex
obscuris stimulis est instinctüs**) (sympathia, amor), aversatio eiusmodi füga***)
(antipathia, odium, naturales).
16 *) sinnliche Triebfedern. **) ein blinder Trieb. ***) ein blinder Abscheu.
§. 678.
Appetitiones aversationesque (fortiores) ex confusa cognitione sunt
affectl's*) (passiones, affectiones, perturbationes animi), eorumque scientia
PATHOLOGiA 1) [259] P8YCH0L0GICA, coruiidem theoriam explicans, 2) aesthetica,
20 eorum excitandorum, compescendorum, significandorumque regulas continens,
quo pertinet pathologia oratoria, rhetorica, poetica, §. 622, 3) practica,
obligaliones hominis respectu affectuum exhibens.
*) Gemüths-Bewegungen, Beunruhigungen, Leidenschaften.
§. 679.
26 Affectus, qui appetitiones fortiores sunt, cum ex fortiori voluptate sensitiva
oriantur, §. 678, 665, haec voluptatem sociam augebit, §. 162, unde eiusmodi
affectcs icclndi*) dicuntur, §. 658, et quatenus voluptas, ex qua oriuntur,
taedium socium obscurat, §. 529, grati**) appellantur, §. 658. Affectus, qui
aversationes fortiores sunt, cum ex fortiori taedio sensitivo oriantur, §. 678, 665,
80 socia illud taedia augebit, §. 162, unde eiusmodi affectds molesti***) nun-
cupantur, et quatenus taedium, ex quo oriuntur, voluptatem sociam obscurat,
iNGRATi*) appellantur, §. 658. Affectus ex gratis ingratisque compositi mixti**) sunt.
*) angenehme. **) nicht unangenehme. *"*) beschwerliche. *) unan-
genehme. **) gemischte Leidenschaften.
35 [260] §. 680.
Affectus, ut sensationes internae, §. 678, 535, si fuerunt, qui esse possunt,
fortissirai, remittuntur, §. 551, tempus ipsorum medicus est, §. 550. Fortiores
cum oriantur ex fortiori intuitu, §. 655, 679, obscurabit ille cognitionem pla-
centium displicentiumve symbolicam, §. 529, 620. Hinc fortio-es affectus sunt
Äanf« ©Triften. JpanbfdjriftHc^n: 9Ja(^lii§. II. 4
50 öaumgartenä Psychologia empirica. §. 680—691.
ineffabiles, et, si prorumpant in verba, eandem ob causam saepe remittuntur,
§, 529.
§. 681.
Quicquid äuget voluptates et taedia sensitiva fortiora, augebit affectus,
§. 678. Hinc quo magis composita voluptas taediumve, ex quibus affectus, quo .5
nobiliores, §. 515, quo veriores, vividiores, certiores, ardentiores, §. 658, 669,
hoc illi maiores, §. 656. Si alter tantura sentiat affectus causam, ut malum, vel
bonum, alter simul imaginetur, simul praevideat, posterioris affectus, ceteris
paribus, maior erit, quam prioris, §. 595, 557.
§. 682. ,0
Affectus iucundus est GAüDiiiMa). Gaudium ex praesenti (ob futura con-
sectaria) est laetitiaI>). Gaudium ex praeterito (ob futura consequentia) est
sATiSFACTio c). Satisfactio ex facto gaudentis est [261] acquiescentia in sk
ipsod). Gaudium ex malo non amplius imminente est hilaritas«).
a) Freude. ^) Fröhlichkeit, c) Zufriedenheit, d) Beruhigung in sich selbst. 15
p) das Frohsein.
§. 683.
Gaudium ex futuro incertiori est spes*), certiori, FiDticiA*>), quatenus eius
praeaentiam appetit, cupiditasc). Cupida fiducia in bonum difficile animositas d),
animositas maior est audacia^). 20
a) Hoffnung, b) Zuversicht, c) Verlangen. ^) Muth. e) Kühnheit.
§. 684.
Gaudium ex honore globia*), cf. §. 942, ex alterius imperfectioiie male
voLENTiAb). Malevolentia alterius dedecus laetata est irrisioc). Gaudium ex
alicuius perfectione est amor«!). Amor benefactoris est ORATiTODoe) (gratus 25
animus), miseri MisERicoRoiAf), comparative perfecti favorS), inferioris bese-
volbntia'i), eiusque benevolo minus utilis clementiai).
a) Ehrliebe. ^) Missgunst, Ungunst, c) Verspottung, d) Liebe. «) Dank-
barkeit, f) Barmherzigkeit, das Erbarmen, e) Gunst. ^) Gewogenheit.
1) Gnade. 30
[262] §. 685.
Affectus molestus est tristitia»). Tristitia ex praeterito (ob futura con-
sequentia) est LLCTüsb), ex praesenti (ob futura consequentia) maestitia«)
(maeror), luctus ex facto lugentis est poenitentia^I).
a) Betrübniss. ^) das Trauern, Traurigkeit, c) der Harm, das Härmen. 35
d) die Reue.
§. 686.
Tristitia ex futuro incertiori metos»), imminente timorI»), timor ex maiori
HORROR 0), horror ex certo desperatio d), ex improviso terror«), tristitia ex spei
SaumgartenS Psychologia empirica- §.680 — 691. 51
iucertitiidine pcsillasimitas*), ex mora cupiti DESioERicMg), ex ante repraeseutato,
ut bonum, PASTioiuMh) est.
a) Besorjriiiss, Kummer, b) Furcht. ^) das Grausen, d) Verzweifehmg.
e) Schreck, f) Kleinmuthigkeit, g) Sehnsucht. ^) Ekel.
5 §• 687.
Tristitia ex contemptu pudor»), ex alterius imperfectione commiseratio^J),
ex alterius perfertione odiümc), odium ex appetitu boni alieni invidia^^, terror
ex injuria est ira«*).
a) Scham, b) Mitleid, c) Hass. d) Neid, e) Zorn.
10 [2G3] §. 688.
Intuitus alicuius, ut non reproducti, est admiratio*). Instinctus ad cogno-
scendum, quae nondum cognovimus, est cl-riositas**), pro diversitate ingeni-
orum latius dictorum vel historica in cognltionem bistoricam, vel philosopfiica
in Cognitionen! philosophicam, vel mathematica in Cognitionen! mathematicam
15 lata. Mente capti, in quorum anima soll affectus molesti regnant, sunt melan-
CHOLici***), in quibus ira regnat, flriosi ****).
*) Verwunderung. **) Neubegierde. ***) schwermuthige. *'^*--) rasende.
SECTIO XVIII.
FACULTAS APPETITIVA SUPERIOR.
20 §. 689.
Facultas appetitiva quatenus cognoscitivam superiorem sequitur, §. 665,
668, scPERioR*) (aniraus) dicitur. Quaedam appeto et aversor distincte reprae-
sentata per facultatem diiudicandi intellectualem, §. 607. Ergo habeo facultdtem
appetitivam superiorem, §. 216. Appetitiones aversationesque per illam actu-
25 andae sunt rationales**), §. [264] 641, ei nascuntur per vim auimae repraesen-
talivara universi pro positu corporis, §. 667, 642.
*) das obre Vermögen zu begehren. **) vernunftige Begierden und Ab-
neigungen.
§. 690.
30 Appetitio rationalis est volitio*). Volo. Ergo habeo facultatem volendi,
volcntatem**), §. 216. Aversatio rationalis est nolitio***). Nolo. Ergo habeo
facultatem nolendi, nollntatem *), §. 216. Facultas appetitiva superior est vel
voluntas, vel noluntas, §. 689. Repraesentationes volitionis nolitionisque causae
impulsivae sunt motiva**). Elateres animi, §. 669, vel sunt Stimuli, vel motiva,
^35 §. 677,521.
^ *) das Wollen, die Willens-Meinung. **) den Willen. ***) das Nicht- Wollen.
*) das Vermögen den Willen von etwas abzuneigen. **) Bewegungsgründe.
OD
^ §. 691.
— Velle aut nolle sine motivis est vim suam determinare in distincte reprae-
Q&o sentatum, aut eius oppositum, §. 663, quae tarnen non sint distincte repartaesenta,
^ 4*
B ^ V ^- ^
52 SSaumgarten^ Psychologia empirica. §. 691—698.
§.690. Qnod cum sit impossibile, §.7, nee volo, nee nolo sine motivis. lam
in statu totalis et plenariae indifTerentiae vellem et nollem [265] sine motivis,
§. 690, 655. Ergo in statu eiusmodi nee volo, nee nolo. Motiva sunt vel
vera, vel apparentia, §. 12.
§. 692.
Cum voLiTioNEs KOLmoNESQUE scquantuf intelleclionem , §. 690, eam vel
sequuntur puram, cui nihil prorsus admixtum est confusionis, eruntque purae*),
vel sequuntur intellectionem, cui aliquid admixtum est confusionis, et erunt
volitiones noiitionesque, quibus aliquid admixtum est sensitivi. Purae volitiones
nolitionesque nonnisi ex pura praevisione, prospicientia, §. 641, iudicioque mere
intellectuali nascuntur, §. 665. Hinc meae volitiones nolitionesque singulae tales
sunt, quibus aliquid admixtum est sensitivi, §. 604.
*) ein reines Wollen und Nicht- IVoUen.
§. 693.
Inter motiva, quibus ad nolendum volendumve deterrainor, §. 690, sempei
sunt Stimuli, §. 692, 677. Quod si quidam Stimuli motivis socii ad oppositum
Uli impellant, ad quod motiva determinant, oritur (dissensus) lucta FAcci/rAxis
appetitivae inferioris et superioris*) (appetitus sensitivi et ratioualis, ['ItiS'] carnis
et rationis). Si contra nulli Stimuli ad oppositum eins impellant, ad quod motiva
determinant, oritur (consensus) harmonia faclltatis appetitivae inferioris et
sL'PERioRis**). Per quam facultatern appetitivam post luctam plene appeto aut
aversor, illa vincit***).
*) ein Streit. **) Einigkeit des obern und untern Vermögens zu begehren.
***) dieses sieget.
§. 694.
Ex pura voluptate meroque taedio intellectuali, §. 656, orietur in me con-
sensus facultatum appetitlvarum, §. 661, 693. In statu indifferentiae non con-
sentient, nee dissentient, §. 693, 691. In statu aequilibrii, quod superstes sit
etiam post praevisionem et praesagium obieeti et illi oppositi, causae impulsivae,
quibus motiva insunt, essent aeque fortes oppositis stimulis, §. 670. Ergo neutra
facultatum appetitivarum in isto statu vinceret, §. 693, 673. Ergo tunc tam vin-
cente inferiore, quam vincente superiore faeultate appetitiva sum in statu super-
pondii, §. 674.
§. 695.
Caisae impulsivae appetitionum aversationumve ad eas plenas sufficientes
[267] sunt noMPLETAE*), insufficientes incompletae**). Hinc Stimuli completi ad
plenam appetitionem aversationemve sensitivam sufficiunt, §. 677. Motiva com-
pleta ad plenam volitionem nolitionemve sufficiunt, §. 671. Motiva cum stimulis
sociis completa ad plenam volitionem nolitionemve, cui aliquid admixtum est sensi-
tivi, sufficiunt, §.690, 692. Volitio solitiove ex motivis tam solis,quam cum stimulis
sociis, tarnen incompletis, est antecedens***) (praevia, inclinatoria, excitatoria).
SoumgartenS Psychologia empirica. §. 691—698. 53
Hinc volitio antecedens est luiuus plana, §. 671, et licet uüu eo modo, ac gradu,
quo plena, efficax tarnen significatu primo et secundo, §. 675. Volitio nolitiove
ex motivis, aut solis, aut cum stimulis tarnen sociis, eompletis est conseqüens*)
(finalis, decisiva, decretoria). Et volitio et nolitio consequens est decreti]mI>)
(propositum, proaeresis lata dicta). Decretum est plena volitio nolitiove, §. 671,
hinc efficax in gradu, quem medium nominavimus, licet non semper in gradu,
quem tertium observavimus, §. 675.
*) vollständige. **) unvollständige Bewegungs-Gründe. ***) ein vorläufiges,
vorherj^ehendes Wollen oder Nichtwollen, a) das endliche, beschliessende,
nachfolgende, b) der Rathschluss, der Entschluss.
[268] §. 696.
Complexus actuum facultatis cognoscitivae circa motiva stimulosque de-
cernendi est deliberatio*). Ergo circa quodvis decernendum haec in delibera-
tionem veniunt: 1) estne ipsum et oppositum ipsius possibile? 2) estne mihi
utrumoue physice possibile, i. e. potestne meis actuari viribus? §. 665, non sim-
pliciter solum, sed et secundum quid? §. 469, 3) quantis opus est ad actuandum
ipsum, quantis ad actuandum oppositum eius viribus? §. 671, 4) quot ex uno
oppositorura bona? 5) quot ex altero? 6) quot ex uno oppositorum mala? 7) quot
ex altero? 8) quanta ex uno oppositorum bona? 9) quanta ex altero? 10) quanta
ex uno oppositorum mala? 11) quanta ex altero? 12) quid melius? §. 665.
*) das Bedenken.
§. 697.
Deuuerans quatenus mathematicam cuguitionem intendit, rationes süb-
Di;ciT*) (calculat), dum cousiderat, quot bona, quot mala utrimque speranda sint,
cAcsAS iMPL'LsivAs NLMERAT**), quas poNDERAT ***), dum quanta bona, quanta
mala speranda sint iudicat, dum perpendit, quid sit melius, unum alteri prae-
[26'.)]FERTa). Si praehitum decernat, eligit^). Si deliberans decernit aliquid, ut
hoc experiatur, an vires suae, quantaeque ad illud actuandum sufficiant, tentatc).
Si singulas ponderanti maiores visas causas impulsivas pro tot minimis habeat
deliberans, quot magnitudinis singularum gradus cognoscit, et sie singulas com-
paret, causas impulsivas coNNUMERAxd).
*) iiliersclilagen. **) die Bewegungs-(iründe zählen. ***) erwägen, a) etwas
•vorziehn. b) erwählen, c) versuchen, d) zusammenrechnen.
§. 698.
Elateribus animi insigniter destitutus socors*) est, insigniter iis instructus
est ACTIVUS**). In quo praedominari solet voluptas, est sempek-hilaris***)
(laetaster). In quo praedominari solet taedium, est semper-tristis*). Cui facile
ad opposita superpondium, flexilisI)), cui difficile, firml'sc) est.
*) eine schlaUe Seele. **) ein wirksames. ***) ein freudiges. a) ein
niedergeschlagenes, b) ein biegsames Gemüth. c) ein fester Sinn.
54 SaumgartenS Psychologia empirica. §. 699.
§. 699.
Qui pollet habitu deliberandi, est circlmspectls *) (consideratus), cui est
ba-[270]bitus sine deliberatione appetendi \el aversandi, isconsideratus**) est.
Ciroumspectus difficulter decernens est anceps***) (indeterminatus), facile de-
cernens est promptos^) (determinatus), maiores suas propositiones syllogismorum
practicorum s. maximas^) saepe mutans est variabilisc) (iuconstans, varius), rarius
mutans bonas constans^), malas pertinax«) est. In tentando iustum virium
gradum adhibens est sxRENüosf), peccans in excessu vehemensS), in defectu
LANGciDusb) (nimis reraissus).
•) ein bedachtsames. **) unbedachtsames. ***) mehrentheils unentschlosse-
nes Gemüth. a) ein Mensch von kurzen Entschliessungen. ^) jemandes
gewöhnliche Gesinnungen, c) ein veränderliches, d) beständiges, stand-
haftes, e) halsstarriges Gemüth. f) brav und genug, e) heftig und zu
fiel. ^) matt und zu wenig-thuend.
ütefUrionen
äur
^Int^ro^Iogie.
vier Aufgabe und Einfheilung der Anthropologie.
(VII 119—22).
138a. Q^f v^f fx^f) 1^1 ff (yfff) M40T. Ell.
Qvaeritur: 2)ie €eele befi^t groei) urfpriuipUd)e fäf)igfciten, bte ben
5®runb aller i()rer @iflcn|ct)Qften unb SSirfunnen au6ninct)en: bie S'ät)ig»
feit 311 erfennen unb bie ^u empftnbeiu SSei^ Uebimg ber erften ift
fte mit etroa^ außer pd) befdiaftigt, unb ttjornad) fie neugierig ift. 3f)re
S:t)atigfeit gel)t nur barauf, root]! gu fet]en. 23eg ber 3a)et)ten befd)aftigt
fie fid) mit [idi jelb[t unb i[t gut ober b5fe gerührt. '^\)xt SIbatigfeit
10 ®e{)t barauf it)ren ßiOtanb allein gu öeränbern be^m unangenehmen,
unb ;^u geniejsen bet]m angcncbmen.
G-ö miib üerlangt. 1. (Sntmifelung berUrfpriinglidjen SÖeftimmungen
biefer j^roet) ^-at]igfeiten unb il^rer ©ejefee. 2. ben Si^cdiielfeitigen (Jinflu§
in einauber. 3. ®runbfai3e, mte ha^ genie unb 6t)aratter eineiS 3J?enfd)en
15 Don bem (^rabe, ber ^^tärfe, ber 2ebl)aftigfeit unb bem fortgang ber einen
unb ber anbern biefer fabigfeiten unb ber Proportion, bie unter i^nen ift,
abbäugt. (roie bie ®eh"il)le (ärfentniffe, wie ©rfeuntnifje ®effil)le unb ba«=
burd) triebfebern werben, wie leb^aftigfeit mit talent oereinigt ift.)
159, ♦•>'. LBl F13. RH 325.
20 {?)i\x Slutbropologie.) 1. 2)ie (£eelengejunbt)eitle^re. 2. ®ie ©celen»
^ranfbeitölebre. 3. (geelen=2lrsnei) Ä. i^. 4. (geelen=3eid)enlebre. ^iebei)
immer auf ben 'OJJenfdicn gejeben, nid)t auf ein ©eiftige» für fid) beftet)en=
be§ 2ebenöprincip, fonbern auf ba§ in (ä>emein|d)aft befjelben mit bem
Äorper.
26 4 Qv: II 1,'* be§ gortflanq^ || 17 roie SrfentiiiS || 18 Die Schlussklammer fehlt.
20f. ©. ^Xün^. 2. II ©. Slr^nei) ^.8. (= Slunben»\*et)re?; |1 ©. ^eii-^enletire
Der Anthropologie
Erster Theil.
Anthropologische Didaktik.
Von der Art, das Innere sowohl als das Äussere des Menschen zu erkennen.
Erstes Buch. 5
Vom Erkenntnissvermögen.
Vom Bewusstsein seiner selbst.
§. 1 (VII 127—8).
159a. «2? (i^f) a? x"?? M382c. Zu M §.ö12:
Actiones sunt vel in corpore observabiles et externae, vel non nisi 10
n subjecto cogltationis et sunt internae, Perceptioues vel causam
habent et objectum in corpore vel extra corpus et sunt exteruae, vel
nee in corpore nee extra corpus et sunt internae.
160. xp? vff M383'. EI 3.
itiiibcr fd^eincn crft nod^ 7« 3a^r ©clbftgefül)! gu ^aben. Sod)en, 15
Beinen.
Von dem willkürlichen Bewusstsein seiner Vorstellungen.
§. 3 (VII 131—2). Vgl. §. 47 (VII 206—8).
M §. 529. Vgl. M §. 625—638.
161. a c'ff M183'. 183. Ell 427. E 1 15. 16. 10. M183': 20
Qvod claritas qvaelibet pendeat ab actione animae, hinc videre
SRr. 159a— 161 (Söanb XV). 59
est, qvod occupata aliis activitate mentis multae externorum sensationes
fere evanescunt, e. g. dolor.
Attentio vero est vel arbitraria vel invita*; priorem extendere,
posteriorem coercero interest. Itidem abstractio.
5 Stoici praecipiunt abstractionis arbitrariae vim ad omnia Boala
vitae abolenda. Attendere ad bona sola vitae; abstrahendo a malis
felix sum.
Hypochondriaci habent attentionem vel ad phaenomena mentis
vel corporis invitam. abstrahere a corpore conducit sanitati,
10 Dirftractae mentes laborant invita abstractione.
C 33om Sliigeiüotinten Qbftrat)iren i[t fct)rDeer— aud) üon bem, wa§
fRzi^ bei) ftd) tüt)rt. 33on ber 33eleibigung.)
Attentio prolongata fatigat. etiam sensus, qvando ad minima
attendimus per visum aut auditum. Abstractio ab omni sensu interno
16 et externo restaurat (* €d)lat). Ab aliqvibus vero, ubi ad qvaedam
eo fortius attendimus, fatigat, ut si alicuius sermonem auribus hausuri
conamur abstrahere ab interpellantibus variis.
Abstractio mathematica est facilior, metaphysica difficilis.
Metaphysica äuget facultatem abstrahendi. Aesthetica minuit.
20 Attentio ad minores perceptiones supponit abstractionem, ad
majores tantum Valens non supponit.
M 183:
''* UnrDiaffit)rlid)C 2lufmcr!jam!eit auf ctmaS »iebrtQcS (fttmmen
ber in[trumente, ®efd)rei) ber ©trafee, öftere 2Bieberl)olung, ein
tel)lenber Änopf ober ^^lecf ober ßod)), auf i)a& £ä(l^erli(t)e in
ehrbarer 3Serfammlung. (* Sqrinttjter.)
C SSiele werben unglüfUc^, bafe fte nid^t ab[tral^ircn fönncn.)^
11 f. Der 8-Zusatz CA? |? (/ ? w??; steht rechts von Z. 9—10. || 14 omni, toie es
scheint, aus früherem omnibus oder omnium vermittelst Durchstreichung der letzten
Silbe. II 23—6 s-Zusatz: fit vf \\ 24—5 Zu ein fel^Ienber Änopf vgl. das Anthro-
pologie-Heß der Berliner Königlichen Bibliothek Ms. germ. quart. 400 S. 69 — 70:
,Die Abstraktion scheint was willkührliches zu sej/n, allein sie ist eine würckliche
Arbeit und Bemiihung. Hat mans nicht in seiner Gewalt zu abstrahiren, so läuft die
Imagination ihren Weg so wie ein Strom Z. E. Wenn ich einen Menschen sehe, so
stelle ich mir sogleich seine gantze Gestalt var, und wenn ein Punckt an ihm merck-
60 Siefleitoiien jut Stiit^ropologie.
162, rj? x^f M183'.
2l[le Älart)eit i[i 5ßert)dltni§ weife unb fomt auf bie attention ober
abftraction üon ben Übrigen SSorftellungen an.
(* 3Son allem ab[tral§iren, üon läftige*» ©ebanfen. SSeleibigung.
ecfelO
163. rjf x^f X? V? M183'. E I U. 12.
1) (5mpt)rifd)e ßcute ab[tral)iren nid)t gnug*; 2) ©peculatiöe j^u üiel.
würdig ist, so adhaerirt das Gemiith immer der merckwürdigen Stelle Z. E. es fehlt
einem ein Knopf an dem Rock, oder es ist einem ein Zahn ausgefallen, so sieht man
immer auf den fehlenden Knopf und auf die Znhnliicke^\ Vgl. ferner R. B. Jachmann: lo
/. Kant geschildert in Briefen an einen Freund 1804 S. 34 — 5: Kant „fasste bei
seinem Vortrage gewöhnlich einen nahe vor ihm sitzenden Zuhörer ins Auge und las
gleichsam aus dessen Gesicht, ob er versfanden wäre. Dann konnte ihn aber auch
die geringste Kleinigkeit stören, besonders wenn dadurch eine natürliche oder an-
genommene Ordnung unterbrochen wurde, die dann gleichfalls die Ordnung seiner Ideen 15
unterbrach. In einer Stunde fiel mir seine Zerstreutheit ganz besonders auf. Am
Mittage versicherte mich Kant, er wäre immer in seinen Gedanken unterbrochen worden,
iveil einem dickt vor ihm sitzenden Zuhörer ein Knopf am Rocke gefehlt hätte. Un-
willkiihrlich icären seine Augen und seine Gedanken auf diese Lücke hingezogen worden
und dies hätte ihn so zerstreut. Kr machte dabei zugleich die Bemerkung, dass dieses 20
mehr oder weniger einem jeden Menschen so ginge, und dass, z. B. wenn die Reihe
Zähne eines Menschen durch eine Zahnlücke unterbrochen icäre, man gerade immer
nach dieser Lücke hinsehe. Diese Bemerkung hat er auch mehrmals in seiner Anthro-
pologie angeführt.'''' \\ Ö9'i6 Bei 2l)riiill}ier (v — \ji) hat Kant wohl die Anekdote im Sinn
gehabt, die Athenaeus in seinen zUmvonoifioicti (VI 261d e; ed. Kaihel II 81 — 2) erzählt: 25
TiQvvHfovg öi tfriai Q^töqQamoq tv jü) tik/i xojuojöing ifilöytlotg övrag, K/otCovg
61 7i()dg I« OTtiiviSniöitQu tiüv TiQnyjjdiuiv y.aiui^ vyth' ^n\ i6 fv /ItkifoTg fxav-
ifiiiP uTiakXayijrai ßovXou^yovg rot nüHovg, xni jov Htöv ürtktTv uvioTg, ^v
Hvovitg i(p l/oafiöwvi rnijQOV dyflnOTi tovtov fußüXwaiv tig irjV fiäXnirnv,
Tinvata^ai, o^i 6^ dtäiOTfg /ut] äiKunQxwni lov Xoyiov lovg nnTörtg fxiöXvaav 30
nngtivui jq ßvnfq. /jaUcbv ovv f-ig xai avyxninuiyüt-tg, fnn'nho fßouiv nnfkctv-
vovTfg nuidi', 'iC tlrjr' ; ((fr}- (SK^oixmf f.irj rö a(f ccyiov viiwi' «i'«Tof i/'W,' yf).n-
nfivTwv ök Ifiuüov fQy(p i6v dtov öft^nvia wg aoa i6 noXv^fjöviov »j'/o? kiutj-
yjivöv fori 9fQn7ttvf)flvtti. Die Anekdote ist in dem Brauerschen Anthropologie-
Heft S. 12 ausfuhrlich wiedergegeben, ebenso bei Parow S. 27/8. In der Gotthold- 36
sehen Nachschrift (198) eine Andeutung. \\ 5927: V* ^**
4 s- Zusatz: v? x^f? /uff Die beiden letzten Worte sind jedoch erst später
hinzugesetzt, sehr wahrscheinlich erst in \p. \\ allein? flflen?
7 In dem Anthropologie- Heft von Philippi (18, 18'') finden sich wörtliche An-
klänge an diese Rfl. \\ 2) von mir zugesetzt. ■'O
^x. 162-1G6 (93anb XV). 61
(« in abstracto, allgemeinO S^nen fet)lt ba^er ber ®runb ber ©infid)!,
biejen ber Slmoenbung.
C 1) «Sie Qttenbiren gu üiel auf ©egenftäube, 2) ©peculatiüe ju
wenig.)
*/*• a\§ enipirifd^e aRed^enmeifter, empirijd^e ßanbirirttje. \
1 Seilte raerben unglfiflict) burd) ^u üiel ober ju wenig abftral^iren, 1
\ (« ßtwa§ au§ bem Sinne jct)lQgen; worauf ^aften.) /
164. x^f k? v^f Q^f M lH:r. EIS.
i'tbitrat)iren ift ein negatiüe§ attenbiren; alfo me^r als blo§ -ntc^'t
10 attenbiren.
Slbftra^iren ift fd)tt)eerer al§ attenbiren, weil ber trieb jur attention
3RatürUct) ift. 2)ocl) ift er;\wungenc unb lange attention jugleid) ab=
ftractiou öon bem, xoc^^ ber Fortgang ber Sbeen fuppebitirt, unb etwaS,
wa§ id) burc^aug nid)t üergefjen will, blefftrt ha% ®el)irn.
165. x5? vf <^ff M183'. EI 262. 261.
2Bie ^(x^ ©eniüt^ fid^ oon ber attention erholt burd) willfü^rlic^e
biftraction, nic^t blo§ abftraction, oornemlic^ burd) t)efd)aftigung Don
anberer unb gleid^gültiger 2lrt. SSon ben übrig bleibcnben ©inbrücten.
®efenfd)aft ben ®elel}rten juträglid). ^^iad) ber biftraction bieSammlunq
be§ ®cmüt{)§.
2)a6 ®egentl)eil ber attention ift ®ebanfenloftgfeit (negatio) unb ^zx--
ftreuung (poritiü, dissipatio). ?Rad) einem großen tumult ber ©nipfin=
bungen bleibt im ®emütt) ^erftreuung.
:iO
166. liif V? MISS.
iOie Slufmerffaniteit burd) i^iöuren ju erljolten (^^ xoa^ bie 2luf(mcrf>
famfeit un<auf>l)öl)rli(^ an<feuert». 2)ie Slufmerffamfeit burc^ Unterhalt
3—4: (f? w? II 5—6: vf i^ff ySff II 7: rlJ? V??
22 dissip: steht über pofitiü.
25 — 26 Der Ausseurand ist lädirt; die zerstörten Buchstaben sind in ( ) er-
gänzt. Auf an (Z. 26) folgt sehr wahrscheinlich ein f oder \ oder ^. Die Worte
2)ie Stufmerffamfeit blirt^ sind das 2. und 3. Mal nur durch Striche angedeutet.
62 SReflejtonen jur Slttf^ropologie.
mit Slngenel^mem. 2)ie SKufmerfjamfeit burd^ ha^, ttia§ un§ anpe!)t,
unjcr 5RQf)me bringt unfere 2lutnierfjani(feit) in 23en}egun9. SSemeiS,
tia^ bie ^lar^cit Don unferer Sßilfü^r Qbl)(ängt>»
167. fxfv?M230. EIi8. Zu M§.628:
2)ie größte Slnftrengung ber Slufmerffamfeit ift, wenn man [auf jtuei)]
eine SSorftellung nicl)t miQ crlöfct)en lafjen unb bod) einer anbern bnbeq
jugleid) nad) get)t. ^. ©. 2Benn einem etma§ im rebcn ober colieytiis ober
jct)reiben ober ©efelljdiaft ober Spaziergange einfeUt ober man [id) maS
einbrüft, ma§ man nict)t aunct)reiben miU.
2)ie Slbmec^jelung ber ^Raterien trifct)t bic aufmert[amfeit anf.
168, V. M183'. E 1266. 14.
2Benn man fid) gett)öt)nt, ®ebanfen ^erumjdimeifen (" biifipirt) unb
folglid) oft au§id)meifen ju lafjen, ift eine mutl)nDiUige biftraction. (gonft,
roenn man irgenb etma^ auf bem ^er^en ober etroaö wichtiges ^um SSor-
^aben \)at, ift man ;^erftreut. Gemeine ßcute. lo
2)urc^ roiütürlid)e attention unb abftraction l^aben mir ba§ ©ernüt^
(« unfern ßuftanb) in unferer ©emalt.
6eine ©ebanten Don einem SSerbruS abfe^ren, au§ bem ©inne
fc^lagem
169. V. M183'. EI 562. 20
ein ^rauenjimmer mufe unter aöen am menigften ßerftreut, fo menig
mie bctrunfen feqn, unb fte finb e§ auc^ in ber 3:i)at gemo^nlic^er 3J?aafeen
nic^t. 33emerfen aUcS»
jf^O. v—\p. M183'. Eiy.
Obiectioe ober fubiectiüe abftraction, b. i. miafii^rlic^e ®ebanfen= 25
lofigfeit,
SBilfü^rlici^e unb Untöilfü^rlici^c Slttention unb Slbftraction,
^ Zu dieser Rfl. vgl. VII 184/5. \\ 10 Waterten? 3Jjateric??
12 biffiptrt «6er banfen f)erum || 18 bem ©inne? bcn ©innen??
gh-. 166-175 (Sonb XV). 63
171, v—ip. M183'. EI13.
2)ie ©ebanfenlofigfeit ift unter SSorftellungcn, beq benen man toeber
irorauf ottenbirt nod) ab[trat)irt. 2Bir fönnen oon allen SSorftettungen
ober nur üon einigen abftra^iren.
172. (f'f (o? M 183'. EI6.
Unmittelbar ftd) eine 33orftellung flar ma(t)en l^eifet: attenbiren.
Unmittelbar ftc^ eine 33or[teQung Derbunfein l)eiBt: abftra^ircn (* ab=
gelegen),
(* Selbes i[t ^anblung unb erfobert fraft.)
173. (f^f cüf ^?? M 183. EU 426.
2)a§ 2lbftral)iren gel)ort 3um Urt^eil übcrS obiect, nic^t jur S3e[tim=
mung be§ (SubjectS.
174. w? ((f^fj ^?? AJJ83. EI7.
2lbftrat)iren ift ni(l)t: jtc^ etmaS au§ bem «Sinne fdjlagen, b. i. öcr«
15 geffen moUcn.
Von dem Beobachten seiner selbst.
§. 4 (VII 132—4).
175. xK M382c. E 119. 20.
3e mel)r man an auffere 2)inge benft, befto weniger benft man an
20 ftd) felber. 5Ran ift ftd^ bei) ben flärften aufjeren SSorfteHungen feiner
felbi't raenig betüuft. 2)a^er \ia§> bemuftjei)n bcr obiectc nur, aber nid^t
feiner felbft, gur Älar^eit nof^ig ift.
7 — 9 abflefet)en? obäufc^en?? || s-Zusätze: wf ((f — iiff)
19 — 20 Das 2. an sowie die 1. Silbe von fetner sind am innem Rande weg-
25 gerissen. \\ 21 nur? Der erste Buchstabe ist weggerissen, über dem zweiten ein u-Haken.
04 SRefIejionen jur 2lntf)ropologtc.
dagegen mu§ mau fici^ feiner felb[t beiruft feqn bei) 33etrad)tuug
feiner eigenen 23orfteüungen unb ßmpfinbungen (man fiililt ftct) gan^).
2)tefe (^ innere) 2lnfct)auuug unb Selbftgefül)! fdiniddit ben Körper
unb ;\iel)t it)n Don animnlif(l)en Functionen ab. (* Uuglüt fomt auf ta^^
Serouftfeqn feinet 3uftanbeö an.)
2Bilbe, bie auf fict) fclbft roeuig ad)! t)aben, finb unempfinblic!^»
©ebanfenlofigfeit ift blo§ ber ÜJiangel ber 2lufmer!famfeit auf fid)
felbft.
2lffectirenbe $erfol)nen (^ ge^tt)ungene) ^aben auf fic!^ felbft ad)t, wie
fte dußerlid) erfd)einen
C ^iaiuetdt, ba man auf fii^ felbft nidjt Sldjt ju ^aben f^eint, in
welchem Std^te man erfd^eint.)
Von den Vorstellungen, die wir haben^ ohne uns ihrer bewusst zu sein.
§.5 (VII 135-7).
M§.510—5U. 517. 518. is
176. «2? (i2fj i^ff x3ff M382c.
(O)bscurarum perceptionum campus est amplissimus. Primo in
ipso involvuntur et veluti re(condu)ntur omnes cognitiones, qvas iam
clare non repraesentas, cetera tibi notas, (e. g). omnes historicas et
intellectuales cognitiones, qvarum reminisci poteris. Deinde in 20
(perce)ptionibus sensuum orania illa involuta continentur, qvae
microscopiis aut telescopiis (non p)ercipienda, sed animadvertenda tibi
4 Der s-Zusatz (x — (f') steht zwischen dem vorhergehenden und folgenden Ab-
satz. II 9 gejioiinflene? gejiDiingen? || 11 s-Zusatz: v.
Iß Am Innenrand links ist das (nachträglich auf einen schmalen Falz auf- 25
geklebte) Blatt gerade bei Nr. 176 stark lädirt. Die Ergämungsversuche, bei denen
ich mich der werthvollen Hülfe meines Collegen G. Gundermannn zu erfreuen hatte,
sind in Winkelklammern ( ) eingeschlossen. Inhaltlich vgl. Nr. 201 sowie I 4085— 15. \\
17 percept. || 19 repraesentas? repraesento? wahrscheinlich repraesentas aus
früherem repraesento. || 21 Vor ptionibus stehen noch unleserliche Reste von einem 80
oder von zwei Buchstaben. \\ 22 microscop: || teloscop: || Der Sinn ist: Mikroskop
und Teleskop ermöglichen nicht erst die Perception, sondern legen nur das aus einander,
was sie implicite enthält; sie ermöglichen also nur die Apperception von Einzelheiten,
die zwar auch schon von der sinnlichen Perception geboten werden, aber nur ver-
schwommen, so daas wir uns ihrer nicht bewusst werden können. Vgl. VII 13533 — 1363. 35
sRr. 175-177 (SSanb XV). 65
reddis. Tertio omnes partiales repraesentationes (scilicet) ad intel-
lectura pertinentes per analysin notas suas involutas detegunt. (Ita^
philosophia qvoad magnam partem occupatur resolvendo contenta et
involuta in confusis repraesentationibus, nihil novi addit menti praeter
5 formale, e. g. omnes notiones tritae et obviae morales uti de debitis
et officiis caeteris, de obiectis gustus, praesertim moralis. Hinc ver-
borum detectus significatus reserat claustra fundi mentis.
Campus perceptionura potest aeqviparari mappis, in qvibus
maxima pars colore destituta debiliter percipitur, exigua pars coloris
10 lumine distingvitur, minima ita est comparata, ut etiam partes spien-
deant pro diversitate diverso habitu.
26
177, x^f (yffj M382c.
[2)unfelöeit unb Ä]
(^ ©aö Reifte (jefdiie^t oom Sßcrftanbc in ber 2)unfel!)e{t. @r»
16 fldrungen ber 5JZenjd)li(^cn Urttjeilc. 2Barum liebt bie 5)iutter bcn
munterften €ol)n?)
ßnipfinbungen finb feine SSorftellungcn, ober pnb bie ÜKoterie baju.
SSieleö, maS ein Urt^eil au8 biinfeln [(Jmpftnbungen tft] üorfteflungen
ift, JDirb ber ©mpfinbung beijgemeffen. 3c^ empftnbc bie SBor^eit unb
M j(^al^eit. ®efiit)l. ©eiftigeS ©efü^l.*
Wan mufe ftc^ el^er auf bunfle ^Sorfteüungen als qvalitates occultas
berufen; e. g. antipatf)ie berjm Slnblif eines ÜKenfdjen,
2)unfle SSorfteHungen ftnb praegnant Don flnren. 5J?oral. ^üx ^lax-
^eit in biefelbe ju bringen. xDie ^ebamme ber ©ebanfen. Mt actus beS
SSerftanbeS unb 33ernunft fönen in ber 2)unfel^eit gcfc^e{)en.
C ©ewol^n^eit ^inbert taä SerouftfeqnO
1 Tertio? Tertia? Tertiae?? Wahrscheinlich Tertio aus Tertia. || repraesent: ||
Vor ad steht noch ein t oder 1, kaum ein a.\\ 4 In confusis die letzten vier Buch-
staben mehr oder weniger sichtbar, die ersten vier halb gerathen. || 8 Garn ähnlich in
30 Reiches Anthropologie- Heft aus dem Winter 1789/90 S. 8 — 9.
16 munterften? munteren? || Die Antwort auf diese Frage giebt Kant VII
3IO21—9. II 18 ein? im? || 20 fd)al!^ett nicht ganz sicher; vielleicht verschrieben für
fc^Qlf^ett? auf keinen FaU: golfdj^ett. || 21 mufe i(f) e§er II 23 Über Haren ein
Zeichen, dem kein 2'« entspricht. \\ 26 s-Zusatz: x^f fi? v2? QSf yt
Äont'«e*tift«n. ^anbf(^ttfttt(^«t Ka(^Io6. II. 5
66 Sieflefionen jur Slnt^ropologie.
2)unfle SSorfteHiuiöen raieber[te^en oft bin Haren: 2)er @cl)lec^tc
diod b?m SSerbienfte (f Cdjä^ung ber D^ieid^en). £)ie ti)ieri[d^e %\ixä:)i bcS
JobcS ber oernünftigen Ijofnung. 2)ag ©raufen be^ bem Slnblif eineö
SlbgrunbeS ber rcflerion.
55a& c§ un§ oft ein QSergnügen mad)t, etioaö ber bunflen reftejfion
ju überlaffen, »eldje ftd^ plo^lic^ aufflärt. (gtil. 2)afe bie @(I)on^eit
muffe unauSfpred^lid^ feljn. 2BaS wir benfen, fönen mir m6)i immer
fagen. (* 2Barum toir einen an ber redeten (Seite ge^en laffen?)
(* 2)aö obiectioe SBemuftfe^n ber SSorfteHungen oon ©egenftönben.
5Da8 fubiectioe oon mir felbft unb meinem 3ufta"i>c beö ©enfenS.)
*(f tan, aber id^ felbft fan mic^ nid)t im Äorpcr anfdjauen.
^olglicft fan id) meinen Ort im i^orper m(t)t marne^men; fonbcrn e§
ift nur ein ©c^luS üon ber analogie beS DrtiS, nemlic^ ber Segleitung
bcSienigen, mag im Ort ift.)
Von der Deutlichkeit und Undeutlichkeit im Bewusstsein is
seiner Vorstellungen.
§.G (VII 137—40).
M §. 614. 515. 525. 530. 531.
In seinen Vorlesungen über Anthropologie pflegte Kant auf den Abschnitt von der
Deutlichkeit einen Abschnitt von der Vollkommenheit und Unvollkommenheit der Er- 20
kenntniss folgen zu lassen, wobei er sich an M §. 515 anschloss. Ein späterer Ab-
schnitt handelte im Ansch/uss an M §. 525 vom Positiven und Negativen in unserer
Erkenntniss. Da Kant in seiner Anthropologie beide Abschnitte ausgelassen hat, schlage
ich die betreffenden Reflexionen zu dem obigen §. 6.
2 Hechts von Steteren ein Zeichen., das zwischen den über einander stehenden 25
Worten ^Inblif und refleyton (Z. S und 5) wiederkehrt. \\ € Am Bande links von
ftdf) ein Zeichen, dem kein 2'« entspricht. || 8 s-Zusatz: fif vf || SEßoruttt? SBcnn?
SCBonH? II 9 S-Zusatz v? f ? (f'? || II s-Zmatz: xl? vf I? (fif || Hinsichtlich der
Buchstaben kann i-n dem s-Zusatz, abgesehn von den lieiden gleich mitzutheilenden
Fällen, kaum ein Zweifel obwalten. Hat Kant sich nicht ^verschrieben oder gehören »0
die beiden ganz gleichartigen Zeichen nach ®efül)l (652o) und vor fan (66 ji)
nicht zu zwei entsprechenden Zeichen auf der verloren gegangenen Seite M 176^ der
die an eine falsche Stelle versetzte Seite •382c als Durchschussseite gegenüber stand,
so muss man das erste fotl des s-Zusatzes als Prädicat auf ®eiftiged @efü!^l als
Subject beziehen. || 13 ÖOn? \\ 14 im? <in.* 86
«Rr. 177—181 (33anb XV). 67
Nr. 178—181 m M §. .1/4.
178. x^^ If M38S'.
(* SSertDtrrte^opfe. Drbcntlict)e. ^ett)obij(t)e.ft)ftemQtifc^c.2)unfcU
l^cit: scotison. geller 2?er[tanblic^er ^rebiger. ÜKt)[tifcf)0
SScrioirrung i[t eigentlich ber Drbnung entgegengefe^t unb Unbeut*
\\6)lt\i ber 5)eutlict)feit. 3lber burd) SSerroirrung loirb Unbeutlic^feit ber
SSor[teflung. 3)a§ i[t bie Urfadje, toarum Orbnung gefällt.
2)ieDrbnung entfpringt burd) daffen obt^eilung unb glei(!^jam fäc^er
ber ©rfentniS. 2)a^er boS fi)[tcmati)(^e jur 2)eutlic^fett beitragt»
10 179. y.^f Af M383'. E II 424.
©ie ^lar^eit ber 2lnj(^auungen ift oon ber ^lar^eit ber begriffe ju
unterjcl)eiben. 3«ne finbet ftatt cor allem 33egrif, aenigftenS Dor bem
floren ; fo [giebt] ift e§ Qud) mit ber 2)eutlic^feit.
(änblid) ift ein unterjc^ieb jmifct)en ber SBerftanbeS« unb äJernunft^
15 beutlid^feit; jene ift logifd), bieje realiter beutlic^ (SSorfteUung a priori),
roel^e fad^e l^inter ben (ärfc^einungcn Derborgen ift.
180. iif V? M177.
£eict)ttgfeit, 5JZunterfeit im 3)enfen. beijfpiele (ftnnlid)c 2)eutlid)feit) ;
ge'^ort ju ben Werfmalen ber SBeltfentntS. 5)ie ©efeüfc^aft, ber ^of
20 bilben bergleic^en. ^rani^ofen ge^en barauf fcl^r. ©er 9J?angel beffelben
mit logifd)er SSoÜfornmen^eit: pebantcrie. SDeutfc^e jtnb fc^ulgercc^t.
181. fif vf M177.
ßeidjtigfeit ift nid)t a)eutli(^felt. 2:iefc ift n\<i)i 3)unfel^eit, ®rünb«
llc^feit« Sünbigteit (Drbnung).
3 8-Zusatz: x3f /j? v2? o3f v? || 4 Zu scotison vgl. VII iV ii;. \\ 93erftanb
{{6)iXt 93er[tanbli(^e? Nach dem Wort möglicherweise ein Punkt.
U Don fehlt; auch schon von E. ergänzt.
68 SRefImoncn jur 5Intt)ropotügie.
182. fif vf M183. Ell 428. Nehm M§.ö28, Satz 2 und 3:
2)le ^lartieit bcr Slnfd^auung lafet ftd^ nid^t mitt^cilen, ober too^l
bie 2)cutlicl^feit. ©ic^ter nennen biefeSitlQrt)eit. 2)enn em^jirijdje ®eut=
lic^fcit Idfet jl(^ nic^t bcjc^reiben.
Nr. 183—187 zu M §. 515.
183, «? (cf) W xff M383'. Zu M§.51ö Anfang:
Qvod potissimum attinet hominem, est: primo non carere cognitione
ad necessitates vitae pertinente, deinde illa abundare. Circa posteriorem
Cognitionen! et etiam circa priorem notandum" errorem esse malum
privans, ignorantiam malum destituens cognitionis»
184. ^f (ef cf) xff M383'. ZuM§.5i5 Anfang:
6ine ©rfentni« ift motir, bie obiective genommen mit jtd^ fclbft ju=
fammeu ftimmt; jte ift falfc^, »enn fte ftd^ toieberftreitct.
183. s? C? if M 177. Zu M§.515 „ig7iorantia'' (Tu):
defectus aut pravitas cognitionis, 9Serfel)rt^eit. i5
3)er ÜKangcl ber ßrfentniS au8 unmifjen^cit ober Unfnnbe. 5)ic
le^tere fon Ungereimtfieiten Jßeranlaffen, baran ber 33erftQnb * nl(^t S^eil
^at, wnb ift t)iftorifc^ ober empirifc^.
•(" ober 5J?an0ef bcr Urt^eilSfraft.)
i«6. tflf if M177. Zu M§. 515 „ Oradus cognitionis'' etc. (7i^fJ :
Distinctio cognitionis vel a materiali vel a formali depromta.
Utraqve vel qvoad qvalitatem vel qvantitatem aestimabilis, posterior
vel intensive vel extensive.
9 Auch im Ms. nach notandum ein Punkt oben, ine das griechische Kolon.
!Rt. 182-187 (SBonb XV). 69
187. x^f Xf M3H3'. EI 226.
2)a§ SSert)ältniS ber 6rfentni-o jum obiect: Sßarl^eit, gröfec.
{9 gefe^ ber fparjamfeit.)
2)Q§ 33ert)ältntS ber ßrfentniS jum jubiect: fieb^aftigfeit. ©Inbruf.
5 9fiei^. 9fiüt)rung. (* leidet) interefjant. (« ßuftanb, neu.)
2)aS SSer^altniS ber ßrfentniö unter einanber: SSergejellfdiaftung,
Orbnung. {" 2lb[tec^en. 5l{)nUc^feit ^^i^wt^t^JörfeitO
2lÜe biefe 5?er^aUni[jc ftnb entweber logifc^ ober acft^etijc^ ober
pfqc^ologijd).
10 (9 ^rrtpmer über ®egen[tdnbe ber praüifci^en ßrfa^rung bauren
nic^t lange.)
2)ie OJienfd)lic^c 5Ratur [tür^t ftc^ lieber in Srrt^iimer als Unroiffen»
l^ett, fo »Die lieber in ®efa^r ol8 lln[d)lu^igfeit, lieber in ©orgen unb
©efümmerniffe als ©nugfamfeit unb ©nt^altung. (' 2)te Gräfte t)ajfcn
16 bie @d)ranfen.)
3rrt^um cntfpringt nur au§ Urt^eilen. ftnb j(i^dblic^er als Un-
töiffen^eit.
3Benn man nict)t felbft @cl)iiler Q> ober Sieb^aber), fonbern Kenner
Ift, fan man eine ©djrift (^ oon genie) mit 3rvtt)iimern befjer nu^en.
20 Si^rcnbe ©eefal^rer l)aben boc^ gereift. (^ aber in praftifc^en fö^en ift eS
®ut, untoiffenb ju feqn, »o man fan.)
[gSBaä bie] ^^arabojfe f^riften, bie bem gemeinen SSorurt^eile ober
Jä5Bat)ne aieberftreiten, werben cor irrig geljalten, weil man burd^ benfclben
SBal^n über fte Urt^eilt, meldten fie auft)eben moüen.
3A SBiffer (bie über aÜeS entfd)ieben ftnb) unb unentfd)iebene proble»
matifdje SÖetrad^ter (ftnb oon ßweiflern unterfdjieben). cui bono?
{" 2luS bem Srrt^um eine £el)re jur SBefferung gießen. ÜKüffen nic^t
loieberlegt, fonbern erörtert werben, ©rflörung beS fc^eineS.)
1 s-Zusätze-. x3—v. II 9 pfi)^oIogif(i^ .» p^Qf ologif^ .« p]X)(fiolOQ\\d)f f \\ 18— 24
30 Ahnliche Stellen mit wörtlichen Anklängen finden sich in dem Anthr(^ologie-He/t
„PhUippi"- 9, 9'. II 26 Nach Büchmanm „Geflügelten Worten"- 19. Aufl. S. 37415 geht
der Amdruck cui bono? auf Cicero (IL Philippica 14,35, pro Milone 12,32, pro
Roacio Amerino 30, 84 und 31, 86) und weiter auf L. Cassius (genauer: L. Caaaiu«
Longinu» Ravilla) zurück.
70 SRcflejtonen aiir Slntfjtopotogie.
Nr. 188— m zu M §. 625.
188. e^f (i^f) }c>ff (C?V M182'.
Qvomodo possibile est, ut negationes repraesentari possint, cum
non sint aliqvid, ideo nee objectum repraesentabile? !."•» qvi non
positiva pollet notione, nee oppositam negativam repraesentare potest,
e. g. coecus tenebras; 2. tollere aliqvid est actio ideoqve remotio est
positivum. ideo cogitando aliqvid, post a subjecto removendo cogito
apud me positivum atqve mediate negativum« (non ponere, e. g. per
abstractionem, et tollere sunt diversa).
189. l M182'.
Multa nobis mala non possumus repraesentare, qvia nullam cogni-
tionem intuitivam habemus oppositi, ut ignorantiam, servitutem, pau-
peres: egestatem, avarus: turpitudinem moralem.
190. l M182'. Ell 457.
2)er 3Rangel einer SSorfteUung unb btc SßorfteÜung be« ^Kangclö ift i6
öerfd)iebcn. [2)et] 3)er ^Kangcl ber flaren 23orfteÜunö au§ crmangelnber
J^dtigfeit ift Unmiffcntieit, au§ einer gum ®egentl)eil angeroanbten
J^ätigfeit ift abftroction. SDie Trennung ift ba« real oppositum ber S3er»
btnbung; eS ift ein pofttioer ®runb, ber bie SSerfnüpfung tiinbert. 2Betl
nun einige ^^Jrdbifate einem 2)tnge fQlfd)U(^ mürben beigelegt »erben 20
tonnen, fo bienet bie negation baju, i^u oertiinbern, bofe eS nid)t gejct)et)e;
bo^er ift ein negatioeS Urt^etl ladjerlic^, weld^eS einen unmöglt(t)en 3rr=
t^um öerptet.
191. x'f (V) M182'. Ell 149.
3RegatiDe ©rfentniffe, um Srrt^umer abjul)Qlten, unb po[\tm, um bie 25
($r!entni§ ju erweitern jugleid).
C bi^ciplin : negatine Unterroeifung.)
(f negatioe Se^ren ber ©efunb^eit.)
12 oppositi? opposit:?
27 — 28 Die beiden s-Zusätze, von denen der ^rste am Phase v stammt, der 30
zireite cata Phase x^ — (f, stehn zwischen dem vorhergehenden und dem /olgenden Absatz,
air. 188— 193 («Banb XV). 71
©in jebcS SSerfa^rcn i[t negatio, tooburcfe ein gc03iffcr ®runb abge=
l)Qltcn tolrb* ^urc^ ncgatiöc Mittel glücflic^ ju fcijn, ßntbel^rcn. sustine,
abstine.
negatiö tugcnb'^Qft ju feijn. negatio ftolg. negatio ergießen, ncgatto
ift bie 2Bei§f)eit bc§ 9J?enf(I)cn.
(* ^Regatioeö SSermögen. ©parjamfeit.)
192. x^f fi'f) M182'. Ell 150.
S)ie 2Kenf(i^en jtnb nic^t jel^r oorS ncgatioe (*@Itern nic^t) au«
einem inftinctc ber ^atur, toeld^er unS antreibt, unjere realitaet ju @r<=
10 toettern unb bie qoellen beS Sebenö in beftänbiger [flufee] ©rgiefeung ju
erhalten; aber bie SSernunft mufe biefem inftinct fd^ranfen fe^en burd^ ®e«
fe^e uub negatioe (Sinjc^rdnfungen.
(* ^ofttio in SSermögen, aber negatio im ©ebraud^ berjelben.)
193. xjP. M182. Ell US.
16 2Bo ber 3rrt()um oerleitenb unb ^ugleid^ gefat)rli(^ ift, ba jtnb
negatioe ©rfentnifje unb criteria berjelben ioid^tiger al§ pojttioe, madljen
ojt "tOi^ eigentlid^e Dbiect unjerer 2Bifjenjdt)aft au§. 2ll§ in ber ^Religion
in bem begriffe oon ®ott. S" ^er ^iegirung: »aS ein Dber^err nid^t
nel)men bürfe. Slber bie ^jojitioen jtnb ergö^licl)er, weil jte erweitern.
20 ©ocrateS {)atte eine negatioe [©rfentm«] p^ilojopf)ie in 2lnje^ung ber
jpeculation, namlicf) oon bem Unioert^ oieler oermeintlid)en SBiffen.
jct)att unb oon ben ©renjen unjereS 2Biffen§. {' £)er negotioe 3:^eil ber
er^ie^ung ijt ber ioicl)tigjte: 2)iSciplin. Otouffeau: ab^ujc^neiben.)
31egatioer ©ebraud) ber Slrjne^loifjenjc^ajt. 'Jlegatloer ©ebrauct) ber
25 iRed)t§= unb 9fieligion§gele!^rjamfeit. reformen finb oornemlid^ negatio.
2 — 3 ^Av^x^v xaX äni^ov: ein Wort Epiktets, von A. Oellius Noct. Att. XVII,
19, 6 in der obigen lateinischen Fassung wiedergegeben. \\ G a-Zusatz: v.
8—13 s-Zusätze: fi—x- \\ 10 beftänblgem \\ 13 in? im» (beide Male) \\
berfelben» beweiben?? || Vgl. auch Rfl. 260—2.
30 23 ab5u[(^neiben kann seiner Stellung nach auch als g-Zusatz zu ^teligtOtl^'
gcle'^rjainfelt in Z. 25 gezogen icerden.
72 SRefIejioncn jut Untl^ropologle.
©nbUdö alles gur Einfalt bcS gemeinen unb ©ejunbcn SSerftanbe«, unb
p^ilojop^ie ift boj^u boS SBerfjeug.
SRegotiüe ©liiffeeligfeit unb SBeiSl^eit. biogencS: burc^ ©ntbe^ren.
3ftegattDe aKitgabe ber IBraut
(* 9iec^t — einem nic^t baS ©eine nehmen.)
Nr. 194—200 zu M §. 530. 531.
194, l M184'. Zu M §.530 Anfang:
Plurimae perceptiones sunt complexae. e. g. (' 25er Slnblit eincö
moljlgefleibeten, tia^ 2lnl^ören cineö gicrlic^ fpredjenben.) 3oi^i^ ©otteS.
33armlÖerjigfeit. 23eleibigung, ©eele. Sltle aUegorien unb SSergleidjungen. lo
Zeremonien. Öfters ma(^t man bie perceptionem adhaerentem jur
primaria. SBenn man einen 3J?enj(^en um beS ^leibeS miUen jc^d^t.
19S. x^f c^f Q^f V? M184'. Zu M §.530:
SBenn boS ®an^e einen ßinbruf macl)t, i[t cS oft [c^mcer ju jagen,
auf mel(t)en3:i)eil berjelbe anfomme. DfterS aber misföüt bloS tai ©ange, 15
unb aUe J^eile gefallen. SBiSmeilen jtnb eS [bic] nebenöorfteUungen, ent=
»eber bie natürlichen ober bic jjufaöigen.
S 8-Zusatz: a» . Er steht über der ganzen JReßexion.
ß Diesen Reflexionen pflegten in Kants anthropologischen Vorlesungen zwei besondere
Abschnitte zu entsprechen: 1) „Von Haupt- und Nebenvorstellungen^^ (Brauer sches
He/t: „Von den gehäuften Vorstellungen^'^ ; Pohrsches Heft: „De perceptionibus com-
plexis, primititna et adhaerentibus") ; 2) „Von der Überzeugung und Überredung''': In
Kants Ünt^TOpoIogie ist von dem ganzen Inhalt dieser Reflexionen nur ein Satz in
§. 6 (VII 138io-i8) übrig geblieben. \\ 10 Samteratgfeit
13 Nr. 195 ist zwar, wie man wohl mit Sicherheit behaupten kann, nach
Nr. 196 geschrieben; ich lasse sie jedoch vor ihr abdrucken, um den Zusammenhang
der yieichzeitigen Nrn. 196 — 199 nicht zu unterbrechen. \\ 15 berfelbe?? berfelben.*
Ist vielleicht brffelbett zu lesen und danach eä zu ergänzend \\ atlfottttne.' anfontmeit.'
9ilt. 193—196 (Sanb XV). 73
196. x3f (i^f) M 184'. 184. EI539. Zu M §.530. M184':
eine complejre {' begleitete) SSorfteÜung l^eifet ftc nid)t, fo fern fie
in bem, roaS jid) auf^ obiect be;^ie^t, öieleS in jtd) entl^ölt, jonbern fo fern
Derf(t)iebene§ au§ jubiectioen ©rünben i^r beftönbig abtjaerire. (2)qS
5 Slnge^örcnbe). SBenn mir einen @a^ unjrer Äinberjalire erinnern, fo
erinnern »ir unS aud^ ber alten Überzeugung unb tialtcn c8 öor eine
gegenwärtige. 33eg ®eroi[fen Stellen [crinner] fommen bie ©inbrüfe ber
©roüitaet, biiSmeilen au(!^ ber ©djärfe, mit ber jie oorgetrogen njorben,
ins ©emutt).
10 23e9 einer tugenbl^aften l^anblung laufen bie begriffe ber ßl^rc, ber
finnlicl)en SSorliebe, be§ 5lu^en8 mit ein, unb eS ift oft ungeroife,
ob perceptio obiective primaria (bie eS fe^n foU) mit ber subiective pri-
maria, b. i. ber regnanten, einerlei feQ unb meldje regnans fe^.
(* ^Begleitete SSorfteüung im ©egenfa^ mit ber abgetrennten.)
15 (* ©eiftlidje mit ^erriqüen unb fragen. (* (Sercmonien, Äleiber.)
|)elb unb forperlicI)e ®ro§e. SBorte machen Segleitung.)
(* 2lnbact)t beqm Singen. 3« feqerlid)er Sßerfamlung.)
(* 2J?ut^n)iUigen Siebern eine ©eiftltc^e melobic anju^ängen.)
2 \)t\^i ftc nid^t fo fem fie aus ipt ni(^t eine fold^e bfe || 4 Im Ms. die erste
20 Klammer erst nach 5)aÖ. {| 14 — 18 Die vier s- Zusätze stehn auf M 184:. Die ersten drei
sind durch je ein Verweisungszeichen eingeführt, das nach regnans \et} viederkehrt. Die
ersten beiden stammen aus Phase v, die letzten beiden aus Phase <f oder o», vielleicht
aus |. II i6 machen? mal^nen? nel^men?? || 73i4—74i3 Zu diesen Zeilen vergl. man
folgende Stellen aus Anthropologie-Heften: Brauer'' sches Heft S. 15: „Wenn man
26 in eine Kirche geht, und eine Predigt hart, die wohl ausgeschmückt war, so geht man
erbaut heraus, doch denkt man nicht lange daran, und solches komt daher, weil untere
Andacht mehr durch perceptiones adhaerentes rege gemacht ist, als sie auf der perceptio
primaria beruhet.^'' Gotthold 1 104/5: „Ein Prediger wenn er predigt hat immer ein
Thema — das Thema ist die Hauptvorstellung, und die andre Vorstellungen sind Neben-
30 Vorstellungen^^ . . . „Wenn ein Prediger nächst einer schönen Bildung einen guten Anstand
zeigt, so finden wir seine Predigt vortreflich. Die Ursache ist, sein Anstand der
eine Nebenvorstellung ist wird bey uns zur Hauptvorstellung, und der Inhalt seiner
Predigt der die Hauptvorstellung ist wird Nebenvorstellung.'''' Pohl S. 31/2: „Durch
die adhaerirende Vorstellungen wird die Hauptvorstellung verdunkelt. So geht es mit
36 der Andacht, dass die Menschen die adhaerirende Vorstellungen eher für Andacht
halten, als die Hauptvorstellung selbst. Wenn allso eine ganze Gemeine in einer ein-
stimmigen Absicht zusammen komt; so ist das eine Art von Eindruck, der nur in der
Formalität besteht, und den nennen die Menschen Andacht, indem sie, wenn sie au« der
Kirche kommen, nicht ein Wort aus der Predigt, als der HauvtvorsteUung^ towten."
74 Sleflejionen jur Slnttjropologte.
3m Urt^eil über baö rcc^t ift ba§ [roas rcd)t] ®efe^ mit ber Srt, toic
es ©ebrauc^t wirb, »erbunben. ©in ®efe^, boS leicht misbraudjt tücrbeu
tan, jc^eint unrecht ju jeQn.
(* SBaä ift in ber ®ej(t)le(^tSneigunfl perceptio primaria?)
3)te Slnftänbißfeit ift baS^ («' natürlid)) ab^oerente ber 3:u9enb.
33et) SBeibern unb ßeuten ol)nc ©rimbfd^e ift ba§ ab^aerentc boS
regnaas. 3m 2lnjet)en ober (S^re bie ;)arabe. (* Ragout Don 3:t)ort)eit.)
Sei) berSlnboc^t. ®erabe, als menn eS in orbentlic^en^rebigten k.k.
2Benn man feine eigene [®e] ©mpfinbungen, SSegierben unb Urt^eile
nic^t erfldren fan, barf man nur aufs ab^aerente 2ld)t ^aben.
SluSftaffirung. 2)aS 2Bic^tige, maS ftc^ nict)t begm 5J?enf(^en ein--
f(i)metd)eln foü, fonbern i^m ©ebietet, mufe nid)t coquetttfc^ auSftaffirt,
fonbern ebel, einfältig unb juoerldfeig fe^n. ^rebigt.
197, ic'f (t'^?) M186'. Zu M§. 530. 531.
(« £)b ceremonien gur 33eforberung ber Gottesfurcht gut ftnb?) 15
D^ne abl^aeren^ ift bie SSorfteüung trocfen,
2)ie 2;rofen^eit ift oft ®ut. 3m 2Sa^r^eit fagen: bafe man bie ^tüe
fül^le,
2)le 2;rofent)ett ift oft nato (* 3)urc!^trieben).
©efunber SSerftanb ift mie SRinbfleifc^ 2c.:c. ÜiabelaiS. 20
Collina 29: „Beym Kirchengehen sollte objectiv die Andacht die Haupt-VorateUung
sein, aber das ernsthafte der Vorstellung [lies : Versammlung J, die Pracht des Gebäudes,
die modulation des Singens, man nehme das weg, so wird die Haupt-Vorstellung ganz
und gar verschwinden.''''
d s-Zusatz: i;— i//. || 7 3m 8lnfet)cn ober? 3n Sfnfe^ung ber?*? || Zu Ragout 25
öon S^or^elt (fi — oi) vgl. die Anmerk. zur nächsten Bfl. \\8 a\i roenn? oIS toen ?
aW d)em?.|| eö in orbentltcf)cn SPrcbtgtcn? eS eine orbcntlic^c 5ßrebigt?
lö Die s-Zusätze dieser Nr. stammen aus Phase ju — <f. || 17 bofe aus boS ||
20 PohPsches Heft 31: „Rabner [Flottwell richtig: Rabelais] sagt: Ein gesunder
Verstand ist so wie Rindfleisch und Schweinfleisch für den Tisch der Bauern, aber 3ü
ein Ragout von Thorheit mit der Sauce von Witz ist für einen fürstlichen Tisch.^'^
Etwas anders ist das Citat in dem Brauer^schen Heft S. 16, wo z. B. von Rind-
und Schöpsenfleisch gesprochen, übrigens auch Rabner als Autor angegeben wird.
Ohne Autorangabe in dem Danziger Heft S. 64. {| Vor wit ein durchstrivhenes Wort:
ein? eine? einem? einen? 36
9(?r. 196—198 (ob. XV). 75
3)cr STrofen^cit l[t entgegen baS jubcreitete.
2ln bcr Subcreitung (^ ßunc^tung) liegt ber ©cjdjmaf jc^ledjter
©erid^te.
SHn ftd) ®ute Sachen oerlieren burd^ bic 3«n(!^tung.
^a& vehiculum («ßö geföüt burd^ bie Srü^e. 3flabelaiö Dom gejunben
3?er[tQnbe. 2lud) bie fa^on, mte ber Sijci^ ferüirt ift)
'* Saroten, faftig. SBa^erigA
^^ilofop^ie. J
(■
198. x^f (i'^?) M185'. EI 218. Zu M §.531:
Überzeugung, überrebung, ^ang jum SSei^foU (' jum ßw^tfcl unb
Slutfc^ub).
©ubiedtD ift Überrebung unb Überzeugung nici^t unter|d)ieben, als
bem ®rabe noc^. (* 2)er, nad)bem er tüoöon jtd) überzeugt ^at, nic^t leicht
boöon abzubringen i[t, ober ber leid)t ftct) waS auSreben löfet.)
©utfd)iebener Se^faH, Unentfct)iebene 33ei)pflicl)tung.
2)er aSerftanb ift rid)ter, unb bie ©ac^en mit it)rcn ©rimben finb
red^tenbe 2;^eile; jte ^aben it)re obDocoten, Sadjmalter unb aud) %ux'
fprec^er. D\t gewinnt einer ben procefe, meil bem JRic^ter bic ^üt gu lang
8 Philos.»
20 9 Die s-Zusätze stammen wahrscheinlich aus Phase v — (p, der 1. vielleicht
aus früherer Zeit. \\ 16 Vgl. zu dieser Rß. Starkes ..Menschenkunde'-'- S. 59/60. Noch
grösser ist die Ähnlichkeit mit S. 16 des Brauer'' sehen Heftes: ..Bey Unterscheidung
des wahren und falschen geht in uns ein ordentlicher Process vor. Der Verstand
ist der Richter, die beyden Urtheile sind die streitenden Partheyen. und die Criteria,
25 die ein jedes Urtheil für sich anführt, sind die advocaten. Alsdenn hört der Verstand
beyde Parthey en ab, allein es finden sich oft Wiedersprecher, die bey dem Verstände
das durch Gunst zu erlangen suchen, was sie durch den process nicht erlangen
würden. Jedoch, weil der Verstand nicht gerne etwas lange in Zweifel hält, so schliesst
er bald die akten, und entscheidet, und dann geschieht es oft, dass wie bei weltlichen
30 Gerichten, die schwächere Parthey bloss deshalb sieget, weil die stärkere auf ihr Recht
so stolz thut und trotzet; denn der Mensch ist immer geneigt, demjenigen, der aufsein
Recht trotzet, zu wiedersprechen. Weil nun der Verstand so eilig mit seiner Entscheidung
ist. so heisst es oft: und der Dieb ging schnell zum Strick, denn die Richter wollten
essen. So wie solches in England oft geschieht, weil die Richter nicht eher essen
35 können, als bis die Sache abgeurtheilt ist. Wenn ein türkischer Richter Partheyen
verhört und sie führen beyde sehr viel zu ihrer Vertheidigung an. so wird er dadurch
76 SRefIcjtonen jut iMnt^ropoIogie.
Wirb. 3;ürfljd)cr 6abi. (* ober bcr di\6:}kx rät^ ben SSerglcid^, »eil ber
procefe weitlouftig ift. SDer 5)ieb ßing fc^neü jum ©trief, jcjc.) Ober
weil ber eine St)eil jo tro^ig t^ut. paroboj:. Dft, weil ber SRic^ter einmal
j(l)on ungerecht geurtl^eilt l^ot, ober »eil man il^m fc^meic^elt. 3Sorliebe
beS fgftemS unb ©elegen^eit, feine ©(^arffinnigfeit ju geigen,
3)ie aboocaten dl)icaniren oft: sceptici.
Oft, weil oiel baran gelegen ift Q> ober fd^eint), ba% ber eine 2;^cU
gewinne, e. g. ein anber ßeben, tco man jemanbem fc^on ben SeroeiS
f(ftenft.
Dft weil [mon] ber 9fiic^ter bequem ift unb met)r ju t^un f)at. 2)er
2)ieb ging fc^nett gum ©trit 2C 2c.
199. X»? (i*0 M185'. EI 116. ZuM§.531:
Sine§, toaS bo§ @piel ber SßorfteUungen in ber «Seele unb i^rc SWg»
feit ber SSergleid)ung ober SSerfnüpfung aufmett, [brin] muntert baS ®e*
mütt) jum 5Ract)benfen auf unb giebt i^rer ©rfentniS met)r 2eb^aftigfeit.
3J?uftc, f(^öne ®egenb, ßaminfeuer, [ftiefeenber So] riefelnber S3a(^. 3)iefe
©inbrüfe muffen oorüberge^enb fei)n, o^ne fonberlic^ ;;u ^aften. 2)al^er
ein 3Salb me^r wie ein ©arten. 3)?an benft beffer, menn man ftiUe 33e»
fd^aftigungen öor Singen ^Q.t (« Sboocat mit bem ^^aben.)
200. (p^f xf "^ff off M186'. EI 277. Zu M §. 33 1 „cognüio — w
superßciaria"^ (ISg—s)-'
3)ie alles fennen unb nichts miffen (oon allem einen Segriff ber
S3efd)reibung (' ^ia^menerfentni«), aber feine ©inftii^t ^aben). 2)ie
[i^ünfte] fre^e fünfte unb ('' bic) 2Biffenf(^aften wac^fen am beften unter
ber JRegirung ber fiieb^aber unb ®önner, als ber anmafelic^en jtenner. 26
@ic muffen ftc^ bloS nad) bem offentlidien $Ruf fe^ren unb bie [tünfte
gantz verwirrt gemacht, und glaubet, daas die Partheyen hlo» aus gar zu vieler Hitze
80 viel reden; er läast tie daher beyde auf den Bauch legen, und ihnen etliche 50 Schläge
zur Abkühlung aufzehlenJ''-
1 5tütf: 30
19 a-Zuaatz: (t—u. E: mit ber gebet. Zur Sache vgl. VII 174i3-J8'
9Jr. 198— 201 (Öanb XV). 77
htm ßemcin] (äenteö fi(j^ jelbft bilben unb bic SBegc nehmen lafjen. (Solbert.
2)Q§ gan^e publicum ju Kennern madjen ju aoücn t[t baS fd)lim[tc, xoai
9cjcöel)en fan. [®ie matten] ÜJian mQ(^t ftc baburc^ gu 9flid)tcrn, unb ed
ift eine art üon bemocratie; aber gut ift cS, fte ju ßieb^abern ^u ma(f)c«.
Urt^eilcn (an icberman; aber ber Stielten foU, mufe SJiclfter je^n»
Von der Sinnlichkeit im Gegensatz mit dem Vei'stande.
§.7 (VII 140—3).
M §. 519-521. 533.
201. C? tf (ifj M180'. ZuM§.520:
Omnium cognitionum principia continere sensationes, Locke demon-
strat, Sensationes plures complectuntur ideas partiales. Qvia vero, si
sensuum repraesentationes aut qvaelibet alia distinctae fieri debent,
necesse est, ut accedat notarum [tanq] qva talium clara cognitio, hinc
iudicium, qvod pertinet ad intellectum: patet qvod omnes repraesenta-
j5 1 Vergl. zu (Solbert Starkes .^Menschenkunde'''' S. 135 jG: „Einen Menschen kann
man nicht dumm nennen, wenn er unwissend tst; denn der Mangel an Kenntnissen ist
nicht Dummheit, sondern kann mit grosser Klugheit bestehen. Colbert war ein un-
wissender Minister, aber ein Mensch, der die Wissenschaften aufmunterte, und alle die,
welche die Wissenschaften empor gebracht haben, sind gemeiniglich Pfuscher gewesen, sie
?0 suchten alles auf den Gesichtskreis zu beziehen, den sie hatten. Ein Mann, wenn er
keine oder wenig hervorragende Talente, aber wohl Geschmack hat, überlässt sich den
Gelehrten, welche die Talente dazu haben, weil er sieht, dass sie doch Vieles nicht
wagen werden. Minister und Fürsten, die Wissenschaften besassen, haben zu ihrer
Beförderung wenig beigetragen; dies haben unwissende gethan, die einigen Geschmack
25 hatten.'''' Vgl. ferner das Danziger Anthropologie- Heft Bl. 39* — 40: „Mäzenaten
sind stets Ignoranten gewesen zwar Liebhaber aber nicht Kenner der Oelehrtamkeit.
Colbert war einer der gr.fösstenj Mecaenat.fenJ aber dabei k.feinj Gelehrter. In
einem Staat wird unter e.finemj gelehrten Kenner der Wissenschaften k.feinej Gelehr-
s.[amkeit] blühen aber wol unter e.finemj Ungelehrten und e.finemj Liebhaber Denn
30 ein ungelehrter schützt die Gelehrten Ein gelehrter selbst aber rieht alles nach s.feinenj
Kentnissen ein."' \\ 5 E: Süic^ter foÜ unb mu§
9 Zu Nr. 201 vgl. Nr. 176. \\ 14 Nach intellectum m Ms. ein Punkt. \\
77ii— 782 Anders VII 1359-13, 140a9-3B, auch 11394—5.
78 3leflej.ionen jur Slnt^topologie.
tioDes sine intellectu sint confusae et eatenus peroeptionibus sensmim
similes, hinc sensitivae.
Qvoniam vero intellectus saepenumero operatur abstrahendo et
iudicando sine conscientia, oriuntur multae notiones verissimae et judi-
cando imperceptibiliter acqvisitae, hinc eatenus sensitivae, qvae ideo
analysin per intellectum data opera adhibitum patiuntur. Hinc the-
saurus maximus notionum intellectus communis at sani, qvi aeqve late
patetac complexus earum idearum, qvas resolvendo philosophus claras
reddit.
202, xf Xf (ri?) M180'. E 131.62.
2)ie ©innltdjfeit ift bic pajfibilitaet meiner SSermöflen, bie intcflcc'
tualitaet ift bie fpontancitaet bcrjelben: be§ ßrfenntnis, ®cfü^l§ unb beS
Öegel^renS»
@ine jebe Äraft ber @eele ift cntroeber eine tobte ober lebenbige; bie
crfte Ift bie, fo burc^ beftänbige äuffere ©inbrüfe in ber ©auer erl^alten
werben muß. (* ßmpfinbung unb ©inbilbung.)
aßc ©elbftt^ätigfeit beförbert \ia^ SÖeiouftfeijn beS ßebenS.
203. x^f r«? V?? MISO'.
Um bie 33ollfümmen^eit ber ]innlid)en @rfenntni§ auS^^umadjen, mufe
man fragen, ob bie ftnnlid)feit in SSerbaltniS auf bic ®egenftanbe ber 20
@innc ober in 23er^altnt8 auf bie beS 2Serftanbe§ betrad)tet wirb.
»aS bie legiere betrift: fo mufe in ber 33eurtbeilung \i(x^ ftnnlid^e
nl(i^t [bie form] ben grfenntniSgrunb, fonbern nur bie 5Katerie ber Slnroen»
bung unb Erläuterung ausmachen. 2lber in ber Ausübung fan i(^ bic
@innli(^teit wie einen ©runb brauchen. »s
6 adhibitum? adhibitamf
11 Der erste Absatz scheifä erst später (xi* v'? p'? (f'?^j hinzugefügt zu
sein. II 16 8-Zusatt: fx—v. \\ 20—21 in? tm?
sRr. 201—207 (öanb XV). 79
204. X. M180'. EI 25.
35ic untere SSermögeu fmb leibenb, bie obere t^ätig beftimt.
2)ie erfte [fmb] mact)en bie @inulid)feit, bie anbere boS intellectuale.
(Sinnlid^e SBorfteHungen, jtnnlid^e ßuft unb Unluft, ©innlid^e S3e«
gierbe.
55ernüntttge SSorfteQungen, SSernünftige Suft unb Unluft, SSer*
nünftige SSegierbe.
2)ie (öinnlid)feit ber SSorftellungcu be[tef)t ni(I)t in ber SSertolrrung,
nod^ ^i^i intellectuale ber 9lQtur nac^ in ber 2)eutlid)feit; \ioSi, ftnb nur
unterfd)iebe ber logijc^en f^orm. 2Sielmel)r madjt ber reale SSerftanb ben
logifc^en 2)?öglic^. Slber eö fan grofee 2)eutlid)feit im ftnnli(^en unb S3er=
roirrung im inteUectualen je^n. 2)aS intcUectuale l^at barin ben SSorjug
Dor bem jtnnlic^en bricht ab.
205. xf X? M 180'. E I4ij.
5)a§ finnlicl)e mirb baburc^, ho^^ e§ ber 2BiÜfül)r unterworfen »irb,
j^war nic^t intellectual, aber l^öret auf ein ^inberntfe befjclben ju jegn;
lüde barmonia facultatis inferioris et superioris.
206 X? V? M 180'. ELV.
C^tniaS fuuUic^ madjeii ^eißt: 2)ie allgemeine 3bee imbei)fpiele ^eigf"
.0 unb 'ta^ abftracte in concreto.
3)aß 23en)u[tfei)n mad)t nichts inteücctual, aber bod^ bietet eS ba§
2)ing bem SSerftanbe bar.
207. x^f v2? v?f M 18(1'. ET 4L 29.
2)ie (Sinnlidjfeit ber SSorftellungen ift fein Übel, jonbern nur ein
^Jiangel unb UnöoEftanbigfeit in ber er!enntniö. 2)er SSerftanb ma(^t
3 E: Stitellcctuale au« || 8 ©innU(^fett ber JBorftcflunflen aus ©tnnltc^
SSorftcüung.
17 inde nicht ganz sicher. \\ barm: fac: inf. et sup. || Erdm. liest: jebe $onn;
Facultas inferior et superior und bezeichnet gomt als unsicher.
80 JReffcfionen jur Slnttiropologie.
aus 6r|cf)einunQen Slnfc^auungen ber ©egcnftanbc unb qu§ bicjcn 23c»
griffe. Sßenn man aber bie ßrfc^einung öor einen S3egrif ^ält, fo i[t
btefeS ber Sdjein.
2)a8 obere Sßermogen ift ber S3erftanb; bie obere Äraft ift bie 2Bin=
fü^r; bie Söebingung ber SBiQfül^r, bie SSorfteÜungen ju be^anbeln, i[t
baS Serouftfe^n.
SÖe^ bcm einen praeoalirt bieSinnlic^feit, be^m anbern berSSerftanb.
208. x—'^f Q^ff an q)if? M383'.
3;cö bin mir meiner bemuft:
3c^ als leibenb, fo fern i(^ afficirt werbe, untere S?ermögen.
3(^ als felbfttl)Qtig : fpontaneitaet, fo fern id^ auS mir felbft benfe
unb tt)ifl. oberes SSermögen.
©innlict)feit unb SSerftanb.
fenfitio intellectuel.
35aS Semuftfegn ift bie IBebingung ber inteKectualltaet.
209. If of tff Q—af? rp^n M 179. Ell 930. Zu M§. 519 ff:
3!)te ^raft ber SSorftellungen (2lnfct)auung),
3)ie Äraft ber ©rfentniffe (bur(!b 53egriffe>
SBegbe ftnb bcutlit^ ober oermorren.
2Bir ^aben lange öorl^er oorfteUungen, el^e toir erfenntniffe ^aben. 20
3)iefc entfpringen nur auS Urtl)eilen unb SSergleici^ung unter SSegriffen.
210. Xf of iff M 180. EI 26. Am Rand links, neben M §. 520,
2. Hälfte:
2)ie untere SSermögen unb bie obere.
2)te untere Ärdfte — bie obere Gräfte. «
9 Diese Zeih ist vielleicht erst nachträglich himugeaetzt. \\ 14 sensitiv?
seasatio?
17 — 18 Die von Kant eingeklammerten Worte scheinen s-Zusätze (ft — (f^) nt »ein.
TiX. 207—212 («8anb XV). gj
Sie untere Ä'räfte treiben mieber miHfü^r, ^. 6. ber Sauf ber ima*
gination; bie obere Äraft ift, bie aQe SSermögen unb alle untere Äraftc
ber freien ttiüfü^r unterroirft.
210a, fir vf M IHl.
Untere (ärfentnisfraft: rooburd^ unö ©egenftanbe gegeben,
Dbere ©rfentnistraft: moburc^ »on unSÖegenftanbc gebockt »erben.
211. n? vf M192. Zu M§..',44:
(Sinnlic^feit unb SSerftonb
©egeben ober gemacht
10 (UnrDiafut)rIi(^)
1. 2)er (Sinn, bie [bie] ©inbilbung unb SSorbilbung: SBiafü^rlic^.
2. ©aS2)i(I)ten. 3Serglei(^ung. (^SBi^unbSc^arfrtnn.) 33e/^eid)nung
(" Untere ober notürUc^e ©rfenntniSbeftimmungen. Dbere ober
33orje^lic^cO
15 212. 1(9 1? vf M180. EI 30. 36.
2)ie ©innlic^feit i[t bie oftectibilitaet (" pajftbilitaet) ber SSorfteU
lungSfraft.
aSerftanb i[t bie jpontaneitaet ber SSorfteUungSfraft.
33eQm 5!Kenfc!)cn i[t bie 1**' ba§ SSermögen ber SlnfdjQuung,
29 " 2** ff ff ff 33cgriffe,
25aS 23en)u[t|eqn gel)t auf beijbc» [ÜKan ift fic^ i^rer als beutlic^ec ober
unbcutit(^er bcrouft] 2)a§ SSerouftfeQn beg ÜWannigfaUigen in ben crften
^ßorfteÜungen (coordination) ober Slnfd^auungen ift aeftiietifci^e 2)eutli(]^=
feit, in ^Begriffen logifc^e 2)eutlid)feit, SSegbeS ift bie blo&e ^orm.
26 £)^ne Sinnlidjfeit würben mir feine Slnfc^auungen (©egenftänbe)
l^aben. D^ne SSerftanb würben wir feine allgemeinen ©rfcnntnifee ^er»
felben ^aben, b. i. fic nid^t benfen.
1 E: ben 8ouf || 2 ift — Söcrmögen aus ift ba< Sennßgen fid^
12 S3e jetdjnungung .» öejeic^ungunß.* öejeic^nungf.* ©«jetc^nunflf ? || 13 be«
30 ftimmungen?
23 coord:
82 äftcfleiiioneii jur Slntliropütogie.
©innlid^ madjen.
2)ie @innlid)feit ift überhaupt genommen unooUfommener als 3Ser=
ftanb, im 3J?enfc^en aber eben fo not^menbig.
©er SSerftanb fann un§ ba§ mcl)t letjren, maS bie ©inne, unb um=
ßcfelirt.
213. Hl rf rf M ISO. E II 1177.
3Son bem finnli(f)en in concreto jum inteÜectualen in abstracto ju
ge^en betrift nur bie logijc^e gorm.
2lber Don bem reinen SSernunftbegriffe jum angetoanbten betrift bie
rcalitaet.
£)ie Unbeutlid^feit fommt oon ber 5)?enge \)tx, bie in einer finnlid^en
Slnfc^auung entl)alten.
214. ,«? T? vi M 180.
2)aö bloö juDiectine in ber t^orm unjerer [3tnn 58or[teUungen ift bie
©innlic^feit.
215. ?f ff^f n!'! q'?? M414. ETI 472.
©innlic^feit ^at o^ne 3Ser[tanbegbegrif feinen 3ufauunent)nng, unb
ber crfte ol^ne bie le^te feine realitaet. 2)er SSerftanb fomt entmeber jur
|lnnlid)feit als refle;rion ober bie ©innlid^feit jumSSerftanbe als ©r^eflung.
216. V. M ISO. E ISS.
©einen (ärfeuntniffen, aßgemeinen 2e^ren, felbft ben mat^euiatiid)en
(^ geometrifd^e (Sonftrudionen) burd^ bie SSejiebung auf [äÜe in concreto
(' fxnnlid^feit) j^u geben ift fe^r nöt^ig. 2)aburcl) wirb ber ®ebrau(]^ in
anfe^nng ber mirflid^en @egen[tänbe beforbert. 2)aS einzige ÜJ?ittel be§
practifdjen. 2)er Unterjd^teb beS «StubirenS üor bie 2Belt unb «Schule. 2)er
3 E: Oen ü)?enf(^etl ,• äusserst unwahrscheinlich.
10 realitaet? entitaet'
1(1
yir. 212—219 (Sanb XV.) S3
abgefonberte 58cr[tanb l)Qt feinen SSorjug oor ber ©efamten @tnlict)fett.
£)^ne ienen würben wir nichts benfen, o^ne biefe feinen ©egenftanb besS
2)enfen§ l^oben.
2)er 3Serftanb: ber Qoeü ber 3Regeln; aber beren Slnraenbung beruht
auf ben Äentniffen ber ©inne, welche geübt werben mufe unb md)t
wieberum regeln oerftattet. 33ornemli(^ bie ®emein|(^att be§ 2Ser[tanbeg
mit ben finnen. ©uiben^. Srofen^eit.
217. v—x. M ISO'.
SSerwirrung betri[t ben SSerftanb fo gut al§ bie ©innUci^feit: obfcure
10 ©ebanfen.
218. v—x. M180'. EI34.
2)ie6innlid)feit giebtSlnfc^auungen, ber 93erftanb SSegrtffe (logifd^er
Unterfd)ieb). 2)ie @innlid)feit [teUt bie ®egen[tänbe üor nac^ ber @r=
fc^einung, ber SSerftanb an jic^ felbft (realer Unterfd^ieb).
219. v—x. M180'. El 33.
25er logif(!^e Unterfc^ieb be§ <£innlid)en unb intellectualen. 2)er
reale Unterfd^ieb. Genesis.
11 Erdinnim verlegt Nr. 218 in die Zeit der DiissertatioH con 1770. Das ist
nach handschrij'llichen und Stellungs-Indicien ganz unmöglich. Nr. 217 — 220 stammen
•>(\ aus derselben Zeit. Nr. 217 — 219 sind auf M 180' zwischen den früher geschriebenen
Reflexionen nachträglich zugesetzt, Nr. 217 zwischen 202 und 203, 218 zwischen 201
und 204, 219 zwischen den beiden letzten Absätzen von 204. Kant hat diese engen
Plätze sicher erst benutzt, als auf M 180 kein grösserer Raum mehr vorhanden war,
d. h. nachdem die Nrn. 212 — 4, 216 geschrieben warei,. Was mit dem Ausdruck, dass
26 ber SSerftanb bie ©egenftönbe an [ic^ felbft üorfteflt, gemeint ist, geht aus de/,
Zeilen 84i4—2'! »" Nr. 220 ht>r>'or. \\ 14 Die Klammem fehlen.
6*
84 JReflejtoncn jur Slnttiropologte.
220. v—xf ip^lf M 181'. ET3Ö.
2)er Unterf(!)ieb ber (Sinnlict)feit Dom SSerftanbe ift 1. formal, \>0i
bic cr[tc (Srfenntniä intuitio, bie j^wegte bifcurftD ift. 2)iefe§ ift ein unter=
fd)ieb bei)m 2Kenfd)en. 5cne§ ift eine aeft^etifctie, biefeS logifcfie form.
3!)a^er: einer (» bifcurfiöen) (ärfenntniS Sinnlic^feit geben, ift fo öiel al§: r,
aiif(i)auenb machen. 3« ieber biefer ber/ben formen fon 2)eutlict)feit ober
Unbeutlidjfeit ftatt finben, nemlid) in ber 2lnfd)auung ober im ^Begriffe.
2)eutlic^feit ber Slnjc^annng finbet ftatt, too gar fein 33egrif ift. e. g.
2Bo man feinen 9ia^men Dor 'i)(x§> 9Jianigfaltige an einem ®ebäube l^at
unb bo(^ aüe§ roo^l unterfd)ei bet. 50^an mufe and) nid)t surUnoollfommen= lo
^eit ber einen §orm als ber Slnfcftauung ba§ rechnen, roaS eigentlic!^ nur
bie §orm bc§ 33erftanbe§ ange'^t. 2)er Unterf(^ieb beS 28erftanbe§ beruhet
alfo nict)t auf 3Sermirrung unb 2)eutli(^feit, mo'^l aber ber i5^orm nad)
auf Slnfd^auung unb 23egrtf. 2)0d[) ift [Slnfdiauung nur eine (giß Sebing] bie
<Sinnli(i)feit bieSebingung aOer Slnfd^auung nur im menfd)U(l[)en @rfennt= is
niffe, weil ber -IRenfd) ni(!^t ba§ Urmefen ift unb er a priori gegenftdnbe
gicbt, fonbern fic it)m gegeben werben muffen unb er fie roarnimmt.
2. real ober genetifc^ (» Sejietjung auf ben ©egenftanb): roorauS fte ent=
fpringen, entroeber unabtiangig öon @innlid)feit unb alfo o^ne burd)
bereu SBebingungen reftringirt ju fet)n (roeld)e§ bod) nur eine negatio 20
größere Speere ber Slntrenbung ift, roeil mir o^ne Sinne feine anbere
©egenftönbe traben fönnen), ober nur in 3Öegiet)ung auf bie 2lrt afficirt
ju werben.
Sföir tonnen a priori bod^ nid)tä erfennen, al§ unfer eigen fubiect
unt bie barin Uegenbt 33ebingungen, einen ®egenftanb, ber un§ gegeben 2.,
roerben mag, entroeber anj^ufd)auen ober ^u bcnfen.
5)aö bifcurfiöe ©rfenntniS ^eiBt benfen.
221. v—x M 179. Zu der Überschrift von Sectio 11 (M §.-519 f.)
„Facultas cognoscitiva inferior":
3Rid)t ba^ SSermögcn unoeutlid^er SSorfteUung, fonbern i)a§ 9Ser= 30
mfigen b<r Slnfd^auung. ^begriffe gel^oren öor 58erftanb,
mr. 220—225 (öanb XV). 85
222. v—x. M179. EI 28.
6inlic^feit wirb in 2lnjel)iing aUer bre^ 3Scrmögen: ©rfenntnis, Q^c»
tüt)I unb 33egierben gebraucht; 2Ser[ianb nur in 2lnjel)unfl eine§, n3el(i)eö
QÜe Sßorftellungen regiert. 2lber bo(i^ entroeber tl)eoretifc^ ober prQc=
tif(^ ift
^;:?.9. vf 10? ifff? M im. EI 32.
6tnnlic^!eit. — @inn unb ©inbilbungSfraft — 33crbinbung,
aud) too^l 53ern3ect)felung be^ber.
SSerftanb (Urttjeüsfraft. S3ernunft). SScrbinbung mit jener.
Obere unb untere 3Sermögen. —
2llle 33ermögen, "ita^ (5r!entni§», ©efü^liS« unb SßegetirungSüermögcn,
fönnen finnlid^ ober inteÜectueU fet)n.
224. ipr M186. Ell 324.
2)er @inn ift entroeber innerlich ober äufeerlic^; innerlich airb nur
ein Sinn genannt unb baburd) bie opperception öerftanben. 2)iefe ift
aber fein @inn, fonbern mir finb un§ baburd) fo too^l ber Sßorftellungen
ber äußeren al§ inneren finne berouft. @ie ift blo§ bie 23ejiet)ung oQer
SSorfteQungen auf i^r gemeinfdiaftlid) @ubiect, nici^t aufö obiect.
2)ie ^orm be§ inneren 6inne§ ift bie '^tW. 3)ic ^orm ber Slppcr-
ception ift bie formale ßin^eit im 33emuftfet)n nbert)aupt, bie logifd^ ift.
2Bir l^aben aber mehrere innere (Sinne. ®efü^l.
225. ip'. Mm'. EI 63. 64.
(äintt)eilung 1, in ©innlic^feit [ber gorm] bcm Urfprunge nad) unb
SSerftanb. £)er ^^orm nad^ fan \i(x^ SBerouftie^n mit ber @innlid)feit
25 unmittelbar SSerbunben merben ober oermittelft ber 33egriffe be§ Söer-
2 Nach Vermögen im Ms. ein Punkt. W 3 E: S3egierbe
11 Der Strich nach SSertnßgen ist i'ielli'icht nicht als Komma, sondern als Ver-
v'eisungs:eichen au/zufassev. dem dann kein zweites entsprechen trurde
86 9JefIertonen jur Slnttiropologie.
ftanbe«; jcncö giebt finnlic^e (» aeft^etifd)«) illar^ett, ©eutlidjfctt; btcjc:
logifctie. S^v Älarl)eit je^ort attenbiren, gur SSerbunfelung Qbftra^iren ;
beqbeg get)ört jur ©inlidjfeit jorool)! olö SSerftonbe.
6innlid)feit ift ba^ SSermögen ber Slnfc^auungen, cntmcbcr bcr
®egen[tänbe in bcr ®egentt)art = @inn, ober and) o'^ne ©egenaart: 6in= •'■
bilbungsfraft. 2)tefe ift !♦ reprobuctio: imaginatio. 2)ie Slnroenbun;^
baüon nac^ bcr analogie ber SScblngungen i[t pracDifton. ^cmx ®efefe ift
lex associationis, biejer exspectatio casuum similium unb proeüifton.
SöcQbe entmebcr mit SSeiDuftjcQn unb toilfü^rlicft, ober [natu]p^i)ftf(j^; jenes
®ebQ(t)tni§ unb pracfagition, btefeö p'^antafte unb i)racjcnjion. 2. gel^t auf lo
3cit überhaupt unb Reifet auc^ p^antafte. Fictio.
226. w. M179. EI 199.
nWan fönntc eine brc^fa(!^e ©imcnfion («' bignitaet) in einem SSer»
nünfttgen 2Scfen benfen: 1. bcr blofeen SSorfteÜungen (ber 8lnfci)Quung);
2. ber 23egriffc(beqbera priori); 3. ber 3been, barunter biegreQt)eit ber»
jenige ift, welcher gar nid)t im empirifdjen SSemuftfcijn cntt)aUen fei)n fan.
227. lo. MlSr.
NB. ©innli(i)feit Reifet ba§ bIo§ fubiectioe unfercS 9SorfteUung§«
DcrmögenS. ^an ieneS bod) auc^ obiectio gebrau(l)t merben, b. i. ein
ßrfcntnisftüf werben, fo ©e^ört c§ jum ©rfentniS 23ermögen (^ unb
Reifet empfinbung). 3ft e^ aber auf fold)e 8lrt fubjectio, bafe e« gar ni(l)t
objectio pm ©rfcntniS beijträgt, fo ge^ört§ für 'ü(x% ®efül)l ber ßuft,
4 Zum Folgenden vgl. VII 153, 167 ff., 17 4 ff., 182 ff. \\ E: 2lnfd)OUun0 ||
5 E: ©tnnc || ö 1 übergeschrieben ; von E. ausgelcuisen. \\ 8 E. hat nach similium
noch cet, was im Ms. nicht steht. \\ proeDtfion? proeoifionen?
15— Iß E: beibc |1 3 brtttenS ber || berjentge aus btejentge |1 roelc^er aus loelc^e
17 Die Reflexion steht unter Nr. 220. durch einen Strich von ihr abgetrennt.
Für das NB. im Anfang fehlt eine besondere Beziehung. \\ 20 Der g-Zusatz steht
auf dem untern Rand von M 181.
5ilr. 225-220 (S3onb XV). 87
votliii alfo immer jur ©innltd^feit gel)ort, obcjletc^ bie ^öorfteDung, bie
fte erregt, intedectual tft.
228. a>. Mm. Em?.
2)ie ganfee finnli(t)e SSorfteÜungSfratt:
1. 2)er (Sinn (facultas apprehendondi):
a. Slppre^enfton be§ inneren (sensus internus),
b. be§ dufjeren 3w[tQnbe^,
c. feiner jelbft (apperceptio).
2. ßinbilbungSfraft (imaginandi):
a. facultas reproducendi,
b. praevidendi,
c. fingendi.
3. SSergleid^ungSoermögcn (comparandi):
a. Ingenium,
b. acumen,
€♦ facultas signandi.
229. loK LBl. Reiche Xb h'J. S. IL
©innlidbfeit unb ba§ inteÜectueKe SSermögcn. — Dbcrc« unb unteres.
ScneS ift ©mpfanglid)feit — biefeS ©elbftt^ätigfeit,
20 @innlict)feit al§ jum (SrfentniSöermögcn get)ori0 ift @inn unb
(^ ebler) ginbilbungSfraft. (^^er SSerftanb: begriffe.) 2lnfd)auung.
3Serftanbe§ Segriffe, ü er finnUci^t,betommenßeben,2lu§brü(feö)er^
ben emp^atifc^, prägnant. (" ^ett — Itd^tüon.) ©al^er bie fc^einbare
23erebtl)eit ber 2Bilben, toeil fte o^ne Silber feine Segriffe auSbrücfen
36 fönnen. 3)Q^er alle ^egerlic^feiten, welche Segriffe öoii Sichtung
begleiten unb bie oft furo ganje genommen mevben. — @S ftnb j^rf unbe,
2 Am Schluss ein Fortsetzungszeichen, dem ein zweites unten auf M 181 ent-
spricht, aber ohne darauf folgenden Text.
S Die Klammern stammen von dem Herausgeber, abgesehen voti denen vor
30 facultas und sensns.
22 Zum Folgenden vgl. auch VII 143—4. \\ 25 ^e^ftCtitlfeit
gg 9iefIe;ioneii jur Anthropologie.
bie jtd) mit etnanber nidjt immer der tragen, [aber] unb §euibe, btc
Don cinanber nid)t lafjcn !önnen.
Db mir üom SSerftanbc gu bcr @innlid)feit abfteigcnb ober umj^c--
fc'^rt Qut[tciöcnb im SSortroge ju üer|Q^ren ^aben. ©ic ift jenem ju
3)ien[te,
iVr. 230—238 zu M §. 533.
230. V? x'?f (v'ff) M 187'. 187. E 1 104. 111116. M187':
alle ©rtentniS ber 3!)inge fomt qu§ ber empfinbung ber OKaterie
nad^ ; ber SSerftanb giebt nur ibeen ber reflerion.
2)ie ber fub[tQnjcn au§ ber äußeren (Smpfinbung; unb mir liaben
Qud) nur innere ©mpfinbungen, inbem mir unfere 2eiben unb 2;!^ätig=
feiten in 2lnfel)ung ber dufeeren un§ bemuft merben. ©efübl unb SBegierben
finb etmaS, ma§ mir nic^t an ben dufeeren obtccten qI§ (Sigenjc^oft mar=
nehmen.
2)er t^eoretijc^e ibealiäm: bafe eg feine dufeere 2ßelt gebe.
S)er practij(t)e: \ia^ unjre ®lüfjeeligfeit baüon md)t ab^dnge.
(" 2)er logijc^e: inbem man bie fenjttiDc üor unöoüfommen l^dlt
unb bloS allgemeine fpeculation liebt.)
2)er ae]"tl)etifcl)e ibealiäm mürbe ber feqn, bcr nid^t eine fd^önerc Sißelt
als bie mirflidjc jc^ilbert, Jonbern )iOii ®emut^ biSponirt, Die 2Belt ju oer«
fc^önern.
231. V. M187. EU 1114.
ibealiSm: ba& oUeS in bem 5J?enfcl)en liege, e. g. <Sd)ön^eit ber 2Belt.
3 Jüerflanbc bcr
17 Der g-Zusatz $teht rechts von den beiden vorhergehenden Zeilen, sowie (Z. 18)
auf dem linken Rand von M 187. sensitiDe ("sensitiva zu lesen scheint mir kaum möglich
zu sein) müsste dem Zusammenhang und der Stellung nach wohl auf SQklt bezogen
werden; doch dürfte es wegen des Gegensatzes zu aDgeitieine fpeculation H fpecuIattOC*.»)
richtiger sein, mit Erdmann ®tfenntni8 nt ergänzen.
9ir. 229-233 (Sanb XV). 89
232. V. M187. EU 1115.
2)er ibealiSm, ber bcm realism entgegcngefe^t wirb.
2)er ibealiöm, ber bem fenjualiäm entgegengeje^t wirb.
2)er rationoliöm ift: ba man aUeS a priori l^erleitct, e. g. [Söclo^n]
practifd^e trieb[ebcrn.
233, V. M 187. Ell ms.
£)er tbealiöm be§ ®cf(t)uiacf§ befielet barin, txx'^ bie originale, ibeal
ftnb unb nid)t gegebene möbele; barau§ folgt, ^a^ man ben ®efcl)mat
burc^ S3efantfcl)aft mit bem fd)önen cultioiren unb nic^t formen müfee.
sensus erudiri possunt. @anc^o. 2Barne^mung mufe gelernt toerben.
8 UJodele? modeln? || 10 Vgl. die Anthropologie- Abschrift der Berliner König-
lichen Bibliothek Ms. germ. quart. 400 S. 101 — 2: ,,Die Sinne müssen instruirt und
excolirt werden. So kann ein Blinder sein Gefühl excoliren, so dass er die Gegen-
stände gut unterscheiden kann, er kann es also cultiviren. So übt ein Jäger sein Gesicht.
So hatten jene, die einen Ancker Wein im Felde truncken ihren Geschmack so excolirt,
dass der eine sagte: der Wein schmeckt nach Eisen, und der andere sagte: er schmeckt
nach Leder; beyde hatten recht, denn es war ein Schlüssel mit einem ledernen Bande
im Ancker''''. Der letzte Satz giebt unter freier Umgestaltung mehrerer Einzelzüge eine
Erzählung aus Don Quixote wieder, die oben durch das Stichwort ©ötld^O angedeutet
ist. Vgl. „Des berühmten Ritters, Don Quixote von Mancha, Lustige und sinnreiche
Geschichte, abgefasset von M. Cervantes Saavedra''''. Andrer Theil. 1734. V. Buch
13. Cap. S. 138 — 9, wo Sancho spricht: „Ich will [den Wein] nur vor die Nase halten,
so will ich gleich wissen, von was für Gewächse er ist, ob er zeitig worden, oder
nicht, ob er jung ist, ob er sich hält, und alle seine andern Tugenden oder Fehler.
Ihr dürfft euch nicht so sehr darüber verwundern, das ist in meinem Geschlechte, und
ich habe es von meinem Vater. Es sind in meinem Geschlechte die zwey grasten Wein-
koster gewesen^ die iemahls in der Landschafft Mancha sind gesehen worden. . . .
Man Hess diese bei/den Weinkoster einst wohin holen, um ihre Meinung von einem
Fasse Wein zu sagen. Der eine nahm nur einige Tropfen auf die Zunge, und der
andere röche nur daran: Jener sagte, er schmeckte nach Eisen, und dieser sagte, er
röche nach Leder. Der Hausherr schwur, es könnte nicht seyn, der Wein wäre reine,
und man hätte nichts hinein gethan, davon er diesen Geruch könnte angenommen haben.
Die beyden Weinkoster aber blieben bey ihrer Aussage. Einige Zeit darauf, als man
den Wein verkaufet hatte., und das Faas ausscheuern wollte, so fand man einen kUmen
90 SReflerionen jut 3lntt)topologie.
234. V. M187. Ell 1119.
2)cr acftt)ctij(l)c ibeaü^ni; ibeale ber (äinbilbung.
2)cr practijc^e ibealiäm {^ nld)t beä ^irngejpinftS, fonbern ber 9Ser»
nunft: ibcaliSm ber 2Bei§l^eit): \i(k^ bie 2BeIt nur baSjeniöe feQ, tooju mx
fic mad^en; tio.^ fte einem frol)Uc^cn ®emüt^c ^eitere unb einem trüb»
finnigen büftere SluSfiditen ®ebe.
2)afe mir in un§ felbft bie ®rünbe eines ©lütfeeliöcn Su[tanbeS fetjen
miif[cn. ©picur unb 2lri[ti))p.
235. V. M187.
3n ber ©innlic^tcit Slnjc^auung beffer alö ©mpfinbung.
236. V. MIHI. EI 103.
9Son ben ©innen fängt aüeä an *, unb eS be^iel^t fid^ au6) gulc^t
aücS fcarauf als practifc^en ßmecf. 2)a^er SSele^rung bur(!^ ©rfa^rung
unb Slnmenbung auf biejelbe.
*Q> 2luS ben binnen jmar nid)t aüeö, aber bei) (Gelegenheit ber u
erf(!^einunöen ber ©ebrauci^ beS SSerftanbeS-)
;257. ,;_;f? ("A— ??; M187'. E 11323.
2)ie tranSfcenbentale, bie p^Q^fc^e «"^ practifd^e aeftfictic.
Schlüssel an einen ledernen Riemgen darinnne. Glaubt Ihr nun wohl mein Herr,
dose einer, der von so vortreßichen Weinkostem herstammet, sich wohl auf den Wein 20
verstehen müsse f'''^
6 fic einem? jlc in (i>o E.)? fic {m?|| E: ©emütem . . . unb in trübfinnigen
16 5ierft. E: ber SBernunft
18 Vgl. das Phil^pxsche Anthropologie- Heft 26: Die Aesthetik „ist über-
haupt die Wissenschaß der Sinne. Die Unterscheidung durch Lust oder Unlust ist 25
ästetiach. Die Aestetic können wir eintheilen i, In die transcendentale, welche die
5Rt. 234-239 (Öanb XV). 91
238. v—xf ß—W M 187'.
2)ie SSorftetlungen bcr Sinne feiner @elb[t unb feiner ßuftdnbe, im-
0leid)en ber äußeren 2)inge fe^en juerft bie (Snrecfung ber ^nfc^auungen
be§ SRaumeä unb ber Seit öorauS, roorin mx aüeö fe^en unb unterfd^ciben.
2)iefe ftnb baS Seftanbige, toaö jebcr ©mpfinbung einen ©egcnftanb giebt.
Apologie für die Sinnlichkeit. §.8 — Jl (VII H3— 6).
Von dem künstlichen Spiel mit dem Sinnenschein. §. 13 (VII 149 — löl).
Von dem erlaubten moralischen Schein. §. 14 (VII 161 — 3).
M §. 643—8.
239. xf fif tjf? M 192'. E 183.60.
2)QS®efüt)l mit einem ^ugeld)en gmifc^en jtDci)6reu^tt3eifen Ringern.
5)q§ ®erid)t f)at bie meifte vitia subreptionis, ©eil e§ bie meiften
iudicia obiectiva Don ®rofee, ©eftalt, SBeite unb Drt be^ ftd^ fül^rt.
SlQeen fd)einen ftd) pjufpifeen, \iQi§> Wtzx gu ergeben, ^tacqeten über
ben Äopf ju fallen, felfen überzuhängen, ^Oi§i Ufer bem ©d^iffe unb ber
l)immel un§ allen ftd) gu bewegen. (^ 2Bir mengen auc^ p^antafien ein.
5J?an fielet im ginftern Oefpenfter, im 3J?onbe ein 5J?enfd^engefi(^t.) ßinen
in bie ^anb gebrüften unb weggenommenen 2;^aler nod^ gu l^aben.
53auc^rebner.
20 sinnltfhen Vorstellungen von den intellectualen unterscheidet^ sie körnt in der Metaphisik
bey der Betrachtung der unterschiedenen Erkentniasquellen vor, und überhaupt ervoegt
sie die Formen der Sinlichkeit, d. i. Raum und Zeit. 2, In die physische, welche
die Organe des Körpers betrachtet, und ein Theil derselben die physiologische über-
legt die Empfindungen. 3, In die practische, sie untersuchet die Lust und Unlztst in
V5 der Empfindtiiig''\
11 Dieser schon von Aristoteles (ITtgl fvvnvltov II 460 b, TlQoßkrifxaia XXXV
965) erwähnte Versuch, bei dem wir glauben zwei Kügelchen zu berühren, wird in dem
Parow^schen Anthrc^ologie-He/t S. 59 näher beschrieben. || 13 E: indices objectivos ||
16 fic^ fehlt. II Der g- Zusatz steht am Schluss der Reflexion. Vor @tnen und vor
30 SBit je ein senkrechter Strich, doch wohl als Verweisungszeichen aufzufassen; freilich
nach ^aben. (Z. 18) ein ebensolcher Strich. \\ E: Jß^atttafie; sehr unwahrscheinlich.
92 JReflejionen jiir 9lntt)ropoIogtc.
240, x^f m? tjff M192'. E 166—58.60. 11328.
SBie baö ^^rauen^immer bie ftnne betrügt unb wir un^ gern betrügen
laffcn. Slngefleibet fie^t ein 3)?enfd) fc^äparer au§ qIö im neglige.
2Bir muffen unfere ©inne öfters ^intergel^en, um unS i^rer ©eroalt
ju ent^iet)en. 5
3)en 23etrug ber Sinne üjerben mir im Sllter inne.
3)ie @inne bel)errfd)en unä biirc^ 33etrug ober burd^ ®emalt.
2)er 5Ratürli(^e betrug ift nid)t gu übermaltigen.
3n bie Singen faUenbe ^ol)eit. 33efd)eibenöeit. 3Serftanb. 6ere=
monien, Kleiber im 3ftatl)e. i«
5)er Wenfc^ ift ein ®au!(er üon ü^atur unb fpielt eine frembe SRoUc.
3)ie (Sigenliebe unb ieber affect betrügt un§ innerlid).
^ei)rQt{) t)ebt \iOi^ 33Ienbmerf.
2)a§ Slenbroer! I^ört burd) beffen (5in|id)t uid)t auf. @d)minfe.
3Bol)lgeneibete ®efeHf(i)aft machen einanber 2ld)tung. 2)qS tiefe Negligec is
bringt g^amiliaritaet l^eröor, 2)ur(I) ba§ anftänbige 2lu§fe^n ^dlt man
einonber in Entfernung.
^er 23erftanb allein irret nid)t, meil er bloy l)anbelt*,
2)ie©innc allein nidbt, meil fie gar nid)t urtl)eilen unb alfo blo§ leiben.
*(* nic^t leibet (alfo nic^t oon feinen Siegeln abgebradjt mirb).) so
241. i^f IX? r}?f M 192'.
3)a§ Vitium subreptionis generaliter ift, \ia'^ mir ba§ Urt^eil bc§
33erftanbe§ t)or erfd)einung fjalten {^ bie refte;rion Dor intuitton), unb ift
ba§ ®efä^rli(t)fte, menn fo gar ©runbfö^e barau§ gemad)t merben, 'üa--
burd) ber 33erftanb feiner rechte beraubt mirb. 3" logifcl)en fällen bient
bie Berufung auf bie Sinne jum ftärfften Seroeife, in bcn ^jraftifdjen
aber gur ilrennung ber 3)enfung§art unter ben 5J?enfcI)en unb bie Ein-
ftimmungen ouf^ul)eben. 2)er ftd^ in 3lnfet)ung ber Urt^eile über td^
fd)önc auf [®ej(^m] \>a§> ®efü^l unb in 2lnfe^ung ber fittltdjfeit auf ®efül)l
beruft, benimmt bem 23erftanbc fein i^elb, unb eS ift eben fo gut, al§
wenn er ftc^ auf bie Schöpfung beriefe.
3 im» in»? 1| 'ZO s-Zusatz: xn vi |? <f'*
'43 Der g-ZusaU steht über bafe ttJir boi? (Z. 22).
9ür. 240-245 («Boiib XV). 93
242. x^f v^f 'e? (f^n M 192'. E I5S.
{^ Urt^eil (ä'ber SSernuntt) Dor innere (Smpfinbung ^altenO
3?on ber ßmpfinbung i[t feine ap|)eClation; aber [in ber] eigentlicl;
[ift] brücft feine ßmpfinbung ben Segrif einer fadje quo, no(!^ üiel meniger
6 bie Urfac^e. 2)ie ©mpfinbung ber ^nne^mlic^feit i[t aUein unmittelbar
geroiS; bie anbre, aenn fie auSgebrücft werben fotlen, ftnb Urt^eile ber
3^erglei(!^ung. e. g. «Sauer, fü§.
Vitium subreptionis : baburd^ man ba§ 2Bafjcr felter alä bie Suft
unb bie ^eUer im @ommer toärmer al§ im SBinter ^elt.
10 2)a§ ®ute i[t fein [öeg] ^inbrucf be§ ©efü^lö,
2)ie @inne geben nur ©inbrürfe.
243. x'f v'f 'ef ff'f M 192'.
Fallacia sensus ioteroi.
Vitium subreptionis ift, wenn baö [finn] intelleftucUe üor finnlict)
15 gehalten roirb, entroeber in ber ©rfc^einung ober im 23egriffe, "ü^x^ fubiectioc
öor '^a^ obiectiöe.
244. f^if (x'f v?J M192. Gegenüber von Nr. 239 (9lii-ii):
2)ie ®r5fee be§ 5J?onbe§ im ^otijont ift nic^t eine (Srfdjeinung, fou=
bern ein ©djein. 2llfo giebt eS einen 33cgrlf, ber Dor ©rfd^einung, unb
20 eine ßrfc^einung, bie Dor einen 33egrif gehalten toirb.
245. n? (x'f vfj M192. EI 160.
Scutc, beren 5aftcr n>ir fennen, fc^einen boSl^aft auSjufe^en.
2 Der y-Zusatz ist zwischen Nr. 241 und 242 nachträglich twiachent/eschritben.
9 Kant hat sich versehen oder verschrieben: (Sommer ««c? ffittttCT miwsfcn ihre Stellen
26 tauschen. \\ ^elt« Ijolt?
22 Vgl. VII 1798-11.
94 9ief(ejloncn ^ut Slntl^ropologle.
246. fx~^f q)^?? M192. E 1 65.
e§ i[t beqm 3fieid)t{)um, ©tanbe unb in bcr tünftigen Seit, jelb[t be^
SlnbQC^t Diel dufeereg unb eigene^ SBlenbroerf.
247. i-i—Sf ff'?? M 192. EI 638.
3)ie @efd)led)t§neigung ift einSSlfnbwerf üon guter ^Df einung, welc^eo
wirflic^ ßiebe ^eroorbringt. 3^re ÄIugl)elt ift Slenbajerf. %x ^u^,
O^ne ©lenbroerf üerliert ba§ 2eben allen 3Rei3»
248. fi—'§f (p'f? M192.
Sinne betrügen nid)t, mcil fte nid^t Urt^eilen»
249. ^i—V (p'f? M 192. EI 62.
2)er ©a^: nihil est in intellectu 2C K. 6in 23lenbroerf ber @inne
fanu Oi\xi) Unjd^ulbig fet)n: e,g, peruque.
©in ©aufelroert ift, mo etmaö ber 3Ratur loiebrigeS (unmögliche«)
Dorgeftetlt wirb. 2)ieje§ mißfällt iebem Sßernünftigen. SBenn mir aber
\>a^ jpiel ber ©rfd^einungen [ober] unb Urt^eile mit SSemuftfe^n mad)en
fe^en, e. g. fallacia optica, [o gefällt ba§ feljr. (So ber SluSpu^ gegen ^(x^
negligee.
250. v'f I? q'? cp'f /.if? M192. E 11 1376.
3)aö Vitium subreptionis transscendentale ift, wenn boS intellectuale
oor jtnnlic^ (2lriftotele§) ober ha§ ftnnlic^e oor inteltectuel gehalten ttirb,
b. i. weiter als auf 33ebingungen ber ßrfc^einung, auf ©egenftänbe an
jtc^ felbft auögebe^nt toirb.
19 transsc: !| 21 E: @rfd)ciiiunacn
gir. 246-254 (iSanb XV). 95
251, v'f o^f (;'f yjf M 193'. E 1 49.
Apparentia i[t baöienige an ber (SrfcJ^einiing, waö ein ®runb ift, fie
auf einen ©egenftanb berfelben unb beffen 33egrit {^ ftnnlid^en ober Sßer=
[tanbeS) ju bejie^en.
€>o jd^eint bie «See l)ot)er, ber %\)wxvix überzuhängen.
@§ ift eine SSermcdifelung ber (äinbilbung mit bem refleftirten.
53ilbenbe Äratt.
Ob Äorper phaenomena ober falfc^e (" blofee) apparen^en jtnb?
252. vf (n?) MJ94'. E löl. Gegenüber von M §. 648:
3Ratürlicf)e 2äufd)ung (f iüufion). (Sin @d)ein, ber babuvc^, bafe er
mieberlegt roirb (^ unb alfo nict)t betrigt), nid^t aufgel^oben wirb, gefallt.
(«' SBlenbroerf) ©aufelroerf C 33etrug): («' 2)abet)) oerfc^minbet bie tau-
j(l)ung mit ber (5infict)t, unb e§ mi§fdQt.
253. (p? x"? uf? M 194'. EI 5t. Gegenüber vor^ M §. 548:
2)ic (Sinne be^errfd)en un§ burd) 33etrug ober gemalt.
2Bir muffen fte mieber l^intergel)en.
(5in @d)ein, ber nidjt betricgt, ift iüufion. j. (5. <Sd)C)ul)eit beö ®e^
fd)led)t§. 2lnftanb. pomp. Zeremonie. tSeremonien ^leib. *2lnDact)lj
^auS. @ib.
254. <ff x^ of? M J94'. E II 1117. Gegenüber von M §.648:
ibeali'Sm ber @rfd)einungen: roir finb jum S^fieil ©d^opfer berfelben
au§ bem (gtanbpunfte, "ütw mir annet)men. 3)id)ter.
6—7 E: ber reflecttreuben btibenbeii \\ refleftirten? refleftirenben?? || Stibcnbe"
SBtlbenben? |1 8 E: folc^e ■itatt folfi^e
•-'5 10 f JJi s-Zusätze: v — (f.
18 — 19 (Serem: Äleib i| Möglicherweise ist nach Slnboc^tä und ^an4 jedesmal
J^Ieib zu ergänzen.
96 9lcf(efioiien jur ^^nt^rovolüaie.
255. ip. Mm'. E 165.
3}Qä ®e?e^ ber Sinne i[t: '^(x^ mir nid^i^ in ben Sinnen (jaben aly
fömpfinbunfl, [unb fie] bie fucceflltJC (£qntl)ert§ berfelben in ber Übcr=
fc^auung unb bie ßiifQ^'^^ttn^^o^unQ ^^^ manigfaltigen berfelben in
einem SBilbe im D^aume ober ber 3^^^- 2)a§ Übrige get)öret bem SSer-
[tanbe an.
25(L 10. AJ 194. Zwischen M§. 548 und 549:
3ion ber Fallacia sensus interni (qI§ externi) — u'okl unvollendet.
Vom Können in Ansehung des Erkenntnissvermögens überhaupt.
§. 12 (VII 146— 9).
M§.527.
257. l? x^i M182'. EI 45. 42.
2)ie innere Seict)tigfeit ift ber Überfd^uä ber ^xa\k.
2)ic äufeere 2eid)tigteit i[t ber 5D?angel ber ^inbernife.
[2öas] @ttt)Qg leid)te§ gu leiften bringt wenig el)re (» aber voo\j\
roa§ jct)mereS bringt ßtjre).
©troaS leid)t ju madien ift ein Sßerbienft.
C« @d)iDer ift: beffen 2lu€übung ber 33eqocmlid^feit mieberftreitet
(<f ber SBeftrebung bef(t)n3erlic^ ift).)
aUe @rlci(i)terung§mittel bei) großer Sd^roicrigfeit finb »iDfornmen.
(« 2)a^er met^oben, mafc^inen.)
^r 8(n@d)etn ber lei(t)tiflfeit einer ^anblung ift naiü. (» SSoltaire.
©raöttaet in ntdjtö bebeutenben SDingen. 2iBid)tig, fci^roeer in bem, toa^
im ©piel ift. Arbeit unb «Spiel,)
2)08 merfmal ber peinlic^tcit ober 3Küt)fQmfeit ift ungefc^üt.
IS — 24 a-Zusätze aua verschiedenen Zeiten: t^f Je*.* /"? O^f vf (| 22 Die erste
Silbe von 9(il3c!^ein übergeschrieben. \\ Zu !93oItaire vgl. Starkes „M&uchetikundt^'- S. 49:
„Et iästt Manchem etwa» Mcht, ob et ihm gleich nicht leicht wird^ und dann ist
Voltaire ausgezeichnet; seine Schriften sehen sehr leicht aus, wenn man aber versucht
5Rr. 255-258 (23onb XV). 97
258. x^? (L^f) M 182'. E 1 46. 480. 44. 43.
5Keigunfl, \ia^ fct)tüeere [auf] ^u leiften. unb fdjtoeer ju ma(i)en, toeil es
baburd) iüict)ttg fdjeiut.
2)er, fo alle^ Dor leidet t)ält: fupcrfibc.
5 2)er, fo (x\iz^j Dor fd^roeer l)ält: bi[ftcuttaeten Krämer.
C d)olerifd)e ftnb Dor ^a% (Scl)iDeere, roaS ©efdjminbe gefd^ict;
melancolifd)e üor "i^d^ @cl)n3eere, wag langfam gefct)tet)
C 9Jtan mufe bie @ii)roierigfeil geigen, um bie5?rdfte ju e;i:dtiren.)
^a§ an jtc^ fdjroeere fan nic^t öor jc^wac^e unb bequeme leicht ge=
10 mac^t oierben.
2)ie ScI)iDierigfeit ju geigen ift ®ut.
(« Wdn ma(l)t ben Umgang leicht burc^ ÜKunterfeit unb fd^weer
bur(^ fteife ^od)acI)tung.)
SBenn feine äußeren ^inberniffe ftnb, fo loirb etmaS nur baburd^ leidet
15 0emad)t, ^a^ man, wenn man bie Gräfte öerminbert, bie ßeit öergröfeert
(* Unterroeifung). 2Bie be^ mafct)tnen.
2J?an arbeitet lieber eine fur^e ßeit unb fdt)iüeer, al§ eine lange ßeit
unb Ieid)t.* 2)ie Urfad^e ift: bamit mir Slrbeit unb 9^ut)e iebeS feparat
in einem Raufen ^aben unb [barjüber ta^ Ie|te beffer bi^poniren fönnen.
20 *(? Gigolerifdt)e weilen \ia§> (^ mittelmäßig) 6d)meere eine [lange]
furi^e 3cit, ftnb Ungebulbig. ÜJ?elancolifdt)e \ia^, xoq bie (Sct)roierigfeit
in ber ßdnge beä 2ln^altenä beftel)t. 6angöinifd)e ftnb ungebulbig unb
B)eid)lid). 6in fauler mät)lt [\>a^ ©cfirceere] liebet alle (Sd^roierigfeit auf
einmal gufammen gu bringen unb nad)ber gu fauHen^en, al§ fie burc^
25 längere ^i\i j^u üert^eilen, 2)enn gleife erfennt man am 2lnl)alten.
SRucfmeife arbeitfam feijn unb [emfig] faul fegn.)
sie nachzumachen, so wird mau eher eine künstliche Schrift, als dieses Leichte der
Schreibart zu Stande bringen. Auch dieses Leichte icurde Voltaire nicht leicht, denn
er verwendete viele Nächte auf diese Arbeit, und brachte dabei die Hälfte derselben
31) schlaflos zu, dass er auf Einfälle dachte, und dadurch brachte er es dahin, dass
alles, was er schrieb, mit einer gewissen Nettigkeit gedacht war, so dass es Jeder leicht
erkennen konnte. Dies ist das Angenehme in der Schreibart, und das Gegentheil von
dem, welchem edles schwer lässt, und schwer fällt, und steif wird'-'-.
Is-Zusntze: uf ()2 ? v? \\2 E: unb fci)n)erer \\ 4 fuperfibe?? fuperftebe? || 8 unb
35 bie II 15 roenn? wen? roo? || 16 Unterroeifung steht über bert bie 3eit (Z.15). \\ 24
bringen? legen? || ^5 £^: 5)en %U\%. 5)enn aus früherem (Sin oder ©ine, ©inem, ©inen.
ffvinf« ©(Stiften. 6ant((1)viftli*fr 9f?ac6Iai II. '
98 SReflejioncn jur Slnt^ropologie.
259. fi. M-182. EI 47.
2)ic ®etDont)cit mac^t aUeS leici^t {' unb ftarfc (gm))finbung un«
merflid^).
2)ic SlngeiDonl^cit mad^t alleS nott)n)enbig ober baS ®cöentt)eil
fd^ttjcer.
2)q§ übel fann man gett»o()nt loerben; aber nur, \oa% einem gut
bunft, fann man ftc^ angetoofinen.
2lngett)ol)nl)eit ift niemals, felbft nic^t in guten ^anblungen, öoU=
fommen ju billigen.
C 3Kan wirb burd^ betjbeS 3)Jec^anif(^0
SBie ber Äorper fo gar fd^äblici^e @acl)en (opium) gemo^nt werben,
ia baöon fo gar eine 2lngemonl)eit recipiren fönne.
Sllle 2lngeü)Dnl)eit ift eine Äranf^eit {^ in biaet), toeil man nidjt
glci(i^ leidet ju j^mei) entgegcngefe^ten ßuftänben bisponirt ift.
(* «Selbft \iCi§> ®ute l)ört baburc^ auf 2:ugenb ju feqn.)
3Jianicr (? (Stil), 5)Zet^obe, Siec^nif C 5Jiobel) ober 2Kafd.)ine machen
aQed leicht.
260, vi Q^fi M 182'.
2)er Äorper wirb geroo^nt burc^ ben ®eift.
®eö)o^nl^eit unb Slngewo^n^eit.
261. V. M182'. EI 48.
Diegattoe ©emo^uljeit: luaö man ni(^t me^r füp.
^ofittoe: tcL man bie 33eftrebung* nid)t mel)r fü^lt.
♦C«' £)ie SBeftrebung ift eine 6amlung ber Äraft auf eine ^anb=
hing, ©mpfinbung.)
2, 16 s-Ztisatcf: v—ip \\ 6 einem? einen? |1 10 a-Zu^atz: nf v- -x- il 1^ *•-/"-
mtz: v—x- II 16 ®ti( steht unter 5Kanier. || ?Kaf(^ine? 5liafd)en? i| modjen'' nel)men'
22—23 Vgl. Nr. 188—193.
Sdr. 25y— 263 (23onb XV). 99
262. V. M182'.
2)ie ®etüonl)eit t\XQa§) gu f^un bringt leid)tigfeit, aber aud^ Ttotl^'
lüenbigfeit ber ^onblungen (^ aber mangel be§ ®efü^ls beö gemo^nten)
!)erDor. ®en3ont)eit leerer 2Borte, ÜRienen unb Seibeöbeioegungen. 2)er
Wenge ober qoalitaet ber ©peife unb beS Srancfö. Slngemon^eit. 3)c§
iSd)äbltcl)en, be§ Unangenehmen. [(£« ntad^t au(^, bog mon etrooä nic^t]
SlUe UnbeuDegltc^feit beruht auf bem legieren.
Von den fünf Sinnen. §. 15—23 (VII 153—161).
Vom inneren Sinn. §. 24 (VII 161—2).
10 M §. 534-544.
263. X. M188'. EI 89. 81. 90.
®e{)ör tft ein WxWtX ber ©efeüigfeit (ein SBerf^cug ber communis
cation ber ibeen), ber 23e[orberung ber 33ernun[t, fo Kie (S)e|td)t ber Äennt«
niffe ber ßrta^rung. 2)ie SBergnügen burc^ ®e^ör fmb lebhafter unb
16 ermunternber. 2Belcf)e§ i[t n)id)tiger.
(s ©piel ber (ämpfinbung. ©efid^t: ber ©eftalten ober Slnfc^au»
ungen,)
^artbörtge jtnb mtstrauifd^.
{j> ®ejcJ)maf ^dngt allein mit einem natürlichen unb unmittelbaren
20 appetit jufammen.)
SBeil \i(y§, ®e^or auf bte ^d\. einfd^lögt, fo begleitet e§ alle 5öer=
ftanbeSöorfteÜungen oom obiect, bringt aber feine SSorfteQung be§ obiects
fieroor; alfo ift be^ i^m nid)tg als (Smpfinbung unb %oxm ber 3Ser-
anberung, nid^t aber bte (5rfd)einung eine§ ®egenftanbe§.
26 (« @d)arf ®eftc^t unb beurt^eilenb ®eftct)t. 6c^arf ®e^or unb
mujtfalifd).)
7 leiteten d. h. darauf, dass man sich an das Unangenehme gewöhnt f Dey
Stellung nach kann die Zeile auch s-Zusatz zu einer der beiden ersten Zeilen von
Rfl. 257 sein, zwischen denen sie steht.
30 Iß 8- Zusatz: x3f /nf Q2t vf @ptel ber ©mpftnbung bezieht sich offenbar auj
©e^Ör; die Worte steht unter burd^ ©e^ör finb leb. II 25 s- Zusatz: x-J? m» (»2» i/»
7*
lOÜ Sleflcfionen jur iilnt^ropologie.
264. X? fif) MISS'. E I77.S6.
5)aä ©efü^l i[t entmeber 'iia% äufeerlid) empftnbenbe ober ba§ tnner'=
lic^ empfinbenbe ®e[üt)I; ha% er[tere bejie^t fic^ au[ [bie SBlrfimg] ein be=
rü'^renb obiect, \i(!i§> jirei)te a\x\ gar fein obiect.
Se^m ©eftdit fteüen mir tid^ (^ bie 3Ser()eltnifje im) obiect, bcQtn
@e^ör nid^t baö obiect, fonbern ba§ SSertjeltniiS ber accibentien, beqm ®e=
füt)l bie jub[tan^ jufamt i^ren accibentien üor.
263, X. MISS'. E JHl. 9S. 79.
£)urc^ ©efic^t ber 3kuiu (mau fan betjut fet)en oon allen ^färben
abi'tra^iren); Durd) 'üOi§> ©eljor bie 3eit (man jä{)lt in ©ebanfcit, menn lo
man juccefftonen fd)ä^en miU); burc^ ©etü^l bie jub[tan|. 2Beil aber
fubftan^ nidjt o^ne accidentia i[t, biefe aber modificationes be§ 3ftaume§
unb ber Seit fei)n, jo enttjält \iCi^ ®efüi)l aüe§; aber bie formen toerben
burc^ ®eftd)t unb ®et)ör beffer unterfdbieben.
S)ie bIo§ fubiectiüe «Sinne ftnb ©erud) unb ®efd)maf, aufjer ba^ i.-,
jener nod^ ein ä^er^altniS be§ obiects auf ben 9Raum ent{)ält [aber] burd)
öerglid)ene ©mpfinbungen be^ oerfdjiebenen Entfernungen.
Unmittelbare ©mpfinbungen ber ©egenftänbe burci^ 23erül)rung ge=
t)ören jum ^ü^len.
266, y.'. M ISS'. fJ I SS. S2. 9'J. 20
3Bie jid) üerl)ält bas. ©efid^t ^um 3Raume, fo ha% ®el)ör ^ur ^<i\\.
3Öei)be geben 33egrif[e, jenes üon fa(^en, biefeS oom Spiel; be^be nur üon
ber §orm. 2)a§ ®efü^l oon ber 3}?aterie unb ©ubftanfeen. iene oon ben
25eftimmungen berfelben.
(f ®ejd)ma! ber 5(la[e. (Sd)nupftobaf. 5)?an fagt nic^t, er t)abe 2&
einen guten ®erud^, unb wenn er au^ feinen l)at.)
.5 Der q-Zufsntz ist ubmijtschrieben. \\ 6 fonbcrn — bel)m aus früherem fon=
bern feine occibeittten in J^ertieltniffen gegen einanber betjin. Ob feine durchstricheh
ist, bleibt zweij'Md/t. \\ 7 feinen statt ilireii ij müx nldt.
22 üon fad)en?Dom fct)en*?|| biefe 1 2S 24 E: ©ubftanj — ber93eftimmungi| 30
V«'1 ■f-Zuaatz r' — 'fJ.
SRr. 264-267 («Banb XV). 101
©eriid) unb ®ejd)maf ftnb mittelbare ©mpfinbungen ber ©cgenftanbe
entiüeber beQ ber 33erii^rung ober o'^ne biejelbe.
C ©erud^ ift üxoa§> angenommene^. Äinber, railbe, 2ßeiber l^aben
öiel 6mpfinblid)feit.)
SBeil ba§i ®et)ör feine (SJegenftanbe üor[teÜt, fo bient e§ oortrefüd)
jum S^i'^cn ber @ad^e (SBorte).
©e^ör unb ®eft(i)t, meil fie eine grofee 3J?enge üon S3e[timmungen
ber 2)inge ober einbrüfe auf einmal geben fönnen, beren 3[5ert)ältniS ange=
fctiaut lüirb, fo finb fie bie Organen beä ©efd^mafä (^ nemlid^ jene in 2ln=
fe^ung ber ßmpfinbung, biefer ber öerftänbigen SSenrt^eilung).
267. x'. MISS'. ET 71.
2)ie äußere ©mpfinbungen jinb öon jttieijerlei) 2lrt: 1. bie, »oburd^
mir ben ©egenftanb empfinben; 2. mobnrc^ mir ben ßuftanb unfercS
eignen ^orper§ empfinben. ®a§ le^tere Reifet \iOi^ ©efii^l allgemein ge=
15 nommen unb finbet be^ allen anbern ftarfen ßinbrüfen auf organen ftatt.
2)ie empfinbungen erftererSlrt gefc^e^en entweber med)anifci^ ober c^emifc^;
iene buri) 2)ruf ober @to|. 2)er 2)ruf, mit ber Reibung oerbunben, ift
bie Urfacl)e be§ Stnfü^lenS. 2)er ©tofe öermittelft ber ^ieroen: \>0i% «Selben;
üermittelft ber gafern: t(\% ^ören. SDie c^emifc^e SBirfung, mo bie 2Bir«
20 fung äuerft auf bie flüfeige tt)eile gefd)ie^t burc^ anjie^ung unb auflöfung,
entmeber bei) ber 33erül)rung be§ ©egenftanbeö: baS fc^mec!en; ober burd^
beffen öerbreiteten 2;f)eile in ber luft: bet)m rieben.
3 s- Zusatz: x3? fA? (j^? v? \\ ongenommciieä ? uiigenoueiä? || Vgl. zu dem s-Zu-
satz Starkes „3Iensckenkunde^^ S. 71 : .„Der Geruch ist ein Sinn des Wahns, er seheint
25 mehr auf Gewohnheit zu beruhen, als auf einer Empfindung, so dass er sich bei dem-
selben Menschen vermehrt, oder vermindert, je nachdem er sich ausbildet. Kinder und
Wilde machen keinen Unterschied, ob es so oder so riechet; daher sie auch an Orten
spielen, wo der grösste Gestank herrscht. Eben so sind die Wilden gar nicht auf den
Geruch aufmerksam''''. Danach scheint ölen vor Dlcl ein nid^t ausgefallen oder Dtel
30 für toenig verschrieben zu sein; vgl. 64i:. || 9 ®efd)maf#: selbstverständlich im Sinn
von VI J 23929-22- || s-Zusatz: v. \\ 10 biefer (sc. der @efd)maf;?.' tiefe?
16 %at statt 2ltt II entroeber burc^
102 JReflejtoncn jur Slnt^ropologte.
(«SBir em^finben cntweber fo, \ia^ wir geniefeen, e. g. ©cfd^mot
ober ©erud^, ober bafe loir bIo§ gen)af)r werben. @inne be§ ©eniefeenS
Sinne ber SBarne^mung. 3ene jtnb ^cmifd^, biefe meii^anifd^.)
268. xK Mi89'. E1 105. ZuM§.539:
£)ie ©mpfinbung ift ieberjeit wal)r als ein innerer Bui^Q^^ ^^^"^
nid^t als eine ^öorfieCinng eineä gegenwartigen ®egen[tanbeö; ba^er ift
fte aliS ßuft unb Unlu[t ieberjeit wat)r.
5)ieje@mpfinbung be§ inneren3uftanbe§{)at[man]iebergeit, wenn man
fie nid^t alä eine repraesentationem obiecti praesentis anfielt, SBarl^eitf
aber obiectio erwogen ift nid^t immer ble [3üürnid)ieit] ©egenwart be§
®egenftanbe§ Urfac^e baüon, wie bei) ©inbilbungen, ober wo ba§ ®eful^l
nic^t (ämpfinbung beS @egenftanbe§, fonbern ber mit ber SSorfteUung
beffelben oerbunbenen 5Rebenibeen ift.
Sllfo als (Smpfinbungö ©inbruf (^ affectio se<nsationis) ift fie ieber»
jeit wal)r, aber nic^t als ©mpfinbungS SSorfteÜung (^ repraesentatio sen-
sationis).
269, X. Mi89'. ZuM§.539:
2Beil luft gän^lidi) was abfoluteS (* inneres) ift unb ftd^ auf feinen
©egenftanb bejie^t, fo ift bie ßmpftnbung baoon jebcrjcit wal)r.
270. x^f v'f fif vf M189. EI 100. Zu M §.340:
2)er ®ebraud^ ber ©inne ift immer befto fd)drfer unb aufmcrffamer,
aü6) richtiger, je weniger 5Ract)benfen unb abftraction. SDa^er gefittete
Stumpfere ©inne ^aben als SBilbe (* aber feinere Urt^eile).
1 s-Zusatz: fif v^T vt \\ 2 ©etticfeen«? ©eniefee«?
9 repraesentionem II J4 — Iß Die g-Zusätze steh» unter den im Druck voran- 25
gehenden Worten.
18 s-Zusatz: v* A— v? f??
21 immer? um?? nur?? || 22 E: aufrichtiger || 23 s-Zusatz: v—\p.
sßr. 267—274 (öanb XV). 103
271. x^. Q^f V? M 1H7'. E 1 102.
SlUc (Srnpfinbungen l^aben ^Oi§> an ftd^, bafe fte unmiafü^rlid^ fe^n;
fie erfobern bie ©egenraart be§ ©egenftanbeS, unb (^ bc^) beffen S3cr«
binbung mit un§ i[t e§ groar in unfrer 2BiIlfül)r, auf bie ©mpfinbung
wenig ;^u merfen, aber nic^t, fie ^u öermciben.
2)oct)fönnentt)irbeQ äußeren [obiecten] ©mpfinbungen bie obiccten,bei)
inneren ben ßi'f^onb be§ ®emüt^§, ttdci^er empfunben werben fotl, ^erbeij*
rufen ober ermecfcn» 2)od) iftö bet) inneren fd^weerer; toenn fte aber un»
roiüfui^rlid) feijn, eben fo fc^meerer, bie aufmerffamfeit baöon abju^alten.
SDurd^ dufeere ßmpfinbungen befommen wir öorfteUungen öon äußeren
obiecten, unb ^war bricht ab.
272, X? x'f Q^f M188.
©mpfinbung ift Don ©rfc^einung unterfc^ieben, biefe öom Segriffc.
273. X? x'f Q^f MJ88. EI 72.
^ » ^. medjanifdbeL, , ^
Bwe^erleg Sinne: ^^^^^^^' |®efe^c
iene: obiectioe ; , , ,
biefe: fubiectit)er'^^*'^"""9^"
274. Xf fx? M188. E 1 98. 94.
Unter ben ©innen ift ba^ ®efii{)l ba^ eingefc^ranftefte. $Der ®c=
fd^maf ift f^eilne^menber; ber ®eruc^ nod) me^r; baS ®e^ör noc^ mebr;
ta^ ©efic^t am ÜJ?eiften.
20 ®eruc^ unb ®ef(t)maf: bie Drgane ber ©efeüigfeit [Sieini]; bc^be
finb ein ©enufe. JReinlicljfeit. 2lnne^mlid)feit.
2 fie, wie es scheint, aus finb \\ 4 E: ©mpftnbungen || 9 E: fd^tocr
13 Unter ©mpfinbung das durchstrichene Wort fnbtectiOe.
15 ©tnnc? (Sinn? || Statt ©efe^e ursprünglich: burd^ jene <.») bie (Sigcntc^aften
26 20—21 Zwischen ©enu^ und 9ietn[tcl)fcit steht noch ein aber; aller Wahr-
scheinlichkeit nach gehört es zu Nr. 285, die später über und unter den Worten
Drgone — ®enu^ in 4 Zeilen niedergeschrieben ist. Zu dteilllid^feit i^gL Starkes
104 JReffcjlonen jur Slnttiropologie.
(» feinere 23ergnügen ber (Sinne.)
(« ®efd)inaf i[t mitt^eilenb, ®eruc^ tl^eilnel^mcnbO
275. inf V? M188. EI 95. 96.
2)er ®ef(i)maf »irft innigft auf Smpfinbung burc^ ®enufe, aber ber
®crucl) burct)bringt.*
5)er föfel ift nur burd^ bie 6inne be§ ®enuffe§ möglich, aud^ in Sin*
jel^ung beS fecl)ften (Sinnes.
*(^ 2)er ®eruc^ ift ein ©efdjmccE in bie i^erne, ift geiDiffcrmafeen
obiectiö.)
276. fif vf M 188. E 191.
23enennung burd) ®efi(t)t ift bie grofeefte, bocf) leil^ct e§ öom fül^len
bloS bie ©eftalt. ^Benennungen burd) ben ©erud) ftnb üom ®efid)t ent«
le'^nt. 2)ie Dom ®ebör laffen ft(^ aflgemein berftanblic^ machen. 2)ie
Dom ©efc^mo! ftnb unmittelbar.
„Menschenkunde" S. 74: „Der Schmuz ist ein Gegenstand des Gesichts; er kann aber
dem Gesicht nicht unmittelbar Widerwillen erregen, sondern bringt unsere Einbildung
auf den Geruch und Geschmack. Der Schmuz erregt Ekel, nicht aber durch unsere
Phantasie. Man findet auch, aass Ekel vor dem Schmuze 7iur bei gebildeten Nationen
ist; die Nation, die nicht gebildet ist, hat keine Bedenklichkeit beim Schmuze. Die
Reinlichkeit beweiset die grösste Bildung des Menschen, denn sie ist ihm am allerwenigsten
natürlich, und verursacht ihm viel Mühe und Beschwerlichkeit. Dass die Otaheiter
sich so viel baden, ist kein Wunder, weil sie in einem so warmen Clima wohnen, wo
das Baden ein Vergnügen ist. Aber doch ist die Reinlichkeit eine so sehr zu
empfehlende Sache, weil dadurch viel Nachtheil für die Gesundheit verhütet wird, und
eine Zierlichkeit dadurch entsteht, die ins Moralische einßiesst."
1 — 2 Die beiden s- Zusätze (der erste: v3, der zweite: v^) stehn rechts von 103 n—g
und bilden möglicherweise eine selbständige Reflexion.
12 E: Semerfung — SSemerfungen statt Benennung — Senennutitjen. Zur
Sache vgl. die Anthropologie- Abschrift der Berliner Kömgl. Bibliothek Ms. germ.
Quart. 400 S. 95/6: „Alle Sinnen haben eine eigenthümliche Benennung z. E. beym
Gesicht ist roth, grün, gelb beym Geschmack ist süss, sauer etc. aber der Geruch kann
?Rr. 274—281 (SBonb XV). 105
277. ß^ V? M188. EI 97.
2)a« blofee ^efü^l ift mit gar feinem SSergnügen oerbunbem 9lä(i)[t
bem ba§ ©e^or. 3)ann \i(x^ ©ertc^t. 2)Qnn ®erucl); enblid) ®e|(t)maf
\ia^ ©rofeefte. 3^ [loeiter] loeniger bie (Sinne [öon ber] Drgane ber @r*
fentniS beS obiects finb, befto met)r atficiren fte im fubiect \i(x§> ßeben.
;3rS. [xf V? M188. Ell 1321. ZuM§.53ö:
3n)iefad)e§ ic^. <So fern ic^ leibenb ober tfjQtig bin, tt)ierif(^ ober
3Wenfct)lid). ^Dotier regire id^ mic^ felbft, table unb ftreite mit mir felbft.
279. n? V? M188. ET 66.
@mpfinbung l^dlt gefüt)l unb Söarncl^mung in jtc^; \i(k§, cr[te fub»
tectio, bog jmeQte obiectio.
280. nf V? M 188.
^an mufe nid)t etmaS leicht öor ©m^finbung Italien, roaä eine wir»
fung ber reflej:ion ift.
281. ,uf V? M188. EI 106.
3Kan ift geiuo'^nlic^ ooU oon ©mpfinbung, wenn man leer an ©e»
banfen ift.
keine eigentliche Benennung haben, sondern wir entlehnen die Benennung von andern
Sinnen z. E. es rieht sauer, oder hat Rosen, Nelcken Geruch, es rieht wie Biesam.
20 Das sind aber alles Benennungen anderer Sinne. Mithin können wir den Geruch
nicht beschreiben.^^
2 Rechts von ®efu^I, links vom Anfang von M §. 536 ein Zeichen (wte es
scheint: ein Verweisungszeichen, dem kein zweites entspricht).
106 JReflejtonen jur ^Anthropologie.
282. n? vf M 188.
2BeiI bie '^\x\\z ein «Spiel bcr ©mpfinbungcn ift unb burd^ bie ^t^z\>
mafeigfeit auf feinen inneren Suftonb baS ©ewuftfeijn fel)rt, fo ift barum
beffen (äinbruf unter aUen reflectirenben ©mpfinbungen bie ©tärfftc.
283, (xf vf M188. E 1 108. ZuM§.535:
SDer einbruf, beffen 2Btr!ung continuirlid) ift, ^at ein ^Jf^crfltd)
®efül^l. innere 2lnfd)auung ift Don innerer ßmpfinbung unterfdjieben.
2)er innere (Sinn mac^t allein bie SwfiQnuns^ 2)al)er ^a^ Sljier nid^t
unglücflid) ift, b. i. jtd) nid)t betrübt. 2luc^ ßerftreute»
284. Hl? V? M 188. EI 17. Zu M§.535: lo
Sluf fic^ felbft gu laufd)en unb [fic^ fei] unaufhörlich bie aufmerffam«
feit auf ben 3"ftan^ \i\mx (ämpfinbungen rid)ten, benimmt bem ®emütl^
bie S^ätigfeit in anfel)ung anberer 2)inge unb ift bem Äopf fc^dblic^.
SlnalQften erfranfen leicht.
2)ie innere ©mpfinblid^feit, ^a mau burc^ feine eigenen refIcj:toncn is
gerührt mirb, ift fc^öblic^.
285, n? nf Q? M188.
©erudö ift "bOi^vi, um baö, raaö in bie ü^unge fommen foH, ju unter*
fd)eiben. ®ef(i^maf: \iOi§), roa§ in ben 3Wagen fommt, aber mit bem
empfinbfamften SBerfjeuge. 2)er ®erucö ift empfinblic^, meil bie ßunge ao
unempfinblic^ ift; eS mirb unmittelbar bem Slutejugefü^rt unb ifttobtlic^.
7 innerer? einer (so E.)ff
19 aber gehört möglicherweise zu Nr. 274. Vgl. 10325—1.
SRr. 282-287 (Soitb XV). 107
286, v'f i>^? (f^f i^ff M189. ET 73.
2)ie ©egenftonbe finb entmeber un§ («' äufeerlict)) ober in un§ Qe^ew'
aertig (ßrfdjeinung, ®efül)l). 2)a§ er[te entroeber 23erül)rung ober (5nt*
fernung: i^ül)len (<Se^en, ^ören); im jmeijten faU finb loir in 5)?e!^reren
Orten, ober t)erfd)iebene 2)inge finb an einem Orte. 2Ba§ in un8 als
gegeniDertig empfunben tt)irb, toirb genofjen: ©d^mefen unb rieci^en. 6fel.
287. Q'f <j'f x'? P^ -^''V ^^-^ M 186'. EI 69. 70.
UnfereSinnlid^eSßermögen finb entweber Sinne ober bilbenbe Gräfte.
5)ie lotteren üjerben gmar nic^t burd^ ben ßinbruf ber @innc, [fonbcm]
10 2 entrocbcr unS? enttoeber nur?? || 2—6 Die Worte im jrce^tcn faU beziehe?)
sich jedenfalls auf die ®eflenftonbc, die utiö äufeerüd) gegenrcerttg in der (Entfernung
sind. Des Weiteren sind zwei Auffassungen möglich. Entweder denkt man nach \\n\i
XO\X ein „entweder''^ hinzu; dann würde Kant hinsichtlich jener Gegenstände zivei Möglich-
keiten unterscheiden: entweder finb TOir in SJie^rcren Drten (so beim ©cf)en, indem wir
15 unsere Enipfindungen an bestimmten Raumpunkten localisiren, an ihnen die Gegenstände
sehen und also insofern auch an den betreffenden Orten sind), ober t)erf(^iebene 2)inge
finb On einem Orte (so beim .^ören, wo wir eine genaue Localisirung der Töne
nicht vornehmen können, die afficirenden Gegenstände nicht wahrnehmen, daher auch
nicht selbst gleichsam in 5Ref)reren Drten finb, wohl aber von entfernten Gegenständen
20 afficirt werden und diese also, vertreten durch ihre Wirkungen, mit uns am gleichen
Ort sind). Oder man bezieht, wie Erdmann, die Worte finb Wir . . . Drten auf <Befj(n
und ^ören, die Worte ober . . . einem Drte dagegen auf güf)len. — Vgl. Starkes
„Menschenkunde" S. 64: „Beim Hören und Sehen nehmen wir die Sache durch ein
Medium wahr, welches der Gegenstand in Bewegung bringt, durch den wir afficirt
25 werden. Das Hören stellt uns nicht die Beschaffenheit des Gegenstandes vor, aber
doch einen Gegenstand. Wir werden nicht vom Gegenstande afficirt, sondern wir sehen
nur, dass ein Gegenstand da seyn muss, von dem wir gerührt werden. Wer das erste-
mal ein Posthorn hört, kann sich keinen Begriff davon machen, aber das weiss er, dass
etwas ausser ihm ist, was den Laut hervorbringt". Ferner die Anthropologie- Ab-
:<o Schrift der Berliner Königl. Bibl. (Ms. germ. Quart. 400) S. 81: „Durch das Gehör
(g Hören) bekommen wir keinen Begrif vom Erkenntnis des Gegenstandes, sondern es
ist nur ein Spiel der Empfindung. Das Hören stellt uns die Gegenstände nickt in
ihrer Gestalt dar, wir haben keine Vorstellung und Begrif von Gegenständen als dass
nur ein Gegenstand da sey".
36 9 E: testen,- sehr unwahrscheinlich.
108 Sieflejionen jur Slnt^ropologie.
aber borf) unter ben Siebingungen, unter »eichen bie ©egenftanbe unjere
ftnne afficiren lüürben ober afficirt tjaben, üon un§ felbft t)erüor9ebrad)t.
2)ie (Sinne fmb entmeber obiectio ober fubiectio, 2)ie erftere ge^en
entiüeber auf 5fJiaterie (®efü^l) ober gorm (®ertd)t unb ®e^ör). 2)te
le^tcre entroeber auf ®e[talt ober @piel: ©epc^t unb ®et)or.
2)te Urfad) ber (5intt)eilung in 5 Sinne ift nid)t anein, meil fünferlei
2lrt üon ©mpfinbungen üon einanber fpecififcf) unterfd)ieben ftnb, fonbern
weil mir fo oiel öerjd)iebene Organen beutlid) unterfc^eiben. 2)er bIo§
[ubiectiüe 6*« ftnn unb aUz blo§ fubiectioe merben gar nic^t in bie 3at)l
ber (Sinne, fonbern ber ©efü^le gebracht.
288. Q^f x^f Xf (f'f (&?J Mm'. EI 67.
2)er @inn ift entweber ber abfolutc ober relatiüe; burd^ ben legten
referiren ti)ir unfre ßmpfinbung auf ein obiect, burc^ ben erften auf unö
felbft. ©er abfolute pnn ift ®efüt)I.
289. o'. AI 189'. EI 101. 107. ZuM§.ö40:
(« Sintere übertreffen unfre ftnne.)
(^ (Star!e, aber ©roben ftnne t)aben .^inber, e. g. ©efd^maf.)
©c^arfe ©tnne ftnb, bie fleine ©inbrüfe bemerfen fönnen (« gro^e
j^lar^eit).
^eine @inne ftnb, bie Heine unterfd^iebe ber (änipfinbungen be=
merfen fönnen (« ttkl Urt^eil).
3Rur beqm ©eftd^t unterfdtieibet man fur^ — unb loeit.
3nt Sllter werben alle Sinne ftumpfer, aber feiner. 33eQ Äinbern
ftnb fte ftumpf, in ber erfteren Sußettb grob.
6 E: legten; sehr unwahrscheinlich. 25
U Der Schrift nach würde man wohl am ehesten an x^ denken., doch ist sehr
wohl möglich., dass Nr. 288, die oben auf der Seite steht, die directe Fortsetzung von
Nr. 287 ist, die auf der vorhergehenden Seite unten endet.
15 8-Zusätze: v* x^l
yiT. 287—290 (»aub XV). 109
3art jinb bte @inne, roeldie bur(!^ ftarfe ©inbrücfc ju Diel leiben.
(« ^i)poa)onbrifc!^. acidum vitriolL) (* (äben fo ber innere. 6m^3finblid^
ber fubiectioe ©inn.)
6§ fönte mel^r a\§> 5 (Sinne geben; ob e§ beren nid)t mirflid^ mel)r
giebt. (Sinige bienen nur jur 6elb[tempfinbung, b. i. gum ®efü^l unfreö
3u[tanbe§, beren 2}ie^l)eit alfo mürbe unfre Äentniffe nic^t erweitern.
290. g'. M189'. El 75. 282. Zu M ß.öiO:
2)er inmenbige tt)ierifd)e (Sinn {^ feinen Körper ju fn'^len) ge^t auf
2Bärme, Ädlte, 5)iQttigfeit {^ rela;i:atiDn), Slnfpannung {^ tenfion, tonus),
Unrul)e.
(* ®efunb^eit, wenn man ^xi) gar ni(f)t fü^lt. 2lu[fer toenn man
\\\S) erl)oIt.)
2)ie Sinne geben nur (Smpfinbungen, aber nic^t SSegriffe. ßinbrüfe,
(" 5u) benen ber ^erftanb etroaS alö einen ®egen[tanb benft. 2)a^er tonnen
bie Sinne gut fei)n, aber o^ne refIe;cion. 5JJan mufe feljen, f(i^mefen k k.
lernen.*
2)er 58ergleict)ung§begrif i[t Dom ßrflärungSbegrif nnterfd^ieben.
Der er[te gejcl^iel)t burc^ ben 2Bi^, ber sn}et)te burc^ ben 3Ser[tanb; iener
ift nominal, biefer real.
*(* 'Der 33eoba(i)ter burct)§ microfcop lernt** manc!)e§ bemerfen,
mafc cm anbrer nid)t fte^t; ber aftronom lernt ben2lnfang ber ^infternis
bemerfen. Der 23linbe lernet färben [am] burc^ ®e[ü^l, ber ^leifci^er
\i(x^ ®eiüid)t be§ Oct)jen, ber Säger ben §unb im S3aue, ber Musicus
ben gringften 5J?ifetl)on, ber SBeinfenner ben ®eburt§ort unb baS
alter be§ 2Bein§. Sand)o. 2;^ee.)
**(* Sflö^i^ lernen Dielet (^ajen im ßager) fe^cn.)
'i Zu acidum vitrioli vgl. das Brauertuhe Antlirupoloyit-He/t S. 19: „Wenn
icir Vitriol- Saure auf die Zunge legen, so herrscht bey uns die Empfindung [im
Gegensatz zur Erscheinung!], wir unterscheiden hier nicht mehr, oh es sauer oder süss
tat''. \\ 2—3 E: (Jmpfinbungen ber fubtecttDen (Sinne
7 s- Zusätze: vf y^V] 25 Zu ©OnC^O vgl. 89ioff.
110 Slcflcjtonen jut Slntl^ropologie.
291. v—x? nf? M198. EI74.
2)ie Sinne geben @rfcl)einung ober blofee ©m^finbung ober @tnbruf.
6rfd)einung in ber 23eriil)rung: fiit)len; in ber Entfernung: je^en.
©inbruct in ber SSerü^rung: (gd)mecfen.
©inbrucf in ber Entfernung: 9iicct)en.
©mpfinbung ot)ne (Srfc^einung unb ®cfü^l — in ber Entfernung:
<pörcn.
292. v— X? fxff M 188. E 18.5.
Empfinbung giebt entroeber 2lnfct)auung ober Einbruf : obiectio ober
fubiectiö. 6et)en unb ^ütjlen jum erften, ba§ übrige gum graeqten.
293. (p'f v'?? M 188. EI 78.
Entireber Erf^einung ober Einbruf. 3" '^^^ legieren getioret ®e=
\6)mat unb ®erud). ßur Erfd^einung 2lnf(t)auung unb Empftnbung;
entroeber Empfiubung o^ne SlnjdjQuuug (unbeftimt oon irgenb einem
äußeren obiect): ift ®e^ör. W^l)x Empfiubung aU 2lnjct)auung: ®efüt)l.
^J[)?el)r 2lnfct)auung als Empfiubung: ©efidit. ®efüt)l ift eine blo^ fub^
iectiüe ä^orfleüung o^ne ©egenftonb. Empfinbung ift obiectiö, aber ent=
tteber me^r auf§ obiect al§ fubiect ober umgefe^rt gerid)tet, Einbrut
ift ba^ SßertjQltniS ber Empfinbung jum ®anjen Buftonbe, loie man ftd)
befinbet»
294. rp^f v^f? M188. EI 84.
33etm ®efid)t glaubt man ben ®egenftanb burc^ \i(k^ 2lu§fd)iefe€n
ber Strahlen au§ ben 2lugen ^u füllen, e. g. bapliSfen Singen,
12 dnivo
Sdr. 291-295 («Banb XV). Hl
295. »'— x^ V^-^' M 189'. 189. EI 99.
M 189' : 2lüe SBirfmigen ber (Sinne fd^eincn \\^ auf§ 6ingcö3cit)e ju
crftreden. 5)ie ^Kuftf wirft oermöge ber ©e^orneröen auf bie anbern
feften %\)t\\t biä auf bie ©ebärme, bie, roeil fte ieberjeit mit ßuft erfüllet
finb, im Äorper ta^ einzige ftnb, maS gefpannten (Saiten ober trommeln
Derglid^en werben fan. (? 9lid)arb) be ^auteftercf in feinem Recueil
d'observations 2C K. fagt: ein Süngling öon 13 ^Q^ren ^at 11 Slage lang
conDulfionen, melci^e allen Slrgnei^mitteln »teberftanben. 2)oc^ würben
7 E: l)otte II Der von Kant eru-ähnte Fall steht im II. Band des „Recueil
10 d^observations de me'decine des hopitaux militaires. Fait et r6dig>' par M. Richard
de Hautesierck^^ (1772. 4'') im VIII. Chap. ..De quelques maladies convulsives et ver-
ni ineuses'''' S. 469 — 72 unter der T'^herschrl/t : ..Convulsions ovcasionn^es par des vers.
dont on calmoit sensiblement In riolence par h son du violon et par le chant''''. Der
Bericht stammt von Desarneaiu: M^decin de rhopital milituire de Saint- Macaire und
15 lautet: „Je Jus <ippel€ le 10 Janvii^r 1763. <'ii consultatiuii chez les Pretres de la
Doctrine-Chr€tienne de (^adilluc, pour un Pensionnaire dg€ de treize ä quatorze ans,
d''un bon temp^mment et tres-vif. que M. Dutoya, M€deciu de cette ville et de cette
maison, traitoit. Des son entr^e dans le pensionnat, on sWc/Y aperfu de quelque chos^-
d,''irr^gulier dans les gesti'f ft da/ix le maintien de ce jeune komme; mais on s''€toit
20 persuad€ que c''(ftoit Peffet de lu timi(lit('. ou im d^faxit de conteuance: quelque terrqts
apres on remarqua qu^il fuisolt d'iniitH'''' eßorf--- jmur rontenir P instabilit€ de sa main
quand il €crivoit: mais on n^apportn pas tout'- Vattention qu''on auroit du a cet
('venement quon regarda comme passager: dejmis ri-tte ^poque les chnses nll'erent toujours
f'n croissant et le mal i'nfin ne put j)lt/'< se cachcr. Le •? jaiivier. IfS convulsions
•^5 i'toient g^n^rnles., le malade m- pouvoit se tenir un instant da)2s la meme Situation :
on appela son M^decin qui nf lui trouva pas de pevre. ■•<on risage f^toif seulement
animg, et d'une couleur de rose asse: rive: le hras gauche ^toit agit€ d\tn mouvement
convulsif perp^tuel, qui paroissoit nn'sure', et comme iadenc€: ce malade gtenduit d^abord
le b)-as en dehorf. H le portoit ensuite sur la j)nitrine et de-lh sur le front, et la
:<i' r^p^tition de ces mouvemens €toit constante et wii/orme: les convulsioms des autres
membres €toient au contraire irr^gidilres, et se faisoient en tous sens; elles 4toient
'fuelque/ois si riolentes et si extraordinaires, quh'l falloit deux hommes vigoureux pour
le rontenir dans son lif: la fete n^anmoins €toit libre et sans douleur, de Paveu du
malade, et toutes les fo ictions d^ailleurs se faisoient parfaitement. Le lendemain, ce
:ti jeune komme €prouva une difficult^ extreme a parier; sa langue €toit dans une convul-
sion continuelle, qui ne lui permettoit pns d'articuler de suite une parole ; il €toit en
meme temps d'un app€tit rorace. et il avaloit ses alimens sans presque les mächer,
cette action ^toit accompagn^e d\in ris vraiment sardonique. On avoit d€but^ par
saigner le malade du bras, par le purger; on lui avoit donn€ les vermifuges et les
40 narcotiques, en meme terr^s qu'on lui faisoit prendre les bains domeatiques: la saignie
112 SReflejionen jur Anthropologie.
fie big an ben Slugenbüf be§ 2;obeg burd) ^Kupc flemäfeigt. Sn bcr ^Ra^^cit
beö Ilei unb ber bieten (äingemeibe fanb man nad) feinem Sobe 7 SBiirmer
du pied fut ensuite d€cid€e^ et Von €toit fort embarrass€ pour la faire, par la violence
et la contiiiuit€ des convulsions, quand par hasard un pensionnaire se mit ä chanter;
cUors on aperfut une espece de calme tres-sensible, qui se soutint tant que ce pension- 5
naire qu^on avoit fait venir aupres du lit du malade continua ä c/ianter ; cela fit naitre
Pid^e d^essai/er le son des instrumeiis, on Jona du riolon, et les mouvemens convulsifs
devinrent encore moindres, et s^appniserent au point de permettre la saign€e du pied.
qui se fit avec beaucoup de tranquillit^. Mais a peine avoit-on cess€ de jouer du
violon, que les convulsions reprirent avec le meme ordre et la meme vivacit€; elles lo
diminuerent encore quand on reprit Pinstrument, et le bras gauche cadenpoit Vair qu''on
jouoit: on r^p€ta plusieurs fois cette ^preuve, toujours avec le meme succes. Apres
avoii saign€ suffisamment ce malade, pour ti'avoir plus rien a appi-€hender de la pl€-
thore, et avoir ^vacu€ les premieres voies, tant par les vomitifs que par les purgatifs
les plus Stimulans, nous convinmes d''employer obstiue'ment les bains, les relächans, les i6
calmans, les narcotiques et les anti-spasmodiques auxquels nous joignimes les vermifuges ;
mais tous ses secours furent insuffisans et infructueuz; Vagitation devint de jour en
iour plus consid€rable : les huileux furent ensuite prodigu^s, et on leur associa les vermi-
^ges les plus forts et les plus accr€dit€s, entr'autres la poudre de valerianne sauvage;
ce fut en vain, les convulsions se soutinrent et meme t-edoublerent, la fievre s'alluma, et 2(i
ce pauvre jeune komme finit enfin sa triste carriere le 21 du meme mois, apres avoir
conserv€ sa connoissance jusqu^au dernier moment, et avoir persist^ ä dire qu'il ne
soujfroit aucune douleur. Comme il ^toit a Pagonie, un ver se pr€senta, on le tira
tüui uivant, et cet insecte ne mourut que cinq quarts d^keure apres; Couverture du
cadavre nous en d€couvrit encore sept de la longueur du tiers du bras; il s'^toient 25
nichts sur la fin de Pileum et dans les gros intestins qu'ils avoient irrit^ vivement,
comme il le parut par l''€tat de phlogose et d'' iußammation tr'es-distincte; la tete €toit
en hon €tat, ainsi que tous les autres visceres; ils €toient seulement fl^tris, ce qui
n'€toit pas ^tonnant vu le marasme auquel le jeune komme €toit r€duit. Le chant et
les instrumens ont Continus a procurer du calme a ce malade jusqu? a sa mort, ce qui 30
est un pk^nomene caract€ristique de sa maladie, qu'on ne peut guere rapporter aux
vers. S^il eüt habit6 les campagnes de la Pouille, on pourroit Pattribuer a la piqüre
de la tarentule; mais cette maladie a commenc€ en hiver, et dans cette saison la
tarentule se tient cach€e dans les Souterrains, et eile rCen sort que quand le Soleil a
i^chauff^ la terre : ainsi quand meme on supposeroit qu'il en existe dans ce pays, eile 36
nauroit pu exercer son action, qui au surplus est affoiblie et devient nulle quand la
tarentule est transport^e du climat qui lui est propre a un autre plus temp€r€. D'ailleurs
ce malade n'avoit sur tout son corps aucune blessure, aucune contusion, aucune piqure
qu'on put rapporter a cet accident^'' (vgl. auck die Betrachtungen über diesen Fall
ebenda S. 446 — <§, sowie eine verwandte Erzählung in Starkes „Menschenkunde'-'- Neue 40
Ausgabe 1838 S. 66).
2 Bürmer? JÖurmcr
9flt. 295-297 («anb XV). 113
öon Vs SlrmS ßdnge, bie burd^ i^re Irritation inflammation ^eroor ge»
bracht t)atten. M 189: ^ie ^at 3J?upc bie Söürmer betäubt. (2ßie »renn
man i^n genotl)igt ptte, einen @tof gö)ifct)en ben Söhnen ju nehmen
unb an '^(x% inftrument gu fe^en.) £)aS ßo^ci^ötctl wirb burc^ ßad)en unfc
burd^ biefeS Äugeln ber 3J?utt)mine gum ©pafeen beaegt. 3n toelc^e öin=
geweibe ttirft baö ßid^t burc^ f^arben, bie aud) biSroeilen miebrigen
©inbruf mad^en. ^oiQ^cici^en ©erud^ unb ®efd)maf. Sitte @m|)finbung als
®efü^l (ber Suft unb Unluft) jc^eint ftc^ juerft au^S ©ingemeibe ju er=
[trecfen.
296, ip? vff M383'.
Ob bie menfd^U(f)e (Sinne einig feijn. oben fo toenig als \iOi% ®efül)l
t)on 9'tedt)t unb unred^t. 2)em einen erfd^eint atteS toie ein Äupferftid^,
bem anberen mie D^u^en ober @d)aben.
297. «^ (1796-7). LBl. Reiche Xb 10. S. TV:
Sa 33roffe: oom Urfprung ber (Sprache.
1 öon fehlt im Ms., auch E. ergänzt das Wort. || 4 Die Seh lussklaminer fehlt. \\
/> — 7 E. setzt 7iach mü^iW und @efii)ntaf Fragezeichen. Mir ist ivahrscheinlicher,
dass tt)eld)e im Sinn von einige zu verstehn ist. \\ 6 E: wtbrtge ©inbrücfe
12—13 2)em einen? 3)enn einem? || ein? im? || S^iu^cn? ^Rujen? Das Wort
20 steht am Innenrand und ist nicht ganz sicher, vor allem nicht die beiden Buchstaben tu;
sind sie richtig gelesen, so muss man annehmen, dass die Tinte (vielleicht beim Ab-
löschen) stark verwischt wurde, besonders nach oben hin, so dass ein Gebilde ähnlich
einem b oder t entstand. Möglich aber auch, dass 3'iu^ oder 9?U3 zu lesen ist;
vielleicht sind dann die weiteren Buchstaben als obei zu fassen, und man müsste
25 annehmen, Kant habe dieses Wort, weil undeutlich geschrieben und vei'wischt, in der
Zeile drunter noch einmal wiederholt. — Zur Sache, speciell auch zu ÄUpfetftlci^,
t^gl. V 325, VII 159, 168, XI 232 — 3, sowie in den Leipziger „Sammlungen zur Physik,
und Naturgeschichte^^ 1779 I 5 S. 637 — 40 den Aufsatz: „Joseph Huddart von
einigen Personen, welche keine Farben unterscheiden konnten, an D. Priestley. (Aus
3(1 den Philos. Transact. Vol. LXVII. Part I. n. 14.)":
15 Der genauere Titel des Werkes von Ca S3roffe lautet: Trait€ de la forma-
tion mechanique des langues, et des principes physiqucs de l'' Etymologie 2 Bde. 1765.
Eine deutsche Übersetzung erschien 1777 in zwei Bänden unter dem Titel: Über Sprache
Äant'8 Schriften. Jj)anbf(^tiftlicl)er 9?a<6Ia6. IT. 8
114 JHeflejionen jur Slntl^ropologte.
2)q6 ber2:aub[tumme, menn er fprid^t, nur bie mannic;faltige5{eröen=
einbrücfe [einer BuiißenwuSfeln fü^le unb fte mit objecten 23ergleid)e. —
25?ie babei) taSi allgemeine bejeici^net merbe. — 2)afe, ber nid)t fingen
fann, auc^ nid)t töne aU fol(i)e ^ören faun.
Db boiS mujtcalifii^e ®e^ör ein befonbrer @inn je^? — 22Bie ber
^arbenftnn unb £id)tftnn.
®ef^maf§= unb ®erud)finn. Sinne ber bloßen 33elebung ober be§
(^ente^enS ober ber Unterjc^eibung für ben 2Ser[tanb.
Von den Ursachen der Vermehrung oder Verminderung der Sinnen-
einpßndungen dem Grade nach. lo
§. 25 (VIT 162—165).
M §. 549-551.
Nr. 298—301 zu M §. 549.
298. df fr^^f x^fj M194'. E 1 110.
B, 2lbioed)felung. (« mieber bie (Sinerle^^eit) (* in ber 2lrt) (* mad)! 15
5fKattigfeit (Scl)aat ©cfel) ^euigfeit. C »lieber \ia^ aUtägige.) Seltenheit
(®emeine). C^RonotonieCfdjlafertein).) 3)?annigfaltigfeit. (*©teigerung
lind Schrift. Aus dem Französischen des Präsidenten von Brosses i/bersezf, und mit
Anmerkungen begleitet, von Mich. Hissmann.
1—3 Vgl. VII 15922-7, 19234-7. \\ 3—6 Vgl. V324—5, VII 15927- , 20
l6Hn-2i, XI 232— 3. \\ 8 ©eutefeen«? ©entefeeä?
15 — 17 Die Buchstaben B, und A, (IMjs und 115ii) sind erst nachträglich
hinzugefügt, ob in derselben oder iii einer späteren Phase, ist nicht auszumachen. Möglicher-
weise stammen auch die Worte Slbroec^felung. 3^euigfcit. (Seltenf)elt (©emetne). SD'Zonnig'
faltigfeit., die im Ms. eine Zeile bilden, erst aus einer späteren Zeit (ju? q? v?) als 25
die nachträglich mit A bezeichneten Zeilen. Die s-Zusätze in IMjs — 115j6 stammen aus
verschiedenen Zeiten der (60er oder) 70er Jahre. Über bcr (IMis) eine 1, ejif-
sprechend der 2 über ©robe (I15i). macE)t ist mit ®inetlei)t)ett (E: ©intöntgfett;
durch einen Bogen und ausserdem durch einen später hinzugefügten Strich verbunden.
(Sdel könnte der Stellung nach eventuell auf TOteber baS oUtÖgtge (E: Stütöglid^e; 30
bezogen werden, doch ist diese Beziehung nicht wahrscheinlich (das Wort steht unter
9)?attigfett, iiber baS oU, war jedoch bis zur Phase \p, in der noch eine Zeile zwischen-
geschrieben wurde, durch einen ziemlich grossen freien Raum von bflS QÖ getrennt).
mx. 297-298 (23anb XV). 115
im ®rabe) (* uneriüartet.* 2(ntipater ben ^urpur inmenbig) (* Über=
rafd)ung Sluffaüen burc^ Slbjc^nitte. interüaüen)
*(3 3J?an mu& bat)er feine gro&e (ärraartungen erregen. 3}?an mu|
aber bod^ etwoiS üorbereiten, eine günftigc unb üort^eill)afte ÜJ?cinung.
2)a§ ©emütt) fte^t ieberjeit ^uöcr unb anticipirt etmaS. 2)ie[e§ ^at
Qut§ nad^tolgenbe Urttjeil (Sinflu'g. 2Benn mir einen als .toU be«
fct)reiben, fo fc^eint er ma^njtnnig. 2ll§ boshaft, fc^eint er jo ju feijn.
praeoccupiren.)
(f aßieberfprud^ i[t nid^t contraft (" in bcr qbalitaet). $Denn e§ ift
10 ber 2Bieberfpru(^ in eben bemfelben.)
A, Slbfted^ung, ^eroorfted)ung (Der^altniäraeifc ober im ganzen 3"'
ftanbe ber ©mpfinbung). £)a§ ^arte, ha^^ gemilberte, fanfte. (^ bif[o=
nan^.)
^äsli(!^e ^ofbamen bienen ber ^ür[tin jur ^olie.
15 2)er contraft finbet eigentlid^ unter äWQleid^ fei)enben 2)tngen ftatt.
(^ Sur Unterfd^eibung.)
@in f(^öne§ ßanbt)au§ in einer ©inöbe. (* @nglifd^e ®drten geben
2lbmed)felungO
<B6)bm Wmm unb plumpe 5[Ranieren. 0^ gierlid^e Äleiber. Gomifd)
20 contra[tiren (f gur SSerbinbung) 5onatl)an SBilb.)
1 über ©rabc eine 2 \\ Die Slnttpater betreffende Anekdote, die Kant wohl im
Sinn hatte, steht, tcie K. Hosius mir gütigst mittheilte, in Plutarchs Reg. et imperat.
(ipophthegmata (Alexaiidri Nr. 17 p. ISO E): ^ Etikivovvtcdv öt iricov lOv 'AvJinniQOv
ir\v (VT^ktittv cög KOnvTnws ätan(o/j^vov xai nvaxr)Qwg, E^üjS^sv, ilnsv, l^vzt-
naTQog livxonctQvifög fari, t« öi 'h>6ov oXonÖQifVQog. Vgl. auch „Elite des Bons
Mots et des Pensees choisies, Recue.illies avec soin des plus celebres Auteurs, et princi-
palement des Livres en Ana'''' 170G II 475: „Alexandre disoit d'' Antipater, que sHl €toit
modeste en habits, il €toit couvert de pourpre au dedans. II y a bien de personnes
dans le monde, de qui an peut dire la meme chose''\ || 2 Die Worte buxÖ) 8lbf(^nttte.
interOallen stehn in zwei Zeilen über Stuffallen, rechts von im ©rabc (Z. 1). II
3 — 8 Der g-Zusatz steht über den s-Zusätzen in lliis—n und ist nach ihnen, wahr-
scheinlich in V (oder /j.f), geschrieben. Vgl. VII 173. \\ 7 befd)reiben? bef (^rieben? II 9 Der
s-Zusatz (/uf vf) steht über der nächsten Textzeile, unter den Worten uncrioattet . . .
3Juffanen (Z.l, 2). \\ 12 ©mpf: || 12—13 dissonantz? dissonantzen? E: dissonantia
(sehr unwahrscheinlich). \\ 15 2)er ist mit A (Z. 11) nachträglich durch einen Bogen
r erblinden. \\ 16 Untcrftf)eibung nicht ganz sicher. E : UnterftÜ^Ung, auf keinen Fall
möglich. Die Worte ßur Unterf(i)eibung stammen der Tinte und Schrift nach aus
derselben Zeit (i — (f) wie die Worte }Ur 93erbtnbung (Z. 20) und sind mit ihnen durch
^men Strich verbunden. \\ 17 s- Zusatz: ip. \\ 20 Zu 3ünQt!)0n SCßtIb vgl. VII 163.
8*
tl6 Dtefleytonett jur ^Intl^ropologic.
2Ba§ ftein i[t, fielet neben bem ®rofeen nod) fleiner au§. C 2)a§
^l'aijenbe ober »na« nict)t gut pafit (ab[tid)t). ^tüei) i^arben, bie cinanber
"^latje fommen: ^(onbe unb blaffe Kleiber; ba§ congruente.)
2)er ßontraft ift oft übel angebracht, wo e§ einen SBieberfprud)
mac^t (* in SSegriffen): in ^leibung, fc^Ied)te 2Bäfd)e. (* Bull.) 5
(ättt3a§ contraftiren, inbem man bOiS 23öfe ober pSlid)e mit ben
2lu§brüfen beS ®uten unb fc^onen (' erhabenen) fc^erjmeife erl^ebt.
entgegenfe^ung bient jur Slufflärung, jum ©efferen oerfte^en; con=
traft gur 23efrembung.
In der Phase ip fügte Kant über der ganzen Reß. noch die beiden 10
folgenden Zeileti hinzu :
2)amit (ginbrücfe nidjt ermatten, fonbern immer gehoben, menigflenS
aufgefrifd^t ("merben): 1. 3n ber 2lrt; 2. im ®rabe: auf ba« f(^macl)e
i)CL^ «Stärfere; 3. in ber Bettfolge. interoaU.
Ferner machte er zu (Steigerung (IMn) folgenden, über 116 12 15
stehenden Zusatz:
man mufe in ber Sugenb nic^t ju tDeid)Iid) leben. 2)ie ^rebigt mufe
bie ^Kad^inen ber Serebfamfeit auf bie le^t behalten.
Schliesslich fügte er, gleichfalls in Phase ip, über resp. zwischen deyi
s-Zusätzeti in 114 15 — IIÖq noch folgende Worte hinzu: 20
ßontraft: abfted^ung, ni(^t 2Bieberfpru(^. e. g. 33orne^m unb plump,
prä(t)tig unb fc^mu^ig. 3. in ber ßeitfolge.
1 — 3 Der s-Zusatz (60 — 70er Jahre) steht unter der ganzen Reflexion viul ist
mit OUÖ durch ein Venveisungsi^ichen verbunden. \\ 5 — 7 Die s-Zusätze stammen sehr
wahrscheinlich aus den 70er Jahren. Zu Bull i-gl. Starkes ^,Mensehen/cunde'''' S. 132:
„Die Eng/ander haben in ihrer Sprache etwas, das sie einen Bull nennen, loo sie
immer au/passen, wie der Andere spricht, damit er keinen Bull, d. i. keinen Fehler
begeht; die Ursache, warum die Engländer aufpassen, ist icohl, damit ihre Sprache
desto richtiger gesprochen werde. In England giebt man hauptsächlich den Irländeni
Schuld, dass sie viel dergleichen Bullen machen.'''' Vgl. ferner das Danziger Anthm-
pologie-Heft Bl. ■37": „Wenn man sich in der Bede wiederspricht; so nennen das die
Engländer Boull ZE wenn man sagt; Ich gieng mit einem ganz allein spatzieren.
Die Deutschen thun das oft.'''' ReichePsches Heft 96 : „Die Irrländer haben eine Art
von Lachen, welche sie Bull nennen d. h. wenn man sich selbst tviederspricht. Swift
hatt ein Nachtwächterlied gemacht ico lauter Bullen sind.'''' || 12 — 13 2)amit ist mit
tu bft Slvt (Hin) durch einen Bogen verbunden. || 21 — 22 Links unmittelbar neben
5«r. 298-302 (SBonb XV). 117
299, 6? rj^f k'? fif Qf v—xf M 194'. E1 111:
3!)te (Sontinuitaet unb ber Slbfprung jtnb: ieneS ^ur ^5'ortfc^ung,
biefc§ jur 3Seränberung unb ^Reuigfelt bienli^.
300. ip. M 194'. ET 112.
6 3[t ßu?:u§ {^ in ^arii§) unb ßlenb auf bem ßanbc controft ober
SBicberfprud) ? 3n ber ßmpftnbung ift e§ controft, benn ber ßu;rug mad^t
h(x», ßlcnb in ber 2lnf(!^auung noc^ elenber; aber in ber Seurtl^eilung unb
bem33egrifte beS ®an^en ift e§ 2Bieberfpru(i^. (Somifc^ contraftiren l^ei&t:
2Bieberfprüd)e [tn ber] im duneren 2lnftanbe fpa§t)aft öereinigen. e. g.
10 S^irgil traöefti.
301. ip. M 194. I'J f 109.
üicuigfctt, SBieberfpiel unb Slbwec^felung beö ^iiftanbe^^ ber 33e«
nsegung unb SRul^c ber «Sinne.
Reß, 302—:j06 zu M §. ööO.
302. ri? X? ß—^fj v—(ff? M 195'. E I 383. Zu M §. 630
Satz 1:
ÜKobe: eine Bi^^be, bereu SBcrtl) in ber ^Reuigfeit beftel^t.
ßonttaft steht ein (nach Ausireis der Tinte) gkichzeitiy mit den IJ^crten in bct Sltt
( I l^lö) gemathter senkrechter Strich, der ohne Zweifel eine 1 darstellen (vgl. 11427)
und der 2 über @rabe (ll5i) entsprechen soll. In der Phase \}j hat Kant dann zu
1 und 2 noch 3 in ber 3^'tfolge hinzugesetzt, welche Worte durch einen unter ihnen
herziehenden Bogen mit GJrdbe (115j) in Verbindung gebracht sind. Demgemäss ist
zu II621—22 aus 114:15 — 115i zu Anfang eine 1, nach (Sontroft: tn ber 8lrt, nach
fd)mu^ifl- 2 (Steigerung int ®rabc zu ergänzen.
3 K: unb btefeS
118 JReftei-tonen jui 2(nt{)ropoIo9tc.
303. L^f x^f Q^f V? M 195'. E 1 114. Zu M §.560 Satz 3:
hinter indiniren fel^r ju 3Bieber^olungen; alten tcerben fte unci=
träglict), auffer in 3J?u[ic unb ber refrein in Siebern.
304. ^f (f'f M 195. 7al M §. 550 Satz I und 2:
(äin frember ®etäat. 2u[tig ®efd)ic^t(f)en. ^Jteuer St)e[tanb. 3J?itteU
maaiö, ma^S |tc^ erplt.
30o. vf (f.1 fj M 195. EI 115. Zu M §. 550 Satz 3 und 4:
2)a^er im 5Rad^benfen bie ®egen[tanbe tt)erf)feln, aud^ bie Seiten beä
ÜlQd)benfen!S.
Sangeg Sln'^aUen üon einerlei) ©mpfinbung mad^t anfänglich tixsia§> m
unerträglid^, ^ernad^ gan^ unmerflid).
2Ba§ langjam toäc^ft, bauert am läng[ten. e. g. ?Vreunbfd)a[t, Siebe,
^efe^rung. heftiger unb [tarfer 2ln[ang üerfprid}t feine lange 2)auer.
3)ie grofee Slnne^mlic^feit im ^Infange ber %xzx^\jt\i, ber Siebe, ber U\x\)i,
unb Unanne^mli(^feit im ®egent^eile. i.,
306. vf (/.ifj M 195. Zii den im ScJdussatz von M §. .550 unler-
stfichnen Worten: ..,sensationes . . . obscurantur ipso tempore^':
2roftöonber3eit. (•'•OMrrtn, man gett)öt)nt jtd^ an aüeS.) Seforgnio
megen nici^t langer 2)auer.
18 Zu dem g-Zusat: vgl. das Pitrow^nchv Aiitlnujiulngii'-Hej't S.,54: ,,Lf>h)iit: 2o
erzählt in seiner Tkeodic^e, dass als 3 Mägde zusammen gedieiiet, und einer von ohn-
gefähr ein Brandt- Feuer auf die Hand gefallen ., und da diese schrie: so sagte die
andre darauf; wie weit schmerzlicher wird das Fegfeuer sei/n, allein die andre ant-
u-ortete: 0 Narrin, man kann sich an alles geicöhnen." Die Anekdote steht wirklich
in der Theodicee (Appendix III §. 23 Schluss) und lautet: „Deux servantes ätant 25
aupres du feu dans la cuisine, l'une s'e'tant hrul.€e un peu, dit ä Paufre: 6 ma chere
qui pourra supporter le feu du purgatoire? r<iutre luy repnndit: Tu es folle, mon
amie, on se fait a tovt.^''
5^r. 303-308 (93niib XV). 119
30t. vf ip? M 195. Zwischen M §. 551 und 552:
Eintöniges ^rebigen fdjläfert ein.
Slutgeiüeft unb fd^läfrig.
308. \p\ L BL Ha. 39.
IS. I:
3)ie 5Befrei)ung be§ ®emütf)§ üon bcr 2a[t be§ 23ebiirfniffe§ i[t bie
muffige ®emütt)!obi§porttiDn. @ie ift bei) einem t^ätigen 5Renfct)en allemal
liebenämürbig, aber juglei^ eine ®efcl)aftigfeit, bie einen Überfluß öon
Gräften fü^lt, fid^ auc!^ mit bem entbe^rlid^en gu befd^aftigen, unb unter»
10 fc^etbet ftc!^ Don ber §aull)eit unb ©ebanfenlopgfeit be§ Söilben. 8ie
l)ei^t in 2lnfet)ung be§ SBiffenS curiofitaet, meld)e§ eine llbung unferer
(^emüt^Sfräfte (•" in 9ftut)e) an einer Slufgabe ift, meldte fie o^ne weiteren
ßmef befcl)äftigt. Curiosa ftnb al§ Sln^änge an ta§> ^mefmafeige SBiffen
fel^r aufmunternb, unb ein ßeidijen eines fid) erroeiternben ®emüt^§.
15 35ie curiosa finb e§ entmeber cafuiftifd): ^u Übung ber Urtljeil'öfraft,
ober parabo^: ^u Übung ber 9]ernunft, ober raritaeten: ju Unter»
Haltung ber 33eobaci^tung. 2)ie curiofitaet, wenn fie jum ®efd)afte löirb,
l)ei^t ftecfenreutereq.
2)er, beu nid)ts befümmert, al§ ma§ fein SSebürfniS befrieb;gt, ift
L'u fet)r eiugefd^ränft. 2)ie ^iebl)aberei) erweitert bod^ bie ^eutnis: bie ber
@eltent)eiten ift eigenliebig; bie beS monftröfen ift abentl)euerltdi); bie beö
gel^eimen ift au§fpäl)enb; bie be§ @ammelu§ unb ber complctirung ift
^abffidi)tig ; [bie beä föteidit^imä t[t ^abfüd)tlg] bie ber DIeugierbe ift eitel;
bie ber anecboten, ber fleinen fünfte unb ffiä^cl in ©efeOfc^aft. 'Tteifeu
i5 in biefem oerfd^iebenen ®efd^maf. 2ßargeicl)en. ?iaturfpiele. (Kabinette.
S. IL-
SSerlangen nad^ ^ieutgfeiten [gef] au§ ftabt unb ßanb ober 2Belt=
neuigfeiten. ©ine ßcitung ift ber größte SeraeiS ber ©rmeiterung unferer
ie^igen ^entniffe. ^^i^ouenjimmer ^aben lieber ^amilienanecboten alä
:i(. politifd[)e 5Reuig!eiten. Siebl^aberet) beS Sllten Dor ®elel)rte ift ungefeüig,
t)afet oerdnberung.
4 Z„ Nr. 308 vgl. amser VII WS auch VII 233— 4, 27t; ß\ || J2 s-ZnsaU: lo ]|
W fein? feine? || 25 biefen || 27 ouö /efi/t. \\ 31 Vor t)afet :irei durchsfrir/n/»
IVurte, deren letztes fein zu heissen scheint.
120 SRcflefioneu jur 3lnt:^ropologtc.
Von der Hemmung, Schwächung und dem gänzlichen Verlust
des Sinnenvermögens.
§.26.27 (VII 165— 167).
M §. 552—556.
309. ri^f x'f Af v^f 'ef q'? (p'f M 196. Neben M .<?. 554:
Seforberung unb ^inberniS ber @inne: ^'iiK^tern^eit unb 2;runfcn--
Ijcit, Berftreuung unb Slufmerffamfeit, SebenSfo^iflfeit unb i^eblo[igfeit,
SBad^en unb (Schlafen.
310. il'.M197. Zu M§.556 „dormit":
2Ber je^t ju üiel fc^läft (^ nid)t länger liegen, qI§ man fd)läft.), tüirb,
wenn er alt wirb, weniger fct)lafen. 5[RQl)omet. Jagfcl)lQf l)at etraae üer=
äc^tlic^eö an ftc^: ßalmucfen. 2)er 4te 2:^eil beö SageS i[t gu wenig, ber
3te ju üiel, alfo 7 @tunben; immer beftimmte ^t\t ®Qn^ anbere 2)en=
fungsart be§ 9J?orgen§.
,yil. Af ji(? If (vi (fi) M 197. Zu M§. 556 ,,mors''.
Db ber 2;ob empfunbcn werbe*. 33or Sllter.
9 Zu Nr. 310 vgl. Vil WO und VII 104—5, ico Kant die Ansicht der Türken,
dass im 2lnfange ber SBelt jebcm 9Kenfcf)en bic ^Portion jugemeffen lüorben, roie
Oiel er im Seben JU effen tjObeit »erbe, auch auf den Schlaf i'diertragen möchte.,
um daraus eine Warnung vor zu langem Schlafen abzuleiten. Man vgl. weiter das :'u
Parorv'sche Anthropologie- Heft S. 137, ivo der Gedanke, dass für jeden Menschen
eine bestimmte Menge Nahrungsmittel abgemessen sei, gleichfalls auf Mohammed
zurückgeführt wird, ferner in demselben Heft S. 83: „In den Nordischen (regende//
richten sich die Menschen gemeiniglich im Schlaf nach den Jahres Zeiten. In Jakutzkan
schlafen die Menschen gemeiniglich 20 Stunden und wachen nur 3 oder 4 Stunden. 25
Diese Unregelmässigkeit in Abwechselung des Tages und der Nacht verursacht bey
den Vülckern auch eine Unordnung in der Lebensart, als in einem Theil von Russland.'''-
Zu vergleichen ist auch eine in Bd. XVI abzudruckende Bemerkung Kants (aus Phase }[>)
:n den §§. 171 — 4 in Meiers „Auszug aus der Vernunftlehre'-'' ( L 48, 48'). || 11 — 12
Zu lagji&la^ — ealmucfen vgl. VII 400. au
SRr. 309— 312 (SBmibXV). 121
*(« 3Sei)jpiel eineö üor tobt gehaltenen, ber bo(^ emptanb. 1. Über
beffen ^e[je jöjeQ ^riefter janften; 2. bie, welche burc^ il^re 3;ante
umarmt raurbe.)
Von der Einbildungskraft.
§. 28—30 (VII 167—174).
M§.554. 557—559. 589—591. 593—594.
§. 28 (VII 167—169).
312. t'f x'f (ri^f) (fif) M 198' . E 1 132. 133.
(' 2)ie ©inbilbung ttiü im 2)unfeln fpa^iren.
S^erftefte f^alff)eit im Slugbrufe. ©ittjamfeit. 3Rut^toiaen.)
2)afe man ba§ 23ilb tüoüon gleid)fam fo mit einem Scftleijer bebefeii
fönne. ©afe nur ber SSegrif öom 23ilbe, nic^t aber i)a§ 23ilb felber in
uns flar i[t, fte^t man an ben obfcaenen S3ilbern, bie ben manierlid^eu
SlnSbrüfen eigentlid) correfponbiren, an ben SBunberlic^en unb ^e;cen=
mäßigen @e[talten, bie ben 2Bot)lflingenben 3}erfen correfponbiren.
(*■ 2)a§ Slngene^me ber Sinne: bie p^antafie in @piel ju fe^en,
meld^eg aber nic^t regellos [e^n mufe.
2)a§ 2tngene^mc beS 3Ser[tanbe§: baburd^ 2lnf(^auungen gu
befommen»)
1 s-Ziisati: \p3. II 1 — 3 l>ie beiden Beispiele, auf welche auch Starkes „Meiitichen-
l^unde'''' (S. Ujijö) sich Oezieht, finden sich in Tissot: Traite des ner/s et de leura
maladies Tome II Partie I 1779 S. 296 — 298, in der deutschen Übersetzung des Werkes
con F. A. Weber (1781) in Bd. II S. 303—306, in der Übersetzung von Jh. Christ.
(Ittl. Ackermann (1781) in Bd. II Theil 1 S. 242—244. Beide Geschichten stammen
aus: Heflcxions sur la nature des remedes, leurs effets, et leur maniere d'agir pur
M. de Saint- Andr€ (1700) und sind aus diesem W^erk auch ?'0« J. J. Briihier in seine
Schrift über den Scheintod übernommen (Abhandlung von der Ungewissheit der Kenn-
teichen des Todes und dem Misbrauche, der mit übereilten Beerdigungen und Ein-
lialsamirungen vorgeht. A. d. Französischen übersetzet von J. G. Jancke 1754 S. 765 — 6'^.
8 Die §§. 28 — 33 der Slnt^ropülogie greifen mehrfach in einander über, und
viele der Heflexionen 312 — 370 stehn zu /nehreren von diesen Paragraphen in Beziehung.
Ich habe sie jedesmal dem Paragraphen zugeordnet, mit dessen Inhalt sie sich am
meisten berühren, zugleich aber möglichst vermieden, gleichzeitige Reßexionen, die nahe
zusammen stehn, auseinander zu reissen. \\ 8 ff. s- Zusätze: v? (u? n?)
122 SReflejiünen jiir Stntöropologte.
313. c f x3f (rj'-^f fif) M J98'. E 1 168. 166.
(* ^ranf^eit in ber ©inbilbung. ©d^ön^eit unb SBic^tigfeit in ber
ßinbilbung. 2)e§ ©einigen ©liicf in lauter (Sinbilbungen. ^eiligfett
in ber (Sinbilbung.)
(^ 2)n§ (Spiel ber 33ilber in un§; ob ttir mit il)nen ober fie mit s
un§ fpielen?)
(*' 23etrüglid)e) ©inbilbung ift eigentlich bie 2;äujc^ung, menn man
baSjenige an bem ®egenftanbe ^n fel)en glaubt, waS eigentlid) ein
©elbftgefd^opt imfereä eigenen ®el)irn§ i[t. @o glaubt ein ©d^niärmer
alle feine ^irngefpinn[ten unb eine jebe ©efte il)re ße^ren in ber 23ibel lo
^u finben. 5Ran lernt fold)e nid^t fo mo^l au§ ber 33ibel, fonbern man
bringt fie l)inein. (* ©inbilbung öor 25?a^rne^mung. Äluge Äinber.)
C @(t)mer^ in ber ©inbilbung.) @§ ift mar: mir muffen fd^on eine
ibec rooöon l^aben, menn mir fie irgenb mo marnet)men follen; aber
\i(x§> merfmal ber anmenbung mufe befonbere aufgefuci)t werben. Wv- la
gungen bringen Diel eingebilbete [eigenf] SBarne^mung l)eröor, im=
gleid)en ?5»i*c^t. £)er SSerliebten, ©Itern in Slnfet)ung ber 5linber. (Sin=
genommene 3f?i(i)ter. f)i)pocbonbriften.
(« ^öuf^on ber pl)antafte in 2lnfel)ung ber ^inberia^re.)
(* Sßa^S uns fd^meid^elt, bilben mir un§ ein,) ^n
(■'- ^eimme^O
üy^an fan menfd)en am beften burd) il)re ©inbilbung regiren. 2)ie
§rau regirt ben 5y?ann baburc^, ba& fie i^m bie ßinbilbung ber ^err-
fdjaft lä^t; ber f^-ürft ba§5ßolf burd^ bie ©iubilbuug ber^reij^eit. Mundus
regitur opinionibus ift fein [©runbfatj ber 33eracf)timg] ©pott be§ 58olf§, •-';.
fonbern ^Df^ajrime ber Älug^eit üor 9ftegenten. (* ©luflid^e unb Untere
l^altenbe (Sinbilbung^fraft. 5J?annigfaltigfeit.)
1 Nr. 'Jl-'i berührt sich zwar am meisten mit §. -Vi der Aiitliropiilni/ic^ i/nc/i
ira/ten auch Beziehungen zu den §§. 28 — 32 oli. Ich lasse deshdlli^ iiw den Zusm/ini''//-
hang der., wie es scheint, gleichzeitigen A^rn. S12 und 31-i nicht zu zerreis.'irn. .\V. 3 13 :i i
hier abdrucken. — Die s-Zusätze stammen., soweit nichts Anderes bemerkt ist, ans
verschiedenen Zeiten der 70er Jahre. \\ 3 F.: lautet StnbUbung || .> V'ir dem '/-Zu-
satz ist rief/eicht aus dem Anfang der Heß. zu ergänzen: ©titbilbuiig ift etgetttlid}. ||
Vor 3)a8 durchstrichen: (Stilb || 7 23etri"tgll(^e bildet möglicherircise den Schluss des
s-Zusatzes in Zeile 2—4. \\ 10 E: 8e'f)re || 12—13s-Zusntze: \p. \\ E: ÜOtl . . • ftligcr || .iS
J^l E: eS statt ]\t II 17 E: 33erliebte,- sehr unwahrscheinlich; ans dem Vnrhergi-henden
ist wohl zu ergänzen: eingebilbete 2ßarnet)miing. II J9 E: 3üii'ioiien [| .V/ .y^eitmucl)
ist in ip hinzugesetzt.
9(^r. 313— 313a (Öaiib XV). 123
(* ßöttf ^" ^^^ ßinbilbung.)
23on bem Unterhalt in einfamen @tunben burc^ 2uftjct)löBer, fiuft*
reifen, Su[tabent^euer; jte muffen nid^t al§ wirflid) fünftig öorgefteUt
werben.
5 (*■ 2)ie eingebilbete Slnue^mUc^feit in ben ^rofpeften unb 3urüf=
fiepten iu entfernete Seiten ber ßw^unft ober ber alten ßeit, imgleid^en
ber Drter.)
2)a§ eingebilbete ®luc! (« SBa^n: ein ®ut ber ©inbilbung) einey
geizigen Sfleid^en. 2)aö ^irngefpinnft ber 6^re, 2)er eingebilbete, ober
10 Qud) nic^t öoUig nici^tige Sroft au§ ber ®leic^l)eit beä «Sd^iffalS anberer
mit bem unfrigen.
C (SingebilbeteS Übel be§ tobten.)
ßinbilbung über bie trofne unb plaifanten 33egräbniffe.
^Bie lüir einen tobten bebauern.
lö einbilbung oerfd)öuert unb üerunftaltet üiel. 2)a^er i^after.
(« £)b mir mit 33ilbern ober fie mit un§ fpielen?)
(* Unfere meifte unterl)altung ift burd^ ©tnbilbungen, bie größten*
tl)eil§ eitel finb. SBenn fte üor (Srfaljrung gehalten wirb, ift bie (5in=
bilbung leer,)
313a, x^ (l;f rjfj (U) %r? g^ff M 198'. E I U2.
(•" 3)a§ ®egenbilb: symbokim.)
2)er ^ang abjubilben (infoi'mandi), (äin^ubilben (fingendi), 9lacl)=
jubilben (imaginandi (^ refingendi)), SSor^ubilben (praefingendi, praevi-
dendi), Slu^^^ubilben (perficiendi).
1 Der ^-Zusatz (\p) sfelit iiber in . . . ©tlinben (Z. 2). Zur Sache vgl. VII 18034- ||
H: i]md >itatt 3anf II 12, 17 ^-Zusatz: xp. \\ 12 (Stttgeb : II 12—14. Vgl. VII 137.
22 Über abjubilben ist mit anderer Tinte eine 1 hinzugesetzt., über Sinjubilbeit
'•//,(■ 3, i'tlier 5(tac^3ubllbeil eine 2. \\ 24 Zu dem „Hang auszubilden''- vgl. man das
PnhPsclie Anthrujjolugie-He/t S.58/0; „Das Vermögen :u bilden hat einen Hang alles
in iinserm Gemiith aus zubilden. ]Venn wir daher ivas gewahr werden, so machen tcir
lins einen Begrif davon, stimt der Gegenstand nicht mit unsrem Begrif überein: so
i.it das Gemiith unablässig beschäftigt, es aus zubilden. . . Wenn jemand so lange betrogen,
dass er dadurch 900 Gulden gewonnen hat, so betrügt er noch so lange bis er 1000 ß
roll hat. . . ]Venn eticas unvollständig ist, so ersezen wir es durch Erdichtung was
der Ausfüllung fehlt. . . Dieses ist das Vermögen auszubilden facultcts perficiendi.'''' |j
Die Schhissklaiiinier hinter perficiendi fehlt.
124 3flefleiionett jut 2lntt)iopolDflie.
C 6ogar 2)icbftäl^le, bie nic^t gut geKi^rt ftnb.)
S14, }t'f (ri'f) M18T. El 173. 204. 134. 135. Gegenüber von
M§.534:
3)ie (Sr^eugung ber S^orfteüungen i[t entmeber leibenb ober t^atig.
^Dte erfte entraebcr burd) bie objecte (^' Sinne) ober eine SSorfteUung burd^
bie anbere (p^antafie unb praesagium).
3)ie t^ätige i[t [ber] niemals üon ber ?OfaterTe,fonbern bergorm; ent=
tt)eberSSergleid)ung [ober ber], ȟoburci^ feine SSorfteUungen erzeugt werben,
ober ber obiectiüen genefiö ober ber fubiectioen (5rbid)tung.
(^ ©riinbe ber fubiectiüen ober obiectiüen ^ßerfnüpfung ber 3Sor»
fteUungen. Btt^M^^^^n beqben i[t bie 58ergleid)ung.)
•So ferne bie ^ßorftellungen entwcber unmittelbar ober mittelbar öon
obiecten ^errü^ren (entraeber üon ber ©egenmart ber obiecten ober ber
[SBirfltc^fett in einer Sergong] 2Birflid^feit ber 93or[teüungen in ber 3?er=
gangenen 3ett, mie bie (grinnerung, unb üermittelft berfelben bie in ber
fünftigen 3eit), werben fie Slbbilbung, ^flac^bilber unb S[^orbtl =
b u n g (^ ®egenbilb, symbolum) genannt. ^a§ aber gar nii^t bie Urfad^e
in ben n3irfli(j)en 3^orfteUungen [roeber ber ©egenroort] t)at, fonbern burdt)
Die eigne 3:^atigfeit ber Seele entfpringt, i[t ©inbilbung.
@in 3Sorbilb (typus) i[t etma§ anbereö als praesagium unb 2Sor=
jeid)en, signum prognosticon. 2)ic (äinbilbung mit 23emu[tfei)n i[t @r=
bid^tung.
(» 2)te obige ©int^eilung ift ber @r;^eugung ber S^orfteKungen.
91un ift noc^ eine ber S3ergletc^ung unb ber obiectiüen SSerfnüpfung.)
2)ie ©inbilbungen werben erzeugt, inbem eine üorfteßung bie an=
bre nadt) bem nexu ca.usali berüorbringt; bie @rbi(^tungen, inbem alle
burc^ bie freije 2Billfüt)r üerbunben werben.
1 s-Ziisafz: 70er Jahre. || In gefut)rt ist die 2. Silbe nicht ganz sic/ifi:
12 ferne? fem?? || 13 Nach ^errü^ren ein Punkt \\ 10 Die SMuss/clummei
fehlt. II 3fla(^bttber? 5Ra(i^bilben ? || 23 E: bie statt ber
31)
gjr. 313a-316 (33anbXV). 125
315. x'H'^ fv' ■) M 187. E 1 136. 21 H. Unter M §. 634 :
2)a§ ä^ermögen ber Slbbilbung eines finnlid)en, gegenioärtigcn QbtectS
t[t haS funbament. 2)arnad) werben 9fia(!^bilbungen unb SSorbilbungen
gemad^t; ©inbilbungen abernad) il)rer QnQlogienQtürlid)er SBeife, bis=
»eilen aieber ober ot)ne j^e tt)iUfüt)rU^er ober SSernünftiger SBeife.
Der fubiectiüe ®runb ber 5iacl)bilbungen i[t aud) ber ®runb ber 5ßDr=
bilbung. SlQe biefe actus fe^en boS materiale au§ ben ©innen öorauS.
(* 2luf alle biefe Äräfte ber ©rjeugung ber 3Sor[teÜungen fommen
nod) ^m^i): 2öi^ unb Urt^eil^fraft. Sie gu Dergleichen unb ^u öer=
einigen.)
316. X? V? M242f. 197. Zu M §. 557:
M 242 f:
Einiger [^anbtungcn] Urfprung ber SSorfteÜungen ober ©rj^engung
berfelben i[t bloö uatürlid^ unb oon ber SBiUfü^r unabhängig, anbre
15 Pngt üon ber SBiClfü^rlid^en birection uufrer SSorfteüungSfraft Q.h.
Sene \\\ [smiefac^], bo [uemltc^] SSorfteünngen einanber t)eröorbringen, ent=
aeber fo wie fte fonft üerbunben ü)Qven, ober auf eine 2lrt, lüie fte nid)t
im üorigen ßuftanbe geaefen finb. ^^neS ifi bie ßinbilbung ober öiel=
mel^r 5Zad^bilbung (pl^autafte), biefeS bie ßinbilbung (fictio). Seijbe ge=
20 Ijören jur finnlicl^feit, weil »ir mirflid) in bem ßwftanbe biefer 35or=
fteüungen oon anberen afftcirt »erben.
2)ie p^antafte befielt barin: ba§ ©egenmärtige reprobucirt \>(x§>
SJergangene unb eine biefer Sßorftellnngen bie anbere; ieneä ift bie Urfad^c
ber reprobudion, biefeS ber continuation, hzx<,\)t§> nad^ bem ©efe^ ber
25 afjociation. 2)ie praeüifton i[t eine SBirfung baoon nur, inbem wir ben
termiuum antecedentem ber p^an= M 197: tafie auf ben gegenwärtigen
Slugenblif legen.
1 über Hfl. 315 noch der ungefähr gleichzeitige Anfang einer unvollendeten Rfl.:
Spectrum ift baS SBltb Xoai. Vor 93tlb ein Einschaltungszeichen, darüber ein un-
leserliches Wort, welches etwa tnttete heissen könnte, möglicherweise aber zu Rfl. .327
gehört und dann dort vor S3eobad)ter eingeschoben werden müsste. \\ 8 s-Zusatz: v? (fi?)
13 ©tniger aus ©tnijje || 14—16 anbre, Sene sc. Erzeugung. || 26 Auf M 242 f
bricht die Rß. unten auf der Seite mit p'^an» ab, auf M 197 unten steht der Rest von
tofie — legen. Die Seiten M 242e/f sind also zwischen M 196 und 197 einzuschieben.
126 Oteflejtünen jur ^ntiivopologie.
317. xUf M 242 f. Zu M §. 551:
SlÜe fictiou get)et nur auf bie 5orm, aber bod^ ben (5r[al)rungen fle=
mä^. 2)a§ -3^eue ber ÜJiaterie nad^ bepenbirt üon ben «Sinnen.
318, vf(x?)M242f. EI 140.
2)ie Gräfte be§ ®emüt^§, meldje nid^t bie innere 5[l?ögUd^feit ber
58or[tenungen, fonbern i^r 23er!)aUni2i. betreffen, ge^en entroeber auf bie
SSergleid^ung ober 23erfnüpfung. ^^ne finb, menn fte einen ^ö^eren ®rab
^abcn, 2Bt^ unb ©djarffinigfeit; biefe finb S^ätigfeiten, üerfdjiebene 3Sor=
fteüungen in ein ganzes 3U öerbinben. entmeber nad^ beut SSerpltniffe
ber Srfat)rung, h(x§, ift nadt) ber SSergangenen unb fiinftigen jeit, ober
o^ne be^iel)ung auf biejelbe: ©rbic^tung. Slüe finb entmeber finnlid^ ober
nac^ einem ®efe^e ber ülatur unb unraidfü^rlict), ober inteQectuel, b. i.
iüiUfü{)rlid^. 2)te erfteren ^eifeen finnlic^e ^^antafie, ^raeoifton unb @in=
bilbung. 25ie le^tere ®ebäd)tni§, SSor^erraiffen unb (5rbid^tung. 2)ie
erfteren finb oft auSfd^meifenb, b. i. ber lüttlfü^r ununterroorfen, ober audt)
falfc^.
319, X? v^f-^f Qif M 197. EI 174.
(« ÜKit 23ett)uftfet)n) (« innerer «Sinn)
£)ie 33emerfung: perceptio (praesentis)
2)ie Erinnerung (praeteriti)
3!)ie [S3orf)erfagung] ßrtüartung (futuri)
320. kfv^?^fQ^fM197.
2)er Beit nad() ©egenttjörtig, S^ergangen, fünftig ober feine? öon
allem, aber boc^ ein ©egenftanb ber «Sinne, ©rbic^tung.
6' Nach betreffen ein Punkt oder ein griechisches Kolon || 9 E: einem ©anjen 25
19—21 Die Schlussklammern fehlen. \\ J^i ©riuartuiig scheint erst nachträglich
für SBorljetfagung in dem zwischen diesem Wort und futuri leergelassenen Raum ein-
gesetzt zu sein.
24 allem? aUen? || grbic^tung? (5rbid^ten«
9Jr. 317-324 (Jöonb XV). 127
321. XH^M197. EI 144.
53ilDenbe Äraft. 9iQC^= unb SSorbilbung. ©inbilbung. o^ne ober
mit 33cö)u[tfep»
322. Xf^?M197.
aSe^gefeüung SSergleic^ung SSerfnüpfung
pl)antafle. SBi^. facultas characteristica.
323. X? v'f ifQif g)^f M 198. E II 1235.
2Bir jie^en aus allen ®egenftanben öon einerlei) 2lrt enbUc^ einUrMlb.
324. Xf if (ff M m.
3n [einbtibungen] ber %aM glüfUd^er als in ber Barrett.
tO 3n — Söar'^eit: Ein angeblich von Edm. Waller stammendes Wort über
die Dichter. Man vgl. Starkes ^^Menschenkunde'''- S. 29, ferner Sam. Johnson: The
liv-s of the most eminent english poets, with critical observationa on their works
1781 I 380 — 2 (zuerst 1779 in: Works of the English Poets). In der deutschen
15 Übersetzung (S. Johnson's biographische und critische Nachrichten von einigen englischen
Dichtern. Aus dem Englischen übersetzt und mit Anmerkungen vermehrt. 2. Theil.
1783. S. 272 — 6) lautet die Stelle folgendermaassen: Waller „bezahlte die Gutist-
bezeugungen des Protektors durch das berühmte Lobgedicht (im Jahr 1654), das immer
als das erste all seiner poetischen Werke angesehen wird. . . . Er strengte seine
20 Einbildungskraft, seine Eleganz, seinen Wohlklang für Karl den zweiten mit gleicher
Bereitwilligkeit an. Es ist nicht möglich, ohn' allen Unwillen, ohn' alle Verachtung,
Gedichte von ein und demselben Verfasser zu lesen. Worin bald Karl dem ersten der
höchste Grad von Macht und Gottesfurcht zugeschrieben; und dann eben diese Macht
und Gottesfurcht an Olivier Cromwel übertragen; worin hier der letzte die Krone
25 anzunehmen eingeladen, dort Karl dem zweyten Glück zu seinem wieder erlangten Recht
gewünscht wird. Weder Cromwel noch Karl konnten diese Gedichte als Wirkungen
von Ueberzeugung ansehen, oder Wallers Lob als Ergiessung der Ehrfurcht annehmen ;
sie konnten sie blos als Arbeiten der Erfindungskraft und als Tribut der Abhängigkeit
betrachten. Die Poeten bekennen sich in. der That offenbar zu Fictionen; aber der
128 9*lefleftünen jur 2lntt)ropoIogie.
ÜJian nennet einen eitlen (felbftUebigen) 53?enfc^en eingebilbet.
starte mufe nic^t ber Statur gleich fommen. j)i)pod)onbriften.
S25. Xf If M 198. EI UL
©ießinbilbung in 33er^altniS auf (Smpfinbung : e. g. 2lrabcr,33Uber;
2. in SSerl^eltniS auf ben 33er[tanb: f^mbole, aüegorien.
ßebl)atte ©inbilbung: um 33ilber'ju mact)en;
träumenbe ©inbilbung: um jie ju empfangen.
326, U v'f ^f Q'f x^ff MJ98. EI 154. 153. 184. 7ai M§.559:
2)ie SSorfteHungen jtnb entweber (« uniDiQfü^rlic^ (natürltd))) bur(i^
{^ in ber ^t\i) bic ^t\i öerfnüpft (« ber ^orm na d)):
fi})ziye rechtmässige Zweck der Fictmien ist, uns Wahrheit zuzufi'ihren. Derjenige, der
Schmeicheleien für all diejenigen bereit hält, die durch Glücksicechsel in der Welt er-
hoben werden, verdient als eine geschändete Seele, die noch den Schimmer des JVitzes
besitzen kann, aber die die Würde der Tugend verloren hat, nichts als Verachtung. Der
Glückwunsch icurde in Ansehung seines poetischen Werthes für schlechter gehalten, als
die Lobschrift; und man erzählt, dass, wie der König mit Wallern über diese Ungleich-
heit sprach, er ihm antwortete: ^den Poeten, Sire, gelingt es besser, wenn sie dichten,
als wenn sie wahr reden'.'''- Im Original: „Poets, Sir, succeed better in ßction than in
tnith'-''. Dieselbe Anekdote, aber verstümmelt und fälschlich auf Milton übertragen,
in J. M. Gesners „Primae lineae isagoges^\ in der Ausgabe von J. N. Niclas i775
II 180/1. Vgl. ferner das Anthropologie- Heft S 123 der Königsberger Stadtbibliothek
S. 149: „Dichter sind glücklicher in der Fabel als Wahrheit Dieses kann man mit
Waller auf alle Menschen beziehen''''. Eine Randbemerkung setzt hinzu: „Denn in der
Fabel kann der Dichter nach seiner Freyheit und Wohlgefallen Dinge geschehen lassen.
IVenn er aber die Natur schildert, so ist die Einbildungskraft weit unter demselben,
und die Imagination reicht gar nicht. Weit glücklicher ist er aber, wenn er nach
seinen Ideen alles was der menschliche Affect hervorbringt in der Einbildungskraft reg
macht, welches ihm und uns viel Vergnügen macht. Dahin möchte das arcadischr
Schäferleben gehören.'"''
2 ©törfc sc. die Stärke der Einbildungskraft. Die Rfl. steht zwischen M §. 557
lind 558 und bezieht sich auf die Anmerkung zum ersteren („eine Ei?ibildung'^) und
den Anfang des letzteren. Zur Sache vgl. VII 180— 1. || Fypoch
8 s-Ziisätze: 70er Jahre. \\ 10 Das bet des s-Zusatzes fehlt. Diesem s-Zusat:
correspondiren die Worte biX Urfa(f)e ttrtd) (129i5—ji;).
gir. 324—327 (23b. XV). 129
©egcnioartigc: ©inn,
SL^ergangene: 5Jlact)bilbung,
Äüuftige: SSorbilbung;
ober büxii) trcQC ^anblung beö ®emütt)§:
SScr0leict)ung: comparatrix,
33e^eid)niing: signatrix (* ®egenbilb),
Grbict)tung: fietrix.
(« ®e^cii nic^t an^ ©egcnftanbe, fonbern 3Sor[teQungcm ©in^eit
im 23eii)u[t|et)n.)
(« Tlit aUcti biejen ba§ Seiüuftfegn unb bie 5laturnot^tt)cnbig!cit
ober SBiflfü^r öerbuuben.)
(« 2Bo [ntc^t] bie 3Sor[teflungen »iHfu^rlid) affociirt werben. copu=
iQtiöe (äinbilbungStraft.)
(* jubiectiD ober obicctio)
2)ie 33ei)ge|eQung (« SSerfnüpfung, SScrgefeUfc^aftung, ber Urfad^e
nad^) ge[c^iel)t entmeber burd) ßeit unb 3fiaum [ober b] (benn jinb bie
5)inge benachbart) ober burd) SBergleidjung (oerwanbt) ober willfü^rlid^
(beggejellt) (« confociiert). G^arafteriftit
2Bir [teilen unö in bem Saufe ber 33erdnberungen nic^t aUein eine
^teilje Dor, fonbern bie auc^ mit bem SSergangenen nad^ einerlei e?:po=
nenten fortläuft.
327, ^f of ßf) M 187. Zu M §.534:
3)afe §u ber (5rfci)einung ber @inne ein 2lbbilbung§öerm5gen gehöre,
cr'^eUet auc^ baburc^, ha^ unä eine SluSfic^t gefäQt unb aufmuntert, roeil
26 ba3 ®cmütt), inbem eö bie ^anblungen, ©über au8 ©inbrücfen ju machen,
bur(t)Iduft, burd) manigfaltigfeit, leicfttigfeit, Übergang bewegt mirb. 2)er
(äebraud) ber @inne crmübet. S3eobad)ter fönnen Diel fe^en, maS anbere
8 SSorbilbung? SSorbilben? || 4 ^mUm^f ^anblungen?« || 8—13 Die s-Zu-
sätze stehn zwischen den Textzeilen von M §. 559, ©e^Ctt rechts von &tmÜtfiS (Z. 4),
Wd rechts von 93crglei(^ung (Z. 5), SBo rechts von ©egenbilb und SBcjetc^nung
(Z. 6). II 10 ollen biegen? aufm biefem? || 14 Die Zeile steht rechts von fictrix
(Z. 7) zwischen M §. 559 und 560. || lö Als der s-Zusatz hinzukam, wurde IBc^
gefcflung durchstrichen. \\ Iß Die Klammern vor bettlt und nach benocf)bott /cÄ^;
dagegen steht eine vor dem letzteren Wort. \\ 20 mit bem? mit ben (so Ejf
27 Vor 33eoba(^tet vielleicht noch ein unleserliches Wort Ccineit.*.*^; vgl. 125asff
*«nt'» «(^tffttn. ^anbf*tfftl(c^ft 9?a*Ia^ H. 9
130 Sleflejioncn jut Slntl^ropologie.
nld^t. aj?an mufe jeftcn lernen. SBetl aber bei) iebem 2lbbUben ölctd^fam
eine ®runblage fet)n mufe, üjorin ma§> abgebilbet mirb, fo ift folc^e ß^it
unb 3Raum.
328. ^f ofvf? M197.
S3on ber ©teile, bie man ben S^orfteüungen giebt: in bem repertorio
ber imagtnation ober unter ben Segriffen burd) SSerftanb ober in ben
QoeUen burc^ SSernunft. ^^dc^er. (Sparte.
329. vf (q fj x^ff M i87'. E 1 139. Gegenüber von M §.534.
3)ie 2?orfteIlungen unb i^re ^orm {^ unb 23erbinbung) tft unS ent*
Weber oon ben ©egenftänben gegeben ober üon un§ felbft geinad)t ober
gebacl^t. 2)ie erfte nac^ 23erl)altni§ ber ^t\i: ©rfd^einung, [©inb] 9Rad)'
bilbung, SSorbilbung. 2)ie jireijte entmeber in ber ©r^eugung (fiction)
oberSe^gefeUung (ftgnification). 2)ie britte in ber 3Sergleicl)ung unb SSer»
fnüpfung: SBife unb Urtt)eil§fraft.
330. V f (q' f) M 242 f. E 1 146.
2)ie (äinbilbung unterfd^eibet fid) barin oon ber 23ilbung§fraft, ha.'^
fic o^ne ©egenraart be§ ®egenftanbe§ ein 23ilb mac^t (freqiic^ auö ^Jiateri«
alien ber @inne), cntroeberfingendo ober abstrahendo.
331. vf (q^V M 242 f. E 1 143.
2)aö 23ilbung§üermögen betrift bie ^^orm beö ganzen unteren (5rfent= 20
nie, nemlid) ber coorbination, ha man auf oerfd^iebene weife oorfteHungen
6 repertorio? repertoir??
8 Rfl. 329 üt nachträglich zwischen Rfl. 271 und 314 eingeschoben, vielleicht
mit Beziehung auf den Inhalt von Rß. 314.
5nr. 327—333 (Jöanb XV). 131
^u einanber fügt. 2)arauö entjpringt ber fiiinlict)e SSegrif ober ein S3e=
grif ber €inne.
®enie ge{)ort jum 2)ici^ten, Äun[t jum bi[poniren»
332. vf {q2?J M242f.
5 (9 facultas (" formatrix ober) technica ober architectonica; bei)be
gef)ören ;\um 23ilbung§Dermögen, aber ta^ lel.Ue, um boä (SJon^e ju^
erft luib bie 3;t)eile alö 2lbtl)eilunflen ^u betract)ten.)
(^ bet)m 5Rat)ler [^u] burd)^ grouppiren (fid) ein ®anfe;e§ qu§
Sßielem Wadien; fon[t t)at er feinen anfdjauungebegrif, jonDern eö tft
IC nur erfd)einunc\); Wiific burd)^ thema,)
1. 2)Qö 23ilDutig§Dermögen * (3)id)tiinq§frQft), (^ entraeber an einem
gegebenen ober nid)t gegebenen gegeuflanDe; ta^ l^efetere i[t crbid)ten, an=
bid)ten.) 2. bießinbilbungefraft, 3. bie^ad^bllbungg, 4. bie *i^orbilbung§=
fraft. SDiefeiS finb nid)t allein 33ermögen, fonbern 2;riebe ober .ßräfte, Dor*
16 nemlid) 5. bie 2luöbiti)ung§fraft. ©troa'S niüfjen mir ^u @nbe bringen.
2)at)er t)aben mir gemiffe ^JJ^aalftäbe, g. 6. fDu^enb (miUt'iit)rlid)); einige
jtnb ibeen, e. g. 2)er ^elb, 5reunbfd)att, ber ^Ißeife.
* (^ 3)Q(}cr orbnung, fqmmetrie un§ audi root)Igefonen, al§ bie ba§
Silben erleid]tern. 2)ie (teile einer jeben 33or[tellung in einem ®an|en.
20 2)iefe§ gefd)ief)t erftlid) burd) bie aggregation, groeqten« bifpojltion,
facultas formatrix. 2)ie föintt)eilnng biefeä ganzen mac^t beuUid^en
23egri[ unb meifet febem feine [teüe an.)
333. vf f(j'?) M242f.
3mijd)en einigen 23e[timmungen be§ ®emftt^§ ift ein natürlid)er,
26 gmifd)en anberen ein bloö miUEü^rlic^erßuiammen^ang. SBöre fein natura
5 Über dem ursprünglichen Text sind zunächst Z. 8 — 10 hinzugesetzt (bei)m
ÜJ?al)Ier steht über ©{(^tunflö^, über ihnen Z. 18 — 22; zu oberst stehn, zuletzt geschrieben,
Z. 5—7. II 6 le^te? leitete?? |1 9 Söielem? Sielen? || 13—15 Statt 3, 4, 5 hiess ee
ursprünglich 2, 3, 4; die Änderung fand statt, als die Worte bte ßinbilbungötraft,
3vj var denen die 2 versehentlich ausgefallen ist, nachträglich hinzugefügt wurden,
9*
182 Sieflefionen jut Slntl^topologie.
lieber Sufömmenl^ang [amif^en] burd^ affociation, jo würben mir bie ibeen
öon il^r nid^t J^croorbringen föntien.
334. <pf ^ff M 198. E 1 122. 195.
Imagination i[t baä, roaö ben Jßorrat^ ber SSorfteüungen in jid)
enthält, ^^antafic ift ba§ natürlid^e unb unmtltü^rltdje Spiel ber=
jclbcn, ftc^gurcprobucirenunb ju tranSformiren. 2)ie ^^antafte fc^märmt,
bic imagination [teilet etmaS treu ober untreu, lebl^aft k k. bar.
^Raturlid^e ober gemad^te SSerbinbung ber SSorfteHungen.
SDie SSorfteUung, bie bloS alä ein ^Kittel gilt, eine anbere ^eröorju«
bringen (reprobuciren), ift S^ic^cn.
33S. (f>—xf (eV M242e. Ell 233. 234. Zu M §.552 Schluss:
Äein 3"Pani> if^ gefal^rlic^er, alö ö3enn toir in ber 2Belt ber @in=
bilbungen ^erum fpo^iren, bis ü)ir unS gleid)|am barin oerirren unb ben
3flüfn)eg nid^t finben fönnen. ^arabieS ber Starren.
5Kan mufe niemals aufeer jt(^, fonbern (" ieberjeit) be^ fid^ fclbft
(" unb wad^enb) fc^n. 25ie 2lnfd^auungen muffen iebcrgeit an [ben ©innen]
ber SBarne^mung mit SÖewuftfegn l^angen unb [bem] mit bem Buftan^c
in ber SBelt oollfommen übereinftimen. 2)er nidl)t Ißac^enb SSorfteUungen
l^at, ber trdumt. 2)er 3:rdumer im 2Bad^en burc^ [überj] »illfü^rlic^e
Uberfpanung feiner ©eifteStraft ift ein «Sc^mörmer.
2 twn? Dom? an? am? man? Vielleicht hat Kant andere vollendet, als er
anfänglich vorhatte. \\ tl^r? ll^nt? tl^n? || Nach l^eröorbrinöm rfür/Ve laffcn zu ergänzen
sein; ÖOn t^r = mit ihrer (der af^ociattonj Hülfe. Kant denkt etwa daran, dass
wir ein Wort vergessen haben und eine associirte Vorstellung zu ertappen suchen, die
es zurückruft; vgl VII 182/3.
9 E: um anbete
20 Im Ms., wie es scheint: @(f^n)ärmenb.
9tr. 333— 338 (öonb XV). 133
336. (p—xp ? (af) M 203'. Gegenüber von M§.571 Schluss:
Imaginatio est facultas (* exhibendi) reproducendi, praevidendi,
fingendi (' productio). signandi.
Leges associationis [praevis] exspect: casuum similium. c bt'icht ab.
337. (f-x / (afj M 201'. E 1 121.
ßinbilbungSfroft ift ein Sßermögen gu ©tenftcn ber freien SBillfül^r.
i^tjQntajte ift fte, »enn fte ber 2öiÜfü^r cntgegengeje^t ift.
337a, (f—x. M 198'. E 1 163.
^^t)rtfd)e Urfad^e ber ©inbilbungen. opium.
2luf berßinbilbung berul^t bieUntert)altung mit fid^ felbft, imgleid^cn
bie SSorarbeitung ber Slnfc^läge, ©infid^ten unb ©rfinbungen. ©agacitaet.
?Da§®emüt^ ift auf einer continuirlic^en D^icife im^elbe berßinbilbungen.
2)iefe 58eranbern fxd) nic^t, fonbern ba§ ©emütf) feine ©teile unter il^nen.
Wan fpric^t mit ftc^ felbft, man fpielt eine dioUi als ^auptperfol^n. 2)cr
5iarr benft laut; ber Äluge »d^lt unter il^ncn.
338. (p—x f (g f) M 199'. E 1 120.
2)a825erm5gen, einSilb obcrftnnlic^cS^orftcllungöonbem {' obiect),
maS nic^t gegenwärtig ift, gu mact)en :
JKeprobuctionS ober 2)id)tung§oermögen
einbtlbungöfraft ift actio. ^bantafic ift pafftt).
wir fpielen mit i^r. @ie fpielt mit un8.
®efe^ ber affociation. ®efe^ ift nod) nict)t befannt,
e. g. 2)er SSoQenbung.
3 productio? productiv ? || 4 associat. || Ich setze absichtlich keine Interpunction,
25 um den Leser nicht voreinzunehmen, exspect: wird wohl als exspectatio, kaum als
exspectationis zu lesen sein.
11 ©agdtaet.
134 Sleflejtonen jut 3lnt:^ropoIogte.
339. ip. um. Eiin.im.
2)a§3Ser mögen, [feine] biegolge feiner 2?ergangenenßufianbe in einem
33en)u[tfet)u ^u üerbinben. memoria, nid)t reprobuctiue ©inbilbungyfraft.
2)ie (ginne geben bie Materie ju allen unferen 23or[tellungen. 2)a=
rau§ mact)t erftlid) "^(x^ 3>ermögen ju bilben [neue] unabljangig üon ber
®egentt)artber®egenftanbe S^orfteOungen: SSilbungSfraft, imaginatio.
2. 3)a§ SSermögen 3U üergleict)en: W\% unb Unterjct)eibnng'§fraft,
iudicium discretivum, 3. 2)a§ Sßermogen, 33or[te[tungen nidit mit it)rem
[Silbe] ®egen[tanbe unmittelbar, fonbern mittelft einem fteUüertretenben
ju Derfnüpfen, b. i. ju bejcidjnen.
540. i/^. 37 idl. E l 123.
3)ie imagination i[t ein 2?ermögen, toaS nad) SBilfül^r gebrandet
»erben fan.
S^ie pt)antarte i[t eine beicegenbe Äraft ber 3]or[tenungen unb aud)
untt)Ufüt)rlicI).
2)ie imagination ftellt SSilber lebtiaft, genau bor; bie p'^antafte treibt
mit ber imagination it)r jpiel unb i[t t^eil« probuctiü, tt)eilä reprobuctio.
341. xp. Midi. EI 124.
2)ie ©inbilbung^fraft ift nicl)t probuctio in 2lnfel)ung ber empfiii=
oungen, jonbern bloö Slnjc^auungen. ao
342. xp. M 198. E 1 127.
SlCle anfdjauung aufjer bem ©inn ift (Sinbilbung.
2 Der 1. Absatz ist möglicherweise erst nach dem 2. geschrieben. || 8 discretivum?
discretum (so E.)f \\ 9 E: einer; im Ms. steht ohne Zwei/el einem oder einen. Statt
mittelft hiesa es ursprünglich mit- 88
sftr. 339—347 (iBonb XV). 195
343. ip. M i98. EI 138.
25ie (Sinbilbiing [oerfnüpft ben] üott etmaS au§ ber öergangcnen ßcit
ift reprobuction; üon etma^ au§ ber fünftigen 3eit vraeüifton; Don (ätroaS
in ber ©egenroart (? al§ ben ©innen gegenwärtig) ift Söa^nftnn; üon
etiüQö, toelcfaeä gar nic^t jur(5rfat)rung gehört, ift förbid^tung, ©iUfu^rlic^.
344. ifj. M 198. EI 137.
2)ie ©inbilbungsfraft al§ [probucttö] obiectio beftimmenb, nic^t in
Seit, ift SSergleic^enb ober 2)ic^tenb ober 33ejeic^nenb,
34S. ip. M 199. EI 164.
2Bie (JinbilbungSfraft fc^recfen unb %\xx^i mad)t, fo bofe ber 25crftanb
jugleid^ biefer §urct)t n)ieberfprid)t, aber fte nidjt aufgebt.
einbilbungSfraft beg DoUen 3at)len. 2)u^enb 2)ucaten. a;Qffcn.
346. 10. M 194. EI 119.
2)te (Sinbilbungefraft mirb entroeber al§ Urfac^e ber SSorftetlnngen
[(probuctiD)] ober alö Urfacfee ber SSerbinbung ber SSorfteUungen betradjtet.
3m erften ^aüe ift fte Facultas fingendi. 2Bie meit get)t \i(x% 33ermögen
ju bi(t)ten? 2)ie ©inbilbungsfroft oerfnüpft entroeber bie SSorfteÜungen
al§ 3lnfd)auungen [unterj mit einanber ober biefe mit ^Begriffen (facultas
Characteristica)«
§.29 (V 11169-172).
M §. 554.
347. t^f x'f fxf vf (ti'fj AI 242 e.
(^ Jrunfen^eit, ^ofnung unb ©c^laf. tooburd^ 5Kenfc^en flc^ fclbft
gegen bie Übel beroafnen.)
12 Vgl. VII 195.
22 Ich drucke in dieser Rfl. alle Bemerkungen von M 242e ab, die sich auf
M §. 554 beziehen, und zwar in der Reihenfolge, wie sie von oben nach unten a^f
einander folgen. || 23 a-Zusatz: ^.
136 SReflcf Ionen jut Slnt^ropologte.
C SBorum betrinfen pd) öornemlic| norbifc^e SSoIfer fo flern?)
(* Sranbtroein ift ein Derftot)lcner Srunt (*' (Sid) aüein 3U be=
trinfcn jte!)t fct)lc(t)t aiiS — SranbteroeinO opium. ©aufen mait ro^
unb tt)ilb, bebt bie ©efeaiflfeit auf. 6cl)laue 2lutmerfer trinfcn nic^t.)
C aSclebung ber ©efeUigfeit.) 5
3uben betrinfen ftd) nid)t wegen tl^re«8 bürgerlidben Serbaltntffeg,
Selber nid)t megen ibreS ®efcl)lect)t§ unb ©etflUcbe nict)t wegen it)re§
@tanbe§. ^n aUen fl^oUen traben fte S3et)utfamfeit nott)ig. ©ejeUigc^* 5Be»
trinfen: 2Kittel jur §röl)lict)feit (? ni(t)t aUein. giictit 33ranbtroein). 2Beg«
faüen üon S3ebut|amfeiten; ein nüct)terner i[t ungelegen (« ®efpräct)ig). 10
6ato. (* virtus incaluit mero.) 2)ie £)eutfd)e faxten ibre 3ftatt)j(t)lü[je
bc^m trunf. 33erfcbiebenl^eit ber temperamente, nict)t ber caracter äufeert
fic^. eö ift ein neu fluidum im 23iute. Q Db bie [mag] entbaltung Dom
trunf in ©efeafcbaft üerbacbtig feq?)
33eraufd)ungbcr2Bilben(«bermacaffarif(i)entflrfenburd)opium,baDg.) 15
(* ©ö geziemt ft(^ nidit oor 3u"9e leute, beraujct)t ju jeijn.)
93e^ ben aftaten f(t)roäd)t ber trunf ben SSerftanb unb oergröBert bie
eintriebe, bei) ben europäern ta§ lefete nid)t.
♦^« ^ie 33el)utfamteit unb 3urütl)altung fdüt tücg, bie bem 3Kenf(i^en
gur £aft ift.
2)ie bef(t)n)erlid)e fRo\le ber Sui"üff)altung unb affectation föüt im
freunbfct)aftUc^en, offnen Umgänge aeg. 6tumm ju trinfen ift
fcbdblic^.
(Sbolerifdjc werben trojig unb t)änbelfüd)tig;
fanguinifd)e: SSerliebt unb einfc^meidjelnb;
Phlegmatici: ©efäUig;
ÜJ?elancolif(^e: 2lnbäd)tTg. ©d^roecr getranf.
in vino veritas
36
1 — 4 s-Zusätze: (p—x- \\ 2 — 4 Vielleicht sind die Worte !^ebt — üuf ein g-Zusntz
zu SBranbtroein || 3 53ranbterrcin? Sranbtroein? || 5 a-Zusatz: X—(f. \\ 7 23Belber
mit nicl)t (Z. 4) durch einen Strich (xIj) verbunden. \\ ®efd)leci)t || 10 s-Zusätze von 30
hier bis zum Schluss: 70er— 80er Jahre. \\ 11 9iatt)fd)l: || 13 bie aus baä || 15 macass:
Zu dem s-Zusatz vgl. IX 364, 390, 397, ferner das Gotthold^sche Anthropologie-
Heft I 169: „Wenn ein Maccassaer Tobak raucht der mit Opium befeuchtet ist,
und eine ganze Pfeife aus raucht so wird er wüthend, läuft auf der Strasse und
mordet was ihm vorkommt. Mann nennt einen solchen Menschen Mukler [Amok- Läufer!], 35
es ist eine harte Strafe auf dies Vergehen gesezt, derjenige der einen solchen Menschen
fangen kann erhält eine Prämie, und jener wird mit den empfindsamsten Martern zu Tode
gebracht."' \\ 19 bem? ben? || 21 3urüft)altunQ?? Surüfljaltcn? || 22 3u tr aus fic^ be
SRr. 347—360 (SSanb XV). 137
{' ^ang ber 5J?enfc^en, ftc^ gu beraufc^en. Ava, Chica, ^licöen«
f(!^roQmm, opium, ^orfc^.)
§. 30 (Vn 172-4).
348, xi f (:?) M 382 c. Sehr wahrscheinlich zu M §. 612:
5 repraesento entia rationalia (^ qvatenus sunt corpore praedita) non
nisi pro figura corporis, praesertim faciei humanae.
2)ic äJorfteUungen ber ^{mlif(t)en Siebe: 3J?iUoiu
849, X? inf ^f V? M J99. EI 130. Zu M§. 662 Schluss:
2Bq§ fc^on SSorgebilbet i[t (e. g. (Somoebie, bie id^ gclejen ^abc),
10 wirb nic^t fo ftarf empfunben.
SSO. v—x- MW9'. EI 131.
2Barum läuft bie itnagination (» ©piel ber (5inbilbung«fraft ttirb
überl)aupt erleict)tcrt) bcQ ber 5}Juftf? marum ift fte be^ SSetoegungen,
wobei) mir un§ felbft in rul)e finben, alg beg ber ^Kannigfaltigfeit ber
16 Sluefict)! ober gleid)[ormigcn ^Seroegungen (» f^lamme, 23nc^) ber t^inger
ober %i\\\t, an einerlei obiett gebalten unb mad^t gleicbjam einen feflen
^unft au§, woran wir bie 3^« fnüpfcn, auf welche wir be^ bem Derjc^ie»
5 praedi? praed:??|| 5—7 Zur Sache vgl. VII 172, 178, 400. — mUon
wird von Kant offenbar als Beispiel dafür erwähnt, dass man die t)tntlljc^e 8tebe
20 nicht anders als in Menschengestalt vorstellig machen kann. Man wird vor allem an
die Schilderung Gottes und Christi (vor seiner Menschwerdung) im „Verlorenen
Paradies'"'' denken müssen. Das wird durch das Philippi'' sehe Anthropologie- Heft
Bl. 6" bestätigt: „Es ist wunderbar dass wir durch die strengste Anstrengung des
Dichtungsvermögen uns keine Gestalt vorstellen können, die für denkende Wesen an-
25 ständiger wäre, als die wir jetzt haben. Man siehts aus Miltons Paradiese. Woraus
wir sehen dass die menschliche Gestalt das erste Muster der Schönheit ist.''''
12 — lö Die Zusätze stammen vielleicht erst aus w.
138 9?ef(ejtonen jur Slnt^ropologte.
benen f^Utgc bcr @tnbilbung§fraft töieber guriict festen. SBarum belebt
uns ber Slnblif einer ö^ofeen SSerjamlung Don menjdjen unb rü^rt un§
mtt adjtung?
3Ö1. <f—X' ^n99'. Ell 189.
SBotier fomt, bafe bie erfte 3bee, J)te jtd) ber 3Ser[tanb über ein Softem
Don SSorfteilungen mact)t, gemeiniglid) me^r in ftc^ fa^t, o\§> man in ber
5olge burc^ langfame SSemü^ung entiüicfeln tan.
Von dem sinnlichen Dichtungsvermögen
nach seinen verschiedenen Arten.
§. 31 (VII 174—177).
M §. 560—561. 589—594.
352, Sftj'^f K^f Q^'f (v* fj M 207'. E 1 128. Gegenüber von M
§.578:
Dh btc Silber im ©e'^irne ober in ber Seele aufbelialten üjerben?
33on bem Unn)iÜfüt)rlict)en ßaufe ber p^antafte,
Ob ber ^lufe ber pljautafte, auc^ bie birection i^rer 53ilbung0fraft,
oon bem ®et)irn ^erü^re?
333. x^f ((?f) (ri^f fif) M 199'. E 1 152. 156. Zu M§. 561:
3been ftnb entioeber begleitenb (^ benad)bart nact) 3fiaum unb Qext)
ober Dermanbt; beqberleQ tonnen fic^ Dergejeüfc^aften, aber bie ameQte 2lrt 20
i[t natürlid) afjociirt.
5 bQ& fehlt, schon von E. ergänzt. E. weist auch schon auf die inhalt-
liche Berührung dieser Rfl. mit der ^rtttf ber reinen SBernunft 2. Aufl. S. 862
(III 539— 40) hin.
19 Als der s-Zusatz (ISOis) hinzugefügt wurde (x^—tf), klammerte Kant 25
begleitenb ein und setzte drei Worte hinzu, so dass der erste Satz jetzt lautet: S^een
fiiib entroeber einträdjtig ober benachbart noi^ 9fiaum unb 3tit ober Derroanbt:
ßaujalttaet; bet)berteQ etc. \\ 21 notürl: || affociirt vom zweiten l ab unsicher.
rtr. 350-356 (SBanb XV). 139
(* 5n ber [©ef] Unterrebung muffen aUe brei) Slrten ber affociotion
Cbe^b] Derbiinben irerben. 2)ie jttieg erfte machen ftnnUc^e, bie le^te
tnteUectuele ßinl)citO
2Bie man au5 ber S^erbinbung geroiffer S^een in Übergangen üon
einer Waterie i^ur anberen bei)m @prect)en ot)ne fid)tbare 3?erbinDung baS
ßmifdienglieb erratt)en* unb baburd) ben ^enjdjen unb tt)aS er benft er»
for|ct)en fan. 9lotl)ige 23e^utfamfeit nor ieben.
*(» e§ interpoliren fan. 5DZannigfaltigfeit unb continuitaet beS
Sufammen^angcS, 3"9lfi(i) unb in ber folge.
ÜI?an mufe in bem .ipaufe eineö ge^enften ni(!^t üon [triefen reben.)
3S4. x^f v'f^fg^f M 199'. E 1 151. Zu M§. 561:
2)er ®runb ber offociation ift; 1. bie @inerIeQ{)eit ber SSorftellungcn;
2. il^rer Segleitung (^ al§ Urfadie unb 2Birfung); 3, il^rer Stelle in ^laum
unb ßeit. 2)er 2auf ber ßinbilbungen mirb get)emt: a. burd) neue finn*
15 lid)e (ämpfinbungen; b. burc^ 2Billfü^r; c, burd) bie größere @tärfe einer
öor ber anberen.
355. Xf ^! a' i af <f' f M 199. E I W. Zu M §. 561:
3)ie 3?ern}anbtfd)aft (* 2l^nlid)feit ober 2lbftammung) unb Üiaciöbar«
fdiaft (s (jRaum) ober Segleitung (Seit)) ift ein ®runb ber 23ergefefl»
20 fc^aftung ober Se^gefeUung.
35e, r—x. M199'. E 1 150.
2Bir benfen feiten beQ bem ßid)t an f^infterntS, be^m ®Iü(f anS
ßlenb, bei) ber ßufriebenl^eit an fd)mer^; aber umgefebrt ieber3eit. 33er=
fo^nte ^einbe benfen bod) Dielleid)t öfterer an i!^re oormalige ^einbfd)aft
25 alö enf^n)et)ete ^reunbe, barum toeil t(x?) gemüt^ fic^ beg ienen applaubirt.
4 grciffcr? jioiyfer.» E: jtüifc^en; unmöglich. \\ in Übergangen? tm Übergon^
(so E.)?? II 7 iebcn? iebem? || 8 g-Zusatz vielleicht aus späterer Zeit, spätestem
aus den 70er Jahren.
14 E: ©inbilbung
so 24 öfterer? oftereiä?
140 SRefIejtonen jut Slnt^ropologie.
2Bir benfcn bod^ bc^m ßaminfeucr an ben armen 2Banbcr8mann,
aber nur um unjcr 2Sergnügcn ju er^öl)cn.
357, r-yj t^ff x^ff fx?? M 198'. E 1 265. Zu M §. 560 :
©in iebcr 2)rucf aufö ®e{)irn, ber, nad) bem bie Urjac^e aufßetjört
^ai, nod) unroiHfü^rUc^ fortbauert unb jtd) erneuert, ift eine ^Berle^ung.
e. g. SBenn einem ba^, vorüber man ©ebadjt ^at, nod^ leinten l^er im
^opfc liegt, ^an mufe ftd^ jerftreuen (bifjipiren). 2)ic unmiUfürlic^e
Serftreuung i[t biftraction.
§.31. 32 (VII 178— 182).
M §.562—571. 590—594.
358, ^f Q'f af (q>'f)Xn M199. EI 159. Unter M §. 563 :
©inbilbungSfraft fteUt un§ 9J?enf(^en, oon benen wir 23ofeS gehört
^abcn ober bie mit fol(t)en eine 3lt)nli(t)feit be§ 5Rat)meng l)aben ober
baöon ab[tammen, (X)x^ oft in miebriger ®e[talt oor.
^Ijuntafie be^ einem Sügner,
,359. ip^. L Bl. Ha 11. S. I:
23om ?Ra(I)mad)en (ba§ iu^ere), 5Rad)äffen (ben Schein), 5Ra(!)t^un
(haS innere); ju biejem bie Übung (5Ra(^at)men). 2)a§ Unmillfübrlid^e
9lac^t^un bei trampfigten Semegungen, alö ©d^nen, ßpilepfte, @t. 5ßeit«=
tan^. SüBenn iemanb faQen roiü, mie ber 3ufd)auer ftd) geberbet, al§ motte 20
er jid) felbft üor bem f^atten bewahren, ober mit [tonnen, wenn ein anbercr
ma« l)ebt. 5Kitlac^en.
6 Statt e im Ms. das Sigel för etc. || noci^? noc^? || 7 untoittfürfUrfie
13 bfe fehlt im Ms., ist auch schon von E. hinzugesetzt.
19 frampfigtcn»? frompfigfen? fTompftgften?.» || 20 roolte? roollc?? 25
5ßr. 356-363 (23anb XV). 141
SßO. X—l M200. EI 126. Zu M §.563 Schluss:
®ic felten^eitl^crDorfted^enber ßinbrücfe mad)t ftar!c ^lad^bilbungen.
361. X—af (cp'f) M 200'. E 1 126. Zu M §. 563 Schluss:
(" 3Ba§ öfters empfunben ttjorben, [ift] wirb leidster, toaS feiten
5 empfunben, ftdrfcr reprobucirt.)
©in ieber ©tarfer ßinbrucf fül)rt ba§ ®an§e ®efoIge ber b^flleitenbcn
SSorfteüungen mit ftd^.
SBoDon id), i^t berßinbrucf f\6) fd^add^etc, üicl®ebrauc^ machte, bog
töieber^olt ftc^ leidet.
10 (ä^ftenfioe, ^rotcnjtoe, 3ntenjtoc ®röfee ber imagination.
362. Q2fv—cpfffifJM200'. Zu M §.564:
[®te neutgfett in ber Siebe mad^t, büfe bie Jßerfol^n einen immer wie ein
ft^otten begleitet.]
SSiele ^crfo^nen gefallen mc^r, aenn man abmefenb ift, al3 gegen«
roartig. <Selbft in bem, mag idl) fe^e, t^ut bie imagination \iai ttefentUd^e
in anfe^ung ber rü^rung unb rei^. (« 2)ie affociirte SSilber ber 3Ra(^t,
bcö ßafterg.)
565. X—G. M200'. ZuM§.565:
^linbe l^aben ftarfe imagination. qvinze vingt
2)ie (Stärfe ber imagination: eine«, bereinem anbern n>a« nad&tl&un
fan (9 noc^dffen).
— — — — : im f^inftem afleS ju treffen.
— — — — : SBaaifiu« im 9lec^nen.
4L s-Zusatz: gät v—(pf (fxf) \\ leichter» teifer (so E.)fff || * maä^t
25 IG s- Zusatz : (f — ;f .
19 Das Ho^ital „des Quinze-Vingta''^ in Paris wurde 1254 von Ludwig IX.
für 300 arme Blinde gestiftet. \\ 21 Als Kant den g-Ztisatz schrieb, strich er die
Worte eineä — anbern aus und Hess die drei letzten wohl nur aus Versehn atehn. |{
23 VgL Dorniger Anthropologie- Heß 42: „Wallisius einer der grfösstenj Mathematiker
30 vorigen Saeculi war in seiner Jugend gefährlich krank gewesen Als er eioh aber
142 JRefIejionen jur Slnf^ropolo^tc.
(« @in rebner [mu^ f], comoebiant, poet mu§ fid) imaginiren (« ba§,
tDttS er tt)ut, nad) bem effeft bei) anberen), [entroeber fic^] iener: bamit
er empfiube, biefer: na(^at)me.)
364, t^?K'f frj^f lii?) M20r. E Ii6L 165. 149. 172. 169. Zu
M§.567:
(« ©ie Imagination roirb beq SSorliebe ober affect üon ber 2ln--
|(i^auung nidit unterfct)ieben.
2)ie 33ilber ftnb burd) Ictbenjcftaft faifcf) (* SSerltebte in ber Oi^--
tt5efenl)eit) unb tf)un met)r, ben 2J?enfc^en ber finnlid)fett i^u untertuerfen,
alä bie ©mpfinbungen.
£)at)er äfiegiment über bie imagination.)
(* Söfl^tlofe pt)antarie bet) {)i)pod)onbriic^en. 23ei) 2Iberglaubifd)en.
ftarfe p^antape: orientalijc^e SSölfer. e. g. :perfoni[tcirte SSilb»
faulen.)
2)ie ßinbilbung wirb fe{)r babur^ erleichtert, bafe man be^m red^nen
pd) felb[t ßa^l^n ^n bie luft ;\eid)net.
2)ie QSerfel)rtt)eit ber vl)antafie (« nid^t ben «Sinnen geniäfe) ift ent*
roeber bie 3f{egeUofigfeit (* üerrairrt): bie wirb burd) SSerftanb oerbei'jert,
ober bie Unbdnbigfeit {^ au§jd)n3eirenb) (« Sügellofigfett); bie roirb burd)
finne gebe|'|ert, §alfc^ ober au^fc^n^eifenb. 3. @. Sßec^fel ber SJiaterien
im €pred)en.
langsam erholte gab man ihm wehrend der Zeit Romanen zu lesen die ihm auch
gefielen, da er wenig Aufmerksamkeit dm/ wenden dürfte Aber als er hernach
wieder andre Schriften lass so merkte er, dass er alles was er las vergösse Er
zwang sich daher mit vieler Mühe aus einer Zahl von 10 Ziffern das QfuadratJ heraus- S6
zuziehen bis er sich denn wieder sein Gedächtniss so strirkte, dass er das gelesene
behielt.'''' In Starkes „Menschenkunde'"'' S. 145 wird die Anekdote von Saunderson er-
zählt; es handelt sich dort um eine „Cubikwurzel mit 12 Zahlen'-'-. Vgl. Paroiv'sches
Anthropologie- Heft 96 : „Man sagt, dass Valesius [Brauer 40: Veleius] ein Mathematiker
eine so starke Imagination gehabt habe, dass er aus einer Rei/ie von 15 bis 20 Ziffern 3ii
die Cubic Wurzel im Finstern habe ausziehen k5nne[n ].'-'■
1 — 3 Diese Zeilen stammen aus q^ oder v — (f, kaum aus y, der eingeschobene
8-Zusatz aus (p.
ß — 11 Diese Zeilen stammen aus p2 oder v — ;/, kaum \p oder fji, der s-Zusatz
in Z. 8 — 9 aus i/'- |l 12 — 14 Diese Zeilen stammen aus p2 oder aus v — xp. \\ Vgl. VII 85
t81i8~a6.\\17 ben ©innen.» bem©inne (so E.)n\\17ff. s- Zusätze: 70er bis 80er Jahre.
mt. 363—367 (93anb XV). 143
(« €dt)tt}ad)e ber pl)antQfie: \
9ftegellofe modit Untüol^re ^iftorifer, Sügner; SScrfe{)rtc. 1
Sügellofe (*' milb,) rnad)! ©c^radrmer. ©tet)t nid)t unter Sßillfül^r./
* ^^antaft: fofeln (^mit ber ptiantofie fpielen) ober fc^marmen («'wenn
bie ^^antafte mit un§ fortläuft).
(Bd)ma6)t ^^antafte mit oiel SSerftanb. trofen.
^t)Qntafte orientalifdjer 25ölfer. SBilbfdulen.
^l)antafte be§ Slbcnbg me^r al^^l^orgenb^. (''SSei^Äinbern lebhaft.)
Originalitaet ober aiiä) «geltfamfeit.
9teUgiou§feQerli(^feiten. $omp. SSilber,
363, (f—x? (of) M2ÜI'. EI 168. Zu M §.567:
2)ie imagination in ber anfct)auung felbft ift bie ©tärfe ber opper*
ception, eS auf fid) felbft ;^u appliciren. 5J?an fann nidjt 6^irurgif(^e
Operationen fe^en. £)Der in ber 23efd)reibung oon iät)er ^ö^e.
15 566. x^ ? (rit f) M 203 '. Zu M §. 571 :
3)ie (gtörfe ber ©iubilbungsfraft wirb entmeber betrad)tet nad) ber
Äraft, bie fie aufg (Subiect ausübt; ^. 6. ber (äfel au§ ettoaö, maS man
jte^t ober gefet)en ^at. 2)ag ©raufen über ein moglid) Unglüf, ober nad^
ber Äraft, baburd) fie fid^ auf obiecten be5iet)t(^ j.ß.^al^ler, (Somoebiant,
20 2)id)ter). fene ift ein leiben, paffion, unb ber 2BiCltü^r ber Seele nic^t
unterworfen.
367. ^f nfaf fff xf M 203 '. Zu M §. 571:
Sd)tt)a(!^e ©inbilbung^fraft mad^t fet)r unempfinblic^ gegen 35e=
fd^reibungen»
25 1—3: v—\p. II ©c^iD^e? (Spract)e (so E.)f? \\ 3 luilb vielleicht zu «ßfiantaft
gehörig. \\ Statt mac^t im Ms. ein freier Raum unter moc^t in Z. 2. \\ 4 — 10: xp. ||
8 ÜKorgenbS ist mit trofen und S3et) durch je einen Strich verbunden. || 10 feiert:
14 in? rtid)t? Vor in ist wohl zu ergänzen: 2)ie Smaflinotton. Ist im Ms.
das oft gebrauchte Sigel für nic^t zu lesen., so wäre nach .^öt)e etwa zu ergänzen:
30 lauf(^cn, o^nc oom ©d)roinbet befallen ju roetben. Vgl. VII 1789— is-
144 9tef(ejionen jur Slntl^ropologie.
368. (pJ. M2I3. EI 167. ZuM§,592:
SBarum mand^cn Sag atte p^antaftcn fo laufen, oX§> tocnn cä bet
folgenbe 3;ag märe, ober alä icenn morgen ber 2;ag wäre, ber er[t Über»
morgen Ift?
Seg, g)—xf(af)M203'. ZuM§.571:
2)ie :p^antajte peccirt entroeber in defectu (fd)03a(i)) ober excessu
(au8f(i)n3eitenb); biele^tcreift entiüeberßügelloS, fo fern pemcl)t unter
ber 5D^a(^t ber 2BiUtut)r fte^t, ober 3flegeUo§, fo fern fte [nic^t] ber
3fiegel beS SSerftanbeS mieberfprtc^t
25ie ^^antafte bebarf einer biiSciplin, bie ©inbilbungSfraft einer in«
ftruction. Tlan mu^ iene bänbigen, biefe fruchtbar unb regelnidfeig machen.
370, x^. M202'. EI 170. 171.
(9 ^au^jtftuf beS genieg. Kultur burd^ ©ebidjte.)
ßinbilbungöfraft ift bie 3)iencrin [unf] ber auberen Gräfte, beS
2Bi^eS, beS SSerftanbeS ic jc. @S ift eine 8lrt oon @inn, ber bie ®egen= 15
ftänbe nac^ belieben l^erbeq Saw^e^^n ober oerjagen, in ^elligfeit fe^en
unb oerbunfcln fan. Sie ift bie not^menbigfte aller ßrtentniöfrafte näc^ft
ben ©innen, fan aber bcn ^Wangel eine§ berfelben nic^t ganj erfe^en.
(f 2)i(fetenb ober ßrinnernb.) 6ie ift ber Söilfü^r unterworfen.
^I^antafie ift unfer guter genius ober daemon, tteld)er bie ^errfd^aft «0
unferer 2Bilfüt)r oeracl)tet unb ftc^, ob pe gleid^ bifcipUnirt fe^n möd)te,
boi oft in §re))^eit fe^t unb mit bem 5J?enfd)en baoon rennt (9 Unferer
2Billfül)r ju untermerfen). «Sie ift bie QoeQe aller unferer [greubcn] ent»
jütfenbeften ^reuben, imgleicijen unferer Reiben. 2)ie Siebe lebt bloS burd)
fle. [ß^] 2)ie (S^re ift gleic^fam ein Suftroefen, waS blo§ in i^r eine 2Birf= 25
lid^feit l)at. 2)er ®eife bient bloö ber p^antafie Dom glüdilidjen geben, ba§>
burc^ fo oiel ©lücfögüter möglid) ift. 2)ie p^antaften erftrecfen ftd) bis
äum ®rabe ^in. Srocfen ober luftig ju liegen, auf ®rabfteinen gelefen ju
14 Ärofte? Gräften? II 19 E. schiebt den g-Zusatz nach ^P^ontofie IPI ein
und Keat ihn als: bftfter ober frei unb || 22 Unferer? Unfer» Unfere?» || 23 unter- so
loerfenn Unterwerfung.« unterwerfen Ift?.« \\28 E: luftig. Inhaltlich vgl. VII 137.
9lr. 068-371 (33anb XV). 145
werben, erfreut un§, bie lüir in ber p^antafte aläbenn leben unb e§ mit
anfctiauen (y iöolle ßa'^len). Sßir fönnen ol^ne fie nic^t einfame 6tunben
uerfür^en. 3Sermittel[t il^rer tt)un wir Steifen, regiren ßänber 2C k. 2Ber
fie nic^tju gä^men weife, ift ein p^antaft; [wer ftc] bei) mem [fie] ftd^ bie
ßügeQofe p^antofte mit^been be§ guten affociirt: ein ßntl^ufiaft. 33et)
bem fte regellos ift: ein Sirdumer, (? ift fte gugleid^ ßügelloä, Über=
fd^roenglic^), ba^n au(^ ber (Sdira ärmer. gehört. 2)ie ®rofete Äranf^eit
ber ^^antofie ift bie Sftegellofigfeit, ba fte mit bem SSerftanbe nidjt ein*
ftimmt unb [fie] bie 6teHe feiner begriffe einnimmt. 2)afe bie göttliche
9tegirung eine 2lrt öon ^of^altuug feg, toeldje burd) minifterS gefüt)rt
wirb unb ©ünftlinge, too ®efcl)enfe unb bemiitige Slufmartungen unb
©unftbemerbung me^r qI§ ber gute SebenSroanbel au§ri(l)ten, ift ein be=
trüglict)e§ Silb ber pl)antaf\e, roeld^eS ben SSerftanbeöbegrif üon 3teligton
üerbrengt. 2)ie SSernunft mufe l)errf(j^en unb bie einbilbuugSfraft o^ne
p^antafte i^r ju 2)ienften fegn.
Von dem Vermögen der Vergegenwärtigung des Vergangenen und
Künftigen durch die Einbildungskraft.
§. 34 (VII 182—5).
371. ^fifxfXf Oi f) M 207'. E II 368. Zu M §. 579:
£)bgleid^ bie ßeit nur eine bimcnfion l)Qt, fo fmb bod) in ber Äraft
ber SSorfteflung mtrflic^ breq: nemlid) ha^ ©egenmärtige wirb mit aUen
©lementen be§ SSergangenen nid)t allein oerfnüpft, fonbern baburc^ in
2Birffamfeit ®efe^t unb gleic^fam multiplicirt, um fid) einen SSegrif üon
ber ©egenmart ;^u machen. 2)iefeS ^robuft in bie bimenfton ber 3"fui^ft
multiplicirt giebt bie 3Sorau§fe^ung. <So ift boS factum qu§ ber Dorigen
©rfol^rung in bie SSeobadjtung ber ©egenroartigen ßeit ein ßrfenntniö
®runb be§ ©egenmartigen ßuftanbeS ber 2Belt, unb begbeS in bie fünfttge
ßeit [bet] ein ©runb ber Sßor^crfe^ung. 9lur \)(xi bie eigentlid^e ®egen^
wart gar fein ?!J?aa§ an fid^ ber ßeit nad^, obgleich ber große ber @r*
"4 l>er (/-Zusatz steht übtr erfreut un§. Zur Sache vgl. VII 195. \\ 6—7 Ick
fasse den g-Zusatz als nähere Bestimmung zu ©d)lt)ärnier auf. Man kann aber auch
mit E. nach ^llQefloS ein Kolon machen und also Überfd^ioencjlid^ zu ^^ontoft,
@ntf)Uftaft etc. in Parallele setzen.
146 Steflejionen juv '^ntt)vopologte,
fentnt^ nac^. 2lud) öerdnbern alle 3)tnge continuirlid) itjte SteQe in ber
Seit, 030 i)a§ 3u9leict)fei)n bie ©egenmart in einem jeben 2t)eile ber ßeit
auSbrüft unb ein probuct au§mact)t beäienigen, maS \)a loirElid) i[t unb
geroefen, b. i. be^ ®efe^e§ ber ä^eranberungen ober ber Se^arrlid)feit,
n)eld)e§ mirfltd) angetroffen wirb unb ein ®runb i[t be§ künftigen, ©enn
bie Buftänbe, bie folgen joden, [liegen] fmb nid)t aöein im ©egenroartigen
gegrünbet, g. g. 2)q6 ber Äorper an biefem Drte feq, fonbern bofe er im
ßuftanbe ber SSerönberung biefeä £)rt§ fei), b. i. ftct) bewege; unb alfo
getiort aud) ba§ SSergangene gum (äntfte^en be^ künftigen.
.!^r;^. X-' ? /.ifijf (tff V f) M 207'. E II 369. Zu M §. 679:
Unfere S3erjriffe [^oben] fönnen 3 bimenfionen l)Qben. £)a§ maä 3U=
gleict) ift, ü3qö üort)er, toaS nact)l)er ift. 2)er 5Begrif be§ ©egenmartigen
ift eine application be§ ^Vergangenen auf gegenwärtige @rf(t)einungen,
ber be§ künftigen Dom Segriff be§ ©egenroartigen auf§ künftige.
A. Vom Gedächtnias.
Mi^. 579—588.
373. -q^f c2? x3? fi? Q^f vf M -JikH'. E I 17.'>. 176. 180. 178. 31/.
179. Zu M§. 680—2:
(s 2)ag @ebäd)tni§ ift bie p'^antafie mit 23emuftfei)n. '^n lser=
binbung mit ber 3eit l^ei^tg Erinnerung. 2)ie J^anblung, woburci^ id) ->'
mir tt)a§ erinnere, ift ba§ 23eftnnen.)
2)ai§ ®ebäct)tni§ ift bie 5Rac^t ber Sßinfii^r über beliebige einfaiU
bungen (» actus ber reprobuction). %\ barin Don ber Imagination unter=
6 allein? alic (su IQf? \\ im?' in (so H.)?
J4 t)om S3egriff? öon Segriffen (so E.)?? sr.
_/.9 Dient f s-Zitvatz stammt viel/eicht schon ati'< x', a/idern/uäs ebtnsu icit die
iibriyen (abgesehen vtui 14724) aus Jen lOer Jahren. \\ ^i'i einbilbungen'^ einbilbung? ||
Vher den Worten Über beliebige, sowie über actus ber, die iJirerseits irieder über
einbitblingen '<tehen, ist in y.l oder in den 70er Ja/i reu hinzugesetzt: 'S)\txepX0bnd\0X\
tlCIC^bilbung. Zug/eich mit dieser Hiiizii/iigitng (kaam schon früher) wurden dann die 3U
W'nrte beliebige einbilbungeii durchstrichen.
3lx. 371— o73 (23anb XV). 147
f(t)ieben, ba^ bei) biefer bie 33ilber in einem natürli(!^en 3ufammen^ange
ftiefeen, in [bief] jenem aber nac^ SBiUfü^r aufgeoie!! werben, [olglic^ mit
^emuftfetjn.
2)ie imagination fan ftar! unb lebhaft, ba§ ®ebä(!^tni§ aber fd^mad^
s feqn, loeil man nid)t aufeer biefem ^^lufee burc^ eine affocirte ibee gleich
i>a§ bamit üerbunbene ermecfen fan.
3)?an fan ficf) leichter ber auSbrüfe ber 5Kutterfpra(i^e beq ©elegen^
^eit einer fremben aU umgefe^rt erinnern unb et)er Dom 2Borte au[ bie
'Bai^i a\§ öon biefen auf jene§ fommen. Sn unfrer 3)?utterfprad)e jinb
1" mir öon ben fachen ju SBorten, in einer fremben üon ben SBorten juSad^en
gefommen; ba^er in ber unbefannten bie SBorte bie (Sachen unb alsben
baburd) bie 2)iutterfprad^e geben, aber umgefe^rt nic^t.
etma§ (^ balb) in§ ®ebac^tni§ fafecn, i. e. balb barauf ftc^ er=
Innern fönnen,
1^ lange bel)alten (ftnb feiten be^fammen),
leid)t erinnern.
2)a§ erfte gef(f)ie^t nad^ ®efe^en ber Imagination, ba§ jmeQte burd)
5öerbinbungmitbem33erftanb,ba§brittemitber5kigung. [©emec^felungenj
föine falfd^e (Srinnerung mad)t, ba§ biefe ofterS norfomt. OKilten im
•jo fpred)en erinnert man ftd) leid)ter, al§ wenn man unmittelbar ®ef ragt wirb.
2llte erinnern fxd) oiel au§ 3ugc»M^^i"C"f Q^^r "i^t Don ©eftern.
5Jfan mufe '5ädt)er oor @ad)en l)aben, um fid^ leidet gu erinnern.
C^pod^en gur l)i[torie unb djarten jur politic,
(* Ars mnemonica.)
•-;5 33e^enbeg Sefinnen.
treu gebad)tniä. ^erftaub.
iubiciöfeS.
^üdjer: ob fie ta^ ®ebad)tni§ fd)mnd)en.
Slnbenfen. Seid)tfin.
30 |^latterl)afte§ 58ergeffen.
(* treu. 5öi0 in meld)eö 2llter man ha^ memorirte 2Bieberl)olen
J E: ayfociirte |I .9 /•.'.- biefer j| /" Ursprihiylali: lüir düii ben iBorteit \\x
]<xä)i\\ in einer fremben üoii ben @ad)en 5U SBorten; ddini inm/t^/i dun-li iilicr-
(/r.-<ft:tf 1 und '2 SBotten (//'(/ toadien ji;l,'.sii,al rertauscht. E. lutt die Zaidfii id»-!-
3S .s'V/f-//. IJ 13 Siiili fü^en und erinnern (/.. !>>) -stellt je eine Sc/diissf,/ainmer ohne eiit-
npi-fehrndi- Aiijiiiiynklinnmer. \\ '41 Sllte, irie es xrhelnt, aus (Einige l| 24 Der .'i-Zusut;
(i/.-; .slr/il rer/ils run Z.1'1 J'J. |, .> / /v/- s-Zits,it: st'-lit rechts run Z. 'J'>—27.
10*
148 3fleflejtonen jur Stntliropologie.
mün'e. 33iiä in§ iubiciöfe, bamit ber 3Scr[tanb ba^ J8erfnüpfe, maö bie
@innlict)feit üerbunben t)at
5iad) bem 40ften ^a^re lernt mau nichts neue^.)
2)ag me(i)Qnifd)e beS @ebed)tni[|e§ *(blo6e§2Bicbert)olen), imgleicljen
ba§ met^obifdje nad) 3"t unb Sftoum mac^t ben ®runb öon Sldem. ®a€
ingenieufe unb,iubicieufc haftet nicl)t jo lange (' aber beDeftigtbaämec^Q*
nifc^e). 2)ie erfte ^uQtnt) mufe mit gutem 93orratt) in anje^ung be§
erften öerfeljen merben.
* (« mcmoriren (einmaleiuö), um nur auf bie näd^fte ßeit ju be=
l^alten.
ober baö metl^obifc^e ßrlernen.)
2Kit bem Sllter nimmt Urt^eilSfraft ju unb genie ah.
©c^mac^e Erinnerung ber ^ugcnbia^re — ber (Strafen.
(ä§ ift ein Unterfc^ieb, [fic^ ber] ba^ ®elernte im ®ebad)tni§ ju §aben
unb ftd) ber Seit ju erinnern, ba wir bicjc SSorfteUungen em^jfingen.
2)aä mec^anifd^e | ©inmaletnö
— ingenieufe J memoriren, burc^ 23ilber
— iubiciöfe |
Memoria intellectualis - ^bentitdt ber 'iperfon in i^rem 23ctouftfei)n,
374. V? ^f (If <p?) M 208. E 1 181. Neben M§. 581—2:
2Bir fönnen unä e^cr au§ einem 2Bort auf bie @ad^e als auö ber
Sad^e aufg SBort beftnnen. (? 2Beil bie @acf)e ntc^t \i<x% 2Bort, \ia§> SBort
aber bie @ad)e Dorau^fe^t»)
Sßenn mir au§ einer fremben @prad)e in bie 3Kutterf;)racl^e über-
fe^en fotien, fo gelten mir 1. üom 2Bort auf bie ©adie, 2, üon biefer auf
bie 5JJutterfprac^e (biefeS le^tere aber ift bie 2lrt, mie mir bie le^tere ge=
lernt baben, nemlicb Don @ad)en ju SBorten).
2)agegen, menn mir au§ einem 3Bort ber üJ?utterfprad)e baS frembe
finben moUen, fo ift biefeS an jmei) @tüfe: tia^ 2Bort unb @a(l)e gUöleicb
gefnüpft.
4 E: blofee SBieber^oIung || J SlÜem? Stilen? |i 13 iat)re nicht ganz sicher
14 Von hier ab vielleicht erst später (v — \p) htnzuyesetzt.
22 Nach beftnneu ein Zeichen^ dem kein zweites entspricht. \\ 25 2 fehlt.
9f?r. 373-376 (33anb XV). 149
SrS. ^?Tc? Q^?(p^? M208. Er .530. 182. Zu M §.582:
('Souvenir.) Slnbenfen. 3)enfmQl [unb]. 2)enffpru(t). («symbolum.)
©enfjettel (* ^interS Dl^r [(^reiben, triftram. SBenn iemanb an eine tier^
gangene fad^e bcnft, fo jte^t er aufroartS. 2ln eine fün[tigc: SlbroartSO
(f 3nÖ ^^1^ fneipen — ©ren^ftein.)
2)cr ©emüt^Sant^eil mad^t ben ®runb ber Erinnerung au§; (•' ba-
^er ba§ Slnbenfen ber (^ bloßen) ©ebad^tnisfad^en [(^rtinbet.;
(©teilen jetne§ ßebenlaufs.)
©eroiffen, Ä)elcl)c§ öorbdlt unb gurec^net. (' ))oX ferien, i[t l^oflic!^.)
9iominalerinnerung, iRealerinnerung.
2)aö SlUer fafet nic^tö leic^tlid) me^r inä ©ebac^tniS. (« eri: nert
aber alte ©efd^id^ten au§ ber iugenb. iaudator temporis acti.)
(* Catechismus burd^ ^'icnnung ber SlnfangiSfglbe. ßicero uott
einem reichen, ber ftc^ eines fremben ©ebad^tniffcS bebiente.)
376. v—ip. M208. E 1 146. Zwischen M §. 580 und 581:
(Sid) felbft in feinem öorigen 3uftanbe reprobucircn.
1 Die s-Zusätze der Nr. stammen bis auf Z. 5 (iflf (o?) aus i//. || 3 — 4 Man
vgl. das Damiger Anthropologie- Heft 108: „Im Tristram ISchardy [!] spricht eine
Person: Aristoteles sagt, wenn man ans Künftige denkt so sieht mau in die Höhe.
20 Denkt man ans Vergangene so sieht man auf die Erde. Mein Vater sieht gerade
zu also, denkt er nichts.'''' Die Stelle steht im 32. Kapitel von L. Sternes Werk
(im 7. Kapitel des II. Bandes, 1759 erschienen) und lautet in der deutschen Über-
setzung von 1776 — 7: „Tristram Schandis Leben und Meynungen'''' (II '53; die
älteste Übersetzung stammt von 1763) folgendermaussen: „In Aristoteles Meisterstücke
25 icird gesagt: ^wenn ein Mensch an Etwas denkt, das vorbei/ ist, — so sieht er nieder
auf die Erde; — aber, wenn er an Etwas denkt, das noch zukünftig ist, so sieht er
aufwärts, gen Himmel.' Mein Oncle 2oby dachte also wohl an keins von beyden. —
denn er sah gerade vorwärts.'''' || 9 Zu dem s-Zusatz vgl. Rß. 195j8, 200c. 12f. II 12 Das
lateinische Citat aus Horaz „de arte poetica"' 173. || 13 f. Vgl. d<is Gottholdsche
34 Anthropologie- Heft I 362: Es war „ehemals der Gebrauch dass sich viele Menschen
Leute hielten, die für sie ein gut Gedächtniss oder wohl gar ein gutes Herz haben
sollten. Cicero erzählt uns dass jemand sich einen hielt der Gedächtniss für ihn hatte.
Denn wenn er ihn frug wie hiess doch der, reo, wenn war dost so musste jener
es immer wissen.^^ Die Textstelle wie das Collegcitat beziehen sich wohl auf Gtcero«
35 Rede pro Murena §. 77 ; vielleicht verband sich bei Kant damit eine dunkle Erinneriwg
an L. Annaei Senecae epüst. XXVII.
löO SfJefleytonen jur ^ilnt^ropologie.
2)a§ reprobudiüe SSermögen ^at affociation jum ®riinbe, aber bte
vecognition bie continuitaet feiner (Srfa^rung.
B. Von dem Vorhersehungsoermögen.
C. Von der Wahrsagergabe.
§, :jö—36 (VII 185—189). 5
M§. 595-606. 610—618.
:i7r. a'f a-'^ ß'f (df) LBL C 9. S. I, U. R 1 106—157.
iS. I:
Sectio Vlü.
5)afe [93ot^crfet)cn] 33ermut^en. 10
§. 595.
derjenige, bc§en gegentoärtiger Buftanb auci^ ;^iim II)eil in ber
hmftigen ^üi mirflic^ feijn wirb, fteüt ftc^, menn er ben gegenwärtigen
i^uftanb erfennet, auc^ ben !iinftigen cor. '^un ftnb fo rool^l ü)ir felber
aU and) öiele öorge[teflte SBeltbinge existentia futuri temporis; alfo in= i,-,
bem mir un§ ba§ ®egenO)ärtige 58or[tetlen, [teilen mir un§ aud) ba^
künftige t)or. 2)iefe§ gefci)ie^et burd) eben bte Äraft, lüoburd) »ir unö
unfern gegenwärtigen S^ftanb üorfteüen.
§. 596.
3Benn ein Äinb bet)m 2lnrül)ren ber £id)tflamme fd)mer|en empfunben 20
9 Die Sectionen und Paragraphen, auf die das L Bl. C 9 Bezug nimmt, sind
die von Baumgartens Metaphi/sica. Wir haben hier sehr wahrscheinlich einige von
den auäfüt)rlid)en j(i)rtftli(^cn Sriäuterungen rar uns, durch die (wie buxä) bie
Sorgfalt be^ Cortrag^j Kant nach I 503 bie (Sc^tDiertgfetten ber ®unfell)eit, bie
nach verbreiteter Ansicht Baumgartens Compendium, btefeö nilljlid)fte unb grünblic^ftc ^5
unter ollen ^anbbüc^ern feiner 2lrt, ju umgeben schienen, hoffte heben zu können.
Dieser meiner Annahme widersj) rieht auch der erste Absatz von S. III (Rfl. 403)
nicht trotz der sehr impirisfisch klingenden Bemerkung zur Causaltheorie, die sich
aber nur auf bte untere (Jrfentntfefraft bezieht und daher auch für die Thiere Gültig-
keit hat. Über die Fähigkeiten der Thiere denkt Kant aber im Anfang der 60 er 30
.Jahre (II 59—60, 285) ganz anders als im Anfang von Bfl. 403. \\ IS R: jebe
statt oielc. II 20 fd)mer^en? fc^mer^??
5Rr. 376-378 (23onb XV). ]5l
l^at, fo lüirb e§ aud) fold^en erwarten, fo bdb man ba^elbe feinen Ringern
nal^e bringen ttirb. 3)iefeö gefd)iel)et per legem associationis idearura,
nur ba^ ^ier, wie bie empfinbung be§ fd^mer^en auf bie bemerfte annä^ernng
be§ ßicl)t§ folget, alfo fielet mcn anö;) bie reprobucirte SSorfteUung be§
5 jd^mer^en^ al§ etroaä barauf folgenbeS ober fünftige^ öorau§.
2Benn man ein ober etlidje mal trüben ^immel unb barauf folgen=
ben Stegen gefet)n, fo petjet man be^ ttieberum margenommenem trüben
.^immel ben Stiegen üoranS.
S. IT:
u. §. 597.
©egentoärtigc unb t)orgefe()ene SL^orfteQungen hjerben nici)t in gleici^er
<Stär!e margenommen. oben fo loie ftd) sensationes unb phantasmata
in 2lnfel^ung ber Älart)eit unterfcl)eiben. 5)ennoci), menn bie ©mpfinbung,
bie man Dorl^erftel)t, fe{)r ftarf unb flar ift, fo fan bie SSor^erfe^ung ber
1-. n)irflict)en ©mpfinbung fe^r na^e tommen. 2)a^er f)eulet ein ^unb, ber
oft empfinbUc^ gefc^lagen morben, f(t)on, menn ber 6tocf nur jum fcl)lage
aufgeljoben morben, unb ein 3lugenfct)einli(^ Dor§ergefet)ener 3:ob Iä|t
un§ f(!^on a\ie 53itterfeit beweiben empfinben.
§. 598.
•j(, 2Bir t)aben oft gefe^en, ba^ ein ®la^, tt)el(l)e§ fdöt, jerbridjt; be§»
wegen fel)en mir fd)on ein @la§, melc^eö gum fallen bereit ift, fo gut al§
jerbrod^en an. 2Benn mir etma§ gar nic^t bei) gemi|en Umftdnben mar*
genommen l^aben, fo fonnen mir folc^eg beQ ä^nlict)en Umftänben mieber
ermarten. SBenn mir auf bie Umftänbe, bie mit ber folgenben 5Begeben=
25 ^eit üerfnüpft geroefen, nid)t 2ld)t ^aben, fo werben mir bet) ber 2Bieber=
fünft biefer Umftänbe fold)e Gegebenheit auc^ ni(i)t üorau§fet)en. ©ine
einzige (5rfal)rung [ift] bringt nur ein fc^road)e§ S3orau§fet)en. e. g. 2Ber
unter 1000 5Kenfc^en einen einzigen in ber gotterq ftelit glürflid) merben,
ber mirb ein gleid^eö ®lücf, menn er in bie lotterie gefegt bricht ab.
37S. If x2 ? M 214'. EI IH8. Zu M §. ■59.'') :
3ebermann mürbe bie fdjlec^te Umftänbe auf bie erfte ßeben^^eit unb
/ enoarten aus erroartet 23 folc^eä sc. daxs flies etroaä nicht vorhanf/f»
«'/;/ icerde.
152 9{eflej;ionen jur 2lntl)ropotogte.
bic gute auf bie le^te t)erfd)ieben, bamit er jte im profped l)ättc. 2)aö
^Sergangene toirb Dor nichts geachtet, ot)ne tt)a§ ben 6{)Qracter betritt.
379. r}?K?M2Jö'. Zu M §.595:
(* wenn man nid^t meife, mo^in mau gel)t. ^urdjtjam, grämlidje
©orge.)
5)ie SSorfic^t. projpect. {^ 2lu§fict)t.) SSorjorge.
Untöitlfürlid^. 58on ber ^emerfung ber 3cit.
6rbicl)tet unb eingebilbet, erfahrene 23ejorgni§.
2lUee, bie fid) gufpi^t ober erweitert.
3e weniger man [oo] in ber Bufunft U^i ^^f^o me'^r geniefet man ba§
©egenwärtige.
2)ie Gegenwärtige 3eit wirb entroeber nur al§ ein notl)wenbiger
ti-ansitus ober alö ein S;t)eil unferer 2liigelegen^eit betracl)tet; im unan=
genehmen ßuftanbe ift jenes, im angenehmen ift biejeö ®ut.
wir fönnen un§ üerweilen auf ber %Q.^xi burc^S leben ober (Courier
reiten. 2)ie 3eit gaüopirt mit einem (» 2)ieb — ®algen), mit bem an*
bereu trabt fte (^ ®e^t im fd)ritt mit adiunctus).
4 s-Zusatz: x — (f. \\ 6 2(uÖ[id)t (über profpPCtJ ist durchstrichen, vermuthiich
bei Hinznkunft der darüber stehenden Z. 4—5. || 7— Ä Unter IJon ber, i/ber etnge«
btlbet int nachträglich hinzugesetzt: Überhaupt. \\ 16 f. Man vgl. das Parow'sche
Anthropologie- Heft 138 (Brauer 67): ..Shakespear vergleicht die Zeit mit einem Pferde
und sagt: sie galoppirt mit einem Diebe, der zum Galgen geführt n-ird, und geht im
Pass mit einem Bräutigam.''^ Kant hat ein Gespräch zwischen Rosalinde und Orlando
in „As You like it'' (A. III. Sc. 2) im Sinne, welches folgenden Wortlaut hat: Ros:
,,Time travels in divers paces with divers persans. Vll teil ijou who Time ambles withal,
who Time trots withal, tcho Time gullops withal and who he Stands still -withal . . .
He trots hard with a young maid between the contract of her marriage and the day
it is solemnized: if the interim be but a se'nnight, Time's pace is so hard that it seenis
the length of seven years.'-'- Orl: „IVho amblen Time withal?'''- Ro/>: „With a priest
that lacks Latin, and a rieh man that hath not the gout ; for the one sleeps easily
because he cannot study, and the other lives merrily because hefeeis nopain: the
one lacking the bürden of lean and wasteful learning, the other knowing no bürden
of heavy tedious penury : these Time ambles withal.'-'' Orl: „Who duth he gallop withal^'-'-
Ros: „ With a thief to the gallows; for though he go as softly as foot can fall, he thinks
himself too soon there."-' Orl: „Who stays it still withal?" Ros: „With lawyers in the
mr. 378-382 {'Banb XV). I53
380. in x^f (rj^f ft?) M 2J4'.
2)er ^rofpect im ©arten, aud) fo gar bcr in ben ©arten Ijincin, ift
angenehmer al§ bie ©egcnmart. 6§ ift mit ber B^it eben fo etmaS.
381. c^f x^f (rf? /i f) M 215'. E 1 189, Zu M §. 596:
(5ine§ ber fräftigften Mittel, bem S3er[tanbe ©influä ju geben unb
ben SSemegungSgrünben Äraft, märe, menn mir \i({^ 5J?ittcl müften, bie
SSorl^erfet)ung unfere§ fünftigen Urt^eils über hai, ma§ mir i|t t()un,
in uns in folc^e ©tärfe j;u oerfc^en, \ia^ eä un§ gleid)fam gegenmärtig
mare. 2)er (Saraibe oertauft beö 3Korgen§ feine ^angmatte unb betlagt
ft^ be§ 2lbenb§, tiQ.^ er nid)t8 l^at, morin er ftc^ fd)Iafen lege.
2)er practifci)e SSerftanb ^eigt ftc^ in anfe^ung aller Umftdnbe, bie
man oorl^er fte^t, ba^ fie eine ^cnblung begleiten werben.
382. X? o—Qf (f? xf? M290'. EI 197.
2)a§ fi(i^ ber 5Kenfd^ gerne felbft betricgt unb flcine Slb^ügc
15 vacation; for they sleep between term and term and then they perceive not how Time
moves.^^ — Die Wieland^ sehe Shakespeare -Übersetzung (Bd. II 1763 S. 88/9) und eben-
falls die Eschenburg' sehe (Bd. II 1775 S. ■354/5) schliessen sich eng an den englischen
Text an. Vor Wieland ist „As You like it''\ soweit ich habe feststellen können, nicht
übersetzt. Wird Kant auch wohl Englisch haben lesen können, so wird er sich doch
'-'u an die Leetüre Shakespeares im Original kaum herangewagt haben. Die Wahrschein-
lichkeit spricht dafür, dass er Shakespeares Vergleich entweder irgendwo citirt fand
oder ihn erst durch die Wieland'' sehe Übersetzung kennen lernte. Mit der letzteren
Annahme (terminus a quo: 1763) stimmen Schrift- und Sfellungsindicien überein. Die
vom Original abweichende Fassung bei Parow lässt sich daraus erklären, dass Kant
2.') im Colleg aus dem Kopf citirte. — Bei adiunctus ist natürlich an einen Adjunct zu
denken, der lange auf feste Anstellung warten muss. Mit den Gefühlen eines solchen
nach dem schliesslichen Tode eines üon i!^m öere^rten 53orgän(}er8 besc/.riftigt Kant sich
in seiner SUnt^tOpologtC (VII 237) und auch häufig in seinen Vorlesungen, \\ 152i7 im?
ben? II Der g-Zusatz steht unter 3ett . . . einem (152if,).
30 6 xoäxt fehlt im Ms. \\ 7 E: Slnteilö statt Urt^etlS
14 fleine? fleinre?? flcinen?? || Slbaüge?? ^Ibjug?
154 JRcflcjtonen jur Slnt^ropolcgie
(Spiel), aUmäfilige 2ln|(^affung geöulbig erleibet, toenn er grofjer Slbjüge
überl^oben feiin tan.
383. n. M297'. EI 196.
33on ber 2lrt, fic^ felbft gu betriegen, ta man in Meinigfeiten oft
etmaö meggiebt, um in größeren fummen meniger j;u erhalten. Die 2lb=
gaben Don öiel 2lrtifeln iDerben leidster getragen al§ in einer (Summe.
(5§ !omt alles be^m ®lüf ober auc^ Sßo^loer^alten auf bie Orbnung
ber 3eit an, \i(x^ baö 23efte jule^t tomme: finis coronat opus. 5)ie (Summe
fd^eint biefelbe gu feqn, aber ber profpect bes ®uten maC^t aUe§ ©rofeer.
2)a§ @nbe fd^eint einen computum be§ ©angen ju enthalten, toie be^m
S(^au[piel; \iCi§, oergangene i[t nid^t me^r, unb grünbet jtc!^ auf \iCi%, ma§
jule^t ift.
384. n. M298'. E 1 191.
2Bir üerbinben bie Slnftd^t, 3fiüfjt(^t unb SBorfic^t; n^enn bie le^tcre
uns auf ungereimte, b. i. gerabe toieberfpred^enbe Slrt trügt, fo [prellen]
finb toir gleid^jam gepreüt, betrogen unb irre ®efüt)rt; mir l^ielten e§ jd^on
unb t)aben nidt)t§ unb merben^urüfgemorfen, inbem mir meinten [öor] oor-
mert§ ju fommen.
385. (f. M214. El 186. In M §.595:
'»^raeüijioncn jtnb praemiffen praftifd)er Siegeln. @ie finb entmeber ao
auf Erinnerungen ober auf refle;rion ober auf förbic^tungen gegrünbet.
2)ie ^^raeoifionen öerftatten öiel (ärbidt)tung. 3^ meniger man angelegen»
^cit fennt, befto meniger ftel)t man öor jtc^: Ä'inber, SBtlbe.
/ groffcr? groffen?? groffcrer.»?? || Stbjügc?? Slbaug?
.5 Vor in muss nict)t eingeschoben oder ttJentget durch me^t, resp. \\m durch
ftott ersetzt werden. || 11 Nach unb ist wohl er (sc. der computus) resp. mon zu ergänzen.
16 Nach geprellt du Punkt
21 E: SRcfIejiüiien
?Jr. 382-388 (5öaiibX\). ir,r-,
:J86. v/ip?M2J6. EI 420. InM§.'>97:
i^urd)! unb ^ofnung [inb \)Qi%, raaö intereffirt. 2)a§ (Segenaartigc
übel empfinben toir nur qI§ Ijart, ireil »ir oorau§fel)en, tiOi% e§ baiiren
werbe.
3n 3lnfel)ung bc§ künftigen i[t man leicht abergläubifc^. Job.
Sotterie. 2Bie bie eingetroffene 25or^er[agungen ftc^ unöergeSlid^ machen.
(5:alenbcr.
:i87. (f? (co?) M 216. E1 187.
^raeüiftonen finb nict)t fo flar, ober gemeiniglich öon größerem öin=
fluS al§ fenftonen. ^d) will lieber ie^t al§ fünftig übel leiben. 2)a§
künftige ift bie Entfernung §tt)ifc^en un§ unb bem Siele, meldjeö bie Ur=
fQd)e unfrcr Semegung ift. 2Bir fßnnen ben Sob entfernen. 5)a§ weit
entfernte llbel ift un§ nid)t§, aber ^a^ ®lüf ift un§ immer gegenwärtig.
SSS. (ff ((0?) M 2/6.
SSorftdit; 33orforge, ftd) einen ^onb ju mad)en; orbnung, bie barauS
entfpringt, ift baö Sefte ; 5Jf ä^igung, fleife. ßnt^altung Don biefem §onb,
enblid^ Unerfättlid^feit in Slnfel^ung beffelben, unb tl^orl)eit i^n öor anbre
ju fammlen.
7 Za Galenber rgL VH ISf;,,^;^.
10 Wolff und Baumgarten brauchen, soweit ich sehe, nicht sensio, sondern nur
„seiisatio''''. Doch liegt nicht etwa ein Schreibfehler Kants vor. In Jh. G. Walchs
phitosophischem Lexicon^ 1775 I 1011 heisst es (die in eckigen Klammern stehenden Be-
merkungen sind von dem Herausgeber J. Chr. Hennings hinzugesetzt): „Im lateinischen
heisst die Empfindung sensio, [sensatio sagen die neuern Philosophen] welches Wort
so wohl die Empfindung selbst; als auch das Vermögen zu empfinden bedeutet; [Wenn
die Neuern das Vermögen zu empfinden ausdrücken wollen, so brauchen sie das Wo7i:
sensus] das Wort sensus aber zeigt das Werkzeug der Empfindung (Organum sentiendi)
die Kraft zu emjifinden und die Empfindung selbst an.^^ Auch nach J. H. Zedlers
(rrossem vollständigen Universal Lexicon fol. 1734 VIII 102!) wird die Empfindung
Im Lateinischen „Sensio genennet.''^
156 Meflejtüiten jur Stntl^ropolügtc.
389. (p. M217. EIi83. 185. Zu M §.601:
UnroiUfü^rlic^e ober 3Sorfe|lt(f)e SSoriierfeljung. (" ^ractif(!^.)
2)a§ künftige ift ber [fünftige] (^ fortgefe^te) Sauf ber Sßelt: ®eg
3Sergangenen unb ©cgentoartigen, nur im 5RebcI. 5Rur bic Sufunft fc^eint
un§ toic^ttg. SBol^er mag \i(x% fommen unb maS mag e§ bcbeuten? 5
8lUe ßcutc fönnen ©c^lffalc be§ £eben§ gut öorl)erfagen.
2)cr Sauf ber SBelt ift jum 2;l)eil auf Siegeln ju bringen, gum S^eil
nid^t. 2)a^er @(f)iffal unb Bufafl. 3mifd)en Serben \i(a§, giatiirUcI)e.
®lücf unb Unglücf, imgleid^en SebenS ©nbe ftnb ©egenftanbe be§ 3Sor=
tjerfagcnS* lo
390. (f. M 217. EI 155. In M §.602:
2)aö mir bejjm fpred^en immer eine @trefe jurüf unb eine oorauy
fe^en, ol^nc meld^cS feine SSerfnü|)fung feijn mürbe.
391. C? X? X? v—71? M 219'. E 1 190. Zu M §. 605:
6ine praevisio fallax ift biefe, hoL^ man \\&^ "bOi?) fünftige ßeben al§
lang unb baS »ergangene alö fur^ öorfteüt.
SBenn bie ©egcnmärtige ßeit nur al§ ein [aWtttei] ßwifc^enraum
jmifci^en ^Kittel unb 3roef betradjtet mirb, fo mirb fte lang, aber mit (5fel.
ttirb fte als ein 5)?ittcl betrachtet, fo ift fte lang, menn ber ßwef unrut)ig
begehrt mirb. 2Benn fic als ein ßmef betrad)tet mirb, fo ift fte fur^ in
ber ©m^finbung unb au^ in berSSorauöftdjt.
2Benn man nid^t auf ftc^ felbft acl)t ^at, mirb bie Seit fur^. 2)ie
Ul^rcn üerldngern bie ^ii\. ^ofnungen öerldngern bie ßeit. 2)er, bem bie
©egenujartige Seit lang mirb, bem ift folc^e, »ergangen, fur^, unb um«
gefeljrt. 3!)cm, fo bie ßeit oerfür^t mirb burd) oiel ^anblungen, bic r\\6^i
bloö 2}?ittel fegn, fommt bie fünftige lang öor.
2 Der g-Zutatz steht zutammenhangslos i'iber M §. 601, rechts von fortgefe^te
(Z. 3), welches Wort wieder rechts von UniüillfÜ^rU^e . . . 33orfefeItC^e übergeschrieben
ist. Z. 3—10 stehn zwischen dem Text von M §. 601. \\ 8 Sßetfbenf SäeQbcm?
15 @tne? (Sinige? Wahrsdieinlich @iiie aus ©tnige. || 25 E: Diele 3o
SJr. 389-393 (Öanb XV). 157
392. (ff (x—nf) M219'. Zu M §. 605:
2Ber ftd^ mit .f)ofnun9en nähren fan unbfünftig alle« beff er »er mutzet.
2)a^ alter fül)lt bie^ranf^eit uic^t. ®et^ beSSlltcn unb 3Serf(^iBcnbung
ber 3ugenb: ber Unterjc^ieb liegt an ber ©tdrfe beS ®enu[feg unb bem
Unterfc^iebe ber Gräfte,
Von der unwillkürlichen Dichtung im gesunden Zustande^
d. i. vom Traume.
§. S7 (VII 189- 190). Vgl. §. 31 (VIT 175-176).
M §.593—594.
10 5.95. t?x3fM213'. EI 248.
2Bir baben nur duftere (ämpfinbungen burd^ radios divergentes ab
obiecto (9 benn fcnft mürben fie feinen ^unft bejeid)nen) in [ocui] organa
incurrentes; wenn fie paraüel feqn, fo werben ftebod^ als [conoerig] biöer=
girenb mit anberen bioergirenben burd^ ha§ punctum convergentiae im
15 Sluge mit ber2)i[tau^ bie|e§ ^^unft-§ in ber 2lugena;re Don anberen obiecten,
bie bioergirenb gefe^en werben, conferirt, ober aud^ mit bem @efü^l.
']Run behaupte id), bafe bei) jeber p^antajie baS Organ gerührt »erben
muffe, aber üon innen; folglid^ ift ba§ punctum imaginarium nid^t auffer
bem Äorper, fonbern in i^m; wirb aber im fct)laf ber 3J?enf(^ ber dufeeren
20 gmpfinbung (be§ Äorperä) unberouft, fo [ift] gilt biefe ^ßorfteQung mie
dufferlic^. SBenn baö punctum imaginarium dufferlic^ gefe^rt ift (alS
liyperpresbyta), fo ift 0er ÜKenfd^ Derrüft
2 — 5 Diese Rfl. steht zwischen dem 2. und 3. Absatz der vorhergehenden.
10 Zu Nr. 393 vgl. die eng verwandten Ausführungen im 3. Hptst. des I. Fh. der
Sräunie eines ©etfterfe^crig C7/ .544/.;. || Ijg organa ? organo .« || i4 convergentiae .*
convergentio ? || 15 üon Zusatz des Hg. \\ ^; anberer DbiectC; nicht wahrscheinlich.
ÜOn ist als abhängig zu denken von ®tftan^. Klarer wäre, wenn statt anbeten obiecten
stünde: Don ben Stle^fiautbilbern anberer obiecte. || 16 Zu conferirt vgl. II 34332— 5. \\
22 Zu hyperpresbyta vgl. A. G. Kästners Anfangsgründe der angewandten Mathe-
matik [Der mathematischen Anfangsgrunde II. Theil] 2. Aufl. 1765 S. 218: .„Ein
dritter Fehler des Auges [neben Kurz- und Weitsichtigkeit] wäre wenigstens nicht
unmöglich, vermöge dessen es nur durch Strahlen deutlich sähe, die nach Puncten
hinter ihm zusammen gingen.'-'- Er verweist des Weiteren auf eine von ihm herrührende
158 Sfeflefionen jur 8lntt)ri)polügie.
S94. 1.1? vf M 213. EI 194. 192.
(* äßenn mir madjen, fo ^abeit mir eine gemeinfd)attlict)eBeIt k.)
2)er troumt, ber Vxz SBelt nid^t fo \\t\ji, loie anbere. Um fie nad) ber
Sßar^ett, b. i. bem allgemeinen (Sd)ein, ju fe^en, i[t ber ©emeinfc^attlidje
(Stanbpunft ^u nel^men nöt^ig. 2)?an ^It einen fe^r ei)rli(^en 2Kann,
einen ©eroiffen^aften, einen ber eine 3flelTgion§ein{gfeit ^oft, ©inigfeit
unter dürften, summa: Sugenben unb ©lüffeeligfeit, roic fte nod^ nid)t
angetroffen morben, üor einen 3:rdumeK 2)er 3:räumer ift öom 2Belt-
funbigen unterfd)ieben,
(*' 3Sermutl)Iid^ fommt aUer Slberglaube juerft üom Traumen t)cv.
(■'' WagenbrücEenO 2)fan ift \i(x mie bezaubert.)
,395, v-x. M2i:r. EI 193.
Ob man baoon träumt, ^^oüi, man im 2:age gebac^t ^atV — Ob man
jemalö o^ne Sraum fct)late. Dlu^en ber Sräumc.
396. if.M2l3. In M §.593: u
iirdume be^m ©d^lummern. träume oom fliegen. ä?on 33efd)roer=
Anmerkung in: Vollständiytr Lehrbeyriff der Üptck nach Herrn Robt-rt Smitlus Eny-
Lischen mit Aenderunyen und Zusätzen ausyearbeitet von A. O. Kästnf^r 1755 4° >S. o72.
ICO es mit Bezuy auj jfuvn möylirlicn Fehler heust: ,,06 es derylcichen Auyen ybc.
die man zur Nuchahmuny von lia/lisens Qiiantitatihus pius quam inßnitix, 'uberufd- '^^
sichtiy, Hyperpreshytas nennen könnte, iceiss ich nicht. Ich ßnde wniiysteji.s- keinf
Unmüylichkeit, dass der Bau eines Auyes so beschaffen seyn konnte., dass auch ent-
fernte Sachen, und foly/ich nahe noch vielmehr ihr Bild erst hinter dem Netzhüiilchen
hätten; Ein solches Auye würde weder parallele, noch aus einandirfahrende Strahlen
auf sein Netzhäutchen sammlen. Seine brechende Kraft u-äre zu yi-rinyc, wie sie bfym 'iit
Kurzsichtig eji zu gross ist.^^
2 s-Zusatz: u— i/'. Vgl. II 342, 501, Vll WO. i| 4 E: ben gemeiif
fi^oftlic^en || 7 Sugenben? 3;ugenb?? || .V ßom? üon? |i 10 s-Zusatz: v-ii>. \\
com? Don? II Sraumen? Jraume?
J'if, Vgl. das Königsberger Anthropologie- Heft vom Winter 17'.)2, S. 13: „Charnioix Wi
(fin französischer Sprachnieister in Königsberg) soll nie geträumt haben. Wahrscheinlich
träumt jeder Mensch vom Augenblick des Einschlafi'ns bis zum Eru-Kchen.'-^ || l>as b
in bofe '•*>■/ iu einen andern Buctistabfu (Xül) hint^incorrigirt.
10 üüm' üüit?
dlx. 394-397 (öanb XV). 159
Iid)fctten. SSonber längft üergangnen ßeit. Slffed im Sraum. ©d^toad^eS
i?id^t. ©ingebilbete Orbnung im 2)enfen ober ©rfinbung. SSergefeUd^^
feit ber träume. Slrtemibor.
0 Unroiflfül^rlic^ 2)i(l)ten. (^ Äün[tUd)er®ebrQuc^ be§ 5)i(^tung§=
Dermögenö, natürlicber.) 'Xräume ober ^tjantajien«)
(« 2;räumer in ©efdjdften. Hinflug ber träume auf bie agitation
bcr ßebenSfraft. Wan i|'t ui^t eben \o im SSaci^en gefinnt mie im
Xraum. @influ§ ber träume auf bie Saunen beS SBat^enä. Seute, bie
gar nic^t träumen.)
lu V(j7i dem Bezeichnuiufüvennöyen.
(Facultas signatrix.)
§.38. 3,9 fVII 191-194).
M §. 619—623. 347— 3ÖU.
397. iLifn^vf M227. Neben M §.622 „rec/ulaa — grainmutü-a"
2)a§ fd^reibeu l)at müfeen erfunben ü3erben, baö iiefen mufe gelernet
werben.
(^ rebjeeligfeit, SSerebt^eit. SBoftlrebentjeit. SSerebfamfeit.)
i Slffect im? 3tffection? /mr Sarhi^ ryl. VIJ n.J33-7- II A^ ®rfinbung? ©r-
iO finbungen? || 3 Zu 3lrtemibor t-yi II -JöT-jo—^l, M2 und Star/cef< „Me/i-'^chenknnde'-'- 190:
^^Artemidurus reisete in Griec/n^n/and bei alten alten ileihem herum, um sie icegen der
'/'räume und deren Erß'dluny zu befragen.'''' || 4 — 9 s-Zusätze: \p. Der erste beginnt
rrchts run ©d^lunimem (158ig), der zweite rechts von 2lrtemibor. jj Äünftl: || notürl:
13 Uuss der Schluss ruu Bauiugartens (Jntoloyia (M §. ■Hl — 350) vvn Kant
iö mit zur Anihiopologie yezoyen wurde, zeigt der SvJilussatz der Üntolugie im älteren
Pölitz^schen Mctiiphi^sik-Heft: .,Das [übrige] wus der Autor anführt, z. E. die Sectio
de signu, signato, gehöret nicht zur (Jntoloyie, sondern in die Psycholoyie.'"''
M §.347— 350 sind i,n Anfiny von Bd. XVII abgedruckt. \\ 14 Zu Nr. 397 rgl.
.\r. 141-143. II IS s-Zusutz: i//? v^
160 dtefie^ionen 3UI llnt^ropologie.
398. tfj'. LBL Ha 11. S. II:
3Som 2Bort[treite.
3c!^ überrebc mid^ fe^r, ba^ e§ rooljl niemals einen wirflidien 2Bort=
ftrett gegeben f^ahe, moburc!^ id) aber nid)t ben Streit über SBorte Der=
ftanbcn ^aben toiU. 3J^an l^at biefe ?(u§fluc^t nur gefuc^t, um ben fub=
tilen Unterfc^ieb ber ^Begriffe ni(^t meiter gu üerfolgen, [®et äöortftreit]
2)te @c^eineintra(I)t foU ndmlic!^ au§ ber Bö^egbeutigfeit ober 2)oppeU
finntgfeit ber 2Borte ^erfommen. ^lüein toir adjten fo roenig ber SBorte,
trenn »ir jie in concreto anwenben, ba^, (" wenn) ber ©ebanfe Dcrfdjieben
ift, [wenn] ob mir gleid) unS einerlei 3Borte bebienen (2ocf.) [unb], mir in
ber Slnmenbung bo(^ je^r balb ben Unter jc^ieb marnel^men; e. g. ba§
SBort @otte§bien[l ober ei)re ©otteS.
@ben fo ift e^ mit bem Sßieberftreit ber SSortc befd)affen; biefer
ift ieberjeit einer in «Sachen, fonft mürben mir balb bricht ab.
Vom Erkenntnissvermögen, so fern es auf Verstand gegründet wird. u
Eintheilung.
§. 40 (VII 196-197).
399, (f. M 228.
2)a§ finb bic untere ©rfenntniSfrafte; aber i^r ©ebraud^ fan burc^
bie obere gefc^e^en, menn fte nac^ miUfüfjr birigirt merben. 2"
1 Zu Nr. 398 vyl. VII 193i—7. Vielleicht hängt die Rfi. mit Kants fQt--
merfungen ju 3ofob'« Prüfung ber 3)?enbel8fo^n'fc^en ÜKorgenftunben zusammen;
vgl. VIII 152— 3. W 9 Nach ©ebonfe ein durchstricknes Wort : gcioig? un8? nur? ||
10 Vermuthlich denkt Kant hier an Loches Essai/ concerning human understanding
Book III Gh. 2 §. 2, 3, 8; Ch. 9 § 4 ff., bes. §. 8; Ch. 10 §. 22, — Stellen, in denen 25
Locke darlegt, dass Worte nur sinnliche Zeichen für die Ideen dessen sind, der sie
braucht, und dass deshalb durchaus nicht gesagt ist, dass der Sprechende und
Hörende, wenn sie sich derselben Worte bedienen, auch dasselbe meinen. Vielleicht
hatte Kant, als er die obige Rß. schrieb, auch noch weitere Stellen aus dem III. Buch
von Loches Essay im Auge, speciell die über den Wortstreit, vgl. Ch. 9 §.15, 16; 3U
Ch. 10 §. 6 ff.
18 Rß. 399 und Rß. 400 beziehen sich nicht auf einzelne Paragraphen m
M, auch nicht auf andere Reßexioueu von M 22S -229, sondern sind C^/iergänge,
mt. 398-403 (öanb XV). 161
400. (ff ^ff M 229. EI 27.
5)ie Untere ©rfentni^frafte waren bie, woburc^ unS (grfentniffe (ber
gorm nad)) gegeben mürben; e. g. eine bnrc^ bie Slnbre, al§ burc^ signum
hfx^ signatum.
401, ^_^i? ;t.?f ^in M 228. E II 594.
einige ^anblungen be§ $ßer[tanbe§ get)en bloS borauf, eine obiectiöe
Orbnung unter bie Segriffe ju bringen.
Slnbre bie ^anblungen, woburc^ man burd^ biefelben 2)inge benft.
402, ^-(ff in [in M228.
10 3Ser[tanb im Urt^eilen ober in (5nt[d)Ue§ungen.
Anthropologwehe Vergleichung der drei oberen Erkenntnissvermogen mit
einander.
§. 41—43 (VII 197—201). Zusatz zu §. 69 (VII 227—229).
M§. 606— 609. 624—650.
403, a^f ß'f (6?) L Bl. C 9. S. III- IV. R 1 157—158.
S. III:
Sectio IX.
ludicium.
§. 606.
SBenn man nid)t allein bie oerfd^iebentjeit ober übereinftimung ber
2)inge bemertt, fonbern auc^, mie [fie] oiele ^u einem übereinftimmen unb
flere/i Kant sich im Culleg bei Beginn des Abschnitts über das obere Erkenntnissver-
inügen bedienen wollte. Ähnliche Übergänge in Pölitz' .^Metajihysik'-'- S. 155 und
Starkes „Menschenkunde"' S. 205, 208.
2 E: lüären || 3 iDurben? lüürben? toerben?? 1| 4 Am Schluss ein Fort-
sftziinpszeichen, dem auch ein zweites entspricht, aber ohne Fortsetzung.
8 ^anblungen? .Iponbliing?
Z.5 Zu AV. 40.3 vgl. \r. -177 mit 15021-31. || 2J [fie]?
Ä au t' ^ @ djti f 1 en. vanbfcfiiitlictifr 9J.id;I.i^. IL H
162 3Ref(ejionen jur 2tnt!)ropoIt)3tc.
baoon ben ®runb enthalten: fo erfennet man bie ^ßoüfommen'^eit. ©iefee
Reifet beurt^eilen. (ätn SSogel, ber ftd) eine ©teUe jum 3(ie[t auSfud)!,
nimmt mot)l ma^r, ob aQe§ aujammenftimt, i^m feine 2Bot)nung oerborgen,
trocfen unö feft ju ert)Qlten. (Sin ^unb, ber einem SBilbe nac^je^t, beur=
t^eilt bie befte 2Bege, if)m beij;^ufommen. 3)iefe SÖeurt^eilung i[t burdi
bie untere (ärfentni^raft ®an^ mot)l möglid). SlHein bamit man mar«
nehmen fönne, ma§ benn ben ®runb öon einem in jid) enthalte, fo mu^
neben gemifeen (gmpfinbungen fd)on ofterä eine gemifee (Smpfinbung §u=
glei^ margenommen morben fe^n; alsbenn mirb man bie er[tere al§ ben
®runb ber anbern unb ju biefer 3ufanimen[timmenb anfet)en. 2ßenn ein
3;^ier ein Seurt^eilungSüermögen jeigt, and) mo eg feine vorhergegangene
©rfaljrungen gehabt ^at. 2ll§ ein jnnger SSogel in ©rbauung eines 5te[te§:
fo jeigt biefeä eingepflanzte triebe an.
SEenn jemanb abnehmen fan, mie ba^ ©egenmdrtige ju bem üer=
mut{)eten künftigen ßufammenftimme, fo ^at er ein practifdjeä Judicium,
e. g. SBer ben jufammen^ang ber ^anblungen einfielt, bie ju 2lnfet)en
S. IV: unb ®lücf§gütern füt)ren. 3)?anc^er fan bie Bufammen[t)ang];
[timmung ber üerfd)iebenen förfentnifee p ben Df^egeln ber logif^eu
3Soüfommen^eit rid)tig einfe^en, ober biefe§ t)ilft feiner 3?ermut^ung besS
i^nnftigen nid)t§. 2llfo l)at er alSbenn ein blofe t^eoretifc^eS Judicium,
©in ©taatäfunbiger fan alle regeln ber <Staat§fun[t gut inne l^aben;
menn er aber nid)t mot)l einfielt, mie e§ auf fftnftige Segebenl^eiten füt)re,
fo ift er ein blo§ t^eoretifd)er @taat§funbiger. 2)enn meil er alsbenn
gan^ ma§ anber§ üermut^en mirb, al§ ma§ ftc^ ^ernad^ mirfliii^ juträgt,
fo §eigt er in ber 2lu§übung feine pracftifd)e 2Bi^enfd)aft.
@ine burd)bringenbe Urt^eilgfraft fie^t balb ein, mof)in 2)inge ju=
fammenftimmen: 2Ba§ bie 5J?aa§regeln eineä 9Kenfd)en üor Slb^c^ten
t)aben; ob eine Seben§ 2lrt merbe ju einem ®uten ober 23öfen 2lu§gange
führen, menn gleid^ bie ®rünbe, bie biefe sufammenftimmung öeranla^en,
nid^t fe^r leicht margenommen werben.
§. 607.
®ie SBoÜfommen'^eit ober UnüoQfommen^eit eine§ 2)inge§ mar^u=
nehmen, mufe eines oorgefteUt merben al§ baSjenige, melc^eS au§ gemifeen
5 Ursprünglich:] wcix || 4 nad)fe^ || 5 2)iefe aus 2)tefeä || 7 enf^olten ||
/7 ben statt bie || 26 )OC»I)in unterstrichen^ tcie es scheint, erst nachträglich.
35
9ir. 403-404 (23anb XV). 163
üieleii 2)ingen folgen foU. 3" fo weit biejeS mannigfaltige nun ben
®runb Don biefem einen entplt, in fo fern bricht ah.
Nr. 404—423 zu M §. 624—627.
404. ^i—l'?(Qfv?)M228. E 1 219. 220. 213.
S3on ber großen 5JJeinung, bie ein jeber oon feinem SSerftanbe ^at.
1)iefer ift \)<x^ oermögen, alle Gräfte gut anjuraenben naci^ belieben.
2)a^er »enig 58erftanb ^aben ift: unbrauchbar fe^n.
@§ giebt einen empirifd^en, einen (* ^Rad^benfenben ^opf) fpecula=
tiüen, einen ^raftifd)en Sßerftanb. SSerftanb, ber nicl)t oor jähren fomt
(40): in casu ju urt^eilen. 3J?an fte^t bie fachen anber§ an. (2)ic SSer-
nunft fan ber ©rfal^rungen, oornemlid^ im einzelnen ^^aO, entbehren,)
@§ giebt einen Serftanb, ber über benjenigen ift, roelcJ^er bie 2)inge
beurt()eilt, ber nemlictj über fid^ felbft unb über ben ®ebraud^ aQer feiner
Ärafte Urtfjeilt. 2)er JRegirenbe 3Serftanb [fic^ aüe]. Sllfo ift ber «Berftanb
entWeber 2;alent ober ^erbienft. 2)urd) ben Sedieren fd)äJ3en wir ben ab=
foluten ober öer^ältni^mäfeigen 2Bert. Christin: Sved: 2)en lederen
empfangt nran nid^t burd^ unterroeifung.
1 nun? nur (so H.)'!
4 s-Zusätze: 70er Jahre. \\ 6 2)tefe i| 7 \\\\hx(X\x6)0iX \\ 8 Möglkhenoeise
20 muss der s-Zusatz zu Rfl. 418 (169 2 1—12) gezogen werden. \\ 11 E: ©rfa^rung ||
E: namentltd^ statt oornemttc^ || E. ergänzt nid)t vor entbet)ren. || 12 E: bem--
ienigen || 16 Sved-.? Sued:? Svec:?? Suec:?? Die letzteren beiden Lesarten sind
nicht ganz ausgeschlossen, da der Strich, den man zunächst für den oberen Strich des
d zu halten geneigt ist, vielleicht zum Schlussschwung des drüber stehenden g (in Itlä^igcnJ
25 gehört; ein solcher Sch^vung ersetzt hier, wie auch sonst bei Kant häufig, die Endsilbe en
oder ent. E. meint, dass die Worte Christin: Sved: nach Schriftzügen und Stellung
möglicherweise nicht in den Zusammenhang der Rfl. hineingehören. Mir scheinen
iceder Schri/tzüge noch Stellung etiras Derartiges anzudeuten. Auffallend ist höchstens,
dass zwischen den Zeilen des §. 625 in gleicher Höhe mit jenen beiden Worten (die am
30 Rand links stehen wie fast die ganze Rfl. 404), jedoch durch einen grösseren leeren
Zwischenraum von ihnen getrennt, die Worte 2SetbIi(i)er SBerftonb (vgl. Rfl. 417,
169i) zu lesen sind. Es kann aber keinem Zweifel unterliegen, dass Rfl. 417 später
als Rfl. 404 geschrieben ist. Das Zusammentreffen ist entiveder ein rein zufälliges,
oder die Worte zwischen den Zeilen sind eine später'. Ergänzung zu Christin: Sved: Erd-
mann deutet: (Sf)rtfttne, ©roebenborg. Ich vermutke, dass Kant wie VII 198 (vgl.
11*
164 atefleyionen jur 5lnt^ropütogie.
®efunber*(«f^)ecuIatiüer,)jc^Qrfer,bur(^bringenber, ausgebreiteter,
tiefer SSerftanb.
*(^ gemeines 5J?aaS oon SSer[tanb.
rid)tiger 23er[tanb, ber auf ba§ rüefentlt(i)e ber ©ac^e gericl)tet i|t
unb Qlfo abgemefjen t[t, nid)t rai^ig. Äünftler. Äleibung,)
40S. fx? v^f q3? V? M 228. EI 201.
5Ser[tanbift3umDer[tet)en,ißernun[tjumDorau§fef)ennöt^ig:a priori.
406, fi?v?M228. E 1 214.
2)er SSer[tanb, ber [aUeg] etroaS in einer getoiffen fumme, b. i. burd)
b(x% refultat feiner 25erbinbung betrQct)tet unb alfoüom ®an^en ^um 3;t)eil lo
gel^t, ift ber ©efunbe. 2)er au§ ber befonberen betradjtung ber Steile jum
Urtlieil be§ ©an^en ge'^t, ift ber fubtile Sßerftanb.
VII 361) nur a?i Christiria von Schweden gedacht lutt und dass die Worte daher
Christina Svedica zu lesen sind. Für einen Nicht- Historiker und Nicht-Geographen
lag die Form Svedica mindestens ebenso nahe wie die gewöhnlichere Suecica (die 15
Kant im Sinne gehabt haben müsste, wenn Svec: oder Suec: zu lesen wäre). Übri-
gens führt Joh. Heinr. Zedlers „Grosses vollständiges Universal Lexicon'''- (Bd. 36.
1743. fol. S. 9) neben „Suecia'-^ auch die Form „Svedia"'- an. — Zw ß^rtfttna vgl.
das Pohr sehe Anthropologie- Heft S. 92 : „DieUrtheilskraft kann weder durch Schulen,
noch durch andere Unterweisungen mitgetheilt werden, sondern sie ist schon von der 2(i
Natur gegeben . . . So redete die Königin Christina klug und handelte thöricht.'-'-
Vgl. ferner das Parow''sche Heft S. 164 und besonders das Anthropologie-Heft S 123 der
Königsberger Stadtbibliothek S- 192 — 3: „Einige halten die Königin Christina von
Schweden für eine kluge andere aber für eine einfältige Dame und beyde haben Recht.
Sie hatte grosse Talente und einen gut administrirenden Verstand. Sie besass eine 2ö
grosse Geschicklichkeit ihre Sachen auszuführen mehr als viele Männer. Auf der
andern Seite hingegen war wiederum keine Prinzessin so unklug als sie. Sie war
nicht im Stande eine gute Wahl ihrer Zwecke und Projecte zu treffen, und es fehlti^
ihr also der dirigirende Verstand. Sie hatte alle Ehre die ihr nur möglich war, und
doch schienen ihre Unterthanen so ungesittet zu seyn, dass sie ihre Talente nicht 'M
geioahr werden konnten. Sie reisste herum changirte die Religion, wurde andern
Höfen lästig und bey ihrem Verstände unglücklich. Was sie redete waren alles sehr
kluge Sachen, was sie aber that, war alles nicht kluges Zeug.''''
4 ridjtiger ist mit dem Verweisungszeichen vor gemeine^ durch einen Strich ver-
Ininden. \\ 3 Pas Komma könnte statt nach, eventnell auch mr ift stehen. 35
5«r. 404-409 (öanb XV). 165
2)er gefunbe SSerftonb i[t empirifc^ unb prarttfc^, ber fubtile fpecu=
latiö, über erfal^rung l)inau§.
407. in?vfM229.
2)er aSerftanb ift boä SSermögen ju urt^eilen, tt)eId)eS eben bafjelbe
ift mit bem SSermögen ber 33egriffe überl^aupt. 2lug urtt)eilen entfpringen
beutlic^e a3cgriffe.
408. fi? V? M229. Ell 941.
2)tc reale functionen be§ 3Serftanbe§; 2, bie formale unb logifd)e,
|o mie bei) ber ftnnlic^feit bie reale affectionen (ßmpfinbung) unb bie for»
10 male (Stnfdjauung).
iie reale affectionen jinb obiectiö nid)t etroag reales, b. i. [teilen nid)t
eine fad)e, fonbern ben (Stnbrucf üor, ber auf etmaS anber§ fan belogen
merben, mag barum aud^ ©egenftanb tjeifet.
409. ^9 71? Q? a? (ff M 230. Ell 471.
15 2)er Sßerftanb ift ba§ S8ermögen ber ^Begriffe, ber Hrt^eile, ber Flegeln
(befinition öom menf(^lict)en SSerftanbe). ©r ift ein obereä 6rfentniöüer=
mögen (fpontaneitaet, md)t paffibilitaet). Unterfdiieb üon ©innlic^feit.
©r ift ein 3Sermögen, bie 2)inge ju erfennen, [role] nicl)t mie fte erfc^einen,
fonbern mie fte fmb (blo§ negatiöe befinition*). £)iefe§ SSermogen ift
20 entmeber in ber Slnfdjauung ober burd^ refle;cion. 2)er erfte SSegrif ift
problematifd), ber gmei^te bemäl)rt. 2)ie ben erften 23egrif, beffen Hn=
möglicl)feit jmar ni(t)t bemiefen werben fan, oor einen SBegrif öom mirf»
liefen ÜJ?enfct)lid)en 3Serftanbe galten, §aben eine mi)ftifd)e SSorftettung
üon il)m (philosophia mystica). Unfer SSerftanb ift baS SSermögen ju
25 2 Am Schluss ein Fortsetzungszeichen, dem ein zweites unten auf M 228' ent-
s]jiic/it, aber ohne Fortsetzung.
12 ben? beren??
'/i4i Das U ^'on Ittifer, une es scheint, infriiheres % hineincorrigirt. E: '^\t]it.
166 JReflertoncn ^ur Slnttiropologic
reficctiren, unb reine SSerftanbeSbegriffe (^ tranSfcenbentale) ftnb bloßf
ab[tracten refIe;cion§begriffe. Sie menfcI)Ucl)en 2ln[d)auungen ftnb nid)!
inteßectuel a^erftonb a priori i[t SSernunft (bejjen Urt^eile nict)t unter
[bem] einem em^)irifc^en erfentniö fielen). 3Ser[tanb al§ ein SSermögen
ber Slnroenbung a posteriori: Urtl)eiI§trQtt.
* Q' aber oon einem SSerftanbe überl)aupt, ni(!^t blo§ bem menfd)»
lidjenO
(^ 5Kan mufe ben 3Ser[tanb nid)t burd^S S.^ermögen beutUdier Se=
griffe erflären.)
(^ 2)a§ SemuftfcQn get)ört jum Dberen SSermögen, aber nic^t al§
not^menbige SSebingung jum 33er[tanbe.)
410. ^f cpf M230. Ell 475.
2)aS obere ©rfentniöDermögen: 1. al§ fpontaneitaet, alle 33orfteIlung=
oermögen feiner roiUfu^r ju unterwerfen; 2» als obtectineS (ärfentniSöer*
mögen, a. SSermögen ber Spiegeln, b. ber Slngemeffen^eit ju 3fiegeln, c. ber
^rincipien.
411. V? ((.i?) M229. EI 207.
2)ie S^^iere l^aben anc^ apprehensiones, aber nid^t apperceptiones;
mif^in fönnen fte il)re SSorftellungen nic^t allgemein machen.
412. V? (infj M229. E 11552.
SSonreinen3Serftanbe§begriffen:ftnb bie reine actus ber appre^enfion.
413. vf (iif) M 229. EU 935.
2)er SSerftanb giebt ben (Sinbrüfen ba§ ßogifc^e, b. t. ba§ gemeiu=
gültige, b. i. bie Function be§ praebicatg ju einem moglid^en Urttjeile.
20
1 transsc: || 6 — 11 Hfl. 409 steht (jueiyenchrieben auf dem linken und 25
untern Rand der Seite, die drei g-Znsätze, gleichfalls quergeschrieben, durch kleine
Zwischenräume getrennt, unter einander zwischen dem lateinischen Text row M §. 628
und §. 629.
yit. 409-414 rjQanb XV) ]67
3lber baburd^ formt er nur SSorfteÜunflen ju ^Begriffen. 5J?ad)t er nid)t
aud) toeld^e? 2)ie ßinbrüte ftnb noci^ nid)! öorfteUungen, benn biefe
muffen [[lä)] auf etroaS anbereS belogen merben, roel(i^e§ eine .t)anblung
ift. Df^un ift bie reaction be§ ®emüt^g (ber 3Rüffd)lag) eine ^anblung,
meld)e ftc^ auf ben ©inbruf bejie^t unb, toenn fte allein genommen mirb,
nad) il)ren befonberen 2lrten categorien l)eiffen. 5Run ftelle \6) mir burc^
ein e. g, 3ufammengefe^te§ mefen nur bie actus berappret)enftou beq einem
Körper unb bergleid)en öor unb fage alfo bieSSebingungen ber SSorfteUung
eines compositi in ben actibus ber appre^enfion, bie baju erfobert werben.
2Benn aUe ©inbrüfe gar oerneinet mären, fo ^ätte bie appre^enpon fein
correlatum. 6§ märe alfo aud) feine 33orfteUung,
414. V. M228. 228'. E II 1778,
M 228:
2)er birigirenbe unb abminiftrircnbe i^erftanb. 3" 2Biffenfd)aften
t)eifet ber erfte ber arc^itectonifd)e. SSom ®an^en jum 3^^eil. 2)aä ®roffe
unb "tit allgemeinen SSerl^altniffe unb 33ebingungen j^uerft. Einige
9}?enfd)en ^aben ben erften gar nid^t; er fommt aud^ nid)t üor ^Q^ren.
@ol(!^e finb entmeber immer Äinber oberSlrbeitSgefellen unbmadjen feinen
^lan*
2)ie ©röfete ^anblung beä birigirenben SSerftnnbeS ift bie gan^e
^eftimung unferer t^eoretifc^en unb practifd)en Dktur.
M228':
* (* S'^iere: analogen be§ S5erftanbe§, ber Urtl)eilSfraft unb ber
i^ernunft. 2Bi| Unter jc^ieb: 3Sern: ©ntmurfe.)
25 17 E: nt^t erfannt, oucf) ni^t oon \\ 19—23 Nach Spian und vor Zij'me
je ein senkrechter Strick; die Tinte ist allerdings inelleicht tiicht dieselbe in beiden
Fällen, möglicherweise ist der Strich vor 2t)tcre nur ein Absonderungsstrich gegen
eine früher geschriebene Reflexion. \\ s-Zusatz: v — ipK \\ 24 Unterfc^teb:? Unter'
fdieib:? II S3ern: (= SBernunft;? aSernt: (= a3ermögen;? || ©ntrourfe? ©ntiourf? |i
30 Kant pflegt sonst die Wahrnehmung von llnterfct)ieben auf die Urtheilskra/t zurück
zuführen, die von Ähnlichkeiten auf den SBife (vgl. VII 201). Soll etwa 2iBt^ hier
als em Unterfcf)etbungä=S3ermögen zioischen Menschen und Thieren hingestellt werden?
168 Sieflcjionen aur Sint^topologie.
415. v—(p. M228.
2)er SSerftanb (}ef)ord)t oft ben übrigen SScrmögen, ®eö)onf)eiten unb
^^eigungen im Urt^eil unb roirb fopt)i|tijd), bie empfot)lene <Sä^e fic^ felbft
einjubilben. SSorurtt)eiI. Ißorö SSunberbare. ^i)rr^n§. SluSgebreiteter,
tiefer, be^enber.
416. (f. M228.
2lnalt)tifc|er, j^nt^etifc^er 3Ser[tanb. ^J/an mufe juerft ben SSerftanb
e;ccoUren. 2)ie ©ewon^eit öon bem, ma§ man nic^t oerfte^t, boc^ gu reben.
417. (f. M228. 228'.
M228:
Unterfd^ieb ber untoiffen^eit unb5)unim^eit; Äentniffe, unb33er[tanb
fte ^u orbnen*, UrttieilStroft fte an^umenben.
4 Vgl. II 262, besonders aber das Gotthold'' sehe Antkrupologte-Heß 1 310 — 2:
..Dieser praesidir ende Verstand ist die oberste Kraft der Seele. Menschen die voll von
Leidenschaften sind vergleichen nie das was sie thun mit dem Ganzen ihrer Zwecke, 15
sondern nur mit einer ihrer Neigungen, und vergessen sie mit der Summe aller übrigen
zu vergleichen. Daher sie auch Sklaven ihrer Leidenschaften genannt werden. Es
ist aber schändlich wenn die grossen Herrn (der Verstand) hinter dem Pöbel der
Leidenschaften gehen muss. Pyrrhts König in Macedonien und Nachfolger des
grossen Alexanders hatte den Kopf voll von grossen l'haten. Einst sagte er zu 20
meinem Hauptmann Gyrus Nun will ich nach Italien gehen und die Römer überwinden
Dieser f rüg ihn und hernach f Dann will ich nach Klein Asien ziehen um die Völker
;u demüthigen und dann nach Syrien. Gyrus frug ihn weiter, und hernach f Dann
wollen wir in Ruhe ein Glas Wein trinken. Ey, sagte Cyrus so wollen wir itzt
lieber gleich anfangen zu trinken. Denn wer weiss was für Ungemächlichkeiten 25
dort unser warten.'''' Dasselbe Beispiel, zum grossen Theil mit ganz denselben Worten
erzählt, in dem Parow^schen Heft S. 166/7. Zwischen Italien und Kleinasien wird
noch Sicilien eingeschoben. Die Anekdote geht auf Plutarch ( Vita Pyrrhi Cap. XIV)
zurück; statt „Cyrus'''' ist „Cineas'''' zu lesen; m dem Anthropologie- Heft S 123 der
Königsberger Stadtbibliothek, wo (S. 196 — 7) die Anekdote fast ganz so wie bei 30
Gotthold erzählt wird, ist „Cyrus'"'' alle drei Male nachträglich mit anderer Tinte in
„Cynias" verändert. Auch in L. von Holbergs Vermischten Briefen (1760 V 495)
findet sich die Anekdote, aber geki'irzt. \\ Slu^gebteitet
5Rr. 415—418 (Sonb XV) 169
SBciblic^er SSerftanb. 3Ser[tanb jur intrigue** ftc an^ufteEen unb
jid^ §u öerftellen, mitl)in anberer ßutrauen gu braud^en. 3u fpre(t)en.
einen (£d)ein ju tünfteln (^ gu burd)fcl)auen Q> Slbgeroi^t. ©intalt)). 2lber
nic^t Sßar^eit. ^flac^jual^men. SDagu brandet man feinen SSegrif, fonbern
5 ein S3ilb: norm.
M 228':
* (" 3Son ber SRcifebe§3Serftanbe§ in berSßereinigung mitUrtl^eilS»
fraft. @in enger 3Ser[tanb fan aud^ reif fei)n.)
** («' 9fiu[jen finb nid)t bumm.)
418. (f. M 228. Ell 258.
(.' te(ftntjd)er, Slrd^itectonifc^er SSerftanb.)
(«' ßinfäUe. (5inft(t)ten.)
(« geller ^ßerftanb.)
@eid)ter unb ©rünblid^er SSerftanb.
Drbentlic^er (abgemefeen), tumultuarifct)er ^opf, üermirrt.
Sln^Qltenb unb flüchtig.
(" ßtmaS a priori erfenncn, b. i. fd^Iufe.)
'^ 2lnfc^auen unb Segriffe, formen unb 9flegeln.
in abstracto: fpeculatiüer, in concreto: gemeiner (gefunber).
SBi^ unb UrttjeilSfraft j^ufammen machen ben SSerftanb.
Überlegung gehört jur SSernunft.
'^ £)ummer ober (•" tl^or) Slbgefc^mafter 9[J?enfd) (« SBi^iger
ÜKann), Sßerftänbiger.
Wit§>, ma§ mir lernen, mufe au(^ oor ben 3}erftanb feijn.
2Bie fd)ärft man bie Urt^eilSfraft?
/« SSermögen gu benfen \
I ber begriffe |
\ feic^ter (^ be^enb) {^ flücl)tig) ober ©rünblic^er 33egrif. /
1 Zu seßeibUd)er Söerftanb vgl. 16322ff. \\ 2 \\6) fehlt. \\ 3 @(^ein? || . . . gew. . .?
30 10 s-Zusätze: (f — /, kaum xp — tu. || 11—12 Hierher gehört vielleicht auch der
^-Zusatz in 1638. \\ 17 jc^Iufe? \ä)lüi?? fc^Ue&? fc^ttefeen??? || 18 «Mufc^auen? 2tn=
fd)auung?? || begriffe? öegrijf?? || formen? ijorm? \[19 speculat: ||
170 SReflejloncn jur SKnt^ropoIogic.
419. (p. M 228. 228'.
M228:
ein 5ßerftanb öon fet)r be^enbemScgrif ift feiten grünblic^. Urtl)etlg=
!raft, SBerftanb unb 33ernun[t.
M 228':
Siegeln in abstracto finb barnm nid^t Oflegeln a priori.
420. <f—ip. M228'. Ell 476.
2)aö obere ©rfentniS SSermögen ift \iOi^ 33ermögen ju benfen.
421. (f—il<. M228'. EII5J0.
Db mir allgemeine ^Begriffe o^ne 3Sergleid^ung befommen fönnen? lo
422. (ff Bf f M 229. E 1 228.
S3on ben fubiectiüen ©rünben beö Urtl^eilS» ^riüatbefc6affenl)eit unb
bifpofition. 3Sorurtt)eil. ^a|. 3Reigung. (Subtil, grofe, obenhin, tief.
3u aUcn obiectiüen ^ßerbinbungen geprt ttiüfii^r.
423, q)f ^?? M229.
SSerftanb ift "i^Oi^ 33ermögen, \ia§> SlÜgemeine gu erfcnnen. 2. 2)ay
Slügemeine im 23efonberen: Urtt)eil^fraft, 3. 2)aä 23efonbere im 2111»
gemeinen: SSernunft. SBe^beS finb arten be§ ®ebraud)§ beö 3Ser=
ftanbeS. 2)ie Urt^eilöfraft fan nic^t (nac^ 3Regeln) inftruirt, fonbern
(gemeiner? gemeine^?.* || gefunbet (sc. S3etftonb;? gefimbeS? || 16926-8 Die Worte l-o
sind mit derselben Tinte und Schrift zwischen den Zeilen resp. Zusätzen von Efl. 418
und dm Zeilen von Rfl. 404 hinzugesetzt: sie gehören wohl zu einander^ obwohl sie nicht
durch Verweisungszeichen verbunden si?id. Es ist Jedoch nicht ausgeschlossen^ dass
die Worte SSemtögett jU benfen mit den wohl sicher friiher geschriebenen Worten in
abstracto (109 19) durch Striche verbunden sind. \\ Nach ober noch ein nicht durch- 25
strichner Schri/tzug: unvollendetes g? Abkürzung für in?? oder für ein??
4 unb zweimal || 4, 6 3Jernunft und SRcgeln sind durch Zeichen verbunden.
«Rr. 419-426 (f&anb XV). 171
nur geübt njerben. Urtf)cil§fraft ift »id^tigcr, toeil ftc ))raftifd) tft. 2)a§
3Sermögen ber 3RegeIn in abstracto t[t ber fpeculatioe, ba§ ber 3Regeln
in concreto ber ®efunbe oerftanb ober gemeine, 2)iefcr mufe alfo nid^t
fte in abstracto unb allgemein bel^aupten lüoUen.
424. cp. M229. EU 511. lnM§.627:
25er[tanb ift )iOi»> SSermögen ber (5rfentnt§ be§ allgemeinen, Urt^eil§=
traft be§ befonberen unter bem allgemeinen, 23ernunft ber beftimung
be§ befonberen burc^ ^(x^ allgemeine. 1. Siegel. 2. fubfumtion. 3. «Sc^lu^
oom allgemeinen ^um befonberen öermittelft einer fubfumtion»
Db man aud) 'ba^ allgemeine oor aller oergleic^ung beS befonberen
erfennenfan? alfo33egrif ^aben, bernid^töon üergleic^unflcn abftra^irt ift.
425. (f. M229. In M §.626:
S5e^enber ober rid^tiger Segrif. Slufgemefte unb mi^ige leute !önnen
^war SSerftanb l^aben, aber ot)ne Urtl^eilSfraft.
S^erftanb ift t>a§> 58ermögen, (^ ba§) allgemeine p erfennen, b. i. ba§
3Sermögen ber 3Regeln. S3ermögen 3U reflectiren.
2)aö S3ermögen: 1. ber Segriffe, 2, a posteriori, 3. apriori;
oerfte^en, anroenben, einfeuern
426. V? (fji?) M 231. EI 198.
(StmaS üorfteÜen («' repraesentatio); cttt)a§ mamel^men (^ pereeptio)
(mit 23emuftfeqn); erfennen (^ cognitio) (non anberem unterfd^eiben);
2Biffen (^ scientia) (unterfd)ieben oon annel)men (^ glauben)); ocrftel^en
(^ intellectio) (burc!^ ben SSerftanb erfennen); perspicientia: @infel^en
(burd) 3Sernunft); comprehensio: SSegreifen (ber ®röfee (» bem ®rab)
'^a^ ^inreic^enb).
1 nur? mu6.'?
S E: «Regeln
21 anberem? anberen? anberm? anbern?
172 Siefleftonen ^ur Slnttjtopologie.
427. v—ip. M 231. E 1 217.
2ßir bebienen un§ unfereS i^erftanbeS au§ ^flid)t unb be§ Sßi^eg
aus ^ncigung. 2)er 3Ser[tanb ift eine (Sc^ilbmad), bie abgelöfet fei)n loiH.
er ift oft un§ unb anberen befc^merlid). (5r ift bie ©runblage gum ®uten
©ebraud) nQer tnlente.
428, v—ip. M23L
3L?erftanb ift boS SSermögen, gum 33efonberen baö Singemeine (a^egel)
gu ftnben. SSernunft: \iOi% 33efonbere üom SlÜgemeinen abzuleiten. 3n
ienem ge^t \iQi^ Sefonbere, in biefem "bOi^ 2lflgemeine üor^en
429. v—il>. M235'. E II 1094.
2)cr SSerftanb erfennt bie 9}?öglic^feit,
nrt^eilsfraft — 2Birflid)feit,
3[^crnunft — 5Rotl)tt)enbigfeit nad^ allgemeinen ^Regeln.
430. ip'f (ip'fj LBl. D23. R 1256—9.
S. I:
{s e§ ift d\ioa§, in Slnfel^ung beffen fic^ ber bei) weitem größte
3;^eil ber 3JZenfd^en auf anbere SSerlaffen mufe, nämlic^ baS ^iftorifc^e
15
12 So auch IV 62.
14 Dass das ganze Blatt der ersten Hälfte der 80er Jahre entstammt, ist
mir nicht zweifelhaft. Besonders ähnlich in Schrift und Tinte ist es den L Bl. B 2 20
und B 12. Kleine Unterschiede in der Schrift innerhalb des L Bl. D 23 erklären
sich zwanglos daraus, dass Kant verschiedene Federn gebrauchte oder die gebrauchte
reinigte resp. ?teu spitzte. Jene Unterschiede sind viel kleiner als die innerhalb eines
und desselben Kantischen Briefes uns oft entgegentretenden. Reickes Annahme, das
Blatt sei wahrscheinlich in den 80er Jahren zu verschiedenen Zeiten nieder- 25
geschrieben, ist deshalb unnöthig. — Wie gefährlich es ist, nur auf Grund des Inhalts,
ohne Berücksichtigung der Schrift- (und Stellangs ■)Indicien, eine Datirung vor-
zunehmen, zeigt Vaihingers Behauptung, das L Bl. D 23 beziehe sich auf Kants ©trelt
ber ^OCUltäten und biete einen interessanten Entwurf, der von der wirklichen Aus-
yix. 427-430 («öanb XV). 173
ber religion. @ö tft aber auc^ etvoa§, toQ§ fie gar nid)! anbercn über=
lafjen,fonbern felbft au§inact)en müfjen, namlict) n)Q§ i^r®etüi[fen it)nen
erlaubt, t)tebe^ anpnel)men. 3"^ erfteren i[t eö unmöglid), ^ur DoHigen
©eiüiS^eit §u gelangen, im jtt3e^tcn i[t e§ fct)led)t^iu nottjroenbig.)
2)er ®efunbe ^Jienfd^enoerftanb wirb al§ ^enfc^enoerftanb
(^ gemeiner 5Jer[tanb) erfüic^ üor benienigen genommen, ben man be^
allen ^Renfd^en oermut^en fan, gme^tenS al§ ©efunber SSerftanb, fofern er
nic^t üerborben i[t. 5J?an unterfct)eibet \\)n üon ©ele^rfamfeit in Slnfe^ung
ber Quellen unb Dom fpeculatiüen 3?er[tanbe in anje^ung beö ®rabe§.
2Ba§ ben legten ^unct betritt, fo ift er ta^ SSermogen ber 3Regeln in
concreto unb unterfd)eibet fic^ baburii^ oon bem fpeculatiüen 3Ser[tanbe.
2llle bret) obere facultäten laboriren t^eilS an ®elet)rfamfeit, t^eil§
an fpeculation, unb in i^nen inSgefammt ift bie SBiffenfdjaft proüiforifi!^
gut, [fie] ^at aber bod) jum ßw^efe, enblid) oermittelft ber ^l)ilofop^ic fie
jum ©efunben 5Jieuf(^enüerftanbe t)erabjubringen, ber in ber Sl)at l^ierin
aud) allein ber befte 3Rid)ter ift unb ber ^robirftein ber S^iid^tigteit ber
@a^e, mie benn alle bret) üor alle ^enfdien finb.
1 . S^eologie mufe enblid^ SReligion bi§ jur @infid)t unb Ueber,ieugung
be§ blo§ gefunben ?(J^enfd)enüerftanbe§ bringen. 2)enn fte ift entmeber
eine natürliche ober gelehrte 3fteligion in Slnfe^ung i^rer SRitt^eilung.
8ll§ ^ele^rte ^Religion fann fte nie üor alle ^enfd^en fe^n, alfo mirb fie
einmal ba^in fommen muffen, ba^ {ebermann nad^ feinem blofeen
5)?enfd)enüerftanbe, ba fte einmal ba ift, mirb einfe^en, fid^ baöon über=
jeugen unb fie faffen !önnen. 2)a mufe ieber ^unct, ber üielleid)t an=
fdnglid) jur ^ntrobuction not^ig mar, megfaÜen, menn bieUeber^eugung
üon feiner 3Ric!^tigfeit ©ele^rfamfeit üorau§fe|t; bod) mirb immer ®ele^r=
famfeit nott)tg fet)n, um burd^ ®efd)id)te ben 3[^orn)i^ p [fü^eln] güglen,
bamit er nid)t burd) ^irngefpinfte ben 5y?enfd)enDerftanb oerfü^re.
2. 9fied)t§funbe ift aud) cor aüe 5JJenfd)en; benn iebermann mufe
boc^ miffen fönnen, meld^eS 3fted)t iemanb au§ geroiffen ^anblungen ober
SSorfäUen gegen i^n ^at, unb er fteUt ftd) natürlid)er Steife aud^ ein 3f^ed)t
üor, ba§ er au§ eben bergleid)en Urfac^en erwirbt. 9iun fann feine red^l*
führung nicht unerheblich abweiche („Neue Mitteilungen aus dem Kantischen Nach-
lasse^\ Separat- Abdruck aus der Zeitschrift für Philosophie Band 96. 1889. S. 29).
35 1 anbeten? anbern (so B.)? \\ 3 elfteren? erftern (so B.)? || 6* oor aus oom ||
9 Dom fpeculottoen ? üon ypeculotinem? 1| 10 le^kn? legieren?? il 12 Slüe aus ^n
allen 11 obere aus oberen
174 SRefIejbnen jur 2tntl)ropologie.
lic^e fpeculation [ein] anbere ^rindpien be§ 3Red)t§ erftnnen al§ bie be§
gemeinen 3Ser[tanbe§; benn ®efe^e foUen ta§i 9lecl)t, roaä 5)ienjd)en natür-
Udjer SBeife fobern, nur öerraalten. @g i[t aud) merfmürbig, bofe feine
2Bifjenfct)aft, bie fid) auf 33ernunft grünbet, jo ber Dicl{)eit ber i^aQe not^ig
l)at, an iDelct)en bie Siegeln in concreto geprüft werben fönten qI§ 3f?ect)t^'
tt)i[fenf(i)Qft» '^an jott feine 3Re(Jt)te erfinben, [abi] fonbern nur baSienige,
ü3a§ fid) ieber bentt, beutlid^ unb be[timt auSbrücfen. 3)aju gefjort fre^lid)
®ele^r|amfeit.
3. SlrjneQfunbe. $Die ^atm im ©anjen erhalt ftd^, unb bie Gattung
\oa6)\i blül)enb [ort, 2llfo mufe bod) in bem 5I?enfd)lid)en Körper eine
felb[tl)iilfe [tedfen, gu ber Slrjne^ nid^tS ^injuje^en fan, unb alfo ein 23e=
tragen, be^ bem aUe 5Kenf(i^en gefunb fe^n fönten.
3n allen breiten 2lrbeitet bie 2Bi[fenfd)aft [unauff)orIt(^] unabläfeig
baran, um fid) entbef)rlid^ gu mad)en. 9iur bie ^^ilofop'^ie mufe bleiben
unb tt)ad)en, ba'^ ber gemeine 5Kenfc^enüer[tanb ein ©ejunber SSerftanb
bleibe, unb jie aüetn fan niemals entbe^rlid) tt3erben.
(^ ÜJJat^ematif, ^l)ilD|op^ie unb ®ejd)ic^te muffen immer bleiben.)
2)ie ^rincipien muffen in allen bret)en SBiffenfc^aften ni^t bog=
matifd^, fonbern critifd^ genommen werben, um nur ben ©emeinen 33er=
[taub ju fid^ern, nid^t um i^m unbefante Siegeln ju lel)ren, ©id) nad)
ber ?fiatur ju rid)ten.
S. II:
21ÜC Offenbarung [bef] mirb entraeber burc^ 2J?enf(^en mitget^eilt,
unb benn berul)t fie auf l)iftorifd)em ©tauben an öelel)rte, ober fle wirb
iebem ^nbiüibuum befonberfS ertljeilt, unb benn ift fein gemeinfd)aftli(j^
5D'?erfmal, fonbern ieber ift infpirirt.
^a§ üorne^mfte, ma^ mir ju üer^iiten l^aben, ift, ba^ mir unfer
®emiffen nid)t perlenen, meld)eä oornemlic!^ ba§ienige betrift, waS mir in
unferen ©tauben unb 33efenntni§ aufnehmen. 2)a§ ©emifjen fan un§
nichts in Slnfe^ung ber (ärfentnifje lel)ren, aber bod) \i(k^ unterfd)eiben,
maö benfetben gumieber ift. Wm'] ^fan mag bie 2Barl)eit ber (2ä^e ba=
^in geftetlt fet)n laffen; mie oiel man aber baüon auf feine @eele unb
1 ein? eine.* im.* in.* || 20 R. hat das Komma nach tel^ren fälschlicherweise
als abgekürztes unb gelesen. \\ 29 unferen? unfern (so fi.)- II 3J^ benfelben? bem=
fetben? bcnenfelben?? 35
9k. 43U-431 (23anb XV). 175
@ett)i[fen befennen ober [anbcr] ßel^rer anbeten §umutl^en fönncn [in itireu]
p befennen, boDon fan man gan;^ gemiS werben.
(^ ^a§ 3Red)t t[t ta^ einzige $ßernunftcr!enntni§, ido bie Spiegel in
concreto burd) gemeinen SSerftanb fieserer aU in abstracto erfannt
5 wirb, ja biefe fo gar jenes Urt^eil oerbirbt.)
2)a§ 3fled)t i[t üon fo bejonberer 5Ratur, ba^ eö leidster ift, in iebem
gegebenen ^aUe, ba ba§ factum mo'^l eruirt ift, [äu c] ot)ne ©efe^formel
jif entfct)eiben, mag 3Recf)t ift, als nad) irgenb einer Formel. 2)enn biefe,
mag fie nod) fo fünftli^ gegeben fei)n, menn fte ber 5Ratur ber ©ad^e
10 gemäS unb nic^t blo§ miöfübrlid) fe^n foU, fan niemals fo genau be=
ftimt werben, ha^ ftd^ nid^t fäüe finben folten, bie unter bie SBebingung
be§ ®efe^e§ ge'^ören, [an] meieren aber [bie Jöeftimmung beä] ber 2lu§fpruc!^
be§ ®efe^e§ nic^t anpaßt. 2)a'^er ftnb auc^ bie Urt^eile üieler 9fted)t§=
gele'^rten immer üon micbtigfeit. Um beS miClen folten bie SBirfungen
15 beffelben ©efe^eS in öerfdiiebenen ^dUen al§ SSerfud^e angefe^en werben,
barnadi) t§> geprüft, öermorfen ober beftimt werben mufe. @onft muffen
immer (Sinf^ränfungen tiinjugefügt werben, weld^e fo üiel SluSna^men
au§mad()en, ta^ e§ auft)ört, eine aügemetne Sf^egel i^u fet)n. 3)ie Urfad^e
biefer @c^wierigfeit, ba^ Oted^t in einer 3fiegel in abstracto ju beftimmen,
20 ift, weil eine SiedijtSregel nid)t in feinen Gegriffen ben ®runb enthalt,
fonbern tn ber ßufammenftimung gewiffer .^anblungen in einer a\i'
gemein gültigen SBilfül^r o'öne Unterfc^ieb ber Umftänbe. 5fiun mufe man
üor^er alle ^anblungen in aüerle^ Umftanben burdijgel^en, um gu fe^en,
ob fie pfammenftimmen.
431. w\ LBL M16. S. I:
1. 5Büf dl). 2)?an mufe jwei) ®ute 50^enfd)en mit einanber nic^t oer=
gleid^en woüen (^ weil man b(k§> nid^t tl)un fan, ol&ne einen ju tabeln),
1 Se^rer? Iel)ren (no /i".;??? || anbeten? anbern (so ii".;? || fönnen? tonne
(so R)f Bei der Lesart fönne ist al8 oder ein vor Seigrer zu ergänzen. || in? im? ||
i{)ren? i^rem? l^nen?? || 2 Im Ms. folgt jetzt zunächst Rß.987, darauf, durch einen
Strich links am .Bande getrennt, der übernächste Absatz, während der gleich folgende
g-Zusatz zwischen letzterem und Bfl. 987 nachträglich hinzugefügt ist. \\ 4 [icftercr?
fid)ere? R: fc^on; unmöglich. \\ 5 R: S3ortl)eil statt Urf^eil || 9 mag noc^ || 20 feinen
sc. des Bechis; klarer wäre, \\)xen statt feinen zu setzen. \\ 22 R: SRut
176 Sfteflexionen jur Slnt^ropologie.
um einen bem anberen SSorj^ujiel^en, öjeil ber eine immer öerliert, ot)ne
ba^ ber SInbere ©eiüinnt (ber beffere i[t ber SKaaSftab, ben xä) weiter nict)t
[einer ®rö^e nac^ fci)ä^e; alfo i[t er bog 5Jia;rimum in biefer SSergleic^ung
unb gewinnt alfo nid)t). dagegen borf i(^ jwe^ boje ÜJ?enjd)en mit
einanber 3Serglei(I)en, [benn] meil ein 33ubc menigftenS gewinnt, ot)ne ba^ r>
ber Slnbere SSerliert (benn hz):)\)t werben Dcrad)tet; aber, wenn einer bod)
nicl)t fo arg i[t al§ ber anbere, fo ift er bod) etwag @ut). (■' ^m erften
^^aöe ^at feiner oon beleben SSort^eil, im anberen bod^ einer.)
2. Idem. 2Bir fönnen nie red^t SSertrauen §u jemanbem Raffen, ber
uns einmal fein nad)t'^eilige§ Urtl)eil oon un§ ober aud^ bai SBewuftfeijn lo
feiner Überlegenheit über un§ l^at em|)finbeu laffem
10 IStatt iiai 23emuftfet)n feiner schrieb Kant zunächst: feine. || 17o26 — 17 Gn
Die obigen von Kant aufgezeichneten Gedanken finden sich im I. Bande der „Er-
/ahningen'-'- (1700) von Jh. Georg Busch (Professor in Hamburg)^ unter „HI. Ge-
spräche iilier den gesunden Menschenverstand und dessen praktischen Geörauch^''
(S. 299 — 375). Da die Art, ivie Kant die fremden Gedanken wiedergibt und weiter
begründet., für ihn bezeichnend ist und die ^^Erfahrungen'"'' ein selten vorkommendes
ffe/'/t sind, lasse ich die betreffenden Textstellen hier folgen. Im 2. Gespräch zwischen
]\iter und Sohn stellt jener als erste Regel auf: „Nimm alle Menschen, so, wie sie
sind'''' (S. 316). Die zweite Regel wird in folgender Weise abgeleitet. Sohn zum
Vater: „Sie haben so vielVerstatid und ein so gutes Herz, und haben mir doch schon
selbst gesagt, dass es Ihnen mit Ihren guten Absichten nicht habe gelingen wollen. Sie
haben also doch auch wol Feinde gehabt. Wie ging denn das zu! V. Bios, weil ich
diejenige Klugheit nicht hatte, die ich dir iezt mitzuteilen suche, und weil ich die grosse
Regel nicht standhaft befolgte, die Menschen zu nehmen, wie sie sind. Ich hielt mich
nur zu solchen Menschen, nur solche suchte ich auf, deren Vorzüge und Talente mir
die Augen blendeten, da sie durch den Ruf zu sehr vergrössert sein mogten. So über-
sah ich manches stille Verdienst und vernachlässigte manchen Mann, der mir nachher
sehr wichtig und lieb hätte werden können. In jenen betrog ich mich zum Teil. Diese
lernte ich zu spät kennen, oder, wenn ich hinten nach ihnen mehr Gutes zutraute, so
zogen sie sich zurück. S. Warum aber das? So mussten diese Leute doch auch kein
ganz gutes Herz haben. V. Daran lag es wohl nicht. Urteile selbst, mein Sohn! Wenn
du mit einem Manne bekannt geworden bist, wenn du dich bemühet hast, dich ihm vo>i
deiner guten Seite zu zeigen, er aber dich übersieht, und dich merken lässt, dass er
entweder von deinem Verstände oder von deinem Herzen, oder gar von beiden nicht
rarthoilhaft denke, wird es dir I ficht werden, Vertrauen zu dem }f(infie zu fassen, auch
0ir. 431 (8onbXV). 177
wenn er hintmnach sein Betragen gegen dich ändert? S. Leicht würde es mir freilich
nicht werden ; wiewohl ich fühle, dass ich es vergessen 7niiss, wenn ich nur überzeugt
bin, dass jener selbst ein guter Mann ist. V. Da eben liegt es. Er hat dir diese
Überzeugung nicht gegeben, als er dich übersah. Es ist seine Schuld, wenn du ein
5 Vorurteil gegen ihn gefasst hast, und es nicht leicht wieder ablegest, wenn er nachher
sich dir wieder nähert. Schreibe dir also dies als eine Regel nieder, die mit jener
Hauptregel zusammenhängt. IL Man wird nicht leicht Freund mit einem Menschen^
den man Einmal falsch beurteilt oder übersehen hat. — Und nun noch eine zweite sehr
wichtige Nebenregel: Gute Menschen muss man nicht mit einander vergleichen''''. . . .
10 In „Folge eines praktischen Irrthums, in dem fast alle Menschen stekken", glauben
sie, „nicht anders richtig und bestimmt über den Wehrt andrer Menschen urteilen zu
können, als wenn sie sich durch eine Vergleichung helfen. Zu dieser Vergleichung
muss nun ein jeder herhalten, der irgend etwas an sich hat, was auf eine solche Ver-
gleichung leitet; z. B. er ist ein College, ein Bruder, ein Verwandter des Mannes, den
15 man zu beurteilen vorhat, oder auch nur ein Namensvetter. S. Aber noch sehe ich
nicht, das Böse darin. V. Das Böse liegt darin, dass das Gute, was man von dem
Einen sagt, nie ohne Tadel und Herabwürdigung des andern gesagt wird. Und dabei
verliert der Getadelte immer mehr, als der Gelobte gewinnt''' (S. -319 — 32-3). Der
Vater beweist die Richtigkeit dieser Behauptung an einem Vergleich zwischen seinen
20 beiden Bedienten Johann und Gabriel, in dessen Verlauf bei Johann manche ^ Aber'' und
Bedenken auftauchen, w. hrend, trenn man nicht vergleicht, sondern den Johann allein
und den Gabriel allein nimmt, beide als so gute Bediente erscheinen, „c//v ew guter
Herr sie sich nur wünschen kann." Der Vater fährt dann fort: „Ward denn Gabriel
darum im geringsten besser, weil du ihn besser machen wolltest, als den Johann, oder
25 wird er nun wieder schlechter, weil wir ihn nicht mehr mit Johann vergleichen. S.
Auf keine Weise. V. Siehst du nun wol, mein Sohn! Johann hatte durch deine Ver-
gleichung viel verloren und Gabriel eigentlich nichts gewonnen. . . . Und nun will ich
dir noch eins erlauben. Und dieses ist, alle Menschen, die du für schlecht erkennest,
mit einander zu vergleichen. S. Und warum das? Etwan, weil solche Menschen in
30 der Vergleichung nichts zu verlieren haben? V. Nein, nicht deswegen; sondern weil in
solcher Vergleichung Ein Bube doch immer mehr gewinnt, als der andere verliert. Wenn
man von einem schlechten Menschen zu glauben anfängt, er sei nicht vollends ein so
arger Bösewicht, als ein anderer, da wird man ihm schon ein wenig mehr gut, ohne
dem andern deswegen mehr böse zu werden". Auch die Richtigkeit dieser Behauptung
35 wird durch ein Beispiel aus dem praktischen Leben ülustrirt, durch welches der Sohn
„es mit der Taht erfährt, dass ein böser Mensch Vorteil davon habe, wenn er mä
einem andern verglichen wird" (S. 32() — S29). Die beiden Grundsätze (gute Menschen
nicht mit einander zu vergleichen, wohl aber böse) sjjielen auch im IV. Bd. der
„Erfahrungen" (1794: „Über den Gang fneines Geistes und meiner Tähtigkeit")
4«t auf den Seiten 157 — 159, 207 eine Rolle, woselbst auf die früheren Ausführungen ver-
wiesen wird.
19
Äant'8 ® (^rif 1 1 n JF)anbt4rtftli*fr "Jlaetlafe II. **
178 Sieflefionen aur Slntl^ropologtc.
hn Beso7idern zu §. 43 (VII 199 — 201) und zu dem Zusatz zu
§. 59 (VII 227—229). Vgl §. 48 (VII 208—210).
M §. 640—641. 646.
Nr. 432—448 zu M §. 640—641.
432. >c? /.? (r^f) M235'. EI 231. s
2)er ®efunbe ^erftanb i[t ein SSermögen, au§ öiel üerglic^eneu em=
pirifii^en @rfenntniffen einen [habitum ju] allgemeinen habitum i^nen
®emafe unb alfo ein analogon einer allgemeinen D^tegel [gemää ju] §u
^ie^en. 3Die ®efunbe SSernun^t i[t ba?> SSermögen, bur^ bie 33egriffe ber
SSernunft in concreto ein analogon eine§ axiomatis, b. i. eine [ertigfeit lo
gu gleiten, barauö ein axioma !an abgeleitet merben, beren ric^tigfeit aber
nur auS bem Urtfjeil in concreto fan bemiefen merben.
433. K? X? M 235'. 235. E 1 233.
M235':
2)er ®efunbe 3Ser[tanb ift \i(i§^ 3ßermögen, eine allgemeine §ertigfeit 15
empirifd) gu urt^eilen in concreto gu betoeifen.
2)ie Siegeln [in] ber SSernunft in ber33eurt^eilung merben entroeber in
abstracto gefannt ober in concreto mit rid^tigfeit ausgeübt. 5Rat^emaUf
bebarf ber ©runbjä^e unb allgemeinen Urt^eile in abstracto, ?Koral aber
unb ®ej(l)maf be§ befonberen Urt^eilä in concreto, unb man ift in ber 20
3Koral üon ber 3flid)tigfeit ber allgemeinen Siegel nur gemiß baburd^, "i^a!^
man jtd) bemuft ift, "ba.^ moit jte in concreto immer befolgen mu^. 2)ie
Siegel l)at nid)t i^re eigentl)iimlicl^e, fonbern non bem ©ebraud) nerificirte
eüibeu^. 2)afe ti)o^ltf)aten nidjt abgejroungen merben muffen, fte^t man
au§ ber anmenbung in ^äüen ein. 3" atlen §äüen, mo ber ®ebraud) ber 25
SSernunft jur SBiffenfc^aft in ßerglieberung ber fct)on beproo^nenben (5r=
fentniffe befte^t, ift eö fo. @§ ift aud^ ftd^erer, pd) auf sentiment al§
allgemeine ©efe^e j^u derlaffen.
6 Dtel? Dielen?? || S In ein ist der letzte, in analogon der vorletzte Buclistabe in
frühere, unleserliche Schri/tzüge hineincorrigirt; das Schluss-u von analogon ist möglic/ter- 3ii
iceise erst nachträglich hinzugefügt. || 11 beren sc. der axiomata, kaum der ferttgfcit
20 ift ber || 26, 27 örfentniffe? ©rfentnifien? || 28 aagemeine? aügemein?
«lir. 432—435 (33anb XV). I79
M235:
2)ie ©efunbc SSernunft tft aljo bie, roddje bie oOnemeincn ^Regeln unb
Unterroeifung üor^erge^t, ia üon ber fo gar biefe Olegeln tjergenommen
toerben muffen.
(5§ ift etiüaS Sefonberö, bafe man bie Urtt)eile be0 ibealö Don bem,
mag nad) ber ibee ricl)tig ift, gern realiftrt. £)er SBeife tl)ut biefeS, ber
6t)rift ^anbelt fo, nad) einer guten Sogic öerfät)rt man fo. 9)?an bemerft
nidjt, \)({^ biefe§ mögli^e SBefen fe^n, unb man ift ftol^ barouf, als roenn
man t§> mirflid) märe.
10 434. x9X? M237'. Gegenüber von AI §.6^3:
golgenbe fd^ein [reget] practifd)e SSorfc^riften finb ju merfen.
1. 2Benn man baSienige, ma§ ieber meiö, in einer ?;ormel auSbrüft,
als menn man [nad)] burd) berfelben in ben @tanb gefegt mürbe, fo ju
^anbeln, \i(x man bod^ nad) ber ©emeinen SSernunft nur l^anbeln unb bu=
15 burc^ bie rid)tigfeit ber 9ftegel oertftciren fan.
2. 2Bcnn man nur bie qoaeftionen in bie i^anblungen ^ergliebert unb
biefeS üor bie Sluflöfung auSgiebt.
3. SBenn man eine regel ber biiubication Dor eine ber e;recution
auSgiebt, wie bie Flegeln ber moral unb logic.
i'ü 0 4. SBenn man taotologifd) imperirt. ÜJJan foll ha^ ®ute t^un,
baS 33öfe laffen. Medium tenuere beati.)
435, x'—v^ M236'. E 1 221.
(* £)b ftd^ etroaS t^un Idfet in gegebenen Umftdnben.)
6 gern? gan^ (so E.)t?
•J5 11 Aus fc^ein hätte bei der Änderung f(^etnbar werden müssen. \\ 13 berfelbcn ?
bcmfelben? benfelben? || 20 s- Zusatz: x3? u? q^? (v?) \\ 21 Medium tenuere beati
u-ar der Wahlspruch des Humanisten Fr. Taubmann., der 1613 als Professor der
Poesie und Eloquenz in Wittenberg starb. Vgl. „Taubmanniana Oder Des Sinnreichen
Poetens Friederich Taubmanns Nnchdenckliches Leben Scharffsinnige Sprüche'"'' etc. 1728
30 S. 167 ff., 218, sowie „Taubmannus redivivus et defensm. Wahrhafftige Beschreibung
des Löblich-gp/iihrten Lebens Friederici Taubmanni'-'' etc. 1699 (S. 93 ff.).
23 s-Zusatz: ^? 71-0? (ff
12*
180 .Reflexionen aur antJ^ropologie.
(5§ ift ein 5Kangel bcr gefunben SSernunft, tocnn man ftd^ an eitiicie
Singemeinen ©runbfdfee, bie bo(^ üon iener entletjnt ftnb, \)ä\t unb fie
pünftlic^ befolgt, o^ne ftc^ barum ^n beh'immern, ob fte nict)t burc^ Diele
befonbere ^eUe tüieberlegt ober eingefcl)ränft toerben. 2)iefeg i[t ^^t--
banterie, fo im gemeinen ©ebraud), q1[o anä) in SBiifenfc^aiten. ®leict)=
wie fonft ^ebanterie bie [peinliche] objeroan^ beSienigen, ma§> jonft im
allgemeinen nü^lid^ ift, o{)ne bie ^-ätle ber ge^iemenben Slnmenbung ju
fennen, genannt mirb. 3)a^in ge!)örig; canones; leere praecepta; ®e=
lel)rjamfeit, wo gemeine ^rfentnig eben fo gut ift; Drbnung noc^ Siegeln,
fnec^tifc^ befolgt, o^ne p fel)en, ob folc^e Raffen.
456. x^— i-^f M236'. E 1377. 216.
5Kan mufe öor bie ©mpfinöung eben fo tt)ol)l al§ Dor ben ®ef(t)maf
forgen. 2)a^in gehöret bie ©mpfinbung be§ eigentlid)en ®enuffe§: bie
^al)Ueit. gg gehört bagu eben fo mol)l feine Seurt^eilung unb @r=
fiubungSfraft. ©§ giebt Äöd^e o^ne B^nge. @§ üerlot)nt ftc^ löo^l, ein lo
i^ergnügen gu cuUioiren, ma§ täglid) genoffen toerben fan.
®ejunbe SSernunft in ber Slrtigfeit, Umgänge, Slnftdnbigfeit. ^er
p^ilofop^en ©efdjafte ift nic^t, 3Regeln ju geben, fonbern bie geheime Ur=
tl)eile ber gemeinen SSernunft jergliebern. ©efe^e jelbft entfpringen au§
bem, maö bie ©efunbe SSernunft in befonberen 3fted)t5iällen urt^eilen lä^t. 20
©ejunbe unb unjerglieberlic^e 33ernunft mirb cor ©mpfinbung
gel)alten.
437. fif (vf) M235. E 1 234.
Principia be§ ©infe^enö fmb Don benen be§ SSerfte'^eng unterfc^ieben,
2)a§ SSermögen, a priori ju urt^eilen (jc^lie^en), ift SSernunft.
ßinje^en.
(* SSermögen ber ®efefee,
2 iener? reiner?? | 4 gelle? gaüe?? || 5 Statt alfo ist vielleicht alä odkr rote
ftatt fo zu lesen. || 7 £■.: möglich ift II * getiörigen? get)örige (so E.)f?
18 p^ilofopfien? p^ilofop^ie?? || @efi)afle?? ©efc^aften? 30
27 s-Zusatz: (f. j( Vor 93ermögen ist zu ergänzen: 33ernunft ift baS
fRt. 435—439 (JBanb XV). 131
©efunbe 'I^ernunft: ber (5rfal)run9ögefe^e.
SSernünftdn: [a priori] ab[tract berfelben ftd) bebiencn.)
(^ 33ernun[t: :pnncipien a priori gu urt^eilen. ftction.)
438. fi? V? M235. E 1 233. 236.
5 2)ie ©ejunbe öernunft i[t au§ (5rfa{)rungSregc!n a priori; bic minor
propositio gefd^ie^t burc^ ©efunben 3Ser[tanb. 2)te gemeine 5ßernuntt
nod^ @^)ric!^rüörtern.
2)er ©efunben SSernuntt i[t entgegen, »aS bie @rtat)rungSgefe|c
aufgebt. Säuberet) — 33etrug, ©ijoipat^te — ßinbilbung, (adjitjal —
10 eigne ©c^ulb. (« ©lücf,)
2Ran gelangt oft nur burd) 2Bi[fenfc^aft gut ©efunben 33ernunft,
SBeil Dorurt^eile cingefe^en worben. 3n moral ®efunbe SSernunft.
'^ 23ilberreic^e unb 2ßi^elnbe S^ernunft. §abeL
3u frü^e cultur ber SSernunft.
Sernen ol)ne SSernunft; über bie ®rünbe, benn biefe
allein mact)en, ta'^ bie ©rfenntniä a priori ©irb.
439. fif V? (W M 236. E 1 241.
C Untertl)an, ©olbat: ntc^t raifonniren. SBeibcr nic^t. SScr^
nünfteln«)
20 @inen ber SSernunft berauben, um it)n ju regiren. 3fieligion§t)or=
urtl^eil. 5J?ed)anifc^. 5ia(t)läfeigfeit jd)eint5}?angelan33ermintt. («B^Jang
ber) 3Ra(l)a^mung: ber S^ob aüer SSernunft. SSernunft ift incommoda.
2)at)er ftnb SBunberbinge töiEfommen, benn fte machen oSiit glcid^ bum.
3 Der s-Zusatz ((f) gehört vielleicht als g-Zusatz zu Rfl. 447.
25 5 — 6 E: bic einer propositio || lOs-Zusatz: v^ — (p^. \\ 12 E: tücrben || 13 Dei-
g-Zusatz zeigt etwas andere (kleinere, zierlichere) Schrift, die vielleicht Folge eines
Fedenvechsels ist. Es ist aber nicht ganz unmöglich, dass der g-Zusatz älter ist aL«
die Rfl. und eventuell sogar schon aus i* oder i^ stammt. |{ 13 Über? flber?? Ur.-
Sprüng/ich scheinen statt dieses Wortes 2 — 3 u-agerechte Striche gestanden zu haben,
30 die u'okl anzeigen sollttn, dass das darüber stehende Wort fernen zu wiederhulen "t--.
17 Die s-Zusätze der Rfl. 439 stammen aus den 70er Jahren.
182 JRcflejtonen jur Slnf^ropologie.
träume, ^inbilbiing fd)n]angrer2Bciber, SBünfd^elruttie. ?!)?onb§einfIüffe.
öeiiler. 8i)mpatt)ie. 50kn [iet)t an loeibern gern etiüoS Slberglaubeu.
(* TOumbo 3"nibo. 2)ie S^ernunft %e\)t Dor fid) felb[t. 5Beiber joÜcn
aber nid)t allein ge^en, fonbern fid) füt)ren lafien.)
Neben und zu M §, 640 „analogon rationis":
^aö) ber 2lt)ulid)fett ber g-äüe urttjeilen.
440. n?vf (^f) M236.
2)er ä5er[tanb prüft in concreto, iraS bie SSernimft in abstrakto
geurlbeilt t)at. Einige tonnen proiecte ^JJadien, anbere Slusfütjren. Dt)ne
joldien SSerftanb oertdüt man leidit in ibealiidbe unb unmögliche 2)inge.
3fiec^nen unb ÜKatt)ematic madien bie SSernunft fet)r reel.
(^ SSernunft in ^bee. 2Ser[tanb in Slu^tü^rnng*)
441, V? (fifj M236.
ßur (5rfal)rung gel)öret nur 2Serftanb. 2)ie 5}?ogIid)feit beffen, aa§
id) ntct)t burd) (Srfa^rung meife, folglid) a priori ju erfenen, braud^e id^ i6
58ernunft.
442, vf (txf) M236. 236'.
M236:
2)ie JBernunft beftimmt ben ittjeil aug bem ®an^en (* 'ba^ Sßefonbere
auä bem Slllgemeinen). 2)al)er i[t ber 2l^ect ober £eiben|d)aft raieber 20
3 Zu üWumbo Sutnbo vgl- IX 4M, sowie meine ^^Untersuchungen zu Kants
physischer Geographie'''' 1911 S. 248. || 6 Diese sechs IVorte stehn am Rand links
m zwei Zeilen, über ihnen: Sie 33ernunft ge^t Dor, darüber: 3lberg(auben. 5,1?uml'0.
Es ist möglich, dass Z. 6 mit Rfl. 439 in keinem Zusammenhang steht. Doch scheint
sie derselben Zeit wie Bfl. 439 zu entstammen. 2ö
7 Die ganze Bfl., welche am linken Rande steht ^ ist (abgesehen vom g- Zusatz)
nachträglich einmal der Länge nach durchstrichen. \\ 12 Der g-Zusatz steht zwischen
M §. 640 und 641; er ist mit der Rß. durch kein Zeichen verbunden und vielleicht
als selbständige Reflexion aufzufassen.
15 Nach erfeunen ein Punkt, so
19 8-Zusatz: (f.
sßr. 439—444 (Öanb XV). Ig3
bic SScrnunft; benn biefe beftimmen ba§ gon^e burc^ ben S^etl. (5in
58ernünttiger ÜJ?an emegt bei) einem 33erlu[t, wie oiel e§ ber ®lüffeelig=
feit im ganzen ©d^abe. Dber beQ einem ©eminn, wie Diel c§ bie ®lüt=
feeligfeit im ©an^en erpf)e (bie Äürje be§ 2eben§ mit in 3fte(^nnng
gebrad)t). 2)ie 23ernunft beftimmt unfere ^anblungen aud^ in ber ^Dee
be§ SBeltgan^en unb üerfdt)rt nad) biefem Segrif. 2)ie Urtt)eilenbe
SSernunft ift Don ber regirenben* unterfd)ieben. S^ne fan o^ne bieje
feqn. 2)a§ 3Regiment ber 3Sernunft, nemlic^ me^r au§ ber 3bee al§ bem
(5inbruf gu t)anbeln, i[t 6ncÄi ab.
AI 236' : *(«' potestas iudicatoria, rectoria)
443. vf (fifj (x—ipfj M236'. E II 266.
3lIIgemeine ©ä^e fönnen nur burc^ SSernunft erfonnt toerben, im^
gletdjen bie ^flot^menbigfeit ber «sd^e. A priori l^eifet nid^t aus ben
®rünben, unb a posteriori au§ ben folgen; fonbern jenes l^ei^t urt^eilen,
15 ol^ne \>(x^ ber ©egenftanb gegeben jeijn borf {^ an ftc^ felb[t ober in feinen
f^olgen), gum DorouS, fo ttie bei) ben SBarfagungen,
444. (ff^ff M236. EI 237.
^n Dielen f^dtten l^ilft bie fpeculatiDe SSernunft nichts, mir braudben
nur bie ©efunbe. e. g. ®laubmirbigfeit ber Saugen. Slber 2Barf(l^einlict)feit
20 ber Sotterie i[t fpeculatiDe Vernunft. 3)ie gejunbe SSernunft fan nid)t,
wenn fie mangelt, burc^ fpeculatioe erje^t werben; benn jte beruht auf
bem SBermögen, Diele Umftdnbe, bie unmoglid) unter fo Diel regeln
gebrad^t werben fönnen, ju überfe^en. ©efunbe Sßernunft eines 3ftid)terS.
©efunbe 3Sernunft leiert bie ma?:imen ju urtl^eilen, obgleid^ nict)t bie ©in=
25 ftd)ten. ^ixoa^ ift ber ®efunben SSernunft juroieber, was unS in 2lnfel)ung
unferer 3J?a^imen irre ma(f)t.
15—16 feinen folgen nicht ganz sicher; gaflen? feinem ^onblen??? || 16 E:
im DorauS
19 E: mt statt 2lber
184 JReflejionen jur Slnt^ropologie.
4:4.5, (f. M236. E II 1731.
(®efunbe 3Sernunft.) SlUgemeine 9}?a;rimc [tfirer] bcr SScrnunft tft,
nur fold^e praemiffen gelten ju laffen, noeldje ben größten ©ebraud) ber
SSernunft möglicl) madjen (natura sui conservatrix). Einige 2)inQe lafjen
jtd^ nur au§ ber 33ernunft [urttj] erfennen, nic^t au§ ber (ärfa^rung,
nemlid) menn man nid^t roiffen miU, wie etroa§ i[t, jonbern feqn mufe
ober jofl. 2)a^er ibeen be§ plato. Sugenb. JRegirung, erjie^ung»
446, (f. M236.
2)er 23er[tanb ;\eigt, ^o.^ etwas fei); Vernunft, bofe e« not^toenbtg
fei), 6§ giebt förflärungen burd) 2?ernunft, ba man erfennt, bafe etioaS fo w
fegn muffe, nad) bem man metfe, mie e§ ift, ober 6r«cAi ahf Segreifen
[oofliß] a priori nic^t üerfte^en, fonbern befttmmen.
447. (p. M235. E 1 230.
3ur ©rfa^rung Wirb 33erftanb erfobert.
3um Urtt)eil Dor ber örfa^rung unb über bie ©renjc ber toirflid^en u
ober aud) moglidien (5rfat)rung: ä^ernunft.
SSernünfteln ift ein klügeln über bie ©renjc beS praftifdien ®e»
braud)§ bei' SSernunft.
etmaS ju fafjen unb ju lernen braucht man oerftanb. 2)a§ allgemeine
anjumenben: Urt^eilöfraft. SSor ftc^ etmaS gu erbenfen: oernunft. 20
4 E: sui constructrix
11 — 12 Nach ober ein senkrechter Strich, wohl ein Verwtiaungszeichen, dem
kein zweites entspricht; vielleicht wollte Kant hinzufügen: lüirb reip. geiuorben ift-
Auf den senkrechten Strich folgt 23egreifen C? begreifen?;; möglich, jedoch nicht wahr-
scheinlich ist, dass hinter dem Wort ein Punkt steht. Die Worte t)erftel)en fonbern 25
beftimmen bilden eine besondere Zeäe; links in ihr, von Derftet)en durch einen leeren
Raum von '/^ cm getrennt, steht unter ^Begreifen beziehungslos das Wort einfef)en.
13 Vgl. I8I3, 24. II 17 E: ©renjen; sehr unwahrscheinlich. \\ 20 E: onjuorbnen
sjlt. 445—451 (93anb XV). 185
448. v—ip. M237. E 1 239.
einige ©efdiafte unb 5imter cultioiren bie SSernunft, anbcre unter*
jodjen jie, j. 6. 3uriflcrf9- 2)a wirb au§ ber SSernunft [nic^tä al8], bic
©eje^gebenb feqn folte, eine bienftbare jo gar in 2lnjel)ung ber principien
unb ber 3fiecl)t«grünbe. oerliert enblid) aüeö eigene Urt^eiU 3:t)eolO0ie,
Bjenn nur 3^eligionöfreQ^eit t[t, cultioirt bie SSernunft.
^r. 449—453 zu M §. 646.
449. e^f i^f fif M 238.
/« igclaüen (f fuborbinirte) braudien (f nid)t gu oernünfteln (im\
10 j allgemeinen gu bredinen)) nur 33er[tanb, i^r ^err SSernuntt. j
\ (« genie freier ßeute.) /
2)er SSerftanb bringt alleä in Urt^eile unb fc^afft bie data ber
SSernuntt.
SSerftanb 0et)5ret jur fubfumtion eines befonberen ^aÜeS unter all=
16 gemeine 3f?egeln. 3^ abftratter bie Söernunft i[t, befto fdiweerer SSor ben
S3cr[tanb in ber anmenbung. 2)oct) je aOgemetner, be[to üoflfommcner.
2)\t 2lugenf(^einltd)feit. 2)ie (SrfentniS beS SlQgemeinen in concreto.
450. (xf V? M238. E 1 238.
gflid)tig fcl)lie[jen i[t baS SSorne^mfte, toenn c§ oud^ auS fQl[(f)en
20 ©runbJQ^en toare.
451. V ((pV ^^ 238. Am Rand links neben M §. 646. 647:
2)a§ 2Serm5gen ju Dernünftdn. SSernunftfün[tler. (* 2)a§ 2Ser=
mögen ber ©efe^e be§ ®ebrQud)ä ber SSernunft; ift ber ®ef e^tunbige.)
5 Der Punkt nach JRed^tSgrÜnbe nicht ganz sicher; fehlt er., so kann man nach
25 bienftbare ein Semikolon setzen und man 0 [it^* f'^?^ nach Oerliert einschieben.
9 s-Zusatz: x—<f. \\ 10 brennen? bred^en? braud)en.*? i| 11 x—(f. \\ 14—17
Diese Worte (im Ms. 13 Zeilen) sind einmal von oben nach unten durchstrichen.
18022 — 186 3 Die drei s- Zusätze (^f gl? (fl?) stehn, rechts von den Worten,
nach welchen sie eingeschoben sind, zwischen den Zeilen der letzten beiden Sätze von
186 fReflejioncn jur Slnt^ropologte.
ÜJ?a;cimen ber 2Sernun[t (« ober angenommene ober gewohnte praemiffen).
^^ilofopt)ie. (» SSermögen ftd) feine eigne (gptjdre ^n befd)reiben. 2lrcl)itec»
tonijc!)e SSernunftO Leguleius. eint)eit ber 33ernuntt unb ßrfQt)rung.
SSermögen qu§ 33egriffen gu urtt)eilen (* Unfätiigfeit orientalifc^er SSölfer;
begeifterter ober bilberretd)er 6til) ober auä empirifct)en ober jo gar
mi)[tifct)en Slnfdiauungen ober [auS] oermittelft ber analogien, 33ernunft,
bk aüe (ärfentniffe critifirt unb einen ßanon entwirtt. Slrc^itectonijc^e
SSernunft.
452. (f. M238. E 1 39.
2)aö Sldgemeine ber 25ernunft ift nur in ber Slnjc^auung Der»
[tänblic^, ba^er SScrnuntt unb ftunlidi)feit gufammen.
453, (f. M238. E 1 222.
S^crnunftgrünbe, bie man ftc^ nicf)tmitt^eilenfan; in SBarfdjcinlid^»
feiten i[t ®efunbe 3Sernunft. 23ei) ßrjdl^lungen bleibt ein S^eil na^
allen SSemcijen bod) unübergeugt.
,&ang ber 2)enfung§art gu getoiffen praemiffen
454. tp^. L Bl. Bö. R 196/7.
S.I:
(s 2)ie 2eid)tigfeit ber SluffldrungO
[5[5ün ben 3Jtittelii ber Slufflarung.]
6§ jtnb ^J'Ja^imen ber SSernunft, roenn gleid) obiectioe einftct)tcn
unö noc^ ober aud^ auf immer fehlen foüten. 3)ie allgemeine ^Ofia^ime ift:
M §. 646; es ist nicht ausgeschlossen, dass sie (in der Reihenfolge, wie sie abgedruckt
sind) eine selbständige Rfl. bilden sollen.
4 s-Zusatz: f? q^ V^- \\ S Am Schluss der Rfl. steht: ©iel^e unten p: 239. 25
M 239 und 240 fehlen.
17 Man könnte versucht sein, Nr. 454 als Vorarbeit mit Kants Aufsatz über
die Frage 2BüS ift Slufflärung? vom Jahre 1784 in Verbindung zu bringen. Doch
fehlen entscheidende Parallelen, und die Schriftindicien weisen durchaus in die spätere
3Rr. 451-454 (Sanb XV). 187
baSjcnige ^rincip ju benfen, nad) n}elcl)em [id)] meine SSernunft um it)ren
©ebraud) gebradit merben mürbe, ift üermerfiict), bie Dbiecliöe Semeiö»
ßrünbe mögen jeijn, meld)e fte moUen. (Um it)ren ttieoretijdien ober
prQctifd)en ©ebraud).) ®ei[tercrfd)einungen, gel)eime (nidit otfentlid) mit=
5 tt)eilbare) 6rfQ{)rungen üermerfe id), o()ne bie Unmoglid^feit fold^er (5r*
fdieinungen nod) bie ^•aljd)t)eit berSeugniffe 5)artt)un ju fönnen. 2Bunber
biejer unb fnnftiger ßeiten üermerfe id), ol)ne i^re Unmoglid)!eit bartt)un
ju fönnen. 2lber 2Bunber ber ^Vergangenen ^nt fann id) gelten lafjen,
nur mit ber 33ebingung, ta^ fie nid)t me^r Dortommen unb ta^ feine
10 Folgerungen barauö gf/^ogen merben, bie entmeber ben ©runbfä^en beö
5(atürlid)en ®ebrQud)§ ber SVernunft jumieber jinb ober mid) auc^ nur
beffelben (im ^ractifdien) überleben.
2llfo berut)t alle Slufflarung 1. auf ©elbftmaf)! ber ®runbfä|c, 2. auf
aufeere aflgemeingültigfeit berfelben, 3. auf i^re 23e^arrlid)feit. ^m erften
15 f^alle Reifet man blo§ aufgeflart, im gmeiten oon erweiterten Segriffen,
im britten oon be[timter 5)enfung§art ober G^aracter. Slufgefldrt, Don er*
meiterter, oon geläuterter 2)enfung§art.
SBunber t^un nid)t§ jur ©ac^e; fie bienen nur, fie'^ren 3u intro=
buciren, bie fon[t ftd) aud) auf SSernunft grünben unb, roenn fie einmal
20 büfeqn, fid) aud) mie ein (^ebaube bet) S?egräumung be§ ©eriifteä Don
felbft ert)alten. 6§ jtnb nid)t Facta, joubern übernatürltd)e 3)eutungen
üon Factis; benn bie SSeftimmung ber Urfadjen beruht immer auf
5ßernunft.
S. II:
26 @ö gef)t fjier fo wie mit einer [3fied)tö] (Sad)e cor ®eri(!^t. ©ic erfte
i^rage ift: ob e^ über'^aupt eine 9?ed)t§fad)c fet), b. i. unter ©efe^en ftet)e
unb mie fern. 2. 2)a^ Factum burc^ einftimung ber S^^flC"» 3' 2)ie ßu»
fammenftimung be§ 3ftid)terö mit fid^ felbft in 2lnfct)ung ber praeiudi-
cata unb postiudicanda. 2iSo ein SBunber Dorfommt [bo fonn] unb an^
30 Zeit der Phase ip3; besonders gross ist die Ähnlichkeit zwischen den L BL B 5 und
D 22 (nach dem 15. 3. 1788, vgl. XIV 484—489). Nr. 454 erinnert inhaltlich sehr
an die Gedankengänge über Unmündigkeit, Aufklärung und die „Maxime der gesunden
Vernunft''\ die Kant in seinen Vorlesungen über Anthropologie vorzutragen pflegte.
Vgl. z. B. Starkes ^^Menschenkunde''- S. 222—227, bes. 226/7.
35 2 Dbiectiüe? Dbiecten? Über den letzten Buchstaben scheint ein i-Punfct zu
stekn, doch scheint das i seilst ausgefallen zu sein. Das D scheint in 93 hinein-
corrigirt zu sein. || 10 lüerben? Werbe? || 27 3, wie es scheint, aus 2). || 28 praediudi
188 JReflerionen jur 2lnt:^ropologie.
genommen tterben mufe, ba gehört bie 6act)e gar nici^t üor bie SSernunft.
SBenn bie Sel)re auf ®rünben berut)t, bie für anbere nid)t gelten, jo gehört
|tc nur für bie ;)riDatöernunft. 3ft [k mit Ttcl) felbft nic^t einftimig, fo
gilt fie nur auf gemiffe ßeit für biefelbe ^riüatDernunft,
4S3. (o. M203. EI 315.
2)ie obere erfentniSfrafte. 1.) (5r [oerfte^t] meife, ma§ er miü;
2) meife, morauf e« anfommt; 3. er fte{)t ein, morauf e§ ^inauSläuft.
1.) vid^tiger Sßerftanb. 2) reife Urtt)eil§fraft, 3. geläuterte SBernunft.
(oom [öinfus] einfluä frember ßinflüffe, um confequent ju fei)n.)
456. m. M 233. Nebmund unter M§. 637: lo
1. rici)tiger SSerftanb; 2. geübte, reife Urt^eil§fraft; 3. f^olgeredite
SScrnunft. a) Selbftbenfen. b) ^n ber 6teUe febeä anberen. c) 3eber=
geit mit jic^ felbft einftimmig benfen.
1. ßu miffen, mag man miß.
2. SBorauf e§ anfommt. is
3. SSorauf alleä biefe§ ^inauS lauft. 5Rämlic^ ben 2Bert^ ber 2)ing''
gu beurt^eilen,
1. SSermögen ber Segriffe,
Urtl)eile,
(Sdjlüffe unb ^rincipten. 20
4 Unter den Schlussworten steht noch folgende Berechnung:
211,113 105,551
25
1 055 565
4 222 26
105 551
5,383 376
Die letzte 1 der Zahlen 105 551 und 105,551 ist jedesmal in eine unleserliche Ziffer
hineincorrigirt; rechts von 105,551 steht nuch eine 7. diirchstrichne, unleserliche Ziffer.
9 In (äinfliiffe die letzten beiden Sillien nicht ganz sicher. E: ©infic^t;
unmöglich. || um?? Utt? || confequent? COnfeqOent?» |j bie ScUussklammer fehlt.
«Jh:. 454—469 (33anb XV). 189
457, (i) (1798). L BL Berliner Kgl. Bibliothek Nr. it. S. T:
SBenn Don einem 33u(t) (nidjt einer Farrago, lücld^e nod) Oiebaction
erforbert) aU einem opus bie Siebe i[t, fo tann e§ in bretjtadjer ^injtd)t
einen ßroef ^aben: 1. rooburd) ber 0}?enf(i) gefd^euter, 2. flüger (" gefd)ifter)
unb 3. meifer wirb, b. i. in pragmatijdjer, tecl)ni[d)»practifd)er unb
moraIifd)er ^inftd)!. — 2)ie pragmatijc^e ^injic^t i[t bie, [worouf] meiere
bie 23afiS ber übrigen auSmaci^t.
§. 44 (VII 201). §. 55 (¥11221—223): Von dem productivm Witze.
M§. 572—577.
Nr. 458—462 zu M §. 572 Satz I und 2.
458. ilx^lf M203'. EI 206.
2)ie [einer] 3serfct)icbent)eit i[t nod) ni(f)t entgegenfe^ung, aufeer in
einem jnbiect. Bioeq öerfd)iebene 2)inge finb einanber barnm nict)t ent»
gegengeje^t; aber [finb] mod^en fte in bem, waS fte Der|d)iebene§ l^aben,
eine ©int)eit au^, fo finb fte entgegengefe^t; j. 6. ^meQ gegen einanber
bemegte Äörper.
459. Tj'? x'f l? M 203'. E 1 202.
2lÜe ibentitaet unb biüerfitaet mirb burd) fuccefftoeS [oorfteilungen]
gufommen^alten be§ obiects mit ber (^ inneren) ©mpfinbung be§ fubiectS
ao [öon], 'iia Don bem einen ©inbrucfe noc^ etroaö übrig bleibt ober nid^t,
maS mit bem anberen congruirt, margenommen.
2)aö nid)t fe^n Don ber nota eineS 2)inge§ mirb fd)iDeerer iDar=
genommen al§ ba§ ©afe^n. Sllfo ift bie Unterfdjeibungsfraft nid^t fo
leici^t gu gebraud^en oX§> "üd^» Sßergleic^ung^Dermögen.
a — 7 Kant denkt hier offenbar an seine 2lntt)ropologie. || 4 — 5 "l und Z fehlt.
18 Das Sch/tiss-S in fuccejfioeä, wie es scheint, erst nachträglich hinzugesetzt.
190 9ieflejionen jur ?lnt!)ropoIogic.
460, x^:^ fif (i^f) M 203'. E 1 203.
SBir Dergleichen lieber, al§ baij roir ®egen[tanbe innerlid) crfennen
C'' 5. 6. unö felbft). (ä§ i[t aud) leict)ter. 3« ^er SSergleidjung get)en mir
erft auf bie (Sinerle^'^eit, benn bie Unterfd)iebe. 3^ me^r mir 2)inge, bie
mir Dor einerlei) gleiten, fennen lernen, befto mel)r oerfc^ieben^eiten
werben mir gema^r. 2)Ql)er biftinction. (5§ i[t aud) fc^roeer, unter je^r
Derjct)iebnen fingen eine gemifje (äinftimmung gema^r gu merben.
2lber bie SSerfnüpfung unjrer (ärfenntni^ i[t \ia^ fd)meere[te, Dor=
nemli(^ um ein gan^ gebäube barau§ ju mad^en: arci^itectonic.
461, n—G?(f'—x'^ M203'. E 1 205.
2)ie ßinerleQ^eit unb 5ßerf(^iebent)eit nehmen mir eigentlich nic^t
mat)r, fonbcrn bemerfen f^e beq ber SSerglei(!^ung.
462. V. M203.
ÜJ^annigtaltigfeit unb ©in^eit fmb bie i^mei) öoQfommen^eiten unjerer
ßrfentniS, 2)ie (Sin^eit, in fo fern fte entraeber ber ®runb ber bannig»
folligfeit i[t, i[t bie @inl)eit beö ®runbe§; ober jte i[t bie §orm be§
OKannigfaltigen: ©in^eit be§ ©oUi^en. (Sin^eit ber logifd)en ©in»
tl)eilungen. Systema naturae. 2)a§ ®emütl) jud^t afleS in ein £i)[tem
ju bringen.
Nr. 463—469 zu M §§. 512. 573. so
463, 11 |U? (yi'? if xfj M 204. E 1 291.
m^ unb Urt^eilSfraft, menn fte fubtil ftnb, l^eiffen @(^arfrtnig!eit.
SSenn i^re ^anblungcn Diel in fic^ enthalten, jinb fte fimireic^.
464, fif ^f vf M204. E 1 290. 289.
Unter Ingenium mirb aud^ ber ^opf überhaupt bricht ab.
%c. 460—466 (Sanb XV). 191
2)er 2Bife öerfc^afft ben (Stoff gum 2)enfen unb breitet t'^n au§ burd)
8lf)nUd)feit unb affociation. 2)ie Urtt)eil§fraft braucf)t il)n unb giebt \\)xn
(Sin^eit. £et3tere ift mei)r negatiü. SSeijbe be^ie^en fic^ auf (5inl)eit; iene:
bie^Rannigfaltigfeit in2lnfet)ung berfelben ^u üergrö^ern; bieje: um foldie
in 2lbrid)t auf biefe einjufct)ranfen. 2)er ®eift ge^t auf 22i^ (mit 6m=
pfinbung). 2)er ®efd)maf ift Urt^eilSfraft (2lnfd)auungen) (©tnnfprud)).
2Bi^: einfäOc; Urtf)eil6fraft: einrt(t)ten. m^ ift leb{)aft ober fein,
Urt^eil§fraft grünblid) ober fd)arffinid). 3(ieuigfeit be§ SBi^eS, ba§> alte
ober gefe^mäfeige berUrtfjeiletraft. 2Bi^ beluftigt, Urtl^eilSfraft befriebigt.
granjofen unb 2)eutfcl)e. 2Bi^ ift frei) unb breuft — hardi; Urtl)eilgfraft
befc^rdnft unb bef(l)eiben. Seic^tftnn unb Sieffinn.
(^ Elle a d'Esprit, sans avoir de bon sens.)
A einfaa ^\n[\6)t \
\ 2Bi^ unb Urt^eilSfraft j^ufammen ift finnreid^./
' erfinbung. ^ruditbar ob: lebhaft — (äinbilbung§traft ftatt 3Serftanb ^
S3et)enb, treffenb 2Bi^ ftatt Urt^eilSfraft
©pi^finbigfeit ftatt SSernunft
/^ Silb ftatt begriff \
\ affociation ftatt 23erfnüpfung y
C Seneca, Sceptici. rabuliftifd), foptjiftifcf). Sn (ärfinbung ber
analogien ftatt principien. biftinction.)
465, ^i? ^? (ff M204. E 1306. Zu M§.573 „perspicacia" (23:):
2)urc^bringenbe @infid)t ift Sdjarffinnigfeit. Se^enber 35egrif,
466. ,«f v'f g^f V? M252a.
©djarffinnigfeit
2Bi^ unb Urt^eilöfraft
2Bi^ get)ört jur ^rfinbung. Urtt)eil5fraft jur Sel^anblung.
1 breiten |1 13—21 s-Zusätze: (^n w»? || 21 biftinctton? biftinctionen»?
192
JRefleyionett jur Slnttiropologie.
3Serqlei(i^enber SBi^.
©pielenber, (^ Silberner,) ®auflen=
ber. sot
(Sdjoler. fat.
2Bi^ mQd)t luftig,
wirb erfobert fieidjtigfeit.
©aS ®efuc^te — Naivete
gefunbcr i5ctnt)cit
Einfalle (« ^ranjojen) — —
33erfnüptenber 2Bi^.
©^opferijcl)er,
grüblerifdier, griöentiatter.
Urt^eilstraft befriebigt, ober i[t
tnübfam,
ÜberiDunbene fdjiDierigfeit.
©d^arffinnigfeit ge^t me^r auf
Urtt)eilöfrQft.
@inleu(t)tenb.
ßinftdjten (« (Snglänber, 2)eutjct)e.
3n ber inQtl)emQtif fmb nur
(äinftdjten möglich, in ber pljqftc
einfaUe.)
Urt^eilöfraft
>l^ i^n nieberfd^lägt. Caprice
25cr 2Bi^ ift öeränberlid),
ber ?ieuigfeit begierig, ungebulbig.
(^ 2Bot)er bie 2lufforberung pm
beö genieß.)
('@ct)er^: ein Sieden jum Sad)en, entroeber ba^ man il^m roa§
roeiS maijt, ober fonft irre fü^rt. 2lprilfct)er^.
<Spa&: roenn ein @d)er^ erftlid^ bur^ ben @rnft geführt mirb;
einem einen ^pa^ mad)en mufe unerwartet feqn. 3Jian erinnert ftct)
lange bran.)
467. nf Q^fa? X? ßV (nl) M 252a. E 1 295. 294. 292.
2)er ftnnrei(!^e ^opf ift —
SBi^ig burd^ bie [®ro§] 23e^enbigfeit unb 3J?anigfaltigfeit ber 3Ser=
flleic^ung;
©(i)arfjinnig burd^ biefe§ 3Sermögen, fo fern e§ bi§ auf bie fleinen
^Beftimungen ber 2)inge ge^t ober auf ha^, xoa^ leidet überfet)en mirb.
2)er 2Bi^ madjt ba^ (5rfentni§ ausgebreitet unb oerfnüpft.
©d)arfftnnigfeit mad^t ba§ ßrfentniä grünblidi).
7 lOtrb kann kaum anders gelesen werden; melleicht wollte Kant ursprünylicli
anders fortfahren und vergass dann., als er seine Absicht änderte, lotrb zu durch-
3treichen.\\ll s-Zusätze (mit sehr spitzer Feder geschrieben'^ : ()2? i/* i| 19 s-Zusatz: f — a.
SRr. 466—468 (93onb XV). 193
a3ei)be fönnen tief ober fetd)t fe^n. 33on be^ben i[t [b« Serftanb] bic
gä^igfeit unterjdjieben, [bic ©inge] ben (Stitmurf im grofecn ^ii machen
unb Singe in i^rem allgemeinen 3ujammcn^ange unb ben folgen ju
betrad^ten. 3)ieje i[t bie ©efe^gebenbe ober birigirenbe ^ä^igfeit, n)o=
gegen bie 2 erfte nur als merf^euge angefeben toerben muffen.
(* 2)er ©innreid^e geigt entroeber 2Bi^ ober Urtl)eU!8fraftO
468. n—af fß M 252a. E 1 403. 366.
Einige ßebenSgeifter fe^en ftc^ gegen bie 'IRaterie in Seroegung,
biefe finb nur animdifd); anbere fe^en fic^ nur gegen 2Kenf(^en in 23e=
roegung, e§ fe^ im Streit ober in ^Reigung unb @^re ober im @d)er^e,
unb biefe finb geiftig. 2)ie legieren entbalten bie QoeQe be§ £eben§.
9)lan \)Q.\ ben ^enfci^en betrad^tet in üerf(i)iebenen 2eben§altern; man
fan i^n aud^ in uerfdbiebenen tageS^eiten betracl)ten: be§ ÜKorgenS :c k.
SBoDon 3J?enfd)en nict)t einzeln überzeugt werben !önnen, baüon
fönnen fie in ©efedfd^aft überzeugt »erben, objmar ein jeber oor fid)
überrebet ift [ift].
2Bir l)aben mel^r 3Sergnügen be^ ßinerle^^^eit al§ SSerfd^iebenl^eit,
njeil iene ßinl^eit unb alfo compendium in unferen ßrfenntniffen giebt,
biefe aber SSeroielfaltigung ber ®emütl)§^anblungen.
2)ie genera breiten unferc @rfentni§ über Diel auS; bie Unterfd^iebe
aber reftringiren biefe ®emad^lid^feit, unb i^r 3Ru^c ift me^r negatio.
1 Die Worte S3on bei)ben bis zum Schluss sind jedenfalls später geschrieben
als Nr. 466 ( Stellungsindicien !) ; sie sind möglicherweise aber auch später geschrieben
als die vorhergehenden Zeilen von Nr. 467^ die dann schon aus i. oder gar t} stammen
26 könnten. || G s-Zusatz: der Schrift und Tinte nach aus derselben Zeit wie die s-Zuaätze
in 192n-i4.\\ E: ©innige
7 Da die einzelnen Absätze dieser Rfl. ohne den bei Kant sonst üblichen
Trennungsstrich direct unter einander stehn, trenne ich sie auch nicht, sondern drucke
sie in der ursprünglichen Reihenfolge ab. \\ 18 compendium? com'^endien?
Äant'l e*riften. jpanbfc^nftUtfceT 9?ad)U6. II. 13
194 0iefIejionen jur tlntl^ropologie.
469. v—ip. M 204. Zu M§.573 Sckluss:
genera unb species (fpecififd^c Untcrfd)iebe). Urt^eilSfraft |(!^ränft
ben 2Bi^ ein. ©(i^arfjtnnigfeit ift bic ^cinl^eit be^ber, €innrei(^, 33or=
güglid^ im erftcn t[t concentrirtcr 2Bi^.
Nr. 470^479 zu M§.576.
470. x—^?-^?rj?? M20Ö. E 1 298.
2)aS ©efc^Qfte beö m^t^ im ^rfinben,
2)a§ Spiel be§ 2Bifee§ im [Seluftigcn] Unterhalten.
471. x—fi?'^fri?? M2()5. E 1 293.
3)er 2Bi^ fpielt, ber (Sdjartr^in grübelt.
2)cr erftc t)at ßinfdUe, ber sroe^te ©inft^ten.
Sener mufe bef)enbe, biejer langfam fe^n.
5Bet) bem 2Bi^fpiel fomt c§ auf ba§ Impromptu an.
@c^öp[erif(^er ober 6pielenber 2Bi|. (* ^afclnber.) 2Bi^ ol)ne Ut=
tt)eilgfraft.
47^. ;<— ^t? 'if-qn M 252 b. 205. E 1 288.
M252b:
(«Saiinigt.)
2)er 2Bi^ mufe be'm i>er[tanbe bienen, entroeber jur ©rfinbung
(analogien) ober pr (ärldutcrung: SSeqfpiele, 5(^nlic!^teiten. 20
2lber mufe nid^t bem SSerftanbe fub[tituirt merben. 23ilberreid[)er
m%, leerer m%.
3 ?jein^ett? (£eint)eit ." ©in^eit?? || 4 Die Enduny von erften nickt gan:
sicher. Zu denken ist dabei vohl an ©d^orffintl. II In COncettttirtet die beiden letzten
Silben unsicher. 25
8 Links unter der Rfl. steht noch halbverlöscht : Unter.
14 8- Zusatz: 70er Jahre
18 Der s-Zusatz (x^f ftf p^*"! ist nachträglich eingeklammert, wahrscheinlich,
als Kant Rfl. 473 schrieb.
?Rr. 469—473 (»cinb XV). I95
(^ 2lu§[i(t)ten gu Spiegeln)
2Bi^: fiü Dorldufigen, Urt^eil§fraft: ju beftimmenben Urtl)eilen.
©er SBife bcluftigt, bie Urtt)eil§fraft befriebigt. 3ener t)at (5infdQe,
bie[e ü)?act)t borauö (Sinjic^ten. 2Bi^ige ^pxvLÖ^i, bonmots.
M203:
^anblungcn be§ 2Bi^e§ ftnb leichter al§ ber Urt^eilSfraft. SBeil gu
einem begebenen unenblid) Diel 2lel^nlic^c§ ®e[unben »erben fon, aber
bie üerfct)iebenl)eit in ben ®renfeen 3n3i[ct)en ^vo^t) eingefc^loffen ift. 2)a^er
ber 2Bi^ freijer, bie Urt^eil§fra[t gebunbener ift.
10 473, 11? 'i'^f Q'f V? M 252b.
(* (gpiel ber ©inbilbung Dergnügt an fic^ felbft.)
2Bi^ unb Urtl)eilötraft (- bienen bem 3Ser[tanbe, bie materiaiien bct
erften Oor benjelben angumenben) (iudicium discretivum, non com-
parativum).
15 33et)be, fo fern fte fein jinb, ©d^arffinn.
2?a^er ©innreid), wenn 2Bi| unb llrtl)eil§!raft be^fammen ift.
ßaunigter ober feiner (» fpielenber) unb fd[)immernber SBi^.
2Bi^ig. ^ubibraS. ©ewiffen l)at ferien. Socfenraub.
SBi^ in SKeinungen ber 2lu§leger ift oft o^ne Urt^eilSfraft.
20 ®e^t immer aufö üieue unb ift SSerönberlic^. SSeraltetcr 2Bi^.
Bons mots. @(^aal unb feiertet 2Si^.
4 Mit bonmots endet M 252b, dahinter ein Zeichen, dem ein zweites auf
M 205 vor ^anblunflen am untem Rand entspricht. Ohne Zweifel ist auf M 205
unten die sonst fehlende Fortsetzung der Rfl. 472 zu suchen und das Blatt M 252a/b
26 demgemäss zwischen M 204 und 205 einzuschieben. Damit stimmt überein., dass die
Reflexionen des Blattes sich auf M §§. 572 ff. beziehen. || 8 JlueQ? jroeiien??
U — 13 ber erften sc. ber ©inbtlbung : die s-Zusätze stammen aus ein und der-
selben Zeit (v—<f). II 13 ben? bem? || 15—16 Über ©C^arfftnn ist nachträglich
eine 2 hinzugesetzt, über (Sinnreich eine 1. Die Worte toetltt ... ift scheinen (der
30 Tinte nach) ein späterer Zusatz (v — (f) zu sein. \\ 18 Zu .^ubtbraS . . . ferten vgl.
2006 mit Anmerkung, sowie 149 lo- \\ Alex. Popes „Rape of the Lock'''' erschien 1712,
in deutscher Übersetzung öftT, z. B. 1744 (von der Gottschedin).
Vi*
196 9leflejionen jut 51ntf)ropologie.
474. v'f^fg'fa'f M 252h. EI 296.
3m |innreid)en tft ber 2Bi^, im fc^arffinnigen bie Urti)eil§fraft üor=
^üglic^; bod) ftnb leitete in beijben üereinigt. Sinnrcid^er ßinfaU (2)enf=
fpruc^) tft üom leidigen (bon mots), imgleid)en ©(^arffinniger ®ebanfe
i[t Dom ®rünblict)en, b. i. »at)ren 3Sernunftgebanfen unterfc^iebcn. e. g.
3Kan empfängt ben ®aft nac^ feinem bleibe k jc.
47^. $. M205. EI 281.
Wi% gtebt augftc^ten guSflegeln. Urt^eilSfraft (* ®rünbad)feit) unter-
fuc^t bic Sutanglit^feit biefer Slnlafee gu einer 3fiegel. «entere ift eine
biScipIin ber erfteren unb ift trofen. 3cne ein Spiel unb angene{)m.
2J?icrologifc^er ©c^arfftnn ('' grüblerifc^) ift ©pi^finbigfeit. [©dualer]
SBi^fpicI in bcm, mag ®efcl)aft ift, ift fdjaal. ®ef ift ein alt Äinb.
47ß, v—x- M 205. EI 242. 286'.
2ßir werben oft in einer Gomoebie oor Sßerftanb unb Sinne mo^l
unterl)alten, aber nid^t befriebigt. ^eneö gcfd)iel^t mäl)renb bem ftüt, is
3 leitete nc. 2Bt^ und tlrtl)etlefraf t ,• in bei)ben sc. im ftnnrei(!^en und im
frfiarffinnigen. || 5 Dom? Don?» || 6 Vgl. VIJ 137:-^.
S x-Zusatx: v — t/».
Zu Ar. 47ß vyl. das Anthropologie- Heft S 123 der Köntgsberger Stadtbibliothek
^- 121 — 2: „Es giebt viel solcher witziger Schriften zE. Goldonis oder Lessings 20
theatraHsche Stücke., wo man während der Vorstellung zwar sehr unterhalten wird aber
zuletzt misvergnügt werden muss, wenn man sieht, dass man in der Erwartung das
Stück müste beym Schlüsse einen Zwek haben betrogen wird. Denn unser Verstand
ist sehr eigennutzig.'-'- Ebenda S. 193: „Der dirigirende Verstand muss alles zusammen-
nehmen, und fragen wozu soll das dienen? und was wird nun mein Zwek seynt Viele 25
arbeiten Sachen andere fuhren sie aus. So ist es beim Bau einer Stadt, eines Hauses etc
einer macht den Bis davon, der andere baut es. So geht es auch den Comödien-
schreibern; sie wissen, wenn sie einer Person eine Rolle geben, ihr diese vortrefflich
spielen [zu] lassen, sich gut auszudrüken. Liesst man aber die Comoedie zu Ende, so
lauft der Leser das ganze Stück durch, und sieht auf die Verbindung und kann als- 3o
denn oft nicht einsehen warum der Dichter diese oder jene Person hineingebracht hat.
^. 474—477 («Sanb XV). 197
bicfcS am 6nbe, acnn bic (Summe (« 2)er Überjd)lag) gebogen öjirb, unb
ift bic Sejie^ung bc§ ^Wanigfaltigen auf eine 3bee. Sic Reifet biefeS
SSermögen?
2Bi^ ift leic^tftnig, Urtt)eilg!ra[t bebcnflic^.
6 477. v—x- M252b. E 1 284.
3Bi^ unb Urt^eil^fraft jinb 23ermögen, bie @tnbilbung§fraft bem
SSerftanbe gu 2)ienften anjumenben. S^ner: um aQe^ barauf einfc^lagenbe
l^erbe^ gu fci^affen; biefe: um unter bem ÜRannigfaltigen eine 2lu§ma^l
ju treffen beSienigen, maä bem SSegriffe be§ SSerftanbeS angemeffen ift.
10 23Ba§ \\^ fc^icft.
[galf ©c^at] ©efud^ter SBi^ mißfallt, weil er nic^t fpielt, fonbern
ernft^aft befcl)aftigt tft unb unö boc^ um bic (grroartung betriegt (S^icl
ücrgnügt burc^ bie 33efd)aftigung, Slrbeit nur bur(^ ba§ ^robuct unb
ben ^mef).
15 @ä fan iemanb oiel SSerftanb ^aben in allgemeinen Urtl)eilen unb
©inftc^ten, aber roenig urf^eilsfraft. [2)te] Urt^eilöfraft im ©emeinen
praftifc^en SSeft^ Reifet gcfd)eut; man mu& oft anlaufen; gemixt wirb
man burc^ üiel 5ßetrug. 2)um ift nid)t blo§ ein ÜKangel unb ©ebredblid^^
feit, fonbern aud) ein SSorrourf. 2)er ©umme ift ein 23löber, meldjer
20 ^artnäctig ober ftol^ ift, folglid) gar ni(^t gelel)rig tft. 2)ic 2)um^eit ift
breuft, unb ber 2)umme fo mo^l al§ alberne (^ fafelei) (nid)t blöbe unb
ftnmpfe) finb bem ^Jerftanbe jumieber unb unterftü^en i^n nic^t blo^ nid^t.
Goldoni ist im komischen vurt refflich zE. der Diener zweyer Herrn., wenn ich aber
ans Ende komme, so laufe ich das Stück durch frage nach dem rechten Zweck und
25 finde ihn nicht. So weiss man beym Lessing, so viel Witz er auch immer zeigt, wie
zE. im Freygeist, wo Theophan viel gutes sagt, doch ?iicht warum er ihm diese
Rolle gegeben. Solche Comoedienschreiber haben einen administrirenden aber keinen
dirigirenden Verstand. Wenn man also den einen, verständig vreisen, den andern,
tadeln hört, so darf man nur auf den doppelten Verstand recumiren [l ].''''
30 1 8-Zusatz: if — X-
21 fofelei? fajeln?? fafeler (i<o E.)?? \\ 22 i\)n vielleicht durchstrichen
198 SRcfIejionen ^r 2lnt^ropologtc.
478, v—x- M252b. E 1 258.
©urditrieben (abgemi^t) Reifet ber, toclc^cr 2i[t unb @d)Qlf{)eit
unter ber ?Diine ber unjdjulbigen (äinfalt oerbirgt ober auc^ Ruberer
giften unb (Spott, bie eS itim nic^t jutrauen, gu begegnen acife. 2lb=
gefetmt.
479. Tj—(o. M 206. 206'. E 1 285. 342.
M 206 Rand oben:
Bortroi^ unb @acl)tt)i^.
SEi^fprud) (bon mot), @innfpru(i^ — 2)enffpruc^, ©prtc^toort.
M 206' :
f^ruditbarcr 9Bi^ im ßrftnben unb erbid)ten (ßügen).
iyQljd)cr 2Bi^. (^ in 2lu§legung ber autoren.) ©ejud^tcr 2Bi^.
@(^aler — summum Jus —
/d Zu obgoui^t vgl. da« Anthropologie- Heft S 123 der Königsberger Stadt-
bibliothek S. 130: „Jemand der unter dem Schein der Einfalt viel Witz verbirgt ist ab- U
gewitzt; einen abgeu-itzfen nennt man einen aolchen der auf alle Fälle genugsam gewitzt
ist''. \\3E: unter bem SRcmen ber 1| (Sinfült* einfaüe (so E.)?r \\ flnberer?? 3lnberen?
Zu Nr. 479: In dieser Bß. habe ich alle Bemerkungen zusammengestellt, die
Kant auf M 206, 206' zu verschiedenen Zeiten (vornehmlich in den 70er und 80er Jahren)
zu M §. 576 gemacht hat. Einiges stammt vielleicht schon aus den 60er Jahren (so 20
die Zeilen 198 u — 199$), wenige Warte aus den DO er. Die letzteren sowie die Be-
merkungen der 80 er Jahre habe ich in den Anmerkungen kenntlich gemacht. \ \ 13 Vgl.
Pohl 68: „Der faselnde Wiz ist leer, und solcher Wiz wird auch ein falscher
Wiz genannt. So sagte Jemand als er am fremden Tisch mit Suppe begossen wurde:
Summum jus, summa injuria.^'' Ähnlich im Parow^schen Heft 150. Etwas anders im 26
Danziger Anthropologie- Heft Blatt 38' : „Man nent alle Handlungen des Witzes Spiel
und das Spiel und der Witz sind fade wenn er falsche Ähnlichkeiten hervorbringt und
den ist er sehr ekelhaft. Dieser fade Witz besteht in Wortspielen Zu einer Zeit war
es in Frankreich sehr Mode. So sagte ein Bedienter beim Kanzler von Frankreich
als er auf ihn eine Suppe goss: Summum jus, summa injuria. Beim Kanzler war das 30
witzig.'' Wieder etwas anders in dem Anthropologie- Heft S 123 der Königsberger
Stadtbibliothek S. 135: „Schaler Witz ist auch ein Wortspiel (9 und vergeht gleich).
Ein HE. war (9 bey) einem Präsidenten zu Gaste, der Bediente reichte ihm den
Suppenteller und begoss damit seinen Rock und sagte dabei/ hier heisst wohl recht
Summum jus, summa injuria. Das lächerlichste dabey war dass er dies Brocardicon 35
der Juristen auf eine Suppe applicirte. Anfänglich gefällt es wegen der Überraschung
hernach aber lacht man nicht darüber."
«Rr. 478—479 (SBanb XV). I99
SBi^Itng unb Älügling. (* Einfälle l^a[d)fn unb jagen.)
Spielenber, fcf)cr^^a[ter, fpa§t)after 2Bi^; aufjie^en, parobiren.
33unen. ©c^meerer SBi^.
(* fc^rauben. ^Reden. ©atgre. talcnt.)
i;ä;:g:r"'('«"«'-Btn.)('Pe.i.,age.)
SSeQ ü3t(^tigen Slbjtc^ten (e. g. ^rcbigt. JRebc öor feinem JRic^ter) ifi
eö nid)t gut, wenn ber 2Bi^ tjerüorftid^t.
23lül)enber 2Bi^ unb reife Urt^eilSfraft
met)r 3fiei^ mel^r Sld^tung; SSlütl^e fdUt ab.
5 Zm Sauen vgl. 11625—35- \\ 4 s-Zmatz: v—ip. \ 5—6 Antilongin? Anti-
longie?? Vgl. im Dunziger Anthropologie-Heft Bl. 39: „Die Franz. sind voll Witz aber
originale Witzlinge sind unter den Engländern besonders z E Swift besonders das
Mährchen von der Tonne und Antilongin [f AntilongieffJ auch Buttler in s. Hudibras.''''
15 Gemeint ist mit dem aus Phase v — \p stammenden Stichwort ohne Zweifel folgendes
Werk: „Anti- Longin., Oder die Kunst in der Poesie zu kriechen, anfänglich von dem
Herrn D. Swift den Engelländern zum besten geschrieben, ttzo zur Verbesserung des
Geschmacks bey uns Deutschen übersetzt, und mit Exempeln aus Englischen, vornemhch
aber aus unsern Deutschen Dichtern durchgehende erläutert. Diesem ist beygefuget eben
20 desselben Staatslügenkunsf, nebst einer Abhandlung Hn. J. Ch. Gottscheds von dem
Bathos in den Opern'' 1734. LXIV, 208 S. Die Schriß wurde zuerst 1727 im
III. Bd. der „Misce Ilanies"' [von Pope, Swift etc.] veröffentlicht, unter dem Titel:
„Martinus Scriblerus, tkqI ßuHovg: or, of the ort of sinking in poetn/'K Sie findet
sich in SwifVs Works (z. B. 1754 IV 125—216; 1880 1797—812), ebenso aber auch
•25 in Pope's Works (z. B. in Nicolais Ausgabe Berlin 1763 VI 167 — 230; vi der Mann-
heimer Übersetzung von Popes sämmtlichen Werken mit W. Warburtons Commentar und
Anmerkungen 1779 VIII 45 — 159; in den Oeuvres diverses de Pope, nouvelle Edition
1761 IV 113 — 206). Schon 1733 war eine deutsche Übersetzung erschienen: „IlfQi
ßa9ovs: s. Anti-Sublime. Das ist: D. Swifts Neueste Dicht-Kunst, Oder Kunst in
30 der Poesie zu kriechen, mit Exempeln aus den Englischen Poeten erleutert. Nebst einem
Vorschlage, wie das Aufnehmen dieser Poesie zu befördern sey'"'; sie wurde 1737
um^erändert aufgenommen in den „Versuch einer Critick über die Deutschen Dichter,
welchem beigefügt D. Swifts Kunst in der Poesie zu kriechen, ingleichen Das Lob der
Licht- Putze''. — Der Grundgedanke und vielleicht auch manche Einzelheiten des Plans
35 der Scrlblerus-Schriften stammten von Swift, Pope, Arbuthnot gemeinsam her, aber
die Ausführung der Schrift nsQl ßa&ovs ist auf Pope allein zurückzuführen, wie der
Brief Popes an Swift vom 23. März 17 27 J 8 beweist (Satyrische und ernsthafte Schriften
von Dr. Jon. Swift 1763 VII 102; Pope's Works Berlin Nicolai 1762—4 IX 87;
Popes sämmtliche Werke Mannheim 1780 XI 339). — Vgl. auch II 271, 490, VII 222. \\
40 Persifflage: w. |] 7 Die Klammern Zusatz des Hg. \\ 199^—200?: v — xf/.
200 SReflejionen jur 2lnt:^topologie.
SBi^ im Sparen, im 5Rccfen unb in repliqüen.
3Bife in ©riefen.
©efdirobener (^ Sluffoberung, mi^ig ju feijn, fd)Iägt niebcr.)
C 2)urd)triebner) ^at Saunen.
Sterne — madjt unglüfUd^,
f)ubibra§: d^nlid)feitcn. ©eroiffen unb Serien. Sürgerfrone. ©loifft:
?D?ärd)en Don ber tonne.
1 in repIiqDen? im repliqoiren?? || 3—4 Der g-Zusau steht rechts von ©e-
fd^robener, aber etwas höher; ein Strich verbindet ©efc^robener mit Sluffoberung.
Die Worte l)at Faunen stehn unter Sluffoberung, etwas tiefer als ©efc^robener, 10
etu^as höher als der aus (o stammende s-Zusatz Surd^triebner C? durchtriebener ?j,
über ©terne — mod)t. || 5—7 Vgl. das Damiger Anthropologie- He/t Bl. 39, 39':
„iVitz ist das wesentlichste der Satyre. Sie ist schalkhaft und durchtrieben, wenn
man die Sache zu loben scheint und ganz ernsthaft redt und so einfaltig dabei
aussieht, dass man nicht glaubt, er denke darauf. Solche Satyre hat besonders l*
Schwiß. Die Franz. . . . Antilongin [vgl. oben 199i2—ii] auch Buttler in s.[einem]
Hudibras, von welchem Hume sagt, dass in k.[ einem] Buche was ie geschrieben worden
so viel Gelehrs.farnkeitJ stehe als in diesem und das ist auch wahr. Es ist e.[ine]
Satyre auf die damalige Religions Schwermerei. Es ist e.finj Pendant v.fonj Don
Quixotte. Einige Exempel v[on] Butlers Witz sind z E Sein irrender Ritter sagt 20
einmal zu einem: er wolle ihn zu e.finem] Pe/pendicel machen nachdem alle Schneider
Ellen in England rectificirt werden sollen Das erste hiess er wolle ihn aufhängen Das
andre bezieht sich darauf dass man zu der Zeit in Engl.[and] die Länge der
Schwingung eines Perpendikels bei ieder Sekunde zu einem allg.[emeinen] Maass machen
wollte, weil das doch beständig einerlei bleiben möchte — So sagt Ralph der Stall 25
Meister dieses Ritters: Die Gemüths Krankheiten der Menschen sind so wie die
Gerichts Höfe, die bisweilen Gericht halten zuweilen Feriren. Mein Gewissen hält
itzt Vacanz und lässt k.f einen] vor sich kommen — Als einst der Ritter in Gefahr
war so rieth ihm Ralph zur Flucht und bewies ihm aus Gründen dass die Flucht was
rühmliches, nahmlich: Da die Römer dem, der einen Bürger rettete, eine Krone ver- 30
sprachen hatten; so verdiente er wenn er flöhe e.[ ine] Krone, indem er e.finem] Bürger
nehmlich sich das Leben rettete. Femer wenn er flöhe; so würden die andern ihm
nachlaufen und er würde überall eher sein etc. — Was überzeugt einen von der Wahr-
heit und Güte einer Sache f 200 S[ St. Und was überzeugt einen nieder vfomj Gegen-
theil. 200 U St. mehr. Die Stärke des Witzes besteht darin, dass man ganz unerwartete 35
Sachen vorbringt. Es ist zu einem Magazin v[on] Sentenzen dienlich Ein 3t^ Eng-
l.[änder] heisst Sterne den viele nachgeahmt und nachgeäfft haben. Macht Witz glüklich
oder nicht? Unglüklich. Butler starb v[on] Hungers Noth obgleich Carl IL s.[eine]
Schriften sehr gefielen der ihn aber zu unterstützen vergass. Sterne verkürzte s.[ein]
Leben durch die öftem Gesellschaften, wo er hingerissen wurde. Swift wurde zuletzt 40
närrisch vermuthlich weil er sich zu sehr angestrengt hatte — das kömmt daher weil
git. 479 (SBonb XV). 201
sie da die Urth.[ eils ]Kr.[ oft] vernachlässigten.'''- — Zu ©terne vgl. 1493— i mit An-
merkung. — Kant hat die Witze aus dem Hudibras offenbar aus dem Gedächtniss
mitgetheilt, daher sind die Citate theilweise nicht ganz genau. Zu Perpendikel- Schneiderellen
vgl. man Hudibras Part II Canto 3 Vers 1012—1028 (auch III 1 449— 4ö2), zu
5 „Geurissen und Ferien'''- II 2 317 ff. (dasselbe Witzwort in dem Parow^schen Anthro-
pologie-Heft S. 152), zu „Bürgerkrone''^ und den Entschuldigungsgründen für etwaige
Flucht I 3 607—610, 757—760, III 3 243—274, 289—294, zu der Stelle mit
den 200 S St. III 1 1277 — 1280. Humes Urteil findet sich im letzten Absatz seines
grossen Geschichtswerkes: „History of Great Britain'-'- 1757 4° II 454 (deutsch:
10 „Geschichte von Grossbritannien'''' 1763 4° II 438). — Es fragt sich, woher Kant
seine Kenntniss des Hudibras hatte. Schon im Jahre 1757 war in London (in Wirklich-
keit: Paris) anonym eine dreibändige Octavausgabe des Gedichts erschienen (von Joannes
Towneley, vgl. J. Eiseleins Hudibrasübersetzung 1845 S. XXXI), die auf der linken
Seite den englischen Text, auf der rechten eine gereimte französische Übersetzung
15 brachte. 1765 veröffentlichte der Schweizer Joh. Hnr. Waser (nicht, wie einige An-
gaben lauten: Bodmer) eine einbändige prosaische Übersetzung. Die Übersetzung von
Dietr. Wilh. Soltau in Knittelversen erschien in zwei Theilen zuerst in Riga bei
Hartknoch 1787, dann in neuer Bearbeitung 1797 in Königsberg bei Nicolovius (Nach-
druck: Reutlingen 1800). Es ist aber durchaus nicht ausgeschlossen, dass Kant den
20 Hudibras englisch gelesen hat. Im Teutschen Merkur 1778 (Juni S. 227 — 248:
December S. 201 — 222) veröffentlichte der Professor der Dichtkunst in Königsberg,
Jh. GH. Kreutzfeldt, eine „Probe einer neuen Verteutschung des Hudibras"' (in Knittel-
versen), die sich auf den ersten Gesang erstreckt. (Dass Kreutzfeldt der Verf. ist,
geht hervor aus J. F. Goldbecks Litterarischen Nachrichten von Preussen TheU I 1781
25 S. 6718. Vgl. auch Gildemeisters Hamann Bd. II 2. Ausg. 1875 S. 238, 283/4.)
In der Vorrede (T. Merk. Juni S. 236) sagt Kreutzfeldt: Ich „will eben nicht um die
Vollendung des teutschen Hudibras gebeten sein. Indessen wercT ich allgemach, auch
in der Stille, denjenigen Ruf, welchen mir einer meiner würdigsten Amtsgenossen, kein
gemeiner Beobachter des Erhabnen und Schönen, und mein und meines Hudibras vor-
30 züglichster Gönner, zuerst gegeben hat, noch förder befolgen''''. Ob Kant — denn um
ihn handelt es sich hier ohne Zweifel — , wenn er nur die französische oder die deutsche
Übersetzung von 1765 kannte, von Kreutzfeldt als seines „Hudibras vorzüglichster
Gönner'''' bezeichnet wäret Auf jeden Fall: hatte er das Gedicht nicht englisch
gelesen, und kannte er die Anekdoten nicht nur von Hörensagen, so muss er die
35 WasePsche Übersetzung benutzt haben. Denn dort ist allein in III 1 1278 — 1280
(S. 361) von 200 Pfund die Rede (ebenso wie im Original); in der französischen
Übersetzung dagegen heisst es: „Deux ou trois mille €cus", bei Soltau: „Ein Tausend
Thaler" (1787), resp. „Ein Tausend Tälerchen" (Nachdruck 1800). Wie R. Reiche mir
seiner Zeit freundlichst mittheilte, besitzt die Königsb. Univers.- Bibliothek die Waser''sche
40 Übersetzung. — Vgl. auch noch das Gottholdhche Anthropologie- Heß I 221: „Hudibras
zeigt einen grossen scharfsinnigen Witz an, wie wohi er ihn nur auf pöbelhafte Dinge
angewandt hat. er paart die sonst unähnlichen Sachen leicht zusammen". — Stents
202 SReflejionen jut 2lntt)ropologte.
M 206. Zu M §. 576 „ülusiones'' :
3)er 2Bi^ ift leict)tglQubig, bie Urt^eil§tratt ift mistrauifd^. Seiier
erfinberifd), bicjc critifc^.
AI 206, Rand links, von oben nach unten:
e§ ift ni(^t§ beftänbig a{§ bie unbeftänbigfeit &
Pointe.
3Kan |iet)t nic^t, ob er ben Äran^* autje^t ober 2Begnimmt.
Db ein ^leib Dor ben Wann gu flein, ober ber 5Kann p grofe i[t.
2)u bift p frü^ alt geworben.
@^)i^finbigfeit fängt ober l^afc^t grillen. lo
ÜKan tan ouc^ Einfälle l^afc^en.
Zwischen der letzten Zeile von M §. 676 und der ersten Zeile der
Anmerkungen :
Einfalt für 2Bi^ gehalten. 3(^ ^ab§ gefe^en, aber glaube nidit.
„7a/e of a tub'-' erschien zuerst 1704: ; deutsch 1748 unter dem Titel: „Des berühmten 15
Herrn D. Schwifts Mährgen von der lonne, Zum allgemeinen Nutzen des menschlichen
Geschlechts ahgefasset, Nebst einem Vollständigen Begriffe einer allgemeinen Gelehrsam-
keit, Aus dem Englischen ins Teutsche übersetzet''- Theil I (Altana 1748. 244 S. Auf
Kosten guter Freunde). Der II. Theil (ebendort. 1748. 240 S.) enthält die „voll-
ständige und wahrhafte Erzehlung von dem Unter den Büchern gehaltenen Treffen'-'- 20
und mehrere kleinere Aufsätze Swifts. Die „Satyrischen und ernsthaften Schriften
von Dr. Jon. Swift'-'- enthalten das Märchen von der Tonne im III. Band (1758).
5: v—ip^ Vgl. VII 8327— 19, 345. \\ 7 Vgl. das Danziger Anthropologie- Heft
El. 38": „Man findet öfters was witziges an einem andern, wenn dei andere gar nicht
daran denkt, was witziges hervorzubringen Z E Als Ludwich der[!J XIV zu Ehren 35
an einer Brücke über die er musste eine Ehrenpforte war errichtet worden, an der
ein Engel eine Krone in der Hand haltend war; so sagte ein Gasconier. Man weiss
nicht ob er ihm die Krone giebt oder abnimmt das klingt witzig und ieder Mann lobte
das sehr.*-*- Etwas anders in dem Parow''schen Anthropologie- Heft S. 157 : „Als ein
Gasconier ein Bild sähe, worauf der König gemahlt war, dem der Genius einen Lorbeer- 30
Kranz aufsezle, so sagte er: es ist ja nicht zu sehen, ob der Genius dem Kömge den
Lorbeerkranz aufsezt oder abnimmt.'-'- Ähnlich in dem Anthropologie- Heft S 123 der
Königsberger Stadtbibliothek S. 179. \\ 14L Vgl. Starkes „Menschenkunde'-'- S. 26: „Ein
Präsident der Academie zu Paris war sehr geitzig; als eine Allmosen-Collecte gehalten
worden war, fragte einer: gab der Präsident euch das? Er sagte, ich habe es nicht 35
gesehen, aber ich glaube es. Fontenelle, der dabei war, sagte, ich habe es gesehen,
aber ich glaube es nicht.'-'- Die Anekdote findet sich, unter Angabe der „Nouvelles
Ktt€raire8 par M. Clement'' als Fundort, in dem „Dictionnaire des portraits historiques,
anecdotes et traita remarquables des hommes illustres'-'- 1769 II 37: „L'ahb€ Regnier,
gir. 479—481 (öonb XV). 203
Zwischen den Zeilen der Anmerkungen von AI §. 576'.
2Bir ^oeten jtnb glücfll(!^er in bcr %QSiz\. railleur.
Zu ^ßpitzßndigkeiten, leere Grübeleien^':
©c^olQftijd). 3flabbimf(!^.
Zwischen M §. 576 und 577 :
Summum ius summa iniuria.
®rübleri[(^c
@ternc
4S0. (f—xpf (<of) ^?? M206'. Zu M §. 577:
®efc^ift unb fertig burc^ 9laturcl ober Übung,
3(lQtiirUd) ®efc^if. 5flaturgabe.
ÜKuttcrai^ unb ©c^ulmi^. iene§ ?Raiö. 2Bi^ oerbtrbt in @d)ulen.
481, n. M322'. EI 301.
(5tn großer SSeioeiS be§ Snjangcg ber Sinftanbigfeit unter ^Wcnfd^en
15 ift, bafe e§ breijerlei) Urt^eilen giebt, bem jid) ieber unterwerfen mu§, ber
{^ ftd)) in ©efeüfdiaft, im ^ublifum unb in ber SBelt 3cigt. 3« ^« erfteren
erroortet man, tia'^ er feiner ®emdd)lid)teit unb f^re^^eit ber Prüfung ber
®ebQn!en jum %\)t\\ entfage unb eine 9fioUe fpiele, bie fid) gut feigen Idfet,
Dornemlic^ in ber üom f^röufnäin^^cr; im 3n'ei)ten: roer ba ^rebigt,
20 bringt aUe Bul)örer in einige, biäroeilen beforglidie ©rmartung, unb, töQö
man i^m, njenn er in ®efellfd)Qft fprödje, mo^l erlauben mürbe, fan man
it)m ^iOi nid)t erlauben (folenn), '^m SSudjc tritt er Dor ber SBelt auf, unb
secretaire de Vacad^mie, faisoit un jour aans son chapeau la cueülette d''une pistole que
chaque membre devoit foumir : ne s'^tant point apperfu quun des quarante, qui €toitfort
25 avare (le pr€sident Roze) eut mis dam le chapeau., ü le lui pr€senta une seconde foü ;
celui-ci assura qu'il avoit donn4, comme on le pense bien. Je le crois bten, dit Vabb^
Regnier; maia je ne fai pas vu; et mo?, ajouta M. de Fontenelle, qui €tcnt a c6t€, je
Pai ru, mais je ne le crois pas.'"'' — 3^ . . . ntd^t stammt vielleicht erst aus ta.
2 Vgl. 127ioff. II 6—8: v—xp. \\ ®rübleri|cf)c? ©rüblerifdjer.».«
30 15 Urt^eilen? Urt^etle (so E.)f?f \\ bem? benen (so E.)?\\ 16 erftcrea sc. in
©efellfc^aft; E: erflen. || 19 E: Don ^rnuenjimmem, || ^met^ttn sc. ^ubltfum
204 JReftejtonen jur Slnt^ropologie.
man ift fd^arf im Urttjeil, nic^t in feinem eignen 3ia^men, jonbern burd^
bog ®emeinjd)QftIicI)e Urtf)eil. 2)a mufe 2ld)tung unb nic^t aüein biefe,
fonbcrn überlegte geloil^eit t)on bem mert^e beffen, xoa§ man jagt, anju-
treffen fei^n. 2)er autor mufe befd)eiben feinen 3Ra^men öerfdjiüeigen, menn
er, mag bie 2Belt t)ocI)l)ält, tabeln will. (5r mu^ nict)t (äinfäüe, fonbern »
6inftcl)ten barbieten. <Sonft ftnb ßinfdöe nü^Iict): 5Uett)tonä qüaeftionen
ber optic, ^epler§ Slni^ie^ung. Slr^te curiren unä nad) ©infäüen. 2)ie
2Belt erlaubt fie faum, baburd) ge^en Diele Derlo^ren, auffer menn fte
anon^mifd) fe^n. 2Ber mürflictje (ginftc^ten liefert, ^at bie ^^reij^eit einiger
einfalle. ©ereinfaÜiftoomSufall menig unterfc^ieben. ^ögiebteinfäUe lo
ber föntroürfe unb einfäße ber Erinnerung im erjäf)len. 2luc^ le^tere
ftnb nic^t fonberlic^ erlaubt.
482. n. M322'. E 1 304.
2)e8 ßolumbuS crfte Dleife mar bie Sßirtung cineö Einfalls.
483. n—af ((ff) M323'. E 1305. 303.
2Kan ift oft ein Älügling, um ia nidjt ein fc^aalcr 2Bi^ling gu
fcl^eincn,unb fteüt fid^ lieber auf bie Seite berer, toeldje au§ Beobachtungen
genommene Siegeln anfe(i)ten, meil fte al^benn bie Spottereq in i^rer
©emalt l)aben, als auf bie (Seite beffen, ber Otegeln funftelt, ob^mar jeber
5J?enfd) j^u biefen einen natürlidben ^ang l^at unb, menn er nur ni(^t ben
cenfor fürd)tet, fie aud^ toirflid^ be^au^jtet.
6 Newton schloss seine Optik (zuerst 1704) mit einer Anzahl von Fragen^ die
er theils nur aufstellte^ theils auch in kürzeren oder längeren Erörterungen zu beant-
worten suchte. Er behandelt in ihnen in hypothetischer Weise naturwissenschaftliche
Themata, mit denen er sich eingehend beschäftigt hatte, ohne jedoch auf experimentellem 25
oder mathematischem Wege zu sichern Resultaten gelangen zu können. In den ersten
Neuauflagen wurden diese C|t)ae[ttonen ständig vermehrt; in der lateinischen Quart-
ausgabe von 1740 nehmen sie die S. 270 — 330 ein. Vgl. des Weiteren F. Rosenberger :
J. Newton und seine physikalischen Principien 1895 S. 301 ff. \\ 8 Nach tiZX\o\)XiX\
vielleicht ein Punkt. || 11 ber (vor QxmneXünQ), wie es scheint, aus bcä. 30
20 biefen? biefem?
Sfir. 481-485 (iöanb XV). 205
Sißenn man eineßeitlang ©ebad^t ^at, |o tan man aud^ tool)l träumen.
^Rerotonä ßinfalle in ben qüaeftionen ti3urben [5öar^] ßinftc^ten.
4«4. vf (i.if of Q-'f) M21Ö. EI 300. 299.
2Ba§ ber glüf§äufaU unter ben 33egebenl^eiten ber 2BeIt ifi, ha?> ift
ber Einfall unter ben ©ebanfen. Sebiglic^ ben einfäüen alle§ {^ gu) üer=
banfen l)aben ^ei§t: bem blofeen ®Iiif )ia§> fd)itfal feinet ßebenS anoer^
trauen. 6tnftd)ten fmb blog bie Birfung ber Stn^altenben 2lrbeit unb
©ebult. 3lber üon (äintäden ab{)ängen o'^ne 6t)arafter unb 9Ka;cimen, [o
ba§ meber ber 2)?enfct) felber noc^ anbere i^n nac^ einer 3fiegel urt^eilen
fönnen, feiner (äinfäHe gar nic^t 9J?ei[ter feijn, b. i. einer ©riüe nac^=
pngen: fommt einer Stlbern^eit fe^r na^e. 2)er ßinfaH i[t ber 2ln[ang
be§ 5(iact)beu!en§, Slttein ber ßinfaü ge^et öor; bie p^antafie rü^rt gmar
als (äinfaH am meiften, aber mufe gleic^rool^l bie ^robe bei ^Rac^finnenS
unb ber Überlegung auSl^alten.
(* 2)er Sutatt ift ein anderes, ber ginfall ein inneres Ungefcl^r
ober ©reigniS. ©infälle, ßinfic^ten. 3cne bepenbiren ßon ber blofeen
gelegen^eit unb erlauben feine regel, biefe üom glei§ — )
485. V. M218.
©er ©eiftleere 2Bi^ Reifet f(!^aal, toie 2Bein. ©eiftleerer @d^erg. ^Kan
L'o »erlangt nid)t ©eift, wo nur ber Unterhalt unb nid^t bie Slufmecf ung gefucJ^t
werben foü. 3(ticl)t in aütagSgefeÜfc^aften, fonbern in feftlicf)en 2ßa^Ien.
5Ricl^t in einer tt)irtt)fd)aft§ab^anblung, fonbern im ©ebic^t. 2)er fd^onc
Äunft auSframt, mufe ©eift jeigen.
2 Vor 2Bar{) noch einige durchsfrickene, unleserliche Buchstaben.
■-'5 6 bem aus baS, kaum aus be^. II 15 Wie es scheint, hat Kant den s-Zusatz
((fi? I?? Q^ff) noch /ortsetzen wollen. Er bezieht sich auf den Anfang von AV. 484,
kann aber auch als selbständige Rfl. betrachtet werden.
22 fc^one»
206 JRefleftonen jur Slntliropologie.
486. fo' (1800). L BL L 53.
(" (So ät)nlid) al§ im Spiegel i[t nid^t dlinUc^. 2)er eine ift ^di
©egcnftücf (peodant) be§ anberen.)
impertinent Reifet eine nid)t ;\ur ©ad^e ©e^örige (Srjd^lung. Slber
ein impertinenter 2)Zenfc^ ift ein 2Bort o^ne ©inn.
(''(5in33eneiben§n3ertl)e§®liicf. (Bull.) (" in ber3fleit)e ber ftnnlidjen
SSegierben) ein @lüct, maä oerbient, üon onbern bod) ge^afet 3U jeijn.)
Sn ber SSemeiSfü^rung fann femanb inconfequent im ©c^liefeen
fegn.
(«' 3nH @tatfa. ^ingalS^öle.)
2)ie Unnet)euere (Dörtreflic^e) Sammlung öon ^anS ©loanc im Sritti»
feigen 5Kujeum.
60 aud) ber 2lu§bruf : baö ungel^eurc SRuflifci^e SReid^.
Von den Schwächen und Krankheiten der Seele in Ansehung ihres
Erkenntnissvermögens. iß
§. 45-33 (Vir 202-220).
M§. 578. 594. 638. 639. 646.
487. a^f (fj'O 1"^^ i-ßl- ^ iO.
S. I:
3)er J^orper fc^iebt ben Sinnen crjc^einungen unb bem SScrftanbe 30
©cbanten unter.
2)a§ 3rrereben (* ^ajeln) ber ^tronfen, p^antaftren ber Schlaf»
trunfenen.
®eftol)rt ift, ber au§ bem ßuföninien'^ange feiner ©ebanfen ge=
tommen ift, ob er gleid) jonft flug fprid)t. 3;raum im SBadjen. 25
6 Zu Bull vgl. 11625-35: inhaltlich vgl. VI 459. || 11 ^anä ©loone (1660—1753)
war vor allem durch seine grossen Sammlungen berühmt, die nach seinem Tod den
Grundstock des 23rittlf(^en SDiufeums bilden halfen. Näheres in dem Werk: ,,Brittisches
Museum, nebst der Beschreibung des berühmten Naturalien u. Antiquitaeten-Cabinets
des Hm. Ritters Hans Sloane, zum Unterricht derer welche solches mit Nutzen besehen so
wollen. Aus dem Englischen nach der neuesten Ausgabe'-'-. 1764. \\ 13 VgL VII 24321f.
18 s-Zusätze: v — i//, einige möglicher Weise schon a.
Sdr. 486-487 (Öanb XV). 207
2Scrrüft: ®er [mt] pc^ oon feiner ^er|ol)n unb ßuftanbe ocrloljren
^at unb gleidjfam in eine anbre 2Belt gerüft ift. (« fan« "i<^t Q"^
bem gemeinfdiaftlictien ®efi(^t§punft Urttieilen. ©rfa^runQ ift gemein-
fctiaft.)
5 ©innlo§, unbefonnen. (Sinnleer: moüon fein ©egenftanb aud^ nur
ber Sinologie naä^ gegeben rocrben fan.
(* 23l5bfmnig. @tumm. Cretins»)
Unftnnig au§ affect.
SSalinftnnig: ber ettnaö Dor feinen ©innen ju ^aben glaubt, ©qö
10 ein ^irngefpinft ift.
Srübfinnig, blobftnnig, tieffinnig.
(s (Selbftmorb au§> einer ©rille.)
2Ba^nmi^ig. ^c^ler im SSerftanbe.
(« Slbermifeig in ©runbfd^cn a priori.)
16 (« Raptus: menn man hinter l^er einfielt, bafe fein Suftanb eine
©rille mar.)
2;otl: ein unzähmbarer SBal^nfinigc.
(f 3orn. tobenb.)
ein @ef (^ läppifd^): ber bei) eingebilbetcr Älug^eit leicht betrogen
20 mirb. dupe.
6in ßaffe (f Silbern): ein iunger 5)?enfd) oon biefer 2lrt.
(^ 2)er 2affe beiounbert aüe§ (f ttill alles naci)a^men); ber ®ef
(" fpielt) befreut fid) mit allem C tdnbelt ober ©aufelt mit allem). 3cncr
ift blöb, biefer albern.)
25 C'' ©er 2affe ^at noc^ nic^t gnug abgefe^en unb [abgcicrnct] nad^*
gcaljmt; ber @ef l)at aüeS ol^ne Überlegung naci^geal^mt.)
(f ®ef mirb gefd^roben, Saffe betrogen.)
(« ftumpf, einfaltig, bumm. nid)t gefd^eut, nid^t fing. 5Jlarr.)
(* ©ummer 5Rarr unb alberner 5Rarr.)
xo 3Rarr (* ber ber SSernunft tro^t; ift nid^t tlug*): ein ©egenftanb bc<§
beiffenben ©pottö. (* SluSlac^enSmert) (« mit ^afe)
14 ©riinbf., wie es scheint^ in ©runben oder @rünben hineincorrigirt. \\ 17 Sßol^n»
fintge? SBa^nfintg? 2Bat)nfiniger?? JI 23 Auch m dem Anthrupologie-Heft der Bi-
Idiothek der Ostpreussutchen Regierung heisst es: „Der Geck he/reut sich mit altern''^
35 Grimms Lezicon giebt ein Beispiel für den Sprachgebrauch aus Hippels „Lebensläufen^^. \\
28 Diese Z. steht zwischen Z. 19/20 und 21/22. Vor fRaXT noch durchstrichne
Buchstaben: blob*
208 Keflejlonen jur Slnt^ropologie.
Sl^or** (* bcm fie befc^merlid) ift. nic^t gejdjeut): ein ®egen[tanb
be§ mitleibigcn Spotte. 3n anfe^ung feineö eignen 5(iu^en§, (* 23e=
lac^enSmert^)
(* 5Rarr fe^t größeren SBertl^ in ftd),
2;^or in ben £)ingen, al§ i^ncn äufommt.)
(« 2lltcr üerdnbcrt bie J^or'^eit)
(« 3Rarr Don ber allgemeinen 6la[fe.)
*(* 2)iefc§ ift ein aefentlici^er 5el)ler beö 2Ser[tanbeö in ber Der--
fet)rten mettjobe feineä ®ebrauc^§ ber OJiittel ju feinen ßtüefcn« 2)a*
1 fie sc. rfi'e SBernunf t ; die s-Zusätze in 207 30 und 208 1 stammen aus derselbe// 10
Zeit. II 2 Die Worte 3n — Stu^enä sind vielleicht erst nachträglich zugesetzt, doch sicher
cor den Zeilen 20721 und 2084—5, zwischen denen sie stehn. \\ 7 Vgl. das BusoWsche
Anthropologie- Heft 78: „Fontenelle sagt: Der ist klug, der ein Thor von der all-
gemeinen Classe ist. Wenn er aber ein Thor von einer besondern sein will, so wird
er ein Narr genannt.'''' Kant hat hier rermuthlich Fontenelles Dialogues des morts 15
und zwar das Gespräch zwischen Guillaume de Cabestan und Albert-Frideric de
Brandebourg im Sinn. Die Hauptstelle lautet (Oeuvres de M. de Fontenelle. Nouv.
id. 1752 I 88 — 9): ,,G. de Ca. Quand on est fou, il faut Vetre entierement, et ne
cesser jamais de Petre. Ces alternatives de raison et de folie n"" appartiennent quW
ces petits J'ous qui ne le sont que par accident, et dont le nombre n'est nullement 20
considirable. Mais viyis ceux que la Nature produit tous les jours dans son cours
ordinaire, et dont le monde est peupl€; ils sont toujours €galement fous, et ils ne se
gu€rissent jamais. A. F. De Bran. Pour moi je me serois figur€ que le moins qu'ou
pouvoit etre fou, c^itoit toujours le mieux. G. De Ca. Ah! vous ne sav€s donc pas
a quoi sert la folie^ Elle sert ä empecher que Pon ne se connoisse; car la vue de 25
soi-meme est bien triste; et comme il n''est jamais temps de se connoitre, il ne fcuit
pas que la folie abandonne les hommes un seul moment. A. F. De Bran. Vous aves
beau dire, vous ne me persuader€s point qu'il y ait d^autres fous, que ceux qui le
sont comme nous Pavons 6t6 tous deux. Tout le reste des hommes a de la raison;
autrement ce ne seroit rien perdre que de perdre Pesprit, et on ne distingueroit povit 3U
les frinitiques d^avec les gens de bon sens. G. De Ca. Les frinitiques sont seulement
des fous d^un autre genre. Les folies de tous les hommes itant de meme nature, elles
se sont si ais€ment ajusties ensemhle, qu'elles ont servi a faire les plus forts liens de
la societ€ humaine; timoin oe d€sir d''immortalit6, cette fausse gloire, et beaucoup
d^autres principes, sur quoi roule tout ce qui se fait dans le monde; et Pon n'appelle 35
plus fous, que de certains fous qui sont pour ainsi dire hors d'^oeuvre, et dont la folie
n''a pu s''accorder avec Celles de tous les autres, ni entrer dans le commerce ordinaire
de la vie." Bei Helvitius (De Pesprit Disc. IV Chap. 8) kommt der Ausdruck „fous
de la folie commune^\ sowie „betes de la betise commune'^^ vor (Oeuvres complettes,
nouvelle Edition 1781 II 337). «
3lx. 487 (58anb XV). 209
gegen bie tt)ort|eit in ber toatjl ber ^rode, bie jtd^ ein ieber naci^ 23e»
lieben fe^en tan, blofe QuffeTOefentlid) i[t. SBorüber freut man fid) inet)r
inib roen lafet man jein®efpotte lieber empfinben al§benaufgeblQ jenen?
weil er baburc^ aüein bewogen werben tan, feine Slnfprüc^e aufzu-
geben.)
**(«S)er SBertl^ im nic^tsmürbigen fe^t.)
©rofeer ©igenbünfel grenzt an SSerrüfung, imglcici^en p^antafüf(l)e
Siebe;
^Qpod^onbrifd)c ©riüen an SBa'^nfinn;
10 ^lugtt)un an 2Bat)nmi^; albern, fafeln;
®rD!§tt)un an 91arrl)eit;
Stuffal)renber ßorn an SToU^eit.
(* Äörperlid)e|)i)pO(i)onbrie ift,bie man in ein ©liebmaafe referirt;
®ritlenfran!t)eit: bie fid) nur in ©ebanfen jeigt)
15 ( ®eftol)rt ift t)a§ genus. 3Serriicft in SSorfteUungen, unb toll im
Joben unb affect finb species. SSerrüft ift SSat)nrinnig (^ ober unfinnig.
2)iefer ift) SSa^nroifeig («einen 2Bat)n gu beftdtigen), Slbermi^ig (« einen
Sßa^n auS^ubenfen).)
eO^ne 2Bi^ ift toU. im ßorn gftafenb,)
20 (« ©id) überftubiren, über{)anbeln. ©d^rifttoH.)
£)b bie ©renken be§ ®eftöl)rten oom ungereimten beutlic^ ju be=
merfen?
Ob bie Äranf^eiten be§ ®emütl)§ erblich ftnb?
SSerrüft Ätnb.
26 SSeiber im 5Rarrenl)o§pital. (* eine 6arricatur33orftellung ber ttirF*
Iid)en ffielt.)
6 nic^t^?? ntd)ä? ntt^ä? || 9 ©rillen an 2Baf)n)Um klammerte Kant (sicher nach-
träglich) ein und setzte hinter ^ai)\\\inn zu: \)at ©ttUen, ber 5ßl)Qntaft fängt grillen. ||
13 ein.* einem?? || 19 Diese Zeile ist möglicherweise die unmittelbare Fortsetzung von
■M Z. 15—17. II 20 Diese Zeile steht unter Z. 21—22, rechts von Z. 23—26. \\ 24 Vgl.
das Anthropologie- Heft der Königsberger Stadtbibliothek (S 123) S. 233: „Es ist merk-
würdig dass man kein gestörtes Kind antrifft. Dies körnt daher- Der Mensch wird
gestört nur alsdenn, wenn die Vernunft sich entwikelt, und mit der die Anlagen die er
dazu hat sich entwikeln. Mit der Männlichkeit entwikelt sich so zu sagen der IVurm.'''^ ||
35 25 Möglicherweise ist das, was ich als Abkürzung für im betrachte, ein Komma oder
Punkt. In t)0§pitQl ist die Silbe !^oä nicht ganz sicher. — Inhaltlich vgl. VII 214 — 5. \\
SSorfteüung? SSerfteOung? 1| 26 SBelt?
S(anV6 €*tttten. önnbfdjriftlicber 9?acbla§. II. 14
210 SReflejionen jur Slntl)ropo(ogie.
Zwischen 2075— ß und 207y—io, rechts von 201 g:
(* ^olberg. 2)er ^önig ber "Starren mürbe ber gvofete 5J?onard^
auf ber 2Belt fet)n. 2Ranct)er i[t ju biimm baju, um ein red)ter 3larr §u
feQn; benn e§ ©irb Talent baju erfobert, um loorin gu ejcceütren.)
Zu oherst auf der Seite, rechts von 206oo — 201 3^ zwischen 201g
und 207 1,:
(* Äranf^eit be§ Äopt^. ^^rei)er £au[ ber ^l)antafie. ®emütl^§=
franf^ett (^ ober ®ebred)lid)feit): entraeber ®riüen Äranf^eit ober ®e=
[tol^rt ©emütf); im er[ten ^aüe loeife er, iia^ er jtd) nic^t felb[t bejt^t;
im jiregten roeife er eä nid^t. 3tn er[ten gaUe i[t bie Urfad)e im ©e'^irn,
im jroe^ten in ben ©ingemeiben. 3m erften g-aU tan er fid^ (^ ober üer=
jud^t e§) feine p'^antaften nict)t auä bem (^ 6inn) ©emütt) fci^lagen.)
Zwischen 206 20 — 201 1 stehen noch folgende s-Zusätz«:
(f Amentia: geftöf)rt.)
(' delirium generale ober circa obiectum.)
(*■ SBaffer im Äopf roufjeau^ unb ©raift.)
(* laesio sensorii communis. 2)iefee fliegt auf bie Giemen ber
©mpfinbung falfc^ ein.)
A. Allgemeine Eintheilung. §. 45 (VII 202— 204).
C. Von den Gemüthskrankheiten. §.60—62 f VII 212— 211). 20
Nr. 488—601 zu dem Schlussat: von M §. 694.
4^S8. C—V- ^^^ M2I4'. E 1249. 246. Zu M^.694 „phantastae'':
(*' entiiusiasticus: aut fan;iticus aut visionarius.)
(« 2)aö (Stecfenpferb ift ein Spiel, roelci)cm man ein intereffe an=
bid)tet unb au§ it)m ein ®efd)afte mad)t.) '^-^
(g§ giebtp^antaiteuber(ämpfinbun(^: l^erliebte. melancolifd). beDote.
ober ber 3>ernunft al§ @t. ^^ierre. ^(ato. 'Ttouifeau.
2 Zu ^olberc; '•,'//. // 2HSin~in. \\ 7 Nar/i pl)antaMe em senkrccliter Strich
("rifi>niii/ijs:i'u.hen? rfrireisini(/.s:iH(/>cii. <lcm kein zuriits ••nixfinrlit'^) \ 10 — 11 Hier
nmss wohl, tm ®cf)iril und ttl bett ©tllfleiVietben rert'm.'rhf iifrdeii. VijL VII 212—213 30
und Starkes „Meii.srh>->diii>d'- S. IT.). 1^1. [. Iß V,^l. Sturki-.^ ^.Menschenkunde'-'- S. lSü/1.
22 s-Zusntze: x'' fi*; (f. \\23 eiitlius: i| fanat: /// visionarius die Endung
nicht ganz sicher. \\ <?6* Vgl. zu diesi^»i A/i-satz 11 2<'i.'>ff.. s,,irif Starkes „Mmschen-
kunde'- S. 175 ff. ;| /;.• 33Mand)olifc^c
s«r. 487—488 (23anb XV). 211
(» Unflug, tt)örigt, nicl)t gefc^eut fmb gemilberte 2lu§brucfe oor bie
toOtieitO
/ genus \ ptjantaft. fanat:
iDat)nn)i^ig, Dumm,
©riüen
\®e[tD^rt. y toa^nfinnig. blobfinnig
(äinbilbungen
80t* unb fat
öerrücEt, albern. | ^axv, 2;{)or. [©tecfenpferb]
Ungereimt, Slbgefdjmaft
*(^ Ungereimtheit, SSerfe^rt^eit, bie meber bem ®lüf noc^ ben
©itten R3ieber[treitetO
2J?an Ijat niemals ein ü3al^nrtnig ^inb gefet)en. 2)er Unftnn finbet
[\ä) nur ju ber 3eit ein, wenn ber SSerftanb jur JReife fommt. (« Soßbaus.
0iarrenfpital. ^'lö[ter.) (* SBeblam. £)b man ben ä^errüften SSoUmort
geben foü.)
(•'ÜJ^enjd) unb gro^: Sßieberfprud).)
Ob nict)t aUe i)ienjd)en in gemiijer SBeife ge[tot)rt fmb (3Rarren=
fpttal be§ Universi). 3Bieberfprud) il)rer 3Sernunft unb ^leigung.
(^u fd)lcd)t üor einen ®ott, ,^u gut öor§ ungefe^r. ßmeqbeutig
5J?ittelbing üon ©ngeln unb Don Sßiet).)
©tefenpferbe. Ungereimtt)eit be§ ®ei|3e§. 33öfen)id)ter ftnb toü.
(SRitleiben unb Slb^djeu.) 5)ic 5)?oral: 3Rarren ftnb albern.
3Son ber launigten 33eurt^eilung ber ^^en1d)en unb ber 6itten.
^od)mut^. (Sitelfeit. ®eii3. ®ei[|el ber 3Rarren. (^ Hofnarren.)
(Zeremonien. 2Ber nid)t mit bejoffen i[t, fan bie toUl^eit fetten.
25 4, 7 Die Worte ©eftü^rt — t£tetfenpferb bilden im Ms. eine Zeüe. Aus de'-
urspi-ünglichen Phase stammrn m Z. o—H nur die Worte ©cftö^rt. tDO^nfinntg., die
sich auf „deiiri-'' in M §. ■')'.>i lifzielin. Alles andere ist später hinzugesetzt. || U Vgl
20924. 30—34. II Über dem Sclilm-s ron iuat)nfinntfl ein Vertecisungszeichen, das über dem
Anfang des letzten Wortes („/labenfi.s'-) in M §..'/.) i, hinter 2ttbtnO!8 in Rfl. 498 (2172).
■■"• wiederkehrt. \\ 13 Aach Campes Wörterbuch der deutschen Sprache (Bd. V 1811) ist
SBoQtDOrt gleich Vollmacht oder Einwilligung.! ,.ii-ollw<irti'n''^ gleich „sein Vollwort geben,
vollmächtigen, einicilligi-n. billigen, bi'stätigm^'. || 15 Vgl. das Paroiv'sche Anthropologie-
Heft S. 135: „Weil ein jcilrr Mensch seine Dose Tlußrheit besizt: so ist es nöthig, dass
er mit den Thorlwitcn anderer (ledult habe. Es ist zu iceit getrieben, wenn man
35 jemanden als einen grossen Mann vorstellt, jeder Mensch ist in seinen Verdiensten ein
Zwerg, daher icollen wir den Menschen niemals gross, wohl aber gut nennen. Of
scheinen Talente -ine Grösse zu haben, allein) dies wacht nicht die Schäzung des
U*
212 Sleflefioneit jur 2lnt:^ropoIoqte
(
« 5Rarrl)eit beä <BpkU — einbilbuncj öor 2Bart)eiten. Dupe/
3ftict)t ©eufen. fci)metcl)ler.
3um 9larren geprt 3Ser[tanb.
489. x^f (t'fj M214'. EI 272.
2Bie ba^ alter nur bie 2:^or^eit üeränbere. ^|>o[firli(t)e ober grobe &
5tarr^eit. hoffen unb ®riQen. @inb im Äopfe.
33lobfninig finb alle unb [tumpf Don ^Begriffen.
(äinige fafeln nur, anbre finb albern, noc^ anbre bricht ab.
[Äorperltd)e] |)i)po(^onbrif(l^e ©emiffenSfcrupd. ®e[tö^rt. 3)a»
Srrei'eQu. lo
SBenn ber Körper bem ®ei[te nur
bie 33en3egung§=®rünbe jur SBa^l fup= (^negatio:)
pebitirt, fo fann ber^tJJenfc!^ ttjorigt [e^n. [fonn aud)] blobftnnig fet)n.
©er, bet) meld^em bie S3erftanbe§^anblungen lüieber il)re 5iatürlict)en
©eje^e geridjtet roerben, i[t ge[töt)rt. 2)er, beg tt)eld)em ber Körper bie 15
Ur[ad)e beSjenigen ift, ata§ blo§ nad) ®efe^en be§ SSerftanbee gefd)e^en
folte, ift oerrüft. 33ei) bem ber affect 3Ser[tanbe§ü)ibrig ift, ift toU. SBenn
Menschen aus. Die Moralität giebt uns keine Idee von der Grösse des Menschen.'-'' \\
2II16-17 Zu 9iarrenfpital bcS üniversi vgl. VIII 331 24 f. || 211t8-i9 Die Worte
jU . . . ungefet)r stammen., wie mir von der CentralsammelsteUe des Deutschen Wörter- 20
huchs (Göttingen) gütigst mitgetheilt wurde., aus G. E. Lessings Fragment „Die Religion''''
(zuerst in dem Neuesten aus dem Reiche des Witzes November 1751 S. 57 ff. Lessings
sämtliche Schriften hrsgg. von Lachmann- Muncker (3. Aufl.) 1886 I 256). Nach-
träglich fand, ich sie auch in J. G. Lin(^.ners Lehrbuch der schönen Wissenschaften
1768 II 190. II Die Worte 3n3Cl)beutig . . . SSiel^ stammen aus Hallers Gedicht „Über 25
den Ursprung des C/6e&" (vgl. VI 461, 526). Ähnlich heisst es im Anfang von Hallers
..,Gedanken über Vernunft, Aberglauben und Unglauben"-: „Unselig Mittel-Ding von
Engeln und vonVieh'-'-. || 2II21 SRoroI: wohl Abkürzung für ü)RoraUfct)en.
1—3 Vor 9Jarrt)eit und^nm gleiche Verweisungszeichen. \\ SÖBor^eiten? 2öart|eit?? II
®eufen? f(^metd)ler? Letzteres Wort steht über Dupe, ^\6)i ©eujeil unter Dupe. 30
ö — 13 Diese Zeilen scheinen erst nachträglich hinzugesetzt zu sein, vielleicht erst
in Phase fi. \\ ttcgotio steht im Ms. über fann aud), unter SrrefCQtl (Z. 10), jenen
Worten näher als diesem. Zu negattD vgl. VII 211 — 2. — Die Worte fann aU(^
blobfinnig fet)n stehen über Sfiotürl: ®cfe^e gerid)tet (Z. 14—15) und sollten wohl
nach ift geftö^rt in Z. 15 eingeschoben werden. Der Schrift und Tinte nach scheinen 36
sie (ebenso wie XKQCitit)) zugleich mit Z. 14 ff., also var Z. 5 ff., geschrieben zu sein.
5«r. 488-491 (Sanb XV). 213
ber Körper bem SSerftanbe ha€ 2)enfen unterfci^iebt ober na(t)pfuf eifert.*
2)iefe§ gefd)iel^t \o, ta^ mir glauben gu benfen burd) ben 3Ser[tQnb, aber
bie ®runbfa^e [unb 9)iet^] ober 5J?ett)obe beffelben finb burd) ein ®aufel=
merf be§ ÄorperS unterfd)oben. i^afet uny alfo unfer Seben wie ein Äinber=
fpiel anfet)en, in welchem nid)t§ ernftfjaft i[t al§ reblid)feit, ein @ut t)ertj
unb 2Bo^lan[tänbigfeit (pfiic^t gegen fic^ felb[t). 2)er, fo (p^antaftifd))
feine farge 9ieigiing, bie fummen gu j^ä^len unb nad) fingirten 2lbfid)ten
ju f(!^afeen, befriebigt: ift ber nid)t toQ. 2)ie 3ugenb. 2)ie 33emüt)ung
ein Slnber in ber parabe ben 3Sorjug abjugeiüinnen.
*(* 2;a()er ^ebt man bie geiftUd^en 2lnted)tungen baburd^, bafe
man einen purgirt, unb löfd)t t)a§> innere Sid^t bmi) fleißigen ©ebraud^
be§ nitri depurandi au§.)
490. /if r? AJ 214. E 1 273.
2)ie ^llarrl^eit ift mit fic^ felbft im roieberfprud^.
15 491. fif V? M2M. EI 426.
5)te ^enfd^en jeigen in ben SÖemegungSgrünben i^rer .^anblungen
me^r 5Reigung ^um (Spiel al§ gum ®efd)aft, me^r Seic^tfinn al§ Slbfic^t.
2)arin ftnb fte oft mit fid) felbft im 2Bieberfpruc!^ unb merben obiecten
be§ ©efeüigen Sad^en^, meld^eä ta^ ^arte milbert, tr)eldt)e§ mau an ber
20 [teifen 2ld)tung finbet, unb moburd) man anbere nid^t minber liebt. 2)ie
@d^n}ad)^eiten toerben beladet, ba§ Safter üerfpottet. 2)iefe§ ift ber ^afe
6 pl)antafttfrf) vielleicht (oder u-a/irsc/ieiii/ich?) schon früher geschrieben und
auf M §.594: ( ^^Noctamhuli — vigilantes'-'-) bezüglich. \\ 7 feiner f argen II 9 Stnber aus
Slnberm oder Slnbern || 10 s-Zusatz: /u? q'^ — v? \\ 12 depnraudi (vielleicht verschrieben
25 /«/• depurgandi?^? depurati?? deparandi? deparati?? deponendi? depravandi??
depravati?? Zur Sache vgl. 11270—271, 490.
14 im? in?
18 im? in? II 20 anbere? anbern?? ij minber? minbcrt? minbern? anbcrt?
anbern? anberö?? nieber (so E.)f? mieber?? erniebert??? eniiebem??? Ein i-Punkt
30 fehlte doch kann er unter den Buchstaben der drüberstehenden, spater geschriebenen
Hfl. 500 verborgen sein, wie es auch bei dem i- Punkt des vorhergehenden nic^t fast
ganz der Fall ist. Statt be kann in der Mitte des Wortes auch le, kaum fe gelesen
214 Stcflcjlonen jur 5}tntt)ropülogie.
in ®uter Saune, weldier mit 3?eraclitung öerbunben ift, ftd) in ®efprä(!^en
beffer fct)ift, ben 2aftert}aften me^r fränft unb feine [in|'tere unb mürrifc^e
®emütt)§art übrig läBt.
3)q§ Safter fan nid)t beroeint werben, jonbern ba§i Unglüf. SBcnn
mir ha^ Softer aber Dor Unglüf galten, fo entfd)ulbigen wir eä.
492. n? V? M2U.
3?erfet)rtt)ett be§ practifc^en 3Ser[tanbe§: nidit SRangel, jonbern
roieberfprud).
£)ie Ungereimtheit in ber 33ejie^ung ber 2lbfid)ten unb 2RitteI.
2)ie S^or^eit maci^t lachen, bie 5Jiarr^eit auslachen.
493. f.if Q^—v? M214'. EI 271.
2)er 3:t)or ift öerfet)rt in 2lnfel)ung ber Slbftc^ten auf ftd^ felbft, ta§>
©egent^eil ber .^lug{)ett.
2)er ?larr ift üerfet)rt in '2lnfe^ung ber Slbfici^ten auf anbere, hOi§>
©egent^etl ber 33ef(i)eibenf)eit,
(^ Hofnarr)
werden. An dem oder den auf be resp. le folgenden Buchstaben ist nachträglich
geändert^ so dass die ursprüngliche Lesart kaum mehr festzustellen sein wird. \\ liebt?
E: tlitt. Der Anfangsbuchstabe kann auf keinen Fall t sein (oder Kant müsste
seine sonstigen Schreibgewohnheiten hier völlig verleugnet haben), sondern nur I, b, (§,;
b ist auch sehr unwahrscheinlich; möglich wäre noch eventuell, dass in nicht aus-
gestrichne Anfänge eines I, b oder (5 ein 10 hineincorrigirt und VOXÜ zu lesen wäre.
Am Schluss des Wortes wahrscheinlich bt oder It, viel/eicht ü. oder (noch unwahr-
scheinlicher) tt; nicht ganz ausgeschlossen ist ft (in welchem Fall die oberen Theilc
des I durch sin darüber stehendes f der Bfl. 500 verdeckt sein würden). Links vom b
resp. I ein i-Punkt. Neben liebt dürfte der Form der Buchstaben nach am meisten
das sinnlose Wort beeilt in Betracht kommen.
2 beu? bie? || 4 Der Schluss von 5)a^ Cflftet an steht wegen Platzmangels über
dem Anfang der Hfl. Nach läfet, vor 2)aä das gleiche Verweisungszeichen.
14 — 15 Die Worte ift — auf und baä ©egentt^eil sind nur durch Striche an-
■^cdeutet (Z. 12/3 und Z. 1i/5 machen im Ms. nur je eine Zeile aus). In diese
Striche ist nachträglich .^ofnorr hineingeschrieben (unter l)ung ber 2lbj.
yix. 491-495 (23anb XV). 215
©er eine in Slnfe^ung be§ 2Bert^§ ber 2)inge, ber anbere in Slnfe^ung
beffen feiner ^erfo^n.
/? Seibenfd^aft -- ift beliebt — 3:^orl^eit burd) SBeiber. \
V ©inbilbung oer^afet. ©ele^rte ^Rarr^eit J
494. fi^f Q—v? M2U'. EI 245.
6in 5Rarr üon ber allgemeinen ßlafje ift fing. ^Uur ber Sßeife ift
t{)origt. 2)Ql)er: 23erbirg ben SSerftanb.
495. (xf Q^—vf M2U'.
SBeiber macl)en toü. gran^ojen: Slffen. ßnglänber: 33ären.
@tn 2Kenfd) unb ®rofe, felbft nad^ feinem eignen ^JiaaSftabe.
3?ortreflid) 2)emocrituö
®ut
3 Die Worte stehn zwischen 2 13 10—12 und 214i2. |) 4 Die Worte stehn zwischen
214i2 und 2Ui4.
15 6 Vgl. 208-i.nff.
9 Vgl. Philippis Anthropologie- He/t El. 26^ : ■,.,Die Engländer nennen die Franzosen
wegen ihrer Lustigkeit Affen., und die Franzosen die Engländern wegen ihrer Ernst-
haftigkeit Bären."- \\ 11 Zu 2)emocrittlä vgl. das Parow''sche Heft S. 25 f.: ..Es wäre
sehr gut., dass diejenigen Schriftsteller, weiche von der riihrenden Schreibart zur launigten
20 übergegangen, die Laster der Menschen mehr lächerlich zu machen suchten, als dass
sie sie gleichsam mit Furien verfolgten. Letzteres macht den Schriftsteller leicht zum
Menschenhasser. Es ist besser und nützlicher, den Menschen in eine NarrenKuppe zu
hüllen, als seine Fehler zu detestiren, denn nichts fürchtet ein Mensch mehr, als aus-
gelacht zu werden, ehe ivill er lieber alle :u Feinden haben. Daher ist es hesser,
■25 fleraclit [lies: DemocritJ als Democrit [lies: Heraclit] zu sei/n; man betrachtet die
Welt als ein Narrenkuuss, und belacht die Thorheiten der Menschen, man miiss sich
selbst aber nicht ausschlii^ssen, alsdenii wird man ein Freund von allen Menschen
bleiben, man wird über alle ihre Thorheiten lachen, und sie doch denohn geachtet noch
lieben.'-'- (Vgl. daselbst S. 133/4.) Fast wörtlich ebenso hei Brauer IL Starke wört-
30 liehe Anklänge auch in Philippis Anthropologie-Heft Bl. 14. 14". Vgl. ferner Philippi
Bl. 43: „Man könte mit Recht dif Frage auf werfen; ob nicht alle Laster der Menschen
Narrheiten seyn mögen ? fiemocritus scheinet dem Menschen aus diesem Gesichtspuncte
angesehen zu haben, da er die glänzensten Personen nur für verdeckte Thoren hielt.
Seine Methode zu ph ilosophiren bringt eine gute Laune des Uemiiths zuivege.'-'- Ahnlich
216 adeflejionen jur Sliitliropologte.
(« 9larrcn, bie 33erftanb t)aben. Äluge ^Rarren, fuperflug. Sdaje^
weile.)
496. ^f Q^f cpf. M2M. ZuM§.ö94„Phantastae'':
2)ie 2lutfpQt)er innerer 2lnf(I)auungen.
ein ßntl)u|iQft*. 3:raumer, ^tjantoft. ©c^iüärmer. 2BQt)nrtnniger. &
SSerrüfter.
(f 2)er planmQci)er, tt)o ftd) nicl)t§ au§füt)ren läfet.)
*(« (5ntt)urtQ[t ber i^reunbfdiaft, be§ allgemeinen SBo^^Injoüenä.
(i'WilQnttirop ber 2;ugenb übert)aupt.) 2)e§ patriotijmä. (»Sraumer.)
2)er fid) mit ßt)imaeren befriebigt. Slbepten. Mystici. ^^antaft: ber ">
ftd) Übel jelbft jctjofft; ber SSerliebte, ber ber erfQ{)rung entgegen ftd^
ein ®liicf mitten in ber Slrmutt) unb 2SerQcI)tung üorfteQt. (Sd)U)drmer:
ba^ innere 2i(^t. 2)er feinen Körper gan^ öerläfet unb fid) geiftigen
2lnfd)Quungen ergiebt. 2ßat)nrinnig: ber alö burd) forperlidie ©inne
tt)arjunel)men ®laubt, maS bIo§ in feinen ©ebanfen ift. §artnäfig!eit. 15
@precl)en mit ftd) felbft. ©ntmeber au§ einer gutaüigen Urfadje. ^tiU
bor. ober au§ ber Qngebol)rnen Slnlage (^ irre im Äo^t): unheilbar
©eftotirt. «ßerrüft.)
497. fpf of M2U. Zu M§.ö94 „Phantastae'-:
Überrebung, 3been anfc^aulid^ ju machen. 20
498, ^? Q'f cpf M214. 214'. Zu M§.594 „Delin^':
M214.
®eftö^rt. 2Bat)nftnnig ober SSerrüdt: entineber an bie ©teile ber ^x--
innerungen (S^imaeren ober an bie «Stelle ber ©mpfinbungen. tafeln
auch Gotthold II 27/8^ Anthropologie- Heft der Königsberger Universitäts- Bibliothek 25
aus dem Winter 1792 BL 48, Reiches Anthropologie- Heft 1789—90 S. 76.
1 s- Zusatz: vt (g^f) \\ tluge? fluge?
7 s-Zusatz: v — \p. \\ 8 s-Zusatz: v — )(.
23—24 Über 2BQt)nftnnTg und ©rtnnerungen ist eine 1, über SScrrüdt und
(Smpfinbungen eine 2 hinzugesetzt. \\ Am Rand steht links von ^^afelll, durch einen 30
9(lr. 495—500 («Banb XV). 217
unb irre 3f?eben*. 2)a§ Sefetere, loenn e§ burc^ ^ranfi)eit fommt, ift ju
l)eben. SBlöbftnnig. (Sreting. 2llbino§.
M214':
*(f SSon ber toüljeit ber @enie§, b. t. berer, bie ni^t bumm fmb.)
5 499. (f. M2U. EI 250.
^()anta|t ber empfinbung ober ber begriffe.
^l)QntQft \\\ ber, \o tid^, ö3a§ blD§ in feinen fictionen ift, Dor d3irflid)
annimmt. 2)er, fo [e^ ju fef)en glaubt ift ein träum trautner ber fo eS] einen
©egenftanb ber ©inne qI§ [roirfli^] ftd)tbar annimmt, ein Sraumer. ©er
10 eine 3bee be§ ®uten realiftrt, ein ©ntt)uftaft. ©er jiraumer ber ®eiftigen
©mpfinbung ift ein @(l)märmer, ber ftnnlict)en ein SBa^nfinniger,
(* 3" QÖ^i^ biefen mirb hOi§>, xoa§> in ber ©inbilbung liegt, für
©ac^e an fid) geljalten.)
500. (p. M214. EI 227.
Slberglauben ge^t auf 6!f)imaeren, womit toir (5rfat)rung erweitern;
mir maci)en unS felbft eine 2Belt na^ neuen ®efe^en unb üerbinben jte
mit unfrer*
Bogen abgetrennt^ das Wort 2)eniOCrit. Vielleicht ist es nach Sieben einzuschieben.
Vor ®emocrit scheint (hart am Rande) ein Verweisungszeichen zu stehn; vielleicht
20 correspondirt es dem nach SRebcn stehenden. Die Beziehung des s-Zusatzes ist nicht
sicher. Der ihm vorhergehende senkrechte Strich dient möglicherweise nur zur Ab-
trennung gegen die früher geschriebene Rfl. 378 und hängt dann mit dem senkrechten
Strich nach JReben gar nicht zusammen.
2 Hinter SllbinoS ein Verv)eisungszeichen, dass in Rfl. 488 hinter Wal^nftnig
25 (2 Uli) wiederkehrt. \\ 4l s-Zusatz: <f>? ((of)
7 feinen? feinet (so E.)f? \\ fictionen? fiction (so E.)? \\ 9 Vor ©egcnftanb
ist zu ergänzen: objecttö nid)t t)ort)anbenen oder blofe etngebilbcten. || 12 s-Zusatz: xfj^. ||
oUem? allen? E: alten biefem
17 E: mit biefer
218 JReflejionen jur 2lnt^ropologie.
501. (p? u)f M2U. ZuM§.594 „verrückte Leute''.
delirium, o()ne ®e[töt)rt j^u fe^n.
S02. !i(f ?? r? vf M247. Neben und in M§.660:
6tn iebeä Softer fan, loenii man feine ?l?i5billigung ftnnlid) tnad)t,
entiüeber in einem t)alb melancoUfd^en 2id)te ber [©träflidifeU] Unglüf»
feeligfeit ober in einem j^ornigen (■' ber (äntrüftung) ber (Strafmürbigfeit
ober in einem l^dfelid)en be§ föfelS* ober in einem [ungereimten] Iä(^er=
li^en ber Ungereimtheit gefteüt werben. bemocrituS. 5Dcenfcl^en^afe au§
^a| gegen baä Softer.
*(« 2)er e!el ift an ftc^ felbft unb o^ne ©rfo^ unongenel)m. ©a'^er
[Ion] burd) 33orfteIlung be§ 6felt)Qften 'b(k§> ©emütt) nid)t unter^oltcn
ü)irb, fo mie biird^ bie be§ trourigen. ©ünben wieber bie 5lotur. 3J?an
fprict)t nic^t gern boüon, raeil felbft bie SSorfteHung (5fel moc^t. 2)a=
gegen aüeö f^refUci^e, obgmor mit ©d^oubern, boc!^ gerne angefc^auet
toirb.)
503, v—x. M238. EI 21 5. Zu AI §.646:
3n)ifd)en bem SBol)nftnn unb ©efunben [S3erftflnbe] ©innen ift fein
beutlid)er Slbfc^nitt, benn bie |)i)po^onbrie füllet ta^ ÜKittel au§. 2lber
^U)ifd)en S;on{)ett, meldje^egenftonbe, tiegor nict)t e?:iftiren, n3or^une!)men
glaubt, unb bem 23erftonbe ift ein fpecifi|d)er unterfd)ieb. 3"^if^en 2Bi^ 20
unb 2Ba!)ntoi^ ($od)mutf) unb pl)ilaötie) ift fein beftimmter unterfd)ieb;
9larrt)eit unb 2llbernl)eit liegen bojroifdien. 2)a{)er bie le^te 2lrt 3Rorren
ofter«§ fo on bie oerrüften gren;^t, bo^ fie fd)einen nur au§ i^rem ^oSpitale
auf einige 3eit beurloubt ju fei)n.
6, 10 s-Zusd'tze: (f. || 8 Zu bemocritu^ vgl. 2l5ii. isff. || 12 XO'xt statt TOteber 25
17 bem fthlt bei E. II ©efunben aus @e[nnbcm || 18 ha^ aus bie
3lt. 501—506 (23onb XV). 219
504. ipf ((ff) M252c. EI 276. ZuAJ§.646?
33lobftnmg ift, ber oon allem 3)enfen abftral^irt. Sief finnig: ber
auf einen ®egen[tanb unn3ilfüf)rlici^ attenbirt. Unfinnig: beffen ©ebanfen
eine unüorfa^lict)e 3[5erQnberIict)feit unb 2Bect)feI ^aben. 2BQt)nfinnig: ber
©inn unb ^^antafte nid)t me^r im 2Bad)en unter fd)eibet. 2BQl)nn)i^ig:
ber au§ magren 3?orau§fe^ungen falj^ oernünftelt. (3Racl)[tetlen.) 2lber=
tDi|3ig: ber Qud) Dt)ne alle ©runbfa^e üernünftelt. 5?erriift: Don inneren
Eingebungen ober opinion — ^odjmut^.
(gd^roärmer unb Wlndtx finb beqbe fc^rifttoü. ^errenl)uter unb^)ietift
33öl)m. ®ui)on.
505. w2. LBl. F18.S.IV. RH 354.
3!)ret) 5RerfmaIe ber SBerriicfung:
1. \)(k^ ber ^JJenfd) jtd) nict)t bemuft i[t, feinen ©ebanfcngang in
feiner ©eroalt gu t)aben (roie im 2;raum);
2. 2)afe er nict)t nott)ig finbet, feine ©rfal^rung burc^ anberer i^re ju
beftätigen ober gu berid)tigen.
B. Von den Gemüthsschwächen im JSrkfinntnissvermogen.
§. 46. 49 (VII 204— 205. 210—211).
Nr. 506—512 zu M §. 578.
20 S06. x^f (c'f q'? a'f vfj fiff M207'. 207. E I 256.
M207':
ÜJ?erfmale ber 2)ummi^eit. ?Ri(i)t ignoran^. Dft fd^eint 3er[treuung,
2^aubf)eit, Uebereilung, bi^roetlen gar eine goberung beutlid^er 33egriffe
_/ Das Blatt 252 c/d muss, wie mir scheint, zwischen M 238 und der verloren
25 gegangenen Seite M 239 eingeschoben werden. Dann steht der Anfang von Rfl. 50i
ungefähr gerade gegenüber von den Worten ,,corruptu ratio^'' in M §. 646. Ganz
genau auf gleicher Höhe mit diesen Worten konnte Kant nicht beginnen, da der
betreffende Platz (wie überhaupt der grösste Theil von M 252c) schon besetzt war,
als er Efl. 50i schrieb. Vgl. 232j8-2i. || 8 opinion? opium (vgl. VII 216— 7) fr
:<o E: Dpinionen || 9 Das zweite vmb fehlt bei E. \\ 10 23ül)m? 23öl)ne? Sö^me?? ||
®Ut)On sc. Jeanne Marie Buuvier de lu Motte-Guyon (1648 — 1717).
14 R: Traume II Die Schlussklammer fehlt im Ms.
220 JRefleftonen jur SHnf^ropologte.
2)umnif)ett. 2)cr einen bet)enben SSegrif ^at, i[t barum nid)t oernünftig.
2)ie ©ummbreiftigfeit im ©ntfc^eiben, pebantifd)e ©raüitaet im 33ortragc
gemeiner 2)inge. ©ringfc^dfeung be§ genie§ anberer burd) bumme 3Sor=
urtt)eile, bamteber ieneS [treitet. 2)afe bie 2)umm!)eit burd) bie SBelt*
bringt, ift ntd)t bloö jpöttifc^ fd)einbar, fonbern liegt in ber 91atur ber 5
«Sac^e. 2)enn bie Bujammenftimmungen mit ber ©emeinen 2)enfung§=
Slrt, öornemlid) ber l^errfd)enben, ha§ 3uöerfid}tlid)e in feinen 23e=
l)auptungen, bie ßeid)tigfeit, ftd) felbft gnug ;^u tt)un, unb bie Suöerftc^t,
a\it§ 5u unternet)men, mad)en eine ®ute 5)?einung. 5Rittelmäfeige Äöpfe,
bie tptig unb breift fei)n, fommen am beften fort, felbft in ber ®ele^rfam= 10
feit. 2)ie SBiffenfc^aften merben fo gar be^ unmiffenben 2J?aecenaten am
beften beförbert.
deiner fann ftc^ felbft oor 2)umm galten. 2)ie malere (5^rlid)feit ift
niemals bumm. (Sin ^Betrüger fd^eint immer flüger ju feqn al§ ber be=
trogen mirb. (« Slbaelarb. O^o. Da fliegt ein Dd)S.) intriguante ßeute 15
fmb fd)tt)nd)e Äöpfe; ofter§ f)aben fte (äinfdüe, aber im großen fann ein
böfer ÜJJenfc^ nic^tg einfel)en.
M207:
*(^ mad)t niemanb eiferfüc^tig unb Idfet mit fic^ machen, fann
einen nic^t einfef)en. jtd) bumm fteüen.) 20
11—12 Vgl. Nr. 200 mit Anmerkung (XV 76—77). \\ 15 Zu dem s-Zmatz
(q>? (of) vgl. das Anthropologie- He/t der Königsberger Königlichen und Uniiiersitäts-
Bihliothek vom Winter 1792 Bl. 21": „Einer vom klarsten Verstände, aber ohne Miss-
trauen, kann vom schwächsten Kopfe betrogen werden. Abaelard sagte ich glaubte, es
wäre eher möglich, dass ein Ochs fliege als dass ein Geistlicher löge, als der Abb€ ihn
betrog.'"'' Ferner das BeichePsche Anthropologie- He/t S. 9(1/7 : „Es ist guth wenn
ein Ralleur rallirt wird d. h. wenn ein Spötter wieder gespottet wird. Z. E. Abelat
ein grosser Philosoph fuhr mit einem Abb€ in einem Wagen. Der Abb€ schrie: Sehn
Sie dort fliegt ein Ochs! Abelat. Wo? wo? — Abb€: Ich glaubte doch nicht dass
Philosophen glaubten dass die Ochsen fliegen könnten, (denn der Abb€ war auf den
Ruf des Abelats neidisch und wollte ihn hiemit spotten). Ablat: Ich hätte eher
geglaubt dass die Ochsen fliegen, als dass ein Geistlicher lügen solle.'''' Dieselbe
Anekdote auch in dem Danziger Anthropologie-Heft Bl. 40'. \\ 20 einen? einem? ||
E: einem breinfe^en unb fid^
3lr. 606-510 (Sanb XV). 221
507. fif^frfvf M207.
SBi^lfle ßeute jtnb luftige. Sugenb. ®riinblid)e ernft^aft.
3ene beliebter ali§ biefe, aber weniger gejd^a^t,
(* ein Äopt unb ein ^infeL)
SOS. fif^frfvf M207.
3)er 2Bi^ übt fid) im Umgänge mit grauenjimmer, aber mirb |(^aalf
gef(^eut unb geroi^t.
2)umm unb albern,
sot unb fat.
Saffe ®ecf.
S09. (i? ^frfvf M 207. E 1 253.
2)er 2JZangel ber Urtl)eil§fratt mit 2Bi^ i[t Sllbern^eit.
5)er ^JJongel berfelben ol)ne 2Bi^ i[t 2)umm^eit.
2)er Urtt)eilgfraft l)at, i[t gefcl)eut; l)at er jugleic^ 2i8i^, fo i[t er flug.
(s Ob ber Setrüger flüger ift alö ber 23etrogene?)
510. v—x- ^'^J'-^^^'^- EI 251. 252.
(Sin 2Bil3ling (^ feid)t) jcl)aal {^ abgefd)maft). ©er (ginfäße lagt ober
[mit] eigenliebig gur (Sd)au trägt.
6in trofener Äopf (^ mirb fein ^Dic^ter), menn er ben 2Bi^ unter
bem Sd^eine berSrodfen^eit öerbirgt. ©urd^trieben (« ber unter bem(Sd)ein
ber ßintalt oiel mi^igen unb bitteren Spott ober leichtfertigen ^JJut^miUen
duffert. 2lbgemi^t).
(Sin ^lügling: falfc^e ©pi^finbigfeit. gin ®rübler fängt ©rillen,
itabler ober raisonneur. (^ (Stumpf.)
5 gefc^a^t? gefdiefet? || 4 .s- Zusatz: xp.
15 s-Zusatz: \p? (v^y?).
20 E: ©d)cin ber || s- Zusatz: v — x-
222 JReflertonen jur 3tntt)ropoIogie.
3)ie 2)umf)eit bctrift bte Urtt)eil§fratt: Judicium discretiVum.
ÜJ?an fan mit fe^r üieler 2BiiJeujd)att (? bie erlernt i[t) fet)r bumm
fei)n unb mit üielem 2Bi^e. 2)ie er[te 2)um^eit i[t ftolfe unb t)a[jeuä=
tDürbig. 2)ie ameijte einjd)meict)elnb unb grtn9fct)dfeig.
2)er [tumpfe Äopf ift md)t fein, fo mo^l in fleinen 2(t)nlid)feiten als
üerfct)iebenl)eiten.
©in langfamer ober be^enber Äopf.
6in leichter, flüd)tiger ober grimblic^er»
511, \pf (v—xf) M207.
ÜRangel an 2Ser[tanbe (" etmaS ju fafeen, öerfte^n) i[t einfältig, lo
3Sölfer, bie ntc^t Bäl)len fönnen. 2Ber ein 2lmmt übernimmt, mufe jtc^
auä ben Umftanben Spiegeln machen.
512. ipffv—xf) M 207'. 207. E 1 253.
M207':
2)umm ift ber, ber, wenn man i^m aud) bie !:Kegel giebt, bennod) fie
ni(l)t ju braud^en meife. 3<i) f^ge bem Sebienten: er foll feinen in meine
6tube laffen; unb e§ entfte'^t ein ^^-euer brinn, er üer^iubert aber hdi^
Söfc^en. M 207: 3fiuf|en. [Über] ®ie (Sc^ilbmac^ foü feinen über bie
5Ren3a ge^en laffen.
4 — 5 Zwischen te einfdimetcftelnb und dem Textwort ..Sectio'-'- (24:), rechts 20
i'on S)er [tumpfe ^Opf stehn die durchstrivhnen Worte: ßangfamer itopf.
10 fafeen? faffen?? || 12 Unftanben
18 Zu Siuffen vgl. Starkes „Menschenkunde'-'- S. 1-37 , soirie besonders das
Gotthold'' sehe Anthropologie- Heft I 209: ..Die Russen sind dumm. Z. E. In Petersburg
ist es verbothen. nicht eher über die Newa zu gehen, als bis ein Signal dazu mit einer 25
Kanone geschieht; wenn es sich nun zuträgt, dass ein Russ einige Augenblicke vorher
herübergegangen ist. und er hört den Schuss so kehrt er zurük und geht noch einmahl
herüber.'-'- Nach dem Danziger Anthropologie- Heft Bl. 3'J^ wird der Passant gezwungen
(natürlich von der Schildwache), wieder an das jenseitige Ufer zurückzugekn.
9Rr. 510-515 (SSonb XV). 223
2Bcr ^ractif(!^e Urt^eilSfraft befi^t, t[t gefc^eut. SBer burc^ 6(^aben
gefd)ult löorben i[t, genji^igt.
5
Nr.öi:i-öl6 ZU M§.639.
513. l M235'.
( Slöbftnnig
©eftö^rt j SBal^nrinnig i^errüft
514. fi? Q^—G^f M 235. E 1 254,
(*• t^eoretifd)en)
25er ÜJ?angel ber Urtt)eil6t:rQft ift [Ungereimtheit] (« 6;inge[c^ränft).
practifd)en — i[t [5;f)orf)elt] (« 2)umml^eit).
2)ie Ungereimtheit [mit] au§ Sßermeintem Sßi^e ift ba§ Slbgejc^mafte,
2)er ÜJiangel be§ S8er[tanbe§: 2)umt)eit.
(*■ bornirt. ober (ärmeitert. Slufgeflärt.)
15 515. I— (». M235. EI 268.
2)er2)^angel be^^ natürlid)en (' gemeinen.) 5ßerftQnbe§ i[t ©umml^eit,
be§ geübten 23cr[tanbe§: ©infalt,
bie Unjulanglict)fctt ber 3>ernnnft ;^u ben gemeinen 2lngelegen^eitcn
be§ 2eben§: Unmünbigfeit (in religionsbingen ftnb bie meiften unmünbig
•-'(. unb jlnb immer unter ber i^eitung Don frember SSernunft).
2 gefrfiult (vff/. VllJiih.u^ getdjeut 'r<,l. l'// 211.12-34)^ gejc^lft??
6 berrüft? SSeriutt?
8 s-Zusätze: \jit (v—yj). \\ 10-11 Erst <ds Kant (^ingei(i)ränft uwc/ 2)umml)eif
hi)i:usct:te., durchstrich er da« jed(^,sm(d vorhert/fheiide \1 urt.
vb 16 be^ natürlidjen 53er|tanbeö (/(/* ber föemelnen 33ermiiift || 17 beS geübten
iöerftanbeö am ber Öefiinben ^Jernimft |1 E: Sßerftünbeö Ift ßinfalt.
224 Siefiejtonen jut StntljrDpologic.
516. (f. M235.
einfäae unb einfidjtcn. ^re^^eit ber (SintöÜe ift im ©taate ber
©ele^rfamfeit burd) ftrenge policei) eingefc^ränft. 9JJufe nid)t ganj unter=
brüft werben («' Urt^eilSfraft). eintdUe muffen fid) nnr unter ben (äin=
ftd)ten blicfen laffen. einfatt be§ ^^ilolauS. @c^üd)tern'^eit ber einfaüe. 5
©inb üogelfrei). Db man fte üerbergen muffe? Stiele fmb qu§ fd)üd)tern=
^eit Derlo^ren. 2)umm^eit ift nid)t Unmiffen'^eit, nic^t fiangfamfeit in
Segriffen, ülic^t treu^erjige^ ßutrauen. 2)er 23etrüger ift nid)t gefdjeuter.
3Serfd)lagenl)eit (versutia, astutia) ift* nid)t SSerftanb. (» (5^rlid), aber
bum (ni(t)t red)tf(l)affen)0 2)umt)eit 5JZad)t breuft. 5)?Qngel ber Urtt)eil§= lo
fraft im praftifc^en ift Ungereimtheit. Sßeiblic^e 3:l)or^eit ift nic^t 2)um'
^eit. Sllbern^eit. Unüberlegt.
(^ 5}?angel: SSlöbfinnige, bumm. 2Serfef)rt: albern, 2Ba^nn)i^ig.)
{3 SSorläufige Urt^eile. ®runbfd|e unb Siegeln berfelben.)
*(' abgeiöilt ©c^lau. a^erf erlagen, ©efc^eut» Urtt)eilä!raft.) 15
517, 7t. M308'. EI 257.
@§ giebt anftatt be§ 33erftanbe§, ber ettooS einfe^en fan, eine gemiffe
3Serfd)lagenl^eit (^ @cl)lautgfett), bie Unbe^utfamfeit, bie ßeid)tgläubigfett
unb bie Neigungen (^ (Sd^roädien) anberer bemerfen unb ju feinem ^flu^en
anmenben ju tonnen, jufamt einer Äunft, ben ©d^ein üon aüem, maS ftd^ 20
ju ben Umftanben fc^ift, machen gu !önnen. (^ italiener l^affen frangofen
als SSrobbieb.) 2)aju get)ört ein eingefc^rdnfter Äopf, ber nic^tö weiter
faffen fan, als maö gemol)nlic!^ gefd)iet)t. ©infe^enbe ßeute, meil bie
2Bar'^eit i^r eigentlid^ obiect ift unb fte nur an bem, mag beftanbig ift,
4 Urtl^eilöfrf steht im Text von M§.639, links von ben ©tnfidjtcn (Z.4/5), welche 25
Worte (wie die ganze Rfl. bis ÖogelfreQ^ am rechten Rand von M 235 stehn. Vom I^
in Urt!)eiläfrf geht ein Strich nach rechts oben, der zwischen den unter einander stehenden
Worten bxütt und muffen endet. \\ 5 Zu pf)iIotauÖ vgl. das Logik- He/t von Hoffmann
Bl. 41 : ,,Das WeltSystem des Copernicus sollte schon Philolaus gehabt Aaöen." || J?52)?angel
vielleicht auf M §.639 „mente capti'' bezüglich. \\ buittm? bum? || 14 Dieser g- Zusatz 30
steht links von Zeile 4 — 5. Inhaltlich vgl. Bß. 535, sowie IX 74 — 5.
21 El bem Umftaiibe || 22 E: JBrobbiebe
gir. 516—521 (SBanb XV). 225
Dcrgnügen finbcn, jtnb ieberjeit (ä^rltd). (5§ giebt ßeutc, bie SSerf^onb
l^aben, otjne [fi(^] auä SSegriffen urtljeilen gu tonnen. 2llS in SBelt^dnbeln.
518. V? (fif) M213. EI 259.
2)urd)trieben i[l ber, fo nid^t auö feiner Saune fann gebrockt »erben
unb fpielt bamit, o^ne jtd) üon 2lnberen irre mact)en ju laffen ober ftd^
felbft [au Der] tn Seroegung ^u bringen; er i[t abgehärtet burc^ ®en)onl)eit
unb fü^lt nid)t me^r bie SlnfdUe.
5ig, v^y^'2 (af) M313'. E 1 260.
@in @cl)alf i[t burd^trieben. @r Derbirgt unter ber 5IRine eines
lü Kropfes bie Saune eineö ©potterS.
520, v—xU^V M313\
ein 6pötter i[t ber, fo ftc^ ein SSergnügen madjt, iemanben bem
[Radien] ©eläd^ter, unb ein [33erlQuinber] tabler: bem 2lbfd)eu (» ber 2Ser»
urtl)eilung) anbrer 2luS^ufe^en. 3ener fuc^t feinem ©rotefqoen Bi^e
9ia^rung ju geben, biefer bricht ab.
521. v—x^ (a?) M313'. 313. E 1 446. 515. 274.
M313':
2)ie Äargbeit ift eine 2lrt üon ^ummtjeit (» fte l^ängt aud^ bem
Filter an, \>0i ber 23erftanb ftumpf roirb), bie ben ©ebrauc^ tion feinem
20 eignen 5ßermogen ni(i)t fiebt. ("* 2)a§ [temperament] -^er^ ^eigt fid) an bem
erften ^t^aw M 3 13 : lix[ unb 2?orfa|, ben iemanb mobeij fafet. (5ine<5
gro§mütt)igen erfte ®eniütb§bemegung bei) einer SSitte ift gu l)elfen.
^intennad) fommen oft ma;rimen, bie e§ üer^inbern. 23ei) einem unmiDl^
20 s- Zusatz: v~/? (ij'?) \\ 21 luodel) = irgendwubey. Das tV ist in den
as Anfang Pinea andern Buchstahens hilleingeschrieben. E: hühtX
ffant'S ©cbrtftfn Xpanbicbriftlichfr 9?acl)l>i|, II. 15
226 JReflefioncn jur Slnt^ropologie.
fahrigen i[t bcr crfte ©ebanfe abjufdjlagen. Unwilltd^rigfeit ift eben
md)t Äarg^eit ober ^art^erjigfeit ober 5J?angel an ®ro§mut^. 2)ie 2BiU=
täf)rigfeit bejiel)t fid) au^ anbrer 2Bilfüi)r. (" 2)er 5J?ann na^ ^)rtncipien
ift unaiUfä^rig. (5r ^at einen 2lbfc^eu cor frembe ßenfung.)) M313':
3)ie [©pottfuc^t] 2:abelfud^t ift eine 9^arrt)eit, weil [fic^ ou§ er] fein Ur=
t^eil bem Urt^eile anbrer mit 2Sorfa| mieberftreitet, alfo fic^ felbft un,
gereimt ma^t. 3)er ^oc^mutt) (« ^errfc^fud^t) ift eine SloU^eit, meil er
^6) felbft aüeö o^ne 3Rot^ fc^meer mac^t unb feine Wo\\^i ftd) felbft raubt.
Ungeftüme, Sluffa^renbe ^i^e ift Unfinn. 33ejauberte Siebe
SBa^nfinn.
ÜberHugl^eit ift 2lbermi^. 2)er ®eift be§ SBieberfprud)^ wa^nmi^.
2J?ifant^ro^)ie, bie alle üor feine ^einbe ^ält: 5Jienf(^enfc^eu. ober
icbermannS feinb ift: 3J?enfc^en^a^. 2)er ift nic^t gefc^eut, ber nic^t meife,
maS ftc^ fc^icft. Unflug: ber nic^t weife, mag ^ü nu^t.
622. v-%U<^V ^313. xä
3m ®ertd)t ba§ ftorrifc^e
^tioä tro^igeX — niffd^e
ber türfen / — tüctifc^e
— glupifct)e
ßg ift einUnterf^ieb ^jmifc^en ber frol^li{i^en unb mutJ^ttjilligen Saune, 20
bem ^ü^el, nid^t bem fc^erjfiaften, fonbern fpottifd)en. diaphragma.
523, fp—yß (aV M 313.
£)ie ©prüc^tüörter: boB iemanb 'iia% @(l^ie§|)ult)er nidjt erfunbcn
!)abe, hoüfi, er fein ^e;renmeifter feQ unb 'üa'li> er 'ii(x?> Sanb nid^t Derrat^en
werbe *(' wollen mir nid^t gefallen.) fdjeinen anjuäeigen, \iQ.^ man nur 35
3 — 4: Der g-Zusatz steht über den Worten tcn — erfte (2252ifX ebenso wie
diese zwischen den Zeilen von M §. 775. || E: öbll statt nad) || Nach ift schiebt
E. oft ein. II E: öot fretttben 2Jiajimen || 5 E: '\\)x statt fein || 7 E. schiebt vor
^evc]d)^üä)t (v — x? w??^ bie ein. II Das Z in 2ioUt)eit atis 3), kaum umgekehrt. \\
12 ajiijantropie su
»2 Zu Rfl. 523 vgl. VII 205 3-10.
Sdr. 521—525 (S3anb XV). 227
benn am ftdjerften öor iemQn.be§ SoS^eit fe^, menn er bumm i[t. aber
jur 23o§t)eit, felbft nic^t j^ur Slrglift, geljört nidjt oerftanb, fonbern gemeine
§dt)igfeit unb Dlic^tung berfelben auf einen ßwef, nemlicö jtd) anberer
[3u] <Sici)ert)eit §u mi§brau(t)en.
*(* finb aUe oom Söfen, bagegen man geft(^ert ift, l)ergenommen.
Saar Dertraut ber fultan feine 2Beiber bem UnDermögen.)
§. 47 (VII 206— 208).
Nr. 524—326 zu M §. 638.
524. i. M234'
absence: burd) innere Urfac^e
biftraction: burc^ duftere (Smpfinbungen. Slrbeit jer[treut. ^t\U
fürgungen ß^rftreuen, ©eniefjen.
2)amit man ntc^t au^fc^meife: ^auptau[merf|am!eit. Sßoöon ©ölte
id^ reben. protensio.
15 525. V (n-af) in M 234. EI 267. 263.
aJian bifjipirt ftd) tDiÜfii^rlic^, man wirb biftral^irt unaiUtü^rlid^
(*' SSerliebt. 23ejorgt. 3»triguen im Äopf. 23eQ jtct) felb[t fegn.) burd) Dtel=
l^eit Derfd^iebener in !ur3er ^t\i auf einanber folgenben SSefc^äfttgungen.
2lQe§, mag ba§ ®emüt^ unn)iUfül)rlid) befc^aftigt, menn e§ auc^ blo§ ber
20 ^ang ju (äinbilbungen todre, jerftreut. £)urc^ Äranf^eit gerftreut,
l^i5pod)onbrifd). ^abituel gerflreute (* fcl)einen 5Rarrcn) ßeute ftnb in ®e=
f(j^aften nid)t braud^bar. 5(iemton, ber glaubte, gefpeifet §u l)aben.
2 geljort oerftanb || 5 Dom? oon? || S3öfen? 23öfem?
12 ©eniefjen? ®en)t[feii? ©enüffe?? || 14 protensio? protensiv?
25 15 s-Zusätze: v — /■ II 1^7 E: SSerltcbte II 22 Vgl. das Damiger Anthro-
pologie-Heft Bl. 23: ^,Gelehrte die sich sehr beschäftigen sind oft unwiäkührlicli
zerstreut Z E. Newton wurde von seinem Freund besucht Dieser kam in sein Speise
Zimmer und wie er da zugedekte Schüsseln mit Essen fand ass er das darin Befind-
liche auf um den Newton zu probiren — Newton kam herunter Dieser bat ihn, mit
30 'Ä7W spaziren zu gehen Er bewilligte es wollte aber vorhero essen 4ls er aber in den
Schüsseln nichts fand; so dachte er, er hätte schon gegessen schämte sich seiner Ver'
15»
22S ^eflerionen jur 31ritf)icipülo9ie.
2)aö nid)t§ 2)enfen (» ©ebanfenlofigfeit) beq berßerftreuung bebeutet
ben untt)iUtii{)rlid)en ßauf ber ®ebanfen. (^ i[t eine 2lrt öon S^raum.
^old^e ßeute, öornemlic^ grauen, taugen nid^t üiel.)
(* absentia animi, bagegen praesence d'esprit.)
(Seine ©ebonfen fammlen 1. 9tac!^ einer (^ lebhaften.) 2Binfü^rlid)en
ßerftreuung berSuftbarfeit oberöefeüfc^oft giebt neue§ ßeben. (* boudoir.)
2. nad) ber tobten ßerftreuung ber ©ebanfenlojigteit i[t fd)tDeer unb giebt
einen 9J?atten gebrauch. Slbl'trafte Äopfe [inb jerftreut, empirif(!^e gut bei)
jtd) felb[t. ßer[treut feqn beqm 3Red)nen. ©elbja^len. Steifen. 3« ©efeü^
jdjaft. 5Be9 einer 3flebe. 23et)m ßejen. @d)iöä(^t ba§ ©ebac^tni^.
5J^6. v— X? (^V'?; M234.
ßuftonb ber ab[traction, bi[traction, [contemplatton] biffipation,
contemplation — S^i^f^i^eut feqn — ftc^ jerftreuen
attention.
2!)er SSerftanb ift ta^ 33ermögen ber Orbnung in ben SSor[tellungen.
2)ie untere Gräfte oermirren.
527. o^—rf{v?)nn M 290'. E f 264.
©emeine 2eute, »enn [ie [gcmrcütjniic^er 3«QaBen] ^er[treut jinb unb
bie geö)0^nli(!^fte Thinge üergeffen, jinb bie me^refte ßeit fpi^bübifc^.
'^eimenheit und sagte zu seinem Freunde: Hir Ge/ehrtf' sind doch sehr vergeßsurn"".
Auch in dem Anthropologie- He/t der König.sberger Königlichen undUnicersitäts-Biljüothek
vom Winter 1792 Bl. 28, in dem Gotthold'' sehen Anthropologie- He/t I 351 — 352, in dem
Pohr sehen S. 93 ist die Anekdote rerwerthef. — Mit liß. 525 ist die entsprechende
Erörterung bei Pohl S. 92— 93 (= A/v. germ. Qu. iOD der Berliner Königlichen
Bifdiothek S. 222—225) dem Inhalt nach rerwandt.
5 Vor ©eine ein Zeichen, dem kein :n'eites entspricht.
$ftr. 525—528 (23anb XV). 229
§. 48 (VII 208—210).
Nr. 528—532 zu M §.639.
528. ^? (n-of) Äff M234. 234'. E 1 208. 640.
M 234:
2)er ©ebraud) beö 33er[tanbeö unter Anleitung ober gü^rung '\\\ ber
Unmiuibige. e.g. G^inefer in 2lnfe^ung ber 2Bi[jenf(i)aften. (« ®ie 9fiuFen
ftnb ieberjeit nur entlaffene ©d^üler, aber n^t Wei[ter.)
©ele^rte jtnb in 2lnfel)ung ber Slngelegen^eiten be§ bürgerlichen
ScbenS o[ter§ unmünbige. 2)er ®elef)rte begm ^Brennen fetneä ^Qufe§.
2)a§ gemeine SBefen al§ unmünbig in 2lnfel^ung ber Sfieligion
tractiren*. (« befpoten tradiren \iQ^§, SSolf al§ unmünbig.) galten. ^^iIo=
fopl)en foUen 3Sormünber ber t^ätigen 2Renfc^en fe^n in 3lnfe^ung ber
n)at)ren ©lüffeeligfeit.
SBeiber finb nid^t münbig. 3)er 3J?ann ber natürlit^e (Surator.
15 S Hfl. 528 hat eine yeu-isse Ähnlichkeit mit S. 94 — 6' des PohPschen Anthro-
pologie-Heftes (== S. 225—32 des Ma. yerm. Qu. 400 der Berliner Königlichen
Bibliothek). \\ s-Zusätze: v—/. \\ 5—6 Die Worte ®er — Unmünbtge (5 Zeilen am
Rand links) sind einmal von oben nach unten durchstrichen. \\ ß Zu Siuffen etc. vgl.
Rfl. 512., sowie Ms. germ. Qu. 400 der Berliner Königlichen Bibliothek S. 226 — 7:
20 „Es giebt gewisse Jahre, wo die Unmündigkeit des Verstandes au/hört, allein es giebt
auch Zeitlebens unmündige Menschen. So sagte iemand von den Russen, dass sie
niemals Meister und Lehrer der Wissenschaften seyn werden., sondern nur gute Lehr-
linge sind. Die Lehrer aber müsten sie stets aus fremden Lendern haben. Zwar
konnten sie in der Mathematic Meister werden, weil es da nach Vorschriften geht, aber
26 nicht in andern Wissenschuften.'-'- \\ 9 Vgl. VII 2l05—y. \\ 14 ni^t oder nd^t (ver-
schrieben für nidjU? iuft? mft C=meifU??' Das Wort ist in ein anderes, fast ganz
unleserliches ('ieber3ett?^ hinein corrigirt. Lässt man den nicht durchstrichnen Anfang
des ursprünglichen li'^ortes mitzählen, so kann eventuell auch ntd^t gelesen werden. —
Es folgt dann im Ms. das Wort unmünbig; die Buchstaben nmün sind nicht aus-
30 geschrieben, sondern vom zweiten Grundstrich des ersten n ab nur durch eine fast
gerade Linie angedeutet, so dass nur einerseits der Zusammenhang, anderseits der
u-Hakea und die ü- Tüttel ergeben, und zwar mit völliger Sicherheit, dass Kant uttmönbtg
gemeint hat. Nun hat er aber nachträglich mit anderer Tinte viele Worte resp. Wort-
theile in Rfl. 528 unterstrichen, darunter auch das über untltültbig stehende Wort
35 Sßormünber (Z. 12), und dieser Strich geht durch den u-Haken von unmünbig.
Sieht man aber vom u-Haken ab, so können die ersten Schriftzüge (vor Beginn den
fast geraden Striches) ebensogut als m wie als u und halbes n gelesen werden; dif
Lesung münbig liegt sogar sehr nahe, da der die Buchstaben nmÜn andeutende Strich
230 JRefIejtonen jut 2lnt^topologtc.
2)o(^ fönncn bie 2Beiber getneintglic!^ beffer mit bem 3J?unbe gu rcd)t
fommen.
^rü^fluge j^inber. 9Kdnnli(^cr Sßerftanb i[t nic^t lebhaft, jonbern
geübt unb nd)tig.
Sßerftanb bricht ab? (o Äinbtfd^er, it)eiblt(I)er.)
*(" «ßater be§ SSoIfS. M234': gjJan mufe bie ^rei)l)eit t)aben, nad^
feinem Q3elieben tl^origt gu fe^n. (* SSerbote mieber SSerfdjraenbung,
pro prodigo erflären.) (*" Slufiranb^gefe^e — SSormunbfdjatt.)
23ürgerlict)e maiorennitaet folte in 2lnfe!t)ung be§ 3Sermögen§ fpäter
fommen, in Slnje^ung ber 3ftegirung nod) fpdter. @rb!önig.
©§ fann gut feqn, ba^ 93?enjd)en eine Seit lang alö ©claüen ober
unmünbige burci) ßroang, 2lnjet)en unb SSorurttieile geleitet werben;
aber aVit biefe Übel muffen bod^ einmal ein @nbe l)aben, unb bie ^)^ilO'
fop^ie, menn fle moju nu^ fe^n foQ, mufe bie principien geben.)
S29, (p. M234. EI 209.
2)a§ Unoermögen, ftd) feines SßerftanbeS oljneSeitung eine§ anberen ju
bebicnen, ift Unmünbigfeit. Äinber Ijaben SSormünber. grauen curatores
nur etwa 3 mm. lang ist. Ich vermuthe daher, dass Kant bei Röterer Leetüre das
Wort versehentlich als münbtg las und infolge dessen (in der Meinung, sich verschrieben
zu haben) das vorhergehende Wort in sein Gegentheil umwandelte. E. hielt das 20
unziceifelhafte t am Ende von ni'^t oder nd)t für ein Verweisungszeichen und brachte
damit die Worte in . . . btnfeit in Bfl. 529 (231i) in Verbindung; die vorhergehenden
Buchstaben liest er als aw6), es wäre aber höchstens möglich, avüj (resp. mit dem
Endbuchstaben: a\xl)i) zu lesen.
4 E: geübter — rid)tiger; die beiden Endungen stehn nicht im Ms., lagen 36
Kant aber vielleicht im Sinn. Dann wäre das Wort SSetftanb, welches eine neue
Zeile beginnt, mit ridjtig (= rtdjtiger), welches die vorhergehende Zeile schliessf, zu
verbinden, wie bei E. geschehen ist. Zwischen 93er[tflnb und Äinbifd^er ist eine Lücke
con fast 2 cm. ; ÄInbIfcber steht auch im Ms. unter . . . nnlt(^er ^ .. .\\6 E: S3olfeg ||
7 — 8 E: 93ormunbf(i)aft^t)erbotc,- die beiden Worte stehen zwar neben einander, sind 30
aber zu verschiedenen Zeiten mit verschiedener Tinte geschrieben, und zwar der erste
s-Zusatz aller Wahrscheinlichkeit nach früher als der zweite.
17 Nach curatores, vor in reditltC^en und vor in @efd)aften ein und dasselbe
Zeichen, das letztere mit anderer Tinte, curatores steht am Ende, in te(^tlid)en
am Anfang einer Zeile, zwischen beiden der s-Zusatz in 229$ — 7. Links von in 35
gir. 528—532 (53anb XV). 231
(* in ©efc^aften ober gar im benfen) in rec^tUd^en 2)ingcn. ^auälic^er
©ebraud^ ober bürgerlid^er ®ebraud^. UnbefugniS,
530. rpf (v—xV M23L E 1 210.
2Ran nimmt an, ^(x^ geaiffe 2Kcnfc^en ft(i^ i^rcS S8erftanbc§
(* begeben) ni(l)t aüein, fonbern entroebcr unter 2lffi[tenj ober auc^ fo gar
jubftitution anberer Sßerftanbeö braud^en follen.
531. \pf (v—xV M 234. EI 211.
[Äl] 2J?enjc^en bumm unb ^ernad^ unmünbig moc^cn. 3fii(^t rai|on=
niren foüen.
532. \p. M234. E 1 212.
Könige al§ Später tractiren i^re Untertl^ancn mte Äinber, oor beren
Unter^lt unb ®lüf jie allein forgen moQen. ^riefter al§ ^irten rote
@^aafe unb alfo gar oX% '^Oi§> liebe 3Siet), "aa?) niemals münbig werben
fan. ÜJian mad)t bie 2eute erft unfähig, jid) felbft gu regiren, unb alö=
benn entfdjulbigt man baburd^ feinen befpotifm, bafe fte ftd) nid^t regiren
tonnen.
re(i^tltd)cn steht der s-Zusatz in ©efc^aftcn . . . benfen, alles zwischen den Zeilen von
M §. 639. Die Worte gar (übergeschrieben!) im benfen sind vielleicht noch späteren
Ursprungs als die drei vorhergehenden. Die letzteren scheinen aus derselben Zeit zu
stammen wie der s-Zusatz in 2296—7, dürfen aber wohl nicht als seine Furtsetzung
aufgefasst werden.
1 S-Zusatz: 'f. \\ int benfcn? erbenfen?? || 2 bürgerlicher?? bürgerlirfien ?
burgerlidtiem ?
5 Der S-Zusatz (Phase xp? wf (f — /??) yiebt nur Sinn, wenn Kant die Rß.
mit ihm enden lassen wollte. \\ 6 anberer? onbereä?? II E: bebienen statt brauchen
232 JReftefionen jur 2lnt^ropoIogtc.
Von den Talenten im Erkentnissvermögen.
§. 64 (VII 220).
M §. 648. 649.
533. (f—xf (Q—a?) M252d. Zu M §. 648?
2)qö Urbilbenbc 5lalent ift genie, ha§ 3liact)bilbenbe nid^t
S34. ip. M252d. EI 451. 279. ZuM§.648f
3m Sau beö JtorperS ift. 1. 2Bud)g, 2. SÖilbung, 3. SluSbruf
(ßeben); eben fo: 1. ®röfee be§ talentg, 2. Proportion, 3. ©eift.
2Bo nicl)t§ ojie bie regelmäßige Proportion [^ero] anj^utreffen, i[t ein
mittelmäßiger Äopf, mo ein talent ^eroor[ti(^t: eine aufjerorbentlic^e.
S34a. \p. M288. E 1 280.
Talent i[t 1. 5ftaturel, 2. ®eift.
Von dem specifischen Unterschiede des vergleichenden und des
vernünftelnden Witzes.
A. Von dem produktiven Witze. §. 55. Vgl. oben Rfl. 458 — 486.
B. Von der Sagacität oder der Nachforschungsgabe. §. 56 (VII 223/4).
M §. 645.
4 Wie mir scheint, muss das Blatt M 252 c/d zwischen M 238 und der verloren
gegangenen Seite M 239 eingeschoben werden (vgl. Rfl. 504, oben 21924—29); dann
stehen Nr. 533 und 534 auf der Gegenseite von M 239, auf welch letzterer sich §. 648 20
befindet.
9 Proportion? Proportionen (so E.)?r \\ 10 eine oufferorbentltj^e (sc. pro.
Portion;.* ein aufferorbentlii^er (sc. Äopf; so E.)ff
5lr. 533—635 (SBonb XV). 233
535. 10^. LBl. Reiche Xb 5. S. II:
3Son ber Wet^obc
S3orldufig ju urt^eilen.
2Bcnn in ber 2lrt, ein (" nod)) ^roblematifd^eS Urtl^eil gu bemeifen,
6 ^Kef^obe fei^n mufe, jo toirb man aud) met^obifd) (^ b. i. nac^ ^rincipien)
öertQt)ren muffen, nur aüerer[t [rcag roa^r n bie 2Bart)eit gu fud^en. ©in
jolct)e§ Urt^etl üDirb ein öorläufigeö Urt^eil (iudicium praevium)
i)ei[jen fönnen. (5in SBergman wirb, ta er wei^, bog OJietaQe öornet)mli(J)
in ©ebirgen anj^utreffen fmb, nicl)t [blinb ben] bUnbling§ auf gerat^e roo^l
10 foftfpielige 33ergarbeit anfangen, ber 23otanifer, um neue ^flan^en, ober
2l[tronom, um am Fimmel neue ®e[tirne aufsujHnben, nic^t auf ®ut ®lüc!
§elb unb SBalb burd)[töbern [roeil eä fic^ getroffen f)at bafe man], ein (S^emift
nid)t [geu] Äot)len unb Siegel [aufö] ^u neuen ÜKifc^ungen ober Sluflöfungen
S3erict)roenben [unb], um etmaä au^i^ufinben, Dl)ne [oor] 33orfentniffe ju
18 j^aben, mie er fud)en foQ. — (Sinem Slrjt i[t biefe Wet^obe üorldufig gu
urt^eilen nod^ nott)toenbiger (eingeben! beS ^ippocrateS SBarnung: iudi-
cium anceps, experimentum periculosum), unb ber S^rift bereitet fid^
burd)§ f^ormale be§ ^roceffeS [ju burc^] öon einem öorläufigen Urt^eilc
(iudicium praevium) jum entfd^eibenben (iudicium determinans) üor.
C. Von der Originalität des Erkenntnissvermögens oder dem Genie.
§. 57—39 (VII 224—227).
Die zu diesen Paragraphen gehörigen Reflexionen sind, um den Zusammenhang von
Kants aesthetischen Bemerkungen nicht zu zerstören, sämmtlich bei §. 67 — 71 abgedruckt.
1 Zu dieser Efl. vgl. VI 478, VII 223—4, VII 403, IX 74—5. || 6 nur? um? ||
9 bllnbllng^? blinbligeS? || 11 un an ^tnnel || neue ©eftirne? nein (verschrieben
für ein; ©eftirn? |1 nict)t fehlt. \\ 15 gincm? ©inen? || ift fehlt. \\ 16 beä? ber? ||
Der 1. Aphorismus des .ipippocroteä beginnt: 'O ßiog ßgct/vs, rj Si r^/vri uttXQTj, 6
Sk xaiQog 6^vg, rj dk ntiQa OffalfQrj, rj dk xqIois ;f«Af;i>j. Vgl. VIII 3O64. \\
18 gornale || oon fehlt \\ In einem ist em erst nachträglich hinzugesetzt. \\ Dorläufig
Zweites Buch.
Das Gefühl der Lust und Unltcst.
§. 60—72 (VII 230— 260).
M§. 651—662.
636, rp. LBL Ha 6. ^
S.I:
Su bem Kapitel oom SSergnügen.
2)er 33eft^ be§ ©eliebteu ®egen[tanbc§ ift ha§ @nbe öon ben
©d^mergen bcr SSerliebten, aber auc^ ta§> @nbe ber Siebe. 3uii^ SSemeife,
bafe il^re lebt)atte[le ^reuben ni^t länger al§ bie (S(!^mergen bauren lo
fönnen.
oben fo Derfür^t Sirbett am grünblic^ften bie Qtit, weil jte unauf»
^orlid) SSerfd^mtnbenbe SSefd^lüerben enf^alt.
3Son einer geiDtffen SBoö'^eit in ber 3Kenf(i^lid^en ^atm, in ben Übeln
anberer ÜJ?enjc^en einen gettij'fen 2;ro[t gu finben. 2)arum, üjeil man 15
felbft mit Übeln gebrüft t[t unb meil eine anbere 33o§l)eit ift, fid^ über
ben Unglüflid)en ju ergeben*, unb mir ba^er bie ®lei(t)^eit münfdjen.
3[t ba§ bemütljigenbe Unglüf ba, fo merben mir auc^ mieber groSmüt^ig
unb moUen, ba^ anbere unä ma§ ju oerbanfen tjaben, mithin unter
uns fe^n. 20
*(«' 2)er 3fiei(^e öerad^tet ben Slrmen, ber [^err] SSorne^me ben
©cmeinen, ber ®efunbe ben Traufen.)
ß Ich schicke diese Nr. als Ganzes voraus, weil ihre einzelnen Theile, wenn
sie auch verschiedene Themata behandeln und zu verschiedenen Paragraphen der
2lnt]^ropologie (besonders §. 60 — 66) in Beziehung stehn, doch zu eng zusammen- ^5
gehör m, als dass sie getrennt werden dürßen. || 14 Zum Folgenden vgl. VII 238 — 239. \\
17 ben? bem? i| '40 fegn? fe^cn?
gir. 536 («Banb XV). 235
2)ie Seftimmung be§ 3Jienf(i)en tft nic^t, ^ter iemais ©lüflfd^ ju
jet)n, fonbern unaut^orlid^ burd^ (Sc^merj getrieben gu »erben, feine
%aknte gu entmifeln.
2)a& ber ^enfd) eine Uneigenü^igfeit in ber ^tet \)ah^, ttoburd^ er
5 feine eigennü^ige ^deigungen mäßigt, ta^ er in ber erften ©eftnnung ftd)
felbft gefaüe, aber bamit toä) nid)t befriebigt wirb, unb ber Umgang bie
3J?enfcl^en üerbinbet, weil fie einanber bebürfen.
S. IL
3)ie ^JJenfd^en ftnb fo eingerid^tet, ta^ fte fic^ an einanber cultioiren
10 foKen. 2)a^er bie ©efeüfc^aftlic^e plagen, bie ^Jlebenbu^lere^ unb bie
5Rad^rebe. ^ieju fönte nichts beitragen al§ ber «Sdjtnerj, ber un§ immer
not^igt, aii§ unferem Buftanbe {)erau§3uget)en. 2)at)er ber 3Wenf(^ ba^
©eplagtefte unter allen ©efd^opfen. .^ein ru^igeä SSergnügen, immer
auSftc^ten. 2)ie 33ö§artigfeit ift ein SSemuftfe^n feiner Überlegenheit.
15 2Ber feine ©utartigfeit au§ ftc!^ felbft l^eroorbringen foÜ, mufe nur bie
Slnlage ta^n l^aben unb nur au§ ^^lot!^ gut fe^n, au§ 5Reigung aber böfe.
2)a§ ©piel ift eine üon ben plagen unferer Unruhe, melcl^e burd) ben
continuirlid^en 5ffie(i)fel un§ immer notl)igt, bem ©emütty anbere (Sinbrüfe
ju geben. 2lUe§ lauft auf ©efunb^eit i^inauS, aber fofern fie tmä^
20 ©emüt^äbemegungen bemirft mirb.
(" (5in Stempel ber ^eig^eit, ber Untreue unb bem ^eibe.)
(äine 33ö§artigfeit ber 2J?enfd)lid)en 9iatur ift biefe: ha^ 9}?enfd)en
einanber nict)t getreu finb, ba^ fte einanber nid^t trauen fönnen, felbft in
2lnfel)ung be§ gemetnfd^aftlidjen intereffe, bafe eigenu^ fie gegen einanber
26 üerftellt unb l)eimltd) mad)t. ©afe ber 3Serbad^t oeranlafet, einanber guoor
ju fommen. 3)at)er fann feine Slrmee reüoltiren. SDa^er bleibt immer
bie ^ofnung beQ feinblidi)en alliirten, ta^ fie fidl) trennen merben.
Trennung in ben 3:l)eilen ift Urfac^e neuer 33erbinbungen, unb üerf)ütet
ba§ allgemeine ®anje, biö bie ^Jienfc^^eit einmal gutartig mirb. 9ieigung,
30 12 ]^erauö3Ut)cn ? l^erauSjte^en? l^erauSjugcn?? || 21 Der g-Zusau steht
zwischen dem vorhergehenden und dem folgenden Absatz, auf einem frei gebliebenen
Raum rechts von beiDtrft IDtrb. Inhaltlich vgl. VII 276 12— 27. \\ ®tn? ©inert? || 26 Zu
®a^et — reDoltiren vgl VII27624-:n. |j 28 öer^üten-
236 fReflcjtoncn jur 8lntt)ropologtc.
jt(^ in Corps ju öercinigen, loetl man baburc^ [tarf toirb, esprit de corps^
biSci^Iin. SSiel Corps. Spaltung.
Eintheilung (VII 230).
537. c^f (y.^f) M 242h. Wahrscheinlich zu der Überschrift von
Sectio X V „Voluptas et taedium"' {4J25) :
®efü^l i[t unterfd)ieben Dom (5rfentni[je.
2uft unb Unluft ftnb nici^t contrabictorifd) entgegengefe^t.
®ut unb böje ftnb relatiüijclje ^räbifate in 3lnfel)ung beg ®efü^l§.
©in jebeö ®efü^l ift entmeber primitiö: |)unger, ®efc^led)ter
9ieigung, ober berioatio: Drbnung, 6t)re,
2Ba^reö ®ute, 6d)eingute.
S38. i?1 (x^f) M 178'. E 1 392. Zu M §. 656 „rationalia
fintellectualia)^^ :
25a§ SSergnügen Öe§ 3Ser[tanbeö ift entmeber unmittelbar, ^. 6. in
2Bifjen|cl)aften, ober mittelbar, ha Dermittel[t beg 23er[tanbe§ jtnnli(i^e 16
SSergnügen ausgebreiteter ober bauerl)after werben.
S39. x^f fifv^f M242b.
2)ie $ßernun[t ift an ftd) felbft gut; aber ber ^Wenfc^ oon üorgüglic!)er
SSernunft ift nur gut, in fo fern er fid) i^rer 2Bol)lgebraud)t, b. i. ßu guten
3ö)efen. 2)er bloffe ooQftänbige ©ebraud^ ber 5ßernunft ift ba§ einzige,
maS aud) o'^ne anbere ßroefe ®ut ift, meil bic cultur be§ inteüectualen
bie Quelle be€ moralifd^en ift.
1 be? du?? bcö?? ber??
7 contrad: || 9 &e\d)Uä)tex SR. || 10 Drbn.
12 Vgl. 24h6/- \\ 15 m\]en]<S): E: eine SiJiffenjc^oft 1 1 lö E: SBergnüflungcn 25
>Jfr. 536 -542 («8b. XV). 237
SJeil Sroefe nict)t in bie 6inne fallen, [fonbcrn] fo ift ba§ inteUectuale
be§ SBo^lgefaüenS [eben] ber gtüef, b. i. e§ gefällt qI§ ein ©runb.
540. ^f (v?) M 243. E 1 393.
£)b eö SSernünftige Sßergnügen gebe ober Vergnügen ber SSerminftV
3Son ber gleic^artigfeit beö 3Sergnügen§ be^ ber Ungleic^artigfeil
be§ 2Bo^lgefallen§. ®leic^gen)id)t jttifc^en ftnnlict)en unb intellectualen
SSergnügen.
541. fi? fvf) M 247.
Durd) bie Vernunft urt^eilen loir über baö ®ute unb 23öfe, b. i.
10 über ba^, \oa§ allgemein unb not^iüenbiger üjeife (entmeber abfolut ober
relatiü) mo^lgefellt. 2)a^er ®efd)ie^t ta§ Urtl)eil über ba§ ®ute unb
33öfe nic^t burd)^ ®efül)l, »eil befjen Urtl)eile nur prioatgültigfeit fjaben;
aber fte fe^en todi ®efüt)l Dorrau§, unb bie SSernünftige Urt^eilSfraft
gel)et auf bie Sebingungen ber aügemeingültigfeit be^fenigen, UjaS bem
16 ®efül)le gemä^ begehrt werben mag.
542. v—^f (Q-- vf) ffif) M247.
6tiüa§ ift ein ©egenftanb ber ßuft, ober: e§ e^iftirt ein ©cfü^l ber
Suft, Ä)eld)e§ [\(!ci auf einen ©egenftanb be^ic^t, fann eben fo wenig au^3
bloßen ^Begriffen wie ba'o 2)ajeQn ber £)inge auiSgemaci^t werben. 2lber
wo^l bebingter SBeife. Sißenn eine (^ allgemeine) ßuft woju oorauSgefe^t
wirb: wa^ gefällt alSbenn allgemein?
11 feüt? ^aüt? Ii 14 beöjenige? bacjeuige??
21 Man könnte auch nach allgeiliein einen Punkt setzen und danti entweder
roaS im Sinne von ettoaö interpretiren oder nach gefällt ein zweites gefäÜt einschieben
•ib und beide durch ein Komma trennen.
238 SReflcyionen jur Slntfiropologtc.
543. l^f (q—v?) (fi?) M245. EI 397.
2)aö SSernünftige 3Sergnügei: ift an bemientgen, toaS ein allgemein
gültiger ®runb be§ SSergnügenS i[t, [oor] alö airfenber Urjac^e ober alö
mürbige 6WcA« abf
544. l—o?Q'—G'f((fi?) M248. EI 394.
3Sernünftige§ (« 2BoI)Igefaaen) SSergnügen, g. (S. botant jtren. 3?eijen
um bie 2Belt gu fennen. ®e|eüjct)att um ftc^ in erfentniffen ju üben.
2)ie[e 3?ergnügen finb meber öor bie @inne [allein nod^] unmittelbar,
nod) eigennü^ig, [fon] nod) üor bie SSernuntt allein, fonbern ge^en auf
ben Unterhalt ber ©inne, fo fern er unjre 33ollfommenl)eit beförbert.
Q> ©ine 2u[t, bie felbft gefdUt, meil fte jur 3Sollfommen!^eit
abjtoeftO
545. l^—o?Q^—a^?((p'?J M248. EI 332.
i5lü(i^tige SSergnügen megen SSergdnglid)feit be§ ©egenftanbeS ober
ber Äürje be§ ®enu[fe§ (©einiger l)at i^n in ber '^bet länger) ober ber n
SSerdnberung unferer «Selbft au§ bem 3Sergnügen ber (Sinbilbung in bie
2Bart)eit. S^luf^on ber §Jiatur in Slnfe^ung beö ©efc^lec^tö im ©efitteten
3uftanbe.
546. V. M245.
£)a§ {^ jtnnlid^e) SSergnügen ift real ftnlic^ ober ibeal. 3ene§ fan so
ein SSergnügen beö SBa^neS üon einem mirflid^en ©enufe fegn. 2)a§
3 — 4l E: roirfertbe; unwahrscheinlich. \\ IDÜrbigc nicht ganz sicher; sollte die
Rfl. mit dem Wort schliessen, so müsste es in IDÜrbtger verwandelt werden, was mög-
licher (aber nicht wahrscheinlicher) Weise auch im Ms. steht.
6 Zu Rfl. SU vgl. VII 236—7. Die Rfl. selbst steht am linken und untern 25
Rand von M 248, der s-Zusatz (Q3—(f) in M §. 662, mit SSemÜnftigeS durch einen
Strich verbunden. || 7 E: ^enntniHen || 11 Der g-Zusatz steht, ohne Verweisungs-
zeichen, in M §. 662, rechts von botanifireit . . . fennen (Z. 6—7).
21 @en (in ®cnu&^ ist durch einen Tintetiklex bedeckt und errathen.
20
gir. 543-550 (Sattb XV). 239
ibeale ift ein analogon be» inteüectuellen, ©eil eö aud^ in unfercr ®eo3alt
ift, mir unö e§ felbft mad^en fönnen.
3)a§ ©d^öne gefäUt aud^, unb jmar örwrAi a&.
547. i'. M245. EI 398.
5 @in oernünttig SSergnügen ift eine contradictio in adiecto; benn e§
fe^t ein 33ernun[tgetüt)l DorauS. 6§ fann aber ben 5KitteIn nad^ S3er=
nünftig, ben ß^'cfßn nac^ ftnnlidi) feqn. 2)urd^ ha^ inteüectueUe 2Bol=
gefallen fann bod^ ein niirflid^ Dcrgnügen entfpringen; aber al^benn gefällt
eS nic^t burc^S ®efu!^l, fonbern \)a?> ®efü^l mirb blo§ burc^S mol^lgefallen,
w je reiner e§ ift, befto me^r gerül)rt. 2Bie ba§ S^Ö^^t tt)eife ic^ nic^t.
SBenn man burd^ bie 3Sergnügen ber ©inne einen jur Sugenb fül^ren
toiU, fo gefc^ie^ts, »eil er nic^t moralifc^ ®efü^l ^at.
6d8, (f. M247. EI 330.
Äorperlid[)e 3[^ergnügen. (Sint^eilung. ©in einzig 33ergnügen gtebt«8,
15 tt)eldf)e§ ber Körper gän^lid^ oor ftdl) aUein unb o^ne 33emü^ung unb
3J?ittel geniest: \)a§ ift ber (Schlaf.
S49. cp. M2i7.
SSergnügen ber Sinne, ber begleitenben (äinbilbung (^o^jtifc^. 2Ruftf),
ber freien ginbilbung: 2)id^tfunft, S3erebfamfeit :c 2c.
SSO. (f. M 24:2h.
2uft an ber bloßen 33orfteÜung eine§ ©egenftanbeä ift SBo^lgefallen.
2tn ber ®;ciftenj be§ ®egenftanbe§ ift Sntereffe. 2)iefeä entmeber Sinnen
ober SSernunftinterefje, ®cnufe ober 2l)dtigfeit.
1 uiiieter? unfrer? || 2 unö? nur?.*
7 E: bem groede || intellectuelle? intellectuele?? E: intellectuole; unmöglich.
19 frei); das Wort ist übergeschrieben; vor ©tnbilbung ein schwer leserliches,
in ein anderes hineincorrigirtes Wort, das wahrscheinlich auch frcljen heisat.
240 3tefIejionen jur Slnt^ropologic.
551, (f. M 242b.
2)a§ ©ubjectiDe in meinen 3Sor[teÜungen, maä nic^t obiectiD jei)n
fan, betritt meinen 3u[tanb. 5lic^t bloä ©mpfinbung.
552. (f. M241. hl M §.651:
(*■ 2)a^ %t\\x\)[ Don ber 23efor'berung be§ ßebenä oergnügt.)
2)ie §üt)lungen ftnb oon (Smpfinbungen unterfdjieben. 2)te jweQteu
gehören Dor bie @inne, bie erfte öorä ®etül)I. @§ giebt formen ber
®egen[tänbe ber ©mpfinbung, meldte a priori fönnen Dorge[teflt werben
unb moburc^ ®e[talt unb Spiel moglid) wirb, ©ö giebt eben fo ?yormen
ber gü^lung be§ 2öot)lgetaUeng nnb 2)üöfQUen§, bie eine 23ebingung beö
SBo^Igefallenö entljalten in ber coorbination unb a priori erfannt werben
fönnen. Slnbrer @cit§ giebt§ ein ©rfentniS fo mo^l alä 2Bol)IgefQUen
au§ einer Siegel unb an bem, waS jur Siegel bient.
553. (f. M24L EI 329. lnM§.6rjl:
1. 2)a§2Bo^lbefinben überhaupt: fubiectiüeSuft. («' acqviescentia.)
2. £ia§ SBo^lgefaüen am ®egen[tanbe.
a. in ber ©mpfinbung. 2Bol)lgefQllen beg 6inn§.*
b. ber Urt^eilSfraft. fubfumtion unter Siegel.**
c. beö 2Ser[tanbe§ unb ber 3Sernunft. Siegel a priori.
*(^ 2lngenet)m, ©d^ön, ®ut.)
**(^ (5in[timmung mit einer Siegel ber £u[t fiber^aupt.)
Ö s-Zunatz: (f? ((!)*) II ß — 7 3rDei)ten und erfte haben im Ms. versehentlich
ihre Stelle getauscht. \\ 12 ein? eine? || 13 bem? benn? || maS Zusatz des Hg.
15 acqviesc? acqvies? Dan Wort steht links von 1. Zur Sache vgl. 50j3,
VII 234:35. \\ 17 beä? baä' ber (so K.)?? beä nux /ri}hfrem bexf oder umgekehrt^ 1 \\
©tnng? ©inn? ©inne (s» E.)?? \\ IS E: nieseln || 19 Statt c steht im Ms. 3,
aber unter a und b. || 20 Diese drei ll'nrte sind, ohwoht sie durch das Verwei.mngs-
Zeichen alle auf a bezogen Verden, doch ohne Ziveifel auf a, b. f zu rertheilen.
Sfh. 551—557 {Sßanb XV). 241
SS4. ipf (v—x?J M178'. ZuM§.6öö:
fiuft unb Unlu[t finb ni(t)t blofee («» ©rfenntniffe) SPorftellungen, ©eil
|ie nic^t baS äJer^altniS pm obiect, jonbern jubiect ausbrüten.
SSS. ipf (v—xf) M178'. ZuM§.655:
2)aS fubiectioe SBoölgetaÜcn i[t voluptas; ha^ obiectiüc einc§ ®egen=
ftanbeS ber Sinne i[t gefdjmaf, unb ber ©egenftanb ift fct)ön; ha^ ber
3Sernunft Silligung, unb ber ©egenftanb gut 2)q§ «Subiectiöe berut)t
auf euipfinbung, ^(x^ obiectioe auf bie formen, namlic^ jinnlic^e ober
inteflectuelle 6int)eit unb ^anigfaltigfeit.
2)a§ Unmittelbare motjlgefaHen burd) @mt)finbung, einbilbungS»
raft unb i^ernunft. DbereS 2Bol)lgefaflen mufe auc^ Unmittelbar jegn.
5li(^t ©lüffeeligfcit.
556. tpf (v—xV M252e. E 1 318.
2)a§ SSer^altniS ber SSorfteUungen ^u ben tl^atigen Gräften be§
fubicctö, um biejelbe SSorfteQung ju erhalten ober tieroor^ubringen, ift
\i(x^ ®efiit)l ber ßuft. 2)a§ 2Serl)altni§ gur t^atigen Äraft, um baö obiect
ber Suft ju actuircn, baS Ißege^rungSoermögen.
557, tpf (v—x?) M 252e.
2)afe motjlgefaüen entroebcr an bem ©egenftanbe ober an ber ejrlften^
20 beS ©egenftanbeS. 2)a§ Untere an ber ^olge beffelben auf unferen 3u=
ftanb, \i(k§> jmeqte an bem ©egenftanbe an fic^ felbft. SBo^lgefaöen an
10 — 12 Es ist nicht ganz sicher, ob diese Zeilen wirklich die Fortsetzung vov
Zeile 9 bilden. Am Anfang von Zeile 10 steht ein Zeichen, dem. kein zweites ent-
spricht, das aber von Kant am Schluss von Zeile 9 wahrscheinlich nur vergessen ist.
Es ist jedoch auch möglich, dass die Zeilen 10 — 12 den Schluss einer Rfl. bilden, welche
auf M 244 stand. Darüber, dass das Blatt M 178'— 179' falsch eingeklebt ist, vgl.
Rfl. 711.
15 um? nur?
21 baS aroeqtc sc. das SCßo^IgefaUen oit bem ©egenfionbe
ff«nt'«©*t'ft<n. ^anbfdjrlftllc^w 9?a*Ia6. II. 16
242 .''Hefiejionen ,^ut 3tnt^topologte.
ber Belebung ber @innlicl)feit [büxd:,§ ©effl^l, ber Urttieil^fraft burc^ ©efdimaf
unb ber JBernunft burd)] ober be§ 3Serftanbe§ unb SSemunft ober bet)ber in
Übereinftimung.
SBefjen eriften^ gefdUt: intereffirt.
538. (0^. L Bl. Berliner Königliche Bibliothek 25. S. I:
6§ i[t nic^t einerlei) gu jagen; Sd) leibe ober: mein Körper leibet.
©a§ legiere: Slnjdjauung, nic^t ®efül. — Db jemanb bie Sldjtung Sliiberer
uerbieiieu uiü[je ober fie it)m Don felbft gebührt.
Von der sinnlichen Lmst.
A.
l'om Gefifhl /T/r das Angenehme oder der sinnlichen Lu.si m der
Empfindung eines Gegenstandes.
§.60 (Vn2:i(i—2:i:i}.
559, C'' or M 250. El 336.
e§ giebt 1. eine Unluft, bie nur ein ftnnlid^ (;^ereif3te§ ?D?i§f allen
ift, e. g. [ba^ ©rouf] ber Slnblif eine§ Unget)euerä; 2. eine fold)e, ttelci^e
ein wahrer <Scl)mer^ i[t, aber in 2lnfet)ung be§ ©an^en ßuftanbeö nici^te
ober gar eine angenel)me folge l)eröorbringt; 3. traurigleit bricht ah'f
560. Tj'f x'f (a'f) L. Bückseite des hintern Vorsatzblattes.
2)a§ allgemeine mat^ematijd)e ®efe^ ber C^.ontinuitdt l)eiBt: 3Bass *>
uon bem Sßert)ältniö ^tt)er)er Ungleicl)en ®ro§en unbeftimmt praebicirt
roirb, gilt aud), loenn pe gleich fmb, b. i. roenn bie Ungieict)t)eit wer
/ ©innlic^feit a«« ©inne \\ ^ beß cus ber
15 1 fehlt. II ©ereifetegr @emacl)teö (vo /■:.)?* |' i,s tjeroor. ""- »-•v ■<rt,Hi,ii.
■'II- tjeroob
*>f> ;^u @ey. ber Contin: '■'/^- -V/'' tJS '/?!> ■<r,,>,ml ilr„ ,l.,rt .ti,ijfi^fl»'iin, Sl,-/!^,,.
-)ir. Ö57--56Ü (öanbXV). 243
i(l)H)inbenb ift; e. g. toenn ©parjamfeit unb ®ei^ nur ber ©röfee m^,
aber unbeftimt unterf(t)ieben fmb, fo gilt eben ta§> Don ber (Sparfamfeit
tt)ie Jom ®ei^: nemlid) er i[t [ein unenblid) unenbti^ lü] ftrafbar, objroar
unenölid) loenig. Uingefebrt: menn sroerj 23ejct)Qtfent)eiten ber ©inge
:. burd) bie tlofee 3Serminberung ber einen in bie Slnbre nid)t überget)en
fönnen, fo bifferiren fie nid)t blofe ber iS^röfee nad). [2)tnge beren bag] 2)a§-
lenige, wah burd) bie blofee l^ergröfeerung ta^ ©egenttjeil non ber golge
(roeldie eine ©eroi^e be[timmte gröfee t)aben würbe) l)erüorbringt, e. g.
(Sinpfinbung, bie cm ®runb be§ ^BergnügenS ift, ift eä md)t, wenn fte in§
•' unenblid)e mäd)\\.
3e großer bie ©mptinbung [etneä] ift, befto großer ift [bas Cetben, befto
fieincr aUo bie ©] bie reale 23orfteHung feinet 3uftanbe§, befto grofeer aber
ba^ Se'oen, b. i. bie SSerminberung ber 6elb|tt{)dtigteit. 2)a nun \iai>
^Berguugen auf bem probucte berut)t au§ ber (^xö^e be§ ®efiif)I§ unb ber
. ®röße be§ 2eben§, fo mufe ber ©inbruf nid)t ben SBieberftanb betreffen,
mit roeldjem bie 2eben§fäl]igfeit fid) felbft ert)dlt unb unter feiner 2Bitlfü{)r
l)at. j. (5. kleine Sdrme ift angenei)m, nod) ©rohere angenel)mer; aber
njenn fie weiter fortfärtl^ ^u toadjfen, wirb Tte unangenet)m.
/ Zu (li'iii Beispiel von ^Sparfamfeit unb ®et^ lyl. Sn-i/tx ..Procfnnf um
hnileiihscr Alnjiuml oder ilie (jegvhiclitt John Bulls'-, Zufiter Tbeil 1713 7. Cap.:
..Tugend ii/hI Laster unter.scln-uh-ii swk durch eine unmerkbare Linie., und es ist nicht
niiiytuh auf der duaxersten (ü-en:scheiduny der Sparsamkeit einher:uijehen. ohne zu-
ii:edi-i, dii.s Land der f\aty/i"it :» berühren'''- (Sati/rifiche und ernslhd/te Schriften von
Ür. Juu. >//;/>. BiL I. J. Aufl. ITCli. S. 11)5.) ]\3'-4 0531001 lüenig mus!< zu gilt
<iezüijen trerdiii, trenn man uieht rarneht. fie ift ^>ati tX ifl :u le.sen. I| ö beren"
benen' i 6-10 /« '/-•', H'.W^-// 2)QSienige — iudcl)ft hat Kant entweder die Voll
■ndung def^ Umpt.^nt:-^ nb^r di-m Bei-siiirl mn der ßinpfinbung vergessen oder diese
VaUendunu mit .-[hy/rhl unterhi.'i.'^eii. \ri-il ,U'r giirdhhe .\njang ueh :uui Ausdruck /iir
das. n-a-s -r .sagen wlltr. als ungeiignci lairirs. Stib/eet :u ift C^ ni(^t ist .te/bst-
'•rrs!t'ind/i(h Gmpfinbung. meiere />/ (ibjeel: große '•' ■ der rrsache. I'rr Sinn de,
>>'•//<■ kann u-nh/ nur j\'bfnib'r sein: .W'-nn eine stärker u-irkende l'rsarhe lUi.s tifgenthetl
ron dl, B<.-,i /nijl uheit .!(/ Fu/gt hat. dir durch eine sehirächf, nirkeiide Ursache
derselben Art hc,;-.,n/'bi acht wird, w diifcnren die lieidcn Fiesehaffenheiten nicht hlos.^
d'-r (irös.ie nach. Hf/» •/"- Lei tt-re -// Fall, sv wüsste die VerKtdrkung der ürsachi-
eir,r entsprecheiiib \'ri,ir:i.-s>'runQ dii Fulgi naj, sich .iehen.'-[ 13 S3ermtllberung '
Söerünbenuig?'' 1'» 10 betreffen i-t riell-icht rcM-hrii-ben j'/r übertreffen, unter
ipuiet /■" iiiitei iljrci ■ V iljii M. ./^-n Finden/, unter itirer
It*
244 3fiefIejtonen jur Slnttiropologie,
561. 'a(f'fM 178'. E 1 319. Zu M §. 656 f
2)ie Slntriebe bc§ SebenS jinb ©inbrüfe unb ©ebanfen.
2)Qg Seben jelbft füllen toir nic^t, fonbern bie SBeforberung obci
Jpinberniö beSfelben.
2)ag SSergnügen felbft ift eine S3e[orberung bcS SebcnS, ba^er freube.
562. Q'f a'f (p) (v^^) (cp^fj M246. EI 331.
3Sergnügen unb ©dimeq jinb entroebcr bIo§ in bcr (ämpfinbung
ober im ©emüt^e. 2)aö le^te i[t freube unb 23etrübni§. (* ®lüd=
feeligfeit unb Unglüdffeeligfeit bepenbiren baoon, muffen im gemüt^e felber
il^ren ®runb ^aben.)
2)Q^ SSergnügen ift entmeber bloS unter^altenb ober belebenb.
2)aö le^tere ru^ig ober lärmenb (» rQujd)enb). 3)er ©auer nad^ ent=
meber ber Slbmed^jelung (^ Suftreife, SqqO obtx [ober] an^altenb.
(^ 2)?Qbljett. Umgang. £ecture. 3)effen man niii^t überbrüfeig mirb in
ber SBieberl^olung, aber boc^ balb fatt in ber SSerldngcrung,
®ei[tige 2?ergnügen feinS oon betjben.)
Äur^e 3eit einnebmenbe ^jerfonen.
SSergnügen ober 2KiSfalIen im ^iad^jcl^maf (^ SSorgefd^maf)- 5Wa^U
jeit be§ plato. 0iebe. (äinfaü. 3R^einn)ein. 6üffigfeit. ßrgo^lic^feiten.
2)ic größten Sebürfniffe ber S:f)iere jinb gugleic^ ergö^Iid^feitcn. 9Ka^l»
geit. @d)lat. ^Begattung, baüon ba§ le^te mit Unluft in bcr 5la(^=
emppnbung öerbunben i[t.
2 Es ist nicht sicher, ob Z. 2 mit Z. 3 — 4 in unmittelbarem Zusammenhang steht.
Sie ist von ihnen durch vier Zeilen der früher geschriebenen Rfl. 706 getrennt, ohne
dass Verweisungszeichen eine Verbindung herstellten. \\ 4L berjelbetl
8 s-Zusatz: (f. Vielleicht stammen mehrere der g-Zusätze auch erst aus
späterer Zeit ((f). \\ 16 be^ben? be^bcm? II 17 petfonen. ist vielleicht erst nachträglich
hinzugesetzt; zu etnne^menbe u-äre dann SBcrgnflgen zu ergänzen. \\ 18 — 19 Zu
aRa^ljeit beä ploto vgl. VII 278, 365. \\ dH)emmmf mi'mxmnf \\ 20 Von 5)ie
bis zum Schluss vielleicht erst nachträglich hinzugesetzt. \\ 21 ©^löfl-
sjh. 56 1 -566 (Sanb X V). 245
,563, Q'f a'f (x'f v^fW ^ 2^1-
33et) bem Urtt)eil über aagemcine 35ef(f)Qffent)eitcn ber S)inge fan
man ftd) niemals aufS ©efü^l beruten, unb, too bie befonbere SBeitimungen
nur burd) ba§, roaS fte mit einer aagcmeinen Sflegel einftimißc« ^aben,
getanen, ta gejc^ie^t baö Urt^eil niemals burc^S ©efü^U
564. i'. M241. EI 333.
25cr 3uftanb bcS 2Bot)lbeftnben§ (^ bem ©emütl^e mö)), ber %rbf)\\6)''
feit, ber fiuftigfeit, ber auSgelaffenen ^reube, be§ Übelbepnben^ (Unlu[tig^
feit). 3Ki§Dergnögte jdimermut^. 2)a§ 2Bo^lbefinben ift noci) nidjt
öergnügen, c§ ift bie 6int)eit in bem S3er^dltnife beS ©enuffeS jum Se»
bürfniS. ^g ift 2uft, aber nod) nict)t SSergnügcn ober jdimerj. 68 fomt
aüeö auf bie golge an. 2)a8 2Jergnügen, ma§ aufs SBoblbefinben folgt,
ift entbe^rlid), aber bie reftitution beS SBoblbeftnbenS, b. i. Sefrei^ung Don
@(i)merg, ftimt mit ber 23ebürfni§ unb ift in SSer^altniS auf ben JBorigen
ßuftanb ein 33ergnügen.
565. V. M24L E 1 320,
2)ie ^Belebung eine§ organS ift ein beftimte§ Vergnügen. 2)a8
®anfee ©efü^l be§ 2eben§ eine ?5rö^Ucl)fett. 2)er @(t)Iaf bringt burc^ bie
Belebung beS 6i)ftem§ ber Organen ber «Selbfterbaltung mit ber %üI)U
20 loftgfeit ber orgonen ber 2BiQfüt)r auc^ 33ergnügen. 2luf einen ©(^mcrj
erfolgte 33efreQung ift eine ^)ofttiöe SSemegung ber Organen jum Seben.
566. t;. M241. EI 335.
^er ©d)merg, ber feine 2Birflid)e SSerönberung unfrcS Suf^ani^cS
gum ©runbe t)at, ift ibeal; e. g. f^mpat^ie, ibeale j^urc^t beqm Slnblif
25 4 nur? immer?
9 SDttöDcrgnügte? SKigoergnügen .' || 12 E: golgcn || 13 Don» oom» ||
14 in? im?
23 feine? fein? || SBirllic^e, wie es scheint^ oj« 3BirfIid)e8; es folgt ein durch-
strichnes Wort, wahrscheinlich obiect || unfreS? unfer^? mifereä??
24() JRefleftonen jur 3Intl)topologtf.
©raujer gcgcnftänbe. 6^ ift ber ©djmer^ in ber ©rfdjeinung, aber nid^t
(Smpfinbunc|.
567. V. M 241.
2BcU 2ine§, toaS baS ®cfü^l bc§ 2cbeti<8 beförbert ober oergröfeert,
gcfdUt, fo betritt e§ entroeber ta^ t^ierifdje ober menfd)lid5e ober (Seiftigc
ßcben. 2)q5 erfte ®efdQt in ber (Smpfinbung, ta^ jroeqte in ber 2ln=
jii^aming ober (5rfd)einnng, ba§ britte im SSegriff. 2lQe§ oergröfeert ober
beforbert \ia^i ®efü^l be§ £eben§, maS bte 3:()Qtigfeit unb ©ebraudj feiner
Ärdtte, fo roo^l ber ßrfennenben qI§ ber Sluefü^renben, begünftigt. 3)ie
®nuflfamfeit ber frei)en SBiüfü^r ift bü§ ooUftänbige ßeben. Se ein=
fiimmiger mit fid^ felbft, je einftimmiger mit frembem SBiUen feiner ?Ratur
nad) bie 2BiUfüt)r ift, je mef)r fie ein ®runb ift, anbrer 2Bi[ltut)r mit
unfrer ju Bereinigen: befto me^r ftimmt e§ mit ben allgemeinen principien
be§ ßebenö, befto meniger ^inberniä auc^, befto größerer (Sinflufe auf bie
^er^altniffe unb freqe 2Billfüt)r anberer. 2)er freqe SBiUe, ber pgleid^
ben anbrer mit bcm feinigen SScrcinigt, l)at baS größte ßeben.
S68, V. M241.
2Ranc^e§ gefeilt nid^t an fic^ felbft, fonbern burc^ 5leuigfeit; bie
Unertröglici^feit ber 2Biebert)olungen mi^iger (äinfätle, 2;t)öne.
569. V. M24I. EI 321.
2Bo gar fein ©efii^l ift, \i(x ift nidjt «Sc^mer^, nic^t ßuft. StTier \iOi^
ÜBol)lbefinben ift bie iSume com ganzen ®enufe be§ SebenS, ^a% Der=
gröfeerte ®efü^l in einem 3;^eil ift h<x§> sßerqnügen.
5 Die zweite 8übe in üetrift bis auf das r nicht ganz sicher. \\ 11 frembem'
fremben? || Statt feiner wohl besser: i'^rer. || 13 ben? bem? || In princlpten die Endung
unsicher. \\ 15 3Ser!^altn:? SSorfa^e? Das Wort steht (ebenso wie jugleid^ ben in
Z. 15/6) hart am rechten abgegriffnen und ausge/aserten Rand von M 241. In beiden
Fällen sind nur die ersten vier Buchstaben noch einigermaassen deutlich erkennbar; dn-y
.andere ist fast ganz gerathen. \\ unb? || JUgletC^ ben? juftimmunfl?
18 gefent? gefattt?
-.Ur. 566-571 (33anb XV j. 247
o70. V. M 241. EI 321.
(«' SlÜe Belebung burd) ben ®ei[t i[t inniglid) unb öergröfeert e§
im ®an^en; aüe burd) ben Körper beleben nur einen %\^z\\, 33elebt ift
nic^t ber, fo einen gefunben 5Ragen unb gute 2lrme unb 33eine !^at,
fonbern ber aufgeroeft ift, fid) feiner 2ebenbigfeit faemuft ^u feqn.
2)ie Gaufalitaet ber SSorfteÜungen in Slnfel^ung i^rer eignen . . .
ift guft.)
2)aö beforberte ®efü^l be§ 2eben§ an einem Sl^eil !ann üieUeid^t
mit ber SSermtnberung be§ £eben§ im ©an^en Derbunben fei)n in ber
^olge. Slber 'ü(x% unmittelbare ®efiil)l B^ißt bod) oerme^rt Seben. 2lfle
angenet)men (ämpfinbungen fd^einen bie freue SÖeoiegung be§ neroenfafts
/^u begünftigen.
/>71. V. M24L El 350.
SBarum ba§ Seben gefällt unb bie fiebloftgfeit miSfaUt? ©a \iOi§>
i:, 2 Der Anfang des g-Zusatzes ('SlKe . - ■ Utlb^ steht anmittelbar rechts vom
Schluss von Rfl. 569, ist aber durch einen Strich von ihm getrennt, der unter den
am linken Rand von M 241 eine Zeile bildenden Worten boS Sßergnftgen hergeht und
sich dann ztvischen Sßergnügett und SlClc aufwärts zieht. E. schlägt den g-Zusatz
:u Bß. 569. Ich halte dif Zeilp/i für einen nachträglichen Zusatz zum Anfang von
■.'II Rfl. 570 und beziehe demgemäss e§ (Z. 2) auf ®efüt)l beä Sebetlä in Z. 8. Die Worte
Äörpet . . . %\)z\\ (Z. 3) stehn unmittelbar über dem Anfang von Rfl. 570, der Schlug,"
des g-Zusatzes von SßeUbt an auf dem untern Rand der Seife, durch Vei-weisungs-
zeichen mit Sfjeil verbunaen. — Die Worte 2)te . . . 8uft {Z. 6/7) stehn zu unterst auf
der Seite, rechts von fetjtl (Z. 5) una durch einen senkrechten Strich davon getrennt.
■jf> Vielleicht soll der Strich ein Verweisungszeichen sein, dem aann möglicher., aber nicht
wahrscheinlicher Weise ein zweites vor Rfl. 573 entspräche. Ist er ein Trennungszeichen,
so bedeutet er vielleicht nur, dass die Worte 2)ie . . . ^uft eine gewisse Selbständigkeit
besitzen und, wenn Platz gewesen wäre, einen besonderen Absatz gebildet haben würden.
Möglich aber auch, dass sie eine besondere, erst später hinzugekommene Bfl. sind. [■
:;(! 4 Wlaqen nicht ganz sicher. || 4 E: bei" (X\xi) gen)ol)nt ift; unmöglich, höchstens:
aufgetDÖt^t. || ßebenbigfeit? Sicher ist nur tgfeit, davor steht b oder I, t, kaum b:
zu Anfang, wie es scheint, ein 8 (l). S3 (h). oder % (i). E: ©^lllbigfeit. || 6—7
Diese Zeilen stehn hart am untern abgegriffnen und lädirten Rand von M 241, daher sind
viele Worte unsicher. Hinsichtlich des icahrscheinlichen Sinnes vgl. Rfl. 5,'j6 und 577. ||
:tÄ 3)ie?!! 53ürftelUlltgen? || Slufetiung? || il^ret? if)ree? || Die drei Punkte vertreten etwa
zehn unleserliche Buchstaben. \\ ift ?uft? || <S an einem? am einen? II iO In öermc^rt
die 2. Silhi' nicht iiaii: sicher. || 11 fret)e' frü£)e?
248 JReflejioncn jur Stnt^ropologic.
SSolÖIgetaflcn ber ®runb bcr Segierben unb Sl^dtigfciten ift, jo ijt c8 bie
birection bcr Ärdfte unb bie 2luöübung be§ 2ebcnä felbft.
S72. v—(pf(x—\pf) M241. EI 349.
Sßarum miöfdUt bcr Stob, ta man bod) leben mufe, um Unölüflic!^
ju tet)n. »
4r73. v—<pf(x—\pV M241. EI 399.
Facultas substantiae, qvatenus consistit in caussalitate repraesenta-
tiva, est vita.
S74. V. M241. EI 317.
3)a§ geben ift felbftt()atigfeit. 2)ie Übereinftimmung beS ÄorperS
mit ber 2:t)dtigen Äraft beg ®emüt^§ ift boS t^ierifdie Öebcn.
S75. V. M241. EI 325.
2ßa§ bQ§ Semuft je^n oon ber J^inbernife bei ßeben« öcrmel^rt, mad^t
unluftig, miSDcrgnügt.
576. V. M241.
3)ic refle;:ion mac^t ^(ii% ®efü^l grofeer.
2 Gräfte? ^aft?? \\ E: auf statt unb; unwahrscheinlich.
4 E: leben müfete
7—8 repraesentat :
5«r. 571-580 (SBonb XV). 249
577. (ff wff M 241.
@ine SBirfung ber SSorftcIIungcn, aeld)c in ber Überetnftimung
mit ber öoeUe beS 35orftcIlenS (^ mit ber OöeHe ber 3:^Qti9feit) befielt,
i[t bie Su[t.
5 S78. V. M242.
Sd) l^abc ein grofeer SScrgtiügen über ben ©etüinn, ben ein armer
^enfc^ mac^t, al§ meinen eigenen.
379. V. M242. EI 68.
2)ie qoalitaet ber (Smpfinbung, ba jte ßuft ober Unlu[t erregt, ift
allgemein üerftänblit^, meil jte auf§ Seben iiberl)aupt gei)t. 3ft nid)
obiectiD, aber bo(^ bad einzig malere ber affection ber Sinne.
SSO. vffW M 246. EI 343.
3lQe§ SSergnügen mirb cntmeber in 2Serl)altni§ anf bie gan^c fummc
unfereS Buf^a^^fS oi>ci^ einzeln gef(^ä^t. (* SSernunft ift gu einem rid)tigen
15 Urt^eil über fein ®lü(f nott)ig.) 3^ elften faß ift bie blofee Serminbcrung
(« obgleich ber übcrreft grofe gnug ift. 2öir fütjlen nur bie 9Sermcf)rungen
1 Ich habe die auf M 241 stehenden Reflexionen, soweit sie wahrscheinlich am-
V und (f stammen, mit Rücksicht auf die inneren Beziehungen zwischen den einzelnen
Mm. (z. B. zwischen 567 und 569 — 573, zwischen 570 und 577) hinter einander zum
•jü Abdruck gebracht, obwohl einige der folgenden Nrn. (578, 579 und besonders 580)
wegen der günstigeren Plätze, auf denen sie atehn, wahrscheinlich vor Rfl. 573 und
577, vielleicht auch vor Rfl. 574 — 6 geschrieben sind. || 2 ^iBtrfung theilweise ('2BI, tj
halb gerathen. \\ In Überetnfitmmiing die 3. und 4. Silbe nicht ganz sicher. \\ 3 beS?
ber«? II SSorfteUenS? Sorfteaen.» SSorftenung.» SSorfteUunflen ? || 3—4 Ob der g-Zusat.-
25 wirklich hierher gehört, ist nicht sicher. Seine ersten beiden Worte stehn, durch einen
senkrechten Strich abgetrennt, rechts von ?uft.
12 s-Zusätze: (f. \\ 15—16 obglcic^ ist mt( Semtinberung durch einen Strich
verbunden. Die Worte 3Bir . . . SSerminberuttgetl stehn, ohne Verweisungszeichen, im
Text von M §. 658 über den Worten obgletcfe . . . gilltg ift; die Rfl. selbst steht
jii (im linken und untern Rand von M 246 sowie ^wischen M §. 658 und 659. \l
249t6—250i E: SBermel^rung ober 5Berminberung
250 Slcflcfioncn jur 3lnt^ropologic.
ober 2?erminbcrungen.) be|(f)iocrli(t)er al§ ein fletnerer ©rab, in ben man
getDot)nt i[t C« üiel klagen beroeifen üer^ärtelung unb aljo UeberfluS).
2)Q^er ift e§ nötbig, fic^ U)a§ ju oerfagen, bamit man etma§ ju fteigern
t)abe. Sßebiente nict)t auf einmal ^u bereict)ern, bamit man nod) etroag
ju geben t)abe. 3)a^er bie Unbantbarfeit ber ®ün[tlinge, meil fte nic^t
nod) me{)r befomen. SDieSlbna^me mad)t j^urdjt megen gänäUdiem 23erlu[t.
Sie accelerirt fic^. SBag ^en <ScI)mer^ üermet)rt, i[t boppelt fdjroeer.
3)?an !ann boct) ber (ämpfinbung be§ ©emiitbS eine bioerfton mad)en
(* burd) anbre @d)mer^en). kleine Delationen mad)en oiel ungebulbiger
als grofee Übel, meil man ^ier ftd) ^ufammennimt, bort aber jid) Dom
@d)mer5 treiben läfet. 2)ie 2lnnel)mlid)feit nac^ langer Unluft ift mitt-
fommen.
23cn ber ©eiool^nlöeit, anbre glüdltd)er ju |(l^ä|cn, jtd^ aber
mnrbiger. 33ornemlid) ?^rei)l)eit, 3Rul)e unb 3?eid)tum.
OJian Derbirbt ftd) an ber Unmafeigfeit be§ (Senufjc« ben ®efd)maf
an bem rul^igen felb[tgenuä 23u[jt) 3fiabutin.
1 ben? bem? |i 4 nod) /eA/? 6e( /-;. || 15 16 /.>w iVorte Sufy^ 3fiabutm snüm
kaum den vorhergekenaen !Satz als Citat aus Bussys Schriften kennzeichnen^ sondern
loohl vielmehr auf sein Leben und Verhalten als auf einen abschreckenden Beweis für
die Wahrheit des Satzes hindeuten. Roger de Babutin, Graf von Bussy (1618 — 1693). -"
war trotz grosser kriegerischer Verdienste 1665 bei Ludwig XIV. wegen seiner Histoirr
nmoureuse des Gaules und wohl noch mehr wegen eines ihm zugeschriebenen Spott-
gedichts auf den König in Ungnade gefallen^ über ein Jahr auf der Bastille gefangen
gesetzt, dann zum Verzicht auf seine hohen militärischen Stellen gezwungen und auj
das Land verbannt. Er hat dies Exil, wie seine nach seinem Tod herausgegebene '-' .
< Korrespondenz zeigt, mit wenig Würde getragen, immer irieder von neuem, und schliesslich
auch mit einigem, icenn auch nicht mit dem gewünschten Erfolg, in schmeichlerischen
Briefen die Gnade des Königs angefleht. Zu einem fest in sich gegründeten, im rill)igen
felbftgenuä zufriedenen Mann ist Bussi/ auch in den lagen des Alters nicht geworden.
Das Höchste, was er erreichte, war eine gewisse philosophisch christliche Resignation. 3,,
unter der aber das Feuer des Argers und Zorns über die ihm widerfahrenen Zurück-
setzungen und eine ungemeine Eitelkeit und Ehrsucht fortglommtn, um häufig durch-
zubrechen und in offnen Flammen emporzulodern. Trotz all des Rühmens, das er in
seinen Briefen oft von seinem stillen Landleben macht, sehnte er sich doch im Grunde
seines Herzens stets nach dem Hofleben und der grossen Welt zurück. Ich habe den .i.s
obigen Satz weder in der oft aufgelegten und mehrfach übersetzten Schrift „L'usagi-
des ndversitez. on fhistotre df plu." illustres favnris contenant un discours du (Jomtr
"iRt. 580-584 (fdanb XV). 2-51
nfSl. V. M 246.
3)en 2Bertt) ber 2)tnge unb bc§ fiebenö en gros ober en detail fd^ä^en.
Ji82. (f>. M 242b. EI 324.
3Rid)t \i(x^ [©efütiri, roaS ^(x^ ®efüt)I be§ iiebcnö beforbcrt, Dergnügt.
©er Scl)mer^ beförbcrt e« auc^, aber eS i[t ein ®efü^I ber .f)inberni8 beS
SebcnS.
585. (p. M 246.
Wvc füllen bie triebfebern bc§ i^ebenS (effen, trinfen, ßid^t, 25e=
iregung) ober bie t)armonie ber ©inbrücfe ober bie l^armonic unjerer
iyrei)t)eit mit bem allgemeinen Seben. 2)aS ße^te ift S3ernun|tDoUfommen=
t)eit unb betrift nur bie ^^orm.
584. q). M24Ö.
Vergnügen bebürfen abttcc^fclung. Wan mufe immer ftcigern
fönnen. ^ofnung.
de Bussy Baöutin u .sen aifaiis sitr Its diverx nvfntrni:it.s dt so mt-" (16^7), noch tu
den nach seinem Tod« erschienenen M^moires (nouvelle €dition par L. Laianne, 2 Bde.
1857), noch in seinen Lettres (nouvelle Edition, 6 Bände 1731) gefunden. Sollte
das Wort wider Erwarten doch von ihm stammen, so hätte er es jedenfalls auf-
richtig nur in dem Sinn von sich sagen können, dass die UnmO^igfett beÖ ©etiuffcö
i/i seinen früheren Jahren ihm ben ®efd)maf an bem ruhigen felbftgenuä ein für
allemal verdorben habe. Hätte er dagegen seine spätere Zeit als eine solche rut)igen
)elbftg6nu§ses bezeichnen wollen (im Gegensatz zu dessen Fehlen in den Jahren der
Unmafeigfeit be§ ©enuneö t-o/- seiner Verbannung), so wäre das nur eine jener leeren,
rhetorischen Floskeln gewesen, von denen vor allem seine Briefe strotzen. Das Urtheif
über Bussi/s Verhalten nach seinem Fall war bei Mitwelt und Nachwelt ein vorwiegend
ungunstiges. Vgl. Saint- Evremond.'i und Voltaires Aussprüche in der vorhin genannten
Ausgabe der M^moires (II 4ö8ff., I S. XX V), sowie Bayles Nachrichten in seinem
Dictionnaire historique et critique (5. ed. 1738 fol. IV .585 — 58^: Bnyle selbst nimmt
Russy bis zu einem gewissen Grade in Schutz).
2 en gros? ens gros?
ß Am Schluss der Rß. .itpht : pag. 24Ö oben: '/"- Hfmerkung bezieht sich ohne
Zweifel auf Hfl. 583.
10 bemr berr
252 SRefIcjtonen jur Sntl^topologie.
3)er @(t)mcri; mufe jtd^ cinfdölcid^cn : dolce picqvante. 2)cm ©d^merj
biüerfion mad)en.
585, vf (a^?) M404'. EI 326.
5)ic fiinberung beS €(it)mcrjc§ ift nur ein negottü oergtiügcn (baS
trol^jejjn). 2)ic Sättigung beS ,^ungcr§ ift feine ännebmiidjfeit. ÜKan
fiil)lt groar fein Slufleben, aber geniefet noc^ md)t baäßeben als nur in ber
^ofnung. 3)ie @elönjud)t nac^ 5Sergnügen ift gmar ein Sc^merj, fe^t aber
pofttiDe SScrgnügen DorauS, unb bie ßrreidjung berjelben ift nic^t bloS
bie StiQung eincä ©(I)merje§, fonbern ein ßufa^ gum ©enufe beä 2eben8.
@ein ßeben tüi)len unb e§ genicfecn ift nid)t einerlei)» 9J?tt langen Sügen
baS SSergnügen beg SebenS trinfen, inbcm man fic^ felber ben (äenufe
einfc^ränft.
2)er Sl^rtrieb ift nur ein grüjeitcrungStrieb im ©enufe beö ScbenS
unb fe^t bie SSebürfniS oorauS.
586. vi (a^?) M 405'. EI 322. ,5
2)ie ©mpfinbung oon ber Seforbcrung ober bem ^inberniS beö
gebenS ift Sßergnügen ober S(I)mer^. SDa^er fan einerlei SSergnügen in
gleichem grabe nidjt bauren, »eil man bie Sßeförberung be§ 2eben§ nid^t
fü{)lt. 3)at)er ift 93ergnugen, weldjeS auf ©djmeri folgt, füfeen SBir füblen
\iOi% geben üor;^ögIici) burc^ 3;t)ätigfett unb ^Belebung ober unterftü^jung 20
berfelben. Slffetten finb ^inbcrniffe bcS ßebenS, unb bie 33e/\n)ingung ber*
felben burd) ein principium be§ SebenS oergnügt gmar ni(t)t fo febr, wirb
aber innerlid) febr gebilligt. 2Bir füt)len l)iebur(t) \iQ.% perfofinlidje geben.
2)er blofee einfluS auf bie ©ine ift an ft(^ felbft fc^on (beg gefunbem
Körper) eine Urfacl)e oom ®efül)l ber Söelebung, mithin oon 3Sergnügen. 25
2Bir ^aben aber in unS ein freies principium beS SebenS, nemlid^
bc«®eiftigen,iDeld)e§ ben ©cbmer^ ber armutb,Äranfbeit2C2c. überwiegen
fann, fo ba| man boc^ ben Ueberf c^ufe bcrSeforberung über baS ^inberni§
beS SebenS fü^lt.
4 ©cftmerje«? ©tfinterjenS? || 5 SWan am xoixt \\ S Nach oorauS möglicher 30
Weise ein Punkt. || 9 ©djmerjeS? (St^merjenö?
21 E: beffelben || 25 üon? tiom»
%c. 584-687 (Sonb XV). 253
SBir fönnen un§ an SSergangene ©djinc^en mit Sßel^mut^ erinnern ;
aber wir bebauren c« nid)t, fie erlitten gu l)aben.
^Ricbcrfc^lngenbe Uebel ftnb bie, mobcQ ba§ ©emüf^ bie übermaci^t
in bcr ^Belebung Derlicrt (®ram>
@in JRaufc^ bringt eine anbre Drbnung unb lebl^attere ?5oIge ber
^jl^antaften J^eroor; barum ^ält fein SSergnügen an.
ßu öer^üten, bafe ^inberniffe beS 2eben§ fein übertciegenb gefügt
baüon oerurfac^en, baju gcl)ört, ha^ man fein eigen SSermögen ju beleben
rec^t füt)le.
33on bem toaS [get] Dergnngt, gefällt ober gebilligt wirb.
ein mol)lau§gebad)ter ftreid) gefalt, ob er ;;raar nid)t gebilligt toirb.
3um erften ift bic manier J^inlänglid), jum jroeQten mirb ber gute ßroef
crfobert. 2Ba§ gefällt, toirb blo§ beurt^eilt, aber nic^t cmpfunben, unb
Sioar in ber ^nfc^auung beurt^eilt.
15 S87. V. M40Ö. EI 323.
SGßeil eine iebe SSeförbcrung beS SebenS, ftc mag pliijftfd^ ober ibeal
fcQn, nur ^axWoX fejjn fann (benn fonft würben wir, weil bie SSergleici^ung
mangelt, ^e nidjt marne^men), fo ^af fie i^r 3J?aaö, über meldjeä fte ba§
©leiigewic^t ftö^rt. @ie mufe mit bem ©efamten geben äufammcnfliefeen.
20 fonft wirb fie Sdjmerji. ^uva. SSergnügen gebort alfo ^ufammenftimmung,
gum @ct)merj mieberftreit. ©arauö folgt, bafe wenig SSergnügen, aber
mc^r (Sd)mergen werben moglid) feqn. 2)a§ erftc aber macl)t, \>q.^ wir cS
fud)en, ba§ jweqte fliel^en. 2)a§ ®efüt)l ber SSeforberuug beö ßebenS
fe^t alfo einen auf gewiffe 2Beife entweber gleidigiltigen ober fcl)merglid)en
•J5 3uftQnö oorauS. @(t)mergen brauchen ^ofitioe ttrfadjen, Bufrieben^eit
fliegt f(^ott auiS bem ©cfü^l beS fiebenS o^ne ^inberniS. 3)enn wir leben
3 bie (vor ÜbermO(iÖt^? baS? WahrscheinUoh bie aus früherem bfl§, kaum um-
gekehrt. II 4 ®ram? ©talü.* ®raun?? Die Schreibung „Gramm" findet sich z. B.
auch in den Satyrisehen und ernsthaften Schriften von Dr. Jon. Swift Bd. III 2. Aufl.
so 1759 S. 305, Bd. VII 1763 S. 123. \\ 14 Slnfc^auungcn
17 — 19 Die Klammem fehlen im Ms. \\ 26 J^inbemtS steht am rechten Rand,
der letzte Satz am untern Rand von M 405, Senn an dessen linker Seite. Nach
<f>tnbeniid ein Verweisungszeichen, dem wohl ein zweites vor S}enn enUprechen soUte.
Kant vergass dann aber vermuthlich, es zu setzen.
254 JTteflefiotien jur Slnt^ropologie.
au6) :ontinuirlic^ auf (^erjfc^lag,) ober unfer ®e[ül^l beä ßebenS beforbert
felbft ba§ Seben.
588. V. M4()ö. EI 340.
5)ie ibealifd)e Iserqnügen finb bie mäd)tigften: ein ©rofeev ©eiuinn,
etil grofee§ 2ln|et)en. @ine neue ßntbefung. ^errf(t)Q[t ma(t)en un§ gegen
QÖe p^t)ftfc^e gleict)giltig. 2lber fte pnb nid)t |o leict)t erlangt unb greifen
felbft im ®enufe an.
§.61.62 fVU 2:i:i-2H6).
Vgl. cmck §. 66 (VII 23^—239) und §. i:> (VII 2.Wi -2ö4i
389. V? (^f) ([X?) (11) M 17s'. E I 4IÖ. Zu M ^. 60:):
3J?an unterfd^eibet bie f(t)n)äct)li(^feit eine§ J^orper§, ber uielen Un=
pafelict)feiten leid)! unterworfen ift, üon ber [furditfam] n)eict)lict)feit, baburct)
fo gleld) au§ feiner Soffung gebrad^t ^^u loerben unb in Ä'ummer ober
[äagfjaft] ^leinmüt^igfeit ju üerfallen. 5)agegen ift and) bie ©efunbe Seb
()aftigfeit üon bem [toftigenj Übermut^e p unterfdjeiben, ber eine un
befd)eibene greube über fein 2Bot)lbefinben ^eigt unb benen, bie nid)t in
gleid)en Umftdnben finb, Idftig ift. 2)ie ®leid)miit(]igfeit, bie burd) iold)e
33eränberlid5e Umftänbe nid)t OL\\<i [i'einj it)rer rul)igen unb gnugfamen
53?erfaffnng gebrad)t wirb, giebt bov Slnfe^en einer ©eroiffen SlUube. fonft
würbe bie Jugenb unb "Qc^^ fünfte ®emütt) nur bie (Äigenfdiaft eine«?
etwaä gefc^wäd)ten ^llaturell^ fet)n.
590. tf (vf> M242.
Um immer jufrieben ju feqn ot)ne iuftigfeit unb @raui, ift eS nötl)ig,
oen 3)ingen bes fiebcnS bie SBic^tigfeit ju net)uien unb ben 'j?ergnügen
4 ibeoüfd)e? ibealfte (so E.)? \\ H erlangt fehlt he, t.
10 Vgl. 24126/. II 15 laftigen' || ber '»«.- ben |l W h><. fonü "i' r,.-ii^,cht ,>st
iKichtrnglich hinzugesetzt.
23 nÖtt)tg nuhl ,j>r/i: .■«chfr.
"fix. 087 -5y2 (Jöonb X\). 255
bie Unentbe^rlic^feit. 2)ie Suftigfeit ftöl)rt fid^ |elb[t unb atibre. ®e=
fd^maf an 'Diel fingen unb abgehärtet gegen anbre. ©nugfamfeit.
^rötjlid^eg ©emüt{). (S^uter '^\i\\). ßaunigte ®emütt)^art. (5mpfinb|am=
feit o^ne (5mpfinbli(t)fett (^Ser^artelung). 2Bie bie Sllten ben Job ^um
0 SSergnügen bre^eten. 3hir bie reblict)en fönnen frö^Ud) fe^n. 5[Ran fii^lt
jttar fct)mer^, aber bie Unjufrieben^eit rüt)rt Don ber @ct)ä^ung be§
ganzen 3u[tanbe§.
2)er ßiiflanb ®uter Saune. 2)a§ gefefete ©emütl), ttel(I)e§ burd^ nicl)tä
fe'^r Dergnügt wirb, aber bod) üor alle ®etül)l l)at. Äomt l)er Don ber
u. Unab^ängigteit feine§ 3Bol)lbefinben§.
2)iefe§ t[t entmeber ju ^au[e ober in ©efeüfd^aft. ©ejetligfeit ol^ne
foldje 91eigung.
58ergnügen unb ^ranfungen be§ 2Bat)ne§ me^r aU be§ [©ermögen |
33efi^e§ ober beö ©enuffes.
lä ^^rofpecte am meiften.
Aveiibc unb 2!raurigfeit über feinen .Buftnii!
391. tf (vf) M 242.
Suft unb Unluft fmb Derf(i)iebener 2lrt, felbft tt)enn fie jtnnlid^ finb;
aber fte laffen fid) bod) bem ®rabe nad) üergleid)en. 3)arau§ i[t ju fe^en,
L'o bafe fte bod) roorin üfaereinitimen muffen, ©ie finb fubiectio barin
einerlei), \)q!^ eine febe bie 23egierbe be§ fubiectg bemegt; obiective fönnen
fie nid)t Derglid)en werben, e. g. ein @d)mauö unb eine reblic^e .^anblung.
592. n-v. M.'iOö'. E J 4M.
2)ie Ülatur t)at uns felbft barauf gefül^rt, ^trar empftnbfam, aber
. . gleid^mütt)ig ^u fei)n (gegent^eil non Seibenfc^aften). @ie t)at allen (5tn=
1 t:^ntbet)rlid)fe{t ;, anbre? anbrer?' Bei der /etztt-ren Lesart müsste der von
IUI! Ii(n:ii(ji's i:tr l'iiiiLi iri-iij'aUni nnd vor abgehärtet 'tu a Tnacf)t eingeschoben werden. \\
s 2)aö Ulis ©in ;, 10 Unabljängfeit
ts unb? burc^' l>(u\ fim- Siyft ist III ii(t.y niidere Uuimicurrigirt. \\ tierfc^teiener
■M 'Art '/«> tievfc^ieben
?.'> /• Veibenfdiaft
256 JRefIcjtonen jur Slntl^ropologie.
brüfen etoaS entgegengefe^t. Sie [l|ot ung] lelirt unö, bofe toir fterben
muffen, auf i)a§ mir tlug roerben, ta^ toir nemlid) un§ über eine ®un[i
be§ ®lüfeg nic^t wie Äinber erfreuen, nod) über beffen Ungunft toie
Äinber betrüben foüen. 6ie ^ot ben lebhaften ^reuben leinten nad) ben
Überbrufe unb ®lei(t)gültigfeit gefteUt, bamit mir [un«] nict)t burd) ein=
bilbung un« ^3^antnftifct)C ©lüffeeligfeit babei} gcbadjten. 2)ie Siebe,
melctie ftd) oon bem ßroange ber 2Serbinblid)teit fret) fpri(t)t, mit Dielen
Ärdnfungen, bie, fo fid) ber Drbnung unb bem ©efe^e unterwirft, mit
23efd)roerlid)feit, oornemlid) mit Äaltfmn oerbunben, bamit b€r 5Kann
nic^t ein ®ef feiner Seibenfdjaft merbe. 6ie ^at ta^ Unbebeutenbe ber
^Wenfdjen [fo] unb it)rer Urt^eile fo öor Slugen gelegt, bamit mir jmar
burd) ^ang nid)t ot)ne ®efül)l Dor i^r Urtljeil mären, aber barauS aud)
feine @ad)e machen f ölten, bie unö ans ^erj gc^t.
593. n—v. M305'. E 1 355.
SDie größte 9ieigungen be§ ^Kenfd^en ftnb bie be§ 2Ba^ne§? aber ber
befümmert eben fo oft, al§ er erfreut. 2)ic (ärtiebung über tid^ 5)?ittelmafe
l)at feine Ungemad)lid)feiten, unb ber gringe 3uftönb feine gemac^Udifeit.
ÜRan fann ftd) au§ allem einen 23ort^eil ober 2:roft l^erau§fud)en. @S ift
nid)ts, mag uns bas Seben beffer genießen Id&t, als \>ci^ mir feine ®üter
nid)t l)od) anfd)lagen. 2)aS Temperament mag fein, meld)eS eS moHe: eS
mufe immer unter bem S^Janöc ber 35ernunft fielen. 2lHe mad)tige SBe^
megungcn fmb ßerüttungen ber inneren Drbnung; ®cfül)le ftnb blinb.
594. n—v. M305'. E 1 244.
@S ift nid)tS, maS bie un'^eilbarc 2:^orl)eit beS menfd^lic^en ®e^
fd^lec^ts ftdrfer bemeist, als ba^ fte üon i^rer 2lngftli(i^feit [in sinfe^ung] 25
1—2 le^rt . . . »erben: Psalm 90,12. \\ 4 E: ber - . . greube || 7 E: öicl ||
9 Subject zu oerbunben ist (Sie (Z. 4), sc. 2)ic 9iatur. || 13 folten? f ollen
(so E.) f \\ Im Ms. folgt unmittelbar, ohne Trennungsstrich, Rfl. 1272.
14 Im Anfang der Rfl., wie es scheint, ein Verweisungszeichen, dem kein zweites
entspricht. \\ 17 E: Ungemäc^Uc^feit || 20 fein» fe^n«? || 21 E: aUc menfc^Iit^cn -w
^)ir. 5i)'2-ö97 (Jöaitb X\). 2i:
'.)i
ber (sorgen, üon ber Äarg^eit bie ®egeniüdrtige Wxitd ^u gebraud^en,
oon ber^abjud)! ober begierigem (äifer ein fo flarer®runb nici^t abbringen
fann al§ ber: oon ber Äür,^e be§ 2eben§.
S93. n—Q. M307'. EI 469.
5 äion f(^tt)a(J)em ®emütl) i[t, ber fi(^ nid)t felbft be^errf(l)en unb
^roingen fan. ß. @. 3n 2:raurigfeit erliegt, ober ber ®etüOu{)eit nic^t
iüteber[tet)eii ober feine ^leigung nict)t überwältigen fann. föigenftnnige
Seute jinb fct)mad), wenn gleid) ta^ 2;alent be§ .^er[tanbe§ [tarf i[t. ^eber
fann aQe Äranf^eiten be§ ®emütt)§ an '\\6), obgleich in fleinerem ®rabe
10 ober in anfet)nng gewiffer ©egenftänbe, beobaci)ten. 2)er SSerftanb ift
bisweilen fct)roacl) ber 2)i§pofttion nad). 5J?an jagt: ber ^opf i[t j(t)n)ad).
roenn er gleid^ t)eiter benfen, aber nid)t lange ant)alten fan.
596. a'f vf AJ 242.
©lüffeeligfeit ift C^ ein 33egrif üon feinem 2Bol)lbefinben) nic^t blo§
^nnet)mlict)feit (* fonbern Urt^eil über feinen ßuftanb in Slnfe^ung be§
SegrifS oon Sßo^lfart^).
397. V? f(7'? rO t'n x^ff M29o".
[©leic^gültig ift: ber (v nic^t) in ömpfinbung gefegt roiib, eö fei) ber aiu
ne^mltc^fett ober ©(^mer^. ©leidimüt^ig : ber ni(i)t in Seroegnng gefegt roirb
ober offect.]
Unempfinblidt) ift: ber nid)t in @efül)l oerfe^t roirb. ©leid) gültig:
ber nid)t in 23eroegung C Übergen3id)t) gefegt wirb. ®lei(i^mütl)ig: ber
nid)t au§ ber i^affung gebrad)t wirb, nid)t in affect [gefetit] gebrad)t mirb.
2)at)er ein ®efe^t, gelaffen gemüt^, ta^ nid)t luftig, nid)t traurig mirb;
ein jeber^eit frD^lid)e§ unb roafereS §er^, md)t weic^ljer^ig, nic^t loe^-
I E: ©orge
II 2)i§fpofition
14—16 s- Zusätze : iff (nJ-f)
22 li-Zusatz: (f<.
ilfanf« «tbrifteii. ^;anSt4viftlt*er 9io(J)Ia6. 11. 17
258 ?Heflejionen jur Slntl^ropologie.
mütl^tg. 2llö ^Kenfctien fönneii wir in Bewegung gebrac^'t ttjerben, aber
joaeu iiid)t auffer un§, öon ?^a[jung, b. i. in unn3illfut)rlid)e ^öerüegung,
b. i. auffer unfrer ©elbftregirung gebradit werben, bn wir ba§ OJ?aa§ in
Uufrer gewalt ^aben.
598, V? fo'~?) i'ff x^f? fif? M 293'. E 1 364.
©in 3ufriebeneö unb Weiteres gemüt^ bei) beflemmtem ^erjen unb
Unluftigfeit. 2)aö trol)lid)e ^erj ift Dorn jufriebenen ©einüt^ ju unter=
jct)eiben.
599. V? (a^?) t^ff x'n !nf? M 293'. E 1 413.
9J?an bepenbirt öon Slntrieben (ein menfc!^, ber \t\)x leicht 33ewegt lo
wirb), oon ©inföüen, flatterl^aft, ober öon 5Ka;i-imeu : ®efe^t.
600, V. M292. EI 351.
3)ie f^mpat^ie ber Üieigungen. 2lntljipat^ie: wenn einer benanbern
nid^t lieben !ann, fo ift§ gemetniglid) and) nmgefe^rt. 2)ie f^mpat^ie ber
(Smpfinbungen bebarf feiner 5Reigung unb ift moralifd). 2)ie afi)inpat^ie,
bie allgemein ift, ift ©leid^gültigfeit. 2)ie (äinftimung ber ^ieigung ift
ber ®runb ber 9]erträglid)feit, bie Bufammenpaffung ber ©igenfc^aften
ein ®runb ber SSereinigung.
Nr. 601^604 zu M §. 656 Sdduss.
601, v? ((.iV M245. EI 410.
2)ie ®lei(t)gültig!eit beutet auf ftupibitaet, bie ®leid)mütigfeit auf
@emüt^§ftdrfe unb S?erftanb. affectloftgfeit. ^^S^ilofopl).
20
2 foU II unS öon? unfven?? unfrer??? Dit jetziyt Lemrt ist in eine /n'ihere
(wie es scheint: mit \) hineincorrigirt. \\ Das t (in b. l.) fehlt.
11 StnfäUen? ©tnfälttgen? as
9?r. 5^7—604 (^aub XV,. 259
602. V. M 24Ö. ET 411. 408.
$Die @leict)müt^igteit [auiS] auä ®leicl^geiüict)t ober au§ felbft=
be^er)ct)ung (negatiD); bie erfte i[t fc^njeerer. ©leic^giiUige jd)einen
gleic^mütljig, b. t. pt)Uojop^en ju fet)n.
(* ®leic^müt^igteit i[t baö (» felb[t)ge[ü^l einer ©efunben 6eele.)
603. q>'. M245. E I 409.
3)er ®leid)gültigfeit ift bie ©mpfinbfanifeit entgegengefe^t unb ber
(J^leid^müt^igfeit bie @inpftnblid)feit. 2)ie erfte fd)e^t alleö auö bein .^er=
^altni§ auf ben ^an^en ßuftanb.
604. (p^? x'^ M 245. E 1 346.
SBon ber Saune. 3Som Urt^eil über ©inge in guter unb unnjiüiger
Saune. Saune ift blo§ xoa% tt)iüfü^rlic!^e§ unb ift Dom SBo^lbefinben ^u
unterfci^eiben. ©riüen^afte, 2lufgerdumte Saune, morin aüeö, felbft H^
Safter, beurt^etlt mirb. T)a§ ®emütl) mufe nid)t burd) Unroillen felbft
beunruhigt werben.
SKiöoergnügen au§ bem Horror vacui in ber ©eele. @fel ber langen
SBeile.
SSergnügen aus ftarfen (Sinbrüfen erfdböpfen (" bie Gräfte), ^x--
grübelte 23ergnügen erfc^öpfen bie 5Ö?annigfaltigfeit. ©idt) aufhängen,
raeil bie ßeit lang wirb, ©rillenl^aft.
2—4 Vgl. II 262. \\ 5 s-Zumtz: (f.
7 Unter ®er ®Ietcf)gültigfeit, über entgegengefe^t steka noch 1—2 durchstrichnc
Winie: ®letd)mutl) tft? (ehva ein andersartiger., nachträglich verworfener Anfang der
Rß., so dass die oberste Zeile 3)er . . . ©tnpfinbfamfeit erst nach den durchstrichuen
Worten geschrieben wäre?) \\ 8 fdiefet? fi^afet* [C^ä^t??
12 nom? oon? |l 19 20 Zu @tc^ . . . it)trb vgl. VII 2-1.3 n-21.
2fiO JRcfCefionen ^ur Slnt^ropologte.
605. (fif Q^f? M242.
Sensus interior, ber inroenbige 6in, \\i "i^dS, ®etü^l ber ßuft unb
Unlu[t. Unb barauf be^iet)t fic^ eine innere Organijation. ^Diuftc.
606. (f^f ^^?f il/i»42. EI76.
Q^ W\x ^aben nur ein ®efü^l, aber oerfc^iebene ©mpfinbungen.)
©efn^l wirb baju erfobert, nicl)t [2)tnge] ©inbrücfe ^od) Qufjunet)inen,
fonbern fte genau bemerfen unb beurtl)eilen ju fönnen. (5§ ift aljo nur ein
gjJittel ber Urtt)eil§fraft bei) 5JMnnlict)em ©emütb- 2)aä ®efü^l ber felb[t=
afficirung ift roeiblic^, nemlid) lei(t)t unb [larf bewegt §u werben. 2)ie
bewegenbe ^raft mufe im Söerftanbe unb aljo in unferer freien unb Der=
nnnftigen SBiUfii^r feqn.
607. vU<^-^) M403'. EI 344.
2)ie Unruhe be§ ®emüt^§ ift ber eintrieb jur 23eränberung, 9iaft=
loftgfeit eintrieb jur beftanbigen 33efct)aftigung. 2)ie erfte fe^t Ungebult
au§ ber Sebarrlid)feit in bemfelben ßuftanbe üorau§, wenn gleid) ber
3uftanb an fid) fein ©d^mer^ ift. Sftu^ige ßufrieben^eit fd^eint auf einem
unmerflid)en «Spiel ber 3Seranberungen ju berufen. 2)enn wir ^aben
einen unmittelbaren Srieb nic^t bloö p ®egenftänben, fonbern j^ur 23er=
änberung ibrer (Smpfinbungen. Unter bem Sitel ber Unrutje werben aüe
namlofe Sdjmerjen oerftanben.
608. v^—cp^ffa?J M403'. E 1 470.
©S giebt jweenerleQ 2lrt Don glncflid)er ©emutb^oerfaffung: 1. 2)ie
@emüt^§ru^e ober jufrieben^eit (« ®ut (S^ewiffcn); 2. ^(x^ ftets froblicbe
^erj. 2)a§ erfte wirb unter ber SBebingung, bafe man jid) feiner @d)ulb
^ Nr. 606 steht zwischen den Zeilen von M §. 632, unter Nt: 605, zwischen
lieiden noch der s-Zusafz ans Phase v — (f, der müglichern-rise vor beiden Nrn.
i/eschrieben ist.
V5 s-Znsat:: (f—/. || frof)Uci)e ? ffotillge?
^)lr. «U5-610 (iöanb XV). 261
berouft \tt), burd) eine flare 5yor[teÜung üon ber ^31id)tigfeit ber ®Iüfö=
guter. ^a§ jmetite i[t ein gefc^enf ber 'Jiatur.
609. ip. M 195'. E 1 412. Zu M ß. 552:
2}?an mu^ niemals a\\§> feiner f^affung gebrad)t werben, Weber ©nt^
güft burc^ ^-reube, nod) betäubt burd) (Sd)mer^, nod) fd^mel^enb in 2;^eiU
ne^nuing. Ueberfpannungen [oer] tobten bie (Smpfinbung nnb benehmen
bem ©emüt^ bie ®emalt unb Obermaat über ftc^ felbft.
2)ie (Smpfinbung, bie burc^ bie 2)enfung§art birigirt i[t, wirfet regeU
mäßiger unb bauert)atter.
610. ip. L EL D24. S. I. R 1260—261.
SSon ber ©lücffeeligfeit.
^JJJan fan nic^t glüflid) feijn, o^ne nad) [einem Segriffe öon ®lücf=
feeligfeit; man fan nid)t elenb jei^n, o^ne nad) bem ^Begriffe, ben man fid)
üom Slenbe mad)t, b. i. ©lüffeeligfeit unb ßlenb ftnb nid)t empfunbene,
fonbern auf blo6er9fteflenon berul^enbeSuftäube. 3Sergnügen unb(Sd)mer^
werben empfunben [unb], o^ne \ia'ii man ben minbeften 33egrtf ftd) Don
it)nen mad)en fönte, benn fie ftnb unmittelbare ßinflfiffe auf ba§ Sewuft^
feqn beö 2eben§. Slber [um micf) öor] nur baburd) 'ba^ id^ bie @umme
meiner SSergniigen unb ©d^mer^en in einem ®an^en ,^ufammenfaffe unb
baS ßeben [in einem f] nad) ber Sd^e^ung berfelben münfd)enän3ert^ ober
unermünfc^t ^alte, baburd) 'iio.^ id) mid) über biefe SSergnügen felbft freue
ober über ben @c^merj betrübe, ^alte ic^ mid^ Dor glüflid) ober unglüflid)
unb bin eö aud^.
®lücffeeligfeit ober (Slenb [ftnb lebtglic^ roirfun] ^aben nur i^re S3e=
beutung in Slnfe^ung be§ S^^i^i^uum, ma§ ben Buf^anb jenem 23egriffe
gemä§ finbet, ber fid^ beftänbig oeränbern lä^t. 2)er ©rönldnber fte^t
bcö ^I^orgenS oon feinem felfigten, bürren Ufer melancolifd) in bie SBilbc
@ee, worinn er üieQeid^t benfelben 2;ag fein ®rab ju finben beforgen mufe.
7 E: Obmac^t
'ifi tt)(lS (■>» nndfre, ^inleserlivhe Buchstaben hwemvin-riglrt) 1
262 a^cfleitonen aur älnt^ropologic.
(Seine eigene ülotl) mad)t i^n ^art gegen feine ^itgenoffen, imb er fie'^t
{)nltlofe SBittmen neben f\(^ t)ert)ungern, weil iljn feine eigene @r^altung
gnug !befct)aftigt. ®lei(i^n3ot)l menn er naij (5openl)agen gebract)t mirb,
fo ift aUe @emQ(l)li(l)feit, bie man i^m bort oerfc^afft, nict)t ^inldnglid^,
um if)m bie ©e^nfuc^t nad^ feinem SSaterlanbe ju benehmen; M^ mad^t,
er tan ft^ t)on feinem alten ßuftanbe einen 53egrif mad^en, mie er bcn
Übeln, bie i^n bebrot)en, 2Rittel entgegen fefeen foße, unb [fie] er ift i^rer
aud^ gemo^nt; bagegen fan er ftc^ Don feinem neuen ßuftanbe nod) feinen
Segrif machen, unb bie Übel ber [3^] 6infd)rdnfung feiner milben %nt)''
t)eit ftnb i^m ungewohnt, [gjic^rentfieitö] Dft urt^eilen mir anbere ®liif=
lid), menn fte nur motten, [imb] »erlangen un§ aber nic^t göuälid^ an i^rer
©teile gu befinben, unb be^ einem 2:aufd) o^ne 2lu§ma^l nehmen mir t)0(i)
unfcr eigen £oo§ jurüf; fo finbet fic^ niemanb glüflid) auffer nad) SSe-
bingungen, bie bloS in feiner ßinbilbung feqn unb baoon er fid) felbft fein
5ßeQfpiel geben fan. @o elenb audö ein 2eben felbft in ben eigenen 2lugen
be§ 2)ulbenben feijn mag, fo jiel^t er eä bod^ bem Sterben üor. Selbft
bie [freub] leb^aftefte .^ofnung einer fünftigen ©lüffeeligfeit, bie ber rc(l)t=
fc^affenfte [\6) üorjubilben bemüht ift, l)inbert nic^t, ta^ er fid) nict)t burd)
alle 5JJittcl ber 2lr^net)!unft biefe§ @d)iffal§ gu ermel^ren fuc^e, unb boc^
ift ber Sob baö (änbe aller Übel,
671. 0)2. L BL Rekke. Xc 9. S. I:
2)ie3eitanmenbung: l.Slrbeiten. 2) ©eniefecn (lecture> 3)aftut)en.
2Bad)enb ru^en fann man hid)t auffen in Lotion mit bem ©emütt) ru^en.
612. ü)*. LBl. Hamburger Stadtbibliothek. R.-Sch. XI 2 S.159.
Hb. VIII S. 643. Ki. L S. 343—4. 25
Oliicffeligfeit ift \i(x^ ßofung§mort aüer 2Belt, aber fte finbet ftc^
nirgenb [otS bei) bem, ber fie axx^ fic^ felbft t)erau8 bringt] in ber 5latur, bie
9 ber aus bcö
22 lectur || 23 Ich habe ivi letzten Satz dem Leser nicht vorgreifen wollen,
ob er vor ntC^t ein Komma, oder nach ni^t ein Semikolon, oder vor fann ein Semikolon 30
und am Schluss der Rß. ein Fragezeichen setzen irill. Das Erste dürfte das Wahr-
scheinlichste sein.
?ir. 610— 613 (SBonbXV). 263
bercn unb bcr Sufrieben^eit mit feinem ,3u[tanbe nie empfänglich^ ift. —
^Jiur bic SBürbigfeit ©lüflid) ju fe^n ift bag, tooS ber ÜKenfd^ erringen
fann. 3« i>em, maS er tt)ut, ntdi)t in bem, roa§ er ©entert ober leibet,
(^ b. i.) in [feinem] bem oon [ber] feiner 3Ratur unabl)ängigen felbft, toaS
if)m fein ©c^icffal Derfd^affet, fann 3uf^ieben^eit in feine Seele bringen.
^ahzt} fann er aber (^ bod)) [nic^t oertiüten bafe er ntd^t] ben ÜberbruS
[ntd^t Ott beiti befdiroerltc^ ®ef(^aft] nid^t üer^Üten, [ber burc^ feine] ben it)m
ade 2KitteI, ba§ ßeben ju oerfüfeen, nod) übrig laffen»
§.64 (VIT 237).
M §. 661.
613. i?Q'f(ff'f) M248.
SSergnügen ober @(!^merj fmb entmeber [bioä] blo§ * angenommene
ober angeeignete. 2)ie erfte, bie mir an bie ©teüe einer erbid^teten ^erfol^n
anne'^men, finb ein blo^eS (Spiel.
2)te fQmpat^etifcl)en ftnb ^geeignet {^ unb gan;^ ma^r ober finb
6rnft), meil mir ba§ mirfli^e (Sdjiffal ber ÜKenfc^^eit mie unfer eigene^
Slnfe^en.
2:öeilnel)menbe ^^reube an SSermanbte.
*Q gebeerter, erfünftelter: ®etft, (äinbilbnng; ober empfunbener:
©efü^l. Acteur DoU empfinblid)feit.
1 empfänglich? empfcngltdt) ? || 3Vor^n noch einiyi^ Jurvhstrlch/ie, nicht sicher
entzifferbare Buchstaben. || ma^ ©eniefet || 4 [f einem] ? [feiner]? II 5 Derfc^affet,
wie es tcheint, aus t)erf(J)flffen || Das f con fann i^t, wie es scheint, in einen andern
durchstrichnen Buchstaben hineincorrigirt, so dass es den Anschein hat, als ob das f
25 selbst durchstrichen sei. \\ Bei fann — bringen dürfte Kant aus der Construction
gefallen sein; man erwartet etwa: fann er ollein Buft'^^cn'^fit finben. Schubert
ergänzt nur er nach fann-
13 einer aus eineä || 19 .s-Zasatz: > — 7'. || Vor ober stand zunächst, durch
einen Strich mit blo§ (Z. 12) verbunden, gefünftelter f? flefiinftelte.*j. Dann wurde
8u dieses Wort durchstrichen, gebOC^tcr übergeschrieben, rechts davon ein Verweisungs-
zeichen gesetzt, das sich auf ein zweites in M §. 661 und auf das Wort erfünftelte
f? erfünftelte.*; bezieht. ®cift ©inbilbung sind über [. . . ünftelter] ober, ©efül^l
iiber . . . fnnbener (f . . . funbene.^.^j übergeschrieben. Z. 19 — 20 stehn, ebenso wie
Z. 12 — 14, am obern Rand von M 248, 264i^o ohne J'erbindungszeichen im Text von
35 .)/ §. 661, tine Zeile unter erfünftelter.
264 9?eflefionen jur Slnt^ropologie.
2)er gebad)te<Sd)merj i[t oft ein ftc^ felbft aufgebrungener ©c^merj.
g. 6. 9f?eiie, bie man billig l)aben folte.)
614. vr fiif Q'fJ M248.
€d)mer^ fd)är[t ben ©efd^maf am ^Sergnügen (^ btffonan^. dolce
picqvante). Slbent^euer j^um ®lüflic^en SluSgange,
613, <f'. M248. 248'.
AJ 248:
3!)er (^egenftanb fann unangenel^m, aber ber «Sd^merj [angenel)m fet)n]
getaüen (» .klagen über S3erlu[t üon ©eliebten). 2)er ©egenftanb angenehm
je^n, aber bie Su[t miSfatlen. 2)er «Sdjmeri^, bem man [ic^ gern überläfet,
meil er ebel ift. @§ fommt auf [ben ^Radifdimaf an] bai§ Urt^eil über fiel)
jelbft an. (äine ^reube, [an] ber man [fi^] nid)t gern [gang ergiebt] üiel
benft. (5rbid)aft öon geliebten ©Item. 5Ran tabelt fid) wegen feiner
^'rreube. ^reube eines adiunctus ift nid)t rein.
(Sin (5ct)merfe über einen ©egenftanb, ba ber (S(t)merj felbft mißfällt.
0. g. 3Serlorne (ärbfct)aft.
§.6ö (Vn2<^8J.
616, Q—vf(nf) M303'. E 1 334.
es ift ganj ma§ anbereS, \iQ.^ etmaS fdjmer^t, alä \i(x^ eö betrübt.
2)er SSerluft be§ ^BermögenS meines freunbeS fd^mer^t, aber be§ meinigen
betrübt. SBe^ ber Betrübnis entfpringt bie Unhift ber (Sct)ä^ung beö
©lüfS unfereS ßebenS. 23eQm fd^mer;^ beurtt)eilen mir nur bie eine 6m=
^jfinbung an ftci^ felbft. (äben fo ift ßeib t^un unb 3Reue unterfd)ieben.
eine Äränfung unb 3iieberfd)lagung. Sraurigfeit !^at feinen beftimteu
©egenftanb. 2)ie, fo fel)r mit it)rem (2d)mer^ über anbrer 2eiben gro^
t^un, füllen nic^t bie minbefte ^Betrübnis; benn fte t)aben ben @d)merj
4 am? an?
9 ©eliebten steht auf M 248'. \\ 12 fict) versehentlich nicht durchstrichen.
21 Im i\h. bie statt ber (nach Unluft;. || 22 E: «Bei !| 25 E: ?etb
dh. 613-618 («öonb XV). 265
\o lange, als fte moUen, iinb Rängen it)m nac^. a3etriibntS jc^ift fic^ nic^t
über übel, fonbern über ba^ 23öfe.
617. (f^. M247. EI 337. Zu M §. 6W ,, bona ^ adventitia'' :
^elbftemorbene finb bie angene^mften (» @piel, toaS man burc!^
(^ejclöiflid)feit gewonnen), ßufriebenl^eit, @elb[tgnugfamfeit, SSergnügen
entbehren ju fönnen. (f ^anbmerfer.) (^ ©ebanfenloje braudjen nid^t
Beitoertreib.)
@ben fo ift boppelt unangenehm, ma§> man ftd^ jelbft gugejogcn.
^an tröftet ftd) mit ber Unfd)ulb unb man fagt bod): menn iä) e§ nodl)
üerjcl)ulbet l)dtte. 3)a§ le^tere bringt [2öu] Äränfung gu »ege, wenn man
unfd)ulbig leibet, aber feine felbftpeinigung.
B.
Vom Gefühl für das Schöne, d.i. der theils sinnlichen., theils intellect^iellen
Lust in der reflectirten Anschauung, oder dem Geschmack.
§. 67—71 (Vn 239—249).
Um die eng zusammenhängenden Gedankenreihen Kants 7itcht zu zerreissen, werden
hier auch die Bemerkungen abgedruckt^ die sich auf die §§. 57 — 59: „C Von der
Originalität des Erkenntnissvermögens oder dem Genie'"'' (VII 224 — 227) beziehen (vgl.
oben S. 233). Die Reflexionen folgen auf einander in chronologischer Ordnung (ohne
sachliche Gruppirung), innerhalb der einzelnen Phasen unter möglichster Wahrung der
örtlichen Zusammenhänge des Manuscripts.
M §. 589—392. 606—609. 648-630. 633-662.
filH. }<?f (ri'f i^f) M2i0'. EI 21. Zu M §.389— 92:
(y 2)a§ Sluftaflenb' natürliche ober ü^atoe (« im gebraud)e beg
.5 E: gciuann \\ ß Da sich bei dem letzten g-Zusatz (im Gegensatz zu dem
vorhergehenden : .^aubtoerfcrj kein Verweisungszeichen ßndet, ist es nicht ganz sicher,
iib er eine besondere Reflexion bilden oder hier eingeschoben werden soll.
23 M 211 und 212 fehlen. M 210' gehörte sehr wahrscheinlich als Durch-
schussseite zu M 212, auf welcher Seite §. 590, 591 und der Anfang von 592 stehn. \\
20524 — 26ß2 Diese Zeilen sind zu oberst auf der Seite nachträglich hinzugesetzt,
nach dii' urspriinglivhen 8 Worte vielleicht erst in fx oder noch später. || 5RäiDC
266 JRcflejtonen jur Sttitfiropologte.
3Ser[tanbeö, wenn Me 5Ratur als ^unft erjc^eint, Ijcifet eö naiüetnt.),
ba§ unerwartet- natürliche.)
2)id)tfim[t \\\ ein fün[tlict)e§ Spiel ber ®ebanfen.
2Bir fpielen mit ©ebanfen, ujenn wir nid)t bamit arbeiten, wo unö
nemlid) ein Qxod baju not^igte. 5[J?an fuct)t ftc^ nur burc^ ©ebanfen ju 0
unterl^alten.
5)a;^u geprt, bafe alle ®emüt^§frqfte in ein ^armonifd^ @piel öer=
je^t werben. t^oIqUc^ muffen fie fid) unb ber 3Sernunft nid)! ^inberlid^,
ob^war auc^ mdjt beforberlid) fei^n. 2)a§ Spiel ber SStlber, ber 3^een,
ber affecten unb 5Reigungen, enblid^ ber bloßen (Sinbrüfe in ber Qtit-- 10
abt^eilung, ta§> Sactmöfeige (3Ser§art) unb ©leid^flang (3Reim). 2)aö
finnenfpiel ift gum SSerS bricht ab.
(« 2)id)ten. 1. SDicl)tfunft. 2, S3erebfamfeit: [inteUect] Harmonie
ber ©ebanfen (' unb ber ©inbilbungSfraft). B. L WaljUxtt) unb
^u[\f: Harmonie ber Slnfc^auungen unb ©mpfinbungen, betjbe burd) 15
SSe^ie^ung auf 3)enfen.)
3ft feine Slrbeit, alfo aud) fein 2)ienft, aber bod) bie ^enntniä bei
poeft. 3)eni ^oeten mufe ju gut ge'^alten werben, ba^ man burd^ it)n
nid)t§ lernt; er mufe felber auä bem Spiel feine Slrbeit mad^en. 3Sernunft
üerbirbt ba§ Spiel aud), oft wirb ba^i Spiel läppifd). ^oefte ift ba^ 20
f(!^onfte aÜer Spiele, inbem wir aüe ®emütl)§fräfte barin öerfe^en. ^at
Don ber ^OfZuftc ben Sact. £)^ne bie Slbmeffung ber Selben unb be§ 9fteime§
ift e§ fein regelmäßig Spiel, fein 2:an^.
3)a§ ftnnenfpiel ber ©ebanfen beftel)t im Spiel ber 9f?ebe (SSeröart)
unb ber SBorte (9f?eim). Sd)tft ftd) gut jur mufic. Sißeft ha§ ®emüt^ auf. 25
(f 3)id)ter finb nid^t 2ügner, außer inSobgebidjten. Slber fie ^aben
burd^ i^re >yabeln bie ©otterle^re mel}r abgefdjaft.)
2ß5g4 — 2ß(ii s-Zimatz : yl — i^l. \ \ Die Worte tttl . . . JBerftonbeS bilden t-iiie Zeile,
über lüenn . . . erfci^eint, unter uncrtoartet — natürltd)e. Es ist nicht ausgeschlossen, dass
sie ein s-Zusatz zum letztgenannten Ausdruck sind. Ein von ^aiüe ausgehender
Strich endet zwischen im und locnn. || 1 notoetöet || 5 notliigte? notl^tgt? || 7 frafte?
frefte? || 13 Der s-Zusatz (q — x- ■" — v^?) scheint unvollendet zu sein. Oder sollte
vor 2)?u[if eine 2 (wie vor 5)i(I)tcn ein A) zu ergänzen sein? || 20 Zicischen ©picl
und üüä) ist zwar im Ms. ein etwas grösserer Zwischenraum als zwischen den übrigen
Worten; trotzdem muss, wie mir scheint, ein Komma nach auä), nicht nach @plcl
gesetzt werden. ]| 2S Zaxi^? SantJ? Son^?? || 26 Der g-Zusatz stammt möglicher-
weise erst aus den 70er Jahren.
S'Jr. 618 (33b. XV). 267
®asi Spiel ber ßinbrüfe i[t 5J?uftc.
— — — ©mpfinbungen : 9f?oman, Sweater.
— — — ber ®ebanfen,@mpfinbungeii('23ilber ober ©eftalten
(t^eoter)) unb ©inbrüfe: poeft. 2)ie (äinbrüfe finb nur burd^ bie @pract)e,
5 meil fie bie ©ebanfen begleiten fotlen.
2)ie ^oefie ^at n3eber bie (gmpfinbungen nod^ 2lnfd)auungen no^
@iii[i(i)ten j^um ßwef, fonbern aüe bie Gräfte unb ^J^i'^rn im @enu"it{)e in
Spiel ju je^eu; i^re Silber follen nid)t jur Der[tQnblid)feit beä ®egen=
[tanbeö mel)r beitragen, fonbern bie ©inbilbung lebt)Qft bewegen. Sie
n, muffen einen 3nl}alt ^aben, meil ol)ne SSerflanb feine Orbnung ift unb
beffen Spiel baö meifte SBo^lgefaUen erregt
@ine jebe ^anblung ift entroeber ein ®ef(t)Qfte (mag einen 3roef ^at)
ober ein Spiel (ma§ (* pr Untertialtung bient) ,^mar eine 2lbfi(l)t l)Qt,
aber feinen ßroef). 3" ^em le^teren l)at bie ^anblung feinen ßmef,
15 fonbern fie ift felber ber SSeioegungögrunb.
33ei) allen probucten ber 5Ratur unb Äunft ift etma§, tt)a§ f\6) lebtg«
lidb auf ben '^vod be,^ie^t, unb etroaS, roaö blo§ bie Übereinftlmmungen
[mit] ber (5rfct)einung [ber ^anb] mit bem ®emütf)§;^uftanbe ange!l)t, b. i.
bie Lanier, bie ©infleibung. 2)ie le^tere, wenn man aud) feinen ßmef
L'o oerftel)t, madjt mannigmal alle§ auy. e. g. %\Qm unb fyarbe beg 33lumen,
2;on unb |)armonie bei) Wuftc. Si)metrie im ®ebäube.
(*■ Suaviter in modo, fortiter in re,)
2 diüinan? Romane* 9tomanen?? || 12 Übor ^üixblnnci ein mit anderer Tinte
(gemachtes Veru-eisungszeiclie», dem kein zweites entspricht. \\ 13 s-Zusatz: x^—(fl. \\
20 öerfte^t? Dorfe^t? öorftel^t?? || monnigmd? mannigSmol? ntanmgemal? ||
^* 22 s-Zusatz: X — qj^. Über die Herkunft des Citats iigl. Büchmanns Geflügelte
Worte^^ 1898 S. 434—435. \\ Inhaltlich nahe verwandt mit Rfl. 618 sind die Bfl. 807
bis 811 aus V.
Zu Nr. 619—627: Auf M 219 beginnt Sectio IX: „Judicium''. M 221— 226
30 fehlen. Das Durchschussblutt M 220'/227' stand ursprünglich, wie Bfl. 871 beweist,
zwischen M 220 und M 221, M 227' ist also die Durchschussseite zu M 221. Die
xVr«. 619 — 625 sind, neben Nr. 618, wohl die frühesten ästhetischen Reflexionen, die
Kant in M eingetragen hat. In Tinte und Schrift zeigen sie zwar manche Ver-
schiedenheiten, unter einander, aber nicht grössere, als uns auch sonst in x begegnen.
35 Stärkere Eigenthümlichkeiten treten in Nr. 626 hervor, dach ist auch hier den Schrift-
indicien nach die Phast; x (neben rj) die bei weitem wahrscheinlichste.
268 Sieflei-iünen jui ^iliit^ropüloi}te.
Nr. 619—627 zu M §. 606—609.
619. x'. M219'. Ell 316. Zu M §.606 Anfang:
2)te erften grunbftüfe unferer (Srfentniö jtnb ©mpfinbung [unb bj.
60 nennet man bie ^ßorfteüungen, bei) benen \iOi^ ©emütt) alä blo§ \tv-
benb anßefet)en wirb, inbem fie burd) bie ©egenraart einer @acl)e gewirft
werben. [Sie gorm] @ie mad)en gJeid)fam bie ^Diaterie afleä unjereS (Sr*
tentni[je§ au§. £)enn bie ^orm wirb ^ernac^ bnrd) bie eigene 3;t)atigfeit
ber Seele gegeben, ©iefe @mp[inbung, fo fern fie bIo§ ben 3"ftcinb bc§
fubiectg anbeutet, Reifet ®efü^l; geltet fte aber (^ i[t fte in 2ser{)eltniä) auf
einen äußeren ©egenftanb, fo t)eifet fte @rfd)einung. 2)arau§ fet)en wir,
bafe alle nnfere SSorfteüungen mit einem ©efü^Ie begleitet fe^n, inbem
fte affectionen t)on bem ßuftanbe bet Seele ftnb.
620, x2. M219'. Ell 314. Zu M §.606 Anfang:
2)aö erfte 3?ermögen ber menfcl)ltd)en 6eele unb bie 33ebingung gu
ben übrigen ift ber ©inn, woburd) bie Seele ä^orfteüungen empfängt alö 15
wirfungen Don ber ©egenwart be§ ®egenftanbe§ unb nid)t felbft ^eroor«
bringt, ©ie 23orfteÜung beä Sinnet al§ etwa§ j^u bem Buftanbe be§ Sub=
iettS get)origeö Reifet (Smpftnbung; alö etwas aber, wa§ ftd) auf einen
®egenftanb be^iel)t, @rfd)einung. @!§ giebt ©mpfinbungen o^ne merflidje
@rfcl)einung unb (ärfdieinungen ol)ne Wertli(t)e ßmpfinbung; bot^ ftnb 20
be^be ieber^eit be^fammen.
621. x'f f'^'f v'?) M220'. EI 396.
2ine ^unft ift entweber bie ber Unterweifung unb 33orf(J^rift ober
be§ genie§; iene t)aben i^re Ofiegeln a priori unb laffen ftd^ lef)ren.
2 Nr. 619 und 620 durften nicht zur theoretischen Philosophie geschlagen werden, 25
sondern gehören (ebenso wie Nr. 650, 658, 662, 663, 667, 680, 695) in den Umkreis
der ästhetischen Betrachtungen, deren Grundlage sie bilden. \\ 6 Im Ms. Itlirb statt
werben. \\ 9 inf imf '\ 12 offecttonen? ajfectton»
5ir. 6U) 62:i (öonbXV). 269
2)ie fd)öne ^un[t grimbet fid) auf feine 2iBiffenfd)aft unb i[t eine Äunft
be§ genieß.
(-' (Selbft ein 33ernunftici)lu§ entl^ält fct)ön^eit, al§ ©rfentnis bejie^t
er ftd^ aufs Dbiect, a\§ eine mobification be§ ®entüt^§, bie empfunben
wirb, aufö fubiect.)
622. xf (7jf cf) M220'. E 1 352.
2)ie^ernunfterfenntni§ be§6d:)önen i[t nur Gritif unb nid^t tt)iffen=
fd^aft, erfldrt ba§ phaenomenon, aber fein Sen3eiä i[t a posteriori.
(« 2Biffenfd)a[t unb Äun[t; biefe ber 3lact)al)mung ober beä ©enie,)
(« 2lUe (5rjd)einung i[t be§ nac^einauberjei)n§ ober beö 3ugleid^=
e;ci[ttrenben ;
jene i[t , biefe 'i^a?, 23ilb.)
3)er gute ®ef(l)maf finbet nur in bem ßeitalter ber ©efunben, aber
nic^t bIo§ fubtilen Sßernunft ftatt.
(* ©efc^maf an einer ©ac^e (üieigung) ift nid^t immer ®efd^maf
in berfelben (Sacl)e, e. g. 5J?ujtf.)
(»Urt^eil be§2ieb^aber§,Äenner§(ä'2)iefer mufebieSRegelnfennen.),
3J?eifter§.)
23eq ber ©mpfinbung urtt)eile ici) nur immer fubiectiü, ba^er gilt
mein Urtt)eil aud) nid)t tior anberen; bet) ber @rfat)rung obiectio.
£)b nid^t (S(t)önlieit unb 3?oHfommen^eit, mithin bie llrfad)en ber=
felben fo xoq\)\ al§ bie 3Regeln fie §u beurt^eilen, in get)eimer SSerbinbung
fte^en. },. (5. (5in fcl)öner 2Renfc^ l^at oft eine gute (Seele.
3)ie Barte ©mpfinbfamfeit gel^öret jum Urtf)eil über "ba?), maö
iemanb angenel)m k k. fei)n fan; bie (5m:pfinblict)feit ;^um eigenen
ßuftanbe; jene fömmt bem 5Ranne, biefe bem 2Beibe ju. Ueber biefe mufe
bie 2Bi[lfiit)r ^errfdjen, unb eine @infd[)ranfnng berfelben auf \ia^ minimum
ift bie ©nugfamfeit, apathi.).
3 Uer a-Zusatz utammt aus v, vielleicht scho/i aus p'^, ö2 udef gar aus fx. Kr
steht zu obernt auf der Seite und ist möglicherweise als selbständige Efl. zu fassen.
Ich wollte ihn jedoch nicht, so icenig wie die andern s-Zusätze auf M 220'. aus drn
Zusammenhängen entfernen, innerhalb deren sie stehn.
9—12 s-Zusätze: v? (q3? a2?) (fjf)\\ 12 Der Strich nach ift steht auch im Mx.
unter fcftetnung. || 15 Die Klammer nach ^txo^im^ fehlt. \\ 15— 18 s-Zusätze: ^f q? (f r
(x?) II 20 onberen? nnbevii*' onbere?? || 25 eigenen? eignen? || 26 fömmt? fontt??
270 .Reflexionen juv Stntljvüpulociie.
(' 2)ie 6(^ön^eit an unb Dor [ic^ felbft, wenn [ie ni(t)t etiüa burd)
bie ©itelfeit begleitet ift, erregt feine SSegierben, al§ nur burd) Den
623. x^f (rj^f c''?) M220'.
5Kan ^at feine ®rünbe a priori, einen ®efci)niaf ju red)t[ertigen,
jonbern nur bie aügeineine ©iuftimmung in einem ßeitalter ber JBernünf=
tigen Seurt^eilung.
0 ©igene ober perfoi^nlid^e (Smpfinbungen müfjen üon fubftituirten
Unterfd)ieben merben; bie le^tere fönnen eine unQngenel)me 3lad)at)men,
aber boc^perfo^nlid) angenehm fe^n, (* 3)a§ ®ute i[t in ber jubftituiiten
(äinpfinbung ieberjeit angenel^m.))
624^. x^f (rf? i'f) M220'. E TT 320.
C 2)ie finnlid)e (ärfenntniS ift bie SSoüfommenfte unter aüen 2ln=
fd)auenben; bie ^ernsirung pngt i^r nur j^ufaüig an.)
33ei)m ®e|d)maf mufe bie 3Sor[teüung ftnnlid) jeQn, b. i. JQnt^etijd) i^
unb uict)t burc^ S^ernunft, jujeijtenö: intuitiü. 2)rittenö: über biepropor=
tionen ber ©mpfinbungen unmittelbar, alfo ift ba^ ®ejd)mafö urt^eil
nid)t obiectiö, fonbern fubiectiü; nid)t burc^ SSernunft, fonbern a posteriori
burd) ßuft unb Unluft; ferner ift e§ nid)t eine blofee ßm|)finbung, fonbern
i)a§, voa§ au§ üerglid)enen Smpfinbungen entfpringt. @r [ift] beurt^eilt 2(
nic^t bag nü^lid)e [fonbern] unb gute, fonbern ha§> äufeUig angene'^me,
Äleinigfeiten (' fo fern bereu (Srfi^einung mit ben ®efe^en ber em=
pfinbungSöcrmögen einftimmig ift).
1 s-Zusat2 vf 'o3i a2?) (fifj
8 s-Zusau: < Q^r a2?) (/:if)\\ 10—11 3)ag . . . onflenelim: y? fl?;
13—14 s-Zusatz: x3* X? fif (»2? j? Au/ jeden Fall cur Z. S-ll (Stellunc/n-
indiden; Zusammentreffen der mir verschiedenartiger Tinte geschriebenen Buchstaben), j,
E: Slnfc^auungen || 21 \ia^ aufcHig angenet)me? be« aufoütg anflenetimen ? ||
22 s-Zitsatz: V? (q3? a2?) (fil)
5^v. 622-626 (i3anb XV). 271
(i.i5. 'A'f (iff t'f) M220'.
33ei) Quem, inaS nac^ ®efct)maf ©ebiUigt werben foll, nuife einiget
fe^n, tt)a§ bie Unter[ct)etbung beö SKanigfaltigen erleidjtert (Qb[ted)ung);
einiget, maä bie 33egreiflid)feit beforbert (äs'er^ältnifje, Proportionen);
einiges, maS bieSufammenne^mung möglid) mQd^t((5int)eit); unb enblid):
was bie Unterfc^eibung üon allem 5I?öglid)en beforbert (praecifton).
2)ie fd)ön^eit ^at ein fubiectio principium, nemlid) bie conformitaet
mit ben ®efe|en ber 2lnfd)auenben 6rfentni§; aber bieje§ ^inbert nict)t
bie allgemeine ©ültigfeit i^rer Urt^eile üor bie SJZenjc^en, wenn bie
@rfentni[fe einerlei fe^n.
0 3n ®egen[tdnben ber Siebe öermec^felt man gern \it\\ a^leij mit
ber ©d)ön^eitO
3Äan fan mo^l feinen, ber einen falfc^en @e|ct)maf ^at, überzeugen;
man fan aber anbere iiber^eugen, bafe er \oS.\i) \vs), i^n aber bnrd) SÖet)=
fpiele öon feiner 9)ieinung abbringen.
626. xf (rif) vff an M227'.
C 3n ber anf^auung liegt ibee jum ®runbe. (Sd)5ne 3)inge,
@rfentnifjeO
2Ba§ in ber (ärfc^einung gefällt, aber ot)ne 3Rei^, ift ^übfc^, fcl)ifli(j^,
20 anftanbig (" l^armonifrf), fi^mmetrifd)). SBenn ber Uü^ auä ber unmittcU
baren (Smpfinbung entfpringt, fo ift bie 6(l)ön^eit ftnnlid); ift fte aber
au§ ülebengebanfen entfprungen, fo Reifet fte ibeal. ^aft aller JReij ber
Sd)ön^eit beruht auf 9iebengebanfen.
2)a§ bie ©riinbe be§ Unterfd)iebeö be§ «Sd^önen bloö fubiectio fe^n,
25 ift aud) baraufo ^u erfel)en, weil man ftd) unmöglid) eine fc^önere ®eftalt
eines Dernünftigen SBefenS alö bie 5J?enfd)li(t)e benfen fan.
Sine @rfentni§ oon einem ^robufte ift entmeber (^ritif [ober] (bie a3e=
urt^eiUmg) ober bifciplin («boctrin) (bie Untermeifung) ober 2Biffenf(l)aft.
SBenn bie 5ßerpltniffe, bie bie ^orm be§ Schönen ausmachen, mQt^e=
4l—5 Nach der Schlussklammer hinter proportionen T? proportion ?; und uaca
\\\a6)i ein Punkt. \\ 10 erfentniffe? (Srfentntffen? || 11 s-Zumtz-. vf (Q3t „2?) ^^?;
17 s-Zusatz: 70er Jährt. || 28 s-Zusatz: 70er Jahre. || 29 beä ®ct)öneil
iiius ber ©c^önt)eit
'^12 ^ieftejiotten ?,üx 5(ntt)ropü(oive.
mati)c^ jinb, b. i. folc^e, too immer eben biejelbe (äint)eit jum ^viinbe
liegt, fo i[t t)a^$ er[te ^rincipium ber CSrfentniS be§ @d)önen bie (äifaf)ruiic\
unb beren ßritif; jmeQtenä i[t eine bifciplin nött)ig, melct)e jolct)e 3flegeln
an bie ^anb giebt, meiere ju ber Sluöübnng beftimt gnug feqn (eben fo
mie bie 5J?at^emQtif be§ 2Barfd)einlic^en), unb e§ fomt ba3u wo^l nod)
eine SBifjenjc^aft, beren ^rincipien aber empirifc^ fe^n.
@inb bie SSerpUniffe, n)eld)e ben ®runb ber @^ön()eit ma(t)en, üer=
I)eltniffe ber qoalitaet, folglich obiecten ber p^iloiopl)ie (^. (^. ibentitaet unb
5Berfd)ieben^eit, contraft, Seb^aftigfelt etc.): fo ift feine bifcipUn 93ZöglicI),
nod) raeniger Sßifjenfd^aft, fonbern bloö (Sriticf. äJauhinft («^ im aü^
gemeinen 3}er[tanbe.) (®artenfun[t etc.) ift eine bifciplin, fo aud) mullri:.
2)enn es fomt [f)tev] beQ jener auf bie [33er] gefaüenbe 33erl)ältnifie in ben
2lbt^eilungen be§ 3RaumeS, bei) biefer aber in 8lbfict)t auf bie ßeit au.
^ü^er mufe ber fct)ulna^me aeft^etic üermieben merben, weil ber ®egeu=
ftanb feinen Unterrid)t ber Schulen üerftattet; man fönte eben fo gut bie
bul)lerifd)en Sftei^e mit einem ^unftmort belegen.
(5§ giebt unmittelbare ©mpfinbungen ber Sinne ober ^t)pot^etifd)e
(^ unb fubftituirte) ©mpfinbungen. 2)ie erftere entftef)en an§> aUem bem,
maS unferen ßuftanb anget)t unb menn wir ba^ obiect unferer S3etrad)=
tung felbften fe^n. 2)ie jmeQten : inbem mir un§ felbft gleid^fam in eine
frembc ^erfo^n öerroanbeln unb un§ eine (Smpftnbfamfeit, bie mir billigen
ober begehren, öon un§ erbict)ten. [@oid)e fubftituirte ©mpfinbunfleH finb]
2)ie (5mpfinblid)feit betrift immer unferen (Signen ßuftanb unb beffen
Slnmut^ ober Unannef)mlid)feit. 2)ie (ämpfinbfamfeit ge^t auf ben mög=
lid)en ober SBirflidjen S^f^^"^ anberer, ben mir nad)al)men. (2old)e
fubftituirten ©mpfinbungen fan man in Slnfe^ung folct)er ßuftänbe ober
^anblungen l^aben, woju man feine perfo()nlid)e ober eigentt)ümlict)e
ßmpfinbung l^at. §. (S. 6in eingebilbeteS orbentlic!^e§ Seben nad) einer
^ranf^eit; eine ©roömutl), menn man ta^ grofee 2oo§ gemonnen l)ätte.
58oltaire l)at bie üortreflicl)ften ©mpfinbungen ber 2:ugenb im 5Ral)men
berOftömer unb aller in ber tragoebie. @olct)e fubftituirte ©mpfinbungen
14 Hier scheint Kant einen Tintenwechsel vorgenommen oder wenigstens der t>ch/ec/i/
i/ewordenen Tinte irgendwie nachgeholfen zu haben. \\ 18 flüeitt? QÜeu? || 10 obiect '
fubtect*? Das Wort ist in andere, unleserliche Buchstaben hineincorrlgirt. \\ 24 9(n=
mutt)? Strmutt)?? il ;^<«? eingebitbete«?? eingebilbeter? |! ''^ SRömer? fReimer? ||
oder?? aHen? allem'
MJr. (i-26 (;-28 (önnb XV). 278
ma^en loebcr glüdlid) nod) uuc^lücflicf), aufjer roenn fte iudirecte mit
unferem ßuftanbe üerfnüpft feqn. ^ie ftnb nur tictiones aestheticae unb
leberjeit angenehm.
fj^r. X.' l' II f $f of ^? M 227'.
2)er ®efd)mat i[t bie 2Bal)l be§ aUgemein gefälligen nad) ®ejel3eu
ber @inlid)feit. ®ei)t üornemlid) auf bie @innlict)e ^-orm; benu in '^ln=
fe^ung berer giebt e§ ®efel3e, bie oor alle gelten.
62S. x'. M22S'.
2)ie innere33oÜfomtnenf)eit einer @Q(i)e f)at eine natürli(J)e33eäiet)ung
10 a]i\ 6(l)ont)eit. 2)enn bie fuborbination bey ^Ranuigfaltigen unter einen
Bwef erfobert eine coorbination beffelben nad) gemeinfd)attlic^en ®e|e^en.
®a^er i[t biefelbe ©igenfd^Qft, moburd^ ein t^ebäube [d^ön i[t, auc^ ;^u
4 Ji//. li'Ji steht am srlmialfii liiiifimnid cuu M 'J'J7' quer gesvhnehen; unter
Hfl. ti'Jli irar kein Plat: mehr.
15 Zu Nr. Ö2S — 740: hh drucke ziumch-st die äfthetiache/i /leßejtuiieii tib, die Kam
in den Phat'i'ny. — | er. q auf den Üiirehschissseiten :u M 2'2S — 249 sowie auf M 247 — 24!f
niedergeschrieben hat. Znischeii den einzelnen Reflexionen .spielen Assoviationsfäden
mannigfachster Art hin und her. die unter keiner Bedingung zerrissen werden durften. Ich
hiKse deshalb die Bemerkungen so auf einander folgen., wie sie auf den einzelnen Selten
•.'0 unter einander stehn und wie sie auch ohne ?jweifcl (von einigelt Ausnahmen abgesehn,
'djt-r dir an ihrem Ort berichtet werden wird) nach einander geschrieben sind. 7vv
'/scheinen deshalb hier manchf Reflexionen., von denen man vielleicht meinen könnt/',
ihr eigentlicher Platz sei in andern Theilen der Anthropologie (z. B. Nr. f)o2, 042,
'!49, G,y2, G67, 689, 7(Jö, 707 —709, 720, 728) oder in Bd. XVII (z. B. Nr. 650,
L'r. 658, 662, 663, 667, 680. 695). Aber sie sind stets mit ihrer näheren oder weiteren
Umgebung durch innere Beziehungen verbunden, die zu zerstören weit unzweckmässiqer
geteesen wäre, als die kleine Unbequemlichkeit mit in Kauf zu nehmen, die daraus er-
irächst, da,ss diese oder jene lieflexion in einem Abschnitt steht, unter dessen Übi^r-
^chrift man sie nicht erwartet. Was im Besondern die Bemerkungen von scheinbar
üo rein theoretischem Charakter betrifft, so sind sie (vgl. oben 26825—27) »" Zusamm-n-
liang nni Kants Ästhetik ganz unentbehrlich als deren eigentlich'- Grundlage, und nn
klaren Fiewusstsein von dieser Thidsache hat Kant die betreffenden Prubleme ebi-n
gerade auf den oben qenannti'n Seiten seinen Handbuchs inmitten der ästhetisch' ,'
Heflexionen /"■ham/eft.
<? int .-. sdJi if I TM >^,iiiM*riftli*ci 'Wacbl.it^. II, !8
274 .'Hefiejtonen jur Slnt^ropologte.
feiner bonitaet Buträgltd), unb ein ®eftd)t mürbe au* ju feinem Qvode
feine onbere ©eftalt (jaben muffen al§ §u feiner @d)ön^eit. 3Son Dielen
^Dingen ber ^Ratur erfennen mir (Sct)ön^eit, aber nidjt ßmefe; e§ ift ^u
glauben, ta^ baö SBo^lgefaÜen an it)ren (5rfd)einun9en nid)t bie 2lbf\d)t,
fonbern bie golge au§ il)rer Slbfic^t feij.
629. x'. M228'.
2)ie (Sd)ön^eit ber (5rfentni§, meldje ber 3Sernunft beforberlic^ ift
unb ber eöiben^ be§ SSerftanbeö, Ijeifet felbftdnbtg»
630. x'. M228'.
ißeQ aüem fd^önen gehöret ba§ jum 5ßergnügen unb ift fubiectiü, ta^
bie g'orm be§ ®egenftanbe§ bie .^anblungen be§ SSerftanbeä erleict)tert;
eö ift aber obiectio, bafe biefe ^orm allgemein gültig ift.
631. x'. M228'.
3ur iUufion in 2lnfe^ung beffen, ma§ {gefällt ober 9)?i§fäUt, gehört
l)auptfad)lid) bie affociation mit bem übrigen, mag ©efdüt ober mt^fdllt.
^an fan be^ einem artigen Frauenzimmer ni^t Dom ®e|cl^le(^t ab=
ftra^iren.
632. xK M228'. E T 424.
SBeinen unb 2ad)en geben eine annel)mlid)feit, mcld[)e [burdi] Don ber
si^orfteüung burd) ben Ä'orper mieberum zurüffel)rt. 2)o(i) t)aben belebe 20
ä^nlid)e Bi'ige unb fdilud^jen. 2)ie 3;t)räne über eine fi^mpat^ie mit ber
^^roömut^ eineö anberen, Dornemlid^ menn folc^e fanft unb ru^ig ift, ift
3 erfennen?'
10 aüemr oUen? fc^önen? fd)üncm?|| // .«panblunflen? .^anblung:'.'
:^0 /i'.- luieber || ?V Dornemlfd) ? nomlid) (■"" f^'-)--
d\x. 6-28—636 (33aiib XV). 27f>
bie anne^mlid^fte. (* Ueber baö Unöermögen ber ^efriebigung ber ®ro§=
müt^igen 9ieigung.)
655. x'. M228'. EI SIL
2)er ^^erjönlid)e Ut\% jeiget ftd), inbem man eine luftige t)i[torie
felbft ^uerft er^e^len fan, be^ ber raritaet, bie man aüein beft^t, fo gar beQ
ber ©lüffeeligfeit, baüon man felbft bie Urfac^e ift. ^ier grünbet ftd)
ber 3ftei3 me^r auf (äitelfeit»
634. xK M228'.
(äine jebe @act)e fc^eint bie Sluöfü^rung eine§ 23ilbe§ ju fet)n, fo "tid^
10 bie ibee Dor ber (Sad^e Dorge^t, bat)er ideae substantiales. 2)a§ UrbilD
ift biejenige ibee, aug ber bie anbern ade entfte^en; bemt [bur(^ bteSßerein]
au§ bem großen fan iDol^l \ia% Heinere entfte^en, aber ni(l)t auä bem
Heineren "ba^, größere, wenn biefeö nid)t Dort)er befannt ift. 2?olifomen ift,
ö)a§ bem Urbilbe gleid) ift; biefeS, menn eä alä nic^t e;riftirenb betradjtet
ir, lüirb, Reifet ibeal.
655. xK M228'.
2)ie (Selbftänbige 6dbön^eit mufe fid) auf einem beftänbigen prin-
cipio grünben; nun ift feine ©rfentnis unoeränberlici^ al§ bie, fo "üa. jeigl,
waö bie (Saij^e ift; folglid^ ift fie eine SSereinigung mit 35ernunft.
636, x'. M228'.
2)aö @d)öne (^ unb ^ä^licbe) ift oon ber 2lrt, bafe [loh- bie ©mpfinbuncj,
bie mt baoon er^altenl beffen 2lnfd)auung eigentlid) [unfer] ^u unferem Bu=
ftanbe nid)t ge{)ört unb benfelben nid)t oerdnbert. 2)enn mir fönnen un§,
iDenn e§ un§ gefdüt, baffelbe gleid)fam burd) ßitelfeit ober burd) fi)m=
pat^ie jueignen, ober, ttenn e§ un§ mißfällt, baüon abftrat)iren. 2)a in
7 s- Zusatz: 7(1 rr Jahre, viflleickt aber auch schon y.-"' .
11 burc^ versehentlich nicht durchstrichen.
'44 ba[felbe? bef^etben' ; 2.% ,^ueiqnen aus ,3uetgnet
18*
276 ^Keflerionen 3ur Slnt^ropoloqie.
allen eigentlid^en (Smtifinbungen ta^ ^RiSöergnügen [tärfer alö baö i^er=
gnügen i[t, fo i[t t)ier e§ in Unferer ©etoalt, wenn toir @ejc!^maf t)aben,
ha§ SSergnügen §u nergröfeern unb ba^i ^D^iöf allen ju üerringern. ©in
jarter @ei(i^maf i[t ba^u guträglid); aber ber järtlidje rü^rt üon einer
6^tDäd^e ^er, nad) n)eld)er man ben iünftonen ber ßneignung nid)t roieber-
[tel)en fann.
6S7. x'. M229'.
2)ie 2lb[ted)ung ber färben ifl eben ba§ oor \i(ii% 2luge, ü3aö bie 6on=
fonan^ üor ha^ £)^r. @inb bie färben gemengt, |o i[t§ bie eigentlid^e
ßonfonan^; finb jte neben einanber, fo \\\'% bie -Harmonie.
638. x\ M 229'.
©^ ift bie ^rage, ob 'ii<x% Spiel ber (Smpfinbungen ober bie §orm
unb (Seftalt berSlnfd^auungen unmittelbar angenehm fei) ober nur baburd)
gefalle, ho.'i^ fie bem 23er[tanbe SÖegreiflidifeit unb Seid)tigfeit in ber 3"=
fammennel)mung eines großen ^Hknigfaltigen unb gngleic^ Tieutlid^feit 15
in ber ganjen SSorftellung üerfdjaffe.
3ur ®eftalt gehöret nic^t blo§ bie §orm be§ ©egenftanbeö nad)
'I^ertialtniffen be§ 9?anme§ in ber @rfd)einung, fonbern aud) bie 5Raterie,
b. i. ©mpfinbung (^^arbe).
fiS9. yJ. M229'.
2)ie ftnnlid)e ?'s-orm (^ ober bie ^orm ber (Sinnli(!^feit) einer ©rfentniö
gefällt entmeber al§ ein (Spiel ber ömpfinbung ober al§ eine ^orm ber
3lnfd)auung ( unmittelbar) ober al§ ein [öeg] 2Rittel jum Segriffe be§
guten, 2)a§ erfte ift ber 3iei^, ba§ gmei^te \io,?:> ftnnlic^ Schöne, \ic^§) britte
bie felbftänbige Sd)önt)eit. 2)er formelle JRei^ ift entmeber unmittelbar,
/ ftärfer'
15 .^uciteid) ber -Deittlidifeit !l IS SBev()ältniffi'ii a«.» .'i^er^ältniiie'S. kmun um-
^lJr. (^3H (i3:» Oanh .XV). 277
wie rameau glaubt, ba^ eö in ber 3J?u|u- fet), ober mittelbar, lüie be^
ßad^en unb Steinen; biefer le^tere ift ber ibealifd^e 9?eij. 2)urd) [bei? toirb
m(i)t ba beDbe] feinen üon bei)ben gefaßt ba§ obiect in ber Stufd^auung. 2)a§
/ /Jm den Haupistützen der Musiktheorie .Jean-Philippe karmaus (I680 — 1764)
.') i/ehörcn die oft von ihm dargelegten und gegen die Angriffe ./. ./. Rousseaus und
Anderer vertheidigteii Lehren, dass die Harmonie die Grundlage der ganzen Musik
■•^ei, dass die Melodie erst aus ihr entspringe, und dass auch die ästhetischen Wirkung^}
der Musik viel mehr der Harmonie als der Melodie zu verdanken seien. Vgl. Rameau:
Xouveau Systeme de Musique theorique 1726 4° S. 1: ^.U Harmonie cunsiste d.ans
1" funion de deur ou de plusieurs Sons, dotit Poreille est agreahlement affect€e ....
La Melodie nait de P Harmonie.'''' S. 43: .,La force de Pexpression de'pend beaucoup
plus de la Modulation, que de la simple Melodie.'''' Ferner Rameau: Trait€ de
P Harmonie reduite a ses Principes naturels 1722 4° S. 23. 138, 139. Rameau: Ob-
xervatinns sur notre Instinct pour la Musique, et sur son Principe 1754 S. V—VI:
1'^ UHarmouie „est Punique haze de la Musique. et le principe de ses plus grands
'ffets .... Cest (7 P Harmonie seulemenf qu^il appartient de remuer les passions, la
Melodie ne tire sa force que de cette source, dont eile €mane directement.'' S. 58:
.,Des qu''on reut eprouvcr Peffet d''un Chant, il faut toujours le soutenir de taute
/^Harmonie dont il d^rire; c''est dans cette Harmonie meme que r^side la cause de
-*J Peffet, nullement dans la Me'lodie. qui ri'en est que le produit.'''' Ahnlich S. 99. Ferner
(Rameau:) Erreurs sur la Musique dans P Encyclopedie 1755 S. 48 — 49: „Tout
Choeur de Musique, qui est le/if. <-t dont la succession harmonique est bonne, platt
f<mjours Sans le secours d''aucuii Üessein, ni d''une Me'lodie qui puisse nffecter d''eüe-
nieme: et ce plaisir est tout autre que celui qiPou eproure ordinairement d''un Chant
2.') agreable, ou simplement vif et gai: Vun [le choeur!] se rapporte directement a Pame,
Pautre [le chant!] ne passe pus le canal de Porei/le.-'' S. 47: „De meme qu^une
succession rapide de couleurs ne forme qu'une confusion qui peut, tout au plus, amuser
les i/eur, de meme aussi uw succession rapide de sons, ordinaire ä la Melodie, surtout
dans les mouvemens vifs, ne fait qu''amuser PoreiUe.'-' S. 46: .J'e />''r.sf que de Pharmonie,
30 mere de [la] Melodie, que naissent directement les differens eff'efs que nous eprouvons
en Musique.'''' Vgl. ferner d^Alembert: Systematische Einleitung in die Musicalische
Setzkunst, nach den Lehrsätzen des Herrn Rameau, übersetzt von Fr. W. Marpurg 1757
4° S. 70 §. 153: „Alles bisher gesagte ist, meines Erachtens, mehr als hinlänglich,
uns zu überzeugen, dass die Melodie ihren Grund in der Harmonie hat, und dass man
'■'<■< in der entweder wirklich vorhandenen, oder doch dabey zu rermuthenden Harmonie,
die Wirkungen der Melodie suchen muss.'"'' — llonsseau poleniisirte gegen Rameau in
verschiedenen Artikeln der Encyclope'die, die dann auch, mehr oder weniger verändert,
in sein TJictionnaire de Musique (zuerst 1767) aufgenommen wurden, ferner im Essai
sur POrigine des Langues, soivie im Examen de dcux Principes avanc€s par M. Rameau,
♦0 dans Sil Brochure intitule'e: Erreurs sur l<i Musique. dans P Encyclop€die. Da eine
geioisse Wahrscheinlichkeit dafür spricht, dr(ss Kant Hannaus Ansichten nicht aus
278 JRcflejioncn jur 3tut^ropologie.
dessen eignen Schriften, sondern aus secundären Quellen kennen gelernt hat, rnnylicherirrise
aus Housseai), führe ich aus dessen Polemik gegen Rameau einige bezeichnende Stellen
an. Am Srhluss des Artikels „Harmonie''^ heisst es in seinem Dictionnaire: „ü/. Rameau
prüfend que P Harmonie est la source des plus grandes beaut^s de la Musique; mais
ce sentiment est contredit par les faits et par la raison. Par les faits, puisque tovs 5
les grands effets de la Musique ont cess^, et qu''elle a perdu son Energie et sa force
depuis Pinvention du Contre-point : a quoi j^ajoute que les beaut^s purement harmoniques
sont des beaut€s savantes, qui ne tratisportent que des gens verse's dans PArt; au Heu
que les v€ritables beaut.€s de la Musique ^tant de la Nature. sont et doivent etre
pgalement sensibles a tous les hommes., savans et ignorans. Par la ramon, puisque in
/^Harmonie ne fournit aucun principe d''imitatiun par lequel la Musique., formant des
Images., ou exprimant des sentimens, se puisse elever au genre Draviatique ou imitatif,
qui est la partie de P Art la plus noble., et la seule €nergique; tont ce qui ne tient
qu'au phi/sique des Sons, ^tant tres horn^ dans le plaisir quil nous donne, et n'ayant
que tres peu de pouvoir sur le coeur humain.^^ Im Artikel ,.,M^lodie" des Dictionnaire. ir,
erklärt Rousseau: ,.,La m^lodie se rapporte ä deux principes diff^rens, selon la maniere
dont on la considere. Prise par les rapports des Sons et par les regles du mode,
eile a son principe dans -P Harmonie ; puisque c^est une analyse harmonique qui donne
les Degris de la Gamme., les cordes du Mode, et les Ivi.r de la modulation, uniques
e'l^mens du Chant. Selon ce principe, toute la force de la m€lodie se borne a flatter jo
Poreille par des Sons agr^ables, comme on peiit flatter la vuc par d''agr€ables accords
de Couleurs; mais prise pour un art d'' Imitation par lequel un peut affecter Pesprit de
diverses images, €mouvoir le coeur de divers sentimens, exciter et talmer les passions,
op€rer, en un mot, des effets moraux qui passent Pempire imm€diat des sens, il lu-i
taut chercher un autre principe: cur on ne voit auciine prise par tnquelle la seule '^5
Harmonie, et tout ce qui vient d^elle, puisse nous affecter ainsi. Quel est ce second
principe'? II est dans la Nature ainsi que le premier . . . . Ce principe est le meme
qui fait varier le Ton de la voix, quand on parle, .selon les choses qu'on dit et les
mouvemens qu^on €prouve ezi les disant. Cest PAccenf des Langues qui d^termine la
m^lodie de chaqne Acition .... Si la Musique ne peint que par la me'ludie, et tire ho
(Pelle toute sa force, il s^ensuit que toute Musique qui ne ctiante pas, quelque harmonieuse
qu'elle pui'ise etre, n''est point une Musique imitative, et, ne pouvant ni toucher ni
peindre avec ses beaux Accords, lasse bientot les oreilles, et laisse toujours le coeur
froid.^^ Vgl. den Artikel ,.Unit^ de Me'lodie'''' ebenda: „Le plaisir de Pharmonie n'e.st
(pCun plaisir de pure Sensation, et la Jouissance des se?is est toujours courte, la sati€te n.j
et Pennui la suivent de pres: mais le plaisir de la m€lodie et du chant, est un plaisir
d''int€ret et de sentiment qui parle au coeur, et que Partiste peut toujours soutenir et
renouveller a force de ge'nie. La Musique doit dorn- ne'cessairement chanter, puur
toucher, pour plaire, pour soutenir Pint^ret et P attention. "-^ Ferner in dem Chap. XII J
des Essai sur POrigine des Langues: „LViomme est modifie' par les sens, personne 4»i
/?'en doute. Mais faute de distinguer les modifications, nous en confondons les causes:
nous donnons tnrp et trop pni (Pfmpire aux sensntiuns: nntts ne voi/ims pas qiie souven'
gfir. 639 (29anb XV). 279
Obiect gefäöt unmittelbar in ber Slltjc^auung, rocnn [eö bie] feine ^orm
bem ®eje|e ber coorbination bei) ben 6rfd)einungen gemäfe i[t unb
ftnnli(t)e Älarl^eit unb ®röfee erleict)tert. 2Bie bie f^metrie im ©ebäubc
unb Harmonie in ber ÜKufif. 2)a§ obiect gefallt im 2lnfd)auenben SSe--
griffe, menn beffen SÖe^ie^ung §um ®uten burd) einen 33egriff, ber in
pnnlidjer goi^ot ©efäHt, auggebrücft werben fann.
(^ conoentioneUer ober natürlid^er ®efd)maf.)
dies ne nous affectent poiiif seulement cimvue sensatinns, mais comme signes mt images,
ft que leurs effets moraux ont aussi des cavses morales. Comme les sentimens gu'exctte
10 eil nous la peintire ne viennent point des couleurs, Pempire que la musique a sur nos
ames »''est point Couvrage des sons ... La m^lodie fait pr^cis^ment dans la musique
et' que fait le dessein dans la peinhire: c'est eile qui marque les traits et les figures,
dont les accords et les sons ne sotit que les cottleurs. Mais, dira-t-on, la m€lodie
u^est qu'une succession de sons; sans doute; mais le dessein rüest aussi qu'un arrangement
15 de couleurs. Un orateur se serf d''encre pour tracer ses Berits; est-ce a dire que
Pencre sott une liqueur fort doquente'? .... Qjae dirions-nous du peintre assez d^pounm
de sentiment et de gotit pour . . . bomer stupidement au physique de son art le plaisir
que nous fait la peinturei Que dirions-nous du musicien qui, plein de pr^jug€s semblables,
croiroit voir dans la setile harmonie la source des grands effets de la musique? Nous
20 enverrions le premier mettre en couleur des boiseries, et nous condamnerions Pautre
a faire des Op^ra franpois." — Auch d''Alembert stimmte (trotz seines anfäiu/lichen Ein-
tretensfür Ramean) in seinem Enci/clopädie- Artikel „(Basse) Fondamentale'-'- den Gründen
hei, mit denen Rousseau die Überschätzung der Harmonie seitens Rameaus bekämpft.
Rousseau hat nach ihm sehr überzeugend bewiesen, „que la consid€ration des rapports
25 est tout-ä-fait illusoire pour rendre raison du plaisir que nous fönt les accords con-
soiians'-''. Rameau antwortete darauf in seiner „Lettre a M. d''Alemhert, Sur ses
opimons en Musique, ins€r€es dans les articles Fondamental et Gamme de PEncyclo-
p€die" (1758, auch Rameaus „Code de musique pratique'^ 1760 vorgedruckt) S. 2 — -3:
„La consid€ration des propurtions, comme des rapports, est . . . absulument ne'cessaire
•to h Pexacte th€orie de la Musique. Bien plus, si Pon veut appre'cier aux yeur de la
raison le plaisir que cause Pharmouie, c''est ä dire, faire concevoir au juste les diff^rens
degräs de ce plaisir, lorsqu'ü r€sulte de tel ou tel accord, de teile ou teile consonnance,
de quelle mani€re peut-on s''y prendre, si ce n'est en exjjosant les proportions et les
rapports, que la Nature u mis entre les sons qui forment ces accords et ces con-
35 sonnances '7'-^ Vgl. auch im „Code''^ selbst S. 165.
7 Der y-Zusatz steht zicischen Rß. 639 und 640, rechts von den 5 letzten
1 1 orten jener.
•JSO JKcfleriüiieii jiir iJlntljrüpologic.
640. x'. M229'.
2)urc^ baä (^efü^l urt^eile id) gar nid)t über bie Sad^e unb aljo
nid^t obiectiD. 2)al^er id) nid)t glaube mid) geirrt ju f)abcn, menn xi) mir
anbere ©egenftdnbe ber (Smpfinbung wä^le, unb auc^ uid)t mit anberen
[treite. @in fd)lec^t gebäube eine§ ^-einbeS, ein belad)en§n3ertt)e§ 23ud)
Dergnügt, aber e€ gefällt barum nid)t, unb bie fd^önften ©ebäube geben
bem, ber fie anftet)t, menn e§ nid)t burd) bie 9teuigfeit unb feltent)eit ge=
jd^ie^t, fd)led)ten 6rja^ lüegen einer SSerlol)renen 2}?a^l^eit k k. 2)urd)
ben ®ejd)maf urtt)eile id) oom obiect, mein 3"[^anb mag l)ieburd) üiel ober
wenig afficirt merben. 2Senn ic^ e§ fd)ön nenne, fo erfläre id^ nic^t aüein
mein mo^lgefaUen, fonbern \i([^ e§ aud) anberen gefallen foÜ. ?!)tan
fd^ämt ftd^, wenn unfer (ye)d)mat mit anberer t^rem nid)t übereinfömmt.
^n jad^en be§ ®efd)maf§ mufe man ben 3Rei^ öon ber 5d)önt)eit unter«
f^etben; ber erftere ge^t oft oor biefen ober ienen oerlol^ren, aber bie
(Sd^onl^eit bleibt. 2)ie gepu^ten ßimmer bleiben immer fdjön, aber fie
^aben i^ren rei| mit bem 2;obe ber ©eliebten Derlot)ren, unb ber £ieb=
^aber md^lt ftd^ anbere ©egenftänbe. 2)ieje ^Begriffe Don ©d^on^eit, fagt
2Binfelmann, finb mollüftig, b. i. man unterfd^eibet nid)t ben 3Rei| öon
ber €'d)on^eit; benn in ber tt)at loaren fie be^ ben Sitten eben fo mo^l
12 i^mn?? i^rer? || i4 biefen i* biefetn? |! ienen? ienem? || 17 Sieje?? ®iefer? ;1 -m
Siegriffe? SSegrtff? || 18 Wahrscheinlich hat Kant hier das 2. Mick des 4. Cap. im
[. Theil von J. Winckelmanns Geschichte der Kunst des Alterthums 1764 4° S. 143 ff. im
Sinn: „Wider die Unempfindlichkeit ist kein Mittel^ und es fehlet uns die Regel und
der Canon des Schönen, nach welchem, wie Euripides sagt, das garstige heurtheilet
wird; und aus dieser Ursache sind wir, so wie über das, iras wahrhaftig gut ist, also 'i.i
auch über das, was schön ist, verschieden. Diese Verschiedenheit der Meinungen
zeiget sich noch mehr in dem Urtheile über abgebildete Schönheiten in der Kunst, als
in der Natur selbst. Denn weil jene weniger, als diese, reizen, so werden auch jene,
wenn sie nach Begriffen hoher Schönheit gebildet, und mehr ernsth<(ft als leichtfertig
sind, dem unerleuchteten Sinne v;eniger gefallen, als eine gemeine hübsche Bildung, die 3ii
reden und handeln kann. Die Ursache liegt in unseren Lüsten, welche he// den
mehresten Menschen durch den ersten Blick erreget werden, und die Sinnlichkeit ist
schon angefüllet, wenn der Verstand suchen wollte, das Schöne zu gemessen: alsdenn
ist es nicht die Schönheit, die uns einnimmt, sondern die Wollust. Dieser Erfahrung
zufolge werden jungen Leuten, bey welchen die Lüste in Wallung und Gährung sind '■'<'>
mit schmachtenden und brünstigen Reizungen bezeichnete Gesichter, wann sie auch nicht
wahrhaftig schön sind, Göttinnen erscheinen, und sie icerden iceniger gerühret werden
ithei- eine solche schöne Frav. die Zucht und Wahlxfand in Gehehrden und Handlungen
IRr. 640 (Öanb XV). 281
öerfnüpft (" öieQeid)! nid)t fo öermengt) al§ bcQ ben neueren, aber üiel»
leicht in ben Segriffen ber Äünftler, n)eld)e jte auSbrücfen »ölten, unter»
|(i)ieben.
2:)ie @d)öne perfolin gefält bur(!^ i^re ©eftalt unb ret^t burc^ il^r
®ef(!^Ied)t. ßafet eud) einen in§ ol^r jagen, bofe biefe betounberte <Sc^5n=
^eit ein [leidjtfertiger] unmdnltc^er @änger fe^, jo [ift] oerfd)minbet ber
3?ei^ in einem 2lu(^enblife, aber bie <Sd)ön^eit bleibt. @§ ift fdjöjeer,
zeiget, welche die Bildung und die Majestät der Juno hätte.- Winckelmanns ..An-
merkungen über die Geschichte der Kunst des Alterthums'-'- 1767 4° I 34 — 35 fügen
hinzu: .,Man muss sich nicht wundern, dass die Begriffe der Schönheit unter uns sehr
verschieden sind von den Begriffen der Sinesen und der Indischen Völker, wenn wir
bedenken, dass wir selbst selten uns in einen Punct über ein schönes Gesicht vereinigen.
Die blauen Augen werden insgemein von blauen [lies: braunen] gezogen, und die
braunen von blauen gereitzet, und es t^erhält sich mit dem verschiedenen Urtheiie über
eine schöne Person^ icie mit der verschiedenen Neigung gegen weisse und braune
Schönen. Derjenige, welcher eine bräunliche Schönheit einer weissen vorziehet, ist
deswegen nicht zu tadeln, ja, man könnte ihm beypflichten, wenn derselbe weniger durch
(tos Gesicht als durch das Gefühl gereitzet wird. Denn eine bräunliche Schönheit
kann vielleicht eine sanftere Haut als eine weisse schöne Person zu haben scheinen.''^
Vgl. ferner §. 9 und 11 in Winckelmanns Abhandlung von der Fähigkeit der Empfindung
des Schönen in der Kunst, und dem Unterrichte in derselben (1763. Sämtliche Werke
1825 1244 — 245): Ich „habe bemerket, dass diejenigen, welche nur allein auf Schön-
heiten des weiblichen Geschlechts aufmerksam sind, und durch Schönheiten in unserem
Gi-schlechte wenig oder gar nicht gerühret werden, die Empfindung des Schönen in
der Kunst nicht leicht eingeboren, allgemein und lebhaß haben. Es wird dasselbe bei
diesen in der Kunst der Griechen mangelhaft bleiben, da die grössten Schönheiten der-
■■ielben mehr von unserm, als von dem andern Geschlechte, sind.*^ „Das wahre Gefühl
den Schönen gleichet einem flüssigen Gypse, welcher über den Kopf des Apollo gegossen
wird, und denselben in allen Theilen berühret und umgibt. Der Vorwurf dieses Gefühls
ist nicht, was Trieb, Freundschaft und Gefälligkeit anpreisen, sondern ivas der innere
feinere Sinn, welcher von allen Absichten geläutert sein soll, um des Schönen wUlen
selbst, empfindet." In Winckelmanns Vorläufiger Abhandlung zu den Denkmalen der
Kunst des Alterthums (zuerst italienisch 1767) heisst es in §. 14 des IV. Cnpitels
(Sämtliche Werke 1S25 VII 110): „Nachdem sich die [griechischen] Künstler viele
Ideen von Schönheit, welche sie an verschiedenen einzelnen Personen erblikt, eigen
und gegenwärtig gemacht hatten, wurden sie gleichsam neue Schöpfer, und suchten
dieselben in dem Bilde, welches sie von irgend einem Individuum entwerfen wollten,
darzustellen, indem sie zugleich von aller persönlichen Neigung, welche unsem Geist
ron dem wahren Schönen abzieht, wegsahen.'''' Vgl. auch Sämtliche Werke 1825 IV
■j7/8 §. 19 (in der 1. Auflage der Geschichte der Kunst 1764 S. 148 fehlt der gerade
sehr bezeichnende Schlusssafz des §. 19).
282 SReflejtonen jur Slnt^ropologte.
biefcn 3flei^ oon bcr ©c^ön^eit abpfonbern; aber man barf nur alle unfere
befonbere bebürfniffe unb priüatüerljeltnifje, barin wir unö üon anberen
unterfd)eiben, roeglafjen, fo bleibt ba^ faltfinnige ®ejcl)mafgurll)eil iibrtg.
2)er(&cl)ulbtl)urm bleibt in bemUrt^etle beö Äenner§, ber it)n o^neSlbjdjeu
ni(t)t fe^en fan, gleid)n)o'^l ein fct)ön ®ebäube; aber biefe^ Urt^eil i[t o^ne
aÜen 3fiei^; im ©efc^maf gefdllt e§, aber in bcr ßmpfinbung mißfällt e§.
64J. x^-'. M'J.'Ur.
®leid)roie bie Urt^eile bc§ ®efd)mat§ mit ^mpfinbungen untermengt
fetjn, jo finb bie [Urt^eile] 53eurtl^eilungen be§ ®uten unb Söfen niemals
Dotlig rein, fonbern l^aben einen ftarfen 3"ia^ öon eingemengten 33or= lo
ftellungen, üon fd)önt)eit ober 9lei;ie. 2)ie 2Bol)lt^ätigfeit empfangt burd)
(ä^re, burd^ Gegenliebe, burd) bie f(!^meid)ell)aften [3ure^] 6elb[tjure(i^=
nungen frember ©lüffeeligteit ftarfe empfet)lung§griinbe. 3ft bie ®ro§=
mut^ gegen ein^^raueni^immer, ba§ jung unb jc^ön i[t, gerid^tet, fo erpl^cn
ftc^ alle biefe 3Rei^c burc^ ben Slnt^eil an§ ®efd)led)t. 15
642. x^. M230\
2)ie ?Reigungen [au] werben alle ^u moralifc!^en analogis, menn fie
tnSgefamt ber 6t)rliebe, fo mo^l ber inneren als äußeren, untergeorbnet
werben, 2)iefe, wenn fte bie unöerftelte (Sl)re ift, jule^t, wenn fte bie
ma^re (5^re ift, ncmlid) auf ba§, maS jeberman burd) sentiment el^rt.
auf bie felbftänbige ß^re, maS iebermann e^renmertl^ fü^lt unb niemals
burd^ ^^ßriüatuerbältniffe öerbunfelt wirb.
2)ie SroeQte 3Reigung ift bie jur ^^reij^^eit be§ fentiments, ntc^t ber
@emäd)licf)feit, tio.^ man nid)t genötbigt fei), üerftelte (Sc^meid)elei) auS=
juüben ober ein 2Berf3eug beS SafterS j^u feqn.
2)ie britte jum 3Ser mögen, gute ^votXt üollfut)reu ju tonnen.
S)ie tJiertc: bie ®efellfd)aftlid)e 5(leigung.
15 9tct^
16 Zu Nr. 642 vgl. VII 265 ff. ij '40 Aach ba^ ist eticu ge^t oder fic^ beateilt
zu ergänzen. "^9
^JRr. 640—645 (öanb XV). 283
643, x—Ä. M230'.
S3ei) aller |tnnltcf)feit i[t eine S^oOfornmenl^eit, bic boS menfd)Ii(I)e
SBernunfterfentniS ni(l)t \)o\, nemlid) bie 3lnjct)auung, uub eine Unoott*
fommen^cit: bie ©m^ifinbung [ober aud)] unb bie %Qxm ber erfdjeinung.
5 2)te [Stnfdiouunfl] SSemunft fteüet nur öerljdltniS Segriffe üor, in ber 2ln=
fdiauung aber wirb bQ§ abfolute unb innere be§ ©egenftanbeä gebockt.
SlQein \ia^ unfere 2lnjcl)auungen nur bQ§ SSer^dltniä ber 2)inge ju unjeren
©innen betreffen, ift eine UnooÜfommen^eit.
2Ba§ aber bie 2)eutli(t)feit betrift, fo fan fte mit ber 2lnfd)auung fe^r
0 \oq\)\ gufammenbeftetien. 2)enn bie 2)eutlid)feit fomt auf bie Unterfcl)ei=
bung beä mantgfaltigen in einer ganzen SSorftellung an. jo fern biefe
(ärfentnisftücfe burd) aUgemeine Segriffe gebact)t werben, fo ift bic SDeut»
Iict)feit eine SBirtung be§ 3Serftanbe§; gefd)ie^t e§ hmi) einzelne, fo ift
fie eine %oxm ber 6innlid)feit. 5)ie erftere gef(t)iel)et burd) fuborbination,
5 bie gtteqte burd) coorbination. 3" ^«^ 5J?ufic Ijat man üon ben 3;l)öncn
feine 33egriffe, aber mol^l ©mpfinbungen unb erfennet i^r SSer^dltniS
md)t in Bal)len, b. i. nac^ aUgemeinen 3flegeln, aber man unter|d)eibet fte
bod) 2lnfd)auenb.
644. x—X. M230'.
•JO 6tn 9Kenfdb, ber aUein lüdre, mürbe burd^ iebcS SBunberbare er-
fd)reft merben unb e§ iebcrjeit mit einem unoermengten SßiebermiHen
mal)rnet)men. ^\x6) einige ^erfo^nen merben baran fein 33ergnügcn
finben; e§ gehört bagu bic 5D'?enge unb alfo eine Steigung, e§ juerft auS»
jubreiten, unb aud) etlid)e ßweitlci^- ®tc Unregelmdfeigfeit gefdUt nur
25 \iQi, mo fte o^ne ©c^aben oorge^t unb man ber 3ftcgelmd^igteit über»
brüfeig mirb.
645, x—X. M 230'. E 1 113.
2)a§ 5Reue. 2)a§ feltene. 2)a§ SBunberbarc ftnb unterfcftiebcn. alle
obiectiü. 2)ie Überrafc^ung ift blo§ oon ber monotonie fubiectio unter«
ao fd)ieben.
fiS — 29 Der Punkt nach '^tut ist etwas gross yerathtn und hat eine gewisse Ähn-
lichkeit mit dem bei Kant gebräuchlichen Sigelfür unb., E. liest unb, ferner: blo| ÜOT ber.
284 JReflejionen ^ui 2lntl)ropoloflte.
646, x—L M230'.
(Sine SSorfteÜung ift ftnnlid^, tocnn bann bic ^orm bcg ^kumeö unb
ber 3cit if^' f^^ if^ t^od) finnlic^er, wenn bie (ämpfinbung bamit öerbunben
ift (gavbe). am jtnnlid)[ten: menn fte bem ßufc^auer jugeeignet airb,
unb gtriar al§ bejd^auet öon anberen. @t^öne ®egen[tänbe ftnb, beren
^ufammenorbnung nac^ ben ©efe^en beö intuitus geföQt. fd^öne (Ärj^ei*
nungen oon ®egenftänben, (e. g.) ißilber.
647. x—L M230'.
2)cr ®ef(l)maf i[t eigentlid) [bie fät)tafeitj ba§ ^Sermögen, "ixk^, ü)Q6
ftnlid) gefält, einftimig mit anberen gu tt)äl)len. 2)a nun in ben (Smpfin^
bungen bie einftimmung nid)t fo not^tüenbig ift mie in ber 6rf(l)einung,
fo ge^t ber ®efd)maf met)r auf erfci)einung alö ©mpfinbung. SBenn wir
einen wegen 5[Rangel beä @efd)mafä bejdjulbigen, fo fagen mir nid)t, bafe
eö i^m nic^t fd)mete, fonbern \iQa^ eg anberen nic^t fc^mefe. «Sonften ift
ein Derfe^rter ®efcl)maf auci^ ber, fo auf bn§ ge^t, maö böfe ober fc^äb»
i\^ ift.
648. x—l. M2:fl'.
©er ©efc^mat in ber (grfc^etnung grünbet ftd^ auf bie 3?er^altniffc
beö StaumeS unb ber Seit, bie Dor ieben SSerftanblid) feijn, unb auf bic
regeln ber refiejcion.
(5ben barum, meil eg beQ bem (^efd)maf barauf anfömmt, mic etmaö
m<kj anberen (S^efade, fo finbet er nur in ber ©efeüfc^aft ftatt, nemlid^ er
t)at barin nur einen rei^.
649. X -X. M2Sr.
3u ben principiis convenientiae fan man nod) jäf)len, bafe alles 25
(3 natürli(!^e) in ber 2öelt gut fei) unb feinen ^xotl \:i(x\it, meil eben baburc^
4 bem? beren? 00m?? einem?? || jugelgnet
11 einfttmmungen
IH ©rfc^einungen || 2S barin? barum??
25 Bei dieser Rfl. denkt man unu-illkiiriii-li nn Romseau^ speciell an den An-
fang seinen £milv: ./I'oiit est bien, mrtant des wjjw.v de P Aiiteiir des r'Ao.ve.s".
3(1
^)lt. G4G-H49 (5öanb XV). 285
erftlid), in beut man einen ßwd üorau» je^t, bie n3at)re l^erfaftung ent=
beft wirb, ober 2. au§ ber3Serfa[|ung ein 3n3ef gefunben wirb. (^ germat.)
ferner: bofe ber ll^ienfc^ oon 'iJRatur gut jet), meil, ha man ba§ SSöfe, tt)a§
;3 Pierif germat fr 1665), der btkanntt jranzösische Mathematiker und Physiker,
f) irurde mit DescartfS und nach Descartes' Tode mit dessen Schiller < 'lerselier in einen
Streit iilier die Brechuny des Lichtes rennckelt, in dessen Verlavf er sich Clerselier
gegenüber auf das Princip beriej\ dass die Natur ihre Zwecke in der kürzesten Zeit
zu erreichen strebe; daraus folgerte er, dass auch das Licht den Weg von einem
Punkt eines Mediums zu einem Punkt eines andern Mediums in der kürzestmöglicheii
10 Zeit zurücklege)! werde, und versuchte dann, den durch diese Voraussetzung im All-
gemeinen deductiv bestimmten Weg vermittelst einer neuen Methode genauer zu berechnen.
Fermat formulirt jene ..commune et firmutum principium'''' in seinen Briefen an
de la Chambre vom August 1657 und /. Januar 1662 in verschiedetier Weise, das eine
Mal: „Naturam semjier agere per modos maxime compendiosos''\ das andere Mal:
1') „Naturam semper agere per vias quam maxime compendiosas''''; dann wieder ersetzt
"/• den letzteren Ausdruck durch „modis maxime brevibus et facilibus'''' oder durch
..per ricts breriores ft faciliores''\ oder behauptet, dass die Äatur „operationes suas
ijuam citissime urget^' (in der Amsterdamer Quart-Ausgabe ruu R. Descartes „Epistolae,
partim Latino sermone conscriptae, partim e Galileo in Latinum rersae'"'' Pars III löSo
20 14^3 ff.). Im 2. Brief bezeichnet er es als eine Hi/pothese. der keine andere an Wahr-
scheinlichkeit gleichkomme, „quod Natura semper agat per modos ma.cime faciles, hoc
i'.-if, aut per lineas brevissima-s, (juae longiore tempore non opus habeant, aut, quicquid
accidat, per tempus brevissimum, ut compendium faciat laboris sui, et quo citius per-
veniat ad scopum operationis suae'''' (ebenda S. 140). Und in dem beigefügten mathe-
'>h iiiatischen Beweisgang giebt er folgende principielle Erklärung ab: „Demonstratio nostra
nnico nititur postulato: Naturam operari per modos et via^ faciliores et expeditiores :
ita enim uXirjua concijilendum censemus, nun ut plerique, naturam per lineas brevissimas
semper operari. Ut enim Galilaeus, dum motam naturalem gravium speculatur, rationem
ipsius non tarn spatio quam tempore nietitur, pari ratione non brevissima spatia aut
30 lineas, sed quae expeditius, commodius, et breviori tempore percurri possint, consideramus^- ■
(ebenda S. lö-'l). (.'lerselier mm-lil am 6. Mai 1662 gegen Fermats Princip unter
Anderem Folgendes geltend: „Nun Phijsicum, sed Morale saltem Principium cii. quod
iiunquam est aut esse potest causa ullius effectus naturae. Non est causa; cum non
illo Principio ad agendum impellatur, sed vi secreta et virtute quae in qualibet re est.
'■''h quae nunquani determinata est per istud Principium ad hunc illumve effectum, sed per
rirn quae inest nm/ilbus causis ad unam eundemque nctionem concurrentibus, et per
dispositionem, quae actu ipso inest omnibus corporibus in quae vis ista agit; Sed neque
pntest esse causa, lioc enim posito, praesuppjoneri-mus cognitionem in Natura; hie autem
per Naturam nihil aliud intelligimus quam ordinem istum et legem istarn in mundo
♦it stabilitam talem qualis est, quae non agit ex praeviso, aut cum electione, aut deter-
niinutimii' aliqwi nere.'isaria .... Siciifi tempiig iioh est cnusti mdrciin. ita nfc causa
286 9leflerionen jur 2tntt)iopülogte.
er öon ^laim ^^at, ntd)t anbcrn, auc^ nicl)t beftimmen fann, man, wenn
man oüeg [rooS] Don 3Ratur alö gnt annimmt, nict)t meiter fet)lt, al§ bafe
man üiele Übel a\§ zufällig auf^ul)eben fudjt, bie not{)n)enbig [inb, aber
bod) fönnen Jßerminbert merben, wenn man aber aüerleq 5natürli(l)eg 23öfe
pofitiD annimmt, ftd) ber Unterfuc^ung ber qoeßen übert)ebt unb eine be=
qoeme unb mijftifd^e morol mad^t. (Sonft ift ber 5Kenfc^ Don 51atur gut
Dor ba§ ®an^e, roorauf er gebauet mar, aber eben um biefer feiner ®e=
bred)en millen, bie eine ©efeQfc^aft unb ab^ängigfeit not^menbig mad)en,
t)or ftd) aüein nic^t üöaig gut. 5)a§ ibeal eineä üoüfomenen ®an;^en,
morbe^ bie 3;i^eile aud) ®ut fei)n, i[t ba§ mufter, mornad) mir unfere
moral rid)ten; alfo ^at un§ ©ott bie 5(iatur gegeben, fie burd) fttten gu
ileterminans motus esst potest: Et si semel corpus motum Juerit et determinatum aliqu»
progrediendi^ vix credendum est tempus longius aut brevius posse efficejre ut corpm
Istud determinationem mutet, utpote quod in ipsum non agit nee ulla in id vi pollef''
(ebenda S. 159). 1682 nahm Leibniz in seinem Aufsatz: ^^Unicum Opticae, Catoptricae, lö
et Dioptricae principium'-'' (Acta Eruditorum S. 18ö — 100) Fcrmats teleologisch'-
Betrachticngsweisc wieder auf. Der Aufsatz beginnt: „Hi/pothesis primaria his scientii':
communis, ex qua omnis radiorum lucis directio Geometrice determinatur, haec constitui
potest: Lumen a puncto radiante ad punctum illustrnndum pervenit via omnium facillima.''^
Leibniz zeigt dann in mathematischer Darlegung, wie sich dies Princip für die Optik, 20
Catoptrik und Dioptrik nutzbar machen lässt, und fasst diesen Theil seiner Unter-
suchung folgende rmaassen zusammen: „Reduximus ergo omnes radiorum Leges experientia
cumprobatas ad purum Geometriam et calculum, unico adhibito principio, sumto a
causa finali, si rem recte consideres: neqve enim radius e C egrediens consultat, qvo-
modo ad punctum E vel D vel G pervenire qvam facülime possit, neqve per se ad :'•">
ipsa refertur; sed Conditor renim ita creavit lucem, ut ex ejus natura pulcherrimus
Ute eventus nasceretur. Itaqve erraiit valde, ne qvid gravius dicam, qvi causas finales
cum Cartesio in Physica rejiciunt, cum tarnen praeter admirationem divinae sapientiae,
pulcherrimum nobis principium praebeant inveniendi earum quoqve rerum pyroprietates.
qvarum mterior natura nondum tam clare nobis cognita est, ut causis efficientibus ;<u
proximis uti, machinasqve, qvas conditor ad effectus illos producendos, finesqve suos
obtinendos adhibuit, explicare valeamus.'-- Eine Darstellung des Streites zwischen
Fermat und Descartes-Clerselier giebt Montucla i)i seiner Histoire des Mathematiquvs
4~ 1758 II 188 ff. Vgl. auch J. Priestley: Geschichte und gegenwärtiger Zustand der
Optik, übersetzt von G. S. Klügel i^ 1775 I 88 — 89 (nach Priestley war Fermatx 35
und Leibniz' .„Art, aus den Endursachen zu schliessen, für Philosophen nicht genug-
thuend"), J. S. Tr. Gehler: Physikalisches Wörterbuch 1787 1 418 ff., F. Rosenberger:
Geschichte der Physik 1884 II 11S/4, F. Mach: Die Mechanik in ihrer Fiitirickelung''
1908 S. 465 ff.
I fann loenn J'>
Dir. 649-651 (Jöanb XV). 287
üerbefjern ; ^u biejem legten i[t t)a^ sentiment, aber nid^t ^fieigung ^eröor-
gebradit, eben jo 33ernunft, aber nic^t 6injtd)t etc.
630. x-L M231'. EII31H.
2lCle unjere 33orfteUungen, wenn man fte na(^ bemienigen betrad)tet,
mag fte DorfteUen, gel)ören ju ^roenen ^auptgattungen: ber @innUct)feit
unb ber SSernunft. 2)ie erfteren [ftellen baä S3ert)äUnt ge^en ouf ba] befielen
in bem SSert)altniffe ber ©egenftanbe auf bie ^ä^igfeit unjerer 9latur,
burct) biefelbe gereift ober auf geroiffe ttteife öeranbert ju toerben. 3)ie
jroe^te aber gelten auf bie ®egen[tänbe fcl)led)t^in, fo fern fie [nid^t nad)]
o^ne aUeSSegie^ung auf bießmpfinbfamfeit be§ fubiectS betrad)tet roerben.
[Sie ©tnnlic^feit] ©innlid^e SSorfteUuugen finb entweber (5mpfin=
bungen unb erfobern ben (Sinn, ober @rfd)einungen unb grünben ftd^ auf
"üa^ S3ermögen ber 2lnfc^auung; fene [be[tet)en] ftnb (^ DorgefteQte) SSer^
dnberungen be§ 3"[tflni'f^ ^^^ fubiectä burd) bie ©egenmart be§ ®egen=
ftanbeS, biefe: SSorfteÜungen be§ ®egen[tanbe§ felbft, in fofern er ben
finnen auägefe^t ift.
@§ giebt jroeQerlet) (5rfentni[je ber SSernunft: burd) Überlegung
(öernünftige) unb burd^ 33egriffe ber S^ernunft. 2)ie ©eometrie ^at Der=
nünftige Überlegung ber ©egenftdnbe, aber nur burd) ftnnlic^e ^Begriffe.
2)ie SSernünftige Überlegung (refIe;rion) ift allem ©rfentniö gemein.
651. x—X. M 232'. 232. E II ö 15. 24.
M232':
(Sin 23egrif ift ein SSerftanbe^begrif bloö baburd), bafe er allgemein
ift, unb \i(x^ 3Sert)ältni§ ber SSerftanbe-Sbegriffc ift logifd^. (Sin 23egrif
25 ift ein SSernunftbegriff, in fo fern er fid) auf gar feiner @innlid)feit
©rünbet, unb \iOi^ 3Sert)dltniS berfelben, maö nidjt logifc^ ift, ift real.*
:iO
1 biefem? bicfen? || legten? le^tem?
5 äioencn? jroeen?? || 7—8 E: 5fJatur, baburc^ gcreijt unb auf || d gel)eu
jthlt. \\15 in fehlt bei E. \\ 20 Mit Nr. 650 schliesst M23t'. Nr. 651, mit der
\f 232' beyirmt, ist wohl aU wimittelbnrf Fortsetzung con Nr. 6.'iO :-it betrrichfm.
288 ^Kcfkiiüuen juv üJliitliropologie.
••■(•^ Sae €Jinnltc^e, maö iDirbem3Sortrage(2tu§brutber(^ebanfen)
,^ii geben jud)en, ift: i^n ^u [tiliftren [ober au beleben ien], gu concentriren
ober ^ü beleben, ©in Übermoaö bei) taS^ erfte i[t pebantifd), ba§ leitete
cntiüeber fd)tuinb'i(^ ober tänbelnb. ÜRan mufe bem SBortrag nid)t
l)inter bem ©ebanfen, fonbern mit it)m ^uflleic^ feine ®e[talt geben.)
M232':
2)a^ ©efii^l ber "i^uft nnb Unluft fc^eint oon ben ©innen, moburd)
mir überl^aupt etmaS empfinben, nic^t nnterfcftieben ;^u feqn, nnb eine iebe
(ämpfinbung i[t entmeber 2u[t ober Unluft, nad)bem fie mit bem ganzen
Bemuftfet)n feiner (Selbft ober ber (gmpfinbfamfeit iibereinftimt ober
itreitet. Slber bie ^.^orftellung ber ©ac^e nnb (äntmeber @rfd)einung ober
Segrif finb nic^t mit ber ©mpfinbung einerlei), alfo aiicf) blo^ in 23e*
flie^ung auf eine befoubere Suft ober Unluft. 2lHe einfadje Jflrben mQd)en
an fi(^ felbft eine gletdbe £uft, eben fo 2t)öne ober 2ßarm unb faU ober
aud^ fü§, fauer, bitter, ()erb: inbeö gemilbert. 9lur in ber flärfe unb ber
i-)Ufanimenfe^ung fteft ber Siebermille.
6S2. x—L M232'.
2)ie Jugenb au§ tl)ren reinen principien oerträgt ftd^ mel^r mit bem
inneren 3Reife, al§ in ieber i'^r Dort^eilt)aften 3Sertnüpfung. '^^ l^abe •^"
meber bie ©efcl^iflidbfeit nod) aud) bie Dkigung, i^r bie 23ul)lerifc^e fünfte
be§ Bi^eö Lunb] auj^ulegen.
J^ Zu dem s-Zusatz (Phase i) vgl. Hfl. S2J. W 4 Ursprünylicli : 3m Übcrmaa'o
ift bdö erfte || 8 Zwischen dem folgenden und dem i-iorhergehenden Absatz steht kein
rrennungstrich. Die Schrift Vit dieselOi: Die Tinte dcigegen ist im folgende?! Absatz
•■tinis lii-ller; ein solclicr Wechsel zwische/i dunklerer und hellerer Tinte faulet abtti
mich in der dieselbi^ Schrift aufweisenden Sr. H.'iS zweimal statt, und zwar jedesmal
ninerhalli eines und desselben Satze.)!. \\ 12 Ultb «"- obct || 13 — 14 Man inuss ent-
weder ntc^t vor bloS einschieben oder annehmen, duss das vorhandene ni(^t seinr
(üiltigkeit auch auf </i'- (I'm/^- alfo — Unlllft ^-r^treckt. ', 10 illbeÖ'' lebf^ '
s«r. 651—655 (23anb XV). 289
653, x—X. M232'.
2)a§, maS im ®e|(l)mQfe gefällt, i[t eigentlid^ nid^t bie @rleicf)tcrung
fetner eignen 5lnf(^auungen, fonbern üornemüd) \ia% allgemeingültige in
ber ßrfc^einung, tio,^ e§ alfo üon bem blofeen prioat gefüt)l [abg] bem
5 allgemeinen 2lnfc!^auen ober and) ben allgemeinen regeln be§ ®efü^l§ acco»
mobirt wirb. 2)enn in bem 5ßer^ältni§ ber ©mpfinbungen fteft aud^
etwas, ma§ allgemein gültig ift, obgmar iebe ©mpfinbung nur eine priüat
gultigfeit ber 2lnne^mlic!^feit ^aben mag.
2)ie Seid^tigfeit ber ßmpfinbungen mad^t mol)l SSergnügen, aber
10 nid^t bie Seid^tigfeit ber @rfentni§, auffer in fo fern ha^, maS mir @r=
fenen, auf unferen Suftfl"'^ ^i" 33erl^ältni§ ^at. 2)al)er in ber 6infam=
feit bie Proportionen ber (Sinnlid^feit fein 3>ergnügen mad^en fönnen,
aber ttol)l an bem, ma§ uns angehört, in ber ©efeüfc^aft, meil baburd^
anbere un§ etmaS gu »erbanfen l^aben.
654. x-X. M232'.
33ei) ber @dt)ön^eit ift etmaS, maS fidl) blo§ auf anbere be^ie'^t: bie
jQmetrie, unb etmaS, maS ftd) auf beu 33e[i^er be^^ieljt: bie @emäd)lict)feit
unb üluparfeit; bie le^tere ift nodl) üom Unmittelbaren 3lei^ unter*
jd^iebeu.
20 655. x—X. M232'.
Seijm ^euermerf ift aud^ ba§ fpiel ber (Seftalten unb ©mpftnbungen.
2)enn in ber ©rfd^einung ift entmeber ein obiect: biefeS mirb iebergeit im
räume gefegt; ober lebiglict) eine ©mpfinbung, aber nac^ 3?er^ältni[fen
ber 3eit; baö erfte l)eifet bie ©eftalt, ha^$ ^mei)te t)ü§ 6piel, beijbeS ift oft
2a beijfammen. ^tan empfinbet entmeber feinen ßuftanb bet)m ^anbeln ober
be^m leiben, fo fern man ftdt) fü^lt als abl)ängig ober als ein ®runb feines
3uftanbeS. 2)at)er bie ßmpfinbung tl)dtig ober leibenb ift. 2)ie (5mpfin=
bung ift l^dtig bei} ber §orm ber ©rfd^einungen megen ber 2?ergleic^ung,
bie man aufteilt. 3)ie tl)dtige ©mpfinbung ift an fic^ felbft ieberjeit an»
5 2tnfc^auen? Stnf^einf || JS baburd)? borten??
20 ein? einen??
.R'.Ult'J S*liftill. .'i^,lllbid)litlli^1lel OiMO-'l.v-,. II. 19
290 SReflcfionen jur 2Intt)ropoIogle.
genehm, unb atte leibenbe, ml(ijt biefe beförbert. Mt'm fte ift feine
6m;)f(nbung be§ obiectS, fonbern immanent. SlQe (ämpfinbung ber per=
fönlic^feit, nemlic^ feiner felbft olä eine§ tijätigen principe, i[t t^ätig;
aber bk ©mpftnbung feiner felbft als eines ©egenftanbeS [ber] anberer
Gräfte ift leibenb; unb [in fo fern], ie me^r fte blo§ leibenb ift, befto un»
angcnel^mer ift fie. 2)ie leibentlid^e SSergnügen fd)einen nur bur(^ bie
ttjätige Gebern, bie fie in SSemegung bringen, fraftig ju feqn.
6S6. x—h M 233'.
^DJan fielet, \ioS^ faft alles in ber 5Ratur, tcaS ftcj^ felbft, abgefonbert
üon bem allgemeinen ^lump ber 9)?aterie, gu bilben bie ßigenf^aft l^at, lo
in ben 2lugen beS 3Kenf(!^en fd)ön ift; ^ierauS ift ju fe^en, 'ixx'i^ bie (Sc!)ön»
^eit eine folge ber SSoQfommen^eit fet)n unb h(x'^ bie ftnnlid^e 2lnfd)auung
berfelben auf eben ben ®rünben berufen muffe, worauf bie 2SoUfommen=
^eit felbft nad^ ^Begriffen. 2Sielleici)t ift alfo bie ©rfenntniS ber 2Soll=
fommen^eit be^m ^enfct)eu 'iia§> erfte; biefeS ftnnli^ erfannt: bie @c^ön= 15
^ett; biefe in ber ßmpfinbung: bie 2lnne^mlid)feit.
2)er SSerftanb mad^t aus aüen änderen [finneu] ßmpfinbungen SSer»
l^altniffe beS 3fiaumS; meil aber biefe bod) nid)t auf bie Sinne wirfen
fönnen, fo mufe in ber ©mpfinbung etmaS feqn, maS fein SSerftanb beutlic^
maci^en fann, nemlid^ boS abfolute unb reale, oben biefeS ift aud) bie 20
Urfaci^e, toeSttjegen bie ßrfenntnis beS abfoluten in ber 3?oÜfomment)eit
bem 33erftanbe unmöglid) ift; benn ber SBiÜe unb beffen Soüfornmenl^eit
fe^t immer einen guten ©egenftanb DorauS. @S fd^eint nici^t, ba§ ein
anber originarium bonum fe^ alS @ott, unb beffen erfenntniS unS bie
SSorfteUung Don bem möglichen ®uten als einem ©egenftanbe beS SBiUcnS 25
mac^c.
657, K—L M233'.
2Ba§ eine unbeftimte unb aUgemeine SBegie^ung auf ßuft unb ö)ol)l»
gefallen überf)aupt l)at, [oi^nc ein] entmeber \i(x^ bie Suft als problematifc^
12 folge.» folgen.» II 13 eben.» alen.».» || 15 erfte.? erften.» |1 ;34 Vor beffen 30
ist zu ergävzen: eö fdjeint ba§.
git. 655-659 (93onb XV). 291
beftimt ober gar nid^t beftimt »irb, t[t gut, unb eine 3Sollfomen^eit in
sensu absolute, e. g. SSerftanb, ©efunbfjeit; be^be aber, ob jte gleid)
bic SSebingungen jur £uft unb ßufrieben^eit übert)aupt feijn, jrnb bod)
(^ SKittel ju) 3SoIIfomenl)eiten, ob^war fe^r allgemein genommen. SBeil
aber ein freier äßiUe bie Suft überhaupt genommen, abstrahendo oon
allem befonberen ®efül)l, in fic^ fc^liefet: jo i[t beffen allgemeine ©ültigfeit
ba§ einzige innere ®ut.
638. x—L M233'. E 11 509.
2)ie ßeit ge^et auf ba§ 9Ser^ältni§ ber (Smpfinbungen, ber S^iaum
10 auf t>(x§i SSer^altniS in bem ©egenftanbe ber 6mpfinbung.
2)ie ßmpfinbung bejie^t ftd) auf ben [ßuftanb bei fubtect§] @inn, bie
@rfd)einung auf ben ©egenftanb, fofern er ein obiect ber (Sinne ift; ber
33egrif auf ben ©egenftanb überhaupt, auc^ in fo fern er nid)t relatioifd)
auf bie Sinne betradtjtet mirb. 3""^ zx\\<in gel)oret ber Sinn, j^um 3tt)eqten
15 [bie einbilbung] SSerftuub, jum brüten S^ernunft. [®te ©inbilbung] 2)enn
[ber 5ßerftanb maci^t feine allgemeinen Segrife, fonbern er coorbinirt bloö
bie begebenen 33egrife unb ift ein 33ermögen ber ?^orm be§ (Segenftanbeö,
bur(j^ \i\t coorbination ber 3;^eile ein ®an^e§ barauS ju mad)en. 2)a§
Semuftfe^n fan ju allen biefen Gegriffen ^injufomen; fte merben aber
20 baburi^ nid^t gegeben ober erzeugt, fonbern nur bemerft. 2)ur(l)§ 23e=
muftfeQu entfpringt fein 33ilb, fonbern man erfent e§ nur beutlii^ ober flar.
659, x—L M233'.
2)ie ßmpfinbungen fd^einen menigftenS im ©ffect alle oon einerlei
2lrt, ob fte gleid^ in ber praeliminar SSorfteÜung i^eterogen fmb. e. g. ^o(^=
25 fünft unb 6til, fct)öne fünfte. 2Bir oergleict)en i^ergnügen unb 6d)merfe
öon öerfd)iebenen 2lrten unb Urtljeilen fie gleid) ober ungleid^, al§ ob pe
tion einerlei 2lrt waren.
11 2)te ©mpfinbung aus ®aS ®efüt)l |I 14 gef)oret? gel)ort? || 16 feine
Segrife? feinen . . . Jöcgrif («o E.)i \\ 17 öegrife? 23egnf?
IIP
292 SReflejtonen jur 2lntl)ropülogte.
(gben fo ift e§ mit unferem Urtl)eU über Sßarf^einlic^fett, mo bie
®rünbe auf be^ben feiten auc^ ungleichartig jinb unb boc^ Derglic^en
merbcn.
660. x—X. M233'.
ßu jd)önen i^ünften geprt bie Äun[t j^u meubliren, ju fleiben unb
gu ^u^en; bie Äun[t, ein ©efolge in einem Slufjuge ober im confeff in
feiner prad)t an gu orbnen*. 2)ie g-euerirerferet). 3« angeueljmen fünften
bie ÄocI)funfi 2)ie eintl)eilung beä 3:age§ in 33efd)aftigen, SSergnügen,
Unterricht, Sitten unb ßr^olung.
*{' einen S^ifd^ ju ferüiren, bie ®äfte ^u fe^en.)
661, x—l. M23i'.
2Bir fonnen 2)inge betrachten, »ie fie unö unmittelbar gefallen (ba»
5J?tttelbare ift bie 3fiü^lict)feit), entmeber in ber (Smpfinbung ober @r»
fd^einung ober begriffe. SBir fonnen fie auct) betrad)ten, mie fie un§
barum gefallen, weil fte ju un§ felbft gehören (eelbftliebe). Unb biefeg
2Bol)lgefaIlen ber 3ueignung fan barauf ge^en, ha'^ anberen baSientge
tool^lgefdÜt, maS un§ angehöret, b. i. mir gefallen un§ felbft in ber äußeren
©rfc^einung. 2)ie Urfac^e ift: 1. »eil [aüe^] ba§, waö allen gefallt, bem
guten na^e fomt; 2. SBeil alle unfere SBegierben fo mo^l al^ aud) unfere
3;.^ernunfterfentniffe oom ®an3en auf ben 2:l)eil, üom allgemeinen auf§
befonbere, öom Unenblici)en auf \)a§ 23efd)ränfte gel)en. ©a^er mir unfere
23itligung au§ priüatüer^dltniffen ieberjeit nur in fo fern gelten laffen,
als fte au§ ber 23iCligung im Slllgemeinen hergeleitet werben fan unb
6 im? einen?? || 8 SSeTc^afttgen? Sefdiaftigunci?? || Sergnügen? S5er=
gnügung?? || 9 ©ilten? ©etten C= (Sättigen; in dwscr Bedeutung nach Grimms 25
Wörterbuch wenigstens in der Frixhzeit des Neuhochdeutschen noch vorkommend)^
©eltcn? ©alben? ©üben? ©al^ (im Sinn von geistreicher Unterhaltung)? ©oKen??
Über dem zweiten Buchstedjen steht ein Punkt, der sowohl ein i-Punkt als ein zu
^5cuettt)erfeteQ gehörendes Interpunctionszeichen sein kann. Nicht ausgeschlossen ist,
dass der erste Buchstabe kein @, sondern ein von Kant häufig gchrnuchti'.'i Sigid für 30
ni(^t darstellt.
18 1 übergeschrieben.
mx. 659-662 (Öonb XV). 293
bamit 6e[tel)t. 3)a^er bie (5()re unter aQem, ma^ auf un§ felb[t ftd^ bcj^iel^t,
ba^ienige ift, tDa§ am meiften bem wahren abjoluten ®ute nat)e fommt.
(äigentlid) gef)t biefe§ bie ß^rliebe an, bie blo§ negaüD i[t unb bie 2Ser=
act)tung ober gar ben efel{}aften Slbfc^eu üermeibet, unb nic^t bie (5^r»
5 begierbe, n3eld)e üerlangt befannt ju feqn,
2iae§ nü^lid)e wirb bem aflgemein nüpd^en untergeorbnet, ü)cl(i^e§
ba§ ®elb ift. 2Bo^er tt3irb ba§ nü^Udje pi)er gefc^ä^t mie ba§ fd)öne in
einigen fdCten, in anberen umgefel^rt. aUemal aber gringer al§ ba§ ®ute.
2)a§ nü^ltdje jur 33ebürfni§ gehört al§ conditio sine qva non jum ©uten.
10 2)a§ nü^lid)e, tt)eld)e§ auf eine ober anbere 2lnne^mli(^teit ober «Sc^onl^eit
eingefd)rän!t ift, ift nur ein 5Rittel unb nic^t fo oiel lüertt) al§ ber ßwef.
3)a§ nü^lic^e aber, »aS allgemein braud^bar ift, al§ ®elb, wirb öorge»
3ogen. »eil e§ aber nur ein ÜKtttel ift, fo ift bie Steigung, bie barauf
unmittelbar ge'^t, oiel fleiner, unebler unb gringfci^ä^iger, al§ aeld^e auf
15 ha§ «Schöne unmittelbar gerid)tet ift.
662. x—L M234'. E H 1611.
5)a§ kleine fan nur betrad)tet werben al§ moglid^ unb gegeben burc^
ba§ ©röfeefte, entmeber in il)m ober burd) i^m. 2)enn erftlid^: ba^ Meine
giebt nur ta§ ©rohere 23ermittelft ber SSerbinbung in bemienigen, ü3a§
20 aUeö SSerbunben in ftc^ begreifen mufe, b. i. in 3?aum unb B^it; unb \)a§
Meine fan [jufammenge] nur jufammen cj:ifttren al§ eine ?^olge, n\(i)i
burd) bie Bufammenfe^ung ber @rünbe, fonbern burc^ einen ©röteren
@runb, beffen S3efd)ränfung (ibeale) aüeä moglid^e kleinere ®iebt. e. g.
(Sin fleinerer SSerftanb bo|3pelt genommen giebt feinen boppelt größeren.
25 fonbern ber 3Serftanb Reifet boppelt größer, in fofern er bie SBirfungen
oon jmei) anberen 33erftanben leiften fan, ob er gmar barau§ nic^t fan
§ufammengefe^t werben. 2)a§ ift bie Urfa(i^e, t)a^ bie SSernunft ftd)
immer genottjigt fie^t, auf ein maximum unb tt)a§ omnitudinem begreift
ju ®el)en. (5ben fo ift e§ mit bem ®uten unb ber SßoQfomenl^eit. 2)a§
:<o pdifte ®ut fan ntc^t au§ ben fleineren gufammengefe^t oorgeftellt merben.
12 aW ba§?f
23 kleinere? 5?Icine (so J?.;?? 1| 30 fleineren? fteinent (so E.)7
294 Sleflejtonen jur Slnf^ropologic.
(i' 21 lies i[t nid)t burd^ üiel, fonbern nur bur(!^ (Sitten ntoglic!^.
2Beil [aUeS] ba§, ma^ au§ ber ^Serbinbung cntfpringt, eigentUd) beu
^o^eren ©rab ausmacht, biefer aber burc^ bie fummatton ber Heineren
nic^t angebt.)
665. x—l. M234'. E 11 452. Gegenüber von M§. 639: 5
Slüe ßerglieberung, ein ^IKittel ber 3)eutli(!^feit, ift entrocber ber
coorbinirten ober fuborbinirten SßorfteKungen. @tnb fie jtc^ nid)t fub*
orbinirt, fonbern blo§ coorbinirt, fo tan au§ ber einen bie anbere nic^t
abgeleitet »erben, fonbern e§ muffen äußere ÜKittel ber 2)eutlic:^feit, b. i.
größere ^lar^eit ber Si^eilbegriffen, fe^n; ftnb ftc fuborbinirt, enttueber lo
einanber ober einem gcmeinfi^aftlid^en 25egriffe, b. i. ber niebrige 23egrif
an§> ber bioffen anaenbung (^ unb beftimmung) be§ Isolieren (nid^t aber
ber Ijo^ere au§ ber abftraction üon ben niebrigen cntfprungen: inteUeC'
tuale ©eutlid^feit), fo giebt ber ^öt)ere 23egrif burdt) bie aufmerffamfeit
auf bie niebrige unb auf einige niebrige ft(j^ leicht ju erfenen. 15
1 Der g- Zusatz ist nachträglich noch zwischen Rfl. 662 und 663 hinzugesetzt. |]
Diel? öiele (so E.)??? || 3 t)ot)eren? t)o^en (so E.)rf
10 begriffen? begriffe?? || 14 — 15 Ein Zweifel über die Buchstaben ist kaum
möglich. Vielleicht hat Kant sich verschrieben. Oder ist niebrige auf den 2. Fall
('einem genteinfc^aftlid^en SSegriffe fuborbinirtj, einige niebrige (= einige Arten von 20
niedrigen) auf den i. Fall' ('einonber fuborbinirt^ zu beziehen? Statt unb würde man
dann zwar ober erwarten.
Zu Nr, 664 — 670: M 235' und M 236' sind grossen- resp. grösstentheils
mit Bemerkungen zu M §. 639 ff. gefüllt. Auf M 235' sind Nr. 148 und 513 (gegen-
über von M §.639) sicher, Nr. 432 und 433 (zu unterst auf der Seite) vielleicht 25
vor Nr. 664 — 668 geschrieben, auf M 236* die zu oberst stehende Nr. 443 sicher
später, die (durch Nr. 149 von Nr. 443 getrennten) Nrn. 435 und 436 sicher
früher als die unter ihnen stehenden Nrn. 669 und 670. Auf M 235' nimmt Nr. 664
das oberste Drittel ein (über resp. links von Nr. 148 und 513) und ist vielleicht erst
in v' (später also als Nr. 665 — 668, 432, 433) niedergeschrieben. Bei Nr. 669 und 30
670 dürften Schrift und Tinte am meisten für eine Entstehung in v' sprechen. Da
jedoch die Abstammung aus x — i. bei den sämmtlichen Nrn. 664 — 670 nicht völlig
ausgeschlossen ist, lasse ich sie, um die örtlichen Zusammenhänge nicht zu durch-
brechen, hier der Reihe nach unter einander abdrucken.
9ir. 662—665 (öanb XV). 295
664. x^—v". M235'.
2)te gußcn^ ^öt ®ern ernft^afte, erl^abene unb tragifd^c (» ibcale)
9tü!^rungen; ba§ Sllter: ba§ £ad)en, ba§ empirijcl)e, bie ^lug^eit unb bie
^ro^ligfeit. ©g giebt einen ®ei[t ber ©djretbort, ba§ 2Sera(^tung§=
5 iDürbige auf eine läd)erlic^e 2Beife ergaben, ba§ SÖoS^afte auf eine fpott=
reicf)e 2lrt ebel unb liebenöttert^, bie gflul^eit olö Idd^erlic^ öerbicnftüoU
gu fd)ilbern. 2)agegen ba§ Unglüd mit einer Idd^elnben unb bcurtl)ei'
lenben 2lrt, ben fdjmer^ in bog ^er^ be§ iieferS einbrüfen, bie erljabenfte
2;ugenb al§ J^or^eit unb \i(x^ kleine über ba§ ®rofee.
10 2)iefe§ jtnb ^^feile, bie ftd) tief in baä ^erg einbrüfen, ben 2J?enjd^eu
bog fanfte, ^eitere ®emüt^ geben, waS feine ^od)trabenbe, jonbern fQmi=
liärc ©runbfä^e ber 2:ugenb befolgt, 3)enn bie ®röffe in ber ernftl^aften
Senfungöart ift nid^t üor ben ÜJJenfc^en, ber am beften t^ut, wenn er, ba
alle§ um it)n Äleinigfeit i[t, jtd^ el^er getto'^nt, \i(x§> Softer .ju öerad^ten,
15 al§ e§ gu Raffen, unb me'^r ßeici^tigfeit im SBol^lüerl^alten unb e!el im
©egent^eil al§ ^elbentugenb ju fu^en. SBie fel^r märe ju SBünfc^en, \iQ.'^
\i(i^ beutfd)e genie bricht ab. 6§ mürbe ben SSort^eil l)aben, baf;
feine 2)enfung§art mit iebem Sllter beffer ftimmete, tio.^ ber SSerftanb
ein SBeiter %t\'b befdme ben 2Bi^ ju begleiten, unb bafe oucl) fo gor ber
20 ©egenftanb, ben man lieber entfernt al§ benfieibenfc^aften p nal)e bringt,
unter bem läd^elnben unb gut^ergigen Spotte ber SSernunft auf feine
malere ®röfee l^erabgefe^t mürbe unb barauS ein troftenbcr ©ebanfe,
mel(!^er ^a% 2llter fro^Ud) maci^t, entfprdnge, ^aü^ man bod^ enblid^ alle§
jur 2;ugenb unb ®lüffeeligfeit geleitet 1i)oibi,
665. x-X. M235'.
©mpfinbfam fet)n geprt jur 23eurtl)eilunä.
©mpfinblic^ gu bem 3uftanbe,
SSer^drtelt.
1 Vgl. zu dieser Hfl. 2l5i8ff. \\ 3 ba§ (vor tmp'm^äjt), wie es scheint, durc/i-
30 strichen, dann aber wohl sicher nur versehentlich. \\ 10 bcu? bcttt? || 14: Qtno^ntf
gcroon^eit? \\ 17 ©ä? (5r?
296 9ief(ejtonen jur 2lntl)ropologie.
666. x—L M235'.
3)a§ ur[prünglict)e ®ute mufe ein ®egen[tanb einer ßuft fet)n [bic Sdo]
unb gmar nottiroenbtger SBeife in allen, f^olglic^ fan e§ nur bie oberfte
Urfac^e üon aüem feijn. 2)a§ ©ute be[tet)t aljo nur immer in ber gorm,
bie 5J?ateriei[tempfinbung;i[tbiefe:priüatempfinbung,foi[t§ nur mittelbar
gut; i[t eö etma§, ma§ not^roenbiger 2Beife in allen ein ©runb einer ßuft
feQn mu^, fo i[t§ ber allgemeinen ^orm: perfectum.
667, x—l. M235\
SBenn oße unfere SSeftimmungenSSorftellungen finb, fo giebtS cigent=
lid) feine (Smpfinbung.
668. x—h M235'.
6§ ift im ©efü^l etma§, \iQL^ bem ©ejd^maf äl^nlid) ift, nemlid^ bte
©ejd^iflid^teit, [nod)] \iQ^§) allgemein einftimige ju treffen unb ju toä^len.
669. x'—v\ M236'.
Suft: A; ®leicl)giiltigfeit: non A; Unluft: — A. ®§ giebt feine 15
gleic^gültigfeit ber ©mpfinbung, al§ nur relatiü auf biefen ober ienen
@inn; benn auf aüe pfammen, b. i. benßuftanb, ift ieberjeit etma§ 2ln=
genet)m ober Unangeneljm. oben fo beqm fcl)önen ober ®uten. Slber e§
giebt ein ®leid)gen)id)t: A— A=0. 5Kan fagt. Wohlgefallen, ®leic^=
gültigfeit, 2Ri§fallen. SSergnügen, ®lei(I)gültigfeit, 2lbjcl)eu. <Scf)ön, 2u
alltägig, ^ä^lic^. ®ut, nic^t^mertl), böfe. Sichtung, @ringf(^ä|ung, 2Ser=
3 in allen? in altem? |! 4 üon oUem? oon oüen? || 6* in oflen? in aUem?||
7 Nach iftä ist etwa zu ergänzen: büä ©ute; der Sinn ist dann: das in der all-
gemeinen Form bestehende Gute ist zugleich das, was man als vollkommen bezeichnet. ||
hex aus bte, kaum umgekehrt; vorhergehn einige durchstrichne, unleserliche Buch- 25
Stäben. \\ allgemeinen? allgemeine? 1| ^Jorm? formen? || perfectum? perfectiones?
perfectionis??
13 baS allgemein, wie es scheint, aus ber atlgemeinften
17 Unmittelbar vor bcnn möglicher Weise ein Punkt.
dir. 666-671 (öanb XV). 297
a(i)tung. ^a§, ^altftnn, £iebe. S)enn eben fo tote alle einfache ©ntpfin»
bungen angenel^m ftnb unb nurburd) benSBiberftrett unangenehm lüerben,
fo ftnb aüe einfädle 5Bej^ie^ungen berSinnlic^feit oberSSernunft [f^önober],
loelc^e pofitiü ftnb, ®ut unb loerben nur burd) 2Biebetftreit 33öfe.
670, x'—v'. M236'.
Sn Slnfe^ung be§ (gd)önen [ift cntroeber] ober beö ®efd)maf§ tft auffer
ber Äunft nod) ßritid, 23eDbact)tung unb [Sergtieberung] 33ergleid)un9 ber
©egenftanbe mit bem ©efc^maf burc^ B^rglteberung. 2)ie 2Biffenf(|aft
be§ iSd^önen aber Ift ein SSerfud^, bie phaenomena beö ©efc^mafS ^u er»
flären.
671, x—l. M237'.
©er ®efd^maf tft ber ®runb ber [(Sritif unb] Seurtl^etlung, gente aber
ber SluSübung. 2)ie (5ritif ift bie 23eurtl^eilung nac!^ allgemeinen D^tegeln.
©iemeil biefe 3fiegeln \\6) aber auf ben ©efd^maf grünben muffen, fo ift
15 ein ÜJ?ann üon ©efii^maf beffer al§ ein ausgeleerter ßritifuS. 6ä gtebt
aber aud) eine boctrin ber SSeurt^eilungen, ü)eld)e auf allgemeinen ®runb=
fa^en ber 23ernunft beruhet, al§ logic, metapl)qfic unb mat^ematic.
3)er fan mit ftd) ieberjeit fel)r töo^l jufrteben fe^n, beffen 33eurtl^ei=
lung nid)t me^r gur SSoUfommenl^eit fobert, al§ er ^dl^igfeit \)Oii ju leiften.
20 ©efc^maf o^ne genie bringt unjufrtebenl^eit mit ftd^ felbft; fdjarfe critic
an ftc^ felbft (eö tft befonber§, ^oS^ biefe fo fd^ioeer ift) mit nid^t gnug=
famen fdt)igfeiten mad^t, ^o.'is, man gar nic!)t ober fet)r angftlid) unb
peinlid) fd)reibt; bagegen Diel genie unb menig ©efc^ma! bringt ro^e
unb fd^a^bare ^robufte ^ertJor,
16 53eurt]^etlungen? Seurttiellung?? i| 17 met: || math: || 24 Zwischen Rfl. 671
und Rfl. 672 steht im Ms. Rfl. 434.
298 ateflejionen jur Slnttjropologie.
672, x—X. M237'.
2Bir t)abcn oon bemienigen gel^anbelt, roaS \iOi gefaüt, in fofern cS
gu unferem3uftanbe gebort ober benfelben afficirt unb unjer2iBol)lbeftnben
angel)t. 5Run reben totr üon bem, roaS an ftd) felbft gefäüt, unferBuftanb
mag babur^ üeranbert aerben ober nid)t, mag alfo gefalt, tnbem e§ cr= s
fannt, nid^t in fo fern e§ empfunben wirb. [Obgletd) iebc erfcntnis] 2)a
ieber ®egen[tanb ber 6innUd^feit auf unferen 3u[tanb ein 33erl)altni§
^at, jclbft in bem, mag ^ur @rfentni§ unb nici)t jur ©mpfinbung gebort,
nemli(!^ in ber SSergleic^ung beö ÜJJannigfaltigen unb ber ^orm (benn
biejc 2Sergleict)ung felbft afficirt unferen ßuftanb, inbem fie un§ 9JJüt)e lo
mac^t ober leid)t ift, unfere gan^e (ärfentni§tl)atigfeit belebt ober ^emmet):
fo i[t etwaö in ieber 6rfenntni§, xo(x% jur 2lnnel)mlid)feit get)öret; aber fo
fern [gcliet cS ntd)t ift] betrift bie 33iüigung nid)t ^ia^ obiect, unb bie
(Sd^onl^eit ift nid^t etwas, tta§ erfant werben C' fan), fpnbern nur
empfunben wirb. 2)a§, wa§ am ©egenftanbe ©efalt unb xoa^ wir alä ^^
eine @igenfct)aft [bie Sei^fa] beffelben anfe^en, mufe in bem beftel^en, xocl^
oor ieberman gilt [folglich]. 5Run ©elten bie 2Ser!^altniffe be§ 9fiaume§
unb ber ßeit öor ieberman, weld^e (ämpftnbungen man aw^ l^aben mag.
3)emnac^ ift in allen ©rfc^einungen bie ^-orm allgemein gültig; biefe
gorm wirb aud) nad) gemeinfd)aftUd)en 3Regeln ber coorbination erfannt; 20
xoa^ alfo ber S^tegel ber Coorbination in JRaum unb ßeit gemdfe ift, \ioSi,
gefdlt nof^wenbig ieberman unb ift fd)Dn. 3)a§ Slngene^me in bem
2lnf(!öauen ber «Sc^on^eit fomt an auf bie ^a§lid)feit eines @an^en, allein
bie (Sc^Dnl)cit auf bie allgemeine ©ültigfeit biefer fd)iflic^en SSer^altniffe.
3)a§ ®ute mufe gefallen ol^ne SSerpltniS auf bie conbition ber (5r= 2.-.
fd^einung.
673, x—X. M 252c.
eine U^r, in fo fern fte iemanbem bie ßeit abt^eilt, ift angene^^m;
fo fern fte ieberman im Slnfc^auen gefeüt, ift fd)on; in fo fern fte über«
^"gefönt? gefent? 1| 5 gefalt? gefeit? || 7 SSerfioltntS? »ertieltniä? || 9-11 Die 3o
Klammem fehlen im Ms. \\ 13 bie aus baß \\ 15 ©efalt? ©efelt? || 16 inbem ||
19 aUentf oüer? || ©rfdieinungen? (grf^einung:^? || 24 SSer^altniffe? Sertieltniffe? ||
25 conbition? conbttionen??
Zu Nr. 673—680: M 252c/d sind sehr wahrscheinlich zwischen M 2S8
und M239 einzuschieben; vgl. 21924—29, 232 ig— 21- 3*
29 gefcUt? gefaUt»
sRr. 672—676 (Q3anb XV). 299
l^oupt einem ^Kogltd^en SBiÜen, er mag mit 2lnnef)mlid^fetl üerbunben
fe^n ober nicf)t, unb alfo ieberman bienen tan bie ßcit ab^ut^eilen, t[t jte
gut unb alfo ol)ne Se^ietiung auf ben 3u[tanb ber ^erjo^n, baburc^ mit
Slnmutl^ afficirt ju »erben.
5 ?^rei)t)eit i[t not^menbiger 2Beifc einem ieben Slngenel^m, alfo ®ut;
eben fo 3Ser[tanb.
©eine eigene ^rei)t)eit Heben, entfpringt au§ ber Slnnefimlic^feit;
aber bie f^re^^eit überhaupt: batjer, weil e§ gut ift. Slüein biefe Siebe
felbft ift gut; ben mer bie i^re^^eit über{)aupt, »er ba§ SBo^lbefinben
10 über'^aupt liebt, ber »erlangt e§ an ieberman, folglich gefällt aud^ fein
SißiHe ieberman.
674. K—l. M252c.
ÜKan nennet \iCi§> SSermogen, jum ]^o(!^ften ®ut burd^ ^Kittel, bie
(" nid^t) in ber ^Jlatur be§ 2Kenfd)en liegen, ju gelangen: ben ®ei[t; bie
blo§ burd) bie Sfiatur be§ 5Kenfd)en: ba§ §leifi. Sei) biefen ift ber ®runb
ber @ittli(t)feit unb ©lüffeeligfeit, ber [öom 35erftanbe] auf Derftanbli(!^c
©runbfä^e ftd^ fufeet, 3Sernunft; ber ®runb aber, ber in bem ©efü^lc liegt,
ba§ ^erj. ÜKan foll ni(i)t üom ^erjen anfangen, auc^ niemals burd^ bie
©mpftnbungen be§ ^erjenS toa§ empfel^len, meil ein grunb moralifc^en
fentimentg in biefem §aUe allen Setrug ber SSernunft gut l)eifet.
675, x-X. M252c.
2)ie bonttaet befte^t in ber [Übereinftimung] notl^mcnbigen oerfnüpfung
einer 6a(t)c mit bem, maS allen ÜKoglic^en ßwelen aügemein ift.
676. X— A. M252c. £11425.
2)ie SSotüomen^eit einer ©rfentniä inSlnfel^ung bc§ obiectS ift logifdö,
in Slnfe^ung be§ fubtectS ift aeft^etifc^. SDiefe le^tere, toeil fte ta§ 33e=
15 biefen ? btefent? || ©tunb.« ®rab.» || 17 ©runb? ®rab? || 18 Jpetj? ^erfe.« i|
19 grunb? grab?
22 notl)tt)enbig
300 SRefIejionen gur 2lnt!)ropologtc.
ttuftfeijn feines pftanbe« burc^ ta^ SSer^altniS, toorin feine (Sinne jum
obiect gefteHt werben, unb burd) ^uciQnung öergrofeert, üergrofeert ha^
Serouftfeijn beS gebend unb Reifet barum lebhaft 2)ie abftracte 3Sor=
fteUung ^ebt betjno^e ba^ 33ett)uftfei)n be§ ßebenS auf.
677. x—L M252C.
SDie in Slnfel^ung be§ ®efc^maf§ öerfc!^iebentlid^ Urf^eilen, toieber*
fpre(J)en einanber barum eben nid)t; ober bie, fo in anfe^ung ber i^rage,
ob etmaS ®ut ober 23öfe fe^, n)ieberfprecf)en einanber; man fan nici^t üor=
ausfegen, bo.^ in biefem ^afle betjbe gleid)e§ ®efii^l ^aben; benn e§ mufe
nott)Q)enbiger n3eife einftimig fe^n, toeil ein not^tnenbiger SBieberjpru^
aus ber cntgegenfe^ung biefer Urtt)eile entfpringen foU.
678. x—X. M252c.
[öS gtebt ein SGBo^IgcfaHen, tücI^eS gar nid^t ouä ber 5tnne'^mttrf)Ieit, womit
man, cä fet) in ber ©mpfinbung ober Slnfdjauung, afficirt wirb, t)crrü^rt.]
SDie Slnnemlic^feit unb (S^on^eit bemerft man unmittelbar burd^
©innlic^feit, ol^ne oermittelft beS 33erftanbe§, ber auf bie SSerfnüpfung
ber Urfac^c unb 2Birfung ad)t '\)ai, ju urtl)eilen. SlQein bie 3[lü^Ud)feit
fan nur bie SSernunft erfennen. 2)iefe 5Rü^li(^feit befielt in bem 3Ser*
pltniS oon etmaS, als einem 9Jiittel, ju bem, n3a§ ©efdUt, eS mag nun
öergnügcn ober nur f(!^ön erfc^einen. 2)ie @ad)e mag oiel ober menig
gefallen, fo ift hOi§> Wiiiti boc^ üoEfommen als ein fold)eS ®ut unb gefällt
Dollfomen. ^ie giebt eS ein grofeefteS ober oielme^r eine (Sin'^eit beS
lüol^lgefallenS. Benn öerfd)iebene ^xotit fe^n, fo ftnb bie manc^erle^
aKittel, iebe in i^rer Slrt, oollfomen. (Sin ßtoef überl^aupt ift baS obiect
1 5Jert)aItni§? SBcrlieltntö ? \\ E: rote statt roorin \\2 E: Zuneigung
7 borum? bortn? || 7—8 bte, fo . . • feQ sc. oerfct)iebentlic^ Urtl)eilen. ||
9—11 in bte|em rjoüe in Slnfe^ung be§ ®efct)mal§. Die Worte man . . . foU
wollen besagen., dass, damit ein nott)n)enbiger SBteberfprud) entfpringen könne, eine
gemeinsame Grundlage, in diesem Fall gleid)eä ®efüt)l, vorhanden sein müsse; das
fehle aber beim Geschmack, also sei bei ilim auch ein eigentlicher Widerspruch aus-
geschlossen.
21 ta^ aus ti
sRr. 676—679 (Öanb XV). 301
be§ 2BoQen§; bal)er, maä mit bem 2BiIIen über'^aupt notJ^tocnbigcr 2Bcife
gufammenftimt, i[t ®ut. Db^roar nun ta^ SSergnügen mit bem 2BiUen
be§ienigen, ber e§ geniest, nott)n)enbig jujammen[timt: fo [ttmt e§ bo(!^
nicf)t notl)tüenbig mit iebermann^ miQen, jo menig mie, menn trgenb ein
5 3ojef ;)roblemQtifc^ gegeben ift, ieber nottjmenbig bie 2Jiittel woUen mufe.
e^ö. 5f_l il/^52d EI 23.
2Ba§ ba oergnügt, i[t barum nicf)t f(!^led^tl^in gut, fonbern öor bcn
2Kenfc^en gut, »enn e§ bauert)att ift, ober öielme^r, weil gut ein obiectioeä
praebicat ift, nid)t gut, fonbern i^m angenel^m (benn angenehm überhaupt
10 not^roenbiger meife ift nid^t§).
®ut ift alfo [ba§ raaä nottiroenbig] nid)t§ anbetet aU ber Sßiüe. 2Ba§
feinen SBiÜen t)at, ift nur bebingter SBeife ®ut, felbft benn, menn e§ 3Ser=
ftonb Ijat (Sin fetir fluger 50?enfd) tan fe^r gut feqn, menn fein SBiÜe mit
feiner ganzen ^erfo^n, b. i. mit ben 2BefentUd)en Sße^ie^ungen aller feiner
15 Organen unb Gräfte übereiuftimmt. 3J?an fan anne'^men, ta^ ber ^Kenfd^
bie ßmecfe alle SSoHe, ba^u feine 5Ratur abhielt, unb bafe biefe 2lbjielung
felber nid^t ber ßmef eine§ ^remben feq, mit meldjem fein SBiüe übercim
ftimt, fonbern fein eigener ßmef fe^; menn benn jein [^anblungen] 2BiÜe
mit biefen ßmefen gufamenftimt, fo ftimt er eigentlid^ mit ftd) felbft. @§
•20 ift aber obiectiö nott)ffienbig, baäienige gu moUen, ma§ man miU; folglid)
ift bie Übereinftimung feinet SBiUenS mit feinen tt)efentlid)en ßmefen gut.
2)ie ßueignung geljet oon bem, voa§> unferem ßuftanbe [in fo fem] an*
geprt, jum 3Bert^e unferer ^erfo^n. 2)er SBo^lgefleibet, gut bebient
ift K 2c., l)dlt ftd^ felbft üor einen 5)?enf(f)en oon me^rem SBertl^e unb
25 fd)ä^t ben Slrmeren ©ringe. 2)al)er bie DJiggunft be§ Slrmen.
2)ie 5iotl)menbigfeit ift ^miefad): bie fubiectioe ber [©odie] Urfad^cn
unb bie obiectioe be§ Sßert^ö. 2Bir fragen nid)t blo§: moburc^ bie fac^e
4 fo roie || 5 problem:
18 fein? feine? || /i2 In diesem und in dem grösseren Theil des folgenden Ab-
30 Satzes ist die Schrift compresscr als im vor/iergehe/iden, so dass man denken könnte,
sie seien zu verschiedenen Zeiten (Tagen) geschrieben. Ein Trennungsstrich ist jedoch
nicht vorhanden, und gegen Ende der Rß. ist die Schrift wieder dieselbe wie im
vorhergehenden Absatz. \\ 24 metjrem? me^rerem?? II 25 Sttmeren? 2lrmen?
302 SReflefioncn jur Slntfiropologie.
notl^tDenbtg ba fe^, fonbern: loarum fte nötl)ig, b. i. e§ gut fet), ba^ [\z ba
ift. 3)ieje§ l^eifeen mefentlidje Sroefe, nid)t be§ Ur{)eber§, fonbern be§=
ienigen Söillenö, ber biefe^ feqn einzeln 2)aiegn roiU. 2)iefeä funbamentol
®ut ober ba^ oberfte primitioe ®ut i[t nicl)t auszumachen.
6S0. X— A. M252d. EII12i9.
2)ie Doeöen aller Unferer SSorfteUungen finb [bie] @innlid)feit ober
[ber] SSerftanb unb SSernunft. 2)ie erftere ftnb bie Urfadjen ber (5rfent=
niffe, bie [ftcti auä] b<x?> 3Serf)dltni§ be§ ©egenftanbeä ju ber befonberen
SBejc^affen^eit be§ benfenben @ubieft§ auSbrüfen, mie biefeS namlid)
entmeber burd^ ben ®egen[tanb mürbe afficirt werben, ober meldte oor»
ftellungen nad) ben befonberen ®efe^en be§ fubiect§ ba^u gefeUet »erben.
2!)ie gioeqte bejie^en ftd) auf ben (^egenftanb felbft; iene [gelten nur] brüfen
nur basienige au§, xoa§> üon bem ©egenftanbe in 2lbftd)t auf bie ©ubieften
gefügt werben fan, unb l^aben nur eine prioatgültigfeit; biefe ®elten
Don bem ©egenftanbe an ftd^ felbft unb ba^er oor jeberman. 2)ie @inn=
lidt)teit fan il)rer 5Katerie ober gorm nad^ betrad)let werben. 2)ie
5Raterie ber @innUc!^feit ift ©mpfinbung, unb i^r 33ermogen ber (Sinn;
bie %oxm ber (»innlic^feit ift förfd^einung, unb \\jx 35ermögen ba^ 2ln=
fd)auen. 2l(le ^^rtbümer entfpringen [ouö bemjenigcn waS] barau§, bd?),
waä nact) ®efe^en ber <Sinnlid)feit oerbunben unb oergli^en ift, oor etroaS
©el^alten wirb, xoa^ gebac^t wirb burd) bie 3Sernunft, unb, xo(x% nur eine
reftringirte ©ültigfeit ^at oor gewiffe fubiecten, auf§ obiect gebogen wirb
unb (ilä Dor ieberman ober an ftc^ felbft wal)r angefel)en wirb.
3 fe^n? fein??? || einzeln? etnjeln? eiflen?? || 4 ®ut? ©ute? || boö aus bie
6 ober aus unb || 7 unb, wie es scheint, aus ober || S ba§ aus bem II
10 rciirbe? raurbc? || 15 oon?? fan? an?? || iS ©rfc^etnung? ßrfdieinungen ? 1|
^0 In DCrgIi(J)en ist td)en sehr unsicher und nur bei der Annahme möglich, dass
Kant sich bei dem icf) zunächst verschrieben hatte. Statt C^en kann auch d)ten, ftetl
oder tten, eventuell auch berten (kaum cf)t, ft, tt, bertj in Betracht kommen. Statt
gl ist müylicher Weise jl, kaum fl, pl, fc^I oder ijar ft cm lesen. \\ 23 a(ä fehlt.
9lr. 679—682 (Öanb XV). 303
681. X— A. M 242c. Ell 316.
3n fi)ntf)etifd5er Drbnung ift bog ®ute unb bie 33onifommen{)eit bie
notl^ttenbige ©ebingung oUeg SBo^IgefaÜenö, barauf baä @d)öne unb
eble, enblid) bo^ rei^enbe imb rü^renbe, j. 6. ©d^reibart. jttten. 5Rad^
ben 91eigungen be§ 9J?enfd]en aber get)t atleS in umgefe^rter orbnung,
3n ber (5m;)finbiing ift lueber 2)eutlicl)feit nod^ SSertüirung, toeil nur
in ber (Srfd^einung au§ t^eilempjinbungen ein ®anje§ gemaci^t wirb. 3"
ber ßrjci^einung ift aber bie SSerroirung nid)t um ber ©innlidjfeit willen
al§ einem .^inberniffe ber 3)entUcl)feit, fonbern weil, fo lange etmaS jtnn»
li(^ ift, bie SSernunft bie SBorfteUung nod) nict)t bearbeitet ^at.
SSon ber ßi^cifl^ung: einem 2Sert)äItnt^e beä ©egenftanbeö jur
(Smpfinbung feiner ^erfoI)n.
SSon bem ®uteu, in fo fern e§ eine 3ufflßitiienftimung ift mit bem,
roaS man aill,
(* Sei) bem 2lngenel)men ift bie 9)?aterie burd^ bie 5Ratur be§
3Kenfct)li(!^en ®efül)lö, bet)m @d)önen bie §orm burd^ bie ^^latur be§
3Kenfd)lid)en ®efd)maf§, bei)m ®uten Weber 2J?aterie nod^ i5^orm burd^
bie befonbere 5Ratur be§ 3Kenfd)en, fonbern bie 23iUigung burd^ bie
SSernunft überhaupt, alfo burc^ bie @ac^e felbft, gegeben.)
00 682, x—X. M242c.
2)ie ©mpfinbung ift entweber bie feiner [felbft] ^erfon ober bie feines
3uftanbe§. 2Benn üma§ nict)t blo§ al§ ein gegenftanb unfererSSorfteUung,
fonbern mit unferer ^erfonUct)feit üerbunben gebac^t wirb al§ etwas, xoaS
un§ felbft angebt, fo entfpringt baran§ eine neue ©mpfinbung. Unbe»
25 bac^tfamfcit »erlebt un§ an unferm ©ute, ^afe an unferer ^erfo^n. 3n
Zu Rfl. 681—694: Das Durc/ischussblatt M 242c/d ist wohl zwischen M 240
und 241 einzuschieben. Bei Uß. 089 liegt eine Beziehung auf M §. 651 Satz 3 jeden-
falls sehr nahe, zumal die Hfl. auf gleicher Höhe mit diesem Satze steht. Auch die
Rfl. 686—688, 691—694 sind vielleicht durch M §. 651, 652 (Anfang) veranlasst.
30 7 ®rfcf)einungen || 10 ^Jernunft bie? Vernunft eine? bie, wie es scheint, aus
eine. II 11 — 14 Diese Zeilen sind links am Rand von einer Klammer umschlossen. \\
14 man? \\ 15 Der s-Zusatz ß?vJ?o?n?Ql?(fJ?f) steht zxcischen Z. 11/2 und Z. 13/4.
23 5ßerfonlid)feit?? ^ßerfonnlic^teit?
304 SRefIejionen jur Slntliropologie.
einem Spiele j^u oerlieren, wenn e§ burc^ Unglüf gejd)ielöt, wirb qI§ etioaS
angefel^en, toaS bloö unjeren ßuftanb betrift; burc^ eigne Ungefc^üUc^feit
aber: ift etmaö, toaä unfere ^erjon angebt.
683, x—X. M242c.
2)amit bie @innlid)feit in unferer SSorfteKung eine beftimte ^orm 5
\)ahi, fo mirb baju bie 3ufammenorbnung erfobert, nid)t blofe bie 3u=
fammenne^mung. ©ieje 3ufammenorbnnng [coorbination ift eine ©^ntliep]
ift eine SSerfnüptung ber coorbination, unb nid)t unterorbnung ober fub=
orbination, ber9leid)en bie 3Sernun[t üerrid^tet. 2)er @runb aUer coor=
bination, mithin ber ^^orm ber ©innlic^feit, ift 9?aum unb 3eit. 2)ie 10
SSorfteQung eine§ ®egenftanbe§ nad^ ben Sßer^altniffen be§ 9taume§ ift
bie ©eftalt unb beren 3Raci)a^mung ta^ 23ilb. 2)ie ^orm ber [(Smpfinbungen]
^rfci^einung o'^ne 3SorfteUung eines ©egenftanbeg befte^t blo§ in ber
3ufammenorbnung ber ©mpfinbungen nadt) S^er^ältniS ber 3eit, unb bie
©rfc^einung Reifet ein befolge (^ ober 3ftei^e ober ta§ @piel). 2lße ®egen= 15
ftänbe fonnen finnlid^ ober anfd)auenb ertannt werben nur unter einer
©eftalt. 2lnbere 6rf(^einungen fteUen gar ni^t gegenftänbe, fonbern
Sßerdnberungen öor. Sine anfd)auenbe ^orm oon einer Speisenfolge oon
©eftalten oon 3JJenf(!Sen ift bie^antomine, oon einer folge berSSenjegungen
nad^ 2lbtSeilung ber 3eit ber Slan^; hiX)bt§ äufammen ber mimifd^e 20
Slanj. 2)er Sang ift bem 2luge i)a^, aaö bie ÜJ^uftc bem ©e^ör ift, nur
ba§ beq ber legieren fleinere 3eitabtSeilungen in genauerer Proportion.
2)ie fünfte finb enttteber Silbenb ober ^Rac^bilbenb. SDie le^tere jinb
^Ka^lereQ, 23ilbt)auerfunft. 3ene jtnb entweber blo§ ber f^orm nac^ ober
auc^ ber 5J?aterie nad). 2)ie bloö bie 5orm bilben, ftnb ©artenbau, bie 25
auc!^ bie 5J?aterie; 2lrd)itectur (^ fo gar bie Äunft gu meubliren); fo gar
bie tactif gehört jur fdjönen Slnorbnung unb baä 5U?anoeüer gur fc^önen.
3u ben bilbenben fünften gepret überhaupt bie Äunft, iebe fdjöne ®e=
5 Vor ift könnte der Deutlichkeit hnlber ba§ ergänzt irerden.
18—19 Umpriinylich: einer 3Rei^e üon ©eftalten ift ber San^ aber Oon einer 30
JHeitie ©mpfinbungen bie ÜJ^ufic. 2)iefeä || 26 Der g-Zusat: Meht ührr bie a\\6)
bie ajiaterie 2lrc || 27 Nach fd)ünen ist etim Äunft oder gorm, kdum Slnorbnung
zM ergänzen.
Sflr. 682-685 (93onb XV). 305
ftalt l^erüorjubringen, al§: fd^öne ©efäfee, ©olbfd^mib, Su^elier, ÜReuftlen,
ja ber ^u^ etne§ 5rauen3immer§ eben fo iro^l al§ bie ar(!^itectur. ^m=
Qleici^en aüe ©alanterie Slrbeit.
2)er Sanj üerliert ben 3flei^, toenn man nid^t me^r bem anberen
5 ®efc^led)t gefallen ttjill. 2)arum bauert bie 5fieigung j^um S^anj beg ge=
^ei)rateten 5[J?änuern ni(^t lange; het} SBeibern, bi§ jte alt ftnb, üjeil jte
be[tanbig gefallen wollen.
©rjc^einung i[t eine SSorfteUung ber ©inne, fo fern jte auf ein obiect
ge'^t; (gmpfinbung: ttenn fte blo§ auf ha§> fubied gel)t. 2)ie reflectirte
10 ©rfc^einung ift bie ®eftalt, bie reflectirte ©mpfinbung bricht ab.
684. K—L M242c
2)ie Äunft angenel^mer ßmpfinbungen, b. i. §u SSergniigen, ift blo§
empirifd) unb oerftattet aud) ni(I)t einmal (Sritif unb !eine allgemeine
Siegeln, alä bie oon (5rfal)rung abftrat)irt fegn.
68S. A—X. M242c.
©aS Spiel ber ©eftaltett unb ber ©mpfinbungen erfobert erftlid)
gleite 2lbtl)eilungen ber S^it ((äinförmig!eit im ß^ttmaa^e) ober ben
äact, 2. eine begreifliche Proportion [ber S^ei], bie au§ ben SSerljöltniffen
ber S^eiloeränberungen gebogen werben.
2)er 9fiei5 bei) bem 3:an^e [l)eruf)et auf] ift enttoeber corperlic!^ unb
beruhet [bei^m] auf ber aUen ©liebmaafeen gegiemenben SSemegung, bei)
ber 5Ruftf auf bie proportionirte 23emegung ber %a\exn be§ jlorperg burd)
t)armoni|c^e töne. 2)er ibealifc^e Slet^ auf ber 23egiel)ung, meldte bie oer=
änberlii^e ©eftalten auf bie affecten ober bie einanber begleitenben töne
auf bie 3Jienfc^enftimme unb ben 2lu§brut ber ©mpfinbung ^aben.
17 maafee steht hart am rechten Rand der Seite; die Schlussklammer scheint
zu fi'hkn. II 18 begreifUdje? begriflic^e?? || 23 Zu ^armonifc^e töne vgl. Nr. 6:j'J
(S. 276— 2TJ). II töne. ®er? töne ober?? || ibealif^e? ibealifd)er?
Äant'^ 5 c^rif teil. .tianbiri)iiftlicl)er SJac^laj 11. 20
306 9ieflejlonen jur 5{lntl^ropologte.
686. x—X. M 242d. Mit Bezug auf den Anfang von M §. 651 f
25ie S3ef(I)auung beS @d)önen ift eine 23curtl^eilung unb fein ®enu§.
2)iefe (ärjd^einung mac^t aol^l einiges 3Sergnügen, aber be^ toeitem nid^t
im SSer^dltnig auf \i(x»> Urt^eil be§ SBo^lgefaUenS an ber iSd)Dn^eit, fon=
bcrn biejeä beftel)t bloS in bem Urt^eil über bie aügemeinl^eit beö 2iBol)U
gefallen^ an bcrn ©egenftanbe. 2)arauS ift gu fe^en, bafe, toeil bie[e
allgemein gültigfeit unü^ ift, fo balb bie ®efellfcl)aft fe^lt, aud) alSbenn
aller 3^ei^ ber @(!^önl)eit Derlol)ren ge^en mürbe; (gben fo menig mürbe
aud^ einige 9lcigung gur 8cl^onl)eit in statu [naturaii] solitario entfpringen.
687, X— A. M 242d. E 1 232. Mit Bezug auf den Anfang von lo
M§.651f
2)ie größere SBeurf^eilung ber (5rf(!^einungen ift ber gefunbe 3Ser=
ftttnb; bie ber 23efc^affen^eit ber @acl)e felfaft: gefunbe SSernunft. 3"
anfe'^ung beffen, maö ©eföHt, ift iene^ ber ridjtige ©efc^maf, biefeä \iOi^
sentiment. lä
2)ie 3Sernunft ift cntmeber bogmatifd^ ober em^jirifd). 2)ie le^tere
giebt auf baSientge 2lct)t, ma§ nid)t in ber allgemeinen 9fiegel enthalten
ift, unb erfe^t baburd) i^re 5Kangell)aftigfeit. ^a, meil auc^ em|)irifd)e
@d^e nur eine [p] tolerable 2lHgemein^eit ^aben unb in ben meiften
f^dUen gutreffen, jo [er|e|t] oerbeffert bie ©ejunbe 3Sernunft bie ^^e^ler, bie 20
aus ber bogmatifd)en entfpringen fönnen. 2)ic bogmatifcfte SSernunft ift
nur eine ÄrücEe ber ©gnt^eftS beQ ©egenftdnben ber ©rfa^rung, bereu
man jtd) gur 5rleid^terung bebient. ©S laffen fic^ nic^t alle mannigfaltige
@tücfe ber ©rfa^rung unter Siegeln bringen, üielmenigerbieSebingungen,
unter meieren [eberaet] ieber einzelne ^^ratl unter einer allgemeinen 3flegel 25
fubfumirt mcrben fann. £)eSfallö mu§ man fid) auf eine SSerfuc^te ®e=
funbe SSernunft oerlaffen. 2)od) ^ilft bie ©efunbe 3Sernunft in benen
SBiffenfd^aften nidjt, bereu 9iatur barin beftel^t, bafe man alles auS allge=
meinen unb reinen SSernunftbegriffen ableite, g. (5. 2)?at^ematif unb
3Ketapl)t)rtc. 2)ie ©efunbe SSernunft fann niemanben geletjrt merben. 30
4 im? in? II 5 biefcS Zusatz des Hg.
30 niemanben? niemanbem?
sRr. 686-692 (33anb XV). 307
ß88. x—L M 242 d. Mit Bezug auf M §. 651 Satz 3?
^ie 2lnnef)mli(i)feit im 5la(^f(^ma!e ift nur (j. (5. Sßi^ige unb roa^re
©ebanfen) het) bem diü^ be§ (Schönen unb beij bem (Sentiment beö ®uten,
nic^t aber beq bem ®e[ül)l be§ Slngene^men anäutreften.
5 659. ;,_A. M242d. Zu M§. 651 Satz 3?
Oft ftnb bie empfinbungen (^un)angene^m, aber ba§ @piel ber
(gmpftnbungen ift angenehm, j. (5. ©in ßeben, in ft)elct)em Übel unb
®ute§, i5urd)t unb ^ofnung abaec^feln unb am enbe getro{)nt werben.
2Benn loeber ber ©egenftanb gefdttt nod) aud) [in] bie 2lbbilbung beffelben
10 ben öornemften ®runb be§ Bo^IgefaüeniS entt)ält. 33eQ ber SSorfteüung
be§ Ungereimten, ®re§lic!)en ober ^BebauernSmürbigen ift ber (S)runb ber
2lnne^mlict)feit bIo§ im Äörper unb in ber 2lrt, mie er burd) bie S3or=
fteüungen afficirt ©irb, unb c§ fommt babeq atteä auf bie bifpofttion bes
^enfc^en an.
690. x—X. M242d.
3n ber 5J?af)lereq: Einlage (^ ba§ Factum), bifpofttion (gruppiren),
baburd) e§ al§ ein gan^eä in bie Singen fättt. (5§ [finbet] ift feine ©ruppe
[ftott] gut o^ne contraft. ('' SSeqm geuermerf ift ba§ fpiel ber geftalten.)
691. x—l. M242d.
20 ©ie ©lüffeeligfeit ober ba§ 2Bol)lbefinben, bie ß^re ober SBo^lan»
ftanbigfeit, ber 2Bert^ ober ba^ 2Bo^lüerl)alten.
692. x—X. M242d.
®ut ift, B)a§ mit ber Suft überhaupt, b. i. mit bem SSillen [lUettjau]
allgemein genommen übereinftimmt, unb ift ®ut alä ein 2J?ittel ju irgenb
5 Zu Rfl. 689 vgl. VII 237—239.
20"
308 Steflejionen aur Slnt^ropologie.
einem Beftimten 3tüefe [ober gut], e§ fei) ü3elcf)e§ ßme! eö wolle, ober ®ut
ju [iebermanä] bemieuigen, \oa§> ieberman »iE.
695. X— A. M242d.
2)ieöernünfti9e SBefen ^aben ben SBejie'^ungSpunft ber SSDUfommen=
l^eit in jtc!^. @§ i[t möglid), bafe fie it)n aud) auffer jtd) t)aben; niemals
aber ift e§ ber a^legel be§ ©uten gemä^, \)ü^ er gan^lic^ auffer tl^nen fe^,
b. t. bafe jte blo§ um eines anberen 2ßefen§ millen ba, öiel weniger un=
glüfUc^ fe^n.
694, x—L M242d.
2)ie 3ufaotmen[timung ift gmiefad^: 1. ber Steile ju einem ©anfeen lo
(^ entroeber ber 3J?aterie ober ^orm), 2, ber ©rünbe ju einer §olge; bie
fiepte ift eine SSerfnüpfung ber fuborbination. 2)ie ßufamenflimung be§
SRannigfaltigen ju einem beftimten ßroef ift bie relatiüe S3otlfommenl)eit;
bie gorm ber ßufammenftimung gum SSelieben überhaupt ift bie abfolute
3SoIlfommenf)eit, is
69S. l. M242'. Ell 317.
3n aUem, ma§ ju unferer SSorfteUung ge'^ört, ift [etioaS] ber ^aupt=
unterfcll)ieb ^tDifd)en bem, maS ein ©rfentniS be§ ©egenftanbeS ift, unb
Demienigen, loaS lebiglid) bie 2lrt betrift, mie ha^ fubied burd) bie gegen»
wart beS ©egenftanbeS afficirt mirb, unb jum juftanbe beS fubieds 20
get)oret. 2)aS erftere ift (ärfentntS, ha§ jme^te ©mpfinbung. 2BaS (^ eS)
aud) öor einen ®egenftanb gebe, ber bie Urfac^e ber ©mpfinbung ift, fo
ift ta§ fubiect in 2lnfel)ung beffelben leibenb, unb nur leibenbe fubiecten
finb ber (ämpfinbung t^^ig- Seibni^ ^ält aüe ©mpfinbung gemiffer
obiecteu oor ©rfentniffe berfelben. SlUein meil bieienigen Sßefen, bie 25
1 n)elcl)eä aus nelä^exu, kaum umgekehrt.
Zu Nr. 695 — 698: 31242' steht an der richtigen Stelle: sie gehört als Durch-
schussseite zu M 242, wie Rfl. 878 zeigt, die auf M 242 beginnt und auf M 242' endet.
17 E: unfern Sotfteltungen |1 18 ein? eine? 1| 24 E: aüe ©mpfinbungen
10
gflr. 692—696 (SBanb XV). 309
hmij xf)V€ S5or[teQung nid^t bie Urjaci^e be§ ©egenftanbe^ felbft fetjn, öon
bemfelben erftlii^ auf gemiffe SBeife 5y?ü[jen afficirt werben, bamit [k üon
beffen ©egenwart @rfentni§ befommen, fo mufe bie ©mpfinbung ^roax bie
SSebingung ber äußeren 33or[teüung, aber boc^ fte nic^t felb[t fet)n. 2)?an
tan auc^ nic^t umgefe!)rt fagen, ba^ bieSSorfteÜung be§ obiectö nid)t§ alg
©mpfinbung fei), weil biefeS fonft ber ibealijm fet)n mürbe. 2)a§ @r=
fentnis alfo ift obiectiD, bie ©mpfinbung fubiectiü. Slüe @rfentni§ ift
gmiefad^: entmeber ber 2)inge al§ ©egenflänbe ber @mpfinbung ober an
ftc^ felb[t; iene ift fmnlic^, biefe inteHectual.
696. L M242'.
2llle SSoUfomen^eit fd^eint in ber 3ufamen[timung etne§ 2)inge§ mit
ber greQt)eit gu befielen, ba^er in ber 3roefincifeigfeit, allgemeiner ^raud^*
barfeit etc. 2Seil aUe 2)inge eigentlid) im empirifdi)en 3Serftanbe nur ha§
ftnb, was fte üerl)dltnifett)eife auf ba§ ®efe^ ber 6innlid^feit [in bet ©r«
15 fc^etnung oorfteOen] allgemein genommen öorfteUen, fo ift bie S^oüfommen»
l)eit ber ©egenftdnbe ber (Srfa^rung eine übereinftimmung mit bem ®efe^
ber 6inne, unb biefelbe als förfd^einung l)ei^t fdi)5nl)eit; e§ ift fo gu fagen
bie auffenfeite ber SSollfomen^eit, unb ba§ obiect gefdüt baburd), ba§> e§
bloß befdjauet mirb. 2)a§ l)at ba§ 2öot)lgefallen burd^ ©efd^maf unb
20 burd^ sentiment einftimige§, ba'^ baburd^ ber ©egenftanb gebilligt wirb,
o^ne auf ben ©influS gu fe^en, ben er öermittelft be§ 2lnfc^auen§ ober
be§ ®ebrauc^§ auf§ ®efül)l be§ fubiect§ ^abe. 9^ur ber ©efc^maf billigt
etwas, in fo fern e§ blo§ in bie «Sinne fäüt; ba§ sentiment, in fofern e§
burd^ SSernunft beurtt)eilt wirb. 2Ba§ bem ganzen Spiel ber Sinne am
25 gcmäfeeften ift, jeigt baburc^ übereinftimung mit ber Sinnlid)feit beö
5Kenfdt)en unb eben baburd^ 3Sonfommenf)eit, weil biefe bod^ sule^t auf
bie ©inftimung mit ©lüffeeligfeit hinausläuft.
I ©egenftanb
II Die Rfl. beginnt gegenüber der zweiten Hälfte des zweitletzten Satzes von
30 M §. 652, in der auch von Vollkommenheiten die Rede ist. || 13 im empirifc^en ?
in empirif (^em ? \\ 21 eä statt er
310 SRefIejtonen aur Slnf^ropoloflie.
697. L M242'.
e§ giebt breijerle^ ßuft über eine facf)e burd) ®efüf)l: 1. ®ie Un=
mittelbare 2u[t burd) [®ef] empfinbung. 2. ©ie Su[t an unjerem ßuftanbc
über ben SSeft^ biefeS ®egenftanbe§. 3. Sie ßu[t an unjerer ^erfo^n.
2Benn bte er[te Suft o^ne bie ^me^te i[t, \o bient fie jur 23eurt^eilung.
69«. A. M242'. E 1 395.
33ei) bent jc^önen getdUt nic^t fo ü)dI)1 bie @a(!^e al§ bie (Srjdieinung
berfelben. 2)er (? menjc^lid^e) Äörper, JD fern mir bie 3Sor[teQung befjelben
au§ 2:^eilen, bie cor fid) felbft gefe^en werben, jufomenfe^en, giebt einen
Söegrif, ber nid^tg fc^öneä entpit.
6§ giebt eine fc^önl^eit in ben (5r!enntniffen ber SSernunft, @elb[t
bie 5Rü|lic^feit fan eine fummc Don (ärfc^einungen fe^n.
699, fi—v. M242b.
2)er innere ©ertl^ einer ©ad^e ift, fo öiel fic bor ieberman gilt, e§
mag feqn nac^ siegeln ber (Smpfinbung ober be§ ®efd)mQf§ ober ber 23er=
nunft. ^ij fan ein befonber SSergnügen moran finben, aber id) »ifl
nic^t, bafe ein anberer e§ mir baoor anred^ne. @5 ift nic^t ber innere
SBertl^ ber «Sac^e.
700. fi—v. M242b.
@olte man nic^t fagen: alle (Sd^onl^eit in ber 0iatur ift nur bie 20
5Jtelobie, unb in ber inteüectualen 2Belt ift ber taft.
701. fi-v, M242b.
2)a§ ma§ un§ barum beliebt, nid^t allein meil, menn e§ erfant wirb,
eg allgemein gefallen toürbe, fonbcrn weil e§ mirflid^ allgemein gefäUt,
5 blent? blenct? 25
7 E: Sei einem
21 inteüectualen? inteUectuelen?
5Rr. 697-702 (SSonb XY). 311
tft btc ßl^re. Dber: ü)a§ [barum] barum gefällt, aeil e§ aud) anbeten
gefallen fan, ift fcl)ön; maS barum blo§ gefdUt, mcil cS anberen gefäQt, tft
anftdnbig. 2)ie @^re befiel)! in bem tRd^t, ben ctmaS l^at, weil e§ anberen
gefönt. 2)ie ©rünbe biefeS Urt^eilS ftnb entroeber empirifc^ ober rational.
5 2)arum, »eil ttroa^ anberen gefäüt, fan e§ mic^ wo^l oergnügen, aber
nic^t mir gefallen. 2)a§ sentiment gel^t auf ba§, waS ß^renmert^ ift; ber
©efc^maf bemegt un§ nur burd) ben diti% ndmlid) ba§, »aö (g^re erroirbt.
3)ie ®leid)gültigfeit in anfel)ung ber (ä^re ift entaeber bie, ö)eld)e feine
©c^anbe [ober bie] fc^euet, ober bie Dor bie ©unfel^eit (unbefant ju feijn,
10 nid)t Dcrabfc^eut) feinen Slbfc^eu \}at. 2)er biefen legten abfd^eu ^at, ift
ß^rbegierig; ber bie ©c^anbe fc^euet, 6f)rliebenber; ber feine @d)anbc
fc^euet, ehrlos; ber guf rieben ift unerfant ju fegn, ^at felbftäufriebcn^eit.
SDer ®efd^maf erfobert ß^rbegierbe.
2)cr, fo an etmaS (f mag i^m ge'^ört) ein SSergnügcn finbct, was
15 anbere rei^t (^ in ber Slnfc^auung oergnügt), öerlangt geliebt ju werben,
iftbu^lerifc^. 2)urcöbie21u§übungenbe§f(I)önenunbanftanbigen ermerben
»ir un§ 2l(t)tung; bur(^ ba^, loaS ta öergnügt, Siebe, ©a^cr ein §rauen=
gimmer (5^re ober ^khz fudjen fan. @elbft ber autor ift burc^ feine ®ut«
l^er3igfeit, 33efc^eiben^eit unb SSiüigfeit Sul)lerif(^ um ßiebe. 3)er ent=
20 fd^eibenbe aber um Sichtung.
702. v^f ß?) Q^ff M178'.
SBeil 3fiaum unb ß^it bie allgemeinen conditiones ber 5Roglid^feit
ber obiecten finb nac^ siegeln ber 6innlid)feit, fo gehöret bie (äinftimung
ber 6rf(t)cinung ober ©mpfinbung in ben SSerl^dltniffen be§ SRaumeS unb
3eit mit bem allgemeinen ©efe^ ber fubiede, folci^e SSorfteüung ber ^orm
na(!^ I^eroorjubringen, ju bemjenigen, maä not^menbiger SBeife mit iebeä
@innlid)feit übereinftimt. alfo gum ©efc^maf. 2)agegen tk überein=
ftimung mit ber ©mpfinbung nur ßufaüig ift. ©er ©efc^maf ift ge=
fettig. 2J?up.
U ®^rltcbenber? @f)rliebenbe?
2kl Nr. 702 — 711: Das Durchschussblatt M 178'/ 179' hat seinen richtigen
Platz zwischen lU 244 und M 245. Vgl. -31524— SB-
SS einfümuitgen || 26 waS J'ehit.
312 JReflejtoncn aur Slnttiropologte.
703, v'f ßf) Q'f? M 178'. Zu M§. 653?
.^anblungen [ber 9f{cc^t[ci)affent)eit roerben gebilligt], bte ni(^t unrec!^t
ftnb, lüerben gut 9el)ei[fen; bie au§ ber ac^tung oor ha§ rec![)t anberer ent=
fpringen, gebiüigt, @elb[t Dor ta§ unüotlfommene 9?ecl)t (SiQigfeit) ;
bie, fo bie SBürbe ber 5)?enfd)^ett in feiner (gignen ^erfon betreffen,
^odigefc^d^t; cnblic^, bie auf öo§ 2Bot)l anberer get)en, toerttigefc^a^t.
704. vf (x—i^?J M178'. ZuM§.6ö5f
6in fd^ön ©ebäube luirb eben fo gebilligt, ob man e§ unjel)ligemal
ober nur einmal gefel)en. ©§ erregt auc^ nid^t einmal eine SJierflic^e
SSegierbe e§ ju beft^en.
703. V? {^?) (fi?) ß?J M 178'.
2)a§ Sßermögen, feine (grfentniffe allgemein gu mad^en, alfo a poste-
riori ju allgemeinen 33egriffen §u gelangen, ift ber SSerftanb. £>ie
allgemeinen ©runbfä^e entfpringen l^ier per inductionem unb gelten auf
bie gäUe be§ gebend (Älugl)eit burd^ @rfal)ren^eit) (logifdt)e§ SSermögen). is
2)a§ SSermögen, ba§ allgemeine a priori ein^ufe^en, maS an ftdl) felbft
ol)ne SaQe ber (5rfal)rung allgemein gültig ift, nic^t per inductionem,
fonbern ratiocinationem, mithin nid^t blo§ bie a posteriori entlehnte
3mefe unb mittel, fonbern bie obiectioen ßtt)efe,2)aö allgemeine ^uerft ent=
merfen ju fönnen unb '^(x?> befonbere in it)m, ift bie SSernunft ßunt so
®uten gel^ört 3Sernunft, pm ßigennu^ SSerftanb.
706. vf (W ßi?) ßf) M 178'. Zu M §.656 Anfang?
guft unb Unluft ftnb üon ber 33egierbe nid^t allein unterfd^ieben,
fonbern beterminiren [fie] nid^t immer bie tl^dtige 23egierbe, meil ber SBiUe
4 Die zwei Striche rechts von SStüigfeit (im Ms. unter entfpringen^ sollen doch 25
v^ohl die Stelle des fehlenden Prädicats (a la gut get)eiffen, gebtHtgt etc.) vertreten.
7 Es ist möglich, dass Kant Nr. 704 scho?i in x zu M §. 655 hinzusetzte; die
Rß. würde dann vor den über ihr stehenden Nrn. 703, 702 und 589 geschrieben sein.
15 Die Klammer vor l09if(!^Cä fehlt.
mv. 703—707 (93anb XV). 313
frei) ift. 6§ mufe auffer ben ©rünben ber 23iütgung nod) ein prin-
cipium ber ßueignung fe^n; benn iene§ bewegt einen Sßiüen, fo fern
baburc^ a"9l^^^ Q^^ beroegt merben (3. @. einen ^ur ®ered)tigfeit, fo ba^
aUe aud) gerecht fe^n); biefe§ aber wirft auf t)a§> befonbere fubiect unan=
5 gefe^en ber Übrigen unb felbft Ut) bem aieberftreit ber Übrigen. SBarum,
toenn ein ^Betragen allgemein genommen allein gut ift, foü ic^, [o^n] wenn
eö gleid^ nid)t allgemein beobad^tet wirb, bennod^ baran gebunben fe^n?
(ober marum fott ic^ einer regel :peinlic^ anl^angen, bie jwar unter aUen,
tijeld^e man ftc^ oorfe^en mag, aud^ bie nü^lic^fte ift, bennod^ immer au§=
10 nahmen 23erftattet?) (unb marum foU meine ^anblung, ob fte gmar
gemisbiüigt mirb, nidl)t burc^ bie Slnne^mlid^feit ftd) mir empfehlen?)
3)?an fan oon bem ©efc^maf, bem moralifc^en ®efü^l ben alten
©runbfa^ ber (Sleatifd^en ©d^ule braud^en : sensualium non datur scientia.
2)ie principia entfpringen nur per inductionem unb fommen fel)r auf bie
15 jufaUige mobificationen ber fubiecte jur ßinftimung an.
2)er ©a^: de gustu non est disputandum, menn ba§> bifputiren fo
Oiel l^eifet al§: burc^ SSernunftgrünbe oon beleben feiten auömad^en, ift
ganj richtig. SBenn e§ aber bebeutet, bafe barin ®ar feine 3ftegel, mitl^in
auc^ fein rechtmäßiger SBiberfpruc^ gelte, fo ift er ein ©runbfa^ ber
20 UngefeQigfeit, ber 9ftauf)igfeit unb auc^ ber Unwiffen^eit.
707. v'f ßf) Q^n M 179'.
2)a§ ift tixoOk^ fef)r merfmürbigeg, baB man 'ba^ moralifd^ 35öfe
(Safter) me^r öerabfc^euet, aber öon bem Unglüfe eigentlich nur münfc^t,
\io.^ e§ nid^t gefd^e^en wäre. SBenn mein freunb befto^len ift, fo roünfc^e
25 id) nid^t, \i(x^ ber Später gar nic^t möcl)te gefto^len ^aben. 2ßir oerab*
fd^euen ben 2)iebfta^l; e§ ift un§ aber ba§ 2)afei)n beffelben gleict)gültig,
wenn er nur nic^t ben freunb befto^len l^ätte; alfo ift \ia^ 9Serabfcl)euen
eine fadl)e ber Seurt^eilung, aber nic^t be§ @efii^l§ ober SSegierbe. Umge=
feiert: bie Äranf!^eit oerabfc^eut niemanb, aber Wünfdjt, ^^a^ er fte nic^t
30 befommen möge, Unterfc^ieb jtoifd^en bem SBunfc^e, \iQ.^ ic^ etma§ Übels
nidl)t bulben möge, unb: \>a'i^ e§ überl)aupt nid^t fegn möge. 2)er Slbfd^eu
15 mobificationen? mobiftcation ? || 16—20 Vyb V 338 ff.
314 SReflejtonen aur -3lnt^ropoIogtc.
ift, fo gu [agen, ein allgemeiner SBunfd), ba^ etroaS ntd^t fe^n möge.
@ben barum aber, aeil er allgemein i[t, fo i[t er unenblic^ fd^icac^.
SBeil 3:ugenb unb Safter bie erften ®rünbe beä 2Bünfd)en5n)ürbigcn
®Iüf§ unb UnglüfS ftnb, fo roünfdjt man, too feine 3Sorliebe ift, feine
S^ugenb on irgenb iemanbem ober Slbmefen^eit oon ßafter. 5Kan fan 5
auö 3^eib ober ^afe Unglüf iemanbem 2ßünf(^en, aber niemals blofecS
Safter auffer al§ einen 2Beg gur @(J)anbe.
SlUgemein fan man bo^ n3ünf(t)en, ba^ e§ 2;ugenb gebe (b. t. ba^
aUe tugenb^aft todren; aber nict)t: ba^ ein unbefanntcr tugenb^aft fe^,
üjcnn unö ober unfere ^^reunbe biefeS nic^t trifft), 10
708. v^f ßf) Q^ff M 179'.
2lu§ bem SSerftanbe entf^ringt gtoar ber 23c^fan unb bie Billigung,
aber nict)t boi?» 3?ergnügen. 2l(le§ ©efii^l begießt ftc^ immer auf mid) als
ben 2)?enfd)en unb mirb nnr burd) 3Sermittelung be§ Äörpcrö empfunbcn,
ob jmar bie 33egriffe, meiere biefe Zueignung bemirfen, au§ bem SSerftaube u
entf^}ringen.
709. v^ ßf) Q^ff M 179'.
2)ur(l) ben 23erftanb werben alle allgemeinen begriffe unb allge=
meinen Siegeln ber SSernunft practifd); benn ber SSerftanb fonbert bie
SSegriffe oon ben Erfahrungen ober ben fallen in concreto ah unb nimmt 20
ba^er auc^ bie ©efe^e, nad) benen etmaS ju gefc^e^en pflegt.
710. v^f ßV Q^?? M 179'.
2)er ®efd)maf gel)t auf ba§, maö allgemein angenct)m ift, entmcber
in ber (Smpfinbung ober in ber(ärfd)einung. ^n bet)ben ift ba§ SSergnügen
nid)t (f fo) grofe als ber SSegfatt megen ber 2lllgemeinl)eit. 3)aS sentiment 25
3—6 iemanbem? icmanben?
24 beleben ? bei)bem?
Sfir. 707— 711 (SanbXV). 315
gel^t auf boS noaS (^ allgemein) öebilligt wirb ot)ne Sejiefiung auf bie
^jriDatempfinbung.
(5§ ift iebem ÜJ?enfcl)en ®ut, bafe fein ©efc^maf nid^t i^ugleid^ gur
Steigung ©erbe, fonbern il^m nur biene, ha^ ju urt^eilen, was allen ©e*
fäüt, unb in ber ©efeUfc^aft gefeflig gu feijn. 2Ber öor jtc^ allein ift, Dor
ben iftö am beften, bafe er o^nc befonbere 2Ba^l einen guten unb leicht ju
befriebigenben appetit ^at.
711, v^f ß?) Q^ff M 179'. 246'.
M179':
10 2Ba§ mit ben ©efe^en be§ SSerftanbeS über'^aupt ftimt, ift toal^r ober
logifc^ gut. 2Ba§ mit ben ©efe^en ber (Sinnltc^fett überbauet (notb=
menbiger SSSeife unb alfo allgemein) ftimt, ift [ongene^m] f(!^ön (benn aUc
ftnnlid^feit ift mit Slnmut^ ober Unannebmlict)feit oerbunben, unb, ma§
bie ^bätigfeit belebt, ift angenebm; gefcbtebt biefeS allgemein, fo gefällt
15 e§). 2Ba§ mit bem ^riüatgefe^e ber (Sinnli(bfeit (ber ©mpfinbung) über»
einftimt, ift angenebm ober SSergnügt. 2ßeil bie felbftempfinbung ber
le^te 33ejiebung§grunb üon allen unferen S^bötigfeiten ift, M 246': fo
bejiel^t ftd) aUeö auf ba§ ®efül^l (melcbeS entmeber ßuft ober Unluft ift).
2Ba§ mit ben ®efe^en be§ SBillenS überl^aupt notl^toenbig ftimmt, ift gut.
80 2)ien)eil aber ber SBiüe eigcntlidb eine 2;bötigfeit ift gufolge einem gemiffen
©rtentniffe, unb gmar, tt)eld)e§ [fl^] entmeber [auf] ba§ ©ubieft im ^riDat=
DerbdltniS ober ein allgemein gültiges SSerbältniS betrachtet: fo ift gut,
5 ift von ,,essen''^ abzuleiten! || ß ben? bcm?
17—18 Mit 2::^ättgfeiten ift schliesst die Rfl. unten auf M 179'. Das fb
25 bcjlebt c^f M 246' ist ganz offenbar die Fortsetzung. Es folgt daraus, dass bei dem
nachträglichen Einbinden das Blatt, welches jetzt zwischen M 178 und 179 eingeklebt
ist, an die falsche Stelle gerieth. Es gehört zwischen M 244 (diese Seite fehlt!) und
245. Damit stimmt überein, dass auf M 179' und besonders auf M 178' sich ver-
schiedene Reflexionen auf „Vbluptas et Taedium^'^ (M §. 655 ff.) beziehn. \ \ 21 — 22 ouf
30 im Ms. nicht durchstrichen. Kant wollte wohl zunächst schreiben: loel^eS fi(^ Ctlt«
toeber auf ba§ ©ubielt im Sßrioatöer^öltntS bcjtefit. Als er dann änderte, vergass
er das auf zu durchstreichen. \\ ©ubieft im? <öubieft ein? || obet ein? ober im? ||
angemein? allgemeines?
316 3?efIejtonen 3ur Stntt^ropologte.
roa§ mit ben 2;t)ätigfeiten be§ @ubieft§ md) ©efe^en be§ 33cr[tanbe§ al[=
gemein Bujammenftimmt
712. v^f ßfj (q^) M246'.
2Ba§ mit mirfelbft jufammen[timmt,info fern id) al§ ein Individuum
ber finneniDelt mid) betradite, i[t angenehm; ma§ mit mir, al§ burd) ba§
gan^e ber ©innenmelt bestimmt, l)armomrt, i[t j^ön; tDa§ mit mir als
einem ®lieb ber inteUectualen SBelt jufammenftimmt, ift gut: er[tlid) mit
mir al§ einem individuo unb ^üjegtenä alö einem ©liebe beS ®an|en.
715. yf (Xf Q^?) M246'. Gegenüber von M §. 638 „imper-
fectionumve — iucundum'"'' (iSi^^n): lo
ßum ©efd^ma! ber Sinne toirb erfobert: \i(\.^ baSienige, tuaS SSer=
gnügt, oiele anbere SSergnügen neben be^ erlaube, ©er ta \t\)x ftarfc
©inbrüfe öerlangt, ^at feinen ©efd^maf. garben. Seid^te ©peijen.
(^ fre^e unb reicl)lict)e SBa^l. Drbnungen ber ©mpfinbungen, bie jtd) üer=
großem.) 3uni®efc^ma! in ber ©rfc^einung gehört öornemlic^ bie£eic^tig= is
feit ber (äinbilbung. 3n fingen öon einer gemiffen 2lrt mufe bie (5r=
fa'^rung ba§ Urbilb gelben, unb biefeS tjeifet fc^ön.
714. v'f (X? Q^f) M246'.
2Sir t)aben j^toeijerlei) SSerpltniffe ju ben ©ingen, um fte gu unter»
fd^eiben: 1. burd^ bafe, ö)a§ bie@ad)en fmb [33eurt^] (3Sor[tellung); 2. burc^ 20
ba§, ü)a§ fte in 2lnfef)ung benfenber wefen ftnb (58eurt^eilungen), b. i.
burc^ i^ren 2Bertt). 3n bei)ben toirb unterfc^ieben, tt)a§ ba airflic^ ift,
öon bem, ü3a§ ta feqn foll. 2)ie SSorfteUung, bie ha§ fubiect üom SDinge
l^at, öon ber, bie e§ f)aben foü, 2)er 2Bertl), ben bie ©ad^c bcQ tl^m t)at.
14 ©mpfinbimgen? (Smpftnben ? 25
20 SSorfteUung? S5ot[teUungen ? ? || 22 bcljben? bcQbent? || loa« bo8 retrllic^ ||
24 bie fie ^aben |1 2)en SOBert^ H be^ it)r ^at
mt. 711—717 (23anb XV) 317
öon beut, ben fte ^abcn foU, b. i. ba§> fubiectbe üom obiectioen. ober ba§
pxiioai ©ültige oom aflgemein (^ in) ber ^Jioglici^feit jelb[t gültigen.
713. v^f (X? Q^f) M246'.
2Ba§ ben fubiectioen ^riöatgefe^en ©emdfe ift, gefällt in ber @m=
5 pfinbung (angenef)m).
2Ba§ mit ben fubiectioen ®efe^en (^ be§ ^enfc^en) überhaupt (^ aU=
gemein) übereinftimig ift, gefällt in ber förfdjeinung: fdjöm
2Ba§ mit [obtectiöen ®e[e^enj bem fubtect übcr'^aupt übereinftimt (e§
mag ein menfcI)Ucl)e§ ober anbereS feijn), ift ®ut. 2)er SBertl) ber @ac^e
10 fomt bodt) immer auf bie ©timungen mit fubiecten an.
716, vf fX—fi?) M246'. E II 121.
(9 SlKgemeine) tran^fcenbentale aeft^eticE. trangfcenbentale Sogic
ober 3Ketapbi)r^f» ^on ber befonberen aeft^etif (ßuft unb Unluft).
®ef(t)maf§let)re. 2Son ber practifcl)en pl)tlofopt)ie. 23on ber ißeftimung
15 ber 2Kenfd^lic^en SSernunft. Erläuterungen.
717. v^f (Xf Q^f) M246'.
sentiment ift bie Infdjauung beffen, ü)a§ ein Qtiell ber ©runbfa^e
ift, ober ein Urt^eil nai^ Flegeln in concreto, t)a§> bie Sflegeln in abstracto
®runbja^e ftnb.
9 Die Schlussklammer fehlt. \\ 10 ©timungen? ©timung?? II subi:
12 E. verweist schon auf die yaiiz ähnliche Eintheilung in dem nach X 124
(vgl. X 117) von Kant 1771 geplanten Werk. \\ 13—14 Met: || aesth : || Unluft steht hart
am rechten Rand, die Schlussklammer ist nur halb vorhanden. &e\ä)mülSU\)Ve steht
zu Anfang der 2. Zeile, unter dem ersten tranäfcenbentale.
17 bie aus eine || 18 bie? bife? biefe?? Wahrscheinlich ist bie in andere
Buchstaben (büä?) hineincorrigirt.
318 9icfIejtoncn jut Slnt^ropologie.
718. v^f ß? Q'fJ M246'.
@S i[t nici^t eine \a(i)t be§ ©entimentS, bie triebe, ba ber jtnnlid^e
3fiei^ attein fein übermüt^igeS @:piel treibt, aller ©runbfa^e [junidite mac^t]
j|)ottet unb ben klugen pm ®ecten mad)t (^ ben Söetrogenen 2Renfct) felbft
im ®egen[tQnbe feiner Steigung), mit ibealifdjen 3fiei^en unb @(t)ön'^eiten
be§ 2Bi^e§ oerftärfen gu wollen, biefen fo betrigüd^en trieb, ber un§ ieber»
geit in unferen parabiftfd^en ©rmartungen l^inter ta§> £id)t fü^rt unb un§
jum ©pieliDerfe eineä Ätnbe§ mact)t. ^Ron folte üielme^r feinen 2Bi^
baran menben, bie eblen fentimentS unb bie red)te ber SSernunft gegen bie
tqranneQ ieneä triebet ju n3enben, um i^m ba§> 33lenba3erf ju nehmen unb
i^n ber 3:ugenb unb ben 3ftegeln ber ©luffeeligfeit gel)orc^en gu lehren.
@ö ift auc^ in bem erften feine Äunft.
719. v'f (Xf Q'fJ M246'.
2Kan fan einen unmittelbaren Slbfc^eu eben fo gut mit ber inteUec»
tualen ibee be§ ßaftcr§ öerbinben, ta§ a\§ an [\6i felbft böfe angef(t)auet
mirb, mie man in ber ©r^ie^ung mit manchen (Speifen einen imaginären
Slbfdjeu oerbinbet. 2)ie reine ©ittlic^feit fan alfo in ber (ärgie^ung mit
Unmittelbarem ®eful)l oerbunben werben, aber baburc^, ba^ fte [gor] ftd^
nid^t barouf, fonbern auf reine ^Begriffe grünbet»
720. v^f ß? Q^fJ M247'.
2Bir ^aben einen 2lbfcl)eu an ber ^erfo'^n ober aud) einen Slbfd^eu
gegen ben ßuftanb berfelben. 2)er Slbfc^eu an ber ^erfo^n ift entmeber
auö ftnnlic^en ober inteüectualen ©rünben. 2)er Slbfc^eu gegen un§ felbft
fan oft burc^ ba§ 25ergnügen an unferem ßuftanbe überroogen werben,
er ift aber bod) größer in ber 3ueignung. [benn]
2)a§ 5J?iöfallen an bem B^ftanbe ift ba§ 2Kiäoergnügen; ha§i an ber
@a(i)e (^ ober ber ^erfo^n) ift ber 2:abelf ba§ 2J?i§fallen an ber ^erfol^n
3 3ftei^? II oller aus alle || 5 im? am?? || ©egenft: f: 5Retgung || Hinter mit
noch etwa jün/ durchstrichne, nicht sicher lesbare Buchstaben. \\ 11 ben aus ber
15 boä aus bie II 16 imagtnoren? imaginären?? || 18 gor?
3u
SRr. 718-722 (23aitb XV). 319
au« bcr Surcd^nung ift bcr SSertreiS. Tlan tabelt enttoeber bie [®aben]
ülaturgabeu an einer ^erfo^n ober beren ©ebraud) [nac^]; ber leitete
tri[t entroebcr ben (!> freijen) ©ebraud) beä SSer[tanbe§ ober ben SBiflcn;
ber le^te ilabel ift ber ^drtefte [unb ift immer], ^ener ift mit ber SSor»
fteüung be§ ©d)aben§, biefer ber ©träfe oerbunben. 2)ic SSiaigung be§
SBiUenö Dcrgütet allein ben SabeU
721. v'fßfQ'?)M247'. EI357.
2)cr ®efd)maf befielt nid)t in ber ^d^igfeit, bur(^ ba§, »aS ttir ge»
uicfeen, felbft oergnüget gu toerben, benn \ia^ ift ber appetit, fonbcrn in
10 bcr [Sinnc^mlic^lett] (ginftimung unferer [®efüi)is] (gmpfinbfamfeit mit
anbcrer i^rer. 6in appetit t)at oor bem anbcren ni(i)t ben ÜJiinbeften
SSorgug, auffer in fo fern er am leid)teften gu befriebtgen unb anbercn
appetiten nic^t entgegen ift. Slber ber ®efct)maf, ber auf \i(x§> ge^t, üiaS
ieberman angenel)m ift, ift bem appetite oorjujiel^en. @§ ift ni(f)t ratl^fam,
lä feinen appetit j^u Derfeinern, mol^l aber bei) gringen appetiten feinen ©e*
fd)maf. SBeil \>Ci^ le^tere au§ einem ©efelligen principio gefc^ie'^t. Seute
ol^ne ©efc^maf ftnb ungefeUig unb ^aben ftar!e SSerfudjung jur @lei(i^»
gültigfeit gegen 5J?enf(^en, menn nid)t noc^ eine Slb^dngigfeit Don anberer
Urt^cil, nemlic^ ßrliebc, fie gurüf^ielte.
20 722, v'f(XfQ'f) M247'.
2)a§ Urbilb, ta§, ^Kufter, baS 5Kobelt ftnb aHe brei) «Begriffe (^ öon
^Dingen), beren d^nlid^eS auSgebrüft merben foll, baö erfte in @(^öpfung
öor ha& ®enie, ba§ gweijte in ber 3Ra(I)af)mung, ba§ britte im 2lbbrufe.
Sft SSirgil in <Sd)ulen ba^ OJ?ufter ober 2Jiobel? unb merben bie Sllten
25 nid^t auf bie le^te 2lrt gemi§brauc^t?
2 na6)f \\ 4 immer?
10 einftimung?? ©inftimungen ? 1| unferer aus unfereä || 15 E: beim geringen
Appetit
22 beren? baran?? borin??? |1 ©^ßpft)ung? ©c^ßfpung? ©diaffung??
320 SReflejtoncn jur Slnt^ropologie.
©te 9?egel, ha§ (S]:impd, bie 2lu§fül)rung. @inb altgemetne 3Ser*
nunftjd^e al§ 5D?a;rimeu k 2c.
7^5. j'^f ("Afp^f; M247'. EI 347. Zu M §. 660?
SDaö Sßol^lbeftnben unb bie gufjiebenl^eit fmb üon einanber unter*
trieben. S^neö begießt [\ö) blo§ auf bie 6inne, biefe§ auf bie 33egierben. &
2)ie le^tere ju beföbern gel^ören ©egenftänbe, babeq man felbft bie Urfa^e
ber 35ergnügen ift unb ftd) felb[t geniest, otjne öon ©egenftänben ange=
griffen gu fet^n, nod) oon i^nen abjul)ängen, alö 2JiorgenrötI)e, ßanbleben,
2Son folc^en 2)ingen fagt man: fte folten iebermannö SSergnügcn feqn.
2)urd) einen üollftanbigen ®rab beö 2Bo^lbefinben§ ift man nid)t immer lo
ßufrieben, unb bei einer ßufriebenen Seele ift nidjt immer SBo^lbefinben.
3ufriebent)eit gereid)t pr (St)re, nic^t mo'^lbefinben. 2)ie 3ufrieben{)eit
ift negatiü. 2)ie @rgo^lid^feiten, 23eluftigungen ©e^ören meber jum
SBo^lbefinben nod^ jur 3ufrieben^eit. ©nügfamfeit ift bie 3ufrtebent)cit
ol^ne (ärgo^licl)feit. 33ebürfni§. is
724. v'f ßf Q^fJ M247'. Zu den beiden letzten Sätzen von
M§.660:
2)ie brei) ®üter ber Seele ftnb ein ©efunber 3Serftanb, ein frol^lid^
^erj, ein freier über mid^ felbft !^errfd)enber 2Bit(e. SBenn man baju
nod) einen ©efunben Körper* nimt, ^at man aUe innere ®üter. 2)ie 2ü
3lu^erlid)e ftnb greijtieit (®emad)(i(t)feit), 3Sergnügen (^ SBo^lftanb) unb
et)rc. Srei)t)eit unb ©^re fmb nic^t guter be§ ©enufjeö.
* (9 ber bem 3?erftanbe burc^ Sinne, bem ©efü^Ie be§ ®emütt)o
burd^ 50^unterfeit unb bem SBillen burd) actiüitaet bet)ülflid) ift; unter
ben l'lu^eren ift ber 3uftanb [roelc^er] ber 2lnne'^mlid)feit bem ®efii^le, 25
ber ef)re bem SSerftanbe**, ber gret]t)eit bem SBiEen §uträglid).)
** {^ ober bem SSermögen, allgemein gültig ju urtl)eilen. [2ßer]
2)aä ®ute ift, aa§ aud) dufeerlid) aEgemein gebiUigt 03irb. 2)iefe^
3 Zu dieser Rß. vyl. VII 'J:V4—-23j.
sRr. 722-726 (23onb XV). 321
i[t ba§ äußere 3J?ittel, ba§ Urtt)eil be§ 3Ser[tanbes öom ®uten ober
(Sci^Dnen ju beftätigen.)
7^^. v^f ßf Q^V AI 247'.
©er ©efdjma! ber ©mpfinbung ift bem ©efd^ma! ber Slnjd^auung
eutgegengeje^t ; bei)be [inb üerglic^ene ©innlid^teiten.
726. v'f ß? Q^f) M247'. 247.
M247':
üKan fragt, ob im ®ef(I)ma! Übereinftimung unb ©leid^förmtgfeit
^errjd^e. (ä§ mufe ^ier ein 2J?t§üer[tanb in ber Sebeutung be§ 2Borte«
10 ©ejd^maf '^errfc^en. 2)enn üjenn man ben @inn befjelben, ben bie meiften
gätte angeben, unterfu(!^t, fo ftnbet fic^, ha^ ber ©efd^maf eben in biefer
©leic^formigfeit unb Harmonie feines Urtl^eilS über ba^ Slngenel^me unb
©efaltenbe befiele, unb man folte oielmel^r fragen: ob eö überall fo etma§
©ebe mie ©efc^ma! unb nid)t oielmel^r in bem, mag ©efäHt, [nur prtDat=
15 gtünbe liegen] ieberjeit ein prioaturtt)eil angetroffen werbe, maä nur ju^
faUiger 2Beife mit anberen ftimt.
(5ben biefe grage fan aud^ in bie aufgelöfet »erben: ob Wir ein
unmittelbares SSergnügen finben an bem, was anberen gefdUt, unb 2Kittel
l^aben, fold^eS Unmittelbar ju beurt^eilen, ol^ne biefeS burc^ SScobac^tung
20 ju lernen,
M247:
(gg fc^etnt nid^t, ha^ bie menfd^lid^e 3(latur eine fonberlid^c Slnlage
jum 3utrauen, bem l^erjlid^en SBo^lmoUen unb ber greunbfc^aft enthalte.
e^rlic^feit unb ^ofli(^teit ma(^t beqnatje alle SSoUfommenl^eit in i^rem
25 mar] @efellf(^aftlid^en (S^arafter auS. Um beS willen ift ber ©cfd^maf,
18 anberen? anbern? || 22 Dieser letzte Absatz stammt möglicherweise aus
späterer Zeit als das Vorhergehende^ ist aber wohl sicher gleichzeitig mit Nr. 727.
Äanf« ©c^riften. Jpnnb[*rtftli(^et üiadjtaS- H. 21
322 Sdeflejionen 3ur 2lnt^ropologic.
ber nii^t eitel ift, ber im Umganöe, DieUeid)t \>a§: üorne^tnfte, tuorin toir
un§ ^üi)t geben muffen, (f 9^ic^t efel.)
727. v—i?(Q-v?J(iii?J M247.
3n 2lnfe^uiig ber [Äunft] Äunft t)at man ^Reiftet, in Slnfe^ung ber
5öiffenf(^aft 2el)rer öonnötl^en.
728. v^f ß?Q'?) M248'.
2)ie ©d^ä^ung öon bem ®rabe be§ SBol^lbefinbenö, ber ju feiner
Bufriebenl^eit nott)ig ift, ^at 3U pofitioen principien ben ®rab ber 2ln=
nemH{t)feit beö ©egenmartigen unb fünftigen 3uftanbe§, gu negatiöen
[bie sRidiagfelt ber] ben SBo^n in ber 2lrt, mie töir bie SSergnügen auf= 10
nehmen, unb bie Ä'ürje be§ Sebenä. 2)aä erfte mad^t, ba^ man einfielet,
man fönne mand^eS SSergnügen entbetiren unb im felbftbefi^e jufriben
fe^n. ©a§ man üon anberen mit billigfeit erwarten fan, ift: ta^ fte
leben unb ber ©efellfdjaft fä^ig bleiben.
729. v^f ß? g'f) M248'. E 1 380.
3)a§ ©cfii^l unb ber 9tei^ ift ben ©innlid^en Segierben, ber ®e=
fc^maf bemSSerftanbe unb baburc^ ben freien entfc^liefeungen be§ SBiÜenö
beforberlid^.
1 Jootin? iDoran? rcorum? roarum? mann?? roenn?? Ein i-Punkt oder
it- Haken ist nicht vorhanden. || 2 Der y-Zusatz steht unter ber im Um und ist möy-
licherweise nach eitel ift einzuschieben.
4 Nach [Äunft] noch einige durchstrichne, grösstentheils unleserliche Buchstaben. ||
5 SBiffe? SBiffen? Das Wort steht hart am Rand rechts., doch ist das Blatt aus-
yezahnt; auf dem weggerissenen Theil kann sehr icohl noch nfdE): odi-r fc^: Platz
(gefunden haben.
8 ©rab? ©runb?» || 10—11 aufneljmeii?
!Rr. 726—733 (iSonb XV). 323
2)ie Sf^einlic^feit ift ta^ %üntamtnt be§ ®cf(f)mafS ober bic 33cbin=
gung; bie franjöfinnen roiffen nid^t Diel baoon. 6ie ift eine 2lrt Dou
sentiment. 3Som ©eruc^e. SBilbe.
730. v^fßfQ^f) M248'. E 1 384.
2)a§ fc^öne aSeränberlic^e. ober [bic] ber ©eid^mo! bcr ^Reuigfeit an
bcmienigen, waS oon ber jc^on'^eit äufeUig i[t. i[t 5Jiobe.
731, v^fßfg'f). M248'.
Mi moralitaet jc^eint ju befte'^en im inneren 2Bertt)e ber ^er[of)n
(SBürbe), fo mo^l im 3}er^Qltni§ auf Ttc^ felb[t aU auf anbre, unb biefe
10 fo iDol^l auf i^re ^erfol^n unb beren 2ßert^ unb ©üUigfeit in anfe^ung
feiner al§ auf i^ren 3u[tanb.
732. v^f ß? q'?J M 248'.
2)ie (5rfentni§ respective auf§ ®efü^l l^at eben biefelbe 3Serpltni§
eines ®runbe§ aB im SSer^ältniS auf ©mpfinbung; 3Röglic^!eit, 3loi\)-'
menbigfeit, fubftan^.
733. v^f ß? Q^f) M248'.
2)ie ©egenftänbe be§ @efi(t)t§ ftnb barum allein ber Sd^ön^eit fät)ig,
weil fie ber reinen Slnfc^auung am näct)ften fommen, inbem fte [crftlic^] ^a^
obiect repraefentiren burcö eine (5rfcl)einung, welche am ©entgften @mpfin=
20 bung entt)üU. ©al^er bie färben fo gar al§ ^eroorftec^enbc 6mpfin=
bungen me^r ^um 9iei^ als ber @(^5nt)eit gehören.
Ä im inneren? in innerem? |1 9 im? in? || 11 feiner? feineS?
14 im? in?
18 er[tlid)?
21'
324 JRcfIejtonen jur ^Inf^ropotogte.
734. V? (x—^f) M 248'. Zu M §. 662 Anfang:
5)a§ ^efelic^e ift ccfel^aft, ba§ uneble öerdc^tlic^.
733, ¥1 (11 Q^f) M248'. Gegenüber von M§.662 Anfang:
S0Ba§ bur(i^ bie ideas socias gefäUt, gefänt in ber (äinbilbung, uub
bieje ©(^onl^eit ift äufaUig. e. g. ruinen. 5J?uftc, bie affect angeigt. 2)a§
®ei(^led^t bcQm SBeibe. ©agu ®el)ort, m^ ©efättt burc^ bie ^un[t.
736, v'f ßWV M248'.
2)ie Urtl^eile be§ ©efü'tils fönen niemals [t^ren] irren. 2)afe mir
cttoaS angenel^m fe^, tüenn id^ e§ fül)le, i[t ieberjeit ma^r. 2)ie üon aOen
anbeten obiecten, jelbft oon mir burc^ bie blofee (5r!entni§ , fönen faljc^
feijn. Stttglcid^en bie oon ber [©i] eignen ©lüffeeltgfeit.
737. v'f ßf Q^f) M248'. EI 215.
2)er ©ejunbe 2Ser[tanb befielet in ben @rfa^rung§geje^en oon Urfad)e
unb SBirfung, bie ©ejunbe SSernunft in ben allgemeinen Jßernunftgefe^en
ber3Koralitaet, aber in concreto, fraget einen ununtermiefnen 2Kenfd)en,
Joa§ ©erec^tigfeit |e^. aber er mei^, mag redi)t ift. 2)er gefunbe 3Ser=
ftanb ift praftifc^, meil er bie a^jplication ber Siegeln auf bie casus Der=
ftel^t. 2)er gelef)rete SSerftanb fci^meift au§, toenn er oon bem SlHgemeinen
(* unb unbeftimten) in abstracto auf ha^ Seftimte fc^liefet, unb ber
Zu Nr. 734—735: Nr. 735 (in Schrift und Tinte den Nrn. 736, 737 sehr 20
ähnlich) ist nachträglich auf einem kleinen freiyebliebenen Platz zwischen Nr. 733 und
734 resp. rechts von Nr. 734 hinzugefügt. Nr. 734 ist dann nachträglich mit der
Tinte von Nr. 735 links und rechts eingeklammert. Möglicheru-eise u-ar Nr. 734 die
rüheste Rfl. auf M 248'.
6 mai? [lojlinb (Sigel)t? Bei der letzteren Lesart mitsste dii^ l!ß. als 25
unvollendet angesehen werden.
10 onberen? anbern?
15 ununtemlefnen? unimterrotefen?
20
3h. 734-739 (Sanb XV). 325
gemeine, toenn er feine befonbere siegeln allgemein mad^t. 3)cr gefunbe
33er[tanb ift nöt^iger al^ bie 2Bi[jenfc^aft unb burd^ jtc nid^t ju eriocrben.
©mpirifd^er Äopt, fpeculatiüer, bogmatifc^er.
2)al^er [finb] bleiben alle logifc^e regeln bei ber t^eorie, tijeil man
bie fälle in concreto nid^t burd^ allgemeine regeln erfenen fan, fonbern
baju ©efunben SSerftanb nöt^ig ^at»
738, v^f (x—X? q'?) M249'. EI 637.
2)ie Einfalt in ben (ärfldrnngen (" 2lu§brüfen) unb Sojßfcn ift nur
bie @igenfc^aft beä ©efunben S3erftanbeg. 2)er reife ^^erftanb.
@enie, ®efc^ma! unb ©efunbe SSernunft 3eigt ftd) in allen Sßerten
be§ ®eifte§. 2)ie ©ngldnber Beigen üiel @enie unb gefunbe SSernunft;
bie 2)eutfd^e eben fo öiel ©efunbe 35ernunft, menigcr genie unb mel^r
©efd^maf ; bie ^rangofen töeniger ©enie, me^r ©efd^maf unb [eben fo Diel]
etwas weniger gefunbe SSernunft al§ bie 2)eutfc^en. SlUeS fommt auf bie
^Proportion an.
Dber Dielme^r fo: im ©efc^maf fan ©enie ober gefunbe SSernunft
l^erüorleudl)ten; im^ranjöftfc^en leud^tet mel^r genie al§ gefunbe SSernunft,
im englifd^en me^r gefunbe SSernunft al§ genie, im ©cutfc^en mel^r nac^--
a^mung alö Ut)tt ^eröor.
739. V? (x—X? Q?) M 249'.
2)te £)rbnung in einem @tüf raa6)t ba§ gan^c ©emüt^ [oufgetaumt]
orbentlid^ unb aufgeräumt in allem; e. g. Drbentlid^ ßinioicr. ein ««=
gefleibeter 3)?enfc^, 2)al^er eine orbentlid^e ©efeUfd^aft im ©arten.
11 SeiQen (in ein früheres Wort — geben? l^abcn? — hineincorrigirt)? E:
25 tjOben, sehr umvahrscheinlich. || 16 — 17 E. setzt vor fo ein Komma, nach fo kein
Satzzeichen, nach !f)erborIeud)tcn ein Kolon und liest Icttt statt fan. || 19 be^be
zweimal.
22 oUem? aUen?
326 SRefIejtoncn jur Stntlirüpologic.
740. vf (x—X?Q?) M249'.
©cift i[t bQ§, ü3aä belebt. e§ i[t alfo ber ®ei[t ein Sßerftanb, ber
bcn hieben unb SBerlen Seben ®iebt. (^enie i[t ber cigentl^ümUc^e ®ei[t.
741. v^f ß? 0? Q^f) x^f? M249'.
2)er ©efc^maf i[t oon ber ©efc^mafSfäl^tgfeit ober ba§ 3ilQturel beä s
®efd)maf§ öon ber ©efc^iflid^feit beffelben unterfc^ieben. 2Ber feine
®ej(l^ma!8täl^iöfcit l^at, bem fel^U e§ bloS an einem Drgan; ber aber in
Slnjel^ung be§ @e|c^maf§ SBieberjtnnijci^ unb ein «Sonberling öon ^Raturel
ift, l^at feine gejeHigc Sugenben. 2Benn er gleich bie reblic^feit ^aben
möchte. 25er gutüjiHige, objtoar ftumpfe ®e|(!^maf be[tel)t me^r bartn, lo
bafe man i^n fc^d^t, al§ ba§ man i^n l^at, unb cntf^jringt au§ ber ®ejettig=
feit unb bringt baS aJiobijc^e ober bie 3Ro{l^al^mung ^eroor.
742. v^f fx—X?) M249'. En34.
(SmpfinbungäDon fpred^en gejdjiebt entmeber, inbem man feine eignen
@m|]ifinbungen blofe auSbrüft ober bie ^Begriffe unb bie Sinnlid^e 2?or=
fteüungen ber fad^en fo lebl^aft, ta^ fte feine unb anberer (5m|)ftnbung
jugleid^ rü'^rt. Slnbäc^tige, meiere bie ©röfee ©otteS mit ßobfprüc^en er»
^eben, unb ber aftronom, 2)ie SBemegung feines eignen ©emütl^S l)inter
ber Slbf(i^ilberung ber «Sachen, bie fte erregen, Derftecfen, mac^t ben größten
einbruf. 3ii(^t allein weil er oon ben @a(i^en felbft ^erfommt, fonbern
weil nicmanb ftd^ eine§ anberen (ämpfinbungen unterwerfen miU unb
man tmgel^eimen bie SRec^tfamc ber SSernunft erl^alten miß.
15—16 SBorfteDungen? SSorfteüung (so E.)?? \\ E: ©ac^e || 17 8üfprüd)cn
20 E; ber @o^e || 22 imgel^eimeii? ingel)eim?
i)lx. 740—745 (Jöanb XV). 327
743. V? (x—Xf QfJ M249'.
3)a§ Urt^eil beö ®efd)mQf§ ift ein ©efcafd^aftUd^ Urt^cil unb btcnt
Qud^ ber gefelligfeit, aber bient aü6) jur SSergefeKfd^attung ber Slnnel^mHd^*
feiten, ©uter ©efc^maf ge^t auf ba§, ma^ lange gefdHt. 2)a§ 2Befentli(t)
'B6)bx\t i[t,«)a§ mit bem^Begriffe ber \a6:it naä^ ftnnlic^en ©efe^en ftimrnt;
benn ber Segrif, töa§ bie 6ad)e je^n foU, toirb öorauSgeje^t,
744. v^f ^? (x^—iii? q3?) M249'.
SBeil bie rü'^rungen be§ @efül)l§, ob fie gleid^ t^eilnel^menb jtnb,
boä) glei^mo^I nid^t immer moralifc^ je^n, fonbern au§ einer prioat*
befc^affen^eit be§ fubiects ^errül^ren, fo ftnb fte nid^t gefellfd^aftlid), mit*
l^in nid^t bem ©efc^maf gemdfe. 2Beil bie jugenb nod^ ni^t Dollftänbig
äur ©efeltfc^aft t[t, fo t)at fie barum mel^r ßmpfinbung al§ ©efctjmaf, unb
ba§ l^obere 2llter, maä fd^on barauS gel)t, feinä oon beijben. 2)ie Sugenb
auc^ nid^t ben ®ejd)mo! ber ©aumen; ber bleibt am meiften beijm Sllter.
^a§ ^^rauenjimmer ift nid)t öor§ wefentlic^ fc^öne. 2)ie§ gehört üor ben
birigirenben ©efd^maf. 2)a§ grauengimmer l^at nur einen eitlen @e*
fc^maf, ber eigenliebid^ ift.
745. v—^f Q^—o'f (rp^fj M248. N&ben und zu M §.662
Anfang:
2)ie [SBo^lgcfalien] Suft an einem ©egenftanbe ift nic^t mit ber 2uft
am 3)afe^n biefeS ®egenftanbe§ ju üerroed^feln. S^ne ift bie 2uft in ber
23eurtl)eilung, biefe in ber ©mpfinbung. 2)ie le^tere ift Don bem, maS
oergnügt; bie erfte, xo(x% ©efallt. 2)ie S3eurt^eilung ift cntroeber al§ öon
einem ®eg bricht ab.
25 1 Diese Rfl. ist mit Bleifeder geschrieben. Die Datirung ist mehr auf Grund
der Stellungsindicien, als der Schriftziige erfolgt.
13 barauS? || bet)ben? be^bem? || 17 Die letzte Sylbe in cigenliebtc^ nicht
ganz sicher.
20 2)tc aus S)aS II 21 3cne aus Seneä || 22 biefe aus biefeä || S)ie aus S)oö
328 3?eflejiüiien jur 2(nt{)ropologie.
746. v—^?Q—Tf(v—(p?J M 249.
e§ i[t gu mcrfen, ^o.^ bie ßu[t unb Unluft nic^t SSorfteüungen ber
^SoOfornenl^eit jeijn, fonbern biefe jene öorau§je^e; Dal^er, iceil lüir an
einer übcreinftimung eine Sufi tiaben, i[t fte öor un§ eine SSoUfomenlieit;
aber nidjt iebe £u[t bebeutet eine SSoUfommenl^eit, fonbern nur bie burd)
ben Sßcrftanb.
Nr. 747—759 (aus ^—o) zu M§. 606—607.
747. l M219.
aJJan todl^lt m6) ©ejd^maf, ttenn ber ap^)etit befriebigt ift unb bie
SScbiirfnig geftiUet. 2)a^er roä^lt ber 2Bilbe nic^t nac!^ ®efd)mQf.
(" 2)o(^ ift a^)petit unb [5Rott)] 33ebürfni§ noc^ unterfd^ieben.)
748. t M219.
2)a§ Urt^eil über ba§ (Sd^öne entfpringt ntc^t au§ ber au^legung,
fonbern bringt fte t)eroor unb erfennet m^X bie SSernunft jum JRidjter,
fonbern pm ©olmetfd^er üor bie, meldte bie @innenfprad^e nid^t gnug
ocrfte^en. 2öir erfennen oiel öor allen formellen «Sc^lüffen, unb bie 35er=
nunft fe|t, »aS wir im @entiment badt)ten, nur auö einanber.
749. t M219.
Unfere33eurt^eilung-ift t^ätig; menn aber.ma^ mir beurtl^eilen follen,
fclbft [blc] biefe 3:^atigfeit ift, fo l^aben mir fein gröfeereä Waa.^ jum 20
Urtl^eil als bie (Sigenfd^aft, bie mir beurf^eilen foüen. alfo ftnb mir mit
il^r aufrieben; bal^er ift ieber mit feinem $ßerftanbe, mit feinem ®efd^ma!
gufricbcn, aber nid^t mit feinem genie, ®ebe(^tni§, ftnnen, ^^letgung unb
ftttlid)teit. 33eJ} ber legieren ift e§ 'üa^ leibenbe ober bie pafftbilitaet üon
eintrieben, momit er ungufrieben ift. 25
23 [innen? feinen?? feiner???
SRr. 746-753 (Sanb XV). 329
750. t M 219 Zu M§. 606 Satz 3?
2Bir üercjlei^en üermut^Uc^ niii^t bie@d^Idge ber töne unter cinanber,
Jonbern bie ©inbrüfe öon benfelben unb Sßirfungen auf unferen 3uftanb;
alfo fmb e§ ntd^t Sa^lbegriffe, fonberu eine Drbnung unter ben ßinbrüfen,
5 bie uns gefällt, unb eine affection unfreS 3"Panöcö» t)ie un§ öergnügt.
7S1, t M219.
©mpfinbung, UrtJ^eilSfrott, ®eift unb ®e|(i^maf.
752. t M219
em^jfinbung, (" ©innlid^f cit *,) Urt^eilSfroft, ®etft, ®c|'(f)ma!.
lu (^ 2llle5 in ber 3lnjc^auung, nid^t in ber refleicion.)
* {9 3n i>si^ (Smpfinbung ober Slnfci^auung. ÜWannigmal gcfäUt
bie jad^e blo§ in ber 3tn|(^auung, tüie eine 3Jiuf(^el. 2tu§ ber ®röfec
entj^)ringt ©m^finbung. SiSaeilen entjpringt anjd^auung au§ bcm
l^armonijc^en Spiel ber ©mpftnbung, e.g. 5Kujtc. Steigen unb fallen
15 be^m gleid^en f^ortgange ber 3eit.
Urt^eilSfraft bejie^t bie 6rfd)einung ober 3SorfteUung ber ©ad^c
auf \ia^, was fte [e^n foll, b. i. loefentlic^e ßtoefe.
25agu gel^ört nod^ eine in bie Slugen faUenbe 9J?etl^obe, bie bem
3tt)e!e gemäS i[t; bal^er Drbnung, j^mmetrie, e^r^t^mie.)
753. ?— 0. M219.
[2ßaä one] ^x&ji bie ^Rad^al^mung ber Sflatur, fonbern bie Ur|prüng=
lic^e ^rud^tbarfeit ber 9latur ift ber ©runb ber fc^önen Äun[t.
3 SBirfungen? SBirfung? || 5 Das zweite btc aus ber oder bcn
11 (Smpftnbung ? Smpfinbungen ? 1 1 Slnfd^auung ? 2lnfd^auungen t\\17 rocf enti : |
25 3roefe? 3*06?? II IS — 19 Dass diese Zeilen hierher gehören, ist nicht ganz siehe/
aber äusserst wahrscheinlich.
330 JRcflejionen jur 2liitl)rüpoIogte.
754. t M219.
2)Q§ genie tft wie ein SBalb, in bem bie tret)e unb frui^tbare ^atur
il^ren 9fieict)t^um ausbreitet. 3)ie i^unft ift wie ein ©arten, in tüel(l)em
aHc§ X[(xi) 5Ketl^obe gefdjie'^t unb man ben regeln unterworfen i[t, n3eld)e
oor]^ergel)en, ba^ingcgen bie 5Ratur im genie Stoff [ju SReg] unb 23eQfpiel
ju a^legeln giebt»
7S8. ?— o. M219.
2Beil ©mpfinbungen ftd) nid)t mittt)eilen laffen (meber im SSerftel^cn,
nod) in ber 2;^eilnet)mung), fo l^aben fte ben unterften 3Rang in ber
aeft^etifc^en 5ßolfommenl^eit. 2)iefe [OJittt^] ift nemlid^ [ber] üornemlic^
eine SBirfung öon ber 9leigung jtd^ mitgut^eilen. Slnf^auung !ann
bejd^rieben werben unb wirb in ber imagination aufbet)alten, @m^3finbung
leibet feinen ^robirftein^ jeber l)at barin üor ftdj red)t, unb bient gar
nic^t bem SSerftanbe.
756, t M220.
JDie 3Serdnberung be§ @tnne§ ift bie ßmpfinbung; ha^ obiect ber
ßmpfinbung: bie 6rf(!^einung; beren ^-orm: 3flaum unb ßeit {^o.^ etmofo
alö aufjer unö oorgefteUt wirb, fe^t fd^on ben 3ftaum Dorau§).
757. t M220.
einfache ßmpfinbungen fan man nic^t erbic^ten. ©aS ibeal ber 20
ßmpfinbung befielt nur in ber SSergröfeerung ober anberer combination
ber ßmpfinbungen, §. 6. Slbent^euer dor einem ®lüfli(lt)en Sllter. 2)a§
ibeal bc§ «S^önen fe|t immer ein üon ber 9latur oorgcäetc^neteö dessin
oorauä, g. e. 5Renfd^lic^er Körper.
13 bient ist zweifelhaft, doch weiss ich aus den Schriftzügen kein anderes Wort 25
herauszulesen, das im obigen Zusammenhang Sinn gäbe, binirt wäre möglich, kaum
ein Wort auf tct, vielleicht aber bupttt, da in der Mitte des Wortes ein Strich nach
unten geht, der freilich wahrscheinlich zu dem Stern nach dem drunter stehenden Wort
©tnnltd^Icit (329ö) gehört, möglicherweise aber doch zu unserm Wort gezogen werden
darf. Als Subject zu btettt üt ©mpfittbung aus Z. 12 zu ergänzen. 30
17 beren au^ beffen
22 öot? oon?? II 23 Don? in?? || ;84 SRenfc^l:
5)ir. 754— 7öO (Söaub XV). 331
eben fo ba§ ibcal be§ (Slenbeö, ber ^ä§licl)teit: ^arp^en — , be§
23ö|en. ^ötte. 3KUton ^at it)m eine graufe ^rac^t erhalten»
758. t M220.
33on ber (ämpfinbung ift jn merfen, bafe etroa§ mit bem Sinne in
Sßcrl^altniS fan gebac^t »erben (burd) imagination), o'öne besiegen
emptunbcn su werben, ©er @ct)mer^ wirb ftdrfer emp[unben alä bie £u[t.
759. t M220.
2)ie i5orm ber 6innli(i^feit löfet jtd^ burd) bic SSernunft beurtl^eilcn
unb gergliebern (9Raum unb ^i\i), m^i bie materie ber ©mpfinbung.
10 2)emnac^ ^at ber formale ©efc^maf eine Segie^ung auf SScrnunft.
760. t M227. ZuM§.622:
3WQ^ler mögen lieber ©ejc^id^te unb fabeln als blo^e ibecn mahlen.
2)aö maci^t: bic ^Jia^lere^ bebarf W 5(u§leguug Dom signato, unb biefeä
mufe aflgemein befannt fe^n.
15 1 ber? bes/ j] beä (vor Söfcn^ aus bct || 2 Die Form der Buchstaben erlaubt
kaum, das Schlusswort anders als et^alteiT zu lesen. Kant will wohl sagen, SRtItoiI
habe der Vorstellung des Satans und der ^ölte die ganze graufe SßrOC^t ert)alten,
mit der die Phantasie der christlichen Völker sie ausgestattet hatte.
5 Ser^altntS? SScr^eltntö?
20 10 Der Sinn erfordert S)etnnac^; der Buchstabenform nach würde man eher
2)enno^ lesen.
Zu Nr, 761 — 804: Diese Nrn. umfassen (abgesehen von Nr. 792 — 794) die-
jenigen ästhetischen Reflexionen, die Kant, da es in der empirischen Psychologie von
M an zusammenhängendem Platz fehlte, in dem Abschnitt über rationale Psychologie
25 in Phase 71 — a, theilweise vielleicht auch erst in t — v, ^niederschrieb.
332 SRcfIejtonen jur 9Int^ropüIoglc.
761, n? (^?) M295'. EI 307.
2)a§ ©igent^ümlic^e be§ talentä (? im aügemeinen*) ift \)(x?> genie
Cber ®eift ber 5Ra(^at)mung ge^t auf ba§ einjelene. unb i[t auc^ nic^t
eigentt)ümlic^). 2)a§ (5tgentt)ümlicl^e ber bi^pofttion ift bie Saune. 2)a§
eigent^ümlic^e ber ©runbfa^e ift ber 6i)aracter, ber (? ©efül^Ie unb)
triebfcbern \i(x^ temperament
* (^ SDaä talent im Stögemeinen ift ber ®eift. (5§ fan morin Seben
fet)n, aber nid)t ®eift; e. g. bei) einem fd)erg]^aften ober öon l^eftiger
2lrt be§ 3Sortrage§; aber "iia^ Seben liegt nic^t im ©ebanfen.
talent ift oom SSermögen barin unterf^ieben, \iQSi> e§ \iOi% ÜRittel*
maaö überfd)reitet. Sllltagiger SSerftanb o^ne talente. (Sic finb ba§
®egenftüf oon 3Serbienften.)
762. 7t. M297. EI 312.
Um genie ju fdieinen, gel)t man ie^t tion ^Regeln oh. 6§ ift gioar
gut, \ia, tDO bie 3fiegeln au§ ber @infdördn!ung be§ ®eifte§ entfpringen, is
über jie ju gelten; aber ba, »o jie blo§ ba§ gewo^nli^e unb jufaÜige
betreffen, crfobert c§ bie 23efd^eiben^eit, l^ierin fic^ gu bequemen, weil
fonft, inbem ieber anbere ftd^ aud^ fo bie ^reij^eit nimmt, cnblic^ aUe§
0legeUo§ wirb.
763. 7t. M298. EI 364. 20
6§ rül^rt uns alles mel^r, maS mir in ®efellfc^aft empftnbcn. 2Bir
em^jfinben fo gu fagen aud) üor bie iibrigen. @ine (" gute) rebe gefdUt
uns me^r in grofeer ©efeüfc^aft als allein. 2)ie Slnbac^t ift erbaulid)er
unb rü^renber in ber SSerfammlung. 2Bir fii^ämen uns [öor] unb fordeten
uns oor ben, ber öffentlich rebet. 2llle biefe @mpfinbungen treten aud^ 25
auf ben 9fiebner jurüt, ber fxi) fo tt)ol)l mel^r belebt, als aud^ me^r [in 5]
in SeforgniS gefegt finbet burc^ baS Urt^eil fo oieler. ©S ftnb »irflid^
3 cinjelene nur bis zum I sicher. || 8 etncm? einer (so E.)?? || oon? einen??
einem?? einer (so E.)f?? \\ E: 'heftigen; sehr unwahrscheinlich. II 9 im? in? ||
10 oom? oon?
25 ben? bem (so E.)f
30
5«r. 761-766 (23anb XV). 333
Diele ßid^ter, tiefe Silber im ®emütl)e, melci^e eines be§ anbeten Ä'lar^eit
erl^ö^en. ©§ jtnb refle;i:en. @in leidiger Einfall »irft auf ieben me^r
in ®efcUj(f)aft al§ allein. SlUeö fd^meft unb befommt beffer in guter
©efeUfc^aft. 2)a§ gonje ^eben erweitert ftd^ in berfelben. <Sie i[t öor ben
2)enfenben Unentbe^rlid^.
764. 71. M298.
©efc^maf ift [bie aUgcmcin gültige] Urt^eilSfroft in Slnfel^ung beffen,
ö)a§ na^ ©efe^en ber ftnnli(^!eit allgemein ©efdUt. 6r l^at eine Siegel,
aber nic^t burc^ biScurfiüe @rfentni[fe, fonbern burd^ intuitum.
10 763. n. M298'.
@ö ift ein Unterfd^ieb in bem, ma§ jum @enie geprt, \>o.^ einige
nur einzelne unb abgefonberte (5m|)finbungen lieben, iubem fte fid^ nic^t
erl^alten unb fein ganjcS ausmachen; anbre, bei bcnen ha^ üorige bleibt
unb mit ben nad^folgenben gugleidt) ift, lieben bie l)armouie unb
15 Drbnung mel)r. 3m ^iorben ftnb oSkt ©inbrüfe bauerljafter; bal)er meibet
man fold^e ftar!e in ber 2lnfd^auung, tüeld^e bie üorige üerbunfeln tonnen.
2)a§ gente l)at alfo bort mel^r 23ejiel)ung auf bie ibce, bagegen ba§ ber
orientalifd^en SSölfer blo§ auf ben @inn.
©ie dunere unb innere ©inbrüfe muffen fid^ eine s^itlang f d)tt)ebenb
20 üerl^alten»
766. 71. M298'.
2)ie bie Siebe betreffenbe ^robufte be§ genie§ bienen baju, einer
burd^ bie ^'latur empfohlenen 9leigung ju fd^meid^eln, inbem man fte mit
ber 2;ugenb oerfnüpft.
1 eincä aus einer || 2 reflejen? tefiejtonen (so E.)?f
17 bort fehlt. II ba^/ehlt. \\ ben? bem? || 18 Binnf ©innen? || 20 oerI)otten?
Ör^oUen? erholten?? jl Zwischen Rfl. 765 und Hfl. 766 steht im Ms. Rfl. 384.
334 SReflejionen jur Slntliropülügie.
767, n. M298'. 299'. 299.
M298':
2)er ©efdimaf ift ein ©ejeafc^attltd^ (^ finntic!^) urt^eil üBcr ba§,
toaS tDo^IgefdClt, nid)t unmittelbar burc^ ben @inn, a\x6) nic^t burct) all*
gemeine ^Begriffe ber 3}ernunft. 2)er®ejc^macf gel^tauf baSangcnel^me, f
ba^ (Schöne (eble) unb bog rül)renbe. 3)a§ le^tere i[t nic^t eigentlich
ert)aben, ob e§ jmar oft bie toirfung oom erhabnen ift. @ä ift ber 2lnfang
Don ©c^merj [mit einer] ol)ne ©inbruf ober ßueignung unb alfo ein
@(l^merg [in] unter einer erbid^teten SSebingung, alfo nid^t in unferer
eignen ^erfo^n, alfo ein fc^merj, ber nur angenommen morben. 2)er n>
fRd^ ift ber 9flu^rung corref^jonbirenb. ®er 3fiei^ ift nid^t bie Slnue'^m--
lic^feit be§ ©egenftanbeö burc^ ^inbruf, fonbern eine SScranlafeung, un§
in 3lngenel^me ©rbid^tungen §u oerfe^en, fo miefc^öne 2lu§pc^t; ein[fd)ßn]
rci^enb ©eftc^t @efaltnid)t burd) ftd) felbft, fonbern burd^ bie ©inlabung
gum ®efdl)led^t§genufe. 2)a^er baffelbe gefielt am Knaben l^übfd) ift, aber ir.
o^ne 9flei^. ©rüne ^^lö^e [i)o] unb 23lumenbetten fiaben einen 9lei^, benn
jte geben anla^, un§ in bie p^antaftifcljen 3SorfteUungen oon ©orgloftgfeit
unb ©emac^lic^feit gu öermifeln. 25er ©efc^maf mac^t, ba^ ber ©enufe
ftd^ communicirt; er ift alfo ein 5[J?ittel unb eine SBirfung üon SSereinigung
ber 3Kenfc^en. ©ine M 299': accomobation unb ift burd^auS nötl^ig, fo 20
bafe bie bloffe ©rünblic^feit, bie nur oor ben ift, ben ber ©egenftanb
intereffirt, in Slnfe^ung ber übrigen eine ®robl)eit ift. 2)er ©rünblid^e,
ber bergletd^en fielet [ober] ober lie^t, l)at bod) fein üoüfommen mo^^lgefaUen
baran, meil er aud^ nt(^t blo§ au§ feinem [unb], fonbern au§ ®emetnfd^aft=
Ud^em ®eft(^t§punfte e§ betrad^tet (» ber Unpart^e^ifd^e Sufc^auer). 2)cr 2:.
gebaut begebt biefe ©robl^eit auö Ungefd^ift^eit unb mirb oerlac^t. 2)cr
3J?angel beS ©efc^mafö ober ü3ol)l gar bie Slbneigung unb ©leic^gültigteit
bagegen jeigt immer ein enge§ ^er^ an, tt)eld)e§ fein SBol)lgefaUen auf
fic^ einfc^rdnft. 5)ie 3flei^e unb Stül^rungen bemegen toieber willen, finb
alfo immer gu breifte, meil fte ben anberen au§ ber 9?u^e bringen.* 2)er 30
Oefc^maf gel^t auf baä Urtl^eil, nic^t auf ta§ ®efü^l; bal^er mufe biefe§
üorüberge^enb fe^n. ®enie aber ge'^t auc^ auf baä ©efül^l. ©efc^maf ift
alfo bie ®ef(^liffenl)eit ber UrtljeilSfraft. 2Bir muffen babei) unä gleic^^
7 Dom crl^abnen? oon crl^obnem? || 15 am? an? || i7 pl)antaftifc^en ? p^an=
Oftifd^C? II 20 Vor eine ist zu ergänzen: (£r ift || 25 Der y-Zumtz steht auf M 299. \\
33 uns? nur??
!nr. 767-769 (93anb XV). 335
fam anberen gu getaüen entfagen. ^Jiobeftie unb ©efattigteit ift ber
G^aracter, aelc^er bem ©efc^maf gum ®runbe liegt. Riebet) ftnb gwar
ni(t)t ©runbfa^e, aber bod^ bag, jüq§ it)nen Eingang öerfd^aft. 2)a§
ftörrifc^e ^dlt öiele ob unb i[t aljo ber SluSbreitung entgegen; ba'^er mufe
bie Sugenb felbft üom ©ejd^maf empfe'^lung entlel^nen.
*(^ 2lut meine ©mpfinbungen ju [türmen, i[t unartig, ^ö) mag
tool^l in (gmpftnbung geje|t toerben, aber fo, ba^ ic^ immer biejelbe in
meiner ©ewalt behalte. SBenn biefer @rab überfc^ritten ift, fo l^at ber
anbere mir nic^t ein Spiel gemacht, fonbern mit mir fein «Spiel getrieben.
2)en gieigungen be§ ®enuffe§ l)at ettoaS muffen entgegen gefegt
merben, meld^eS blo§ barauf gerietet ift, ba^ anbre Dlic^ter fe^n muffen,
imgleid)en auc^, morin öiele erfobert töerben, um un§ unfre SBebürfniffe
SU üerfc!^ äffen, nid)t in bem, ma§ bie grobe SSebürfniffe betrift, fonbern
ma§ ben flei§ unb aud^ bie ©efci^iflic^feit anberer cultioirt. (5^ ift eine
triebfeber beg gleiffeS unb ®efc^ifUc^feit.)
768. 71. MSOr.
%z\\x\j\, Slnfdiauungen unb Segriffe jtnb bie SSerfd^iebencn SioeJe,
roorauf ftc^ ber 2)ict)ter lenft. ^t ro^er ber ßejer ift, befto me^r gilt b(x%
erfte. 2)enn bo^^ ßn^^^te, unb enblic^ bOi^ ©ritte. Se^t muffen 2ln=
20 f(^ouungen unb ©efü^le ben ^Begriffen nur gur ^ilfe tommen, aber i^nen
nid)t üerbunfeln ober [erft] überfc^re^en. 2)ie franjojen ftnb nid^t gu
meid)Ud) oor ftarfe ©iubrüte, fonbern ju belicat in ber 2Ba§l. 9Kan tt)ill
mit fic^ nic^t fpielen laffen, um fici^ ju beunruhigen.
769. nf Q^ftn M306.
2)er moralijc^e ©efc^maf ift ba§ 3?ermögen, an bemienigen, maS
[jut] beijm ®uten gur 2lllgemeinl)eit get)öret, SBol^lgefaUen ju finben.
2)er dft^etifc^e ©efc^maf : 5)a§ SSermögen, an bem, ma§ beijm finnlic^en
SBo'^lgefallen pr aügemein^eit beffelben gehöret, Wohlgefallen ju finben.
] umb II 3 ©runbfa^e? ©tunbfa^en? || 5 oom? üon? || 11 anbre?? anbcm?
anbren? || JRic^ter? Steckte? || 14 anberer?? anberen?
'40 J^ilfe? Jpülfe?
336 Dleflejionen aut 2lntl§ropoIogic.
©er aJZoralifd^e ©ejd^maf betrift bie 2lbft(!^ten, ber aepetif(!^c ®e=
fd^maf bie «Kittel, fie au^aufü^ren.
2)a§ moralif(t)e ©efül^l ift bie [Vermögen] §cit)igfett, burd) t>a^
moralifc^e als eine Siriebteber bewegt gu werben.
770. 71? Q^f ((p^fj ^?? M306.
23eQ iebem 23uc^ jud^e \^.
1. Unter'^altung. £)afe bie ßeit öerge'^t. £)ft h3irb aud^ ein SBud)
gcicfen, toeld^eS ®ef(i^rei) erregt, bamit man nur jagen fönne, man ^be
es auc^ gelefen.
2. 33ilbung. SüIIenfalS beS ®efd)maf§ ober ber ©pracJ^e ober ber
SSernunft, Drbnung. 2Benn man gleid^ nac^^er ben Sn^alt üergifet.
2)iefen 3^u|en I)aben aud) fonft jc^ablid^e SSüc^er: SSoltaire C ©efc^mat
ober 9J?anier anjune^men).
3. 23ele!^rung, \>q. man etmaS neues erlernet ober flüger wirb ober
öor bie ©efeHfc^aft Unterhaltung fammlet.
4. SSefferung im G^aracter: moralijc^en* ober religion.**
*(* SRül^rung unb ©runbfa^e)
**(« Slnbac^t unb ©rbauung)
Q 2)ie popularitaet beS ©ejc^mafs ober bie courtoisie; bie $of=
2lrt beS @efd)matS. 3)er stilus superbiens ift manigmal beijm fe[tli(^en
©eprdnge, bei) fe9erli(|er ^reube gut.)
1 acftt)cttf(^e fehlt. II 3 bie aus boS
5 s-Zusätze: u || 16 morQltfc£)en? moraltfc^em ? moraltften?
Zu Nr. 771 vgl. die Nn,. 775, 896—899, 908, 911—914, 921, 921a,
933, 936, 939, 940, 974, 979, in zweiter Linie auch die Nrn. 783, 791, 795. 25
Erdmann ist der Ansicht, die Vorbilder, die Kant bei den Bemerkungen über Schein-
Genies, Schwarmgeister, Adeptensprache etc. (Bd. II S. 11 ff. in seiner Ausgabe der
„Reflexionen'''') vorschwebten, seien „in erster Reihe durch Männer wie Hamann,
Herder, Jacobi und Schlosser gegeben^'' worden. Es kann aber nach Schrift und
Stellung kein Zweifel sein, dass die betreffenden Reflexionen sämmtlich noch aus den 30
70 er Jahren stammen, die spätesten aus v — (f. Schlosser fällt also ohne Weiteres
5)lr. 769—771 (Sanb XV). 337
771. n—Q. M306'. Ell 35.
2Ber aüent^olben Slnfc^auungen an bie (Stelle ber orbentlic^en
refle^ion be§ 9Ser[tanbe§ unb 3.^ernunft fe^t (^ be§ienigen fe^t, toaS blo§
in Gegriffen befte^t, üor bie unä feine Slnfd^auung gegeben ift),
% f c^ ro ä r m t. 6ä ift notl)tt)enbig, bofe er feine @ef ü^le, @emütt)§beiDegungen,
SSilber, ^albgeträumte, ^albgebad)te SSegriffe, welche in feinem bewegten
©emüt^e fpielen, bor bie (Sachen felbft nimmt, bie einer befonberen Äraft
in il)m fo erfd^einen. 3e weniger er ftc^ öerftanblid) machen fan, befto
mcl^r fc^mdlt er auf bie Unaulanglid^feit ber @|)rad)e unb ber 3Sernunft
10 unb ift ein geinb aUer 2)eutlid)feit, weil er nid)t burc^ 33egriffe, aud^
nic^t burc^ SSilber, fonbern burc^ ©emüt^Sberoegung unterhalten toirb.
Sind) gefül)loolIe autoren realifiren i{)re ßaunen. ^lle inSgefamt [finb]
fönnen genie ^aben, üoU ©mpfinbung unb ©eift, auc!^ einigen ©efd^maf,
aber o^ne bie 2:rDfen^eit [ber] unb müt)fam!eit unb Äaltblütigfeit ber
15 Urt^eilöfraft. SlQeS, tt3a§ beutlid^ ift, jeigt i^nen eine Seite ber <Sa(l)e
nac^ ber anberen, unb benn ben SSegrif be§ 23erftanbe5; fie motten aber
alle Seiten jufammenfc^auen. 2ine§ m^ftifd^e ift i^nen miHfommcn, fie
fe^en in fc^märmenben Schriften ober überl^au^)t im alten unerl^örte
weg. Jacohi begann 1775 resp. 1777 in der Iris und im Teutschen Merkur Stäche
20 aus AUwiUs Papieren und aus dem Woldemar zu veröffentlichen. An und jür nicli
könnte er für die späteren Reflexionen als Vorbild in Betracht kommen, doch passen
nur wenige der von Kant gebrauchten Ausdrucke auf ihn (so die der Nr. 919).
Handelte es sich um Reflexionen aus der Mitte der 80 er Jahre, so würde man aller-
dings unter den Schwärmern auch Jacobi erwarten (vgl. X 419, VIII 143 ff.). Für de
25 70 er Jahre aber dürfte in 1. Linie an Hamann und vor allem an Herder zu denken
sein, Einzehüge mögen auch vom „Sturm und Drang'"'' herstammen. Was speciell Herder
hetriff't, so ist Kants Recension seiner Ideen zur Philosophie der Geschichte der Mensch-
heit (VIII 45 ff.) zu vergleichen, in der Herders Stil in ganz ähnlicher, nur milderer
Weise Charakter isirt wird wie in den oben aufgezählten Reflexionen, in deren zu-
30 nehmender Schärfe sich eine gewisse Gereiztheit Kants ausspricht, die er in der öffent-
lichen Besprechung nach Möglichkeit zurücktreten Hess. Anfang und Schluss der
Rfl. 771 legen den Gedanken nahe, dass Kant bei ihrer Niederschrift vor allem an
den 1. Theil von Herders „Ältester Urkunde des Menschengeschlechts'-'' (1774) dachte:
vgl. -34532/. und Kants Briefwechsel mit Hamann über dies Werk X 146 ff., bes. 148.
35 2 E: Slnfc^auung || 3 reflerton? refiejtonen? || 4 in Gegriffen — bie? im
SSegrute — ben (■■io E.)?f \\ 7 E: ©acf)e — erf^etnt || 11 E: ©emütSbeioegungen ||
14 E: aSü^famfeit statt niü^famfeit |1 15 Seite? ©aite? |j 18 im? in?
Äant'8 ©d^tiften. ^panbje^nftlicfefv *j;,icl)l(i{i. II. 22
338 Otefiejionen 5iir 3lntl)topologte.
fad^en; ba^ neue ift i^nen barum eben, meil e^j pünftli(!^ ift unb it)rem
lärmenbeu ©elfte feffeln anlegt, fur^ficijtig unb fd)aal
772. 71— Q. M30T.
SBenn iemanb bie %ci\it l^at, ettoaS leidet in @pafe gu jiel^en, fo mi§=
braud^t er e§ in ^Vernünftigen unterrebungen, e§ in Spott ju äiel)en.
3)iefelbe Slriebe, toeld^e onfanglic!^ bie 3etftreuung unb ausbreiten
ber 5Keuf(J^en unb öonferfd^aften, nad^^er bieSSereinigung unb ben bürgere
lid^en B^Ja^g betoirften, toirfen in bem legten 3«ftflnbe audt) ben ©efeH»
fd^aftlid^en 3tt)ang, weldier ©efc^liffenbeit, Slnftanbigfeit, ßl^rbarfeit, lo
©efd^maf, ^oflic^feit, 2)tenftfertigfeit ^erüorbringt, aber bod^ mit einem
SRüfl^alt, öor bem fic^ ieber in Slnfel^ung be§ anberen fürd^ten mu^. 6§
ift feine Dffenberjigfeit, aber au(^ feine pöbelfjafte 3Serna(^läfeigung.
2)ag (Spiel ift fünftlid^»
774:. n—Q. M308'. E 1 363.
2Bir feilen unö ieberjeit unter bemBwange ber 5lnftänbigfeit, tüeld^er
gefeUfd^aftli^ ift; mir fül)len uns burd^ eine gemiffe Flegel gebunben
(genirt); mir fdljre^en mieber biefen SöJCing; mir ftnb aber bie erften,
meldte anbrc burd^ [ilim] unfere ^^oberungen geniren. 2Bir erl^olen un§ im
Sd^lafrofe unter oertrauten ^reunben ober auf bem ßanbe, aber bie
©efeüfd^aft fönnen mir baoon nid^t frei) fpred^en. 2)urd^ biefen ßmang
337 18— 338z Vgl. IX 79—80.
5 in ©pott? im ©pott? || jie^cn? aefgen??
6 Zu Rfl. 773 vgl. Rfl. 1402.
lö Nr. 774, die oben auf der Seite beginnt, ist wohl die unmittelbare Fort- 25
Setzung von Nr. 773, die zu unterst auf der Seite steht. \\ 19 lijmf if)tif
yit. 771-775 (S3anb XV). 539
ftnb ü)tr ©eftttet, unb e§ ift in ber 3:!^at ein S^ang, üjeil wir un§ ungern
barunter feljen. @olte biefer ^mawQ inegfaüen, fo mdre aüeö ro^, un=
manierlich unb grob, felbft ber (Saraibe fagt, er fe^ nod^ nacfenb, »eil er
no^ nic^t mit Sf^ocou bemal^lt i[t. SBeil bieje Siegeln Don ber blofeen
äußeren (ärfcl)einung hergenommen finb unb üom ®e|c^maf, jo jinb jie
fünftlic^, unb weil fie nichts mejentlic^eä enthalten, fo mad^en fie SSerfteHt.
77S. u—Q. M308'. EU 43.
@§ ift üergeblid) benen, bie nur burd^ SSegriffe fd^märmen, einen
Überlegenben unb beftimmten SSortrag angreifen §u n^oUen. @o mie fie
biefen annet)men motten, mürben fte ganj leer fe^n. @ie muffen fi(^ unb
anbre betauben, um ju fc^einen, fte mären in ber §üüe ber ©inftc^t, meiere
feierte ^öpfe nur bebrouiüiren bürften. @ie muffen i^r genie bur(^ 2Ser=
metlung nic^t erftarren unb falt merben laffen. einfalle finb ©ingebungen
beö genieS. ^Kan mufe baüor marnen, aber '\\6) mit mieberlegungen ber=
felben, bereu fte gar nic^t fa'^tg fei)n, gar nic^t einlaffen. 2Benn fte ftc^
ju ben falten ^-orfc^ern herabließen, fo mürben fte nur eine fe§r gemeine
ÜloKe fpielen. 5Run fönen fie al§ ^Dieteore glansen.
4 Vi/L das Geographie- He/t der Kömgsheryer Königliclien und Uiuversitäin-
Hibliothek Ms. 1729 S. 84: „Der Caraibe lüsst sich des Morgens mit Ruccu (einer
20 rut/u'U Farbe) bemalden fragt jemand nach ihm so bekamt er zur Antwort er ist noch
nicht angezogen wenn er noch nicht bq^inselt ist.'''' Vgl. auch IX 4-35, sowie die
„Allgemeine Historie der Reisen zu Wasser und. zu Lande'''' 1750 4" Bd. XVII
S. 476 ff., 689/. 11 6 ll)efentlicf)e§ sehr zwei/elha/t, doch weiss ich 7iichts Besseres an
die Stelle zu setzen. Sicher ist nur tC^eö, vorangehn kann tt, It, fl, tt. Zwischen
25 dem ersten dieser beiden Buchstaben und dem vorangehenden f (wahrscheinlicher f,
vielleicht ^t) stehn 1 — 2 nur angedeutete Buchstaben. Im An/tng VOt oder er, Öet,
en, un, kaum an, Don, öor oder gar uner, ou, ein.
11 ber.? bem (so E.)??f || %mtf %aUe? ^elbe (so K.)?? Bei ^mie würden
ü-Tiittel resp. u-Haki'n /i^h/ni, icie auch sonst UHuichnial (r<jt. Bd. XIV S. LIX). ||
30 12 nur.'' immer.^'
90*
340 JReflejtünen jur Stnt^ropologte.
776. n—Q. M309'. E 1 418.
3Son ber ®eO)on^eit, felbft \>(ji% 33etragen feiner f^rreunbe im Umgange
nnb im ßeben unter SSegriffe ju bringen, bie allgemein etn)a§ beftimmen.
777. 71. M321\ EI632.
2)ie2)eutj(l^en f (feinen mel^r®e|c^ma! im offen unb2:rinfen gu t)aben
qI§ ©nglänber unb ftnb bal^er ©efeUfcfiaftlid^er unb ®aftfrei)er. 2)enn fte
l)aben gefallen an langen 5Kal)läeiten, meld)e§ \\)x pt)legma beroeifet.
778. 7t. M321'.
2)ie 2)eutfd)en finb öon talent ?Ra(^a^mer. 2)iefe Benennung ift in
f(ftlimmerem 3luf, alö fte e§ öerbient. 9ta(^al)men ift ganj ma^ anbereö lo
al§ copiren, unb biefeä ma§ anbereä al§ nachäffen. 5f{ac^a^men ift nic^t
fo toeit üom genie entfernt, aU man mo^l benft. ©§ giebt feinen gort=
fd)ritt be§ ®eifte§, feine ©rfinbung, ol)ne ta§:, ü3a§ man fd^on fennt, in
neuer SSejiel^ung nad)juaf)men. @o al^mte 5Remton ben %aU be§ 2lpfel§
nad^, unb Kepler, inbem er bie ^armonifd)e [SSertialt] pro^jortionen naä)= is
a^mte, üerbieute ben 5Ra^men eine§ ®efe^geber§ beö @ternenl)immel§.
Slud^ SBe^fpiele nad^jua'^men ift ber [roa^re] geitfaben öor ba^ genie. 2lber
nic^t ben Sud^ftaben unb ta§ ^erfol^nlidbe, fonbern ben ®eift berfelben.
2)a§ erftere f)eifet -Rad^äffen. 5J?ilton al^mete bie großen ^ic^ter nac^,
aber nid^t al§ copie ta§ original, fonbern al§ ein [5Keifter] Se^rling bie 20
Se^rer, um fie ju übertreffen. 5)ie 9?a(i)al)mung ift ber befc^eibene unb
fidjere ®ang be§ genieS, melc^eS ben 2ßeg, ben e§ unternimmt, nad) benen
SSerfud^en beurt^eilt, bie anbre gemact)t l)aben. (5§ gab feinen großen
5Keifter, ber nid^t nac^a^mete, unb feine (ärfinbung, bie nidi)t [im söeri^aitniä
cnt ben] mic ein SSer^altniS angefe'^en merben fan, meld^eS einem SSor^er» 25
gel^cnben gleid^mäfeig ift. SlHeS fte^t im ©efe^e ber continuitaet, unb,
maS ganjUcI abgebrochen ift unb »osmifc^en unb bem Sllten eine Äluft
12 Oom? DOn? II 18 bai fehlt. \\ 20 bie? Das Wort ist in unleserliche Buch-
staben Cjeine?; kineincorrigirt. \\ 22 eSff er? || 25 ben? bem?
sRr. 776—780 (Öonb XV). 341
beöeftigt ift, ba^ geprt in bie SBelt ber $irngefpin[te. 2Bolte gott, mir
lerneten in (Sd^ulen ben ®ei[t unb nid^t bie phrases ber autoren unb
co^irten fie nidjt, fo mürben unfere beutfd^e ©Triften met)r äci^ten ®e=
fc^maf enthalten. 2lber t)a§ copiren fan boc^ mit erubition »erbunben
feijn, ba§ 5Rac^affen aber f leibet un§ gar nic^t; e§ i[t ber gel)ler ber £eb=
haften, meldte aber bamit nur flüd)tig fpielen. 2)iefe§ ^^ac^dffen [ölte
allenthalben öerfolgt merben unb o^ne SSerfc^onen tractirt. ^06) mel^r
aber bie ©rille, ftd) burc^ eine ^e^eret) in Slnfe'^ung be§ ©ebrau(^§ ba§
Slnfe^en eines genie§ geben ju moHen.
779. n—a. M 323\
Bur 2l)eorie be§ ©efd^mafö:
1. 2)ie Semegung (unb 33efd)äftigung) beä ®emütl)§ burd) 6m=
(^(Sinn) ( Urt^eilSfraft)
pfinöung, 2. 5)ie Slnorbnung burd) SSegriffe,
3. 2)ie SSemegung (unb 23efd)dftigung) be§ ©emütp burd^ S3c=
(:■> @ei[t) (^ (^efctimaf)
griffe, 4. 2lnorbnung burc^ (Smpfinbung.
©mpfinbung fo mo^l alö SSegrif fönnen ma§ eigent^umlid^eö unb
ma§ gemeingültiges ^aben. 2)ie Semegung (^ unb Sefc^äftigung) beS
©emrt^S beruht auf ber etgentl)ümlid)en 33efct)affent)eit beffelben, meil e§
\ia auf bem Seben unb ber Proportion ber Gräfte anfommt. 2)agegen bie
2lnorbnung gel)t auf ha^, xoa^ txx^i ßrfentniS Dor ieberman ift, ob eS
ieberman begreiflid^ ober fmnlic!^ ift, unb ge^t alfo auf \)Qi^ gemeingültige.
780, 71— G. M32:r.
2)ie 3ftegeln aüer Äünfte unb Söiffenfc^aften berutjen entmeber auf
i2, 14if 15, 17 Diese Worte nehmen im Ma. 2 Zeilen ein, die g-Ziisätze istelin
iiher den Worten, über denen sie abgedruckt sind. Die Worte SetDegUtlg . . . ®etnütt)ö
sind das 2. Mal durch fünf ivagerechte Striche ersetzt. f&etOiQÜX\Q (Z. 12) ist mit 3.
und 4, 2. ist mit 3. und (Jmpfinbung (Z. i7) durch je einen Strich verbundun.
342 ^Reflexionen jur Slntl^ropüIüQie.
ßmpfinbung {^ Slnfd^auung) ober o.\\\ Segriffen. 3'» ci^ften fall [inb e§
fcl)öne, im anberen faUe 6Wc/ii5 ab.
781. n—a. M323'. E II 28.
®en SBo^lIaut ber beutfd^en @prad)e ju beförbern, wer na^ ©nglanb
get)t, ^anbelt eben fo, al§ loer einen fd^ttiei^er nad) ^oüanb fd)ift, um i^n
gu cioilifiren, ober einen @(i^iDaben nac!^ ti)rol, um bafelbft ber ^o(^=
teutjd)en @prad)e obzuliegen. 2Bir mü[ten baig fanfte burc^ eine analogie
mit bem italienifc^en nad^aljmen unb, anftatt artifel unb @t)lben meg«
julafjen, fte ^injufügen, o^ne bie ©praci^e ju üer^un^en unb bie OIuö*
jprüd^e Ijolperig gu machen.
rS^. n—a. MS24'.
©aö geiftige ©efül^l berul)et barauf, ba'^ man feinen 2lntl)eil in
einem ibealen®ant3enempfinbet;e.g. biellngerec^tigfeit, bie einem mieber,
fa^rt, trift im ibealen ®an^en aud) mict). 2)a!3 3beale ©an^e ift bie
©rnnbibee ber SSernunfi fo raol)l qI§ ber bamit SSereinigten finnUd)feit,
bafe i[t ber 3ßegrit a priori, motion ba^ öor ieberman rid)tige Urt^eil ab=
geleitet rcerben mufe. £)a§ moralifd^e ®efü^l felb[t in ben pflid^ten gegen
ftd) felbft fte^t jtd) in ber ÜJ?enfc^^eit unb beurtbetlt ftd), fo fern e§ an ber
9JZenf(I)^eit antt)eil f)at. 5)ie (Sigenfd^aft beö -Dienf^en, bQi§ particulare
nur im allgemeinen beurt^eilen (^u fönnen, ift ba§ sentiment. (SQmpatl)ic
ift baüon ganj unterfd^ieben unb gebt blo§ auf bo§ particulaire, obgleid)
an anberen; man fe^t ficb nid^t in bie ^iee beö ©anjen fonbern an bie
etelle eineä anberen.
7 müflen? inuften? inüjjeii f*', K.)?? \\ 9 öcrljun^en? öertiunjen??
Xu JVi*. TS/i — 791: Ich Idssii dif'se i'fßr.riuiteii^ um die zwischen ihnen oli- 25
v-iiltanden Za.sammenhänge nicht zu zerstören^ in der llcihcnßilije abdrucken, rcie nie
im Ms. auf einander folgen.
12 man fehlt. || W \ic['ii? baä/? 1| IS eä?? er.^l 21 ganj." Qenug.^ gniig."
div. 780—786 («anb XV). 343
783. n—a. M324'. Ell 41.
2)er OJJeifter in (Smpfinbungen i[t ol^ne ßmpfinbung, lüenigfteS ol)ne
crnftHcI)e; |te i[t bei i^m felbft ein Spiel ber ©inbilbung. 'Slan ftel)t§ au
i^ren ^anblungen: fte [inb ot)ne ©runbja^e, fte bringen in fad^en be§
genie§ nichts ^eroor, moS belel^renb märe. (^ 2}?an mufe jie alö 2Ki)[tifer
beä ©efc^ma!^ unb ©entimentä anje^en.)
784. n—G. M324'.
2)ie 9iatur fuc^t fid) immer ju fpedficiren, b. i. [ouä einer gottung] ben
befonberen Umftdnben anjuarten. S^e^tenS: jte gel^t oon ©inl^eit auf
3}Jannig[aItigfeit, aber nic^t öon ü)?annigfaltigfeit auf einerle^^eit.
785. Tt—a? fcp'f) M324'. E II 33.
2)ie Sbee ge^t oor bem SSegrifte öor!^er, mu§ aber auf SSegriffe ®e=
brad)t merben. Sie üerbinbet fic^ auc^ mit ©mpfinbungen; biefe aber
jtnb ni(f)t t)a^ ©egenbilb ber ibee, foiibern i^re jtnnlid^e correlata unb
15 fönen gar nic^t bienen, bie S^^e Der[tanblicl^ gu mad)en. 2)a'^er fommt
e§, ha^ manche gute, 3?er[tanbige Äopfe ber 3been, aber niemals ber
2lu§ü)ifelung berfelben fä^ig feijn unb, weil roorte ni(^t bie ©anje ibee
auSbrüfen fönen, beQ (ämpfinbungen fte'^en bleiben.
2Belc^er unterfd^ieb, menn bie 6ittlid^feit auf ©mpfinbungen unb
20 nic^t auf aSegriffe gebracht mirb !
786. n—a. M324'.
9Setteifer, meffen fprac^e bereinft eine tobte, gelel)rte (? unb an=
gemeine) Sprache ttjerben foU. ift bie 3fiegel, feine (Sprad^e ie^t ju üer=
16 E: Sbee || IS— 19 brüfen.» benfen.* || Über loenn bie, unter a\\% steht
25 beziehungslos der ij-Zusntz "^hiZ,
B44 .^eflejionen 3111: 3lutl)ropologie.
bcffern. ?5rei)l)eit, tüörter §u machen o^ne surat!)jie^ung be§ ^sublicuni,
bringt eine Ucen^ ^erüor. 3)ie 9iad)folge biefer Ucen^ i[t ^Semilberung
ol^ne 9legeU
787. n-a. M324'.
2Benn ber gute ©efc^maf aut()ört, fo (}oren ouc^ bie probucten beg 5
©etfteö auf, toeil ber ©efc^maf ben SSerftanb mit ber ftnnlid^feit in gute
Harmonie bringt unb bie rou^e 23earbeitung beffelben aufmuntert unb
belebt, inbem er eine beliebte Slntüenbung baüon an bie ^anb giebt.
788, n—ü. M324'.
ÜJJan nennt ben Überfd^lag im ©an^en burd) gefunben ä^er[tanb auc^ 10
mol^l ©m^jfinbung ; aber fie ift immer unguoerlalig.
5 probucten? probucte? || 8 inbem fie eine
Zu Nr. 789 vgl. Nr. 1370—2, sowie das Aiit/irup.-Heß der Berliner Kfjl. Bilil.
Ms. germ. Quart. 400 S. 607 — 13: „Alle orientalische Völcker sind der Beurtheilung
nach Begriffen gäntzlich unfähig. Es ist ein grosser Unterschied die Sache nach
Gestalt, Erscheinimg und Anschauung U7id nach Begriffen zu beurtheilen. Alle
orientalischen Völcker sind nicht im Stande eine einzige Eigenschaft der Moral oder
des Rechts durch Begriffe aus einander zu setzen, sondern alle ihre Sitten beruhen
auf Erscheinung .... Wer sich nur nach Gestalt und Anschauung vorzustellen etwas
vermögend ist, der ist dessen gäntzlich unfähig was einen Begrif erfordert, daher sie
weder einer Philosophie noch Mathematic fähig sind, noch durch Begriffe etwas ein-
sehen können. . . . Da sie keines Begriffes fähig sind, so könneri sie auch nicht der
wahren Ehre fähig seyn, von der wissen sie auch gar nichts denn es ist was anderes
Ehrliehe und Ehrbegierde zu haben, als mit dem Hochmuth zu prangen . ... In ihren
Büchern sind sie keines Begrifs der Gottheit fähig, in ihren Schriften ist laufer
Blumenwerck, ihr Stiel ist weitläuftig, bilderreich und blumenvoll. Daher müssen vir
gar nicht den Eurojjäischen Stiel durch das Bilderreiche, welches einige thun wollen,
zu verbessern suchen, in dem sie ihn als denn corrumpiren, und die wahren Erkenntnisse
durch Begriffe, welche[s] das vorzügliche der Europäer ist ausrotten, und Bilder an
die Stelle bringen. Zwar werden die Begriffe vollkommener, wenn sie anschauend
gemacht werden, aOer nicht, wenn Bilder an ihre Stelle kommen. Die grichische
Nation ist die erste in der gantzen Welt, welche die Talente des Verstandes ausgebildet.
und die Erkenntnisse durch Begriffe entwickelt hat. Alle Mathematic mit der
9Jr. 786-789 (33anb XV). 345
789. n—a. M324'. EI 679.
2BDlte®ott,tt)ir adren mit ortentalifd^erSBei^^citoerfcIjont geblieben;
man fan ni(i)t§ barauS lernen, unb bie SBelt l^at niemals öon i^nen al§
eine 2lrt mec^anifd^er Äun[t, a[tronomie, ^Q^Xzn etc. gelernt. SBenn mir
fc^on occibentale SSilbung burd^ bie ®riect)en l^atten, fo fonnten mir in bie
orientalifd^e Schriften 3Ser[tanb hinein benfen, niemals aber l^aben fie
burd^ ftd^ felbft ben ^^erftanb au[geflart. (5§ mar jmar einmal ein 2Bei|er,
meld^er ftd^ gan^ Don feiner 9Ration unterfd)ieb unb ©efunbe practifc^e
religion leierte, bie er feinen ßeitläuften ©emöfe in \ia§> Äleib ber S3ilber,
ber alten ©agen [unb] einreiben mufte; aber feine ßetjren gerietl^en balb
in ^anbe, meld)e ben ®an^en orientalifd^en Äram briiber oerbreiteten unb
mieberum aUer SSernunft ein .^inbernis in ben 2Beg legten.
Demonstration liabeit wir ron den Gric/ien, Jahero Hi/pucratea und Euclides Muster
lileiOen, so unnachahmlich sind. So übertreffen sie auch in den IVercken des Geschmacks
15 alle Volcker, sie sind in der Philosophie^ Redekunst, Mahlerey, Bildhauerkunst etc.
Muster, von denen wir nicht allein Schüler sondern auch ewige Nachahmer bleiben
werden, so dass wir auch niemals was besseres werden machen können. Hier ist das
asiatische Talent der Anschauung mit dem Europäischen Talent der Begriffe in mittel-
mässiger Proportion i^ereinbahret. Die Nordischen Völcker Europens haben ein
2o grösseres Talent der Begriffe, aber ein schioaches Talent der sinnlichen Anschauung. '■'•
Vgl. ferner Starkes „Menschenkunde'''' S. 152: „In Teutschland ist man einmal auf
den Ein/all gekommen, die orientalische Beredsamkeit in Gang zu bringen; aber wir
können dem Himmel danken, dass ivir sie los sind; denn die morgenländischen Völker
hatten immer einen Bombast von Ideen, die über die Grenzen des Verstandes hinaus
25 gingen. Wir Europäer sind zu einer Art von Reinigkeit im Denken gewöhnt; daif
zu sehr Ausgeschmückte und Au/geputzte ist dem Character au/geklärter europäischer
Völker nicht angemessen, und die ganze Manier der abendländischen Völker ist von
der Art, dass sie mehr für den Verstand, als für die Sinnlichkeit haben wollen. Die
Sinnlichkeit muss nur in dem Grade herrschen, um den Begriffen des Verstandes Leben
3(1 :u geben, aber nicht, um den Verstand zu verdunkeln, und ihn von seinem Gegenstande
abzuführen.'-'- Es ist kein Zweifel, dass mit „einige'-'- (34427) und „man" (34521) vor allem
Hamann und Herder gemeint sind. In Rß. 789 denkt Kant vielleicht vorzugsweise an
Herders „Älteste Urkunde des Menschengeschlechts'-^ vgl. X 146 ff. und oben SSTsif.
3 il^nen (sc. den Orientalen)* i!^m? E: \\)X, unynöglich. \\ 4. E: einer, unwahr-
35 scheinlich. \\ mecf)antf(^er? mecf)anifd^c?? || 10 alten nicht ganz sicher; E: oUgemetnen,
unmöglich. \\ Das durchstrichne Sigel für unb hat E. als gültiges Sigel für U. f. tt).
gelesen. \\ 12 E: nJtebct
346 9ieflejionen jur 2tnt{)ropoIogie.
790. n—o'?cp'f? AI 325', E II 255.
SSafebott) aiU bie gute 2Berfe erftlid) in ber (Seele grönben, bn^er
fon er aud) nid)t ®ute SBerfe ju feiner Unterftü^ung erwarten. (5r ^at
ßnt!^uftaäm oorä ®ute, weil e§ tn§ aflgemeine get)t. granc! mar ein
@(!^U)drmer. 5
791. n—o^f rp^f? M325\
5!Kit ben genieß i[t öiel25lenbli)erf,üornemli(!^ benen ber6mp[inbung.
Slflgcmeine Äopfe lüerben in aflen [tüfen, aber nur nidjt im aggregat
übertroffen. 3)er ^opf ber aügemeinfieit, nemlid^ ber auf ben SBertt) im
ganzen ®el)t, grünbet fic| auf c^aracter. Slltgemeine ^opfe finb me^ren=
teils n)inbma(^er.
1 Es ist )ii<"i<jlich, fidss Kant iV/'. 7ffO im Hinhlick auf die Schwierigkeiten
niederschrieb, iii die das iJessauische Philanthmpin bald nach seiner Gründunff durch
S3cifeb0lt) (1774) gerieth. Speciell der Brief A. Rodes an Kant vom 7. Juli 1776
tmnte die Veranlassung gegeben haben. Es heisst dort: „Basedou- schreit mehr als
jemals über die Trägheit der Menschen zu guten Wercken; und eifert aus allen Kräften
u'ieder die Lehre: dass man ohne gute IVercke, allein durch eine gute Portion Glauben,
geradesweges im Himmel eingehen könne. Wohl dem ersten Lehrer dieses Satzes, dass
er nicht mehr ist! Bas. . würde grausam mit ihm umgehen; ihm gibt Er das Unglück
des ganzen menschlichen Geschlechts schuld'''' (X 182). An „unerfreuliche Erfahrungen
Kants beim Werben um Pränumeranten für die Schriften des Philanthrop ins^^ (E II
S. 78) dürfte weniger zu denken sein. Die Erfolge der Wirksamkeit, die Kant direct
oder indirect für das Philanthropin entfaltete, waren doch zu gross, als dass er auf
Grund ihrer das pessimistische Urtheil in Rfl. 71)0 hätte fällen können (vgl. X 178—181,
183, 187—189, 193, 199—200). Sehr wohl möglich ist dagegen, dass Rfl. 700 noch
vor Gründung des Philanthropins geschrieben wurde und nur gewissen skeptischen Be-
denken Ausdruck geben sollte, die Kant damals etwa mit Bezug auf das Gelingen der
Hitsedow'' sehen Pläne hegte. Da die Schrift ausserdem grosse Ähnlichkeit mit der aus
n zeigt, lasse ich die zu oberst auf der Seite auf einander folgenden Nrn. 790 und
791 hier abdrucken. \\ 4 eä? er?? || inä? Um§? unÖ? II Gemeint ist natürlich Sebastian
Franck oder Frank (1499—1542).
8 aggregat? || 11 Atf Nr. 791 folgt im Als. Nr. 901.
dlx. 790— 7'J5 (üSanb XV). 347
;^g2. o'-'—rffvOnn AJ 290'.
@ine ©efc^iflici^feit, bie unter 3ftegeln tan gebrad)t rocrben, entmeber
um fie ^\x lehren ober gu beurt^eilen, Reifet ^un[t: fene [beg gicifeeä]
(^biSdpUn), ber ?Rac^a^mung ; biefe be§ ®enie (^ßriticf). (äine@rfentnt^,
bie unter Ü^etjeln fan gebrac!)t werben, ift roifjenfd^aft: entroeber bi^ciplin
ober boctrin. 2)ie biöcipUu ift me^r bie 33tlbung beö ^op[§ alä eine SSe*
le^rung beflen, wa^ man ni(i)t weife.
6g ^aben fc^riften, (Somoebien, 3)iu[if, gefeUfd^att auffcr bem tt3o]^l=
lu ge^aUenben nod^ etwaä ^elebenbe» an jtc^, |o wie gei[treid)e ©etrdnfe.
794. Q^-^vfn"? M290'. E 1 240.
Si^enn man bebeuft, bafe bie Unroiffen^eit mit einigem 2lu§gug ber
Äunft unb 2Bi[jenfcl^nft au^gertd)tet in ber ^erjot)n ber regenten bie
2Bi[fenjc^aft regirt unb, fo mie bie jal)me Siliere, bie ©elel^rte öeroielf altigt
ober unterbrüft: fo muß man ge[tet)en, ta^ bie SiBiffenfc^aften unter bie
SBerfäeuge ber ©efunben 3Sernun[t gehören. 23ieUetd)t aber ift bie SBiffen»
f(^aft ein probuct t»or ftc^ felbft, wa§> feine SBurjel im luj:uä f(^lägt.
'i'g,^, ^3_^,f ^^fj M:m'. Ell 42.
2Ba§ mieber bie ©efii^l unb affectoolle @c^reibart am meiften bient,
•M ift: \ioS^ biefenige, meld)e barin am meiften fd^immern, am leerften (x\\
®efiif)l unb affect fetjn, fo wie acteurs, bie gut tragifc^e rollen Spielen.
2)ie ent^uftaftifc^e autoren S"^^^ oft ^ie leicl^tftnmgften, bie ©raufe 2)i(!^ter
2 ®efd)id)ntd^!ett 1| 3 DieWorte bcä i^Ietfeeä, über denen biäclpltU sieht, sine
fiel/eicht nicht durch-, .londeni mir unterstrichen.
13 ausgerichtet? auägetüftet (so E.)ff? \\ Id gehöre
348 SReflejionen jur 2lntf)rovoIügte.
bie an ftd^ lu[iig[ten unb ioung ober ridiarbfon fieute üon nid)t bem befteu
(S^orafter. 2)a§ sentiment ift befd)eiben unb refpeftirt bie 3fiegel unb
SSe^utfamfeit, fdjeuet fi(^ cor ba§ äufeerfte unb i[t ftttfam. (g§ ift mit ben
affect Semegungen mie mit ben inbianern, bie fti) burd^!neten laffen unb
alsbenn eine angenel^me aj?attigfeit fiit)le,n.
796. Q'—vf(7ifJ M303' E 1 375.
OKan bebient fic^ be§ 2lu§bruf§: @s fomt barauf an, mie man ftd)
nimmt. 3)ieje§ bebeutet: meld)e ^erfo^n man fpielt, unb mie man miU
ber perfol^n [nad)] unb bem ®emüt^g§u[tanbe na(!^ geurffieilt fei)n. 3)a^
man nic^t öer^agt, m(f)t flein ober friec^enb, ober ni(^t aufgebrad^t, nic^t
eigenliebig in bie Slugen falle, ©ag Urttieil über ben 3u[tanb, barin bie
^erfo'^n i[t, bie mit un§ gu tl^un ^^at, beftimmt fel)r unfer Urt^eil. Sid)
net)mcn bejie^t ftc^ auf bie ÜJfanier, einen anberen ju lenfen unb über il)n
Überma(!^t ju l^aben.
797. Q3—v9 7in M310'. E 1 370.
Sine, aud^ jogar ibeale, ^Reigungen fd^einen auf bie größere ^Belebung
beö Körpers auszulaufen. 5)al}er ba§ Spiel, um ben affeft gu beüjegen.
£)er bisput in ©efeUjc^aften, um burd^ red^t^abereQ fid^ 23emegung ju
mad^en. 2)ie 9ieigung jum ßuftigen unb gadl)enben in ©efeüfc^aft, bie
Segterbe jelbft gu reben. 2llle§ ift auf§ 2So^lbefinben abgezielt, bal^er
aüä) bie 2Kal)läeiten barnad^ beffer befommen.
1 Edic. Young^ vor allem bekannt durch sein Werk: Complaint or Night T/i(»/g/itf<
un Life, Death and Immortality^ lebte von IHR'i — 1765^ Sam. Rk/tardson, der Ver-
fasser von Pamela, Clarissa und Grandisoii, von 16H9—il7Ul. Vgl. Starkes „Menschen-
kunde'-'- S. 305 : „Ak Young seine Nachtgedanken schrieb, ivar er so icenig traurig,
dass er vielmehr in den herrlichsten Freuden lebte, und frölichen Gemi'tths war; da
konnte er am besten klagen, wenn er die Schwernuith selbst au/suchen nnissfe, und sie
so bei Andern besser hervorbringen''''. \\ 2 E. setzt ein Komma nach JReget, uiclit vor
f(i^euct. II 3 ben? bem? || 4 Sercegungen?? Seroegung? SSewegen?? || 5 Zu-ischeu
Rfl. 795 und Rfl. 70G steht im Ms. Rß. GJ6.
dh. 795—801 (SBanb XV). 349
798. Q'f G^? (p^? n?f M 310' E 1 438.
.^od)müt^ige, (Sigenliebige unb eben barum Derftellte 2eute werfen
®ern mit (Stttenfprü(^en unb langweiligen ?Woralif^en ®emeinörtern
um fid). 2)ie§ i[t ein {teuerer SSemei» einer 5Reigung, i"iber alles jtc^ ein
critifd)e§ unb ri(^tenbe§ 2ln[el)en ju geben, obgleich ta^ ^erj felbft
fc^led^t i[i
799. Q'fa'f q>'? nf? M310'.
25on ben iKuftonen ober bem üerleitenben ©d^ein in fd^etnbarer
®rünbli(i^!eit be§ @prect)en§ mit einem ;^uüerftcl^tlid)en S^on, abgemeffener
10 ßinf^eilung unb einem ®emid)te, melc^e§ man auf feine Sorte legt. SSon
berienigen au§ einer antique fcl)einenben 2J?anier. (" 3Jiittelma^ige Äöpfe
bringen e§ in ®efd)aften am l)ö(f)ften.)
800. Q^f a^f cp^f nf? M3W'.
SSon ber Ufurpation eines JRec^tS in ber ©efeÜfd^aft unb öon bem
15 auf ta^ 9ia(^geben anberer ©egrünbeten angemaßten ^orjuge.
801. Q^f a^f (p^fTtf? M310'.
es ift umfonft, fein ®emüt^ in beftänbiger Üiul^e eil^altcu ^u ruoUeu.
®§ toiU bewegt feijn ; ba^er fud)t man ftd^ ©egenftdnbe, bie ba§ ©emüt^
bewegen fönen. Seibenfc^aften. (Spiel. 3)ie Slbftd^t ift gwar auf 33e=
20 friebigung gerid)tet, eine geheime Sriebfeber aber auf Unterhaltung unfrer
5Ratur, b. i. ^Bewegung. 2)a§ ^armonifc^e ©piel ber SSorftellungen Dor
ein ®emüt^ in 3flul)e ift bie 6cl^5n^eit (bie an fic^ felbft öergnugenbe
SSorftellung, Slnfd^auung ober ©rfc^einung).
3 E: ©cmeiniDürtern
25 22 ein? einem??
350 Slefleflonett äur Slnttiropülogie.
eg finb jrtjet) Slbftditen in ber ©efeüfc^aft. 1. 3)ie Unter^altunß üor
langer 2Beile. 2. ®ie 2luf munterung. 2)ie erfte: ©piel, bie jmeijte: lafel.
50^. Q^f a^f cp^f uff M3ir. EI70ö.
ü)?an fan beniÄörper in oielen fällen nurburd)§®emütpei)fomnien.
2)ie rechte qoeUen ber Belebung, meiere auf bal Dkroenfi^ftem dürfen unb
oermittelft beffelben auf ba§ @i)[tem bergafern,fommen au§ bem®emüt^;
bal^er ©efeUfd^aft, Spiel unb Unterl^alt ber (Sinne fraftige biaetetifd)e
3J?ittel ftnb. 2ine biefe Sriebtebern mirfen nur in 33ejiet)ung auf bie
©eleÜjd^aft, bal)er biefe befonberS belebt Reifet. (@§ giebt mect)anifc^e-
c^i)mifcl^e unb animirenbe (pft)cl)ologifcI)e) beroegenbe Gräfte be§ ^orper^o.)
803. Q—vfnf? M3i2'.
£)ie 9latur giebt un^ 33eQfpiele be§ ®efd)niaf§, nid^t ber ^lai)--
al^mung (* 2Kufter. Sie ift bie S(!^ule ber cultur), fonbern ber cultur.
2)0(j^ tonnen wir üermittelft \)i§> ©efd^mafä bie Sc^onl)eiten berfelben n3ar=
nehmen. 2)er ©efc^mof Wirb [burd)] in ber ©efeüfc^aft erzeugt burc^ \i(x^
3Serl)altniä ber gefeUigen Slnfc^auung. 2)ie ?iatur geigt felbft einen Su;l-uI.
2)a§ SSergnügenbe ber {^ blofeen) 2lnf(^auung, in fofern e§ mitt^eilenb ift,
ift ba§ Schöne, [©o rooW 2)ag fpiel ber ©eftalten fo »ol^l al§ ber @m=
pfinbungen.
804, Q—v?nf? M320'. 20
Sßarum bringt ein ßieb(f)en, ein f(i^er^^after Einfall ober ^iftörd^en
anfänglich 8lnnel)mli(^feit? nac^^er äie^t eä immer »eniger mit ftd^, ju»
1—2 Diese Zeilen zeigen flüchtigere Schrift und andere (schcärzere) Tinte,
als der vorhergehende Absatz, sind aber durch keinen Strich vuii ihm getrennt.
8 Sriefebern || 10 psychol:
13 s-Zusutz: 70er Jahre. 11 15 ber aus bie
mt. 801—801^ (93anb XV).
351
le^t Bringt e§ ben SBieberroinen biö 3um (5fel l^eroor, ber unerträglid^ i[t
@in geiftUc^ Sieb löirb man nic^t fo balb überbrüjftg»
805. g\ LBl KIO. S. II:
2)ict)ten übertjaupt i[t ba§> SSermögen ber ßinbilbung^froft, c§ fe^
5 gu 2)ien[ten ber S5ernunft ober ber ^Heigung. f(!^opferijcl^ machen.
fünfte, (» ©ebanfen) ba§, maS (^ burc^ S^erftanb) g ebid^tet toirb,
in ber 2lnfd)Quung öorgufteUen, jtnb 3J?Ql^lereQ (^ Spiele) (^ ©arten) unb
23ilbt)auerfunft, — £)a§, roaS ber ©mpfinbung §u ^^olge bem blofeen ®e=
fid)t unb ®epr gebid^tet wirb, ftnb 5J?uftf (^ ®e|ang) unb S^anj. SSirtuofe
10 unö (Somponift* ^Jcuerwert
806. a'f v^-^f
y^-^f (q^?) (ip^fj ip^ff
L BL Ha 4L
S.I:
etn3a§ gefällt:
3n ber ©mpfinbung -
8lnfd)auung —
33egrif[e
33ergniigt —
gefäat -
tt)trb gebilligt
aSeltjagt, rei^t, rü^rt -
- £eici)tigfeit, SSejd^af^
fenl^eit, ®röfee —
mittelbar, unmittelbar
®e[ü^l
©efd^ntacf
SSer[tanb
2)a§ Slngene^me
Schöne, erhabene
eble
©Ute
5 n in frf)opferifc^ nicht sicher || ntod^en? nehmen? no'^m? Ich fasse die
Worte f(^üpferif(i) malten als nähere Erklärung zu 2)ici^ten auf. — Ist etwa vor
machen ein jU versehentlich ausgefallen'? Dann müsste natürlich nach SReiQUng ein
Komma gesetzt werden. || 9 — 10 Unter W{\x\\l Utlb Soilj stehn die Worte SBtrtuofe
^5 unb ßompontft, darunter wieder fjeuertoerf.
Zu Nr. 806: Vgl. auch im dritten Theil dieses Bandes, unter den Colleg-
(^ntwürfen Kants aus den 70er Jahren, die L Bl. Ha 43 und 46, die gleichfalls
ästhetischen Inhalts sind. — Der ttrsprüng liehe Text von S. I des L Bl. Ha 41 ver-
läuft in drei, der von S. II in zwei Spalten von oben nach unten. Diese Eintheüung
JO ist im Druck nur für die ersten sieben Ms.-Reihen (Z. 13 — 20) beibehalten. Die s-Zusätze
stehn über und unter dem ursprünglichen Text, zwischen seinen Zeilen, sowie auch
quer zwischen und neben den Spalten. Sie stammen grösstentheils aus v — Xi eventuell xp,
einige, bei denen es in den Anmerkungen ausdrücklich gesagt ist, aus fp^ — ^^ oder w.
19 Der Rest der 3. Columne enthält den g-Zusatz in 353i5—23.
352 Sieflertoncn aur Slnt^ropologie.
/ birect — inbirect \ ©d^ön^eit gebaut unmittelbar.
\@inne — einbilbung j 3[t nic^t nü^lict)feit.
©enufe — 33eft^ mit SSor'^erje^en 2Btrb nic^t m<i\ bem 33er=
gnügen geurtl)eilt.
®efc^macf unterfc^eibet fid)
SSor einen «Sinn oor ba^ gan^e ®e[ü^l üom @efüt)U
feines 3w[tanbe§. SSiel appetit: wenig ©ejdjmaf.
@ef(^maf gef)ört nici^t unter
Sinne (^ fonbern Urt^eilS»
!ratt).
2Ba§ nad^ ©efc^maf fe^n foÜ, mufe allgemein gefallen.
55em feine 2;afel f eiber gut [gefäut] fc^meft: appetit.
2)em eä an ber 3:afel anberer gut fd)me!t: ©efc^ma!.
Sllfo bie Slttgemeingültigfeit be§ 2Bol)lgefallenö.
2)er ©efc^maf ift gefeüfdiaftlid).
UngefeUige l^aben feinen ©efdjmaf, aber nid^t umgefe'^rt.
[®cr ©efd^mof ift ber Sflegeln fä^^lg, aber nid)t a priori in abstracto.]
2)aö Urtfieil be§ ©efdtimafä l)at nic^t blo§ ^riüatgültigfeit.
@§ ift nid^t eine milltü^rUc^e conüention.
5)er @efd)ma! grünbet ftc^ aber auf fubiedioe ®efe|e.
2BaS allgemein gefällt nad^ fubiectioen ©efe^en.
©ubiectioe ©efe^e, nad^ benen etü)a§ gefällt in ber ©mpfinbung ober
Slnfd^auung ober SSegriffe. 2)aüon fönnen bie erfte nid^t not^menbig
allgemein fe^n, alfo grünben fte ftd) auf @rfal)rung. aber bie anberen
ftnb ßrfentniffe. 2Ba§ alfo bie finnlid[)e SSorfteÜung ober bie ^anblungen
be0 3Serftanbe§ in bem fubiect beforbert, ift bem ®efcl)maf gemafe.
2)en SRei^ mit ber ©d^ön^eit öermengen geigt wenig ©efd^maf. [®o^
ibeoUf(^e ©efül^t geprt 3um ©rl^abenen.]
3)ie SwQ^*^^ ^^^ öiel ®efüt)l, menig ©efd^maf.
d SSorl^erfef) : || 6 Dom? ÖOn? \\ 11 Es ist weiterhin typographisch nicht mehr gut 30
möglich^ die beiden Columnen neben einander abzudrucken. Auch hören jetzt die un-
mittelbaren Beziehungen zwischen den auf gleicher Höhe stehenden Zeilen auf. Ich
beginne mit der mittleren Columne. \\ 13 Statt ber Jafel im Ms. zivei, statt gut
fci)meTt im Ms. ein wagerechter Strich. || anberer? anbcrit? || 17 fäl)ig ((tm Ende
einer Zeile) versehentlich nicht durchstrichen. \\ 23 2lnfd)aimng?? Stnfdjauiingen?' 1| 3ö
27 Hier beginnt die linke Spalte; Z. 27 steht also im Ms. unter Z. 7 (linke Hälfte).
(5flr. 806 aSnnb XV). 353
2)ie (Sngldnber me^r &t\\\l}\ a\§> ©efc^ma!.
3)iit ber @c^ön{)eit mufe ein 3arte§, nic^t grobeS ®e[üt)l öerbunbeu
werben.
Ömpfinbungen bejie^en jtc^ a\i\ (Sinbrüfe,
5 ©efu^le auf Stntriebe,
Sene in 2lnfel^ung ber SßorfteUungen,
2)ieje in Slnfe^ung ber SSegierben.
3ene ^ur Unterfc^eibung nnb SSarne^mung,
5)iefe pm ^anbeln»
10 3n Slnfe^ung be§ Unangenel^men ift notI)ig: (Smpfinbfamfeit jum
Unterjc^eiben (aUen[aI§, um etiüa§ onberen gu erjpa^ren), aber wenig
®etüf)l, um menig baburd^ getrieben §u werben.
2)er 5Rorali|(I)e @inn jur Unterfc^eibung; ba§ moraIi[(J^e ©efü^l
gum eintriebe.*
15 *(» [®a] 3Jian »erlangt, ba§ (äinbrüfe nid^t 3:riebfebern fe^n foKcn,
weil man tn2lnfet)ung berjelben leibenb i[t. [Salier] 2)agegen ©injtd^ten
SSemegungSgrünbe enthalten foUen, ober be^m sens commun moralif(!^e
SSegriffe joUen mit ©efü^l nerbunben fei^n, weil man bie (Sinnlic^feit
^ier felbft burd) ben SSerftanb antreibt* SBenn bie «Sinnlic^feit biefe
20 ßmpjenglic^feit nid^t l^at, f o ift ber OJJenfd^ ol^ne moralifd^ ©efü^l. ©in
moralifc^er @inn i[t ein wieberjprud); moralijd^ ©efü^l aber befte'^t
nic^t in ber Unterjct)eibung§fraft, foubern ber jinnlid^en 23egef)rung§'
fraft, bie folc^er mobification fe^ig ift.)
S. II:
25 2Ba^3 gefdöt nad^ ©efü^l (©mpfinbung), gefält barum nic^t anbern ;
aber was in ber Slnjd^auung: Don bem Wirb Sßerlangt, \iQ.^ eö anbern
gefaUe.
Dk^en be§ @efd)maf§: nerfeinert ben 5J?enf(^en, um \)0i^ Urt^eil ber
ftnnUd)feit tt)eilne^menb ^u mad)en. Slffeden unb 3Rüt)rungen ftnb ni(t)t
1 engl: II 5 ®efü!)I || 13 Ursprünglich: motali\ä) ©cffil^l II 14-15 antriebe
hi/det den Schluss einer Zeile. Am Anfang der nächsten steht unter fc^cibuitg (Z. IS)
ein Verweisungszeichen, dem ein zweites unter ©Ute in der dritten Columne (351i9)
vor [2)a] 3Han »erlangt entspricht. \\ 17 folten? foU (aus foüenj? || 19 SBenn in
ein anderes Wort (^h^) hineincorrigirt. \\ 23 folc^er mobtfication: sc. durch den
Verstand bestimmt zu u-erden. \\ fel)tg? fa^^tg? || 25 Ich beginne mit der zuerst
geschriebenen linken Spalte. \\ Die Schlussklammer fehlt.
Äanf g ®cf)ttften. -öanbf^riftlic^er SJac^laß. IL 2o
354 SReflejionen jur Slntl^ropologtc.
tl)eilnel^menb. ^al^er i[t ber ®ef(I)maf eigentlich ein 5ßerftanb, ber etroa^
mit ber ftnnlid)teit bem SBo^IgefaKen ober mißfallen nac^ oergleic^t.
/''ef)re, (^2Kobe,) eitelfeit. \
\ ^ral^lere^ nnb ^raci^t. /
«Schöne gegenftdnbe unb fd^öne SBorftellungcn oon ©egenftänben ent»
roo^nen Don bem bloßen SSergnügen be§ ®enuffe§ unb bem ©igennu^
unb bringen ta§ @emüt^ ber 5Roralitaet naiver, inbem t)a^ 2Bot)lge[aUen
au!§ Slnjd^auung noc^ obiectio i[t.
@ie gewönnen, bem 3Ser[tanbe @innlic^feit ju geben unb il)n jum
©efunben unb praftif(!^en ju mad^en. 3mgleid)eu: bie ibee 2lnf(t)auenb
gu machen unb baburc^ ber moralitaet fortjul)el[en, um pe mit finnUc^em
2Bol)lgefQllen ^u oeretnigen.
3)a§ aeientlid) f(i)öne befte'^t in ber Übereinftimung ber finnlid)en
2lnf(i)aung mit ber tbee ober oud^ [ber 2lrt ber erfenntniä fubiec] beSienigen,
roa§ fubiectiü gefällt, mit bem Dbiectioen.
Summa: ber ©efd^maf befreiet üon bloßen jtnnen unb mad^t bem
3Ser[tanbe ©mpfel^lung.
?ll[o alleg, toaS ha§ Seben unfrcr ©rfenntuis beförbert, getaut im
@ef(t)mQfe. 2)a§ t^ierifc^e ßeben burd) ©mpfinbung. ai^ü^rungen unb
reiben müfjen neben ber ibee [oorl)] be§ guten getjen, aber [ie nic^t erfe^en.
2)er ©efc^maf öerftattet feine boctrtn, fonberu crtticf. @r[obert
practifc^en 23er[tanb unb, um il^n ju erhalten, dufter.
SlQeö, toaä unfere 2lnfc^auungen erleichtert, moburd^ man bie ®egen=
ftänbe ben S^erftanbe^begriffen auf leidste SBeife nal^e bringt ober bem
inteOectualen jtnnlid^feit gtebt, ma§ ein freies (Spiel unfren 25ermögen
giebt: gefällt fubiectio. ^ii [©^ön^eit welche] ©rfc^einung, fo fern jie mit
ber ibee jufammen [ttmmt, mad^t ba^ mcfentlic^ jdjone. 2)er Oiei^ rü^rt
3 — 4 Der g-Zusatz uteht rechts von den Worten 2)ot)er . . . mit, von der später
(jeschriebenen rechten Spalte umrahmt. Die Worte 2)at)er . . t»ergletd)t (im Ms. 4 Zeilen)
sind rechts und links von einer Klammer umschlossen. || 6 OOtt bem? ÖOH beu? ||
13 fubtecttt, wie es scheint, ans obiecttO || 18 — 20 Diese Zeilen scheinen die frühesten
von der rechten Spalte zu sein. Sie stehn ziemlich unten auf der Seite zwischen
■155 13 und 355 14. \\ 20 {pOX\)\f \\ 21 Es folgt jetzt der übrige ursprüngliche Text der
rechts stehenden Spalte von oben nach unten. \\ 23 Slnfc^auungen ? 2lnfci)auung ? ||
24 bem? ben? \\25 unfren? unfrer?? i| 26—27 Die Worte fubiectio — riit)rt
umschliessen in fünf Zeilen den frülu-r geschriebenen g-Zusat: von Z. -i — 4.
5)lr. SOG (Sonb XV). 355
öon ber ©inftimmung mit unferen Seibenfdjaften [ober] burd^ ^euigfeit,
burd^ 2lu[jerorbentli(i)eg.
3!)ie SSorfteHungen gefallen, loenn gleid^ bie Sachen miö|allen. in
summa: ber ©runb i[t bloö fubiectiü.
5 empfinbung, Urt^etl^fraft, @ei[t unb @efd)mQf. 3)ic Urt^eilSfraft
ift entmeber bie fmnlic^e ober reflectirenbe. unb befte^t barin, Dorftellungeu
in ein 33ilb ober in einen 23egrif ju üermanbeln. 2)ie 2lnorbnung ^at
eben bie SScijiel^ung auf ba§ dessein, ben Entwurf ober ba§> tt)ema. 2)ie
5Ru|ic ift fo gu fagen eine fd)öne ftnnlid^e @rfenntni§.
10 2)ie bilbenbe Urtl)eilg!raft get)et nur auf bie 9Jiittel ber ßufammcn»
orbnung unb beren Segünftigung, ba^er einl^eit, ÜKcnnigfaltigfeit, 2lb=
ftec^ung. (Sie gel^t nid^t auf ben ^Ru^en ober t)a§ mittelbar gefaUcnbe,
grünblic^e, bauer^afte in ©ebäuben, bem 2Kenfd)li(l^en Äorper, Äleibuug.
(ä§ mufe feine SSemüI^ung l^erDorleud)ten, fein nad)finuen. @§ wirb
ir, baburc^ nur t)a§^ obied auf eine leidste, tlare unb gefällige 2lrt gegeben.
Ziisätze auf S. 1:
C 25aö Frauenzimmer brandet bie SSüd^er eben baju, mo^u fic
eine U^r braucht [nic^t bamit fie]; fte befümmert fid^ meuig borum, ob
fie ridi)tig ge^t ober gar gel)t, foubern weil eä 5Jiobe ift eine ju tragen
L'o unb ba§ ®e^dufe [in gutem] im neuen ®efd)maf gearbeitet ift.)
C ©inige autoren ^aben i^r Slnfe^en ben 2)eutfd)üerberbern ^\i
üerbanfen. ©ie ©mpfinbungSfprad^e Derbeft üiel ^^el^ler, benn fie über=
jc^reQt bie Urtl)eil§fraft. 3" ben ©ebanfen unb SSilbern ift ber S3er=
faffer SKeifter oor ftd) felbft unb l^at feine 2J?auier; aber in ber ©|)rad)e
25 ift er $Ricl)tern unterroorfen. ©ine ©pradt)neuigfeit fan nur mit (S-n*
miUigen ber ^o^en £)brigfeit, b. i. beö 'ipublifum, gemad^t merben.)
C 2)effen ^erüorbringung nac^ einer 9tegel gelernt werben fan,
ge'^ört nic^tgum genie, e.g. ^at^ematif; aüe§ geuie ge'£)et auf finnlid[)e
Urt^eiläfraft im einzelnen, auf ba§> 6piel, nic^t auf ha§ ®efc^dft in
30 Slufe^ung be§ obieft§.
3Ba§ obiectiü beförbert, ift logifd) gut.)
(f Sn ber mü[K Äunft oline ®eift.)
13 bem? ben? || 13 — 14 Aach Äleibung ein Zeichen, dem ein zweites vor
(5ö mufe entspricht. Zu-ischen Z. 13 und 14 stehn die früher geschriebenen Zeilen
35 :i:jiis--jo. II 20 in gutem? im guten? || 21 ben? bem? || ®eutfd)t)erberbern ? ®ent?cf)=
uerberben? || 24 Dor? üou??? || 2,"»- 26 öinraiUigen? ©inttiilligung??
356 Steflejtonen jur 3lntl)ropologie.
(« 2)a§ genie fann rot) feijn. 2)q§ abjc^leifen befjclben nimmt il^m
etwas üom 3nt)alt.)
(« (g§ ift jmar in QÜer ü)?ittt)eilung be§ Slngene^men etwas
gejeÜigeS, aber man e!t)rt jtd^ entroeber baburd^ bloS felb[t ober ift
gefd)meibig, um anbere ju (5t)ren unb jtd) oor iebermann p bequemen.)
(« 6in burd^triebener ©d^alf.)
(* $DaS fc^nafifc^e ge'^ört §um Saunigten. 2)aS fpaSl^afte. 2)iefe§
mit bem fd)ein ber @rn[tt)attigfeit ift burc^trieben.)
(*' 2)er ©ejc^maf ge'^ört gu ben talenten, bie ©utJ^crgigfeit (tl)eil=
net)mung) ju ben ©ejtnnungen.)
(« 2)aä «Spiel ber Slnfd^auungen (nid^t ber ©eftalten, benn bie
2lnf(i^auung burc^läuft bie ©eftalt): 33ilbenbe ^Jlatur unb Äunft.
2)a§ Spiel ber ©mpfinbungen. ^Jiuftcf.
2)a§ Spiel ber ©ebanfen. pöejie.)
2)er ©efd^maf ift bie ©efc^liffen^eit* ber Urt^eilStraft**
ober be§ genieS.
*(^ 2Bi^. intereffe. 2Benig ßmpfinbung.)
**(^ Sft blofee 2Baf)l unb nid)t ©rfinbung; fan nic^t ®e^
lel)ret werben, fubjumtion.)
(« ©efcl^liffen'^eit ift (? anftänbige*) ©efäüigfeit in bem, wa§ bloS 20
angenel^m ift» Urtl)eil§fraft ift eine angemeffene 2ßal)l, bie fid^ auf§
Slügemeine be^iet)t.)
*(f eine gefdijifte 3itfööiwcnfe|ung öon ber Selbftliebe unb
ber Sld^tung oor anbere.)
(f 2)er feinen ©efc^maf ^at, l^at fein SSermögen gefeUfd^aftlid^ 3u 25
wal)len. 5)er fein gut .^erj f)at, l^at fein Sßergnügen auS ber gefeUfd^aft-
U(^en 2Ba^l.)
(« 2)er ©efd^maf fan eigenliebig feijn. ©utl^erjigfeit ift tt)eil=
nel)menb.)
(* 3)a§ SSergnügen be§ Umganges, ber (Sd^er^ unb Spiel.) 30
Quer geschrieben :
(s 2)er ©efd^maf betrift met)r bie Sinne ber 2lnfd^auung als bcS
©enufeeS, weil iene in ©efeUfi^aft ausgebreiteter fe^n, unb in ienen ift
baS Urt^eil me^r nad^ 3^egeln möglidi) unb obiectio.)
35628— 357e s-Zusütze: ipl—yn (ü^\2S—'^9 Im Mn. scheint nicht mehr 35
als tl^eilne!^ oder tl^etlnat) :u steh». II 33 &e\e\i'\<i):
')lt. 806 (SBont) XV). 357
Quer geschrieben :
{^ 2)ie ©efefligc (^ sociabilis) 5Reigung i[t \ia?:> (^ unmittelbare)
SSergnügen an 2lnbrer Söo^lgetaHen. 2)ie gefellfc^attliclje (socialis)
(^ ®e|(^maf) SBa'^l t[t ba§ SSermögen, bo§ ju wählen, ©a§ aUgemeiu
geföüt unb gtoar ben ©innen, eine SBal^I gefeüfd^aftlid) ju beurtljeilen.
25er Srieb jur 2Ba^l nact) ®ef(^maf i[t (äl)rtrteb ober ©ut^ersigfeit.)
Zusätze auf S. II:
(*3" ^er Slnnel^mlid^feit ber iSd)reibart gehört ber @(i^tt)ung,
nemlid^ \iOi^ eine einmal eingebrufte Semegung jtd^ öon felbft nid^t in
geraber Sinie, fonbern im Greife, fo ^a^ ber Äörper aüc «Seiten jeigt,
fortfe|t. (g§ giebt eine tobte ^raft be§ ©ebic^tä, meldte immer burc^
continuirlid^en (Sinbruf erneuert merben mu^. ©leid^fam fortgefc^oben.
3Sornemli(!^ mufe ein ©d^mung in ^erioben [etjn üjie SBielanb.)
(* 2)er (Stil befielt barin, ^io.^ ntd^t allein toa§ Unterri^tenbe^,
fonbern auci) unterJ^altenbes im SJortrag feij; bie Serebfamfeit: hoSi,
etwas SSemegenbeä feij. 2)a§ Unter^altenbe ift t^eilö Dor bie 2Big=
begierbe, tl)eil§ oor bie Sinnlid^feit.)
Quer geschrieben :
(s ®ef(^*naf§^ ©efüblöoll unb ©eiftreid^ fd^reiben. 3ft unter=
fdl)ieben üom unterrid^tenb, einfe^enb unb lebl^aft fc^reiben.)
Quer geschrieben :
f ^ 2)a§ @emütl) unterl^alten, bewegen unb antreiben \
V ©ejc^maf. @e[ül)l ^^eigung j
(*' ®efdl)maf ift 'ba^ SSermögen, \i(x^ l)armonifd^e Spiel ber [©imilic^=
feit SSorftellungen] ©mpfinbungen im ®emütl)e ju beurtt)eilen.
2Ba§ mit allerlei 9Jienfd^en SBolilgefallen übereinftimmt, [ftelit in
t)armonic mit ben] ift unter einer allgemeinen Siegel ber Harmonie in bem
Spiele ber SSorfteüungen unb umgefel^rt.
5 eine — beurt^etlen ist ahhäayiy oon SSermögcn. || 6 ©uttjer^ig || S Zu
■M illf-si-m Absatz vgl. 1 28, 14.3/., XIV 129, 155 ff., 172/., l'JGff., 26-3ff.\\ll bc§
®ebtrf)t'o? \)a^ ©ebäc^tmö?? II 14 s-Zusatz: v—/f 1/;? w?? || 19 .s-Zumtz: v—-/'
ypl ü)?f\\22 s-Zusatz: rfi—x^f (o? \\ 24 s-Zusat:: (f^—%i? uif \\ 26—27 Lluk.s
von den im Ms. drei Zeilen füllenden Worten SSBaä — IjarntontC in betlt stehii, mit
derselben Tinte geschrieben, durch einen senkrechten Strich von 2Ba§ abgetrennt, zu-
35 -sammenhangslos und ohne Venceisungszeichen die Worte: @nttt)ebet bet ©egcnft ober
ber SBorftellungen öon il^nen. Ob sie nach ©m^finbungen (Z. 25) oder nach
358 SJefleEionm jur Slnttiropologie.
3ur J^armonie toirb erfobert: 5)^annigfaltigfeit, 5Kilbcrung unb
©tetgerung. ^tegelmafeigfeit. 2lber aud^ Söelebung überl^aupt tnx&j
Unerwartetes.
2)ie Harmonie ift entioeber mit ber ßmpfinbfamfeit über'^aupt
ober mit anbern ßmpfinbungen. ©etü^l (ibealeS) mirb gum ßr^abenen
erfobert. @ie ift ba§ 3Sermögen, ftc^ feiner ^raft bei) ber SSorfteUung
eines ©egenftanbeS bemuft gu werben.)
807. V? (q? o f) (x^fj M 213'. E 1 353.
3)a§ @ptel ber ^latur (Äunft) unb beS BufaüS. ^eneS ftimmt mit
einer ibee. S^ee unb @piel.
2)aS ®ejd)dfte unterfd^eibet fid) öom @))iel. ^eneS ift um ber ibee
miUen unb ^at einen ßmef ; biefeS ift eine 33efc^aftigung o^ne ßtoef.
2)a§ (Spiel ber (Sinbrüfe (2Kufic). ©er begriffe (@til). SDer 33ilbcr
(poefie). 2)er ©mpfinbungen, ®efül)le. 2)er Seibenjc^aften (®lü!Sfpiel
entweber beS blinben ®lüfS: ^ajarbfpiel bricht ah.
®aö @piel ber ©efd^iflic^feit unb be§ genie.
2)a§ ©piel l^ot feine 3ftegeln, [ble 3b] ber ßwef gefe^e.
3)a§ fret)e Spiel, (ein BwangSjpiel ift Sßieberfprud).)
(^ ©in frei) fpiel in ber 2ßilbt)eit,
— fünftlid^ im ©arten.)
(* 2)ie ßuftigfeit ift eine @act)e ber Übung. 5)?an fomt aus ber
fd^erpaften, munteren 2aune l^erauS. 5!J?an fan ftd^ auc^ roieber ^ineim
bringen, toenn baS ©emüf^ rul^ig ift.)
beurtlietlett (35725) einzuschieben smdf Beide Worte stehn eine Zeile höher aus 35726.
©ntroeber ber ©cgcnft steht über ®ie Urtl^eUä (355o), ober ber SSorfteHungen 2n
über finnltt^C (355s), DüH it)nen über barin öor (355ß). Auf die benachbarten
Theile der linken Spalte können sich die Worte ©ntlDCber — il)nen auf keinen Fall
bezieht.
5 Die Schlussklammer fehlt. \\ XOXX statt roirb
8 Zu Rfl. 807 vgl. die inhaltlich nahe vencandtr hfl. 6IR (oben S. 265 ff.). \\ sc
14: Nach ®efüt)le ist im Ms. eine Lücke., und dann folgt erst: ®er [aus 2)eS7 8etben=
|C^flften. Kant Hess die Lücke wahrscheinlich., um (wie hinter (Sinbrüfe, S3cgriffe etc.)
noch in Klammern eine?i Ausdruck hinzufügen zu können. || 21 s- Zusatz: v. \\ duf ||
22 E: fd^roa^lioften || munteren? muntern?
?Rr. 806-808 (SBonb XV). 359
5)a§ fpiel mufe nic^t ernft ober Qbftd^t werben, e. g. Jrauerfpicl, toas
nieberfc^Iagt.
3)a^ Spiel ber anfdjauungen ift entttebcr [bei)] in Slnjel^ung ber
®e[talt ober ber «Stellung (©eberbung).
®a§ (Spiel ber Slnfc^auung i[t an ©ebäuben, 5)?eublen, Äleibung,
(harten.
2)a§ @piel ber apparen^. optijd^.
®a§ «Spiel ber Slbbilbungen ober ber [Silber] 2i^nlid)feiten.
5n 2iner Slnorbnung ift entroeber 2lbft(!^t ober Spiel.
©in 6piel ber ßinbrufe, ber 2lnf(^auung*, ber ©inbilbungcn, ber
refle;rion, ber ßmpfinbung, ber ©ebanfcn, ber 2eibenfdl)Qften.
* («' ^Jiac^bilbung ; benn mir bilben alleg im ©emüt^c mä); bie
Sinne bilben nid^ts. 2)al^er ba§ fliefeenbe in ber §igur: SBellenlimeO
2)aä Spiel erfobert genie, ber ßwecf Siegeln.
2)a§ Spiel unterl^ält bie ©ejeüige @mpfinbungen be§ ©emütl^ö ober
wenigftcn^ bie ®e|ellfd)aftltc^e, e. g. 3Ra(^eiferimg.
808. vf (t'O (q—gV M213'.
23efc^aftigung, bie an jid) oergnügt, ift unterl^altung; bie nur burc^
ben ßroef üergnügt: Slrbeit»
üO 1 Die ziceite Hälfte der Rfl. von e. g. an zeigt (ebenso wie der y-Ziifsatz in
■>'j^li)—20) gegenüber dem Vorhergehenden Unterschiede in Schrift und Tinte. Sic
lassen sich wohl daraus erklären^ dass Kant die Feder wechselte oder neu schnitt und
die Tinte verbesserte. Möglich aber auch, dass die erste Hälfte der Hfl. aus früherer
Zeit (q — ff oder gar x — fj.) stammt.
25 Zu Nr. 808— 886: Auf Nr. 807 lasse ich zunächst, wegen ihrer nahen Ver-
u-andtschaß, die Nrn. 808—811 folgen, obwohl sie aus einer späteren Zeit der Phase v
stammen dürften als Nr. 807. Darauf lasse ich die Nrn. 812—824 abdrucken, die
frühesten ästhetischen Reflexionen der Seiten M 216'— 219', und alle wohl so ziemlich
aus der gleichen Zeit wie Nr. 807. Dann folgen als Nr. 825 — 876 die übrigen
30 ästhetischen Reflexionen der Seiten M 213' — 220 aus späteren Zeiten der Phase v — (f<,
sowie als Nr. 877 — 886 die dieser Phase angehörenden Reflexionen aus den weiteren
Abschütten der empirischen Psychologie von M.
360 JReflejtüiien jur Slntlirüpülogie.
809. V. M213'.
SSefc^atttgung in 9Ru^e ift Unterhaltung. 2)ic Unterl^altung i[t ent-
roeber bur^ SSorfe^Ud^en 2Be(^feI ber ©ebanfen ober unöorje^lid^en; bie
erftere i[t be[trebung unb Slrbett, bie Stt'eQte ha§ (Spiel.
810, V. M213'.
[3um <B] ßur 3f^ut)e get)ört k\6)k ^er[tellung beö @leid^gett)id)t§; bie
Slrbeit (33eftrebung) miSfdUt, jo lange fie bauert, unb üergnügt nur burd)
t)a§ 6nbe, nemlici^ ben ßwef. ®a§ Spiel [unt] gefdUt, jo lange e§ bauert,
unb ift eine 33ef^aftigung o^ne Slbftc^t; bal)er e§ am (änbe nid^t üergnügt,
fonbern, jo lange e§ bauert, unterl)alt. 5Jfuftc l)at feinen ßmef, ®ejeU=
jd^ajt etc: SSlumen Ijoben ji^öne ©eftalt o^ne Qvott unb bienen mir jelbjt
aud^ gum Unterl)alt.
2)af)er alle bricht ab.
(" Spiel unb ®ef(^äft. 3)ie 25ef(!^äjtigung, ü3el(^c feinen ßtoef
l)at, tjt fein ©efc^aft, jonbern Spiel; bie, jo um eineö ^mU loiUen ba
ift, ift Slrbeit.)
811. V. M213
Unjer leben l^at SSejd^aftigungen ober 3hi^e. 3cne jtnb ^ejd^afte
ober unterl)altungen. £)l)ne SSejd^aftiguug füllen toir unjer Seben nidjt
[ober genießen eä nic^t]. @an^ etiüa§ anberS ijt: 2)inge genießen, unb: 'ücl^
Seben genießen. 2)a§ legiere gej(^iel)t nur burc^ Sejc^ajtigung.
©ejd^ajten unb Spiel mü^en mit einanber mec^jeln, jo wie 2lrbeit
unb 3flui)e. 2)a§ erjte tl)ut unjeren Gräften einigen ßwang an, inbem eö
jolc^e auj einen bejtimmten ßmef rid^tet; "üOi^f jweQte bringt jie in jre^e
33etiDegung, moburc!^ jie in il)rer Proportion bejcl)ajtigt merben unb belebt,
unb ftnb Unterhaltungen, bagegen bie ®ej(!^äjte ßwefe ftnb. Dl^ne ßwef
1 Bf. 809 steht links von der früher (geschriebenen Bf. 808 und unter ihr. ||
3—4 btc leitete ift
12 Unterhalt? Untertjalten??
21 teuere || 23—24 inbem [ic fotd^e || 2ß Von unb finb "" möglicherweise
einige Zeit später geschrieben; viel ivahrscheinlicher ist (iher der Unterschied in Schrift
und Tinte nur auf einen Federwechsel zurückzuführen.
dix. 80y— 812 (23onb XV), 361
ä^ereinigen fid^ bie Gräfte nic^t gnug; ol^ue @piel tüerbcn jte nid^t gnug
einjeln geübt.
@o muffen toir felbft beqm «Spiel eine ibee ober thema l^aben, meld^eS
eine einzige SSorfteöung ift, bie burd^ bie ganje SSefc^aftigung burc^ge^t,
bamit burc^ bie SSereinigung bie ^Belebung befto oollfommener feg.
812. vf (Q'-'f a'O ^^^ M216'. E 1 200.
(3 %kx§ unb genie. 3ene§ bebarf fä^igfeit (ju lernen), bicfeä
@eift (ein inner ßeben),)
2)a§ genie ift ba§ SSermögen ber t)erüorbringung be§ienigen, toaä
10 nid^t gelernet werben fan. (5ä giebt SBiffenfd^aften unb fünfte be§ genieä.
@ine probuction o^ne genie ift 2lrbeit. 2)a§ genie erfobert 33egeifterung,
bie 3lrbeit bispofition. 5)a§ genie nimmt ba§ probuct au§ ben Quellen l)er.
2)ie fünfte be§ i^leiffeS bebürfen capacitaet (^äl^igfeit) (" naturel),
bie be§ genieß 2;alente ober ®eift, nemlid^ au§ ftc^ felbft tttoa^ l^erDor»
15 (anbringen. ®ie i5rorm beä genie ift greij^eit, be§ gleifeeS: ©teifigfeit, 2lb»
gemeffent)eit. [2)a^er] @§ giebt genieß ber S^ce ober Sluöübung (öftere
9iad^bilbung). ©in genie ber 2lu§füt)rung [ift ber ^] ift e§ in ber 9J?anier
unb l)eifet oirtuofe. 2)?ufic, 3Kal^lerfunft, SSaufunft erlauben unb erfobern
ein genie, imgleid^en ber ©artenjeid^ner. 2)ie fünfte be§ ?5^leiffeö erfennen
20 ein 5J?ufter [unb Urbtlb] unb bebürfen e§; bie beä genie§ finb fc^opferifd^,
b. i. fte »erfahren naCcj einer ibee. Urtl)eil§traft unb ©efd^maf beftimmen
bem genie feine @d)ranfen, bal^er o^ne biefe grenzt ba§ genie mit ber
SoÜ^eit. ^n ber 2)id^tfunft '^at ba§ genie fein wa^re^ Selb, ttjeil 2)ic^ten
erfdjoffen Reifet; bal^er, bie ©infleibung mag fe^n, wie fte moUe, blo^eö
:'5 33efc^reiben fein gebidl)t mad^t. 2)arum ift auc^ eine poefte ol^ne genie
unerträglidt), unb ^oeten bürfen nid^t mittelmäßig fe^n. 2)a§ genie jeigt
fid^ in ber (Srfinbung ober bem Slbriffe, ber oirtuofe im (Stil ober ber
5J?anier, ber Äünftler in ber fleißigen 2lu§arbeitung, b. i. in ber regele
mäßigfeit. 2)a§ genie fe|t fic^ über Siegeln unb giebt ©efe^e. 5« i>er
:m ^^5oefte geigt ba§ genie mel)r ®eift unb (ämpfinbung, in ber S^lebefunft mel^r
Urt^eilSfraft unb ®efc^maf. @§ ift ein Unterfc^ieb ba^mifd^cn: biefer liat
genie, ober: er ift ein genie. 2)a§ genie l^ängt öon ber Saune ah. 3)er
7 Der g-Zusatz ist über der Rfl. nachträglich hinzugefügt. \\ 23 fein aus fe^tl
362 JReflejiünen jur Siiittiropologie.
®eift bunftct au§ mit bem Sllter, bie UrttieilSfraft iüad)[t. 3n ber
^Kat^emattf jeigt ftd^ bog genie [metir] eiöentUc^ in ber ßrftnbung ber
5J?ct^oben.
{^ empfinbung (2lnfc^auung) ift ha^ üornem[te in 3Serl)altni§ auf
ben empirifc^en 3Serftanb, Urtt)eil§fraft auf bie SSernunft, ®ei[t auf 5
boö ^jroctifdie überl^aupt (23elebung), ®efd)maf auf \ia§> moralifdjc.)
2)ie ©rfinbung ift entroeber öon ®eift ober qu§ gleiö.
2)a§ originale gehört 3um genie.
2)eutf(^e roerben burd^ \ia§> met^obijc^e if)re§ ^'laturelS, bie ccremonie
il^rer @prad)e, burd^ \i(y^ fd^ulmä^ige il^rer Untertoeifung im @til Don ben 10
freien Semegungen \\)xt§> genie§ abgel^alten. fte finb immer ®ebunben
im Umgange, comoebie. 2)ie ©nglanber fmb ntc^t gnug gejc^Iiffen, aber
freq, unb t^re ©rgiel^ung ift jttar fre^ unb ungebunben oline ben ßioang
ber Slnftanbigfett, aber barum bem genie unb bem eigentljümlid^en
SSortl^eill^aft, objmar ol^ne ®e[cl)ma!. 2)er ^ranjofe ift nic^t unter bem 15
3ö)ange be§ ©ebraud^S, aber bem ®efe^c ber mobe; alfo ift er frei) gnug
jum genie, obgmar gebunben bur^ 2lnftanbigfeit. SJ^an fan einen ®eift
nad) feinem eigenen 2Bert^ ober al§ ein nü^lic^ probud be§ 3eitalter§
ermegen. 3m legieren SSerftanbe fan e§ oft gebiüigt werben, ob [eä]
gleich im erfteren nid^t. j. ©. 2)ic^ter ber 3:anbelei)en machen erftlidt) unfre -^^
SRanieren leicht.
2)aS genie beftc'^t in bem originalen ber^bee l^ei) ber-^eroorbriugnng
eines probuct§.
813. V. M216'.
SDie Urtt)eir§fraft ift bie 3:^ätig!eit be§ ®emfit^§, \iCi?:> «Mannigfaltige
in einem [Singe] ©egenftanbe auf feinen S^ef ju be3iel)en.
814. V? (q3? (T^f) x^ff M217'.
©efül^l [t)ot] ift in aUem Urt^eile ber @innlid)feit, maS ben meiften
^lad^bruf, aber nid^t ben größten SBert^ l^at. 2)ie SBegieljung ju er=
A? — 5 Kant denkt vermuthlich besonders an die Erfindung der Infinitesimalmethode, 30
gl. 41822^27. II 4 in? im? || 7 üon? Doin? |1 19 3m legieren? 3" le^terem? ||
20 im erfteren? in erfterem?
^v. 812-814 (23onb XV). 363
leic^tcrung be§ ®ebrauc^§ be§ SSerftanbcS unb SSernunft ift ba§ 2Bt(!^tigftc
in Slnje^unQ ber ©innlid^feit. SSon ber illujton bcS ®efül)l§ burd^ bic
aufeere 3eicl)en ber 9lü^rung, ^oc^t^önenbe SBorte, Übertreibungen (wie
wenn er ein in (grftaunen gefegtes geftc^t geigt, öiel ausruft, SSemunberung
5 fpric^t, aber nic^tö erjäp). 2)ie (gmpfinbungen fontmen oft oon 9leben
2)ingen f)er, griinben ftd) auf ßaunen, ftnb flüd)tig, unterri(i)ten nic^t,
fönnen mit 3ftecl^t feine S^mpatl^ie fobern unb muffen nac^ bem SSer=
ftanbe folgen.
Urt:^eil§fraft ift ba^ SSermögen, bie ^anblungen auf eine ibee ol§
10 bcn Smef ju begießen. 2)a§ ^robuft jeigt Urf^eilSfraft, menn eö auf bie
ibee fül^rt unb bamit mo^I Sufanim^nftimmt. 3ene§ waren bloö
ÜKaterialien, biefeS bie ^^orm. Dl^ne ibee ift feine anorbnung fafelid^,
folglich fel^lt e§ ber ^rfc^einung an einem S5ejief)ungöpunfte. Urt^eilS»
fraft ge^t über ben 5ßerftanb (Slbgefc^mafte l)aben SSerftanb). Urt^cilS«
15 fraft in Äleibung eine« ^rauenjimmerS gu iiaufe. Urt^eilSfraft in an»
fel)ung ber SBürbe eineö ©ebäubeö, in anfel^ung ber Bicrrat^en, bie bem
3n)ef ni(t)t roieberftreiten muffen. «Sie todl^U, ba^ genie liefert.
2 Bei den tadelnden Worten über illufion beä ©cfül^lä denkt Kant vermuthlich
besonders an Klopstock. Vgl. das Parow'sche Anthropologie- Heft S. 119: „Milton ist
ein Dichter im eigentlichen Verstände. Klopstock kommt ihm iiicht bei/, denn er rührt
immer par Sympathie, indem er gefühlvoll redet, so bewegt er den Leser mit, gleichwie
wir einen erblassen sehen und mit ihm erblassen ; dieses ist von denen die den Klopstock
mit dem Milton verglichen nicht eingesehen worden.^' Anthrop.-Heft S123 der Königsb.
Stadt-Bibl. S. 173 — 5: „Klopstok ist bey weiten kein eigentlicher Dichter er rührt nur
per Sympathie, indem er als ein Gelehrter flies: Gerührter] redet, und wenn man seine
Schriften mit kaltem Blute liesst, so verliehren sie viel. Oft bedient er sich einer
ungewöhnlichen und fast pohlnischen Sprache, spricht abgebrochen, und zeigt wie gerührt
er ist." „Will man einen Dichter recht beurtheilen, so muss man das metrum und
die Bilder weglassen, und es nur historisch als eine Erzählung weglesen, und sehn ob
er auch da noch rührt. Sind die Begriffe nachher wie vorhin, und [er] rührt noch,
so ist er ein Dichter zu nennen. Muss er [lies: man] aber beim recetiren, den Ton
und die Worte eines Gelehrten [lies: Gerührten] brauchen, so ist er kein Dichter der
eigentlichen Art, diess aber muss man besonders beym Klopstok thun." Beide Stellen
finden sich auch schon in 0 Schlapp: Kants Lehre vom Genie und die Entstehung
der ,Kritik der Urteilskraft' 1901 S. 169—170, 175—176. Vgl. auch Rfl. 742, 894. \\
4 Bett? 3ur?? 3roat?? || 5 (Smpftnbung || 9 bie aus bo8 oder beS || 13 fc^lt in
durchstrichne Buchstaben hineincorrigirt.
364 9{eflertonen jur Slnttiropotogie.
815. vf(Q^f a^?)x3n M 217'.
SlugenunbDl^renl^aben feinen appetit.töeiljtenid^tg genießen. 2)a^er
ift it)r®efc^tna! ber reine[te, b. i. üon aUer 2)a5umif(j^ung Der em)>finbung
frei). ®leid)iüof)l fan man nicl)t jagen, ®eru(^ unb @tt)mefen tiätten ni(f)t
audt) if)ren ©efd^maf. 2)er erfte t[t lebtglic^ üor ben ®efd)maf ; aber bie
Seurtl^eilung gefc^tefit anberö: beq jenen burc^ bie SSergleic^ung üer=
mittelft be§ 23er[tanbe0, bei) biefen üermittelft ber 23ergteic^ung ber Sinne.
816. V? (q39 a^f) x^n M217'. EI 638.
2)te ^ranjofen met)r ®efc^maf, bie ßnglänber met)r ®ei[t, bie
2)eutj(i^en mel)r Urtt)eil§fraft, bie Staliäner me'^r ßmpfinbung. 2)eutfd)e
l^aben ben ®ei[t ber Orbnung unb äJJetl^obe, ber S^iegelma^igfeit, 2ln=
ftanbigfeit, 2Bar]^eit. ®ei[t unb (ämpfinbung jujammen mac^t "ii^^
genie au§.
817. V? (Q^f a'^f) x^?? M217'.
®eift ift "txx^, lüaS "^a?) ©emütt) belebt, b. i. beffen Sptigfeiten in 10
ein trei)e§ (Spiel üerfe^t; bergleid^en ift neuigfeit, erweiterte 2lu§ftd)t 2C2C.
2)ie Urtf)eil§!raft beftimmt bie 3bee, ü3a§ eigentlid^ eine Sad^e fe^n [ober]
foU. 2)ie ©eftalt, loie fte erfc^eint, mufe ber 3bee nic^t lüieberftreiten.
2)ie llrtl)eil§traft binbet alfo unb fc^rdnft \ia^ Spiel ber Sinnlic^feit ein,
aber fte giebt i^m ö)al)re (äin^eit unb üerftdrft baburd^ ben ßinbrucf. 2)a<o 20
©emütl) wirb bur^ rüt)rungen interefftrt, burc^ ®eift in SBeioegung unb
action öerfe^t, läuft "QaS, Mannigfaltige bur(!^, ge^t big jur 3bee, Don ba
löieber jurüf unb proportionirt e§ in feiner SBabl unb 33er^ältniffen nad^
berfelben unb unter einanber. 2)ag ße^tere ift ®efd)maf, n3eld)eä nid^tS
anbereö ift al§ baö Urtl^eil über "Qa^ W(x(x^ [unb b] ber ©inbrücfe, [\o «te 25
)te] in fo fern eä baju bient, [bie] bie gan^e (ämpfinbfamfeit ber Seele
proportionirt ju rül^ren, b. i. (^ il^r) burd) feine ttieberfprüd^e irgenbao
abbru(!^ ju t^un. 2)er 5iu^e be§ ®efc^mafö ift alfo üornemlic^ negatio;
5 %ttt 2)aä?? II € jenen? jenem/ j| 7 biefen? biefem!
20 eä 6<a« fie
3lt. 815-819 (öanb XV). 365
ba§ pofttiüe fommt auf ta^ gente an, toeld^eS au§ ©mpfinbung, Urtl^eilS'
fraft unb ®eift be[te^t.
818. vf (Q^-^f G^f) x^ff M 217'.
3)er @ef(!^maf ift ha§> 3Sernunftät)nlic^e ber jtnnlid^en Urtl^dlSfraft.
5 DIemlicf) ba man gleid^fam a priori urtl^eilen fan, wag anberen überhaupt
gefallen »erbe. 2)ie ©efetligfeit erfobert, ha^ toir urt^eilen fönnen, toaä
unferem ^reunbe gefallen möge, unb jüjar a priori bie SluSgebreitete
©efeUigteii SBenn man öielfelttg unter ^erfoljnen getoefcn ift, bie jtc^
ol)ne (äitelfeit beftreben gu gefallen, fo ü)irb man enblic^ ber Sf^egel inne,
10 nad^ mldjtx etwas allgemein gefäUt,
819. vf (q^ fa^fJx^ffM 218'.
©mpfinbung bebeutet in fachen be§ jtnnlic!^ tool^lgefallenben fooiel
al§ ®efü^l, Urt^eilöfraft ha§> Unterf(f)etöung§t)ermögen be§ (Sci^ifltc^en,
b. i. be^ienigen, voa§> ber Sbee, welche gegeben ift, nic^t mieberftreitet. ©ä
15 ift nid)t bie 23ejie!^ung (^ ber WiM) p bem S^efe (SSerftanb), fonbcru
ba^ e§ ftc^ bamit öereinigen laffe unb negatio ftimme. 2)a!^er l^at mand^er
gaar wenig talent gu Unterhaltung beröefeüfd^aft, aber boct) Urt^eilSfraft,
um ju fagen: mag id^ weife, fc^ift ftc^ nic^t. ©ie ftnnlic^e Urtciläfraft
mufe fo befd^affen fe^n, ba^ jte nic^t burc^ Olegeln in abstrakte, fonbern
20 beQ ber Slnfd^auung in concreto ausgeübt werben fan, fo wie ber ©efunbe
SSerftanb in anfe^ung aUeS beffen, roa^ gu ben Urfadben unb SöJe^en
geljöret.
(3 (Sct)ifli(^feit ift bie ©infttmmung in bem, wa§ neben einanber ift.)
®eift unb 2Bi^ ift nodb unterfc^ieben. 5)er erfte belebt, ber S^c^te
25 Spielt. 3ur ©mpfinbung geprt [compiejion] (temperament), jur Urt^eil§=
fraft (talent), jum ®eift genie, ^um ©efcibma! cultur.
9tic^t§ t^ut me^r jur SSerbefferung beg ©efcbmafS alä eine gereinigte
5Horal. 2Benn alle SlufwaÜung ber (Sinne, wenn bie trübe [6] unb mit
7 unserem? imferm? || gefallen zweimnl.
30 18 Zu XQ\x% . . . ntc^t v(jl. II Sl-hoff- \\ 27 Dieser Absatz ist bedeutend flüchtiger,
rermut/ilich aber zu derselben Zeit (/eschiiebeii, xcie der vorhergehende.
366 SRefleitonen jur Slnf^ropotogic.
SSernunft unb ^Korimen fd^led^t jufammengeparte Setoeöungcn be§ ®c=
ntütl^g, irenu bie ^^antaftifc^e Slnfc^auungcn ber Steligionögegenftänbe
»erjagt unb an beren [teile bie Sugenb in i^rem reinen 33ilbe unb religion
in majfimen geiüijeu wirb, fo ic ic.
820. vf(Q^-3fG^V M218'.
Mt unfre ©rfentniffe befte'^en au§ (Sinnlicf)feit unb SSerftanb. SDurd^
bie erfte »erben ®egen[tänbe gegeben, bur^ ben stoe^ten geba(i^t. 2)er
SSerftanb allein bentt o^ne Slnfc^auen unb o^ne Slntoenbung. 2)ie «Sinn»
lic^!eit giebt if)m S3ei)be§. [Bnx ©innlic^feitj
821. V? (Q^-^f a^f) M218'. EI 379.
SDic ftnnlic^e 2Bal)l an ber ^afel: bie Dberftette ift in ber ÜWitte
berjelben ber 3:^ür gegen über. 2)enn ber ^Kittelpunft mirb na(| bem
®ci)ör, nid^t nad^ bem ®ejt(!^t genommen. 3^ ®el^en [unb] ift bie öor=
ne^mfte Stelle an ber redeten t)anb. Seijm Frauenzimmer folte e§ bie linfe
feijn. Sllöbenn aber giebt man ftc^ fc^on oor ben ^JSejc^ü^er auö.
822. vf (q'^-'f a^f) M218'.
©efü^l entfpringt au§ bem 2lnt^eil, ben mir an etmaö nel^men. ©nt=
fprtngt biefer Slnt^eil au§ ber ©mpfinbung, fo ^at er feine allgemeine
©ültigteit; ift er aber mit ber 2lnfd)auung unmittelbar üerbunben, fo ift
er baö Urt^eil aller, unb ba^ SBo^lgefaHen au§ biefem ®runbe mad)t e§ 20
1 beä aus ber II 5 Das i in Detjagt nicht ya/iz sicher; J??
6*— 7 2)urd) btc? 2)urd) ben? || 7 bie ämei)te
13 unb nicht aurchstrichen. t[t, ivie es scheint, aus friiherem 9t. Kant vulltf
vielleicht 9ieitcn schreiben, begnügte sich lUuin aber mit ®et)en «/'</ reryuss, ilas unb
:ti durchstreichen.
20 eä sc. das etiuaS (Z. 17).
dir. 819—823 («anb XV). 367
jur ©(i^onl^eit. 2)Q]^er i[t etroaö entraeber um be§ ®efüt)l§ ber ©inne
millen ober um ber 2ln[d^Quung töitlen angenetjm.
823. v^f fiii? Q^fa^fj M219' 219.
M219':
5 2)inge t)aben üiele ßigenfd^aften an jtcl^ felb[t, bie \iQ. bleiben, toenn
jie gleid) oon feinem SSernünftigen SBefen erfannt aerben, aber niemale
einigen SBert^ (e§ fe^ in ber (ämpfinbung ober @rf(i^einung ober Segriffe)
aufeer in SSegie^ung auf Ujefen, Don benen jie erfant merben unb ®egcn=
ftanbe i^rer SBa^I feijn. ^ntcnectueüe SBefen finb alfo foci unb niemalg
10 blo&e «Drittel. 2:)er 2ßert^ be§ SBo^lgefaHenS unb 3»i§fallenä begießen jtd)
auf mögli(i^e 2Ba^l, b. i. auf tüiHfü^r, folglid^ auf \i(x§) principium beö
ßeben§. 2Ba§ fanu ein ©egenftanb unferer 3Bal^l fe^n? mag unfer Sßol^l
^eröorbringt, folglich bie actus beö 2ebenä oergröfeert. 55a§ ®t\\M alfo
oon ber SÖeforberung ober ^inberniä be§ ßeben§ ift mol^lgefanen unb
15 5J?i§faüen. (ob mir baä SSermögen e§ t)ert)orjubriugen aud^ be^ unSfinben,
ift ni^t nöt^ig, menn mir nur bie ©rünbe, fold^e, mo fte \i(i finb, in 6piel
ju fe^en, be^ un§ antreffen.) 2Bir l^aben aber ein tl)ierifc^e§, ein ®eiflige§
unb 9J?enfd^lid^el Seben. 2)urd^ baä erfte ftnb mir beö ^Bergnügcuö unb
@c^mer^e§ fäi)ig (®efit^l), burcl) 'üa^ [aroe^te] britte beö Söol^lgefatlenä
20 bur(^ ftnnlic^e Urt^eilSfraft (®efc^ma!), burci^ ba§ gmeijte be§2Bo^lgefaUcn§
burc^ 3Sernunft. (gpicur fagt: aüeg Sßergnügen fömt nur burc^ ÜKitmirlung
oom Körper, ob e§ jmar feine erfte Urfad^e im ©eifte l^at.
(« DIatur unb ^unft. [Äunft unb 3ufaQ]- Sem SnfdUigen mirb \iCi?>
®efud^te entgegengefe^t. Gout baroc. ßufaU unb 5lb|tcl^t. 5Jiaturfpiel.
25 2)ie gtatur oerbinbet ^unft unb SufaU. 2)te ^unft: Dktur unb ßufafl-
3)er ßufaU M 219: beq freijer 33emegung unb bem ®ange ber @e=
müt^ätröfte. ©ä ift bo(^ 3Ket^obe barinn; M 219' : in bem SSiebcr«
ftreit ober SÖBed^fel ber SSorfteUung: \i(x^ etroaS Äunft ift unb boc^ nur
2 willen al8 um
:io 10 äßü^lgef: II SOItöfaÜen || 12 unfer 2Bo^l? unfrc SOßa^l? || 17 Die Schlms-
LIamnwr fehlt. \\ 20 bOÖ btttte beä || ;!^5 Der s-Zusat: (v~) steht theihreise ü/ier,
//ifihreise unter der lifl., thei/treine auf M 219.
368 Sleflejionen jur JKntl^ropülogie.
ßufaU gu fcQn, ^Jlatur ift unb boc^ Äun[t 3U fei^n jci^eint etc., liegt
cigentUci^ ta^i 58ergnügen.)
824. v^f ffif Q^f a^f) M219'. EI 378.
2)a§ ®etüt)l be§ geiftigen Sebenö gel^t auf SSerftanb unb frei)t)eit,
ba man in |i(^ jelbft bie ©rünbe ber (5rfcntni§ unb ber SBa^l ^at. 2lUe§, 5
tt)a§ bamit sujammenftimmt, l)ei^t gut. 2)ie§ Urttjeil ift unabhängig
öon ber ^riüatbefd^affen^eit be§ fubiect§. @§ gel)t auf bie 5!}toglid)!eit
ber ©ad^en burd^ un§ unb be[te^t in ber allgemeingültigfeit oor jebe
2BtH!ü§r; benn fonft tft eine anbre 2Bieber[treitenbe SBiUfii^r bie gröfete
^inberm§be§ßeben§. 2llte§, aaö un§ gefällt, jo bafe mir baoon abhängen, 10
[giebt] t[t fo fem nic^t in unfrer ©ewalt unb bemeifet eine ^inberniS be^
obersten Sebenö, nemlic!^ ber 3)?ad)t ber SBiUfü^r, feinen 3"fionb unb fi(|
felbft unter feiner eignen ^reij^eit ju l^aben. @§ oergnügt mel)r, aber e§
gefdlt nic^t fo.
2111er ©efc^maf fe^t barin \i(ü§> SBol^lgef allen be, üjaä bie quelle ber 15
(Sinnlichen rü^rung in unferen ^anblungen, SSergleic^ungen, @in=
Mlbungen ;c k. fc^t; baburd^ ift e§ feiner. £)enn barin befielet bie 3Jienf(^==
l^cit, bafe bie 3:i)ierl)eit bem ©eiftigen untermorfen ift.
(« 5)a§ @efül)l be§ ßebenS ift in ber ©mpfinbung ©röfeer, aber
id^ füt)le ein großereä 2eben in ber miUfü^rlid^en ^Belebung, unb idt) 20
fü^le i(x% gro&te principium be§ gebend be^ ber moralitaet.
2)ie ®efetlf(^aftli(^e 9JJanier nac^ ©efd^maf ift conduite. 3)ie
©mpfinbfamfeit. ©efd^ma! in ber 2Ba^l feineä Umgangs, ßum 3"=
fammenbitten ber ©äfte gel)ört öerftanb.)
825. V. M213'. 213. E II 23. 25
©etänbelt, Idp^jifd^: üaune.
I fe^n fet)n ?Ratur
II eine? ein? || 19 Der s-Zusatz (v) steht über der Rfl. und rechts von ihr auf einem
schmalen ursprünglich freigelassenen Raum an der Innenseite des Blattes. || ©mfinbutig
26 Nur die Worte ©etänbelt läpptfd) ®ef(I)toben (Sefpannt Sn . . . ®efd)tf. 30
Ii(^Ieit stehn auf M 213'.
>Jir. 823-828 (iöanb X\). 369
©efd^roben, pebantifd): 2Bi^.
(Sefpannt, pl^antaftifd) : ®ei[t ober (2d)arf[inn. ©d^ioinbelid^.
3n allem biefen i[t ©efc^ifüdjfeit
2)aö fd^önt^un fo mol^I im fiifeeu a\§ im belebten. 3)a§ Älugt^un.
5 5)a§ ®ro§tl^un im @ttl miSfäEt. 2)a§ mat)re 58erbien[t i[t befd^eiben.
3)er SluSbruf muß treffenb fei)n. Wan mufe fid) [nicf)t] mit feinem
©egenftanbe unb nic^t mit bem 3ufd)auer (^ in ©ebanfen) befd)äitigen,
menn man gut in bie 2lugen fallen milt. 5)^an mu^ f^d) nur felbft gnug
tt)un moUen. 2Bag man glaubt, ba^ eö öor un>§ felbft übertrieben ober
10 entbeljrlid^ märe, ba^ ift e§ aud) üor ben Sefer.
826. V. M2I:L EU 21.
6ine bi^proportion mad)t bi^roeilen eine üortl)cil^afte 33efrembung
unb, wenn fie ftd) in n)ol)llaut auflöfet, bie illufion ber ®rö^e, aber man
fan au§ folc^er ®ebrect)lici)feit nid)t eine 'iCegel mad^en. ^rembe SBörter
ücrrat^en [roenn] entroeber Slrmutl), melctje bod^ »erborgen werben mufe,
ober 5Kac^lä^igfeit. 2Ba§ barin miöfält, ift bae geflifte unb frembartigc.
H27. (fK M213.
2)a§ fd^öne mufe fein (^ frembeS) iutereffe oerrat^en, fonbern uneigeu-
nü^ig gefallen. Äeine affectation, um bie Äunft, feine ^srac^t, um ben
•jo 3teid)tf)um, feinen Siei^, um ©unftbemerbuug, feine ?^ot^burft, um @par=
famfeit i\x oerrat^en. Sie mufe mie Sugenb burc^ fid) felbft gefallen.
828. V. AI 214.
3)ie 5iKanier gef)ört jur ®en3ol^nf)eit, ber ftil jur Übung unb 3Sod
fc^rift, bie met(}obe t)angt Don SSorfc^riften unb 3fiegeln ah.
2 ©^arfinn || 3 allem? allen? bieim? biefem?
18—19 unetgennütig
ifant'ä (Schriften. Jjantft^riftlic^ev ^iac^Iafi. iL 24
370 Sleflejtonen aur Slntljropotogie.
2)ie 5J?anier entfpringt au§ bem 5^aturel (e. g. befonbere ^anb im
[(iireiben). 3Der [til au§ Slac^a'^mung (ÜJiufter). 2)ie 3JJetbobe auö aU-
gemeiner £el)re. 5Ret^obe jeigt fid^ in ber bispofition be§ @tiifä.
829. V. M214'.
3n aßen fünften unb 2Bi[fenfcf)atten fon man ben 2Re(j^am§mu€ öon
bem genie unterfdjeiben; gum er[ten mirb nur ®efd)iflid)feit, jum ßmeijten
®ei[t crfobert. 2)er 5)?ec^ani§mu§ bebarf üorfc^ritten unb 3RegeI, 2Rett)obe.
2)er ®eutfd)e ift fet)r jum 2Jtec^ani§m geneigt unb fan üon ben Siegeln
nid^t Qbfommen. 2)a§ genie befielt eben barin, ba^ e§ eine ^t^t juni
®runbe liegen ^at unb feine Sf^egel. 5n(e§, was ben5J^ec^ani§mu§ einführt
(e. g, lateinifdjer 6til, examinatoria), riii^tet ba§> genie ju ®runbe. 2)ie
regel bagegen ift nic^t bie boctrin, fonbern biSciplin be§ genie. ®enie
o^ne biöcipUn i[t ro^. [9)Jeci)antomuä] 2Kan mufe bort aHe§ juci^en auf
me(i)anif^en 3Regeln ,^u bringen.
ßmptinbung, Urt^eilSfraft, ®ei[t unb ®efc^maf gel^öven jum genie
unb lafjen [xij nid^t nac^ Siegeln beijbringen; ba'^er werben fie aud^ [nic^t]
^ur (Sinnlic^feit ge^ätilt, weil jte nid^t auöüernünftelt merben.
830. v^. M21Ö'. 215. EI362.
M21Ö':
(^ ÜJZan fan bie momente be§ ®efc()maf§ too'^l jo jiemlid) auf SBe»
griffe bringen, aber [[ie] nic^t ben ©efc^maf Don 23egriffen ableiten
unb it)n barauf grünben, b. i. if)n baburc^ ^eröorbringen.)
M21Ö:
(« 2)a§ Urtl^eil be§ ®efd^ma!ä betrift eigentlid^ bie 2lllgemein=
gültigfeit unb \iCL§> SBo^lgefaQen an bem ©egenftanbe um biefer aU=
gemein ©ültigfeit wegen. 2)arum ift e§ aud^ möglich, über ben®efc^maf
äu ftreiten.)
7 Siegel« Otegcin? || 8 9tegcltl.* Siegten? || 11 Die Klammem vom Heraus-
yeber. \\ examinatoria? examinatorie ? || 15 ©inpfinbung. llrt^eitäf:
22 Zwischen dem g-Zxisatz, der über der Hfl. Platz gefunden hat, und dieser
selbst steht ein Zeichen, dem auf M215 der s-Ztisatz (v^) enrsijric/it. Vielli-icht ist
Hfl. S-19 u-ieder ein Zusatz zu dem s-Zusatz (ryl. S7ixsff.)-
2)h-. 828— 832 (iöaiiö XV). 371
M21Ö':
3)a§ @d)öne i[t baä äufeerlic^ gefaUenbe (luie e§ in bie Sinne fällt),
unb giüar allgemein. 3« unferer gii^rung ftnb (Sitten unb 2ln[tanbigfeit
aud) iüid)tig, nic^t bloä Slugenb. 2)a§ äußere i[t ben SSerftanbesbegriffen
5 bie @in!leibung; biefer ©infleibung, ben 33ilbern unb allen 5Ritteln ber
Slnfd^auung: bie ©prad^e (^ guerft ber @til); ba§ aufeere ber ©prad^e
felb[t: bie^uSrebe ober ortl)ograp^ie. (äö i[t nid^t "iia^ au§n3enbige; benn
"üOi^ inn^enbige ber Binimer, menn id) bie Süd^tigfeit be§ ©ebäubeg nid)t
ermege, ift aud) ein äufeereä. £)a§ äußere ber greunbfd)aft i[t ^oflici^feit.
10 2)a§ aufeere ber (S^vUebe ift 6l)rbarfeit, ßud)t Slnftänbigfeit.
831. i>^f Cg^fJ M215'. Gegenüber vonM§.597 „oHm — obscurant":
2)er ®eift ift ber geheime QüeU be§ £eben§. ©r ift ber 2Billfül)r
nid^t unterworfen, fonbern feine SSetüegungen fommen au§ ber 9Zatur.
2)ie refIe?:iou beruhet auf SSorfa^e unb ^leife. 2ßa§ au§ bem ®eifte ent=
fpringt, ift urfprünglic^. 2Benn ber ®eift fo §u fagen bie refle;rion über=
^olt, fo !önnen fel)ler ber Urt^eil^fraft üorfaUen, bie aber alle gegen ba§
Sebcn, »aS fte be^ fici^ führen, nid)t gemer!t werben.
832. V. M215'. 215. EI 386.
M21Ö':
2)ie 3fleuigfeit be§ ©ebrau^ä ift bie 5JJobe. £)er ®ebraud) ift bie
®leic^formigfeit ber ^anblungen öieler, bereu ©efe^ ta^ ^Beijfpiel ift.
2)ie (Sitte ift ein ©ebraud) in ^anblungen, bie il)rer 5latur nad^ unter ber
SSernunft ftet)en (SanbeSfttte). (Sitten finb in ber 2:t)at nid)t!§ anberS aly
bie biSciplin burdt) baö 33eqfpiel. DJiobifd) Ift ein ÜJJenfd^, ber bie ^^euig^
25 G Der g-Zunatz steht auf M 215; er ist durch Vericetsunyszeklien mit ©prfldjC
verbunden.
11 Es ist auf Grund der Stellungsindicien nicht mit viJlliger Sicherheit
zu entscheiden., oh Hfl. 831 vor oder nach Bfl. 830 und 832, zwischen denen sie sticht.
yeschrieben ist. Doch spricht eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür, daxs .sir
30 nach der unter ihr stehenden A'r. S32 verfisst ist. Auf M §. :j!/7 kann sli- sirh
kaum beziehen. \\ l{f bie aus bct
24*
372 9?efIej:ionen jur 2(ntt)rcipoIogte.
feit im ©ebrauc^ jur üornemften Slbfid^t feiner SBa'^l {)at. SJJobenneigung
unb ^üiobenfud)!. ©in abgängiger ©ebraud) (^ unb maS baju gel^ört) x[t
altoetterifd^. 2^er Unmobifc^e au§ 33orfa^ ift ein ©onberling. 2)ie
2lnfänger ber ÜHobe finb Petit Maitres ober bie [erfte] ©rfinber ber ^Jiobe
(bie ftc^ jelb[t gu 5J2u[tern ber 2J?obe blo§ fteUen). 2)ie Slffen ber petit
Maitres ftnb (Sturer. @ic^ bem 23el)fpiele aU einem ©ebote ju unter=
mer[en ift läppifc^, bagegen ftrf) i^m a\x§ [^ieigung] ©igenftnnn mieber-
fe^en. ©ine 5Kobe bilbet fic^ burc^ i^re 2)auer um unb mtrb auö einem
flatterhaften (" unb gaufelnbeu 2)inge) ®efd^opf ein fc^merfaUigeg unb
graDitaetifc^eS, fauerfe^enb. 2)a^er o^ne 2lbmect)felung gar feine 3}?oben
finb. 5Roben ftnb beffer al§ alte ©ebrdud^e (? ober ^erfommen). 2)ie
SJJobe ift ein (Spiel mit bem, mag im ©efd^maf ^ufaUig unb miUfül)rli(^
ift; ba§ beftanbige unb mefentlic^e beffelben, am menigften mag M 216:
im Urtt)eili§fraft gehört, folte ber ÜJJobe uidjt unterworfen toerben. ©er
Slnfang ber 2)?obe grünbet ftc^ auf ben Einfall; ber eintrieb befte^t barin,
unter ben erften ju fei)n. 2Roben in ber Slufnal^me feiner g-reunbe werben
oft Idfttg. hierin ift me^r ^eftanbigeg. 2)er 33oben, auf bem allein eine
5Robe aufroac^fen unb befte^en fan, ift bie (äitelfeit (b. i. in bemjenigen
3U gefallen, mag blog auf bie (SinfdQe ber 9J?enfc^en anfommt). 2)agegen
fan etmag burc^ bloffe ©eroon^eit nad) unb nad) an ftc^ felbft beliebt
roerben. (@g fommt in fSd)mang.) @iner introbucirt eg, oiele bringen
eg iu @(i^mang.
833. V. M215. EIH81.
3u ber 33aufunft, 2J?a^lereq, 2)i(l^funft, nod^ meniger p^ilofopl)ie,
Sitten, religion tonnen 3Koben nic^t ftattfinben. SBo^l aber im ameu-
blement, ber Äleibung, bem Sanje unb ßuftbarfeiten.
1 E: ?Kobemetnung |i 3 ®en oder ®em )itatt Sie || 4 Slnfänger aus Slnfang ||
erfte? j] 6 E: ben Setfpielen,- «e/«- unwahrscheiidich. II 7 il)m? it)nen (so E.)t \\
7 — 8 Nach lüieberfe^en ist ein Wort auayela-ssen, wie etwa „störrisch'''' oder „geschmack-
los'- oder „H/iffes('/li(j". \\ 8 Ursprii/iglich hiess es: 6tne ÜRobe ttiitb burcf) i^re 2)auer
ein ©ebrauci) ©atjer etc. Bei der Veränderung wurden die IVorfc ein (i)ebranc^ aus
l'ersehen nicht durchstrichen. \\ 10 Statt faUCtfetjenb druckt /•.'. /// Z. S: [icf) Ullüet'
fe^enb burd) || 14 nic^t ff^hlt. ^\ 1~* auf ben? auf bein?
25 nidjt fehlt.
9Jr. 832-838 (öanb XV). 373
834. V. M 215. Ei:JH5.
2)ie 5J?obc betrift nur ba§, ma§ in bie Singen [äUt. 3)er ®enufe ttjirb
in (Sc^mang gebracht ober ber ©efc^maf.
835. V. M2lo. EI 544.
5 2)ie ÜKoben ^aben fo ü3ie bie ®ebanfenloje (Schönen i^r glüf nnr
i^rer ^wg^ni» 8« banfen.
836. vf ffif) M215.
^eerfnl)rer flingt beffer al§ commanbirenber ©eneral, i^cl^I)^^^ l^effer
al§ ^elbmarjc^att (feierlicher), ©roäbot^fdjafter befjer alä ambassadeur.
837. V. M215.
2Ba§ mit ben fnbiectiüen (Sefe^en ber (5rfentni§ allgemein gültig
jnfammenftimt, gefdüt ber ftnnlid)en Urt^eil^fraft.
838. V. M215.
Q> SBarnm eine fd^aale ^oefie fo unerträglid) ift. 9Kan bringt
15 einen au§ bem getoo^nlid^en 2ßege» fcl^led)te comoedie.)
©ie Unterfcfteibung beö ©efc^mafö beruhet auf @rfa^rnng§grünben,
aber ber inneren ©rfa^rung, unb jwar beffen, ma§ mir alä natürlid^ unb
allgemein gültig ^idS^zx^ bemerfen. 2)iefe§ finb bie fubiediüe 23ebingungen
ber 2lu§breitung, ber @inl)eit, ber (äintrac^t, ber refle;cion; felbft ber
30 gefdimaf ber3unge. 2lufeere(5rfal^rungen üben biefe innere 33eurt§eilung'3-
fraft unb berid^tigen ober ermeitern fte.
la geiüot)nlic£)en? gcmo'^ntcn;
374 Otcflej-ioiien jur 3tntt)rüpolügte.
8:J9. V. M215.
@§ gibt einl)eit ber Unterorbnung (logifd)) ober Sufammcnorbnung
(real). 2)ie le^tere gehöret gur Slnjd^auung, oom befonberen, b. i. ben
2:^eilen, jum allgemeinen, b. i. bem ®an^en unb jum ßwefe, §u gel)en.
2)a§ SSermögen Reifet Urt^eil§fraft unb 2Sernun|telt nic^t. 6§ ift bie
finnlic^e SSorarbeit beö 2Ser[tanbeä.
840. V. M215.
2)er ®ejd)nia! fängt in üolfern nur nai^ ücrfeinerten SScgriffen üon
^Roralitaet, öornemlic!^ ber ©efelligfeit, an. 3)al)er ber Orient feinen ®e=
jdjmaf, ©nf^uftaSm feinen ®ejd)maf.
841. (p. M215.
(Seift fommt auf ©rofee ber ibee an (^ ober oiel '^'üzt, toeld)e in feinen
lüerfen liegt), Urtt)eil§fraft auf regelmafeigfett. 2Benn ©ngldnber mef)r
geift ^aben, fo bebeutet eä nur: im 23erf)altnt§ ber urtl^etläfraft. SBenn
35eutf(j^e me'^r UrttjeiBfroft ^aben, fo bebeutet e§ nur: im 2Serl)altni§
be§ 2Bi^e§ unb ®efd)maf§. SlQeSfomt auf Proportion an. 9J?anigfaltigfeit
ge'^t auf ©efc^maf unb ?ieuigfeit. ^x[\^Q\i aber ber S^ee auf ®eift.
1 Rfl. 839 steht tiljer M §. 596 und rechts von ihm. Zu Anfang (vor (5ä^ ein
NB, dem ein zweites am Rand rechts unter SBerftanbeÖ (Z. 6) und ©eift (Z. 17),
rechts von biß (37024)., über 3n ber (37224) entspricht. Auf Bfl. 833, deren Anfang 20
die letztgenannten beiden Worte bilden, kann das NB sich kaum beziehn. Man muss
wohl annehmen, dass Kant auf die beabsichtigte Fortsetzung, die durch das am Rand
rechts stehende NB eingeleitet werden sollte, verzichtet hat. Andernfalls bliebe nichts
übrig, als in Rfl. 839 einen s-Zusatz zu den Zeilen 37024— tl zu sehn, deren erste,
die Worte ®aä — bte umfassend, zwischen M §. 596 und 597 links von dem am '^h
rechten Rand befindlichen NB steht. Dies letztere Zeichen würde dann dasjenige sein,
von dem aus, das NB im Anfang von Rfl. 839 dagegen dasjenige, auf das ver-
wiesen wird. Die Tinte ist in 37024— "n (v^) eine andere als in Rfl. 839 (v3).
12 — 13 ifjun loerfen; vielleicht schwebte Kant als das durch il^teit vertretene
Hauptwort ©^riftfteller vor. \\ 14 im? inf \\ 15 im? in? || 17 ober ber? ober bie?? so
0lt. 839—845 (Söanb XV). 375
842. (f. M215'.
©leic^iüie bie 33ernunft ge^t öom aUgemeinen jum befonberen: fo
umgefe^rt bie jtnnlicl)e Urt^eüSfraft oon bem bcfonberen jum M. ber
Bu|ammen[a[fung, üon bem mannigfaltigen jur (äinl)eit entroeber ber 3n=
fammenfe^ung ober ber S^^e unb Slbfid^t, ö3a§ bie[e ^anblung in ein
lebfjafte^ 6piel fe|t.
20
843. (f. M215'.
^ei^ unb SBürbe üerbunben mad)t fc^ön^eit au§; Slnftanb i[t "i^a^
2)?oment ber SBürbe. ©ittjamfeit. 2Ba§ üertrauUc^feit, ©emeinmaci^ung
10 einflößt, t[t nic^t fc^ön. 6§ mufe 2ld)tung, ©c^a^ung l^eröorbringen.
SBürbe ift, n3a§ ben 3J?enfc^en Hein 2Rac^t. ßö getäQt baburct), bafe mir
un§ in bie Stelle beä @igentpmer§ fe^en unb [tol^ fetjn ober ben <Stol^
anberer gebe^mütl^igt fe^en.
844. (f. M215.
©mpfinbung unb SBi^ ftnb ein tiorüberge^enb (Spiel. 3um®ei[t mirb
eine SSemegung be§ ©emüt^ö erfobert, welche bauert. (ä§ l^at ein innere^
principium ber tptigfeit. 2Bo ®ei[t l^eroorleuc^tet, \)q. mxh man üo ■
alle Segler fc^abloS,
845. <p. M215'. EI 416.
e^re unb®efc^maf muffen \i(x§> meifte t^un, um bie grobe geibenfii^aft
eingufc^ränfen. SBiffenfc^aft: um "aa^, ®emüt^ innerlich ju befriebigen.
2)ie feinere Siebe 3um ®ef(^le(!^t t^ut baö meifte, allein bie (5^re einer
fret)en Station, bie ba ^anbelt, \iQi§> ebelfte.
5 Möglicherweise ist die Hfl. unvollendet und vor XOQ^ ein Semikolon zu netzt
13 anberer? anbere?
17 principium? princip in?
o76 JHeflejtoueii jur 2tuUjrüpülüt}it.
846. V. M216
Suerft öom ®e[ül)l; 2. üom [©d^önen] an9enet)mcn, @cl)önen unb
®uten. 2Ba§ nic^t an fi^ felb[t angenet)m i[t, trägt biird) bie beraegung,
bte e§ bem gemüt!)e @iebt, boc^ gur annet)mli(l)feit bei). 3Son bem, roaö
^eignet irirb ober nur ibcalifd), b. i. sub hypothesi ber ßueiguung,
interefftrt.
847. V. M 216.
2)er ©efc^maf (" ta^i 3Sermögen) ju beurtt^eilen, toa^ nid^t gelernt
lüerben fan.
848. V. M216.
2)er ^ebant i[t ein 3}Jcnf(^ nid^t o'^ne ®efd)tflid^feit, aber o'^ne 3Belt.
849. V. M216.
23Ba§ Reifet ConduiteV
850. V. M216.
2)a§ f(!^öne mufe burd^ bie (Sinfalt untermengt feijn, glei(i)fam al5
intervallum gum üortbeil ber 2tbftec!^ung unb jur 9tu^e. ßumuHrte
@(!^ön^eiten üergnügen nid^t.
Si^roeilen i[t Einfalt unb @(!^önt)eit au§ einem ©tiidfe; aU^benu
aber nur, wenn e§ gan^ üb.erfe'^en merben mu^, wie eine statüe.
851. V. M216. 20
3n allem (Schönen miife ber ®egen[tanb burc^ refle^ion an ftc^ felbft
©efaUen, nid)t [baburt^ bafe er empfunben roirb] burc^ ©inbruf, beun \ia^
ift angenel^m. 6§ mul5 allgemein gefallen nad) ®efe|en ber finnlid^en
Seurt^eilung, nemlic^ in ber 6rfci)einung. 2)er ®efd)maf, ber "üa^ le^tere
11 tlidjt fehlt, kdiiii <iliKi\ du es unmüylk-h ist, ober statt aber 2ti lesen, )üelit 25
i'iitliehrt weiden.
15 In untermengt siitd die wdtirrrn Buehstahen Crmen nkht (jun: .sivlit-r.
-3h-. 846-854 (iSanb XV). 377
begreift, er[treft ftd) inciter a\§> auf§ fd^öne: er 9et)et oud^ aufs Slngene^me.
2)Q§ 2lngene^me wirb al§ ein ©egenftanb ber 2ßQl)l betrachtet, loeil es
un§ afficirt. 5)aö jc^öne, roenn eö ben ®runb ber 2Bat)l enthalt, jo i[t
biefe§ Dom die'i^. 2)ie blofee ©d^on^eit aber i[t ein bloffer gegenftanb beö
5 uneingenommenen 2Bol)lge[atlen§ in fmnUc^er Slnjc^auung.
832. V. M216.
3)er felbft fdjöne ^robufte l^eroorbringen fan, ttjut befjer, »enn er
fic^ um fie bewirbt, ali§ baruber p^ilojop^iren. 2)ieieö Überlaffe er bem
2)enfer!
10 853. V. M216. Ell 26.
^6) frage, ob nic^t ein iebeä au§ einer fremben @pra(i^c entletjnte
2Bort in einer fei)erlid)en 3ftebe üjie ein Spielroerf, wie füttern Hingt. 2)ie
beutfd^e 3(^a^men be§ 3f?angeä: SSot^fc^after, %tM}txx k ;c. Hingen
prä(l)tiger» 2)ie beutfc^e fpra(t)e ift umftanbltc^, nid)t n)eitfd)tt)eifig,
1,-. fonbern gergliebernb; ^at üielt)eit ber SluSbrüfe in 3Ser[tanbeöbegriffen,
bie in empirifd)en taugen nic^t. 3ft met^obifd^ : @r, (Sie. 5D?an fan baö
le^tere, namlic^ (Zeremonien, abfdineiben. Slber td^ erfte bürfen mir uns
nic^t gereuen laffen. 2Bir l)aben biefen S^orj^ug üor anberen SSölfern. 5Bir
tonnen too^l öon ben ^ran^^ofen bie Seic^tigfeit, üon ben ©nglänbern \i(Xi
•.-0 Snl^altöoUe annef)meu, aber uict)t bie 5Ranier; mir l)aben unjre eigne.
2Bir müfjen bie fpra(})e reinigen, erweitern, beftimmen, aber nid)t üer^
änbern. (Sie ift bie Sprache ber SSerboÜmetfc^ung burc^ Europa. 2)cutfci)^
lanb liegt in ber ''Dritte.
854. (f. M216.
2)a§ genie bebarf Saune.
1 e§ flef)et i| 5 l'iimlict)er?? [innlic^en? Slnfd^auung / XHiii^auungcn??
15 fonber || 18 E: nic^t genügen kffen || S3ot3U || onberen? anbern?
'20 m\x<i.' an unfre? aufere:' aufeen?? \\2l E: einigen; sehr unwahrschemlich.
378 Dieflcjioneii jiir ^^nttjropologie.
855. V. M216. El 297.
2)ie 2Bi^ige Äöpfe ftnb bie Demagogen ber galanten 2BeIt. @ä loäre
gut, toenn man jie in SSerbinbung mit ber |)^ilufop^ie jie^en fönnte;
tt)emg[tenä i[t eä gefd^rlid), e§ mit it)nen ju üerberben. SSoUaire.
856. V. M21T, 217. s
M 217'
2)er ©efd^maf i[t \i(!i^ unterfdieibungsüermögen be§ allgemein ge=
faUenben nad)',® efe^en ber ©innlid^feit. ^ier muffen alfo bie reftringirenbe
S3ebingungen be§ ^riöatgefü'^lS abgefonbert werben fönnen unb ber
®egenftanb nur in bem 3Serl^ältni§ gu aüen arten be§ ®efül)le§ überhaupt lo
ertoogen merben, um biejenige Proportion §u l^aben, meldje bie ©röfeefte
(äinftimmung mit M 217: allen ^at. SBeil nun alle (5mpftnbung§arten
inSgefammt febem 3J?enfc^en gemein fe^n, fo läfet fid^ burd^ ®efcl)ma! etiüo^
a priori unb allgemein gültig beurtl)eilen, bo(i^ nur öor etn)a§ geübte, bie
namlid^ bie Sfiü^rung it)rer mandjerle^ ©mpfinbfamfeit marjune^men is
oermögenb ftnb burd) öftere ^älle. 2lber bie Proportion ift nid^t einerlei).
2)at)er o,\x6) etwas empirifc^eS l^iebe^ öorfommt. ^Remlid^ ba§ SSerl^ältniä
beä mittleren unter ben3Serfc^iebenen Kraben berßmpfinbfamfeit anberer.
aSeqm Urtl)eil be§ ®efc^maf§ ift h(x^ ®emütt) in 3ftut)e unb flöfet ru^e ein,
fo tt)ic ber ®eift Semegung. 5^ toöge fo ju fagen ben ©egenftanb gegen 2u
mein ®efamte§ ®efüt)l, entmeber baburd), ^^o!^ \^ beffen mo^lgereimt^eit
in Stnfel^ung ber SSefd^aftigung aller (SrfentniSfräfte, ober aud) h(x^ leid)te,
aber fanfte «Spiel einiger bemerfe. SBeil ber SSerftanb aud^ in ber un=
mittelbaren 2lnfd)auung bie anbere SSorfteUungen burd^laufen mufe, um
ben ©egenftanb in einem aügemeinen ®ejtcl)t§punfte ju faffen: fo [ift] iJ5
erfobert ber ©efc^maf SSerftanb, bemeifet il)n alfo unb ift bemfelben üor=
f^eill^aft. ®er äd)te ®efd)maf erleid^tert \i(x^ 2)enfen unb ftimmt fubiectiü
mit bem SSegriff
7 über ha^ steht als g-Ziisatz bte, über öermögen : frof t, über unterf(i)cibungä
vier wagerechte Striche. \\ 12 oUeii? oflem? || 18 äeri(^iebenen ? a5crfd)iebnen? II 3o
23 in?? Bon? Der i-Punkt fehlte der erste Buchstabe ist möglicherweise in einen
andern hineincorrigirt (x in tit). \\ 24l anbete? Onbetn?
ÜJr. 855^861 (öanb XV). 379
857, V. M217. EI609.
Sunge 5eute lieben ba§ ®efi"it)lüotte, »eil fte leici^tfinnig jtnb unb um
il^rer ela[ticitaet iriUen ber ©inbruf balb oergel^t; imgleid)en lüeil fte nod^
nid^t ben SBert^ baöon feunen, fein ®emntf| in feiner ©etoalt ju ^aben
unb e§ nid)t anberer ©eraalt preis ju geben, (äin mitleibiger D^ic^ter,
ein SSerliebter. ®efiilüoll.
858. V. M217.
2)ie Urtl^eilSfraft ge'^t auf bog fd^ifli(i)e, \iOi% ber ©ad^e angemeffenc
in ber ibee; ber ©efc^mot auf \i(x^ bem fubiect angemeffene unb beliebte,
gefdUige; beijbe auf bie ^orm. 2)ie (ämpfinbung unb ber ®eift: jene auf
ia^ an fid^ rü^renbe ober rei^enbe, biefer auf bie ©rwefung ber ^dfte.
859. V. M217.
2)ie SSernunft fann nur baju bienen, bie phaenomena be§ ®cf(^maf§
§u erfldren [unb geiotffe ©cfe^e unb üRerfmoie bcg ©d^], aber nid^t il^m ©efefee
Dorjufc^reiben, loeil ber wa^re ®runb gar nid^tin bem obiectiöen, fonbern
ber 5orm ber inneren affection befleißt.
860. V. M217.
©efc^rna! unb ©ebürfnis l^dngen au§ einem @tü(! jufammcn, g. (5.
be^m offen, obgleid^ nid^t auf§ 23ebürfni§ Slc^t gegeben morben. 2)cr ibeale
L'o ®ef(^maf l)dngt mit bem 23ebürfni§ ber ©efeUfc^aft ^ufammen»
861. V. M217,
Sd^ urt^eile üon aUen annemlid^ fetten, womit unä fd^önc ®cifter
unterl^alten, mie ein ®aft, aber nid^t mie ein 5fod^. £)b id^ eben barum
6 ©efÜlöoH?? ©efailOoH? Sollte die letztere Schreibart vielleicht eine Nach-
25 ahmung jüdischer Aussprache sein? Vgl. E. A. Ch. Wasianski: Kant in seinen letzten
Lebensjahren 1804 S. 194.
16 affection? affectcn?
19 Vor ibeole 7wch 8 — 10 durchstrichne unleserliche Buchstaben.
22 fc^öne ©elfter? fc^ön ©ctfter?
380 Sfiefleiionen jur Stiit^ropolügte.
bcffer p Urt{)eilen im ftanbe bin, mac^e ic^ ni(i)t auö. Slber id) fan mir
feine 2)reu[tigfeit barin anmaßen.
862. V? (piVx'ff M218. EI54.
2)er abftec^enbe (Schein i[t angenehm, ber toieberlegcnbe ©c^ein ent=
meber bloä befrembenb unb benn rotfifel^aft unb jpielenb, ober oerroirrenb
unb angenehm.
SSom Sachen: ^d^ ift angenehm.
2)er ©egenftanb felb[t fan ^ä|lic^, fein, tDi|tg fei)n.
863, V. M218'. EI 61.
2)ie plagen* be§ gefeÜfc^aftlicJ^en ©efd^mafö rüt)ren oon bcm '^er, >^'
h)a§ baö in bie finne faüenbe ot)ne bie 2ßal)l be§ 3Serftanbe§ Sä[tige§ an
jid^ f)at. ©raüitaetifc^e i5fl)erlid)feiten o^ne ^rtu^en: Slufjüge {^ in) ©aüa,
(^ .^eijrat^en,) Dration, biS^utatton. OJJand^e Slnbad^tige ©ebrduc^e, beren
einige o^ne ?Ru^en, manci^e aud^ toot)! (^ gelegentlt^) bem ©eiriffen 3U=
lieber fei)n fönnen, 2)a§ etiqüette. [2)ie etiqoette] 2)ie [Jperrfc^aft] ti^rannei) is
be§ ®ebraud^§, bie unter [teife gefe|e ©ebrac^te "^ötlic^feit ober fo ge=
nannte 2eben§art, \io.§, n3itlfit^rlicl^e decorum. 2)ie Umftänblici^feit unb
ber Slufmanb (^ ^a% foftbare @piel) bei ber 2tufna^me guter ^reunbe.
3ebermann flogt l^ierüber, jeber fie^t ^a^ 33efd)werli(^e unb unnu^e baoou
ein, unb jebermann bequemt jtc^ ber ©ewol^n^eit. SBo^er fommt biefe ^'o
gaft? mo^er fan nici^t SSernunft unb magrer ®efd)maf ba ^errfcf)en, mo
e§ mcnjd^en mit einanber gut meinen unb tt)ot)lgefinnt feqn.
S Zu Hfl. 862 vyl. Vn 14:9—151 lunl oben Hfl. 2-39—256. || 4 lütcberlegcnbc
nicht ganz sicher. Gemeint ist doch wohl der Schein, irelcher der Verstandeserkenntniss
resp. andern Sinnen entgegentritt, widerspricht, ihre Aussagen also aufhebt. Oder ist 25
vor loiebertegenbe „zw" einzuschieben? Vgl. 95ii)f, und Starkes „Menschenkunde'-'-
S. 86—87.
12 \nr bei) (so K.)??? \\ 13 ^ei)rQt^en? ^ei)rot^img (so E.)?? \\ Dxation?
Dootion (so E.)??? II 16 ober aus unb || 19 unnu^e? unft^e.^ || 22 ittol)Igefinnt .''
rootjlgefinnet? 3u
dix. 861—866 (23anb XV). 381
*(" 2)Qüon fommen ^laf ereilen (vexationes), 2Bol^lgemeinte S3e=
laftigungen, moburd) man, xok e§ in ber gemeinen @pra(f)e tft, nid^t
eben öertolgt ober angefeinbet, fonbern (» auf mand^erleq 2lrt) ge=
jd^oren mirb.)
5 864. V. hJ 218.
@§ ift eine ^auptregel, bafe ein ©egenftanb ober ein ®ebanfe ober
2Iu§bruf nid)! met)r bur(^ feine ßufaüige ßierbe al§ burd^ fein SBefem»
lic^eö gefaüe, g. @. ©ebdube, Äleib. 2)er ©efc^maf ift fparfam beijm
Stufmanbe. 3Serfd)tt)enbete ober foftbare ©d^on^eiten ,3eigen SJfangel an
10 ©efc^maf.
865, V. M218. E 1339.
2)er UeberfluS ol^ne ©efd^mat fie^t bumm, ber ®efc^ma!, too ber
5Rangel t)erüorblift, !ümmerUd) au§. 5)aö ßeitalter be§ ®efc^maf§ ift
öftere baSfenige, too bie größte 3Rot^ barunter oerbeft ift. SDod^ fällt ber
1-, (^efd)maf ^uerft, bie pral^lenbe ©itelfeit j^ule^t, weil bie ^öd^fte ^Rotl^, bic
fid^ bie ^enfcl)en üorfteüen, bie ®ringfd^ä^ung anbrer ift. @elbft ben 3:ob
Italien fie üor ein Heiner übel. '^xa. Spiel »e^feln bie ©igenlie.bigen unb
gefeUigen empfinbungen am meiften, unb bieg beforbert ben SSlutumlauf,
tranSfpiration unb concoction. 2)al)erfan man nidijt oljne ®elb, wenigftenS
L'o mit fold^er Slufmunterung be^ ®emiit^§, fpielen.
866. V. M2IS'. ET 338.
2öie bog @piel ein ä^ergleid) fei), gegen einanber nadl) bioffen regeln
ber (Selbftliebe, aber bod^ o^ne mer!male be§ 3Serbruffe§, ber l^abfud^
ober ber ©d^abenfreube ^u t)anbeln. ©eltfame 3Sereinigung.
5, 11 Zu JSr. 864 — S65 i^yl. ill<- auf (lerselljpn Sfitf stcheinleii iidJ aus der-
f/fien Z<-it stammonderi Nrn. 484, 48.5.
17 I'-: Eigenliebe || IS E: SBliitanbrong
382 JHeflejtonett 311V ^dittjropologte.
867. V? (iif) M2i9.
SBa§ ba gefällt {^ öorgefteUt toirb, ^<x^ e§ gefalle) m^ allgemeinen
©eje^en ber @innlic|)feit, b. i. [olö] was gleidijam not^raenbiger 2Beije
ba§ ©efü^l be)§ £eben§ mitt^eilt, b. i. bricht ab.
868. V. M219.
2)er ®ef(^maf jetgt ftc^ barin, ^a^ man* etmaä aud^ nid[)t lebiglic^
um ber nü^lic^feit roillen üjä^lt. @o i[t ein porcellainer Änopf fc^oner
als ein [tiberner. 2)ie (Sc^önl^eit ber ©pi^en befte^t barin, ^Oi^ fie ntd)t
lange galten. Äleiber »erben barum üon belicaten g-arben getöd^lt, töeil
fie oergangli^ ftnb. 2)ie 33lumen "^aben i^re @(i^onl)eit öon ber 2?er=
ganglid)fe{t.
*(^ 2)ie 5Ratur l)at bem genieebaren, 0)a§ ernährt, bie minbefte
«Sd^onl^eit gegeben. Äu^, apis, Sd^wein, «Sc^af. 2)em erfrifd^enben im
®enu§ etmaä mel^r: Dbft. 2)em SBo^lric^enben me^r, unb bem, roaS
blo§ bie Singen oergnügen fan, bie meifte.)
{^ 3)a§ ®ute (^ moralifd)) ift auc^ uneigennü^ig.)
869. V. M219.
2Ba§ gefällt in ber ©mpfinbung, in ber finnlic^en Q' 2lnf(!^auung)
Söeurt^eilung ober im 23erftanbeöbegrif.
870. V''? 0?? Q—af? M 220.
(Starfe färben ftnb nic^t fo fc^ön, weil fie me^r jur (gmpfinbung alg
2 Der g-Zusatz steht ganz oben am Runde dfr Seite und iat halb weggerissen.
16 Rß. 808 umschliesst M §. 605 an der linken Seite. Der g-Zxisatz (Z. K!)
steht zwischen den Zeilen von M §. 005., ohne Verweisungszeichen, rechts i^on ber
©pi^en (Z. 8), von diesen Worten durch einen senkrechten Strich abgetrennt.
18 Nach gefällt ist irohl fi/i tt)Ut e§ iiinzuzndndun. Man kann itln'r uncli die
Itß. als Frage auffassen.
dlx. 867—873 (2öanb XV). 383
@rfd)einung gel^ören; fie müfjen in eine anbre nä^fte iibergef)en, unb
^voav in bie [niebrige] mittlere überget)en.
8T1. v'foffQ—aff M220. 220'.
M220:
Ars aspectabilis est pulchritudo. 2Ba§ bie Ji^unft ber 2lnfd)Quung
flar unb leicht barlegt, ift fc^ön. 2)a^er mufe bie Änn[t nic^t burc^ 5ßer=
nunft erfannt werben, alfo inbem bie @act)e oX% ^Kittel betrad^tet wirb,
fonbern in ber @a(l)e felbft. Diegelmafeigfeit, ^Ißroportion, abgemeffene
@intl)eilung. (Sin regulair ^^ielef. ßine reine g-arbe; bie SSert^eilung
ber ^arbe jum rei^ (tul|)en, gafanen). proportionirter Son. 2)ie über=
einftimmung (^ begie^ung) be§ phaenomeni mit einer ibee überl^aupt; §ur
@(l)ont)eit geljoret 3Ser[tanb. 2)ie Übereinftimmung be§ phaenomeni mit
bem roefentlid^en ßwefe ift bie obere ®d)on^eit. (^ 2)ie ^unft in ber Cr=
jd)einung.) M 220': Sltle reine ^^arben ftnb f^ön, loeil \)a§ unoermengte
jd^on Äun[t anzeigt
872. V. M 220.
£)er 3?ei^ ift entmeber be§ appetitS ober ber affection.
2Ba§ mit ben ®efe^en ber bilbenben Äraft übereinftimmt, ift fd^ön:
materialiter unb formaliter, ©inen SSegriff ber Sinne t)erüorsubringen,
20 [of)n] burd) bereu Sßergleid)ung unter einanber SerftanbeSbegriffe werben.
873. V. M220.
®efd)ma! ift 2Bal)l (^ nid)t mittelbar, fonbern unmittelbar), aber
gemeingültige Söa^l. ßmpfinbnng, Urtl)eil§traft, ®eift unb ®efd)maf:
2ine§ jufammen gel)öret ju ben fubiectioen ©rünben be§ SBoblgefaHenä.
25 (» ift mittt)eilenb unb t^cilnel)menb, bat)er gefellfc^aftlic^.
1 noc^fte? nadjften?
'/iO roerben?
22 — 25 Mi'iylichenreisp hezwlit sich der prstf g-Ziisat: auf M §.G()C „guatenus —
dctL'yiY\ der zrct'itc (in/ die Ifaiif „du.s Vi'niiüyfn :u Ijpiirthi'ili'it'''' in di^r Anmerknini
?A) zu M §. fJOfi.
384 SReflcEionen jur 3lntl)ropoIo9ie.
£)a§ ®efüf)l urt^eilt nic^t, e§ le^rt nid)tg, e§ i[t nid^t commiun=
cQbd.)
ßule^t bei)m ®efd)maf. 6ä ftnb 4 (Stufe, bie man nid^t lehren tan:
ßuipfinbiing, Urtljeilgfraft, ®ei[t unb ©ef^rnaf. 2)iefe maci^en ba§ genie
au§. (5§ gehören ^lüor noc^ mel)r SSermögen jum genie, aber biefc madjen
eigentlid^ bie ©ad^e be§ genie au§.
«r^. ^. M219.
2lfle§, ttjoüon bie 9fiegeln nic^t au§ obiectiüen, fonbern jubiectiüen
©rünben gebogen werben tonnen: ©ejc^maf, ®efnl)I, get)ort ^iir antt)ro- ^"
^jologie.
876. rp. M 219'.
Facultas diiudicandi per sensum communem est gustus. 2^er @inn
ber ^Kenjd^en t)at etwa^S ^jriDatgültigeä ober gemeingültiges. 2Ba§ unferen
Sinnen gemeinfd^aftlicf) ift, i[t aud) mit anberen i^ren ©inftimig: ber
gegenwärtigen mit üergangenen unb fünftigen. @d)ii[jel. 5Rid)t appetit,
ber auf eineö fällt, fonbern prüfenbe unb foftenbe ©mpfinbung.
2)a§ genie fte^t unter bem 3fticl)terftut)l be§ ©ejc^mafS. 2)iejer leibet
feine ^oftbarfeiten.
877. V. M2:J3.
2)a6 ein tf)eoretifcl) Urf^eil notl^wenbiger 2Beife allgemein gültig fet),
berul^et auf bem <Ba^ be§ 2Bieberfpruc^§. 2)afe ein OJJoralifct) Urtt)eil
notl^menbiger meife üor iebermanö SSerftanb unb eben barum aud) uon
iebermanS toiUen gilt, berul)t bricht ab.
9 fubiecüen? fubben?
1/* onbcren? onberet??
20 Es sollte aller Wahrscheinlichkeit nach nucli noch (hiind und Oratl J'.-r
All(jciiicinifi'ittiyl-cit des ästhetische/i Urtheils untcrsniht irrrdt-n. noch Art der Uli. S7S ftc.
5)ir. 873— 8TÜ Cöanb XV). 38f)
878. V. M242. 242'.
M242:
(? ©arten, eU;rir)
@ttDa§ gefällt in ber ©mpfinbung, fo fern e§ unfer SBol^lbefinben
afficirt unb öergnügt
etmaö gefallt in ber 5?or[tellung entmeber burd) Übereinftimung
mit fubiectioen ©efe^en (" ber ^or[tellung§fraft) unb i[t fd)ön, ober mit
obiectioen 33ebingungen be§ 2Bo^lgefallen§, ba entroeber ber ®runb aü^
gemein gültig ift, weil er burd) 25ernunft eingefeljen werben fan (ta§>
'Tlü^lid^e), ober \)a§ SBo'^lgefallen allgemein gültig ift, weil e§ au§ einem
allgemeinen ®runbe ^erfliefet. (3)aö ®ute.)
2Ba§ mit ben allgemeinen fubiectioen* ®efe^en ber (Srfentniö (nidit
ber (Smpfinbung) ber ^Jienfc^en ubereinftimt, ift fdiön, gefällt in ber
refle;cion, »eil e§ blo§ mit ben M 242' : aSebingungen ber reflej:ion gu»
fammenftimmt. 2)a§ fc^öne oergnügt nur in ©efellfc^aft, gefällt aber aud)
allein.
M 242':
*(^ £)ie fubicctiüe ®ef efee fönncn sroar nid^t a priori erfant merbeii,
aber bo^ fan it)re allgemeint)eit auö unferer (Selbftbetraci^tung, ol^ne
aufeere 6rfal^rungen gu fammlen, eingefet)en werben. (5ö giebt aud)
allgemein gültige gefügte, al§ be§ ®efd)led)tä ober einer teniperatuv,
ober auc^ eine 5Berträglid)feit eineö ®efüt)l§ mit anberen, meiere mir
uor un§ felbft erfenncn tonnen. 2)a^ ©e^ört jum ®efd)maf, aber nid)t
gur Urt^eilöfraft beS Schönen.)
879. (f. M242.
©ieienige pitnfdiauung] ©rfci^einung, bie in ber 2lnfd)auiing hav a3e=
muftfei^n üon ber SSeforberung be§ Seben'5 ermecft, ift fd)5n'', in ber
empfinbung: angenel^m.
l)aher durfte die Bemerkiiii</ /lier, in dem ZK-sammenha/K/ iltr äxthetisrlirii Hi'ßf.rliiin'ti.
30 ihren Platz finden.
3 Der g- Zusatz steht über iDflÖ gcföt (Z. 4). \\ ©arten? || elij? alia.' || // />i>-
Krhhisfiklnmnier fehlt. \\ 13 in ber? || 21 einer? eine?
ffant'ä ©cferiften. ^anMc^rifllitlier *J?.ict)l,in. H. — '^
386 9?ef(ejttonen jur Slnt^ropologie.
*(■' entmebcr be6 @egen[tanbe§ unmittelbar ((5r|(!^einung) ober bie
retIe;i-ion (fc^öne ßrfeutnifje).)
880. (f. M242.
3)er ®efd)mat i[t bie ©ejeüfd^attlic^e (5m|»finbung.
"Seijm @d)önen i[t ber ©egenftanb ober bie (5rfentni§ ben fubiectiocii
(Sjefe^en ber re[Ie;rion accomobirt, bet)m ©efd^mat ben allgemeinen fub=
iectiüen ®efe^en ber (Smpfinbung.
881. <f>. M242. 242'.
M242:
33eQ®efül^l,®e[d)maf unb 3Ser[tanbe§lu[t mtrb bie Suft al§ unmittel=
bar betra(^tet. 2)enn bie mittelbare l^at feinen befonberen 9ia^men. SSeqm
®efüt)l entfpringt fie auä ber ©mpfinbung; bei)m ®ejct)maf au§ ber über=
einftimmung mit einer, objmar empirifd^en 9ftegel (ber 2Renfd)^eit); bei)
ber 3Ser[ianbe§luft au§ einer Siegel a priori. 2)ie er[te ßu[t ^at bie
grö(Bte fubiet>tiD bemegenbe ^ra^t, bie britte bie größte obiectiü. M242':
%t\\x\)\: fubiectioe ®ro^e, ®efd)maf: obiectiüe. 2)a§ ®nte wirb erfant
ol)ne (grfa^rung, blo§ bur(!^ ben 3Ser[tanb.
882. cp? (B? Qfo?) M242b.
3um ©ejc^maf gehört (Sr^al)rung, gum ®e[ü^l llnerfal)renl)eit.
1 Ka ist nicht absolut sicher^ ob der g-Zusntz hierher i/ehiirt. Frei/ich iriis.ifr
ich keinen andern passenden Platz. Nach fd)Ön und cor entlX)eber ./> ein senkrechti-r
Strich, aber ebenso Zinks von Rfl. 579 und links von ben (Z. 5). l>och sind diese
bt'iden letzteren Striche xcohl sicher nur Trennungsstriche yeyen j'ndier i/eschricbe/if
lleßexiunen. \\ bte? ber?? || 2 Die Schlussklammer hinter ^xUwimWt fehlt.
S Nr. 881 steht quer a/n innern Rand von M242 und 242'. Theile von M 242 sind
u-('(ji/erissen, die verloren yeyangenen Silben wurden eryämt und in eckige Klamnu-rn ( )
(jexetzt. II 12 entfprtngt zum Tkeil gerathen, die Stelle ist stark uligegriffen: dassflbf
gilt von ber (vor 5Kenfd)'^ett in Z. 13) und britte f? ©ritte?; in Z. ir,- n,r 'i^-m
ti-t:li-reii Wort stchn rnögticheru-eise noch Reste von einem durchstriclinen ,5.
9h-. 870-S86 (Ob. XV). 387
SSS. (f—ip. M24S. ZuM§.662:
2Kittelbur gut i[t nü^Uc^. ©tma^ gefallt entiüeber blo§ fubiedio alä
23eränberung beö ßnftanbeö (ßmpftnbung) ober aud^ al§ (ärfentniS
obiectiD. 2)ai? obiect gefalt allgemein entmebev ben Sinnen: f^ön, ober
5 ber 3?ernnnft: ®ut.
884. vf (Q^f) c^f? x^ff M 291' ET 129.
2)ie 33ilbung ift bie fct)ön[te, meiere p einem ®ebrau(i^ nid^t me'^r
auferlegt ift al§ jum anberen, tüo alfo bie 3tt)efe einanber nidjt mieber=
ftreiten. 2)a§ ©eftc^t ift ba§ f(!^önfte, roo alle 5Jiinen unb Organen andb
10 bie ollgemeinfte ©c^iflid^feit ^aben. 5)a^er, mo eine 5J?ine l)erüorfte(!^enb
ift, e§ müfte benn auf fro^ligfeit fet)n: ha ift bie «Sdjön^eit gefto^rt. 6ine
crnft^afte unb äugleic^ fanfte unb ruhige 3Jiine ift mie eine 2Boge, bie
®erabe im ®leict)gettiicl^t ift.
2)afe ber 50^enf(^ "ba^ fd^onfte 3:^ier ift, ift ba'^er, ö3eil feine 33ilbung
15 bie gröfeefte Übereinftimung mit ber ibee eineg lebenben ©efd^opfeö
enthalt.
88S. vf (q"^?) v'ff x'ff M29r.
öon ber iöuffton in Unferem Urt^eil, menn femanb (' etma§ bi^^arre^S
an fic^ ^at) menig fprid)t unb nur benn unb menn roai überbac^te^ fagi.
2)a§ leichte 3f?eben ®iebt 3Serbad)t beo feierten ^rfentniffeg.
886. V. M29L
SlUeS, ma§ eine Slbfid^t anjeigt, ibee ober dessein, ojeun e§ qleidt)fam
fpielenb unb o^ne ben ßwang einer 33ebürfni§ gefc^ieljt, ift jci)ün. £)a^er
reine färben auf ben 33lumen, weil üon ungefe^r fid) et)er fd)mu|ige er=
äugnen mürben, ©ine gemiffe 9iacl)läfeigfeit, },. 6. bei sBlumen, gefeUt.
jßiel SSerftanb unb attent^alben ä^erftanb incommobirt. 3)ie Statur, bie
2 gefallt? gefeilt? i| r> iWu-h 93erminft ''h> rtinl,^
S anberen? anbern?
/<S' Unfert-m? Unferni? i| s-Z„sat: -iK
388 JRcffejioncn jur Slntl^topologie.
ber ^unft, unb bie ^un[t, bte ber 9latur ä^nlid^ fet)en in ben 3Jlaniereu,
l)eifeen iiaiü.
S«r. V? fo> Q—af) liif? M293. EI 371.
OKan fud)t burd) ®efea[(^Qft: 1. ßerftrcuung (» ßrfiolung), 2. Unter=
t)Qltung, 3. 2lufnuinterung (iüa§ belebt). 2)aS er[te nac^ ©efc^aften unb
Sorgen eine (Srl^olung. 3n biefem i^afle i[t e§ fo mte be^ ^Ruftc, bei)m
Saci)en etc., bafe baö jelb[tfpre(^en bie bcfte Slufmunterung giebt, alfo ba§
5Bergnügen indirecte üon ben ibeen unb unmittelbar Don ben forperli(t)cn
33ett)egungen l^erfomt.
888. V? (o? Q—a?J 1.1?? Af 293.
3ur (grt)olung ift ber Slnblit einer ©efeüfc^att unb be§ @ptele§ gnug.
ßum Unterhalt ta^ 6piel felbft ober Unterrebung mit einer ^erfo^n.
Bur Slufmunterung eine ©rofee unb bei) ber 50?annigfQltigfeit oereinigte
®ejeUjd)aft, woran mir felbft Slnt^eil nei)men, not^ig.
889. V? fo? Q-a?) fi?? M293. El 391.
(Sä giebt eben fo mo^l eine l^croorftei^cnbe ober glanjenbe (Einfalt
(xU ^rad^t. 3"^ frften faUe ift fte ftol^ unb ni(i)t eben natürlid^.
890. V? (n—o?) M306.
^ii werbe ja meinen Äopf ni(I)t ju einem [alten] ''JSergament mad)en,
um alte balb oerlofd^nen 91ad^rid[)ten auä ardbiöen barauf nadjjufri^eln. 20
Einige t)aben ba^ ®efd^aft ber regiftratur, aber enblid) mufe bo^ iemanb
Zu Nr, 887 — 906: Diese Nrn. umfassen die dsthetisc/ien Refle.rluni'ii, dir
Kant in der Phase v — ip in den Abschnitten der rationafen Psi/chuhxjie von M eln-
(jet ragen hat.
a r>if Srhhissklitiiinii-r fi-ldt. 25
Sdr. 886—890 (öaitb XV). 889
einen oernünftigen ©ebraud^ baüon mad^en. ^anvo, voenn aud) 9 Steile
oon 10 bei) i^m gefehlt ober unrichtig mären, fo i[t ber bloffe 3Serfu(^ feinem
®etfte§ Ioben§= unb nad)a^mung§tt)ürbig §u lefen, um j^u benfen unb nic^t
gebanfen lefen ju aollen. 2Bir werben boc^ rool)! nic^t unfer ®e^irn bloö
5 in eine SilbergaUerie ober in ein 3ftegifter oenoonbeln, um üia^men unb
^riguren ber 9RQturbinge borin gu trogen. SÖuffon roagte feinen 3fiu^m
gegen bie feierte (Spottereijen mandjeS 2)oftor§ 2lfafia, inbem er öerfud)te,
[auf] a\ic biefe ©rfc^einungen gu neuen 2lu§fid)ten ber SSernunft anju--
wenben. 3^) folge \\)m ntd)t in feinen SBagftüfen, aber ber blofee SSerfuc^
10 ift bricht ab.
1 — 10 l>iff weitfiii-s.sc/i'.iueiufe» und anregenden, in-un niiv/i oft geicmjfen una
paradoxen Gedanken des Holländers Cornel. de SßoUlt) (1739 — 179:))i den Friedrich IL
rergebens für die Berliner Akademie mal für seinen Hof zu gewinnen suchte, beschäftigten
Kant auch öfter üi seinen Vorlesungen (vgl. meine Untersuchungen :u Kants phi/sischei
15 Geographie 1911, S. 120, 189, 206). 1768—69 veröffentlichte de Pauw in 2 Bänden
ilie Recherches philosophiques sur l.es Ame'ricains, uu Memoires inte'ressants pour servir
a PHistoire de PEspece humaine (1769 ins Deutsche übersetzt). Gegen Don Pernetys
„Dissertation sur rAmerique et les Ame'ricains, contre tes recherches philosophiques
de Mr. de P." (1770; zuerst vor der Berliner Akademie gelesen, dann auch in Buch-
20 form veröffentlicht) vertheidigte Pauw sich in der „Defense des recherches philosophiques
sur les Ame'ricains^'' (1770). 1771 erschien eine weitere (anonyme) zweibändige Gegen-
schrift: „Examen des recherches philosophiques sur CAme'rique et les Am^ricains, et
de la Defense de cet ouvrage'''-. 117 o gab Pauw seine „Recherches philosophiques
sur les Egyptiens et les Chinois^^ in 2 Bänden heraus, die 1774: von J. G. Krünitz
25 /«.v Deutsche übersetzt wurden. Im Teutschen Merkur erschienen 1773/4 vier Briefe
über dies Werk (von Fr. H. Jacobi; vgl. dessen Werke 1825 VI 264 — 344). Ferner
beziehen sich darauf Voltaires (anonyme) Lettres Chinoises, Indiennes et Tartares u
M. Pauw par un Benedictin (1776). 1787 veröffentlichte Pauw die Recherches philo-
sophiques sur les Grecs (2 Bände, 1789 von Villaume ins Deutsche übersetzt). — Von
30 G.-L. Ledere Comte de S3uffon (1707—1788) konnten Kant, als er die Hfl. 890
schrieb, bekannt sein: die Histoire naturelle, generale et particuliere (1749^1767) in
15 Quartbänden (in deutscher Übersetzung erschienen von 1750 — 1776 neun tluart-
bände, der 10. erst 1779180), von den Oiseaux die drei resp. fünf ersten Bändr
(1770 — 1775 resp. 1778), von dem Supple'ment zur Histoire naturelle Bd. I — IV
35 (1774 — 1777), vielleicht auch schon Bd. V mit den Epoques de la nature (1778: vgl.
aber meine Untersuchungen zu Kants physischer Geographie 1911 S. 209). — Unter
dem Namen eines Docteur ^fafta verspottete Voltaire 1752 — 1753 in mehreren kleinen
Veröffentlichungen, die 1753 unter dem Titel: Histoire du docteur Akakia et du natif
de Saint-Mulu zusammengefasst erschienen, den damaligen Präsidenten der Berliner
B90 JKeflei-tonen ^iir 5(ntf)n.ipolo9ie.
891. I). M:J()9.
2)ag ®emüt^ ert)0lt {td^ nid)t burd^ 3Rul^e auffer im 6d)laf (wer lüeici
aud) m^i, ob e§ im träume nid)t fpielt), fonbern burd) SÖejd^attigunfl,
aber freije, 2)at)er ber .t)an9 S«wi ©piel. 3)iefe (ärfjolung ift roaö anbereö
qI§ Unterhaltung.
S9;i^. vf (nf) M321.
(5in Sbeal ift bie ibee im 33ilbe, b. i. in einer erbic^teten 35or[teÜung
in concreto. 2)a§ ibed brütt niemals bie ganje ibee auö wegen ber
it)inbernt[fe in concreto, unb bie ibee ift bod^ ha^^, wornad) baö ibeal
beurtt)eilt werben fofl.
893. vf (n?) M:J21.
2)afe man t% einem guten ^IBortrait anfet)en föune, \i(x)i eö Don einem
wirtlichen 5[Renfc!^en ©enommen worben. ^ogartl^. Saüater.
89J^. (p^r (tt?) %n MH23. EU 39.
2Benn bie empfinbung§fprad)e nur nad) bem i^apibarftil abgefegt 15
ift unb in 9leimfrei)en Seilen ol)ne mertlic!^ f^lbenmaafe, fo ge^t bie föin=
Akademie P.-L. lUuieuu dt Maupertuis (von Samt-Malo gehürtig) und manche der
VI seinen Oeucies (Hö'J) und Lettres (1752) enthaltenen seltsamen und gewagten
Behauptungen. Das erste Stuck der Voltaire' sehen Samndung, „Diutriöe du doctcur
Akakia, Medecin du Pape''\ Hess Friedrich der Grosse Ende 1752 öffentlich cer- -0
hrennen. Vgl. Oeuvres cmnplkes de Voltaire 1879 XXIII 559^585, 1882 L 538—5:i9.
13 H'. .^ogarf^ lehte von. 1697 — 1764. Vgl. zu der Behauptung des Textes
das Anthropologie- Heft Ms. Quart, germ. 400 der Berliner Königlichen Bibliothek
S. ()'}')/6: .,H(igarth der die Handlungen und Sitten der Menschen zu schildern suchte,
ususte ijut den Cliarackfer auszudri'icken, so duss der Augenschein so gleich vom -'5
Chnrackter überzeigte, ohne dass man erst die Erklärung davon lesen dürfte. Er
."'(chte in Gesellschaften die Handlungen, die er schildern wollte, die Gesichter derer
die sie ausübten, zu copiren, und hernach u-enn er eine solche Handlung schildern
wollte, so suchte er dasjenige Gesicht aus, was sich dazu am besten schickte, und
vermehrte es durch Ficktiun.'-'' \\ Von J. C. SaOOter können nur die „Phgsiognomischen 3C
Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniss und Menschenliebe^'- in Betracht
kommen, von denen in den Jahren 1775 — 8 je ein Band erschien.
SfJr.SGl— 896 (23aiib XV). 391
bilbung fo gleid) auf Stellen. (5§ ift, aU wenn man bie (Srimaffen üoii
einem affect mac^t unb baburd) ftd^ felb[t barin Derfe^t, ober mie 6ere=
monien, Kleiber graoitaet einflößen; iüufion.
893. cp'. M'^24. Ell 40.
2lu^bruc! unb fpradje be§ @d)merge§ ober 23efd^retbuug beffelben.
2)ie Urfac^e abgebroct)ener 3f?eben im 2lffect liegt barin, ta^ bie
Imagination auf oerttjanbte ©ebanfen fül)rt, unb bie Seibenf^aft immer
raieber jurüffüi^rt unb eine anbre 9flett)e anhebt.
896. V. M 324. 324'. E II 44. 36.
M324:
@in ©(i^attenrife ber Imagination ift nid)t eine i;s;bee, meldte fo ^n
fagen ein 5)?onogramm ber SSernunft* ift [raeldie] unb eine mett)obifc!^e
ßeid^nung ber Silber nad) einem princi|)«
*(•" gegen ein ibol ber (SinbilbungSfraft, ml<iit^i firf) oon ben
oberflad^en abgefonbert ^at. &§ ift fein schema ber ibeen. M 324':
SSon ber abeptenfprac^e ber ©eifte^anfd^auung. (ä§ ftnb ßpopten be§
3Serborgenen in un^o fclbft. ÜWan barf ni(^t beforgen, ha')^ fte allgemein
werben merbe. @§ gel^t bamit mie mit bem ©tein ber 2Bei|en. 2)aburd),
bafe er gemein mürbe, mürbe er allen SBertl) oerlieren.)
M324':
(^2)ieabeptenbe§geniel,bie not^menbig auf genie anfprucJ^mad^en
muffen [üt)ne roelc^] unb üw^ nur auf ben 33eQfall oon Seuten oon genie
1 F.: ©riinoffe. || 2 bann? barein (*•<- A'.J?? \\3 Zu Sr. 894 vgl. Nr. 7rJ.
Sf4 mit Anmerkung (SOoisff.).
25 5 ©dimerjeö? ©(^merjä? |1 6 E: 9tebc
9 Zu den folgenden vier Reflexionen vgl. oben S. ooGjl Aiun. || 14: Kitnt
ilenkt liier an die Wa/irnehnuingstheorie Democrits, Epicurs etc., nach der von den
Oberßdchen der räuinlichen Gegenntände sich (ihnen ähnliche) fti^w/^a luslöfien, die
unsere Sinnesorgane, speciell das Auge, afficiren. Vgl. auch 4169ff. \\ 18 luerben
30 fehlt bei E. \\ 21 Dieser g-Zusatz ist mit dem Anfing der Hfl. durch ein Zeichen
verbunden.
392 JRefteponen jur Slnf^ropologie.
rechnen fönnen, jtnb bie, toelc^e eine nt(^t communicable, fonbcrn burc^
gemeinjc^aftUc^e Eingebung nur fi)mpQtl)eti|c^e 3Serftänbli(^!eit ^ben.
Ttan mufe biefe il^r 2Ber! treiben laften, ol^ne fid^ um jte gu bcfümmern,
weil man bem ®ei[te fre^lic^ nicl)t mieberj^)recl)en noc^ i'^n mieberlegen
tan. 2)Q§ Äunftftüf befielt barin : SSrofen a\\§ 2Bi[f enf (i)aft unb SSelefen*
l^eit mit bem 2lnfel^en eineö Original ®eift§, critid über anbre unb
ein tiefüerborgener 3^eligton§|in, um bem ©emäjc^e Slnfe^en gu geben.
2)ie 5»« 9J?onard)ie.
©eutfd^lanb l)at bod) etmag erfunben, maö i^m anbere nid)t naä)--
t^un merben unb moUen ic ic)
897. cp. MS24. EU 31. 45.32.
e§ giebt nur gme^ Qüeüen gültiger [iirt^c] ©inftci^ten: SSernunft,
ö)iffcnf(t)aft ober criti[(ie ®elart^eit. Unb benn ein [abgerufteg] aut=
gefammleter itram öon 23rofen auö be^ben ol^ne ÜKcf^obc unb 2ßiffen=
jc^aft, mit einem ®ei[t ber Eingebung bejeelt. 2iae folc^e ©c^wärmer
fpred^en Sfteligion.
ÜKan barf nic^t beforgen, ^ia'i^ bieje abeptenjprac^e ftc^ fe^r ausbreiten
merbe. 2)enn jte mü[te il)ren SBertl^ öerlieren, menn ftc gemein mürbe,
weil it)re ganje 2lbrtcl)t barauf gerid^tet i[t, fid^ p unter[d)eiben.
(* 3)ie 5^ernunft ift nic^t baju gemacht, bafe jte ftd^ ijolire, jonbern
in ©emeinfd^aft [e^e. @ie l^inbert audi) aUc egoiftifc^c ©runbfa^e be§
Urtl^eilS unb alfo auä blofeen ©mpfinbungen. 2ißir fönnen \ia§> 33e=
fonbere nur in oHgemeiner Sl^ernunft einfe^en.)
898. (p. M324. EI 622.
2)ie 2)ent|d^e '^aben ben ®ei[t ber Drbnung, ber [2)euti] 35e^utfam= 25
feit, ber [Sieinlic^fett] biSciplin unb geje^mäfeigen Unterroerfung, ber 35iaig=
4 E: bcn ©etftertt — no6) fie || 7 E: einen - oerborgenen || 8 Zu 5'' -JDJonorc^ie
vgl. 2IO2, II 26315-19.
13—14 E: einen aufgefontmetten || 20 x-Zumtz: (f,. Er ist jedenfalls später
yeschrieben als Rfl. Sf)8, die im Text von M §. 7'.K) auf Hfl. 807 folgt und in der- 30
selben Zeile beginnt^ in velrhi'r der s-Zusatz endet.
mt. 896-900 («Banb XV). 393
feit unb SBefd^eiben^eit, ber Slbgemeffen^eit, [beg] be§ ®eö3Ö'^nlT(!^cn, bey
©in^eimifc^en felbft in ber ©prad^e, be§ fünften, be§ bauert)aften unb
öoUenbeten, ber S^ieinigfeit ber ©praci^e unb ber reinlicJ^teit in 9lad^=
a{)mung. 2Ber einem anberen etmaö nad)t^ut, tan e§ i'^m gleic^t^un, \a
5 i^n gar übertreffen. 2)ocl) m(ijt in ber föt)re. 2Ber etmaS nac^mac^t in
ber 5J?Qnier, ni(l)t ©rfinbung, tan i^m nic^t jur (Seite gefegt aerben. 2Ber
fortfe^t, tan ben erften Urheber n3eit übertreffen, »ie 3llemton ben Kepler.
2Bir ©eutfc^e ftnb gum ^ortfe^en ber (Srfinbungen ber SSernunft gemadjt.
2)ie ©enfungSart original gu machen unb Eingebungen eines öerborgenen
10 (Sinnes ftatt SSernunft. ^^9tt)onifcl^er ©til ober 2lbeptenfprad)e l^aben
au^ i^re ted^nif.
899. (f. M324.
®enie ift nit^t etwa ein 2)aemon, ber Eingebungen unb Offene
bal)rungen ert^eilt. 9Ran mu§ fonft mand)eS gelernt ober formlid^ unb
15 met^obifd^ ftubirt l^aben, wenn genie einen Stof l^aben foO. genie ift aud^
nid^t eine befonbere [mcti^obc] Slrt unb QoeUe ber ßinfid^t; jie muB ieber»
man fönnen mitgett)eilt unb oerftanblid) gemad^t werben. 5Rur 'ta'i^ genie
barauf !omt, mop talent unb ^leis nicl)t bringen toürbe; wenn aber bie
oorgegebenen 6rleudl)tungen amant obscurum unb fid^ gar nid^t be^m
20 Sic^t wollen befe^en unb prüfen laffen, wenn jte auf feine fa&lic^e ^bee
auslaufen: fo fd^wärmt bie ©inbilbung, unb, weil ha§> probuct 9lid^tS ift,
fo war e§ auc^ gar nid^t auö bem genie entfprungen, fonbern 23lenbwerf.
900. (p. M324. 324'.
M324:
25 @§ fd^einet, ha'^ wir eben fo gut ein tbeal einer fc^önen M324' :
geftalt a priori bei) un§ führen al§ ein ibeal ber ftttlid^feit, weil wir bie
p^tjftognomtfc^e Urt^eile fd^werlid^ üon ber ©rfa^rung abftral^irt ^aben.
SaoaterS ÜZeue SBorte ftnb t)ier fc^iflic^. ftc geben unbeutlic^e unb nur
in concreto braud^bare SSegriffe ol^ne 3tegel.
8 E: 3ur f^ortfe^ung
^4S Kant denkt natürlich an ßaüotctä „Phi/siognoiuidche Fragmente^'' (1775 — 1778).
Vgl. Nr. 893.
31)4 3leflertünen jiir StntliropüUigic.
901. vf fo-'—rfJ nf? M 325' . E I :J68.
2)er ©efc^mof ber bloBen Unterhaltung mnfe feine (gmpfinbungen
erregen, bie tief einbringen, fonbern n)elcll)e blo§ bie emptinbfamfeit
beleben unb cultioiren. 2)enn e§ i[t ein @piel. 3lber aU eine ^Begleitung
ber v^anblung mu§ baburd) ber Tlntl) fröl)li(^ unb ba^ ^er^ »acfer
gemacl)t merben, nid)t roeidjmütljig unb melf. 2)a'^er bie ®ute gaune bie
(Sinbriife beg erfteren unb bie triebfebern be§ giüe^ten mäßigen mufe.
90;?. (f>? (n—a?) M325. EI 506. 521.
2)qö gute ®emütl) unb gute ^erj grünbet ftc^ auf ©efül^le unb fan
burd^ fte cultioirt werben; ber gute d)aracter auf ^Begriffe, bie gar nid)t
fpeculatiD fe^n bürfen, fonbern nur begriffe ber gemeinen unb practifd^en
SSernunft, aber bod^ au§ bem allgemeinen ®uten l^ergenommen. 2)ie
(5t)rlid^feit im ©emütbe fan mit ber 2)umml)eit befte^en; aber bie im
Sl^aracter, meiere jur 9le(i)tfc!^affenf)eit gel^ört, ift niemals bumm.
£)ie aUe^ auf ®efii^le rebuciren, poeten, l}ahm feinen c^aracter.
903. V. M 326. 326'. E II 2(19.
M326:
Sluffer ber @efd)iflic^feit ift ba§>, mag bie SBiffenfc^aften geben, bofe
(^ fie) ciDiliftren, b. i. bie JKaul)igfeit im Umgange megne^men, ob fte
gleidi) nid)t immer poliren, b. i. ba§> gefäUtge unb geftttete beö Umgangee 2t
geben, meil bie popularitaet auä 5J?angel be§ Umgangs mit üerfcf)tebnen
(Stäuben fef)lt.
2lllein in anfe^ung be§ befc^eibnen Urtl)eil§ über ben §ffiertl) feiner
eignen mifjenfc^aft unb ber [©eiinb] 5J?dfeigung beg (SigenbünfelS unb
egoismus, ben eine SBiffenfd^aft giebt, menn fie allein im ÜJ?enfcf)en 2.1
refibirt, ift etiüa§ nöt^ig, maS bem gelehrten ^umanitaet gebe, bamit er
/ über Xi. 901 steht im Ms. Nr. 79 J. \\ o boburd) ber fois bobutC^ bttiS
7 /•>'•• erften
l(i Zu l;ß. !)(}:> vyl. 11/ 22';— 227, IX 4'>. || '^.'t eg(»isimis.' cgoism§??
iTir. 901—903 CBanb XV). 395
nid)t fid^ felb[t üerfenne unb [feinen Söertf) über anbre] feinen Gräften gu
öiel 3utraue.
^6) nenne einen fold)en ©elet)rten einen ßQclopcn. (5r ift ein egoift
ber 2Bi[fenfct)att, unb e§ ift il)m nod) ein Singe nötl)ig, »elc^e^ mac^t. bafe
5 er feinen ©egenftanb noii auö bem ®eftct)t§punfte anberer 3Wenf(t)en an=
rtel)t. hierauf grnnbet fid) bie ^umanitaet ber SBiffenfd)aften, b. t. bie
geutfeeligfeit be§ Urtt)eil§, baburd) man e§ anbrer Urtt)eil mit untertoirft,
ju geben. 2)ie ('' öernünftelnbe) 2Biffenfd)aften, bie man eigentlich lernen
fan, unb bie alfo immer anü3ad)fen, o^ne ba^ ha§ ermorbene eine Prüfung
10 unb fifcalftrung notl)ig l)atte, ftnb e§ eigentlid), barin e§ (S^clopen giebt.
2)er 6i)flop Don ßitteratur ift ber tro^igfte; aber eö giebt (Si^clopen oon
S^eologen, iuriften, meclicis. Slud) (S^clopen üon ©eometern. (äinem
ieben mu^ ein 2luge au^ befonberer fabrife be^gefeüt werben.*
M326':
15 *(■' 5)em ÜJ?ebicu§ (Sritif unferer 9^aturfentnig, bem iuriften unfrer
(^ 3ftecl^t§ unbO 9J?oralfentni§, bem 2l)eologen unfrer 3KetaplÖ9fif-
2)em geometra ßritif ber 58ernunft@r!entni§ überhaupt. 2)a§ jmeqte
Singe ift alfo ba§> ber ©elbfterfentniö ber 2Renfd)lic^en 3Sernunft, ol^ne
meld)e!§ mir fein 2lugenmaa§ ber ©röfee unferer ©rfentniö l^aben [inbem
10 rctr nur], ^^^e giebt bie ©tanblinie ber SJieffung.
3Serfd)iebene öon biefen 2Biffenfc^aften ftnb fo betüanbt, ba^ bie
(Sritif berfelben il)ren innern mert^ fet)r fc^mäd^t; nur bie SRatl^ematic
unb Philologie galten bagegen ftid^, [ba^er f] imgleici^en bie iuriö=
pruben^; ba^er ftnb fte auc^ bie trojigften. 2)er egoismus rü^rt bal)er,
25 meil fte ben ®ebraud), n3eld)en fte öon ber SSernunft in il^rer 3Biffen=
fd^aft machen, weiter au'§be!)nen unb aud) in anberen gelbem öor ^in=
reic^enb l^alten.)
M326:
D^ic^t bie @tdr!e, fonbern ba§ eindugigte mac^t t)ier ben (Sijclop. (5§
■60 ift aud) nid^t gnug, üiel anbre 2Biffenf(i^aften gu miffen, fonbern bie
i^elbfterfentnig beö ^erftanbeö unb ber SSernunft. Anthropologia trans-
scendentalis.
fi Drr Satz wird klarer, wenn man nach b. t. er<ji"tnzt: Ü^re ^ä^tgfctt- ||
12—13 einer ieben (sc. Artf) \\ 15 E: «Raturerfenntnig || 16 E: «Dioral»
35 erfenntiiiiö
396 SRcfIejioncn jur 2lntf)ropoIo9ic.
004. <p. M326. EI 499. 668. E 11 210
es giebt eine ßeutfeeligfeit ber ©inneSart unb eine ber 5)enfung§=
art. $Die Ic^tc ift nur in einem aufgeflärten, aber äuglet(i^ gutartigen
(5t)arafter; alfo ift bie moralitaet ber ®runb biefer ßeutjeeligfett.
2)ic popularitaet ift bie rotrfung ber ciDilijtrung, bie ^umanitaet ber
moralifirung.
ßQfIo.pif(^e ^Behauptungen gugleid) mit bcm Beberbüum. 3)er
Drtl^obo;: ift ber tl^eologifci^e cijtlop.
905. (p. MS26.
©cfd^mafSncigung o^ne ©efdimafSUrf^eil ift oerfel^rter ©efc^maf. lo
3)er ©efc^maf gcl^t auf \i<x^ fc^iflic^e im Sufainmen'^ange; eben
barum lafet er ft(^ nid)t unter regeln bringen, tceil \ia§> UrtJ^eil au§ bem
©angen cntfpringt unb cS ber SSerl^ältniffe unjä^Uge giebt»
©er üerfe^rte ©efd^maf, ber aufä jierlic^e öerfält, ift fcfeaal ; ber aufö
rcigcnbe, ift cfell^aft; ber aufä rü^renbe, ift oerrüft. is
906. <p. M326. EI 67 2.
@§ gicbt breqerleQ S^öng, ba wir unö bem Urtl^eil anbrer Unter»
werfen muffen: 1. ben burd^ bie 9iotl^ be§ ÄorperS, 2, bie bürgerliche,
3. bie ©eelennot^. i^crner breijerle^ ^xoaw^ burd) unfer eigen Urtl)eil :
1. ber SKatl^ematif, 2. ber Sufawmenftimmung mit bem ©ebrauc^ ber
SScrnunft übcr'^aupt, 3. ber mit bem praftif(^en @ebrau(!^ berfelben
überhaupt.
8 E: Dtt^oboje
13 In entspringt die 2. Silbe iin-sic/ier. || Jo für OCttÜft ein durchntrichiu-s
Wort: njtebrtg? 25
21 beffelben? boffclbe? Die Änderung schon hei E.
Zu Nr. 907 — 984: Diese Nrn. umfassen die ästhetischen Reflexionen, die
Kant in Phase v — qp au/ den letzten Text- resp. Durchschussseiten von M sowie auf
den Seiten des Index niedergeschrieben hat.
91 r. 904-908 23anb (XV). 397
907. v'—(f'f (of) M403'. E 1 359.
5)ie 33egierbe ber 5[Kenjd^en, \iCi^ gejellige SSergnügen (» öon anbeten)
},w genießen, mad^t, tio!^ |ie bemül)t jtnb, fi(^ einanbcr gu nätjern. 2lkr bie
23egierbe, ftd) im ^BerJ^altniS gegen anbre geltenb gu machen, mac^t »ieber^
um, \ia.^ fte \\^ oon einanber entfernt Italien unb, xoxt \)Q.'i^ frauengimmer
einen geroifjen ^rei§ um jtd^ gie^t, fo auc^ ein ieber in ber ©efeUfd^aft.
908. vf (ö^fj M 403'. EI 313.
3m Umgange (^ unb litterari|(i)er ®emeinf(i^aft) ne^me man fid^ tior
[ge] einem ^eiligen unb einem genie in Sld^t. ©er er[tc alö ein 2tu§'
10 ermel)lter fpric^t alö SRid^ter über aUe anbre al§ SSerberbte; ber anbre
als orafel belet)rt fte inSgefammt alö2)ummfüpfe. 2Benn crbeqbeä jugleid)
ifl, tDÜäjC^ fret)lic^ nur feiten gefd)iel^t, ein .t^eiliger an§ bloffem genie,
o^ne burd) langfame ftttlid)e 2)i§ciplin eö p feijn, unb ein genie auS
^eiligfeit (burd) innere @rleu(i)tung), ol)ne burd^ ^lei§ in SBi[|enf(f)aften
in belehrt p jeijn: fo mufe er billig öon aller ©efeUfd^aft au§gefd)lD|fen feijn
unb gef)ort §u einem SSeblam auSerlefener ©elfter, 58cfd^eibenl)eit ift bie
ÜKä^igung feiner 2lnfprüdE)e burd^ bie billige Slnfprüc^e anberer. 6ine
iebe biefer SfloUen ift unbefd^eibene Slnma^ung. 23eQbe ftnb unbanfbai,
läunifd) IC :c. SSiÜig l^eifet: xoa§ [mir] ieber (* mit 3(le(^t) fobern, aber nic^t
20 erzwingen barf. 5m Umgange mufe 33illigfeit ta^ gegenfeitige Sßerl^alten
beftimmen, n)elct)e ba^ S^lecftt ber ®efeUfcl)aft auSmad^t (•' nid^t ba^ bürger»
li(i)e). (3n ©efellfc^aft glanjt ber angemaßte ^eilige nid^l, »eil er nichts
öorjeigen fan; aber in ©d^riften ift er mit fold^en $Jli|cn bemafnet, öon
3 iinb fehlt, auch schon von E. ergänzt. || 4 in? im? jj 5 Iinb bttfe E. schiebt
nach unb ba& ein: XOXt boä.
7 Möglich, dass Kant, icie Erdmann (I 131) annimmt, in dieser Rfl. (soweit
in ihr nicht von litterarischer Prodaction die Rede ist) vor allem Chr. Kau/mann
(17f)-j — 1795) im Auge hat, der — ■ nach ./. Minor (Allg. deutsche Biographie 1882
XV 4/tU) „entschieden der tollste unter den KraJInidnnern'''' jener Zeit — 1777 nach
Königsberg kam und auch mit Kant rerkehrte; vgl. C H. Gildemeister: Hamanns
Leben und Schriften lS7r> 11 233 f — Vgl. auch oben S. .336—337 Anm., X 192—5,
Vif MS'jeff. (das dort angeführte Wort: SOßaä bcr 33?enfc^ loill, büi fonn er war
der Wahlspruch Kaufmanns). || 19—22 s- Zusätze: (p. \\ 21 WelC^C? IDeldje^ (so E.)?
Wahrscheinlich H)elct)e aus ur.spriingti(h<-m lDel(I)e§. || 22 E: anmofecnbe || Jpcil:
B98 ateflerionen jur Slnt^ropoloflie.
benen man nic^t m\§, ob fie au§ bem ^imel ^erabfommen ober au§
jümpfen auffliegen.}
909. vf (a'f) M404'.
e§ giebt angenet)me Ä'ünfte (.^od)fiin[t, (^ ber Slufiüartung,) Jtun[t
gu ©r^dl^len, p räfonniren unb ju fdier^en, fünfte be§ Umgangs), jd)öne
fünfte, nü^lic^e, unb 2Bi[fenf(f)aften. 2)ie fc^öne Äunft ift bie, meiere
burd^ bie blo^e monier gefdUt.
e§ ift nid)! bie ^rage, ob ü)ir nic^t unfer ®lüf beä Seben§ üerü3a^r=
lofen fönnen, fonbern: ob mix [au] einer wahren ©lüffeeligfeit het) flugem
SSerl^alten faltig fe^n.
910. V? (a^f) 31404'.
SDie Popularität be§ genieS ift ber ©efc^maf in [ber] ®eifte§l^anb-
hingen.
911. vf (o'f) AI 404'. Ell 256.
.^erber ift fel^r mieber ben ÜJiiSbraud^ ber SSernunft burdb blo§ ab^^
ftrafte 2)enfung§art, ba man nemlid) ta§i concretum üernad)läfeigt. in
ber 0iaturle^re toax fo bie ®en)ont)eit ber Sllten. 2lber ta§> allgemeine ift
nid^t immer bloS abftra^irt, fonbern üiele§ ift ein felbftanbig aügemeineä.
<Bo ftnb a\lt lXrtl)eile, toeld^e felbft in concreto nid)t oon ber ßrfa^rung
abhängen, fonbern 030 felbft baö (ärfal)rung§urt^eil principieu a priori
bebarf. .^ier tan bai§ concretum nicf)t anfangen.
2 Die Schlussklammer fehlt.
8 Der zweite Absatz folgt im Ms. direct auf den ersten, ohne durch einen Strich
getrennt zu sein. Ich lasse deshalb beide Absätze trotz de^ rerscliicdcnartigen Inhalfg
zusammen abdrucken.
Id Zu Nr. Uli— 914: vgl. oben S. ■'J-jG—'J-J? Ann,. — l)i>' Anfang April 1774
zwischen Kant und Hamann gewechselten Brief' (X 14^1 ff.) iiher Herders „Altrsfe
Urkunde des Menschengeschlechts'''' könnten die Vi-mutthung nidti-lcgtn., hant habe die
folgenden Bemerkungen über und gegen Herder zu jener Zeit gesclirie/ien, riellficht in
einem gewissen Arger über die Schwierigkeiten, welch/' die Lecti'tre (hs Wi'rke.s mavtitc
Doch kl'mnen die Reflexionen ihrer Schrift wegen erst in den six'iterm 70 ger Jahren
entstunden sein, kaum (wie E. annimmt) erst in d^n S'>er Jahri'n. \\ lü btoS aus blo&e
?h-. 1)08- 914 (23anb XV). 399
912. V? (g'?) M 404'. Ell 257.
Berber üerbirbt bie Äöpfe baburc^, ta^ er tf)nen 5y?ut() mad)t, oljne
3)ur^benfen ber principien mit blo§ empiri[(t)er 3Sernunft aügemeiiie
Urtljeile 311 fällen.
5 913. V? fo'f) M404'. EII^JS.
eine @d)nft mag fopfbrec^enb ober fiergbrec^enb fei)n: fo nu^t
fte bie Sebenöfraft ah. @in Stutor, ber ftc^ felbft wo^l in Slc^t nimmt,
fid^ ben Äopf gu bredjen, fd)reibt öfter fo t'opfbrecl)enb öor ben ßefer, ba^
biefer [mit lueit gv] ftd) offenbar erfdjopft, um ein ®ran 3Sernunft au§
to allen bem glitter [ftoat] fram oon (äinfic^t ^erau§ p befommen. [(£r] 2}?an
I)at il)n jum 23eften ober [eä ift eine SGBaare lueldie] man fprid^t i{)m gerabeju
bie ^^al^igfeit ab, folc^er ®e^eimniffe tl)etl^aftig gu werben, ^alö»
bred^enbe [SSagfia], obj^rnar finbtfcl)e Unternel^mung ber @d)tt)ärmer, [bie]
SSernunft unb ©rfa'^rung al§ bie [einjige galirjeuge] ©teuerruber ber (5r=
15 fentuiö tteg^uioerfen unb ftc^ auf ben ocean ber über bie Seit Ijinau^
ge^enben ©rfentniffe §u wagen.
914. vf (G'fJ M405'.
2)a§ (gigentpmlic^e be§ genieß ift [ba^], wenn \ia^, waS iemanb
leiftet, [aud)] nic^t aud) öon üielen anberen ptte geleiftet werben fönen,
üo fonbern öon i'^m allein ^at gefc^e^en fönen; ^a^ anbere ^ei^t \ia% vulgare.
2 ^. ^= Herder^ da Rfl. 911 unmittelbar rorherqcht.
5 Vgl. das Ant/iropol()(/ie-Hf/t der Bibliothek der ostjyreiitisiscliei) Regierung 137/8:
,,Die jetzige Svhreibart kann man fi'iglich unter folgende drey Arten bringen a.) die
Kopfbrechende Schreibart., wenn man alles zusammen drängt und gerne etwas neues sagen
25 «.'///, bloss aus dem Grunde um Gedanken voll und ein Original zu scheinen, b.) Die
Herzbrechende Schreibart, welche nur immer von zartem Gefühl und starker Empfindung
redet. Allein dem Hertzen kann man nur durch den Verstand bei/kommen, c.) Die
Halsbrechende Schreibart. Dieses ist diejenige, irenn ein Autor auf seinem Genie u-ie
auf einem kollernden P/'i^rde reitet. Dieses sind Personen ron einem eingebildeten
?,0 schäumfnden Genie, welch'- es in ihren Schriften ?nif Verwilderung afectireii.'-'- Vgl.
auch Sr. .974, '.>T.i. \\ S wx bell' wi bem.^ || ff ein.' einen? 11 JO K: nllem
400 JHefleytonen 3ur Slnt^ropolügte.
Eigenheiten ftnb angenommene 9J?anieren, burd^ bie man [\6) unterfdjeibet,
unb bie anbre, njenn fie lüollen, auc^ nact)mad)en fönnen. 2)ie 6(^tt3ärmenbe
«Schreibart i[t bie beö (SonberltngS, aber l^at feine originalitaet. 25enn
Diele fönen fte nad)mad)en. 2)ie originalitaet bei genieß fommt auf einer
befonberen Stimmung ber latente an, bie nur feiten bei) einem auberen
angetroffen mirb unb bod) mo^llautenb ift. Älopftof fan fe^r gut nacl)=
geatmet roerben, aber 2J?Uton fdimeer, weil feine SSilber original ftnb.
Sterne.
91S. vf (a^f) M403'. EI 367.
2Bir lefen ßeitungen, um unö jur ^^prioatgefeUfd^aft tiorsubereiten.
3ßir lefen gelef)rte 23üc^er, um unä jur öffentlichen ©efeüfc^aft ju bereiten.
2Bir lefen fachen beranne^mlid)feit nic^t in berSlbfic^t, un§ auröefeUfc^aft
SU bereiten, fonbern meil fte unfere ©efellige @igenfcf)aften ber ®efpräd)ig=
feit, ber f5einf)eit, ber Slrtigfeit, ©mpfinbf amfeit unb Sebljaf tigfeit cultiüiren.
2Bir giel^en unö an, mir meubliren, mir bauen öor bie ®efeüfcl)aft. 3)a6
ift ba§ienige, moburc^ aller nRenfd)en 23emü^ungen (Sin^eit belommen.
976. V? (a^fj M 405'.
(Sompofttion
em^)finbung Urt^eilöfraft ©eift unb ®efc^maf
[ßolorit] BeiC^nung [Sluäbruf] [2tuäbruf]
2lu§brnf [ßompofitton] [(Sümpofitiüii]
rsiuäbvut] Kolorit
1 buvrf) man \\ 8 Zu ©terilC vgl. iOitn—n mit Anweiiimi/.
18 Die Termini Sluäbruf, ^tx&iwun^, ßompüfitton, (Solorit (und Perspectiv!-)
finden tvir auch in J. IVinclcelmanns Gedanken iifier die Nachalinnunj der yrieckisclien 25
Werke in der Malerei und Bildhauerkunst §.142 C/Z.W; Srimtliche Werke 1825 I 47)
zusammengestellt. \ \ 20 Rechts von der Hfl. 916, auf der Höhe von Z. 20, steht in
Klammern: Pines (v? (of). Über die Buchstaben kann kaum ein Zweifel obwalten. Den
Stelluiigsindicien nach ist sowohl möglich, duss das U'urt zuerst geschrieben und, als die
Hfl. hinzutrat, eingeklai/iinert wurde, als d(tss die Hfl. das Erste war, Pines sjiäter hinzu- 30
'Jh. ;»14— 917 (::>3aiib XV). 401
917. V. M 4I)Ö.
©ett)ifje®län3cnbe@rfd)einungen leuchten nurinircienbeiner^roöiu^
[bauten eine für] ober i^anbe, werben aber auf [rembem Jpori^ont gar nid)l
bemerft. 2)ieje gehören in bie niebere 3ltl}mofpl)äre. [Sagegen luerben] unb
5 fmb meteore. Slnbre werben enblid) in aüer SSelt wargcnommen, unb, ob
fie glüor bisweilen balb öerfd)iüinben, \o giebt bod^ i^re 9tegelmä^igfeil
eine 3Sermut^ung, "ba^ |te, nad)bem fte i^re 3eit l)inburd) gebauert ^aben,
bereinft roieberum erfci^einen nserben, unb ftnb eraige meltförper. @o aud)
mit ^robuften be§ ®eifte§. ©eiüiffe (Steine glänzen mit 2J?etQÜ[arben,
Hl aber fte galten fein feuer au§; eö i[t ein menig mit fc^mefel oerer^teä
ßifen, betrügt ben unmiffenben unb wirb Don Kennern ©limmer ober
Äa^engolb unb Äa^enfüber genannt. 2Benn fd)riften in ber Überfe^ung
beijnal^e aCieä oerlieren, fo mar es eine ben [Slu^b] 9ktionalüu§brüfen
anljängenbe gufäüige Slnfpielung ber ^l)antafte, aber feine felbftänbige
15 @(j^on^eit. 2)ie ^z\i fixtet a^z @d)riften. 2lber man fan öielen i^re
?Ratioität aud^ fc^on ie^t [teilen.
gesetzt lind dann nacliti<'i<ilicli i'imjrkliunmi'it iriinh-. Sun xtr/it dir' Hfi. r^nr^rnii/irr nni
M §. '.)0.'}^ der von dm Mö<)[ichkfit der ( lffi;nh(iri(ii(/ in '■in/eriT und fn(jstfr Bi-driifiim/
linndelt und ziisammen/a^ssend nac/nreisf, dcisx iicldi' ctn'usu n-ic ..der Iidialt dr.s /icdii/r/i
(rlnnbehy'''' nicht u-idi'r die Vernunft xin<l, noch Wid'-rccrni'inffiycs fntludten könnrn. Irh
trage die Vermiit/iiing, divts Kant mit Pines den Xnitn'// Jh. Gli. Fichten lutinisirci,
wollte (sei es dass er sich verschrieb, sri es dass er ^ich hinsieht/ich der Endinn) des
lateinisi-hfn Terminus (pinus) rersidi) nn<l dass er da-^ Wort als Sfichirort heniitzlc.
nm dadurch an Fii-htcx .^Versncli •■inrr hritil: nlh'r < Ifj'i'i/harinn/-^ (1792) crinin'ri
:u irfrdi'/i.
S fie bereinft |i iA? Ä (<n Äa^engolb; ans ® |i S- 12 Hier i,cgt ci,, hrthnm
Kants vor. Wenn ©Ummer ancli oft Eisen cnfhiilt. so irar i's doch im Jbl. .Jahr-
hundert nicht K-eniijer (nis,jfsi-]dosscn (ds jetzt, ihn als du mit fd)ir)efel never^teä ©ifen
:u bezeichnen, hei icelch letzteren) Ausdruck Kant ohne Zu-eifel der Scinrej'el- mlei
Eisenkies (in der Terminologie fb's IS. .fahrhu/iderts gleichbedeutend sowohl mit Pijrites
als mit Marcasit) rorsciarebte. - - Ubei die Wirkung des Feuers auf den irlinnnei
u-nr man damals verschiedener Ansicht. In J. H. G. von ,/ustis d'rundriss des gesamteii
Mineralreiches (17.i7), an den Kant sich in seinem I >iclattejt für die Vorlesungen
über phijsische Geographie stark anleimte (Ndlan-es in meinen „Untersuchungen :i,
Kants physischer Geograpliie'-'- 191 1 S. 240 — 242. sowie in meiner Schrift ,,Ktnit>
An.-<ichten über Geschichte und Hau der Erd,- 1911 S. 7-">f.) hri.sst rs ,S'. j» ////■.:
ffant'8 icferiftfn. ^anfcj*riftli*er 'Jiact)la6. II. ^C
402 Sieflejionen 3ur 5(nt()ropotoqit;.
„Feuerbeständige Steine und Erden nennet man diejenigen^ die in dem grössten Schmelz,
feuer weder in Fluss gehen, oder sonst einen Anfang der Schmelzbarkeit zu erkennen
geben, noch so wenig in dem Feuer, als hernach durch die Wirkung der Luft, in einen
Kalk zerfallen, noch sonst eine merkliche Veränderung, es sey denn in der Farbe,
oder dass sie ein wenig fester, oder mürber icerden, als worauf hier nichts ankommt, 5
an sich wahrnehmen lassen.'''' „Der Glimmer gehöret unter die Feuerbeständigen Steine
und Erden und scheinet mit dem Talge aus einerley ersten Grundwesen zu bestehen.'''
„Das Katzengold ist eine Art des Glimmers, dessen Blätter ziemlich stark und gemeinig-
lich biegsam sind. Es ist von gelber Farbe; jedoch fällt es zuweilen in das grünliche,
rüthliche und schwärzliche. Das von einer weissen Farbe wird Katzensilber genennet, l**
Diese Gold- und Silberfärbe bleibt im Feuer beständig und wird vielmehr schöner.
Es scheinet einer von den Grundtheilen des Goldes darinnen zu seyn.^^ Andere Lehr-
bücher jener Zeit sind freilich anderer Meinung. So R. A. Vogels Practisches Mineral-
system 1762 S. 65 — 66: „Das Katzengold hat eine Goldfarbe; doch fällt es auch
zuiveilen ins röthlichte, grünlichte und schwärzlichte. . . . Im Feuer bleibt es beständig, 15
verliert aber seinen Glanz. Goldscheideivasser und gemeines ziehen die gelbe Farbe
aus, so dass es ganz weiss zurücke bleibt: ww'aus man sieht, dass es eine Talkerde
zum Grunde hat.'"'' Katzensilber ist von ihm „in nichts, als in der Farbe, die weiss
ist, unterschieden. Nach des Agricola Zeugniss wird es im Feuer zerstöret; die neuem
aber legen ihm eben die Unveränderlichkeit, als dem Katzengolde, bey.'-'' Nach 2(i
,/. G. Wallerius'' Mineralogie (übersetzt von J. D. Denso 1750) S. 17i werden die
„halbdurchscheinenden Parallel- Scheiben und Blätter''', aus denen Katzengold und -silber
bestehen, „im Feuer ganz undurchsichtig'''' ; im übrigen aber halten sie im Feuer aus
(S. 73). Cronstedts Versuch einer Mineralogie, vermehret durch Brünnich 1770 S. 115 :
„Mit Eisen gemischter, oder eisenhaltiger Glimmer, erhält im Grade des zum Rösten 2»
der Erze erforderlichen Feuers, eine gelbe glänzende Farbe, welche viele so weit
betrogen hat, dass sie in selbigem Gold gesucht haben. Man erhält aber aus demselben
nichts als Eisen, toelches das Königwasser auflöset und herausziehet.'''' C. von Linn€s
Vollständiges Natursystem des Mineralreichs nach der 12. lateinischen Aufgabe in
einer freyen und vermehrten Übersetzung von J. Fr. Gmelin 1777 1 480f.: Alle Glimmer- 30
arten werden „im gewöhnlichen Feuer spröde, ohne jedoch Glanz, Farbe oder ihre
fetten T heilchen zu verlieren; verstärkt man das Feuer, so theilen sich die Blättchen,
und ivickeln sich in einander; aber nur ein äusserst heftiges Feuer ist im Stande, sie
zu Glase zu schmelzen . ... Alle Glimmerarten halten Eisen, und einige unter ihnen
In ziemlicher Metige; aber was auch Alchemisten und selbst einige Chemisten behaupten, 'Ab
keine Spur von einem andern Metalle.'''' Nach S. 486/7 verliert das Katzengold „im
Feuer seinen Glanz und Zusammenhang, und durch aufgegossenes Scheidewasser oder
Königswasser alle seine Farbe. Es hält ziemlich viel Eisen, und Justi glaubte darinnen
ein eigenes, neues, schwarz-graues Halbmetall gefunden zu haben ; allein . . . es ist
rielmehr höchst wahrscheinlich, dass das vermeintliche Halbmetall seine Entstehung *•'
ilein beygemischten Eisen zu danken habe, und dass von diesem alles metallische des
Glimmers herrühre.^'' Hinsiclitlich der modernen Ansichten über den Glimmer vgl.
9ir. 918 (Saiib XV). 493
918. V. M406.
@§ giebt ein empirifc^ unb ein öeiftige» gbeal, htr^^iz^ entmeber
ftnnlic^ (2lnfc^auung) ober inteUeftuel (burd) 23egriffe). 2)a§ empirifc^e
i[t ha§i allen 2lnfd)auungen allgemein gum @runbe liegenbe, ü3orau§ burc^
einf^ränfungen einiger tl)eile alle®e[talten beftimmt »erben. 3)a§gei[tige
ift ein @elbftgefc^opf, XQt\6)t§> '00i& Urbilb au§macl)t unb \ia§, [cor aVa
.Beici^nungen] enttjält, tteld^eä oon aUen äu^erften (Snben ber ßeid^nung
gleid^ »eit entfernet ift.
2)ie anamorpl^otifd^e 23ilber fönen aug einem 3J?enfd)engeft(i)t aViZ
möglichen S^ierföpfe machen. 2)ie2J?enfc^^eit ift bal^er \i(x^ 58olfommenfte,
n3eil e§ ^(k^ mittlere ift, unb ber 2Kenfc^, ber in feiner iBilbung auf biefe
SSerfteQung ber 2:i§iergeftalt einfc^lägt, l)at and) im (S^arader bamit eine
2l^nlicl)feit.
NainiKuin-Zirkel: Elt-mfiilr der Minfra/oijic^'" 191)7 S.<',75ff.^ M. RaiiPr: Lchrhud,
15 der Mineralogie'^ 1904: S. 697 ff.
S Segriffc.) || 9—13 Aach J. S. T. Gehln-,^ Phijtiikulischem Wörterbuch 1787
I 98 — 100 ist die A7iamorj)hose eine .„Verceichniiny einer Figur, velchc, auf eine vor-
geschriebene Art betrachtet, etwas ganz aiiders darstf/let, (ds sie dem blossen Axiqr
in der gewöhnlichen Stellung darzustellen scheint. Man kau die Anamorphosen in
2(1 optische, katoptrische und dioptrische abtheilen. Die ojjtischeii Ananiorpliosen werden,
um das verlangte Bild darzustellen, mit dem. blossen Auge, nur aus einem angeiviesenen
sonst ungewöhnlichen Gesichtspunkte, betrachtet. . . . Die katoptrischen Anamoiphosen
müssen, wenn das gehörige Bild erscheinen soll, in con Ischen, cylindrischen oder
jnjramiden/örmigen Spiegeln betrachtet werden .... Die dioptrischen Anamorphosen
25 a-erden durch ein Pulijeder, oder vieleckigt geschlifff/tes Glas betrachtet.'''' Chr. Wolj)
definirt in seinen Elementa matheseos unirersae edit. novissima 1747 4° III 99: „Ana-
nwrphosis, seu Projectio Aloustrosu est de/ormafio Imaginis in Flaiio iiut Sujirrfii-ie
ulicnjus Corporis, (juae ex certo intervallo risa furniosa apjiaret.^'' G. Schott betitelt
das o. Buch seiner Magiu Optica, des L Theils seiner Magiu unirersalis naturae el
30 iirtis (4'. 1657): „De Magia Anamorjthofica, Sire de arcana inuiginum deformatiom-
HC re/ormatione ex Optices atijue Catojdrices praescripto'-'' ; sie nimmt die Selten 100 — 169
ein; die deutschen Tennini lauten in der deutschen Übersetzung der Magiu Optica nnn
•Jahr 1671 (4'^. S. 88): „Bildverstellung'^ „der Bild/iusscn (/eheinie Verstellung und
IViderzurechtbringung'-'; Darüber dass ble ananu')rp^ütifcf)e Silber an§ einem 5)Jenfd)en=
^5 gefid)t alle ntogltd)en Stiierföpfe ntad)en fönen, habe ich in der Litteratur vor Kant
and zu Kants Zeiten nichts auffinden könnoi. Vielleicht hat Kant, von seinem Ge-
dächtniss in Stich gelassen, dreierlei vermengt: 1) dif Verzerrung der Gesichter durch
conische Spiegel, cijlindrische etc., 2) die von ./-/. liapt. Porta cfiiirti-ne Ansicht, <h(.ss
xicli Ulis dfr liusserlichfii Ähnlichkeit zwisrlini Mi'iisi/n'/i- lunl Tliirrgesli-htcrn ■nn-h
2G*
404 Sieflejtonen juv 2lntt)rüpülogte.
iiuf Chaiakti'iülinlivhkeit zwischen ihnen schhessen lusve (vgl. VII 296 — 207, 366 :
J. B. Porta: De fiumana phijsiognomonia 1593 und iij'ter, und dagegen die krifiar/ien
Bemerkungen Lavaters im IV. Band seiner Physiognomischen Fragmente 177S 4'
S. ')(') — J.'yj, 3) die von Porta erwähnte Möglichkeit^ Menschengesichtern in flache ii
Spiegeln Ähnlichkeit mit Thieren zu gehen; rgl. Jo. B. Porta: Haus- Kunst- und •">
Wunder- Huch (die Übersetzung seiner Mag ia naturalis) 1680 II 689— 690: „Will nutn
haben, da-sv es scheine, als ob einer ein Gesicht habe wie ein Esel, oder Hund, oder
Schwein^'-, so bringt man auf der Hinterseite einer ganz eben und wagerecht ab-
</eschlijfenen Spiegelfläche an gewissen Stellen einen stumpfen Winkel oder Buckel an:
,.daron bekommt auch das Gesichte bcdd diese, bald jene Gestalt. Wenn dasjenige Theit 10
des Spiegels, so gegen dem Mund über zustehen kommt, hinten ein Buckel oder Ausbug
hat, so scheinet es, als ob das Maul sich herauswerts begebe, und man ein Esels-
Maul, oder Schu-eins-Riissel hätte. Sind aber Puckeln gegen den Augen über, so
scheinets als ob einem die Augen so weit heraus stünden, wie einer kleinen Krabbe
oder See-Krebs. Und wenn der gedachte Winckel die gantze Länge des Spiegels herab '5
gehet, so scheinet es, als ob die Stirn, die Nase und das Kien spitzig hervor stünden,
fast wie ein Hunds- Kopff.'' In seiner Magia Optica (1671) S. 199 erwähnt G. Schott
kurz Portas Behauptung, „dass solche Spiegel gemacht werden können, darin die Ge-
sichter tcie der Hunde, Schwein, und Esel aussehen, nicht dass man warhafftig meine,
sie haben solche Köpffe, sondern weil wegen der Heraussbiegung oder Vertieffung dess 20
Spiegels in der Mitten das Maul, Nase, und anuere Theile heraustragen, oder anderletj
Weise gelegen und gestellt zu seijn scheinen'''' . Auf S. 330 — 331 giebt er sodann, in
ijanz ähnlicher Weise wie Porta, Anleitung, „Spiegel zuzurichten, die eines Menschen
Antlitz . . . in mancherleij Thiere Gestalt weisen'"''. Zu Portas Beispielen fügt er noch
hinzu: Aranichskopf mit langem Hals, Nashornkopf mit eiin^m aus der Stirn wachsende!) 25
Hörn, Geissenkopf, Hirschen- Gesicht. Die Darlegung schliesst: „Mit einem Wort,
keine }fissgestaltung ist so hesslich, in dero Gestalt du dich nicht in einem also zu-
gerichteten Spiegel gebildet sehest. Aller dieser Erscheinbilder Ursach kommt auss
Vermischung eines flavlien Spiegels mit den Lineen eines krummen.'''' {{ Die Ansicht^
dass bte 5Ken)'(^f)ett beiß Sßolfommenfte tft roeil eä [icohl nur verschrieben statt )te/ :!0
baä mittlere tft, Jindtt sich später auch in ./. (i. Herders Ideen zur Philosophie der
(beschichte iler Moischheit 1784 I 90ff. (cgi. Kants liccension, VIII 47^1 ff.), wo
der Mensch als das feine Mittelgeschöpf unter den Erdthieren bezeichnet wird, ,,in
dein sich, so viel es die Einzelnheit seiner Bestimmung zuliess, die meisten und feinst»- n
Stralen ihm. ähnUcIier Gestalten sammeln'''', als „die ausgearbeitete Form, in der sich 35
die Züge edler Gattungen um ihn her im feinsten Inbegrif sammeln''''. Und an Kants
Hinweis auf die anatTtOrp^otif(^e Silber kli)igt der folgende Satz Herders an: „Man
könnte, wenn man die ihm [sc. dem Menschen] nahen Thierarte7i mit ihm r ergleicht,
beinah kühn werden zu sagen: sie seijn gebrochene und durch katoptrische Sjtiegel aus-
einander geworfene Stralen seines Bildes.'''' Vielleicht hatte Kant die betreffenden 40
Gedanken der Hfl. 9/8 auch schon zu Herders Zeiten im Colleg vorgetragen. Nr. 9J!S
selbst Sil früh iin:uset:eii ist unmöglich.
ilir. 918-920 (Sanb XV). 405
SnteQeftueÜe ^beale roerben aud) nur nad^ bem, irao in aüer abfid)!
gefäQt, folglich mo ftc^ aÜeS ö)ec^[el[eittg einfd)ranft, be[timmt.
(Smpirifci) fan mo^re (Sc^ön^eit nic^t gefunben werben; benn tt)ol)er
urt^eilen mir benn, ba^ jte fc^ön fe^. (äben fo beijm ^beal ber (Sittlidjfeit.
919. v." yi^xpi^ M 4(16.
^eclamation mieber morol gehört ^ur mobej^rac^e ber abcpten.
9'ZO. V. M 406.
3la6)t^\xn ift gleid^t^un. 'Jtad^Q^men fe^t originolitaet in ber för=
[inbung, aber ä^nli(j[)feit in ber manier öorauS. •Jlad)macl^en (•" lä^t fid)
10 nic^t mit SSüc^ern t^un) i[t in beijben copie, 9lac^äffen blo§ ä^nlid)feit
in ber 5[)?anier ot)ne üermögen, im ^nmte nad)suaf)men, e. g. SBorter,
augfprac^e, gjorif.
Um bie Sllten nad^jual^men, muffen mir fo mie fie met)r 2Belt qI§
35üd^er ftubiren; um bricht ab.
i:, fi Vkllewht sind al.s s-Zumtz (xjj? v—yj?) zu Nr. DW noch ,/ir H\,rti-: 2)ev
lllüraltfC^ Ungläubige ift 0^rct)gei[t zu ziehen. Viel n-a/u-.fc/ieinlic/ier aller i-t. ilms
die zu einer Jleflexiun gehören., die Kant in ip mit Bezug auf M §. 999., 101 lO nieder-
■schrieb. Im Text dieser Fieflexion werden sie in Bd. XVIII ahgedruckt werden, ij
Zu Nr. 919 cgi. VII 22Gi5ff,, sowie oben S. -336/7 Anm. Bei S)eclamation roieber
•jo niütat denkt Kant icohl sicher nicht an Herder und Hamann, sondern an gewisse itn
..Sturm und Drang'''' zu Tage getretene Erscheinungen, möglicheriveise an Fr. H. Jacobi.
der seit 1775 resp. 1777 Stücke aus Ed. Albrills Papieren [später: Alhcills Brief-
sammhmg ] und aus dem Woldemar [Bd. I in Buchform 1779] in der Iris und im
Teutsclten Merkur verüjfentlichte. Es wäre wohl begreiflich, wenn Allwilk Declamutiunen
•b (rgl. z. B. Teutscher Merkur 1776 III 59—71, IV 2-33— 245) Kant zu einer Äusserung
wie die obige veranlasst hätten.
10 bei)ben:'' bei)bem? || IJ -J2 SBorter? SBorte?? || Möglicherweise i.s't SCßorter
ail^lpra^e ids ein Ausdruck zu fas.sen : iluch iräre dann SCBortet entbehrlich, da r.s
■sich bei der tiuä|pi'ad)e doch nu. um SBütter resii. deren Bestandtheile handeln kann.
H(p y.s ist daher bedeutend u-(üirscheinlicher. dass Kant drei Beispiele für das 5Rcid)äffen
(infidiren iiottte: Nachäffen 1) im lidrtschat:, 2) in der Aus.sprache, im Dialekt, ■>) im
406 JRefIejioneu jur Sdif^nniotoflic
921. v? (a^f) M 406".
35om ®enie.
(* 5Rq(^ ben genieaffen i[t e§ ein priüilegirteö talent.)
6§ giebt auc^ [ein] fct)Ä)ärmertfc!^e, aber gute Ä'öpte. 5)a§
fc^lüärmerifite ®enie übertreibt^ in S^een, ba§ @nt]^ufta[tif(^e in |)Qnb=
hingen nad) an jtd^ tt)al)ren ijbeen ober in ber :praftifcl^en Slnroenbung ber
lefeteren. Dftouffeau ift ein 2lct)tung§iDürbiger ©(^märmer; ^lato jc^n)drmt
mit 3been überhaupt. @t. ^ierre. 2)ie fd^wörmerifdje 2)enfung§art
ift, wenn man an jtc^ wa^re unb bewährte ^been über bie ®renje [ber]
aUer moglid)en ©rfa^rung au§be^nt. ©nf^ufiaftifd^ ift bie «Sinnesart,
roenn man feine anbre triebfebern al§ nur [eine ^a], bie eine ^auptibee
begleiten, gelten läfet. Saoater, mit 3been ange[üüt, in meldten il^m
[red)t gla] Drt{)obo;ce nic^t mieberfprec^en fönnen.. fd^tüdrmt, inbem er jte
Stil. Für die letztere Art dient als Stic/mort: ^ortf. L. Sterne (1713—1768) ver-
öffentlichte Anfany 1768, kurz vur seinem Tod, sein bekanntes Werk: „A Sentimental IJ
.Journey tlirough France and Italy. By Mr. Yorick''\ Es umfasste zicei Bücher.
Schon 1769 erschien von Sternes Freund John Hall- Stevenson unter dem Pseudonym
Eugenius (unter dem Sterne selbst ihn sotcohl im Tristram Sha7idy als in der Sentimental
Journey eingeführt hatte) eine ganz minderwerthige Fortsetzung in zwei weiteren
Büchern: sie wurde öfter ?nit dem Original zusammen wieder aufgelegt, auch mit ihm '_'u
zusammen 1768 — 1769 (von Jh. Joach. Chph. Bode) ins Deutsche übersetzt und erlebte
hier ebenfalls mehrere Auflagen (schon 1771 erschien die 5. Aufl.). Am Schluss des
Vorberichtes sagt der Übersetzer: „Vielen, wo nicht allen Lesern, ist es unangenehm
gewesen, Yoricks Reise so plötzlich abgebrochen zu finden. Einer von Sternens ver-
trauten Freunden hat aus seinen mündlichen Unterredungen, und aus seinen hinter- 25
lassenen Papieren Vorrath gesammlet, um Yoricks Feder wieder aufzunehmen und seine
Begebenheiten und Empfindungen auf seiner Reise dem enyländischen Publico mitzutheilen.
Mit wie vielem Yorickischen Geiste, wird der deutsche Leser aus der Übersetzung, die
man. hiemit nächstens zu liefern verspricht, am besten beurtheilen.^'' Im „Anhang zu
dem ersten bis zwölften Bande der allgemeinen deutschen Bibliothek'''' 1771 II 899 ff. 3u
wurde die Fortsetzung einer scharfen Kritik unterzogen: man sehe es ihr auf allen
Seiten an, dass sie nicht von Sterne sei. Weitere Angaben über Nachahmungen
Sternes sowohl vor als besonders nach seinem Tod finden sich in dem Dictionary of
national biogruphy 1898 LIV 217—220, 239—240.
1 Zu Nr. 921, 921a vgl. S. 33617 Anm. \\ 3 s- Zusatz: v—ip. \\ 7—8 Zu 35
Siouyfeou, 5ßIato, ©t. spierre vgl. 21026/. mit Anmerkung. \\ 12 Kant hat J. C. Saüatetv
„Aussichten in die Ewigkeit, in Briefen an Herrn Joh. Georg Zimmermann'''' (4 Bde.
1768, 1769, 1773, 1778) im Sinn. Vgl. auch X 157—159, 167—172. \\ 13 Drtl)o=
boje? Drtl)obojcn?
3ir. 921— 921a (öanb XV). 407
gQn3 über ben Ärei§ ber @rfa^rung§erfentnt§ auSbel^nt. $Diefe§ i[t aber
feine ^(kjxoadjljdt be§ Äopf§ ober eine SSenoirrung tu Gegriffen, [fonbem
er oer] barin i^n etma anbere [übert] bie fonft eben bie ©runbfö^e an=
erfennen, übertreffen; fonbem er üerad^tet bie poUtic berer, weldje iene
5 2Sorau§fefeungen pr @d^au tragen, i^nen aber gugletd) fold^e Sci^ranfen
fe^en, ta^ jle jlc^ mit berSBeltflng^eit Dertragen fönnen. SSom @d)n3ärmen=
ben ®enie fan i(!^ mirfUd) lernen; benn entmeber feine ©runbibee ift
DernunftmäBig, ober bie Folgerung ift breuft unb unoerfteft unb entbeft
baburd^ ben ^-el^ler in ben ©runbfd^en, welcher burd) fd)laue ^olitif(t)e
10 (Sinfleibung nur mürbe oerbeft bleiben, ©er @ntt)uftaft belebt bie feftig*
feit in guten 58orfä^en unb ben 9J?ut^ in ^anblungen.
921a. vi (a'O M i()6'. 406.
M4(I6':
(3 ®enie§ ^aben ©infic^ten ^interlafjen, welche ben allgemeinen
@cf)a^ üergrö^erten.)
[Slber cä] 2)a§ ®enie mufe eine @d)opfung§fraft ent!)alteu unb alfo
etmaS mirtlic^eS leiften, beffen 3SerI)ältni§ ju ber ibee, moüon eä bie 21uä=
fü^rung ift, bem SSerftanbe fan öorgelegt werben. 2Ba§ ba§ ®enie leiftet,
ift entmeber blo§ ta§, (Spiel ber ©efü^le unb (äinbilbungen, benen e§
burd) Sbeen (gin^eit giebt, um baburd) [ju] blo§ gu unterljalten unb ^u
beleben (? ©arten), mie 2)id)ter unb Slutoren be§ ®efc^maf§; ober eö ift
ein ^robuft be§ nü^lic^en ®ebrauc^§, mie 5J?ad)inen; ober e§ ift eine
3Serme^rung ber ©rfentniö be§ 3Serftanbe§ unb ber SSernunft. SBenn
nic^t§ öon aüem biefen geleiftet mirb, ma§ ftc^ oor^eigen unb red)tfertigen
läfet, [wob] mo§ meber auf unterl)attung noc^ auf einen beftimbaren
2lnmad)§ ber ^rfentniS hinausläuft: fo ift e§ ^^antafterei). Mt ^robufte
be§ ®eifte§, \üdä)t nic^t blo§ ba^ @piel ber iSinnenöorfteHung gum ßroef
l)aben, fönnen gar feine anbre 23ei^ie^ung l^aben al§ auf ben SSerftanb
4 berer /eh/t.
12 Nr. 921a dlii/tt- dir immitlelbtirr h\,rts(;tznini ni/i \i: IJ'JI .tei/i. Sie sind
durch viiic fri'dn'r geschriebene Rfl. getrennt. Zwischen ihr und Nr. 02 la steht der
g-Zusatz in Z. 14—15. \\ 25 lOOä.« TOttä? XOtW^'n IDeiin«??? Der erste Buchstabe
sieht viel mehr nach m oder n als nach tO aus. Liest man njaÖ, so müsste n-ohl
roebcr . . . nod^ ui entioeber . . . übet rerwandelt u-erden.
4ÖH .^Hcfleftoncii ^iir Slntt^ropoloflic.
unb muffen [xö:} a\\o, nad)bem fie üon ädern 3?el)ifel ber ©mpfinbung unb
bilblid)en [SSorftel] ßinfleibuncj befrei)et aorben, ber (Sapeden^jrobe ber
SSernunft unterwerfen laffen. @§ mufe ein ^orn fein 5J?etQU übrig bleiben.
2Benn fic^ aUe§ üerfd^laft [unb fein ©il], fo ift fein (^ loal^rer) ®e^alt barin
gemefcn, unb eö war bloffer 23etrug. [jn] 2)ie p^antaftifd^e @ct)reibart ift
alfo [roeber] nid^t fci^märmerifd^ tüie platonS, nod^ entl)ufiaftif(^ tt)ie ,
fonbern fte ift eine al(!^emiftifc!^e ober abeptenfprad)e, bereu SSerfaffer
leben] fe^r ttiol)l üjei^, ta^ er (unter einem 33ombaft unb ?fIittergolb Don
3Borteu) uid)t§ [öors] beutlid^ unb ungetäufd^ten Slugen §ur Prüfung üor=
legen fönne [ober] unb ba^er SBrofen au§ ber e^'perimentalct)emie (^ uimt),
reine i^idjtämaterie, Slrd^duS, Planeten* [unb juf] baju mifd)t, oorncmlid)
eine gute 3)ofi§ t^eofopt)ie ba;^u t^ut unb ein fold^eS ®etöfe in bzn O^reu
feines Stufigen ßet)rling§ erregt, bafe er be^nal^e ieben @inn, ber it)m
eben ber loeifefte @d)eint, roenigftenS bie (Stimme ber 2Bei§l)eit gu
l)ören glaubt.
M406':
*(^ @r fpric^t bem Slnfd^ein nad^ eiue funfterfa^rne @prad[)e (•*' in
aUerleq .^unft, ot)ne eine baüon p üerftel)en), aber entbeft ta§ ®e=
2 GapeUenprobe; ein gewisses diemis<'hes Verfuhren^ den Gehalt einer Gold-
oder Silbermasse genau zu finden. Vgl. (P. J. Macquers) Allgemeine Begriffe der 20
'Jhijinie nach alphabetischer Ordnung aus dem Französischen übersetzt und mit An-
nierkungen vermehrt von C. IV. Pörner 1768 I 255: „Die Kapelle ist ein weites er-
dichtes Ge/äss, welches die Gestalt eines platten Kelches hat, daher es im Französischen
den Namen Coupelle bekommen. Der Gebrauch der Kapelle besteht darinnen, dass
sie das mit Bley vermischte Gold und Silber bey dem Abtreiben und Probiren enthalte, ü'-'
und die Bleyglätte nebst den andern verschlackten Materien so, wie sie in diesen
Operationen entstehen, in sich nimmt oder absorbirt.'"'' Über die Art des Verfahrens
vgl. ebenda 1768 II 450, 461 ff., ferner Fr. A. C. Grens Systematisches Handbuch
der gesammten Chemie 17!)ü II 2 S. 345 ff'. \\ 4 fo??? fie? |1 6 Auch im Ms. zwei
Striche, und rechts davon ein freier L'aum. \ | 8 — 15 Ich habe bei keinem Schriftsteller 'M
des 18. Jahrhunderts die in diesen Zeilen aufgezählten Ingredienzien finden können.
Vermuthlich hat Kant als Vertreter der p{)antaftifd)en Sd)reibart Herder und vielleicht
auch Hamann im Auge (vgl. oben 3o6l7 Anm.), icill aber in Z. 8 — 15 nicht ihren
Std schildern, sondern den cds Beispiel angeführten Stil der wirklichen aI(J^entifti=
fd)en ober abeptenfprarf)e, u-ie sie sich z. B. bei J. Böhme findet, dessen Schriften 3C
die oben genannten Ingredienzien sämmtlich aufweisen. In dem Ausdruck iBombaft
(Z. 8) könnte man geneigt sein, eine Anspielung auf Theophrastus Bombast von
Hohenheim ( Paracelsiis) zu suchen : aber es iväre doch zu wenig, wollte man mit Bezug
auf seine Schriften nur von 23rofen ouä ber erpcrinientatd)emie reden. II 10 mimt
5«r. n21a— 0-22 (Öanb XV). 409
t)eimni§ nic^t ober mci^ öiel mel^r feineö. 2)ie funfterta^rne Sprad^e
ift jo mit Seibni^enS feine, alö er in @efellfd^a[t ber SlUc^emiften auf
genommen werben molte.)
922. v^ (o-'fj M407'. 407. EI 308. Zu M §.649:
M407':
2)ie grei^^cit be§ talentS [öom] {^ öon ber ßeitung unb bem) Bwange
ber tRegeln* [imgletc^en ba eS berfelbcn nic^t bebarf] i[t in einigen (* fc^önen)
fünften not^menbig. 3" i'^r poesi am 3Keiften, too bie Sefdiaftigung bIo§
ein Spiel unb llnterl)alt ift, ha. bie Flegeln nic^t bie SluSübung möglich
10 mQ(!^en. (g§ muffen gleic^mo^l 9?egeln immer jum ©runbe liegen unb
[oor] §ur Seitung bienen, aber nic^t um 'iia^ ^robuft f)eröori^ubringen,
fonbern [eä] bie ^anblungen ^armonifd^ 3U mad)en. 6ö geprt gu aÜem
;\ut)or ein ÜJ?e(J^ani§mu!§ beö talent§ unb über ba§ enblic!^ genie. 33ereb=
famfeit erfobert mel^r ben Sß^onQ (^ ober ßeitung) ber Siegel als ^jocjte.
15 1 — 3 Vgl. .„Anecdoten zur Lebensgeschkhte berühmter französischer, deutscher,
itdlieiiisclier, holländischer und anderer Gelehrten'-'- 1764 VII 146: „In Nürnberg hielt
sich damals eine Gesellschaft auf, welche den Stein der Weisen mit allem Eifer
suchete. Leibnitz, der von Natur begierig war, alles zu wissen, that eine Reise dahin,
und suchete die Kräfte dieser Gesellschaft näher zu erforschen. Man weis es, dass
2u man eine eigene Sprache reden muss, wenn man sich die Aufmerksamkeit der Alchymisten
erwerben will. Leibnitz durchblätterte demnach in der Eil ihre verworrenen Schriften,
und verfertigte ein Schreiben, in welches er alle die dunkeln und barbarischen Aus-
drücke brachte, wodurch sich die Schreibart der Goldmacher unterscheidet. Der BrieJ
v:ard dem Vorsteher der Versammlung eingehändigt, und von ihm seinen Mitbrüdern
■-'5 vorgetragen. Die Gesellschaft fand um so viel mehr Weisheit darinne, je unverständ-
licher er war, und man machte den Schluss daraus, dass Leibfiitz ein wirklicher Gold-
macher seyn müsste. Die Vorstellung brachte ihm einen fr eyen Zutritt zu Wege; die
goldbegierige Gesellschaft trug ihm das Secretariat auf, und setzete ihm einen jähr-
lichen Gehalt aus. Sein Amt, das er aber nicht lange verwaltete, war, ihre Unter-
30 suchungen tiiederzuschreiben, und die beste// Stellen der alchymistischen Bücher aus-
zuzeichnen.'-'-
4 s-Zus('itzc: V — )r. \\ ß Zu A//fu//g der Hfl. steh// die Worte: 3U pag. 240.
Diese Seite ist in Ka/its Exemplar ausgerissen. Auf ihr stehn die §§. 649 — 650
(„ben S. S<.)~¥l). Der Hfl. 922 gerade gegenüber auf M 407 steht Rfl. 923; sie
:i5 lii/def iij)\'//bur eine Correctur oder E/-gänzung zu der vorliegenden, früher geschriebenen
Hfl. II 12 oUem? oHen?' || 14 sRegel? «Regetn??
410 Siefleponen 5ur 2lntf)ropülogte.
2Kcd)aui§m (f routine) in aUerlet) Biffenfd^aften, e. g. ^iftorie, 0tec^en=
fünft, 5)?at^ematic nad) Sftegeln. 2)a§ ©enie wirb entaifelt (* erweÜ unb
gebilbet unb geübt) burc^ 35orlegung üon ^jrobucten beffelben; burd)
critic, bamit e§ ber ^Regeln inne 2Berbe, aber nid^t fte lerne; burd^ freQ=
^eit, bie man i^m lä^t, biejen 3flegeln gemäfe ju l)anbeln.
3)aö me(!^anif^e STalent mit ^lei§ unb @m[igfeit t[t nüp(i)er. 2)a§
genic, welches [ptelt, nnter'^altenber, SlQe erfte ©rfinbung beburfte^enie;
aber in ber ?5ortbauer ift ^a§, ^ractijct)e 3!alent, gele^rfame, meit nü^Udjer.
1. SBo regeln ntd)t üor ben fällen ber 2luöiibung öor^erge^en fönen.
2. SBo fte, menn fie üor^ergel)en,fold)e boc^ nic^t t)eröorbrtngen fönen.
§ret)^eit be§ Jalentio üon ben ^u[tern.
1. (^ Oiaturel) Slei§ be^ menig Talent. 2. Salent bei) menig genie.
3. ®eme bei) wenig ©injtd^t ober SBifjenfd^aft.
*(3 2)ie ^rei)t)eit be§ Salentä ift feine aftegeUofigfeit. (*' Die
g^rcQl^eit Dom ßmange ber Sflegeln gef)t auf§ 2)enfen, aber nid^t aufS
Sprechen. 6^ mufe bod) regelmäßig fe^n, ob^mar nic^t auöbrüflid).)
©§ ftimmt mit 9f?egeln überein ober ent^elt jelbft regeln, ol)ne il^rer
ooranS beburft ^\x tjoben. £)ie §rei)f)eit Dom So'^nQS Ht bie Mf)nl)eit,
oon ber oorf^rift unb bereu Seitung ift 9tatureQ. [5Ratur] (* (Sapacitaet,
^ä^igfeit ju lernen ift 3Raturel.) 2)a§ Salent, in melct)em bie 9^atur
bie ^ülfe ber Äunft erfe^t (" entbet)rlicl) maci^t), ift genie. ©ele'^rig
ift: toittig, unb ©ele^rfam: fd^ig gum Semen. 2)ie mat^ematic ift an
ft(^ felbft lauter Siegel.
4 eS?? er? || S gelel^rfame ? gelet)rfamer?? || 9—10 Diexe Zfikn hi/i/m n-ahi
L-inen neuan Versack Kants, die Fälle zu formuUren, in denen Freilielt den Tah'nts
i'um Zwang der Regeln stattfinden muss. Oder sollen sie die Umstände namhaft
macheu, in denen baÖ practifd)C Solent sich als loeit nÜ^Itct)er als das getlie erweist? \\
11 Nach SffJuftern -ivei Tintenflecke, die, icenn man nicht genau hinsieht, für einen
Doppelpunkt gehalten werden könnten, in Wirklichkeit aber von Kants BemerknnycJi
(Ulf M 4:07 herrühren, die noch nicht ganz trocken getresen sein werden, als Kant <la.s
Buch schloss. In der Umgebung von 9)Iuftern sind mehrere Tintenspiiren auf diese
Weise zu erklären. \\ 12 Vor ^lei§ ein durchstrichm's 2)er. f^ber beiden Worten nach-
träglich (später?) hinzugefügt: SRoturet. || 17 ent^elt? ent()alt? li 19 beren? bem.'
ben? II öeitimg (kaum 2eiUxeXj) nicht sicher; das t in ein f hineincorrigirtt \\ ^Raturell
wohl verschrieben für Saletlt (oder ©ente?;. i| 20 3U — Jlnturel (im Ms. iibrr
in — SRatUr Z. 20) war zunächst von den im J'ruck auf den s-Zusat: folgenden
Worten ®a§ Talent abhängig. Nachträglich wurde links von 311 nach hinzugesetzt:
ßopacttaet gä^igtett. || 22 ©ete^rfam, wie es scheint, ans ®elet)vftinifett.
Ij
3Jr. 922 -924 (23anb XV). 411
£)ie Spiegeln [finb], bie öon ber 5^ad^a^mung unb ©etoonl^eit t)er=
genommen ftnb, jinb bie, \o bem S^alent unb alfo bem ®enie am meiften
gumieber fe^n. poetifc^e ^rei)t)eit ift bie gro&efte. ®enie in Slnfe^ung
be§ ®efd)maf§ unb ®efiif)l§ bepenbirt oon Saunen, öornemlic^ ba§
le^tere. (* ©mpfinbung, Urtl^eilgfraft, ©eift unb ©efd^maf.)
2)a§ fpiel ber (gmpfinbungen: 3}?ujtc. 2)er ©mpfinbungen öer=
mittelft ber ©ebanfen: poefte. 2)a§ Spiel ber ©ebanfen unb (5mp=
finbungen [oerb] mit einem 3roefmäfeigen ©efd^aft 3}erbunben:
33erebfamfeit. 2)a§ @piel ber ®e[talten: 3:anj0
923. V. M407. E I 283.
5)a§ Talent fan nic^t öon ber Seitung unb bem ßtoange ber
3flegeln befreitet merben au[fer [wenn eS] in benienigen Stücfen, tto bie
Sflegel empirifc^ ift, unb unter ber Sebingung, ba^ ba§ STalent felbft
^robufte gebe, bie gur Siegel bienen. ©al)er bie 2)eutfd^e mel^r an 9ftegeln
iid^ binben muffen.
924. V. M407.
2)a§ S3erfa^ren nac^ einer 9fiegel, üjeld^eä feiner Urt^eiläfraft bebarf,
ift med)anifd). Unb bie fertigfeit, meci^anifc^ nac^ siegeln p üerfal^ren,
ift ber 2J?e(^aniäm. 2)ie burd) Übung erlangte ®emont)eit bringt einen
5J?ec^ani^m l^erüor. 33eqm 5}?ec^ani§m ^at ein anberer [5Bor] un§ bor»
gebad)t; mir af)men bIo§ nad). 2)o(l) ift bie ülad^al^mung mä) mef)r al§
ber 5Rect)ani§m; benn bei) biejem l^aben mir ni(^t allein ein ü)?ufter, fon*
bem aud^ eine Leitung burd) etmaS anbereg, e. g. 9)?obeU ^re^e ^aii)'
af)mung»
5 Dieser s-Zusatz stammt rielletcht erst aus i/;.
10 Diese Bfl. steht der Hfl. 022 ya-aJe gegenüber und hildet offenbar eine
Correctur oder Ergänzung zu ihr.
20 Die Änderung von S3or Unö in unÖ Üor ist eist später ((p—x) (^''Myf-
412 ?Keflejioneii jiir SJlnthropologie.
92S. V. M407.
3)ie 3ftoutine ift eine [median] ®eö)0^nl)eit ber Urt^eil^fraft, alfo nic^t
mectiantäm. 5)ie S^ermalter ber ©efe^e brauci^en jule^t nur routine.
926. V. M407'.
2)aö Urfprünglici^e be§ ®eiftc§ ift genie. 2)aö Xaknt, »aö ba^
®emüt^ belebt, ift @ei[t.
927. V. M407.
{^ S3erebfamfeit mad)t genie. (Stil.)
®enie gebort jur (ärfinbung, üirtuofe jur SluSfü'^rung. (" bilettante
^ur 2lufnQt)me). 2)ie Dirtuojen be§ gej^mafeä finb eigenjtnnig, etn=
gebilbet ic 2C. 3)a§ genie ift befcbeiben, gefaüig k k. 2)ie üirtuofen, wenn
^c befcbeiben ftnb, nähern fid) j^um genie. SSirtuofen ber ©(i^reibart, ber
bic^tfunft. ßeic^tigfeit, gjiunterfeit.
928. (pK M407.
2)a§ @ie unb ^\)x unb @r in ber beutfd)en 6prad)e mdre nötbig
abjufdiaffen.
929. q). M4ü7. E 1 634.
2)en 2)eutfcben fel^U eö überbaupt an ®eift, ben ^^ranjofen am eigen=
t^umU(iben. 3Son gelehrten SSorne^men in (Snglanb.
9S0. (f. M4()7'. 407.
M407':
2)er eigenf^ümlicbe ®eift ift genie. 2)ie ^^ranjofen baben öiel ®eift,
aber [roo:^!] ntcbt \i(k^ eigent^ümlid)e; benn ber ®efd)maf Derftattet nid)t
S Der y-Ziant: ste/it iiix-r ®enie . ©rftitbiing.
tnr. 925—932 («anb XV) 413
t)a§ eigentl^ümlid^e. Paradoxa enthalten ®ei[t. SSerftanb, nji^ o^ne
®ei[t. AJ 407: 2)ie Überfe^ung be§ Sßom genius.
931. (f. M407.
ßaune l)at @ei[t, Drbuung nid)!. ®efün[telter 2Bi^ ift o^ne ®ei[t.
2)er @ei[t fc^eint feine 2lbftd)t §u t)aben. (Sr belebt ben SRec^aniSmuö,
i[t unter feinem Spange, fonbern [reg.
932. (p. M4ü7'. 407.
M407':
(? Salent. ®emüt^§gut ift genus. üiaturel j^u lernen, ®enie ^u
„. erfinben. ^inbilbungöf i/#^>7:raft. UrttieilSfraft. ©eift ©ejcbmaf.)
?5al)igfeit. &dbt. ©enie. [2)ie 2öife] (Sinjidöt, ©elart^eit unb genie.
33eQm mec^ani^m be§ ©olbatenjinangS ^ält e§ niemanb (officir) öon
genie lange auö. @r nimmt Slbfd^ieb.
Unter bem eigentljümltd^en ®ei[te üerfte^en mir nid^t bie @eele felb[t,
15 Jonbern [toog] ben ®ei[t, ber gleid)iam unferen Tratten 33ej)ftanb leiftet
unb burc^ beffen Eingebung mir etroa6 t^un fönen, moju unä %{d^ unb
0ia(^a^mung nid)t mürben öerl^olfen ^aben. (5§ ift ba§ principium ber
Belebung unferer ®emütl^§fräfte. 2)iefen eigent^ümlid)en ©eift fennt
man felber nic^t unb ^at beffen 33emegung nidbt in feiner ©emalt.
20 3c^ forfc^e juerft hinter bie ^Benennung. 2)enn ein neueä 2Bort
finbet nic^t foglei^ aufnähme, menn e§ ni(i)t fet)r paffenb ift. (5§ giebt
in un§ 2lnrei^enbe unb Sreibenbe, aber auö^ belebenbe Urfad^en ber
®emütf)gfrdfte; bieg principium l^at feine ganj eigentt)ümli(l^c 3latur unb
@efe|e. (5§ belebt nic^tö bem ©eifte nad), al§ ein gemiffeg aQgemeine,
25 waö ha§ ®emüt^ üor aQem befonberen auffaßt, unb morau§ e§ feine 2lu§=
[\6)t ober feine ^robufte formirt. 2)at)er befielt baö genie in biefem SSer-
mögen, ba§ Slügemeine unb ta^ ibeal ju fc^affen.
,9 gut? qoal r= ipatttät;?'? |l // W\%? 2BiS? || 2/i allem? allen? || befonberen?
befonberem?
414 JHeflejioneii jur 5}(ntt)ropoto(iie.
933, vf ßf) M408.
2)er ©r^eugungggrunb ber 3been ift ber &i{]t Sllfo nur bei) fol(i)en
©rfinbungen, ido eine Urfprunglic^e Sbee ber ®runb baoon i[t, wirb ®eift
angetroffen. 2Beil bie ^bee, mornad^ ^^robufte I^eroorgebrac^t werben,
unenblid^ weiter in it)rer i^ruc^tbarfeit gel)t, al§ bie ein^^elne 2luöiibung
berfelben, fo bewegt biefe nur üermittelft ber erften ta§> ®emiit^. 2)ie
bewegenbe Äraft liegt in ben ^robuften, bie burci^ Sße^ie^ung auf it)re
3bee ©in^eit befommen.
2)er ©inl^eit unter mannigfaltigen Oftegeln liegt üiel 3bee ^um ©runbe,
unb biefe beweifet geift. 2)er 2lu§bruf ber gbee burd) mannigfaltige fe^r
^Bereinigte finnlid^feit [ift] beweifet geift. 3e nie^r aggregat, ie weniger
f^ftem: befto weniger ®eift ber i^orm nac^.
ßinfaUe ol^ne Sbee. Sd^attenwerf ber 3bee.
2)ie Belebung ber ©innlic^feit burc^ 3bee ift ber ®eift.
@enie ift nic^t Eingebung. ^a6) genie l)ofc^en ift ta§ fc^wdrmen.
2)ie 3bee mu& Iftlic^ ben [(Jinbilbj SSerftanb, nacl)t)er bie 6tnnlict)feit
beleben. SBenn eg umgefe^rt gefc^ie'^t, fo ift eä nic^t 33egeifterung, fon=
bern fieberhafte ©r^i^ung.
3J?an fan auc^ ha§ SBort ®eift allein ftatt genie brauchen. 2)od^
wirb eä al§ benn nid)t mit bem artüel gebrandet. 2)er 5J?ann t)at nic^t
allein ®efc!^tflic^feit, fonbern ®eift. ®eift ift [ein eigentljümlid) talent ober
oiclme^r] fein befonber talent, fonbern ein belebenb principium aller ta=
lenten. 3Kan fan gu bem SBort ®eift fein 23ei)Wort fe^en, 5. ©. feiner ®eift,
fonbern biefe ®elten oom Äopf unb talenten; ber ®eift ift ber, fo baö alle§
belebt. Sä^igfeit. 3:alent. ®eift.
13 ©c^attenroerf? ©d^attenronle ^* Nctc/i Urimm.s Le-rican ist ©d^attenroerf =
Schattenspiel, svhu-aches Abbild einer Sacke (o/t mit Hervurhebuny den Nichtiyen).
Vgl. III 27725: ©cf)attenroer! üom 9fiad)rnf)m. || 16 ben aus bie || 20 '\)<xi fehlt. \\
24 ift fehlt; doch stehn die drei letzten Buchstaben von ©eift etwas getrennt von den
beiden ersten, so dass Kant bei flüchtigem Rückblick meinen konnte, ift schon geschrieben
zu haben, ber (vor \o) ist vielleicht in den Anfang eines ift hineincorrigirt; ein i-Punkt
steht jedenfalls über dem Anfang des ber. || 2(i Vielleicht schloss sich hieran direct
Hfl. 9.IH an, die auf dem untern Hand von M 40!) steht, g^genäbi-r von 4H/y—-j<i.
mx. 933-93ß (Söaub XV). 415
934. (p?^?? M408.
®ei[t i[t ha§i innere (" belebenbe) ^^rincipium ber 23elebun9 ber
(^ ®emiit^§fräfte) ©ebonfen. (Seele i[t, \va§ belebt toirb. i^olglid) belebt
®ei[t alle Talente. @r fängt au§ jic^ felb[t eine neue 9leil)e ber ®ebanfen
an. 2)a^er ibeen.
®ei[t ift bie urfprünglid)e ^Belebung, bie nänilii^ au§ un§ jclb[t fomt
itnb nid^t abgeleitet i[t. (^ 9iaturel ift bie receptiöitaet ber ©emüt^Sfräften,
Salent bie fpontaneitaet.)
Wtan fagt nic^t: ber ®eift, fonbern; ®eift fc^led^t^in.
©eiftreic^e (^ nic^t geniereid),) (Sd)rift ftatt <5innrei(!^er ober [gar]
23ilberrei^er ober gar SBortreid^er.
®eift ber SSaufunft, ber Sonfunft ift Don bem @c^ulmä|igen unb
bem 2)?ed)ani§m unterfc^ieben.
935. g)?r?f i\JWH.
ir, [®cr ein Scgt] S)ie SSeftimmung einest (^anjen burd^ einen Sßegrif
l^eifet bie S^cc»
936. vf^f? M409. EI31().
(" e§ ift frei), ttiie Frauenzimmer feine '^fli(^t erfennen unb fein
®efe^, bem fie oerbunben fmb.)
©in begeifterteö genie ift [fe^r] ieber^eit unbanfbar, ^od^müt^ig, un»
bönbig unb ^ol)nfpred^enb. [®enn] 2lber fo mie ha^ ®ad)jen einer |)enne
ertragen werben mufe, meil fie bod^ mit \M SBeljen unö ein 6t) legt, »ie
barum träd)tige Hausfrauen gemeiniglich [uns] ben D^ren öiel ^lage
mad^en, meil fie fiel) bie 3Bef(^merlic^feit [geftäi^ren] madjen muffen, ein Äinb
ju gebal^ren, fo ift \ia§> oon ber [ätt)erifd)en] plaftifc^en [©eniuä] 9iatur ge=
fd^mängerte genie aud) gebiet^erifd^, l)od)müt^ig unb tro^tg, ©eil eg [mit
3lnfpannung il^rer ©efol^r ber 3erreifeung oXLt^ Berten ©eroebeä] unter befd^OJCr*
7 fräften? fräfte?
17 Zu Nr. 936 vgl. S. 33611 Aitm. || IH Der g-Znsaiz ist mügUchenveise ersf
später hmzuge/ügt, doch jedenfalls noch in (p — /. |j 23 träcl)ttge.* tüd)ttge.^ || ben
aus bte II 25 ber ans bem j] 20 tro^ig aus tro^liebenb || mit rei'sehpntlich iiicht
durchst riehen.
416 Sleflejioneii jur Slntfjropologte.
Ud^en [SBe^en ßonoulfioncn] 3Serjüfungen ber ©inbilbungyfraft, unter großer
©efa^r ber gefunbenSSernunft [unä unb mit ftorfen 2öel)en] un§ ein(^ ®otter=)
Äinb gebal^ret, maS [glei^iool)l] liebüd) an^ufd)auen, aber, weil e§ aet^eri»
fcf)en Urfprungg tft, ftc^ augenblitUd) in aet^er autlofet, nad)bem man
\i)m bie ^iiüe ber mi)[tifc!)en 6prad)e abgezogen "^at. *S^r 2:abel trift
afle§; benn ba§i infpirirte genie [befa&t] fte'^t aUe§ unter ftd), weil e§ jt^
[in bie] über bie Olegion [aütt] ber [bicfen] for:perUc^en Suft, in ber bie
gemeinen ^^flanjen ber gefunben SSerminft autn3arf)fen, erl)oben ^at
* (* 6§ bringt niemals etmaS ^^u [taube, fonbern i[t unerfc^optlici^
an ötel ent^altenben ibolen ber 3Sernunft, bie oor itjren klugen mad)tig
l^erumfd)n)ärmen.)
937, vf ^f? M409.
®ei[t mirb erregt unb cultiüirt, menn wir ein lalent au§ einem
gemiffen ®eftd)tSpunft in 2Serbaltni§ auf äße anbre fe^en. weil alsbenn
bie gan^e ©eelenfraft erregt wirb unb ba§ allgemeine ßeben bewegt wirb.
('' 3)aö ©c^webenbe ber ©mpfinbung.)
938. vf in MW9.
2BeiI ber ®ei[t aufS allgemeine ge^t, fo ift er fo ^u jagen divina'^
particula aurae unb au§ bem aügemeinen (Seift gejc^öpft. 2)a^er l)at ber
®ei[t nic^t bejonbre ©igenfc^aften; fonbern nac^ ben S^erfdjiebenen
STalentcn unb empfinbfamfeiten, worauf er fättt, belebt er oerfd^iebentUd),
unb, weil biefe fo mannigfaltig (ei)n, fo ^at ieber ®eift \üqA eigentl)üm^
lici^eö. 3J?an mufe nic^t fagen: SDie genie'ä. (ä§ ift bie (5in§eit ber 2ßelt=
feele.
3 Statt geboliret urspnhtytwh: gebal^ren mufe «aä fein || 3— ^ aetfierifdien'/
eet^erifc^en ? eat^erif(f)eii? || 4 in? im? || Navh ouflofet viu Pmikt; dit Wurtr nad)=
bem . . ()at sind vermuthUch erst nuchträfjlkk hitizuyeßigt. \\ 9 Der s-Ziisut: ixt mil
anderer Tinte geschrieben als die lifi.^ xivher (dn-r mwli in v—)(. \\ 10 Zu iboleu
vgl. 391i4 mit Anm.
14 in? im? || IG Der g-Zusatz steht zusammenhangslos links roni Svhliiss der Hjl.
17 Diese Rfl. ist vielleicht als Schluss z,i l(fl. !t-l-J :u :>rhr,<. |; tS—IU l>>r
lateinischen Warte stammen atix Uoritt. i^af. ff, 'J^ l'.K
sRr. 936-941 (23b. XV). 417
939. (pf^ff M409. Ell 64.
Sißeil bie pt)Uofov^ic 2lÜe§ brauchen tan, maS ber literotor ober ber
jd^iDdrmenbe originalgeift liefert, jo fdja^t er aUeS, xoaä eine ©emifje
@cclenfraft in il^rer ®rofee beiüetfet. Überbem i[t er gewohnt, bie @tanb=
punfte öer|(^ieben ju nehmen, unb mißtraut felber feinem Urt^eil über bem
3SoräügHd)ften, meil er bie Unbegrciflic^feit beö ®an|en öor Singen l)at
2)Ql^er ^^ilofo^^ie bemütl^ig tnac^t ober öielme^r fic^ nac^ ber Sbee unb
nic^t im 58erglei(^ mit anberen ju meffen antreibt.
2)emut^ ge^t auf ba§i Sßerl^altniS mit ber 3flegel, ^Sefc^eibenl^eit auf
35ergleicl^ mit anberen. 3)ie ^^ilofopl)ie ma(J)t bemütt)ig in ber @elbft=
fc^a^ung unb befc^eiben in ber (Sd^ä^ung anberer.
940, (f—ip. AI 409.
2)ag genie ift ein geftörter, ben ein Slnberer erftlid^ auslegen mufe.
33ilbcr [tatt fad^en. ©c^aftott^eit.
15 941. v?l^?? M410. 411.
M410:
fünfte be§ ©enieg ftnb bie, beren [merf] finnlid^e SBerfe burcl) ibeen
belebt* [unb geleitet roerben] merben fönnen. Äünfte beö ^leifjeS: bei) benen
ber 3mef nac^ Siegeln \ia§> ^robuct moglid) mad)t. ^anbroerfe ftnb ^erDor*
20 bringungen nad) mobel uno rid)tfci^nur.
M411:
* (» ober Sbee in ber Slnfd^auung bargefteUt wirb.)
1 Zu Nr. 939, 940 vgl. S. 336/7 Anm. || 8 antreibt fehlt. || 9 SSet^oltniS ?
35erl)eltniä?
13—14 Das geftörte genie hat gleichsam die ©c^aftoH^eit oder Drehkrankheit,
insofern es sich immer nur im Kreise dreht und nicht aus der Stelle, 7iicht an die \Q6)t
selbst herankommt, indem es immer dasselbe sagt, nur mit andern Worten oder S3tlberw.
18 unb versehentlich nicht durchstrichen. \\ 22 i>\)tX^ ®er?? Vielleicht ist nach
o'ttX'ein beten zu ergänzen.
Saiit'8 ©*t<ften. :&anl)f(^riftlic^er 9ia*la6. II. 27
418 Dfteflefioneii jur Slnt^ropologte.
942. v?'if? M410.
@ei[t ift hd^, principium ber 23elebung (» ber S^dente, Seelenfräfte)
burd) ibeen (aljo einer jinefmäfetg belebten ßinbilbungSfratt). (Sine ibee
belebt, icenn fte i^r i^um 3Sort^eil (^ bie) (Sinbilbung^fratt in [2ßir] mannig^
faltige üjirfjamfeit je^t. @elb[t in ber ©efeüfdiaft i[t auf biefe 2lrt ®ei[t.
(g§ fan Diel @mp[inbung in einer (Sd^rift fei)n, üiel 9lacl^benfen. [2)er]
2)ie Slu§ft(!^t in einen ®ebraud^ in 5Kanigfaltiger Slbjtc^t au§ bricht ah.
943. V M MO. 4:11.
M410:
5Kan fan belebt toerben, ot)ne bie 3bee ju fennen, aber bod^ in bem lo
man eine oermut^et.
2Beil 23elebung |tnnli(!^ ift, fo geljt genie immer auf bie oollfommene
@innlid)feit. Slber ba fte üon einer 3t>ee abpngt ic 2c. @l fan un§ etmaS
j^ur Belebung 2lnla^ geben, ol)ne ein belebenb principium gu feqn, g. (5.
blofee Silber, tüel(i)e bie ^ttiagination in 3u9 bringen. 3)ie 2Barnel^mung 15
be§ genie allein belebt inniglid^ burd^ JQmpatl^ie. fünfte be§ genieä
fe^en ibeen Dorau§.
6in originalgeift ift, beffen ibeen sugleid^ burd^ \)a§ 5leue unb eigen»
tpmlid)e belebenb fmb.
2Ran nimmt ba§ genie nur tüal)r, menn man auf bie ibee gurücf ao
®e^t, unb nic!^t blo§ bnx6) bie SSele^rung. 6in bon mot !an 2Bi^ ober
®eift tiaben. 2)er ®eift ift ernflfiaft, aber ber 2Bi^ fpafet. 3)ie OKat^e«
matif iftnid)t baSSanb ber ibeen, fonbern ber anf(!^auenb gemad)ten
Segriffe; fte ge^t nic^t oom ®anjen §u ben Sl^eilen, fonbern 00m aUge=
meinen jum befonberen. 25
M411:
2)oct) fe^t eine gang neue 5IKetf)obe eine ibee oorauS.
2 Der g-Zitsatz ist vielleicht s-Zusatz, stammt aber wohl spätestens aus tp. [|
T'or Sülente noch einige durchstrichne Buchstaben: ®em? || 4 btC? ber?? || 7 einen?
einem?
21 mot? mots? || 27 Rfl. 943 steht bis befonberen (Z. 25) auf dem linken
und unteren Rand von M 410. Der unterste Theil des unteren Bandes mit einem
Raum für 1 — 2 Zeilen ist leer geblieben, vermuthlich weil er sehr unbequem zu
beschreiben war und anderseits der ganze gegenüberstehende untere Rand ron M 411
dlx. 942—946 (ÜJaitb XV). 419
^^^ilofopl)ie ift ta^ iDal)re 5Rutterlanb ber ibeen, aber nic^t ber
23elcbung berfelben. 2Iber Statur (TOenfd)enfentniǤ) unb il^r wetteifernbe
(^ 0lac^j(^öpfung) Äun[t, welche iene, xaa§ Slnfc^auung betritt, ju über=
treffen fu^t, ift boS §elb ber ^been, bie jugleid) belebenb ftnb. 3)al^er
fünfte be§ genieS bie ?iatur groar gum Urbilbe, aber ®efe^e ber SSelebung
beqm 3)?enid)en gur SBebingung l^aben unb biefen ©emäfe eine neue
(Sd^opfung mad^en, welche auc^ i^re ®efe^e öat.
944. <p. M410.
2)ie i^rangofen ^aben ba§ mort genie, weil ta§ wort ® eift (Esprit)
10 be^ il^nen wi^ bebeutet,
3n ben ®eift ber @ad^e einbringen.
94S. (f. M410.
£)ie S^ee ift ( Urbilb, worauf ein ©rfentniä belogen wirb, ©in^eit
ber (Srgeugung) bie (Sin^eit be§ 23egrif§ al§ ein principium ber 33eftimung
be§* 2J?anigfaltigen in ber i^m correfponbirenben 2lnfc^auung. Slüe
t^eilc ftnb einer um be§ anberen wiHen i)a, unb alle um eines ieben miflen,
roie beq einem t^ier,
* (^ fte fmb nic^t affociirt unb jufammengefud^t, fonbern baburd)
erzeugt 2)er ®eift ift ©an^ im ©an^en unb ®ang in iebem S^eil.)
946. (p. M410.
ßmpfinbungen bewegen, ibeen beleben aus einem principio, weil fie
einen allgemeinen ®runb ber t^atig!eit beQ fid^ führen.
noch frei war. Ein Verbindtingszeichen fehlt. Doch kann kaum ein Zweifel darüber
sein, dass die Zeilen 41827 — 4197 die Forisetznncj von 41825 bilden. — Bei der gaitj
25 neuen SRetl^obe schwebte Kant vermuthlich das Beispiel der Infinitesimalmethode vor;
vgl. oben 362i—3.
5 ber Belebung aus bcS öebenä
18 fie sc. die Theile. Das Venreisungszeichen strhf im Ms. am Ende einer
Zeile, die 7nit bcä schliesst.
'21*
420 SfJefleiionen jur Slntl^ropologie.
947. (f. M410.
Urt^eilSfraft ift ber Censor ber ©mpfinbungen, um ju unterfd)eiben,
ob fte ber 3bee ange'^ören unb bamit üerfnüp^t fet)n ober fte \o gar ^tnbern
unb öerbunfeln.
6m;)finbungen jtnb entmeber foId)e, welche bie Slnjd^auung begleiten
unb barauf folgen, ober nur rül^rungen auö einer Slnfc^auung, bie man
ntc^t mitt^eilt. 2)ie legieren tragen nic^tö gu ber ibee be^, jtnb alfo öon
feinem größeren ttertl^ al§ blo§ gur Unterlialtung, welche nid^tS übrig
läfet, weil nur bie ibee jelbftanbtg i[t unb ©m^finbungen aufbehalten fan.
948. V. AI 411.
©mpfinbungen bewegen gtoar, aber fte beleben nid^t, meil fte fein
baurenb principium ber SSelebung ^aben.
949. (f. M411.
®enie ift nid)t, fo toie ®erarb loiU, eine befonbere ^raft ber ©eele
9 (Smpfinbungen ? ©mpftnbung? is
11 Am Allfang ein Zeichen, dem kein zweites correspondirt.
14 Alex. Gerards „Essay on Genius^'' erschien 1774 und wurde 1776 von
Chr. Garve unter dem Titel „Versuch über das Genie'''' ins Deutsche übersetzt. Starkes
„Menschenkunde'''' bringt auf S. 233 folgendes Urtheil Kants: „Gerard, ein Engländer,
hat vom Genie geschrieben, und darüber die besten Betrachtungen angestellt'''', und 2ü
S. 107 wird Gerards Ansicht richtig dahin zusammen gefasst, dass „die gi'össte Eigen-
schaft des Genies die productive Einbildungskraft'''' sei. In Garves Übersetzung heisst
es S. 6/7 : „Die Äusserungen des Genies können niemals vollständig oder regelmässig
seyn, wenn irgend eine der denkenden Kräfte in einem beträchtlichen Grade mangel-
haft ist. Sie alle müssen sich vereinigen, wenn das Genie thätig seyn soll. Nichts 25
destoweniger ist es selbst eine eigne Kraft der Seele, und von allen übi-igen unter-
schieden.^'' S. 9: „Genie ist eigentlich die Fähigkeit zu erfinden. Durch das Geiiie
wird ein Mensch in den Stand gesetzt, neue Entdeckungen in den Wissenschaften zu
machen, oder Originalwerke der Kunst hervorzubringen. Wir können einem Manne,
der nicht erfinden kann, Geschmack, Urtheilskraft, Kenntnisse, beylegen; aber unter die 30
Leute von Genie köiinen wir ihn nicht rechnen.'''' S. 49 — 52: „Alle Gattungen vom
Genie leiten ihren Ursprung aus der Imagination her. Zwar macht blosse Einbildungs-
kraft noch nicht das Genie aus. Wenn die Phantasie ganz sich selbst gelassen ist, so
geräth sie auf wilde und ausschweifende Einfälle, die den Namen der Erfindungen
10
3h. 947—952 (23onb XV). 421
(fonft ttJürbe fte ein beftimmt obied l^aben), fonbern ein principium ber
23elebung aUcr anbeten Gräfte burd^ ibeen ber obtecte, welche man üjtU.
(Srfinbung fe^t eine 33elebung ber ©rfentnisfrafte oorauö, nic^t bloS
bie fc^ärfung ber ßernfäl^igfeiten. 2lber biefe SSelebung mufe burd^ bie
Sr^eugnng einer ibee auf einen Qmtt gerid^tet fei)n; jon[t ift e§ nic^t
©rfinbung, fonbern sufaüige @ntbefung.
OSO. q>. M411.
2)ie Sbee belebt bie @tnbilbung§fraft, unb biefe giebt üjieberum ber
ibee geben, nemli(^ ftoff jur Belebung, b. i. @innlic^!eit al§ ein tl^ierijd)
Seben.
9S1. (p. M41L
(Sr^i^ung au§ einer ibee ift Segeifterung, ol^ne ^bee ift fc^ü)armen=
be§ ^ener.
952. g). M4U.
23ereb^eit ift ®efct)tmc^feit, 33erebfamfeit abererfobert ®eift. ®eiit=
Doüe 33ereb^eit ift Serebfamteit. ^t\\i o^ne Äunft ift ro^.
nicht verdienen. . . . So wie die Phantasie mittelbar von der Empfindung und dem
Gedächtniss abhängt, als von welchem sie den Grundstof zu allen ihren Dichtungen
bekömmt: so hat sie auf der andern Seite, wenn sie sich als Genie äussert, eine
20 unmittelbare Verbindung mit der Urtheils kraft, die sie beständig begleiten, und die ihre
Eingebungen berichtigen und ordnen muss. Diese Verbindung ist so genau, dass man
von einem Menschen kaum eher sagen kann, er habe etwas erfunden, als bis er das-
selbe auch beurtheilt hat. Aber doch bleibt es wahr, dass eigentlich nur die Imagination
erfindet; und dass die Urtheilskraft nur das erfundne prüft, und darüber den Ausspruch
25 thut. Die Einbildungskraft ist es, die das Genie erzeugt; aber die übrigen Fähigkeiten
bringen es zur Reife. . . . Es ist also die Einbildungskraft, mit ihren Wirkungen und
Gesetzen, die wir vorzüglich untersuchen müssen, wenn wir die Natur des Genie er-
klären wollen. Die übrigen Fähigkeiten, welche demselben Hülfe leisten, und vornehmlich
die Urtheilskraft, die am genauesten unter allen mit ihm verbunden ist, müssen auch in
30 Betrachtung gezogen werden; aber sie haben bey unserm Vorhaben nur den zweyten Rang.'''
1 Die Klammern fehlen.
422 Steflcjtonen juv Slntliropologie.
953. (f. M411.
®eift in bem, maS ntci^t jisefmafeig (^ üorfe^Ud)) angelegt [d^eint,
i[t naiöität.
954. (f. M411.
groang bilbet ©ejd^üUc^feit unb tobtet ('' ober lätjmet) ben ®ei[t. 5
955. (f. M411.
5fli(^t QÜer Slnblif be§ 2eben§ belebt, fonbern bic Belebung be§ an
jtd^ ßcblofen, ie mel^r e§ oon bem natürlict)en ßeben entfernt ift, belebt,
©tatue unb ©einälbe.
956. (f. MMl.
(f ®ei[trei(t)e) Äün[te [beä ®e] öon ®eift
Don ^leiö.
957. cf. M4n.
Complier. 2)a^er Compliment: üerbeugung. frappant: auffaHenb.
958. V. M41L
®ei[t ift ta^, ü)a§ oiel gu benfen giebt. (i^mpfinbung: maS üiel ju
cm^finben giebt. Urtl)eil§fraft fud)t ©mpfinbungen unter ftc^ [unb] bem
©egenftanbe gemäfe barmonifd) gu mad)en. ©efcfjmacf. 2)a§ priüatbenfen
in ein gemeingültiges gu oerroanbeln (gebrungene 2lu§brüfe, bie man
nur jelbft oer[tel)t).
e§ giebt geiftfät)ige fünfte al§ ®artenfunft, unb ®ei[tloje fünfte
als ."ponbiDerfe.
2Ba§ geiftfätiig ift, fann bod) ©eiftleer feijn.
19 In gebrungene die i>rkh'» irt:!,:ii S,li.,-i, „nht ,,,'"■ "u-h^r. \ 21 gciftfäliige
ni(6 getftooUe 1| ©eiftloje ""■^ ©eiftleere
mx. 953— 9G2 (öonb XV). 423
9S9. (f. M411.
3)aö mit ber 5Ratur (^ in ber (5rfd)einung) rüetteifernbe* bilbenbe
SSermögen l)eifet (? bie fct)öne) Äun[t; fte mufe i{)re Sftegel ^aben, irelci^e
aber fubieftiöe ^jrincipien ^at, alfo [Sie] 2lngeme[fen^eit gu unferen ©efe^en
einer freien 2lu§übung unfrer Gräfte, (5§ i[t eineS^öpfung nad) imferem
(Sinn.
* (^ nidjt nQ(f)al)menb; beun bie Äunft l)at i^r be[onber ®efe^, fo
mie bie 91atur, unb it)re befonbre SBelt. namlid) ber ©rfdjeiuungen.)
960. (f. M4U.
3c^ fud^e nicl)t bie p^i)fifc^e Urfad^e be§ genieß, e. g. (äinbtlbungg=
fraft — ®ebad)tni§, [fonbern] benn biefe ftel)en nii^t in unferer ®en)alt,
fonbern bie leitenbe Ärdfte, welche ben 5ktürlict)en rii^tung geben, alfo
blo§ bal formale principium.
961, (p. M411.
i.i 2)ie '^btt \\i ta§ principium ber Sftegeln. Urbilb. Sbee i[t ein
®ejd)öpt be§ 35er[tanbe§ unb nicl)t eine ab[traftion beffelben üou ben
5J?aterialien ber ©inbilbungSfraft. '^h^tn fönnen nur auf bie (Sin^eit beö
©anjen ge^en.
^Regeln ftnb (^ ber) biftributioen ober coüeftioen ©inl^eit im ©anj^en;
L'o le^tere jtnb arci^itectonifd^.
962. V. M 412.
Mi fd)öue Äunft beruht auf ber oerblubung ber 2lnfd)auuug mit
:ßegriffen, b. i. ber @innlicl)feit mit bem 3>erftanbe unb ber 3Sernunft. ^e
me^r Segrif in ber 2lnfc^auung ^eröorleu(t)tet, ie mel)r ein 23egrif in ber
2lnfd)auung auSgebrüft worben: befto größer i[t bie ^uuft. 2)ie SSegriffc
muffen aber nicl)t empirifd), b. i. non ber 2lnfct)auung entlehnt fei)n; beim
fonft ift eg bloä (^efd)iflid)feit, aber nid)t Äunft. älknin bie 2lnjd)auuug
blo^ ben (^efefeen ber ^innlidjfeit unb ber Segrif bloi? ben Wefetien be-ö
i^erftanbcö genmö fd)eiut au^jgebrüft 3U fei)u, bci)be aber tioüfommcn
.? 3 Taö — SBeniuigeii "n.^ !3Me - Äroft. il S iianilid).' neinliri)/
424 9fief(cjioncn jur Stnt^ropologic.
jufammenfttmmen: al§benn befte^t in biejer ßujammcnfttmmung eben
bie jc^önc Äun[t, toeil bie Swefmäligfeit eigentlich fünftlid^ ift, bie 25er=
binbung ber Btoefmafeigfeit aber mit einem blo&en «Spiel ber Sinne
fc^ön ift»
<B<ijbm 3laiüx ift bie, fo ha fd^eint Äunft gu jeqn unb bod^ §Ratur
ift. (^ 2)al^er aud^ Äunft, bie auSfte^t ttie natur (au§ ber ©innlic^!eit
nad^ i^ren eignen ©efe^en aUein gefloffen), ift fc^öne Äunft.)
963. V. M412.
2lUc§ (^ eine iebe ftnnlic^e 2)arfteüung), maS nur burc^ SSegriffe
möglid) ift, gebort gur Äunft; toaä nad^ (^ SSorbilbli(^en) formen möglich i»
ift, ge'^ört jum ^anbmerf.
964. V. M4J2.
3n ber übereinftimung mit Segriffen ober wenigftenS ber SSejiel^ung
auf gemeinfd)aftlid^e SSegrtffe befielt ha^ tDefentlidje ber @d^önl^eit.
Harmonie ber ©mpfinbungen; ba^er (ätnftimung mit SSerftanb. 2)enn
biefer ift baä principium ber 6inl)eit aller unferer SSorfteUungen.
96S. (f>. M412,
2Bie Äunft ein fortgang ber 9iatur fei).
966. cp. M412.
2Biffenfd)aften beä genie. ©rfinbung neuer ÜKet'^oben. 35er ®eift 20
ber SBiffenfd^aft.
967. cp. M412. 413.
M412:
2)er 'Jlu^e gmifc^en ber 3Serf(l)iebenl)eit beö ®efd^macf§, öornemltd^
^ur @rreicl)ung einer ©ro^en 5)?annigfaltigfeit, tteld^e bod^ beg icbem 2?
lö Von .Öartrtonic ab vielleicht sellmtündige Rfl. oder Fortsetzung von Nr. U66.
3(Jr. 962—970 (93anb XV). 425
individuum mufe mit @in{)eit begleitet feijn, i^IeibungS ®efc!^maf. ^06)
mufe ©in^eit ber formen unter ÜRenfc^en öon bemjelben SSolf unb
«Stanbe fe^n.
(Silber i[t ba% ©artenltd^t, ®olb bafe ber ßimmer ober ßamtne. ®olb
gilt ba§, worin gelb l)errf(^t; Silber, too ba§ blau (nic^t grünlich) ^erDor=
[tic^t.
AI 413:
(' ^arhrn-' accorb Stt^ifc^cn SttJenen.)
968. (p. M412.
ßö tan geiftlofen tt)i| unb ttiffenfd^aft geben, ©ctftlofe Drbnung,
^^ünftlic^feit.
969. V. M 413. E I 302.
Talent ju ©infdUen ift nic^t genie ju ibeen. @§ tft üiellei(!)t feine
artigere unb befremblid^ere ©rfinbung, alö bo!^ man gerauft l^at, bie ®e=
fci)tt)inbig!eit be§ Sic^tS ju be[timmen. Slllein biefeS tft ein Einfall, auf
ben bie üerftnfterung ber 3»piter§ ^Jionben einen aufgeraeften (^ obgleid^
ni(^t erftnberifc^en) ^opf bringen fonnte, ber c§ bod^ nic^t auf eine Sbee
(bie ausgeführt »erben fan) bringen fonnte.
970. V. AI 413. Ell 50.
(Sin anbereä ift, [bafe man] in feinen 23e^auptungcn red^t gu l^aben.
©in anbereg, in bem 2:one 3ied)t ju ^aben, mit bem 5Kann feine 33e=
t)auptungen anfünbigt. 2)enn baö, worin man ^t6)\. l)aben mag, ift be§=
wegen bo(!^ nid^t ol)ne SBieberrebe red^t ober mal^r, unb e§ fan fe^r unred^t
2 formen? ?^orm? || 4 (Samine? || Fb/- ®olb gilt C? gibt???) würcie ma«
25 heutzutage ein %{% erwarten. \\ 8 3n)enen? ß^een? -De/- g-Zusatz steht ohne Ver-
bindungszeichen den Worten ©über ift . . . @antine (zwischen den Zeilen der rechte^'-
Columne von M 412) gegenüber am linken Rand von M 413.
14 — 17 Ol. Römer berechnete als Erster (um 1675) aus den Derftnftcrunge«
ber Supitcrä aJtonbcn bie ©efc^roinbigfcit bc8 Stc^t^.
426 JReflejionen jut Slntl^ropologie.
fei^n, bie ©egengrunbe al§ ni(i)tig unb ben @a^ qI§ auSgemad^t anju»
fünbigen.
971. V. M413.
Interesse in ä[tetifc!^em SSerftonbe l^eifet: ®emütt)6antl^eil, resource:
972. V. M413.
{3 pulchritudo phaenomenon) @d^önl)eit qI§ @rjd^einutig t[t ent=
meber {^ in Slnfe^ung) ber ©inbrüfe ober ber 2lnf(!^auungen. färben.
Söne. OKa^lerei), 23aufun[t, alfo bilbenbe Äunft. @piel ber ©eftalt.
2)ie @c^on^eit [alä] ber (ärfentnis : rebenbe Äunft
(3 ©aufelenbe (^ ober rei^enbe (rüt)renbe)) ober (5inne'^ntenbe\
©d^ön^eit. S^ne ol)ne ©emüt^öant^eil. j
2)q§ ©auteln ift entmeber tänbeln bricht ah. J
973. (p. M413.
3)ie Harmonie ber (Smpfinbung ber materie nac^, b. i. ber (5mpfin=
bung nad^, ift Derfcl)iebentlict) beurt{)eilt unb ^at blo§ fubiectiöe ®ri"mbe;
ber gorm naö) aber ftetjt jie unter obiectioer 3fiegel.
974. (p. M 413.
©eiftfd'^ige unb ®eiftleere Äunft; le^tere i[t mec^anijdi). S^ne ift
entffieber (» rebenbe) fpred^enbc ober bilbenbe Äunft. S^ne: SSerebfamfeit 20
unb £)i(^tfun[t, bieje: ÜJJal)lerei} unb S^onfunft.
Sn aüen l^errfi^t Äentni§ unb ®eift.
1 ©egriinbe
4 in öftetifi^em.' im öftetifc^eii ;'
7 UrspiiinyiUh: ®ie (2d)öii^eit ber (Srid)eiiningeu || S Link^^ run (Stnbrüfe
i.st inuhtn'iytivh hinznyt/iitjt : burd), u<,danli imlil </iv W'i'ifr in 2lnfct)Ung ber truff:/
)rrnh-u sidlu-ii. II 9 ber? ober'
20 All/ entnjeber /oliß i-iu ihin-lisirirluirs iWnt ('rebenbe?^, '/'iniher ntc/ii
fpredjenbC: fiuh mm Iftztm-n AiixiinuL ,h^r ij-Zusut: rebenbe. II 22 aÜen? aDem?'
mx. 970—977 (Sanb XV). 427
©§ mufe jum fd^Ied^tl^in neuen fo ü)ol)l in ber ©rfinbung als ber
2Wanier ein fubiectio principium ber originditaet fe^n, ba ba§ S^alent
nic^t geleitet wirb, toeber burd^ 3fiegeln nod^ 5Kufter. ©c^led^t^in neu ift
etwas ber gorm nQ(J^, wenn gleich bie SKaterie in ber @inbilbung§fraft
liegt. (Seltenheit be§ ®enie§. (^ ^iad^affung beffelben. Äoüernbe ©d^reib»
ort, ^alSbrec^enb.) Talent unb ^leiä jtnb nid^t fo glänjenb, aber nü^.
lid)er. ®enie giebt ein principium ber Siegeln.
973. g>. M413.
(» 3:alent) 2)ie Einlage gur (^efd)iflic^feit ift Ülaturel ober ®eift.
2)ie ©rfte jur (Erlernung, bie jmeQte gur ©rfinbung. @§ giebt bal)er
fünfte be§ ^^leiffeä unb be§ genieS (^ ber Erlernung ober ber ©rfinbung).
3)ie erfte ftnb, ba ha§ 9taturel geleitet unb gebilbet wirb, iene§ burd)
9flegeln ober 33ei)fpiele.
976. (f. M413. El 630.
2)ie 5)eutf(^en l^aben mel)r fä^igfeit jur analQftS (^ Urt^eiläfraft)
baf)er ift bie beutfd)e ©prad^e fel^r analijtifc^. ©ie ©nglanber mel)r in
ber ©Qntl^eftS (^ %t\\\), ba^er ift fte fel)r ^jraegnant.
977. V. M 416. 417. EI 635.
M416:
3Benn bie 2)eutfc!)e unb (gnglanber eben jo öiel i^erftanb ^aben al§
t^ranj^ofen, fo oerbinben biefe bamit met)r ®eift, b. i. ßeb^aftigfeit ber
@inbilbung§fraft, bie 2)eutfd)e me^r Urtljeilöfraft, bie ©nglanber me^r
SSernunft. 2)er 3)eutfd)e fud^t aüeä mel)r jur 3fteife ju bringen, ber
Srangofe treibt in SSlüten.*
©enie beruht eigentUd^ auf ^'inbilbungSfraft; biefe entplt iri^
(reprobuctiö) unb 2)id^tungä Söermogen (probuctio). ®eift ift bie 2eb=
^ Zu df.m (j-Zusut: rgl. Ar. 91-'J, 97'J, sowie Ar. 77 1 mit Annicrkuny (S. 3SHI7),
20 reprob: probat:
428 SRefIejionen 3ur 3lntf)ropologte.
^aftigfeit ber (Sinbilbungöfraft, entroeber in ber getd^tigfcit ober bem
®rabe ober ber 2)auer^aftigfeit
M417:
*/' Urt^eilSfraft ©inbilbung ®efd)maf ©etft \
I treibt in bieSBurjel 3n bie ^rone 3nbie23lüteninbie^'rud)t j
\ SDeutfd^er prächtig '^talkx ^rangoje (Sngldnber /
978. V? (a'f) M404'. EI 631.
©cutfii^c ftnb gute ^anbtoerfer (SBled^, ^ulüer, U^r), ©nglänber
beffere Äünftler* 5RatureI unb ®ei[t.
979. (p'. M414. Ell 37.
2)ie fotternbe 6ct)reibart. 2ßer ba behauptet, bofe ein mutt)ige§ 3flofe
ol)ne 309^1 unb (Sattel p reiten üiel feuriger unb [toller laffe, aU ein
abgerid)teteä unbbi§ciplinirte§, ^attto'^l red)t,tt)a§benBuj(t)auer anlangt.
2)enn ber befommt gnug feltfameö ju fe^en unb §u belad^en, n3enn ber
9?euter balb bcn ^ut unb ^eruqüe oerliert, balb, inbem er aUe befdte
gelber Sertritt, oon fleißigen Sanbleuten gepfänbet mia-b.
980. (p. M4U.
2)afe ber ©efd^maf etmaS gefäüigeä in ber 3I?a^l feq, §eigt fic!^ aud)
baran, \ia'i^ ftörrijc!^ unb gebieterifd^ tro^ig-l^oci^miit^ige Seute niemals
©efc^maf l^aben. 2lUe§ ftro^t an i^nen unb i[t f)art.
981. q>. M415.
2)ie 5J?aieftaet ber Schöpfung bei) einem beftirnten ^immel be|(i^liefet
unjere rü{)rung burd^ SluSbel^nung unfere^ ®emüt^ä unb burc^ einen
4L s-Zusatz: <p — xp.
10 Zu Nr. 979 vgl. Nr. 91-3, 974, sowie Nr. 771 mit Anmerkung (S. 3-3617). \\
13 unb fehlt hei E.
SRr. 977—984 (Söonb XV). 429
fü^nen %Iuq. 25ie 2öunber ber Äun[t in ber ©d^opfutig geBen eine ganj
anbere ©mpfinbung, ndmlic^ bie be§ wol^lgefoHenS über SSorjorge unb
ba§ ®ute, um bie @d)optung wert^ j" fc^ä^en wni> lieb gu l^aben. 2)a§
fiel^rbud^ ber ©ottlic^en SKaieftät.
5 982. V. M417.
SSom ©influfe ber ÜKujtc. 2)a ftc^ conüuljtonen, bie burd) SBürmcr
erregt finb, ftiUen. 58om (SinfluS berfelben auf cameele, bie ermübet fe^n.
^mgleic^en ber fqmpattjie be§ ®el^ör§ mit ben Organen ber @pra(^e,
ba ein papageQ o^ne gu probiren glei(^ na(i^fprid^t, imgleicj^cn bie Äinber
10 anfangt [tumm jinb unb barauf gleicf) fprec^en tonnen.
983. v—ip. M417.
®ef(!^ma! gel)t nict)t aufS ^^lü^lid^e, mufe aber bamit l^armoniren.
3[t ein übereinftimmenbeS @piel be§ 2Ser[tanbe§ unb ber @innlid)feit.
3ft gefellig, bal^er gejeUige ©inne.
15 (5§ giebt feinen eignen ©efc^maf. (^ offentlici^ Urt^eil. ©aftmal)
®efd^mat ^at allgemeine ®efe^e, aber nidjt a priori; betrift bIo§ bie ?^orm
ber Unterhaltung ber ©inne o^ne Sättigung. Siebt bie 5ßeränberung.
9li(]^tÄunft,nici)t3fteid^tt)um unb 9lu^en. ^fiatur, bie nic^tg foftet. Seic^tig^
feit, ©ejd^maf in i^arben unb bem garbelofen. 3« ber ßonoerfation:
20 ni(j^t geijerlic^feit. ÜKuftf. ©arten, ©ebduben. ©c^aufptelen.
984. <p—ip. M417.
3)ie fd^öne Äunft ift bie ber Slnnel^mlic^feit in ber OKanier; l^ierin
befielt ©ejc^maf.
Gustus (^ obiective) est svavitas in modo, subiective est diiudicatio
25 svavitatis in modo, .^öflic^feit unb politesse.
2)er ©efc^maf ift belicat. — ®uter appetit. guter Äod^.
6 Vgl. oben S. 111—3.
15 Derg-Zusatz gehört vielleicht zu Rfl. 984 (4306). \] 18 ntC^t. ^tx^i\fixm. \\
20 Vor den letzten vier Worten ist wohl zu ergänzen: ©efd)inacf in.
430 Sieflejtonen jur Stnt^ropologte.
©efd^maf ift etroaS Urfprünglicl^eä, fan nic^t gelernet werben unb
gebort gum ®enie.
SBen alles («' gleid^) gef(!^maf§üoll ift, [o fan bod^ einer mcl^r auf
einen S^eil be§ ®efcl^maf§ tt)ie auf ben anberen fallen. ®efd)maf ift bie
größte cultur. 2)ie politur be§ ©c^önen. 2Ran fan nur burd) gefc^maf
über gefc^maf urtl)eilen.
SDie ©t^riften ber 2llten finb bleibenbe originale be§ ®ejd^maf§.
Ol^ne bieje roäre fein baurenber 2Kaa§ft<ib. 2;obte «Sprad^e,
985. v—xp. Frl'.
2)ie 5llatur ift in 2lnfel)ung beffen, maS gum 9flei^ get)ört, aeigernb lo
(s maä)t fid^ rar). @ie ^at e§ rar gemad^t, fie l^at fo gar fcl)aben bamit
öerbunben, bafe e§ ju oft genoffen wirb. 2)a^er ba§ »eiblid^e ©efc^lec^t
burd^ einen Snftiuft »eigernb ift. meil jid^ fonft ber 9flei^ unb i'^r (5influ§
Dermittelft beff elben oerliert. fö§ ift aber biefeg bie 2ßeigerung ber ]^olbig=
feit, ©emeinmac^en. @y ift ftol^ auf fein @efd)led^t. 2)ie Strö^me öoll 15
5Kild^ unb §onig toürben un§ beqbe balb unerträglid^ mad^en. 2)a§
©(^laraffenlanb. SSirtuofen finb eigenjinnig. Sebe [luft] gute ßaune ift
toeigernb. 2)ie tugenb [giebt] üermel^rt baf)er ben rei^ ber ©d^ön'^eit. 2lber
bie e^e ift auc^ ber ^reiä, ben ba§ ©efc^led^t auf fid^ fe^t. 2)er 3Rei^
miU geachtet, gefc^meidjelt [gepriefen], aufgeiüartet fei)n. 2)ie but)lerifd)e 20
unb bie tugenbl)afte Sißeigerung.
986. v—ip. Prir.
Ob l)ume redbt \j(xhz: \iQ.\, größere ©d^onl^eiten barum feiten finb,
©eil feltene @d)ön^eit (ober (S^onl)eit an fic^ felbft) allein grofe genannt
6 Vielleicht ist nach utt^eilen der g- Zusatz in 429 la einzuschieben. \\ 7—8 Vgl. 25
V 23232-31.
11 s-Zusatz: (flf (cü?)\\ 17 luft? bcft?
22 Nr. 985 endet am untern Band von Pr /', Nr. 98(1 beginnt am gegenüber-
stehenden untern Rand von Pr 11'. Vielleicht ist Nr. 986 als unmittelbare Fortsetzung
von Nr. 985 au/zufassen^ Schrift und Tinte sind die gleichen. \\ 23 Kant hat wahr- 30
scheinlich den 7. Absatz in Humes Essay ,,0f the dignity or meanness of human nature"'
im Auge. Vgl. Humes Essays and treatises on several suhjects (zuerst 1742) 1800
I 87, in der Ausgabe seiner Philosophical IVorks von Green und Grose 1898 II f 154. ||
24 ober? ber??
>3ir. 984—987 (JÖanb XV). 431
njirb, alfo burd^ eine taütologie. Ob bie ©ci^onl^eit nur burd^ bie öcr=
gleic^ung ®rofe genanbt werbe ober an jid) jelb[t i'^re ibeole \)aht.*
2)a§ (Slima, in welchem bie ü^atur ta§ Wükl trift gteifd^en bem
erlauben ber SRei^e unb toeigern, ift ha§ glütlic^[le. ©arten.
(^ fRü^ in @anbtt)ü[ten. Sißiefe in SHormegen.)
* (^ Wan mürbe nid^t miffen, mag fc^ön ober grofee (Sd^önl^eit märe,
menn fein ibeal jum ®ruube läge.)
987, \p'? (ip'fj LBL D23. S.U. R 1 268— 259.
ßur Slnt^ropologie. 2)er 3Kenf(J) öor jtc^ aüein fpielt nid^t. @r
10 mürbe meber bie SiUiarb Äugel fünftUc^ ju treiben fud^en noc^ Äegel
ummerfen nod^ bilboqvet nod^ solitair fpielen. SlfleS biefeS, menn er Dor
jtd^ tf)ut, tl^ut er nur, um feine ©efc^icflic^feit l^ernad^ anberen ju feigen.
@r ift öor ftd^ ernft^aft. (5ben fo mürbe er auf ba§ ©c^öne nic^t bie
gringfte 3Küt)e oermenben, e§ müfete benn fe^n, ta^ er ermartete, bereinft
15 öon anberen gefe^en unb bemunbert ju merben. 2)iefe§ geprt auc^ jum
Spiel. 3Kit Äa^en unb Siegen mie ©elfirf mürbe er öieUeid^t fpielen,
aber bie [tan er jd)on aU] üergleid^t er nac^ einer analogie mit ^erfonen,
l^errfd[)t über fte, geminnt il)r ßutrauen, iftre 3Retgung unb 3fiefpect. (Spiel
o^ne 3Kenfd^lic^e Sufd^auer mürbe oor SBa^nfcUn gel^alten merben. ^Ifo
20 2 itire in it)t hineincorrigirt. \\ tbcole? tbcol? ibccn?? |1 5 Vgl. VII 16 2 22-24-
Zu der Phase V' Aesthetische Ausführungen aus der Phctse \p befinden sich
auch noch auf den L Bl. Ha 54, 25, 44, 58, die im III. Theil dieses Bandes unter
den Collegentwürfen Kants zum Abdruck kommen.
8 Der grössere Theil des L Bl. D 23 ist oben S. 172—175 abgedruckt. \\
25 11 bilboqvet = Fangbecher, Fangspiel; solitaire: ein Geduldspiel. || 16 Alex, ©elftrf
(1676 — 1721) ist das Urbild des Robinson Crusoe (Defoes Roman erschien 1719).
Näheres über Selkirk in der Encyclopaedia Britannica 11. ed. XXIV 611 und
in der dort angegebenen Literatur. Vgl. auch Recherches philosophiques sur les
Am^ricains par Mr. de P*** [= PauwJ 1770 1 301 — 3. Es heisst dort: „L''homme
30 »''est rien par lui-meme; il doit ce qu'il est a la 8oci^t€: le plus grand M^taphysicien,
le plus grand philosophe, abandonn€ pendant dix ans dans Pisle de Fernandez, en
reviendroit abruti, muet, imb^cille, et ne connoitroit rien dans la nature entiere.^'' Hin-
sichtlich der Spiele mit ^a^Cn unb ßi^Ö^H vgl. die verschiedenen Robinson- Erzählungen,
z. B. „Des Welt - berühmten Engelländers Robinson Crusoe Leben Und gantz ungemeine
35 Hpgelmiheiten'' J720 S. 208, 248—249. \\ 17 et noc^ einer
432 Sflefleponen juv Slntl^ropologte.
^at alles biefeS eine toefentltc^e SSejie'^ung auf ©efeUigfeit, unb, ü3a§ toir
jelbft unmittelbar baran empfinben,.i[t ganj unbetracl)tlic^. 2)ie 5J?itt^ei=
iung unb maä barauS auf un§ felbft refledirt üjirb, i[t baä einjigc, »aS
un§ anjie'^t.
988. xp\ L BL Bll. RI 112/3. 5
SBie i[t ein obiectiogüItige^Urt^eirmoglid^, ujeld^eS boc^ burci^ feinen
SSegrif üom obiect beftimmt wirb?
(2)enn eine für iebermann gültige Siegel mufe üom obiect gelten, unb
alfo aud) bcr 33egrif 00m obiect ta^ Urtl)eil für jebermann, alfo aud) für
mici^ gültig beftimmen.) 10
2Benn ba^ Urt^eil ba^ 3Ser^altni§ [ber] alter ©rfentnisoermögen
[überhaupt] in Übereinftimung jur @rfenntni§ eines obiects über^au^t
auSbrüft, mithin nur bie aec^felfeitige 33eforberung ber ©rfentnisträfte
unter einanber auSbrüft, fo mie eS gefül^lt mirb. 2)enn alSbenn fan fein
aSegrif üon irgenb einem obiect [bergleid)] ein fold^eS ©efü^l, jonbern nur 15
Segriffe l)eröorbringen.
SSenn ftd) baS Urt^eil aufS obiect (•' [ni^t ober] unb nur öermittelft
be§ aSegrifS öon i^m aufS «Subiect) bejiel^t, gleict)n)of)l aber fein beftimter
SSegrif üon irgenb einem obiect, noc!^ au^ üon irgenb einer nad^ Siegeln
beftimmbaren Sejie'^ung (» be§ 33egrif§) auf§ (Subiect ba§ Urtl^eil bef= 20
jelben not^menbig mac^t: fo mufe e§ fic^ auf obiect überhaupt burc^
®emütt)§frafte bcr ^rfentniS überhaupt bejie^en. ©enn ba ift fein
beftimmter SSegrif, fonbern blo§ ba§ ©efü^l ber burc^ Segriffe übertjoupt
einer 5D^itt^eilung fdt)igen SBemegung (^ atter) ber (ärfentniäfrdfte ba^,
was bcn ©runb beS Urt^eilS enthalt. 25
^it £uft ift an biefem tlrt^eil, nid)t an bem obiecte beffelben.
5)ie erfentniSfrafte ftnb Bi| unb einbilbungSfraft, fo fern fte gum
aSerftanbe übereinftimmen. Urt^eilSfraft ift nur ba§ Vermögen, waS
[aug] bcQber Sufawiöienltimung (^ in einem ^aUe) in concreto möglich
mad)t. <2d)arfftnn ift ba§> Vermögen, [bog] aud) bie fleine ©inftimung 30
oberSßieberftreit beijber ju bemerfen, ift alfo (Sigenfdjaft ber Urtl)eil^fraft.
1 J^at aus früherem ift, nicht ift aus früherem l)at, wie R. anzunehmen scheint.
9 Dom? oon (so R.)? \\ 13 Scforberung? öcfoberung? || 25 enthalt? ent=
^elt?? 11 29 awi im Ms. nicht durchstrichen. \\ Sl bcQbet?? bet)be? |1 R'- 3" betDtrfen
5nr. 987—989 (23anb XV). 433
Suft ift übcrl^au^)t ba§ ®efül)l bcr SSetorbcrung be§ ScbcnS; bie ber
33eforbcrung beä SebenS ber Sinne bur(^ ©mpfinbung l^eifet SSergnügen
unb fein ©egent^eil @(i)merä. 2)ie an ber SSetorberung be§ SebenS im
(Spiel ber ©rtentniöfrafte übert)aupt Reifet ©efc^rna!. 2)ie an ber S3c=
5 forberung be§£eben§ [übeti^a] ber 3Ser[tanbe§frafte in§ bejonbereSSiUigung.
Db ein Urt^eil ober überl^aupt eine SSorfteUung mit Süft toerbe
begleitet fe^n, fan man au§ bem Segriffe üom obiect niemals einfe^en;
ta^ aber, wenn %xt\)\)e\i ba ift als (äigenfd^aft be§ SBiüenS, eine ]ol(^e
Suft üorauSgefe^t werbe, ift anal^tifc^ getoife. (5ben fo: ba^ getoiffe
10 ©rfcntniSarten 2uft l^eröorbringcn, fan aud^ m6)t a priori eingefe^en
werben; ha^ aber, wenn (SrfentniS an ftd^ felbft Striebfebern l^at, eine Suft
an ^Bewegung ber ©rfentniSfrdfte, bie ©mpfinbungen mögen angenehm
ober unangenel^m fegn, Suft erregen Werbe, folgt oon felbft»
30
989. ip^-^f (xp^~^?) v—xn LBl. Puttlich. A.M. XXXX 546/7.
15 <S. /:
V. 2)a§ Dornel^mfte 5Kittel, ba§ 3Sergnügen be§ Sebeng irgenb wo
gu finben, ift bie ©efeUfdjaft. 2)a'^er bie ©efeüfdiaftlidje 3ileigung unb
S3ebürfni§, aber uad) langer (ärfa^rung bie @e^nfuct)t §u einer retraite,
abgefonbcrt oon ber ®efellfd)aft gu leben, bie mifantl)ropie, eigentlich
2n antt)ropop^obie, unb bie le^te 3uflu(!^t, ftd) gleid^fam auf einer Snfel
abgefonbert oom großen Raufen in feine ?5^amilie jurüfgujiel^en. JDer
SRenfd^ fu(!^t unter feines gleid^en eintratet ; bie ?iatur will aber gwietrac^t,
um unaufprlic^ einen Sporn ber 3;i^atigfeit burc^ Seeiferung ju geben,
i^reunbfc^aft au§ affection ift eine blofee gbee. ©efellig ift ber, fo felbft
25 ein angenel^meS ©lieb ieber gefeUfc^aft fe^n fan. (^ 3J?eine lieben ?5reunbe:
CS giebt feinen Sreunb.)
7 öom? Don (so R.)? \\ 11—13 eine? in? R: u., unmöglich. || 8uft an?
luliige?? II Statt Suft erregen wollte Kant wohl ursprünglich eintreten oder etwas Ähn-
liches schreiben und vergass dann, die Worte eine 8uft on zu streichen. \\ R: Werben
Iß Das L Bl. scheint, nach der V. zu urtheilen, einer Lage von Blättern an-
gehört zu haben. || 18 Nach 23ebürfniä ein Zeichen (senkrechter Strich), dem kein
zweites ent^richt. \\ 19 mijantropie II 20 einer? eine? \\ 24 A. M.: auf statt ouS ||
25 A. M.: in bcr statt ieber || Zum g- Zusatz vgl. VII 15229/., 358, XI 319.
XanVi e^ttften. ^anb^riftli^er maä)lai. ü. 28
434 JReflcjtonen jut Slnttiropologie.
3)ie größte Übel tl^un fi(^ bie 5D^enfd^en unter einanber an. ©ol^er
gefeüfc^aftlic^e Dejrationen burc^ §ormalitaet,3urüf Haltung unb SBegierbe,
feinen SBertt) öorjüglic^ ®elten gu machen. Man fan feinem Seben in
feinen eignen Singen nur einen SBertt) geben burc^ ba§, waö man t^ut,
nidit burc^ ha§, voa^ man geniest; ein nüpdjer ÜKann ift augleic^ ein 5
glüflic^er 9Kann, öornemlic^ je mel^r er ben ßigennu^ gebcinbigt l^at.
@onft in jerftreuungen ^a§ SBol^lbefinben gu fut^en, mad^t baö ®emüt^
in ber ©infamfeit leer unb jur fd^reflic^en SSerlaffent)eit unb ©inöbe.
3J?orbaunt. (* — 3n ber Sußenb f(t)ä^t man ta^ Sßcrgnügcn nur nad^
®raben, im 5llter meljr na(!^ ber 2)auer, ob eS gleid^ flcin ift.) 10
S. II:
®efc^maf.
2)aS, beffen 2)afe9n gefallt — maä alfo interefftrt, ttol^er e§ aud^
gegeben feijn mag, oergnügt. SSag auc^ ol^ne alles 3"tcref[e gefällt, ift
fd)ön. SBaS interefftrt, aber nur, fo fern eS Don bem ©ubject felbft 15
^eröorgebrac^t ober al§ ein fol(^e§ möglich betrad^tct ©irb, ift gut.
2Ba§ gefällt au§ objectiöen ©rünben, aber nic^t burc^ SScgriffe,
ift @d^5n. 6§ mufe a priori gefallen, weil mon fonft e§ nid^t anbern
als not^menbig auferlegen mürbe. 9li(^t empirifc^e princi^jien, auc^
nic^t SSorfd^riften [aus] a priori. 20
1. 2BaS gefallt in ber ©m^finbung — 2lngene^m 1 ... .^
2. — refle;rion — (S(^on J
3. — im Segriffe — ®ut: mittelbar
ober unmittelbar.
SSon ber Sobtlid^feit ber Sangen 2Beile. 25
SSergnügt — gefällt — gebilligt toirb.
[®aS] 2)ie Ueberlegenl^eit ber SSernunft über bie gan^e 5Jlad^t
ber @inbilbung§fraft, fo fern man biefe fül)lt.
1 A. M: flröfec II 9 Zu gjjorbaunt vgl. VII 233 le f., 363. \\ Der s-Zusatz zeigt
etwas andere Tinte und Schrift (letztere ev. daraus zu erklären, dass Kant die Feder 30
wechselte oder spitzte); er stammt wohl auch aus \p3—4^ Die ersten beiden Absätze
von S. II dürften incl. Titel noch in ip^ geschrieben sein, der Rest der Seite wohl
erst in w^-2. \\ 13 ^ in SoS aus 3S \\ IS anbem? onbcren? || 27 bet aus bed
?Ri 989—991 (Snnb XV). 435
990. ip^~'. LBL M2o. S.U.
©eniemäfeig tief üertticfeltc p^ilofop^ijc^e trugen gu bel^onbelu: auf
biefe @t)re tl^ue id^ ö'^tt^^it^ t)eqi(t)t. 3^) unternehme eä nur, fte jd)ul=
mdfeig ju bearbeiten. Benn t)ierin bie Slrbeit, bie [tetigen ^lei§ unb
5 33el^ut[amfeit bebarf, gelungen ift, fo bleibt e§ lüo^ren ®enie§ [fiber]
(nid^t benen, bie au§ 3Ric^tö alles gu machen unternet)men) überlafjen,
ben crl^abenen ®ei[te§f(t)n)ung bamit gu üerbiuben unb jo ben ©ebraucfc
trodcner ^rincipien in ®ang ju bringen.
2)ic^tfun[t ift eigentlid) bie 23elebung be§ ®eifte§. 2Bol)lreben^eit,
10 burc^ 3)icl)tung§funft gefd)n3ängert, ift tDal)re 33erebfamfeit; fonft ift e§
3ftf)etorif ober bricht ab.
991. ip*. LBL Ha 47.
S.l:
SBenn 33erebfamfeit in einem SSolfe l^oc^ fteigt, fo ift eS im fallen,
15 toeil e§ burd) SSlenbroerfe ^ingerifjen mirb. 2)aä blofee SBort SSereben
brüft fd^on ben 33etrug auä, nid^t überfüt)ren ober überzeugen.
Wufic unb ^oefte bemegen bur(^ nichts al§ @inbilbung unb 2Bo!^l=
flang.
2)ie SSerebfamfeit fuc^t fid^ beö SSerftanbeä oermittelft ber ©innlid)-
20 feit unb bem (Sdbeine §u bemäd)tigen. 2)ie ^oefte beluftigt bloä bie
©innlic^feit unb läfet ben SSerftanb fre^.
S. II:
(9lebfeeligfeit) 23erebtl)eit, SBo^lreben^eit unb 33erebfamfeit 2)ie
erfte ift ber reid^t^um ber (Sinfleibung ber ®ebanfen im «Sprechen, 2Bo^l=
J5 7 evt)Qben i| 9 bie aus tai oder beö
IS Auf iS. / sttilui rechts oben quer die Warte:
^e - ©äff
2J?ei)et
aftoftef
^Q ©eel.
Herr Prof. Menzer hatte die Güte festzustellen, dass Andreas Gask (stud. theol.) am
7. April 1772, Ernst Sam. Rosteck (stud. jur.) am 31. Mar: 1779, Heinr. Wlh. See/
am 6. April 1780 immatriculirt ist. lies Namens Meyer ist einer 1779, ein anderer
1781 immatriculirt. \\ Zu Nr. :>!)! njl. inhaltlich V -120 ff.
38*
436 Sleflejionen äur Slnt^ropologie.
reben^eit bie 2lnne^tnlid)!eit ber (äinüeibung, Serebfamfeit bet)bc§ p«
fammen. ©ie taugt ni(^t Diel üjegen beä erfteren. ©rünblid^c 2Bo^Ireben=
^eit i[t beffer.
[gJoefie] 3Kufic, ^oefte, SSerebfamfeit l^abcn aUt bic ÜRad^t ber
tdufd^ungen unb fd^metdjeln ben ©innen, tnbem jte fie Dom 2)cnfen ab=
lenfen unb ni(l)t§ alg ein flüchtig fpiel ber p^antajie erregen. @in ©emalbe
fteUt boc^ bleibenb einen ©eaenftanb Dor.
992. \p^~K L BL D22. RI 254—255.
S.I:
2Benn ein Urtl)eil fo bejd^affen ift, ba^ e§ für febermann gültig ju
fe^n be^uptet, [gicict)] babe^ aber hoä) allen \o üjol^l empirifd^cn al§ auc^
leben anberen SßemeiS a priori [»on feiner SRliiitigleit äul] für fene not^=
Djenbige ©inftimmung [juläfet] auSfd^liefeet; fo bejiel^t e§ feine 2Sor=
ftettung[äatt beä obicctä nic^t ouf eine finnltc^e fonbem Überfinnli^e 23e[timmung
beä ©ubiectS] auf ein [übetfinnli^eä] ^rincip bcr [überftnnli(^en ®ebrau^^]
überftnnli^en Seftimmung unfcrer (Srfentni^Dermogen. 2)enn ba ba^
Urtl)eil allgemein gelten foll, fo mufe e§ ein ^rincip Ibaöen; ba cö aber
feinet SeiüeiSgrunbeS nod^ irgenb einer Siegel be§ ©ebraud^S be§ 2Ser=
ftanbeö ober ber SSernunft in ^nfet)ung bcr ©egenftanbe bcr (Sinne föl^ig
ift, fo mu| e§ [ba3 ?ßx überfiimlic^eä SPrinrip :^aben unfcr ©tlentniSoermügcn
!)aben] ein ^5rincip be§ [Seftimmung unferet] ®ebraud^§ ber 6rfentnt§=
öermögen [überhaupt] ^aben, meldjeS fxä) auf [t^re] irgenb eine Überpnns
lic^e SÖeftimmung [grünbet] berfelben grünbet ober f\6i barauf bcjiel^t; c§
mag nun biefe [ipnncip] SSeftimmung blo§ angemaßt ober gegrünbet fc^n,
fo fann bod^ nur in 3fiücf jt(^t auf biefelbe ein folc^eS Urt^eil gefallet toerben.
8 Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass Nr. 992 in ihrer zweiten Hälße eine
Vorarbeit zu der Äritif ber Urt^eil^fraft darstellt. Da der erste Absatz aber in
keinem erkennbaren unmittelbaren Zusammenhang mit diesem Werk steht, drucke ich
das L BL, um die ästhetischen Reflexionen nicht allzu sehr zu zerstreuen, hier ab,
und nicht unter den „Vorarbeiten'''- der letzten beiden Bände dieser Abtheilung. \\
12 anberen? anbem? || 14 Das S vor art versehentlich nicht durchstrichen. \\ 15 ber
aus beä II 20 eß vielleicht erst nach Durchstreichung der folgenden Worte hinzugesetzt. \\
unfer? unjere? unserer?? || 21 beS aus ber || 22 l^oben fehlt, schon von R. ergänzt. ||
AJ^biefe aus biefeS
Dir. 991—993 (23anb XV> 437
§.-A. 2)ebuction bcr aftl^etifd^enUrtl^eilgfraft über ^a§ @(f)önc ber5Ratur;
B. — über baä 6rt)abne ber 9iotur.
§. SSe^bcr ßuUur [ift] an ber Statur ift35orberettung gumüJ?oralifd^en
®efü^l: ba& erftere in 2lnjet)ung ber UnöoQfomnen, ba§ jae^te in Sin*
5 |el)ung bcr SSoUfomnen ^flid^ten. — 2)enn in be^ben ift fubiedioe ßroef^
mafeigfett bcr 5Ratur. 2)ic erfte il^rer ÖDalitat nad^, bie Sn^e^te in 2ln*
fcl^ung bcr ©röfec ber BüJcfmäfeigen 33e[timung be§ <Subiect§.
SSom ^ntereffe am ©ejd^maf — bem ©emeinftnn — 9}tittl^eilbar!eit
bcr 6nn)finbungen. Humanitas. SSom [Äunft] (Sd)6nen unb (ärt)abnen
10 bcr Äunft unb bcn «Sd^öncn Äünften unb SBiffenfc^aften.
©inlcttung: öon bcn @intl^eilungem
[©inl:] 3n be^bcn aftf)cti|c^en Urtl)eilen ift fubiedioe SöJcfmo^igfeit
bcr Snl^alt, bcn man allgemein mitt^eilen üJitt. '^n begben beftimt
Slnfc^auung ba§ Urt^cil. ©inbilbung^fraft cntl^alt ik (SQntt)eft§, bie
15 für SSerftanb unb SSernunft allgemein SJiitf^eilbar ift.
993, \p*. L Bl. Warda. A. M. XXXX S. 349—050.
S.l:
@(3^öne unb (är^abene.
®ef(i)macf§urtl^eil ^at barinn etroaö ßogifd)e§, ba^ c§ aügemetnc
20 ScQftimmung ©ebietet, unb ift Don einer anberen 3lrt aftl)etifd^en Urt^eile,
namlid^ bcr beö ©efü^lä, ma§ nur für leben ©injelnen gilt, fofern unter*
fc^ieben.
2)arinn aber unterfc^eibet eä fid^ boci^ üom ßogifd^en, ba^ biefe 2111»
gemeingültigfeit ftd^ nid^t auf ber3«fantmenftimmung ber SSorfteüungSart
25 mit bem Dbicctc, fonbcrn mit bem 2Serl)ältmö ber SSorftetlungSoermögen
(bie jum (SrfentniS gcljören) im ©ubiecte, unb par iebem ©ubjecte,
grünbet.
£)a]^er ift feine [Regel ber SSeurt^eilung bur(| ©efd^marf, (^ nac^)
1 A. übergeschrieben. || 5 be^bctl? bitjbtXttf \\ ß Vor doalttat (frei durch-
30 strichne, nicht sicher lesbare Worte. \\ itO^ fehlt, schon von R. ergänzt. || 8 33üm?
35on? 11 am? an (so R.)? \\ 9 R: (Sm^jfinbung
20 aft^etifc^en? oft^etifc^et?»
438 9Jef(ejionen 3ur Slnttiropologie.
lüdc^er entjc^ieben werben fonnte, \m% if}m®emä§ ober 3utt)iber fct), mög=
lid), au[fer roenn fte felbft au§ ®ef(^macf§urtl)eilen abgeleitet märe.
(^ 2)er ®efcl)maf Umgang^ ober 0Kitt{)eiIung§eigenf(l^QftO
2)a§ ®efd)maF§urt^eil i[t alfo immer nur ein eingelneä Urtl^eil, unb
man (^ fan) feinen ®runb (^ baüon) angeben, beffen Seweiäfraft ein &
anberer nachgeben mü^te, benn e§ ift !ein ©rfentniäurt^eil.
(^ 2)ie Slflgemeingültigfeit be§ SBo^lgefaQeng, unb boc^ nid^t burc^
33egriffe, [onbern in ber 2Infd)auung, ift ba§ ©d^raierige.)
2)a§ (5rfentni§ eine§ eingelnen gegebenen ®egen[tanbe§ fc^t, tocnn
e§ mittl)eilbar jeijn foll, gmei) SSermögen: 3Ser[tanb gum ^Begriffe unb ic
ßinbilbungöfratt für bie 2lnfcl)auung OorauS. — 2)ie 3ufammcnftimmung
be^ber in ber SSorfteHurtg eines obfectS jum @rfentni§ ^at allgemeine
Flegeln, unb alfo auci^ biefe 3ufaiuuienftimmung im ©ubiccte, obgleid^
biefe 3ftegeln nid)t befonberS gebad)t werben. (? 2)er SluSbruf ©efc^ma!
bejieljt ftc^ auf 3J?aljeiten, wo einer für öiele md^lt unb nic^t junger bie i?
Sriebfeber ift.)
S. IT:
®ef(^maf be§ Umgangs. Frauenzimmer»
(Sultur be§ ®ef(^macfS ift SSorübung jur 5J?oral.
Sßom ©r^abenen. (5S ift tia^, in beffen SSorfteQung (ber 6inbilbung§= 20
traft) ba§ ®emütl) feine 33eftimmung [fü^lt] ober Slnlage fü^lt, ftc^ bis
ju bem ju erweitern, waS allen 5)?aaSftab ber Sinne übertrifft.
6S ift gleicfefam bie ©ntbedung eines SlbgrunbeS in unferer eigenen
über bie Sinnengrdn^en ftd^ erftredfenben 3Ratur. — ^at)cr ber @d^aucr,
ber uns anmanbelt. — @ine §urd)t, bie immer burd^ baS 33cftnnen feiner 25
@id^ert)eit oertrieben wirb, unb einer 5Reugierbe, weld^e für unfere
gaffungSfraft gu ®roS fft.
Oebirge unb ©benen. ®leid)fam bie 5(iatur in it)rer gewaltfamen 3er=
ftöl^rung, ba^er bie Fabel ber ®iganten. — @S üerleitet gum «Schwärmen
ber ©inbilbungSfraft, unb ba gerate baS ®emüt^ in %uxi)t ber Heber» 30
fpanung unb beS SBatinftnuS. 23urfe — 2Rilton — ^lopftocf. SleneaS
2 aus?? nur? || 9 eineä aus in einem || 11 öorauä fehlt. \\ 14—16 Vor dem
g-Zusatz steht ein Zeichen, wie es scheint: ein Verweisungszeichen, dem kein zweites
entspricht. || 21 — 22 A.M.: btä bent || 31 E. S3urfes Phibsopkical Enquiry into the
Origin of mir Ideas of the Suhlime and Beautiful erschien zuerst 1757 und wurde 35
1773 nach der 5. engl. Ausgabe (von Garve) ins Deutsche übersetzt. \\ Der Besuch
des SlenCQ^ in der Untencelt wird von Vergil im 6. Buch seiner Aeneis geschildert.
gir. 993—995 (33anb XV). 439
2lbfat)rt in bic ^öUe. — 2)ie ^ai^i i[t ergaben, ber Sag fc^ön. ©inöben,
öon ®ci[tcrn bewohnt. — SlUe SScrlaffenc ©c^löffer.
— 2)ic 3:iefe be§ ®cmüt^§ im ^J^oralifc^en i[t ©r^aben.
3. 3Som ®cfüt)l be§ ®utcn.
994. w'f foi'f) L BL E 32. S. I. R II 119.
ein ^rincip ber Urt^ciläfraft ift baSjenige, ira§ jum ©lunbe legt,
ha^ bie üiatur jic^ imfercr gaffungSfraft beqöcme, baburd) mir alfo jie
in bem, maS in ber9iatur gufäüig ift, boc^ ®e[e^en, aber nur ben [©efe^en b]
fubiectiüen be§ 23ebür[nif[c0 unjerc§ @r!entni§üermögen§ gemä^^ anp«
nel)men fe^ (jum 5ße^uf ber Urt^eilStraft)»
99S. CO* (November 1797). L BL C 2. S.U. RllSl.
2)aS ein Wen[c^ ein fd^öner 3J?enfc^ (unter mehreren 5J?en[c^cn al§
individuum), fc^ön feQu fönne, räumt jeber gerne ein, fo mie eö in feber
Gattung (Sinjelne ücrgleic^ungSmeife mit ben [©attung] 3J?ei[ten {^ einer)
fcf)ön fe^n fann; allein ^io. ift bie @cl)önf)eit im allgemeinen Urttjeile nid)t§
al§ 3Regelnm§igfeit unb Siauglic^feit ju feinen ^xozdz\[. @onft ift ber
2J?enfc^ fein fd)öne§ 3:i)ier.
1 ^. M.: SJüg ift f(^ön i| ;2 oon aus mit
S Ä: ®efe^ übet unS bent || 10 Entweder ist die Rfl. nicht vollendet oder
— was wahrscheinlicher ist — Kant hat sich verschrieben. Man könnte lOtr streichen
oder statt fcQ lesen: unö füt berechtigt galten oder: bered)tigt fein. Mit fic ist
natürlich die 0^atur gemeint: wir nehmen an, dass die Natur sich auch in ihren Zu-
fälligkeiten unsern subjectiven Gesetzen anpasse.
12 2)aä ein, wie es scheint, aus 25o8 bet, kaum umgekehrt, wie R. liest. ||
14 ben aus ber || 15 fonn, wie es scheint, in früheres fönnen (? fönne?j hinein-
corrigirt, wohl, als der g-Zusatz hinzukam. Soll der letztere gelten, so muss eS und
Stnjelne gestrichen werden; andernfalls nur e§, doch muss dann auch föltnett wieder
hergestellt werden. R. liest fönne. || Urt^eilc? Urt^eit (so R.)f
440 JReflejioncn jut Slnt^ropologic.
996. (0^. L BL L 8.
2)a§ Originelle im ©egenjo^ mit bem [Oooent] ßonoentionellcn.
2)a§ ®ebräucl)lic^e mit bcr 3Jiobe.
Nemo vitiis sine nascitur; optimus ille, qui minimis vrgetur.
Von der Üppigkeit.
§.72 (VII 249— 260).
997. n—Q. M190b. E 1 390.
Luxus i[t ein Slufmanb beä SBoPebenS, ber SBeid^lid^ mac^t.
SSerfc^menbung: ber arm unb muffig mad^t.
Luxuries: ber franf mac^t.
^ferbe ftnb fein luxus, fonbern Äutfd^en. @c^öne fünfte. 2luf«
ttartung»
998. V. M214. EI 388.
2)er Slufmanb beä ©efdimafs ift luxus; ber ber ^offart^ ift ^rad^t;
ber ber ^ralerei) (Übermut^) [©d^ro] luxuries. ©er ber SÖebürfniS ift is
tiauS^Qlterifc^. 2)er (^ t)au§i)älterif(^e) ber OefeUigfeit ift SBirtlic^.
999. V. M215. El 389.
2)er 2lufö)Qnb be§ ^efc^mafS (ber foftbarc ©efd^maf) ift ber luxus;
bcr üertl^uerifc^e Slufmanb bie [luxuries] Ü;)pigfeit ; ber eitle Slufmonb ift
bie ^rad^t; ber ®efcl)maf ol)ne Slufmanb ift bie Einfalt, (gine jebe
5Retgung l)at il)re Üppigfeit, e. g. SSerliebte. ^oc^mut^ ift bie Üppigfeit
ber eiteln neigung ober ^offart.
4 Das Citat stammt aus Horat. Sat. I 3, 68/9, ist aber nicht ganz genau:
Nemo und vitiis müssen ihre Stelle tauschen; nach \\\6 fehlt est. Richtig findet sich das
Citat z. B. in J. G. Lindners Lehrbuch der schönen Wissenschaften 1767 I 224. 25
15 5)er ber ber 93ebürfni§
SRr. 936—1000 (33onb XV). 441
1000. X—ip^' L Bl. Ha 45.
(« 3)ie flefcnjd)attU(i)c 5Kanter.
[3)fc SIngcm] 2)cr Umgang mit ©efd^mat i[t bie gute ßcbenäart.)
©er ©enufe be§ ßebenS mit ©efdjma! i[t ho^^ SBo^eben. {^ ©a§
geben mit ©efc^maf genießen Reifet: ju leben miffen.)
3)a§ Übermaas be§ 2Bot)aeben§ über ben 2Bo'^l[tanb beö Gemeinen
2Be|en§ i[t bic Üppigfeit, (©al^er ift biefe nur relatiD») non probuctiüe
Arbeiter werben gefüttert, bepopulation.
2—3 s-Zusatz: w? CV^-V || 7—8 productive? productiva?? || Die Schluss-
10 klammer nach telattt) (welches Wort das Ende einer Zeüe bildet) fehlt. Beider Lesart
productiva dürfte hinter telatit) weder Semikolon noch Klammer stehn; a«/ productiva
müsste ein Interpunctionszeichen folgen und darauf die Schlussklammer ^ wenn man
nicht vorziehen sollte, letztere an das Ende des Absatzes zu setzen. — Inhaltlich vgl.
das L Bl. Ha 44 im III. Theil dieses Bandes (unter den Collegentwürfen Kants aus
15 den 80er Jahren): Luxus ... ift ber ©efd^mof bcg Settaltet^ am (^nihc^xü^tn,
fo fern er bie Sebürfniffe Derme^rt. ©ie Derme^ren Slnfong« bie Snbuftrtc unb
bie SKenfc^en, nac^^er oerminbem fie ben Slderfiau unb bic Seoölfcrunö. Kant
fusst hier auf Rousseau' sehen Ideen. Vgl. die (auf der Berliner Königlichen Bibliothek
befindliche) Aufzeichnung, die Herder sich in Kants Colleg über Baumgartens Ethica
20 phUosophica bei §. 375 hinsichtlich Rousseaus Einwand gegen den Luxus gemacht
hat: „Es ist wahr: der Luxus beschäftigt Arme; aber es würde keine Arme ohne
Luxus geben: und der Luxus kompensirt seinen eignen Schaden sehr schlecht Unrecht
werden unnützliche Leute unterhalten, die so wie unütze Hände sind; indessen werden
die nützlichen Leute in Armuth darben.'-'- Aus Rousseaus Schriften dürften ausser
25 dem 6. — 8. Absatz des 2. Theils seines preisgekrönten Discours aus dem Jahr 1750
über die Frage der Akademie zu Dijon, „si le r€tablissement des sciences et des arts
a contribu€ ä ^purer les moeurs" (Oeuvres complettes de J. J. Rousseau 1782 XIII
47 — 49) und dem zweiter. Theil seiner R^ponse au Roi de Pologne (Oeuvres a. a. 0.
S. 106 — 108) vor allem die beiden folgenden Stellen in Betracht kommen. In seiner
30 Derniere R^ponse (gegen M. Borde; Oeuvres a. a. 0. S. 128, 130/1) fasst Rousseau
die gegen seine Behauptungen, soweit sie den Luxus betreffen, erhobenen Einwände
kurz zusammen: „Le luxe n'a rien . . . de commun avec [les sciences]; ainsi les d€sordres
qu''il peut causer ne doivent point leur etre attribu€s. D''aüleurs le luxe est n€cessaire
dans les grands Etats; il y fait plus de bien que de mal; ü est utile pour occuper
35 les citoyens oisifs et donner du pain aux pauvres.'-'- Diese Einwände widerlegt Rousseau
folgendermaassen: „Le luxe peut etre necessaire pour donner du pain aux pauvres:
mais, s^U n''y avoit point de luxe, il rüy auroit point de pauvres. [In einer Anmerkung
fügt Rousseau hinzu: Le luxe nourrit cent pauvres dans nos villes, et en fait p6rir
cent mille dans noa campagnes: P urgent qui circule entre les mains des riches et des
40 artistes pour fournir u leurs superßuit€s, est perdu pour la subsistance du laboureur;
442 Sieflejtonen jur Slntl^ropologie.
et celui-ci ti'a point d''habit, pr€cis^ment parce qu'il faut du galon aux autrex. Le
guspiUage des matieres qui servent a la nourriture des hommes suffit seul pour rendre
le luxe odieux a Phumanit^. Mes adversaires sont bien heureux que la coupable
d^licatesse de notre langue nCempeche d^entrer la-dessus dans des d€tails qui les feroient
rougir de la cause qu'ils osent d^fendre. II faut des jus dans nos cuisines: voUu 5
pourquoi tant de malades manquent de bouillon. II faut des liqueurs sur nos tables;
voila pourquoi le paysan ne boit que de Peau. II faut de la poudre ä nos perruques ;
voila pourquoi tant de pauvres ri'ont point de pain.J II occupe les citoyens oisifs. Et
nourquoi y a-t-il des citoyens oisifs? Quand Vagriculture €toit en honneur, il n\i/
avoit ni misere ni oisivet€, et il y avoit beaucoup moins de vices. Je vois qu'on a H'
fort a cceur cette cause du luxe, qu'on feint pourtant de vouloir s€parer de celle des
sciences et des arts. Je conviendrai donc, puisqu'on le veut si absolument, que le luxe
sert au soutien des £tats, comme les Cariatides servent a soutenir les palais qti'elles
de'corent; ou plutot, comme ces poutres dont on €taye des bdtimens pourris, et qui
souvent achevent de les renverser. Hommes sages et prudens, sortez de toute maison 15
qu'on itaye.'"'' In der Anmerkung 9 zu dem Discours sur Porigine et les fondemens
de Vin€galit€ parmi les hommes (1754; Oeuvres 1782 I 161/2) heisst es: „Le luxe,
inrpossible a pr^venir chez des hommes avides de leurs propres commodite's et de la
consid€ration des aittres, acheve bientot le mal que les soci€t€s ont commenc^, et sous
pr€texte de faire vivre les pauvres qu'il n^eüt pas fallu faire, il appauvrit tout le reste, ^^
et d^euple PEtat tot ou tard. Le luxe est un remede beaucoup pire que le mal qu'il
pr^tend gu^rir; Qu plutot il est lui-meme le pire de tous les maux, dans quelque Etat
grand ou petit que ce puisse etre, et qui pour nourrir des foules de valets et de
miserables qu'il a faits, accable et ruine le laboureur et le citoyen: semblable a cev
vents brulans du midi qui couvrant Pherbe et la verdure d''insectes de'corans, otent 25
la subsistance aux animaux utiles, et portent la disette et la mort dans tous les lieux
ou ils se fönt sentir. De la soci€t6 et du luxe qu'elle engendre, naissent les arts
lib€raux et m^caniques, le commerce, les lettres, et toutes ces inutilit€s qui fönt fleurir
Pindustrie, enrichissent et perdent les Etats. La raison de ce d^p^risseme/it est trix
simple. II est ais^ de voir que par sa nature, Pagriculture doit etre le moins lucratlf 30
de tous les arts, parce que son produit €tant de l'usage le plus indispensable pour
tous les hommes, le prix en doit etre proportionn€ aux facultas des plus pauvres. Du
meme principe on peut tirer cette regle qu'en g€n€ral les arts sont lucratifs en raison
inverse de leur utUit€, et que les plus n€cessaires doivent enfin devenir les plus n^gligex.
Par ou Pon voit ce qu'il faut penser des vrais avantages de Pindustrie et de Peffet 35
r^el qui r€sulte de ses progres. Teiles sont les causes sensibles de toutes les miserex
ou Populence pr^cipite enfin les nations les plus admir€es. A mesure que Pindustrie
et les arts s'^tendent et ßeurissent, le cultivateur m^pris^, charg€ d'impots ne'cessaires
a Pentretien du luxe, et condamn^ a passer sa vie entre le travail et la faim,
abandonne ses champs pour aller chercher dans les villes le pain qu'il y devroit porter. 4o
Plus les capitales frappent d'admirutimi les yeux stupides du peuple, plus il faudroit
g€mir de voir les campagnes abandonn€es, les terres en friche, et les grands chemins
gjr. 1000 (ßanb XV). 443
2)ic Unmafeißfeit im ®enuB [aber b], ü)elcl)er ber ©efunb^eit jutoicber
ift (tränt moc^t): ©c^aelgere^. SDie bem ®efd)maf ^uioieber i[t: luxuriös*.
2)ie 2lngcmc[fenl^cit be§ SSo^ebenS jur ©ejeüigfeit i[t bie gute 2eben§»
art. (^ ju leben toiffen.)
*(«' ober: [bog Söo^Ueb] bie Unmofeigfeit, welche bem SSo^üeben
jelbft juwieber ift, l^eifet ©c^welgere^.)
2)ie Slngemeifen^eit ber 2Ba{)l gur gejeKigen 2^l)eilne^mung ift
©efc^maf.
[2). SocE: ©runbrtä oon ber ©raiel^ung]
2)ie [^e] in einem 3SoIfe ober 3eitalter ^errfd)enbe Steigung be§
®efc^mafö iji luxus. 2)aö ®efd)maf§urtt)cil ift nici)t ^ieigung. 2)iefe
ge^t aufs entbe^rli(!^e nic^t foioo^l beS ®enuffe§ als ber ©itelfeit. 2)aju
gel^ort, bafe ba§ ^rauenjimmcr ben ton angiebt. Dffentlic^e ^rac^t beS
gemeinen SBefenS ift nic^t luxus.
15 inondes de malheureux citoyens devenus mendians ou voleurs, et destiii€s ä finir un jour
leur misere sur la roue ou sur un furnier. Cest ainsi qu P^tat s* enrichissant d^un
tote, s'affoiblit et se d^peupk de Pautre; et que les plus puissantes Monarchies, apres
bien des travaux pour se rendre opulentes et d€sertes, finissent par devenir la proie
des nations pauvres qui succomhent a la funeste tentation de les envakir, et qui
20 s^enrichissent et s^affoiblissent ä leur tour, jusqu'a ce qu'elles soient elles-memes
envaJiies et d€truites par d'autres."
5 Der g-Zusatz steht im Ms. .an derselben Stelle wie im Druck. || 9 Fr. Sam.
Bocks Lehrbuch der Erziehungskunst zum Gebrauch für christliche Eltern und künftige
Jugendlehrer erschien 1780 in Königsberg bei Härtung. Die Vorrede ist vom
25 8. Oktober 1779 datirt, und in der von Härtung herausgegebenen Staats- Kriegs- und
Friedenszeitung ist, wie Herr Amtsgerichts rath Warda gütigst feststellte, das Buch am
18. October 1779 zum 1. Mal zum Verkauf angeboten. Kant legte es seiner Vorlesung
über Pädagogik im S. S. 1780 und W. S. 178617 zu Grunde (vgl. E. Arnoldt: Ge-
sammelte Schriften 1909 V 256, 288). Rfl. 1000 ist alier Wahrscheinlichkeit nach
30 bald nach Ankündigung oder Veröffentlichung des Werkes geschrieben, da für Kant,
sobald er sein Colleg über Pädagogik angezeigt oder gar (am 12. April 1780) begonnen
hatte, kaum mehr ein Grund vorliegen konnte, sich den Titel (dazu noch falsch!) zu
notiren. In den Messkatalogen ist das Werk nicht angekündigt, weder als erschienen
noch als künftig erscheinend. || 11 — 13 Im Ms. steht links am Rand, von den Zeilen
35 11—13 umschlossen, die folgende Figur, zu der die Nrn. 6 — 10 (XIV 24ff.) zu ver-
gleichen sind.
444 SRefIejtonen jur Slntliropologte.
2)te 2Ba^I bcr anncl^mUd^feiten in 23cjict)ung auf gcfclligc 3;t)eil=
ne^mung ift ©efd^mafSneigung.
2Benn man jung ift, fd^d^t man ba§ 23ergnügen nur nad^ ®rabcn;
wer alt ift: nac^ ber öfteren 2Bicbert)olung unb Sänge ber 3)aucr.
1001. xp". LBL E70. S.U. R IT 242.
Fortior armis, luxuria incubuit victumque vlciscitur orbem.
3)a.§ SBo^Ueben mit ®efct)ma!, ba§ 3lrm maiji, ift bic Üppigfeit.
2)a§ SBopeben ol^ne ©efc^maf, ba§> franf mac^t, ift bie ©djroelgeret)
(» Luxuries).
[®cr 91] Luxus ift ber [offcntltd^e] Slufwanb (^ eineS ßeitalterS ober
3Solf§) auf 2)ingc be§ ©efc^mafS, ber 2)urftigfeit l^eroorbringt (2)iirftig=
feit ift [bcr 3uftani> ber] ber ®rab ber natürlichen 23ebürfni§, [»el^e] ber
il^re SSefriebigung fd^mcer ma(l)t). Slrmut^: ba§ Unoermögen e§ gu
befriebigen. 3)er luxus fc^eint ju ber bürgerlid^en Slnlage ber 9J?enfc^en
ju gepren al§ ber Fortgang in ber cultur bi§ gum maximum ber [SWen]
Slnfpannung menfc^lic^er Äraftc. 6r ift bem Staate oortl^ei^aft, menu
er nid^t wcid^lic^ ift unb [nic^t mit] mit ber ^reij^eit ftd^ oereinigen läfet.
Luxus fan jwar einem einzelnen ober etlichen beigelegt »erben.
2ll§benn aber '^at er nichts 3:abel^afte§ in ftc^, weil er 58ielen belegen-
l)eit ju oerbienen giebt.
1 onne aus ange
6 Das Citat stammt aus Juvenals 6. Satire (v. 292—293). Statt Fortior hetsst
es: saevior; vorhergehn die Worte: Nunc patimur longae pacis mala, jj 17 [mit]?
Drittes Buch.
Vom Begehrungsvermögen.
§, 73—88 (VII 251—282).
M §. 663—699. 730—733.
5 §. 73. 74 (VII 251—253).
1002. «2f i,n i^f M249'. Gegenüber von M §. 663:
1. Repraesentatio, 2. Seusio voluptatis et tadii, 3. prospicientia,
4. sensus internus facultatis futuram voluptatem actuandi. Dari possunt
substantiae repraesentativae etiam futuri, etiam cum voluptate, absqve
10 appetitione. qvoniam nulla sentitur facultas aliqvod futurum actuandi,
qvippe mere passivae.
1003, ^? t^f x^f M 249'. E 1 402. Gegenüber von M§. 663:
^ein 2Befen fon eine f^d^igfeit ^oben, fünftigeS ®ute oorl^er gu feigen,
o'^ne ein SSermögen, e§ burd^ feine Ärefte njirflid^ ju machen. 2)a^cr alle
15 53egierbe ol^ne ein S3crmögen, eö airflid^ gu maö^^n, cingebilbet ift. fie
i[t ni(i)t practif(i^ unb nid)t§ mcrt^.
3Jian mufe ba§ praesagium nid^t mit bcm je^igen, fonbcrn fünftigen
SSermögen ber SluSübung oergleid^en.
7 Nach Repraesentatio möglicher Weise ein griechisches Kolon. || 11 qvippe
20 passivae, sc. jene substantiae repraesentativae
14 ^efte? ^afte?
446 3lef(ejionen jur Stnt^ropologie.
2)er ®rab ber Segierbe ift eingebilbet, ber größer ift qIö baS Sßer=
mögen. 2)ie natürlichen SBegierben flnb alle [eingebt] praftijd), Diel er»
worbene 33egierben eingebilbet.
1004. 1,—r? xn (E^^ c'f) M249'. El 607. Gegenüber von
M§.663: 5
3e mel^r jemanb Don feiner Äroft öorauäfe^t, ^ic^^ [ic jureic^e, ba§
33egel^rte ju actuiren, befto praftif^er ift bie 33egierbe,
SBenn id^ jemanb als abgefc^matt bel^anble, !an i(^ ibm feine
praüifc^e SSegierbe beijbringen, meine 2Bar!^cit§grünbe einjufel)en.
Sßenn id) jemanb al§ nichts tüürbig bel)anble, !an td^ il)m feine 33e= lo
gierbe beijbringen, ba§ gute ju t^un.
1005. e'^f i^f x^f fif M249. ZiiM§.663 ,,appetitiones'' (4Ö23J:
23egierben.
1. aus inftinct.
2. au§ ma^l. 15
£)ie au§ töcl)l:
a. aus appetit 3um ®enufe,
(9 aus @ef(^macf.)
b. aus toabn beS ©enufeeS,
(3 Slnftänbigfeit) 20
c. aus (S^rbegierbe,
d. aus (ä^renmat)n,
e. aus einer ©rille.
d Die Nrn. 1002 — ^004 stehn ohne Trennungsstrich unmittelbar unter einander.
Ich lasse deshalb auch Nr. 1004 der Nr. 1005 vorangehn. || 7 bie 23.
18 — 20 Die beiden g- Zusätze (möglicher Weise erst aus den 70er Jahren
stammend) sind durch Striche an ihre Stellen (zwischen a toid b, resp. b und c)
i-'erwiesen und sollten dort vermuthlich als besondere Dispositionsglieder eingeschoben
werden.
gjr. 1003—1008 (öanb XV). 447
1006. rff x^f M 249. Zwischen M §. 663 und 664:
6in SBunfd^ nad) einer 9leigung ij! ni(!^t bie 91eigung felb[t. 2)te
obere ÄrQ[t ift eine ^raft, alle anbern SSermögen in ber @eele ju be=
l^errfdien, @elb[tl^errjc^er.
5 1007. »f (t,f t—xf) M249'. Zu der tiberschriß von Sectio XVI
„Facultas appetitiva" (45 le):
Qvod praevidetur placens vi mea extiturum appeto.
1008. ^? ßf x'—Xf) Q^—o'f? M250'.
£)a§ 33egel^rung§oermögen i[t unterfc^ieben
10 1. Dom 6r!entni[|e (ber 35ottfommen^eit unb Unoottfommenl^eit);
2. Don ber SÖeurt^eilung be§ 2Bo:^lgefaHen§ unb 5Ki§tanen§:
a, benn bie 33egierbe ge^t nur auf bie fünftige ßeit, ba§ 2ßo^l=
gefalen auf atte ßeit;
b, bie 23egierbe begießt jtd^ auf eine eigne Äraft, ha§ obiect be§
15 ü30^lgefalenä I)eröor3ubringen; ba^er galten mir eine iebe 23e=
gierbe gu bem, toaS nid)! in unfrer ©ewalt i[t, oor ungereimt.
@ie ift baSienige in un§, moburc^ mir unfre Äraft beftimmen gemäfe
einer üor^ergefe^enen 8uft ober unluft.
Untt)dtige, praftifdje 33egierben.
20 SlÜe 33egicrben jtnb fenfitio ober intellectual:
a. nac^ bem, maS fenfttio gefaüt.
b. nad^ bem, maS intellectualiter gefallt.
2 einer?? einem? einen? || 3 anbetn? anberc? anbeten? || 4 In ©elb^l^ertfd^cr
die Endung nicht sicher.
25 Zu Nr. 1008 — 1061: Soweit diese Reflexionen auf das Problem der Willens-
freiheit übergreifen, sind die im Anfang von Bd. XVII abgedruckten §§. 700 — 732
aus J/, sowie die auf sie bezüglichen Reflexionen in Bd. XVII und XVIII zu ver-
gleichen. Um die zwischen gleichzeitigen Reflexionen obwaltenden inneren Beziehungen
nicht zu zerreissen, lasse ich im Folgenden auch diejenigen der auf M 190 a/b,
30 249' — 252 stehenden Bemerkungen abdrucken, die sich nur oder fast nur mit dem
Freiheitsproblem beschäftigen.
14 b aus 2
448 Sficfiejtonen jur Qlnt^ropologie.
(* @§ gcfdlt bei) jeber SSegierbc entoeber ber ©egenftanb ober bie
^anblung, nemlid) bie SfJegel berfelben an ftc^ jelb[t. 3Ran t)at aÜ»
gemeine ®efe^e ber frc^^eit unb i^reS ®ebraud^§ übert)QuptO
2lUe fenjttiDe SSegierben ftnb ^)afftö; unb |o fern SSegicrben nid^t
pQJjtö jeqn, jo Reifet ba§ fubiect fre^. 5
2)ie jinnlidje SSegierbe, bie öor ber Haren (^ jtnnlid^en) ©rfentnife
be§ ®egen[tanbeö Dorl^ergef)t, l^eip, tri-eb, bie folii^e begleitet: Dleigung.
2)ic [innere] grofeere ^Qpot^etifc^e 5J?ogli(^feit einer ^leigung ift ber ^ang.
2)a§ 3Sermögen, («' mit Söetöuftfe^n gu begehren: ber SBiüe; baöienige,)
unabpngig oon ü^eigungen unb 2;rieben gu begel^ren, alfo unabhängig i»
Don fubiectiö (^ nöt^igenben) urfaci^en, Reifet ber freije SBille. 2)ie Urjaci^en
ber ftnnli^en 33egierben fmb Stimuli, ber oberen: motioen. SSc^bc:
SÖemegurfa^en, iene al§ einem pafftöen, biefe al§ einem actiöen fubiedc.
[appetitio practica, [qvatenus] cuius mihi conscius sum (9 stimulis), est arbitrium.]
arbitrium est vel brutum (^ externe necessitatum) (^ mere passivum) is
vel liberum (" independentia a coactione externa (spontaneitas)) ;
liberum vel sensitivum* vel intellectuale Q' independentia a stimulis);
et intellectuale vel secundum qvid vel simpliciter; posterius purum,
prius animale.
1 Der 8-Zusatz (q^ — w? x^ft ^»fj steht rechts von 4:47 is— 20, zwischen 447 n 20
und 4667. \\ 8 ®tc aus 2)er oder 2)a8 || SKoglic^feit (vgl. VII 265 21-23)^ \\ 10 un«
abpng || 11 fubtedlü aus fubiecttoen || 13 aXi einem pcffiöen? alg einer poffion?
alä im?? II <xli einem actioen? al§ eine action? alä im?? Über fubiecte kann kein
Zweifel sein. Nach olä mag man sich je ein beQ hinzudenken. \\ 14: practica ist
durchstrichen und durch übergeschriebenes efficax ersetzt; dann ist auch dieses durch- 25
strichen und practica durch druntergesetzte Punkte wieder für gültig erklärt; schliesslich
ist die ganze Zeile der Länge nach durchstrichen. \\ stimulis ist übergeschrieben, durch
einen Bogen mit sum verbunden und versehentlich nicht durchstrichen. || ÜJer mihi . . .
est und stimulis ist in den 70er Jahren noch hinzugesetzt: absoluta spontaneitas;
vielleicht sind die Worte eine Ergänzung zu independentia . . . spontaneitas in 30
Z. 16. II Iß In coactione sind die beiden letzten Silben sehr unsicher. \\ spontan:
steht hart am rechten Rand der Seite; vorhergeht ein Strich, wohl als Klammer, nicht
als Verweisungszeichen aufzufassen; die Schlussklammer fehlt. \\ 17 — 19 Unter liberum
vel (Z. 17), über secundum (Z. 18) steht actus, wahrscheinlich der Anfang des
s-Zusatzes von 449iff., den Kant wohl zunächst in die Lücke unter liberum vel etc. 35
schreiben wollte; nachher erkarmte er, dass der Platz nicht ausreiche, und benutzte
eine grössere Lücke, indem er den Anfang des Zusatzes mit sensitivum durch ein
Verweisungszeichen verband. Das erste actus aber vergass er auszustreichen.
91r. 1008 (5Öanb XV). 449
*(* actus arbitrii liberi vel sunt sensitivi vel intellectuales
(^ quatenus vel afficitur stimulis vel detofminatur motivis) quatenus
conformiter vel stimulis vel motivis agimus. Arbitrium liberum ip-
sum tanqvam facultas propter independentiam pertinet ad intellec-
5 tualia.)
2)a§ arbitrium brutum ift [absque subiecti] mere passivum respectu
causarum Impuls! varum.
Stimuli l^aben respectu liberi arbitrii vim impellentem, non necessi-
tantem, in motivis non sumus passivi, qvoniam causae [int] complacen-
10 tiae intellectualis non in eo positae sunt, qvomodo afficimur. possumne
a me ipso patiens esse, h, e. interne necessitatus, non [ut] solum ut
interne necessaria sit actio, sed interne necessitata? Vtiqve, si sit
appetitio practica naturaliter non obiective necessaria, ideoqve facultas
secundum motiva intellectus, h. e. rationes obiectivas, appetendi
15 requiritur ad libertatem. Ergo 1. spontan eitas. 2. intelligentia.
SSetöciS, ba^ toix ein arbitrium liberum l^aben. vis subiective
movens. Elateres animi,
33cwei§, ta^ mir ein arbitrium liberum intellectuale Ijaben. vis
obiective movens.
20 Garo et spiritus»
(* SSom determinismus: foH praedeterminismus (f ber 2Binfül)r)
^eiffcnO
(« appetitio eorum, qvae non sunt in potestate, est optare»)
(* Arbitrium, cuius mihi conscius sum, est logice intellectuale.
25 Voluntas.)
(« motiva sunt repraesentationes boni vel mali.)
(s 2)a§ S3ege!^rung§üermögen, beffen obiect eine 3RegeI ber njifl»
fü^r i[t, Reifet SBtüe.)
1 s-Zusatz: x — fx. \\ d Auf subiecti folgen noch zwei durchstrichne unsichere
30 Buchstaben. \\ 18 Statt öeiDetÖ . . . liberum stehn im Ms. vier Striche, intellectuale
steht zwar unter liberum (Z. 16), doch kann kaum ein Zweifei darüber obwalten,
das8 auch das letztere Wort in Z. 18 zu wiederholen ist. || !^aben fehlt. \\ 20 Zu
Caro et spiritus vgl. M §. 676 (oben S. 48/9). \\ 21 ff. Die s-Zusätze stehn im
Ms. zwischen den Zeilen 448i2 — 449jj. Die vier ersten entstammen sicher den
35 70er Jahren, der 5. und 6. dagegen vielleicht, der 7. sicher erst den 80er Jahren. ||
praedeterminus
Äant'8 Schriften, ^anbjdjiiftlic^er *)!,ict>Iai II. 29
450 9ficflej.ionen jur 2tnt[)ropotoate.
(' arbitrium get)t auf actiones praevisas, appetitio auf obiecte.)
(" appetitio eorum, qvae sunt in potestate mea, est arbitrium.)
lOOf), x'? fi/'f c^f) (U) o-'—it? M WOa. E J 48Ö. Zu
M^.669:
2)ie Sütillofigfeit, b. i. ber 5J?angel be§ ®e[ül^l§ öor stimulos, ift
gemeiuigltd) Derbunben mit ber Seblofigfeit: inertia; fon[t mürbe bie
(5igenfd)Qft eineiS ''Dienfc^en, nid^t üiel gereift no(^ öerle^t ^u werben,
feiner üernünftigen SBiÜfü^r fet)r öortt)eilt)aft fei)n.
2)ie receptioitaet ber stimulorum ift "tiOi^) ®efü^I.
3)a§, tt)a§ ein ®runb eine§ Stimuli fe^n fan (ob e§ ^war felbft fein
Stimulus ift), l^ei^t elater animi. e. g. intellectualia.
5)ie ©efel^e ber 2Biüfiit)r ftnb entmeber [fubiectio] ber ftnnlici^en unb
l^eifeen pat^ologifd), ober ber [intettectuaten] freiten unb t)eifjen practifc^;
bie le^tere ftnb be^m menfdjen bloö obiectiü, raetl ber 23erftanb fein
Stimulus ift, aber fold^e erregen fan.
2)aö fc^roeere ift comparatio unmoglic!^ (roaö nur feiten gefd)ef)en
fan, tüirb auct) fo genannt). .^'O^blungen, bereu unterlaffung fd^meer ift,
ftnb comparatio notljmenbig. 2)ie comparative notf)n3enbigfeit einer [fr]
|)anblung ift 3^üang.
arbitrium liumanum fan wX&ji gegtt)ungeu werben, folglid^ ift§ libe-
rum. 2)ie fQmpatl)ie gefjört pm auimalifct)eu ®efüt)l 5}?enfd)lid)feTt [ge]
ent^elt h(x% ®efiil)l ber ®utl)er^igfeit; aber ^a^ ®efü^l Dor reblid)feit ift
geiftig. 2)er, fo etma^ be§ 2lbf(^eu§ würbig finbet, oerabfc^euet e§ nid)t
immer, unb, ber eö t)erabfd^euet, unterläßt e§ nid)t immer. 2)ie "£ugenb
ift eine faci^e ber llbuug unb fomt nid^t blo'ö üon ber DIatur. inteUectueÜe
©runbfa^e muffen burc^auö oorauygel)en, bamit baä ®efü^l nid)t auf
anbere stimulos gel^e.
1 appetio
3 Das Durchtsfliasublutt M liXIa/b nutss ;irixc/ieii M 252 und M 25.'j elii-
yeschoben werde», und die Xn>. WOO — 1010 bezk-hn sich demyemäsis auf M §. <>(!'. l.
Die nähere BegründumiJuhß bei Nr. WU (S. 4117 /S). \\ tS einer aus etneÖ || 23 ©eiftig
aus ®ei[ttic^ II 2ö l'ur üürau§9ef)en noch ein dunhstriehnes unleserliches l]''ort.
5«r. 1008—1013 (23anb XV). 451
1010. x^f (n'U^f) (fd) Q'—o'f? MJ90a. Zu M §.669:
£)a§ 3J?enfd^li(i)e ©efü'^l t[t nic^t blo§ tt)ierifd^, fonbern [auc^ ®ei]
bem ®ei[te* juborbinirt; fonft märe eä nid^t möglid^, ii(k§> pure intellec-
tualia motiva elateres animi werben fonnten. 2)iefe receptiöitaet, burd^
ben bloßen geifi bewegt gu merben, l^eifet ber ^Korolifd^e @inn.
3)ie 9J?ogUc^feit, nad) motivis intellectualibus ju t)QnbeIn unb alfo
independenter a stimulis, i[t \ia^ j^unbament eineä jeben practifd^en Ur»
t{)eilö; alfo tft bie %xzx\^t\i [ein postulatum p] eine anticipatio practica.
*(^ (5§ ift fo, wie roir nidl)t QÜein eine finnlid)e unb inteltectueUe
3Sor[teUung§fraft I^aben, fonbern auc^ ein ä-sermögen, burd) bie le^tere
bie finnlic^feit ju anologifc^en unb erläuternben Sßorftellungen ju
ercitiren; e. g. SSilber, bie eine analogie mit ben ßrfentniffen bey
®eifte^ t)aben.)
25
1011. r? (q'V M249.
2)a§ arbitrium ift entüjeber [bmtum] sensitivum ober intellectuale;
iene§ entroeber brutum ober bricht ah.
1012. r? (q'V M249.
3m arbitrio inteilectuali ift 1. negatio bie Unabl^ängigfeit Don
necessitatione per stimulos: überlas. 2. 2)a§ SBermögen, Den motivis
-0 gemä^ ^u ^anbeln. 3ene^ mac^t bie ^^Jerfo^nlic^feit au§.
1013. V (x' f ^ f q' V M ~^49.
5)q§ arbitrium intellectuale ift 1. liberum, 2. spontaneum.
1 Ar. lOlU steht, nhiie durch eiiifii Strich (jftrcnut zu nein, iinmäfc/lxir unter
Nr. 1009. Beide stammen irahrsvheinlich ans lunjcfähr derselben Zeit. Tinte uml
Schrift zeigen kleine Verschiedenheiten, tdicr nicht ijri'issere, a/s <inch simst liäiißg m
ein und derselben Phase begegnen. \\ 10 — // burd) bte erftete btC
22 2 Jehlt.
29*
452 Sleftcjioncn jur Slnttiropologie.
1014. tf (x^'?) M249. EI 22.
^mö) ha§ 33eiDuft|ei)n befomt feine öon unfercn ^a^igfeiten eine
anbere 5Ratur unb 5RaI)men, benn bafe beleuchtet jte nur. £)b |te aber pafftD
ober actio ftnb, i[t tt)e|entU(!^; ieneS ift fein jpecififc^er, fonbern acciöen*
taler Unterfc^ieb.
1013. ^fQ^ffcp^fJ AI 249.
(o Caussalitas) Complacentiae vel displicentiae respectu praevi-
sorum (^ respectu obiectorum) est appetitio vel aversatio. [utraque vel
est sufficlens (9 si sit practica) vel insufficiens respectu praevisarum actionum
est arbitrium respectu aliorum eventuum est minus practica] appetitio, qvate-
nus refertur ad obiecta per praevisas actiones, causalitas complacentiae
respectu praevisarum actionum est. facultas appetitionis practicae est
arbitrium ; appetitio minus practica, desiderium in praeterita. arbitrium,
cuius mihi conscius sum, est voluntas.
1016. n. M S08'. Gegenüber von AI §. 766 (abgedruckt in is
Bd. XVII):
@ine iebe®emütl)§ben3egung bringt aud^ eine innere ßeben§bett)egung
l)erDor, ober oielmet)r: tene fan o^ne biefe nic^t fet)n. SBir fönen aber
unjer ®emüt^ nic^t in SSemegung [e^en, weil tt)ir tooHen, g. (5. in ein
l^erjUd) 2ad)en, in bie SSetoegung ber ^urd^t (bla§ werben) ober ber 20
<Scl)aam (röt^e); fonbern mir muffen ben ©egenftanb fo fteüen, bafe er in
unferem ßuftanbe etma^ wirfltc^eS, ü)a§ un§ angebt unb afficirt, ju fe^n
2 E: befommen |1 3 E: unb 5Ro!^rung
7 Complacentiae — displicentiae aus Complacentia — displicentia || 10 Über
est arbitrium stehn noch 2 — 3 diirchstrichne Worte, von denen das letzte wahrscheinlich 25
sufficiens heisst. \\ 12 — 13 In facultas die Endung nicht ganz sicher. || appetitionis
aus appetitio, ^reiches Wort den Schluss des durchstrichnen Satzes in Z. 8—10 bildet
(es fu.yt auf minus practica^. || 13 praeterita? praeterito??
Zu Nr. 1016, 1017: Vgl. Nr. 1033, 1252 und den Schluss des L Bl. Ha 12
im III. T/teil dieses Bandes unter den Collegentwür/en aus den 70 er Jahren. 30
17 ein 1 Seben^roegung
3Rr. 1014—1018 (Sonb XV). 453
fd^eine. .^terau§ folgt, ba^, ba 5JJDralitaet aU ^flid^t oor un§ gor ntc^t
üon ber 2lrt l^ergenommen i[t, wie unfer Suft^n^ afficirt mrb, biefelbe
aud^ nid^t un§ ®emütt)§ben3egung embrüfen fönne. Slljo ift biefe§ gerabe
ber ^aÖ, löo bloS ber 2BiUe baä ®emüt^ bewegen foll. 2Bir fönen biefe§
nid^t anber§ effectuiren, alö toenn wir un§ in ©ebanfen in einem orbent=
liefen 2Beltganjen betrad^ten unb un§ al§ gejiemenbe ©lieber felbft
fc^ä^en lernen.
1017, n. M309'. EI 527. 430.
9lur ha§> 9lad^bilb einer in ber S^at ttirfenben Urjad^e in ber imagi*
nation fan burc^ bie SSorfteHung ben Äorper unb burc^ biefen ba§ gemüt^
bewegen. @§ fan fein ©pa^üogel, ber eine erbid^tete 5iad)rid^t oon einem
großen Unglüf bringen will, bie Sobe^bldffe auf feinem @efid)te willfü^r=
lic^ l^erDorbringen; er mufe ben [geinb] SBolf wirflic^ würgen gefeiten
f)aben, um biefe SSeranberung ju erleiben.
SBenn bie ßeibenfcl)aft (f ba) ift, fo ift bie 33eobact)tung nic^t, unb
wenn bie SSeobad^tung ba ift, fo ift bie geibenfd)aft nid^t. 2)(\^er lä§t fte
fid^ nid^t [im ruhigen ©emüt^c öon bem] an un§ felbft beobad^teu.
1018. Q^? (W fv^V (ü ^^ x^V M2ol'.
4- I 0 I — (* libertas indifferentiae) (* Affectio, Passio)
Status indifferentiae | Voluptas non rationalis, sed complacentia.
(« Elateres)
Status aeqvilibrii | vel sensitivi vel rationalis. (*' Voluntas)
Lucta facultatis appetitivae inferioris et superioris, Arbitrii sensitivi
et intellectualis.
25 1 — 7 Zu diesen drei Sätzen vgl. die aus derselben Zeit stammende, 7iur durch
Nr. 1017 von Nr. 1016 getrennte Nr. 1171.
10 E: SJerfteHung \\ 17 im ruhigen? in rul)igem? || bem? ben?
19 — 22 Diese vier Zeilen sind genau so abgedruckt, wie sie im. Ms. stehn.
s-Zusätze: xp. Die beiden rechts stehenden (Z. 19, 22) gehören wohl zusammen. || 22 Vgl.
30 M §. 656, 670. \\ 23 Vgl. M §. 693.
i54 JReflejIünen jiir 3lulI)ropolo9te.
Oppositio motivorum non est nisi cum motivis. Colliduntur causae
impulsivae (^Causae obiective moventes vel subiective; priores a bono.):
vel Stimuli vel Motiva.
Actiones invitae et lubenter praestitae, Actiooes voluutariae, at
invitae, involuntariae per ignorantiam. i
(« involuntariae nid)t na^ ma;rimen.)
Actiones coactae. se ipsum cogere.
Indoles ingenua et servilis. Imperium insemet ipsum est potestas
libertatis.
Indoles erecta et abiecta. lo
animus mercenarius et servilis.
Quaeritur: vtrum motiva intellectus habeant vim subiective mo-
ventera et possint esse elateres animi? nam elateres sunt causae im-
pulsivae subiective moventes.
Respondetur: non habent in homine per se, sed qvatenus sunt 15
causae moventes elaterum animi ea ratione, ut intellectum ad horum
excitationem urgeant.
Dbiectiüe regeln (nemlic^ oom ®uten l^ergenommen) fubiectiü gu=
fälliger ^onblungen neceffitiren [fubt] obtectio unb jtnb imperativi. 9iur
bic §reQt)eit üerfiottet imperatives, vel sunt categorici vel tantum hypo- 20
thetici, priores morales; absoluta bonitas.
Vitium subreptionis practicumr tücnn man boSienige, lDO§ man
burd^ triebe ber ©inne ju t^un bewogen werben, oor ^anblungen qu§
©runbjä^en plt.
2 s-Ztisatz: 70er Jahre; vielleicht sind auch die Worte Colliduntur . . . Motiva 25
erst nachträglieh zugesetzt. \\ 3 stim: {{ In Motiva, welches rechts unmittelbar am
Innenrand steht, ist die Endung unsicher Motiven ? Motivis ? 1 1 4 — 7 Vgl. M§. 713 — 716,
721. II 6 s- Zusatz: 70er Jahre. || 8—11 Vgl. M §. 730—732 (unten abgedruckt). \\
12—17 Vgl. M§. 669. \\ 13 nam? num?? || sunt? sint??? || 15 Resp: || 18—21
Vgl. ausser den ethischen Schriften der kritischen Zeit auch II 298 — 300. 30
[281] SECTIO XXL
LIBERIAS.
[287] §. 730.
Volitiones nolitionesque meae liberae [288] dicuntur actus antmab eliciti, reli-
quarum facultatum actiones liberae actus impebati, et quatenus a libertate animae 3;
lUIr. 1018—1019 (2öanb XV). 455
1019. (>'—o'. M 190b. E 1348. 405. 401. Geyenüber co/i
M§.670:
Db (^ nur) berienige ßiifrieben fe^, ber nic^t^ begehrt. SllS 23e=
bürfni^. b. i. [ot)ne mXi^zS, ei] beffen ÜKangel mit (ad^merj öerbunben i[t.
5 *3e niet)r S^^atigfeit nu:ii in [id^ felbft tüt)lt, be[to mel^r Sriebfebern
§um 33ege^ren,
2J?iiffige ober treibenbe Segierben. 2)tefe entroeber mirffam ober
untoirffam. 2;rägt)eit.
5CRü[jtge 33egierben, SBünfc^e. Sfiomanen.
10 Sßieberftreit ber Segierben. ©leid^t^eit. Unentf(^Io[jen^eit.
1 Das Durchscliusshldtt HXIa/b Iiut seine richtige Stelle zwischen M 252 und
M 253. Vgl. 45029/., 'iGl-jsjr.
peiident, ipsi in eas imi-kuum adscribitur. Hinc ammae in semet ipsam*) impenum
est facultas pro distincto lubitu nunc huius, nunc illius faculfatis actiones pre-
is ducendi, nunc earum producendi oppositum. Quo maior ergo libertas, hoc malus
liberi in se est Imperium, §. 725. Insignis imperii in se ipsum defectus est
SERviTüs MORALis siGNiFicATu LATO**). Ad augeudum in se iraperium faciens est
(ingenuum) liberale***), servitiitem promovens moralera est servile*).
*) die Herrschaft der Seele über sich selbst. **) die innre Knechtschaft
20 der Seelen überhaupt. ***) frei, dera knechtischen entgegen gesetzt.
■■) knechtisch.
§. 731.
Actiones animae, nonnisi per plures actus intermedios a libertate si pen-
deant, ipsi indirecte (mediate) scbsust*), directe**) (immediate) autem, quas
•-'5 per libertatem ago vel omitto sine observabilibus pluribus intermediis actibus
aliis. Actiones, quae liuertati vel maxime per indirectum subsunt, tarnen sunt
liberae, §. 719.
*) Handlungen, die der Freiheit mittelbar. **) die ihr unmittelbar unter-
worfen,
yo [289] §. 732.
Determinata facultatura appetitivarum inter se in certo subiecto proportio
est eiusdem indoles*), vel erecta**), habitualiter dominantibus superioribus, vel
ABIECTA***), habitualiter dominantibus inferioribus, quarum maxima passio domi-
NANs*) vocatur. Cumque certa earum proportio ad certum appetibilium aversa
35 biliumve genus facilius feratur, varia hinc temperamentorum animae**) genera
constituuntur. Ergo temperamentum auimae multum mutari potest ac saepius
exercitiis et consuetudine, §. 650, 577.
*) die Gemüths-Art. **) eine edle. ***) eine niedrige.
*) der Hang. **) Mischung der Gemüths-Neigungen.
456 JReftejionen jur 2tnt!^ropologie.
aScränberltdjfeit ber 33egierben. Äinbifc^.
* (^ 2)a§ lüotilgefaUen an ber 2Birflict)feit bc§ ©cgcnftanbeS i[t
bie Segierbe. (Sie ift auf 2:t)ätigfeit gertd^tet unb nic^t [MoiS] auf SSor--
fteflungen mßglid^er ober erträumter Scgierbeu.)
1020. Q^f G^f vn i^n M 251'.
8llle§, was begehrt ober öerobfcfteut wirb, mufe öorgefteüt Joerben
(ignoti nulla cupido); aber nic^t jebe üorfteHung ift bie Ur[a(!)e einer
SSegierbe. 2)a§ienige, toaS an bem ©egenftanbe practifd^ gefäüt al§
[eine Urfoc^e öon bem] gehörig ju feinem ßuftanbe ober feiner ^)erfon, ruirb
begel^rt, entmeber practifd^ ober gemünfd^t. 3)a§ placens ober displicens lo
ift bie causa impulsiva. 3J?enfd^en fonnen einerlei begefiren, aber au§
fe^r oerfd^iebenen 33emegurfac^en : einem gefäUt bie ß^rbarteit, weil fie
gute 2lufnat)me öerurfacl)t etc. S)ie causa impulsiva ift enttoebcr ein
@inbruf ober 33egrif, SSorftelung be§ SBol^U ober 2J?i§fanen§ burd) @inne
ober SSerftanb, beg 5lngene{)men ober ®uten. 25ie erfte impefliren per is
Stimulus, bie jae^te per motiva, 2)a§ arbitrium immediate deter-
minatum per stimulos ift brutum. motiva finb entmeber nur qvoad
formam aut media inteUectuel [ober] unb qvoad materiam unb imme-
diate fenfitiü; alSbenn ^eiffen fie bod^ Stimuli, toeil eine ^anblung üon
ber Urfaci^e unb nid^t oon ber mauier ben 9la^men befommt. 2)ie motiva 20
intellectualia pura finb, tt)a§ gefäüt unmittelbar im SSegriffe; nun ift
biefeä nid^tS anber§ al§ ein guter SBiUe, weil aüeS anbere nur bebingter
3Beife gefaUen fan al§ 3Klttel (g. (g. 2)ie 2Berfe ber Schöpfung, talente
beä 5Renf(^en) unb alles bie SSebingung l^at, bafe ein SBille ba fei), ftd^
aUeä beffen tDol)l gu gebraud^en. Sllfo ift bie moralifd)e bonitaet allein 25
bie abfolute, unb bie motiva moralia finb pura. 2)odt) ift ba§, tt)a§ bafe
allgemein nott)töenbige 9Kittel ift fie ju unterfdt)eiben: nemlid) bie 2luf»
fldrung ber ^Dractifd^en 3Sernunft, aud^ ein motivum purum. 3J?it]^in
practifd^e 2Barl)eit.
7 null II cupido fehlt. \\ 9 [bem]? [ben]? || 18 L)as a von aut, wie es sehe in f, si'
in s hineincorrigirt, vielleicht den Anfang von sive oder seu, das man statt ant er-
wartet. II inteUectuel? intellectual? || 23 Die Klammern Zusatz des Hg.s.
3(tr. 1019-1021 (23onbXV). 457
1021. a^—y^. M2ö2f. E 1 328.
2)ie ßauffalitaet ber Sßorftellung in 2ln|el^ung (« i{)rer ©elbft ift bie
£u[t) ber actualitaet be§ £)biect!§ (* Dbiecte überhaupt) ift bie 23egierbe
{^\ia% 2eben; ber consensus mit bem Seben: bie 2u[t). 2)ie SSorfteÖuiig
5 aber mu& l)iebeq eine 33ei^iet)nng aufö fubiect ^aben, [feine] e§ gur ^Qnb=
lung ju beftimmen. 2)lefe 33e3ie^ung ift Suft, unb ^roar an ber 2Birflid^=
feit be§ ©egenftanbeS, b. i. ein intereffe (jur 23eurtt)eilung gehört nid)t
"QOi^i intereffe). 2)a§ intereffe beruht auf bem 2ßol)lgefaUen an unferem
3uftanbe, [fo f] meldjer oon ber «)irfli(t)fett be§ ©egenftanbeS 2lb^öngt.
10 Qi Causa impulsiva t)eifet td^,, maö intereffe be^ fid) fü^rt.) Elater ift
bie fubiectioe receptiüitaet, jum 23egel)ren bewegt ju werben.
(* Suft am ©egenftanbe ift 3Bol)IgefaIIen, an ber %iftenj ift SSer*
gniigenO
Me SSegierbe ift entweber practifd^, bie ben ®runb ber e;riften^
15 be§ obiects enthalten fan, ober muffig, bie erftere ift mtUfütir: t>OL^
SSermögen ju beget)ren, maS in unferer ©emalt ift. ©ie 2Bilfül)r ift ent=
raeber fmnlid) ober inteUectual. 2)ie erfte wirb afficirt burd^ stimulos;
bie ßwegte ift ein SSermogen, ju l)anbeln unabl^angig üon stimulis na^
motioen. 2)a0 arbitrium [sensitivum] intellectuale ift feberjeit liberum;
20 nber 'QOl§) sensitivum tan liberum, au(!^ brutum feqn, \iOi§> le^tere, wenn e§
neceffttirt mürbe burd) stimulos. 2)a§ arbitrium intellectuale wirb
(•" entmeber) subiective aud) neceffttirt burc^ [stimulos] motiva, unb benn
ift ba§ fubiect reine intelligent: bie ibee eines arbitrii puri (» mirb nid^t
afficirt bur^ stimulos), ober eS wirb mooirt, aber nid^t neceffitirt (^ burd^
2r. motiva), unb bur(!^ stimulos eben fo mol^l afficirt, aber nic^t neceffitirt.
2)a§ ift \iCi§> arbitrium humanum al§ liberum. SBürbe unfere SBilfü^r
bie obtectioe necejfitatiou fubiectio aud^ al§ fold^e empfinben, fo mürbe
baö ber ^^i^e^'^eit nid^t entgegen fei)n, unb \)(i^ SSermögen, ber obiectioen
neceffitation entgegen ju l^anbeln, beroeifet nid^t bie greijl^eit. 2)iefe ift
50 Spontaneität, unb jmar reine ber 2Billtül)r.
1 s-Zusätze: v—\<j. || 2 93orfteflung .* 93orfleHungcn ? H 3—4 Das Verweisungs-
zeichen für baä 8eben steht aus Versehn nicht nach ift oder 33cgierbe, sondern nach
bie. II 5 feine? || 9 tt)eld)er aus Well^ed || 10 Nach Elater ein Verweisungszeichen,
dem kein zweites erttspricht. \\ 20 leitete später ausgestrichen, als (in i//? (p — jf?;
zwischen den Zeilen von Nr. 1021 noch weitere Reflerionen hinzugesetzt wurden. \\
30 ber «HS beä
458 9iefiejiünen jur Slnt^ropologie.
2)aö 3Sermögen ber ^rotdt (* ber ©in^eit ber 2lb[id^ten), b. i. ber
©ilfül^r, bie auf bie (Summe aller Sriebfebern gerichtet ift, i[t ber Sitte.
(* 3lbjtc^t — ßwef — Intention — 5J?a;L-ime — ©efmnung —
®efe^.)
Elater ift ba% ä^ermögen einer causa impulsiva, bie SSegierbe gur 5
%^ai gu beftimmen, fo fern fte auf ber [fub] 23ejci^affenl)eit be§ fubiectS
berul^t. 2)al^er ftnb öiele motiva nid)t gnugfame elateres für ben
2Renfc^en. 2Bir nel)men enttoeber an nid)t§ fonberlic^ iutereffe ober nid)!
am inteUectuetten ober nur fo öiel, al§ §um 2Bünfct)en gureid)!.
Sßir fönnen nid)t beojeifen, ta^ mir fre^ ftnb (physice); aber mir 10
fönnen bod) nur unter ber '^het ber ^retj^eit '^anbeln (practice),
2)a§ arbitrium humanuni ift nid^t neceffitirt per stimulos, alfo nid^t
brutum, fonbem liberum, aber al§ liberum fubiectiö aud^ nic^t neceffitirt
burd^ Motiva, alfo nid^t purum, fonbem fenfttiü, aflfectum stimulis. 5)er
?5rei}^eit in atter Slbftc^t ift ntc^tö mel^r entgegen, alö t>a^ ber üKenfd) 15
einen fremben Url^eber ^at.
1022. V. M2öO.
2)er t^ätige Sitte ift ber oornel)mfte. 3)er Untätige be§ 5Kitleiben§;
ber l^artnäfigte unb unt^atige Sitte beffen, toaS gar uic^t in unfrer
©etoalt ift. 2)ie ftnnli(!^e 33egierbe [ift biejcnlge rceld)e] fteljt entiüeber nod) 21.
unter unfrer Sittfiil^r ober ^lid^t.
1023. V. M250.
2)ie S5egierbe ift \i(x§> So^lgefatten an bem ©afeijn eines [2)ingeS]
mDglid)en 2)inge§. ©a§ 2)ing felber fan gefatten, aber befjen 2)afei)n
gleidjgültig feijn. oben fo fan \i(!i% 2)ing misfaflen, aber \i(i% SDafei^n 25
baoon aus anberen Urfad^en gefatten, g. @. um ber 2Kannigfaltigfeit
Witten.
1024. v^f fif? M250.
©mpfinbungen o\§> urfad^en ber 33egierben ftnb Stimuli: appetitio
sensitiva. 30
1 b. t. ber aus b. i. beä || 14 Motiva? 30?ottDen?
21 unter unfrer?
9h-. 1021 — 1027 (Öonb XV). 459
Segriffe al§ urfad^en ber Segierben ftnb motiva: appetitio in-
tellectualis.
Belege, wenn e§ ftnnli(f)e Segriffe fet)n, bie [ntebc] ftnnlid^e 2BiUfül^r,
wenn c§ reine Segriffe fe^n, bie reine SBiQtütjr l)eiffen.
25
102s. V. M261. EI 407.
3lffecten ftnb [stimuU] 3ftüt)rungen, bie bem Seft^ feiner ©elbft tt)ieber=
ftreiten; man n3irb baburc^ aufeer [xä) gefegt
Seibenfci)Qften ftnb Segierben, bie ber ^erfci^aft feiner ©elbft mieber*
ftreiten; man wirb baburc^ feiner felbft nid)t mäd^tig.
10 1026. V. M250.
2)a§ arbitrium ift qvoad qvalitatem causarum impulsivarum vel
sensitivum vel intellectuale et purum: Stimuli, motiva. [qvoad] Sen-
sitivum qvoad vim necessitantem causarum impulsivarum est vel
brutum vel liberum. Hominis arbitrium sensitivum est liberum, h. e.
15 [est facultas] («' arbitrium intellectuale est subiective superius). Arbitrium
intellectuale semper est liberum, sed plane sensitivum [est br] sive
brutum non est liberum.
1027, V. M250.
Necessitatio per stimulos est arbitrium inferius. Independentia
w a coactione per stimulos libertas. Vis [libertatis] omnes actus arbitrio
ibero submittendi est arbitrium superius.
1 Statt alö . . . finb im Ms. vier Striche. \\ 3 Hiebe? || 4 Statt wenn C^,
SBcgtiffe jet)n im Ms. drei Striche.
S — 9 Ausser den drei ersten und vier letzten Worten stehn im Ms. nur noch
die Worte: bet ^erfctjoft; im Übrigen sind durch neun Striche die Worte des ersten
Absatzes als auch für den zweiten gültig erklärt.
Iß s. statt sive
460 9iejTejtonen aiir 5lnt^ropologte.
1028, V. M251.
Q> 2)ie SBiafü^r, beren man ftc^ bett)u[t ift, t[t SBille.)
2)a§ WD^IgefaUen ober miSfaÜen al§ ber ®runb einer moglid^en
^anblung ift bte SSegierbe, al§ ber ®runb einer fünftigen eigenen ^anb=
lung ift bie [prafttf(^e] tf)ätige 23egierbe [SSorfay. 2)a!§ SSermögen [praftifd)] 5
t^ätig gu begehren ift bie SBiUfü^r. (5§ ge^t, maS nid)t in unfrer ©emalt
ift, nad^ SBunfcl^; loaS bartnn ift, m6) SBittfü^r» SBünfdie, \iCi pe nur bie
©eftnnung anzeigen, muffen nic^t SSeftrebungen fe^n. ®te SBiÜfü^r ift ent=
toeber blinbe ober freije SBiafu^r (brutum ober liberum). SSorlier mufe
nodö angemerft »erben, ha^ \ia§> 2Bot)lgefaaenbe an bem ©egenftanbe, 10
beffen SSorfteÜung ber ©runb ber t^ätigen 33egierbe ift, SSeaegurfac^e
\)t\^t (2)ie ©rünbe be§ 2Sunf(J^e§ ^eiffen nicftt 23eö)egurfa(i)enO (2)ie
(^ fre^e) 2Biafu^r ift in anfe^ung berfelben \\m\\^ ober intettectual).
2)ie blinbe 2ßiafüf)r ift bie, fo burc^ eintriebe (stimulos) neceffitirt unb
beftimt toirb. 2)ie Unab^ängigfeit ber 2Biafü^r oon ben stimulis ift bie 15
%xtxi\)dt 2)er actus ber ^re^'^eit gefc^iel^t nad) ^Belieben, ber tl^ierifd)en
SBiüfütir nad) inftinct. 2)ie ÜJ?enfct)U(l^e SBiafö^r ift eine freije Sßiüfü^r,
in »elci^er bod^ cntmeber bie antriebe ber ftnnlid^feit ein Übergemidjt
l)aben, unb benn fjei^tä: bie jtnnlid^e; ha ü)0 bie [Sorftel] 23en)egung§=
grünbe al§ oorfteHungen ber 3?ernunft ben Sluöfc^lag geben: bie üer= 20
nünftige 2Billfüt)r, meiere legiere rein ift, menn auc!^ indirecte jene feinen
(Sinfluö '^aben. 23eQ ben OJ^enfd^en t)aben bie 25emegung§grünbe ber
reinen 2Biafül)r gü3ar eine Äraft: ben 2Bunfd), aber nid)t: bie ^anblung
l^eroorjubringen. 2)ie ftnnlic^feit, fo ferne fte burc!^ ben SSerftanb jur
ßinftimung mit feinen 33ett)egung§grünben gebrad)t wirb, tjeifet praftifc^eö 25
®efül)l. 2)enn aUe§, mag unter ben obiectioen ©efefeen ber fretjen 2Bia=
fü^r ftel^t, t)cifet practifc^. £)a§ ^ractifd^e ©efü^I ift in 2lnfet)ung ber
beiuegenben Urfac^e fein finnlid^ ©efü^l; ol^ne ein :practij(^ ®efü^l bringen
bte motioe ber reinen SßiUfül^r nur SBünfc^e, b. i. untätige 33egierben,
l^eroor. 30
©clbft bie Slnratl^ungen ber ÄIugt)eit erfobern ein praftifdö* ©efül^l
(^ ni(i^ gefü^l ber Sinne); fonft billigt man fte ^\o<xx, aber fte ftnb o^ne
Äraft. 2)aju f)ört nic^t ein größerer ®rab ber SSernunft, fonbern @tdrfe
2 Der g-Zusatz ist vielleicht als selbständige Reflexion zu fassen. Er zeigt dieselbe
Schrift und Tinte wie Rfl. 1028, steht aber ohne Verbindungszeichen in M §. 666, über den 35
Worten in . . . tOOS (Z. 6/7). || ift im Ms. nur einmal. || 9 Die Schlussklammer fehlt-
«Rr. 1028—1030 (Sanb XV). 461
berfelben. 2)ie ßeibenfd^aften treiben oft \\)x Spiel mit ber SSernunft, fo
ha^ fie 3U lauter falfd^en S^orauSfe^ungen unb 2;rugfcl^lü[fen öerleiten
unb jte mit unaufhörlichen SSlenbmerfen hintergehen. 3ußi prafti|d)en
®efü^l mtrb erfobert, ba^ bie Slflgemein^eit ber SSorfteKung in eine
Oftül^rung üermanbelt werben fönne. 2)a§ praftijd^e ®eful)l ge^t nid^t öor
ber SSernunfterfentniä üor^er.
* (3 2)a^ bag, mag man tl^un fotl, objmar bie Sfieigung bamieber
i[t, eben barum eine mirfung auf un§ t^ue. 2Bir ^aben einen ftol^,
ben ^lleigungen bie ^errfci^aft gu benel^men.)
1029. vf s^f? c^ff }(^?? fiff M252.
Actus voluntatis Q> liberae) fiunt pro lubitu, actus arbitrii bruti
pro instinctu (^ qvoad causas impulsivas diversae speciei)»
Arbitrium sensitivum vel intellectuale
leges pathologicae leges practicae: mag gefd^el^en foU | ob-
physiologicae iectivae |
Arbitrium sensitivum humanum non est brutum, sed animale, ergo
subiectum legibus practicis,
arbitrium intellectuale vel est purum vel afifectum; in priori
caussae impulsivae nee indirecte (^ mediate) stimulis subsunt.
Leges practicae arbitrii intellectualis puri sunt leges morales.
(9 2)ie be§ affecti finb leges pragmaticae«)
Animalitas: menn h(X§> arbitrium intellectuale niemals purum ift.
Bestialitas (^ brutalitas): menn b(X§> arbitrium brutum nid^t intellec-
tuale mirb.
1080, (p'f Q'ff M249.
Judicium per complacentiam et displicentiam est diiudicatio;
33eurti^eilung.
14/5 Vielleicht sind die beiden Striche Verweisungszeichen, bei deren zweitem
der beabsichtigte 2ext fehlt. \\ 22 Von animalitas an möglicherweise erst später (sicher
30 noch in v) zugesetzt.
462 9fJef[ejionen jur Stntfjropüloflic.
Complacentia non solum respectu faturi obiecti; sed qvatenus
pertinet ad statum futurum, est appetitio.
1031, (p^. M 249. E 1 404. In M §. 663 und 66i :
SBenn ntd)t allein ber ®egen[tanb,- fonbcrn feine Sßirflic^feit gefällt.
3nneigung ober Slbneigung.
5J?üfftge unb treibenbe SSegierben: otiosae, impellentes. 3^ne ftnb
entiucber fpielenb ober angelegen. 2Bünfd[)e. 2lbrt(i)ten. Sreibenbe 38e=
gierben ge^en auf SSemegung unferer tl)ätigen Äraft, entroeber aU ein
bloßer 2Bunfc^ berfelben ober alö Sriebfeber. S^ne bringt ein blofeeö
©ntfinben, biefe ein 33e[treben l)eröor. 3ene ©eftnnnng, biefe 2lu§übung.
2lllgemeine!§ ^inberniS ift 3;rägl)eit; wir ftnb gern paffio. ^een^ä^rdjen.
®leic^gen3i(^t ber 33ett)egung§grrinbe obiedio unb Sriebfebern fubiectio.
Unfd)lüfeigfeit auö bem erften niac^t 2luffd)ub ober SSebenfen. 2lu§ bem
Sroet)ten Unrul^e unb Ungebult.
1032. (p'?^?fQ'f'^a'ffM260.
SSon ber tranSfcenbentalen 5rei)l^eit, bie öon ber practifcl)en unter=
fcl)ieben ift unb independentia ab omni causa externa necessitante ift.
3)er 5I?enfd) roirb nid^t neceffitirt (subiective) per stimulos: ha§ ift
ein SSorpg; aber er lüirb aud) ni(t)t neceffttirt per motiva. (Sin Unglnct;
boc^, roeil fein 3Serftanb fc^road) ift, mufe er aud) nic^t neceffitiren.
ß E: obet ntutt unb || 7 A'uch angelegen ein Vencemmgszeichen., dem lein
ziccttes entspricht. || 9 Auf bringt (Zeileiieiuk!) fi>lijen zu Beginn einer neuen Zelle
noch einige durchstrichne Buchstaben (Tiber tft?), die rermuthlivh vur dem mtehträg/icli
hinzugefügten bringt geschrieben u-(iren. j] W eine \\ 11 IPir' lUtrb?
lii trausscend: 25
gjr. 1030-1033 (23anb XV). 463
lOSS. fp'f Q'~o'!f M30Ö. EI 706. In M §. 762 (ahgedmckt
in Bd. X VII) :
@§ finb innigfte ^Drperbemegungen, über bie ber SBiUe feinen 6iu=
fluiS ^at, fonbern nur geraiffe ä^^orfteUungen, n3eld)e unfer 3BiHe reiben
fan. 3)a§ blaSmerben, errot^en, gittern, l^ergtlopfen fan feiner 33er^üten
ober ftiüfü^rlid) f)erüorbringen. @inbtlbung§fratt f^ut bie§ aÜeS, unb
Vit ift mit betn Körper üereinigt.
2)er 2eben§gei[t fd)eint ein befonber principium ber ^Bereinigung
ber (Seelen mit bem Körper j^u fegn, ber üor fici^ felbft roirft unb worauf
ber ttiUe feinen ©influö ^at. %i biefer erregt, fo bewegt er fo wol^l bie
©ebanfen o\§> ben itörper untoidfü^rlid^. 2)a§ .f)erj wirb angegriffen,
unb biefe§ i[t ber ®runb be§ commercii. evogf-tcöv, incitans. Nervosus
Iiomo (sceleti instar) suo motore animatur et est homo in homine.
1 Zu Ar. KiS.'l njl. llß. 1016, 1017, 1252 und de,, Schlnss des L El. Ha 12
'■' hii III. Theil diese.s Ba,ides unter den Colleg entwürfen aus den 70er Jahren. \\ 4 /'.':
unfern 2ßi((en . . . [fonnen] 1| 7 mit? metft?? nicf)t (so E.)?f \\ 10 biefer sc. 3)er
\?eben^geift 1| 8—13 Über die SPeretnigunq ber ©eelen (E: (geele; mit bem Ä^rper
sprach Kant im Anschluss a,i M §. 733 — 730 (Sectio XXII) auch in seinen Anthro-
[jologievorlesungen häufig mehr oder weniger ausführlich. Vgl. z. B. Starkes „Menschen-
'^'= künde'' S. 330—337, das Danziger Anthropologie -Heft Bl. 97'— 98": „Von der
(iemeiiischaft der Seele mit dem Körper'', das P uttlich? sehe Anthropologie- Heft
S. 283 — 286: „Von, Einfluss des Köipers auf die Seele". In diesen drei Fällen stehn
die betreffenden Ausführungen unmittelbar vor dem zweiten, die Charakteristik ent-
haltenden Theil der Anthropologie, in dem Anthropologie- Heft Ms. geim. Quart. 400
2^ der Berliner Königlichen Bibliothek dagegen auf S. 443 — 448 inmitten des Abschnitts
SECTIO XXII
COMMEKCIUM ANIMAK KT CORPORIS.
§. 733.
Multi motus corporis inei ab arbitrio meo pendent, §. 14. Ab arbitrio,
"^ (uius inilii snm conscius, peudentes moti.s coRroRis ARuiriiAKir''), §.712, dicuntur, et
urbitrarii a facultate siiperiore pendentes sunt sohntarii**), §. 721. Re-[290]gimen
AsiMAE IN coRPis*"^*) cst depeiideiitia raotimm huius ab arbitrio illius. Hinc
auiina mea habet regimen in corpus meum.
■■■■) willkürliche. •'*) freiwillige Hiwegufigen des Leibes. "**) die Herrschaft
35 diT Seelen über ihren Leib.
464 JReflejionen jur 5lntt)topotoaie.
vom Bege/irungsvermöc/en, im ReicheV sehen Anthropologie-Heft im Abschnitt über
Physiognomik. In seinen Vorlesungen pflegte Kant, wie auch der Schluss des Colleg-
entwur/s L Bl. IIa 12 zeigt, ausgiebigen Gebrauch von dem reichen Material zu
machen, das H. D. Gaubius in seinen Sermones II academici de regimine mentis, quod
medicorum est, veröffentlicht hatte. Die erste Rede wurde 1747 (nicht 1767, wie es 5
in der 3. Aufl. S. I fälschlich heisst), die zweite 1763 gehalten und gedruckt. Eine
2. Auflage erschien 1767 resp. 1769, eine 3. (gemeinsame beider Reden), um einen
Sermo academicus de iis, quae virum medicum,perßciunt et exornant von A. K. Boerhaave
vermehrt, 1776 (188 S. stark, von denen die Reden des Gaubius 150 S. einnehmen).
Auch in ^^^ 2. Absatz der obigen Rfl. schliesst Kant sich ganz an Gaubius an; der 10
lateinische Schlusssatz stammt- aus dessen 1. Rede, aus der hauptsächlich folgende Stellen
in Betracht kommen: „Quotiescunque in mirabilis istius Consensus rationem, sejiosita
omni fictione, natura ipsa duce, inquirere studeo; toties detegere mihi videor in Animo
aeque ac in Corpore singulare aliquia, quod utrum Incitans, an Impetum faciens, an
cum Hippocrate 'Evoquwv, an 'OQfir^v, aut Impetum et Incitationem ipsam appellare 15
quis voluerit, mihi perinde est; de re modo mecum conveniat. Id nimirum volo, ex
quo violentum illud, quod cum in Animi perturbationibus, tum in motibus Corporis est,
profluit. Etsi vero utrumque ad commune quoddam genus referri eo nomine potest-
(juoniam praecipua illa incitandi facultate inter se similia sunt: tamen cum alterum in
Animo, alterum in Corpore, sedem habeat, nequaquam confundenda esse, quis non videt? 20
Est profecto in Animo aliquid ab ordinaria cogitandi, intelligendi, ratiocinandi, judi-
candi, facultate, atque a voluntate etiam pacata, uti opinor, diversum, ipsum tamen
cogitationis non prorsus expers, quod cum sopitum est, abesse diceres: tarn nihil agit:
cum incitatur, impetu vix reprimendo mit violentissimum. Id vero si in ortu suo, cum
primum erumpere incipit, consideras, nihil invenis praeter cogitationem, qua Mens sibi 25
aliquid repraesentat tanquam bonum aut malum, «ibi suove Corpori utile aut noxium,
adeoque amabile aut detestabile. Ea cogitatio quum se jungit rei cusjusdam ideae,
quae Animo praesens est, mox perturbatus iste impetu velut abripitur, ac Jam turbulente
omnia longeque aliter, quam ante, cogitat et facit" (2. Aufl. S. 35 — 37, 3. Aufl.
S. 24 — 26). „Est autem in Corpore etiam ' EvOQfimv aut Incitans aliquod, naturae 30
corporeae adfine, adeoque extra Mentem constitutum. Corporis vivi pars praecipua, imo
forsan ipsa Vita dicenda. Principium id motionis est omnium Corporis membrorum>
ex quo cuncti Uli motus, quos Corpus sponte sua, ignara Mente, exercet, profluunt;
quod etiam superstites in resectis divulsisve animalium vivorum partibus palpitationes
eiere videtur; cujus interventu ac ministerio sensuum motuumque Organa ad mutuum 35
Mentis Corporisque commercium animantur; quod ipsum denique, Homine perturbato,
cum socio suo, quod in Mente paulo ante posui, impetu effrenato per omnia grassatur.
Credibile est, si quae in Corporibus cum sanis tum aegris animadvertuntur, sedulo
■consideramus, istud, quod dico, Incitans in illa Corporis parte sedem habere, quam
origines progressusque Nervorum constituunt, quamque haud prorsus incongrue Nervosum 40
hominem appellari posse videtur; cum per Universum Corpus distributa, singulisque
ejus partibus tanquam immixta, si seorsim ab his secreta fuerit, sceleti instar, sinui-
S«r. 1034 (SBanb XV). 465
1034L. ip'-^. M249'. EI 400.
2)ie cauffalitact ber JßorfteüungSfraft überl^au|}t in Slnfel^ung ber
©egcnftanbe bcrfelben i[t baä Scben. 2)ie S3e[timung ber 3Sor[teUung gur
actuation be§ obiect§ ift bie 23egierbe.
$Da8 Sebcn ift nichts al§ Segel^rungSöermögen in ber gringften
SluSübung.
lacrum Hominis efiingere possit. Praeterea Nervorum ista compages suo intus motore
haud minus animatur, quam ipsa reliquam Corporis molem, per quam diffusa est, agitat,
eoque sensu Hominem veluti in Nomine repraesentat^^ (2. Aufl. S. 40 — 41, 3. Aufl.
10 S. 27 — 29). Inhaltlich übereinstimmend ist die Lehre des Gaubius in seinen Institutiones
pathologiae medicinalis (2. Aufl. 1763 §. 181 ff.). Den Ausdruck hoQfxwv finden wir
auch in Nr. 1254, sowie übersetzt als illud impetum faciens Hippocratis in Kants
Rede De Medicina corporis quae Philosophorum est (i^gl. Anhang II in diesem
Bande). Der Terminus stammt aus Hippocrates' epidem. l. 6. s. 8, wo die besten
15 Handschriften jedoch nicht fvoQfxwvia, sondern oq/xwvju lesen (so auch in den Aus-
gaben Littr€s V 346 und Kuhns III 624). Von Hippocrates hat Galen (De tremore,
palpitatione, convulsione et rigore Cap. V) den Ausdruck übernommen. In der Medicin
des 17. und 18. Jahrhunderts hat fvoQfiöSv (oQfXbiv) als terminus technicus eine
grosse Rolle gespielt. So kommt er bei J. Bapt. van Helmont vor: Opera omnia
20 1682 4° S. 80 (2), 498 (1), 520 (4); an den beiden letzteren Stellen, wie auch in
J. B. van Helmonts Opuscula medica inaudita 1682 4° S. 148 (11), wird ivog/ucüv
mit impetum faciens wiedergegeben und mit dem Archeus van Helmonts identificirt.
A. K. Boerhaave machte den Terminus zum Gegenstand einer besonderen Schriß:
Impetum faciens dictum Hippocrati per corpus consentiens philologice et physiologice
25 illustratum, observationibus et experimentis passim firmatum (1745 480 S. Vgl. bes.
§. 59, 107). Vgl. ferner J. P. Brinckmann: Beweis der Möglichkeit, dass einige Leute
lebendig können begraben werden 1772 S. 26 — 8, Tüsot: Trait€ des nerfs et de leurs
maladies T. I Partie I 1778 S. 1991200 §. 132 (deutsch in Tissots sämtlichen zur
Arztneykunst gehörigen Schriften Theil 3, 2. Aufl. 1790 S. 163/4), sowie die Medicini-
30 sehen Lexica, z. B. Barth. Castellus: Lexicon medicum graeco-latinum, ante a Jac.
Pancratio Brunone iterato editum, nunc denuo ab eodem et aliis plurimis . . . correctum
(Ed. nova accuratissima 1746 4°) S. 302: „Enormon, impetum faciens. Dicitur et
aimpliciter OQfiüv, epitheton spirituum aptissimum, et rei naturam exprimens, videlicet
summam levitatem, tenuitatem et activitatem". Vgl. auch ebenda S. 420 unter „Impetum
35 faciens^^. Femer: Onomatologia medico-practica, Encyklopädisches Handbuch für aus-
übende Aerzte in alphabetischer Ordnung (1783 I 576 ff., 2411/2); St. Blancard^g
arzneiwissenschaftliches Wörterbuch (neu bearbeitet nach der neuesten Isenflammischen
Ausgabe 1788 II 187); Ldw. Ag. Kraus: Kritisch-etymologisches medicinisches Lexikon
(2. Aufl. 1826. S. 320/1). — Auf van Helmont und Kraus hatte Herr Prof. Dr. Paget
40 in Berlin die Güte mich aufmerksam zu ynachen.
Äant'S S^rfften. ©onbfc^riftlie^er ^Raci^IaS- n. 30
466 SRefleilonen jut 2lntf)ropoIogic.
1035. ip'-'-. M250'.
5ct) ^anölc pro arbitrio, fo fern i(i) mir öorfteOe, bafe "QOi^ obied
in meiner ©eroalt feq; aber biefer actus gejct)iet)t pro lubitu, fo fern id^
mir üorftefle, hd^ aud) \iQi% ©egent^eil in meiner ®eroalt fet); biefe§ mürbe
eine blo|e 2:Qulc^ung feijn, roäre ber 2)?enfct) nic^t tranSfcenbental freQ.
1036. ip'-'. M250'.
Conceptus libertatis est vel practicus vel transscendentalis.
1037. ip'-'. M230'.
3)ie ^]Jioglid)!eit pradifc^er 3flegeln fe^t bie ^re^^eit üorau^. 2)enn
Siegeln finb nnr obiecten üor ben 3Serflanb unb alfo motiva, fönnen aUfo lo
nur bie grcQt)eit beftimmen.
1038. ip'-'. M251'.
appetitio est vel secundum qvid vel simpliciter iDtellectualis.
1039. ip'-'. M25r.
3e entfernter ber ßroef ber ftnnlid^feit ift, ie allgemeiner unb un=
beftimter: befto mel^r fomt ber SBiÜe bem inteUeduetlen nal)e.
1040. ip'-'. M25r.
3)ie r^nlid)e Suft ift entroeber fubiediü (3Sergnügen): \i(x^ obied ift
angenehm; ober obiectiü: ba§ obied ift fcl)on (®efüt)l — ®ef(!^ma!); boiS
erftere in ber (Smpfinbung, \iQi^ ^roe^te in ber 2lnfcf)auunö. obiectum
complacentiae intellectualis est bonum.
5 transscend :
16 intell:
21 complac: int:
«Rr. 1035—1044 (>öaiib XV). 467
1041. V>^-2. M251'.
2Benn \i<x?> abfolute ®ut nic^t auf ba^ienige ge'^en jott, toaS i^
empfinbe (leibe), fo mu§ e§ lebiglic^ in bem be[tef)en, wie ic^ ()Qiible.
1042. ip^-^. M242'.
Repraesentationum caussalitas spontanea seu spontaneitas in caus-
salitate perceptionum est facultas superior appetiiiva.
1043. xp^-\ M252.
©ie ^rcq^cit wirb negatiü befinirt burc^ iiuiependentiam a necessi-
tatione per stimulos; po[itit) aber burc^ \i(x^ 3Sermögeii, nod^ motiöen ^u
l^anbeln, alfo nad^ ber biiubication be§ ®uten unb Söfen, benn 2ßo^l==
gefallen mufe vim elateris t)aben. Sllfo i[t nur 58ergnügen ober Sugenb
\iCk^, was vim elateris ^at. 3)eun ©efd^maf ^ot nidjt vim Elateris.
(^ jenfttioe — inteQectueöe Seroegurjac^en. Unterf(^ieb oon 9iatur
unb %xtx^\)t\i] practifc^c ®efe|e — foflen.)
15 1044. ip'-^. M2Ö2. 190a.
M252:
2)ie appetitiones secundum qvid intellectuales jinb ber obiectiüen
®e[e|e unb imperatiüen fa^ig: namlid) ber ®efc^iflid)feit ober aud) Älug=
'^cit; bie [absolute] simpliciter intellectuales fielen unter morali|(i)en
20 imperatiüen öom abfoluten ®ut. @§ i[t aber aUeS blo§ relatio gut, auf[er
bie Überetnftimung ber^ret)^eit mit fic^ felbft nad) allgemeinen ©eje^en;
"üix M iOOa: correfponbirt complacentia intellectualis pura. Slljo [inb
moralijd^e motioen motiva pura.
6 percept:
13 Der g-Zusatz bezieht sich vielleicht auf die letzten lateinischen Worte von
M §. 669, zwischen resp. unter denen er steht, ohne mit der Hfl. 1043 durch Ver-
iveisungszeichen verbunden zu sein.
22 Dass die beiden Theile der Bfl. (auf M 252 und M 190a) zusammen-
gehören, bedarf keines weiteren Nachweises. Es folgt daraus, dass das Durchschuss-
30»
468 Siefiejtonen jur ^ntl^ropologic.
2)ie motiva moralia ftnb rational unb auf ibeen gegrünbet, bereu
©egenftanb, bie allgemeine (Sinftimmung ber i^req^eit unb barauö bie
©lüfjeeligfeit, in concreto nid^t moglid^ ift.
1 045. ipi-^Ui—x^f M190b.
2)ie practijd^en ®efe^e enunciiren h(x^ ®ute, folglid^ lDa§ allgemein
unb not^menbig gefällt, mithin ni^t ta?) blo§ angenet)me, fonbern ba§
allgemein angenel)me, b. i. mag im ®anjen 3ufammenl^ange angenel)m
i[t. 2)ie Semegurfad^en fmb alfo barum nur obiectiü unb öor ben SSer^
[taub. 2llle imperativi au§ jtnnlic^en SSemegurfac^en ©ebieten bebingt
unb relatiD ba§ nü^lid)e. @§ mufe aber enblid^ bod^ ein abfoluteS ®ut
jeQn; h(x§i fan nur burd^ 35ernunft erfannt merben unb betrift nur bie
i^orm ber ^req^eit, namlid^ il)re burc^gangige ßujammenftimmung mit
'\\i) felb[t nad) allgemeinen ©efe^en.
1 046. ip'-^ f v—i f f M 190h.
2)ie 5Reigung gel^t auf ein obiect, bie SBilfül^r auf ein obiect in 2Be=
äie'^ung auf anbere obiecte ber 5Reigungen, ber SBiüe auf aüe ©egenftdnbe
ber SBilfü^r ober ber SÖegierben ober aüe 23egierben jufammen genommen.
@§ ftnb bal)er öiel Steigungen, 2erleQ 2Bilfül)r unb nur ein SßiCle.
blatt M l'JOajb nach M 252 einzuschieben ist. Damit stimmt auch der Inhalt der auf
M WOajb stehenden Reflexionen 1009, 1010, 1019, 1045— 1047 überein, der sich au/
M§.6C)9ff. bezieht, mit M §.540 ff. dagegen nichts zu thun hat. \\ 46723 intellectulis
20 Vor ber SBitfiilir muss wohl Siegeln ber 53eftimmung ergänzt irerden, so
dass 3lügemeine — Seftimmung den moralifd) practtfd)e/;, ber SCBilfü^r — ift de//
tec^ntfd) procttfdje// imperatiuen entspricht. \\ 21 fie fehlt.
1 047. xp'-' ? v—x f ? M 190b.
SlUgemeine Q' objediüe) Oflegeln ber 23e[timmung. ber 2Bilfü^r, fo 20
fern pe fubiectio äutotlifl ift- f^nb imperatioen; mithin imperatioen ent=
meber ted^nifc^ practifc^e ober moralifd^ practifd^e.
9Rr. 1Ü44— 1051 (23anb XV). 469
^reij'^eit ber 2BiIfül)r als imputatiöitaet ber ^onblung.
9laturnotl)03enbtgfeit.
2)a§ moralif(^e @efe^ bemeifet bie er[tere.
2Som bi§iuuctioen ^mperatiö mieber bie adiaphora moralia, tt)o Bei}be
opposita gleich erlaubt jtnb. Äein princip ber neutralitaet im 3JZorQlijd)en.
1048. tp^. M249.
Causalitas repraesentativa respectu obiecti est Vita, elater vel est
Stimulus vel motivum.
1049. ip^~K M249.
Complacentia actualitatis obiecti est appetitio.
1050. ip"? (v^V M250. EI 316.
2)ie cauffalttoet ber SSDr[tenun9§fraft in 2lnfef)ung ber 2Bir!lid)feit
i^rer ©egenftanbe i[t ha^ geben. 2)ie Sejie^ung ber S^orfteüung auf§
fubtect als 33e[timmung i^rer ßaufjalitaet i[t ®efü^l ber Su[t. 2)ie ^t'
]5 (\ie^ung ber Sebenäfra[t aut§ obiect alö causatum i[t 23egierbe.
1051. \ff(v^) M250. EI 316.
2)a§ 2lngenel^me ift hOi^ tt3Dl)lgetaIIen an [©egenf] ber SBirflic^feit
beä ©egenftanbeö, bal (Sd^öne unb @ute ni^t immer.
3 etftere? unfere.'.* || 4 Nach SmpetOtiO ein Verweismigszeicken, dem kein
20 zweites entspricht.
7 Caus: repraes:
17 an aus am
470 SJefIejiünen ^ur Sliitliropologic.
1052, xp^Uv^?) M2Ö0.
2)ie muffige unb ^ractif(t)e Segierben. SBUfü^r. 2)ie SÖctoegurfadie
iinD bie Sriebfeber. 2)er ^xozl. 2)er SBiöe qI§ SSermögen be§ ©nbäiüefö,
b. i. tt)Q§ ber 6umme aUer jlriebfebern gemäS ift.
1053. ip^. M250. InM§.664:
©ie ßaufalitaet ber 3Sorfteüungen in ber 33eftimung unferer ^x-
fentniöfrafte in Harmonie ift ©efd^maf.
1054, xp^. M251'.
%xtvi\jt\i ift baö SBermögen, \\i) burc^§ arbiirium intellectuale allein
(\u beftimmen. 2)iefe§ fan alfo feine causam impulsivam üom obiect lo
{^ intereffe) l^er Ijoben. Sllfo ift e§ nichts al§ bie ^^orm be§ ®efe^e§. 2)ie
SÖefc^affen^eit ber SBiQfü^r, fo fern fte fo beterminabel ift, ift bie
moralitaet. 2llfo befiehl ^retj^eit blo§ in ber Sefc^affenl^eit ber SBilfül^r,
bur(!^ moralifc^e ©rünbe beftimmt ju »erben. 5)iefe mad^en \\)x eigenes
intereffe. ^n^^penben^ üon patt)oIogifd)er neceffttation. 2Benn bie e;ciften^ is
beS obiectio ber ipanblung in ber praeDifton bie lüiUfüfjr beftimmt, fo ift
biefe fo fern ftnnlic^. Sllfo mufe bie reine SBilfü^r blo§ burd) bie ^-orm
eines ®efe^eS ber ^anblung beftimmt merben.
1055, xp". M251.
Causae impulsivae finb im obiect. Elateres ftnb ^xz, fo fern im 20
«Subiect bie ^ä^igteit ift beftimt ju werben.
1056. ip'. M251.
2)ie moglic^feit einer SSorfteÜung, causa impulsiva ju fe^n, ift elater
2 Scgterben? Segierbe?
6" unjerer? uiijrei? itiifer?
25
9ir. 1052-1061 Cöanb XV). 47 1
animi; toie etiraS elater animi fet)n fönne, ift nicf)t immer cin^ufet)en,
aufjer beQ bem Slngene^men. it)ie ba^ ®efe^ elater fet)n fönne.
2)ie 2BiÜ!üt)r mit 33emu[tfei)n i[l ber SBiüe. 2)a§ 5ßermögeu ber
6 SBiüfü^r, mit DoÜiger gemalt ftc^ jum ®egent^eile gii beftimmen, ift
1038, ip^-^. M 249'.
3)qö SL^ermögen, burc^3Ser[tanbe^grünbe (motiva) beftimt ^\x merbcn,
ift inteUectual; biird^ stimulos: ift fenfitiD. SBenn ber Semegungögrunb
10 nid^tS ftnnli(^e§ entölt, ift bie SSiÜfiil^r rein.
1059, ip-^-'. M249.
2)aö SBo^IgefoÜen get)t auf ben ©egenftanb, bie Segierbe auf ta^
2)afct)n beffelben, ba^ arbitrium auf beffen 2)afe9n, fo fern e§ in unferer
®emalt ift. 2)a§ SSelieben ift ba§> 9Seri)altni§ beä 2Bot)lgefaaeng gur
15 mmi\\)x.
1060. ip'-'. M251'.
2)er 2BiUe ift ba^ 35ermögen, nad) ßmefen ju ^anbelu; ein 3iöef ift
ber ©egenftaub bei SBiQfü^r nad) 33egriffen.
1061. ip^-t M25r.
2)te fre^e mM\x\)x ift ber SBitte.
•172 SReflejtoiicn jur 3lntl)ropoIogic.
Von den Affecten insbesondere.
A. Von d&r Regierung des Gemüths in Ansehung der Affecten.
§.75 (VII 253—254).
B. Von den verschiedenen Affecten selbst. §. 76—79 (VII 254— 265).
1062. n. M297.
2Bir !önen ben felbfttabel uitb bic ©ntriiftung über un§ fclb[t nidjt
auf un§ einjc^rdnfen; tüir fallen mit bem UntüiQen auf anbere, inbem wir
i^nen entioeber @d)ulb geben ober fonft au§fa{)ren.
2Bir fct)ränfen bic Straurigteit nic^t in un§ felbft ein; mir fönen
nic^t leiben, ^o.^ anbre frö^lic^ fegn.
1063, n. M296'. E 1 369.
SSe^utfomfeit, ftc^ innerl^alb ber @^pre ber Urt^cilSfraft anberer
3U Italien, bamit man nic^t au§gelarf)t merbe, unb [nad)] innerl^alb i^ren
©runbfa^en, bamit man oerftanben merbe. 3n ©efeUfc^aft mufe fein
allgemein [gongba] angenommener ©runbfa^ angefochten toerbcn. 2)er
mutl^roiUlge, ber [i^odbmüt^tge] eigenliebige unb ber boSl^afte ober l)amij(i^c
@pott. 5)a§ Sachen, mobe^ ber anbre nic^t mit lad^t.
1064. 7if(p'ff M301. EI 427.
2)er @^)ott l)at entroeber ©tadjeln ober Bäl)ne. 3^ crften fade ftid^t
er, im anberen beifet er. 2Benn man jid) eine Suft maci)t über \ia^, toaS 20
ben anberen frdnft, fo mufe er je^r böfe feijn, unb bennod^ ift biefer @))ott
etroaS ^d§li(i^e§. Sßenn ber anbre fü^lloö ift unb nur jum ^opanj
bient, fo ge^t e§ an
11 Zu Nr. 1063—1065 vgl. VI 467.
2 t E: bcmnod) 25
SRr. 1062—1068 (Sanb XV). 473
1065. Q^—z f (v f) nff M 290'.
2)ie erfte SSemegung eines OJZenfc^en gegen einen unbefanten ift bie
be§ ©tolles unb ber felbftliebe, um il^m ni(!)t§ über uns einzuräumen.
2)ic Stockte: toir forfd^cn in i^m, um i^n ju ergrünben, unb im ftanbe
ber 9iatur ift biefe SSemegung [aRitlelben] 2J?iStrauen. ®rofee SSerfommlung
[wo roir ai« gremb] jagt un§ furd^t ein, meil mir ieben al§ ®efä^rli(!^ cor
uns in Slnje^ung beS Scotts unb ®ringf(^ä^ung anfeilen unb bejorgen,
uns üon biefer feite p jeigen; bal^cr bie Semü^ung unb 2lngftlic^!eit,
feine oortl^eil^aftefte Seite ju meifcn.
1066, Q^—tf(vy nff M290'.
33om ©cfc^maf, ft(^ in ©efeUfc^aft gu necfen.
1067. Q^—Tf (vf)nff M290'.
SBaS ber Slbfc^eu fet)? mie er ftc^ öom ^affe (^ gegen Sieblojtgfeit)
unb ber SSerac^tung (^ gegen felbftoerroerfung) unterfc^eibe? gleic^fam
ein ®emif(^ oon beijben. 9iät)crt ftd^ bem ßfel.
©M^aft ift falfc^er 2Bi^, oft mieberl^olte einfalle, langmeilige ©r*
aäl^Iung, @elbftlob. 3n ©peifen ÜbcrfluS. fe^r füfe ober fett, öfteres
einerlei), ^afelpner. ©fel^aft ©efic^t alter SBciber. ^eibegger. ®crabe
gu baS faule unb ejfcremente beS tl^ierif(!^en Körpers überl)au|3t. ®fle
Äranf^eiten. 2)er (äfel mad^t fatt, unb junger oertreibt ben @fel.
1068. Q^—vf nff M290\
SSom 5Reibe ber Ü)?enfc^en in Stnfel^ung i^reS bel^enben ®lüfS; ge^t
5—9 Vgl. VII 260. \\ 6 grentb?
12 Zu Nr. 1067 vgl. VII 178, und speciell zu J^jctbegget VII 300, 366.
26 15 bei)ben? beijbem?
474 JRefleiioncn aur Slntt)ropoIogte.
nur auf bie in gleidicm [tanbe. aWan tDünfd)t, ta^ fte ta§> Unglüf pro=
biren mod^tcn. 2Kan gönnt ben 9f{ömern fc^lappen.
1069. Q'—vfnf? M290'.
S)a§ ber Icbtjatte unb ®ei[treic^e acteur o'^nc ßeibcnfci^aft am be[len
agirc. SDofe gejc^ifte musici wie ÄD(!^e o^ne ©efc^maf jtnb.
1070. V. M294. EI 429.
SlUe Seibenf(i^aften, toenn fic tocd^jelfeitig genommen merben,
jc^mac^en ftc^, e. g. ^afe; aber bic Siebe ftdrft jtd^. (ä§ ift alsbenn fein
©piel, jonbern ßrn[t SKit affecten löfet ftd) ein 6^jiel treiben. ^Rdmlid^
ta^ interefje »ergebt, wenn ba^ <S^)iel ein ßnbe l)at. ©urd^ ba§ ©piel
airb ba§ ®emüt^ nur belebt, nid^t gefefjelt. (Sinen mirflid^en ^afe gegen
eine gemiffe ^crjol^n ober ©tanb erregen ift ni(^t fc^one Äunft, jonbern
®ej(|)itlic^!eit.
1071. V. M294'. EI 423. 376.
©emiffe Seiben erregen gugleid^ ben 5Kutl), i'^nen ju mieberftel^en, is
e. g. f^einbfctjaft unb ©emalt. [a«an] anbcre S^mäd^en ben ÜKutt), e. g.
Slrmut^ mit (Srniebrigung üerbunben. ©inige Äränfungen ftnb jo oer«
bunben, \ia% jie e^er bie Seibcnjc^aft als ben SKutl^ jum toieberftanbe
auffobern, e. g. 3;raurigfeit beim SSerlu[t ber ©eliebten, ßorn über 9ia(^=
lafeigfeit im ^auSmejen. 2)al^er Äleinigteiten oft me^r afficiren al§ 20
tt)i(i^tigc 2)inge.
«Jlid^t mifjenfdiaften, jonbern ojjentlid^e ©d^ulen mad^en gejd^liffcn.
^durijc^ grob, faujmännijd^ grob, ablid^ grob, ^afjet auf alle ©täube,
l)at aber jeine oerjc^ieben^eit unb bic 5Ra^men bloS oon ber 2lrt grob^eit,
aeld^e burd^ ben ©taub mobificirt mirb. 25
1 in glctd^eni? im gleid^en.*
3 Zu Nr. 1069 vgl. VII 264.
fflx. 1068-1072 (Söanb XV). 475
Sltle ®rob^eit rü^rt üon ber eingebilbcten Unabl^öngigfeit, bafe man
[lij um bei anberen miHen nic^t binben bürfe. @elbft bie ^liebrigfeit
befreit com Sojanfl^r ö^^il oian bod) gar al§benn nid^t \m\)x beurt^eilt
mirb. 5)ie SBiffenjdjaften ma(!^en fanft unb gefittet, bie uniDerfttaeten
gefc^üffen, ber ^o[ manierli(!^ unb artig.
iVeinl^eit i[t ber ©robl^eit entgegenie^t.
5)er ®robe ®laubt, be§ anberen HnmiHe fönne il^m nid)t f^oben.
1072, ip. L BL Ha 36.
S. I:
10 SSom Sttfect. 3)a§ Sfiier üerliert im Effect fein 3?crl)altm§ auf
ben ©egenftanb nid)t auö ben Slugen unb rei|t bie t^atige Äraft nur in
33e3iel)ung auf benfelben. 2)er ajienfd) ridjtet bei^m 33erbruffe nidjt bIo§
feine Äraft auf ben ©egenftanb, fonbern ftimulirt fo p fagen feinen
SSerbruS felbft, gleid) al§ ob er bie SebenSfraft gur 3:f)atigfeit fammle.
■15 2)aburd) entfpringt benn eine auf ftd) felbft reflectirte ®emüt^§bemegung,
ba e§ gegen ft(^ felbft wütet unb ftc^ gerrüttet unb fid^ in Slnfe^ung be«
obiectg (öornemlic^ bei) @d)am, %\xx6:ji unb 3orn) unfähig mac^t. SBarum
Derliert aber ba§ ®emüt^ babei) bie ^errfc^aft über ftd), ba^ ju t^un,
mal man nidbt min, unb ba§> nidi)t gu t^un, ma§ man raiCI. 2)arum, meil
20 e§ ftd^ fein ©efübl ftdrfer aU bie t^atige Segierbe erregt l^at, fo ftnb bie
üitalbemegungen in Hnorbnung gebracht uub bie milfül)rli(^e nidjt in
unferer ^ad^t. ®ie ßebenSfraft gebt auf§ ^l)i)ftfd)e moblbefinben, bie
SSegierben auf§ ibeale. 3ft ieneä in Unorbnung gebracht, fo fel^lt bie Äraft
ju biefem.
25 'S. //:
Slffecten: 1. plöfelicl): %ur(i)\, [greu] ßorn unb ©d^am unb il^re
©egentljeile: ^-reube, Siebe unb [©elbftäuDetfidit] Sro^. 2. fortbaurenbe
SBirfungen : Sraurigteit (ßufrteben^eit), ^afe (Zuneigung) uub @c^ü(^tern=
^eit ober SBlöbigfeit, 5JJenfd)enfd)eu («Selbftjuüerftc^t). ^reube über ta^
2 anberen? anbern? || 7 anbeten? onbern?
16 eö sc. das Gemüt. \\ 24 btefem? btefen?||;86 Die 1 ist nachträglich über-
geschrieben. II 27 Das Kulon nach ®egentl)etle dürfte durch die beiden letzten Begriffs-
paare (^OXW — ßiebe, ©^ani — %X0^) gerechtfertigt sein, irährend man als Gegentheil
von |5urd)t allerdings 5D(Utl) erwarten würde.
476 SRcfIejtoncn jur Stnf^ropologie.
®cgenö)ärtige tft 3u[nebenl)eit, über ha^ Äüntttge ^ofnung, über basf
SSergangene Sroft, fo mk 2;raurigfeit über ba^ Sßergangene 33ebauren,
SReue.
@orge t[t continuirltd^e §urc^t unb mad^t baS SBefen ber
Sraurigfeit au§.
3)en ^abfüc^ttgcn trift oornemlic^ bie ^urci^t, ben ^errjd^^
füc^tigen ber ßorn, ben ß^rfüd^tigen bie ©d^aam. 2)abet) i[t ta^
®emüt^ entmeber ftarf ober fc^ioac^. '^m er[ten ^aüe öjirb ber Slffect nic^t
®emütl^§be|c^af[en^eit. 2)ie ^urd^t wirb burc^ Wutl), ber ßoru burd) 3u=
trauen auf jtc^, bie ©d^am burc^ SSerpltniSmafeigeä ßutröun auf jic^
geI)oben.
@^)iel ber 2lffectcn in Gomoebicn unb Spielen.
2)emocrit — ob bie SBelt al§ obiect p ßaci^en : 9larrenne[t oorju=
[teUen feq. Si^rintl^icr. Stro^sl^oniuS. Hofnarren. 3ofep^»
10
13 Im Ms. nach ßod^en ein Punkt. || 13 — 14 Zu 2)emocrit vgl. 2 15 11, jsf., i5
zu £Qrtnt{)ter 5926, 6O24—36, sowie die folgende Anmerkung; auch in J. G. Lindners
Lehrbuch der schönen Wissenschaßen 1768 II 174 wird die Anekdote von den
Tyrinthiern als etwas allgemein Bekanntes erwähnt. \\ 14 Zu StOp^oniuS vgl. man
Reiches Anthropologie- Heft aus dem W.S. 1789/90 S. 103: ,,Er siehet aus, als wenn
er in der Hölle des Theophorius [lies: Höhle des TrophoniusJ gewesen, nannten die 20
Alten den, der immer sauerköpfisch aussieht.'''' Kant hat dies Wort vielleicht aus dem
Spectator No. 598 (24. Sept. 1714. Deutsche Übersetzung 2. Aufl. 1749 VIII 178/9):
„Ein vortrefflicher italienischer Schriftsteller . . . wünschet sehr ernsthaß: dass er zum
Besten des menschlichen Geschlechts die Hole des Tropho?iius im Besitze haben möchte,
welche, wie er saget, mehr zu der Verbesserung der Sitten beitragen würde, als alle 25
Spinn- und Zuchthäuser in Europa. Wir hohen eine sehr umständliche Beschreibung
von dieser Hole beym Pausanias, welcher uns erzählet, dass sie in Gestalt eines grossen
Ofens gemacht sey, und vie e besondere Umstände habe, welche die Personen, die in
derselben gewesen, dahin vermocht, dass sie tiefsinniger und nachdenkender geworden,
als sonst gewöhnlich; so dass man niemals beobachtet, dass ein Mensch, der einmal in 30
diese Hole gegangen war, hemachmals sein Lebenlang wieder gelacht habe. Es war
zu denen Zeiten üblich, dass man zu einem, der finsterer in seinem Gesichte aussah,
als es gewöhnlich war, sagte: er sähe aus, wie einer, der erst den Augenblick aus
Trophons Hole käme.'''' Die ganze No. 599 des Spectators (vom 27. Sept. 1714,
a. a. 0. S. 180—3) führt den Gedanken aus, der Spectator sei im Besitz der frag- 35
liehen Höhle und gebe öffentliche Nachricht von den Veränderungen, die bei den ver-
mt. 1072—1073 (Sonb XV). 477
1073» ip^. L Bl. Ha 3. S. I:
ßur Sef)re oon Slffectcn.
ßj^aracteriftid.
Slnt^ropo^^obie ift öon 5Rifant^ropie gu unterjd^eiben. Sene ift
5 5Kenf(^enf(^eu, entmeber |d)ü(]^terne ober überlegte burci^ ©ntbecfung i^rer
©(glimmen feite. 2)tefe [ent] (SHeib ober ©(^abenfreube) gel^ört p ben Sei*
benfc^aften unb l^at ^errf(!^fud)t ober ß^rjuc^t ober ^abfud^t gum ©runbe.
3Son ber ©emütl^Sart aU bispofttion, glücflid^ gu fe^n, unb oon ber,
mo^Igejtnnt unb rec^tfc^affen gu fe^n. 2)en moralifc^en Slnlagcn in ber
10 9latur jum Unterjc^iebe beffen, wa§> 33ilbung geben mufe.
33om Salent, ba§ ber cultur gum ©runbe liegt.
SBon ber Einlage, ®efunb ju fe^n, ober ber (5ompIe;cion.
2)er Anlage, ©efettig ju fe^n.
2)er Einlage, alt ^u werben.
15 schiedenen Menschenarten infolge des Besuches der Höhle eintreten. Die Beschreibung
des Pausanias findet sich in seiner Descriptio Graeciae 9, 39, 5 ff. Kant konnte den
Hauptinhalt dieser Stelle auch aus de Fontenelles „Histoire des oracles'-^ kennen lernen
(I. Dissertat. Chap. XV: „Des Oracles en Songe'-\ Oeuvres de M. de Fontenelle nouv.
e'd. 1752 II 318 ff.). Erwähnt sei ferner, dass in dem Gespräch Theokrits mit
20 Parmeniskos in de Fontenelles Dialogues des morts (Oeuvres, nouv. €d. 1752 1 125 — 132)
der Gegensatz zwischen der Lachlust der Tyrinthier und dem Einfluss der Höhle des
Trophonius auf ihre Besucher eine grosse Rolle spielt. Der Dialog beginnt mit der
Frage Theokrits: „Taut de hon, ne pouvi€8-vous plus rire apres que vous eutes descendu
dans PAntre de Trophonius V', und Parmeniskos antwortet: „Non. J''€tois d^un s€rieux
25 extraordinaire.^^ Die Geschichte vom Opfer der Tyrinthier (vgl. oben 6O25—34) wird
auf S. 129 — 130 im Anschluss an Athenaeus mit vielen Ausschmückungen erzählt. Fast
wörtlich übernommen — ohne Quellenangabe — ist diese Stelle in: Varietes historiques,
physiques et litteraires Tom. II Part. II p. 398 sqq. in einem Aufsatz, der unter dem
Titel „Einige Betrachtungen über die Traurigkeit und Freude^^ 1755 im VI. Th. des
30 Leipziger „Allgemeinen Magazins der Natur, Kunst und Wissenschaf ten'''' (vgl. II 428,
456) S. 115 — 118 in Übersetzung erschien. Auch von den Wirkungen der Höhle des
Trophonius ist dort S. 117, ebenfalls wohl im Anschluss an Fontenelles Dialog, die
Rede. — Hinsichtlich der Trophonius - Sagen sei noch auf E. Rohde: Psyche^ 1898
1 115, 119 — 121, 125, 207 verwiesen, wo sich auch eingehende Litteraturnachweise
35 aus antiken Schriftstellern finden. \\ 477l4 Was das Stichwort Sofepl) (eine andere
Lesart scheint nicht möglich zu sein) besagen soll, vermag ich nicht anzugeben.
9 ®en aus 2)er, kaum umgekehrt.
478 3(lefIejioncn jur 9lntt)ropoIogtc.
Von der Furchtsamkdt und der Tapferkeit.
§.77 (¥11256— 259).
1074, 71— Q. M323'. EI 422.
3Sou ben bueöen ber alten 2)eutfc^en: 1. bamit bie (5^re t)erjönli(t)
fe^, 2. bamit feine ^<x^t ^eimlid^, 3. fte au[ einmal abget^an fe^.
1075, Q-'-T?n?f M322'.
©efc^ifUc^feit unb 9Kut^ lafjen fid^ au§ ber ®efd)ict)te alter Seiten
nur SSerl^altniSweife erfennen. ©in mittelmäßiger 5elbt)err, eine fc^lec^te
nation fönen über noc^ jc^Iec^tere leicht bie ober^anb befommen. 5^ur
2;ugenb unb SBiffenfc^aft ^aben ü3a§ abfoluteg; aber 3:uöenb muß lo
menfc^üc^e, nid^t bloS büraerlidie ober lanbe§manni|(^e (^ 2Saterlanb§=
tugenb) je^n.
1076, Q^—tfnn M322'. E 1 520.
3)er Diel (^ aud^ ftc^ felbft burd^ ^ofnungen) Sßerjprid^t (^ ol^ne ah--
ftd^t ju l^intergel^en) unb nichts lei[tet, i[t ttinbigt (ber alfo fe^r gefc^dftig,
obgleich gar nic^t tt)dtig ift); ber, fo Diel Dorgiebt unb ntc^tg l^at, i[t ein
^ral)ler (^ groät^uerifd)), 2)er le^te ift nic^t fo fd^dblid^ al§ ber erfte,
obäwar biefer ein beffer ®emüt^ l^at, mofern er nid^t mit abfielt ftinterge^t.
1077. Q^—Tfnff M322'. E 1 421.
(ätn fcrupulöfer Äopf Dott 33ebenfltc^feiten ift eigentUd^ nid^t SSer* 20
jagf^eit, fonbern eine 3Keinung Don feiner @d^arfftnnigfeit in 2lnfef)ung
aUer concurrirenben Urfac^en. ©olc^e ßeute mit ber beften (äinftd^t
fommen nidjt fo weit aliS [mit] bie, fo bie 2Roglic^feiten beq feite fe^en unb
bem gemol)nlid^en Saufe folgen.
7 &e\i(i)tt II olter? aüer.*
14 E: aus [ic^ || 16 E: oergibt || 17 E: gro6fprec^erif(^
$Rr. 1074—1083 (Sonb XV). 479
1078. vffQ^fJ M289'.
5)reu[te Wm, ein immer beioegteS Sluge, bie fjölliöfcit fic^ au§
Quem burd) ein ablenfen ber 3J?aterte üermittelft eines ©pafeeS gu giel^cn:
finb Salente, bie fe^r nü|li(^ finb, aber ieberjeit mi§brau(!^t aerben.
5 1079. vf (Q^f) M289\ EI473.
Unüerj(^ömtl)eit gehört jum ü^aturel, 2)reuftigfeit gu tolenten.
1080. (f^. M289'.
2)q§ talent, feine talente ®ut an ben 2JZann §u bringen: 6^ar»
latannerie, ©infc^meic^eleq, Sßerebt^eit, 3J?anier, graDitaetijd^, breuft,
in Gourmad^en.
1081. (f)'. AI 293'. EI 2.
(äinen 2;on ^aben bebeutet: jtc^ mit felbfi^uüerftc^t jeigen, aljo mit
ber SBelt befannt fe^n.
1082. V. M324.
3)reu[t: gleid^fam üon 2)räuen ober 2)ro^en. @ine jol(^e 3J?ine,
meiere tro^t, i[t unbefct)eiben. (lüberlic^ unb lieberlicbO S^re^mütljig fan
befd^eiben je^n, imglei<^en gefegt nnb ^erj^aft, aber nid^t breuft.
1083. x^^'^ LBl E63. RH 226.
2)ie ^erj^aftigfeit i[t etmaö anberS al§ ©ntfd^loffen^eit. ^^ mürbe
20 im 2:reffen entfc^loffen jetjn nic^t ^u fliel^en, ober ba§ ^erj mürbe mir
Zu Nr. 1078—1080: Vgl. auf M 289\ 289 die Nrn. 11 20 ff., 11 29 ff.,
I240ff. (bes. 1246).
2 Singe. ®te
(i jU aus ,^um, umgekehlt sehr unwahrscheinlich. E: jum 'Talente
25 19 anbevs? anbercS?
480 SReflejionen jur 2lntt)ropoIogtc.
[tat! flopfen, unb ic^ mod^te mo^l fe^r bie ^^affung öerliercn. @ie i[t
forperlic^. ^ommt baju eine ßcttiffe, gum Sl^eil leic^tjtnnige ^^röl^Uöteit,
jo Reifet e§ 2JJut^. ©ebulb ift nici^t mut^. Db [elftmorber ocrjagt fe^n.
@ie jtnb ungebulbig, aber nic^t oeräogt. ^eigl^eit tan ftatt finben, ob
man gleich ben 2;ob al§ «Selbftmorber nicf)t fc^euet.
SSon bem 3Kutl^e ber 2)ueUanten unb be§ ©olbaten im ©ienfte.
3ener !an ftc^ oft öiel faljc^e 2Keinung öon feinem ®lüf ober gefc^ifli(^feit
mad^en.
Sfied^tmdfeige ©ad^e giebt ÜKutl^.
SBol^er fricgerifd^er OJJutl^ ben ^öd^ften 2Bertl^ ber SBilben auSmad^t.
Uncm:pfinblid^!eit jtc^ tobten gu laffen.
23om ©rftaunen: einer ^alb unangenehmen ©emüt^äbemegung.
3Watrofen.
1084, ip^fip^ff LBL HL
ßur Slnt^ropologie. ßl^rtrieb, 35on ber 35eranlaffenben Ur= 15
fad^e p buellen. 3!)er SSefdjimpfte foU bemeifen, ^a!^ er bie (ä^re l^ö^er
^alte als fein Seben. 2). i. \iOi^ er in bem Seben nur einen SBert^ fe^e
[jo fem] unb beffelben mürbig ift, als er nid^t fo mo^l SSürgerpflic^t als
gl^re gum l^od^ften 33emegungSgrunbe feines 2)afei)nS ^at. 2)iefeS tan
er aber nur [bew] gegen feinen ®egner bemeifen baburd^, "üqü^ er [gegen] 20
mit feinem SBieberfac^er Seben gegen Sebcn fe^t. ©iefe 3bee aber tan
nur ftatt finben, wo [eö awe^bcutiß »ft] angenommen mirb, bie @l§re
muffe ber iemegungSgrunb fet)n unb nid^t ber 2Sortl)eil ober ber SöJanSr
fein Seben gu magen, alfo in einem ßuftanbe, morin jebermann ftd^
fre^miUig bem £)ienfte beS @taatS mibmet unb alfo nid)ts gur 33elo^nung 25
i)at als ßl^rc. 2Bo alfo ber «Staat burc^ freijmillige 2)iener bef(^ü^t wirb,
©id^ für 6olb ju oertaufen, ^at etmaS fd^impflid^eS in ftc^, aber bloS um
@^re willen gu bienen, ift ebel. ©in folc^er aber ift in statu natural],
benn ber status civilis foU auf beffen ß^rtriebe guerft gegrünbet merben
unb feine @id)er^eit barin finben. @S ift etioaS barbarifc^eS in biefem 3j
Segriffe beS ©emeinen SBefenS, aber etmaS ebleS in ber 2lrt, mie man
biefen 33egrif beoeftigt. 2)er 9lid^ter tan swar über baS 9flec^t unb Unrecht
10 ^od^ften? l^ö(%ften? || 12 einer, wie es scheint, am einem \\ 13 Zu
«Katrofen vgl. VII 2573-5.
3lt. 1083—1086 (^anb XV). 4ÖX
unterfd^eiben, aber x\\6)t: »er öon be^ben e^rliebenb fei) ober nid^t. Ob
ber mt§()anbelte burd) realiniurie befc^impft fei), [luenn] ^a, wenn er fict)
tte^ren fan unb ni(^t [rcertt)] metjret. 2)ie 2)uene fönnen nur abgefdjafft
werben, menn jeber gehalten ift, feinen ÄriegSgenoffen bie 33eleibigung
ju entbeden unb biefe ein tribunal du point d'honneur auSmad^en,
lüeld^eS bie unmürbigen auSftöfet.
2)ie @^re mufe auc^ ©irflid^ ^ö'^er gefc^a^t merben al§ ba§ ßeben,
aber nid^t ber (S^renruf, auffer bei) ©olbaten unb bem Srauenjiuuner.
Von den Affecten, durch welche die Natur die Gesundheit mechani.sch
10 befördert.
§. 79 (VII 261—263).
1085. (f—ip. M416. EI 425.
SlUeö SBeinen ift eine @m:pfinbung öon feiner ^ülflofigfeit in einer
Äranfung [bie]; borauS fan man oerfte^en, ba^ niemanb über .eigen
15 Unglüf meinen muffe, meil er in fi(^ felbft ^ülfe gegen ben ©d^merfe
finben mufe. 2)agegen fan man lüo^l meinen über ben (Schaben, ben man
anbern burd^ feine @d^ulb üerurfac^t l)at unb bem man nictjt abhelfen
fan; benn ba foU man fic^ nid^t gegen ben Sd^merj Derl)ärten, meil biefer
eine gerechte Strafe ift unb man baburd) um ißer^ei^ung fle^t. 2Be^mut^.
Von den Leidenschaften.
§.80—87 (¥11265- 277 \
1086. q'—v. MS09'. E1J62.
SBenn bie ßeibenfc^aft bloä fmnlid) ift, fo fan fte bie Entfernung, ift
IS Me^en statt SCßctnen; wohl nur Schreibfehler. || eine? in? (so E.jff II
25 14 Nach Oerfte^en im Ms. ein Punkt. \\ 16 muß? mufeen?? E: muffe, ausgeschlossi^ii. \\
18 biefer? biefeä?
22 Zu Nr. 1086 vgl. VII 180.
ft a n t ' 8 @ (^ t i f t e ii. ^anbic^riftlic^et !Ra.Ma§. II. 3 1
482 ateffcjionen jur Slntliropologie.
fte aber ;)l)antQftif(^, [o fan fie nur bie ^a^e'it unb 33efantj(!^Qft tjeilen.
(5ine folc^e i[t gro^jer in ber 2lbJDefenl)eit al§ ©egenroart.
1087, o}'-\ L Bl. Ha 15.
S.I
A. 2^on ben formalen üieigungen (^re^fieit unb SSermogcn) ftnb s
bie le^tere 5Reigungen be§ 2Bat)ne§, ber Söufd^ung, ben 33eft^ ber W\iit\
\m ^tnreic^enb ju (äntbe^rung be§ ßtcecfä gu t)alten. — 2Beil I^ier
bie ^tjontafte bie @teHe ber SBirflid^feit ber @ac!^en oertritt unb bie
(Sc^d^ung be§ 2Bert^§ oon ber SSernunft abgezogen toirb, fo jtnb fte
met)rentl^eil§ unheilbar; — Dorne^mlid^ toeil ber5D^enfc^ il)re33efriebigung lo
al0 @elbftfd)öpfer ber 3been in feiner ®eö3Qlt l^at, unb weil biefe§ Sßer=
mögen unbegrenzt ift, fo werben biefe 9leigungen bie l)eftigfte 2eiben=
fc^aften, e. g. 6^)ielfucl)t.
B. 5ileigungen, bie auf \i(x§> 2)?ateriale, nömlid) unmittelbar auf
"^(x^, roa§ für fic^ 2lngene!^m (alfo ^vatd) ift, ge^en, fönnen auc^ Seiben» 15
f(l)aften merben unb finb: 1.) 3Reigungen be§ 2Bof)llebeng (®enuffe§), ober
2) ber 23efd)äftigung in ber ÜJiuffe, (Spiel, 3. ber ®emäd)lic^feit. — 3um
erften Siebe gum Seben unb Siebe gum ©ef^lec^t.
1) 2)aiS 2Bo^lteben, pofttio betrad^tet, fann nur in ber ©efeUfc^aft
burc^ 3J?itt^eilung leibenfc^aftlid) werben unb ^at fein beftimmt object. — 20
Siebe jum Seben wirb burd) bie 2J?einung öon jenem Ieibenf(!^aftli(l^. —
33linbe Siebe §um Seben (b'urc^ ^nftinft) mac^t gagtiaft unb benimmt i^m
felbft ben 2Bert^. — £)o(i^ mirb burc^ bie erfte "üOi^ ©ubject erhalten,
bur^ bie gme^te bie 21 rt. — S^ne wirb oerad)tet, biefe nid^t, fonbern bcm
männlid)en jum SBert^ angered)net. 3:;ro^ be§ purismus ber (St)ni(fer 25
ober Slnad^oreten. (2)er "ta?» Saufen erfunben l^at.)
15 Die Schlussklammer im Ms. erst nach ift, nicht schon nach ^XOid. \\
Iß SBotjUebenä übergeschrieben; vermuthlich wurde erst, nachdem das geschehen war,
©enuffe^ eingeklammert. \\ 19 Besser: Neigung zum Wohlleben |{ 21 Muss statt ^tbiU
etwa ®efc^le(^t gelesen werden f \\ 23 — 24 blc erfte sc. die Liebe zum Leben, bic 30
3tt)Ct)tc 8C. die Liebe zum Geschlecht; beide Zahlwörter beziehn sich wohl auf Z. 18. \\
26 Den Worten ®er . . . f)at geht auf S. IV des L Bl. Ha 4 (im IIL Theil dieses
Bandes unter den Collegentwür/en aus den 80er Jahren abgedruckt) der Vordersatz
'Jlx. 1086—1087 («öanb XV). 483
£)ie Siebe pm geben i[t felb[tfüci^t{g, bie §um ©efd^le^t mittl^eilenb
(SSergnügen). @on[t wäre e§ 2l)3petit (3fiinberbraten), 6annibalijc|er
®enu&, wie dürften fette Unterttjanen lieben.
®efct)led)t§trieb wirft bod^ aud) auf (^ef(!f)Ie^t§Iiebe: aber Siebe jum
5 geben nie auf Siebe anberer. ^mtx t^ut fid) oft felbft Slbbrud) unb erhalt
anberen ba§ Seben.
SBarum ein üernünftiger ÜJ?ann e§ nic^t bebauert, ta^ er fd^on üiel
SebenSjia^re äurücfgelegt t)at.
S. II:
10 SBir finben etwas UnanftdnbigeS nict)t in ber ®ef(^Ie(!^t§neigung,
fonbern in ber 33ermifcl^ung berfelben unb bem ®enu^e, ben ein ÜKenfd)
am anberen t)at. — 2)a^er ber purismus ber ^eiligen unb felbft beä
^rauenjimmerö im duneren SSerl^alten.
3Bir fönnen öon benen jweq Slrten ber Ausleerungen feine 3Ser=
15 fd^önern: etwa wie bie 5Ra^ljeiten, fonbern ber 3Sorne^me unb ®emeine
mufe es auf biefelbe 2lrt mad)en, unb wir fd)ämen unS, ^ter mit bem S8iel^
einerlei) SooS ^ü '^aben. — [®od}] Slber bie größte ßurücf^altung [ift] trifft
fowol^l in 6pra(!^e als bem Slugenfd^ein bie @efd)led^tSDermif(!^ung,
barum, weil fie auf geiftige (moralifd)e) ßwefe angeorbnet ju fe^n fdjeint
20 unb alles bo(i^ fo pfiQftfd) ift.
2)0!^ ift ftill bumincr ^erl gclDefcn vorher. Es handelt sich um eine sprichir örtliche
Redewendung. In K. Fr. IV. Wanders Deutschem Sprichwörter- Lexikon 1870 4*^ 11
1800 ff. finden sich folgende ähnliche Ausdrücke. Nr. 15: „Der das Laufen erdacht
hat, der ist kein Narr gewesen''^, Nr. 87: ,, Her das Laufen erdacht hat, war ein
2b kluger Mann, es rettet aus mancher A''o/A", Nr. 10: „Das Laufen hat ein kluger
Mann erdacht, es hat vieP aus Noth und Schand^ gebracht.''^ Ähnlich Nr. IG.
2 — 3 Zu Slppetit — lieben vgl. das Danziger Antlu-opologie-Heft Bl. 95, 95":
Die Geschlechterneigung „muss nicht sein wie Liebe zum RinderBraten den man
destruirt So sprach einmal e. Lord im Parlament von der Vaterlands Liehe. Er
30 sagte nehmlich: England gleiche einem Rinderbraten und die Liebe zum Vaterlande
der Liebe zum RinderBraten. Jeder schnitte sein Stük ab und er würde auch sein
Stük nehmen müssen.'-'- Vgl. ReichePsches Anthropologie- Heft lu7 und das L Bl. Ha 4
S. IV. \\ 3 Nach ®enu§ möglicherweise kein Komma, sondern ein Semikolon. || 4 Joirb
vom Hg. in xo'xxh verändert; oder muss nach ®ef(^tec^t§liebe ergänzt werden: fütjren? |i
^5 7 f. Vgl. Nr. IIOG. II 11 rm in SSerinifd)Ulig nicht ganz sicher. \\ 17 ^w fehlt. \\ 18 ben
ZV
484 9lef(ejtüuen ^ur Stnttjropologie.
Vo7i der Neigung zum Vermögen, Einfluss überhaupt au/ andere
Menschen zu haben.
§, 84—85 (VII 27 1—274).
a.
Ehrsucht. 5
1088. n. M29T. E 1 439.
2)er (Stol^, ber Sluf reict)tt)um gegrünbet i[t, ift grob ; ber auf ® eburt^,
ift ^oflic^er. 2)ie ^ofUdjfeit ©rünbet fid) auf eine gemiffe 2lbt)dngig!eit,
Jüeld^e bie ÜKenfd^en [enttoeber] üon einanber, entroeber quo ben Siegeln
ber ©efeUigfeit ober bürgerlichen S3erbinbung, erfennen. £)Ql)er i[t man lo
in 5Ronarct)ien ^öflidier, als in freijftaaten. 2)ie nic^t in 23ebienungen
[te^en unb [it)r etgen unb] über anbere burd) ®elb biSponiren, finb ftol^,
ober auf anbere 2lrt, al§ »enn fte fDld)en auf 9lang grünben. 2lller 6tol^
ift grob, ber ft(^ auf einen 3Sor^ug grünbet, ber an ftc^ felbft Aweijbeutig
ift. ©er ftol^ eines großen ^äc^terS ift gröber al§ ber eine§ großen is
©igent^ümerS. 2Beil bie 2lbpngigfeit in ber Stabt größer ift al§ bie
auf bem Sanbe, fo ift ^ier ber @tol^ größer. Slud) ift ^ier me^r ©iferfuc^t
auf ben 3fiang.
1089. Tl. M300'. EI 431.
2)ie 33ef(l^eibenl)eit ift eine 5J?äfetgung ber (Eigenliebe §um ®rabe 20
ber felbftliebe anberer. 5)er ©tol^ eine fteigerung unferer felbflfdjafeung
bi§ jur Slnmafeung be§ SSorjugS anberer. SSefd^eiben in 2Bieberf^3rüci)en.
^Ö!) fange nid)t bamit an, ba'^ 16) fage: id) bitt um 3Sergebung, fonbern
bamit, bafe ic^ feine bebarf. Sd) nel)me meinen erften ©efid^töpunft fo,
bafe id), menn anbrer urt^eil bem meinigen mieberftreitet, bem anbern in 25
mir einen abüocaten gebe, ia feine ©rünbe oergrofeere; alsbenn l^at ber
anbre erftli^ einen ^ßor^ug über mid); ben milbere ic^ burd^ meine
ß Zu den folgenden Reflextonen vgl. auch VI 462 — 466. || 10 crfeiltien? an»
fennen? anfommen? onerfeunen?? || 11 E: 23ebtenung || 12 anbere? anbern? ||
16 alä auf bie so
20 E: ©runbe |1 22 E: im Söiberfpruc^ || 25 bem onbern? ben anberen?
g^r. 1088—1091 (Sanb XV). 485
SluSna^men, unb benn ift {^leid)l^eit 6tol^ unb ^erablafeung ftnb
notl)l)ülfen, aber bef(t)eibene felbfdja^ung Da§5J?ittel. Sefc^eibentieit befielt
barin, wenn man roeber in feinem appetite nod^ in feiner Unterl^altung
nod) ©efpräd^e ftd^ felbft allein gur Slbftctit l^at, fonbern ben Solipsismus
5 jur ®lei(!^l^eit mit anberen mdfeigt. SSefd^eibenl^eit in 23et)auptungen.
Sd^ befc^eibe mid) t)ierin. 23ef(f)eibenl^eit ift ber ®rnnb ber magren
^oflic^feit, nemlic^ bie ^oflic^feit negatiö. S^ertraglic^feit, Unleiblid^feit.
Äleiber tönen unbefd)eiben fe^n, wenn fie eine Slnmafeung enttjalten, bie
Singen auf [\6) i^u j^ie^en. @ang neue ÜJ?oben ftnb unbefc!^eiben. Un-
10 bef^eiben im ^obern, im ^Bitten, in [^inne^mung] ermartung»
1090. n. M306'. El 436.
^od)mütl)ige finb niebertrdc^ttg. 25a§ fommt ba^er, weil ein ieber
|)oc^mütiger uuDerfc^dmt ift unb Unoerfd)dmtl)eit ift ol)ne ß^re
unb ntebertrdct)tig. 2)afe man ienen @al3 auc^ umfe^ren fan, fomt auf
15 bie 5leigung an, bie ber ÜJienfd) jum 3Sorguge {)at. 2)enn ift biefe mit
Unoerfc^dmt^eit üerbunben, fo ift ber 5J?enfd) ieber^eit ^oc^mütl^ig, meil
bie Unoerfd^dmt^eit biefe Unbe[d^eibent)eit beförbert.
1091. n. M307'. E 1 435.
2)ie llnbefd)eiben^eit ge^t mieber bie billige Slnfprüc^e anbrer; öer
20 ^o(i^mutl^ ift üon ber 5[rt; biefe§ fe^t UuDerfc^dmf^eit üorauö, unb biefe
ift immer mit niebertrdd)tigfeit öerbunben.
2)er ^oc^mut^ fud)t anbre in 2lnfet)ung feiner oerac^tlid^ ju mad^en
unb §u erniebrigen; er Sßerlangt SSorjug ober nimmt i^n an.
1 Sluäno^men? 5luänat)ine (so E.)?? || E: unb bü 1| 2 E: giotljtlfe || feUi=
25 ld)a^ung? felbftfc^a^ungi'? || 'DJitttel?' Zu ergänzen ist vor dem Worte etwa: rtd^tige. ||
4 E: folipfirenb
15 E: ju SSorjügen
486 Stefiejtoneii jur 2tntI)ropotogie.
1092. y? (q^'V i?nv^n M291\ EI
2)er ^o^mut eine§ ©ünftUngS ([in] ben ber SSornel^me fd^d^t) t[t
ber übermütt)igfte, eben barum, loeil er ber feid^te[te unb abgefd^niaftefte
ift. 2)enn man fuct)t 'ta^ am meiften ®elten ju madtjen, beffen raert^,
wenn er unfer einzige ift, am meiften [trittig ift. 2)er ßiebling ift eitel,
miU gefd^meid^elt feqn oonieberman; ieneriöin regiren unb befehlen.
1093. (p'?'§?? M414. 413. E 1 433.
M414:
e§ giebt eine fci^u^gebenbe®ütigfeit unbSBo^lrooüen ber protection*,
nad) mel(i)em man üor bie, fo fid^ in unferen @d^u^ geben, eingenommen lo
ift unb i^nen jum 3Sort^eil aüe§ falfc^ anftetjt. ©iefe ift part^ei)licl) o^ne
böfc ÜJieinung unb grünbet fic| auf einem ftol^en [SRemung] ^nfpruc^e
auf 2Bic^tigfeit unb (äinfluffe.
M415:
*(^ @§ giebt eine (5t)rlid^feit, bie im Temperament i^ren @i^ t)at 15
unb nid)t§ anbereS ift al§ eine ambition, feine ^anblungen jur @d^au
ju tragen. 3)iefe oermeibet aüe unlauterfeit au§ intereffe. 2lber biefe
!an burd) ein fteine§ 33lenbmer! [fiinte] fid) felbft l^intergel^en ; unb eben
biejelbe @l)rbegierbe, einen anberen ju befc^ü^en unb mit fetner @ro§'
mutt) auf anbrer Soften §u parabiren, mac^t i^r SBlenbmerfe. unb 20
mad)t jie fe^r unguüerlö^ig. 6§ ift alSbenn nid)t bie ?yrage: ma§
ift rec^t'?, fonbern: toa§ [t[t] giebt 2lufel)enV @in ßeutbetrieger
tjinterge^t einzelne burc^ 9fidnfe, ein ßanbbetrieger fuc^t allgemein
2Bol)lmoUen burd) ^reijgebigfeit auf anbrer Soften gu erwerben unb
allgemeine 2ld)tung burd) föinflu^ ju erwerben, meiere am enbe öiele 25
in§ 2Serberben ftür^t, aber boc^ niel anbere ju gürfpred)ern l^at. @in
Seutbetrieger finbet feine g'örfpredjer. 2)er Seutbetrieger fan feine
^anblungen nic^t gur @d)au legen; ber Sanbbetrieger t)at ben riifen^alt,
2 E: fcf)Ü^t; wnvdhrsfhcinllch. \\ 6 \enex (sc. bcr 33ornel)mej nicht ganz sicher ;
vielleicht ist statt des \ ein Komma zu lesen, doch iveiss ich dann für den Rest keine 30
Lesart, die Sinn gäbe.
12 einem aus einer \\ 13 E: ©infliiffe || 25 roel^e? welcher (so E.)?r ||
28 rüfent)alt? rüfe^alt? rücfen^olt?
gfJr. 10^)2—10% (Sonb XV). 487
ba^ er [nur] bie, [bei) benen] beren interejftrte M[\6)t gegen i^n fic^tbar
ift, falfc^lic^ ^interget)t.
2)en Sauf be§ 9fted)t5 aufhalten.
33egm fianbbetneger melben ftd^ btejenigen felber, bie betrogen
werben, roeil ber üortl)eill)Qfte 9ftuf fie '^interge^t)
1094. cpK M41Ö. EI 314.
©inen Seutbetrieger überlädt man ol)ne Sebcnfen ber [©emüt^igung]
SSejd^impfung ; aber einen Sanbbetrieger toiH man üon ber 2)emütigung
bewahren, nseil man mit it)m umgegangen ift ober weil e§ un§ jelbft jum
10 2:^eil angelet.
109S. cp—ip. M4U. EI 434.
Unbefc^eiben ift ber, ber [\ä) eine ^^rei^^eit gegen anbere f)erau§=
nimmt, bie er ben anberen gegen ftd) nict)t erlauben mürbe. ®egen oon
ftd) unabpngige ^erfo^nen fan man ftc^ eine folc^e greij^eit nid)t
15 heraus nel^men.
Entfernung üon (Sorgen, üon langer meile, üom SttJang^ «"^ üon
SSeleibigung Tla6)i ben 3flu^e[tanb be§ ®emüt^§ au§, n)el(!^en man aud)
aüein beft^en mu^; üor ba§> 3meqte \\i6)t man mittel in ber ©efeüfd^aft.
2)ie 5Kdfeigung feiner erlaubten ?5rei)l)eit gegen einen Don fict) ab=
20 l)ängigen ift douceur, gelinbigfeit, politesse.
lOQß, y—xp. M 418. 419. E 1 437.
M418:
2)er ^od^mut^ ift niebertrac^tig, barum, meil er anberen 5^ieber=
tra(!^tig!eit, nemlid) T^d) felbft in anfe^ung feiner gring ju ad^ten, ju^
05 1 beren? benen? |i 4 ntelben fid^, sc. um an seinen Speculationeu theilzunehmen,
nicht etwa vor Gericht, um ihn su verklagen.
8 E: OOr II 9 eS fehlt, schon von E. ergänzt.
18 oQein? QÜ.t\\^ allem? Vor letzterem etwa zu ergänzen: Öüt?
488 Siefleiionen 5ur Stnt^ropologie.
mutt)et. SBcnn man ni(f)t felb[t gu einer folc^en 5tiebertrd(|tigfeit auferlegt
ift, fo fan man anbere, bie fie an ftc^ f)aben, nic^t in feine 5Reigung auf»
nehmen. 2Kan mufe felbft gelegentlid) friect)enb fei)n, um e§ gut ju finben,
\>a^ anbre Dor un§ fried)en. Man fan biefeg burci) eine analogie er*
flören. 2Ber bem anberen einen ^reunbfc^aft^bienft burc^ ßügen unb
Setrtegen jumutl^et, ber ift felbft bereit e§ §u t^un, menn er e§ nur ftc^er
tl^un barf. Amicus usqve ad aram. @r braud)t nur bie Pfoten ber
Äa^e, um bie ^aftanien au§ ber ^eiffen 2lfct)e ju langen, ©in (5l)r=
liebenber ÜRenfd) mutzet feinem ju, ba^ er i^m feine @^re, mentgften§
billige Slnfprüd^e auf 2ld^tung aufopfern foUe. (gl^rliebenb unb l^oc^=
mütl^ig ju ferin, ift in einer unb berfelben ^^^erfo^n unmöglid).
©eg befdieiben, l^eifet: gü^re bid) fo, al§ ob bu bid) bemuft toäreft,
unter lauter el)rliebenben ^erfonen p fei)n. @ie toürben bir tt)ieberftef)en,
wenn bu i^nen untermerfung jumuf^eft; fte mürben bid^ SSera(^ten, ttenn
bu hiii unter fte fc^miegeteft. '^m öufeern ift bie§ ber Slnftanb,
2)er ^od)müt^ige nimt fid) feiner an, al§ bie er gleid^fam in @d)u^
nimmt, ©egen bie, bie feinet @c^u^e§ ni(!^t gu bebürfen glauben, ift er
gleici^gültig unb tro^ig.
^ocI)mut^, @tol^ unb ©itelfeit. 2)iefe ift eine SSu^lerei) um SSe^faH,
b. i. um 2ld)tung, bie ben anberen feine (Srniebrigung foftet. ®a{)er fan
ta§i ^rauenjimmer eitel fei)n, weil 5Kdnner burd) 6d)mei(!^elei) bei) i^m
ftd) gar ni(t)t erniebrigen, inbem e§ ein anber ©efd^lec^t ift, womit mir
nid)t in rioalitaet (^ SKitbemerbung.) ftel^en. 2Ber feinen 5la^men gern
4 onbre? anbere? {| 7 Die Wendung Amicus usqve ad aram wird, ivie
K. Hosius mir freundlichst mittheilte, von Plutarch und Gellius auf Perikles zurück-
geführt. In Plutarchs Regum et imperatorum apophthegmata heisst es unter „Perikles'-'' :
IlQog (fCXov Tiva fiaQivQing jpsväovs 6(6fitvov, rj TiQoafjv xal OQxog, stfriae fie'xQi
70V ßw/iiov (fikog fivat (p. 186 C). Vgl. desselben De vitioso pudore 6 p. 531 D und
Gellius: Noctes Atticae I 3, 20, wo der Ausqjruch lautet: z/«? fikv av/unganfir
TOtff tplkoii, akXa fJi^XQ'^ '^'^^ 9s(öv (auch in L. von Holbergs Moralischen Gedanken,
übersetzt von E. C. Reichard, 1753 II 704 citirt). Der Ausdruck „Amicus usque
ad aras'"'' findet sich in D. Erasmi Adagiorum epitome 1537 S. 38, in Balles
Dictionnaire historique et critique (Artikel Agesilaus Anm. H, Folioausgabe von 1738
Rd. I S. 93 b), im Democritus ridens sive campus recreationum honestamm 1649
S. 67, ICO das Wort, wie es scheint, auf Publius Rutilius zurückgeführt wird. Erasmus
hat in seinen Libr. VI Apophthegmatum sive scite dictorum (1531 4° S. 453/4) „Amicus
usque ad aram'-'. \\ 9 E: 9J?onn statt ^Renfct) || et ttn feine II 12 E: bu bir || 15 bu
fid) II äußern? äußeren? || 17 ©egen bie fie feinet || '^O ben? bem? || anberen? anbem?
SRr. 1096—1099 (23anb XV). 489
gebruft fie{)t, titel l^at, in Äleibern oartirt. 2)teg gel^t ben 2Bert^ ber
perfon nid)! an.
M419:
^offart^ (3 ^oc^trabenb) ift ein $o(!^mut]^ (? ^ieigung (^ ajfecration ;
5 ba§ ©egent^eil ift ^D;)ulantaet) oornet)m fe^n ju toollen.) in bem, voa§>
nur ber (Sitelfeit na^rung geben tan. 2Ba§ gegen einen ^DJann blo§ eitel=
feit ift, ift Don einem ^rauenjimmer gegen ta§ anbre ^offart.
Slufgeblafen ift ber, welcher üor einen 33efe]^l§^aber bie 3J?ine mad^t.
3:ropopf: [ber] ein iibeberftanbener ©tol^, ber einen SBieberftanb
10 gegen ben etaaigen ^o(^mutf) an fid^ jeigt unb bem SSorpgggeifte tro|;
bietet.
15
1097, v—ip. sM 419.
arrogant ift ber, fo feinen inneren mertf) ju fjod^ anf(!^lägt.
1098, v—ip. M 419.
(5in l^od)müt^iger (^ arroganter) liebt niemanb, al§ ben er in 6c^u^
nimmt: — ^l)ilaütie unb ©igenbünfel. Slrrogan^.
2)er ©igenliebige feinen, al§ ber it)n §u lieben fc^eint.
1099, oi\ LEI. Reiche Xh 5. S. II:
ßur Slnt^ropologie.
3Son ber 5(teigung, in ber ©efeUfc^aft ein ©erdufd) ju mad^en; öon
ber 9Reigung, mit feiner '^erfon p rumot)ren. — @^ielfu(^t.
SSon ber 2lufforberung ber ®ecfen in ©eutfc^lanb gum ?lationalftol^.
3Ber i^n ni(I)t ^at, fan i^n and) nid)t auf ben Swfpi^uc^ anberer ermerben;
benn e§ fe|;t fd)on einen 3Sorjug§geift üorau§, um il)n Slnne'^men gu
fönnen. ©§ ift aber gerabe biefe SHäfeigung in Slnfprüc^en, n)elcl)e bie
5 ift fehlt bei E. \\ S einen? einem?
23 fan ic^ au6)
490 Sflefiejionen 3ur SHnt^ropologie.
®ute 6eite ber ©cutjc^en auömac^t in SSergleic^ung mit bem John Bull
be§ ©nglänberS. 2)er (Stol| be§ Spaniers i[t fein @tol^ ber ülation,
fonbern be§ ^nbiöibuum in feiner 5iatton. (3J?an mufe namlid) in 2lu§»
bruf be§ SfiationoIftol^eS unterfd^eiben ben «Stol^ in ber ^Ration (ein=
^eimifd^) unb ben ber Nation im ©angeu (auSmdrtig), meld)er le^tere
2lbfurb ift, meil SSölfer ntci^t im bürgerlichen SSert)ältni§ gu einanber,
mithin be§ £)beren unb Unteren, [tel)en.)
Herrschsucht.
1100. n. MS08'. EI 633.
SBir lieben alles, worüber mir eine entjc^iebenc fuperioritact {^ be§
®ei[te§) l^aben, fo 'i^o.^ mir bamtt tänbeln fönen, unb ma§ eine gefällige
munterfeit l^at: f leine ^unbe unb SSogel, ©nfeU 5Kann unb SBeib l^aben
med^elsmeife fuperioritaet über einanber. ®egen ©leid^e ^aben mir
neigung, gegen ®ro^e, bie ftdb ^erablaffen, ergebent)eit.
1101, V. M287. EI 442.
.^errfc^fuc^t: eine milbe ßeibenfc^aft.
1102, V? ffi?) M320. EI 441.
2)ie ®emüt^§art, beQ ber man not^ig ^at, \i(x^ anbre nid^t eben fo
geartet finb, ift bie ftörrifd^c unb l^errfc^füc^tigc. 20
1 Zu 3ot)n 23un VII 302 18-20. || 5 Die Klammern fehlen bei üuStOätllQ. ||
7 Die Schlussklammer fehlt.
17 .^etrfud^t
gir. 1099-1105 (SöanbXV). 491
c.
Habsucht.
1103. V? (q^?) M289'. EHM.
SroeijerleQ ä^er^alten in Slnfel^ung ber ©lücfSgüter: örtDerben ober
5 ©polaren. 2)aö le|te i[t fur(t)tfam, \i(i§> erfte ÜKut^ig; bieje§ fct)itt ftd)
öor Sugcnb, jenes oor Sllter (^ ^raucnäimmer); biefe§ i[t niebertröc^tig,
jenes angeredet
Von dem höchsten physischen Gut.
§.87 (VII 276—277).
1104, nfQ^f^ff M307.
2)a§ ÜJ?enfc^lic^e Seben i[t nid^t ein @piel öon freuben, fonbern eina
^ette Don Sebürfniffen unb Sßcmu^ungen; nur baburc^ allein, bafe wir
unter bem ßwanöc berfelben fielen, fönen mir oergnügt feqn. 2ßer üon
ber Slrbeit abläßt, mufe ein SBilber loerben, ober er oerge^t öor 2anger
roeile. @r fc^eut fid) ju [terben, tt)eil er nod^ nici^t [gcf] \)0l§> Seben
gefüllt \)at
llOS, ip'. LBl. Ha 37.
Slnt^ropologie.
^aull^eit ift nur ein 5)?iöüerftanb be§ 5Ratur»Sn[tinct§, jtd) felbft gu
20 erl^alten, unb ber ^ang baju ift immer mit bem Sriebe ju S;l^dtig!eit im
(Streite,
@§ ift eine Siegel ber 2)idt im ßffen unb Srinfen, \>o!^ man ben
2Binf ber 3Ratur in Slnfe^ung be§ appetitS nid^t gring ad^ten foQe unb ju
fpeifen aufhören, wenn man \\0i6) einer üeinen ^aufe merft, bafe fte nid^ts
25 mel^r bebürfe ober fid^ gar weigere. S3ci) ®eifte§arbeiten ift c§ eben fo
bemanbt. 2)er Äopf weigert ft^ in gewiffer 2lrt Slrbeiten fortzufahren,
aber [man lan] erlaubt e§ wo^l, ibn mit einer anberen 2lrt ju befd^öftigen.
hierauf gu mer!en ift ein «Stücf ber biaetetic beö 2)enfenS. ©iefe [gefäUt]
18 Antrop: || 19 beS aus ber
492 Slefleylonen jur 5lntl)ropologic.
SeJ^utfonifeit aber Ttel^t [ber] einer ©efäüigfeit, bie man gegen feine
ßaunen ^at (indulgere genio suo), mitl^in einer läfetgen ®emüt^§art unb
t^aul^eit ä^nlid), t[t aber mirtlid) eine ©r^altung feiner ©elbft. 2Bi^ige
Äopfe üon ^rofeffion: ein ©turj, ein ^öltq, fo gar ein Slbbt, bie ben ®eift
äu (Schwüngen be§ 2öi^e§ anfpornen, leben nicl)t lange, nnb e§ giebt beren,
bie einen ^afe gegen ta§ befommen, roaS gleid^fam burc^ gu üiele 2ln=
ftrengung itjre ©e^irnneroen öerle^t t)Qt, unb [über] eine getüiffe 33e=
fc^äftigung barum gänjiict) oerlaffen.
1106. ipK L BL Ha IL S. I.
SSon ber Siebe §um geben. lo
e§ ift mertiüürbtg, \iQ.^ ein SSernünftiger ÜJfann, nac^bcm er jur
9teife ber 3at)re unb Urtt)eil§fraft gelangt ift, fdjiüerlic^ ö3äl)len »ürbe
jünger §u fet)n, gefegt er folte biefe jurüfgerufene unb i^m nod^ beüor=
ftel^enbe ^Q^fe aud) auf beffere conbitionen leben. @r ift \xo\), \i(jS^ er fo
Diel l^inter fic^ ^at. Snbeffen roirb er bod^ wünfd^en fo alt ju merben, al§ 15
ÜJienfd^en werben fonnen, bod^ unter guten SSebingungen, UDeil bie ßeben§=
lange felbft ein S5erbienft um bie i^m anoertraute 9J?enfd)t)eit p feqn
f(^eint, unb eine ^\\\^i, e§ fo ^od^ al§ möglich gu bringen, ©ölten aber
^JZenfd^en nodi) üiele bunbert 3at)re leben fönnen, fo mürbe i^nen 'i>a% e^cr
al§ eine gefdbrlic^e Prüfung ber 5Kenf(!^en alä mie eine SBop^at ber 20
SSorfe^ung öorfommen.
1107, Vacat.
2 Die Wenduny indulge genio ßndet sich bei Persius (Sat. V 151). \\ 4 ©tlirj:*'
©turnt?? II Nähere Nachweise betreffend Hei/. Pet. Stur: (1736—79). Ldu: H.
Chr. Hölty (1748—76) und Thom. Abbt (1738—66) findet man in der Allgemeinen 25
Deutschen Biographie Bd. 37 (S. 59—61), 13 (S. 9—12), 1 (S. 2—4).
11 Vgl. zum Folgenden 4837—8.
Zu Nr, 1107 : Für diese Nr. war ursprünglich das von Liebmann in den
Preussischen Jahrbüchern 1865 XVI 496 (unvollständig) abgedruckte Bück'' sehe Kant-
Blatt bestimmt. Kurz vor dem Druck dieser Nr. (als schon u-eitere 300 Reßexionen 30
uumerirt waren)] wurde das verloren geglaubte Ms. durch den Spürsinn des Herrn
5Rr. 1105-1110 (SanbXV). 493
Von dem höchsten moralisch -physischen Gu:
§.88 (¥11277— 282).
1108. V? (q^^) M 289'.
©efeUige ßigenfc^aften jtnb nic^t allemal "iia, too e§ gefeüfc^attlid^e
5 giebt. 2)enn ba ift§ eine 2lrt jinang unb 33er[teÜung. ©ie 5Ranieren
eines ungefelligen ftnb l)art.
1109. w^. L ß/. ß^te/fce Xb 13. S.
5öon ber liberalen 2)enfung§art unb Jon,
iliO. w2. L ßZ. i^e^V•A;e X6 13. S. II:
10 2Barum an einer Jafel gwar ettoaö allen inä O^r, aber nic^f laut
gejagt merben barf.
Amtsgerlchtsrath A. Warda- Königsberg wieder aufgefunden und entpuppte sieh nun ak
eine Vorarbeit zu Kants Aufsatz 5)0n ber Söiad^t beä ®emütt)ä burd) ben blofeeu
Süorfal feiner franff)Qften ©efüfjle ÜReifter 311 fein (VII 97 ff.) Es kann daher
erst in Bd. XXI abgedruckt werden.
1 Zu diesem Abschnitt vgl. auch VI 47-3/4 und das L Bl. E'21 S. II (in
Anhang II dieses Bandes abgedruckt).
Date Due
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1
1
Demco 38-297
B2753
1910
V.15
pt.l
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STACKS B2753 1910 vol. 15 pt.1
Kant, Immanuel,
Kant's gesammelte schritten
3 5282 00157 0939