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Full text of "Kant's gesammelte schriften"

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http://www.archive.org/details/kantsgesammeltes151imma 


Hanfs 


Banir  xv 

Griffe  Bbif^Btlung: 

>anbfd^rifffirfrBr  Barf|Ia| 

JroBÜer  Banb 
(ErpB  f  älfiB 


Berlin  unl»  Xeipjtö  1923 

towrmal«   ®.  J.  (ÖiJrdiEn'fdie   ©rrlagalianMunö  -  3-  ©ufttnfag,    ©erlaö»- 
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Kanf0 

I|atttiftl|rtfflttf|er  Baif|Ia| 


Banti  II 


Xlcubrudt 


Berlin  untr  XEipjig  1923 

l)ud!l;anMun0  -  (Btovg  Bcimer  -  Bari  3.  aTrübnrr  -  ©eU  &  (Comp. 


/9/0 

U.lS 


Vorwort. 

Band  XV  ist  an  Umfang  fast  doppelt  so  stark  geworden,  als  auf 
Grund  einer  Schätzung  meines  Ms.  durch  einen  Druckerei-Factor 
anzunehmen  war.  Er  musste  deshalb  in  zwei  Hälften  zerlegt 
werden;  doch  geht  die  Seitenzählung  durch,  bei  Citaten  bedarf  es 
also  nur  der  Angabe  von  Band-  und  Seitenzahl. 

Der  grössere  Theil  des  Bandes  bringt  bisher  unveröffentlichtes 
Material:  dazu  gehören  vor  allem  die  Collegentwürfe  aus  den  70er 
und  80  er  Jahren  auf  S.  655—899  und  —  abgesehn  von  wenigen 
Ausnahmen  —  die  ästhetischen  Reflexionen  auf  S.  265 — 440.  Zu  den 
letzteren  wird  in  Bd.  XVI  noch  eine  Reihe  verwandter  Reflexionen 
aus  dem  Handexemplar  von  Meiers  „Auszug  aus  der  Vernunftlehre'' 
treten.  So  fällt  hellstes  Licht  auf  ein  Gebiet,  das  bisher  fast  ganz 
im  Dunkel  lag:  das  neue  Material  giebt  uns  die  wichtigsten  Auf- 
schlüsse über  das  Werden  von  Kants  ästhetischen  Ansichten. 

Ihre  Entwicklung  beabsichtige  ich  in  einer  Schrift:  „Kant  als 
Ästhetiker"  darzustellen.  Sie  wird  als  das  erste  Heft  einer  Serie: 
„Studien  zu  Kants  Entwicklungsgeschichte"  zugleich  mit  Band  XVT, 
voraussichtlich  noch  im  Lauf  dieses  Jahres,  erscheinen.  Diese 
„Studien"  werden  sich  zu  den  weiteren  Bänden  des  handschrift- 
lichen Nachlasses  ähnlich  verhalten,  wie  meine  Schrift  „Kants  An- 
sichten über  Geschichte  und  Bau  der  Erde"  (1911)  und  das  in  Aus- 
sicht gestellte  Werk  „Kant  als  Naturwissenschaftler"  zu  Band  XIV: 
sie  wollen  das  neu  zugänglich  gemachte  Material  (zusammen  mit 
dem  schon  früher  bekannten)  wissenschafthch  verarbeiten,  und. 
indem  sie  die  Entwicklung  der  jeweilig  in  Frage  kommenden  An- 


f^AR  1 9  B68 


YI  Vorwort. 

schanungen  Kants  darstellen  und  psychologisch  begreiflich  machen, 
erbringen  sie  den  Nachweis,  dass  die  zunächst  auf  Grund  von 
Stellungs-  und  handschriftlichen  Indicien  getroffene  chronologische 
Anordnung  der  Reflexionen  zugleich  die  sachlich  gerechtfertigte  ist. 
So  bilden  diese  Hefte  der  „Studien"  eine  wesentliche  Ergänzung  zu 
den  Bänden  der  Ausgabe  und  leisten  eine  Arbeit,  die,  wenigstens 
zum  Theil,  der  Ausgabe  selbst  hätte  zufallen  müssen,  wäre  es  mit 
Rücksicht  auf  ihren  Umfang  möglich  gewesen. 

Seine  ästhetischen  Reflexionen  in  Baumgartens  Metaphysica 
scheint  Kant  Ende  der  70  er  Jahre  oder  später  in  zusammenhängender 
Weise  einer  genaueren  Durchsicht  unterzogen  zu  haben.  Das  be- 
zeugen häufige  Unterstreichungen  (alle  mit  ein  und  derselben  blass- 
rothen  Tinte  ausgeführt),  die  sich  auf  den  Seiten  219'— 249',  289', 
292/3,  298'— 310',  407'  von  der  Phase  x  (vielleicht  schon  -q  oder  i)  bis 
zur  Phase  o  hinziehen.  Dieselbe  Tinte  wie  jene  Unterstreichungen 
zeigen  auch  die  s-Zusätze  in  5037.8,  öOßu. 

Sehr  lehrreich  ist  ein  Vergleich  der  CoUegent würfe  (S.  655 ff.) 
mit  Collegnachschriften,  die  auf  Vorlesungen  zurückgehn,  in  denen 
jene  Zettel  von  Kant  als  „Collegheft"  benutzt  wurden.  Auch  hier 
bestätigt  sich  durchaus,  was  ich  schon  in  meinen  „Untersuchungen 
zu  Kants  physischer  Geographie"  1911  S.  33ff.,  65ff.  feststellte: 
dass  Kant  frei  vortrug,  dass  er  seine  Collegzettel  nicht  ablas  (wozu 
sie  sich  meistens  auch  gar  nicht  eigneten),  sondern  ihren  Ge- 
dankeninhalt jedesmal  im  Augenblick  wieder  neu  formte,  dass 
deshalb  von  irgendwie  wörtlichen  Wiederholungen  in  verschiedenen 
Jahren  gar  nicht  die  Rede  sein  kann,  dass  vielmehr  die  Colleghefte, 
die  wörtliche  Übereinstimmungen  bieten,  entweder  von  einander  oder 
von  einem  dritten  abgeschrieben  sind.  Eine  genauere  Untersuchung 
der  Anthropologie-Hefte  nach  Art  derjenigen,  die  ich  für  die  Hefte 
der  physischen  Geographie  durchgeftihrt  habe,  wird,  wie  mir  auf 
Grund  meiner  Kenntniss  fast  aller  Anthropologie-Hefte  nicht  zweifel- 
haft ist,  zu  dem  Ergebniss  führen,  dass  auch  bei  den  letzteren  die 
Compilirthätigkeit  gewerbsmässiger  Abschreiber  eine  sehr  grosse 
Rolle  gespielt  hat.  Wiederholungen,  wie  sie  sich  z.  B.  in  Starkes 
„Menschenkunde"  S.  308  f.  und  313  f.  (über  eine  etwaige  Naturanlage 


Vorwort.  yH 

zu  Affecten),  S.  324 f.  und  329 f.  (über  den  Affect  der  Scham)  finden, 
lassen  sich  auch  kaum  auf  andere  Weise  erklären. 

Über  die  in  den  Anmerkungen  zu  Band  XV  benutzten  Anthro- 
pologie-Hefte giebt  folgende  Übersicht  nähere  Mittheilungen;  die 
Stichworte,  mit  denen  die  Hefte  gewöhnlich  citirt  sind,  lasse  ich 
gesperrt  drucken. 

1)  Berliner  Königliche  Bibliothek.  Sammelband:  Ms.  germ.  Quart 
400.   Die  Anthropologie  umfasst  840  Seiten. 

2)  CollegiumAnthropologicum  oder  Vorlesungen  über  den  Menschen 
von  I.  Kant  gesammlet  von  Theod.  Friedr.  Brauer,  d.  13.  Oct. 
incept.  1779.  Finis  13.  Febr.  1780.  4^.  206  Seiten.  Besitzer: 
Erich  Prieger  (Bonn), 

3)üeber  Anthropologie.  Bus o lt.  4^  143  Seiten.  Besitzer: 
Königliche  Bibliothek  Berlin.  Ms.  germ.  1295. 

4)  Anthropologie  akademischer  Vortrag  des  Herrn  Professor  Kant 
in  Königsberg,  für  Georg  Ludw.  Co  Hins  aus  Riga  1786.  4*^. 
205  Seiten.    Besitzer:  Rigaer  Stadtbibliothek. 

5)  Die  Anthropologie  von  HErm  Professor  Immanuel  Kant.  1785 
d.  I.August.  Mrongov.  4^.  132  (Doppel-)  Blätter.  B1.132:  „Finis 
dsn  31.  Oct."   Danziger  Stadt-Bibliothek  Ms.  2217. 

6)  Anthropologie  bei  Herrn  Professor  Kant  im  Winterhalbenjahr 
1792/3.  (Elsner.)  4^^.  55  Blätter.  Besitzer:  Universitäts- 
Bibliothek  zu  Königsbei^.    Ms.  2579.    Ans  Reickes  Nachlass. 

7)  Anthropologie  (Nachschrift  von  C.  T.  Flott  well)  aus  Reickes 
Nachlass.  4«.  Theü  I.  289  Seiten.  Theil  ü.  185  Seiten 
(beide  Theile  ohne  Seitenzählung).  Besitzer:  Universitäts- 
Bibliothek  zu  Königsberg.    Ms.  2576. 

8)  Vorlesung  über  die  Anthropologie  von  Herrn  Professor  Kant. 
Königsberg,  d.  12.  October  1791  bis  d.  10.  Maertz  1792.  (Gott- 
hold'sehe  BibUothek.)  4^.  Bd.  I:  412,  Bd.  E:  315  Seiten.  Be- 
sitzer: Universitäts-Bibliothek  zu  Königsberg.    Ms.  Üb.  1.  (G.) 

9)  I.  Kants  Vorlesungen  über  die  Anthropologie  im  Winter  1792. 
4°.  113  Bl.  Besitzer:  Königsberger  Universitäts-Bibliothek. 
Ms.  1730. 


Vin  Vorwort. 

10)  Kants  Anthropologie  von  Matuszewski.  v.  12.  Octb.  91  bis 
10.  Maerz92.  4^.  578  Seiten.  Königsberger  Stadt-Biblio- 
thek Ms.  S  123.    Geschenk  A.  Wardas. 

11)  Anthropologie  (ohne  Titel).  4°.  284  Seiten.  Besitzer:  Bibliothek 
der  Ostpreussischen  Regierung. 

12)  Kants  Vorlesungen  über  die  Anthropologie.  4^.  352  Seiten. 
Besitzer:  Bibliothek  der  Städtischen  Oberrealschule,  Halle  a/S 
(Pa r  0  w '  sehe  Bibliothek). 

13)  Vorlesungen  über  die  Naturerkenntniss  des  Menschen.  Von 
Herrn  Professor  Kant.  Königsberg  im  8br  1772.  Philippi. 
98  numerirte  Blätter  und  viel  unnumerirte,  unbeschriebene. 
Besitzer:  Königliche  Bibliothek  Berlin.  Ms.  Germ.  Quart 
1308. 

14)  Kants  Vorlesungen  über  die  Anthropologie  oder  Kenntnis  des 
Menschen.  Königsberg  1780  bis  1781  im  Winterhalben  Jahr. 
Friedr.  Wilh.  Pohl  aus  Marienburg.  4^.  312  Seiten.  Besitzer: 
Universitäts-Bibliothek  zu  Köoigsberg.  Ms.  2023. 

15)  Anthropologie  von  Herrn  Professor  Kant  vorgetragen  nach  Baum- 
gartens empirischer  Psychologie,  nachgeschrieben  von  Christ. 
Friedr.  Puttlich.  Königsberg,  imDecember  des  1784^**"  Jahres. 
4*^.  326  Seiten.  Besitzer:  Universitäts-Bibliothek  zu  Königsberg. 
Ms.  2577.   Aus  Reickes  Nachlass. 

16)  Anthropologiam  Philosoph.  Prof.  Ord.  Kant  in  Semestri  hiberno 
1793—1794  proposuit.  Joh.  Ephr.  Reichel.  4^.  147  Seiten. 
Besitzer:  Frau  Professor  Glogau. 

17)  Fragment  eines  Collegii  des  Herren  Professor  Kant  über  die 
Anthropologie.  4°.  50  Blätter.  Besitzer :  Universitäts-Bibliothek 
zu  Königsberg.    Ms.  2580.    Aus  Reickes  Nachlass. 

18)  Kants  anthropologische  Vorlesungen  Nov.  1789.  Am  Schluss: 
den  8.  Febr.  1790.  4^.  163  Seiten.  Besitzer:  Universitäts- 
Bibliothek  zu  Königsberg.   Ms.  2578.    Aus  Reickes  Nachlass. 

19)  I.  Kants  Menschenkunde  oder  philosophische  Anthropologie. 
Herausgegeben  von  Fr.  Ch.  Starke.  Neue  Ausgabe.  1838. 
8°.    374  Seiten. 


Vorwort.  IX 

Für  den  Neudruck  der  §§.  504 — 699  von  Baumgartens  Meta- 
physica  (S.  5 — 54)  hat  Herr  Professor  Dr.  E.  Thomas  den  Text  nach 
den  Grundsätzen  gestaltet,  die  in  der  Akademie-Ausgabe  für  Kants 
eigne  Schriften  maassgebend  sind.  Zu  Grunde  gelegt  ist  die  von  Kant 
selbst  benutzte  4.  Ausgabe  von  1757  (=  A*);  zur  Controlle  heran- 
gezogen ist  ausserdem  die  2.  Ausgabe  von  1743  {=  A^). 

Die  in  der  Ausgabe  sonst  übliche  Orthographie  ist  auch  für 
Baumgartens  Text  (den  lateinischen  wie  die  deutschen  Übersetzungen) 
durchgeführt.  Schreibungen  wie  „quum,  caussa,  caeteri,  caeteroquin, 
effraenis,  foetus,  foecundus,  moeror,  moestitia,  solicitatio,  promtus, 
sumtus,  adventitius"  sind  demgemäss  modernisirt. 

Die  ursprüngliche  reichliche  Interpunction  hat  Herr  Thomas 
nach  Möglichkeit  bewahrt,  im  einzelnen  aber  verbessert  und  ausge- 
glichen. 

Ich  füge  ein  Verzeichniss  der  Stellen  bei,  in  denen  der  Text 
von  A^  verlassen  werden  musste,  sammt  einigen  Verbesserungsvor- 
schlägen von  Herrn  Professor  Thomas.  Interpunctionsänderungen 
sind  im  allgemeinen  nicht  berücksichtigt. 

631  PRO  POSITU]  A2  PROPOSITU  ||  938  POSITIVA]  A2  POSITITIVA  ||  1438 
■542]  A^  543  \\  1520  hmc]  A^  hine  \\  1530  repraesentationes  falsae,  a]  Thomas 
repraesentationes,  falsae  a  (A^  ohne  Interpunction)  ||  I826  scotomia]  A^,  A*; 
sollte  scotoma  heissen  (Thomas).  ||  20i5  357]  Thomas  257  A2,  A*  ||  2842  597] 
A-'  697  II  2916  349]  Thomas  350  A2,  A*  ||  2927  606]  A2  607  \\  38i9  pro  situ] 
A2,  A*  ^;ro  positu  ?  so  schreibt  Baumgarten  sonst  in  dieser  bei  ihm  häufigen 
Wendung,  und  nach  §.  85  und  284  —  cf.  auch  §.  509  —  macht  er  zwischen 
positus  und  situs  einen  Unterschied  (Thomas).  ||  44i9  utilia]  danach  ist  zu 
erwarten  et  (oder  vel)  inutilia  (oder  noxia,  oder  inutilia  und  noxia  verbunden), 
cf.  §.  .336  (Thomas).  ||  458  658]  A^  618  \\  46ii  620]  Thomas  619  A2,  A*  ||  47i9.20 
220]  Thomas  222  A2,  A*  ||  48i8  Die  Anmerkung  zu  §.  674  steht  irrthümiich 
unter  §.  675.  ||  4823  OMNINO***]  Thomas ***ommno  ||  4939  529]  A2  9  ||  51i 
PUSILLANIMITAS]  A2  PUSILLA  NIMITAS  ||  51i2  CURIOSITAS]  A2  CURIO- 
SITOS  II  5125  641]  A2  941  \\  5326  iiulicat]  A2  indicat  \\  5327  decernit]  so  auch 
A2;  nach  dem  vorhergehenden  Verbum  decernat  und  den  folgenden  habeat  und 
comparet  erwartet  man  hier  decernat  (Thomas). 

Zu  wärmstem  Dank  bin  ich  meinem  verehrten  Collegen  Herrn 
Prof.  Dr.  G.  Gundermann  verpflichtet,  der  seine  reiche  paläo- 
graphische   Erfahrung  bereitwiüigst  in   den   Dienst   der   Ausgabe 


X  Vorwort. 

stellte.  Zu  wiederholten  Malen  durfte  ich  in  theilweise  stunden- 
langen Sitzungen  schwierige  Manuscript-Stellen  mit  ihm  besprechen. 
Worte,  die  von  ihm  enträthselt  wurden,  sind  in  den  Anmerkungen 
als  solche  gekennzeichnet. 

Tübingen,  den  11.  Februar  1913. 

Erich  Adickes. 


Inhaltsübersicht  des  Bandes. 

Vorwort V— X 

Inhaltsübersicht XI— XIV 

Erste  Hälfte 1—493 

Erläaternngen  zur  Psychologia  empirlca  in  A.  6.  Baomgartens 

Metaphysica 3 — 64 

Reflexionen  zur  Antiiropologie 65 — 654 

Über  Aufgabe  und  Eintheilung  der  Anthropologie   ....  57 

Erster  Theil.    Anthropologische  Didaktik      .    .    .  58—493 

Erstes  Buch.    Vom  Erkenntnissvermögen 58 — 233 

Vom  Bewusstsein  seiner  selbst 58 

Von  dem  willkürlichen  Bewusstsein  seiner  Vorstellungen  58—63 

Von  dem  Beobachten  seiner  selbst 63 — 64 

Von   den  Vorstellungen,  die  wir  haben,   ohne  uns  ihrer 

bewusst  zu  sein 64 — 66 

Von  der  Deutlichkeit  und  Undeutlichkeit  im  Bewusstsein 

seiner  Vorstellungen 66—77 

Von  der  Sinnlichkeit  im  Gegensatz  mit  dem  Verstände  .  77 — 91 
Apologie  für  die  Sinnlichkeit.   —  Von  dem  künstlichen 
Spiel  mit  dem  Sinnenschein.  —  Von  dem  erlaubten 

moralischen  Schein 91 — 96 

Vom   Können    in   Ansehung    des    Erkenntnissvermögens 

überhaupt 96—99 

Von  den  fünf  Sinnen.  —  Vom  inneren  Sinn 99 — 114 

Von  den  Ursachen  der  Vennehrung  oder  Verminderung 

der  Sinnenempfindungen  dem  Grade  nach  114 — 119 
Von   der   Hemmung,   Schwächung   und   dem   gänzlichen 

Verlust  des  Sinnenvermögens 120—121 

Von  der  Einbüdungskraft 121—138 

Von  dem  sinnlichen  Dichtungsvermögen  nach  seinen  ver- 
schiedenen Arten 138—145 

Von   dem   Vermögen   der   Vergegenwärtigung   des   Ver- 
gangenen und  Künftigen   durch  die  Einbildungskraft  145 — 157 


Xn  Inhaltsübersicht. 

A.  Vom  Gedächtniss 146—150 

B.  Von  dem  Vorhersehungsverraögen.  —  C.  Von  der 
Wahrsagergabe .  150—157 

Von  der  unwillkürlichen  Dichtung  im  gesunden  Zustande, 

d.  i.  vom  Traume 157 — 159 

Von  dem  Bezeichnungsvermögen  (Facultas  signatrix).     .  159—160 
Vom  Erkenntnissvermögen,   so  fern   es  auf  Verstand  ge- 
gründet wird.  —  Eintheilung 160—161 

AnthropologischeVergleichung'der  drei  oberen  Erkenntniss- 
vermögen mit  einander 161 — 189 

Von  dem  productiven  Witze 189—206 

Von  den  Schwächen  und  Krankheiten    der  Seele  in  An- 
sehung ihres  Erkenntnissvermögens 206 — 231 

A.  Allgemeine  Eintheilung.  —  C.  Von  den  Gemüths- 
krankheiten 210 — 219 

B.  Von  den  Gemüthsschwächen  im  Erkenntnissvermögen  219 — 231 
Von  den  Talenten  im  Erkenntnissvermögen 232 — 233 

Zweites  Buch.     Das  Gefühl  der  Lust  und  Unlust   .     .     .  234—444 

Eintheilung           236—242 

Von  der  sinnlichen  Lust 242—440 

A.  Vom  Gefühl  für  das  Angenehme  oder  der  sinnlichen 

Lust  in  der  Empfindung  eines  Gegenstandes     .     .  242 — 265 

B.  Vom  Gefühl  für  das  Schöne,  d.  i.  der  theils  sinn- 
lichen, theüs  intellectuellen  Lust  in  der  reflectirten 
Anschauung,  oder  dem  Geschmack.  —  Von  der 
Originalität    des   Erkenntnissvermögens   oder  dem 

Genie 265—440 

Von  der  Üppigkeit 440 — 444 

Drittes  Buch.     Vom  Begehrungsvermögen 445—493 

Von  den  Affecten  insbesondere 472 — 481 

Von  der  Furchtsamkeit  und  der  Tapferkeit  ....  478 — 481 
Von  den  Affecten,  durch  welche  die  Natur  die  Gesund- 
heit mechanisch  befördert 481 

Von  den  Leidenschaften    .....         481—491 

Von   der  Neigung  zum  Vermögen,  Einfluss  überhaupt 

auf  andere  Menschen  zu  haben 484 — 491 

a.  Ehrsucht 484—490 

b.  Herrschsucht 490 

c.  Habsucht 491 

Von  dem  höchsten  physischen  Gut 491 — 492 

Von  dem  höchsten  moralisch-physischen  Gut     ....  493 


Inhaltsübersicht.  XIII 

Zweite  Hälfte 494—982 

Zweiter  Theil.    Die  anthropologische  Charakteristik  494—654 

Eintheilung 494—495 

A.  Der  Charakter  der  Person 496 — 555 

Allgemeines 496—505 

I.  Von  dem  NatureU 505-506 

II.  Vom  Temperament 506—511 

III.  Vom  Charakter  als  der  Denkungsart .     .     .     .  511 — 546 

Von  der  Physiognomik 547 — 555 

B.  Der  Charakter  des  Geschlechts 555—584 

C.  Der  Charakter  des  Volks 584—598 

D.  Der  Charakter  der  Rasse 598—602 

E.  Der  Charakter  der  Gattung 602—652 

F.  Der  Charakter  des  Alters 652—654 

Entwürfe  zu  dem  Colleg  über  Anthropologie  aus  den   70  er 

und  80er  Jahren 655—899 

Collegentwürfe  aus  den  70er  Jahren 657 — 798 

L  Bl.  Ha  18.  34.  42 657—690 

Ha  55 690—694 

E  78 695-699 

Ha  46 699—706 

K  12 706—716 

Ha  43 , 717—726 

Ha  36 726—729 

M9 729—735 

Ha  33 735-742 

Ha  12 742—750 

M  8 750—754 

Ha  17 754—755 

Ha  26 756—758 

Ha  49 758—762 

ReickeXc6 763—765 

Ha  31 766—774 

Ha  29 774—781 

Ha  51 781—785 

Ha  57 785—788 

F  10 788^793 

Ha  27 793—798 

Collegentwürfe  aus  den  80er  Jahren 799—899 

LBl.  Essen-Königsberg  1 799-801 

Ha  20 801-805 

Ha  24 805—809 


XIV  Inhaltsübersicht. 

K  13 809—812 

KU 812—815 

Ha  21 816—819 

Ha  19 820—822 

Haö4 823—826 

Ha  26 826—829 

Ha  48 830—833 

Ha  44 834—838 

Ha  38 838—843 

Ha  40 843—846 

Ha  4 846—859 

Ha  14 860—864 

Berliner  Königliche  Bibliothek  Nr.  15 864—867 

Ha  56 867—874 

Ha  50 874—875 

Ha  53.  52 875—884 

Reicke  Xc4 885—892 

Ha  32 892—894 

Stern 894—896 

Ha  23 896—899 

Erster  Anhang.    Entwurf  zu  einer  Opponenten-Rede     .    .  901 — 936 

Zweiter  Anhang.     Medicin 937—980 

Berichtigungen  und  Nachträge 981 — 982 


Banb  XV 

I.  f  älpB 


^ntl;rp))oloöi^- 


Äaitt'8  Srfjriftftt.    .^Mnbiitviftriitet  ^acfel.iii.  It. 


ßrläuterunften 


aur 


Psychologia  empirica 


m 


31.  ®.  SSaumgarten« 

Metaphysica. 


111,   rjf  x--^n-(f  n  M382c.  Zu  §.  5 12  „pro  positu  corporis'': 
(f  animae  in  corpore  vel  ('  corporis)  per  corpus  in  universo) 

pro  statu  corporis  vel  interno  vel  externo 
(*  et  constitutione) 


5  1   Das  Blatt  .IZ-'/S'^c — d  steht  (tu  fakclicr  Stelle;  die  rkhtiye  int  zwischen  M  17(1 

und  M  177.  —  Der  viere  s-Zusatz  beginnt  l/ljcr  dem  letzten  Btuh-stahen  von  statu 
tüid  erstreckt  sich  etwas  über  externo  hinaus;  er  soll  wohl  die  Worte  corporis  —  ex- 
terne ersetzen.  Der  g-Zusatz  zu  diesem  s-Zusatz  frorporisj  steht  über  per  corpus, 
ein    Bogen   weist   ihm   eine   Stelle    zwischen   vel    und   per   an.     Entweder   soll  er   an 

lu  Stelle  der  (nicht  durchstrichenen!)  Worte  per  corpus  treten  oder  zu  den  beiden  im 
S-Zusatz  erwähnten  Fällen  (1.  Status  animae  in  corpore,  2.  status  animae  per 
corpus  in  universoj  noch  einen  dritten  hinzufügen.,  der  im  ursprünglichen  Text  als 
Status  corporis  internus  und  im  unteren  s-Zusatz  als  constitutio  sc.  corporis  be- 
zeichnet ist.     War  letzteres  Kants  Absicht,   so    hat  er  sie  nur  angedeutet;   denn   nach 

15  corporis  fehlt  das  nöthige  zweite  vel,  und  wenn  es  auch  vorhanden  wäre,  würde  doch 
der  Zusatz  corporis  den  Zusammenhang  des  s-Zusatzes  ganz  zerreissen  und  die  Be- 
ziehung von  in  universo  auf  statu  animae  unmöglich  machen.  —  Die  s-Zusätze 
scheinen  mit  anderer  Feder  und  Tinte  geschrieben  zu  sein,  möglicherweise  bald  nach 
der  ursprünglichen  Zeile;  spätestens  stammen  sie  aus  Phase  tp. 

20  PSYCHOLOGIA    EMPIRICA. 

SECTIO  I. 
EXSISTENTIA  ANIMAE. 

§.  504. 
Si  quid  in  ente   est,    quod   sibi   alicuius   potest    esse   conscium,   illud    est 
25    ANiMA.*)     In  me  exsistit,  §.  55,  quod   sibi  alicuius   potest  esse  conscium,   §.  57. 
Ergo  in  me  exsistit  aniina  (ego  anima  exsisto). 
*)  eine  Seele. 


6  iöaumgartenä  Psycbologia  empirica.    §.  505—517. 

§.  505. 
Cogito,  mutatur  anima  mea,  §.  125,  504.    Ergo  cogitationes  sunt  accidentia 
animae  meae,  §.  210,   quarum  aliquae   saltim   rationem    sufficientem   habent  in 
anima  mea,  §.  21.     Ergo  anima  mea  est  vis,  §  197. 

§.  506.  5 

Cogitationes  sunt  repraesentationes.     Ergo  anima  mea  est  vis  repraesen- 

tativa,  §.  505. 

§.  507. 

Cogitat  anima  mea  saltim  quasdam   partes  huius  universi,  §.  354.     Ergo 

ani-[175]ma  mea  est  vis  repraesentativa  huius  universi,  saltim  partialiter,  §.  155.    lo 

§.  508. 
Cogito  quaedam  corpora  huius  universi  eorumque  mutationes,  huius   pau- 
ciores,  illius  plures,  unius  plurimas,   et  ultimum  quidem  pars   mei   est,  §.  155, 
hinc  CORPUS  mbum*)  est,  cuius  mutationes  plures  cogito,  quam  ullius  alius  corporis. 

*)  mein  Leib.  is 

§.  509. 
Corpus  meum   habet  determinatum  in  hoc  mundo  positum,  §.  85,  locum, 
aetatem,  §.  281,  situm,  §.  284, 

§.  510. 
Quaedam  distincte,  quaedam  confuse  cogito.    Confuse  aliquid  cogitans  eins    20 
notas  non  distinguit,   repraesentat  tarnen,   seu  percipit.     Nam   si  notas  confuse 
repraesentati  distingueret,  quae  confuse  repraesentat,  distincte  cogitaret;  si  prorsus 
non  perciperet  notas  confuse  cogitati,  per  eas  confuse  perceptum  non  distinguere 
valeret  ab  aliis.     Ergo  confuse  quid  cogitans  quaedam  obscure  repraesentat. 

[176]  §.511.  25 

Sunt  in  anima  perceptiones   obscurae,  §.  510.     Hamm   complexus    fundus 
ANIMAE*)  dicitur. 

*')  der  Grund  der  Seele. 

§.  512. 
Ex  positu  corporis  mei  in  hoc  universo  cognosci  potest,  cur  haec  obscurius,    so 
illa  clarius,  alia  distinctius  percipiam,  §.  306,  509,  i.  e.  repbaesento  pro  positü 
CORPORIS*)  mei  in  hoc  universo. 

*)  meine  Vorstellungen  richten  sich  nach  der  Stelle  meines  Leibes. 

§.  513. 
Auima  inea  est  vis,   §  505,    repraesentativa,  §  506,   universi,  §.  507,  pro    35 
positu  corporis  sui,  §.  512. 

§.  514. 
Totum  repraesentationum  in  anima  cerceptio  totalis*)  est,  eiusque  partes 
PERCEPTIONES    PARTIALES '"*),    ct    harum    quidem    obscurarum    complexus    campus 
oBscüRiTATis***)  (tcnebrarum),  qui  est  fundus  animae,  §.  511,   complexus  clara-    4o 
rum  CAMPUS  claritatis***')  (lucis)  est,  [177]  comprehendens  cami-os  conflsionis, 


(Srliluterungen  Äant§.    9ir.  112  (33anb  XV).  7 

112,  L,.  M 179.  Zu§.517  „Perceptiones — praegnantes''  (Z.38/9): 
bismilla.    adanilla. 


1  Man  vyl.  die  Parowsvhe  Anthropologie-Nachschrift  S.  21:  „Die  Araber  haben 
sehr  kurze   Gebete  vor  und  nach  dem    Essen.     Vor  dem    Essen  beten  sie:  bis  mala  — 

5      DIU  IINCTIONIS  *****),    ADAEQUATIONIS     6.   C. 

*)  die  ganze  Vorstellung.  **)  jener  Theile.  *"*)  das  Feld  der  Dunkelheit. 
****)  das  Feld  des  Lichtes.  *****)  die  Felder  der  Verwirrung,  der  Deut- 
lichkeit, u.  s.  w. 

§.  515. 

10  Cognitio  vera  est  realitas,   §.  12,  36,  cuius  oppositum  cognitio  nulla  s.  de- 

fectus  cognitionis,  ignorantia*),  et  cognitio  apparens  s.  error**)  sunt  negationes, 

§.  81,  36.     Cogoitio  minima   est  unici   minimi   minime  vera,   §.  161.     Ergo  quo 

plurium,  quo  maiorum,  quo  verlor  est,  hoc  maior  est,  §.  160,  donec  sit  maxima 

pluriraorum  maximorum  verissima.     Gradus  cognitionis,  quo  plura  cognoscit,  est 

15    eins  uBERTAs***)  (copia,  extensio,  divitiae,  vastitas),  quo  pauciora,  angüstia ****)- 

quo  maiora,   est  dignitas  *****)    (nobilitas,   magnitudo,  gravitas,   maiestas),  quo 

minora,  vilitas ******)  (exilitas,  levitas).   Quo  veriora,  quo  maiori  ordine  coniungit 

cognitio,  hoc  verlor,  §.  184,    hinc  maior  est.     Cognitio  veriora  sistens   EXAcxAa-) 

(exasciata)  est,  minus  vera  exhibens  crassa'').  Maior  in  cognitione  ordo  s.  methodus 

20    est  COGNITIONIS  MBTHODicüM    [178]  (acToamaticum,  disciplinale),   minor  tumültüa- 

riümc).     Cognitio  eiusque  repraesentationes  in  anima  mea  sunt  vel  minores,  vel 

maiores,  §.  214,  iisque,    qua  rationes  sunt,   argumenta  latius  dicta,   vis  et  effi- 

caeia  tribuitur,  §.  197.    Nulla  cognitio  est  totaliter  sterilis,  §.  23,  cognitio  tarnen 

maioris  efficaciae,  s.  roboris,  est  poRTioRd),  minoris,  quae  imuecillitas,  debiliorp) 

25    (inbellis,  iners).      Repraesentationes   debiliores  ortae    statum  animae  minus,  for- 

tiores  magis  mutant,  §.  208,  214. 

*)  Unwissenheit.  **)  Irrthum.  ***)  Weite,  Verbreitung,  Ausdehnung,  Vorrath, 

Reichthum  der  Erkeautniss.    *"***)  enge  Einschränkung,  Armuth,  Dürftigkeit 

der  Erkenntniss.  *****)  Grüsse,  Werth,  Würde,  Wichtigkeit.   ******)  Gering- 

ao  schätzigkeit.    a)  genau,   b)  grob,    c)  ein  Gemenge,    d)  stärker,   t)  schwächer. 

§.  516. 
Perceptiones  cum  partiali  aliqua  partes  eiusdem  totalis  sociae*)  vocantur, 
sociarum  perceptionum  fortissiina  regnat**)  (douiiuatur  in  anima). 
*)  vergesellschaftete  Vorstellungen.     **)  die  herrschende. 

'^  '^^^•'^   ^•■''^■ 

Quo  plures  notas  perceptio  complectitur,  hoc  est  fortior,  §.  23,  515.     Hinc 

obsoura  perceptio  plures  notas  comprehendens,  quam  clara,  est  eadem  fortior, 
confusa  plures  notas  comprehendens,  quam  distincta,  est  cadem  fortior.  Per- 
ceptiones plures  in  se  contineutes  1'rae<;nanti;s*)  vocantur.     Ergo    perceptiones 


SaumgartcnS  Psychologla  empirica.    §.  517—525. 

Nach,  ^^significatus  praegnantis^^  in  §.517  (Z.2H)  schiebt  Kant  ein: 
perceptionibus  commoventibus 


113,   v-W?  ß—lf  f   M  179.    Zu§.  518  „obscume": 
de  repraesentationibus  obscuris  et  statu  animae  in  iis. 


Gott  segne   es   —  und  nach  dem  Essen:  adi  mala   —    Gutt   sey  gedankt.''''      Wörtlich     5 
ebenso   in   der  Brauerschen  Anthropologie- Nachschrift   S.  9.     Kants   Notiz   geht   ver- 
muthlich  auf  Th.  Shaw  zurück,  dessen  ßeisebeschreibung  1765  in  4°   deutsch  erschien 
unter  dem  Titel:  „Herrn  Thomas  Shaws  Reisen  oder  Anmerkungen  verschiedene  Theile 
der   Barbarei/  und  der  Levante  betreffend.     Nach  der  zweiten  engländischen  Ausgabe 
ins   Deutsche  übersetzt.''''     In  der  „Naturgeschichte   der    Barbarei/  oder  Physische  und    10 
vermischte  Anmerkungen   über   die  beyden  Königreiche  Algier   und   Tunis''''  (S.  117 ff.) 
heisst   es    daselbst   (Cap.  III.   Abschnitts.  S.  203)   von   den  Arabern   der  Barbarey: 
„Wenn   sie  sich   zu  der  Mahlzeit  niedersetzen,    oder  wenn   sie   zu  andern  Zeiten  essen 
und  trinken;  wenn  sie  ihre  täglichen  Geschaffte  anfangen,  so  sagen  sie  allzeit  das  Wort 
Bismilla,    (d.    i.    in   dem   Namen    Gottes.)     Mit   eben   dem    Ernste   und  gleicher    15 
Ehrerbiethung  sjjrechen  sie  das  Wort  Alhandillah,    d.   i.    Gott  sey  gelobt,    aus, 
wenn  sie  sich  gesättiget  haben,  oder  wenn  ihre  Geschaffte  glücklich  von  statten  gegangen 
sind.''''     Zu  „Bismilla''''  sagt  eine  Anmerkung:  „Bismallah  [siel]  ist  mit  dem  jüdischen 
n^Xi  <^'  *•  bxn  iJ^DH"'  Di<i  wenn  Gott  will,  oder  wenn  der  Herr  will,  1.  Cor.  IV,  19. 
1.  Pet.  III,  17.    einerley.''''      Herrn  Prof.  M.  Lidzbarski-Greifswald   verdanke  ich   den    '^^ 
Hinweis    auf  E.  W.  Lane:   Sitten    und   Gebräuche    der  heutigen    Egypter    (Aus  dem 
Englischen    übersetzt    von   J.   Th.  Zenker.    185ß)    /2   S.  153:    „Ehe    man    zu    essen 
anfängt,  spricht  man  ,Bi-smi-llah^  (im  Namen  Gottes)'''',  S.  156 :  „.Jedermann  sagt,  sobald 
er   mit   essen  fertig:   ,El — hamdu   li-lldh''   (Lob   sei   Gott).''''     Die  Verstümmelung   des 
zweiten  Wortes    in   7^  würde    sich   durch    die  Annahme    erklären   lassen,    dass   Kant    25 
es  aus  dem  Gedächtnis?  niedergeschrieben  hat. 


praegnantes  fortiores  sunt.  Hinc  ideae  habent  magnum  robur,  §.  148.  Termini 
significatus  praegnantis  sunt  emphatici**)  (emphases).  Horum  scientia  empha- 
SEOLOGiA  est.     Noininum  propriorum  non  parva  vis  est. 

*)  yielsagende  Vorstellungen.     **)  ein  Nachdruck.  30 

§.  518. 
Status  animae,  in  quo  perceptiones  dominantes  obscurae  sunt,  est  regncm 
TENEBRARUM*),  iu  quo  clarac  regnant,  reomum  ll'Cis**)  est. 

♦)  das  Reich  der  Finsterniss.  **)  das  Reich  des  Lichtes  in  der  Seele. 


(Sdäutermtgen  Äontä.    9Rr.  11-2-113  («Bonb  XV). 


SECTIO  II. 
FACULTAS  COGNOSCITIVA  INFERIOR. 

§.519. 
Anima    mea    cognoscit    quaedam,    §.  506.     [180]    Ergo   habet   facultatüm 
5    cooNosciTivAM*),  i.  e.  quaedaiTi  cognoscendi,  §,  57,  216,  (intellectum  latius  dictum, 
cf.  §.  402). 

*)  Vermögen  zu  erkennen. 

§.  520. 
Anima  mea  quaedam  cognoscit  obscure,  quaedam  confuse  cognoscit,  §.  510, 
10    iam,  ceteris  paribus,   percipiens  rem,   eamque  diversam   ab   aliis,    plus   percipit, 
quam  percipiens  rem,  sed  non  distinguens,  §.  67.    Ergo,  ceteris  paribus,  cognitio 
clara  maior  est,   quam  obscura,  §.  515.     Hinc   obscuritas    minor,    claritas   maior 
cognitionis   gradus  est,   §.  160,  246,  et  eandem   ob  rationem   confusio    minor  s. 
inferior,  distinctio   maior  s.  superior.     Unde  facultas   obscure   confuseque    seu 
15    indistincte  aliquid  cognoscendi   cognoscitiva  inferior*)   est.     Ergo  anima  mea 
habet  facultatem  cognoscitivam  inferiorem,  §.  57,  216. 
*)  das  untere  Vermögen  zu  erkennen. 

§.  521. 
Repraesentatio  non  distincta  sensitiva*)  vocatur.     Ergo  vis  aniraae  meae 
20    repraesentat  per  facultatem  [181]  inferiorem  perceptiones  sensitivas,  §.  520,  513. 
*)  eine  sinnliche  Vorstellung. 

§.  522. 

Repraesento  mihi  quaedam  ita,  ut  aliqui  eorura  characteres  clari  sint,  aliqui 

obscuri.    Eiusmodi  perceptio,  qua  notas  ciaras,  distincta  est,  qua  obscuras,  sensi- 

25    tiva,  §.  521.     Hinc  est  distincta,  cui  aliquid  admixtum  est  confusionis  et  obscuri- 

tatis,   et  sensitiva,  cui  aliquid  distinctionis   inest.     Haec   ex  parte   sequiori  for- 

matur  per  facultatem  cognoscitivam  inferiorem,  §.  520. 

§.  523. 
Notae  repraesentationis  sunt  vel  mediatae  vel  immediatae,  §.  67,  27.     Hae 
30    tantum  respiciuntur  in  diiudicatione  claritatis  in  aliqua  perceptione. 

§.  524. 
Notae   perceptionis   sunt  vel   sufficientes,  vel  insufficientes,   §.  21,  67,    vel 
absolute  necessariae,   §.  106,  107,   vel  in  se   contingentes,   §.  108,    vel   absolute 
immutabiles  et  constantes,  §.  132,  vel  in  se  variabiles   seu  mutabiles,  §.  133, 
35    quarum  priores  notae  nonnunquam  per  eminentiam  dicuntur  solae. 

[182]  §.  525. 
Notae  repraesentationis  sunt  vel  negativae,  vel  reales,  §.  135.    Quae  priores 
habet  perceptio,   negativa*),    quae   posteriores,   perceptio   positiva**)   vocatur. 
Perceptiones  negativae  vel  essent  totaliter***)  tales,  quarum  singulae  notae 


10  53amn9arteiisi  Psychologia  empirica.     §.  525—530. 

114.   fif  t—vf  M  184.   Z wischeil  §.  529  und  530,  zu  M  §.  530: 
Unterfc^ieb  be§  obiectiöen  unb  fubiediüen. 


negativae  essent,   quibus   nihil   perciperetur,   §.  136,   vel   partialiter  **"**)  tales 
sunt,  quarum  aliquae  notae  negativae  sunt,  aut  vere,  aut  apparenter,  §.  12. 

*)  verneinende.     **)  bejahende.    ***)  völlig  verneinende.    *■•**)  zum  Theil     5 

verneinende  Vorstellungen. 

§.  526. 
Notarum   aliae   aliis   fecundiores  sunt  et  graviore»,  §.  166,   utrumque  suffi- 
cientes  insufficientibus,  §.  169,  524. 

§.  527.  10 

Facile"')  est,  ad  quod  actuandum  paucae  vires  necessariae  sunt,  ad  quod 
raaiores  requiruntur  vires,  est  difficile  **).  Eine  facile  certo  subiegto***)  est, 
ad  quod  actuandum  exigua  pars  virium,  quibus  illud  pollet,  necessaria  est; 
CERTO  sDBiECTo  DIFFICILE  ****),  ad  quod  actuandum  ma-[183]gna  pars  virium, 
quibus  substantia  ista  pollet,  requiritur.  Ergo  facilitas  et  difficultas  admittunt  15 
gradus,  §.  246. 

*)  leicht.     **)  schwer.     ***)  diesem  oder  jenem  leicht.     ****)  diesem  oder 
jenem  schwer. 

§.  528. 
Minime  clara  est  perceptio,   cuius  notae   tantum   sufficiunt  ad   eandem  ab    20 
unico  diversissimo   difficillime   distinguendam,  §.  161.     A  quo  pluribus  ergo,  a 
quo   magis   iisdem,    quo   facilius   perceptionem   distinguere   valeo,    hoc   est  mihi 
clarior,  §.  160,  donec  sit  mihi  clarissima,  quam  ab  Omnibus,  etiam  maxime  iisdem, 
facillime  valeo   distinguere,    §.  161.     Minime   obscura  est  repraesentatio,   cuius 
notae    ad    eam    ab   unico    tantum   maxime   eodem    facillime  distinguendam  non    25 
sufficiunt,  §.161.     A  quo  pluribus   ergo,    a  quo   magis   diversis,    quo   maiori  vi 
adhibita  perceptio  tamen  non   potest   distingui,    hoc   maior  est  eius  obscuritas, 
donec  mihi  sit  obscurissima,  quae  a  nullis,  etiam  maxime  diversis,  omni  vi  mea 
adhibita  distingui  potest,  §.  161. 

§.  529.  30 

Quod  aliis  clarius  percipio,  attendo*),    quod  aliis  obscurius,   abstraho  au 
Eo**)-     Ergo   habeo   facultatem    attendendi  et   abstrahendi,  §.  216,   sed  finita«, 
§.  354,  hinc  in  certo  tantum  non  maximo  [184]  gradu  utrasque,  §.  248.     Quo  plus 
quantitati  finitae  demitur,   hoc   minus   est  residuum.     Ergo   quo   magis   attendo 
uui  rei,   hoc   minus    possum  atteudere   aliis:    ergo   perceptio   fortior  attentionem    33 
admodum  occupans  obscurat  debiliorem,  seu  facit  a  debiliori  abstrahere,  §.  528,  515. 
*)  daran  gedenke  ich,  darauf  habe  oder  ^^ebe  ich  acht.     *•■)  das  lasse  ich 
aus  der  Acht,  das  werfe  ich  in  Gedanken  weg,  das  verdunkle  ich  mir,  das 
entziehe  ich  meinen  fiedanken. 


ednutcnmgen  ^anti.    3lv.  114—119  (<öaub  XV).  H 

HS.   a-  tl>.    M  184.    Zu  §.  530  Satz  1 : 
begleitete  25or[teflung. 


116.  (xf  T — v?  M  184.  Zu  §.530  „perceptio  primaria  —  ad- 
haerens''  (Z.  29—30): 

Subiective  vel  obiective  primaria  aut  adhaerens»  (*  2)a§  erftere 
wirb  gemeiniglid^  üerftanben.)  2Ba»  obiective  bie  ^auptDorftetlung  i[t 
(lüie  ber  ©egenftanb  üorgefteQt  werben  foU),  i[t  subiective  nur  bie 
3flebenüor[te[lung,  unb  umgete^rt. 


117.    a—tp.    M 184'.   Zu  §.530: 
(Sinem  SluSbruf  abtjaerirenbe  31ebenbegri[fe. 


118.    (ff   10 f   M184'.    Zu  §.530: 
£)aö  bunfel  ab^aerirenbe  ju  entraicfeln. 


119.    q)f   0}^   M  184'.    Zu  §.530: 

'^\i){  principale  unb  accessorium  {^  lüo  einerlei)  5lrt  be§  objiectS  i[t), 
15  foiibern  primarium  et  secundarium  (adhaerens),  wo  [ie  üerjd^iebener  2lrt 
[inb.  —  Parerga.   e.  g.  ©olbener  iRal^me,  Arabesqve. 
{^  joUen  vehicula  ber  perceptio  primaria  fe^n.) 


5  aut  ad;  Kant  ist  vielleicht  unterbrochen  worden    und  hat  nachher  verc/essen, 

das  Wort   zu   Ende   zu  schreiben:  das  gewöhnliche  Abkiirziunjxzeichen  fehlt.  Vor   dem 

i'O    s-Zusatz  ((fi?  ojf)  ein  Zeichen,   dem  kein  zweites  entspricht;  doch  kann  die  Beziehung 
kaum  einem  Zweifel  unterliegen. 

10  öinem?    Sinen?    (5tn? 

11—12  Nr.  118  ist  vielleicht  an  das  Ende  von  Nr.  119  zu  stellen. 
17  Der  g-Zusutz  steht  über   den  Worten  jum  —   S3ort^eil  (12i—2),    unter  den 
25    Worten  Parerga  —  Arabesijve. 

§.  530. 

Percki'tio   praeter  notas,    quas  maxiine   in  eius  notis  attendo,   alias   etiam 

minus   ciaras   coutinens   est   comi-lexa-').     Cogitationis   comflüxae   notarum   ille 

coraplexus,   quem  in  notis  maxime  attendo,  i'erckitio  hrimakia**),  complexus 

.10    notarum  minus  clararum  pkrceptio  (secundaria)  adhaerens***)  dicilur.    Hinc 


12  Sauiiiönrtoiiö  Psyohologia  eiiipirica.     §.  530—535. 

2)ie  inelobie  ift  adliaerens  jum  Siebe  unb  fan  bem  ^^n^alt  Slbbrud) 
ober  58ort()eil  fd)affen.  —  SRebenbegrif  üon  ®n[jen!)auern,  vaudeville.  — 
(äineni  @rof?eu  ^?ann  Qbt)aerirt  bie  SiBorlteüung  eine§  Sangen  ^JJ^inneS.  — 
^^latte  —  SQct)erlicl)e  ^Jdiöbriife.   Unanftdnbige. 


120.  a—xp.   MlSo.    Zu§.ö31  „perspicuitas''  (Z.24J. 
^eütgfeit,  Ud)tüoa. 


121.    ff?    «)?    M 1S6'.    2kl  demselben  Terminus, 
^äk  ^Begriffe.   Sic^tDoü. 


122.   o—ip.    M  1H5.    Zu  §.  5Sl  „resolcens''  (Z.  29): 

conjuijgens,  bünbig.  lo 


3  Vyl.  Nr.  lOß. 

4  3lu^bvüfe/    Sluöbruf? 


perceptio  complexa  est  totura  perceptionis  primariae  et  adhaerentis,  §.  155. 
*)  eine  gehäufte.     **")  die  Haupt-  ***)  Neben -Vorstellung. 

§.  531.  ,5 

Pone  duas  cogitationes  ciaras  triam  notarum,  sed  sint  in  una  clarae,  quae 
iu  altera  obscurae  sunt,  prior  erit  clarior,  §.  [185]  528.  Ergo  claritas  perceptionis 
augetur  claritate  notarum  per  distinctionem,  adaequationera  e.  c.  Pone  duas 
cogitationes  ciaras  notarum  aequaliter  clararum,  quarum  tres  sint  in  una,  sex 
sint  in  altera:  posterior  erit  clarior,  §.  528.  Ergo  multitudine  notarum  augetur  -O 
claritas,  §.  162.  Claritas  claritate  notarum  maior  intensive»),  multitudine  notarum 
EXTENSIVE  MAiont>)  dlci  potcst.  Exteusive  clarior  perceptio  est  vividac).  Vividitas 
coGiTATioNUM  et  oRATioNis  NiTORd)  (spleudor)  est,  cuius  oppositura  est  stcciTAse) 
(spinosum  cogitandi  dicendique  genus).  Utraque  claritas  est  PERSPicoiTAsf).  Hinc 
perspicuitas  vel  est  vivida,  vel  inteliectualis,  vel  utraque.  Perceptio,  cuius  vis  ^^ 
se  exserit  in  veritate  alterius  jierceptionis  cognoscenda,  et  vis  eils  est  probansS), 
cuius  vis  alteram  claram  reddit,  et  vis  eius  est  EXPLicANsh)  (declarans),  cuius 
vis  alteram  vividam  reddit,  et  vis  eius  est  illustransi)  (pingens),  quae  alteram 
distinctam,  et  vis  eios  est  resolvens^)  (evolvens).  Conscientia  veritatis  est 
cERTiTUDol)  (subiective  spectata,  cf.  §.  93).  Certitudo  sensitiva  est  persuasio d")^  3o 
inteliectualis  convictio").     Cogitans  rem  et  veritatem  eias,  ceteris  paribus,  plura 


Erläuterungen  Äant.^.    91r.  lli»-122  (Sanb  XV).  13 

[186]  cogitat,  quam  cogitaus  rem  tantum.  Hiuc  cogitatio  et  cognitio  certa,  celeris 
paribus,  maior  est  incertao),  quae  non  est  certa,  §.  515.  Cognitio  iusto  incertior 
est  slperficiariaP),  adeo  certa,  ac  requiritur,  est  solidaQ).  Quo  darior,  quo 
vividior,  quo  distinctior,  quo  certior  cognitio  est,  hoc  maior  est.  Perceptio 
5  certitudinem  alterius  habens  pro  corollario  et  vis  eius  est  vel  persuasoria''),  vel 
cosviNCENss).     Certa  perspicuitas  est  EvioENTiAt)- 

»)  ein  schärferes,  strengeres,     b)  ein  verbreiteteres  Licht,     c)  eine  lebhafte 

Vorstellung,   d)  das  schimmernde  der  Erkenntniss  und  Rede,   e)  das  trockne. 

0  die  Fasslichkeit,  Verständlichkeit.  6)  die  beweist,  wahrmacht.  t>)  die 
13  entdeckt,  anzeigt,  woraus  erhellt,      i)   die   erläutert,   aufhellt,     k)   die   auf- 

schliesst,    auseinandersetzt,    entwickelt.      J)    Gewissheit.      f)    Überredung. 

")  Überzeugung,  Überführung.      °)  ungewisse  Erkenntniss  und  Gedanken. 

P)  seichte,  unsichre,    q)  sichre,  gründliche  Kenntniss.    r)  von  überredender. 

s)  von  überzeugender  Kraft  und  Wirksamkeit,    t)  das  völlig  ausgemachte. 

15  §•  532. 

Tarn  intensive,  quam  extensive  clarior  possunt  esse  sensitivae,  §.  522,  531, 
et  tunc  [187]  vividior  est  perfectior,  quam  minus  vivida,  §.  531,  185.  Potest 
vividior  intensive  clariore  ipsaque  distincta  perceptione  fortior  es?e,  §.  517,  531. 

§.  533. 
20  Scientia  sensitive  cognoscendi  et  proponendi  est  aesthetica''')  (logica  facul- 

tatis   cognoscitivae    inferioris,    philosophia  gratiarum   et   musarum,    gnoseologia 
inferior,  ars  pulcre  cogitandi,  ars  analogi  rationis). 
*)  die  Wissenschaft  des  Schönen. 

SECTIO  III. 

£5  SENSUS, 

§.  534. 

Cogito  statum   meum   praesentem.     Ergo   repraesento   statum   meum   prae- 

sentem,  i.  c.  sentio*).    Repraesentationes  status  mei  praesentis  seu  sensationes**) 

(apparitiones)  sunt  repraesentationes  Status  mundi  praesentis,  §.  369.     Ergo  sen- 

.•;i)    satio  mca  actuatur   per  vim  animae  repraesentativam    pro   positu  corporis   mei, 

§.  513. 

*)  ich  empfinde.     **)  Empfindungen. 

[188]  §.  535. 
Ilabeo  facultatera  sentiendi,  §.  534,  216,  i.  e.  sensum*).    Sensüs  repraesentat 
35    vel  statum  animae  meae,  intern is**),   vel  statum  corpori.-?  mei,    externcs***), 
§.  508.     Hinc  sessatio  est  vel  intkrna****)  per  sensum  internum  (conscieutia 
strictius  dicta),  vel  externa*****),  sensu  externo  actuata,  §.  534. 

*)  der  Sinn.     **)  der  innre.     *"*)  die  äussre  Sinnen.      •***)  eine   innre. 
*■'■''■■■**)  eine  äussre  Empfindung. 


14  SöaumQQXtenS  Psychologia  empirica.     §.  536  —  546. 

§.  536. 

Partes    corporis,    quanim    convenienti    motui    sensatio    externa    coexsistit, 
sunt  AESTHETERiA*)  (ofgana  sensuum).   Per  ea  habeo  facultatem  sentiendi  1)  quod- 
vis  corpus  contingens  meum,  tactum**),    2)  lucem,  visum***),    3)  sonurn,   audi- 
TüM  ****),  4)  effluvia  corporum  in  nasum  adscendentia,  olkactüm *****)  5)  resoluta     5 
per  iniernas  oris  partes  salia,  gustl'm  ******■'). 

*)    Werkzeuge    der    Sinnen.       •''■•=)   Gefühl.       **■")   Gesicht.       *-*'')  Gehör. 

****-)  Geruch.     "••-■■***)  Geschmack. 

§.  537. 

Quo  magis  movetur  convenienter  organon  sensuum,  hoc  fortior,  hoc  clarior    lo 
est  [189]  sensatio,  quo  minus,  hoc  debilior,  hoc  obscurior  est  sensatio  externa,  §.513, 
512.     Locus,  in  quo  constituta  tam  convenienter  adhuc  movere  organon  sensus 
possunt,  ut  clare  sentiantur,    est  sphäera  seksationis  *)•     In  sphaera  sensationis 
locus  convenientissimus  punctum  sensationis  est**). 

•)   eines  jeden   Empfindungs-Kreis.      **)  eines  jeden  Empfindungs-Punkt.    15 

§.  538. 
Quo   minora,   quo  remotiora  a  puncto   sensationis  sunt  sentienda,  hoc  ob- 
scurior, hoc  debilior  est  ipsorum  sensatio,  quae  hoc  est  fortior,  hoc  clarior,  quo 
propiora  puncto  sensationis  sunt,  quo  maiora  sentienda,  §.  537,  288. 

§.  539.  20 

Sensus  minimus  esset,  qui  unicum  maximum  proxime  convenientissimeque 
praesens  in  minimo  gradu  veritatis,  lucis  et  certitudinis  repraesentaret,  §.  531, 
538.  Hinc  quo  plura,  quo  minora,  quo  remotiora,  quo  minus  convenienter 
moventia  organon,  quo  verius,  clarius,  certius  repraesentat,  hoc  maior  est, 
§.219,  535.  23 

§.  540. 
Sensüs  maior  acltts*),  minor  hebes**)  dicitur.   Quo  aptiora  ad  mo-[190]tum 
convenientem  Organa  sensuum  aut  sunt,  aut  redduntur,  hoc  aut  est  acutior,  aut 
magis  acuitur   sensus   extemus.     Quo  ineptiora  aut  sunt,  aut  redduntur  Organa 
sensoria,  hoc  hebetior  aut  est,  aut  magis  hebescit  sensus  extemus,  §.  537,  539.   30 
*)  scharfe.     **)  stumpfe  Sinnen. 

§.  541. 
Lex  sensationis  est:   Ut  sibi  succedunt  Status  mundi  et  Status  mei,  sie  sequantur 
se   invicem   repraesentationes   eorum  praesentium,    §.  534.      Hinc   regula  sensationis 
internae:    Ut  sibi  succedunt  status  animae  meae,   sie  se  sequantur  invicein  repraesen-    35 
tationes  eorundem  praesentium;    et  regula   sensationis   externae:    Ut  sibi  succedunt 
Status  corporis  mei,  sie  se  sequantur  invicem  repraesentationes  eorundem  praesentium. 

§.  542. 
Sensationum  magnum  prae  aliis   singulis  perceptionibus  robur  est,  §.  512, 
517.     Hinc  sensationes  alias   singulas   obscurant,  §.  529.     Possunt   tamen  aliae    40 


öaumgarteiiiS  Psychologia  empirica.     §.  536 — 546.  15 

plures  simul  sumptae  fortiores  fieri  una  vel  altera,  praesertim  debiliore,  sensatione, 
eamque  vicissim  obscurare,  multo  magis  uua  sensatio  potest  obscurari  per  alteram 
fortiorem  [191]  aut  plures  alias  singulas  debiliores,  simul  sumptas  tarnen 
fortiores,  §.  529,  517. 

5  §.  543. 

Facilior  fit  sensatio  externa  1)  organi  bene  praeparati,  §.  536,  2)  spbaerae 
sensationis,  immo,  3)  quantum  fieri  potest,  puncto,  §.  537,  4)  corpus  ad  excitandiun 
modo  convenienti  motum  in  organo  aptiiis  et  qualitate,  §.  536,  et  .5)  quantitate, 
§.  538,   si  admoveatur,   6)  non  sensationes   solum  fortiores  heterogeneae,   sed  et 

10  7)  debiliores  non  nihil  quidem  singulae,  at  plures,  immo  8)  pereeptiones  etiara 
aliae  admodum  heterogeneae  si  impediantur,  §.  542.  Impeditur  sensatio  externa 
1)  organon  sensorium  impediendo,  ne  modo  convenienti  moveatur,  2)  saltim 
praestando,  ut  minus  moveatur,  §.  537,  3)  sensibile  removendo,  4)  imminuendo, 
5)   prorsus   impediendo,    ne   praesens  fiat,    6)   sensationem   fortiorem   excitando, 

15  7)  per  plures  sensationes,  aut  8)  plures  pereeptiones  alias  ita  digpertiendo 
attentionem,  ut,  singulae  licet  debiliores,  tarnen  simul  sumptae  obscurent  sensa- 
tionem iinpediendam,  §.  542,  221. 

§.  544. 
Cum  sensus  singularia  huius  mundi,   hinc  omniraode  determinata,   reprae- 

20  sen-[192]tent,  §.  535,  148,  ut  talia,  hinc  in  universali  nexu,  §.  357,  nexus  autem, 
praesertim  relativi,  repraesentari  nequeant  sine  connexorum  utroque,  §.  14,  37, 
in  omni  sensatione  connexa  cum  senso,  s.  eo,  qnod  sentitur,  singula  repraesen- 
tantur,  at  non  clare,  hinc  obscure  maximam  partem  plerumqne.  Ergo  in  omni 
sensatione  est  aliquid  obscuri,  hinc  in  sensatione  etiam  distincta  semper  aliquid 

25    admixtum  est  confusionis.     Unde  omnis  sensatio  est  sensitiva  perceptio  formanda 
per  facuUatem  cognoscitivam  inferiorem,  §.  522.   Cumque  experientia*)  sit  cognitio 
sensu  clara,  aesthetica  comparandae  et  proponendae  experientiae  est  empirica. 
*)  Erfahrung. 

§.  545. 
30  Fallaciae  sensüüm*)  sunt  repraesentationes  falsae,  a  sensibus  dependentes, 

eaeque  vel  sensationes  ipsae,  vel  ratiocinia,   quorum  praemissa  est  sensatio,  vel 
pereeptiones  pro  sensationibus  per  vitium  subreptionis  habitae,  §.  30,  35. 
*)  Betrag  der  Sinne. 

§.  546. 

35  Sensationes    ipsae    cum    repraesentent    statum    corporis,  vel    animae,  vel 

utrius-[iy3]que  praesentem,  §.  535,  tam  interaae,  quam  externae  percipiunt  actualia, 
§.  205,  298,  hinc  et  possibilia,  §.  57,  et  quidem  huius  mundi,  §.  377,  sunt  ergo 
vcrissimae  totius  mundi,  §.  184,  nee  ulla  earum  est  fallacia  sensuum,  §.  545. 
Quodsi  ergo  fallacia  sensuum  sit  ratiocinium,  vitium  eius  aut  latet  in  forma,  aut 

40  in  altera  praemissa;  si  sit  alius  generis  perceptio  per  vitium  subreptionis  pro 
sensatione  habita,  duplex  error  est  per  praecipitantiam  iudicantis  ortus,  facile 
tamen  reducendus  ad  casum  secundum,  §.  545. 


16  33aumgarten^  Psychologia  empirica.     §.  547—552. 

123,   a — ip.    M  195.    Am  oberen  Rande,  wohl  zu  der  Columnen- 
Überschrift  ,,Sensus^^: 
SSoin  Innern  @inn 


124.    x—\p.     M  195'.    Zu  §.  550  ,,quantum^^  (i72i)  fügt  Kant 
hinzu :  ^ 

qvoad  qvalitatem 


ß  qvad 


§.  .^47. 

Praestigiae  *)  sunt  artificia  falleiidorum  sensuum;  si  oriuntur  ex  iis  fallaciae 
sensuum,  sunt  ekkicaces**),  si  minus,  sunt  inefficaces***).  Quo  quis  ergo  lo 
pluribus  praeiudiciis  cum  sensationihus  terminum  communem  habentibus  laborat, 
quo  minus  sibi  cavet  a  vitio  subreptionis,  hoc  plures  apud  ipsura  praestigiae 
possunt  esse  efficaces,  §.  545.  Apud  liberum  a  praeiudiciis  et  vitiis  subreptionis 
Omnibus  omnes  praestigiae  inefficaces  forent,  §.  546. 

*)  Blendwerk  der  Sinne.     **)  kräftig.     **")  unkräftig.  15 

[194]  §.  548. 

Propositiones:  Quicquid  non  experior,  seu  clare  senlio,  §,  544,  non  exsiaiit,  s. 
PRAEiUDiciUM  Thomisticum*),  Eut  est  impossibUe ;  quicquid  repraesentationi  altert 
(partialiter)  idem  est,  est  ipsa  ilia  perceptio;  quae  coexsistunt,  vel  succedunt  sibi 
inviceiti,  eorum  unum  in  alterum  realiter  inßuit,  s.  sophisma:  post  hoc,  ergo  propter  2ü 
hoc,  sunt  aptae  fallaciis  sensuum  propositiones  maiores,  §.  546,  hinc  et  praestigiis 
efficacibus,  §.  547. 

*)  das  Vorurtheil  des  Thomas. 

§.  549. 

Quam  ob  causam  debiliorem  obscurat  fortior  perceptio  diversa,  §.  529,  ob  25 
eandem  debiliores  diversae  fortiorem  illustrant,  §.531.  Hinc  debiliori  alicuius 
obiecti  perceplioni  succedens  clara  fortior  diversa  eo  ipso,  quod  nova  est,  in 
campo  clararuin  perceptionum,  magis  appercipitur,  §.  529.  Ergo  clara  sensatio 
fortior  succedens  diversae  debiliori  per  ipsam  novitatem  illustratur,  §.  542, 
584.  Hinc  opposita  debiliora  rem  illustrant,  §.  81,  531.  Opposita  iuria  se  posita  so 
magis  elucescunt. 

[195]  §.  550. 

Si   sensatio,    quantum   observatur,  prorsus   eadem   contineatur  in   pluribus 
perceptionibus  totalibus  imraediate  se  excipientibus,  in  prima  habet  Incem  novi- 
tatis,  §.  549.     Haec  ipsi  deest  in  sequenti  ex  parte,  raagis  in  tertia,  et  sie  porro.    an 
Hinc,    nisi   nlinude   illustretur,    mimis   clara  fiet  in   secunda  perceptione   totali, 


erläutctungeu  ^aiitö.    9ir.  123— 127  (JBonb  XV).  17 

125.  vf   x^ff   fiff   Mm'.    Zum  Anfang  von  §.  552: 

iDer  ©djlaf  ('  innerlid))  unb  bie  Jrunten^eit  («  au6e>:lid)e  Urfad)e) 
im  ©efiuibcn  ßiiftanbe. 

2)ie  £){)uma(l)t  unb  ber  'lob  im  franfen.  '^m  leiteten  bncht  ab. 
s  Nachträglich.,  zur  Zeit  der  beiden  s- Zusätze  (i  —  yj,   ist  über  der 

Reß.  noch  hinzugesetzt  : 

2)ie  Urfac^  ift  im  Körper  ober  ber  (Seele  (burd)  affect  ober  ^Xad^)-- 
ftnnen).  ^_^ 

126.  r^f  xf  Xf  (ff    M  195.    Zu  §.  662  „sui  compos''  (Z.  2H): 
i'>          2)er  2ßiÜfüt)r  nic^t  unterraorfen. 


127.    v'?  n^r?    M  196.    Za§.662,,extraserapitur''(Z.S0): 
betäubt. 

Zu  denselbe7i  Worten : 

in  uinüiQfüt)rlid)e  {)etti9e  i3cii)ec\ungen  oerfe^t,  Slu^er  fid);  jene'?  ;[t 
Df)nmQd)t,  biefeä  Lift]  2Butt). 


10  / 'iftie  Bciiierktuiy  .stflit  iirliiii  cltii  WUrteii:  „extra  se  rupitur^\  ist  aber,  (äs 
Nr.  127  yesvhrieben  u-iinle,  mit  der  Zeile,  in  der  die  Worte  „siii  conqjos''''  steh/i,  durch 
einen  Stric/i  verbunden.  Ziiy/ei<h  wurde,  wie  es  seheint,  das  lllc^t  (durch  ein  oft 
gebrauchtes  Siyel  vertreten)  deutlieher  gemaclit  oder  (unu-ahrscheinlicherl)  durclistrichen. 

'-■0  adhiic  minus  clara  in  tertia,  seinper  succedens  taii,  quae  eain  magis  obsouret, 
§.529.  Ergo  sensationes  diu,  quantnni  observari  potest,  eaedem  obscn- 
rantnr  ipso  tempore,  §.  53S). 

§.  .^51. 
Sensationes  in  aequali  robore  non  durant,  §.  i)50.     Ergo   si  fnenint,  (piae 
25    esse  possuiit,  foitissimae,  remittnutur,  §.  247. 

§.  .552. 
Vifiii.o '■'■'),  dnin  externe  clare  sentio,  dum  sie  sentire  incipio,  evigik^'--').  .Si 
consnetiim  in  sano  sensationes  singulae  ciaritatis  gradum  liahent,  sii  comi-os ''•"'■■•■') 
vocatur.  Si  quaedam  ex  iis  apud  aliquem  tarn  vividae  tiant,  nt  notabiiiter 
30  obscurent  reliquas,  i;\rRA  su  rai'itlr *•''**)  (sui  obliviscitnr,  non  est  apud  se). 
Status  seusationibus  internis  extra  se  rapti  est  [196]  ecstasis  •'■■'■' ■'"'■'■')  (visio,  mota 
mens,  mentis  excessus). 

'0  ich  wache.     '■'•'0  ich  erwache.     ■''**)  so  sagt  man,   er  sei  bei   sich  selbst, 
seiner  mächtig      *<^.-)  «o  kommt  er  von  sich,  so  wird  er  ausser  sich   ge- 
3."i  gesetzt.     *-**>•••)  eine  Entzücliung. 

<!.iiit'^'   2cbrifteii.     ^pniiCfcbiirtliifi'v  •i(\i*lmV    11.  2 


18  öaumgartenä  Psychologia  empirica.     §.  553—558. 

128.   ^if  vf  —x^"i   M  195.    Zu  de7iselben  Worten: 

nic^t  htt)  ftd)  felbft  ("  )^er[treut)  (in  Slnfe^ung  ber  ©mpfinbungen). 

fetner  nid^t  madjtig  (in  Slnfe^ung  be§  affect«§).  (*  2)er  ßorn  mac^t  o!^n= 

mad^tig,  oft  unbänbig.) 


129.    n  f  o—v  ?   M  195.  Zu  denselben  Worten : 

tramontana  (*  Sirocco)  bebeutet:  2{u§  ber  ?5'a[fung  gefe|t.  Slufjer 
ftd).  3Rid)t  bei)  [id)  felb[t.  33etüubt.  [entäüft]  öer^üft.  ^  benebelt) 
C  perple;r)  (*  üerblüfft) 


130.    l—(p.    M 196.    Zu§.552,,ecstasis''(173iJ: 
(äin  ®rab  geblofigfeit. 


131.   V?  ipf    M  196.    Zu  demselben  Wort: 

burc^  angene'^me  ^mpfinbungen,  burc^  unangene'^me  betäubt. 


132.    X—<f.   M 196.    Zu  §.  553  Anfang: 
2Jian  mufe  feine  ©nt^ufungen  3U  erregen  fuc^en. 


3  s-Zusatz:  rf  (ff  wff  15 

6  Zu  Tramontana  und  Sirocco  vgl.  VII I6G22—20,  34—36-,    17017.,  soioie  die 
Lesarten  zu  16634—36  und  17632.  \\   6— S  s-Zusätze:  j—\p. 

§.  553. 
Ecstasis  animae  naturalis  erit  per  uaturam  ipsius  actuata,  §  552,  470,  per 
ipsius  naturam   non   actuata  praeternaturalis  animae    erit,    §.  474,    quae  si  per   20 
naturam  universam  non  actuetur,  supernaturalis  erit,  §.  474.    Ecstases  miraculosae 
sunt  possibiles,  §.  475,  552,  etiam  hypothetice,  §.  482—500. 

§.  554. 

Si  claritatis  gradus  in  sensationibus  vigilantis  notabiliter  remittitur  ob  vapores 
in   cerebrum   adscendentes    ex   potu,   inebriatur  seu   fit   ebrius*);    si   ex   morbo    25 
fiat  idem,  Status  ille  vertigo**)  dicitur,  vel  simplex,  vel  tenebrosa,  seu  scotomia. 

*)  trunken.     **)  Schwindel. 


erläuterungen  ^anti.    dir.  128-135  (Öuiib  XV).  19 

133.    X—(p.    M  197.    Zu  §.  556  Anfang: 
2eben      |öiel  ober 
mact)en    |     lang 
Sob 
5  ©c^laf 


20 


25 


134.    l — cp.    M  197.    Zu  §.  556  „deliquium  animi^^: 
Beiber  beit  D^nmac^ten,  ÜJfänner  bem  ©ci^iüiubel. 


13S.    l—(f.    M  198.    Zu  §.  558  „pharUasian^^: 
UnröiHfü^rltci^. 


§.  555. 

Si  clarae  sensationes  externae  cessant,  vel  motus  corporis  vitales,  quantum 
observatur,  fere  iidem  manent,  et  dormi-[197]to*)  (obdoriuio),  vel  hi  etiam 
notabilius  remittuntur,  et  deliqiudm  animi  patior**). 

*)  einschlafen.     **)  in  Ohnmacht  fallen. 

§.  556. 

Status  obscurarum  sensationum  externarum,  in  quo  motus  corporis  vitales, 
quantum  observatur,  fere  iidem  manent,  qui  sunt  in  statu  vigiliarum,  somnüs*) 
est,  in  eoque  constitutus  dormit**);  in  quo  et  bi  notabilius  remittuntur,  est 
DELiQuiüM  ANIMI***)  (syncope,  lipothymia,  lipopsychia,  ecthlipsis);  in  quo  prorsus 
cessabunt,  mors****)  erit.  Ergo  somnus,  syncope  et  mors  sunt  sibi  admodum 
similes,  §.  265. 

*)  Schlaf.     **)  schlafen.     ***)  Ohnmacht.     ****)  Tod. 

SECTIO  IUI. 
PHANTASIÄ. 

§.  557. 
Conscius  sum  Status  mei,  hinc  Status  mundi,  praeteriti,  §.  369.    Repraesen- 
tatio  Status  mundi  praeteriti,  hinc  status  mei  praeteriti,  §.369,  est  Phantasma  *) 
(imaginatio,  visum,  visio).    Ergo  phan-[198]tasmata  formo,  seu    imaginor,  idque 
p«r  vim  aniraae  repraesentativam  universi  pro  positu  corporis  mei,  §.  513. 

*)  eine  Einbildung. 

§.  558. 
Habeo  facultatem  imaginandi  seu  phantasian,  §.  557,  216.    Cumque  imagi- 
nationes   meae   sint   perceptiones  rerura,   quae  olim   praesentes   fueruut,    §.  557, 
298,  sunt  sensorum,  dum  imaginor,  absentium,  §.  223. 

2* 


20  SautngarleiüS  Psychologia  empiiica.     §.  .")59— 57U. 

§.  559. 

Prodccitik  (evolvitur)  PERCErno*),  quae  fit  in  anima  minus  obscura,  i(uae 
fit    obsourior,    involvitl'r**),    quae    involuta   olim    producitur,    reprodlcitur***) 
(recurrit).     lam  imatfinationibus   producuntur  sensa,  §.  558,   hinc  olira  producta, 
§.  542,    post  involuta,    §.  551.      Ergo  phantasia  perceptiones  reproducuntur,    et     & 
nihil  est  in  phantasia,  quod  non  ante  fuerit  in  sensu,  §.  558,  534. 

*)  eine   Vorstellung    wii-d    hervorgebracht.       *■•')   verdunkelt.      ***)   wieder 

hervorgebracht,  erneuert. 

§.  560. 

Motus  cerel)ri,  coexsistentes  animae    repraesentatiouibus   successivis,   ideab    lO 
[199]    MATEiuALEs    vocantur.     Hinc    ideae    materiales    sunt  in  corpore  sentientis 
vel  imaginantis  animae,  §.  503. 

§.  5G1. 

Imaginatio    et   sensatio   sunt   singularium,   §.  559,  534,    hinc   in   universali 
nexu  constitutorum,  §.357.    Unde  lex  imaginationis  :  percepta  idea  pariiali  lecun-ii    '^ 
eius  totalis,  §.  306,  514,     Haec  propositio  etiam  associalio  ideanim  dicitur. 

§.  562. 
Cum  repraesentem,  hinc  et  iraaginer,  §.  557,  pro  positu  corporis  mei,  §.  512, 
e:i  vero,  quae  externe  sentio,  propiora  sint  corpori,  quam  quae  imaginor,  §.  535. 
558:  patet,  cur  his  illa  possint  clariora  et  fortiora  esse,  §.  538.  Immo  duui  -o 
sensationes  imaginationibus  coexsistentes  eas  adhuc  obscurant,  §.  542,  nihil  tum 
clare  imaginor,  quam  sensi,  ita  tarnen,  ut  gradus  claritatis  in  imaginatione  a 
gradu  claritatis  in  sensatione  dependeant,  §.  501. 

§.  563. 

Quae  saepius  sensi,  saepius  reproduxi,  sunt  partes  plurium  idearum  totaliura,  2."> 
quam  quae  rarius,  §.  514.  Ergo  illorum  phantasmata  in  maiori  nexu,  §.  561, 
cum  pluribus  notis  adhaerentibus  percipiuntur,  [200]  quam  horum,  §.  530,  hinc 
his  sunt  extensive  clariora,  seu  raagis  vivida,  §.531.  Quae  rarius  sensi,  rarius 
reproduxi,  ob  ratiouem  oppositorum  oppositam,  §.  81,  si  sentiuntur,  habent 
maiorem  novitatis  lucem,  quam  quae  saepius,  §.  549.  Ergo  sensationes  rarius  :io 
sensorum  et  reproduetorum  sunt,  ceteris  paribus,  niagis  vividae,  quam  saepius 
sensorum  et  reproduetorum,  §.531. 

§.  5G4. 

Sicut  sensatio  imaginationes  obscurat,  sie  ob  eandem  rationem   imaginatio 
recentioris   fortior  obscurat  antiquioris  imaginationem   debiliorem,   §.  562,   hinc    ^j 
aeque  clare  sensorum,  nisi  aiiunde  impediar,  recentius  clarius  imaginor. 

§.  5G5. 
Phantasia  minima  esset,  quae  unicum  fortissime  sensum,  §.  562,  saepissime 
reproductum,  §.  563,   et  receutissime,  §.  564,   cum  maxime   debilihus   et  autece- 
dentibus  et  sociis  perceptionibus  heterogeneis,  §.  529,  tamen  obscuri.ssiine  reprae-    '"' 
sentaret.     Ergo  quo   plura,  quo  debilius  sensa,  (pio  rarius  reproducta,    post  quo 


©rläuteningeii  iUintc«.     ')h-  13(;  (iUn^  XV).  21 

JS6.    X~(f).    M2()L   Zu  §.  568  Anfang: 

3)urd)  3eicl)nen  ober  ©efc^reiben  beffen,  waö  man  cjefe^n. 


loügius  tempus,  quo  fortioribus  cum  perceptionibus  socils  et  antecedentibus,  quo 
verius.  clarius,  certius  reproducere  polest,  hoc  maior  est,  §.  219. 

5  [-201]  §.  566. 

Quo   hebetior,   aut   acutior   est   sensus,    a   quo   sensain  rem  imaginor,    hoc 
obscurior,  aut  clarior  esse  potest  eius  rei  imaginatio,  §.  562,  540. 

§.  567. 
Imaginationes  a  sensationibus  distiiiguo  1)  gradu  celeritatis,  §.  562,  2)  Status, 

10  quem  sistunt,  praeteriti  et  praesentis,  quem  seusationes  sistunt,  impossibili  co- 
exsistentia,  §.  298.  Ilinc  si  imaginationes  fortiores  et  debiliores  sensationes  sint, 
quantum  observatur,  claritate  aequales,  tarnen  restat  discrimen  alterum,  circum- 
stantiarum  diversitas,  §.  323.  Ex  quibus  ubi  patet  arabas  pereeptiones  non  esse 
.sensationes,   illaoi  pro  sensatione  habeo,   in  qua  maximam   compossibilitatem    et 

lö  nexum  cum  sensationibus  sociis,  imaginationibus,  praesertim  proxime  praeviis, 
et  futurorum,  praesertim  iustantium,  perceptionibus  clare  percipio,  §.  544.  Ergo 
alteram  non  esse  Sensationen!  clare  cognoseo,  §.  88,  67. 

§.568. 
Facilior  tit  imaginatio,  §.  527,  1)  si  imagiiiandum  clarius  sensum  est,  §.  562, 
20    2)  saepius  reproductura,  §.  563,   3)  per  intervalla  debiliorum   repraesentationum, 
ut  [202]  seiiiper  habuerit  lucem  novitatis,  §.  549,4)  non  ita  pridem,  §.  564,  5j  debi- 
liores sequatur,  et  G)  comitetur  pereeptiones  lieterogenea.s,  §.  516,  549,  hinc  aut 
nullas,  aut  non   admodum    ciaras   sensationes   heterogeneas,   §  562,    7)   sequatur 
autem  aut  comitetur  repraesentationes,   quae  sociae   imaginandi  saepius   fuerunt, 
-'5    §.561. 

§.  569. 
Impeditur  imaginatio  1)  im])edien(lo  parum  aut  prorsus  non  imaginandi 
sensationem,  secundum  §.  543,  et  2)  reproductionem,  praesertim  3)  interruptam 
debilioribus  perceptionibus,  quia  ipsa  continuatio  non  interrupta  obscurat,  §.  550, 
üu  4)  ipsa  reproductionis  mora,  dum  Interim  muita  vividius  cogitantur,  §.  564,  5)  si 
fortiores  pereeptiones  sequatur,  aut  6)  comitetur  heterogeneas,  hinc  tales  sen- 
sationes, aut  imaginationes,  aut  pereeptiones,  vel  singulas,  vel  simul  sumptas, 
§.  542,  quaeque  7)  parum  aut  prorsus  non  imaginando  nunquam  aut  rarius  sociae 
fuerunt,  §.  561,  221. 

30  §.  570. 

Cum  in  omni    sensatione   sit  aliquid  obscuri,  §.  .544,   et  imaginatio  semper 
Sit  sensatione  eiusdem  minus  clara,  §.  562,  imaginationi  etiara  distinctae  multuin 


22  23aumgartenS  Psycbologia  empirica.     §.  570—578. 

137,  v^xf  ^ff  M  203.  Zu  der  Überschrift  von  Sectio  V  „  Perspi- 
cacia'"'' : 

'^m  Äenntni^  ber  ÜJ^annigfaltigfeit:  Unterfd^eibung;  ju  ber  (5inl)eit: 
Überein[timmungen. 


138,    t;f  (U??    M203.   Zu  §.512  Anfang,  am  Rand  rechts  neben    5 
Satz  3: 

@int)eit  ber  SSergleid)ung  xmb  bie  ber  Sßerfnüpfung.  Sediere  i[i  ent- 
meber  logifd^  ober  real. 


inerit  [203]  confusionis,  et  omnis  imaginatio  est  sensitiva,  §.  522,  forraanda  per 
facultatem    cognoscitivam    inferiorem,    §.  520.      Scientia  imaginando   cogitandi    10 
et  ita  cogitata  proponendi  est  aesthetica  phantasiae. 

§•  571. 
Pliantasia  si  repraesentet  totaliter  eadem,  quae  sensi,   imaginationes  verae 
unt,  §.  54R,  38,   nee   vana  phantasmata*)   seu  imaginationes   falsae,    licet  non 
aequali  totaliter  claritate  percipiantur,   §.  558,  562.     Habitus  vana  phantasmata    10 
formandi  est  phantasia  kffrenis**),  subacta***)  contra  habitus  vere  imaginandi. 
'■')  leere  Einbildungen.     **)  eine  ausschweifende.     ***)  eine  wohlgeoidnete 
Einbildungskraft. 

SECTIO  V. 
PERSPICACIA.  20 

§.  572. 
Identitates  diversitatesque  rerum  percipio.  Ergo  habeo  facultatem  identitates 
diversitatesque  rerum  percipiendi,  §.  216.  Prior  facultas  esset  minima,  si  ad 
duorum  tantum  fortissime  perceptorum,  maxime  eorundem,  unicam  minimam 
identitatem,  inter  maxime  debiles  socias  et  antecedentes  perceptiones  heterogeneas,  25 
debilissime  repraesentan-[204]das  sufficeret.  Ergo  quo  p]urium,quo  minus  notorum, 
quo  magis  diversorum,  quo  plures,  quo  maiores  identitates,  hinc  congruentias, 
aequalitates,  ergo  et  aequalitates  rationum  s.  proportiOiNes*),  similitudines,  quo 
fortiores  inter  socias  et  antecedentes  perceptiones  heterogeneas,  quo  clarius  per- 
cipit,  hoc  maior  est,  §.  219.     Habitus  identitates  rerum  observandi  est  ingenium    so 

STRICTIUS    DICTUM*'"). 

*)  Vergleichungen  der  Grössen.     **)  Witz  in  engrer  Bedeutung. 

§.  573. 
Facultas  diversitates  rerum  percipiendi  minima  esset,  quae  duorum  tantum, 
fortissime  perceptorum,  maxime  diversorum,  unicam  minimam  diversitatem,  inter    35 


erliiuterungeu  tantä.    9Jr.  137—138  (öonb  XV).  23 

maxime  debiles  antecedentes  et  socias  perceptiones  heterogeneas,  remississime 
perciperet.  Ergo  quo  plurium,  quo  minus  notorum,  quo  magis  eorundem,  quo  plures, 
quo  maiores  diversitates,  hinc  discongruentias,  inaequalitates,  ergo  et  inaequalitates 
rationum  s.  disproportiones*),  dissimilitudines,  quo  fortiores  inter  antecedentes 
6  et  socias  heterogeneas  perceptiones,  quo  fortius  repraesentat,  hoc  maior  est, 
§.  219.    Habitus  diversitates  rerum  observandi  acumen**)  est.    Acutum  ingenium 

est    PERSPICACIA***). 

*)  Ungleichheit  der  Verhältnisse.     **)   Scharfsinnigkeit.     **''')   eine   artige 

oder  feine  Einsicht. 
10  P05J  §.  574. 

Facultatis  identitates  rerum  perspiciendi,  hinc  ingenii,  §.572,  haecestlex: 
Repraesentata  nota  tou  A,  nt  nota  tou  B^  repraesentantur  A  et  B,  ut  eadem,  §.  38. 
Facultatis  diversitates  rerum  percipiendi,  hinc  acuminis,  §.  573,  haec  est  lex: 
Repraesentata  nota  xoi)  A,  ut  repugnante  Ttu  B,  A  et  B  perciyiuntur,  ut  diversa,  §.  38. 

§.575. 

Identitates  diversitatesque  rerum,  vel  distincte  percipio,  vel  sensitive,  §.  521. 

Hinc  facultates  identitates  diversitatesque  percipiendi,  adeoque  ingenium,  acumen 

et  perspicacia,  §.  572,  573,  vel  sensitiva  sunt,  vel  intellectualia,  §.  402.  Aesthetica 

PERSPicAciAE  est  aestheticcs  pars  de  ingeniöse  et  acute  cogitando  et  proponendo. 

20  §•  ^'^'^'^ 

Cum  omnia  in  hoc  mundo  sint  partim  eadem,  partim  diversa,  §.  265,  269, 

repraesentationes  identitatum  diversitatumque  in  iisdem,   hinc   et  ingenii  (fetus) 

Lusfs*),  i.  e.  cogitationes  ab  ingenio  dependentes,  et  sübtilitates**),  cogitationes 

ab  acumine  dependentes,  actuantur  per  vim  animae  repraesentativam  uni-[206]versi, 

25    §.  513.    Lusus  iNGENi!  fajsi  eins  illüsiones***),  et  falsae  sübtilitates  inanes  argu- 

TATioNES****)  vocantur. 

*)  Spiele  des  Witzes.     **)  Scharfsinnige  Gedanken.     ***)  Betrug  des  Witzes. 

****)  Spitzfindigkeiten,  leere  Grübeleien. 

§.  577. 
30  Facultatum   animae    maiores   gradus   cum   sint   habitus,    §.  219,    et  crebra 

repetitio  actionum  homogenearum,  seu  qua  diflFerentiam  specificam  similium,  sit 
EXERCiTitM *) :  exercitio  augentur  animae  habitus,  §.  162.  Habitus  animae  non 
dependentes  ab  exercitio,  naturales  tamen,  connati**)  (dispositiones  naturales), 
dependentes  ab  exercitio  acquisiti***),  supernaturales  infusi  ****),  facultatum 
35    cognoscitivarum  habitus  theoretici  vocantur. 

*)  Übung.     **)  angeborne.     ***)  erworbene.      **''''■')  göttliche  Fertigkeiten 

der  Seele. 

§.  578. 
Acumen  et  ingenium  strictius  sumptum,  hinc  perspicacia,  §.  572,  573,  sunt 
habitus  theoretici,  §.  577,  519,   quo  maiores  sunt  connati,   hoc  facilius  augentur 
40    exercitio,  §.  577,  527.     Idem  valet  de  habitu  sentiendi  et  im.<jginandi,  §.  535,  558, 


24  Soumgavleu'?  Psychologia  empirica.     §.  578—588. 

In  quo  notabilior  ingenii  defectus,  sTi'PiDiM*)  [201]  (pingiie  ingenium),  acurainis, 
oBTi'scM  CAPUT**)  cst.  Id  quo  notabilioT  utriusque  defeclus,  est  homo  bt.iteu.s *'"*). 
Omnis  error,  cum  falsum  rum  vero  pro  eodem  habeat,  §.  515,  est  illusio  facul- 
tatis  identitates  rerum  percipiendi,  §.  576,  572,  acumine  impediendus,  §.  573. 
221.     Hinc  errores  sunt  occasio  subtilitatum,  §.  576,  323.  5 

*)  ein  diuniner.     **)  ein  stumpfer  Kopf.     ***•)  ein  abgeschmackter  Mensch. 

SECTIO  VI. 
MEMORIA. 

§.  579. 

Reproductam  repraesentationera   percipio  eandem,  quam  olira  produxeram,    lo 
§.  672,  559,  i.  e.  kecognosco*)   (recordor).     Ergo   habeo   facultatera    reproductas 
fterceptiones  recognoscendi   seu  mkmoriam,    §.  216,    eamque  vel   sensitivam,   ve) 
inteJlectualem,  §.  575. 

*)  leb  erkenne  etwas  wieder.     **)  (ledächtuiss. 

§•  580.  15 

Lex  memoriae  est:  Repraesentatis  pluribun  perceptiombus  successicis,  usqui:  ad 
praesentem^  partialem  communem  habentibus,  partialis  communis  repraesenlalur,  ut 
contenta  in  antevedente  et  sequente,  §.  572,  adeoque  [208]  memoria  actuatur 
per   vun  animae  repraesentativam  universi,  §.  557,  576. 

§.  581.  20 

Qiiap  ita  percipiuntur,  ut  facilius  olim  recognosci  possint,  memokiae  mando*). 
llinc  quae  saepius  clariusque  reproducuntur,  secundum  §.  537,  538,  549,  568, 
attendendo  ad  identitates  diversitatesque  singularum  perceptionum,  §.  580,  alte 
memoriae  mandautur,  §.  527. 

*)  in  das  Gedächtniss  fassen.  25 

§.  582. 
Si  perceptio  recurrit,  eam  aut  valeo  clare  recognoscere,  tunc  obiectum  eius 
MEMORIA  TENERE*)  dicor,  aut  uon  possum,  §.  1(),  et  obiecti  illius  oblitls  sum  **). 
Hinc  impotentia  reproductam  perceptionem  recognoscendi  est  oblivio.  Per  quod 
memini,  cuius  oblitus  eram,  id  mihi  aliquid  in  memoriam  revocat***).  Per  so 
ideas  socias  mihi  aliquid  in  memoriam  revoco,  i.  e.  reminis(  or****).  Ergo 
habeo  facultatem  reminiscendi,  seu  reminiscentiam "■'****),  §.  216. 

*)  etwas  noch  im  Gedächtniss.  **)  vergessen  haben.  ***)  Vergessenheit. 
****)  das  Andenken  von  etwas  erneuern.  *****)  ich  entsinne  mich,  das 
Vermögen  sich  worauf  wieder  zu  besinnen.  35 

[209]  §.  583. 
Reminiscentia  est  memoria,  §.  582,  579,  haue  regtilam  sequens:  reproduciae 
mediantibus  ideis  socüs  perceptionis  memini,   §.  580,  516.     Reminiscentia   per   ideas 


Saumgorten^  Psychologia  empirica.     §.  578 — 588.  25 

loci  socias   recordata  est   memoria  localis*),   per  ideas   aetatis   socias,  est  syn- 

CHRONISMIS**). 

*)  das  Andenken  des  Ortes.     **)  die  Erinneruiiir  des  Gleichzeitigen. 

§.  584. 
5  Memoria   minima   esset,    quae  unicum    minimuin   iiitenlissime,    saepissime, 

recentissime  reproductum,  maxime  debiles  inter  perceptiones  antecedentes  et 
socias  heterogeneas  remississime  recognosceret.  Quo  ergo  plura,  quo  maiora, 
quo  remissius,  quo  rarius  reproducta,  post  quo  lougius  tempus  heterogeneis  for- 
tissimis  perceptionibus  transactum,  §.  564,  quo  fortiores  inter  antecedentes  et 
10    socias  perceptiones  heterogeneas,  quo  intentius  recognoscit,  hoc  maior  est,  §.  219. 

§.  585. 
Memoria  maior  bona  et  felix*)  dicitur,  et  qualenus  plura  et  magna  re- 
cognoscere  potest,  diffusa**)  (dives,  vasta),  quatenus  remissius  etiam  reproductum, 
inter  sat  fortes  repraesentationes  socias  et  antecedeiites  heterogeneas,  firma***), 
15  qua-[210]tenus  recognoscere  potest  post  longius  temporis  intervallum  satis  fortibus 
perceptionibus  heterogeneis  occupatum,  tenax^),  quatenus  rarius  reproductum, 
cAPAxl'),  quatenus  intentius  quaedam  recognoscere  valet,  vegetac),  quatenus 
parum  opus  est,  ut  reminiscatur,  prompta^)  dicitur. 

*)  ein   gutes  und   glückliches.     **)  weitläuftiges.     *'^*)  festes   und   zuver- 
20  lässiges,     a,)  dauerhaftes.     t>)  fähiges,     c)  frisches,    d)  fertiges  Gedächtniss. 

§.  586. 
Insignis  bonae  meraoriae  defectus  est  obliviositas"^).  Error  ex  memoria 
dependens  lapshs  memoriae**)  dicitur.  lam  memoria  potest  perceptionem  ante- 
cedentem  in  eo  gradu  eandem  sistere  cum  sequente,  in  quo  tamen  non  est 
25  eadem.  Ergo  memoria  est  labilis,  i.e.  cui  lapsus  sunt  possibiles.  Memoria 
non  admodum  labilis  est  fida***).  lugeniosis  non  est  admodum  fida  me- 
moria, §.  576,  sed  acumine  augetur  eius  fidelitas,  §.  573. 

*)  Vergesslichkeit.     **)  ein  Irrthum  des  Gedächtnisses.     ***)  treu. 

§.  587. 
■M,  Complexus  regularum  perficiendae  memoriae  est  ars  mnemonica.    Mne-[211] 

monica  memoriae  sensitivae,  §.  579,  est  pars  aestheticae,  §.  533,  regulas 
extendendae,  confirmandae,  conservandae,  excitandae,  capacioris  fideliorisque 
reddeudae   memoriae  praescribens,  §.  586,  585. 

§.  588. 

35  Si  Phantasma  antecedens  cum  sequente  sensalione  vel   imaginatione  in  eo 

gradu  pro  eodem  habetur,  in  quo  non  est  idem,  orietur  vanum  phantasma,  §.  571, 

per  lapsum  memoriae,  §.  586,  ex  fönte  errorum,  §.  578,  quod  si  per  eandem  genesin, 

§.  586,  578,  pro  sensatione  habeatur,  §.  548,  orietur  fallacia  seusuuni,  §.  546,  545. 


26  93aumgarten§  Psychologia  empirica.     §.  589  —597. 

139»    1.1  f  v^    M  2i3.    Am  Rand  rechts  neben  §.  692  ,,praescin- 
det  —  Maior''''  (272—3),  Beziehung  ungewiss: 
SSerebfamfeit.   SBo^lreben^eit.   @tiL 


140.    cpf  ojff   M213.    Zu§.592  ,,exorhitam'' (21i). 
in  Slnfe^ung  ber  ©ebanfen  ©röfee.  SSerairrt 
in  2lnfet)ung  ber  3Ser[tdnbli^feit  @(^aal 


5  35ertt)irrt?  Rechts  von  dem  Wort  war  nur  noch  Platz  für  ein  Vencfusunt/.'i- 
zeichen,  das  vor  in  (Z.  6)  wiederkehrt.  VieUeicht  gehört  das  Wort  zu  in  —  35fr= 
ftönblic^feit.      Zu   K<(uts   Interpunction  setze  ich  absichtlich  nichts  hinzu. 

SECTIO  VII.  10 

FACULTAS  FINGENDI. 

§.  589. 

Combinando   phantasmata   et  praescindendo*),  i.  e.  attendendo   ad   partem 
alicuius  perceptionis  tantum,   fingo**).     Ergo  habeo  facullatem  fingendi,  §.  216, 
poETicAM.     Combinatio   cum   sit  repraesentatio   pluriura,  iit  unius,   hinc   facultate    15 
identitates    rerum    percipiendi  actuetur,    §.  572,  155,    facultas   fingendi  per  vim 
animae  repraesentativam  universi  actuatur,  §.  557,  576. 

*)  durch  Trennen  und  Absondern.     **)  dichte  ich. 

[212]  §.  590. 

Facultatis  fingendi  haec  est  regula:   Phantasmat.um  partes  percipiuntur,  ut  unum    20 
totum,  §.  589.     Perceptiones  hinc  ortae  fictiones*)  (figmenta),  eaeque  falsae  cni- 
MAERAE  dicuntur,  vana  phantasmata,  §.  571. 

*)  etwas  erdichtetes. 

§.  591. 

Pone  combinari  insociabilia,  §.  589,  aut  praescindi  fingendo,  quibiis  sublatis  '.'5 
tollitur  imaginandum,  ut  essentialia,  essentiam,  §.  63,  attributa,  §.  64,  aut  tolli  a 
fingendo  oranes  modos,  omnes  relationes,  aut  aliquos  modos,  aliquas  relationes, 
ad  actuale  et  Individuum  constituendum  necessariis  aliis  non  substitutis,  reprae- 
sentari  tarnen  fingendum,  ut  individuum  et  actuale,  §.  54,  148,  orientur  in  his 
casibus  singulis  chimaerae,  §.  590,  per  illusiouem  facultatis  identitates  rerum  no 
percipiendi,  §.  576,  578,  adeoque  vana  phantasmata,  §.  590,  lapsu  memoriae  per 
apparentem  recognitionem  admodum  corroboranda,  §.  588,  515. 

§.  592. 
Facultas  fingendi  minima  esset,  quae  duo  minima  tantum  fortissima  phantas- 
mata remississime  combinaret,  aut  unicam  unius  maximi[213]  phantasmatis  partem    35 
minimam  levissime  praescinderet,  §.  530,  589.    Ergo  quo  plura,  quo  maiora,  quo 


(ÄvUiulerungen  Äaiitö.    "Oh.  13U— 140  (JBoiib  XV).  27 

minus  fortia  combinabit,  quo  plures,  quo  maiores,  quo  plurium,  quo  minorum 
phantasmatum  partes,  quo  magis  praescindet,  quo  magis  utrumque  facit,  quoque 
fortius,  hoc  maior  est,  §.  219,  590.  Maior  facultas  fingendi  fertilis*)  (fecunda), 
ad  chimaeras  proclivis  kxorbitans**)  (extravagans,  rhapsodica),  ab  iis  cavens 
5  ARciuTECTONicA***)  dlcI  potest.  Aesthktica  mythica  cst  aesthetices  pars  de 
fictionibus  excogitandis  et  proponendis. 

*)  eine  fruchtbare.     **)  unbändige.     ***)  wohlgeordnete  Gabe  zu  dichten. 

§.  593. 
l)ormiens  si  clare  imaginor,  somnio  *).    Imaginationes  somniantis  sunt  somnia 
10    srBiEcTivi;  süMPTA**),  cf.  §.  91,  vel  Vera,  §.  571,  vel  fallacia,  §.  588,  591,  vel  per 
naturam  animae  actuata,   secundura  §.  561,  574,  580,  583,  590,   naturalia,  §.  470, 
vel  non  naturalia  animae,  quae  sunt  ipsi  praeternaturalia.    Haec  si  per  naturam 
universam  non  actuantur,  erunt  supernaturalia,  §.  474. 
*;  träumen.     '**)  ein  Traum  in  der  Seele. 

15  [214]  §.  594. 

Dormientis  phantasia  magis  effrenis,  §.  571,  et  facultas  fingendi  exorbi- 
tantior,  quam  vigilantis,  §.  592,  non  obscuratas  t'ortioribus  sensationibus  vividiores 
imaginationes  et  fictiones  producunt,  §.  549.  Quorum  somnia  comitari  solent 
observabiliores  motus  corporis  externi  sensationum  similium  in  vigilantibus  comites, 

20    sunt  NocTAMBüLi*).    Qui  vero  vigilantes  quasdam  imaginationes  pro  sensationibus 
habere  solent,  phantastae  (visionarii,  fanatici),  qui  eas  prorsus  cum  sensationibus 
confundunt,   sunt  deliri,  ut  ädeo  delirium**)  sit  Status  vigilantis   imaginationes 
pro  sensationibus,  sensationes  pro  imaginationibus  habitualiter  habentis. 
*)  Nachtwandler.     **)  verrückte  Leute. 

25  SECTIO  VIII. 

PRAEVISIO. 

§.  595. 
Conscius  sum  status  mei,  hinc  Status  mundi,  futuri,  §.  369.    Repraesentatio 
Status   mundi,   hinc  Status   mei,   futuri   est  praevisio*).     Praevideo,  hinc   habeo 
30    facultatem  praevidendi,  §.  216,  actuandam  [215]  per  vim  animae  repraesentativara 
universi  pro  positu  corporis  mei,  §.  513. 

*)  die  Vorhersehung,  das  Vorhersehen,  Vorausberaerken. 

§.  596. 
Lex   praevisionis   est:   Percepta  sensatione  et  imaginatione  communem  partiellem 
35    perceptionem  habentibus,  prodit  perceptio  totalis  futuri  Status,  in  quo  partes  sensationis 
imagitmtionisque  diversae  coniungentur,   i.  e.  Ex  praesenti  impraegnato  per  praeteritum 
nascitur  futurum. 

§.  597. 
Cum    repraesentem,   hinc   et   praevideam,   §.  595,   pro   positu  corporis  mei, 
40    §.  512,  ea  vero,  (piae  externe  sentio,  propiora  sint  corpori,  quam  quae  praevideo, 


28  33üumgortenS  Psychologia  einpirica.     §.  ölJ*-    GU6. 

olira  demum  sensurus,  §.  535,  595,  patet,  cur  his  illa  possint  clariora  et  fortiora 
esse,  §.  52;t.  Quia  hinc  sensationes  praevisionihus  coexsistentes  ens  adhuc  ob- 
sciirant,  §.  542,  nihil  tarn  clare  praevideo,  quam  seusurus  sum,  sed  ita  tameu, 
ut  gradiis  claritatis  in  praevisione  a  gradu  claritatis  in  futura  sensatione  depen- 
deat,  §.  596. 

§.  598. 
Quae  saepiiis  sensi,  saepius  imaginatus  sum,  clarius  praevideo,  quam  quae 
ra-[216]riu.s,  §.5r<3,  596.  Imaginationes  iam'sensa,  id  est  fortissime  percepta,  sistuut, 
§.  .542,  558.  Iliiic  fortiores  etiam  hae  praevisionihus  nondum  fortissime  percepta 
sistentibus,  §.  597,  eas  una  cum  sensationibus  gnaviter  obscurant,  §.  529.  Cumque  lu 
praevisio  propius  instantis  possit  esse  clarior  praevisione  remotius  instantis, 
§.  597,  obscurabit  in  eo  casu  etiam  praevisio  propioris  praevisionem  remotioris, 
remotiorisque  obsruritas  propioris  illustrabit  praevisionem,  §.  549.  Ergo  aeque 
clare  sentiendorura  propius  instans  clarius  praevideo,  quam  remotius,  §.  549. 

§.  599.  15 

Facultas  praevidendi  minima  esset,  quae  unicum  fortissime  proximeque 
sentiendum,  §.  597,  598,  saepissime  sensuui  et  imaginando  reproductum,  maxime 
debiles  inter  perceptiones  socias  et  praevias  heterogeneas,  tamen  remississime 
repraesentaret,  §.  595.  Ergo  quo  remissius  sentieuda,  quo  niagis  remota,  quo 
rarius  sensa,  aut  imaginando  reproducta,  quo  fortiores  inter  perceptiones  praevias  i'c 
et  socias,  quo  tortius  repraesentat,  hoc  maior  est  praevidendi  facultas,  §.  219, 

§.  60U. 

Quo  hebetior  aut  acutior  sensus,  a  quo  ex  parte  iam  sensum  praevideo, 
quo  mi-[217]nor  aut  maior  praevisuri  phantasia,  §.  565,  hoc  obscuriur  aut  clarior 
erit  praevisio,  §.  596.  -ö 

§.  601. 

Praevisiones  a  sensationibus  imaginationibusque  distinguo  1)  gradu  claritatis, 
quo  et  sensationibus  et  imaginationibus  cedunt,  §.  597,  598,  2)  impossibili  co- 
exsistentia  cum  statibus  praeteritis  et  praesente.  Quod  si  praevisio  fortior  et 
imaginatio  aut  etiam  sensatio  debilior  sint  claritatis,  quantum  observatur,  aequalis,  :iO 
tamen  charactere  secundo  distingui  possunt,  §.  67.  Ex  circumstantiis  enim  si 
cognosco,  quae  non  sint  sensationes,  secundum  §.  567,  eam  nee  imaginationem 
esse  clare  cognosco,  §.  38,  67,  quae  cum  imaginationibus  sociis,  praeviis  et  se- 
(|uentibus,  etiam  sensationibus,  inconnexa  deprehenditur,  §.  557,  357,  quaeque 
simul  sentiri  non  potuerit,  §.  377.  Sj 

§.  602. 

Facilitatur  praevisio,  §.  527,  si  praevidendum  1)  clarius  sentiendum  est, 
§.  597,  2)  magna  ex  parte  iam  sensum  3)  et  reproductum  est  imaginando,  §.  598, 
4)  praevisum  iam  saepius,  §.  563,  idfjue  5)  per  intervalla  debiliorum  perceptionum, 
ut  semper  habuerit  lucem  novitatis,  §.  549,  6)  non  ita  multo  post  sentiendum,  -lo 
§.  598,  [218]  7)  debiliores  praevias  et  socias  perceptiones  habeat  heterogeneas,  hinc 
taies  aut  uullas,   aut  non  admodum  ciaras  sensationes  et  imaginationes,   §.  597, 


JÖamngartciiä  Psychologia  empirica.     §.  597 — (aOG.  29 


öi)8,  8)  at  fortiores  sequatur  et  comifetur  tarn  imaginationes,  quam  sensalioues, 
quae  cum  praevideudo  partiales  perceptiones  commuues  habent,  §.  öitfi,  ö97. 

§.  603. 

Iinpeditur  praevisio,  si  1)  impediatur  praevideudi  futura  sensatio,  secundum 

5    §.  543,  2)  sensatio  magna  ex  parte  cum  praevidendo  eorundem  praesens,  3)  eorun- 

dem  imaginatio,  secundum  §.  569,  4)  praevisiones  impediantur  primae,  praesertim 

5)   inten-uptae   debilioribus   perceptionibus,    qiiia   eas   ipsa   continuatio    obscurat, 

§.  550,   6)  procrastiiietur   praevidendura,   §.  598,   7)   fortiores    praevias   et   socias 

liaheat    lieterogeneas   imaginationes   sensationesque,   8)  at  tales  debiliores,   quae 

10    cum  praevidendo  perceptionem  communem  habent,  §.  602,  2'21. 

§.  604. 
Cum  in  omni  sensatione,  §.  544,  et  imaginatione  sit  aliquid  obscuri,  §.  570, 
et  praevisio  sit  minus  clara  quam  eiusdem  sensatio  et  imaginatio,  §.  597,  598, 
praevisioni  etiam  distinetac  multumad-[2l9]mixtum  est  confusionis  et  obscuritatis,et 
15  omnis  mea  praevisio  est  sensitiva,  §.  522,  actuanda  per  facultatem  cognoscitivam 
inferiorem,  §.  520,  cuius  cognilionem  et  jiropositionem  dirigens  mantica,  §.  349, 
est   ])ars  aesthetices,  §.  5.'13. 

§.  G05. 
Si  praevideantur  totaliter  eadein  cum  sentiendis,  praevisiones  sunt  veraces 
2u    seu  PRAESENsioNEs*),  ücet  nou  eodem  modo,  aeqnali  cum  sensatiouibus  claritate, 
percipiantur,  §.  597.     Si  sentiatur  praesensum,  implktlr  prakvisio**).    Praevisio 
non  implenda  kallax*-*)  est,  fons  errorum   practicorum,  §.  578. 

*)  Vorhererapfindungen.      ""'■■■■')   das   Yorherbemerkte   trifft   ein,    die    Vorher- 
seliuug  wird  erfüllt.     ***)  das  betn'iuliclie  Vorhersehu. 

2.-,  SECTIO  Villi. 

JUDICIUM. 

§.  606. 

Perfectionem  imperfeclionemque  rerum  percipio,  i.e.  diiidko*).   Rrgo  haben 

facultatem  diiudicandi,  §.  216.   Haec  minima  esset  unici  minimi  fortissime  percepti 

'3    unicam  miniraam  perfectionem  imperfectionemve,  maxime  debiles  inter  perceptiones 

lietero-[220]geneas    praevias    et    socias,    remississime    repraesentans.      Quo  ergo 

plurium,  quo  maiorum,  quo  remissius  etiam  perceptorura,  quo  plures,  quo  maiores 

perfectiones  imperfectionesve,  quo  fortiores  inter  socias  et  praevias  heterogeneas 

perceptiones,  quo  fortius  facultas  diiudicandi  repraesentat,  hoc  maior  est,  §.  219. 

Cj    Habitus   res  diiudicandi  est   iidiciim**),   idque  de  praevisis   i'hauk  lm,   de  aliis 

TiiHORKiici  \i    vocatur,    et   quatenus    obscurius   etiam    perceptorum    plures   tarnen 

perfectiones  imperfeotiouesve  detegit,  est  penetrans***). 

*)    ich    beurtheile.      **)     das    Vermögen     zu    beurtlieilen.       '*")     durch- 
dringend. 


30  iöaumgartenä  Psychologia  empirica.     §.  üU7— 616. 


§.  607. 
Lex  facultatis  diiudicandi  est:  perceptis  rei  variis  aut  consentientibus,  aut 
dissentientibus,  eius  aut  per/ectiu,  aut  mper/ectio  percipüur,  §.94,  \2l.  Quod  cum 
fiat  vel  distincte,  vel  iadistincte,  facultas  diiudicandi,  hinc  et  iudicium,  §.  606, 
erunt  vel  sensitiva,  vel  intellectualia,  §.  402,  521.  Judicium  sensitivum  est  gustus  5 
siGNiFicATU  LATioRi*)  (sapoF,  palatuiD,  iiasus).  Critica  latissime  dicta  est  ars 
diiudicandi.  Hinc  ars  formandi  gustum,  s.  de  sensitive  diiudicando  et  iudicium 
suum  proponendo  est  aesthetica  critica,  §.  533.     ludicio   intellectuali   gaudens 

est      [221]     CRITICÜS     SIGNIFICATU     LATIORI,      Unde      CRITICA     SIGNIFICATU    GENERALI    eSt 

scientia  regularum  de  perfectione  vel  imperfectione  distincte  iudicandi.  lo 

*)  der  Geschmack  in  weitrer  Bedeutung. 

§.  608. 
Gustus  siguificatu  latiori  de  sensualibcs*),  i.  e.  quae  sentiuntur,  est  iddicidm 
SENSUüM**),    et   Uli   organo   sensorio   tribuitur,   per   quod    diiudicandum   sentitur. 
Hinc   datur  iudicium   oculorum,    aurium   e.  c.     Tam  hoc,    quam  omnis   facultas    i5 
diiudicandi  actuatur  per  vim  animae  repraesentativam  universi,  §.  518,  cum  omnia 
in  hoc  mundo  sint  partim  perfecta,  partim  imperfecta,  §.  250,  354.  Diiudicationes 
falsae  sunt  iudicii  eclipses***).    Facultas  diiudicandi  ad  eclipses  prona  iudicium 
PRAEOEPsa)  dicitur.     Talis  gustus  corruptus^)  est.    Habitus  ab  eclipsibus  iudicii 
cavendi   est  eius   maturitasc).     Talis   gustus   est  sapor  non  puBLicusd)  (puriur,    2o 
eruditus),    minoribus  etiam  congruentiis  discongnientiisque   detegendis  in  diiudi- 
cando perspicax  DELicATuse).     Eclipses  iudicii  sensuum  sunt  eoruiidem  fallaciae, 
§.  545. 

*)  Von  dem,  das  man  empfindet.     **)  das  ürtheil  der  Sinne.     ***)  Fehltritte 
der  Beurthei-[222]lungs-Kraft.    »)  eine  vorschnelle,  übereilige  Beurtheilungs-    25 
Kraft,   oder  allzugeschwinde,     t")  ein  verderbter  Geschmack,     c)  das  Reife 
der  Beurtheilungs-Kraft.     d)  ein  ungemeiner.     ^)  feiner,  zarter  Geschmack. 

§.  609. 
Quo  maior  memoria,  §.  579,  reminiscentia,  §.  582,  facultas  fingendi,  §.  589, 
praevisionis   habitus,    §.  595,    et   iudicium   sunt  connata,    hoc  facilius   augentur   30 
exercitiis,  §.  577,  606. 

SECTIO  X. 
PRAESAGITIO. 

§.  610. 

Qui  praevisam  perceptionem  repraesentat,  ut  eandem,  quam  olim  percipiet,    35 

PRAESAGiT*),    ergo   habet   facultatem  praesagiendi,   seu  significatu  latiori  prae- 

sAGiTiosEM **).     Perceptiones    per   praesagitionem   eiusmodi  actuatae  sunt  prae- 

8A01A  LATIU8  DICTA***),  vel  sensitiva,  vel  intellectualia,  §.  402,  521.     Praesagia 


33aumgartenS  Psychologia  empirica.    §,  607—616.  31 

STRicTiLs  DiCTA  et  pRAESAGiTio****)   suiit  scusitiva  taiitum.     Sensitiva  praesagia 

sunt  obiectum  mautices  aestheticae,  §.  604. 

*)  ich   erwarte  etwas.     **)  das  Vermögen    etwas   zu   erwarten.     ***)  über- 
haupt.    *■■**)  Ahndungen  und  das  Vermögen  sich  etwas  ahnden  zu  lassen. 

5  [223]  §.  611. 

Lex  praesagitionis  haec  est :  S>  in  praesenlis  perceptionis  successivis  perceptio- 
nibus  repraesentantur  quuedaiii  parlialem  communem  cum  antecedenlibus  habentes,  haec 
partialis  communis  repraesentaftir^  ul  contenta  in  antecedente  et  sequenle,  §.  .572.  Ergo 
ut  se  habet  memoria  ad  imaginationem,  sie  se  habet  praesagitio  ad  praevisionem, 

10    §.  579,  610. 

§.612. 
Praesagitio  sensitiva  est  exspectatio  casiium  similidm*),  cuius  haec  est 
regula:  Aut  sentio,  aul  imaginär,  aut  praevideo  A,  quod  cum  alio  praeviso  B  multa 
habet  communia,  hinc  B  repraesento  ut  idem  futurum  cum  A,  §.  611.  Cui  per  ideas 
ij  praevisi  socias  praesagit  auimus,  quae  ante  non  praesagiebat,  praesumit**),  hinc 
facultatem  habet  praesumendi,  §.  216,  quae  se  habebit  ad  praesagitionem,  ut 
rerainiscentia  ad  memoriam,  §.  582,  610. 

*)  die  Erwartung  ähnlicher  Fälle.      ■*)  Vorhervermuthen. 

§.  613. 

20  Praesumendi    facultas    est   praesagitio    hanc    regulam    sequens:    Praevisam 

mediantibus  ideis  sociis  perceptionem  praesagit  animus. 

[224]  §.  614. 
Praesagitio   minima   esset,   quae  unicum,   minimum,    fortissime,  saepissime 
praevisum,  proxime  instans,  maxime  debiles  inter  perceptiones  praevias  et  socias 
25    heterogeneas,  remississime  tarnen  perciperet,  §.  610,  611. 

§.  615. 
Quo  plura,  quo  maiora,  quo  rarius,  quo  remissiua  praevidenda,  quo  longius 
ante  tempus  fortissimis  perceptionibus  aliis  transigendum,  §.  564,  quo  fortiores 
inter  praevias  et  socias  heterogeneas,  quo  fortius  percipit  praesagitio,  hoc  maior 
30    est,  §.  219,  hoc  minus  opus  habet  praesumptionibus,  §.  613. 

§.  616. 
Notabilis  praesagiendi  habitus  est  facultas  divinatrix*),  vel  naturalis  aut 
connata,   aut  acquisita,  vel   iufusa,  §.  577.     Postrema  est  donüm  propheticüm**). 
Praesagium   ex  facultate  divinatrice  est  divinatio***),  haec  ex  dono   prophetico 
35    est  vATiciNiüM****)  (prophetia). 

*)  das  Vermögen  wahr  zu  sagen.     **)  die  Gabe  der  Weissagung.     ***)  das 
Wahrsagen  oder  die  Voranzeige.     ■***)  die  Weissagung. 


32  58aum(?artens  Psychologia  empirica.     §.617—622. 

§■  617. 

A  praesagitioue   pendentes   errores   sunt   vana    praksaoia*),   fallaces   prae- 
visioues  [225]  cum  veracibus  per  illusionem  facultatis  identitates  rerum  percipiendi 
coufusae,  §".  57!^,  605.  Si  qua  mihi  sunt  praesagia,  exspectationes  casuum  similium, 
§.  612,  praesumptiones,  §.  613,  actuautur  per  viin  animae  repraesentativara  uni-     5 
versi,  §.  595,  576. 

*)  leere  Erwartungen  und  Ahndungen. 

§.  618. 
Si  praevisum  cum  antecedente  aliqüo  senso,  aut  phantasmate,  aut  praeviso 
alio  habeatur  pro  eodem  in  eo  gradu,   in  quo  non  est,   orietur  fallax   praevisio,    jq 
§.  605,  per  vanum  praesagium,  §.  617,  576. 

SECTIO  XI. 
FACULTAS  CHARACTERISTICA. 

§.  619. 

Signa  cum  signatis  una  percipio;  ergo  habeo  facultatem  signa  cum  signatis  15 
repraesentando  couiungendi,  quae  facultas  charactekistka'')  dici  potest,  §.  216. 
Cumque  sit  in  hoc  mundo  nexus  significativus,  §.  358,  facultatis  characteristicae 
perceptiones  actuantur  per  vim  animae  repraesentativam  universi,  §.  513.  Nexus 
significativus  vel  distincte,  vel  indistincte  cognoscitur,  hinc  facultas  characteristica 
vel  seiisitiva  erit,  §.521,  vel  iiitellectualis,  §.402.  'ai 

*)  das   Vermögen  der  Zeichen-Kunde. 

[226]  §.  620. 

Si  Signum  et  signatum    percipiendo  coniungitur,   et  maior  est  signi,   quam 
signati  perceptio,  cognitio  talis  symuolica  dicitur,  si  maior  signati  repraesentatio, 
quam  signi,  cognitio  erit  intlitiva")  (intuitus).    In  utraque  cognitione  facultatis    25 
characteristicae    haec    est   lex:    Perceptionum  sociarum  una  fit  medium  cognoscendae 
exsislentiae  alterius,  §.  347. 

*)  ein  anschauendes  Erkenutniss. 

§.  G21. 
Porie    per  illusionem    facultatis    idontitates    rerum   cognosceudi   halicri    pro    ?,o 
signo,  quod  non  est,  pro  sigtiato,  quod  non  est,  §.  576,  cognitio  falsa  syinbolica 
et  intuitiva  orietur,  §.  620,     Pone  eodem  modo  haberi  quid  pro  prognostico,  quod 
non  est,   nascentur   fallaces   praevisiones  apparentibus  praesagiis  praesumptioni- 
busque  multum  corroboraudae,  §.  605,  515. 

§.  622.  35 

Facultas  characteristica  minima  esset,  quae  unicum  miuimumsignumcum  unico 
minimo  signato,  maxiine  debiles  inter  praevias  perceptiones  et  sorias  heterogeneas 


erlöiiteiunQen  ^üiüß.    Vh:  141—143  (öanb  XV).  33 

141.    X — fi).    M  227.   Am  Rand  rechts  oben  neben  §.  622  ^^hetero- 
geneas  —  facultas'-''  (Z.  19)  : 
Mama  unb  Mumum. 


142.    y- — io.    M  227.    In  §.  622  über  ^,aesthetica  characteristica'-'' 
5    (Z.  21)  : 

£u[t  felbft  ju  f:pred^en. 


143.    ^i?  vf    M  227.    Zu  §.  622,  am  Rande  rechts  neben  Satz  3 
und  4  (Z.  20—23) : 

3Som  fpredjen  unb  *jpred)füc^ti(5eu  Seuten.    33om  iiid)t§  t^un  ber* 
10  felbeu.   2)er  feine  2Borten  ®nt  mad)en  fan.   ®efeUfd)Qft. 
*  (*■  ®efprä(J)ic5,  rebfeelig.) 


3  Mumum  ?     Maman  ? 

9  feine?  feinen?  fein?  |1   SBorten  (schwach  declinirt)?  SBorte??  ||  ®ut?    Tm 

Anfang  ein  ®  oder  d,  (5^,  Dt),  3i  3;  "'"  Schluss  ein  t  oder  b,  I,  b;  in  der  Mitte 

15    1 — 2,    kaum   3  Buchstaben,    darüber   ein    u-Haken.     ||     ma<i^en?    mahnen?    magen?? 

naiven??  nel)men??  ®ut  machen  =  ®ut  setzen?  \\  10  s-Zusatz:  i—if. 

remississime  coniungeret.  Ergo  quo  plura,  quo  maiora  signa  cum  quo  pluribus, 
quo  maioribus  signatis,  quo  fortiores  inter  socias  et  praevias  perceptio-[227]nes 
heterogeneas,    quo     fortius    coniungit    facultas    characteristica,    hoc    maior    est, 

20  §•  219.  Scientia  sensitivae  cognitionis  circa  signa  occupatae  et  propositionis 
eiusmodi  est  aesthetica  characteristica,  tarn  heuristica,  quam  hermeneutica, 
§.  349.  Characteristica  orationis  est  philologia  (grammatica  iatius  dicta),  eaque 
docens  pluribus  Unguis  particularibus  communia  iniversalis.  Philologia  docens 
regulas    I)   generales    in    omni    oratione    observandas,    qua  vocabula    eorumque 

25  1)  partes,  est  orthographia  latius  dicta,  2)  flexionera,  est  etymologia  (analogia), 
3)  nexum  s.  constructionem,  est  syntaxis,  4)  quantitatem,  prosodia.  Complexus 
harum  4)  disciplinarum  est  grammatica  (strictius  dicta).  5)  significatum,  est 
LEXICA  (lexicographia),  6)  scriptionein,  est  graphice.  II)  speciales,  e.  g.  eloques- 
TiAE*)  s.  perfectionis  in  oratione  sensitiva,  eiusque    1)  generatim  spectatae,  est 

30  oKATORiA**),  2)  speciatim,  vel  solutae,  est  rhetorica,  vel  ligatae,  est  poetica. 
Hae  disciplinae  cum  suis  singulae  filiabus  quatenus  demonstrant  regulas  pluribus 
liuguis  particularibus  communes,  universales'***)  sunt. 

*)  der  Beredsamkeit.      **)  die   Kunst   wohl    zu   sprechen.     *'■')  die   allge- 
meinen, z.  B.  Redekunst,  Dichtkunst  u.  s.  w. 
.«ant'Ä  ecbrifteit.    ^,inbict)riftli(l)iv  *)i,id)I'i§.    II.  3 


34  SBaumgartenS  Psychologia  empirica.    §.  623 — 632. 

144.    fi—(pf  loff  M.  228.    Zu  §.  623  Anfang: 

5Som6(!^lQ[en  unb2ßQ(!^en.  2:rQum.  2)eutung.  SBa^nfinn.  ^^nbung. 


145.  £?  ri  i  X— 9?  ?  f   M  228 '.   Zu  M  §.  625  „abstraheridi,  abstrac- 
tionevt'  (Z.  22—23): 

Abstrahendo  demultisparum,  Concretecogitando  de  paucis  multum    & 
cognosco. 

146.  IX— X-   M229.    Zu§.626  .ßberlegung'': 
5liic^t  Unterfuc^ung. 


[228]  §.623. 
Dum   dormientis    sensationes    externae    non    sint    clarae,    §.  556,    somnus    lo 
debiliorum   etiam    phantasmatum   erit  ad  sensitive   praevidendum  aptior,    quam 
Status  vigilantis,  §.  598,  539.     Complexus  regularura   ex  insomniorum   praevisio- 
nibus  piaesagiendi  est  onirocritica. 

SECTIO  XII. 
INTELLECTÜS.  is 

§.  624. 
Anima   mea  cognoscit  quaedam   distincte,  §.  522,    facultas   distincte   quid 
cognoscendi    est    facultas  cognoscitiva  superior*)   (mens),   intellectus,    §.  402, 
mihi  conveniens,  §.  216. 

*)  das  obere  Erkenntniss -Vermögen.  20 

§.  625. 
Cum  habeara  facultatem  attendendi,  attentionem*),  abstrahendi,  abstractio- 
NEM**),  §.  529,   et  praesciudendi  seu  abstrahendi  partem  a  toto,   §.  589,  eaeque 
se  exserant  in  sensationibus,  imaginationibus,  praevisionibus,  e.  c,  prout  obiecta 
earum  ad  corpus  meum  se  habeant,  §.  538,  600,  actuantur  per  vim   animae  re-    25 
praesen-[229]tativam  universi  pro  positu  corporis,  §.  513. 

*)  das  Vermögen  der  Aufmerksamkeit,  oder  auf  etwas  zu  achten.     **)  der 
Absonderung,  oder  sich  etwas  aus  den  Gedanken  zu  schlagen. 

§.  626. 

Attentio  in  totius    perceptionis    partes  successive   directa  est   reflexio").    30 
Attentio  aü  totam   perceptionem  post   reflexionem   est  comparatio**).     Reflecto. 
Comparo.     Ergo  habeo   facultatem   reflectendi   comparandique,  §.  216,  actuandas 
per  vim  animae  repraesentativam  universi  pro  positu  corporis,  §.  625. 

*)  Überlegung.     **)  Vergleichung,  das  Zusammenhalten. 


etläuterungen  tantä.    Sir.  144—146  (Sanb  XV).  35 

§.  627. 

Lex    attentionis    est:     Quorum   plures,    quorum    minus   ohscuras  notas   percipio, 

quam  aliorum,  ea  clarius  aliis  percipio,  §.  528.     Hinc  regiila  reflexionis  est:    Cuius 

partis  in  petceptione  totius  plures  minus  obscuras  notas  percipio,  ad  eam  prae  reliquis 

5    attendo,  §.  626,  et  regula  comparationis  haec  est:  Reflectendo  ad  partes  totius  per- 

ceptionis  plures  et  clariores  notas  eius  percipiens  ad  eam  postea  mayis  attendo,  §.  529, 

[230]  §.  628. 
Attentio  minima  esset,  quae  unicara  miniraam  perceptionem  obscurissimis 
reliquis  unico  tantum  gradu  clariorem  redderet.  Hinc  quo  plures,  quo  maiores 
10  perceptiones,  quo  clarioribus,  quo  clariores  reddit,  hoc  maior  est  attentio,  §.  219. 
Habitus  plura  appercipiendi  est  attentionis  extensio*),  admodum  clarius  clario- 
ribus etiam  quaedam  appercipiendi  habitus  est  attentionis  intensio**).  Habitus 
per  longius  tempus  eidem  attendendi  est  attentionis  protensio***). 

*)  die  Erweiterung,  Verbreitung  oder  Ausdehnung.     **)  die  Anstrengung. 
15  ***)  das  Anhalten  der  Aufmerksamkeit. 

§.  629. 
Lex  abstractionis  haec  est:   Quorum  pauoiores,  quorum  minus  ciaras  notas  per- 
cipio, quam  sunt  aliorum  notae,   aliis  obscurius  repraesentantur,  §.  528.     Hinc   prae- 
scindendi   haec   est   regula:     Cuius  partis  in   perceptione   totius  pauciores   minusque 
20    clarae  sunt  notae,  quam  aliarum,  haec  aliis  obscurius  percipitur,  §.  6*25. 

§.  630. 
Abstractio  minima  esset,    quae  unicam   minimam   perceptionem  clarissimis 
reliquis  unico  tantum  gradu  obscuriorem  redderet.     Hinc  [231]  quo  plures,  quo 
maiores  perceptiones,  quo   obscurioribus,   quo  obscuriores  reddit  abstractio,  hoc 
25    maior  est,  §.  219. 

§.  631. 

Intell actus  mei  haec  lex  est:  Si  comparans  a  non  comparatis  abstraho,  residuum 

est  distincte  pereeptum,  §.  627.     Cumque  finitus  sit  intellectus  meus,  §.  248,  haec 

lex  est  lex  intellectus  finiti,  qui  attendendo,  reflectendo,  comparando,  abstrahendo 

30    praescindendoque  actuatur  per  vim  animae  repraesentativam  universi,  §   625,  626. 

§.  632. 
Repraesentatio  rei  per  intellectum  est  eius  conceptio*).  Hinc  concbptibile *'•) 
est,  cuius  distincta  formari  potest  perceptio,  idque  in  se***),  quod  in  se  spectatum 
distincte  concipi  potest.  lara  in  omni  possibili  sunt  essentia  et  aifectiones,  §.  53, 
35  43,  non  totaliter  eaedem,  §.  267,  41,  quae  adeo  a  se  invicem  distingui  possunt, 
§.  67.  Ergo  in  omni  possibili  sunt  notae,  §.  67,  quae  clare  cognosci  possunt, 
hinc  omne  possibile  est  in  se  conceptibile. 

*)  das  Verstehn  oder  Verständniss  einer  Sache.     **)  verständlich,   begreif- 
lich.    ***)  in  und  an  sich  selbst. 

3» 


36  iBaumgartcnä  Psychologia  empirica.     §.  633—640. 

14:7»     V.    M  233.    Zu  den  letzten  beiden  Sätzen  von  §  637: 
©in  fetter,  rid^tiger,  ausgebreiteter,  griinblid)er23er[tdnb  (unter|d)ieb 
üom  grüblerijc^cn). 


§.  633. 

Inconceptibile  in  se  *)  (absolute)  esset,  cuius  in  se  spectati  distincta  perceptio     5 

[232]   involveret.     Hoc  est  solum  nihilum,  §.  632,  7.     At  conceptibile  relative 

TALE**)  est,  ad  quod  distincte  cognoscendum  dati  alicuius  intellectus  vires  suffi- 

ciunt,  et  ad  quod  intelligendum    dati  alicuius  Spiritus  vires  non   sufficiunt,   est 

relative  inconceptibile***)  (supra  datum  intellectum  positum).     Hinc  multa  in 

se  probe  conceptibilia,  §.  632,  possuiit  esse  supra  meura  intellectum  posita,  §.  631.    lo 

*)  an  sich  selbst  unverständlich  und  unbegreiflich.     **)  diesem  oder  jenem 

begreiflich  und  verständlich.     "**)  diesem  oder  jenem  unverständlich  und 

unbegreiflich. 

§.  634. 

Cum  distinctio  sit  rei  notarumque  rei  claritas,  potest  per  multitudinem  et    15 
claritatem  notarum  tarn  intensivam,  quam  extensivam  augeri,  §.  .531.   Quae  plures 
vividioresque  notas   habet,   quam   aliae  distinctae,   erit   perceptio   extensive   di- 
STiNCTioR*),    quae   intensive   clariores  notas   habet,    quam    aliae   distinctae,    erit 
(intensive  distinctior)  purior**). 

•)  eine  Vorstellung  von   verbreiteter   Deutlichkeit.      **)   eine   reinere  Vor-    20 

Stellung. 

§.  635. 

Quo  magis  ad  rem  attendo  reflectens  et  comparans,  hoc  fit  eins  intellectio 

ex-[233]tensive   distinctior,    §.  634,  631.     Quo    magis   ad    intellecti  notas  iterum 

attendo  reflectens  et  comparans,  quoque  magis  a  non  comparatis  abstraho,   hoc    2:1 

intellectio  producitur  purior,  §.  634,  .559. 

§.  636. 
Quo  minus  ad  rem  attendo,  aut  satis  attendens  etiam  minus  tarnen  reflecto, 
aut  satis  etiam   reflectens  minus   tarnen  comparo,  hoc  fit  eius   intellectio   minus 
extensive  distincta.    Quo  minus  eosdem  actus  in  intellecti  notis  repeto,  quo  minus    30 
a  non  comparatis  abstraho,  hoc  manet  perceptio  distincta  impurior,  §.  634,  631. 

§.  637. 

Intellectus  minimus  esset,  qui  non  nisi  unici  miuimi  paucissimas  notas 
minime  ciaras,  maxime  debiles  inter  perceptiones  praevias  et  socias  heterogeneas, 
distiügueret.  Quo  ergo  plurium,  quo  maiorura,  quo  plures,  quo  clariores  notas,  35 
quo  fortiores  inter  praevias  et  socias  heterogeneas  distinguit  intellectus,  hoc 
maior  est,  §.  219.  Perfectio  intellectus  notas  intensive  distinctas  formandi  est 
pROFUNDiTAs*),  ct  maJor  profunditas  puritas**).  Perfectio  eiusdem  notas  extensive 
distinctas  formandi  est  intellectus  pulcritudo***). 

*)  ein  tiefer.     **)  ein  reiner.     ***)  ein  schöner  Verstand.  -lo 


erfäuterungen  ÄantS.    SRr.  147— 148  (Sanb  XV).  37 

148.   0  rjf -n^f  M235'.    Gegenüber  vom  Schluss  des  §.639  stehn, 
ohne  dass  eine  Beziehung  aufzufinden  wäre,  die  Worte: 
2)aS  regtment  be§  3Ser[tanbe§, 


[234]  §.  G38. 

5  Si  attentio  ad  certum  oblectum  minuitur,  dum  perceptionibus  sociis  pluribus 

heterogeneis  attendo,  distrahor*).  Hinc  ipsae  sensationes  distractione  obscurantur, 
§.  543,  et  omnis  attentio  ad  certum  obiectum  distractione  impeditur,  §.  221.  Ab- 
stractio  animi  distracti  a  perceptionibus  heterogeneis  pluribus,  qua  attentio  ad 
certum  obiectum  augetur,  est  animi  collectio**).     Hinc  animi  coUectio,  adeoque 

10  abstractio  est  impedimentum  distractionis,  §.  221.  lam  impedimentum  impedi- 
menti  est  medium  ad  finem,  §.  342.  Hinc  animi  collectio,  adeoque  abstractio 
promovebit  attentionem,  qnod  patet  etiam  ex  §.  549.  Attentio  promovebit  ab- 
stractionem,  hinc  et  collectionem  animi,  §.  529. 

*)  Zerstreuung.     **)  Sammlung  des  Gemüthes. 

15  §.  639. 

Per  intellectum  distinctas  perceptiones  actuans  eodem  utitur,  §.  338.  Habitus 
utendi  intellectu  csus  intellectls *)  dicitur,  qui  in  me  habitus  acquisitus,  §.  577. 
Cui  usus  intellectus  nondum  acquisitus  est,  quantus  ad  loquendum  requiritur, 
est  INFANS**),   cui  nondum  tantus,  quantus  ad  negotia  vitae  communis   graviora 

20  plerumque  requiritur,  natüraliter  [235]  minorennis,  ut  naturaliter  maiorennis  est, 
cui  tantus  intellectus  usus  acquisitus  est,  quantus  ad  negotia  vitae  communis  graviora 
plerumque  requiritur.  Cui  notabiliter  minor  intellectus  usus  est,  quam  plerisque 
aetate  aequalibus,  simplex  significatü  malo***).  In  quibus  nullus  aut  fere  nullus 
intellectus  usus  observatur  in  ea  aetate,  in  qua  solet  esse  probe   observabilis, 

25      sunt    MENTE    CAPTI  ****). 

*)  der  Gebrauch  des  Verstandes.     * ')  ein  Kind.     "**)  einfältig  in  schlechter 
Bedeutung.     ****)  die  nie  zu,   oder  von  Sinnen  und  Verstand  gekommen. 

SECTIO  XIII. 
RATIO. 

30  §.  640. 

Nexum  quorundam  confuse,  quorundam  distincte  percipio.  Ergo  habeo 
intellectum  nexum  rerum  perspicientem,  §.  402,  216,  i.  e.  bationem*),  et  facultates 
nexus  confusius  cognoscentes,  quales  1)  inferior  facultas  identitates  rerum  cogno- 
scendi,  §.  572,  279,  quo  Ingenium  sensitivum,  §.  575,  2)  inferior  facultas  diversi- 

35  tates  rerum  cognoscendi,  §.  572,  279,  quo  acumen  sensitivum  pertinet,  §.  575, 
3)  memoria  sensitiva,  §.  579,  306,  4)  facultas  fingendi,  §.  589,  5)  faciiltas  diiu- 
dicandi,  [236]  §.606,  94,  quo  iudicium  sensitivum,  §.  607,  et  sensuum,  §.  608,  6)  ex- 


38  aSaumgarienä  Psychologia  empirica.     §,  640—649. 

149.   o—ip.   M236'.   Zu  §.640: 

Analogen  intellectus:  3Serfni"ipfung  ber  tbcen  ot)ne  23ctt)u[ijel}n. 
Analogen  rationis:  SSerfnüpfung  ber  ibeen  o^nc  S3ett)u[t|ei)n  il)re§ 
©runbcS, 


spectatio  casuum  similium,  §.  610,  612,  7)  facultas  characteristica  sensitiva,  §.  619, 
347.  Hae  omues,  quatenus  in  repraesentando  rerum  nexu  rationi  similes  sunt, 
constituunt  analogon  rationis**),  §.  70,  complexum  facultatum  animae  nexura 
confuse  repraesentantium. 

*)  die  Vernunft.     **)  das  der  Vernunft  ähnliche. 

§.  641. 

Facultas  distincte  identitates  diversitatesque  rerum  perspiciendi,  §.  572,  579, 
hinc  ingenium  et  acumen  intellectuale,  §.  575,  memoria  intellectualis,  seu  per- 
soNALiTAs,  §.  579,  306,  facultas  distincte  diiudicandi,  §.  606,  94,  quo  iudicium 
intellectuale  pertinet,  §.  607,  praesagitio  intellectualis,  seu  Providentia*)  (pro- 
spicientia),  §.  610,  facultas  characteristica  intellectualis,  §.  619,  est  ratio,  §.  640. 

*)  Vorsicht. 

§.  642. 

Cum  omnia  in  hoc  mundo  sint  in  universali  nexu,  §.  356 — 858,  ratio  actuatur 
per  vim  auimae  repraesentativam  universi  pro  situ  corporis,  §.  631,  et  hac  quidem 
lege:  Si  in  Aclare  cognosco  C,  aliquid,  ex  quo  clare  [237]  cognoscam,  cur  sit  aliquid 
clare  cognoscendum  in   B,  A  et   B  concipio  conneaa,  §.  14,  632. 

§.  643. 

Quod  uUa  ratione  cognosci  potest,  rationabile*)  dicitur,  quod  nulla,  irratio- 
nabile**)  (contra  ratioHem).  lam  omne  possibiie  est  dupliciter  rationale  et 
connexum,  §.  24.  Tarn  eius  ratio,  quam  rationatum,  cum  nexu  inter  utrumque 
sunt  conceptibilia  in  se,  §.  632,  14.  Ergo  omne  possibiie  est  rationabile.  Omne 
irrationabile,  quicquid  contra  rationem  est,  est  impossibile,  §.  7,  8. 

*)  vernünftig.  **)  unvernünftig. 

§.  644. 

Ad  cuius  nexum  intelligendum  datae  alicuius  rationis  vires  non  sufficiunt, 
est  EXTRA  datae  rationis  sphaeram*)  positum  (nunc  infra,  nunc  supra  datam 
rationem,  nunc  neutrum,  tarnen  extra  eiusdem  horizontem).  Cuius  ergo  ratio 
limitata  est,  ut  mea,  §.  631,  ü40,  illius  extra  sphaeram  rationis  possunt  esse 
posita  multa  rationabilia,  §.  643. 

*)  von  diesem  oder  jenem  nicht  vernünftig  einzusehn. 

§.  645. 
Ratio  minima  esset  intellectus  minimus  unici  miniraum  nexum  perspiciens. 
Quo  ergo  [238]  maior  intellectus,  quo  maiorem,  quo  plurium  nexum  perspicit,  hoc 
maior  est  ratio,  §.  219.     Habitus  maiorem  rerum  nexum  perspiciendi  est  solidi- 


30 


(Srläuterungen  ÄantS.    SRr.  149  (Söanb  XV).  39 

TAs*),    plurium   rerum  nexum   perspiciendi    habitus    est    sagacitas  rationis**). 
Hinc  et  ratio  est  vel  purior,  vel  impurior,  §.  iiSl. 
*)  eine  gründliche.     **)  erfindsame  Vernunft. 

§.  646. 
5  Perceptiones   rationis   sunt  ratiocinia*),  quae   si  vera  fuerint,  sana**),   si 

falsa,  coRRi'PTA  RATIO***)  dicitur.  Complexus  verorum  ratiociniorum  dicitur  ratio 
oBiECTivE  suMPTA*),  contradistiucta  rationi  subiective  sumptae,  §.  640  definitae. 
üsns  RATIONIS**)  est  habitus  ratione  utendi,  qui  in  me  acquisitus,  §.  577.  Intensio 
eins  est  cultura  rationis***).  Hinc  omnis  veritatis  philosophica  cognitio  colit 
10    rationem,  §.  577.     Falsa  regula  syllogistica  admodum  eandem  corrumpit. 

*)  Vernunft-Schlüsse;  Beweise  des  Verstandes.     **)  eine  gesunde.    ***)  eine 
verderbte  Vernunft. 

*)  die  Vernunft  vor  ihren  wahren  Gegenstand  gesetzt.     **)  der  Gebrauch 
*^^'")  die  Bearbeitung  der  Vernunft. 

15  §.  647. 

Errores  analogi  rationis  rationi  corruptae  qui  tribuit,  §.  640,  646,  illudil 
illi  fa-[239]cultas  identitates  rerum  cognoscendi  ex  defectu  acuminis,  §.  576.  At 
possunt  tarnen  errores  eiusmodi  rationem  corrumpere,  si  fiant  praemissae,  §.  646. 

§.  648. 

20  Cum  omnis  facultas  cognoscitiva  in  me  sit  limitata,  hinc  certum  et  deter- 

minabilem  limitem  habeat,  §.  248,  354,  facultates  animae  cognoscitivae  inter  se 
comparatae  admittunt  inter  se  rationem  aliquam  et  proportionem  determinatam, 
§.  572,  qua  una  altera  vel  maior,  vel  minor  est,  §.  160.  Determinata  facultatum 
cognoscitivarum   proportio  inter   se  in  aliquo  est  ingenium  eius  latids  dictum*). 

25  Ingenium,  cui  multi  habitus  insunt,  vegetum**),  cui  pauci  vel  nulli,  tardum***) 
est,  quod  ex  tardo  mutatur  in  vegetum,  excitatur*),  quod  ex  vegeto  in  tardum, 
TORPEsciT**).  Quae  facultas  reliquis  maior  est  in  ingenio  latius  dicto,  subiecto, 
cuius  ingenium  latius  dictum  attenditur,  nomen  dat.     Hinc  patet,  qui  sint  inge- 

NIOSI,    ACUTI,    MEMORIOSI,    PROVIDI,    lüDICIOSI,    INTELLIGENTES,    RATIONABILE8    SENSU  EMI- 
30     NESTIORI  ***),    e.  C. 

■■•)  Kopf,  Gemüths-Fähigkeit.     **)  munter.     ***)  langsam. 
*)  Wird  aufgeweckt.     **)  Wird  stumpf,  eingeschläfert.     ***)  Witzig,  scharf- 
sinnig, von  gutem  Gedächtniss,   guter  Vorsicht,  Beurtheilungs-Kraft,  ver- 
ständig, vernünftig  in  ausnehmender  Bedeutung. 

35  [240]  §.  649. 

Quia  facultates  cognoscitivae  in  certa  proportione  se  ad  se  mutuo  referentes 
ad  certum  cognoscendorum  genus  aptiores  sunt  aliis,  §.  648,  illud  ingenium  latius 
dictum,  quod  ad  certum  cognoscendorum  genus  aptius  aliis  est,  ab  illo  cogno- 
scendorum genere  nomen  accipit.    Hinc  patet,  quae  sint  ingenia  empirica,  histo- 


40  SSaiimgarteJiS  Psychologia  empirica.     §.  G49— 655. 


KICA,  POETICA,  DIVINATORIA,  CRITICA,  PHIL080PHICA,  MATHEMATICA,  MECHAKICA,  MCSICA, 

e.  c.  Quae  ad  omnia  cognoscendorum  genera  notabiliter  aptiora  sunt  ingenfa 
latius  sumpta  multis  aliis,  universalia*),  et  quatenus  gradu  plerarumque  facul- 
tatum  cognoscitivarum   multum   multa  alia  excedunt,  superiora**)  nuncupantur. 

*)  allgemeine.     **)  höhere  Geister  oder  Genies.  5 

§.  650. 

CoNSüBTüDO  ■")  est  habitus  necessitatem  attentionis  in  certis  actionibus  mi- 
nuens.  larn  omnis  habitus  acquisitus  theoreticus  mutat  ingenium  latius  sumptum, 
§.  577,  648.  Hinc  exercitiis  et  consuetudine  multum  mutari,  mutari  saepius 
potest  ingenium  latius  dictum,  vel  excitari,  vel  torpescere,  §.  648.  Hinc  patet,  lo 
qui  possit  quis  ex  ingenioso  iudiciosus  fieri,  e.  c,  [241]  qui  possit  ex  ingenio 
poetico  fieri  philosophieum,  e.  c,  §.  649. 

*)  Gewohnheit. 

SECTIO  XIIII. 
INDIFFERENTIA.  ^5 

§.  651. 
Per  facultatem  diiudicandi  alicuius  vel  perfectionem,  vel  imperfectionem 
percipio,  §.  606.  Perfectionem  imperfectionemve  vel  symbolice,  vel  intuitive 
cognosco,  §.  620.  Hinc  obiecti  alicuius  aut  perfectionem  intueor,  et  plaget*), 
aut  imperfectionem,  et  displicet**),  aut  nee  perfectionem  eins,  nee  imperfectionem  20 
intueor,  i.  e.  nee  placet,  nee  displicet,  et  (sum  erga  illud  indifferens)  est  mihi 
1NDIFFEREN8***).  Quod  placet,  intueor  ut  bonum,  sub  ratione  boni,  §.  100,  quod 
displicet,  intueor  ut  malum,  sub  ratione  mali,  §.  146.  Indiiferens  mihi  nee 
ut  bonum,  nee  ut  malum,  nee  sub  ratione  boni,  nee  sub  ratione  mali  intueor, 
§.  100,  146.  25 

■"■)  gefällt.     **)  raissfällt  mir.     *■■■•)  es  ist  mir  gleichgültig,  ich  bin  dagegen 
gleichgültig. 

§.  652. 
In  mihi  indifferenti  a^^t  nullam  omniuo  perfectionem  imperfectionemve  intueor, 
et  est  MIHI  PLENARIE  INDIFFERENS*),  [242]  aut  uec  certam  et  determinatam  tantum    30 
perfectionem  ineodera  intueor,  nee  oppositum  eins,  et  est  respectu  illius  perfectionis 
MIHI   RESPECTivE  INDIFFERENS**).     losGTüM  MIHI***)   cst,    quod  uon    rcpraeseuto. 
Unde  ignoti  nullam  omnino  perfectionem  imperfectionemve  intueor,  §.  651.    Ergo 
ignotum  mihi  est  plenarie  indifferens,  nee  placet,  nee  displicet.    Partialiter  mihi 
ignotum  est  mihi   respective  ad   perfectiones   incognitarum   partium  indifferens.    35 
Quod  tantum  symbolice  appercipio,  si  vel  maxime  symbolice  mihi  eius  conscius 
sim,  ut  boni,  vel  mali,  non  clare  intueor  tarnen,  ut  tale,  §.  620,  hinc  nee  placet, 
nee  displicet  mihi,  sed  est  indifferens,  §.  651,  quatenus  observatur. 

*)  gänzlich.     *")  gewisser   Maassen   mir   gleichgültig.     ***)    das    mir   un- 
bekannte. 40 


Erläuterungen  tawtä.    5ftr.  150  (öonb  XV).  41 

130.  (ff  C—o?f  M  242.  Zu  §.653  „Animus  indifferens 
totaliter^^  : 

ber  gar  feine  28at)l  l^at,  fan  (^lei(^B)ot)l  nid)t  ganj  unempfinblic^ 
jc^n*   2lber  er  fan  nur  nid)t  urt^eilen. 


5  §.  653. 

Animos  jndifferens  totaliter*)  esset,  in  cuius  perceptione  totali  omnino 
nihil  placens,  nihil  displicens  contineretur.  Partialiter  iNmFFERENs**)  est,  qui 
partiales  perceptiones  sibi  vel  plenarie,  vel  respective  indifferentes  habet  Ergo 
cui  vel  unicum  minime  placet,  vel  displicet,  non  est  totaliter  indifferens.  Cui 
10  non  omnes  ipsius  perceptiones  partiales  respectu  omnium  perfectionum  possi- 
biliuiQ  [243]  aut  placent,  aut  displicent,  est  partialiter  indifferens. 
*)  ein  gänzlich.     **)  ein  zum  Tbeil  gleichgültig  Geniüth. 

§.  654. 

SrBiECTivE  (indifferens)  adiaphoron*)  dicitur,  quod  certa  et  determinata  vis 

15    repraesentativa  nee  ut   bonum,   nee  ut   malum  intuetur,   qualia   mihi  ignota  et 

symbolice  tan  tum  clare  cognita,  §.  652.     Obiective  adiaphoron**)  est,  quod  nee 

est  bonum,   nee  malum,   idque  iterum  vel  absolute  esset  indifferens***),  quod 

nullam  omnino  perfectionem  imperfectionemque  poneret,  et  est  non  ens,   §.  100, 

vel  RESPECTrvB*),  quod  ad  certam  perfectionem  aut  eius  oppositum  nihil  eonfert. 

20    Tale  non  datur  in  mundo  optimo,  §.  441.    Ergo  rem  intuitus,  ut  est,  erga  nullam 

rem  est  absolute  indifferens,  §.  651. 

*)  diesem   oder  jenem.      **)  an   sich  selbst.      ***)  schlechterdings,      a)  iu 
gewisser  Absicht  gleichgültig. 

SECTIO  XV. 
25  VOLUPTAS  ET  TAEDIÜM. 

§.  655. 
Status  animae  ex  intmtu  perfectionis  est  (complacentia)  voluptas*),  ex 
intui-[244]tu  imperfectionis  est  taedium**)  (displicentia).  Hinc  statüs  indipferen- 
TiAE***)est  Status  animae  nee  taedium,  nee  voluptatem  sentientis.  Voluptas  et 
30  taedium  ex  vero  intuitu  vERAa),  ex  falso  apparentia^)  dicuntur.  Hinc  intuitus 
perfectionis  et  bonorum,  ut  talium,  voluptatem,  verorum  veram,  apparentium 
apparentem,  intuitus  imperfectionis  et  malorum,  ut  talium,  taedium,  verorum 
verum,  apparentium  apparens  producit,  §.  12. 

*)  Lust,    Gefallen,    Vergnügen.      **)  Unlust,    Missfallen,    Missvergnügen. 
35  ***)  der  Stand  der  Gleichgültigkeit,     a)  virahre.    b)  Schein-Lust,  scheinende 

Unlust. 


42  iöaumgartenä  Psychologia  empirica.     §.  656—660. 

161,    V — (//.    M  243.    Oben  am  Rand: 
Ic^nafljc^,  aber  nid^t  pofeirlic^. 


1S2.  CO  f  (pf  M24Ö.  Zu§.667  ,,ohscurat'' (Z.28): 
2)Q^er  gemäfeigte  bie  beften  fei^n;  benn  bie  [tar!en  betäuben  ober  be» 
raufc^en  unb  ^interlaffen  |d^ü)äd)e,  ('  ßule^t  niufe  ein  3fteid)er  tüte  ein 
Strmer  leben.  ®enoffene  33eluftigung  mac^t  bie  stille  traurig.)  (Seltene 
SSergnügen.  ®ute  2Ra^l^eit.  @ie  bejc^aftigen  ben  SSorjc^maf,  ober  ftnb 
im  ®cnufe  trüglic^.  Unerroartete. 


2  Die   Beziehung  dieser  Worte  ist  unklar.     Sie  werden  wohl  in  den  Zusammen- 
hang einer  ließ,  gehören,  die  auf  einer  der  ausgerissenen  Seiten  stand  (M24^i/4:  und    10 
irahrschetnlich  auch  ein  Durchschussblatt  fehlen).     Auf  den  Schluss  von  §.  656  kann 
die  Bemerkung  sich  auf  keinen  Fall  beziehen.  \\  4  gemäßigte  aus  mä§tge 

§.  656. 
VoLUPTAs   vel   TAEDiLM    cx   intuitii   simplicis    perfectionis    imperfectionisve 
SIMPLEX*),   coMPosiTA**)   sunt  ex  intuitu  eompositae  perfectionis  imperfectionisve    15 
orta,   ex    intuitu   sensitivo   sensitiva***),    ex   sensuali  voluptas   taediumve   sen- 
süHMa),  ex  distincto  RAxioNAUAb)  (intellectualia)  sunt,  §.  521,  640.  In  perceptione 
totali  non  totaliter  indifferentis  aut  fortiora  sunt   placentia  non   placentibus,  et 
Status  ille   praedominium  voluptatisc)   est,    aut    fortiora    sunt    displicentia    non 
displicentibus,    et    Status    ille    praedomi-[245]num    xAEDiid)  est,   aut  placentibus    20 
non  placentia,    displicentibus    non    displicentia  aequalia  essent  robore,    et  esset 

ille    STATUS    TOTALIS    AEQUILIBRIie),    §.  516,    cf.  §.  661. 

*)  ein  einfaches.     **)  zusammengesetztes.     ***)  sinnliches  Vergnügen  und 
Missvergnügen.     »)  der  Sinne,      b)   des  Verstandes,      c)   Übergewicht  des 
Vergnügens.      d)   des  Missvergnügens.      ^)   Stand   des   gänzlichen  Gleich-    -'j 
gewichts. 

§.  657. 

Voluptas  fortior  obscurat  debiliores  voluptates  et  taedia  heterogenea 
praevia  et  socia.  Taedium  fortius  obscurat  debiliora  taedia  heterogenea  praevia  et 
socia  cum  eiusmodi  voluptatibus,  §.  529.  Hinc  in  praedominio  voluptatis  praegressa  30 
et  socia  taedia,  in  praedominio  taedii  praegressae  sociaeque  voluptates  obscu- 
rantur,  §.  656.  Debilior  voluptas  illustrat  voluptates  fortiores  praegressas  et 
socias  heterogeneas  cum  eiusmodi  taediis.  Debilius  taedium  illustrat  taedium 
fortius  praegressum  et  socium  heterogeneum  cum  eiusmodi  voluptatibus, 
§.  549.  S5 


erläuterungen  Äütitö.    9k.  151  —  154  (Söcinb  XV).  43 

153.    V — ip.    M  246.    Über  „grahim^^  am  Schltiss  von  §.  668: 

labenb* 

Rechts  vom  Schlusswort  des  §.  658,  über  den  Anmerkungen: 

dolce  piqvante. 


1S4.    C    M'246'.   EI 327.    Zu  §.  659  Satz  1: 

2)afe  ic^  etrcaS  ®ute§  nic^t  Ijobe,  raa§  id^  ^abe  befi|en  fönnen, 
f(i)mer^t  lange  ni(J)t  fo  fel)r,  al§  bafe  id)  etroaö  nid)t  me^r  beft^e,  maö  id) 
gehabt  ^abe. 


35 


§.  658. 
Minima  voluptas  et  taedium  sunt  Status,  qui  oriimtur  ex  minimo,  i.  e. 
rainime  vero,  claro,  certo,  §.  531,  620,  qui  potest  esse,  intui-[246]tu  unicae  minimae 
perfectionis  imperfectionisve,  praeviis  et  sociis  heterogeneis  voluptatibus  taediisque 
plurimum  fortioribus,  §.  651,  161.  Quo  ergo  maiore,  i.  e.  veriore,  vel  vividiore, 
vel  distinctiore,  clariore,  certiore,  §.  531,  ex  intuitu  quo  plurium,  quo  inaiorum 
perfectionum  imperfectionumye,  quo  debiliores  inter  praevias  sociasque  voluptates 
heterogeneas  et  taedia  eiusmodi  voluptates  et  taedia  nascentur,  hoc  erunt 
maiora,  §.  160,  657.  Voluptatis  causa  delectat*}.  Voluptatem  augens  iucundum**) 
(commodum),  minuens  incommodüm***)  (ingratum),  taedium  augens  MOLEsxüMa), 
minuens  gratumI»)  erit. 

*)  ergötzt.     **)  bequem,  belustigend,  angenehm.     ***)  unangenehm,    a)  be- 
schwerlich,    b)  erquiekend,  nicht  unangenehm. 

§.  659. 
Cum  praesentium  clarior,  §.  542,  verior,  certior,  §.  546,  hinc  maior,  §.  531, 
Sit  intuitus,  voluptates  et  taedia  ex  praesentibus  possunt  esse  maiora,  quam  ex 
praeteritis  et  futuris,  §.  658.  Quorum  si  tarnen  aliquid,  ut  multo  maiores,  multo 
plures  perfectiones  imperfectionesve  continens  repraesentatur,  aut  si  animus  per 
plura  in  praeteritis  futurisque  placentia  et  displicentia  distrahitur,  ex  Ulis 
voluptas  et  taedium  possunt  fortiora  fieri,  quam  ex  [247]  praesenti,  §.  658,  543. 
Voluptas  taediumve,  quo  excepto  animus  est  paene  indifferens,  aut  in  totali 
aequilibrio,  clarius  sentiuntur,  §.  658,  653. 

§.  660. 

Mihi  bona*)  sunt,  quibus  positis  in  me  ponitur  realitas,  mihi  mala**),  quibus 

positis  in  me  ponitur  negatio   latius  sumpta.     Cumque  mei   corporisque  mei  et 

utriusque  status  magis,  i.  e.  verius,  clarius,  certius,  §.  531,   sim  conscius,   quam 

multarum  aliarum  rerum,  §.  508,  patet,  cur  ea,  quae  intueor,  ut  mihi  bona,  vel 


44  Soumgattenä  Psycholoiga  empirica.§.  660—665. 

155.    v'f  ^f  (f?   M  247.    Zu  §.  661  ,,pura  voluptas''  (Z.  24): 
ein  reinem  SSergnügen,  bem  man  jtd)  gänjlic^  überldfet  («'  wobei) 
man  ftd)  nid)t§  üorttiirft).   (5in  [oer]  afficirteS  ober  befc^roerteö,  meldjeS 
mit  einem  2lbjug  üerbunben  i[t.  D^ne  SSeforgniö  ftc^  freuen. 


156,  fif  vf  M  248.  Am  Rand  links  neben  §.  661  „dulce  tae- 
dium  —  bittre  Lust''  (Z.  28—34) : 

2lu§  oerfd^iebenen  ©rünben,  beren  bod^  bie  einen  bie  folie  ber  anbern 
ftnb.  @ie  muffen  aber  boc^  [gleicher]  nid)t  contrabictorifd)  entgcgengefc^t 
fet)n,  e.  g.  Safter  unb  tugenb.  @S  ift  eine  gehemmte  unb  übcrmiegenbe 
^raft  

157,  vf  fiff  M248.  Zu  §.661.  Unter  der  letzten  Silbe  von 
„Alisscergnügen"  und  unter  „b)  eine  bittre'^: 

feine  ©pipüberei).  Einrichtung. 


5  Die  Beß.   ist  der  Länge  nach  einmal  durchstrichen.    \\     7  bttttlf  bflÖOn?  || 

7—8  anbcm  ift  ^^ 

mihi  mala,  voluptates  et  taedia  producant  maiora,  quam  multa  alia,  licet  haec 
vel  meliora,  vel  peiora  iudicem,  §.  658.  In  bonis  malisque  mihi  quaedam 
exsistunt  extra  me,  quaedam  minus,  haec  sunt  mihi  bona  et  mala  (interna) 
DOMESTicA***),  illa  (externa)  adventicia^),  mihi  utilia,  §.336.  Domestica  possunt 
magis  placere  et  displicere  adventiciis,  §.  658.  2o 

*)  mir  gut.     **)  mir  böse,     ***)  innre,   einheimische.     *)  äussre,  fremde, 

von  aussen  kommende. 

§.  661. 

Si  quid  tantum,  ut  bonum  intueor,  inde  oritur  pura  voldptas*),  si  quid 
tantum,  ut  mahim,  inde  oritur  merlm  [248]  taedium**),  si  quid,  ut  bonum  malumque  25 
simul  et  aequaliter,  inde  oritur  status  aequilibrii  partialis***),  cf.  §.  656,  re- 
spectu  illius  obiecti.  Si  quid,  ut  bonum  malumque  simul,  sed  inaequaliter,  aut 
erit  intüitus  obiecti,  ut  boni,  maior,  et  orietur  dulce  taedium*),  aut  erit  intuitus 
obiecti,  ut  mali,  maior,  et  orietur  amara  voLUPTAsb).  lam  omne  finitum  partim 
bonum,  partim  malum,  §.  264.  Ergo  si  finitum  intuear,  ut  est,  nulla  ex  eo  mera  30 
voluptas,  nullum  merum  taedium,  omnia  finita  placebunt  displicebuntque  partia- 
liter,  §.  651,  654. 

*)  ein  reines  Vergnügen.     •  •■)  nichts,  als  Unlust.     ***)  der  Zustand  einiges 

Gleichgewichtes.     »)  ein  süsses  Miss  vergnügen,     b)  eine  bittre  Lust. 


erläutcrungcn  Äontä.    yix.  155—158  (iJanb  XV).  45 

158.    X— /z  f  §  f  n—o  ff  rjff    M  249.   Zu  §.  663  Avfang: 
e§  giebt  eine  uno)iÜfül)rlic^e  23e[trebung,  feine  SSorfteßungen  ju 
üerdnbern  ober  ju  öerldngern. 


§.  662. 
5  Perfectio  phaenomenon,  s.  gustui  latius  dicto  observabilis,  est  pulcritudo*), 

imperfectio  phaenomenou,  seu  gustui  latius  dicto  observabilis,  est  deformitas**). 
Hinc  pulcrum,  ut  tale,  intuentem  delectat,  §.  658,  deforme,  ut  tale,  intuenti 
molestum  est,  §.  658.  Mutato  intuitu  mutatur  voluptas  et  taedium,  §.  326,  328. 
lam  omnis  meus  intuitus  est  in  se  mutabilis,  §.  257.  Ergo  omnis  mea  voluptas, 
10  orane  taedium  est  in  se  mutabile.  [249]  Quae  tarnen  plerisque  difficilius  mutanda, 
(durabilia)  constantia***)  dicuntur,  quae  constantibus  facilius  mutanda  sunt 
voLUPTATES  et  TAEDiA,  TRANsiTORiAa)  (brcvia,  fluxa)  sunt. 

*)  Schönheit.     **)  Hässlichkeit.     ***)  beständige,  dauerhafte.     »■)  flüchtige, 
vergängliche. 
15  SECTIO  XVI. 

FACULTAS  APPETITIVA. 

§.  663. 
Si  conor  seu  nitor  aliquam  perceptionem  producere,  i.  e.  si  vim  animae 
raeae  seu  me  determino  ad  certam  perceptionem  producendam,  appeto*).  Cuius 
20  oppositum  appeto,  illud  aversor**).  Ergo  habeo  faciltatem  appetendi  et  aver- 
sandi,  §.216,  i.e.  appetitivam***)  (voluntatem  latius  dictam,  cf.  §.690).  Ipsi 
conatus,  seu  nisus,  seu  determinationes  virium  mearum  meae,  sunt  appatentis 
APPETiTiosEsa)  (appetitus)  et  aversantis  AVERSAxioNEsb). 

*;  so  begehre  ich.     **)  davon  bin  ich   abgeneigt.     '■'**)  das  Vermögen   zu 
25  begehren,     a)  Begierden,     b)  Abneigungen. 

§.  (;('.4. 

Quae  appeto,  1)  praevideo  coutiueuda  in  futuris  perceptionum  mearum  tota- 
liura  [250]  seriebus,  2)  praesagio  exstitura  vi  mea  ad  eadem  determinata,  3)  placent. 
Quae  prorsus  non  praevideo,  hinc  ignota,  §.  652,  595,  quae  prorsus  non  prae- 
30  sagio  ulla  vi  mea  exstitura,  quae  prorsus  non  placent,  hinc  plenarie  mihi  in- 
differentia,  §.  652,  non  appeto.  Quae  aversor,  1)  praevideo,  2)  praesagio  certo 
nisu  meo  impedienda,  3)  displicent.  Quae  prorsus  non  praevideo,  hinc  ignota, 
quae  nullo  nisu  meo  impedienda  praesagio,  quae  prorsus  non  displicent,  non 
aversor,  hinc  mihi  plenarie  indifferentia  non  aversor,  §.  652. 

35  §•  665. 

Lex  facultatis  appetitivae  haec  est:    Quae  placentia  praevidens  exstitura  nisu 

meo  praesagio,    nitor  producere.  Quae    dispticentia   praevidens    impedienda  nisu  meo 

praesayio,  eorum  oppu.-<iia  appeto,  §.  664,  663.  Hinc  multa  bona  et  mala,  sub  ratione 


46  Saumgarteiiä  Psychologia  empirica.     §.  665—673. 

boni,  possurn  appetere.     Multa  mala  et  bona,  sub  ratione  mali,  possum  aversari, 
§.  651. 

§.  666. 
Multa  bona  possum  non  appetere,  1)  ignota,  2)  mihi  plenarie  indifferentia, 
3)  per  errorem  displicentia,  4)  placentia  etiam,  sed  prorsus  non  prae\isa,  5)  prae-  ri 
Visa  etiam,  sed  quae  uilo  nisu  meo  exstitu-[251]ra  prorsus  non  praesagio.  Multa 
mala  possum  non  aversari,  1)  ignota,  2)  mihi  plenarie  indifferentia,  3)  per 
errorem  placentia,  4)  displicentia  etiam,  sed  prorsus  non  praevisa,  5)  praevisa 
etiam,  sed  quae  nullo  nisu  meo  impedienda  praesagio,  §.  664,  665. 

§.  667.  10 

Cum  intuitus,  §.  620,  diiudicationes,  §.  608,  hinc  voluptas  et  taedium, 
§.  655,  praevisiones,  §.  595,  et  praesagia,  §.  610,  actuentur  per  vim  animae  re- 
praesentativam  universi  pro  positu  corporis  mei,  et  per  haec  actuetur  appetitus 
et  aversatio,  actuabuntur  per  vim  animae  repraesentativam  universi  pro  positu 
corporis  mei,  §.  513,  317.  15 

§.  668. 
Quo  minores  maioresque   facultates  cognoscitivae   ad  appetendum   aversan- 
dumque  requisitae,  §.  667,  hoc  minor  vel  maior  facultas  appetendi  vel  aversandi 
easdem  sequens,  seu  per  eas  determinata,  §.  331. 

§.  669.  a-) 

Appetens  et  aversatus  intendit  productionem  alicuius  perceptionis,  §.  341, 
663,  hinc  perceptiones  intentionis  eiusmodi  rationem  continentes  causae  impulsivae 
[252]  sunt  appetitionis  aversationisque,  unde  elateres  animi*)  vocantur,  §.  342. 
CoGNiTio,  quatenus  elateres  animi  continet,  movens**)  (afficiens,  tangens,  ardens, 
pragmatica,  practica  et  viva  latius),  quatenus  minus,  iners***)  (theoreticaet  mortua  25 
latius),  et  haec  ceteroquin  satis  perfecta,  §.515,  531,  specclatio*)  (speculativa, 
vana,  cassa)  dicitur.  Hinc  cognitio  symbolica,  qua  talis,  est  notabiliter  iners, 
§.  652,  sola  intuitiva  movens,  §.  652.  Hinc  in  statu  totalis  iudifferentiae  per- 
ceptio  totalis  esset  iners,  §.  653,  at  in  statu  purae  voluptatis,  meri  taedii,  aut 
alterutrius  praedominantis  perceptio  totalis  est  movens,  §.  656,  661.  Cognitio,  3u 
quae  vim  motricem  habet,  ceteris  paribus,  maior  est  inerti,  etiam  speculatione, 
§.  515.  Ergo  quo  vaslior,  quo  nobilior,  quo  verlor,  quo  clarior,  hinc  vividior 
vel  distinctior,  quo  certior,  quo  ardentior  cognitio  est,  hoc  maior  est,  §.  515,  531. 
*)  Triebfedern  des  Gemüths.  **)  eine  rührende,  bewegende,  thätige,  wirk- 
same Kenntniss.  ***)  eine  kalte,  leblose  Kenntniss.  35 
*)  ein  untaugliches  Hirngebäude. 

§.  670. 
Status  aequilibrii  respectu  certi  obiecti  est  Status,  ubi  placet  illud  et  displicet 
aequaliter,   §.  661.     Hinc    in   statu  talis  aequi-[253]librii  aequales   percipimitur 
ad  appetendum  aliquid   et  aversandum   elateres,  §.  669.    In  statu  aequilibrii  si    40 


SBaumgattenS  Psychologia  empirica.     §.  665—673.  47 

cognitio  movens  ad  appetendum  certum  obiectuin  totaliter  aequalis  esset  Cognition! 
moventi  ad  idem  aversandum,  Status  inde  oriuudus  esset  status  perfecti  aequi- 
LiBRii*).  In  statu  aequilibrii  praevisum  appeto,  pro  ratione  boni,  quantum 
placet,  §.  331,  et  aversor,  pro  ratione  mall,  quantum  displicet,  §.  667,  et  nunc 
5  quidem  non  solum,  quantum  in  se  placet,  displicetve,  sed  etiam  quantum  in 
circumstantiis,  in  quibus  praevidetur  futurum,  §.  664,  quantum  sub  intuitu  virium, 
quantas  illi  praestando  vel  impediendo  requiri  praesagit  animus,  §.  665,  adhuc 
placet,  displicetve,  §.  669.  lam  placet  et  displicet  aequaliter.  Ergo  tunc  appeto 
et  aversor  idem  aequaliter. 
10  *)  der  Stand  des  völligen  Gleichgewichts. 

§.  671. 

Cum  una  perceptio   facilius,    quam   altera,   producatur,   §.  527,  non  quovis 

appetitu  quaevis  perceptio  actuatur.  sed  ad  quamlibet  certus  virium  animae  gradus 

requiritur,  §.  331.     Si  tanta  fuerit  appetitio  vel  aversatio,  quantam  obiecti  eius 

15    aut  illi  oppositi  productio  requirit,  sunt  efficientes*).    Si  tantae  non  fuerint,  sunt 

iNEFFiciENTEs**).  Si  tantac  [254]  fuerint,  quantas  ad  productionem  obiecti  earundem 

aut  illi  oppositi  requiri  praesagit  appetens   vel  aversatus,  plenae'***)   sunt,    si 

minores,  misüs  plenae*).    Cognitio  movens  appetitiones  aversationesve  efficientes 

et  VIS  EiLis  MOTRix,  §.  220,  est  viva**)  (strictius,  cf.  §.  669,  incendens,  sufficiens 

20    ad  agendum).     ConNixio  et  vis  eius  motrix,  §.  220,  appetitionum  aversationumve 

inefiicientium  est  mortca***)  (strictius,  cf.  §.  669,  insufficiens  ad  agendum,  solli- 

citatio).     Cognitio    movens  appetitiones    aversationesve    plenas   et   vis  eius    est 

coMPLETE  MOVENS*),    ffiOveus    tautum    minus    plenas    est    tncomplete    movens**). 

Cognitio  Viva,  ceteris  paribus,  maior  est  mortua,  incomplete  movens  minor  com- 

23    plete  movente,  §.  669. 

*)  Wirkende.     **)  ohne  Wirkung.     ***)  völlig. 

*)  noch  nicht  völlig.     **)  die  Erkenntniss  und  ihre   bewegende  Kraft  ist 
lebendig.  •  ***)  todt,  und  höchstens  in  blossen  Reizungen,  oder  Rührungen 
bestehend. 
30  *)  vollständig.     **)  unvollständig  bewegend. 

§.  672. 
Cum  vano  praesagio  queam  certum  appetitionis  aversationisve  gradum  pro 
sufficienti  ad  obiectum  aut  eius  oppositum  producendum  habere,  qui  tarnen  non 
[255]  est  sufficiens,  §.  617,  appetitiones  aversationesque  meae  plenae  tarnen 
33  possunt  inefficientes  esse,  et  eandem  ob  rationem,  dum  maiores  requiri 
appetitiones  aversationesve  praesagio,  quam  quae  sufficiunt,  possunt  minus  plenae 
efficientes  esse,  §.  671. 

§.  673. 
In  statu   aequilibrii   post  praevisionem   et    praesagium    appetitus    aequalis 
40    est  aversationi,  §.  670.     Ergo  plena  aversatioue  esset  et  plena  appetitio  eiusdem, 
§.  671,  simalque  appetitio  minus  plena,  dum    plena  esset  aversatio  eiusdem,  et 


48  33aumgartenS  Psycliologia  empirica.     §.  673—680. 


aversatio  minus  plena,  dum  plena  esset  appetitio  eiusdem,  §.  81,  671.  Ergo  si 
in  statu  aequilibrii  appeterem  aut  aversarer  plene,  idem  appeterem  vel  aversarer 
minus  plene,  quod  impossibile,  §.  7.  Ergo  in  statu  aequilibrii,  vel  totalis,  vel 
partialis,  §  656,  661,  vel  perfecti,  vel  minus  talis,  §.  670,  post  praevisionem  et 
praesagium,  nee  plene  appeto,  nee  aversor.  Quodsi  itaque  plene  appeto  vel 
aversor,  non  sum  in  statu  aequilibrii  post  praevisionem  et  praesagium  actuandi 
obiecti  et  oppositi  eius,  §.  671. 

§.  674. 
Si  quid  praevisum,  determinato  nisu  meo  exstiturum  vel  impediendum  prae- 
sagiens,  ut  bonum  malumque  simul  intueor,  [256]  sed  aut  praedominante  voluptate, 
aut  taedio,  status  animi  inde  ortus  statls  superpondii*)  dieitur.  In  statu  super- 
pondii  inaequales  pereipiuntur  ad  appetendum  et  aversandum  elateres,  §.  669. 
Ergo  tantum  fortior  est  appetitio  aversatione  in  statu  superpondii,  aut  aversatio 
appetitione,  quantum  voluptas  taedio,  aut  taedium  voluptati  praedominatui-, 
§.  331,  665,  quae  voluptas  taediumve  tum  ex  obi«cto  in  se,  tum  in  circumstantiis 
futuris  spectato,  et  quidem  sub  intuitu  virium  illi  praestando  vel  impediendo 
impendendarum  colliguntur,  §.  670. 
*)  der  Stand  des  Übergewichts. 

§675. 
Appetitiones  et  aversationes  efficaces*)  dicuntur  1)  seriae,  i.  e.  non 
simulatae,  tunc  inbfficaces**)  sunt  simulatae,  2)  non  simulatae  et  seriae,  qua- 
tenus  rationes  sunt,  quatenus  consectaria  habent,  et  aliquid  ab  iis  dependet, 
§.  197,  tunc  iNEFFicACEs  OMNiNO***)  forcut  totaliter  steriles,  uullae,  §.  23. 
Sunt  autem  efficaciae  a)  minoris  minus  plenae  et  ineffieientes,  §.671,  b)  maioris 
plenae,  etiamsi  sint  ineffieientes,  §.  672,  respectu  quarum  minus  plenae  non- 
nunquara  inefticaces  comparative  dieuntur,  sieut  ip^ae,  ineffieientes  si  sint,  respectu 
effieientiuni  ineffieaces  voeantur,  c)  maximae  efficientes,  quarum  [257]  respectu 
et  minus  plenae  et  ineffieientes  nonnunquam  inefficaees  comparative  voeantur, 
§.  671.  In  statu  indifferentiae  prorsus  non  appeto,  nee  aversor,  §.  664,  665,  ergo 
nee  efficaeiter  ullo  significatu.  In  statu  aequilibrii  superstitis  post  praevisionem 
et  praesagium  obiecti  et  eidem  oppositi  non  appeto,  non  aversor  eo  gradu,  quem 
medium  numeravimus,  efficaeiter,  §.  673.  Hie  gradus  efficaciae  in  appetitionibus 
aversatio nibusque  vel  puram  voluptatem,  vel  merum  taedium  requiret,  vel  statum 
superpondii,  §.  661,  674. 

*)  Begierden  und  Abneigungen  sind  wirksam  und  ernstlich,  es  ist  uns 
damit  ein  Ernst.  **)  angenommene,  vorgegebene.  ***)  gar  nichts  heissende, 
mit  denen  es  gar  nichts  zu  sagen  hätte,  völlig  unwirksam. 

SECTIO  XVTl. 
FACULTAS  APPETITIVA  INFERIOR. 

§  676. 
Cum  FACULTAS  APPETITIVA  cognoscitivam  sequatur,  §.  665,  668,  eam  sequetur 
aut   inferiorem,    et   est  inferior*),    §.  520,    aut  superiorem,    §.  62-1.     Quaedam 


4ü 


SBaitmgartene!  Psychologia  empirica.    §.  673—680.  49 

appeto  et  aversor  sensitive  repraesentata,  §.521.  Ergo  habeo  facuitatem  appeti- 
tivam  [258]  inferiorem,  §.  216.  Appetitiones  aversationesque  per  iilam  actuatae 
sunt  sENsmvAE**),  uascentes  ex  vi  animae  repraesentativa  universi  pro  positu 
corporis,  §.  667.  Illarum  facultas  concupiscibilis***),  harum  irascibilis»),  et 
5    cum  facultate  cognoscitiva  inferiore  nonnunquam  caroI')  dicitur. 

*)  das  untre  Vermögen  zu  begehren.  **)  sinnliclie  Begierden  und  Ab- 
neigungen. ***)  das  Vermögen  sinnlicher  Begierden.  »)  das  Vermögen  siün- 
licher  Abneigungen,     b)  das  Fleisch. 

§•  677. 

10  Appetitus   aversationesque  sensitivae   vel    oriuntur    ex    repraesentationibus 

obscuris,  vel  ex  confusis,  §.  676,  520.  Utraeque,  quaifnus  appetendi  aversan- 
dique  causae  impulsivae  sunt,  sunt  stimuli*),  §.  669.  Fortior  appetitus  ex 
obscuris  stimulis  est  instinctüs**)  (sympathia,  amor),  aversatio  eiusmodi  füga***) 
(antipathia,  odium,  naturales). 

16  *)  sinnliche  Triebfedern.     **)  ein  blinder  Trieb.     ***)  ein  blinder  Abscheu. 

§.  678. 
Appetitiones  aversationesque  (fortiores)  ex  confusa  cognitione  sunt 
affectl's*)  (passiones,  affectiones,  perturbationes  animi),  eorumque  scientia 
PATHOLOGiA  1)  [259]  P8YCH0L0GICA,  coruiidem  theoriam  explicans,  2)  aesthetica, 
20  eorum  excitandorum,  compescendorum,  significandorumque  regulas  continens, 
quo  pertinet  pathologia  oratoria,  rhetorica,  poetica,  §.  622,  3)  practica, 
obligaliones  hominis  respectu  affectuum  exhibens. 

*)  Gemüths-Bewegungen,  Beunruhigungen,  Leidenschaften. 

§.  679. 
26  Affectus,  qui  appetitiones  fortiores  sunt,  cum  ex  fortiori  voluptate  sensitiva 

oriantur,  §.  678,  665,  haec  voluptatem   sociam   augebit,  §.  162,   unde   eiusmodi 
affectcs  icclndi*)    dicuntur,   §.  658,    et  quatenus   voluptas,    ex    qua    oriuntur, 
taedium   socium    obscurat,    §.  529,  grati**)    appellantur,    §.  658.    Affectus,    qui 
aversationes  fortiores  sunt,  cum  ex  fortiori  taedio  sensitivo  oriantur,  §.  678,  665, 
80    socia  illud    taedia    augebit,   §.  162,    unde    eiusmodi  affectds  molesti***)    nun- 
cupantur,  et    quatenus  taedium,    ex   quo   oriuntur,  voluptatem  sociam   obscurat, 
iNGRATi*)  appellantur,  §.  658.  Affectus  ex  gratis  ingratisque  compositi  mixti**)  sunt. 
*)   angenehme.      **)  nicht  unangenehme.      *"*)   beschwerliche.      *)   unan- 
genehme.    **)  gemischte  Leidenschaften. 

35  [260]  §.  680. 

Affectus,  ut  sensationes  internae,  §.  678,  535,  si  fuerunt,  qui  esse  possunt, 

fortissirai,  remittuntur,  §.  551,   tempus   ipsorum    medicus  est,   §.  550.     Fortiores 

cum   oriantur  ex  fortiori  intuitu,   §.  655,  679,  obscurabit  ille  cognitionem    pla- 

centium    displicentiumve  symbolicam,   §.  529,  620.     Hinc  fortio-es  affectus  sunt 

Äanf«  ©Triften.    JpanbfdjriftHc^n:  9Ja(^lii§.  II.  4 


50  öaumgartenä  Psychologia  empirica.    §.  680—691. 

ineffabiles,    et,   si  prorumpant  in  verba,  eandem   ob   causam  saepe  remittuntur, 
§,  529. 

§.  681. 

Quicquid  äuget  voluptates  et  taedia  sensitiva  fortiora,  augebit  affectus, 
§.  678.  Hinc  quo  magis  composita  voluptas  taediumve,  ex  quibus  affectus,  quo  .5 
nobiliores,  §.  515,  quo  veriores,  vividiores,  certiores,  ardentiores,  §.  658,  669, 
hoc  illi  maiores,  §.  656.  Si  alter  tantura  sentiat  affectus  causam,  ut  malum,  vel 
bonum,  alter  simul  imaginetur,  simul  praevideat,  posterioris  affectus,  ceteris 
paribus,  maior  erit,  quam  prioris,  §.  595,  557. 

§.  682.  ,0 

Affectus  iucundus  est  GAüDiiiMa).  Gaudium  ex  praesenti  (ob  futura  con- 
sectaria)  est  laetitiaI>).  Gaudium  ex  praeterito  (ob  futura  consequentia)  est 
sATiSFACTio  c).  Satisfactio  ex  facto  gaudentis  est  [261]  acquiescentia  in  sk 
ipsod).  Gaudium  ex  malo  non  amplius  imminente  est  hilaritas«). 

a)  Freude.   ^)  Fröhlichkeit,    c)  Zufriedenheit,   d)  Beruhigung  in  sich  selbst.    15 

p)  das  Frohsein. 

§.  683. 

Gaudium  ex  futuro  incertiori  est  spes*),  certiori,  FiDticiA*>),  quatenus  eius 
praeaentiam  appetit,  cupiditasc).  Cupida  fiducia  in  bonum  difficile  animositas  d), 
animositas  maior  est  audacia^).  20 

a)  Hoffnung,     b)  Zuversicht,     c)  Verlangen.    ^)  Muth.     e)  Kühnheit. 

§.  684. 
Gaudium  ex  honore  globia*),  cf.  §.  942,  ex  alterius   imperfectioiie   male 
voLENTiAb).     Malevolentia    alterius   dedecus   laetata  est  irrisioc).     Gaudium   ex 
alicuius    perfectione   est  amor«!).      Amor    benefactoris    est    ORATiTODoe)    (gratus    25 
animus),   miseri    MisERicoRoiAf),   comparative   perfecti  favorS),   inferioris   bese- 
volbntia'i),  eiusque  benevolo  minus  utilis  clementiai). 

a)  Ehrliebe.  ^)  Missgunst,  Ungunst,  c)  Verspottung,  d)  Liebe.  «)  Dank- 
barkeit, f)  Barmherzigkeit,  das  Erbarmen,  e)  Gunst.  ^)  Gewogenheit. 
1)  Gnade.  30 

[262]  §.  685. 
Affectus  molestus  est  tristitia»).     Tristitia  ex   praeterito   (ob  futura  con- 
sequentia)   est    LLCTüsb),    ex    praesenti    (ob    futura    consequentia)    maestitia«) 
(maeror),  luctus  ex  facto  lugentis  est  poenitentia^I). 

a)  Betrübniss.     ^)  das  Trauern,   Traurigkeit,     c)  der   Harm,    das  Härmen.    35 
d)  die  Reue. 

§.  686. 
Tristitia  ex  futuro  incertiori  metos»),  imminente  timorI»),  timor  ex  maiori 
HORROR 0),  horror  ex  certo  desperatio d),  ex  improviso  terror«),  tristitia  ex  spei 


SaumgartenS  Psychologia  empirica-    §.680 — 691.  51 

iucertitiidine  pcsillasimitas*),  ex  mora  cupiti  DESioERicMg),  ex  ante  repraeseutato, 
ut  bonum,  PASTioiuMh)  est. 

a)  Besorjriiiss,   Kummer,     b)    Furcht.     ^)  das   Grausen,      d)  Verzweifehmg. 

e)  Schreck,     f)  Kleinmuthigkeit,     g)  Sehnsucht.     ^)  Ekel. 

5  §•  687. 

Tristitia  ex  contemptu  pudor»),  ex  alterius  imperfectione  commiseratio^J), 
ex  alterius  perfertione  odiümc),  odium  ex  appetitu  boni  alieni  invidia^^,  terror 
ex  injuria  est  ira«*). 

a)  Scham,     b)  Mitleid,     c)  Hass.     d)  Neid,     e)  Zorn. 

10  [2G3]  §.  688. 

Intuitus  alicuius,  ut  non  reproducti,  est  admiratio*).  Instinctus  ad  cogno- 
scendum,  quae  nondum  cognovimus,  est  cl-riositas**),  pro  diversitate  ingeni- 
orum  latius  dictorum  vel  historica  in  cognltionem  bistoricam,  vel  philosopfiica 
in  Cognitionen!  philosophicam,  vel  mathematica  in  Cognitionen!  mathematicam 
15  lata.  Mente  capti,  in  quorum  anima  soll  affectus  molesti  regnant,  sunt  melan- 
CHOLici***),  in  quibus  ira  regnat,  flriosi ****). 

*)  Verwunderung.      **)    Neubegierde.     ***)  schwermuthige.     *'^*--)  rasende. 

SECTIO  XVIII. 
FACULTAS  APPETITIVA  SUPERIOR. 

20  §.  689. 

Facultas  appetitiva  quatenus  cognoscitivam  superiorem  sequitur,  §.  665, 
668,  scPERioR*)  (aniraus)  dicitur.  Quaedam  appeto  et  aversor  distincte  reprae- 
sentata  per  facultatem  diiudicandi  intellectualem,  §.  607.  Ergo  habeo  facultdtem 
appetitivam  superiorem,  §.  216.  Appetitiones  aversationesque  per  illam  actu- 
25  andae  sunt  rationales**),  §.  [264]  641,  ei  nascuntur  per  vim  auimae  repraesen- 
talivara  universi  pro  positu  corporis,  §.  667,  642. 

*)  das  obre  Vermögen   zu   begehren.     **)  vernunftige   Begierden  und  Ab- 
neigungen. 

§.  690. 
30  Appetitio  rationalis  est  volitio*).    Volo.     Ergo  habeo   facultatem  volendi, 

volcntatem**),  §.  216.  Aversatio  rationalis  est  nolitio***).  Nolo.  Ergo  habeo 
facultatem  nolendi,  nollntatem  *),  §.  216.  Facultas  appetitiva  superior  est  vel 
voluntas,  vel  noluntas,  §.  689.  Repraesentationes  volitionis  nolitionisque  causae 
impulsivae  sunt  motiva**).  Elateres  animi,  §.  669,  vel  sunt  Stimuli,  vel  motiva, 
^35    §.  677,521. 

^  *)  das  Wollen,  die  Willens-Meinung.   **)  den  Willen.   ***)  das  Nicht- Wollen. 

*)  das  Vermögen  den  Willen  von  etwas  abzuneigen.   **)  Bewegungsgründe. 


OD 


^  §.  691. 

—  Velle  aut  nolle  sine  motivis  est  vim  suam  determinare  in  distincte  reprae- 

Q&o  sentatum,  aut  eius  oppositum,  §.  663,  quae  tarnen  non  sint  distincte  repartaesenta, 

^  4* 


B   ^  V  ^-  ^ 


52  SSaumgarten^  Psychologia  empirica.    §.  691—698. 

§.690.  Qnod  cum  sit  impossibile,  §.7,  nee  volo,  nee  nolo  sine  motivis.  lam 
in  statu  totalis  et  plenariae  indifTerentiae  vellem  et  nollem  [265]  sine  motivis, 
§.  690,  655.  Ergo  in  statu  eiusmodi  nee  volo,  nee  nolo.  Motiva  sunt  vel 
vera,   vel  apparentia,  §.  12. 

§.  692. 

Cum  voLiTioNEs  KOLmoNESQUE  scquantuf  intelleclionem ,  §.  690,  eam  vel 
sequuntur  puram,  cui  nihil  prorsus  admixtum  est  confusionis,  eruntque  purae*), 
vel  sequuntur  intellectionem,  cui  aliquid  admixtum  est  confusionis,  et  erunt 
volitiones  noiitionesque,  quibus  aliquid  admixtum  est  sensitivi.  Purae  volitiones 
nolitionesque  nonnisi  ex  pura  praevisione,  prospicientia,  §.  641,  iudicioque  mere 
intellectuali  nascuntur,  §.  665.  Hinc  meae  volitiones  nolitionesque  singulae  tales 
sunt,  quibus  aliquid  admixtum  est  sensitivi,  §.  604. 

*)  ein  reines  Wollen  und  Nicht- IVoUen. 

§.  693. 

Inter  motiva,  quibus  ad  nolendum  volendumve  deterrainor,  §.  690,  sempei 
sunt  Stimuli,  §.  692,  677.  Quod  si  quidam  Stimuli  motivis  socii  ad  oppositum 
Uli  impellant,  ad  quod  motiva  determinant,  oritur  (dissensus)  lucta  FAcci/rAxis 
appetitivae  inferioris  et  superioris*)  (appetitus  sensitivi  et  ratioualis,  ['ItiS']  carnis 
et  rationis).  Si  contra  nulli  Stimuli  ad  oppositum  eins  impellant,  ad  quod  motiva 
determinant,  oritur  (consensus)  harmonia  faclltatis  appetitivae  inferioris  et 
sL'PERioRis**).  Per  quam  facultatern  appetitivam  post  luctam  plene  appeto  aut 
aversor,  illa  vincit***). 

*)  ein  Streit.     **)  Einigkeit  des  obern  und  untern  Vermögens  zu  begehren. 

***)  dieses  sieget. 

§.  694. 

Ex  pura  voluptate  meroque  taedio  intellectuali,  §.  656,  orietur  in  me  con- 
sensus facultatum  appetitlvarum,  §.  661,  693.  In  statu  indifferentiae  non  con- 
sentient,  nee  dissentient,  §.  693,  691.  In  statu  aequilibrii,  quod  superstes  sit 
etiam  post  praevisionem  et  praesagium  obieeti  et  illi  oppositi,  causae  impulsivae, 
quibus  motiva  insunt,  essent  aeque  fortes  oppositis  stimulis,  §.  670.  Ergo  neutra 
facultatum  appetitivarum  in  isto  statu  vinceret,  §.  693,  673.  Ergo  tunc  tam  vin- 
cente  inferiore,  quam  vincente  superiore  faeultate  appetitiva  sum  in  statu  super- 
pondii,  §.  674. 

§.  695. 

Caisae  impulsivae  appetitionum  aversationumve  ad  eas  plenas  sufficientes 
[267]  sunt  noMPLETAE*),  insufficientes  incompletae**).  Hinc  Stimuli  completi  ad 
plenam  appetitionem  aversationemve  sensitivam  sufficiunt,  §.  677.  Motiva  com- 
pleta  ad  plenam  volitionem  nolitionemve  sufficiunt,  §.  671.  Motiva  cum  stimulis 
sociis  completa  ad  plenam  volitionem  nolitionemve,  cui  aliquid  admixtum  est  sensi- 
tivi, sufficiunt,  §.690,  692.  Volitio  solitiove  ex  motivis  tam  solis,quam  cum  stimulis 
sociis,  tarnen  incompletis,  est  antecedens***)  (praevia,  inclinatoria,  excitatoria). 


SoumgartenS  Psychologia  empirica.     §.  691—698.  53 

Hinc  volitio  antecedens  est  luiuus  plana,  §.  671,  et  licet  uüu  eo  modo,  ac  gradu, 
quo  plena,  efficax  tarnen  significatu  primo  et  secundo,  §.  675.  Volitio  nolitiove 
ex  motivis,  aut  solis,  aut  cum  stimulis  tarnen  sociis,  eompletis  est  conseqüens*) 
(finalis,  decisiva,  decretoria).  Et  volitio  et  nolitio  consequens  est  decreti]mI>) 
(propositum,  proaeresis  lata  dicta).  Decretum  est  plena  volitio  nolitiove,  §.  671, 
hinc  efficax  in  gradu,  quem  medium  nominavimus,  licet  non  semper  in  gradu, 
quem  tertium  observavimus,  §.  675. 

*)  vollständige.  **)  unvollständige  Bewegungs-Gründe.  ***)  ein  vorläufiges, 
vorherj^ehendes  Wollen  oder  Nichtwollen,  a)  das  endliche,  beschliessende, 
nachfolgende,     b)  der  Rathschluss,  der  Entschluss. 

[268]  §.  696. 

Complexus  actuum  facultatis  cognoscitivae  circa  motiva  stimulosque  de- 
cernendi  est  deliberatio*).  Ergo  circa  quodvis  decernendum  haec  in  delibera- 
tionem  veniunt:  1)  estne  ipsum  et  oppositum  ipsius  possibile?  2)  estne  mihi 
utrumoue  physice  possibile,  i.  e.  potestne  meis  actuari  viribus?  §.  665,  non  sim- 
pliciter  solum,  sed  et  secundum  quid?  §.  469,  3)  quantis  opus  est  ad  actuandum 
ipsum,  quantis  ad  actuandum  oppositum  eius  viribus?  §.  671,  4)  quot  ex  uno 
oppositorura  bona?  5)  quot  ex  altero?  6)  quot  ex  uno  oppositorum  mala?  7)  quot 
ex  altero?  8)  quanta  ex  uno  oppositorum  bona?  9)  quanta  ex  altero?  10)  quanta 
ex  uno  oppositorum  mala?  11)  quanta  ex  altero?  12)  quid  melius?  §.  665. 

*)  das  Bedenken. 

§.  697. 

Deuuerans  quatenus  mathematicam  cuguitionem  intendit,  rationes  süb- 
Di;ciT*)  (calculat),  dum  cousiderat,  quot  bona,  quot  mala  utrimque  speranda  sint, 
cAcsAS  iMPL'LsivAs  NLMERAT**),  quas  poNDERAT ***),  dum  quanta  bona,  quanta 
mala  speranda  sint  iudicat,  dum  perpendit,  quid  sit  melius,  unum  alteri  prae- 
[26'.)]FERTa).  Si  praehitum  decernat,  eligit^).  Si  deliberans  decernit  aliquid,  ut 
hoc  experiatur,  an  vires  suae,  quantaeque  ad  illud  actuandum  sufficiant,  tentatc). 
Si  singulas  ponderanti  maiores  visas  causas  impulsivas  pro  tot  minimis  habeat 
deliberans,  quot  magnitudinis  singularum  gradus  cognoscit,  et  sie  singulas  com- 
paret,  causas  impulsivas  coNNUMERAxd). 

*)  iiliersclilagen.    **)  die  Bewegungs-(iründe  zählen.    ***)  erwägen,    a)  etwas 

•vorziehn.     b)  erwählen,     c)  versuchen,     d)  zusammenrechnen. 

§.  698. 
Elateribus  animi  insigniter  destitutus  socors*)  est,  insigniter  iis  instructus 
est    ACTIVUS**).     In    quo    praedominari    solet    voluptas,    est    sempek-hilaris***) 
(laetaster).     In  quo  praedominari  solet  taedium,  est  semper-tristis*).    Cui  facile 
ad  opposita  superpondium,  flexilisI)),  cui  difficile,  firml'sc)  est. 

*)  eine  schlaUe  Seele.  **)  ein  wirksames.  ***)  ein  freudiges.  a)  ein 
niedergeschlagenes,     b)  ein  biegsames  Gemüth.     c)  ein  fester  Sinn. 


54  SaumgartenS  Psychologia  empirica.     §.  699. 

§.  699. 
Qui  pollet  habitu  deliberandi,  est  circlmspectls *)  (consideratus),  cui  est 
ba-[270]bitus  sine  deliberatione  appetendi  \el  aversandi,  isconsideratus**)  est. 
Ciroumspectus  difficulter  decernens  est  anceps***)  (indeterminatus),  facile  de- 
cernens  est  promptos^)  (determinatus),  maiores  suas  propositiones  syllogismorum 
practicorum  s.  maximas^)  saepe  mutans  est  variabilisc)  (iuconstans,  varius),  rarius 
mutans  bonas  constans^),  malas  pertinax«)  est.  In  tentando  iustum  virium 
gradum  adhibens  est  sxRENüosf),  peccans  in  excessu  vehemensS),  in  defectu 
LANGciDusb)  (nimis  reraissus). 

•)  ein  bedachtsames.  **)  unbedachtsames.  ***)  mehrentheils  unentschlosse- 
nes Gemüth.  a)  ein  Mensch  von  kurzen  Entschliessungen.  ^)  jemandes 
gewöhnliche  Gesinnungen,  c)  ein  veränderliches,  d)  beständiges,  stand- 
haftes, e)  halsstarriges  Gemüth.  f)  brav  und  genug,  e)  heftig  und  zu 
fiel.     ^)  matt  und  zu  wenig-thuend. 


ütefUrionen 


äur 


^Int^ro^Iogie. 


vier  Aufgabe  und  Einfheilung  der  Anthropologie. 
(VII  119—22). 

138a.   Q^f  v^f  fx^f)  1^1  ff  (yfff)    M40T.    Ell. 

Qvaeritur:  2)ie  €eele  befi^t  groei)  urfpriuipUd)e  fäf)igfciten,  bte  ben 
5®runb  aller  i()rer  @iflcn|ct)Qften  unb  SSirfunnen  au6ninct)en:  bie  S'ät)ig» 
feit  311  erfennen  unb  bie  ^u  empftnbeiu  SSei^  Uebimg  ber  erften  ift 
fte  mit  etroa^  außer  pd)  befdiaftigt,  unb  ttjornad)  fie  neugierig  ift.  3f)re 
S:t)atigfeit  gel)t  nur  barauf,  root]!  gu  fet]en.  23eg  ber  3a)et)ten  befd)aftigt 
fie  fid)  mit  [idi  jelb[t  unb  i[t  gut  ober  b5fe  gerührt.  '^\)xt  SIbatigfeit 
10  ®e{)t  barauf  it)ren  ßiOtanb  allein  gu  öeränbern  be^m  unangenehmen, 
unb  ;^u  geniejsen  bet]m  angcncbmen. 

G-ö  miib  üerlangt.  1.  (Sntmifelung  berUrfpriinglidjen  SÖeftimmungen 
biefer  j^roet)  ^-at]igfeiten  unb  il^rer  ©ejefee.  2.  ben  Si^cdiielfeitigen  (Jinflu§ 
in  einauber.  3.  ®runbfai3e,  mte  ha^  genie  unb  6t)aratter  eineiS  3J?enfd)en 
15  Don  bem  (^rabe,  ber  ^^tärfe,  ber  2ebl)aftigfeit  unb  bem  fortgang  ber  einen 
unb  ber  anbern  biefer  fabigfeiten  unb  ber  Proportion,  bie  unter  i^nen  ift, 
abbäugt.  (roie  bie  ®eh"il)le  (ärfentniffe,  wie  ©rfeuntnifje  ®effil)le  unb  ba«= 
burd)  triebfebern  werben,  wie  leb^aftigfeit  mit  talent  oereinigt  ift.) 


159,  ♦•>'.  LBl  F13.  RH 325. 
20  {?)i\x  Slutbropologie.)  1.  2)ie  (£eelengejunbt)eitle^re.  2.  ®ie  ©celen» 

^ranfbeitölebre.  3.  (geelen=2lrsnei)  Ä.  i^.  4.  (geelen=3eid)enlebre.  ^iebei) 
immer  auf  ben  'OJJenfdicn  gejeben,  nid)t  auf  ein  ©eiftige»  für  fid)  beftet)en= 
be§  2ebenöprincip,  fonbern  auf  ba§  in  (ä>emein|d)aft  befjelben  mit  bem 
Äorper. 


26  4  Qv:  II  1,'*  be§  gortflanq^  ||  17  roie  SrfentiiiS  ||  18  Die  Schlussklammer  fehlt. 

20f.  ©.  ^Xün^.  2.  II  ©.  Slr^nei)  ^.8.  (=  Slunben»\*et)re?;  |1  ©.  ^eii-^enletire 


Der  Anthropologie 

Erster  Theil. 

Anthropologische  Didaktik. 
Von  der  Art,  das  Innere  sowohl  als  das  Äussere  des  Menschen  zu  erkennen. 

Erstes  Buch.  5 

Vom  Erkenntnissvermögen. 

Vom  Bewusstsein  seiner  selbst. 

§.  1  (VII 127—8). 
159a.    «2?  (i^f)  a?  x"??  M382c.  Zu  M  §.ö12: 
Actiones  sunt  vel  in  corpore  observabiles  et  externae,  vel  non  nisi  10 
n  subjecto  cogltationis  et  sunt  internae,    Perceptioues  vel  causam 
habent  et  objectum  in  corpore  vel  extra  corpus  et  sunt  exteruae,  vel 
nee  in  corpore  nee  extra  corpus  et  sunt  internae. 


160.  xp?  vff  M383'.  EI 3. 

itiiibcr  fd^eincn  crft  nod^  7«  3a^r  ©clbftgefül)!  gu  ^aben.   Sod)en,  15 
Beinen. 


Von  dem  willkürlichen  Bewusstsein  seiner   Vorstellungen. 

§.  3  (VII 131—2).    Vgl.  §.  47  (VII 206—8). 

M  §.  529.    Vgl.  M  §.  625—638. 

161.  a  c'ff  M183'.  183.  Ell 427.  E 1 15. 16. 10.  M183':      20 
Qvod  claritas  qvaelibet  pendeat  ab  actione  animae,  hinc  videre 


SRr.  159a— 161  (Söanb  XV).  59 

est,  qvod  occupata  aliis  activitate  mentis  multae  externorum  sensationes 
fere  evanescunt,  e.  g.  dolor. 

Attentio  vero  est  vel  arbitraria  vel  invita*;  priorem  extendere, 
posteriorem  coercero  interest.     Itidem  abstractio. 
5  Stoici  praecipiunt  abstractionis  arbitrariae  vim  ad  omnia  Boala 

vitae  abolenda.    Attendere  ad  bona  sola  vitae;  abstrahendo  a  malis 
felix  sum. 

Hypochondriaci  habent  attentionem  vel  ad  phaenomena  mentis 
vel  corporis  invitam.    abstrahere  a  corpore  conducit  sanitati, 
10  Dirftractae  mentes  laborant  invita  abstractione. 

C  33om  Sliigeiüotinten  Qbftrat)iren  i[t  fct)rDeer—  aud)  üon  bem,  wa§ 
fRzi^  bei)  ftd)  tüt)rt.  33on  ber  33eleibigung.) 

Attentio   prolongata  fatigat.     etiam  sensus,  qvando  ad  minima 

attendimus  per  visum  aut  auditum.    Abstractio  ab  omni  sensu  interno 

16  et  externo  restaurat  (*  €d)lat).    Ab  aliqvibus  vero,  ubi  ad  qvaedam 

eo  fortius  attendimus,  fatigat,  ut  si  alicuius  sermonem  auribus  hausuri 

conamur  abstrahere  ab  interpellantibus  variis. 

Abstractio  mathematica  est  facilior,  metaphysica  difficilis. 
Metaphysica  äuget  facultatem  abstrahendi.    Aesthetica  minuit. 
20  Attentio    ad   minores    perceptiones   supponit  abstractionem,   ad 

majores  tantum  Valens  non  supponit. 
M  183: 

''*  UnrDiaffit)rlid)C  2lufmcr!jam!eit  auf  ctmaS  »iebrtQcS  (fttmmen 
ber  in[trumente,  ®efd)rei)  ber  ©trafee,  öftere  2Bieberl)olung,  ein 
tel)lenber  Änopf  ober  ^^lecf  ober  ßod)),  auf  i)a&  £ä(l^erli(t)e  in 
ehrbarer  3Serfammlung.  (*  Sqrinttjter.) 

C  SSiele  werben  unglüfUc^,  bafe  fte  nid^t  ab[tral^ircn  fönncn.)^ 


11  f.  Der  8-Zusatz  CA?  |?  (/  ?  w??;  steht  rechts  von  Z.  9—10.  ||  14  omni,  toie  es 
scheint,  aus  früherem  omnibus  oder  omnium  vermittelst  Durchstreichung  der  letzten 
Silbe.  II  23—6  s-Zusatz:  fit  vf  \\  24—5  Zu  ein  fel^Ienber  Änopf  vgl.  das  Anthro- 
pologie-Heß der  Berliner  Königlichen  Bibliothek  Ms.  germ.  quart.  400  S.  69 — 70: 
,Die  Abstraktion  scheint  was  willkührliches  zu  sej/n,  allein  sie  ist  eine  würckliche 
Arbeit  und  Bemiihung.  Hat  mans  nicht  in  seiner  Gewalt  zu  abstrahiren,  so  läuft  die 
Imagination  ihren  Weg  so  wie  ein  Strom  Z.  E.  Wenn  ich  einen  Menschen  sehe,  so 
stelle  ich  mir  sogleich  seine  gantze  Gestalt  var,  und  wenn  ein  Punckt  an  ihm  merck- 


60  Siefleitoiien  jut  Stiit^ropologie. 

162,  rj?  x^f  M183'. 

2l[le  Älart)eit  i[i  5ßert)dltni§  weife  unb  fomt  auf  bie  attention  ober 
abftraction  üon  ben  Übrigen  SSorftellungen  an. 

(*  3Son  allem  ab[tral§iren,  üon  läftige*»  ©ebanfen.   SSeleibigung. 
ecfelO  

163.  rjf  x^f  X?  V?  M183'.  E I  U.  12. 

1)  (5mpt)rifd)e  ßcute  ab[tral)iren  nid)t  gnug*;  2)  ©peculatiöe  j^u  üiel. 


würdig   ist,    so   adhaerirt  das   Gemiith  immer  der  merckwürdigen  Stelle  Z.  E.  es  fehlt 
einem   ein  Knopf  an  dem  Rock,  oder  es  ist  einem  ein  Zahn  ausgefallen,  so  sieht  man 
immer  auf  den  fehlenden  Knopf  und  auf  die  Znhnliicke^\    Vgl.  ferner  R.  B.  Jachmann:    lo 
/.  Kant  geschildert   in  Briefen    an   einen  Freund  1804   S.  34 — 5:   Kant  „fasste   bei 
seinem  Vortrage   gewöhnlich   einen   nahe   vor   ihm  sitzenden  Zuhörer   ins  Auge  und  las 
gleichsam   aus   dessen   Gesicht,    ob   er  versfanden   wäre.     Dann   konnte   ihn  aber  auch 
die    geringste   Kleinigkeit   stören,    besonders    wenn   dadurch    eine   natürliche   oder  an- 
genommene Ordnung  unterbrochen  wurde,  die  dann  gleichfalls  die  Ordnung  seiner  Ideen    15 
unterbrach.      In    einer  Stunde  fiel  mir  seine   Zerstreutheit  ganz   besonders   auf.      Am 
Mittage  versicherte  mich  Kant,  er  wäre  immer  in  seinen  Gedanken  unterbrochen  worden, 
iveil  einem   dickt   vor  ihm  sitzenden  Zuhörer  ein  Knopf  am  Rocke  gefehlt  hätte.     Un- 
willkiihrlich  icären  seine  Augen  und  seine  Gedanken  auf  diese  Lücke  hingezogen  worden 
und  dies  hätte  ihn  so  zerstreut.     Kr  machte  dabei  zugleich  die  Bemerkung,  dass  dieses    20 
mehr   oder  weniger   einem  jeden  Menschen  so  ginge,    und  dass,  z.  B.  wenn  die  Reihe 
Zähne   eines  Menschen   durch   eine  Zahnlücke   unterbrochen   icäre,    man  gerade  immer 
nach  dieser  Lücke  hinsehe.     Diese  Bemerkung  hat  er  auch  mehrmals  in  seiner  Anthro- 
pologie angeführt.''''  \\  Ö9'i6  Bei  2l)riiill}ier  (v — \ji)  hat  Kant  wohl  die  Anekdote  im  Sinn 
gehabt,  die  Athenaeus  in  seinen  zUmvonoifioicti  (VI 261d  e;  ed.  Kaihel  II 81 — 2)  erzählt:    25 
TiQvvHfovg  öi  tfriai   Q^töqQamoq  tv  jü)  tik/i  xojuojöing  ifilöytlotg  övrag,  K/otCovg 
61  7i()dg  I«   OTtiiviSniöitQu  tiüv  TiQnyjjdiuiv  y.aiui^  vyth'   ^n\   i6   fv  /ItkifoTg  fxav- 
ifiiiP  uTiakXayijrai  ßovXou^yovg  rot    nüHovg,    xni   jov    Htöv   ürtktTv    uvioTg,   ^v 
Hvovitg   i(p    l/oafiöwvi    rnijQOV    dyflnOTi    tovtov    fußüXwaiv    tig    irjV    fiäXnirnv, 
Tinvata^ai,    o^i    6^    dtäiOTfg   /ut]    äiKunQxwni    lov    Xoyiov    lovg    nnTörtg    fxiöXvaav    30 
nngtivui  jq   ßvnfq.  /jaUcbv  ovv  f-ig  xai  avyxninuiyüt-tg,   fnn'nho  fßouiv  nnfkctv- 
vovTfg  nuidi',  'iC  tlrjr' ;  ((fr}-     (SK^oixmf  f.irj  rö   a(f  ccyiov  viiwi'   «i'«Tof  i/'W,'   yf).n- 
nfivTwv   ök   Ifiuüov   fQy(p   i6v  dtov  öft^nvia  wg  aoa  i6  noXv^fjöviov  »j'/o?  kiutj- 
yjivöv   fori   9fQn7ttvf)flvtti.     Die   Anekdote    ist  in   dem    Brauerschen   Anthropologie- 
Heft  S.  12  ausfuhrlich  wiedergegeben,  ebenso    bei  Parow   S.  27/8.      In   der  Gotthold-    36 
sehen  Nachschrift  (198)  eine  Andeutung.  \\  5927:  V*  ^** 

4  s- Zusatz:    v?   x^f?   /uff    Die   beiden    letzten    Worte    sind  jedoch    erst   später 
hinzugesetzt,  sehr  wahrscheinlich  erst  in  \p.  \\  allein?  flflen? 

7  In   dem  Anthropologie- Heft  von  Philippi  (18,   18'')  finden  sich  wörtliche  An- 
klänge an  diese  Rfl.  \\  2)  von  mir  zugesetzt.  ■'O 


^x.  162-1G6  (93anb  XV).  61 

(« in  abstracto,  allgemeinO   S^nen  fet)lt  ba^er  ber  ®runb  ber  ©infid)!, 
biejen  ber  Slmoenbung. 

C  1)  «Sie  Qttenbiren  gu  üiel  auf  ©egenftäube,  2)  ©peculatiüe  ju 

wenig.) 

*/*•  a\§  enipirifd^e  aRed^enmeifter,  empirijd^e  ßanbirirttje.  \ 

1    Seilte  raerben  unglfiflict)  burd)  ^u  üiel  ober  ju  wenig  abftral^iren,  1 

\  («  ßtwa§  au§  bem  Sinne  jct)lQgen;  worauf  ^aften.)  / 


164.  x^f  k?  v^f  Q^f  M  lH:r.  EIS. 

i'tbitrat)iren  ift  ein  negatiüe§  attenbiren;  alfo  me^r  als  blo§ -ntc^'t 
10  attenbiren. 

Slbftra^iren  ift  fd)tt)eerer  al§  attenbiren,  weil  ber  trieb  jur  attention 
3RatürUct)  ift.  2)ocl)  ift  er;\wungenc  unb  lange  attention  jugleid)  ab= 
ftractiou  öon  bem,  xoc^^  ber  Fortgang  ber  Sbeen  fuppebitirt,  unb  etwaS, 
wa§  id)  burc^aug  nid)t  üergefjen  will,  blefftrt  ha%  ®el)irn. 


165.  x5?  vf  <^ff  M183'.  EI 262.  261. 

2Bie  ^(x^  ©eniüt^  fid^  oon  ber  attention  erholt  burd)  willfü^rlic^e 
biftraction,  nic^t  blo§  abftraction,  oornemlic^  burd)  t)efd)aftigung  Don 
anberer  unb  gleid^gültiger  2lrt.  SSon  ben  übrig  bleibcnben  ©inbrücten. 
®efenfd)aft  ben  ®elel}rten  juträglid).  ^^iad)  ber  biftraction  bieSammlunq 
be§  ®cmüt{)§. 

2)a6  ®egentl)eil  ber  attention  ift  ®ebanfenloftgfeit  (negatio)  unb  ^zx-- 
ftreuung  (poritiü,  dissipatio).  ?Rad)  einem  großen  tumult  ber  ©nipfin= 
bungen  bleibt  im  ®emütt)  ^erftreuung. 


:iO 


166.  liif  V?  MISS. 

iOie  Slufmerffaniteit  burd)  i^iöuren  ju  erljolten  (^^  xoa^  bie  2luf(mcrf> 
famfeit  un<auf>l)öl)rli(^  an<feuert».  2)ie  Slufmerffamfeit  burc^  Unterhalt 

3—4:   (f?   w?  II  5—6:   vf   i^ff   ySff  II  7:   rlJ?  V?? 

22  dissip:  steht  über  pofitiü. 

25 — 26  Der  Ausseurand  ist  lädirt;  die  zerstörten  Buchstaben  sind  in  (  )  er- 
gänzt. Auf  an  (Z.  26)  folgt  sehr  wahrscheinlich  ein  f  oder  \  oder  ^.  Die  Worte 
2)ie  Stufmerffamfeit  blirt^  sind  das  2.  und  3.  Mal  nur  durch  Striche  angedeutet. 


62  SReflejtonen  jur  Slttf^ropologie. 

mit  Slngenel^mem.  2)ie  SKufmerfjamfeit  burd^  ha^,  ttia§  un§  anpe!)t, 
unjcr  5RQf)me  bringt  unfere  2lutnierfjani(feit)  in  23en}egun9.  SSemeiS, 
tia^  bie  ^lar^cit  Don  unferer  Sßilfü^r  Qbl)(ängt>» 


167.  fxfv?M230.  EIi8.  Zu  M§.628: 

2)ie  größte  Slnftrengung  ber  Slufmerffamfeit  ift,  wenn  man  [auf  jtuei)] 
eine  SSorftellung  nicl)t  miQ  crlöfct)en  lafjen  unb  bod)  einer  anbern  bnbeq 
jugleid)  nad)  get)t.  ^.  ©.  2Benn  einem  etma§  im  rebcn  ober  colieytiis  ober 
jct)reiben  ober  ©efelljdiaft  ober  Spaziergange  einfeUt  ober  man  [id)  maS 
einbrüft,  ma§  man  nict)t  aunct)reiben  miU. 

2)ie  Slbmec^jelung  ber  ^Raterien  trifct)t  bic  aufmert[amfeit  anf. 


168,  V.  M183'.  E  1266.  14. 

2Benn  man  fid)  gett)öt)nt,  ®ebanfen  ^erumjdimeifen  ("  biifipirt)  unb 
folglid)  oft  au§id)meifen  ju  lafjen,  ift  eine  mutl)nDiUige  biftraction.  (gonft, 
roenn  man  irgenb  etma^  auf  bem  ^er^en  ober  etroaö  wichtiges  ^um  SSor- 
^aben  \)at,  ift  man  ;^erftreut.    Gemeine  ßcute.  lo 

2)urc^  roiütürlid)e  attention  unb  abftraction  l^aben  mir  ba§  ©ernüt^ 
(«  unfern  ßuftanb)  in  unferer  ©emalt. 

6eine  ©ebanten  Don  einem  SSerbruS  abfe^ren,  au§  bem  ©inne 
fc^lagem  

169.  V.  M183'.  EI 562.  20 
ein  ^rauenjimmer  mufe  unter  aöen  am  menigften  ßerftreut,  fo  menig 

mie  bctrunfen  feqn,  unb  fte  finb  e§  auc^  in  ber  3:i)at  gemo^nlic^er  3J?aafeen 
nic^t.  33emerfen  aUcS»       

jf^O.  v—\p.  M183'.  Eiy. 

Obiectioe  ober  fubiectiüe  abftraction,  b.  i.  miafii^rlic^e  ®ebanfen=  25 
lofigfeit, 

SBilfü^rlici^e  unb  Untöilfü^rlici^c  Slttention  unb  Slbftraction, 


^  Zu  dieser  Rfl.  vgl.  VII  184/5.  \\  10  Waterten?  3Jjateric?? 
12  biffiptrt  «6er  banfen  f)erum  ||  18  bem  ©inne?  bcn  ©innen?? 


gh-.  166-175  (Sonb  XV).  63 

171,  v—ip.  M183'.  EI13. 

2)ie  ©ebanfenlofigfeit  ift  unter  SSorftellungcn,  beq  benen  man  toeber 
irorauf  ottenbirt  nod)  ab[trat)irt.  2Bir  fönnen  oon  allen  SSorftettungen 
ober  nur  üon  einigen  abftra^iren. 


172.  (f'f  (o?  M 183'.  EI6. 

Unmittelbar  ftd)  eine  33orftellung  flar  ma(t)en  l^eifet:  attenbiren. 
Unmittelbar  ftc^  eine  33or[teQung  Derbunfein  l)eiBt:  abftra^ircn  (*  ab= 
gelegen), 

(*  Selbes  i[t  ^anblung  unb  erfobert  fraft.) 


173.  (f^f  cüf  ^??  M  183.  EU 426. 

2)a§  2lbftral)iren  gel)ort  3um  Urt^eil  übcrS  obiect,  nic^t  jur  S3e[tim= 
mung  be§  (SubjectS. 


174.  w?  ((f^fj  ^??  AJJ83.  EI7. 

2lbftrat)iren  ift  ni(l)t:  jtc^  etmaS  au§  bem  «Sinne  fdjlagen,  b.  i.  öcr« 
15  geffen  moUcn. 


Von  dem  Beobachten  seiner  selbst. 
§.  4  (VII 132—4). 

175.   xK  M382c.  E 119.  20. 

3e  mel)r  man  an  auffere  2)inge  benft,  befto  weniger  benft  man  an 
20  ftd)  felber.    5Ran  ift  ftd^  bei)  ben  flärften  aufjeren  SSorfteHungen  feiner 
felbi't  raenig  betüuft.   2)a^er  \ia§>  bemuftjei)n  bcr  obiectc  nur,  aber  nid^t 
feiner  felbft,  gur  Älar^eit  nof^ig  ift. 


7 — 9  abflefet)en?  obäufc^en??  ||  s-Zusätze:  wf  ((f — iiff) 

19 — 20  Das  2.  an  sowie  die  1.  Silbe  von  fetner  sind  am  innem  Rande  weg- 
25    gerissen.  \\  21  nur?   Der  erste  Buchstabe  ist  weggerissen,  über  dem  zweiten  ein  u-Haken. 


04  SRefIejionen  jur  2lntf)ropologtc. 

dagegen  mu§  mau  fici^  feiner  felb[t  beiruft  feqn  bei)  33etrad)tuug 
feiner  eigenen  23orfteüungen  unb  ßmpfinbungen  (man  fiililt  ftct)  gan^). 

2)tefe  (^  innere)  2lnfct)auuug  unb  Selbftgefül)!  fdiniddit  ben  Körper 
unb  ;\iel)t  it)n  Don  animnlif(l)en  Functionen  ab.  (*  Uuglüt  fomt  auf  ta^^ 
Serouftfeqn  feinet  3uftanbeö  an.) 

2Bilbe,  bie  auf  fict)  fclbft  roeuig  ad)!  t)aben,  finb  unempfinblic!^» 

©ebanfenlofigfeit  ift  blo§  ber  ÜJiangel  ber  2lufmer!famfeit  auf  fid) 
felbft. 

2lffectirenbe  $erfol)nen  (^  ge^tt)ungene)  ^aben  auf  fic!^  felbft  ad)t,  wie 
fte  dußerlid)  erfd)einen 

C  ^iaiuetdt,  ba  man  auf  fii^  felbft  nidjt  Sldjt  ju  ^aben  f^eint,  in 
welchem  Std^te  man  erfd^eint.) 


Von  den  Vorstellungen,  die  wir  haben^  ohne  uns  ihrer  bewusst  zu  sein. 
§.5  (VII 135-7). 
M§.510—5U.  517.  518.  is 

176.    «2?  (i2fj  i^ff  x3ff  M382c. 

(O)bscurarum  perceptionum  campus  est  amplissimus.  Primo  in 
ipso  involvuntur  et  veluti  re(condu)ntur  omnes  cognitiones,  qvas  iam 
clare  non  repraesentas,  cetera  tibi  notas,  (e.  g).  omnes  historicas  et 
intellectuales  cognitiones,  qvarum  reminisci  poteris.  Deinde  in  20 
(perce)ptionibus  sensuum  orania  illa  involuta  continentur,  qvae 
microscopiis  aut  telescopiis  (non  p)ercipienda,  sed  animadvertenda  tibi 

4  Der  s-Zusatz   (x — (f')   steht  zwischen  dem  vorhergehenden  und  folgenden  Ab- 
satz. II  9  gejioiinflene?  gejiDiingen?  ||  11  s-Zusatz:  v. 

Iß  Am  Innenrand  links  ist  das  (nachträglich  auf  einen  schmalen  Falz  auf-  25 
geklebte)  Blatt  gerade  bei  Nr.  176  stark  lädirt.  Die  Ergämungsversuche,  bei  denen 
ich  mich  der  werthvollen  Hülfe  meines  Collegen  G.  Gundermannn  zu  erfreuen  hatte, 
sind  in  Winkelklammern  (  )  eingeschlossen.  Inhaltlich  vgl.  Nr.  201  sowie  I  4085— 15.  \\ 
17  percept.  ||  19  repraesentas?  repraesento?  wahrscheinlich  repraesentas  aus 
früherem  repraesento.  ||  21  Vor  ptionibus  stehen  noch  unleserliche  Reste  von  einem  80 
oder  von  zwei  Buchstaben.  \\  22  microscop:  ||  teloscop:  ||  Der  Sinn  ist:  Mikroskop 
und  Teleskop  ermöglichen  nicht  erst  die  Perception,  sondern  legen  nur  das  aus  einander, 
was  sie  implicite  enthält;  sie  ermöglichen  also  nur  die  Apperception  von  Einzelheiten, 
die  zwar  auch  schon  von  der  sinnlichen  Perception  geboten  werden,  aber  nur  ver- 
schwommen, so  daas  wir  uns  ihrer  nicht  bewusst  werden  können.    Vgl.  VII 13533 — 1363.    35 


sRr.  175-177  (SSanb  XV).  65 

reddis.  Tertio  omnes  partiales  repraesentationes  (scilicet)  ad  intel- 
lectura  pertinentes  per  analysin  notas  suas  involutas  detegunt.  (Ita^ 
philosophia  qvoad  magnam  partem  occupatur  resolvendo  contenta  et 
involuta  in  confusis  repraesentationibus,  nihil  novi  addit  menti  praeter 

5  formale,  e.  g.  omnes  notiones  tritae  et  obviae  morales  uti  de  debitis 
et  officiis  caeteris,  de  obiectis  gustus,  praesertim  moralis.  Hinc  ver- 
borum  detectus  significatus  reserat  claustra  fundi  mentis. 

Campus    perceptionura    potest    aeqviparari    mappis,    in    qvibus 
maxima  pars  colore  destituta  debiliter  percipitur,  exigua  pars  coloris 

10  lumine  distingvitur,  minima  ita  est  comparata,  ut  etiam  partes  spien- 
deant  pro  diversitate  diverso  habitu. 


26 


177,  x^f  (yffj  M382c. 
[2)unfelöeit  unb  Ä] 
(^  ©aö  Reifte  (jefdiie^t  oom  Sßcrftanbc  in  ber  2)unfel!)e{t.    @r» 
16      fldrungen  ber  5JZenjd)li(^cn  Urttjeilc.    2Barum  liebt  bie  5)iutter  bcn 
munterften  €ol)n?) 
ßnipfinbungen  finb  feine  SSorftellungcn,  ober  pnb  bie  ÜKoterie  baju. 
SSieleö,  maS  ein  Urt^eil  au8  biinfeln  [(Jmpftnbungen  tft]  üorfteflungen 
ift,  JDirb  ber  ©mpfinbung  beijgemeffen.   3c^  empftnbc  bie  SBor^eit  unb 
M  j(^al^eit.  ®efiit)l.  ©eiftigeS  ©efü^l.* 

Wan  mufe  ftc^  el^er  auf  bunfle  ^Sorfteüungen  als  qvalitates  occultas 
berufen;  e.  g.  antipatf)ie  berjm  Slnblif  eines  ÜKenfdjen, 

2)unfle  SSorfteHungen  ftnb  praegnant  Don  flnren.  5J?oral.  ^üx  ^lax- 
^eit  in  biefelbe  ju  bringen.  xDie  ^ebamme  ber  ©ebanfen.   Mt  actus  beS 
SSerftanbeS  unb  33ernunft  fönen  in  ber  2)unfel^eit  gcfc^e{)en. 
C  ©ewol^n^eit  ^inbert  taä  SerouftfeqnO 


1  Tertio?  Tertia?  Tertiae??  Wahrscheinlich  Tertio  aus  Tertia.  ||  repraesent:  || 
Vor  ad   steht  noch  ein  t  oder  1,  kaum  ein  a.\\  4  In  confusis  die  letzten  vier  Buch- 
staben mehr  oder  weniger  sichtbar,  die  ersten  vier  halb  gerathen.  ||  8  Garn  ähnlich  in 
30    Reiches  Anthropologie- Heft  aus  dem  Winter  1789/90  S.  8 — 9. 

16  munterften?  munteren?  ||  Die  Antwort  auf  diese  Frage  giebt  Kant  VII 
3IO21—9.  II  18  ein?  im?  ||  20  fd)al!^ett  nicht  ganz  sicher;  vielleicht  verschrieben  für 
fc^Qlf^ett?  auf  keinen  FaU:  golfdj^ett.  ||  21  mufe  i(f)  e§er  II  23  Über  Haren  ein 
Zeichen,  dem  kein  2'«  entspricht.  \\  26  s-Zusatz:  x^f  fi?  v2?  QSf  yt 

Äont'«e*tift«n.    ^anbf(^ttfttt(^«t  Ka(^Io6.    II.  5 


66  Sieflefionen  jur  Slnt^ropologie. 

2)unfle  SSorfteHiuiöen  raieber[te^en  oft  bin  Haren:  2)er  @cl)lec^tc 
diod  b?m  SSerbienfte  (f  Cdjä^ung  ber  D^ieid^en).  £)ie  ti)ieri[d^e  %\ixä:)i  bcS 
JobcS  ber  oernünftigen  Ijofnung.  2)ag  ©raufen  be^  bem  Slnblif  eineö 
SlbgrunbeS  ber  rcflerion. 

55a&  c§  un§  oft  ein  QSergnügen  mad)t,  etioaö  ber  bunflen  reftejfion 
ju  überlaffen,  »eldje  ftd^  plo^lic^  aufflärt.  (gtil.  2)afe  bie  @(I)on^eit 
muffe  unauSfpred^lid^  feljn.  2BaS  wir  benfen,  fönen  mir  m6)i  immer 
fagen.  (*  2Barum  toir  einen  an  ber  redeten  (Seite  ge^en  laffen?) 

(*  2)aö  obiectioe  SBemuftfe^n  ber  SSorfteHungen  oon  ©egenftönben. 
5Da8  fubiectioe  oon  mir  felbft  unb  meinem  3ufta"i>c  beö  ©enfenS.) 

*(f  tan,  aber  id^  felbft  fan  mic^  nid)t  im  Äorpcr  anfdjauen. 
^olglicft  fan  id)  meinen  Ort  im  i^orper  m(t)t  marne^men;  fonbcrn  e§ 
ift  nur  ein  ©c^luS  üon  ber  analogie  beS  DrtiS,  nemlic^  ber  Segleitung 
bcSienigen,  mag  im  Ort  ift.) 


Von  der  Deutlichkeit  und  Undeutlichkeit  im  Bewusstsein  is 

seiner  Vorstellungen. 

§.G  (VII 137—40). 
M  §.  614.  515.  525.  530.  531. 

In  seinen  Vorlesungen  über  Anthropologie  pflegte  Kant  auf  den  Abschnitt  von  der 
Deutlichkeit  einen  Abschnitt  von  der  Vollkommenheit  und  Unvollkommenheit  der  Er-  20 
kenntniss  folgen  zu  lassen,  wobei  er  sich  an  M  §.  515  anschloss.  Ein  späterer  Ab- 
schnitt handelte  im  Ansch/uss  an  M  §.  525  vom  Positiven  und  Negativen  in  unserer 
Erkenntniss.  Da  Kant  in  seiner  Anthropologie  beide  Abschnitte  ausgelassen  hat,  schlage 
ich  die  betreffenden  Reflexionen  zu  dem  obigen  §.  6. 


2  Hechts  von  Steteren  ein  Zeichen.,  das  zwischen  den  über  einander  stehenden  25 
Worten  ^Inblif  und  refleyton  (Z.  S  und  5)  wiederkehrt.  \\  €  Am  Bande  links  von 
ftdf)  ein  Zeichen,  dem  kein  2'«  entspricht.  ||  8  s-Zusatz:  fif  vf  ||  SEßoruttt?  SBcnn? 
SCBonH?  II  9  S-Zusatz  v?  f  ?  (f'?  ||  II  s-Zmatz:  xl?  vf  I?  (fif  ||  Hinsichtlich  der 
Buchstaben  kann  i-n  dem  s-Zusatz,  abgesehn  von  den  lieiden  gleich  mitzutheilenden 
Fällen,  kaum  ein  Zweifel  obwalten.  Hat  Kant  sich  nicht  ^verschrieben  oder  gehören  »0 
die  beiden  ganz  gleichartigen  Zeichen  nach  ®efül)l  (652o)  und  vor  fan  (66 ji) 
nicht  zu  zwei  entsprechenden  Zeichen  auf  der  verloren  gegangenen  Seite  M 176^  der 
die  an  eine  falsche  Stelle  versetzte  Seite  •382c  als  Durchschussseite  gegenüber  stand, 
so  muss  man  das  erste  fotl  des  s-Zusatzes  als  Prädicat  auf  ®eiftiged  @efü!^l  als 
Subject  beziehen.  ||  13  ÖOn?  \\  14  im?  <in.*  86 


«Rr.  177—181  (33anb  XV).  67 

Nr.  178—181  m  M  §.  .1/4. 
178.  x^^  If  M38S'. 

(*  SSertDtrrte^opfe.  Drbcntlict)e.  ^ett)obij(t)e.ft)ftemQtifc^c.2)unfcU 
l^cit:   scotison.  geller  2?er[tanblic^er  ^rebiger.   ÜKt)[tifcf)0 
SScrioirrung  i[t  eigentlich  ber  Drbnung  entgegengefe^t  unb  Unbeut* 
\\6)lt\i  ber  5)eutlict)feit.   3lber  burd)  SSerroirrung  loirb  Unbeutlic^feit  ber 
SSor[teflung.   3)a§  i[t  bie  Urfadje,  toarum  Orbnung  gefällt. 

2)ieDrbnung  entfpringt  burd)  daffen  obt^eilung  unb  glei(!^jam fäc^er 
ber  ©rfentniS.  2)a^er  boS  fi)[tcmati)(^e  jur  2)eutlic^fett  beitragt» 


10  179.  y.^f  Af  M383'.  E  II 424. 

©ie  ^lar^eit  ber  2lnj(^auungen  ift  oon  ber  ^lar^eit  ber  begriffe  ju 
unterjcl)eiben.  3«ne  finbet  ftatt  cor  allem  33egrif,  aenigftenS  Dor  bem 
floren ;  fo  [giebt]  ift  e§  Qud)  mit  ber  2)eutlic^feit. 

(änblid)  ift  ein  unterjc^ieb  jmifct)en  ber  SBerftanbeS«  unb  äJernunft^ 
15  beutlid^feit;  jene  ift  logifd),  bieje  realiter  beutlic^  (SSorfteUung  a  priori), 
roel^e  fad^e  l^inter  ben  (ärfc^einungcn  Derborgen  ift. 


180.  iif  V?  M177. 

£eict)ttgfeit,  5JZunterfeit  im  3)enfen.  beijfpiele  (ftnnlid)c  2)eutlid)feit) ; 
ge'^ort  ju  ben  Werfmalen  ber  SBeltfentntS.  5)ie  ©efeüfc^aft,  ber  ^of 
20  bilben  bergleic^en.  ^rani^ofen  ge^en  barauf  fcl^r.  ©er  9J?angel  beffelben 
mit  logifd)er  SSoÜfornmen^eit:  pebantcrie.  SDeutfc^e  jtnb  fc^ulgercc^t. 


181.  fif  vf  M177. 

ßeidjtigfeit  ift  nid)t  a)eutli(^felt.  2:iefc  ift  n\<i)i  3)unfel^eit,  ®rünb« 
llc^feit«  Sünbigteit  (Drbnung). 


3  8-Zusatz:  x3f  /j?  v2?  o3f  v?  ||  4  Zu  scotison  vgl.  VII iV ii;.  \\  93erftanb 
{{6)iXt  93er[tanbli(^e?     Nach  dem  Wort  möglicherweise  ein  Punkt. 
U  Don  fehlt;  auch  schon  von  E.  ergänzt. 


68  SRefImoncn  jur  5Intt)ropotügie. 

182.  fif  vf  M183.  Ell 428.    Nehm  M§.ö28,  Satz  2  und  3: 
2)le  ^lartieit  bcr  Slnfd^auung  lafet  ftd^  nid^t  mitt^cilen,  ober  too^l 

bie  2)cutlicl^feit.  ©ic^ter  nennen  biefeSitlQrt)eit.  2)enn  em^jirijdje  ®eut= 

lic^fcit  Idfet  jl(^  nic^t  bcjc^reiben. 


Nr.  183—187  zu  M  §.  515. 
183,  «?  (cf)  W  xff  M383'.  Zu  M§.51ö  Anfang: 
Qvod  potissimum  attinet  hominem,  est:  primo  non  carere  cognitione 
ad  necessitates  vitae  pertinente,  deinde  illa  abundare.  Circa  posteriorem 
Cognitionen!  et  etiam  circa  priorem  notandum"   errorem  esse  malum 
privans,  ignorantiam  malum  destituens  cognitionis» 


184.  ^f  (ef  cf)  xff  M383'.  ZuM§.5i5  Anfang: 
6ine  ©rfentni«  ift  motir,  bie  obiective  genommen  mit  jtd^  fclbft  ju= 
fammeu  ftimmt;  jte  ift  falfc^,  »enn  fte  ftd^  toieberftreitct. 


183.  s?  C?  if  M 177.  Zu  M§.515  „ig7iorantia''  (Tu): 

defectus  aut  pravitas  cognitionis,  9Serfel)rt^eit.  i5 

3)er  ÜKangcl  ber  ßrfentniS  au8  unmifjen^cit  ober  Unfnnbe.   5)ic 

le^tere  fon  Ungereimtfieiten  Jßeranlaffen,  baran  ber  33erftQnb  *  nl(^t  S^eil 

^at,  wnb  ift  t)iftorifc^  ober  empirifc^. 

•("  ober  5J?an0ef  bcr  Urt^eilSfraft.) 


i«6.  tflf  if  M177.  Zu  M§.  515  „  Oradus  cognitionis''  etc.  (7i^fJ : 
Distinctio  cognitionis  vel  a  materiali  vel  a  formali  depromta. 

Utraqve  vel  qvoad  qvalitatem  vel  qvantitatem  aestimabilis,  posterior 

vel  intensive  vel  extensive. 


9  Auch  im  Ms.  nach  notandum  ein  Punkt  oben,  ine  das  griechische  Kolon. 


!Rt.  182-187  (SBonb  XV).  69 

187.  x^f  Xf  M3H3'.  EI 226. 

2)a§  SSert)ältniS  ber  6rfentni-o  jum  obiect:  Sßarl^eit,  gröfec. 

{9  gefe^  ber  fparjamfeit.) 
2)Q§  33ert)ältntS  ber  ßrfentniS  jum  jubiect:  fieb^aftigfeit.  ©Inbruf. 
5  9fiei^.  9fiüt)rung.  (*  leidet)  interefjant.  (« ßuftanb,  neu.) 

2)aS  SSer^altniS  ber  ßrfentniö  unter  einanber:  SSergejellfdiaftung, 
Orbnung.  {"  2lb[tec^en.  5l{)nUc^feit  ^^i^wt^t^JörfeitO 

2lÜe  biefe  5?er^aUni[jc  ftnb  entweber  logifc^  ober  acft^etijc^  ober 
pfqc^ologijd). 
10  (9  ^rrtpmer  über  ®egen[tdnbe  ber  praüifci^en  ßrfa^rung  bauren 

nic^t  lange.) 
2)ie  OJienfd)lic^c  5Ratur  [tür^t  ftc^  lieber  in  Srrt^iimer  als  Unroiffen» 
l^ett,  fo  »Die  lieber  in  ®efa^r  ol8  lln[d)lu^igfeit,  lieber  in  ©orgen  unb 
©efümmerniffe  als  ©nugfamfeit  unb  ©nt^altung.  ('  2)te  Gräfte  t)ajfcn 
16  bie  @d)ranfen.) 

3rrt^um  cntfpringt  nur  au§  Urt^eilen.   ftnb  j(i^dblic^er  als  Un- 
töiffen^eit. 

3Benn  man  nict)t  felbft  @cl)iiler  Q>  ober  Sieb^aber),  fonbern  Kenner 
Ift,  fan  man  eine  ©djrift  (^  oon  genie)  mit  3rvtt)iimern  befjer  nu^en. 
20  Si^rcnbe  ©eefal^rer  l)aben  boc^  gereift.  (^  aber  in  praftifc^en  fö^en  ift  eS 
®ut,  untoiffenb  ju  feqn,  »o  man  fan.) 

[gSBaä  bie]  ^^arabojfe  f^riften,  bie  bem  gemeinen  SSorurt^eile  ober 
Jä5Bat)ne  aieberftreiten,  werben  cor  irrig  geljalten,  weil  man  burd^  benfclben 
SBal^n  über  fte  Urt^eilt,  meldten  fie  auft)eben  moüen. 
3A  SBiffer  (bie  über  aÜeS  entfd)ieben  ftnb)  unb  unentfd)iebene  proble» 

matifdje  SÖetrad^ter  (ftnb  oon  ßweiflern  unterfdjieben).  cui  bono? 

{"  2luS  bem  Srrt^um  eine  £el)re  jur  SBefferung  gießen.  ÜKüffen  nic^t 
loieberlegt,  fonbern  erörtert  werben,   ©rflörung  beS  fc^eineS.) 


1  s-Zusätze-.  x3—v.  II  9  pfi)^oIogif(i^ .»  p^Qf ologif^ .«  p]X)(fiolOQ\\d)f f  \\  18— 24 
30  Ahnliche  Stellen  mit  wörtlichen  Anklängen  finden  sich  in  dem  Anthr(^ologie-He/t 
„PhUippi"-  9,  9'.  II  26  Nach  Büchmanm  „Geflügelten  Worten"-  19.  Aufl.  S.  37415  geht 
der  Amdruck  cui  bono?  auf  Cicero  (IL  Philippica  14,35,  pro  Milone  12,32,  pro 
Roacio  Amerino  30,  84  und  31,  86)  und  weiter  auf  L.  Cassius  (genauer:  L.  Caaaiu« 
Longinu»  Ravilla)  zurück. 


70  SRcflejtonen  aiir  Slntfjtopotogie. 

Nr.  188— m  zu  M  §.  625. 

188.  e^f  (i^f)  }c>ff  (C?V  M182'. 

Qvomodo  possibile  est,  ut  negationes  repraesentari  possint,  cum 
non  sint  aliqvid,  ideo  nee  objectum  repraesentabile?  !."•»  qvi  non 
positiva  pollet  notione,  nee  oppositam  negativam  repraesentare  potest, 
e.  g.  coecus  tenebras;  2.  tollere  aliqvid  est  actio  ideoqve  remotio  est 
positivum.  ideo  cogitando  aliqvid,  post  a  subjecto  removendo  cogito 
apud  me  positivum  atqve  mediate  negativum«  (non  ponere,  e.  g.  per 
abstractionem,  et  tollere  sunt  diversa). 


189.  l  M182'. 

Multa  nobis  mala  non  possumus  repraesentare,  qvia  nullam  cogni- 
tionem  intuitivam  habemus  oppositi,  ut  ignorantiam,  servitutem,  pau- 
peres:  egestatem,  avarus:  turpitudinem  moralem. 


190.  l  M182'.  Ell 457. 

2)er  3Rangel  einer  SSorfteUung  unb  btc  SßorfteÜung  be«  ^Kangclö  ift  i6 
öerfd)iebcn.  [2)et]  3)er  ^Kangcl  ber  flaren  23orfteÜunö  au§  crmangelnber 
J^dtigfeit  ift  Unmiffcntieit,  au§  einer  gum  ®egentl)eil  angeroanbten 
J^ätigfeit  ift  abftroction.  SDie  Trennung  ift  ba«  real  oppositum  ber  S3er» 
btnbung;  eS  ift  ein  pofttioer  ®runb,  ber  bie  SSerfnüpfung  tiinbert.  2Betl 
nun  einige  ^^Jrdbifate  einem  2)tnge  fQlfd)U(^  mürben  beigelegt  »erben  20 
tonnen,  fo  bienet  bie  negation  baju,  i^u  oertiinbern,  bofe  eS  nid)t  gejct)et)e; 
bo^er  ift  ein  negatioeS  Urt^etl  ladjerlic^,  weld^eS  einen  unmöglt(t)en  3rr= 
t^um  öerptet. 

191.  x'f  (V)  M182'.  Ell  149. 

3RegatiDe  ©rfentniffe,  um  Srrt^umer  abjul)Qlten,  unb  po[\tm,  um  bie  25 
($r!entni§  ju  erweitern  jugleid). 

C  bi^ciplin :  negatine  Unterroeifung.) 
(f  negatioe  Se^ren  ber  ©efunb^eit.) 

12  oppositi?  opposit:? 

27 — 28   Die   beiden  s-Zusätze,   von  denen   der  ^rste  am  Phase  v  stammt,  der    30 
zireite  cata  Phase  x^ — (f,  stehn  zwischen  dem  vorhergehenden  und  dem /olgenden  Absatz, 


air.  188— 193  («Banb  XV).  71 

©in  jebcS  SSerfa^rcn  i[t  negatio,  tooburcfe  ein  gc03iffcr  ®runb  abge= 
l)Qltcn  tolrb*  ^urc^  ncgatiöc  Mittel  glücflic^  ju  fcijn,  ßntbel^rcn.  sustine, 
abstine. 

negatiö  tugcnb'^Qft  ju  feijn.  negatio  ftolg.  negatio  ergießen,  ncgatto 
ift  bie  2Bei§f)eit  bc§  9J?enf(I)cn. 

(*  ^Regatioeö  SSermögen.  ©parjamfeit.) 


192.  x^f  fi'f)  M182'.  Ell  150. 

S)ie  2Kenf(i^en  jtnb  nic^t  jel^r  oorS  ncgatioe  (*@Itern  nic^t)  au« 

einem  inftinctc  ber  ^atur,  toeld^er  unS  antreibt,  unjere  realitaet  ju  @r<= 

10  toettern  unb  bie  qoellen  beS  Sebenö  in  beftänbiger  [flufee]  ©rgiefeung  ju 

erhalten;  aber  bie  SSernunft  mufe  biefem  inftinct  fd^ranfen  fe^en  burd^  ®e« 

fe^e  uub  negatioe  (Sinjc^rdnfungen. 

(*  ^ofttio  in  SSermögen,  aber  negatio  im  ©ebraud^  berjelben.) 


193.  xjP.  M182.  Ell  US. 

16  2Bo  ber  3rrt()um  oerleitenb  unb  ^ugleid^  gefat)rli(^  ift,  ba  jtnb 
negatioe  ©rfentnifje  unb  criteria  berjelben  ioid^tiger  al§  pojttioe,  madljen 
ojt  "tOi^  eigentlid^e  Dbiect  unjerer  2Bifjenjdt)aft  au§.  2ll§  in  ber  ^Religion 
in  bem  begriffe  oon  ®ott.  S"  ^er  ^iegirung:  »aS  ein  Dber^err  nid^t 
nel)men  bürfe.    Slber  bie  ^jojitioen  jtnb  ergö^licl)er,  weil  jte  erweitern. 

20  ©ocrateS  {)atte  eine  negatioe  [©rfentm«]  p^ilojopf)ie  in  2lnje^ung  ber 
jpeculation,  namlicf)  oon  bem  Unioert^  oieler  oermeintlid)en  SBiffen. 
jct)att  unb  oon  ben  ©renjen  unjereS  2Biffen§.  {'  £)er  negotioe  3:^eil  ber 
er^ie^ung  ijt  ber  ioicl)tigjte:  2)iSciplin.   Otouffeau:  ab^ujc^neiben.) 

31egatioer  ©ebraud)  ber  Slrjne^loifjenjc^ajt.  'Jlegatloer  ©ebrauct)  ber 

25  iRed)t§=  unb  9fieligion§gele!^rjamfeit.   reformen  finb  oornemlid^  negatio. 

2 — 3  ^Av^x^v  xaX  äni^ov:  ein  Wort  Epiktets,  von  A.  Oellius  Noct.  Att.  XVII, 
19,  6  in  der  obigen  lateinischen  Fassung  wiedergegeben.  \\  G  a-Zusatz:  v. 

8—13  s-Zusätze:  fi—x-  \\  10  beftänblgem  \\  13  in?  im»    (beide  Male)  \\ 
berfelben»  beweiben??  ||  Vgl.  auch  Rfl.  260—2. 
30  23  ab5u[(^neiben   kann   seiner  Stellung  nach   auch  als  g-Zusatz  zu  ^teligtOtl^' 

gcle'^rjainfelt  in  Z.  25  gezogen  icerden. 


72  SRefIejioncn  jut  Untl^ropologle. 

©nbUdö  alles  gur  Einfalt  bcS  gemeinen  unb  ©ejunbcn  SSerftanbe«,  unb 
p^ilojop^ie  ift  boj^u  boS  SBerfjeug. 

SRegotiüe  ©liiffeeligfeit  unb  SBeiSl^eit.    biogencS:  burc^  ©ntbe^ren. 

3ftegattDe  aKitgabe  ber  IBraut 
(*  9iec^t  —  einem  nic^t  baS  ©eine  nehmen.) 


Nr.  194—200  zu  M  §.  530.  531. 

194,  l  M184'.  Zu  M §.530  Anfang: 

Plurimae  perceptiones  sunt  complexae.  e.  g.  ('  25er  Slnblit  eincö 
moljlgefleibeten,  tia^  2lnl^ören  cineö  gicrlic^  fpredjenben.)    3oi^i^  ©otteS. 
33armlÖerjigfeit.  23eleibigung,  ©eele.  Sltle  aUegorien  unb  SSergleidjungen.  lo 
Zeremonien.    Öfters  ma(^t  man  bie  perceptionem  adhaerentem  jur 
primaria.  SBenn  man  einen  3J?enj(^en  um  beS  ^leibeS  miUen  jc^d^t. 


19S.  x^f  c^f  Q^f  V?  M184'.  Zu  M  §.530: 

SBenn  boS  ®an^e  einen  ßinbruf  macl)t,  i[t  cS  oft  [c^mcer  ju  jagen, 
auf  mel(t)en3:i)eil  berjelbe  anfomme.  DfterS  aber  misföüt  bloS  tai  ©ange,  15 
unb  aUe  J^eile  gefallen.  SBiSmeilen  jtnb  eS  [bic]  nebenöorfteUungen,  ent= 
»eber  bie  natürlichen  ober  bic  jjufaöigen. 


S  8-Zusatz:  a»  .     Er  steht  über  der  ganzen  JReßexion. 

ß  Diesen  Reflexionen  pflegten  in  Kants  anthropologischen  Vorlesungen  zwei  besondere 
Abschnitte  zu  entsprechen:  1)  „Von  Haupt-  und  Nebenvorstellungen^^  (Brauer sches 
He/t:  „Von  den  gehäuften  Vorstellungen^'^ ;  Pohrsches  Heft:  „De  perceptionibus  com- 
plexis,  primititna  et  adhaerentibus") ;  2)  „Von  der  Überzeugung  und  Überredung''':  In 
Kants  Ünt^TOpoIogie  ist  von  dem  ganzen  Inhalt  dieser  Reflexionen  nur  ein  Satz  in 
§.  6  (VII  138io-i8)  übrig  geblieben.  \\  10  Samteratgfeit 

13  Nr.  195  ist  zwar,  wie  man  wohl  mit  Sicherheit  behaupten  kann,  nach 
Nr.  196  geschrieben;  ich  lasse  sie  jedoch  vor  ihr  abdrucken,  um  den  Zusammenhang 
der  yieichzeitigen  Nrn.  196 — 199  nicht  zu  unterbrechen.  \\  15  berfelbe??  berfelben.* 
Ist  vielleicht  brffelbett  zu  lesen  und  danach  eä  zu  ergänzend  \\  atlfottttne.'  anfontmeit.' 


9ilt.  193—196  (Sanb  XV).  73 

196.  x3f  (i^f)  M  184'.  184.  EI539.  Zu  M §.530.  M184': 
eine  complejre  {'  begleitete)  SSorfteÜung  l^eifet  ftc  nid)t,  fo  fern  fie 
in  bem,  roaS  jid)  auf^  obiect  be;^ie^t,  öieleS  in  jtd)  entl^ölt,  jonbern  fo  fern 
Derf(t)iebene§  au§  jubiectioen  ©rünben  i^r  beftönbig  abtjaerire.   (2)qS 
5  Slnge^örcnbe).    SBenn  mir  einen  @a^  unjrer  Äinberjalire  erinnern,  fo 
erinnern  »ir  unS  aud^  ber  alten  Überzeugung  unb  tialtcn  c8  öor  eine 
gegenwärtige.    33eg  ®eroi[fen  Stellen  [crinner]  fommen  bie  ©inbrüfe  ber 
©roüitaet,  biiSmeilen  au(!^  ber  ©djärfe,  mit  ber  jie  oorgetrogen  njorben, 
ins  ©emutt). 
10         23e9  einer  tugenbl^aften  l^anblung  laufen  bie  begriffe  ber  ßl^rc,  ber 
finnlicl)en  SSorliebe,   be§  5lu^en8  mit  ein,  unb  eS  ift  oft  ungeroife, 
ob  perceptio  obiective  primaria  (bie  eS  fe^n  foU)  mit  ber  subiective  pri- 
maria, b.  i.  ber  regnanten,  einerlei  feQ  unb  meldje  regnans  fe^. 

(*  ^Begleitete  SSorfteüung  im  ©egenfa^  mit  ber  abgetrennten.) 
15  (*  ©eiftlidje  mit  ^erriqüen  unb  fragen.  (*  (Sercmonien,  Äleiber.) 

|)elb  unb  forperlicI)e  ®ro§e.  SBorte  machen  Segleitung.) 
(*  2lnbact)t  beqm  Singen.  3«  feqerlid)er  Sßerfamlung.) 
(*  2J?ut^n)iUigen  Siebern  eine  ©eiftltc^e  melobic  anju^ängen.) 

2  \)t\^i  ftc  nid^t  fo  fem  fie  aus  ipt  ni(^t  eine  fold^e  bfe  ||  4  Im  Ms.  die  erste 

20  Klammer  erst  nach  5)aÖ.  {|  14 — 18  Die  vier  s- Zusätze  stehn  auf  M 184:.  Die  ersten  drei 
sind  durch  je  ein  Verweisungszeichen  eingeführt,  das  nach  regnans  \et}  viederkehrt.  Die 
ersten  beiden  stammen  aus  Phase  v,  die  letzten  beiden  aus  Phase  <f  oder  o»,  vielleicht 
aus  |.  II  i6  machen?  mal^nen?  nel^men??  ||  73i4—74i3  Zu  diesen  Zeilen  vergl.  man 
folgende  Stellen   aus  Anthropologie-Heften:  Brauer'' sches  Heft  S.  15:   „Wenn   man 

26  in  eine  Kirche  geht,  und  eine  Predigt  hart,  die  wohl  ausgeschmückt  war,  so  geht  man 
erbaut  heraus,  doch  denkt  man  nicht  lange  daran,  und  solches  komt  daher,  weil  untere 
Andacht  mehr  durch  perceptiones  adhaerentes  rege  gemacht  ist,  als  sie  auf  der  perceptio 
primaria  beruhet.^''  Gotthold  1 104/5:  „Ein  Prediger  wenn  er  predigt  hat  immer  ein 
Thema  —  das  Thema  ist  die  Hauptvorstellung,  und  die  andre  Vorstellungen  sind  Neben- 

30  Vorstellungen^^  .  .  .  „Wenn  ein  Prediger  nächst  einer  schönen  Bildung  einen  guten  Anstand 
zeigt,  so  finden  wir  seine  Predigt  vortreflich.  Die  Ursache  ist,  sein  Anstand  der 
eine  Nebenvorstellung  ist  wird  bey  uns  zur  Hauptvorstellung,  und  der  Inhalt  seiner 
Predigt  der  die  Hauptvorstellung  ist  wird  Nebenvorstellung.''''  Pohl  S.  31/2:  „Durch 
die   adhaerirende  Vorstellungen    wird  die  Hauptvorstellung  verdunkelt.     So  geht  es  mit 

36  der  Andacht,  dass  die  Menschen  die  adhaerirende  Vorstellungen  eher  für  Andacht 
halten,  als  die  Hauptvorstellung  selbst.  Wenn  allso  eine  ganze  Gemeine  in  einer  ein- 
stimmigen Absicht  zusammen  komt;  so  ist  das  eine  Art  von  Eindruck,  der  nur  in  der 
Formalität  besteht,  und  den  nennen  die  Menschen  Andacht,  indem  sie,  wenn  sie  au«  der 
Kirche  kommen,   nicht  ein  Wort  aus  der  Predigt,   als  der  HauvtvorsteUung^  towten." 


74  Sleflejionen  jur  Slnttjropologte. 

3m  Urt^eil  über  baö  rcc^t  ift  ba§  [roas  rcd)t]  ®efe^  mit  ber  Srt,  toic 
es  ©ebrauc^t  wirb,  »erbunben.  ©in  ®efe^,  boS  leicht  misbraudjt  tücrbeu 
tan,  jc^eint  unrecht  ju  jeQn. 

(*  SBaä  ift  in  ber  ®ej(t)le(^tSneigunfl  perceptio  primaria?) 

3)te  Slnftänbißfeit  ift  baS^  («'  natürlid))  ab^oerente  ber  3:u9enb. 

33et)  SBeibern  unb  ßeuten  ol)nc  ©rimbfd^e  ift  ba§  ab^aerentc  boS 
regnaas.  3m  2lnjet)en  ober  (S^re  bie  ;)arabe.  (*  Ragout  Don  3:t)ort)eit.) 

Sei)  berSlnboc^t.  ®erabe,  als  menn  eS  in  orbentlic^en^rebigten  k.k. 

2Benn  man  feine  eigene  [®e]  ©mpfinbungen,  SSegierben  unb  Urt^eile 
nic^t  erfldren  fan,  barf  man  nur  aufs  ab^aerente  2ld)t  ^aben. 

SluSftaffirung.  2)aS  2Bic^tige,  maS  ftc^  nict)t  begm  5J?enf(^en  ein-- 
f(i)metd)eln  foü,  fonbern  i^m  ©ebietet,  mufe  nid)t  coquetttfc^  auSftaffirt, 
fonbern  ebel,  einfältig  unb  juoerldfeig  fe^n.  ^rebigt. 


197,  ic'f  (t'^?)  M186'.  Zu  M§.  530.  531. 

(« £)b  ceremonien  gur  33eforberung  ber  Gottesfurcht  gut  ftnb?)       15 
D^ne  abl^aeren^  ift  bie  SSorfteüung  trocfen, 
2)ie  2;rofen^eit  ift  oft  ®ut.  3m  2Sa^r^eit  fagen:  bafe  man  bie  ^tüe 
fül^le, 

2)le  2;rofent)ett  ift  oft  nato  (*  3)urc!^trieben). 

©efunber  SSerftanb  ift  mie  SRinbfleifc^  2c.:c.  ÜiabelaiS.  20 

Collina  29:  „Beym  Kirchengehen  sollte  objectiv  die  Andacht  die  Haupt-VorateUung 
sein,  aber  das  ernsthafte  der  Vorstellung  [lies :  Versammlung J,  die  Pracht  des  Gebäudes, 
die  modulation  des  Singens,  man  nehme  das  weg,  so  wird  die  Haupt-Vorstellung  ganz 
und  gar  verschwinden.'''' 

d  s-Zusatz:  i;— i//.  ||  7  3m  8lnfet)cn  ober?  3n  Sfnfe^ung  ber?*?  ||  Zu  Ragout  25 
öon  S^or^elt  (fi — oi)  vgl.  die  Anmerk.  zur  nächsten  Bfl.  \\8  a\i  roenn?  oIS  toen  ? 
aW  d)em?.||  eö  in  orbentltcf)cn  SPrcbtgtcn?  eS  eine  orbcntlic^c  5ßrebigt? 

lö  Die  s-Zusätze  dieser  Nr.  stammen  aus  Phase  ju — <f.  ||  17  bofe  aus  boS  || 
20  PohPsches  Heft  31:  „Rabner  [Flottwell  richtig:  Rabelais]  sagt:  Ein  gesunder 
Verstand  ist  so  wie  Rindfleisch  und  Schweinfleisch  für  den  Tisch  der  Bauern,  aber  3ü 
ein  Ragout  von  Thorheit  mit  der  Sauce  von  Witz  ist  für  einen  fürstlichen  Tisch.^'^ 
Etwas  anders  ist  das  Citat  in  dem  Brauer^schen  Heft  S.  16,  wo  z.  B.  von  Rind- 
und  Schöpsenfleisch  gesprochen,  übrigens  auch  Rabner  als  Autor  angegeben  wird. 
Ohne  Autorangabe  in  dem   Danziger  Heft  S.  64.  {|  Vor  wit  ein  durchstrivhenes  Wort: 

ein?  eine?  einem?  einen?  36 


9(?r.  196—198  (ob.  XV).  75 

3)cr  STrofen^cit  l[t  entgegen  baS  jubcreitete. 
2ln  bcr  Subcreitung  (^  ßunc^tung)  liegt  ber  ©cjdjmaf  jc^ledjter 
©erid^te. 

SHn  ftd)  ®ute  Sachen  oerlieren  burd^  bic  3«n(!^tung. 
^a&  vehiculum  («ßö  geföüt  burd^  bie  Srü^e.  3flabelaiö  Dom  gejunben 
3?er[tQnbe.  2lud)  bie  fa^on,  mte  ber  Sijci^  ferüirt  ift) 
'*  Saroten,  faftig.    SBa^erigA 
^^ilofop^ie.        J 


(■ 


198.  x^f  (i'^?)  M185'.  EI 218.  Zu  M §.531: 

Überzeugung,  überrebung,  ^ang  jum  SSei^foU  ('  jum  ßw^tfcl  unb 
Slutfc^ub). 

©ubiedtD  ift  Überrebung  unb  Überzeugung  nici^t  unter|d)ieben,  als 
bem  ®rabe  noc^.  (*  2)er,  nad)bem  er  tüoöon  jtd)  überzeugt  ^at,  nic^t  leicht 
boöon  abzubringen  i[t,  ober  ber  leid)t  ftct)  waS  auSreben  löfet.) 

©utfd)iebener  Se^faH,  Unentfct)iebene  33ei)pflicl)tung. 

2)er  aSerftanb  ift  rid)ter,  unb  bie  ©ac^en  mit  it)rcn  ©rimben  finb 
red^tenbe  2;^eile;  jte  ^aben  it)re  obDocoten,  Sadjmalter  unb  aud)  %ux' 
fprec^er.  D\t  gewinnt  einer  ben  procefe,  meil  bem  JRic^ter  bic  ^üt  gu  lang 


8  Philos.» 
20  9   Die  s-Zusätze    stammen    wahrscheinlich    aus  Phase  v — (p,   der  1.    vielleicht 

aus  früherer  Zeit.  \\  16  Vgl.  zu  dieser  Rß.  Starkes  ..Menschenkunde'-'-  S.  59/60.  Noch 
grösser  ist  die  Ähnlichkeit  mit  S.  16  des  Brauer'' sehen  Heftes:  ..Bey  Unterscheidung 
des  wahren  und  falschen  geht  in  uns  ein  ordentlicher  Process  vor.  Der  Verstand 
ist  der  Richter,   die   beyden  Urtheile  sind  die  streitenden  Partheyen.  und  die  Criteria, 

25  die  ein  jedes  Urtheil  für  sich  anführt,  sind  die  advocaten.  Alsdenn  hört  der  Verstand 
beyde  Parthey en  ab,  allein  es  finden  sich  oft  Wiedersprecher,  die  bey  dem  Verstände 
das  durch  Gunst  zu  erlangen  suchen,  was  sie  durch  den  process  nicht  erlangen 
würden.  Jedoch,  weil  der  Verstand  nicht  gerne  etwas  lange  in  Zweifel  hält,  so  schliesst 
er  bald  die  akten,  und  entscheidet,   und  dann  geschieht  es  oft,  dass  wie  bei  weltlichen 

30  Gerichten,  die  schwächere  Parthey  bloss  deshalb  sieget,  weil  die  stärkere  auf  ihr  Recht 
so  stolz  thut  und  trotzet;  denn  der  Mensch  ist  immer  geneigt,  demjenigen,  der  aufsein 
Recht  trotzet,  zu  wiedersprechen.  Weil  nun  der  Verstand  so  eilig  mit  seiner  Entscheidung 
ist.  so  heisst  es  oft:  und  der  Dieb  ging  schnell  zum  Strick,  denn  die  Richter  wollten 
essen.     So   wie  solches  in  England  oft  geschieht,   weil  die   Richter  nicht  eher   essen 

35  können,  als  bis  die  Sache  abgeurtheilt  ist.  Wenn  ein  türkischer  Richter  Partheyen 
verhört  und  sie  führen  beyde  sehr  viel  zu  ihrer  Vertheidigung  an.  so  wird  er  dadurch 


76  SRefIcjtonen  jut  iMnt^ropoIogie. 

Wirb.  3;ürfljd)cr  6abi.  (*  ober  bcr  di\6:}kx  rät^  ben  SSerglcid^,  »eil  ber 
procefe  weitlouftig  ift.  SDer  5)ieb  ßing  fc^neü  jum  ©trief,  jcjc.)  Ober 
weil  ber  eine  St)eil  jo  tro^ig  t^ut.  paroboj:.  Dft,  weil  ber  SRic^ter  einmal 
j(l)on  ungerecht  geurtl^eilt  l^ot,  ober  »eil  man  il^m  fc^meic^elt.  3Sorliebe 
beS  fgftemS  unb  ©elegen^eit,  feine  ©(^arffinnigfeit  ju  geigen, 

3)ie  aboocaten  dl)icaniren  oft:  sceptici. 

Oft,  weil  oiel  baran  gelegen  ift  Q>  ober  fd^eint),  ba%  ber  eine  2;^cU 
gewinne,  e.  g.  ein  anber  ßeben,  tco  man  jemanbem  fc^on  ben  SeroeiS 
f(ftenft. 

Dft  weil  [mon]  ber  9fiic^ter  bequem  ift  unb  met)r  ju  t^un  f)at.  2)er 
2)ieb  ging  fc^nett  gum  ©trit  2C  2c. 


199.  X»?  (i*0  M185'.  EI  116.  ZuM§.531: 
Sine§,  toaS  bo§  @piel  ber  SßorfteUungen  in  ber  «Seele  unb  i^rc  SWg» 
feit  ber  SSergleid)ung  ober  SSerfnüpfung  aufmett,  [brin]  muntert  baS  ®e* 
mütt)  jum  5Ract)benfen  auf  unb  giebt  i^rer  ©rfentniS  met)r  2eb^aftigfeit. 
3J?uftc,  f(^öne  ®egenb,  ßaminfeuer,  [ftiefeenber  So]  riefelnber  S3a(^.  3)iefe 
©inbrüfe  muffen  oorüberge^enb  fei)n,  o^ne  fonberlic^  ;;u  ^aften.  2)al^er 
ein  3Salb  me^r  wie  ein  ©arten.  3)?an  benft  beffer,  menn  man  ftiUe  33e» 
fd^aftigungen  öor  Singen  ^Q.t  («  Sboocat  mit  bem  ^^aben.) 


200.  (p^f  xf  "^ff  off  M186'.  EI 277.  Zu  M  §. 33 1  „cognüio  —  w 
superßciaria"^  (ISg—s)-' 

3)ie  alles  fennen  unb  nichts  miffen  (oon  allem  einen  Segriff  ber 
S3efd)reibung  ('  ^ia^menerfentni«),  aber  feine  ©inftii^t  ^aben).    2)ie 
[i^ünfte]  fre^e  fünfte  unb  (''  bic)  2Biffenf(^aften  wac^fen  am  beften  unter 
ber  JRegirung  ber  fiieb^aber  unb  ®önner,  als  ber  anmafelic^en  jtenner.  26 
@ic  muffen  ftc^  bloS  nad)  bem  offentlidien  $Ruf  fe^ren  unb  bie  [tünfte 

gantz  verwirrt  gemacht,  und  glaubet,  daas  die  Partheyen  hlo»  aus  gar  zu  vieler  Hitze 
80  viel  reden;  er  läast  tie  daher  beyde  auf  den  Bauch  legen,  und  ihnen  etliche  50  Schläge 
zur  Abkühlung  aufzehlenJ''- 

1  5tütf:  30 

19  a-Zuaatz:  (t—u.  E:  mit  ber  gebet.     Zur  Sache  vgl.  VII  174i3-J8' 


9Jr.  198— 201  (Öanb  XV).  77 

htm  ßemcin]  (äenteö  fi(j^  jelbft  bilben  unb  bic  SBegc  nehmen  lafjen.  (Solbert. 
2)Q§  gan^e  publicum  ju  Kennern  madjen  ju  aoücn  t[t  baS  fd)lim[tc,  xoai 
9cjcöel)en  fan.  [®ie  matten]  ÜJian  mQ(^t  ftc  baburc^  gu  9flid)tcrn,  unb  ed 
ift  eine  art  üon  bemocratie;  aber  gut  ift  cS,  fte  ju  ßieb^abern  ^u  ma(f)c«. 
Urt^eilcn  (an  icberman;  aber  ber  Stielten  foU,  mufe  SJiclfter  je^n» 


Von  der  Sinnlichkeit  im  Gegensatz  mit  dem  Vei'stande. 

§.7  (VII 140—3). 
M  §.  519-521.  533. 

201.  C?  tf  (ifj  M180'.  ZuM§.520: 

Omnium  cognitionum  principia  continere  sensationes,  Locke  demon- 
strat,  Sensationes  plures  complectuntur  ideas  partiales.  Qvia  vero,  si 
sensuum  repraesentationes  aut  qvaelibet  alia  distinctae  fieri  debent, 
necesse  est,  ut  accedat  notarum  [tanq]  qva  talium  clara  cognitio,  hinc 
iudicium,  qvod  pertinet  ad  intellectum:  patet  qvod  omnes  repraesenta- 


j5  1  Vergl.  zu  (Solbert  Starkes  .^Menschenkunde''''  S.  135 jG:  „Einen  Menschen  kann 

man  nicht  dumm  nennen,  wenn  er  unwissend  tst;  denn  der  Mangel  an  Kenntnissen  ist 
nicht  Dummheit,  sondern  kann  mit  grosser  Klugheit  bestehen.  Colbert  war  ein  un- 
wissender Minister,  aber  ein  Mensch,  der  die  Wissenschaften  aufmunterte,  und  alle  die, 
welche  die  Wissenschaften  empor  gebracht  haben,  sind  gemeiniglich  Pfuscher  gewesen,  sie 

?0  suchten  alles  auf  den  Gesichtskreis  zu  beziehen,  den  sie  hatten.  Ein  Mann,  wenn  er 
keine  oder  wenig  hervorragende  Talente,  aber  wohl  Geschmack  hat,  überlässt  sich  den 
Gelehrten,  welche  die  Talente  dazu  haben,  weil  er  sieht,  dass  sie  doch  Vieles  nicht 
wagen  werden.  Minister  und  Fürsten,  die  Wissenschaften  besassen,  haben  zu  ihrer 
Beförderung  wenig  beigetragen;  dies  haben  unwissende  gethan,  die   einigen   Geschmack 

25  hatten.''''  Vgl.  ferner  das  Danziger  Anthropologie- Heft  Bl.  39* — 40:  „Mäzenaten 
sind  stets  Ignoranten  gewesen  zwar  Liebhaber  aber  nicht  Kenner  der  Oelehrtamkeit. 
Colbert  war  einer  der  gr.fösstenj  Mecaenat.fenJ  aber  dabei  k.feinj  Gelehrter.  In 
einem  Staat  wird  unter  e.finemj  gelehrten  Kenner  der  Wissenschaften  k.feinej  Gelehr- 
s.[amkeit]  blühen   aber  wol  unter  e.finemj  Ungelehrten  und  e.finemj  Liebhaber  Denn 

30  ein  ungelehrter  schützt  die  Gelehrten  Ein  gelehrter  selbst  aber  rieht  alles  nach  s.feinenj 
Kentnissen  ein."'  \\  5  E:  Süic^ter  foÜ  unb  mu§ 

9  Zu  Nr.  201  vgl.   Nr.  176.  \\  14   Nach  intellectum    m   Ms.   ein   Punkt.  \\ 
77ii— 782  Anders  VII 1359-13,    140a9-3B,  auch  11394—5. 


78  3leflej.ionen  jur  Slnt^topologie. 

tioDes  sine  intellectu  sint  confusae  et  eatenus  peroeptionibus  sensmim 
similes,  hinc  sensitivae. 

Qvoniam  vero  intellectus  saepenumero  operatur  abstrahendo  et 
iudicando  sine  conscientia,  oriuntur  multae  notiones  verissimae  et  judi- 
cando  imperceptibiliter  acqvisitae,  hinc  eatenus  sensitivae,  qvae  ideo 
analysin  per  intellectum  data  opera  adhibitum  patiuntur.  Hinc  the- 
saurus  maximus  notionum  intellectus  communis  at  sani,  qvi  aeqve  late 
patetac  complexus  earum  idearum,  qvas  resolvendo  philosophus  claras 
reddit. 


202,  xf  Xf  (ri?)  M180'.  E  131.62. 

2)ie  ©innltdjfeit  ift  bic  pajfibilitaet  meiner  SSermöflen,  bie  intcflcc' 
tualitaet  ift  bie  fpontancitaet  bcrjelben:  be§  ßrfenntnis,  ®cfü^l§  unb  beS 
Öegel^renS» 

@ine  jebe  Äraft  ber  @eele  ift  cntroeber  eine  tobte  ober  lebenbige;  bie 
crfte  Ift  bie,  fo  burc^  beftänbige  äuffere  ©inbrüfe  in  ber  ©auer  erl^alten 
werben  muß.  (* ßmpfinbung  unb  ©inbilbung.) 

aßc  ©elbftt^ätigfeit  beförbert  \ia^  SÖeiouftfeijn  beS  ßebenS. 


203.  x^f  r«?  V??  MISO'. 

Um  bie  33ollfümmen^eit  ber  ]innlid)en  @rfenntni§  auS^^umadjen,  mufe 
man  fragen,  ob  bie  ftnnlid)feit  in  SSerbaltniS  auf  bic  ®egenftanbe  ber  20 
@innc  ober  in  23er^altnt8  auf  bie  beS  2Serftanbe§  betrad)tet  wirb. 

»aS  bie  legiere  betrift:  fo  mufe  in  ber  33eurtbeilung  \i(x^  ftnnlid^e 
nl(i^t  [bie  form]  ben  grfenntniSgrunb,  fonbern  nur  bie  5Katerie  ber  Slnroen» 
bung  unb  Erläuterung  ausmachen.  2lber  in  ber  Ausübung  fan  i(^  bic 
@innli(^teit  wie  einen  ©runb  brauchen.  »s 


6  adhibitum?  adhibitamf 

11  Der  erste   Absatz  scheifä   erst  später   (xi*  v'?   p'?    (f'?^j    hinzugefügt  zu 
sein.  II  16  8-Zusatt:  fx—v.  \\  20—21  in?  tm? 


sRr.  201—207  (öanb  XV).  79 

204.  X.  M180'.  EI 25. 

35ic  untere  SSermögeu  fmb  leibenb,  bie  obere  t^ätig  beftimt. 

2)ie  erfte  [fmb]  mact)en  bie  @inulid)feit,  bie  anbere  boS  intellectuale. 

(Sinnlid^e  SBorfteHungen,  jtnnlid^e  ßuft  unb  Unluft,  ©innlid^e  S3e« 
gierbe. 

55ernüntttge  SSorfteQungen,  SSernünftige  Suft  unb  Unluft,  SSer* 
nünftige  SSegierbe. 

2)ie  (öinnlid)feit  ber  SSorftellungcu  be[tef)t  ni(I)t  in  ber  SSertolrrung, 
nod^  ^i^i  intellectuale  ber  9lQtur  nac^  in  ber  2)eutlid)feit;  \ioSi,  ftnb  nur 
unterfd)iebe  ber  logijc^en  f^orm.  2Sielmel)r  madjt  ber  reale  SSerftanb  ben 
logifc^en  2)?öglic^.  Slber  eö  fan  grofee  2)eutlid)feit  im  ftnnli(^en  unb  S3er= 
roirrung  im  inteUectualen  je^n.  2)aS  intcUectuale  l^at  barin  ben  SSorjug 
Dor  bem  jtnnlic^en  bricht  ab. 


205.  xf  X?  M  180'.  E  I4ij. 

5)a§  finnlicl)e  mirb  baburc^,  ho^^  e§  ber  2BiÜfül)r  unterworfen  »irb, 
j^war  nic^t  intellectual,  aber  l^öret  auf  ein  ^inberntfe  befjclben  ju  jegn; 
lüde  barmonia  facultatis  inferioris  et  superioris. 


206    X?  V?  M  180'.  ELV. 

C^tniaS  fuuUic^  madjeii  ^eißt:  2)ie  allgemeine  3bee  imbei)fpiele  ^eigf" 
.0  unb  'ta^  abftracte  in  concreto. 

3)aß  23en)u[tfei)n  mad)t  nichts  inteücctual,  aber  bod^  bietet  eS  ba§ 
2)ing  bem  SSerftanbe  bar. 


207.  x^f  v2?  v?f  M  18(1'.  ET  4L  29. 

2)ie  (Sinnlidjfeit  ber  SSorftellungen  ift  fein  Übel,  jonbern  nur  ein 
^Jiangel  unb  UnöoEftanbigfeit  in  ber  er!enntniö.   2)er  SSerftanb  ma(^t 

3  E:  Stitellcctuale  au«  ||  8  ©innU(^fett  ber  JBorftcflunflen  aus  ©tnnltc^ 
SSorftcüung. 

17  inde  nicht  ganz  sicher.  \\  barm:  fac:  inf.  et  sup.  ||  Erdm.  liest:  jebe  $onn; 
Facultas  inferior  et  superior  und  bezeichnet  gomt  als  unsicher. 


80  JReffcfionen  jur  Slnttiropologie. 

aus  6r|cf)einunQen  Slnfc^auungen  ber  ©egcnftanbc  unb  qu§  bicjcn  23c» 
griffe.  Sßenn  man  aber  bie  ßrfc^einung  öor  einen  S3egrif  ^ält,  fo  i[t 
btefeS  ber  Sdjein. 

2)a8  obere  Sßermogen  ift  ber  S3erftanb;  bie  obere  Äraft  ift  bie  2Bin= 
fü^r;  bie  Söebingung  ber  SBiQfül^r,  bie  SSorfteÜungen  ju  be^anbeln,  i[t 
baS  Serouftfe^n. 

SÖe^  bcm  einen  praeoalirt  bieSinnlic^feit,  be^m  anbern  berSSerftanb. 


208.  x—'^f  Q^ff  an  q)if?  M383'. 
3;cö  bin  mir  meiner  bemuft: 

3c^  als  leibenb,  fo  fern  i(^  afficirt  werbe,  untere  S?ermögen. 
3(^  als  felbfttl)Qtig :  fpontaneitaet,  fo  fern  id^  auS  mir  felbft  benfe 
unb  tt)ifl.  oberes  SSermögen. 
©innlict)feit  unb  SSerftanb. 
fenfitio  intellectuel. 

35aS  Semuftfegn  ift  bie  IBebingung  ber  inteKectualltaet. 


209.  If  of  tff  Q—af?  rp^n  M 179.  Ell 930.  Zu  M§. 519 ff: 
3!)te  ^raft  ber  SSorftellungen  (2lnfct)auung), 
3)ie  Äraft  ber  ©rfentniffe  (bur(!b  53egriffe> 
SBegbe  ftnb  bcutlit^  ober  oermorren. 

2Bir  ^aben  lange  öorl^er  oorfteUungen,  el^e  toir  erfenntniffe  ^aben.  20 
3)iefc  entfpringen  nur  auS  Urtl)eilen  unb  SSergleici^ung  unter  SSegriffen. 


210.  Xf  of  iff  M 180.  EI 26.  Am  Rand  links,  neben  M  §.  520, 
2.  Hälfte: 

2)ie  untere  SSermögen  unb  bie  obere. 

2)te  untere  Ärdfte  —  bie  obere  Gräfte.  « 


9    Diese    Zeih    ist    vielleicht    erst    nachträglich    himugeaetzt.  \\  14    sensitiv? 
seasatio? 

17 — 18  Die  von  Kant  eingeklammerten  Worte  scheinen  s-Zusätze  (ft — (f^)  nt  »ein. 


TiX.  207—212  («8anb  XV).  gj 

Sie  untere  Ä'räfte  treiben  mieber  miHfü^r,  ^.  6.  ber  Sauf  ber  ima* 
gination;  bie  obere  Äraft  ift,  bie  aQe  SSermögen  unb  alle  untere  Äraftc 
ber  freien  ttiüfü^r  unterroirft. 


210a,  fir  vf  M  IHl. 

Untere  (ärfentnisfraft:  rooburd^  unö  ©egenftanbe  gegeben, 

Dbere  ©rfentnistraft:  moburc^  »on  unSÖegenftanbc  gebockt  »erben. 


211.  n?  vf  M192.  Zu  M§..',44: 
(Sinnlic^feit  unb  SSerftonb 
©egeben    ober  gemacht 
10  (UnrDiafut)rIi(^) 

1.  2)er  (Sinn,  bie  [bie]  ©inbilbung  unb  SSorbilbung:  SBiafü^rlic^. 

2.  ©aS2)i(I)ten.  3Serglei(^ung.  (^SBi^unbSc^arfrtnn.)  33e/^eid)nung 
("  Untere  ober  notürUc^e  ©rfenntniSbeftimmungen.   Dbere  ober 

33orje^lic^cO  

15  212.  1(9  1?  vf  M180.  EI 30.  36. 

2)ie  ©innlic^feit  i[t  bie  oftectibilitaet  ("  pajftbilitaet)  ber  SSorfteU 
lungSfraft. 

aSerftanb  i[t  bie  jpontaneitaet  ber  SSorfteUungSfraft. 
33eQm  5!Kenfc!)cn  i[t  bie  1**'  ba§  SSermögen  ber  SlnfdjQuung, 
29  "  2**    ff  ff  ff  33cgriffe, 

25aS  23en)u[t|eqn  gel)t  auf  beijbc»  [ÜKan  ift  fic^  i^rer  als  beutlic^ec  ober 
unbcutit(^er  bcrouft]  2)a§  SSerouftfeQn  beg  ÜWannigfaUigen  in  ben  crften 
^ßorfteÜungen  (coordination)  ober  Slnfd^auungen  ift  aeftiietifci^e  2)eutli(]^= 
feit,  in  ^Begriffen  logifc^e  2)eutlid)feit,  SSegbeS  ift  bie  blo&e  ^orm. 
26  £)^ne  Sinnlidjfeit  würben  mir  feine  Slnfc^auungen  (©egenftänbe) 
l^aben.  D^ne  SSerftanb  würben  wir  feine  allgemeinen  ©rfcnntnifee  ^er» 
felben  ^aben,  b.  i.  fic  nid^t  benfen. 


1  E:  ben  8ouf  ||  2  ift  —  Söcrmögen  aus  ift  ba<  Sennßgen  fid^ 
12  S3e jetdjnungung .»  öejeic^ungunß.*  öejeic^nungf.*  ©«jetc^nunflf  ?  ||  13  be« 
30  ftimmungen? 

23  coord: 


82  äftcfleiiioneii  jur  Slntliropütogie. 

©innlid^  madjen. 

2)ie  @innlid)feit  ift  überhaupt  genommen  unooUfommener  als  3Ser= 
ftanb,  im  3J?enfc^en  aber  eben  fo  not^menbig. 

©er  SSerftanb  fann  un§  ba§  mcl)t  letjren,  maS  bie  ©inne,  unb  um= 
ßcfelirt. 


213.  Hl  rf  rf  M ISO.  E  II 1177. 

3Son  bem  finnli(f)en  in  concreto  jum  inteÜectualen  in  abstracto  ju 
ge^en  betrift  nur  bie  logijc^e  gorm. 

2lber  Don  bem  reinen  SSernunftbegriffe  jum  angetoanbten  betrift  bie 
rcalitaet. 

£)ie  Unbeutlid^feit  fommt  oon  ber  5)?enge  \)tx,  bie  in  einer  finnlid^en 
Slnfc^auung  entl)alten. 


214.  ,«?  T?  vi  M  180. 

2)aö  bloö  juDiectine  in  ber  t^orm  unjerer  [3tnn  58or[teUungen  ift  bie 
©innlic^feit. 


215.  ?f  ff^f  n!'!  q'??  M414.  ETI 472. 

©innlic^feit  ^at  o^ne  3Ser[tanbegbegrif  feinen  3ufauunent)nng,  unb 
ber  crfte  ol^ne  bie  le^te  feine  realitaet.  2)er  SSerftanb  fomt  entmeber  jur 
|lnnlid)feit  als  refle;rion  ober  bie  ©innlid^feit  jumSSerftanbe  als  ©r^eflung. 


216.  V.  M  ISO.  E  ISS. 

©einen  (ärfeuntniffen,  aßgemeinen  2e^ren,  felbft  ben  mat^euiatiid)en 
(^  geometrifd^e  (Sonftrudionen)  burd^  bie  SSejiebung  auf  [äÜe  in  concreto 
('  fxnnlid^feit)  j^u  geben  ift  fe^r  nöt^ig.  2)aburcl)  wirb  ber  ®ebrau(]^  in 
anfe^nng  ber  mirflid^en  @egen[tänbe  beforbert.  2)aS  einzige  ÜJ?ittel  be§ 
practifdjen.  2)er  Unterjd^teb  beS  «StubirenS  üor  bie  2Belt  unb  «Schule.  2)er 


3   E:  Oen  ü)?enf(^etl  ,•  äusserst  unwahrscheinlich. 
10  realitaet?  entitaet' 


1(1 


yir.  212—219  (Sanb  XV.)  S3 

abgefonberte  58cr[tanb  l)Qt  feinen  SSorjug  oor  ber  ©efamten  @tnlict)fett. 
£)^ne  ienen  würben  wir  nichts  benfen,  o^ne  biefe  feinen  ©egenftanb  besS 
2)enfen§  l^oben. 

2)er  3Serftanb:  ber  Qoeü  ber  3Regeln;  aber  beren  Slnraenbung  beruht 
auf  ben  Äentniffen  ber  ©inne,  welche  geübt  werben  mufe  unb  md)t 
wieberum  regeln  oerftattet.  33ornemli(^  bie  ®emein|(^att  be§  2Ser[tanbeg 
mit  ben  finnen.  ©uiben^.  Srofen^eit. 


217.  v—x.  M  ISO'. 

SSerwirrung  betri[t  ben  SSerftanb  fo  gut  al§  bie  ©innUci^feit:  obfcure 
10  ©ebanfen. 


218.  v—x.  M180'.  EI34. 

2)ie6innlid)feit  giebtSlnfc^auungen,  ber  93erftanb  SSegrtffe  (logifd^er 
Unterfd)ieb).  2)ie  @innlid)feit  [teUt  bie  ®egen[tänbe  üor  nac^  ber  @r= 
fc^einung,  ber  SSerftanb  an  jic^  felbft  (realer  Unterfd^ieb). 


219.  v—x.  M180'.  El 33. 

25er  logif(!^e  Unterfc^ieb  be§  <£innlid)en  unb  intellectualen.    2)er 
reale  Unterfd^ieb.  Genesis. 


11  Erdinnim  verlegt  Nr.  218  in  die  Zeit  der  DiissertatioH  con  1770.  Das  ist 
nach  handschrij'llichen  und  Stellungs-Indicien  ganz  unmöglich.     Nr.  217 — 220  stammen 

•>(\  aus  derselben  Zeit.  Nr.  217 — 219  sind  auf  M 180'  zwischen  den  früher  geschriebenen 
Reflexionen  nachträglich  zugesetzt,  Nr.  217  zwischen  202  und  203,  218  zwischen  201 
und  204,  219  zwischen  den  beiden  letzten  Absätzen  von  204.  Kant  hat  diese  engen 
Plätze  sicher  erst  benutzt,  als  auf  M  180  kein  grösserer  Raum  mehr  vorhanden  war, 
d.  h.  nachdem  die  Nrn.  212 — 4,  216  geschrieben  warei,.    Was  mit  dem  Ausdruck,  dass 

26   ber  SSerftanb  bie  ©egenftönbe   an   [ic^   felbft  üorfteflt,  gemeint  ist,  geht  aus  de/, 

Zeilen  84i4—2'!  »"   Nr.  220  ht>r>'or.  \\  14   Die  Klammem  fehlen. 

6* 


84  JReflejtoncn  jur  Slnttiropologte. 

220.  v—xf  ip^lf  M  181'.  ET3Ö. 

2)er  Unterf(!)ieb  ber  (Sinnlict)feit  Dom  SSerftanbe  ift  1.  formal,  \>0i 
bic  cr[tc  (Srfenntniä  intuitio,  bie  j^wegte  bifcurftD  ift.  2)iefe§  ift  ein  unter= 
fd)ieb  bei)m  2Kenfd)en.  5cne§  ift  eine  aeft^etifctie,  biefeS  logifcfie  form. 
3!)a^er:  einer  (»  bifcurfiöen)  (ärfenntniS  Sinnlic^feit  geben,  ift  fo  öiel  al§:  r, 
aiif(i)auenb  machen.  3«  ieber  biefer  ber/ben  formen  fon  2)eutlict)feit  ober 
Unbeutlidjfeit  ftatt  finben,  nemlid)  in  ber  2lnfd)auung  ober  im  ^Begriffe. 
2)eutlic^feit  ber  Slnjc^annng  finbet  ftatt,  too  gar  fein  33egrif  ift.  e.  g. 
2Bo  man  feinen  9ia^men  Dor  'i)(x§>  9Jianigfaltige  an  einem  ®ebäube  l^at 
unb  bo(^  aüe§  roo^l  unterfd)ei bet.  50^an  mufe  and)  nid)t  surUnoollfommen=  lo 
^eit  ber  einen  §orm  als  ber  Slnfcftauung  ba§  rechnen,  roaS  eigentlic!^  nur 
bie  §orm  bc§  33erftanbe§  ange'^t.  2)er  Unterf(^ieb  beS  28erftanbe§  beruhet 
alfo  nict)t  auf  3Sermirrung  unb  2)eutli(^feit,  mo'^l  aber  ber  i5^orm  nad) 
auf  Slnfd^auung  unb  23egrtf.  2)0d[)  ift  [Slnfdiauung  nur  eine  (giß  Sebing]  bie 
<Sinnli(i)feit  bieSebingung  aOer  Slnfd^auung  nur  im  menfd)U(l[)en  @rfennt=  is 
niffe,  weil  ber  -IRenfd)  ni(!^t  ba§  Urmefen  ift  unb  er  a  priori  gegenftdnbe 
gicbt,  fonbern  fic  it)m  gegeben  werben  muffen  unb  er  fie  roarnimmt. 
2.  real  ober  genetifc^  (»  Sejietjung  auf  ben  ©egenftanb):  roorauS  fte  ent= 
fpringen,  entroeber  unabtiangig  öon  @innlid)feit  unb  alfo  o^ne  burd) 
bereu  SBebingungen  reftringirt  ju  fet)n  (roeld)e§  bod)  nur  eine  negatio  20 
größere  Speere  ber  Slntrenbung  ift,  roeil  mir  o^ne  Sinne  feine  anbere 
©egenftönbe  traben  fönnen),  ober  nur  in  3Öegiet)ung  auf  bie  2lrt  afficirt 
ju  werben. 

Sföir  tonnen  a  priori  bod^  nid)tä  erfennen,  al§  unfer  eigen  fubiect 
unt  bie  barin  Uegenbt  33ebingungen,  einen  ®egenftanb,  ber  un§  gegeben  2., 
roerben  mag,  entroeber  anj^ufd)auen  ober  ^u  bcnfen. 

5)aö  bifcurfiöe  ©rfenntniS  ^eiBt  benfen. 


221.  v—x    M  179.  Zu  der  Überschrift  von  Sectio  11  (M  §.-519 f.) 
„Facultas  cognoscitiva  inferior": 

3Rid)t  ba^  SSermögcn  unoeutlid^er  SSorfteUung,  fonbern  i)a§  9Ser=  30 
mfigen  b<r  Slnfd^auung.  ^begriffe  gel^oren  öor  58erftanb, 


mr.  220—225  (öanb  XV).  85 

222.  v—x.  M179.  EI 28. 

6inlic^feit  wirb  in  2lnjel)iing  aUer  bre^  3Scrmögen:  ©rfenntnis,  Q^c» 
tüt)I  unb  33egierben  gebraucht;  2Ser[ianb  nur  in  2lnjel)unfl  eine§,  n3el(i)eö 
QÜe  Sßorftellungen  regiert.  2lber  bo(i^  entroeber  tl)eoretifc^  ober  prQc= 
tif(^  ift 


^;:?.9.  vf  10?  ifff?  M  im.  EI 32. 

6tnnlic^!eit.  —  @inn  unb  ©inbilbungSfraft  —  33crbinbung, 
aud)  too^l  53ern3ect)felung  be^ber. 

SSerftanb  (Urttjeüsfraft.  S3ernunft).  SScrbinbung  mit  jener. 

Obere  unb  untere  3Sermögen.  — 

2llle  33ermögen,  "ita^  (5r!entni§»,  ©efü^liS«  unb  SßegetirungSüermögcn, 
fönnen  finnlid^  ober  inteÜectueU  fet)n. 


224.    ipr  M186.  Ell 324. 

2)er  @inn  ift  entroeber  innerlich  ober  äufeerlic^;  innerlich  airb  nur 
ein  Sinn  genannt  unb  baburd)  bie  opperception  öerftanben.  2)iefe  ift 
aber  fein  @inn,  fonbern  mir  finb  un§  baburd)  fo  too^l  ber  Sßorftellungen 
ber  äußeren  al§  inneren  finne  berouft.  @ie  ift  blo§  bie  23ejiet)ung  oQer 
SSorfteQungen  auf  i^r  gemeinfdiaftlid)  @ubiect,  nici^t  aufö  obiect. 

2)ie  ^orm  be§  inneren  6inne§  ift  bie  '^tW.  3)ic  ^orm  ber  Slppcr- 
ception  ift  bie  formale  ßin^eit  im  33emuftfet)n  nbert)aupt,  bie  logifd^  ift. 
2Bir  l^aben  aber  mehrere  innere  (Sinne.  ®efü^l. 


225.    ip'.  Mm'.  EI 63.  64. 

(äintt)eilung  1,  in  ©innlic^feit  [ber  gorm]  bcm  Urfprunge  nad)  unb 

SSerftanb.    £)er  ^^orm  nad^  fan  \i(x^  SBerouftie^n  mit  ber  @innlid)feit 

25  unmittelbar  SSerbunben  merben  ober  oermittelft  ber  33egriffe  be§  Söer- 

2  Nach  Vermögen  im  Ms.  ein  Punkt.  W  3  E:  S3egierbe 

11  Der  Strich  nach  SSertnßgen  ist  i'ielli'icht  nicht  als  Komma,  sondern  als  Ver- 
v'eisungs:eichen  au/zufassev.   dem  dann  kein  zweites  entsprechen  trurde 


86  9JefIertonen  jur  Slnttiropologie. 

ftanbe«;  jcncö  giebt  finnlic^e  (»  aeft^etifd)«)  illar^ett,  ©eutlidjfctt;  btcjc: 
logifctie.  S^v  Älarl)eit  je^ort  attenbiren,  gur  SSerbunfelung  Qbftra^iren ; 
beqbeg  get)ört  jur  ©inlidjfeit  jorool)!  olö  SSerftonbe. 

6innlid)feit  ift  ba^  SSermögen  ber  Slnfc^auungen,  cntmcbcr  bcr 
®egen[tänbe  in  bcr  ®egentt)art  =  @inn,  ober  and)  o'^ne  ©egenaart:  6in=  •'■ 
bilbungsfraft.  2)tefe  ift  !♦  reprobuctio:  imaginatio.  2)ie  Slnroenbun;^ 
baüon  nac^  bcr  analogie  ber  SScblngungen  i[t  pracDifton.  ^cmx  ®efefe  ift 
lex  associationis,  biejer  exspectatio  casuum  similium  unb  proeüifton. 
SöcQbe  entmebcr  mit  SSeiDuftjcQn  unb  toilfü^rlicft,  ober  [natu]p^i)ftf(j^;  jenes 
®ebQ(t)tni§  unb  pracfagition,  btefeö  p'^antafte  unb  i)racjcnjion.  2.  gel^t  auf  lo 
3cit  überhaupt  unb  Reifet  auc^  p^antafte.  Fictio. 


226.   w.  M179.  EI  199. 

nWan  fönntc  eine  brc^fa(!^e  ©imcnfion  («'  bignitaet)  in  einem  SSer» 
nünfttgen  2Scfen  benfen:  1.  bcr  blofeen  SSorfteÜungen  (ber  8lnfci)Quung); 
2.  ber 23egriffc(beqbera  priori);  3.  ber  3been,  barunter  biegreQt)eit  ber» 
jenige  ift,  welcher  gar  nid)t  im  empirifdjen  SSemuftfcijn  cntt)aUen  fei)n  fan. 


227.    lo.  MlSr. 

NB.  ©innli(i)feit  Reifet  ba§  bIo§  fubiectioe  unfercS  9SorfteUung§« 
DcrmögenS.  ^an  ieneS  bod)  auc^  obiectio  gebrau(l)t  merben,  b.  i.  ein 
ßrfcntnisftüf  werben,  fo  ©e^ört  c§  jum  ©rfentniS  23ermögen  (^  unb 
Reifet  empfinbung).  3ft  e^  aber  auf  fold)e  8lrt  fubjectio,  bafe  e«  gar  ni(l)t 
objectio  pm  ©rfcntniS  beijträgt,  fo  ge^ört§  für  'ü(x%  ®efül)l  ber  ßuft, 


4   Zum  Folgenden    vgl.    VII  153,    167 ff.,    17 4 ff.,    182 ff.  \\  E:    2lnfd)OUun0  || 

5  E:  ©tnnc  ||  ö  1   übergeschrieben ;   von  E.  ausgelcuisen.  \\  8  E.  hat  nach  similium 

noch  cet,  was  im  Ms.  nicht  steht.  \\  proeDtfion?  proeoifionen? 

15— Iß  E:  beibc  |1  3  brtttenS  ber  ||  berjentge  aus  btejentge  |1  roelc^er  aus  loelc^e 
17  Die  Reflexion  steht  unter  Nr.  220.  durch   einen  Strich   von  ihr   abgetrennt. 

Für  das  NB.  im  Anfang  fehlt   eine  besondere   Beziehung.  \\  20   Der  g-Zusatz  steht 

auf  dem  untern  Rand  von  M 181. 


5ilr.  225-220  (S3onb  XV).  87 

votliii  alfo  immer  jur  ©innltd^feit  gel)ort,  obcjletc^  bie  ^öorfteDung,  bie 
fte  erregt,  intedectual  tft. 


228.    a>.  Mm.  Em?. 

2)ie  ganfee  finnli(t)e  SSorfteÜungSfratt: 

1.  2)er  (Sinn  (facultas  apprehendondi): 

a.  Slppre^enfton  be§  inneren  (sensus  internus), 

b.  be§  dufjeren  3w[tQnbe^, 

c.  feiner  jelbft  (apperceptio). 

2.  ßinbilbungSfraft  (imaginandi): 

a.  facultas  reproducendi, 

b.  praevidendi, 

c.  fingendi. 

3.  SSergleid^ungSoermögcn  (comparandi): 

a.  Ingenium, 

b.  acumen, 

€♦  facultas  signandi. 


229.    loK  LBl.  Reiche  Xb  h'J.  S.  IL 

©innlidbfeit  unb  ba§  inteÜectueKe  SSermögcn.  —  Dbcrc«  unb  unteres. 
ScneS  ift  ©mpfanglid)feit  —  biefeS  ©elbftt^ätigfeit, 
20  @innlict)feit  al§  jum  (SrfentniSöermögcn  get)ori0  ift  @inn  unb 

(^ ebler)  ginbilbungSfraft.   (^^er  SSerftanb:  begriffe.)  2lnfd)auung. 

3Serftanbe§  Segriffe,  ü  er  finnUci^t,betommenßeben,2lu§brü(feö)er^ 

ben  emp^atifc^,  prägnant.  ("  ^ett  —  Itd^tüon.)  ©al^er  bie  fc^einbare 

23erebtl)eit  ber  2Bilben,  toeil  fte  o^ne  Silber  feine  Segriffe  auSbrücfen 

36  fönnen.   3)Q^er  alle  ^egerlic^feiten,  welche  Segriffe  öoii  Sichtung 

begleiten  unb  bie  oft  furo  ganje  genommen  mevben.  —  @S  ftnb  j^rf  unbe, 

2  Am  Schluss  ein  Fortsetzungszeichen,    dem   ein  zweites  unten  auf  M  181  ent- 
spricht, aber  ohne  darauf  folgenden   Text. 

S  Die   Klammern    stammen    von    dem    Herausgeber,    abgesehen    voti    denen   vor 
30    facultas  und  sensns. 

22  Zum  Folgenden  vgl.  auch  VII 143—4.  \\  25  ^e^ftCtitlfeit 


gg  9iefIe;ioneii  jur  Anthropologie. 

bie  jtd)  mit  etnanber  nidjt  immer  der  tragen,  [aber]  unb  §euibe,  btc 
Don  cinanber  nid)t  lafjcn  !önnen. 

Db  mir  üom  SSerftanbc  gu  bcr  @innlid)feit  abfteigcnb  ober  umj^c-- 
fc'^rt  Qut[tciöcnb  im  SSortroge  ju  üer|Q^ren  ^aben.  ©ic  ift  jenem  ju 
3)ien[te, 


iVr.  230—238  zu  M  §.  533. 

230.  V?  x'?f  (v'ff)  M 187'.  187.  E 1 104.  111116.  M187': 

alle  ©rtentniS  ber  3!)inge  fomt  qu§  ber  empfinbung  ber  OKaterie 
nad^ ;  ber  SSerftanb  giebt  nur  ibeen  ber  reflerion. 

2)ie  ber  fub[tQnjcn  au§  ber  äußeren  (Smpfinbung;  unb  mir  liaben 
Qud)  nur  innere  ©mpfinbungen,  inbem  mir  unfere  2eiben  unb  2;!^ätig= 
feiten  in  2lnfel)ung  ber  dufeeren  un§  bemuft  merben.  ©efübl  unb  SBegierben 
finb  etmaS,  ma§  mir  nic^t  an  ben  dufeeren  obtccten  qI§  (Sigenjc^oft  mar= 
nehmen. 

2)er  t^eoretijc^e  ibealiäm:  bafe  eg  feine  dufeere  2ßelt  gebe. 

S)er  practij(t)e:  \ia^  unjre  ®lüfjeeligfeit  baüon  md)t  ab^dnge. 
("  2)er  logijc^e:  inbem  man  bie  fenjttiDc  üor  unöoüfommen  l^dlt 
unb  bloS  allgemeine  fpeculation  liebt.) 

2)er  ae]"tl)etifcl)e  ibealiäm  mürbe  ber  feqn,  bcr  nid^t  eine  fd^önerc  Sißelt 
als  bie  mirflidjc  jc^ilbert,  Jonbern  )iOii  ®emut^  biSponirt,  Die  2Belt  ju  oer« 
fc^önern. 


231.  V.  M187.  EU  1114. 

ibealiSm:  ba&  oUeS  in  bem  5J?enfcl)en  liege,  e.  g.  <Sd)ön^eit  ber  2Belt. 


3  Jüerflanbc  bcr 

17  Der  g-Zusatz  $teht  rechts  von  den  beiden  vorhergehenden  Zeilen,  sowie  (Z.  18) 
auf  dem  linken  Rand  von  M 187.  sensitiDe  ("sensitiva  zu  lesen  scheint  mir  kaum  möglich 
zu  sein)  müsste  dem  Zusammenhang  und  der  Stellung  nach  wohl  auf  SQklt  bezogen 
werden;  doch  dürfte  es  wegen  des  Gegensatzes  zu  aDgeitieine  fpeculation  H  fpecuIattOC*.») 
richtiger  sein,  mit  Erdmann  ®tfenntni8  nt  ergänzen. 


9ir.  229-233  (Sanb  XV).  89 

232.  V.   M187.  EU  1115. 
2)er  ibealiSm,  ber  bcm  realism  entgegcngefe^t  wirb. 
2)er  ibealiöm,  ber  bem  fenjualiäm  entgegengeje^t  wirb. 
2)er  rationoliöm  ift:  ba  man  aUeS  a  priori  l^erleitct,  e.  g.  [Söclo^n] 
practifd^e  trieb[ebcrn. 


233,  V.  M  187.  Ell  ms. 

£)er  tbealiöm  be§  ®cf(t)uiacf§  befielet  barin,  txx'^  bie  originale,  ibeal 
ftnb  unb  nid)t  gegebene  möbele;  barau§  folgt,  ^a^  man  ben  ®efcl)mat 
burc^  S3efantfcl)aft  mit  bem  fd)önen  cultioiren  unb  nic^t  formen  müfee. 

sensus  erudiri  possunt.  @anc^o.  2Barne^mung  mufe  gelernt  toerben. 


8  UJodele?  modeln?  ||  10  Vgl.  die  Anthropologie- Abschrift  der  Berliner  König- 
lichen Bibliothek  Ms.  germ.  quart.  400  S.  101 — 2:  ,,Die  Sinne  müssen  instruirt  und 
excolirt  werden.  So  kann  ein  Blinder  sein  Gefühl  excoliren,  so  dass  er  die  Gegen- 
stände gut  unterscheiden  kann,  er  kann  es  also  cultiviren.  So  übt  ein  Jäger  sein  Gesicht. 
So  hatten  jene,  die  einen  Ancker  Wein  im  Felde  truncken  ihren  Geschmack  so  excolirt, 
dass  der  eine  sagte:  der  Wein  schmeckt  nach  Eisen,  und  der  andere  sagte:  er  schmeckt 
nach  Leder;  beyde  hatten  recht,  denn  es  war  ein  Schlüssel  mit  einem  ledernen  Bande 
im  Ancker''''.  Der  letzte  Satz  giebt  unter  freier  Umgestaltung  mehrerer  Einzelzüge  eine 
Erzählung  aus  Don  Quixote  wieder,  die  oben  durch  das  Stichwort  ©ötld^O  angedeutet 
ist.  Vgl.  „Des  berühmten  Ritters,  Don  Quixote  von  Mancha,  Lustige  und  sinnreiche 
Geschichte,  abgefasset  von  M.  Cervantes  Saavedra''''.  Andrer  Theil.  1734.  V.  Buch 
13.  Cap.  S.  138 — 9,  wo  Sancho  spricht:  „Ich  will  [den  Wein]  nur  vor  die  Nase  halten, 
so  will  ich  gleich  wissen,  von  was  für  Gewächse  er  ist,  ob  er  zeitig  worden,  oder 
nicht,  ob  er  jung  ist,  ob  er  sich  hält,  und  alle  seine  andern  Tugenden  oder  Fehler. 
Ihr  dürfft  euch  nicht  so  sehr  darüber  verwundern,  das  ist  in  meinem  Geschlechte,  und 
ich  habe  es  von  meinem  Vater.  Es  sind  in  meinem  Geschlechte  die  zwey  grasten  Wein- 
koster  gewesen^  die  iemahls  in  der  Landschafft  Mancha  sind  gesehen  worden.  .  .  . 
Man  Hess  diese  bei/den  Weinkoster  einst  wohin  holen,  um  ihre  Meinung  von  einem 
Fasse  Wein  zu  sagen.  Der  eine  nahm  nur  einige  Tropfen  auf  die  Zunge,  und  der 
andere  röche  nur  daran:  Jener  sagte,  er  schmeckte  nach  Eisen,  und  dieser  sagte,  er 
röche  nach  Leder.  Der  Hausherr  schwur,  es  könnte  nicht  seyn,  der  Wein  wäre  reine, 
und  man  hätte  nichts  hinein  gethan,  davon  er  diesen  Geruch  könnte  angenommen  haben. 
Die  beyden  Weinkoster  aber  blieben  bey  ihrer  Aussage.  Einige  Zeit  darauf,  als  man 
den  Wein  verkaufet  hatte.,  und  das  Faas  ausscheuern  wollte,  so  fand  man  einen  kUmen 


90  SReflerionen  jut  3lntt)topologie. 

234.  V.  M187.  Ell  1119. 

2)cr  acftt)ctij(l)c  ibeaü^ni;  ibeale  ber  (äinbilbung. 

2)cr  practijc^e  ibealiäm  {^  nld)t  beä  ^irngejpinftS,  fonbern  ber  9Ser» 
nunft:  ibcaliSm  ber  2Bei§l^eit):  \i(k^  bie  2BeIt  nur  baSjeniöe  feQ,  tooju  mx 
fic  mad^en;  tio.^  fte  einem  frol)Uc^cn  ®emüt^c  ^eitere  unb  einem  trüb» 
finnigen  büftere  SluSfiditen  ®ebe. 

2)afe  mir  in  un§  felbft  bie  ®rünbe  eines  ©lütfeeliöcn  Su[tanbeS  fetjen 
miif[cn.  ©picur  unb  2lri[ti))p. 


235.  V.  M187. 

3n  ber  ©innlic^tcit  Slnjc^auung  beffer  alö  ©mpfinbung. 


236.  V.  MIHI.  EI  103. 

9Son  ben  ©innen  fängt  aüeä  an  *,  unb  eS  be^iel^t  fid^  au6)  gulc^t 
aücS  fcarauf  als  practifc^en  ßmecf.  2)a^er  SSele^rung  bur(!^  ©rfa^rung 
unb  Slnmenbung  auf  biejelbe. 

*Q>  2luS  ben  binnen  jmar  nid)t  aüeö,  aber  bei)  (Gelegenheit  ber  u 
erf(!^einunöen  ber  ©ebrauci^  beS  SSerftanbeS-) 


;257.  ,;_;f?  ("A— ??;  M187'.  E 11323. 

2)ie  tranSfcenbentale,  bie  p^Q^fc^e  «"^  practifd^e  aeftfictic. 


Schlüssel  an    einen   ledernen    Riemgen   darinnne.      Glaubt  Ihr    nun   wohl   mein   Herr, 
dose   einer,   der  von  so   vortreßichen  Weinkostem   herstammet,  sich  wohl  auf  den  Wein    20 
verstehen  müsse  f'''^ 

6  fic  einem?  jlc  in  (i>o  E.)?  fic  {m?||  E:  ©emütem . .  .  unb  in  trübfinnigen 

16  5ierft.  E:  ber  SBernunft 

18   Vgl.    das   Phil^pxsche    Anthropologie- Heft  26:    Die    Aesthetik   „ist    über- 
haupt die  Wissenschaß  der  Sinne.      Die  Unterscheidung   durch   Lust   oder  Unlust  ist   25 
ästetiach.      Die  Aestetic  können   wir  eintheilen  i,  In  die  transcendentale,  welche  die 


5Rt.  234-239  (Öanb  XV).  91 

238.  v—xf  ß—W  M  187'. 

2)ie  SSorftetlungen  bcr  Sinne  feiner  @elb[t  unb  feiner  ßuftdnbe,  im- 
0leid)en  ber  äußeren  2)inge  fe^en  juerft  bie  (Snrecfung  ber  ^nfc^auungen 
be§  SRaumeä  unb  ber  Seit  öorauS,  roorin  mx  aüeö  fe^en  unb  unterfd^ciben. 
2)iefe  ftnb  baS  Seftanbige,  toaö  jebcr  ©mpfinbung  einen  ©egcnftanb  giebt. 


Apologie  für  die  Sinnlichkeit.     §.8 — Jl  (VII  H3— 6). 

Von  dem  künstlichen  Spiel  mit  dem  Sinnenschein.  §.  13  (VII 149 — löl). 

Von  dem  erlaubten  moralischen  Schein.    §.  14  (VII 161 — 3). 

M  §.  643—8. 

239.  xf  fif  tjf?  M 192'.  E  183.60. 

2)QS®efüt)l  mit  einem  ^ugeld)en  gmifc^en  jtDci)6reu^tt3eifen  Ringern. 

5)q§  ®erid)t  f)at  bie  meifte  vitia  subreptionis,  ©eil  e§  bie  meiften 
iudicia  obiectiva  Don  ®rofee,  ©eftalt,  SBeite  unb  Drt  be^  ftd^  fül^rt. 

SlQeen  fd)einen  ftd)  pjufpifeen,  \iQi§>  Wtzx  gu  ergeben,  ^tacqeten  über 
ben  Äopf  ju  fallen,  felfen  überzuhängen,  ^Oi§i  Ufer  bem  ©d^iffe  unb  ber 
l)immel  un§  allen  ftd)  gu  bewegen.  (^  2Bir  mengen  auc^  p^antafien  ein. 
5J?an  fielet  im  ginftern  Oefpenfter,  im  3J?onbe  ein  5J?enfd^engefi(^t.)  ßinen 
in  bie  ^anb  gebrüften  unb  weggenommenen  2;^aler  nod^  gu  l^aben. 
53auc^rebner. 


20  sinnltfhen  Vorstellungen  von  den  intellectualen  unterscheidet^  sie  körnt  in  der  Metaphisik 
bey  der  Betrachtung  der  unterschiedenen  Erkentniasquellen  vor,  und  überhaupt  ervoegt 
sie  die  Formen  der  Sinlichkeit,  d.  i.  Raum  und  Zeit.  2,  In  die  physische,  welche 
die  Organe  des  Körpers  betrachtet,  und  ein  Theil  derselben  die  physiologische  über- 
legt die  Empfindungen.     3,  In  die  practische,  sie   untersuchet   die  Lust  und  Unlztst  in 

V5    der   Empfindtiiig''\ 

11  Dieser  schon  von  Aristoteles  (ITtgl  fvvnvltov  II  460  b,  TlQoßkrifxaia  XXXV 
965)  erwähnte  Versuch,  bei  dem  wir  glauben  zwei  Kügelchen  zu  berühren,  wird  in  dem 
Parow^schen  Anthrc^ologie-He/t  S.  59  näher  beschrieben.  ||  13  E:  indices  objectivos  || 
16  fic^  fehlt.  II  Der  g- Zusatz  steht  am  Schluss  der  Reflexion.     Vor  @tnen   und  vor 

30  SBit  je  ein  senkrechter  Strich,  doch  wohl  als  Verweisungszeichen  aufzufassen;  freilich 
nach  ^aben.  (Z.  18)  ein  ebensolcher  Strich.   \\    E:  Jß^atttafie;  sehr  unwahrscheinlich. 


92  JReflejionen  jiir  9lntt)ropoIogtc. 

240,  x^f  m?  tjff  M192'.  E  166—58.60.  11328. 

SBie  baö  ^^rauen^immer  bie  ftnne  betrügt  unb  wir  un^  gern  betrügen 
laffcn.  Slngefleibet  fie^t  ein  3)?enfd)  fc^äparer  au§  qIö  im  neglige. 

2Bir  muffen  unfere  ©inne  öfters  ^intergel^en,  um  unS  i^rer  ©eroalt 
ju  ent^iet)en.  5 

3)en  23etrug  ber  Sinne  üjerben  mir  im  Sllter  inne. 

3)ie  @inne  bel)errfd)en  unä  biirc^  33etrug  ober  burd^  ®emalt. 

2)er  5Ratürli(^e  betrug  ift  nid)t  gu  übermaltigen. 

3n  bie  Singen  faUenbe  ^ol)eit.    33efd)eibenöeit.    3Serftanb.    6ere= 
monien,  Kleiber  im  3ftatl)e.  i« 

5)er  Wenfc^  ift  ein  ®au!(er  üon  ü^atur  unb  fpielt  eine  frembe  SRoUc. 

3)ie  (Sigenliebe  unb  ieber  affect  betrügt  un§  innerlid). 

^ei)rQt{)  t)ebt  \iOi^  33Ienbmerf. 

2)a§  Slenbroer!  I^ört  burd)  beffen  (5in|id)t  uid)t  auf.    @d)minfe. 
3Bol)lgeneibete  ®efeHf(i)aft  machen  einanber  2ld)tung.  2)qS  tiefe  Negligec  is 
bringt  g^amiliaritaet  l^eröor,  2)ur(I)  ba§  anftänbige  2lu§fe^n  ^dlt  man 
einonber  in  Entfernung. 

^er  23erftanb  allein  irret  nid)t,  meil  er  bloy  l)anbelt*, 

2)ie©innc  allein  nidbt,  meil  fie  gar  nid)t  urtl)eilen  unb  alfo  blo§  leiben. 
*(*  nic^t  leibet  (alfo  nic^t  oon  feinen  Siegeln  abgebradjt  mirb).)      so 


241.  i^f  IX?  r}?f  M  192'. 

3)a§  Vitium  subreptionis  generaliter  ift,  \ia'^  mir  ba§  Urt^eil  bc§ 
33erftanbe§  t)or  erfd)einung  fjalten  {^  bie  refte;rion  Dor  intuitton),  unb  ift 
ba§  ®efä^rli(t)fte,  menn  fo  gar  ©runbfö^e  barau§  gemad)t  merben,  'üa-- 
burd)  ber  33erftanb  feiner  rechte  beraubt  mirb.  3"  logifcl)en  fällen  bient 
bie  Berufung  auf  bie  Sinne  jum  ftärfften  Seroeife,  in  bcn  ^jraftifdjen 
aber  gur  ilrennung  ber  3)enfung§art  unter  ben  5J?enfcI)en  unb  bie  Ein- 
ftimmungen  ouf^ul)eben.  2)er  ftd^  in  3lnfet)ung  ber  Urt^eile  über  td^ 
fd)önc  auf  [®ej(^m]  \>a§>  ®efü^l  unb  in  2lnfe^ung  ber  fittltdjfeit  auf  ®efül)l 
beruft,  benimmt  bem  23erftanbc  fein  i^elb,  unb  eS  ift  eben  fo  gut,  al§ 
wenn  er  ftc^  auf  bie  Schöpfung  beriefe. 


3  im»  in»?  1|  'ZO  s-Zusatz:  xn  vi  |?  <f'* 

'43  Der  g-ZusaU  steht  über  bafe  ttJir  boi?  (Z.  22). 


9ür.  240-245  («Boiib  XV).  93 

242.  x^f  v^f  'e?  (f^n  M  192'.  E  I5S. 

{^  Urt^eil  (ä'ber  SSernuntt)  Dor  innere  (Smpfinbung  ^altenO 

3?on  ber  ßmpfinbung  i[t  feine  ap|)eClation;  aber  [in  ber]  eigentlicl; 

[ift]  brücft  feine  ßmpfinbung  ben  Segrif  einer  fadje  quo,  no(!^  üiel  meniger 

6  bie  Urfac^e.   2)ie  ©mpfinbung  ber  ^nne^mlic^feit  i[t  aUein  unmittelbar 

geroiS;  bie  anbre,  aenn  fie  auSgebrücft  werben  fotlen,  ftnb  Urt^eile  ber 

3^erglei(!^ung.   e.  g.  «Sauer,  fü§. 

Vitium  subreptionis :  baburd^  man  ba§  2Bafjcr  felter  alä  bie  Suft 
unb  bie  ^eUer  im  @ommer  toärmer  al§  im  SBinter  ^elt. 
10  2)a§  ®ute  i[t  fein  [öeg]  ^inbrucf  be§  ©efü^lö, 

2)ie  @inne  geben  nur  ©inbrürfe. 


243.   x'f  v'f  'ef  ff'f  M  192'. 
Fallacia  sensus  ioteroi. 

Vitium  subreptionis  ift,  wenn  baö  [finn]  intelleftucUe  üor  finnlict) 
15  gehalten  roirb,  entroeber  in  ber  ©rfc^einung  ober  im  23egriffe,  "ü^x^  fubiectioc 
öor  '^a^  obiectiöe. 


244.    f^if  (x'f  v?J  M192.    Gegenüber  von  Nr.  239  (9lii-ii): 
2)ie  ®r5fee  be§  5J?onbe§  im  ^otijont  ift  nic^t  eine  (Srfdjeinung,  fou= 
bern  ein  ©djein.    2llfo  giebt  eS  einen  33cgrlf,  ber  Dor  ©rfd^einung,  unb 
20  eine  ßrfc^einung,  bie  Dor  einen  33egrif  gehalten  toirb. 


245.  n?  (x'f  vfj  M192.  EI  160. 

Scutc,  beren  5aftcr  n>ir  fennen,  fc^einen  boSl^aft  auSjufe^en. 


2  Der  y-Zusatz  ist  zwischen  Nr.  241  und  242  nachträglich  twiachent/eschritben. 
9  Kant  hat  sich  versehen  oder  verschrieben:  (Sommer  ««c?  ffittttCT  miwsfcn  ihre  Stellen 
26    tauschen.  \\  ^elt«  Ijolt? 

22  Vgl.  VII 1798-11. 


94  9ief(ejloncn  ^ut  Slntl^ropologle. 

246.    fx~^f  q)^??  M192.  E 1 65. 

e§  i[t  beqm  3fieid)t{)um,  ©tanbe  unb  in  bcr  tünftigen  Seit,  jelb[t  be^ 
SlnbQC^t  Diel  dufeereg  unb  eigene^  SBlenbroerf. 


247.  i-i—Sf  ff'??  M  192.  EI 638. 

3)ie  @efd)led)t§neigung  ift  einSSlfnbwerf  üon  guter  ^Df einung,  welc^eo 
wirflic^  ßiebe  ^eroorbringt.  3^re  ÄIugl)elt  ift  Slenbajerf.  %x  ^u^, 
O^ne  ©lenbroerf  üerliert  ba§  2eben  allen  3Rei3» 


248.  fi—'§f  (p'f?  M192. 

Sinne  betrügen  nid)t,  mcil  fte  nid^t  Urt^eilen» 


249.  ^i—V  (p'f?  M  192.  EI 62. 

2)er  ©a^:  nihil  est  in  intellectu  2C  K.  6in  23lenbroerf  ber  @inne 
fanu  Oi\xi)  Unjd^ulbig  fet)n:  e,g,  peruque. 

©in  ©aufelroert  ift,  mo  etmaö  ber  3Ratur  loiebrigeS  (unmögliche«) 
Dorgeftetlt  wirb.  2)ieje§  mißfällt  iebem  Sßernünftigen.  SBenn  mir  aber 
\>a^  jpiel  ber  ©rfd^einungen  [ober]  unb  Urt^eile  mit  SSemuftfe^n  mad)en 
fe^en,  e.  g.  fallacia  optica,  [o  gefällt  ba§  feljr.  (So  ber  SluSpu^  gegen  ^(x^ 
negligee. 


250.    v'f  I?  q'?  cp'f  /.if?  M192.  E 11 1376. 

3)aö  Vitium  subreptionis  transscendentale  ift,  wenn  boS  intellectuale 
oor  jtnnlic^  (2lriftotele§)  ober  ha§  ftnnlic^e  oor  inteltectuel  gehalten  ttirb, 
b.  i.  weiter  als  auf  33ebingungen  ber  ßrfc^einung,  auf  ©egenftänbe  an 
jtc^  felbft  auögebe^nt  toirb. 


19  transsc:  !|  21  E:  @rfd)ciiiunacn 


gir.  246-254  (iSanb  XV).  95 

251,    v'f  o^f  (;'f  yjf  M 193'.  E 1 49. 

Apparentia  i[t  baöienige  an  ber  (SrfcJ^einiing,  waö  ein  ®runb  ift,  fie 
auf  einen  ©egenftanb  berfelben  unb  beffen  33egrit  {^  ftnnlid^en  ober  Sßer= 
[tanbeS)  ju  bejie^en. 

€>o  jd^eint  bie  «See  l)ot)er,  ber  %\)wxvix  überzuhängen. 

@§  ift  eine  SSermcdifelung  ber  (äinbilbung  mit  bem  refleftirten. 
53ilbenbe  Äratt. 

Ob  Äorper  phaenomena  ober  falfc^e  ("  blofee)  apparen^en  jtnb? 


252.    vf  (n?)   MJ94'.  E  löl.    Gegenüber  von  M  §. 648: 
3Ratürlicf)e  2äufd)ung  (f  iüufion).  (Sin  @d)ein,  ber  babuvc^,  bafe  er 

mieberlegt  roirb  (^  unb  alfo  nict)t  betrigt),  nid^t  aufgel^oben  wirb,  gefallt. 

(«'  SBlenbroerf)  ©aufelroerf  C  33etrug):  («'  2)abet))  oerfc^minbet  bie  tau- 

j(l)ung  mit  ber  (5infict)t,  unb  e§  mi§fdQt. 


253.    (p?  x"?  uf?  M  194'.  EI  5t.   Gegenüber  vor^  M  §.  548: 

2)ic  (Sinne  be^errfd)en  un§  burd)  33etrug  ober  gemalt. 

2Bir  muffen  fte  mieber  l^intergel)en. 

(5in  @d)ein,  ber  nidjt  betricgt,  ift  iüufion.  j.  (5.  <Sd)C)ul)eit  beö  ®e^ 
fd)led)t§.  2lnftanb.  pomp.  Zeremonie.  tSeremonien  ^leib.  *2lnDact)lj 
^auS.  @ib. 


254.    <ff  x^  of?  M  J94'.   E  II 1117.    Gegenüber  von  M  §.648: 
ibeali'Sm  ber  @rfd)einungen:  roir  finb  jum  S^fieil  ©d^opfer  berfelben 
au§  bem  (gtanbpunfte,  "ütw  mir  annet)men.   3)id)ter. 


6—7  E:  ber  reflecttreuben  btibenbeii  \\  refleftirten?  refleftirenben??  ||  Stibcnbe" 
SBtlbenben?  |1  8  E:  folc^e  ■itatt  folfi^e 
•-'5  10 f  JJi  s-Zusätze:  v — (f. 

18 — 19  (Serem:  Äleib  i|  Möglicherweise  ist  nach  Slnboc^tä  und  ^an4  jedesmal 
J^Ieib  zu  ergänzen. 


96  9lcf(efioiien  jur  ^^nt^rovolüaie. 

255.    ip.  Mm'.  E  165. 

3}Qä  ®e?e^  ber  Sinne  i[t:  '^(x^  mir  nid^i^  in  ben  Sinnen  (jaben  aly 
fömpfinbunfl,  [unb  fie]  bie  fucceflltJC  (£qntl)ert§  berfelben  in  ber  Übcr= 
fc^auung  unb  bie  ßiifQ^'^^ttn^^o^unQ  ^^^  manigfaltigen  berfelben  in 
einem  SBilbe  im  D^aume  ober  ber  3^^^-  2)a§  Übrige  get)öret  bem  SSer- 
[tanbe  an. 


25(L    10.  AJ  194.  Zwischen  M§.  548  und  549: 

3ion  ber  Fallacia  sensus  interni  (qI§  externi)  —  u'okl  unvollendet. 


Vom  Können  in  Ansehung  des  Erkenntnissvermögens  überhaupt. 
§.  12  (VII 146— 9). 
M§.527. 
257.  l?  x^i  M182'.  EI 45.  42. 
2)ie  innere  Seict)tigfeit  ift  ber  Überfd^uä  ber  ^xa\k. 
2)ic  äufeere  2eid)tigteit  i[t  ber  5D?angel  ber  ^inbernife. 
[2öas]  @ttt)Qg  leid)te§  gu  leiften  bringt  wenig  el)re  (»  aber  voo\j\ 
roa§  jct)mereS  bringt  ßtjre). 

©troaS  leid)t  ju  madien  ift  ein  Sßerbienft. 
C«  @d)iDer  ift:  beffen  2lu€übung  ber  33eqocmlid^feit  mieberftreitet 
(<f  ber  SBeftrebung  bef(t)n3erlic^  ift).) 
aUe  @rlci(i)terung§mittel  bei)  großer  Sd^roicrigfeit  finb  »iDfornmen. 
(« 2)a^er  met^oben,  mafc^inen.) 

^r  8(n@d)etn  ber  lei(t)tiflfeit  einer  ^anblung  ift  naiü.  (»  SSoltaire. 
©raöttaet  in  ntdjtö  bebeutenben  SDingen.  2iBid)tig,  fci^roeer  in  bem,  toa^ 
im  ©piel  ift.  Arbeit  unb  «Spiel,) 

2)08  merfmal  ber  peinlic^tcit  ober  3Küt)fQmfeit  ift  ungefc^üt. 


IS — 24  a-Zusätze  aua  verschiedenen  Zeiten:  t^f  Je*.*  /"?  O^f  vf  (|  22  Die  erste 
Silbe  von  9(il3c!^ein  übergeschrieben.  \\  Zu  !93oItaire  vgl.  Starkes  „M&uchetikundt^'-  S.  49: 
„Et  iästt  Manchem  etwa»  Mcht,  ob  et  ihm  gleich  nicht  leicht  wird^  und  dann  ist 
Voltaire  ausgezeichnet;  seine  Schriften  sehen  sehr  leicht  aus,  wenn  man  aber  versucht 


5Rr.  255-258  (23onb  XV).  97 

258.  x^?  (L^f)  M 182'.  E  1 46.  480.  44.  43. 

5Keigunfl,  \ia^  fct)tüeere  [auf]  ^u  leiften.  unb  fdjtoeer  ju  ma(i)en,  toeil  es 
baburd)  iüict)ttg  fdjeiut. 

2)er,  fo  alle^  Dor  leidet  t)ält:  fupcrfibc. 
5  2)er,  fo  (x\iz^j  Dor  fd^roeer  l)ält:  bi[ftcuttaeten  Krämer. 

C  d)olerifd)e  ftnb  Dor  ^a%  (Scl)iDeere,  roaS  ©efdjminbe  gefd^ict; 
melancolifd)e  üor  "i^d^  @cl)n3eere,  wag  langfam  gefct)tet) 

C  9Jtan  mufe  bie  @ii)roierigfeil  geigen,  um  bie5?rdfte  ju  e;i:dtiren.) 
^a§  an  jtc^  fdjroeere  fan  nic^t  öor  jc^wac^e  unb  bequeme  leicht  ge= 
10  mac^t  oierben. 

2)ie  ScI)iDierigfeit  ju  geigen  ift  ®ut. 
(« Wdn  ma(l)t  ben  Umgang  leicht  burc^  ÜKunterfeit  unb  fd^weer 
bur(^  fteife  ^od)acI)tung.) 
SBenn  feine  äußeren ^inberniffe  ftnb,  fo  loirb  etmaS  nur  baburd^  leidet 
15  0emad)t,  ^a^  man,  wenn  man  bie  Gräfte  öerminbert,  bie  ßeit  öergröfeert 
(*  Unterroeifung).  2Bie  be^  mafct)tnen. 

2J?an  arbeitet  lieber  eine  fur^e  ßeit  unb  fdt)iüeer,  al§  eine  lange  ßeit 

unb  Ieid)t.*   2)ie  Urfad^e  ift:  bamit  mir  Slrbeit  unb  9^ut)e  iebeS  feparat 

in  einem  Raufen  ^aben  unb  [barjüber  ta^  Ie|te  beffer  bi^poniren  fönnen. 

20  *(?  Gigolerifdt)e  weilen  \ia§>  (^  mittelmäßig)  6d)meere  eine  [lange] 

furi^e  3cit,  ftnb  Ungebulbig.    ÜJ?elancolifdt)e  \ia^,  xoq  bie  (Sct)roierigfeit 

in  ber  ßdnge  beä  2ln^altenä  beftel)t.  6angöinifd)e  ftnb  ungebulbig  unb 

B)eid)lid).  6in  fauler  mät)lt  [\>a^  ©cfirceere]  liebet  alle  (Sd^roierigfeit  auf 

einmal  gufammen  gu  bringen  unb  nad)ber  gu  fauHen^en,  al§  fie  burc^ 

25      längere  ^i\i  j^u  üert^eilen,   2)enn  gleife  erfennt  man  am  2lnl)alten. 

SRucfmeife  arbeitfam  feijn  unb  [emfig]  faul  fegn.) 


sie  nachzumachen,  so  wird  mau  eher  eine  künstliche  Schrift,  als  dieses  Leichte  der 
Schreibart  zu  Stande  bringen.  Auch  dieses  Leichte  icurde  Voltaire  nicht  leicht,  denn 
er  verwendete  viele  Nächte  auf  diese  Arbeit,  und  brachte  dabei  die  Hälfte  derselben 
31)  schlaflos  zu,  dass  er  auf  Einfälle  dachte,  und  dadurch  brachte  er  es  dahin,  dass 
alles,  was  er  schrieb,  mit  einer  gewissen  Nettigkeit  gedacht  war,  so  dass  es  Jeder  leicht 
erkennen  konnte.  Dies  ist  das  Angenehme  in  der  Schreibart,  und  das  Gegentheil  von 
dem,  welchem  edles  schwer  lässt,  und  schwer  fällt,  und  steif  wird'-'-. 

Is-Zusntze:  uf  ()2 ?  v?  \\2  E:  unb  fci)n)erer  \\  4  fuperfibe??  fuperftebe?  ||  8  unb 

35   bie  II 15  roenn?  wen?  roo?  ||  16  Unterroeifung  steht  über  bert  bie  3eit  (Z.15).  \\  24 

bringen?  legen?  ||  ^5  £^:  5)en  %U\%.  5)enn  aus  früherem  (Sin  oder  ©ine, ©inem,  ©inen. 

ffvinf«  ©(Stiften.    6ant((1)viftli*fr  9f?ac6Iai    II.  ' 


98  SReflejioncn  jur  Slnt^ropologie. 

259.  fi.  M-182.  EI 47. 

2)ic  ®etDont)cit  mac^t  aUeS  leici^t  {'  unb  ftarfc  (gm))finbung  un« 
merflid^). 

2)ic  SlngeiDonl^cit  mad^t  alleS  nott)n)enbig  ober  baS  ®cöentt)eil 
fd^ttjcer. 

2)q§  übel  fann  man  gett»o()nt  loerben;  aber  nur,  \oa%  einem  gut 
bunft,  fann  man  ftc^  angetoofinen. 

2lngett)ol)nl)eit  ift  niemals,  felbft  nic^t  in  guten  ^anblungen,  öoU= 
fommen  ju  billigen. 

C  3Kan  wirb  burd^  betjbeS  3)Jec^anif(^0 

SBie  ber  Äorper  fo  gar  fd^äblici^e  @acl)en  (opium)  gemo^nt  werben, 
ia  baöon  fo  gar  eine  2lngemonl)eit  recipiren  fönne. 

Sllle  2lngeü)Dnl)eit  ift  eine  Äranf^eit  {^  in  biaet),  toeil  man  nidjt 
glci(i^  leidet  ju  j^mei)  entgegcngefe^ten  ßuftänben  bisponirt  ift. 
(*  «Selbft  \iCi§>  ®ute  l)ört  baburc^  auf  2:ugenb  ju  feqn.) 

3Jianicr  (?  (Stil),  5)Zet^obe,  Siec^nif  C  5Jiobel)  ober  2Kafd.)ine  machen 
aQed  leicht. 


260,  vi  Q^fi  M 182'. 

2)er  Äorper  wirb  geroo^nt  burc^  ben  ®eift. 
®eö)o^nl^eit  unb  Slngewo^n^eit. 


261.  V.  M182'.  EI 48. 
Diegattoe  ©emo^uljeit:  luaö  man  ni(^t  me^r  füp. 
^ofittoe:  tcL  man  bie  33eftrebung*  nid)t  mel)r  fü^lt. 
♦C«'  £)ie  SBeftrebung  ift  eine  6amlung  ber  Äraft  auf  eine  ^anb= 
hing,  ©mpfinbung.) 


2,  16  s-Ztisatcf:  v—ip  \\  6  einem?  einen?  |1  10  a-Zu^atz:  nf  v-  -x-  il  1^  *•-/"- 
mtz:  v—x-  II 16  ®ti(  steht  unter  5Kanier.  ||  ?Kaf(^ine?  5liafd)en?  i|  modjen''  nel)men' 
22—23  Vgl.  Nr.  188—193. 


Sdr.  25y— 263  (23onb  XV).  99 

262.  V.  M182'. 

2)ie  ®etüonl)eit  t\XQa§)  gu  f^un  bringt  leid)tigfeit,  aber  aud^  Ttotl^' 
lüenbigfeit  ber  ^onblungen  (^  aber  mangel  be§  ®efü^ls  beö  gemo^nten) 
!)erDor.  ®en3ont)eit  leerer  2Borte,  ÜRienen  unb  Seibeöbeioegungen.  2)er 
Wenge  ober  qoalitaet  ber  ©peife  unb  beS  Srancfö.  Slngemon^eit.  3)c§ 
iSd)äbltcl)en,  be§  Unangenehmen.  [(£«  ntad^t  au(^,  bog  mon  etrooä  nic^t] 
SlUe  UnbeuDegltc^feit  beruht  auf  bem  legieren. 


Von  den  fünf  Sinnen.    §.  15—23  (VII  153—161). 
Vom  inneren  Sinn.    §.  24  (VII 161—2). 
10  M  §.  534-544. 

263.  X.  M188'.  EI 89.  81.  90. 

®e{)ör  tft  ein  WxWtX  ber  ©efeüigfeit  (ein  SBerf^cug  ber  communis 
cation  ber  ibeen),  ber  23e[orberung  ber  33ernun[t,  fo  Kie  (S)e|td)t  ber  Äennt« 
niffe  ber  ßrta^rung.    2)ie  SBergnügen  burc^  ®e^ör  fmb  lebhafter  unb 
16  ermunternber.   2Belcf)e§  i[t  n)id)tiger. 

(s  ©piel  ber  (ämpfinbung.  ©efid^t:  ber  ©eftalten  ober  Slnfc^au» 
ungen,) 
^artbörtge  jtnb  mtstrauifd^. 
{j>  ®ejcJ)maf  ^dngt  allein  mit  einem  natürlichen  unb  unmittelbaren 
20      appetit  jufammen.) 

SBeil  \i(y§,  ®e^or  auf  bte  ^d\.  einfd^lögt,  fo  begleitet  e§  alle  5öer= 

ftanbeSöorfteÜungen  oom  obiect,  bringt  aber  feine  SSorfteQung  be§  obiects 

fieroor;  alfo  ift  be^  i^m  nid)tg  als  (Smpfinbung  unb  %oxm  ber  3Ser- 

anberung,  nid^t  aber  bte  (5rfd)einung  eine§  ®egenftanbe§. 

26  («  @d)arf  ®eftc^t  unb  beurt^eilenb  ®eftct)t.    6c^arf  ®e^or  unb 

mujtfalifd).) 


7  leiteten   d.  h.    darauf,   dass   man  sich   an   das  Unangenehme  gewöhnt f     Dey 

Stellung   nach   kann   die  Zeile   auch   s-Zusatz  zu   einer   der   beiden   ersten   Zeilen  von 

Rfl.  257  sein,  zwischen  denen  sie  steht. 

30  Iß  8- Zusatz:  x3f  /nf  Q2t  vf    @ptel  ber  ©mpftnbung  bezieht  sich  offenbar  auj 

©e^Ör;   die  Worte  steht  unter  burd^  ©e^ör  finb  leb.  II  25  s- Zusatz:   x-J?   m»  (»2»  i/» 

7* 


lOÜ  Sleflcfionen  jur  iilnt^ropologie. 

264.  X?  fif)  MISS'.  E  I77.S6. 

5)aä  ©efü^l  i[t  entmeber  'iia%  äufeerlid)  empftnbenbe  ober  ba§  tnner'= 
lic^  empfinbenbe  ®e[üt)I;  ha%  er[tere  bejie^t  fic^  au[  [bie  SBlrfimg]  ein  be= 
rü'^renb  obiect,  \i(!i§>  jirei)te  a\x\  gar  fein  obiect. 

Se^m  ©eftdit  fteüen  mir  tid^  (^  bie  3Ser()eltnifje  im)  obiect,  bcQtn 
@e^ör  nid^t  baö  obiect,  fonbern  ba§  SSertjeltniiS  ber  accibentien,  beqm  ®e= 
füt)l  bie  jub[tan^  jufamt  i^ren  accibentien  üor. 


263,  X.  MISS'.  E  JHl.  9S.  79. 

£)urc^  ©efic^t  ber  3kuiu  (mau  fan  betjut  fet)en  oon  allen  ^färben 
abi'tra^iren);  Durd)  'üOi§>  ©eljor  bie  3eit  (man  jä{)lt  in  ©ebanfcit,  menn  lo 
man  juccefftonen  fd)ä^en  miU);  burc^  ©etü^l  bie  jub[tan|.  2Beil  aber 
fubftan^  nidjt  o^ne  accidentia  i[t,  biefe  aber  modificationes  be§  3ftaume§ 
unb  ber  Seit  fei)n,  jo  enttjält  \iCi^  ®efüi)l  aüe§;  aber  bie  formen  toerben 
burc^  ®eftd)t  unb  ®et)ör  beffer  unterfdbieben. 

S)ie  bIo§  fubiectiüe  «Sinne  ftnb  ©erud)  unb  ®efd)maf,  aufjer  ba^  i.-, 
jener  nod^  ein  ä^er^altniS  be§  obiects  auf  ben  9Raum  ent{)ält  [aber]  burd) 
öerglid)ene  ©mpfinbungen  be^  oerfdjiebenen  Entfernungen. 

Unmittelbare  ©mpfinbungen  ber  ©egenftänbe  burci^  23erül)rung  ge= 
t)ören  jum  ^ü^len. 


266,  y.'.   M  ISS'.   fJ  I  SS.  S2.  9'J.  20 

3Bie  jid)  üerl)ält  bas.  ©efid^t  ^um  3Raume,  fo  ha%  ®el)ör  ^ur  ^<i\\. 
3Öei)be  geben  33egrif[e,  jenes  üon  fa(^en,  biefeS  oom  Spiel;  be^be  nur  üon 
ber  §orm.  2)a§  ®efü^l  oon  ber  3}?aterie  unb  ©ubftanfeen.  iene  oon  ben 
25eftimmungen  berfelben. 

(f  ®ejd)ma!  ber  5(la[e.    (Sd)nupftobaf.    5)?an  fagt  nic^t,  er  t)abe  2& 
einen  guten  ®erud^,  unb  wenn  er  au^  feinen  l)at.) 

.5   Der   q-Zufsntz    ist    ubmijtschrieben.  \\  6  fonbcrn    —   bel)m  aus  früherem  fon= 

bern  feine  occibeittten  in  J^ertieltniffen  gegen  einanber  betjin.    Ob  feine  durchstricheh 
ist,  bleibt  zweij'Md/t.  \\  7  feinen  statt  ilireii  ij  müx  nldt. 

22  üon  fad)en?Dom  fct)en*?||  biefe  1  2S    24  E:  ©ubftanj  — ber93eftimmungi|   30 
V«'1  ■f-Zuaatz  r'  —  'fJ. 


SRr.  264-267  («Banb  XV).  101 

©eriid)  unb  ®ejd)maf  ftnb  mittelbare  ©mpfinbungen  ber  ©cgenftanbe 
entiüeber  beQ  ber  33erii^rung  ober  o'^ne  biejelbe. 

C  ©erud^  ift  üxoa§>  angenommene^.  Äinber,  railbe,  2ßeiber  l^aben 
öiel  6mpfinblid)feit.) 

SBeil  ba§i  ®et)ör  feine  (SJegenftanbe  üor[teÜt,  fo  bient  e§  oortrefüd) 
jum  S^i'^cn  ber  @ad^e  (SBorte). 

©e^ör  unb  ®eft(i)t,  meil  fie  eine  grofee  3J?enge  üon  S3e[timmungen 
ber  2)inge  ober  einbrüfe  auf  einmal  geben  fönnen,  beren  3[5ert)ältniS  ange= 
fctiaut  lüirb,  fo  finb  fie  bie  Organen  beä  ©efd^mafä  (^  nemlid^  jene  in  2ln= 
fe^ung  ber  ßmpfinbung,  biefer  ber  öerftänbigen  SSenrt^eilung). 


267.  x'.  MISS'.  ET  71. 

2)ie  äußere  ©mpfinbungen  jinb  öon  jttieijerlei)  2lrt:  1.  bie,  »oburd^ 
mir  ben  ©egenftanb  empfinben;  2.  mobnrc^  mir  ben  ßuftanb  unfercS 
eignen  ^orper§  empfinben.    ®a§  le^tere  Reifet  \iOi^  ©efii^l  allgemein  ge= 

15  nommen  unb  finbet  be^  allen  anbern  ftarfen  ßinbrüfen  auf  organen  ftatt. 
2)ie  empfinbungen  erftererSlrt  gefc^e^en  entweber  med)anifci^  ober  c^emifc^; 
iene  buri)  2)ruf  ober  @to|.  2)er  2)ruf,  mit  ber  Reibung  oerbunben,  ift 
bie  Urfacl)e  be§  Stnfü^lenS.  2)er  ©tofe  öermittelft  ber  ^ieroen:  \>0i%  «Selben; 
üermittelft  ber  gafern:  t(\%  ^ören.  SDie  c^emifc^e  SBirfung,  mo  bie  2Bir« 

20  fung  äuerft  auf  bie  flüfeige  tt)eile  gefd)ie^t  burc^  anjie^ung  unb  auflöfung, 
entmeber  bei)  ber  33erül)rung  be§  ©egenftanbeö:  baS  fc^mec!en;  ober  burd^ 
beffen  öerbreiteten  2;f)eile  in  ber  luft:  bet)m  rieben. 


3  s- Zusatz:  x3?  fA?  (j^?  v?  \\  ongenommciieä ?  uiigenoueiä?  ||  Vgl.  zu  dem  s-Zu- 
satz  Starkes  „3Iensckenkunde^^  S.  71 :  .„Der  Geruch  ist  ein  Sinn  des  Wahns,  er  seheint 

25  mehr  auf  Gewohnheit  zu  beruhen,  als  auf  einer  Empfindung,  so  dass  er  sich  bei  dem- 
selben Menschen  vermehrt,  oder  vermindert,  je  nachdem  er  sich  ausbildet.  Kinder  und 
Wilde  machen  keinen  Unterschied,  ob  es  so  oder  so  riechet;  daher  sie  auch  an  Orten 
spielen,  wo  der  grösste  Gestank  herrscht.  Eben  so  sind  die  Wilden  gar  nicht  auf  den 
Geruch    aufmerksam''''.     Danach   scheint   ölen  vor  Dlcl  ein  nid^t  ausgefallen  oder  Dtel 

30  für  toenig  verschrieben  zu  sein;  vgl.  64i:.  ||  9  ®efd)maf#:   selbstverständlich   im  Sinn 
von  VI J  23929-22-  ||  s-Zusatz:  v.  \\  10  biefer  (sc.  der  @efd)maf;?.'  tiefe? 
16  %at  statt  2ltt  II  entroeber  burc^ 


102  JReflejtoncn  jur  Slnt^ropologte. 

(«SBir  em^finben  cntweber  fo,  \ia^  wir  geniefeen,  e.  g.  ©cfd^mot 
ober  ©erud^,  ober  bafe  loir  bIo§  gen)af)r  werben.  @inne  be§  ©eniefeenS 
Sinne  ber  SBarne^mung.   3ene  jtnb  ^cmifd^,  biefe  meii^anifd^.) 


268.  xK  Mi89'.  E1 105.  ZuM§.539: 

£)ie  ©mpfinbung  ift  ieberjeit  wal)r  als  ein  innerer  Bui^Q^^  ^^^"^ 
nid^t  als  eine  ^öorfieCinng  eineä  gegenwartigen  ®egen[tanbeö;  ba^er  ift 
fte  aliS  ßuft  unb  Unlu[t  ieberjeit  wat)r. 

5)ieje@mpfinbung  be§  inneren3uftanbe§{)at[man]iebergeit,  wenn  man 
fie  nid^t  alä  eine  repraesentationem  obiecti  praesentis  anfielt,  SBarl^eitf 
aber  obiectio  erwogen  ift  nid^t  immer  ble  [3üürnid)ieit]  ©egenwart  be§ 
®egenftanbe§  Urfac^e  baüon,  wie  bei)  ©inbilbungen,  ober  wo  ba§  ®eful^l 
nic^t  (ämpfinbung  beS  @egenftanbe§,  fonbern  ber  mit  ber  SSorfteUung 
beffelben  oerbunbenen  5Rebenibeen  ift. 

Sllfo  als  (Smpfinbungö  ©inbruf  (^  affectio  se<nsationis)  ift  fie  ieber» 
jeit  wal)r,  aber  nic^t  als  ©mpfinbungS  SSorfteÜung  (^  repraesentatio  sen- 
sationis). 

269,  X.  Mi89'.  ZuM§.539: 

2Beil  luft  gän^lidi)  was  abfoluteS  (*  inneres)  ift  unb  ftd^  auf  feinen 
©egenftanb  bejie^t,  fo  ift  bie  ßmpftnbung  baoon  jebcrjcit  wal)r. 


270.   x^f  v'f  fif  vf  M189.  EI  100.  Zu  M §.340: 
2)er  ®ebraud^  ber  ©inne  ift  immer  befto  fd)drfer  unb  aufmcrffamer, 
aü6)  richtiger,  je  weniger  5Ract)benfen  unb  abftraction.    SDa^er  gefittete 
Stumpfere  ©inne  ^aben  als  SBilbe  (*  aber  feinere  Urt^eile). 


1  s-Zusatz:  fif  v^T  vt  \\  2  ©etticfeen«?  ©eniefee«? 

9  repraesentionem  II  J4 — Iß  Die  g-Zusätze  steh»  unter  den  im  Druck  voran-    25 
gehenden  Worten. 

18  s-Zusatz:  v*  A— v?  f?? 

21  immer?  um??  nur??  ||  22  E:  aufrichtiger  ||  23  s-Zusatz:  v—\p. 


sßr.  267—274  (öanb  XV).  103 

271.    x^.  Q^f  V?  M 1H7'.  E  1 102. 

SlUc  (Srnpfinbungen  l^aben  ^Oi§>  an  ftd^,  bafe  fte  unmiafü^rlid^  fe^n; 
fie  erfobern  bie  ©egenraart  be§  ©egenftanbeS,  unb  (^  bc^)  beffen  S3cr« 
binbung  mit  un§  i[t  e§  groar  in  unfrer  2BiIlfül)r,  auf  bie  ©mpfinbung 
wenig  ;^u  merfen,  aber  nic^t,  fie  ^u  öermciben. 

2)oct)fönnentt)irbeQ  äußeren  [obiecten]  ©mpfinbungen  bie  obiccten,bei) 
inneren  ben  ßi'f^onb  be§  ®emüt^§,  ttdci^er  empfunben  werben  fotl,  ^erbeij* 
rufen  ober  ermecfcn»  2)od)  iftö  bet)  inneren  fd^weerer;  toenn  fte  aber  un» 
roiüfui^rlid)  feijn,  eben  fo  fc^meerer,  bie  aufmerffamfeit  baöon  abju^alten. 

SDurd^  dufeere  ßmpfinbungen  befommen  wir  öorfteUungen  öon  äußeren 
obiecten,  unb  ^war  bricht  ab. 


272,  X?  x'f  Q^f  M188. 

©mpfinbung  ift  Don  ©rfc^einung  unterfc^ieben,  biefe  öom  Segriffc. 


273.  X?  x'f  Q^f  MJ88.  EI 72. 

^        »    ^.        medjanifdbeL,  ,  ^ 
Bwe^erleg Sinne:  ^^^^^^^'  |®efe^c 


iene:  obiectioe  ;    , ,  , 
biefe:  fubiectit)er'^^*'^"""9^" 


274.  Xf  fx?  M188.  E 1 98.  94. 

Unter  ben  ©innen  ift  ba^  ®efii{)l  ba^  eingefc^ranftefte.    $Der  ®c= 
fd^maf  ift  f^eilne^menber;  ber  ®eruc^  nod)  me^r;  baS  ®e^ör  noc^  mebr; 
ta^  ©efic^t  am  ÜJ?eiften. 
20         ®eruc^  unb  ®ef(t)maf:  bie  Drgane  ber  ©efeüigfeit  [Sieini];  bc^be 
finb  ein  ©enufe.   JReinlicljfeit.   2lnne^mlid)feit. 


2  fie,  wie  es  scheint,  aus  finb  \\  4  E:  ©mpftnbungen  ||  9  E:  fd^tocr 

13  Unter  ©mpfinbung  das  durchstrichene  Wort  fnbtectiOe. 

15  ©tnnc?  (Sinn?  ||  Statt  ©efe^e  ursprünglich:  burd^  jene  <.»)  bie  (Sigcntc^aften 
26  20—21  Zwischen  ©enu^   und  9ietn[tcl)fcit   steht  noch   ein   aber;   aller  Wahr- 

scheinlichkeit   nach    gehört    es    zu    Nr.  285,  die    später    über   und  unter   den   Worten 
Drgone  —  ®enu^   in   4  Zeilen   niedergeschrieben   ist.     Zu   dteilllid^feit   i^gL  Starkes 


104  JReffcjlonen  jur  Slnttiropologie. 

(» feinere  23ergnügen  ber  (Sinne.) 

(« ®efd)inaf  i[t  mitt^eilenb,  ®eruc^  tl^eilnel^mcnbO 


275.  inf  V?  M188.  EI 95.  96. 

2)er  ®ef(i)maf  »irft  innigft  auf  Smpfinbung  burc^  ®enufe,  aber  ber 
®crucl)  burct)bringt.* 

5)er  föfel  ift  nur  burd^  bie  6inne  be§  ®enuffe§  möglich,  aud^  in  Sin* 
jel^ung  beS  fecl)ften  (Sinnes. 

*(^  2)er  ®eruc^  ift  ein  ©efdjmccE  in  bie  i^erne,  ift  geiDiffcrmafeen 
obiectiö.) 


276.  fif  vf  M  188.  E  191. 

23enennung  burd)  ®efi(t)t  ift  bie  grofeefte,  bocf)  leil^ct  e§  öom  fül^len 
bloS  bie  ©eftalt.  ^Benennungen  burd)  ben  ©erud)  ftnb  üom  ®efid)t  ent« 
le'^nt.  2)ie  Dom  ®ebör  laffen  ft(^  aflgemein  berftanblic^  machen.  2)ie 
Dom  ©efc^mo!  ftnb  unmittelbar. 


„Menschenkunde"  S.  74:  „Der  Schmuz  ist  ein  Gegenstand  des  Gesichts;  er  kann  aber 
dem  Gesicht  nicht  unmittelbar  Widerwillen  erregen,  sondern  bringt  unsere  Einbildung 
auf  den  Geruch  und  Geschmack.  Der  Schmuz  erregt  Ekel,  nicht  aber  durch  unsere 
Phantasie.  Man  findet  auch,  aass  Ekel  vor  dem  Schmuze  7iur  bei  gebildeten  Nationen 
ist;  die  Nation,  die  nicht  gebildet  ist,  hat  keine  Bedenklichkeit  beim  Schmuze.  Die 
Reinlichkeit  beweiset  die  grösste  Bildung  des  Menschen,  denn  sie  ist  ihm  am  allerwenigsten 
natürlich,  und  verursacht  ihm  viel  Mühe  und  Beschwerlichkeit.  Dass  die  Otaheiter 
sich  so  viel  baden,  ist  kein  Wunder,  weil  sie  in  einem  so  warmen  Clima  wohnen,  wo 
das  Baden  ein  Vergnügen  ist.  Aber  doch  ist  die  Reinlichkeit  eine  so  sehr  zu 
empfehlende  Sache,  weil  dadurch  viel  Nachtheil  für  die  Gesundheit  verhütet  wird,  und 
eine  Zierlichkeit  dadurch  entsteht,  die  ins  Moralische  einßiesst." 

1 — 2  Die  beiden  s- Zusätze  (der  erste:  v3,  der  zweite:  v^)  stehn  rechts  von  103 n—g 
und  bilden  möglicherweise  eine  selbständige  Reflexion. 

12  E:  Semerfung  —  SSemerfungen  statt  Benennung  —  Senennutitjen.  Zur 
Sache  vgl.  die  Anthropologie- Abschrift  der  Berliner  Kömgl.  Bibliothek  Ms.  germ. 
Quart.  400  S.  95/6:  „Alle  Sinnen  haben  eine  eigenthümliche  Benennung  z.  E.  beym 
Gesicht  ist  roth,  grün,  gelb  beym  Geschmack  ist  süss,  sauer  etc.  aber  der  Geruch  kann 


?Rr.  274—281  (SBonb  XV).  105 

277.  ß^  V?  M188.  EI 97. 

2)a«  blofee  ^efü^l  ift  mit  gar  feinem  SSergnügen  oerbunbem  9lä(i)[t 
bem  ba§  ©e^or.  3)ann  \i(x^  ©ertc^t.  2)Qnn  ®erucl);  enblid)  ®e|(t)maf 
\ia^  ©rofeefte.  3^  [loeiter]  loeniger  bie  (Sinne  [öon  ber]  Drgane  ber  @r* 
fentniS  beS  obiects  finb,  befto  met)r  atficiren  fte  im  fubiect  \i(x§>  ßeben. 


;3rS.  [xf  V?  M188.  Ell  1321.   ZuM§.53ö: 
3n)iefad)e§  ic^.  <So  fern  ic^  leibenb  ober  tfjQtig  bin,  tt)ierif(^  ober 
3Wenfct)lid).  ^Dotier  regire  id^  mic^  felbft,  table  unb  ftreite  mit  mir  felbft. 


279.  n?  V?  M188.  ET 66. 

@mpfinbung  l^dlt  gefüt)l  unb  Söarncl^mung  in  jtc^;  \i(k§,  cr[te  fub» 
tectio,  bog  jmeQte  obiectio. 


280.  nf  V?  M 188. 

^an  mufe  nid)t  etmaS  leicht  öor  ©m^finbung  Italien,  roaä  eine  wir» 
fung  ber  reflej:ion  ift. 


281.  ,uf  V?  M188.  EI  106. 

3Kan  ift  geiuo'^nlic^  ooU  oon  ©mpfinbung,  wenn  man  leer  an  ©e» 
banfen  ift. 


keine  eigentliche  Benennung  haben,   sondern   wir  entlehnen  die  Benennung  von  andern 
Sinnen   z.  E.  es  rieht  sauer,  oder  hat  Rosen,  Nelcken  Geruch,   es  rieht  wie  Biesam. 
20    Das  sind  aber   alles    Benennungen   anderer  Sinne.      Mithin    können    wir    den    Geruch 
nicht  beschreiben.^^ 

2  Rechts  von  ®efu^I,   links  vom  Anfang  von  M  §.  536   ein  Zeichen   (wte   es 
scheint:  ein  Verweisungszeichen,  dem  kein  zweites  entspricht). 


106  JReflejtonen  jur  ^Anthropologie. 

282.  n?  vf  M  188. 

2BeiI  bie  '^\x\\z  ein  «Spiel  bcr  ©mpfinbungcn  ift  unb  burd^  bie  ^t^z\> 
mafeigfeit  auf  feinen  inneren  Suftonb  baS  ©ewuftfeijn  fel)rt,  fo  ift  barum 
beffen  (äinbruf  unter  aUen  reflectirenben  ©mpfinbungen  bie  ©tärfftc. 


283,  (xf  vf  M188.  E 1 108.  ZuM§.535: 

SDer  einbruf,  beffen  2Btr!ung  continuirlid)  ift,  ^at  ein  ^Jf^crfltd) 
®efül^l.  innere  2lnfd)auung  ift  Don  innerer  ßmpfinbung  unterfdjieben. 
2)er  innere  (Sinn  mac^t  allein  bie  SwfiQnuns^  2)al)er  ^a^  Sljier  nid^t 
unglücflid)  ift,  b.  i.  jtd)  nid)t  betrübt.  2luc^  ßerftreute» 


284.  Hl?  V?  M  188.  EI  17.  Zu  M§.535:  lo 

Sluf  fic^  felbft  gu  laufd)en  unb  [fic^  fei]  unaufhörlich  bie  aufmerffam« 
feit  auf  ben  3"ftan^  \i\mx  (ämpfinbungen  rid)ten,  benimmt  bem  ®emütl^ 
bie  S^ätigfeit  in  anfel)ung  anberer  2)inge  unb  ift  bem  Äopf  fc^dblic^. 
SlnalQften  erfranfen  leicht. 

2)ie  innere  ©mpfinblid^feit,  ^a  mau  burc^  feine  eigenen  refIcj:toncn  is 
gerührt  mirb,  ift  fc^öblic^. 


285,  n?  nf  Q?  M188. 

©erudö  ift  "bOi^vi,  um  baö,  raaö  in  bie  ü^unge  fommen  foH,  ju  unter* 
fd)eiben.    ®ef(i^maf:  \iOi§),  roa§  in  ben  3Wagen  fommt,  aber  mit  bem 
empfinbfamften  SBerfjeuge.    2)er  ®erucö  ift  empfinblic^,  meil  bie  ßunge  ao 
unempfinblic^  ift;  eS  mirb  unmittelbar  bem  Slutejugefü^rt  unb  ifttobtlic^. 


7  innerer?  einer  (so  E.)ff 

19  aber  gehört  möglicherweise  zu  Nr.  274.     Vgl.   10325—1. 


SRr.  282-287  (Soitb  XV).  107 

286,  v'f  i>^?  (f^f  i^ff  M189.  ET 73. 

2)ie  ©egenftonbe  finb  entmeber  un§  («'  äufeerlict))  ober  in  un§  Qe^ew' 
aertig  (ßrfdjeinung,  ®efül)l).  2)a§  er[te  entroeber  23erül)rung  ober  (5nt* 
fernung:  i^ül)len  (<Se^en,  ^ören);  im  jmeijten  faU  finb  loir  in  5)?e!^reren 
Orten,  ober  t)erfd)iebene  2)inge  finb  an  einem  Orte.  2Ba§  in  un8  als 
gegeniDertig  empfunben  tt)irb,  toirb  genofjen:  ©d^mefen  unb  rieci^en.  6fel. 


287.  Q'f  <j'f  x'?  P^  -^''V  ^^-^  M  186'.  EI 69.  70. 
UnfereSinnlid^eSßermögen  finb  entweber  Sinne  ober  bilbenbe  Gräfte. 
5)ie  lotteren  üjerben  gmar  nic^t  burd^  ben  ßinbruf  ber  @innc,  [fonbcm] 


10  2  entrocbcr  unS?  enttoeber  nur??  ||  2—6  Die  Worte  im  jrce^tcn  faU  beziehe?) 

sich  jedenfalls  auf  die  ®eflenftonbc,  die  utiö  äufeerüd)  gegenrcerttg  in  der  (Entfernung 
sind.  Des  Weiteren  sind  zwei  Auffassungen  möglich.  Entweder  denkt  man  nach  \\n\i 
XO\X  ein  „entweder''^  hinzu;  dann  würde  Kant  hinsichtlich  jener  Gegenstände  zivei  Möglich- 
keiten unterscheiden:  entweder  finb  TOir  in  SJie^rcren  Drten  (so  beim  ©cf)en,  indem  wir 

15  unsere  Enipfindungen  an  bestimmten  Raumpunkten  localisiren,  an  ihnen  die  Gegenstände 
sehen  und  also  insofern  auch  an  den  betreffenden  Orten  sind),  ober  t)erf(^iebene  2)inge 
finb  On  einem  Orte  (so  beim  .^ören,  wo  wir  eine  genaue  Localisirung  der  Töne 
nicht  vornehmen  können,  die  afficirenden  Gegenstände  nicht  wahrnehmen,  daher  auch 
nicht  selbst  gleichsam  in  5Ref)reren  Drten  finb,  wohl  aber  von  entfernten  Gegenständen 

20  afficirt  werden  und  diese  also,  vertreten  durch  ihre  Wirkungen,  mit  uns  am  gleichen 
Ort  sind).  Oder  man  bezieht,  wie  Erdmann,  die  Worte  finb  Wir  .  .  .  Drten  auf  <Befj(n 
und  ^ören,  die  Worte  ober  .  .  .  einem  Drte  dagegen  auf  güf)len.  —  Vgl.  Starkes 
„Menschenkunde"  S.  64:  „Beim  Hören  und  Sehen  nehmen  wir  die  Sache  durch  ein 
Medium   wahr,   welches   der    Gegenstand  in  Bewegung   bringt,    durch   den   wir   afficirt 

25  werden.  Das  Hören  stellt  uns  nicht  die  Beschaffenheit  des  Gegenstandes  vor,  aber 
doch  einen  Gegenstand.  Wir  werden  nicht  vom  Gegenstande  afficirt,  sondern  wir  sehen 
nur,  dass  ein  Gegenstand  da  seyn  muss,  von  dem  wir  gerührt  werden.  Wer  das  erste- 
mal ein  Posthorn  hört,  kann  sich  keinen  Begriff  davon  machen,  aber  das  weiss  er,  dass 
etwas    ausser  ihm  ist,   was   den   Laut  hervorbringt".      Ferner    die   Anthropologie- Ab- 

:<o  Schrift  der  Berliner  Königl.  Bibl.  (Ms.  germ.  Quart.  400)  S.  81:  „Durch  das  Gehör 
(g  Hören)  bekommen  wir  keinen  Begrif  vom  Erkenntnis  des  Gegenstandes,  sondern  es 
ist  nur  ein  Spiel  der  Empfindung.  Das  Hören  stellt  uns  die  Gegenstände  nickt  in 
ihrer  Gestalt  dar,  wir  haben  keine  Vorstellung  und  Begrif  von  Gegenständen  als  dass 
nur  ein   Gegenstand  da  sey". 

36  9   E:  testen,-  sehr  unwahrscheinlich. 


108  Sieflejionen  jur  Slnt^ropologie. 

aber  borf)  unter  ben  Siebingungen,  unter  »eichen  bie  ©egenftanbe  unjere 
ftnne  afficiren  lüürben  ober  afficirt  tjaben,  üon  un§  felbft  t)erüor9ebrad)t. 

2)ie  (Sinne  fmb  entmeber  obiectio  ober  fubiectio,  2)ie  erftere  ge^en 
entiüeber  auf  5fJiaterie  (®efü^l)  ober  gorm  (®ertd)t  unb  ®e^ör).  2)te 
le^tcre  entroeber  auf  ®e[talt  ober  @piel:  ©epc^t  unb  ®et)or. 

2)te  Urfad)  ber  (5intt)eilung  in  5  Sinne  ift  nid)t  anein,  meil  fünferlei 
2lrt  üon  ©mpfinbungen  üon  einanber  fpecififcf)  unterfd)ieben  ftnb,  fonbern 
weil  mir  fo  oiel  öerjd)iebene  Organen  beutlid)  unterfc^eiben.  2)er  bIo§ 
[ubiectiüe  6*«  ftnn  unb  aUz  blo§  fubiectioe  merben  gar  nic^t  in  bie  3at)l 
ber  (Sinne,  fonbern  ber  ©efü^le  gebracht. 


288.  Q^f  x^f  Xf  (f'f  (&?J  Mm'.  EI 67. 

2)er  @inn  ift  entweber  ber  abfolutc  ober  relatiüe;  burd^  ben  legten 
referiren  ti)ir  unfre  ßmpfinbung  auf  ein  obiect,  burc^  ben  erften  auf  unö 
felbft.  ©er  abfolute  pnn  ift  ®efüt)I. 


289.  o'.  AI  189'.  EI  101.  107.  ZuM§.ö40: 

(«  Sintere  übertreffen  unfre  ftnne.) 
(^  (Star!e,  aber  ©roben  ftnne  t)aben  .^inber,  e.  g.  ©efd^maf.) 
©c^arfe  ©tnne  ftnb,  bie  fleine  ©inbrüfe  bemerfen  fönnen  («  gro^e 
j^lar^eit). 

^eine  @inne  ftnb,  bie  Heine  unterfd^iebe  ber  (änipfinbungen  be= 
merfen  fönnen  (« ttkl  Urt^eil). 

3Rur  beqm  ©eftd^t  unterfdtieibet  man  fur^  —  unb  loeit. 
3nt  Sllter  werben  alle  Sinne  ftumpfer,  aber  feiner.   33eQ  Äinbern 
ftnb  fte  ftumpf,  in  ber  erfteren  Sußettb  grob. 


6  E:  legten;  sehr  unwahrscheinlich.  25 

U  Der  Schrift  nach  würde  man  wohl  am  ehesten  an  x^  denken.,   doch   ist  sehr 

wohl  möglich.,  dass  Nr.  288,  die  oben  auf  der  Seite  steht,  die  directe  Fortsetzung  von 

Nr.  287  ist,  die  auf  der  vorhergehenden  Seite  unten  endet. 
15  8-Zusätze:  v*  x^l 


yiT.  287—290  (»aub  XV).  109 

3art  jinb  bte  @inne,  roeldie  bur(!^  ftarfe  ©inbrücfc  ju  Diel  leiben. 
(«  ^i)poa)onbrifc!^.  acidum  vitriolL)  (*  (äben  fo  ber  innere.  6m^3finblid^ 
ber  fubiectioe  ©inn.) 

6§  fönte  mel^r  a\§>  5  (Sinne  geben;  ob  e§  beren  nid)t  mirflid^  mel)r 
giebt.  (Sinige  bienen  nur  jur  6elb[tempfinbung,  b.  i.  gum  ®efü^l  unfreö 
3u[tanbe§,  beren  2}ie^l)eit  alfo  mürbe  unfre  Äentniffe  nic^t  erweitern. 


290.  g'.  M189'.  El  75.  282.  Zu  M ß.öiO: 

2)er  inmenbige  tt)ierifd)e  (Sinn  {^  feinen  Körper  ju  fn'^len)  ge^t  auf 
2Bärme,  Ädlte,  5)iQttigfeit  {^  rela;i:atiDn),  Slnfpannung  {^  tenfion,  tonus), 
Unrul)e. 

(*  ®efunb^eit,  wenn  man  ^xi)  gar  ni(f)t  fü^lt.    2lu[fer  toenn  man 

\\\S)  erl)oIt.) 

2)ie  Sinne  geben  nur  (Smpfinbungen,  aber  nic^t  SSegriffe.  ßinbrüfe, 

("  5u)  benen  ber  ^erftanb  etroaS  alö  einen  ®egen[tanb  benft.  2)a^er  tonnen 

bie  Sinne  gut  fei)n,  aber  o^ne  refIe;cion.   5JJan  mufe  feljen,  f(i^mefen  k  k. 

lernen.* 

2)er  58ergleict)ung§begrif  i[t  Dom  ßrflärungSbegrif  nnterfd^ieben. 
Der  er[te  gejcl^iel)t  burc^  ben  2Bi^,  ber  sn}et)te  burc^  ben  3Ser[tanb;  iener 
ift  nominal,  biefer  real. 

*(*  'Der  33eoba(i)ter  burct)§  microfcop  lernt**  manc!)e§  bemerfen, 
mafc  cm  anbrer  nid)t  fte^t;  ber  aftronom  lernt  ben2lnfang  ber  ^infternis 
bemerfen.  Der  23linbe  lernet  färben  [am]  burc^  ®e[ü^l,  ber  ^leifci^er 
\i(x^  ®eiüid)t  be§  Oct)jen,  ber  Säger  ben  §unb  im  S3aue,  ber  Musicus 
ben  gringften  5J?ifetl)on,  ber  SBeinfenner  ben  ®eburt§ort  unb  baS 
alter  be§  2Bein§.  Sand)o.   2;^ee.) 

**(*  Sflö^i^  lernen  Dielet  (^ajen  im  ßager)  fe^cn.) 


'i  Zu  acidum  vitrioli  vgl.  das  Brauertuhe  Antlirupoloyit-He/t  S.  19:  „Wenn 
icir  Vitriol- Saure  auf  die  Zunge  legen,  so  herrscht  bey  uns  die  Empfindung  [im 
Gegensatz  zur  Erscheinung!],  wir  unterscheiden  hier  nicht  mehr,  oh  es  sauer  oder  süss 
tat''.  \\  2—3  E:  (Jmpfinbungen  ber  fubtecttDen  (Sinne 

7  s- Zusätze:  vf  y^V]  25  Zu   ©OnC^O  vgl.   89ioff. 


110  Slcflcjtonen  jut  Slntl^ropologie. 

291.  v—x?  nf?  M198.  EI74. 

2)ie  Sinne  geben  @rfcl)einung  ober  blofee  ©m^finbung  ober  @tnbruf. 
6rfd)einung  in  ber  23eriil)rung:  fiit)len;  in  ber  Entfernung:  je^en. 
©inbruct  in  ber  SSerü^rung:  (gd)mecfen. 
©inbrucf  in  ber  Entfernung:  9iicct)en. 

©mpfinbung  ot)ne  (Srfc^einung  unb  ®cfü^l  —  in  ber  Entfernung: 
<pörcn. 


292.   v— X?  fxff  M  188.  E  18.5. 

Empfinbung  giebt  entroeber  2lnfct)auung  ober  Einbruf :  obiectio  ober 
fubiectiö.  6et)en  unb  ^ütjlen  jum  erften,  ba§  übrige  gum  graeqten. 


293.  (p'f  v'??  M  188.  EI 78. 

Entireber  Erf^einung  ober  Einbruf.  3"  '^^^  legieren  getioret  ®e= 
\6)mat  unb  ®erud).  ßur  Erfd^einung  2lnf(t)auung  unb  Empftnbung; 
entroeber  Empfiubung  o^ne  SlnjdjQuuug  (unbeftimt  oon  irgenb  einem 
äußeren  obiect):  ift  ®e^ör.  W^l)x  Empfiubung  aU  2lnjct)auung:  ®efüt)l. 
^J[)?el)r  2lnfct)auung  als  Empfiubung:  ©efidit.  ®efüt)l  ift  eine  blo^  fub^ 
iectiüe  ä^orfleüung  o^ne  ©egenftonb.  Empfinbung  ift  obiectiö,  aber  ent= 
tteber  me^r  auf§  obiect  al§  fubiect  ober  umgefe^rt  gerid)tet,  Einbrut 
ift  ba^  SßertjQltniS  ber  Empfinbung  jum  ®anjen  Buftonbe,  loie  man  ftd) 
befinbet» 


294.  rp^f  v^f?  M188.  EI 84. 

33etm  ®efid)t  glaubt  man  ben  ®egenftanb  burc^  \i(k^  2lu§fd)iefe€n 
ber  Strahlen  au§  ben  2lugen  ^u  füllen,  e.  g.  bapliSfen  Singen, 


12  dnivo 


Sdr.  291-295  («Banb  XV).  Hl 

295.  »'— x^  V^-^'  M 189'.  189.  EI 99. 

M 189' :  2lüe  SBirfmigen  ber  (Sinne  fd^eincn  \\^  auf§  6ingcö3cit)e  ju 
crftreden.  5)ie  ^Kuftf  wirft  oermöge  ber  ©e^orneröen  auf  bie  anbern 
feften  %\)t\\t  biä  auf  bie  ©ebärme,  bie,  roeil  fte  ieberjeit  mit  ßuft  erfüllet 
finb,  im  Äorper  ta^  einzige  ftnb,  maS  gefpannten  (Saiten  ober  trommeln 
Derglid^en  werben  fan.  (?  9lid)arb)  be  ^auteftercf  in  feinem  Recueil 
d'observations  2C  K.  fagt:  ein  Süngling  öon  13  ^Q^ren  ^at  11  Slage  lang 
conDulfionen,  melci^e  allen  Slrgnei^mitteln  »teberftanben.   2)oc^  würben 


7  E:    l)otte  II  Der   von    Kant   eru-ähnte   Fall  steht   im   II.   Band   des  „Recueil 

10  d^observations  de  me'decine  des  hopitaux  militaires.  Fait  et  r6dig>'  par  M.  Richard 
de  Hautesierck^^  (1772.  4'')  im  VIII.  Chap.  ..De  quelques  maladies  convulsives  et  ver- 
ni ineuses''''  S.  469 — 72  unter  der  T'^herschrl/t :  ..Convulsions  ovcasionn^es  par  des  vers. 
dont  on  calmoit  sensiblement  In  riolence  par  h  son  du  violon  et  par  le  chant''''.  Der 
Bericht  stammt  von   Desarneaiu:   M^decin  de  rhopital  milituire  de  Saint- Macaire  und 

15  lautet:  „Je  Jus  <ippel€  le  10  Janvii^r  1763.  <'ii  consultatiuii  chez  les  Pretres  de  la 
Doctrine-Chr€tienne  de  (^adilluc,  pour  un  Pensionnaire  dg€  de  treize  ä  quatorze  ans, 
d''un  bon  temp^mment  et  tres-vif.  que  M.  Dutoya,  M€deciu  de  cette  ville  et  de  cette 
maison,  traitoit.  Des  son  entr^e  dans  le  pensionnat,  on  sWc/Y  aperfu  de  quelque  chos^- 
d,''irr^gulier    dans   les   gesti'f    ft    da/ix    le    maintien    de  ce  jeune  komme;  mais  on  s''€toit 

20  persuad€  que  c''(ftoit  Peffet  de  lu  timi(lit('.  ou  im  d^faxit  de  conteuance:  quelque  terrqts 
apres  on  remarqua  qu^il  fuisolt  d'iniitH''''  eßorf---  jmur  rontenir  P instabilit€  de  sa  main 
quand  il  €crivoit:  mais  on  n^apportn  pas  tout'-  Vattention  qu''on  auroit  du  a  cet 
('venement  quon  regarda  comme passager:  dejmis  ri-tte  ^poque  les  chnses  nll'erent  toujours 
f'n    croissant    et    le    mal   i'nfin    ne  put  j)lt/'<   se    cachcr.      Le   •?  jaiivier.    IfS  convulsions 

•^5  i'toient  g^n^rnles.,  le  malade  m-  pouvoit  se  tenir  un  instant  da)2s  la  meme  Situation : 
on  appela  son  M^decin  qui  nf  lui  trouva  pas  de  pevre.  ■•<on  risage  f^toif  seulement 
animg,  et  d'une  couleur  de  rose  asse:  rive:  le  hras  gauche  ^toit  agit€  d\tn  mouvement 
convulsif  perp^tuel,  qui  paroissoit  nn'sure',  et  comme  iadenc€:  ce  malade  gtenduit  d^abord 
le    b)-as    en    dehorf.    H  le  portoit    ensuite   sur    la  j)nitrine    et    de-lh   sur  le  front,    et  la 

:<i'  r^p^tition  de  ces  mouvemens  €toit  constante  et  wii/orme:  les  convulsioms  des  autres 
membres  €toient  au  contraire  irr^gidilres,  et  se  faisoient  en  tous  sens;  elles  4toient 
'fuelque/ois  si  riolentes  et  si  extraordinaires,  quh'l  falloit  deux  hommes  vigoureux  pour 
le  rontenir  dans  son  lif:  la  fete  n^anmoins  €toit  libre  et  sans  douleur,  de  Paveu  du 
malade,    et   toutes    les  fo  ictions  d^ailleurs  se  faisoient  parfaitement.      Le  lendemain,   ce 

:ti  jeune  komme  €prouva  une  difficult^  extreme  a  parier;  sa  langue  €toit  dans  une  convul- 
sion  continuelle,  qui  ne  lui  permettoit  pns  d'articuler  de  suite  une  parole ;  il  €toit  en 
meme  temps  d'un  app€tit  rorace.  et  il  avaloit  ses  alimens  sans  presque  les  mächer, 
cette  action  ^toit  accompagn^e  d\in  ris  vraiment  sardonique.  On  avoit  d€but^  par 
saigner  le   malade   du   bras,  par   le  purger;   on   lui  avoit  donn€  les  vermifuges  et  les 

40    narcotiques,  en  meme  terr^s  qu'on  lui  faisoit  prendre  les  bains  domeatiques:  la  saignie 


112  SReflejionen  jur  Anthropologie. 

fie  big  an  ben  Slugenbüf  be§  2;obeg  burd)  ^Kupc  flemäfeigt.  Sn  bcr  ^Ra^^cit 
beö  Ilei  unb  ber  bieten  (äingemeibe  fanb  man  nad)  feinem  Sobe  7  SBiirmer 

du  pied  fut  ensuite  d€cid€e^  et  Von  €toit  fort  embarrass€  pour  la  faire,  par  la  violence 
et  la   contiiiuit€  des  convulsions,  quand  par  hasard  un  pensionnaire  se  mit  ä  chanter; 
cUors  on  aperfut  une  espece  de  calme  tres-sensible,  qui  se  soutint  tant  que  ce  pension-     5 
naire  qu^on  avoit  fait  venir  aupres  du  lit  du  malade  continua  ä  c/ianter ;  cela  fit  naitre 
Pid^e  d^essai/er  le  son  des  instrumeiis,  on  Jona  du  riolon,  et  les  mouvemens   convulsifs 
devinrent  encore   moindres,  et  s^appniserent  au  point  de  permettre  la  saign€e  du  pied. 
qui  se  fit  avec   beaucoup   de   tranquillit^.     Mais   a  peine   avoit-on   cess€  de  jouer  du 
violon,   que   les   convulsions  reprirent   avec    le   meme   ordre   et   la   meme  vivacit€;  elles    lo 
diminuerent  encore  quand  on  reprit  Pinstrument,  et  le  bras  gauche  cadenpoit  Vair  qu''on 
jouoit:   on   r^p€ta  plusieurs  fois    cette  ^preuve,  toujours  avec  le  meme  succes.     Apres 
avoii    saign€  suffisamment  ce  malade,  pour  ti'avoir  plus  rien  a  appi-€hender  de  la  pl€- 
thore,    et  avoir  ^vacu€  les  premieres  voies,  tant  par  les  vomitifs  que  par  les  purgatifs 
les  plus   Stimulans,  nous  convinmes  d''employer  obstiue'ment  les  bains,  les  relächans,  les    i6 
calmans,  les  narcotiques  et  les  anti-spasmodiques  auxquels  nous  joignimes  les  vermifuges ; 
mais    tous   ses   secours  furent  insuffisans  et  infructueuz;  Vagitation  devint  de  jour  en 
iour  plus  consid€rable :  les  huileux  furent  ensuite  prodigu^s,  et  on  leur  associa  les  vermi- 
^ges  les  plus  forts  et  les  plus  accr€dit€s,  entr'autres  la  poudre  de  valerianne  sauvage; 
ce  fut  en  vain,  les  convulsions  se  soutinrent  et  meme  t-edoublerent,  la  fievre  s'alluma,  et   2(i 
ce  pauvre  jeune  komme  finit  enfin  sa  triste  carriere  le  21  du  meme  mois,  apres  avoir 
conserv€  sa   connoissance  jusqu^au   dernier   moment,    et   avoir  persist^  ä  dire  qu'il  ne 
soujfroit  aucune   douleur.      Comme   il  ^toit   a   Pagonie,   un  ver  se  pr€senta,  on  le  tira 
tüui   uivant,    et   cet   insecte   ne   mourut   que    cinq  quarts  d^keure  apres;  Couverture  du 
cadavre   nous  en    d€couvrit   encore   sept  de   la   longueur   du  tiers  du  bras;  il  s'^toient   25 
nichts   sur   la  fin   de   Pileum   et   dans   les  gros  intestins  qu'ils  avoient  irrit^  vivement, 
comme   il  le  parut  par  l''€tat  de  phlogose  et  d'' iußammation  tr'es-distincte;  la  tete  €toit 
en    hon   €tat,   ainsi  que   tous   les  autres   visceres;   ils   €toient  seulement  fl^tris,    ce   qui 
n'€toit  pas   ^tonnant   vu  le  marasme  auquel  le  jeune  komme  €toit  r€duit.     Le  chant  et 
les  instrumens  ont  Continus  a  procurer  du  calme  a  ce  malade  jusqu?  a  sa  mort,  ce  qui   30 
est  un  pk^nomene   caract€ristique   de  sa   maladie,    qu'on   ne  peut  guere  rapporter  aux 
vers.    S^il  eüt  habit6  les  campagnes  de  la  Pouille,  on  pourroit  Pattribuer  a  la  piqüre 
de    la    tarentule;  mais    cette   maladie   a   commenc€  en   hiver,    et   dans   cette  saison   la 
tarentule   se   tient   cach€e  dans  les  Souterrains,  et  eile  rCen  sort  que  quand  le  Soleil  a 
i^chauff^   la   terre :   ainsi  quand  meme  on  supposeroit  qu'il  en  existe  dans  ce  pays,  eile    36 
nauroit  pu   exercer   son   action,    qui  au  surplus  est  affoiblie  et  devient  nulle  quand  la 
tarentule  est  transport^e  du  climat  qui  lui  est  propre  a  un  autre  plus  temp€r€.    D'ailleurs 
ce  malade  n'avoit  sur  tout  son  corps  aucune  blessure,  aucune  contusion,  aucune  piqure 
qu'on  put  rapporter   a   cet   accident^''   (vgl.    auck    die  Betrachtungen  über  diesen  Fall 
ebenda  S.  446 — <§,  sowie  eine  verwandte  Erzählung  in  Starkes  „Menschenkunde'-'-  Neue    40 
Ausgabe  1838  S.  66). 

2  Bürmer?  JÖurmcr 


9flt.  295-297  («anb  XV).  113 

öon  Vs  SlrmS  ßdnge,  bie  burd^  i^re  Irritation  inflammation  ^eroor  ge» 
bracht  t)atten.  M 189:  ^ie  ^at  3J?upc  bie  Söürmer  betäubt.  (2ßie  »renn 
man  i^n  genotl)igt  ptte,  einen  @tof  gö)ifct)en  ben  Söhnen  ju  nehmen 
unb  an  '^(x%  inftrument  gu  fe^en.)  £)aS  ßo^ci^ötctl  wirb  burc^  ßad)en  unfc 
burd^  biefeS  Äugeln  ber  3J?utt)mine  gum  ©pafeen  beaegt.  3n  toelc^e  öin= 
geweibe  ttirft  baö  ßid^t  burc^  f^arben,  bie  aud)  biSroeilen  miebrigen 
©inbruf  mad^en.  ^oiQ^cici^en  ©erud^  unb  ®efd)maf.  Sitte  @m|)finbung  als 
®efü^l  (ber  Suft  unb  Unluft)  jc^eint  ftc^  juerft  au^S  ©ingemeibe  ju  er= 
[trecfen. 


296,    ip?  vff  M383'. 

Ob  bie  menfd^U(f)e  (Sinne  einig  feijn.  oben  fo  toenig  als  \iOi%  ®efül)l 
t)on  9'tedt)t  unb  unred^t.  2)em  einen  erfd^eint  atteS  toie  ein  Äupferftid^, 
bem  anberen  mie  D^u^en  ober  @d)aben. 


297.    «^  (1796-7).  LBl.  Reiche  Xb  10.  S.  TV: 
Sa  33roffe:  oom  Urfprung  ber  (Sprache. 


1  öon  fehlt  im  Ms.,  auch  E.  ergänzt  das  Wort.  ||  4  Die  Seh lussklaminer fehlt.  \\ 
/> — 7  E.  setzt  7iach  mü^iW  und  @efii)ntaf  Fragezeichen.  Mir  ist  ivahrscheinlicher, 
dass  tt)eld)e  im  Sinn  von  einige  zu  verstehn  ist.  \\  6  E:  wtbrtge  ©inbrücfe 

12—13  2)em  einen?  3)enn  einem?  ||  ein?  im?  ||  S^iu^cn?  ^Rujen?   Das  Wort 

20  steht  am  Innenrand  und  ist  nicht  ganz  sicher,  vor  allem  nicht  die  beiden  Buchstaben  tu; 
sind  sie  richtig  gelesen,  so  muss  man  annehmen,  dass  die  Tinte  (vielleicht  beim  Ab- 
löschen) stark  verwischt  wurde,  besonders  nach  oben  hin,  so  dass  ein  Gebilde  ähnlich 
einem  b  oder  t  entstand.  Möglich  aber  auch,  dass  3'iu^  oder  9?U3  zu  lesen  ist; 
vielleicht   sind  dann   die   weiteren    Buchstaben   als   obei   zu  fassen,    und    man    müsste 

25  annehmen,  Kant  habe  dieses  Wort,  weil  undeutlich  geschrieben  und  vei'wischt,  in  der 
Zeile  drunter  noch  einmal  wiederholt.  —  Zur  Sache,  speciell  auch  zu  ÄUpfetftlci^, 
t^gl.  V  325,  VII 159,  168,  XI 232 — 3,  sowie  in  den  Leipziger  „Sammlungen  zur  Physik, 
und  Naturgeschichte^^  1779  I  5  S.  637 — 40  den  Aufsatz:  „Joseph  Huddart  von 
einigen  Personen,  welche  keine  Farben  unterscheiden  konnten,    an    D.  Priestley.     (Aus 

3(1    den  Philos.    Transact.  Vol.  LXVII.   Part  I.  n.   14.)": 

15  Der  genauere  Titel  des  Werkes  von  Ca  S3roffe  lautet:  Trait€  de  la  forma- 
tion  mechanique  des  langues,  et  des  principes  physiqucs  de  l'' Etymologie  2  Bde.  1765. 
Eine  deutsche  Übersetzung  erschien  1777  in  zwei  Bänden  unter  dem  Titel:  Über  Sprache 

Äant'8  Schriften.    Jj)anbf(^tiftlicl)er  9?a<6Ia6.    IT.  8 


114  JHeflejionen  jur  Slntl^ropologte. 

2)q6  ber2:aub[tumme,  menn  er  fprid^t,  nur  bie  mannic;faltige5{eröen= 
einbrücfe  [einer  BuiißenwuSfeln  fü^le  unb  fte  mit  objecten  23ergleid)e.  — 
25?ie  babei)  taSi  allgemeine  bejeici^net  merbe.  —  2)afe,  ber  nid)t  fingen 
fann,  auc^  nid)t  töne  aU  fol(i)e  ^ören  faun. 

Db  boiS  mujtcalifii^e  ®e^ör  ein  befonbrer  @inn  je^?  —  22Bie  ber 
^arbenftnn  unb  £id)tftnn. 

®ef^maf§=  unb  ®erud)finn.  Sinne  ber  bloßen  33elebung  ober  be§ 
(^ente^enS  ober  ber  Unterjc^eibung  für  ben  2Ser[tanb. 


Von  den  Ursachen  der  Vermehrung  oder  Verminderung  der  Sinnen- 

einpßndungen  dem  Grade  nach.  lo 

§.  25  (VIT  162—165). 

M  §.  549-551. 

Nr.  298—301  zu  M  §.  549. 

298.    df  fr^^f  x^fj  M194'.  E  1 110. 

B,  2lbioed)felung.  («  mieber  bie  (Sinerle^^eit)  (*  in  ber  2lrt)  (*  mad)!  15 
5fKattigfeit  (Scl)aat  ©cfel)  ^euigfeit.  C  »lieber  \ia^  aUtägige.)  Seltenheit 
(®emeine).  C^RonotonieCfdjlafertein).)  3)?annigfaltigfeit.  (*©teigerung 


lind  Schrift.     Aus   dem  Französischen   des   Präsidenten   von  Brosses  i/bersezf,   und  mit 
Anmerkungen  begleitet,  von   Mich.   Hissmann. 

1—3    Vgl.    VII  15922-7,    19234-7.  \\  3—6   Vgl.    V324—5,    VII  15927-    ,    20 
l6Hn-2i,  XI 232— 3.  \\  8  ©eutefeen«?  ©entefeeä? 

15 — 17  Die  Buchstaben  B,  und  A,  (IMjs  und  115ii)  sind  erst  nachträglich 
hinzugefügt,  ob  in  derselben  oder  iii  einer  späteren  Phase,  ist  nicht  auszumachen.  Möglicher- 
weise stammen  auch  die  Worte  Slbroec^felung.  3^euigfcit.  (Seltenf)elt  (©emetne).  SD'Zonnig' 

faltigfeit.,  die  im  Ms.  eine  Zeile  bilden,  erst  aus  einer  späteren  Zeit  (ju?  q?  v?)  als  25 
die  nachträglich  mit  A  bezeichneten  Zeilen.  Die  s-Zusätze  in  IMjs — 115j6  stammen  aus 
verschiedenen  Zeiten  der  (60er  oder)  70er  Jahre.  Über  bcr  (IMis)  eine  1,  ejif- 
sprechend  der  2  über  ©robe  (I15i).  macE)t  ist  mit  ®inetlei)t)ett  (E:  ©intöntgfett; 
durch  einen  Bogen  und  ausserdem  durch  einen  später  hinzugefügten  Strich  verbunden. 
(Sdel  könnte  der  Stellung  nach  eventuell  auf  TOteber  baS  oUtÖgtge  (E:  Stütöglid^e;  30 
bezogen  werden,  doch  ist  diese  Beziehung  nicht  wahrscheinlich  (das  Wort  steht  unter 
9)?attigfett,  iiber  baS  oU,  war  jedoch  bis  zur  Phase  \p,  in  der  noch  eine  Zeile  zwischen- 
geschrieben  wurde,   durch   einen  ziemlich  grossen  freien  Raum  von  bflS  QÖ  getrennt). 


mx.  297-298  (23anb  XV).  115 

im  ®rabe)  (*  uneriüartet.*    2(ntipater  ben  ^urpur  inmenbig)  (*  Über= 
rafd)ung  Sluffaüen  burc^  Slbjc^nitte.   interüaüen) 

*(3  3J?an  mu&  bat)er  feine  gro&e  (ärraartungen  erregen.  3}?an  mu| 
aber  bod^  etwoiS  üorbereiten,  eine  günftigc  unb  üort^eill)afte  ÜJ?cinung. 
2)a§  ©emütt)  fte^t  ieberjeit  ^uöcr  unb  anticipirt  etmaS.  2)ie[e§  ^at 
Qut§  nad^tolgenbe  Urttjeil  (Sinflu'g.  2Benn  mir  einen  als  .toU  be« 
fct)reiben,  fo  fc^eint  er  ma^njtnnig.  2ll§  boshaft,  fc^eint  er  jo  ju  feijn. 
praeoccupiren.) 

(f  aßieberfprud^  i[t  nid^t  contraft  ("  in  bcr  qbalitaet).  $Denn  e§  ift 
10      ber  2Bieberfpru(^  in  eben  bemfelben.) 

A,  Slbfted^ung,  ^eroorfted)ung  (Der^altniäraeifc  ober  im  ganzen  3"' 
ftanbe  ber  ©mpfinbung).  £)a§  ^arte,  ha^^  gemilberte,  fanfte.  (^  bif[o= 
nan^.) 

^äsli(!^e  ^ofbamen  bienen  ber  ^ür[tin  jur  ^olie. 
15  2)er  contraft  finbet  eigentlid^  unter  äWQleid^  fei)enben  2)tngen  ftatt. 

(^  Sur  Unterfd^eibung.) 

@in  f(^öne§  ßanbt)au§  in  einer  ©inöbe.  (*  @nglifd^e  ®drten  geben 
2lbmed)felungO 

<B6)bm  Wmm  unb  plumpe  5[Ranieren.  0^  gierlid^e  Äleiber.  Gomifd) 
20  contra[tiren  (f  gur  SSerbinbung)  5onatl)an  SBilb.) 


1  über  ©rabc  eine  2  \\  Die  Slnttpater  betreffende  Anekdote,  die  Kant  wohl  im 
Sinn  hatte,  steht,  tcie  K.  Hosius  mir  gütigst  mittheilte,  in  Plutarchs  Reg.  et  imperat. 
(ipophthegmata  (Alexaiidri  Nr.  17 p.  ISO  E):  ^ Etikivovvtcdv  öt  iricov  lOv  'AvJinniQOv 
ir\v  (VT^ktittv  cög  KOnvTnws  ätan(o/j^vov  xai  nvaxr)Qwg,  E^üjS^sv,  ilnsv,  l^vzt- 
naTQog  livxonctQvifög  fari,  t«  öi  'h>6ov  oXonÖQifVQog.  Vgl.  auch  „Elite  des  Bons 
Mots  et  des  Pensees  choisies,  Recue.illies  avec  soin  des  plus  celebres  Auteurs,  et princi- 
palement  des  Livres  en  Ana''''  170G  II  475:  „Alexandre  disoit  d'' Antipater,  que  sHl  €toit 
modeste  en  habits,  il  €toit  couvert  de  pourpre  au  dedans.  II  y  a  bien  de  personnes 
dans  le  monde,  de  qui  an  peut  dire  la  meme  chose''\  ||  2  Die  Worte  buxÖ)  8lbf(^nttte. 
interOallen  stehn  in  zwei  Zeilen  über  Stuffallen,  rechts  von  im  ©rabc  (Z.  1).  II 
3 — 8  Der  g-Zusatz  steht  über  den  s-Zusätzen  in  lliis—n  und  ist  nach  ihnen,  wahr- 
scheinlich in  V  (oder  /j.f),  geschrieben.  Vgl.  VII 173.  \\  7  befd)reiben?  bef (^rieben?  II  9  Der 
s-Zusatz  (/uf  vf)  steht  über  der  nächsten  Textzeile,  unter  den  Worten  uncrioattet  .  .  . 
3Juffanen  (Z.l,  2).  \\  12  ©mpf:  ||  12—13  dissonantz?  dissonantzen?  E:  dissonantia 
(sehr  unwahrscheinlich).  \\  15  2)er  ist  mit  A  (Z.  11)  nachträglich  durch  einen  Bogen 
r erblinden.  \\  16  Untcrftf)eibung  nicht  ganz  sicher.  E :  UnterftÜ^Ung,  auf  keinen  Fall 
möglich.  Die  Worte  ßur  Unterf(i)eibung  stammen  der  Tinte  und  Schrift  nach  aus 
derselben  Zeit  (i — (f)  wie  die  Worte  }Ur  93erbtnbung  (Z.  20)  und  sind  mit  ihnen  durch 
^men  Strich    verbunden.  \\  17  s- Zusatz:  ip.  \\  20  Zu  3ünQt!)0n    SCßtIb    vgl.  VII  163. 

8* 


tl6  Dtefleytonett  jur  ^Intl^ropologic. 

2Ba§  ftein  i[t,  fielet  neben  bem  ®rofeen  nod)  fleiner  au§.  C  2)a§ 
^l'aijenbe  ober  »na«  nict)t  gut  pafit  (ab[tid)t).  ^tüei)  i^arben,  bie  cinanber 
"^latje  fommen:  ^(onbe  unb  blaffe  Kleiber;  ba§  congruente.) 

2)er  ßontraft  ift  oft  übel  angebracht,  wo  e§  einen  SBieberfprud) 
mac^t  (*  in  SSegriffen):  in  ^leibung,  fc^Ied)te  2Bäfd)e.  (*  Bull.)  5 

(ättt3a§  contraftiren,  inbem  man  bOiS  23öfe  ober  pSlid)e  mit  ben 
2lu§brüfen  beS  ®uten  unb  fc^onen  ('  erhabenen)  fc^erjmeife  erl^ebt. 

entgegenfe^ung  bient  jur  Slufflärung,  jum  ©efferen  oerfte^en;  con= 
traft  gur  23efrembung. 

In  der  Phase  ip  fügte  Kant  über  der  ganzen  Reß.  noch  die  beiden   10 
folgenden  Zeileti  hinzu : 

2)amit  (ginbrücfe  nidjt  ermatten,  fonbern  immer  gehoben,  menigflenS 
aufgefrifd^t  ("merben):  1.  3n  ber  2lrt;  2.  im  ®rabe:  auf  ba«  f(^macl)e 
i)CL^  «Stärfere;  3.  in  ber  Bettfolge.   interoaU. 

Ferner  machte  er  zu  (Steigerung  (IMn)  folgenden,   über    116 12   15 
stehenden  Zusatz: 

man  mufe  in  ber  Sugenb  nic^t  ju  tDeid)Iid)  leben.  2)ie  ^rebigt  mufe 
bie  ^Kad^inen  ber  Serebfamfeit  auf  bie  le^t  behalten. 

Schliesslich  fügte  er,  gleichfalls  in  Phase  ip,  über  resp.  zwischen  deyi 
s-Zusätzeti  in  114 15 — IIÖq  noch  folgende  Worte  hinzu:  20 

ßontraft:  abfted^ung,  ni(^t  2Bieberfpru(^.  e.  g.  33orne^m  unb  plump, 
prä(t)tig  unb  fc^mu^ig.  3.  in  ber  ßeitfolge. 


1 — 3  Der  s-Zusatz  (60 — 70er  Jahre)  steht  unter  der  ganzen  Reflexion  viul  ist 
mit  OUÖ  durch  ein  Venveisungsi^ichen  verbunden.  \\  5 — 7  Die  s-Zusätze  stammen  sehr 
wahrscheinlich  aus  den  70er  Jahren.  Zu  Bull  i-gl.  Starkes  ^,Mensehen/cunde''''  S.  132: 
„Die  Eng/ander  haben  in  ihrer  Sprache  etwas,  das  sie  einen  Bull  nennen,  loo  sie 
immer  au/passen,  wie  der  Andere  spricht,  damit  er  keinen  Bull,  d.  i.  keinen  Fehler 
begeht;  die  Ursache,  warum  die  Engländer  aufpassen,  ist  icohl,  damit  ihre  Sprache 
desto  richtiger  gesprochen  werde.  In  England  giebt  man  hauptsächlich  den  Irländeni 
Schuld,  dass  sie  viel  dergleichen  Bullen  machen.''''  Vgl.  ferner  das  Danziger  Anthm- 
pologie-Heft  Bl.  ■37":  „Wenn  man  sich  in  der  Bede  wiederspricht;  so  nennen  das  die 
Engländer  Boull  ZE  wenn  man  sagt;  Ich  gieng  mit  einem  ganz  allein  spatzieren. 
Die  Deutschen  thun  das  oft.''''  ReichePsches  Heft  96 :  „Die  Irrländer  haben  eine  Art 
von  Lachen,  welche  sie  Bull  nennen  d.  h.  wenn  man  sich  selbst  tviederspricht.  Swift 
hatt  ein  Nachtwächterlied  gemacht  ico  lauter  Bullen  sind.''''  ||  12 — 13  2)amit  ist  mit 
tu   bft  Slvt  (Hin)  durch   einen  Bogen   verbunden.  ||  21 — 22   Links  unmittelbar  neben 


5«r.  298-302  (SBonb  XV).  117 

299,    6?  rj^f  k'?  fif  Qf  v—xf  M  194'.  E1 111: 
3!)te  (Sontinuitaet  unb  ber  Slbfprung  jtnb:  ieneS  ^ur  ^5'ortfc^ung, 
biefc§  jur  3Seränberung  unb  ^Reuigfelt  bienli^. 


300.    ip.  M  194'.  ET  112. 

6  3[t  ßu?:u§  {^  in  ^arii§)  unb  ßlenb  auf  bem  ßanbc  controft  ober 
SBicberfprud)  ?  3n  ber  ßmpftnbung  ift  e§  controft,  benn  ber  ßu;rug  mad^t 
h(x»,  ßlcnb  in  ber  2lnf(!^auung  noc^  elenber;  aber  in  ber  Seurtl^eilung  unb 
bem33egrifte  beS  ®an^en  ift  e§  2Bieberfpru(i^.  (Somifc^  contraftiren  l^ei&t: 
2Bieberfprüd)e  [tn  ber]  im  duneren  2lnftanbe  fpa§t)aft  öereinigen.    e.  g. 

10  S^irgil  traöefti. 


301.    ip.  M  194.  I'J  f  109. 

üicuigfctt,  SBieberfpiel  unb  Slbwec^felung  beö  ^iiftanbe^^  ber  33e« 
nsegung  unb  SRul^c  ber  «Sinne. 


Reß,  302—:j06  zu  M  §.  ööO. 
302.    ri?  X?  ß—^fj  v—(ff?  M  195'.  E  I  383.    Zu  M  §.  630 
Satz  1: 

ÜKobe:  eine  Bi^^be,  bereu  SBcrtl)  in  ber  ^Reuigfeit  beftel^t. 


ßonttaft  steht  ein  (nach  Ausireis  der  Tinte)  gkichzeitiy  mit  den  IJ^crten  in  bct  Sltt 
( I  l^lö)  gemathter  senkrechter  Strich,  der  ohne  Zweifel  eine  1  darstellen  (vgl.  11427) 
und  der  2  über  @rabe  (ll5i)  entsprechen  soll.  In  der  Phase  \}j  hat  Kant  dann  zu 
1  und  2  noch  3  in  ber  3^'tfolge  hinzugesetzt,  welche  Worte  durch  einen  unter  ihnen 
herziehenden  Bogen  mit  GJrdbe  (115j)  in  Verbindung  gebracht  sind.  Demgemäss  ist 
zu  II621—22  aus    114:15 — 115i    zu    Anfang  eine   1,   nach   (Sontroft:    tn   ber  8lrt,  nach 

fd)mu^ifl-  2  (Steigerung  int  ®rabc  zu  ergänzen. 
3  K:  unb  btefeS 


118  JReftei-tonen  jui  2(nt{)ropoIo9tc. 

303.    L^f  x^f  Q^f  V?  M  195'.  E 1 114.    Zu  M  §.560  Satz  3: 

hinter  indiniren  fel^r  ju  3Bieber^olungen;  alten  tcerben  fte  unci= 
träglict),  auffer  in  3J?u[ic  unb  ber  refrein  in  Siebern. 


304.    ^f  (f'f  M  195.    7al  M  §.  550  Satz  I  und  2: 

(äin  frember  ®etäat.  2u[tig  ®efd)ic^t(f)en.  ^Jteuer  St)e[tanb.  3J?itteU 
maaiö,  ma^S  |tc^  erplt. 


30o.    vf  (f.1  fj  M  195.    EI  115.    Zu  M §. 550  Satz  3  und  4: 

2)a^er  im  5Rad^benfen  bie  ®egen[tanbe  tt)erf)feln,  aud^  bie  Seiten  beä 
ÜlQd)benfen!S. 

Sangeg  Sln'^aUen  üon  einerlei)  ©mpfinbung  mad^t  anfänglich  tixsia§>  m 
unerträglid^,  ^ernad^  gan^  unmerflid). 

2Ba§  langjam  toäc^ft,  bauert  am  läng[ten.  e.  g.  ?Vreunbfd)a[t,  Siebe, 
^efe^rung.  heftiger  unb  [tarfer  2ln[ang  üerfprid}t  feine  lange  2)auer. 
3)ie  grofee  Slnne^mlic^feit  im  ^Infange  ber  %xzx^\jt\i,  ber  Siebe,  ber  U\x\)i, 
unb  Unanne^mli(^feit  im  ®egent^eile.  i., 


306.    vf  (/.ifj  M  195.  Zii  den  im  ScJdussatz  von  M  §.  .550  unler- 
stfichnen  Worten:  ..,sensationes  .  .  .  obscurantur  ipso  tempore^': 

2roftöonber3eit.  (•'•OMrrtn,  man  gett)öt)nt  jtd^  an  aüeS.)  Seforgnio 
megen  nici^t  langer  2)auer. 


18  Zu  dem  g-Zusat:  vgl.  das  Pitrow^nchv  Aiitlnujiulngii'-Hej't  S.,54:  ,,Lf>h)iit:  2o 
erzählt  in  seiner  Tkeodic^e,  dass  als  3  Mägde  zusammen  gedieiiet,  und  einer  von  ohn- 
gefähr  ein  Brandt- Feuer  auf  die  Hand  gefallen .,  und  da  diese  schrie:  so  sagte  die 
andre  darauf;  wie  weit  schmerzlicher  wird  das  Fegfeuer  sei/n,  allein  die  andre  ant- 
u-ortete:  0  Narrin,  man  kann  sich  an  alles  geicöhnen."  Die  Anekdote  steht  wirklich 
in  der  Theodicee  (Appendix  III  §.  23  Schluss)  und  lautet:  „Deux  servantes  ätant  25 
aupres  du  feu  dans  la  cuisine,  l'une  s'e'tant  hrul.€e  un  peu,  dit  ä  Paufre:  6  ma  chere 
qui  pourra  supporter  le  feu  du  purgatoire?  r<iutre  luy  repnndit:  Tu  es  folle,  mon 
amie,  on  se  fait  a  tovt.^'' 


5^r.  303-308  (93niib  XV).  119 

30t.    vf  ip?  M  195.    Zwischen  M  §.  551  und  552: 
Eintöniges  ^rebigen  fdjläfert  ein. 
Slutgeiüeft  unb  fd^läfrig. 


308.    \p\  L  BL  Ha.  39. 

IS.  I: 

3)ie  5Befrei)ung  be§  ®emütf)§  üon  bcr  2a[t  be§  23ebiirfniffe§  i[t  bie 
muffige  ®emütt)!obi§porttiDn.  @ie  ift  bei)  einem  t^ätigen  5Renfct)en  allemal 
liebenämürbig,  aber  juglei^  eine  ®efcl)aftigfeit,  bie  einen  Überfluß  öon 
Gräften  fü^lt,  fid^  auc!^  mit  bem  entbe^rlid^en  gu  befd^aftigen,  unb  unter» 

10  fc^etbet  ftc!^  Don  ber  §aull)eit  unb  ©ebanfenlopgfeit  be§  Söilben.  8ie 
l)ei^t  in  2lnfet)ung  be§  SBiffenS  curiofitaet,  meld)e§  eine  llbung  unferer 
(^emüt^Sfräfte  (•"  in  9ftut)e)  an  einer  Slufgabe  ift,  meldte  fie  o^ne  weiteren 
ßmef  befcl)äftigt.  Curiosa  ftnb  al§  Sln^änge  an  ta§>  ^mefmafeige  SBiffen 
fel^r  aufmunternb,  unb  ein  ßeidijen  eines  fid)  erroeiternben  ®emüt^§. 

15  35ie  curiosa  finb  e§  entmeber  cafuiftifd):  ^u  Übung  ber  Urtljeil'öfraft, 
ober  parabo^:  ^u  Übung  ber  9]ernunft,  ober  raritaeten:  ju  Unter» 
Haltung  ber  33eobaci^tung.  2)ie  curiofitaet,  wenn  fie  jum  ®efd)afte  löirb, 
l)ei^t  ftecfenreutereq. 

2)er,  beu  nid)ts  befümmert,  al§  ma§  fein  SSebürfniS  befrieb;gt,  ift 

L'u  fet)r  eiugefd^ränft.  2)ie  ^iebl)aberei)  erweitert  bod^  bie  ^eutnis:  bie  ber 
@eltent)eiten  ift  eigenliebig;  bie  beS  monftröfen  ift  abentl)euerltdi);  bie  beö 
gel^eimen  ift  au§fpäl)enb;  bie  be§  @ammelu§  unb  ber  complctirung  ift 
^abffidi)tig ;  [bie  beä  föteidit^imä  t[t  ^abfüd)tlg]  bie  ber  DIeugierbe  ift  eitel; 
bie  ber  anecboten,  ber  fleinen  fünfte  unb  ffiä^cl  in  ©efeOfc^aft.    'Tteifeu 

i5  in  biefem  oerfd^iebenen  ®efd^maf.  2ßargeicl)en.  ?iaturfpiele.   (Kabinette. 
S.  IL- 

SSerlangen  nad^  ^ieutgfeiten  [gef]  au§  ftabt  unb  ßanb  ober  2Belt= 
neuigfeiten.  ©ine  ßcitung  ift  ber  größte  SeraeiS  ber  ©rmeiterung  unferer 
ie^igen  ^entniffe.    ^^i^ouenjimmer  ^aben  lieber  ^amilienanecboten  alä 

:i(.  politifd[)e  5Reuig!eiten.  Siebl^aberet)  beS  Sllten  Dor  ®elel)rte  ift  ungefeüig, 
t)afet  oerdnberung. 


4  Z„  Nr.  308  vgl.   amser  VII  WS  auch  VII  233— 4,  27t; ß\  ||  J2  s-ZnsaU:  lo  ]| 

W  fein?  feine?  ||  25  biefen  ||  27  ouö  /efi/t.  \\  31  Vor  t)afet    :irei  durchsfrir/n/» 

IVurte,  deren  letztes  fein  zu  heissen  scheint. 


120  SRcflefioneu  jur  3lnt:^ropologtc. 

Von  der  Hemmung,  Schwächung  und  dem  gänzlichen  Verlust 
des  Sinnenvermögens. 

§.26.27  (VII 165— 167). 

M  §.  552—556. 

309.    ri^f  x'f  Af  v^f  'ef  q'?  (p'f  M  196.    Neben  M  .<?.  554: 
Seforberung  unb  ^inberniS  ber  @inne:  ^'iiK^tern^eit  unb  2;runfcn-- 

Ijcit,  Berftreuung  unb  Slufmerffamfeit,  SebenSfo^iflfeit  unb  i^eblo[igfeit, 

SBad^en  unb  (Schlafen. 


310.    il'.M197.    Zu  M§.556  „dormit": 

2Ber  je^t  ju  üiel  fc^läft  (^  nid)t  länger  liegen,  qI§  man  fd)läft.),  tüirb, 
wenn  er  alt  wirb,  weniger  fct)lafen.  5[RQl)omet.  Jagfcl)lQf  l)at  etraae  üer= 
äc^tlic^eö  an  ftc^:  ßalmucfen.  2)er  4te  2:^eil  beö  SageS  i[t  gu  wenig,  ber 
3te  ju  üiel,  alfo  7  @tunben;  immer  beftimmte  ^t\t  ®Qn^  anbere  2)en= 
fungsart  be§  9J?orgen§. 


,yil.    Af  ji(?  If  (vi  (fi)  M  197.  Zu  M§.  556  ,,mors''. 
Db  ber  2;ob  empfunbcn  werbe*.   33or  Sllter. 


9  Zu  Nr.  310  vgl.  Vil  WO  und  VII  104—5,   ico  Kant  die  Ansicht  der  Türken, 

dass  im  2lnfange  ber  SBelt  jebcm  9Kenfcf)en  bic  ^Portion  jugemeffen  lüorben,  roie 

Oiel  er  im  Seben  JU  effen  tjObeit  »erbe,  auch  auf  den  Schlaf  i'diertragen  möchte., 
um  daraus  eine  Warnung  vor  zu  langem  Schlafen  abzuleiten.  Man  vgl.  weiter  das  :'u 
Parorv'sche  Anthropologie- Heft  S.  137,  ivo  der  Gedanke,  dass  für  jeden  Menschen 
eine  bestimmte  Menge  Nahrungsmittel  abgemessen  sei,  gleichfalls  auf  Mohammed 
zurückgeführt  wird,  ferner  in  demselben  Heft  S.  83:  „In  den  Nordischen  (regende// 
richten  sich  die  Menschen  gemeiniglich  im  Schlaf  nach  den  Jahres  Zeiten.  In  Jakutzkan 
schlafen  die  Menschen  gemeiniglich  20  Stunden  und  wachen  nur  3  oder  4  Stunden.  25 
Diese  Unregelmässigkeit  in  Abwechselung  des  Tages  und  der  Nacht  verursacht  bey 
den  Vülckern  auch  eine  Unordnung  in  der  Lebensart,  als  in  einem  Theil  von  Russland.'''- 
Zu  vergleichen  ist  auch  eine  in  Bd.  XVI  abzudruckende  Bemerkung  Kants  (aus  Phase  }[>) 
:n  den  §§.  171 — 4  in  Meiers  „Auszug  aus  der  Vernunftlehre'-'' ( L  48,  48').  ||  11 — 12 
Zu  lagji&la^  —  ealmucfen  vgl.  VII 400.  au 


SRr.  309— 312  (SBmibXV).  121 

*(«  3Sei)jpiel  eineö  üor  tobt  gehaltenen,  ber  bo(^  emptanb.  1.  Über 
beffen  ^e[je  jöjeQ  ^riefter  janften;  2.  bie,  welche  burc^  il^re  3;ante 
umarmt  raurbe.) 


Von  der  Einbildungskraft. 

§.  28—30  (VII 167—174). 

M§.554.    557—559.    589—591.    593—594. 

§.  28  (VII 167—169). 

312.    t'f  x'f  (ri^f)  (fif)  M  198' .    E 1 132.  133. 

('  2)ie  ©inbilbung  ttiü  im  2)unfeln  fpa^iren. 
S^erftefte  f^alff)eit  im  Slugbrufe.  ©ittjamfeit.  3Rut^toiaen.) 
2)afe  man  ba§  23ilb  tüoüon  gleid)fam  fo  mit  einem  Scftleijer  bebefeii 
fönne.  ©afe  nur  ber  SSegrif  öom  23ilbe,  nic^t  aber  i)a§  23ilb  felber  in 
uns  flar  i[t,  fte^t  man  an  ben  obfcaenen  S3ilbern,  bie  ben  manierlid^eu 
SlnSbrüfen  eigentlid)  correfponbiren,  an  ben  SBunberlic^en  unb  ^e;cen= 
mäßigen  @e[talten,  bie  ben  2Bot)lflingenben  3}erfen  correfponbiren. 

(*■  2)a§  Slngene^me  ber  Sinne:  bie  p^antafie  in  @piel  ju  fe^en, 
meld^eg  aber  nic^t  regellos  [e^n  mufe. 

2)a§  2tngene^mc  beS  3Ser[tanbe§:  baburd^  2lnf(^auungen  gu 
befommen») 


1  s-Ziisati:  \p3.  II  1 — 3  l>ie  beiden  Beispiele,  auf  welche  auch  Starkes  „Meiitichen- 
l^unde''''  (S.  Ujijö)  sich  Oezieht,  finden  sich  in  Tissot:  Traite  des  ner/s  et  de  leura 
maladies  Tome  II  Partie  I  1779  S.  296 — 298,  in  der  deutschen  Übersetzung  des  Werkes 
con  F.  A.  Weber  (1781)  in  Bd.  II  S.  303—306,  in  der  Übersetzung  von  Jh.  Christ. 
(Ittl.  Ackermann  (1781)  in  Bd.  II  Theil  1  S.  242—244.  Beide  Geschichten  stammen 
aus:  Heflcxions  sur  la  nature  des  remedes,  leurs  effets,  et  leur  maniere  d'agir  pur 
M.  de  Saint- Andr€  (1700)  und  sind  aus  diesem  W^erk  auch  ?'0«  J.  J.  Briihier  in  seine 
Schrift  über  den  Scheintod  übernommen  (Abhandlung  von  der  Ungewissheit  der  Kenn- 
teichen des  Todes  und  dem  Misbrauche,  der  mit  übereilten  Beerdigungen  und  Ein- 
lialsamirungen  vorgeht.    A.  d.  Französischen  übersetzet  von  J.  G.  Jancke  1754  S.  765 — 6'^. 

8  Die  §§.  28 — 33  der  Slnt^ropülogie  greifen  mehrfach  in  einander  über,  und 
viele  der  Heflexionen  312 — 370  stehn  zu  /nehreren  von  diesen  Paragraphen  in  Beziehung. 
Ich  habe  sie  jedesmal  dem  Paragraphen  zugeordnet,  mit  dessen  Inhalt  sie  sich  am 
meisten  berühren,  zugleich  aber  möglichst  vermieden,  gleichzeitige  Reßexionen,  die  nahe 
zusammen  stehn,   auseinander  zu  reissen.  \\  8 ff.  s- Zusätze:   v?  (u?  n?) 


122  SReflejiünen  jiir  Stntöropologte. 

313.    c  f  x3f  (rj'-^f  fif)  M  J98'.  E  1 168.  166. 
(*  ^ranf^eit  in  ber  ©inbilbung.   ©d^ön^eit  unb  SBic^tigfeit  in  ber 
ßinbilbung.    2)e§  ©einigen  ©liicf  in  lauter  (Sinbilbungen.   ^eiligfett 
in  ber  (Sinbilbung.) 

(^  2)n§  (Spiel  ber  33ilber  in  un§;  ob  ttir  mit  il)nen  ober  fie  mit    s 
un§  fpielen?) 

(*'  23etrüglid)e)  ©inbilbung  ift  eigentlich  bie  2;äujc^ung,  menn  man 
baSjenige  an  bem  ®egenftanbe  ^n  fel)en  glaubt,  waS  eigentlid)  ein 
©elbftgefd^opt  imfereä  eigenen  ®el)irn§  i[t.  @o  glaubt  ein  ©d^niärmer 
alle  feine  ^irngefpinn[ten  unb  eine  jebe  ©efte  il)re  ße^ren  in  ber  23ibel  lo 
^u  finben.  5Ran  lernt  fold)e  nid^t  fo  mo^l  au§  ber  33ibel,  fonbern  man 
bringt  fie  l)inein.  (*  ©inbilbung  öor  25?a^rne^mung.  Äluge  Äinber.) 
C  @(t)mer^  in  ber  ©inbilbung.)  @§  ift  mar:  mir  muffen  fd^on  eine 
ibec  rooöon  l^aben,  menn  mir  fie  irgenb  mo  marnet)men  follen;  aber 
\i(x§>  merfmal  ber  anmenbung  mufe  befonbere  aufgefuci)t  werben.  Wv-  la 
gungen  bringen  Diel  eingebilbete  [eigenf]  SBarne^mung  l)eröor,  im= 
gleid)en  ?5»i*c^t.  £)er  SSerliebten,  ©Itern  in  Slnfet)ung  ber  5linber.  (Sin= 
genommene  3f?i(i)ter.  f)i)pocbonbriften. 

(«  ^öuf^on  ber  pl)antafte  in  2lnfel)ung  ber  ^inberia^re.) 
(*  Sßa^S  uns  fd^meid^elt,  bilben  mir  un§  ein,)  ^n 

(■'-  ^eimme^O 
üy^an  fan  menfd)en  am  beften  burd)  il)re  ©inbilbung  regiren.  2)ie 
§rau  regirt  ben  5y?ann  baburc^,  ba&  fie  i^m  bie  ßinbilbung  ber  ^err- 
fdjaft  lä^t;  ber  f^-ürft  ba§5ßolf  burd^  bie  ©iubilbuug  ber^reij^eit.  Mundus 
regitur  opinionibus  ift  fein  [©runbfatj  ber  33eracf)timg]  ©pott  be§  58olf§,  •-';. 
fonbern  ^Df^ajrime  ber  Älug^eit  üor  9ftegenten.  (*  ©luflid^e  unb  Untere 
l^altenbe  (Sinbilbung^fraft.   5J?annigfaltigfeit.) 

1  Nr.  'Jl-'i  berührt  sich  zwar  am  meisten  mit  §.  -Vi  der  Aiitliropiilni/ic^  i/nc/i 
ira/ten  auch  Beziehungen  zu  den  §§.  28 — 32  oli.  Ich  lasse  deshdlli^  iiw  den  Zusm/ini''//- 
hang  der.,  wie  es  scheint,  gleichzeitigen  A^rn.  S12  und  31-i  nicht  zu  zerreis.'irn.  .\V.  3 13  :i  i 
hier  abdrucken.  —  Die  s-Zusätze  stammen.,  soweit  nichts  Anderes  bemerkt  ist,  ans 
verschiedenen  Zeiten  der  70er  Jahre.  \\  3  F.:  lautet  StnbUbung  ||  .>  V'ir  dem  '/-Zu- 
satz ist  rief/eicht  aus  dem  Anfang  der  Heß.  zu  ergänzen:  ©titbilbuiig  ift  etgetttlid}.  || 
Vor  3)a8  durchstrichen:  (Stilb  ||  7  23etri"tgll(^e  bildet  möglicherircise  den  Schluss  des 
s-Zusatzes  in  Zeile  2—4.  \\  10  E:  8e'f)re  ||  12—13s-Zusntze:  \p.  \\  E:  ÜOtl  .  .  •  ftligcr  ||  .iS 
J^l    E:  eS  statt  ]\t  II  17  E:  33erliebte,-  sehr  unwahrscheinlich;  ans  dem  Vnrhergi-henden 

ist  wohl  zu  ergänzen:  eingebilbete  2ßarnet)miing.  II  J9  E:  3üii'ioiien  [|  .V/ .y^eitmucl) 

ist  in  ip  hinzugesetzt. 


9(^r.  313— 313a  (Öaiib  XV).  123 

(*  ßöttf  ^"  ^^^  ßinbilbung.) 
23on  bem  Unterhalt  in  einfamen  @tunben  burc^  2uftjct)löBer,  fiuft* 
reifen,  Su[tabent^euer;  jte  muffen  nid^t  al§  wirflid)  fünftig  öorgefteUt 
werben. 
5  (*■  2)ie  eingebilbete  Slnue^mUc^feit  in  ben  ^rofpeften  unb  3urüf= 

fiepten  iu  entfernete  Seiten  ber  ßw^unft  ober  ber  alten  ßeit,  imgleid^en 
ber  Drter.) 
2)a§  eingebilbete  ®luc!  («  SBa^n:  ein  ®ut  ber  ©inbilbung)  einey 
geizigen  Sfleid^en.   2)aö  ^irngefpinnft  ber  6^re,   2)er  eingebilbete,  ober 
10  Qud)  nic^t  öoUig  nici^tige  Sroft  au§  ber  ®leic^l)eit  beä  «Sd^iffalS  anberer 
mit  bem  unfrigen. 

C  (SingebilbeteS  Übel  be§  tobten.) 
ßinbilbung  über  bie  trofne  unb  plaifanten  33egräbniffe. 
^Bie  lüir  einen  tobten  bebauern. 
lö  einbilbung  oerfd)öuert  unb  üerunftaltet  üiel.   2)a^er  i^after. 

(«  £)b  mir  mit  33ilbern  ober  fie  mit  un§  fpielen?) 
(*  Unfere  meifte  unterl)altung  ift  burd^  ©tnbilbungen,  bie  größten* 
tl)eil§  eitel  finb.  SBenn  fte  üor  (Srfaljrung  gehalten  wirb,  ift  bie  (5in= 
bilbung  leer,) 


313a,    x^  (l;f  rjfj  (U)  %r?  g^ff  M  198'.    E I  U2. 

(•"  3)a§  ®egenbilb:  symbokim.) 
2)er  ^ang  abjubilben  (infoi'mandi),  (äin^ubilben  (fingendi),  9lacl)= 
jubilben  (imaginandi  (^  refingendi)),  SSor^ubilben  (praefingendi,  praevi- 
dendi),  Slu^^^ubilben  (perficiendi). 


1  Der  ^-Zusatz  (\p)  sfelit  iiber  in  .  .  .  ©tlinben  (Z.  2).  Zur  Sache  vgl.  VII 18034-  || 
H:  i]md  >itatt  3anf  II  12,  17  ^-Zusatz:  xp.  \\  12  (Stttgeb :  II  12—14.  Vgl.  VII  137. 

22  Über  abjubilben  ist  mit  anderer  Tinte  eine  1  hinzugesetzt.,  über  Sinjubilbeit 
'•//,(■  3,  i'tlier  5(tac^3ubllbeil  eine  2.  \\  24  Zu  dem  „Hang  auszubilden''-  vgl.  man  das 
PnhPsclie  Anthrujjolugie-He/t  S.58/0;  „Das  Vermögen  :u  bilden  hat  einen  Hang  alles 
in  iinserm  Gemiith  aus  zubilden.  ]Venn  wir  daher  ivas  gewahr  werden,  so  machen  tcir 
lins  einen  Begrif  davon,  stimt  der  Gegenstand  nicht  mit  unsrem  Begrif  überein:  so 
i.it  das  Gemiith  unablässig  beschäftigt,  es  aus  zubilden.  .  .  Wenn  jemand  so  lange  betrogen, 
dass  er  dadurch  900  Gulden  gewonnen  hat,  so  betrügt  er  noch  so  lange  bis  er  1000 ß 
roll  hat.  .  .  ]Venn  eticas  unvollständig  ist,  so  ersezen  wir  es  durch  Erdichtung  was 
der  Ausfüllung  fehlt.  .  .  Dieses  ist  das  Vermögen  auszubilden  facultcts  perficiendi.''''  |j 
Die  Schhissklaiiinier  hinter  perficiendi  fehlt. 


124  3flefleiionett  jut  2lntt)iopolDflie. 

C  6ogar  2)icbftäl^le,  bie  nic^t  gut  geKi^rt  ftnb.) 


S14,  }t'f  (ri'f)  M18T.  El  173.  204.  134.  135.  Gegenüber  von 
M§.534: 

3)ie  (Sr^eugung  ber  S^orfteüungen  i[t  entmeber  leibenb  ober  t^atig. 
^Dte  erfte  entraebcr  burd)  bie  objecte  (^' Sinne)  ober  eine  SSorfteUung  burd^ 
bie  anbere  (p^antafie  unb  praesagium). 

3)ie  t^ätige  i[t  [ber]  niemals  üon  ber  ?OfaterTe,fonbern  bergorm;  ent= 
tt)eberSSergleid)ung  [ober  ber],  ȟoburci^  feine  SSorfteUungen  erzeugt  werben, 
ober  ber  obiectiüen  genefiö  ober  ber  fubiectioen  (5rbid)tung. 

(^  ©riinbe  ber  fubiectiüen  ober  obiectiüen  ^ßerfnüpfung  ber  3Sor» 
fteUungen.   Btt^M^^^^n  beqben  i[t  bie  58ergleid)ung.) 

•So  ferne  bie  ^ßorftellungen  entwcber  unmittelbar  ober  mittelbar  öon 
obiecten  ^errü^ren  (entraeber  üon  ber  ©egenmart  ber  obiecten  ober  ber 
[SBirfltc^fett  in  einer  Sergong]  2Birflid^feit  ber  93or[teüungen  in  ber  3?er= 
gangenen  3ett,  mie  bie  (grinnerung,  unb  üermittelft  berfelben  bie  in  ber 
fünftigen  3eit),  werben  fie  Slbbilbung,  ^flac^bilber  unb  S[^orbtl  = 
b  u  n  g  (^  ®egenbilb,  symbolum)  genannt.  ^a§  aber  gar  nii^t  bie  Urfad^e 
in  ben  n3irfli(j)en  3^orfteUungen  [roeber  ber  ©egenroort]  t)at,  fonbern  burdt) 
Die  eigne  3:^atigfeit  ber  Seele  entfpringt,  i[t  ©inbilbung. 

@in  3Sorbilb  (typus)  i[t  etma§  anbereö  als  praesagium  unb  2Sor= 
jeid)en,  signum  prognosticon.  2)ic  (äinbilbung  mit  23emu[tfei)n  i[t  @r= 
bid^tung. 

(»  2)te  obige  ©int^eilung  ift  ber  @r;^eugung  ber  S^orfteKungen. 
91un  ift  noc^  eine  ber  S3ergletc^ung  unb  ber  obiectiüen  SSerfnüpfung.) 

2)ie  ©inbilbungen  werben  erzeugt,  inbem  eine  üorfteßung  bie  an= 
bre  nadt)  bem  nexu  ca.usali  berüorbringt;  bie  @rbi(^tungen,  inbem  alle 
burc^  bie  freije  2Billfüt)r  üerbunben  werben. 


1  s-Ziisafz:  70er  Jahre.  ||  In  gefut)rt   ist  die  2.   Silbe  nicht  ganz  sic/ifi: 
12    ferne?    fem??  ||  13  Nach   ^errü^ren    ein   Punkt  \\  10   Die   SMuss/clummei 
fehlt.  II  3fla(^bttber?  5Ra(i^bilben ?  ||  23  E:  bie  statt  ber 


31) 


gjr.  313a-316  (33anbXV).  125 

315.    x'H'^  fv' ■)  M  187.    E  1 136.  21 H.     Unter  M  §.  634 : 
2)a§  ä^ermögen  ber  Slbbilbung  eines  finnlid)en,  gegenioärtigcn  QbtectS 
t[t  haS  funbament.    2)arnad)  werben  9fia(!^bilbungen  unb  SSorbilbungen 
gemad^t;  ©inbilbungen  abernad)  il)rer  QnQlogienQtürlid)er  SBeife,  bis= 
»eilen  aieber  ober  ot)ne  j^e  tt)iUfüt)rU^er  ober  SSernünftiger  SBeife. 
Der  fubiectiüe  ®runb  ber  5iacl)bilbungen  i[t  aud)  ber  ®runb  ber  5ßDr= 
bilbung.  SlQe  biefe  actus  fe^en  boS  materiale  au§  ben  ©innen  öorauS. 
(*  2luf  alle  biefe  Äräfte  ber  ©rjeugung  ber  3Sor[teÜungen  fommen 
nod)  ^m^i):  2öi^  unb  Urt^eil^fraft.    Sie  gu  Dergleichen  unb  ^u  öer= 
einigen.) 


316.    X?  V?  M242f.  197.  Zu  M  §.  557: 
M  242 f: 

Einiger  [^anbtungcn]  Urfprung  ber  SSorfteÜungen  ober  ©rj^engung 
berfelben  i[t  bloö  uatürlid^  unb  oon  ber  SBiUfü^r  unabhängig,  anbre 
15  Pngt  üon  ber  SBiClfü^rlid^en  birection  uufrer  SSorfteüungSfraft  Q.h. 
Sene  \\\  [smiefac^],  bo  [uemltc^]  SSorfteünngen  einanber  t)eröorbringen,  ent= 
aeber  fo  wie  fte  fonft  üerbunben  ü)Qven,  ober  auf  eine  2lrt,  lüie  fte  nid)t 
im  üorigen  ßuftanbe  geaefen  finb.  ^^neS  ifi  bie  ßinbilbung  ober  öiel= 
mel^r  5Zad^bilbung  (pl^autafte),  biefeS  bie  ßinbilbung  (fictio).  Seijbe  ge= 
20  Ijören  jur  finnlicl^feit,  weil  »ir  mirflid)  in  bem  ßwftanbe  biefer  35or= 
fteüungen  oon  anberen  afftcirt  »erben. 

2)ie  p^antafte  befielt  barin:  ba§  ©egenmärtige  reprobucirt  \>(x§> 
SJergangene  unb  eine  biefer  Sßorftellnngen  bie  anbere;  ieneä  ift  bie  Urfad^c 
ber  reprobudion,  biefeS  ber  continuation,  hzx<,\)t§>  nad^  bem  ©efe^  ber 
25  afjociation.  2)ie  praeüifton  i[t  eine  SBirfung  baoon  nur,  inbem  wir  ben 
termiuum  antecedentem  ber  p^an=  M  197:  tafie  auf  ben  gegenwärtigen 
Slugenblif  legen. 


1  über  Hfl.  315  noch  der  ungefähr  gleichzeitige  Anfang  einer  unvollendeten  Rfl.: 
Spectrum  ift  baS  SBltb  Xoai.  Vor  93tlb  ein  Einschaltungszeichen,  darüber  ein  un- 
leserliches Wort,  welches  etwa  tnttete  heissen  könnte,  möglicherweise  aber  zu  Rfl.  .327 
gehört  und  dann  dort  vor  S3eobad)ter  eingeschoben  werden  müsste.  \\  8  s-Zusatz:  v?  (fi?) 

13  ©tniger  aus  ©tnijje  ||  14—16  anbre,  Sene  sc.  Erzeugung.  ||  26  Auf  M  242 f 
bricht  die  Rß.  unten  auf  der  Seite  mit  p'^an»  ab,  auf  M 197  unten  steht  der  Rest  von 
tofie  —  legen.     Die  Seiten  M  242e/f  sind  also  zwischen  M  196  und  197  einzuschieben. 


126  Oteflejtünen  jur  ^ntiivopologie. 

317.    xUf  M 242 f.    Zu  M  §.  551: 

SlÜe  fictiou  get)et  nur  auf  bie  5orm,  aber  bod^  ben  (5r[al)rungen  fle= 
mä^.  2)a§  -3^eue  ber  ÜJiaterie  nad^  bepenbirt  üon  ben  «Sinnen. 


318,    vf(x?)M242f.    EI  140. 

2)ie  Gräfte  be§  ®emüt^§,  meldje  nid^t  bie  innere  5[l?ögUd^feit  ber 
58or[tenungen,  fonbern  i^r  23er!)aUni2i.  betreffen,  ge^en  entroeber  auf  bie 
SSergleid^ung  ober  23erfnüpfung.  ^^ne  finb,  menn  fte  einen  ^ö^eren  ®rab 
^abcn,  2Bt^  unb  ©djarffinigfeit;  biefe  finb  S^ätigfeiten,  üerfdjiebene  3Sor= 
fteüungen  in  ein  ganzes  3U  öerbinben.  entmeber  nad^  beut  SSerpltniffe 
ber  Srfat)rung,  h(x§,  ift  nadt)  ber  SSergangenen  unb  fiinftigen  jeit,  ober 
o^ne  be^iel)ung  auf  biejelbe:  ©rbic^tung.  Slüe  finb  entmeber  finnlid^  ober 
nac^  einem  ®efe^e  ber  ülatur  unb  unraidfü^rlict),  ober  inteQectuel,  b.  i. 
iüiUfü{)rlid^.  2)te  erfteren  ^eifeen  finnlic^e  ^^antafie,  ^raeoifton  unb  @in= 
bilbung.  25ie  le^tere  ®ebäd)tni§,  SSor^erraiffen  unb  (5rbid^tung.  2)ie 
erfteren  finb  oft  auSfd^meifenb,  b.  i.  ber  lüttlfü^r  ununterroorfen,  ober  audt) 
falfc^. 


319,    X?  v^f-^f  Qif  M  197.   EI  174. 

(«  ÜKit  23ett)uftfet)n)  («  innerer  «Sinn) 
£)ie  33emerfung:  perceptio  (praesentis) 
2)ie  Erinnerung  (praeteriti) 

3!)ie  [S3orf)erfagung]  ßrtüartung  (futuri) 


320.    kfv^?^fQ^fM197. 

2)er  Beit  nad()  ©egenttjörtig,  S^ergangen,  fünftig  ober  feine?  öon 
allem,  aber  boc^  ein  ©egenftanb  ber  «Sinne,   ©rbic^tung. 


6'  Nach  betreffen  ein  Punkt  oder  ein  griechisches  Kolon  ||  9  E:  einem  ©anjen    25 
19—21  Die  Schlussklammern  fehlen.  \\  J^i  ©riuartuiig  scheint  erst  nachträglich 
für  SBorljetfagung  in  dem  zwischen  diesem    Wort  und  futuri  leergelassenen  Raum  ein- 
gesetzt zu  sein. 

24  allem?  aUen?  ||  grbic^tung?  (5rbid^ten« 


9Jr.  317-324  (Jöonb  XV).  127 

321.   XH^M197.    EI  144. 

53ilDenbe  Äraft.    9iQC^=  unb  SSorbilbung.    ©inbilbung.   o^ne  ober 
mit  33cö)u[tfep» 


322.    Xf^?M197. 

aSe^gefeüung         SSergleic^ung  SSerfnüpfung 

pl)antafle.  SBi^.  facultas  characteristica. 


323.    X?  v'f  ifQif  g)^f  M  198.    E II 1235. 

2Bir  jie^en  aus  allen  ®egenftanben  öon  einerlei)  2lrt  enbUc^  einUrMlb. 


324.    Xf  if  (ff  M  m. 

3n  [einbtibungen]  ber  %aM  glüfUd^er  als  in  ber  Barrett. 


tO  3n  —  Söar'^eit:  Ein  angeblich  von  Edm.  Waller  stammendes  Wort  über 
die  Dichter.  Man  vgl.  Starkes  ^^Menschenkunde'''-  S.  29,  ferner  Sam.  Johnson:  The 
liv-s  of  the  most  eminent  english  poets,  with  critical  observationa  on  their  works 
1781  I  380 — 2   (zuerst   1779   in:  Works   of   the    English   Poets).      In   der   deutschen 

15  Übersetzung  (S.  Johnson's  biographische  und  critische  Nachrichten  von  einigen  englischen 
Dichtern.  Aus  dem  Englischen  übersetzt  und  mit  Anmerkungen  vermehrt.  2.  Theil. 
1783.  S.  272 — 6)  lautet  die  Stelle  folgendermaassen:  Waller  „bezahlte  die  Gutist- 
bezeugungen des  Protektors  durch  das  berühmte  Lobgedicht  (im  Jahr  1654),  das  immer 
als   das   erste   all    seiner  poetischen   Werke    angesehen    wird.   .  .   .  Er    strengte    seine 

20  Einbildungskraft,  seine  Eleganz,  seinen  Wohlklang  für  Karl  den  zweiten  mit  gleicher 
Bereitwilligkeit  an.  Es  ist  nicht  möglich,  ohn'  allen  Unwillen,  ohn'  alle  Verachtung, 
Gedichte  von  ein  und  demselben  Verfasser  zu  lesen.  Worin  bald  Karl  dem  ersten  der 
höchste  Grad  von  Macht  und  Gottesfurcht  zugeschrieben;  und  dann  eben  diese  Macht 
und   Gottesfurcht  an    Olivier    Cromwel  übertragen;    worin    hier   der   letzte   die   Krone 

25  anzunehmen  eingeladen,  dort  Karl  dem  zweyten  Glück  zu  seinem  wieder  erlangten  Recht 
gewünscht  wird.  Weder  Cromwel  noch  Karl  konnten  diese  Gedichte  als  Wirkungen 
von  Ueberzeugung  ansehen,  oder  Wallers  Lob  als  Ergiessung  der  Ehrfurcht  annehmen ; 
sie  konnten  sie  blos  als  Arbeiten  der  Erfindungskraft  und  als  Tribut  der  Abhängigkeit 
betrachten.      Die  Poeten   bekennen   sich    in.   der   That  offenbar  zu  Fictionen;  aber  der 


128  9*lefleftünen  jur  2lntt)ropoIogie. 

ÜJian  nennet  einen  eitlen  (felbftUebigen)  53?enfc^en  eingebilbet. 
starte  mufe  nic^t  ber  Statur  gleich  fommen.    j)i)pod)onbriften. 


S25.    Xf  If  M 198.    EI  UL 

©ießinbilbung  in  33er^altniS  auf  (Smpfinbung :  e.  g.  2lrabcr,33Uber; 
2.  in  SSerl^eltniS  auf  ben  33er[tanb:  f^mbole,  aüegorien. 
ßebl)atte  ©inbilbung:  um  33ilber'ju  mact)en; 
träumenbe  ©inbilbung:  um  jie  ju  empfangen. 


326,    U  v'f  ^f  Q'f  x^ff  MJ98.  EI  154.  153.  184.  7ai  M§.559: 
2)ie  SSorfteHungen  jtnb  entweber  («  uniDiQfü^rlic^  (natürltd)))  bur(i^ 
{^  in  ber  ^t\i)  bic  ^t\i  öerfnüpft  («  ber  ^orm  na  d)): 

fi})ziye  rechtmässige  Zweck  der  Fictmien  ist,  uns  Wahrheit  zuzufi'ihren.  Derjenige,  der 
Schmeicheleien  für  all  diejenigen  bereit  hält,  die  durch  Glücksicechsel  in  der  Welt  er- 
hoben werden,  verdient  als  eine  geschändete  Seele,  die  noch  den  Schimmer  des  JVitzes 
besitzen  kann,  aber  die  die  Würde  der  Tugend  verloren  hat,  nichts  als  Verachtung.  Der 
Glückwunsch  icurde  in  Ansehung  seines  poetischen  Werthes  für  schlechter  gehalten,  als 
die  Lobschrift;  und  man  erzählt,  dass,  wie  der  König  mit  Wallern  über  diese  Ungleich- 
heit sprach,  er  ihm  antwortete:  ^den  Poeten,  Sire,  gelingt  es  besser,  wenn  sie  dichten, 
als  wenn  sie  wahr  reden'.'''-  Im  Original:  „Poets,  Sir,  succeed  better  in  ßction  than  in 
tnith'-''.  Dieselbe  Anekdote,  aber  verstümmelt  und  fälschlich  auf  Milton  übertragen, 
in  J.  M.  Gesners  „Primae  lineae  isagoges^\  in  der  Ausgabe  von  J.  N.  Niclas  i775 
II 180/1.  Vgl.  ferner  das  Anthropologie- Heft  S  123  der  Königsberger  Stadtbibliothek 
S.  149:  „Dichter  sind  glücklicher  in  der  Fabel  als  Wahrheit  Dieses  kann  man  mit 
Waller  auf  alle  Menschen  beziehen''''.  Eine  Randbemerkung  setzt  hinzu:  „Denn  in  der 
Fabel  kann  der  Dichter  nach  seiner  Freyheit  und  Wohlgefallen  Dinge  geschehen  lassen. 
IVenn  er  aber  die  Natur  schildert,  so  ist  die  Einbildungskraft  weit  unter  demselben, 
und  die  Imagination  reicht  gar  nicht.  Weit  glücklicher  ist  er  aber,  wenn  er  nach 
seinen  Ideen  alles  was  der  menschliche  Affect  hervorbringt  in  der  Einbildungskraft  reg 
macht,  welches  ihm  und  uns  viel  Vergnügen  macht.  Dahin  möchte  das  arcadischr 
Schäferleben  gehören.'"'' 

2  ©törfc  sc.  die  Stärke  der  Einbildungskraft.  Die  Rfl.  steht  zwischen  M  §.  557 
lind  558  und  bezieht  sich  auf  die  Anmerkung  zum  ersteren  („eine  Ei?ibildung'^)  und 
den  Anfang  des  letzteren.     Zur  Sache  vgl.  VII 180— 1.  ||  Fypoch 

8  s-Ziisätze:  70er  Jahre.  \\  10  Das  bet  des  s-Zusatzes  fehlt.  Diesem  s-Zusat: 
correspondiren  die  Worte  biX  Urfa(f)e  ttrtd)  (129i5—ji;). 


gir.  324—327  (23b.  XV).  129 

©egcnioartigc:  ©inn, 
SL^ergangene:  5Jlact)bilbung, 
Äüuftige:  SSorbilbung; 
ober  büxii)  trcQC  ^anblung  beö  ®emütt)§: 
SScr0leict)ung:  comparatrix, 
33e^eid)niing:  signatrix  (*  ®egenbilb), 
Grbict)tung:  fietrix. 
(«  ®e^cii  nic^t  an^  ©egcnftanbe,  fonbern  3Sor[teQungcm   ©in^eit 
im  23eii)u[t|et)n.) 

(«  Tlit  aUcti  biejen  ba§  Seiüuftfegn  unb  bie  5laturnot^tt)cnbig!cit 
ober  SBiflfü^r  öerbuuben.) 

(«  2Bo  [ntc^t]  bie  3Sor[teflungen  »iHfu^rlid)  affociirt  werben.  copu= 
iQtiöe  (äinbilbungStraft.) 
(*  jubiectiD  ober  obicctio) 
2)ie  33ei)ge|eQung  («  SSerfnüpfung,  SScrgefeUfc^aftung,  ber  Urfad^e 
nad^)  ge[c^iel)t  entmeber  burd)  ßeit  unb  3fiaum  [ober  b]  (benn  jinb  bie 
5)inge  benachbart)  ober  burd)  SBergleidjung  (oerwanbt)  ober  willfü^rlid^ 
(beggejellt)  (« confociiert).   G^arafteriftit 

2Bir  [teilen  unö  in  bem  Saufe  ber  33erdnberungen  nic^t  aUein  eine 
^teilje  Dor,  fonbern  bie  auc^  mit  bem  SSergangenen  nad^  einerlei  e?:po= 
nenten  fortläuft. 


327,    ^f  of  ßf)  M  187.  Zu  M §.534: 

3)afe  §u  ber  (5rfci)einung  ber  @inne  ein  2lbbilbung§öerm5gen  gehöre, 

cr'^eUet  auc^  baburc^,  ha^  unä  eine  SluSfic^t  gefäQt  unb  aufmuntert,  roeil 

26  ba3  ®cmütt),  inbem  eö  bie  ^anblungen,  ©über  au8  ©inbrücfen  ju  machen, 

bur(t)Iduft,  burd)  manigfaltigfeit,  leicfttigfeit,  Übergang  bewegt  mirb.  2)er 

(äebraud)  ber  @inne  crmübet.   S3eobad)ter  fönnen  Diel  fe^en,  maS  anbere 


8  SSorbilbung?  SSorbilben?  ||  4  ^mUm^f  ^anblungen?«  ||  8—13  Die  s-Zu- 
sätze  stehn  zwischen  den  Textzeilen  von  M  §.  559,  ©e^Ctt  rechts  von  &tmÜtfiS  (Z.  4), 
Wd  rechts  von  93crglei(^ung  (Z.  5),  SBo  rechts  von  ©egenbilb  und  SBcjetc^nung 
(Z.  6).  II  10  ollen  biegen?  aufm  biefem?  ||  14  Die  Zeile  steht  rechts  von  fictrix 
(Z.  7)  zwischen  M  §.  559  und  560.  ||  lö  Als  der  s-Zusatz  hinzukam,  wurde  IBc^ 
gefcflung  durchstrichen.  \\  Iß  Die  Klammern  vor  bettlt  und  nach  benocf)bott /cÄ^; 
dagegen  steht  eine  vor  dem  letzteren  Wort.  \\  20  mit  bem?  mit  ben  (so  Ejf 

27  Vor  33eoba(^tet  vielleicht  noch  ein  unleserliches  Wort  Ccineit.*.*^;  vgl.  125asff 
*«nt'»  «(^tffttn.    ^anbf*tfftl(c^ft  9?a*Ia^    H.  9 


130  Sleflejioncn  jut  Slntl^ropologie. 

nld^t.  aj?an  mufe  jeftcn  lernen.  SBetl  aber  bei)  iebem  2lbbUben  ölctd^fam 
eine  ®runblage  fet)n  mufe,  üjorin  ma§>  abgebilbet  mirb,  fo  ift  folc^e  ß^it 
unb  3Raum. 


328.    ^f  ofvf?  M197. 

S3on  ber  ©teile,  bie  man  ben  S^orfteüungen  giebt:  in  bem  repertorio 
ber  imagtnation  ober  unter  ben  Segriffen  burd)  SSerftanb  ober  in  ben 
QoeUen  burc^  SSernunft.   ^^dc^er.  (Sparte. 


329.    vf  (q  fj  x^ff  M i87'.    E 1 139.   Gegenüber  von  M §.534. 

3)ie  2?orfteIlungen  unb  i^re  ^orm  {^  unb  23erbinbung)  tft  unS  ent* 
Weber  oon  ben  ©egenftänben  gegeben  ober  üon  un§  felbft  geinad)t  ober 
gebacl^t.  2)ie  erfte  nac^  23erl)altni§  ber  ^t\i:  ©rfd^einung,  [©inb]  9Rad)' 
bilbung,  SSorbilbung.  2)ie  jireijte  entmeber  in  ber  ©r^eugung  (fiction) 
oberSe^gefeUung  (ftgnification).  2)ie  britte  in  ber  3Sergleicl)ung  unb  SSer» 
fnüpfung:  SBife  unb  Urtt)eil§fraft. 


330.    V  f  (q'  f)  M  242 f.    E 1 146. 

2)ie  (äinbilbung  unterfd^eibet  fid)  barin  oon  ber  23ilbung§fraft,  ha.'^ 
fic  o^ne  ©egenraart  be§  ®egenftanbe§  ein  23ilb  mac^t  (freqiic^  auö  ^Jiateri« 
alien  ber  @inne),  cntroeberfingendo  ober  abstrahendo. 


331.    vf  (q^V  M  242 f.    E  1 143. 

2)aö  23ilbung§üermögen  betrift  bie  ^^orm  beö  ganzen  unteren  (5rfent=  20 
nie,  nemlid)  ber  coorbination,  ha  man  auf  oerfd^iebene  weife  oorfteHungen 


6  repertorio?  repertoir?? 

8  Rfl.  329   üt   nachträglich    zwischen   Rfl.  271    und  314  eingeschoben,  vielleicht 
mit  Beziehung  auf  den   Inhalt  von   Rß.  314. 


5nr.  327—333  (Jöanb  XV).  131 

^u  einanber  fügt.  2)arauö  entjpringt  ber  fiiinlict)e  SSegrif  ober  ein  S3e= 
grif  ber  €inne. 

®enie  ge{)ort  jum  2)ici^ten,  Äun[t  jum  bi[poniren» 


332.    vf  {q2?J  M242f. 
5  (9  facultas  ("  formatrix  ober)  technica  ober  architectonica;  bei)be 

gef)ören  ;\um  23ilbung§Dermögen,  aber  ta^  lel.Ue,  um  boä  (SJon^e  ju^ 
erft  luib  bie  3;t)eile  alö  2lbtl)eilunflen  ^u  betract)ten.) 

(^  bet)m  5Rat)ler  [^u]  burd)^  grouppiren  (fid)  ein  ®anfe;e§  qu§ 
Sßielem  Wadien;  fon[t  t)at  er  feinen  anfdjauungebegrif,  jonDern  eö  tft 
IC       nur  erfd)einunc\);  Wiific  burd)^  thema,) 

1.  2)Qö  23ilDutig§Dermögen  *  (3)id)tiinq§frQft),  (^  entraeber  an  einem 
gegebenen  ober  nid)t  gegebenen  gegeuflanDe;  ta^  l^efetere  i[t  crbid)ten,  an= 
bid)ten.)  2.  bießinbilbungefraft,  3.  bie^ad^bllbungg,  4.  bie  *i^orbilbung§= 
fraft.  SDiefeiS  finb  nid)t  allein  33ermögen,  fonbern  2;riebe  ober  .ßräfte,  Dor* 
16  nemlid)  5.  bie  2luöbiti)ung§fraft.  ©troa'S  niüfjen  mir  ^u  @nbe  bringen. 
2)at)er  t)aben  mir  gemiffe  ^JJ^aalftäbe,  g.  6.  fDu^enb  (miUt'iit)rlid));  einige 
jtnb  ibeen,  e.  g.  2)er  ^elb,  5reunbfd)att,  ber  ^Ißeife. 

*  (^  3)Q(}cr  orbnung,  fqmmetrie  un§  audi  root)Igefonen,  al§  bie  ba§ 

Silben  erleid]tern.    2)ie  (teile  einer  jeben  33or[tellung  in  einem  ®an|en. 

20      2)iefe§  gefd)ief)t  erftlid)  burd)  bie  aggregation,  groeqten«  bifpojltion, 

facultas  formatrix.    2)ie  föintt)eilnng  biefeä  ganzen  mac^t  beuUid^en 

23egri[  unb  meifet  febem  feine  [teüe  an.) 


333.    vf  f(j'?)  M242f. 

3mijd)en  einigen  23e[timmungen  be§  ®emftt^§  ift  ein  natürlid)er, 
26  gmifd)en  anberen  ein  bloö  miUEü^rlic^erßuiammen^ang.  SBöre  fein  natura 


5  Über   dem   ursprünglichen    Text  sind  zunächst  Z.  8 — 10  hinzugesetzt  (bei)m 

ÜJ?al)Ier  steht  über  ©{(^tunflö^,  über  ihnen  Z.  18 — 22;  zu  oberst  stehn,  zuletzt  geschrieben, 

Z.  5—7.  II  6  le^te?  leitete??  |1  9  Söielem?  Sielen?  ||  13—15  Statt 3,  4,  5  hiess  ee 

ursprünglich    2,    3,    4;  die  Änderung  fand  statt,  als  die  Worte  bte  ßinbilbungötraft, 

3vj    var  denen  die  2  versehentlich  ausgefallen  ist,  nachträglich  hinzugefügt  wurden, 

9* 


182  Sieflefionen  jut  Slntl^topologie. 

lieber  Sufömmenl^ang  [amif^en]  burd^  affociation,  jo  würben  mir  bie  ibeen 
öon  il^r  nid^t  J^croorbringen  föntien. 


334.  <pf  ^ff  M  198.    E 1 122.  195. 

Imagination  i[t  baä,  roaö  ben  Jßorrat^  ber  SSorfteüungen  in  jid) 
enthält,  ^^antafic  ift  ba§  natürlid^e  unb  unmtltü^rltdje  Spiel  ber= 
jclbcn,  ftc^gurcprobucirenunb  ju  tranSformiren.  2)ie  ^^antafte  fc^märmt, 
bic  imagination  [teilet  etmaS  treu  ober  untreu,  lebl^aft  k  k.  bar. 

^Raturlid^e  ober  gemad^te  SSerbinbung  ber  SSorfteHungen. 

SDie  SSorfteUung,  bie  bloS  alä  ein  ^Kittel  gilt,  eine  anbere  ^eröorju« 
bringen  (reprobuciren),  ift  S^ic^cn. 


33S.  (f>—xf  (eV  M242e.  Ell 233.  234.  Zu  M §.552  Schluss: 

Äein  3"Pani>  if^  gefal^rlic^er,  alö  ö3enn  toir  in  ber  2Belt  ber  @in= 
bilbungen  ^erum  fpo^iren,  bis  ü)ir  unS  gleid)|am  barin  oerirren  unb  ben 
3flüfn)eg  nid^t  finben  fönnen.   ^arabieS  ber  Starren. 

5Kan  mufe  niemals  aufeer  jt(^,  fonbern  ("  ieberjeit)  be^  fid^  fclbft 
("  unb  wad^enb)  fc^n.  25ie  2lnfd^auungen  muffen  iebcrgeit  an  [ben  ©innen] 
ber  SBarne^mung  mit  SÖewuftfegn  l^angen  unb  [bem]  mit  bem  Buftan^c 
in  ber  SBelt  oollfommen  übereinftimen.  2)er  nidl)t  Ißac^enb  SSorfteUungen 
l^at,  ber  trdumt.  2)er  3:rdumer  im  2Bad^en  burc^  [überj]  »illfü^rlic^e 
Uberfpanung  feiner  ©eifteStraft  ift  ein  «Sc^mörmer. 


2  twn?  Dom?  an?  am?  man?  Vielleicht  hat  Kant  andere  vollendet,  als  er 
anfänglich  vorhatte.  \\  tl^r?  ll^nt?  tl^n?  ||  Nach  l^eröorbrinöm  rfür/Ve  laffcn  zu  ergänzen 
sein;  ÖOn  t^r  =  mit  ihrer  (der  af^ociattonj  Hülfe.  Kant  denkt  etwa  daran,  dass 
wir  ein  Wort  vergessen  haben  und  eine  associirte  Vorstellung  zu  ertappen  suchen,  die 
es  zurückruft;  vgl  VII 182/3. 

9  E:  um  anbete 

20  Im  Ms.,  wie  es  scheint:  @(f^n)ärmenb. 


9tr.  333— 338  (öonb  XV).  133 

336.    (p—xp  ?  (af)  M  203'.    Gegenüber  von  M§.571  Schluss: 
Imaginatio  est  facultas  (*  exhibendi)  reproducendi,  praevidendi, 
fingendi  ('  productio).  signandi. 

Leges  associationis  [praevis]  exspect:  casuum  similium.   c  bt'icht  ab. 


337.    (f-x  /  (afj  M  201'.    E 1 121. 

ßinbilbungSfroft  ift  ein  Sßermögen  gu  ©tenftcn  ber  freien  SBillfül^r. 
i^tjQntajte  ift  fte,  »enn  fte  ber  2öiÜfü^r  cntgegengeje^t  ift. 


337a,   (f—x.    M  198'.   E 1 163. 

^^t)rtfd)e  Urfad^e  ber  ©inbilbungen.   opium. 

2luf  berßinbilbung  berul^t  bieUntert)altung  mit  fid^  felbft,  imgleid^cn 
bie  SSorarbeitung  ber  Slnfc^läge,  ©infid^ten  unb  ©rfinbungen.  ©agacitaet. 
?Da§®emüt^  ift  auf  einer  continuirlic^en  D^icife  im^elbe  berßinbilbungen. 
2)iefe  58eranbern  fxd)  nic^t,  fonbern  ba§  ©emütf)  feine  ©teile  unter  il^nen. 
Wan  fpric^t  mit  ftc^  felbft,  man  fpielt  eine  dioUi  als  ^auptperfol^n.  2)cr 
5iarr  benft  laut;  ber  Äluge  »d^lt  unter  il^ncn. 


338.    (p—x  f  (g  f)  M  199'.    E 1 120. 

2)a825erm5gen,  einSilb  obcrftnnlic^cS^orftcllungöonbem  {'  obiect), 
maS  nic^t  gegenwärtig  ift,  gu  mact)en : 

JKeprobuctionS  ober  2)id)tung§oermögen 


einbtlbungöfraft  ift  actio.         ^bantafic  ift  pafftt). 
wir  fpielen  mit  i^r.  @ie  fpielt  mit  un8. 

®efe^  ber  affociation.  ®efe^  ift  nod)  nict)t  befannt, 

e.  g.  2)er  SSoQenbung. 


3  productio?  productiv  ?  ||  4  associat.  ||  Ich  setze  absichtlich  keine  Interpunction, 
25    um  den  Leser  nicht  voreinzunehmen,     exspect:  wird  wohl  als  exspectatio,   kaum    als 
exspectationis  zu  lesen  sein. 
11  ©agdtaet. 


134  Sleflejtonen  jut  3lnt:^ropoIogte. 

339.  ip.  um.  Eiin.im. 

2)a§3Ser mögen,  [feine]  biegolge  feiner  2?ergangenenßufianbe  in  einem 
33en)u[tfet)u  ^u  üerbinben.  memoria,  nid)t  reprobuctiue  ©inbilbungyfraft. 

2)ie  (ginne  geben  bie  Materie  ju  allen  unferen  23or[tellungen.  2)a= 
rau§  mact)t  erftlid)  "^(x^  3>ermögen  ju  bilben  [neue]  unabljangig  üon  ber 
®egentt)artber®egenftanbe  S^orfteOungen:  SSilbungSfraft,  imaginatio. 
2.  3)a§  SSermögen  3U  üergleict)en:  W\%  unb  Unterjct)eibnng'§fraft, 
iudicium  discretivum,  3.  2)a§  Sßermogen,  33or[te[tungen  nidit  mit  it)rem 
[Silbe]  ®egen[tanbe  unmittelbar,  fonbern  mittelft  einem  fteUüertretenben 
ju  Derfnüpfen,  b.  i.  ju  bejcidjnen. 


540.    i/^.  37  idl.  E  l  123. 

3)ie  imagination  i[t  ein  2?ermögen,  toaS  nad)  SBilfül^r  gebrandet 
»erben  fan. 

S^ie  pt)antarte  i[t  eine  beicegenbe  Äraft  ber  3]or[tenungen  unb  aud) 
untt)Ufüt)rlicI). 

2)ie  imagination  ftellt  SSilber  lebtiaft,  genau  bor;  bie  p'^antafte  treibt 
mit  ber  imagination  it)r  jpiel  unb  i[t  t^eil«  probuctiü,  tt)eilä  reprobuctio. 


341.   xp.   Midi.   EI  124. 

2)ie  ©inbilbung^fraft  ift  nicl)t  probuctio  in  2lnfel)ung  ber  empfiii= 
oungen,  jonbern  bloö  Slnjc^auungen.  ao 


342.    xp.  M  198.    E 1 127. 

SlCle  anfdjauung  aufjer  bem  ©inn  ift  (Sinbilbung. 


2  Der  1.  Absatz  ist  möglicherweise  erst  nach  dem  2.  geschrieben.  ||  8  discretivum? 
discretum  (so  E.)f  \\  9  E:  einer;  im  Ms.  steht  ohne  Zwei/el  einem  oder  einen.  Statt 
mittelft  hiesa  es  ursprünglich  mit-  88 


sftr.  339—347  (iBonb  XV).  195 

343.    ip.  M  i98.    EI  138. 

25ie  (Sinbilbiing  [oerfnüpft  ben]  üott  etmaS  au§  ber  öergangcnen  ßcit 
ift  reprobuction;  üon  etma^  au§  ber  fünftigen  3eit  vraeüifton;  Don  (ätroaS 
in  ber  ©egenroart  (?  al§  ben  ©innen  gegenwärtig)  ift  Söa^nftnn;  üon 
etiüQö,  toelcfaeä  gar  nic^t  jur(5rfat)rung  gehört,  ift  förbid^tung,  ©iUfu^rlic^. 


344.   ifj.  M  198.   EI  137. 

2)ie  ©inbilbungsfraft  al§  [probucttö]  obiectio  beftimmenb,  nic^t  in 
Seit,  ift  SSergleic^enb  ober  2)ic^tenb  ober  33ejeic^nenb, 


34S.    ip.  M 199.    EI  164. 

2Bie  (JinbilbungSfraft  fc^recfen  unb  %\xx^i  mad)t,  fo  bofe  ber  25crftanb 
jugleid^  biefer  §urct)t  n)ieberfprid)t,  aber  fte  nidjt  aufgebt. 

einbilbungSfraft  beg  DoUen  3at)len.  2)u^enb  2)ucaten.  a;Qffcn. 


346.  10.  M  194.    EI  119. 

2)te  (Sinbilbungefraft  mirb  entroeber  al§  Urfac^e  ber  SSorftetlnngen 
[(probuctiD)]  ober  alö  Urfacfee  ber  SSerbinbung  ber  SSorfteUungen  betradjtet. 
3m  erften  ^aüe  ift  fte  Facultas  fingendi.  2Bie  meit  get)t  \i(x%  33ermögen 
ju  bi(t)ten?  2)ie  ©inbilbungsfroft  oerfnüpft  entroeber  bie  SSorfteÜungen 
al§  3lnfd)auungen  [unterj  mit  einanber  ober  biefe  mit  ^Begriffen  (facultas 
Characteristica)« 

§.29  (V 11169-172). 
M  §.  554. 

347.  t^f  x'f  fxf  vf  (ti'fj  AI 242 e. 

(^  Jrunfen^eit,  ^ofnung  unb  ©c^laf.  tooburd^  5Kenfc^en  flc^  fclbft 
gegen  bie  Übel  beroafnen.) 


12  Vgl.  VII 195. 

22  Ich  drucke  in  dieser  Rfl.  alle  Bemerkungen  von  M  242e  ab,  die  sich  auf 
M  §.  554  beziehen,  und  zwar  in  der  Reihenfolge,  wie  sie  von  oben  nach  unten  a^f 
einander  folgen.  ||  23  a-Zusatz:  ^. 


136  SReflcf Ionen  jut  Slnt^ropologte. 

C  SBorum  betrinfen  pd)  öornemlic|  norbifc^e  SSoIfer  fo  flern?) 
(*  Sranbtroein  ift  ein  Derftot)lcner  Srunt    (*'  (Sid)  aüein  3U  be= 
trinfcn  jte!)t  fct)lc(t)t  aiiS  —  SranbteroeinO  opium.  ©aufen  mait  ro^ 
unb  tt)ilb,  bebt  bie  ©efeaiflfeit  auf.  6cl)laue  2lutmerfer  trinfcn  nic^t.) 
C  aSclebung  ber  ©efeUigfeit.)  5 

3uben  betrinfen  ftd)  nid)t  wegen  tl^re«8  bürgerlidben  Serbaltntffeg, 
Selber  nid)t  megen  ibreS  ®efcl)lect)t§  unb  ©etflUcbe  nict)t  wegen  it)re§ 
@tanbe§.  ^n  aUen  fl^oUen  traben  fte  S3et)utfamfeit  nott)ig.  ©ejeUigc^*  5Be» 
trinfen:  2Kittel  jur  §röl)lict)feit  (?  ni(t)t  aUein.  giictit  33ranbtroein).  2Beg« 
faüen  üon  S3ebut|amfeiten;  ein  nüct)terner  i[t  ungelegen  («  ®efpräct)ig).  10 
6ato.  (*  virtus  incaluit  mero.)  2)ie  £)eutfd)e  faxten  ibre  3ftatt)j(t)lü[je 
bc^m  trunf.  33erfcbiebenl^eit  ber  temperamente,  nict)t  ber  caracter  äufeert 
fic^.  eö  ift  ein  neu  fluidum  im  23iute.  Q  Db  bie  [mag]  entbaltung  Dom 
trunf  in  ©efeafcbaft  üerbacbtig  feq?) 

33eraufd)ungbcr2Bilben(«bermacaffarif(i)entflrfenburd)opium,baDg.)  15 

(*  ©ö  geziemt  ft(^  nidit  oor  3u"9e  leute,  beraujct)t  ju  jeijn.) 
93e^  ben  aftaten  f(t)roäd)t  ber  trunf  ben  SSerftanb  unb  oergröBert  bie 
eintriebe,  bei)  ben  europäern  ta§  lefete  nid)t. 
♦^«  ^ie  33el)utfamteit  unb  3urütl)altung  fdüt  tücg,  bie  bem  3Kenf(i^en 

gur  £aft  ift.  

2)ie  bef(t)n)erlid)e  fRo\le  ber  Sui"üff)altung  unb  affectation  föüt  im 
freunbfct)aftUc^en,  offnen  Umgänge  aeg.   6tumm  ju  trinfen  ift 
fcbdblic^. 
(Sbolerifdjc  werben  trojig  unb  t)änbelfüd)tig; 
fanguinifd)e:  SSerliebt  unb  einfc^meidjelnb; 
Phlegmatici:  ©efäUig; 
ÜJ?elancolif(^e:  2lnbäd)tTg.   ©d^roecr  getranf. 


in  vino  veritas 


36 


1 — 4  s-Zusätze:  (p—x-  \\  2 — 4  Vielleicht  sind  die  Worte  !^ebt  —  üuf  ein  g-Zusntz 
zu  SBranbtroein  ||  3  53ranbterrcin?  Sranbtroein?  ||  5  a-Zusatz:  X—(f.  \\  7  23Belber 

mit  nicl)t  (Z.  4)  durch  einen  Strich  (xIj)  verbunden.  \\  ®efd)leci)t  ||  10  s-Zusätze  von  30 
hier  bis  zum  Schluss:  70er— 80er  Jahre.  \\  11  9iatt)fd)l:  ||  13  bie  aus  baä  ||  15  macass: 
Zu  dem  s-Zusatz  vgl.  IX  364,  390,  397,  ferner  das  Gotthold^sche  Anthropologie- 
Heft  I  169:  „Wenn  ein  Maccassaer  Tobak  raucht  der  mit  Opium  befeuchtet  ist, 
und  eine  ganze  Pfeife  aus  raucht  so  wird  er  wüthend,  läuft  auf  der  Strasse  und 
mordet  was  ihm  vorkommt.  Mann  nennt  einen  solchen  Menschen  Mukler  [Amok- Läufer!],  35 
es  ist  eine  harte  Strafe  auf  dies  Vergehen  gesezt,  derjenige  der  einen  solchen  Menschen 
fangen  kann  erhält  eine  Prämie,  und  jener  wird  mit  den  empfindsamsten  Martern  zu  Tode 
gebracht."'  \\  19  bem?  ben?  ||  21  3urüft)altunQ??  Surüfljaltcn?  ||  22  3u  tr  aus  fic^  be 


SRr.  347—360  (SSanb  XV).  137 

{'  ^ang  ber  5J?enfc^en,  ftc^  gu  beraufc^en.    Ava,  Chica,  ^licöen« 
f(!^roQmm,  opium,  ^orfc^.) 


§.  30  (Vn  172-4). 

348,    xi  f  (:?)  M  382  c.    Sehr  wahrscheinlich  zu  M  §.  612: 
5  repraesento  entia  rationalia  (^  qvatenus  sunt  corpore  praedita)  non 

nisi  pro  figura  corporis,  praesertim  faciei  humanae. 
2)ic  äJorfteUungen  ber  ^{mlif(t)en  Siebe:  3J?iUoiu 


849,    X?  inf  ^f  V?  M  J99.    EI  130.    Zu  M§.  662  Schluss: 
2Bq§  fc^on  SSorgebilbet  i[t  (e.  g.  (Somoebie,  bie  id^  gclejen  ^abc), 
10  wirb  nic^t  fo  ftarf  empfunben. 


SSO.    v—x-    MW9'.    EI  131. 

2Barum  läuft  bie  itnagination  (»  ©piel  ber  (5inbilbung«fraft  ttirb 
überl)aupt  erleict)tcrt)  bcQ  ber  5}Juftf?  marum  ift  fte  be^  SSetoegungen, 
wobei)  mir  un§  felbft  in  rul)e  finben,  alg  beg  ber  ^Kannigfaltigfeit  ber 
16  Sluefict)!  ober  gleid)[ormigcn  ^Seroegungen  (» f^lamme,  23nc^)  ber  t^inger 
ober  %i\\\t,  an  einerlei  obiett  gebalten  unb  mad^t  gleicbjam  einen  feflen 
^unft  au§,  woran  wir  bie  3^«  fnüpfcn,  auf  welche  wir  be^  bem  Derjc^ie» 


5  praedi?   praed:??||  5—7  Zur  Sache  vgl.  VII 172,   178,  400.  —  mUon 
wird  von  Kant   offenbar  als  Beispiel  dafür   erwähnt,    dass    man  die    t)tntlljc^e  8tebe 

20  nicht  anders  als  in  Menschengestalt  vorstellig  machen  kann.  Man  wird  vor  allem  an 
die  Schilderung  Gottes  und  Christi  (vor  seiner  Menschwerdung)  im  „Verlorenen 
Paradies'"''  denken  müssen.  Das  wird  durch  das  Philippi'' sehe  Anthropologie- Heft 
Bl.  6"  bestätigt:  „Es  ist  wunderbar  dass  wir  durch  die  strengste  Anstrengung  des 
Dichtungsvermögen   uns   keine  Gestalt  vorstellen   können,   die  für  denkende  Wesen   an- 

25    ständiger  wäre,  als  die  wir  jetzt  haben.     Man  siehts  aus  Miltons  Paradiese.    Woraus 
wir  sehen  dass  die  menschliche  Gestalt  das  erste  Muster  der  Schönheit  ist.'''' 
12 — lö  Die  Zusätze  stammen  vielleicht  erst  aus  w. 


138  9?ef(ejtonen  jur  Slnt^ropologte. 

benen  f^Utgc  bcr  @tnbilbung§fraft  töieber  guriict  festen.  SBarum  belebt 
uns  ber  Slnblif  einer  ö^ofeen  SSerjamlung  Don  menjdjen  unb  rü^rt  un§ 
mtt  adjtung? 


3Ö1.    <f—X'    ^n99'.    Ell  189. 

SBotier  fomt,  bafe  bie  erfte  3bee,  J)te  jtd)  ber  3Ser[tanb  über  ein  Softem 
Don  SSorfteilungen  mact)t,  gemeiniglid)  me^r  in  ftc^  fa^t,  o\§>  man  in  ber 
5olge  burc^  langfame  SSemü^ung  entiüicfeln  tan. 


Von  dem  sinnlichen  Dichtungsvermögen 
nach  seinen  verschiedenen  Arten. 

§.  31  (VII 174—177). 

M  §.  560—561.  589—594. 

352,  Sftj'^f  K^f  Q^'f  (v*  fj  M  207'.  E  1 128.  Gegenüber  von  M 
§.578: 

Dh  btc  Silber  im  ©e'^irne  ober  in  ber  Seele  aufbelialten  üjerben? 

33on  bem  Unn)iÜfüt)rlict)en  ßaufe  ber  p^antafte, 

Ob  ber  ^lufe  ber  pljautafte,  auc^  bie  birection  i^rer  53ilbung0fraft, 
oon  bem  ®et)irn  ^erü^re? 


333.   x^f  ((?f)  (ri^f  fif)  M  199'.  E 1 152. 156.  Zu  M§.  561: 
3been  ftnb  entioeber  begleitenb  (^  benad)bart  nact)  3fiaum  unb  Qext) 

ober  Dermanbt;  beqberleQ  tonnen  fic^  Dergejeüfc^aften,  aber  bie  ameQte  2lrt  20 

i[t  natürlid)  afjociirt. 

5  bQ&  fehlt,  schon  von  E.  ergänzt.  E.  weist  auch  schon  auf  die  inhalt- 
liche Berührung  dieser  Rfl.  mit  der  ^rtttf  ber  reinen  SBernunft  2.  Aufl.  S.  862 
(III 539— 40)  hin. 

19   Als   der  s-Zusatz  (ISOis)   hinzugefügt  wurde  (x^—tf),    klammerte   Kant   25 
begleitenb  ein  und  setzte  drei  Worte  hinzu,  so  dass  der  erste  Satz  jetzt  lautet:  S^een 
fiiib  entroeber  einträdjtig  ober  benachbart  noi^  9fiaum  unb  3tit  ober  Derroanbt: 
ßaujalttaet;  bet)berteQ  etc.  \\  21  notürl:  ||  affociirt  vom  zweiten  l  ab  unsicher. 


rtr.  350-356  (SBanb  XV).  139 

(*  5n  ber  [©ef]  Unterrebung  muffen  aUe  brei)  Slrten  ber  affociotion 

Cbe^b]  Derbiinben  irerben.    2)ie  jttieg  erfte  machen  ftnnUc^e,  bie  le^te 

tnteUectuele  ßinl)citO 

2Bie  man  au5  ber  S^erbinbung  geroiffer  S^een  in  Übergangen  üon 

einer  Waterie  i^ur  anberen  bei)m  @prect)en  ot)ne  fid)tbare  3?erbinDung  baS 

ßmifdienglieb  erratt)en*  unb  baburd)  ben  ^enjdjen  unb  tt)aS  er  benft  er» 

for|ct)en  fan.   9lotl)ige  23e^utfamfeit  nor  ieben. 

*(»  e§  interpoliren  fan.    5DZannigfaltigfeit  unb  continuitaet  beS 
Sufammen^angcS,  3"9lfi(i)  unb  in  ber  folge. 

ÜI?an  mufe  in  bem  .ipaufe  eineö  ge^enften  ni(!^t  üon  [triefen  reben.) 


3S4.    x^f  v'f^fg^f  M  199'.    E 1 151.    Zu  M§.  561: 

2)er  ®runb  ber  offociation  ift;  1.  bie  @inerIeQ{)eit  ber  SSorftellungcn; 

2.  il^rer  Segleitung  (^  al§  Urfadie  unb  2Birfung);  3,  il^rer  Stelle  in  ^laum 

unb  ßeit.    2)er  2auf  ber  ßinbilbungen  mirb  get)emt:  a.  burd)  neue  finn* 

15  lid)e  (ämpfinbungen;  b.  burc^  2Billfü^r;  c,  burd)  bie  größere  @tärfe  einer 

öor  ber  anberen. 


355.    Xf  ^!  a'  i  af  <f' f  M  199.    E I W.    Zu  M §.  561: 

3)ie  3?ern}anbtfd)aft  (*  2l^nlid)feit  ober  2lbftammung)  unb  Üiaciöbar« 
fdiaft  (s  (jRaum)  ober  Segleitung  (Seit))  ift  ein  ®runb  ber  23ergefefl» 
20  fc^aftung  ober  Se^gefeUung. 


35e,    r—x.    M199'.    E 1 150. 

2Bir  benfen  feiten  beQ  bem  ßid)t  an  f^infterntS,  be^m  ®Iü(f  anS 

ßlenb,  bei)  ber  ßufriebenl^eit  an  fd)mer^;  aber  umgefebrt  ieber3eit.   33er= 

fo^nte  ^einbe  benfen  bod)  Dielleid)t  öfterer  an  i!^re  oormalige  ^einbfd)aft 

25  alö  enf^n)et)ete  ^reunbe,  barum  toeil  t(x?)  gemüt^  fic^  beg  ienen  applaubirt. 


4  grciffcr?  jioiyfer.»  E:  jtüifc^en;  unmöglich.  \\  in  Übergangen?  tm  Übergon^ 
(so  E.)??  II  7  iebcn?  iebem?  ||  8  g-Zusatz  vielleicht  aus  späterer  Zeit,  spätestem 
aus  den  70er  Jahren. 

14  E:  ©inbilbung 
so  24  öfterer?  oftereiä? 


140  SRefIejtonen  jut  Slnt^ropologie. 

2Bir  benfcn  bod^  bc^m  ßaminfeucr  an  ben  armen  2Banbcr8mann, 
aber  nur  um  unjcr  2Sergnügcn  ju  er^öl)cn. 


357,    r-yj  t^ff  x^ff  fx??   M  198'.    E  1 265.    Zu  M  §.  560 : 
©in  iebcr  2)rucf  aufö  ®e{)irn,  ber,  nad)  bem  bie  Urjac^e  aufßetjört 

^ai,  nod)  unroiHfü^rUc^  fortbauert  unb  jtd)  erneuert,  ift  eine  ^Berle^ung. 

e.  g.   SBenn  einem  ba^,  vorüber  man  ©ebadjt  ^at,  nod^  leinten  l^er  im 

^opfc  liegt,   ^an  mufe  ftd^  jerftreuen  (bifjipiren).    2)ic  unmiUfürlic^e 

Serftreuung  i[t  biftraction. 


§.31.  32  (VII 178— 182). 
M  §.562—571.   590—594. 

358,    ^f  Q'f  af  (q>'f)Xn  M199.    EI  159.    Unter  M §.  563 : 
©inbilbungSfraft  fteUt  un§  9J?enf(^en,  oon  benen  wir  23ofeS  gehört 

^abcn  ober  bie  mit  fol(t)en  eine  3lt)nli(t)feit  be§  5Rat)meng  l)aben  ober 

baöon  ab[tammen,  (X)x^  oft  in  miebriger  ®e[talt  oor. 
^Ijuntafie  be^  einem  Sügner, 


,359.    ip^.    L  Bl.  Ha  11.    S.  I: 

23om  ?Ra(I)mad)en  (ba§  iu^ere),  5Rad)äffen  (ben  Schein),  5Ra(!)t^un 
(haS  innere);  ju  biejem  bie  Übung  (5Ra(^at)men).  2)a§  Unmillfübrlid^e 
9lac^t^un  bei  trampfigten  Semegungen,  alö  ©d^nen,  ßpilepfte,  @t.  5ßeit«= 
tan^.  SüBenn  iemanb  faQen  roiü,  mie  ber  3ufd)auer  ftd)  geberbet,  al§  motte  20 
er  jid)  felbft  üor  bem  f^atten  bewahren,  ober  mit  [tonnen,  wenn  ein  anbercr 
ma«  l)ebt.   5Kitlac^en. 


6  Statt  e  im  Ms.  das  Sigel  för  etc.  ||  noci^?  noc^?  ||  7  untoittfürfUrfie 
13  bfe  fehlt  im  Ms.,  ist  auch  schon  von  E.  hinzugesetzt. 

19  frampfigtcn»?  frompfigfen?  fTompftgften?.»  ||  20  roolte?  roollc??  25 


5ßr.  356-363  (23anb  XV).  141 

SßO.    X—l    M200.    EI  126.    Zu  M §.563  Schluss: 

®ic  felten^eitl^crDorfted^enber  ßinbrücfe  mad)t  ftar!c  ^lad^bilbungen. 


361.    X—af  (cp'f)  M  200'.    E  1 126.    Zu  M  §.  563  Schluss: 
("  3Ba§  öfters  empfunben  ttjorben,  [ift]  wirb  leidster, toaS  feiten 
5       empfunben,  ftdrfcr  reprobucirt.) 

©in  ieber  ©tarfer  ßinbrucf  fül)rt  ba§  ®an§e  ®efoIge  ber  b^flleitenbcn 
SSorfteüungen  mit  ftd^. 

SBoDon  id),  i^t  berßinbrucf  f\6)  fd^add^etc,  üicl®ebrauc^  machte,  bog 
töieber^olt  ftc^  leidet. 
10         (ä^ftenfioe,  ^rotcnjtoe,  3ntenjtoc  ®röfee  ber  imagination. 


362.    Q2fv—cpfffifJM200'.    Zu  M §.564: 

[®te  neutgfett  in  ber  Siebe  mad^t,  büfe  bie  Jßerfol^n  einen  immer  wie  ein 
ft^otten  begleitet.] 

SSiele  ^crfo^nen  gefallen  mc^r,  aenn  man  abmefenb  ift,  al3  gegen« 
roartig.  <Selbft  in  bem,  mag  idl)  fe^e,  t^ut  bie  imagination  \iai  ttefentUd^e 
in  anfe^ung  ber  rü^rung  unb  rei^.  («  2)ie  affociirte  SSilber  ber  3Ra(^t, 
bcö  ßafterg.) 


565.    X—G.    M200'.    ZuM§.565: 

^linbe  l^aben  ftarfe  imagination.    qvinze  vingt 

2)ie  (Stärfe  ber  imagination:  eine«,  bereinem  anbern  n>a« nad&tl&un 

fan  (9  noc^dffen). 

—  —     —         —       :  im  f^inftem  afleS  ju  treffen. 

—  —     —         —       :  SBaaifiu«  im  9lec^nen. 


4L  s-Zusatz:  gät  v—(pf  (fxf)  \\  leichter»  teifer  (so  E.)fff  ||  *  maä^t 

25  IG  s- Zusatz :  (f  — ;f . 

19  Das  Ho^ital  „des  Quinze-Vingta''^  in  Paris  wurde  1254  von  Ludwig  IX. 
für  300  arme  Blinde  gestiftet.  \\  21  Als  Kant  den  g-Ztisatz  schrieb,  strich  er  die 
Worte  eineä  —  anbern  aus  und  Hess  die  drei  letzten  wohl  nur  aus  Versehn  atehn.  |{ 
23  VgL  Dorniger  Anthropologie- Heß  42:  „Wallisius  einer  der  grfösstenj  Mathematiker 

30    vorigen   Saeculi  war  in  seiner  Jugend  gefährlich  krank  gewesen    Als    er   eioh    aber 


142  JRefIejionen  jur  Slnf^ropolo^tc. 

(« @in  rebner  [mu^  f],  comoebiant,  poet  mu§  fid)  imaginiren  («  ba§, 
tDttS  er  tt)ut,  nad)  bem  effeft  bei)  anberen),  [entroeber  fic^]  iener:  bamit 
er  empfiube,  biefer:  na(^at)me.) 


364,  t^?K'f  frj^f  lii?)  M20r.  E Ii6L  165.  149.  172.  169.  Zu 
M§.567: 

(«  ©ie  Imagination  roirb  beq  SSorliebe  ober  affect  üon  ber  2ln-- 
|(i^auung  nidit  unterfct)ieben. 

2)ie  33ilber  ftnb  burd)  Ictbenjcftaft  faifcf)  (*  SSerltebte  in  ber  Oi^-- 
tt5efenl)eit)  unb  tf)un  met)r,  ben  2J?enfc^en  ber  finnlid)fett  i^u  untertuerfen, 
alä  bie  ©mpfinbungen. 

£)at)er  äfiegiment  über  bie  imagination.) 
(*  Söfl^tlofe  pt)antarie  bet)  {)i)pod)onbriic^en.  23ei)  2Iberglaubifd)en. 
ftarfe  p^antape:  orientalijc^e  SSölfer.    e.  g.  :perfoni[tcirte  SSilb» 
faulen.) 
2)ie  ßinbilbung  wirb  fe{)r  babur^  erleichtert,  bafe  man  be^m  red^nen 
pd)  felb[t  ßa^l^n  ^n  bie  luft  ;\eid)net. 

2)ie  QSerfel)rtt)eit  ber  vl)antafie  («  nid^t  ben  «Sinnen  geniäfe)  ift  ent* 
roeber  bie  3f{egeUofigfeit  (*  üerrairrt):  bie  wirb  burd)  SSerftanb  oerbei'jert, 
ober  bie  Unbdnbigfeit  {^  au§jd)n3eirenb)  («  Sügellofigfett);  bie  roirb  burd) 
finne  gebe|'|ert,  §alfc^  ober  au^fc^n^eifenb.  3.  @.  Sßec^fel  ber  SJiaterien 
im  €pred)en. 


langsam  erholte  gab  man  ihm  wehrend  der  Zeit  Romanen  zu  lesen  die  ihm  auch 
gefielen,  da  er  wenig  Aufmerksamkeit  dm/  wenden  dürfte  Aber  als  er  hernach 
wieder  andre  Schriften  lass  so  merkte  er,  dass  er  alles  was  er  las  vergösse  Er 
zwang  sich  daher  mit  vieler  Mühe  aus  einer  Zahl  von  10  Ziffern  das  QfuadratJ  heraus-  S6 
zuziehen  bis  er  sich  denn  wieder  sein  Gedächtniss  so  strirkte,  dass  er  das  gelesene 
behielt.''''  In  Starkes  „Menschenkunde'"''  S.  145  wird  die  Anekdote  von  Saunderson  er- 
zählt; es  handelt  sich  dort  um  eine  „Cubikwurzel  mit  12  Zahlen'-'-.  Vgl.  Paroiv'sches 
Anthropologie- Heft  96 :  „Man  sagt,  dass  Valesius  [Brauer  40:  Veleius]  ein  Mathematiker 
eine  so  starke  Imagination  gehabt  habe,  dass  er  aus  einer  Rei/ie  von  15  bis  20  Ziffern  3ii 
die  Cubic  Wurzel  im  Finstern  habe  ausziehen  k5nne[n  ].'-'■ 

1 — 3   Diese  Zeilen  stammen  aus  q^  oder  v — (f,  kaum  aus  y,  der  eingeschobene 
8-Zusatz  aus  (p. 

ß — 11  Diese  Zeilen  stammen  aus  p2  oder  v — ;/,  kaum  \p  oder  fji,  der  s-Zusatz 
in  Z.  8 — 9  aus  i/'-  |l  12 — 14  Diese  Zeilen  stammen  aus  p2  oder  aus  v — xp.  \\  Vgl.  VII   85 
t81i8~a6.\\17  ben  ©innen.»  bem©inne  (so  E.)n\\17ff.  s- Zusätze:  70er  bis  80er  Jahre. 


mt.  363—367  (93anb  XV).  143 

(«  €dt)tt}ad)e  ber  pl)antQfie:  \ 

9ftegellofe  modit  Untüol^re  ^iftorifer,  Sügner;  SScrfe{)rtc.  1 

Sügellofe  (*'  milb,)  rnad)!  ©c^radrmer.  ©tet)t  nid)t  unter  Sßillfül^r./ 
*  ^^antaft:  fofeln  (^mit  ber  ptiantofie  fpielen)  ober  fc^marmen («'wenn 
bie  ^^antafte  mit  un§  fortläuft). 
(Bd)ma6)t  ^^antafte  mit  oiel  SSerftanb.    trofen. 
^t)Qntafte  orientalifdjer  25ölfer.   SBilbfdulen. 
^l)antafte  be§  Slbcnbg  me^r  al^^l^orgenb^.  (''SSei^Äinbern  lebhaft.) 
Originalitaet  ober  aiiä)  «geltfamfeit. 
9teUgiou§feQerli(^feiten.  $omp.  SSilber, 


363,    (f—x?  (of)  M2ÜI'.  EI  168.    Zu  M  §.567: 
2)ie  imagination  in  ber  anfct)auung  felbft  ift  bie  ©tärfe  ber  opper* 
ception,  eS  auf  fid)  felbft  ;^u  appliciren.    5J?an  fann  nidjt  6^irurgif(^e 
Operationen  fe^en.  £)Der  in  ber  23efd)reibung  oon  iät)er  ^ö^e. 


15  566.    x^  ?  (rit  f)  M  203 '.    Zu  M  §.  571  : 

3)ie  (gtörfe  ber  ©iubilbungsfraft  wirb  entmeber  betrad)tet  nad)  ber 
Äraft,  bie  fie  aufg  (Subiect  ausübt;  ^.  6.  ber  (äfel  au§  ettoaö,  maS  man 
jte^t  ober  gefet)en  ^at.  2)ag  ©raufen  über  ein  moglid)  Unglüf,  ober  nad^ 
ber  Äraft,  baburd)  fie  fid^  auf  obiecten  be5iet)t(^  j.ß.^al^ler,  (Somoebiant, 

20  2)id)ter).   fene  ift  ein  leiben,  paffion,  unb  ber  2BiCltü^r  ber  Seele  nic^t 
unterworfen. 

367.    ^f  nfaf  fff  xf    M 203 '.    Zu  M §. 571: 
Sd)tt)a(!^e  ©inbilbung^fraft  mad^t  fet)r  unempfinblic^  gegen  35e= 
fd^reibungen» 


25  1—3:  v—\p.  II  ©c^iD^e?  (Spract)e  (so  E.)f?  \\  3  luilb  vielleicht  zu  «ßfiantaft 

gehörig.  \\  Statt  mac^t  im  Ms.  ein  freier  Raum  unter  moc^t  in  Z.  2.  \\  4 — 10:  xp.  || 
8  ÜKorgenbS  ist  mit  trofen  und  S3et)  durch  je  einen  Strich  verbunden.  ||  10  feiert: 

14  in?  rtid)t?  Vor  in  ist  wohl  zu  ergänzen:  2)ie  Smaflinotton.     Ist  im  Ms. 
das   oft  gebrauchte  Sigel  für   nic^t   zu    lesen.,   so  wäre  nach  .^öt)e  etwa  zu  ergänzen: 

30  lauf(^cn,  o^nc  oom  ©d)roinbet  befallen  ju  roetben.    Vgl.  VII 1789— is- 


144  9tef(ejionen  jur  Slntl^ropologie. 

368.    (pJ.    M2I3.    EI  167.    ZuM§,592: 

SBarum  mand^cn  Sag  atte  p^antaftcn  fo  laufen,  oX§>  tocnn  cä  bet 
folgenbe  3;ag  märe,  ober  alä  icenn  morgen  ber  2;ag  wäre,  ber  er[t  Über» 
morgen  Ift? 


Seg,    g)—xf(af)M203'.    ZuM§.571: 

2)ie  :p^antajte  peccirt  entroeber  in  defectu  (fd)03a(i))  ober  excessu 
(au8f(i)n3eitenb);  biele^tcreift  entiüeberßügelloS,  fo  fern  pemcl)t  unter 
ber  5D^a(^t  ber  2BiUtut)r  fte^t,  ober  3flegeUo§,  fo  fern  fte  [nic^t]  ber 
3fiegel  beS  SSerftanbeS  mieberfprtc^t 

25ie  ^^antafte  bebarf  einer  biiSciplin,  bie  ©inbilbungSfraft  einer  in« 
ftruction.   Tlan  mu^  iene bänbigen,  biefe fruchtbar unb regelnidfeig  machen. 


370,    x^.    M202'.    EI  170.  171. 
(9  ^au^jtftuf  beS  genieg.   Kultur  burd^  ©ebidjte.) 

ßinbilbungöfraft  ift  bie  3)iencrin  [unf]  ber  auberen  Gräfte,  beS 
2Bi^eS,  beS  SSerftanbeS  ic  jc.  @S  ift  eine  8lrt  oon  @inn,  ber  bie  ®egen=  15 
ftänbe  nac^  belieben  l^erbeq  Saw^e^^n  ober  oerjagen,  in  ^elligfeit  fe^en 
unb  oerbunfcln  fan.  Sie  ift  bie  not^menbigfte  aller  ßrtentniöfrafte  näc^ft 
ben  ©innen,  fan  aber  bcn  ^Wangel  eine§  berfelben  nic^t  ganj  erfe^en. 
(f  2)i(fetenb  ober  ßrinnernb.)   6ie  ift  ber  Söilfü^r  unterworfen. 

^I^antafie  ift  unfer  guter  genius  ober  daemon,  tteld)er  bie  ^errfd^aft  «0 
unferer  2Bilfüt)r  oeracl)tet  unb  ftc^,  ob  pe  gleid^  bifcipUnirt  fe^n  möd)te, 
boi  oft  in  §re))^eit  fe^t  unb  mit  bem  5J?enfd)en  baoon  rennt  (9  Unferer 
2Billfül)r  ju  untermerfen).  «Sie  ift  bie  QoeQe  aller  unferer  [greubcn]  ent» 
jütfenbeften  ^reuben,  imgleicijen  unferer  Reiben.  2)ie  Siebe  lebt  bloS  burd) 
fle.  [ß^]  2)ie  (S^re  ift  gleic^fam  ein  Suftroefen,  waS  blo§  in  i^r  eine  2Birf=  25 
lid^feit  l)at.  2)er  ®eife  bient  bloö  ber  p^antafie  Dom  glüdilidjen  geben,  ba§> 
burc^  fo  oiel  ©lücfögüter  möglid)  ift.  2)ie  p^antaften  erftrecfen  ftd)  bis 
äum  ®rabe  ^in.  Srocfen  ober  luftig  ju  liegen,  auf  ®rabfteinen  gelefen  ju 


14   Ärofte?  Gräften?  II  19   E.   schiebt  den   g-Zusatz   nach   ^P^ontofie   IPI   ein 
und  Keat  ihn  als:  bftfter  ober  frei  unb  ||  22  Unferer?  Unfer»  Unfere?»  ||  23  unter-   so 
loerfenn  Unterwerfung.«  unterwerfen  Ift?.«  \\28  E:  luftig.    Inhaltlich  vgl.  VII 137. 


9lr.  068-371  (33anb  XV).  145 

werben,  erfreut  un§,  bie  lüir  in  ber  p^antafte  aläbenn  leben  unb  e§  mit 
anfctiauen  (y  iöolle  ßa'^len).  Sßir  fönnen  ol^ne  fie  nic^t  einfame  6tunben 
uerfür^en.  3Sermittel[t  il^rer  tt)un  wir  Steifen,  regiren  ßänber  2C  k.  2Ber 
fie  nic^tju  gä^men  weife,  ift  ein  p^antaft;  [wer  ftc]  bei)  mem  [fie]  ftd^  bie 
ßügeQofe  p^antofte  mit^been  be§  guten  affociirt:  ein  ßntl^ufiaft.  33et) 
bem  fte  regellos  ift:  ein  Sirdumer,  (?  ift  fte  gugleid^  ßügelloä,  Über= 
fd^roenglic^),  ba^n  au(^  ber  (Sdira ärmer. gehört.  2)ie  ®rofete  Äranf^eit 
ber  ^^antofie  ift  bie  Sftegellofigfeit,  ba  fte  mit  bem  SSerftanbe  nidjt  ein* 
ftimmt  unb  [fie]  bie  6teHe  feiner  begriffe  einnimmt.  2)afe  bie  göttliche 
9tegirung  eine  2lrt  öon  ^of^altuug  feg,  toeldje  burd)  minifterS  gefüt)rt 
wirb  unb  ©ünftlinge,  too  ®efcl)enfe  unb  bemiitige  Slufmartungen  unb 
©unftbemerbung  me^r  qI§  ber  gute  SebenSroanbel  au§ri(l)ten,  ift  ein  be= 
trüglict)e§  Silb  ber  pl)antaf\e,  roeld^eS  ben  SSerftanbeöbegrif  üon  3teligton 
üerbrengt.  2)ie  SSernunft  mufe  l)errf(j^en  unb  bie  einbilbuugSfraft  o^ne 
p^antafte  i^r  ju  2)ienften  fegn. 


Von  dem  Vermögen  der  Vergegenwärtigung  des  Vergangenen  und 
Künftigen  durch  die  Einbildungskraft. 

§.  34  (VII 182—5). 

371.  ^fifxfXf  Oi  f)  M  207'.  E II 368.  Zu  M  §.  579: 
£)bgleid^  bie  ßeit  nur  eine  bimcnfion  l)Qt,  fo  fmb  bod)  in  ber  Äraft 
ber  SSorfteflung  mtrflic^  breq:  nemlid)  ha^  ©egenmärtige  wirb  mit  aUen 
©lementen  be§  SSergangenen  nid)t  allein  oerfnüpft,  fonbern  baburc^  in 
2Birffamfeit  ®efe^t  unb  gleic^fam  multiplicirt,  um  fid)  einen  SSegrif  üon 
ber  ©egenmart  ;^u  machen.  2)iefeS  ^robuft  in  bie  bimenfton  ber  3"fui^ft 
multiplicirt  giebt  bie  3Sorau§fe^ung.  <So  ift  boS  factum  qu§  ber  Dorigen 
©rfol^rung  in  bie  SSeobadjtung  ber  ©egenroartigen  ßeit  ein  ßrfenntniö 
®runb  be§  ©egenmartigen  ßuftanbeS  ber  2Belt,  unb  begbeS  in  bie  fünfttge 
ßeit  [bet]  ein  ©runb  ber  Sßor^crfe^ung.  9lur  \)(xi  bie  eigentlid^e  ®egen^ 
wart  gar  fein  ?!J?aa§  an  fid^  ber  ßeit  nad^,  obgleich  ber  große  ber  @r* 

"4  l>er  (/-Zusatz  steht  übtr  erfreut  un§.  Zur  Sache  vgl.  VII 195.  \\  6—7  Ick 
fasse  den  g-Zusatz  als  nähere  Bestimmung  zu  ©d)lt)ärnier  auf.  Man  kann  aber  auch 
mit  E.  nach  ^llQefloS  ein  Kolon  machen  und  also  Überfd^ioencjlid^  zu  ^^ontoft, 
@ntf)Uftaft  etc.  in   Parallele  setzen. 


146  Steflejionen  juv  '^ntt)vopologte, 

fentnt^  nac^.  2lud)  öerdnbern  alle  3)tnge  continuirlid)  itjte  SteQe  in  ber 
Seit,  030  i)a§  3u9leict)fei)n  bie  ©egenmart  in  einem  jeben  2t)eile  ber  ßeit 
auSbrüft  unb  ein  probuct  au§mact)t  beäienigen,  maS  \)a  loirElid)  i[t  unb 
geroefen,  b.  i.  be^  ®efe^e§  ber  ä^eranberungen  ober  ber  Se^arrlid)feit, 
n)eld)e§  mirfltd)  angetroffen  wirb  unb  ein  ®runb  i[t  be§  künftigen,  ©enn 
bie  Buftänbe,  bie  folgen  joden,  [liegen]  fmb  nid)t  aöein  im  ©egenroartigen 
gegrünbet,  g.  g.  2)q6  ber  Äorper  an  biefem  Drte  feq,  fonbern  bofe  er  im 
ßuftanbe  ber  SSerönberung  biefeä  £)rt§  fei),  b.  i.  ftct)  bewege;  unb  alfo 
getiort  aud)  ba§  SSergangene  gum  (äntfte^en  be^  künftigen. 


.!^r;^.    X-' ?  /.ifijf  (tff  V  f)  M  207'.    E II 369.    Zu  M  §.  679: 
Unfere  S3erjriffe  [^oben]  fönnen  3  bimenfionen  l)Qben.   £)a§  maä  3U= 
gleict)  ift,  ü3qö  üort)er,  toaS  nact)l)er  ift.   2)er  5Begrif  be§  ©egenmartigen 
ift  eine  application  be§  ^Vergangenen  auf  gegenwärtige  @rf(t)einungen, 
ber  be§  künftigen  Dom  Segriff  be§  ©egenroartigen  auf§  künftige. 


A.   Vom  Gedächtnias. 
Mi^.  579—588. 


373.  -q^f  c2?  x3?  fi?  Q^f  vf  M  -JikH'.  E  I  17.'>.  176.  180.  178.  31/. 
179.    Zu  M§.  680—2: 

(s  2)ag  @ebäd)tni§  ift  bie  p'^antafie  mit  23emuftfei)n.   '^n  lser= 
binbung  mit  ber  3eit  l^ei^tg  Erinnerung.   2)ie  J^anblung,  woburci^  id)  ->' 
mir  tt)a§  erinnere,  ift  ba§  23eftnnen.) 
2)ai§  ®ebäct)tni§  ift  bie  5Rac^t  ber  Sßinfii^r  über  beliebige  einfaiU 
bungen  (»  actus  ber  reprobuction).   %\  barin  Don  ber  Imagination  unter= 

6  allein?  alic  (su  IQf?  \\  im?'  in  (so  H.)? 

J4  t)om  S3egriff?  öon  Segriffen  (so  E.)??  sr. 

_/.9  Dient f  s-Zitvatz  stammt  viel/eicht  schon  ati'<  x',  a/idern/uäs  ebtnsu  icit  die 
iibriyen  (abgesehen  vtui  14724)  aus  Jen  lOer  Jahren.  \\  ^i'i  einbilbungen'^  einbilbung?  || 
Vher  den  Worten  Über  beliebige,  sowie  über  actus  ber,  die  iJirerseits  irieder  über 
einbitblingen  '<tehen,  ist  in  y.l  oder  in  den  70er  Ja/i reu  hinzugesetzt:  'S)\txepX0bnd\0X\ 
tlCIC^bilbung.      Zug/eich   mit   dieser    Hiiizii/iigitng   (kaam  schon  früher)   wurden  dann  die  3U 

W'nrte  beliebige  einbilbungeii  durchstrichen. 


3lx.  371— o73  (23anb  XV).  147 

f(t)ieben,  ba^  bei)  biefer  bie  33ilber  in  einem  natürli(!^en  3ufammen^ange 
ftiefeen,  in  [bief]  jenem  aber  nac^  SBiUfü^r  aufgeoie!!  werben,  [olglic^  mit 
^emuftfetjn. 

2)ie  imagination  fan  ftar!  unb  lebhaft,  ba§  ®ebä(!^tni§  aber  fd^mad^ 
s  feqn,  loeil  man  nid)t  aufeer  biefem  ^^lufee  burc^  eine  affocirte  ibee  gleich 
i>a§  bamit  üerbunbene  ermecfen  fan. 

3)?an  fan  ficf)  leichter  ber  auSbrüfe  ber  5Kutterfpra(i^e  beq  ©elegen^ 
^eit  einer  fremben  aU  umgefe^rt  erinnern  unb  et)er  Dom  2Borte  au[  bie 
'Bai^i  a\§  öon  biefen  auf  jene§  fommen.  Sn  unfrer  3)?utterfprad)e  jinb 
1"  mir  öon  ben  fachen  ju  SBorten,  in  einer  fremben  üon  ben  SBorten  juSad^en 
gefommen;  ba^er  in  ber  unbefannten  bie  SBorte  bie  (Sachen  unb  alsben 
baburd)  bie  2)iutterfprad^e  geben,  aber  umgefe^rt  nic^t. 

etma§  (^  balb)  in§  ®ebac^tni§  fafecn,  i.  e.  balb  barauf  ftc^  er= 

Innern  fönnen, 
1^  lange  bel)alten   (ftnb  feiten  be^fammen), 

leid)t  erinnern. 
2)a§  erfte  gef(f)ie^t  nad^  ®efe^en  ber  Imagination,  ba§  jmeQte  burd) 
5öerbinbungmitbem33erftanb,ba§brittemitber5kigung.  [©emec^felungenj 
föine  falfd^e  (Srinnerung  mad)t,  ba§  biefe  ofterS  norfomt.    OKilten  im 
•jo  fpred)en  erinnert  man  ftd)  leid)ter,  al§  wenn  man  unmittelbar  ®ef  ragt  wirb. 
2llte  erinnern  fxd)  oiel  au§  3ugc»M^^i"C"f  Q^^r  "i^t  Don  ©eftern. 
5Jfan  mufe  '5ädt)er  oor  @ad)en  l)aben,  um  fid^  leidet  gu  erinnern. 
C^pod^en  gur  l)i[torie  unb  djarten  jur  politic, 
(*  Ars  mnemonica.) 
•-;5         33e^enbeg  Sefinnen. 

treu  gebad)tniä.    ^erftaub. 
iubiciöfeS. 

^üdjer:  ob  fie  ta^  ®ebad)tni§  fd)mnd)en. 
Slnbenfen.   Seid)tfin. 
30         |^latterl)afte§  58ergeffen. 

(*  treu.   5öi0  in  meld)eö  2llter  man  ha^  memorirte  2Bieberl)olen 

J  E:  ayfociirte  |I  .9  /•.'.-  biefer  j|  /"  Ursprihiylali:  lüir  düii   ben  iBorteit  \\x 
]<xä)i\\  in  einer  fremben  üoii  ben  @ad)en  5U  SBorten;  ddini  inm/t^/i  dun-li   iilicr- 

(/r.-<ft:tf   1    und  '2  SBotten    (//'(/  toadien   ji;l,'.sii,al  rertauscht.       E.   lutt    die    Zaidfii    id»-!- 
3S  .s'V/f-//.  IJ   13  Siiili    fü^en   und  erinnern  (/..  !>>)  -stellt  je   eine  Sc/diissf,/ainmer  ohne  eiit- 
npi-fehrndi-  Aiijiiiiynklinnmer.  \\  '41  Sllte,    irie  es  xrhelnt,   aus  (Einige  l|  24  Der  .'i-Zusut; 
(i/.-;  .slr/il   rer/ils   run  Z.1'1      J'J.  |,  .>  /  /v/-  s-Zits,it:  st'-lit   rechts   run   Z.  'J'>—27. 

10* 


148  3fleflejtonen  jur  Stntliropologie. 

mün'e.  33iiä  in§  iubiciöfe,  bamit  ber  3Scr[tanb  ba^  J8erfnüpfe,  maö  bie 
@innlict)feit  üerbunben  t)at 

5iad)  bem  40ften  ^a^re  lernt  mau  nichts  neue^.) 
2)ag  me(i)Qnifd)e  beS  @ebed)tni[|e§  *(blo6e§2Bicbert)olen),  imgleicljen 
ba§  met^obifdje  nad)  3"t  unb  Sftoum  mac^t  ben  ®runb  öon  Sldem.  ®a€ 
ingenieufe  unb,iubicieufc  haftet  nicl)t  jo  lange  ('  aber  beDeftigtbaämec^Q* 
nifc^e).  2)ie  erfte  ^uQtnt)  mufe  mit  gutem  93orratt)  in  anje^ung  be§ 
erften  öerfeljen  merben. 

*  («  mcmoriren  (einmaleiuö),  um  nur  auf  bie  näd^fte  ßeit  ju  be= 
l^alten. 

ober  baö  metl^obifc^e  ßrlernen.) 
2Kit  bem  Sllter  nimmt  Urt^eilSfraft  ju  unb  genie  ah. 
©c^mac^e  Erinnerung  ber  ^ugcnbia^re  —  ber  (Strafen. 
(ä§  ift  ein  Unterfc^ieb,  [fic^  ber]  ba^  ®elernte  im  ®ebad)tni§  ju  §aben 
unb  ftd)  ber  Seit  ju  erinnern,  ba  wir  bicjc  SSorfteUungen  em^jfingen. 
2)aä  mec^anifd^e  |  ©inmaletnö 

—  ingenieufe    J  memoriren,  burc^  23ilber 

—  iubiciöfe      | 

Memoria  intellectualis    -  ^bentitdt  ber  'iperfon  in  i^rem  23ctouftfei)n, 


374.    V?  ^f  (If  <p?)  M  208.    E 1 181.    Neben  M§.  581—2: 

2Bir  fönnen  unä  e^cr  au§  einem  2Bort  auf  bie  @ad^e  als  auö  ber 
Sad^e  aufg  SBort  beftnnen.  (?  2Beil  bie  @acf)e  ntc^t  \i<x%  2Bort,  \ia§>  SBort 
aber  bie  @ad)e  Dorau^fe^t») 

Sßenn  mir  au§  einer  fremben  @prad)e  in  bie  3Kutterf;)racl^e  über- 
fe^en  fotien,  fo  gelten  mir  1.  üom  2Bort  auf  bie  ©adie,  2,  üon  biefer  auf 
bie  5JJutterfprac^e  (biefeS  le^tere  aber  ift  bie  2lrt,  mie  mir  bie  le^tere  ge= 
lernt  baben,  nemlicb  Don  @ad)en  ju  SBorten). 

2)agegen,  menn  mir  au§  einem  3Bort  ber  üJ?utterfprad)e  baS  frembe 
finben  moUen,  fo  ift  biefeS  an  jmei)  @tüfe:  tia^  2Bort  unb  @a(l)e  gUöleicb 
gefnüpft. 


4  E:  blofee  SBieber^oIung  ||  J  SlÜem?  Stilen?  |i  13  iat)re  nicht  ganz  sicher 

14    Von  hier  ab  vielleicht  erst  später  (v — \p)  htnzuyesetzt. 

22  Nach  beftnneu  ein   Zeichen^  dem  kein  zweites  entspricht.   \\  25  2  fehlt. 


9f?r.  373-376  (33anb  XV).  149 

SrS.    ^?Tc?  Q^?(p^?  M208.    Er .530.  182.    Zu  M §.582: 
('Souvenir.)  Slnbenfen.  3)enfmQl  [unb].  2)enffpru(t).  («symbolum.) 
©enfjettel  (*  ^interS  Dl^r  [(^reiben,  triftram.  SBenn  iemanb  an  eine  tier^ 
gangene  fad^e  bcnft,  fo  jte^t  er  aufroartS.  2ln  eine  fün[tigc:  SlbroartSO 
(f  3nÖ  ^^1^  fneipen  —  ©ren^ftein.) 
2)cr  ©emüt^Sant^eil  mad^t  ben  ®runb  ber  Erinnerung  au§;  (•'  ba- 
^er  ba§  Slnbenfen  ber  (^  bloßen)  ©ebad^tnisfad^en  [(^rtinbet.; 
(©teilen  jetne§  ßebenlaufs.) 

©eroiffen,  Ä)elcl)c§  öorbdlt  unb  gurec^net.    ('  ))oX  ferien,  i[t  l^oflic!^.) 
9iominalerinnerung,  iRealerinnerung. 

2)aö  SlUer  fafet  nic^tö  leic^tlid)  me^r  inä  ©ebac^tniS.    (« eri:  nert 
aber  alte  ©efd^id^ten  au§  ber  iugenb.    iaudator  temporis  acti.) 

(*  Catechismus  burd^  ^'icnnung  ber  SlnfangiSfglbe.     ßicero  uott 
einem  reichen,  ber  ftc^  eines  fremben  ©ebad^tniffcS  bebiente.) 


376.    v—ip.    M208.  E  1 146.    Zwischen  M  §.  580  und  581: 
(Sid)  felbft  in  feinem  öorigen  3uftanbe  reprobucircn. 


1  Die  s-Zusätze  der  Nr.  stammen  bis  auf  Z.  5  (iflf  (o?)  aus  i//.  ||  3 — 4  Man 
vgl.  das  Damiger  Anthropologie- Heft  108:  „Im  Tristram  ISchardy  [!]  spricht  eine 
Person:  Aristoteles  sagt,   wenn   man   ans  Künftige   denkt  so   sieht   mau   in   die  Höhe. 

20  Denkt  man  ans  Vergangene  so  sieht  man  auf  die  Erde.  Mein  Vater  sieht  gerade 
zu  also,  denkt  er  nichts.''''  Die  Stelle  steht  im  32.  Kapitel  von  L.  Sternes  Werk 
(im  7.  Kapitel  des  II.  Bandes,  1759  erschienen)  und  lautet  in  der  deutschen  Über- 
setzung von  1776 — 7:  „Tristram  Schandis  Leben  und  Meynungen''''  (II  '53;  die 
älteste  Übersetzung  stammt  von  1763)  folgendermaussen:  „In  Aristoteles  Meisterstücke 

25  icird  gesagt:  ^wenn  ein  Mensch  an  Etwas  denkt,  das  vorbei/  ist,  — so  sieht  er  nieder 
auf  die  Erde;  —  aber,  wenn  er  an  Etwas  denkt,  das  noch  zukünftig  ist,  so  sieht  er 
aufwärts,  gen  Himmel.'  Mein  Oncle  2oby  dachte  also  wohl  an  keins  von  beyden.  — 
denn  er  sah  gerade  vorwärts.''''  ||  9  Zu  dem  s-Zusatz  vgl.  Rß.  195j8,  200c.  12f.  II  12  Das 
lateinische  Citat   aus    Horaz    „de   arte  poetica"'    173.  ||  13 f.    Vgl.   d<is    Gottholdsche 

34  Anthropologie- Heft  I  362:  Es  war  „ehemals  der  Gebrauch  dass  sich  viele  Menschen 
Leute  hielten,  die  für  sie  ein  gut  Gedächtniss  oder  wohl  gar  ein  gutes  Herz  haben 
sollten.  Cicero  erzählt  uns  dass  jemand  sich  einen  hielt  der  Gedächtniss  für  ihn  hatte. 
Denn  wenn  er  ihn  frug  wie  hiess  doch  der,  reo,  wenn  war  dost  so  musste  jener 
es  immer  wissen.^^     Die   Textstelle  wie  das  Collegcitat  beziehen  sich  wohl  auf  Gtcero« 

35  Rede  pro  Murena  §.  77 ;  vielleicht  verband  sich  bei  Kant  damit  eine  dunkle  Erinneriwg 
an  L.  Annaei  Senecae  epüst.  XXVII. 


löO  SfJefleytonen  jur  ^ilnt^ropologie. 

2)a§  reprobudiüe  SSermögen  ^at  affociation  jum  ®riinbe,  aber  bte 
vecognition  bie  continuitaet  feiner  (Srfa^rung. 


B.  Von  dem  Vorhersehungsoermögen. 
C.    Von  der  Wahrsagergabe. 

§,  :jö—36  (VII 185—189).  5 

M§.  595-606.  610—618. 

:i7r.    a'f  a-'^  ß'f  (df)  LBL  C  9.  S.  I,  U.  R  1  106—157. 
iS.  I: 

Sectio  Vlü. 
5)afe  [93ot^crfet)cn]  33ermut^en.  10 

§.  595. 
derjenige,  bc§en  gegentoärtiger  Buftanb  auci^  ;^iim  II)eil  in  ber 
hmftigen  ^üi  mirflic^  feijn  wirb,  fteüt  ftc^,  menn  er  ben  gegenwärtigen 
i^uftanb  erfennet,  auc^  ben  !iinftigen  cor.  '^un  ftnb  fo  rool^l  ü)ir  felber 
aU  and)  öiele  öorge[teflte  SBeltbinge  existentia  futuri  temporis;  alfo  in=  i,-, 
bem  mir  un§  ba§  ®egenO)ärtige  58or[tetlen,  [teilen  mir  un§  aud)  ba^ 
künftige  t)or.  2)iefe§  gefci)ie^et  burd)  eben  bte  Äraft,  lüoburd)  »ir  unö 
unfern  gegenwärtigen  S^ftanb  üorfteüen. 

§.  596. 
3Benn ein Äinb bet)m 2lnrül)ren  ber  £id)tflamme  fd)mer|en empfunben  20 


9  Die  Sectionen    und  Paragraphen,    auf  die  das   L  Bl.   C  9  Bezug  nimmt,  sind 
die  von   Baumgartens    Metaphi/sica.      Wir   haben   hier   sehr   wahrscheinlich    einige   von 

den    auäfüt)rlid)en   j(i)rtftli(^cn  Sriäuterungen  rar   uns,    durch   die  (wie  buxä)  bie 
Sorgfalt  be^  Cortrag^j  Kant  nach  I  503  bie  (Sc^tDiertgfetten  ber  ®unfell)eit,  bie 

nach  verbreiteter  Ansicht  Baumgartens  Compendium,   btefeö  nilljlid)fte  unb  grünblic^ftc    ^5 

unter  ollen  ^anbbüc^ern  feiner  2lrt,   ju  umgeben  schienen,  hoffte  heben  zu  können. 

Dieser   meiner  Annahme    widersj) rieht   auch    der  erste  Absatz  von  S.   III  (Rfl.  403) 
nicht  trotz    der   sehr    impirisfisch    klingenden    Bemerkung    zur  Causaltheorie,     die   sich 
aber  nur  auf  bte  untere  (Jrfentntfefraft  bezieht  und  daher  auch  für  die  Thiere  Gültig- 
keit hat.      Über   die  Fähigkeiten    der   Thiere    denkt  Kant  aber    im  Anfang   der  60 er    30 
.Jahre  (II  59—60,  285)    ganz    anders    als    im   Anfang  von  Bfl.  403.    \\   IS   R:    jebe 

statt  oielc.  II  20  fd)mer^en?  fc^mer^?? 


5Rr.  376-378  (23onb  XV).  ]5l 

l^at,  fo  lüirb  e§  aud)  fold^en  erwarten,  fo  bdb  man  ba^elbe  feinen  Ringern 
nal^e  bringen  ttirb.  3)iefeö  gefd)iel)et  per  legem  associationis  idearura, 
nur  ba^  ^ier,  wie  bie  empfinbung  be§  fd^mer^en  auf  bie  bemerfte  annä^ernng 
be§  ßicl)t§  folget,  alfo  fielet  mcn  anö;)  bie  reprobucirte  SSorfteUung  be§ 
5  jd^mer^en^  al§  etroaä  barauf  folgenbeS  ober  fünftige^  öorau§. 

2Benn  man  ein  ober  etlidje  mal  trüben  ^immel  unb  barauf  folgen= 
ben  Stegen  gefet)n,  fo  petjet  man  be^  ttieberum  margenommenem  trüben 
.^immel  ben  Stiegen  üoranS. 

S.  IT: 

u.  §.  597. 

©egentoärtigc  unb  t)orgefe()ene  SL^orfteQungen  hjerben  nici)t  in  gleici^er 
<Stär!e  margenommen.  oben  fo  loie  ftd)  sensationes  unb  phantasmata 
in  2lnfel^ung  ber  Älart)eit  unterfcl)eiben.  5)ennoci),  menn  bie  ©mpfinbung, 
bie  man  Dorl^erftel)t,  fe{)r  ftarf  unb  flar  ift,  fo  fan  bie  SSor^erfe^ung  ber 

1-.  n)irflict)en  ©mpfinbung  fe^r  na^e  tommen.  2)a^er  f)eulet  ein  ^unb,  ber 
oft  empfinbUc^  gefc^lagen  morben,  f(t)on,  menn  ber  6tocf  nur  jum  fcl)lage 
aufgeljoben  morben,  unb  ein  3lugenfct)einli(^  Dor§ergefet)ener  3:ob  Iä|t 
un§  f(!^on  a\ie  53itterfeit  beweiben  empfinben. 

§.  598. 

•j(,  2Bir  t)aben  oft  gefe^en,  ba^  ein  ®la^,  tt)el(l)e§  fdöt,  jerbridjt;  be§» 

wegen  fel)en  mir  fd)on  ein  @la§,  melc^eö  gum  fallen  bereit  ift,  fo  gut  al§ 
jerbrod^en  an.  2Benn  mir  etma§  gar  nic^t  bei)  gemi|en  Umftdnben  mar* 
genommen  l^aben,  fo  fonnen  mir  folc^eg  beQ  ä^nlict)en  Umftänben  mieber 
ermarten.   SBenn  mir  auf  bie  Umftänbe,  bie  mit  ber  folgenben  5Begeben= 

25  ^eit  üerfnüpft  geroefen,  nid)t  2ld)t  ^aben,  fo  werben  mir  bet)  ber  2Bieber= 
fünft  biefer  Umftänbe  fold)e  Gegebenheit  auc^  ni(i)t  üorau§fet)en.  ©ine 
einzige  (5rfal)rung  [ift]  bringt  nur  ein  fc^road)e§  S3orau§fet)en.  e.  g.  2Ber 
unter  1000  5Kenfc^en  einen  einzigen  in  ber  gotterq  ftelit  glürflid)  merben, 
ber  mirb  ein  gleid^eö  ®lücf,  menn  er  in  bie  lotterie  gefegt  bricht  ab. 


37S.    If  x2  ?  M  214'.    EI  IH8.    Zu  M  §.  ■59.'') : 

3ebermann  mürbe  bie  fdjlec^te  Umftänbe  auf  bie  erfte  ßeben^^eit  unb 

/  enoarten  aus  erroartet      23  folc^eä  sc.  daxs  flies  etroaä  nicht  vorhanf/f» 


«'/;/   icerde. 


152  9{eflej;ionen  jur  2lntl)ropotogte. 

bic  gute  auf  bie  le^te  t)erfd)ieben,  bamit  er  jte  im  profped  l)ättc.    2)aö 
^Sergangene  toirb  Dor  nichts  geachtet,  ot)ne  tt)a§  ben  6{)Qracter  betritt. 


379.    r}?K?M2Jö'.    Zu  M §.595: 
(*  wenn  man  nid^t  meife,  mo^in  mau  gel)t.    ^urdjtjam,  grämlidje 
©orge.) 

5)ie  SSorfic^t.  projpect.  {^  2lu§fict)t.)  SSorjorge. 

Untöitlfürlid^.  58on  ber  ^emerfung  ber  3cit. 

6rbicl)tet  unb  eingebilbet,  erfahrene  23ejorgni§. 

2lUee,  bie  fid)  gufpi^t  ober  erweitert. 

3e  weniger  man  [oo]  in  ber  Bufunft  U^i  ^^f^o  me'^r  geniefet  man  ba§ 
©egenwärtige. 

2)ie  Gegenwärtige  3eit  wirb  entroeber  nur  al§  ein  notl)wenbiger 
ti-ansitus  ober  alö  ein  S;t)eil  unferer  2liigelegen^eit  betracl)tet;  im  unan= 
genehmen  ßuftanbe  ift  jenes,  im  angenehmen  ift  biejeö  ®ut. 

wir  fönnen  un§  üerweilen  auf  ber  %Q.^xi  burc^S  leben  ober  (Courier 
reiten.  2)ie  3eit  gaüopirt  mit  einem  (»  2)ieb  —  ®algen),  mit  bem  an* 
bereu  trabt  fte  (^  ®e^t  im  fd)ritt  mit  adiunctus). 


4  s-Zusatz:  x — (f.  \\  6  2(uÖ[id)t  (über  profpPCtJ  ist  durchstrichen,  vermuthiich 
bei  Hinznkunft  der  darüber  stehenden  Z.  4—5.  ||  7— Ä  Unter  IJon  ber,  i/ber  etnge« 
btlbet  int  nachträglich  hinzugesetzt:  Überhaupt.  \\  16 f.  Man  vgl.  das  Parow'sche 
Anthropologie- Heft  138  (Brauer  67):  ..Shakespear  vergleicht  die  Zeit  mit  einem  Pferde 
und  sagt:  sie  galoppirt  mit  einem  Diebe,  der  zum  Galgen  geführt  n-ird,  und  geht  im 
Pass  mit  einem  Bräutigam.''^  Kant  hat  ein  Gespräch  zwischen  Rosalinde  und  Orlando 
in  „As  You  like  it''  (A.  III.  Sc.  2)  im  Sinne,  welches  folgenden  Wortlaut  hat:  Ros: 
,,Time  travels  in  divers  paces  with  divers  persans.  Vll  teil  ijou  who  Time  ambles  withal, 
who  Time  trots  withal,  tcho  Time  gullops  withal  and  who  he  Stands  still  -withal  .  .  . 
He  trots  hard  with  a  young  maid  between  the  contract  of  her  marriage  and  the  day 
it  is  solemnized:  if  the  interim  be  but  a  se'nnight,  Time's  pace  is  so  hard  that  it  seenis 
the  length  of  seven  years.'-'-  Orl:  „IVho  amblen  Time  withal?'''-  Ro/>:  „With  a  priest 
that  lacks  Latin,  and  a  rieh  man  that  hath  not  the  gout ;  for  the  one  sleeps  easily 
because  he  cannot  study,  and  the  other  lives  merrily  because  hefeeis  nopain:  the 
one  lacking  the  bürden  of  lean  and  wasteful  learning,  the  other  knowing  no  bürden 
of  heavy  tedious penury :  these  Time  ambles  withal.'-''  Orl:  „Who  duth  he  gallop  withal^'-'- 
Ros:  „  With  a  thief  to  the  gallows;  for  though  he  go  as  softly  as  foot  can  fall,  he  thinks 
himself  too  soon  there."-'     Orl:  „Who  stays  it  still  withal?"     Ros:  „With  lawyers  in  the 


mr.  378-382  {'Banb  XV).  I53 

380.    in  x^f  (rj^f  ft?)  M  2J4'. 

2)er  ^rofpect  im  ©arten,  aud)  fo  gar  bcr  in  ben  ©arten  Ijincin,  ift 
angenehmer  al§  bie  ©egcnmart.  6§  ift  mit  ber  B^it  eben  fo  etmaS. 


381.  c^f  x^f  (rf?  /i  f)  M  215'.  E 1 189,  Zu  M  §.  596: 
(5ine§  ber  fräftigften  Mittel,  bem  S3er[tanbe  ©influä  ju  geben  unb 
ben  SSemegungSgrünben  Äraft,  märe,  menn  mir  \i({^  5J?ittcl  müften,  bie 
SSorl^erfet)ung  unfere§  fünftigen  Urt^eils  über  hai,  ma§  mir  i|t  t()un, 
in  uns  in  folc^e  ©tärfe  j;u  oerfc^en,  \ia^  eä  un§  gleid)fam  gegenmärtig 
mare.  2)er  (Saraibe  oertauft  beö  3Korgen§  feine  ^angmatte  unb  betlagt 
ft^  be§  2lbenb§,  tiQ.^  er  nid)t8  l^at,  morin  er  ftc^  fd)Iafen  lege. 

2)er  practifci)e  SSerftanb  ^eigt  ftc^  in  anfe^ung  aller  Umftdnbe,  bie 
man  oorl^er  fte^t,  ba^  fie  eine  ^cnblung  begleiten  werben. 


382.    X?  o—Qf  (f?  xf?   M290'.    EI  197. 

2)a§    fi(i^  ber  5Kenfd^  gerne  felbft  betricgt  unb  flcine  Slb^ügc 


15  vacation;  for  they  sleep  between  term  and  term  and  then  they  perceive  not  how  Time 
moves.^^  —  Die  Wieland^  sehe  Shakespeare -Übersetzung  (Bd.  II 1763  S.  88/9)  und  eben- 
falls die  Eschenburg' sehe  (Bd.  II  1775  S.  ■354/5)  schliessen  sich  eng  an  den  englischen 
Text  an.  Vor  Wieland  ist  „As  You  like  it''\  soweit  ich  habe  feststellen  können,  nicht 
übersetzt.      Wird  Kant  auch  wohl  Englisch  haben  lesen  können,  so  wird  er  sich  doch 

'-'u  an  die  Leetüre  Shakespeares  im  Original  kaum  herangewagt  haben.  Die  Wahrschein- 
lichkeit spricht  dafür,  dass  er  Shakespeares  Vergleich  entweder  irgendwo  citirt  fand 
oder  ihn  erst  durch  die  Wieland'' sehe  Übersetzung  kennen  lernte.  Mit  der  letzteren 
Annahme  (terminus  a  quo:  1763)  stimmen  Schrift-  und  Sfellungsindicien  überein.  Die 
vom   Original  abweichende  Fassung  bei  Parow  lässt  sich  daraus  erklären,   dass  Kant 

2.')  im  Colleg  aus  dem  Kopf  citirte.  —  Bei  adiunctus  ist  natürlich  an  einen  Adjunct  zu 
denken,  der  lange  auf  feste  Anstellung  warten  muss.  Mit  den  Gefühlen  eines  solchen 
nach  dem  schliesslichen  Tode  eines  üon  i!^m  öere^rten  53orgän(}er8  besc/.riftigt  Kant  sich 
in  seiner  SUnt^tOpologtC  (VII  237)  und  auch  häufig  in  seinen  Vorlesungen,  \\  152i7  im? 
ben?  II   Der  g-Zusatz  steht  unter  3ett  .  .  .  einem  (152if,). 

30  6  xoäxt  fehlt  im  Ms.  \\  7  E:  Slnteilö  statt  Urt^etlS 

14  fleine?  fleinre??  flcinen??  ||  Slbaüge??  ^Ibjug? 


154  JRcflcjtonen  jur  Slnt^ropolcgie 

(Spiel),  aUmäfilige  2ln|(^affung  geöulbig  erleibet,  toenn  er  grofjer  Slbjüge 
überl^oben  feiin  tan. 


383.    n.  M297'.    EI  196. 

33on  ber  2lrt,  fic^  felbft  gu  betriegen,  ta  man  in  Meinigfeiten  oft 
etmaö  meggiebt,  um  in  größeren  fummen  meniger  j;u  erhalten.  Die  2lb= 
gaben  Don  öiel  2lrtifeln  iDerben  leidster  getragen  al§  in  einer  (Summe. 

(5§  !omt  alles  be^m  ®lüf  ober  auc^  Sßo^loer^alten  auf  bie  Orbnung 
ber  3eit  an,  \i(x^  baö  23efte  jule^t  tomme:  finis  coronat  opus.  5)ie  (Summe 
fd^eint  biefelbe  gu  feqn,  aber  ber  profpect  bes  ®uten  maC^t  aUe§  ©rofeer. 
2)a§  @nbe  fd^eint  einen  computum  be§  ©angen  ju  enthalten,  toie  be^m 
S(^au[piel;  \iCi§,  oergangene  i[t  nid^t  me^r,  unb  grünbet  jtc!^  auf  \iCi%,  ma§ 
jule^t  ift. 


384.    n.    M298'.    E 1 191. 

2Bir  üerbinben  bie  Slnftd^t,  3fiüfjt(^t  unb  SBorfic^t;  n^enn  bie  le^tcre 
uns  auf  ungereimte,  b.  i.  gerabe  toieberfpred^enbe  Slrt  trügt,  fo  [prellen] 
finb  toir  gleid^jam  gepreüt,  betrogen  unb  irre  ®efüt)rt;  mir  l^ielten  e§  jd^on 
unb  t)aben  nidt)t§  unb  merben^urüfgemorfen,  inbem  mir  meinten  [öor]  oor- 
mert§  ju  fommen. 


385.   (f.  M214.  El  186.   In  M §.595: 

'»^raeüijioncn  jtnb  praemiffen  praftifd)er  Siegeln.   @ie  finb  entmeber  ao 
auf  Erinnerungen  ober  auf  refle;rion  ober  auf  förbic^tungen  gegrünbet. 
2)ie  ^^raeoifionen  öerftatten  öiel  (ärbidt)tung.   3^  meniger  man  angelegen» 
^cit  fennt,  befto  meniger  ftel)t  man  öor  jtc^:  Ä'inber,  SBtlbe. 


/  groffcr?  groffen??  groffcrer.»??  ||  Stbjügc??  Slbaug? 

.5  Vor   in    muss  nict)t    eingeschoben  oder  ttJentget  durch  me^t,   resp.  \\m  durch 
ftott  ersetzt  werden.  ||  11  Nach  unb  ist  wohl  er  (sc.  der  computus)  resp.  mon  zu  ergänzen. 
16  Nach  geprellt  du  Punkt 
21  E:  SRcfIejiüiien 


?Jr.  382-388  (5öaiibX\).  ir,r-, 

:J86.    v/ip?M2J6.    EI  420.    InM§.'>97: 

i^urd)!  unb  ^ofnung  [inb  \)Qi%,  raaö  intereffirt.  2)a§  (Segenaartigc 
übel  empfinben  toir  nur  qI§  Ijart,  ireil  »ir  oorau§fel)en,  tiOi%  e§  baiiren 
werbe. 

3n  3lnfel)ung  bc§  künftigen  i[t  man  leicht  abergläubifc^.  Job. 
Sotterie.  2Bie  bie  eingetroffene  25or^er[agungen  ftc^  unöergeSlid^  machen. 
(5:alenbcr. 


:i87.    (f?  (co?)  M  216.    E1 187. 

^raeüiftonen  finb  nict)t  fo  flar,  ober  gemeiniglich  öon  größerem  öin= 
fluS  al§  fenftonen.  ^d)  will  lieber  ie^t  al§  fünftig  übel  leiben.  2)a§ 
künftige  ift  bie  Entfernung  §tt)ifc^en  un§  unb  bem  Siele,  meldjeö  bie  Ur= 
fQd)e  unfrcr  Semegung  ift.  2Bir  fßnnen  ben  Sob  entfernen.  5)a§  weit 
entfernte  llbel  ift  un§  nid)t§,  aber  ^a^  ®lüf  ift  un§  immer  gegenwärtig. 


SSS.    (ff  ((0?)  M  2/6. 

SSorftdit;  33orforge,  ftd)  einen  ^onb  ju  mad)en;  orbnung,  bie  barauS 
entfpringt,  ift  baö  Sefte ;  5Jf ä^igung,  fleife.  ßnt^altung  Don  biefem  §onb, 
enblid^  Unerfättlid^feit  in  Slnfel^ung  beffelben,  unb  tl^orl)eit  i^n  öor  anbre 
ju  fammlen. 


7  Za  Galenber  rgL   VH  ISf;,,^;^. 

10  Wolff  und  Baumgarten  brauchen,  soweit  ich  sehe,  nicht  sensio,  sondern  nur 
„seiisatio''''.  Doch  liegt  nicht  etwa  ein  Schreibfehler  Kants  vor.  In  Jh.  G.  Walchs 
phitosophischem  Lexicon^  1775  I  1011  heisst  es  (die  in  eckigen  Klammern  stehenden  Be- 
merkungen sind  von  dem  Herausgeber  J.  Chr.  Hennings  hinzugesetzt):  „Im  lateinischen 
heisst  die  Empfindung  sensio,  [sensatio  sagen  die  neuern  Philosophen]  welches  Wort 
so  wohl  die  Empfindung  selbst;  als  auch  das  Vermögen  zu  empfinden  bedeutet;  [Wenn 
die  Neuern  das  Vermögen  zu  empfinden  ausdrücken  wollen,  so  brauchen  sie  das  Wo7i: 
sensus]  das  Wort  sensus  aber  zeigt  das  Werkzeug  der  Empfindung  (Organum  sentiendi) 
die  Kraft  zu  emjifinden  und  die  Empfindung  selbst  an.^^  Auch  nach  J.  H.  Zedlers 
(rrossem  vollständigen  Universal  Lexicon  fol.  1734  VIII  102!)  wird  die  Empfindung 
Im   Lateinischen  „Sensio  genennet.''^ 


156  Meflejtüiten  jur  Stntl^ropolügtc. 

389.    (p.  M217.  EIi83.  185.    Zu  M  §.601: 
UnroiUfü^rlic^e  ober  3Sorfe|lt(f)e  SSoriierfeljung.   ("  ^ractif(!^.) 
2)a§  künftige  ift  ber  [fünftige]  (^  fortgefe^te)  Sauf  ber  Sßelt:  ®eg 
3Sergangenen  unb  ©cgentoartigen,  nur  im  5RebcI.  5Rur  bic  Sufunft  fc^eint 
un§  toic^ttg.   SBol^er  mag  \i(x%  fommen  unb  maS  mag  e§  bcbeuten?  5 

8lUe  ßcutc  fönnen  ©c^lffalc  be§  £eben§  gut  öorl)erfagen. 
2)cr  Sauf  ber  SBelt  ift  jum  2;l)eil  auf  Siegeln  ju  bringen,  gum  S^eil 
nid^t.   2)a^er  @(f)iffal  unb  Bufafl.    3mifd)en  Serben  \i(a§,  giatiirUcI)e. 
®lücf  unb  Unglücf,  imgleid^en  SebenS  ©nbe  ftnb  ©egenftanbe  be§  3Sor= 
tjerfagcnS*  lo 


390.    (f.    M 217.  EI  155.    In  M §.602: 
2)aö  mir  bejjm  fpred^en  immer  eine  @trefe  jurüf  unb  eine  oorauy 
fe^en,  ol^nc  meld^cS  feine  SSerfnü|)fung  feijn  mürbe. 


391.    C?  X?  X?  v—71?  M  219'.    E 1 190.    Zu  M §.  605: 

6ine  praevisio  fallax  ift  biefe,  hoL^  man  \\&^  "bOi?)  fünftige  ßeben  al§ 
lang  unb  baS  »ergangene  alö  fur^  öorfteüt. 

SBenn  bie  ©egcnmärtige  ßeit  nur  al§  ein  [aWtttei]  ßwifc^enraum 
jmifci^en  ^Kittel  unb  3roef  betradjtet  mirb,  fo  mirb  fte  lang,  aber  mit  (5fel. 
ttirb  fte  als  ein  5)?ittcl  betrachtet,  fo  ift  fte  lang,  menn  ber  ßwef  unrut)ig 
begehrt  mirb.  2Benn  fic  als  ein  ßmef  betrad)tet  mirb,  fo  ift  fte  fur^  in 
ber  ©m^finbung  unb  au^  in  berSSorauöftdjt. 

2Benn  man  nid^t  auf  ftc^  felbft  acl)t  ^at,  mirb  bie  Seit  fur^.  2)ie 
Ul^rcn  üerldngern  bie  ^ii\.  ^ofnungen  öerldngern  bie  ßeit.  2)er,  bem  bie 
©egenujartige  Seit  lang  mirb,  bem  ift  folc^e,  »ergangen,  fur^,  unb  um« 
gefeljrt.  3!)cm,  fo  bie  ßeit  oerfür^t  mirb  burd)  oiel  ^anblungen,  bic  r\\6^i 
bloö  2}?ittel  fegn,  fommt  bie  fünftige  lang  öor. 


2  Der  g-Zutatz  steht  zutammenhangslos  i'iber  M  §.  601,  rechts  von  fortgefe^te 
(Z.  3),  welches  Wort  wieder  rechts  von  UniüillfÜ^rU^e  .  .  .  33orfefeItC^e  übergeschrieben 
ist.     Z.  3—10  stehn  zwischen  dem   Text  von  M  §.  601.   \\   8  Sßetfbenf  SäeQbcm? 

15  @tne?  (Sinige?   Wahrsdieinlich  @iiie  aus  ©tnige.  ||  25  E:  Diele  3o 


SJr.  389-393  (Öanb  XV).  157 

392.    (ff  (x—nf)  M219'.  Zu  M  §.  605: 

2Ber  ftd^  mit  .f)ofnun9en  nähren  fan  unbfünftig  alle«  beff  er  »er mutzet. 
2)a^  alter  fül)lt  bie^ranf^eit  uic^t.  ®et^  beSSlltcn  unb  3Serf(^iBcnbung 
ber  3ugenb:  ber  Unterjc^ieb  liegt  an  ber  ©tdrfe  beS  ®enu[feg  unb  bem 
Unterfc^iebe  ber  Gräfte, 


Von  der  unwillkürlichen  Dichtung  im  gesunden  Zustande^ 
d.  i.  vom  Traume. 

§.  S7  (VII 189- 190).    Vgl.  §.  31  (VIT  175-176). 

M  §.593—594. 

10  5.95.    t?x3fM213'.   EI 248. 

2Bir  baben  nur  duftere  (ämpfinbungen  burd^  radios  divergentes  ab 
obiecto  (9  benn  fcnft  mürben  fie  feinen  ^unft  bejeid)nen)  in  [ocui]  organa 
incurrentes;  wenn  fie  paraüel  feqn,  fo  werben  ftebod^  als  [conoerig]  biöer= 
girenb  mit  anberen  bioergirenben  burd^  ha§  punctum  convergentiae  im 

15  Sluge  mit  ber2)i[tau^  bie|e§  ^^unft-§  in  ber  2lugena;re  Don  anberen  obiecten, 
bie  bioergirenb  gefe^en  werben,  conferirt,  ober  aud^  mit  bem  @efü^l. 
']Run  behaupte  id),  bafe  bei)  jeber  p^antajie  baS  Organ  gerührt  »erben 
muffe,  aber  üon  innen;  folglid^  ift  ba§ punctum  imaginarium  nid^t  auffer 
bem  Äorper,  fonbern  in  i^m;  wirb  aber  im  fct)laf  ber  3J?enf(^  ber  dufeeren 

20  gmpfinbung  (be§  Äorperä)  unberouft,  fo  [ift]  gilt  biefe  ^ßorfteQung  mie 
dufferlic^.  SBenn  baö  punctum  imaginarium  dufferlic^  gefe^rt  ift  (alS 
liyperpresbyta),  fo  ift  0er  ÜKenfd^  Derrüft 


2 — 5  Diese  Rfl.  steht  zwischen  dem  2.  und  3.   Absatz  der  vorhergehenden. 

10  Zu  Nr.  393  vgl.  die  eng  verwandten  Ausführungen  im  3.  Hptst.  des  I.  Fh.  der 
Sräunie  eines  ©etfterfe^crig  C7/ .544/.;.  ||  Ijg  organa ?  organo .«  ||  i4  convergentiae  .* 
convergentio ?  ||  15  üon  Zusatz  des  Hg.  \\  ^;  anberer  DbiectC;  nicht  wahrscheinlich. 
ÜOn  ist  als  abhängig  zu  denken  von  ®tftan^.  Klarer  wäre,  wenn  statt  anbeten  obiecten 
stünde:  Don  ben  Stle^fiautbilbern  anberer  obiecte.  ||  16  Zu  conferirt  vgl.  II 34332— 5.  \\ 
22  Zu  hyperpresbyta  vgl.  A.  G.  Kästners  Anfangsgründe  der  angewandten  Mathe- 
matik [Der  mathematischen  Anfangsgrunde  II.  Theil]  2.  Aufl.  1765  S.  218:  .„Ein 
dritter  Fehler  des  Auges  [neben  Kurz-  und  Weitsichtigkeit]  wäre  wenigstens  nicht 
unmöglich,  vermöge  dessen  es  nur  durch  Strahlen  deutlich  sähe,  die  nach  Puncten 
hinter  ihm  zusammen  gingen.'-'-     Er  verweist  des  Weiteren  auf  eine  von  ihm  herrührende 


158  Sfeflefionen  jur  8lntt)ri)polügie. 

S94.    1.1?  vf  M 213.    EI  194.  192. 

(*  äßenn  mir  madjen,  fo  ^abeit  mir  eine  gemeinfd)attlict)eBeIt  k.) 
2)er  troumt,  ber  Vxz  SBelt  nid^t  fo  \\t\ji,  loie  anbere.  Um  fie  nad)  ber 
Sßar^ett,  b.  i.  bem  allgemeinen  (Sd)ein,  ju  fe^en,  i[t  ber  ©emeinfc^attlidje 
(Stanbpunft  ^u  nel^men  nöt^ig.  2)?an  ^It  einen  fe^r  ei)rli(^en  2Kann, 
einen  ©eroiffen^aften,  einen  ber  eine  3flelTgion§ein{gfeit  ^oft,  ©inigfeit 
unter  dürften,  summa:  Sugenben  unb  ©lüffeeligfeit,  roic  fte  nod^  nid)t 
angetroffen  morben,  üor  einen  3:rdumeK  2)er  3:räumer  ift  öom  2Belt- 
funbigen  unterfd)ieben, 

(*'  3Sermutl)Iid^  fommt  aUer  Slberglaube  juerft  üom  Traumen  t)cv. 
(■''  WagenbrücEenO   2)fan  ift  \i(x  mie  bezaubert.) 


,395,    v-x.    M2i:r.   EI  193. 

Ob  man  baoon  träumt,  ^^oüi,  man  im  2:age  gebac^t  ^atV  —  Ob  man 
jemalö  o^ne  Sraum  fct)late.   Dlu^en  ber  Sräumc. 


396.    if.M2l3.    In  M  §.593:  u 

iirdume  be^m  ©d^lummern.   träume  oom  fliegen.   ä?on  33efd)roer= 


Anmerkung  in:  Vollständiytr  Lehrbeyriff  der  Üptck  nach  Herrn  Robt-rt  Smitlus  Eny- 
Lischen  mit  Aenderunyen  und  Zusätzen  ausyearbeitet  von  A.  O.  Kästnf^r  1755  4°  >S.  o72. 
ICO  es  mit  Bezuy  auj  jfuvn  möylirlicn  Fehler  heust:  ,,06  es  derylcichen  Auyen  ybc. 
die  man  zur  Nuchahmuny  von  lia/lisens  Qiiantitatihus  pius  quam  inßnitix,  'uberufd-  '^^ 
sichtiy,  Hyperpreshytas  nennen  könnte,  iceiss  ich  nicht.  Ich  ßnde  wniiysteji.s-  keinf 
Unmüylichkeit,  dass  der  Bau  eines  Auyes  so  beschaffen  seyn  konnte.,  dass  auch  ent- 
fernte Sachen,  und  foly/ich  nahe  noch  vielmehr  ihr  Bild  erst  hinter  dem  Netzhüiilchen 
hätten;  Ein  solches  Auye  würde  weder  parallele,  noch  aus  einandirfahrende  Strahlen 
auf  sein  Netzhäutchen  sammlen.  Seine  brechende  Kraft  u-äre  zu  yi-rinyc,  wie  sie  bfym  'iit 
Kurzsichtig eji  zu  gross  ist.^^ 

2  s-Zusatz:  u— i/'.  Vgl.  II  342,  501,  Vll  WO.  i|  4  E:  ben  gemeiif 
fi^oftlic^en  ||  7  Sugenben?  3;ugenb??  ||  .V  ßom?  üon?  |i  10  s-Zusatz:  v-ii>.  \\ 
com?  Don?  II  Sraumen?  Jraume? 

J'if,  Vgl.  das  Königsberger  Anthropologie- Heft  vom  Winter  17'.)2,  S.  13:  „Charnioix    Wi 
(fin  französischer  Sprachnieister  in  Königsberg)  soll  nie  geträumt  haben.     Wahrscheinlich 
träumt  jeder  Mensch   vom   Augenblick  des    Einschlafi'ns  bis  zum    Eru-Kchen.'-^   ||    l>as  b 
in  bofe   '•*>■/  iu   einen  andern   Buctistabfu   (Xül)  hint^incorrigirt. 

10  üüm'  üüit? 


dlx.  394-397  (öanb  XV).  159 

Iid)fctten.  SSonber  längft  üergangnen  ßeit.  Slffed  im  Sraum.  ©d^toad^eS 
i?id^t.  ©ingebilbete  Orbnung  im  2)enfen  ober  ©rfinbung.  SSergefeUd^^ 
feit  ber  träume.    Slrtemibor. 

0  Unroiflfül^rlic^  2)i(l)ten.  (^  Äün[tUd)er®ebrQuc^  be§  5)i(^tung§= 
Dermögenö,  natürlicber.)  'Xräume  ober  ^tjantajien«) 

(«  2;räumer  in  ©efdjdften.  Hinflug  ber  träume  auf  bie  agitation 
bcr  ßebenSfraft.  Wan  i|'t  ui^t  eben  \o  im  SSaci^en  gefinnt  mie  im 
Xraum.  @influ§  ber  träume  auf  bie  Saunen  beS  SBat^enä.  Seute,  bie 
gar  nic^t  träumen.) 


lu  V(j7i  dem  Bezeichnuiufüvennöyen. 

(Facultas  signatrix.) 

§.38.  3,9  fVII  191-194). 
M  §.  619—623.  347— 3ÖU. 

397.  iLifn^vf  M227.   Neben  M §.622  „rec/ulaa  —  grainmutü-a" 

2)a§  fd^reibeu  l)at  müfeen  erfunben  ü3erben,  baö  iiefen  mufe  gelernet 
werben. 

(^  rebjeeligfeit,  SSerebt^eit.  SBoftlrebentjeit.  SSerebfamfeit.) 


i  Slffect  im?  3tffection?   /mr  Sarhi^  ryl.   VIJ  n.J33-7-  II  A^  ®rfinbung?   ©r- 

iO  finbungen?  ||  3  Zu  3lrtemibor  t-yi  II  -JöT-jo—^l,  M2  und  Star/cef<  „Me/i-'^chenknnde'-'-  190: 
^^Artemidurus  reisete  in  Griec/n^n/and  bei  alten  alten  ileihem  herum,  um  sie  icegen  der 
'/'räume  und  deren    Erß'dluny  zu  befragen.''''  ||  4 — 9  s-Zusätze:  \p.     Der  erste  beginnt 

rrchts  run  ©d^lunimem  (158ig),  der  zweite  rechts  von  2lrtemibor.  jj  Äünftl:  ||  notürl: 

13  Uuss  der  Schluss  ruu  Bauiugartens  (Jntoloyia  (M  §.  ■Hl — 350)  vvn  Kant 
iö  mit  zur  Anihiopologie  yezoyen  wurde,  zeigt  der  SvJilussatz  der  Üntolugie  im  älteren 
Pölitz^schen  Mctiiphi^sik-Heft:  .,Das  [übrige]  wus  der  Autor  anführt,  z.  E.  die  Sectio 
de  signu,  signato,  gehöret  nicht  zur  (Jntoloyie,  sondern  in  die  Psycholoyie.'"'' 
M  §.347— 350  sind  i,n  Anfiny  von  Bd.  XVII  abgedruckt.  \\  14  Zu  Nr.  397  rgl. 
.\r.    141-143.   II    IS  s-Zusutz:   i//?  v^ 


160  dtefie^ionen  3UI  llnt^ropologie. 

398.    tfj'.    LBL  Ha  11.    S.  II: 

3Som  2Bort[treite. 

3c!^  überrebc  mid^  fe^r,  ba^  e§  rooljl  niemals  einen  wirflidien  2Bort= 
ftrett  gegeben  f^ahe,  moburc!^  id)  aber  nid)t  ben  Streit  über  SBorte  Der= 
ftanbcn  ^aben  toiU.  3J^an  l^at  biefe  ?(u§fluc^t  nur  gefuc^t,  um  ben  fub= 
tilen  Unterfc^ieb  ber  ^Begriffe  ni(^t  meiter  gu  üerfolgen,  [®et  äöortftreit] 
2)te  @c^eineintra(I)t  foU  ndmlic!^  au§  ber  Bö^egbeutigfeit  ober  2)oppeU 
finntgfeit  ber  2Borte  ^erfommen.  ^lüein  toir  adjten  fo  roenig  ber  SBorte, 
trenn  »ir  jie  in  concreto  anwenben,  ba^,  ("  wenn)  ber  ©ebanfe  Dcrfdjieben 
ift,  [wenn]  ob  mir  gleid)  unS  einerlei  3Borte  bebienen  (2ocf.)  [unb],  mir  in 
ber  Slnmenbung  bo(^  je^r  balb  ben  Unter jc^ieb  marnel^men;  e.  g.  ba§ 
SBort  @otte§bien[l  ober  ei)re  ©otteS. 

@ben  fo  ift  e^  mit  bem  Sßieberftreit  ber  SSortc  befd)affen;  biefer 
ift  ieberjeit  einer  in  «Sachen,  fonft  mürben  mir  balb  bricht  ab. 


Vom  Erkenntnissvermögen,  so  fern  es  auf  Verstand  gegründet  wird.      u 

Eintheilung. 

§.  40  (VII 196-197). 

399,    (f.  M  228. 

2)a§  finb  bic  untere  ©rfenntniSfrafte;  aber  i^r  ©ebraud^  fan  burc^ 
bie  obere  gefc^e^en,  menn  fte  nac^  miUfüfjr  birigirt  merben.  2" 


1  Zu  Nr.  398  vyl.  VII  193i—7.  Vielleicht  hängt  die  Rfi.  mit  Kants  fQt-- 
merfungen  ju  3ofob'«  Prüfung  ber  3)?enbel8fo^n'fc^en  ÜKorgenftunben  zusammen; 
vgl.  VIII  152— 3.  W  9  Nach  ©ebonfe  ein  durchstricknes  Wort :  gcioig?  un8?  nur?  || 
10  Vermuthlich  denkt  Kant  hier  an  Loches  Essai/  concerning  human  understanding 
Book  III  Gh.  2  §.  2,  3,  8;  Ch.  9  §  4 ff.,  bes.  §.  8;  Ch.  10  §.  22,  —  Stellen,  in  denen  25 
Locke  darlegt,  dass  Worte  nur  sinnliche  Zeichen  für  die  Ideen  dessen  sind,  der  sie 
braucht,  und  dass  deshalb  durchaus  nicht  gesagt  ist,  dass  der  Sprechende  und 
Hörende,  wenn  sie  sich  derselben  Worte  bedienen,  auch  dasselbe  meinen.  Vielleicht 
hatte  Kant,  als  er  die  obige  Rß.  schrieb,  auch  noch  weitere  Stellen  aus  dem  III.  Buch 
von  Loches  Essay  im  Auge,  speciell  die  über  den  Wortstreit,  vgl.  Ch.  9  §.15,  16;  3U 
Ch.  10  §.  6 ff. 

18    Rß.  399    und  Rß.  400   beziehen   sich   nicht  auf  einzelne   Paragraphen    m 
M,    auch    nicht   auf  andere    Reßexioueu    von   M  22S  -229,    sondern    sind   C^/iergänge, 


mt.  398-403  (öanb  XV).  161 

400.    (ff  ^ff  M 229.    EI 27. 

5)ie  Untere  ©rfentni^frafte  waren  bie,  woburc^  unS  (grfentniffe  (ber 
gorm  nad))  gegeben  mürben;  e.  g.  eine  bnrc^  bie  Slnbre,  al§  burc^  signum 
hfx^  signatum. 


401,    ^_^i?  ;t.?f  ^in  M  228.    E II 594. 

einige  ^anblungen  be§  $ßer[tanbe§  get)en  bloS  borauf,  eine  obiectiöe 
Orbnung  unter  bie  Segriffe  ju  bringen. 

Slnbre  bie  ^anblungen,  woburc^  man  burd^  biefelben  2)inge  benft. 


402,    ^-(ff  in  [in  M228. 
10  3Ser[tanb  im  Urt^eilen  ober  in  (5nt[d)Ue§ungen. 


Anthropologwehe  Vergleichung  der  drei  oberen  Erkenntnissvermogen  mit 

einander. 

§.  41—43  (VII 197—201).    Zusatz  zu  §.  69  (VII 227—229). 

M§.  606— 609.    624—650. 

403,    a^f  ß'f  (6?)  L  Bl.  C  9.  S.  III- IV.   R  1 157—158. 

S.  III: 

Sectio  IX. 

ludicium. 

§.  606. 

SBenn  man  nid)t  allein  bie  oerfd^iebentjeit  ober  übereinftimung  ber 

2)inge  bemertt,  fonbern  auc^,  mie  [fie]  oiele  ^u  einem  übereinftimmen  unb 


flere/i  Kant  sich  im  Culleg  bei  Beginn  des  Abschnitts  über  das  obere  Erkenntnissver- 
inügen  bedienen  wollte.  Ähnliche  Übergänge  in  Pölitz'  .^Metajihysik'-'-  S.  155  und 
Starkes  „Menschenkunde"'  S.  205,  208. 

2  E:  lüären  ||  3  iDurben?  lüürben?  toerben??  1|  4  Am  Schluss  ein  Fort- 
sftziinpszeichen,  dem  auch  ein  zweites  entspricht,  aber  ohne  Fortsetzung. 

8  ^anblungen?  .Iponbliing? 

Z.5  Zu  AV.  40.3  vgl.   \r.  -177  mit  15021-31.  ||  2J  [fie]? 

Ä  au  t' ^  @  djti  f  1  en.    vanbfcfiiitlictifr  9J.id;I.i^.     IL  H 


162  3Ref(ejionen  jur  2tnt!)ropoIt)3tc. 

baoon  ben  ®runb  enthalten:  fo  erfennet  man  bie  ^ßoüfommen'^eit.  ©iefee 
Reifet  beurt^eilen.  (ätn  SSogel,  ber  ftd)  eine  ©teUe  jum  3(ie[t  auSfud)!, 
nimmt  mot)l  ma^r,  ob  aQe§  aujammenftimt,  i^m  feine  2Bot)nung  oerborgen, 
trocfen  unö  feft  ju  ert)Qlten.  (Sin  ^unb,  ber  einem  SBilbe  nac^je^t,  beur= 
t^eilt  bie  befte  2Bege,  if)m  beij;^ufommen.  3)iefe  SÖeurt^eilung  i[t  burdi 
bie  untere  (ärfentni^raft  ®an^  mot)l  möglid).  SlHein  bamit  man  mar« 
nehmen  fönne,  ma§  benn  ben  ®runb  öon  einem  in  jid)  enthalte,  fo  mu^ 
neben  gemifeen  (gmpfinbungen  fd)on  ofterä  eine  gemifee  (Smpfinbung  §u= 
glei^  margenommen  morben  fe^n;  alsbenn  mirb  man  bie  er[tere  al§  ben 
®runb  ber  anbern  unb  ju  biefer  3ufanimen[timmenb  anfet)en.  2ßenn  ein 
3;^ier  ein  Seurt^eilungSüermögen  jeigt,  and)  mo  eg  feine  vorhergegangene 
©rfaljrungen  gehabt  ^at.  2ll§  ein  jnnger  SSogel  in  ©rbauung  eines  5te[te§: 
fo  jeigt  biefeä  eingepflanzte  triebe  an. 

SEenn  jemanb  abnehmen  fan,  mie  ba^  ©egenmdrtige  ju  bem  üer= 
mut{)eten  künftigen  ßufammenftimme,  fo  ^at  er  ein  practifdjeä  Judicium, 
e.  g.  SBer  ben  jufammen^ang  ber  ^anblungen  einfielt,  bie  ju  2lnfet)en 
S.  IV:  unb  ®lücf§gütern  füt)ren.  3)?anc^er  fan  bie  Bufammen[t)ang]; 
[timmung  ber  üerfd)iebenen  förfentnifee  p  ben  Df^egeln  ber  logif^eu 
3Soüfommen^eit  rid)tig  einfe^en,  ober  biefe§  t)ilft  feiner  3?ermut^ung  besS 
i^nnftigen  nid)t§.  2llfo  l)at  er  alSbenn  ein  blofe  t^eoretifc^eS  Judicium, 
©in  ©taatäfunbiger  fan  alle  regeln  ber  <Staat§fun[t  gut  inne  l^aben; 
menn  er  aber  nid)t  mot)l  einfielt,  mie  e§  auf  fftnftige  Segebenl^eiten  füt)re, 
fo  ift  er  ein  blo§  t^eoretifd)er  @taat§funbiger.  2)enn  meil  er  alsbenn 
gan^  ma§  anber§  üermut^en  mirb,  al§  ma§  ftc^  ^ernad^  mirfliii^  juträgt, 
fo  §eigt  er  in  ber  2lu§übung  feine  pracftifd)e  2Bi^enfd)aft. 

@ine  burd)bringenbe  Urt^eilgfraft  fie^t  balb  ein,  mof)in  2)inge  ju= 
fammenftimmen:  2Ba§  bie  5J?aa§regeln  eineä  9Kenfd)en  üor  Slb^c^ten 
t)aben;  ob  eine  Seben§  2lrt  merbe  ju  einem  ®uten  ober  23öfen  2lu§gange 
führen,  menn  gleid^  bie  ®rünbe,  bie  biefe  sufammenftimmung  öeranla^en, 
nid^t  fe^r  leicht  margenommen  werben. 

§.  607. 
®ie  SBoÜfommen'^eit  ober  UnüoQfommen^eit  eine§  2)inge§  mar^u= 
nehmen,  mufe  eines  oorgefteUt  merben  al§  baSjenige,  melc^eS  au§  gemifeen 

5  Ursprünglich:]  wcix  ||  4  nad)fe^  ||  5  2)iefe  aus  2)tefeä  ||  7  enf^olten  || 
/7  ben  statt   bie  ||  26  )OC»I)in    unterstrichen^    tcie    es    scheint,    erst    nachträglich. 


35 


9ir.  403-404  (23anb  XV).  163 

üieleii  2)ingen  folgen  foU.    3"  fo  weit  biejeS  mannigfaltige  nun  ben 
®runb  Don  biefem  einen  entplt,  in  fo  fern  bricht  ah. 


Nr.  404—423  zu  M  §.  624—627. 

404.   ^i—l'?(Qfv?)M228.    E 1 219.  220.  213. 

S3on  ber  großen  5JJeinung,  bie  ein  jeber  oon  feinem  SSerftanbe  ^at. 
1)iefer  ift  \)<x^  oermögen,  alle  Gräfte  gut  anjuraenben  naci^  belieben. 
2)a^er  »enig  58erftanb  ^aben  ift:  unbrauchbar  fe^n. 

@§  giebt  einen  empirifd^en,  einen  (*  ^Rad^benfenben  ^opf)  fpecula= 
tiüen,  einen  ^raftifd)en  Sßerftanb.  SSerftanb,  ber  nicl)t  oor  jähren  fomt 
(40):  in  casu  ju  urt^eilen.  3J?an  fte^t  bie  fachen  anber§  an.  (2)ic  SSer- 
nunft  fan  ber  ©rfal^rungen,  oornemlid^  im  einzelnen  ^^aO,  entbehren,) 

@§  giebt  einen  Serftanb,  ber  über  benjenigen  ift,  roelcJ^er  bie  2)inge 
beurt()eilt,  ber  nemlictj  über  fid^  felbft  unb  über  ben  ®ebraud^  aQer  feiner 
Ärafte  Urtfjeilt.  2)er  JRegirenbe  3Serftanb  [fic^  aüe].  Sllfo  ift  ber  «Berftanb 
entWeber  2;alent  ober  ^erbienft.  2)urd)  ben  Sedieren  fd)äJ3en  wir  ben  ab= 
foluten  ober  öer^ältni^mäfeigen  2Bert.  Christin:  Sved:  2)en  lederen 
empfangt  nran  nid^t  burd^  unterroeifung. 


1  nun?  nur  (so  H.)'! 

4   s-Zusätze:    70er    Jahre.   \\   6    2)tefe  i|   7    \\\\hx(X\x6)0iX  \\   8    Möglkhenoeise 

20  muss  der  s-Zusatz  zu  Rfl.  418  (169 2 1—12)  gezogen  werden.  \\  11  E:  ©rfa^rung  || 
E:  namentltd^  statt  oornemttc^  ||  E.  ergänzt  nid)t  vor  entbet)ren.  ||  12  E:  bem-- 
ienigen  ||  16  Sved-.?  Sued:?  Svec:??  Suec:??  Die  letzteren  beiden  Lesarten  sind 
nicht  ganz  ausgeschlossen,  da  der  Strich,  den  man  zunächst  für  den  oberen  Strich  des 
d  zu  halten  geneigt  ist,  vielleicht  zum  Schlussschwung  des  drüber  stehenden  g  (in  Itlä^igcnJ 

25  gehört;  ein  solcher  Sch^vung  ersetzt  hier,  wie  auch  sonst  bei  Kant  häufig,  die  Endsilbe  en 
oder  ent.  E.  meint,  dass  die  Worte  Christin:  Sved:  nach  Schriftzügen  und  Stellung 
möglicherweise  nicht  in  den  Zusammenhang  der  Rfl.  hineingehören.  Mir  scheinen 
iceder  Schri/tzüge  noch  Stellung  etiras  Derartiges  anzudeuten.  Auffallend  ist  höchstens, 
dass  zwischen  den  Zeilen  des  §.  625  in  gleicher  Höhe  mit  jenen  beiden  Worten  (die  am 

30  Rand  links  stehen  wie  fast  die  ganze  Rfl.  404),  jedoch  durch  einen  grösseren  leeren 
Zwischenraum  von  ihnen  getrennt,  die  Worte  2SetbIi(i)er  SBerftonb  (vgl.  Rfl.  417, 
169i)  zu  lesen  sind.  Es  kann  aber  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  Rfl.  417  später 
als  Rfl.  404  geschrieben  ist.  Das  Zusammentreffen  ist  entiveder  ein  rein  zufälliges, 
oder  die  Worte  zwischen  den  Zeilen  sind  eine  später'.  Ergänzung  zu  Christin:  Sved:  Erd- 
mann deutet:  (Sf)rtfttne,  ©roebenborg.      Ich  vermutke,  dass  Kant  wie   VII  198   (vgl. 

11* 


164  atefleyionen  jur  5lnt^ropütogie. 

®efunber*(«f^)ecuIatiüer,)jc^Qrfer,bur(^bringenber,  ausgebreiteter, 
tiefer  SSerftanb. 

*(^  gemeines  5J?aaS  oon  SSer[tanb. 

rid)tiger  23er[tanb,  ber  auf  ba§  rüefentlt(i)e  ber  ©ac^e  gericl)tet  i|t 
unb  Qlfo  abgemefjen  t[t,  nid)t  rai^ig.   Äünftler.   Äleibung,) 


40S.    fx?  v^f  q3?  V?  M  228.    EI 201. 
5Ser[tanbift3umDer[tet)en,ißernun[tjumDorau§fef)ennöt^ig:a  priori. 


406,    fi?v?M228.    E  1 214. 

2)er  SSer[tanb,  ber  [aUeg]  etroaS  in  einer  getoiffen  fumme,  b.  i.  burd) 
b(x%  refultat  feiner  25erbinbung  betrQct)tet  unb  alfoüom  ®an^en  ^um  3;t)eil  lo 
gel^t,  ift  ber  ©efunbe.  2)er  au§  ber  befonberen  betradjtung  ber  Steile  jum 
Urtlieil  be§  ©an^en  ge'^t,  ift  ber  fubtile  Sßerftanb. 

VII  361)  nur  a?i  Christiria  von  Schweden  gedacht  lutt  und  dass  die  Worte  daher 
Christina  Svedica  zu  lesen  sind.  Für  einen  Nicht- Historiker  und  Nicht-Geographen 
lag  die  Form  Svedica  mindestens  ebenso  nahe  wie  die  gewöhnlichere  Suecica  (die  15 
Kant  im  Sinne  gehabt  haben  müsste,  wenn  Svec:  oder  Suec:  zu  lesen  wäre).  Übri- 
gens führt  Joh.  Heinr.  Zedlers  „Grosses  vollständiges  Universal  Lexicon'''-  (Bd.  36. 
1743.  fol.  S.  9)  neben  „Suecia'-^  auch  die  Form  „Svedia"'-  an.  —  Zw  ß^rtfttna  vgl. 
das  Pohr sehe  Anthropologie- Heft  S.  92 :  „DieUrtheilskraft  kann  weder  durch  Schulen, 
noch  durch  andere  Unterweisungen  mitgetheilt  werden,  sondern  sie  ist  schon  von  der  2(i 
Natur  gegeben  .  .  .  So  redete  die  Königin  Christina  klug  und  handelte  thöricht.'-'- 
Vgl.  ferner  das  Parow''sche  Heft  S.  164  und  besonders  das  Anthropologie-Heft  S  123  der 
Königsberger  Stadtbibliothek  S-  192 — 3:  „Einige  halten  die  Königin  Christina  von 
Schweden  für  eine  kluge  andere  aber  für  eine  einfältige  Dame  und  beyde  haben  Recht. 
Sie  hatte  grosse  Talente  und  einen  gut  administrirenden  Verstand.  Sie  besass  eine  2ö 
grosse  Geschicklichkeit  ihre  Sachen  auszuführen  mehr  als  viele  Männer.  Auf  der 
andern  Seite  hingegen  war  wiederum  keine  Prinzessin  so  unklug  als  sie.  Sie  war 
nicht  im  Stande  eine  gute  Wahl  ihrer  Zwecke  und  Projecte  zu  treffen,  und  es  fehlti^ 
ihr  also  der  dirigirende  Verstand.  Sie  hatte  alle  Ehre  die  ihr  nur  möglich  war,  und 
doch  schienen  ihre  Unterthanen  so  ungesittet  zu  seyn,  dass  sie  ihre  Talente  nicht  'M 
geioahr  werden  konnten.  Sie  reisste  herum  changirte  die  Religion,  wurde  andern 
Höfen  lästig  und  bey  ihrem  Verstände  unglücklich.  Was  sie  redete  waren  alles  sehr 
kluge  Sachen,  was  sie  aber  that,  war  alles  nicht  kluges  Zeug.'''' 

4  ridjtiger  ist  mit  dem  Verweisungszeichen  vor  gemeine^  durch  einen  Strich  ver- 
Ininden.   \\   3   Pas   Komma  könnte  statt  nach,   eventnell  auch   mr  ift  stehen.  35 


5«r.  404-409  (öanb  XV).  165 

2)er  gefunbe  SSerftonb  i[t  empirifc^  unb  prarttfc^,  ber  fubtile  fpecu= 
latiö,  über  erfal^rung  l)inau§. 


407.   in?vfM229. 

2)er  aSerftanb  ift  boä  SSermögen  ju  urt^eilen,  tt)eId)eS  eben  bafjelbe 
ift  mit  bem  SSermögen  ber  33egriffe  überl^aupt.  2lug  urtt)eilen  entfpringen 
beutlic^e  a3cgriffe. 


408.    fi?  V?  M229.    Ell 941. 

2)tc  reale  functionen  be§  3Serftanbe§;  2,  bie  formale  unb  logifd)e, 
|o  mie  bei)  ber  ftnnlic^feit  bie  reale  affectionen  (ßmpfinbung)  unb  bie  for» 
10  male  (Stnfdjauung). 

iie  reale  affectionen  jinb  obiectiö  nid)t  etroag  reales,  b.  i.  [teilen  nid)t 
eine  fad)e,  fonbern  ben  (Stnbrucf  üor,  ber  auf  etmaS  anber§  fan  belogen 
merben,  mag  barum  aud^  ©egenftanb  tjeifet. 


409.    ^9  71?  Q?  a?  (ff  M  230.    Ell  471. 


15  2)er  Sßerftanb  ift  ba§  S8ermögen  ber  ^Begriffe,  ber  Hrt^eile,  ber  Flegeln 
(befinition  öom  menf(^lict)en  SSerftanbe).  ©r  ift  ein  obereä  6rfentniöüer= 
mögen  (fpontaneitaet,  md)t  paffibilitaet).  Unterfdiieb  üon  ©innlic^feit. 
©r  ift  ein  3Sermögen,  bie  2)inge  ju  erfennen,  [role]  nicl)t  mie  fte  erfc^einen, 
fonbern  mie  fte  fmb  (blo§  negatiöe  befinition*).    £)iefe§  SSermogen  ift 

20  entmeber  in  ber  Slnfdjauung  ober  burd^  refle;cion.  2)er  erfte  SSegrif  ift 
problematifd),  ber  gmei^te  bemäl)rt.  2)ie  ben  erften  23egrif,  beffen  Hn= 
möglicl)feit  jmar  ni(t)t  bemiefen  werben  fan,  oor  einen  SBegrif  öom  mirf» 
liefen  ÜJ?enfct)lid)en  3Serftanbe  galten,  §aben  eine  mi)ftifd)e  SSorftettung 
üon  il)m  (philosophia  mystica).    Unfer  SSerftanb  ift  baS  SSermögen  ju 

25  2  Am  Schluss  ein   Fortsetzungszeichen,  dem  ein  zweites  unten    auf  M  228'  ent- 

s]jiic/it,  aber  ohne  Fortsetzung. 
12  ben?  beren?? 

'/i4i   Das  U  ^'on  Ittifer,   une  es  scheint,  infriiheres  %  hineincorrigirt.     E:  '^\t]it. 


166  JReflertoncn  ^ur  Slnttiropologic 

reficctiren,  unb  reine  SSerftanbeSbegriffe  (^  tranSfcenbentale)  ftnb  bloßf 
ab[tracten  refIe;cion§begriffe.  Sie  menfcI)Ucl)en  2ln[d)auungen  ftnb  nid)! 
inteßectuel  a^erftonb  a  priori  i[t  SSernunft  (bejjen  Urt^eile  nict)t  unter 
[bem]  einem  em^)irifc^en  erfentniö  fielen).  3Ser[tanb  al§  ein  SSermögen 
ber  Slnroenbung  a  posteriori:  Urtl)eiI§trQtt. 

*  Q'  aber  oon  einem  SSerftanbe  überl)aupt,  ni(!^t  blo§  bem  menfd)» 
lidjenO 

(^  5Kan  mufe  ben  3Ser[tanb  nid)t  burd^S  S.^ermögen  beutUdier  Se= 
griffe  erflären.) 

(^  2)a§  SemuftfcQn  get)ört  jum  Dberen  SSermögen,  aber  nic^t  al§ 
not^menbige  SSebingung  jum  33er[tanbe.) 


410.    ^f  cpf  M230.    Ell 475. 

2)aS  obere  ©rfentniöDermögen:  1.  al§  fpontaneitaet,  alle  33orfteIlung= 
oermögen  feiner  roiUfu^r  ju  unterwerfen;  2»  als  obtectineS  (ärfentniSöer* 
mögen,  a.  SSermögen  ber  Spiegeln,  b.  ber  Slngemeffen^eit  ju  3fiegeln,  c.  ber 
^rincipien. 


411.    V?  ((.i?)  M229.  EI 207. 

2)ie  S^^iere  l^aben  anc^  apprehensiones,  aber  nid^t  apperceptiones; 
mif^in  fönnen  fte  il)re  SSorftellungen  nic^t  allgemein  machen. 


412.    V?  (infj  M229.    E 11552. 
SSonreinen3Serftanbe§begriffen:ftnb  bie  reine  actus  ber  appre^enfion. 


413.    vf  (iif)  M  229.    EU 935. 

2)er  SSerftanb  giebt  ben  (Sinbrüfen  ba§  ßogifc^e,  b.  t.  ba§  gemeiu= 
gültige,  b.  i.  bie  Function  be§  praebicatg  ju  einem  moglid^en  Urttjeile. 


20 


1    transsc:   ||   6 — 11    Hfl.   409    steht    (jueiyenchrieben    auf    dem    linken    und    25 
untern   Rand  der  Seite,    die  drei  g-Znsätze,  gleichfalls    quergeschrieben,   durch    kleine 
Zwischenräume  getrennt,  unter  einander  zwischen  dem  lateinischen  Text  row  M  §.  628 
und  §.  629. 


yit.  409-414  rjQanb  XV)  ]67 

3lber  baburd^  formt  er  nur  SSorfteÜunflen  ju  ^Begriffen.  5J?ad)t  er  nid)t 
aud)  toeld^e?  2)ie  ßinbrüte  ftnb  noci^  nid)!  öorfteUungen,  benn  biefe 
muffen  [[lä)]  auf  etroaS  anbereS  belogen  merben,  roel(i^e§  eine  .t)anblung 
ift.  Df^un  ift  bie  reaction  be§  ®emüt^g  (ber  3Rüffd)lag)  eine  ^anblung, 
meld)e  ftc^  auf  ben  ©inbruf  bejie^t  unb,  toenn  fte  allein  genommen  mirb, 
nad)  il)ren  befonberen  2lrten  categorien  l)eiffen.  5Run  ftelle  \6)  mir  burc^ 
ein  e.  g,  3ufammengefe^te§  mefen  nur  bie  actus  berappret)enftou  beq  einem 
Körper  unb  bergleid)en  öor  unb  fage  alfo  bieSSebingungen  ber  SSorfteUung 
eines  compositi  in  ben  actibus  ber  appre^enfion,  bie  baju  erfobert  werben. 
2Benn  aUe  ©inbrüfe  gar  oerneinet  mären,  fo  ^ätte  bie  appre^enpon  fein 
correlatum.   6§  märe  alfo  aud)  feine  33orfteUung, 


414.    V.  M228.  228'.    E II 1778, 

M  228: 

2)er  birigirenbe  unb  abminiftrircnbe  i^erftanb.  3"  2Biffenfd)aften 
t)eifet  ber  erfte  ber  arc^itectonifd)e.  SSom  ®an^en  jum  3^^eil.  2)aä  ®roffe 
unb  "tit  allgemeinen  SSerl^altniffe  unb  33ebingungen  j^uerft.  Einige 
9}?enfd)en  ^aben  ben  erften  gar  nid^t;  er  fommt  aud^  nid)t  üor  ^Q^ren. 
@ol(!^e  finb  entmeber  immer  Äinber  oberSlrbeitSgefellen  unbmadjen  feinen 
^lan* 

2)ie  ©röfete  ^anblung  beä  birigirenben  SSerftnnbeS  ift  bie  gan^e 
^eftimung  unferer  t^eoretifc^en  unb  practifd)en  Dktur. 

M228': 
*  (*  S'^iere:  analogen  be§  S5erftanbe§,  ber  Urtl)eilSfraft  unb  ber 
i^ernunft.   2Bi|  Unter jc^ieb:  3Sern:  ©ntmurfe.) 


25  17  E:  nt^t  erfannt,  oucf)  ni^t  oon  \\  19—23  Nach  Spian  und  vor  Zij'me 

je  ein  senkrechter  Strick;  die  Tinte  ist  allerdings  inelleicht  tiicht  dieselbe  in  beiden 
Fällen,  möglicherweise  ist  der  Strich  vor  2t)tcre  nur  ein  Absonderungsstrich  gegen 
eine  früher  geschriebene  Reflexion.  \\  s-Zusatz:  v — ipK  \\  24  Unterfc^teb:?  Unter' 
fdieib:?  II  S3ern:  (=  SBernunft;?  aSernt:  (=  a3ermögen;?  ||  ©ntrourfe?  ©ntiourf?  |i 

30  Kant  pflegt  sonst  die  Wahrnehmung  von  llnterfct)ieben  auf  die  Urtheilskra/t  zurück 
zuführen,  die  von  Ähnlichkeiten  auf  den  SBife  (vgl.  VII  201).  Soll  etwa  2iBt^  hier 
als  em  Unterfcf)etbungä=S3ermögen  zioischen  Menschen  und  Thieren  hingestellt  werden? 


168  Sieflcjionen  aur  Sint^topologie. 

415.    v—(p.    M228. 

2)er  SSerftanb  (}ef)ord)t  oft  ben  übrigen  SScrmögen,  ®eö)onf)eiten  unb 
^^eigungen  im  Urt^eil  unb  roirb  fopt)i|tijd),  bie  empfot)lene  <Sä^e  fic^  felbft 
einjubilben.  SSorurtt)eiI.  Ißorö  SSunberbare.  ^i)rr^n§.  SluSgebreiteter, 
tiefer,  be^enber. 


416.    (f.  M228. 

2lnalt)tifc|er,  j^nt^etifc^er  3Ser[tanb.   ^J/an  mufe  juerft  ben  SSerftanb 
e;ccoUren.  2)ie  ©ewon^eit  öon  bem,  ma§  man  nic^t  oerfte^t,  boc^  gu  reben. 


417.    (f.  M228.  228'. 
M228: 

Unterfd^ieb  ber  untoiffen^eit  unb5)unim^eit;  Äentniffe,  unb33er[tanb 
fte  ^u  orbnen*,  UrttieilStroft  fte  an^umenben. 


4  Vgl.  II 262,  besonders  aber  das  Gotthold'' sehe  Antkrupologte-Heß  1  310 — 2: 
..Dieser  praesidir ende  Verstand  ist  die  oberste  Kraft  der  Seele.  Menschen  die  voll  von 
Leidenschaften  sind  vergleichen  nie  das  was  sie  thun  mit  dem  Ganzen  ihrer  Zwecke,  15 
sondern  nur  mit  einer  ihrer  Neigungen,  und  vergessen  sie  mit  der  Summe  aller  übrigen 
zu  vergleichen.  Daher  sie  auch  Sklaven  ihrer  Leidenschaften  genannt  werden.  Es 
ist  aber  schändlich  wenn  die  grossen  Herrn  (der  Verstand)  hinter  dem  Pöbel  der 
Leidenschaften  gehen  muss.  Pyrrhts  König  in  Macedonien  und  Nachfolger  des 
grossen  Alexanders  hatte  den  Kopf  voll  von  grossen  l'haten.  Einst  sagte  er  zu  20 
meinem  Hauptmann  Gyrus  Nun  will  ich  nach  Italien  gehen  und  die  Römer  überwinden 
Dieser  f rüg  ihn  und  hernach  f  Dann  will  ich  nach  Klein  Asien  ziehen  um  die  Völker 
;u  demüthigen  und  dann  nach  Syrien.  Gyrus  frug  ihn  weiter,  und  hernach f  Dann 
wollen  wir  in  Ruhe  ein  Glas  Wein  trinken.  Ey,  sagte  Cyrus  so  wollen  wir  itzt 
lieber  gleich  anfangen  zu  trinken.  Denn  wer  weiss  was  für  Ungemächlichkeiten  25 
dort  unser  warten.''''  Dasselbe  Beispiel,  zum  grossen  Theil  mit  ganz  denselben  Worten 
erzählt,  in  dem  Parow^schen  Heft  S.  166/7.  Zwischen  Italien  und  Kleinasien  wird 
noch  Sicilien  eingeschoben.  Die  Anekdote  geht  auf  Plutarch  (  Vita  Pyrrhi  Cap.  XIV) 
zurück;  statt  „Cyrus''''  ist  „Cineas''''  zu  lesen;  m  dem  Anthropologie- Heft  S  123  der 
Königsberger  Stadtbibliothek,  wo  (S.  196 — 7)  die  Anekdote  fast  ganz  so  wie  bei  30 
Gotthold  erzählt  wird,  ist  „Cyrus'"''  alle  drei  Male  nachträglich  mit  anderer  Tinte  in 
„Cynias"  verändert.  Auch  in  L.  von  Holbergs  Vermischten  Briefen  (1760  V  495) 
findet  sich  die  Anekdote,  aber  geki'irzt.  \\  Slu^gebteitet 


5Rr.  415—418  (Sonb  XV)  169 

SBciblic^er  SSerftanb.   3Ser[tanb  jur  intrigue**  ftc  an^ufteEen  unb 
jid^  §u  öerftellen,  mitl)in  anberer  ßutrauen  gu  braud^en.    3u  fpre(t)en. 
einen  (£d)ein  ju  tünfteln  (^  gu  burd)fcl)auen  Q>  Slbgeroi^t.  ©intalt)).  2lber 
nic^t  Sßar^eit.    ^flac^jual^men.  SDagu  brandet  man  feinen  SSegrif,  fonbern 
5  ein  S3ilb:  norm. 
M  228': 
*  ("  3Son  ber  SRcifebe§3Serftanbe§  in  berSßereinigung  mitUrtl^eilS» 
fraft.    @in  enger  3Ser[tanb  fan  aud^  reif  fei)n.) 
**  («'  9fiu[jen  finb  nid)t  bumm.) 


418.    (f.  M  228.    Ell 258. 

(.'  te(ftntjd)er,  Slrd^itectonifc^er  SSerftanb.) 
(«'  ßinfäUe.  (5inft(t)ten.) 
(«  geller  ^ßerftanb.) 
@eid)ter  unb  ©rünblid^er  SSerftanb. 
Drbentlic^er  (abgemefeen),  tumultuarifct)er  ^opf,  üermirrt. 
Sln^Qltenb  unb  flüchtig. 
("  ßtmaS  a  priori  erfenncn,  b.  i.  fd^Iufe.) 
'^  2lnfc^auen  unb  Segriffe,   formen  unb  9flegeln. 
in  abstracto:  fpeculatiüer,  in  concreto:  gemeiner  (gefunber). 
SBi^  unb  UrttjeilSfraft  j^ufammen  machen  ben  SSerftanb. 
Überlegung  gehört  jur  SSernunft. 

'^  £)ummer  ober  (•"  tl^or)  Slbgefc^mafter  9[J?enfd)  («  SBi^iger 

ÜKann),  Sßerftänbiger. 
Wit§>,  ma§  mir  lernen,  mufe  au(^  oor  ben  3}erftanb  feijn. 

2Bie  fd)ärft  man  bie  Urt^eilSfraft? 
/«  SSermögen  gu  benfen  \ 

I        ber  begriffe  | 

\       feic^ter  (^  be^enb)  {^  flücl)tig)  ober  ©rünblic^er  33egrif.  / 


1  Zu  seßeibUd)er  Söerftanb  vgl.  16322ff.  \\  2  \\6)  fehlt.  \\  3  @(^ein?  || . . .  gew. . .? 

30  10  s-Zusätze:  (f — /,  kaum  xp — tu.  ||  11—12  Hierher  gehört  vielleicht  auch  der 

^-Zusatz  in  1638.  \\  17  jc^Iufe?  \ä)lüi??  fc^Ue&?  fc^ttefeen???  ||  18  «Mufc^auen?  2tn= 
fd)auung??  ||  begriffe?  öegrijf??  ||  formen?  ijorm?  \[19  speculat:  || 


170  SReflejloncn  jur  SKnt^ropoIogic. 

419.    (p.  M  228.  228'. 
M228: 

ein  5ßerftanb  öon  fet)r  be^enbemScgrif  ift  feiten  grünblic^.  Urtl)etlg= 
!raft,  SBerftanb  unb  33ernun[t. 
M  228': 
Siegeln  in  abstracto  finb  barnm  nid^t  Oflegeln  a  priori. 


420.    <f—ip.  M228'.   Ell 476. 

2)aö  obere  ©rfentniS  SSermögen  ift  \iOi^  33ermögen  ju  benfen. 


421.    (f—il<.  M228'.    EII5J0. 

Db  mir  allgemeine  ^Begriffe  o^ne  3Sergleid^ung  befommen  fönnen?  lo 


422.    (ff  Bf f  M 229.    E 1 228. 

S3on  ben  fubiectiüen  ©rünben  beö  Urtl^eilS»  ^riüatbefc6affenl)eit  unb 
bifpofition.  3Sorurtt)eil.  ^a|.  3Reigung.  (Subtil,  grofe,  obenhin,  tief. 
3u  aUcn  obiectiüen  ^ßerbinbungen  geprt  ttiüfii^r. 


423,    q)f  ^??  M229. 

SSerftanb  ift  "i^Oi^  33ermögen,  \ia§>  SlÜgemeine  gu  erfcnnen.  2.  2)ay 
Slügemeine  im  23efonberen:  Urtt)eil^fraft,  3.  2)aä  23efonbere  im  2111» 
gemeinen:  SSernunft.  SBe^beS  finb  arten  be§  ®ebraud)§  beö  3Ser= 
ftanbeS.    2)ie  Urt^eilöfraft  fan  nic^t  (nac^  3Regeln)  inftruirt,  fonbern 


(gemeiner?  gemeine^?.*  ||  gefunbet  (sc.  S3etftonb;?  gefimbeS?  ||  16926-8  Die  Worte  l-o 
sind  mit  derselben  Tinte  und  Schrift  zwischen  den  Zeilen  resp.  Zusätzen  von  Efl.  418 
und  dm  Zeilen  von  Rfl.  404  hinzugesetzt:  sie  gehören  wohl  zu  einander^  obwohl  sie  nicht 
durch  Verweisungszeichen  verbunden  si?id.  Es  ist  Jedoch  nicht  ausgeschlossen^  dass 
die  Worte  SSemtögett  jU  benfen  mit  den  wohl  sicher  friiher  geschriebenen  Worten  in 
abstracto  (109 19)  durch  Striche  verbunden  sind.  \\  Nach  ober  noch  ein  nicht  durch-  25 
strichner  Schri/tzug:  unvollendetes  g?    Abkürzung  für  in??  oder  für  ein?? 

4  unb  zweimal  ||  4,  6  3Jernunft  und  SRcgeln  sind  durch  Zeichen  verbunden. 


«Rr.  419-426  (f&anb  XV).  171 

nur  geübt  njerben.  Urtf)cil§fraft  ift  »id^tigcr,  toeil  ftc  ))raftifd)  tft.  2)a§ 
3Sermögen  ber  3RegeIn  in  abstracto  t[t  ber  fpeculatioe,  ba§  ber  3Regeln 
in  concreto  ber  ®efunbe  oerftanb  ober  gemeine,  2)iefcr  mufe  alfo  nid^t 
fte  in  abstracto  unb  allgemein  bel^aupten  lüoUen. 


424.    cp.  M229.   EU 511.   lnM§.627: 

25er[tanb  ift  )iOi»>  SSermögen  ber  (5rfentnt§  be§  allgemeinen,  Urt^eil§= 
traft  be§  befonberen  unter  bem  allgemeinen,  23ernunft  ber  beftimung 
be§  befonberen  burc^  ^(x^  allgemeine.  1.  Siegel.  2.  fubfumtion.  3.  «Sc^lu^ 
oom  allgemeinen  ^um  befonberen  öermittelft  einer  fubfumtion» 

Db  man  aud)  'ba^  allgemeine  oor  aller  oergleic^ung  beS  befonberen 
erfennenfan?  alfo33egrif  ^aben,  bernid^töon  üergleic^unflcn  abftra^irt  ift. 


425.    (f.  M229.    In  M  §.626: 

S5e^enber  ober  rid^tiger  Segrif.   Slufgemefte  unb  mi^ige  leute  !önnen 
^war  SSerftanb  l^aben,  aber  ot)ne  Urtl^eilSfraft. 

S^erftanb  ift  t>a§>  58ermögen,  (^  ba§)  allgemeine  p  erfennen,  b.  i.  ba§ 
3Sermögen  ber  3Regeln.   S3ermögen  3U  reflectiren. 

2)aö  S3ermögen:  1.  ber  Segriffe,  2,  a  posteriori,    3.  apriori; 
oerfte^en,  anroenben,        einfeuern 


426.    V?  (fji?)  M 231.    EI  198. 

(StmaS  üorfteÜen  («'  repraesentatio);  cttt)a§  mamel^men  (^  pereeptio) 
(mit  23emuftfeqn);  erfennen  (^  cognitio)  (non  anberem  unterfd^eiben); 
2Biffen  (^  scientia)  (unterfd)ieben  oon  annel)men  (^  glauben));  ocrftel^en 
(^  intellectio)  (burc!^  ben  SSerftanb  erfennen);  perspicientia:  @infel^en 
(burd)  3Sernunft);  comprehensio:  SSegreifen  (ber  ®röfee  (»  bem  ®rab) 
'^a^  ^inreic^enb). 


1  nur?  mu6.'? 

S  E:  «Regeln 

21  anberem?  anberen?  anberm?  anbern? 


172  Siefleftonen  ^ur  Slnttjtopologie. 

427.    v—ip.  M  231.    E  1 217. 

2ßir  bebienen  un§  unfereS  i^erftanbeS  au§  ^flid)t  unb  be§  Sßi^eg 
aus  ^ncigung.  2)er  3Ser[tanb  ift  eine  (Sc^ilbmad),  bie  abgelöfet  fei)n  loiH. 
er  ift  oft  un§  unb  anberen  befc^merlid).  (5r  ift  bie  ©runblage  gum  ®uten 
©ebraud)  nQer  tnlente. 


428,    v—ip.    M23L 

3L?erftanb  ift  boS  SSermögen,  gum  33efonberen  baö  Singemeine  (a^egel) 
gu  ftnben.  SSernunft:  \iOi%  33efonbere  üom  SlÜgemeinen  abzuleiten.  3n 
ienem  ge^t  \iQi^  Sefonbere,  in  biefem  "bOi^  2lflgemeine  üor^en 


429.    v—il>.  M235'.    E II 1094. 

2)cr  SSerftanb  erfennt  bie  9}?öglic^feit, 

nrt^eilsfraft  —  2Birflid)feit, 

3[^crnunft  —  5Rotl)tt)enbigfeit  nad^  allgemeinen  ^Regeln. 


430.    ip'f  (ip'fj  LBl.  D23.  R  1256—9. 
S.  I: 
{s  e§  ift  d\ioa§,  in  Slnfel^ung  beffen  fic^  ber  bei)  weitem  größte 
3;^eil  ber  3JZenfd^en  auf  anbere  SSerlaffen  mufe,  nämlic^  baS  ^iftorifc^e 


15 


12  So  auch  IV  62. 

14  Dass  das  ganze  Blatt  der  ersten  Hälfte  der  80er  Jahre  entstammt,  ist 
mir  nicht  zweifelhaft.  Besonders  ähnlich  in  Schrift  und  Tinte  ist  es  den  L  Bl.  B  2  20 
und  B  12.  Kleine  Unterschiede  in  der  Schrift  innerhalb  des  L  Bl.  D  23  erklären 
sich  zwanglos  daraus,  dass  Kant  verschiedene  Federn  gebrauchte  oder  die  gebrauchte 
reinigte  resp.  ?teu  spitzte.  Jene  Unterschiede  sind  viel  kleiner  als  die  innerhalb  eines 
und  desselben  Kantischen  Briefes  uns  oft  entgegentretenden.  Reickes  Annahme,  das 
Blatt  sei  wahrscheinlich  in  den  80er  Jahren  zu  verschiedenen  Zeiten  nieder-  25 
geschrieben,  ist  deshalb  unnöthig.  —  Wie  gefährlich  es  ist,  nur  auf  Grund  des  Inhalts, 
ohne  Berücksichtigung  der  Schrift-  (und  Stellangs  ■)Indicien,  eine  Datirung  vor- 
zunehmen, zeigt  Vaihingers  Behauptung,  das  L  Bl.  D  23  beziehe  sich  auf  Kants  ©trelt 
ber  ^OCUltäten   und  biete   einen    interessanten   Entwurf,    der   von  der  wirklichen  Aus- 


yix.  427-430  («öanb  XV).  173 

ber  religion.  @ö  tft  aber  auc^  etvoa§,  toQ§  fie  gar  nid)!  anbercn  über= 

lafjen,fonbern  felbft  au§inact)en  müfjen,  namlict)  n)Q§  i^r®etüi[fen  it)nen 

erlaubt,  t)tebe^  anpnel)men.  3"^  erfteren  i[t  eö  unmöglid),  ^ur  DoHigen 

©eiüiS^eit  §u  gelangen,  im  jtt3e^tcn  i[t  e§  fct)led)t^iu  nottjroenbig.) 

2)er  ®efunbe  ^Jienfd^enoerftanb  wirb  al§  ^enfc^enoerftanb 

(^  gemeiner  5Jer[tanb)  erfüic^  üor  benienigen  genommen,  ben  man  be^ 

allen  ^Renfd^en  oermut^en  fan,  gme^tenS  al§  ©efunber  SSerftanb,  fofern  er 

nic^t  üerborben  i[t.  5J?an  unterfct)eibet  \\)n  üon  ©ele^rfamfeit  in  Slnfe^ung 

ber  Quellen  unb  Dom  fpeculatiüen  3?er[tanbe  in  anje^ung  beö  ®rabe§. 

2Ba§  ben  legten  ^unct  betritt,  fo  ift  er  ta^  SSermogen  ber  3Regeln  in 

concreto  unb  unterfd)eibet  fic^  baburii^  oon  bem  fpeculatiüen  3Ser[tanbe. 

2llle  bret)  obere  facultäten  laboriren  t^eilS  an  ®elet)rfamfeit,  t^eil§ 

an  fpeculation,  unb  in  i^nen  inSgefammt  ift  bie  SBiffenfdjaft  proüiforifi!^ 

gut,  [fie]  ^at  aber  bod)  jum  ßw^efe,  enblid)  oermittelft  ber  ^l)ilofop^ic  fie 

jum  ©efunben  5Jieuf(^enüerftanbe  t)erabjubringen,  ber  in  ber  Sl)at  l^ierin 

aud)  allein  ber  befte  3Rid)ter  ift  unb  ber  ^robirftein  ber  S^iid^tigteit  ber 

@a^e,  mie  benn  alle  bret)  üor  alle  ^enfdien  finb. 

1 .  S^eologie  mufe  enblid^  SReligion  bi§  jur  @infid)t  unb  Ueber,ieugung 
be§  blo§  gefunben  ?(J^enfd)enüerftanbe§  bringen.  2)enn  fte  ift  entmeber 
eine  natürliche  ober  gelehrte  3fteligion  in  Slnfe^ung  i^rer  SRitt^eilung. 
8ll§  ^ele^rte  ^Religion  fann  fte  nie  üor  alle  ^enfd^en  fe^n,  alfo  mirb  fie 
einmal  ba^in  fommen  muffen,  ba^  {ebermann  nad^  feinem  blofeen 
5)?enfd)enüerftanbe,  ba  fte  einmal  ba  ift,  mirb  einfe^en,  fid^  baöon  über= 
jeugen  unb  fie  faffen  !önnen.  2)a  mufe  ieber  ^unct,  ber  üielleid)t  an= 
fdnglid)  jur  ^ntrobuction  not^ig  mar,  megfaÜen,  menn  bieUeber^eugung 
üon  feiner  3Ric!^tigfeit  ©ele^rfamfeit  üorau§fe|t;  bod)  mirb  immer  ®ele^r= 
famfeit  nott)tg  fet)n,  um  burd^  ®efd)id)te  ben  3[^orn)i^  p  [fü^eln]  güglen, 
bamit  er  nid)t  burd)  ^irngefpinfte  ben  5y?enfd)enDerftanb  oerfü^re. 

2.  9fied)t§funbe  ift  aud)  cor  aüe  5JJenfd)en;  benn  iebermann  mufe 
boc^  miffen  fönnen,  meld^eS  3fted)t  iemanb  au§  geroiffen  ^anblungen  ober 
SSorfäUen  gegen  i^n  ^at,  unb  er  fteUt  ftd)  natürlid)er  Steife  aud^  ein  3f^ed)t 
üor,  ba§  er  au§  eben  bergleid)en  Urfac^en  erwirbt.   9iun  fann  feine  red^l* 


führung   nicht  unerheblich   abweiche   („Neue  Mitteilungen   aus   dem   Kantischen  Nach- 
lasse^\  Separat- Abdruck  aus  der  Zeitschrift  für  Philosophie  Band  96.    1889.   S.  29). 
35  1  anbeten?  anbern  (so  B.)?  \\  3  elfteren?  erftern  (so  B.)?  ||  6*  oor  aus  oom  || 

9  Dom  fpeculottoen ?  üon  ypeculotinem?  1|  10  le^kn?  legieren??  il  12  Slüe  aus  ^n 
allen  11  obere  aus  oberen 


174  SRefIejbnen  jur  2tntl)ropologie. 

lic^e  fpeculation  [ein]  anbere  ^rindpien  be§  3Red)t§  erftnnen  al§  bie  be§ 
gemeinen  3Ser[tanbe§;  benn  ®efe^e  foUen  ta§i  9lecl)t,  roaä  5)ienjd)en  natür- 
Udjer  SBeife  fobern,  nur  öerraalten.  @g  i[t  aud)  merfmürbig,  bofe  feine 
2Bifjenfct)aft,  bie  fid)  auf  33ernunft  grünbet,  jo  ber  Dicl{)eit  ber  i^aQe  not^ig 
l)at,  an  iDelct)en  bie  Siegeln  in  concreto  geprüft  werben  fönten  qI§  3f?ect)t^' 
tt)i[fenf(i)Qft»  '^an  jott  feine  3Re(Jt)te  erfinben,  [abi]  fonbern  nur  baSienige, 
ü3a§  fid)  ieber  bentt,  beutlid^  unb  be[timt  auSbrücfen.  3)aju  gefjort  fre^lid) 
®ele^r|amfeit. 

3.  SlrjneQfunbe.  $Die  ^atm  im  ©anjen  erhalt  ftd^,  unb  bie  Gattung 
\oa6)\i  blül)enb  [ort,  2llfo  mufe  bod)  in  bem  5I?enfd)lid)en  Körper  eine 
felb[tl)iilfe  [tedfen,  gu  ber  Slrjne^  nid^tS  ^injuje^en  fan,  unb  alfo  ein  23e= 
tragen,  be^  bem  aUe  5Kenf(i^en  gefunb  fe^n  fönten. 

3n  allen  breiten  2lrbeitet  bie  2Bi[fenfd)aft  [unauff)orIt(^]  unabläfeig 
baran,  um  fid)  entbef)rlid^  gu  mad)en.  9iur  bie  ^^ilofop'^ie  mufe  bleiben 
unb  tt)ad)en,  ba'^  ber  gemeine  5Kenfc^enüer[tanb  ein  ©ejunber  SSerftanb 
bleibe,  unb  jie  aüetn  fan  niemals  entbe^rlid)  tt3erben. 

(^  ÜJJat^ematif,  ^l)ilD|op^ie  unb  ®ejd)ic^te  muffen  immer  bleiben.) 

2)ie  ^rincipien  muffen  in  allen  bret)en  SBiffenfc^aften  ni^t  bog= 
matifd^,  fonbern  critifd^  genommen  werben,  um  nur  ben  ©emeinen  33er= 
[taub  ju  fid^ern,  nid^t  um  i^m  unbefante  Siegeln  ju  lel)ren,  ©id)  nad) 
ber  ?fiatur  ju  rid)ten. 

S.  II: 

21ÜC  Offenbarung  [bef]  mirb  entraeber  burc^  2J?enf(^en  mitget^eilt, 
unb  benn  berul)t  fie  auf  l)iftorifd)em  ©tauben  an  öelel)rte,  ober  fle  wirb 
iebem  ^nbiüibuum  befonberfS  ertljeilt,  unb  benn  ift  fein  gemeinfd)aftli(j^ 
5D'?erfmal,  fonbern  ieber  ift  infpirirt. 


^a§  üorne^mfte,  ma^  mir  ju  üer^iiten  l^aben,  ift,  ba^  mir  unfer 
®emiffen  nid)t  perlenen,  meld)eä  oornemlic!^  ba§ienige  betrift,  waS  mir  in 
unferen  ©tauben  unb  33efenntni§  aufnehmen.  2)a§  ©emifjen  fan  un§ 
nichts  in  Slnfe^ung  ber  (ärfentnifje  lel)ren,  aber  bod)  \i(k^  unterfd)eiben, 
maö  benfetben  gumieber  ift.  Wm']  ^fan  mag  bie  2Barl)eit  ber  (2ä^e  ba= 
^in  geftetlt  fet)n  laffen;  mie  oiel  man  aber  baüon  auf  feine  @eele  unb 


1  ein?  eine.*  im.*  in.*  ||  20  R.  hat  das  Komma  nach  tel^ren  fälschlicherweise 
als  abgekürztes  unb  gelesen.  \\  29  unferen?  unfern  (so  fi.)-  II  3J^  benfelben?  bem= 
fetben?  bcnenfelben??  35 


9k.  43U-431  (23anb  XV).  175 

@ett)i[fen  befennen  ober  [anbcr]  ßel^rer  anbeten  §umutl^en  fönncn  [in  itireu] 
p  befennen,  boDon  fan  man  gan;^  gemiS  werben. 

(^  ^a§  3Red)t  t[t  ta^  einzige  $ßernunftcr!enntni§,  ido  bie  Spiegel  in 
concreto  burd)  gemeinen  SSerftanb  fieserer  aU  in  abstracto  erfannt 

5      wirb,  ja  biefe  fo  gar  jenes  Urt^eil  oerbirbt.) 

2)a§  3fled)t  i[t  üon  fo  bejonberer  5Ratur,  ba^  eö  leidster  ift,  in  iebem 
gegebenen  ^aUe,  ba  ba§  factum  mo'^l  eruirt  ift,  [äu  c]  ot)ne  ©efe^formel 
jif  entfct)eiben,  mag  3Recf)t  ift,  als  nad)  irgenb  einer  Formel.  2)enn  biefe, 
mag  fie  nod)  fo  fünftli^  gegeben  fei)n,  menn  fte  ber  5Ratur  ber  ©ad^e 

10  gemäS  unb  nic^t  blo§  miöfübrlid)  fe^n  foU,  fan  niemals  fo  genau  be= 
ftimt  werben,  ha^  ftd^  nid^t  fäüe  finben  folten,  bie  unter  bie  SBebingung 
be§  ®efe^e§  ge'^ören,  [an]  meieren  aber  [bie  Jöeftimmung  beä]  ber  2lu§fpruc!^ 
be§  ®efe^e§  nic^t  anpaßt.  2)a'^er  ftnb  auc^  bie  Urt^eile  üieler  9fted)t§= 
gele'^rten  immer  üon  micbtigfeit.    Um  beS  miClen  folten  bie  SBirfungen 

15  beffelben  ©efe^eS  in  öerfdiiebenen  ^dUen  al§  SSerfud^e  angefe^en  werben, 
barnadi)  t§>  geprüft,  öermorfen  ober  beftimt  werben  mufe.  @onft  muffen 
immer  (Sinf^ränfungen  tiinjugefügt  werben,  weld^e  fo  üiel  SluSna^men 
au§mad()en,  ta^  e§  auft)ört,  eine  aügemetne  Sf^egel  i^u  fet)n.  3)ie  Urfad^e 
biefer  @c^wierigfeit,  ba^  Oted^t  in  einer  3fiegel  in  abstracto  ju  beftimmen, 

20  ift,  weil  eine  SiedijtSregel  nid)t  in  feinen  Gegriffen  ben  ®runb  enthalt, 
fonbern  tn  ber  ßufammenftimung  gewiffer  .^anblungen  in  einer  a\i' 
gemein  gültigen  SBilfül^r  o'öne  Unterfc^ieb  ber  Umftänbe.  5fiun  mufe  man 
üor^er  alle  ^anblungen  in  aüerle^  Umftanben  burdijgel^en,  um  gu  fe^en, 
ob  fie  pfammenftimmen. 


431.  w\  LBL  M16.  S.  I: 

1.  5Büf  dl).  2)?an  mufe  jwei)  ®ute  50^enfd)en  mit  einanber  nic^t  oer= 
gleid^en  woüen  (^  weil  man  b(k§>  nid^t  tl)un  fan,  ol&ne  einen  ju  tabeln), 

1  Se^rer?  Iel)ren  (no  /i".;???  ||  anbeten?  anbern  (so  ii".;?  ||  fönnen?  tonne 
(so  R)f  Bei  der  Lesart  fönne  ist  al8  oder  ein  vor  Seigrer  zu  ergänzen.  ||  in?  im?  || 
i{)ren?  i^rem?  l^nen??  ||  2  Im  Ms.  folgt  jetzt  zunächst  Rß.987,  darauf,  durch  einen 
Strich  links  am  .Bande  getrennt,  der  übernächste  Absatz,  während  der  gleich  folgende 
g-Zusatz   zwischen   letzterem   und   Bfl.  987   nachträglich    hinzugefügt    ist.  \\  4  [icftercr? 

fid)ere?  R:  fc^on;  unmöglich.  \\  5  R:  S3ortl)eil  statt  Urf^eil  ||  9  mag  noc^  ||  20  feinen 

sc.  des    Bechis;  klarer  wäre,  \\)xen  statt  feinen  zu  setzen.  \\  22   R:  SRut 


176  Sfteflexionen  jur  Slnt^ropologie. 

um  einen  bem  anberen  SSorj^ujiel^en,  öjeil  ber  eine  immer  öerliert,  ot)ne 
ba^  ber  SInbere  ©eiüinnt  (ber  beffere  i[t  ber  SKaaSftab,  ben  xä)  weiter  nict)t 
[einer  ®rö^e  nac^  fci)ä^e;  alfo  i[t  er  bog  5Jia;rimum  in  biefer  SSergleic^ung 
unb  gewinnt  alfo  nid)t).  dagegen  borf  i(^  jwe^  boje  ÜJ?enjd)en  mit 
einanber  3Serglei(I)en,  [benn]  meil  ein  33ubc  menigftenS  gewinnt,  ot)ne  ba^  r> 
ber  Slnbere  SSerliert  (benn  hz):)\)t  werben  Dcrad)tet;  aber,  wenn  einer  bod) 
nicl)t  fo  arg  i[t  al§  ber  anbere,  fo  ift  er  bod)  etwag  @ut).  (■'  ^m  erften 
^^aöe  ^at  feiner  oon  beleben  SSort^eil,  im  anberen  bod^  einer.) 

2.  Idem.  2Bir  fönnen  nie  red^t  SSertrauen  §u  jemanbem  Raffen,  ber 
uns  einmal  fein  nad)t'^eilige§  Urtl)eil  oon  un§  ober  aud^  bai  SBewuftfeijn  lo 
feiner  Überlegenheit  über  un§  l^at  em|)finbeu  laffem 


10  IStatt  iiai  23emuftfet)n  feiner  schrieb  Kant  zunächst:  feine.  ||  17o26 — 17 Gn 

Die  obigen  von  Kant  aufgezeichneten  Gedanken  finden  sich  im  I.  Bande  der  „Er- 
/ahningen'-'-  (1700)  von  Jh.  Georg  Busch  (Professor  in  Hamburg)^  unter  „HI.  Ge- 
spräche iilier  den  gesunden  Menschenverstand  und  dessen  praktischen  Geörauch^'' 
(S.  299 — 375).  Da  die  Art,  ivie  Kant  die  fremden  Gedanken  wiedergibt  und  weiter 
begründet.,  für  ihn  bezeichnend  ist  und  die  ^^Erfahrungen'"''  ein  selten  vorkommendes 
ffe/'/t  sind,  lasse  ich  die  betreffenden  Textstellen  hier  folgen.  Im  2.  Gespräch  zwischen 
]\iter  und  Sohn  stellt  jener  als  erste  Regel  auf:  „Nimm  alle  Menschen,  so,  wie  sie 
sind''''  (S.  316).  Die  zweite  Regel  wird  in  folgender  Weise  abgeleitet.  Sohn  zum 
Vater:  „Sie  haben  so  vielVerstatid  und  ein  so  gutes  Herz,  und  haben  mir  doch  schon 
selbst  gesagt,  dass  es  Ihnen  mit  Ihren  guten  Absichten  nicht  habe  gelingen  wollen.  Sie 
haben  also  doch  auch  wol  Feinde  gehabt.  Wie  ging  denn  das  zu!  V.  Bios,  weil  ich 
diejenige  Klugheit  nicht  hatte,  die  ich  dir  iezt  mitzuteilen  suche,  und  weil  ich  die  grosse 
Regel  nicht  standhaft  befolgte,  die  Menschen  zu  nehmen,  wie  sie  sind.  Ich  hielt  mich 
nur  zu  solchen  Menschen,  nur  solche  suchte  ich  auf,  deren  Vorzüge  und  Talente  mir 
die  Augen  blendeten,  da  sie  durch  den  Ruf  zu  sehr  vergrössert  sein  mogten.  So  über- 
sah ich  manches  stille  Verdienst  und  vernachlässigte  manchen  Mann,  der  mir  nachher 
sehr  wichtig  und  lieb  hätte  werden  können.  In  jenen  betrog  ich  mich  zum  Teil.  Diese 
lernte  ich  zu  spät  kennen,  oder,  wenn  ich  hinten  nach  ihnen  mehr  Gutes  zutraute,  so 
zogen  sie  sich  zurück.  S.  Warum  aber  das?  So  mussten  diese  Leute  doch  auch  kein 
ganz  gutes  Herz  haben.  V.  Daran  lag  es  wohl  nicht.  Urteile  selbst,  mein  Sohn!  Wenn 
du  mit  einem  Manne  bekannt  geworden  bist,  wenn  du  dich  bemühet  hast,  dich  ihm  vo>i 
deiner  guten  Seite  zu  zeigen,  er  aber  dich  übersieht,  und  dich  merken  lässt,  dass  er 
entweder  von  deinem  Verstände  oder  von  deinem  Herzen,  oder  gar  von  beiden  nicht 
rarthoilhaft  denke,   wird  es  dir  I ficht  werden,  Vertrauen  zu  dem  }f(infie  zu  fassen,  auch 


0ir.  431  (8onbXV).  177 


wenn  er  hintmnach  sein  Betragen  gegen  dich  ändert?    S.   Leicht  würde  es  mir  freilich 
nicht  werden ;   wiewohl  ich  fühle,  dass  ich  es  vergessen  7niiss,  wenn  ich  nur  überzeugt 
bin,   dass  jener  selbst   ein  guter  Mann   ist.     V.    Da   eben    liegt  es.     Er  hat  dir  diese 
Überzeugung   nicht  gegeben,   als   er   dich   übersah.     Es   ist  seine  Schuld,  wenn  du  ein 
5    Vorurteil  gegen  ihn  gefasst  hast,  und  es  nicht  leicht  wieder  ablegest,  wenn  er  nachher 
sich   dir   wieder   nähert.     Schreibe    dir    also    dies  als  eine  Regel  nieder,  die  mit  jener 
Hauptregel   zusammenhängt.      IL   Man   wird   nicht  leicht  Freund  mit  einem  Menschen^ 
den  man  Einmal  falsch  beurteilt  oder  übersehen  hat.  —  Und  nun  noch  eine  zweite  sehr 
wichtige   Nebenregel:   Gute  Menschen   muss   man   nicht  mit  einander  vergleichen''''.  .  .  . 
10    In  „Folge   eines  praktischen  Irrthums,    in   dem  fast  alle  Menschen   stekken",  glauben 
sie,    „nicht   anders    richtig    und  bestimmt  über  den  Wehrt  andrer  Menschen  urteilen  zu 
können,    als   wenn    sie   sich    durch    eine  Vergleichung    helfen.       Zu    dieser  Vergleichung 
muss  nun  ein  jeder  herhalten,  der  irgend  etwas  an  sich  hat,  was  auf  eine  solche  Ver- 
gleichung leitet;  z.  B.  er  ist  ein  College,  ein  Bruder,  ein  Verwandter  des  Mannes,  den 
15    man  zu   beurteilen   vorhat,    oder   auch  nur  ein  Namensvetter.     S.   Aber  noch  sehe  ich 
nicht,  das   Böse  darin.      V.   Das  Böse  liegt  darin,  dass  das   Gute,  was  man  von  dem 
Einen  sagt,  nie  ohne    Tadel  und  Herabwürdigung  des  andern  gesagt  wird.    Und  dabei 
verliert   der  Getadelte   immer   mehr,    als   der    Gelobte   gewinnt'''    (S.  -319 — 32-3).      Der 
Vater    beweist   die  Richtigkeit   dieser  Behauptung   an    einem   Vergleich   zwischen   seinen 
20    beiden   Bedienten  Johann  und  Gabriel,  in  dessen  Verlauf  bei  Johann  manche  ^  Aber''  und 
Bedenken  auftauchen,  w.  hrend,   trenn  man  nicht  vergleicht,  sondern  den  Johann  allein 
und   den   Gabriel  allein    nimmt,    beide    als   so   gute   Bediente  erscheinen,  „c//v  ew  guter 
Herr  sie  sich  nur  wünschen  kann."     Der  Vater  fährt  dann  fort:  „Ward  denn  Gabriel 
darum  im  geringsten  besser,  weil  du  ihn  besser  machen  wolltest,   als  den  Johann,  oder 
25    wird   er  nun   wieder  schlechter,    weil   wir  ihn  nicht  mehr  mit  Johann  vergleichen.     S. 
Auf  keine  Weise.    V.  Siehst   du  nun  wol,  mein  Sohn!     Johann  hatte  durch  deine  Ver- 
gleichung viel  verloren   und  Gabriel  eigentlich   nichts  gewonnen.  .  .  .  Und  nun  will  ich 
dir  noch   eins  erlauben.     Und  dieses  ist,  alle  Menschen,  die  du  für  schlecht  erkennest, 
mit   einander   zu   vergleichen.      S.    Und  warum  das?     Etwan,  weil  solche  Menschen  in 
30    der  Vergleichung  nichts  zu  verlieren  haben?     V.   Nein,  nicht  deswegen;  sondern  weil  in 
solcher  Vergleichung  Ein  Bube  doch  immer  mehr  gewinnt,  als  der  andere  verliert.    Wenn 
man   von   einem  schlechten  Menschen   zu  glauben  anfängt,  er  sei  nicht  vollends  ein  so 
arger  Bösewicht,    als   ein   anderer,    da  wird  man  ihm  schon  ein  wenig  mehr  gut,   ohne 
dem  andern  deswegen  mehr  böse  zu  werden".     Auch  die  Richtigkeit  dieser  Behauptung 
35    wird  durch  ein   Beispiel  aus  dem  praktischen   Leben  ülustrirt,   durch  welches  der  Sohn 
„es   mit   der   Taht   erfährt,    dass   ein  böser  Mensch  Vorteil   davon   habe,    wenn    er   mä 
einem  andern  verglichen  wird"  (S.  32() — S29).     Die  beiden  Grundsätze  (gute  Menschen 
nicht   mit   einander   zu    vergleichen,    wohl   aber   böse)     sjjielen    auch    im    IV.   Bd.    der 
„Erfahrungen"   (1794:    „Über    den    Gang    fneines    Geistes    und    meiner     Tähtigkeit") 
4«t    auf  den  Seiten  157 — 159,  207  eine  Rolle,  woselbst  auf  die  früheren  Ausführungen  ver- 
wiesen wird. 

19 

Äant'8  ®  (^rif  1 1  n     JF)anbt4rtftli*fr  "Jlaetlafe    II.  ** 


178  Sieflefionen  aur  Slntl^ropologtc. 

hn  Beso7idern  zu  §.  43  (VII 199 — 201)  und  zu  dem  Zusatz  zu 
§.  59  (VII 227—229).   Vgl  §.  48  (VII 208—210). 

M  §.  640—641.  646. 
Nr.  432—448  zu  M  §.  640—641. 
432.   >c?  /.?  (r^f)  M235'.    EI 231.  s 

2)er  ®efunbe  ^erftanb  i[t  ein  SSermögen,  au§  öiel  üerglic^eneu  em= 
pirifii^en  @rfenntniffen  einen  [habitum  ju]  allgemeinen  habitum  i^nen 
®emafe  unb  alfo  ein  analogon  einer  allgemeinen  D^tegel  [gemää  ju]  §u 
^ie^en.  3Die  ®efunbe  SSernun^t  i[t  ba?>  SSermögen,  bur^  bie  33egriffe  ber 
SSernunft  in  concreto  ein  analogon  eine§  axiomatis,  b.  i.  eine  [ertigfeit  lo 
gu  gleiten,  barauö  ein  axioma  !an  abgeleitet  merben,  beren  ric^tigfeit  aber 
nur  auS  bem  Urtfjeil  in  concreto  fan  bemiefen  merben. 


433.   K?  X?  M  235'.  235.    E  1 233. 
M235': 

2)er  ®efunbe  3Ser[tanb  ift  \i(i§^  3ßermögen,  eine  allgemeine  §ertigfeit  15 
empirifd)  gu  urt^eilen  in  concreto  gu  betoeifen. 

2)ie  Siegeln  [in]  ber  SSernunft  in  ber33eurt^eilung  merben  entroeber  in 
abstracto  gefannt  ober  in  concreto  mit  rid^tigfeit  ausgeübt.  5Rat^emaUf 
bebarf  ber  ©runbjä^e  unb  allgemeinen  Urt^eile  in  abstracto,  ?Koral  aber 
unb  ®ej(l)maf  be§  befonberen  Urt^eilä  in  concreto,  unb  man  ift  in  ber  20 
3Koral  üon  ber  3flid)tigfeit  ber  allgemeinen  Siegel  nur  gemiß  baburd^,  "i^a!^ 
man  jtd)  bemuft  ift,  "ba.^  moit  jte  in  concreto  immer  befolgen  mu^.  2)ie 
Siegel  l)at  nid)t  i^re  eigentl)iimlicl^e,  fonbern  non  bem  ©ebraud)  nerificirte 
eüibeu^.  2)afe  ti)o^ltf)aten  nidjt  abgejroungen  merben  muffen,  fte^t  man 
au§  ber  anmenbung  in  ^äüen  ein.  3"  atlen  §äüen,  mo  ber  ®ebraud)  ber  25 
SSernunft  jur  SBiffenfc^aft  in  ßerglieberung  ber  fct)on  beproo^nenben  (5r= 
fentniffe  befte^t,  ift  eö  fo.  @§  ift  aud^  ftd^erer,  pd)  auf  sentiment  al§ 
allgemeine  ©efe^e  j^u  derlaffen. 


6  Dtel?  Dielen??  ||  S  In  ein   ist  der  letzte,  in  analogon  der  vorletzte  Buclistabe  in 
frühere,  unleserliche  Schri/tzüge  hineincorrigirt;  das  Schluss-u  von  analogon  ist  möglic/ter-    3ii 
iceise  erst  nachträglich  hinzugefügt.  ||  11  beren  sc.  der  axiomata,  kaum  der  ferttgfcit 

20  ift  ber  ||  26,  27  örfentniffe?  ©rfentnifien?  ||  28  aagemeine?  aügemein? 


«lir.  432—435  (33anb  XV).  I79 

M235: 

2)ie  ©efunbc  SSernunft  tft  aljo  bie,  roddje  bie  oOnemeincn  ^Regeln  unb 
Unterroeifung  üor^erge^t,  ia  üon  ber  fo  gar  biefe  Olegeln  tjergenommen 
toerben  muffen. 

(5§  ift  etiüaS  Sefonberö,  bafe  man  bie  Urtt)eile  be0  ibealö  Don  bem, 
mag  nad)  ber  ibee  ricl)tig  ift,  gern  realiftrt.  £)er  SBeife  tl)ut  biefeS,  ber 
6t)rift  ^anbelt  fo,  nad)  einer  guten  Sogic  öerfät)rt  man  fo.  9)?an  bemerft 
nidjt,  \)({^  biefe§  mögli^e  SBefen  fe^n,  unb  man  ift  ftol^  barouf,  als  roenn 
man  t§>  mirflid)  märe. 


10  434.   x9X?  M237'.  Gegenüber  von  AI  §.6^3: 

golgenbe  fd^ein  [reget]  practifd)e  SSorfc^riften  finb  ju  merfen. 

1.  2Benn  man  baSienige,  ma§  ieber  meiö,  in  einer  ?;ormel  auSbrüft, 
als  menn  man  [nad)]  burd)  berfelben  in  ben  @tanb  gefegt  mürbe,  fo  ju 
^anbeln,  \i(x  man  bod^  nad)  ber  ©emeinen  SSernunft  nur  l^anbeln  unb  bu= 

15  burc^  bie  rid)tigfeit  ber  9ftegel  oertftciren  fan. 

2.  2Bcnn  man  nur  bie  qoaeftionen  in  bie  i^anblungen  ^ergliebert  unb 
biefeS  üor  bie  Sluflöfung  auSgiebt. 

3.  SBenn  man  eine  regel  ber  biiubication  Dor  eine  ber  e;recution 
auSgiebt,  wie  bie  Flegeln  ber  moral  unb  logic. 

i'ü  0  4.  SBenn  man  taotologifd)  imperirt.  ÜJJan  foll  ha^  ®ute  t^un, 

baS  33öfe  laffen.   Medium  tenuere  beati.) 


435,   x'—v^  M236'.  E  1 221. 
(*  £)b  ftd^  etroaS  t^un  Idfet  in  gegebenen  Umftdnben.) 


6  gern?  gan^  (so  E.)t? 

•J5  11  Aus  fc^ein  hätte  bei  der  Änderung  f(^etnbar  werden  müssen.  \\  13  berfelbcn  ? 

bcmfelben?  benfelben?  ||  20  s- Zusatz:  x3?  u?  q^?  (v?)  \\  21  Medium  tenuere  beati 
u-ar  der  Wahlspruch  des  Humanisten  Fr.  Taubmann.,  der  1613  als  Professor  der 
Poesie  und  Eloquenz  in  Wittenberg  starb.  Vgl.  „Taubmanniana  Oder  Des  Sinnreichen 
Poetens  Friederich  Taubmanns  Nnchdenckliches  Leben  Scharffsinnige  Sprüche'"''  etc.  1728 
30  S.  167 ff.,  218,  sowie  „Taubmannus  redivivus  et  defensm.  Wahrhafftige  Beschreibung 
des  Löblich-gp/iihrten  Lebens  Friederici  Taubmanni'-''  etc.  1699  (S.  93 ff.). 
23  s-Zusatz:  ^?  71-0?  (ff 

12* 


180  .Reflexionen  aur  antJ^ropologie. 

(5§  ift  ein  5Kangel  bcr  gefunben  SSernunft,  tocnn  man  ftd^  an  eitiicie 
Singemeinen  ©runbfdfee,  bie  bo(^  üon  iener  entletjnt  ftnb,  \)ä\t  unb  fie 
pünftlic^  befolgt,  o^ne  ftc^  barum  ^n  beh'immern,  ob  fte  nict)t  burc^  Diele 
befonbere  ^eUe  tüieberlegt  ober  eingefcl)ränft  toerben.  2)iefeg  i[t  ^^t-- 
banterie,  fo  im  gemeinen  ©ebraud),  q1[o  anä)  in  SBiifenfc^aiten.  ®leict)= 
wie  fonft  ^ebanterie  bie  [peinliche]  objeroan^  beSienigen,  ma§>  jonft  im 
allgemeinen  nü^lid^  ift,  o{)ne  bie  ^-ätle  ber  ge^iemenben  Slnmenbung  ju 
fennen,  genannt  mirb.  3)a^in  ge!)örig;  canones;  leere  praecepta;  ®e= 
lel)rjamfeit,  wo  gemeine  ^rfentnig  eben  fo  gut  ift;  Drbnung  noc^  Siegeln, 
fnec^tifc^  befolgt,  o^ne  p  fel)en,  ob  folc^e  Raffen. 


456.   x^— i-^f  M236'.  E  1377.  216. 

5Kan  mufe  öor  bie  ©mpfinöung  eben  fo  tt)ol)l  al§  Dor  ben  ®ef(t)maf 
forgen.    2)a^in  gehöret  bie  ©mpfinbung  be§  eigentlid)en  ®enuffe§:  bie 
^al)Ueit.    gg  gehört  bagu  eben  fo  mol)l  feine  Seurt^eilung  unb  @r= 
fiubungSfraft.    ©§  giebt  Äöd^e  o^ne  B^nge.    @§  üerlot)nt  ftc^  löo^l,  ein  lo 
i^ergnügen  gu  cuUioiren,  ma§  täglid)  genoffen  toerben  fan. 

®ejunbe  SSernunft  in  ber  Slrtigfeit,  Umgänge,  Slnftdnbigfeit.  ^er 
p^ilofop^en  ©efdjafte  ift  nic^t,  3Regeln  ju  geben,  fonbern  bie  geheime  Ur= 
tl)eile  ber  gemeinen  SSernunft  jergliebern.  ©efe^e  jelbft  entfpringen  au§ 
bem,  maö  bie  ©efunbe  SSernunft  in  befonberen  3fted)t5iällen  urt^eilen  lä^t.  20 

©ejunbe  unb  unjerglieberlic^e  33ernunft  mirb  cor  ©mpfinbung 
gel)alten. 


437.   fif  (vf)  M235.  E  1  234. 

Principia  be§  ©infe^enö  fmb  Don  benen  be§  SSerfte'^eng  unterfc^ieben, 
2)a§  SSermögen,  a  priori  ju  urt^eilen  (jc^lie^en),  ift  SSernunft. 
ßinje^en. 
(*  SSermögen  ber  ®efefee, 


2  iener?  reiner??  |  4  gelle?  gaüe??  ||  5  Statt  alfo  ist  vielleicht  alä  odkr  rote 
ftatt  fo  zu  lesen.  ||  7  £■.:  möglich  ift  II  *  getiörigen?  get)örige  (so  E.)f? 

18  p^ilofopfien?  p^ilofop^ie??  ||  @efi)afle??  ©efc^aften?  30 

27  s-Zusatz:  (f.  j(  Vor  93ermögen  ist  zu  ergänzen:  33ernunft  ift  baS 


fRt.  435—439  (JBanb  XV).  131 

©efunbe  'I^ernunft:  ber  (5rfal)run9ögefe^e. 
SSernünftdn:  [a  priori]  ab[tract  berfelben  ftd)  bebiencn.) 
(^  33ernun[t:  :pnncipien  a  priori  gu  urt^eilen.   ftction.) 


438.    fi?  V?  M235.  E  1 233.  236. 
5  2)ie  ©ejunbe  öernunft  i[t  au§  (5rfa{)rungSregc!n  a  priori;  bic  minor 

propositio  gefd^ie^t  burc^  ©efunben  3Ser[tanb.    2)te  gemeine  5ßernuntt 
nod^  @^)ric!^rüörtern. 

2)er  ©efunben  SSernuntt  i[t  entgegen,  »aS  bie  @rtat)rungSgefe|c 
aufgebt.   Säuberet)  —  33etrug,  ©ijoipat^te  —  ßinbilbung,  (adjitjal  — 
10  eigne  ©c^ulb.  («  ©lücf,) 

2Ran  gelangt  oft  nur  burd)  2Bi[fenfc^aft  gut  ©efunben  33ernunft, 
SBeil  Dorurt^eile  cingefe^en  worben.  3n  moral  ®efunbe  SSernunft. 
'^  23ilberreic^e  unb  2ßi^elnbe  S^ernunft.   §abeL 
3u  frü^e  cultur  ber  SSernunft. 
Sernen  ol)ne  SSernunft;  über  bie  ®rünbe,  benn  biefe 
allein  mact)en,  ta'^  bie  ©rfenntniä  a  priori  ©irb. 


439.   fif  V?  (W  M  236.  E  1 241. 

C  Untertl)an,  ©olbat:  ntc^t  raifonniren.    SBeibcr  nic^t.    SScr^ 

nünfteln«) 

20  @inen  ber  SSernunft  berauben,  um  it)n  ju  regiren.    3fieligion§t)or= 

urtl^eil.  5J?ed)anifc^.  5ia(t)läfeigfeit  jd)eint5}?angelan33ermintt.  («B^Jang 

ber)  3Ra(l)a^mung:  ber  S^ob  aüer  SSernunft.    SSernunft  ift  incommoda. 

2)at)er  ftnb  SBunberbinge  töiEfommen,  benn  fte  machen  oSiit  glcid^  bum. 


3   Der  s-Zusatz  ((f)  gehört  vielleicht  als  g-Zusatz  zu  Rfl.  447. 

25  5 — 6  E:  bic  einer  propositio  ||  lOs-Zusatz:  v^ — (p^.  \\  12  E:  tücrben  ||  13  Dei- 

g-Zusatz   zeigt   etwas   andere   (kleinere,   zierlichere)    Schrift,   die  vielleicht  Folge   eines 

Fedenvechsels  ist.      Es  ist  aber  nicht  ganz  unmöglich,   dass  der  g-Zusatz  älter  ist  aL« 

die  Rfl.    und   eventuell  sogar   schon    aus   i*    oder   i^  stammt.  |{  13  Über?    flber??  Ur.- 

Sprüng/ich   scheinen   statt   dieses  Wortes  2 — 3  u-agerechte  Striche   gestanden  zu  haben, 

30    die  u'okl  anzeigen  sollttn,   dass  das  darüber  stehende  Wort  fernen  zu  wiederhulen    "t--. 

17  Die  s-Zusätze  der  Rfl.  439  stammen  aus  den   70er  Jahren. 


182  JRcflejtonen  jur  Slnf^ropologie. 

träume,  ^inbilbiing  fd)n]angrer2Bciber,  SBünfd^elruttie.  ?!)?onb§einfIüffe. 
öeiiler.  8i)mpatt)ie.  50kn  [iet)t  an  loeibern  gern  etiüoS  Slberglaubeu. 
(*  TOumbo  3"nibo.  2)ie  S^ernunft  %e\)t  Dor  fid)  felb[t.  5Beiber  joÜcn 
aber  nid)t  allein  ge^en,  fonbern  fid)  füt)ren  lafien.) 

Neben  und  zu  M  §,  640  „analogon  rationis": 

^aö)  ber  2lt)ulid)fett  ber  g-äüe  urttjeilen. 


440.   n?vf  (^f)  M236. 

2)er  ä5er[tanb  prüft  in  concreto,  iraS  bie  SSernimft  in  abstrakto 
geurlbeilt  t)at.  Einige  tonnen  proiecte  ^JJadien,  anbere  Slusfütjren.  Dt)ne 
joldien  SSerftanb  oertdüt  man  leidit  in  ibealiidbe  unb  unmögliche  2)inge. 
3fiec^nen  unb  ÜKatt)ematic  madien  bie  SSernunft  fet)r  reel. 
(^  SSernunft  in  ^bee.  2Ser[tanb  in  Slu^tü^rnng*) 


441,  V?  (fifj  M236. 

ßur  (5rfal)rung  gel)öret  nur  2Serftanb.    2)ie  5}?ogIid)feit  beffen,  aa§ 
id)  ntct)t  burd)  (Srfa^rung  meife,  folglid)  a  priori  ju  erfenen,  braud^e  id^  i6 
58ernunft. 

442,  vf  (txf)  M236.  236'. 
M236: 

2)ie  JBernunft  beftimmt  ben  ittjeil  aug  bem  ®an^en  (*  'ba^  Sßefonbere 
auä  bem  Slllgemeinen).    2)al)er  i[t  ber  2l^ect  ober  £eiben|d)aft  raieber  20 

3  Zu  üWumbo  Sutnbo  vgl-  IX  4M,  sowie  meine  ^^Untersuchungen  zu  Kants 
physischer  Geographie''''  1911  S.  248.  ||  6  Diese  sechs  IVorte  stehn  am  Rand  links 
m  zwei  Zeilen,  über  ihnen:  Sie  33ernunft  ge^t  Dor,  darüber:  3lberg(auben.  5,1?uml'0. 
Es  ist  möglich,  dass  Z.  6  mit  Rfl.  439  in  keinem  Zusammenhang  steht.  Doch  scheint 
sie  derselben  Zeit  wie  Bfl.  439  zu  entstammen.  2ö 

7  Die  ganze  Bfl.,  welche  am  linken  Rande  steht ^  ist  (abgesehen  vom  g- Zusatz) 
nachträglich  einmal  der  Länge  nach  durchstrichen.  \\  12  Der  g-Zusatz  steht  zwischen 
M  §.  640  und  641;  er  ist  mit  der  Rß.  durch  kein  Zeichen  verbunden  und  vielleicht 
als  selbständige   Reflexion  aufzufassen. 

15  Nach  erfeunen  ein  Punkt,  so 

19  8-Zusatz:  (f. 


sßr.  439—444  (Öanb  XV).  Ig3 

bic  SScrnunft;  benn  biefe  beftimmen  ba§  gon^e  burc^  ben  S^etl.  (5in 
58ernünttiger  ÜJ?an  emegt  bei)  einem  33erlu[t,  wie  oiel  e§  ber  ®lüffeelig= 
feit  im  ganzen  ©d^abe.  Dber  beQ  einem  ©eminn,  wie  Diel  c§  bie  ®lüt= 
feeligfeit  im  ©an^en  erpf)e  (bie  Äürje  be§  2eben§  mit  in  3fte(^nnng 
gebrad)t).  2)ie  23ernunft  beftimmt  unfere  ^anblungen  aud^  in  ber  ^Dee 
be§  SBeltgan^en  unb  üerfdt)rt  nad)  biefem  Segrif.  2)ie  Urtt)eilenbe 
SSernunft  ift  Don  ber  regirenben*  unterfd)ieben.  S^ne  fan  o^ne  bieje 
feqn.  2)a§  3Regiment  ber  3Sernunft,  nemlic^  me^r  au§  ber  3bee  al§  bem 
(5inbruf  gu  t)anbeln,  i[t  6ncÄi  ab. 

AI  236' :  *(«'  potestas  iudicatoria,  rectoria) 


443.    vf  (fifj  (x—ipfj  M236'.  E II 266. 

3lIIgemeine  ©ä^e  fönnen  nur  burc^  SSernunft  erfonnt  toerben,  im^ 

gletdjen  bie  ^flot^menbigfeit  ber  «sd^e.   A  priori  l^eifet  nid^t  aus  ben 

®rünben,  unb  a  posteriori  au§  ben  folgen;  fonbern  jenes  l^ei^t  urt^eilen, 

15  ol^ne  \>(x^  ber  ©egenftanb  gegeben  jeijn  borf  {^  an  ftc^  felb[t  ober  in  feinen 

f^olgen),  gum  DorouS,  fo  ttie  bei)  ben  SBarfagungen, 


444.    (ff^ff  M236.  EI 237. 

^n  Dielen  f^dtten  l^ilft  bie  fpeculatiDe  SSernunft  nichts,  mir  braudben 
nur  bie  ©efunbe.  e.  g.  ®laubmirbigfeit  ber  Saugen.  Slber  2Barf(l^einlict)feit 

20  ber  Sotterie  i[t  fpeculatiDe  Vernunft.  3)ie  gejunbe  SSernunft  fan  nid)t, 
wenn  fie  mangelt,  burc^  fpeculatioe  erje^t  werben;  benn  jte  beruht  auf 
bem  SBermögen,  Diele  Umftdnbe,  bie  unmoglid)  unter  fo  Diel  regeln 
gebrad^t  werben  fönnen,  ju  überfe^en.  ©efunbe  Sßernunft  eines  3ftid)terS. 
©efunbe  3Sernunft  leiert  bie  ma?:imen  ju  urtl^eilen,  obgleid^  nict)t  bie  ©in= 

25  ftd)ten.  ^ixoa^  ift  ber  ®efunben  SSernunft  juroieber,  was  unS  in  2lnfel)ung 
unferer  3J?a^imen  irre  ma(f)t. 


15—16  feinen  folgen  nicht  ganz  sicher;  gaflen?  feinem  ^onblen???  ||  16  E: 
im  DorauS 

19  E:  mt  statt  2lber 


184  JReflejionen  jur  Slnt^ropologie. 

4:4.5,    (f.  M236.  E II 1731. 

(®efunbe  3Sernunft.)  SlUgemeine  9}?a;rimc  [tfirer]  bcr  SScrnunft  tft, 
nur  fold^e  praemiffen  gelten  ju  laffen,  noeldje  ben  größten  ©ebraud)  ber 
SSernunft  möglicl)  madjen  (natura  sui  conservatrix).  Einige  2)inQe  lafjen 
jtd^  nur  au§  ber  33ernunft  [urttj]  erfennen,  nic^t  au§  ber  (ärfa^rung, 
nemlid)  menn  man  nid^t  roiffen  miU,  wie  etroa§  i[t,  jonbern  feqn  mufe 
ober  jofl.  2)a^er  ibeen  be§  plato.  Sugenb.  JRegirung,  erjie^ung» 


446,    (f.  M236. 

2)er  23er[tanb  ;\eigt,  ^o.^  etwas  fei);  Vernunft,  bofe  e«  not^toenbtg 
fei),  6§  giebt  förflärungen  burd)  2?ernunft,  ba  man  erfennt,  bafe  etioaS  fo  w 
fegn  muffe,  nad)  bem  man  metfe,  mie  e§  ift,  ober  6r«cAi  ahf  Segreifen 
[oofliß]  a  priori  nic^t  üerfte^en,  fonbern  befttmmen. 


447.   (p.  M235.  E 1 230. 

3ur  ©rfa^rung  Wirb  33erftanb  erfobert. 

3um  Urtt)eil  Dor  ber  örfa^rung  unb  über  bie  ©renjc  ber  toirflid^en  u 
ober  aud)  moglidien  (5rfat)rung:  ä^ernunft. 

SSernünfteln  ift  ein  klügeln  über  bie  ©renjc  beS  praftifdien  ®e» 
braud)§  bei'  SSernunft. 

etmaS  ju  fafjen  unb  ju  lernen  braucht  man  oerftanb.  2)a§  allgemeine 
anjumenben:  Urt^eilöfraft.  SSor  ftc^  etmaS  gu  erbenfen:  oernunft.  20 


4  E:  sui  constructrix 

11 — 12  Nach  ober  ein  senkrechter  Strich,  wohl  ein  Verwtiaungszeichen,  dem 
kein  zweites  entspricht;  vielleicht  wollte  Kant  hinzufügen:  lüirb  reip.  geiuorben  ift- 
Auf  den  senkrechten  Strich  folgt  23egreifen  C?  begreifen?;;  möglich,  jedoch  nicht  wahr- 
scheinlich ist,  dass  hinter  dem  Wort  ein  Punkt  steht.  Die  Worte  t)erftel)en  fonbern  25 
beftimmen  bilden  eine  besondere  Zeäe;  links  in  ihr,  von  Derftet)en  durch  einen  leeren 
Raum  von  '/^  cm  getrennt,  steht  unter  ^Begreifen  beziehungslos  das  Wort  einfef)en. 

13  Vgl.  I8I3,  24.  II 17  E:  ©renjen;  sehr  unwahrscheinlich.  \\  20  E:  onjuorbnen 


sjlt.  445—451  (93anb  XV).  185 

448.    v—ip.  M237.  E 1 239. 

einige  ©efdiafte  unb  5imter  cultioiren  bie  SSernunft,  anbcre  unter* 
jodjen  jie,  j.  6.  3uriflcrf9-  2)a  wirb  au§  ber  SSernunft  [nic^tä  al8],  bic 
©eje^gebenb  feqn  folte,  eine  bienftbare  jo  gar  in  2lnjel)ung  ber  principien 
unb  ber  3fiecl)t«grünbe.  oerliert  enblid)  aüeö  eigene  Urt^eiU  3:t)eolO0ie, 
Bjenn  nur  3^eligionöfreQ^eit  t[t,  cultioirt  bie  SSernunft. 


^r.  449—453  zu  M  §.  646. 
449.    e^f  i^f  fif  M  238. 
/« igclaüen  (f  fuborbinirte)  braudien  (f  nid)t  gu  oernünfteln  (im\ 
10  j    allgemeinen  gu  bredinen))  nur  33er[tanb,  i^r  ^err  SSernuntt.  j 

\  («  genie  freier  ßeute.)  / 

2)er  SSerftanb  bringt  alleä  in  Urt^eile  unb  fc^afft  bie  data  ber 
SSernuntt. 

SSerftanb  0et)5ret  jur  fubfumtion  eines  befonberen  ^aÜeS  unter  all= 
16  gemeine  3f?egeln.   3^  abftratter  bie  Söernunft  i[t,  befto  fdiweerer  SSor  ben 
S3cr[tanb  in  ber  anmenbung.   2)oct)  je  aOgemetner,  be[to  üoflfommcner. 
2)\t  2lugenf(^einltd)feit.  2)ie  (SrfentniS  beS  SlQgemeinen  in  concreto. 


450.    (xf  V?  M238.  E  1 238. 

gflid)tig  fcl)lie[jen  i[t  baS  SSorne^mfte,  toenn  c§  oud^  auS  fQl[(f)en 
20  ©runbJQ^en  toare. 


451.    V  ((pV  ^^  238.  Am  Rand  links  neben  M  §.  646.  647: 
2)a§  2Serm5gen  ju  Dernünftdn.  SSernunftfün[tler.  (*  2)a§  2Ser= 
mögen  ber  ©efe^e  be§  ®ebrQud)ä  ber  SSernunft;  ift  ber  ®ef e^tunbige.) 

5  Der  Punkt  nach  JRed^tSgrÜnbe  nicht  ganz  sicher;  fehlt  er.,  so  kann  man  nach 
25    bienftbare  ein  Semikolon  setzen  und  man  0  [it^*  f'^?^  nach  Oerliert  einschieben. 

9  s-Zusatz:  x—<f.  \\  10  brennen?  bred^en?  braud)en.*?  i|  11  x—(f.  \\  14—17 

Diese  Worte  (im  Ms.   13  Zeilen)  sind  einmal  von  oben  nach  unten  durchstrichen. 

18022 — 186 3  Die  drei  s- Zusätze  (^f  gl?  (fl?)  stehn,  rechts  von  den  Worten, 
nach   welchen  sie   eingeschoben  sind,  zwischen  den  Zeilen  der  letzten  beiden  Sätze  von 


186  fReflejioncn  jur  Slnt^ropologte. 

ÜJ?a;cimen  ber  2Sernun[t  («  ober  angenommene  ober  gewohnte  praemiffen). 
^^ilofopt)ie.  (»  SSermögen  ftd)  feine  eigne  (gptjdre  ^n  befd)reiben.  2lrcl)itec» 
tonijc!)e  SSernunftO  Leguleius.  eint)eit  ber  33ernuntt  unb  ßrfQt)rung. 
SSermögen  qu§  33egriffen  gu  urtt)eilen  (*  Unfätiigfeit  orientalifc^er  SSölfer; 
begeifterter  ober  bilberretd)er  6til)  ober  auä  empirifct)en  ober  jo  gar 
mi)[tifct)en  Slnfdiauungen  ober  [auS]  oermittelft  ber  analogien,  33ernunft, 
bk  aüe  (ärfentniffe  critifirt  unb  einen  ßanon  entwirtt.  Slrc^itectonijc^e 
SSernunft. 


452.    (f.  M238.  E 1 39. 

2)aö  Sldgemeine  ber  25ernunft  ift  nur  in  ber  Slnjc^auung  Der» 
[tänblic^,  ba^er  SScrnuntt  unb  ftunlidi)feit  gufammen. 


453,   (f.  M238.  E  1 222. 

S^crnunftgrünbe,  bie  man  ftc^  nicf)tmitt^eilenfan;  in  SBarfdjcinlid^» 
feiten  i[t  ®efunbe  3Sernunft.  23ei)  ßrjdl^lungen  bleibt  ein  S^eil  na^ 
allen  SSemcijen  bod)  unübergeugt. 

,&ang  ber  2)enfung§art  gu  getoiffen  praemiffen 


454.    tp^.  L  Bl.  Bö.  R  196/7. 
S.I: 

(s  2)ie  2eid)tigfeit  ber  SluffldrungO 
[5[5ün  ben  3Jtittelii  ber  Slufflarung.] 

6§  jtnb  ^J'Ja^imen  ber  SSernunft,  roenn  gleid)  obiectioe  einftct)tcn 
unö  noc^  ober  aud^  auf  immer  fehlen  foüten.  3)ie  allgemeine  ^Ofia^ime  ift: 


M  §.  646;  es  ist  nicht  ausgeschlossen,  dass  sie  (in  der  Reihenfolge,  wie  sie  abgedruckt 
sind)  eine  selbständige  Rfl.  bilden  sollen. 

4  s-Zusatz:  f?  q^  V^-  \\  S  Am  Schluss  der  Rfl.  steht:  ©iel^e  unten  p:  239.    25 
M  239  und  240  fehlen. 

17  Man  könnte  versucht  sein,  Nr.  454  als  Vorarbeit  mit  Kants  Aufsatz  über 
die  Frage  2BüS  ift  Slufflärung?  vom  Jahre  1784  in  Verbindung  zu  bringen.  Doch 
fehlen  entscheidende  Parallelen,  und  die  Schriftindicien  weisen  durchaus  in  die  spätere 


3Rr.  451-454  (Sanb  XV).  187 

baSjcnige  ^rincip  ju  benfen,  nad)  n}elcl)em  [id)]  meine  SSernunft  um  it)ren 
©ebraud)  gebradit  merben  mürbe,  ift  üermerfiict),  bie  Dbiecliöe  Semeiö» 
ßrünbe  mögen  jeijn,  meld)e  fte  moUen.  (Um  it)ren  ttieoretijdien  ober 
prQctifd)en  ©ebraud).)  ®ei[tercrfd)einungen,  gel)eime  (nidit  otfentlid)  mit= 

5  tt)eilbare)  6rfQ{)rungen  üermerfe  id),  o()ne  bie  Unmoglid^feit  fold^er  (5r* 
fdieinungen  nod)  bie  ^•aljd)t)eit  berSeugniffe  5)artt)un  ju  fönnen.  2Bunber 
biejer  unb  fnnftiger  ßeiten  üermerfe  id),  ol)ne  i^re  Unmoglid)!eit  bartt)un 
ju  fönnen.  2lber  2Bunber  ber  ^Vergangenen  ^nt  fann  id)  gelten  lafjen, 
nur  mit  ber  33ebingung,  ta^  fie  nid)t  me^r  Dortommen  unb  ta^  feine 

10  Folgerungen  barauö  gf/^ogen  merben,  bie  entmeber  ben  ©runbfä^en  beö 
5(atürlid)en  ®ebrQud)§  ber  SVernunft  jumieber  jinb  ober  mid)  auc^  nur 
beffelben  (im  ^ractifdien)  überleben. 

2llfo  berut)t  alle  Slufflarung  1.  auf  ©elbftmaf)!  ber  ®runbfä|c,  2.  auf 
aufeere  aflgemeingültigfeit  berfelben,  3.  auf  i^re  23e^arrlid)feit.  ^m  erften 

15  f^alle  Reifet  man  blo§  aufgeflart,  im  gmeiten  oon  erweiterten  Segriffen, 
im  britten  oon  be[timter  5)enfung§art  ober  G^aracter.  Slufgefldrt,  Don  er* 
meiterter,  oon  geläuterter  2)enfung§art. 

SBunber  t^un  nid)t§  jur  ©ac^e;  fie  bienen  nur,  fie'^ren  3u  intro= 
buciren,  bie  fon[t  ftd)  aud)  auf  SSernunft  grünben  unb,  roenn  fie  einmal 

20  büfeqn,  fid)  aud)  mie  ein  (^ebaube  bet)  S?egräumung  be§  ©eriifteä  Don 
felbft  ert)alten.   6§  jtnb  nid)t  Facta,  joubern  übernatürltd)e  3)eutungen 
üon  Factis;   benn  bie  SSeftimmung   ber  Urfadjen  beruht  immer  auf 
5ßernunft. 
S.  II: 

26  @ö  gef)t  fjier  fo  wie  mit  einer  [3fied)tö]  (Sad)e  cor  ®eri(!^t.  ©ic  erfte 
i^rage  ift:  ob  e^  über'^aupt  eine  9?ed)t§fad)c  fet),  b.  i.  unter  ©efe^en  ftet)e 
unb  mie  fern.  2.  2)a^  Factum  burc^  einftimung  ber  S^^flC"»  3'  2)ie  ßu» 
fammenftimung  be§  3ftid)terö  mit  fid^  felbft  in  2lnfct)ung  ber  praeiudi- 
cata  unb  postiudicanda.    2iSo  ein  SBunber  Dorfommt  [bo  fonn]  unb  an^ 


30  Zeit  der  Phase  ip3;  besonders  gross  ist  die  Ähnlichkeit  zwischen  den  L  BL  B  5  und 
D  22  (nach  dem  15.  3.  1788,  vgl.  XIV  484—489).  Nr.  454  erinnert  inhaltlich  sehr 
an  die  Gedankengänge  über  Unmündigkeit,  Aufklärung  und  die  „Maxime  der  gesunden 
Vernunft''\  die  Kant  in  seinen  Vorlesungen  über  Anthropologie  vorzutragen  pflegte. 
Vgl.  z.  B.  Starkes  ^^Menschenkunde''-  S.  222—227,  bes.  226/7. 

35  2   Dbiectiüe?   Dbiecten?    Über   den   letzten    Buchstaben   scheint   ein   i-Punfct  zu 

stekn,  doch  scheint  das  i  seilst  ausgefallen  zu  sein.  Das  D  scheint  in  93  hinein- 
corrigirt  zu  sein.  ||  10  lüerben?  Werbe?  ||  27  3,  wie  es  scheint,  aus  2).  ||  28  praediudi 


188  JReflerionen  jur  2lnt:^ropologie. 

genommen  tterben  mufe,  ba  gehört  bie  6act)e  gar  nici^t  üor  bie  SSernunft. 
SBenn  bie  Sel)re  auf  ®rünben  berut)t,  bie  für  anbere  nid)t  gelten,  jo  gehört 
|tc  nur  für  bie  ;)riDatöernunft.  3ft  [k  mit  Ttcl)  felbft  nic^t  einftimig,  fo 
gilt  fie  nur  auf  gemiffe  ßeit  für  biefelbe  ^riüatDernunft, 


4S3.    (o.  M203.  EI 315. 

2)ie  obere  erfentniSfrafte.  1.)  (5r  [oerfte^t]  meife,  ma§  er  miü; 
2)  meife,  morauf  e«  anfommt;  3.  er  fte{)t  ein,  morauf  e§  ^inauSläuft. 
1.)  vid^tiger  Sßerftanb.  2)  reife  Urtt)eil§fraft,  3.  geläuterte  SBernunft. 
(oom  [öinfus]  einfluä  frember  ßinflüffe,  um  confequent  ju  fei)n.) 


456.    m.  M  233.  Nebmund  unter  M§.  637:  lo 

1.  rici)tiger  SSerftanb;  2.  geübte,  reife  Urt^eil§fraft;  3.  f^olgeredite 

SScrnunft.   a)  Selbftbenfen.    b)  ^n  ber  6teUe  febeä  anberen.   c)  3eber= 

geit  mit  jic^  felbft  einftimmig  benfen. 

1.  ßu  miffen,  mag  man  miß. 

2.  SBorauf  e§  anfommt.  is 

3.  SSorauf  alleä  biefe§  ^inauS  lauft.  5Rämlic^  ben  2Bert^  ber  2)ing'' 
gu  beurt^eilen, 

1.  SSermögen  ber  Segriffe, 
Urtl)eile, 
(Sdjlüffe  unb  ^rincipten.  20 


4  Unter  den  Schlussworten  steht  noch  folgende   Berechnung: 

211,113     105,551 
25 


1  055  565 
4  222  26 
105  551 


5,383  376 
Die  letzte   1   der  Zahlen   105  551   und  105,551    ist  jedesmal  in  eine  unleserliche  Ziffer 
hineincorrigirt;  rechts  von   105,551   steht  nuch  eine  7.  diirchstrichne,  unleserliche  Ziffer. 
9    In    (äinfliiffe    die    letzten    beiden    Sillien    nicht    ganz    sicher.      E:   ©infic^t; 
unmöglich.  ||  um??  Utt?  ||  confequent?  COnfeqOent?»  |j  bie  ScUussklammer  fehlt. 


«Jh:.  454—469  (33anb  XV).  189 

457,  (i)  (1798).  L  BL  Berliner  Kgl.  Bibliothek  Nr.  it.  S.  T: 
SBenn  Don  einem  33u(t)  (nidjt  einer  Farrago,  lücld^e  nod)  Oiebaction 
erforbert)  aU  einem  opus  bie  Siebe  i[t,  fo  tann  e§  in  bretjtadjer  ^injtd)t 
einen  ßroef  ^aben:  1.  rooburd)  ber  0}?enf(i)  gefd^euter,  2.  flüger  ("  gefd)ifter) 
unb  3.  meifer  wirb,  b.  i.  in  pragmatijdjer,  tecl)ni[d)»practifd)er  unb 
moraIifd)er  ^inftd)!.  —  2)ie  pragmatijc^e  ^injic^t  i[t  bie,  [worouf]  meiere 
bie  23afiS  ber  übrigen  auSmaci^t. 


§.  44  (VII  201).  §.  55  (¥11221—223):  Von  dem  productivm  Witze. 

M§.  572—577. 
Nr.  458—462  zu  M  §.  572  Satz  I  und  2. 

458.    ilx^lf  M203'.  EI 206. 

2)ie  [einer]  3serfct)icbent)eit  i[t  nod)  ni(f)t  entgegenfe^ung,  aufeer  in 
einem  jnbiect.  Bioeq  öerfd)iebene  2)inge  finb  einanber  barnm  nict)t  ent» 
gegengeje^t;  aber  [finb]  mod^en  fte  in  bem,  waS  fte  Der|d)iebene§  l^aben, 
eine  ©int)eit  au^,  fo  finb  fte  entgegengefe^t;  j.  6.  ^meQ  gegen  einanber 
bemegte  Äörper. 


459.    Tj'?  x'f  l?  M  203'.  E 1 202. 

2lÜe  ibentitaet  unb  biüerfitaet  mirb  burd)  fuccefftoeS  [oorfteilungen] 
gufommen^alten  be§  obiects  mit  ber  (^  inneren)  ©mpfinbung  be§  fubiectS 
ao  [öon],  'iia  Don  bem  einen  ©inbrucfe  noc^  etroaö  übrig  bleibt  ober  nid^t, 
maS  mit  bem  anberen  congruirt,  margenommen. 

2)aö  nid)t  fe^n  Don  ber  nota  eineS  2)inge§  mirb  fd)iDeerer  iDar= 
genommen  al§  ba§  ©afe^n.  Sllfo  ift  bie  Unterfdjeibungsfraft  nid^t  fo 
leici^t  gu  gebraud^en  oX§>  "üd^»  Sßergleic^ung^Dermögen. 


a — 7  Kant  denkt  hier  offenbar  an  seine  2lntt)ropologie.  ||  4 — 5  "l  und  Z  fehlt. 
18  Das  Sch/tiss-S   in   fuccejfioeä,  wie  es  scheint,   erst  nachträglich  hinzugesetzt. 


190  9ieflejionen  jur  ?lnt!)ropoIogic. 

460,    x^:^  fif  (i^f)  M  203'.  E  1 203. 

SBir  Dergleichen  lieber,  al§  baij  roir  ®egen[tanbe  innerlid)  crfennen 
C''  5.  6.  unö  felbft).  (ä§  i[t  aud)  leict)ter.  3«  ^er  SSergleidjung  get)en  mir 
erft  auf  bie  (Sinerle^'^eit,  benn  bie  Unterfd)iebe.  3^  me^r  mir  2)inge,  bie 
mir  Dor  einerlei)  gleiten,  fennen  lernen,  befto  mel)r  oerfc^ieben^eiten 
werben  mir  gema^r.  2)Ql)er  biftinction.  (5§  i[t  aud)  fc^roeer,  unter  je^r 
Derjct)iebnen  fingen  eine  gemifje  (äinftimmung  gema^r  gu  merben. 

2lber  bie  SSerfnüpfung  unjrer  (ärfenntni^  i[t  \ia^  fd)meere[te,  Dor= 
nemli(^  um  ein  gan^  gebäube  barau§  ju  mad^en:  arci^itectonic. 


461,    n—G?(f'—x'^  M203'.  E 1 205. 
2)ie  ßinerleQ^eit  unb  5ßerf(^iebent)eit  nehmen  mir  eigentlich  nic^t 
mat)r,  fonbcrn  bemerfen  f^e  beq  ber  SSerglei(!^ung. 


462.    V.  M203. 

ÜJ^annigtaltigfeit  unb  ©in^eit  fmb  bie  i^mei)  öoQfommen^eiten  unjerer 
ßrfentniS,  2)ie  (Sin^eit,  in  fo  fern  fte  entraeber  ber  ®runb  ber  bannig» 
folligfeit  i[t,  i[t  bie  @inl)eit  beö  ®runbe§;  ober  jte  i[t  bie  §orm  be§ 
OKannigfaltigen:  ©in^eit  be§  ©oUi^en.  (Sin^eit  ber  logifd)en  ©in» 
tl)eilungen.  Systema  naturae.  2)a§  ®emütl)  jud^t  afleS  in  ein  £i)[tem 
ju  bringen. 


Nr.  463—469  zu  M  §§.  512.  573.  so 

463,    11  |U?  (yi'?  if  xfj  M  204.  E  1 291. 
m^  unb  Urt^eilSfraft,  menn  fte  fubtil  ftnb,  l^eiffen  @(^arfrtnig!eit. 
SSenn  i^re  ^anblungcn  Diel  in  fic^  enthalten,  jinb  fte  fimireic^. 


464,   fif  ^f  vf  M204.  E 1 290.  289. 

Unter  Ingenium  mirb  aud^  ber  ^opf  überhaupt  bricht  ab. 


%c.  460—466  (Sanb  XV).  191 

2)er  2Bife  öerfc^afft  ben  (Stoff  gum  2)enfen  unb  breitet  t'^n  au§  burd) 
8lf)nUd)feit  unb  affociation.  2)ie  Urtt)eil§fraft  braucf)t  il)n  unb  giebt  \\)xn 
(Sin^eit.  £et3tere  ift  mei)r  negatiü.  SSeijbe  be^ie^en  fic^  auf  (5inl)eit;  iene: 
bie^Rannigfaltigfeit  in2lnfet)ung  berfelben  ^u  üergrö^ern;  bieje:  um  foldie 
in  2lbrid)t  auf  biefe  einjufct)ranfen.    2)er  ®eift  ge^t  auf  22i^  (mit  6m= 
pfinbung).  2)er  ®efd)maf  ift  Urt^eilSfraft  (2lnfd)auungen)  (©tnnfprud)). 
2Bi^:  einfäOc;  Urtf)eil6fraft:  einrt(t)ten.    m^  ift  leb{)aft  ober  fein, 
Urt^eil§fraft  grünblid)  ober  fd)arffinid).    3(ieuigfeit  be§  SBi^eS,  ba§>  alte 
ober  gefe^mäfeige  berUrtfjeiletraft.  2Bi^  beluftigt,  Urtl^eilSfraft  befriebigt. 
granjofen  unb  2)eutfcl)e.  2Bi^  ift  frei)  unb  breuft  —  hardi;  Urtl)eilgfraft 
befc^rdnft  unb  bef(l)eiben.  Seic^tftnn  unb  Sieffinn. 
(^  Elle  a  d'Esprit,  sans  avoir  de  bon  sens.) 
A  einfaa  ^\n[\6)t  \ 

\     2Bi^  unb  Urt^eilSfraft  j^ufammen  ift  finnreid^./ 
'  erfinbung.  ^ruditbar  ob:  lebhaft — (äinbilbung§traft  ftatt 3Serftanb ^ 
S3et)enb,  treffenb  2Bi^  ftatt  Urt^eilSfraft 

©pi^finbigfeit  ftatt  SSernunft 


/^         Silb  ftatt  begriff         \ 
\  affociation  ftatt  23erfnüpfung  y 


C  Seneca,  Sceptici.    rabuliftifd),  foptjiftifcf).    Sn  (ärfinbung  ber 
analogien  ftatt  principien.   biftinction.) 


465,  ^i?  ^?  (ff  M204.  E  1306.  Zu  M§.573  „perspicacia"  (23:): 
2)urc^bringenbe  @infid)t  ift  Sdjarffinnigfeit.  Se^enber  35egrif, 


466.    ,«f  v'f  g^f  V?  M252a. 

©djarffinnigfeit 
2Bi^  unb  Urt^eilöfraft 
2Bi^  get)ört  jur  ^rfinbung.  Urtt)eil5fraft  jur  Sel^anblung. 


1  breiten  |1 13—21  s-Zusätze:  (^n  w»?  ||  21  biftinctton?  biftinctionen»? 


192 


JRefleyionett  jur  Slnttiropologie. 


3Serqlei(i^enber  SBi^. 

©pielenber,  (^  Silberner,)  ®auflen= 

ber.  sot 
(Sdjoler.   fat. 
2Bi^  mQd)t  luftig, 

wirb  erfobert  fieidjtigfeit. 
©aS  ®efuc^te  —  Naivete 

gefunbcr  i5ctnt)cit 

Einfalle  (« ^ranjojen)     —      — 


33erfnüptenber  2Bi^. 
©^opferijcl)er, 

grüblerifdier,  griöentiatter. 
Urt^eilstraft  befriebigt,   ober  i[t 

tnübfam, 
ÜberiDunbene  fdjiDierigfeit. 
©d^arffinnigfeit    ge^t    me^r    auf 

Urtt)eilöfrQft. 
@inleu(t)tenb. 
ßinftdjten  (« (Snglänber,  2)eutjct)e. 

3n  ber  inQtl)emQtif  fmb  nur 

(äinftdjten  möglich,  in  ber  pljqftc 

einfaUe.) 
Urt^eilöfraft 


>l^  i^n  nieberfd^lägt.    Caprice 


25cr  2Bi^  ift  öeränberlid), 

ber  ?ieuigfeit  begierig,  ungebulbig. 

(^  2Bot)er  bie  2lufforberung  pm 
beö  genieß.) 

('@ct)er^:  ein  Sieden  jum  Sad)en,  entroeber  ba^  man  il^m  roa§ 
roeiS  maijt,  ober  fonft  irre  fü^rt.   2lprilfct)er^. 

<Spa&:  roenn  ein  @d)er^  erftlid^  bur^  ben  @rnft  geführt  mirb; 
einem  einen  ^pa^  mad)en  mufe  unerwartet  feqn.  3Jian  erinnert  ftct) 
lange  bran.) 


467.    nf  Q^fa?  X?  ßV  (nl)  M 252a.  E 1 295.  294.  292. 

2)er  ftnnrei(!^e  ^opf  ift  — 

SBi^ig  burd^  bie  [®ro§]  23e^enbigfeit  unb  3J?anigfaltigfeit  ber  3Ser= 
flleic^ung; 

©(i)arfjinnig  burd^  biefe§  3Sermögen,  fo  fern  e§  bi§  auf  bie  fleinen 
^Beftimungen  ber  2)inge  ge^t  ober  auf  ha^,  xoa^  leidet  überfet)en  mirb. 

2)er  2Bi^  madjt  ba^  (5rfentni§  ausgebreitet  unb  oerfnüpft. 

©d)arfftnnigfeit  mad^t  ba§  ßrfentniä  grünblidi). 


7  lOtrb  kann  kaum  anders  gelesen  werden;  melleicht  wollte  Kant  ursprünylicli 
anders  fortfahren  und  vergass  dann.,  als  er  seine  Absicht  änderte,  lotrb  zu  durch- 
3treichen.\\ll  s-Zusätze  (mit  sehr  spitzer  Feder  geschrieben'^ :  ()2?  i/*  i|  19  s-Zusatz:  f — a. 


SRr.  466—468  (93onb  XV).  193 

a3ei)be  fönnen  tief  ober  fetd)t  fe^n.  33on  be^ben  i[t  [b«  Serftanb]  bic 
gä^igfeit  unterjdjieben,  [bic  ©inge]  ben  (Stitmurf  im  grofecn  ^ii  machen 
unb  Singe  in  i^rem  allgemeinen  3ujammcn^ange  unb  ben  folgen  ju 
betrad^ten.  3)ieje  i[t  bie  ©efe^gebenbe  ober  birigirenbe  ^ä^igfeit,  n)o= 
gegen  bie  2  erfte  nur  als  merf^euge  angefeben  toerben  muffen. 
(*  2)er  ©innreid^e  geigt  entroeber  2Bi^  ober  Urtl)eU!8fraftO 


468.    n—af  fß  M  252a.  E 1 403.  366. 

Einige  ßebenSgeifter  fe^en  ftc^  gegen  bie  'IRaterie  in  Seroegung, 
biefe  finb  nur  animdifd);  anbere  fe^en  fic^  nur  gegen  2Kenf(^en  in  23e= 
roegung,  e§  fe^  im  Streit  ober  in  ^Reigung  unb  @^re  ober  im  @d)er^e, 
unb  biefe  finb  geiftig.  2)ie  legieren  entbalten  bie  QoeQe  be§  £eben§. 

9)lan  \)Q.\  ben  ^enfci^en  betrad^tet  in  üerf(i)iebenen  2eben§altern;  man 
fan  i^n  aud^  in  uerfdbiebenen  tageS^eiten  betracl)ten:  be§  ÜKorgenS  :c  k. 

SBoDon  3J?enfd)en  nict)t  einzeln  überzeugt  werben  !önnen,  baüon 
fönnen  fie  in  ©efedfd^aft  überzeugt  »erben,  objmar  ein  jeber  oor  fid) 
überrebet  ift  [ift]. 

2Bir  l)aben  mel^r  3Sergnügen  be^  ßinerle^^^eit  al§  SSerfd^iebenl^eit, 
njeil  iene  ßinl^eit  unb  alfo  compendium  in  unferen  ßrfenntniffen  giebt, 
biefe  aber  SSeroielfaltigung  ber  ®emütl)§^anblungen. 

2)ie  genera  breiten  unferc  @rfentni§  über  Diel  auS;  bie  Unterfd^iebe 
aber  reftringiren  biefe  ®emad^lid^feit,  unb  i^r  3Ru^c  ift  me^r  negatio. 


1  Die  Worte  S3on   bei)ben   bis   zum    Schluss   sind  jedenfalls   später  geschrieben 

als  Nr.  466  ( Stellungsindicien !) ;  sie  sind  möglicherweise  aber  auch  später  geschrieben 

als  die  vorhergehenden  Zeilen  von  Nr.  467^  die  dann  schon  aus  i.  oder  gar  t}  stammen 

26    könnten.  ||  G  s-Zusatz:  der  Schrift  und  Tinte  nach  aus  derselben  Zeit  wie  die  s-Zuaätze 

in  192n-i4.\\  E:  ©innige 

7  Da  die  einzelnen  Absätze  dieser  Rfl.  ohne  den  bei  Kant  sonst  üblichen 
Trennungsstrich  direct  unter  einander  stehn,  trenne  ich  sie  auch  nicht,  sondern  drucke 
sie  in  der  ursprünglichen  Reihenfolge  ab.  \\  18  compendium?  com'^endien? 

Äant'l  e*riften.    jpanbfc^nftUtfceT  9?ad)U6.  II.  13 


194  0iefIejionen  jur  tlntl^ropologie. 

469.    v—ip.  M  204.  Zu  M§.573  Sckluss: 

genera  unb  species  (fpecififd^c  Untcrfd)iebe).  Urt^eilSfraft  |(!^ränft 
ben  2Bi^  ein.  ©(i^arfjtnnigfeit  ift  bic  ^cinl^eit  be^ber,  €innrei(^,  33or= 
güglid^  im  erftcn  t[t  concentrirtcr  2Bi^. 


Nr.  470^479  zu  M§.576. 
470.   x—^?-^?rj??  M20Ö.  E 1 298. 
2)aS  ©efc^Qfte  beö  m^t^  im  ^rfinben, 
2)a§  Spiel  be§  2Bifee§  im  [Seluftigcn]  Unterhalten. 


471.   x—fi?'^fri??  M2()5.  E 1 293. 

3)er  2Bi^  fpielt,  ber  (Sdjartr^in  grübelt. 
2)cr  erftc  t)at  ßinfdUe,  ber  sroe^te  ©inft^ten. 
Sener  mufe  bef)enbe,  biejer  langfam  fe^n. 
5Bet)  bem  2Bi^fpiel  fomt  c§  auf  ba§  Impromptu  an. 
@c^öp[erif(^er  ober  6pielenber  2Bi|.  (*  ^afclnber.)  2Bi^  ol)ne  Ut= 
tt)eilgfraft. 


47^.    ;<— ^t?  'if-qn  M  252 b.  205.  E  1 288. 

M252b: 
(«Saiinigt.) 

2)er  2Bi^  mufe  be'm  i>er[tanbe  bienen,  entroeber  jur  ©rfinbung 
(analogien)  ober  pr  (ärldutcrung:  SSeqfpiele,  5(^nlic!^teiten.  20 

2lber  mufe  nid^t  bem  SSerftanbe  fub[tituirt  merben.    23ilberreid[)er 
m%,  leerer  m%. 


3  ?jein^ett?   (£eint)eit ."   ©in^eit??  ||  4    Die    Enduny   von   erften   nickt  gan: 

sicher.  Zu  denken  ist  dabei  vohl  an  ©d^orffintl.  II  In  COncettttirtet  die  beiden  letzten 
Silben  unsicher.  25 

8  Links  unter  der  Rfl.  steht  noch  halbverlöscht :  Unter. 

14  8- Zusatz:   70er  Jahre 

18  Der  s-Zusatz  (x^f  ftf  p^*"!  ist  nachträglich  eingeklammert,  wahrscheinlich, 
als  Kant  Rfl.  473  schrieb. 


?Rr.  469—473  (»cinb  XV).  I95 

(^  2lu§[i(t)ten gu  Spiegeln) 

2Bi^:  fiü  Dorldufigen,  Urt^eil§fraft:  ju  beftimmenben  Urtl)eilen. 

©er  SBife  bcluftigt,  bie  Urtt)eil§fraft  befriebigt.  3ener  t)at  (5infdQe, 
bie[e  ü)?act)t  borauö  (Sinjic^ten.  2Bi^ige  ^pxvLÖ^i,  bonmots. 

M203: 

^anblungcn  be§  2Bi^e§  ftnb  leichter  al§  ber  Urt^eilSfraft.  SBeil  gu 
einem  begebenen  unenblid)  Diel  2lel^nlic^c§  ®e[unben  »erben  fon,  aber 
bie  üerfct)iebenl)eit  in  ben  ®renfeen  3n3i[ct)en  ^vo^t)  eingefc^loffen  ift.  2)a^er 
ber  2Bi^  freijer,  bie  Urt^eil§fra[t  gebunbener  ift. 


10  473,   11? 'i'^f  Q'f  V?  M  252b. 

(*  (gpiel  ber  ©inbilbung  Dergnügt  an  fic^  felbft.) 
2Bi^  unb  Urtl)eilötraft  (-  bienen  bem  3Ser[tanbe,  bie  materiaiien  bct 
erften  Oor  benjelben  angumenben)  (iudicium  discretivum,  non  com- 
parativum). 
15  33et)be,  fo  fern  fte  fein  jinb,  ©d^arffinn. 

2?a^er  ©innreid),  wenn  2Bi|  unb  llrtl)eil§!raft  be^fammen  ift. 
ßaunigter  ober  feiner  (» fpielenber)  unb  fd[)immernber  SBi^. 
2Bi^ig.  ^ubibraS.  ©ewiffen  l)at  ferien.  Socfenraub. 
SBi^  in  SKeinungen  ber  2lu§leger  ift  oft  o^ne  Urt^eilSfraft. 
20         ®e^t  immer  aufö  üieue  unb  ift  SSerönberlic^.  SSeraltetcr  2Bi^. 
Bons  mots.  @(^aal  unb  feiertet  2Si^. 


4   Mit   bonmots    endet   M  252b,    dahinter    ein  Zeichen,    dem    ein    zweites   auf 

M  205   vor  ^anblunflen   am   untem   Rand  entspricht.      Ohne  Zweifel  ist  auf  M  205 

unten  die  sonst  fehlende  Fortsetzung  der  Rfl.  472  zu  suchen  und  das  Blatt  M  252a/b 

26    demgemäss  zwischen  M  204   und  205   einzuschieben.     Damit  stimmt  überein.,   dass  die 

Reflexionen  des  Blattes  sich  auf  M  §§.  572 ff.  beziehen.  ||  8  JlueQ?  jroeiien?? 

U — 13  ber  erften  sc.  ber  ©inbtlbung :  die  s-Zusätze  stammen  aus  ein  und  der- 
selben Zeit  (v—<f).  II  13  ben?  bem?  ||  15—16  Über  ©C^arfftnn  ist  nachträglich 
eine  2  hinzugesetzt,  über  (Sinnreich  eine  1.  Die  Worte  toetltt  ...  ift  scheinen  (der 
30  Tinte  nach)  ein  späterer  Zusatz  (v — (f)  zu  sein.  \\  18  Zu  .^ubtbraS  .  .  .  ferten  vgl. 
2006  mit  Anmerkung,  sowie  149 lo-  \\  Alex.  Popes  „Rape  of  the  Lock''''  erschien  1712, 
in  deutscher  Übersetzung  öftT,  z.  B.   1744  (von  der  Gottschedin). 

Vi* 


196  9leflejionen  jut  51ntf)ropologie. 

474.    v'f^fg'fa'f  M 252h.  EI 296. 

3m  |innreid)en  tft  ber  2Bi^,  im  fc^arffinnigen  bie  Urti)eil§fraft  üor= 
^üglic^;  bod)  ftnb  leitete  in  beijben  üereinigt.  Sinnrcid^er  ßinfaU  (2)enf= 
fpruc^)  tft  üom  leidigen  (bon  mots),  imgleid)en  ©(^arffinniger  ®ebanfe 
i[t  Dom  ®rünblict)en,  b.  i.  »at)ren  3Sernunftgebanfen  unterfc^iebcn.  e.  g. 
3Kan  empfängt  ben  ®aft  nac^  feinem  bleibe  k  jc. 


47^.    $.  M205.  EI 281. 

Wi%  gtebt  augftc^ten  guSflegeln.  Urt^eilSfraft  (*  ®rünbad)feit)  unter- 
fuc^t  bic  Sutanglit^feit  biefer  Slnlafee  gu  einer  3fiegel.  «entere  ift  eine 
biScipIin  ber  erfteren  unb  ift  trofen.  3cne  ein  Spiel  unb  angene{)m. 
2J?icrologifc^er  ©c^arfftnn  (''  grüblerifc^)  ift  ©pi^finbigfeit.  [©dualer] 
SBi^fpicI  in  bcm,  mag  ®efcl)aft  ift,  ift  fdjaal.  ®ef  ift  ein  alt  Äinb. 


47ß,    v—x-  M  205.  EI 242.  286'. 

2ßir  werben  oft  in  einer  Gomoebie  oor  Sßerftanb  unb  Sinne  mo^l 
unterl)alten,  aber  nid^t  befriebigt.    ^eneö  gcfd)iel^t  mäl)renb  bem  ftüt,  is 

3  leitete  nc.  2Bt^  und  tlrtl)etlefraf t  ,•  in  bei)ben  sc.  im  ftnnrei(!^en  und  im 
frfiarffinnigen.  ||  5  Dom?  Don?»  ||  6  Vgl.  VIJ  137:-^. 

S  x-Zusatx:   v — t/». 

Zu  Ar.  47ß  vyl.  das  Anthropologie- Heft  S 123  der  Köntgsberger  Stadtbibliothek 
^-  121 — 2:    „Es    giebt    viel    solcher    witziger   Schriften   zE.   Goldonis   oder   Lessings    20 
theatraHsche  Stücke.,  wo  man  während  der  Vorstellung  zwar  sehr  unterhalten  wird  aber 
zuletzt  misvergnügt  werden   muss,    wenn  man   sieht,   dass   man   in  der  Erwartung  das 
Stück  müste   beym  Schlüsse   einen  Zwek  haben   betrogen  wird.     Denn  unser  Verstand 
ist  sehr  eigennutzig.'-'-     Ebenda  S.  193:  „Der  dirigirende  Verstand  muss  alles  zusammen- 
nehmen, und  fragen  wozu  soll  das  dienen?  und  was  wird  nun  mein  Zwek  seynt    Viele    25 
arbeiten  Sachen  andere  fuhren  sie  aus.    So  ist  es  beim  Bau  einer  Stadt,  eines  Hauses  etc 
einer  macht   den  Bis   davon,   der   andere    baut  es.     So  geht   es   auch   den  Comödien- 
schreibern;   sie   wissen,   wenn  sie   einer  Person   eine  Rolle  geben,  ihr  diese  vortrefflich 
spielen  [zu]  lassen,  sich  gut  auszudrüken.    Liesst  man  aber  die  Comoedie  zu  Ende,  so 
lauft  der  Leser  das  ganze  Stück  durch,  und  sieht  auf  die  Verbindung  und  kann  als-    3o 
denn  oft  nicht  einsehen  warum  der  Dichter  diese  oder  jene  Person  hineingebracht  hat. 


^.  474—477  («Sanb  XV).  197 

bicfcS  am  6nbe,  acnn  bic  (Summe  («  2)er  Überjd)lag)  gebogen  öjirb,  unb 
ift  bic  Sejie^ung  bc§  ^Wanigfaltigen  auf  eine  3bee.  Sic  Reifet  biefeS 
SSermögen? 

2Bi^  ift  leic^tftnig,  Urtt)eilg!ra[t  bebcnflic^. 


6  477.   v—x-  M252b.  E 1 284. 

3Bi^  unb  Urt^eil^fraft  jinb  23ermögen,  bie  @tnbilbung§fraft  bem 
SSerftanbe  gu  2)ienften  anjumenben.  S^ner:  um  aQe^  barauf  einfc^lagenbe 
l^erbe^  gu  fci^affen;  biefe:  um  unter  bem  ÜRannigfaltigen  eine  2lu§ma^l 
ju  treffen  beSienigen,  maä  bem  SSegriffe  be§  SSerftanbeS  angemeffen  ift. 

10  23Ba§  \\^  fc^icft. 

[galf  ©c^at]  ©efud^ter  SBi^  mißfallt,  weil  er  nic^t  fpielt,  fonbern 
ernft^aft  befcl)aftigt  tft  unb  unö  boc^  um  bic  (grroartung  betriegt  (S^icl 
ücrgnügt  burc^  bie  33efd)aftigung,  Slrbeit  nur  bur(^  ba§  ^robuct  unb 
ben  ^mef). 

15  @ä  fan  iemanb  oiel  SSerftanb  ^aben  in  allgemeinen  Urtl)eilen  unb 

©inftc^ten,  aber  roenig  urf^eilsfraft.  [2)te]  Urt^eilöfraft  im  ©emeinen 
praftifc^en  SSeft^  Reifet  gcfd)eut;  man  mu&  oft  anlaufen;  gemixt  wirb 
man  burc^  üiel  5ßetrug.  2)um  ift  nid)t  blo§  ein  ÜKangel  unb  ©ebredblid^^ 
feit,  fonbern  aud)  ein  SSorrourf.    2)er  ©umme  ift  ein  23löber,  meldjer 

20  ^artnäctig  ober  ftol^  ift,  folglid)  gar  ni(^t  gelel)rig  tft.  2)ic  2)um^eit  ift 
breuft,  unb  ber  2)umme  fo  mo^l  al§  alberne  (^  fafelei)  (nid)t  blöbe  unb 
ftnmpfe)  finb  bem  ^Jerftanbe  jumieber  unb  unterftü^en  i^n  nic^t  blo^  nid^t. 


Goldoni  ist  im   komischen    vurt refflich  zE.    der  Diener   zweyer  Herrn.,    wenn    ich   aber 
ans  Ende   komme,  so  laufe  ich  das  Stück  durch   frage  nach  dem  rechten  Zweck  und 

25  finde  ihn  nicht.  So  weiss  man  beym  Lessing,  so  viel  Witz  er  auch  immer  zeigt,  wie 
zE.  im  Freygeist,  wo  Theophan  viel  gutes  sagt,  doch  ?iicht  warum  er  ihm  diese 
Rolle  gegeben.  Solche  Comoedienschreiber  haben  einen  administrirenden  aber  keinen 
dirigirenden  Verstand.  Wenn  man  also  den  einen,  verständig  vreisen,  den  andern, 
tadeln  hört,  so  darf  man  nur  auf  den  doppelten  Verstand  recumiren  [l ].'''' 

30  1  8-Zusatz:  if — X- 

21  fofelei?  fajeln??  fafeler  (i<o  E.)??  \\  22  i\)n  vielleicht  durchstrichen 


198  SRcfIejionen  ^r  2lnt^ropologtc. 

478,   v—x-  M252b.  E 1 258. 

©urditrieben  (abgemi^t)  Reifet  ber,  toclc^cr  2i[t  unb  @d)Qlf{)eit 
unter  ber  ?Diine  ber  unjdjulbigen  (äinfalt  oerbirgt  ober  auc^  Ruberer 
giften  unb  (Spott,  bie  eS  itim  nic^t  jutrauen,  gu  begegnen  acife.  2lb= 
gefetmt. 


479.   Tj—(o.  M  206.  206'.  E 1 285.  342. 
M  206  Rand  oben: 
Bortroi^  unb  @acl)tt)i^. 

SEi^fprud)  (bon  mot),  @innfpru(i^  —  2)enffpruc^,  ©prtc^toort. 
M  206' : 

f^ruditbarcr  9Bi^  im  ßrftnben  unb  erbid)ten  (ßügen). 
iyQljd)cr  2Bi^.  (^  in  2lu§legung  ber  autoren.)     ©ejud^tcr  2Bi^. 
@(^aler  —  summum  Jus  — 


/d   Zu   obgoui^t   vgl.    da«   Anthropologie- Heft   S 123   der   Königsberger  Stadt- 
bibliothek S.  130:  „Jemand  der  unter  dem  Schein  der  Einfalt  viel  Witz  verbirgt  ist  ab-    U 
gewitzt;  einen  abgeu-itzfen  nennt  man  einen  aolchen  der  auf  alle  Fälle  genugsam  gewitzt 
ist''.  \\3E:  unter  bem  SRcmen  ber  1|  (Sinfült*  einfaüe  (so  E.)?r  \\  flnberer??  3lnberen? 

Zu  Nr.  479:  In   dieser  Bß.  habe  ich  alle  Bemerkungen  zusammengestellt,  die 
Kant  auf  M 206,  206'  zu  verschiedenen  Zeiten  (vornehmlich  in  den  70er  und  80er  Jahren) 
zu  M  §.  576  gemacht  hat.     Einiges  stammt  vielleicht  schon  aus  den  60er  Jahren  (so    20 
die   Zeilen  198 u — 199$),   wenige  Warte  aus   den  DO  er.     Die   letzteren  sowie  die  Be- 
merkungen der  80  er  Jahre  habe  ich  in  den  Anmerkungen  kenntlich  gemacht.  \  \  13  Vgl. 
Pohl  68:    „Der  faselnde    Wiz    ist    leer,    und   solcher   Wiz    wird    auch    ein  falscher 
Wiz  genannt.     So  sagte  Jemand  als  er  am  fremden  Tisch  mit  Suppe  begossen  wurde: 
Summum  jus,  summa  injuria.^''     Ähnlich  im  Parow^schen  Heft  150.    Etwas  anders  im    26 
Danziger  Anthropologie- Heft  Blatt  38' :  „Man   nent  alle  Handlungen  des  Witzes  Spiel 
und  das  Spiel  und  der  Witz  sind  fade  wenn  er  falsche  Ähnlichkeiten  hervorbringt  und 
den  ist  er  sehr  ekelhaft.     Dieser  fade  Witz  besteht  in  Wortspielen   Zu  einer  Zeit  war 
es  in  Frankreich   sehr  Mode.     So   sagte   ein  Bedienter   beim  Kanzler  von  Frankreich 
als  er  auf  ihn  eine  Suppe  goss:  Summum  jus,  summa  injuria.     Beim  Kanzler  war  das    30 
witzig.''     Wieder    etwas    anders   in   dem   Anthropologie- Heft  S 123  der   Königsberger 
Stadtbibliothek  S.  135:    „Schaler  Witz   ist  auch   ein  Wortspiel  (9  und  vergeht  gleich). 
Ein   HE.    war   (9  bey)   einem   Präsidenten   zu    Gaste,   der   Bediente   reichte   ihm   den 
Suppenteller  und  begoss   damit  seinen  Rock   und  sagte   dabei/     hier  heisst  wohl  recht 
Summum  jus,  summa  injuria.     Das  lächerlichste  dabey  war  dass  er  dies  Brocardicon    35 
der  Juristen  auf  eine  Suppe  applicirte.    Anfänglich  gefällt  es  wegen  der  Überraschung 
hernach  aber  lacht  man  nicht  darüber." 


«Rr.  478—479  (SBanb  XV).  I99 

SBi^Itng  unb  Älügling.  (*  Einfälle  l^a[d)fn  unb  jagen.) 
Spielenber,   fcf)cr^^a[ter,    fpa§t)after  2Bi^;  aufjie^en,   parobiren. 
33unen.  ©c^meerer  SBi^. 

(*  fc^rauben.  ^Reden.  ©atgre.  talcnt.) 

i;ä;:g:r"'('«"«'-Btn.)('Pe.i.,age.) 

SSeQ  ü3t(^tigen  Slbjtc^ten  (e.  g.  ^rcbigt.  JRebc  öor  feinem  JRic^ter)  ifi 
eö  nid)t  gut,  wenn  ber  2Bi^  tjerüorftid^t. 
23lül)enber  2Bi^  unb  reife  Urt^eilSfraft 

met)r  3fiei^  mel^r  Sld^tung;  SSlütl^e  fdUt  ab. 


5  Zm  Sauen  vgl.  11625—35-  \\  4  s-Zmatz:  v—ip.  \  5—6  Antilongin?  Anti- 
longie??  Vgl.  im  Dunziger  Anthropologie-Heft  Bl.  39:  „Die  Franz.  sind  voll  Witz  aber 
originale  Witzlinge  sind  unter  den  Engländern  besonders  z  E  Swift  besonders  das 
Mährchen  von  der  Tonne  und  Antilongin  [f  AntilongieffJ  auch  Buttler  in  s.  Hudibras.'''' 

15  Gemeint  ist  mit  dem  aus  Phase  v — \p  stammenden  Stichwort  ohne  Zweifel  folgendes 
Werk:  „Anti- Longin.,  Oder  die  Kunst  in  der  Poesie  zu  kriechen,  anfänglich  von  dem 
Herrn  D.  Swift  den  Engelländern  zum  besten  geschrieben,  ttzo  zur  Verbesserung  des 
Geschmacks  bey  uns  Deutschen  übersetzt,  und  mit  Exempeln  aus  Englischen,  vornemhch 
aber  aus  unsern  Deutschen  Dichtern  durchgehende  erläutert.     Diesem  ist  beygefuget  eben 

20  desselben  Staatslügenkunsf,  nebst  einer  Abhandlung  Hn.  J.  Ch.  Gottscheds  von  dem 
Bathos  in  den  Opern''  1734.  LXIV,  208  S.  Die  Schriß  wurde  zuerst  1727  im 
III.  Bd.  der  „Misce Ilanies"'  [von  Pope,  Swift  etc.]  veröffentlicht,  unter  dem  Titel: 
„Martinus  Scriblerus,  tkqI  ßuHovg:  or,  of  the  ort  of  sinking  in  poetn/'K  Sie  findet 
sich  in  SwifVs  Works  (z.  B.  1754  IV 125—216;  1880  1797—812),  ebenso  aber  auch 

•25  in  Pope's  Works  (z.  B.  in  Nicolais  Ausgabe  Berlin  1763  VI  167 — 230;  vi  der  Mann- 
heimer Übersetzung  von  Popes  sämmtlichen  Werken  mit  W.  Warburtons  Commentar  und 
Anmerkungen  1779  VIII  45 — 159;  in  den  Oeuvres  diverses  de  Pope,  nouvelle  Edition 
1761  IV 113 — 206).  Schon  1733  war  eine  deutsche  Übersetzung  erschienen:  „IlfQi 
ßa9ovs:   s.  Anti-Sublime.     Das   ist:  D.  Swifts  Neueste  Dicht-Kunst,   Oder  Kunst  in 

30  der  Poesie  zu  kriechen,  mit  Exempeln  aus  den  Englischen  Poeten  erleutert.  Nebst  einem 
Vorschlage,  wie  das  Aufnehmen  dieser  Poesie  zu  befördern  sey'"';  sie  wurde  1737 
um^erändert  aufgenommen  in  den  „Versuch  einer  Critick  über  die  Deutschen  Dichter, 
welchem  beigefügt  D.  Swifts  Kunst  in  der  Poesie  zu  kriechen,  ingleichen  Das  Lob  der 
Licht- Putze''.  —  Der  Grundgedanke  und  vielleicht  auch  manche  Einzelheiten  des  Plans 

35  der  Scrlblerus-Schriften  stammten  von  Swift,  Pope,  Arbuthnot  gemeinsam  her,  aber 
die  Ausführung  der  Schrift  nsQl  ßa&ovs  ist  auf  Pope  allein  zurückzuführen,  wie  der 
Brief  Popes  an  Swift  vom  23.  März  17 27 J 8  beweist  (Satyrische  und  ernsthafte  Schriften 
von  Dr.  Jon.  Swift  1763  VII  102;  Pope's  Works  Berlin  Nicolai  1762—4  IX  87; 
Popes  sämmtliche  Werke  Mannheim  1780  XI 339).  —  Vgl.  auch  II 271,  490,  VII  222.  \\ 

40    Persifflage:  w.  |]  7  Die  Klammern  Zusatz  des  Hg.  \\  199^—200?:  v — xf/. 


200  SReflejionen  jur  2lnt:^topologie. 

SBi^  im  Sparen,  im  5Rccfen  unb  in  repliqüen. 
3Bife  in  ©riefen. 

©efdirobener  (^  Sluffoberung,  mi^ig  ju  feijn,  fd)Iägt  niebcr.) 
C  2)urd)triebner)  ^at  Saunen. 

Sterne  —  madjt  unglüfUd^, 
f)ubibra§:  d^nlid)feitcn.  ©eroiffen  unb  Serien.  Sürgerfrone.  ©loifft: 
?D?ärd)en  Don  ber  tonne. 


1  in  repIiqDen?   im  repliqoiren??  ||  3—4  Der  g-Zusau  steht  rechts  von  ©e- 

fd^robener,    aber    etwas    höher;    ein    Strich   verbindet   ©efc^robener   mit   Sluffoberung. 

Die  Worte   l)at   Faunen   stehn   unter  Sluffoberung,   etwas   tiefer   als   ©efc^robener,   10 
etu^as  höher  als  der  aus  (o  stammende  s-Zusatz  Surd^triebner  C?  durchtriebener  ?j, 
über   ©terne  —  mod)t.  ||  5—7  Vgl.   das    Damiger   Anthropologie- He/t  Bl.  39,  39': 
„iVitz   ist  das  wesentlichste   der  Satyre.      Sie   ist  schalkhaft  und  durchtrieben,   wenn 
man   die   Sache   zu   loben    scheint   und   ganz    ernsthaft    redt   und   so    einfaltig    dabei 
aussieht,    dass    man    nicht   glaubt,    er    denke    darauf.      Solche   Satyre    hat    besonders    l* 
Schwiß.     Die  Franz.  .  .  .  Antilongin   [vgl.  oben  199i2—ii]  auch  Buttler  in  s.[einem] 
Hudibras,  von  welchem  Hume  sagt,  dass  in  k.[ einem]  Buche  was  ie  geschrieben  worden 
so   viel  Gelehrs.farnkeitJ  stehe   als  in  diesem  und  das  ist  auch  wahr.     Es  ist  e.[ine] 
Satyre   auf  die   damalige  Religions  Schwermerei.      Es  ist  e.finj  Pendant  v.fonj  Don 
Quixotte.     Einige   Exempel  v[on]    Butlers  Witz  sind  z  E  Sein   irrender   Ritter  sagt    20 
einmal  zu  einem:  er  wolle  ihn  zu  e.finem]  Pe/pendicel  machen  nachdem  alle  Schneider 
Ellen  in  England  rectificirt  werden  sollen  Das  erste  hiess  er  wolle  ihn  aufhängen  Das 
andre    bezieht    sich    darauf   dass    man    zu    der   Zeit    in    Engl.[and]   die   Länge   der 
Schwingung  eines  Perpendikels  bei  ieder  Sekunde  zu  einem  allg.[emeinen]  Maass  machen 
wollte,   weil  das   doch   beständig   einerlei  bleiben  möchte  —  So   sagt  Ralph  der  Stall  25 
Meister    dieses   Ritters:   Die    Gemüths   Krankheiten    der    Menschen    sind   so    wie    die 
Gerichts  Höfe,   die   bisweilen    Gericht  halten   zuweilen   Feriren.      Mein    Gewissen   hält 
itzt  Vacanz   und  lässt  k.f  einen]  vor  sich   kommen  —  Als   einst  der  Ritter  in  Gefahr 
war  so  rieth  ihm  Ralph  zur  Flucht  und  bewies  ihm  aus  Gründen  dass  die  Flucht  was 
rühmliches,   nahmlich:  Da   die  Römer  dem,  der  einen  Bürger  rettete,  eine  Krone  ver-    30 
sprachen  hatten;  so  verdiente  er  wenn  er  flöhe  e.[  ine]  Krone,  indem  er  e.finem]  Bürger 
nehmlich   sich   das  Leben   rettete.     Femer  wenn   er  flöhe;   so  würden  die  andern  ihm 
nachlaufen  und  er  würde  überall  eher  sein  etc.  —  Was  überzeugt  einen  von  der  Wahr- 
heit und  Güte  einer  Sache  f  200  S[  St.    Und  was  überzeugt  einen  nieder  vfomj  Gegen- 
theil.    200  U  St.  mehr.    Die  Stärke  des  Witzes  besteht  darin,  dass  man  ganz  unerwartete   35 
Sachen  vorbringt.     Es  ist  zu  einem  Magazin  v[on]  Sentenzen  dienlich    Ein  3t^  Eng- 
l.[änder]  heisst  Sterne  den  viele  nachgeahmt  und  nachgeäfft  haben.    Macht  Witz  glüklich 
oder  nicht?  Unglüklich.     Butler  starb  v[on]   Hungers  Noth  obgleich   Carl  IL    s.[eine] 
Schriften  sehr  gefielen  der  ihn   aber  zu  unterstützen  vergass.     Sterne  verkürzte  s.[ein] 
Leben  durch  die  öftem  Gesellschaften,  wo  er  hingerissen  wurde.     Swift  wurde  zuletzt    40 
närrisch  vermuthlich  weil  er  sich  zu  sehr  angestrengt  hatte  —  das  kömmt  daher  weil 


git.  479  (SBonb  XV).  201 


sie  da  die  Urth.[ eils ]Kr.[ oft]  vernachlässigten.'''-  —  Zu  ©terne  vgl.  1493— i  mit  An- 
merkung. —  Kant  hat  die  Witze  aus  dem  Hudibras  offenbar  aus  dem  Gedächtniss 
mitgetheilt,  daher  sind  die  Citate  theilweise  nicht  ganz  genau.  Zu  Perpendikel- Schneiderellen 
vgl.  man  Hudibras  Part  II  Canto  3  Vers  1012—1028  (auch  III  1  449— 4ö2),  zu 
5  „Geurissen  und  Ferien'''-  II  2  317 ff.  (dasselbe  Witzwort  in  dem  Parow^schen  Anthro- 
pologie-Heft S.  152),  zu  „Bürgerkrone''^  und  den  Entschuldigungsgründen  für  etwaige 
Flucht  I  3  607—610,  757—760,  III  3  243—274,  289—294,  zu  der  Stelle  mit 
den  200  S  St.  III  1  1277 — 1280.  Humes  Urteil  findet  sich  im  letzten  Absatz  seines 
grossen   Geschichtswerkes:    „History    of    Great    Britain'-'-  1757   4°   II  454   (deutsch: 

10  „Geschichte  von  Grossbritannien''''  1763  4°  II  438).  —  Es  fragt  sich,  woher  Kant 
seine  Kenntniss  des  Hudibras  hatte.  Schon  im  Jahre  1757  war  in  London  (in  Wirklich- 
keit: Paris)  anonym  eine  dreibändige  Octavausgabe  des  Gedichts  erschienen  (von  Joannes 
Towneley,  vgl.  J.  Eiseleins  Hudibrasübersetzung  1845  S.  XXXI),  die  auf  der  linken 
Seite    den    englischen    Text,    auf   der    rechten    eine  gereimte  französische  Übersetzung 

15  brachte.  1765  veröffentlichte  der  Schweizer  Joh.  Hnr.  Waser  (nicht,  wie  einige  An- 
gaben lauten:  Bodmer)  eine  einbändige  prosaische  Übersetzung.  Die  Übersetzung  von 
Dietr.  Wilh.  Soltau  in  Knittelversen  erschien  in  zwei  Theilen  zuerst  in  Riga  bei 
Hartknoch  1787,  dann  in  neuer  Bearbeitung  1797  in  Königsberg  bei  Nicolovius  (Nach- 
druck: Reutlingen  1800).     Es  ist  aber  durchaus  nicht  ausgeschlossen,  dass  Kant  den 

20  Hudibras  englisch  gelesen  hat.  Im  Teutschen  Merkur  1778  (Juni  S.  227 — 248: 
December  S.  201 — 222)  veröffentlichte  der  Professor  der  Dichtkunst  in  Königsberg, 
Jh.  GH.  Kreutzfeldt,  eine  „Probe  einer  neuen  Verteutschung  des  Hudibras"'  (in  Knittel- 
versen), die  sich  auf  den  ersten  Gesang  erstreckt.  (Dass  Kreutzfeldt  der  Verf.  ist, 
geht  hervor  aus  J.  F.  Goldbecks  Litterarischen  Nachrichten  von  Preussen  TheU  I  1781 

25  S.  6718.  Vgl.  auch  Gildemeisters  Hamann  Bd.  II  2.  Ausg.  1875  S.  238,  283/4.) 
In  der  Vorrede  (T.  Merk.  Juni  S.  236)  sagt  Kreutzfeldt:  Ich  „will  eben  nicht  um  die 
Vollendung  des  teutschen  Hudibras  gebeten  sein.  Indessen  wercT  ich  allgemach,  auch 
in  der  Stille,  denjenigen  Ruf,  welchen  mir  einer  meiner  würdigsten  Amtsgenossen,  kein 
gemeiner  Beobachter  des  Erhabnen  und  Schönen,  und  mein  und  meines  Hudibras  vor- 

30  züglichster  Gönner,  zuerst  gegeben  hat,  noch  förder  befolgen''''.  Ob  Kant  —  denn  um 
ihn  handelt  es  sich  hier  ohne  Zweifel  — ,  wenn  er  nur  die  französische  oder  die  deutsche 
Übersetzung  von  1765  kannte,  von  Kreutzfeldt  als  seines  „Hudibras  vorzüglichster 
Gönner''''  bezeichnet  wäret  Auf  jeden  Fall:  hatte  er  das  Gedicht  nicht  englisch 
gelesen,   und  kannte   er  die   Anekdoten  nicht  nur  von   Hörensagen,    so    muss    er    die 

35  WasePsche  Übersetzung  benutzt  haben.  Denn  dort  ist  allein  in  III  1  1278 — 1280 
(S.  361)  von  200  Pfund  die  Rede  (ebenso  wie  im  Original);  in  der  französischen 
Übersetzung  dagegen  heisst  es:  „Deux  ou  trois  mille  €cus",  bei  Soltau:  „Ein  Tausend 
Thaler"  (1787),  resp.  „Ein  Tausend  Tälerchen"  (Nachdruck  1800).  Wie  R.  Reiche  mir 
seiner  Zeit  freundlichst  mittheilte,  besitzt  die  Königsb.  Univers.- Bibliothek  die  Waser''sche 

40  Übersetzung.  —  Vgl.  auch  noch  das  Gottholdhche  Anthropologie- Heß  I  221:  „Hudibras 
zeigt  einen  grossen  scharfsinnigen  Witz  an,  wie  wohi  er  ihn  nur  auf  pöbelhafte  Dinge 
angewandt  hat.    er  paart   die   sonst   unähnlichen  Sachen   leicht  zusammen".  —  Stents 


202  SReflejionen  jut  2lntt)ropologte. 

M  206.   Zu  M  §.  576  „ülusiones'' : 

3)er  2Bi^  ift  leict)tglQubig,  bie  Urt^eil§tratt  ift  mistrauifd^.    Seiier 
erfinberifd),  bicjc  critifc^. 

AI  206,  Rand  links,  von  oben  nach  unten: 

e§  ift  ni(^t§  beftänbig  a{§  bie  unbeftänbigfeit  & 

Pointe. 

3Kan  |iet)t  nic^t,  ob  er  ben  Äran^*  autje^t  ober  2Begnimmt. 

Db  ein  ^leib  Dor  ben  Wann  gu  flein,  ober  ber  5Kann  p  grofe  i[t. 

2)u  bift  p  frü^  alt  geworben. 

@^)i^finbigfeit  fängt  ober  l^afc^t  grillen.  lo 

ÜKan  tan  ouc^  Einfälle  l^afc^en. 

Zwischen  der  letzten  Zeile  von  M  §.  676  und  der  ersten  Zeile  der 
Anmerkungen : 

Einfalt  für  2Bi^  gehalten.    3(^  ^ab§  gefe^en,  aber  glaube  nidit. 

„7a/e  of  a  tub'-'  erschien  zuerst  1704: ;  deutsch  1748  unter  dem  Titel:  „Des  berühmten  15 
Herrn  D.  Schwifts  Mährgen  von  der  lonne,  Zum  allgemeinen  Nutzen  des  menschlichen 
Geschlechts  ahgefasset,  Nebst  einem  Vollständigen  Begriffe  einer  allgemeinen  Gelehrsam- 
keit, Aus  dem  Englischen  ins  Teutsche  übersetzet''-  Theil  I  (Altana  1748.  244  S.  Auf 
Kosten  guter  Freunde).  Der  II.  Theil  (ebendort.  1748.  240  S.)  enthält  die  „voll- 
ständige und  wahrhafte  Erzehlung  von  dem  Unter  den  Büchern  gehaltenen  Treffen'-'-  20 
und  mehrere  kleinere  Aufsätze  Swifts.  Die  „Satyrischen  und  ernsthaften  Schriften 
von  Dr.  Jon.  Swift'-'-  enthalten  das  Märchen  von  der   Tonne  im  III.  Band  (1758). 

5:  v—ip^  Vgl.  VII  8327— 19,  345.  \\  7  Vgl.  das  Danziger  Anthropologie- Heft 
El.  38":  „Man  findet  öfters  was  witziges  an  einem  andern,  wenn  dei  andere  gar  nicht 
daran  denkt,  was  witziges  hervorzubringen  Z  E  Als  Ludwich  der[!J  XIV  zu  Ehren  35 
an  einer  Brücke  über  die  er  musste  eine  Ehrenpforte  war  errichtet  worden,  an  der 
ein  Engel  eine  Krone  in  der  Hand  haltend  war;  so  sagte  ein  Gasconier.  Man  weiss 
nicht  ob  er  ihm  die  Krone  giebt  oder  abnimmt  das  klingt  witzig  und  ieder  Mann  lobte 
das  sehr.*-*-  Etwas  anders  in  dem  Parow''schen  Anthropologie- Heft  S.  157 :  „Als  ein 
Gasconier  ein  Bild  sähe,  worauf  der  König  gemahlt  war,  dem  der  Genius  einen  Lorbeer-  30 
Kranz  aufsezle,  so  sagte  er:  es  ist  ja  nicht  zu  sehen,  ob  der  Genius  dem  Kömge  den 
Lorbeerkranz  aufsezt  oder  abnimmt.'-'-  Ähnlich  in  dem  Anthropologie- Heft  S 123  der 
Königsberger  Stadtbibliothek  S.  179.  \\  14L  Vgl.  Starkes  „Menschenkunde'-'-  S.  26:  „Ein 
Präsident  der  Academie  zu  Paris  war  sehr  geitzig;  als  eine  Allmosen-Collecte  gehalten 
worden  war,  fragte  einer:  gab  der  Präsident  euch  das?  Er  sagte,  ich  habe  es  nicht  35 
gesehen,  aber  ich  glaube  es.  Fontenelle,  der  dabei  war,  sagte,  ich  habe  es  gesehen, 
aber  ich  glaube  es  nicht.'-'-  Die  Anekdote  findet  sich,  unter  Angabe  der  „Nouvelles 
Ktt€raire8  par  M.  Clement''  als  Fundort,  in  dem  „Dictionnaire  des portraits  historiques, 
anecdotes  et  traita  remarquables  des  hommes  illustres'-'-  1769  II 37:  „L'ahb€  Regnier, 


gir.  479—481  (öonb  XV).  203 

Zwischen  den  Zeilen  der  Anmerkungen  von  AI  §.  576'. 

2Bir  ^oeten  jtnb  glücfll(!^er  in  bcr  %QSiz\.  railleur. 

Zu  ^ßpitzßndigkeiten,  leere  Grübeleien^': 

©c^olQftijd).  3flabbimf(!^. 

Zwischen  M  §.  576  und  577 : 

Summum  ius  summa  iniuria. 

®rübleri[(^c 

@ternc 


4S0.    (f—xpf  (<of)  ^??  M206'.  Zu  M §.  577: 

®efc^ift  unb  fertig  burc^  9laturcl  ober  Übung, 
3(lQtiirUd)  ®efc^if.  5flaturgabe. 
ÜKuttcrai^  unb  ©c^ulmi^.  iene§  ?Raiö.  2Bi^  oerbtrbt  in  @d)ulen. 


481,  n.  M322'.  EI 301. 

(5tn  großer  SSeioeiS  be§  Snjangcg  ber  Sinftanbigfeit  unter  ^Wcnfd^en 

15  ift,  bafe  e§  breijerlei)  Urt^eilen  giebt,  bem  jid)  ieber  unterwerfen  mu§,  ber 
{^  ftd))  in  ©efeüfdiaft,  im  ^ublifum  unb  in  ber  SBelt  3cigt.  3«  ^«  erfteren 
erroortet  man,  tia'^  er  feiner  ®emdd)lid)teit  unb  f^re^^eit  ber  Prüfung  ber 
®ebQn!en  jum  %\)t\\  entfage  unb  eine  9fioUe  fpiele,  bie  fid)  gut  feigen  Idfet, 
Dornemlic^  in  ber  üom  f^röufnäin^^cr;  im  3n'ei)ten:  roer  ba  ^rebigt, 

20  bringt  aUe  Bul)örer  in  einige,  biäroeilen  beforglidie  ©rmartung,  unb,  töQö 
man  i^m,  njenn  er  in  ®efellfd)Qft  fprödje,  mo^l  erlauben  mürbe,  fan  man 
it)m  ^iOi  nid)t  erlauben  (folenn),  '^m  SSudjc  tritt  er  Dor  ber  SBelt  auf,  unb 


secretaire  de  Vacad^mie,  faisoit  un  jour  aans  son  chapeau  la  cueülette  d''une pistole  que 
chaque  membre  devoit  foumir :  ne  s'^tant point  apperfu  quun  des  quarante,  qui  €toitfort 

25    avare  (le  pr€sident  Roze)  eut  mis  dam  le  chapeau.,  ü  le  lui  pr€senta  une  seconde  foü ; 
celui-ci  assura  qu'il  avoit  donn4,  comme  on  le  pense  bien.     Je  le  crois  bten,  dit  Vabb^ 
Regnier;  maia  je  ne  fai  pas  vu;  et  mo?,  ajouta  M.  de  Fontenelle,  qui  €tcnt  a  c6t€,  je 
Pai  ru,  mais  je  ne  le  crois  pas.'"''  —  3^  .  .  .  ntd^t  stammt  vielleicht  erst  aus  ta. 
2  Vgl.  127ioff.  II  6—8:  v—xp.  \\  ®rübleri|cf)c?  ©rüblerifdjer.».« 

30  15  Urt^eilen?  Urt^etle  (so  E.)f?f  \\  bem?  benen  (so  E.)?\\  16  erftcrea  sc.  in 

©efellfc^aft;  E:  erflen.  ||  19  E:  Don  ^rnuenjimmem,  ||  ^met^ttn  sc.  ^ubltfum 


204  JReftejtonen  jur  Slnt^ropologie. 

man  ift  fd^arf  im  Urttjeil,  nic^t  in  feinem  eignen  3ia^men,  jonbern  burd^ 
bog  ®emeinjd)QftIicI)e  Urtf)eil.  2)a  mufe  2ld)tung  unb  nic^t  aüein  biefe, 
fonbcrn  überlegte  geloil^eit  t)on  bem  mert^e  beffen,  xoa§  man  jagt,  anju- 
treffen  fei^n.  2)er  autor  mufe  befd)eiben  feinen  3Ra^men  öerfdjiüeigen,  menn 
er,  mag  bie  2Belt  t)ocI)l)ält,  tabeln  will.  (5r  mu^  nict)t  (äinfäüe,  fonbern  » 
6inftcl)ten  barbieten.  <Sonft  ftnb  ßinfdöe  nü^Iict):  5Uett)tonä  qüaeftionen 
ber  optic,  ^epler§  Slni^ie^ung.  Slr^te  curiren  unä  nad)  ©infäüen.  2)ie 
2Belt  erlaubt  fie  faum,  baburd)  ge^en  Diele  Derlo^ren,  auffer  menn  fte 
anon^mifd)  fe^n.  2Ber  mürflictje  (ginftc^ten  liefert,  ^at  bie  ^^reij^eit  einiger 
einfalle.  ©ereinfaÜiftoomSufall  menig  unterfc^ieben.  ^ögiebteinfäUe  lo 
ber  föntroürfe  unb  einfäße  ber  Erinnerung  im  erjäf)len.  2luc^  le^tere 
ftnb  nic^t  fonberlic^  erlaubt. 


482.   n.  M322'.  E 1 304. 

2)e8  ßolumbuS  crfte  Dleife  mar  bie  Sßirtung  cineö  Einfalls. 


483.  n—af  ((ff)  M323'.  E 1305.  303. 

2Kan  ift  oft  ein  Älügling,  um  ia  nidjt  ein  fc^aalcr  2Bi^ling  gu 
fcl^eincn,unb  fteüt  fid^  lieber  auf  bie  Seite  berer,  toeldje  au§  Beobachtungen 
genommene  Siegeln  anfe(i)ten,  meil  fte  al^benn  bie  Spottereq  in  i^rer 
©emalt  l)aben,  als  auf  bie  (Seite  beffen,  ber  Otegeln  funftelt,  ob^mar  jeber 
5J?enfd)  j^u  biefen  einen  natürlidben  ^ang  l^at  unb,  menn  er  nur  ni(^t  ben 
cenfor  fürd)tet,  fie  aud^  toirflid^  be^au^jtet. 


6  Newton  schloss  seine  Optik  (zuerst  1704)  mit  einer  Anzahl  von  Fragen^  die 
er  theils  nur  aufstellte^  theils  auch  in  kürzeren  oder  längeren  Erörterungen  zu  beant- 
worten suchte.  Er  behandelt  in  ihnen  in  hypothetischer  Weise  naturwissenschaftliche 
Themata,  mit  denen  er  sich  eingehend  beschäftigt  hatte,  ohne  jedoch  auf  experimentellem  25 
oder  mathematischem  Wege  zu  sichern  Resultaten  gelangen  zu  können.  In  den  ersten 
Neuauflagen  wurden  diese  C|t)ae[ttonen  ständig  vermehrt;  in  der  lateinischen  Quart- 
ausgabe von  1740  nehmen  sie  die  S.  270 — 330  ein.  Vgl.  des  Weiteren  F.  Rosenberger : 
J.  Newton  und  seine  physikalischen  Principien  1895  S.  301  ff.  \\  8  Nach  tiZX\o\)XiX\ 
vielleicht  ein  Punkt.  ||  11  ber  (vor  QxmneXünQ),  wie  es  scheint,  aus  bcä.  30 

20  biefen?  biefem? 


Sfir.  481-485  (iöanb  XV).  205 

Sißenn  man  eineßeitlang  ©ebad^t  ^at,  |o  tan  man  aud^  tool)l  träumen. 
^Rerotonä  ßinfalle  in  ben  qüaeftionen  ti3urben  [5öar^]  ßinftc^ten. 


4«4.  vf  (i.if  of  Q-'f)  M21Ö.  EI 300.  299. 

2Ba§  ber  glüf§äufaU  unter  ben  33egebenl^eiten  ber  2BeIt  ifi,  ha?>  ift 
ber  Einfall  unter  ben  ©ebanfen.  Sebiglic^  ben  einfäüen  alle§  {^  gu)  üer= 
banfen  l)aben  ^ei§t:  bem  blofeen  ®Iiif  )ia§>  fd)itfal  feinet  ßebenS  anoer^ 
trauen.  6tnftd)ten  fmb  blog  bie  Birfung  ber  Stn^altenben  2lrbeit  unb 
©ebult.  3lber  üon  (äintäden  ab{)ängen  o'^ne  6t)arafter  unb  9Ka;cimen,  [o 
ba§  meber  ber  2)?enfct)  felber  noc^  anbere  i^n  nac^  einer  3fiegel  urt^eilen 
fönnen,  feiner  (äinfäHe  gar  nic^t  9J?ei[ter  feijn,  b.  i.  einer  ©riüe  nac^= 
pngen:  fommt  einer  Stlbern^eit  fe^r  na^e.  2)er  ßinfaH  i[t  ber  2ln[ang 
be§  5(iact)beu!en§,  Slttein  ber  ßinfaü  ge^et  öor;  bie  p^antafie  rü^rt  gmar 
als  (äinfaH  am  meiften,  aber  mufe  gleic^rool^l  bie  ^robe  bei  ^Rac^finnenS 
unb  ber  Überlegung  auSl^alten. 

(*  2)er  Sutatt  ift  ein  anderes,  ber  ginfall  ein  inneres  Ungefcl^r 
ober  ©reigniS.  ©infälle,  ßinfic^ten.  3cne  bepenbiren  ßon  ber  blofeen 
gelegen^eit  unb  erlauben  feine  regel,  biefe  üom  glei§  — ) 


485.  V.  M218. 

©er  ©eiftleere  2Bi^  Reifet  f(!^aal,  toie  2Bein.  ©eiftleerer  @d^erg.  ^Kan 

L'o  »erlangt  nid)t  ©eift,  wo  nur  ber  Unterhalt  unb  nid^t  bie  Slufmecf ung  gefucJ^t 

werben  foü.  3(ticl)t  in  aütagSgefeÜfc^aften,  fonbern  in  feftlicf)en  2ßa^Ien. 

5Ricl^t  in  einer  tt)irtt)fd)aft§ab^anblung,  fonbern  im  ©ebic^t.   2)er  fd^onc 

Äunft  auSframt,  mufe  ©eift  jeigen. 


2  Vor  2Bar{)  noch  einige  durchsfrickene,  unleserliche  Buchstaben. 
■-'5  6  bem  aus  baS,  kaum  aus  be^.  II  15  Wie   es   scheint,   hat  Kant  den  s-Zusatz 

((fi?  I??  Q^ff)  noch  /ortsetzen  wollen.     Er  bezieht  sich  auf  den  Anfang  von  AV.  484, 
kann  aber  auch  als  selbständige  Rfl.  betrachtet  werden. 
22  fc^one» 


206  JRefleftonen  jur  Slntliropologie. 

486.  fo'  (1800).  L  BL  L  53. 
("  (So  ät)nlid)  al§  im  Spiegel  i[t  nid^t  dlinUc^.  2)er  eine  ift  ^di 
©egcnftücf  (peodant)  be§  anberen.) 
impertinent  Reifet  eine  nid)t  ;\ur  ©ad^e  ©e^örige  (Srjd^lung.  Slber 
ein  impertinenter  2)Zenfc^  ift  ein  2Bort  o^ne  ©inn. 

(''(5in33eneiben§n3ertl)e§®liicf.  (Bull.)  ("  in  ber3fleit)e  ber  ftnnlidjen 
SSegierben)  ein  @lüct,  maä  oerbient,  üon  onbern  bod)  ge^afet  3U  jeijn.) 
Sn  ber  SSemeiSfü^rung  fann  femanb  inconfequent  im  ©c^liefeen 
fegn. 

(«' 3nH  @tatfa.  ^ingalS^öle.) 
2)ie  Unnet)euere  (Dörtreflic^e)  Sammlung  öon  ^anS  ©loanc  im  Sritti» 
feigen  5Kujeum. 

60  aud)  ber  2lu§bruf :  baö  ungel^eurc  SRuflifci^e  SReid^. 


Von  den  Schwächen  und  Krankheiten  der  Seele  in  Ansehung  ihres 

Erkenntnissvermögens.  iß 

§.  45-33  (Vir 202-220). 

M§.  578.  594.  638.  639.  646. 

487.  a^f  (fj'O  1"^^  i-ßl-  ^  iO. 

S.  I: 

3)er  J^orper  fc^iebt  ben  Sinnen  crjc^einungen  unb  bem  SScrftanbe  30 
©cbanten  unter. 

2)a§  3rrereben  (*  ^ajeln)  ber  ^tronfen,  p^antaftren  ber  Schlaf» 
trunfenen. 

®eftol)rt  ift,  ber  au§  bem  ßuföninien'^ange  feiner  ©ebanfen  ge= 
tommen  ift,  ob  er  gleid)  jonft  flug  fprid)t.  3;raum  im  SBadjen.  25 


6  Zu  Bull  vgl.  11625-35:  inhaltlich  vgl.  VI 459.  ||  11  ^anä  ©loone  (1660—1753) 
war  vor  allem  durch  seine  grossen  Sammlungen  berühmt,  die  nach  seinem  Tod  den 
Grundstock  des  23rittlf(^en  SDiufeums  bilden  halfen.  Näheres  in  dem  Werk:  ,,Brittisches 
Museum,  nebst  der  Beschreibung  des  berühmten  Naturalien  u.  Antiquitaeten-Cabinets 
des  Hm.  Ritters  Hans  Sloane,  zum  Unterricht  derer  welche  solches  mit  Nutzen  besehen  so 
wollen.    Aus  dem  Englischen  nach  der  neuesten  Ausgabe'-'-.  1764.  \\  13  VgL  VII  24321f. 

18  s-Zusätze:  v — i//,  einige  möglicher  Weise  schon  a. 


Sdr.  486-487  (Öanb  XV).  207 

2Scrrüft:  ®er  [mt]  pc^  oon  feiner  ^er|ol)n  unb  ßuftanbe  ocrloljren 
^at  unb  gleidjfam  in  eine  anbre  2Belt  gerüft  ift.    (« fan«  "i<^t  Q"^ 
bem  gemeinfdiaftlictien  ®efi(^t§punft  Urttieilen.    ©rfa^runQ  ift  gemein- 
fctiaft.) 
5  ©innlo§,  unbefonnen.  (Sinnleer:  moüon  fein  ©egenftanb  aud^  nur 

ber  Sinologie  naä^  gegeben  rocrben  fan. 
(*  23l5bfmnig.  @tumm.  Cretins») 
Unftnnig  au§  affect. 

SSalinftnnig:  ber  ettnaö  Dor  feinen  ©innen  ju  ^aben  glaubt,  ©qö 
10  ein  ^irngefpinft  ift. 

Srübfinnig,  blobftnnig,  tieffinnig. 
(s  (Selbftmorb  au§>  einer  ©rille.) 
2Ba^nmi^ig.  ^c^ler  im  SSerftanbe. 
(«  Slbermifeig  in  ©runbfd^cn  a  priori.) 
16  («  Raptus:  menn  man  hinter  l^er  einfielt,  bafe  fein  Suftanb  eine 

©rille  mar.) 
2;otl:  ein  unzähmbarer  SBal^nfinigc. 

(f  3orn.  tobenb.) 
ein  @ef  (^  läppifd^):  ber  bei)  eingebilbetcr  Älug^eit  leicht  betrogen 
20  mirb.  dupe. 

6in  ßaffe  (f  Silbern):  ein  iunger  5)?enfd)  oon  biefer  2lrt. 
(^  2)er  2affe  beiounbert  aüe§  (f  ttill  alles  naci)a^men);  ber  ®ef 
("  fpielt)  befreut  fid)  mit  allem  C  tdnbelt  ober  ©aufelt  mit  allem).  3cncr 
ift  blöb,  biefer  albern.) 
25  C''  ©er  2affe  ^at  noc^  nic^t  gnug  abgefe^en  unb  [abgcicrnct]  nad^* 

gcaljmt;  ber  @ef  l)at  aüeS  ol^ne  Überlegung  naci^geal^mt.) 
(f  ®ef  mirb  gefd^roben,  Saffe  betrogen.) 
(« ftumpf,  einfaltig,  bumm.  nid)t  gefd^eut,  nid^t  fing.  5Jlarr.) 
(*  ©ummer  5Rarr  unb  alberner  5Rarr.) 
xo  3Rarr  (*  ber  ber  SSernunft  tro^t;  ift  nid^t  tlug*):  ein  ©egenftanb  bc<§ 

beiffenben  ©pottö.  (*  SluSlac^enSmert)  (« mit  ^afe) 

14  ©riinbf.,  wie  es  scheint^  in  ©runben  oder  @rünben  hineincorrigirt.  \\  17  Sßol^n» 
fintge?  SBa^nfintg?  2Bat)nfiniger??  JI  23  Auch  m  dem  Anthrupologie-Heft  der  Bi- 
Idiothek  der  Ostpreussutchen  Regierung  heisst  es:  „Der  Geck  he/reut  sich  mit  altern''^ 
35  Grimms  Lezicon  giebt  ein  Beispiel  für  den  Sprachgebrauch  aus  Hippels  „Lebensläufen^^.  \\ 
28  Diese  Z.  steht  zwischen  Z.  19/20  und  21/22.  Vor  fRaXT  noch  durchstrichne 
Buchstaben:  blob* 


208  Keflejlonen  jur  Slnt^ropologie. 

Sl^or**  (*  bcm  fie  befc^merlid)  ift.  nic^t  gejdjeut):  ein  ®egen[tanb 
be§  mitleibigcn  Spotte.  3n  anfe^ung  feineö  eignen  5(iu^en§,  (*  23e= 
lac^enSmert^) 

(*  5Rarr  fe^t  größeren  SBertl^  in  ftd), 

2;^or  in  ben  £)ingen,  al§  i^ncn  äufommt.) 
(« 2lltcr  üerdnbcrt  bie  J^or'^eit) 
(« 3Rarr  Don  ber  allgemeinen  6la[fe.) 

*(*  2)iefc§  ift  ein  aefentlici^er  5el)ler  beö  2Ser[tanbeö  in  ber  Der-- 
fet)rten  mettjobe  feineä  ®ebrauc^§  ber  OJiittel  ju  feinen  ßtüefcn«    2)a* 


1  fie  sc.  rfi'e  SBernunf t ;  die  s-Zusätze  in  207 30  und  208 1  stammen  aus  derselbe//  10 
Zeit.  II  2  Die  Worte  3n  —  Stu^enä  sind  vielleicht  erst  nachträglich  zugesetzt,  doch  sicher 
cor  den  Zeilen  20721  und  2084—5,  zwischen  denen  sie  stehn.  \\  7  Vgl.  das  BusoWsche 
Anthropologie- Heft  78:  „Fontenelle  sagt:  Der  ist  klug,  der  ein  Thor  von  der  all- 
gemeinen Classe  ist.  Wenn  er  aber  ein  Thor  von  einer  besondern  sein  will,  so  wird 
er  ein  Narr  genannt.''''  Kant  hat  hier  rermuthlich  Fontenelles  Dialogues  des  morts  15 
und  zwar  das  Gespräch  zwischen  Guillaume  de  Cabestan  und  Albert-Frideric  de 
Brandebourg  im  Sinn.  Die  Hauptstelle  lautet  (Oeuvres  de  M.  de  Fontenelle.  Nouv. 
id.  1752  I  88 — 9):  ,,G.  de  Ca.  Quand  on  est  fou,  il  faut  Vetre  entierement,  et  ne 
cesser  jamais  de  Petre.  Ces  alternatives  de  raison  et  de  folie  n"" appartiennent  quW 
ces  petits  J'ous  qui  ne  le  sont  que  par  accident,  et  dont  le  nombre  n'est  nullement  20 
considirable.  Mais  viyis  ceux  que  la  Nature  produit  tous  les  jours  dans  son  cours 
ordinaire,  et  dont  le  monde  est  peupl€;  ils  sont  toujours  €galement  fous,  et  ils  ne  se 
gu€rissent  jamais.  A.  F.  De  Bran.  Pour  moi  je  me  serois  figur€  que  le  moins  qu'ou 
pouvoit  etre  fou,  c^itoit  toujours  le  mieux.  G.  De  Ca.  Ah!  vous  ne  sav€s  donc  pas 
a  quoi  sert  la  folie^  Elle  sert  ä  empecher  que  Pon  ne  se  connoisse;  car  la  vue  de  25 
soi-meme  est  bien  triste;  et  comme  il  n''est  jamais  temps  de  se  connoitre,  il  ne  fcuit 
pas  que  la  folie  abandonne  les  hommes  un  seul  moment.  A.  F.  De  Bran.  Vous  aves 
beau  dire,  vous  ne  me  persuader€s  point  qu'il  y  ait  d^autres  fous,  que  ceux  qui  le 
sont  comme  nous  Pavons  6t6  tous  deux.  Tout  le  reste  des  hommes  a  de  la  raison; 
autrement  ce  ne  seroit  rien  perdre  que  de  perdre  Pesprit,  et  on  ne  distingueroit  povit  3U 
les  frinitiques  d^avec  les  gens  de  bon  sens.  G.  De  Ca.  Les  frinitiques  sont  seulement 
des  fous  d^un  autre  genre.  Les  folies  de  tous  les  hommes  itant  de  meme  nature,  elles 
se  sont  si  ais€ment  ajusties  ensemhle,  qu'elles  ont  servi  a  faire  les  plus  forts  liens  de 
la  societ€  humaine;  timoin  oe  d€sir  d''immortalit6,  cette  fausse  gloire,  et  beaucoup 
d^autres  principes,  sur  quoi  roule  tout  ce  qui  se  fait  dans  le  monde;  et  Pon  n'appelle  35 
plus  fous,  que  de  certains  fous  qui  sont  pour  ainsi  dire  hors  d'^oeuvre,  et  dont  la  folie 
n''a  pu  s''accorder  avec  Celles  de  tous  les  autres,  ni  entrer  dans  le  commerce  ordinaire 
de  la  vie."  Bei  Helvitius  (De  Pesprit  Disc.  IV  Chap.  8)  kommt  der  Ausdruck  „fous 
de  la  folie  commune^\  sowie  „betes  de  la  betise  commune'^^  vor  (Oeuvres  complettes, 
nouvelle  Edition  1781  II 337).  « 


3lx.  487  (58anb  XV).  209 

gegen  bie  tt)ort|eit  in  ber  toatjl  ber  ^rode,  bie  jtd^  ein  ieber  naci^  23e» 
lieben  fe^en  tan,  blofe  QuffeTOefentlid)  i[t.  SBorüber  freut  man  fid)  inet)r 
inib  roen  lafet  man  jein®efpotte  lieber  empfinben  al§benaufgeblQ jenen? 
weil  er  baburc^  aüein  bewogen  werben  tan,  feine  Slnfprüc^e  aufzu- 
geben.) 

**(«S)er  SBertl^  im  nic^tsmürbigen  fe^t.) 


©rofeer  ©igenbünfel  grenzt  an  SSerrüfung,  imglcici^en  p^antafüf(l)e 
Siebe; 

^Qpod^onbrifd)c  ©riüen  an  SBa'^nfinn; 
10  ^lugtt)un  an  2Bat)nmi^;  albern,  fafeln; 

®rD!§tt)un  an  91arrl)eit; 
Stuffal)renber  ßorn  an  SToU^eit. 
(*  Äörperlid)e|)i)pO(i)onbrie  ift,bie  man  in  ein  ©liebmaafe  referirt; 
®ritlenfran!t)eit:  bie  fid)  nur  in  ©ebanfen  jeigt) 
15  (  ®eftol)rt  ift  t)a§  genus.  3Serriicft  in  SSorfteUungen,  unb  toll  im 

Joben  unb  affect  finb  species.  SSerrüft  ift  SSat)nrinnig  (^  ober  unfinnig. 
2)iefer  ift) SSa^nroifeig  («einen  2Bat)n  gu  beftdtigen),  Slbermi^ig  (« einen 
Sßa^n  auS^ubenfen).) 

eO^ne  2Bi^  ift  toU.  im  ßorn  gftafenb,) 
20  (« ©id)  überftubiren,  über{)anbeln.  ©d^rifttoH.) 

£)b  bie  ©renken  be§  ®eftöl)rten  oom  ungereimten  beutlic^  ju  be= 
merfen? 

Ob  bie  Äranf^eiten  be§  ®emütl)§  erblich  ftnb? 

SSerrüft  Ätnb. 
26  SSeiber  im  5Rarrenl)o§pital.  (*  eine  6arricatur33orftellung  ber  ttirF* 

Iid)en  ffielt.) 

6  nic^t^??  ntd)ä?  ntt^ä?  ||  9  ©rillen  an  2Baf)n)Um  klammerte  Kant  (sicher  nach- 
träglich) ein  und  setzte  hinter  ^ai)\\\inn  zu:  \)at  ©ttUen,  ber  5ßl)Qntaft  fängt  grillen.  || 
13  ein.*  einem??  ||  19  Diese  Zeile  ist  möglicherweise  die  unmittelbare  Fortsetzung  von 

■M  Z.  15—17.  II  20  Diese  Zeile  steht  unter  Z.  21—22,  rechts  von  Z.  23—26.  \\  24  Vgl. 
das  Anthropologie- Heft  der  Königsberger  Stadtbibliothek  (S  123)  S.  233:  „Es  ist  merk- 
würdig dass  man  kein  gestörtes  Kind  antrifft.  Dies  körnt  daher-  Der  Mensch  wird 
gestört  nur  alsdenn,  wenn  die  Vernunft  sich  entwikelt,  und  mit  der  die  Anlagen  die  er 
dazu  hat  sich  entwikeln.     Mit  der  Männlichkeit  entwikelt  sich  so  zu  sagen  der  IVurm.'''^  || 

35  25  Möglicherweise  ist  das,  was  ich  als  Abkürzung  für  im  betrachte,  ein  Komma  oder 
Punkt.  In  t)0§pitQl  ist  die  Silbe  !^oä  nicht  ganz  sicher.  —  Inhaltlich  vgl.  VII 214 — 5.  \\ 
SSorfteüung?  SSerfteOung?  1|  26  SBelt? 

S(anV6  €*tttten.    önnbfdjriftlicber  9?acbla§.    II.  14 


210  SReflejionen  jur  Slntl)ropo(ogie. 

Zwischen  2075— ß  und  207y—io,  rechts  von  201  g: 
(*  ^olberg.   2)er  ^önig  ber  "Starren  mürbe  ber  gvofete  5J?onard^ 
auf  ber  2Belt  fet)n.  2Ranct)er  i[t  ju  biimm  baju,  um  ein  red)ter  3larr  §u 
feQn;  benn  e§  ©irb  Talent  baju  erfobert,  um  loorin  gu  ejcceütren.) 
Zu  oherst  auf  der  Seite,  rechts  von  206oo — 201 3^  zwischen  201g 
und  207 1,: 

(*  Äranf^eit  be§  Äopt^.    ^^rei)er  £au[  ber  ^l)antafie.   ®emütl^§= 
franf^ett  (^  ober  ®ebred)lid)feit):  entraeber  ®riüen  Äranf^eit  ober  ®e= 
[tol^rt  ©emütf);  im  er[ten  ^aüe  loeife  er,  iia^  er  jtd)  nic^t  felb[t  bejt^t; 
im  jiregten  roeife  er  eä  nid^t.  3tn  er[ten  gaUe  i[t  bie  Urfad)e  im  ©e'^irn, 
im  jroe^ten  in  ben  ©ingemeiben.  3m  erften  g-aU  tan  er  fid^  (^  ober  üer= 
jud^t  e§)  feine  p'^antaften  nict)t  auä  bem  (^  6inn)  ©emütt)  fci^lagen.) 
Zwischen  206 20 — 201 1  stehen  noch  folgende  s-Zusätz«: 
(f  Amentia:  geftöf)rt.) 
('  delirium  generale  ober  circa  obiectum.) 
(*■  SBaffer  im  Äopf  roufjeau^  unb  ©raift.) 
(*  laesio  sensorii  communis.    2)iefee  fliegt  auf  bie  Giemen  ber 
©mpfinbung  falfc^  ein.) 


A.  Allgemeine  Eintheilung.  §.  45  (VII 202— 204). 
C.  Von  den  Gemüthskrankheiten.  §.60—62  f  VII  212— 211).  20 

Nr.  488—601  zu  dem  Schlussat:  von  M  §.  694. 
4^S8.  C—V-  ^^^  M2I4'.  E  1249.  246.  Zu  M^.694  „phantastae'': 
(*' entiiusiasticus:  aut  fan;iticus  aut  visionarius.) 
(« 2)aö  (Stecfenpferb  ift  ein  Spiel,  roelci)cm  man  ein  intereffe  an= 
bid)tet  unb  au§  it)m  ein  ®efd)afte  mad)t.)  '^-^ 

(g§  giebtp^antaiteuber(ämpfinbun(^:  l^erliebte.  melancolifd).  beDote. 
ober  ber  3>ernunft  al§  @t.  ^^ierre.  ^(ato.  'Ttouifeau. 

2   Zu  ^olberc;    '•,'//.    //  2HSin~in.  \\  7    Nar/i    pl)antaMe    em    senkrccliter   Strich 
("rifi>niii/ijs:i'u.hen?     rfrireisini(/.s:iH(/>cii.   <lcm  kein  zuriits   ••nixfinrlit'^)  \   10 — 11  Hier 
nmss   wohl,   tm  ®cf)iril   und  ttl  bett  ©tllfleiVietben  rert'm.'rhf  iifrdeii.     VijL  VII  212—213    30 
und  Starkes  „Meii.srh>->diii>d'-  S.  IT.).  1^1. [.  Iß  V,^l.  Sturki-.^  ^.Menschenkunde'-'-  S.  lSü/1. 

22  s-Zusntze:  x''  fi*;  (f.  \\23  eiitlius:  i|  fanat:  ///  visionarius  die  Endung 
nicht  ganz  sicher.  \\  <?6*  Vgl.  zu  diesi^»i  A/i-satz  11  2<'i.'>ff..  s,,irif  Starkes  „Mmschen- 
kunde'-  S.  175 ff.  ;|  /;.•  33Mand)olifc^c 


s«r.  487—488  (23anb  XV).  211 

(» Unflug,  tt)örigt,  nicl)t  gefc^eut  fmb  gemilberte  2lu§brucfe  oor  bie 
toOtieitO 


/    genus    \     ptjantaft.  fanat: 


iDat)nn)i^ig,  Dumm, 
©riüen 


\®e[tD^rt.  y    toa^nfinnig.  blobfinnig 
(äinbilbungen 

80t*  unb  fat 
öerrücEt,  albern.   |  ^axv,  2;{)or.  [©tecfenpferb] 
Ungereimt,  Slbgefdjmaft 

*(^  Ungereimtheit,  SSerfe^rt^eit,  bie  meber  bem  ®lüf  noc^  ben 

©itten  R3ieber[treitetO 

2J?an  Ijat  niemals  ein  ü3al^nrtnig  ^inb  gefet)en.  2)er  Unftnn  finbet 

[\ä)  nur  ju  ber  3eit  ein,  wenn  ber  SSerftanb  jur  JReife  fommt.  (« Soßbaus. 

0iarrenfpital.   ^'lö[ter.)   (*  SBeblam.   £)b  man  ben  ä^errüften  SSoUmort 

geben  foü.) 

(•'ÜJ^enjd)  unb  gro^:  Sßieberfprud).) 

Ob  nict)t  aUe  i)ienjd)en  in  gemiijer  SBeife  ge[tot)rt  fmb  (3Rarren= 
fpttal  be§  Universi).  3Bieberfprud)  il)rer  3Sernunft  unb  ^leigung. 
(^u  fd)lcd)t  üor  einen  ®ott,  ,^u  gut  öor§  ungefe^r.  ßmeqbeutig 
5J?ittelbing  üon  ©ngeln  unb  Don  Sßiet).) 

©tefenpferbe.  Ungereimtt)eit  be§  ®ei|3e§.  33öfen)id)ter  ftnb  toü. 
(SRitleiben  unb  Slb^djeu.)   5)ic  5)?oral:  3Rarren  ftnb  albern. 

3Son  ber  launigten  33eurt^eilung  ber  ^^en1d)en  unb  ber  6itten. 
^od)mut^.  (Sitelfeit.  ®eii3.  ®ei[|el  ber  3Rarren.  (^  Hofnarren.) 
(Zeremonien.    2Ber  nid)t  mit  bejoffen  i[t,  fan  bie  toUl^eit  fetten. 


25  4,  7  Die  Worte  ©eftü^rt  —  t£tetfenpferb  bilden  im  Ms.  eine  Zeüe.     Aus  de'- 

urspi-ünglichen  Phase  stammrn  m  Z.  o—H  nur  die  Worte  ©cftö^rt.  tDO^nfinntg.,  die 
sich  auf  „deiiri-''  in  M  §.  ■')'.>i  lifzielin.  Alles  andere  ist  später  hinzugesetzt.  ||  U  Vgl 
20924.  30—34.  II  Über  dem  Sclilm-s  ron  iuat)nfinntfl  ein  Vertecisungszeichen,  das  über  dem 
Anfang  des  letzten  Wortes  („/labenfi.s'-)  in  M  §..'/.) i,  hinter  2ttbtnO!8  in  Rfl.  498  (2172). 

■■"•  wiederkehrt.  \\  13  Aach  Campes  Wörterbuch  der  deutschen  Sprache  (Bd.  V  1811)  ist 
SBoQtDOrt  gleich  Vollmacht  oder  Einwilligung.!  ,.ii-ollw<irti'n''^  gleich  „sein  Vollwort  geben, 
vollmächtigen,  einicilligi-n.  billigen,  bi'stätigm^'.  ||  15  Vgl.  das  Paroiv'sche  Anthropologie- 
Heft  S.  135:  „Weil  ein  jcilrr  Mensch  seine  Dose  Tlußrheit  besizt:  so  ist  es  nöthig,  dass 
er   mit   den    Thorlwitcn    anderer    (ledult   habe.      Es    ist   zu    iceit  getrieben,    wenn    man 

35  jemanden  als  einen  grossen  Mann  vorstellt,  jeder  Mensch  ist  in  seinen  Verdiensten  ein 
Zwerg,  daher  icollen  wir  den  Menschen  niemals  gross,  wohl  aber  gut  nennen.  Of 
scheinen    Talente    -ine    Grösse    zu    haben,    allein)    dies    wacht    nicht    die    Schäzung    des 

U* 


212  Sleflefioneit  jur  2lnt:^ropoIoqte 


( 


«  5Rarrl)eit  beä  <BpkU  —  einbilbuncj  öor  2Bart)eiten.    Dupe/ 
3ftict)t  ©eufen.  fci)metcl)ler. 
3um  9larren  geprt  3Ser[tanb. 


489.    x^f  (t'fj  M214'.  EI 272. 

2Bie  ba^  alter  nur  bie  2:^or^eit  üeränbere.    ^|>o[firli(t)e  ober  grobe    & 
5tarr^eit.  hoffen  unb  ®riQen.  @inb  im  Äopfe. 

33lobfninig  finb  alle  unb  [tumpf  Don  ^Begriffen. 

(äinige  fafeln  nur,  anbre  finb  albern,  noc^  anbre  bricht  ab. 

[Äorperltd)e]  |)i)po(^onbrif(l^e  ©emiffenSfcrupd.      ®e[tö^rt.      3)a» 
Srrei'eQu.  lo 

SBenn  ber  Körper  bem  ®ei[te  nur 
bie  33en3egung§=®rünbe  jur  SBa^l  fup=         (^negatio:) 
pebitirt,  fo  fann  ber^tJJenfc!^  ttjorigt  [e^n.  [fonn  aud)]  blobftnnig  fet)n. 

©er,  bet)  meld^em  bie  S3erftanbe§^anblungen  lüieber  il)re  5iatürlict)en 
©eje^e  geridjtet  roerben,  i[t  ge[töt)rt.    2)er,  beg  tt)eld)em  ber  Körper  bie  15 
Ur[ad)e  beSjenigen  ift,  ata§  blo§  nad)  ®efe^en  be§  SSerftanbee  gefd)e^en 
folte,  ift  oerrüft.  33ei)  bem  ber  affect  3Ser[tanbe§ü)ibrig  ift,  ift  toU.  SBenn 

Menschen  aus.  Die  Moralität  giebt  uns  keine  Idee  von  der  Grösse  des  Menschen.'-''  \\ 
2II16-17  Zu  9iarrenfpital  bcS  üniversi  vgl.  VIII 331 24 f.  ||  211t8-i9  Die  Worte 
jU  .  .  .  ungefet)r  stammen.,  wie  mir  von  der  CentralsammelsteUe  des  Deutschen  Wörter-  20 
huchs  (Göttingen)  gütigst  mitgetheilt  wurde.,  aus  G.  E.  Lessings  Fragment  „Die  Religion'''' 
(zuerst  in  dem  Neuesten  aus  dem  Reiche  des  Witzes  November  1751  S.  57 ff.  Lessings 
sämtliche  Schriften  hrsgg.  von  Lachmann- Muncker  (3.  Aufl.)  1886  I  256).  Nach- 
träglich fand,  ich  sie  auch  in  J.  G.  Lin(^.ners  Lehrbuch  der  schönen  Wissenschaften 
1768  II 190.  II  Die  Worte  3n3Cl)beutig  .  .  .  SSiel^  stammen  aus  Hallers  Gedicht  „Über  25 
den  Ursprung  des  C/6e&"  (vgl.  VI  461,  526).  Ähnlich  heisst  es  im  Anfang  von  Hallers 
..,Gedanken  über  Vernunft,  Aberglauben  und  Unglauben"-:  „Unselig  Mittel-Ding  von 
Engeln  und  vonVieh'-'-.  ||  2II21   SRoroI:  wohl  Abkürzung  für  ü)RoraUfct)en. 

1—3  Vor  9Jarrt)eit  und^nm  gleiche  Verweisungszeichen.  \\  SÖBor^eiten?  2öart|eit??  II 
®eufen?  f(^metd)ler?    Letzteres  Wort  steht  über  Dupe,  ^\6)i  ©eujeil  unter  Dupe.         30 

ö — 13  Diese  Zeilen  scheinen  erst  nachträglich  hinzugesetzt  zu  sein,  vielleicht  erst 
in  Phase  fi.  \\  ttcgotio  steht  im  Ms.  über  fann  aud),  unter  SrrefCQtl  (Z.  10),  jenen 
Worten  näher  als  diesem.  Zu  negattD  vgl.  VII  211 — 2.  —  Die  Worte  fann  aU(^ 
blobfinnig  fet)n  stehen  über  Sfiotürl:  ®cfe^e  gerid)tet  (Z.  14—15)  und  sollten  wohl 
nach  ift  geftö^rt  in  Z.  15  eingeschoben  werden.  Der  Schrift  und  Tinte  nach  scheinen  36 
sie   (ebenso   wie  XKQCitit))  zugleich  mit  Z.  14 ff.,  also  var  Z.  5 ff.,  geschrieben  zu  sein. 


5«r.  488-491  (Sanb  XV).  213 

ber  Körper  bem  SSerftanbe  ha€  2)enfen  unterfci^iebt  ober  na(t)pfuf eifert.* 
2)iefe§  gefd)iel^t  \o,  ta^  mir  glauben  gu  benfen  burd)  ben  3Ser[tQnb,  aber 
bie  ®runbfa^e  [unb  9)iet^]  ober  5J?ett)obe  beffelben  finb  burd)  ein  ®aufel= 
merf  be§  ÄorperS  unterfd)oben.  i^afet  uny  alfo  unfer  Seben  wie  ein  Äinber= 
fpiel  anfet)en,  in  welchem  nid)t§  ernftfjaft  i[t  al§  reblid)feit,  ein  @ut  t)ertj 
unb  2Bo^lan[tänbigfeit  (pfiic^t  gegen  fic^  felb[t).  2)er,  fo  (p^antaftifd)) 
feine  farge  9ieigiing,  bie  fummen  gu  j^ä^len  unb  nad)  fingirten  2lbfid)ten 
ju  f(!^afeen,  befriebigt:  ift  ber  nid)t  toQ.  2)ie  3ugenb.  2)ie  33emüt)ung 
ein  Slnber  in  ber  parabe  ben  3Sorjug  abjugeiüinnen. 

*(*  2;a()er  ^ebt  man  bie  geiftUd^en  2lnted)tungen  baburd^,  bafe 

man  einen  purgirt,  unb  löfd)t  t)a§>  innere  Sid^t  bmi)  fleißigen  ©ebraud^ 

be§  nitri  depurandi  au§.) 


490.  /if  r?  AJ  214.  E  1 273. 

2)ie  ^llarrl^eit  ift  mit  fic^  felbft  im  roieberfprud^. 


15  491.  fif  V?  M2M.  EI 426. 

5)te  ^enfd^en  jeigen  in  ben  SÖemegungSgrünben  i^rer  .^anblungen 

me^r  5Reigung  ^um  (Spiel  al§  gum  ®efd)aft,  me^r  Seic^tfinn  al§  Slbfic^t. 

2)arin  ftnb  fte  oft  mit  fid)  felbft  im  2Bieberfpruc!^  unb  merben  obiecten 

be§  ©efeüigen  Sad^en^,  meld^eä  ta^  ^arte  milbert,  tr)eldt)e§  mau  an  ber 
20  [teifen  2ld)tung  finbet,  unb  moburd)  man  anbere  nid^t  minber  liebt.  2)ie 

@d^n}ad)^eiten  toerben  beladet,  ba§  Safter  üerfpottet.  2)iefe§  ift  ber  ^afe 


6    pl)antafttfrf)    vielleicht   (oder   u-a/irsc/ieiii/ich?)    schon  früher  geschrieben    und 

auf  M  §.594:  ( ^^Noctamhuli  —  vigilantes'-'-)  bezüglich.  \\  7  feiner  f argen  II  9  Stnber  aus 
Slnberm  oder  Slnbern  ||  10  s-Zusatz:  /u?  q'^ — v?  \\  12  depnraudi  (vielleicht  verschrieben 
25  /«/•  depurgandi?^?  depurati??  deparandi?  deparati??  deponendi?  depravandi?? 
depravati??     Zur  Sache  vgl.  11270—271,  490. 

14  im?  in? 

18  im?  in?  II  20  anbere?  anbern??  ij  minber?  minbcrt?  minbern?  anbcrt? 
anbern?  anberö??  nieber  (so  E.)f?  mieber??  erniebert???  eniiebem???    Ein  i-Punkt 

30  fehlte  doch  kann  er  unter  den  Buchstaben  der  drüberstehenden,  spater  geschriebenen 
Hfl.  500  verborgen  sein,  wie  es  auch  bei  dem  i- Punkt  des  vorhergehenden  nic^t  fast 
ganz   der  Fall  ist.      Statt  be  kann  in   der  Mitte  des  Wortes  auch  le,  kaum   fe  gelesen 


214  Stcflcjlonen  jur  5}tntt)ropülogie. 

in  ®uter  Saune,  weldier  mit  3?eraclitung  öerbunben  ift,  ftd)  in  ®efprä(!^en 
beffer  fct)ift,  ben  2aftert}aften  me^r  fränft  unb  feine  [in|'tere  unb  mürrifc^e 
®emütt)§art  übrig  läBt. 

3)q§  Safter  fan  nid)t  beroeint  werben,  jonbern  ba§i  Unglüf.  SBcnn 
mir  ha^  Softer  aber  Dor  Unglüf  galten,  fo  entfd)ulbigen  wir  eä. 


492.  n?  V?  M2U. 

3?erfet)rtt)ett  be§  practifc^en  3Ser[tanbe§:  nidit  SRangel,   jonbern 
roieberfprud). 

£)ie  Ungereimtheit  in  ber  33ejie^ung  ber  2lbfid)ten  unb  2RitteI. 
2)ie  S^or^eit  maci^t  lachen,  bie  5Jiarr^eit  auslachen. 


493.  f.if  Q^—v?  M214'.  EI 271. 

2)er  3:t)or  ift  öerfet)rt  in  2lnfel)ung  ber  Slbftc^ten  auf  ftd^  felbft,  ta§> 
©egent^eil  ber  .^lug{)ett. 

2)er  ?larr  ift  üerfet)rt  in  '2lnfe^ung  ber  Slbfici^ten  auf  anbere,  hOi§> 
©egent^etl  ber  33ef(i)eibenf)eit, 
(^  Hofnarr) 


werden.  An  dem  oder  den  auf  be  resp.  le  folgenden  Buchstaben  ist  nachträglich 
geändert^  so  dass  die  ursprüngliche  Lesart  kaum  mehr  festzustellen  sein  wird.  \\  liebt? 
E:  tlitt.  Der  Anfangsbuchstabe  kann  auf  keinen  Fall  t  sein  (oder  Kant  müsste 
seine  sonstigen  Schreibgewohnheiten  hier  völlig  verleugnet  haben),  sondern  nur  I,  b,  (§,; 
b  ist  auch  sehr  unwahrscheinlich;  möglich  wäre  noch  eventuell,  dass  in  nicht  aus- 
gestrichne  Anfänge  eines  I,  b  oder  (5  ein  10  hineincorrigirt  und  VOXÜ  zu  lesen  wäre. 
Am  Schluss  des  Wortes  wahrscheinlich  bt  oder  It,  viel/eicht  ü.  oder  (noch  unwahr- 
scheinlicher) tt;  nicht  ganz  ausgeschlossen  ist  ft  (in  welchem  Fall  die  oberen  Theilc 
des  I  durch  sin  darüber  stehendes  f  der  Bfl.  500  verdeckt  sein  würden).  Links  vom  b 
resp.  I  ein  i-Punkt.  Neben  liebt  dürfte  der  Form  der  Buchstaben  nach  am  meisten 
das  sinnlose  Wort  beeilt  in  Betracht  kommen. 

2  beu?  bie?  ||  4  Der  Schluss  von  5)a^  Cflftet  an  steht  wegen  Platzmangels  über 
dem   Anfang  der  Hfl.     Nach  läfet,   vor  2)aä  das  gleiche  Verweisungszeichen. 

14 — 15  Die  Worte  ift  —  auf  und  baä  ©egentt^eil  sind  nur  durch  Striche  an- 
■^cdeutet  (Z.  12/3  und  Z.  1i/5  machen  im  Ms.  nur  je  eine  Zeile  aus).  In  diese 
Striche  ist  nachträglich  .^ofnorr  hineingeschrieben  (unter  l)ung  ber  2lbj. 


yix.  491-495  (23anb  XV).  215 

©er  eine  in  Slnfe^ung  be§  2Bert^§  ber  2)inge,  ber  anbere  in  Slnfe^ung 
beffen  feiner  ^erfo^n. 

/?  Seibenfd^aft  --  ift  beliebt  —  3:^orl^eit  burd)  SBeiber.  \ 
V    ©inbilbung  oer^afet.  ©ele^rte  ^Rarr^eit  J 


494.  fi^f  Q—v?  M2U'.  EI 245. 

6in  5Rarr  üon  ber  allgemeinen  ßlafje  ift  fing.    ^Uur  ber  Sßeife  ift 
t{)origt.  2)Ql)er:  23erbirg  ben  SSerftanb. 


495.  (xf  Q^—vf  M2U'. 

SBeiber  macl)en  toü.      gran^ojen:  Slffen.  ßnglänber:  33ären. 
@tn  2Kenfd)  unb  ®rofe,  felbft  nad^  feinem  eignen  ^JiaaSftabe. 
3?ortreflid)  2)emocrituö 

®ut 


3  Die  Worte  stehn  zwischen  2 13 10—12  und  214i2.  |)  4  Die  Worte  stehn  zwischen 
214i2  und  2Ui4. 

15  6  Vgl.  208-i.nff. 

9  Vgl.  Philippis  Anthropologie- He/t  El.  26^ :  ■,.,Die  Engländer  nennen  die  Franzosen 
wegen  ihrer  Lustigkeit  Affen.,  und  die  Franzosen  die  Engländern  wegen  ihrer  Ernst- 
haftigkeit Bären."-  \\  11  Zu  2)emocrittlä  vgl.  das  Parow''sche  Heft  S.  25 f.:  ..Es  wäre 
sehr  gut.,  dass  diejenigen  Schriftsteller,  weiche  von  der  riihrenden  Schreibart  zur  launigten 

20  übergegangen,  die  Laster  der  Menschen  mehr  lächerlich  zu  machen  suchten,  als  dass 
sie  sie  gleichsam  mit  Furien  verfolgten.  Letzteres  macht  den  Schriftsteller  leicht  zum 
Menschenhasser.  Es  ist  besser  und  nützlicher,  den  Menschen  in  eine  NarrenKuppe  zu 
hüllen,  als  seine  Fehler  zu  detestiren,  denn  nichts  fürchtet  ein  Mensch  mehr,  als  aus- 
gelacht  zu    werden,    ehe   ivill   er    lieber    alle   :u  Feinden    haben.      Daher    ist  es  hesser, 

■25  fleraclit  [lies:  DemocritJ  als  Democrit  [lies:  Heraclit]  zu  sei/n;  man  betrachtet  die 
Welt  als  ein  Narrenkuuss,  und  belacht  die  Thorheiten  der  Menschen,  man  miiss  sich 
selbst  aber  nicht  ausschlii^ssen,  alsdenii  wird  man  ein  Freund  von  allen  Menschen 
bleiben,  man  wird  über  alle  ihre  Thorheiten  lachen,  und  sie  doch  denohn geachtet  noch 
lieben.'-'-    (Vgl.  daselbst  S.  133/4.)     Fast  wörtlich   ebenso  hei  Brauer  IL     Starke  wört- 

30  liehe  Anklänge  auch  in  Philippis  Anthropologie-Heft  Bl.  14.  14".  Vgl.  ferner  Philippi 
Bl.  43:  „Man  könte  mit  Recht  dif  Frage  auf  werfen;  ob  nicht  alle  Laster  der  Menschen 
Narrheiten  seyn  mögen  ?  fiemocritus  scheinet  dem  Menschen  aus  diesem  Gesichtspuncte 
angesehen  zu  haben,  da  er  die  glänzensten  Personen  nur  für  verdeckte  Thoren  hielt. 
Seine  Methode  zu  ph ilosophiren  bringt  eine  gute  Laune  des  Uemiiths  zuivege.'-'-    Ahnlich 


216  adeflejionen  jur  Sliitliropologte. 

(« 9larrcn,  bie  33erftanb  t)aben.   Äluge  ^Rarren,  fuperflug.  Sdaje^ 
weile.) 


496.  ^f  Q^f  cpf.  M2M.  ZuM§.ö94„Phantastae'': 

2)ie  2lutfpQt)er  innerer  2lnf(I)auungen. 

ein  ßntl)u|iQft*.  3:raumer,  ^tjantoft.  ©c^iüärmer.  2BQt)nrtnniger.    & 
SSerrüfter. 

(f  2)er  planmQci)er,  tt)o  ftd)  nicl)t§  au§füt)ren  läfet.) 
*(«  (5ntt)urtQ[t  ber  i^reunbfdiaft,  be§  allgemeinen  SBo^^Injoüenä. 
(i'WilQnttirop  ber  2;ugenb  übert)aupt.)  2)e§  patriotijmä.  (»Sraumer.) 
2)er  fid)  mit  ßt)imaeren  befriebigt.  Slbepten.  Mystici.  ^^antaft:  ber  "> 
ftd)  Übel  jelbft  jctjofft;  ber  SSerliebte,  ber  ber  erfQ{)rung  entgegen  ftd^ 
ein  ®liicf  mitten  in  ber  Slrmutt)  unb  2SerQcI)tung  üorfteQt.  (Sd)U)drmer: 
ba^  innere  2i(^t.  2)er  feinen  Körper  gan^  öerläfet  unb  fid)  geiftigen 
2lnfd)Quungen  ergiebt.  2ßat)nrinnig:  ber  alö  burd)  forperlidie  ©inne 
tt)arjunel)men  ®laubt,  maS  bIo§  in  feinen  ©ebanfen  ift.  §artnäfig!eit.  15 
@precl)en  mit  ftd)  felbft.  ©ntmeber  au§  einer  gutaüigen  Urfadje.  ^tiU 
bor.  ober  au§  ber  Qngebol)rnen  Slnlage  (^  irre  im  Äo^t):  unheilbar 
©eftotirt.  «ßerrüft.) 


497.  fpf  of  M2U.  Zu  M§.ö94  „Phantastae'-: 

Überrebung,  3been  anfc^aulid^  ju  machen.  20 


498,  ^?  Q'f  cpf  M214.  214'.  Zu  M§.594  „Delin^': 

M214. 

®eftö^rt.  2Bat)nftnnig  ober  SSerrüdt:  entineber  an  bie  ©teile  ber  ^x-- 
innerungen  (S^imaeren  ober  an  bie  «Stelle  ber  ©mpfinbungen.   tafeln 


auch   Gotthold  II  27/8^   Anthropologie- Heft    der   Königsberger  Universitäts- Bibliothek    25 
aus  dem  Winter  1792  BL  48,  Reiches  Anthropologie- Heft  1789—90  S.  76. 
1  s- Zusatz:  vt  (g^f)  \\  tluge?  fluge? 

7  s-Zusatz:  v — \p.  \\  8  s-Zusatz:  v — )(. 

23—24  Über  2BQt)nftnnTg  und  ©rtnnerungen  ist  eine  1,  über  SScrrüdt  und 
(Smpfinbungen    eine   2   hinzugesetzt.  \\  Am  Rand  steht   links   von  ^^afelll,  durch  einen    30 


9(lr.  495—500  («Banb  XV).  217 

unb  irre  3f?eben*.  2)a§  Sefetere,  loenn  e§  burc^  ^ranfi)eit  fommt,  ift  ju 
l)eben.   SBlöbftnnig.  (Sreting.  2llbino§. 
M214': 
*(f  SSon  ber  toüljeit  ber  @enie§,  b.  t.  berer,  bie  ni^t  bumm  fmb.) 


5  499.  (f.  M2U.  EI 250. 

^()anta|t  ber  empfinbung  ober  ber  begriffe. 

^l)QntQft  \\\  ber,  \o  tid^,  ö3a§  blD§  in  feinen  fictionen  ift,  Dor  d3irflid) 

annimmt.    2)er,  fo  [e^  ju  fef)en  glaubt   ift  ein  träum  trautner   ber  fo  eS]  einen 

©egenftanb  ber  ©inne  qI§  [roirfli^]  ftd)tbar  annimmt,  ein  Sraumer.  ©er 

10  eine  3bee  be§  ®uten  realiftrt,  ein  ©ntt)uftaft.  ©er  jiraumer  ber  ®eiftigen 

©mpfinbung  ift  ein  @(l)märmer,  ber  ftnnlict)en  ein  SBa^nfinniger, 

(*  3"  QÖ^i^  biefen  mirb  hOi§>,  xoa§>  in  ber  ©inbilbung  liegt,  für 
©ac^e  an  fid)  geljalten.) 


500.  (p.  M214.  EI 227. 

Slberglauben  ge^t  auf  6!f)imaeren,  womit  toir  (5rfat)rung  erweitern; 
mir  maci)en  unS  felbft  eine  2Belt  na^  neuen  ®efe^en  unb  üerbinben  jte 
mit  unfrer* 


Bogen   abgetrennt^    das  Wort  2)eniOCrit.     Vielleicht   ist   es   nach    Sieben   einzuschieben. 
Vor   ®emocrit  scheint   (hart  am   Rande)   ein  Verweisungszeichen   zu    stehn;    vielleicht 

20  correspondirt  es  dem  nach  SRebcn  stehenden.  Die  Beziehung  des  s-Zusatzes  ist  nicht 
sicher.  Der  ihm  vorhergehende  senkrechte  Strich  dient  möglicherweise  nur  zur  Ab- 
trennung gegen  die  früher  geschriebene  Rfl.  378  und  hängt  dann  mit  dem  senkrechten 
Strich  nach  JReben  gar  nicht  zusammen. 

2  Hinter   SllbinoS   ein  Verv)eisungszeichen,    dass   in  Rfl.  488   hinter   Wal^nftnig 

25    (2 Uli)  wiederkehrt.  \\  4l  s-Zusatz:  <f>?  ((of) 

7  feinen?  feinet  (so  E.)f?  \\  fictionen?  fiction  (so  E.)?  \\  9  Vor  ©egcnftanb 
ist  zu  ergänzen:  objecttö  nid)t  t)ort)anbenen  oder  blofe  etngebilbcten.  ||  12  s-Zusatz:  xfj^.  || 
oUem?  allen?  E:  alten  biefem 

17  E:  mit  biefer 


218  JReflejionen  jur  2lnt^ropologie. 

501.  (p?  u)f  M2U.  ZuM§.594  „verrückte  Leute''. 
delirium,  o()ne  ®e[töt)rt  j^u  fe^n. 


S02.  !i(f  ??  r?  vf  M247.  Neben  und  in  M§.660: 
6tn  iebeä  Softer  fan,  loenii  man  feine  ?l?i5billigung  ftnnlid)  tnad)t, 
entiüeber  in  einem  t)alb  melancoUfd^en  2id)te  ber  [©träflidifeU]  Unglüf» 
feeligfeit  ober  in  einem  j^ornigen  (■'  ber  (äntrüftung)  ber  (Strafmürbigfeit 
ober  in  einem  l^dfelid)en  be§  föfelS*  ober  in  einem  [ungereimten]  Iä(^er= 
li^en  ber  Ungereimtheit  gefteüt  werben.  bemocrituS.  5Dcenfcl^en^afe  au§ 
^a|  gegen  baä  Softer. 

*(«  2)er  e!el  ift  an  ftc^  felbft  unb  o^ne  ©rfo^  unongenel)m.  ©a'^er 
[Ion]  burd)  33orfteIlung  be§  6felt)Qften  'b(k§>  ©emütt)  nid)t  unter^oltcn 
ü)irb,  fo  mie  biird^  bie  be§  trourigen.  ©ünben  wieber  bie  5lotur.  3J?an 
fprict)t  nic^t  gern  boüon,  raeil  felbft  bie  SSorfteHung  (5fel  moc^t.  2)a= 
gegen  aüeö  f^refUci^e,  obgmor  mit  ©d^oubern,  boc!^  gerne  angefc^auet 
toirb.) 


503,  v—x.  M238.  EI 21 5.  Zu  AI §.646: 

3n)ifd)en  bem  SBol)nftnn  unb  ©efunben  [S3erftflnbe]  ©innen  ift  fein 
beutlid)er  Slbfc^nitt,  benn  bie  |)i)po^onbrie  füllet  ta^  ÜKittel  au§.  2lber 
^U)ifd)en  S;on{)ett,  meldje^egenftonbe,  tiegor  nict)t  e?:iftiren,  n3or^une!)men 
glaubt,  unb  bem  23erftonbe  ift  ein  fpecifi|d)er  unterfd)ieb.  3"^if^en  2Bi^  20 
unb  2Ba!)ntoi^  ($od)mutf)  unb  pl)ilaötie)  ift  fein  beftimmter  unterfd)ieb; 
9larrt)eit  unb  2llbernl)eit  liegen  bojroifdien.  2)a{)er  bie  le^te  2lrt  3Rorren 
ofter«§  fo  on  bie  oerrüften  gren;^t,  bo^  fie  fd)einen  nur  au§  i^rem  ^oSpitale 
auf  einige  3eit  beurloubt  ju  fei)n. 


6,  10  s-Zusd'tze:  (f.  ||  8  Zu  bemocritu^   vgl.  2l5ii.  isff.  ||  12  XO'xt  statt  TOteber    25 

17  bem  fthlt  bei  E.  II  ©efunben  aus  @e[nnbcm  ||  18  ha^  aus  bie 


3lt.  501—506  (23onb  XV).  219 

504.  ipf  ((ff)  M252c.  EI 276.  ZuAJ§.646? 

33lobftnmg  ift,  ber  oon  allem  3)enfen  abftral^irt.  Sief finnig:  ber 
auf  einen  ®egen[tanb  unn3ilfüf)rlici^  attenbirt.  Unfinnig:  beffen  ©ebanfen 
eine  unüorfa^lict)e  3[5erQnberIict)feit  unb  2Bect)feI  ^aben.  2BQt)nfinnig:  ber 
©inn  unb  ^^antafte  nid)t  me^r  im  2Bad)en  unter fd)eibet.  2BQl)nn)i^ig: 
ber  au§  magren  3?orau§fe^ungen  falj^  oernünftelt.  (3Racl)[tetlen.)  2lber= 
tDi|3ig:  ber  Qud)  Dt)ne  alle  ©runbfa^e  üernünftelt.  5?erriift:  Don  inneren 
Eingebungen  ober  opinion  —  ^odjmut^. 

(gd^roärmer  unb  Wlndtx  finb  beqbe  fc^rifttoü.  ^errenl)uter  unb^)ietift 
33öl)m.  ®ui)on. 

505.  w2.  LBl.  F18.S.IV.  RH 354. 
3!)ret)  5RerfmaIe  ber  SBerriicfung: 

1.  \)(k^  ber  ^JJenfd)  jtd)  nict)t  bemuft  i[t,  feinen  ©ebanfcngang  in 
feiner  ©eroalt  gu  t)aben  (roie  im  2;raum); 

2.  2)afe  er  nict)t  nott)ig  finbet,  feine  ©rfal^rung  burc^  anberer  i^re  ju 
beftätigen  ober  gu  berid)tigen. 


B.   Von  den  Gemüthsschwächen  im  JSrkfinntnissvermogen. 
§.  46.  49  (VII 204— 205.  210—211). 
Nr.  506—512  zu  M  §.  578. 
20  S06.    x^f  (c'f  q'?  a'f  vfj  fiff  M207'.  207.  E I  256. 

M207': 

ÜJ?erfmale  ber  2)ummi^eit.  ?Ri(i)t  ignoran^.  Dft  fd^eint  3er[treuung, 
2^aubf)eit,  Uebereilung,  bi^roetlen  gar  eine  goberung  beutlid^er  33egriffe 

_/  Das  Blatt  252  c/d  muss,  wie  mir  scheint,  zwischen  M  238  und  der  verloren 
25  gegangenen  Seite  M  239  eingeschoben  werden.  Dann  steht  der  Anfang  von  Rfl.  50i 
ungefähr  gerade  gegenüber  von  den  Worten  ,,corruptu  ratio^''  in  M  §.  646.  Ganz 
genau  auf  gleicher  Höhe  mit  diesen  Worten  konnte  Kant  nicht  beginnen,  da  der 
betreffende  Platz  (wie  überhaupt  der  grösste  Theil  von  M  252c)  schon  besetzt  war, 
als  er  Efl.  50i  schrieb.  Vgl.  232j8-2i.  ||  8  opinion?  opium  (vgl.  VII  216— 7) fr 
:<o   E:  Dpinionen  ||  9  Das  zweite  vmb  fehlt  bei  E.  \\  10  23ül)m?  23öl)ne?  Sö^me??  || 

®Ut)On  sc.  Jeanne  Marie   Buuvier  de  lu  Motte-Guyon  (1648 — 1717). 
14  R:  Traume  II  Die  Schlussklammer  fehlt  im  Ms. 


220  JRefleftonen  jur  SHnf^ropologte. 

2)umnif)ett.  2)cr  einen  bet)enben  SSegrif  ^at,  i[t  barum  nid)t  oernünftig. 
2)ie  ©ummbreiftigfeit  im  ©ntfc^eiben,  pebantifd)e  ©raüitaet  im  33ortragc 
gemeiner  2)inge.  ©ringfc^dfeung  be§  genie§  anberer  burd)  bumme  3Sor= 
urtt)eile,  bamteber  ieneS  [treitet.  2)afe  bie  2)umm!)eit  burd)  bie  SBelt* 
bringt,  ift  ntd)t  bloö  jpöttifc^  fd)einbar,  fonbern  liegt  in  ber  91atur  ber  5 
«Sac^e.  2)enn  bie  Bujammenftimmungen  mit  ber  ©emeinen  2)enfung§= 
Slrt,  öornemlid)  ber  l^errfd)enben,  ha§  3uöerfid}tlid)e  in  feinen  23e= 
l)auptungen,  bie  ßeid)tigfeit,  ftd)  felbft  gnug  ;^u  tt)un,  unb  bie  Suöerftc^t, 
a\it§  5u  unternet)men,  mad)en  eine  ®ute  5)?einung.  5Rittelmäfeige  Äöpfe, 
bie  tptig  unb  breift  fei)n,  fommen  am  beften  fort,  felbft  in  ber  ®ele^rfam=  10 
feit.  2)ie  SBiffenfc^aften  merben  fo  gar  be^  unmiffenben  2J?aecenaten  am 
beften  beförbert. 

deiner  fann  ftc^  felbft  oor  2)umm  galten.  2)ie  malere  (5^rlid)feit  ift 
niemals  bumm.    (Sin  ^Betrüger  fd^eint  immer  flüger  ju  feqn  al§  ber  be= 
trogen  mirb.  («  Slbaelarb.   O^o.  Da  fliegt  ein  Dd)S.)  intriguante  ßeute  15 
fmb  fd)tt)nd)e  Äöpfe;  ofter§  f)aben  fte  (äinfdüe,  aber  im  großen  fann  ein 
böfer  ÜJJenfc^  nic^tg  einfel)en. 

M207: 
*(^  mad)t  niemanb  eiferfüc^tig  unb  Idfet  mit  fic^  machen,  fann 
einen  nic^t  einfef)en.  jtd)  bumm  fteüen.)  20 


11—12  Vgl.  Nr.  200  mit  Anmerkung  (XV 76—77).  \\  15  Zu  dem  s-Zmatz 
(q>?  (of)  vgl.  das  Anthropologie- He/t  der  Königsberger  Königlichen  und  Uniiiersitäts- 
Bihliothek  vom  Winter  1792  Bl.  21":  „Einer  vom  klarsten  Verstände,  aber  ohne  Miss- 
trauen, kann  vom  schwächsten  Kopfe  betrogen  werden.  Abaelard  sagte  ich  glaubte,  es 
wäre  eher  möglich,  dass  ein  Ochs  fliege  als  dass  ein  Geistlicher  löge,  als  der  Abb€  ihn 
betrog.'"''  Ferner  das  BeichePsche  Anthropologie- He/t  S.  9(1/7 :  „Es  ist  guth  wenn 
ein  Ralleur  rallirt  wird  d.  h.  wenn  ein  Spötter  wieder  gespottet  wird.  Z.  E.  Abelat 
ein  grosser  Philosoph  fuhr  mit  einem  Abb€  in  einem  Wagen.  Der  Abb€  schrie:  Sehn 
Sie  dort  fliegt  ein  Ochs!  Abelat.  Wo?  wo?  —  Abb€:  Ich  glaubte  doch  nicht  dass 
Philosophen  glaubten  dass  die  Ochsen  fliegen  könnten,  (denn  der  Abb€  war  auf  den 
Ruf  des  Abelats  neidisch  und  wollte  ihn  hiemit  spotten).  Ablat:  Ich  hätte  eher 
geglaubt  dass  die  Ochsen  fliegen,  als  dass  ein  Geistlicher  lügen  solle.''''  Dieselbe 
Anekdote  auch  in  dem  Danziger  Anthropologie-Heft  Bl.  40'.  \\  20  einen?  einem?  || 
E:  einem  breinfe^en  unb  fid^ 


3lr.  606-510  (Sanb  XV).  221 

507.    fif^frfvf  M207. 

SBi^lfle  ßeute  jtnb  luftige.  Sugenb.  ®riinblid)e  ernft^aft. 
3ene  beliebter  ali§  biefe,  aber  weniger  gejd^a^t, 
(*  ein  Äopt  unb  ein  ^infeL) 


SOS.    fif^frfvf  M207. 

3)er  2Bi^  übt  fid)  im  Umgänge  mit  grauenjimmer,  aber  mirb  |(^aalf 
gef(^eut  unb  geroi^t. 
2)umm  unb  albern, 
sot     unb    fat. 
Saffe  ®ecf. 


S09.    (i?  ^frfvf  M  207.  E 1 253. 

2)er  2JZangel  ber  Urtl)eil§fratt  mit  2Bi^  i[t  Sllbern^eit. 
5)er  ^JJongel  berfelben  ol)ne  2Bi^  i[t  2)umm^eit. 
2)er  Urtt)eilgfraft  l)at,  i[t  gefcl)eut;  l)at  er  jugleic^  2i8i^,  fo  i[t  er  flug. 
(s  Ob  ber  Setrüger  flüger  ift  alö  ber  23etrogene?) 


510.    v—x-  ^'^J'-^^^'^-  EI 251.  252. 

(Sin  2Bil3ling  (^  feid)t)  jcl)aal  {^  abgefd)maft).  ©er  (ginfäße  lagt  ober 
[mit]  eigenliebig  gur  (Sd)au  trägt. 

6in  trofener  Äopf  (^  mirb  fein  ^Dic^ter),  menn  er  ben  2Bi^  unter 
bem  Sd^eine  berSrodfen^eit  öerbirgt.  ©urd^trieben  («  ber  unter  bem(Sd)ein 
ber  ßintalt  oiel  mi^igen  unb  bitteren  Spott  ober  leichtfertigen  ^JJut^miUen 
duffert.  2lbgemi^t). 

(Sin  ^lügling:  falfc^e  ©pi^finbigfeit.  gin  ®rübler  fängt  ©rillen, 
itabler  ober  raisonneur.  (^  (Stumpf.) 


5  gefc^a^t?  gefdiefet?  ||  4  .s- Zusatz:  xp. 

15  s-Zusatz:   \p?  (v^y?). 

20  E:  ©d)cin  ber  ||  s- Zusatz:  v — x- 


222  JReflertonen  jur  3tntt)ropoIogie. 

3)ie  2)umf)eit  bctrift  bte  Urtt)eil§fratt:  Judicium  discretiVum. 

ÜJ?an  fan  mit  fe^r  üieler  2BiiJeujd)att  (?  bie  erlernt  i[t)  fet)r  bumm 
fei)n  unb  mit  üielem  2Bi^e.  2)ie  er[te  2)um^eit  i[t  ftolfe  unb  t)a[jeuä= 
tDürbig.  2)ie  ameijte  einjd)meict)elnb  unb  grtn9fct)dfeig. 

2)er  [tumpfe  Äopf  ift  md)t  fein,  fo  mo^l  in  fleinen  2(t)nlid)feiten  als 
üerfct)iebenl)eiten. 

©in  langfamer  ober  be^enber  Äopf. 

6in  leichter,  flüd)tiger  ober  grimblic^er» 


511,    \pf  (v—xf)  M207. 

ÜRangel  an  2Ser[tanbe  ("  etmaS  ju  fafeen,  öerfte^n)  i[t  einfältig,  lo 
3Sölfer,  bie  ntc^t  Bäl)len  fönnen.   2Ber  ein  2lmmt  übernimmt,  mufe  jtc^ 
auä  ben  Umftanben  Spiegeln  machen. 


512.    ipffv—xf)  M  207'.  207.  E 1 253. 

M207': 

2)umm  ift  ber,  ber,  wenn  man  i^m  aud)  bie  !:Kegel  giebt,  bennod)  fie 
ni(l)t  ju  braud^en  meife.  3<i)  f^ge  bem  Sebienten:  er  foll  feinen  in  meine 
6tube  laffen;  unb  e§  entfte'^t  ein  ^^-euer  brinn,  er  üer^iubert  aber  hdi^ 
Söfc^en.  M  207:  3fiuf|en.  [Über]  ®ie  (Sc^ilbmac^  foü  feinen  über  bie 
5Ren3a  ge^en  laffen. 


4 — 5  Zwischen   te   einfdimetcftelnb    und  dem    Textwort   ..Sectio'-'-  (24:),   rechts    20 
i'on  S)er  [tumpfe  ^Opf  stehn  die  durchstrivhnen  Worte:  ßangfamer  itopf. 

10  fafeen?  faffen??  ||  12  Unftanben 

18  Zu  Siuffen  vgl.  Starkes  „Menschenkunde'-'-  S.  1-37 ,  soirie  besonders  das 
Gotthold'' sehe  Anthropologie- Heft  I  209:  ..Die  Russen  sind  dumm.  Z.  E.  In  Petersburg 
ist  es  verbothen.  nicht  eher  über  die  Newa  zu  gehen,  als  bis  ein  Signal  dazu  mit  einer  25 
Kanone  geschieht;  wenn  es  sich  nun  zuträgt,  dass  ein  Russ  einige  Augenblicke  vorher 
herübergegangen  ist.  und  er  hört  den  Schuss  so  kehrt  er  zurük  und  geht  noch  einmahl 
herüber.'-'-  Nach  dem  Danziger  Anthropologie- Heft  Bl.  3'J^  wird  der  Passant  gezwungen 
(natürlich  von  der  Schildwache),  wieder  an  das  jenseitige  Ufer  zurückzugekn. 


9Rr.  510-515  (SSonb  XV).  223 

2Bcr  ^ractif(!^e  Urt^eilSfraft  befi^t,  t[t  gefc^eut.  SBer  burc^  6(^aben 
gefd)ult  löorben  i[t,  genji^igt. 


5 


Nr.öi:i-öl6  ZU  M§.639. 

513.    l  M235'. 

(  Slöbftnnig 
©eftö^rt  j   SBal^nrinnig  i^errüft 


514.   fi?  Q^—G^f  M  235.  E  1 254, 

(*•  t^eoretifd)en) 
25er  ÜJ?angel  ber  Urtt)eil6t:rQft    ift  [Ungereimtheit]  («  6;inge[c^ränft). 

practifd)en  — i[t  [5;f)orf)elt]  («  2)umml^eit). 

2)ie  Ungereimtheit  [mit]  au§  Sßermeintem  Sßi^e  ift  ba§  Slbgejc^mafte, 
2)er  ÜJiangel  be§  S8er[tanbe§:  2)umt)eit. 
(*■  bornirt.  ober  (ärmeitert.   Slufgeflärt.) 


15  515.    I— (».  M235.  EI 268. 

2)er2)^angel  be^^  natürlid)en  ('  gemeinen.)  5ßerftQnbe§  i[t  ©umml^eit, 

be§  geübten  23cr[tanbe§:  ©infalt, 

bie  Unjulanglict)fctt  ber  3>ernnnft  ;^u  ben  gemeinen  2lngelegen^eitcn 
be§  2eben§:  Unmünbigfeit  (in  religionsbingen  ftnb  bie  meiften  unmünbig 
•-'(.  unb  jlnb  immer  unter  ber  i^eitung  Don  frember  SSernunft). 


2  gefrfiult  (vff/.  VllJiih.u^  getdjeut  'r<,l.  l'// 211.12-34)^  gejc^lft?? 

6  berrüft?  SSeriutt? 

8  s-Zusätze:  \jit  (v—yj).  \\  10-11  Erst  <ds  Kant  (^ingei(i)ränft  uwc/ 2)umml)eif 

hi)i:usct:te.,   durchstrich   er  da«  jed(^,sm(d  vorhert/fheiide  \1  urt. 

vb  16  be^  natürlidjen  53er|tanbeö  (/(/*  ber  föemelnen  33ermiiift  ||  17  beS  geübten 

iöerftanbeö  am  ber  Öefiinben  ^Jernimft  |1  E:  Sßerftünbeö  Ift  ßinfalt. 


224  Siefiejtonen  jut  StntljrDpologic. 

516.    (f.  M235. 

einfäae  unb  einfidjtcn.  ^re^^eit  ber  (SintöÜe  ift  im  ©taate  ber 
©ele^rfamfeit  burd)  ftrenge  policei)  eingefc^ränft.  9JJufe  nid)t  ganj  unter= 
brüft  werben  («'  Urt^eilSfraft).  eintdUe  muffen  fid)  nnr  unter  ben  (äin= 
ftd)ten  blicfen  laffen.  einfatt  be§  ^^ilolauS.  @c^üd)tern'^eit  ber  einfaüe.  5 
©inb  üogelfrei).  Db  man  fte  üerbergen  muffe?  Stiele  fmb  qu§  fd)üd)tern= 
^eit  Derlo^ren.  2)umm^eit  ift  nid)t  Unmiffen'^eit,  nic^t  fiangfamfeit  in 
Segriffen,  ülic^t  treu^erjige^  ßutrauen.  2)er  23etrüger  ift  nid)t  gefdjeuter. 
3Serfd)lagenl)eit  (versutia,  astutia)  ift*  nid)t  SSerftanb.  (» (5^rlid),  aber 
bum  (ni(t)t  red)tf(l)affen)0  2)umt)eit  5JZad)t  breuft.  5)?Qngel  ber  Urtt)eil§=  lo 
fraft  im  praftifc^en  ift  Ungereimtheit.  Sßeiblic^e  3:l)or^eit  ift  nic^t  2)um' 
^eit.  Sllbern^eit.  Unüberlegt. 

(^  5}?angel:  SSlöbfinnige,  bumm.  2Serfef)rt:  albern,  2Ba^nn)i^ig.) 

{3  SSorläufige  Urt^eile.   ®runbfd|e  unb  Siegeln  berfelben.) 

*('  abgeiöilt   ©c^lau.   a^erf erlagen,   ©efc^eut»  Urtt)eilä!raft.)  15 


517,   7t.  M308'.  EI 257. 

@§  giebt  anftatt  be§  33erftanbe§,  ber  ettooS  einfe^en  fan,  eine  gemiffe 
3Serfd)lagenl^eit  (^  @cl)lautgfett),  bie  Unbe^utfamfeit,  bie  ßeid)tgläubigfett 
unb  bie  Neigungen  (^  (Sd^roädien)  anberer  bemerfen  unb  ju  feinem  ^flu^en 
anmenben  ju  tonnen,  jufamt  einer  Äunft,  ben  ©d^ein  üon  aüem,  maS  ftd^  20 
ju  ben  Umftanben  fc^ift,  machen  gu  !önnen.  (^  italiener  l^affen  frangofen 
als  SSrobbieb.)  2)aju  get)ört  ein  eingefc^rdnfter  Äopf,  ber  nic^tö  weiter 
faffen  fan,  als  maö  gemol)nlic!^  gefd)iet)t.  ©infe^enbe  ßeute,  meil  bie 
2Bar'^eit  i^r  eigentlid^  obiect  ift  unb  fte  nur  an  bem,  mag  beftanbig  ift, 

4  Urtl^eilöfrf  steht  im  Text  von  M§.639,  links  von  ben  ©tnfidjtcn  (Z.4/5),  welche  25 
Worte  (wie  die  ganze  Rfl.  bis  ÖogelfreQ^  am  rechten  Rand  von  M  235  stehn.  Vom  I^ 
in  Urt!)eiläfrf  geht  ein  Strich  nach  rechts  oben,  der  zwischen  den  unter  einander  stehenden 
Worten  bxütt  und  muffen  endet.  \\  5  Zu  pf)iIotauÖ  vgl.  das  Logik- He/t  von  Hoffmann 
Bl.  41 :  ,,Das  WeltSystem  des  Copernicus  sollte  schon Philolaus  gehabt  Aaöen."  ||  J?52)?angel 
vielleicht  auf  M  §.639  „mente  capti''  bezüglich.  \\  buittm?  bum?  ||  14  Dieser  g- Zusatz  30 
steht  links  von  Zeile  4 — 5.     Inhaltlich  vgl.  Bß.  535,  sowie  IX  74 — 5. 

21  El  bem  Umftaiibe  ||  22  E:  JBrobbiebe 


gir.  516—521  (SBanb  XV).  225 

Dcrgnügen  finbcn,  jtnb  ieberjeit  (ä^rltd).    (5§  giebt  ßeutc,  bie  SSerf^onb 
l^aben,  otjne  [fi(^]  auä  SSegriffen  urtljeilen  gu  tonnen.  2llS  in  SBelt^dnbeln. 


518.    V?  (fif)  M213.  EI 259. 

2)urd)trieben  i[l  ber,  fo  nid^t  auö  feiner  Saune  fann  gebrockt  »erben 
unb  fpielt  bamit,  o^ne  jtd)  üon  2lnberen  irre  mact)en  ju  laffen  ober  ftd^ 
felbft  [au  Der]  tn  Seroegung  ^u  bringen;  er  i[t  abgehärtet  burc^  ®en)onl)eit 
unb  fü^lt  nid)t  me^r  bie  SlnfdUe. 


5ig,    v^y^'2  (af)  M313'.  E 1 260. 

@in  @cl)alf  i[t  burd^trieben.    @r  Derbirgt  unter  ber  5IRine  eines 
lü  Kropfes  bie  Saune  eineö  ©potterS. 


520,    v—xU^V  M313\ 

ein  6pötter  i[t  ber,  fo  ftc^  ein  SSergnügen  madjt,  iemanben  bem 
[Radien]  ©eläd^ter,  unb  ein  [33erlQuinber]  tabler:  bem  2lbfd)eu  (»  ber  2Ser» 
urtl)eilung)  anbrer  2luS^ufe^en.  3ener  fuc^t  feinem  ©rotefqoen  Bi^e 
9ia^rung  ju  geben,  biefer  bricht  ab. 


521.    v—x^  (a?)  M313'.  313.  E  1 446.  515.  274. 

M313': 

2)ie  Äargbeit  ift  eine  2lrt  üon  ^ummtjeit  (» fte  l^ängt  aud^  bem 
Filter  an,  \>0i  ber  23erftanb  ftumpf  roirb),  bie  ben  ©ebrauc^  tion  feinem 
20  eignen  5ßermogen  ni(i)t  fiebt.  ("*  2)a§  [temperament]  -^er^  ^eigt  fid)  an  bem 
erften  ^t^aw  M  3 13 :  lix[  unb  2?orfa|,  ben  iemanb  mobeij  fafet.  (5ine<5 
gro§mütt)igen  erfte  ®eniütb§bemegung  bei)  einer  SSitte  ift  gu  l)elfen. 
^intennad)  fommen  oft  ma;rimen,  bie  e§  üer^inbern.   23ei)  einem  unmiDl^ 

20   s- Zusatz:    v~/?    (ij'?)  \\  21    luodel)  =  irgendwubey.      Das   tV   ist    in    den 

as     Anfang  Pinea  andern    Buchstahens   hilleingeschrieben.      E:   hühtX 

ffant'S  ©cbrtftfn      Xpanbicbriftlichfr  9?acl)l>i|,    II.  15 


226  JReflefioncn  jur  Slnt^ropologie. 

fahrigen  i[t  bcr  crfte  ©ebanfe  abjufdjlagen.  Unwilltd^rigfeit  ift  eben 
md)t  Äarg^eit  ober  ^art^erjigfeit  ober  5J?angel  an  ®ro§mut^.  2)ie  2BiU= 
täf)rigfeit  bejiel)t  fid)  au^  anbrer  2Bilfüi)r.  ("  2)er  5J?ann  na^  ^)rtncipien 
ift  unaiUfä^rig.  (5r  ^at  einen  2lbfc^eu  cor  frembe  ßenfung.))  M313': 
3)ie  [©pottfuc^t]  2:abelfud^t  ift  eine  9^arrt)eit,  weil  [fic^  ou§  er]  fein  Ur= 
t^eil  bem  Urt^eile  anbrer  mit  2Sorfa|  mieberftreitet,  alfo  fic^  felbft  un, 
gereimt  ma^t.  3)er  ^oc^mutt)  (« ^errfc^fud^t)  ift  eine  SloU^eit,  meil  er 
^6)  felbft  aüeö  o^ne  3Rot^  fc^meer  mac^t  unb  feine  Wo\\^i  ftd)  felbft  raubt. 

Ungeftüme,  Sluffa^renbe  ^i^e  ift  Unfinn.  33ejauberte  Siebe 
SBa^nfinn. 

ÜberHugl^eit  ift  2lbermi^.  2)er  ®eift  be§  SBieberfprud)^  wa^nmi^. 

2J?ifant^ro^)ie,  bie  alle  üor  feine  ^einbe  ^ält:  5Jienf(^enfc^eu.  ober 
icbermannS  feinb  ift:  3J?enfc^en^a^.  2)er  ift  nic^t  gefc^eut,  ber  nic^t  meife, 
maS  ftc^  fc^icft.  Unflug:  ber  nic^t  weife,  mag  ^ü  nu^t. 


622.    v-%U<^V  ^313.  xä 

3m  ®ertd)t  ba§  ftorrifc^e 
^tioä  tro^igeX  —  niffd^e 
ber  türfen  /  —  tüctifc^e 
—  glupifct)e 
ßg  ift  einUnterf^ieb  ^jmifc^en  ber  frol^li{i^en  unb  mutJ^ttjilligen  Saune,  20 
bem  ^ü^el,  nid^t  bem  fc^erjfiaften,  fonbern  fpottifd)en.  diaphragma. 


523,    fp—yß  (aV  M  313. 

£)ie  ©prüc^tüörter:  boB  iemanb  'iia%  @(l^ie§|)ult)er  nidjt  erfunbcn 
!)abe,  hoüfi,  er  fein  ^e;renmeifter  feQ  unb  'üa'li>  er  'ii(x?>  Sanb  nid^t  Derrat^en 
werbe  *('  wollen  mir  nid^t  gefallen.)  fdjeinen  anjuäeigen,  \iQ.^  man  nur  35 


3 — 4:  Der  g-Zusatz  steht  über  den  Worten  tcn  —  erfte  (2252ifX  ebenso  wie 
diese  zwischen  den  Zeilen  von  M  §.  775.  ||  E:  öbll  statt  nad)  ||  Nach  ift  schiebt 
E.  oft  ein.  II  E:  öot  fretttben  2Jiajimen  ||  5  E:  '\\)x  statt  fein  ||  7  E.  schiebt  vor 
^evc]d)^üä)t  (v — x?  w??^  bie  ein.  II  Das  Z  in  2ioUt)eit  atis  3),  kaum  umgekehrt.  \\ 
12  ajiijantropie  su 

»2  Zu  Rfl.  523  vgl.  VII 205 3-10. 


Sdr.  521—525  (S3anb  XV).  227 

benn  am  ftdjerften  öor  iemQn.be§  SoS^eit  fe^,  menn  er  bumm  i[t.  aber 
jur  23o§t)eit,  felbft  nic^t  j^ur  Slrglift,  geljört  nidjt  oerftanb,  fonbern  gemeine 
§dt)igfeit  unb  Dlic^tung  berfelben  auf  einen  ßwef,  nemlicö  jtd)  anberer 
[3u]  <Sici)ert)eit  §u  mi§brau(t)en. 

*(*  finb  aUe  oom  Söfen,  bagegen  man  geft(^ert  ift,  l)ergenommen. 
Saar  Dertraut  ber  fultan  feine  2Beiber  bem  UnDermögen.) 


§.  47  (VII 206— 208). 
Nr.  524—326  zu  M  §.  638. 

524.    i.  M234' 

absence:  burd)  innere  Urfac^e 

biftraction:  burc^  duftere  (Smpfinbungen.  Slrbeit  jer[treut.  ^t\U 
fürgungen  ß^rftreuen,  ©eniefjen. 

2)amit  man  ntc^t  au^fc^meife:  ^auptau[merf|am!eit.  Sßoöon  ©ölte 
id^  reben.  protensio. 


15  525.   V  (n-af)  in  M  234.  EI 267.  263. 

aJian  bifjipirt  ftd)  tDiÜfii^rlic^,  man  wirb  biftral^irt  unaiUtü^rlid^ 
(*'  SSerliebt.  23ejorgt.  3»triguen  im  Äopf.  23eQ  jtct)  felb[t  fegn.)  burd)  Dtel= 
l^eit  Derfd^iebener  in  !ur3er  ^t\i  auf  einanber  folgenben  SSefc^äfttgungen. 
2lQe§,  mag  ba§  ®emüt^  unn)iUfül)rlid)  befc^aftigt,  menn  e§  auc^  blo§  ber 

20  ^ang  ju  (äinbilbungen  todre,  jerftreut.  £)urc^  Äranf^eit  gerftreut, 
l^i5pod)onbrifd).  ^abituel  gerflreute  (*  fcl)einen  5Rarrcn)  ßeute  ftnb  in  ®e= 
f(j^aften  nid)t  braud^bar.  5(iemton,  ber  glaubte,  gefpeifet  §u  l)aben. 


2  geljort  oerftanb  ||  5  Dom?  oon?  ||  S3öfen?  23öfem? 
12  ©eniefjen?  ®en)t[feii?  ©enüffe??  ||  14  protensio?  protensiv? 
25  15    s-Zusätze:    v — /■  II  1^7   E:    SSerltcbte  II  22  Vgl.    das    Damiger    Anthro- 

pologie-Heft Bl.  23:  ^,Gelehrte  die  sich  sehr  beschäftigen  sind  oft  unwiäkührlicli 
zerstreut  Z  E.  Newton  wurde  von  seinem  Freund  besucht  Dieser  kam  in  sein  Speise 
Zimmer  und  wie  er  da  zugedekte  Schüsseln  mit  Essen  fand  ass  er  das  darin  Befind- 
liche auf  um  den  Newton  zu  probiren  —  Newton  kam  herunter  Dieser  bat  ihn,  mit 
30  'Ä7W  spaziren  zu  gehen  Er  bewilligte  es  wollte  aber  vorhero  essen  4ls  er  aber  in  den 
Schüsseln  nichts  fand;  so  dachte  er,  er  hätte  schon  gegessen  schämte  sich  seiner  Ver' 

15» 


22S  ^eflerionen  jur  31ritf)icipülo9ie. 

2)aö  nid)t§  2)enfen  (»  ©ebanfenlofigfeit)  beq  berßerftreuung  bebeutet 
ben  untt)iUtii{)rlid)en  ßauf  ber  ®ebanfen.  (^  i[t  eine  2lrt  öon  S^raum. 
^old^e  ßeute,  öornemlic^  grauen,  taugen  nid^t  üiel.) 

(*  absentia  animi,  bagegen  praesence  d'esprit.) 

(Seine  ©ebonfen  fammlen  1.  9tac!^  einer  (^  lebhaften.)  2Binfü^rlid)en 
ßerftreuung  berSuftbarfeit  oberöefeüfc^oft  giebt  neue§  ßeben.  (*  boudoir.) 
2.  nad)  ber  tobten  ßerftreuung  ber  ©ebanfenlojigteit  i[t  fd)tDeer  unb  giebt 
einen  9J?atten  gebrauch.  Slbl'trafte  Äopfe  [inb  jerftreut,  empirif(!^e  gut  bei) 
jtd)  felb[t.  ßer[treut  feqn  beqm  3Red)nen.  ©elbja^len.  Steifen.  3«  ©efeü^ 
jdjaft.  5Be9  einer  3flebe.  23et)m  ßejen.  @d)iöä(^t  ba§  ©ebac^tni^. 


5J^6.    v— X?  (^V'?;  M234. 

ßuftonb  ber  ab[traction,  bi[traction,  [contemplatton]  biffipation, 
contemplation   —   S^i^f^i^eut  feqn  —  ftc^  jerftreuen 
attention. 

2!)er  SSerftanb  ift  ta^  33ermögen  ber  Orbnung  in  ben  SSor[tellungen. 
2)ie  untere  Gräfte  oermirren. 


527.    o^—rf{v?)nn  M  290'.  E  f  264. 
©emeine  2eute,  »enn  [ie  [gcmrcütjniic^er  3«QaBen]  ^er[treut  jinb  unb 
bie  geö)0^nli(!^fte  Thinge  üergeffen,  jinb  bie  me^refte  ßeit  fpi^bübifc^. 


'^eimenheit  und  sagte  zu  seinem  Freunde:  Hir  Ge/ehrtf'  sind  doch  sehr  vergeßsurn"". 
Auch  in  dem  Anthropologie- He/t  der  König.sberger  Königlichen  undUnicersitäts-Biljüothek 
vom  Winter  1792  Bl.  28,  in  dem  Gotthold'' sehen  Anthropologie- He/t  I  351 — 352,  in  dem 
Pohr sehen  S.  93  ist  die  Anekdote  rerwerthef.  —  Mit  liß.  525  ist  die  entsprechende 
Erörterung  bei  Pohl  S.  92—  93  (=  A/v.  germ.  Qu.  iOD  der  Berliner  Königlichen 
Bifdiothek  S.  222—225)  dem   Inhalt  nach   rerwandt. 

5  Vor   ©eine   ein    Zeichen,    dem   kein   :n'eites  entspricht. 


$ftr.  525—528  (23anb  XV).  229 

§.  48  (VII 208—210). 
Nr.  528—532  zu  M  §.639. 

528.    ^?  (n-of)  Äff  M234.  234'.  E  1 208.  640. 

M  234: 

2)er  ©ebraud)  beö  33er[tanbeö  unter  Anleitung  ober  gü^rung  '\\\  ber 
Unmiuibige.  e.g.  G^inefer  in  2lnfe^ung  ber  2Bi[jenf(i)aften.  (« ®ie  9fiuFen 
ftnb  ieberjeit  nur  entlaffene  ©d^üler,  aber  n^t  Wei[ter.) 

©ele^rte  jtnb  in  2lnfel)ung  ber  Slngelegen^eiten  be§  bürgerlichen 
ScbenS  o[ter§  unmünbige.  2)er  ®elef)rte  begm  ^Brennen  fetneä  ^Qufe§. 

2)a§  gemeine  SBefen  al§  unmünbig  in  2lnfel^ung  ber  Sfieligion 
tractiren*.  (« befpoten  tradiren  \iQ^§,  SSolf  al§  unmünbig.)  galten.  ^^iIo= 
fopl)en  foUen  3Sormünber  ber  t^ätigen  2Renfc^en  fe^n  in  3lnfe^ung  ber 
n)at)ren  ©lüffeeligfeit. 

SBeiber  finb  nid^t  münbig.  3)er  3J?ann  ber  natürlit^e  (Surator. 


15  S  Hfl.  528  hat  eine  yeu-isse  Ähnlichkeit  mit  S.  94 — 6'  des  PohPschen  Anthro- 

pologie-Heftes (==  S.  225—32  des  Ma.  yerm.  Qu.  400  der  Berliner  Königlichen 
Bibliothek).  \\  s-Zusätze:  v—/.  \\  5—6  Die  Worte  ®er  —  Unmünbtge  (5  Zeilen  am 
Rand  links)  sind  einmal  von  oben  nach  unten  durchstrichen.  \\  ß  Zu  Siuffen  etc.  vgl. 
Rfl.  512.,   sowie   Ms.  germ.  Qu.  400  der   Berliner   Königlichen    Bibliothek  S.  226 — 7: 

20  „Es  giebt  gewisse  Jahre,  wo  die  Unmündigkeit  des  Verstandes  au/hört,  allein  es  giebt 
auch  Zeitlebens  unmündige  Menschen.  So  sagte  iemand  von  den  Russen,  dass  sie 
niemals  Meister  und  Lehrer  der  Wissenschaften  seyn  werden.,  sondern  nur  gute  Lehr- 
linge sind.  Die  Lehrer  aber  müsten  sie  stets  aus  fremden  Lendern  haben.  Zwar 
konnten  sie  in  der  Mathematic  Meister  werden,  weil  es  da  nach  Vorschriften  geht,  aber 

26  nicht  in  andern  Wissenschuften.'-'-  \\  9  Vgl.  VII  2l05—y.  \\  14  ni^t  oder  nd^t  (ver- 
schrieben für  nidjU?  iuft?  mft  C=meifU??'  Das  Wort  ist  in  ein  anderes,  fast  ganz 
unleserliches  ('ieber3ett?^  hinein  corrigirt.  Lässt  man  den  nicht  durchstrichnen  Anfang 
des  ursprünglichen  li'^ortes  mitzählen,  so  kann  eventuell  auch  ntd^t  gelesen  werden.  — 
Es  folgt   dann   im  Ms.  das  Wort   unmünbig;    die  Buchstaben    nmün  sind  nicht  aus- 

30  geschrieben,  sondern  vom  zweiten  Grundstrich  des  ersten  n  ab  nur  durch  eine  fast 
gerade  Linie  angedeutet,  so  dass  nur  einerseits  der  Zusammenhang,  anderseits  der 
u-Hakea  und  die  ü-  Tüttel  ergeben,  und  zwar  mit  völliger  Sicherheit,  dass  Kant  uttmönbtg 
gemeint  hat.  Nun  hat  er  aber  nachträglich  mit  anderer  Tinte  viele  Worte  resp.  Wort- 
theile   in    Rfl.  528   unterstrichen,    darunter   auch    das   über    untltültbig   stehende  Wort 

35  Sßormünber  (Z.  12),  und  dieser  Strich  geht  durch  den  u-Haken  von  unmünbig. 
Sieht  man  aber  vom  u-Haken  ab,  so  können  die  ersten  Schriftzüge  (vor  Beginn  den 
fast  geraden  Striches)  ebensogut  als  m  wie  als  u  und  halbes  n  gelesen  werden;  dif 
Lesung  münbig  liegt  sogar  sehr  nahe,  da  der  die  Buchstaben  nmÜn  andeutende  Strich 


230  JRefIejtonen  jut  2lnt^topologtc. 

2)o(^  fönncn  bie  2Beiber  getneintglic!^  beffer  mit  bem  3J?unbe  gu  rcd)t 
fommen. 

^rü^fluge  j^inber.    9Kdnnli(^cr  Sßerftanb  i[t  nic^t  lebhaft,  jonbern 
geübt  unb  nd)tig. 

Sßerftanb  bricht  ab?    (o  Äinbtfd^er,  it)eiblt(I)er.) 
*("  «ßater  be§  SSoIfS.  M234':  gjJan  mufe  bie  ^rei)l)eit  t)aben,  nad^ 
feinem  Q3elieben  tl^origt  gu  fe^n.    (*  SSerbote  mieber  SSerfdjraenbung, 
pro  prodigo  erflären.)  (*"  Slufiranb^gefe^e  —  SSormunbfdjatt.) 

23ürgerlict)e  maiorennitaet  folte  in  2lnfe!t)ung  be§  3Sermögen§  fpäter 
fommen,  in  Slnje^ung  ber  3ftegirung  nod)  fpdter.   @rb!önig. 

©§  fann  gut  feqn,  ba^  93?enjd)en  eine  Seit  lang  alö  ©claüen  ober 
unmünbige  burci)  ßroang,  2lnjet)en  unb  SSorurttieile  geleitet  werben; 
aber  aVit  biefe  Übel  muffen  bod^  einmal  ein  @nbe  l)aben,  unb  bie  ^)^ilO' 
fop^ie,  menn  fle  moju  nu^  fe^n  foQ,  mufe  bie  principien  geben.) 


S29,   (p.  M234.  EI 209. 

2)a§  Unoermögen,  ftd)  feines  SßerftanbeS  oljneSeitung  eine§  anberen  ju 
bebicnen,  ift  Unmünbigfeit.  Äinber  Ijaben  SSormünber.  grauen  curatores 


nur  etwa  3  mm.  lang  ist.  Ich  vermuthe  daher,  dass  Kant  bei  Röterer  Leetüre  das 
Wort  versehentlich  als  münbtg  las  und  infolge  dessen  (in  der  Meinung,  sich  verschrieben 
zu  haben)  das  vorhergehende  Wort  in  sein  Gegentheil  umwandelte.  E.  hielt  das  20 
unziceifelhafte  t  am  Ende  von  ni'^t  oder  nd)t  für  ein  Verweisungszeichen  und  brachte 
damit  die  Worte  in  .  .  .  btnfeit  in  Bfl.  529  (231i)  in  Verbindung;  die  vorhergehenden 
Buchstaben  liest  er  als  aw6),  es  wäre  aber  höchstens  möglich,  avüj  (resp.  mit  dem 
Endbuchstaben:  a\xl)i)  zu  lesen. 

4  E:  geübter  —  rid)tiger;  die  beiden  Endungen  stehn  nicht  im  Ms.,  lagen  36 
Kant  aber  vielleicht  im  Sinn.  Dann  wäre  das  Wort  SSetftanb,  welches  eine  neue 
Zeile  beginnt,  mit  ridjtig  (=  rtdjtiger),  welches  die  vorhergehende  Zeile  schliessf,  zu 
verbinden,  wie  bei  E.  geschehen  ist.  Zwischen  93er[tflnb  und  Äinbifd^er  ist  eine  Lücke 
con  fast  2  cm. ;  ÄInbIfcber  steht  auch  im  Ms.  unter  . . .  nnlt(^er  ^  ..  .\\6  E:  S3olfeg  || 
7 — 8  E:  93ormunbf(i)aft^t)erbotc,-  die  beiden  Worte  stehen  zwar  neben  einander,  sind  30 
aber  zu  verschiedenen  Zeiten  mit  verschiedener  Tinte  geschrieben,  und  zwar  der  erste 
s-Zusatz  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  früher  als  der  zweite. 

17  Nach  curatores,  vor  in  reditltC^en  und  vor  in  @efd)aften  ein  und  dasselbe 
Zeichen,  das  letztere  mit  anderer  Tinte,  curatores  steht  am  Ende,  in  te(^tlid)en 
am   Anfang   einer  Zeile,   zwischen  beiden  der  s-Zusatz  in  229$ — 7.     Links  von  in    35 


gir.  528—532  (53anb  XV).  231 

(*  in  ©efc^aften  ober  gar  im  benfen)  in  rec^tUd^en  2)ingcn.  ^auälic^er 
©ebraud^  ober  bürgerlid^er  ®ebraud^.  UnbefugniS, 


530.    rpf  (v—xV  M23L  E 1 210. 

2Ran  nimmt  an,  ^(x^  geaiffe  2Kcnfc^en  ft(i^  i^rcS  S8erftanbc§ 
(*  begeben)  ni(l)t  aüein,  fonbern  entroebcr  unter  2lffi[tenj  ober  auc^  fo  gar 
jubftitution  anberer  Sßerftanbeö  braud^en  follen. 


531.   \pf  (v—xV  M 234.  EI 211. 

[Äl]  2J?enjc^en  bumm  unb  ^ernad^  unmünbig  moc^cn.   3fii(^t  rai|on= 
niren  foüen. 


532.   \p.  M234.  E 1 212. 

Könige  al§  Später  tractiren  i^re  Untertl^ancn  mte  Äinber,  oor  beren 
Unter^lt  unb  ®lüf  jie  allein  forgen  moQen.  ^riefter  al§  ^irten  rote 
@^aafe  unb  alfo  gar  oX%  '^Oi§>  liebe  3Siet),  "aa?)  niemals  münbig  werben 
fan.  ÜJian  mad)t  bie  2eute  erft  unfähig,  jid)  felbft  gu  regiren,  unb  alö= 
benn  entfdjulbigt  man  baburd^  feinen  befpotifm,  bafe  fte  ftd)  nid^t  regiren 
tonnen. 


re(i^tltd)cn  steht  der  s-Zusatz  in  ©efc^aftcn  .  .  .  benfen,  alles  zwischen  den  Zeilen  von 
M  §.  639.  Die  Worte  gar  (übergeschrieben!)  im  benfen  sind  vielleicht  noch  späteren 
Ursprungs  als  die  drei  vorhergehenden.  Die  letzteren  scheinen  aus  derselben  Zeit  zu 
stammen  wie  der  s-Zusatz  in  2296—7,  dürfen  aber  wohl  nicht  als  seine  Furtsetzung 
aufgefasst  werden. 

1  S-Zusatz:  'f.  \\  int  benfcn?  erbenfen??  ||  2  bürgerlicher??  bürgerlirfien ? 
burgerlidtiem  ? 

5  Der  S-Zusatz  (Phase  xp?  wf  (f — /??)  yiebt  nur  Sinn,  wenn  Kant  die  Rß. 
mit  ihm  enden  lassen  wollte.  \\  6  anberer?  onbereä??  II  E:  bebienen  statt  brauchen 


232  JReftefionen  jur  2lnt^ropoIogtc. 

Von  den  Talenten  im  Erkentnissvermögen. 

§.  64  (VII 220). 

M  §.  648.  649. 

533.    (f—xf  (Q—a?)  M252d.  Zu  M  §.  648? 

2)qö  Urbilbenbc  5lalent  ift  genie,  ha§  3liact)bilbenbe  nid^t 


S34.    ip.  M252d.  EI 451.  279.  ZuM§.648f 

3m  Sau  beö  JtorperS  ift.  1.  2Bud)g,  2.  SÖilbung,  3.  SluSbruf 
(ßeben);  eben  fo:  1.  ®röfee  be§  talentg,  2.  Proportion,  3.  ©eift. 

2Bo  nicl)t§  ojie  bie  regelmäßige  Proportion  [^ero]  anj^utreffen,  i[t  ein 
mittelmäßiger  Äopf,  mo  ein  talent  ^eroor[ti(^t:  eine  aufjerorbentlic^e. 


S34a.    \p.  M288.  E 1 280. 
Talent  i[t  1. 5ftaturel,  2.  ®eift. 


Von  dem  specifischen  Unterschiede  des  vergleichenden  und  des 
vernünftelnden  Witzes. 

A.   Von  dem  produktiven  Witze.    §.  55.   Vgl.  oben  Rfl.  458 — 486. 
B.  Von  der  Sagacität  oder  der  Nachforschungsgabe.  §.  56  (VII 223/4). 

M  §.  645. 


4  Wie  mir  scheint,  muss  das  Blatt  M  252  c/d  zwischen  M  238  und  der  verloren 
gegangenen   Seite  M  239   eingeschoben   werden   (vgl.  Rfl.  504,  oben  21924—29);   dann 
stehen  Nr.  533  und  534  auf  der  Gegenseite  von  M  239,  auf  welch  letzterer  sich  §.  648    20 
befindet. 

9  Proportion?  Proportionen  (so  E.)?r  \\  10  eine  oufferorbentltj^e  (sc.  pro. 
Portion;.*  ein  aufferorbentlii^er  (sc.  Äopf;  so  E.)ff 


5lr.  533—635  (SBonb  XV).  233 

535.    10^.  LBl.  Reiche  Xb  5.  S.  II: 

3Son  ber  Wet^obc 
S3orldufig  ju  urt^eilen. 

2Bcnn  in  ber  2lrt,  ein  ("  nod))  ^roblematifd^eS  Urtl^eil  gu  bemeifen, 
6  ^Kef^obe  fei^n  mufe,  jo  toirb  man  aud)  met^obifd)  (^  b.  i.  nac^  ^rincipien) 
öertQt)ren  muffen,  nur  aüerer[t  [rcag  roa^r  n  bie  2Bart)eit  gu  fud^en.  ©in 
jolct)e§  Urt^etl  üDirb  ein  öorläufigeö  Urt^eil  (iudicium  praevium) 
i)ei[jen  fönnen.  (5in  SBergman  wirb,  ta  er  wei^,  bog  OJietaQe  öornet)mli(J) 
in  ©ebirgen  anj^utreffen  fmb,  nicl)t  [blinb  ben]  bUnbling§  auf  gerat^e  roo^l 
10  foftfpielige  33ergarbeit  anfangen,  ber  23otanifer,  um  neue  ^flan^en,  ober 
2l[tronom,  um  am  Fimmel  neue  ®e[tirne  aufsujHnben,  nic^t  auf  ®ut  ®lüc! 
§elb  unb  SBalb  burd)[töbern  [roeil  eä  fic^  getroffen  f)at  bafe  man],  ein  (S^emift 
nid)t  [geu]  Äot)len  unb  Siegel  [aufö]  ^u  neuen  ÜKifc^ungen  ober  Sluflöfungen 
S3erict)roenben  [unb],  um  etmaä  au^i^ufinben,  Dl)ne  [oor]  33orfentniffe  ju 
18  j^aben,  mie  er  fud)en  foQ.  —  (Sinem  Slrjt  i[t  biefe  Wet^obe  üorldufig  gu 
urt^eilen  nod^  nott)toenbiger  (eingeben!  beS  ^ippocrateS  SBarnung:  iudi- 
cium anceps,  experimentum  periculosum),  unb  ber  S^rift  bereitet  fid^ 
burd)§  f^ormale  be§  ^roceffeS  [ju  burc^]  öon  einem  öorläufigen  Urt^eilc 
(iudicium  praevium)  jum  entfd^eibenben  (iudicium  determinans)  üor. 


C.   Von  der  Originalität  des  Erkenntnissvermögens  oder  dem  Genie. 
§.  57—39  (VII  224—227). 

Die   zu   diesen  Paragraphen  gehörigen  Reflexionen  sind,   um   den  Zusammenhang   von 
Kants  aesthetischen  Bemerkungen  nicht  zu  zerstören,  sämmtlich  bei  §.  67 — 71  abgedruckt. 


1  Zu  dieser  Efl.  vgl.  VI  478,  VII 223—4,  VII 403,  IX  74—5.  ||  6  nur?  um?  || 
9  bllnbllng^?  blinbligeS?  ||  11  un  an  ^tnnel  ||  neue  ©eftirne?  nein  (verschrieben 
für  ein;  ©eftirn?  |1  nict)t  fehlt.  \\  15  gincm?  ©inen?  ||  ift  fehlt.  \\  16  beä?  ber?  || 

Der  1.   Aphorismus  des  .ipippocroteä  beginnt:  'O  ßiog  ßgct/vs,  rj  Si  r^/vri   uttXQTj,  6 
Sk   xaiQog   6^vg,  rj   dk   ntiQa   OffalfQrj,  rj    dk   xqIois   ;f«Af;i>j.     Vgl.   VIII  3O64.  \\ 

18  gornale  ||  oon  fehlt  \\  In  einem  ist  em  erst  nachträglich  hinzugesetzt.  \\  Dorläufig 


Zweites  Buch. 

Das  Gefühl  der  Lust  und  Unltcst. 

§.  60—72  (VII 230— 260). 
M§.  651—662. 

636,   rp.  LBL  Ha  6.  ^ 

S.I: 

Su  bem  Kapitel  oom  SSergnügen. 

2)er  33eft^  be§  ©eliebteu  ®egen[tanbc§  ift  ha§  @nbe  öon  ben 
©d^mergen  bcr  SSerliebten,  aber  auc^  ta§>  @nbe  ber  Siebe.  3uii^  SSemeife, 
bafe  il^re  lebt)atte[le  ^reuben  ni^t  länger  al§  bie  (S(!^mergen  bauren  lo 
fönnen. 

oben  fo  Derfür^t  Sirbett  am  grünblic^ften  bie  Qtit,  weil  jte  unauf» 
^orlid)  SSerfd^mtnbenbe  SSefd^lüerben  enf^alt. 


3Son  einer  geiDtffen  SBoö'^eit  in  ber  3Kenf(i^lid^en  ^atm,  in  ben  Übeln 
anberer  ÜJ?enjc^en  einen  gettij'fen  2;ro[t  gu  finben.  2)arum,  üjeil  man  15 
felbft  mit  Übeln  gebrüft  t[t  unb  meil  eine  anbere  33o§l)eit  ift,  fid^  über 
ben  Unglüflid)en  ju  ergeben*,  unb  mir  ba^er  bie  ®lei(t)^eit  münfdjen. 
3[t  ba§  bemütljigenbe  Unglüf  ba,  fo  merben  mir  auc^  mieber  groSmüt^ig 
unb  moUen,  ba^  anbere  unä  ma§  ju  oerbanfen  tjaben,  mithin  unter 
uns  fe^n.  20 

*(«'  2)er  3fiei(^e  öerad^tet  ben  Slrmen,  ber  [^err]  SSorne^me  ben 
©cmeinen,  ber  ®efunbe  ben  Traufen.) 


ß  Ich  schicke  diese  Nr.  als  Ganzes  voraus,   weil  ihre  einzelnen  Theile,   wenn 
sie    auch    verschiedene    Themata    behandeln    und   zu    verschiedenen    Paragraphen    der 
2lnt]^ropologie    (besonders   §.  60 — 66)   in    Beziehung  stehn,   doch  zu   eng    zusammen-    ^5 
gehör m,  als  dass  sie  getrennt  werden  dürßen.  ||  14  Zum  Folgenden  vgl.  VII 238 — 239.  \\ 
17  ben?  bem?  i|  '40  fegn?  fe^cn? 


gir.  536  («Banb  XV).  235 

2)ie  Seftimmung  be§  3Jienf(i)en  tft  nic^t,  ^ter  iemais  ©lüflfd^  ju 
jet)n,  fonbern  unaut^orlid^  burd^  (Sc^merj  getrieben  gu  »erben,  feine 
%aknte  gu  entmifeln. 


2)a&  ber  ^enfd)  eine  Uneigenü^igfeit  in  ber  ^tet  \)ah^,  ttoburd^  er 
5  feine  eigennü^ige  ^deigungen  mäßigt,  ta^  er  in  ber  erften  ©eftnnung  ftd) 
felbft  gefaüe,  aber  bamit  toä)  nid)t  befriebigt  wirb,  unb  ber  Umgang  bie 
3J?enfcl^en  üerbinbet,  weil  fie  einanber  bebürfen. 

S.  IL 

3)ie  ^JJenfd^en  ftnb  fo  eingerid^tet,  ta^  fte  fic^  an  einanber  cultioiren 

10  foKen.  2)a^er  bie  ©efeüfc^aftlic^e  plagen,  bie  ^Jlebenbu^lere^  unb  bie 
5Rad^rebe.  ^ieju  fönte  nichts  beitragen  al§  ber  «Sdjtnerj,  ber  un§  immer 
not^igt,  aii§  unferem  Buftanbe  {)erau§3uget)en.  2)at)er  ber  3Wenf(^  ba^ 
©eplagtefte  unter  allen  ©efd^opfen.  .^ein  ru^igeä  SSergnügen,  immer 
auSftc^ten.     2)ie  33ö§artigfeit  ift  ein  SSemuftfe^n  feiner  Überlegenheit. 

15  2Ber  feine  ©utartigfeit  au§  ftc!^  felbft  l^eroorbringen  foÜ,  mufe  nur  bie 
Slnlage  ta^n  l^aben  unb  nur  au§  ^^lot!^  gut  fe^n,  au§  5Reigung  aber  böfe. 
2)a§  ©piel  ift  eine  üon  ben  plagen  unferer  Unruhe,  melcl^e  burd)  ben 
continuirlid^en  5ffie(i)fel  un§  immer  notl)igt,  bem  ©emütty  anbere  (Sinbrüfe 
ju  geben.    2lUe§  lauft  auf  ©efunb^eit  i^inauS,  aber  fofern  fie  tmä^ 

20  ©emüt^äbemegungen  bemirft  mirb. 


("  (5in  Stempel  ber  ^eig^eit,  ber  Untreue  unb  bem  ^eibe.) 
(äine  33ö§artigfeit  ber  2J?enfd)lid)en  9iatur  ift  biefe:  ha^  9}?enfd)en 
einanber  nict)t  getreu  finb,  ba^  fte  einanber  nid^t  trauen  fönnen,  felbft  in 
2lnfel)ung  be§  gemetnfd^aftlidjen  intereffe,  bafe  eigenu^  fie  gegen  einanber 
26  üerftellt  unb  l)eimltd)  mad)t.  ©afe  ber  3Serbad^t  oeranlafet,  einanber  guoor 
ju  fommen.  3)at)er  fann  feine  Slrmee  reüoltiren.  SDa^er  bleibt  immer 
bie  ^ofnung  beQ  feinblidi)en  alliirten,  ta^  fie  fidl)  trennen  merben. 
Trennung  in  ben  3:l)eilen  ift  Urfac^e  neuer  33erbinbungen,  unb  üerf)ütet 
ba§  allgemeine  ®anje,  biö  bie  ^Jienfc^^eit  einmal  gutartig  mirb.  9ieigung, 


30  12  ]^erauö3Ut)cn  ?    l^erauSjte^en?    l^erauSjugcn??  ||  21   Der  g-Zusau  steht 

zwischen  dem  vorhergehenden  und  dem  folgenden  Absatz,  auf  einem  frei  gebliebenen 
Raum  rechts  von  beiDtrft  IDtrb.  Inhaltlich  vgl.  VII 276 12— 27.  \\  ®tn?  ©inert?  ||  26  Zu 
®a^et  —  reDoltiren  vgl  VII27624-:n.  |j  28  öer^üten- 


236  fReflcjtoncn  jur  8lntt)ropologtc. 

jt(^  in  Corps  ju  öercinigen,  loetl  man  baburc^  [tarf  toirb,  esprit  de  corps^ 
biSci^Iin.  SSiel  Corps.   Spaltung. 


Eintheilung  (VII 230). 

537.  c^f  (y.^f)  M  242h.  Wahrscheinlich  zu  der  Überschrift  von 
Sectio  X  V  „Voluptas  et  taedium"'  {4J25) : 

®efü^l  i[t  unterfd)ieben  Dom  (5rfentni[je. 

2uft  unb  Unluft  ftnb  nici^t  contrabictorifd)  entgegengefe^t. 

®ut  unb  böje  ftnb  relatiüijclje  ^räbifate  in  3lnfel)ung  beg  ®efü^l§. 

©in  jebeö  ®efü^l  ift  entmeber  primitiö:  |)unger,  ®efc^led)ter 
9ieigung,  ober  berioatio:  Drbnung,  6t)re, 

2Ba^reö  ®ute,  6d)eingute. 


S38.    i?1  (x^f)    M  178'.    E  1 392.    Zu  M  §.  656  „rationalia 
fintellectualia)^^  : 

25a§  SSergnügen  Öe§  3Ser[tanbeö  ift  entmeber  unmittelbar,  ^.  6.  in 
2Bifjen|cl)aften,  ober  mittelbar,  ha  Dermittel[t  beg  23er[tanbe§  jtnnli(i^e  16 
SSergnügen  ausgebreiteter  ober  bauerl)after  werben. 


S39.   x^f  fifv^f  M242b. 

2)ie  $ßernun[t  ift  an  ftd)  felbft  gut;  aber  ber  ^Wenfc^  oon  üorgüglic!)er 
SSernunft  ift  nur  gut,  in  fo  fern  er  fid)  i^rer  2Bol)lgebraud)t,  b.  i.  ßu  guten 
3ö)efen.  2)er  bloffe  ooQftänbige  ©ebraud^  ber  5ßernunft  ift  ba§  einzige, 
maS  aud)  o'^ne  anbere  ßroefe  ®ut  ift,  meil  bic  cultur  be§  inteüectualen 
bie  Quelle  be€  moralifd^en  ift. 


1  be?  du??  bcö??  ber?? 

7  contrad:  ||  9  &e\d)Uä)tex  SR.  ||  10  Drbn. 

12  Vgl.  24h6/- \\  15  m\]en]<S):  E:  eine  SiJiffenjc^oft  1 1  lö  E:  SBergnüflungcn   25 


>Jfr.  536  -542  («8b.  XV).  237 

SJeil  Sroefe  nict)t  in  bie  6inne  fallen,  [fonbcrn]  fo  ift  ba§  inteUectuale 
be§  SBo^lgefaüenS  [eben]  ber  gtüef,  b.  i.  e§  gefällt  qI§  ein  ©runb. 


540.    ^f  (v?)  M  243.  E 1 393. 

£)b  eö  SSernünftige  Sßergnügen  gebe  ober  Vergnügen  ber  SSerminftV 

3Son  ber  gleic^artigfeit  beö  3Sergnügen§  be^  ber  Ungleic^artigfeil 

be§  2Bo^lgefallen§.    ®leic^gen)id)t  jttifc^en  ftnnlict)en  unb  intellectualen 

SSergnügen. 


541.    fi?  fvf)  M  247. 

Durd)  bie  Vernunft  urt^eilen  loir  über  baö  ®ute  unb  23öfe,  b.  i. 
10  über  ba^,  \oa§  allgemein  unb  not^iüenbiger  üjeife  (entmeber  abfolut  ober 
relatiü)  mo^lgefellt.  2)a^er  ®efd)ie^t  ta§  Urtl)eil  über  ba§  ®ute  unb 
33öfe  nic^t  burd)^  ®efül)l,  »eil  befjen  Urtl)eile  nur  prioatgültigfeit  fjaben; 
aber  fte  fe^en  todi  ®efüt)l  Dorrau§,  unb  bie  SSernünftige  Urt^eilSfraft 
gel)et  auf  bie  Sebingungen  ber  aügemeingültigfeit  be^fenigen,  UjaS  bem 
16  ®efül)le  gemä^  begehrt  werben  mag. 


542.    v—^f  (Q--  vf)  ffif)  M247. 

6tiüa§  ift  ein  ©egenftanb  ber  ßuft,  ober:  e§  e^iftirt  ein  ©cfü^l  ber 
Suft,  Ä)eld)e§  [\(!ci  auf  einen  ©egenftanb  be^ic^t,  fann  eben  fo  wenig  au^3 
bloßen  ^Begriffen  wie  ba'o  2)ajeQn  ber  £)inge  auiSgemaci^t  werben.  2lber 
wo^l  bebingter  SBeife.  Sißenn  eine  (^  allgemeine)  ßuft  woju  oorauSgefe^t 
wirb:  wa^  gefällt  alSbenn  allgemein? 


11  feüt?  ^aüt?  Ii  14  beöjenige?  bacjeuige?? 

21   Man  könnte   auch    nach   allgeiliein    einen    Punkt   setzen   und  danti    entweder 
roaS  im  Sinne  von  ettoaö  interpretiren  oder  nach   gefällt  ein  zweites  gefäÜt  einschieben 
•ib    und  beide  durch   ein    Komma   trennen. 


238  SReflcyionen  jur  Slntfiropologtc. 

543.    l^f  (q—v?)  (fi?)  M245.  EI 397. 

2)aö  SSernünftige  3Sergnügei:  ift  an  bemientgen,  toaS  ein  allgemein 
gültiger  ®runb  be§  SSergnügenS  i[t,  [oor]  alö  airfenber  Urjac^e  ober  alö 
mürbige  6WcA«  abf 


544.  l—o?Q'—G'f((fi?)  M248.  EI 394. 
3Sernünftige§  (« 2BoI)Igefaaen)  SSergnügen,  g.  (S.  botant jtren.  3?eijen 
um  bie  2Belt  gu  fennen.  ®e|eüjct)att  um  ftc^  in  erfentniffen  ju  üben. 
2)ie[e  3?ergnügen  finb  meber  öor  bie  @inne  [allein  nod^]  unmittelbar, 
nod)  eigennü^ig,  [fon]  nod)  üor  bie  SSernuntt  allein,  fonbern  ge^en  auf 
ben  Unterhalt  ber  ©inne,  fo  fern  er  unjre  33ollfommenl)eit  beförbert. 

Q>  ©ine  2u[t,  bie  felbft  gefdUt,  meil  fte  jur  3Sollfommen!^eit 
abjtoeftO 


545.   l^—o?Q^—a^?((p'?J  M248.  EI 332. 

i5lü(i^tige  SSergnügen  megen  SSergdnglid)feit  be§  ©egenftanbeS  ober 
ber  Äürje  be§  ®enu[fe§  (©einiger  l)at  i^n  in  ber  '^bet  länger)  ober  ber  n 
SSerdnberung  unferer  «Selbft  au§  bem  3Sergnügen  ber  (Sinbilbung  in  bie 
2Bart)eit.   S^luf^on  ber  §Jiatur  in  Slnfe^ung  beö  ©efc^lec^tö  im  ©efitteten 
3uftanbe. 


546.    V.  M245. 

£)a§  {^  jtnnlid^e)  SSergnügen  ift  real  ftnlic^  ober  ibeal.   3ene§  fan  so 
ein  SSergnügen  beö  SBa^neS  üon  einem  mirflid^en  ©enufe  fegn.    2)a§ 


3 — 4l  E:  roirfertbe;  unwahrscheinlich.  \\  IDÜrbigc  nicht  ganz  sicher;  sollte  die 
Rfl.  mit  dem  Wort  schliessen,  so  müsste  es  in  IDÜrbtger  verwandelt  werden,  was  mög- 
licher (aber  nicht  wahrscheinlicher)    Weise  auch  im  Ms.  steht. 

6  Zu  Rfl.  SU  vgl.  VII 236—7.     Die  Rfl.   selbst  steht   am   linken  und  untern    25 
Rand  von  M  248,  der  s-Zusatz  (Q3—(f)  in  M  §.  662,  mit  SSemÜnftigeS  durch  einen 
Strich  verbunden.  ||  7  E:   ^enntniHen  ||  11    Der  g-Zusatz  steht,    ohne  Verweisungs- 
zeichen, in  M  §.  662,  rechts  von  botanifireit . . .  fennen  (Z.  6—7). 

21  @en  (in  ®cnu&^  ist  durch  einen  Tintetiklex  bedeckt  und  errathen. 


20 


gir.  543-550  (Sattb  XV).  239 

ibeale  ift  ein  analogon  be»  inteüectuellen,  ©eil  eö  aud^  in  unfercr  ®eo3alt 
ift,  mir  unö  e§  felbft  mad^en  fönnen. 

3)a§  ©d^öne  gefäUt  aud^,  unb  jmar  örwrAi  a&. 


547.    i'.  M245.  EI 398. 

5  @in  oernünttig  SSergnügen  ift  eine  contradictio  in  adiecto;  benn  e§ 

fe^t  ein  33ernun[tgetüt)l  DorauS.  6§  fann  aber  ben  5KitteIn  nad^  S3er= 
nünftig,  ben  ß^'cfßn  nac^  ftnnlidi)  feqn.  2)urd^  ha^  inteüectueUe  2Bol= 
gefallen  fann  bod^  ein  niirflid^  Dcrgnügen  entfpringen;  aber  al^benn  gefällt 
eS  nic^t  burc^S  ®efu!^l,  fonbern  \)a?>  ®efü^l  mirb  blo§  burc^S  mol^lgefallen, 

w  je  reiner  e§  ift,  befto  me^r  gerül)rt.  2Bie  ba§  S^Ö^^t  tt)eife  ic^  nic^t. 
SBenn  man  burd^  bie  3Sergnügen  ber  ©inne  einen  jur  Sugenb  fül^ren 
toiU,  fo  gefc^ie^ts,  »eil  er  nic^t  moralifc^  ®efü^l  ^at. 


6d8,    (f.  M247.  EI 330. 

Äorperlid[)e  3[^ergnügen.  (Sint^eilung.  ©in  einzig  33ergnügen  gtebt«8, 
15  tt)eldf)e§  ber  Körper  gän^lid^  oor  ftdl)  aUein  unb  o^ne  33emü^ung  unb 
3J?ittel  geniest:  \)a§  ift  ber  (Schlaf. 


S49.    cp.  M2i7. 

SSergnügen  ber  Sinne,  ber  begleitenben  (äinbilbung  (^o^jtifc^.  2Ruftf), 
ber  freien  ginbilbung:  2)id^tfunft,  S3erebfamfeit  :c  2c. 


SSO.    (f.  M  24:2h. 

2uft  an  ber  bloßen  33orfteÜung  eine§  ©egenftanbeä  ift  SBo^lgefallen. 
2tn  ber  ®;ciftenj  be§  ®egenftanbe§  ift  Sntereffe.  2)iefeä  entmeber  Sinnen 
ober  SSernunftinterefje,  ®cnufe  ober  2l)dtigfeit. 


1  uiiieter?  unfrer?  ||  2  unö?  nur?.* 

7  E:  bem  groede  ||  intellectuelle?  intellectuele??  E:  intellectuole;  unmöglich. 
19  frei);  das  Wort  ist  übergeschrieben;  vor  ©tnbilbung  ein  schwer   leserliches, 
in  ein  anderes  hineincorrigirtes  Wort,  das  wahrscheinlich  auch  frcljen  heisat. 


240  3tefIejionen  jur  Slnt^ropologic. 

551,    (f.  M  242b. 

2)a§  ©ubjectiDe  in  meinen  3Sor[teÜungen,  maä  nic^t  obiectiD  jei)n 
fan,  betritt  meinen  3u[tanb.  5lic^t  bloä  ©mpfinbung. 


552.    (f.  M241.  hl  M  §.651: 
(*■  2)a^  %t\\x\)[  Don  ber  23efor'berung  be§  ßebenä  oergnügt.) 

2)ie  §üt)lungen  ftnb  oon  (Smpfinbungen  unterfdjieben.  2)te  jweQteu 
gehören  Dor  bie  @inne,  bie  erfte  öorä  ®etül)I.  @§  giebt  formen  ber 
®egen[tänbe  ber  ©mpfinbung,  meldte  a  priori  fönnen  Dorge[teflt  werben 
unb  moburc^  ®e[talt  unb  Spiel  moglid)  wirb,  ©ö  giebt  eben  fo  ?yormen 
ber  gü^lung  be§  2öot)lgetaUeng  nnb  2)üöfQUen§,  bie  eine  23ebingung  beö 
SBo^Igefallenö  entljalten  in  ber  coorbination  unb  a  priori  erfannt  werben 
fönnen.  Slnbrer  @cit§  giebt§  ein  ©rfentniS  fo  mo^l  alä  2Bol)IgefQUen 
au§  einer  Siegel  unb  an  bem,  waS  jur  Siegel  bient. 


553.    (f.  M24L  EI 329.  lnM§.6rjl: 

1.  2)a§2Bo^lbefinben  überhaupt:  fubiectiüeSuft.  («' acqviescentia.) 

2.  £ia§  SBo^lgefaüen  am  ®egen[tanbe. 

a.  in  ber  ©mpfinbung.  2Bol)lgefQllen  beg  6inn§.* 

b.  ber  Urt^eilSfraft.  fubfumtion  unter  Siegel.** 

c.  beö  2Ser[tanbe§  unb  ber  3Sernunft.  Siegel  a  priori. 
*(^  2lngenet)m,  ©d^ön,  ®ut.) 

**(^  (5in[timmung  mit  einer  Siegel  ber  £u[t  fiber^aupt.) 


Ö  s-Zunatz:  (f?  ((!)*)  II  ß — 7  3rDei)ten  und  erfte  haben  im  Ms.  versehentlich 
ihre  Stelle  getauscht.  \\  12  ein?  eine?  ||  13  bem?  benn?  ||  maS  Zusatz  des  Hg. 

15  acqviesc?  acqvies?  Dan  Wort  steht  links  von  1.  Zur  Sache  vgl.  50j3, 
VII  234:35.  \\  17  beä?  baä'    ber  (so  K.)??  beä  nux /ri}hfrem  bexf  oder  umgekehrt^  1  \\ 

©tnng?  ©inn?  ©inne  (s»  E.)??  \\   IS  E:  nieseln  ||  19  Statt  c  steht  im   Ms.  3, 

aber  unter  a   und   b.  ||  20  Diese  drei  ll'nrte  sind,   ohwoht  sie  durch  das  Verwei.mngs- 
Zeichen   alle  auf  a   bezogen   Verden,   doch   ohne   Ziveifel  auf  a,   b.    f   zu   rertheilen. 


Sfh.  551—557  {Sßanb  XV).  241 

SS4.    ipf  (v—x?J  M178'.   ZuM§.6öö: 
fiuft  unb  Unlu[t  finb  ni(t)t  blofee  («»  ©rfenntniffe)  SPorftellungen,  ©eil 
|ie  nic^t  baS  äJer^altniS  pm  obiect,  jonbern  jubiect  ausbrüten. 


SSS.    ipf  (v—xf)  M178'.    ZuM§.655: 

2)aS  fubiectioe  SBoölgetaÜcn  i[t  voluptas;  ha^  obiectiüc  einc§  ®egen= 
ftanbeS  ber  Sinne  i[t  gefdjmaf,  unb  ber  ©egenftanb  ift  fct)ön;  ha^  ber 
3Sernunft  Silligung,  unb  ber  ©egenftanb  gut  2)q§  «Subiectiöe  berut)t 
auf  euipfinbung,  ^(x^  obiectioe  auf  bie  formen,  namlic^  jinnlic^e  ober 
inteflectuelle  6int)eit  unb  ^anigfaltigfeit. 

2)a§  Unmittelbare  motjlgefaHen  burd)  @mt)finbung,  einbilbungS» 
raft  unb  i^ernunft.  DbereS  2Bol)lgefaflen  mufe  auc^  Unmittelbar  jegn. 
5li(^t  ©lüffeeligfcit. 


556.    tpf  (v—xV  M252e.  E 1 318. 

2)a§  SSer^altniS  ber  SSorfteUungen  ^u  ben  tl^atigen  Gräften  be§ 
fubicctö,  um  biejelbe  SSorfteQung  ju  erhalten  ober  tieroor^ubringen,  ift 
\i(x^  ®efiit)l  ber  ßuft.  2)a§  2Serl)altni§  gur  t^atigen  Äraft,  um  baö  obiect 
ber  Suft  ju  actuircn,  baS  Ißege^rungSoermögen. 


557,   tpf  (v—x?)  M  252e. 

2)afe  motjlgefaüen  entroebcr  an  bem  ©egenftanbe  ober  an  ber  ejrlften^ 

20  beS  ©egenftanbeS.   2)a§  Untere  an  ber  ^olge  beffelben  auf  unferen  3u= 

ftanb,  \i(k§>  jmeqte  an  bem  ©egenftanbe  an  fic^  felbft.    SBo^lgefaöen  an 


10 — 12  Es  ist  nicht  ganz  sicher,  ob  diese  Zeilen  wirklich  die  Fortsetzung  vov 
Zeile  9  bilden.  Am  Anfang  von  Zeile  10  steht  ein  Zeichen,  dem.  kein  zweites  ent- 
spricht, das  aber  von  Kant  am  Schluss  von  Zeile  9  wahrscheinlich  nur  vergessen  ist. 
Es  ist  jedoch  auch  möglich,  dass  die  Zeilen  10 — 12  den  Schluss  einer  Rfl.  bilden,  welche 
auf  M  244  stand.  Darüber,  dass  das  Blatt  M  178'— 179'  falsch  eingeklebt  ist,  vgl. 
Rfl.  711. 

15  um?  nur? 

21  baS  aroeqtc  sc.  das  SCßo^IgefaUen  oit  bem  ©egenfionbe 

ff«nt'«©*t'ft<n.    ^anbfdjrlftllc^w  9?a*Ia6.    II.  16 


242  .''Hefiejionen  ,^ut  3tnt^topologte. 

ber  Belebung  ber  @innlicl)feit  [büxd:,§  ©effl^l,  ber  Urttieil^fraft  burc^  ©efdimaf 
unb  ber  JBernunft  burd)]  ober  be§  3Serftanbe§  unb  SSemunft  ober  bet)ber  in 
Übereinftimung. 

SBefjen  eriften^  gefdUt:  intereffirt. 


538.    (0^.  L  Bl.  Berliner  Königliche  Bibliothek  25.  S.  I: 

6§  i[t  nic^t  einerlei)  gu  jagen;  Sd)  leibe  ober:  mein  Körper  leibet. 

©a§  legiere:  Slnjdjauung,  nic^t  ®efül.  —  Db  jemanb  bie  Sldjtung  Sliiberer 

uerbieiieu  uiü[je  ober  fie  it)m  Don  felbft  gebührt. 


Von  der  sinnlichen  Lmst. 

A. 

l'om  Gefifhl /T/r  das  Angenehme  oder  der  sinnlichen  Lu.si  m  der 
Empfindung  eines  Gegenstandes. 

§.60  (Vn2:i(i—2:i:i}. 

559,    C'' or  M  250.  El  336. 

e§  giebt  1.  eine  Unluft,  bie  nur  ein  ftnnlid^  (;^ereif3te§  ?D?i§f allen 
ift,  e.  g.  [ba^  ©rouf]  ber  Slnblif  eine§  Unget)euerä;  2.  eine  fold)e,  ttelci^e 
ein  wahrer  <Scl)mer^  i[t,  aber  in  2lnfet)ung  be§  ©an^en  ßuftanbeö  nici^te 
ober  gar  eine  angenel)me  folge  l)eröorbringt;  3.  traurigleit  bricht  ah'f 


560.    Tj'f  x'f  (a'f)   L.  Bückseite  des  hintern  Vorsatzblattes. 

2)a§  allgemeine  mat^ematijd)e  ®efe^  ber  C^.ontinuitdt  l)eiBt:  3Bass  *> 
uon  bem  Sßert)ältniö  ^tt)er)er  Ungleicl)en  ®ro§en  unbeftimmt  praebicirt 
roirb,  gilt  aud),  loenn  pe  gleich  fmb,  b.  i.  roenn  bie  Ungieict)t)eit  wer 

/  ©innlic^feit  a««  ©inne  \\  ^  beß  cus  ber 

15   1  fehlt.  II  ©ereifetegr  @emacl)teö  (vo  /■:.)?*  |'  i,s  tjeroor.   ""-  »-•v  ■<rt,Hi,ii. 
■'II-  tjeroob 

*>f>  ;^u  @ey.   ber  Contin:  '■'/^-  -V/''  tJS       '/?!>  ■<r,,>,ml  ilr„  ,l.,rt  .ti,ijfi^fl»'iin,  Sl,-/!^,,. 


-)ir.  Ö57--56Ü  (öanbXV).  243 

i(l)H)inbenb  ift;  e.  g.  toenn  ©parjamfeit  unb  ®ei^  nur  ber  ©röfee  m^, 
aber  unbeftimt  unterf(t)ieben  fmb,  fo  gilt  eben  ta§>  Don  ber  (Sparfamfeit 
tt)ie  Jom  ®ei^:  nemlid)  er  i[t  [ein  unenblid)  unenbti^  lü]  ftrafbar,  objroar 
unenölid)  loenig.    Uingefebrt:  menn  sroerj  23ejct)Qtfent)eiten  ber  ©inge 

:.  burd)  bie  tlofee  3Serminberung  ber  einen  in  bie  Slnbre  nid)t  überget)en 
fönnen,  fo  bifferiren  fie  nid)t  blofe  ber  iS^röfee  nad).  [2)tnge  beren  bag]  2)a§- 
lenige,  wah  burd)  bie  blofee  l^ergröfeerung  ta^  ©egenttjeil  non  ber  golge 
(roeldie  eine  ©eroi^e  be[timmte  gröfee  t)aben  würbe)  l)erüorbringt,  e.  g. 
(Sinpfinbung,  bie  cm  ®runb  be§  ^BergnügenS  ift,  ift  eä  md)t,  wenn  fte  in§ 

•'  unenblid)e  mäd)\\. 

3e  großer  bie  ©mptinbung  [etneä]  ift,  befto  großer  ift  [bas  Cetben,  befto 
fieincr  aUo  bie  ©]  bie  reale  23orfteHung  feinet  3uftanbe§,  befto  grofeer  aber 
ba^  Se'oen,  b.  i.  bie  SSerminberung  ber  6elb|tt{)dtigteit.  2)a  nun  \iai> 
^Berguugen  auf  bem  probucte  berut)t  au§  ber  (^xö^e  be§  ®efiif)I§  unb  ber 

.  ®röße  be§  2eben§,  fo  mufe  ber  ©inbruf  nid)t  ben  SBieberftanb  betreffen, 
mit  roeldjem  bie  2eben§fäl]igfeit  fid)  felbft  ert)dlt  unb  unter  feiner  2Bitlfü{)r 
l)at.  j.  (5.  kleine  Sdrme  ift  angenei)m,  nod)  ©rohere  angenel)mer;  aber 
njenn  fie  weiter  fortfärtl^  ^u  toadjfen,  wirb  Tte  unangenet)m. 


/  Zu    (li'iii    Beispiel   von  ^Sparfamfeit   unb  ®et^   lyl.   Sn-i/tx   ..Procfnnf   um 

hnileiihscr  Alnjiuml  oder  ilie  (jegvhiclitt  John  Bulls'-,  Zufiter  Tbeil  1713  7.  Cap.: 
..Tugend  ii/hI  Laster  unter.scln-uh-ii  swk  durch  eine  unmerkbare  Linie.,  und  es  ist  nicht 
niiiytuh  auf  der  duaxersten  (ü-en:scheiduny  der  Sparsamkeit  einher:uijehen.  ohne  zu- 
ii:edi-i,  dii.s  Land  der  f\aty/i"it  :»  berühren'''-  (Sati/rifiche  und  ernslhd/te  Schriften  von 
Ür.  Juu.  >//;/>.  BiL  I.  J.  Aufl.  ITCli.  S.  11)5.)  ]\3'-4  0531001  lüenig  mus!<  zu  gilt 
<iezüijen  trerdiii,  trenn  man  uieht  rarneht.  fie  ift  ^>ati  tX  ifl  :u  le.sen.  I|  ö  beren" 
benen'  i  6-10  /«  '/-•',  H'.W^-//  2)QSienige  —  iudcl)ft  hat  Kant  entweder  die  Voll 
■ndung  def^  Umpt.^nt:-^  nb^r  di-m  Bei-siiirl  mn  der  ßinpfinbung  vergessen  oder  diese 
VaUendunu  mit  .-[hy/rhl  unterhi.'i.'^eii.  \ri-il  ,U'r  giirdhhe  .\njang  ueh  :uui  Ausdruck  /iir 
das.  n-a-s  -r  .sagen  wlltr.  als  ungeiignci  lairirs.  Stib/eet  :u  ift  C^  ni(^t  ist  .te/bst- 
'•rrs!t'ind/i(h  Gmpfinbung.  meiere  />/  (ibjeel:  große  '•' ■  der  rrsache.  I'rr  Sinn  de, 
>>'•//<■  kann  u-nh/  nur  j\'bfnib'r  sein:  .W'-nn  eine  stärker  u-irkende  l'rsarhe  lUi.s  tifgenthetl 
ron  dl,  B<.-,i  /nijl  uheit  .!(/  Fu/gt  hat.  dir  durch  eine  sehirächf,  nirkeiide  Ursache 
derselben  Art  hc,;-.,n/'bi  acht  wird,  w  diifcnren  die  lieidcn  Fiesehaffenheiten  nicht  hlos.^ 
d'-r  (irös.ie  nach.  Hf/»  •/"-  Lei  tt-re  -//  Fall,  sv  wüsste  die  VerKtdrkung  der  ürsachi- 
eir,r    entsprecheiiib    \'ri,ir:i.-s>'runQ    dii     Fulgi     naj,    sich    .iehen.'-[    13    S3ermtllberung ' 

Söerünbenuig?''      1'»     10  betreffen   i-t  riell-icht  rcM-hrii-ben  j'/r  übertreffen,  unter 

ipuiet  /■"   iiiitei  iljrci     ■  V     iljii    M.  ./^-n   Finden/,    unter  itirer 

It* 


244  3fiefIejtonen  jur  Slnttiropologie, 

561.    'a(f'fM  178'.  E 1  319.   Zu  M  §.  656  f 

2)ie  Slntriebe  bc§  SebenS  jinb  ©inbrüfe  unb  ©ebanfen. 
2)Qg  Seben  jelbft  füllen  toir  nic^t,  fonbern  bie  SBeforberung  obci 
Jpinberniö  beSfelben. 

2)ag  SSergnügen  felbft  ift  eine  S3e[orberung  bcS  SebcnS,  ba^er  freube. 


562.   Q'f  a'f  (p)  (v^^)  (cp^fj  M246.  EI 331. 

3Sergnügen  unb  ©dimeq  jinb  entroebcr  bIo§  in  bcr  (ämpfinbung 
ober  im  ©emüt^e.  2)aö  le^te  i[t  freube  unb  23etrübni§.  (*  ®lüd= 
feeligfeit  unb  Unglüdffeeligfeit  bepenbiren  baoon,  muffen  im  gemüt^e  felber 
il^ren  ®runb  ^aben.) 

2)Q^  SSergnügen  ift  entmeber  bloS  unter^altenb  ober  belebenb. 
2)aö  le^tere  ru^ig  ober  lärmenb  (»  rQujd)enb).  3)er  ©auer  nad^  ent= 
meber  ber  Slbmed^jelung  (^  Suftreife,  SqqO  obtx  [ober]  an^altenb. 
(^  2)?Qbljett.  Umgang.  £ecture.  3)effen  man  niii^t  überbrüfeig  mirb  in 
ber  SBieberl^olung,  aber  boc^  balb  fatt  in  ber  SSerldngcrung, 
®ei[tige  2?ergnügen  feinS  oon  betjben.) 

Äur^e  3eit  einnebmenbe  ^jerfonen. 

SSergnügen  ober  2KiSfalIen  im  ^iad^jcl^maf  (^  SSorgefd^maf)-  5Wa^U 
jeit  be§  plato.  0iebe.  (äinfaü.  3R^einn)ein.  6üffigfeit.  ßrgo^lic^feiten. 
2)ic  größten  Sebürfniffe  ber  S:f)iere  jinb  gugleic^  ergö^Iid^feitcn.  9Ka^l» 
geit.  @d)lat.  ^Begattung,  baüon  ba§  le^te  mit  Unluft  in  bcr  5la(^= 
emppnbung  öerbunben  i[t. 


2  Es  ist  nicht  sicher,  ob  Z.  2  mit  Z.  3 — 4  in  unmittelbarem  Zusammenhang  steht. 
Sie  ist  von  ihnen  durch  vier  Zeilen  der  früher  geschriebenen  Rfl.  706  getrennt,  ohne 
dass  Verweisungszeichen  eine  Verbindung  herstellten.  \\  4L  berjelbetl 

8  s-Zusatz:  (f.  Vielleicht  stammen  mehrere  der  g-Zusätze  auch  erst  aus 
späterer  Zeit  ((f).  \\  16  be^ben?  be^bcm?  II  17  petfonen.  ist  vielleicht  erst  nachträglich 
hinzugesetzt;  zu  etnne^menbe  u-äre  dann  SBcrgnflgen  zu  ergänzen.  \\  18 — 19  Zu 
aRa^ljeit  beä  ploto  vgl.  VII  278,  365.  \\  dH)emmmf  mi'mxmnf  \\  20  Von  5)ie 
bis  zum  Schluss  vielleicht  erst  nachträglich  hinzugesetzt.  \\  21  ©^löfl- 


sjh.  56 1  -566  (Sanb  X V).  245 

,563,    Q'f  a'f  (x'f  v^fW  ^  2^1- 

33et)  bem  Urtt)eil  über  aagemcine  35ef(f)Qffent)eitcn  ber  S)inge  fan 
man  ftd)  niemals  aufS  ©efü^l  beruten,  unb,  too  bie  befonbere  SBeitimungen 
nur  burd)  ba§,  roaS  fte  mit  einer  aagcmeinen  Sflegel  einftimißc«  ^aben, 
getanen,  ta  gejc^ie^t  baö  Urt^eil  niemals  burc^S  ©efü^U 


564.   i'.  M241.  EI 333. 

25cr  3uftanb  bcS  2Bot)lbeftnben§  (^  bem  ©emütl^e  mö)),  ber  %rbf)\\6)'' 
feit,  ber  fiuftigfeit,  ber  auSgelaffenen  ^reube,  be§  Übelbepnben^  (Unlu[tig^ 
feit).  3Ki§Dergnögte  jdimermut^.  2)a§  2Bo^lbefinben  ift  noci)  nidjt 
öergnügen,  c§  ift  bie  6int)eit  in  bem  S3er^dltnife  beS  ©enuffeS  jum  Se» 
bürfniS.  ^g  ift  2uft,  aber  nod)  nict)t  SSergnügcn  ober  jdimerj.  68  fomt 
aüeö  auf  bie  golge  an.  2)a8  2Jergnügen,  ma§  aufs  SBoblbefinben  folgt, 
ift  entbe^rlid),  aber  bie  reftitution  beS  SBoblbeftnbenS,  b.  i.  Sefrei^ung  Don 
@(i)merg,  ftimt  mit  ber  23ebürfni§  unb  ift  in  SSer^altniS  auf  ben  JBorigen 
ßuftanb  ein  33ergnügen. 


565.    V.  M24L  E 1 320, 

2)ie  ^Belebung  eine§  organS  ift  ein  beftimte§  Vergnügen.    2)a8 

®anfee  ©efü^l  be§  2eben§  eine  ?5rö^Ucl)fett.  2)er  @(t)Iaf  bringt  burc^  bie 

Belebung  beS  6i)ftem§  ber  Organen  ber  «Selbfterbaltung  mit  ber  %üI)U 

20  loftgfeit  ber  orgonen  ber  2BiQfüt)r  auc^  33ergnügen.  2luf  einen  ©(^mcrj 

erfolgte  33efreQung  ift  eine  ^)ofttiöe  SSemegung  ber  Organen  jum  Seben. 


566.   t;.  M241.  EI 335. 

^er  ©d)merg,  ber  feine  2Birflid)e  SSerönberung  unfrcS  Suf^ani^cS 
gum  ©runbe  t)at,  ift  ibeal;  e.  g.  f^mpat^ie,  ibeale  j^urc^t  beqm  Slnblif 


25  4  nur?  immer? 

9  SDttöDcrgnügte?  SKigoergnügen .'  ||  12  E:  golgcn  ||  13  Don»  oom»  || 
14  in?  im? 

23  feine?  fein?  ||  SBirllic^e,  wie  es  scheint^  oj«  3BirfIid)e8;  es  folgt  ein  durch- 
strichnes  Wort,  wahrscheinlich  obiect  ||  unfreS?  unfer^?  mifereä?? 


24()  JRefleftonen  jur  3Intl)topologtf. 

©raujer  gcgcnftänbe.  6^  ift  ber  ©djmer^  in  ber  ©rfdjeinung,  aber  nid^t 
(Smpfinbunc|. 


567.    V.  M  241. 

2BcU  2ine§,  toaS  baS  ®cfü^l  bc§  2cbeti<8  beförbert  ober  oergröfeert, 
gcfdUt,  fo  betritt  e§  entroeber  ta^  t^ierifdje  ober  menfd)lid5e  ober  (Seiftigc 
ßcben.  2)q5  erfte  ®efdQt  in  ber  (Smpfinbung,  ta^  jroeqte  in  ber  2ln= 
jii^aming  ober  (5rfd)einnng,  ba§  britte  im  SSegriff.  2lQe§  oergröfeert  ober 
beforbert  \ia^i  ®efü^l  be§  £eben§,  maS  bte  3:()Qtigfeit  unb  ©ebraudj  feiner 
Ärdtte,  fo  roo^l  ber  ßrfennenben  qI§  ber  Sluefü^renben,  begünftigt.  3)ie 
®nuflfamfeit  ber  frei)en  SBiüfü^r  ift  bü§  ooUftänbige  ßeben.  Se  ein= 
fiimmiger  mit  fid^  felbft,  je  einftimmiger  mit  frembem  SBiUen  feiner  ?Ratur 
nad)  bie  2BiUfüt)r  ift,  je  mef)r  fie  ein  ®runb  ift,  anbrer  2Bi[ltut)r  mit 
unfrer  ju  Bereinigen:  befto  me^r  ftimmt  e§  mit  ben  allgemeinen  principien 
be§  ßebenö,  befto  meniger  ^inberniä  auc^,  befto  größerer  (Sinflufe  auf  bie 
^er^altniffe  unb  freqe  2Billfüt)r  anberer.  2)er  freqe  SBiUe,  ber  pgleid^ 
ben  anbrer  mit  bcm  feinigen  SScrcinigt,  l)at  baS  größte  ßeben. 


S68,    V.  M241. 

2Ranc^e§  gefeilt  nid^t  an  fic^  felbft,  fonbern  burc^  5leuigfeit;  bie 
Unertröglici^feit  ber  2Biebert)olungen  mi^iger  (äinfätle,  2;t)öne. 


569.    V.  M24I.  EI 321. 

2Bo  gar  fein  ©efii^l  ift,  \i(x  ift  nidjt  «Sc^mer^,  nic^t  ßuft.  StTier  \iOi^ 
ÜBol)lbefinben  ift  bie  iSume  com  ganzen  ®enufe  be§  SebenS,  ^a%  Der= 
gröfeerte  ®efü^l  in  einem  3;^eil  ift  h<x§>  sßerqnügen. 


5  Die  zweite  8übe   in  üetrift  bis  auf  das  r  nicht  ganz  sicher.  \\  11  frembem' 

fremben?  ||  Statt  feiner  wohl  besser:  i'^rer.  ||  13  ben?  bem?  ||  In  princlpten  die  Endung 
unsicher.  \\  15  3Ser!^altn:?  SSorfa^e?  Das  Wort  steht  (ebenso  wie  jugleid^  ben  in 
Z.  15/6)  hart  am  rechten  abgegriffnen  und  ausge/aserten  Rand  von  M  241.  In  beiden 
Fällen  sind  nur  die  ersten  vier  Buchstaben  noch  einigermaassen  deutlich  erkennbar;  dn-y 
.andere  ist  fast  ganz  gerathen.  \\  unb?  ||  JUgletC^  ben?  juftimmunfl? 
18  gefent?  gefattt? 


-.Ur.  566-571  (33anb  XV  j.  247 

o70.    V.  M 241.  EI 321. 
(«'  SlÜe  Belebung  burd)  ben  ®ei[t  i[t  inniglid)  unb  öergröfeert  e§ 
im  ®an^en;  aüe  burd)  ben  Körper  beleben  nur  einen  %\^z\\,  33elebt  ift 
nic^t  ber,  fo  einen  gefunben  5Ragen  unb  gute  2lrme  unb  33eine  !^at, 
fonbern  ber  aufgeroeft  ift,  fid)  feiner  2ebenbigfeit  faemuft  ^u  feqn. 

2)ie  Gaufalitaet  ber  SSorfteÜungen  in  Slnfel^ung  i^rer  eignen  .  .  . 
ift  guft.) 
2)aö  beforberte  ®efü^l  be§  2eben§  an  einem  Sl^eil  !ann  üieUeid^t 
mit  ber  SSermtnberung  be§  £eben§  im  ©an^en  Derbunben  fei)n  in  ber 
^olge.  Slber  'ü(x%  unmittelbare  ®efiil)l  B^ißt  bod)  oerme^rt  Seben.  2lfle 
angenet)men  (ämpfinbungen  fd^einen  bie  freue  SÖeoiegung  be§  neroenfafts 
/^u  begünftigen. 


/>71.    V.  M24L  El 350. 

SBarum  ba§  Seben  gefällt  unb  bie  fiebloftgfeit  miSfaUt?   ©a  \iOi§> 


i:,  2  Der    Anfang    des  g-Zusatzes    ('SlKe  .  -  ■  Utlb^    steht   anmittelbar    rechts    vom 

Schluss  von  Rfl.  569,  ist  aber  durch  einen  Strich  von  ihm  getrennt,  der  unter  den 
am  linken  Rand  von  M  241  eine  Zeile  bildenden  Worten  boS  Sßergnftgen  hergeht  und 
sich  dann  ztvischen  Sßergnügett  und  SlClc  aufwärts  zieht.  E.  schlägt  den  g-Zusatz 
:u  Bß.  569.      Ich  halte  dif  Zeilp/i  für   einen    nachträglichen  Zusatz    zum  Anfang   von 

■.'II  Rfl.  570  und  beziehe  demgemäss  e§  (Z.  2)  auf  ®efüt)l  beä  Sebetlä  in  Z.  8.  Die  Worte 
Äörpet  .  .  .  %\)z\\  (Z.  3)  stehn  unmittelbar  über  dem  Anfang  von  Rfl.  570,  der  Schlug," 
des  g-Zusatzes  von  SßeUbt  an  auf  dem  untern  Rand  der  Seife,  durch  Vei-weisungs- 
zeichen  mit  Sfjeil  verbunaen.  —  Die  Worte  2)te .  .  .  8uft  {Z.  6/7)  stehn  zu  unterst  auf 
der  Seite,  rechts  von  fetjtl  (Z.  5)  una  durch  einen  senkrechten  Strich  davon  getrennt. 

■jf>  Vielleicht  soll  der  Strich  ein  Verweisungszeichen  sein,  dem  aann  möglicher.,  aber  nicht 
wahrscheinlicher  Weise  ein  zweites  vor  Rfl.  573  entspräche.  Ist  er  ein  Trennungszeichen, 
so  bedeutet  er  vielleicht  nur,  dass  die  Worte  2)ie  .  .  .  ^uft  eine  gewisse  Selbständigkeit 
besitzen  und,  wenn  Platz  gewesen  wäre,  einen  besonderen  Absatz  gebildet  haben  würden. 
Möglich    aber   auch,    dass   sie   eine  besondere,  erst  später  hinzugekommene  Bfl.  sind.  [■ 

:;(!  4  Wlaqen  nicht  ganz  sicher.  ||  4  E:  bei"  (X\xi)  gen)ol)nt  ift;  unmöglich,  höchstens: 
aufgetDÖt^t.  ||  ßebenbigfeit?  Sicher  ist  nur  tgfeit,  davor  steht  b  oder  I,  t,  kaum  b: 
zu  Anfang,  wie  es  scheint,  ein  8  (l).  S3  (h).  oder  %  (i).  E:  ©^lllbigfeit.  ||  6—7 
Diese  Zeilen  stehn  hart  am  untern  abgegriffnen  und  lädirten  Rand  von  M  241,  daher  sind 
viele  Worte  unsicher.     Hinsichtlich  des  icahrscheinlichen  Sinnes  vgl.  Rfl.  5,'j6  und  577.  || 

:tÄ    3)ie?!!  53ürftelUlltgen?  ||  Slufetiung?  ||  il^ret?  if)ree?  ||  Die  drei  Punkte  vertreten  etwa 

zehn  unleserliche  Buchstaben.  \\  ift  ?uft?  ||  <S  an  einem?  am  einen?  II  iO  In  öermc^rt 

die  2.    Silhi'   nicht  iiaii:   sicher.  ||  11   fret)e'    frü£)e? 


248  JReflejioncn  jur  Stnt^ropologic. 

SSolÖIgetaflcn  ber  ®runb  bcr  Segierben  unb  Sl^dtigfciten  ift,  jo  ijt  c8  bie 
birection  bcr  Ärdfte  unb  bie  2luöübung  be§  2ebcnä  felbft. 


S72.   v—(pf(x—\pf)  M241.  EI 349. 
Sßarum  miöfdUt  bcr  Stob,  ta  man  bod)  leben  mufe,  um  Unölüflic!^ 
ju  tet)n.  » 


4r73.    v—<pf(x—\pV  M241.  EI 399. 

Facultas  substantiae,  qvatenus  consistit  in  caussalitate  repraesenta- 
tiva,  est  vita. 


S74.    V.  M241.  EI 317. 

3)a§  geben  ift  felbftt()atigfeit.    2)ie  Übereinftimmung  beS  ÄorperS 
mit  ber  2:t)dtigen  Äraft  beg  ®emüt^§  ift  boS  t^ierifdie  Öebcn. 


S75.   V.  M241.  EI 325. 

2ßa§  bQ§  Semuft je^n  oon  ber  J^inbernife  bei  ßeben«  öcrmel^rt,  mad^t 
unluftig,  miSDcrgnügt. 


576.    V.  M241. 

3)ic  refle;:ion  mac^t  ^(ii%  ®efü^l  grofeer. 


2  Gräfte?  ^aft??  \\  E:  auf  statt  unb;   unwahrscheinlich. 
4  E:  leben  müfete 
7—8  repraesentat : 


5«r.  571-580  (SBonb  XV).  249 

577.    (ff  wff  M  241. 

@ine  SBirfung  ber  SSorftcIIungcn,  aeld)c  in  ber  Überetnftimung 
mit  ber  öoeUe  beS  35orftcIlenS  (^  mit  ber  OöeHe  ber  3:^Qti9feit)  befielt, 
i[t  bie  Su[t. 


5  S78.    V.  M242. 

Sd)  l^abc  ein  grofeer  SScrgtiügen  über  ben  ©etüinn,  ben  ein  armer 
^enfc^  mac^t,  al§  meinen  eigenen. 


379.    V.  M242.  EI 68. 

2)ie  qoalitaet  ber  (Smpfinbung,  ba  jte  ßuft  ober  Unlu[t  erregt,  ift 
allgemein  üerftänblit^,  meil  jte  auf§  Seben  iiberl)aupt  gei)t.  3ft  nid) 
obiectiD,  aber  bo(^  bad  einzig  malere  ber  affection  ber  Sinne. 


SSO.    vffW  M 246.  EI 343. 

3lQe§  SSergnügen  mirb  cntmeber  in  2Serl)altni§  anf  bie  gan^c  fummc 

unfereS  Buf^a^^fS  oi>ci^  einzeln  gef(^ä^t.  (*  SSernunft  ift  gu  einem  rid)tigen 

15  Urt^eil  über  fein  ®lü(f  nott)ig.)  3^  elften  faß  ift  bie  blofee  Serminbcrung 

(« obgleich  ber  übcrreft  grofe  gnug  ift.  2öir  fütjlen  nur  bie  9Sermcf)rungen 

1  Ich  habe  die  auf  M  241  stehenden  Reflexionen,  soweit  sie  wahrscheinlich  am- 
V  und  (f  stammen,  mit  Rücksicht  auf  die  inneren  Beziehungen  zwischen  den  einzelnen 
Mm.  (z.  B.  zwischen  567  und  569 — 573,  zwischen  570  und  577)  hinter  einander  zum 

•jü  Abdruck  gebracht,  obwohl  einige  der  folgenden  Nrn.  (578,  579  und  besonders  580) 
wegen  der  günstigeren  Plätze,  auf  denen  sie  atehn,  wahrscheinlich  vor  Rfl.  573  und 
577,  vielleicht  auch  vor  Rfl.  574 — 6  geschrieben  sind.  ||  2  ^iBtrfung  theilweise  ('2BI,  tj 
halb  gerathen.  \\  In  Überetnfitmmiing  die  3.  und  4.  Silbe  nicht  ganz  sicher.  \\  3  beS? 
ber«?  II  SSorfteUenS?  Sorfteaen.»  SSorftenung.»  SSorfteUunflen ?  ||  3—4  Ob  der  g-Zusat.- 

25  wirklich  hierher  gehört,  ist  nicht  sicher.  Seine  ersten  beiden  Worte  stehn,  durch  einen 
senkrechten  Strich  abgetrennt,  rechts  von  ?uft. 

12  s-Zusätze:  (f.  \\  15—16  obglcic^  ist  mt(  Semtinberung  durch  einen  Strich 
verbunden.  Die  Worte  3Bir  .  .  .  SSerminberuttgetl  stehn,  ohne  Verweisungszeichen,  im 
Text  von   M  §.  658  über  den  Worten  obgletcfe  .  .  .  gilltg   ift;   die   Rfl.   selbst  steht 

jii  (im  linken  und  untern  Rand  von  M  246  sowie  ^wischen  M  §.  658  und  659.  \l 
249t6—250i  E:  SBermel^rung  ober  5Berminberung 


250  Slcflcfioncn  jur  3lnt^ropologic. 

ober  2?erminbcrungen.)  be|(f)iocrli(t)er  al§  ein  fletnerer  ©rab,  in  ben  man 
getDot)nt  i[t  C«  üiel  klagen  beroeifen  üer^ärtelung  unb  aljo  UeberfluS). 
2)Q^er  ift  e§  nötbig,  fic^  U)a§  ju  oerfagen,  bamit  man  etma§  ju  fteigern 
t)abe.  Sßebiente  nict)t  auf  einmal  ^u  bereict)ern,  bamit  man  nod)  etroag 
ju  geben  t)abe.  3)a^er  bie  Unbantbarfeit  ber  ®ün[tlinge,  meil  fte  nic^t 
nod)  me{)r  befomen.  SDieSlbna^me  mad)t  j^urdjt  megen  gänäUdiem  23erlu[t. 
Sie  accelerirt  fic^.  SBag  ^en  <ScI)mer^  üermet)rt,  i[t  boppelt  fdjroeer. 
3)?an  !ann  boct)  ber  (ämpfinbung  be§  ©emiitbS  eine  bioerfton  mad)en 
(*  burd)  anbre  @d)mer^en).  kleine  Delationen  mad)en  oiel  ungebulbiger 
als  grofee  Übel,  meil  man  ^ier  ftd)  ^ufammennimt,  bort  aber  jid)  Dom 
@d)mer5  treiben  läfet.  2)ie  2lnnel)mlid)feit  nac^  langer  Unluft  ift  mitt- 
fommen. 

23cn  ber  ©eiool^nlöeit,  anbre  glüdltd)er  ju  |(l^ä|cn,  jtd^  aber 
mnrbiger.    33ornemlid)  ?^rei)l)eit,  3Rul)e  unb  3?eid)tum. 

OJian  Derbirbt  ftd)  an  ber  Unmafeigfeit  be§  (Senufjc«  ben  ®efd)maf 
an  bem  rul^igen  felb[tgenuä    23u[jt)  3fiabutin. 


1  ben?  bem?  |i  4  nod)  /eA/?  6e(  /-;.  ||  15  16  /.>w  iVorte  Sufy^  3fiabutm  snüm 
kaum  den  vorhergekenaen  !Satz  als  Citat  aus  Bussys  Schriften  kennzeichnen^  sondern 
loohl  vielmehr  auf  sein  Leben  und  Verhalten  als  auf  einen  abschreckenden  Beweis  für 
die  Wahrheit  des  Satzes  hindeuten.  Roger  de  Babutin,  Graf  von  Bussy  (1618 — 1693).  -" 
war  trotz  grosser  kriegerischer  Verdienste  1665  bei  Ludwig  XIV.  wegen  seiner  Histoirr 
nmoureuse  des  Gaules  und  wohl  noch  mehr  wegen  eines  ihm  zugeschriebenen  Spott- 
gedichts auf  den  König  in  Ungnade  gefallen^  über  ein  Jahr  auf  der  Bastille  gefangen 
gesetzt,  dann  zum  Verzicht  auf  seine  hohen  militärischen  Stellen  gezwungen  und  auj 
das  Land  verbannt.  Er  hat  dies  Exil,  wie  seine  nach  seinem  Tod  herausgegebene  '-' . 
< Korrespondenz  zeigt,  mit  wenig  Würde  getragen,  immer  irieder  von  neuem,  und  schliesslich 
auch  mit  einigem,  icenn  auch  nicht  mit  dem  gewünschten  Erfolg,  in  schmeichlerischen 
Briefen  die  Gnade  des  Königs  angefleht.  Zu  einem  fest  in  sich  gegründeten,  im  rill)igen 
felbftgenuä  zufriedenen  Mann  ist  Bussi/  auch  in  den  lagen  des  Alters  nicht  geworden. 
Das  Höchste,  was  er  erreichte,  war  eine  gewisse  philosophisch  christliche  Resignation.  3,, 
unter  der  aber  das  Feuer  des  Argers  und  Zorns  über  die  ihm  widerfahrenen  Zurück- 
setzungen und  eine  ungemeine  Eitelkeit  und  Ehrsucht  fortglommtn,  um  häufig  durch- 
zubrechen und  in  offnen  Flammen  emporzulodern.  Trotz  all  des  Rühmens,  das  er  in 
seinen  Briefen  oft  von  seinem  stillen  Landleben  macht,  sehnte  er  sich  doch  im  Grunde 
seines  Herzens  stets  nach  dem  Hofleben  und  der  grossen  Welt  zurück.  Ich  habe  den  .i.s 
obigen  Satz  weder  in  der  oft  aufgelegten  und  mehrfach  übersetzten  Schrift  „L'usagi- 
des   ndversitez.    on    fhistotre  df  plu."  illustres  favnris  contenant  un  discours  du   (Jomtr 


"iRt.  580-584  (fdanb  XV).  2-51 

nfSl.    V.   M  246. 

3)en  2Bertt)  ber  2)tnge  unb  bc§  fiebenö  en  gros  ober  en  detail  fd^ä^en. 


Ji82.    (f>.  M  242b.   EI 324. 

3Rid)t  \i(x^  [©efütiri,  roaS  ^(x^  ®efüt)I  be§  iiebcnö  beforbcrt,  Dergnügt. 
©er  Scl)mer^  beförbcrt  e«  auc^,  aber  eS  i[t  ein  ®efü^I  ber  .f)inberni8  beS 
SebcnS. 


585.    (p.  M  246. 

Wvc  füllen  bie  triebfebern  bc§  i^ebenS  (effen,  trinfen,  ßid^t,  25e= 
iregung)  ober  bie  t)armonie  ber  ©inbrücfe  ober  bie  l^armonic  unjerer 
iyrei)t)eit  mit  bem  allgemeinen  Seben.  2)aS  ße^te  ift  S3ernun|tDoUfommen= 
t)eit  unb  betrift  nur  bie  ^^orm. 


584.    q).   M24Ö. 

Vergnügen  bebürfen  abttcc^fclung.  Wan  mufe  immer  ftcigern 
fönnen.  ^ofnung. 

de  Bussy  Baöutin  u  .sen  aifaiis  sitr  Its  diverx  nvfntrni:it.s  dt  so  mt-"  (16^7),  noch  tu 
den  nach  seinem  Tod«  erschienenen  M^moires  (nouvelle  €dition  par  L.  Laianne,  2  Bde. 
1857),  noch  in  seinen  Lettres  (nouvelle  Edition,  6  Bände  1731)  gefunden.  Sollte 
das  Wort  wider  Erwarten  doch  von  ihm  stammen,  so  hätte  er  es  jedenfalls  auf- 
richtig nur  in  dem  Sinn  von  sich  sagen  können,  dass  die  UnmO^igfett  beÖ  ©etiuffcö 

i/i  seinen  früheren  Jahren  ihm  ben  ®efd)maf  an  bem  ruhigen  felbftgenuä  ein  für 
allemal  verdorben  habe.  Hätte  er  dagegen  seine  spätere  Zeit  als  eine  solche  rut)igen 
)elbftg6nu§ses  bezeichnen  wollen  (im  Gegensatz  zu  dessen  Fehlen  in  den  Jahren  der 
Unmafeigfeit  be§  ©enuneö  t-o/-  seiner  Verbannung),  so  wäre  das  nur  eine  jener  leeren, 
rhetorischen  Floskeln  gewesen,  von  denen  vor  allem  seine  Briefe  strotzen.  Das  Urtheif 
über  Bussi/s  Verhalten  nach  seinem  Fall  war  bei  Mitwelt  und  Nachwelt  ein  vorwiegend 
ungunstiges.  Vgl.  Saint- Evremond.'i  und  Voltaires  Aussprüche  in  der  vorhin  genannten 
Ausgabe  der  M^moires  (II  4ö8ff.,  I  S.  XX  V),  sowie  Bayles  Nachrichten  in  seinem 
Dictionnaire  historique  et  critique  (5.  ed.  1738  fol.  IV  .585 — 58^:  Bnyle  selbst  nimmt 
Russy  bis  zu  einem  gewissen   Grade  in  Schutz). 

2  en  gros?  ens  gros? 

ß  Am  Schluss  der  Rß.  .itpht :  pag.  24Ö  oben:  '/"-  Hfmerkung  bezieht  sich  ohne 
Zweifel  auf  Hfl.  583. 

10  bemr  berr 


252  SRefIcjtonen  jur  Sntl^topologie. 

3)er  @(t)mcri;  mufe  jtd^  cinfdölcid^cn :  dolce  picqvante.  2)cm  ©d^merj 
biüerfion  mad)en. 


585,   vf  (a^?)  M404'.  EI 326. 

5)ic  fiinberung  beS  €(it)mcrjc§  ift  nur  ein  negottü  oergtiügcn  (baS 
trol^jejjn).  2)ic  Sättigung  beS  ,^ungcr§  ift  feine  ännebmiidjfeit.  ÜKan 
fiil)lt  groar  fein  Slufleben,  aber  geniefet  noc^  md)t  baäßeben  als  nur  in  ber 
^ofnung.  3)ie  @elönjud)t  nac^  5Sergnügen  ift  gmar  ein  Sc^merj,  fe^t  aber 
pofttiDe  SScrgnügen  DorauS,  unb  bie  ßrreidjung  berjelben  ift  nic^t  bloS 
bie  StiQung  eincä  ©(I)merje§,  fonbern  ein  ßufa^  gum  ©enufe  beä  2eben8. 
@ein  ßeben  tüi)len  unb  e§  genicfecn  ift  nid)t  einerlei)»  9J?tt  langen  Sügen 
baS  SSergnügen  beg  SebenS  trinfen,  inbcm  man  fic^  felber  ben  (äenufe 
einfc^ränft. 

2)er  Sl^rtrieb  ift  nur  ein  grüjeitcrungStrieb  im  ©enufe  beö  ScbenS 
unb  fe^t  bie  SSebürfniS  oorauS. 


586.    vi  (a^?)  M 405'.  EI 322.  ,5 

2)ie  ©mpfinbung  oon  ber  Seforbcrung  ober  bem  ^inberniS  beö 
gebenS  ift  Sßergnügen  ober  S(I)mer^.  SDa^er  fan  einerlei  SSergnügen  in 
gleichem  grabe  nidjt  bauren,  »eil  man  bie  Sßeförberung  be§  2eben§  nid^t 
fü{)lt.  3)at)er  ift  93ergnugen,  weldjeS  auf  ©djmeri  folgt,  füfeen  SBir  füblen 
\iOi%  geben  üor;^ögIici)  burc^  3;t)ätigfett  unb  ^Belebung  ober  unterftü^jung  20 
berfelben.  Slffetten  finb  ^inbcrniffe  bcS  ßebenS,  unb  bie  33e/\n)ingung  ber* 
felben  burd)  ein  principium  be§  SebenS  oergnügt  gmar  ni(t)t  fo  febr,  wirb 
aber  innerlid)  febr  gebilligt.  2Bir  füt)len  l)iebur(t)  \iQ.%  perfofinlidje  geben. 

2)er  blofee  einfluS  auf  bie  ©ine  ift  an  ft(^  felbft  fc^on  (beg  gefunbem 
Körper)  eine  Urfacl)e  oom  ®efül)l  ber  Söelebung,  mithin  oon  3Sergnügen.  25 

2Bir  ^aben  aber  in  unS  ein  freies  principium  beS  SebenS,  nemlid^ 
bc«®eiftigen,iDeld)e§  ben ©cbmer^  ber armutb,Äranfbeit2C2c.  überwiegen 
fann,  fo  ba|  man  boc^  ben  Ueberf c^ufe  bcrSeforberung  über  baS  ^inberni§ 
beS  SebenS  fü^lt. 

4  ©cftmerje«?  ©tfinterjenS?  ||  5  SWan  am  xoixt  \\  S  Nach  oorauS  möglicher  30 
Weise  ein  Punkt.  ||  9  ©djmerjeS?  (St^merjenö? 
21  E:  beffelben  ||  25  üon?  tiom» 


%c.  584-687  (Sonb  XV).  253 

SBir  fönnen  un§  an  SSergangene  ©djinc^en  mit  Sßel^mut^  erinnern ; 
aber  wir  bebauren  c«  nid)t,  fie  erlitten  gu  l)aben. 

^Ricbcrfc^lngenbe  Uebel  ftnb  bie,  mobcQ  ba§  ©emüf^  bie  übermaci^t 
in  bcr  ^Belebung  Derlicrt  (®ram> 

@in  JRaufc^  bringt  eine  anbre  Drbnung  unb  lebl^attere  ?5oIge  ber 
^jl^antaften  J^eroor;  barum  ^ält  fein  SSergnügen  an. 

ßu  öer^üten,  bafe  ^inberniffe  beS  2eben§  fein  übertciegenb  gefügt 
baüon  oerurfac^en,  baju  gcl)ört,  ha^  man  fein  eigen  SSermögen  ju  beleben 
rec^t  füt)le. 

33on  bem  toaS  [get]  Dergnngt,  gefällt  ober  gebilligt  wirb. 

ein  mol)lau§gebad)ter  ftreid)  gefalt,  ob  er  ;;raar  nid)t  gebilligt  toirb. 
3um  erften  ift  bic  manier  J^inlänglid),  jum  jroeQten  mirb  ber  gute  ßroef 
crfobert.  2Ba§  gefällt,  toirb  blo§  beurt^eilt,  aber  nic^t  cmpfunben,  unb 
Sioar  in  ber  ^nfc^auung  beurt^eilt. 


15  S87.    V.  M40Ö.  EI 323. 

SGßeil  eine  iebe  SSeförbcrung  beS  SebenS,  ftc  mag  pliijftfd^  ober  ibeal 
fcQn,  nur  ^axWoX  fejjn  fann  (benn  fonft  würben  wir,  weil  bie  SSergleici^ung 
mangelt,  ^e  nidjt  marne^men),  fo  ^af  fie  i^r  3J?aaö,  über  meldjeä  fte  ba§ 
©leiigewic^t  ftö^rt.  @ie  mufe  mit  bem  ©efamten  geben  äufammcnfliefeen. 

20  fonft  wirb  fie  Sdjmerji.  ^uva.  SSergnügen  gebort  alfo  ^ufammenftimmung, 
gum  @ct)merj  mieberftreit.  ©arauö  folgt,  bafe  wenig  SSergnügen,  aber 
mc^r  (Sd)mergen  werben  moglid)  feqn.  2)a§  erftc  aber  macl)t,  \>q.^  wir  cS 
fud)en,  ba§  jweqte  fliel^en.  2)a§  ®efüt)l  ber  SSeforberuug  beö  ßebenS 
fe^t  alfo  einen  auf  gewiffe  2Beife  entweber  gleidigiltigen  ober  fcl)merglid)en 

•J5  3uftQnö  oorauS.  @(t)mergen  brauchen  ^ofitioe  ttrfadjen,  Bufrieben^eit 
fliegt  f(^ott  auiS  bem  ©cfü^l  beS  fiebenS  o^ne  ^inberniS.  3)enn  wir  leben 


3  bie  (vor  ÜbermO(iÖt^?  baS?  WahrscheinUoh  bie  aus  früherem  bfl§,  kaum  um- 
gekehrt. II  4  ®ram?  ©talü.*  ®raun??  Die  Schreibung  „Gramm"  findet  sich  z.  B. 
auch  in  den  Satyrisehen  und  ernsthaften  Schriften  von  Dr.  Jon.  Swift  Bd.  III  2.  Aufl. 
so   1759  S.  305,  Bd.  VII  1763  S.  123.  \\  14  Slnfc^auungcn 

17 — 19  Die  Klammem  fehlen  im  Ms.  \\  26  J^inbemtS  steht  am  rechten  Rand, 
der  letzte  Satz  am  untern  Rand  von  M  405,  Senn  an  dessen  linker  Seite.  Nach 
<f>tnbeniid  ein  Verweisungszeichen,  dem  wohl  ein  zweites  vor  S}enn  enUprechen  soUte. 
Kant  vergass  dann  aber  vermuthlich,  es  zu  setzen. 


254  JTteflefiotien  jur  Slnt^ropologie. 

au6)  :ontinuirlic^  auf  (^erjfc^lag,)  ober  unfer  ®e[ül^l  beä  ßebenS  beforbert 
felbft  ba§  Seben. 


588.    V.  M4()ö.   EI 340. 

5)ie  ibealifd)e  Iserqnügen  finb  bie  mäd)tigften:  ein  ©rofeev  ©eiuinn, 
etil  grofee§  2ln|et)en.  @ine  neue  ßntbefung.  ^errf(t)Q[t  ma(t)en  un§  gegen 
QÖe  p^t)ftfc^e  gleict)giltig.  2lber  fte  pnb  nid)t  |o  leict)t  erlangt  unb  greifen 
felbft  im  ®enufe  an. 


§.61.62  fVU  2:i:i-2H6). 
Vgl.  cmck  §.  66  (VII  23^—239)  und  §.  i:>  (VII  2.Wi  -2ö4i 

389.    V?  (^f)  ([X?)  (11)  M  17s'.  E  I  4IÖ.    Zu  M  ^.  60:): 
3J?an  unterfd^eibet  bie  f(t)n)äct)li(^feit  eine§  J^orper§,  ber  uielen  Un= 
pafelict)feiten  leid)!  unterworfen  ift,  üon  ber  [furditfam]  n)eict)lict)feit,  baburct) 
fo  gleld)  au§  feiner  Soffung  gebrad^t  ^^u  loerben  unb  in  Ä'ummer  ober 
[äagfjaft]  ^leinmüt^igfeit  ju  üerfallen.  5)agegen  ift  and)  bie  ©efunbe  Seb 
()aftigfeit  üon  bem  [toftigenj  Übermut^e  p  unterfdjeiben,  ber  eine  un 
befd)eibene  greube  über  fein  2Bot)lbefinben  ^eigt  unb  benen,  bie  nid)t  in 
gleid)en  Umftdnben  finb,  Idftig  ift.  2)ie  ®leid)miit(]igfeit,  bie  burd)  iold)e 
33eränberlid5e  Umftänbe  nid)t  OL\\<i  [i'einj  it)rer  rul)igen  unb  gnugfamen 
53?erfaffnng  gebrad)t  wirb,  giebt  bov  Slnfe^en  einer  ©eroiffen  SlUube.  fonft 
würbe  bie  Jugenb  unb  "Qc^^  fünfte  ®emütt)  nur  bie  (Äigenfdiaft  eine«? 
etwaä  gefc^wäd)ten  ^llaturell^  fet)n. 


590.   tf  (vf>  M242. 

Um  immer  jufrieben  ju  feqn  ot)ne  iuftigfeit  unb  @raui,  ift  eS  nötl)ig, 
oen  3)ingen  bes  fiebcnS  bie  SBic^tigfeit  ju  net)uien  unb  ben  'j?ergnügen 

4  ibeoüfd)e?  ibealfte  (so  E.)?  \\  H  erlangt  fehlt  he,  t. 
10  Vgl.  24126/.  II  15  laftigen'  ||  ber  '»«.-  ben  |l  W  h><.  fonü  "i'  r,.-ii^,cht  ,>st 
iKichtrnglich  hinzugesetzt. 

23  nÖtt)tg   nuhl   ,j>r/i:   .■«chfr. 


"fix.  087  -5y2  (Jöonb  X\).  255 

bie  Unentbe^rlic^feit.  2)ie  Suftigfeit  ftöl)rt  fid^  |elb[t  unb  atibre.  ®e= 
fd^maf  an  'Diel  fingen  unb  abgehärtet  gegen  anbre.  ©nugfamfeit. 
^rötjlid^eg  ©emüt{).  (S^uter  '^\i\\).  ßaunigte  ®emütt)^art.  (5mpfinb|am= 
feit  o^ne  (5mpfinbli(t)fett  (^Ser^artelung).  2Bie  bie  Sllten  ben  Job  ^um 
0  SSergnügen  bre^eten.  3hir  bie  reblict)en  fönnen  frö^Ud)  fe^n.  5[Ran  fii^lt 
jttar  fct)mer^,  aber  bie  Unjufrieben^eit  rüt)rt  Don  ber  @ct)ä^ung  be§ 
ganzen  3u[tanbe§. 

2)er  ßiiflanb  ®uter  Saune.  2)a§  gefefete  ©emütl),  ttel(I)e§  burd^  nicl)tä 
fe'^r  Dergnügt  wirb,  aber  bod)  üor  alle  ®etül)l  l)at.    Äomt  l)er  Don  ber 
u.  Unab^ängigteit  feine§  3Bol)lbefinben§. 

2)iefe§  t[t  entmeber  ju  ^au[e  ober  in  ©efeüfd^aft.    ©ejetligfeit  ol^ne 
foldje  91eigung. 

58ergnügen  unb  ^ranfungen  be§  2Bat)ne§  me^r  aU  be§  [©ermögen  | 
33efi^e§  ober  beö  ©enuffes. 
lä  ^^rofpecte  am  meiften. 

Aveiibc  unb  2!raurigfeit  über  feinen  .Buftnii! 


391.    tf  (vf)  M  242. 

Suft  unb  Unluft  fmb  Derf(i)iebener  2lrt,  felbft  tt)enn  fie  jtnnlid^  finb; 

aber  fte  laffen  fid)  bod)  bem  ®rabe  nad)  üergleid)en.  3)arau§  i[t  ju  fe^en, 

L'o  bafe  fte  bod)  roorin  üfaereinitimen  muffen,    ©ie  finb  fubiectio  barin 

einerlei),  \)q!^  eine  febe  bie  23egierbe  be§  fubiectg  bemegt;  obiective  fönnen 

fie  nid)t  Derglid)en  werben,  e.  g.  ein  @d)mauö  unb  eine  reblic^e  .^anblung. 


592.    n-v.   M.'iOö'.  E  J  4M. 

2)ie  Ülatur  t)at  uns  felbft  barauf  gefül^rt,  ^trar  empftnbfam,  aber 
. .  gleid^mütt)ig  ^u  fei)n  (gegent^eil  non  Seibenfc^aften).    @ie  t)at  allen  (5tn= 

1  t:^ntbet)rlid)fe{t  ;,  anbre?  anbrer?'  Bei  der  /etztt-ren  Lesart  müsste  der  von 
IUI!  Ii(n:ii(ji's  i:tr  l'iiiiLi  iri-iij'aUni  nnd  vor  abgehärtet  'tu  a  Tnacf)t  eingeschoben  werden.  \\ 
s  2)aö  Ulis  ©in  ;,  10  Unabljängfeit 

ts  unb?  burc^'  l>(u\  fim-  Siyft  ist  III  ii(t.y  niidere  Uuimicurrigirt.  \\  tierfc^teiener 
■M    'Art  '/«>  tievfc^ieben 

?.'>   /•    Veibenfdiaft 


256  JRefIcjtonen  jur  Slntl^ropologie. 

brüfen  etoaS  entgegengefe^t.  Sie  [l|ot  ung]  lelirt  unö,  bofe  toir  fterben 
muffen,  auf  i)a§  mir  tlug  roerben,  ta^  toir  nemlid)  un§  über  eine  ®un[i 
be§  ®lüfeg  nic^t  wie  Äinber  erfreuen,  nod)  über  beffen  Ungunft  toie 
Äinber  betrüben  foüen.  6ie  ^ot  ben  lebhaften  ^reuben  leinten  nad)  ben 
Überbrufe  unb  ®lei(t)gültigfeit  gefteUt,  bamit  mir  [un«]  nict)t  burd)  ein= 
bilbung  un«  ^3^antnftifct)C  ©lüffeeligfeit  babei}  gcbadjten.  2)ie  Siebe, 
melctie  ftd)  oon  bem  ßroange  ber  2Serbinblid)teit  fret)  fpri(t)t,  mit  Dielen 
Ärdnfungen,  bie,  fo  fid)  ber  Drbnung  unb  bem  ©efe^e  unterwirft,  mit 
23efd)roerlid)feit,  oornemlid)  mit  Äaltfmn  oerbunben,  bamit  b€r  5Kann 
nic^t  ein  ®ef  feiner  Seibenfdjaft  merbe.  6ie  ^at  ta^  Unbebeutenbe  ber 
^Wenfdjen  [fo]  unb  it)rer  Urt^eile  fo  öor  Slugen  gelegt,  bamit  mir  jmar 
burd)  ^ang  nid)t  ot)ne  ®efül)l  Dor  i^r  Urtljeil  mären,  aber  barauS  aud) 
feine  @ad)e  machen  f ölten,  bie  unö  ans  ^erj  gc^t. 


593.    n—v.  M305'.  E 1 355. 

SDie  größte  9ieigungen  be§  ^Kenfd^en  ftnb  bie  be§  2Ba^ne§?  aber  ber 
befümmert  eben  fo  oft,  al§  er  erfreut.  2)ic  (ärtiebung  über  tid^  5)?ittelmafe 
l)at  feine  Ungemad)lid)feiten,  unb  ber  gringe  3uftönb  feine  gemac^Udifeit. 
ÜRan  fann  ftd)  au§  allem  einen  23ort^eil  ober  2:roft  l^erau§fud)en.  @S  ift 
nid)ts,  mag  uns  bas  Seben  beffer  genießen  Id&t,  als  \>ci^  mir  feine  ®üter 
nid)t  l)od)  anfd)lagen.  2)aS  Temperament  mag  fein,  meld)eS  eS  moHe:  eS 
mufe  immer  unter  bem  S^Janöc  ber  35ernunft  fielen.  2lHe  mad)tige  SBe^ 
megungcn  fmb  ßerüttungen  ber  inneren  Drbnung;  ®cfül)le  ftnb  blinb. 


594.   n—v.  M305'.  E 1 244. 

@S  ift  nid)tS,  maS  bie  un'^eilbarc  2:^orl)eit  beS  menfd^lic^en  ®e^ 
fd^lec^ts  ftdrfer  bemeist,  als  ba^  fte  üon  i^rer  2lngftli(i^feit  [in  sinfe^ung]  25 


1—2  le^rt .  .  .  »erben:  Psalm  90,12.  \\  4  E:  ber  - . .  greube  ||  7  E:  öicl  || 
9  Subject  zu  oerbunben  ist  (Sie  (Z.  4),  sc.  2)ic  9iatur.  ||  13  folten?  f ollen 
(so  E.)  f  \\  Im  Ms.  folgt  unmittelbar,  ohne  Trennungsstrich,  Rfl.  1272. 

14  Im  Anfang  der  Rfl.,  wie  es  scheint,  ein  Verweisungszeichen,  dem  kein  zweites 
entspricht.  \\  17  E:  Ungemäc^Uc^feit  ||  20  fein»  fe^n«?  ||  21  E:  aUc  menfc^Iit^cn   -w 


^)ir.  5i)'2-ö97  (Jöaitb  X\).  2i: 


'.)i 


ber  (sorgen,  üon  ber  Äarg^eit  bie  ®egeniüdrtige  Wxitd  ^u  gebraud^en, 
oon  ber^abjud)!  ober  begierigem  (äifer  ein  fo  flarer®runb  nici^t  abbringen 
fann  al§  ber:  oon  ber  Äür,^e  be§  2eben§. 


S93.    n—Q.  M307'.  EI  469. 

5  äion  f(^tt)a(J)em  ®emütl)  i[t,  ber  fi(^  nid)t  felbft  be^errf(l)en  unb 

^roingen  fan.  ß.  @.  3n  2:raurigfeit  erliegt,  ober  ber  ®etüOu{)eit  nic^t 
iüteber[tet)eii  ober  feine  ^leigung  nict)t  überwältigen  fann.  föigenftnnige 
Seute  jinb  fct)mad),  wenn  gleid)  ta^  2;alent  be§  .^er[tanbe§  [tarf  i[t.  ^eber 
fann  aQe  Äranf^eiten  be§  ®emütt)§  an  '\\6),  obgleich  in  fleinerem  ®rabe 

10  ober  in  anfet)nng  gewiffer  ©egenftänbe,  beobaci)ten.  2)er  SSerftanb  ift 
bisweilen  fct)roacl)  ber  2)i§pofttion  nad).  5J?an  jagt:  ber  ^opf  i[t  j(t)n)ad). 
roenn  er  gleid^  t)eiter  benfen,  aber  nid)t  lange  ant)alten  fan. 


596.    a'f  vf  AJ  242. 

©lüffeeligfeit  ift  C^  ein  33egrif  üon  feinem  2Bol)lbefinben)  nic^t  blo§ 
^nnet)mlict)feit  (*  fonbern  Urt^eil  über  feinen  ßuftanb  in  Slnfe^ung  be§ 
SegrifS  oon  Sßo^lfart^). 


397.    V?  f(7'?  rO  t'n  x^ff  M29o". 

[©leic^gültig  ift:  ber  (v  nic^t)  in  ömpfinbung  gefegt  roiib,  eö  fei)  ber  aiu 
ne^mltc^fett  ober  ©(^mer^.  ©leidimüt^ig :  ber  ni(i)t  in  Seroegnng  gefegt  roirb 
ober  offect.] 

Unempfinblidt)  ift:  ber  nid)t  in  @efül)l  oerfe^t  roirb.  ©leid) gültig: 
ber  nid)t  in  23eroegung  C  Übergen3id)t)  gefegt  wirb.  ®lei(i^mütl)ig:  ber 
nid)t  au§  ber  i^affung  gebrad)t  wirb,  nid)t  in  affect  [gefetit]  gebrad)t  mirb. 
2)at)er  ein  ®efe^t,  gelaffen  gemüt^,  ta^  nid)t  luftig,  nid)t  traurig  mirb; 
ein  jeber^eit  frD^lid)e§  unb  roafereS  §er^,  md)t  weic^ljer^ig,  nic^t  loe^- 

I  E:  ©orge 

II  2)i§fpofition 

14—16  s- Zusätze :  iff  (nJ-f) 
22  li-Zusatz:  (f<. 

ilfanf«  «tbrifteii.    ^;anSt4viftlt*er  9io(J)Ia6.     11.  17 


258  ?Heflejionen  jur  Slntl^ropologie. 

mütl^tg.  2llö  ^Kenfctien  fönneii  wir  in  Bewegung  gebrac^'t  ttjerben,  aber 
joaeu  iiid)t  auffer  un§,  öon  ?^a[jung,  b.  i.  in  unn3illfut)rlid)e  ^öerüegung, 
b.  i.  auffer  unfrer  ©elbftregirung  gebradit  werben,  bn  wir  ba§  OJ?aa§  in 
Uufrer  gewalt  ^aben. 


598,    V?  fo'~?)  i'ff  x^f?  fif?  M  293'.  E 1 364. 

©in  3ufriebeneö  unb  Weiteres  gemüt^  bei)  beflemmtem  ^erjen  unb 
Unluftigfeit.  2)aö  trol)lid)e  ^erj  ift  Dorn  jufriebenen  ©einüt^  ju  unter= 
jct)eiben. 


599.    V?  (a^?)  t^ff  x'n  !nf?  M  293'.  E 1 413. 
9J?an  bepenbirt  öon  Slntrieben  (ein  menfc!^,  ber  \t\)x  leicht  33ewegt  lo 
wirb),  oon  ©inföüen,  flatterl^aft,  ober  öon  5Ka;i-imeu :  ®efe^t. 


600,    V.  M292.  EI 351. 

3)ie  f^mpat^ie  ber  Üieigungen.  2lntljipat^ie:  wenn  einer  benanbern 
nid^t  lieben  !ann,  fo  ift§  gemetniglid)  and)  nmgefe^rt.  2)ie  f^mpat^ie  ber 
(Smpfinbungen  bebarf  feiner  5Reigung  unb  ift  moralifd).  2)ie  afi)inpat^ie, 
bie  allgemein  ift,  ift  ©leid^gültigfeit.  2)ie  (äinftimung  ber  ^ieigung  ift 
ber  ®runb  ber  9]erträglid)feit,  bie  Bufammenpaffung  ber  ©igenfc^aften 
ein  ®runb  ber  SSereinigung. 


Nr.  601^604  zu  M  §.  656  Sdduss. 

601,    v?  ((.iV  M245.  EI 410. 

2)ie  ®lei(t)gültig!eit  beutet  auf  ftupibitaet,  bie  ®leid)mütigfeit  auf 
@emüt^§ftdrfe  unb  S?erftanb.  affectloftgfeit.  ^^S^ilofopl). 


20 


2  foU  II  unS    öon?   unfven??  unfrer???     Dit  jetziyt   Lemrt  ist  in  eine /n'ihere 
(wie  es  scheint:  mit  \)  hineincorrigirt.  \\  Das  t  (in  b.  l.)  fehlt. 

11  StnfäUen?  ©tnfälttgen?  as 


9?r.  5^7—604  (^aub  XV,.  259 

602.    V.  M  24Ö.  ET  411.  408. 

$Die  @leict)müt^igteit  [auiS]  auä  ®leicl^geiüict)t  ober  au§  felbft= 
be^er)ct)ung  (negatiD);  bie  erfte  i[t  fc^njeerer.  ©leic^giiUige  jd)einen 
gleic^mütljig,  b.  t.  pt)Uojop^en  ju  fet)n. 

(*  ®leic^müt^igteit  i[t  baö  (» felb[t)ge[ü^l  einer  ©efunben  6eele.) 


603.    q>'.  M245.  E I  409. 

3)er  ®leid)gültigfeit  ift  bie  ©mpfinbfanifeit  entgegengefe^t  unb  ber 
(J^leid^müt^igfeit  bie  @inpftnblid)feit.  2)ie  erfte  fd)e^t  alleö  auö  bein  .^er= 
^altni§  auf  ben  ^an^en  ßuftanb. 


604.    (p^?  x'^  M  245.  E  1 346. 

SBon  ber  Saune.  3Som  Urt^eil  über  ©inge  in  guter  unb  unnjiüiger 
Saune.  Saune  ift  blo§  xoa%  tt)iüfü^rlic!^e§  unb  ift  Dom  SBo^lbefinben  ^u 
unterfci^eiben.  ©riüen^afte,  2lufgerdumte  Saune,  morin  aüeö,  felbft  H^ 
Safter,  beurt^etlt  mirb.  T)a§  ®emütl)  mufe  nid)t  burd)  Unroillen  felbft 
beunruhigt  werben. 

SKiöoergnügen  au§  bem  Horror  vacui  in  ber  ©eele.  @fel  ber  langen 
SBeile. 

SSergnügen  aus  ftarfen  (Sinbrüfen  erfdböpfen  ("  bie  Gräfte),  ^x-- 
grübelte  23ergnügen  erfc^öpfen  bie  5Ö?annigfaltigfeit.  ©idt)  aufhängen, 
raeil  bie  ßeit  lang  wirb,  ©rillenl^aft. 


2—4  Vgl.  II  262.  \\  5  s-Zumtz:  (f. 

7  Unter  ®er  ®Ietcf)gültigfeit,  über  entgegengefe^t  steka  noch  1—2  durchstrichnc 
Winie:  ®letd)mutl)  tft?  (ehva  ein  andersartiger.,  nachträglich  verworfener  Anfang  der 
Rß.,  so  dass  die  oberste  Zeile  3)er  .  .  .  ©tnpfinbfamfeit  erst  nach  den  durchstrichuen 
Worten  geschrieben  wäre?)  \\  8  fdiefet?  fi^afet*  [C^ä^t?? 

12  nom?  oon?  |l  19    20  Zu  @tc^  . .  .  it)trb  vgl.  VII  2-1.3 n-21. 


2fiO  JRcfCefionen  ^ur  Slnt^ropologte. 

605.    (fif  Q^f?  M242. 

Sensus  interior,  ber  inroenbige  6in,  \\i  "i^dS,  ®etü^l  ber  ßuft  unb 
Unlu[t.   Unb  barauf  be^iet)t  fic^  eine  innere  Organijation.  ^Diuftc. 


606.   (f^f  ^^?f  il/i»42.  EI76. 

Q^  W\x  ^aben  nur  ein  ®efü^l,  aber  oerfc^iebene  ©mpfinbungen.) 
©efn^l  wirb  baju  erfobert,  nicl)t  [2)tnge]  ©inbrücfe  ^od)  Qufjunet)inen, 
fonbern  fte  genau  bemerfen  unb  beurtl)eilen  ju  fönnen.  (5§  ift  aljo  nur  ein 
gjJittel  ber  Urtt)eil§fraft  bei)  5JMnnlict)em  ©emütb-  2)aä  ®efü^l  ber  felb[t= 
afficirung  ift  roeiblic^,  nemlid)  lei(t)t  unb  [larf  bewegt  §u  werben.  2)ie 
bewegenbe  ^raft  mufe  im  Söerftanbe  unb  aljo  in  unferer  freien  unb  Der= 
nnnftigen  SBiUfii^r  feqn. 


607.    vU<^-^)  M403'.  EI 344. 

2)ie  Unruhe  be§  ®emüt^§  ift  ber  eintrieb  jur  23eränberung,  9iaft= 
loftgfeit  eintrieb  jur  beftanbigen  33efct)aftigung.  2)ie  erfte  fe^t  Ungebult 
au§  ber  Sebarrlid)feit  in  bemfelben  ßuftanbe  üorau§,  wenn  gleid)  ber 
3uftanb  an  fid)  fein  ©d^mer^  ift.  Sftu^ige  ßufrieben^eit  fd^eint  auf  einem 
unmerflid)en  «Spiel  ber  3Seranberungen  ju  berufen.  2)enn  wir  ^aben 
einen  unmittelbaren  Srieb  nic^t  bloö  p  ®egenftänben,  fonbern  j^ur  23er= 
änberung  ibrer  (Smpfinbungen.  Unter  bem  Sitel  ber  Unrutje  werben  aüe 
namlofe  Sdjmerjen  oerftanben. 


608.    v^—cp^ffa?J  M403'.  E 1 470. 

©S  giebt  jweenerleQ  2lrt  Don  glncflid)er  ©emutb^oerfaffung:  1.  2)ie 
@emüt^§ru^e  ober  jufrieben^eit  (« ®ut  (S^ewiffcn);  2.  ^(x^  ftets  froblicbe 
^erj.    2)a§  erfte  wirb  unter  ber  SBebingung,  bafe  man  jid)  feiner  @d)ulb 


^  Nr.  606  steht  zwischen  den  Zeilen  von  M  §.  632,  unter  Nt:  605,  zwischen 
lieiden  noch  der  s-Zusafz  ans  Phase  v — (f,  der  müglichern-rise  vor  beiden  Nrn. 
i/eschrieben   ist. 

V5  s-Znsat::  (f—/.  ||  frof)Uci)e ?  ffotillge? 


^)lr.  «U5-610  (iöanb  XV).  261 

berouft  \tt),  burd)  eine  flare  5yor[teÜung  üon  ber  ^31id)tigfeit  ber  ®Iüfö= 
guter.   ^a§  jmetite  i[t  ein  gefc^enf  ber  'Jiatur. 


609.    ip.  M 195'.  E  1 412.  Zu  M  ß.  552: 

2}?an  mu^  niemals  a\\§>  feiner  f^affung  gebrad)t  werben,  Weber  ©nt^ 
güft  burc^  ^-reube,  nod)  betäubt  burd)  (Sd)mer^,  nod)  fd^mel^enb  in  2;^eiU 
ne^nuing.  Ueberfpannungen  [oer]  tobten  bie  (Smpfinbung  nnb  benehmen 
bem  ©emüt^  bie  ®emalt  unb  Obermaat  über  ftc^  felbft. 

2)ie  (Smpfinbung,  bie  burc^  bie  2)enfung§art  birigirt  i[t,  wirfet  regeU 
mäßiger  unb  bauert)atter. 


610.    ip.  L  EL  D24.  S.  I.  R  1260—261. 
SSon  ber  ©lücffeeligfeit. 

^JJJan  fan  nic^t  glüflid)  feijn,  o^ne  nad)  [einem  Segriffe  öon  ®lücf= 
feeligfeit;  man  fan  nid)t  elenb  jei^n,  o^ne  nad)  bem  ^Begriffe,  ben  man  fid) 
üom  Slenbe  mad)t,  b.  i.  ©lüffeeligfeit  unb  ßlenb  ftnb  nid)t  empfunbene, 
fonbern  auf  blo6er9fteflenon  berul^enbeSuftäube.  3Sergnügen  unb(Sd)mer^ 
werben  empfunben  [unb],  o^ne  \ia'ii  man  ben  minbeften  33egrtf  ftd)  Don 
it)nen  mad)en  fönte,  benn  fie  ftnb  unmittelbare  ßinflfiffe  auf  ba§  Sewuft^ 
feqn  beö  2eben§.  Slber  [um  micf)  öor]  nur  baburd)  'ba^  id^  bie  @umme 
meiner  SSergniigen  unb  ©d^mer^en  in  einem  ®an^en  ,^ufammenfaffe  unb 
baS  ßeben  [in  einem  f]  nad)  ber  Sd^e^ung  berfelben  münfd)enän3ert^  ober 
unermünfc^t  ^alte,  baburd)  'iio.^  id)  mid)  über  biefe  SSergnügen  felbft  freue 
ober  über  ben  @c^merj  betrübe,  ^alte  ic^  mid^  Dor  glüflid)  ober  unglüflid) 
unb  bin  eö  aud^. 

®lücffeeligfeit  ober  (Slenb  [ftnb  lebtglic^  roirfun]  ^aben  nur  i^re  S3e= 
beutung  in  Slnfe^ung  be§  S^^i^i^uum,  ma§  ben  Buf^anb  jenem  23egriffe 
gemä§  finbet,  ber  fid^  beftänbig  oeränbern  lä^t.  2)er  ©rönldnber  fte^t 
bcö  ^I^orgenS  oon  feinem  felfigten,  bürren  Ufer  melancolifd)  in  bie  SBilbc 
@ee,  worinn  er  üieQeid^t  benfelben  2;ag  fein  ®rab  ju  finben  beforgen  mufe. 


7  E:  Obmac^t 

'ifi  tt)(lS  (■>»  nndfre,  ^inleserlivhe   Buchstaben  hwemvin-riglrt)  1 


262  a^cfleitonen  aur  älnt^ropologic. 

(Seine  eigene  ülotl)  mad)t  i^n  ^art  gegen  feine  ^itgenoffen,  imb  er  fie'^t 
{)nltlofe  SBittmen  neben  f\(^  t)ert)ungern,  weil  iljn  feine  eigene  @r^altung 
gnug  !befct)aftigt.  ®lei(i^n3ot)l  menn  er  naij  (5openl)agen  gebract)t  mirb, 
fo  ift  aUe  @emQ(l)li(l)feit,  bie  man  i^m  bort  oerfc^afft,  nict)t  ^inldnglid^, 
um  if)m  bie  ©e^nfuc^t  nad^  feinem  SSaterlanbe  ju  benehmen;  M^  mad^t, 
er  tan  ft^  t)on  feinem  alten  ßuftanbe  einen  53egrif  mad^en,  mie  er  bcn 
Übeln,  bie  i^n  bebrot)en,  2Rittel  entgegen  fefeen  foße,  unb  [fie]  er  ift  i^rer 
aud^  gemo^nt;  bagegen  fan  er  ftc^  Don  feinem  neuen  ßuftanbe  nod)  feinen 
Segrif  machen,  unb  bie  Übel  ber  [3^]  6infd)rdnfung  feiner  milben  %nt)'' 
t)eit  ftnb  i^m  ungewohnt,  [gjic^rentfieitö]  Dft  urt^eilen  mir  anbere  ®liif= 
lid),  menn  fte  nur  motten,  [imb]  »erlangen  un§  aber  nic^t  göuälid^  an  i^rer 
©teile  gu  befinben,  unb  be^  einem  2:aufd)  o^ne  2lu§ma^l  nehmen  mir  t)0(i) 
unfcr  eigen  £oo§  jurüf;  fo  finbet  fic^  niemanb  glüflid)  auffer  nad)  SSe- 
bingungen,  bie  bloS  in  feiner  ßinbilbung  feqn  unb  baoon  er  fid)  felbft  fein 
5ßeQfpiel  geben  fan.  @o  elenb  audö  ein  2eben  felbft  in  ben  eigenen  2lugen 
be§  2)ulbenben  feijn  mag,  fo  jiel^t  er  eä  bod^  bem  Sterben  üor.  Selbft 
bie  [freub]  leb^aftefte  .^ofnung  einer  fünftigen  ©lüffeeligfeit,  bie  ber  rc(l)t= 
fc^affenfte  [\6)  üorjubilben  bemüht  ift,  l)inbert  nic^t,  ta^  er  fid)  nict)t  burd) 
alle  5JJittcl  ber  2lr^net)!unft  biefe§  @d)iffal§  gu  ermel^ren  fuc^e,  unb  boc^ 
ift  ber  Sob  baö  (änbe  aller  Übel, 


671.    0)2.  L  BL  Rekke.  Xc  9.  S.  I: 

2)ie3eitanmenbung:  l.Slrbeiten.  2)  ©eniefecn  (lecture>  3)aftut)en. 
2Bad)enb  ru^en  fann  man  hid)t  auffen  in  Lotion  mit  bem  ©emütt)  ru^en. 


612.  ü)*.  LBl.  Hamburger  Stadtbibliothek.  R.-Sch.  XI 2  S.159. 
Hb.  VIII S.  643.  Ki.  L  S.  343—4.  25 

Oliicffeligfeit  ift  \i(x^  ßofung§mort  aüer  2Belt,  aber  fte  finbet  ftc^ 
nirgenb  [otS  bei)  bem,  ber  fie  axx^  fic^  felbft  t)erau8  bringt]  in  ber  5latur,  bie 

9  ber  aus  bcö 

22  lectur  ||  23   Ich  habe    ivi    letzten  Satz    dem    Leser   nicht   vorgreifen  wollen, 
ob  er  vor  ntC^t  ein  Komma,  oder  nach  ni^t  ein  Semikolon,  oder  vor  fann  ein  Semikolon    30 
und  am  Schluss   der  Rß.  ein  Fragezeichen  setzen  irill.      Das   Erste  dürfte  das  Wahr- 
scheinlichste sein. 


?ir.  610— 613  (SBonbXV).  263 

bercn  unb  bcr  Sufrieben^eit  mit  feinem  ,3u[tanbe  nie  empfänglich^  ift.  — 
^Jiur  bic  SBürbigfeit  ©lüflid)  ju  fe^n  ift  bag,  tooS  ber  ÜKenfd^  erringen 
fann.  3«  i>em,  maS  er  tt)ut,  ntdi)t  in  bem,  roa§  er  ©entert  ober  leibet, 
(^  b.  i.)  in  [feinem]  bem  oon  [ber]  feiner  3Ratur  unabl)ängigen  felbft,  toaS 
if)m  fein  ©c^icffal  Derfd^affet,  fann  3uf^ieben^eit  in  feine  Seele  bringen. 
^ahzt}  fann  er  aber  (^  bod))  [nic^t  oertiüten  bafe  er  ntd^t]  ben  ÜberbruS 
[ntd^t  Ott  beiti  befdiroerltc^  ®ef(^aft]  nid^t  üer^Üten,  [ber  burc^  feine]  ben  it)m 
ade  2KitteI,  ba§  ßeben  ju  oerfüfeen,  nod)  übrig  laffen» 


§.64  (VIT 237). 
M  §.  661. 
613.    i?Q'f(ff'f)  M248. 

SSergnügen  ober  @(!^merj  fmb  entmeber  [bioä]  blo§  *  angenommene 
ober  angeeignete.  2)ie  erfte,  bie  mir  an  bie  ©teüe  einer  erbid^teten  ^erfol^n 
anne'^men,  finb  ein  blo^eS  (Spiel. 

2)te  fQmpat^etifcl)en  ftnb  ^geeignet  {^  unb  gan;^  ma^r  ober  finb 
6rnft),  meil  mir  ba§  mirfli^e  (Sdjiffal  ber  ÜKenfc^^eit  mie  unfer  eigene^ 
Slnfe^en. 

2:öeilnel)menbe  ^^reube  an  SSermanbte. 
*Q  gebeerter,  erfünftelter:  ®etft,  (äinbilbnng;  ober  empfunbener: 
©efü^l.  Acteur  DoU  empfinblid)feit. 


1  empfänglich?  empfcngltdt) ?  ||  3Vor^n  noch  einiyi^  Jurvhstrlch/ie,  nicht  sicher 

entzifferbare  Buchstaben.  ||  ma^   ©eniefet  ||  4   [f einem] ?   [feiner]?  II  5  Derfc^affet, 

wie  es  tcheint,  aus  t)erf(J)flffen  ||  Das  f  con  fann   i^t,  wie  es  scheint,  in  einen   andern 
durchstrichnen   Buchstaben   hineincorrigirt,  so  dass  es  den   Anschein  hat,  als  ob  das  f 

25  selbst  durchstrichen  sei.  \\  Bei  fann  —  bringen  dürfte  Kant  aus  der  Construction 
gefallen  sein;  man  erwartet  etwa:  fann  er  ollein  Buft'^^cn'^fit  finben.  Schubert 
ergänzt  nur  er  nach  fann- 

13   einer   aus   eineä  ||  19  .s-Zasatz:    > — 7'.  ||  Vor    ober   stand    zunächst,    durch 
einen  Strich   mit  blo§  (Z.  12)  verbunden,  gefünftelter  f?  flefiinftelte.*j.      Dann  wurde 

8u  dieses  Wort  durchstrichen,  gebOC^tcr  übergeschrieben,  rechts  davon  ein  Verweisungs- 
zeichen gesetzt,  das  sich  auf  ein  zweites  in  M  §.  661  und  auf  das  Wort  erfünftelte 
f?  erfünftelte.*;  bezieht.     ®cift  ©inbilbung  sind  über  [.  .  .  ünftelter]  ober,  ©efül^l 

iiber  .  .  .  fnnbener  (f  .  .  .  funbene.^.^j    übergeschrieben.      Z.  19 — 20   stehn,    ebenso   wie 
Z.  12 — 14,  am  obern  Rand  von  M  248,  264i^o  ohne  J'erbindungszeichen  im  Text  von 
35     .)/  §.  661,  tine  Zeile  unter  erfünftelter. 


264  9?eflefionen  jur  Slnt^ropologie. 

2)er  gebad)te<Sd)merj  i[t  oft  ein  ftc^  felbft  aufgebrungener  ©c^merj. 
g.  6.  9f?eiie,  bie  man  billig  l)aben  folte.) 


614.    vr  fiif  Q'fJ  M248. 

€d)mer^  fd)är[t  ben  ©efd^maf  am  ^Sergnügen  (^  btffonan^.    dolce 
picqvante).   Slbent^euer  j^um  ®lüflic^en  SluSgange, 


613,    <f'.  M248.  248'. 

AJ  248: 

3!)er  (^egenftanb  fann  unangenel^m,  aber  ber  «Sd^merj  [angenel)m  fet)n] 
getaüen  (» .klagen  über  S3erlu[t  üon  ©eliebten).  2)er  ©egenftanb  angenehm 
je^n,  aber  bie  Su[t  miSfatlen.  2)er  «Sdjmeri^,  bem  man  [ic^  gern  überläfet, 
meil  er  ebel  ift.  @§  fommt  auf  [ben  ^Radifdimaf  an]  bai§  Urt^eil  über  fiel) 
jelbft  an.  (äine  ^reube,  [an]  ber  man  [fi^]  nid)t  gern  [gang  ergiebt]  üiel 
benft.  (5rbid)aft  öon  geliebten  ©Item.  5Ran  tabelt  fid)  wegen  feiner 
^'rreube.   ^reube  eines  adiunctus  ift  nid)t  rein. 

(Sin  (5ct)merfe  über  einen  ©egenftanb,  ba  ber  (S(t)merj  felbft  mißfällt. 
0.  g.  3Serlorne  (ärbfct)aft. 


§.6ö  (Vn2<^8J. 

616,    Q—vf(nf)  M303'.  E 1 334. 

es  ift  ganj  ma§  anbereS,  \iQ.^  etmaS  fdjmer^t,  alä  \i(x^  eö  betrübt. 
2)er  SSerluft  be§  ^BermögenS  meines  freunbeS  fd^mer^t,  aber  be§  meinigen 
betrübt.  SBe^  ber  Betrübnis  entfpringt  bie  Unhift  ber  (Sct)ä^ung  beö 
©lüfS  unfereS  ßebenS.  23eQm  fd^mer;^  beurtt)eilen  mir  nur  bie  eine  6m= 
^jfinbung  an  ftci^  felbft.  (äben  fo  ift  ßeib  t^un  unb  3Reue  unterfd)ieben. 
eine  Äränfung  unb  3iieberfd)lagung.  Sraurigfeit  !^at  feinen  beftimteu 
©egenftanb.  2)ie,  fo  fel)r  mit  it)rem  (2d)mer^  über  anbrer  2eiben  gro^ 
t^un,  füllen  nic^t  bie  minbefte  ^Betrübnis;  benn  fte  t)aben  ben  @d)merj 


4  am?  an? 

9  ©eliebten  steht  auf  M  248'.  \\  12  fict)   versehentlich  nicht  durchstrichen. 

21  Im  i\h.  bie  statt  ber  (nach  Unluft;.  ||  22  E:  «Bei  !|  25  E:  ?etb 


dh.  613-618  («öonb  XV).  265 

\o  lange,  als  fte  moUen,  iinb  Rängen  it)m  nac^.  a3etriibntS  jc^ift  fic^  nic^t 
über  übel,  fonbern  über  ba^  23öfe. 


617.    (f^.  M247.   EI 337.    Zu  M  §.  6W  ,, bona  ^  adventitia'' : 

^elbftemorbene  finb  bie  angene^mften  (»  @piel,  toaS  man  burc!^ 

(^ejclöiflid)feit  gewonnen),  ßufriebenl^eit,  @elb[tgnugfamfeit,  SSergnügen 

entbehren  ju  fönnen.    (f  ^anbmerfer.)    (^  ©ebanfenloje  braudjen  nid^t 

Beitoertreib.) 

@ben  fo  ift  boppelt  unangenehm,  ma§>  man  ftd^  jelbft  gugejogcn. 
^an  tröftet  ftd)  mit  ber  Unfd)ulb  unb  man  fagt  bod):  menn  iä)  e§  nodl) 
üerjcl)ulbet  l)dtte.  3)a§  le^tere  bringt  [2öu]  Äränfung  gu  »ege,  wenn  man 
unfd)ulbig  leibet,  aber  feine  felbftpeinigung. 


B. 

Vom  Gefühl  für  das  Schöne,  d.i.  der  theils  sinnlichen.,  theils  intellect^iellen 

Lust  in  der  reflectirten  Anschauung,  oder  dem  Geschmack. 

§.  67—71  (Vn  239—249). 

Um  die  eng  zusammenhängenden  Gedankenreihen  Kants  7itcht  zu  zerreissen,  werden 
hier  auch  die  Bemerkungen  abgedruckt^  die  sich  auf  die  §§.  57 — 59:  „C  Von  der 
Originalität  des  Erkenntnissvermögens  oder  dem  Genie'"''  (VII 224 — 227)  beziehen  (vgl. 
oben  S.  233).  Die  Reflexionen  folgen  auf  einander  in  chronologischer  Ordnung  (ohne 
sachliche  Gruppirung),  innerhalb  der  einzelnen  Phasen  unter  möglichster  Wahrung  der 
örtlichen  Zusammenhänge  des  Manuscripts. 

M  §.  589—392.  606—609.  648-630.  633-662. 
filH.    }<?f  (ri'f  i^f)  M2i0'.  EI 21.  Zu  M §.389— 92: 
(y  2)a§  Sluftaflenb' natürliche  ober  ü^atoe  («  im  gebraud)e  beg 

.5  E:  gciuann  \\  ß  Da  sich  bei  dem  letzten  g-Zusatz  (im  Gegensatz  zu  dem 
vorhergehenden :  .^aubtoerfcrj  kein  Verweisungszeichen  ßndet,  ist  es  nicht  ganz  sicher, 
iib  er  eine  besondere  Reflexion  bilden  oder  hier  eingeschoben  werden  soll. 

23  M  211  und  212  fehlen.  M  210'  gehörte  sehr  wahrscheinlich  als  Durch- 
schussseite zu  M 212,  auf  welcher  Seite  §.  590,  591  und  der  Anfang  von  592  stehn.  \\ 
20524 — 26ß2  Diese  Zeilen  sind  zu  oberst  auf  der  Seite  nachträglich  hinzugesetzt, 
nach   dii'  urspriinglivhen  8  Worte  vielleicht  erst  in  fx  oder  noch  später.  ||  5RäiDC 


266  JRcflejtonen  jur  Sttitfiropologte. 

3Ser[tanbeö,  wenn  Me  5Ratur  als  ^unft  erjc^eint,  Ijcifet  eö  naiüetnt.), 
ba§  unerwartet- natürliche.) 
2)id)tfim[t  \\\  ein  fün[tlict)e§  Spiel  ber  ®ebanfen. 
2Bir  fpielen  mit  ©ebanfen,  ujenn  wir  nid)t  bamit  arbeiten,  wo  unö 
nemlid)  ein  Qxod  baju  not^igte.    5[J?an  fuct)t  ftc^  nur  burc^  ©ebanfen  ju    0 
unterl^alten. 

5)a;^u  geprt,  bafe  alle  ®emüt^§frqfte  in  ein  ^armonifd^  @piel  öer= 
je^t  werben.  t^oIqUc^  muffen  fie  fid)  unb  ber  3Sernunft  nid)!  ^inberlid^, 
ob^war  auc^  mdjt  beforberlid)  fei^n.  2)a§  Spiel  ber  SStlber,  ber  3^een, 
ber  affecten  unb  5Reigungen,  enblid^  ber  bloßen  (Sinbrüfe  in  ber  Qtit--  10 
abt^eilung,  ta§>  Sactmöfeige  (3Ser§art)  unb  ©leid^flang  (3Reim).  2)aö 
finnenfpiel  ift  gum  SSerS  bricht  ab. 

(«  2)id)ten.    1.  SDicl)tfunft.    2,  S3erebfamfeit:  [inteUect]  Harmonie 
ber  ©ebanfen  ('  unb  ber  ©inbilbungSfraft).     B.  L  WaljUxtt)  unb 
^u[\f:  Harmonie  ber  Slnfc^auungen  unb  ©mpfinbungen,  betjbe  burd)  15 
SSe^ie^ung  auf  3)enfen.) 
3ft  feine  Slrbeit,  alfo  aud)  fein  2)ienft,  aber  bod)  bie  ^enntniä  bei 
poeft.    3)eni  ^oeten  mufe  ju  gut  ge'^alten  werben,  ba^  man  burd^  it)n 
nid)t§  lernt;  er  mufe  felber  auä  bem  Spiel  feine  Slrbeit  mad^en.  3Sernunft 
üerbirbt  ba§  Spiel  aud),  oft  wirb  ba^i  Spiel  läppifd).    ^oefte  ift  ba^  20 
f(!^onfte  aÜer  Spiele,  inbem  wir  aüe  ®emütl)§fräfte  barin  öerfe^en.  ^at 
Don  ber  ^OfZuftc  ben  Sact.  £)^ne  bie  Slbmeffung  ber  Selben  unb  be§  9fteime§ 
ift  e§  fein  regelmäßig  Spiel,  fein  2:an^. 

3)a§  ftnnenfpiel  ber  ©ebanfen  beftel)t  im  Spiel  ber  9f?ebe  (SSeröart) 
unb  ber  SBorte  (9f?eim).  Sd)tft  ftd)  gut  jur  mufic.  Sißeft  ha§  ®emüt^  auf.  25 
(f  3)id)ter  finb  nid^t  2ügner,  außer  inSobgebidjten.  Slber  fie  ^aben 
burd^  i^re  >yabeln  bie  ©otterle^re  mel}r  abgefdjaft.) 


2ß5g4 — 2ß(ii  s-Zimatz :  yl — i^l.  \ \  Die  Worte  tttl . . . JBerftonbeS  bilden  t-iiie  Zeile, 
über  lüenn  .  .  .  erfci^eint,  unter  uncrtoartet  —  natürltd)e.  Es  ist  nicht  ausgeschlossen,  dass 
sie  ein  s-Zusatz  zum  letztgenannten  Ausdruck  sind.  Ein  von  ^aiüe  ausgehender 
Strich  endet  zwischen  im  und  locnn.  ||  1  notoetöet  ||  5  notliigte?  notl^tgt?  ||  7  frafte? 
frefte?  ||  13  Der  s-Zusatz  (q — x-  ■" — v^?)  scheint  unvollendet  zu  sein.  Oder  sollte 
vor  2)?u[if  eine  2  (wie  vor  5)i(I)tcn  ein  A)  zu  ergänzen  sein?  ||  20  Zicischen  ©picl 
und  üüä)  ist  zwar  im  Ms.  ein  etwas  grösserer  Zwischenraum  als  zwischen  den  übrigen 
Worten;  trotzdem  muss,  wie  mir  scheint,  ein  Komma  nach  auä),  nicht  nach  @plcl 
gesetzt  werden.  ]|  2S  Zaxi^?  SantJ?  Son^??  ||  26  Der  g-Zusatz  stammt  möglicher- 
weise erst  aus  den  70er  Jahren. 


S'Jr.  618  (33b.  XV).  267 

®asi  Spiel  ber  ßinbrüfe  i[t  5J?uftc. 

—  —     —  ©mpfinbungen :  9f?oman,  Sweater. 

—  —     —  ber  ®ebanfen,@mpfinbungeii('23ilber  ober  ©eftalten 
(t^eoter))  unb  ©inbrüfe:  poeft.  2)ie  (äinbrüfe  finb  nur  burd^  bie  @pract)e, 

5  meil  fie  bie  ©ebanfen  begleiten  fotlen. 

2)ie  ^oefie  ^at  n3eber  bie  (gmpfinbungen  nod^  2lnfd)auungen  no^ 
@iii[i(i)ten  j^um  ßwef,  fonbern  aüe  bie  Gräfte  unb  ^J^i'^rn  im  @enu"it{)e  in 
Spiel  ju  je^eu;  i^re  Silber  follen  nid)t  jur  Der[tQnblid)feit  beä  ®egen= 
[tanbeö  mel)r  beitragen,  fonbern  bie  ©inbilbung  lebt)Qft  bewegen.  Sie 
n,  muffen  einen  3nl}alt  ^aben,  meil  ol)ne  SSerflanb  feine  Orbnung  ift  unb 
beffen  Spiel  baö  meifte  SBo^lgefaUen  erregt 

@ine  jebe  ^anblung  ift  entroeber  ein  ®ef(t)Qfte  (mag  einen  3roef  ^at) 
ober  ein  Spiel  (ma§  (*  pr  Untertialtung  bient)  ,^mar  eine  2lbfi(l)t  l)Qt, 
aber  feinen  ßroef).    3"  ^em  le^teren  l)at  bie  ^anblung  feinen  ßmef, 
15  fonbern  fie  ift  felber  ber  SSeioegungögrunb. 

33ei)  allen  probucten  ber  5Ratur  unb  Äunft  ift  etma§,  tt)a§  f\6)  lebtg« 
lidb  auf  ben  '^vod  be,^ie^t,  unb  etroaS,  roaö  blo§  bie  Übereinftlmmungen 
[mit]  ber  (5rfct)einung  [ber  ^anb]  mit  bem  ®emütf)§;^uftanbe  ange!l)t,  b.  i. 
bie  Lanier,  bie  ©infleibung.  2)ie  le^tere,  wenn  man  aud)  feinen  ßmef 
L'o  oerftel)t,  madjt  mannigmal  alle§  auy.  e.  g.  %\Qm  unb  fyarbe  beg  33lumen, 
2;on  unb  |)armonie  bei)  Wuftc.  Si)metrie  im  ®ebäube. 
(*■  Suaviter  in  modo,  fortiter  in  re,) 


2  diüinan?  Romane*  9tomanen??  ||  12  Übor  ^üixblnnci  ein  mit  anderer  Tinte 

(gemachtes  Veru-eisungszeiclie»,    dem    kein    zweites  entspricht.  \\  13  s-Zusatz:  x^—(fl.  \\ 

20   öerfte^t?    Dorfe^t?    öorftel^t??  ||  monnigmd?    mannigSmol?    ntanmgemal?  || 
^*    22    s-Zusatz:    X — qj^.      Über    die  Herkunft    des    Citats    iigl.    Büchmanns    Geflügelte 
Worte^^  1898  S.  434—435.  \\  Inhaltlich  nahe  verwandt  mit  Rfl.  618  sind  die  Bfl.  807 
bis  811  aus  V. 

Zu  Nr.  619—627:  Auf  M  219  beginnt  Sectio  IX:  „Judicium''.  M  221— 226 
30  fehlen.  Das  Durchschussblutt  M  220'/227'  stand  ursprünglich,  wie  Bfl.  871  beweist, 
zwischen  M  220  und  M  221,  M  227'  ist  also  die  Durchschussseite  zu  M  221.  Die 
xVr«.  619 — 625  sind,  neben  Nr.  618,  wohl  die  frühesten  ästhetischen  Reflexionen,  die 
Kant  in  M  eingetragen  hat.  In  Tinte  und  Schrift  zeigen  sie  zwar  manche  Ver- 
schiedenheiten, unter  einander,  aber  nicht  grössere,  als  uns  auch  sonst  in  x  begegnen. 
35  Stärkere  Eigenthümlichkeiten  treten  in  Nr.  626  hervor,  dach  ist  auch  hier  den  Schrift- 
indicien  nach  die   Phast;  x  (neben  rj)  die  bei  weitem   wahrscheinlichste. 


268  Sieflei-iünen  jui  ^iliit^ropüloi}te. 

Nr.  619—627  zu  M  §.  606—609. 

619.  x'.  M219'.  Ell  316.  Zu  M  §.606  Anfang: 
2)te  erften  grunbftüfe  unferer  (Srfentniö  jtnb  ©mpfinbung  [unb  bj. 
60  nennet  man  bie  ^ßorfteüungen,  bei)  benen  \iOi^  ©emütt)  alä  blo§  \tv- 
benb  anßefet)en  wirb,  inbem  fie  burd)  bie  ©egenraart  einer  @acl)e  gewirft 
werben.  [Sie  gorm]  @ie  mad)en  gJeid)fam  bie  ^Diaterie  afleä  unjereS  (Sr* 
tentni[je§  au§.  £)enn  bie  ^orm  wirb  ^ernac^  bnrd)  bie  eigene  3;t)atigfeit 
ber  Seele  gegeben,  ©iefe  @mp[inbung,  fo  fern  fie  bIo§  ben  3"ftcinb  bc§ 
fubiectg  anbeutet,  Reifet  ®efü^l;  geltet  fte  aber  (^  i[t  fte  in  2ser{)eltniä)  auf 
einen  äußeren  ©egenftanb,  fo  t)eifet  fte  @rfd)einung.  2)arau§  fet)en  wir, 
bafe  alle  nnfere  SSorfteüungen  mit  einem  ©efü^Ie  begleitet  fe^n,  inbem 
fte  affectionen  t)on  bem  ßuftanbe  bet  Seele  ftnb. 


620,  x2.  M219'.   Ell 314.    Zu  M §.606  Anfang: 
2)aö  erfte  3?ermögen  ber  menfcl)ltd)en  6eele  unb  bie  33ebingung  gu 
ben  übrigen  ift  ber  ©inn,  woburd)  bie  Seele  ä^orfteüungen  empfängt  alö  15 
wirfungen  Don  ber  ©egenwart  be§  ®egenftanbe§  unb  nid)t  felbft  ^eroor« 
bringt,  ©ie  23orfteÜung  beä  Sinnet  al§  etwa§  j^u  bem  Buftanbe  be§  Sub= 
iettS  get)origeö  Reifet  (Smpftnbung;  alö  etwas  aber,  wa§  ftd)  auf  einen 
®egenftanb  be^iel)t,  @rfd)einung.  @!§  giebt  ©mpfinbungen  o^ne  merflidje 
@rfcl)einung  unb  (ärfdieinungen  ol)ne  Wertli(t)e  ßmpfinbung;  bot^  ftnb  20 
be^be  ieber^eit  be^fammen. 


621.  x'f  f'^'f  v'?)   M220'.  EI 396. 

2ine  ^unft  ift  entweber  bie  ber  Unterweifung  unb  33orf(J^rift  ober 
be§  genie§;   iene  t)aben  i^re  Ofiegeln  a  priori  unb  laffen  ftd^  lef)ren. 


2  Nr.  619  und  620  durften  nicht  zur  theoretischen  Philosophie  geschlagen  werden,    25 
sondern  gehören  (ebenso  wie  Nr.  650,  658,  662,  663,  667,  680,  695)  in  den  Umkreis 
der   ästhetischen  Betrachtungen,    deren   Grundlage   sie   bilden.  \\  6   Im   Ms.    Itlirb  statt 
werben.  \\  9  inf  imf  '\  12  offecttonen?  ajfectton» 


5ir.  6U)    62:i  (öonbXV).  269 

2)ie  fd)öne  ^un[t  grimbet  fid)  auf  feine  2iBiffenfd)aft  unb  i[t  eine  Äunft 
be§  genieß. 

(-'  (Selbft  ein  33ernunftici)lu§  entl^ält  fct)ön^eit,  al§  ©rfentnis  bejie^t 

er  ftd^  aufs  Dbiect,  a\§  eine  mobification  be§  ®entüt^§,  bie  empfunben 

wirb,  aufö  fubiect.) 


622.    xf  (7jf  cf)  M220'.  E  1 352. 

2)ie^ernunfterfenntni§  be§6d:)önen  i[t  nur  Gritif  unb  nid^t  tt)iffen= 
fd^aft,  erfldrt  ba§  phaenomenon,  aber  fein  Sen3eiä  i[t  a  posteriori. 

(«  2Biffenfd)a[t  unb  Äun[t;  biefe  ber  3lact)al)mung  ober  beä  ©enie,) 
(«  2lUe  (5rjd)einung  i[t  be§  nac^einauberjei)n§  ober  beö  3ugleid^= 
e;ci[ttrenben ; 

jene  i[t ,  biefe  'i^a?,  23ilb.) 

3)er  gute  ®ef(l)maf  finbet  nur  in  bem  ßeitalter  ber  ©efunben,  aber 
nic^t  bIo§  fubtilen  Sßernunft  ftatt. 

(*  ©efc^maf  an  einer  ©ac^e  (üieigung)  ift  nid^t  immer  ®efd^maf 
in  berfelben  (Sacl)e,  e.  g.  5J?ujtf.) 

(»Urt^eil  be§2ieb^aber§,Äenner§(ä'2)iefer  mufebieSRegelnfennen.), 
3J?eifter§.) 
23eq  ber  ©mpfinbung  urtt)eile  ici)  nur  immer  fubiectiü,  ba^er  gilt 
mein  Urtt)eil  aud)  nid)t  tior  anberen;  bet)  ber  @rfat)rung  obiectio. 

£)b  nid^t  (S(t)önlieit  unb  3?oHfommen^eit,  mithin  bie  llrfad)en  ber= 
felben  fo  xoq\)\  al§  bie  3Regeln  fie  §u  beurt^eilen,  in  get)eimer  SSerbinbung 
fte^en.  },.  (5.   (5in  fcl)öner  2Renfc^  l^at  oft  eine  gute  (Seele. 

3)ie  Barte  ©mpfinbfamfeit  gel^öret  jum  Urtf)eil  über  "ba?),  maö 
iemanb  angenel)m  k  k.  fei)n  fan;  bie  (5m:pfinblict)feit  ;^um  eigenen 
ßuftanbe;  jene  fömmt  bem  5Ranne,  biefe  bem  2Beibe  ju.  Ueber  biefe  mufe 
bie  2Bi[lfiit)r  ^errfdjen,  unb  eine  @infd[)ranfnng  berfelben  auf  \ia^  minimum 
ift  bie  ©nugfamfeit,  apathi.). 


3  Uer  a-Zusatz  utammt  aus  v,  vielleicht  scho/i  aus  p'^,  ö2  udef  gar  aus  fx.  Kr 
steht  zu  obernt  auf  der  Seite  und  ist  möglicherweise  als  selbständige  Efl.  zu  fassen. 
Ich  wollte  ihn  jedoch  nicht,  so  icenig  wie  die  andern  s-Zusätze  auf  M  220'.  aus  drn 
Zusammenhängen  entfernen,  innerhalb  deren  sie  stehn. 

9—12  s-Zusätze:  v?  (q3?  a2?)  (fjf)\\  12  Der  Strich  nach  ift  steht  auch  im  Mx. 
unter  fcftetnung.  ||  15  Die  Klammer  nach  ^txo^im^  fehlt.  \\  15— 18  s-Zusätze:  ^f  q?  (f  r 
(x?)  II  20  onberen?  nnbevii*'  onbere??  ||  25  eigenen?  eignen?  ||  26  fömmt?  fontt?? 


270  .Reflexionen  juv  Stntljvüpulociie. 

('  2)ie  6(^ön^eit  an  unb  Dor  [ic^  felbft,  wenn  [ie  ni(t)t  etiüa  burd) 
bie  ©itelfeit  begleitet  ift,  erregt  feine  SSegierben,  al§  nur  burd)  Den 


623.    x^f  (rj^f  c''?)  M220'. 

5Kan  ^at  feine  ®rünbe  a  priori,  einen  ®efci)niaf  ju  red)t[ertigen, 
jonbern  nur  bie  aügeineine  ©iuftimmung  in  einem  ßeitalter  ber  JBernünf= 
tigen  Seurt^eilung. 

0  ©igene  ober  perfoi^nlid^e  (Smpfinbungen  müfjen  üon  fubftituirten 
Unterfd)ieben  merben;  bie  le^tere  fönnen  eine  unQngenel)me  3lad)at)men, 
aber  boc^perfo^nlid)  angenehm  fe^n,  (*  3)a§  ®ute  i[t  in  ber  jubftituiiten 
(äinpfinbung  ieberjeit  angenel^m.)) 


624^.   x^f  (rf?  i'f)  M220'.  E  TT  320. 
C  2)ie  finnlid)e  (ärfenntniS  ift  bie  SSoüfommenfte  unter  aüen  2ln= 
fd)auenben;  bie  ^ernsirung  pngt  i^r  nur  j^ufaüig  an.) 

33ei)m  ®e|d)maf  mufe  bie  3Sor[teüung  ftnnlid)  jeQn,  b.  i.  JQnt^etijd)  i^ 
unb  uict)t  burc^  S^ernunft,  jujeijtenö:  intuitiü.  2)rittenö:  über  biepropor= 
tionen  ber  ©mpfinbungen  unmittelbar,  alfo  ift  ba^  ®ejd)mafö  urt^eil 
nid)t  obiectiö,  fonbern  fubiectiü;  nid)t  burc^  SSernunft,  fonbern  a  posteriori 
burd)  ßuft  unb  Unluft;  ferner  ift  e§  nid)t  eine  blofee  ßm|)finbung,  fonbern 
i)a§,  voa§  au§  üerglid)enen  Smpfinbungen  entfpringt.  @r  [ift]  beurt^eilt  2( 
nic^t  bag  nü^lid)e  [fonbern]  unb  gute,  fonbern  ha§>  äufeUig  angene'^me, 
Äleinigfeiten  ('  fo  fern  bereu  (Srfi^einung  mit  ben  ®efe^en  ber  em= 
pfinbungSöcrmögen  einftimmig  ift). 


1  s-Zusat2    vf  'o3i  a2?)  (fifj 

8  s-Zusau:  <      Q^r  a2?)  (/:if)\\  10—11  3)ag  . . .  onflenelim:  y?  fl?; 

13—14  s-Zusatz:  x3*  X?  fif  (»2?  j?     Au/  jeden  Fall  cur  Z.  S-ll  (Stellunc/n- 
indiden;  Zusammentreffen   der  mir  verschiedenartiger  Tinte  geschriebenen  Buchstaben),  j, 

E:   Slnfc^auungen  ||  21   \ia^   aufcHig    angenet)me?    be«    aufoütg    anflenetimen  ?  || 

22  s-Zitsatz:  V?  (q3?  a2?)   (fil) 


5^v.  622-626  (i3anb  XV).  271 

(i.i5.    'A'f  (iff  t'f)  M220'. 

33ei)  Quem,  inaS  nac^  ®efct)maf  ©ebiUigt  werben  foll,  nuife  einiget 
fe^n,  tt)a§  bie  Unter[ct)etbung  beö  SKanigfaltigen  erleidjtert  (Qb[ted)ung); 
einiget,  maä  bie  33egreiflid)feit  beforbert  (äs'er^ältnifje,  Proportionen); 
einiges,  maS  bieSufammenne^mung  möglid)  mQd^t((5int)eit);  unb  enblid): 
was  bie  Unterfc^eibung  üon  allem  5I?öglid)en  beforbert  (praecifton). 

2)ie  fd)ön^eit  ^at  ein  fubiectio  principium,  nemlid)  bie  conformitaet 
mit  ben  ®efe|en  ber  2lnfd)auenben  6rfentni§;  aber  bieje§  ^inbert  nict)t 
bie  allgemeine  ©ültigfeit  i^rer  Urt^eile  üor  bie  SJZenjc^en,  wenn  bie 
@rfentni[fe  einerlei  fe^n. 

0  3n  ®egen[tdnben  ber  Siebe  öermec^felt  man  gern  \it\\  a^leij  mit 
ber  ©d)ön^eitO 

3Äan  fan  mo^l  feinen,  ber  einen  falfc^en  @e|ct)maf  ^at,  überzeugen; 
man  fan  aber  anbere  iiber^eugen,  bafe  er  \oS.\i)  \vs),  i^n  aber  bnrd)  SÖet)= 
fpiele  öon  feiner  9)ieinung  abbringen. 


626.    xf  (rif)  vff  an  M227'. 
C  3n  ber  anf^auung  liegt  ibee  jum  ®runbe.    (Sd)5ne  3)inge, 
@rfentnifjeO 
2Ba§  in  ber  (ärfc^einung  gefällt,  aber  ot)ne  3Rei^,  ift  ^übfc^,  fcl)ifli(j^, 
20  anftanbig  ("  l^armonifrf),  fi^mmetrifd)).  SBenn  ber  Uü^  auä  ber  unmittcU 
baren  (Smpfinbung  entfpringt,  fo  ift  bie  6(l)ön^eit  ftnnlid);  ift  fte  aber 
au§  ülebengebanfen  entfprungen,  fo  Reifet  fte  ibeal.   ^aft  aller  JReij  ber 
Sd)ön^eit  beruht  auf  9iebengebanfen. 

2)a§  bie  ©riinbe  be§  Unterfd)iebeö  be§  «Sd^önen  bloö  fubiectio  fe^n, 
25  ift  aud)  baraufo  ^u  erfel)en,  weil  man  ftd)  unmöglid)  eine  fc^önere  ®eftalt 
eines  Dernünftigen  SBefenS  alö  bie  5J?enfd)li(t)e  benfen  fan. 

Sine  @rfentni§  oon  einem  ^robufte  ift  entmeber  (^ritif  [ober]  (bie  a3e= 
urt^eiUmg)  ober  bifciplin  («boctrin)  (bie  Untermeifung)  ober  2Biffenf(l)aft. 
SBenn  bie  5ßerpltniffe,  bie  bie  ^orm  be§  Schönen  ausmachen,  mQt^e= 

4l—5  Nach  der  Schlussklammer  hinter  proportionen  T?  proportion  ?;  und  uaca 

\\\a6)i  ein  Punkt.  \\  10  erfentniffe?  (Srfentntffen?  ||  11  s-Zumtz-.  vf  (Q3t  „2?)  ^^?; 

17  s-Zusatz:    70er   Jährt.  ||  28  s-Zusatz:   70er   Jahre.  ||  29   beä    ®ct)öneil 

iiius  ber  ©c^önt)eit 


'^12  ^ieftejiotten  ?,üx  5(ntt)ropü(oive. 

mati)c^  jinb,  b.  i.  folc^e,  too  immer  eben  biejelbe  (äint)eit  jum  ^viinbe 
liegt,  fo  i[t  t)a^$  er[te  ^rincipium  ber  CSrfentniS  be§  @d)önen  bie  (äifaf)ruiic\ 
unb  beren  ßritif;  jmeQtenä  i[t  eine  bifciplin  nött)ig,  melct)e  jolct)e  3flegeln 
an  bie  ^anb  giebt,  meiere  ju  ber  Sluöübnng  beftimt  gnug  feqn  (eben  fo 
mie  bie  5J?at^emQtif  be§  2Barfd)einlic^en),  unb  e§  fomt  ba3u  wo^l  nod) 
eine  SBifjenjc^aft,  beren  ^rincipien  aber  empirifc^  fe^n. 

@inb  bie  SSerpUniffe,  n)eld)e  ben  ®runb  ber  @^ön()eit  ma(t)en,  üer= 
I)eltniffe  ber  qoalitaet,  folglich  obiecten  ber  p^iloiopl)ie  (^.  (^.  ibentitaet  unb 
5Berfd)ieben^eit,  contraft,  Seb^aftigfelt  etc.):  fo  ift  feine  bifcipUn  93ZöglicI), 
nod)  raeniger  Sßifjenfd^aft,  fonbern  bloö  (Sriticf.  äJauhinft  («^  im  aü^ 
gemeinen  3}er[tanbe.)  (®artenfun[t  etc.)  ift  eine  bifciplin,  fo  aud)  mullri:. 
2)enn  es  fomt  [f)tev]  beQ  jener  auf  bie  [33er]  gefaüenbe  33erl)ältnifie  in  ben 
2lbt^eilungen  be§  3RaumeS,  bei)  biefer  aber  in  8lbfict)t  auf  bie  ßeit  au. 
^ü^er  mufe  ber  fct)ulna^me  aeft^etic  üermieben  merben,  weil  ber  ®egeu= 
ftanb  feinen  Unterrid)t  ber  Schulen  üerftattet;  man  fönte  eben  fo  gut  bie 
bul)lerifd)en  Sftei^e  mit  einem  ^unftmort  belegen. 

(5§  giebt  unmittelbare  ©mpfinbungen  ber  Sinne  ober  ^t)pot^etifd)e 
(^  unb  fubftituirte)  ©mpfinbungen.  2)ie  erftere  entftef)en  an§>  aUem  bem, 
maS  unferen  ßuftanb  anget)t  unb  menn  wir  ba^  obiect  unferer  S3etrad)= 
tung  felbften  fe^n.  2)ie  jmeQten :  inbem  mir  un§  felbft  gleid^fam  in  eine 
frembc  ^erfo^n  öerroanbeln  unb  un§  eine  (Smpftnbfamfeit,  bie  mir  billigen 
ober  begehren,  öon  un§  erbict)ten.  [@oid)e  fubftituirte  ©mpfinbunfleH  finb] 
2)ie  (5mpfinblid)feit  betrift  immer  unferen  (Signen  ßuftanb  unb  beffen 
Slnmut^  ober  Unannef)mlid)feit.  2)ie  (ämpfinbfamfeit  ge^t  auf  ben  mög= 
lid)en  ober  SBirflidjen  S^f^^"^  anberer,  ben  mir  nad)al)men.  (2old)e 
fubftituirten  ©mpfinbungen  fan  man  in  Slnfe^ung  folct)er  ßuftänbe  ober 
^anblungen  l^aben,  woju  man  feine  perfo()nlid)e  ober  eigentt)ümlict)e 
ßmpfinbung  l^at.  §.  (S.  6in  eingebilbeteS  orbentlic!^e§  Seben  nad)  einer 
^ranf^eit;  eine  ©roömutl),  menn  man  ta^  grofee  2oo§  gemonnen  l)ätte. 
58oltaire  l)at  bie  üortreflicl)ften  ©mpfinbungen  ber  2:ugenb  im  5Ral)men 
berOftömer  unb  aller  in  ber  tragoebie.  @olct)e  fubftituirte  ©mpfinbungen 


14  Hier  scheint  Kant  einen  Tintenwechsel  vorgenommen  oder  wenigstens  der  t>ch/ec/i/ 
i/ewordenen  Tinte  irgendwie  nachgeholfen  zu  haben.  \\  18  flüeitt?  QÜeu?  ||  10  obiect ' 
fubtect*?     Das  Wort  ist  in  andere,   unleserliche  Buchstaben  hineincorrlgirt.  \\  24  9(n= 

mutt)?   Strmutt)??  il  ;^<«?  eingebitbete«??   eingebilbeter?  |!  ''^   SRömer?   fReimer?  || 
oder??  aHen?  allem' 


MJr.  (i-26     (;-28  (önnb  XV).  278 

ma^en  loebcr  glüdlid)  nod)  uuc^lücflicf),  aufjer  roenn  fte  iudirecte  mit 
unferem  ßuftanbe  üerfnüpft  feqn.  ^ie  ftnb  nur  tictiones  aestheticae  unb 
leberjeit  angenehm. 


fj^r.    X.'  l'  II  f  $f  of  ^?  M  227'. 

2)er  ®efd)mat  i[t  bie  2Bal)l  be§  aUgemein  gefälligen  nad)  ®ejel3eu 
ber  @inlid)feit.  ®ei)t  üornemlid)  auf  bie  @innlict)e  ^-orm;  benu  in  '^ln= 
fe^ung  berer  giebt  e§  ®efel3e,  bie  oor  alle  gelten. 


62S.    x'.  M22S'. 

2)ie  innere33oÜfomtnenf)eit  einer  @Q(i)e  f)at  eine  natürli(J)e33eäiet)ung 

10  a]i\  6(l)ont)eit.   2)enn  bie  fuborbination  bey  ^Ranuigfaltigen  unter  einen 

Bwef  erfobert  eine  coorbination  beffelben  nad)  gemeinfd)attlic^en  ®e|e^en. 

®a^er  i[t  biefelbe  ©igenfd^Qft,  moburd^  ein  t^ebäube  [d^ön  i[t,  auc^  ;^u 

4  Ji//.  li'Ji  steht  am  srlmialfii  liiiifimnid  cuu  M  'J'J7'  quer  gesvhnehen;  unter 
Hfl.  ti'Jli  irar  kein    Plat:   mehr. 

15  Zu  Nr.  Ö2S — 740:  hh  drucke  ziumch-st  die  äfthetiache/i  /leßejtuiieii  tib,  die  Kam 

in  den  Phat'i'ny. — |  er.  q  auf  den  Üiirehschissseiten  :u  M  2'2S — 249  sowie  auf  M  247 — 24!f 
niedergeschrieben  hat.  Znischeii  den  einzelnen  Reflexionen  .spielen  Assoviationsfäden 
mannigfachster  Art  hin  und  her.  die  unter  keiner  Bedingung  zerrissen  werden  durften.  Ich 
hiKse  deshalb  die  Bemerkungen  so  auf  einander  folgen.,  wie  sie  auf  den  einzelnen  Selten 

•.'0  unter  einander  stehn  und  wie  sie  auch  ohne  ?jweifcl  (von  einigelt  Ausnahmen  abgesehn, 
'djt-r  dir  an  ihrem  Ort  berichtet  werden  wird)  nach  einander  geschrieben  sind.  7vv 
'/scheinen  deshalb  hier  manchf  Reflexionen.,  von  denen  man  vielleicht  meinen  könnt/', 
ihr  eigentlicher  Platz  sei  in  andern  Theilen  der  Anthropologie  (z.  B.  Nr.  f)o2,  042, 
'!49,  G,y2,  G67,  689,   7(Jö,  707 —709,  720,  728)   oder  in   Bd.  XVII  (z.  B.  Nr.  650, 

L'r.  658,  662,  663,  667,  680.  695).  Aber  sie  sind  stets  mit  ihrer  näheren  oder  weiteren 
Umgebung  durch  innere  Beziehungen  verbunden,  die  zu  zerstören  weit  unzweckmässiqer 
geteesen  wäre,  als  die  kleine  Unbequemlichkeit  mit  in  Kauf  zu  nehmen,  die  daraus  er- 
irächst,  da,ss  diese  oder  jene  lieflexion  in  einem  Abschnitt  steht,  unter  dessen  Übi^r- 
^chrift    man    sie    nicht    erwartet.       Was    im    Besondern    die    Bemerkungen  von  scheinbar 

üo  rein  theoretischem  Charakter  betrifft,  so  sind  sie  (vgl.  oben  26825—27)  »"  Zusamm-n- 
liang  nni  Kants  Ästhetik  ganz  unentbehrlich  als  deren  eigentlich'-  Grundlage,  und  nn 
klaren  Fiewusstsein  von  dieser  Thidsache  hat  Kant  die  betreffenden  Prubleme  ebi-n 
gerade  auf  den  oben  qenannti'n  Seiten  seinen  Handbuchs  inmitten  der  ästhetisch' ,' 
Heflexionen  /"■ham/eft. 

<?  int  .-.  sdJi  if  I  TM      >^,iiiM*riftli*ci   'Wacbl.it^.     II,  !8 


274  .'Hefiejtonen  jur  Slnt^ropologte. 

feiner  bonitaet  Buträgltd),  unb  ein  ®eftd)t  mürbe  au*  ju  feinem  Qvode 
feine  onbere  ©eftalt  (jaben  muffen  al§  §u  feiner  @d)ön^eit.  3Son  Dielen 
^Dingen  ber  ^Ratur  erfennen  mir  (Sct)ön^eit,  aber  nidjt  ßmefe;  e§  ift  ^u 
glauben,  ta^  baö  SBo^lgefaÜen  an  it)ren  (5rfd)einun9en  nid)t  bie  2lbf\d)t, 
fonbern  bie  golge  au§  il)rer  Slbfic^t  feij. 


629.    x'.  M228'. 

2)ie  (Sd)ön^eit  ber  (5rfentni§,  meldje  ber  3Sernunft  beforberlic^  ift 
unb  ber  eöiben^  be§  SSerftanbeö,  Ijeifet  felbftdnbtg» 


630.   x'.  M228'. 

ißeQ  aüem  fd^önen  gehöret  ba§  jum  5ßergnügen  unb  ift  fubiectiü,  ta^ 
bie  g'orm  be§  ®egenftanbe§  bie  .^anblungen  be§  SSerftanbeä  erleict)tert; 
eö  ift  aber  obiectio,  bafe  biefe  ^orm  allgemein  gültig  ift. 


631.    x'.  M228'. 

3ur  iUufion  in  2lnfe^ung  beffen,  ma§  {gefällt  ober  9)?i§fäUt,  gehört 
l)auptfad)lid)  bie  affociation  mit  bem  übrigen,  mag  ©efdüt  ober  mt^fdllt. 
^an  fan  be^  einem  artigen  Frauenzimmer  ni^t  Dom  ®e|cl^le(^t  ab= 
ftra^iren. 


632.   xK  M228'.  E  T  424. 

SBeinen  unb  2ad)en  geben  eine  annel)mlid)feit,  mcld[)e  [burdi]  Don  ber 
si^orfteüung  burd)  ben  Ä'orper  mieberum  zurüffel)rt.   2)o(i)  t)aben  belebe  20 
ä^nlid)e  Bi'ige  unb  fdilud^jen.    2)ie  3;t)räne  über  eine  fi^mpat^ie  mit  ber 
^^roömut^  eineö  anberen,  Dornemlid^  menn  folc^e  fanft  unb  ru^ig  ift,  ift 


3  erfennen?' 

10  aüemr  oUen?  fc^önen?  fd)üncm?||  //  .«panblunflen?  .^anblung:'.' 

:^0  /i'.-  luieber  ||  ?V  Dornemlfd) ?  nomlid)  (■""  f^'-)-- 


d\x.  6-28—636  (33aiib  XV).  27f> 

bie  anne^mlid^fte.  (*  Ueber  baö  Unöermögen  ber  ^efriebigung  ber  ®ro§= 
müt^igen  9ieigung.) 


655.    x'.  M228'.  EI  SIL 

2)er  ^^erjönlid)e  Ut\%  jeiget  ftd),  inbem  man  eine  luftige  t)i[torie 
felbft  ^uerft  er^e^len  fan,  be^  ber  raritaet,  bie  man  aüein  beft^t,  fo  gar  beQ 
ber  ©lüffeeligfeit,  baüon  man  felbft  bie  Urfac^e  ift.  ^ier  grünbet  ftd) 
ber  3ftei3  me^r  auf  (äitelfeit» 


634.    xK  M228'. 

(äine  jebe  @act)e  fc^eint  bie  Sluöfü^rung  eine§  23ilbe§  ju  fet)n,  fo  "tid^ 
10  bie  ibee  Dor  ber  (Sad^e  Dorge^t,  bat)er  ideae  substantiales.  2)a§  UrbilD 
ift  biejenige  ibee,  aug  ber  bie  anbern  ade  entfte^en;  bemt  [bur(^  bteSßerein] 
au§  bem  großen  fan  iDol^l  \ia%  Heinere  entfte^en,  aber  ni(l)t  auä  bem 
Heineren  "ba^,  größere,  wenn  biefeö  nid)t  Dort)er  befannt  ift.  2?olifomen  ift, 
ö)a§  bem  Urbilbe  gleid)  ift;  biefeS,  menn  eä  alä  nic^t  e;riftirenb  betradjtet 
ir,  lüirb,  Reifet  ibeal. 


655.    xK  M228'. 

2)ie  (Selbftänbige  6dbön^eit  mufe  fid)  auf  einem  beftänbigen  prin- 
cipio  grünben;  nun  ift  feine  ©rfentnis  unoeränberlici^  al§  bie,  fo  "üa.  jeigl, 
waö  bie  (Saij^e  ift;  folglid^  ift  fie  eine  SSereinigung  mit  35ernunft. 


636,  x'.  M228'. 

2)aö  @d)öne  (^  unb  ^ä^licbe)  ift  oon  ber  2lrt,  bafe  [loh-  bie  ©mpfinbuncj, 
bie  mt  baoon  er^altenl  beffen  2lnfd)auung  eigentlid)  [unfer]  ^u  unferem  Bu= 
ftanbe  nid)t  ge{)ört  unb  benfelben  nid)t  oerdnbert.  2)enn  mir  fönnen  un§, 
iDenn  e§  un§  gefdüt,  baffelbe  gleid)fam  burd)  ßitelfeit  ober  burd)  fi)m= 
pat^ie  jueignen,  ober,  ttenn  e§  un§  mißfällt,  baüon  abftrat)iren.    2)a  in 


7  s- Zusatz:   7(1  rr  Jahre,   viflleickt  aber  auch  schon  y.-"' . 
11   burc^   versehentlich  nicht  durchstrichen. 

'44  ba[felbe?  bef^etben'  ;  2.%  ,^ueiqnen  aus  ,3uetgnet 

18* 


276  ^Keflerionen  3ur  Slnt^ropoloqie. 

allen  eigentlid^en  (Smtifinbungen  ta^  ^RiSöergnügen  [tärfer  alö  baö  i^er= 
gnügen  i[t,  fo  i[t  t)ier  e§  in  Unferer  ©etoalt,  wenn  toir  @ejc!^maf  t)aben, 
ha§  SSergnügen  §u  nergröfeern  unb  ba^i  ^D^iöf allen  ju  üerringern.  ©in 
jarter  @ei(i^maf  i[t  ba^u  guträglid);  aber  ber  järtlidje  rü^rt  üon  einer 
6^tDäd^e  ^er,  nad)  n)eld)er  man  ben  iünftonen  ber  ßneignung  nid)t  roieber- 
[tel)en  fann. 


6S7.    x'.  M229'. 

2)ie  2lb[ted)ung  ber  färben  ifl  eben  ba§  oor  \i(ii%  2luge,  ü3aö  bie  6on= 
fonan^  üor  ha^  £)^r.  @inb  bie  färben  gemengt,  |o  i[t§  bie  eigentlid^e 
ßonfonan^;  finb  jte  neben  einanber,  fo  \\\'%  bie  -Harmonie. 


638.    x\  M  229'. 

©^  ift  bie  ^rage,  ob  'ii<x%  Spiel  ber  (Smpfinbungen  ober  bie  §orm 
unb  (Seftalt  berSlnfd^auungen  unmittelbar  angenehm  fei)  ober  nur  baburd) 
gefalle,  ho.'i^  fie  bem  23er[tanbe  SÖegreiflidifeit  unb  Seid)tigfeit  in  ber  3"= 
fammennel)mung  eines  großen  ^Hknigfaltigen  unb  gngleic^  Tieutlid^feit  15 
in  ber  ganjen  SSorftellung  üerfdjaffe. 

3ur  ®eftalt  gehöret  nic^t  blo§  bie  §orm  be§  ©egenftanbeö  nad) 
'I^ertialtniffen  be§  9?anme§  in  ber  @rfd)einung,  fonbern  aud)  bie  5Raterie, 
b.  i.  ©mpfinbung  (^^arbe). 


fiS9.    yJ.  M229'. 

2)ie  ftnnlid)e  ?'s-orm  (^  ober  bie  ^orm  ber  (Sinnli(!^feit)  einer  ©rfentniö 
gefällt  entmeber  al§  ein  (Spiel  ber  ömpfinbung  ober  al§  eine  ^orm  ber 
3lnfd)auung  (  unmittelbar)  ober  al§  ein  [öeg]  2Rittel  jum  Segriffe  be§ 
guten,  2)a§  erfte  ift  ber  3iei^,  ba§  gmei^te  \io,?:>  ftnnlic^  Schöne,  \ic^§)  britte 
bie  felbftänbige  Sd)önt)eit.   2)er  formelle  JRei^  ift  entmeber  unmittelbar, 

/  ftärfer' 

15  .^uciteid)  ber  -Deittlidifeit  !l  IS  SBev()ältniffi'ii  a«.»  .'i^er^ältniiie'S.  kmun  um- 


^lJr.  (^3H    (i3:»  Oanh  .XV).  277 

wie  rameau  glaubt,  ba^  eö  in  ber  3J?u|u-  fet),  ober  mittelbar,  lüie  be^ 
ßad^en  unb  Steinen;  biefer  le^tere  ift  ber  ibealifd^e  9?eij.  2)urd)  [bei?  toirb 
m(i)t  ba  beDbe]  feinen  üon  bei)ben  gefaßt  ba§  obiect  in  ber  Stufd^auung.  2)a§ 


/  /Jm  den  Haupistützen  der  Musiktheorie  .Jean-Philippe  karmaus  (I680 — 1764) 
.')  i/ehörcn  die  oft  von  ihm  dargelegten  und  gegen  die  Angriffe  ./.  ./.  Rousseaus  und 
Anderer  vertheidigteii  Lehren,  dass  die  Harmonie  die  Grundlage  der  ganzen  Musik 
■•^ei,  dass  die  Melodie  erst  aus  ihr  entspringe,  und  dass  auch  die  ästhetischen  Wirkung^} 
der  Musik  viel  mehr  der  Harmonie  als  der  Melodie  zu  verdanken  seien.  Vgl.  Rameau: 
Xouveau  Systeme  de  Musique  theorique  1726  4°  S.  1:  ^.U Harmonie  cunsiste  d.ans 
1"  funion  de  deur  ou  de  plusieurs  Sons,  dotit  Poreille  est  agreahlement  affect€e  .... 
La  Melodie  nait  de  P Harmonie.''''  S.  43:  .,La  force  de  Pexpression  de'pend  beaucoup 
plus  de  la  Modulation,  que  de  la  simple  Melodie.''''  Ferner  Rameau:  Trait€  de 
P Harmonie  reduite  a  ses  Principes  naturels  1722  4°  S.  23.  138,  139.  Rameau:  Ob- 
xervatinns   sur   notre   Instinct  pour   la  Musique,    et   sur  son   Principe  1754  S.  V—VI: 

1'^  UHarmouie  „est  Punique  haze  de  la  Musique.  et  le  principe  de  ses  plus  grands 
'ffets  ....  Cest  (7  P Harmonie  seulemenf  qu^il  appartient  de  remuer  les  passions,  la 
Melodie  ne  tire  sa  force  que  de  cette  source,  dont  eile  €mane  directement.''  S.  58: 
.,Des  qu''on  reut  eprouvcr  Peffet  d''un  Chant,  il  faut  toujours  le  soutenir  de  taute 
/^Harmonie    dont    il   d^rire;    c''est    dans    cette  Harmonie  meme  que  r^side  la  cause  de 

-*J  Peffet,  nullement  dans  la  Me'lodie.  qui  ri'en  est  que  le  produit.''''  Ahnlich  S.  99.  Ferner 
(Rameau:)  Erreurs  sur  la  Musique  dans  P Encyclopedie  1755  S.  48 — 49:  „Tout 
Choeur  de  Musique,  qui  est  le/if.  <-t  dont  la  succession  harmonique  est  bonne,  platt 
f<mjours  Sans  le  secours  d''aucuii  Üessein,  ni  d''une  Me'lodie  qui  puisse  nffecter  d''eüe- 
nieme:    et    ce  plaisir  est  tout  autre  que  celui  qiPou  eproure  ordinairement  d''un  Chant 

2.')  agreable,  ou  simplement  vif  et  gai:  Vun  [le  choeur!]  se  rapporte  directement  a  Pame, 
Pautre  [le  chant!]  ne  passe  pus  le  canal  de  Porei/le.-''  S.  47:  „De  meme  qu^une 
succession  rapide  de  couleurs  ne  forme  qu'une  confusion  qui  peut,  tout  au  plus,  amuser 
les  i/eur,  de  meme  aussi  uw  succession  rapide  de  sons,  ordinaire  ä  la  Melodie,  surtout 
dans  les  mouvemens  vifs,  ne fait  qu''amuser  PoreiUe.'-'  S.  46:  .J'e  />''r.sf  que  de  Pharmonie, 

30  mere  de  [la]  Melodie,  que  naissent  directement  les  differens  eff'efs  que  nous  eprouvons 
en  Musique.''''  Vgl.  ferner  d^Alembert:  Systematische  Einleitung  in  die  Musicalische 
Setzkunst,  nach  den  Lehrsätzen  des  Herrn  Rameau,  übersetzt  von  Fr.  W.  Marpurg  1757 
4°  S.  70  §.  153:  „Alles  bisher  gesagte  ist,  meines  Erachtens,  mehr  als  hinlänglich, 
uns  zu  überzeugen,   dass  die  Melodie  ihren   Grund  in  der  Harmonie  hat,   und  dass  man 

'■'<■<  in  der  entweder  wirklich  vorhandenen,  oder  doch  dabey  zu  rermuthenden  Harmonie, 
die  Wirkungen  der  Melodie  suchen  muss.'"''  —  llonsseau  poleniisirte  gegen  Rameau  in 
verschiedenen  Artikeln  der  Encyclope'die,  die  dann  auch,  mehr  oder  weniger  verändert, 
in  sein  TJictionnaire  de  Musique  (zuerst  1767)  aufgenommen  wurden,  ferner  im  Essai 
sur  POrigine  des  Langues,  soivie  im  Examen  de  dcux  Principes  avanc€s  par  M.  Rameau, 

♦0  dans  Sil  Brochure  intitule'e:  Erreurs  sur  l<i  Musique.  dans  P Encyclop€die.  Da  eine 
geioisse    Wahrscheinlichkeit    dafür   spricht,     dr(ss    Kant    Hannaus    Ansichten    nicht    aus 


278  JRcflejioncn  jur  3tut^ropologie. 


dessen  eignen  Schriften,  sondern  aus  secundären  Quellen  kennen  gelernt  hat,  rnnylicherirrise 
aus  Housseai),  führe  ich  aus  dessen  Polemik  gegen  Rameau  einige  bezeichnende  Stellen 
an.  Am  Srhluss  des  Artikels  „Harmonie''^  heisst  es  in  seinem  Dictionnaire:  „ü/.  Rameau 
prüfend  que  P Harmonie  est  la  source  des  plus  grandes  beaut^s  de  la  Musique;  mais 
ce  sentiment  est  contredit  par  les  faits  et  par  la  raison.  Par  les  faits,  puisque  tovs  5 
les  grands  effets  de  la  Musique  ont  cess^,  et  qu''elle  a  perdu  son  Energie  et  sa  force 
depuis  Pinvention  du  Contre-point :  a  quoi  j^ajoute  que  les  beaut^s  purement  harmoniques 
sont  des  beaut€s  savantes,  qui  ne  tratisportent  que  des  gens  verse's  dans  PArt;  au  Heu 
que  les  v€ritables  beaut.€s  de  la  Musique  ^tant  de  la  Nature.  sont  et  doivent  etre 
pgalement  sensibles  a  tous  les  hommes.,  savans  et  ignorans.  Par  la  ramon,  puisque  in 
/^Harmonie  ne  fournit  aucun  principe  d''imitatiun  par  lequel  la  Musique.,  formant  des 
Images.,  ou  exprimant  des  sentimens,  se  puisse  elever  au  genre  Draviatique  ou  imitatif, 
qui  est  la  partie  de  P Art  la  plus  noble.,  et  la  seule  €nergique;  tont  ce  qui  ne  tient 
qu'au  phi/sique  des  Sons,  ^tant  tres  horn^  dans  le  plaisir  quil  nous  donne,  et  n'ayant 
que  tres  peu  de  pouvoir  sur  le  coeur  humain.^^  Im  Artikel  ,.,M^lodie"  des  Dictionnaire.  ir, 
erklärt  Rousseau:  ,.,La  m^lodie  se  rapporte  ä  deux  principes  diff^rens,  selon  la  maniere 
dont  on  la  considere.  Prise  par  les  rapports  des  Sons  et  par  les  regles  du  mode, 
eile  a  son  principe  dans  -P Harmonie ;  puisque  c^est  une  analyse  harmonique  qui  donne 
les  Degris  de  la  Gamme.,  les  cordes  du  Mode,  et  les  Ivi.r  de  la  modulation,  uniques 
e'l^mens  du  Chant.  Selon  ce  principe,  toute  la  force  de  la  m€lodie  se  borne  a  flatter  jo 
Poreille  par  des  Sons  agr^ables,  comme  on  peiit  flatter  la  vuc  par  d''agr€ables  accords 
de  Couleurs;  mais  prise  pour  un  art  d'' Imitation  par  lequel  un  peut  affecter  Pesprit  de 
diverses  images,  €mouvoir  le  coeur  de  divers  sentimens,  exciter  et  talmer  les  passions, 
op€rer,  en  un  mot,  des  effets  moraux  qui  passent  Pempire  imm€diat  des  sens,  il  lu-i 
taut  chercher  un  autre  principe:  cur  on  ne  voit  auciine  prise  par  tnquelle  la  seule  '^5 
Harmonie,  et  tout  ce  qui  vient  d^elle,  puisse  nous  affecter  ainsi.  Quel  est  ce  second 
principe'?  II  est  dans  la  Nature  ainsi  que  le  premier  .  .  .  .  Ce  principe  est  le  meme 
qui  fait  varier  le  Ton  de  la  voix,  quand  on  parle,  .selon  les  choses  qu'on  dit  et  les 
mouvemens  qu^on  €prouve  ezi  les  disant.  Cest  PAccenf  des  Langues  qui  d^termine  la 
m^lodie  de  chaqne  Acition  ....  Si  la  Musique  ne  peint  que  par  la  me'ludie,  et  tire  ho 
(Pelle  toute  sa  force,  il  s^ensuit  que  toute  Musique  qui  ne  ctiante  pas,  quelque  harmonieuse 
qu'elle  pui'ise  etre,  n''est  point  une  Musique  imitative,  et,  ne  pouvant  ni  toucher  ni 
peindre  avec  ses  beaux  Accords,  lasse  bientot  les  oreilles,  et  laisse  toujours  le  coeur 
froid.^^  Vgl.  den  Artikel  ,.Unit^  de  Me'lodie''''  ebenda:  „Le  plaisir  de  Pharmonie  n'e.st 
(pCun  plaisir  de  pure  Sensation,  et  la  Jouissance  des  se?is  est  toujours  courte,  la  sati€te  n.j 
et  Pennui  la  suivent  de  pres:  mais  le  plaisir  de  la  m€lodie  et  du  chant,  est  un  plaisir 
d''int€ret  et  de  sentiment  qui  parle  au  coeur,  et  que  Partiste  peut  toujours  soutenir  et 
renouveller  a  force  de  ge'nie.  La  Musique  doit  dorn-  ne'cessairement  chanter,  puur 
toucher,  pour  plaire,  pour  soutenir  Pint^ret  et  P attention. "-^  Ferner  in  dem  Chap.  XII J 
des  Essai  sur  POrigine  des  Langues:  „LViomme  est  modifie'  par  les  sens,  personne  4»i 
/?'en  doute.  Mais  faute  de  distinguer  les  modifications,  nous  en  confondons  les  causes: 
nous  donnons   tnrp   et  trop  pni   (Pfmpire  aux  sensntiuns:  nntts  ne  voi/ims  pas  qiie  souven' 


gfir.  639  (29anb  XV).  279 

Obiect  gefäöt  unmittelbar  in  ber  Slltjc^auung,  rocnn  [eö  bie]  feine  ^orm 
bem  ®eje|e  ber  coorbination  bei)  ben  6rfd)einungen  gemäfe  i[t  unb 
ftnnli(t)e  Älarl^eit  unb  ®röfee  erleict)tert.  2Bie  bie  f^metrie  im  ©ebäubc 
unb  Harmonie  in  ber  ÜKufif.  2)a§  obiect  gefallt  im  2lnfd)auenben  SSe-- 
griffe,  menn  beffen  SÖe^ie^ung  §um  ®uten  burd)  einen  33egriff,  ber  in 
pnnlidjer  goi^ot  ©efäHt,  auggebrücft  werben  fann. 
(^  conoentioneUer  ober  natürlid^er  ®efd)maf.) 


dies  ne  nous  affectent  poiiif  seulement  cimvue  sensatinns,  mais  comme  signes  mt  images, 
ft  que  leurs  effets  moraux  ont  aussi  des  cavses  morales.    Comme  les  sentimens  gu'exctte 

10  eil  nous  la  peintire  ne  viennent  point  des  couleurs,  Pempire  que  la  musique  a  sur  nos 
ames  »''est  point  Couvrage  des  sons  ...  La  m^lodie  fait  pr^cis^ment  dans  la  musique 
et'  que  fait  le  dessein  dans  la  peinhire:  c'est  eile  qui  marque  les  traits  et  les  figures, 
dont  les  accords  et  les  sons  ne  sotit  que  les  cottleurs.  Mais,  dira-t-on,  la  m€lodie 
u^est  qu'une  succession  de  sons;  sans  doute;  mais  le  dessein  rüest  aussi  qu'un  arrangement 

15  de  couleurs.  Un  orateur  se  serf  d''encre  pour  tracer  ses  Berits;  est-ce  a  dire  que 
Pencre  sott  une  liqueur  fort  doquente'?  ....  Qjae  dirions-nous  du peintre  assez  d^pounm 
de  sentiment  et  de  gotit  pour  .  .  .  bomer  stupidement  au  physique  de  son  art  le  plaisir 
que  nous  fait  la  peinturei  Que  dirions-nous  du  musicien  qui,  plein  de  pr^jug€s  semblables, 
croiroit  voir  dans  la  setile  harmonie  la  source  des  grands  effets  de  la  musique?    Nous 

20  enverrions  le  premier  mettre  en  couleur  des  boiseries,  et  nous  condamnerions  Pautre 
a  faire  des  Op^ra  franpois."  —  Auch  d''Alembert  stimmte  (trotz  seines  anfäiu/lichen  Ein- 
tretensfür Ramean)  in  seinem  Enci/clopädie- Artikel  „(Basse)  Fondamentale'-'-  den  Gründen 
hei,  mit  denen  Rousseau  die  Überschätzung  der  Harmonie  seitens  Rameaus  bekämpft. 
Rousseau  hat  nach  ihm  sehr  überzeugend  bewiesen,  „que  la  consid€ration  des  rapports 

25  est  tout-ä-fait  illusoire  pour  rendre  raison  du  plaisir  que  nous  fönt  les  accords  con- 
soiians'-''.  Rameau  antwortete  darauf  in  seiner  „Lettre  a  M.  d''Alemhert,  Sur  ses 
opimons  en  Musique,  ins€r€es  dans  les  articles  Fondamental  et  Gamme  de  PEncyclo- 
p€die"  (1758,  auch  Rameaus  „Code  de  musique  pratique'^  1760  vorgedruckt)  S.  2 — -3: 
„La   consid€ration  des  propurtions,  comme  des  rapports,  est .  .  .  absulument  ne'cessaire 

•to  h  Pexacte  th€orie  de  la  Musique.  Bien  plus,  si  Pon  veut  appre'cier  aux  yeur  de  la 
raison  le  plaisir  que  cause  Pharmouie,  c''est  ä  dire,  faire  concevoir  au  juste  les  diff^rens 
degräs  de  ce  plaisir,  lorsqu'ü  r€sulte  de  tel  ou  tel  accord,  de  teile  ou  teile  consonnance, 
de  quelle  mani€re  peut-on  s''y  prendre,  si  ce  n'est  en  exjjosant  les  proportions  et  les 
rapports,  que  la  Nature    u    mis    entre    les   sons    qui  forment   ces    accords    et   ces   con- 

35    sonnances '7'-^     Vgl.  auch  im  „Code''^  selbst  S.  165. 

7   Der  y-Zusatz  steht  zicischen    Rß.  639   und  640,    rechts   von    den   5   letzten 
1 1  orten  jener. 


•JSO  JKcfleriüiieii  jiir  iJlntljrüpologic. 

640.    x'.  M229'. 

2)urc^  baä  (^efü^l  urt^eile  id)  gar  nid)t  über  bie  Sad^e  unb  aljo 
nid^t  obiectiD.  2)al^er  id)  nid)t  glaube  mid)  geirrt  ju  f)abcn,  menn  xi)  mir 
anbere  ©egenftdnbe  ber  (Smpfinbung  wä^le,  unb  auc^  uid)t  mit  anberen 
[treite.  @in  fd)lec^t  gebäube  eine§  ^-einbeS,  ein  belad)en§n3ertt)e§  23ud) 
Dergnügt,  aber  e€  gefällt  barum  nid)t,  unb  bie  fd^önften  ©ebäube  geben 
bem,  ber  fie  anftet)t,  menn  e§  nid)t  burd)  bie  9teuigfeit  unb  feltent)eit  ge= 
jd^ie^t,  fd)led)ten  6rja^  lüegen  einer  SSerlol)renen  2}?a^l^eit  k  k.  2)urd) 
ben  ®ejd)maf  urtt)eile  id)  oom  obiect,  mein  3"[^anb  mag  l)ieburd)  üiel  ober 
wenig  afficirt  merben.  2Senn  ic^  e§  fd)ön  nenne,  fo  erfläre  id^  nic^t  aüein 
mein  mo^lgefaUen,  fonbern  \i([^  e§  aud)  anberen  gefallen  foÜ.  ?!)tan 
fd^ämt  ftd^,  wenn  unfer  (ye)d)mat  mit  anberer  t^rem  nid)t  übereinfömmt. 
^n  jad^en  be§  ®efd)maf§  mufe  man  ben  3Rei^  öon  ber  5d)önt)eit  unter« 
f^etben;  ber  erftere  ge^t  oft  oor  biefen  ober  ienen  oerlol^ren,  aber  bie 
(Sd^onl^eit  bleibt.  2)ie  gepu^ten  ßimmer  bleiben  immer  fdjön,  aber  fie 
^aben  i^ren  rei|  mit  bem  2;obe  ber  ©eliebten  Derlot)ren,  unb  ber  £ieb= 
^aber  md^lt  ftd^  anbere  ©egenftänbe.  2)ieje  ^Begriffe  Don  ©d^on^eit,  fagt 
2Binfelmann,  finb  mollüftig,  b.  i.  man  unterfd^eibet  nid)t  ben  3Rei|  öon 
ber  €'d)on^eit;  benn  in  ber  tt)at  loaren  fie  be^  ben  Sitten  eben  fo  mo^l 


12  i^mn??  i^rer?  ||  i4  biefen i*  biefetn?  |!  ienen?  ienem?  ||  17  Sieje??  ®iefer?  ;1   -m 

Siegriffe?  SSegrtff?  ||  18  Wahrscheinlich  hat  Kant  hier  das  2.  Mick  des  4.  Cap.  im 
[.  Theil  von  J.  Winckelmanns  Geschichte  der  Kunst  des  Alterthums  1764  4°  S.  143 ff.  im 
Sinn:  „Wider  die  Unempfindlichkeit  ist  kein  Mittel^  und  es  fehlet  uns  die  Regel  und 
der  Canon  des  Schönen,  nach  welchem,  wie  Euripides  sagt,  das  garstige  heurtheilet 
wird;  und  aus  dieser  Ursache  sind  wir,  so  wie  über  das,  iras  wahrhaftig  gut  ist,  also  'i.i 
auch  über  das,  was  schön  ist,  verschieden.  Diese  Verschiedenheit  der  Meinungen 
zeiget  sich  noch  mehr  in  dem  Urtheile  über  abgebildete  Schönheiten  in  der  Kunst,  als 
in  der  Natur  selbst.  Denn  weil  jene  weniger,  als  diese,  reizen,  so  werden  auch  jene, 
wenn  sie  nach  Begriffen  hoher  Schönheit  gebildet,  und  mehr  ernsth<(ft  als  leichtfertig 
sind,  dem  unerleuchteten  Sinne  v;eniger  gefallen,  als  eine  gemeine  hübsche  Bildung,  die  3ii 
reden  und  handeln  kann.  Die  Ursache  liegt  in  unseren  Lüsten,  welche  he//  den 
mehresten  Menschen  durch  den  ersten  Blick  erreget  werden,  und  die  Sinnlichkeit  ist 
schon  angefüllet,  wenn  der  Verstand  suchen  wollte,  das  Schöne  zu  gemessen:  alsdenn 
ist  es  nicht  die  Schönheit,  die  uns  einnimmt,  sondern  die  Wollust.  Dieser  Erfahrung 
zufolge  werden  jungen  Leuten,  bey  welchen  die  Lüste  in  Wallung  und  Gährung  sind  '■'<'> 
mit  schmachtenden  und  brünstigen  Reizungen  bezeichnete  Gesichter,  wann  sie  auch  nicht 
wahrhaftig  schön  sind,  Göttinnen  erscheinen,  und  sie  icerden  iceniger  gerühret  werden 
ithei-  eine  solche  schöne  Frav.   die  Zucht  und  Wahlxfand  in  Gehehrden   und  Handlungen 


IRr.  640  (Öanb  XV).  281 

öerfnüpft  ("  öieQeid)!  nid)t  fo  öermengt)  al§  bcQ  ben  neueren,  aber  üiel» 
leicht  in  ben  Segriffen  ber  Äünftler,  n)eld)e  jte  auSbrücfen  »ölten,  unter» 
|(i)ieben. 

2:)ie  @d)öne  perfolin  gefält  bur(!^  i^re  ©eftalt  unb  ret^t  burc^  il^r 
®ef(!^Ied)t.  ßafet  eud)  einen  in§  ol^r  jagen,  bofe  biefe  betounberte  <Sc^5n= 
^eit  ein  [leidjtfertiger]  unmdnltc^er  @änger  fe^,  jo  [ift]  oerfd)minbet  ber 
3?ei^  in  einem  2lu(^enblife,  aber  bie  <Sd)ön^eit  bleibt.    @§  ift  fdjöjeer, 

zeiget,  welche  die  Bildung  und  die  Majestät  der  Juno  hätte.-  Winckelmanns  ..An- 
merkungen über  die  Geschichte  der  Kunst  des  Alterthums'-'-  1767  4°  I  34 — 35  fügen 
hinzu:  .,Man  muss  sich  nicht  wundern,  dass  die  Begriffe  der  Schönheit  unter  uns  sehr 
verschieden  sind  von  den  Begriffen  der  Sinesen  und  der  Indischen  Völker,  wenn  wir 
bedenken,  dass  wir  selbst  selten  uns  in  einen  Punct  über  ein  schönes  Gesicht  vereinigen. 
Die  blauen  Augen  werden  insgemein  von  blauen  [lies:  braunen]  gezogen,  und  die 
braunen  von  blauen  gereitzet,  und  es  t^erhält  sich  mit  dem  verschiedenen  Urtheiie  über 
eine  schöne  Person^  icie  mit  der  verschiedenen  Neigung  gegen  weisse  und  braune 
Schönen.  Derjenige,  welcher  eine  bräunliche  Schönheit  einer  weissen  vorziehet,  ist 
deswegen  nicht  zu  tadeln,  ja,  man  könnte  ihm  beypflichten,  wenn  derselbe  weniger  durch 
(tos  Gesicht  als  durch  das  Gefühl  gereitzet  wird.  Denn  eine  bräunliche  Schönheit 
kann  vielleicht  eine  sanftere  Haut  als  eine  weisse  schöne  Person  zu  haben  scheinen.''^ 
Vgl.  ferner  §.  9  und  11  in  Winckelmanns  Abhandlung  von  der  Fähigkeit  der  Empfindung 
des  Schönen  in  der  Kunst,  und  dem  Unterrichte  in  derselben  (1763.  Sämtliche  Werke 
1825  1244 — 245):  Ich  „habe  bemerket,  dass  diejenigen,  welche  nur  allein  auf  Schön- 
heiten des  weiblichen  Geschlechts  aufmerksam  sind,  und  durch  Schönheiten  in  unserem 
Gi-schlechte  wenig  oder  gar  nicht  gerühret  werden,  die  Empfindung  des  Schönen  in 
der  Kunst  nicht  leicht  eingeboren,  allgemein  und  lebhaß  haben.  Es  wird  dasselbe  bei 
diesen  in  der  Kunst  der  Griechen  mangelhaft  bleiben,  da  die  grössten  Schönheiten  der- 
■■ielben  mehr  von  unserm,  als  von  dem  andern  Geschlechte,  sind.*^  „Das  wahre  Gefühl 
den  Schönen  gleichet  einem  flüssigen  Gypse,  welcher  über  den  Kopf  des  Apollo  gegossen 
wird,  und  denselben  in  allen  Theilen  berühret  und  umgibt.  Der  Vorwurf  dieses  Gefühls 
ist  nicht,  was  Trieb,  Freundschaft  und  Gefälligkeit  anpreisen,  sondern  ivas  der  innere 
feinere  Sinn,  welcher  von  allen  Absichten  geläutert  sein  soll,  um  des  Schönen  wUlen 
selbst,  empfindet."  In  Winckelmanns  Vorläufiger  Abhandlung  zu  den  Denkmalen  der 
Kunst  des  Alterthums  (zuerst  italienisch  1767)  heisst  es  in  §.  14  des  IV.  Cnpitels 
(Sämtliche  Werke  1S25  VII  110):  „Nachdem  sich  die  [griechischen]  Künstler  viele 
Ideen  von  Schönheit,  welche  sie  an  verschiedenen  einzelnen  Personen  erblikt,  eigen 
und  gegenwärtig  gemacht  hatten,  wurden  sie  gleichsam  neue  Schöpfer,  und  suchten 
dieselben  in  dem  Bilde,  welches  sie  von  irgend  einem  Individuum  entwerfen  wollten, 
darzustellen,  indem  sie  zugleich  von  aller  persönlichen  Neigung,  welche  unsem  Geist 
ron  dem  wahren  Schönen  abzieht,  wegsahen.''''  Vgl.  auch  Sämtliche  Werke  1825  IV 
■j7/8  §.  19  (in  der  1.  Auflage  der  Geschichte  der  Kunst  1764  S.  148  fehlt  der  gerade 
sehr  bezeichnende  Schlusssafz  des  §.  19). 


282  SReflejtonen  jur  Slnt^ropologte. 

biefcn  3flei^  oon  bcr  ©c^ön^eit  abpfonbern;  aber  man  barf  nur  alle  unfere 
befonbere  bebürfniffe  unb  priüatüerljeltnifje,  barin  wir  unö  üon  anberen 
unterfd)eiben,  roeglafjen,  fo  bleibt  ba^  faltfinnige  ®ejcl)mafgurll)eil  iibrtg. 
2)er(&cl)ulbtl)urm  bleibt  in  bemUrt^etle  beö  Äenner§,  ber  it)n  o^neSlbjdjeu 
ni(t)t  fe^en  fan,  gleid)n)o'^l  ein  fct)ön  ®ebäube;  aber  biefe^  Urt^eil  i[t  o^ne 
aÜen  3fiei^;  im  ©efc^maf  gefdllt  e§,  aber  in  bcr  ßmpfinbung  mißfällt  e§. 


64J.    x^-'.  M'J.'Ur. 

®leid)roie  bie  Urt^eile  bc§  ®efd)mat§  mit  ^mpfinbungen  untermengt 
fetjn,  jo  finb  bie  [Urt^eile]  53eurtl^eilungen  be§  ®uten  unb  Söfen  niemals 
Dotlig  rein,  fonbern  l^aben  einen  ftarfen  3"ia^  öon  eingemengten  33or=  lo 
ftellungen,  üon  fd)önt)eit  ober  9lei;ie.  2)ie  2Bol)lt^ätigfeit  empfangt  burd) 
(ä^re,  burd^  Gegenliebe,  burd)  bie  f(!^meid)ell)aften  [3ure^]  6elb[tjure(i^= 
nungen  frember  ©lüffeeligteit  ftarfe  empfet)lung§griinbe.  3ft  bie  ®ro§= 
mut^  gegen  ein^^raueni^immer,  ba§  jung  unb  jc^ön  i[t,  gerid^tet,  fo  erpl^cn 
ftc^  alle  biefe  3Rei^c  burc^  ben  Slnt^eil  an§  ®efd)led)t.  15 


642.   x^.  M230\ 

2)ie  ?Reigungen  [au]  werben  alle  ^u  moralifc!^en  analogis,  menn  fie 
tnSgefamt  ber  6t)rliebe,  fo  mo^l  ber  inneren  als  äußeren,  untergeorbnet 
werben,  2)iefe,  wenn  fte  bie  unöerftelte  (Sl)re  ift,  jule^t,  wenn  fte  bie 
ma^re  (5^re  ift,  ncmlid)  auf  ba§,  maS  jeberman  burd)  sentiment  el^rt. 
auf  bie  felbftänbige  ß^re,  maS  iebermann  e^renmertl^  fü^lt  unb  niemals 
burd^  ^^ßriüatuerbältniffe  öerbunfelt  wirb. 

2)ie  SroeQte  3Reigung  ift  bie  jur  ^^reij^^eit  be§  fentiments,  ntc^t  ber 
@emäd)licf)feit,  tio.^  man  nid)t  genötbigt  fei),  üerftelte  (Sc^meid)elei)  auS= 
juüben  ober  ein  2Berf3eug  beS  SafterS  j^u  feqn. 

2)ie  britte  jum  3Ser mögen,  gute  ^votXt  üollfut)reu  ju  tonnen. 

S)ie  tJiertc:  bie  ®efellfd)aftlid)e  5(leigung. 


15  9tct^ 

16  Zu  Nr.  642  vgl.  VII  265 ff.  ij  '40  Aach  ba^  ist  eticu  ge^t  oder  fic^  beateilt 

zu  ergänzen.  "^9 


^JRr.  640—645  (öanb  XV).  283 

643,   x—Ä.  M230'. 

S3ei)  aller  |tnnltcf)feit  i[t  eine  S^oOfornmenl^eit,  bic  boS  menfd)Ii(I)e 
SBernunfterfentniS  ni(l)t  \)o\,  nemlid)  bie  3lnjct)auung,  uub  eine  Unoott* 
fommen^cit:  bie  ©m^ifinbung  [ober  aud)]  unb  bie  %Qxm  ber  erfdjeinung. 

5  2)te  [Stnfdiouunfl]  SSemunft  fteüet  nur  öerljdltniS  Segriffe  üor,  in  ber  2ln= 
fdiauung  aber  wirb  bQ§  abfolute  unb  innere  be§  ©egenftanbeä  gebockt. 
SlQein  \ia^  unfere  2lnjcl)auungen  nur  bQ§  SSer^dltniä  ber  2)inge  ju  unjeren 
©innen  betreffen,  ift  eine  UnooÜfommen^eit. 

2Ba§  aber  bie  2)eutli(t)feit  betrift,  fo  fan  fte  mit  ber  2lnfd)auung  fe^r 

0  \oq\)\  gufammenbeftetien.  2)enn  bie  2)eutlid)feit  fomt  auf  bie  Unterfcl)ei= 
bung  beä  mantgfaltigen  in  einer  ganzen  SSorftellung  an.  jo  fern  biefe 
(ärfentnisftücfe  burd)  aUgemeine  Segriffe  gebact)t  werben,  fo  ift  bic  SDeut» 
Iict)feit  eine  SBirtung  be§  3Serftanbe§;  gefd)ie^t  e§  hmi)  einzelne,  fo  ift 
fie  eine  %oxm  ber  6innlid)feit.   5)ie  erftere  gef(t)iel)et  burd)  fuborbination, 

5  bie  gtteqte  burd)  coorbination.  3"  ^«^  5J?ufic  Ijat  man  üon  ben  3;l)öncn 
feine  33egriffe,  aber  mol^l  ©mpfinbungen  unb  erfennet  i^r  SSer^dltniS 
md)t  in  Bal)len,  b.  i.  nac^  aUgemeinen  3flegeln,  aber  man  unter|d)eibet  fte 
bod)  2lnfd)auenb. 


644.  x—X.  M230'. 

•JO  6tn  9Kenfdb,  ber  aUein  lüdre,  mürbe  burd^  iebcS  SBunberbare  er- 
fd)reft  merben  unb  e§  iebcrjeit  mit  einem  unoermengten  SßiebermiHen 
mal)rnet)men.  ^\x6)  einige  ^erfo^nen  merben  baran  fein  33ergnügcn 
finben;  e§  gehört  bagu  bic  5D'?enge  unb  alfo  eine  Steigung,  e§  juerft  auS» 
jubreiten,  unb  aud)  etlid)e  ßweitlci^-   ®tc  Unregelmdfeigfeit  gefdUt  nur 

25  \iQi,  mo  fte  o^ne  ©c^aben  oorge^t  unb  man  ber  3ftcgelmd^igteit  über» 
brüfeig  mirb. 

645,  x—X.  M  230'.  E 1 113. 

2)a§  5Reue.  2)a§  feltene.  2)a§  SBunberbarc  ftnb  unterfcftiebcn.  alle 
obiectiü.   2)ie  Überrafc^ung  ift  blo§  oon  ber  monotonie  fubiectio  unter« 
ao  fd)ieben. 


fiS — 29  Der  Punkt  nach  '^tut  ist  etwas  gross  yerathtn  und  hat  eine  gewisse  Ähn- 
lichkeit mit  dem  bei  Kant  gebräuchlichen  Sigelfür  unb.,  E.  liest  unb,  ferner:  blo|  ÜOT  ber. 


284  JReflejionen  ^ui  2lntl)ropoloflte. 

646,   x—L  M230'. 

(Sine  SSorfteÜung  ift  ftnnlid^,  tocnn  bann  bic  ^orm  bcg  ^kumeö  unb 
ber  3cit  if^'  f^^  if^  t^od)  finnlic^er,  wenn  bie  (ämpfinbung  bamit  öerbunben 
ift  (gavbe).  am  jtnnlid)[ten:  menn  fte  bem  ßufc^auer  jugeeignet  airb, 
unb  gtriar  al§  bejd^auet  öon  anberen.  @t^öne  ®egen[tänbe  ftnb,  beren 
^ufammenorbnung  nac^  ben  ©efe^en  beö  intuitus  geföQt.  fd^öne  (Ärj^ei* 
nungen  oon  ®egenftänben,  (e.  g.)  ißilber. 


647.   x—L  M230'. 

2)cr  ®ef(l)maf  i[t  eigentlid)  [bie  fät)tafeitj  ba§  ^Sermögen,  "ixk^,  ü)Q6 
ftnlid)  gefält,  einftimig  mit  anberen  gu  tt)äl)len.  2)a  nun  in  ben  (Smpfin^ 
bungen  bie  einftimmung  nid)t  fo  not^tüenbig  ift  mie  in  ber  6rf(l)einung, 
fo  ge^t  ber  ®efd)maf  met)r  auf  erfci)einung  alö  ©mpfinbung.  SBenn  wir 
einen  wegen  5[Rangel  beä  @efd)mafä  bejdjulbigen,  fo  fagen  mir  nid)t,  bafe 
eö  i^m  nic^t  fd)mete,  fonbern  \iQa^  eg  anberen  nic^t  fc^mefe.  «Sonften  ift 
ein  Derfe^rter  ®efcl)maf  auci^  ber,  fo  auf  bn§  ge^t,  maö  böfe  ober  fc^äb» 
i\^  ift. 


648.   x—l.  M2:fl'. 

©er  ©efc^mat  in  ber  (grfc^etnung  grünbet  ftd^  auf  bie  3?er^altniffc 
beö  StaumeS  unb  ber  Seit,  bie  Dor  ieben  SSerftanblid)  feijn,  unb  auf  bic 
regeln  ber  refiejcion. 

(5ben  barum,  meil  eg  beQ  bem  (^efd)maf  barauf  anfömmt,  mic  etmaö 
m<kj  anberen  (S^efade,  fo  finbet  er  nur  in  ber  ©efeüfc^aft  ftatt,  nemlid^  er 
t)at  barin  nur  einen  rei^. 


649.   X  -X.  M2Sr. 

3u  ben  principiis  convenientiae  fan  man  nod)  jäf)len,  bafe  alles  25 
(3  natürli(!^e)  in  ber  2öelt  gut  fei)  unb  feinen  ^xotl  \:i(x\it,  meil  eben  baburc^ 


4  bem?  beren?  00m??  einem??  ||  jugelgnet 

11  einfttmmungen 

IH  ©rfc^einungen  ||  2S  barin?  barum?? 

25   Bei  dieser   Rfl.   denkt  man  unu-illkiiriii-li   nn   Romseau^  speciell  an    den   An- 
fang seinen   £milv:  ./I'oiit  est  bien,  mrtant  des  wjjw.v  de  P Aiiteiir  des  r'Ao.ve.s". 


3(1 


^)lt.  G4G-H49  (5öanb  XV).  285 

erftlid),  in  beut  man  einen  ßwd  üorau»  je^t,  bie  n3at)re  l^erfaftung  ent= 
beft  wirb,  ober  2.  au§  ber3Serfa[|ung  ein  3n3ef  gefunben  wirb.  (^  germat.) 
ferner:  bofe  ber  ll^ienfc^  oon  'iJRatur  gut  jet),  meil,  ha  man  ba§  SSöfe,  tt)a§ 


;3  Pierif  germat  fr  1665),  der  btkanntt  jranzösische  Mathematiker  und  Physiker, 
f)  irurde  mit  DescartfS  und  nach  Descartes'  Tode  mit  dessen  Schiller  <  'lerselier  in  einen 
Streit  iilier  die  Brechuny  des  Lichtes  rennckelt,  in  dessen  Verlavf  er  sich  Clerselier 
gegenüber  auf  das  Princip  beriej\  dass  die  Natur  ihre  Zwecke  in  der  kürzesten  Zeit 
zu  erreichen  strebe;  daraus  folgerte  er,  dass  auch  das  Licht  den  Weg  von  einem 
Punkt   eines  Mediums   zu   einem  Punkt   eines   andern  Mediums   in  der  kürzestmöglicheii 

10  Zeit  zurücklege)!  werde,  und  versuchte  dann,  den  durch  diese  Voraussetzung  im  All- 
gemeinen deductiv  bestimmten  Weg  vermittelst  einer  neuen  Methode  genauer  zu  berechnen. 
Fermat  formulirt  jene  ..commune  et  firmutum  principium''''  in  seinen  Briefen  an 
de  la  Chambre  vom  August  1657  und  /.  Januar  1662  in  verschiedetier  Weise,  das  eine 
Mal:   „Naturam   semjier   agere  per   modos   maxime   compendiosos''\    das   andere   Mal: 

1')  „Naturam  semper  agere  per  vias  quam  maxime  compendiosas'''';  dann  wieder  ersetzt 
"/•  den  letzteren  Ausdruck  durch  „modis  maxime  brevibus  et  facilibus''''  oder  durch 
..per  ricts  breriores  ft  faciliores''\  oder  behauptet,  dass  die  Äatur  „operationes  suas 
ijuam  citissime  urget^'  (in  der  Amsterdamer  Quart-Ausgabe  ruu  R.  Descartes  „Epistolae, 
partim  Latino  sermone  conscriptae,  partim  e  Galileo  in  Latinum  rersae'"''  Pars  III  löSo 

20  14^3 ff.).  Im  2.  Brief  bezeichnet  er  es  als  eine  Hi/pothese.  der  keine  andere  an  Wahr- 
scheinlichkeit gleichkomme,  „quod  Natura  semper  agat  per  modos  ma.cime  faciles,  hoc 
i'.-if,  aut  per  lineas  brevissima-s,  (juae  longiore  tempore  non  opus  habeant,  aut,  quicquid 
accidat,  per  tempus  brevissimum,  ut  compendium  faciat  laboris  sui,  et  quo  citius  per- 
veniat  ad  scopum  operationis  suae''''  (ebenda  S.  140).    Und  in  dem  beigefügten  mathe- 

'>h  iiiatischen  Beweisgang  giebt  er  folgende principielle  Erklärung  ab:  „Demonstratio  nostra 
nnico  nititur  postulato:  Naturam  operari  per  modos  et  via^  faciliores  et  expeditiores : 
ita  enim  uXirjua  concijilendum  censemus,  nun  ut plerique,  naturam  per  lineas  brevissimas 
semper  operari.  Ut  enim  Galilaeus,  dum  motam  naturalem  gravium  speculatur,  rationem 
ipsius    non    tarn   spatio    quam    tempore    nietitur,  pari  ratione  non  brevissima  spatia  aut 

30  lineas,  sed  quae  expeditius,  commodius,  et  breviori  tempore  percurri possint,  consideramus^- ■ 
(ebenda  S.  lö-'l).  (.'lerselier  mm-lil  am  6.  Mai  1662  gegen  Fermats  Princip  unter 
Anderem  Folgendes  geltend:  „Nun  Phijsicum,  sed  Morale  saltem  Principium  cii.  quod 
iiunquam  est  aut  esse  potest  causa  ullius  effectus  naturae.  Non  est  causa;  cum  non 
illo  Principio  ad  agendum  impellatur,  sed  vi  secreta  et  virtute  quae  in  qualibet  re  est. 

'■''h  quae  nunquani  determinata  est  per  istud  Principium  ad  hunc  illumve  effectum,  sed  per 
rirn  quae  inest  nm/ilbus  causis  ad  unam  eundemque  nctionem  concurrentibus,  et  per 
dispositionem,  quae  actu  ipso  inest  omnibus  corporibus  in  quae  vis  ista  agit;  Sed  neque 
pntest  esse  causa,  lioc  enim  posito,  praesuppjoneri-mus  cognitionem  in  Natura;  hie  autem 
per    Naturam   nihil  aliud   intelligimus   quam    ordinem    istum    et   legem    istarn    in    mundo 

♦it  stabilitam  talem  qualis  est,  quae  non  agit  ex  praeviso,  aut  cum  electione,  aut  deter- 
niinutimii'    aliqwi    nere.'isaria  ....  Siciifi    tempiig    iioh    est   cnusti    mdrciin.    ita   nfc   causa 


286  9leflerionen  jur  2tntt)iopülogte. 

er  öon  ^laim  ^^at,  ntd)t  anbcrn,  auc^  nicl)t  beftimmen  fann,  man,  wenn 
man  oüeg  [rooS]  Don  3Ratur  alö  gnt  annimmt,  nict)t  meiter  fet)lt,  al§  bafe 
man  üiele  Übel  a\§  zufällig  auf^ul)eben  fudjt,  bie  not{)n)enbig  [inb,  aber 
bod)  fönnen  Jßerminbert  merben,  wenn  man  aber  aüerleq  5natürli(l)eg  23öfe 
pofitiD  annimmt,  ftd)  ber  Unterfuc^ung  ber  qoeßen  übert)ebt  unb  eine  be= 
qoeme  unb  mijftifd^e  morol  mad^t.  (Sonft  ift  ber  5Kenfc^  Don  51atur  gut 
Dor  ba§  ®an^e,  roorauf  er  gebauet  mar,  aber  eben  um  biefer  feiner  ®e= 
bred)en  millen,  bie  eine  ©efeQfc^aft  unb  ab^ängigfeit  not^menbig  mad)en, 
t)or  ftd)  aüein  nic^t  üöaig  gut.  5)a§  ibeal  eineä  üoüfomenen  ®an;^en, 
morbe^  bie  3;i^eile  aud)  ®ut  fei)n,  i[t  ba§  mufter,  mornad)  mir  unfere 
moral  rid)ten;  alfo  ^at  un§  ©ott  bie  5(iatur  gegeben,  fie  burd)  fttten  gu 


ileterminans  motus  esst  potest:  Et  si  semel  corpus  motum  Juerit  et  determinatum  aliqu» 
progrediendi^  vix  credendum  est  tempus  longius  aut  brevius  posse  efficejre  ut  corpm 
Istud  determinationem  mutet,  utpote  quod  in  ipsum  non  agit  nee  ulla  in  id  vi  pollef'' 
(ebenda  S.  159).  1682  nahm  Leibniz  in  seinem  Aufsatz:  ^^Unicum  Opticae,  Catoptricae,  lö 
et  Dioptricae  principium'-''  (Acta  Eruditorum  S.  18ö — 100)  Fcrmats  teleologisch'- 
Betrachticngsweisc  wieder  auf.  Der  Aufsatz  beginnt:  „Hi/pothesis  primaria  his  scientii': 
communis,  ex  qua  omnis  radiorum  lucis  directio  Geometrice  determinatur,  haec  constitui 
potest:  Lumen  a  puncto  radiante  ad  punctum  illustrnndum  pervenit  via  omnium  facillima.''^ 
Leibniz  zeigt  dann  in  mathematischer  Darlegung,  wie  sich  dies  Princip  für  die  Optik,  20 
Catoptrik  und  Dioptrik  nutzbar  machen  lässt,  und  fasst  diesen  Theil  seiner  Unter- 
suchung folgende  rmaassen  zusammen:  „Reduximus  ergo  omnes  radiorum  Leges  experientia 
cumprobatas  ad  purum  Geometriam  et  calculum,  unico  adhibito  principio,  sumto  a 
causa  finali,  si  rem  recte  consideres:  neqve  enim  radius  e  C  egrediens  consultat,  qvo- 
modo  ad  punctum  E  vel  D  vel  G  pervenire  qvam  facülime  possit,  neqve  per  se  ad  :'•"> 
ipsa  refertur;  sed  Conditor  renim  ita  creavit  lucem,  ut  ex  ejus  natura  pulcherrimus 
Ute  eventus  nasceretur.  Itaqve  erraiit  valde,  ne  qvid  gravius  dicam,  qvi  causas  finales 
cum  Cartesio  in  Physica  rejiciunt,  cum  tarnen  praeter  admirationem  divinae  sapientiae, 
pulcherrimum  nobis  principium  praebeant  inveniendi  earum  quoqve  rerum  pyroprietates. 
qvarum  mterior  natura  nondum  tam  clare  nobis  cognita  est,  ut  causis  efficientibus  ;<u 
proximis  uti,  machinasqve,  qvas  conditor  ad  effectus  illos  producendos,  finesqve  suos 
obtinendos  adhibuit,  explicare  valeamus.'--  Eine  Darstellung  des  Streites  zwischen 
Fermat  und  Descartes-Clerselier  giebt  Montucla  i)i  seiner  Histoire  des  Mathematiquvs 
4~  1758  II 188 ff.  Vgl.  auch  J.  Priestley:  Geschichte  und  gegenwärtiger  Zustand  der 
Optik,  übersetzt  von  G.  S.  Klügel  i^  1775  I  88 — 89  (nach  Priestley  war  Fermatx  35 
und  Leibniz'  .„Art,  aus  den  Endursachen  zu  schliessen,  für  Philosophen  nicht  genug- 
thuend"),  J.  S.  Tr.  Gehler:  Physikalisches  Wörterbuch  1787  1 418 ff.,  F.  Rosenberger: 
Geschichte  der  Physik  1884  II  11S/4,  F.  Mach:  Die  Mechanik  in  ihrer  Fiitirickelung'' 
1908  S.  465  ff. 

I  fann  loenn  J'> 


Dir.  649-651  (Jöanb  XV).  287 

üerbefjern ;  ^u  biejem  legten  i[t  t)a^  sentiment,  aber  nid^t  ^fieigung  ^eröor- 
gebradit,  eben  jo  33ernunft,  aber  nic^t  6injtd)t  etc. 


630.    x-L  M231'.   EII31H. 

2lCle  unjere  33orfteUungen,  wenn  man  fte  na(^  bemienigen  betrad)tet, 
mag  fte  DorfteUen,  gel)ören  ju  ^roenen  ^auptgattungen:  ber  @innUct)feit 
unb  ber  SSernunft.  2)ie  erfteren  [ftellen  baä  S3ert)äUnt  ge^en  ouf  ba]  befielen 
in  bem  SSert)altniffe  ber  ©egenftanbe  auf  bie  ^ä^igfeit  unjerer  9latur, 
burct)  biefelbe  gereift  ober  auf  geroiffe  ttteife  öeranbert  ju  toerben.  3)ie 
jroe^te  aber  gelten  auf  bie  ®egen[tänbe  fcl)led)t^in,  fo  fern  fie  [nid^t  nad)] 
o^ne  aUeSSegie^ung  auf  bießmpfinbfamfeit  be§  fubiectS  betrad)tet  roerben. 

[Sie  ©tnnlic^feit]  ©innlid^e  SSorfteUuugen  finb  entweber  (5mpfin= 
bungen  unb  erfobern  ben  (Sinn,  ober  @rfd)einungen  unb  grünben  ftd^  auf 
"üa^  S3ermögen  ber  2lnfc^auung;  fene  [be[tet)en]  ftnb  (^  DorgefteQte)  SSer^ 
dnberungen  be§  3"[tflni'f^  ^^^  fubiectä  burd)  bie  ©egenmart  be§  ®egen= 
ftanbeS,  biefe:  SSorfteÜungen  be§  ®egen[tanbe§  felbft,  in  fofern  er  ben 
finnen  auägefe^t  ift. 

@§  giebt  jroeQerlet)  (5rfentni[je  ber  SSernunft:  burd)  Überlegung 
(öernünftige)  unb  burd^  33egriffe  ber  S^ernunft.  2)ie  ©eometrie  ^at  Der= 
nünftige  Überlegung  ber  ©egenftdnbe,  aber  nur  burd)  ftnnlic^e  ^Begriffe. 
2)ie  SSernünftige  Überlegung  (refIe;rion)  ift  allem  ©rfentniö  gemein. 


651.    x—X.  M  232'.  232.   E  II  ö  15.  24. 

M232': 

(Sin  23egrif  ift  ein  SSerftanbe^begrif  bloö  baburd),  bafe  er  allgemein 
ift,  unb  \i(x^  3Sert)ältni§  ber  SSerftanbe-Sbegriffc  ift  logifd^.  (Sin  23egrif 
25  ift  ein  SSernunftbegriff,  in  fo  fern  er  fid)  auf  gar  feiner  @innlid)feit 
©rünbet,  unb  \iOi^  3Sert)dltniS  berfelben,  maö  nidjt  logifc^  ift,  ift  real.* 


:iO 


1  biefem?  bicfen?  ||  legten?  le^tem? 

5  äioencn?  jroeen??  ||  7—8  E:  5fJatur,  baburc^  gcreijt  unb  auf  ||  d  gel)eu 
jthlt.  \\15  in  fehlt  bei  E.  \\  20  Mit  Nr.  650  schliesst  M23t'.  Nr.  651,  mit  der 
\f  232'  beyirmt,   ist  wohl  aU  wimittelbnrf   Fortsetzung  con   Nr.  6.'iO  :-it  betrrichfm. 


288  ^Kcfkiiüuen  juv  üJliitliropologie. 

••■(•^  Sae  €Jinnltc^e,  maö  iDirbem3Sortrage(2tu§brutber(^ebanfen) 
,^ii  geben  jud)en,  ift:  i^n  ^u  [tiliftren  [ober  au  beleben  ien],  gu  concentriren 
ober  ^ü  beleben,  ©in  Übermoaö  bei)  taS^  erfte  i[t  pebantifd),  ba§  leitete 
cntiüeber  fd)tuinb'i(^  ober  tänbelnb.  ÜRan  mufe  bem  SBortrag  nid)t 
l)inter  bem  ©ebanfen,  fonbern  mit  it)m  ^uflleic^  feine  ®e[talt  geben.) 
M232': 

2)a^  ©efii^l  ber  "i^uft  nnb  Unluft  fc^eint  oon  ben  ©innen,  moburd) 
mir  überl^aupt  etmaS  empfinben,  nic^t  nnterfcftieben  ;^u  feqn,  nnb  eine  iebe 
(ämpfinbung  i[t  entmeber  2u[t  ober  Unluft,  nad)bem  fie  mit  bem  ganzen 
Bemuftfet)n  feiner  (Selbft  ober  ber  (gmpfinbfamfeit  iibereinftimt  ober 
itreitet.  Slber  bie  ^.^orftellung  ber  ©ac^e  nnb  (äntmeber  @rfd)einung  ober 
Segrif  finb  nic^t  mit  ber  ©mpfinbung  einerlei),  alfo  aiicf)  blo^  in  23e* 
flie^ung  auf  eine  befoubere  Suft  ober  Unluft.  2lHe  einfadje  Jflrben  mQd)en 
an  fi(^  felbft  eine  gletdbe  £uft,  eben  fo  2t)öne  ober  2ßarm  unb  faU  ober 
aud^  fü§,  fauer,  bitter,  ()erb:  inbeö  gemilbert.  9lur  in  ber  flärfe  unb  ber 
i-)Ufanimenfe^ung  fteft  ber  Siebermille. 


6S2.    x—L  M232'. 

2)ie  Jugenb  au§  tl)ren  reinen  principien  oerträgt  ftd^  mel^r  mit  bem 
inneren  3Reife,  al§  in  ieber  i'^r  Dort^eilt)aften  3Sertnüpfung.    '^^  l^abe  •^" 
meber  bie  ©efcl^iflidbfeit  nod)  aud)  bie  Dkigung,  i^r  bie  23ul)lerifc^e  fünfte 
be§  Bi^eö  Lunb]  auj^ulegen. 


J^  Zu  dem  s-Zusatz  (Phase  i)  vgl.  Hfl.  S2J.  W  4  Ursprünylicli :  3m  Übcrmaa'o 
ift  bdö  erfte  ||  8  Zwischen  dem  folgenden  und  dem  i-iorhergehenden  Absatz  steht  kein 
rrennungstrich.  Die  Schrift  Vit  dieselOi:  Die  Tinte  dcigegen  ist  im  folgende?!  Absatz 
•■tinis  lii-ller;  ein  solclicr  Wechsel  zwische/i  dunklerer  und  hellerer  Tinte  faulet  abtti 
mich  in  der  dieselbi^  Schrift  aufweisenden  Sr.  H.'iS  zweimal  statt,  und  zwar  jedesmal 
ninerhalli  eines  und  desselben  Satze.)!.  \\  12  Ultb  «"-  obct  ||  13 — 14  Man  inuss  ent- 
weder ntc^t  vor  bloS  einschieben  oder  annehmen,  duss  das  vorhandene  ni(^t  seinr 
(üiltigkeit   auch    auf  </i'-   (I'm/^-   alfo  —  Unlllft   ^-r^treckt.  ',    10   illbeÖ''    lebf^ ' 


s«r.  651—655  (23anb  XV).  289 

653,   x—X.  M232'. 

2)a§,  maS  im  ®e|(l)mQfe  gefällt,  i[t  eigentlid^  nid^t  bie  @rleicf)tcrung 
fetner  eignen  5lnf(^auungen,  fonbern  üornemüd)  \ia%  allgemeingültige  in 
ber  ßrfc^einung,  tio,^  e§  alfo  üon  bem  blofeen  prioat  gefüt)l  [abg]  bem 
5  allgemeinen  2lnfc!^auen  ober  and)  ben  allgemeinen  regeln  be§  ®efü^l§  acco» 
mobirt  wirb.  2)enn  in  bem  5ßer^ältni§  ber  ©mpfinbungen  fteft  aud^ 
etwas,  ma§  allgemein  gültig  ift,  obgmar  iebe  ©mpfinbung  nur  eine  priüat 
gultigfeit  ber  2lnne^mlic!^feit  ^aben  mag. 

2)ie  Seid^tigfeit  ber  ßmpfinbungen  mad^t  mol)l  SSergnügen,  aber 
10  nid^t  bie  Seid^tigfeit  ber  @rfentni§,  auffer  in  fo  fern  ha^,  maS  mir  @r= 
fenen,  auf  unferen  Suftfl"'^  ^i"  33erl^ältni§  ^at.  2)al)er  in  ber  6infam= 
feit  bie  Proportionen  ber  (Sinnlid^feit  fein  3>ergnügen  mad^en  fönnen, 
aber  ttol)l  an  bem,  ma§  uns  angehört,  in  ber  ©efeüfc^aft,  meil  baburd^ 
anbere  un§  etmaS  gu  »erbanfen  l^aben. 


654.   x-X.  M232'. 

33ei)  ber  @dt)ön^eit  ift  etmaS,  maS  fidl)  blo§  auf  anbere  be^ie'^t:  bie 
jQmetrie,  unb  etmaS,  maS  ftd)  auf  beu  33e[i^er  be^^ieljt:  bie  @emäd)lict)feit 
unb  üluparfeit;  bie  le^tere  ift  nodl)  üom  Unmittelbaren  3lei^  unter* 
jd^iebeu. 


20  655.   x—X.  M232'. 

Seijm  ^euermerf  ift  aud^  ba§  fpiel  ber  (Seftalten  unb  ©mpftnbungen. 
2)enn  in  ber  ©rfd^einung  ift  entmeber  ein  obiect:  biefeS  mirb  iebergeit  im 
räume  gefegt;  ober  lebiglict)  eine  ©mpfinbung,  aber  nac^  3?er^ältni[fen 
ber  3eit;  baö  erfte  l)eifet  bie  ©eftalt,  ha^$  ^mei)te  t)ü§  6piel,  beijbeS  ift  oft 

2a  beijfammen.  ^tan  empfinbet  entmeber  feinen  ßuftanb  bet)m  ^anbeln  ober 
be^m  leiben,  fo  fern  man  ftdt)  fü^lt  als  abl)ängig  ober  als  ein  ®runb  feines 
3uftanbeS.  2)at)er  bie  ßmpfinbung  tl)dtig  ober  leibenb  ift.  2)ie  (5mpfin= 
bung  ift  l^dtig  bei}  ber  §orm  ber  ©rfd^einungen  megen  ber  2?ergleic^ung, 
bie  man  aufteilt.   3)ie  tl)dtige  ©mpfinbung  ift  an  fic^  felbft  ieberjeit  an» 


5  2tnfc^auen?  Stnf^einf  ||  JS  baburd)?  borten?? 
20  ein?  einen?? 

.R'.Ult'J   S*liftill.      .'i^,lllbid)litlli^1lel    OiMO-'l.v-,.      II.  19 


290  SReflcfionen  jur  2Intt)ropoIogle. 

genehm,  unb  atte  leibenbe,  ml(ijt  biefe  beförbert.  Mt'm  fte  ift  feine 
6m;)f(nbung  be§  obiectS,  fonbern  immanent.  SlQe  (ämpfinbung  ber  per= 
fönlic^feit,  nemlic^  feiner  felbft  olä  eine§  tijätigen  principe,  i[t  t^ätig; 
aber  bk  ©mpftnbung  feiner  felbft  als  eines  ©egenftanbeS  [ber]  anberer 
Gräfte  ift  leibenb;  unb  [in  fo  fern],  ie  me^r  fte  blo§  leibenb  ift,  befto  un» 
angcnel^mer  ift  fie.  2)ie  leibentlid^e  SSergnügen  fd)einen  nur  bur(^  bie 
ttjätige  Gebern,  bie  fie  in  SSemegung  bringen,  fraftig  ju  feqn. 


6S6.   x—h  M  233'. 

^DJan  fielet,  \ioS^  faft  alles  in  ber  5Ratur,  tcaS  ftcj^  felbft,  abgefonbert 
üon  bem  allgemeinen  ^lump  ber  9)?aterie,  gu  bilben  bie  ßigenf^aft  l^at,  lo 
in  ben  2lugen  beS  3Kenf(!^en  fd)ön  ift;  ^ierauS  ift  ju  fe^en,  'ixx'i^  bie  (Sc!)ön» 
^eit  eine  folge  ber  SSoQfommen^eit  fet)n  unb  h(x'^  bie  ftnnlid^e  2lnfd)auung 
berfelben  auf  eben  ben  ®rünben  berufen  muffe,  worauf  bie  2SoUfommen= 
^eit  felbft  nad^  ^Begriffen.  2Sielleici)t  ift  alfo  bie  ©rfenntniS  ber  2Soll= 
fommen^eit  be^m  ^enfct)eu  'iia§>  erfte;  biefeS  ftnnli^  erfannt:  bie  @c^ön=  15 
^ett;  biefe  in  ber  ßmpfinbung:  bie  2lnne^mlid)feit. 

2)er  SSerftanb  mad^t  aus  aüen  änderen  [finneu]  ßmpfinbungen  SSer» 
l^altniffe  beS  3fiaumS;  meil  aber  biefe  bod)  nid)t  auf  bie  Sinne  wirfen 
fönnen,  fo  mufe  in  ber  ©mpfinbung  etmaS  feqn,  maS  fein  SSerftanb  beutlic^ 
maci^en  fann,  nemlid^  boS  abfolute  unb  reale,  oben  biefeS  ift  aud)  bie  20 
Urfaci^e,  toeSttjegen  bie  ßrfenntnis  beS  abfoluten  in  ber  3?oÜfomment)eit 
bem  33erftanbe  unmöglid)  ift;  benn  ber  SBiÜe  unb  beffen  Soüfornmenl^eit 
fe^t  immer  einen  guten  ©egenftanb  DorauS.  @S  fd^eint  nici^t,  ba§  ein 
anber  originarium  bonum  fe^  alS  @ott,  unb  beffen  erfenntniS  unS  bie 
SSorfteUung  Don  bem  möglichen  ®uten  als  einem  ©egenftanbe  beS  SBiUcnS  25 
mac^c. 


657,   K—L  M233'. 

2Ba§  eine  unbeftimte  unb  aUgemeine  SBegie^ung  auf  ßuft  unb  ö)ol)l» 
gefallen  überf)aupt  l)at,  [oi^nc  ein]  entmeber  \i(x^  bie  Suft  als  problematifc^ 


12  folge.»  folgen.»  II 13  eben.»  alen.».»  ||  15  erfte.?  erften.»  |1  ;34  Vor  beffen  30 

ist  zu  ergävzen:  eö  fdjeint  ba§. 


git.  655-659  (93onb  XV).  291 

beftimt  ober  gar  nid^t  beftimt  »irb,  t[t  gut,  unb  eine  3Sollfomen^eit  in 
sensu  absolute,  e.  g.  SSerftanb,  ©efunbfjeit;  be^be  aber,  ob  jte  gleid) 
bic  SSebingungen  jur  £uft  unb  ßufrieben^eit  übert)aupt  feijn,  jrnb  bod) 
(^  SKittel  ju)  3SoIIfomenl)eiten,  ob^war  fe^r  allgemein  genommen.  SBeil 
aber  ein  freier  äßiUe  bie  Suft  überhaupt  genommen,  abstrahendo  oon 
allem  befonberen  ®efül)l,  in  fic^  fc^liefet:  jo  i[t  beffen  allgemeine  ©ültigfeit 
ba§  einzige  innere  ®ut. 


638.   x—L  M233'.   E 11 509. 

2)ie  ßeit  ge^et  auf  ba§  9Ser^ältni§  ber  (Smpfinbungen,  ber  S^iaum 
10  auf  t>(x§i  SSer^altniS  in  bem  ©egenftanbe  ber  6mpfinbung. 

2)ie  ßmpfinbung  bejie^t  ftd)  auf  ben  [ßuftanb  bei  fubtect§]  @inn,  bie 

@rfd)einung  auf  ben  ©egenftanb,  fofern  er  ein  obiect  ber  (Sinne  ift;  ber 

33egrif  auf  ben  ©egenftanb  überhaupt,  auc^  in  fo  fern  er  nid)t  relatioifd) 

auf  bie  Sinne  betradtjtet  mirb.  3""^  zx\\<in  gel)oret  ber  Sinn,  j^um  3tt)eqten 

15  [bie  einbilbung]  SSerftuub,  jum  brüten  S^ernunft.    [®te  ©inbilbung]  2)enn 

[ber  5ßerftanb  maci^t  feine  allgemeinen  Segrife,  fonbern  er  coorbinirt  bloö 

bie  begebenen  33egrife  unb  ift  ein  33ermögen  ber  ?^orm  be§  (Segenftanbeö, 

bur(j^  \i\t  coorbination  ber  3;^eile  ein  ®an^e§  barauS  ju  mad)en.   2)a§ 

Semuftfe^n  fan  ju  allen  biefen  Gegriffen  ^injufomen;  fte  merben  aber 

20  baburi^  nid^t  gegeben  ober  erzeugt,  fonbern  nur  bemerft.    2)ur(l)§  23e= 

muftfeQu  entfpringt  fein  33ilb,  fonbern  man  erfent  e§  nur  beutlii^  ober  flar. 


659,   x—L  M233'. 

2)ie  ßmpfinbungen  fd^einen  menigftenS  im  ©ffect  alle  oon  einerlei 

2lrt,  ob  fte  gleid^  in  ber  praeliminar  SSorfteÜung  i^eterogen  fmb.  e.  g.  ^o(^= 

25  fünft  unb  6til,  fct)öne  fünfte.   2Bir  oergleict)en  i^ergnügen  unb  6d)merfe 

öon  öerfd)iebenen  2lrten  unb  Urtljeilen  fie  gleid)  ober  ungleid^,  al§  ob  pe 

tion  einerlei  2lrt  waren. 


11  2)te  ©mpfinbung  aus  ®aS  ®efüt)l  |I  14  gef)oret?  gel)ort?  ||  16  feine 
Segrife?  feinen  . .  .  Jöcgrif  («o  E.)i  \\  17  öegrife?  23egnf? 

IIP 


292  SReflejtonen  jur  2lntl)ropülogte. 

(gben  fo  ift  e§  mit  unferem  Urtl)eU  über  Sßarf^einlic^fett,  mo  bie 
®rünbe  auf  be^ben  feiten  auc^  ungleichartig  jinb  unb  boc^  Derglic^en 
merbcn. 


660.   x—X.  M233'. 

ßu  jd)önen  i^ünften  geprt  bie  Äun[t  j^u  meubliren,  ju  fleiben  unb 
gu  ^u^en;  bie  Äun[t,  ein  ©efolge  in  einem  Slufjuge  ober  im  confeff  in 
feiner  prad)t  an  gu  orbnen*.  2)ie  g-euerirerferet).  3«  angeueljmen  fünften 
bie  ÄocI)funfi  2)ie  eintl)eilung  beä  3:age§  in  33efd)aftigen,  SSergnügen, 
Unterricht,  Sitten  unb  ßr^olung. 

*{'  einen  S^ifd^  ju  ferüiren,  bie  ®äfte  ^u  fe^en.) 


661,  x—l.  M23i'. 

2Bir  fonnen  2)inge  betrachten,  »ie  fie  unö  unmittelbar  gefallen  (ba» 
5J?tttelbare  ift  bie  3fiü^lict)feit),  entmeber  in  ber  (Smpfinbung  ober  @r» 
fd^einung  ober  begriffe.  SBir  fonnen  fie  auct)  betrad)ten,  mie  fie  un§ 
barum  gefallen,  weil  fte  ju  un§  felbft  gehören  (eelbftliebe).  Unb  biefeg 
2Bol)lgefaIlen  ber  3ueignung  fan  barauf  ge^en,  ha'^  anberen  baSientge 
tool^lgefdÜt,  maS  un§  angehöret,  b.  i.  mir  gefallen  un§  felbft  in  ber  äußeren 
©rfc^einung.  2)ie  Urfac^e  ift:  1.  »eil  [aüe^]  ba§,  waö  allen  gefallt,  bem 
guten  na^e  fomt;  2.  SBeil  alle  unfere  SBegierben  fo  mo^l  al^  aud)  unfere 
3;.^ernunfterfentniffe  oom  ®an3en  auf  ben  2:l)eil,  üom  allgemeinen  auf§ 
befonbere,  öom  Unenblici)en  auf  \)a§  23efd)ränfte  gel)en.  ©a^er  mir  unfere 
23itligung  au§  priüatüer^dltniffen  ieberjeit  nur  in  fo  fern  gelten  laffen, 
als  fte  au§  ber  23iCligung  im  Slllgemeinen  hergeleitet  werben  fan  unb 


6    im?    einen??  ||  8    SSeTc^afttgen?    Sefdiaftigunci??  ||  Sergnügen?    S5er= 

gnügung??  ||  9  ©ilten?  ©etten  C=  (Sättigen;  in  dwscr  Bedeutung  nach  Grimms  25 
Wörterbuch  wenigstens  in  der  Frixhzeit  des  Neuhochdeutschen  noch  vorkommend)^ 
©eltcn?  ©alben?  ©üben?  ©al^  (im  Sinn  von  geistreicher  Unterhaltung)?  ©oKen?? 
Über  dem  zweiten  Buchstedjen  steht  ein  Punkt,  der  sowohl  ein  i-Punkt  als  ein  zu 
^5cuettt)erfeteQ  gehörendes  Interpunctionszeichen  sein  kann.  Nicht  ausgeschlossen  ist, 
dass  der  erste  Buchstabe  kein  @,  sondern  ein  von  Kant  häufig  gchrnuchti'.'i  Sigid  für  30 
ni(^t  darstellt. 

18  1  übergeschrieben. 


mx.  659-662  (Öonb  XV).  293 

bamit  6e[tel)t.  3)a^er  bie  (5()re  unter  aQem,  ma^  auf  un§  felb[t  ftd^  bcj^iel^t, 
ba^ienige  ift,  tDa§  am  meiften  bem  wahren  abjoluten  ®ute  nat)e  fommt. 
(äigentlid)  gef)t  biefe§  bie  ß^rliebe  an,  bie  blo§  negaüD  i[t  unb  bie  2Ser= 
act)tung  ober  gar  ben  efel{}aften  Slbfc^eu  üermeibet,  unb  nic^t  bie  (5^r» 

5  begierbe,  n3eld)e  üerlangt  befannt  ju  feqn, 

2iae§  nü^lid)e  wirb  bem  aflgemein  nüpd^en  untergeorbnet,  ü)cl(i^e§ 
ba§  ®elb  ift.  2Bo^er  tt3irb  ba§  nü^Udje  pi)er  gefc^ä^t  mie  ba§  fd)öne  in 
einigen  fdCten,  in  anberen  umgefel^rt.  aUemal  aber  gringer  al§  ba§  ®ute. 
2)a§  nü^ltdje  jur  33ebürfni§  gehört  al§  conditio  sine  qva  non  jum  ©uten. 

10  2)a§  nü^lid)e,  tt)eld)e§  auf  eine  ober  anbere  2lnne^mli(^teit  ober  «Sc^onl^eit 
eingefd)rän!t  ift,  ift  nur  ein  5Rittel  unb  nic^t  fo  oiel  lüertt)  al§  ber  ßwef. 
3)a§  nü^lic^e  aber,  »aS  allgemein  braud^bar  ift,  al§  ®elb,  wirb  öorge» 
3ogen.  »eil  e§  aber  nur  ein  ÜKtttel  ift,  fo  ift  bie  Steigung,  bie  barauf 
unmittelbar  ge'^t,  oiel  fleiner,  unebler  unb  gringfci^ä^iger,  al§  aeld^e  auf 

15  ha§  «Schöne  unmittelbar  gerid)tet  ift. 


662.   x—L  M234'.  E  H  1611. 

5)a§  kleine  fan  nur  betrad)tet  werben  al§  moglid^  unb  gegeben  burc^ 
ba§  ©röfeefte,  entmeber  in  il)m  ober  burd)  i^m.  2)enn  erftlid^:  ba^  Meine 
giebt  nur  ta§  ©rohere  23ermittelft  ber  SSerbinbung  in  bemienigen,  ü3a§ 

20  aUeö  SSerbunben  in  ftc^  begreifen  mufe,  b.  i.  in  3?aum  unb  B^it;  unb  \)a§ 
Meine  fan  [jufammenge]  nur  jufammen  cj:ifttren  al§  eine  ?^olge,  n\(i)i 
burd)  bie  Bufammenfe^ung  ber  @rünbe,  fonbern  burc^  einen  ©röteren 
@runb,  beffen  S3efd)ränfung  (ibeale)  aüeä  moglid^e  kleinere  ®iebt.  e.  g. 
(Sin  fleinerer  SSerftanb  bo|3pelt  genommen  giebt  feinen  boppelt  größeren. 

25  fonbern  ber  3Serftanb  Reifet  boppelt  größer,  in  fofern  er  bie  SBirfungen 
oon  jmei)  anberen  33erftanben  leiften  fan,  ob  er  gmar  barau§  nic^t  fan 
§ufammengefe^t  werben.  2)a§  ift  bie  Urfa(i^e,  t)a^  bie  SSernunft  ftd) 
immer  genottjigt  fie^t,  auf  ein  maximum  unb  tt)a§  omnitudinem  begreift 
ju  ®el)en.   (5ben  fo  ift  e§  mit  bem  ®uten  unb  ber  SßoQfomenl^eit.   2)a§ 

:<o  pdifte  ®ut  fan  ntc^t  au§  ben  fleineren  gufammengefe^t  oorgeftellt  merben. 


12  aW  ba§?f 

23  kleinere?  5?Icine  (so  J?.;??  1|  30  fleineren?  fteinent  (so  E.)7 


294  Sleflejtonen  jur  Slnf^ropologic. 

(i'  21  lies  i[t  nid)t  burd^  üiel,  fonbern  nur  bur(!^  (Sitten  ntoglic!^. 
2Beil  [aUeS]  ba§,  ma^  au§  ber  ^Serbinbung  cntfpringt,  eigentUd)  beu 
^o^eren  ©rab  ausmacht,  biefer  aber  burc^  bie  fummatton  ber  Heineren 
nic^t  angebt.) 


665.    x—l.  M234'.  E 11 452.    Gegenüber  von  M§.  639:  5 

Slüe  ßerglieberung,  ein  ^IKittel  ber  3)eutli(!^feit,  ift  entrocber  ber 
coorbinirten  ober  fuborbinirten  SßorfteKungen.  @tnb  fie  jtc^  nid)t  fub* 
orbinirt,  fonbern  blo§  coorbinirt,  fo  tan  au§  ber  einen  bie  anbere  nic^t 
abgeleitet  »erben,  fonbern  e§  muffen  äußere  ÜKittel  ber  2)eutlic:^feit,  b.  i. 
größere  ^lar^eit  ber  Si^eilbegriffen,  fe^n;  ftnb  ftc  fuborbinirt,  enttueber  lo 
einanber  ober  einem  gcmeinfi^aftlid^en  25egriffe,  b.  i.  ber  niebrige  23egrif 
an§>  ber  bioffen  anaenbung  (^  unb  beftimmung)  be§  Isolieren  (nid^t  aber 
ber  Ijo^ere  au§  ber  abftraction  üon  ben  niebrigen  cntfprungen:  inteUeC' 
tuale  ©eutlid^feit),  fo  giebt  ber  ^öt)ere  23egrif  burdt)  bie  aufmerffamfeit 
auf  bie  niebrige  unb  auf  einige  niebrige  ft(j^  leicht  ju  erfenen.  15 


1  Der  g- Zusatz  ist  nachträglich  noch  zwischen  Rfl.  662  und  663  hinzugesetzt.  |] 
Diel?  öiele  (so  E.)???  ||  3  t)ot)eren?  t)o^en  (so  E.)rf 

10  begriffen?  begriffe??  ||  14 — 15  Ein  Zweifel  über  die  Buchstaben  ist  kaum 
möglich.     Vielleicht   hat  Kant  sich   verschrieben.     Oder   ist   niebrige   auf  den  2.  Fall 
('einem  genteinfc^aftlid^en  SSegriffe  fuborbinirtj,  einige  niebrige  (=  einige  Arten  von  20 
niedrigen)  auf  den  i.  Fall'  ('einonber  fuborbinirt^  zu  beziehen?    Statt  unb  würde  man 
dann  zwar  ober  erwarten. 

Zu  Nr,  664 — 670:  M  235'  und  M  236'  sind  grossen-  resp.  grösstentheils 
mit  Bemerkungen  zu  M  §.  639 ff.  gefüllt.  Auf  M  235'  sind  Nr.  148  und  513  (gegen- 
über von  M §.639)  sicher,  Nr.  432  und  433  (zu  unterst  auf  der  Seite)  vielleicht  25 
vor  Nr.  664 — 668  geschrieben,  auf  M  236*  die  zu  oberst  stehende  Nr.  443  sicher 
später,  die  (durch  Nr.  149  von  Nr.  443  getrennten)  Nrn.  435  und  436  sicher 
früher  als  die  unter  ihnen  stehenden  Nrn.  669  und  670.  Auf  M 235'  nimmt  Nr.  664 
das  oberste  Drittel  ein  (über  resp.  links  von  Nr.  148  und  513)  und  ist  vielleicht  erst 
in  v'  (später  also  als  Nr.  665 — 668,  432,  433)  niedergeschrieben.  Bei  Nr.  669  und  30 
670  dürften  Schrift  und  Tinte  am  meisten  für  eine  Entstehung  in  v'  sprechen.  Da 
jedoch  die  Abstammung  aus  x — i.  bei  den  sämmtlichen  Nrn.  664 — 670  nicht  völlig 
ausgeschlossen  ist,  lasse  ich  sie,  um  die  örtlichen  Zusammenhänge  nicht  zu  durch- 
brechen, hier  der  Reihe  nach  unter  einander  abdrucken. 


9ir.  662—665  (öanb  XV).  295 

664.   x^—v".  M235'. 

2)te  gußcn^  ^öt  ®ern  ernft^afte,  erl^abene  unb  tragifd^c  (» ibcale) 
9tü!^rungen;  ba§  Sllter:  ba§  £ad)en,  ba§  empirijcl)e,  bie  ^lug^eit  unb  bie 
^ro^ligfeit.     ©g   giebt  einen  ®ei[t  ber  ©djretbort,  ba§  2Sera(^tung§= 

5  iDürbige  auf  eine  läd)erlic^e  2Beife  ergaben,  ba§  SÖoS^afte  auf  eine  fpott= 
reicf)e  2lrt  ebel  unb  liebenöttert^,  bie  gflul^eit  olö  Idd^erlic^  öerbicnftüoU 
gu  fd)ilbern.  2)agegen  ba§  Unglüd  mit  einer  Idd^elnben  unb  bcurtl)ei' 
lenben  2lrt,  ben  fdjmer^  in  bog  ^er^  be§  iieferS  einbrüfen,  bie  erljabenfte 
2;ugenb  al§  J^or^eit  unb  \i(x^  kleine  über  ba§  ®rofee. 

10  2)iefe§  jtnb  ^^feile,  bie  ftd)  tief  in  baä  ^erg  einbrüfen,  ben  2J?enjd^eu 

bog  fanfte,  ^eitere  ®emüt^  geben,  waS  feine  ^od)trabenbe,  jonbern  fQmi= 
liärc  ©runbfä^e  ber  2:ugenb  befolgt,  3)enn  bie  ®röffe  in  ber  ernftl^aften 
Senfungöart  ift  nid^t  üor  ben  ÜJJenfc^en,  ber  am  beften  t^ut,  wenn  er,  ba 
alle§  um  it)n  Äleinigfeit  i[t,  jtd^  el^er  getto'^nt,  \i(x§>  Softer  .ju  öerad^ten, 

15  al§  e§  gu  Raffen,  unb  me'^r  ßeici^tigfeit  im  SBol^lüerl^alten  unb  e!el  im 
©egent^eil  al§  ^elbentugenb  ju  fu^en.    SBie  fel^r  märe  ju  SBünfc^en,  \iQ.'^ 

\i(i^  beutfd)e  genie bricht  ab.    6§  mürbe  ben  SSort^eil  l)aben,  baf; 

feine  2)enfung§art  mit  iebem  Sllter  beffer  ftimmete,  tio.^  ber  SSerftanb 
ein  SBeiter  %t\'b  befdme  ben  2Bi^  ju  begleiten,  unb  bafe  oucl)  fo  gor  ber 

20  ©egenftanb,  ben  man  lieber  entfernt  al§  benfieibenfc^aften  p  nal)e  bringt, 
unter  bem  läd^elnben  unb  gut^ergigen  Spotte  ber  SSernunft  auf  feine 
malere  ®röfee  l^erabgefe^t  mürbe  unb  barauS  ein  troftenbcr  ©ebanfe, 
mel(!^er  ^a%  2llter  fro^Ud)  maci^t,  entfprdnge,  ^aü^  man  bod^  enblid^  alle§ 
jur  2;ugenb  unb  ®lüffeeligfeit  geleitet  1i)oibi, 


665.   x-X.  M235'. 

©mpfinbfam  fet)n  geprt  jur  23eurtl)eilunä. 
©mpfinblic^  gu  bem  3uftanbe, 
SSer^drtelt. 


1  Vgl.  zu  dieser  Hfl.  2l5i8ff.  \\  3  ba§  (vor  tmp'm^äjt),  wie  es  scheint,  durc/i- 
30    strichen,    dann   aber   wohl  sicher  nur  versehentlich.  \\  10  bcu?  bcttt?  ||  14:  Qtno^ntf 
gcroon^eit?  \\  17  ©ä?  (5r? 


296  9ief(ejtonen  jur  2lntl)ropologie. 

666.   x—L  M235'. 

3)a§  ur[prünglict)e  ®ute  mufe  ein  ®egen[tanb  einer  ßuft  fet)n  [bic  Sdo] 
unb  gmar  nottiroenbtger  SBeife  in  allen,  f^olglic^  fan  e§  nur  bie  oberfte 
Urfac^e  üon  aüem  feijn.  2)a§  ©ute  be[tet)t  aljo  nur  immer  in  ber  gorm, 
bie  5J?ateriei[tempfinbung;i[tbiefe:priüatempfinbung,foi[t§  nur  mittelbar 
gut;  i[t  eö  etma§,  ma§  not^roenbiger  2Beife  in  allen  ein  ©runb  einer  ßuft 
feQn  mu^,  fo  i[t§  ber  allgemeinen  ^orm:  perfectum. 


667,   x—l.  M235\ 

SBenn  oße  unfere  SSeftimmungenSSorftellungen  finb,  fo  giebtS  cigent= 
lid)  feine  (Smpfinbung. 


668.   x—h  M235'. 

6§  ift  im  ©efü^l  etma§,  \iQL^  bem  ©ejd^maf  äl^nlid)  ift,  nemlid^  bte 
©ejd^iflid^teit,  [nod)]  \iQ^§)  allgemein  einftimige  ju  treffen  unb  ju  toä^len. 


669.   x'—v\  M236'. 

Suft:  A;  ®leicl)giiltigfeit:  non  A;  Unluft:  —  A.  ®§  giebt  feine  15 
gleic^gültigfeit  ber  ©mpfinbung,  al§  nur  relatiü  auf  biefen  ober  ienen 
@inn;  benn  auf  aüe  pfammen,  b.  i.  benßuftanb,  ift  ieberjeit  etma§  2ln= 
genet)m  ober  Unangeneljm.  oben  fo  beqm  fcl)önen  ober  ®uten.  Slber  e§ 
giebt  ein  ®leid)gen)id)t:  A— A=0.  5Kan  fagt.  Wohlgefallen,  ®leic^= 
gültigfeit,  2Ri§fallen.  SSergnügen,  ®lei(I)gültigfeit,  2lbjcl)eu.  <Scf)ön,  2u 
alltägig,  ^ä^lic^.  ®ut,  nic^t^mertl),  böfe.  Sichtung,  @ringf(^ä|ung,  2Ser= 


3  in  allen?  in  altem?  |!  4  üon  oUem?  oon  oüen?  ||  6*  in  oflen?  in  aUem?|| 
7  Nach  iftä  ist  etwa  zu  ergänzen:  büä  ©ute;  der  Sinn  ist  dann:  das  in  der  all- 
gemeinen Form  bestehende  Gute  ist  zugleich  das,  was  man  als  vollkommen  bezeichnet.  || 
hex  aus  bte,  kaum  umgekehrt;  vorhergehn  einige  durchstrichne,  unleserliche  Buch-  25 
Stäben.  \\  allgemeinen?  allgemeine?  1|  ^Jorm?  formen?  ||  perfectum?  perfectiones? 
perfectionis?? 

13  baS  allgemein,  wie  es  scheint,  aus  ber  atlgemeinften 

17  Unmittelbar  vor  bcnn  möglicher  Weise  ein  Punkt. 


dir.  666-671  (öanb  XV).  297 

a(i)tung.  ^a§,  ^altftnn,  £iebe.  S)enn  eben  fo  tote  alle  einfache  ©ntpfin» 
bungen  angenel^m  ftnb  unb  nurburd)  benSBiberftrett  unangenehm  lüerben, 
fo  ftnb  aüe  einfädle  5Bej^ie^ungen  berSinnlic^feit  oberSSernunft  [f^önober], 
loelc^e  pofitiü  ftnb,  ®ut  unb  loerben  nur  burd)  2Biebetftreit  33öfe. 


670,   x'—v'.  M236'. 

Sn  Slnfe^ung  be§  (gd)önen  [ift  cntroeber]  ober  beö  ®efd)maf§  tft  auffer 
ber  Äunft  nod)  ßritid,  23eDbact)tung  unb  [Sergtieberung]  33ergleid)un9  ber 
©egenftanbe  mit  bem  ©efc^maf  burc^  B^rglteberung.  2)ie  2Biffenf(|aft 
be§  iSd^önen  aber  Ift  ein  SSerfud^,  bie  phaenomena  beö  ©efc^mafS  ^u  er» 
flären. 


671,   x—l.  M237'. 

©er  ®efd^maf  tft  ber  ®runb  ber  [(Sritif  unb]  Seurtl^etlung,  gente  aber 
ber  SluSübung.  2)ie  (5ritif  ift  bie  23eurtl^eilung  nac!^  allgemeinen  D^tegeln. 
©iemeil  biefe  3fiegeln  \\6)  aber  auf  ben  ©efd^maf  grünben  muffen,  fo  ift 
15  ein  ÜJ?ann  üon  ©efii^maf  beffer  al§  ein  ausgeleerter  ßritifuS.  6ä  gtebt 
aber  aud)  eine  boctrin  ber  SSeurt^eilungen,  ü)eld)e  auf  allgemeinen  ®runb= 
fa^en  ber  23ernunft  beruhet,  al§  logic,  metapl)qfic  unb  mat^ematic. 

3)er  fan  mit  ftd)  ieberjeit  fel)r  töo^l  jufrteben  fe^n,  beffen  33eurtl^ei= 
lung  nid)t  me^r  gur  SSoUfommenl^eit  fobert,  al§  er  ^dl^igfeit  \)Oii  ju  leiften. 
20  ©efc^maf  o^ne  genie  bringt  unjufrtebenl^eit  mit  ftd^  felbft;  fdjarfe  critic 
an  ftc^  felbft  (eö  tft  befonber§,  ^oS^  biefe  fo  fd^ioeer  ift)  mit  nid^t  gnug= 
famen  fdt)igfeiten  mad^t,  ^o.'is,  man  gar  nic!)t  ober  fet)r  angftlid)  unb 
peinlid)  fd)reibt;  bagegen  Diel  genie  unb  menig  ©efc^ma!  bringt  ro^e 
unb  fd^a^bare  ^robufte  ^ertJor, 


16  53eurt]^etlungen?  Seurttiellung??  i|  17  met:  ||  math:  ||  24  Zwischen  Rfl.  671 
und  Rfl.  672  steht  im  Ms.  Rfl.  434. 


298  ateflejionen  jur  Slnttjropologie. 

672,  x—X.  M237'. 

2Bir  t)abcn  oon  bemienigen  gel^anbelt,  roaS  \iOi  gefaüt,  in  fofern  cS 
gu  unferem3uftanbe  gebort  ober  benfelben  afficirt  unb  unjer2iBol)lbeftnben 
angel)t.  5Run  reben  totr  üon  bem,  roaS  an  ftd)  felbft  gefäüt,  unferBuftanb 
mag  babur^  üeranbert  aerben  ober  nid)t,  mag  alfo  gefalt,  tnbem  e§  cr=  s 
fannt,  nid^t  in  fo  fern  e§  empfunben  wirb.  [Obgletd)  iebc  erfcntnis]  2)a 
ieber  ®egen[tanb  ber  6innUd^feit  auf  unferen  3u[tanb  ein  33erl)altni§ 
^at,  jclbft  in  bem,  mag  ^ur  @rfentni§  unb  nici)t  jur  ©mpfinbung  gebort, 
nemli(!^  in  ber  SSergleic^ung  beö  ÜJJannigfaltigen  unb  ber  ^orm  (benn 
biejc  2Sergleict)ung  felbft  afficirt  unferen  ßuftanb,  inbem  fie  un§  9JJüt)e  lo 
mac^t  ober  leid)t  ift,  unfere  gan^e  (ärfentni§tl)atigfeit  belebt  ober  ^emmet): 
fo  i[t  etwaö  in  ieber  6rfenntni§,  xo(x%  jur  2lnnel)mlid)feit  get)öret;  aber  fo 
fern  [gcliet  cS  ntd)t  ift]  betrift  bie  33iüigung  nid)t  ^ia^  obiect,  unb  bie 
(Sd^onl^eit  ift  nid^t  etwas,  tta§  erfant  werben  C' fan),  fpnbern  nur 
empfunben  wirb.  2)a§,  wa§  am  ©egenftanbe  ©efalt  unb  xoa^  wir  alä  ^^ 
eine  @igenfct)aft  [bie  Sei^fa]  beffelben  anfe^en,  mufe  in  bem  beftel^en,  xocl^ 
oor  ieberman  gilt  [folglich].  5Run  ©elten  bie  2Ser!^altniffe  be§  9fiaume§ 
unb  ber  ßeit  öor  ieberman,  weld^e  (ämpftnbungen  man  aw^  l^aben  mag. 
3)emnac^  ift  in  allen  ©rfc^einungen  bie  ^-orm  allgemein  gültig;  biefe 
gorm  wirb  aud)  nad)  gemeinfd)aftUd)en  3Regeln  ber  coorbination  erfannt;  20 
xoa^  alfo  ber  S^tegel  ber  Coorbination  in  JRaum  unb  ßeit  gemdfe  ift,  \ioSi, 
gefdlt  nof^wenbig  ieberman  unb  ift  fd)Dn.  3)a§  Slngene^me  in  bem 
2lnf(!öauen  ber  «Sc^on^eit  fomt  an  auf  bie  ^a§lid)feit  eines  @an^en,  allein 
bie  (Sc^Dnl)cit  auf  bie  allgemeine  ©ültigfeit  biefer  fd)iflic^en  SSer^altniffe. 

3)a§  ®ute  mufe  gefallen  ol^ne  SSerpltniS  auf  bie  conbition  ber  (5r=  2.-. 
fd^einung. 

673,  x—X.  M  252c. 

eine  U^r,  in  fo  fern  fte  iemanbem  bie  ßeit  abt^eilt,  ift  angene^^m; 
fo  fern  fte  ieberman  im  Slnfc^auen  gefeüt,  ift  fd)on;  in  fo  fern  fte  über« 

^"gefönt?  gefent?  1|  5  gefalt?  gefeit?  ||  7  SSerfioltntS?  »ertieltniä?  ||  9-11  Die  3o 
Klammem  fehlen  im    Ms.  \\  13   bie   aus   baß  \\  15   ©efalt?   ©efelt?  ||  16   inbem  || 
19  aUentf  oüer?  ||  ©rfdieinungen?  (grf^einung:^?  ||  24  SSer^altniffe?  Sertieltniffe?  || 
25  conbition?  conbttionen?? 

Zu   Nr.  673—680:    M  252c/d  sind    sehr    wahrscheinlich   zwischen    M  2S8 
und  M239  einzuschieben;  vgl.  21924—29,  232 ig— 21-  3* 

29  gefcUt?  gefaUt» 


sRr.  672—676  (Q3anb  XV).  299 

l^oupt  einem  ^Kogltd^en  SBiÜen,  er  mag  mit  2lnnef)mlid^fetl  üerbunben 
fe^n  ober  nicf)t,  unb  alfo  ieberman  bienen  tan  bie  ßcit  ab^ut^eilen,  t[t  jte 
gut  unb  alfo  ol)ne  Se^ietiung  auf  ben  3u[tanb  ber  ^erjo^n,  baburc^  mit 
Slnmutl^  afficirt  ju  »erben. 

5         ?^rei)t)eit  i[t  not^menbiger  2Beifc  einem  ieben  Slngenel^m,  alfo  ®ut; 
eben  fo  3Ser[tanb. 

©eine  eigene  ^rei)t)eit  Heben,  entfpringt  au§  ber  Slnnefimlic^feit; 
aber  bie  f^re^^eit  überhaupt:  batjer,  weil  e§  gut  ift.  Slüein  biefe  Siebe 
felbft  ift  gut;  ben  mer  bie  i^re^^eit  über{)aupt,  »er  ba§  SBo^lbefinben 

10  über'^aupt  liebt,  ber  »erlangt  e§  an  ieberman,  folglich  gefällt  aud^  fein 
SißiHe  ieberman. 


674.   K—l.  M252c. 

ÜKan  nennet  \iCi§>  SSermogen,  jum  ]^o(!^ften  ®ut  burd^  ^Kittel,  bie 
("  nid^t)  in  ber  ^Jlatur  be§  2Kenfd)en  liegen,  ju  gelangen:  ben  ®ei[t;  bie 
blo§  burd)  bie  Sfiatur  be§  5Kenfd)en:  ba§  §leifi.  Sei)  biefen  ift  ber  ®runb 
ber  @ittli(t)feit  unb  ©lüffeeligfeit,  ber  [öom  35erftanbe]  auf  Derftanbli(!^c 
©runbfä^e  ftd^  fufeet,  3Sernunft;  ber  ®runb  aber,  ber  in  bem  ©efü^lc  liegt, 
ba§  ^erj.  ÜKan  foll  ni(i)t  üom  ^erjen  anfangen,  auc^  niemals  burd^  bie 
©mpftnbungen  be§  ^erjenS  toa§  empfel^len,  meil  ein  grunb  moralifc^en 
fentimentg  in  biefem  §aUe  allen  Setrug  ber  SSernunft  gut  l)eifet. 


675,   x-X.  M252c. 

2)ie  bonttaet  befte^t  in  ber  [Übereinftimung]  notl^mcnbigen  oerfnüpfung 
einer  6a(t)c  mit  bem,  maS  allen  ÜKoglic^en  ßwelen  aügemein  ift. 


676.    X— A.  M252c.    £11425. 

2)ie  SSotüomen^eit  einer ©rfentniä  inSlnfel^ung  bc§  obiectS  ift  logifdö, 
in  Slnfe^ung  be§  fubtectS  ift  aeft^etifc^.   SDiefe  le^tere,  toeil  fte  ta§  33e= 

15  biefen  ?  btefent?  ||  ©tunb.«  ®rab.»  ||  17  ©runb?  ®rab?  ||  18  Jpetj?  ^erfe.«  i| 
19  grunb?  grab? 
22  notl)tt)enbig 


300  SRefIejionen  gur  2lnt!)ropologtc. 

ttuftfeijn  feines  pftanbe«  burc^  ta^  SSer^altniS,  toorin  feine  (Sinne  jum 
obiect  gefteHt  werben,  unb  burd)  ^uciQnung  öergrofeert,  üergrofeert  ha^ 
Serouftfeijn  beS  gebend  unb  Reifet  barum  lebhaft  2)ie  abftracte  3Sor= 
fteUung  ^ebt  betjno^e  ba^  33ett)uftfei)n  be§  ßebenS  auf. 


677.   x—L  M252C. 

SDie  in  Slnfel^ung  be§  ®efc^maf§  öerfc!^iebentlid^  Urf^eilen,  toieber* 
fpre(J)en  einanber  barum  eben  nid)t;  ober  bie,  fo  in  anfe^ung  ber  i^rage, 
ob  etmaS  ®ut  ober  23öfe  fe^,  n)ieberfprecf)en  einanber;  man  fan  nici^t  üor= 
ausfegen,  bo.^  in  biefem  ^afle  betjbe  gleid)e§  ®efii^l  ^aben;  benn  e§  mufe 
nott)Q)enbiger  n3eife  einftimig  fe^n,  toeil  ein  not^tnenbiger  SBieberjpru^ 
aus  ber  cntgegenfe^ung  biefer  Urtt)eile  entfpringen  foU. 


678.    x—X.  M252c. 

[öS  gtebt  ein  SGBo^IgcfaHen,  tücI^eS  gar  nid^t  ouä  ber  5tnne'^mttrf)Ieit,  womit 
man,  cä  fet)  in  ber  ©mpfinbung  ober  Slnfdjauung,  afficirt  wirb,  t)crrü^rt.] 

SDie  Slnnemlic^feit  unb  (S^on^eit  bemerft  man  unmittelbar  burd^ 
©innlic^feit,  ol^ne  oermittelft  beS  33erftanbe§,  ber  auf  bie  SSerfnüpfung 
ber  Urfac^c  unb  2Birfung  ad)t  '\)ai,  ju  urtl)eilen.  SlQein  bie  3[lü^Ud)feit 
fan  nur  bie  SSernunft  erfennen.  2)iefe  5Rü^li(^feit  befielt  in  bem  3Ser* 
pltniS  oon  etmaS,  als  einem  9Jiittel,  ju  bem,  n3a§  ©efdUt,  eS  mag  nun 
öergnügcn  ober  nur  f(!^ön  erfc^einen.  2)ie  @ad)e  mag  oiel  ober  menig 
gefallen,  fo  ift  hOi§>  Wiiiti  boc^  üoEfommen  als  ein  fold)eS  ®ut  unb  gefällt 
Dollfomen.  ^ie  giebt  eS  ein  grofeefteS  ober  oielme^r  eine  (Sin'^eit  beS 
lüol^lgefallenS.  Benn  öerfd)iebene  ^xotit  fe^n,  fo  ftnb  bie  manc^erle^ 
aKittel,  iebe  in  i^rer  Slrt,  oollfomen.   (Sin  ßtoef  überl^aupt  ift  baS  obiect 


1  5Jert)aItni§?  SBcrlieltntö ?  \\  E:  rote  statt  roorin  \\2  E:  Zuneigung 
7  borum?  bortn?  ||  7—8  bte,  fo  .  .  •  feQ  sc.  oerfct)iebentlic^  Urtl)eilen.  || 
9—11  in  bte|em  rjoüe  in  Slnfe^ung  be§  ®efct)mal§.  Die  Worte  man  . . .  foU 
wollen  besagen.,  dass,  damit  ein  nott)n)enbiger  SBteberfprud)  entfpringen  könne,  eine 
gemeinsame  Grundlage,  in  diesem  Fall  gleid)eä  ®efüt)l,  vorhanden  sein  müsse;  das 
fehle  aber  beim  Geschmack,  also  sei  bei  ilim  auch  ein  eigentlicher  Widerspruch  aus- 
geschlossen. 

21  ta^  aus  ti 


sRr.  676—679  (Öanb  XV).  301 

be§  2BoQen§;  bal)er,  maä  mit  bem  2BiIIen  über'^aupt  notJ^tocnbigcr  2Bcife 
gufammenftimt,  i[t  ®ut.  Db^roar  nun  ta^  SSergnügen  mit  bem  2BiUen 
be§ienigen,  ber  e§  geniest,  nott)n)enbig  jujammen[timt:  fo  [ttmt  e§  bo(!^ 
nicf)t  notl)tüenbig  mit  iebermann^  miQen,  jo  menig  mie,  menn  trgenb  ein 
5  3ojef  ;)roblemQtifc^  gegeben  ift,  ieber  nottjmenbig  bie  2Jiittel  woUen  mufe. 


e^ö.   5f_l  il/^52d  EI 23. 

2Ba§  ba  oergnügt,  i[t  barum  nicf)t  f(!^led^tl^in  gut,  fonbern  öor  bcn 
2Kenfc^en  gut,  »enn  e§  bauert)att  ift,  ober  öielme^r,  weil  gut  ein  obiectioeä 
praebicat  ift,  nid)t  gut,  fonbern  i^m  angenel^m  (benn  angenehm  überhaupt 
10  not^roenbiger  meife  ift  nid^t§). 

®ut  ift  alfo  [ba§  raaä  nottiroenbig]  nid)t§  anbetet  aU  ber  Sßiüe.   2Ba§ 

feinen  SBiÜen  t)at,  ift  nur  bebingter  SBeife  ®ut,  felbft  benn,  menn  e§  3Ser= 

ftonb  Ijat   (Sin  fetir  fluger  50?enfd)  tan  fe^r  gut  feqn,  menn  fein  SBiÜe  mit 

feiner  ganzen  ^erfo^n,  b.  i.  mit  ben  2BefentUd)en  Sße^ie^ungen  aller  feiner 

15  Organen  unb  Gräfte  übereiuftimmt.  3J?an  fan  anne'^men,  ta^  ber  ^Kenfd^ 

bie  ßmecfe  alle  SSoHe,  ba^u  feine  5Ratur  abhielt,  unb  bafe  biefe  2lbjielung 

felber  nid^t  ber  ßmef  eine§  ^remben  feq,  mit  meldjem  fein  SBiüe  übercim 

ftimt,  fonbern  fein  eigener  ßmef  fe^;  menn  benn  jein  [^anblungen]  2BiÜe 

mit  biefen  ßmefen  gufamenftimt,  fo  ftimt  er  eigentlid^  mit  ftd)  felbft.   @§ 

•20  ift  aber  obiectiö  nott)ffienbig,  baäienige  gu  moUen,  ma§  man  miU;  folglid) 

ift  bie  Übereinftimung  feinet  SBiUenS  mit  feinen  tt)efentlid)en  ßmefen  gut. 

2)ie  ßueignung  geljet  oon  bem,  voa§>  unferem  ßuftanbe  [in  fo  fem]  an* 

geprt,  jum  3Bert^e  unferer  ^erfo^n.    2)er  SBo^lgefleibet,  gut  bebient 

ift  K  2c.,  l)dlt  ftd^  felbft  üor  einen  5)?enf(f)en  oon  me^rem  SBertl^e  unb 

25  fd)ä^t  ben  Slrmeren  ©ringe.   2)al)er  bie  DJiggunft  be§  Slrmen. 

2)ie  5iotl)menbigfeit  ift  ^miefad):  bie  fubiectioe  ber  [©odie]  Urfad^cn 
unb  bie  obiectioe  be§  Sßert^ö.   2Bir  fragen  nid)t  blo§:  moburc^  bie  fac^e 

4  fo  roie  ||  5  problem: 

18  fein?  feine?  ||  /i2  In  diesem  und  in  dem  grösseren  Theil  des  folgenden  Ab- 

30    Satzes  ist  die  Schrift   compresscr   als  im  vor/iergehe/iden,  so  dass  man  denken  könnte, 

sie  seien  zu  verschiedenen  Zeiten  (Tagen)  geschrieben.    Ein  Trennungsstrich  ist  jedoch 

nicht  vorhanden,   und  gegen    Ende   der   Rß.    ist   die   Schrift  wieder    dieselbe    wie    im 

vorhergehenden  Absatz.  \\  24  metjrem?  me^rerem??  II  25  Sttmeren?  2lrmen? 


302  SReflefioncn  jur  Slntfiropologie. 

notl^tDenbtg  ba  fe^,  fonbern:  loarum  fte  nötl)ig,  b.  i.  e§  gut  fet),  ba^  [\z  ba 
ift.  3)ieje§  l^eifeen  mefentlidje  Sroefe,  nid)t  be§  Ur{)eber§,  fonbern  be§= 
ienigen  Söillenö,  ber  biefe^  feqn  einzeln  2)aiegn  roiU.  2)iefeä  funbamentol 
®ut  ober  ba^  oberfte  primitioe  ®ut  i[t  nicl)t  auszumachen. 


6S0.    X— A.  M252d.  EII12i9. 

2)ie  Doeöen  aller  Unferer  SSorfteUungen  finb  [bie]  @innlid)feit  ober 
[ber]  SSerftanb  unb  SSernunft.  2)ie  erftere  ftnb  bie  Urfadjen  ber  (5rfent= 
niffe,  bie  [ftcti  auä]  b<x?>  3Serf)dltni§  be§  ©egenftanbeä  ju  ber  befonberen 
SBejc^affen^eit  be§  benfenben  @ubieft§  auSbrüfen,  mie  biefeS  namlid) 
entmeber  burd^  ben  ®egen[tanb  mürbe  afficirt  werben,  ober  meldte  oor» 
ftellungen  nad)  ben  befonberen  ®efe^en  be§  fubiect§  ba^u  gefeUet  »erben. 
2!)ie  gioeqte  bejie^en  ftd)  auf  ben  (^egenftanb  felbft;  iene  [gelten  nur]  brüfen 
nur  basienige  au§,  xoa§>  üon  bem  ©egenftanbe  in  2lbftd)t  auf  bie  ©ubieften 
gefügt  werben  fan,  unb  l^aben  nur  eine  prioatgültigfeit;  biefe  ®elten 
Don  bem  ©egenftanbe  an  ftd^  felbft  unb  ba^er  oor  jeberman.  2)ie  @inn= 
lidt)teit  fan  il)rer  5Katerie  ober  gorm  nad^  betrad)let  werben.  2)ie 
5Raterie  ber  @innUc!^feit  ift  ©mpfinbung,  unb  i^r  33ermogen  ber  (Sinn; 
bie  %oxm  ber  (»innlic^feit  ift  förfd^einung,  unb  \\jx  35ermögen  ba^  2ln= 
fd)auen.  2l(le  ^^rtbümer  entfpringen  [ouö  bemjenigcn  waS]  barau§,  bd?), 
waä  nact)  ®efe^en  ber  <Sinnlid)feit  oerbunben  unb  oergli^en  ift,  oor  etroaS 
©el^alten  wirb,  xoa^  gebac^t  wirb  burd)  bie  3Sernunft,  unb,  xo(x%  nur  eine 
reftringirte  ©ültigfeit  ^at  oor  gewiffe  fubiecten,  auf§  obiect  gebogen  wirb 
unb  (ilä  Dor  ieberman  ober  an  ftc^  felbft  wal)r  angefel)en  wirb. 


3  fe^n?  fein???  ||  einzeln?  etnjeln?  eiflen??  ||  4  ®ut?  ©ute?  ||  boö  aus  bie 

6    ober    aus    unb  ||  7  unb,    wie    es    scheint,    aus    ober  ||  S    ba§    aus    bem  II 

10  rciirbe?  raurbc?  ||  15  oon??  fan?  an??  ||  iS  ©rfc^etnung?  ßrfdieinungen ?  1| 

^0  In  DCrgIi(J)en  ist  td)en  sehr  unsicher  und  nur  bei  der  Annahme  möglich,  dass 
Kant  sich  bei  dem  icf)  zunächst  verschrieben  hatte.  Statt  C^en  kann  auch  d)ten,  ftetl 
oder  tten,  eventuell  auch  berten  (kaum  cf)t,  ft,  tt,  bertj  in  Betracht  kommen.  Statt 
gl  ist  müylicher  Weise  jl,   kaum  fl,  pl,  fc^I  oder  ijar  ft  cm  lesen.  \\  23  a(ä  fehlt. 


9lr.  679—682  (Öanb  XV).  303 

681.    X— A.  M  242c.  Ell 316. 

3n  fi)ntf)etifd5er  Drbnung  ift  bog  ®ute  unb  bie  33onifommen{)eit  bie 
notl^ttenbige  ©ebingung  oUeg  SBo^IgefaÜenö,  barauf  baä  @d)öne  unb 
eble,  enblid)  bo^  rei^enbe  imb  rü^renbe,  j.  6.  ©d^reibart.  jttten.  5Rad^ 
ben  91eigungen  be§  9J?enfd]en  aber  get)t  atleS  in  umgefe^rter  orbnung, 

3n  ber  (5m;)finbiing  ift  lueber  2)eutlicl)feit  nod^  SSertüirung,  toeil  nur 
in  ber  (Srfd^einung  au§  t^eilempjinbungen  ein  ®anje§  gemaci^t  wirb.  3" 
ber  ßrjci^einung  ift  aber  bie  SSerroirung  nid)t  um  ber  ©innlidjfeit  willen 
al§  einem  .^inberniffe  ber  3)entUcl)feit,  fonbern  weil,  fo  lange  etmaS  jtnn» 
li(^  ift,  bie  SSernunft  bie  SBorfteUung  nod)  nict)t  bearbeitet  ^at. 

SSon  ber  ßi^cifl^ung:  einem  2Sert)äItnt^e  beä  ©egenftanbeö  jur 
(Smpfinbung  feiner  ^erfoI)n. 

SSon  bem  ®uteu,  in  fo  fern  e§  eine  3ufflßitiienftimung  ift  mit  bem, 
roaS  man  aill, 

(*  Sei)  bem  2lngenel)men  ift  bie  9)?aterie  burd^  bie  5Ratur  be§ 
3Kenfct)li(!^en  ®efül)lö,  bet)m  @d)önen  bie  §orm  burd^  bie  ^^latur  be§ 
3Kenfd)lid)en  ®efd)maf§,  bei)m  ®uten  Weber  2J?aterie  nod^  i5^orm  burd^ 
bie  befonbere  5Ratur  be§  3Kenfd)en,  fonbern  bie  23iUigung  burd^  bie 
SSernunft  überhaupt,  alfo  burc^  bie  @ac^e  felbft,  gegeben.) 


00  682,    x—X.  M242c. 

2)ie  ©mpfinbung  ift  entweber  bie  feiner  [felbft]  ^erfon  ober  bie  feines 
3uftanbe§.  2Benn  üma§  nict)t  blo§  al§  ein  gegenftanb  unfererSSorfteUung, 
fonbern  mit  unferer  ^erfonUct)feit  üerbunben  gebac^t  wirb  al§  etwas,  xoaS 
un§  felbft  angebt,  fo  entfpringt  baran§  eine  neue  ©mpfinbung.    Unbe» 

25  bac^tfamfcit  »erlebt  un§  an  unferm  ©ute,  ^afe  an  unferer  ^erfo^n.   3n 

Zu  Rfl.  681—694:  Das  Durc/ischussblatt  M  242c/d  ist  wohl  zwischen  M  240 
und  241  einzuschieben.  Bei  Uß.  089  liegt  eine  Beziehung  auf  M  §.  651  Satz  3  jeden- 
falls sehr  nahe,  zumal  die  Hfl.  auf  gleicher  Höhe  mit  diesem  Satze  steht.  Auch  die 
Rfl.  686—688,  691—694   sind   vielleicht   durch  M  §.  651,  652   (Anfang)   veranlasst. 

30  7  ®rfcf)einungen  ||  10  ^Jernunft  bie?  Vernunft  eine?  bie,  wie  es  scheint,  aus 

eine.  II  11 — 14  Diese  Zeilen  sind  links  am  Rand  von   einer  Klammer   umschlossen.  \\ 
14  man?  \\  15  Der  s-Zusatz  ß?vJ?o?n?Ql?(fJ?f)  steht  zxcischen  Z.  11/2  und  Z.  13/4. 
23  5ßerfonlid)feit??  ^ßerfonnlic^teit? 


304  SRefIejionen  jur  Slntliropologie. 

einem  Spiele  j^u  oerlieren,  wenn  e§  burc^  Unglüf  gejd)ielöt,  wirb  qI§  etioaS 
angefel^en,  toaS  bloö  unjeren  ßuftanb  betrift;  burc^  eigne  Ungefc^üUc^feit 
aber:  ift  etmaö,  toaä  unfere  ^erjon  angebt. 


683,   x—X.  M242c. 

2)amit  bie  @innlid)feit  in  unferer  SSorfteKung  eine  beftimte  ^orm    5 
\)ahi,  fo  mirb  baju  bie  3ufammenorbnung  erfobert,  nid)t  blofe  bie  3u= 
fammenne^mung.   ©ieje  3ufammenorbnnng  [coorbination  ift  eine  ©^ntliep] 
ift  eine  SSerfnüptung  ber  coorbination,  unb  nid)t  unterorbnung  ober  fub= 
orbination,  ber9leid)en  bie  3Sernun[t  üerrid^tet.   2)er  @runb  aUer  coor= 
bination,  mithin  ber  ^^orm  ber  ©innlic^feit,  ift  9?aum  unb  3eit.    2)ie  10 
SSorfteQung  eine§  ®egenftanbe§  nad^  ben  Sßer^altniffen  be§  9taume§  ift 
bie ©eftalt  unb  beren  3Raci)a^mung  ta^  23ilb.  2)ie  ^orm  ber  [(Smpfinbungen] 
^rfci^einung  o'^ne  3SorfteUung  eines  ©egenftanbeg  befte^t  blo§  in  ber 
3ufammenorbnung  ber  ©mpfinbungen  nadt)  S^er^ältniS  ber  3eit,  unb  bie 
©rfc^einung  Reifet  ein  befolge  (^  ober  3ftei^e  ober  ta§  @piel).  2lße  ®egen=  15 
ftänbe  fonnen  finnlid^  ober  anfd)auenb  ertannt  werben  nur  unter  einer 
©eftalt.    2lnbere  6rf(^einungen  fteUen  gar  ni^t  gegenftänbe,  fonbern 
Sßerdnberungen  öor.   Sine  anfd)auenbe  ^orm  oon  einer  Speisenfolge  oon 
©eftalten  oon  3JJenf(!Sen  ift  bie^antomine,  oon  einer  folge  berSSenjegungen 
nad^  2lbtSeilung  ber  3eit  ber  Slan^;  hiX)bt§  äufammen  ber  mimifd^e  20 
Slanj.  2)er  Sang  ift  bem  2luge  i)a^,  aaö  bie  ÜJ^uftc  bem  ©e^ör  ift,  nur 
ba§  beq  ber  legieren  fleinere  3eitabtSeilungen  in  genauerer  Proportion. 
2)ie  fünfte  finb  enttteber  Silbenb  ober  ^Rac^bilbenb.    SDie  le^tere  jinb 
^Ka^lereQ,  23ilbt)auerfunft.   3ene  jtnb  entweber  blo§  ber  f^orm  nac^  ober 
auc^  ber  5J?aterie  nad).    2)ie  bloö  bie  5orm  bilben,  ftnb  ©artenbau,  bie  25 
auc!^  bie  5J?aterie;  2lrd)itectur  (^  fo  gar  bie  Äunft  gu  meubliren);  fo  gar 
bie  tactif  gehört  jur  fdjönen  Slnorbnung  unb  baä  5U?anoeüer  gur  fc^önen. 
3u  ben  bilbenben  fünften  gepret  überhaupt  bie  Äunft,  iebe  fdjöne  ®e= 


5  Vor  ift  könnte  der  Deutlichkeit  hnlber  ba§   ergänzt  irerden. 

18—19  Umpriinylich:  einer  3Rei^e  üon  ©eftalten  ift  ber  San^  aber  Oon  einer  30 
JHeitie  ©mpfinbungen  bie  ÜJ^ufic.    2)iefeä  ||  26  Der  g-Zusat:  Meht  ührr  bie  a\\6) 
bie  ajiaterie  2lrc  ||  27  Nach  fd)ünen  ist  etim  Äunft  oder  gorm,  kdum  Slnorbnung 
zM  ergänzen. 


Sflr.  682-685  (93onb  XV).  305 

ftalt  l^erüorjubringen,  al§:  fd^öne  ©efäfee,  ©olbfd^mib,  Su^elier,  ÜReuftlen, 

ja  ber  ^u^  etne§  5rauen3immer§  eben  fo  iro^l  al§  bie  ar(!^itectur.  ^m= 

Qleici^en  aüe  ©alanterie  Slrbeit. 

2)er  Sanj  üerliert  ben  3flei^,  toenn  man  nid^t  me^r  bem  anberen 
5  ®efc^led)t  gefallen  ttjill.    2)arum  bauert  bie  5fieigung  j^um  S^anj  beg  ge= 

^ei)rateten  5[J?änuern  ni(^t  lange;  het}  SBeibern,  bi§  jte  alt  ftnb,  üjeil  jte 

be[tanbig  gefallen  wollen. 

©rjc^einung  i[t  eine  SSorfteUung  ber  ©inne,  fo  fern  jte  auf  ein  obiect 

ge'^t;  (gmpfinbung:  ttenn  fte  blo§  auf  ha§>  fubied  gel)t.    2)ie  reflectirte 
10  ©rfc^einung  ift  bie  ®eftalt,  bie  reflectirte  ©mpfinbung  bricht  ab. 


684.    K—L  M242c 

2)ie  Äunft  angenel^mer  ßmpfinbungen,  b.  i.  §u  SSergniigen,  ift  blo§ 
empirifd)  unb  oerftattet  aud)  ni(I)t  einmal  (Sritif  unb  !eine  allgemeine 
Siegeln,  alä  bie  oon  (5rfal)rung  abftrat)irt  fegn. 


68S.    A—X.  M242c. 

©aS  Spiel  ber  ©eftaltett  unb  ber  ©mpfinbungen  erfobert  erftlid) 
gleite  2lbtl)eilungen  ber  S^it  ((äinförmig!eit  im  ß^ttmaa^e)  ober  ben 
äact,  2.  eine  begreifliche  Proportion  [ber  S^ei],  bie  au§  ben  SSerljöltniffen 
ber  S^eiloeränberungen  gebogen  werben. 

2)er  9fiei5  bei)  bem  3:an^e  [l)eruf)et  auf]  ift  enttoeber  corperlic!^  unb 
beruhet  [bei^m]  auf  ber  aUen  ©liebmaafeen  gegiemenben  SSemegung,  bei) 
ber  5Ruftf  auf  bie  proportionirte  23emegung  ber  %a\exn  be§  jlorperg  burd) 
t)armoni|c^e  töne.  2)er  ibealifc^e  Slet^  auf  ber  23egiel)ung,  meldte  bie  oer= 
änberlii^e  ©eftalten  auf  bie  affecten  ober  bie  einanber  begleitenben  töne 
auf  bie  3Jienfc^enftimme  unb  ben  2lu§brut  ber  ©mpfinbung  ^aben. 


17  maafee  steht  hart  am  rechten  Rand  der  Seite;  die  Schlussklammer  scheint 
zu  fi'hkn.  II  18  begreifUdje?  begriflic^e??  ||  23  Zu  ^armonifc^e  töne  vgl.  Nr.  6:j'J 
(S.  276— 2TJ).  II  töne.  ®er?   töne  ober??  ||  ibealif^e?  ibealifd)er? 

Äant'^  5  c^rif  teil.    .tianbiri)iiftlicl)er  SJac^laj    11.  20 


306  9ieflejlonen  jur  5{lntl^ropologte. 

686.  x—X.  M  242d.  Mit  Bezug  auf  den  Anfang  von  M  §.  651  f 
25ie  S3ef(I)auung  beS  @d)önen  ift  eine  23curtl^eilung  unb  fein  ®enu§. 
2)iefe  (ärjd^einung  mac^t  aol^l  einiges  3Sergnügen,  aber  be^  toeitem  nid^t 
im  SSer^dltnig  auf  \i(x»>  Urt^eil  be§  SBo^lgefaUenS  an  ber  iSd)Dn^eit,  fon= 
bcrn  biejeä  beftel)t  bloS  in  bem  Urt^eil  über  bie  aügemeinl^eit  beö  2iBol)U 
gefallen^  an  bcrn  ©egenftanbe.  2)arauS  ift  gu  fe^en,  bafe,  toeil  bie[e 
allgemein  gültigfeit  unü^  ift,  fo  balb  bie  ®efellfcl)aft  fe^lt,  aud)  alSbenn 
aller  3^ei^  ber  @(!^önl)eit  Derlol)ren  ge^en  mürbe;  (gben  fo  menig  mürbe 
aud^  einige  9lcigung  gur  8cl^onl)eit  in  statu  [naturaii]  solitario  entfpringen. 


687,    X— A.  M  242d.  E 1 232.    Mit  Bezug  auf  den  Anfang  von  lo 
M§.651f 

2)ie  größere  SBeurf^eilung  ber  (5rf(!^einungen  ift  ber  gefunbe  3Ser= 
ftttnb;  bie  ber  23efc^affen^eit  ber  @acl)e  felfaft:  gefunbe  SSernunft.  3" 
anfe'^ung  beffen,  maö  ©eföHt,  ift  iene^  ber  ridjtige  ©efc^maf,  biefeä  \iOi^ 
sentiment.  lä 

2)ie  3Sernunft  ift  cntmeber  bogmatifd^  ober  em^jirifd).  2)ie  le^tere 
giebt  auf  baSientge  2lct)t,  ma§  nid)t  in  ber  allgemeinen  9fiegel  enthalten 
ift,  unb  erfe^t  baburd)  i^re  5Kangell)aftigfeit.  ^a,  meil  auc^  em|)irifd)e 
@d^e  nur  eine  [p]  tolerable  2lHgemein^eit  ^aben  unb  in  ben  meiften 
f^dUen  gutreffen,  jo  [er|e|t]  oerbeffert  bie  ©ejunbe  3Sernunft  bie  ^^e^ler,  bie  20 
aus  ber  bogmatifd)en  entfpringen  fönnen.  2)ic  bogmatifcfte  SSernunft  ift 
nur  eine  ÄrücEe  ber  ©gnt^eftS  beQ  ©egenftdnben  ber  ©rfa^rung,  bereu 
man  jtd)  gur  5rleid^terung  bebient.  ©S  laffen  fic^  nic^t  alle  mannigfaltige 
@tücfe  ber  ©rfa^rung  unter  Siegeln  bringen,  üielmenigerbieSebingungen, 
unter  meieren  [eberaet]  ieber  einzelne  ^^ratl  unter  einer  allgemeinen  3flegel  25 
fubfumirt  mcrben  fann.  £)eSfallö  mu§  man  fid)  auf  eine  SSerfuc^te  ®e= 
funbe  SSernunft  oerlaffen.  2)od)  ^ilft  bie  ©efunbe  3Sernunft  in  benen 
SBiffenfd^aften  nidjt,  bereu  9iatur  barin  beftel^t,  bafe  man  alles  auS  allge= 
meinen  unb  reinen  SSernunftbegriffen  ableite,  g.  (5.  2)?at^ematif  unb 
3Ketapl)t)rtc.   2)ie  ©efunbe  SSernunft  fann  niemanben  geletjrt  merben.       30 


4  im?  in?  II  5  biefcS  Zusatz  des  Hg. 
30  niemanben?  niemanbem? 


sRr.  686-692  (33anb  XV).  307 

ß88.    x—L  M  242  d.    Mit  Bezug  auf  M  §.  651  Satz  3? 

^ie  2lnnef)mli(i)feit  im  5la(^f(^ma!e  ift  nur  (j.  (5.  Sßi^ige  unb  roa^re 
©ebanfen)  het)  bem  diü^  be§  (Schönen  unb  beij  bem  (Sentiment  beö  ®uten, 
nic^t  aber  beq  bem  ®e[ül)l  be§  Slngene^men  anäutreften. 


5  659.   ;,_A.  M242d.    Zu  M§.  651  Satz  3? 

Oft  ftnb  bie  empfinbungen  (^un)angene^m,  aber  ba§  @piel  ber 
(gmpftnbungen  ift  angenehm,  j.  (5.  ©in  ßeben,  in  ft)elct)em  Übel  unb 
®ute§,  i5urd)t  unb  ^ofnung  abaec^feln  unb  am  enbe  getro{)nt  werben. 
2Benn  loeber  ber  ©egenftanb  gefdttt  nod)  aud)  [in]  bie  2lbbilbung  beffelben 

10  ben  öornemften  ®runb  be§  Bo^IgefaüeniS  entt)ält.  33eQ  ber  SSorfteüung 
be§  Ungereimten,  ®re§lic!)en  ober  ^BebauernSmürbigen  ift  ber  (S)runb  ber 
2lnne^mlict)feit  bIo§  im  Äörper  unb  in  ber  2lrt,  mie  er  burd)  bie  S3or= 
fteüungen  afficirt  ©irb,  unb  c§  fommt  babeq  atteä  auf  bie  bifpofttion  bes 
^enfc^en  an. 


690.   x—X.  M242d. 

3n  ber  5J?af)lereq:  Einlage  (^  ba§  Factum),  bifpofttion  (gruppiren), 
baburd)  e§  al§  ein  gan^eä  in  bie  Singen  fättt.  (5§  [finbet]  ift  feine  ©ruppe 
[ftott]  gut  o^ne  contraft.   (''  SSeqm  geuermerf  ift  ba§  fpiel  ber  geftalten.) 


691.   x—l.  M242d. 
20  ©ie  ©lüffeeligfeit  ober  ba§  2Bol)lbefinben,  bie  ß^re  ober  SBo^lan» 

ftanbigfeit,  ber  2Bert^  ober  ba^  2Bo^lüerl)alten. 


692.   x—X.  M242d. 

®ut  ift,  B)a§  mit  ber  Suft  überhaupt,  b.  i.  mit  bem  SSillen  [lUettjau] 
allgemein  genommen  übereinftimmt,  unb  ift  ®ut  alä  ein  2J?ittel  ju  irgenb 


5  Zu  Rfl.  689  vgl.  VII 237—239. 

20" 


308  Steflejionen  aur  Slnt^ropologie. 

einem  Beftimten  3tüefe  [ober  gut],  e§  fei)  ü3elcf)e§  ßme!  eö  wolle,  ober  ®ut 
ju  [iebermanä]  bemieuigen,  \oa§>  ieberman  »iE. 


695.   X— A.  M242d. 

2)ieöernünfti9e  SBefen  ^aben  ben  SBejie'^ungSpunft  ber  SSDUfommen= 
l^eit  in  jtc!^.  @§  i[t  möglid),  bafe  fie  it)n  aud)  auffer  jtd)  t)aben;  niemals 
aber  ift  e§  ber  a^legel  be§  ©uten  gemä^,  \)ü^  er  gan^lic^  auffer  tl^nen  fe^, 
b.  t.  bafe  jte  blo§  um  eines  anberen  2ßefen§  millen  ba,  öiel  weniger  un= 
glüfUc^  fe^n. 


694,   x—L  M242d. 

2)ie  3ufaotmen[timung  ift  gmiefad^:  1.  ber  Steile  ju  einem  ©anfeen  lo 
(^  entroeber  ber  3J?aterie  ober  ^orm),  2,  ber  ©rünbe  ju  einer  §olge;  bie 
fiepte  ift  eine  SSerfnüpfung  ber  fuborbination.  2)ie  ßufamenflimung  be§ 
SRannigfaltigen  ju  einem  beftimten  ßroef  ift  bie  relatiüe  S3otlfommenl)eit; 
bie  gorm  ber  ßufammenftimung  gum  SSelieben  überhaupt  ift  bie  abfolute 
3SoIlfommenf)eit,  is 


69S.    l.  M242'.  Ell 317. 

3n  aUem,  ma§  ju  unferer  SSorfteUung  ge'^ört,  ift  [etioaS]  ber  ^aupt= 
unterfcll)ieb  ^tDifd)en  bem,  maS  ein  ©rfentniS  be§  ©egenftanbeS  ift,  unb 
Demienigen,  loaS  lebiglid)  bie  2lrt  betrift,  mie  ha^  fubied  burd)  bie  gegen» 
wart  beS  ©egenftanbeS  afficirt  mirb,  unb  jum  juftanbe  beS  fubieds  20 
get)oret.  2)aS  erftere  ift  (ärfentntS,  ha§  jme^te  ©mpfinbung.  2BaS  (^  eS) 
aud)  öor  einen  ®egenftanb  gebe,  ber  bie  Urfac^e  ber  ©mpfinbung  ift,  fo 
ift  ta§  fubiect  in  2lnfel)ung  beffelben  leibenb,  unb  nur  leibenbe  fubiecten 
finb  ber  (ämpfinbung  t^^ig-  Seibni^  ^ält  aüe  ©mpfinbung  gemiffer 
obiecteu  oor  ©rfentniffe  berfelben.  SlUein  meil  bieienigen  Sßefen,  bie  25 

1  n)elcl)eä  aus  nelä^exu,  kaum  umgekehrt. 

Zu  Nr.  695 — 698:  31242'  steht  an  der  richtigen  Stelle:  sie  gehört  als  Durch- 
schussseite zu  M  242,  wie  Rfl.  878  zeigt,   die  auf  M  242  beginnt  und  auf  M  242'  endet. 

17  E:  unfern  Sotfteltungen  |1 18  ein?  eine?  1|  24  E:  aüe  ©mpfinbungen 


10 


gflr.  692—696  (SBanb  XV).  309 

hmij  xf)V€  S5or[teQung  nid^t  bie  Urjaci^e  be§  ©egenftanbe^  felbft  fetjn,  öon 
bemfelben  erftlii^  auf  gemiffe  SBeife  5y?ü[jen  afficirt  werben,  bamit  [k  üon 
beffen  ©egenwart  @rfentni§  befommen,  fo  mufe  bie  ©mpfinbung  ^roax  bie 
SSebingung  ber  äußeren  33or[teüung,  aber  boc^  fte  nic^t  felb[t  fet)n.  2)?an 
tan  auc^  nic^t  umgefe!)rt  fagen,  ba^  bieSSorfteÜung  be§  obiectö  nid)t§  alg 
©mpfinbung  fei),  weil  biefeS  fonft  ber  ibealijm  fet)n  mürbe.  2)a§  @r= 
fentnis  alfo  ift  obiectiD,  bie  ©mpfinbung  fubiectiü.  Slüe  @rfentni§  ift 
gmiefad^:  entmeber  ber  2)inge  al§  ©egenflänbe  ber  @mpfinbung  ober  an 
ftc^  felb[t;  iene  ift  fmnlic^,  biefe  inteHectual. 


696.    L  M242'. 

2llle  SSoUfomen^eit  fd^eint  in  ber  3ufamen[timung  etne§  2)inge§  mit 

ber  greQt)eit  gu  befielen,  ba^er  in  ber  3roefincifeigfeit,  allgemeiner  ^raud^* 

barfeit  etc.  2Seil  aUe  2)inge  eigentlid)  im  empirifdi)en  3Serftanbe  nur  ha§ 

ftnb,  was  fte  üerl)dltnifett)eife  auf  ba§  ®efe^  ber  6innlid^feit  [in  bet  ©r« 

15  fc^etnung  oorfteOen]  allgemein  genommen  öorfteUen,  fo  ift  bie  S^oüfommen» 
l)eit  ber  ©egenftdnbe  ber  (Srfa^rung  eine  übereinftimmung  mit  bem  ®efe^ 
ber  6inne,  unb  biefelbe  als  förfd^einung  l)ei^t  fdi)5nl)eit;  e§  ift  fo  gu  fagen 
bie  auffenfeite  ber  SSollfomen^eit,  unb  ba§  obiect  gefdüt  baburd),  ba§>  e§ 
bloß  befdjauet  mirb.    2)a§  l)at  ba§  2öot)lgefallen  burd^  ©efd^maf  unb 

20  burd^  sentiment  einftimige§,  ba'^  baburd^  ber  ©egenftanb  gebilligt  wirb, 
o^ne  auf  ben  ©influS  gu  fe^en,  ben  er  öermittelft  be§  2lnfc^auen§  ober 
be§  ®ebrauc^§  auf§  ®efül)l  be§  fubiect§  ^abe.  9^ur  ber  ©efc^maf  billigt 
etwas,  in  fo  fern  e§  blo§  in  bie  «Sinne  fäüt;  ba§  sentiment,  in  fofern  e§ 
burd^  SSernunft  beurtt)eilt  wirb.   2Ba§  bem  ganzen  Spiel  ber  Sinne  am 

25  gcmäfeeften  ift,  jeigt  baburc^  übereinftimung  mit  ber  Sinnlid)feit  beö 
5Kenfdt)en  unb  eben  baburd^  3Sonfommenf)eit,  weil  biefe  bod^  sule^t  auf 
bie  ©inftimung  mit  ©lüffeeligfeit  hinausläuft. 


I  ©egenftanb 

II  Die  Rfl.    beginnt  gegenüber   der  zweiten  Hälfte   des  zweitletzten  Satzes   von 
30    M  §.  652,   in   der   auch   von  Vollkommenheiten   die   Rede   ist.   ||  13   im    empirifc^en  ? 

in  empirif (^em ?  \\  21  eä  statt  er 


310  SRefIejtonen  aur  Slnf^ropoloflie. 

697.    L  M242'. 

e§  giebt  breijerle^  ßuft  über  eine  facf)e  burd)  ®efüf)l:  1.  ®ie  Un= 
mittelbare  2u[t  burd)  [®ef]  empfinbung.  2.  ©ie  Su[t  an  unjerem  ßuftanbc 
über  ben  SSeft^  biefeS  ®egenftanbe§.  3.  Sie  ßu[t  an  unjerer  ^erfo^n. 
2Benn  bte  er[te  Suft  o^ne  bie  ^me^te  i[t,  \o  bient  fie  jur  23eurt^eilung. 


69«.    A.  M242'.  E 1 395. 

33ei)  bent  jc^önen  getdUt  nic^t  fo  ü)dI)1  bie  @a(!^e  al§  bie  (Srjdieinung 
berfelben.  2)er  (?  menjc^lid^e)  Äörper,  JD  fern  mir  bie  3Sor[teQung  befjelben 
au§  2:^eilen,  bie  cor  fid)  felbft  gefe^en  werben,  jufomenfe^en,  giebt  einen 
Söegrif,  ber  nid^tg  fc^öneä  entpit. 

6§  giebt  eine  fc^önl^eit  in  ben  (5r!enntniffen  ber  SSernunft,  @elb[t 
bie  5Rü|lic^feit  fan  eine  fummc  Don  (ärfc^einungen  fe^n. 


699,   fi—v.  M242b. 

2)er  innere  ©ertl^  einer  ©ad^e  ift,  fo  öiel  fic  bor  ieberman  gilt,  e§ 
mag  feqn  nac^  siegeln  ber  (Smpfinbung  ober  be§  ®efd)mQf§  ober  ber  23er= 
nunft.  ^ij  fan  ein  befonber  SSergnügen  moran  finben,  aber  id)  »ifl 
nic^t,  bafe  ein  anberer  e§  mir  baoor  anred^ne.  @5  ift  nic^t  ber  innere 
SBertl^  ber  «Sac^e. 


700.   fi—v.  M242b. 

@olte  man  nic^t  fagen:  alle  (Sd^onl^eit  in  ber  0iatur  ift  nur  bie  20 
5Jtelobie,  unb  in  ber  inteüectualen  2Belt  ift  ber  taft. 


701.   fi-v,  M242b. 

2)a§  ma§  un§  barum  beliebt,  nid^t  allein  meil,  menn  e§  erfant  wirb, 
eg  allgemein  gefallen  toürbe,  fonbcrn  weil  e§  mirflid^  allgemein  gefäUt, 


5  blent?  blenct?  25 

7  E:  Sei  einem 

21  inteüectualen?  inteUectuelen? 


5Rr.  697-702  (SSonb  XY).  311 

tft  btc  ßl^re.  Dber:  ü)a§  [barum]  barum  gefällt,  aeil  e§  aud)  anbeten 
gefallen  fan,  ift  fcl)ön;  maS  barum  blo§  gefdUt,  mcil  cS  anberen  gefäQt,  tft 
anftdnbig.  2)ie  @^re  befiel)!  in  bem  tRd^t,  ben  ctmaS  l^at,  weil  e§  anberen 
gefönt.  2)ie  ©rünbe  biefeS  Urt^eilS  ftnb  entroeber  empirifc^  ober  rational. 

5  2)arum,  »eil  ttroa^  anberen  gefäüt,  fan  e§  mic^  wo^l  oergnügen,  aber 
nic^t  mir  gefallen.  2)a§  sentiment  gel^t  auf  ba§,  waS  ß^renmert^  ift;  ber 
©efc^maf  bemegt  un§  nur  burd)  ben  diti%  ndmlid)  ba§,  »aö  (g^re  erroirbt. 
3)ie  ®leid)gültigfeit  in  anfel)ung  ber  (ä^re  ift  entaeber  bie,  ö)eld)e  feine 
©c^anbe  [ober  bie]  fc^euet,  ober  bie  Dor  bie  ©unfel^eit  (unbefant  ju  feijn, 

10  nid)t  Dcrabfc^eut)  feinen  Slbfc^eu  \}at.  2)er  biefen  legten  abfd^eu  ^at,  ift 
ß^rbegierig;  ber  bie  ©c^anbe  fc^euet,  6f)rliebenber;  ber  feine  @d)anbc 
fc^euet,  ehrlos;  ber  guf rieben  ift  unerfant  ju  fegn,  ^at  felbftäufriebcn^eit. 
SDer  ®efd^maf  erfobert  ß^rbegierbe. 

2)cr,  fo  an  etmaS  (f  mag  i^m  ge'^ört)  ein  SSergnügcn  finbct,  was 

15  anbere  rei^t  (^  in  ber  Slnfc^auung  oergnügt),  öerlangt  geliebt  ju  werben, 
iftbu^lerifc^.  2)urcöbie21u§übungenbe§f(I)önenunbanftanbigen  ermerben 
»ir  un§  2l(t)tung;  bur(^  ba^,  loaS  ta  öergnügt,  Siebe,  ©a^cr  ein  §rauen= 
gimmer  (5^re  ober  ^khz  fudjen  fan.  @elbft  ber  autor  ift  burc^  feine  ®ut« 
l^er3igfeit,  33efc^eiben^eit  unb  SSiüigfeit  Sul)lerif(^  um  ßiebe.   3)er  ent= 

20  fd^eibenbe  aber  um  Sichtung. 


702.   v^f  ß?)  Q^ff  M178'. 

SBeil  3fiaum  unb  ß^it  bie  allgemeinen  conditiones  ber  5Roglid^feit 
ber  obiecten  finb  nac^  siegeln  ber  6innlid)feit,  fo  gehöret  bie  (äinftimung 
ber  6rf(t)cinung  ober  ©mpfinbung  in  ben  SSerl^dltniffen  be§  SRaumeS  unb 
3eit  mit  bem  allgemeinen  ©efe^  ber  fubiede,  folci^e  SSorfteüung  ber  ^orm 
na(!^  I^eroorjubringen,  ju  bemjenigen,  maä  not^menbiger  SBeife  mit  iebeä 
@innlid)feit  übereinftimt.  alfo  gum  ©efc^maf.  2)agegen  tk  überein= 
ftimung  mit  ber  ©mpfinbung  nur  ßufaüig  ift.  ©er  ©efc^maf  ift  ge= 
fettig.   2J?up. 


U  ®^rltcbenber?  @f)rliebenbe? 

2kl  Nr.  702 — 711:    Das  Durchschussblatt  M  178'/ 179'  hat  seinen   richtigen 
Platz  zwischen  lU  244  und  M  245.     Vgl.  -31524— SB- 
SS  einfümuitgen  ||  26  waS  J'ehit. 


312  JReflejtoncn  aur  Slnttiropologte. 

703,    v'f  ßf)  Q'f?  M  178'.    Zu  M§.  653? 

.^anblungen  [ber  9f{cc^t[ci)affent)eit  roerben  gebilligt],  bte  ni(^t  unrec!^t 
ftnb,  lüerben  gut  9el)ei[fen;  bie  au§  ber  ac^tung  oor  ha§  rec![)t  anberer  ent= 

fpringen,  gebiüigt,  @elb[t  Dor  ta§  unüotlfommene  9?ecl)t  (SiQigfeit) ; 

bie,  fo  bie  SBürbe  ber  5)?enfd)^ett  in  feiner  (gignen  ^erfon  betreffen, 
^odigefc^d^t;  cnblic^,  bie  auf  öo§  2Bot)l  anberer  get)en,  toerttigefc^a^t. 


704.    vf  (x—i^?J  M178'.   ZuM§.6ö5f 

6in  fd^ön  ©ebäube  luirb  eben  fo  gebilligt,  ob  man  e§  unjel)ligemal 
ober  nur  einmal  gefel)en.  ©§  erregt  auc^  nid^t  einmal  eine  SJierflic^e 
SSegierbe  e§  ju  beft^en. 


703.    V?  {^?)  (fi?)  ß?J  M  178'. 

2)a§  Sßermögen,  feine  (grfentniffe  allgemein  gu  mad^en,  alfo  a  poste- 
riori ju  allgemeinen  33egriffen  §u  gelangen,  ift  ber  SSerftanb.  £>ie 
allgemeinen  ©runbfä^e  entfpringen  l^ier  per  inductionem  unb  gelten  auf 
bie  gäUe  be§  gebend  (Älugl)eit  burd^  @rfal)ren^eit)  (logifdt)e§  SSermögen).  is 
2)a§  SSermögen,  ba§  allgemeine  a  priori  ein^ufe^en,  maS  an  ftdl)  felbft 
ol)ne  SaQe  ber  (5rfal)rung  allgemein  gültig  ift,  nic^t  per  inductionem, 
fonbern  ratiocinationem,  mithin  nid^t  blo§  bie  a  posteriori  entlehnte 
3mefe  unb  mittel,  fonbern  bie  obiectioen  ßtt)efe,2)aö  allgemeine  ^uerft  ent= 
merfen  ju  fönnen  unb  '^(x?>  befonbere  in  it)m,  ift  bie  SSernunft  ßunt  so 
®uten  gel^ört  3Sernunft,  pm  ßigennu^  SSerftanb. 


706.    vf  (W  ßi?)  ßf)  M 178'.    Zu  M §.656  Anfang? 
guft  unb  Unluft  ftnb  üon  ber  33egierbe  nid^t  allein  unterfd^ieben, 
fonbern  beterminiren  [fie]  nid^t  immer  bie  tl^dtige  23egierbe,  meil  ber  SBiUe 


4  Die  zwei  Striche  rechts  von  SStüigfeit  (im  Ms.  unter  entfpringen^  sollen  doch    25 
v^ohl  die  Stelle   des  fehlenden  Prädicats  (a  la  gut  get)eiffen,  gebtHtgt  etc.)  vertreten. 

7  Es  ist  möglich,  dass  Kant  Nr.  704  scho?i  in  x  zu  M  §.  655  hinzusetzte;  die 
Rß.  würde  dann  vor  den  über  ihr  stehenden  Nrn.  703,  702  und  589  geschrieben  sein. 

15  Die  Klammer  vor  l09if(!^Cä  fehlt. 


mv.  703—707  (93anb  XV).  313 

frei)  ift.  6§  mufe  auffer  ben  ©rünben  ber  23iütgung  nod)  ein  prin- 
cipium  ber  ßueignung  fe^n;  benn  iene§  bewegt  einen  Sßiüen,  fo  fern 
baburc^  a"9l^^^  Q^^  beroegt  merben  (3.  @.  einen  ^ur  ®ered)tigfeit,  fo  ba^ 
aUe  aud)  gerecht  fe^n);  biefe§  aber  wirft  auf  t)a§>  befonbere  fubiect  unan= 

5  gefe^en  ber  Übrigen  unb  felbft  Ut)  bem  aieberftreit  ber  Übrigen.  SBarum, 
toenn  ein  ^Betragen  allgemein  genommen  allein  gut  ift,  foü  ic^,  [o^n]  wenn 
eö  gleid^  nid)t  allgemein  beobad^tet  wirb,  bennod^  baran  gebunben  fe^n? 
(ober  marum  fott  ic^  einer  regel  :peinlic^  anl^angen,  bie  jwar  unter  aUen, 
tijeld^e  man  ftc^  oorfe^en  mag,  aud^  bie  nü^lic^fte  ift,  bennod^  immer  au§= 

10  nahmen  23erftattet?)  (unb  marum  foU  meine  ^anblung,  ob  fte  gmar 
gemisbiüigt  mirb,  nidl)t  burc^  bie  Slnne^mlid^feit  ftd)  mir  empfehlen?) 

3)?an  fan  oon  bem  ©efc^maf,  bem  moralifc^en  ®efü^l  ben  alten 
©runbfa^  ber  (Sleatifd^en  ©d^ule  braud^en :  sensualium  non  datur  scientia. 
2)ie  principia  entfpringen  nur  per  inductionem  unb  fommen  fel)r  auf  bie 

15  jufaUige  mobificationen  ber  fubiecte  jur  ßinftimung  an. 

2)er  ©a^:  de  gustu  non  est  disputandum,  menn  ba§>  bifputiren  fo 
Oiel  l^eifet  al§:  burc^  SSernunftgrünbe  oon  beleben  feiten  auömad^en,  ift 
ganj  richtig.  SBenn  e§  aber  bebeutet,  bafe  barin  ®ar  feine  3ftegel,  mitl^in 
auc^  fein  rechtmäßiger  SBiberfpruc^  gelte,  fo  ift  er  ein  ©runbfa^  ber 

20  UngefeQigfeit,  ber  9ftauf)igfeit  unb  auc^  ber  Unwiffen^eit. 


707.   v'f  ßf)  Q^n  M  179'. 

2)a§  ift  tixoOk^  fef)r  merfmürbigeg,  baB  man  'ba^  moralifd^  35öfe 
(Safter)  me^r  öerabfc^euet,  aber  öon  bem  Unglüfe  eigentlich  nur  münfc^t, 
\io.^  e§  nid^t  gefd^e^en  wäre.   SBenn  mein  freunb  befto^len  ift,  fo  roünfc^e 

25  id)  nid^t,  \i(x^  ber  Später  gar  nic^t  möcl)te  gefto^len  ^aben.  2ßir  oerab* 
fd^euen  ben  2)iebfta^l;  e§  ift  un§  aber  ba§  2)afei)n  beffelben  gleict)gültig, 
wenn  er  nur  nic^t  ben  freunb  befto^len  l^ätte;  alfo  ift  \ia^  9Serabfcl)euen 
eine  fadl)e  ber  Seurt^eilung,  aber  nic^t  be§  @efii^l§  ober  SSegierbe.  Umge= 
feiert:  bie  Äranf!^eit  oerabfc^eut  niemanb,  aber  Wünfdjt,  ^^a^  er  fte  nic^t 

30  befommen  möge,  Unterfc^ieb  jtoifd^en  bem  SBunfc^e,  \iQ.^  ic^  etma§  Übels 
nidl)t  bulben  möge,  unb:  \>a'i^  e§  überl)aupt  nid^t  fegn  möge.   2)er  Slbfd^eu 

15  mobificationen?  mobiftcation ?  ||  16—20  Vyb  V 338 ff. 


314  SReflejtonen  aur  -3lnt^ropoIogtc. 

ift,  fo  gu  [agen,  ein  allgemeiner  SBunfd),  ba^  etroaS  ntd^t  fe^n  möge. 
@ben  barum  aber,  aeil  er  allgemein  i[t,  fo  i[t  er  unenblic^  fd^icac^. 

SBeil  3:ugenb  unb  Safter  bie  erften  ®rünbe  beä  2Bünfd)en5n)ürbigcn 
®Iüf§  unb  UnglüfS  ftnb,  fo  roünfdjt  man,  too  feine  3Sorliebe  ift,  feine 
S^ugenb  on  irgenb  iemanbem  ober  Slbmefen^eit  oon  ßafter.    5Kan  fan    5 
auö  3^eib  ober  ^afe  Unglüf  iemanbem  2ßünf(^en,  aber  niemals  blofecS 
Safter  auffer  al§  einen  2Beg  gur  @(J)anbe. 

SlUgemein  fan  man  bo^  n3ünf(t)en,  ba^  e§  2;ugenb  gebe  (b.  t.  ba^ 
aUe  tugenb^aft  todren;  aber  nict)t:  ba^  ein  unbefanntcr  tugenb^aft  fe^, 
üjcnn  unö  ober  unfere  ^^reunbe  biefeS  nic^t  trifft),  10 


708.    v^f  ßf)  Q^ff  M 179'. 

2lu§  bem  SSerftanbe  entf^ringt  gtoar  ber  23c^fan  unb  bie  Billigung, 
aber  nict)t  boi?»  3?ergnügen.   2l(le§  ©efii^l  begießt  ftc^  immer  auf  mid)  als 
ben  2)?enfd)en  unb  mirb  nnr  burd)  3Sermittelung  be§  Äörpcrö  empfunbcn, 
ob  jmar  bie  33egriffe,  meiere  biefe  Zueignung  bemirfen,  au§  bem  SSerftaube  u 
entf^}ringen. 


709.    v^  ßf)  Q^ff  M  179'. 

2)ur(l)  ben  23erftanb  werben  alle  allgemeinen  begriffe  unb  allge= 
meinen  Siegeln  ber  SSernunft  practifd);  benn  ber  SSerftanb  fonbert  bie 
SSegriffe  oon  ben  Erfahrungen  ober  ben  fallen  in  concreto  ah  unb  nimmt  20 
ba^er  auc^  bie  ©efe^e,  nad)  benen  etmaS  ju  gefc^e^en  pflegt. 


710.   v^f  ßV  Q^??  M 179'. 

2)er  ®efd)maf  gel)t  auf  ba§,  maö  allgemein  angenct)m  ift,  entmcber 
in  ber  (Smpfinbung  ober  in  ber(ärfd)einung.  ^n  bet)ben  ift  ba§ SSergnügen 
nid)t  (f  fo)  grofe  als  ber  SSegfatt  megen  ber  2lllgemeinl)eit.  3)aS  sentiment  25 


3—6  iemanbem?  icmanben? 
24  beleben  ?  bei)bem? 


Sfir.  707— 711  (SanbXV).  315 

gel^t  auf  boS  noaS  (^  allgemein)  öebilligt  wirb  ot)ne  Sejiefiung  auf  bie 
^jriDatempfinbung. 

(5§  ift  iebem  ÜJ?enfcl)en  ®ut,  bafe  fein  ©efc^maf  nid^t  i^ugleid^  gur 
Steigung  ©erbe,  fonbern  il^m  nur  biene,  ha^  ju  urt^eilen,  was  allen  ©e* 
fäüt,  unb  in  ber  ©efeUfc^aft  gefeflig  gu  feijn.  2Ber  öor  jtc^  allein  ift,  Dor 
ben  iftö  am  beften,  bafe  er  o^nc  befonbere  2Ba^l  einen  guten  unb  leicht  ju 
befriebigenben  appetit  ^at. 


711,   v^f  ß?)  Q^ff  M  179'.  246'. 

M179': 

10  2Ba§  mit  ben  ©efe^en  be§  SSerftanbeS  über'^aupt  ftimt,  ift  toal^r  ober 
logifc^  gut.  2Ba§  mit  ben  ©efe^en  ber  (Sinnltc^fett  überbauet  (notb= 
menbiger  SSSeife  unb  alfo  allgemein)  ftimt,  ift  [ongene^m]  f(!^ön  (benn  aUc 
ftnnlid^feit  ift  mit  Slnmut^  ober  Unannebmlict)feit  oerbunben,  unb,  ma§ 
bie  ^bätigfeit  belebt,  ift  angenebm;  gefcbtebt  biefeS  allgemein,  fo  gefällt 

15  e§).  2Ba§  mit  bem  ^riüatgefe^e  ber  (Sinnli(bfeit  (ber  ©mpfinbung)  über» 
einftimt,  ift  angenebm  ober  SSergnügt.  2ßeil  bie  felbftempfinbung  ber 
le^te  33ejiebung§grunb  üon  allen  unferen  S^bötigfeiten  ift,  M  246':  fo 
bejiel^t  ftd)  aUeö  auf  ba§  ®efül^l  (melcbeS  entmeber  ßuft  ober  Unluft  ift). 
2Ba§  mit  ben  ®efe^en  be§  SBillenS  überl^aupt  notl^toenbig  ftimmt,  ift  gut. 

80  2)ien)eil  aber  ber  SBiüe  eigcntlidb  eine  2;bötigfeit  ift  gufolge  einem  gemiffen 
©rtentniffe,  unb  gmar,  tt)eld)e§  [fl^]  entmeber  [auf]  ba§  ©ubieft  im  ^riDat= 
DerbdltniS  ober  ein  allgemein  gültiges  SSerbältniS  betrachtet:  fo  ift  gut, 


5  ift  von  ,,essen''^  abzuleiten!  ||  ß  ben?  bcm? 

17—18  Mit  2::^ättgfeiten   ift  schliesst  die  Rfl.   unten  auf  M 179'.     Das  fb 

25  bcjlebt  c^f  M  246'  ist  ganz  offenbar  die  Fortsetzung.  Es  folgt  daraus,  dass  bei  dem 
nachträglichen  Einbinden  das  Blatt,  welches  jetzt  zwischen  M 178  und  179  eingeklebt 
ist,  an  die  falsche  Stelle  gerieth.  Es  gehört  zwischen  M  244  (diese  Seite  fehlt!)  und 
245.  Damit  stimmt  überein,  dass  auf  M 179'  und  besonders  auf  M  178'  sich  ver- 
schiedene Reflexionen  auf  „Vbluptas  et  Taedium^'^  (M  §.  655 ff.)  beziehn.  \  \  21 — 22  ouf 

30  im  Ms.  nicht  durchstrichen.  Kant  wollte  wohl  zunächst  schreiben:  loel^eS  fi(^  Ctlt« 
toeber  auf  ba§  ©ubielt  im  Sßrioatöer^öltntS  bcjtefit.  Als  er  dann  änderte,  vergass 
er  das  auf  zu  durchstreichen.  \\  ©ubieft  im?  <öubieft  ein?  ||  obet  ein?  ober  im?  || 
angemein?  allgemeines? 


316  3?efIejtonen  3ur  Stntt^ropologte. 

roa§  mit  ben  2;t)ätigfeiten  be§  @ubieft§  md)  ©efe^en  be§  33cr[tanbe§  al[= 
gemein  Bujammenftimmt 


712.   v^f  ßfj  (q^)  M246'. 

2Ba§  mit  mirfelbft  jufammen[timmt,info  fern  id)  al§  ein  Individuum 
ber  finneniDelt  mid)  betradite,  i[t  angenehm;  ma§  mit  mir,  al§  burd)  ba§ 
gan^e  ber  ©innenmelt  bestimmt,  l)armomrt,  i[t  j^ön;  tDa§  mit  mir  als 
einem  ®lieb  ber  inteUectualen  SBelt  jufammenftimmt,  ift  gut:  er[tlid)  mit 
mir  al§  einem  individuo  unb  ^üjegtenä  alö  einem  ©liebe  beS  ®an|en. 


715.    yf  (Xf  Q^?)    M246'.    Gegenüber  von  M  §.  638  „imper- 
fectionumve  —  iucundum'"''  (iSi^^n):  lo 

ßum  ©efd^ma!  ber  Sinne  toirb  erfobert:  \i(\.^  baSienige,  tuaS  SSer= 
gnügt,  oiele  anbere  SSergnügen  neben  be^  erlaube,  ©er  ta  \t\)x  ftarfc 
©inbrüfe  öerlangt,  ^at  feinen  ©efd^maf.  garben.  Seid^te  ©peijen. 
(^  fre^e  unb  reicl)lict)e  SBa^l.  Drbnungen  ber  ©mpfinbungen,  bie  jtd)  üer= 
großem.)  3uni®efc^ma!  in  ber  ©rfc^einung  gehört  öornemlic^  bie£eic^tig=  is 
feit  ber  (äinbilbung.  3n  fingen  öon  einer  gemiffen  2lrt  mufe  bie  (5r= 
fa'^rung  ba§  Urbilb  gelben,  unb  biefeS  tjeifet  fc^ön. 


714.    v'f  (X?  Q^f)  M246'. 

2Sir  t)aben  j^toeijerlei)  SSerpltniffe  ju  ben  ©ingen,  um  fte  gu  unter» 
fd^eiben:  1.  burd^  bafe,  ö)a§  bie@ad)en  fmb  [33eurt^]  (3Sor[tellung);  2.  burc^  20 
ba§,  ü)a§  fte  in  2lnfef)ung  benfenber  wefen  ftnb  (58eurt^eilungen),  b.  i. 
burc^  i^ren  2Bertt).  3n  bei)ben  toirb  unterfc^ieben,  tt)a§  ba  airflic^  ift, 
öon  bem,  ü3a§  ta  feqn  foll.  2)ie  SSorfteUung,  bie  ha§  fubiect  üom  SDinge 
l^at,  öon  ber,  bie  e§  f)aben  foü,  2)er  2Bertl),  ben  bie  ©ad^c  bcQ  tl^m  t)at. 


14  ©mpfinbimgen?  (Smpftnben  ?  25 

20  SSorfteUung?  S5ot[teUungen  ?  ?  ||  22  bcljben?  bcQbent?  ||  loa«  bo8  retrllic^  || 
24  bie  fie  ^aben  |1  2)en  SOBert^  H  be^  it)r  ^at 


mt.  711—717  (23anb  XV)  317 

öon  beut,  ben  fte  ^abcn  foU,  b.  i.  ba§>  fubiectbe  üom  obiectioen.  ober  ba§ 
pxiioai  ©ültige  oom  aflgemein  (^  in)  ber  ^Jioglici^feit  jelb[t  gültigen. 


713.   v^f  (X?  Q^f)  M246'. 

2Ba§  ben  fubiectioen  ^riöatgefe^en  ©emdfe  ift,  gefällt  in  ber  @m= 
5  pfinbung  (angenef)m). 

2Ba§  mit  ben  fubiectioen  ®efe^en  (^  be§  ^enfc^en)  überhaupt  (^  aU= 
gemein)  übereinftimig  ift,  gefällt  in  ber  förfdjeinung:  fdjöm 

2Ba§  mit  [obtectiöen  ®e[e^enj  bem  fubtect  übcr'^aupt  übereinftimt  (e§ 
mag  ein  menfcI)Ucl)e§  ober  anbereS  feijn),  ift  ®ut.   2)er  SBertl)  ber  @ac^e 
10  fomt  bodt)  immer  auf  bie  ©timungen  mit  fubiecten  an. 


716,   vf  fX—fi?)  M246'.  E II 121. 

(9  SlKgemeine)  tran^fcenbentale  aeft^eticE.  trangfcenbentale  Sogic 
ober  3Ketapbi)r^f»  ^on  ber  befonberen  aeft^etif  (ßuft  unb  Unluft). 
®ef(t)maf§let)re.  2Son  ber  practifcl)en  pl)tlofopt)ie.  23on  ber  ißeftimung 
15  ber  2Kenfd^lic^en  SSernunft.  Erläuterungen. 


717.   v^f  (Xf  Q^f)  M246'. 

sentiment  ift  bie  Infdjauung  beffen,  ü)a§  ein  Qtiell  ber  ©runbfa^e 
ift,  ober  ein  Urt^eil  nai^  Flegeln  in  concreto,  t)a§>  bie  Sflegeln  in  abstracto 
®runbja^e  ftnb. 


9  Die  Schlussklammer  fehlt.  \\  10  ©timungen?  ©timung??  II  subi: 

12  E.   verweist  schon   auf  die  yaiiz   ähnliche  Eintheilung  in  dem  nach  X  124 

(vgl.  X 117)  von  Kant  1771  geplanten  Werk.  \\  13—14  Met:  ||  aesth :  ||  Unluft  steht  hart 

am  rechten  Rand,  die  Schlussklammer  ist  nur  halb  vorhanden.     &e\ä)mülSU\)Ve  steht 

zu  Anfang  der  2.  Zeile,  unter  dem  ersten  tranäfcenbentale. 

17   bie    aus    eine  ||  18   bie?    bife?    biefe??     Wahrscheinlich    ist   bie   in    andere 

Buchstaben  (büä?)  hineincorrigirt. 


318  9icfIejtoncn  jut  Slnt^ropologie. 

718.    v^f  ß?  Q'fJ  M246'. 

@S  i[t  nici^t  eine  \a(i)t  be§  ©entimentS,  bie  triebe,  ba  ber  jtnnlid^e 
3fiei^  attein  fein  übermüt^igeS  @:piel  treibt,  aller  ©runbfa^e  [junidite  mac^t] 
j|)ottet  unb  ben  klugen  pm  ®ecten  mad)t  (^  ben  Söetrogenen  2Renfct)  felbft 
im  ®egen[tQnbe  feiner  Steigung),  mit  ibealifdjen  3fiei^en  unb  @(t)ön'^eiten 
be§  2Bi^e§  oerftärfen  gu  wollen,  biefen  fo  betrigüd^en  trieb,  ber  un§  ieber» 
geit  in  unferen  parabiftfd^en  ©rmartungen  l^inter  ta§>  £id)t  fü^rt  unb  un§ 
jum  ©pieliDerfe  eineä  Ätnbe§  mact)t.  ^Ron  folte  üielme^r  feinen  2Bi^ 
baran  menben,  bie  eblen  fentimentS  unb  bie  red)te  ber  SSernunft  gegen  bie 
tqranneQ  ieneä  triebet  ju  n3enben,  um  i^m  ba§>  33lenba3erf  ju  nehmen  unb 
i^n  ber  3:ugenb  unb  ben  3ftegeln  ber  ©luffeeligfeit  gel)orc^en  gu  lehren. 
@ö  ift  auc^  in  bem  erften  feine  Äunft. 


719.   v'f  (Xf  Q'fJ  M246'. 

2Kan  fan  einen  unmittelbaren  Slbfc^eu  eben  fo  gut  mit  ber  inteUec» 
tualen  ibee  be§  ßaftcr§  öerbinben,  ta§  a\§  an  [\6i  felbft  böfe  angef(t)auet 
mirb,  mie  man  in  ber  ©r^ie^ung  mit  manchen  (Speifen  einen  imaginären 
Slbfdjeu  oerbinbet.  2)ie  reine  ©ittlic^feit  fan  alfo  in  ber  (ärgie^ung  mit 
Unmittelbarem  ®eful)l  oerbunben  werben,  aber  baburc^,  ba^  fte  [gor]  ftd^ 
nid^t  barouf,  fonbern  auf  reine  ^Begriffe  grünbet» 


720.   v^f  ß?  Q^fJ  M247'. 

2Bir  ^aben  einen  2lbfcl)eu  an  ber  ^erfo'^n  ober  aud)  einen  Slbfd^eu 
gegen  ben  ßuftanb  berfelben.  2)er  Slbfc^eu  an  ber  ^erfo^n  ift  entmeber 
auö  ftnnlic^en  ober  inteüectualen  ©rünben.  2)er  Slbfc^eu  gegen  un§  felbft 
fan  oft  burc^  ba§  25ergnügen  an  unferem  ßuftanbe  überroogen  werben, 
er  ift  aber  bod)  größer  in  ber  3ueignung.  [benn] 

2)a§  5J?iöfallen  an  bem  B^ftanbe  ift  ba§  2Kiäoergnügen;  ha§i  an  ber 
@a(i)e  (^  ober  ber  ^erfo^n)  ift  ber  2:abelf  ba§  2J?i§fallen  an  ber  ^erfol^n 

3  3ftei^?  II  oller  aus  alle  ||  5  im?  am??  ||  ©egenft:  f:  5Retgung  ||  Hinter  mit 
noch  etwa  jün/  durchstrichne,  nicht  sicher  lesbare   Buchstaben.  \\  11  ben  aus  ber 
15  boä  aus  bie  II 16  imagtnoren?  imaginären??  ||  18  gor? 


3u 


SRr.  718-722  (23aitb  XV).  319 

au«  bcr  Surcd^nung  ift  bcr  SSertreiS.  Tlan  tabelt  enttoeber  bie  [®aben] 
ülaturgabeu  an  einer  ^erfo^n  ober  beren  ©ebraud)  [nac^];  ber  leitete 
tri[t  entroebcr  ben  (!>  freijen)  ©ebraud)  beä  SSer[tanbe§  ober  ben  SBiflcn; 
ber  le^te  ilabel  ift  ber  ^drtefte  [unb  ift  immer],  ^ener  ift  mit  ber  SSor» 
fteüung  be§  ©d)aben§,  biefer  ber  ©träfe  oerbunben.  2)ic  SSiaigung  be§ 
SBiUenö  Dcrgütet  allein  ben  SabeU 


721.   v'fßfQ'?)M247'.   EI357. 

2)cr  ®efd)maf  befielt  nid)t  in  ber  ^d^igfeit,  bur(^  ba§,  »aS  ttir  ge» 
uicfeen,  felbft  oergnüget  gu  toerben,  benn  \ia^  ift  ber  appetit,  fonbcrn  in 

10  bcr  [Sinnc^mlic^lett]  (ginftimung  unferer  [®efüi)is]  (gmpfinbfamfeit  mit 
anbcrer  i^rer.  6in  appetit  t)at  oor  bem  anbcren  ni(i)t  ben  ÜJiinbeften 
SSorgug,  auffer  in  fo  fern  er  am  leid)teften  gu  befriebtgen  unb  anbercn 
appetiten  nic^t  entgegen  ift.  Slber  ber  ®efct)maf,  ber  auf  \i(x§>  ge^t,  üiaS 
ieberman  angenel)m  ift,  ift  bem  appetite  oorjujiel^en.  @§  ift  ni(f)t  ratl^fam, 

lä  feinen  appetit  j^u  Derfeinern,  mol^l  aber  bei)  gringen  appetiten  feinen  ©e* 
fd)maf.  SBeil  \>Ci^  le^tere  au§  einem  ©efelligen  principio  gefc^ie'^t.  Seute 
ol^ne  ©efc^maf  ftnb  ungefeUig  unb  ^aben  ftar!e  SSerfudjung  jur  @lei(i^» 
gültigfeit  gegen  5J?enf(^en,  menn  nid)t  noc^  eine  Slb^dngigfeit  Don  anberer 
Urt^cil,  nemlic^  ßrliebc,  fie  gurüf^ielte. 


20  722,   v'f(XfQ'f)  M247'. 

2)a§  Urbilb,  ta§,  ^Kufter,  baS  5Kobelt  ftnb  aHe  brei)  «Begriffe  (^  öon 
^Dingen),  beren  d^nlid^eS  auSgebrüft  merben  foll,  baö  erfte  in  @(^öpfung 
öor  ha&  ®enie,  ba§  gweijte  in  ber  3Ra(I)af)mung,  ba§  britte  im  2lbbrufe. 
Sft  SSirgil  in  <Sd)ulen  ba^  OJ?ufter  ober  2Jiobel?  unb  merben  bie  Sllten 

25  nid^t  auf  bie  le^te  2lrt  gemi§brauc^t? 


2  na6)f  \\  4  immer? 

10  einftimung??  ©inftimungen ?  1|  unferer  aus  unfereä  ||  15  E:  beim  geringen 
Appetit 

22  beren?  baran??  borin???  |1  ©^ßpft)ung?  ©c^ßfpung?  ©diaffung?? 


320  SReflejtoncn  jur  Slnt^ropologie. 

©te  9?egel,  ha§  (S]:impd,  bie  2lu§fül)rung.    @inb  altgemetne  3Ser* 
nunftjd^e  al§  5D?a;rimeu  k  2c. 


7^5.    j'^f  ("Afp^f;  M247'.  EI 347.  Zu  M §.  660? 

SDaö  Sßol^lbeftnben  unb  bie  gufjiebenl^eit  fmb  üon  einanber  unter* 
trieben.  S^neö  begießt  [\ö)  blo§  auf  bie  6inne,  biefe§  auf  bie  33egierben.  & 
2)ie  le^tere  ju  beföbern  gel^ören  ©egenftänbe,  babeq  man  felbft  bie  Urfa^e 
ber  35ergnügen  ift  unb  ftd)  felb[t  geniest,  otjne  öon  ©egenftänben  ange= 
griffen  gu  fet^n,  nod)  oon  i^nen  abjul)ängen,  alö  2JiorgenrötI)e,  ßanbleben, 
2Son  folc^en  2)ingen  fagt  man:  fte  folten  iebermannö  SSergnügcn  feqn. 
2)urd)  einen  üollftanbigen  ®rab  beö  2Bo^lbefinben§  ift  man  nid)t  immer  lo 
ßufrieben,  unb  bei  einer  ßufriebenen  Seele  ift  nidjt  immer  SBo^lbefinben. 
3ufriebent)eit  gereid)t  pr  (St)re,  nic^t  mo'^lbefinben.  2)ie  3ufrieben{)eit 
ift  negatiü.  2)ie  @rgo^lid^feiten,  23eluftigungen  ©e^ören  meber  jum 
SBo^lbefinben  nod^  jur  3ufrieben^eit.  ©nügfamfeit  ift  bie  3ufrtebent)cit 
ol^ne  (ärgo^licl)feit.   33ebürfni§.  is 


724.    v'f  ßf  Q^fJ    M247'.     Zu  den  beiden  letzten  Sätzen  von 
M§.660: 

2)ie  brei)  ®üter  ber  Seele  ftnb  ein  ©efunber  3Serftanb,  ein  frol^lid^ 
^erj,  ein  freier  über  mid^  felbft  !^errfd)enber  2Bit(e.    SBenn  man  baju 
nod)  einen  ©efunben  Körper*  nimt,  ^at  man  aUe  innere  ®üter.    2)ie  2ü 
3lu^erlid)e  ftnb  greijtieit  (®emad)(i(t)feit),  3Sergnügen  (^  SBo^lftanb)  unb 
et)rc.    Srei)t)eit  unb  ©^re  fmb  nic^t  guter  be§  ©enufjeö. 

*  (9  ber  bem  3?erftanbe  burc^  Sinne,  bem  ©efü^Ie  be§  ®emütt)o 
burd^  50^unterfeit  unb  bem  SBillen  burd)  actiüitaet  bet)ülflid)  ift;  unter 
ben  l'lu^eren  ift  ber  3uftanb  [roelc^er]  ber  2lnne'^mlid)feit  bem  ®efii^le,  25 
ber  ef)re  bem  SSerftanbe**,  ber  gret]t)eit  bem  SBiEen  §uträglid).) 

**  {^  ober  bem  SSermögen,  allgemein  gültig  ju  urtl)eilen.    [2ßer] 
2)aä  ®ute  ift,  aa§  aud)  dufeerlid)  aEgemein  gebiUigt  03irb.   2)iefe^ 


3  Zu  dieser  Rß.  vyl.  VII 'J:V4—-23j. 


sRr.  722-726  (23onb  XV).  321 

i[t  ba§  äußere  3J?ittel,  ba§  Urtt)eil  be§  3Ser[tanbes  öom  ®uten  ober 
(Sci^Dnen  ju  beftätigen.) 


7^^.   v^f  ßf  Q^V  AI  247'. 

©er  ©efdjma!  ber  ©mpfinbung  ift  bem  ©efd^ma!  ber  Slnjd^auung 
eutgegengeje^t ;  bei)be  [inb  üerglic^ene  ©innlid^teiten. 


726.   v'f  ß?  Q^f)  M247'.  247. 

M247': 

üKan  fragt,  ob  im  ®ef(I)ma!  Übereinftimung  unb  ©leid^förmtgfeit 
^errjd^e.  (ä§  mufe  ^ier  ein  2J?t§üer[tanb  in  ber  Sebeutung  be§  2Borte« 
10  ©ejd^maf  '^errfc^en.  2)enn  üjenn  man  ben  @inn  befjelben,  ben  bie  meiften 
gätte  angeben,  unterfu(!^t,  fo  ftnbet  fic^,  ha^  ber  ©efd^maf  eben  in  biefer 
©leic^formigfeit  unb  Harmonie  feines  Urtl^eilS  über  ba^  Slngenel^me  unb 
©efaltenbe  befiele,  unb  man  folte  oielmel^r  fragen:  ob  eö  überall  fo  etma§ 
©ebe  mie  ©efc^ma!  unb  nid)t  oielmel^r  in  bem,  mag  ©efäHt,  [nur  prtDat= 
15  gtünbe  liegen]  ieberjeit  ein  prioaturtt)eil  angetroffen  werbe,  maä  nur  ju^ 
faUiger  2Beife  mit  anberen  ftimt. 

(5ben  biefe  grage  fan  aud^  in  bie  aufgelöfet  »erben:  ob  Wir  ein 
unmittelbares  SSergnügen  finben  an  bem,  was  anberen  gefdUt,  unb  2Kittel 
l^aben,  fold^eS  Unmittelbar  ju  beurt^eilen,  ol^ne  biefeS  burc^  SScobac^tung 
20  ju  lernen, 

M247: 

(gg  fc^etnt  nid^t,  ha^  bie  menfd^lid^e  3(latur  eine  fonberlid^c  Slnlage 

jum  3utrauen,  bem  l^erjlid^en  SBo^lmoUen  unb  ber  greunbfc^aft  enthalte. 

e^rlic^feit  unb  ^ofli(^teit  ma(^t  beqnatje  alle  SSoUfommenl^eit  in  i^rem 

25  mar]  @efellf(^aftlid^en  (S^arafter  auS.   Um  beS  willen  ift  ber  ©cfd^maf, 


18   anberen?    anbern?  ||  22    Dieser   letzte   Absatz  stammt  möglicherweise   aus 
späterer  Zeit  als  das  Vorhergehende^  ist  aber  wohl  sicher  gleichzeitig  mit  Nr.  727. 
Äanf«  ©c^riften.    Jpnnb[*rtftli(^et  üiadjtaS-  H.  21 


322  Sdeflejionen  3ur  2lnt^ropologic. 

ber  nii^t  eitel  ift,  ber  im  Umganöe,  DieUeid)t  \>a§:  üorne^tnfte,  tuorin  toir 
un§  ^üi)t  geben  muffen,   (f  9^ic^t  efel.) 


727.   v—i?(Q-v?J(iii?J  M247. 

3n  2lnfe^uiig  ber  [Äunft]  Äunft  t)at  man  ^Reiftet,  in  Slnfe^ung  ber 
5öiffenf(^aft  2el)rer  öonnötl^en. 


728.   v^f  ß?Q'?)  M248'. 

2)ie  ©d^ä^ung  öon  bem  ®rabe  be§  SBol^lbefinbenö,  ber  ju  feiner 
Bufriebenl^eit  nott)ig  ift,  ^at  3U  pofitioen  principien  ben  ®rab  ber  2ln= 
nemH{t)feit  beö  ©egenmartigen  unb  fünftigen  3uftanbe§,  gu  negatiöen 
[bie  sRidiagfelt  ber]  ben  SBo^n  in  ber  2lrt,  mie  töir  bie  SSergnügen  auf=  10 
nehmen,  unb  bie  Ä'ürje  be§  Sebenä.  2)aä  erfte  mad^t,  ba^  man  einfielet, 
man  fönne  mand^eS  SSergnügen  entbetiren  unb  im  felbftbefi^e  jufriben 
fe^n.  ©a§  man  üon  anberen  mit  billigfeit  erwarten  fan,  ift:  ta^  fte 
leben  unb  ber  ©efellfdjaft  fä^ig  bleiben. 


729.   v^f  ß?  g'f)  M248'.    E  1 380. 

3)a§  ©cfii^l  unb  ber  9tei^  ift  ben  ©innlid^en  Segierben,  ber  ®e= 
fc^maf  bemSSerftanbe  unb  baburc^  ben  freien  entfc^liefeungen  be§  SBiÜenö 
beforberlid^. 


1  Jootin?  iDoran?  rcorum?   roarum?  mann??  roenn??    Ein  i-Punkt  oder 

it- Haken  ist  nicht  vorhanden.  ||  2  Der  y-Zusatz  steht  unter  ber  im  Um  und  ist  möy- 
licherweise  nach  eitel  ift  einzuschieben. 

4  Nach  [Äunft]  noch  einige  durchstrichne,  grösstentheils  unleserliche  Buchstaben.  || 
5  SBiffe?  SBiffen?  Das  Wort  steht  hart  am  Rand  rechts.,  doch  ist  das  Blatt  aus- 
yezahnt;  auf  dem  weggerissenen  Theil  kann  sehr  icohl  noch  nfdE):  odi-r  fc^:  Platz 
(gefunden  haben. 

8  ©rab?  ©runb?»  ||  10—11  aufneljmeii? 


!Rr.  726—733  (iSonb  XV).  323 

2)ie  Sf^einlic^feit  ift  ta^  %üntamtnt  be§  ®cf(f)mafS  ober  bic  33cbin= 
gung;  bie  franjöfinnen  roiffen  nid^t  Diel  baoon.  6ie  ift  eine  2lrt  Dou 
sentiment.    3Som  ©eruc^e.   SBilbe. 


730.   v^fßfQ^f)  M248'.   E 1 384. 

2)a§  fc^öne  aSeränberlic^e.  ober  [bic]  ber  ©eid^mo!  bcr  ^Reuigfeit  an 
bcmienigen,  waS  oon  ber  jc^on'^eit  äufeUig  i[t.  i[t  5Jiobe. 


731,   v^fßfg'f).  M248'. 

Mi  moralitaet  jc^eint  ju  befte'^en  im  inneren  2Bertt)e  ber  ^er[of)n 
(SBürbe),  fo  mo^l  im  3}er^Qltni§  auf  Ttc^  felb[t  aU  auf  anbre,  unb  biefe 
10  fo  iDol^l  auf  i^re  ^erfol^n  unb  beren  2ßert^  unb  ©üUigfeit  in  anfe^ung 
feiner  al§  auf  i^ren  3u[tanb. 


732.   v^f  ß?  q'?J  M  248'. 

2)ie  (5rfentni§  respective  auf§  ®efü^l  l^at  eben  biefelbe  3Serpltni§ 
eines  ®runbe§  aB  im  SSer^ältniS  auf  ©mpfinbung;  3Röglic^!eit,  3loi\)-' 
menbigfeit,  fubftan^. 


733.   v^f  ß?  Q^f)  M248'. 

2)ie  ©egenftänbe  be§  @efi(t)t§  ftnb  barum  allein  ber  Sd^ön^eit  fät)ig, 

weil  fie  ber  reinen  Slnfc^auung  am  näct)ften  fommen,  inbem  fte  [crftlic^]  ^a^ 

obiect  repraefentiren  burcö  eine  (5rfcl)einung,  welche  am  ©entgften  @mpfin= 

20  bung  entt)üU.    ©al^er  bie  färben  fo  gar  al§  ^eroorftec^enbc  6mpfin= 

bungen  me^r  ^um  9iei^  als  ber  @(^5nt)eit  gehören. 


Ä  im  inneren?  in  innerem?  |1  9  im?  in?  ||  11  feiner?  feineS? 
14  im?  in? 
18  er[tlid)? 

21' 


324  JRcfIejtonen  jur  ^Inf^ropotogte. 

734.    V?  (x—^f)  M  248'.    Zu  M  §.  662  Anfang: 
5)a§  ^efelic^e  ift  ccfel^aft,  ba§  uneble  öerdc^tlic^. 


733,    ¥1  (11  Q^f)  M248'.  Gegenüber  von  M§.662  Anfang: 
S0Ba§  bur(i^  bie  ideas  socias  gefäUt,  gefänt  in  ber  (äinbilbung,  uub 
bieje  ©(^onl^eit  ift  äufaUig.  e.  g.  ruinen.  5J?uftc,  bie  affect  angeigt.   2)a§ 
®ei(^led^t  bcQm  SBeibe.   ©agu  ®el)ort,  m^  ©efättt  burc^  bie  ^un[t. 


736,    v'f  ßWV  M248'. 

2)ie  Urtl^eile  be§  ©efü'tils  fönen  niemals  [t^ren]  irren.  2)afe  mir 
cttoaS  angenel^m  fe^,  tüenn  id^  e§  fül)le,  i[t  ieberjeit  ma^r.  2)ie  üon  aOen 
anbeten  obiecten,  jelbft  oon  mir  burc^  bie  blofee  (5r!entni§ ,  fönen  faljc^ 
feijn.   Stttglcid^en  bie  oon  ber  [©i]  eignen  ©lüffeeltgfeit. 


737.    v'f  ßf  Q^f)  M248'.  EI 215. 

2)er  ©ejunbe  2Ser[tanb  befielet  in  ben  @rfa^rung§geje^en  oon  Urfad)e 
unb  SBirfung,  bie  ©ejunbe  SSernunft  in  ben  allgemeinen  Jßernunftgefe^en 
ber3Koralitaet,  aber  in  concreto,  fraget  einen  ununtermiefnen  2Kenfd)en, 
Joa§  ©erec^tigfeit  |e^.  aber  er  mei^,  mag  redi)t  ift.  2)er  gefunbe  3Ser= 
ftanb  ift  praftifc^,  meil  er  bie  a^jplication  ber  Siegeln  auf  bie  casus  Der= 
ftel^t.  2)er  gelef)rete  SSerftanb  fci^meift  au§,  toenn  er  oon  bem  SlHgemeinen 
(*  unb  unbeftimten)  in  abstracto  auf  ha^  Seftimte  fc^liefet,  unb  ber 


Zu  Nr.  734—735:  Nr.  735  (in  Schrift  und  Tinte  den  Nrn.  736,  737  sehr    20 
ähnlich)  ist  nachträglich  auf  einem  kleinen  freiyebliebenen  Platz  zwischen  Nr.  733  und 
734  resp.  rechts   von  Nr.  734   hinzugefügt.      Nr.  734    ist  dann   nachträglich   mit  der 
Tinte   von  Nr.  735  links  und  rechts  eingeklammert.     Möglicheru-eise  u-ar  Nr.  734  die 
rüheste   Rfl.  auf  M  248'. 

6    mai?    [lojlinb    (Sigel)t?      Bei    der    letzteren    Lesart    mitsste    dii^    l!ß.    als    25 
unvollendet  angesehen  werden. 
10  onberen?  anbern? 
15  ununtemlefnen?  unimterrotefen? 


20 


3h.  734-739  (Sanb  XV).  325 

gemeine,  toenn  er  feine  befonbere  siegeln  allgemein  mad^t.  3)cr  gefunbe 
33er[tanb  ift  nöt^iger  al^  bie  2Bi[jenfc^aft  unb  burd^  jtc  nid^t  ju  eriocrben. 
©mpirifd^er  Äopt,  fpeculatiüer,  bogmatifc^er. 

2)al^er  [finb]  bleiben  alle  logifc^e  regeln  bei  ber  t^eorie,  tijeil  man 
bie  fälle  in  concreto  nid^t  burd^  allgemeine  regeln  erfenen  fan,  fonbern 
baju  ©efunben  SSerftanb  nöt^ig  ^at» 


738,   v^f  (x—X?  q'?)  M249'.  EI 637. 

2)ie  Einfalt  in  ben  (ärfldrnngen  ("  2lu§brüfen)  unb  Sojßfcn  ift  nur 
bie  @igenfc^aft  beä  ©efunben  S3erftanbeg.  2)er  reife  ^^erftanb. 

@enie,  ®efc^ma!  unb  ©efunbe  SSernunft  3eigt  ftd)  in  allen  Sßerten 
be§  ®eifte§.  2)ie  ©ngldnber  Beigen  üiel  @enie  unb  gefunbe  SSernunft; 
bie  2)eutfd^e  eben  fo  öiel  ©efunbe  35ernunft,  menigcr  genie  unb  mel^r 
©efd^maf ;  bie  ^rangofen  töeniger  ©enie,  me^r  ©efd^maf  unb  [eben  fo  Diel] 
etwas  weniger  gefunbe  SSernunft  al§  bie  2)eutfc^en.  SlUeS  fommt  auf  bie 
^Proportion  an. 

Dber  Dielme^r  fo:  im  ©efc^maf  fan  ©enie  ober  gefunbe  SSernunft 
l^erüorleudl)ten;  im^ranjöftfc^en  leud^tet  mel^r  genie  al§  gefunbe  SSernunft, 
im  englifd^en  me^r  gefunbe  SSernunft  al§  genie,  im  ©cutfc^en  mel^r  nac^-- 
a^mung  alö  Ut)tt  ^eröor. 


739.    V?  (x—X?  Q?)  M  249'. 

2)te  £)rbnung  in  einem  @tüf  raa6)t  ba§  gan^c  ©emüt^  [oufgetaumt] 
orbentlid^  unb  aufgeräumt  in  allem;  e.  g.  Drbentlid^  ßinioicr.  ein  ««= 
gefleibeter  3)?enfc^,  2)al^er  eine  orbentlid^e  ©efeUfd^aft  im  ©arten. 


11  SeiQen    (in    ein  früheres   Wort  —  geben?   l^abcn?  —  hineincorrigirt)?    E: 
25    tjOben,    sehr   umvahrscheinlich.  ||  16 — 17  E.    setzt   vor  fo    ein  Komma,  nach  fo  kein 
Satzzeichen,    nach    !f)erborIeud)tcn  ein   Kolon    und    liest    Icttt   statt  fan.  ||  19    be^be 
zweimal. 

22  oUem?  aUen? 


326  SRefIejtoncn  jur  Stntlirüpologic. 

740.   vf  (x—X?Q?)  M249'. 

©cift  i[t  bQ§,  ü3aä  belebt.    e§  i[t  alfo  ber  ®ei[t  ein  Sßerftanb,  ber 
bcn  hieben  unb  SBerlen  Seben  ®iebt.  (^enie  i[t  ber  cigentl^ümUc^e  ®ei[t. 


741.    v^f  ß?  0?  Q^f)  x^f?  M249'. 

2)er  ©efc^maf  i[t  oon  ber  ©efc^mafSfäl^tgfeit  ober  ba§  3ilQturel  beä  s 
®efd)maf§  öon  ber  ©efc^iflid^feit  beffelben  unterfc^ieben.  2Ber  feine 
®ej(l^ma!8täl^iöfcit  l^at,  bem  fel^U  e§  bloS  an  einem  Drgan;  ber  aber  in 
Slnjel^ung  be§  @e|c^maf§  SBieberjtnnijci^  unb  ein  «Sonberling  öon  ^Raturel 
ift,  l^at  feine  gejeHigc  Sugenben.  2Benn  er  gleich  bie  reblic^feit  ^aben 
möchte.  25er  gutüjiHige,  objtoar  ftumpfe  ®e|(!^maf  be[tel)t  me^r  bartn,  lo 
bafe  man  i^n  fc^d^t,  al§  ba§  man  i^n  l^at,  unb  cntf^jringt  au§  ber  ®ejettig= 
feit  unb  bringt  baS  aJiobijc^e  ober  bie  3Ro{l^al^mung  ^eroor. 


742.    v^f  fx—X?)  M249'.  En34. 

(SmpfinbungäDon  fpred^en  gejdjiebt  entmeber,  inbem  man  feine  eignen 
@m|]ifinbungen  blofe  auSbrüft  ober  bie  ^Begriffe  unb  bie  Sinnlid^e  2?or= 
fteüungen  ber  fad^en  fo  lebl^aft,  ta^  fte  feine  unb  anberer  (5m|)ftnbung 
jugleid^  rü'^rt.  Slnbäc^tige,  meiere  bie  ©röfee  ©otteS  mit  ßobfprüc^en  er» 
^eben,  unb  ber  aftronom,  2)ie  SBemegung  feines  eignen  ©emütl^S  l)inter 
ber  Slbf(i^ilberung  ber  «Sachen,  bie  fte  erregen,  Derftecfen,  mac^t  ben  größten 
einbruf.  3ii(^t  allein  weil  er  oon  ben  @a(i^en  felbft  ^erfommt,  fonbern 
weil  nicmanb  ftd^  eine§  anberen  (ämpfinbungen  unterwerfen  miU  unb 
man  tmgel^eimen  bie  SRec^tfamc  ber  SSernunft  erl^alten  miß. 


15—16  SBorfteDungen?  SSorfteüung  (so  E.)??  \\  E:  ©ac^e  ||  17  8üfprüd)cn 
20  E;  ber  @o^e  ||  22  imgel^eimeii?  ingel)eim? 


i)lx.  740—745  (Jöanb  XV).  327 

743.    V?  (x—Xf  QfJ  M249'. 

3)a§  Urt^eil  beö  ®efd)mQf§  ift  ein  ©efcafd^aftUd^  Urt^cil  unb  btcnt 
Qud^  ber  gefelligfeit,  aber  bient  aü6)  jur  SSergefeKfd^attung  ber  Slnnel^mHd^* 
feiten,  ©uter  ©efc^maf  ge^t  auf  ba§,  ma^  lange  gefdHt.  2)a§  2Befentli(t) 
'B6)bx\t  i[t,«)a§  mit  bem^Begriffe  ber  \a6:it  naä^  ftnnlic^en  ©efe^en  ftimrnt; 
benn  ber  Segrif,  töa§  bie  6ad)e  je^n  foU,  toirb  öorauSgeje^t, 


744.   v^f  ^?  (x^—iii?  q3?)  M249'. 

SBeil  bie  rü'^rungen  be§  @efül)l§,  ob  fie  gleid^  t^eilnel^menb  jtnb, 
boä)  glei^mo^I  nid^t  immer  moralifc^  je^n,  fonbern  au§  einer  prioat* 
befc^affen^eit  be§  fubiects  ^errül^ren,  fo  ftnb  fte  nid^t  gefellfd^aftlid),  mit* 
l^in  nid^t  bem  ©efc^maf  gemdfe.  2Beil  bie  jugenb  nod^  ni^t  Dollftänbig 
äur  ©efeltfc^aft  t[t,  fo  t)at  fie  barum  mel^r  ßmpfinbung  al§  ©efctjmaf,  unb 
ba§  l^obere  2llter,  maä  fd^on  barauS  gel)t,  feinä  oon  beijben.  2)ie  Sugenb 
auc^  nid^t  ben  ®ejd)mo!  ber  ©aumen;  ber  bleibt  am  meiften  beijm  Sllter. 
^a§  ^^rauenjimmer  ift  nid)t  öor§  wefentlic^  fc^öne.  2)ie§  gehört  üor  ben 
birigirenben  ©efd^maf.  2)a§  grauengimmer  l^at  nur  einen  eitlen  @e* 
fc^maf,  ber  eigenliebid^  ift. 


745.  v—^f  Q^—o'f  (rp^fj  M248.  N&ben  und  zu  M  §.662 
Anfang: 

2)ie  [SBo^lgcfalien]  Suft  an  einem  ©egenftanbe  ift  nic^t  mit  ber  2uft 
am  3)afe^n  biefeS  ®egenftanbe§  ju  üerroed^feln.  S^ne  ift  bie  2uft  in  ber 
23eurtl)eilung,  biefe  in  ber  ©mpfinbung.  2)ie  le^tere  ift  Don  bem,  maS 
oergnügt;  bie  erfte,  xo(x%  ©efallt.  2)ie  S3eurt^eilung  ift  cntroeber  al§  öon 
einem  ®eg  bricht  ab. 


25  1  Diese  Rfl.  ist  mit  Bleifeder  geschrieben.     Die  Datirung  ist  mehr  auf  Grund 

der  Stellungsindicien,  als  der  Schriftziige  erfolgt. 

13  barauS?  ||  bet)ben?  be^bem?  ||  17  Die  letzte  Sylbe  in  cigenliebtc^  nicht 

ganz  sicher. 

20  2)tc  aus  S)aS  II  21 3cne  aus  Seneä  ||  22  biefe  aus  biefeä  ||  S)ie  aus  S)oö 


328  3?eflejiüiien  jur  2(nt{)ropologie. 

746.    v—^?Q—Tf(v—(p?J  M  249. 

e§  i[t  gu  mcrfen,  ^o.^  bie  ßu[t  unb  Unluft  nic^t  SSorfteüungen  ber 
^SoOfornenl^eit  jeijn,  fonbern  biefe  jene  öorau§je^e;  Dal^er,  iceil  lüir  an 
einer  übcreinftimung  eine  Sufi  tiaben,  i[t  fte  öor  un§  eine  SSoUfomenlieit; 
aber  nidjt  iebe  £u[t  bebeutet  eine  SSoUfommenl^eit,  fonbern  nur  bie  burd) 
ben  Sßcrftanb. 


Nr.  747—759  (aus  ^—o)  zu  M§.  606—607. 

747.   l  M219. 

aJJan  todl^lt  m6)  ©ejd^maf,  ttenn  ber  ap^)etit  befriebigt  ift  unb  bie 
SScbiirfnig  geftiUet.  2)a^er  roä^lt  ber  2Bilbe  nic^t  nac!^  ®efd)mQf. 
("  2)o(^  ift  a^)petit  unb  [5Rott)]  33ebürfni§  noc^  unterfd^ieben.) 


748.   t  M219. 

2)a§  Urt^eil  über  ba§  (Sd^öne  entfpringt  ntc^t  au§  ber  au^legung, 
fonbern  bringt  fte  t)eroor  unb  erfennet  m^X  bie  SSernunft  jum  JRidjter, 
fonbern  pm  ©olmetfd^er  üor  bie,  meldte  bie  @innenfprad^e  nid^t  gnug 
ocrfte^en.  2öir  erfennen  oiel  öor  allen  formellen  «Sc^lüffen,  unb  bie  35er= 
nunft  fe|t,  »aS  wir  im  @entiment  badt)ten,  nur  auö  einanber. 


749.   t  M219. 

Unfere33eurt^eilung-ift  t^ätig;  menn  aber.ma^  mir  beurtl^eilen  follen, 
fclbft  [blc]  biefe  3:^atigfeit  ift,  fo  l^aben  mir  fein  gröfeereä  Waa.^  jum  20 
Urtl^eil  als  bie  (Sigenfd^aft,  bie  mir  beurf^eilen  foüen.  alfo  ftnb  mir  mit 
il^r  aufrieben;  bal^er  ift  ieber  mit  feinem  $ßerftanbe,  mit  feinem  ®efd^ma! 
gufricbcn,  aber  nid^t  mit  feinem  genie,  ®ebe(^tni§,  ftnnen,  ^^letgung  unb 
ftttlid)teit.  33eJ}  ber  legieren  ift  e§  'üa^  leibenbe  ober  bie  pafftbilitaet  üon 
eintrieben,  momit  er  ungufrieben  ift.  25 


23  [innen?  feinen??  feiner??? 


SRr.  746-753  (Sanb  XV).  329 

750.    t  M  219    Zu  M§.  606  Satz  3? 

2Bir  üercjlei^en  üermut^Uc^  niii^t  bie@d^Idge  ber  töne  unter  cinanber, 

Jonbern  bie  ©inbrüfe  öon  benfelben  unb  Sßirfungen  auf  unferen  3uftanb; 

alfo  fmb  e§  ntd^t  Sa^lbegriffe,  fonberu  eine  Drbnung  unter  ben  ßinbrüfen, 

5  bie  uns  gefällt,  unb  eine  affection  unfreS  3"Panöcö»  t)ie  un§  öergnügt. 


7S1,   t  M219. 

©mpfinbung,  UrtJ^eilSfrott,  ®eift  unb  ®e|(i^maf. 


752.    t  M219 

em^jfinbung,   ("  ©innlid^f cit  *,)   Urt^eilSfroft,  ®etft,   ®c|'(f)ma!. 
lu  (^  2llle5  in  ber  3lnjc^auung,  nid^t  in  ber  refleicion.) 

*  {9  3n  i>si^  (Smpfinbung  ober  Slnfci^auung.   ÜWannigmal  gcfäUt 

bie  jad^e  blo§  in  ber  3tn|(^auung,  tüie  eine  3Jiuf(^el.  2tu§  ber  ®röfec 

entj^)ringt  ©m^finbung.  SiSaeilen  entjpringt  anjd^auung  au§  bcm 

l^armonijc^en  Spiel  ber  ©mpftnbung,  e.g.  5Kujtc.  Steigen  unb  fallen 

15         be^m  gleid^en  f^ortgange  ber  3eit. 

Urt^eilSfraft  bejie^t  bie  6rfd)einung  ober  3SorfteUung  ber  ©ad^c 
auf  \ia^,  was  fte  [e^n  foll,  b.  i.  loefentlic^e  ßtoefe. 

25agu  gel^ört  nod^  eine  in  bie  Slugen  faUenbe  9J?etl^obe,  bie  bem 
3tt)e!e  gemäS  i[t;  bal^er  Drbnung,  j^mmetrie,  e^r^t^mie.) 


753.   ?— 0.  M219. 

[2ßaä  one]  ^x&ji  bie  ^Rad^al^mung  ber  Sflatur,  fonbern  bie  Ur|prüng= 
lic^e  ^rud^tbarfeit  ber  9latur  ift  ber  ©runb  ber  fc^önen  Äun[t. 


3  SBirfungen?  SBirfung?  ||  5  Das  zweite  btc  aus  ber  oder  bcn 

11  (Smpftnbung ?  Smpfinbungen ? 1 1  Slnfd^auung ?  2lnfd^auungen t\\17  rocf enti :  | 

25    3roefe?  3*06??  II  IS — 19   Dass    diese  Zeilen   hierher  gehören,   ist  nicht  ganz  siehe/ 
aber  äusserst  wahrscheinlich. 


330  JRcflejionen  jur  2liitl)rüpoIogte. 

754.   t  M219. 

2)Q§  genie  tft  wie  ein  SBalb,  in  bem  bie  tret)e  unb  frui^tbare  ^atur 
il^ren  9fieict)t^um  ausbreitet.  3)ie  i^unft  ift  wie  ein  ©arten,  in  tüel(l)em 
aHc§  X[(xi)  5Ketl^obe  gefdjie'^t  unb  man  ben  regeln  unterworfen  i[t,  n3eld)e 
oor]^ergel)en,  ba^ingcgen  bie  5Ratur  im  genie  Stoff  [ju  SReg]  unb  23eQfpiel 
ju  a^legeln  giebt» 


7S8.   ?— o.  M219. 

2Beil  ©mpfinbungen  ftd)  nid)t  mittt)eilen  laffen  (meber  im  SSerftel^cn, 
nod)  in  ber  2;^eilnet)mung),  fo  l^aben  fte  ben  unterften  3Rang  in  ber 
aeft^etifc^en  5ßolfommenl^eit.  2)iefe  [OJittt^]  ift  nemlid^  [ber]  üornemlic^ 
eine  SBirfung  öon  ber  9leigung  jtd^  mitgut^eilen.  Slnf^auung  !ann 
bejd^rieben  werben  unb  wirb  in  ber  imagination  aufbet)alten,  @m^3finbung 
leibet  feinen  ^robirftein^  jeber  l)at  barin  üor  ftdj  red)t,  unb  bient  gar 
nic^t  bem  SSerftanbe. 


756,   t  M220. 

JDie  3Serdnberung  be§  @tnne§  ift  bie  ßmpfinbung;  ha^  obiect  ber 
ßmpfinbung:  bie  6rf(!^einung;  beren  ^-orm:  3flaum  unb  ßeit  {^o.^  etmofo 
alö  aufjer  unö  oorgefteUt  wirb,  fe^t  fd^on  ben  3ftaum  Dorau§). 


757.   t  M220. 

einfache  ßmpfinbungen  fan  man  nic^t  erbic^ten.    ©aS  ibeal  ber  20 
ßmpfinbung  befielt  nur  in  ber  SSergröfeerung  ober  anberer  combination 
ber  ßmpfinbungen,  §.  6.  Slbent^euer  dor  einem  ®lüfli(lt)en  Sllter.    2)a§ 
ibeal  bc§  «S^önen  fe|t  immer  ein  üon  ber  9latur  oorgcäetc^neteö  dessin 
oorauä,  g.  e.  5Renfd^lic^er  Körper. 

13  bient  ist  zweifelhaft,  doch  weiss  ich  aus  den  Schriftzügen  kein  anderes  Wort  25 
herauszulesen,  das  im  obigen  Zusammenhang  Sinn  gäbe,  binirt  wäre  möglich,  kaum 
ein  Wort  auf  tct,  vielleicht  aber  bupttt,  da  in  der  Mitte  des  Wortes  ein  Strich  nach 
unten  geht,  der  freilich  wahrscheinlich  zu  dem  Stern  nach  dem  drunter  stehenden  Wort 
©tnnltd^Icit  (329ö)  gehört,  möglicherweise  aber  doch  zu  unserm  Wort  gezogen  werden 
darf.     Als  Subject  zu  btettt  üt  ©mpfittbung  aus   Z.  12  zu  ergänzen.  30 

17  beren  au^  beffen 

22  öot?  oon??  II  23  Don?  in??  ||  ;84  SRenfc^l: 


5)ir.  754— 7öO  (Söaub  XV).  331 

eben  fo  ba§  ibcal  be§  (Slenbeö,  ber  ^ä§licl)teit:  ^arp^en  — ,  be§ 
23ö|en.   ^ötte.  3KUton  ^at  it)m  eine  graufe  ^rac^t  erhalten» 


758.   t  M220. 

33on  ber  (ämpfinbung  ift  jn  merfen,  bafe  etroa§  mit  bem  Sinne  in 
Sßcrl^altniS  fan  gebac^t  »erben  (burd)  imagination),  o'öne  besiegen 
emptunbcn  su  werben,  ©er  @ct)mer^  wirb  ftdrfer  emp[unben  alä  bie  £u[t. 


759.   t  M220. 

2)ie  i5orm  ber  6innli(i^feit  löfet  jtd^  burd)  bic  SSernunft  beurtl^eilcn 
unb  gergliebern  (9Raum  unb  ^i\i),  m^i  bie  materie  ber  ©mpfinbung. 
10  2)emnac^  ^at  ber  formale  ©efc^maf  eine  Segie^ung  auf  SScrnunft. 


760.    t  M227.  ZuM§.622: 

3WQ^ler  mögen  lieber  ©ejc^id^te  unb  fabeln  als  blo^e  ibecn  mahlen. 
2)aö  maci^t:  bic  ^Jia^lere^  bebarf  W  5(u§leguug  Dom  signato,  unb  biefeä 
mufe  aflgemein  befannt  fe^n. 


15  1  ber?  bes/  j]  beä  (vor  Söfcn^  aus  bct  ||  2   Die  Form  der  Buchstaben  erlaubt 

kaum,   das  Schlusswort  anders   als  et^alteiT  zu  lesen.     Kant  will  wohl  sagen,  SRtItoiI 
habe   der  Vorstellung   des  Satans   und  der  ^ölte   die  ganze   graufe    SßrOC^t   ert)alten, 
mit  der  die  Phantasie  der  christlichen  Völker  sie  ausgestattet  hatte. 
5  Ser^altntS?  SScr^eltntö? 
20  10   Der  Sinn   erfordert  S)etnnac^;    der  Buchstabenform   nach   würde  man   eher 

2)enno^  lesen. 

Zu  Nr,  761 — 804:  Diese  Nrn.  umfassen  (abgesehen  von  Nr.  792 — 794)  die- 
jenigen  ästhetischen  Reflexionen,    die  Kant,    da  es  in  der  empirischen  Psychologie  von 
M  an    zusammenhängendem  Platz  fehlte,   in   dem  Abschnitt  über  rationale  Psychologie 
25    in  Phase  71 — a,  theilweise  vielleicht  auch  erst  in  t — v, ^niederschrieb. 


332  SRcfIejtonen  jur  9Int^ropüIoglc. 

761,    n?  (^?)  M295'.  EI 307. 

2)a§  ©igent^ümlic^e  be§  talentä  (?  im  aügemeinen*)  ift  \)(x?>  genie 
Cber  ®eift  ber  5Ra(^at)mung  ge^t  auf  ba§  einjelene.  unb  i[t  auc^  nic^t 
eigentt)ümlic^).  2)a§  (5tgentt)ümlicl^e  ber  bi^pofttion  ift  bie  Saune.  2)a§ 
eigent^ümlic^e  ber  ©runbfa^e  ift  ber  6i)aracter,  ber  (?  ©efül^Ie  unb) 
triebfcbern  \i(x^  temperament 

*  (^  SDaä  talent  im  Stögemeinen  ift  ber  ®eift.  (5§  fan  morin  Seben 
fet)n,  aber  nid)t  ®eift;  e.  g.  bei)  einem  fd)erg]^aften  ober  öon  l^eftiger 
2lrt  be§  3Sortrage§;  aber  "iia^  Seben  liegt  nic^t  im  ©ebanfen. 

talent  ift  oom  SSermögen  barin  unterf^ieben,  \iQSi>  e§  \iOi%  ÜRittel* 
maaö  überfd)reitet.  Sllltagiger  SSerftanb  o^ne  talente.  (Sic  finb  ba§ 
®egenftüf  oon  3Serbienften.) 


762.    7t.  M297.  EI 312. 

Um  genie  ju  fdieinen,  gel)t  man  ie^t  tion  ^Regeln  oh.  6§  ift  gioar 
gut,  \ia,  tDO  bie  3fiegeln  au§  ber  @infdördn!ung  be§  ®eifte§  entfpringen,  is 
über  jie  ju  gelten;  aber  ba,  »o  jie  blo§  ba§  gewo^nli^e  unb  jufaÜige 
betreffen,  crfobert  c§  bie  23efd^eiben^eit,  l^ierin  fic^  gu  bequemen,  weil 
fonft,  inbem  ieber  anbere  ftd^  aud^  fo  bie  ^reij^eit  nimmt,  cnblic^  aUe§ 
0legeUo§  wirb. 


763.   7t.  M298.  EI 364.  20 

6§  rül^rt  uns  alles  mel^r,  maS  mir  in  ®efellfc^aft  empftnbcn.  2Bir 
em^jfinben  fo  gu  fagen  aud)  üor  bie  iibrigen.  @ine  ("  gute)  rebe  gefdUt 
uns  me^r  in  grofeer  ©efeüfc^aft  als  allein.  2)ie  Slnbac^t  ift  erbaulid)er 
unb  rü^renber  in  ber  SSerfammlung.  2Bir  fii^ämen  uns  [öor]  unb  fordeten 
uns  oor  ben,  ber  öffentlich  rebet.  2llle  biefe  @mpfinbungen  treten  aud^  25 
auf  ben  9fiebner  jurüt,  ber  fxi)  fo  tt)ol)l  mel^r  belebt,  als  aud^  me^r  [in  5] 
in  SeforgniS  gefegt  finbet  burc^  baS  Urt^eil  fo  oieler.    ©S  ftnb  »irflid^ 


3  cinjelene  nur  bis  zum  I  sicher.  ||  8  etncm?  einer  (so  E.)??  ||  oon?  einen?? 
einem??  einer  (so  E.)f??  \\  E:  'heftigen;  sehr  unwahrscheinlich.  II  9  im?  in?  || 
10  oom?  oon? 

25  ben?  bem  (so  E.)f 


30 


5«r.  761-766  (23anb  XV).  333 

Diele  ßid^ter,  tiefe  Silber  im  ®emütl)e,  melci^e  eines  be§  anbeten  Ä'lar^eit 
erl^ö^en.  ©§  jtnb  refle;i:en.  @in  leidiger  Einfall  »irft  auf  ieben  me^r 
in  ®efcUj(f)aft  al§  allein.  SlUeö  fd^meft  unb  befommt  beffer  in  guter 
©efeUfc^aft.  2)a§  gonje  ^eben  erweitert  ftd^  in  berfelben.  <Sie  i[t  öor  ben 
2)enfenben  Unentbe^rlid^. 


764.    71.  M298. 

©efc^maf  ift  [bie  aUgcmcin  gültige]  Urt^eilSfroft  in  Slnfel^ung  beffen, 
ö)a§  na^  ©efe^en  ber  ftnnli(^!eit  allgemein  ©efdUt.  6r  l^at  eine  Siegel, 
aber  nic^t  burc^  biScurfiüe  @rfentni[fe,  fonbern  burd^  intuitum. 


10  763.   n.  M298'. 

@ö  ift  ein  Unterfd^ieb  in  bem,  ma§  jum  @enie  geprt,  \>o.^  einige 
nur  einzelne  unb  abgefonberte  (5m|)finbungen  lieben,  iubem  fte  fid^  nic^t 
erl^alten  unb  fein  ganjcS  ausmachen;  anbre,  bei  bcnen  ha^  üorige  bleibt 
unb  mit  ben   nad^folgenben  gugleidt)   ift,  lieben   bie   l)armouie  unb 

15  Drbnung  mel)r.  3m  ^iorben  ftnb  oSkt  ©inbrüfe  bauerljafter;  bal)er  meibet 
man  fold^e  ftar!e  in  ber  2lnfd^auung,  tüeld^e  bie  üorige  üerbunfeln  tonnen. 
2)a§  gente  l)at  alfo  bort  mel^r  23ejiel)ung  auf  bie  ibce,  bagegen  ba§  ber 
orientalifd^en  SSölfer  blo§  auf  ben  @inn. 

©ie  dunere  unb  innere  ©inbrüfe  muffen  fid^  eine  s^itlang  f  d)tt)ebenb 

20  üerl^alten» 


766.    71.  M298'. 

2)ie  bie  Siebe  betreffenbe  ^robufte  be§  genie§  bienen  baju,  einer 
burd^  bie  ^'latur  empfohlenen  9leigung  ju  fd^meid^eln,  inbem  man  fte  mit 
ber  2;ugenb  oerfnüpft. 


1  eincä  aus  einer  ||  2  reflejen?  tefiejtonen  (so  E.)?f 
17  bort  fehlt.  II  ba^/ehlt.  \\  ben?  bem?  ||  18  Binnf  ©innen?  ||  20  oerI)otten? 
Ör^oUen?  erholten??  jl  Zwischen   Rfl.  765  und  Hfl.  766  steht  im  Ms.  Rfl.  384. 


334  SReflejionen  jur  Slntliropülügie. 

767,   n.  M298'.  299'.  299. 

M298': 

2)er  ©efdimaf  ift  ein  ©ejeafc^attltd^  (^  finntic!^)  urt^eil  üBcr  ba§, 
toaS  tDo^IgefdClt,  nid)t  unmittelbar  burc^  ben  @inn,  a\x6)  nic^t  burct)  all* 
gemeine  ^Begriffe  ber  3}ernunft.  2)er®ejc^macf  gel^tauf  baSangcnel^me,    f 
ba^  (Schöne  (eble)  unb  bog  rül)renbe.    3)a§  le^tere  i[t  nic^t  eigentlich 
ert)aben,  ob  e§  jmar  oft  bie  toirfung  oom  erhabnen  ift.  @ä  ift  ber  2lnfang 
Don  ©c^merj  [mit  einer]  ol)ne  ©inbruf  ober  ßueignung  unb  alfo  ein 
@(l^merg  [in]  unter  einer  erbid^teten  SSebingung,  alfo  nid^t  in  unferer 
eignen  ^erfo^n,  alfo  ein  fc^merj,  ber  nur  angenommen  morben.    2)er  n> 
fRd^  ift  ber  9flu^rung  corref^jonbirenb.    ®er  3fiei^  ift  nid^t  bie  Slnue'^m-- 
lic^feit  be§  ©egenftanbeö  burc^  ^inbruf,  fonbern  eine  SScranlafeung,  un§ 
in  3lngenel^me  ©rbid^tungen  §u  oerfe^en,  fo  miefc^öne  2lu§pc^t;  ein[fd)ßn] 
rci^enb  ©eftc^t  @efaltnid)t  burd)  ftd)  felbft,  fonbern  burd^  bie  ©inlabung 
gum  ®efdl)led^t§genufe.  2)a^er  baffelbe  gefielt  am  Knaben  l^übfd)  ift,  aber  ir. 
o^ne  9flei^.  ©rüne  ^^lö^e  [i)o]  unb  23lumenbetten  fiaben  einen  9lei^,  benn 
jte  geben  anla^,  un§  in  bie  p^antaftifcljen  3SorfteUungen  oon  ©orgloftgfeit 
unb  ©emac^lic^feit  gu  öermifeln.    25er  ©efc^maf  mac^t,  ba^  ber  ©enufe 
ftd^  communicirt;  er  ift  alfo  ein  5[J?ittel  unb  eine  SBirfung  üon  SSereinigung 
ber  3Kenfc^en.    ©ine  M  299':  accomobation  unb  ift  burd^auS  nötl^ig,  fo  20 
bafe  bie  bloffe  ©rünblic^feit,  bie  nur  oor  ben  ift,  ben  ber  ©egenftanb 
intereffirt,  in  Slnfe^ung  ber  übrigen  eine  ®robl)eit  ift.  2)er  ©rünblid^e, 
ber  bergletd^en  fielet  [ober]  ober  lie^t,  l)at  bod)  fein  üoüfommen  mo^^lgefaUen 
baran,  meil  er  aud^  nt(^t  blo§  au§  feinem  [unb],  fonbern  au§  ®emetnfd^aft= 
Ud^em  ®eft(^t§punfte  e§  betrad^tet  (»  ber  Unpart^e^ifd^e  Sufc^auer).  2)cr  2:. 
gebaut  begebt  biefe  ©robl^eit  auö  Ungefd^ift^eit  unb  mirb  oerlac^t.    2)cr 
3J?angel  beS  ©efc^mafö  ober  ü3ol)l  gar  bie  Slbneigung  unb  ©leic^gültigteit 
bagegen  jeigt  immer  ein  enge§  ^er^  an,  tt)eld)e§  fein  SBol)lgefaUen  auf 
fic^  einfc^rdnft.    5)ie  3flei^e  unb  Stül^rungen  bemegen  toieber  willen,  finb 
alfo  immer  gu  breifte,  meil  fte  ben  anberen  au§  ber  9?u^e  bringen.*  2)er  30 
Oefc^maf  gel^t  auf  baä  Urtl^eil,  nic^t  auf  ta§  ®efü^l;  bal^er  mufe  biefe§ 
üorüberge^enb  fe^n.  ®enie  aber  ge'^t  auc^  auf  baä  ©efül^l.  ©efc^maf  ift 
alfo  bie  ®ef(^liffenl)eit  ber  UrtljeilSfraft.    2Bir  muffen  babei)  unä  gleic^^ 


7  Dom  crl^abnen?  oon  crl^obnem?  ||  15  am?  an?  ||  i7  pl)antaftifc^en ?  p^an= 

Oftifd^C?  II  20  Vor  eine  ist  zu  ergänzen:  (£r  ift  ||  25  Der  y-Zumtz  steht  auf  M 299.  \\ 

33  uns?  nur?? 


!nr.  767-769  (93anb  XV).  335 

fam  anberen  gu  getaüen  entfagen.  ^Jiobeftie  unb  ©efattigteit  ift  ber 
G^aracter,  aelc^er  bem  ©efc^maf  gum  ®runbe  liegt.  Riebet)  ftnb  gwar 
ni(t)t  ©runbfa^e,  aber  bod^  bag,  jüq§  it)nen  Eingang  öerfd^aft.  2)a§ 
ftörrifc^e  ^dlt  öiele  ob  unb  i[t  aljo  ber  SluSbreitung  entgegen;  ba'^er  mufe 
bie  Sugenb  felbft  üom  ©ejd^maf  empfe'^lung  entlel^nen. 

*(^  2lut  meine  ©mpfinbungen  ju  [türmen,  i[t  unartig,  ^ö)  mag 
tool^l  in  (gmpftnbung  geje|t  toerben,  aber  fo,  ba^  ic^  immer  biejelbe  in 
meiner  ©ewalt  behalte.  SBenn  biefer  @rab  überfc^ritten  ift,  fo  l^at  ber 
anbere  mir  nic^t  ein  Spiel  gemacht,  fonbern  mit  mir  fein  «Spiel  getrieben. 
2)en  gieigungen  be§  ®enuffe§  l)at  ettoaS  muffen  entgegen  gefegt 
merben,  meld^eS  blo§  barauf  gerietet  ift,  ba^  anbre  Dlic^ter  fe^n  muffen, 
imgleid)en  auc^,  morin  öiele  erfobert  töerben,  um  un§  unfre  SBebürfniffe 
SU  üerfc!^ äffen,  nid)t  in  bem,  ma§  bie  grobe  SSebürfniffe  betrift,  fonbern 
ma§  ben  flei§  unb  aud^  bie  ©efci^iflic^feit  anberer  cultioirt.  (5^  ift  eine 
triebfeber  beg  gleiffeS  unb  ®efc^ifUc^feit.) 


768.    71.  MSOr. 

%z\\x\j\,  Slnfdiauungen  unb  Segriffe  jtnb  bie  SSerfd^iebencn  SioeJe, 
roorauf  ftc^  ber  2)ict)ter  lenft.  ^t  ro^er  ber  ßejer  ift,  befto  me^r  gilt  b(x% 
erfte.  2)enn  bo^^  ßn^^^te,  unb  enblic^  bOi^  ©ritte.  Se^t  muffen  2ln= 
20  f(^ouungen  unb  ©efü^le  ben  ^Begriffen  nur  gur  ^ilfe  tommen,  aber  i^nen 
nid)t  üerbunfeln  ober  [erft]  überfc^re^en.  2)ie  franjojen  ftnb  nid^t  gu 
meid)Ud)  oor  ftarfe  ©iubrüte,  fonbern  ju  belicat  in  ber  2Ba§l.  9Kan  tt)ill 
mit  fic^  nic^t  fpielen  laffen,  um  fici^  ju  beunruhigen. 


769.    nf  Q^ftn  M306. 

2)er  moralijc^e  ©efc^maf  ift  ba§  3?ermögen,  an  bemienigen,  maS 
[jut]  beijm  ®uten  gur  2lllgemeinl)eit  get)öret,  SBol^lgefaUen  ju  finben. 
2)er  dft^etifc^e  ©efc^maf :  5)a§  SSermögen,  an  bem,  ma§  beijm  finnlic^en 
SBo'^lgefallen  pr  aügemein^eit  beffelben  gehöret,  Wohlgefallen  ju  finben. 

]  umb  II  3  ©runbfa^e?  ©tunbfa^en?  ||  5  oom?  üon?  ||  11  anbre??  anbcm? 
anbren?  ||  JRic^ter?  Steckte?  ||  14  anberer??  anberen? 
'40  J^ilfe?  Jpülfe? 


336  Dleflejionen  aut  2lntl§ropoIogic. 

©er  aJZoralifd^e  ©ejd^maf  betrift  bie  2lbft(!^ten,  ber  aepetif(!^c  ®e= 
fd^maf  bie  «Kittel,  fie  au^aufü^ren. 

2)a§  moralif(t)e  ©efül^l  ift  bie  [Vermögen]  §cit)igfett,  burd)  t>a^ 
moralifc^e  als  eine  Siriebteber  bewegt  gu  werben. 


770.    71?  Q^f  ((p^fj  ^??  M306. 
23eQ  iebem  23uc^  jud^e  \^. 

1.  Unter'^altung.  £)afe  bie  ßeit  öerge'^t.  £)ft  h3irb  aud^  ein  SBud) 
gcicfen,  toeld^eS  ®ef(i^rei)  erregt,  bamit  man  nur  jagen  fönne,  man  ^be 
es  auc^  gelefen. 

2.  33ilbung.  SüIIenfalS  beS  ®efd)maf§  ober  ber  ©pracJ^e  ober  ber 
SSernunft,  Drbnung.  2Benn  man  gleid^  nac^^er  ben  Sn^alt  üergifet. 
2)iefen  3^u|en  I)aben  aud)  fonft  jc^ablid^e  SSüc^er:  SSoltaire  C  ©efc^mat 
ober  9J?anier  anjune^men). 

3.  23ele!^rung,  \>q.  man  etmaS  neues  erlernet  ober  flüger  wirb  ober 
öor  bie  ©efeHfc^aft  Unterhaltung  fammlet. 

4.  SSefferung  im  G^aracter:  moralijc^en*  ober  religion.** 
*(*  SRül^rung  unb  ©runbfa^e) 

**(«  Slnbac^t  unb  ©rbauung) 

Q  2)ie  popularitaet  beS  ©ejc^mafs  ober  bie  courtoisie;  bie  $of= 
2lrt  beS  @efd)matS.  3)er  stilus  superbiens  ift  manigmal  beijm  fe[tli(^en 
©eprdnge,  bei)  fe9erli(|er  ^reube  gut.) 


1  acftt)cttf(^e  fehlt.  II  3  bie  aus  boS 

5  s-Zusätze:  u  ||  16  morQltfc£)en?  moraltfc^em ?  moraltften? 

Zu  Nr.  771  vgl.  die  Nn,.  775,  896—899,  908,  911—914,  921,  921a, 
933,  936,  939,  940,  974,  979,  in  zweiter  Linie  auch  die  Nrn.  783,  791,  795.  25 
Erdmann  ist  der  Ansicht,  die  Vorbilder,  die  Kant  bei  den  Bemerkungen  über  Schein- 
Genies,  Schwarmgeister,  Adeptensprache  etc.  (Bd.  II  S.  11  ff.  in  seiner  Ausgabe  der 
„Reflexionen'''')  vorschwebten,  seien  „in  erster  Reihe  durch  Männer  wie  Hamann, 
Herder,  Jacobi  und  Schlosser  gegeben^''  worden.  Es  kann  aber  nach  Schrift  und 
Stellung  kein  Zweifel  sein,  dass  die  betreffenden  Reflexionen  sämmtlich  noch  aus  den  30 
70  er  Jahren  stammen,    die   spätesten   aus   v — (f.      Schlosser  fällt   also   ohne  Weiteres 


5)lr.  769—771  (Sanb  XV).  337 

771.    n—Q.  M306'.  Ell 35. 

2Ber  aüent^olben  Slnfc^auungen  an  bie  (Stelle  ber  orbentlic^en 
refle^ion  be§  9Ser[tanbe§  unb  3.^ernunft  fe^t  (^  be§ienigen  fe^t,  toaS  blo§ 
in  Gegriffen   befte^t,    üor   bie   unä   feine  Slnfd^auung    gegeben    ift), 

%  f  c^ ro ä r m t.  6ä  ift  notl)tt)enbig,  bofe  er  feine  @ef ü^le,  @emütt)§beiDegungen, 
SSilber,  ^albgeträumte,  ^albgebad)te  SSegriffe,  welche  in  feinem  bewegten 
©emüt^e  fpielen,  bor  bie  (Sachen  felbft  nimmt,  bie  einer  befonberen  Äraft 
in  il)m  fo  erfd^einen.  3e  weniger  er  ftc^  öerftanblid)  machen  fan,  befto 
mcl^r  fc^mdlt  er  auf  bie  Unaulanglid^feit  ber  @|)rad)e  unb  ber  3Sernunft 

10  unb  ift  ein  geinb  aUer  2)eutlid)feit,  weil  er  nid)t  burc^  33egriffe,  aud^ 
nic^t  burc^  SSilber,  fonbern  burc^  ©emüt^Sberoegung  unterhalten  toirb. 
Sind)  gefül)loolIe  autoren  realifiren  i{)re  ßaunen.  ^lle  inSgefamt  [finb] 
fönnen  genie  ^aben,  üoU  ©mpfinbung  unb  ©eift,  auc!^  einigen  ©efd^maf, 
aber  o^ne  bie  2:rDfen^eit  [ber]  unb  müt)fam!eit  unb  Äaltblütigfeit  ber 

15  Urt^eilöfraft.  SlQeS,  tt3a§  beutlid^  ift,  jeigt  i^nen  eine  Seite  ber  <Sa(l)e 
nac^  ber  anberen,  unb  benn  ben  SSegrif  be§  23erftanbe5;  fie  motten  aber 
alle  Seiten  jufammenfc^auen.  2ine§  m^ftifd^e  ift  i^nen  miHfommcn,  fie 
fe^en  in  fc^märmenben  Schriften  ober  überl^au^)t  im  alten  unerl^örte 


weg.     Jacohi  begann  1775   resp.  1777  in  der  Iris  und  im   Teutschen  Merkur  Stäche 

20  aus  AUwiUs  Papieren  und  aus  dem  Woldemar  zu  veröffentlichen.  An  und  jür  nicli 
könnte  er  für  die  späteren  Reflexionen  als  Vorbild  in  Betracht  kommen,  doch  passen 
nur  wenige  der  von  Kant  gebrauchten  Ausdrucke  auf  ihn  (so  die  der  Nr.  919). 
Handelte  es  sich  um  Reflexionen  aus  der  Mitte  der  80  er  Jahre,  so  würde  man  aller- 
dings unter  den  Schwärmern  auch  Jacobi  erwarten  (vgl.  X  419,  VIII 143 ff.).    Für  de 

25  70  er  Jahre  aber  dürfte  in  1.  Linie  an  Hamann  und  vor  allem  an  Herder  zu  denken 
sein,  Einzehüge  mögen  auch  vom  „Sturm  und  Drang'"''  herstammen.  Was  speciell  Herder 
hetriff't,  so  ist  Kants  Recension  seiner  Ideen  zur  Philosophie  der  Geschichte  der  Mensch- 
heit (VIII  45 ff.)  zu  vergleichen,  in  der  Herders  Stil  in  ganz  ähnlicher,  nur  milderer 
Weise    Charakter isirt    wird    wie    in    den   oben  aufgezählten   Reflexionen,   in  deren  zu- 

30  nehmender  Schärfe  sich  eine  gewisse  Gereiztheit  Kants  ausspricht,  die  er  in  der  öffent- 
lichen Besprechung  nach  Möglichkeit  zurücktreten  Hess.  Anfang  und  Schluss  der 
Rfl.  771  legen  den  Gedanken  nahe,  dass  Kant  bei  ihrer  Niederschrift  vor  allem  an 
den  1.  Theil  von  Herders  „Ältester  Urkunde  des  Menschengeschlechts'-''  (1774)  dachte: 
vgl.  -34532/.  und  Kants  Briefwechsel  mit  Hamann  über  dies  Werk  X  146 ff.,  bes.  148. 

35  2  E:  Slnfc^auung  ||  3  reflerton?  refiejtonen?  ||  4  in  Gegriffen  —  bie?  im 

SSegrute  —  ben  (■■io  E.)?f  \\  7  E:  ©acf)e  —  erf^etnt  ||  11  E:  ©emütSbeioegungen  || 
14  E:  aSü^famfeit  statt  niü^famfeit  |1  15  Seite?  ©aite?  |j  18  im?  in? 

Äant'8  ©d^tiften.    ^panbje^nftlicfefv  *j;,icl)l(i{i.    II.  22 


338  Otefiejionen  5iir  3lntl)topologte. 

fad^en;  ba^  neue  ift  i^nen  barum  eben,  meil  e^j  pünftli(!^  ift  unb  it)rem 
lärmenbeu  ©elfte  feffeln  anlegt,  fur^ficijtig  unb  fd)aal 


772.   71— Q.  M30T. 

SBenn  iemanb  bie  %ci\it  l^at,  ettoaS  leidet  in  @pafe  gu  jiel^en,  fo  mi§= 
braud^t  er  e§  in  ^Vernünftigen  unterrebungen,  e§  in  Spott  ju  äiel)en. 


3)iefelbe  Slriebe,  toeld^e  onfanglic!^  bie  3etftreuung  unb  ausbreiten 
ber  5Keuf(J^en  unb  öonferfd^aften,  nad^^er  bieSSereinigung  unb  ben  bürgere 
lid^en  B^Ja^g  betoirften,  toirfen  in  bem  legten  3«ftflnbe  audt)  ben  ©efeH» 
fd^aftlid^en  3tt)ang,  weldier  ©efc^liffenbeit,  Slnftanbigfeit,  ßl^rbarfeit,  lo 
©efd^maf,  ^oflic^feit,  2)tenftfertigfeit  ^erüorbringt,  aber  bod^  mit  einem 
SRüfl^alt,  öor  bem  fic^  ieber  in  Slnfel^ung  be§  anberen  fürd^ten  mu^.  6§ 
ift  feine  Dffenberjigfeit,  aber  au(^  feine  pöbelfjafte  3Serna(^läfeigung. 
2)ag  (Spiel  ift  fünftlid^» 


774:.   n—Q.  M308'.  E 1 363. 

2Bir  feilen  unö  ieberjeit  unter  bemBwange  ber  5lnftänbigfeit,  tüeld^er 
gefeUfd^aftli^  ift;  mir  fül)len  uns  burd^  eine  gemiffe  Flegel  gebunben 
(genirt);  mir  fdljre^en  mieber  biefen  SöJCing;  mir  ftnb  aber  bie  erften, 
meldte  anbrc  burd^  [ilim]  unfere  ^^oberungen  geniren.  2Bir  erl^olen  un§  im 
Sd^lafrofe  unter  oertrauten  ^reunben  ober  auf  bem  ßanbe,  aber  bie 
©efeüfd^aft  fönnen  mir  baoon  nid^t  frei)  fpred^en.    2)urd^  biefen  ßmang 


337 18— 338z  Vgl.  IX  79—80. 

5  in  ©pott?  im  ©pott?  ||  jie^cn?  aefgen?? 

6  Zu  Rfl.  773  vgl.  Rfl.  1402. 

lö  Nr.  774,   die   oben   auf  der  Seite   beginnt,   ist  wohl  die   unmittelbare  Fort-    25 
Setzung  von  Nr.  773,  die  zu  unterst  auf  der  Seite  steht.  \\  19  lijmf  if)tif 


yit.  771-775  (S3anb  XV).  539 

ftnb  ü)tr  ©eftttet,  unb  e§  ift  in  ber  3:!^at  ein  S^ang,  üjeil  wir  un§  ungern 
barunter  feljen.  @olte  biefer  ^mawQ  inegfaüen,  fo  mdre  aüeö  ro^,  un= 
manierlich  unb  grob,  felbft  ber  (Saraibe  fagt,  er  fe^  nod^  nacfenb,  »eil  er 
no^  nic^t  mit  Sf^ocou  bemal^lt  i[t.  SBeil  bieje  Siegeln  Don  ber  blofeen 
äußeren  (ärfcl)einung  hergenommen  finb  unb  üom  ®e|c^maf,  jo  jinb  jie 
fünftlic^,  unb  weil  fie  nichts  mejentlic^eä  enthalten,  fo  mad^en  fie  SSerfteHt. 


77S.    u—Q.  M308'.  EU 43. 

@§  ift  üergeblid)  benen,  bie  nur  burd^  SSegriffe  fd^märmen,  einen 
Überlegenben  unb  beftimmten  SSortrag  angreifen  §u  n^oUen.  @o  mie  fie 
biefen  annet)men  motten,  mürben  fte  ganj  leer  fe^n.  @ie  muffen  fi(^  unb 
anbre  betauben,  um  ju  fc^einen,  fte  mären  in  ber  §üüe  ber  ©inftc^t,  meiere 
feierte  ^öpfe  nur  bebrouiüiren  bürften.  @ie  muffen  i^r  genie  bur(^  2Ser= 
metlung  nic^t  erftarren  unb  falt  merben  laffen.  einfalle  finb  ©ingebungen 
beö  genieS.  ^Kan  mufe  baüor  marnen,  aber  '\\6)  mit  mieberlegungen  ber= 
felben,  bereu  fte  gar  nic^t  fa'^tg  fei)n,  gar  nic^t  einlaffen.  2Benn  fte  ftc^ 
ju  ben  falten  ^-orfc^ern  herabließen,  fo  mürben  fte  nur  eine  fe§r  gemeine 
ÜloKe  fpielen.  5Run  fönen  fie  al§  ^Dieteore  glansen. 


4  Vi/L  das  Geographie- He/t  der  Kömgsheryer  Königliclien  und  Uiuversitäin- 
Hibliothek  Ms.  1729  S.  84:  „Der  Caraibe  lüsst  sich   des  Morgens   mit  Ruccu   (einer 

20  rut/u'U  Farbe)  bemalden  fragt  jemand  nach  ihm  so  bekamt  er  zur  Antwort  er  ist  noch 
nicht  angezogen  wenn  er  noch  nicht  bq^inselt  ist.''''  Vgl.  auch  IX  4-35,  sowie  die 
„Allgemeine  Historie  der  Reisen  zu  Wasser  und.  zu  Lande''''  1750  4"  Bd.  XVII 
S.  476 ff.,  689/.  11  6  ll)efentlicf)e§  sehr  zwei/elha/t,  doch  weiss  ich  7iichts  Besseres  an 
die  Stelle   zu   setzen.     Sicher   ist  nur  tC^eö,   vorangehn   kann  tt,  It,  fl,  tt.     Zwischen 

25  dem  ersten  dieser  beiden  Buchstaben  und  dem  vorangehenden  f  (wahrscheinlicher  f, 
vielleicht  ^t)   stehn    1 — 2   nur   angedeutete   Buchstaben.      Im   An/tng  VOt  oder  er,   Öet, 

en,  un,  kaum  an,  Don,  öor  oder  gar  uner,  ou,  ein. 

11  ber.?  bem  (so  E.)??f  ||  %mtf  %aUe?  ^elbe  (so  K.)??    Bei  ^mie  würden 

ü-Tiittel   resp.   u-Haki'n  /i^h/ni,    icie   auch  sonst  UHuichnial  (r<jt.    Bd.  XIV  S.  LIX).  || 

30   12  nur.''  immer.^' 

90* 


340  JReflejtünen  jur  Stnt^ropologte. 

776.    n—Q.  M309'.  E 1 418. 

3Son  ber  ®eO)on^eit,  felbft  \>(ji%  33etragen  feiner  f^rreunbe  im  Umgange 
nnb  im  ßeben  unter  SSegriffe  ju  bringen,  bie  allgemein  etn)a§  beftimmen. 


777.   71.  M321\  EI632. 

2)ie2)eutj(l^en  f (feinen  mel^r®e|c^ma!  im  offen  unb2:rinfen  gu  t)aben 
qI§  ©nglänber  unb  ftnb  bal^er  ©efeUfcfiaftlid^er  unb  ®aftfrei)er.  2)enn  fte 
l)aben  gefallen  an  langen  5Kal)läeiten,  meld)e§  \\)x  pt)legma  beroeifet. 


778.   7t.  M321'. 

2)ie  2)eutfd)en  finb  öon  talent  ?Ra(^a^mer.  2)iefe  Benennung  ift  in 
f(ftlimmerem  3luf,  alö  fte  e§  öerbient.    9ta(^al)men  ift  ganj  ma^  anbereö  lo 
al§  copiren,  unb  biefeä  ma§  anbereä  al§  nachäffen.    5f{ac^a^men  ift  nic^t 
fo  toeit  üom  genie  entfernt,  aU  man  mo^l  benft.    ©§  giebt  feinen  gort= 
fd)ritt  be§  ®eifte§,  feine  ©rfinbung,  ol)ne  ta§:,  ü3a§  man  fd^on  fennt,  in 
neuer  SSejiel^ung  nad)juaf)men.    @o  al^mte  5Remton  ben  %aU  be§  2lpfel§ 
nad^,  unb  Kepler,  inbem  er  bie  ^armonifd)e  [SSertialt]  pro^jortionen  naä)=  is 
a^mte,  üerbieute  ben  5Ra^men  eine§  ®efe^geber§  beö  @ternenl)immel§. 
Slud^  SBe^fpiele  nad^jua'^men  ift  ber  [roa^re]  geitfaben  öor  ba^  genie.  2lber 
nic^t  ben  Sud^ftaben  unb  ta§  ^erfol^nlidbe,  fonbern  ben  ®eift  berfelben. 
2)a§  erftere  f)eifet  -Rad^äffen.    5J?ilton  al^mete  bie  großen  ^ic^ter  nac^, 
aber  nid^t  al§  copie  ta§  original,  fonbern  al§  ein  [5Keifter]  Se^rling  bie  20 
Se^rer,  um  fie  ju  übertreffen.   5)ie  9?a(i)al)mung  ift  ber  befc^eibene  unb 
fidjere  ®ang  be§  genieS,  melc^eS  ben  2ßeg,  ben  e§  unternimmt,  nad)  benen 
SSerfud^en  beurt^eilt,  bie  anbre  gemact)t  l)aben.    (5§  gab  feinen  großen 
5Keifter,  ber  nid^t  nac^a^mete,  unb  feine  (ärfinbung,  bie  nidi)t  [im  söeri^aitniä 
cnt  ben]  mic  ein  SSer^altniS  angefe'^en  merben  fan,  meld^eS  einem  SSor^er»  25 
gel^cnben  gleid^mäfeig  ift.    SlHeS  fte^t  im  ©efe^e  ber  continuitaet,  unb, 
maS  ganjUcI  abgebrochen  ift  unb  »osmifc^en  unb  bem  Sllten  eine  Äluft 


12  Oom?  DOn?  II  18  bai  fehlt.  \\  20  bie?     Das  Wort  ist  in  unleserliche  Buch- 
staben Cjeine?;  kineincorrigirt.  \\  22  eSff  er?  ||  25  ben?  bem? 


sRr.  776—780  (Öonb  XV).  341 

beöeftigt  ift,  ba^  geprt  in  bie  SBelt  ber  $irngefpin[te.  2Bolte  gott,  mir 
lerneten  in  (Sd^ulen  ben  ®ei[t  unb  nid^t  bie  phrases  ber  autoren  unb 
co^irten  fie  nidjt,  fo  mürben  unfere  beutfd^e  ©Triften  met)r  äci^ten  ®e= 
fc^maf  enthalten.  2lber  t)a§  copiren  fan  boc^  mit  erubition  »erbunben 
feijn,  ba§  5Rac^affen  aber  f leibet  un§  gar  nic^t;  e§  i[t  ber  gel)ler  ber  £eb= 
haften,  meldte  aber  bamit  nur  flüd)tig  fpielen.  2)iefe§  ^^ac^dffen  [ölte 
allenthalben  öerfolgt  merben  unb  o^ne  SSerfc^onen  tractirt.  ^06)  mel^r 
aber  bie  ©rille,  ftd)  burc^  eine  ^e^eret)  in  Slnfe'^ung  be§  ©ebrau(^§  ba§ 
Slnfe^en  eines  genie§  geben  ju  moHen. 


779.    n—a.  M  323\ 

Bur  2l)eorie  be§  ©efd^mafö: 

1.  2)ie  Semegung  (unb  33efd)äftigung)  beä  ®emütl)§  burd)  6m= 
(^(Sinn)  (  Urt^eilSfraft) 

pfinöung,  2.  5)ie  Slnorbnung  burd)  SSegriffe, 

3.  2)ie  SSemegung  (unb  23efd)dftigung)  be§  ©emütp  burd^  S3c= 
(:■>  @ei[t)  (^  (^efctimaf) 

griffe,   4.  2lnorbnung  burc^  (Smpfinbung. 

©mpfinbung  fo  mo^l  alö  SSegrif  fönnen  ma§  eigent^umlid^eö  unb 
ma§  gemeingültiges  ^aben.  2)ie  Semegung  (^  unb  Sefc^äftigung)  beS 
©emrt^S  beruht  auf  ber  etgentl)ümlid)en  33efct)affent)eit  beffelben,  meil  e§ 
\ia  auf  bem  Seben  unb  ber  Proportion  ber  Gräfte  anfommt.  2)agegen  bie 
2lnorbnung  gel)t  auf  ha^,  xoa^  txx^i  ßrfentniS  Dor  ieberman  ift,  ob  eS 
ieberman  begreiflid^  ober  fmnlic!^  ift,  unb  ge^t  alfo  auf  \)Qi^  gemeingültige. 


780,   71— G.  M32:r. 

2)ie  3ftegeln  aüer  Äünfte  unb  Söiffenfc^aften  berutjen  entmeber  auf 


i2,  14if  15,  17  Diese  Worte  nehmen  im  Ma.  2  Zeilen  ein,  die  g-Ziisätze  istelin 
iiher  den  Worten,  über  denen  sie  abgedruckt  sind.  Die  Worte  SetDegUtlg  .  .  .  ®etnütt)ö 
sind  das  2.  Mal  durch  fünf  ivagerechte  Striche  ersetzt.  f&etOiQÜX\Q  (Z.  12)  ist  mit  3. 
und  4,   2.   ist  mit  3.   und  (Jmpfinbung   (Z.  i7)  durch  je  einen  Strich  verbundun. 


342  ^Reflexionen  jur  Slntl^ropüIüQie. 

ßmpfinbung  {^  Slnfd^auung)  ober  o.\\\  Segriffen.    3'»  ci^ften  fall  [inb  e§ 
fcl)öne,  im  anberen  faUe  6Wc/ii5  ab. 


781.    n—a.  M323'.  E II 28. 

®en  SBo^lIaut  ber  beutfd^en  @prad)e  ju  beförbern,  wer  na^  ©nglanb 
get)t,  ^anbelt  eben  fo,  al§  loer  einen  fd^ttiei^er  nad)  ^oüanb  fd)ift,  um  i^n 
gu  cioilifiren,  ober  einen  @(i^iDaben  nac!^  ti)rol,  um  bafelbft  ber  ^o(^= 
teutjd)en  @prad)e  obzuliegen.  2Bir  mü[ten  baig  fanfte  burc^  eine  analogie 
mit  bem  italienifc^en  nad^aljmen  unb,  anftatt  artifel  unb  @t)lben  meg« 
julafjen,  fte  ^injufügen,  o^ne  bie  ©praci^e  ju  üer^un^en  unb  bie  OIuö* 
jprüd^e  Ijolperig  gu  machen. 


rS^.    n—a.  MS24'. 

©aö  geiftige  ©efül^l  berul)et  barauf,  ba'^  man  feinen  2lntl)eil  in 
einem  ibealen®ant3enempfinbet;e.g.  biellngerec^tigfeit,  bie  einem  mieber, 
fa^rt,  trift  im  ibealen  ®an^en  aud)  mict).  2)a!3  3beale  ©an^e  ift  bie 
©rnnbibee  ber  SSernunfi  fo  raol)l  qI§  ber  bamit  SSereinigten  finnUd)feit, 
bafe  i[t  ber  3ßegrit  a  priori,  motion  ba^  öor  ieberman  rid)tige  Urt^eil  ab= 
geleitet  rcerben  mufe.  £)a§  moralifd^e  ®efü^l  felb[t  in  ben  pflid^ten  gegen 
ftd)  felbft  fte^t  jtd)  in  ber  ÜJ?enfc^^eit  unb  beurtbetlt  ftd),  fo  fern  e§  an  ber 
9JZenf(I)^eit  antt)eil  f)at.  5)ie  (Sigenfd^aft  beö  -Dienf^en,  bQi§  particulare 
nur  im  allgemeinen  beurt^eilen  (^u  fönnen,  ift  ba§  sentiment.  (SQmpatl)ic 
ift  baüon  ganj  unterfd^ieben  unb  gebt  blo§  auf  bo§  particulaire,  obgleid) 
an  anberen;  man  fe^t  ficb  nid^t  in  bie  ^iee  beö  ©anjen  fonbern  an  bie 
etelle  eineä  anberen. 


7  müflen?  inuften?  inüjjeii  f*',  K.)??  \\  9  öcrljun^en?  öertiunjen?? 

Xu  JVi*.  TS/i — 791:   Ich    Idssii    dif'se    i'fßr.riuiteii^    um  die  zwischen   ihnen  oli-    25 
v-iiltanden  Za.sammenhänge   nicht   zu    zerstören^    in    der   llcihcnßilije    abdrucken,  rcie  nie 
im   Ms.   auf  einander  folgen. 

12  man  fehlt.  ||  W  \ic['ii?  baä/?  1|  IS  eä??  er.^l  21  ganj."  Qenug.^  gniig." 


div.  780—786  («anb  XV).  343 

783.    n—a.  M324'.  Ell 41. 

2)er  OJJeifter  in  (Smpfinbungen  i[t  ol^ne  ßmpfinbung,  lüenigfteS  ol)ne 
crnftHcI)e;  |te  i[t  bei  i^m  felbft  ein  Spiel  ber  ©inbilbung.  'Slan  ftel)t§  au 
i^ren  ^anblungen:  fte  [inb  ot)ne  ©runbja^e,  fte  bringen  in  fad^en  be§ 
genie§  nichts  ^eroor,  moS  belel^renb  märe.  (^  2}?an  mufe  jie  alö  2Ki)[tifer 
beä  ©efc^ma!^  unb  ©entimentä  anje^en.) 


784.    n—G.  M324'. 

2)ie  9iatur  fuc^t  fid)  immer  ju  fpedficiren,  b.  i.  [ouä  einer  gottung]  ben 
befonberen  Umftdnben  anjuarten.  S^e^tenS:  jte  gel^t  oon  ©inl^eit  auf 
3}Jannig[aItigfeit,  aber  nic^t  öon  ü)?annigfaltigfeit  auf  einerle^^eit. 


785.    Tt—a?  fcp'f)  M324'.  E II 33. 

2)ie  Sbee  ge^t  oor  bem  SSegrifte  öor!^er,  mu§  aber  auf  SSegriffe  ®e= 
brad)t  merben.  Sie  üerbinbet  fic^  auc^  mit  ©mpfinbungen;  biefe  aber 
jtnb  ni(f)t  t)a^  ©egenbilb  ber  ibee,  foiibern  i^re  jtnnlid^e  correlata  unb 
15  fönen  gar  nic^t  bienen,  bie  S^^e  Der[tanblicl^  gu  mad)en.  2)a'^er  fommt 
e§,  ha^  manche  gute,  3?er[tanbige  Äopfe  ber  3been,  aber  niemals  ber 
2lu§ü)ifelung  berfelben  fä^ig  feijn  unb,  weil  roorte  ni(^t  bie  ©anje  ibee 
auSbrüfen  fönen,  beQ  (ämpfinbungen  fte'^en  bleiben. 

2Belc^er  unterfd^ieb,  menn  bie  6ittlid^feit  auf  ©mpfinbungen  unb 
20  nic^t  auf  aSegriffe  gebracht  mirb ! 


786.    n—a.  M324'. 

9Setteifer,  meffen  fprac^e  bereinft  eine  tobte,  gelel)rte  (?  unb  an= 
gemeine)  Sprache  ttjerben  foU.  ift  bie  3fiegel,  feine  (Sprad^e  ie^t  ju  üer= 


16  E:  Sbee  ||  IS— 19  brüfen.»  benfen.*  ||  Über  loenn  bie,  unter  a\\%  steht 

25    beziehungslos  der  ij-Zusntz  "^hiZ, 


B44  .^eflejionen  3111:  3lutl)ropologie. 

bcffern.  ?5rei)l)eit,  tüörter  §u  machen  o^ne  surat!)jie^ung  be§  ^sublicuni, 
bringt  eine  Ucen^  ^erüor.  3)ie  9iad)folge  biefer  Ucen^  i[t  ^Semilberung 
ol^ne  9legeU 


787.   n-a.  M324'. 

2Benn  ber  gute  ©efc^maf  aut()ört,  fo  (}oren  ouc^  bie  probucten  beg    5 
©etfteö  auf,  toeil  ber  ©efc^maf  ben  SSerftanb  mit  ber  ftnnlid^feit  in  gute 
Harmonie  bringt  unb  bie  rou^e  23earbeitung  beffelben  aufmuntert  unb 
belebt,  inbem  er  eine  beliebte  Slntüenbung  baüon  an  bie  ^anb  giebt. 


788,   n—ü.  M324'. 

ÜJJan  nennt  ben  Überfd^lag  im  ©an^en  burd)  gefunben  ä^er[tanb  auc^  10 
mol^l  ©m^jfinbung ;  aber  fie  ift  immer  unguoerlalig. 


5  probucten?  probucte?  ||  8  inbem  fie  eine 

Zu  Nr.  789  vgl.  Nr.  1370—2,  sowie  das  Aiit/irup.-Heß  der  Berliner  Kfjl.  Bilil. 
Ms.  germ.  Quart.  400  S.  607 — 13:  „Alle  orientalische  Völcker  sind  der  Beurtheilung 
nach  Begriffen  gäntzlich  unfähig.  Es  ist  ein  grosser  Unterschied  die  Sache  nach 
Gestalt,  Erscheinimg  und  Anschauung  U7id  nach  Begriffen  zu  beurtheilen.  Alle 
orientalischen  Völcker  sind  nicht  im  Stande  eine  einzige  Eigenschaft  der  Moral  oder 
des  Rechts  durch  Begriffe  aus  einander  zu  setzen,  sondern  alle  ihre  Sitten  beruhen 
auf  Erscheinung  ....  Wer  sich  nur  nach  Gestalt  und  Anschauung  vorzustellen  etwas 
vermögend  ist,  der  ist  dessen  gäntzlich  unfähig  was  einen  Begrif  erfordert,  daher  sie 
weder  einer  Philosophie  noch  Mathematic  fähig  sind,  noch  durch  Begriffe  etwas  ein- 
sehen können.  .  .  .  Da  sie  keines  Begriffes  fähig  sind,  so  könneri  sie  auch  nicht  der 
wahren  Ehre  fähig  seyn,  von  der  wissen  sie  auch  gar  nichts  denn  es  ist  was  anderes 
Ehrliehe  und  Ehrbegierde  zu  haben,  als  mit  dem  Hochmuth  zu  prangen  .  ...  In  ihren 
Büchern  sind  sie  keines  Begrifs  der  Gottheit  fähig,  in  ihren  Schriften  ist  laufer 
Blumenwerck,  ihr  Stiel  ist  weitläuftig,  bilderreich  und  blumenvoll.  Daher  müssen  vir 
gar  nicht  den  Eurojjäischen  Stiel  durch  das  Bilderreiche,  welches  einige  thun  wollen, 
zu  verbessern  suchen,  in  dem  sie  ihn  als  denn  corrumpiren,  und  die  wahren  Erkenntnisse 
durch  Begriffe,  welche[s]  das  vorzügliche  der  Europäer  ist  ausrotten,  und  Bilder  an 
die  Stelle  bringen.  Zwar  werden  die  Begriffe  vollkommener,  wenn  sie  anschauend 
gemacht  werden,  aOer  nicht,  wenn  Bilder  an  ihre  Stelle  kommen.  Die  grichische 
Nation  ist  die  erste  in  der  gantzen  Welt,  welche  die  Talente  des  Verstandes  ausgebildet. 
und    die    Erkenntnisse    durch    Begriffe    entwickelt    hat.      Alle    Mathematic    mit    der 


9Jr.  786-789  (33anb  XV).  345 

789.    n—a.  M324'.  EI 679. 

2BDlte®ott,tt)ir  adren  mit  ortentalifd^erSBei^^citoerfcIjont geblieben; 
man  fan  ni(i)t§  barauS  lernen,  unb  bie  SBelt  l^at  niemals  öon  i^nen  al§ 
eine  2lrt  mec^anifd^er  Äun[t,  a[tronomie,  ^Q^Xzn  etc.  gelernt.  SBenn  mir 
fc^on  occibentale  SSilbung  burd^  bie  ®riect)en  l^atten,  fo  fonnten  mir  in  bie 
orientalifd^e  Schriften  3Ser[tanb  hinein  benfen,  niemals  aber  l^aben  fie 
burd^  ftd^  felbft  ben  ^^erftanb  au[geflart.  (5§  mar  jmar  einmal  ein  2Bei|er, 
meld^er  ftd^  gan^  Don  feiner  9Ration  unterfd)ieb  unb  ©efunbe  practifc^e 
religion  leierte,  bie  er  feinen  ßeitläuften  ©emöfe  in  \ia§>  Äleib  ber  S3ilber, 
ber  alten  ©agen  [unb]  einreiben  mufte;  aber  feine  ßetjren  gerietl^en  balb 
in  ^anbe,  meld)e  ben  ®an^en  orientalifd^en  Äram  briiber  oerbreiteten  unb 
mieberum  aUer  SSernunft  ein  .^inbernis  in  ben  2Beg  legten. 


Demonstration   liabeit    wir    ron    den    Gric/ien,   Jahero   Hi/pucratea  und  Euclides  Muster 
lileiOen,  so  unnachahmlich  sind.    So  übertreffen  sie  auch  in  den  IVercken  des  Geschmacks 

15  alle  Volcker,  sie  sind  in  der  Philosophie^  Redekunst,  Mahlerey,  Bildhauerkunst  etc. 
Muster,  von  denen  wir  nicht  allein  Schüler  sondern  auch  ewige  Nachahmer  bleiben 
werden,  so  dass  wir  auch  niemals  was  besseres  werden  machen  können.  Hier  ist  das 
asiatische  Talent  der  Anschauung  mit  dem  Europäischen  Talent  der  Begriffe  in  mittel- 
mässiger    Proportion    i^ereinbahret.       Die    Nordischen    Völcker    Europens    haben    ein 

2o  grösseres  Talent  der  Begriffe,  aber  ein  schioaches  Talent  der  sinnlichen  Anschauung. '■'• 
Vgl.  ferner  Starkes  „Menschenkunde''''  S.  152:  „In  Teutschland  ist  man  einmal  auf 
den  Ein/all  gekommen,  die  orientalische  Beredsamkeit  in  Gang  zu  bringen;  aber  wir 
können  dem  Himmel  danken,  dass  ivir  sie  los  sind;  denn  die  morgenländischen  Völker 
hatten   immer   einen  Bombast  von  Ideen,    die   über  die   Grenzen  des  Verstandes  hinaus 

25  gingen.  Wir  Europäer  sind  zu  einer  Art  von  Reinigkeit  im  Denken  gewöhnt;  daif 
zu  sehr  Ausgeschmückte  und  Au/geputzte  ist  dem  Character  au/geklärter  europäischer 
Völker  nicht  angemessen,  und  die  ganze  Manier  der  abendländischen  Völker  ist  von 
der  Art,  dass  sie  mehr  für  den  Verstand,  als  für  die  Sinnlichkeit  haben  wollen.  Die 
Sinnlichkeit  muss  nur  in  dem  Grade  herrschen,  um  den  Begriffen  des  Verstandes  Leben 

3(1    :u  geben,  aber  nicht,  um  den  Verstand  zu  verdunkeln,  und  ihn  von  seinem  Gegenstande 

abzuführen.'-'-    Es  ist  kein  Zweifel,  dass  mit  „einige'-'-  (34427)  und  „man"  (34521)  vor  allem 

Hamann  und  Herder  gemeint  sind.     In  Rß.  789  denkt  Kant  vielleicht  vorzugsweise  an 

Herders  „Älteste  Urkunde  des  Menschengeschlechts'-^  vgl.  X  146 ff.  und  oben  SSTsif. 

3  il^nen  (sc.  den  Orientalen)*  i!^m?   E:  \\)X,   unynöglich.  \\  4.  E:  einer,   unwahr- 

35  scheinlich.  \\  mecf)antf(^er?  mecf)anifd^c??  ||  10  alten  nicht  ganz  sicher;  E:  oUgemetnen, 

unmöglich.  \\  Das    durchstrichne  Sigel  für   unb    hat  E.    als   gültiges  Sigel  für  U.  f.  tt). 
gelesen.  \\  12   E:  nJtebct 


346  9ieflejionen  jur  2tnt{)ropoIogie. 

790.    n—o'?cp'f?  AI  325',  E II 255. 

SSafebott)  aiU  bie  gute  2Berfe  erftlid)  in  ber  (Seele  grönben,  bn^er 
fon  er  aud)  nid)t  ®ute  SBerfe  ju  feiner  Unterftü^ung  erwarten.  (5r  ^at 
ßnt!^uftaäm  oorä  ®ute,  weil  e§  tn§  aflgemeine  get)t.  granc!  mar  ein 
@(!^U)drmer.  5 


791.    n—o^f  rp^f?  M325\ 

5!Kit  ben  genieß  i[t  öiel25lenbli)erf,üornemli(!^  benen  ber6mp[inbung. 
Slflgcmeine  Äopfe  lüerben  in  aflen  [tüfen,  aber  nur  nidjt  im  aggregat 
übertroffen.  3)er  ^opf  ber  aügemeinfieit,  nemlid^  ber  auf  ben  SBertt)  im 
ganzen  ®el)t,  grünbet  fic|  auf  c^aracter.  Slltgemeine  ^opfe  finb  me^ren= 
teils  n)inbma(^er. 


1  Es  ist  )ii<"i<jlich,  fidss  Kant  iV/'.  7ffO  im  Hinhlick  auf  die  Schwierigkeiten 
niederschrieb,  iii  die  das  iJessauische  Philanthmpin  bald  nach  seiner  Gründunff  durch 
S3cifeb0lt)  (1774)  gerieth.  Speciell  der  Brief  A.  Rodes  an  Kant  vom  7.  Juli  1776 
tmnte  die  Veranlassung  gegeben  haben.  Es  heisst  dort:  „Basedou-  schreit  mehr  als 
jemals  über  die  Trägheit  der  Menschen  zu  guten  Wercken;  und  eifert  aus  allen  Kräften 
u'ieder  die  Lehre:  dass  man  ohne  gute  IVercke,  allein  durch  eine  gute  Portion  Glauben, 
geradesweges  im  Himmel  eingehen  könne.  Wohl  dem  ersten  Lehrer  dieses  Satzes,  dass 
er  nicht  mehr  ist!  Bas.  .  würde  grausam  mit  ihm  umgehen;  ihm  gibt  Er  das  Unglück 
des  ganzen  menschlichen  Geschlechts  schuld''''  (X  182).  An  „unerfreuliche  Erfahrungen 
Kants  beim  Werben  um  Pränumeranten  für  die  Schriften  des  Philanthrop ins^^  (E  II 
S.  78)  dürfte  weniger  zu  denken  sein.  Die  Erfolge  der  Wirksamkeit,  die  Kant  direct 
oder  indirect  für  das  Philanthropin  entfaltete,  waren  doch  zu  gross,  als  dass  er  auf 
Grund  ihrer  das  pessimistische  Urtheil  in  Rfl.  71)0  hätte  fällen  können  (vgl.  X  178—181, 
183,  187—189,  193,  199—200).  Sehr  wohl  möglich  ist  dagegen,  dass  Rfl.  700  noch 
vor  Gründung  des  Philanthropins  geschrieben  wurde  und  nur  gewissen  skeptischen  Be- 
denken Ausdruck  geben  sollte,  die  Kant  damals  etwa  mit  Bezug  auf  das  Gelingen  der 
Hitsedow'' sehen  Pläne  hegte.  Da  die  Schrift  ausserdem  grosse  Ähnlichkeit  mit  der  aus 
n  zeigt,  lasse  ich  die  zu  oberst  auf  der  Seite  auf  einander  folgenden  Nrn.  790  und 
791  hier  abdrucken.  \\  4  eä?  er??  ||  inä?  Um§?  unÖ?  II  Gemeint  ist  natürlich  Sebastian 
Franck  oder  Frank  (1499—1542). 

8  aggregat?  ||  11  Atf  Nr.  791  folgt  im  Als.  Nr.  901. 


dlx.  790— 7'J5  (üSanb  XV).  347 

;^g2.    o'-'—rffvOnn  AJ  290'. 

@ine  ©efc^iflici^feit,  bie  unter  3ftegeln  tan  gebrad)t  rocrben,  entmeber 
um  fie  ^\x  lehren  ober  gu  beurt^eilen,  Reifet  ^un[t:  fene  [beg  gicifeeä] 
(^biSdpUn),  ber  ?Rac^a^mung ;  biefe  be§  ®enie  (^ßriticf).  (äine@rfentnt^, 
bie  unter  Ü^etjeln  fan  gebrac!)t  werben,  ift  roifjenfd^aft:  entroeber  bi^ciplin 
ober  boctrin.  2)ie  biöcipUu  ift  me^r  bie  33tlbung  beö  ^op[§  alä  eine  SSe* 
le^rung  beflen,  wa^  man  ni(i)t  weife. 


6g  ^aben  fc^riften,  (Somoebien,  3)iu[if,  gefeUfd^att  auffcr  bem  tt3o]^l= 
lu  ge^aUenben  nod^  etwaä  ^elebenbe»  an  jtc^,  |o  wie  gei[treid)e  ©etrdnfe. 


794.    Q^-^vfn"?  M290'.  E 1 240. 

Si^enn  man  bebeuft,  bafe  bie  Unroiffen^eit  mit  einigem  2lu§gug  ber 
Äunft  unb  2Bi[jenfcl^nft  au^gertd)tet  in  ber  ^erjot)n  ber  regenten  bie 
2Bi[fenjc^aft  regirt  unb,  fo  mie  bie  jal)me Siliere,  bie  ©elel^rte  öeroielf altigt 
ober  unterbrüft:  fo  muß  man  ge[tet)en,  ta^  bie  SiBiffenfc^aften  unter  bie 
SBerfäeuge  ber  ©efunben  3Sernun[t  gehören.  23ieUetd)t  aber  ift  bie  SBiffen» 
f(^aft  ein  probuct  t»or  ftc^  felbft,  wa§>  feine  SBurjel  im  luj:uä  f(^lägt. 


'i'g,^,    ^3_^,f  ^^fj  M:m'.  Ell 42. 

2Ba§  mieber  bie  ©efii^l  unb  affectoolle  @c^reibart  am  meiften  bient, 

•M  ift:  \ioS^  biefenige,  meld)e  barin  am  meiften  fd^immern,  am  leerften  (x\\ 

®efiif)l  unb  affect  fetjn,  fo  wie  acteurs,  bie  gut  tragifc^e  rollen  Spielen. 

2)ie  ent^uftaftifc^e  autoren  S"^^^  oft  ^ie  leicl^tftnmgften,  bie  ©raufe  2)i(!^ter 


2  ®efd)id)ntd^!ett  1|  3    DieWorte  bcä  i^Ietfeeä,  über  denen  biäclpltU  sieht,  sine 
fiel/eicht  nicht  durch-,  .londeni  mir  unterstrichen. 

13  ausgerichtet?  auägetüftet  (so  E.)ff?  \\  Id  gehöre 


348  SReflejionen  jur  2lntf)rovoIügte. 

bie  an  ftd^  lu[iig[ten  unb  ioung  ober  ridiarbfon  fieute  üon  nid)t  bem  befteu 
(S^orafter.  2)a§  sentiment  ift  befd)eiben  unb  refpeftirt  bie  3fiegel  unb 
SSe^utfamfeit,  fdjeuet  fi(^  cor  ba§  äufeerfte  unb  i[t  ftttfam.  (g§  ift  mit  ben 
affect  Semegungen  mie  mit  ben  inbianern,  bie  fti)  burd^!neten  laffen  unb 
alsbenn  eine  angenel^me  aj?attigfeit  fiit)le,n. 


796.    Q'—vf(7ifJ  M303'   E 1 375. 

OKan  bebient  fic^  be§  2lu§bruf§:  @s  fomt  barauf  an,  mie  man  ftd) 
nimmt.  3)ieje§  bebeutet:  meld)e  ^erfo^n  man  fpielt,  unb  mie  man  miU 
ber  perfol^n  [nad)]  unb  bem  ®emüt^g§u[tanbe  na(!^  geurffieilt  fei)n.  3)a^ 
man  nic^t  öer^agt,  m(f)t  flein  ober  friec^enb,  ober  ni(^t  aufgebrad^t,  nic^t 
eigenliebig  in  bie  Slugen  falle,  ©ag  Urttieil  über  ben  3u[tanb,  barin  bie 
^erfo'^n  i[t,  bie  mit  un§  gu  tl^un  ^^at,  beftimmt  fel)r  unfer  Urt^eil.  Sid) 
net)mcn  bejie^t  ftc^  auf  bie  ÜJfanier,  einen  anberen  ju  lenfen  unb  über  il)n 
Überma(!^t  ju  l^aben. 


797.   Q3—v9  7in  M310'.  E 1 370. 

Sine,  aud^  jogar  ibeale,  ^Reigungen  fd^einen  auf  bie  größere  ^Belebung 
beö  Körpers  auszulaufen.  5)al}er  ba§  Spiel,  um  ben  affeft  gu  beüjegen. 
£)er  bisput  in  ©efeUjc^aften,  um  burd^  red^t^abereQ  fid^  23emegung  ju 
mad^en.  2)ie  9ieigung  jum  ßuftigen  unb  gadl)enben  in  ©efeüfc^aft,  bie 
Segterbe  jelbft  gu  reben.  2llle§  ift  auf§  2So^lbefinben  abgezielt,  bal^er 
aüä)  bie  2Kal)läeiten  barnad^  beffer  befommen. 


1  Edic.  Young^  vor  allem  bekannt  durch  sein  Werk:  Complaint  or  Night  T/i(»/g/itf< 
un  Life,  Death  and  Immortality^  lebte  von  IHR'i — 1765^  Sam.  Rk/tardson,  der  Ver- 
fasser von  Pamela,  Clarissa  und  Grandisoii,  von  16H9—il7Ul.  Vgl.  Starkes  „Menschen- 
kunde'-'-  S.  305 :  „Ak  Young  seine  Nachtgedanken  schrieb,  ivar  er  so  icenig  traurig, 
dass  er  vielmehr  in  den  herrlichsten  Freuden  lebte,  und  frölichen  Gemi'tths  war;  da 
konnte  er  am  besten  klagen,  wenn  er  die  Schwernuith  selbst  au/suchen  nnissfe,  und  sie 
so  bei  Andern   besser  hervorbringen''''.  \\  2   E.  setzt  ein  Komma  nach  JReget,   uiclit  vor 

f(i^euct.  II  3  ben?  bem?  ||  4  Sercegungen??  Seroegung?  SSewegen??  ||  5  Zu-ischeu 
Rfl.  795   und  Rfl.  70G  steht  im  Ms.   Rß.  GJ6. 


dh.  795—801  (SBanb  XV).  349 

798.    Q'f  G^?  (p^?  n?f  M 310'    E 1 438. 

.^od)müt^ige,  (Sigenliebige  unb  eben  barum  Derftellte  2eute  werfen 
®ern  mit  (Stttenfprü(^en  unb  langweiligen  ?Woralif^en  ®emeinörtern 
um  fid).  2)ie§  i[t  ein  {teuerer  SSemei»  einer  5Reigung,  i"iber  alles  jtc^  ein 
critifd)e§  unb  ri(^tenbe§  2ln[el)en  ju  geben,  obgleich  ta^  ^erj  felbft 
fc^led^t  i[i 


799.    Q'fa'f  q>'?  nf?  M310'. 

25on  ben  iKuftonen  ober  bem  üerleitenben  ©d^ein  in  fd^etnbarer 

®rünbli(i^!eit  be§  @prect)en§  mit  einem  ;^uüerftcl^tlid)en  S^on,  abgemeffener 

10  ßinf^eilung  unb  einem  ®emid)te,  melc^e§  man  auf  feine  Sorte  legt.  SSon 

berienigen  au§  einer  antique  fcl)einenben  2J?anier.  ("  3Jiittelma^ige  Äöpfe 

bringen  e§  in  ®efd)aften  am  l)ö(f)ften.) 


800.    Q^f  a^f  cp^f  nf?  M3W'. 

SSon  ber  Ufurpation  eines  JRec^tS  in  ber  ©efeÜfd^aft  unb  öon  bem 
15  auf  ta^  9ia(^geben  anberer  ©egrünbeten  angemaßten  ^orjuge. 


801.   Q^f  a^f  (p^fTtf?  M310'. 

es  ift  umfonft,  fein  ®emüt^  in  beftänbiger  Üiul^e  eil^altcu  ^u  ruoUeu. 
®§  toiU  bewegt  feijn ;  ba^er  fud)t  man  ftd^  ©egenftdnbe,  bie  ba§  ©emüt^ 
bewegen  fönen.  Seibenfc^aften.  (Spiel.  3)ie  Slbftd^t  ift  gwar  auf  33e= 
20  friebigung  gerid)tet,  eine  geheime  Sriebfeber  aber  auf  Unterhaltung  unfrer 
5Ratur,  b.  i.  ^Bewegung.  2)a§  ^armonifc^e  ©piel  ber  SSorftellungen  Dor 
ein  ®emüt^  in  3flul)e  ift  bie  6cl^5n^eit  (bie  an  fic^  felbft  öergnugenbe 
SSorftellung,  Slnfd^auung  ober  ©rfc^einung). 

3  E:  ©cmeiniDürtern 
25  22  ein?  einem?? 


350  Slefleflonett  äur  Slnttiropülogie. 

eg  finb  jrtjet)  Slbftditen  in  ber  ©efeüfc^aft.  1.  3)ie  Unter^altunß  üor 
langer  2Beile.  2.  ®ie  2luf munterung.  2)ie  erfte:  ©piel,  bie  jmeijte:  lafel. 


50^.    Q^f  a^f  cp^f  uff  M3ir.  EI70ö. 

ü)?an  fan  beniÄörper  in  oielen fällen  nurburd)§®emütpei)fomnien. 
2)ie  rechte  qoeUen  ber  Belebung,  meiere  auf  bal  Dkroenfi^ftem  dürfen  unb 
oermittelft  beffelben  auf  ba§  @i)[tem  bergafern,fommen  au§  bem®emüt^; 
bal^er  ©efeUfd^aft,  Spiel  unb  Unterl^alt  ber  (Sinne  fraftige  biaetetifd)e 
3J?ittel  ftnb.  2ine  biefe  Sriebtebern  mirfen  nur  in  33ejiet)ung  auf  bie 
©eleÜjd^aft,  bal)er  biefe  befonberS  belebt  Reifet.  (@§  giebt  mect)anifc^e- 
c^i)mifcl^e  unb  animirenbe  (pft)cl)ologifcI)e)  beroegenbe  Gräfte  be§  ^orper^o.) 


803.    Q—vfnf?  M3i2'. 

£)ie  9latur  giebt  un^  33eQfpiele  be§  ®efd)niaf§,  nid^t  ber  ^lai)-- 
al^mung  (*  2Kufter.  Sie  ift  bie  S(!^ule  ber  cultur),  fonbern  ber  cultur. 
2)0(j^  tonnen  wir  üermittelft  \)i§>  ©efd^mafä  bie  Sc^onl)eiten  berfelben  n3ar= 
nehmen.  2)er  ©efc^mof  Wirb  [burd)]  in  ber  ©efeüfc^aft  erzeugt  burc^  \i(x^ 
3Serl)altniä  ber  gefeUigen  Slnfc^auung.  2)ie  ?iatur  geigt  felbft  einen  Su;l-uI. 
2)a§  SSergnügenbe  ber  {^  blofeen)  2lnf(^auung,  in  fofern  e§  mitt^eilenb  ift, 
ift  ba§  Schöne,  [©o  rooW  2)ag  fpiel  ber  ©eftalten  fo  »ol^l  al§  ber  @m= 
pfinbungen. 


804,   Q—v?nf?  M320'.  20 

Sßarum  bringt  ein  ßieb(f)en,  ein  f(i^er^^after  Einfall  ober  ^iftörd^en 
anfänglich  8lnnel)mli(^feit?  nac^^er  äie^t  eä  immer  »eniger  mit  ftd^,  ju» 


1—2   Diese   Zeilen   zeigen   flüchtigere   Schrift  und  andere   (schcärzere)    Tinte, 
als  der  vorhergehende  Absatz,  sind  aber  durch  keinen  Strich  vuii  ihm  getrennt. 
8  Sriefebern  ||  10  psychol: 

13  s-Zusutz:   70er  Jahre.  11  15  ber  aus  bie 


mt.  801—801^  (93anb  XV). 


351 


le^t  Bringt  e§  ben  SBieberroinen  biö  3um  (5fel  l^eroor,  ber  unerträglid^  i[t 
@in  geiftUc^  Sieb  löirb  man  nic^t  fo  balb  überbrüjftg» 


805.    g\  LBl  KIO.  S.  II: 

2)ict)ten  übertjaupt  i[t  ba§>  SSermögen  ber  ßinbilbung^froft,  c§  fe^ 
5  gu  2)ien[ten  ber  S5ernunft  ober  ber  ^Heigung.  f(!^opferijcl^  machen. 

fünfte,  (» ©ebanfen)  ba§,  maS  (^  burc^  S^erftanb)  g  ebid^tet  toirb, 

in  ber  2lnfd)Quung  öorgufteUen,  jtnb  3J?Ql^lereQ  (^  Spiele)  (^  ©arten)  unb 

23ilbt)auerfunft,  —  £)a§,  roaS  ber  ©mpfinbung  §u  ^^olge  bem  blofeen  ®e= 

fid)t  unb  ®epr  gebid^tet  wirb,  ftnb  5J?uftf  (^  ®e|ang)  unb  S^anj.  SSirtuofe 

10  unö  (Somponift*  ^Jcuerwert 


806.    a'f  v^-^f 

y^-^f  (q^?)  (ip^fj  ip^ff 

L  BL  Ha  4L 

S.I: 

etn3a§  gefällt: 

3n  ber  ©mpfinbung  - 

8lnfd)auung  — 

33egrif[e 

33ergniigt  — 

gefäat  - 

tt)trb  gebilligt 

aSeltjagt,  rei^t,  rü^rt  - 

-    £eici)tigfeit,  SSejd^af^ 
fenl^eit,  ®röfee  — 

mittelbar,  unmittelbar 

®e[ü^l 

©efd^ntacf 

SSer[tanb 

2)a§  Slngene^me 

Schöne,  erhabene 
eble 

©Ute 

5  n  in  frf)opferifc^  nicht  sicher  ||  ntod^en?  nehmen?  no'^m?     Ich  fasse  die 

Worte   f(^üpferif(i)   malten   als   nähere  Erklärung   zu    2)ici^ten   auf.   —  Ist   etwa  vor 

machen    ein   jU   versehentlich   ausgefallen'?     Dann   müsste  natürlich  nach  SReiQUng  ein 

Komma   gesetzt  werden.  ||  9 — 10  Unter  W{\x\\l   Utlb  Soilj   stehn   die  Worte   SBtrtuofe 

^5   unb  ßompontft,  darunter  wieder  fjeuertoerf. 

Zu  Nr.  806:  Vgl.  auch  im  dritten  Theil  dieses  Bandes,  unter  den  Colleg- 
(^ntwürfen  Kants  aus  den  70er  Jahren,  die  L  Bl.  Ha  43  und  46,  die  gleichfalls 
ästhetischen  Inhalts  sind.  —  Der  ttrsprüng liehe  Text  von  S.  I  des  L  Bl.  Ha  41  ver- 
läuft in  drei,  der  von  S.  II  in  zwei  Spalten  von  oben  nach  unten.  Diese  Eintheüung 
JO  ist  im  Druck  nur  für  die  ersten  sieben  Ms.-Reihen  (Z.  13 — 20)  beibehalten.  Die  s-Zusätze 
stehn  über  und  unter  dem  ursprünglichen  Text,  zwischen  seinen  Zeilen,  sowie  auch 
quer  zwischen  und  neben  den  Spalten.  Sie  stammen  grösstentheils  aus  v — Xi  eventuell  xp, 
einige,  bei  denen  es  in  den  Anmerkungen  ausdrücklich  gesagt  ist,  aus  fp^ — ^^  oder  w. 

19  Der  Rest  der  3.  Columne  enthält  den  g-Zusatz  in  353i5—23. 


352  Sieflertoncn  aur  Slnt^ropologie. 

/   birect  —  inbirect  \  ©d^ön^eit  gebaut  unmittelbar. 

\@inne — einbilbung  j  3[t  nic^t  nü^lict)feit. 

©enufe  —  33eft^  mit  SSor'^erje^en     2Btrb  nic^t   m<i\   bem  33er= 

gnügen  geurtl)eilt. 
®efc^macf    unterfc^eibet    fid) 
SSor  einen  «Sinn    oor  ba^  gan^e  ®e[ü^l        üom  @efüt)U 

feines  3w[tanbe§.     SSiel  appetit:  wenig  ©ejdjmaf. 
@ef(^maf  gef)ört  nici^t  unter 
Sinne  (^  fonbern  Urt^eilS» 
!ratt). 
2Ba§  nad^  ©efc^maf  fe^n  foÜ,  mufe  allgemein  gefallen. 
55em  feine  2;afel  f eiber  gut  [gefäut]  fc^meft:  appetit. 
2)em  eä  an  ber  3:afel  anberer  gut  fd)me!t:  ©efc^ma!. 
Sllfo  bie  Slttgemeingültigfeit  be§  2Bol)lgefallenö. 
2)er  ©efc^maf  ift  gefeüfdiaftlid). 
UngefeUige  l^aben  feinen  ©efdjmaf,  aber  nid^t  umgefe'^rt. 
[®cr  ©efd^mof  ift  ber  Sflegeln  fä^^lg,  aber  nid)t  a  priori  in  abstracto.] 
2)aö  Urtfieil  be§  ©efdtimafä  l)at  nic^t  blo§  ^riüatgültigfeit. 
@§  ift  nid^t  eine  milltü^rUc^e  conüention. 
5)er  @efd)ma!  grünbet  ftc^  aber  auf  fubiedioe  ®efe|e. 
2BaS  allgemein  gefällt  nad^  fubiectioen  ©efe^en. 
©ubiectioe  ©efe^e,  nad^  benen  etü)a§  gefällt  in  ber  ©mpfinbung  ober 
Slnfd^auung  ober  SSegriffe.    2)aüon  fönnen  bie  erfte  nid^t  not^menbig 
allgemein  fe^n,  alfo  grünben  fte  ftd)  auf  @rfal)rung.   aber  bie  anberen 
ftnb  ßrfentniffe.  2Ba§  alfo  bie  finnlid[)e  SSorfteÜung  ober  bie  ^anblungen 
be0  3Serftanbe§  in  bem  fubiect  beforbert,  ift  bem  ®efcl)maf  gemafe. 

2)en  SRei^  mit  ber  ©d^ön^eit  öermengen  geigt  wenig  ©efd^maf.  [®o^ 
ibeoUf(^e  ©efül^t  geprt  3um  ©rl^abenen.] 

3)ie  SwQ^*^^  ^^^  öiel  ®efüt)l,  menig  ©efd^maf. 


d  SSorl^erfef) :  ||  6  Dom?  ÖOn?  \\  11  Es  ist  weiterhin  typographisch  nicht  mehr  gut  30 
möglich^  die  beiden  Columnen  neben  einander  abzudrucken.  Auch  hören  jetzt  die  un- 
mittelbaren Beziehungen  zwischen  den  auf  gleicher  Höhe  stehenden  Zeilen  auf.  Ich 
beginne  mit  der  mittleren  Columne.  \\  13  Statt  ber  Jafel  im  Ms.  zivei,  statt  gut 
fci)meTt  im  Ms.  ein  wagerechter  Strich.  ||  anberer?  anbcrit?  ||  17  fäl)ig  ((tm  Ende 
einer  Zeile)  versehentlich  nicht  durchstrichen.  \\  23  2lnfd)aimng??  Stnfdjauiingen?'  1|  3ö 
27  Hier  beginnt  die  linke  Spalte;  Z.  27  steht  also  im  Ms.  unter  Z.  7  (linke  Hälfte). 


(5flr.  806  aSnnb  XV).  353 

2)ie  (Sngldnber  me^r  &t\\\l}\  a\§>  ©efc^ma!. 
3)iit  ber  @c^ön{)eit  mufe  ein  3arte§,  nic^t  grobeS  ®e[üt)l  öerbunbeu 
werben. 

Ömpfinbungen  bejie^en  jtc^  a\i\  (Sinbrüfe, 
5  ©efu^le  auf  Stntriebe, 

Sene  in  2lnfel^ung  ber  SßorfteUungen, 
2)ieje  in  Slnfe^ung  ber  SSegierben. 
3ene  ^ur  Unterfc^eibung  nnb  SSarne^mung, 
5)iefe  pm  ^anbeln» 
10  3n  Slnfe^ung  be§  Unangenel^men  ift  notI)ig:  (Smpfinbfamfeit  jum 

Unterjc^eiben  (aUen[aI§,  um  etiüa§  onberen  gu  erjpa^ren),  aber  wenig 
®etüf)l,  um  menig  baburd^  getrieben  §u  werben. 

2)er  5Rorali|(I)e  @inn  jur  Unterfc^eibung;  ba§  moraIi[(J^e  ©efü^l 

gum  eintriebe.* 

15  *(»  [®a]  3Jian  »erlangt,  ba§  (äinbrüfe  nid^t  3:riebfebern  fe^n  foKcn, 

weil  man  tn2lnfet)ung  berjelben  leibenb  i[t.  [Salier]  2)agegen  ©injtd^ten 

SSemegungSgrünbe  enthalten  foUen,  ober  be^m  sens  commun  moralif(!^e 

SSegriffe  joUen  mit  ©efü^l  nerbunben  fei^n,  weil  man  bie  (Sinnlic^feit 

^ier  felbft  burd)  ben  SSerftanb  antreibt*    SBenn  bie  «Sinnlic^feit  biefe 

20      ßmpjenglic^feit  nid^t  l^at,  f o  ift  ber  OJJenfd^  ol^ne  moralifd^  ©efü^l.  ©in 

moralifc^er  @inn  i[t  ein  wieberjprud);  moralijd^  ©efü^l  aber  befte'^t 

nic^t  in  ber  Unterjct)eibung§fraft,  foubern  ber  jinnlid^en  23egef)rung§' 

fraft,  bie  folc^er  mobification  fe^ig  ift.) 

S.  II: 
25  2Ba^3  gefdöt  nad^  ©efü^l  (©mpfinbung),  gefält  barum  nic^t  anbern ; 

aber  was  in  ber  Slnjd^auung:  Don  bem  Wirb  Sßerlangt,  \iQ.^  eö  anbern 
gefaUe. 

Dk^en  be§  @efd)maf§:  nerfeinert  ben  5J?enf(^en,  um  \)0i^  Urt^eil  ber 
ftnnUd)feit  tt)eilne^menb  ^u  mad)en.    Slffeden  unb  3Rüt)rungen  ftnb  ni(t)t 


1  engl:  II  5  ®efü!)I  ||  13  Ursprünglich:  motali\ä)  ©cffil^l  II  14-15  antriebe 
hi/det  den  Schluss  einer  Zeile.  Am  Anfang  der  nächsten  steht  unter  fc^cibuitg  (Z.  IS) 
ein  Verweisungszeichen,  dem  ein  zweites  unter  ©Ute  in  der  dritten  Columne  (351i9) 
vor  [2)a]  3Han  »erlangt  entspricht.  \\  17  folten?  foU  (aus  foüenj?  ||  19  SBenn  in 

ein   anderes   Wort  (^h^)    hineincorrigirt.  \\  23    folc^er  mobtfication:   sc.    durch    den 

Verstand    bestimmt    zu    u-erden.   \\  fel)tg?    fa^^tg?  ||  25  Ich    beginne    mit    der    zuerst 
geschriebenen  linken  Spalte.  \\  Die  Schlussklammer  fehlt. 

Äanf  g  ®cf)ttften.    -öanbf^riftlic^er  SJac^laß.    IL  2o 


354  SReflejionen  jur  Slntl^ropologtc. 

tl)eilnel^menb.  ^al^er  i[t  ber  ®ef(I)maf  eigentlich  ein  5ßerftanb,  ber  etroa^ 
mit  ber  ftnnlid)teit  bem  SBo^IgefaKen  ober  mißfallen  nac^  oergleic^t. 

/''ef)re,  (^2Kobe,)  eitelfeit.  \ 

\  ^ral^lere^  nnb  ^raci^t.      / 

«Schöne  gegenftdnbe  unb  fd^öne  SBorftellungcn  oon  ©egenftänben  ent» 
roo^nen  Don  bem  bloßen  SSergnügen  be§  ®enuffe§  unb  bem  ©igennu^ 
unb  bringen  ta§  @emüt^  ber  5Roralitaet  naiver,  inbem  t)a^  2Bot)lge[aUen 
au!§  Slnjd^auung  noc^  obiectio  i[t. 

@ie  gewönnen,  bem  3Ser[tanbe  @innlic^feit  ju  geben  unb  il)n  jum 
©efunben  unb  praftif(!^en  ju  mad^en.  3mgleid)eu:  bie  ibee  2lnf(t)auenb 
gu  machen  unb  baburc^  ber  moralitaet  fortjul)el[en,  um  pe  mit  finnUc^em 
2Bol)lgefQllen  ^u  oeretnigen. 

3)a§  aeientlid)  f(i)öne  befte'^t  in  ber  Übereinftimung  ber  finnlid)en 
2lnf(i)aung  mit  ber  tbee  ober  oud^  [ber  2lrt  ber  erfenntniä  fubiec]  beSienigen, 
roa§  fubiectiü  gefällt,  mit  bem  Dbiectioen. 

Summa:  ber  ©efd^maf  befreiet  üon  bloßen  jtnnen  unb  mad^t  bem 
3Ser[tanbe  ©mpfel^lung. 

?ll[o  alleg,  toaS  ha§  Seben  unfrcr  ©rfenntuis  beförbert,  getaut  im 
@ef(t)mQfe.  2)a§  t^ierifc^e  ßeben  burd)  ©mpfinbung.  ai^ü^rungen  unb 
reiben  müfjen  neben  ber  ibee  [oorl)]  be§  guten  getjen,  aber  [ie  nic^t  erfe^en. 

2)er  ©efc^maf  öerftattet  feine  boctrtn,  fonberu  crtticf.  @r[obert 
practifc^en  23er[tanb  unb,  um  il^n  ju  erhalten,  dufter. 

SlQeö,  toaä  unfere  2lnfc^auungen  erleichtert,  moburd^  man  bie  ®egen= 
ftänbe  ben  S^erftanbe^begriffen  auf  leidste  SBeife  nal^e  bringt  ober  bem 
inteOectualen  jtnnlid^feit  gtebt,  ma§  ein  freies  (Spiel  unfren  25ermögen 
giebt:  gefällt  fubiectio.  ^ii  [©^ön^eit  welche]  ©rfc^einung,  fo  fern  jie  mit 
ber  ibee  jufammen  [ttmmt,  mad^t  ba^  mcfentlic^  jdjone.   2)er  Oiei^  rü^rt 

3 — 4  Der  g-Zusatz  uteht  rechts  von  den  Worten  2)ot)er  . . .  mit,  von  der  später 
(jeschriebenen  rechten  Spalte  umrahmt.  Die  Worte  2)at)er  .  .  t»ergletd)t  (im  Ms.  4  Zeilen) 
sind  rechts  und  links  von  einer  Klammer  umschlossen.  ||  6  OOtt  bem?  ÖOH  beu?  || 
13  fubtecttt,  wie  es  scheint,  ans  obiecttO  ||  18 — 20  Diese  Zeilen  scheinen  die  frühesten 
von  der  rechten  Spalte  zu  sein.  Sie  stehn  ziemlich  unten  auf  der  Seite  zwischen 
■155 13  und  355 14.  \\  20  {pOX\)\f  \\  21  Es  folgt  jetzt  der  übrige  ursprüngliche  Text  der 
rechts  stehenden  Spalte  von  oben  nach  unten.  \\  23  Slnfc^auungen ?  2lnfci)auung ?  || 
24  bem?  ben?  \\25  unfren?  unfrer??  i|  26—27  Die  Worte  fubiectio  —  riit)rt 

umschliessen  in  fünf  Zeilen  den  frülu-r  geschriebenen  g-Zusat:  von  Z.  -i — 4. 


5)lr.  SOG  (Sonb  XV).  355 

öon  ber  ©inftimmung  mit  unferen  Seibenfdjaften  [ober]  burd^  ^euigfeit, 
burd^  2lu[jerorbentli(i)eg. 

3!)ie  SSorfteHungen  gefallen,  loenn  gleid^  bie  Sachen  miö|allen.    in 
summa:  ber  ©runb  i[t  bloö  fubiectiü. 

5  empfinbung,  Urt^etl^fraft,  @ei[t  unb  @efd)mQf.    3)ic  Urt^eilSfraft 

ift  entmeber  bie  fmnlic^e  ober  reflectirenbe.  unb  befte^t  barin,  Dorftellungeu 

in  ein  33ilb  ober  in  einen  23egrif  ju  üermanbeln.    2)ie  2lnorbnung  ^at 

eben  bie  SScijiel^ung  auf  ba§  dessein,  ben  Entwurf  ober  ba§>  tt)ema.    2)ie 

5Ru|ic  ift  fo  gu  fagen  eine  fd)öne  ftnnlid^e  @rfenntni§. 

10  2)ie  bilbenbe  Urtl)eilg!raft  get)et  nur  auf  bie  9Jiittel  ber  ßufammcn» 

orbnung  unb  beren  Segünftigung,  ba^er  einl^eit,  ÜKcnnigfaltigfeit,  2lb= 

ftec^ung.    (Sie  gel^t  nid^t  auf  ben  ^Ru^en  ober  t)a§  mittelbar  gefaUcnbe, 

grünblic^e,  bauer^afte  in  ©ebäuben,  bem  2Kenfd)li(l^en  Äorper,  Äleibuug. 

(ä§  mufe  feine  SSemüI^ung  l^erDorleud)ten,  fein  nad)finuen.    @§  wirb 

ir,  baburc^  nur  t)a§^  obied  auf  eine  leidste,  tlare  unb  gefällige  2lrt  gegeben. 

Ziisätze  auf  S.  1: 

C  25aö  Frauenzimmer  brandet  bie  SSüd^er  eben  baju,  mo^u  fic 

eine  U^r  braucht  [nic^t  bamit  fie];  fte  befümmert  fid^  meuig  borum,  ob 

fie  ridi)tig  ge^t  ober  gar  gel)t,  foubern  weil  eä  5Jiobe  ift  eine  ju  tragen 

L'o       unb  ba§  ®e^dufe  [in  gutem]  im  neuen  ®efd)maf  gearbeitet  ift.) 

C  ©inige  autoren  ^aben  i^r  Slnfe^en  ben  2)eutfd)üerberbern  ^\i 
üerbanfen.  ©ie  ©mpfinbungSfprad^e  Derbeft  üiel  ^^el^ler,  benn  fie  über= 
jc^reQt  bie  Urtl)eil§fraft.  3"  ben  ©ebanfen  unb  SSilbern  ift  ber  S3er= 
faffer  SKeifter  oor  ftd)  felbft  unb  l^at  feine  2J?auier;  aber  in  ber  ©|)rad)e 
25  ift  er  $Ricl)tern  unterroorfen.  ©ine  ©pradt)neuigfeit  fan  nur  mit  (S-n* 
miUigen  ber  ^o^en  £)brigfeit,  b.  i.  beö  'ipublifum,  gemad^t  merben.) 

C  2)effen  ^erüorbringung  nac^  einer  9tegel  gelernt  werben  fan, 
ge'^ört  nic^tgum  genie,  e.g.  ^at^ematif;  aüe§  geuie  ge'£)et  auf  finnlid[)e 
Urt^eiläfraft  im  einzelnen,   auf  ba§>  6piel,  nic^t  auf  ha§  ®efc^dft  in 
30       Slufe^ung  be§  obieft§. 

3Ba§  obiectiü  beförbert,  ift  logifd)  gut.) 
(f  Sn  ber  mü[K  Äunft  oline  ®eift.) 

13  bem?    ben?  ||  13 — 14   Aach   Äleibung    ein   Zeichen,    dem   ein   zweites   vor 
(5ö    mufe    entspricht.     Zu-ischen  Z.  13  und  14   stehn   die  früher  geschriebenen  Zeilen 
35  :i:jiis--jo.  II  20  in  gutem?  im  guten?  ||  21  ben?  bem?  ||  ®eutfd)t)erberbern ?  ®ent?cf)= 
uerberben?  ||  24  Dor?  üou???  ||  2,"»-  26  öinraiUigen?  ©inttiilligung?? 


356  Steflejtonen  jur  3lntl)ropologie. 

(«  2)a§  genie  fann  rot)  feijn.  2)q§  abjc^leifen  befjclben  nimmt  il^m 
etwas  üom  3nt)alt.) 

(«  (g§  ift  jmar  in  QÜer  ü)?ittt)eilung  be§  Slngene^men  etwas 
gejeÜigeS,  aber  man  e!t)rt  jtd^  entroeber  baburd^  bloS  felb[t  ober  ift 
gefd)meibig,  um  anbere  ju  (5t)ren  unb  jtd)  oor  iebermann  p  bequemen.) 
(«  6in  burd^triebener  ©d^alf.) 

(*  $DaS  fc^nafifc^e  ge'^ört  §um  Saunigten.  2)aS  fpaSl^afte.  2)iefe§ 
mit  bem  fd)ein  ber  @rn[tt)attigfeit  ift  burc^trieben.) 

(*'  2)er  ©ejc^maf  ge'^ört  gu  ben  talenten,  bie  ©utJ^crgigfeit  (tl)eil= 
net)mung)  ju  ben  ©ejtnnungen.) 

(«  2)aä  «Spiel  ber  Slnfd^auungen  (nid^t  ber  ©eftalten,  benn  bie 
2lnf(i^auung  burc^läuft  bie  ©eftalt):  33ilbenbe  ^Jlatur  unb  Äunft. 
2)a§  Spiel  ber  ©mpfinbungen.  ^Jiuftcf. 
2)a§  Spiel  ber  ©ebanfen.  pöejie.) 

2)er  ©efd^maf  ift  bie  ©efc^liffen^eit*  ber  Urt^eilStraft** 

ober  be§  genieS. 
*(^  2Bi^.  intereffe.  2Benig  ßmpfinbung.) 
**(^  Sft  blofee  2Baf)l  unb  nid)t  ©rfinbung;  fan  nic^t  ®e^ 
lel)ret  werben,   fubjumtion.) 
(«  ©efcl^liffen'^eit  ift  (?  anftänbige*)  ©efäüigfeit  in  bem,  wa§  bloS  20 
angenel^m  ift»   Urtl)eil§fraft  ift  eine  angemeffene  2ßal)l,  bie  fid^  auf§ 
Slügemeine  be^iet)t.) 

*(f  eine  gefdijifte  3itfööiwcnfe|ung  öon  ber  Selbftliebe  unb 
ber  Sld^tung  oor  anbere.) 
(f  2)er  feinen  ©efc^maf  ^at,  l^at  fein  SSermögen  gefeUfd^aftlid^  3u  25 
wal)len.  5)er  fein  gut  .^erj  f)at,  l^at  fein  Sßergnügen  auS  ber  gefeUfd^aft- 
U(^en  2Ba^l.) 

(«  2)er  ©efd^maf  fan  eigenliebig  feijn.    ©utl^erjigfeit  ift  tt)eil= 
nel)menb.) 

(*  3)a§  SSergnügen  be§  Umganges,  ber  (Sd^er^  unb  Spiel.)  30 

Quer  geschrieben : 
(s  2)er  ©efd^maf  betrift  met)r  bie  Sinne  ber  2lnfd^auung  als  bcS 
©enufeeS,  weil  iene  in  ©efeUfi^aft  ausgebreiteter  fe^n,  unb  in  ienen  ift 
baS  Urt^eil  me^r  nad^  3^egeln  möglidi)  unb  obiectio.) 

35628— 357e  s-Zusütze:  ipl—yn  (ü^\2S—'^9  Im  Mn.  scheint  nicht  mehr    35 

als  tl^eilne!^  oder  tl^etlnat)  :u  steh».  II  33  &e\e\i'\<i): 


')lt.  806  (SBont)  XV).  357 

Quer  geschrieben : 

{^  2)ie  ©efefligc  (^  sociabilis)  5Reigung  i[t  \ia?:>  (^  unmittelbare) 
SSergnügen  an  2lnbrer  Söo^lgetaHen.  2)ie  gefellfc^attliclje  (socialis) 
(^  ®e|(^maf)  SBa'^l  t[t  ba§  SSermögen,  bo§  ju  wählen,  ©a§  aUgemeiu 
geföüt  unb  gtoar  ben  ©innen,  eine  SBal^I  gefeüfd^aftlid)  ju  beurtljeilen. 
25er  Srieb  jur  2Ba^l  nact)  ®ef(^maf  i[t  (äl)rtrteb  ober  ©ut^ersigfeit.) 
Zusätze  auf  S.  II: 

(*3"  ^er  Slnnel^mlid^feit  ber  iSd)reibart  gehört  ber  @(i^tt)ung, 
nemlid^  \iOi^  eine  einmal  eingebrufte  Semegung  jtd^  öon  felbft  nid^t  in 
geraber  Sinie,  fonbern  im  Greife,  fo  ^a^  ber  Äörper  aüc  «Seiten  jeigt, 
fortfe|t.  (g§  giebt  eine  tobte  ^raft  be§  ©ebic^tä,  meldte  immer  burc^ 
continuirlid^en  (Sinbruf  erneuert  merben  mu^.  ©leid^fam  fortgefc^oben. 
3Sornemli(!^  mufe  ein  ©d^mung  in  ^erioben  [etjn  üjie  SBielanb.) 

(*  2)er  (Stil  befielt  barin,  ^io.^  ntd^t  allein  toa§  Unterri^tenbe^, 
fonbern  auci)  unterJ^altenbes  im  SJortrag  feij;  bie  Serebfamfeit:  hoSi, 
etwas  SSemegenbeä  feij.    2)a§  Unter^altenbe  ift  t^eilö  Dor  bie  2Big= 
begierbe,  tl)eil§  oor  bie  Sinnlid^feit.) 
Quer  geschrieben : 

(s  ®ef(^*naf§^  ©efüblöoll  unb  ©eiftreid^  fd^reiben.    3ft  unter= 
fdl)ieben  üom  unterrid^tenb,  einfe^enb  unb  lebl^aft  fc^reiben.) 
Quer  geschrieben : 

f  ^  2)a§  @emütl)  unterl^alten,  bewegen  unb  antreiben \ 

V  ©ejc^maf.    @e[ül)l  ^^eigung  j 

(*'  ®efdl)maf  ift  'ba^  SSermögen,  \i(x^  l)armonifd^e  Spiel  ber  [©imilic^= 
feit  SSorftellungen]  ©mpfinbungen  im  ®emütl)e  ju  beurtt)eilen. 

2Ba§  mit  allerlei  9Jienfd^en  SBolilgefallen  übereinftimmt,  [ftelit  in 
t)armonic  mit  ben]  ift  unter  einer  allgemeinen  Siegel  ber  Harmonie  in  bem 
Spiele  ber  SSorfteüungen  unb  umgefel^rt. 


5  eine  —  beurt^etlen  ist  ahhäayiy  oon  SSermögcn.  ||  6  ©uttjer^ig  ||  S  Zu 

■M    illf-si-m  Absatz   vgl.  1  28,    14.3/.,    XIV  129,    155 ff.,   172/.,    l'JGff.,   26-3ff.\\ll   bc§ 

®ebtrf)t'o?  \)a^  ©ebäc^tmö??  II  14  s-Zusatz:  v—/f  1/;?  w??  ||  19  .s-Zumtz:  v—-/' 

ypl  ü)?f\\22  s-Zusatz:  rfi—x^f  (o?  \\  24  s-Zusat::  (f^—%i?  uif  \\  26—27   Lluk.s 

von   den   im  Ms.    drei  Zeilen   füllenden  Worten  SSBaä  —  IjarntontC  in  betlt  stehii,  mit 

derselben   Tinte  geschrieben,   durch  einen  senkrechten  Strich  von  2Ba§  abgetrennt,  zu- 

35    -sammenhangslos   und   ohne  Venceisungszeichen  die  Worte:  @nttt)ebet  bet  ©egcnft  ober 

ber   SBorftellungen   öon  il^nen.     Ob  sie  nach  ©m^finbungen  (Z.  25)   oder  nach 


358  SJefleEionm  jur  Slnttiropologie. 

3ur  J^armonie  toirb  erfobert:  5)^annigfaltigfeit,  5Kilbcrung  unb 
©tetgerung.  ^tegelmafeigfeit.  2lber  aud^  Söelebung  überl^aupt  tnx&j 
Unerwartetes. 

2)ie  Harmonie  ift  entioeber  mit  ber  ßmpfinbfamfeit  über'^aupt 
ober  mit  anbern  ßmpfinbungen.  ©etü^l  (ibealeS)  mirb  gum  ßr^abenen 
erfobert.  @ie  ift  ba§  3Sermögen,  ftc^  feiner  ^raft  bei)  ber  SSorfteUung 
eines  ©egenftanbeS  bemuft  gu  werben.) 


807.    V?  (q?  o  f)  (x^fj  M  213'.  E 1 353. 
3)a§  @ptel  ber  ^latur  (Äunft)  unb  beS  BufaüS.    ^eneS  ftimmt  mit 
einer  ibee.   S^ee  unb  @piel. 

2)aS  ®ejd)dfte  unterfd^eibet  fid)  öom  @))iel.    ^eneS  ift  um  ber  ibee 
miUen  unb  ^at  einen  ßmef ;  biefeS  ift  eine  33efc^aftigung  o^ne  ßtoef. 

2)a§  (Spiel  ber  (Sinbrüfe  (2Kufic).  ©er  begriffe  (@til).  SDer  33ilbcr 
(poefie).   2)er  ©mpfinbungen,  ®efül)le.    2)er  Seibenjc^aften  (®lü!Sfpiel 
entweber  beS  blinben  ®lüfS:  ^ajarbfpiel  bricht  ah. 
®aö  @piel  ber  ©efd^iflic^feit  unb  be§  genie. 
2)a§  ©piel  l^ot  feine  3ftegeln,  [ble  3b]  ber  ßwef  gefe^e. 
3)a§  fret)e  Spiel,  (ein  BwangSjpiel  ift  Sßieberfprud).) 
(^  ©in     frei)     fpiel  in  ber  2ßilbt)eit, 

—  fünftlid^ im  ©arten.) 

(*  2)ie  ßuftigfeit  ift  eine  @act)e  ber  Übung.  5)?an  fomt  aus  ber 
fd^erpaften,  munteren  2aune  l^erauS.  5!J?an  fan  ftd^  auc^  roieber  ^ineim 
bringen,  toenn  baS  ©emüf^  rul^ig  ift.) 


beurtlietlett  (35725)  einzuschieben  smdf    Beide  Worte  stehn  eine  Zeile  höher  aus  35726. 
©ntroeber   ber  ©cgcnft   steht   über  ®ie  Urtl^eUä  (355o),   ober   ber   SSorfteHungen  2n 
über  finnltt^C   (355s),    DüH   it)nen   über   barin    öor    (355ß).      Auf   die    benachbarten 
Theile   der   linken  Spalte   können  sich  die  Worte  ©ntlDCber  —  il)nen  auf  keinen  Fall 
bezieht. 

5  Die  Schlussklammer  fehlt.  \\  XOXX  statt  roirb 

8  Zu  Rfl.  807   vgl.    die    inhaltlich   nahe  vencandtr  hfl.  6IR  (oben  S.  265 ff.).  \\    sc 
14:  Nach  ®efüt)le  ist  im  Ms.  eine  Lücke.,  und  dann  folgt  erst:  ®er  [aus  2)eS7  8etben= 
|C^flften.     Kant  Hess  die  Lücke  wahrscheinlich.,  um  (wie  hinter  (Sinbrüfe,  S3cgriffe  etc.) 
noch   in  Klammern    eine?i  Ausdruck   hinzufügen    zu    können.  ||  21  s- Zusatz:  v.  \\  duf  || 

22  E:  fd^roa^lioften  ||  munteren?  muntern? 


?Rr.  806-808  (SBonb  XV).  359 

5)a§  fpiel  mufe  nic^t  ernft  ober  Qbftd^t  werben,  e.  g.  Jrauerfpicl,  toas 
nieberfc^Iagt. 

3)a^  Spiel  ber  anfdjauungen  ift  entttebcr  [bei)]  in  Slnjel^ung  ber 
®e[talt  ober  ber  «Stellung  (©eberbung). 

®a§  (Spiel  ber  Slnfc^auung  i[t  an  ©ebäuben,  5)?eublen,  Äleibung, 
(harten. 

2)a§  @piel  ber  apparen^.   optijd^. 

®a§  «Spiel  ber  Slbbilbungen  ober  ber  [Silber]  2i^nlid)feiten. 

5n  2iner  Slnorbnung  ift  entroeber  2lbft(!^t  ober  Spiel. 

©in  6piel  ber  ßinbrufe,  ber  2lnf(^auung*,  ber  ©inbilbungcn,  ber 
refle;rion,  ber  ßmpfinbung,  ber  ©ebanfcn,  ber  2eibenfdl)Qften. 

* («' ^Jiac^bilbung ;  benn  mir  bilben  alleg  im  ©emüt^c  mä);  bie 
Sinne  bilben  nid^ts.    2)al^er  ba§  fliefeenbe  in  ber  §igur:  SBellenlimeO 

2)aä  Spiel  erfobert  genie,  ber  ßwecf  Siegeln. 

2)a§  Spiel  unterl^ält  bie  ©ejeüige  @mpfinbungen  be§  ©emütl^ö  ober 
wenigftcn^  bie  ®e|ellfd)aftltc^e,  e.  g.  3Ra(^eiferimg. 


808.    vf  (t'O  (q—gV  M213'. 

23efc^aftigung,  bie  an  jid)  oergnügt,  ift  unterl^altung;  bie  nur  burc^ 
ben  ßroef  üergnügt:  Slrbeit» 


üO  1  Die   ziceite  Hälfte   der  Rfl.    von    e.  g.  an   zeigt  (ebenso   wie  der  y-Ziifsatz  in 

■>'j^li)—20)  gegenüber  dem  Vorhergehenden  Unterschiede  in  Schrift  und  Tinte.  Sic 
lassen  sich  wohl  daraus  erklären^  dass  Kant  die  Feder  wechselte  oder  neu  schnitt  und 
die  Tinte  verbesserte.  Möglich  aber  auch,  dass  die  erste  Hälfte  der  Hfl.  aus  früherer 
Zeit  (q — ff  oder  gar  x — fj.)  stammt. 

25  Zu  Nr.  808— 886:  Auf  Nr.  807  lasse  ich  zunächst,  wegen  ihrer  nahen  Ver- 

u-andtschaß,  die  Nrn.  808—811  folgen,  obwohl  sie  aus  einer  späteren  Zeit  der  Phase  v 
stammen  dürften  als  Nr.  807.  Darauf  lasse  ich  die  Nrn.  812—824  abdrucken,  die 
frühesten  ästhetischen  Reflexionen  der  Seiten  M  216'— 219',  und  alle  wohl  so  ziemlich 
aus   der  gleichen   Zeit  wie   Nr.  807.      Dann  folgen    als    Nr.  825 — 876    die    übrigen 

30  ästhetischen  Reflexionen  der  Seiten  M  213' — 220  aus  späteren  Zeiten  der  Phase  v — (f<, 
sowie  als  Nr.  877 — 886  die  dieser  Phase  angehörenden  Reflexionen  aus  den  weiteren 
Abschütten  der  empirischen  Psychologie  von  M. 


360  JReflejtüiien  jur  Slntlirüpülogie. 

809.    V.  M213'. 

SSefc^atttgung  in  9Ru^e  ift  Unterhaltung.  2)ic  Unterl^altung  i[t  ent- 
roeber  bur^  SSorfe^Ud^en  2Be(^feI  ber  ©ebanfen  ober  unöorje^lid^en;  bie 
erftere  i[t  be[trebung  unb  Slrbett,  bie  Stt'eQte  ha§  (Spiel. 


810,   V.  M213'. 

[3um  <B]  ßur  3f^ut)e  get)ört  k\6)k  ^er[tellung  beö  @leid^gett)id)t§;  bie 
Slrbeit  (33eftrebung)  miSfdUt,  jo  lange  fie  bauert,  unb  üergnügt  nur  burd) 
t)a§  6nbe,  nemlici^  ben  ßwef.  ®a§  Spiel  [unt]  gefdUt,  jo  lange  e§  bauert, 
unb  ift  eine  33ef^aftigung  o^ne  Slbftc^t;  bal)er  e§  am  (änbe  nid^t  üergnügt, 
fonbern,  jo  lange  e§  bauert,  unterl)alt.    5Jfuftc  l)at  feinen  ßmef,  ®ejeU= 
jd^ajt  etc:  SSlumen  Ijoben  ji^öne  ©eftalt  o^ne  Qvott  unb  bienen  mir  jelbjt 
aud^  gum  Unterl)alt. 
2)af)er  alle  bricht  ab. 
("  Spiel  unb  ®ef(^äft.    3)ie  25ef(!^äjtigung,  ü3el(^c  feinen  ßtoef 
l)at,  tjt  fein  ©efc^aft,  jonbern  Spiel;  bie,  jo  um  eineö  ^mU  loiUen  ba 
ift,  ift  Slrbeit.) 


811.    V.  M213 

Unjer  leben  l^at  SSejd^aftigungen  ober  3hi^e.  3cne  jtnb  ^ejd^afte 
ober  unterl)altungen.  £)l)ne  SSejd^aftiguug  füllen  toir  unjer  Seben  nidjt 
[ober  genießen  eä  nic^t].  @an^  etiüa§  anberS  ijt:  2)inge  genießen,  unb:  'ücl^ 
Seben  genießen.  2)a§  legiere  gej(^iel)t  nur  burc^  Sejc^ajtigung. 

©ejd^ajten  unb  Spiel  mü^en  mit  einanber  mec^jeln,  jo  wie  2lrbeit 
unb  3flui)e.  2)a§  erjte  tl)ut  unjeren  Gräften  einigen  ßwang  an,  inbem  eö 
jolc^e  auj  einen  bejtimmten  ßmef  rid^tet;  "üOi^f  jweQte  bringt  jie  in  jre^e 
33etiDegung,  moburc!^  jie  in  il)rer  Proportion  bejcl)ajtigt  merben  unb  belebt, 
unb  ftnb  Unterhaltungen,  bagegen  bie  ®ej(!^äjte  ßwefe  ftnb.   Dl^ne  ßwef 


1  Bf.  809  steht  links   von   der  früher   (geschriebenen  Bf.  808  und  unter  ihr.  || 
3—4  btc  leitete  ift 

12  Unterhalt?  Untertjalten?? 

21  teuere  ||  23—24  inbem  [ic  fotd^e  ||  2ß  Von  unb  finb  ""  möglicherweise 

einige  Zeit  später  geschrieben;  viel  ivahrscheinlicher  ist  (iher  der  Unterschied  in  Schrift 
und   Tinte  nur  auf  einen  Federwechsel  zurückzuführen. 


dix.  80y— 812  (23onb  XV),  361 

ä^ereinigen  fid^  bie  Gräfte  nic^t  gnug;  ol^ue  @piel  tüerbcn  jte  nid^t  gnug 
einjeln  geübt. 

@o  muffen  toir  felbft  beqm  «Spiel  eine  ibee  ober  thema  l^aben,  meld^eS 
eine  einzige  SSorfteöung  ift,  bie  burd^  bie  ganje  SSefc^aftigung  burc^ge^t, 
bamit  burc^  bie  SSereinigung  bie  ^Belebung  befto  oollfommener  feg. 


812.    vf  (Q'-'f  a'O  ^^^  M216'.  E 1 200. 
(3  %kx§  unb  genie.    3ene§  bebarf  fä^igfeit  (ju  lernen),  bicfeä 
@eift  (ein  inner  ßeben),) 
2)a§  genie  ift  ba§  SSermögen  ber  t)erüorbringung  be§ienigen,  toaä 

10  nid^t  gelernet  werben  fan.  (5ä  giebt  SBiffenfd^aften  unb  fünfte  be§  genieä. 

@ine  probuction  o^ne  genie  ift  2lrbeit.   2)a§  genie  erfobert  33egeifterung, 

bie  3lrbeit  bispofition.  5)a§  genie  nimmt  ba§  probuct  au§  ben  Quellen  l)er. 

2)ie  fünfte  be§  i^leiffeS  bebürfen  capacitaet  (^äl^igfeit)  ("  naturel), 

bie  be§  genieß  2;alente  ober  ®eift,  nemlid^  au§  ftc^  felbft  tttoa^  l^erDor» 

15  (anbringen.  ®ie  i5rorm  beä  genie  ift  greij^eit,  be§  gleifeeS:  ©teifigfeit,  2lb» 
gemeffent)eit.  [2)a^er]  @§  giebt  genieß  ber  S^ce  ober  Sluöübung  (öftere 
9iad^bilbung).  ©in  genie  ber  2lu§füt)rung  [ift  ber  ^]  ift  e§  in  ber  9J?anier 
unb  l)eifet  oirtuofe.  2)?ufic,  3Kal^lerfunft,  SSaufunft  erlauben  unb  erfobern 
ein  genie,  imgleid^en  ber  ©artenjeid^ner.  2)ie  fünfte  be§  ?5^leiffeö  erfennen 

20  ein  5J?ufter  [unb  Urbtlb]  unb  bebürfen  e§;  bie  beä  genie§  finb  fc^opferifd^, 
b.  i.  fte  »erfahren  naCcj  einer  ibee.  Urtl)eil§traft  unb  ©efd^maf  beftimmen 
bem  genie  feine  @d)ranfen,  bal^er  o^ne  biefe  grenzt  ba§  genie  mit  ber 
SoÜ^eit.  ^n  ber  2)id^tfunft  '^at  ba§  genie  fein  wa^re^  Selb,  ttjeil  2)ic^ten 
erfdjoffen  Reifet;  bal^er,  bie  ©infleibung  mag  fe^n,  wie  fte  moUe,  blo^eö 

:'5  33efc^reiben  fein  gebidl)t  mad^t.  2)arum  ift  auc^  eine  poefte  ol^ne  genie 
unerträglidt),  unb  ^oeten  bürfen  nid^t  mittelmäßig  fe^n.  2)a§  genie  jeigt 
fid^  in  ber  (Srfinbung  ober  bem  Slbriffe,  ber  oirtuofe  im  (Stil  ober  ber 
5J?anier,  ber  Äünftler  in  ber  fleißigen  2lu§arbeitung,  b.  i.  in  ber  regele 
mäßigfeit.    2)a§  genie  fe|t  fic^  über  Siegeln  unb  giebt  ©efe^e.    5«  i>er 

:m  ^^5oefte  geigt  ba§  genie  mel)r  ®eift  unb  (ämpfinbung,  in  ber  S^lebefunft  mel^r 
Urt^eilSfraft  unb  ®efc^maf.  @§  ift  ein  Unterfc^ieb  ba^mifd^cn:  biefer  liat 
genie,  ober:  er  ift  ein  genie.    2)a§  genie  l^ängt  öon  ber  Saune  ah.    3)er 

7  Der  g-Zusatz  ist  über  der  Rfl.  nachträglich  hinzugefügt.  \\  23  fein  aus  fe^tl 


362  JReflejiünen  jur  Siiittiropologie. 

®eift  bunftct  au§  mit  bem  Sllter,  bie  UrttieilSfraft  iüad)[t.  3n  ber 
^Kat^emattf  jeigt  ftd^  bog  genie  [metir]  eiöentUc^  in  ber  ßrftnbung  ber 
5J?ct^oben. 

{^  empfinbung  (2lnfc^auung)  ift  ha^  üornem[te  in  3Serl)altni§  auf 
ben  empirifc^en  3Serftanb,  Urtt)eil§fraft  auf  bie  SSernunft,  ®ei[t  auf    5 
boö  ^jroctifdie  überl^aupt  (23elebung),  ®efd)maf  auf  \ia§>  moralifdjc.) 

2)ie  ©rfinbung  ift  entroeber  öon  ®eift  ober  qu§  gleiö. 

2)a§  originale  gehört  3um  genie. 

2)eutf(^e  roerben  burd^  \ia§>  met^obijc^e  if)re§  ^'laturelS,  bie  ccremonie 
il^rer  @prad)e,  burd^  \i(y^  fd^ulmä^ige  il^rer  Untertoeifung  im  @til  Don  ben  10 
freien  Semegungen  \\)xt§>  genie§  abgel^alten.  fte  finb  immer  ®ebunben 
im  Umgange,  comoebie.  2)ie  ©nglanber  fmb  ntc^t  gnug  gejc^Iiffen,  aber 
freq,  unb  t^re  ©rgiel^ung  ift  jttar  fre^  unb  ungebunben  oline  ben  ßioang 
ber  Slnftanbigfett,  aber  barum  bem  genie  unb  bem  eigentljümlid^en 
SSortl^eill^aft,  objmar  ol^ne  ®e[cl)ma!.    2)er  ^ranjofe  ift  nic^t  unter  bem  15 
3ö)ange  be§  ©ebraud^S,  aber  bem  ®efe^c  ber  mobe;  alfo  ift  er  frei)  gnug 
jum  genie,  obgmar  gebunben  bur^  2lnftanbigfeit.    SJ^an  fan  einen  ®eift 
nad)  feinem  eigenen  2Bert^  ober  al§  ein  nü^lic^  probud  be§  3eitalter§ 
ermegen.    3m  legieren  SSerftanbe  fan  e§  oft  gebiüigt  werben,  ob  [eä] 
gleich  im  erfteren  nid^t.  j.  ©.  2)ic^ter  ber  3:anbelei)en  machen  erftlidt)  unfre  -^^ 
SRanieren  leicht. 

2)aS  genie  beftc'^t  in  bem  originalen  ber^bee  l^ei)  ber-^eroorbriugnng 
eines  probuct§. 


813.    V.  M216'. 

SDie  Urtt)eir§fraft  ift  bie  3:^ätig!eit  be§  ®emfit^§,  \iCi?:>  «Mannigfaltige 
in  einem  [Singe]  ©egenftanbe  auf  feinen  S^ef  ju  be3iel)en. 


814.    V?  (q3?  (T^f)  x^ff  M217'. 

©efül^l  [t)ot]  ift  in  aUem  Urt^eile  ber  @innlid)feit,  maS  ben  meiften 
^lad^bruf,  aber  nid^t  ben  größten  SBert^  l^at.    2)ie  SBegieljung  ju  er= 

A? — 5  Kant  denkt  vermuthlich  besonders  an  die  Erfindung  der  Infinitesimalmethode,    30 

gl.  41822^27.  II  4  in?  im?  ||  7  üon?  Doin?  |1 19  3m  legieren?  3"  le^terem?  || 
20  im  erfteren?  in  erfterem? 


^v.  812-814  (23onb  XV).  363 

leic^tcrung  be§  ®ebrauc^§  be§  SSerftanbcS  unb  SSernunft  ift  ba§  2Bt(!^tigftc 
in  Slnje^unQ  ber  ©innlid^feit.  SSon  ber  illujton  bcS  ®efül)l§  burd^  bic 
aufeere  3eicl)en  ber  9lü^rung,  ^oc^t^önenbe  SBorte,  Übertreibungen  (wie 
wenn  er  ein  in  (grftaunen  gefegtes  geftc^t  geigt,  öiel  ausruft,  SSemunberung 

5  fpric^t,  aber  nic^tö  erjäp).  2)ie  (gmpfinbungen  fontmen  oft  oon  9leben 
2)ingen  f)er,  griinben  ftd)  auf  ßaunen,  ftnb  flüd)tig,  unterri(i)ten  nic^t, 
fönnen  mit  3ftecl^t  feine  S^mpatl^ie  fobern  unb  muffen  nac^  bem  SSer= 
ftanbe  folgen. 

Urt:^eil§fraft  ift  ba^  SSermögen,  bie  ^anblungen  auf  eine  ibee  ol§ 

10  bcn  Smef  ju  begießen.  2)a§  ^robuft  jeigt  Urf^eilSfraft,  menn  eö  auf  bie 
ibee  fül^rt  unb  bamit  mo^I  Sufanim^nftimmt.  3ene§  waren  bloö 
ÜKaterialien,  biefeS  bie  ^^orm.  Dl^ne  ibee  ift  feine  anorbnung  fafelid^, 
folglich  fel^lt  e§  ber  ^rfc^einung  an  einem  S5ejief)ungöpunfte.  Urt^eilS» 
fraft  ge^t  über  ben  5ßerftanb  (Slbgefc^mafte  l)aben  SSerftanb).    Urt^cilS« 

15  fraft  in  Äleibung  eine«  ^rauenjimmerS  gu  iiaufe.  Urt^eilSfraft  in  an» 
fel)ung  ber  SBürbe  eineö  ©ebäubeö,  in  anfel^ung  ber  Bicrrat^en,  bie  bem 
3n)ef  ni(t)t  roieberftreiten  muffen.  «Sie  todl^U,  ba^  genie  liefert. 


2  Bei  den  tadelnden  Worten  über  illufion  beä  ©cfül^lä  denkt  Kant  vermuthlich 
besonders  an  Klopstock.  Vgl.  das  Parow'sche  Anthropologie- Heft  S.  119:  „Milton  ist 
ein  Dichter  im  eigentlichen  Verstände.  Klopstock  kommt  ihm  iiicht  bei/,  denn  er  rührt 
immer  par  Sympathie,  indem  er  gefühlvoll  redet,  so  bewegt  er  den  Leser  mit,  gleichwie 
wir  einen  erblassen  sehen  und  mit  ihm  erblassen ;  dieses  ist  von  denen  die  den  Klopstock 
mit  dem  Milton  verglichen  nicht  eingesehen  worden.^'  Anthrop.-Heft  S123  der  Königsb. 
Stadt-Bibl.  S.  173 — 5:  „Klopstok  ist  bey  weiten  kein  eigentlicher  Dichter  er  rührt  nur 
per  Sympathie,  indem  er  als  ein  Gelehrter  flies:  Gerührter]  redet,  und  wenn  man  seine 
Schriften  mit  kaltem  Blute  liesst,  so  verliehren  sie  viel.  Oft  bedient  er  sich  einer 
ungewöhnlichen  und  fast  pohlnischen  Sprache,  spricht  abgebrochen,  und  zeigt  wie  gerührt 
er  ist."  „Will  man  einen  Dichter  recht  beurtheilen,  so  muss  man  das  metrum  und 
die  Bilder  weglassen,  und  es  nur  historisch  als  eine  Erzählung  weglesen,  und  sehn  ob 
er  auch  da  noch  rührt.  Sind  die  Begriffe  nachher  wie  vorhin,  und  [er]  rührt  noch, 
so  ist  er  ein  Dichter  zu  nennen.  Muss  er  [lies:  man]  aber  beim  recetiren,  den  Ton 
und  die  Worte  eines  Gelehrten  [lies:  Gerührten]  brauchen,  so  ist  er  kein  Dichter  der 
eigentlichen  Art,  diess  aber  muss  man  besonders  beym  Klopstok  thun."  Beide  Stellen 
finden  sich  auch  schon  in  0  Schlapp:  Kants  Lehre  vom  Genie  und  die  Entstehung 
der  ,Kritik  der  Urteilskraft'  1901  S.  169—170,  175—176.  Vgl.  auch  Rfl.  742,  894.  \\ 
4  Bett?  3ur??  3roat??  ||  5  (Smpftnbung  ||  9  bie  aus  bo8  oder  beS  ||  13  fc^lt  in 

durchstrichne   Buchstaben  hineincorrigirt. 


364  9{eflertonen  jur  Slnttiropotogie. 

815.    vf(Q^f  a^?)x3n  M  217'. 

SlugenunbDl^renl^aben  feinen  appetit.töeiljtenid^tg  genießen.  2)a^er 
ift  it)r®efc^tna!  ber  reine[te,  b.  i.  üon  aUer  2)a5umif(j^ung  Der  em)>finbung 
frei).  ®leid)iüof)l  fan  man  nicl)t  jagen,  ®eru(^  unb  @tt)mefen  tiätten  ni(f)t 
audt)  if)ren  ©efd^maf.  2)er  erfte  t[t  lebtglic^  üor  ben  ®efd)maf ;  aber  bie 
Seurtl^eilung  gefc^tefit  anberö:  beq  jenen  burc^  bie  SSergleic^ung  üer= 
mittelft  be§  23er[tanbe0,  bei)  biefen  üermittelft  ber  23ergteic^ung  ber  Sinne. 


816.    V?  (q39  a^f)  x^n  M217'.  EI 638. 

2)te  ^ranjofen  met)r  ®efc^maf,  bie  ßnglänber  met)r  ®ei[t,  bie 
2)eutj(i^en  mel)r  Urtt)eil§fraft,  bie  Staliäner  me'^r  ßmpfinbung.  2)eutfd)e 
l^aben  ben  ®ei[t  ber  Orbnung  unb  äJJetl^obe,  ber  S^iegelma^igfeit,  2ln= 
ftanbigfeit,  2Bar]^eit.  ®ei[t  unb  (ämpfinbung  jujammen  mac^t  "ii^^ 
genie  au§. 


817.    V?  (Q^f  a'^f)  x^??  M217'. 

®eift  ift  "txx^,  lüaS  "^a?)  ©emütt)  belebt,  b.  i.  beffen  Sptigfeiten  in  10 
ein  trei)e§  (Spiel  üerfe^t;  bergleid^en  ift  neuigfeit,  erweiterte  2lu§ftd)t  2C2C. 
2)ie  Urtf)eil§!raft  beftimmt  bie  3bee,  ü3a§  eigentlid^  eine  Sad^e  fe^n  [ober] 
foU.    2)ie  ©eftalt,  loie  fte  erfc^eint,  mufe  ber  3bee  nic^t  lüieberftreiten. 
2)ie  llrtl)eil§traft  binbet  alfo  unb  fc^rdnft  \ia^  Spiel  ber  Sinnlic^feit  ein, 
aber  fte  giebt  i^m  ö)al)re  (äin^eit  unb  üerftdrft  baburd^  ben  ßinbrucf.  2)a<o  20 
©emütl)  wirb  bur^  rüt)rungen  interefftrt,  burc^  ®eift  in  SBeioegung  unb 
action  öerfe^t,  läuft  "QaS,  Mannigfaltige  bur(!^,  ge^t  big  jur  3bee,  Don  ba 
löieber  jurüf  unb  proportionirt  e§  in  feiner  SBabl  unb  33er^ältniffen  nad^ 
berfelben  unb  unter  einanber.   2)ag  ße^tere  ift  ®efd)maf,  n3eld)eä  nid^tS 
anbereö  ift  al§  baö  Urtl^eil  über  "Qa^  W(x(x^  [unb  b]  ber  ©inbrücfe,  [\o  «te  25 
)te]  in  fo  fern  eä  baju  bient,  [bie]  bie  gan^e  (ämpfinbfamfeit  ber  Seele 
proportionirt  ju  rül^ren,  b.  i.  (^  il^r)  burd)  feine  ttieberfprüd^e  irgenbao 
abbru(!^  ju  t^un.   2)er  5iu^e  be§  ®efc^mafö  ift  alfo  üornemlic^  negatio; 


5  %ttt  2)aä??  II  €  jenen?  jenem/  j|  7  biefen?  biefem! 
20  eä  6<a«  fie 


3lt.  815-819  (öanb  XV).  365 

ba§  pofttiüe  fommt  auf  ta^  gente  an,  toeld^eS  au§  ©mpfinbung,  Urtl^eilS' 
fraft  unb  ®eift  be[te^t. 


818.    vf  (Q^-^f  G^f)  x^ff  M  217'. 

3)er  @ef(!^maf  ift  ha§>  3Sernunftät)nlic^e  ber  jtnnlid^en  Urtl^dlSfraft. 
5  DIemlicf)  ba  man  gleid^fam  a  priori  urtl^eilen  fan,  wag  anberen  überhaupt 
gefallen  »erbe.  2)ie  ©efetligfeit  erfobert,  ha^  toir  urt^eilen  fönnen,  toaä 
unferem  ^reunbe  gefallen  möge,  unb  jüjar  a  priori  bie  SluSgebreitete 
©efeUigteii  SBenn  man  öielfelttg  unter  ^erfoljnen  getoefcn  ift,  bie  jtc^ 
ol)ne  (äitelfeit  beftreben  gu  gefallen,  fo  ü)irb  man  enblic^  ber  Sf^egel  inne, 
10  nad^  mldjtx  etwas  allgemein  gefäUt, 


819.    vf  (q^ fa^fJx^ffM  218'. 

©mpfinbung  bebeutet  in  fachen  be§  jtnnlic!^  tool^lgefallenben  fooiel 
al§  ®efü^l,  Urt^eilöfraft  ha§>  Unterf(f)etöung§t)ermögen  be§  (Sci^ifltc^en, 
b.  i.  be^ienigen,  voa§>  ber  Sbee,  welche  gegeben  ift,  nic^t  mieberftreitet.  ©ä 
15  ift  nid)t  bie  23ejie!^ung  (^  ber  WiM)  p  bem  S^efe  (SSerftanb),  fonbcru 
ba^  e§  ftc^  bamit  öereinigen  laffe  unb  negatio  ftimme.  2)a!^er  l^at  mand^er 
gaar  wenig  talent  gu  Unterhaltung  beröefeüfd^aft,  aber  boct)  Urt^eilSfraft, 
um  ju  fagen:  mag  id^  weife,  fc^ift  ftc^  nic^t.  ©ie  ftnnlic^e  Urtciläfraft 
mufe  fo  befd^affen  fe^n,  ba^  jte  nic^t  burc^  Olegeln  in  abstrakte,  fonbern 
20  beQ  ber  Slnfd^auung  in  concreto  ausgeübt  werben  fan,  fo  wie  ber  ©efunbe 
SSerftanb  in  anfe^ung  aUeS  beffen,  roa^  gu  ben  Urfadben  unb  SöJe^en 
geljöret. 

(3  (Sct)ifli(^feit  ift  bie  ©infttmmung  in  bem,  wa§  neben  einanber  ift.) 
®eift  unb  2Bi^  ift  nodb  unterfc^ieben.  5)er  erfte  belebt,  ber  S^c^te 
25  Spielt.  3ur  ©mpfinbung  geprt  [compiejion]  (temperament),  jur  Urt^eil§= 
fraft  (talent),  jum  ®eift  genie,  ^um  ©efcibma!  cultur. 

9tic^t§  t^ut  me^r  jur  SSerbefferung  beg  ©efcbmafS  alä  eine  gereinigte 
5Horal.   2Benn  alle  SlufwaÜung  ber  (Sinne,  wenn  bie  trübe  [6]  unb  mit 


7  unserem?  imferm?  ||  gefallen  zweimnl. 
30  18  Zu  XQ\x%  .  .  .  ntc^t  v(jl.  II  Sl-hoff-  \\  27  Dieser  Absatz  ist  bedeutend  flüchtiger, 

rermut/ilich  aber  zu  derselben  Zeit  (/eschiiebeii,  xcie  der  vorhergehende. 


366  SRefleitonen  jur  Slnf^ropotogic. 

SSernunft  unb  ^Korimen  fd^led^t  jufammengeparte  Setoeöungcn  be§  ®c= 
ntütl^g,  irenu  bie  ^^antaftifc^e  Slnfc^auungcn  ber  Steligionögegenftänbe 
»erjagt  unb  an  beren  [teile  bie  Sugenb  in  i^rem  reinen  33ilbe  unb  religion 
in  majfimen  geiüijeu  wirb,  fo  ic  ic. 


820.    vf(Q^-3fG^V  M218'. 

Mt  unfre  ©rfentniffe  befte'^en  au§  (Sinnlicf)feit  unb  SSerftanb.  SDurd^ 
bie  erfte  »erben  ®egen[tänbe  gegeben,  bur^  ben  stoe^ten  geba(i^t.  2)er 
SSerftanb  allein  bentt  o^ne  Slnfc^auen  unb  o^ne  Slntoenbung.  2)ie  «Sinn» 
lic^!eit  giebt  if)m  S3ei)be§.  [Bnx  ©innlic^feitj 


821.   V?  (Q^-^f  a^f)  M218'.  EI 379. 

SDic  ftnnlic^e  2Bal)l  an  ber  ^afel:  bie  Dberftette  ift  in  ber  ÜWitte 
berjelben  ber  3:^ür  gegen  über.  2)enn  ber  ^Kittelpunft  mirb  na(|  bem 
®ci)ör,  nid^t  nad^  bem  ®ejt(!^t  genommen.  3^  ®el^en  [unb]  ift  bie  öor= 
ne^mfte  Stelle  an  ber  redeten  t)anb.  Seijm  Frauenzimmer  folte  e§  bie  linfe 
feijn.  Sllöbenn  aber  giebt  man  ftc^  fc^on  oor  ben  ^JSejc^ü^er  auö. 


822.    vf  (q'^-'f  a^f)  M218'. 

©efü^l  entfpringt  au§  bem  2lnt^eil,  ben  mir  an  etmaö  nel^men.  ©nt= 
fprtngt  biefer  Slnt^eil  au§  ber  ©mpfinbung,  fo  ^at  er  feine  allgemeine 
©ültigteit;  ift  er  aber  mit  ber  2lnfd)auung  unmittelbar  üerbunben,  fo  ift 
er  baö  Urt^eil  aller,  unb  ba^  SBo^lgefaHen  au§  biefem  ®runbe  mad)t  e§  20 


1  beä  aus  ber  II  5  Das  i   in  Detjagt  nicht  ya/iz  sicher;  J?? 

6*— 7  2)urd)  btc?  2)urd)  ben?  ||  7  bie  ämei)te 

13  unb  nicht  aurchstrichen.  t[t,  ivie  es  scheint,  aus  friiherem  9t.  Kant  vulltf 
vielleicht  9ieitcn  schreiben,  begnügte  sich  lUuin  aber  mit  ®et)en  «/'</  reryuss,  ilas  unb 
:ti  durchstreichen. 

20  eä  sc.  das  etiuaS  (Z.  17). 


dir.  819—823  («anb  XV).  367 

jur  ©(i^onl^eit.    2)Q]^er  i[t  etroaö  entraeber  um  be§  ®efüt)l§  ber  ©inne 
millen  ober  um  ber  2ln[d^Quung  töitlen  angenetjm. 


823.    v^f  fiii?  Q^fa^fj  M219'   219. 

M219': 

5         2)inge  t)aben  üiele  ßigenfd^aften  an  jtcl^  felb[t,  bie  \iQ.  bleiben,  toenn 

jie  gleid)  oon  feinem  SSernünftigen  SBefen  erfannt  aerben,  aber  niemale 

einigen  SBert^  (e§  fe^  in  ber  (ämpfinbung  ober  @rf(i^einung  ober  Segriffe) 

aufeer  in  SSegie^ung  auf  Ujefen,  Don  benen  jie  erfant  merben  unb  ®egcn= 

ftanbe  i^rer  SBa^I  feijn.  ^ntcnectueüe  SBefen  finb  alfo  foci  unb  niemalg 

10  blo&e  «Drittel.  2:)er  2ßert^  be§  SBo^lgefaHenS  unb  3»i§fallenä  begießen  jtd) 

auf  mögli(i^e  2Ba^l,  b.  i.  auf  tüiHfü^r,  folglid^  auf  \i(x§)  principium  beö 

ßeben§.  2Ba§  fanu  ein  ©egenftanb  unferer  3Bal^l  fe^n?  mag  unfer  Sßol^l 

^eröorbringt,  folglich  bie  actus  beö  2ebenä  oergröfeert.  55a§  ®t\\M  alfo 

oon  ber  SÖeforberung  ober  ^inberniä  be§  ßeben§  ift  mol^lgefanen  unb 

15  5J?i§faüen.  (ob  mir  baä SSermögen  e§  t)ert)orjubriugen  aud^  be^  unSfinben, 

ift  ni^t  nöt^ig,  menn  mir  nur  bie  ©rünbe,  fold^e,  mo  fte  \i(i  finb,  in  6piel 

ju  fe^en,  be^  un§  antreffen.)  2Bir  l^aben  aber  ein  tl)ierifc^e§,  ein  ®eiflige§ 

unb  9J?enfd^lid^el  Seben.  2)urd^  baä  erfte  ftnb  mir  beö  ^Bergnügcuö  unb 

@c^mer^e§  fäi)ig  (®efit^l),  burcl)  'üa^  [aroe^te]  britte  beö  Söol^lgefatlenä 

20  bur(^  ftnnlic^e  Urt^eilSfraft  (®efc^ma!),  burci^  ba§  gmeijte  be§2Bo^lgefaUcn§ 

burc^  3Sernunft.  (gpicur  fagt:  aüeg  Sßergnügen  fömt  nur  burc^  ÜKitmirlung 

oom  Körper,  ob  e§  jmar  feine  erfte  Urfad^e  im  ©eifte  l^at. 

(«  DIatur  unb  ^unft.  [Äunft  unb  3ufaQ]-  Sem  SnfdUigen  mirb  \iCi?> 
®efud^te  entgegengefe^t.  Gout  baroc.  ßufaU  unb  5lb|tcl^t.  5Jiaturfpiel. 
25  2)ie  gtatur  oerbinbet  ^unft  unb  SufaU.  2)te  ^unft:  Dktur  unb  ßufafl- 
3)er  ßufaU  M  219:  beq  freijer  33emegung  unb  bem  ®ange  ber  @e= 
müt^ätröfte.  ©ä  ift  bo(^  3Ket^obe  barinn;  M  219' :  in  bem  SSiebcr« 
ftreit  ober  SÖBed^fel  ber  SSorfteUung:  \i(x^  etroaS  Äunft  ift  unb  boc^  nur 

2  willen  al8  um 
:io  10  äßü^lgef:  II  SOItöfaÜen  ||  12  unfer  2Bo^l?  unfrc  SOßa^l?  ||  17  Die  Schlms- 

LIamnwr  fehlt.  \\  20  bOÖ  btttte  beä  ||  ;!^5   Der  s-Zusat:   (v~)   steht    theihreise    ü/ier, 
//ifihreise  unter  der    lifl.,   thei/treine  auf  M  219. 


368  Sleflejionen  jur  JKntl^ropülogie. 

ßufaU  gu  fcQn,  ^Jlatur  ift  unb  boc^  Äun[t  3U  fei^n  jci^eint  etc.,  liegt 
cigentUci^  ta^i  58ergnügen.) 


824.    v^f  ffif  Q^f  a^f)  M219'.  EI 378. 
2)a§  ®etüt)l  be§  geiftigen  Sebenö  gel^t  auf  SSerftanb  unb  frei)t)eit, 
ba  man  in  |i(^  jelbft  bie  ©rünbe  ber  (5rfcntni§  unb  ber  SBa^l  ^at.  2lUe§,    5 
tt)a§  bamit  sujammenftimmt,  l)ei^t  gut.    2)ie§  Urttjeil  ift  unabhängig 
öon  ber  ^riüatbefd^affen^eit  be§  fubiect§.    @§  gel)t  auf  bie  5!}toglid)!eit 
ber  ©ad^en  burd^  un§  unb  be[te^t  in  ber  allgemeingültigfeit  oor  jebe 
2BtH!ü§r;  benn  fonft  tft  eine  anbre  2Bieber[treitenbe  SBiUfii^r  bie  gröfete 
^inberm§be§ßeben§.  2llte§,  aaö  un§  gefällt,  jo  bafe  mir  baoon  abhängen,  10 
[giebt]  t[t  fo  fem  nic^t  in  unfrer  ©ewalt  unb  bemeifet  eine  ^inberniS  be^ 
obersten  Sebenö,  nemlic!^  ber  3)?ad)t  ber  SBiUfü^r,  feinen  3"fionb  unb  fi(| 
felbft  unter  feiner  eignen  ^reij^eit  ju  l^aben.   @§  oergnügt  mel)r,  aber  e§ 
gefdlt  nic^t  fo. 

2111er  ©efc^maf  fe^t  barin  \i(ü§>  SBol^lgef allen be,  üjaä  bie  quelle  ber  15 
(Sinnlichen   rü^rung   in   unferen   ^anblungen,   SSergleic^ungen,  @in= 
Mlbungen  ;c  k.  fc^t;  baburd^  ift  e§  feiner.  £)enn  barin  befielet  bie  3Jienf(^== 
l^cit,  bafe  bie  3:i)ierl)eit  bem  ©eiftigen  untermorfen  ift. 

(« 5)a§  @efül)l  be§  ßebenS  ift  in  ber  ©mpfinbung  ©röfeer,  aber 
id^  füt)le  ein  großereä  2eben  in  ber  miUfü^rlid^en  ^Belebung,  unb  idt)  20 
fü^le  i(x%  gro&te  principium  be§  gebend  be^  ber  moralitaet. 

2)ie  ®efetlf(^aftli(^e  9JJanier  nac^  ©efd^maf  ift  conduite.  3)ie 
©mpfinbfamfeit.  ©efd^ma!  in  ber  2Ba^l  feineä  Umgangs,  ßum  3"= 
fammenbitten  ber  ©äfte  gel)ört  öerftanb.) 


825.    V.  M213'.  213.  E  II 23.  25 

©etänbelt,  Idp^jifd^:  üaune. 


I  fe^n  fet)n  ?Ratur 

II  eine?  ein?  ||  19  Der  s-Zusatz  (v)  steht  über  der  Rfl.  und  rechts  von  ihr  auf  einem 
schmalen  ursprünglich  freigelassenen  Raum  an  der  Innenseite  des  Blattes.  ||  ©mfinbutig 

26  Nur  die  Worte  ©etänbelt  läpptfd)  ®ef(I)toben  (Sefpannt  Sn  . .  .  ®efd)tf.   30 
Ii(^Ieit  stehn  auf  M  213'. 


>Jir.  823-828  (iöanb  X\).  369 

©efd^roben,  pebantifd):  2Bi^. 

(Sefpannt,  pl^antaftifd) :  ®ei[t  ober  (2d)arf[inn.   ©d^ioinbelid^. 

3n  allem  biefen  i[t  ©efc^ifüdjfeit 

2)aö  fd^önt^un  fo  mol^I  im  fiifeeu  a\§  im  belebten.  3)a§  Älugt^un. 
5  5)a§  ®ro§tl^un  im  @ttl  miSfäEt.  2)a§  mat)re  58erbien[t  i[t  befd^eiben. 

3)er  SluSbruf  muß  treffenb  fei)n.    Wan  mufe  fid)  [nicf)t]  mit  feinem 

©egenftanbe  unb  nic^t  mit  bem  3ufd)auer  (^  in  ©ebanfen)  befd)äitigen, 

menn  man  gut  in  bie  2lugen  fallen  milt.    5)^an  mu^  f^d)  nur  felbft  gnug 

tt)un  moUen.    2Bag  man  glaubt,  ba^  eö  öor  un>§  felbft  übertrieben  ober 

10  entbeljrlid^  märe,  ba^  ift  e§  aud)  üor  ben  Sefer. 


826.    V.  M2I:L  EU 21. 

6ine  bi^proportion  mad)t  bi^roeilen  eine  üortl)cil^afte  33efrembung 
unb,  wenn  fie  ftd)  in  n)ol)llaut  auflöfet,  bie  illufion  ber  ®rö^e,  aber  man 
fan  au§  folc^er  ®ebrect)lici)feit  nid)t  eine  'iCegel  mad^en.  ^rembe  SBörter 
ücrrat^en  [roenn]  entroeber  Slrmutl),  melctje  bod^  »erborgen  werben  mufe, 
ober  5Kac^lä^igfeit.  2Ba§  barin  miöfält,  ift  bae  geflifte  unb  frembartigc. 


H27.    (fK  M213. 

2)a§  fd^öne  mufe  fein  (^  frembeS)  iutereffe  oerrat^en,  fonbern  uneigeu- 
nü^ig  gefallen.  Äeine  affectation,  um  bie  Äunft,  feine  ^srac^t,  um  ben 
•jo  3teid)tf)um,  feinen  Siei^,  um  ©unftbemerbuug,  feine  ?^ot^burft,  um  @par= 
famfeit  i\x  oerrat^en.  Sie  mufe  mie  Sugenb  burc^  fid)  felbft  gefallen. 


828.    V.  AI  214. 

3)ie  5iKanier  gef)ört  jur  ®en3ol^nf)eit,  ber  ftil  jur  Übung  unb  3Sod 
fc^rift,  bie  met(}obe  t)angt  Don  SSorfc^riften  unb  3fiegeln  ah. 

2  ©^arfinn  ||  3  allem?  allen?  bieim?  biefem? 
18—19  unetgennütig 

ifant'ä  (Schriften.    Jjantft^riftlic^ev  ^iac^Iafi.    iL  24 


370  Sleflejtonen  aur  Slntljropotogie. 

2)ie  5J?anier  entfpringt  au§  bem  5^aturel  (e.  g.  befonbere  ^anb  im 
[(iireiben).  3Der  [til  au§  Slac^a'^mung  (ÜJiufter).  2)ie  3JJetbobe  auö  aU- 
gemeiner  £el)re.  5Ret^obe  jeigt  fid^  in  ber  bispofition  be§  @tiifä. 


829.    V.  M214'. 

3n  aßen  fünften  unb  2Bi[fenfcf)atten  fon  man  ben  2Re(j^am§mu€  öon 
bem  genie  unterfdjeiben;  gum  er[ten  mirb  nur  ®efd)iflid)feit,  jum  ßmeijten 
®ei[t  crfobert.  2)er  5)?ec^ani§mu§  bebarf  üorfc^ritten  unb  3RegeI,  2Rett)obe. 
2)er  ®eutfd)e  ift  fet)r  jum  2Jtec^ani§m  geneigt  unb  fan  üon  ben  Siegeln 
nid^t  Qbfommen.  2)a§  genie  befielt  eben  barin,  ba^  e§  eine  ^t^t  juni 
®runbe  liegen  ^at  unb  feine  Sf^egel.  5n(e§,  was  ben5J^ec^ani§mu§  einführt 
(e.  g,  lateinifdjer  6til,  examinatoria),  riii^tet  ba§>  genie  ju  ®runbe.  2)ie 
regel  bagegen  ift  nic^t  bie  boctrin,  fonbern  biSciplin  be§  genie.  ®enie 
o^ne  biöcipUn  i[t  ro^.  [9)Jeci)antomuä]  2Kan  mufe  bort  aHe§  juci^en  auf 
me(i)anif^en  3Regeln  ,^u  bringen. 

ßmptinbung,  Urt^eilSfraft,  ®ei[t  unb  ®efc^maf  gel^öven  jum  genie 
unb  lafjen  [xij  nid^t  nac^  Siegeln  beijbringen;  ba'^er  werben  fie  aud^  [nic^t] 
^ur  (Sinnlic^feit  ge^ätilt,  weil  jte  nid^t  auöüernünftelt  merben. 


830.    v^.  M21Ö'.  215.  EI362. 

M21Ö': 
(^  ÜJZan  fan  bie  momente  be§  ®efc()maf§  too'^l  jo  jiemlid)  auf  SBe» 
griffe  bringen,  aber  [[ie]  nic^t  ben  ©efc^maf  Don  23egriffen  ableiten 
unb  it)n  barauf  grünben,  b.  i.  if)n  baburc^  ^eröorbringen.) 

M21Ö: 

(«  2)a§  Urtl^eil  be§  ®efd^ma!ä  betrift  eigentlid^  bie  2lllgemein= 
gültigfeit  unb  \iCL§>  SBo^lgefaQen  an  bem  ©egenftanbe  um  biefer  aU= 
gemein  ©ültigfeit  wegen.  2)arum  ift  e§  aud^  möglich,  über  ben®efc^maf 
äu  ftreiten.) 


7  Siegel«  Otegcin?  ||  8  9tegcltl.*  Siegten?  ||  11  Die  Klammem  vom  Heraus- 
yeber.  \\  examinatoria?  examinatorie ?  ||  15  ©inpfinbung.    llrt^eitäf: 

22  Zwischen  dem  g-Zxisatz,  der  über  der  Hfl.  Platz  gefunden  hat,  und  dieser 
selbst  steht  ein  Zeichen,  dem  auf  M215  der  s-Ztisatz  (v^)  enrsijric/it.  Vielli-icht  ist 
Hfl.  S-19  u-ieder  ein  Zusatz  zu  dem  s-Zusatz  (ryl.  S7ixsff.)- 


2)h-.  828— 832  (iöaiiö  XV).  371 

M21Ö': 

3)a§  @d)öne  i[t  baä  äufeerlic^  gefaUenbe  (luie  e§  in  bie  Sinne  fällt), 
unb  giüar  allgemein.  3«  unferer  gii^rung  ftnb  (Sitten  unb  2ln[tanbigfeit 
aud)  iüid)tig,  nic^t  bloä  Slugenb.  2)a§  äußere  i[t  ben  SSerftanbesbegriffen 

5  bie  @in!leibung;  biefer  ©infleibung,  ben  33ilbern  unb  allen  5Ritteln  ber 
Slnfd^auung:  bie  ©prad^e  (^  guerft  ber  @til);  ba§  aufeere  ber  ©prad^e 
felb[t:  bie^uSrebe  ober  ortl)ograp^ie.  (äö  i[t  nid^t  "iia^  au§n3enbige;  benn 
"üOi^  inn^enbige  ber  Binimer,  menn  id)  bie  Süd^tigfeit  be§  ©ebäubeg  nid)t 
ermege,  ift  aud)  ein  äufeereä.   £)a§  äußere  ber  greunbfd)aft  i[t  ^oflici^feit. 

10  2)a§  aufeere  ber  (S^vUebe  ift  6l)rbarfeit,  ßud)t  Slnftänbigfeit. 


831.  i>^f  Cg^fJ  M215'.  Gegenüber  vonM§.597  „oHm  —  obscurant": 
2)er  ®eift  ift  ber  geheime  QüeU  be§  £eben§.  ©r  ift  ber  2Billfül)r 
nid^t  unterworfen,  fonbern  feine  SSetüegungen  fommen  au§  ber  9Zatur. 
2)ie  refIe?:iou  beruhet  auf  SSorfa^e  unb  ^leife.  2ßa§  au§  bem  ®eifte  ent= 
fpringt,  ift  urfprünglic^.  2Benn  ber  ®eift  fo  §u  fagen  bie  refle;rion  über= 
^olt,  fo  !önnen  fel)ler  ber  Urt^eil^fraft  üorfaUen,  bie  aber  alle  gegen  ba§ 
Sebcn,  »aS  fte  be^  fici^  führen,  nid)t  gemer!t  werben. 


832.    V.  M215'.  215.  EI 386. 

M21Ö': 

2)ie  3fleuigfeit  be§  ©ebrau^ä  ift  bie  5JJobe.  £)er  ®ebraud)  ift  bie 
®leic^formigfeit  ber  ^anblungen  öieler,  bereu  ©efe^  ta^  ^Beijfpiel  ift. 
2)ie  (Sitte  ift  ein  ©ebraud)  in  ^anblungen,  bie  il)rer  5latur  nad^  unter  ber 
SSernunft  ftet)en  (SanbeSfttte).  (Sitten  finb  in  ber  2:t)at  nid)t!§  anberS  aly 
bie  biSciplin  burdt)  baö  33eqfpiel.   DJiobifd)  Ift  ein  ÜJJenfd^,  ber  bie  ^^euig^ 


25  G  Der  g-Zunatz  steht  auf  M  215;  er  ist  durch  Vericetsunyszeklien  mit  ©prfldjC 

verbunden. 

11  Es   ist   auf  Grund  der  Stellungsindicien   nicht  mit  viJlliger   Sicherheit 

zu  entscheiden.,  oh  Hfl.  831  vor  oder  nach  Bfl.  830  und  832,  zwischen   denen  sie  sticht. 

yeschrieben   ist.      Doch   spricht   eine  gewisse   Wahrscheinlichkeit   dafür,   daxs    .sir 
30    nach   der   unter   ihr   stehenden  A'r.  S32   verfisst   ist.      Auf  M  §.  :j!/7    kann    sli-   sirh 

kaum  beziehen.  \\  l{f  bie  aus  bct 

24* 


372  9?efIej:ionen  jur  2(ntt)rcipoIogte. 

feit  im  ©ebrauc^  jur  üornemften  Slbfid^t  feiner  SBa'^l  {)at.  SJJobenneigung 
unb  ^üiobenfud)!.  ©in  abgängiger  ©ebraud)  (^  unb  maS  baju  gel^ört)  x[t 
altoetterifd^.  2^er  Unmobifc^e  au§  33orfa^  ift  ein  ©onberling.  2)ie 
2lnfänger  ber  ÜHobe  finb  Petit  Maitres  ober  bie  [erfte]  ©rfinber  ber  ^Jiobe 
(bie  ftc^  jelb[t  gu  5J2u[tern  ber  2J?obe  blo§  fteUen).  2)ie  Slffen  ber  petit 
Maitres  ftnb  (Sturer.  @ic^  bem  23el)fpiele  aU  einem  ©ebote  ju  unter= 
mer[en  ift  läppifc^,  bagegen  ftrf)  i^m  a\x§  [^ieigung]  ©igenftnnn  mieber- 
fe^en.  ©ine  5Kobe  bilbet  fic^  burc^  i^re  2)auer  um  unb  mtrb  auö  einem 
flatterhaften  ("  unb  gaufelnbeu  2)inge)  ®efd^opf  ein  fc^merfaUigeg  unb 
graDitaetifc^eS,  fauerfe^enb.  2)a^er  o^ne  2lbmect)felung  gar  feine  3}?oben 
finb.  5Roben  ftnb  beffer  al§  alte  ©ebrdud^e  (?  ober  ^erfommen).  2)ie 
SJJobe  ift  ein  (Spiel  mit  bem,  mag  im  ©efd^maf  ^ufaUig  unb  miUfül)rli(^ 
ift;  ba§  beftanbige  unb  mefentlic^e  beffelben,  am  menigften  mag  M  216: 
im  Urtt)eili§fraft  gehört,  folte  ber  ÜJJobe  uidjt  unterworfen  toerben.  ©er 
Slnfang  ber  2)?obe  grünbet  ftc^  auf  ben  Einfall;  ber  eintrieb  befte^t  barin, 
unter  ben  erften  ju  fei)n.  2Roben  in  ber  Slufnal^me  feiner  g-reunbe  werben 
oft  Idfttg.  hierin  ift  me^r  ^eftanbigeg.  2)er  33oben,  auf  bem  allein  eine 
5Robe  aufroac^fen  unb  befte^en  fan,  ift  bie  (äitelfeit  (b.  i.  in  bemjenigen 
3U  gefallen,  mag  blog  auf  bie  (SinfdQe  ber  9J?enfc^en  anfommt).  2)agegen 
fan  etmag  burc^  bloffe  ©eroon^eit  nad)  unb  nad)  an  ftc^  felbft  beliebt 
roerben.  (@g  fommt  in  fSd)mang.)  @iner  introbucirt  eg,  oiele  bringen 
eg  iu  @(i^mang. 


833.    V.  M215.  EIH81. 

3u  ber  33aufunft,  2J?a^lereq,  2)i(l^funft,  nod^  meniger  p^ilofopl)ie, 
Sitten,  religion  tonnen  3Koben  nic^t  ftattfinben.  SBo^l  aber  im  ameu- 
blement,  ber  Äleibung,  bem  Sanje  unb  ßuftbarfeiten. 


1  E:  ?Kobemetnung  |i  3  ®en  oder  ®em  )itatt  Sie  ||  4  Slnfänger  aus  Slnfang  || 
erfte?  j]  6  E:  ben  Setfpielen,-  «e/«-  unwahrscheiidich.  II  7  il)m?  it)nen  (so  E.)t  \\ 

7 — 8  Nach  lüieberfe^en  ist  ein  Wort  auayela-ssen,  wie  etwa  „störrisch''''  oder  „geschmack- 
los'- oder  „H/iffes('/li(j".  \\  8  Ursprii/iglich  hiess  es:  6tne  ÜRobe  ttiitb  burcf)  i^re  2)auer 
ein  ©ebrauci)  ©atjer  etc.  Bei  der  Veränderung  wurden  die  IVorfc  ein  (i)ebranc^  aus 
l'ersehen    nicht  durchstrichen.  \\  10  Statt  faUCtfetjenb   druckt    /•.'.    ///   Z.  S:   [icf)   Ullüet' 

fe^enb  burd)  ||  14  nic^t  ff^hlt.  ^\  1~*  auf  ben?  auf  bein? 
25  nidjt  fehlt. 


9Jr.  832-838  (öanb  XV).  373 

834.    V.  M  215.  Ei:JH5. 

2)ie  5J?obc  betrift  nur  ba§,  ma§  in  bie  Singen  [äUt.  3)er  ®enufe  ttjirb 
in  (Sc^mang  gebracht  ober  ber  ©efc^maf. 


835.    V.  M2lo.  EI 544. 
5         2)ie  ÜKoben  ^aben  fo  ü3ie  bie  ®ebanfenloje  (Schönen  i^r  glüf  nnr 
i^rer  ^wg^ni»  8«  banfen. 


836.    vf  ffif)  M215. 

^eerfnl)rer  flingt  beffer  al§  commanbirenber  ©eneral,  i^cl^I)^^^  l^effer 
al§  ^elbmarjc^att  (feierlicher),  ©roäbot^fdjafter  befjer  alä  ambassadeur. 


837.    V.  M215. 

2Ba§  mit  ben  fnbiectiüen  (Sefe^en  ber  (5rfentni§  allgemein  gültig 
jnfammenftimt,  gefdüt  ber  ftnnlid)en  Urt^eil^fraft. 


838.    V.  M215. 
Q>  SBarnm  eine  fd^aale  ^oefie  fo  unerträglid)  ift.    9Kan  bringt 
15      einen  au§  bem  getoo^nlid^en  2ßege»  fcl^led)te  comoedie.) 

©ie  Unterfcfteibung  beö  ©efc^mafö  beruhet  auf  @rfa^rnng§grünben, 
aber  ber  inneren  ©rfa^rung,  unb  jwar  beffen,  ma§  mir  alä  natürlid^  unb 
allgemein  gültig  ^idS^zx^  bemerfen.  2)iefe§  finb  bie  fubiediüe  23ebingungen 
ber  2lu§breitung,  ber  @inl)eit,  ber  (äintrac^t,  ber  refle;cion;  felbft  ber 
30  gefdimaf  ber3unge.  2lufeere(5rfal^rungen  üben  biefe  innere  33eurt§eilung'3- 
fraft  unb  berid^tigen  ober  ermeitern  fte. 


la  geiüot)nlic£)en?  gcmo'^ntcn; 


374  Otcflej-ioiien  jur  3tntt)rüpolügte. 

8:J9.    V.  M215. 

@§  gibt  einl)eit  ber  Unterorbnung  (logifd))  ober  Sufammcnorbnung 
(real).  2)ie  le^tere  gehöret  gur  Slnjd^auung,  oom  befonberen,  b.  i.  ben 
2:^eilen,  jum  allgemeinen,  b.  i.  bem  ®an^en  unb  jum  ßwefe,  §u  gel)en. 
2)a§  SSermögen  Reifet  Urt^eil§fraft  unb  2Sernun|telt  nic^t.  6§  ift  bie 
finnlic^e  SSorarbeit  beö  2Ser[tanbeä. 


840.    V.  M215. 

2)er  ®ejd)nia!  fängt  in  üolfern  nur  nai^  ücrfeinerten  SScgriffen  üon 
^Roralitaet,  öornemlic!^  ber  ©efelligfeit,  an.  3)al)er  ber  Orient  feinen  ®e= 
jdjmaf,  ©nf^uftaSm  feinen  ®ejd)maf. 


841.    (p.  M215. 

(Seift  fommt  auf  ©rofee  ber  ibee  an  (^  ober  oiel  '^'üzt,  toeld)e  in  feinen 
lüerfen  liegt),  Urtt)eil§fraft  auf  regelmafeigfett.  2Benn  ©ngldnber  mef)r 
geift  ^aben,  fo  bebeutet  eä  nur:  im  23erf)altnt§  ber  urtl^etläfraft.  SBenn 
35eutf(j^e  me'^r  UrttjeiBfroft  ^aben,  fo  bebeutet  e§  nur:  im  2Serl)altni§ 
be§  2Bi^e§  unb  ®efd)maf§.  SlQeSfomt  auf  Proportion  an.  9J?anigfaltigfeit 
ge'^t  auf  ©efc^maf  unb  ?ieuigfeit.  ^x[\^Q\i  aber  ber  S^ee  auf  ®eift. 


1  Rfl.  839  steht  tiljer  M  §.  596  und  rechts  von  ihm.  Zu  Anfang  (vor  (5ä^  ein 
NB,  dem  ein  zweites  am  Rand  rechts  unter  SBerftanbeÖ  (Z.  6)  und  ©eift  (Z.  17), 
rechts  von  biß  (37024).,  über  3n  ber  (37224)  entspricht.  Auf  Bfl.  833,  deren  Anfang  20 
die  letztgenannten  beiden  Worte  bilden,  kann  das  NB  sich  kaum  beziehn.  Man  muss 
wohl  annehmen,  dass  Kant  auf  die  beabsichtigte  Fortsetzung,  die  durch  das  am  Rand 
rechts  stehende  NB  eingeleitet  werden  sollte,  verzichtet  hat.  Andernfalls  bliebe  nichts 
übrig,  als  in  Rfl.  839  einen  s-Zusatz  zu  den  Zeilen  37024— tl  zu  sehn,  deren  erste, 
die  Worte  ®aä  —  bte  umfassend,  zwischen  M  §.  596  und  597  links  von  dem  am  '^h 
rechten  Rand  befindlichen  NB  steht.  Dies  letztere  Zeichen  würde  dann  dasjenige  sein, 
von  dem  aus,  das  NB  im  Anfang  von  Rfl.  839  dagegen  dasjenige,  auf  das  ver- 
wiesen wird.     Die   Tinte  ist  in  37024— "n    (v^)  eine  andere  als  in  Rfl.  839  (v3). 

12 — 13  ifjun  loerfen;  vielleicht  schwebte  Kant  als  das  durch  il^teit  vertretene 

Hauptwort  ©^riftfteller  vor.  \\  14  im?  inf  \\  15  im?  in?  ||  17  ober  ber?  ober  bie??  so 


0lt.  839—845  (Söanb  XV).  375 

842.    (f.  M215'. 

©leic^iüie  bie  33ernunft  ge^t  öom  aUgemeinen  jum  befonberen:  fo 
umgefe^rt  bie  jtnnlicl)e  Urt^eüSfraft  oon  bem  bcfonberen  jum  M.  ber 
Bu|ammen[a[fung,  üon  bem  mannigfaltigen  jur  (äinl)eit  entroeber  ber  3n= 
fammenfe^ung  ober  ber  S^^e  unb  Slbfid^t,  ö3a§  bie[e  ^anblung  in  ein 
lebfjafte^  6piel  fe|t. 


20 


843.    (f.  M215'. 

^ei^  unb  SBürbe  üerbunben  mad)t  fc^ön^eit  au§;  Slnftanb  i[t  "i^a^ 
2)?oment  ber  SBürbe.  ©ittjamfeit.  2Ba§  üertrauUc^feit,  ©emeinmaci^ung 
10  einflößt,  t[t  nic^t  fc^ön.  6§  mufe  2ld)tung,  ©c^a^ung  l^eröorbringen. 
SBürbe  ift,  n3a§  ben  3J?enfc^en  Hein  2Rac^t.  ßö  getäQt  baburct),  bafe  mir 
un§  in  bie  Stelle  beä  @igentpmer§  fe^en  unb  [tol^  fetjn  ober  ben  <Stol^ 
anberer  gebe^mütl^igt  fe^en. 


844.    (f.  M215. 

©mpfinbung  unb  SBi^  ftnb  ein  tiorüberge^enb  (Spiel.  3um®ei[t  mirb 
eine  SSemegung  be§  ©emüt^ö  erfobert,  welche  bauert.  (ä§  l^at  ein  innere^ 
principium  ber  tptigfeit.  2Bo  ®ei[t  l^eroorleuc^tet,  \)q.  mxh  man  üo  ■ 
alle  Segler  fc^abloS, 


845.    <p.  M215'.  EI 416. 

e^re  unb®efc^maf  muffen  \i(x§>  meifte  t^un,  um  bie  grobe geibenfii^aft 
eingufc^ränfen.  SBiffenfc^aft:  um  "aa^,  ®emüt^  innerlich  ju  befriebigen. 
2)ie  feinere  Siebe  3um  ®ef(^le(!^t  t^ut  baö  meifte,  allein  bie  (5^re  einer 
fret)en  Station,  bie  ba  ^anbelt,  \iQi§>  ebelfte. 


5  Möglicherweise  ist  die  Hfl.  unvollendet  und  vor  XOQ^  ein  Semikolon  zu  netzt 

13  anberer?  anbere? 

17  principium?  princip  in? 


o76  JHeflejtoueii  jur  2tuUjrüpülüt}it. 

846.    V.  M216 

Suerft  öom  ®e[ül)l;  2.  üom  [©d^önen]  an9enet)mcn,  @cl)önen  unb 
®uten.  2Ba§  nic^t  an  fi^  felb[t  angenet)m  i[t,  trägt  biird)  bie  beraegung, 
bte  e§  bem  gemüt!)e  @iebt,  boc^  gur  annet)mli(l)feit  bei).  3Son  bem,  roaö 
^eignet  irirb  ober  nur  ibcalifd),  b.  i.  sub  hypothesi  ber  ßueiguung, 
interefftrt. 


847.    V.  M  216. 

2)er  ©efc^maf  ("  ta^i  3Sermögen)  ju  beurtt^eilen,  toa^  nid^t  gelernt 
lüerben  fan. 


848.    V.  M216. 

2)er  ^ebant  i[t  ein  3}Jcnf(^  nid^t  o'^ne  ®efd)tflid^feit,  aber  o'^ne  3Belt. 


849.    V.  M216. 
23Ba§  Reifet  ConduiteV 


850.    V.  M216. 

2)a§  f(!^öne  mufe  burd^  bie  (Sinfalt  untermengt  feijn,  glei(i)fam  al5 
intervallum  gum  üortbeil  ber  2tbftec!^ung  unb  jur  9tu^e.  ßumuHrte 
@(!^ön^eiten  üergnügen  nid^t. 

Si^roeilen  i[t  Einfalt  unb  @(!^önt)eit  au§  einem  ©tiidfe;  aU^benu 
aber  nur,  wenn  e§  gan^  üb.erfe'^en  merben  mu^,  wie  eine  statüe. 


851.    V.  M216.  20 

3n  allem  (Schönen  miife  ber  ®egen[tanb  burc^  refle^ion  an  ftc^  felbft 

©efaUen,  nid)t  [baburt^  bafe  er  empfunben  roirb]  burc^  ©inbruf,  beun  \ia^ 

ift  angenel^m.    6§  mul5  allgemein  gefallen  nad)  ®efe|en  ber  finnlid^en 

Seurt^eilung,  nemlic^  in  ber  6rfci)einung.  2)er  ®efd)maf,  ber  "üa^  le^tere 

11  tlidjt  fehlt,    kdiiii    <iliKi\    du   es   unmüylk-h  ist,   ober  statt  aber  2ti   lesen,   )üelit    25 
i'iitliehrt  weiden. 

15   In   untermengt   siitd  die   wdtirrrn    Buehstahen   Crmen   nkht  (jun:  .sivlit-r. 


-3h-.  846-854  (iSanb  XV).  377 

begreift,  er[treft  ftd)  inciter  a\§>  auf§  fd^öne:  er  9et)et  oud^  aufs  Slngene^me. 
2)Q§  2lngene^me  wirb  al§  ein  ©egenftanb  ber  2ßQl)l  betrachtet,  loeil  es 
un§  afficirt.  5)aö  jc^öne,  roenn  eö  ben  ®runb  ber  2Bat)l  enthalt,  jo  i[t 
biefe§  Dom  die'i^.  2)ie  blofee  ©d^on^eit  aber  i[t  ein  bloffer  gegenftanb  beö 
5  uneingenommenen  2Bol)lge[atlen§  in  fmnUc^er  Slnjc^auung. 


832.    V.  M216. 

3)er  felbft  fdjöne  ^robufte  l^eroorbringen  fan,  ttjut  befjer,  »enn  er 
fic^  um  fie  bewirbt,  ali§  baruber  p^ilojop^iren.  2)ieieö  Überlaffe  er  bem 
2)enfer! 


10  853.    V.  M216.  Ell 26. 

^6)  frage,  ob  nic^t  ein  iebeä  au§  einer  fremben  @pra(i^c  entletjnte 
2Bort  in  einer  fei)erlid)en  3ftebe  üjie  ein  Spielroerf,  wie  füttern  Hingt.  2)ie 
beutfd^e  3(^a^men  be§  3f?angeä:  SSot^fc^after,  %tM}txx  k  ;c.  Hingen 
prä(l)tiger»     2)ie   beutfc^e  fpra(t)e  ift  umftanbltc^,  nid)t  n)eitfd)tt)eifig, 

1,-.  fonbern  gergliebernb;  ^at  üielt)eit  ber  SluSbrüfe  in  3Ser[tanbeöbegriffen, 
bie  in  empirifd)en  taugen  nic^t.  3ft  met^obifd^ :  @r,  (Sie.  5D?an  fan  baö 
le^tere,  namlic^  (Zeremonien,  abfdineiben.  Slber  td^  erfte  bürfen  mir  uns 
nic^t  gereuen  laffen.  2Bir  l)aben  biefen  S^orj^ug  üor  anberen  SSölfern.  5Bir 
tonnen  too^l  öon  ben  ^ran^^ofen  bie  Seic^tigfeit,  üon  ben  ©nglänbern  \i(Xi 

•.-0  Snl^altöoUe  annef)meu,  aber  uict)t  bie  5Ranier;  mir  l)aben  unjre  eigne. 
2Bir  müfjen  bie  fpra(})e  reinigen,  erweitern,  beftimmen,  aber  nid)t  üer^ 
änbern.  (Sie  ift  bie  Sprache  ber  SSerboÜmetfc^ung  burc^  Europa.  2)cutfci)^ 
lanb  liegt  in  ber  ''Dritte. 


854.    (f.  M216. 
2)a§  genie  bebarf  Saune. 


1  e§  flef)et  i|  5  l'iimlict)er??  [innlic^en?  Slnfd^auung /  XHiii^auungcn?? 
15   fonber  ||  18    E:   nic^t   genügen   kffen  ||  S3ot3U  ||  onberen?   anbern? 
'20  m\x<i.'  an  unfre?  aufere:'  aufeen??  \\2l  E:  einigen;  sehr  unwahrschemlich. 


378  Dieflcjioneii  jiir  ^^nttjropologie. 

855.    V.  M216.  El 297. 

2)ie  2Bi^ige  Äöpfe  ftnb  bie  Demagogen  ber  galanten  2BeIt.  @ä  loäre 
gut,  toenn  man  jie  in  SSerbinbung  mit  ber  |)^ilufop^ie  jie^en  fönnte; 
tt)emg[tenä  i[t  eä  gefd^rlid),  e§  mit  it)nen  ju  üerberben.  SSoUaire. 


856.    V.  M21T,  217.  s 

M  217' 

2)er  ©efd^maf  i[t  \i(!i^  unterfdieibungsüermögen  be§  allgemein  ge= 
faUenben  nad)',® efe^en  ber  ©innlid^feit.  ^ier  muffen  alfo  bie  reftringirenbe 
S3ebingungen  be§  ^riöatgefü'^lS  abgefonbert  werben  fönnen  unb  ber 
®egenftanb  nur  in  bem  3Serl^ältni§  gu  aüen  arten  be§  ®efül)le§  überhaupt  lo 
ertoogen  merben,  um  biejenige  Proportion  §u  l^aben,  meldje  bie  ©röfeefte 
(äinftimmung  mit  M  217:  allen  ^at.  SBeil  nun  alle  (5mpftnbung§arten 
inSgefammt  febem  3J?enfc^en  gemein  fe^n,  fo  läfet  fid^  burd^  ®efcl)ma!  etiüo^ 
a  priori  unb  allgemein  gültig  beurtl)eilen,  bo(i^  nur  öor  etn)a§  geübte,  bie 
namlid^  bie  Sfiü^rung  it)rer  mandjerle^  ©mpfinbfamfeit  marjune^men  is 
oermögenb  ftnb  burd)  öftere  ^älle.  2lber  bie  Proportion  ift  nid^t  einerlei). 
2)at)er  o,\x6)  etwas  empirifc^eS  l^iebe^  öorfommt.  ^Remlid^  ba§  SSerl^ältniä 
beä  mittleren  unter  ben3Serfc^iebenen  Kraben  berßmpfinbfamfeit  anberer. 
aSeqm  Urtl)eil  be§  ®efc^maf§  ift  h(x^  ®emütt)  in  3ftut)e  unb  flöfet  ru^e  ein, 
fo  tt)ic  ber  ®eift  Semegung.  5^  toöge  fo  ju  fagen  ben  ©egenftanb  gegen  2u 
mein  ®efamte§  ®efüt)l,  entmeber  baburd),  ^^o!^  \^  beffen  mo^lgereimt^eit 
in  Stnfel^ung  ber  SSefd^aftigung  aller  (SrfentniSfräfte,  ober  aud)  h(x^  leid)te, 
aber  fanfte  «Spiel  einiger  bemerfe.  SBeil  ber  SSerftanb  aud^  in  ber  un= 
mittelbaren  2lnfd)auung  bie  anbere  SSorfteUungen  burd^laufen  mufe,  um 
ben  ©egenftanb  in  einem  aügemeinen  ®ejtcl)t§punfte  ju  faffen:  fo  [ift]  iJ5 
erfobert  ber  ©efc^maf  SSerftanb,  bemeifet  il)n  alfo  unb  ift  bemfelben  üor= 
f^eill^aft.  ®er  äd)te  ®efd)maf  erleid^tert  \i(x^  2)enfen  unb  ftimmt  fubiectiü 
mit  bem  SSegriff 


7  über  ha^  steht  als  g-Ziisatz  bte,  über  öermögen :  frof t,  über  unterf(i)cibungä 
vier  wagerechte  Striche.  \\  12  oUeii?  oflem?  ||  18  äeri(^iebenen ?  a5crfd)iebnen?  II   3o 
23  in??  Bon?     Der  i-Punkt  fehlte    der   erste  Buchstabe   ist  möglicherweise   in   einen 
andern  hineincorrigirt  (x  in  tit).  \\  24l  anbete?  Onbetn? 


ÜJr.  855^861  (öanb  XV).  379 

857,    V.  M217.  EI609. 

Sunge  5eute  lieben  ba§  ®efi"it)lüotte,  »eil  fte  leici^tfinnig  jtnb  unb  um 
il^rer  ela[ticitaet  iriUen  ber  ©inbruf  balb  oergel^t;  imgleid)en  lüeil  fte  nod^ 
nid^t  ben  SBert^  baöon  feunen,  fein  ®emntf|  in  feiner  ©etoalt  ju  ^aben 
unb  e§  nid)t  anberer  ©eraalt  preis  ju  geben,  (äin  mitleibiger  D^ic^ter, 
ein  SSerliebter.  ®efiilüoll. 


858.    V.  M217. 

2)ie  Urtl^eilSfraft  ge'^t  auf  bog  fd^ifli(i)e,  \iOi%  ber  ©ad^e  angemeffenc 
in  ber  ibee;  ber  ©efc^mot  auf  \i(x^  bem  fubiect  angemeffene  unb  beliebte, 
gefdUige;  beijbe  auf  bie  ^orm.  2)ie  (ämpfinbung  unb  ber  ®eift:  jene  auf 
ia^  an  fid^  rü^renbe  ober  rei^enbe,  biefer  auf  bie  ©rwefung  ber  ^dfte. 


859.   V.  M217. 

2)ie  SSernunft  fann  nur  baju  bienen,  bie  phaenomena  be§  ®cf(^maf§ 
§u  erfldren  [unb  geiotffe  ©cfe^e  unb  üRerfmoie  bcg  ©d^],  aber  nid^t  il^m  ©efefee 
Dorjufc^reiben,  loeil  ber  wa^re  ®runb  gar  nid^tin  bem  obiectiöen,  fonbern 
ber  5orm  ber  inneren  affection  befleißt. 


860.   V.  M217. 

©efc^rna!  unb  ©ebürfnis  l^dngen  au§  einem  @tü(!  jufammcn,  g.  (5. 
be^m  offen,  obgleid^  nid^t  auf§  23ebürfni§  Slc^t  gegeben  morben.  2)cr  ibeale 
L'o  ®ef(^maf  l)dngt  mit  bem  23ebürfni§  ber  ©efeUfc^aft  ^ufammen» 


861.   V.  M217, 

Sd^  urt^eile  üon  aUen  annemlid^ fetten,  womit  unä  fd^önc  ®cifter 
unterl^alten,  mie  ein  ®aft,  aber  nid^t  mie  ein  5fod^.  £)b  id^  eben  barum 


6  ©efÜlöoH??  ©efailOoH?     Sollte   die  letztere  Schreibart  vielleicht  eine  Nach- 
25    ahmung  jüdischer  Aussprache  sein?     Vgl.   E.  A.  Ch.  Wasianski:  Kant  in  seinen  letzten 
Lebensjahren  1804  S.  194. 
16  affection?  affectcn? 

19  Vor  ibeole  7wch  8 — 10  durchstrichne  unleserliche   Buchstaben. 
22  fc^öne  ©elfter?  fc^ön  ©ctfter? 


380  Sfiefleiionen  jur  Stiit^ropolügte. 

bcffer  p  Urt{)eilen  im  ftanbe  bin,  mac^e  ic^  ni(i)t  auö.   Slber  id)  fan  mir 
feine  2)reu[tigfeit  barin  anmaßen. 


862.    V?  (piVx'ff  M218.  EI54. 

2)er  abftec^enbe  (Schein  i[t  angenehm,  ber  toieberlegcnbe  ©c^ein  ent= 
meber  bloä  befrembenb  unb  benn  rotfifel^aft  unb  jpielenb,  ober  oerroirrenb 
unb  angenehm. 

SSom  Sachen:  ^d^  ift  angenehm. 

2)er  ©egenftanb  felb[t  fan  ^ä|lic^,  fein,  tDi|tg  fei)n. 


863,   V.  M218'.  EI 61. 

2)ie  plagen*  be§  gefeÜfc^aftlicJ^en  ©efd^mafö  rüt)ren  oon  bcm  '^er,  >^' 
h)a§  baö  in  bie  finne  faüenbe  ot)ne  bie  2ßal)l  be§  3Serftanbe§  Sä[tige§  an 
jid^  f)at.  ©raüitaetifc^e  i5fl)erlid)feiten  o^ne  ^rtu^en:  Slufjüge  {^  in)  ©aüa, 
(^  .^eijrat^en,)  Dration,  biS^utatton.  OJJand^e  Slnbad^tige  ©ebrduc^e,  beren 
einige  o^ne  ?Ru^en,  manci^e  aud^  toot)!  (^  gelegentlt^)  bem  ©eiriffen  3U= 
lieber  fei)n  fönnen,  2)a§  etiqüette.  [2)ie  etiqoette]  2)ie  [Jperrfc^aft]  ti^rannei)  is 
be§  ®ebraud^§,  bie  unter  [teife  gefe|e  ©ebrac^te  "^ötlic^feit  ober  fo  ge= 
nannte  2eben§art,  \io.§,  n3itlfit^rlicl^e  decorum.   2)ie  Umftänblici^feit  unb 
ber  Slufmanb  (^  ^a%  foftbare  @piel)  bei  ber  2tufna^me  guter  ^reunbe. 
3ebermann  flogt  l^ierüber,  jeber  fie^t  ^a^  33efd)werli(^e  unb  unnu^e  baoou 
ein,  unb  jebermann  bequemt  jtc^  ber  ©ewol^n^eit.    SBo^er  fommt  biefe  ^'o 
gaft?   mo^er  fan  nici^t  SSernunft  unb  magrer  ®efd)maf  ba  ^errfcf)en,  mo 
e§  mcnjd^en  mit  einanber  gut  meinen  unb  tt)ot)lgefinnt  feqn. 


S  Zu  Hfl.  862  vyl.  Vn  14:9—151  lunl  oben  Hfl.  2-39—256.  ||  4  lütcberlegcnbc 

nicht  ganz  sicher.     Gemeint  ist  doch  wohl  der  Schein,  irelcher  der  Verstandeserkenntniss 
resp.  andern  Sinnen  entgegentritt,  widerspricht,   ihre  Aussagen  also  aufhebt.      Oder  ist    25 
vor    loiebertegenbe    „zw"    einzuschieben?     Vgl.    95ii)f,   und  Starkes   „Menschenkunde'-'- 
S.  86—87. 

12  \nr  bei)  (so  K.)???  \\  13  ^ei)rQt^en?  ^ei)rot^img  (so  E.)??  \\  Dxation? 
Dootion  (so  E.)???  II  16  ober  aus  unb  ||  19  unnu^e?  unft^e.^  ||  22  ittol)Igefinnt .'' 
rootjlgefinnet?  3u 


dix.  861—866  (23anb  XV).  381 

*("  2)Qüon  fommen  ^laf ereilen  (vexationes),  2Bol^lgemeinte  S3e= 
laftigungen,  moburd)  man,  xok  e§  in  ber  gemeinen  @pra(f)e  tft,  nid^t 
eben  öertolgt  ober  angefeinbet,  fonbern  (»  auf  mand^erleq  2lrt)  ge= 
jd^oren  mirb.) 


5  864.  V.  hJ  218. 

@§  ift  eine  ^auptregel,  bafe  ein  ©egenftanb  ober  ein  ®ebanfe  ober 
2Iu§bruf  nid)!  met)r  bur(^  feine  ßufaüige  ßierbe  al§  burd^  fein  SBefem» 
lic^eö  gefaüe,  g.  @.  ©ebdube,  Äleib.  2)er  ©efc^maf  ift  fparfam  beijm 
Stufmanbe.    3Serfd)tt)enbete  ober  foftbare  ©d^on^eiten  ,3eigen  SJfangel  an 

10  ©efc^maf. 


865,    V.  M218.  E  1339. 

2)er  UeberfluS  ol^ne  ©efd^mat  fie^t  bumm,  ber  ®efc^ma!,  too  ber 
5Rangel  t)erüorblift,  !ümmerUd)  au§.  5)aö  ßeitalter  be§  ®efc^maf§  ift 
öftere  baSfenige,  too  bie  größte  3Rot^  barunter  oerbeft  ift.  SDod^  fällt  ber 

1-,  (^efd)maf  ^uerft,  bie  pral^lenbe  ©itelfeit  j^ule^t,  weil  bie  ^öd^fte  ^Rotl^,  bic 
fid^  bie  ^enfcl)en  üorfteüen,  bie  ®ringfd^ä^ung  anbrer  ift.  @elbft  ben  3:ob 
Italien  fie  üor  ein  Heiner  übel.  '^xa.  Spiel  »e^feln  bie  ©igenlie.bigen  unb 
gefeUigen  empfinbungen  am  meiften,  unb  bieg  beforbert  ben  SSlutumlauf, 
tranSfpiration  unb  concoction.  2)al)erfan  man  nidijt  oljne  ®elb,  wenigftenS 

L'o  mit  fold^er  Slufmunterung  be^  ®emiit^§,  fpielen. 


866.   V.  M2IS'.  ET 338. 

2öie  bog  @piel  ein  ä^ergleid)  fei),  gegen  einanber  nadl)  bioffen  regeln 
ber  (Selbftliebe,  aber  bod^  o^ne  mer!male  be§  3Serbruffe§,  ber  l^abfud^ 
ober  ber  ©d^abenfreube  ^u  t)anbeln.  ©eltfame  3Sereinigung. 


5,  11  Zu  JSr.  864 — S65    i^yl.    ill<-   auf  (lerselljpn  Sfitf    stcheinleii  iidJ  aus  der- 
f/fien  Z<-it  stammonderi  Nrn.  484,  48.5. 

17  I'-:  Eigenliebe  ||  IS  E:  SBliitanbrong 


382  JHeflejtonett  311V  ^dittjropologte. 

867.   V?  (iif)  M2i9. 

SBa§  ba  gefällt  {^  öorgefteUt  toirb,  ^<x^  e§  gefalle)  m^  allgemeinen 
©eje^en  ber  @innlic|)feit,  b.  i.  [olö]  was  gleidijam  not^raenbiger  2Beije 
ba§  ©efü^l  be)§  £eben§  mitt^eilt,  b.  i.  bricht  ab. 


868.    V.  M219. 

2)er  ®ef(^maf  jetgt  ftc^  barin,  ^a^  man*  etmaä  aud^  nid[)t  lebiglic^ 
um  ber  nü^lic^feit  roillen  üjä^lt.  @o  i[t  ein  porcellainer  Änopf  fc^oner 
als  ein  [tiberner.  2)ie  (Sc^önl^eit  ber  ©pi^en  befte^t  barin,  ^Oi^  fie  ntd)t 
lange  galten.  Äleiber  »erben  barum  üon  belicaten  g-arben  getöd^lt,  töeil 
fie  oergangli^  ftnb.  2)ie  33lumen  "^aben  i^re  @(i^onl)eit  öon  ber  2?er= 
ganglid)fe{t. 

*(^  2)ie  5Ratur  l)at  bem  genieebaren,  0)a§  ernährt,  bie  minbefte 
«Sd^onl^eit  gegeben.  Äu^,  apis,  Sd^wein,  «Sc^af.  2)em  erfrifd^enben  im 
®enu§  etmaä  mel^r:  Dbft.  2)em  SBo^lric^enben  me^r,  unb  bem,  roaS 
blo§  bie  Singen  oergnügen  fan,  bie  meifte.) 

{^  3)a§  ®ute  (^  moralifd))  ift  auc^  uneigennü^ig.) 


869.  V.  M219. 

2Ba§  gefällt  in  ber  ©mpfinbung,  in  ber  finnlic^en  Q'  2lnf(!^auung) 
Söeurt^eilung  ober  im  23erftanbeöbegrif. 


870.    V''?  0??  Q—af?  M 220. 

(Starfe  färben  ftnb  nic^t  fo  fc^ön,  weil  fie  me^r  jur  (gmpfinbung  alg 


2  Der  g-Zusatz  steht  ganz  oben  am   Runde  dfr  Seite  und  iat  halb  weggerissen. 

16  Rß.  808  umschliesst  M  §.  605  an  der  linken  Seite.  Der  g-Zxisatz  (Z.  K!) 
steht  zwischen  den  Zeilen  von  M  §.  005.,  ohne  Verweisungszeichen,  rechts  i^on  ber 
©pi^en  (Z.  8),  von  diesen  Worten  durch  einen  senkrechten  Strich  abgetrennt. 

18  Nach  gefällt  ist  irohl  fi/i  tt)Ut  e§  iiinzuzndndun.  Man  kann  itln'r  uncli  die 
Itß.  als   Frage  auffassen. 


dlx.  867—873  (2öanb  XV).  383 

@rfd)einung  gel^ören;  fie  müfjen  in  eine  anbre  nä^fte  iibergef)en,  unb 
^voav  in  bie  [niebrige]  mittlere  überget)en. 


8T1.    v'foffQ—aff  M220.  220'. 

M220: 

Ars  aspectabilis  est  pulchritudo.  2Ba§  bie  Ji^unft  ber  2lnfd)Quung 
flar  unb  leicht  barlegt,  ift  fc^ön.  2)a^er  mufe  bie  Änn[t  nic^t  burc^  5ßer= 
nunft  erfannt  werben,  alfo  inbem  bie  @act)e  oX%  ^Kittel  betrad^tet  wirb, 
fonbern  in  ber  @a(l)e  felbft.  Diegelmafeigfeit,  ^Ißroportion,  abgemeffene 
@intl)eilung.  (Sin  regulair  ^^ielef.  ßine  reine  g-arbe;  bie  SSert^eilung 
ber  ^arbe  jum  rei^  (tul|)en,  gafanen).  proportionirter  Son.  2)ie  über= 
einftimmung  (^  begie^ung)  be§  phaenomeni  mit  einer  ibee  überl^aupt;  §ur 
@(l)ont)eit  geljoret  3Ser[tanb.  2)ie  Übereinftimmung  be§  phaenomeni  mit 
bem  roefentlid^en  ßwefe  ift  bie  obere  ®d)on^eit.  (^  2)ie  ^unft  in  ber  Cr= 
jd)einung.)  M  220':  Sltle  reine  ^^arben  ftnb  f^ön,  loeil  \)a§  unoermengte 
jd^on  Äun[t  anzeigt 


872.   V.  M  220. 

£)er  3?ei^  ift  entmeber  be§  appetitS  ober  ber  affection. 
2Ba§  mit  ben  ®efe^en  ber  bilbenben  Äraft  übereinftimmt,  ift  fd^ön: 
materialiter  unb  formaliter,   ©inen  SSegriff  ber  Sinne  t)erüorsubringen, 
20  [of)n]  burd)  bereu  Sßergleid)ung  unter  einanber  SerftanbeSbegriffe  werben. 


873.    V.  M220. 

®efd)ma!  ift  2Bal)l  (^  nid)t  mittelbar,  fonbern  unmittelbar),  aber 
gemeingültige  Söa^l.    ßmpfinbnng,  Urtl)eil§traft,  ®eift  unb  ®efd)maf: 
2ine§  jufammen  gel)öret  ju  ben  fubiectioen  ©rünben  be§  SBoblgefaHenä. 
25  (» ift  mittt)eilenb  unb  t^cilnel)menb,  bat)er  gefellfc^aftlic^. 

1  noc^fte?  nadjften? 
'/iO  roerben? 

22 — 25  Mi'iylichenreisp  hezwlit  sich  der  prstf  g-Ziisat:  auf  M  §.G()C  „guatenus  — 
dctL'yiY\    der    zrct'itc   (in/  die  Ifaiif  „du.s  Vi'niiüyfn  :u  Ijpiirthi'ili'it''''  in  di^r  Anmerknini 
?A)    zu   M  §.  fJOfi. 


384  SReflcEionen  jur  3lntl)ropoIo9ie. 

£)a§  ®efüf)l  urt^eilt  nic^t,  e§  le^rt  nid)tg,  e§  i[t  nid^t  commiun= 
cQbd.) 


ßule^t  bei)m  ®efd)maf.  6ä  ftnb  4  (Stufe,  bie  man  nid^t  lehren  tan: 
ßuipfinbiing,  Urtljeilgfraft,  ®ei[t  unb  ©ef^rnaf.  2)iefe  maci^en  ba§  genie 
au§.  (5§  gehören  ^lüor  noc^  mel)r  SSermögen  jum  genie,  aber  biefc  madjen 
eigentlid^  bie  ©ad^e  be§  genie  au§. 


«r^.    ^.  M219. 

2lfle§,  ttjoüon  bie  9fiegeln  nic^t  au§  obiectiüen,  fonbern  jubiectiüen 
©rünben  gebogen  werben  tonnen:  ©ejc^maf,  ®efnl)I,  get)ort  ^iir  antt)ro-  ^" 
^jologie. 


876.    rp.  M  219'. 

Facultas  diiudicandi  per  sensum  communem  est  gustus.  2^er  @inn 
ber  ^Kenjd^en  t)at  etwa^S  ^jriDatgültigeä  ober  gemeingültiges.  2Ba§  unferen 
Sinnen  gemeinfd^aftlicf)  ift,  i[t  aud)  mit  anberen  i^ren  ©inftimig:  ber 
gegenwärtigen  mit  üergangenen  unb  fünftigen.  @d)ii[jel.  5Rid)t  appetit, 
ber  auf  eineö  fällt,  fonbern  prüfenbe  unb  foftenbe  ©mpfinbung. 

2)a§  genie  fte^t  unter  bem  3fticl)terftut)l  be§  ©ejc^mafS.  2)iejer  leibet 
feine  ^oftbarfeiten. 


877.   V.  M2:J3. 

2)a6  ein  tf)eoretifcl)  Urf^eil  notl^wenbiger  2Beife  allgemein  gültig  fet), 
berul^et  auf  bem  <Ba^  be§  2Bieberfpruc^§.  2)afe  ein  OJJoralifct)  Urtt)eil 
notl^menbiger  meife  üor  iebermanö  SSerftanb  unb  eben  barum  aud)  uon 
iebermanS  toiUen  gilt,  berul)t  bricht  ab. 


9  fubiecüen?  fubben? 
1/*  onbcren?  onberet?? 

20   Es   sollte  aller  Wahrscheinlichkeit   nach    nucli    noch    (hiind   und    Oratl    J'.-r 
All(jciiicinifi'ittiyl-cit  des  ästhetische/i  Urtheils  untcrsniht  irrrdt-n.  noch  Art  der  Uli.  S7S  ftc. 


5)ir.  873— 8TÜ  Cöanb  XV).  38f) 

878.    V.  M242.  242'. 
M242: 

(?  ©arten,  eU;rir) 
@ttDa§  gefällt  in  ber  ©mpfinbung,  fo  fern  e§  unfer  SBol^lbefinben 
afficirt  unb  öergnügt 

etmaö  gefallt  in  ber  5?or[tellung  entmeber  burd)  Übereinftimung 
mit  fubiectioen  ©efe^en  ("  ber  ^or[tellung§fraft)  unb  i[t  fd)ön,  ober  mit 
obiectioen  33ebingungen  be§  2Bo^lgefallen§,  ba  entroeber  ber  ®runb  aü^ 
gemein  gültig  ift,  weil  er  burd)  25ernunft  eingefeljen  werben  fan  (ta§> 
'Tlü^lid^e),  ober  \)a§  SBo'^lgefallen  allgemein  gültig  ift,  weil  e§  au§  einem 
allgemeinen  ®runbe  ^erfliefet.  (3)aö  ®ute.) 

2Ba§  mit  ben  allgemeinen  fubiectioen*  ®efe^en  ber  (Srfentniö  (nidit 
ber  (Smpfinbung)  ber  ^Jienfc^en  ubereinftimt,  ift  fdiön,  gefällt  in  ber 
refle;cion,  »eil  e§  blo§  mit  ben  M  242' :  aSebingungen  ber  reflej:ion  gu» 
fammenftimmt.  2)a§  fc^öne  oergnügt  nur  in  ©efellfc^aft,  gefällt  aber  aud) 
allein. 

M  242': 
*(^  £)ie  fubicctiüe  ®ef efee  fönncn  sroar  nid^t  a  priori  erfant  merbeii, 
aber  bo^  fan  it)re  allgemeint)eit  auö  unferer  (Selbftbetraci^tung,  ol^ne 
aufeere  6rfal^rungen  gu  fammlen,  eingefet)en  werben.  (5ö  giebt  aud) 
allgemein  gültige  gefügte,  al§  be§  ®efd)led)tä  ober  einer  teniperatuv, 
ober  auc^  eine  5Berträglid)feit  eineö  ®efüt)l§  mit  anberen,  meiere  mir 
uor  un§  felbft  erfenncn  tonnen.  2)a^  ©e^ört  jum  ®efd)maf,  aber  nid)t 
gur  Urt^eilöfraft  beS  Schönen.) 


879.    (f.  M242. 

©ieienige  pitnfdiauung]  ©rfci^einung,  bie  in  ber  2lnfd)auiing  hav  a3e= 
muftfei^n  üon  ber  SSeforberung  be§  Seben'5  ermecft,  ift  fd)5n'',  in  ber 
empfinbung:  angenel^m. 


l)aher  durfte  die  Bemerkiiii</  /lier,   in   dem  ZK-sammenha/K/  iltr  äxthetisrlirii  Hi'ßf.rliiin'ti. 
30    ihren   Platz  finden. 

3  Der  g- Zusatz  steht  über  iDflÖ  gcföt  (Z.  4).  \\  ©arten?  ||  elij?   alia.'  ||   //  />i>- 

Krhhisfiklnmnier  fehlt.  \\  13  in  ber?  ||  21  einer?  eine? 

ffant'ä  ©cferiften.    ^anMc^rifllitlier  *J?.ict)l,in.    H.  — '^ 


386  9?ef(ejttonen  jur  Slnt^ropologie. 

*(■'  entmebcr  be6  @egen[tanbe§  unmittelbar  ((5r|(!^einung)  ober  bie 
retIe;i-ion  (fc^öne  ßrfeutnifje).) 


880.    (f.  M242. 

3)er  ®efd)mat  i[t  bie  ©ejeüfd^attlic^e  (5m|»finbung. 

"Seijm  @d)önen  i[t  ber  ©egenftanb  ober  bie  (5rfentni§  ben  fubiectiocii 
(Sjefe^en  ber  re[Ie;rion  accomobirt,  bet)m  ©efd^mat  ben  allgemeinen  fub= 
iectiüen  ®efe^en  ber  (Smpfinbung. 


881.    <f>.  M242.  242'. 

M242: 

33eQ®efül^l,®e[d)maf  unb  3Ser[tanbe§lu[t  mtrb  bie  Suft  al§  unmittel= 
bar  betra(^tet.  2)enn  bie  mittelbare  l^at  feinen  befonberen  9ia^men.  SSeqm 
®efüt)l  entfpringt  fie  auä  ber  ©mpfinbung;  bei)m  ®ejct)maf  au§  ber  über= 
einftimmung  mit  einer,  objmar  empirifd^en  9ftegel  (ber  2Renfd)^eit);  bei) 
ber  3Ser[ianbe§luft  au§  einer  Siegel  a  priori.  2)ie  er[te  ßu[t  ^at  bie 
grö(Bte  fubiet>tiD  bemegenbe  ^ra^t,  bie  britte  bie  größte  obiectiü.  M242': 
%t\\x\)\:  fubiectioe  ®ro^e,  ®efd)maf:  obiectiüe.  2)a§  ®nte  wirb  erfant 
ol)ne  (grfa^rung,  blo§  bur(!^  ben  3Ser[tanb. 


882.    cp?  (B?  Qfo?)  M242b. 

3um  ©ejc^maf  gehört  (Sr^al)rung,  gum  ®e[ü^l  llnerfal)renl)eit. 


1  Ka  ist  nicht  absolut  sicher^  ob  der  g-Zusntz  hierher  i/ehiirt.  Frei/ich  iriis.ifr 
ich  keinen  andern  passenden  Platz.  Nach  fd)Ön  und  cor  entlX)eber  ./>  ein  senkrechti-r 
Strich,  aber  ebenso  Zinks  von  Rfl.  579  und  links  von  ben  (Z.  5).  l>och  sind  diese 
bt'iden  letzteren  Striche  xcohl  sicher  nur  Trennungsstriche  yeyen  j'ndier  i/eschricbe/if 
lleßexiunen.  \\  bte?  ber??  ||  2    Die  Schlussklammer  hinter  ^xUwimWt  fehlt. 

S  Nr.  881  steht  quer  a/n  innern  Rand  von  M242  und  242'.  Theile  von  M  242  sind 
u-('(ji/erissen,  die  verloren  yeyangenen  Silben  wurden  eryämt  und  in  eckige  Klamnu-rn  (  ) 
(jexetzt.  II  12  entfprtngt   zum    Tkeil  gerathen,  die  Stelle  ist  stark  uligegriffen:  dassflbf 

gilt  von  ber  (vor  5Kenfd)'^ett  in  Z.  13)  und  britte  f?  ©ritte?;  in  Z.  ir,-  n,r  'i^-m 

ti-t:li-reii  Wort  stchn  rnögticheru-eise  noch   Reste  von   einem   durchstriclinen  ,5. 


9h-.  870-S86  (Ob.  XV).  387 

SSS.    (f—ip.  M24S.  ZuM§.662: 

2Kittelbur  gut  i[t  nü^Uc^.  ©tma^  gefallt  entiüeber  blo§  fubiedio  alä 
23eränberung  beö  ßnftanbeö  (ßmpftnbung)  ober  aud^   al§  (ärfentniS 
obiectiD.   2)ai?  obiect  gefalt  allgemein  entmebev  ben  Sinnen:  f^ön,  ober 
5  ber  3?ernnnft:  ®ut. 


884.  vf  (Q^f)  c^f?  x^ff  M  291'  ET  129. 
2)ie  33ilbung  ift  bie  fct)ön[te,  meiere  p  einem  ®ebrau(i^  nid^t  me'^r 
auferlegt  ift  al§  jum  anberen,  tüo  alfo  bie  3tt)efe  einanber  nidjt  mieber= 
ftreiten.  2)a§  ©eftc^t  ift  ba§  f(!^önfte,  roo  alle  5Jiinen  unb  Organen  andb 
10  bie  ollgemeinfte  ©c^iflid^feit  ^aben.  5)a^er,  mo  eine  5J?ine  l)erüorfte(!^enb 
ift,  e§  müfte  benn  auf  fro^ligfeit  fet)n:  ha  ift  bie  «Sdjön^eit  gefto^rt.  6ine 
crnft^afte  unb  äugleic^  fanfte  unb  ruhige  3Jiine  ift  mie  eine  2Boge,  bie 
®erabe  im  ®leict)gettiicl^t  ift. 

2)afe  ber  50^enf(^  "ba^  fd^onfte  3:^ier  ift,  ift  ba'^er,  ö3eil  feine  33ilbung 
15  bie  gröfeefte  Übereinftimung  mit  ber  ibee  eineg  lebenben  ©efd^opfeö 
enthalt. 


88S.    vf  (q"^?)  v'ff  x'ff  M29r. 

öon  ber  iöuffton  in  Unferem  Urt^eil,  menn  femanb  ('  etma§  bi^^arre^S 
an  fic^  ^at)  menig  fprid)t  unb  nur  benn  unb  menn  roai  überbac^te^  fagi. 
2)a§  leichte  3f?eben  ®iebt  3Serbad)t  beo  feierten  ^rfentniffeg. 


886.    V.  M29L 

SlUeS,  ma§  eine  Slbfid^t  anjeigt,  ibee  ober  dessein,  ojeun  e§  qleidt)fam 
fpielenb  unb  o^ne  ben  ßwang  einer  33ebürfni§  gefc^ieljt,  ift  jci)ün.  £)a^er 
reine  färben  auf  ben  33lumen,  weil  üon  ungefe^r  fid)  et)er  fd)mu|ige  er= 
äugnen  mürben,  ©ine  gemiffe  9iacl)läfeigfeit,  },.  6.  bei  sBlumen,  gefeUt. 
jßiel  SSerftanb  unb  attent^alben  ä^erftanb  incommobirt.   3)ie  Statur,  bie 


2  gefallt?  gefeilt?  i|  r>  iWu-h  93erminft  ''h>  rtinl,^ 

S  anberen?  anbern? 

/<S'  Unfert-m?  Unferni?  i|  s-Z„sat:  -iK 


388  JRcffejioncn  jur  Slntl^topologie. 

ber  ^unft,  unb  bie  ^un[t,  bte  ber  9latur  ä^nlid^  fet)en  in  ben  3Jlaniereu, 
l)eifeen  iiaiü. 


S«r.   V?  fo>  Q—af)  liif?  M293.  EI 371. 

OKan  fud)t  burd)  ®efea[(^Qft:  1.  ßerftrcuung  (»  ßrfiolung),  2.  Unter= 
t)Qltung,  3.  2lufnuinterung  (iüa§  belebt).  2)aS  er[te  nac^  ©efc^aften  unb 
Sorgen  eine  (Srl^olung.  3n  biefem  i^afle  i[t  e§  fo  mte  be^  ^Ruftc,  bei)m 
Saci)en  etc.,  bafe  baö  jelb[tfpre(^en  bie  bcfte  Slufmunterung  giebt,  alfo  ba§ 
5Bergnügen  indirecte  üon  ben  ibeen  unb  unmittelbar  Don  ben  forperli(t)cn 
33ett)egungen  l^erfomt. 


888.    V?  (o?  Q—a?J  1.1??  Af  293. 

3ur  (grt)olung  ift  ber  Slnblit  einer  ©efeüfc^att  unb  be§  @ptele§  gnug. 
ßum  Unterhalt  ta^  6piel  felbft  ober  Unterrebung  mit  einer  ^erfo^n. 
Bur  Slufmunterung  eine  ©rofee  unb  bei)  ber  50?annigfQltigfeit  oereinigte 
®ejeUjd)aft,  woran  mir  felbft  Slnt^eil  nei)men,  not^ig. 


889.    V?  fo?  Q-a?)  fi??  M293.  El 391. 
(Sä  giebt  eben  fo  mo^l  eine  l^croorftei^cnbe  ober  glanjenbe  (Einfalt 
(xU  ^rad^t.  3"^  frften  faUe  ift  fte  ftol^  unb  ni(i)t  eben  natürlid^. 


890.    V?  (n—o?)  M306. 

^ii  werbe  ja  meinen  Äopf  ni(I)t  ju  einem  [alten]  ''JSergament  mad)en, 
um  alte  balb  oerlofd^nen  91ad^rid[)ten  auä  ardbiöen  barauf  nadjjufri^eln.  20 
Einige  t)aben  ba^  ®efd^aft  ber  regiftratur,  aber  enblid)  mufe  bo^  iemanb 


Zu  Nr,  887 — 906:  Diese  Nrn.  umfassen  die  dsthetisc/ien  Refle.rluni'ii,  dir 
Kant  in  der  Phase  v — ip  in  den  Abschnitten  der  rationafen  Psi/chuhxjie  von  M  eln- 
(jet ragen  hat. 

a    r>if   Srhhissklitiiinii-r  fi-ldt.  25 


Sdr.  886—890  (öaitb  XV).  889 

einen  oernünftigen  ©ebraud^  baüon  mad^en.  ^anvo,  voenn  aud)  9  Steile 
oon  10  bei)  i^m  gefehlt  ober  unrichtig  mären,  fo  i[t  ber  bloffe  3Serfu(^  feinem 
®etfte§  Ioben§=  unb  nad)a^mung§tt)ürbig  §u  lefen,  um  j^u  benfen  unb  nic^t 
gebanfen  lefen  ju  aollen.  2Bir  werben  boc^  rool)!  nic^t  unfer  ®e^irn  bloö 
5  in  eine  SilbergaUerie  ober  in  ein  3ftegifter  oenoonbeln,  um  üia^men  unb 
^riguren  ber  9RQturbinge  borin  gu  trogen.  SÖuffon  roagte  feinen  3fiu^m 
gegen  bie  feierte  (Spottereijen  mandjeS  2)oftor§  2lfafia,  inbem  er  öerfud)te, 
[auf]  a\ic  biefe  ©rfc^einungen  gu  neuen  2lu§fid)ten  ber  SSernunft  anju-- 
wenben.  3^)  folge  \\)m  ntd)t  in  feinen  SBagftüfen,  aber  ber  blofee  SSerfuc^ 

10  ift  bricht  ab. 


1 — 10  l>iff  weitfiii-s.sc/i'.iueiufe»  und  anregenden,  in-un  niiv/i  oft  geicmjfen  una 
paradoxen  Gedanken  des  Holländers  Cornel.  de  SßoUlt)  (1739 — 179:))i  den  Friedrich  IL 
rergebens  für  die  Berliner  Akademie  mal  für  seinen  Hof  zu  gewinnen  suchte,  beschäftigten 
Kant  auch  öfter  üi  seinen  Vorlesungen  (vgl.  meine  Untersuchungen  :u  Kants  phi/sischei 

15  Geographie  1911,  S.  120,  189,  206).  1768—69  veröffentlichte  de  Pauw  in  2  Bänden 
ilie  Recherches  philosophiques  sur  l.es  Ame'ricains,  uu  Memoires  inte'ressants  pour  servir 
a  PHistoire  de  PEspece  humaine  (1769  ins  Deutsche  übersetzt).  Gegen  Don  Pernetys 
„Dissertation  sur  rAmerique  et  les  Ame'ricains,  contre  tes  recherches  philosophiques 
de  Mr.  de  P."  (1770;  zuerst  vor  der  Berliner  Akademie  gelesen,  dann  auch  in  Buch- 

20  form  veröffentlicht)  vertheidigte  Pauw  sich  in  der  „Defense  des  recherches  philosophiques 
sur  les  Ame'ricains^''  (1770).  1771  erschien  eine  weitere  (anonyme)  zweibändige  Gegen- 
schrift: „Examen  des  recherches  philosophiques  sur  CAme'rique  et  les  Am^ricains,  et 
de  la  Defense  de  cet  ouvrage'''-.  117 o  gab  Pauw  seine  „Recherches  philosophiques 
sur   les   Egyptiens   et   les  Chinois^^    in    2  Bänden  heraus,  die  1774:  von  J.  G.  Krünitz 

25  /«.v  Deutsche  übersetzt  wurden.  Im  Teutschen  Merkur  erschienen  1773/4  vier  Briefe 
über  dies  Werk  (von  Fr.  H.  Jacobi;  vgl.  dessen  Werke  1825  VI  264 — 344).  Ferner 
beziehen  sich  darauf  Voltaires  (anonyme)  Lettres  Chinoises,  Indiennes  et  Tartares  u 
M.  Pauw  par  un  Benedictin  (1776).  1787  veröffentlichte  Pauw  die  Recherches  philo- 
sophiques sur  les  Grecs  (2  Bände,  1789  von  Villaume  ins  Deutsche  übersetzt).  —  Von 

30  G.-L.  Ledere  Comte  de  S3uffon  (1707—1788)  konnten  Kant,  als  er  die  Hfl.  890 
schrieb,  bekannt  sein:  die  Histoire  naturelle,  generale  et  particuliere  (1749^1767)  in 
15  Quartbänden  (in  deutscher  Übersetzung  erschienen  von  1750 — 1776  neun  tluart- 
bände,  der  10.  erst  1779180),  von  den  Oiseaux  die  drei  resp.  fünf  ersten  Bändr 
(1770 — 1775    resp.    1778),    von    dem   Supple'ment    zur   Histoire    naturelle    Bd.  I — IV 

35  (1774 — 1777),  vielleicht  auch  schon  Bd.  V  mit  den  Epoques  de  la  nature  (1778:  vgl. 
aber  meine  Untersuchungen  zu  Kants  physischer  Geographie  1911  S.  209).  —  Unter 
dem  Namen  eines  Docteur  ^fafta  verspottete  Voltaire  1752 — 1753  in  mehreren  kleinen 
Veröffentlichungen,  die  1753  unter  dem  Titel:  Histoire  du  docteur  Akakia  et  du  natif 
de  Saint-Mulu   zusammengefasst  erschienen,   den   damaligen    Präsidenten    der    Berliner 


B90  JKeflei-tonen  ^iir  5(ntf)n.ipolo9ie. 

891.    I).  M:J()9. 

2)ag  ®emüt^  ert)0lt  {td^  nid)t  burd^  3Rul^e  auffer  im  6d)laf  (wer  lüeici 
aud)  m^i,  ob  e§  im  träume  nid)t  fpielt),  fonbern  burd)  SÖejd^attigunfl, 
aber  freije,  2)at)er  ber  .t)an9  S«wi  ©piel.  3)iefe  (ärfjolung  ift  roaö  anbereö 
qI§  Unterhaltung. 


S9;i^.    vf  (nf)  M321. 

(5in  Sbeal  ift  bie  ibee  im  33ilbe,  b.  i.  in  einer  erbic^teten  35or[teÜung 
in  concreto.  2)a§  ibed  brütt  niemals  bie  ganje  ibee  auö  wegen  ber 
it)inbernt[fe  in  concreto,  unb  bie  ibee  ift  bod^  ha^^,  wornad)  baö  ibeal 
beurtt)eilt  werben  fofl. 


893.    vf  (n?)  M:J21. 

2)afe  man  t%  einem  guten  ^IBortrait  anfet)en  föune,  \i(x)i  eö  Don  einem 
wirtlichen  5[Renfc!^en  ©enommen  worben.  ^ogartl^.  Saüater. 


89J^.    (p^r  (tt?)  %n  MH23.  EU  39. 

2Benn  bie  empfinbung§fprad)e  nur  nad)  bem  i^apibarftil  abgefegt  15 
ift  unb  in  9leimfrei)en  Seilen  ol)ne  mertlic!^  f^lbenmaafe,  fo  ge^t  bie  föin= 

Akademie  P.-L.  lUuieuu  dt  Maupertuis  (von  Samt-Malo  gehürtig)  und  manche  der 
VI  seinen  Oeucies  (Hö'J)  und  Lettres  (1752)  enthaltenen  seltsamen  und  gewagten 
Behauptungen.  Das  erste  Stuck  der  Voltaire' sehen  Samndung,  „Diutriöe  du  doctcur 
Akakia,  Medecin  du  Pape''\  Hess  Friedrich  der  Grosse  Ende  1752  öffentlich  cer-  -0 
hrennen.  Vgl.  Oeuvres  cmnplkes  de  Voltaire  1879  XXIII 559^585,  1882  L  538—5:i9. 
13  H'.  .^ogarf^  lehte  von.  1697 — 1764.  Vgl.  zu  der  Behauptung  des  Textes 
das  Anthropologie- Heft  Ms.  Quart,  germ.  400  der  Berliner  Königlichen  Bibliothek 
S.  ()'}')/6:  .,H(igarth  der  die  Handlungen  und  Sitten  der  Menschen  zu  schildern  suchte, 
ususte  ijut  den  Cliarackfer  auszudri'icken,  so  duss  der  Augenschein  so  gleich  vom  -'5 
Chnrackter  überzeigte,  ohne  dass  man  erst  die  Erklärung  davon  lesen  dürfte.  Er 
."'(chte  in  Gesellschaften  die  Handlungen,  die  er  schildern  wollte,  die  Gesichter  derer 
die  sie  ausübten,  zu  copiren,  und  hernach  u-enn  er  eine  solche  Handlung  schildern 
wollte,  so  suchte  er  dasjenige  Gesicht  aus,  was  sich  dazu  am  besten  schickte,  und 
vermehrte  es  durch  Ficktiun.'-''  \\  Von  J.  C.  SaOOter  können  nur  die  „Phgsiognomischen  3C 
Fragmente,  zur  Beförderung  der  Menschenkenntniss  und  Menschenliebe^'-  in  Betracht 
kommen,  von  denen  in  den  Jahren  1775 — 8  je  ein  Band  erschien. 


SfJr.SGl— 896  (23aiib  XV).  391 

bilbung  fo  gleid)  auf  Stellen.  (5§  ift,  aU  wenn  man  bie  (Srimaffen  üoii 
einem  affect  mac^t  unb  baburd)  ftd^  felb[t  barin  Derfe^t,  ober  mie  6ere= 
monien,  Kleiber  graoitaet  einflößen;  iüufion. 


893.    cp'.  M'^24.  Ell 40. 

2lu^bruc!  unb  fpradje  be§  @d)merge§  ober  23efd^retbuug  beffelben. 

2)ie  Urfac^e  abgebroct)ener  3f?eben  im  2lffect  liegt  barin,  ta^  bie 
Imagination  auf  oerttjanbte  ©ebanfen  fül)rt,  unb  bie  Seibenf^aft  immer 
raieber  jurüffüi^rt  unb  eine  anbre  9flett)e  anhebt. 


896.    V.  M  324.  324'.  E  II 44.  36. 
M324: 

@in  ©(i^attenrife  ber  Imagination  ift  nid)t  eine  i;s;bee,  meldte  fo  ^n 
fagen  ein  5)?onogramm  ber  SSernunft*  ift  [raeldie]  unb  eine  mett)obifc!^e 
ßeid^nung  ber  Silber  nad)  einem  princi|)« 

*(•"  gegen  ein  ibol  ber  (SinbilbungSfraft,  ml<iit^i  firf)  oon  ben 
oberflad^en  abgefonbert  ^at.  &§  ift  fein  schema  ber  ibeen.  M  324': 
SSon  ber  abeptenfprac^e  ber  ©eifte^anfd^auung.  (ä§  ftnb  ßpopten  be§ 
3Serborgenen  in  un^o  fclbft.  ÜWan  barf  ni(^t  beforgen,  ha')^  fte  allgemein 
werben  merbe.  @§  gel^t  bamit  mie  mit  bem  ©tein  ber  2Bei|en.  2)aburd), 
bafe  er  gemein  mürbe,  mürbe  er  allen  SBertl)  oerlieren.) 
M324': 
(^2)ieabeptenbe§geniel,bie  not^menbig  auf  genie  anfprucJ^mad^en 
muffen  [üt)ne  roelc^]  unb  üw^  nur  auf  ben  33eQfall  oon  Seuten  oon  genie 


1  F.:  ©riinoffe.  ||  2  bann?  barein  (*•<-  A'.J??  \\3  Zu  Sr.  894  vgl.  Nr.  7rJ. 

Sf4  mit  Anmerkung  (SOoisff.). 

25  5  ©dimerjeö?  ©(^merjä?  |1  6  E:  9tebc 

9  Zu  den  folgenden  vier  Reflexionen  vgl.  oben  S.  ooGjl  Aiun.  ||  14:  Kitnt 
ilenkt  liier  an  die  Wa/irnehnuingstheorie  Democrits,  Epicurs  etc.,  nach  der  von  den 
Oberßdchen  der  räuinlichen  Gegenntände  sich  (ihnen  ähnliche)  fti^w/^a  luslöfien,  die 
unsere  Sinnesorgane,  speciell  das  Auge,  afficiren.  Vgl.  auch  4169ff.  \\  18  luerben 
30  fehlt  bei  E.  \\  21  Dieser  g-Zusatz  ist  mit  dem  Anfing  der  Hfl.  durch  ein  Zeichen 
verbunden. 


392  JRefteponen  jur  Slnf^ropologie. 

rechnen  fönnen,  jtnb  bie,  toelc^e  eine  nt(^t  communicable,  fonbcrn  burc^ 
gemeinjc^aftUc^e  Eingebung  nur  fi)mpQtl)eti|c^e  3Serftänbli(^!eit  ^ben. 
Ttan  mufe  biefe  il^r  2Ber!  treiben  laften,  ol^ne  fid^  um  jte  gu  bcfümmern, 
weil  man  bem  ®ei[te  fre^lic^  nicl)t  mieberj^)recl)en  noc^  i'^n  mieberlegen 
tan.  2)Q§  Äunftftüf  befielt  barin :  SSrofen  a\\§  2Bi[f enf (i)aft  unb  SSelefen* 
l^eit  mit  bem  2lnfel^en  eineö  Original  ®eift§,  critid  über  anbre  unb 
ein  tiefüerborgener  3^eligton§|in,  um  bem  ©emäjc^e  Slnfe^en  gu  geben. 
2)ie  5»«  9J?onard)ie. 

©eutfd^lanb  l)at  bod)  etmag  erfunben,  maö  i^m  anbere  nid)t  naä)-- 
t^un  merben  unb  moUen  ic  ic) 


897.    cp.  MS24.  EU 31.  45.32. 

e§  giebt  nur  gme^  Qüeüen  gültiger  [iirt^c]  ©inftci^ten:  SSernunft, 
ö)iffcnf(t)aft  ober  criti[(ie  ®elart^eit.  Unb  benn  ein  [abgerufteg]  aut= 
gefammleter  itram  öon  23rofen  auö  be^ben  ol^ne  ÜKcf^obc  unb  2ßiffen= 
jc^aft,  mit  einem  ®ei[t  ber  Eingebung  bejeelt.  2iae  folc^e  ©c^wärmer 
fpred^en  Sfteligion. 

ÜKan  barf  nic^t  beforgen,  ^ia'i^  bieje  abeptenjprac^e  ftc^  fe^r  ausbreiten 
merbe.  2)enn  jte  mü[te  il)ren  SBertl^  öerlieren,  menn  ftc  gemein  mürbe, 
weil  it)re  ganje  2lbrtcl)t  barauf  gerid^tet  i[t,  fid^  p  unter[d)eiben. 

(*  3)ie  5^ernunft  ift  nic^t  baju  gemacht,  bafe  jte  ftd^  ijolire,  jonbern 
in  ©emeinfd^aft  [e^e.  @ie  l^inbert  audi)  aUc  egoiftifc^c  ©runbfa^e  be§ 
Urtl^eilS  unb  alfo  auä  blofeen  ©mpfinbungen.  2ißir  fönnen  \ia§>  33e= 
fonbere  nur  in  oHgemeiner  Sl^ernunft  einfe^en.) 


898.    (p.  M324.  EI 622. 

2)ie  2)ent|d^e  '^aben  ben  ®ei[t  ber  Drbnung,  ber  [2)euti]  35e^utfam=  25 
feit,  ber  [Sieinlic^fett]  biSciplin  unb  geje^mäfeigen  Unterroerfung,  ber  35iaig= 

4  E:  bcn  ©etftertt  —  no6)  fie  ||  7  E:  einen  -  oerborgenen  ||  8  Zu  5''  -JDJonorc^ie 
vgl.  2IO2,  II  26315-19. 

13—14  E:  einen  aufgefontmetten  ||  20  x-Zumtz:  (f,.     Er  ist  jedenfalls  später 
yeschrieben    als  Rfl.  Sf)8,    die    im    Text   von   M  §.  7'.K)   auf  Hfl.  807  folgt  und  in  der-    30 
selben  Zeile  beginnt^   in  velrhi'r  der  s-Zusatz  endet. 


mt.  896-900  («Banb  XV).  393 

feit  unb  SBefd^eiben^eit,  ber  Slbgemeffen^eit,  [beg]  be§  ®eö3Ö'^nlT(!^cn,  bey 
©in^eimifc^en  felbft  in  ber  ©prad^e,  be§  fünften,  be§  bauert)aften  unb 
öoUenbeten,  ber  S^ieinigfeit  ber  ©praci^e  unb  ber  reinlicJ^teit  in  9lad^= 
a{)mung.   2Ber  einem  anberen  etmaö  nad)t^ut,  tan  e§  i'^m  gleic^t^un,  \a 

5  i^n  gar  übertreffen.  2)ocl)  m(ijt  in  ber  föt)re.  2Ber  etmaS  nac^mac^t  in 
ber  5J?Qnier,  ni(l)t  ©rfinbung,  tan  i^m  nic^t  jur  (Seite  gefegt  aerben.  2Ber 
fortfe^t,  tan  ben  erften  Urheber  n3eit  übertreffen,  »ie  3llemton  ben  Kepler. 
2Bir  ©eutfc^e  ftnb  gum  ^ortfe^en  ber  (Srfinbungen  ber  SSernunft  gemadjt. 
2)ie  ©enfungSart  original  gu  machen  unb  Eingebungen  eines  öerborgenen 

10  (Sinnes  ftatt  SSernunft.  ^^9tt)onifcl^er  ©til  ober  2lbeptenfprad)e  l^aben 
au^  i^re  ted^nif. 


899.   (f.  M324. 

®enie  ift  nit^t  etwa  ein  2)aemon,  ber  Eingebungen  unb  Offene 
bal)rungen  ert^eilt.   9Ran  mu§  fonft  mand)eS  gelernt  ober  formlid^  unb 

15  met^obifd^  ftubirt  l^aben,  wenn  genie  einen  Stof  l^aben  foO.  genie  ift  aud^ 
nid^t  eine  befonbere  [mcti^obc]  Slrt  unb  QoeUe  ber  ßinfid^t;  jie  muB  ieber» 
man  fönnen  mitgett)eilt  unb  oerftanblid)  gemad^t  werben.  5Rur  'ta'i^  genie 
barauf  !omt,  mop  talent  unb  ^leis  nicl)t  bringen  toürbe;  wenn  aber  bie 
oorgegebenen  6rleudl)tungen  amant  obscurum  unb  fid^  gar  nid^t  be^m 

20  Sic^t  wollen  befe^en  unb  prüfen  laffen,  wenn  jte  auf  feine  fa&lic^e  ^bee 
auslaufen:  fo  fd^wärmt  bie  ©inbilbung,  unb,  weil  ha§>  probuct  9lid^tS  ift, 
fo  war  e§  auc^  gar  nid^t  auö  bem  genie  entfprungen,  fonbern  23lenbwerf. 


900.    (p.  M324.  324'. 

M324: 
25  @§  fd^einet,  ha'^  wir  eben  fo  gut  ein  tbeal  einer  fc^önen  M324' : 
geftalt  a  priori  bei)  un§  führen  al§  ein  ibeal  ber  ftttlid^feit,  weil  wir  bie 
p^tjftognomtfc^e  Urt^eile  fd^werlid^  üon  ber  ©rfa^rung  abftral^irt  ^aben. 
SaoaterS  ÜZeue  SBorte  ftnb  t)ier  fc^iflic^.  ftc  geben  unbeutlic^e  unb  nur 
in  concreto  braud^bare  SSegriffe  ol^ne  3tegel. 


8  E:  3ur  f^ortfe^ung 

^4S  Kant  denkt  natürlich  an  ßaüotctä  „Phi/siognoiuidche  Fragmente^''  (1775 — 1778). 
Vgl.  Nr.  893. 


31)4  3leflertünen  jiir  StntliropüUigic. 

901.    vf  fo-'—rfJ  nf?  M 325' .  E  I  :J68. 

2)er  ©efc^mof  ber  bloBen  Unterhaltung  mnfe  feine  (gmpfinbungen 
erregen,  bie  tief  einbringen,  fonbern  n)elcll)e  blo§  bie  emptinbfamfeit 
beleben  unb  cultioiren.  2)enn  e§  i[t  ein  @piel.  3lber  aU  eine  ^Begleitung 
ber  v^anblung  mu§  baburd)  ber  Tlntl)  fröl)li(^  unb  ba^  ^er^  »acfer 
gemacl)t  merben,  nid)t  roeidjmütljig  unb  melf.  2)a'^er  bie  ®ute  gaune  bie 
(Sinbriife  beg  erfteren  unb  bie  triebfebern  be§  giüe^ten  mäßigen  mufe. 


90;?.    (f>?  (n—a?)  M325.  EI 506.  521. 

2)qö  gute  ®emütl)  unb  gute  ^erj  grünbet  ftc^  auf  ©efül^le  unb  fan 
burd^  fte  cultioirt  werben;  ber  gute  d)aracter  auf  ^Begriffe,  bie  gar  nid)t 
fpeculatiD  fe^n  bürfen,  fonbern  nur  begriffe  ber  gemeinen  unb  practifd^en 
SSernunft,  aber  bod^  au§  bem  allgemeinen  ®uten  l^ergenommen.  2)ie 
(5t)rlid^feit  im  ©emütbe  fan  mit  ber  2)umml)eit  befte^en;  aber  bie  im 
Sl^aracter,  meiere  jur  9le(i)tfc!^affenf)eit  gel^ört,  ift  niemals  bumm. 

£)ie  aUe^  auf  ®efii^le  rebuciren,  poeten,  l}ahm  feinen  c^aracter. 


903.    V.  M  326.  326'.  E II  2(19. 

M326: 

Sluffer  ber  @efd)iflic^feit  ift  ba§>,  mag  bie  SBiffenfc^aften  geben,  bofe 
(^  fie)  ciDiliftren,  b.  i.  bie  JKaul)igfeit  im  Umgange  megne^men,  ob  fte 
gleidi)  nid)t  immer  poliren,  b.  i.  ba§>  gefäUtge  unb  geftttete  beö  Umgangee  2t 
geben,  meil  bie  popularitaet  auä  5J?angel  be§  Umgangs  mit  üerfcf)tebnen 
(Stäuben  fef)lt. 

2lllein  in  anfe^ung  be§  befc^eibnen  Urtl)eil§  über  ben  §ffiertl)  feiner 
eignen  mifjenfc^aft  unb  ber  [©eiinb]  5J?dfeigung  beg  (SigenbünfelS  unb 
egoismus,  ben  eine  SBiffenfd^aft  giebt,  menn  fie  allein  im  ÜJ?enfcf)en  2.1 
refibirt,  ift  etiüa§  nöt^ig,  maS  bem  gelehrten  ^umanitaet  gebe,  bamit  er 


/  über  Xi.  901    steht    im   Ms.   Nr.  79 J.  \\  o    boburd)    ber    fois    bobutC^    bttiS 

7  /•>'••  erften 

l(i  Zu   l;ß.  !)(}:>  vyl.  11/  22';— 227,   IX  4'>.  ||  '^.'t  eg(»isimis.'  cgoism§?? 


iTir.  901—903  CBanb  XV).  395 

nid)t  fid^  felb[t  üerfenne  unb  [feinen  Söertf)  über  anbre]  feinen  Gräften  gu 
öiel  3utraue. 

^6)  nenne  einen  fold)en  ©elet)rten  einen  ßQclopcn.  (5r  ift  ein  egoift 

ber  2Bi[fenfct)att,  unb  e§  ift  il)m  nod)  ein  Singe  nötl)ig,  »elc^e^  mac^t.  bafe 

5  er  feinen  ©egenftanb  noii  auö  bem  ®eftct)t§punfte  anberer  3Wenf(t)en  an= 

rtel)t.    hierauf  grnnbet  fid)  bie  ^umanitaet  ber  SBiffenfd)aften,  b.  t.  bie 

geutfeeligfeit  be§  Urtt)eil§,  baburd)  man  e§  anbrer  Urtt)eil  mit  untertoirft, 

ju  geben.  2)ie  (''  öernünftelnbe)  2Biffenfd)aften,  bie  man  eigentlich  lernen 

fan,  unb  bie  alfo  immer  anü3ad)fen,  o^ne  ba^  ha§  ermorbene  eine  Prüfung 

10  unb  fifcalftrung  notl)ig  l)atte,  ftnb  e§  eigentlid),  barin  e§  (S^clopen  giebt. 

2)er  6i)flop  Don  ßitteratur  ift  ber  tro^igfte;  aber  eö  giebt  (Si^clopen  oon 

S^eologen,  iuriften,  meclicis.    Slud)  (S^clopen  üon  ©eometern.    (äinem 

ieben  mu^  ein  2luge  au^  befonberer  fabrife  be^gefeüt  werben.* 

M326': 

15  *(■'  5)em  ÜJ?ebicu§  (Sritif  unferer  9^aturfentnig,  bem  iuriften  unfrer 

(^  3ftecl^t§  unbO  9J?oralfentni§,   bem  2l)eologen  unfrer  3KetaplÖ9fif- 

2)em  geometra  ßritif  ber  58ernunft@r!entni§  überhaupt.  2)a§  jmeqte 

Singe  ift  alfo  ba§>  ber  ©elbfterfentniö  ber  2Renfd)lic^en  3Sernunft,  ol^ne 

meld)e!§  mir  fein  2lugenmaa§  ber  ©röfee  unferer  ©rfentniö  l^aben  [inbem 

10      rctr  nur],  ^^^e  giebt  bie  ©tanblinie  ber  SJieffung. 

3Serfd)iebene  öon  biefen  2Biffenfc^aften  ftnb  fo  betüanbt,  ba^  bie 
(Sritif  berfelben  il)ren  innern  mert^  fet)r  fc^mäd^t;  nur  bie  SRatl^ematic 
unb  Philologie  galten  bagegen  ftid^,  [ba^er  f]  imgleici^en  bie  iuriö= 
pruben^;  ba^er  ftnb  fte  auc^  bie  trojigften.  2)er  egoismus  rü^rt  bal)er, 
25  meil  fte  ben  ®ebraud),  n3eld)en  fte  öon  ber  SSernunft  in  il^rer  3Biffen= 
fd^aft  machen,  weiter  au'§be!)nen  unb  aud)  in  anberen  gelbem  öor  ^in= 
reic^enb  l^alten.) 
M326: 

D^ic^t  bie  @tdr!e,  fonbern  ba§  eindugigte  mac^t  t)ier  ben  (Sijclop.  (5§ 
■60  ift  aud)  nid^t  gnug,  üiel  anbre  2Biffenf(i^aften  gu  miffen,  fonbern  bie 
i^elbfterfentnig  beö  ^erftanbeö  unb  ber  SSernunft.  Anthropologia  trans- 
scendentalis. 


fi    Drr    Satz    wird    klarer,     wenn     man    nach    b.  t.    er<ji"tnzt:    Ü^re    ^ä^tgfctt-  || 

12—13   einer   ieben   (sc.    Artf)  \\  15    E:   «Raturerfenntnig  ||  16   E:   «Dioral» 
35   erfenntiiiiö 


396  SRcfIejioncn  jur  2lntf)ropoIo9ic. 

004.    <p.  M326.  EI 499.  668.  E 11  210 

es  giebt  eine  ßeutfeeligfeit  ber  ©inneSart  unb  eine  ber  5)enfung§= 
art.  $Die  Ic^tc  ift  nur  in  einem  aufgeflärten,  aber  äuglet(i^  gutartigen 
(5t)arafter;  alfo  ift  bie  moralitaet  ber  ®runb  biefer  ßeutjeeligfett. 

2)ic  popularitaet  ift  bie  rotrfung  ber  ciDilijtrung,  bie  ^umanitaet  ber 
moralifirung. 

ßQfIo.pif(^e  ^Behauptungen  gugleid)  mit  bcm  Beberbüum.  3)er 
Drtl^obo;:  ift  ber  tl^eologifci^e  cijtlop. 


905.    (p.  MS26. 

©cfd^mafSncigung  o^ne  ©efdimafSUrf^eil  ift  oerfel^rter  ©efc^maf.  lo 
3)er  ©efc^maf  gcl^t  auf  \i<x^  fc^iflic^e  im  Sufainmen'^ange;  eben 
barum  lafet  er  ft(^  nid)t  unter  regeln  bringen,  tceil  \ia§>  UrtJ^eil  au§  bem 
©angen  cntfpringt  unb  cS  ber  SSerl^ältniffe  unjä^Uge  giebt» 

©er  üerfe^rte  ©efd^maf,  ber  aufä  jierlic^e  öerfält,  ift  fcfeaal ;  ber  aufö 
rcigcnbe,  ift  cfell^aft;  ber  aufä  rü^renbe,  ift  oerrüft.  is 


906.    <p.  M326.  EI 67 2. 

@§  gicbt  breqerleQ  S^öng,  ba  wir  unö  bem  Urtl^eil  anbrer  Unter» 
werfen  muffen:  1.  ben  burd^  bie  9iotl^  be§  ÄorperS,  2,  bie  bürgerliche, 
3.  bie  ©eelennot^.  i^crner  breijerle^  ^xoaw^  burd)  unfer  eigen  Urtl)eil : 
1.  ber  SKatl^ematif,  2.  ber  Sufawmenftimmung  mit  bem  ©ebrauc^  ber 
SScrnunft  übcr'^aupt,  3.  ber  mit  bem  praftif(^en  @ebrau(!^  berfelben 
überhaupt. 


8  E:  Dtt^oboje 

13   In    entspringt    die    2.   Silbe    iin-sic/ier.  ||  Jo    für    OCttÜft    ein    durchntrichiu-s 

Wort:  njtebrtg?  25 

21  beffelben?  boffclbe?      Die  Änderung  schon   hei  E. 

Zu  Nr.  907 — 984:  Diese  Nrn.  umfassen  die  ästhetischen  Reflexionen,  die 
Kant  in  Phase  v — qp  au/  den  letzten  Text-  resp.  Durchschussseiten  von  M  sowie  auf 
den  Seiten  des  Index  niedergeschrieben  hat. 


91  r.  904-908  23anb  (XV).  397 

907.    v'—(f'f  (of)  M403'.  E 1 359. 

5)ie  33egierbe  ber  5[Kenjd^en,  \iCi^  gejellige  SSergnügen  (» öon  anbeten) 
},w  genießen,  mad^t,  tio!^  |ie  bemül)t  jtnb,  fi(^  einanbcr  gu  nätjern.  2lkr  bie 
23egierbe,  ftd)  im  ^BerJ^altniS  gegen  anbre  geltenb  gu  machen,  mac^t  »ieber^ 
um,  \ia.^  fte  \\^  oon  einanber  entfernt  Italien  unb,  xoxt  \)Q.'i^  frauengimmer 
einen  geroifjen  ^rei§  um  jtd^  gie^t,  fo  auc^  ein  ieber  in  ber  ©efeUfd^aft. 


908.    vf  (ö^fj  M  403'.  EI 313. 

3m  Umgange  (^  unb  litterari|(i)er  ®emeinf(i^aft)  ne^me  man  fid^  tior 
[ge]  einem  ^eiligen  unb  einem  genie  in  Sld^t.    ©er  er[tc  alö  ein  2tu§' 

10  ermel)lter  fpric^t  alö  SRid^ter  über  aUe  anbre  al§  SSerberbte;  ber  anbre 
als  orafel  belet)rt  fte  inSgefammt  alö2)ummfüpfe.  2Benn  crbeqbeä  jugleid) 
ifl,  tDÜäjC^  fret)lic^  nur  feiten  gefd)iel^t,  ein  .t^eiliger  an§  bloffem  genie, 
o^ne  burd)  langfame  ftttlid)e  2)i§ciplin  eö  p  feijn,  unb  ein  genie  auS 
^eiligfeit  (burd)  innere  @rleu(i)tung),  ol)ne  burd^  ^lei§  in  SBi[|enf(f)aften 

in  belehrt  p  jeijn:  fo  mufe  er  billig  öon  aller  ©efeUfd^aft  au§gefd)lD|fen  feijn 
unb  gef)ort  §u  einem  SSeblam  auSerlefener  ©elfter,  58cfd^eibenl)eit  ift  bie 
ÜKä^igung  feiner  2lnfprüdE)e  burd^  bie  billige  Slnfprüc^e  anberer.  6ine 
iebe  biefer  SfloUen  ift  unbefd^eibene  Slnma^ung.  23eQbe  ftnb  unbanfbai, 
läunifd)  IC  :c.  SSiÜig  l^eifet:  xoa§  [mir]  ieber  (*  mit  3(le(^t)  fobern,  aber  nic^t 

20  erzwingen  barf.  5m  Umgange  mufe  33illigfeit  ta^  gegenfeitige  Sßerl^alten 
beftimmen,  n)elct)e  ba^  S^lecftt  ber  ®efeUfcl)aft  auSmad^t  (•'  nid^t  ba^  bürger» 
li(i)e).  (3n  ©efellfc^aft  glanjt  ber  angemaßte  ^eilige  nid^l,  »eil  er  nichts 
öorjeigen  fan;  aber  in  ©d^riften  ift  er  mit  fold^en  $Jli|cn  bemafnet,  öon 


3  iinb  fehlt,  auch  schon  von  E.  ergänzt.  ||  4  in?  im?  jj  5  Iinb  bttfe  E.  schiebt 
nach  unb  ba&  ein:  XOXt  boä. 

7  Möglich,  dass  Kant,  icie  Erdmann  (I  131)  annimmt,  in  dieser  Rfl.  (soweit 
in  ihr  nicht  von  litterarischer  Prodaction  die  Rede  ist)  vor  allem  Chr.  Kau/mann 
(17f)-j  — 1795)  im  Auge  hat,  der  — ■  nach  ./.  Minor  (Allg.  deutsche  Biographie  1882 
XV  4/tU)  „entschieden  der  tollste  unter  den  KraJInidnnern''''  jener  Zeit  —  1777  nach 
Königsberg  kam  und  auch  mit  Kant  rerkehrte;  vgl.  C  H.  Gildemeister:  Hamanns 
Leben  und  Schriften  lS7r>  11  233 f  —  Vgl.  auch  oben  S.  .336—337  Anm.,  X  192—5, 
Vif  MS'jeff.  (das  dort  angeführte  Wort:  SOßaä  bcr  33?enfc^  loill,  büi  fonn  er  war 
der  Wahlspruch  Kaufmanns).  ||  19—22  s- Zusätze:  (p.  \\  21  WelC^C?  IDeldje^  (so  E.)? 
Wahrscheinlich   H)elct)e  aus  ur.spriingti(h<-m  lDel(I)e§.  ||  22   E:  anmofecnbe  ||  Jpcil: 


B98  ateflerionen  jur  Slnt^ropoloflie. 

benen  man  nic^t  m\§,  ob  fie  au§  bem  ^imel  ^erabfommen  ober  au§ 
jümpfen  auffliegen.} 

909.  vf  (a'f)  M404'. 

e§  giebt  angenet)me  Ä'ünfte  (.^od)fiin[t,  (^  ber  Slufiüartung,)  Jtun[t 
gu  ©r^dl^len,  p  räfonniren  unb  ju  fdier^en,  fünfte  be§  Umgangs),  jd)öne 
fünfte,  nü^lic^e,  unb  2Bi[fenf(f)aften.  2)ie  fc^öne  Äunft  ift  bie,  meiere 
burd^  bie  blo^e  monier  gefdUt. 

e§  ift  nid)!  bie  ^rage,  ob  ü)ir  nic^t  unfer  ®lüf  beä  Seben§  üerü3a^r= 
lofen  fönnen,  fonbern:  ob  mix  [au]  einer  wahren  ©lüffeeligfeit  het)  flugem 
SSerl^alten  faltig  fe^n. 

910.  V?  (a^f)  31404'. 

SDie  Popularität  be§  genieS  ift  ber  ©efc^maf  in  [ber]  ®eifte§l^anb- 
hingen. 


911.    vf  (o'f)  AI 404'.  Ell  256. 

.^erber  ift  fel^r  mieber  ben  ÜJiiSbraud^  ber  SSernunft  burdb  blo§  ab^^ 
ftrafte  2)enfung§art,  ba  man  nemlid)  ta§i  concretum  üernad)läfeigt.  in 
ber  0iaturle^re  toax  fo  bie  ®en)ont)eit  ber  Sllten.  2lber  ta§>  allgemeine  ift 
nid^t  immer  bloS  abftra^irt,  fonbern  üiele§  ift  ein  felbftanbig  aügemeineä. 
<Bo  ftnb  a\lt  lXrtl)eile,  toeld^e  felbft  in  concreto  nid)t  oon  ber  ßrfa^rung 
abhängen,  fonbern  030  felbft  baö  (ärfal)rung§urt^eil  principieu  a  priori 
bebarf.  .^ier  tan  bai§  concretum  nicf)t  anfangen. 


2  Die  Schlussklammer  fehlt. 

8  Der  zweite  Absatz  folgt  im  Ms.  direct  auf  den  ersten,  ohne  durch  einen  Strich 
getrennt  zu  sein.  Ich  lasse  deshalb  beide  Absätze  trotz  de^  rerscliicdcnartigen  Inhalfg 
zusammen  abdrucken. 

Id  Zu  Nr.  Uli— 914:  vgl.  oben  S.  ■'J-jG—'J-J?  Ann,.  —  l)i>'  Anfang  April  1774 
zwischen  Kant  und  Hamann  gewechselten  Brief'  (X  14^1  ff.)  iiher  Herders  „Altrsfe 
Urkunde  des  Menschengeschlechts''''  könnten  die  Vi-mutthung  nidti-lcgtn.,  hant  habe  die 
folgenden  Bemerkungen  über  und  gegen  Herder  zu  jener  Zeit  gesclirie/ien,  riellficht  in 
einem  gewissen  Arger  über  die  Schwierigkeiten,  welch/'  die  Lecti'tre  (hs  Wi'rke.s  mavtitc 
Doch  kl'mnen  die  Reflexionen  ihrer  Schrift  wegen  erst  in  den  six'iterm  70 ger  Jahren 
entstunden  sein,  kaum  (wie  E.   annimmt)  erst  in  d^n  S'>er  Jahri'n.  \\  lü  btoS  aus  blo&e 


?h-.  1)08-  914  (23anb  XV).  399 

912.    V?  (g'?)  M  404'.  Ell 257. 

Berber  üerbirbt  bie  Äöpfe  baburc^,  ta^  er  tf)nen  5y?ut()  mad)t,  oljne 
3)ur^benfen  ber  principien  mit  blo§  empiri[(t)er  3Sernunft  aügemeiiie 
Urtljeile  311  fällen. 


5  913.    V?  fo'f)  M404'.  EII^JS. 

eine  @d)nft  mag  fopfbrec^enb  ober  fiergbrec^enb  fei)n:  fo  nu^t 
fte  bie  Sebenöfraft  ah.  @in  Stutor,  ber  ftc^  felbft  wo^l  in  Slc^t  nimmt, 
fid^  ben  Äopf  gu  bredjen,  fd)reibt  öfter  fo  t'opfbrecl)enb  öor  ben  ßefer,  ba^ 
biefer  [mit  lueit  gv]  ftd)  offenbar  erfdjopft,  um  ein  ®ran  3Sernunft  au§ 

to  allen  bem  glitter  [ftoat]  fram  oon  (äinfic^t  ^erau§  p  befommen.  [(£r]  2}?an 
I)at  il)n  jum  23eften  ober  [eä  ift  eine  SGBaare  lueldie]  man  fprid^t  i{)m  gerabeju 
bie  ^^al^igfeit  ab,  folc^er  ®e^eimniffe  tl)etl^aftig  gu  werben,  ^alö» 
bred^enbe  [SSagfia],  obj^rnar  finbtfcl)e  Unternel^mung  ber  @d)tt)ärmer,  [bie] 
SSernunft  unb  ©rfa'^rung  al§  bie  [einjige  galirjeuge]  ©teuerruber  ber  (5r= 

15  fentuiö  tteg^uioerfen  unb  ftc^  auf  ben  ocean  ber  über  bie  Seit  Ijinau^ 
ge^enben  ©rfentniffe  §u  wagen. 


914.    vf  (G'fJ  M405'. 

2)a§  (gigentpmlic^e  be§  genieß  ift  [ba^],  wenn  \ia^,  waS  iemanb 

leiftet,  [aud)]  nic^t  aud)  öon  üielen  anberen  ptte  geleiftet  werben  fönen, 

üo  fonbern  öon  i'^m  allein  ^at  gefc^e^en  fönen;  ^a^  anbere  ^ei^t  \ia%  vulgare. 

2  ^.  ^=  Herder^   da   Rfl.  911   unmittelbar  rorherqcht. 

5  Vgl.  das  Ant/iropol()(/ie-Hf/t  der  Bibliothek  der  ostjyreiitisiscliei)  Regierung  137/8: 
,,Die  jetzige  Svhreibart  kann  man  fi'iglich  unter  folgende  drey  Arten  bringen  a.)  die 
Kopfbrechende  Schreibart.,  wenn  man  alles  zusammen  drängt  und  gerne  etwas  neues  sagen 

25  «.'///,  bloss  aus  dem  Grunde  um  Gedanken  voll  und  ein  Original  zu  scheinen,  b.)  Die 
Herzbrechende  Schreibart,  welche  nur  immer  von  zartem  Gefühl  und  starker  Empfindung 
redet.  Allein  dem  Hertzen  kann  man  nur  durch  den  Verstand  bei/kommen,  c.)  Die 
Halsbrechende  Schreibart.  Dieses  ist  diejenige,  irenn  ein  Autor  auf  seinem  Genie  u-ie 
auf  einem   kollernden    P/'i^rde    reitet.      Dieses    sind    Personen    ron    einem    eingebildeten 

?,0    schäumfnden   Genie,    welch'-    es    in    ihren  Schriften    ?nif   Verwilderung    afectireii.'-'-     Vgl. 

auch  Sr.  .974,  '.>T.i.  \\  S  wx  bell'  wi  bem.^  ||  ff  ein.'  einen?  11  JO  K:  nllem 


400  JHefleytonen  3ur  Slnt^ropolügte. 

Eigenheiten  ftnb  angenommene  9J?anieren,  burd^  bie  man  [\6)  unterfdjeibet, 
unb  bie  anbre,  njenn  fie  lüollen,  auc^  nact)mad)en  fönnen.  2)ie  6(^tt3ärmenbe 
«Schreibart  i[t  bie  beö  (SonberltngS,  aber  l^at  feine  originalitaet.  25enn 
Diele  fönen  fte  nad)mad)en.  2)ie  originalitaet  bei  genieß  fommt  auf  einer 
befonberen  Stimmung  ber  latente  an,  bie  nur  feiten  bei)  einem  auberen 
angetroffen  mirb  unb  bod)  mo^llautenb  ift.  Älopftof  fan  fe^r  gut  nacl)= 
geatmet  roerben,  aber  2J?Uton  fdimeer,  weil  feine  SSilber  original  ftnb. 
Sterne. 


91S.    vf  (a^f)  M403'.  EI 367. 

2Bir  lefen  ßeitungen,  um  unö  jur  ^^prioatgefeUfd^aft  tiorsubereiten. 
3ßir  lefen  gelef)rte  23üc^er,  um  unä  jur  öffentlichen  ©efeüfc^aft  ju  bereiten. 
2Bir  lefen  fachen  beranne^mlid)feit  nic^t  in  berSlbfic^t,  un§  auröefeUfc^aft 
SU  bereiten,  fonbern  meil  fte  unfere  ©efellige  @igenfcf)aften  ber  ®efpräd)ig= 
feit,  ber  f5einf)eit,  ber  Slrtigfeit,  ©mpfinbf  amfeit  unb  Sebljaf  tigfeit  cultiüiren. 
2Bir  giel^en  unö  an,  mir  meubliren,  mir  bauen  öor  bie  ®efeüfcl)aft.  3)a6 
ift  ba§ienige,  moburc^  aller  nRenfd)en  23emü^ungen  (Sin^eit  belommen. 


976.   V?  (a^fj  M  405'. 

(Sompofttion 
em^)finbung    Urt^eilöfraft       ©eift      unb  ®efc^maf 
[ßolorit]  BeiC^nung        [Sluäbruf]  [2tuäbruf] 

2lu§brnf  [ßompofitton]       [(Sümpofitiüii] 

rsiuäbvut]  Kolorit 


1  buvrf)  man  \\  8  Zu  ©terilC  vgl.   iOitn—n  mit  Anweiiimi/. 

18  Die  Termini  Sluäbruf,  ^tx&iwun^,  ßompüfitton,  (Solorit  (und  Perspectiv!-) 
finden  tvir  auch  in  J.  IVinclcelmanns  Gedanken  iifier  die  Nachalinnunj  der  yrieckisclien  25 
Werke  in  der  Malerei  und  Bildhauerkunst  §.142  C/Z.W;  Srimtliche  Werke  1825  I  47) 
zusammengestellt.  \  \  20  Rechts  von  der  Hfl.  916,  auf  der  Höhe  von  Z.  20,  steht  in 
Klammern:  Pines  (v?  (of).  Über  die  Buchstaben  kann  kaum  ein  Zweifel  obwalten.  Den 
Stelluiigsindicien  nach  ist  sowohl  möglich,  duss  das  U'urt  zuerst  geschrieben  und,  als  die 
Hfl.  hinzutrat,  eingeklai/iinert  wurde,  als  d(tss  die  Hfl.  das  Erste  war,  Pines  sjiäter  hinzu-    30 


'Jh.  ;»14— 917  (::>3aiib  XV).  401 

917.    V.   M  4I)Ö. 

©ett)ifje®län3cnbe@rfd)einungen  leuchten  nurinircienbeiner^roöiu^ 
[bauten  eine  für]  ober  i^anbe,  werben  aber  auf  [rembem  Jpori^ont  gar  nid)l 
bemerft.   2)ieje  gehören  in  bie  niebere  3ltl}mofpl)äre.  [Sagegen  luerben]  unb 

5  fmb  meteore.  Slnbre  werben  enblid)  in  aüer  SSelt  wargcnommen,  unb,  ob 
fie  glüor  bisweilen  balb  öerfd)iüinben,  \o  giebt  bod^  i^re  9tegelmä^igfeil 
eine  3Sermut^ung,  "ba^  |te,  nad)bem  fte  i^re  3eit  l)inburd)  gebauert  ^aben, 
bereinft  roieberum  erfci^einen  nserben,  unb  ftnb  eraige  meltförper.  @o  aud) 
mit  ^robuften  be§  ®eifte§.    ©eiüiffe  (Steine  glänzen  mit  2J?etQÜ[arben, 

Hl  aber  fte  galten  fein  feuer  au§;  eö  i[t  ein  menig  mit  fc^mefel  oerer^teä 
ßifen,  betrügt  ben  unmiffenben  unb  wirb  Don  Kennern  ©limmer  ober 
Äa^engolb  unb  Äa^enfüber  genannt.  2Benn  fd)riften  in  ber  Überfe^ung 
beijnal^e  aCieä  oerlieren,  fo  mar  es  eine  ben  [Slu^b]  9ktionalüu§brüfen 
anljängenbe  gufäüige  Slnfpielung  ber  ^l)antafte,  aber  feine  felbftänbige 

15  @(j^on^eit.  2)ie  ^z\i  fixtet  a^z  @d)riften.  2lber  man  fan  öielen  i^re 
?Ratioität  aud^  fc^on  ie^t  [teilen. 


gesetzt  lind  dann  nacliti<'i<ilicli  i'imjrkliunmi'it  iriinh-.  Sun  xtr/it  dir'  Hfi.  r^nr^rnii/irr  nni 
M  §.  '.)0.'}^  der  von  dm  Mö<)[ichkfit  der  ( lffi;nh(iri(ii(/  in  '■in/eriT  und  fn(jstfr  Bi-driifiim/ 
linndelt  und  ziisammen/a^ssend  nac/nreisf,  dcisx  iicldi'  ctn'usu  n-ic  ..der  Iidialt  dr.s  /icdii/r/i 
(rlnnbehy''''  nicht  u-idi'r  die  Vernunft  xin<l,  noch  Wid'-rccrni'inffiycs  fntludten  könnrn.  Irh 
trage  die  Vermiit/iiing,  divts  Kant  mit  Pines  den  Xnitn'//  Jh.  Gli.  Fichten  lutinisirci, 
wollte  (sei  es  dass  er  sich  verschrieb,  sri  es  dass  er  ^ich  hinsieht/ich  der  Endinn)  des 
lateinisi-hfn  Terminus  (pinus)  rersidi)  nn<l  dass  er  da-^  Wort  als  Sfichirort  heniitzlc. 
nm  dadurch  an  Fii-htcx  .^Versncli  •■inrr  hritil:  nlh'r  < Ifj'i'i/harinn/-^  (1792)  crinin'ri 
:u   irfrdi'/i. 

S  fie  bereinft  |i  iA?  Ä  (<n  Äa^engolb;  ans  ®  |i  S-  12  Hier  i,cgt  ci,,  hrthnm 

Kants  vor.  Wenn  ©Ummer  ancli  oft  Eisen  cnfhiilt.  so  irar  i's  doch  im  Jbl.  .Jahr- 
hundert nicht  K-eniijer  (nis,jfsi-]dosscn  (ds  jetzt,  ihn  als  du  mit  fd)ir)efel  never^teä  ©ifen 

:u  bezeichnen,  hei  icelch  letzteren)  Ausdruck  Kant  ohne  Zu-eifel  der  Scinrej'el-  mlei 
Eisenkies  (in  der  Terminologie  fb's  IS.  .fahrhu/iderts  gleichbedeutend  sowohl  mit  Pijrites 
als  mit  Marcasit)  rorsciarebte.  -  -  Ubei  die  Wirkung  des  Feuers  auf  den  irlinnnei 
u-nr  man  damals  verschiedener  Ansicht.  In  J.  H.  G.  von  ,/ustis  d'rundriss  des  gesamteii 
Mineralreiches  (17.i7),  an  den  Kant  sich  in  seinem  I >iclattejt  für  die  Vorlesungen 
über  phijsische  Geographie  stark  anleimte  (Ndlan-es  in  meinen  „Untersuchungen  :i, 
Kants  physischer  Geograpliie'-'-  191 1  S.  240 — 242.  sowie  in  meiner  Schrift  ,,Ktnit> 
An.-<ichten    über    Geschichte    und    Hau    der     Erd,-    1911    S.  7-">f.)    hri.sst    rs    ,S'.  j» ////■.: 

ffant'8  icferiftfn.    ^anfcj*riftli*er  'Jiact)la6.    II.  ^C 


402  Sieflejionen  3ur  5(nt()ropotoqit;. 


„Feuerbeständige  Steine  und  Erden  nennet  man  diejenigen^  die  in  dem  grössten  Schmelz, 
feuer  weder  in  Fluss  gehen,  oder  sonst  einen  Anfang  der  Schmelzbarkeit  zu  erkennen 
geben,  noch  so  wenig  in  dem  Feuer,  als  hernach  durch  die  Wirkung  der  Luft,  in  einen 
Kalk  zerfallen,  noch  sonst  eine  merkliche  Veränderung,  es  sey  denn  in  der  Farbe, 
oder  dass  sie  ein  wenig  fester,  oder  mürber  icerden,  als  worauf  hier  nichts  ankommt,  5 
an  sich  wahrnehmen  lassen.''''  „Der  Glimmer  gehöret  unter  die  Feuerbeständigen  Steine 
und  Erden  und  scheinet  mit  dem  Talge  aus  einerley  ersten  Grundwesen  zu  bestehen.''' 
„Das  Katzengold  ist  eine  Art  des  Glimmers,  dessen  Blätter  ziemlich  stark  und  gemeinig- 
lich biegsam  sind.  Es  ist  von  gelber  Farbe;  jedoch  fällt  es  zuweilen  in  das  grünliche, 
rüthliche  und  schwärzliche.  Das  von  einer  weissen  Farbe  wird  Katzensilber  genennet,  l** 
Diese  Gold-  und  Silberfärbe  bleibt  im  Feuer  beständig  und  wird  vielmehr  schöner. 
Es  scheinet  einer  von  den  Grundtheilen  des  Goldes  darinnen  zu  seyn.^^  Andere  Lehr- 
bücher jener  Zeit  sind  freilich  anderer  Meinung.  So  R.  A.  Vogels  Practisches  Mineral- 
system 1762  S.  65 — 66:  „Das  Katzengold  hat  eine  Goldfarbe;  doch  fällt  es  auch 
zuiveilen  ins  röthlichte,  grünlichte  und  schwärzlichte.  .  .  .  Im  Feuer  bleibt  es  beständig,  15 
verliert  aber  seinen  Glanz.  Goldscheideivasser  und  gemeines  ziehen  die  gelbe  Farbe 
aus,  so  dass  es  ganz  weiss  zurücke  bleibt:  ww'aus  man  sieht,  dass  es  eine  Talkerde 
zum  Grunde  hat.'"''  Katzensilber  ist  von  ihm  „in  nichts,  als  in  der  Farbe,  die  weiss 
ist,  unterschieden.  Nach  des  Agricola  Zeugniss  wird  es  im  Feuer  zerstöret;  die  neuem 
aber  legen  ihm  eben  die  Unveränderlichkeit,  als  dem  Katzengolde,  bey.'-''  Nach  2(i 
,/.  G.  Wallerius''  Mineralogie  (übersetzt  von  J.  D.  Denso  1750)  S.  17i  werden  die 
„halbdurchscheinenden  Parallel- Scheiben  und  Blätter''',  aus  denen  Katzengold  und  -silber 
bestehen,  „im  Feuer  ganz  undurchsichtig'''' ;  im  übrigen  aber  halten  sie  im  Feuer  aus 
(S.  73).  Cronstedts  Versuch  einer  Mineralogie,  vermehret  durch  Brünnich  1770  S.  115 : 
„Mit  Eisen  gemischter,  oder  eisenhaltiger  Glimmer,  erhält  im  Grade  des  zum  Rösten  2» 
der  Erze  erforderlichen  Feuers,  eine  gelbe  glänzende  Farbe,  welche  viele  so  weit 
betrogen  hat,  dass  sie  in  selbigem  Gold  gesucht  haben.  Man  erhält  aber  aus  demselben 
nichts  als  Eisen,  toelches  das  Königwasser  auflöset  und  herausziehet.''''  C.  von  Linn€s 
Vollständiges  Natursystem  des  Mineralreichs  nach  der  12.  lateinischen  Aufgabe  in 
einer  freyen  und  vermehrten  Übersetzung  von  J.  Fr.  Gmelin  1777  1 480f.:  Alle  Glimmer-  30 
arten  werden  „im  gewöhnlichen  Feuer  spröde,  ohne  jedoch  Glanz,  Farbe  oder  ihre 
fetten  T heilchen  zu  verlieren;  verstärkt  man  das  Feuer,  so  theilen  sich  die  Blättchen, 
und  ivickeln  sich  in  einander;  aber  nur  ein  äusserst  heftiges  Feuer  ist  im  Stande,  sie 
zu  Glase  zu  schmelzen  .  ...  Alle  Glimmerarten  halten  Eisen,  und  einige  unter  ihnen 
In  ziemlicher  Metige;  aber  was  auch  Alchemisten  und  selbst  einige  Chemisten  behaupten,  'Ab 
keine  Spur  von  einem  andern  Metalle.''''  Nach  S.  486/7  verliert  das  Katzengold  „im 
Feuer  seinen  Glanz  und  Zusammenhang,  und  durch  aufgegossenes  Scheidewasser  oder 
Königswasser  alle  seine  Farbe.  Es  hält  ziemlich  viel  Eisen,  und  Justi  glaubte  darinnen 
ein  eigenes,  neues,  schwarz-graues  Halbmetall  gefunden  zu  haben ;  allein  .  .  .  es  ist 
rielmehr  höchst  wahrscheinlich,  dass  das  vermeintliche  Halbmetall  seine  Entstehung  *•' 
ilein  beygemischten  Eisen  zu  danken  habe,  und  dass  von  diesem  alles  metallische  des 
Glimmers    herrühre.^''      Hinsiclitlich    der    modernen    Ansichten    über   den    Glimmer  vgl. 


9ir.  918  (Saiib  XV).  493 

918.    V.  M406. 

@§  giebt  ein  empirifc^  unb  ein  öeiftige»  gbeal,  htr^^iz^  entmeber 
ftnnlic^  (2lnfc^auung)  ober  inteUeftuel  (burd)  23egriffe).  2)a§  empirifc^e 
i[t  ha§i  allen  2lnfd)auungen  allgemein  gum  @runbe  liegenbe,  ü3orau§  burc^ 
einf^ränfungen  einiger  tl)eile  alle®e[talten  beftimmt  »erben.  3)a§gei[tige 
ift  ein  @elbftgefc^opf,  XQt\6)t§>  '00i&  Urbilb  au§macl)t  unb  \ia§,  [cor  aVa 
.Beici^nungen]  enttjält,  tteld^eä  oon  aUen  äu^erften  (Snben  ber  ßeid^nung 
gleid^  »eit  entfernet  ift. 

2)ie  anamorpl^otifd^e  23ilber  fönen  aug  einem  3J?enfd)engeft(i)t  aViZ 
möglichen  S^ierföpfe  machen.  2)ie2J?enfc^^eit  ift  bal^er  \i(x^  58olfommenfte, 
n3eil  e§  ^(k^  mittlere  ift,  unb  ber  2Kenfc^,  ber  in  feiner  iBilbung  auf  biefe 
SSerfteQung  ber  2:i§iergeftalt  einfc^lägt,  l)at  and)  im  (S^arader  bamit  eine 
2l^nlicl)feit. 


NainiKuin-Zirkel:    Elt-mfiilr    der  Minfra/oijic^'"   191)7    S.<',75ff.^    M.    RaiiPr:    Lchrhud, 
15    der  Mineralogie'^  1904:  S.  697 ff. 

S  Segriffc.)  ||  9—13  Aach  J.  S.  T.  Gehln-,^  Phijtiikulischem  Wörterbuch  1787 
I  98 — 100  ist  die  A7iamorj)hose  eine  .„Verceichniiny  einer  Figur,  velchc,  auf  eine  vor- 
geschriebene  Art  betrachtet,  etwas  ganz  aiiders  darstf/let,  (ds  sie  dem  blossen  Axiqr 
in    der    gewöhnlichen    Stellung    darzustellen   scheint.      Man    kau    die    Anamorphosen    in 

2(1  optische,  katoptrische  und  dioptrische  abtheilen.  Die  ojjtischeii  Ananiorpliosen  werden, 
um  das  verlangte  Bild  darzustellen,  mit  dem.  blossen  Auge,  nur  aus  einem  angeiviesenen 
sonst  ungewöhnlichen  Gesichtspunkte,  betrachtet.  .  .  .  Die  katoptrischen  Anamoiphosen 
müssen,  wenn  das  gehörige  Bild  erscheinen  soll,  in  con Ischen,  cylindrischen  oder 
jnjramiden/örmigen    Spiegeln    betrachtet    werden  ....  Die    dioptrischen    Anamorphosen 

25  a-erden  durch  ein  Pulijeder,  oder  vieleckigt  geschlifff/tes  Glas  betrachtet.''''  Chr.  Wolj) 
definirt  in  seinen  Elementa  matheseos  unirersae  edit.  novissima  1747  4°  III  99:  „Ana- 
nwrphosis,  seu  Projectio  Aloustrosu  est  de/ormafio  Imaginis  in  Flaiio  iiut  Sujirrfii-ie 
ulicnjus  Corporis,  (juae  ex  certo  intervallo  risa  furniosa  apjiaret.^''  G.  Schott  betitelt 
das   o.    Buch   seiner  Magiu   Optica,   des  L    Theils  seiner  Magiu  unirersalis  naturae  el 

30  iirtis  (4'.  1657):  „De  Magia  Anamorjthofica,  Sire  de  arcana  inuiginum  deformatiom- 
HC  re/ormatione  ex  Optices  atijue  Catojdrices  praescripto'-'' ;  sie  nimmt  die  Selten  100 — 169 
ein;  die  deutschen  Tennini  lauten  in  der  deutschen  Übersetzung  der  Magiu  Optica  nnn 
•Jahr  1671    (4'^.   S.  88):    „Bildverstellung'^    „der    Bild/iusscn    (/eheinie   Verstellung    und 

IViderzurechtbringung'-';  Darüber  dass  ble  ananu')rp^ütifcf)e  Silber  an§  einem  5)Jenfd)en= 
^5  gefid)t  alle  ntogltd)en  Stiierföpfe  ntad)en  fönen,  habe  ich  in  der  Litteratur  vor  Kant 

and  zu  Kants  Zeiten  nichts  auffinden  könnoi.  Vielleicht  hat  Kant,  von  seinem  Ge- 
dächtniss  in  Stich  gelassen,  dreierlei  vermengt:  1)  dif  Verzerrung  der  Gesichter  durch 
conische  Spiegel,  cijlindrische  etc.,  2)  die  von  ./-/.  liapt.  Porta  cfiiirti-ne  Ansicht,  <h(.ss 
xicli    Ulis    dfr    liusserlichfii    Ähnlichkeit    zwisrlini     Mi'iisi/n'/i-    lunl     Tliirrgesli-htcrn     ■nn-h 

2G* 


404  Sieflejtonen  juv  2lntt)rüpülogte. 


iiuf  Chaiakti'iülinlivhkeit  zwischen  ihnen  schhessen  lusve  (vgl.  VII  296 — 207,  366 : 
J.  B.  Porta:  De  fiumana  phijsiognomonia  1593  und  iij'ter,  und  dagegen  die  krifiar/ien 
Bemerkungen  Lavaters  im  IV.  Band  seiner  Physiognomischen  Fragmente  177S  4' 
S.  ')(') — J.'yj,  3)  die  von  Porta  erwähnte  Möglichkeit^  Menschengesichtern  in  flache ii 
Spiegeln  Ähnlichkeit  mit  Thieren  zu  gehen;  rgl.  Jo.  B.  Porta:  Haus-  Kunst-  und  •"> 
Wunder- Huch  (die  Übersetzung  seiner  Mag ia  naturalis)  1680  II  689— 690:  „Will  nutn 
haben,  da-sv  es  scheine,  als  ob  einer  ein  Gesicht  habe  wie  ein  Esel,  oder  Hund,  oder 
Schwein^'-,  so  bringt  man  auf  der  Hinterseite  einer  ganz  eben  und  wagerecht  ab- 
</eschlijfenen  Spiegelfläche  an  gewissen  Stellen  einen  stumpfen  Winkel  oder  Buckel  an: 
,.daron  bekommt  auch  das  Gesichte  bcdd  diese,  bald  jene  Gestalt.  Wenn  dasjenige  Theit  10 
des  Spiegels,  so  gegen  dem  Mund  über  zustehen  kommt,  hinten  ein  Buckel  oder  Ausbug 
hat,  so  scheinet  es,  als  ob  das  Maul  sich  herauswerts  begebe,  und  man  ein  Esels- 
Maul,  oder  Schu-eins-Riissel  hätte.  Sind  aber  Puckeln  gegen  den  Augen  über,  so 
scheinets  als  ob  einem  die  Augen  so  weit  heraus  stünden,  wie  einer  kleinen  Krabbe 
oder  See-Krebs.  Und  wenn  der  gedachte  Winckel  die  gantze  Länge  des  Spiegels  herab  '5 
gehet,  so  scheinet  es,  als  ob  die  Stirn,  die  Nase  und  das  Kien  spitzig  hervor  stünden, 
fast  wie  ein  Hunds- Kopff.''  In  seiner  Magia  Optica  (1671)  S.  199  erwähnt  G.  Schott 
kurz  Portas  Behauptung,  „dass  solche  Spiegel  gemacht  werden  können,  darin  die  Ge- 
sichter tcie  der  Hunde,  Schwein,  und  Esel  aussehen,  nicht  dass  man  warhafftig  meine, 
sie  haben  solche  Köpffe,  sondern  weil  wegen  der  Heraussbiegung  oder  Vertieffung  dess  20 
Spiegels  in  der  Mitten  das  Maul,  Nase,  und  anuere  Theile  heraustragen,  oder  anderletj 
Weise  gelegen  und  gestellt  zu  seijn  scheinen'''' .  Auf  S.  330 — 331  giebt  er  sodann,  in 
ijanz  ähnlicher  Weise  wie  Porta,  Anleitung,  „Spiegel  zuzurichten,  die  eines  Menschen 
Antlitz  .  .  .  in  mancherleij  Thiere  Gestalt  weisen'"''.  Zu  Portas  Beispielen  fügt  er  noch 
hinzu:  Aranichskopf  mit  langem  Hals,  Nashornkopf  mit  eiin^m  aus  der  Stirn  wachsende!)  25 
Hörn,  Geissenkopf,  Hirschen- Gesicht.  Die  Darlegung  schliesst:  „Mit  einem  Wort, 
keine  }fissgestaltung  ist  so  hesslich,  in  dero  Gestalt  du  dich  nicht  in  einem  also  zu- 
gerichteten Spiegel  gebildet  sehest.  Aller  dieser  Erscheinbilder  Ursach  kommt  auss 
Vermischung  eines  flavlien  Spiegels  mit  den  Lineen  eines  krummen.''''  {{  Die  Ansicht^ 
dass  bte  5Ken)'(^f)ett  beiß  Sßolfommenfte  tft  roeil  eä  [icohl  nur  verschrieben  statt  )te/  :!0 
baä  mittlere  tft,  Jindtt  sich  später  auch  in  ./.  (i.  Herders  Ideen  zur  Philosophie  der 
(beschichte  iler  Moischheit  1784  I  90ff.  (cgi.  Kants  liccension,  VIII  47^1  ff.),  wo 
der  Mensch  als  das  feine  Mittelgeschöpf  unter  den  Erdthieren  bezeichnet  wird,  ,,in 
dein  sich,  so  viel  es  die  Einzelnheit  seiner  Bestimmung  zuliess,  die  meisten  und  feinst»- n 
Stralen  ihm.  ähnUcIier  Gestalten  sammeln'''',  als  „die  ausgearbeitete  Form,  in  der  sich  35 
die  Züge  edler  Gattungen  um  ihn  her  im  feinsten  Inbegrif  sammeln''''.  Und  an  Kants 
Hinweis  auf  die  anatTtOrp^otif(^e  Silber  kli)igt  der  folgende  Satz  Herders  an:  „Man 
könnte,  wenn  man  die  ihm  [sc.  dem  Menschen]  nahen  Thierarte7i  mit  ihm  r ergleicht, 
beinah  kühn  werden  zu  sagen:  sie  seijn  gebrochene  und  durch  katoptrische  Sjtiegel  aus- 
einander geworfene  Stralen  seines  Bildes.''''  Vielleicht  hatte  Kant  die  betreffenden  40 
Gedanken  der  Hfl.  9/8  auch  schon  zu  Herders  Zeiten  im  Colleg  vorgetragen.  Nr.  9J!S 
selbst  Sil  früh   iin:uset:eii    ist   unmöglich. 


ilir.  918-920  (Sanb  XV).  405 

SnteQeftueÜe  ^beale  roerben  aud)  nur  nad^  bem,  irao  in  aüer  abfid)! 
gefäQt,  folglich  mo  ftc^  aÜeS  ö)ec^[el[eittg  einfd)ranft,  be[timmt. 

(Smpirifci)  fan  mo^re  (Sc^ön^eit  nic^t  gefunben  werben;  benn  tt)ol)er 
urt^eilen  mir  benn,  ba^  jte  fc^ön  fe^.  (äben  fo  beijm  ^beal  ber  (Sittlidjfeit. 


919.    v."  yi^xpi^  M  4(16. 

^eclamation  mieber  morol  gehört  ^ur  mobej^rac^e  ber  abcpten. 


9'ZO.    V.  M  406. 

3la6)t^\xn  ift  gleid^t^un.    'Jtad^Q^men  fe^t  originolitaet  in  ber  för= 

[inbung,  aber  ä^nli(j[)feit  in  ber  manier  öorauS.   •Jlad)macl^en  (•"  lä^t  fid) 

10  nic^t  mit  SSüc^ern  t^un)  i[t  in  beijben  copie,  9lac^äffen  blo§  ä^nlid)feit 

in  ber  5[)?anier  ot)ne  üermögen,  im  ^nmte  nad)suaf)men,  e.  g.  SBorter, 

augfprac^e,  gjorif. 

Um  bie  Sllten  nad^jual^men,  muffen  mir  fo  mie  fie  met)r  2Belt  qI§ 
35üd^er  ftubiren;  um  bricht  ab. 


i:,  fi  Vkllewht   sind    al.s  s-Zumtz  (xjj?  v—yj?)    zu  Nr.  DW   noch   ,/ir  H\,rti-:  2)ev 

lllüraltfC^  Ungläubige  ift  0^rct)gei[t  zu  ziehen.  Viel  n-a/u-.fc/ieinlic/ier  aller  i-t.  ilms 
die  zu  einer  Jleflexiun  gehören.,  die  Kant  in  ip  mit  Bezug  auf  M  §.  999.,  101  lO  nieder- 
■schrieb.     Im   Text   dieser  Fieflexion   werden    sie   in  Bd.  XVIII  ahgedruckt    werden,  ij 

Zu  Nr.  919  cgi.  VII  22Gi5ff,,  sowie  oben  S.  -336/7  Anm.     Bei  S)eclamation  roieber 

•jo  niütat  denkt  Kant  icohl  sicher  nicht  an  Herder  und  Hamann,  sondern  an  gewisse  itn 
..Sturm  und  Drang''''  zu  Tage  getretene  Erscheinungen,  möglicheriveise  an  Fr.  H.  Jacobi. 
der  seit  1775  resp.  1777  Stücke  aus  Ed.  Albrills  Papieren  [später:  Alhcills  Brief- 
sammhmg ]  und  aus  dem  Woldemar  [Bd.  I  in  Buchform  1779]  in  der  Iris  und  im 
Teutsclten  Merkur  verüjfentlichte.     Es  wäre  wohl  begreiflich,  wenn  Allwilk  Declamutiunen 

•b  (rgl.  z.  B.  Teutscher  Merkur  1776  III  59—71,  IV  2-33— 245)  Kant  zu  einer  Äusserung 
wie  die  obige  veranlasst  hätten. 

10  bei)ben:''  bei)bem?  ||  IJ  -J2  SBorter?  SBorte??  ||  Möglicherweise  i.s't  SCßorter 

ail^lpra^e    ids    ein    Ausdruck    zu  fas.sen :   iluch    iräre   dann   SCBortet  entbehrlich,    da   r.s 

■sich   bei  der   tiuä|pi'ad)e  doch  nu.    um  SBütter  resii.   deren  Bestandtheile  handeln   kann. 

H(p     y.s   ist  daher  bedeutend  u-(üirscheinlicher.   dass  Kant  drei  Beispiele  für  das  5Rcid)äffen 

(infidiren   iiottte:  Nachäffen    1)    im  lidrtschat:,   2)    in  der  Aus.sprache,    im  Dialekt,  ■>)  im 


406  JRefIejioneu  jur  Sdif^nniotoflic 

921.    v?  (a^f)  M  406". 

35om  ®enie. 
(*  5Rq(^  ben  genieaffen  i[t  e§  ein  priüilegirteö  talent.) 

6§  giebt  auc^  [ein]  fct)Ä)ärmertfc!^e,  aber  gute  Ä'öpte.  5)a§ 
fc^lüärmerifite  ®enie  übertreibt^  in  S^een,  ba§  @nt]^ufta[tif(^e  in  |)Qnb= 
hingen  nad)  an  jtd^  tt)al)ren  ijbeen  ober  in  ber  :praftifcl^en  Slnroenbung  ber 
lefeteren.  Dftouffeau  ift  ein  2lct)tung§iDürbiger  ©(^märmer;  ^lato  jc^n)drmt 
mit  3been  überhaupt.  @t.  ^ierre.  2)ie  fd^wörmerifdje  2)enfung§art 
ift,  wenn  man  an  jtc^  wa^re  unb  bewährte  ^been  über  bie  ®renje  [ber] 
aUer  moglid)en  ©rfa^rung  au§be^nt.  ©nf^ufiaftifd^  ift  bie  «Sinnesart, 
roenn  man  feine  anbre  triebfebern  al§  nur  [eine  ^a],  bie  eine  ^auptibee 
begleiten,  gelten  läfet.  Saoater,  mit  3been  ange[üüt,  in  meldten  il^m 
[red)t  gla]  Drt{)obo;ce  nic^t  mieberfprec^en  fönnen..  fd^tüdrmt,  inbem  er  jte 


Stil.  Für  die  letztere  Art  dient  als  Stic/mort:  ^ortf.  L.  Sterne  (1713—1768)  ver- 
öffentlichte Anfany  1768,  kurz  vur  seinem  Tod,  sein  bekanntes  Werk:  „A  Sentimental  IJ 
.Journey  tlirough  France  and  Italy.  By  Mr.  Yorick''\  Es  umfasste  zicei  Bücher. 
Schon  1769  erschien  von  Sternes  Freund  John  Hall- Stevenson  unter  dem  Pseudonym 
Eugenius  (unter  dem  Sterne  selbst  ihn  sotcohl  im  Tristram  Sha7idy  als  in  der  Sentimental 
Journey  eingeführt  hatte)  eine  ganz  minderwerthige  Fortsetzung  in  zwei  weiteren 
Büchern:  sie  wurde  öfter  ?nit  dem  Original  zusammen  wieder  aufgelegt,  auch  mit  ihm  '_'u 
zusammen  1768 — 1769  (von  Jh.  Joach.  Chph.  Bode)  ins  Deutsche  übersetzt  und  erlebte 
hier  ebenfalls  mehrere  Auflagen  (schon  1771  erschien  die  5.  Aufl.).  Am  Schluss  des 
Vorberichtes  sagt  der  Übersetzer:  „Vielen,  wo  nicht  allen  Lesern,  ist  es  unangenehm 
gewesen,  Yoricks  Reise  so  plötzlich  abgebrochen  zu  finden.  Einer  von  Sternens  ver- 
trauten Freunden  hat  aus  seinen  mündlichen  Unterredungen,  und  aus  seinen  hinter-  25 
lassenen  Papieren  Vorrath  gesammlet,  um  Yoricks  Feder  wieder  aufzunehmen  und  seine 
Begebenheiten  und  Empfindungen  auf  seiner  Reise  dem  enyländischen  Publico  mitzutheilen. 
Mit  wie  vielem  Yorickischen  Geiste,  wird  der  deutsche  Leser  aus  der  Übersetzung,  die 
man.  hiemit  nächstens  zu  liefern  verspricht,  am  besten  beurtheilen.^''  Im  „Anhang  zu 
dem  ersten  bis  zwölften  Bande  der  allgemeinen  deutschen  Bibliothek''''  1771  II  899 ff.  3u 
wurde  die  Fortsetzung  einer  scharfen  Kritik  unterzogen:  man  sehe  es  ihr  auf  allen 
Seiten  an,  dass  sie  nicht  von  Sterne  sei.  Weitere  Angaben  über  Nachahmungen 
Sternes  sowohl  vor  als  besonders  nach  seinem  Tod  finden  sich  in  dem  Dictionary  of 
national  biogruphy  1898  LIV  217—220,  239—240. 

1   Zu    Nr.  921,    921a   vgl.    S.  33617  Anm.  \\  3  s- Zusatz:  v—ip.  \\   7—8  Zu    35 

Siouyfeou,  5ßIato,  ©t.  spierre  vgl.  21026/.  mit  Anmerkung.  \\  12  Kant  hat  J.  C.  Saüatetv 

„Aussichten  in  die  Ewigkeit,  in  Briefen  an  Herrn  Joh.  Georg  Zimmermann''''  (4  Bde. 
1768,  1769,  1773,  1778)  im  Sinn.  Vgl.  auch  X  157—159,  167—172.  \\  13  Drtl)o= 
boje?  Drtl)obojcn? 


3ir.  921— 921a  (öanb  XV).  407 

gQn3  über  ben  Ärei§  ber  @rfa^rung§erfentnt§  auSbel^nt.  $Diefe§  i[t  aber 
feine  ^(kjxoadjljdt  be§  Äopf§  ober  eine  SSenoirrung  tu  Gegriffen,  [fonbem 
er  oer]  barin  i^n  etma  anbere  [übert]  bie  fonft  eben  bie  ©runbfö^e  an= 
erfennen,  übertreffen;  fonbem  er  üerad^tet  bie  poUtic  berer,  weldje  iene 

5  2Sorau§fefeungen  pr  @d^au  tragen,  i^nen  aber  gugletd)  fold^e  Sci^ranfen 
fe^en,  ta^  jle  jlc^  mit  berSBeltflng^eit  Dertragen  fönnen.  SSom  @d)n3ärmen= 
ben  ®enie  fan  i(!^  mirfUd)  lernen;  benn  entmeber  feine  ©runbibee  ift 
DernunftmäBig,  ober  bie  Folgerung  ift  breuft  unb  unoerfteft  unb  entbeft 
baburd^  ben  ^-el^ler  in  ben  ©runbfd^en,  welcher  burd)  fd)laue  ^olitif(t)e 

10  (Sinfleibung  nur  mürbe  oerbeft  bleiben,  ©er  @ntt)uftaft  belebt  bie  feftig* 
feit  in  guten  58orfä^en  unb  ben  9J?ut^  in  ^anblungen. 


921a.    vi  (a'O  M  i()6'.  406. 

M4(I6': 
(3  ®enie§  ^aben  ©infic^ten  ^interlafjen,  welche  ben  allgemeinen 
@cf)a^  üergrö^erten.) 

[Slber  cä]  2)a§  ®enie  mufe  eine  @d)opfung§fraft  ent!)alteu  unb  alfo 
etmaS  mirtlic^eS  leiften,  beffen  3SerI)ältni§  ju  ber  ibee,  moüon  eä  bie  21uä= 
fü^rung  ift,  bem  SSerftanbe  fan  öorgelegt  werben.  2Ba§  ba§  ®enie  leiftet, 
ift  entmeber  blo§  ta§,  (Spiel  ber  ©efü^le  unb  (äinbilbungen,  benen  e§ 
burd)  Sbeen  (gin^eit  giebt,  um  baburd)  [ju]  blo§  gu  unterljalten  unb  ^u 
beleben  (?  ©arten),  mie  2)id)ter  unb  Slutoren  be§  ®efc^maf§;  ober  eö  ift 
ein  ^robuft  be§  nü^lic^en  ®ebrauc^§,  mie  5J?ad)inen;  ober  e§  ift  eine 
3Serme^rung  ber  ©rfentniö  be§  3Serftanbe§  unb  ber  SSernunft.  SBenn 
nic^t§  öon  aüem  biefen  geleiftet  mirb,  ma§  ftc^  oor^eigen  unb  red)tfertigen 
läfet,  [wob]  mo§  meber  auf  unterl)attung  noc^  auf  einen  beftimbaren 
2lnmad)§  ber  ^rfentniS  hinausläuft:  fo  ift  e§  ^^antafterei).  Mt  ^robufte 
be§  ®eifte§,  \üdä)t  nic^t  blo§  ba^  @piel  ber  iSinnenöorfteHung  gum  ßroef 
l)aben,  fönnen  gar  feine  anbre  23ei^ie^ung  l^aben  al§  auf  ben  SSerftanb 

4  berer  /eh/t. 

12  Nr.  921a  dlii/tt-  dir  immitlelbtirr  h\,rts(;tznini  ni/i  \i:  IJ'JI  .tei/i.  Sie  sind 
durch  viiic  fri'dn'r  geschriebene  Rfl.  getrennt.  Zwischen  ihr  und  Nr.  02 la  steht  der 
g-Zusatz  in  Z.  14—15.  \\  25  lOOä.«  TOttä?  XOtW^'n  IDeiin«???  Der  erste  Buchstabe 
sieht  viel  mehr  nach  m  oder  n  als  nach  tO  aus.  Liest  man  njaÖ,  so  müsste  n-ohl 
roebcr  .  .  .  nod^    ui   entioeber  .  .  .  übet   rerwandelt  u-erden. 


4ÖH  .^Hcfleftoncii  ^iir  Slntt^ropoloflic. 

unb  muffen  [xö:}  a\\o,  nad)bem  fie  üon  ädern  3?el)ifel  ber  ©mpfinbung  unb 
bilblid)en  [SSorftel]  ßinfleibuncj  befrei)et  aorben,  ber  (Sapeden^jrobe  ber 
SSernunft  unterwerfen  laffen.  @§  mufe  ein  ^orn  fein  5J?etQU  übrig  bleiben. 
2Benn  fic^  aUe§  üerfd^laft  [unb  fein  ©il],  fo  ift  fein  (^  loal^rer)  ®e^alt  barin 
gemefcn,  unb  eö  war  bloffer  23etrug.  [jn]  2)ie  p^antaftifd^e  @ct)reibart  ift 

alfo  [roeber]  nid^t  fci^märmerifd^  tüie  platonS,  nod^  entl)ufiaftif(^  tt)ie , 

fonbern  fte  ift  eine  al(!^emiftifc!^e  ober  abeptenfprad)e,  bereu  SSerfaffer 

leben]  fe^r  ttiol)l  üjei^,  ta^  er  (unter  einem  33ombaft  unb  ?fIittergolb  Don 

3Borteu)  uid)t§  [öors]  beutlid^  unb  ungetäufd^ten  Slugen  §ur  Prüfung  üor= 

legen  fönne  [ober]  unb  ba^er  SBrofen  au§  ber  e^'perimentalct)emie  (^  uimt), 

reine  i^idjtämaterie,  Slrd^duS,  Planeten*  [unb  juf]  baju  mifd)t,  oorncmlid) 

eine  gute  3)ofi§  t^eofopt)ie  ba;^u  t^ut  unb  ein  fold^eS  ®etöfe  in  bzn  O^reu 

feines  Stufigen  ßet)rling§  erregt,  bafe  er  be^nal^e  ieben  @inn,  ber  it)m 

eben   ber  loeifefte   @d)eint,   roenigftenS  bie  (Stimme  ber  2Bei§l)eit  gu 

l)ören  glaubt. 

M406': 

*(^  @r  fpric^t  bem  Slnfd^ein  nad^  eiue  funfterfa^rne  @prad[)e  (•*'  in 

aUerleq  .^unft,  ot)ne  eine  baüon  p  üerftel)en),  aber  entbeft  ta§  ®e= 


2  GapeUenprobe;    ein    gewisses    diemis<'hes  Verfuhren^    den    Gehalt   einer    Gold- 
oder    Silbermasse   genau    zu  finden.      Vgl.    (P.  J.  Macquers)    Allgemeine    Begriffe    der    20 
'Jhijinie    nach    alphabetischer    Ordnung   aus   dem  Französischen    übersetzt  und  mit  An- 
nierkungen    vermehrt   von   C.  IV.  Pörner  1768  I  255:  „Die  Kapelle   ist   ein  weites  er- 
dichtes Ge/äss,  welches  die  Gestalt  eines  platten  Kelches  hat,  daher  es  im  Französischen 
den   Namen  Coupelle    bekommen.      Der    Gebrauch    der    Kapelle    besteht   darinnen,    dass 
sie  das  mit  Bley  vermischte  Gold  und  Silber  bey  dem  Abtreiben  und  Probiren  enthalte,    ü'-' 
und   die    Bleyglätte   nebst  den    andern    verschlackten    Materien   so,    wie    sie    in    diesen 
Operationen   entstehen,    in   sich    nimmt   oder   absorbirt.'"''     Über   die  Art  des  Verfahrens 
vgl.    ebenda  1768   II  450,   461  ff.,  ferner    Fr.  A.  C.   Grens   Systematisches    Handbuch 
der  gesammten  Chemie   17!)ü  II  2  S.  345 ff'.  \\  4   fo???    fie?  |1  6  Auch    im    Ms.    zwei 
Striche,  und  rechts  davon  ein  freier  L'aum.  \  |  8 — 15  Ich  habe  bei  keinem  Schriftsteller    'M 
des    18.  Jahrhunderts    die    in    diesen    Zeilen    aufgezählten   Ingredienzien  finden   können. 
Vermuthlich  hat  Kant  als  Vertreter  der  p{)antaftifd)en  Sd)reibart  Herder  und  vielleicht 
auch  Hamann    im  Auge    (vgl.  oben  3o6l7   Anm.),  icill  aber   in  Z.  8 — 15  nicht  ihren 
Std  schildern,    sondern    den  cds   Beispiel  angeführten  Stil  der  wirklichen  aI(J^entifti= 
fd)en    ober    abeptenfprarf)e,    u-ie    sie   sich    z.  B.    bei  J.  Böhme  findet,  dessen  Schriften    3C 
die    oben   genannten   Ingredienzien    sämmtlich    aufweisen.      In    dem    Ausdruck   iBombaft 
(Z.  8)    könnte    man    geneigt    sein,    eine    Anspielung    auf    Theophrastus    Bombast    von 
Hohenheim  ( Paracelsiis)  zu  suchen :  aber  es  iväre  doch  zu  wenig,  wollte  man  mit  Bezug 

auf  seine  Schriften  nur  von  23rofen  ouä  ber  erpcrinientatd)emie  reden.  II  10  mimt 


5«r.  n21a— 0-22  (Öanb  XV).  409 

t)eimni§  nic^t  ober  mci^  öiel  mel^r  feineö.  2)ie  funfterta^rne  Sprad^e 
ift  jo  mit  Seibni^enS  feine,  alö  er  in  @efellfd^a[t  ber  SlUc^emiften  auf 
genommen  werben  molte.) 


922.    v^  (o-'fj  M407'.  407.  EI 308.  Zu  M §.649: 

M407': 

2)ie  grei^^cit  be§  talentS  [öom]  {^  öon  ber  ßeitung  unb  bem)  Bwange 
ber  tRegeln*  [imgletc^en  ba  eS  berfelbcn  nic^t  bebarf]  i[t  in  einigen  (*  fc^önen) 
fünften  not^menbig.  3"  i'^r  poesi  am  3Keiften,  too  bie  Sefdiaftigung  bIo§ 
ein  Spiel  unb  llnterl)alt  ift,  ha.  bie  Flegeln  nic^t  bie  SluSübung  möglich 
10  mQ(!^en.  (g§  muffen  gleic^mo^l  9?egeln  immer  jum  ©runbe  liegen  unb 
[oor]  §ur  Seitung  bienen,  aber  nic^t  um  'iia^  ^robuft  f)eröori^ubringen, 
fonbern  [eä]  bie  ^anblungen  ^armonifd^  3U  mad)en.  6ö  geprt  gu  aÜem 
;\ut)or  ein  ÜJ?e(J^ani§mu!§  beö  talent§  unb  über  ba§  enblic!^  genie.  33ereb= 
famfeit  erfobert  mel^r  ben  Sß^onQ  (^  ober  ßeitung)  ber  Siegel  als  ^jocjte. 

15  1 — 3  Vgl.  .„Anecdoten   zur   Lebensgeschkhte  berühmter  französischer,  deutscher, 

itdlieiiisclier,  holländischer  und  anderer  Gelehrten'-'-  1764  VII 146:  „In  Nürnberg  hielt 
sich  damals  eine  Gesellschaft  auf,  welche  den  Stein  der  Weisen  mit  allem  Eifer 
suchete.  Leibnitz,  der  von  Natur  begierig  war,  alles  zu  wissen,  that  eine  Reise  dahin, 
und  suchete   die  Kräfte   dieser  Gesellschaft  näher  zu  erforschen.     Man  weis  es,  dass 

2u  man  eine  eigene  Sprache  reden  muss,  wenn  man  sich  die  Aufmerksamkeit  der  Alchymisten 
erwerben  will.  Leibnitz  durchblätterte  demnach  in  der  Eil  ihre  verworrenen  Schriften, 
und  verfertigte  ein  Schreiben,  in  welches  er  alle  die  dunkeln  und  barbarischen  Aus- 
drücke brachte,  wodurch  sich  die  Schreibart  der  Goldmacher  unterscheidet.  Der  BrieJ 
v:ard   dem  Vorsteher   der  Versammlung   eingehändigt,    und  von  ihm   seinen   Mitbrüdern 

■-'5  vorgetragen.  Die  Gesellschaft  fand  um  so  viel  mehr  Weisheit  darinne,  je  unverständ- 
licher er  war,  und  man  machte  den  Schluss  daraus,  dass  Leibfiitz  ein  wirklicher  Gold- 
macher seyn  müsste.  Die  Vorstellung  brachte  ihm  einen  fr eyen  Zutritt  zu  Wege;  die 
goldbegierige  Gesellschaft  trug  ihm  das  Secretariat  auf,  und  setzete  ihm  einen  jähr- 
lichen Gehalt   aus.     Sein  Amt,    das   er   aber   nicht   lange  verwaltete,  war,  ihre  Unter- 

30  suchungen  tiiederzuschreiben,  und  die  beste//  Stellen  der  alchymistischen  Bücher  aus- 
zuzeichnen.'-'- 

4  s-Zus('itzc:  V — )r.  \\  ß  Zu  A//fu//g  der  Hfl.  steh//  die  Worte:  3U  pag.  240. 
Diese  Seite  ist  in  Ka/its  Exemplar  ausgerissen.  Auf  ihr  stehn  die  §§.  649 — 650 
(„ben  S.  S<.)~¥l).      Der   Hfl.  922  gerade  gegenüber   auf  M  407   steht   Rfl.  923;   sie 

:i5    lii/def  iij)\'//bur  eine  Correctur  oder  E/-gänzung  zu  der  vorliegenden,  früher  geschriebenen 

Hfl.  II  12  oUem?  oHen?'  ||  14  sRegel?  «Regetn?? 


410  Siefleponen  5ur  2lntf)ropülogte. 

2Kcd)aui§m  (f  routine)  in  aUerlet)  Biffenfd^aften,  e.  g.  ^iftorie,  0tec^en= 
fünft,  5)?at^ematic  nad)  Sftegeln.  2)a§  ©enie  wirb  entaifelt  (*  erweÜ  unb 
gebilbet  unb  geübt)  burc^  35orlegung  üon  ^jrobucten  beffelben;  burd) 
critic,  bamit  e§  ber  ^Regeln  inne  2Berbe,  aber  nid^t  fte  lerne;  burd^  freQ= 
^eit,  bie  man  i^m  lä^t,  biejen  3flegeln  gemäfe  ju  l)anbeln. 

3)aö  me(!^anif^e  STalent  mit  ^lei§  unb  @m[igfeit  t[t  nüp(i)er.  2)a§ 
genic,  welches  [ptelt,  nnter'^altenber,  SlQe  erfte  ©rfinbung  beburfte^enie; 
aber  in  ber  ?5ortbauer  ift  ^a§,  ^ractijct)e  3!alent,  gele^rfame,  meit  nü^Udjer. 

1.  SBo  regeln  ntd)t  üor  ben  fällen  ber  2luöiibung  öor^erge^en  fönen. 

2.  SBo  fte,  menn  fie  üor^ergel)en,fold)e  boc^  nic^t  t)eröorbrtngen  fönen. 
§ret)^eit  be§  Jalentio  üon  ben  ^u[tern. 

1.  (^  Oiaturel)  Slei§  be^  menig  Talent.  2.  Salent  bei)  menig  genie. 
3.  ®eme  bei)  wenig  ©injtd^t  ober  SBifjenfd^aft. 

*(3  2)ie  ^rei)t)eit  be§  Salentä  ift  feine  aftegeUofigfeit.  (*' Die 
g^rcQl^eit  Dom  ßmange  ber  Sflegeln  gef)t  auf§  2)enfen,  aber  nid^t  aufS 
Sprechen.  6^  mufe  bod)  regelmäßig  fe^n,  ob^mar  nic^t  auöbrüflid).) 
©§  ftimmt  mit  9f?egeln  überein  ober  ent^elt  jelbft  regeln,  ol)ne  il^rer 
ooranS  beburft  ^\x  tjoben.  £)ie  §rei)f)eit  Dom  So'^nQS  Ht  bie  Mf)nl)eit, 
oon  ber  oorf^rift  unb  bereu  Seitung  ift  9tatureQ.  [5Ratur]  (*  (Sapacitaet, 
^ä^igfeit  ju  lernen  ift  3Raturel.)  2)a§  Salent,  in  melct)em  bie  9^atur 
bie  ^ülfe  ber  Äunft  erfe^t  ("  entbet)rlicl)  maci^t),  ift  genie.  ©ele'^rig 
ift:  toittig,  unb  ©ele^rfam:  fd^ig  gum  Semen.  2)ie  mat^ematic  ift  an 
ft(^  felbft  lauter  Siegel. 


4  eS??  er?  ||  S  gelel^rfame ?  gelet)rfamer??  ||  9—10  Diexe  Zfikn  hi/i/m  n-ahi 
L-inen  neuan  Versack  Kants,  die  Fälle  zu  formuUren,  in  denen  Freilielt  den  Tah'nts 
i'um  Zwang  der  Regeln  stattfinden  muss.  Oder  sollen  sie  die  Umstände  namhaft 
macheu,  in  denen  baÖ  practifd)C  Solent  sich  als  loeit  nÜ^Itct)er  als  das  getlie  erweist?  \\ 
11  Nach  SffJuftern  -ivei  Tintenflecke,  die,  icenn  man  nicht  genau  hinsieht,  für  einen 
Doppelpunkt  gehalten  werden  könnten,  in  Wirklichkeit  aber  von  Kants  BemerknnycJi 
(Ulf  M  4:07  herrühren,  die  noch  nicht  ganz  trocken  getresen  sein  werden,  als  Kant  <la.s 
Buch  schloss.  In  der  Umgebung  von  9)Iuftern  sind  mehrere  Tintenspiiren  auf  diese 
Weise  zu  erklären.  \\  12  Vor  ^lei§  ein  durchstrichm's  2)er.  f^ber  beiden  Worten  nach- 
träglich (später?)  hinzugefügt:   SRoturet.  ||  17  ent^elt?  ent()alt?  li  19  beren?  bem.' 

ben?  II  öeitimg  (kaum  2eiUxeXj)  nicht  sicher;  das  t  in  ein  f  hineincorrigirtt  \\  ^Raturell 
wohl  verschrieben  für  Saletlt  (oder  ©ente?;.  i|  20  3U  —  Jlnturel  (im  Ms.  iibrr 
in  —  SRatUr  Z.  20)  war  zunächst  von  den  im  J'ruck  auf  den  s-Zusat:  folgenden 
Worten  ®a§  Talent   abhängig.     Nachträglich   wurde   links   von    311  nach  hinzugesetzt: 

ßopacttaet  gä^igtett.  ||  22  ©ete^rfam,  wie  es  scheint,  ans  ®elet)vftinifett. 


Ij 


3Jr.  922 -924  (23anb  XV).  411 

£)ie  Spiegeln  [finb],  bie  öon  ber  5^ad^a^mung  unb  ©etoonl^eit  t)er= 
genommen  ftnb,  jinb  bie,  \o  bem  S^alent  unb  alfo  bem  ®enie  am  meiften 
gumieber  fe^n.  poetifc^e  ^rei)t)eit  ift  bie  gro&efte.  ®enie  in  Slnfe^ung 
be§  ®efd)maf§  unb  ®efiif)l§  bepenbirt  oon  Saunen,  öornemlic^  ba§ 
le^tere.    (*  ©mpfinbung,  Urtl^eilgfraft,  ©eift  unb  ©efd^maf.) 

2)a§  fpiel  ber  (gmpfinbungen:  3}?ujtc.  2)er  ©mpfinbungen  öer= 
mittelft  ber  ©ebanfen:  poefte.  2)a§  Spiel  ber  ©ebanfen  unb  (5mp= 
finbungen  [oerb]  mit  einem  3roefmäfeigen  ©efd^aft  3}erbunben: 
33erebfamfeit.  2)a§  @piel  ber  ®e[talten:  3:anj0 


923.   V.  M407.  E I  283. 

5)a§  Talent  fan  nic^t  öon  ber  Seitung  unb  bem  ßtoange  ber 
3flegeln  befreitet  merben  au[fer  [wenn  eS]  in  benienigen  Stücfen,  tto  bie 
Sflegel  empirifc^  ift,  unb  unter  ber  Sebingung,  ba^  ba§  STalent  felbft 
^robufte  gebe,  bie  gur  Siegel  bienen.  ©al)er  bie  2)eutfd^e  mel^r  an  9ftegeln 
iid^  binben  muffen. 


924.   V.  M407. 

2)a§  S3erfa^ren  nac^  einer  9fiegel,  üjeld^eä  feiner  Urt^eiläfraft  bebarf, 
ift  med)anifd).  Unb  bie  fertigfeit,  meci^anifc^  nac^  siegeln  p  üerfal^ren, 
ift  ber  2J?e(^aniäm.  2)ie  burd)  Übung  erlangte  ®emont)eit  bringt  einen 
5J?ec^ani^m  l^erüor.  33eqm  5}?ec^ani§m  ^at  ein  anberer  [5Bor]  un§  bor» 
gebad)t;  mir  af)men  bIo§  nad).  2)o(l)  ift  bie  ülad^al^mung  mä)  mef)r  al§ 
ber  5Rect)ani§m;  benn  bei)  biejem  l^aben  mir  ni(^t  allein  ein  ü)?ufter,  fon* 
bem  aud^  eine  Leitung  burd)  etmaS  anbereg,  e.  g.  9)?obeU  ^re^e  ^aii)' 
af)mung» 


5   Dieser  s-Zusatz  stammt  rielletcht  erst  aus  i/;. 

10    Diese    Bfl.    steht    der    Hfl.  022  ya-aJe   gegenüber    und   hildet    offenbar   eine 
Correctur  oder  Ergänzung  zu  ihr. 

20  Die  Änderung  von  S3or  Unö   in  unÖ  Üor  ist  eist  später  ((p—x)  (^''Myf- 


412  ?Keflejioneii  jiir  SJlnthropologie. 

92S.    V.  M407. 

3)ie  3ftoutine  ift  eine  [median]  ®eö)0^nl)eit  ber  Urt^eil^fraft,  alfo  nic^t 
mectiantäm.  5)ie  S^ermalter  ber  ©efe^e  brauci^en  jule^t  nur  routine. 


926.    V.  M407'. 

2)aö  Urfprünglici^e  be§  ®eiftc§  ift  genie.    2)aö  Xaknt,  »aö  ba^ 
®emüt^  belebt,  ift  @ei[t. 


927.    V.  M407. 
{^  S3erebfamfeit  mad)t  genie.  (Stil.) 

®enie  gebort  jur  (ärfinbung,  üirtuofe  jur  SluSfü'^rung.  ("  bilettante 
^ur  2lufnQt)me).  2)ie  Dirtuojen  be§  gej^mafeä  finb  eigenjtnnig,  etn= 
gebilbet  ic  2C.  3)a§  genie  ift  befcbeiben,  gefaüig  k  k.  2)ie  üirtuofen,  wenn 
^c  befcbeiben  ftnb,  nähern  fid)  j^um  genie.  SSirtuofen  ber  ©(i^reibart,  ber 
bic^tfunft.  ßeic^tigfeit,  gjiunterfeit. 


928.   (pK  M407. 

2)a§  @ie  unb  ^\)x  unb  @r  in  ber  beutfd)en  6prad)e  mdre  nötbig 
abjufdiaffen. 


929.    q).  M4ü7.  E 1 634. 

2)en  2)eutfcben  fel^U  eö  überbaupt  an  ®eift,  ben  ^^ranjofen  am  eigen= 
t^umU(iben.  3Son  gelehrten  SSorne^men  in  (Snglanb. 


9S0.    (f.  M4()7'.  407. 
M407': 

2)er  eigenf^ümlicbe  ®eift  ift  genie.  2)ie  ^^ranjofen  baben  öiel  ®eift, 
aber  [roo:^!]  ntcbt  \i(k^  eigent^ümlid)e;  benn  ber  ®efd)maf  Derftattet  nid)t 


S  Der  y-Ziant:  ste/it  iiix-r  ®enie  .      ©rftitbiing. 


tnr.  925—932  («anb  XV)  413 

t)a§  eigentl^ümlid^e.    Paradoxa  enthalten  ®ei[t.    SSerftanb,  nji^  o^ne 
®ei[t.   AJ  407:  2)ie  Überfe^ung  be§  Sßom  genius. 


931.    (f.  M407. 

ßaune  l)at  @ei[t,  Drbuung  nid)!.  ®efün[telter  2Bi^  ift  o^ne  ®ei[t. 
2)er  @ei[t  fc^eint  feine  2lbftd)t  §u  t)aben.  (Sr  belebt  ben  SRec^aniSmuö, 
i[t  unter  feinem  Spange,  fonbern  [reg. 


932.    (p.  M4ü7'.  407. 
M407': 
(?  Salent.   ®emüt^§gut    ift  genus.   üiaturel  j^u  lernen,  ®enie  ^u 
„.      erfinben.   ^inbilbungöf  i/#^>7:raft.   UrttieilSfraft.  ©eift  ©ejcbmaf.) 
?5al)igfeit.  &dbt.  ©enie.   [2)ie  2öife]  (Sinjidöt,  ©elart^eit  unb  genie. 
33eQm  mec^ani^m  be§  ©olbatenjinangS  ^ält  e§  niemanb  (officir)  öon 
genie  lange  auö.  @r  nimmt  Slbfd^ieb. 

Unter  bem  eigentljümltd^en  ®ei[te  üerfte^en  mir  nid^t  bie  @eele  felb[t, 

15  Jonbern  [toog]  ben  ®ei[t,  ber  gleid)iam  unferen  Tratten  33ej)ftanb  leiftet 

unb  burc^  beffen  Eingebung  mir  etroa6  t^un  fönen,  moju  unä  %{d^  unb 

0ia(^a^mung  nid)t  mürben  öerl^olfen  ^aben.   (5§  ift  ba§  principium  ber 

Belebung  unferer  ®emütl^§fräfte.    2)iefen  eigent^ümlid)en  ©eift  fennt 

man  felber  nic^t  unb  ^at  beffen  33emegung  nidbt  in  feiner  ©emalt. 

20  3c^  forfc^e  juerft  hinter  bie  ^Benennung.    2)enn  ein  neueä  2Bort 

finbet  nic^t  foglei^  aufnähme,  menn  e§  ni(i)t  fet)r  paffenb  ift.  (5§  giebt 

in  un§  2lnrei^enbe  unb  Sreibenbe,  aber  auö^  belebenbe  Urfad^en  ber 

®emütf)gfrdfte;  bieg  principium  l^at  feine  ganj  eigentt)ümli(l^c  3latur  unb 

@efe|e.    (5§  belebt  nic^tö  bem  ©eifte  nad),  al§  ein  gemiffeg  aQgemeine, 

25  waö  ha§  ®emüt^  üor  aQem  befonberen  auffaßt,  unb  morau§  e§  feine  2lu§= 

[\6)t  ober  feine  ^robufte  formirt.  2)at)er  befielt  baö  genie  in  biefem  SSer- 

mögen,  ba§  Slügemeine  unb  ta^  ibeal  ju  fc^affen. 


,9  gut?  qoal  r=  ipatttät;?'?  |l  //  W\%?  2BiS?  ||  2/i  allem?  allen?  ||  befonberen? 
befonberem? 


414  JHeflejioneii  jur  5}(ntt)ropoto(iie. 

933,    vf  ßf)  M408. 

2)er  ©r^eugungggrunb  ber  3been  ift  ber  &i{]t  Sllfo  nur  bei)  fol(i)en 
©rfinbungen,  ido  eine  Urfprunglic^e  Sbee  ber  ®runb  baoon  i[t,  wirb  ®eift 
angetroffen.  2Beil  bie  ^bee,  mornad^  ^^robufte  I^eroorgebrac^t  werben, 
unenblid^  weiter  in  it)rer  i^ruc^tbarfeit  gel)t,  al§  bie  ein^^elne  2luöiibung 
berfelben,  fo  bewegt  biefe  nur  üermittelft  ber  erften  ta§>  ®emiit^.  2)ie 
bewegenbe  Äraft  liegt  in  ben  ^robuften,  bie  burci^  Sße^ie^ung  auf  it)re 
3bee  ©in^eit  befommen. 

2)er  ©inl^eit  unter  mannigfaltigen  Oftegeln  liegt  üiel  3bee  ^um  ©runbe, 
unb  biefe  beweifet  geift.  2)er  2lu§bruf  ber  gbee  burd)  mannigfaltige  fe^r 
^Bereinigte  finnlid^feit  [ift]  beweifet  geift.  3e  nie^r  aggregat,  ie  weniger 
f^ftem:  befto  weniger  ®eift  ber  i^orm  nac^. 

ßinfaUe  ol^ne  Sbee.   Sd^attenwerf  ber  3bee. 

2)ie  Belebung  ber  ©innlic^feit  burc^  3bee  ift  ber  ®eift. 

@enie  ift  nic^t  Eingebung.   ^a6)  genie  l)ofc^en  ift  ta§  fc^wdrmen. 

2)ie  3bee  mu&  Iftlic^  ben  [(Jinbilbj  SSerftanb,  nacl)t)er  bie  6tnnlict)feit 
beleben.  SBenn  eg  umgefe^rt  gefc^ie'^t,  fo  ift  eä  nic^t  33egeifterung,  fon= 
bern  fieberhafte  ©r^i^ung. 

3J?an  fan  auc^  ha§  SBort  ®eift  allein  ftatt  genie  brauchen.  2)od^ 
wirb  eä  al§  benn  nid)t  mit  bem  artüel  gebrandet.  2)er  5J?ann  t)at  nic^t 
allein  ®efc!^tflic^feit,  fonbern  ®eift.  ®eift  ift  [ein  eigentljümlid)  talent  ober 
oiclme^r]  fein  befonber  talent,  fonbern  ein  belebenb  principium  aller  ta= 
lenten.  3Kan  fan  gu  bem  SBort  ®eift  fein  23ei)Wort  fe^en,  5.  ©.  feiner  ®eift, 
fonbern  biefe  ®elten  oom  Äopf  unb  talenten;  ber  ®eift  ift  ber,  fo  baö  alle§ 
belebt.  Sä^igfeit.  3:alent.  ®eift. 


13  ©c^attenroerf?  ©d^attenronle  ^*   Nctc/i  Urimm.s  Le-rican  ist  ©d^attenroerf  = 

Schattenspiel,    svhu-aches   Abbild   einer   Sacke   (o/t    mit    Hervurhebuny    den    Nichtiyen). 

Vgl.  III  27725:  ©cf)attenroer!  üom  9fiad)rnf)m.  ||  16  ben  aus  bie  ||  20  '\)<xi  fehlt.  \\ 
24  ift  fehlt;  doch  stehn  die  drei  letzten  Buchstaben  von  ©eift  etwas  getrennt  von  den 
beiden  ersten,  so  dass  Kant  bei  flüchtigem  Rückblick  meinen  konnte,  ift  schon  geschrieben 
zu  haben,  ber  (vor  \o)  ist  vielleicht  in  den  Anfang  eines  ift  hineincorrigirt;  ein  i-Punkt 
steht  jedenfalls  über  dem  Anfang  des  ber.  ||  2(i  Vielleicht  schloss  sich  hieran  direct 
Hfl.  9.IH  an,  die  auf  dem   untern    Hand  von   M  40!)  steht,  g^genäbi-r  von   4H/y—-j<i. 


mx.  933-93ß  (Söaub  XV).  415 

934.    (p?^??  M408. 

®ei[t  i[t  ha§i  innere  ("  belebenbe)  ^^rincipium  ber  23elebun9  ber 
(^  ®emiit^§fräfte)  ©ebonfen.  (Seele  i[t,  \va§  belebt  toirb.  i^olglid)  belebt 
®ei[t  alle  Talente.  @r  fängt  au§  jic^  felb[t  eine  neue  9leil)e  ber  ®ebanfen 
an.  2)a^er  ibeen. 

®ei[t  ift  bie  urfprünglid)e  ^Belebung,  bie  nänilii^  au§  un§  jclb[t  fomt 
itnb  nid^t  abgeleitet  i[t.  (^  9iaturel  ift  bie  receptiöitaet  ber  ©emüt^Sfräften, 
Salent  bie  fpontaneitaet.) 

Wtan  fagt  nic^t:  ber  ®eift,  fonbern;  ®eift  fc^led^t^in. 

©eiftreic^e  (^  nic^t  geniereid),)  (Sd)rift  ftatt  <5innrei(!^er  ober  [gar] 
23ilberrei^er  ober  gar  SBortreid^er. 

®eift  ber  SSaufunft,  ber  Sonfunft  ift  Don  bem  @c^ulmä|igen  unb 
bem  2)?ed)ani§m  unterfc^ieben. 


935.    g)?r?f  i\JWH. 
ir,  [®cr  ein  Scgt]  S)ie  SSeftimmung  einest  (^anjen  burd^  einen  Sßegrif 

l^eifet  bie  S^cc» 


936.    vf^f?  M409.   EI31(). 
("  e§  ift  frei),  ttiie  Frauenzimmer  feine  '^fli(^t  erfennen  unb  fein 
®efe^,  bem  fie  oerbunben  fmb.) 

©in  begeifterteö  genie  ift  [fe^r]  ieber^eit  unbanfbar,  ^od^müt^ig,  un» 
bönbig  unb  ^ol)nfpred^enb.  [®enn]  2lber  fo  mie  ha^  ®ad)jen  einer  |)enne 
ertragen  werben  mufe,  meil  fie  bod^  mit  \M  SBeljen  unö  ein  6t)  legt,  »ie 
barum  träd)tige  Hausfrauen  gemeiniglich  [uns]  ben  D^ren  öiel  ^lage 
mad^en,  meil  fie  fiel)  bie  3Bef(^merlic^feit  [geftäi^ren]  madjen  muffen,  ein  Äinb 
ju  gebal^ren,  fo  ift  \ia§>  oon  ber  [ätt)erifd)en]  plaftifc^en  [©eniuä]  9iatur  ge= 
fd^mängerte  genie  aud)  gebiet^erifd^,  l)od)müt^ig  unb  tro^tg,  ©eil  eg  [mit 
3lnfpannung  il^rer  ©efol^r  ber  3erreifeung  oXLt^  Berten  ©eroebeä]  unter  befd^OJCr* 

7  fräften?  fräfte? 

17  Zu  Nr.  936  vgl.  S.  33611  Aitm.  ||  IH  Der  g-Znsaiz  ist  mügUchenveise  ersf 
später   hmzuge/ügt,    doch  jedenfalls   noch    in    (p — /.  |j  23   träcl)ttge.*    tüd)ttge.^  ||  ben 

aus  bte  II  25  ber  ans  bem  j]  20  tro^ig  aus  tro^liebenb  ||  mit  rei'sehpntlich  iiicht 

durchst  riehen. 


416  Sleflejioneii  jur  Slntfjropologte. 

Ud^en  [SBe^en  ßonoulfioncn]  3Serjüfungen  ber  ©inbilbungyfraft,  unter  großer 
©efa^r  ber  gefunbenSSernunft  [unä  unb  mit  ftorfen  2öel)en]  un§  ein(^  ®otter=) 
Äinb  gebal^ret,  maS  [glei^iool)l]  liebüd)  an^ufd)auen,  aber,  weil  e§  aet^eri» 
fcf)en  Urfprungg  tft,  ftc^  augenblitUd)  in  aet^er  autlofet,  nad)bem  man 
\i)m  bie  ^iiüe  ber  mi)[tifc!)en  6prad)e  abgezogen  "^at.  *S^r  2:abel  trift 
afle§;  benn  ba§i  infpirirte  genie  [befa&t]  fte'^t  aUe§  unter  ftd),  weil  e§  jt^ 
[in  bie]  über  bie  Olegion  [aütt]  ber  [bicfen]  for:perUc^en  Suft,  in  ber  bie 
gemeinen  ^^flanjen  ber  gefunben  SSerminft  autn3arf)fen,  erl)oben  ^at 

*  (*  6§  bringt  niemals  etmaS  ^^u  [taube,  fonbern  i[t  unerfc^optlici^ 

an  ötel  ent^altenben  ibolen  ber  3Sernunft,  bie  oor  itjren  klugen  mad)tig 

l^erumfd)n)ärmen.) 


937,    vf  ^f?  M409. 

®ei[t  mirb  erregt  unb  cultiüirt,  menn  wir  ein  lalent  au§  einem 
gemiffen  ®eftd)tSpunft  in  2Serbaltni§  auf  äße  anbre  fe^en.  weil  alsbenn 
bie  gan^e  ©eelenfraft  erregt  wirb  unb  ba§  allgemeine  ßeben  bewegt  wirb. 
(''  3)aö  ©c^webenbe  ber  ©mpfinbung.) 


938.    vf  in  MW9. 

2BeiI  ber  ®ei[t  aufS  allgemeine  ge^t,  fo  ift  er  fo  ^u  jagen  divina'^ 
particula  aurae  unb  au§  bem  aügemeinen  (Seift  gejc^öpft.  2)a^er  l)at  ber 
®ei[t  nic^t  bejonbre  ©igenfc^aften;  fonbern  nac^  ben  S^erfdjiebenen 
STalentcn  unb  empfinbfamfeiten,  worauf  er  fättt,  belebt  er  oerfd^iebentUd), 
unb,  weil  biefe  fo  mannigfaltig  (ei)n,  fo  ^at  ieber  ®eift  \üqA  eigentl)üm^ 
lici^eö.  3J?an  mufe  nic^t  fagen:  SDie  genie'ä.  (ä§  ift  bie  (5in§eit  ber  2ßelt= 
feele. 


3  Statt  geboliret  urspnhtytwh:  gebal^ren  mufe  «aä  fein  ||  3— ^  aetfierifdien'/ 
eet^erifc^en ?  eat^erif(f)eii?  ||  4  in?  im?  ||  Navh  ouflofet  viu  Pmikt;  dit  Wurtr  nad)= 

bem  .  .  ()at  sind  vermuthUch  erst  nuchträfjlkk  hitizuyeßigt.  \\  9  Der  s-Ziisut:  ixt  mil 
anderer  Tinte  geschrieben  als  die  lifi.^  xivher  (dn-r  mwli  in  v—)(.  \\  10  Zu  iboleu 
vgl.  391i4  mit  Anm. 

14  in?  im?  ||  IG  Der  g-Zusatz  steht  zusammenhangslos  links  roni  Svhliiss  der  Hjl. 

17  Diese  Rfl.  ist  vielleicht  als  Schluss  z,i  l(fl.  !t-l-J  :u  :>rhr,<.  |;  tS—IU  l>>r 
lateinischen  Warte  stammen  atix   Uoritt.   i^af.   ff,   'J^    l'.K 


sRr.  936-941  (23b.  XV).  417 

939.    (pf^ff  M409.  Ell 64. 

Sißeil  bie  pt)Uofov^ic  2lÜe§  brauchen  tan,  maS  ber  literotor  ober  ber 
jd^iDdrmenbe  originalgeift  liefert,  jo  fdja^t  er  aUeS,  xoaä  eine  ©emifje 
@cclenfraft  in  il^rer  ®rofee  beiüetfet.  Überbem  i[t  er  gewohnt,  bie  @tanb= 
punfte  öer|(^ieben  ju  nehmen,  unb  mißtraut  felber  feinem  Urt^eil  über  bem 
3SoräügHd)ften,  meil  er  bie  Unbegrciflic^feit  beö  ®an|en  öor  Singen  l)at 
2)Ql^er  ^^ilofo^^ie  bemütl^ig  tnac^t  ober  öielme^r  fic^  nac^  ber  Sbee  unb 
nic^t  im  58erglei(^  mit  anberen  ju  meffen  antreibt. 

2)emut^  ge^t  auf  ba§i  Sßerl^altniS  mit  ber  3flegel,  ^Sefc^eibenl^eit  auf 
35ergleicl^  mit  anberen.  3)ie  ^^ilofopl)ie  ma(J)t  bemütt)ig  in  ber  @elbft= 
fc^a^ung  unb  befc^eiben  in  ber  (Sd^ä^ung  anberer. 


940,    (f—ip.  AI  409. 

2)ag  genie  ift  ein  geftörter,  ben  ein  Slnberer  erftlid^  auslegen  mufe. 

33ilbcr  [tatt  fad^en.  ©c^aftott^eit. 


15  941.   v?l^??  M410.  411. 

M410: 

fünfte  be§  ©enieg  ftnb  bie,  beren  [merf]  finnlid^e  SBerfe  burcl)  ibeen 
belebt*  [unb  geleitet  roerben]  merben  fönnen.  Äünfte  beö  ^leifjeS:  bei)  benen 
ber  3mef  nac^  Siegeln  \ia§>  ^robuct  moglid)  mad)t.  ^anbroerfe  ftnb  ^erDor* 
20  bringungen  nad)  mobel  uno  rid)tfci^nur. 

M411: 

*  (»  ober  Sbee  in  ber  Slnfd^auung  bargefteUt  wirb.) 


1  Zu  Nr.  939,  940  vgl.  S.  336/7  Anm.  ||  8  antreibt  fehlt.  ||  9  SSet^oltniS  ? 
35erl)eltniä? 

13—14  Das  geftörte  genie  hat  gleichsam  die  ©c^aftoH^eit  oder  Drehkrankheit, 
insofern  es  sich  immer  nur  im  Kreise  dreht  und  nicht  aus  der  Stelle,  7iicht  an  die  \Q6)t 
selbst  herankommt,  indem  es  immer  dasselbe  sagt,  nur  mit  andern  Worten  oder  S3tlberw. 

18  unb  versehentlich  nicht  durchstrichen.  \\  22  i>\)tX^  ®er??  Vielleicht  ist  nach 
o'ttX'ein  beten  zu  ergänzen. 

Saiit'8  ©*t<ften.    :&anl)f(^riftlic^er  9ia*la6.   II.  27 


418  Dfteflefioneii  jur  Slnt^ropologte. 

942.    v?'if?  M410. 

@ei[t  ift  hd^,  principium  ber  23elebung  (»  ber  S^dente,  Seelenfräfte) 
burd)  ibeen  (aljo  einer  jinefmäfetg  belebten  ßinbilbungSfratt).  (Sine  ibee 
belebt,  icenn  fte  i^r  i^um  3Sort^eil  (^  bie)  (Sinbilbung^fratt  in  [2ßir]  mannig^ 
faltige  üjirfjamfeit  je^t.  @elb[t  in  ber  ©efeüfdiaft  i[t  auf  biefe  2lrt  ®ei[t. 
(g§  fan  Diel  @mp[inbung  in  einer  (Sd^rift  fei)n,  üiel  9lacl^benfen.  [2)er] 
2)ie  Slu§ft(!^t  in  einen  ®ebraud^  in  5Kanigfaltiger  Slbjtc^t  au§  bricht  ah. 


943.   V    M  MO.  4:11. 

M410: 

5Kan  fan  belebt  toerben,  ot)ne  bie  3bee  ju  fennen,  aber  bod^  in  bem  lo 
man  eine  oermut^et. 

2Beil  23elebung  |tnnli(!^  ift,  fo  geljt  genie  immer  auf  bie  oollfommene 
@innlid)feit.  Slber  ba  fte  üon  einer  3t>ee  abpngt  ic  2c.  @l  fan  un§  etmaS 
j^ur  Belebung  2lnla^  geben,  ol)ne  ein  belebenb  principium  gu  feqn,  g.  (5. 
blofee  Silber,  tüel(i)e  bie  ^ttiagination  in  3u9  bringen.  3)ie  2Barnel^mung  15 
be§  genie  allein  belebt  inniglid^  burd^  JQmpatl^ie.  fünfte  be§  genieä 
fe^en  ibeen  Dorau§. 

6in  originalgeift  ift,  beffen  ibeen  sugleid^  burd^  \)a§  5leue  unb  eigen» 
tpmlid)e  belebenb  fmb. 

2Ran  nimmt  ba§  genie  nur  tüal)r,  menn  man  auf  bie  ibee  gurücf  ao 
®e^t,  unb  nic!^t  blo§  bnx6)  bie  SSele^rung.  6in  bon  mot  !an  2Bi^  ober 
®eift  tiaben.  2)er  ®eift  ift  ernflfiaft,  aber  ber  2Bi^  fpafet.  3)ie  OKat^e« 
matif  iftnid)t  baSSanb  ber  ibeen,  fonbern ber  anf(!^auenb  gemad)ten 
Segriffe;  fte  ge^t  nic^t  oom  ®anjen  §u  ben  Sl^eilen,  fonbern  00m  aUge= 
meinen  jum  befonberen.  25 

M411: 

2)oct)  fe^t  eine  gang  neue  5IKetf)obe  eine  ibee  oorauS. 


2  Der  g-Zitsatz  ist  vielleicht  s-Zusatz,  stammt  aber  wohl  spätestens  aus  tp.  [| 
T'or  Sülente  noch  einige  durchstrichne  Buchstaben:  ®em?  ||  4   btC?  ber??  ||  7  einen? 

einem? 

21  mot?  mots?  ||  27  Rfl.  943  steht  bis  befonberen  (Z.  25)  auf  dem  linken 
und  unteren  Rand  von  M  410.  Der  unterste  Theil  des  unteren  Bandes  mit  einem 
Raum  für  1 — 2  Zeilen  ist  leer  geblieben,  vermuthlich  weil  er  sehr  unbequem  zu 
beschreiben   war    und  anderseits  der  ganze  gegenüberstehende  untere   Rand  ron   M  411 


dlx.  942—946  (ÜJaitb  XV).  419 

^^^ilofopl)ie  ift  ta^  iDal)re  5Rutterlanb  ber  ibeen,  aber  nic^t  ber 
23elcbung  berfelben.  2Iber  Statur  (TOenfd)enfentniǤ)  unb  il^r  wetteifernbe 
(^  0lac^j(^öpfung)  Äun[t,  welche  iene,  xaa§  Slnfc^auung  betritt,  ju  über= 
treffen  fu^t,  ift  boS  §elb  ber  ^been,  bie  jugleid)  belebenb  ftnb.  3)al^er 
fünfte  be§  genieS  bie  ?iatur  groar  gum  Urbilbe,  aber  ®efe^e  ber  SSelebung 
beqm  3)?enid)en  gur  SBebingung  l^aben  unb  biefen  ©emäfe  eine  neue 
(Sd^opfung  mad^en,  welche  auc^  i^re  ®efe^e  öat. 


944.    <p.  M410. 

2)ie  i^rangofen  ^aben  ba§  mort  genie,  weil  ta§  wort  ®  eift  (Esprit) 
10  be^  il^nen  wi^  bebeutet, 

3n  ben  ®eift  ber  @ad^e  einbringen. 


94S.    (f.  M410. 

£)ie  S^ee  ift  (  Urbilb,  worauf  ein  ©rfentniä  belogen  wirb,  ©in^eit 
ber  (Srgeugung)  bie  (Sin^eit  be§  23egrif§  al§  ein  principium  ber  33eftimung 
be§*  2J?anigfaltigen  in  ber  i^m  correfponbirenben  2lnfc^auung.  Slüe 
t^eilc  ftnb  einer  um  be§  anberen  wiHen  i)a,  unb  alle  um  eines  ieben  miflen, 
roie  beq  einem  t^ier, 

*  (^  fte  fmb  nic^t  affociirt  unb  jufammengefud^t,  fonbern  baburd) 
erzeugt   2)er  ®eift  ift  ©an^  im  ©an^en  unb  ®ang  in  iebem  S^eil.) 


946.    (p.  M410. 

ßmpfinbungen  bewegen,  ibeen  beleben  aus  einem  principio,  weil  fie 
einen  allgemeinen  ®runb  ber  t^atig!eit  beQ  fid^  führen. 


noch  frei  war.     Ein  Verbindtingszeichen  fehlt.     Doch  kann  kaum  ein  Zweifel  darüber 
sein,  dass  die  Zeilen  41827 — 4197  die  Forisetznncj  von  41825  bilden.  —  Bei  der  gaitj 
25    neuen  SRetl^obe  schwebte  Kant  vermuthlich  das   Beispiel  der  Infinitesimalmethode  vor; 
vgl.  oben  362i—3. 

5  ber  Belebung  aus  bcS  öebenä 

18   fie    sc.    die   Theile.      Das  Venreisungszeichen    strhf    im   Ms.    am     Ende    einer 
Zeile,   die  7nit  bcä  schliesst. 

'21* 


420  SfJefleiionen  jur  Slntl^ropologie. 

947.    (f.  M410. 

Urt^eilSfraft  ift  ber  Censor  ber  ©mpfinbungen,  um  ju  unterfd)eiben, 
ob  fte  ber  3bee  ange'^ören  unb  bamit  üerfnüp^t  fet)n  ober  fte  \o  gar  ^tnbern 
unb  öerbunfeln. 

6m;)finbungen  jtnb  entmeber  foId)e,  welche  bie  Slnjd^auung  begleiten 
unb  barauf  folgen,  ober  nur  rül^rungen  auö  einer  Slnfc^auung,  bie  man 
ntc^t  mitt^eilt.  2)ie  legieren  tragen  nic^tö  gu  ber  ibee  be^,  jtnb  alfo  öon 
feinem  größeren  ttertl^  al§  blo§  gur  Unterlialtung,  welche  nid^tS  übrig 
läfet,  weil  nur  bie  ibee  jelbftanbtg  i[t  unb  ©m^finbungen  aufbehalten  fan. 


948.   V.  AI  411. 

©mpfinbungen  bewegen  gtoar,  aber  fte  beleben  nid^t,  meil  fte  fein 
baurenb  principium  ber  SSelebung  ^aben. 


949.    (f.  M411. 

®enie  ift  nid)t,  fo  toie  ®erarb  loiU,  eine  befonbere  ^raft  ber  ©eele 


9  (Smpfinbungen  ?  ©mpftnbung?  is 

11  Am  Allfang  ein  Zeichen,  dem  kein  zweites  correspondirt. 

14  Alex.  Gerards  „Essay  on  Genius^''  erschien  1774  und  wurde  1776  von 
Chr.  Garve  unter  dem  Titel  „Versuch  über  das  Genie''''  ins  Deutsche  übersetzt.  Starkes 
„Menschenkunde''''  bringt  auf  S.  233  folgendes  Urtheil  Kants:  „Gerard,  ein  Engländer, 
hat  vom  Genie  geschrieben,  und  darüber  die  besten  Betrachtungen  angestellt'''',  und  2ü 
S.  107  wird  Gerards  Ansicht  richtig  dahin  zusammen gefasst,  dass  „die  gi'össte  Eigen- 
schaft des  Genies  die  productive  Einbildungskraft''''  sei.  In  Garves  Übersetzung  heisst 
es  S.  6/7 :  „Die  Äusserungen  des  Genies  können  niemals  vollständig  oder  regelmässig 
seyn,  wenn  irgend  eine  der  denkenden  Kräfte  in  einem  beträchtlichen  Grade  mangel- 
haft ist.  Sie  alle  müssen  sich  vereinigen,  wenn  das  Genie  thätig  seyn  soll.  Nichts  25 
destoweniger  ist  es  selbst  eine  eigne  Kraft  der  Seele,  und  von  allen  übi-igen  unter- 
schieden.^'' S.  9:  „Genie  ist  eigentlich  die  Fähigkeit  zu  erfinden.  Durch  das  Geiiie 
wird  ein  Mensch  in  den  Stand  gesetzt,  neue  Entdeckungen  in  den  Wissenschaften  zu 
machen,  oder  Originalwerke  der  Kunst  hervorzubringen.  Wir  können  einem  Manne, 
der  nicht  erfinden  kann,  Geschmack,  Urtheilskraft,  Kenntnisse,  beylegen;  aber  unter  die  30 
Leute  von  Genie  köiinen  wir  ihn  nicht  rechnen.''''  S.  49 — 52:  „Alle  Gattungen  vom 
Genie  leiten  ihren  Ursprung  aus  der  Imagination  her.  Zwar  macht  blosse  Einbildungs- 
kraft noch  nicht  das  Genie  aus.  Wenn  die  Phantasie  ganz  sich  selbst  gelassen  ist,  so 
geräth   sie   auf  wilde   und  ausschweifende  Einfälle,    die   den  Namen   der   Erfindungen 


10 


3h.  947—952  (23onb  XV).  421 

(fonft  ttJürbe  fte  ein  beftimmt  obied  l^aben),  fonbern  ein  principium  ber 
23elebung  aUcr  anbeten  Gräfte  burd^  ibeen  ber  obtecte,  welche  man  üjtU. 
(Srfinbung  fe^t  eine  33elebung  ber  ©rfentnisfrafte  oorauö,  nic^t  bloS 
bie  fc^ärfung  ber  ßernfäl^igfeiten.  2lber  biefe  SSelebung  mufe  burd^  bie 
Sr^eugnng  einer  ibee  auf  einen  Qmtt  gerid^tet  fei)n;  jon[t  ift  e§  nic^t 
©rfinbung,  fonbern  sufaüige  @ntbefung. 


OSO.    q>.  M411. 

2)ie  Sbee  belebt  bie  @tnbilbung§fraft,  unb  biefe  giebt  üjieberum  ber 
ibee  geben,  nemli(^  ftoff  jur  Belebung,  b.  i.  @innlic^!eit  al§  ein  tl^ierijd) 
Seben. 


9S1.    (p.  M41L 

(Sr^i^ung  au§  einer  ibee  ift  Segeifterung,  ol^ne  ^bee  ift  fc^ü)armen= 
be§  ^ener. 


952.    g).  M4U. 

23ereb^eit  ift  ®efct)tmc^feit,  33erebfamfeit  abererfobert  ®eift.  ®eiit= 
Doüe  33ereb^eit  ift  Serebfamteit.  ^t\\i  o^ne  Äunft  ift  ro^. 


nicht  verdienen.  .  .  .  So  wie  die  Phantasie  mittelbar  von  der  Empfindung  und  dem 
Gedächtniss  abhängt,  als  von  welchem  sie  den  Grundstof  zu  allen  ihren  Dichtungen 
bekömmt:   so   hat  sie   auf  der   andern   Seite,   wenn   sie   sich    als    Genie    äussert,    eine 

20  unmittelbare  Verbindung  mit  der  Urtheils kraft,  die  sie  beständig  begleiten,  und  die  ihre 
Eingebungen  berichtigen  und  ordnen  muss.  Diese  Verbindung  ist  so  genau,  dass  man 
von  einem  Menschen  kaum  eher  sagen  kann,  er  habe  etwas  erfunden,  als  bis  er  das- 
selbe auch  beurtheilt  hat.  Aber  doch  bleibt  es  wahr,  dass  eigentlich  nur  die  Imagination 
erfindet;  und  dass  die  Urtheilskraft  nur  das  erfundne prüft,  und  darüber  den  Ausspruch 

25  thut.  Die  Einbildungskraft  ist  es,  die  das  Genie  erzeugt;  aber  die  übrigen  Fähigkeiten 
bringen  es  zur  Reife.  .  .  .  Es  ist  also  die  Einbildungskraft,  mit  ihren  Wirkungen  und 
Gesetzen,  die  wir  vorzüglich  untersuchen  müssen,  wenn  wir  die  Natur  des  Genie  er- 
klären wollen.  Die  übrigen  Fähigkeiten,  welche  demselben  Hülfe  leisten,  und  vornehmlich 
die  Urtheilskraft,  die  am  genauesten  unter  allen  mit  ihm  verbunden  ist,  müssen  auch  in 

30  Betrachtung  gezogen  werden;  aber  sie  haben  bey  unserm  Vorhaben  nur  den  zweyten  Rang.''' 
1   Die  Klammern  fehlen. 


422  Steflcjtonen  juv  Slntliropologie. 

953.  (f.    M411. 

®eift  in  bem,  maS  ntci^t  jisefmafeig  (^  üorfe^Ud))  angelegt  [d^eint, 
i[t  naiöität. 


954.   (f.  M411. 

groang  bilbet  ©ejd^üUc^feit  unb  tobtet  (''  ober  lätjmet)  ben  ®ei[t.       5 


955.    (f.  M411. 

5fli(^t  QÜer  Slnblif  be§  2eben§  belebt,  fonbern  bic  Belebung  be§  an 
jtd^  ßcblofen,  ie  mel^r  e§  oon  bem  natürlict)en  ßeben  entfernt  ift,  belebt, 
©tatue  unb  ©einälbe. 


956.    (f.  MMl. 

(f  ®ei[trei(t)e)  Äün[te  [beä  ®e]  öon  ®eift 
Don  ^leiö. 


957.    cf.  M4n. 

Complier.  2)a^er  Compliment:  üerbeugung.   frappant:  auffaHenb. 


958.    V.  M41L 

®ei[t  ift  ta^,  ü)a§  oiel  gu  benfen  giebt.  (i^mpfinbung:  maS  üiel  ju 
cm^finben  giebt.  Urtl)eil§fraft  fud)t  ©mpfinbungen  unter  ftc^  [unb]  bem 
©egenftanbe  gemäfe  barmonifd)  gu  mad)en.  ©efcfjmacf.  2)a§  priüatbenfen 
in  ein  gemeingültiges  gu  oerroanbeln  (gebrungene  2lu§brüfe,  bie  man 
nur  jelbft  oer[tel)t). 

e§  giebt  geiftfät)ige  fünfte  al§  ®artenfunft,  unb  ®ei[tloje  fünfte 
als  ."ponbiDerfe. 

2Ba§  geiftfätiig  ift,  fann  bod)  ©eiftleer  feijn. 


19  In  gebrungene  die  i>rkh'»  irt:!,:ii  S,li.,-i,  „nht  ,,,'"■  "u-h^r.  \  21  gciftfäliige 
ni(6  getftooUe  1|  ©eiftloje  ""■^  ©eiftleere 


mx.  953— 9G2  (öonb  XV).  423 

9S9.    (f.  M411. 

3)aö  mit  ber  5Ratur  (^  in  ber  (5rfd)einung)  rüetteifernbe*  bilbenbe 
SSermögen  l)eifet  (?  bie  fct)öne)  Äun[t;  fte  mufe  i{)re  Sftegel  ^aben,  irelci^e 
aber  fubieftiöe  ^jrincipien  ^at,  alfo  [Sie]  2lngeme[fen^eit  gu  unferen  ©efe^en 
einer  freien  2lu§übung  unfrer  Gräfte,  (5§  i[t  eineS^öpfung  nad)  imferem 
(Sinn. 

*  (^  nidjt  nQ(f)al)menb;  beun  bie  Äunft  l)at  i^r  be[onber  ®efe^,  fo 
mie  bie  91atur,  unb  it)re  befonbre  SBelt.  namlid)  ber  ©rfdjeiuungen.) 


960.    (f.  M4U. 

3c^  fud^e  nicl)t  bie  p^i)fifc^e  Urfad^e  be§  genieß,  e.  g.  (äinbtlbungg= 
fraft  —  ®ebad)tni§,  [fonbern]  benn  biefe  ftel)en  nii^t  in  unferer  ®en)alt, 
fonbern  bie  leitenbe  Ärdfte,  welche  ben  5ktürlict)en  rii^tung  geben,  alfo 
blo§  bal  formale  principium. 


961,    (p.  M411. 
i.i  2)ie  '^btt  \\i  ta§  principium  ber  Sftegeln.    Urbilb.   Sbee  i[t  ein 

®ejd)öpt  be§  35er[tanbe§  unb  nicl)t  eine  ab[traftion  beffelben  üou  ben 
5J?aterialien  ber  ©inbilbungSfraft.  '^h^tn  fönnen  nur  auf  bie  (Sin^eit  beö 
©anjen  ge^en. 

^Regeln  ftnb  (^  ber)  biftributioen  ober  coüeftioen  ©inl^eit  im  ©anj^en; 
L'o  le^tere  jtnb  arci^itectonifd^. 


962.    V.  M  412. 

Mi  fd)öue  Äunft  beruht  auf  ber  oerblubung  ber  2lnfd)auuug  mit 
:ßegriffen,  b.  i.  ber  @innlicl)feit  mit  bem  3>erftanbe  unb  ber  3Sernunft.  ^e 
me^r  Segrif  in  ber  2lnfc^auung  ^eröorleu(t)tet,  ie  mel)r  ein  23egrif  in  ber 
2lnfd)auung  auSgebrüft  worben:  befto  größer  i[t  bie  ^uuft.  2)ie  SSegriffc 
muffen  aber  nicl)t  empirifd),  b.  i.  non  ber  2lnfct)auung  entlehnt  fei)n;  beim 
fonft  ift  eg  bloä  (^efd)iflid)feit,  aber  nid)t  Äunft.  älknin  bie  2lnjd)auuug 
blo^  ben  (^efefeen  ber  ^innlidjfeit  unb  ber  Segrif  bloi?  ben  Wefetien  be-ö 
i^erftanbcö  genmö  fd)eiut  au^jgebrüft  3U  fei)u,  bci)be  aber  tioüfommcn 


.?    3  Taö  —  SBeniuigeii  "n.^  !3Me  -    Äroft.  il  S  iianilid).'  neinliri)/ 


424  9fief(cjioncn  jur  Stnt^ropologic. 

jufammenfttmmen:  al§benn  befte^t  in  biejer  ßujammcnfttmmung  eben 
bie  jc^önc  Äun[t,  toeil  bie  Swefmäligfeit  eigentlich  fünftlid^  ift,  bie  25er= 
binbung  ber  Btoefmafeigfeit  aber  mit  einem  blo&en  «Spiel  ber  Sinne 
fc^ön  ift» 

<B<ijbm  3laiüx  ift  bie,  fo  ha  fd^eint  Äunft  gu  jeqn  unb  bod^  §Ratur 
ift.  (^  2)al^er  aud^  Äunft,  bie  auSfte^t  ttie  natur  (au§  ber  ©innlic^!eit 
nad^  i^ren  eignen  ©efe^en  aUein  gefloffen),  ift  fc^öne  Äunft.) 


963.    V.  M412. 

2lUc§  (^  eine  iebe  ftnnlic^e  2)arfteüung),  maS  nur  burc^  SSegriffe 
möglid)  ift,  gebort  gur  Äunft;  toaä  nad^  (^  SSorbilbli(^en)  formen  möglich  i» 
ift,  ge'^ört  jum  ^anbmerf. 


964.   V.  M4J2. 

3n  ber  übereinftimung  mit  Segriffen  ober  wenigftenS  ber  SSejiel^ung 
auf  gemeinfd)aftlid^e  SSegrtffe  befielt  ha^  tDefentlidje  ber  @d^önl^eit. 
Harmonie  ber  ©mpfinbungen;  ba^er  (ätnftimung  mit  SSerftanb.  2)enn 
biefer  ift  baä  principium  ber  6inl)eit  aller  unferer  SSorfteUungen. 


96S.    (f>.  M412, 

2Bie  Äunft  ein  fortgang  ber  9iatur  fei). 


966.   cp.  M412. 

2Biffenfd)aften  beä  genie.    ©rfinbung  neuer  ÜKet'^oben.   35er  ®eift  20 
ber  SBiffenfd^aft. 


967.    cp.  M412.  413. 
M412: 

2)er  'Jlu^e  gmifc^en  ber  3Serf(l)iebenl)eit  beö  ®efd^macf§,  öornemltd^ 
^ur  @rreicl)ung  einer  ©ro^en  5)?annigfaltigfeit,  tteld^e  bod^  beg  icbem  2? 


lö  Von  .Öartrtonic  ab  vielleicht  sellmtündige  Rfl.  oder  Fortsetzung  von  Nr.  U66. 


3(Jr.  962—970  (93anb  XV).  425 

individuum  mufe  mit  @in{)eit  begleitet  feijn,  i^IeibungS  ®efc!^maf.  ^06) 
mufe  ©in^eit  ber  formen  unter  ÜRenfc^en  öon  bemjelben  SSolf  unb 
«Stanbe  fe^n. 

(Silber  i[t  ba%  ©artenltd^t,  ®olb  bafe  ber  ßimmer  ober  ßamtne.  ®olb 
gilt  ba§,  worin  gelb  l)errf(^t;  Silber,  too  ba§  blau  (nic^t  grünlich)  ^erDor= 
[tic^t. 

AI  413: 
('  ^arhrn-'  accorb  Stt^ifc^cn  SttJenen.) 


968.    (p.  M412. 

ßö  tan  geiftlofen  tt)i|  unb  ttiffenfd^aft  geben,    ©ctftlofe  Drbnung, 
^^ünftlic^feit. 


969.    V.  M  413.  E  I  302. 

Talent  ju  ©infdUen  ift  nic^t  genie  ju  ibeen.  @§  tft  üiellei(!)t  feine 
artigere  unb  befremblid^ere  ©rfinbung,  alö  bo!^  man  gerauft  l^at,  bie  ®e= 
fci)tt)inbig!eit  be§  Sic^tS  ju  be[timmen.  Slllein  biefeS  tft  ein  Einfall,  auf 
ben  bie  üerftnfterung  ber  3»piter§  ^Jionben  einen  aufgeraeften  (^  obgleid^ 
ni(^t  erftnberifc^en)  ^opf  bringen  fonnte,  ber  c§  bod^  nic^t  auf  eine  Sbee 
(bie  ausgeführt  »erben  fan)  bringen  fonnte. 


970.    V.  AI  413.  Ell 50. 

(Sin  anbereä  ift,  [bafe  man]  in  feinen  23e^auptungcn  red^t  gu  l^aben. 
©in  anbereg,  in  bem  2:one  3ied)t  ju  ^aben,  mit  bem  5Kann  feine  33e= 
t)auptungen  anfünbigt.  2)enn  baö,  worin  man  ^t6)\.  l)aben  mag,  ift  be§= 
wegen  bo(!^  nid^t  ol)ne  SBieberrebe  red^t  ober  mal^r,  unb  e§  fan  fe^r  unred^t 


2  formen?  ?^orm?  ||  4  (Samine?  ||  Fb/-  ®olb  gilt  C?  gibt???)  würcie  ma« 
25  heutzutage   ein  %{%   erwarten.  \\  8  3n)enen?    ß^een?     -De/-  g-Zusatz   steht    ohne  Ver- 
bindungszeichen  den  Worten  ©über  ift  .  .  .  @antine   (zwischen   den  Zeilen  der  rechte^'- 
Columne  von  M  412)  gegenüber  am  linken  Rand  von  M  413. 

14 — 17  Ol.   Römer   berechnete   als  Erster  (um  1675)  aus  den  Derftnftcrunge« 
ber  Supitcrä  aJtonbcn  bie  ©efc^roinbigfcit  bc8  Stc^t^. 


426  JReflejionen  jut  Slntl^ropologie. 

fei^n,  bie  ©egengrunbe  al§  ni(i)tig  unb  ben  @a^  qI§  auSgemad^t  anju» 
fünbigen. 


971.   V.  M413. 

Interesse  in  ä[tetifc!^em  SSerftonbe  l^eifet:  ®emütt)6antl^eil,  resource: 


972.    V.  M413. 

{3  pulchritudo  phaenomenon)  @d^önl)eit  qI§  @rjd^einutig  t[t  ent= 
meber  {^  in  Slnfe^ung)  ber  ©inbrüfe  ober  ber  2lnf(!^auungen.  färben. 
Söne.  OKa^lerei),  23aufun[t,  alfo  bilbenbe  Äunft.   @piel  ber  ©eftalt. 

2)ie  @c^on^eit  [alä]  ber  (ärfentnis :  rebenbe  Äunft 

(3  ©aufelenbe  (^  ober  rei^enbe  (rüt)renbe))  ober  (5inne'^ntenbe\ 
©d^ön^eit.  S^ne  ol)ne  ©emüt^öant^eil.  j 

2)q§  ©auteln  ift  entmeber  tänbeln  bricht  ah.  J 


973.   (p.  M413. 

3)ie  Harmonie  ber  (Smpfinbung  ber  materie  nac^,  b.  i.  ber  (5mpfin= 
bung  nad^,  ift  Derfcl)iebentlict)  beurt{)eilt  unb  ^at  blo§  fubiectiöe  ®ri"mbe; 
ber  gorm  naö)  aber  ftetjt  jie  unter  obiectioer  3fiegel. 


974.    (p.  M  413. 

©eiftfd'^ige  unb  ®eiftleere  Äunft;  le^tere  i[t  mec^anijdi).    S^ne  ift 
entffieber  (»  rebenbe)  fpred^enbc  ober  bilbenbe  Äunft.  S^ne:  SSerebfamfeit  20 
unb  £)i(^tfun[t,  bieje:  ÜJJal)lerei}  unb  S^onfunft. 

Sn  aüen  l^errfi^t  Äentni§  unb  ®eift. 


1  ©egriinbe 

4  in  öftetifi^em.'  im  öftetifc^eii ;' 

7  UrspiiinyiUh:  ®ie  (2d)öii^eit  ber  (Srid)eiiningeu  ||  S   Link^^  run  (Stnbrüfe 

i.st  inuhtn'iytivh  hinznyt/iitjt :   burd),    u<,danli   imlil  </iv   W'i'ifr  in   2lnfct)Ung   ber  truff:/ 

)rrnh-u  sidlu-ii.  II  9  ber?  ober' 

20   All/  entnjeber  /oliß   i-iu   ihin-lisirirluirs  iWnt  ('rebenbe?^,    '/'iniher  ntc/ii 
fpredjenbC:   fiuh  mm  Iftztm-n  AiixiinuL   ,h^r  ij-Zusut:  rebenbe.  II  22  aÜen?  aDem?' 


mx.  970—977  (Sanb  XV).  427 

©§  mufe  jum  fd^Ied^tl^in  neuen  fo  ü)ol)l  in  ber  ©rfinbung  als  ber 
2Wanier  ein  fubiectio  principium  ber  originditaet  fe^n,  ba  ba§  S^alent 
nic^t  geleitet  wirb,  toeber  burd^  3fiegeln  nod^  5Kufter.  ©c^led^t^in  neu  ift 
etwas  ber  gorm  nQ(J^,  wenn  gleich  bie  SKaterie  in  ber  @inbilbung§fraft 
liegt.  (Seltenheit  be§  ®enie§.  (^  ^iad^affung  beffelben.  Äoüernbe  ©d^reib» 
ort,  ^alSbrec^enb.)  Talent  unb  ^leiä  jtnb  nid^t  fo  glänjenb,  aber  nü^. 
lid)er.  ®enie  giebt  ein  principium  ber  Siegeln. 


973.  g>.  M413. 
(» 3:alent)  2)ie  Einlage  gur  (^efd)iflic^feit  ift  Ülaturel  ober  ®eift. 
2)ie  ©rfte  jur  (Erlernung,  bie  jmeQte  gur  ©rfinbung.  @§  giebt  bal)er 
fünfte  be§  ^^leiffeä  unb  be§  genieS  (^  ber  Erlernung  ober  ber  ©rfinbung). 
3)ie  erfte  ftnb,  ba  ha§  9taturel  geleitet  unb  gebilbet  wirb,  iene§  burd) 
9flegeln  ober  33ei)fpiele. 


976.    (f.  M413.  El 630. 

2)ie  5)eutf(^en  l^aben  mel)r  fä^igfeit  jur  analQftS  (^  Urt^eiläfraft) 
baf)er  ift  bie  beutfd)e  ©prad^e  fel^r  analijtifc^.  ©ie  ©nglanber  mel)r  in 
ber  ©Qntl^eftS  (^  %t\\\),  ba^er  ift  fte  fel)r  ^jraegnant. 


977.    V.  M 416.  417.  EI 635. 

M416: 

3Benn  bie  2)eutfc!)e  unb  (gnglanber  eben  jo  öiel  i^erftanb  ^aben  al§ 
t^ranj^ofen,  fo  oerbinben  biefe  bamit  met)r  ®eift,  b.  i.  ßeb^aftigfeit  ber 
@inbilbung§fraft,  bie  2)eutfd)e  me^r  Urtljeilöfraft,  bie  ©nglanber  me^r 
SSernunft.  2)er  3)eutfd)e  fud^t  aüeä  mel)r  jur  3fteife  ju  bringen,  ber 
Srangofe  treibt  in  SSlüten.* 

©enie  beruht  eigentUd^  auf  ^'inbilbungSfraft;  biefe  entplt  iri^ 
(reprobuctiö)  unb  2)id^tungä  Söermogen  (probuctio).    ®eift  ift  bie  2eb= 


^  Zu  df.m  (j-Zusut:  rgl.  Ar.  91-'J,  97'J,  sowie  Ar.  77 1  mit  Annicrkuny  (S.  3SHI7), 

20  reprob:  probat: 


428  SRefIejionen  3ur  3lntf)ropologte. 

^aftigfeit  ber  (Sinbilbungöfraft,  entroeber  in  ber  getd^tigfcit  ober  bem 
®rabe  ober  ber  2)auer^aftigfeit 

M417: 

*/'  Urt^eilSfraft  ©inbilbung  ®efd)maf  ©etft  \ 
I  treibt  in  bieSBurjel  3n  bie  ^rone  3nbie23lüteninbie^'rud)t  j 
\         SDeutfd^er       prächtig  '^talkx    ^rangoje      (Sngldnber  / 


978.    V?  (a'f)  M404'.  EI 631. 

©cutfii^c  ftnb  gute  ^anbtoerfer  (SBled^,  ^ulüer,  U^r),  ©nglänber 
beffere  Äünftler*  5RatureI  unb  ®ei[t. 


979.   (p'.  M414.  Ell 37. 

2)ie  fotternbe  6ct)reibart.  2ßer  ba  behauptet,  bofe  ein  mutt)ige§  3flofe 
ol)ne  309^1  unb  (Sattel  p  reiten  üiel  feuriger  unb  [toller  laffe,  aU  ein 
abgerid)teteä  unbbi§ciplinirte§,  ^attto'^l  red)t,tt)a§benBuj(t)auer  anlangt. 
2)enn  ber  befommt  gnug  feltfameö  ju  fe^en  unb  §u  belad^en,  n3enn  ber 
9?euter  balb  bcn  ^ut  unb  ^eruqüe  oerliert,  balb,  inbem  er  aUe  befdte 
gelber  Sertritt,  oon  fleißigen  Sanbleuten  gepfänbet  mia-b. 


980.    (p.  M4U. 

2)afe  ber  ©efd^maf  etmaS  gefäüigeä  in  ber  3I?a^l  feq,  §eigt  fic!^  aud) 
baran,  \ia'i^  ftörrijc!^  unb  gebieterifd^  tro^ig-l^oci^miit^ige  Seute  niemals 
©efc^maf  l^aben.  2lUe§  ftro^t  an  i^nen  unb  i[t  f)art. 


981.    q>.  M415. 

2)ie  5J?aieftaet  ber  Schöpfung  bei)  einem  beftirnten  ^immel  be|(i^liefet 
unjere  rü{)rung  burd^  SluSbel^nung  unfere^  ®emüt^ä  unb  burc^  einen 

4L  s-Zusatz:  <p — xp. 

10  Zu  Nr.  979  vgl.  Nr.  91-3,  974,  sowie  Nr.  771  mit  Anmerkung  (S.  3-3617).  \\ 
13  unb  fehlt  hei   E. 


SRr.  977—984  (Söonb  XV).  429 

fü^nen  %Iuq.  25ie  2öunber  ber  Äun[t  in  ber  ©d^opfutig  geBen  eine  ganj 
anbere  ©mpfinbung,  ndmlic^  bie  be§  wol^lgefoHenS  über  SSorjorge  unb 
ba§  ®ute,  um  bie  @d)optung  wert^  j"  fc^ä^en  wni>  lieb  gu  l^aben.  2)a§ 
fiel^rbud^  ber  ©ottlic^en  SKaieftät. 


5  982.   V.  M417. 

SSom  ©influfe  ber  ÜKujtc.  2)a  ftc^  conüuljtonen,  bie  burd)  SBürmcr 
erregt  finb,  ftiUen.  58om  (SinfluS  berfelben  auf  cameele,  bie  ermübet  fe^n. 
^mgleic^en  ber  fqmpattjie  be§  ®el^ör§  mit  ben  Organen  ber  @pra(^e, 
ba  ein  papageQ  o^ne  gu  probiren  glei(^  na(i^fprid^t,  imgleicj^cn  bie  Äinber 

10  anfangt  [tumm  jinb  unb  barauf  gleicf)  fprec^en  tonnen. 


983.    v—ip.  M417. 

®ef(!^ma!  gel)t  nict)t  aufS  ^^lü^lid^e,  mufe  aber  bamit  l^armoniren. 
3[t  ein  übereinftimmenbeS  @piel  be§  2Ser[tanbe§  unb  ber  @innlid)feit. 
3ft  gefellig,  bal^er  gejeUige  ©inne. 

15  (5§  giebt  feinen  eignen  ©efc^maf.   (^  offentlici^  Urt^eil.   ©aftmal) 

®efd^mat  ^at  allgemeine  ®efe^e,  aber  nidjt  a  priori;  betrift  bIo§  bie  ?^orm 
ber  Unterhaltung  ber  ©inne  o^ne  Sättigung.  Siebt  bie  5ßeränberung. 
9li(]^tÄunft,nici)t3fteid^tt)um  unb  9lu^en.  ^fiatur,  bie  nic^tg  foftet.  Seic^tig^ 
feit,    ©ejd^maf  in  i^arben  unb  bem  garbelofen.    3«  ber  ßonoerfation: 

20  ni(j^t  geijerlic^feit.  ÜKuftf.  ©arten,  ©ebduben.  ©c^aufptelen. 


984.   <p—ip.  M417. 

3)ie  fd^öne  Äunft  ift  bie  ber  Slnnel^mlic^feit  in  ber  OKanier;  l^ierin 
befielt  ©ejc^maf. 

Gustus  (^  obiective)  est  svavitas  in  modo,  subiective  est  diiudicatio 
25  svavitatis  in  modo,  .^öflic^feit  unb  politesse. 

2)er  ©efc^maf  ift  belicat.  —  ®uter  appetit.  guter  Äod^. 


6  Vgl.  oben  S.  111—3. 

15  Derg-Zusatz  gehört  vielleicht  zu  Rfl.  984  (4306).  \]  18  ntC^t.   ^tx^i\fixm.  \\ 
20  Vor  den  letzten  vier  Worten  ist  wohl  zu  ergänzen:  ©efd)inacf  in. 


430  Sieflejtonen  jur  Stnt^ropologte. 

©efd^maf  ift  etroaS  Urfprünglicl^eä,  fan  nic^t  gelernet  werben  unb 
gebort  gum  ®enie. 

SBen  alles  («'  gleid^)  gef(!^maf§üoll  ift,  [o  fan  bod^  einer  mcl^r  auf 
einen  S^eil  be§  ®efcl^maf§  tt)ie  auf  ben  anberen  fallen.  ®efd)maf  ift  bie 
größte  cultur.  2)ie  politur  be§  ©c^önen.  2Ran  fan  nur  burd)  gefc^maf 
über  gefc^maf  urtl)eilen. 

SDie  ©t^riften  ber  2llten  finb  bleibenbe  originale  be§  ®ejd^maf§. 
Ol^ne  bieje  roäre  fein  baurenber  2Kaa§ft<ib.  2;obte  «Sprad^e, 


985.   v—xp.  Frl'. 

2)ie  5llatur  ift  in  2lnfel)ung  beffen,  maS  gum  9flei^  get)ört,  aeigernb  lo 
(s  maä)t  fid^  rar).    @ie  ^at  e§  rar  gemad^t,  fie  l^at  fo  gar  fcl)aben  bamit 
öerbunben,  bafe  e§  ju  oft  genoffen  wirb.   2)a^er  ba§  »eiblid^e  ©efc^lec^t 
burd^  einen  Snftiuft  »eigernb  ift.  meil  jid^  fonft  ber  9flei^  unb  i'^r  (5influ§ 
Dermittelft  beff elben  oerliert.  fö§  ift  aber  biefeg  bie  2ßeigerung  ber  ]^olbig= 
feit,  ©emeinmac^en.  @y  ift  ftol^  auf  fein  @efd)led^t.  2)ie  Strö^me  öoll  15 
5Kild^  unb  §onig  toürben  un§  beqbe  balb  unerträglid^  mad^en.    2)a§ 
©(^laraffenlanb.    SSirtuofen  finb  eigenjinnig.   Sebe  [luft]  gute  ßaune  ift 
toeigernb.  2)ie  tugenb  [giebt]  üermel^rt  baf)er  ben  rei^  ber  ©d^ön'^eit.  2lber 
bie  e^e  ift  auc^  ber  ^reiä,  ben  ba§  ©efc^led^t  auf  fid^  fe^t.    2)er  3Rei^ 
miU  geachtet,  gefc^meidjelt  [gepriefen],  aufgeiüartet  fei)n.    2)ie  but)lerifd)e  20 
unb  bie  tugenbl)afte  Sißeigerung. 


986.    v—ip.  Prir. 

Ob  l)ume  redbt  \j(xhz:  \iQ.\,  größere  ©d^onl^eiten  barum  feiten  finb, 
©eil  feltene  @d)ön^eit  (ober  (S^onl)eit  an  fic^  felbft)  allein  grofe  genannt 


6  Vielleicht  ist  nach  utt^eilen  der  g- Zusatz  in  429 la  einzuschieben.  \\  7—8  Vgl.    25 
V  23232-31. 

11  s-Zusatz:  (flf  (cü?)\\  17  luft?  bcft? 

22  Nr.  985  endet  am  untern  Band  von  Pr  /',  Nr.  98(1  beginnt  am  gegenüber- 
stehenden untern  Rand  von  Pr  11'.  Vielleicht  ist  Nr.  986  als  unmittelbare  Fortsetzung 
von  Nr.  985  au/zufassen^  Schrift  und  Tinte  sind  die  gleichen.  \\  23  Kant  hat  wahr-  30 
scheinlich  den  7.  Absatz  in  Humes  Essay  ,,0f  the  dignity  or  meanness  of  human  nature"' 
im  Auge.  Vgl.  Humes  Essays  and  treatises  on  several  suhjects  (zuerst  1742)  1800 
I  87,  in  der  Ausgabe  seiner  Philosophical  IVorks  von  Green  und  Grose  1898  II f  154.  || 
24  ober?  ber?? 


>3ir.  984—987  (JÖanb  XV).  431 

njirb,  alfo  burd^  eine  taütologie.    Ob  bie  ©ci^onl^eit  nur  burd^  bie  öcr= 
gleic^ung  ®rofe  genanbt  werbe  ober  an  jid)  jelb[t  i'^re  ibeole  \)aht.* 

2)a§  (Slima,  in  welchem  bie  ü^atur  ta§  Wükl  trift  gteifd^en  bem 
erlauben  ber  SRei^e  unb  toeigern,  ift  ha§  glütlic^[le.   ©arten. 
(^  fRü^  in  @anbtt)ü[ten.  Sißiefe  in  SHormegen.) 
*  (^  Wan  mürbe  nid^t  miffen,  mag  fc^ön  ober  grofee  (Sd^önl^eit  märe, 
menn  fein  ibeal  jum  ®ruube  läge.) 


987,    \p'?  (ip'fj  LBL  D23.  S.U.  R  1 268— 259. 

ßur  Slnt^ropologie.    2)er  3Kenf(J)  öor  jtc^  aüein  fpielt  nid^t.    @r 

10  mürbe  meber  bie  SiUiarb  Äugel  fünftUc^  ju  treiben  fud^en  noc^  Äegel 
ummerfen  nod^  bilboqvet  nod^  solitair  fpielen.  SlfleS  biefeS,  menn  er  Dor 
jtd^  tf)ut,  tl^ut  er  nur,  um  feine  ©efc^icflic^feit  l^ernad^  anberen  ju  feigen. 
@r  ift  öor  ftd^  ernft^aft.  (5ben  fo  mürbe  er  auf  ba§  ©c^öne  nic^t  bie 
gringfte  3Küt)e  oermenben,  e§  müfete  benn  fe^n,  ta^  er  ermartete,  bereinft 

15  öon  anberen  gefe^en  unb  bemunbert  ju  merben.  2)iefe§  geprt  auc^  jum 
Spiel.  3Kit  Äa^en  unb  Siegen  mie  ©elfirf  mürbe  er  öieUeid^t  fpielen, 
aber  bie  [tan  er  jd)on  aU]  üergleid^t  er  nac^  einer  analogie  mit  ^erfonen, 
l^errfd[)t  über  fte,  geminnt  il)r  ßutrauen,  iftre  3Retgung  unb  3fiefpect.  (Spiel 
o^ne  3Kenfd^lic^e  Sufd^auer  mürbe  oor  SBa^nfcUn  gel^alten  merben.   ^Ifo 


20  2   itire   in   it)t  hineincorrigirt.  \\  tbcole?  tbcol?  ibccn??  |1  5  Vgl.  VII 16 2 22-24- 

Zu  der  Phase  V'  Aesthetische  Ausführungen  aus  der  Phctse  \p  befinden  sich 
auch  noch  auf  den  L  Bl.  Ha  54,  25,  44,  58,  die  im  III.  Theil  dieses  Bandes  unter 
den  Collegentwürfen  Kants  zum  Abdruck  kommen. 

8   Der    grössere    Theil    des    L  Bl.   D  23   ist   oben   S.  172—175    abgedruckt.  \\ 

25  11  bilboqvet  =  Fangbecher,  Fangspiel;  solitaire:  ein  Geduldspiel.  ||  16  Alex,  ©elftrf 
(1676 — 1721)  ist  das  Urbild  des  Robinson  Crusoe  (Defoes  Roman  erschien  1719). 
Näheres  über  Selkirk  in  der  Encyclopaedia  Britannica  11.  ed.  XXIV  611  und 
in  der  dort  angegebenen  Literatur.  Vgl.  auch  Recherches  philosophiques  sur  les 
Am^ricains  par  Mr.  de  P***  [=  PauwJ  1770  1 301 — 3.     Es  heisst  dort:  „L''homme 

30  »''est  rien  par  lui-meme;  il  doit  ce  qu'il  est  a  la  8oci^t€:  le  plus  grand  M^taphysicien, 
le  plus  grand  philosophe,  abandonn€  pendant  dix  ans  dans  Pisle  de  Fernandez,  en 
reviendroit  abruti,  muet,  imb^cille,  et  ne  connoitroit  rien  dans  la  nature  entiere.^''  Hin- 
sichtlich der  Spiele  mit  ^a^Cn  unb  ßi^Ö^H  vgl.  die  verschiedenen  Robinson- Erzählungen, 
z.  B.  „Des  Welt  -  berühmten  Engelländers  Robinson  Crusoe  Leben  Und  gantz  ungemeine 

35    Hpgelmiheiten''  J720  S.  208,  248—249.  \\  17  et  noc^  einer 


432  Sflefleponen  juv  Slntl^ropologte. 

^at  alles  biefeS  eine  toefentltc^e  SSejie'^ung  auf  ©efeUigfeit,  unb,  ü3a§  toir 
jelbft  unmittelbar  baran  empfinben,.i[t  ganj  unbetracl)tlic^.  2)ie  5J?itt^ei= 
iung  unb  maä  barauS  auf  un§  felbft  refledirt  üjirb,  i[t  baä  einjigc,  »aS 
un§  anjie'^t. 


988.    xp\  L  BL  Bll.  RI 112/3.  5 

SBie  i[t  ein  obiectiogüItige^Urt^eirmoglid^,  ujeld^eS  boc^  burci^  feinen 
SSegrif  üom  obiect  beftimmt  wirb? 

(2)enn  eine  für  iebermann  gültige  Siegel  mufe  üom  obiect  gelten,  unb 
alfo  aud)  bcr  33egrif  00m  obiect  ta^  Urtl)eil  für  jebermann,  alfo  aud)  für 
mici^  gültig  beftimmen.)  10 

2Benn  ba^  Urt^eil  ba^  3Ser^altni§  [ber]  alter  ©rfentnisoermögen 
[überhaupt]  in  Übereinftimung  jur  @rfenntni§  eines  obiects  über^au^t 
auSbrüft,  mithin  nur  bie  aec^felfeitige  33eforberung  ber  ©rfentnisträfte 
unter  einanber  auSbrüft,  fo  mie  eS  gefül^lt  mirb.  2)enn  alSbenn  fan  fein 
aSegrif  üon  irgenb  einem  obiect  [bergleid)]  ein  fold^eS  ©efü^l,  jonbern  nur  15 
Segriffe  l)eröorbringen. 

SSenn  ftd)  baS  Urt^eil  aufS  obiect  (•'  [ni^t  ober]  unb  nur  öermittelft 
be§  aSegrifS  öon  i^m  aufS  «Subiect)  bejiel^t,  gleict)n)of)l  aber  fein  beftimter 
SSegrif  üon  irgenb  einem  obiect,  noc!^  au^  üon  irgenb  einer  nad^  Siegeln 
beftimmbaren  Sejie'^ung  (» be§  33egrif§)  auf§  (Subiect  ba§  Urtl^eil  bef=  20 
jelben  not^menbig  mac^t:  fo  mufe  e§  fic^  auf  obiect  überhaupt  burc^ 
®emütt)§frafte  bcr  ^rfentniS  überhaupt  bejie^en.  ©enn  ba  ift  fein 
beftimmter  SSegrif,  fonbern  blo§  ba§  ©efü^l  ber  burc^  Segriffe  übertjoupt 
einer  5D^itt^eilung  fdt)igen  SBemegung  (^  atter)  ber  (ärfentniäfrdfte  ba^, 
was  bcn  ©runb  beS  Urt^eilS  enthalt.  25 

^it  £uft  ift  an  biefem  tlrt^eil,  nid)t  an  bem  obiecte  beffelben. 

5)ie  erfentniSfrafte  ftnb  Bi|  unb  einbilbungSfraft,  fo  fern  fte  gum 
aSerftanbe  übereinftimmen.    Urt^eilSfraft  ift  nur  ba§  Vermögen,  waS 
[aug]  bcQber  Sufawiöienltimung  (^  in  einem  ^aUe)  in  concreto  möglich 
mad)t.   <2d)arfftnn  ift  ba§>  Vermögen,  [bog]  aud)  bie  fleine  ©inftimung  30 
oberSßieberftreit  beijber  ju  bemerfen,  ift  alfo  (Sigenfdjaft  ber  Urtl)eil^fraft. 


1  J^at  aus  früherem  ift,  nicht  ift  aus  früherem  l)at,  wie  R.  anzunehmen  scheint. 

9  Dom?  oon  (so  R.)?  \\  13  Scforberung?  öcfoberung?  ||  25  enthalt?  ent= 

^elt??  11  29  awi  im  Ms.  nicht  durchstrichen.  \\  Sl  bcQbet??  bet)be?  |1  R'-  3"  betDtrfen 


5nr.  987—989  (23anb  XV).  433 

Suft  ift  übcrl^au^)t  ba§  ®efül)l  bcr  SSetorbcrung  be§  ScbcnS;  bie  ber 

33eforbcrung  beä  SebenS  ber  Sinne  bur(^  ©mpfinbung  l^eifet  SSergnügen 

unb  fein  ©egent^eil  @(i)merä.   2)ie  an  ber  SSetorberung  be§  SebenS  im 

(Spiel  ber  ©rtentniöfrafte  übert)aupt  Reifet  ©efc^rna!.    2)ie  an  ber  S3c= 

5  forberung  be§£eben§  [übeti^a]  ber  3Ser[tanbe§frafte  in§  bejonbereSSiUigung. 

Db  ein  Urt^eil  ober  überl^aupt  eine  SSorfteUung  mit  Süft  toerbe 
begleitet  fe^n,  fan  man  au§  bem  Segriffe  üom  obiect  niemals  einfe^en; 
ta^  aber,  wenn  %xt\)\)e\i  ba  ift  als  (äigenfd^aft  be§  SBiüenS,  eine  ]ol(^e 
Suft  üorauSgefe^t  werbe,  ift  anal^tifc^  getoife.  (5ben  fo:  ba^  getoiffe 
10  ©rfcntniSarten  2uft  l^eröorbringcn,  fan  aud^  m6)t  a  priori  eingefe^en 
werben;  ha^  aber,  wenn  (SrfentniS  an  ftd^  felbft  Striebfebern  l^at,  eine  Suft 
an  ^Bewegung  ber  ©rfentniSfrdfte,  bie  ©mpfinbungen  mögen  angenehm 
ober  unangenel^m  fegn,  Suft  erregen  Werbe,  folgt  oon  felbft» 


30 


989.   ip^-^f  (xp^~^?)  v—xn  LBl.  Puttlich.  A.M.  XXXX 546/7. 
15  <S.  /: 

V.  2)a§  Dornel^mfte  5Kittel,  ba§  3Sergnügen  be§  Sebeng  irgenb  wo 
gu  finben,  ift  bie  ©efeUfdjaft.  2)a'^er  bie  ©efeüfdiaftlidje  3ileigung  unb 
S3ebürfni§,  aber  uad)  langer  (ärfa^rung  bie  @e^nfuct)t  §u  einer  retraite, 
abgefonbcrt  oon  ber  ®efellfd)aft  gu  leben,  bie  mifantl)ropie,  eigentlich 

2n  antt)ropop^obie,  unb  bie  le^te  3uflu(!^t,  ftd)  gleid^fam  auf  einer  Snfel 
abgefonbert  oom  großen  Raufen  in  feine  ?5^amilie  jurüfgujiel^en.  JDer 
SRenfd^  fu(!^t  unter  feines  gleid^en  eintratet ;  bie  ?iatur  will  aber  gwietrac^t, 
um  unaufprlic^  einen  Sporn  ber  3;i^atigfeit  burc^  Seeiferung  ju  geben, 
i^reunbfc^aft  au§  affection  ift  eine  blofee  gbee.    ©efellig  ift  ber,  fo  felbft 

25  ein  angenel^meS  ©lieb  ieber  gefeUfc^aft  fe^n  fan.  (^  3J?eine  lieben  ?5reunbe: 
CS  giebt  feinen  Sreunb.) 


7  öom?  Don  (so  R.)?  \\  11—13  eine?  in?  R:  u.,  unmöglich.  ||  8uft  an? 
luliige??  II  Statt  Suft  erregen  wollte  Kant  wohl  ursprünglich  eintreten  oder  etwas  Ähn- 
liches schreiben  und  vergass  dann,  die  Worte  eine  8uft  on  zu  streichen.  \\  R:  Werben 

Iß  Das  L  Bl.  scheint,  nach  der  V.  zu  urtheilen,  einer  Lage  von  Blättern  an- 
gehört zu  haben.  ||  18  Nach  23ebürfniä  ein  Zeichen  (senkrechter  Strich),  dem  kein 
zweites  ent^richt.  \\  19  mijantropie  II  20  einer?  eine?  \\  24  A.  M.:  auf  statt  ouS  || 
25  A.  M.:  in  bcr  statt  ieber  ||  Zum  g- Zusatz  vgl.  VII  15229/.,  358,  XI 319. 

XanVi  e^ttften.    ^anb^riftli^er  maä)lai.    ü.  28 


434  JReflcjtonen  jut  Slnttiropologie. 

3)ie  größte  Übel  tl^un  fi(^  bie  5D^enfd^en  unter  einanber  an.  ©ol^er 
gefeüfc^aftlic^e  Dejrationen  burc^  §ormalitaet,3urüf Haltung  unb  SBegierbe, 
feinen  SBertt)  öorjüglic^  ®elten  gu  machen.  Man  fan  feinem  Seben  in 
feinen  eignen  Singen  nur  einen  SBertt)  geben  burc^  ba§,  waö  man  t^ut, 
nidit  burc^  ha§,  voa^  man  geniest;  ein  nüpdjer  ÜKann  ift  augleic^  ein  5 
glüflic^er  9Kann,  öornemlic^  je  mel^r  er  ben  ßigennu^  gebcinbigt  l^at. 
@onft  in  jerftreuungen  ^a§  SBol^lbefinben  gu  fut^en,  mad^t  baö  ®emüt^ 
in  ber  ©infamfeit  leer  unb  jur  fd^reflic^en  SSerlaffent)eit  unb  ©inöbe. 
3J?orbaunt.  (*  —  3n  ber  Sußenb  f(t)ä^t  man  ta^  Sßcrgnügcn  nur  nad^ 
®raben,  im  5llter  meljr  na(!^  ber  2)auer,  ob  eS  gleid^  flcin  ift.)  10 

S.  II: 

®efc^maf. 

2)aS,  beffen  2)afe9n  gefallt  —  maä  alfo  interefftrt,  ttol^er  e§  aud^ 
gegeben  feijn  mag,  oergnügt.  SSag  auc^  ol^ne  alles  3"tcref[e  gefällt,  ift 
fd)ön.    SBaS  interefftrt,  aber  nur,  fo  fern  eS  Don  bem  ©ubject  felbft  15 
^eröorgebrac^t  ober  al§  ein  fol(^e§  möglich  betrad^tct  ©irb,  ift  gut. 

2Ba§  gefällt  au§  objectiöen  ©rünben,  aber  nic^t  burc^  SScgriffe, 
ift  @d^5n.  6§  mufe  a  priori  gefallen,  weil  mon  fonft  e§  nid^t  anbern 
als  not^menbig  auferlegen  mürbe.  9li(^t  empirifc^e  princi^jien,  auc^ 
nic^t  SSorfd^riften  [aus]  a  priori.  20 

1.  2BaS  gefallt  in  ber  ©m^finbung  —  2lngene^m  1         ...  .^ 

2.  — refle;rion       —  (S(^on        J 

3.  — im  Segriffe        —  ®ut:  mittelbar 

ober  unmittelbar. 
SSon  ber  Sobtlid^feit  ber  Sangen  2Beile.  25 

SSergnügt  —  gefällt  —  gebilligt  toirb. 
[®aS]  2)ie  Ueberlegenl^eit  ber  SSernunft   über  bie  gan^e  5Jlad^t 
ber  @inbilbung§fraft,  fo  fern  man  biefe  fül)lt. 


1  A.  M:  flröfec  II  9  Zu  gjjorbaunt  vgl.  VII 233 le f.,  363.  \\  Der  s-Zusatz  zeigt 

etwas  andere   Tinte  und  Schrift  (letztere  ev.  daraus  zu  erklären,  dass  Kant  die  Feder    30 

wechselte   oder  spitzte);  er  stammt  wohl  auch  aus  \p3—4^     Die  ersten  beiden  Absätze 

von  S.  II  dürften   incl.  Titel  noch   in   ip^  geschrieben   sein,   der  Rest  der  Seite  wohl 

erst  in  w^-2.  \\  13  ^  in  SoS  aus  3S  \\  IS  anbem?  onbcren?  ||  27  bet  aus  bed 


?Ri   989—991  (Snnb  XV).  435 

990.    ip^~'.  LBL  M2o.  S.U. 

©eniemäfeig  tief  üertticfeltc  p^ilofop^ijc^e  trugen  gu  bel^onbelu:  auf 
biefe  @t)re  tl^ue  id^  ö'^tt^^it^  t)eqi(t)t.  3^)  unternehme  eä  nur,  fte  jd)ul= 
mdfeig  ju  bearbeiten.  Benn  t)ierin  bie  Slrbeit,  bie  [tetigen  ^lei§  unb 
5  33el^ut[amfeit  bebarf,  gelungen  ift,  fo  bleibt  e§  lüo^ren  ®enie§  [fiber] 
(nid^t  benen,  bie  au§  3Ric^tö  alles  gu  machen  unternet)men)  überlafjen, 
ben  crl^abenen  ®ei[te§f(t)n)ung  bamit  gu  üerbiuben  unb  jo  ben  ©ebraucfc 
trodcner  ^rincipien  in  ®ang  ju  bringen. 

2)ic^tfun[t  ift  eigentlid)  bie  23elebung  be§  ®eifte§.  2Bol)lreben^eit, 
10  burc^  3)icl)tung§funft  gefd)n3ängert,  ift  tDal)re  33erebfamfeit;  fonft  ift  e§ 
3ftf)etorif  ober bricht  ab. 


991.    ip*.  LBL  Ha  47. 

S.l: 

SBenn  33erebfamfeit  in  einem  SSolfe  l^oc^  fteigt,  fo  ift  eS  im  fallen, 
15  toeil  e§  burd)  SSlenbroerfe  ^ingerifjen  mirb.  2)aä  blofee  SBort  SSereben 
brüft  fd^on  ben  33etrug  auä,  nid^t  überfüt)ren  ober  überzeugen. 

Wufic  unb  ^oefte  bemegen  bur(^  nichts  al§  @inbilbung  unb  2Bo!^l= 
flang. 

2)ie  SSerebfamfeit  fuc^t  fid^  beö  SSerftanbeä  oermittelft  ber  ©innlid)- 
20  feit  unb  bem  (Sdbeine  §u  bemäd)tigen.  2)ie  ^oefte  beluftigt  bloä  bie 
©innlic^feit  unb  läfet  ben  SSerftanb  fre^. 

S.  II: 

(9lebfeeligfeit)  23erebtl)eit,  SBo^lreben^eit  unb  33erebfamfeit  2)ie 
erfte  ift  ber  reid^t^um  ber  (Sinfleibung  ber  ®ebanfen  im  «Sprechen,  2Bo^l= 


J5  7  evt)Qben  i|  9  bie  aus  tai  oder  beö 

IS  Auf  iS.  /  sttilui  rechts  oben  quer  die  Warte: 

^e  -  ©äff 
2J?ei)et 
aftoftef 
^Q  ©eel. 

Herr  Prof.  Menzer  hatte  die  Güte  festzustellen,  dass  Andreas  Gask  (stud.  theol.)  am 
7.  April  1772,  Ernst  Sam.  Rosteck  (stud.  jur.)  am  31.  Mar:  1779,  Heinr.  Wlh.  See/ 
am  6.  April  1780  immatriculirt  ist.  lies  Namens  Meyer  ist  einer  1779,  ein  anderer 
1781  immatriculirt.  \\  Zu   Nr.  :>!)!   njl.   inhaltlich  V -120 ff. 

38* 


436  Sleflejionen  äur  Slnt^ropologie. 

reben^eit  bie  2lnne^tnlid)!eit  ber  (äinüeibung,  Serebfamfeit  bet)bc§  p« 
fammen.  ©ie  taugt  ni(^t  Diel  üjegen  beä  erfteren.  ©rünblid^c  2Bo^Ireben= 
^eit  i[t  beffer. 

[gJoefie]  3Kufic,  ^oefte,  SSerebfamfeit  l^abcn  aUt  bic  ÜRad^t  ber 
tdufd^ungen  unb  fd^metdjeln  ben  ©innen,  tnbem  jte  fie  Dom  2)cnfen  ab= 
lenfen  unb  ni(l)t§  alg  ein  flüchtig  fpiel  ber  p^antajie  erregen.  @in  ©emalbe 
fteUt  boc^  bleibenb  einen  ©eaenftanb  Dor. 


992.    \p^~K  L  BL  D22.  RI 254—255. 
S.I: 

2Benn  ein  Urtl)eil  fo  bejd^affen  ift,  ba^  e§  für  febermann  gültig  ju 
fe^n  be^uptet,  [gicict)]  babe^  aber  hoä)  allen  \o  üjol^l  empirifd^cn  al§  auc^ 
leben  anberen  SßemeiS  a  priori  [»on  feiner  SRliiitigleit  äul]  für  fene  not^= 
Djenbige  ©inftimmung  [juläfet]  auSfd^liefeet;  fo  bejiel^t  e§  feine  2Sor= 
ftettung[äatt  beä  obicctä  nic^t  ouf  eine  finnltc^e  fonbem  Überfinnli^e  23e[timmung 
beä  ©ubiectS]  auf  ein  [übetfinnli^eä]  ^rincip  bcr  [überftnnli(^en  ®ebrau^^] 
überftnnli^en  Seftimmung  unfcrer  (Srfentni^Dermogen.  2)enn  ba  ba^ 
Urtl)eil  allgemein  gelten  foll,  fo  mufe  e§  ein  ^rincip  Ibaöen;  ba  cö  aber 
feinet  SeiüeiSgrunbeS  nod^  irgenb  einer  Siegel  be§  ©ebraud^S  be§  2Ser= 
ftanbeö  ober  ber  SSernunft  in  ^nfet)ung  bcr  ©egenftanbe  bcr  (Sinne  föl^ig 
ift,  fo  mu|  e§  [ba3  ?ßx  überfiimlic^eä  SPrinrip  :^aben  unfcr  ©tlentniSoermügcn 
!)aben]  ein  ^5rincip  be§  [Seftimmung  unferet]  ®ebraud^§  ber  6rfentnt§= 
öermögen  [überhaupt]  ^aben,  meldjeS  fxä)  auf  [t^re]  irgenb  eine  Überpnns 
lic^e  SÖeftimmung  [grünbet]  berfelben  grünbet  ober  f\6i  barauf  bcjiel^t;  c§ 
mag  nun  biefe  [ipnncip]  SSeftimmung  blo§  angemaßt  ober  gegrünbet  fc^n, 
fo  fann  bod^  nur  in  3fiücf  jt(^t  auf  biefelbe  ein  folc^eS  Urt^eil  gefallet  toerben. 


8  Es  unterliegt  wohl  keinem  Zweifel,  dass  Nr.  992  in  ihrer  zweiten  Hälße  eine 
Vorarbeit  zu  der  Äritif  ber  Urt^eil^fraft  darstellt.  Da  der  erste  Absatz  aber  in 
keinem  erkennbaren  unmittelbaren  Zusammenhang  mit  diesem  Werk  steht,  drucke  ich 
das  L  BL,  um  die  ästhetischen  Reflexionen  nicht  allzu  sehr  zu  zerstreuen,  hier  ab, 
und  nicht  unter  den  „Vorarbeiten'''-  der  letzten  beiden  Bände  dieser  Abtheilung.  \\ 
12  anberen?  anbem?  ||  14  Das  S  vor  art  versehentlich  nicht  durchstrichen.  \\  15  ber 
aus  beä  II  20  eß  vielleicht  erst  nach  Durchstreichung  der  folgenden  Worte  hinzugesetzt.  \\ 
unfer?  unjere?  unserer??  ||  21  beS  aus  ber  ||  22  l^oben  fehlt,  schon  von  R.  ergänzt.  || 
AJ^biefe  aus  biefeS 


Dir.  991—993  (23anb  XV>  437 

§.-A.  2)ebuction  bcr  aftl^etifd^enUrtl^eilgfraft  über  ^a§  @(f)önc  ber5Ratur; 

B.       —       über  baä  6rt)abne  ber  9iotur. 

§.  SSe^bcr  ßuUur  [ift]  an  ber  Statur  ift35orberettung  gumüJ?oralifd^en 

®efü^l:  ba&  erftere  in  2lnjet)ung  ber  UnöoQfomnen,  ba§  jae^te  in  Sin* 

5  |el)ung  bcr  SSoUfomnen  ^flid^ten.  —  2)enn  in  be^ben  ift  fubiedioe  ßroef^ 

mafeigfett  bcr  5Ratur.    2)ic  erfte  il^rer  ÖDalitat  nad^,  bie  Sn^e^te  in  2ln* 

fcl^ung  bcr  ©röfec  ber  BüJcfmäfeigen  33e[timung  be§  <Subiect§. 

SSom  ^ntereffe  am  ©ejd^maf  —  bem  ©emeinftnn  —  9}tittl^eilbar!eit 
bcr  6nn)finbungen.    Humanitas.   SSom  [Äunft]  (Sd)6nen  unb  (ärt)abnen 
10  bcr  Äunft  unb  bcn  «Sd^öncn  Äünften  unb  SBiffenfc^aften. 
©inlcttung:  öon  bcn  @intl^eilungem 

[©inl:]  3n  be^bcn  aftf)cti|c^en  Urtl)eilen  ift  fubiedioe  SöJcfmo^igfeit 
bcr  Snl^alt,  bcn  man  allgemein  mitt^eilen  üJitt.   '^n  begben  beftimt 
Slnfc^auung  ba§  Urt^cil.    ©inbilbung^fraft  cntl^alt  ik  (SQntt)eft§,  bie 
15  für  SSerftanb  unb  SSernunft  allgemein  SJiitf^eilbar  ift. 


993,    \p*.  L  Bl.  Warda.  A.  M.  XXXX  S.  349—050. 
S.l: 

@(3^öne  unb  (är^abene. 
®ef(i)macf§urtl^eil  ^at  barinn  etroaö  ßogifd)e§,  ba^  c§  aügemetnc 
20  ScQftimmung  ©ebietet,  unb  ift  Don  einer  anberen  3lrt  aftl)etifd^en  Urt^eile, 
namlid^  bcr  beö  ©efü^lä,  ma§  nur  für  leben  ©injelnen  gilt,  fofern  unter* 
fc^ieben. 

2)arinn  aber  unterfc^eibet  eä  fid^  boci^  üom  ßogifd^en,  ba^  biefe  2111» 

gemeingültigfeit  ftd^  nid^t  auf  ber3«fantmenftimmung  ber  SSorfteüungSart 

25  mit  bem  Dbicctc,  fonbcrn  mit  bem  2Serl)ältmö  ber  SSorftetlungSoermögen 

(bie  jum  (SrfentniS  gcljören)  im  ©ubiecte,  unb  par  iebem  ©ubjecte, 

grünbet. 

£)a]^er  ift  feine  [Regel  ber  SSeurt^eilung  bur(|  ©efd^marf,  (^  nac^) 


1   A.   übergeschrieben.  ||  5  be^bctl?    bitjbtXttf  \\  ß  Vor  doalttat    (frei  durch- 
30    strichne,   nicht  sicher   lesbare  Worte.  \\  itO^  fehlt,   schon  von  R.  ergänzt.  ||  8  33üm? 

35on?  11  am?  an  (so  R.)?  \\  9  R:  (Sm^jfinbung 
20  aft^etifc^en?  oft^etifc^et?» 


438  9Jef(ejionen  3ur  Slnttiropologie. 

lüdc^er  entjc^ieben  werben  fonnte,  \m%  if}m®emä§  ober  3utt)iber  fct),  mög= 
lid),  au[fer  roenn  fte  felbft  au§  ®ef(^macf§urtl)eilen  abgeleitet  märe. 
(^  2)er  ®efcl)maf  Umgang^  ober  0Kitt{)eiIung§eigenf(l^QftO 

2)a§  ®efd)maF§urt^eil  i[t  alfo  immer  nur  ein  eingelneä  Urtl^eil,  unb 
man  (^  fan)  feinen  ®runb  (^  baüon)  angeben,  beffen  Seweiäfraft  ein    & 
anberer  nachgeben  mü^te,  benn  e§  ift  !ein  ©rfentniäurt^eil. 

(^  2)ie  Slflgemeingültigfeit  be§  SBo^lgefaQeng,  unb  boc^  nid^t  burc^ 
33egriffe,  [onbern  in  ber  2Infd)auung,  ift  ba§  ©d^raierige.) 

2)a§  (5rfentni§  eine§  eingelnen  gegebenen  ®egen[tanbe§  fc^t,  tocnn 
e§  mittl)eilbar  jeijn  foll,  gmei)  SSermögen:  3Ser[tanb  gum  ^Begriffe  unb  ic 
ßinbilbungöfratt  für  bie  2lnfcl)auung  OorauS.  —  2)ie  3ufammcnftimmung 
be^ber  in  ber  SSorfteHurtg  eines  obfectS  jum  @rfentni§  ^at  allgemeine 
Flegeln,  unb  alfo  auci^  biefe  3ufaiuuienftimmung  im  ©ubiccte,  obgleid^ 
biefe  3ftegeln  nid)t  befonberS  gebad)t  werben.  (?  2)er  SluSbruf  ©efc^ma! 
bejieljt  ftc^  auf  3J?aljeiten,  wo  einer  für  öiele  md^lt  unb  nic^t  junger  bie  i? 
Sriebfeber  ift.) 

S.  IT: 

®ef(^maf  be§  Umgangs.  Frauenzimmer» 

(Sultur  be§  ®ef(^macfS  ift  SSorübung  jur  5J?oral. 

Sßom  ©r^abenen.  (5S  ift  tia^,  in  beffen  SSorfteQung  (ber  6inbilbung§=  20 
traft)  ba§  ®emütl)  feine  33eftimmung  [fü^lt]  ober  Slnlage  fü^lt,  ftc^  bis 
ju  bem  ju  erweitern,  waS  allen  5)?aaSftab  ber  Sinne  übertrifft. 

6S  ift  gleicfefam  bie  ©ntbedung  eines  SlbgrunbeS  in  unferer  eigenen 
über  bie  Sinnengrdn^en  ftd^  erftredfenben  3Ratur.  —  ^at)cr  ber  @d^aucr, 
ber  uns  anmanbelt.  —  @ine  §urd)t,  bie  immer  burd^  baS  33cftnnen  feiner  25 
@id^ert)eit  oertrieben  wirb,  unb  einer  5Reugierbe,  weld^e  für  unfere 
gaffungSfraft  gu  ®roS  fft. 

Oebirge  unb  ©benen.  ®leid)fam  bie  5(iatur  in  it)rer  gewaltfamen  3er= 
ftöl^rung,  ba^er  bie  Fabel  ber  ®iganten.  —  @S  üerleitet  gum  «Schwärmen 
ber  ©inbilbungSfraft,  unb  ba  gerate  baS  ®emüt^  in  %uxi)t  ber  Heber»  30 
fpanung  unb  beS  SBatinftnuS.    23urfe  —  2Rilton  —  ^lopftocf.    SleneaS 

2  aus??  nur?  ||  9  eineä  aus  in  einem  ||  11  öorauä  fehlt.  \\  14—16  Vor  dem 

g-Zusatz   steht   ein   Zeichen,    wie   es   scheint:    ein  Verweisungszeichen,  dem  kein  zweites 
entspricht.  ||  21 — 22  A.M.:  btä  bent  ||  31  E.  S3urfes  Phibsopkical  Enquiry  into  the 
Origin   of  mir  Ideas   of  the  Suhlime   and  Beautiful  erschien   zuerst  1757   und  wurde    35 
1773   nach   der  5.  engl.   Ausgabe    (von   Garve)  ins  Deutsche  übersetzt.  \\  Der  Besuch 
des  SlenCQ^  in  der  Untencelt  wird  von  Vergil  im  6.  Buch  seiner  Aeneis  geschildert. 


gir.  993—995  (33anb  XV).  439 

2lbfat)rt  in  bic  ^öUe.  —  2)ie  ^ai^i  i[t  ergaben,  ber  Sag  fc^ön.  ©inöben, 
öon  ®ci[tcrn  bewohnt.  —  SlUe  SScrlaffenc  ©c^löffer. 

—  2)ic  3:iefe  be§  ®cmüt^§  im  ^J^oralifc^en  i[t  ©r^aben. 

3.  3Som  ®cfüt)l  be§  ®utcn. 


994.   w'f  foi'f)  L  BL  E  32.  S.  I.  R  II 119. 

ein  ^rincip  ber  Urt^ciläfraft  ift  baSjenige,  ira§  jum  ©lunbe  legt, 
ha^  bie  üiatur  jic^  imfercr  gaffungSfraft  beqöcme,  baburd)  mir  alfo  jie 
in  bem,  maS  in  ber9iatur  gufäüig  ift,  boc^  ®e[e^en,  aber  nur  ben  [©efe^en  b] 
fubiectiüen  be§  23ebür[nif[c0  unjerc§  @r!entni§üermögen§  gemä^^  anp« 
nel)men  fe^  (jum  5ße^uf  ber  Urt^eilStraft)» 


99S.    CO*  (November  1797).  L  BL  C  2.  S.U.  RllSl. 

2)aS  ein  Wen[c^  ein  fd^öner  3J?enfc^  (unter  mehreren  5J?en[c^cn  al§ 
individuum),  fc^ön  feQu  fönne,  räumt  jeber  gerne  ein,  fo  mie  eö  in  feber 
Gattung  (Sinjelne  ücrgleic^ungSmeife  mit  ben  [©attung]  3J?ei[ten  {^  einer) 
fcf)ön  fe^n  fann;  allein  ^io.  ift  bie  @cl)önf)eit  im  allgemeinen  Urttjeile  nid)t§ 
al§  3Regelnm§igfeit  unb  Siauglic^feit  ju  feinen  ^xozdz\[.  @onft  ift  ber 
2J?enfc^  fein  fd)öne§  3:i)ier. 


1  ^.  M.:  SJüg  ift  f(^ön  i|  ;2  oon  aus  mit 

S  Ä:  ®efe^  übet  unS  bent  ||  10  Entweder  ist  die  Rfl.  nicht  vollendet  oder 
—  was  wahrscheinlicher  ist  —  Kant  hat  sich  verschrieben.  Man  könnte  lOtr  streichen 
oder  statt  fcQ  lesen:  unö  füt  berechtigt  galten  oder:  bered)tigt  fein.  Mit  fic  ist 
natürlich  die  0^atur  gemeint:  wir  nehmen  an,  dass  die  Natur  sich  auch  in  ihren  Zu- 
fälligkeiten unsern  subjectiven  Gesetzen  anpasse. 

12  2)aä  ein,  wie  es  scheint,  aus  25o8  bet,  kaum  umgekehrt,  wie  R.  liest.  || 
14  ben  aus  ber  ||  15  fonn,  wie  es  scheint,  in  früheres  fönnen  (?  fönne?j  hinein- 
corrigirt,  wohl,  als  der  g-Zusatz  hinzukam.  Soll  der  letztere  gelten,  so  muss  eS  und 
Stnjelne  gestrichen  werden;  andernfalls  nur  e§,  doch  muss  dann  auch  föltnett  wieder 
hergestellt  werden.      R.  liest  fönne.  ||  Urt^eilc?   Urt^eit  (so  R.)f 


440  JReflejioncn  jut  Slnt^ropologic. 

996.   (0^.  L  BL  L  8. 

2)a§  Originelle  im  ©egenjo^  mit  bem  [Oooent]  ßonoentionellcn. 
2)a§  ®ebräucl)lic^e  mit  bcr  3Jiobe. 

Nemo  vitiis  sine  nascitur;  optimus  ille,  qui  minimis  vrgetur. 


Von  der  Üppigkeit. 

§.72  (VII 249— 260). 

997.    n—Q.  M190b.  E 1 390. 

Luxus  i[t  ein  Slufmanb  beä  SBoPebenS,  ber  SBeid^lid^  mac^t. 
SSerfc^menbung:  ber  arm  unb  muffig  mad^t. 
Luxuries:  ber  franf  mac^t. 

^ferbe  ftnb  fein  luxus,  fonbern  Äutfd^en.    @c^öne  fünfte.    2luf« 
ttartung» 


998.    V.  M214.  EI 388. 

2)er  Slufmanb  beä  ©efdimafs  ift  luxus;  ber  ber  ^offart^  ift  ^rad^t; 
ber  ber  ^ralerei)  (Übermut^)  [©d^ro]  luxuries.    ©er  ber  SÖebürfniS  ift  is 
tiauS^Qlterifc^.  2)er  (^  t)au§i)älterif(^e)  ber  OefeUigfeit  ift  SBirtlic^. 


999.    V.  M215.  El 389. 

2)er  2lufö)Qnb  be§  ^efc^mafS  (ber  foftbarc  ©efd^maf)  ift  ber  luxus; 
bcr  üertl^uerifc^e  Slufmanb  bie  [luxuries]  Ü;)pigfeit ;  ber  eitle  Slufmonb  ift 
bie  ^rad^t;  ber  ®efcl)maf  ol)ne  Slufmanb  ift  bie  Einfalt,  (gine  jebe 
5Retgung  l)at  il)re  Üppigfeit,  e.  g.  SSerliebte.  ^oc^mut^  ift  bie  Üppigfeit 
ber  eiteln  neigung  ober  ^offart. 


4  Das  Citat  stammt  aus  Horat.  Sat.  I  3,  68/9,  ist  aber  nicht  ganz  genau: 
Nemo  und  vitiis  müssen  ihre  Stelle  tauschen;  nach  \\\6  fehlt  est.  Richtig  findet  sich  das 
Citat  z.  B.  in  J.  G.  Lindners  Lehrbuch  der  schönen  Wissenschaften  1767  I  224.  25 

15  5)er  ber  ber  93ebürfni§ 


SRr.  936—1000  (33onb  XV).  441 

1000.    X—ip^'  L  Bl.  Ha  45. 
(« 3)ie  flefcnjd)attU(i)c  5Kanter. 

[3)fc  SIngcm]  2)cr  Umgang  mit  ©efd^mat  i[t  bie  gute  ßcbenäart.) 
©er  ©enufe  be§  ßebenS  mit  ©efdjma!  i[t  ho^^  SBo^eben.    {^  ©a§ 
geben  mit  ©efc^maf  genießen  Reifet:  ju  leben  miffen.) 

3)a§  Übermaas  be§  2Bot)aeben§  über  ben  2Bo'^l[tanb  beö  Gemeinen 
2Be|en§  i[t  bic  Üppigfeit,  (©al^er  ift  biefe  nur  relatiD»)  non  probuctiüe 
Arbeiter  werben  gefüttert,  bepopulation. 


2—3  s-Zusatz:  w?  CV^-V  ||  7—8  productive?  productiva??  ||  Die  Schluss- 
10  klammer  nach  telattt)  (welches  Wort  das  Ende  einer  Zeüe  bildet)  fehlt.  Beider  Lesart 
productiva  dürfte  hinter  telatit)  weder  Semikolon  noch  Klammer  stehn;  a«/ productiva 
müsste  ein  Interpunctionszeichen  folgen  und  darauf  die  Schlussklammer ^  wenn  man 
nicht  vorziehen  sollte,  letztere  an  das  Ende  des  Absatzes  zu  setzen.  —  Inhaltlich  vgl. 
das  L  Bl.  Ha  44  im  III.  Theil  dieses  Bandes  (unter  den  Collegentwürfen  Kants  aus 
15  den  80er  Jahren):  Luxus ...  ift  ber  ©efd^mof  bcg  Settaltet^  am  (^nihc^xü^tn, 
fo  fern  er  bie  Sebürfniffe  Derme^rt.  ©ie  Derme^ren  Slnfong«  bie  Snbuftrtc  unb 
bie  SKenfc^en,  nac^^er  oerminbem  fie  ben  Slderfiau  unb  bic  Seoölfcrunö.    Kant 

fusst  hier  auf  Rousseau' sehen  Ideen.  Vgl.  die  (auf  der  Berliner  Königlichen  Bibliothek 
befindliche)  Aufzeichnung,  die  Herder  sich  in  Kants  Colleg  über  Baumgartens  Ethica 

20  phUosophica  bei  §.  375  hinsichtlich  Rousseaus  Einwand  gegen  den  Luxus  gemacht 
hat:  „Es  ist  wahr:  der  Luxus  beschäftigt  Arme;  aber  es  würde  keine  Arme  ohne 
Luxus  geben:  und  der  Luxus  kompensirt  seinen  eignen  Schaden  sehr  schlecht  Unrecht 
werden  unnützliche  Leute  unterhalten,  die  so  wie  unütze  Hände  sind;  indessen  werden 
die  nützlichen   Leute   in  Armuth   darben.'-'-      Aus    Rousseaus   Schriften    dürften   ausser 

25  dem  6. — 8.  Absatz  des  2.  Theils  seines  preisgekrönten  Discours  aus  dem  Jahr  1750 
über  die  Frage  der  Akademie  zu  Dijon,  „si  le  r€tablissement  des  sciences  et  des  arts 
a  contribu€  ä  ^purer  les  moeurs"  (Oeuvres  complettes  de  J.  J.  Rousseau  1782  XIII 
47 — 49)  und  dem  zweiter.  Theil  seiner  R^ponse  au  Roi  de  Pologne  (Oeuvres  a.  a.  0. 
S.  106 — 108)   vor  allem  die  beiden  folgenden  Stellen  in  Betracht  kommen.     In  seiner 

30  Derniere  R^ponse  (gegen  M.  Borde;  Oeuvres  a.  a.  0.  S.  128,  130/1)  fasst  Rousseau 
die  gegen  seine  Behauptungen,  soweit  sie  den  Luxus  betreffen,  erhobenen  Einwände 
kurz  zusammen:  „Le  luxe  n'a  rien  .  .  .  de  commun  avec  [les  sciences];  ainsi  les  d€sordres 
qu''il  peut  causer  ne  doivent  point  leur  etre  attribu€s.  D''aüleurs  le  luxe  est  n€cessaire 
dans   les  grands  Etats;   il  y  fait  plus   de  bien  que  de  mal;  ü  est  utile  pour  occuper 

35  les  citoyens  oisifs  et  donner  du  pain  aux pauvres.'-'-  Diese  Einwände  widerlegt  Rousseau 
folgendermaassen:  „Le  luxe  peut  etre  necessaire  pour  donner  du  pain  aux  pauvres: 
mais,  s^U  n''y  avoit  point  de  luxe,  il  rüy  auroit  point  de  pauvres.  [In  einer  Anmerkung 
fügt  Rousseau  hinzu:  Le  luxe  nourrit  cent  pauvres  dans  nos  villes,  et  en  fait  p6rir 
cent  mille   dans  noa  campagnes:  P urgent  qui  circule  entre  les  mains  des  riches  et  des 

40    artistes  pour  fournir  u  leurs  superßuit€s,  est  perdu  pour  la  subsistance  du  laboureur; 


442  Sieflejtonen  jur  Slntl^ropologie. 


et   celui-ci  ti'a  point   d''habit,  pr€cis^ment  parce  qu'il  faut  du  galon  aux  autrex.      Le 

guspiUage  des  matieres  qui  servent  a  la  nourriture  des  hommes  suffit  seul  pour  rendre 

le   luxe   odieux   a   Phumanit^.      Mes   adversaires   sont  bien   heureux    que    la    coupable 

d^licatesse  de  notre  langue  nCempeche  d^entrer  la-dessus  dans  des  d€tails  qui  les  feroient 

rougir  de  la   cause   qu'ils   osent   d^fendre.     II  faut   des  jus   dans  nos   cuisines:   voUu     5 

pourquoi  tant   de  malades  manquent  de  bouillon.     II  faut  des  liqueurs  sur  nos  tables; 

voila  pourquoi  le  paysan  ne  boit  que  de  Peau.     II  faut  de  la  poudre  ä  nos  perruques ; 

voila  pourquoi  tant  de  pauvres  ri'ont  point  de  pain.J    II  occupe  les  citoyens  oisifs.    Et 

nourquoi  y  a-t-il  des   citoyens   oisifs?      Quand   Vagriculture   €toit  en   honneur,    il  n\i/ 

avoit  ni  misere   ni  oisivet€,    et  il  y    avoit  beaucoup  moins  de  vices.     Je  vois  qu'on  a    H' 

fort  a  cceur  cette  cause  du  luxe,  qu'on  feint  pourtant  de  vouloir  s€parer  de  celle  des 

sciences  et  des  arts.    Je  conviendrai  donc,  puisqu'on  le  veut  si  absolument,  que  le  luxe 

sert  au   soutien   des  £tats,    comme  les  Cariatides  servent  a  soutenir  les  palais  qti'elles 

de'corent;   ou  plutot,    comme   ces  poutres   dont   on   €taye   des   bdtimens  pourris,    et  qui 

souvent   achevent   de  les  renverser.     Hommes  sages  et  prudens,  sortez  de  toute  maison    15 

qu'on   itaye.'"''     In   der  Anmerkung  9   zu   dem  Discours  sur  Porigine  et  les  fondemens 

de  Vin€galit€  parmi  les  hommes  (1754;   Oeuvres  1782  I  161/2)  heisst  es:  „Le  luxe, 

inrpossible  a  pr^venir  chez  des   hommes   avides   de   leurs  propres   commodite's  et  de   la 

consid€ration   des  aittres,  acheve  bientot  le  mal  que  les  soci€t€s  ont  commenc^,  et  sous 

pr€texte  de  faire  vivre  les  pauvres  qu'il  n^eüt  pas  fallu  faire,  il  appauvrit  tout  le  reste,    ^^ 

et  d^euple  PEtat  tot  ou  tard.     Le  luxe  est  un  remede  beaucoup  pire  que  le  mal  qu'il 

pr^tend  gu^rir;  Qu  plutot  il  est  lui-meme  le  pire  de  tous  les  maux,  dans  quelque  Etat 

grand  ou  petit  que   ce  puisse   etre,    et  qui  pour  nourrir   des  foules    de   valets   et   de 

miserables   qu'il  a  faits,    accable   et  ruine  le  laboureur  et  le  citoyen:  semblable  a  cev 

vents  brulans   du   midi   qui   couvrant   Pherbe   et   la   verdure  d''insectes  de'corans,  otent    25 

la   subsistance  aux  animaux  utiles,  et  portent  la  disette  et  la  mort  dans  tous  les  lieux 

ou   ils  se  fönt  sentir.     De   la   soci€t6  et   du   luxe   qu'elle   engendre,   naissent   les  arts 

lib€raux  et  m^caniques,  le  commerce,  les  lettres,  et  toutes  ces  inutilit€s  qui  fönt  fleurir 

Pindustrie,    enrichissent   et  perdent  les  Etats.     La  raison  de  ce  d^p^risseme/it  est  trix 

simple.     II  est  ais^  de  voir  que  par  sa  nature,  Pagriculture  doit  etre  le  moins  lucratlf  30 

de  tous  les   arts,  parce   que  son  produit  €tant   de   l'usage   le  plus   indispensable  pour 

tous  les  hommes,  le  prix  en  doit  etre  proportionn€  aux  facultas  des  plus  pauvres.     Du 

meme  principe  on  peut  tirer  cette  regle  qu'en  g€n€ral  les  arts  sont  lucratifs  en  raison 

inverse  de  leur  utUit€,  et  que  les  plus  n€cessaires  doivent  enfin  devenir  les  plus  n^gligex. 

Par   ou   Pon   voit   ce  qu'il  faut  penser  des  vrais  avantages  de  Pindustrie  et  de  Peffet    35 

r^el  qui  r€sulte   de  ses  progres.      Teiles  sont  les  causes  sensibles  de  toutes  les  miserex 

ou   Populence  pr^cipite   enfin   les  nations  les  plus  admir€es.     A  mesure  que  Pindustrie 

et  les  arts  s'^tendent  et  ßeurissent,  le  cultivateur  m^pris^,  charg€  d'impots  ne'cessaires 

a    Pentretien    du    luxe,    et    condamn^    a  passer    sa   vie   entre   le   travail  et  la  faim, 

abandonne  ses  champs  pour  aller  chercher  dans  les  villes  le  pain  qu'il  y  devroit porter.    4o 

Plus   les   capitales  frappent  d'admirutimi  les  yeux  stupides  du  peuple,  plus  il  faudroit 

g€mir   de   voir  les  campagnes  abandonn€es,  les  terres  en  friche,  et  les  grands  chemins 


gjr.  1000  (ßanb  XV).  443 

2)ic  Unmafeißfeit  im  ®enuB  [aber  b],  ü)elcl)er  ber  ©efunb^eit  jutoicber 
ift  (tränt  moc^t):  ©c^aelgere^.  SDie  bem  ®efd)maf  ^uioieber  i[t:  luxuriös*. 
2)ie  2lngcmc[fenl^cit  be§  SSo^ebenS  jur  ©ejeüigfeit  i[t  bie  gute  2eben§» 
art.  (^  ju  leben  toiffen.) 

*(«'  ober:  [bog  Söo^Ueb]  bie  Unmofeigfeit,  welche  bem  SSo^üeben 
jelbft  juwieber  ift,  l^eifet  ©c^welgere^.) 

2)ie  Slngemeifen^eit  ber  2Ba{)l  gur  gejeKigen  2^l)eilne^mung  ift 
©efc^maf. 

[2).  SocE:  ©runbrtä  oon  ber  ©raiel^ung] 

2)ie  [^e]  in  einem  3SoIfe  ober  3eitalter  ^errfd)enbe  Steigung  be§ 
®efc^mafö  iji  luxus.  2)aö  ®efd)maf§urtt)cil  ift  nici)t  ^ieigung.  2)iefe 
ge^t  aufs  entbe^rli(!^e  nic^t  foioo^l  beS  ®enuffe§  als  ber  ©itelfeit.  2)aju 
gel^ort,  bafe  ba§  ^rauenjimmcr  ben  ton  angiebt.  Dffentlic^e  ^rac^t  beS 
gemeinen  SBefenS  ift  nic^t  luxus. 


15  inondes  de  malheureux  citoyens  devenus  mendians  ou  voleurs,  et  destiii€s  ä  finir  un  jour 
leur  misere  sur  la  roue  ou  sur  un  furnier.  Cest  ainsi  qu  P^tat  s* enrichissant  d^un 
tote,  s'affoiblit  et  se  d^peupk  de  Pautre;  et  que  les  plus  puissantes  Monarchies,  apres 
bien  des  travaux  pour  se  rendre  opulentes  et  d€sertes,  finissent  par  devenir  la  proie 
des   nations  pauvres   qui  succomhent   a   la  funeste    tentation    de    les    envakir,    et    qui 

20  s^enrichissent  et  s^affoiblissent  ä  leur  tour,  jusqu'a  ce  qu'elles  soient  elles-memes 
envaJiies  et  d€truites  par  d'autres." 

5  Der  g-Zusatz  steht  im  Ms. .an  derselben  Stelle  wie  im  Druck.  ||  9  Fr.  Sam. 
Bocks  Lehrbuch  der  Erziehungskunst  zum  Gebrauch  für  christliche  Eltern  und  künftige 
Jugendlehrer    erschien     1780    in    Königsberg    bei    Härtung.       Die    Vorrede    ist    vom 

25  8.  Oktober  1779  datirt,  und  in  der  von  Härtung  herausgegebenen  Staats-  Kriegs-  und 
Friedenszeitung  ist,  wie  Herr  Amtsgerichts rath  Warda  gütigst  feststellte,  das  Buch  am 
18.  October  1779  zum  1.  Mal  zum  Verkauf  angeboten.  Kant  legte  es  seiner  Vorlesung 
über  Pädagogik  im  S.  S.  1780  und  W.  S.  178617  zu  Grunde  (vgl.  E.  Arnoldt:  Ge- 
sammelte Schriften  1909  V  256,  288).     Rfl.  1000   ist  alier  Wahrscheinlichkeit  nach 

30  bald  nach  Ankündigung  oder  Veröffentlichung  des  Werkes  geschrieben,  da  für  Kant, 
sobald  er  sein  Colleg  über  Pädagogik  angezeigt  oder  gar  (am  12.  April  1780)  begonnen 
hatte,  kaum  mehr  ein  Grund  vorliegen  konnte,  sich  den  Titel  (dazu  noch  falsch!)  zu 
notiren.  In  den  Messkatalogen  ist  das  Werk  nicht  angekündigt,  weder  als  erschienen 
noch  als  künftig  erscheinend.  ||  11 — 13  Im  Ms.  steht  links  am  Rand,  von  den  Zeilen 

35  11—13  umschlossen,  die  folgende  Figur,  zu  der  die  Nrn.  6 — 10  (XIV  24ff.)  zu  ver- 
gleichen sind. 


444  SRefIejtonen  jur  Slntliropologte. 

2)te  2Ba^I  bcr  anncl^mUd^feiten  in  23cjict)ung  auf  gcfclligc  3;t)eil= 
ne^mung  ift  ©efd^mafSneigung. 

2Benn  man  jung  ift,  fd^d^t  man  ba§  23ergnügen  nur  nad^  ®rabcn; 
wer  alt  ift:  nac^  ber  öfteren  2Bicbert)olung  unb  Sänge  ber  3)aucr. 


1001.    xp".  LBL  E70.  S.U.  R  IT  242. 

Fortior  armis,  luxuria  incubuit  victumque  vlciscitur  orbem. 

3)a.§  SBo^Ueben  mit  ®efct)ma!,  ba§  3lrm  maiji,  ift  bic  Üppigfeit. 

2)a§  SBopeben  ol^ne  ©efc^maf,  ba§>  franf  mac^t,  ift  bie  ©djroelgeret) 
(»  Luxuries). 

[®cr  91]  Luxus  ift  ber  [offcntltd^e]  Slufwanb  (^  eineS  ßeitalterS  ober 
3Solf§)  auf  2)ingc  be§  ©efc^mafS,  ber  2)urftigfeit  l^eroorbringt  (2)iirftig= 
feit  ift  [bcr  3uftani>  ber]  ber  ®rab  ber  natürlichen  23ebürfni§,  [»el^e]  ber 
il^re  SSefriebigung  fd^mcer  ma(l)t).  Slrmut^:  ba§  Unoermögen  e§  gu 
befriebigen.  3)er  luxus  fc^eint  ju  ber  bürgerlid^en  Slnlage  ber  9J?enfc^en 
ju  gepren  al§  ber  Fortgang  in  ber  cultur  bi§  gum  maximum  ber  [SWen] 
Slnfpannung  menfc^lic^er  Äraftc.  6r  ift  bem  Staate  oortl^ei^aft,  menu 
er  nid^t  wcid^lic^  ift  unb  [nic^t  mit]  mit  ber  ^reij^eit  ftd^  oereinigen  läfet. 

Luxus  fan  jwar  einem  einzelnen  ober  etlichen  beigelegt  »erben. 
2ll§benn  aber  '^at  er  nichts  3:abel^afte§  in  ftc^,  weil  er  58ielen  belegen- 
l)eit  ju  oerbienen  giebt. 


1  onne  aus  ange 

6  Das  Citat  stammt  aus  Juvenals  6.  Satire  (v.  292—293).    Statt  Fortior  hetsst 
es:  saevior;  vorhergehn  die  Worte:  Nunc  patimur  longae  pacis  mala,  jj  17  [mit]? 


Drittes  Buch. 
Vom  Begehrungsvermögen. 

§,  73—88  (VII 251—282). 
M  §.  663—699.  730—733. 

5  §.  73.  74  (VII 251—253). 

1002.    «2f  i,n  i^f  M249'.  Gegenüber  von  M  §.  663: 

1.  Repraesentatio,  2.  Seusio  voluptatis  et  tadii,  3.  prospicientia, 

4.  sensus  internus  facultatis  futuram  voluptatem  actuandi.  Dari  possunt 

substantiae  repraesentativae  etiam  futuri,  etiam  cum  voluptate,  absqve 

10  appetitione.  qvoniam  nulla  sentitur  facultas  aliqvod  futurum  actuandi, 

qvippe  mere  passivae. 


1003,    ^?  t^f  x^f  M  249'.  E 1 402.  Gegenüber  von  M§.  663: 
^ein  2Befen  fon  eine  f^d^igfeit  ^oben,  fünftigeS  ®ute  oorl^er  gu  feigen, 

o'^ne  ein  SSermögen,  e§  burd^  feine  Ärefte  njirflid^  ju  machen.  2)a^cr  alle 
15  53egierbe  ol^ne  ein  S3crmögen,  eö  airflid^  gu  maö^^n,  cingebilbet  ift.  fie 

i[t  ni(i)t  practif(i^  unb  nid)t§  mcrt^. 

3Jian  mufe  ba§  praesagium  nid^t  mit  bcm  je^igen,  fonbcrn  fünftigen 

SSermögen  ber  SluSübung  oergleid^en. 


7  Nach  Repraesentatio  möglicher  Weise  ein  griechisches  Kolon.  ||  11  qvippe 
20    passivae,  sc.  jene  substantiae  repraesentativae 
14  ^efte?  ^afte? 


446  3lef(ejionen  jur  Stnt^ropologie. 

2)er  ®rab  ber  Segierbe  ift  eingebilbet,  ber  größer  ift  qIö  baS  Sßer= 
mögen.  2)ie  natürlichen  SBegierben  flnb  alle  [eingebt]  praftijd),  Diel  er» 
worbene  33egierben  eingebilbet. 


1004.    1,—r?  xn  (E^^  c'f)    M249'.    El  607.    Gegenüber  von 
M§.663:  5 

3e  mel^r  jemanb  Don  feiner  Äroft  öorauäfe^t,  ^ic^^  [ic  jureic^e,  ba§ 
33egel^rte  ju  actuiren,  befto  praftif^er  ift  bie  33egierbe, 

SBenn  id^  jemanb  als  abgefc^matt  bel^anble,  !an  i(^  ibm  feine 
praüifc^e  SSegierbe  beijbringen,  meine  2Bar!^cit§grünbe  einjufel)en. 

Sßenn  id)  jemanb  al§  nichts  tüürbig  bel)anble,  !an  td^  il)m  feine  33e=  lo 
gierbe  beijbringen,  ba§  gute  ju  t^un. 


1005.    e'^f  i^f  x^f  fif  M249.  ZiiM§.663  ,,appetitiones''  (4Ö23J: 

23egierben. 

1.  aus  inftinct. 

2.  au§  ma^l.  15 
£)ie  au§  töcl)l: 

a.  aus  appetit  3um  ®enufe, 
(9  aus  @ef(^macf.) 

b.  aus  toabn  beS  ©enufeeS, 

(3  Slnftänbigfeit)  20 

c.  aus  (S^rbegierbe, 

d.  aus  (ä^renmat)n, 

e.  aus  einer  ©rille. 


d  Die  Nrn.  1002 — ^004  stehn  ohne  Trennungsstrich  unmittelbar  unter  einander. 
Ich  lasse  deshalb  auch  Nr.  1004  der  Nr.  1005  vorangehn.  ||  7  bie  23. 

18 — 20  Die  beiden  g- Zusätze  (möglicher  Weise  erst  aus  den  70er  Jahren 
stammend)  sind  durch  Striche  an  ihre  Stellen  (zwischen  a  toid  b,  resp.  b  und  c) 
i-'erwiesen  und  sollten  dort  vermuthlich  als  besondere  Dispositionsglieder  eingeschoben 
werden. 


gjr.  1003—1008  (öanb  XV).  447 

1006.    rff  x^f  M  249.  Zwischen  M  §.  663  und  664: 

6in  SBunfd^  nad)  einer  9leigung  ij!  ni(!^t  bie  91eigung  felb[t.    2)te 

obere  ÄrQ[t  ift  eine  ^raft,  alle  anbern  SSermögen  in  ber  @eele  ju  be= 

l^errfdien,  @elb[tl^errjc^er. 


5  1007.    »f  (t,f  t—xf)  M249'.  Zu  der  tiberschriß  von  Sectio  XVI 

„Facultas  appetitiva"  (45 le): 

Qvod  praevidetur  placens  vi  mea  extiturum  appeto. 


1008.   ^?  ßf  x'—Xf)  Q^—o'f?  M250'. 
£)a§  33egel^rung§oermögen  i[t  unterfc^ieben 
10  1.  Dom  6r!entni[|e  (ber  35ottfommen^eit  unb  Unoottfommenl^eit); 

2.  Don  ber  SÖeurt^eilung  be§  2Bo:^lgefaHen§  unb  5Ki§tanen§: 

a,  benn  bie  33egierbe  ge^t  nur  auf  bie  fünftige  ßeit,  ba§  2ßo^l= 
gefalen  auf  atte  ßeit; 

b,  bie  23egierbe  begießt  jtd^  auf  eine  eigne  Äraft,  ha§  obiect  be§ 
15  ü30^lgefalenä  I)eröor3ubringen;  ba^er  galten  mir  eine  iebe  23e= 

gierbe  gu  bem,  toaS  nid)!  in  unfrer  ©ewalt  i[t,  oor  ungereimt. 
@ie  ift  baSienige  in  un§,  moburc^  mir  unfre  Äraft  beftimmen  gemäfe 
einer  üor^ergefe^enen  8uft  ober  unluft. 
Untt)dtige,  praftifdje  33egierben. 
20  SlÜe  33egicrben  jtnb  fenfitio  ober  intellectual: 

a.  nac^  bem,  maS  fenfttio  gefaüt. 

b.  nad^  bem,  maS  intellectualiter  gefallt. 

2  einer??  einem?  einen?  ||  3  anbetn?  anberc?  anbeten?  ||  4  In  ©elb^l^ertfd^cr 

die  Endung  nicht  sicher. 

25  Zu  Nr.  1008 — 1061:  Soweit  diese  Reflexionen  auf  das  Problem  der  Willens- 

freiheit übergreifen,  sind  die  im  Anfang  von  Bd.  XVII  abgedruckten  §§.  700 — 732 
aus  J/,  sowie  die  auf  sie  bezüglichen  Reflexionen  in  Bd.  XVII  und  XVIII  zu  ver- 
gleichen. Um  die  zwischen  gleichzeitigen  Reflexionen  obwaltenden  inneren  Beziehungen 
nicht    zu    zerreissen,    lasse    ich    im    Folgenden    auch    diejenigen    der    auf  M  190  a/b, 

30    249' — 252  stehenden    Bemerkungen   abdrucken,   die   sich   nur   oder  fast  nur  mit    dem 
Freiheitsproblem  beschäftigen. 
14  b  aus  2 


448  Sficfiejtonen  jur  Qlnt^ropologie. 

(*  @§  gcfdlt  bei)  jeber  SSegierbc  entoeber  ber  ©egenftanb  ober  bie 
^anblung,  nemlid)  bie  SfJegel  berfelben  an  ftc^  jelb[t.    3Ran  t)at  aÜ» 
gemeine  ®efe^e  ber  frc^^eit  unb  i^reS  ®ebraud^§  übert)QuptO 
2lUe  fenjttiDe  SSegierben  ftnb  ^)afftö;  unb  |o  fern  SSegicrben  nid^t 
pQJjtö  jeqn,  jo  Reifet  ba§  fubiect  fre^.  5 

2)ie  jinnlidje  SSegierbe,  bie  öor  ber  Haren  (^  jtnnlid^en)  ©rfentnife 
be§  ®egen[tanbeö  Dorl^ergef)t,  l^eip,  tri-eb,  bie  folii^e  begleitet:  Dleigung. 
2)ic  [innere]  grofeere  ^Qpot^etifc^e  5J?ogli(^feit  einer  ^leigung  ift  ber  ^ang. 
2)a§  3Sermögen,  («' mit  Söetöuftfe^n  gu  begehren:  ber  SBiüe;  baöienige,) 
unabpngig  oon  ü^eigungen  unb  2;rieben  gu  begel^ren,  alfo  unabhängig  i» 
Don  fubiectiö  (^  nöt^igenben)  urfaci^en,  Reifet  ber  freije  SBille.  2)ie  Urjaci^en 
ber  ftnnli^en  33egierben  fmb  Stimuli,  ber  oberen:  motioen.  SSc^bc: 
SÖemegurfa^en,  iene  al§  einem  pafftöen,  biefe  al§  einem  actiöen  fubiedc. 

[appetitio  practica,  [qvatenus]  cuius  mihi  conscius  sum  (9  stimulis),  est  arbitrium.] 
arbitrium  est  vel  brutum  (^  externe  necessitatum)  (^  mere  passivum)  is 
vel  liberum  ("  independentia  a  coactione  externa  (spontaneitas)) ; 
liberum  vel  sensitivum*  vel  intellectuale  Q'  independentia  a  stimulis); 
et  intellectuale  vel  secundum  qvid  vel  simpliciter;  posterius  purum, 
prius  animale. 


1  Der  8-Zusatz  (q^ — w?  x^ft  ^»fj  steht  rechts  von  4:47 is— 20,   zwischen   447 n    20 
und  4667.  \\  8  ®tc  aus  2)er  oder  2)a8  ||  SKoglic^feit  (vgl.  VII  265 21-23)^  \\  10  un« 
abpng  ||  11  fubtedlü  aus  fubiecttoen  ||  13  aXi  einem  pcffiöen?  alg  einer  poffion? 
alä  im??  II  <xli  einem  actioen?  al§  eine  action?  alä  im??  Über  fubiecte  kann  kein 
Zweifel  sein.     Nach   olä  mag   man  sich  je  ein  beQ  hinzudenken.  \\  14:  practica  ist 
durchstrichen  und  durch  übergeschriebenes  efficax  ersetzt;  dann  ist  auch  dieses  durch-    25 
strichen  und  practica  durch  druntergesetzte  Punkte  wieder  für  gültig  erklärt;  schliesslich 
ist  die  ganze  Zeile  der  Länge  nach  durchstrichen.  \\  stimulis  ist  übergeschrieben,  durch 
einen  Bogen  mit  sum  verbunden  und  versehentlich  nicht  durchstrichen.  ||  ÜJer  mihi . . . 
est  und  stimulis  ist  in  den  70er  Jahren  noch  hinzugesetzt:   absoluta   spontaneitas; 
vielleicht    sind    die   Worte    eine    Ergänzung    zu    independentia  .  .  .  spontaneitas    in    30 
Z.  16.  II  Iß   In  coactione  sind  die   beiden   letzten   Silben   sehr  unsicher.  \\  spontan: 
steht  hart  am  rechten  Rand  der  Seite;  vorhergeht  ein  Strich,  wohl  als  Klammer,  nicht 
als  Verweisungszeichen  aufzufassen;  die  Schlussklammer  fehlt.  \\  17 — 19  Unter  liberum 
vel   (Z.  17),    über    secundum    (Z.  18)    steht  actus,   wahrscheinlich   der   Anfang    des 
s-Zusatzes  von  449iff.,   den  Kant  wohl  zunächst  in  die  Lücke  unter  liberum  vel  etc.    35 
schreiben  wollte;   nachher   erkarmte   er,    dass   der  Platz   nicht   ausreiche,   und  benutzte 
eine  grössere  Lücke,   indem   er   den  Anfang   des  Zusatzes  mit   sensitivum    durch   ein 
Verweisungszeichen  verband.     Das  erste  actus  aber  vergass  er  auszustreichen. 


91r.  1008  (5Öanb  XV).  449 

*(*  actus    arbitrii   liberi  vel  sunt  sensitivi  vel  intellectuales 

(^  quatenus  vel  afficitur  stimulis  vel  detofminatur  motivis)  quatenus 

conformiter  vel  stimulis  vel  motivis  agimus.    Arbitrium  liberum  ip- 

sum  tanqvam  facultas  propter  independentiam  pertinet  ad  intellec- 

5       tualia.) 

2)a§  arbitrium  brutum  ift  [absque  subiecti]  mere  passivum  respectu 
causarum  Impuls! varum. 

Stimuli  l^aben  respectu  liberi  arbitrii  vim  impellentem,  non  necessi- 
tantem,  in  motivis  non  sumus  passivi,  qvoniam  causae  [int]  complacen- 
10  tiae  intellectualis  non  in  eo  positae  sunt,  qvomodo  afficimur.  possumne 
a  me  ipso  patiens  esse,  h,  e.  interne  necessitatus,  non  [ut]  solum  ut 
interne  necessaria  sit  actio,  sed  interne  necessitata?  Vtiqve,  si  sit 
appetitio  practica  naturaliter  non  obiective  necessaria,  ideoqve  facultas 
secundum  motiva  intellectus,  h.  e.  rationes  obiectivas,  appetendi 
15  requiritur  ad  libertatem.   Ergo  1.  spontan eitas.   2.  intelligentia. 

SSetöciS,  ba^  toix  ein  arbitrium  liberum  l^aben.    vis  subiective 
movens.   Elateres  animi, 

33cwei§,  ta^  mir  ein  arbitrium  liberum  intellectuale  Ijaben.    vis 
obiective  movens. 
20  Garo  et  spiritus» 

(*  SSom  determinismus:  foH  praedeterminismus  (f  ber  2Binfül)r) 
^eiffcnO 

(«  appetitio  eorum,  qvae  non  sunt  in  potestate,  est  optare») 
(*  Arbitrium,  cuius  mihi  conscius  sum,  est  logice  intellectuale. 
25       Voluntas.) 

(«  motiva  sunt  repraesentationes  boni  vel  mali.) 
(s  2)a§  S3ege!^rung§üermögen,  beffen  obiect  eine  3RegeI  ber  njifl» 
fü^r  i[t,  Reifet  SBtüe.) 


1  s-Zusatz:  x — fx.  \\  d  Auf  subiecti  folgen  noch  zwei  durchstrichne  unsichere 
30  Buchstaben.  \\  18  Statt  öeiDetÖ  .  .  .  liberum  stehn  im  Ms.  vier  Striche,  intellectuale 
steht  zwar  unter  liberum  (Z.  16),  doch  kann  kaum  ein  Zweifei  darüber  obwalten, 
das8  auch  das  letztere  Wort  in  Z.  18  zu  wiederholen  ist.  ||  !^aben  fehlt.  \\  20  Zu 
Caro  et  spiritus  vgl.  M  §.  676  (oben  S.  48/9).  \\  21  ff.  Die  s-Zusätze  stehn  im 
Ms.  zwischen  den  Zeilen  448i2 — 449jj.  Die  vier  ersten  entstammen  sicher  den 
35  70er  Jahren,  der  5.  und  6.  dagegen  vielleicht,  der  7.  sicher  erst  den  80er  Jahren.  || 
praedeterminus 

Äant'8  Schriften,    ^anbjdjiiftlic^er  *)!,ict>Iai    II.  29 


450  9ficflej.ionen  jur  2tnt[)ropotoate. 

('  arbitrium  get)t  auf  actiones  praevisas,  appetitio  auf  obiecte.) 
("  appetitio  eorum,  qvae  sunt  in  potestate  mea,  est  arbitrium.) 


lOOf),  x'?  fi/'f  c^f)  (U)  o-'—it?  M  WOa.  E  J  48Ö.  Zu 
M^.669: 

2)ie  Sütillofigfeit,  b.  i.  ber  5J?angel  be§  ®e[ül^l§  öor  stimulos,  ift 
gemeiuigltd)  Derbunben  mit  ber  Seblofigfeit:  inertia;  fon[t  mürbe  bie 
(5igenfd)Qft  eineiS  ''Dienfc^en,  nid^t  üiel  gereift  no(^  öerle^t  ^u  werben, 
feiner  üernünftigen  SBiÜfü^r  fet)r  öortt)eilt)aft  fei)n. 

2)ie  receptioitaet  ber  stimulorum  ift  "tiOi^)  ®efü^I. 

3)a§,  tt)a§  ein  ®runb  eine§  Stimuli  fe^n  fan  (ob  e§  ^war  felbft  fein 
Stimulus  ift),  l^ei^t  elater  animi.    e.  g.  intellectualia. 

5)ie  ©efel^e  ber  2Biüfiit)r  ftnb  entmeber  [fubiectio]  ber  ftnnlici^en  unb 
l^eifeen  pat^ologifd),  ober  ber  [intettectuaten]  freiten  unb  t)eifjen  practifc^; 
bie  le^tere  ftnb  be^m  menfdjen  bloö  obiectiü,  raetl  ber  23erftanb  fein 
Stimulus  ift,  aber  fold^e  erregen  fan. 

2)aö  fc^roeere  ift  comparatio  unmoglic!^  (roaö  nur  feiten  gefd)ef)en 
fan,  tüirb  auct)  fo  genannt).  .^'O^blungen,  bereu  unterlaffung  fd^meer  ift, 
ftnb  comparatio  notljmenbig.  2)ie  comparative  notf)n3enbigfeit  einer  [fr] 
|)anblung  ift  3^üang. 

arbitrium  liumanum  fan  wX&ji  gegtt)ungeu  werben,  folglid^  ift§  libe- 
rum. 2)ie  fQmpatl)ie  gefjört  pm  auimalifct)eu  ®efüt)l  5}?enfd)lid)feTt  [ge] 
ent^elt  h(x%  ®efiil)l  ber  ®utl)er^igfeit;  aber  ^a^  ®efü^l  Dor  reblid)feit  ift 
geiftig.  2)er,  fo  etma^  be§  2lbf(^eu§  würbig  finbet,  oerabfc^euet  e§  nid)t 
immer,  unb,  ber  eö  t)erabfd^euet,  unterläßt  e§  nid)t  immer.  2)ie  "£ugenb 
ift  eine  faci^e  ber  llbuug  unb  fomt  nid^t  blo'ö  üon  ber  DIatur.  inteUectueÜe 
©runbfa^e  muffen  burc^auö  oorauygel)en,  bamit  baä  ®efü^l  nid)t  auf 
anbere  stimulos  gel^e. 


1  appetio 

3  Das  Durchtsfliasublutt  M  liXIa/b  nutss  ;irixc/ieii  M  252  und  M  25.'j  elii- 
yeschoben  werde»,  und  die  Xn>.  WOO — 1010  bezk-hn  sich  demyemäsis  auf  M  §.  <>(!'. l. 
Die  nähere  BegründumiJuhß  bei  Nr.  WU  (S.  4117 /S).  \\  tS  einer  aus  etneÖ  ||  23  ©eiftig 
aus  ®ei[ttic^  II  2ö  l'ur  üürau§9ef)en  noch   ein  dunhstriehnes  unleserliches  l]''ort. 


5«r.  1008—1013  (23anb  XV).  451 

1010.    x^f  (n'U^f)  (fd)  Q'—o'f?  MJ90a.  Zu  M §.669: 

£)a§  3J?enfd^li(i)e  ©efü'^l  t[t  nic^t  blo§  tt)ierifd^,  fonbern  [auc^  ®ei] 
bem  ®ei[te*  juborbinirt;  fonft  märe  eä  nid^t  möglid^,  ii(k§>  pure  intellec- 
tualia  motiva  elateres  animi  werben  fonnten.  2)iefe  receptiöitaet,  burd^ 
ben  bloßen  geifi  bewegt  gu  merben,  l^eifet  ber  ^Korolifd^e  @inn. 

3)ie  9J?ogUc^feit,  nad)  motivis  intellectualibus  ju  t)QnbeIn  unb  alfo 

independenter  a  stimulis,  i[t  \ia^  j^unbament  eineä  jeben  practifd^en  Ur» 

t{)eilö;  alfo  tft  bie  %xzx\^t\i  [ein  postulatum  p]  eine  anticipatio  practica. 

*(^  (5§  ift  fo,  wie  roir  nidl)t  QÜein  eine  finnlid)e  unb  inteltectueUe 

3Sor[teUung§fraft  I^aben,  fonbern  auc^  ein  ä-sermögen,  burd)  bie  le^tere 

bie  finnlic^feit  ju  anologifc^en  unb  erläuternben  Sßorftellungen  ju 

ercitiren;  e.  g.  SSilber,  bie  eine  analogie  mit  ben  ßrfentniffen  bey 

®eifte^  t)aben.) 


25 


1011.    r?  (q'V  M249. 

2)a§  arbitrium  ift  entüjeber  [bmtum]  sensitivum  ober  intellectuale; 
iene§  entroeber  brutum  ober  bricht  ah. 


1012.    r?  (q'V  M249. 

3m   arbitrio  inteilectuali  ift   1.  negatio  bie  Unabl^ängigfeit  Don 
necessitatione  per  stimulos:  überlas.    2.  2)a§  SBermögen,  Den  motivis 
-0  gemä^  ^u  ^anbeln.  3ene^  mac^t  bie  ^^Jerfo^nlic^feit  au§. 


1013.    V  (x'  f  ^  f  q'  V  M  ~^49. 

5)q§  arbitrium  intellectuale  ift  1.  liberum,  2.  spontaneum. 


1  Ar.  lOlU  steht,  nhiie  durch  eiiifii  Strich  (jftrcnut  zu  nein,  iinmäfc/lxir  unter 
Nr.  1009.  Beide  stammen  irahrsvheinlich  ans  lunjcfähr  derselben  Zeit.  Tinte  uml 
Schrift  zeigen  kleine  Verschiedenheiten,  tdicr  nicht  ijri'issere,  a/s  <inch  simst  liäiißg  m 
ein  und  derselben   Phase  begegnen.  \\  10 — //  burd)   bte  erftete  btC 

22  2  Jehlt. 

29* 


452  Sleftcjioncn  jur  Slnttiropologie. 

1014.    tf  (x^'?)  M249.  EI 22. 

^mö)  ha§  33eiDuft|ei)n  befomt  feine  öon  unfercn  ^a^igfeiten  eine 
anbere  5Ratur  unb  5RaI)men,  benn  bafe  beleuchtet  jte  nur.  £)b  |te  aber  pafftD 
ober  actio  ftnb,  i[t  tt)e|entU(!^;  ieneS  ift  fein  jpecififc^er,  fonbern  acciöen* 
taler  Unterfc^ieb. 


1013.    ^fQ^ffcp^fJ  AI  249. 

(o  Caussalitas)  Complacentiae  vel  displicentiae  respectu  praevi- 
sorum  (^  respectu  obiectorum)  est  appetitio  vel  aversatio.  [utraque  vel 
est  sufficlens  (9  si  sit  practica)  vel  insufficiens  respectu  praevisarum  actionum 
est  arbitrium  respectu  aliorum  eventuum  est  minus  practica]  appetitio,  qvate- 
nus  refertur  ad  obiecta  per  praevisas  actiones,  causalitas  complacentiae 
respectu  praevisarum  actionum  est.  facultas  appetitionis  practicae  est 
arbitrium ;  appetitio  minus  practica,  desiderium  in  praeterita.  arbitrium, 
cuius  mihi  conscius  sum,  est  voluntas. 


1016.    n.    M  S08'.     Gegenüber  von   AI  §.  766   (abgedruckt  in  is 
Bd.  XVII): 

@ine  iebe®emütl)§ben3egung  bringt  aud^  eine  innere  ßeben§bett)egung 
l)erDor,  ober  oielmet)r:  tene  fan  o^ne  biefe  nic^t  fet)n.  SBir  fönen  aber 
unjer  ®emüt^  nic^t  in  SSemegung  [e^en,  weil  tt)ir  tooHen,  g.  (5.  in  ein 
l^erjUd)  2ad)en,  in  bie  SSetoegung  ber  ^urd^t  (bla§  werben)  ober  ber  20 
<Scl)aam  (röt^e);  fonbern  mir  muffen  ben  ©egenftanb  fo  fteüen,  bafe  er  in 
unferem  ßuftanbe  etma^  wirfltc^eS,  ü)a§  un§  angebt  unb  afficirt,  ju  fe^n 


2  E:  befommen  |1  3  E:  unb  5Ro!^rung 

7  Complacentiae  —  displicentiae  aus  Complacentia  —  displicentia  ||  10  Über 
est  arbitrium  stehn  noch  2 — 3  diirchstrichne  Worte,  von  denen  das  letzte  wahrscheinlich    25 
sufficiens  heisst.  \\  12 — 13  In  facultas  die  Endung  nicht  ganz  sicher.  ||  appetitionis 
aus  appetitio,  ^reiches  Wort  den  Schluss  des  durchstrichnen  Satzes  in  Z.  8—10  bildet 
(es  fu.yt  auf  minus  practica^.  ||  13  praeterita?  praeterito?? 

Zu  Nr.  1016,  1017:  Vgl.  Nr.  1033,  1252  und  den  Schluss  des  L  Bl.  Ha  12 
im  III.  T/teil  dieses  Bandes  unter  den  Collegentwür/en  aus  den  70  er  Jahren.  30 

17  ein  1  Seben^roegung 


3Rr.  1014—1018  (Sonb  XV).  453 

fd^eine.  .^terau§  folgt,  ba^,  ba  5JJDralitaet  aU  ^flid^t  oor  un§  gor  ntc^t 
üon  ber  2lrt  l^ergenommen  i[t,  wie  unfer  Suft^n^  afficirt  mrb,  biefelbe 
aud^  nid^t  un§  ®emütt)§ben3egung  embrüfen  fönne.  Slljo  ift  biefe§  gerabe 
ber  ^aÖ,  löo  bloS  ber  2BiUe  baä  ®emüt^  bewegen  foll.  2Bir  fönen  biefe§ 
nid^t  anber§  effectuiren,  alö  toenn  wir  un§  in  ©ebanfen  in  einem  orbent= 
liefen  2Beltganjen  betrad^ten  unb  un§  al§  gejiemenbe  ©lieber  felbft 
fc^ä^en  lernen. 


1017,   n.  M309'.  EI 527.  430. 

9lur  ha§>  9lad^bilb  einer  in  ber  S^at  ttirfenben  Urjad^e  in  ber  imagi* 
nation  fan  burc^  bie  SSorfteHung  ben  Äorper  unb  burc^  biefen  ba§  gemüt^ 
bewegen.  @§  fan  fein  ©pa^üogel,  ber  eine  erbid^tete  5iad)rid^t  oon  einem 
großen  Unglüf  bringen  will,  bie  Sobe^bldffe  auf  feinem  @efid)te  willfü^r= 
lic^  l^erDorbringen;  er  mufe  ben  [geinb]  SBolf  wirflic^  würgen  gefeiten 
f)aben,  um  biefe  SSeranberung  ju  erleiben. 

SBenn  bie  ßeibenfcl)aft  (f  ba)  ift,  fo  ift  bie  33eobact)tung  nic^t,  unb 
wenn  bie  SSeobad^tung  ba  ift,  fo  ift  bie  geibenfd)aft  nid^t.  2)(\^er  lä§t  fte 
fid^  nid^t  [im  ruhigen  ©emüt^c  öon  bem]  an  un§  felbft  beobad^teu. 


1018.    Q^?  (W  fv^V  (ü  ^^  x^V  M2ol'. 

4-  I  0  I  —  (*  libertas  indifferentiae)  (*  Affectio,  Passio) 

Status  indifferentiae  |  Voluptas  non  rationalis,  sed  complacentia. 

(«  Elateres) 
Status  aeqvilibrii       |  vel  sensitivi  vel  rationalis.   (*'  Voluntas) 
Lucta  facultatis  appetitivae  inferioris  et  superioris,  Arbitrii  sensitivi 
et  intellectualis. 


25  1 — 7  Zu   diesen  drei  Sätzen  vgl.  die  aus  derselben  Zeit  stammende,  7iur  durch 

Nr.  1017  von  Nr.  1016  getrennte  Nr.  1171. 

10  E:  SJerfteHung  \\  17  im  ruhigen?  in  rul)igem?  ||  bem?  ben? 
19 — 22  Diese   vier  Zeilen  sind  genau   so   abgedruckt,   wie  sie   im.  Ms.   stehn. 
s-Zusätze:  xp.  Die  beiden  rechts  stehenden  (Z.  19,  22)  gehören  wohl  zusammen.  ||  22  Vgl. 
30    M  §.  656,  670.  \\  23  Vgl.  M  §.  693. 


i54  JReflejIünen  jiir  3lulI)ropolo9te. 

Oppositio  motivorum  non  est  nisi  cum  motivis.  Colliduntur  causae 
impulsivae  (^Causae  obiective  moventes  vel  subiective;  priores  a  bono.): 
vel  Stimuli  vel  Motiva. 

Actiones  invitae  et  lubenter  praestitae,  Actiooes  voluutariae,  at 
invitae,  involuntariae  per  ignorantiam.  i 

(« involuntariae  nid)t  na^  ma;rimen.) 

Actiones  coactae.   se  ipsum  cogere. 

Indoles  ingenua  et  servilis.  Imperium  insemet  ipsum  est  potestas 
libertatis. 

Indoles  erecta  et  abiecta.  lo 

animus  mercenarius  et  servilis. 

Quaeritur:  vtrum  motiva  intellectus  habeant  vim  subiective  mo- 
ventera  et  possint  esse  elateres  animi?  nam  elateres  sunt  causae  im- 
pulsivae subiective  moventes. 

Respondetur:  non  habent  in  homine  per  se,   sed  qvatenus  sunt  15 
causae  moventes  elaterum  animi  ea  ratione,  ut  intellectum  ad  horum 
excitationem  urgeant. 

Dbiectiüe  regeln  (nemlic^  oom  ®uten  l^ergenommen)  fubiectiü  gu= 
fälliger  ^onblungen  neceffitiren  [fubt]  obtectio  unb  jtnb  imperativi.   9iur 
bic  §reQt)eit  üerfiottet  imperatives,  vel  sunt  categorici  vel  tantum  hypo-  20 
thetici,  priores  morales;  absoluta  bonitas. 

Vitium  subreptionis  practicumr  tücnn  man  boSienige,  lDO§  man 
burd^  triebe  ber  ©inne  ju  t^un  bewogen  werben,  oor  ^anblungen  qu§ 
©runbjä^en  plt. 


2  s-Ztisatz:  70er  Jahre;  vielleicht  sind  auch  die  Worte  Colliduntur  .  .  .  Motiva  25 
erst  nachträglieh  zugesetzt.  \\  3  stim:  {{  In  Motiva,  welches  rechts  unmittelbar  am 
Innenrand  steht,  ist  die  Endung  unsicher  Motiven  ?  Motivis  ?  1 1  4 — 7  Vgl.  M§.  713 — 716, 
721.  II  6  s- Zusatz:  70er  Jahre.  ||  8—11  Vgl.  M  §.  730—732  (unten  abgedruckt).  \\ 
12—17  Vgl.  M§.  669.  \\  13  nam?  num??  ||  sunt?  sint???  ||  15  Resp:  ||  18—21 
Vgl.  ausser  den  ethischen  Schriften  der  kritischen  Zeit  auch  II  298 — 300.  30 

[281]  SECTIO  XXL 
LIBERIAS. 
[287]  §.  730. 
Volitiones  nolitionesque  meae  liberae  [288]  dicuntur  actus  antmab  eliciti,  reli- 
quarum  facultatum  actiones  liberae  actus  impebati,  et  quatenus  a  libertate  animae   3; 


lUIr.  1018—1019  (2öanb  XV).  455 

1019.    (>'—o'.     M  190b.    E 1348.  405.  401.     Geyenüber    co/i 
M§.670: 

Db  (^  nur)  berienige  ßiifrieben  fe^,  ber  nic^t^  begehrt.    SllS  23e= 
bürfni^.  b.  i.  [ot)ne  mXi^zS,  ei]  beffen  ÜKangel  mit  (ad^merj  öerbunben  i[t. 
5  *3e  niet)r  S^^atigfeit  nu:ii  in  [id^  felbft  tüt)lt,  be[to  mel^r  Sriebfebern 

§um  33ege^ren, 

2J?iiffige  ober  treibenbe  Segierben.    2)tefe  entroeber  mirffam  ober 
untoirffam.  2;rägt)eit. 

5CRü[jtge  33egierben,  SBünfc^e.   Sfiomanen. 
10  Sßieberftreit  ber  Segierben.   ©leid^t^eit.  Unentf(^Io[jen^eit. 


1   Das   Durchscliusshldtt   HXIa/b    Iiut   seine   richtige  Stelle    zwischen   M  252  und 
M  253.     Vgl.  45029/.,  'iGl-jsjr. 

peiident,  ipsi  in  eas  imi-kuum  adscribitur.  Hinc  ammae  in  semet  ipsam*)  impenum 
est  facultas  pro  distincto  lubitu  nunc  huius,  nunc  illius  faculfatis  actiones  pre- 
is ducendi,  nunc  earum  producendi  oppositum.  Quo  maior  ergo  libertas,  hoc  malus 
liberi  in  se  est  Imperium,  §.  725.  Insignis  imperii  in  se  ipsum  defectus  est 
SERviTüs  MORALis  siGNiFicATu  LATO**).  Ad  augeudum  in  se  iraperium  faciens  est 
(ingenuum)  liberale***),  servitiitem  promovens  moralera  est  servile*). 

*)  die  Herrschaft  der  Seele   über   sich   selbst.     **)  die    innre  Knechtschaft 
20  der  Seelen  überhaupt.     ***)  frei,  dera  knechtischen  entgegen  gesetzt. 

■■)  knechtisch. 

§.  731. 

Actiones  animae,  nonnisi  per  plures  actus  intermedios   a  libertate  si  pen- 

deant,   ipsi  indirecte   (mediate)  scbsust*),  directe**)  (immediate)   autem,    quas 

•-'5    per  libertatem  ago   vel   omitto   sine   observabilibus  pluribus  intermediis   actibus 

aliis.     Actiones,  quae  liuertati  vel  maxime  per  indirectum  subsunt,  tarnen  sunt 

liberae,  §.  719. 

*)  Handlungen,  die  der  Freiheit  mittelbar.     **)  die  ihr  unmittelbar  unter- 
worfen, 
yo  [289]  §.  732. 

Determinata  facultatura  appetitivarum  inter  se  in  certo  subiecto  proportio 
est  eiusdem  indoles*),  vel  erecta**),  habitualiter  dominantibus  superioribus,  vel 
ABIECTA***),  habitualiter  dominantibus  inferioribus,  quarum  maxima  passio  domi- 
NANs*)  vocatur.  Cumque  certa  earum  proportio  ad  certum  appetibilium  aversa 
35  biliumve  genus  facilius  feratur,  varia  hinc  temperamentorum  animae**)  genera 
constituuntur.  Ergo  temperamentum  auimae  multum  mutari  potest  ac  saepius 
exercitiis  et  consuetudine,  §.  650,  577. 

*)  die  Gemüths-Art.     **)  eine  edle.     ***)  eine  niedrige. 
*)  der  Hang.     **)  Mischung  der  Gemüths-Neigungen. 


456  JReftejionen  jur  2tnt!^ropologie. 

aScränberltdjfeit  ber  33egierben.  Äinbifc^. 
*  (^  2)a§  lüotilgefaUen  an  ber  2Birflict)feit  bc§  ©cgcnftanbeS  i[t 
bie  Segierbe.  (Sie  ift  auf  2:t)ätigfeit  gertd^tet  unb  nic^t  [MoiS]  auf  SSor-- 
fteflungen  mßglid^er  ober  erträumter  Scgierbeu.) 


1020.    Q^f  G^f  vn  i^n  M  251'. 

8llle§,  was  begehrt  ober  öerobfcfteut  wirb,  mufe  öorgefteüt  Joerben 
(ignoti  nulla  cupido);  aber  nic^t  jebe  üorfteHung  ift  bie  Ur[a(!)e  einer 
SSegierbe.  2)a§ienige,  toaS  an  bem  ©egenftanbe  practifd^  gefäüt  al§ 
[eine  Urfoc^e  öon  bem]  gehörig  ju  feinem  ßuftanbe  ober  feiner  ^)erfon,  ruirb 
begel^rt,  entmeber  practifd^  ober  gemünfd^t.  3)a§  placens  ober  displicens  lo 
ift  bie  causa  impulsiva.  3J?enfd^en  fonnen  einerlei  begefiren,  aber  au§ 
fe^r  oerfd^iebenen  33emegurfac^en :  einem  gefäUt  bie  ß^rbarteit,  weil  fie 
gute  2lufnat)me  öerurfacl)t  etc.  S)ie  causa  impulsiva  ift  enttoebcr  ein 
@inbruf  ober  33egrif,  SSorftelung  be§  SBol^U  ober  2J?i§fanen§  burd)  @inne 
ober  SSerftanb,  beg  5lngene{)men  ober  ®uten.  25ie  erfte  impefliren  per  is 
Stimulus,  bie  jae^te  per  motiva,  2)a§  arbitrium  immediate  deter- 
minatum  per  stimulos  ift  brutum.  motiva  finb  entmeber  nur  qvoad 
formam  aut  media  inteUectuel  [ober]  unb  qvoad  materiam  unb  imme- 
diate fenfitiü;  alSbenn  ^eiffen  fie  bod^  Stimuli,  toeil  eine  ^anblung  üon 
ber  Urfaci^e  unb  nid^t  oon  ber  mauier  ben  9la^men  befommt.  2)ie  motiva  20 
intellectualia  pura  finb,  tt)a§  gefäüt  unmittelbar  im  SSegriffe;  nun  ift 
biefeä  nid^tS  anber§  al§  ein  guter  SBiUe,  weil  aüeS  anbere  nur  bebingter 
3Beife  gefaUen  fan  al§  3Klttel  (g.  (g.  2)ie  2Berfe  ber  Schöpfung,  talente 
beä  5Renf(^en)  unb  alles  bie  SSebingung  l^at,  bafe  ein  SBille  ba  fei),  ftd^ 
aUeä  beffen  tDol)l  gu  gebraud^en.  Sllfo  ift  bie  moralifd)e  bonitaet  allein  25 
bie  abfolute,  unb  bie  motiva  moralia  finb  pura.  2)odt)  ift  ba§,  tt)a§  bafe 
allgemein  nott)töenbige  9Kittel  ift  fie  ju  unterfdt)eiben:  nemlid)  bie  2luf» 
fldrung  ber  ^Dractifd^en  3Sernunft,  aud^  ein  motivum  purum.  3J?it]^in 
practifd^e  2Barl)eit. 


7  null  II  cupido  fehlt.  \\  9  [bem]?  [ben]?  ||  18  L)as  a  von  aut,  wie  es  sehe  in  f,    si' 
in   s   hineincorrigirt,   vielleicht  den  Anfang  von  sive  oder  seu,  das  man  statt  ant  er- 
wartet. II  inteUectuel?  intellectual?  ||  23  Die  Klammern  Zusatz  des  Hg.s. 


3(tr.  1019-1021     (23onbXV).  457 

1021.    a^—y^.  M2ö2f.  E 1 328. 

2)ie  ßauffalitaet  ber  Sßorftellung  in  2ln|el^ung  (« i{)rer  ©elbft  ift  bie 
£u[t)  ber  actualitaet  be§  £)biect!§  (*  Dbiecte  überhaupt)  ift  bie  23egierbe 
{^\ia%  2eben;  ber  consensus  mit  bem  Seben:  bie  2u[t).  2)ie  SSorfteÖuiig 

5  aber  mu&  l)iebeq  eine  33ei^iet)nng  aufö  fubiect  ^aben,  [feine]  e§  gur  ^Qnb= 
lung  ju  beftimmen.  2)lefe  33e3ie^ung  ift  Suft,  unb  ^roar  an  ber  2Birflid^= 
feit  be§  ©egenftanbeS,  b.  i.  ein  intereffe  (jur  23eurtt)eilung  gehört  nid)t 
"QOi^i  intereffe).  2)a§  intereffe  beruht  auf  bem  2ßol)lgefaUen  an  unferem 
3uftanbe,  [fo  f]  meldjer  oon  ber  «)irfli(t)fett  be§  ©egenftanbeS  2lb^öngt. 

10  Qi  Causa  impulsiva  t)eifet  td^,,  maö  intereffe  be^  fid)  fü^rt.)  Elater  ift 
bie  fubiectioe  receptiüitaet,  jum  23egel)ren  bewegt  ju  werben. 

(*  Suft  am  ©egenftanbe  ift  3Bol)IgefaIIen,  an  ber  %iftenj  ift  SSer* 
gniigenO 
Me  SSegierbe  ift  entweber  practifd^,  bie  ben  ®runb  ber  e;riften^ 

15  be§  obiects  enthalten  fan,  ober  muffig,  bie  erftere  ift  mtUfütir:  t>OL^ 
SSermögen  ju  beget)ren,  maS  in  unferer  ©emalt  ift.  ©ie  2Bilfül)r  ift  ent= 
raeber  fmnlid)  ober  inteUectual.  2)ie  erfte  wirb  afficirt  burd^  stimulos; 
bie  ßwegte  ift  ein  SSermogen,  ju  l)anbeln  unabl^angig  üon  stimulis  na^ 
motioen.    2)a0  arbitrium  [sensitivum]  intellectuale  ift  feberjeit  liberum; 

20  nber  'QOl§)  sensitivum  tan  liberum,  au(!^  brutum  feqn,  \iOi§>  le^tere,  wenn  e§ 
neceffttirt  mürbe  burd)  stimulos.  2)a§  arbitrium  intellectuale  wirb 
(•"  entmeber)  subiective  aud)  neceffttirt  burc^  [stimulos]  motiva,  unb  benn 
ift  ba§  fubiect  reine  intelligent:  bie  ibee  eines  arbitrii  puri  (» mirb  nid^t 
afficirt  bur^  stimulos),  ober  eS  wirb  mooirt,  aber  nid^t  neceffitirt  (^  burd^ 

2r.  motiva),  unb  bur(!^  stimulos  eben  fo  mol^l  afficirt,  aber  nic^t  neceffitirt. 
2)a§  ift  \iCi§>  arbitrium  humanum  al§  liberum.  SBürbe  unfere  SBilfü^r 
bie  obtectioe  necejfitatiou  fubiectio  aud^  al§  fold^e  empfinben,  fo  mürbe 
baö  ber  ^^i^e^'^eit  nid^t  entgegen  fei)n,  unb  \)(i^  SSermögen,  ber  obiectioen 
neceffitation  entgegen  ju  l^anbeln,  beroeifet  nid^t  bie  greijl^eit.    2)iefe  ift 

50  Spontaneität,  unb  jmar  reine  ber  2Billtül)r. 


1  s-Zusätze:  v—\<j.  ||  2  93orfteflung  .*  93orfleHungcn  ?  H  3—4  Das  Verweisungs- 
zeichen für  baä  8eben  steht  aus  Versehn  nicht  nach  ift  oder  33cgierbe,  sondern  nach 
bie.  II  5  feine?  ||  9  tt)eld)er  aus  Well^ed  ||  10  Nach  Elater  ein  Verweisungszeichen, 
dem  kein  zweites  erttspricht.  \\  20  leitete  später  ausgestrichen,  als  (in  i//?  (p — jf?; 
zwischen  den  Zeilen  von  Nr.  1021  noch  weitere  Reflerionen  hinzugesetzt  wurden.  \\ 
30  ber  «HS  beä 


458  9iefiejiünen  jur  Slnt^ropologie. 

2)aö  3Sermögen  ber  ^rotdt  (*  ber  ©in^eit  ber  2lb[id^ten),  b.  i.  ber 
©ilfül^r,  bie  auf  bie  (Summe  aller  Sriebfebern  gerichtet  ift,  i[t  ber  Sitte. 
(*  3lbjtc^t  —  ßwef  —  Intention  —  5J?a;L-ime  —  ©efmnung  — 
®efe^.) 

Elater  ift  ba%  ä^ermögen  einer  causa  impulsiva,  bie  SSegierbe  gur    5 
%^ai  gu  beftimmen,  fo  fern  fte  auf  ber  [fub]  23ejci^affenl)eit  be§  fubiectS 
berul^t.     2)al^er  ftnb  öiele  motiva  nid)t  gnugfame  elateres  für  ben 
2Renfc^en.   2Bir  nel)men  enttoeber  an  nid)t§  fonberlic^  iutereffe  ober  nid)! 
am  inteUectuetten  ober  nur  fo  öiel,  al§  §um  2Bünfct)en  gureid)!. 

Sßir  fönnen  nid)t  beojeifen,  ta^  mir  fre^  ftnb  (physice);  aber  mir  10 
fönnen  bod)  nur  unter  ber  '^het  ber  ^retj^eit  '^anbeln  (practice), 

2)a§  arbitrium  humanuni  ift  nid^t  neceffitirt  per  stimulos,  alfo  nid^t 
brutum,  fonbem  liberum,  aber  al§  liberum  fubiectiö  aud^  nic^t  neceffitirt 
burd^  Motiva,  alfo  nid^t  purum,  fonbem  fenfttiü,  aflfectum  stimulis.  5)er 
?5rei}^eit  in  atter  Slbftc^t  ift  ntc^tö  mel^r  entgegen,  alö  t>a^  ber  üKenfd)  15 
einen  fremben  Url^eber  ^at. 


1022.   V.  M2öO. 

2)er  t^ätige  Sitte  ift  ber  oornel)mfte.  3)er  Untätige  be§  5Kitleiben§; 
ber  l^artnäfigte  unb  unt^atige  Sitte  beffen,  toaS  gar  uic^t  in  unfrer 
©etoalt  ift.  2)ie  ftnnli(!^e  33egierbe  [ift  biejcnlge  rceld)e]  fteljt  entiüeber  nod)  21. 
unter  unfrer  Sittfiil^r  ober  ^lid^t. 


1023.  V.    M250. 

2)ie  S5egierbe  ift  \i(x§>  So^lgefatten  an  bem  ©afeijn  eines  [2)ingeS] 
mDglid)en  2)inge§.   ©a§  2)ing  felber  fan  gefatten,  aber  befjen  2)afei)n 
gleidjgültig  feijn.    oben  fo  fan  \i(!i%  2)ing  misfaflen,  aber  \i(i%  SDafei^n  25 
baoon  aus  anberen  Urfad^en  gefatten,  g.  @.  um  ber  2Kannigfaltigfeit 
Witten. 


1024.    v^f  fif?  M250. 

©mpfinbungen  o\§>  urfad^en  ber  33egierben  ftnb  Stimuli:  appetitio 
sensitiva.  30 


1  b.  t.  ber  aus  b.  i.  beä  ||  14  Motiva?  30?ottDen? 
21  unter  unfrer? 


9h-.  1021  —  1027  (Öonb  XV).  459 

Segriffe  al§  urfad^en  ber  Segierben  ftnb  motiva:  appetitio  in- 
tellectualis. 

Belege,  wenn  e§  ftnnli(f)e  Segriffe  fet)n,  bie  [ntebc]  ftnnlid^e  2BiUfül^r, 
wenn  c§    reine    Segriffe  fe^n,  bie  reine  SBiQtütjr  l)eiffen. 


25 


102s.    V.  M261.  EI  407. 

3lffecten  ftnb  [stimuU]  3ftüt)rungen,  bie  bem  Seft^  feiner  ©elbft  tt)ieber= 
ftreiten;  man  n3irb  baburc^  aufeer  [xä)  gefegt 

Seibenfci)Qften  ftnb  Segierben,  bie  ber  ^erfci^aft  feiner  ©elbft  mieber* 
ftreiten;  man  wirb  baburc^  feiner  felbft  nid)t  mäd^tig. 


10  1026.    V.  M250. 

2)a§  arbitrium  ift  qvoad  qvalitatem  causarum  impulsivarum  vel 
sensitivum  vel  intellectuale  et  purum:  Stimuli,  motiva.  [qvoad]  Sen- 
sitivum  qvoad  vim  necessitantem  causarum  impulsivarum  est  vel 
brutum  vel  liberum.    Hominis  arbitrium  sensitivum  est  liberum,  h.  e. 

15  [est  facultas]  («'  arbitrium  intellectuale  est  subiective  superius).  Arbitrium 
intellectuale  semper  est  liberum,  sed  plane  sensitivum  [est  br]  sive 
brutum  non  est  liberum. 


1027,   V.  M250. 

Necessitatio  per  stimulos  est  arbitrium  inferius.    Independentia 
w  a  coactione  per  stimulos  libertas.    Vis  [libertatis]  omnes  actus  arbitrio 
ibero  submittendi  est  arbitrium  superius. 


1   Statt   alö  .  .  .  finb   im   Ms.    vier  Striche.  \\  3   Hiebe?  ||  4    Statt   wenn   C^, 
SBcgtiffe  jet)n  im  Ms.  drei  Striche. 

S — 9  Ausser   den   drei   ersten   und  vier   letzten  Worten  stehn  im  Ms.  nur  noch 
die  Worte:   bet  ^erfctjoft;    im  Übrigen   sind   durch  neun  Striche  die  Worte  des  ersten 
Absatzes  als  auch  für  den  zweiten  gültig  erklärt. 
Iß  s.  statt  sive 


460  9iejTejtonen  aiir  5lnt^ropologte. 

1028,    V.  M251. 

Q>  2)ie  SBiafü^r,  beren  man  ftc^  bett)u[t  ift,  t[t  SBille.) 
2)a§  WD^IgefaUen  ober  miSfaÜen  al§  ber  ®runb  einer  moglid^en 
^anblung  ift  bte  SSegierbe,  al§  ber  ®runb  einer  fünftigen  eigenen  ^anb= 
lung  ift  bie  [prafttf(^e]  tf)ätige  23egierbe  [SSorfay.  2)a!§  SSermögen  [praftifd)]    5 
t^ätig  gu  begehren  ift  bie  SBiUfü^r.  (5§  ge^t,  maS  nid)t  in  unfrer  ©emalt 
ift,  nad^  SBunfcl^;  loaS  bartnn  ift,  m6)  SBittfü^r»  SBünfdie,  \iCi  pe  nur  bie 
©eftnnung  anzeigen,  muffen  nic^t  SSeftrebungen  fe^n.  ®te  SBiÜfü^r  ift  ent= 
toeber  blinbe  ober  freije  SBiafu^r  (brutum  ober  liberum).   SSorlier  mufe 
nodö  angemerft  »erben,  ha^  \ia§>  2Bot)lgefaaenbe  an  bem  ©egenftanbe,  10 
beffen  SSorfteÜung  ber  ©runb  ber  t^ätigen  33egierbe  ift,  SSeaegurfac^e 
\)t\^t    (2)ie  ©rünbe  be§  2Sunf(J^e§  ^eiffen  nicftt  23eö)egurfa(i)enO   (2)ie 
(^  fre^e)  2Biafu^r  ift  in  anfe^ung  berfelben  \\m\\^  ober  intettectual). 
2)ie  blinbe  2ßiafüf)r  ift  bie,  fo  burc^  eintriebe  (stimulos)  neceffitirt  unb 
beftimt  toirb.   2)ie  Unab^ängigfeit  ber  2Biafü^r  oon  ben  stimulis  ift  bie  15 
%xtxi\)dt  2)er  actus  ber  ^re^'^eit  gefc^iel^t  nad)  ^Belieben,  ber  tl^ierifd)en 
SBiüfütir  nad)  inftinct.  2)ie  ÜJ?enfct)U(l^e  SBiafö^r  ift  eine  freije  Sßiüfü^r, 
in  »elci^er  bod^  cntmeber  bie  antriebe  ber  ftnnlid^feit  ein  Übergemidjt 
l)aben,  unb  benn  fjei^tä:  bie  jtnnlid^e;  ha  ü)0  bie  [Sorftel]  23en)egung§= 
grünbe  al§  oorfteHungen  ber  3?ernunft  ben  Sluöfc^lag  geben:  bie  üer=  20 
nünftige  2Billfüt)r,  meiere  legiere  rein  ift,  menn  auc!^  indirecte  jene  feinen 
(Sinfluö  '^aben.    23eQ  ben  OJ^enfd^en  t)aben  bie  25emegung§grünbe  ber 
reinen  2Biafül)r  gü3ar  eine  Äraft:  ben  2Bunfd),  aber  nid)t:  bie  ^anblung 
l^eroorjubringen.    2)ie  ftnnlic^feit,  fo  ferne  fte  burc!^  ben  SSerftanb  jur 
ßinftimung  mit  feinen  33ett)egung§grünben  gebrad)t  wirb,  tjeifet  praftifc^eö  25 
®efül)l.   2)enn  aUe§,  mag  unter  ben  obiectioen  ©efefeen  ber  fretjen  2Bia= 
fü^r  ftel^t,  t)cifet  practifc^.    £)a§  ^ractifd^e  ©efü^I  ift  in  2lnfet)ung  ber 
beiuegenben  Urfac^e  fein  finnlid^  ©efü^l;  ol^ne  ein  :practij(^  ®efü^l  bringen 
bte  motioe  ber  reinen  SßiUfül^r  nur  SBünfc^e,  b.  i.  untätige  33egierben, 
l^eroor.  30 

©clbft  bie  Slnratl^ungen  ber  ÄIugt)eit  erfobern  ein  praftifdö*  ©efül^l 
(^  ni(i^  gefü^l  ber  Sinne);  fonft  billigt  man  fte  ^\o<xx,  aber  fte  ftnb  o^ne 
Äraft.  2)aju  f)ört  nic^t  ein  größerer  ®rab  ber  SSernunft,  fonbern  @tdrfe 

2  Der  g-Zusatz  ist  vielleicht  als  selbständige  Reflexion  zu  fassen.    Er  zeigt  dieselbe 
Schrift  und  Tinte  wie  Rfl.  1028,  steht  aber  ohne  Verbindungszeichen  in  M  §.  666,  über  den    35 
Worten  in  .  .  .  tOOS  (Z.  6/7).  ||  ift  im  Ms.  nur  einmal.  ||  9  Die  Schlussklammer  fehlt- 


«Rr.  1028—1030  (Sanb  XV).  461 

berfelben.  2)ie  ßeibenfd^aften  treiben  oft  \\)x  Spiel  mit  ber  SSernunft,  fo 
ha^  fie  3U  lauter  falfd^en  S^orauSfe^ungen  unb  2;rugfcl^lü[fen  öerleiten 
unb  jte  mit  unaufhörlichen  SSlenbmerfen  hintergehen.  3ußi  prafti|d)en 
®efü^l  mtrb  erfobert,  ba^  bie  Slflgemein^eit  ber  SSorfteKung  in  eine 
Oftül^rung  üermanbelt  werben  fönne.  2)a§  praftijd^e  ®eful)l  ge^t  nid^t  öor 
ber  SSernunfterfentniä  üor^er. 

*  (3  2)a^  bag,  mag  man  tl^un  fotl,  objmar  bie  Sfieigung  bamieber 

i[t,  eben  barum  eine  mirfung  auf  un§  t^ue.   2Bir  ^aben  einen  ftol^, 

ben  ^lleigungen  bie  ^errfci^aft  gu  benel^men.) 


1029.    vf  s^f?  c^ff  }(^??  fiff  M252. 

Actus  voluntatis  Q>  liberae)  fiunt  pro  lubitu,  actus  arbitrii  bruti 
pro  instinctu  (^  qvoad  causas  impulsivas  diversae  speciei)» 

Arbitrium  sensitivum  vel  intellectuale 
leges  pathologicae  leges  practicae:  mag  gefd^el^en  foU  |  ob- 

physiologicae  iectivae  | 

Arbitrium  sensitivum  humanum  non  est  brutum,  sed  animale,  ergo 
subiectum  legibus  practicis, 

arbitrium  intellectuale  vel  est  purum   vel   afifectum;   in   priori 
caussae  impulsivae  nee  indirecte  (^  mediate)  stimulis  subsunt. 

Leges  practicae  arbitrii  intellectualis  puri  sunt  leges  morales. 
(9  2)ie  be§  affecti  finb  leges  pragmaticae«) 

Animalitas:  menn  h(X§>  arbitrium  intellectuale  niemals  purum  ift. 

Bestialitas  (^  brutalitas):  menn  b(X§>  arbitrium  brutum  nid^t  intellec- 
tuale mirb. 


1080,    (p'f  Q'ff  M249. 

Judicium   per  complacentiam   et   displicentiam    est   diiudicatio; 
33eurti^eilung. 


14/5  Vielleicht  sind  die   beiden   Striche  Verweisungszeichen,   bei  deren   zweitem 
der  beabsichtigte  2ext  fehlt.  \\  22  Von  animalitas  an  möglicherweise  erst  später  (sicher 
30    noch  in  v)  zugesetzt. 


462  9fJef[ejionen  jur  Stntfjropüloflic. 

Complacentia  non  solum  respectu  faturi   obiecti;   sed  qvatenus 
pertinet  ad  statum  futurum,  est  appetitio. 


1031,    (p^.  M  249.  E  1 404.  In  M  §.  663  und  66i : 

SBenn  ntd)t  allein  ber  ®egen[tanb,-  fonbcrn  feine  Sßirflic^feit  gefällt. 

3nneigung  ober  Slbneigung. 

5J?üfftge  unb  treibenbe  SSegierben:  otiosae,  impellentes.  3^ne  ftnb 
entiucber  fpielenb  ober  angelegen.  2Bünfd[)e.  2lbrt(i)ten.  Sreibenbe  38e= 
gierben  ge^en  auf  SSemegung  unferer  tl)ätigen  Äraft,  entroeber  aU  ein 
bloßer  2Bunfc^  berfelben  ober  alö  Sriebfeber.  S^ne  bringt  ein  blofeeö 
©ntfinben,  biefe  ein  33e[treben  l)eröor.  3ene  ©eftnnnng,  biefe  2lu§übung. 
2lllgemeine!§  ^inberniS  ift  3;rägl)eit;  wir  ftnb  gern  paffio.  ^een^ä^rdjen. 
®leic^gen3i(^t  ber  33ett)egung§grrinbe  obiedio  unb  Sriebfebern  fubiectio. 
Unfd)lüfeigfeit  auö  bem  erften  niac^t  2luffd)ub  ober  SSebenfen.  2lu§  bem 
Sroet)ten  Unrul^e  unb  Ungebult. 


1032.    (p'?^?fQ'f'^a'ffM260. 

SSon  ber  tranSfcenbentalen  5rei)l^eit,  bie  öon  ber  practifcl)en  unter= 
fcl)ieben  ift  unb  independentia  ab  omni  causa  externa  necessitante  ift. 

3)er  5I?enfd)  roirb  nid^t  neceffitirt  (subiective)  per  stimulos:  ha§  ift 
ein  SSorpg;  aber  er  lüirb  aud)  ni(t)t  neceffttirt  per  motiva.  (Sin  Unglnct; 
boc^,  roeil  fein  3Serftanb  fc^road)  ift,  mufe  er  aud)  nic^t  neceffitiren. 


ß  E:  obet  ntutt  unb  ||  7  A'uch  angelegen  ein  Vencemmgszeichen.,  dem  lein 
ziccttes  entspricht.  ||  9  Auf  bringt  (Zeileiieiuk!)  fi>lijen  zu  Beginn  einer  neuen  Zelle 
noch  einige  durchstrichne  Buchstaben  (Tiber  tft?),  die  rermuthlivh  vur  dem  mtehträg/icli 
hinzugefügten  bringt  geschrieben   u-(iren.  j]  W  eine  \\  11  IPir'   lUtrb? 

lii  trausscend:  25 


gjr.  1030-1033  (23anb  XV).  463 

lOSS.  fp'f  Q'~o'!f  M30Ö.  EI 706.  In  M  §.  762  (ahgedmckt 
in  Bd.  X  VII) : 

@§  finb  innigfte  ^Drperbemegungen,  über  bie  ber  SBiUe  feinen  6iu= 
fluiS  ^at,  fonbern  nur  geraiffe  ä^^orfteUungen,  n3eld)e  unfer  3BiHe  reiben 
fan.  3)a§  blaSmerben,  errot^en,  gittern,  l^ergtlopfen  fan  feiner  33er^üten 
ober  ftiüfü^rlid)  f)erüorbringen.  @inbtlbung§fratt  f^ut  bie§  aÜeS,  unb 
Vit  ift  mit  betn  Körper  üereinigt. 

2)er  2eben§gei[t  fd)eint  ein  befonber  principium  ber  ^Bereinigung 
ber  (Seelen  mit  bem  Körper  j^u  fegn,  ber  üor  fici^  felbft  roirft  unb  worauf 
ber  ttiUe  feinen  ©influö  ^at.  %i  biefer  erregt,  fo  bewegt  er  fo  wol^l  bie 
©ebanfen  o\§>  ben  itörper  untoidfü^rlid^.  2)a§  .f)erj  wirb  angegriffen, 
unb  biefe§  i[t  ber  ®runb  be§  commercii.  evogf-tcöv,  incitans.  Nervosus 
Iiomo  (sceleti  instar)  suo  motore  animatur  et  est  homo  in  homine. 


1  Zu   Ar.  KiS.'l  njl.   llß.  1016,   1017,   1252  und  de,,  Schlnss  des  L  El.    Ha  12 
'■'    hii    III.  Theil  diese.s   Ba,ides  unter  den   Colleg entwürfen  aus  den  70er  Jahren.  \\  4  /'.': 

unfern  2ßi((en  .  . .  [fonnen]  1|  7  mit?  metft??  nicf)t  (so  E.)?f  \\  10  biefer  sc.  3)er 
\?eben^geift  1|  8—13  Über  die  SPeretnigunq  ber  ©eelen  (E:  (geele;  mit  bem  Ä^rper 

sprach  Kant  im  Anschluss  a,i  M  §.  733 — 730  (Sectio  XXII)  auch  in  seinen  Anthro- 
[jologievorlesungen  häufig  mehr  oder  weniger  ausführlich.    Vgl.  z.  B.  Starkes  „Menschen- 

'^'=  künde''  S.  330—337,  das  Danziger  Anthropologie -Heft  Bl.  97'— 98":  „Von  der 
(iemeiiischaft  der  Seele  mit  dem  Körper'',  das  P uttlich? sehe  Anthropologie- Heft 
S.  283 — 286:  „Von,  Einfluss  des  Köipers  auf  die  Seele".  In  diesen  drei  Fällen  stehn 
die  betreffenden  Ausführungen  unmittelbar  vor  dem  zweiten,  die  Charakteristik  ent- 
haltenden   Theil  der  Anthropologie,    in  dem   Anthropologie- Heft  Ms.  geim.    Quart.  400 

2^    der   Berliner  Königlichen    Bibliothek  dagegen  auf  S.  443 — 448  inmitten  des  Abschnitts 

SECTIO   XXII 

COMMEKCIUM  ANIMAK  KT  CORPORIS. 

§.  733. 

Multi  motus   corporis   inei  ab   arbitrio   meo   pendent,  §.  14.     Ab  arbitrio, 

"^    (uius  inilii  snm  conscius,  peudentes  moti.s  coRroRis  ARuiriiAKir''),  §.712,  dicuntur,  et 

urbitrarii  a  facultate  siiperiore  pendentes  sunt  sohntarii**),  §.  721.     Re-[290]gimen 

AsiMAE   IN   coRPis*"^*)   cst   depeiideiitia   raotimm    huius   ab   arbitrio   illius.     Hinc 

auiina  mea  habet  regimen  in  corpus  meum. 

■■■■)  willkürliche.    •'*)  freiwillige  Hiwegufigen  des  Leibes.    "**)  die  Herrschaft 
35  diT  Seelen  über  ihren  Leib. 


464  JReflejionen  jur  5lntt)topotoaie. 


vom  Bege/irungsvermöc/en,  im  ReicheV sehen  Anthropologie-Heft  im  Abschnitt  über 
Physiognomik.  In  seinen  Vorlesungen  pflegte  Kant,  wie  auch  der  Schluss  des  Colleg- 
entwur/s  L  Bl.  IIa  12  zeigt,  ausgiebigen  Gebrauch  von  dem  reichen  Material  zu 
machen,  das  H.  D.  Gaubius  in  seinen  Sermones  II  academici  de  regimine  mentis,  quod 
medicorum  est,  veröffentlicht  hatte.  Die  erste  Rede  wurde  1747  (nicht  1767,  wie  es  5 
in  der  3.  Aufl.  S.  I  fälschlich  heisst),  die  zweite  1763  gehalten  und  gedruckt.  Eine 
2.  Auflage  erschien  1767  resp.  1769,  eine  3.  (gemeinsame  beider  Reden),  um  einen 
Sermo  academicus  de  iis,  quae  virum  medicum,perßciunt  et  exornant  von  A.  K.  Boerhaave 
vermehrt,  1776  (188  S.  stark,  von  denen  die  Reden  des  Gaubius  150  S.  einnehmen). 
Auch  in  ^^^  2.  Absatz  der  obigen  Rfl.  schliesst  Kant  sich  ganz  an  Gaubius  an;  der  10 
lateinische  Schlusssatz  stammt-  aus  dessen  1.  Rede,  aus  der  hauptsächlich  folgende  Stellen 
in  Betracht  kommen:  „Quotiescunque  in  mirabilis  istius  Consensus  rationem,  sejiosita 
omni  fictione,  natura  ipsa  duce,  inquirere  studeo;  toties  detegere  mihi  videor  in  Animo 
aeque  ac  in  Corpore  singulare  aliquia,  quod  utrum  Incitans,  an  Impetum  faciens,  an 
cum  Hippocrate  'Evoquwv,  an  'OQfir^v,  aut  Impetum  et  Incitationem  ipsam  appellare  15 
quis  voluerit,  mihi  perinde  est;  de  re  modo  mecum  conveniat.  Id  nimirum  volo,  ex 
quo  violentum  illud,  quod  cum  in  Animi  perturbationibus,  tum  in  motibus  Corporis  est, 
profluit.  Etsi  vero  utrumque  ad  commune  quoddam  genus  referri  eo  nomine  potest- 
(juoniam  praecipua  illa  incitandi  facultate  inter  se  similia  sunt:  tamen  cum  alterum  in 
Animo,  alterum  in  Corpore,  sedem  habeat,  nequaquam  confundenda  esse,  quis  non  videt?  20 
Est  profecto  in  Animo  aliquid  ab  ordinaria  cogitandi,  intelligendi,  ratiocinandi,  judi- 
candi,  facultate,  atque  a  voluntate  etiam  pacata,  uti  opinor,  diversum,  ipsum  tamen 
cogitationis  non  prorsus  expers,  quod  cum  sopitum  est,  abesse  diceres:  tarn  nihil  agit: 
cum  incitatur,  impetu  vix  reprimendo  mit  violentissimum.  Id  vero  si  in  ortu  suo,  cum 
primum  erumpere  incipit,  consideras,  nihil  invenis  praeter  cogitationem,  qua  Mens  sibi  25 
aliquid  repraesentat  tanquam  bonum  aut  malum,  «ibi  suove  Corpori  utile  aut  noxium, 
adeoque  amabile  aut  detestabile.  Ea  cogitatio  quum  se  jungit  rei  cusjusdam  ideae, 
quae  Animo  praesens  est,  mox  perturbatus  iste  impetu  velut  abripitur,  ac  Jam  turbulente 
omnia  longeque  aliter,  quam  ante,  cogitat  et  facit"  (2.  Aufl.  S.  35 — 37,  3.  Aufl. 
S.  24 — 26).  „Est  autem  in  Corpore  etiam  ' EvOQfimv  aut  Incitans  aliquod,  naturae  30 
corporeae  adfine,  adeoque  extra  Mentem  constitutum.  Corporis  vivi  pars  praecipua,  imo 
forsan  ipsa  Vita  dicenda.  Principium  id  motionis  est  omnium  Corporis  membrorum> 
ex  quo  cuncti  Uli  motus,  quos  Corpus  sponte  sua,  ignara  Mente,  exercet,  profluunt; 
quod  etiam  superstites  in  resectis  divulsisve  animalium  vivorum  partibus  palpitationes 
eiere  videtur;  cujus  interventu  ac  ministerio  sensuum  motuumque  Organa  ad  mutuum  35 
Mentis  Corporisque  commercium  animantur;  quod  ipsum  denique,  Homine  perturbato, 
cum  socio  suo,  quod  in  Mente  paulo  ante  posui,  impetu  effrenato  per  omnia  grassatur. 
Credibile  est,  si  quae  in  Corporibus  cum  sanis  tum  aegris  animadvertuntur,  sedulo 
■consideramus,  istud,  quod  dico,  Incitans  in  illa  Corporis  parte  sedem  habere,  quam 
origines  progressusque  Nervorum  constituunt,  quamque  haud prorsus  incongrue  Nervosum  40 
hominem  appellari  posse  videtur;  cum  per  Universum  Corpus  distributa,  singulisque 
ejus  partibus   tanquam   immixta,   si  seorsim   ab  his  secreta  fuerit,  sceleti  instar,  sinui- 


S«r.  1034  (SBanb  XV).  465 

1034L.    ip'-^.  M249'.  EI 400. 

2)ie  cauffalitact  ber  JßorfteüungSfraft  überl^au|}t  in  Slnfel^ung  ber 
©egcnftanbe  bcrfelben  i[t  baä  Scben.  2)ie  S3e[timung  ber  3Sor[teUung  gur 
actuation  be§  obiect§  ift  bie  23egierbe. 

$Da8  Sebcn  ift  nichts  al§  Segel^rungSöermögen  in  ber  gringften 
SluSübung. 


lacrum  Hominis  efiingere  possit.  Praeterea  Nervorum  ista  compages  suo  intus  motore 
haud  minus  animatur,  quam  ipsa  reliquam  Corporis  molem,  per  quam  diffusa  est,  agitat, 
eoque  sensu   Hominem  veluti  in   Nomine  repraesentat^^   (2.  Aufl.   S.  40 — 41,   3.  Aufl. 

10  S.  27 — 29).  Inhaltlich  übereinstimmend  ist  die  Lehre  des  Gaubius  in  seinen  Institutiones 
pathologiae  medicinalis  (2.  Aufl.  1763  §.  181  ff.).  Den  Ausdruck  hoQfxwv  finden  wir 
auch  in  Nr.  1254,  sowie  übersetzt  als  illud  impetum  faciens  Hippocratis  in  Kants 
Rede  De  Medicina  corporis  quae  Philosophorum  est  (i^gl.  Anhang  II  in  diesem 
Bande).     Der   Terminus   stammt   aus  Hippocrates'    epidem.    l.  6.   s.  8,   wo   die  besten 

15  Handschriften  jedoch  nicht  fvoQfxwvia,  sondern  oq/xwvju  lesen  (so  auch  in  den  Aus- 
gaben Littr€s  V  346  und  Kuhns  III 624).  Von  Hippocrates  hat  Galen  (De  tremore, 
palpitatione,  convulsione  et  rigore  Cap.  V)  den  Ausdruck  übernommen.  In  der  Medicin 
des  17.  und  18.  Jahrhunderts  hat  fvoQfiöSv  (oQfXbiv)  als  terminus  technicus  eine 
grosse   Rolle  gespielt.      So   kommt   er  bei  J.  Bapt.    van   Helmont  vor:    Opera   omnia 

20  1682  4°  S.  80  (2),  498  (1),  520  (4);  an  den  beiden  letzteren  Stellen,  wie  auch  in 
J.  B.  van  Helmonts  Opuscula  medica  inaudita  1682  4°  S.  148  (11),  wird  ivog/ucüv 
mit  impetum  faciens  wiedergegeben  und  mit  dem  Archeus  van  Helmonts  identificirt. 
A.  K.  Boerhaave  machte  den  Terminus  zum  Gegenstand  einer  besonderen  Schriß: 
Impetum  faciens   dictum  Hippocrati  per   corpus   consentiens  philologice  et  physiologice 

25  illustratum,  observationibus  et  experimentis  passim  firmatum  (1745  480  S.  Vgl.  bes. 
§.  59,  107).  Vgl.  ferner  J.  P.  Brinckmann:  Beweis  der  Möglichkeit,  dass  einige  Leute 
lebendig  können  begraben  werden  1772  S.  26 — 8,  Tüsot:  Trait€  des  nerfs  et  de  leurs 
maladies  T.  I  Partie  I  1778  S.  1991200  §.  132  (deutsch  in  Tissots  sämtlichen  zur 
Arztneykunst  gehörigen  Schriften  Theil  3,  2.  Aufl.  1790  S.  163/4),  sowie  die  Medicini- 

30  sehen  Lexica,  z.  B.  Barth.  Castellus:  Lexicon  medicum  graeco-latinum,  ante  a  Jac. 
Pancratio  Brunone  iterato  editum,  nunc  denuo  ab  eodem  et  aliis  plurimis  .  .  .  correctum 
(Ed.  nova  accuratissima  1746  4°)  S.  302:  „Enormon,  impetum  faciens.  Dicitur  et 
aimpliciter  OQfiüv,  epitheton  spirituum  aptissimum,  et  rei  naturam  exprimens,  videlicet 
summam  levitatem,  tenuitatem  et  activitatem".    Vgl.  auch  ebenda  S.  420  unter  „Impetum 

35  faciens^^.  Femer:  Onomatologia  medico-practica,  Encyklopädisches  Handbuch  für  aus- 
übende Aerzte  in  alphabetischer  Ordnung  (1783  I  576 ff.,  2411/2);  St.  Blancard^g 
arzneiwissenschaftliches  Wörterbuch  (neu  bearbeitet  nach  der  neuesten  Isenflammischen 
Ausgabe  1788  II 187);  Ldw.  Ag.  Kraus:  Kritisch-etymologisches  medicinisches  Lexikon 
(2.  Aufl.  1826.  S.  320/1).  —  Auf  van  Helmont  und  Kraus  hatte  Herr  Prof.  Dr.  Paget 

40    in  Berlin  die  Güte  mich  aufmerksam  zu  ynachen. 

Äant'S  S^rfften.    ©onbfc^riftlie^er  ^Raci^IaS-    n.  30 


466  SRefleilonen  jut  2lntf)ropoIogic. 

1035.    ip'-'-.  M250'. 

5ct)  ^anölc  pro  arbitrio,  fo  fern  i(i)  mir  öorfteOe,  bafe  "QOi^  obied 
in  meiner  ©eroalt  feq;  aber  biefer  actus  gejct)iet)t  pro  lubitu,  fo  fern  id^ 
mir  üorftefle,  hd^  aud)  \iQi%  ©egent^eil  in  meiner  ®eroalt  fet);  biefe§  mürbe 
eine  blo|e  2:Qulc^ung  feijn,  roäre  ber  2)?enfct)  nic^t  tranSfcenbental  freQ. 


1036.    ip'-'.  M250'. 

Conceptus  libertatis  est  vel  practicus  vel  transscendentalis. 


1037.    ip'-'.  M230'. 

3)ie  ^]Jioglid)!eit  pradifc^er  3flegeln  fe^t  bie  ^re^^eit  üorau^.    2)enn 
Siegeln  finb  nnr  obiecten  üor  ben  3Serflanb  unb  alfo  motiva,  fönnen  aUfo  lo 
nur  bie  grcQt)eit  beftimmen. 


1038.    ip'-'.  M251'. 

appetitio  est  vel  secundum  qvid  vel  simpliciter  iDtellectualis. 


1039.    ip'-'.  M25r. 

3e  entfernter  ber  ßroef  ber  ftnnlid^feit  ift,  ie  allgemeiner  unb  un= 
beftimter:  befto  mel^r  fomt  ber  SBiÜe  bem  inteUeduetlen  nal)e. 


1040.    ip'-'.  M25r. 

3)ie  r^nlid)e  Suft  ift  entroeber  fubiediü  (3Sergnügen):  \i(x^  obied  ift 
angenehm;  ober  obiectiü:  ba§  obied  ift  fcl)on  (®efüt)l  —  ®ef(!^ma!);  boiS 
erftere  in  ber  (Smpfinbung,  \iQi^  ^roe^te  in  ber  2lnfcf)auunö.  obiectum 
complacentiae  intellectualis  est  bonum. 


5  transscend : 

16  intell: 

21  complac:  int: 


«Rr.  1035—1044  (>öaiib  XV).  467 

1041.    V>^-2.  M251'. 

2Benn  \i<x?>  abfolute  ®ut  nic^t  auf  ba^ienige  ge'^en  jott,  toaS  i^ 
empfinbe  (leibe),  fo  mu§  e§  lebiglic^  in  bem  be[tef)en,  wie  ic^  ()Qiible. 


1042.    ip^-^.  M242'. 

Repraesentationum  caussalitas  spontanea  seu  spontaneitas  in  caus- 
salitate  perceptionum  est  facultas  superior  appetiiiva. 


1043.    xp^-\  M252. 

©ie  ^rcq^cit  wirb  negatiü  befinirt  burc^  iiuiependentiam  a  necessi- 
tatione  per  stimulos;  po[itit)  aber  burc^  \i(x^  3Sermögeii,  nod^  motiöen  ^u 
l^anbeln,  alfo  nad^  ber  biiubication  be§  ®uten  unb  Söfen,  benn  2ßo^l== 
gefallen  mufe  vim  elateris  t)aben.  Sllfo  i[t  nur  58ergnügen  ober  Sugenb 
\iCk^,  was  vim  elateris  ^at.   3)eun  ©efd^maf  ^ot  nidjt  vim  Elateris. 

(^  jenfttioe  —  inteQectueöe  Seroegurjac^en.  Unterf(^ieb  oon  9iatur 
unb  %xtx^\)t\i]  practifc^c  ®efe|e  —  foflen.) 


15  1044.    ip'-^.  M2Ö2.  190a. 

M252: 

2)ie  appetitiones  secundum  qvid  intellectuales  jinb  ber  obiectiüen 
®e[e|e  unb  imperatiüen  fa^ig:  namlid)  ber  ®efc^iflid)feit  ober  aud)  Älug= 
'^cit;  bie  [absolute]  simpliciter  intellectuales  fielen  unter  morali|(i)en 
20  imperatiüen  öom  abfoluten  ®ut.  @§  i[t  aber  aUeS  blo§  relatio  gut,  auf[er 
bie  Überetnftimung  ber^ret)^eit  mit  fic^  felbft  nad)  allgemeinen  ©eje^en; 
"üix  M iOOa:  correfponbirt  complacentia  intellectualis  pura.  Slljo  [inb 
moralijd^e  motioen  motiva  pura. 


6  percept: 

13  Der  g-Zusatz  bezieht  sich  vielleicht  auf  die  letzten  lateinischen  Worte  von 
M  §.  669,  zwischen  resp.  unter  denen  er  steht,  ohne  mit  der  Hfl.  1043  durch  Ver- 
iveisungszeichen  verbunden  zu  sein. 

22  Dass  die  beiden  Theile  der  Bfl.  (auf  M  252  und  M  190a)  zusammen- 
gehören, bedarf  keines  weiteren  Nachweises.     Es  folgt  daraus,  dass  das  Durchschuss- 

30» 


468  Siefiejtonen  jur  ^ntl^ropologic. 

2)ie  motiva  moralia  ftnb  rational  unb  auf  ibeen  gegrünbet,  bereu 
©egenftanb,  bie  allgemeine  (Sinftimmung  ber  i^req^eit  unb  barauö  bie 
©lüfjeeligfeit,  in  concreto  nid^t  moglid^  ift. 


1 045.    ipi-^Ui—x^f  M190b. 

2)ie  practijd^en  ®efe^e  enunciiren  h(x^  ®ute,  folglid^  lDa§  allgemein 
unb  not^menbig  gefällt,  mithin  ni^t  ta?)  blo§  angenet)me,  fonbern  ba§ 
allgemein  angenel)me,  b.  i.  mag  im  ®anjen  3ufammenl^ange  angenel)m 
i[t.  2)ie  Semegurfad^en  fmb  alfo  barum  nur  obiectiü  unb  öor  ben  SSer^ 
[taub.  2llle  imperativi  au§  jtnnlic^en  SSemegurfac^en  ©ebieten  bebingt 
unb  relatiD  ba§  nü^lid)e.  @§  mufe  aber  enblid^  bod^  ein  abfoluteS  ®ut 
jeQn;  h(x§i  fan  nur  burd^  35ernunft  erfannt  merben  unb  betrift  nur  bie 
i^orm  ber  ^req^eit,  namlid^  il)re  burc^gangige  ßujammenftimmung  mit 
'\\i)  felb[t  nad)  allgemeinen  ©efe^en. 


1 046.   ip'-^  f  v—i  f  f  M  190h. 

2)ie  5Reigung  gel^t  auf  ein  obiect,  bie  SBilfül^r  auf  ein  obiect  in  2Be= 
äie'^ung  auf  anbere  obiecte  ber  5Reigungen,  ber  SBiüe  auf  aüe  ©egenftdnbe 
ber  SBilfü^r  ober  ber  SÖegierben  ober  aüe  23egierben  jufammen  genommen. 
@§  ftnb  bal)er  öiel  Steigungen,  2erleQ  2Bilfül)r  unb  nur  ein  SßiCle. 


blatt  M  l'JOajb  nach  M  252  einzuschieben  ist.  Damit  stimmt  auch  der  Inhalt  der  auf 
M  WOajb  stehenden  Reflexionen  1009,  1010,  1019,  1045— 1047  überein,  der  sich  au/ 
M§.6C)9ff.   bezieht,  mit  M  §.540 ff.   dagegen  nichts  zu  thun  hat.  \\  46723  intellectulis 

20  Vor  ber  SBitfiilir  muss  wohl  Siegeln  ber  53eftimmung  ergänzt  irerden,  so 
dass  3lügemeine  —  Seftimmung  den  moralifd)  practtfd)e/;,  ber  SCBilfü^r  —  ift  de// 
tec^ntfd)  procttfdje//  imperatiuen  entspricht.  \\  21  fie  fehlt. 


1 047.    xp'-'  ?  v—x  f  ?  M  190b. 

SlUgemeine  Q'  objediüe)  Oflegeln  ber  23e[timmung.    ber  2Bilfü^r,  fo  20 
fern  pe  fubiectio  äutotlifl  ift-   f^nb  imperatioen;  mithin  imperatioen  ent= 
meber  ted^nifc^  practifc^e  ober  moralifd^  practifd^e. 


9Rr.  1Ü44— 1051  (23anb  XV).  469 

^reij'^eit  ber  2BiIfül)r  als  imputatiöitaet  ber  ^onblung. 
9laturnotl)03enbtgfeit. 
2)a§  moralif(^e  @efe^  bemeifet  bie  er[tere. 

2Som  bi§iuuctioen  ^mperatiö  mieber  bie  adiaphora  moralia,  tt)o  Bei}be 
opposita  gleich  erlaubt  jtnb.  Äein  princip  ber  neutralitaet  im  3JZorQlijd)en. 


1048.    tp^.  M249. 

Causalitas  repraesentativa  respectu  obiecti  est  Vita,    elater  vel  est 
Stimulus  vel  motivum. 


1049.   ip^~K  M249. 

Complacentia  actualitatis  obiecti  est  appetitio. 


1050.    ip"?  (v^V  M250.  EI 316. 

2)ie  cauffalttoet  ber  SSDr[tenun9§fraft  in  2lnfef)ung  ber  2Bir!lid)feit 
i^rer  ©egenftanbe  i[t  ha^  geben.  2)ie  Sejie^ung  ber  S^orfteüung  auf§ 
fubtect  als  33e[timmung  i^rer  ßaufjalitaet  i[t  ®efü^l  ber  Su[t.  2)ie  ^t' 
]5  (\ie^ung  ber  Sebenäfra[t  aut§  obiect  alö  causatum  i[t  23egierbe. 


1051.   \ff(v^)  M250.  EI 316. 

2)a§  2lngenel^me  ift  hOi^  tt3Dl)lgetaIIen  an  [©egenf]  ber  SBirflic^feit 
beä  ©egenftanbeö,  bal  (Sd^öne  unb  @ute  ni^t  immer. 


3   etftere?    unfere.'.*  ||  4    Nach   SmpetOtiO    ein  Verweismigszeicken,    dem    kein 
20    zweites  entspricht. 

7  Caus:  repraes: 
17  an  aus  am 


470  SJefIejiünen  ^ur  Sliitliropologic. 

1052,    xp^Uv^?)  M2Ö0. 

2)ie  muffige  unb  ^ractif(t)e  Segierben.  SBUfü^r.  2)ie  SÖctoegurfadie 
iinD  bie  Sriebfeber.  2)er  ^xozl.  2)er  SBiöe  qI§  SSermögen  be§  ©nbäiüefö, 
b.  i.  tt)Q§  ber  6umme  aUer  jlriebfebern  gemäS  ift. 


1053.    ip^.  M250.  InM§.664: 

©ie  ßaufalitaet  ber  3Sorfteüungen  in  ber  33eftimung  unferer  ^x- 
fentniöfrafte  in  Harmonie  ift  ©efd^maf. 


1054,    xp^.  M251'. 

%xtvi\jt\i  ift  baö  SBermögen,  \\i)  burc^§  arbiirium  intellectuale  allein 
(\u  beftimmen.  2)iefe§  fan  alfo  feine  causam  impulsivam  üom  obiect  lo 
{^  intereffe)  l^er  Ijoben.  Sllfo  ift  e§  nichts  al§  bie  ^^orm  be§  ®efe^e§.  2)ie 
SÖefc^affen^eit  ber  SBiQfü^r,  fo  fern  fte  fo  beterminabel  ift,  ift  bie 
moralitaet.  2llfo  befiehl  ^retj^eit  blo§  in  ber  Sefc^affenl^eit  ber  SBilfül^r, 
bur(!^  moralifc^e  ©rünbe  beftimmt  ju  »erben.  5)iefe  mad^en  \\)x  eigenes 
intereffe.  ^n^^penben^  üon  patt)oIogifd)er  neceffttation.  2Benn  bie  e;ciften^  is 
beS  obiectio  ber  ipanblung  in  ber  praeDifton  bie  lüiUfüfjr  beftimmt,  fo  ift 
biefe  fo  fern  ftnnlic^.  Sllfo  mufe  bie  reine  SBilfü^r  blo§  burd)  bie  ^-orm 
eines  ®efe^eS  ber  ^anblung  beftimmt  merben. 


1055,    xp".  M251. 

Causae  impulsivae  finb  im  obiect.     Elateres  ftnb  ^xz,  fo  fern  im  20 
«Subiect  bie  ^ä^igteit  ift  beftimt  ju  werben. 


1056.    ip'.  M251. 

2)ie  moglic^feit  einer  SSorfteÜung,  causa  impulsiva  ju  fe^n,  ift  elater 


2  Scgterben?  Segierbe? 
6"  unjerer?  uiijrei?  itiifer? 


25 


9ir.  1052-1061  Cöanb  XV).  47 1 

animi;  toie  etiraS  elater  animi  fet)n  fönne,  ift  nicf)t  immer  cin^ufet)en, 
aufjer  beQ  bem  Slngene^men.  it)ie  ba^  ®efe^  elater  fet)n  fönne. 


2)ie  2BiÜ!üt)r  mit  33emu[tfei)n  i[l  ber  SBiüe.    2)a§  5ßermögeu  ber 
6  SBiüfü^r,  mit  DoÜiger  gemalt  ftc^  jum  ®egent^eile  gii  beftimmen,  ift 


1038,    ip^-^.  M  249'. 

3)qö  SL^ermögen,  burc^3Ser[tanbe^grünbe  (motiva)  beftimt  ^\x  merbcn, 
ift  inteUectual;  biird^  stimulos:  ift  fenfitiD.    SBenn  ber  Semegungögrunb 
10  nid^tS  ftnnli(^e§  entölt,  ift  bie  SSiÜfiil^r  rein. 


1059,    ip-^-'.  M249. 

2)aö  SBo^IgefoÜen  get)t  auf  ben  ©egenftanb,  bie  Segierbe  auf  ta^ 
2)afct)n  beffelben,  ba^  arbitrium  auf  beffen  2)afe9n,  fo  fern  e§  in  unferer 
®emalt  ift.  2)a§  SSelieben  ift  ba§>  9Seri)altni§  beä  2Bot)lgefaaeng  gur 
15  mmi\\)x. 


1060.    ip'-'.   M251'. 

2)er  2BiUe  ift  ba^  35ermögen,  nad)  ßmefen  ju  ^anbelu;  ein  3iöef  ift 
ber  ©egenftaub  bei  SBiQfü^r  nad)  33egriffen. 


1061.    ip^-t  M25r. 

2)te  fre^e  mM\x\)x  ift  ber  SBitte. 


•172  SReflejtoiicn  jur  3lntl)ropoIogic. 

Von  den  Affecten  insbesondere. 

A.   Von  d&r  Regierung  des  Gemüths  in  Ansehung  der  Affecten. 
§.75  (VII 253—254). 

B.   Von  den  verschiedenen  Affecten  selbst.    §.  76—79  (VII 254— 265). 

1062.    n.  M297. 

2Bir  !önen  ben  felbfttabel  uitb  bic  ©ntriiftung  über  un§  fclb[t  nidjt 
auf  un§  einjc^rdnfen;  tüir  fallen  mit  bem  UntüiQen  auf  anbere,  inbem  wir 
i^nen  entioeber  @d)ulb  geben  ober  fonft  au§fa{)ren. 

2Bir  fct)ränfen  bic  Straurigteit  nic^t  in  un§  felbft  ein;  mir  fönen 
nic^t  leiben,  ^o.^  anbre  frö^lic^  fegn. 


1063,    n.  M296'.  E 1 369. 

SSe^utfomfeit,  ftc^  innerl^alb  ber  @^pre  ber  Urt^cilSfraft  anberer 
3U  Italien,  bamit  man  nic^t  au§gelarf)t  merbe,  unb  [nad)]  innerl^alb  i^ren 
©runbfa^en,  bamit  man  oerftanben  merbe.  3n  ©efeUfc^aft  mufe  fein 
allgemein  [gongba]  angenommener  ©runbfa^  angefochten  toerbcn.  2)er 
mutl^roiUlge,  ber  [i^odbmüt^tge]  eigenliebige  unb  ber  boSl^afte  ober  l)amij(i^c 
@pott.  5)a§  Sachen,  mobe^  ber  anbre  nic^t  mit  lad^t. 


1064.   7if(p'ff  M301.  EI 427. 

2)er  @^)ott  l)at  entroeber  ©tadjeln  ober  Bäl)ne.  3^  crften  fade  ftid^t 
er,  im  anberen  beifet  er.   2Benn  man  jid)  eine  Suft  maci)t  über  \ia^,  toaS  20 
ben  anberen  frdnft,  fo  mufe  er  je^r  böfe  feijn,  unb  bennod^  ift  biefer  @))ott 
etroaS  ^d§li(i^e§.    Sßenn  ber  anbre  fü^lloö  ift  unb  nur  jum  ^opanj 
bient,  fo  ge^t  e§  an 


11  Zu  Nr.  1063—1065  vgl.  VI  467. 

2  t  E:  bcmnod)  25 


SRr.  1062—1068  (Sanb  XV).  473 

1065.    Q^—z f  (v f)  nff  M 290'. 

2)ie  erfte  SSemegung  eines  OJZenfc^en  gegen  einen  unbefanten  ift  bie 
be§  ©tolles  unb  ber  felbftliebe,  um  il^m  ni(!)t§  über  uns  einzuräumen. 
2)ic  Stockte:  toir  forfd^cn  in  i^m,  um  i^n  ju  ergrünben,  unb  im  ftanbe 
ber  9iatur  ift  biefe  SSemegung  [aRitlelben]  2J?iStrauen.  ®rofee  SSerfommlung 
[wo  roir  ai«  gremb]  jagt  un§  furd^t  ein,  meil  mir  ieben  al§  ®efä^rli(!^  cor 
uns  in  Slnje^ung  beS  Scotts  unb  ®ringf(^ä^ung  anfeilen  unb  bejorgen, 
uns  üon  biefer  feite  p  jeigen;  bal^cr  bie  Semü^ung  unb  2lngftlic^!eit, 
feine  oortl^eil^aftefte  Seite  ju  meifcn. 


1066,   Q^—tf(vy  nff  M290'. 

33om  ©cfc^maf,  ft(^  in  ©efeUfc^aft  gu  necfen. 


1067.   Q^—Tf  (vf)nff  M290'. 

SBaS  ber  Slbfc^eu  fet)?  mie  er  ftc^  öom  ^affe  (^  gegen  Sieblojtgfeit) 
unb  ber  SSerac^tung  (^  gegen  felbftoerroerfung)  unterfc^eibe?  gleic^fam 
ein  ®emif(^  oon  beijben.  9iät)crt  ftd^  bem  ßfel. 

©M^aft  ift  falfc^er  2Bi^,  oft  mieberl^olte  einfalle,  langmeilige  ©r* 
aäl^Iung,  @elbftlob.  3n  ©peifen  ÜbcrfluS.  fe^r  füfe  ober  fett,  öfteres 
einerlei),  ^afelpner.  ©fel^aft  ©efic^t  alter  SBciber.  ^eibegger.  ®crabe 
gu  baS  faule  unb  ejfcremente  beS  tl^ierif(!^en  Körpers  überl)au|3t.  ®fle 
Äranf^eiten.  2)er  (äfel  mad^t  fatt,  unb  junger  oertreibt  ben  @fel. 


1068.    Q^—vf  nff  M290\ 

SSom  5Reibe  ber  Ü)?enfc^en  in  Stnfel^ung  i^reS  bel^enben  ®lüfS;  ge^t 


5—9  Vgl.  VII  260.  \\  6  grentb? 

12   Zu   Nr.  1067  vgl.  VII  178,   und  speciell  zu   J^jctbegget  VII  300,  366. 
26   15  bei)ben?  beijbem? 


474  JRefleiioncn  aur  Slntt)ropoIogte. 

nur  auf  bie  in  gleidicm  [tanbe.   aWan  tDünfd)t,  ta^  fte  ta§>  Unglüf  pro= 
biren  mod^tcn.  2Kan  gönnt  ben  9f{ömern  fc^lappen. 


1069.   Q'—vfnf?  M290'. 

S)a§  ber  Icbtjatte  unb  ®ei[treic^e  acteur  o'^nc  ßeibcnfci^aft  am  be[len 
agirc.   SDofe  gejc^ifte  musici  wie  ÄD(!^e  o^ne  ©efc^maf  jtnb. 


1070.   V.  M294.  EI 429. 

SlUe  Seibenf(i^aften,  toenn  fic  tocd^jelfeitig  genommen  merben, 
jc^mac^en  ftc^,  e.  g.  ^afe;  aber  bic  Siebe  ftdrft  jtd^.  (ä§  ift  alsbenn  fein 
©piel,  jonbern  ßrn[t  SKit  affecten  löfet  ftd)  ein  6^jiel  treiben.  ^Rdmlid^ 
ta^  interefje  »ergebt,  wenn  ba^  <S^)iel  ein  ßnbe  l)at.  ©urd^  ba§  ©piel 
airb  ba§  ®emüt^  nur  belebt,  nid^t  gefefjelt.  (Sinen  mirflid^en  ^afe  gegen 
eine  gemiffe  ^crjol^n  ober  ©tanb  erregen  ift  ni(^t  fc^one  Äunft,  jonbern 
®ej(|)itlic^!eit. 


1071.   V.  M294'.  EI 423.  376. 

©emiffe  Seiben  erregen  gugleid^  ben  5Kutl),  i'^nen  ju  mieberftel^en,  is 
e.  g.  f^einbfctjaft  unb  ©emalt.  [a«an]  anbcre  S^mäd^en  ben  ÜKutt),  e.  g. 
Slrmut^  mit  (Srniebrigung  üerbunben.  ©inige  Äränfungen  ftnb  jo  oer« 
bunben,  \ia%  jie  e^er  bie  Seibcnjc^aft  als  ben  SKutl^  jum  toieberftanbe 
auffobern,  e.  g.  3;raurigfeit  beim  SSerlu[t  ber  ©eliebten,  ßorn  über  9ia(^= 
lafeigfeit  im  ^auSmejen.  2)al^er  Äleinigteiten  oft  me^r  afficiren  al§  20 
tt)i(i^tigc  2)inge. 

«Jlid^t  mifjenfdiaften,  jonbern  ojjentlid^e  ©d^ulen  mad^en  gejd^liffcn. 
^durijc^  grob,  faujmännijd^  grob,  ablid^  grob,  ^afjet  auf  alle  ©täube, 
l)at  aber  jeine  oerjc^ieben^eit  unb  bic  5Ra^men  bloS  oon  ber  2lrt  grob^eit, 
aeld^e  burd^  ben  ©taub  mobificirt  mirb.  25 


1  in  glctd^eni?  im  gleid^en.* 
3  Zu  Nr.  1069  vgl.  VII 264. 


fflx.  1068-1072  (Söanb  XV).  475 

Sltle  ®rob^eit  rü^rt  üon  ber  eingebilbcten  Unabl^öngigfeit,  bafe  man 
[lij  um  bei  anberen  miHen  nic^t  binben  bürfe.  @elbft  bie  ^liebrigfeit 
befreit  com  Sojanfl^r  ö^^il  oian  bod)  gar  al§benn  nid^t  \m\)x  beurt^eilt 
mirb.  5)ie  SBiffenjdjaften  ma(!^en  fanft  unb  gefittet,  bie  uniDerfttaeten 
gefc^üffen,  ber  ^o[  manierli(!^  unb  artig. 

iVeinl^eit  i[t  ber  ©robl^eit  entgegenie^t. 

5)er  ®robe  ®laubt,  be§  anberen  HnmiHe  fönne  il^m  nid)t  f^oben. 


1072,  ip.  L  BL  Ha  36. 

S.  I: 

10  SSom  Sttfect.    3)a§  Sfiier  üerliert  im  Effect  fein  3?crl)altm§  auf 

ben  ©egenftanb  nid)t  auö  ben  Slugen  unb  rei|t  bie  t^atige  Äraft  nur  in 
33e3iel)ung  auf  benfelben.  2)er  ajienfd)  ridjtet  bei^m  33erbruffe  nidjt  bIo§ 
feine  Äraft  auf  ben  ©egenftanb,  fonbern  ftimulirt  fo  p  fagen  feinen 
SSerbruS  felbft,  gleid)  al§  ob  er  bie  SebenSfraft  gur  3:f)atigfeit  fammle. 

■15  2)aburd)  entfpringt  benn  eine  auf  ftd)  felbft  reflectirte  ®emüt^§bemegung, 
ba  e§  gegen  ft(^  felbft  wütet  unb  ftc^  gerrüttet  unb  fid^  in  Slnfe^ung  be« 
obiectg  (öornemlic^  bei)  @d)am,  %\xx6:ji  unb  3orn)  unfähig  mac^t.  SBarum 
Derliert  aber  ba§  ®emüt^  babei)  bie  ^errfc^aft  über  ftd),  ba^  ju  t^un, 
mal  man  nidbt  min,  unb  ba§>  nidi)t  gu  t^un,  ma§  man  raiCI.  2)arum,  meil 

20  e§  ftd^  fein  ©efübl  ftdrfer  aU  bie  t^atige  Segierbe  erregt  l^at,  fo  ftnb  bie 
üitalbemegungen  in  Hnorbnung  gebracht  uub  bie  milfül)rli(^e  nidjt  in 
unferer  ^ad^t.  ®ie  ßebenSfraft  gebt  auf§  ^l)i)ftfd)e  moblbefinben,  bie 
SSegierben  auf§  ibeale.  3ft  ieneä  in  Unorbnung  gebracht,  fo  fel^lt  bie  Äraft 
ju  biefem. 

25  'S.  //: 

Slffecten:  1.  plöfelicl):  %ur(i)\,  [greu]  ßorn  unb  ©d^am  unb  il^re 
©egentljeile:  ^-reube,  Siebe  unb  [©elbftäuDetfidit]  Sro^.  2.  fortbaurenbe 
SBirfungen :  Sraurigteit  (ßufrteben^eit),  ^afe  (Zuneigung)  uub  @c^ü(^tern= 
^eit  ober  SBlöbigfeit,  5JJenfd)enfd)eu  («Selbftjuüerftc^t).   ^reube  über  ta^ 


2  anberen?  anbern?  ||  7  anbeten?  onbern? 

16  eö  sc.  das  Gemüt.  \\  24  btefem?  btefen?||;86  Die  1  ist  nachträglich  über- 
geschrieben. II  27  Das  Kulon  nach  ®egentl)etle  dürfte  durch  die  beiden  letzten  Begriffs- 
paare (^OXW  —  ßiebe,  ©^ani  —  %X0^)  gerechtfertigt  sein,  irährend  man  als  Gegentheil 
von  |5urd)t  allerdings  5D(Utl)   erwarten  würde. 


476  SRcfIejtoncn  jur  Stnf^ropologie. 

®cgenö)ärtige  tft  3u[nebenl)eit,  über  ha^  Äüntttge  ^ofnung,  über  basf 
SSergangene  Sroft,  fo  mk  2;raurigfeit  über  ba^  Sßergangene  33ebauren, 
SReue. 

@orge  t[t  continuirltd^e  §urc^t  unb  mad^t  baS  SBefen  ber 
Sraurigfeit  au§. 

3)en  ^abfüc^ttgcn  trift  oornemlic^  bie  ^urci^t,  ben  ^errjd^^ 
füc^tigen  ber  ßorn,  ben  ß^rfüd^tigen  bie  ©d^aam.  2)abet)  i[t  ta^ 
®emüt^  entmeber  ftarf  ober  fc^ioac^.  '^m  er[ten  ^aüe  öjirb  ber  Slffect  nic^t 
®emütl^§be|c^af[en^eit.  2)ie  ^urd^t  wirb  burc^  Wutl),  ber  ßoru  burd)  3u= 
trauen  auf  jtc^,  bie  ©d^am  burc^  SSerpltniSmafeigeä  ßutröun  auf  jic^ 
geI)oben. 

@^)iel  ber  2lffectcn  in  Gomoebicn  unb  Spielen. 


2)emocrit  —  ob  bie  SBelt  al§  obiect  p  ßaci^en :  9larrenne[t  oorju= 
[teUen  feq.  Si^rintl^icr.  Stro^sl^oniuS.  Hofnarren.  3ofep^» 


10 


13  Im  Ms.   nach  ßod^en  ein  Punkt.  ||  13 — 14  Zu  2)emocrit  vgl.  2 15 11,  jsf.,    i5 
zu  £Qrtnt{)ter  5926,  6O24—36,  sowie  die  folgende  Anmerkung;  auch  in  J.  G.  Lindners 
Lehrbuch    der    schönen   Wissenschaßen    1768    II  174    wird    die    Anekdote    von    den 
Tyrinthiern  als   etwas   allgemein  Bekanntes   erwähnt.  \\  14  Zu  StOp^oniuS    vgl.   man 
Reiches  Anthropologie- Heft  aus  dem  W.S.  1789/90  S.  103:  ,,Er  siehet  aus,  als  wenn 
er  in   der  Hölle   des   Theophorius  [lies:  Höhle  des   TrophoniusJ  gewesen,  nannten  die    20 
Alten  den,  der  immer  sauerköpfisch  aussieht.''''     Kant  hat  dies  Wort  vielleicht  aus  dem 
Spectator  No.  598  (24.  Sept.  1714.   Deutsche  Übersetzung  2.  Aufl.  1749  VIII  178/9): 
„Ein  vortrefflicher  italienischer  Schriftsteller  .  .  .  wünschet  sehr  ernsthaß:  dass  er  zum 
Besten  des  menschlichen  Geschlechts  die  Hole  des  Tropho?iius  im  Besitze  haben  möchte, 
welche,   wie   er  saget,   mehr  zu  der  Verbesserung  der  Sitten  beitragen  würde,  als  alle    25 
Spinn-   und  Zuchthäuser  in  Europa.     Wir  hohen  eine  sehr  umständliche  Beschreibung 
von  dieser  Hole  beym  Pausanias,  welcher  uns  erzählet,  dass  sie  in  Gestalt  eines  grossen 
Ofens  gemacht  sey,   und  vie  e  besondere  Umstände  habe,   welche  die  Personen,  die  in 
derselben  gewesen,    dahin  vermocht,  dass  sie  tiefsinniger  und  nachdenkender  geworden, 
als  sonst  gewöhnlich;  so  dass  man  niemals  beobachtet,  dass  ein  Mensch,  der  einmal  in    30 
diese  Hole  gegangen  war,  hemachmals  sein  Lebenlang  wieder  gelacht  habe.     Es  war 
zu   denen  Zeiten   üblich,   dass   man    zu  einem,  der  finsterer  in  seinem   Gesichte  aussah, 
als   es  gewöhnlich   war,   sagte:   er  sähe  aus,   wie   einer,  der  erst  den  Augenblick  aus 
Trophons   Hole    käme.''''     Die   ganze   No.  599  des  Spectators   (vom  27.  Sept.  1714, 
a.  a.  0.  S.  180—3)  führt  den  Gedanken    aus,  der  Spectator  sei  im  Besitz  der  frag-    35 
liehen  Höhle  und  gebe  öffentliche  Nachricht  von  den  Veränderungen,  die  bei  den  ver- 


mt.  1072—1073  (Sonb  XV).  477 

1073»    ip^.  L  Bl.  Ha  3.  S.  I: 

ßur  Sef)re  oon  Slffectcn. 
ßj^aracteriftid. 
Slnt^ropo^^obie  ift  öon  5Rifant^ropie  gu  unterjd^eiben.    Sene  ift 
5  5Kenf(^enf(^eu,  entmeber  |d)ü(]^terne  ober  überlegte  burci^  ©ntbecfung  i^rer 
©(glimmen  feite.  2)tefe  [ent]  (SHeib  ober  ©(^abenfreube)  gel^ört  p  ben  Sei* 
benfc^aften  unb  l^at  ^errf(!^fud)t  ober  ß^rjuc^t  ober  ^abfud^t  gum  ©runbe. 
3Son  ber  ©emütl^Sart  aU  bispofttion,  glücflid^  gu  fe^n,  unb  oon  ber, 
mo^Igejtnnt  unb  rec^tfc^affen  gu  fe^n.   2)en  moralifc^en  Slnlagcn  in  ber 
10  9latur  jum  Unterjc^iebe  beffen,  wa§>  33ilbung  geben  mufe. 
33om  Salent,  ba§  ber  cultur  gum  ©runbe  liegt. 
SBon  ber  Einlage,  ®efunb  ju  fe^n,  ober  ber  (5ompIe;cion. 
2)er  Anlage,  ©efettig  ju  fe^n. 
2)er  Einlage,  alt  ^u  werben. 


15  schiedenen  Menschenarten  infolge  des  Besuches  der  Höhle  eintreten.  Die  Beschreibung 
des  Pausanias  findet  sich  in  seiner  Descriptio  Graeciae  9,  39,  5 ff.  Kant  konnte  den 
Hauptinhalt  dieser  Stelle  auch  aus  de  Fontenelles  „Histoire  des  oracles'-^  kennen  lernen 
(I.  Dissertat.  Chap.  XV:  „Des  Oracles  en  Songe'-\  Oeuvres  de  M.  de  Fontenelle  nouv. 
e'd.   1752   II  318 ff.).      Erwähnt    sei  ferner,    dass   in   dem    Gespräch    Theokrits    mit 

20  Parmeniskos  in  de  Fontenelles  Dialogues  des  morts  (Oeuvres,  nouv.  €d.  1752  1 125 — 132) 
der  Gegensatz  zwischen  der  Lachlust  der  Tyrinthier  und  dem  Einfluss  der  Höhle  des 
Trophonius  auf  ihre  Besucher  eine  grosse  Rolle  spielt.  Der  Dialog  beginnt  mit  der 
Frage  Theokrits:  „Taut  de  hon,  ne pouvi€8-vous plus  rire  apres  que  vous  eutes  descendu 
dans  PAntre  de  Trophonius  V',  und  Parmeniskos  antwortet:  „Non.  J''€tois  d^un  s€rieux 

25  extraordinaire.^^  Die  Geschichte  vom  Opfer  der  Tyrinthier  (vgl.  oben  6O25—34)  wird 
auf  S.  129 — 130  im  Anschluss  an  Athenaeus  mit  vielen  Ausschmückungen  erzählt.  Fast 
wörtlich  übernommen  —  ohne  Quellenangabe  —  ist  diese  Stelle  in:  Varietes  historiques, 
physiques  et  litteraires  Tom.  II  Part.  II  p.  398  sqq.  in  einem  Aufsatz,  der  unter  dem 
Titel  „Einige  Betrachtungen  über  die   Traurigkeit  und  Freude^^  1755  im  VI.  Th.  des 

30  Leipziger  „Allgemeinen  Magazins  der  Natur,  Kunst  und  Wissenschaf ten''''  (vgl.  II 428, 
456)  S.  115 — 118  in  Übersetzung  erschien.  Auch  von  den  Wirkungen  der  Höhle  des 
Trophonius  ist  dort  S.  117,  ebenfalls  wohl  im  Anschluss  an  Fontenelles  Dialog,  die 
Rede.  —  Hinsichtlich  der  Trophonius  -  Sagen  sei  noch  auf  E.  Rohde:  Psyche^  1898 
1 115,  119 — 121,  125,  207  verwiesen,    wo   sich   auch   eingehende  Litteraturnachweise 

35    aus   antiken  Schriftstellern  finden.  \\  477l4  Was   das  Stichwort  Sofepl)    (eine  andere 
Lesart  scheint  nicht  möglich  zu  sein)  besagen  soll,  vermag  ich  nicht  anzugeben. 
9  ®en  aus  2)er,  kaum  umgekehrt. 


478  3(lefIejioncn  jur  9lntt)ropoIogtc. 

Von  der  Furchtsamkdt  und  der  Tapferkeit. 
§.77  (¥11256— 259). 

1074,    71— Q.  M323'.  EI 422. 

3Sou  ben  bueöen  ber  alten  2)eutfc^en:  1.  bamit  bie  (5^re  t)erjönli(t) 
fe^,  2.  bamit  feine  ^<x^t  ^eimlid^,  3.  fte  au[  einmal  abget^an  fe^. 


1075,    Q-'-T?n?f  M322'. 

©efc^ifUc^feit  unb  9Kut^  lafjen  fid^  au§  ber  ®efd)ict)te  alter  Seiten 
nur  SSerl^altniSweife  erfennen.  ©in  mittelmäßiger  5elbt)err,  eine  fc^lec^te 
nation  fönen  über  noc^  jc^Iec^tere  leicht  bie  ober^anb  befommen.  5^ur 
2;ugenb  unb  SBiffenfc^aft  ^aben  ü3a§  abfoluteg;  aber  3:uöenb  muß  lo 
menfc^üc^e,  nid^t  bloS  büraerlidie  ober  lanbe§manni|(^e  (^  2Saterlanb§= 
tugenb)  je^n. 


1076,   Q^—tfnn  M322'.  E 1 520. 

3)er  Diel  (^  aud^  ftc^  felbft  burd^  ^ofnungen)  Sßerjprid^t  (^  ol^ne  ah-- 
ftd^t  ju  l^intergel^en)  unb  nichts  lei[tet,  i[t  ttinbigt  (ber  alfo  fe^r  gefc^dftig, 
obgleich  gar  nic^t  tt)dtig  ift);  ber,  fo  Diel  Dorgiebt  unb  ntc^tg  l^at,  i[t  ein 
^ral)ler  (^  groät^uerifd)),  2)er  le^te  ift  nic^t  fo  fd^dblid^  al§  ber  erfte, 
obäwar  biefer  ein  beffer  ®emüt^  l^at,  mofern  er  nid^t  mit  abfielt  ftinterge^t. 


1077.    Q^—Tfnff  M322'.  E 1 421. 

(ätn  fcrupulöfer  Äopf  Dott  33ebenfltc^feiten  ift  eigentUd^  nid^t  SSer*  20 
jagf^eit,  fonbern  eine  3Keinung  Don  feiner  @d^arfftnnigfeit  in  2lnfef)ung 
aUer  concurrirenben  Urfac^en.    ©olc^e  ßeute  mit  ber  beften  (äinftd^t 
fommen  nidjt  fo  weit  aliS  [mit]  bie,  fo  bie  2Roglic^feiten  beq  feite  fe^en  unb 
bem  gemol)nlid^en  Saufe  folgen. 


7  &e\i(i)tt  II  olter?  aüer.* 

14  E:  aus  [ic^  ||  16  E:  oergibt  ||  17  E:  gro6fprec^erif(^ 


$Rr.  1074—1083  (Sonb  XV).  479 

1078.    vffQ^fJ  M289'. 

5)reu[te  Wm,  ein  immer  beioegteS  Sluge,  bie  fjölliöfcit  fic^  au§ 
Quem  burd)  ein  ablenfen  ber  3J?aterte  üermittelft  eines  ©pafeeS  gu  giel^cn: 
finb  Salente,  bie  fe^r  nü|li(^  finb,  aber  ieberjeit  mi§brau(!^t  aerben. 


5  1079.    vf  (Q^f)  M289\  EI473. 

Unüerj(^ömtl)eit  gehört  jum  ü^aturel,  2)reuftigfeit  gu  tolenten. 


1080.   (f^.  M289'. 

2)q§  talent,  feine  talente  ®ut  an  ben  2JZann  §u  bringen:  6^ar» 
latannerie,  ©infc^meic^eleq,  Sßerebt^eit,  3J?anier,   graDitaetijd^,   breuft, 
in  Gourmad^en. 


1081.   (f)'.  AI 293'.  EI 2. 

(äinen  2;on  ^aben  bebeutet:  jtc^  mit  felbfi^uüerftc^t  jeigen,  aljo  mit 
ber  SBelt  befannt  fe^n. 


1082.    V.  M324. 

3)reu[t:  gleid^fam  üon  2)räuen  ober  2)ro^en.  @ine  jol(^e  3J?ine, 
meiere  tro^t,  i[t  unbefct)eiben.  (lüberlic^  unb  lieberlicbO  S^re^mütljig  fan 
befd^eiben  je^n,  imglei<^en  gefegt  nnb  ^erj^aft,  aber  nid^t  breuft. 


1083.   x^^'^   LBl  E63.  RH 226. 
2)ie  ^erj^aftigfeit  i[t  etmaö  anberS  al§  ©ntfd^loffen^eit.  ^^  mürbe 
20  im  2:reffen  entfc^loffen  jetjn  nic^t  ^u  fliel^en,  ober  ba§  ^erj  mürbe  mir 

Zu  Nr.  1078—1080:  Vgl.   auf  M  289\   289    die   Nrn.  11 20 ff.,   11 29 ff., 

I240ff.  (bes.  1246). 
2  Singe.   ®te 

(i  jU  aus  ,^um,  umgekehlt  sehr  unwahrscheinlich.     E:  jum  'Talente 
25  19  anbevs?  anbercS? 


480  SReflejionen  jur  2lntt)ropoIogtc. 

[tat!  flopfen,  unb  ic^  mod^te  mo^l  fe^r  bie  ^^affung  öerliercn.  @ie  i[t 
forperlic^.  ^ommt  baju  eine  ßcttiffe,  gum  Sl^eil  leic^tjtnnige  ^^röl^Uöteit, 
jo  Reifet  e§  2JJut^.  ©ebulb  ift  nici^t  mut^.  Db  [elftmorber  ocrjagt  fe^n. 
@ie  jtnb  ungebulbig,  aber  nic^t  oeräogt.  ^eigl^eit  tan  ftatt  finben,  ob 
man  gleich  ben  2;ob  al§  «Selbftmorber  nicf)t  fc^euet. 

SSon  bem  3Kutl^e  ber  2)ueUanten  unb  be§  ©olbaten  im  ©ienfte. 
3ener  !an  ftc^  oft  öiel  faljc^e  2Keinung  öon  feinem  ®lüf  ober  gefc^ifli(^feit 
mad^en. 

Sfied^tmdfeige  ©ad^e  giebt  ÜKutl^. 

SBol^er  fricgerifd^er  OJJutl^  ben  ^öd^ften  2Bertl^  ber  SBilben  auSmad^t. 
Uncm:pfinblid^!eit  jtc^  tobten  gu  laffen. 

23om  ©rftaunen:  einer  ^alb  unangenehmen  ©emüt^äbemegung. 

3Watrofen. 


1084,    ip^fip^ff  LBL  HL 

ßur  Slnt^ropologie.    ßl^rtrieb,   35on  ber  35eranlaffenben  Ur=  15 
fad^e  p  buellen.   3!)er  SSefdjimpfte  foU  bemeifen,  ^a!^  er  bie  (ä^re  l^ö^er 
^alte  als  fein  Seben.  2).  i.  \iOi^  er  in  bem  Seben  nur  einen  SBert^  fe^e 
[jo  fem]  unb  beffelben  mürbig  ift,  als  er  nid^t  fo  mo^l  SSürgerpflic^t  als 
gl^re  gum  l^od^ften  33emegungSgrunbe  feines  2)afei)nS  ^at.    2)iefeS  tan 
er  aber  nur  [bew]  gegen  feinen  ®egner  bemeifen  baburd^,  "üqü^  er  [gegen]  20 
mit  feinem  SBieberfac^er  Seben  gegen  Sebcn  fe^t.    ©iefe  3bee  aber  tan 
nur  ftatt  finben,  wo  [eö  awe^bcutiß  »ft]  angenommen  mirb,   bie  @l§re 
muffe  ber  iemegungSgrunb  fet)n  unb  nid^t  ber  2Sortl)eil  ober  ber  SöJanSr 
fein  Seben  gu  magen,  alfo  in  einem  ßuftanbe,  morin  jebermann  ftd^ 
fre^miUig  bem  £)ienfte  beS  @taatS  mibmet  unb  alfo  nid)ts  gur  33elo^nung  25 
i)at  als  ßl^rc.  2Bo  alfo  ber  «Staat  burc^  freijmillige  2)iener  bef(^ü^t  wirb, 
©id^  für  6olb  ju  oertaufen,  ^at  etmaS  fd^impflid^eS  in  ftc^,  aber  bloS  um 
@^re  willen  gu  bienen,  ift  ebel.    ©in  folc^er  aber  ift  in  statu  natural], 
benn  ber  status  civilis  foU  auf  beffen  ß^rtriebe  guerft  gegrünbet  merben 
unb  feine  @id)er^eit  barin  finben.   @S  ift  etioaS  barbarifc^eS  in  biefem  3j 
Segriffe  beS  ©emeinen  SBefenS,  aber  etmaS  ebleS  in  ber  2lrt,  mie  man 
biefen  33egrif  beoeftigt.  2)er  9lid^ter  tan  swar  über  baS  9flec^t  unb  Unrecht 


10  ^od^ften?   l^ö(%ften?  ||  12   einer,   wie   es  scheint,   am  einem  \\  13  Zu 
«Katrofen  vgl.  VII 2573-5. 


3lt.  1083—1086  (^anb  XV).  4ÖX 

unterfd^eiben,  aber  x\\6)t:  »er  öon  be^ben  e^rliebenb  fei)  ober  nid^t.  Ob 
ber  mt§()anbelte  burd)  realiniurie  befc^impft  fei),  [luenn]  ^a,  wenn  er  fict) 
tte^ren  fan  unb  ni(^t  [rcertt)]  metjret.  2)ie  2)uene  fönnen  nur  abgefdjafft 
werben,  menn  jeber  gehalten  ift,  feinen  ÄriegSgenoffen  bie  33eleibigung 
ju  entbeden  unb  biefe  ein  tribunal  du  point  d'honneur  auSmad^en, 
lüeld^eS  bie  unmürbigen  auSftöfet. 

2)ie  @^re  mufe  auc^  ©irflid^  ^ö'^er  gefc^a^t  merben  al§  ba§  ßeben, 
aber  nid^t  ber  (S^renruf,  auffer  bei)  ©olbaten  unb  bem  Srauenjiuuner. 


Von  den  Affecten,  durch  welche  die  Natur  die  Gesundheit  mechani.sch 
10  befördert. 

§.  79  (VII 261—263). 

1085.    (f—ip.  M416.  EI 425. 

SlUeö  SBeinen  ift  eine  @m:pfinbung  öon  feiner  ^ülflofigfeit  in  einer 
Äranfung  [bie];  borauS  fan  man  oerfte^en,  ba^  niemanb  über  .eigen 
15  Unglüf  meinen  muffe,  meil  er  in  fi(^  felbft  ^ülfe  gegen  ben  ©d^merfe 
finben  mufe.  2)agegen  fan  man  lüo^l  meinen  über  ben  (Schaben,  ben  man 
anbern  burd^  feine  @d^ulb  üerurfac^t  l)at  unb  bem  man  nictjt  abhelfen 
fan;  benn  ba  foU  man  fic^  nid^t  gegen  ben  Sd^merj  Derl)ärten,  meil  biefer 
eine  gerechte  Strafe  ift  unb  man  baburd)  um  ißer^ei^ung  fle^t.  2Be^mut^. 


Von  den  Leidenschaften. 
§.80—87  (¥11265- 277  \ 

1086.   q'—v.  MS09'.  E1J62. 

SBenn  bie  ßeibenfc^aft  bloä  fmnlid)  ift,  fo  fan  fte  bie  Entfernung,  ift 


IS  Me^en    statt  SCßctnen;    wohl   nur  Schreibfehler.  ||  eine?    in?  (so  E.jff  II 
25    14  Nach  Oerfte^en  im  Ms.  ein  Punkt.  \\  16  muß?  mufeen??  E:  muffe,  ausgeschlossi^ii.  \\ 
18  biefer?  biefeä? 

22  Zu  Nr.  1086  vgl.  VII  180. 

ft  a  n  t '  8  @  (^  t  i  f  t  e  ii.    ^anbic^riftlic^et  !Ra.Ma§.    II.  3 1 


482  ateffcjionen  jur  Slntliropologie. 

fte  aber  ;)l)antQftif(^,  [o  fan  fie  nur  bie  ^a^e'it  unb  33efantj(!^Qft  tjeilen. 
(5ine  folc^e  i[t  gro^jer  in  ber  2lbJDefenl)eit  al§  ©egenroart. 


1087,    o}'-\    L  Bl.  Ha  15. 
S.I 

A.  2^on  ben  formalen  üieigungen  (^re^fieit  unb  SSermogcn)  ftnb  s 
bie  le^tere  5Reigungen  be§  2Bat)ne§,  ber  Söufd^ung,  ben  33eft^  ber  W\iit\ 
\m  ^tnreic^enb  ju  (äntbe^rung  be§  ßtcecfä  gu  t)alten.  —  2Beil  I^ier 
bie  ^tjontafte  bie  @teHe  ber  SBirflid^feit  ber  @ac!^en  oertritt  unb  bie 
(Sc^d^ung  be§  2Bert^§  oon  ber  SSernunft  abgezogen  toirb,  fo  jtnb  fte 
met)rentl^eil§  unheilbar;  —  Dorne^mlid^  toeil  ber5D^enfc^  il)re33efriebigung  lo 
al0  @elbftfd)öpfer  ber  3been  in  feiner  ®eö3Qlt  l^at,  unb  weil  biefe§  Sßer= 
mögen  unbegrenzt  ift,  fo  werben  biefe  9leigungen  bie  l)eftigfte  2eiben= 
fc^aften,  e.  g.  6^)ielfucl)t. 

B.  5ileigungen,  bie  auf  \i(x§>  2)?ateriale,  nömlid)  unmittelbar  auf 
"^(x^,  roa§  für  fic^  2lngene!^m  (alfo  ^vatd)  ift,  ge^en,  fönnen  auc^  Seiben»  15 
f(l)aften  merben  unb  finb:  1.)  3Reigungen  be§  2Bof)llebeng  (®enuffe§),  ober 
2)  ber  23efd)äftigung  in  ber  ÜJiuffe,  (Spiel,  3.  ber  ®emäd)lic^feit.  —  3um 
erften  Siebe  gum  Seben  unb  Siebe  gum  ©ef^lec^t. 

1)  2)aiS  2Bo^lteben,  pofttio  betrad^tet,  fann  nur  in  ber  ©efeUfc^aft 
burc^  3J?itt^eilung  leibenfc^aftlid)  werben  unb  ^at  fein  beftimmt  object.  —  20 
Siebe  jum  Seben  wirb  burd)  bie  2J?einung  öon  jenem  Ieibenf(!^aftli(l^.  — 
33linbe  Siebe  §um  Seben  (b'urc^  ^nftinft)  mac^t  gagtiaft  unb  benimmt  i^m 
felbft  ben  2Bert^.  —  £)o(i^  mirb  burc^  bie  erfte  "üOi^  ©ubject  erhalten, 
bur^  bie  gme^te  bie  21  rt.  —  S^ne  wirb  oerad)tet,  biefe  nid^t,  fonbern  bcm 
männlid)en  jum  SBert^  angered)net.  3:;ro^  be§  purismus  ber  (St)ni(fer  25 
ober  Slnad^oreten.  (2)er  "ta?»  Saufen  erfunben  l^at.) 


15  Die  Schlussklammer  im  Ms.  erst  nach  ift,  nicht  schon  nach  ^XOid.  \\ 
Iß  SBotjUebenä  übergeschrieben;  vermuthlich  wurde  erst,  nachdem  das  geschehen  war, 
©enuffe^  eingeklammert.  \\  19  Besser:  Neigung  zum  Wohlleben  |{  21  Muss  statt  ^tbiU 
etwa  ®efc^le(^t  gelesen  werden f  \\  23 — 24  blc  erfte  sc.  die  Liebe  zum  Leben,  bic  30 
3tt)Ct)tc  8C.  die  Liebe  zum  Geschlecht;  beide  Zahlwörter  beziehn  sich  wohl  auf  Z.  18.  \\ 
26  Den  Worten  ®er  .  .  .  f)at  geht  auf  S.  IV  des  L  Bl.  Ha  4  (im  IIL  Theil  dieses 
Bandes   unter  den  Collegentwür/en   aus   den   80er  Jahren   abgedruckt)  der  Vordersatz 


'Jlx.  1086—1087  («öanb  XV).  483 

£)ie  Siebe  pm  geben  i[t  felb[tfüci^t{g,  bie  §um  ©efd^le^t  mittl^eilenb 
(SSergnügen).  @on[t  wäre  e§  2l)3petit  (3fiinberbraten),  6annibalijc|er 
®enu&,  wie  dürften  fette  Unterttjanen  lieben. 

®efct)led)t§trieb  wirft  bod^  aud)  auf  (^ef(!f)Ie^t§Iiebe:  aber  Siebe  jum 
5  geben  nie  auf  Siebe  anberer.  ^mtx  t^ut  fid)  oft  felbft  Slbbrud)  unb  erhalt 
anberen  ba§  Seben. 

SBarum  ein  üernünftiger  ÜJ?ann  e§  nic^t  bebauert,  ta^  er  fd^on  üiel 
SebenSjia^re  äurücfgelegt  t)at. 

S.  II: 

10  SBir  finben  etwas  UnanftdnbigeS  nict)t  in  ber  ®ef(^Ie(!^t§neigung, 

fonbern  in  ber  33ermifcl^ung  berfelben  unb  bem  ®enu^e,  ben  ein  ÜKenfd) 
am  anberen  t)at.  —  2)a^er  ber  purismus  ber  ^eiligen  unb  felbft  beä 
^rauenjimmerö  im  duneren  SSerl^alten. 

3Bir  fönnen  öon  benen  jweq  Slrten  ber  Ausleerungen  feine  3Ser= 

15  fd^önern:  etwa  wie  bie  5Ra^ljeiten,  fonbern  ber  3Sorne^me  unb  ®emeine 
mufe  es  auf  biefelbe  2lrt  mad)en,  unb  wir  fd)ämen  unS,  ^ter  mit  bem  S8iel^ 
einerlei)  SooS  ^ü  '^aben.  —  [®od}]  Slber  bie  größte  ßurücf^altung  [ift]  trifft 
fowol^l  in  6pra(!^e  als  bem  Slugenfd^ein  bie  @efd)led^tSDermif(!^ung, 
barum,  weil  fie  auf  geiftige  (moralifd)e)  ßwefe  angeorbnet  ju  fe^n  fdjeint 

20  unb  alles  bo(i^  fo  pfiQftfd)  ift. 


2)0!^  ift  ftill  bumincr  ^erl  gclDefcn  vorher.  Es  handelt  sich  um  eine  sprichir örtliche 
Redewendung.  In  K.  Fr.  IV.  Wanders  Deutschem  Sprichwörter- Lexikon  1870  4*^  11 
1800 ff.  finden  sich  folgende  ähnliche  Ausdrücke.  Nr.  15:  „Der  das  Laufen  erdacht 
hat,    der   ist  kein  Narr  gewesen''^,  Nr.  87:   ,, Her   das  Laufen    erdacht  hat,    war   ein 

2b  kluger  Mann,  es  rettet  aus  mancher  A''o/A",  Nr.  10:  „Das  Laufen  hat  ein  kluger 
Mann  erdacht,  es  hat  vieP  aus  Noth  und  Schand^  gebracht.''^     Ähnlich  Nr.  IG. 

2 — 3  Zu  Slppetit  —  lieben  vgl.  das  Danziger  Antlu-opologie-Heft  Bl.  95,  95": 
Die  Geschlechterneigung  „muss  nicht  sein  wie  Liebe  zum  RinderBraten  den  man 
destruirt    So    sprach    einmal   e.   Lord   im   Parlament  von   der  Vaterlands  Liehe.      Er 

30  sagte  nehmlich:  England  gleiche  einem  Rinderbraten  und  die  Liebe  zum  Vaterlande 
der  Liebe  zum  RinderBraten.  Jeder  schnitte  sein  Stük  ab  und  er  würde  auch  sein 
Stük  nehmen  müssen.'-'-  Vgl.  ReichePsches  Anthropologie- Heft  lu7  und  das  L  Bl.  Ha  4 
S.  IV.  \\  3  Nach  ®enu§  möglicherweise  kein  Komma,  sondern  ein  Semikolon.  ||  4  Joirb 
vom  Hg.  in  xo'xxh  verändert;  oder  muss  nach  ®ef(^tec^t§liebe  ergänzt  werden:  fütjren?  |i 

^5     7  f.  Vgl.  Nr.  IIOG.  II  11  rm  in  SSerinifd)Ulig  nicht  ganz  sicher.  \\  17  ^w  fehlt.  \\  18  ben 

ZV 


484  9lef(ejtüuen  ^ur  Stnttjropologie. 

Vo7i  der  Neigung  zum  Vermögen,  Einfluss  überhaupt  au/  andere 
Menschen  zu  haben. 

§,  84—85  (VII 27 1—274). 

a. 
Ehrsucht.  5 

1088.    n.  M29T.  E 1 439. 

2)er  (Stol^,  ber  Sluf  reict)tt)um  gegrünbet  i[t,  ift  grob ;  ber  auf  ® eburt^, 
ift  ^oflic^er.  2)ie  ^ofUdjfeit  ©rünbet  fid)  auf  eine  gemiffe  2lbt)dngig!eit, 
Jüeld^e  bie  ÜKenfd^en  [enttoeber]  üon  einanber,  entroeber  quo  ben  Siegeln 
ber  ©efeUigfeit  ober  bürgerlichen  S3erbinbung,  erfennen.  £)Ql)er  i[t  man  lo 
in  5Ronarct)ien  ^öflidier,  als  in  freijftaaten.  2)ie  nic^t  in  23ebienungen 
[te^en  unb  [it)r  etgen  unb]  über  anbere  burd)  ®elb  biSponiren,  finb  ftol^, 
ober  auf  anbere  2lrt,  al§  »enn  fte  fDld)en  auf  9lang  grünben.  2lller  6tol^ 
ift  grob,  ber  ft(^  auf  einen  3Sor^ug  grünbet,  ber  an  ftc^  felbft  Aweijbeutig 
ift.  ©er  ftol^  eines  großen  ^äc^terS  ift  gröber  al§  ber  eine§  großen  is 
©igent^ümerS.  2Beil  bie  2lbpngigfeit  in  ber  Stabt  größer  ift  al§  bie 
auf  bem  Sanbe,  fo  ift  ^ier  ber  @tol^  größer.  Slud)  ift  ^ier  me^r  ©iferfuc^t 
auf  ben  3fiang. 


1089.    Tl.  M300'.  EI 431. 

2)ie  33ef(l^eibenl)eit  ift  eine  5J?äfetgung  ber  (Eigenliebe  §um  ®rabe  20 
ber  felbftliebe  anberer.  5)er  ©tol^  eine  fteigerung  unferer  felbflfdjafeung 
bi§  jur  Slnmafeung  be§  SSorjugS  anberer.  SSefd^eiben  in  2Bieberf^3rüci)en. 
^Ö!)  fange  nid)t  bamit  an,  ba'^  16)  fage:  id)  bitt  um  3Sergebung,  fonbern 
bamit,  bafe  ic^  feine  bebarf.  Sd)  nel)me  meinen  erften  ©efid^töpunft  fo, 
bafe  id),  menn  anbrer  urt^eil  bem  meinigen  mieberftreitet,  bem  anbern  in  25 
mir  einen  abüocaten  gebe,  ia  feine  ©rünbe  oergrofeere;  alsbenn  l^at  ber 
anbre  erftli^  einen  ^ßor^ug  über  mid);  ben  milbere  ic^  burd^  meine 


ß  Zu  den  folgenden  Reflextonen  vgl.  auch  VI  462 — 466.  ||  10  crfeiltien?  an» 
fennen?  anfommen?  onerfeunen??  ||  11  E:  23ebtenung  ||  12  anbere?  anbern?  || 
16  alä  auf  bie  so 

20  E:  ©runbe  |1  22  E:  im  Söiberfpruc^  ||  25  bem  onbern?  ben  anberen? 


g^r.  1088—1091  (Sanb  XV).  485 

SluSna^men,  unb  benn  ift  {^leid)l^eit  6tol^  unb  ^erablafeung  ftnb 
notl)l)ülfen,  aber  bef(t)eibene  felbfdja^ung  Da§5J?ittel.  Sefc^eibentieit  befielt 
barin,  wenn  man  roeber  in  feinem  appetite  nod^  in  feiner  Unterl^altung 
nod)  ©efpräd^e  ftd^  felbft  allein  gur  Slbftctit  l^at,  fonbern  ben  Solipsismus 

5  jur  ®lei(!^l^eit  mit  anberen  mdfeigt.  SSefd^eibenl^eit  in  23et)auptungen. 
Sd^  befc^eibe  mid)  t)ierin.  23ef(f)eibenl^eit  ift  ber  ®rnnb  ber  magren 
^oflic^feit,  nemlic^  bie  ^oflic^feit  negatiö.  S^ertraglic^feit,  Unleiblid^feit. 
Äleiber  tönen  unbefd)eiben  fe^n,  wenn  fie  eine  Slnmafeung  enttjalten,  bie 
Singen  auf  [\6)  i^u  j^ie^en.    @ang  neue  ÜJ?oben  ftnb  unbefc!^eiben.    Un- 

10  bef^eiben  im  ^obern,  im  ^Bitten,  in  [^inne^mung]  ermartung» 


1090.    n.  M306'.  El  436. 

^od)mütl)ige  finb  niebertrdc^ttg.    25a§  fommt  ba^er,  weil  ein  ieber 

|)oc^mütiger  uuDerfc^dmt  ift unb  Unoerfd)dmtl)eit  ift  ol)ne  ß^re 

unb  ntebertrdct)tig.  2)afe  man  ienen  @al3  auc^  umfe^ren  fan,  fomt  auf 
15  bie  5leigung  an,  bie  ber  ÜJienfd)  jum  3Sorguge  {)at.  2)enn  ift  biefe  mit 
Unoerfc^dmt^eit  üerbunben,  fo  ift  ber  5J?enfd)  ieber^eit  ^oc^mütl^ig,  meil 
bie  Unoerfd^dmt^eit  biefe  Unbe[d^eibent)eit  beförbert. 


1091.    n.  M307'.  E 1 435. 

2)ie  llnbefd)eiben^eit  ge^t  mieber  bie  billige  Slnfprüc^e  anbrer;  öer 
20  ^o(i^mutl^  ift  üon  ber  5[rt;  biefe§  fe^t  UuDerfc^dmf^eit  üorauö,  unb  biefe 
ift  immer  mit  niebertrdd)tigfeit  öerbunben. 

2)er  ^oc^mut^  fud)t  anbre  in  2lnfet)ung  feiner  oerac^tlid^  ju  mad^en 
unb  §u  erniebrigen;  er  Sßerlangt  SSorjug  ober  nimmt  i^n  an. 


1  Sluäno^men?  5luänat)ine  (so  E.)??  ||  E:  unb  bü  1|  2  E:  giotljtlfe  ||  feUi= 
25    ld)a^ung?  felbftfc^a^ungi'?  ||  'DJitttel?'  Zu  ergänzen  ist  vor  dem  Worte  etwa:  rtd^tige.  || 
4  E:  folipfirenb 

15  E:  ju  SSorjügen 


486  Stefiejtoneii  jur  2tntI)ropotogie. 


1092.    y?  (q^'V  i?nv^n  M291\  EI 

2)er  ^o^mut  eine§  ©ünftUngS  ([in]  ben  ber  SSornel^me  fd^d^t)  t[t 
ber  übermütt)igfte,  eben  barum,  loeil  er  ber  feid^te[te  unb  abgefd^niaftefte 
ift.  2)enn  man  fuct)t  'ta^  am  meiften  ®elten  ju  madtjen,  beffen  raert^, 
wenn  er  unfer  einzige  ift,  am  meiften  [trittig  ift.  2)er  ßiebling  ift  eitel, 
miU  gefd^meid^elt  feqn  oonieberman;  ieneriöin  regiren  unb  befehlen. 


1093.    (p'?'§??  M414.  413.  E 1 433. 
M414: 

e§  giebt  eine  fci^u^gebenbe®ütigfeit  unbSBo^lrooüen  ber  protection*, 
nad)  mel(i)em  man  üor  bie,  fo  fid^  in  unferen  @d^u^  geben,  eingenommen  lo 
ift  unb  i^nen  jum  3Sort^eil  aüe§  falfc^  anftetjt.  ©iefe  ift  part^ei)licl)  o^ne 
böfc  ÜJieinung  unb  grünbet  fic|  auf  einem  ftol^en  [SRemung]  ^nfpruc^e 
auf  2Bic^tigfeit  unb  (äinfluffe. 
M415: 
*(^  @§  giebt  eine  (5t)rlid^feit,  bie  im  Temperament  i^ren  @i^  t)at  15 
unb  nid)t§  anbereS  ift  al§  eine  ambition,  feine  ^anblungen  jur  @d^au 
ju  tragen.   3)iefe  oermeibet  aüe  unlauterfeit  au§  intereffe.  2lber  biefe 
!an  burd)  ein  fteine§  33lenbmer!  [fiinte]  fid)  felbft  l^intergel^en ;  unb  eben 
biejelbe  @l)rbegierbe,  einen  anberen  ju  befc^ü^en  unb  mit  fetner  @ro§' 
mutt)  auf  anbrer  Soften  §u  parabiren,  mac^t  i^r  SBlenbmerfe.    unb  20 
mad)t  jie  fe^r  unguüerlö^ig.    6§  ift  alSbenn  nid)t  bie  ?yrage:  ma§ 
ift   rec^t'?,    fonbern:   toa§   [t[t]   giebt  2lufel)enV     @in  ßeutbetrieger 
tjinterge^t  einzelne  burc^  9fidnfe,  ein  ßanbbetrieger  fuc^t  allgemein 
2Bol)lmoUen  burd)  ^reijgebigfeit  auf  anbrer  Soften  gu  erwerben  unb 
allgemeine  2ld)tung  burd)  föinflu^  ju  erwerben,  meiere  am  enbe  öiele  25 
in§  2Serberben  ftür^t,  aber  boc^  niel  anbere  ju  gürfpred)ern  l^at.    @in 
Seutbetrieger  finbet  feine  g'örfpredjer.    2)er  Seutbetrieger  fan  feine 
^anblungen  nic^t  gur  @d)au  legen;  ber  Sanbbetrieger  t)at  ben  riifen^alt, 


2  E:  fcf)Ü^t;   wnvdhrsfhcinllch.  \\  6  \enex  (sc.  bcr  33ornel)mej  nicht  ganz  sicher ; 
vielleicht  ist  statt  des  \  ein  Komma  zu  lesen,  doch  iveiss  ich  dann  für  den  Rest  keine    30 
Lesart,  die  Sinn  gäbe. 

12  einem  aus  einer  \\  13   E:  ©infliiffe  ||  25  roel^e?  welcher  (so  E.)?r  || 
28  rüfent)alt?  rüfe^alt?  rücfen^olt? 


gfJr.  10^)2—10%  (Sonb  XV).  487 

ba^  er  [nur]  bie,  [bei)  benen]  beren  interejftrte  M[\6)t  gegen  i^n  fic^tbar 
ift,  falfc^lic^  ^interget)t. 

2)en  Sauf  be§  9fted)t5  aufhalten. 

33egm  fianbbetneger  melben  ftd^  btejenigen  felber,  bie  betrogen 
werben,  roeil  ber  üortl)eill)Qfte  9ftuf  fie  '^interge^t) 


1094.    cpK  M41Ö.  EI 314. 

©inen  Seutbetrieger  überlädt  man  ol)ne  Sebcnfen  ber  [©emüt^igung] 
SSejd^impfung ;  aber  einen  Sanbbetrieger  toiH  man  üon  ber  2)emütigung 
bewahren,  nseil  man  mit  it)m  umgegangen  ift  ober  weil  e§  un§  jelbft  jum 
10  2:^eil  angelet. 


109S.   cp—ip.  M4U.  EI 434. 

Unbefc^eiben  ift  ber,  ber  [\ä)  eine  ^^rei^^eit  gegen  anbere  f)erau§= 
nimmt,  bie  er  ben  anberen  gegen  ftd)  nict)t  erlauben  mürbe.  ®egen  oon 
ftd)  unabpngige  ^erfo^nen  fan  man  ftc^  eine  folc^e  greij^eit  nid)t 
15  heraus  nel^men. 

Entfernung  üon  (Sorgen,  üon  langer  meile,  üom  SttJang^  «"^  üon 
SSeleibigung  Tla6)i  ben  3flu^e[tanb  be§  ®emüt^§  au§,  n)el(!^en  man  aud) 
aüein  beft^en  mu^;  üor  ba§>  3meqte  \\i6)t  man  mittel  in  ber  ©efeüfd^aft. 

2)ie  5Kdfeigung  feiner  erlaubten  ?5rei)l)eit  gegen  einen  Don  fict)  ab= 
20  l)ängigen  ift  douceur,  gelinbigfeit,  politesse. 


lOQß,    y—xp.  M  418.  419.  E 1 437. 

M418: 

2)er  ^od^mut^  ift  niebertrac^tig,  barum,  meil  er  anberen  5^ieber= 
tra(!^tig!eit,  nemlid)  T^d)  felbft  in  anfe^ung  feiner  gring  ju  ad^ten,  ju^ 


05  1  beren?  benen?  |i  4  ntelben  fid^,  sc.  um  an  seinen  Speculationeu  theilzunehmen, 

nicht  etwa  vor  Gericht,  um  ihn  su  verklagen. 

8  E:  OOr  II  9  eS  fehlt,  schon  von  E.  ergänzt. 

18  oQein?  QÜ.t\\^  allem?    Vor  letzterem  etwa  zu  ergänzen:  Öüt? 


488  Siefleiionen  5ur  Stnt^ropologie. 

mutt)et.  SBcnn  man  ni(f)t  felb[t  gu  einer  folc^en  5tiebertrd(|tigfeit  auferlegt 
ift,  fo  fan  man  anbere,  bie  fie  an  ftc^  f)aben,  nic^t  in  feine  5Reigung  auf» 
nehmen.  2Kan  mufe  felbft  gelegentlid)  friect)enb  fei)n,  um  e§  gut  ju  finben, 
\>a^  anbre  Dor  un§  fried)en.  Man  fan  biefeg  burci)  eine  analogie  er* 
flören.  2Ber  bem  anberen  einen  ^reunbfc^aft^bienft  burc^  ßügen  unb 
Setrtegen  jumutl^et,  ber  ift  felbft  bereit  e§  §u  t^un,  menn  er  e§  nur  ftc^er 
tl^un  barf.  Amicus  usqve  ad  aram.  @r  braud)t  nur  bie  Pfoten  ber 
Äa^e,  um  bie  ^aftanien  au§  ber  ^eiffen  2lfct)e  ju  langen,  ©in  (5l)r= 
liebenber  ÜRenfd)  mutzet  feinem  ju,  ba^  er  i^m  feine  @^re,  mentgften§ 
billige  Slnfprüd^e  auf  2ld^tung  aufopfern  foUe.  (gl^rliebenb  unb  l^oc^= 
mütl^ig  ju  ferin,  ift  in  einer  unb  berfelben  ^^^erfo^n  unmöglid). 

©eg  befdieiben,  l^eifet:  gü^re  bid)  fo,  al§  ob  bu  bid)  bemuft  toäreft, 
unter  lauter  el)rliebenben  ^erfonen  p  fei)n.  @ie  toürben  bir  tt)ieberftef)en, 
wenn  bu  i^nen  untermerfung  jumuf^eft;  fte  mürben  bid^  SSera(^ten,  ttenn 
bu  hiii  unter  fte  fc^miegeteft.  '^m  öufeern  ift  bie§  ber  Slnftanb, 

2)er  ^od)müt^ige  nimt  fid)  feiner  an,  al§  bie  er  gleid^fam  in  @d)u^ 
nimmt,  ©egen  bie,  bie  feinet  @c^u^e§  ni(!^t  gu  bebürfen  glauben,  ift  er 
gleici^gültig  unb  tro^ig. 

^ocI)mut^,  @tol^  unb  ©itelfeit.  2)iefe  ift  eine  SSu^lerei)  um  SSe^faH, 
b.  i.  um  2ld)tung,  bie  ben  anberen  feine  (Srniebrigung  foftet.  ®a{)er  fan 
ta§i  ^rauenjimmer  eitel  fei)n,  weil  5Kdnner  burd)  6d)mei(!^elei)  bei)  i^m 
ftd)  gar  ni(t)t  erniebrigen,  inbem  e§  ein  anber  ©efd^lec^t  ift,  womit  mir 
nid)t  in  rioalitaet  (^  SKitbemerbung.)  ftel^en.   2Ber  feinen  5la^men  gern 


4  onbre?  anbere?  {|  7  Die  Wendung  Amicus  usqve  ad  aram  wird,  ivie 
K.  Hosius  mir  freundlichst  mittheilte,  von  Plutarch  und  Gellius  auf  Perikles  zurück- 
geführt. In  Plutarchs  Regum  et  imperatorum  apophthegmata  heisst  es  unter  „Perikles'-'' : 
IlQog  (fCXov  Tiva  fiaQivQing  jpsväovs  6(6fitvov,  rj  TiQoafjv  xal  OQxog,  stfriae  fie'xQi 
70V  ßw/iiov  (fikog  fivat  (p.  186  C).  Vgl.  desselben  De  vitioso  pudore  6  p.  531  D  und 
Gellius:  Noctes  Atticae  I  3,  20,  wo  der  Ausqjruch  lautet:  z/«?  fikv  av/unganfir 
TOtff  tplkoii,  akXa  fJi^XQ'^  '^'^^  9s(öv  (auch  in  L.  von  Holbergs  Moralischen  Gedanken, 
übersetzt  von  E.  C.  Reichard,  1753  II  704  citirt).  Der  Ausdruck  „Amicus  usque 
ad  aras'"''  findet  sich  in  D.  Erasmi  Adagiorum  epitome  1537  S.  38,  in  Balles 
Dictionnaire  historique  et  critique  (Artikel  Agesilaus  Anm.  H,  Folioausgabe  von  1738 
Rd.  I  S.  93  b),  im  Democritus  ridens  sive  campus  recreationum  honestamm  1649 
S.  67,  ICO  das  Wort,  wie  es  scheint,  auf  Publius  Rutilius  zurückgeführt  wird.  Erasmus 
hat  in  seinen  Libr.  VI  Apophthegmatum  sive  scite  dictorum  (1531  4°  S.  453/4)  „Amicus 

usque  ad  aram'-'.  \\  9  E:  9J?onn  statt  ^Renfct)  ||  et  ttn  feine  II  12  E:  bu  bir  ||  15  bu 
fid)  II  äußern?  äußeren?  ||  17  ©egen  bie  fie  feinet  ||  '^O  ben?  bem?  ||  anberen?  anbem? 


SRr.  1096—1099  (23anb  XV).  489 

gebruft  fie{)t,  titel  l^at,  in  Äleibern  oartirt.  2)teg  gel^t  ben  2Bert^  ber 
perfon  nid)!  an. 

M419: 

^offart^  (3  ^oc^trabenb)  ift  ein  $o(!^mut]^  (?  ^ieigung  (^  ajfecration ; 
5  ba§  ©egent^eil  ift  ^D;)ulantaet)  oornet)m  fe^n  ju  toollen.)  in  bem,  voa§> 
nur  ber  (Sitelfeit  na^rung  geben  tan.  2Ba§  gegen  einen  ^DJann  blo§  eitel= 
feit  ift,  ift  Don  einem  ^rauenjimmer  gegen  ta§  anbre  ^offart. 

Slufgeblafen  ift  ber,  welcher  üor  einen  33efe]^l§^aber  bie  3J?ine  mad^t. 

3:ropopf:  [ber]  ein  iibeberftanbener  ©tol^,  ber  einen  SBieberftanb 
10  gegen  ben  etaaigen  ^o(^mutf)  an  fid^  jeigt  unb  bem  SSorpgggeifte  tro|; 
bietet. 


15 


1097,    v—ip.  sM  419. 

arrogant  ift  ber,  fo  feinen  inneren  mertf)  ju  fjod^  anf(!^lägt. 


1098,   v—ip.  M  419. 

(5in  l^od)müt^iger  (^  arroganter)  liebt  niemanb,  al§  ben  er  in  6c^u^ 
nimmt:  —  ^l)ilaütie  unb  ©igenbünfel.   Slrrogan^. 

2)er  ©igenliebige  feinen,  al§  ber  it)n  §u  lieben  fc^eint. 


1099,   oi\  LEI.  Reiche  Xh  5.  S.  II: 
ßur  Slnt^ropologie. 

3Son  ber  5(teigung,  in  ber  ©efeUfc^aft  ein  ©erdufd)  ju  mad^en;  öon 
ber  9Reigung,  mit  feiner  '^erfon  p  rumot)ren.  —  @^ielfu(^t. 

SSon  ber  2lufforberung  ber  ®ecfen  in  ©eutfc^lanb  gum  ?lationalftol^. 
3Ber  i^n  ni(I)t  ^at,  fan  i^n  and)  nid)t  auf  ben  Swfpi^uc^  anberer  ermerben; 
benn  e§  fe|;t  fd)on  einen  3Sorjug§geift  üorau§,  um  il)n  Slnne'^men  gu 
fönnen.   ©§  ift  aber  gerabe  biefe  SHäfeigung  in  Slnfprüc^en,  n)elcl)e  bie 

5  ift  fehlt  bei  E.  \\  S  einen?  einem? 
23  fan  ic^  au6) 


490  Sflefiejionen  3ur  SHnt^ropologie. 

®ute  6eite  ber  ©cutjc^en  auömac^t  in  SSergleic^ung  mit  bem  John  Bull 
be§  ©nglänberS.  2)er  (Stol|  be§  Spaniers  i[t  fein  @tol^  ber  ülation, 
fonbern  be§  ^nbiöibuum  in  feiner  5iatton.  (3J?an  mufe  namlid)  in  2lu§» 
bruf  be§  SfiationoIftol^eS  unterfd^eiben  ben  «Stol^  in  ber  ^Ration  (ein= 
^eimifd^)  unb  ben  ber  Nation  im  ©angeu  (auSmdrtig),  meld)er  le^tere 
2lbfurb  ift,  meil  SSölfer  ntci^t  im  bürgerlichen  SSert)ältni§  gu  einanber, 
mithin  be§  £)beren  unb  Unteren,  [tel)en.) 


Herrschsucht. 

1100.    n.  MS08'.  EI 633. 

SBir  lieben  alles,  worüber  mir  eine  entjc^iebenc  fuperioritact  {^  be§ 
®ei[te§)  l^aben,  fo  'i^o.^  mir  bamtt  tänbeln  fönen,  unb  ma§  eine  gefällige 
munterfeit  l^at:  f leine  ^unbe  unb  SSogel,  ©nfeU  5Kann  unb  SBeib  l^aben 
med^elsmeife  fuperioritaet  über  einanber.  ®egen  ©leid^e  ^aben  mir 
neigung,  gegen  ®ro^e,  bie  ftdb  ^erablaffen,  ergebent)eit. 


1101,    V.  M287.  EI 442. 
.^errfc^fuc^t:  eine  milbe  ßeibenfc^aft. 


1102,    V?  ffi?)  M320.  EI  441. 

2)ie  ®emüt^§art,  beQ  ber  man  not^ig  ^at,  \i(x^  anbre  nid^t  eben  fo 
geartet  finb,  ift  bie  ftörrifd^c  unb  l^errfc^füc^tigc.  20 


1  Zu  3ot)n  23un  VII 302 18-20.  ||  5   Die   Klammern  fehlen   bei  üuStOätllQ.  || 
7  Die  Schlussklammer  fehlt. 

17  .^etrfud^t 


gir.  1099-1105  (SöanbXV).  491 

c. 
Habsucht. 

1103.    V?  (q^?)  M289'.  EHM. 

SroeijerleQ  ä^er^alten  in  Slnfel^ung  ber  ©lücfSgüter:  örtDerben  ober 
5  ©polaren.  2)aö  le|te  i[t  fur(t)tfam,  \i(i§>  erfte  ÜKut^ig;  bieje§  fct)itt  ftd) 
öor  Sugcnb,  jenes  oor  Sllter  (^  ^raucnäimmer);  biefe§  i[t  niebertröc^tig, 
jenes  angeredet 


Von  dem  höchsten  physischen  Gut. 
§.87  (VII 276—277). 

1104,    nfQ^f^ff  M307. 

2)a§  ÜJ?enfc^lic^e  Seben  i[t  nid^t  ein  @piel  öon  freuben,  fonbern  eina 
^ette  Don  Sebürfniffen  unb  Sßcmu^ungen;  nur  baburc^  allein,  bafe  wir 
unter  bem  ßwanöc  berfelben  fielen,  fönen  mir  oergnügt  feqn.  2ßer  üon 
ber  Slrbeit  abläßt,  mufe  ein  SBilber  loerben,  ober  er  oerge^t  öor  2anger 
roeile.  @r  fc^eut  fid)  ju  [terben,  tt)eil  er  nod^  nici^t  [gcf]  \)0l§>  Seben 
gefüllt  \)at 


llOS,    ip'.  LBl.  Ha  37. 

Slnt^ropologie. 
^aull^eit  ift  nur  ein  5)?iöüerftanb  be§  5Ratur»Sn[tinct§,  jtd)  felbft  gu 
20  erl^alten,  unb  ber  ^ang  baju  ift  immer  mit  bem  Sriebe  ju  S;l^dtig!eit  im 
(Streite, 

@§  ift  eine  Siegel  ber  2)idt  im  ßffen  unb  Srinfen,  \>o!^  man  ben 
2Binf  ber  3Ratur  in  Slnfe^ung  be§  appetitS  nid^t  gring  ad^ten  foQe  unb  ju 
fpeifen  aufhören,  wenn  man  \\0i6)  einer  üeinen  ^aufe  merft,  bafe  fte  nid^ts 
25  mel^r  bebürfe  ober  fid^  gar  weigere.  S3ci)  ®eifte§arbeiten  ift  c§  eben  fo 
bemanbt.  2)er  Äopf  weigert  ft^  in  gewiffer  2lrt  Slrbeiten  fortzufahren, 
aber  [man  lan]  erlaubt  e§  wo^l,  ibn  mit  einer  anberen  2lrt  ju  befd^öftigen. 
hierauf  gu  mer!en  ift  ein  «Stücf  ber  biaetetic  beö  2)enfenS.   ©iefe  [gefäUt] 


18  Antrop:  ||  19  beS  aus  ber 


492  Slefleylonen  jur  5lntl)ropologic. 

SeJ^utfonifeit  aber  Ttel^t  [ber]  einer  ©efäüigfeit,  bie  man  gegen  feine 
ßaunen  ^at  (indulgere  genio  suo),  mitl^in  einer  läfetgen  ®emüt^§art  unb 
t^aul^eit  ä^nlid),  t[t  aber  mirtlid)  eine  ©r^altung  feiner  ©elbft.  2Bi^ige 
Äopfe  üon  ^rofeffion:  ein  ©turj,  ein  ^öltq,  fo  gar  ein  Slbbt,  bie  ben  ®eift 
äu  (Schwüngen  be§  2öi^e§  anfpornen,  leben  nicl)t  lange,  nnb  e§  giebt  beren, 
bie  einen  ^afe  gegen  ta§  befommen,  roaS  gleid^fam  burc^  gu  üiele  2ln= 
ftrengung  itjre  ©e^irnneroen  öerle^t  t)Qt,  unb  [über]  eine  getüiffe  33e= 
fc^äftigung  barum  gänjiict)  oerlaffen. 


1106.    ipK  L  BL  Ha  IL  S.  I. 

SSon  ber  Siebe  §um  geben.  lo 

e§  ift  mertiüürbtg,  \iQ.^  ein  SSernünftiger  ÜJfann,  nac^bcm  er  jur 
9teife  ber  3at)re  unb  Urtt)eil§fraft  gelangt  ift,  fdjiüerlic^  ö3äl)len  »ürbe 
jünger  §u  fet)n,  gefegt  er  folte  biefe  jurüfgerufene  unb  i^m  nod^  beüor= 
ftel^enbe  ^Q^fe  aud)  auf  beffere  conbitionen  leben.  @r  ift  \xo\),  \i(jS^  er  fo 
Diel  l^inter  fic^  ^at.  Snbeffen  roirb  er  bod^  wünfd^en  fo  alt  ju  merben,  al§  15 
ÜJienfd^en  werben  fonnen,  bod^  unter  guten  SSebingungen,  UDeil  bie  ßeben§= 
lange  felbft  ein  S5erbienft  um  bie  i^m  anoertraute  9J?enfd)t)eit  p  feqn 
f(^eint,  unb  eine  ^\\\^i,  e§  fo  ^od^  al§  möglich  gu  bringen,  ©ölten  aber 
^JZenfd^en  nodi)  üiele  bunbert  3at)re  leben  fönnen,  fo  mürbe  i^nen  'i>a%  e^cr 
al§  eine  gefdbrlic^e  Prüfung  ber  5Kenf(!^en  alä  mie  eine  SBop^at  ber  20 
SSorfe^ung  öorfommen. 


1107,    Vacat. 


2  Die  Wenduny  indulge  genio  ßndet  sich  bei  Persius  (Sat.  V  151).  \\  4  ©tlirj:*' 
©turnt??  II   Nähere    Nachweise    betreffend   Hei/.    Pet.    Stur:    (1736—79).    Ldu:    H. 
Chr.   Hölty  (1748—76)    und  Thom.   Abbt  (1738—66)  findet  man  in  der  Allgemeinen    25 
Deutschen  Biographie  Bd.  37  (S.  59—61),   13  (S.  9—12),  1  (S.  2—4). 

11  Vgl.  zum  Folgenden  4837—8. 

Zu  Nr,  1107 :  Für   diese    Nr.    war    ursprünglich    das    von    Liebmann   in    den 
Preussischen  Jahrbüchern  1865  XVI  496  (unvollständig)  abgedruckte  Bück'' sehe  Kant- 
Blatt  bestimmt.     Kurz  vor  dem  Druck  dieser  Nr.   (als  schon  u-eitere  300  Reßexionen    30 
uumerirt    waren)]  wurde   das   verloren  geglaubte  Ms.    durch   den  Spürsinn   des   Herrn 


5Rr.  1105-1110  (SanbXV).  493 

Von  dem  höchsten  moralisch -physischen  Gu: 
§.88  (¥11277— 282). 

1108.    V?  (q^^)  M  289'. 

©efeUige  ßigenfc^aften  jtnb  nic^t  allemal  "iia,  too  e§  gefeüfc^attlid^e 
5  giebt.    2)enn  ba  ift§  eine  2lrt  jinang  unb  33er[teÜung.    ©ie  5Ranieren 
eines  ungefelligen  ftnb  l)art. 


1109.    w^.  L  ß/.   ß^te/fce  Xb  13.  S. 
5öon  ber  liberalen  2)enfung§art  unb  Jon, 


iliO.    w2.  L  ßZ.  i^e^V•A;e  X6  13.  S.  II: 

10  2Barum  an  einer  Jafel  gwar  ettoaö  allen  inä  O^r,  aber  nic^f  laut 

gejagt  merben  barf. 


Amtsgerlchtsrath  A.  Warda- Königsberg  wieder  aufgefunden  und  entpuppte  sieh  nun  ak 
eine  Vorarbeit  zu  Kants  Aufsatz  5)0n  ber  Söiad^t  beä  ®emütt)ä  burd)  ben  blofeeu 
Süorfal  feiner  franff)Qften  ©efüfjle  ÜReifter  311  fein  (VII  97 ff.)     Es  kann   daher 

erst  in   Bd.  XXI  abgedruckt  werden. 

1   Zu    diesem    Abschnitt   vgl.    auch   VI  47-3/4    und   das    L  Bl.    E'21    S.  II   (in 
Anhang  II  dieses   Bandes  abgedruckt). 


Date  Due 

^^^^^^^^^^^H 

» 

1 

1 

Demco  38-297 

B2753 
1910 
V.15 
pt.l 


i:iiR;!:i;-t;;i:w;:,':'^i«'i'i!'R!i!i!i!;i!iiiii)i;!Rii!iiH»i*iiiii 


STACKS  B2753  1910  vol.  15  pt.1 

Kant,  Immanuel, 

Kant's  gesammelte  schritten 


3  5282  00157  0939